Protokoll:
16176

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 176

  • date_rangeDatum: 18. September 2008

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 18:09 Uhr

Gesamtes Protokol Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1617600000

Rechnung des Bundesrechnungshofes
für das Haushaltsjahr 2007 – Einzel-
plan 20 –

(Drucksachen 16/9046, 16/9785) . . . . . . .


Tagesordnungspunkt 6:

a) Erste Beratung des von der Bundesregie-
rung eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zu dem Zusatzprotokoll vom 8. De-
zember 2005 zu den Genfer Abkommen
vom 12. August 1949 über die Annahme

(Protokoll III)


(Drucksache 16/9700) . . . . . . . . . . . . . . . .


b) Erste Beratung des von der Bundesregie-
rung eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur Umsetzung der Richtlinie 2005/
36/EG des Europäischen Parlaments
und des Rates über die Anerkennung
von Berufsqualifikationen in der Ge-
werbeordnung

(Drucksache 16/9996) . . . . . . . . . . . . . . . .


c) Erste Beratung des von der Bundesregie-
rung eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zu dem Übereinkommen vom
25. Juli 2007 über die Beteiligung der
Republik Bulgarien und Rumäniens am
Europäischen Wirtschaftsraum

(Drucksache 16/9997) . . . . . . . . . . . . . . . .


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18798 B

18798 C

18798 C
) Erste Beratung des von der Bundesregie-
rung eingebrachten Entwurfs eines Ersten
Gesetzes zur Änderung des Bundesel-
terngeld- und Elternzeitgesetzes

(Drucksache 16/10118) . . . . . . . . . . . . . .


) Erste Beratung des von der Bundesregie-
rung eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur Förderung von Kindern unter
drei Jahren in Tageseinrichtungen und

(Kinderförderungsgesetz – KiföG)


(Drucksache 16/10173) . . . . . . . . . . . . . .


) Erste Beratung des von der Bundesregie-
rung eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur Modernisierung und Entbüro-
kratisierung des Steuerverfahrens

(Steuerbürokratieabbaugesetz)


(Drucksache 16/10188) . . . . . . . . . . . . . .


) Antrag der Abgeordneten Christian Ahrendt,
Dr. Max Stadler, Gisela Piltz, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der FDP:
Verbot des Vereins „Heimattreue Deut-
sche Jugend“ prüfen

(Drucksache 16/9819) . . . . . . . . . . . . . . .


) Antrag der Abgeordneten Jerzy Montag,
Irmingard Schewe-Gerigk, Hans-Christian
Ströbele, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
Änderung der Geschäftsordnung des
Deutschen Bundestages zur Verbesse-
rung des Verfahrens zur Wahl von Bun-
desverfassungsrichterinnen und Bun-
desverfassungsrichtern

(Drucksache 16/9927) . . . . . . . . . . . . . . .


) Bericht des Ausschusses für Bildung, For-
schung und Technikfolgenabschätzung ge-
mäß § 56a der Geschäftsordnung: Tech-
nikfolgenabschätzung (TA)

Forschungs- und wissensintensive
Branchen – Optionen zur Stärkung ih-
rer internationalen Wettbewerbsfähig-
keit (Innovationsreport)


(Drucksache 16/7310) . . . . . . . . . . . . . . .


) Bericht des Ausschusses für Bildung, For-
schung und Technikfolgenabschätzung ge-
mäß § 56a der Geschäftsordnung: Tech-
nikfolgenabschätzung (TA)

TA-Zukunftsreport: Arbeiten in der
Zukunft – Strukturen und Trends der
Industriearbeit

(Drucksache 16/7959) . . . . . . . . . . . . . . .


usatztagesordnungspunkt 1:

ntrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Petra
au, Wolfgang Nešković, weiterer Abgeord-
eter und der Fraktion DIE LINKE: Verbot

18798 C

18798 D

18798 D

18799 A

18799 A

18799 A

18799 B


III

der „Heimattreuen Deutschen Jugend
e. V.“ prüfen

(Drucksache 16/10232) . . . . . . . . . . . . . . . . .


Einzelplan 16

Bundesministerium für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit

Sigmar Gabriel, Bundesminister
BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . .

Katherina Reiche (Potsdam) (CDU/CSU) . . .

Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . .


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . .

Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Horst Meierhofer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . .

Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU) . . .

Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . .


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . .

Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . .

Einzelplan 30

Bundesministerium für Bildung und
Forschung

Dr. Annette Schavan, Bundesministerin
BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . .

Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . .


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . .

Cornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . .

Cornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . .

Ilse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . .

Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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( Z B W 18799 C 18799 D 18802 B 18803 C 18805 A 18807 A 18808 A 18808 D 18809 C 18809 D 18811 C 18812 C 18813 D 18814 D 18815 C 18817 B 18817 D 18819 C 18820 C 18822 A 18822 B 18824 C 18826 C 18828 C 18829 D 18830 A 18832 B 18834 A Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung olfgang Tiefensee, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Claudia Winterstein r. Hans-Peter Friedrich oland Claus infried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


laas Hübner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

an Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

orbert Königshofen (CDU/CSU) . . . . . . . .

eidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . .

etra Weis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


irk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . .

Einzelplan 15

Bundesministerium für Gesundheit

lla Schmidt, Bundesministerin
BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

r. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . .

olfgang Zöller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . .

rank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . .


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


r. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . .

aniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . .

orbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . .


(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


wald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

ens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . .

usatztagesordnungspunkt 2:

eschlussempfehlung des Ausschusses für
ahlprüfung, Immunität und Geschäftsord-

ung zu dem Antrag: Genehmigung zur
urchführung eines Strafverfahrens

Drucksache 16/10271) . . . . . . . . . . . . . . . . .

usatztagesordnungspunkt 3:

eschlussempfehlung des Ausschusses für
ahlprüfung, Immunität und Geschäftsord-

18835 D

18837 B

18838 B

18839 D

18841 A

18842 B

18844 B

18845 D

18847 A

18848 A

18849 C

18850 B

18852 A

18853 D

18854 D

18856 C

18858 C

18859 C

18861 C

18863 A

18864 D

18865 C

18866 D

18868 B

IV


nung zu dem Antrag: Genehmigung zur
Durchführung eines Strafverfahrens

(Drucksache 16/10272) . . . . . . . . . . . . . . . . .


Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Berichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Anlage
Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . .

18868 C

18868 D

18869 A

18871 A






(A) )



(B) )

176. Sitz

Berlin, Donnerstag, den

Beginn: 9.0


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617600100

Die Sitzung ist eröffnet.

Ich begrüße Sie alle recht herzlich, liebe Kolleginnen
und Kollegen.

Wir setzen die Haushaltsberatungen – Tagesord-
nungspunkte 1 a bis b – fort:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009)


– Drucksache 16/9900 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Finanzplan des Bundes 2008 bis 2012

– Drucksache 16/9901 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

Am Dienstag haben wir für die heutige Aussprache
eine Redezeit von insgesamt siebeneinhalb Stunden be-
schlossen. Wir beginnen die heutigen Beratungen mit

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Redet
dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ar-
beit und Soziales, Einzelplan 11.

Das Wort hat der Bundesminister Olaf Scholz.


(Beifall bei der SPD)


Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Sozia-
les:

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Täglich gehen Arbeitnehmerinnen und Ar-
beitnehmer in die Fabriken und Verwaltungen, in die Lä-
den und Lagerhäuser, auf die Baustelle oder in die Pra-
xis, um zu arbeiten. Sie strengen sich an – mit
Leidenschaft oder mit zusammengebissenen Z
vollem Nachdruck oder mit den Gedanken be
dern. Ihre Anstrengungen müssen sich ausz
Leistung muss sich lohnen. Anders als m

(C (D ung 18. September 2008 0 Uhr irtschaftsliberale meine ich mit Leistung auch die Areit des Altenpflegers, der sich für 1 700 Euro brutto im onat um alte Menschen kümmert. (Dirk Niebel [FDP]: Den meinen wir auch, Herr Minister!)


ch meine auch den älteren Monteur im Projekt „Silver
ine“ bei Audi in Neckarsulm, den ich vor ein paar Wo-
hen traf und der stolz ist, eine abwechslungsreiche Ar-
eit zu haben.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Der im Zweifel sauer auf Ihre Politik war!)


ch meine auch die Alleinerziehende, die mit einem
inijob am Berufsleben teilnimmt. Unter Leistung ver-

tehe ich auch die Anstrengung eines Sohns türkischer
ltern, der sich über eine Einstiegsqualifizierung eine
ehrstelle erkämpft.


(Dirk Niebel [FDP]: Die meinen wir alle auch!)


ch meine auch den Querschnittsgelähmten, der sich in
iner Reha-Einrichtung auf ein neues Leben einstellen
uss und sich seinen Alltag mit dem persönlichen Bud-

et selbst organisiert. Natürlich meine ich auch die Inge-

ext
nieurin, die versucht, ihre Qualifikation zu bewahren
bzw. weiterzuentwickeln, um Schritt zu halten mit dem
Fortschritt.

Alle diese Bürgerinnen und Bürger haben zu Recht
die Erwartung, dass wir Politikerinnen und Politiker un-
sere Verantwortung wahrnehmen und ihnen bei der Ge-
staltung ihres Lebens helfen – konkret und pragmatisch.

Meine Damen und Herren, das Schlimmste ist, wenn
man bei dem Vorhaben, eine Arbeit zu finden, um sein
Leben dadurch zu organisieren, immer wieder auf
Schwierigkeiten stößt, weil man keine Arbeitsmöglich-
keit findet. Darum finde ich, dass es eine der besten

r letzten Zeit ist, dass die Arbeitslosig-
rückgegangen ist. Es wäre eines der bes-
die Zukunft, wenn wir erreichen könnten,
tslosigkeit in diesem Jahr einmal unter
ähnen, mit
i den Kin-

ahlen. Ihre
ancher nur

Nachrichten de
keit so stark zu
ten Signale für
dass die Arbei






(A) )



(B) )


Bundesminister Olaf Scholz
3 Millionen sinkt. Das ist ein Erfolg guter Politik, meine
Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir tun recht daran, am Ziel der Vollbeschäftigung in
unserer Gesellschaft festzuhalten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


In einer Gesellschaft, die so sehr auf Arbeit aufgebaut
ist, die so sehr an den Anstrengungen unserer Bürgerin-
nen und Bürger partizipiert, die sie so sehr fordert, muss
eine an sozialer Marktwirtschaft orientierte Politik je-
dem das Versprechen geben, dass er es schaffen kann,
eine Arbeit zu finden. Für mich ist deshalb unser wich-
tigster Auftrag, sicherzustellen, dass man spätestens
nach einem Jahr eine Arbeit findet, wenn man eine
sucht. Das wäre für mich eine gute Definition von Voll-
beschäftigung. Das ist ein Auftrag für die Politik.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir müssen alles tun, um das zu erreichen. Wenn wir
das also wollen, müssen wir den Ehrgeiz haben, dass die
Arbeitsvermittlung in unserem Land zur weltweit leis-
tungsfähigsten Institution wird.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nur Mut!)


Daran arbeiten wir jetzt zum Beispiel, indem wir die ar-
beitsmarktpolitischen Instrumente bündeln, indem wir
dafür sorgen, dass jeder Vermittler und jede Vermittlerin
in diesem Land den Instrumentenkasten auswendig
kennt und nicht in irgendeinem Handbuch blättern muss,
um jemandem zu helfen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Dafür sorgen wir auch, indem wir uns jetzt darum be-
mühen, eine Anschlussregelung für die Arbeitsgemein-
schaften aus Kommunen und Bundesagentur zu finden;
denn sie sind es, die sich vor allem um die Langzeitar-
beitslosen kümmern. Die Langzeitarbeitslosigkeit müs-
sen wir auf alle Fälle und mit allen Möglichkeiten, die
wir haben, bekämpfen; denn die Angst, die man hat,
wenn man seinen Arbeitsplatz verloren hat und meint,
dass es nicht mehr besser wird, ist das, was am meisten
schreckt. Darum müssen wir alles tun, um das zu ändern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich sage auch in Richtung derjenigen, die skeptisch sind:
Die 41 Milliarden Euro, die wir in diesen Haushalt für
arbeitsmarktbezogene Leistungen eingeplant haben,
sind gut angelegtes Geld. Die Bürgerinnen und Bürger
haben es verdient, dass wir es dafür einsetzen und zur
Verfügung stellen.


(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben es ihnen erst einmal weggenommen!)


Erlauben Sie mir die Bemerkung: Gelegentlich heißt es
in öffentlichen Pressemeldungen: Scholz soll sparen.
Damit sind immer Einsparungen bei den Arbeitslosen
gemeint, mein persönliches Einkommen ist davon nicht

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(C (D erührt. Ich hoffe, dass sich dann auch die eigentlich beroffenen Arbeitslosen empören, weil sie wissen, dass sie elbst gemeint sind, wenn diese Wörter in irgendeiner ressemitteilung fallen. (Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


Wenn man Arbeitslosigkeit bekämpfen will, dann
uss man überall Arbeit schaffen. Man muss sie im Be-

eich hoher Technologie schaffen, aber auch dort, wo
rbeit anders strukturiert ist. Deshalb werden wir jetzt

ine Initiative ergreifen, um im haushaltsnahen Bereich
rbeitsplätze zu schaffen. Die Bundesregierung wird
azu in Kürze die notwendigen Vorschläge machen. Das
ird ein guter Fortschritt für mehr Beschäftigung in die-

em Land.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wer Arbeitslosigkeit bekämpfen will, wer dafür sor-
en will, dass wir in der Zukunft eine gute Beschäfti-
ungslage haben, der muss sich sehr klar sein über die
zenarien, die für unser Land möglich sind. Ich sehe ge-
au zwei. Das eine Szenario für – sagen wir – das Jahr
015 ist, dass wir eine hohe Arbeitslosigkeit und Fach-
räftemangel haben. Das andere Szenario ist, dass wir
einen Fachkräftemangel und kaum Arbeitslosigkeit ha-
en. Welches der beiden Szenarien eintreten wird, haben
ir mit unseren Entscheidungen, die wir hier in diesem
arlament treffen, die die Länder treffen und die natür-

ich jeden Tag in der Wirtschaft getroffen werden, in der
and.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Der Fachkräftemangel in der Regierung ist offensichtlich! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Ruhe!)


Weil das so ist, dürfen wir nichts falsch machen. Wir
üssen in dieser Angelegenheit das Notwendige tun.
as heißt, wir dürfen es nicht hinnehmen, dass jedes

ahr fast 80 000 junge Leute – fast 8 Prozent aller Ju-
endlichen – die Schulen ohne Schulabschluss verlas-
en. Wir müssen das ändern. Wir müssen die Länder auf-
ordern, alles dafür zu tun, um die Zahl dieser
chulabbrecher zu halbieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir müssen auch Wege finden, um denjenigen helfen zu
önnen, bei denen es nicht geklappt hat. Darum ist es
otwendig, dass wir jedem sagen: Wer sich in seinem
eben noch einmal auf den Hosenboden setzen will – ob
it 27 oder mit 37 –, dem muss das möglich sein. Da-

um wollen wir es fördern, wenn jemand seinen Haupt-
chulabschluss nachholen will. Das ist ein gutes Signal,
as unsere Gesellschaft aussenden kann.


(Beifall bei der SPD)


Es bedeutet auch, dass wir uns darum bemühen, dass
ehr Ausbildungsplätze entstehen. Wie viel ausgebil-

et wird, entscheidet darüber, wie viele Fachkräfte wir
aben. Es entscheidet auch mit darüber, welches Szena-






(A) )



(B) )


Bundesminister Olaf Scholz
rio eintreten wird. Der schöne Spruch „Wer nicht ausbil-
det, der soll sich nicht über den Fachkräftemangel bekla-
gen“ enthält zu viel Wahrheit. Er bedeutet, dass noch
mehr Ausbildungsplätze geschaffen werden müssen.


(Beifall bei der SPD)


Wir helfen mit dem Ausbildungsbonus. Wir helfen
aber auch, indem wir sagen: Lasst niemanden beiseite,
guckt euch auch diejenigen an, die keine so guten Aus-
gangsbedingungen mitbringen; die meisten schaffen es
noch. Wenn sie eine Lehre geschafft haben, dann können
sie noch viele Jahrzehnte lang erfolgreiche Arbeitneh-
merinnen und Arbeitnehmer sein. Niemand darf als aus-
bildungsunfähig abgetan werden. Das ist meine feste
Überzeugung.


(Beifall bei der SPD)


Vergessen wir nicht: Die Hälfte aller Langzeitarbeitslo-
sen hat keinen Berufsabschluss. Das ist etwas, über das
zwar gern und viel geredet wird, das uns aber nicht nur
als Rede einleuchten soll. Vielmehr muss es jeden Tag
unsere Praxis bestimmen.

Fachkräftemangel kann man auch bekämpfen, indem
man ein durchlässigeres Bildungssystem schafft. Des-
halb ist es aus meiner Sicht unbedingt notwendig, dass
wir auch für diejenigen, die nicht mit Abitur an die Uni-
versität können, eine Möglichkeit schaffen, ihre Talente
zu entwickeln. Ich bin dafür, dass auch derjenige, der
den Meister gemacht hat, oder derjenige, der eine Lehre
gemacht und ein paar Jahre Berufserfahrung gesammelt
hat, die Möglichkeit bekommt, an die Universität zu ge-
hen.


(Beifall bei der SPD)


Auf diese Weise könnte ein Teil der in unserem Land
fehlenden Ingenieure schnell ausgebildet werden.

Auch darüber hinaus müssen wir meiner Meinung
nach die notwendigen Voraussetzungen schaffen. Des-
halb ist es eine sehr gute Initiative der Bundesregierung,
dort, wo es um Spitzenkräfte geht, um diejenigen, die
eine akademische Qualifizierung haben, den Arbeits-
markt in Deutschland so beweglich zu machen, wie es
notwendig ist. Wir haben sichergestellt, dass es ab dem
nächsten Januar möglich ist, Akademiker aus Europa
und auch aus anderen Ländern der Welt zu holen.
Deutschland kann in den Wettbewerb um die besten
Köpfe eintreten. Die Unternehmen müssen von dieser
Möglichkeit nur Gebrauch machen.


(Beifall bei der SPD)


Arbeit nimmt einen großen Raum in unserem Leben
ein. Manche arbeiten fünf Jahrzehnte. Damit das gut
geht, müssen wir alles tun, um das möglich zu machen,
im Interesse der Beschäftigten, aber auch der Unterneh-
men. Deshalb wird es notwendig sein, dass wir noch eine
neue Initiative für humane Arbeitsbedingungen star-
ten. Es geht um alternsgerechtes Arbeiten. Das fängt
aber schon mit 22 Jahren an. Wer in diesem Alter ver-
schlissen wird, kann mit 52 nicht mehr arbeiten. Das
heißt, die humanen Arbeitsbedingungen müssen schon
in einem frühen Lebensalter sichergestellt sein.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Arbeit und Ehe, Partnerschaft und Kinder unter einen
ut zu bringen, wird immer schwierig bleiben. Aber wir
önnen es leichter machen. Das haben wir mit unseren
nitiativen zum Ausbau der Kinderbetreuung getan.
ber das müssen auch die Unternehmen mit unserer Un-

erstützung tun, indem sie die Vereinbarkeit von Beruf
nd Familie als Teil eines normalen langen Arbeitsle-
ens ermöglichen; alle müssen dazu beitragen, dass das
unktioniert.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Natürlich müssen wir auch dafür sorgen, dass die
enschen sich ordentlich weiterbilden. Das hört sich

mmer so an, als gehe es darum, dass jeder die höchsten
ildungsstufen erreichen müsse.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Warum schauen Sie mich so an, Herr Minster?)


Warum fragen Sie mich das? – Aber darum geht es
icht; vielmehr geht es darum, dass jeder die Möglich-
eit erhält, seine Fähigkeiten auszuschöpfen. Denn vier,
ünf Jahrzehnte Arbeit können nicht immer allein auf
em aufgebaut werden, was man am Anfang gelernt hat.
ass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sich weiter-
ilden, wollen wir mit einer starken Weiterbildungsini-
iative in den Unternehmen erreichen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Zu einem modernen Arbeitsleben gehört auch Souve-
änität der Beschäftigten, sich ihre Zeit selbst organisie-
en zu können. Sonst sind die vier, fünf Jahrzehnte Ar-
eit viel zu schwierig zu bewältigen. Darum ist eines der
esetzgebungsvorhaben, die wir in der nächsten Zeit be-

aten werden, vielleicht das, von dem man in zehn Jah-
en sagen wird: Das war eine ganz entscheidende Wei-
henstellung in der Politik. Es geht um die Absicherung
er Langzeitkonten, ihre Insolvenzsicherung, damit
an sich als Arbeitnehmer darauf einlassen kann; es

eht um die Möglichkeit, diese Konten mitzunehmen.
er vier, fünf Jahrzehnte arbeitet, braucht Spielraum,

m Zeit zu haben, um zum Beispiel ein Jahr aus dem Ar-
eitsleben herausgehen zu können, vielleicht um das mit
en Kindern besser hinzubekommen, um im Alter glei-
en zu können oder um sich weiterbilden zu können. Da-
um werden diese Langzeitkonten und ihre für jeden

ann und jede Frau nutzbare praktische Verbreiterung
ür das Arbeitsleben der Zukunft eine wichtige Rolle
pielen. Wir haben jetzt die gesetzlichen Voraussetzun-
en dafür geschaffen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zu einer modernen Welt gehört auch, dass die Be-
chäftigten an ihren Unternehmen mitbeteiligt sein kön-
en. Darum ist die Mitarbeiterbeteiligung, die die
roße Koalition politisch miteinander vereinbart und die
egierung jetzt auf den Weg gebracht hat, ein ganz ent-

cheidender Schritt für ein modernes Arbeitsleben, für
ine Welt, in der die Beschäftigten an den Früchten ihrer






(A) )



(B) )


Bundesminister Olaf Scholz
Arbeit auch anders als über den Lohn beteiligt werden
und in der die deutschen Unternehmen die Möglichkeit
haben, mit ihrer sehr zurückhaltenden Kultur in dieser
Frage zu brechen und anzuschließen an modernere Län-
der, in denen es mehr Mitarbeiterbeteiligung gibt. Wir
schaffen die gesetzlichen Voraussetzungen dafür.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wer sich anstrengt, will,
dass das anerkannt wird. Selbstverständlich müssen wir
auch erreichen, dass die Lebensleistung derjenigen, die
sich schon angestrengt haben, anerkannt und geachtet
wird. Die Rentnerinnen und Rentner haben es verdient,
dass wir dafür sorgen, dass sie eine ordentliche Alters-
versorgung haben. Sie haben es nicht verdient, dass ihre
Lebensleistung als Transferleistung disqualifiziert wird.
Es ist richtig, dass wir das als einen Anspruch absichern.
Es ist richtig, dass dafür in diesem Haushalt ein allge-
meiner Zuschuss von 63,5 Milliarden Euro vorgesehen
ist; das will ich ausdrücklich hinzufügen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wenn es um Anstrengun-
gen geht, dann geht es auch darum, dass die Arbeit, die
man leistet, in ihrer Werthaltigkeit und in ihrer ganzen
Ehre geschätzt wird. Darum will ich zum Schluss sagen,
was notwendig dazu gehört: Es kann nicht sein, dass je-
mand den ganzen Tag, die ganze Woche, den ganzen
Monat arbeitet und dann vom Ergebnis dieser Arbeit
nicht leben kann. Die erbrachte Leistung muss anerkannt
werden. Es muss dafür gesorgt werden, dass es Mindest-
löhne gibt. Dafür sorgen wir in dieser Bundesregierung.


(Beifall bei der SPD – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wann denn?)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617600200

Für die FDP-Fraktion hat nun die Kollegin

Dr. Claudia Winterstein das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1617600300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Minister Scholz, Sie haben recht: Es ist
eine Besserung auf dem Arbeitsmarkt eingetreten. Es hat
allerdings auch lange gedauert, insbesondere bis diese
Besserung auch bei den Langzeitarbeitslosen angekom-
men ist.

Leider sind sich die Experten aber einig: So positiv
geht es nicht weiter. Der Abschwung auf dem Arbeits-
markt zeichnet sich bereits ab. Das Kieler Institut für
Weltwirtschaft hat die Wachstumsprognose für 2009 auf
0,2 Prozent korrigiert. Wir haben also nicht mehr die
1,2 Prozent, von denen Sie im Haushaltsplan ausgehen.

Ihre vollmundigen Versprechungen, die Sie eben ge-
macht haben, klangen recht gut: Vollbeschäftigung,
Rundumbetreuung – das war ja schon fast eine Märchen-
stunde. Wir sollten aber zur Wirklichkeit zurückkehren.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D err Minister, man muss ganz klar sagen: Sie legen uns inen Haushaltsplan vor, in dem die Risiken völlig ignoiert werden. Sie haben für 2009 geringere Ausgaben als ür 2008 angesetzt. Man könnte sagen: Das ist toll; das st wohl doch ein Sparhaushalt. Schön wäre es. Aber leier sind die Zahlen nur geschönt. Für das Arbeitslosengeld II zum Beispiel sind im aushalt 2009 20 Milliarden Euro vorgesehen. Das sind 80 Millionen Euro weniger als in diesem Jahr. Nun issen gerade Sie am besten, dass wir damit in diesem ahr nicht auskommen werden, sondern dass wir 1 Miliarde Euro mehr brauchen – und das bei einer noch relaiv guten Konjunktur. Es ist doch völlig unrealistisch, für as nächste Jahr bei einer schwächeren Konjunktur daon auszugehen, dass Sie weniger brauchen. Das heißt, hr vermeintlicher Sparbeitrag, Herr Minister, ist eine omplette Luftbuchung. Wenn Sie schon nicht beim Sparen erfinderisch sind, o doch zumindest bei der Geldbeschaffung; das kenneichnet ja sowieso diese Regierung. Der Eingliedeungsbeitrag von 5 Milliarden Euro, den Sie neuerdings on der Bundesagentur für Arbeit einfordern, ist ebenso ystemwidrig wie sein Vorgänger, der Aussteuerungsberag. ieser brachte nämlich zum Schluss nicht das Geld, das ie gerne in der Kasse haben wollten, und dann haben ie ihn einfach gegen diesen Eingliederungsbeitrag ausetauscht. Was Sie da tun, Herr Minister, ist schlichtweg ine Zweckentfremdung von Beitragsgeldern. Die Klage, ie dagegen Anfang September eingereicht worden ist, st von daher völlig berechtigt. hne die Abführung dieses Eingliederungsbeitrages önnten die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung um ,6 Beitragspunkte gesenkt werden. Wir wären deutlich nter 3 Prozent. Auch auf andere Weise greifen Sie der Bundesagentur nd damit natürlich auch dem Beitragszahler ungeniert n die Tasche. Einen Zinsgewinn von 150 Millioen Euro verschaffen Sie sich damit, dass Sie den Buneszuschuss aus der Mehrwertsteuer nicht mehr wie biser jeden Monat abführen, sondern ihn einfach erst am ahresende zahlen. 290 Millionen Euro verschaffen Sie ich dadurch, dass die Bundesagentur künftig die Areitslosenversicherungsbeiträge für Kindererziehungseiten übernehmen soll. Hinzu kommen wahrscheinlich och 170 Millionen Euro für den Rechtsanspruch auf as Nachholen des Hauptschulabschlusses. Herr Miniser, lassen Sie doch die Hände weg vom Geld der Beiragszahler. Wenn Sie sparen wollen, dann sparen Sie bei hrem eigenen Etat! 6,2 Milliarden Euro sind für arbeitsmarktpolitische aßnahmen für Langzeitarbeitslose vorgesehen. Die Dr. Claudia Winterstein Reform dieser arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen verspricht diese Bundesregierung nun schon seit Regierungsantritt im Jahr 2005. Seit drei Jahren warten wir auf ein Ergebnis, bisher vergeblich. Herr Arbeitsminister, Sie haben sich eine Halbierung der Zahl der Instrumente zum Ziel gesetzt. Im Sommer habe ich die Bundesregierung gefragt, wie viele Maßnahmen es gibt. Wahrscheinlich wissen Sie gar nicht, wie die Antwort lautete: Es existieren unterschiedliche Zählweisen. – Eine solche Auskunft ist doch wohl ein Armutszeugnis. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU])


(Jörg van Essen [FDP]: So ist es!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


Dann habe ich die Bundesregierung gefragt, welche die-
ser Instrumente evaluiert wurden. Das Ergebnis: Von
45 aufgezählten Instrumenten und Leistungen haben ge-
rade einmal neun – ich wiederhole: neun – eine positive
Wirkung. Auch das ist ein Armutszeugnis. Vor allen
Dingen ist es aber ein Skandal, dass für unwirksame
Maßnahmen weiterhin Geld verschleudert wird.


(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nicht abwegig, was die Kollegin hier vorträgt!)


Herr Minister, Sie versagen bei diesem Reformpro-
jekt ganz eindeutig. Das sage nicht nur ich, sondern auch
Ihr Kollege, der Wirtschaftsminister. Ich zitiere ihn: Der
Entwurf verfehlt das Ziel, die Mittel der Beitragszahler
sparsamer und wirksamer einzusetzen. Herr Minister, ei-
nes ist doch klar: Wenn man solche Maßnahmen vorhat,
dann muss man damit Einsparungen verbinden. Sie kön-
nen doch nicht sagen: Das ist egal, viel hilft viel. Sie
müssen doch überlegen, wo Sie sparen können. Das ist
aber nicht Ihr Ding. Sie befinden sich auf dem Holzweg.
So kommen Sie nicht weiter.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617600400

Kollegin Winterstein, achten Sie bitte auf Ihre Rede-

zeit.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gute Idee!)



Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1617600500

Ein Zitat zur Anregung als Abschluss. Es stammt von

Talleyrand, dem französischen Staatsmann, der bereits
vor 200 Jahren gesagt hat: Man glaubt gar nicht, „wie
viele politische Dummheiten durch Mangel an Geld ver-
hindert worden sind.“

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ein sehr schönes Zitat!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617600600

Für die Unionsfraktion hat nun die Kollegin Ilse Falk

das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Ilse Falk (CDU):
Rede ID: ID1617600700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

In den Debatten dieser Woche haben schon viele Redner

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(C (D nd Rednerinnen die erfreuliche Entwicklung bei den rbeitslosenzahlen herangezogen – so auch der Minister erade eben –, um deutlich zu machen, dass es in diesem and aufwärtsgeht. Seit diese Bundesregierung ihre Arbeit im Novemer 2005 aufgenommen hat, hat sich die Situation für die enschen in Deutschland deutlich verbessert. as drückt sich darin aus, wie viele Menschen am Areitsprozess beteiligt sind und in welchem Maße sie ihen Lebensunterhalt selbst erwirtschaften bzw. zuminest – im ersten Schritt – dazu beitragen können. Das edeutet mehr Chancen im Leben und ein erheblich geingeres Armutsrisiko für jeden Einzelnen. Die Studie des DIW kommt in dieser Woche zum geau richtigen Zeitpunkt. Sie räumt auf mit den Kassanrarufen, der Aufschwung komme nicht bei den Menchen und schon gar nicht bei den von Armut bedrohten n. Es sei mit aller Deutlichkeit gesagt, dass der Armutsnd Reichtumsbericht der Bundesregierung mit seinen ehr negativen Zahlen auf Daten aus dem Jahr 2005 beuht, also gewissermaßen eine Bilanz der rot-grünen undesregierung darstellt. n der DIW-Studie werden zum ersten Mal Zahlen des ozioökonomischen Panels aus dem Jahr 2006 zugrunde elegt, also Zahlen aus dem Jahr, in dem die Belebung er Wirtschaft erstmals Wirkung zeigte. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Und die Union regierte!)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Selbst das Handelsblatt brachte gestern die Über-
chrift: „Hartz-Reformen bringen mehr Gerechtigkeit“.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Was heißt „selbst das Handelsblatt“? Gerade das Handelsblatt!)


ch bin sicher, dass sich dieser Trend fortgesetzt hat;
enn als Hauptursache für die positive Entwicklung
ennt DIW-Präsident Zimmermann den deutlichen
ückgang der Arbeitslosigkeit infolge der Konjunktur-
elebung und das wiederum als Ergebnis guter Vermitt-
ungsarbeit der Bundesagentur für Arbeit. Die Tatsache,
ass seit November 2005 1 330 000 Menschen weniger
rbeitslos sind und die Arbeitslosenquote im Osten von
6,9 auf aktuell 12,8 Prozent und im Westen von 9,4 auf
,3 Prozent gesunken ist, spricht für diese Annahme.
ies ist trotz der Aussagen von Fachleuten über dro-
ende Konjunktureintrübungen der Fall.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dies drückt sich übrigens auch im Einzelplan 11 bei
en sinkenden Ausgaben im Bereich der Langzeitar-
eitslosen aus. Dort sind die Ausgaben von 38,7 Milliar-
en Euro in 2006 auf 34,9 Milliarden Euro in diesem
ahr gesunken. Es ist völlig klar, dass der Etat des Ein-
elplans mit 123,5 Milliarden Euro und damit fast






(A) )



(B) )


Ilse Falk
43 Prozent des gesamten Haushaltes immer noch viel zu
hoch ist und wir immer noch viel Arbeit vor uns haben.
Aber immerhin zeigt sich Bewegung. Die Chancen, wie-
der Arbeit zu finden, auch sozialversicherungspflichtige,
haben sich deutlich verbessert. In vielen Branchen – auch
das wurde gerade angesprochen – wachsen inzwischen
die Sorgen, nicht genügend Fachkräfte zu haben.

Ein kleiner Schlenker am Rande sei mir erlaubt – in
dieser Woche kommt das ja hier und da einmal vor –: In
Bayern, dem Bundesland mit der bundesweit geringsten
Arbeitslosenquote, wurde teilweise bereits Vollbeschäf-
tigungsniveau erreicht. So gibt es dort in über 30 Kreisen
und kreisfreien Städten eine Arbeitslosenquote von unter
3 Prozent, teilweise sogar unter 2 Prozent.


(Beifall bei der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: CSU!)


Natürlich werden wir uns auf diesen Erfolgen nicht
ausruhen. Unser Ziel ist es, allen Arbeitslosen bessere
Perspektiven zu bieten. Deshalb ist es wichtig, bestmög-
liche strukturelle Rahmenbedingen auf dem Arbeits-
markt und bei der Arbeitsvermittlung zu schaffen. Ge-
rade bei der Schnelligkeit und Qualität der Vermittlung
von Langzeitarbeitslosen gibt es trotz aller dankenswer-
ten Anstrengungen der Beteiligten noch viel zu tun.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Denn auch wenn die Zahl der Langzeitarbeitslosen allein
innerhalb des letzten Jahres um 300 000 zurückgegan-
gen ist, so ist ein Anteil von immerhin noch 36 Prozent
an der Gesamtzahl der Arbeitslosen viel zu hoch. Umso
wichtiger wird es sein – dies hat auch der Minister in den
Mittelpunkt gestellt –, dass wir sowohl bei der SGB-II-
Neuorganisation wie auch bei der Neuordnung der ar-
beitsmarktpolitischen Instrumente den Handelnden vor
Ort ausreichend Entscheidungsfreiheit geben, damit sie
passgenaue und den regionalen Situationen entspre-
chende Antworten geben können.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir sollten den Mitarbeitern zutrauen, dass sie mit mehr
Flexibilität umgehen und so am besten unseren Grund-
satz durchsetzen können, den Menschen durch Fordern
und Fördern zu helfen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zugleich bedeuten schneller vermittelte und mehr be-
schäftigte Menschen, dass die Solidarität in unserer so-
zialen Marktwirtschaft auf mehr Schultern verteilt wird,
soziale Sicherungssysteme zukunftsfest gemacht werden
und Leistungsträger entlastet werden können. 2005 wa-
ren die Rentenkassen in einem desaströsen Zustand. Die
Monatsrücklage lag bei 0,11, heute haben wir eine Mo-
natsrücklage von 0,95, was circa 15,5 Milliarden Euro
entspricht. Damit sind beinahe zwei Drittel des Weges
zur Höchstnachhaltigkeitsrücklage – das ist ein schönes
Wort – erreicht, deren Überschreiten sogar zu Beitrags-
senkungen führen würde. Bei der Arbeitslosenversiche-
rung haben wir den Beitragssatz von 6,5 Prozent in 2005

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(C (D uf momentan 3,3 Prozent schon jetzt beinahe halbiert. ie wissen, als Union wollen wir eine Absenkung auf ,8 Prozent. Ich denke, wir werden uns in der Großen oalition darauf einigen können. icht nur kostenträchtige Entwicklungen sollten sich in öheren Beitragssätzen widerspiegeln, sondern auch poitive Spielräume müssen zeitnah an diejenigen weiteregeben werden, die sie erwirtschaftet haben. Wir haben in den letzten drei Jahren vieles erreicht nd für die Menschen vieles zum Besseren verändert. ir sind aber noch nicht am Ende des Weges der Großen oalition. Lassen Sie uns daher gemeinsam die komenden Monate nutzen, um das Leben der Menschen in eutschland weiter spürbar zu verbessern. Sei es durch eitere Entlastungen der Leistungsträger, wo immer dies öglich ist. Sei es durch Förderung der Mitarbeiterbetei igung, die zeigt, dass derjenige, der am Aufschwung eies Unternehmens mitarbeitet, auch an den Ergebnissen eilhaben kann. Sei es durch Eröffnung weiterer Bechäftigungschancen im Bereich privater Haushalte; tichwort „Haushalt als Arbeitgeber“. Sei es durch konequente Bekämpfung der Schwarzarbeit, aber auch urch maßvolle Umsetzung von Mindestlohnerstreckung n denjenigen Branchen, wo es nachvollziehbare Vererfungen gibt, und zwar unter Wahrung der Tarifautoomie und ohne Beschäftigung und Wettbewerb in unseer sozialen Marktwirtschaft zu gefährden. Sei es durch lanungssicherheit für die Organisationsstrukturen beim GB II. Sei es bei der Schaffung besserer Rahmenbedinungen für eine effizientere und wirksamere Vermittlung n Arbeit durch eine Neuausrichtung der arbeitsmarktpoitischen Instrumente zum Nutzen der Arbeitsuchenden. der sei es bei der Verbesserung der Chancen von Men chen mit Behinderungen und anderen Vermittlungsemmnissen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Kollegin Falk, achten Sie bitte auf die Zeit? Meine letzte Bemerkung. Unser Ziel kann nicht der mmer perfekter organisierte Sozialstaat sein, sondern es uss darum gehen, den Menschen etwas zuzutrauen, (Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Genau!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617600800
Ilse Falk (CDU):
Rede ID: ID1617600900

ie spüren zu lassen, dass jeder und jede Begabungen
at, die für die Gemeinschaft wichtig sind, und ihnen die
hance zu geben, sich einzubringen und sich selbst als

üchtig und erfolgreich zu erfahren. Dafür brauchen wir
icht mehr Geld, sondern die Stärkung von Lebens- und
lltagskompetenzen. Statt Angstmachern brauchen wir
iele Mutmacher. Das können wir alle sein, Sie und ich.
ir alle sind aufgefordert, den Menschen Mut zu ma-

hen, statt ihnen Illusionen zu nehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617601000

Für die Fraktion Die Linke hat nun die Kollegin

Dr. Gesine Lötzsch das Wort.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617601100

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Sehr geehrte Gäste! „Sozial ist, was
Arbeit schafft.“ Dieser Leitspruch der Kanzlerin Angela
Merkel wurde durch die Praxis widerlegt. Minister
Scholz hat gerade selbst gesagt: Millionen Menschen in
unserem Land haben eine Arbeit, von der sie nicht leben
können. Ist das etwa sozial?

Herr Scholz, Sie können diese Situation gerne bekla-
gen. Aber wer hat den Unternehmen denn die Instru-
mente, die dazu geführt haben, an die Hand gegeben? Es
war doch die Regierung, die es den Unternehmen er-
möglicht hat, aus einem gut bezahlten Arbeitsplatz zwei
oder gar drei schlecht bezahlte Arbeitsplätze zu machen.
Beklagen Sie also keine Zustände, die Sie selbst ge-
schaffen haben, sondern ändern Sie sie.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wenn die Regierung Statistiken bemüht, um über ihre
Erfolge am Arbeitsmarkt zu berichten, dann sagt sie
leider nicht einmal die halbe Wahrheit. Das Statistische
Bundesamt – nicht etwa die Linke – hat festgestellt, dass
die Zahl der Arbeitsstunden in Deutschland seit 1991
insgesamt gesunken ist. Das untermauert unsere Auffas-
sung, dass Minijobs und die vielen anderen prekären
Arbeitsverhältnisse keine neuen Arbeitsplätze sind, son-
dern nur noch Bruchstücke und Überbleibsel von ehe-
mals sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen. Das
ist ein Betrug an den Menschen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die Arbeitslosenstatistik ist wohl eine der am meis-
ten verfälschten Statistiken in unserem Land. Es ist un-
glaublich – das ist viel zu wenig bekannt –, dass zum
Beispiel 1-Euro-Jobber nicht mehr als Arbeitslose gelten
und aus der Statistik herausfallen. Meine Damen und
Herren, mit diesen sogenannten Arbeitsgelegenheiten
wollten Sie den Arbeitslosen den Weg in den ersten Ar-
beitsmarkt ebnen. Das ist offensichtlich gescheitert.
Doch die Lösung der Regierung ist ganz einfach: Sie er-
klärt diese Menschen kurzerhand für nicht mehr arbeits-
los. Das ist wirklich grotesk.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die Bundesregierung trägt mit ihrem Verhalten dazu
bei, den normalen Arbeitsmarkt zu zerstören, und zwar
mit staatlicher Lohndrückerei. Ja, meine Damen und
Herren, Sie sind staatliche Lohndrücker, da Sie den Un-
ternehmen die Möglichkeit andienen, Hungerlöhne
durch Steuergelder aufstocken zu lassen. Die Unterneh-
men werden dadurch mit 9 Milliarden Euro im Jahr sub-
ventioniert. Für uns, die Linke, gibt es nur eine Lösung

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(C (D ieses Problems: die Einführung eines gesetzlichen indestlohns. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Herr Minister, Sie haben gerade darauf hingewiesen,
ass Kollegen von der SPD den bayerischen Minister
uber gestern aufgefordert haben, sich für gesetzliche
indestlöhne einzusetzen; das war geradezu grotesk.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das war wirklich ein Witz!)


angen Sie lieber bei sich selbst an, liebe Kollegen von
er SPD,


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Genau!)


utzen Sie die parlamentarische Mehrheit und stimmen
ie hier im Bundestag endlich für die Einführung eines
esetzlichen Mindestlohns.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt eine breite parlamentarische Mehrheit! Das ist scheinheilig!)


Bekanntermaßen hat sich die Kanzlerin gegen den
indestlohn ausgesprochen und die Tarifautonomie be-

chworen. Das ist völlig wirklichkeitsfremd. Gerade in
stdeutschland gibt es kaum noch Tarifpartner, weil
iele Unternehmen gar nicht mehr in der Tarifgemein-
chaft sind. Dort werden teilweise Hungerlöhne von 3 bis
Euro pro Stunde gezahlt. Das nimmt die Kanzlerin, die

us dem Osten stammt, einfach schulterzuckend hin.
berhaupt habe ich den Eindruck, dass sie vergessen
at, woher sie kommt. Viele Menschen im Osten hatten
offnungen in sie gesetzt, die überhaupt nicht erfüllt
orden sind.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Frechheit!)


Meine Damen und Herren, wir fordern die Aufsto-
kung des Arbeitslosengeldes II auf 435 Euro. Das ist
eine willkürliche Zahl, wie mancher glaubt, sondern
ieser Betrag ergibt sich aus der geltenden Rechtslage.
er Arbeitslosengeld-II-Regelsatz ist nur deshalb so
iedrig, weil die Bundesregierung ihn mit rechtswidri-
en und rein willkürlichen Abschlägen so niedrig hält,
ie zum Beispiel der Paritätische Wohlfahrtsverband
achwies.

Wenn ein Professor, der aus dem Westen nach Chem-
itz gekommen ist, behauptet, man könne mit 132 Euro
m Monat auskommen, dann ist das einfach nur zynisch.
esonders zynisch ist es, dass Herr Merz von der CDU
as aufgreift.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Drei Monate Selbstversuch!)


Hartz IV betrifft nicht nur die Menschen, die Hartz IV
rhalten, sondern drückt auch auf die Löhne. Herr
cholz, deshalb hätte ich von Ihnen nicht erwartet, dass






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
Sie sagen, dass Sie sich den gesetzlichen Mindestlohn
wünschen, sondern ich hätte einen konkreten Fahrplan
und Zeitplan erwartet, wann Sie noch in dieser Legisla-
turperiode den gesetzlichen Mindestlohn durchsetzen
wollen. Mit CDU und FDP wird Ihnen das sicher nicht
gelingen.

Vielen Dank, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617601200

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun der

Kollege Alexander Bonde das Wort.


Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617601300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir erleben seit Beginn der Haushaltsverhandlungen
eine Koalition, die Sonnenscheinpredigten hält, die so
tut, als ginge die Konjunktur immer auf Höchstniveau
weiter und die konsequent Wolken am Konjunkturhim-
mel nicht sehen will. Wir haben heute den Arbeitsminis-
ter erlebt, der, als sich der Regen ankündigte, immer
noch versucht hat, uns arbeitsmarktpolitisch die Bade-
hose zu verkaufen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie tragen mit diesem Haushalt eine besonders große
Verantwortung. Wenn sich die Konjunktur eintrübt, ste-
hen besonders große Herausforderungen für die Arbeits-
markt- und Sozialpolitik auf der Tagesordnung.

Wenn wir uns Ihren Einzelplan einmal anschauen,
dann stellt sich die Frage, ob Sie darauf vorbereitet sind,
ob Sie Vorsorge dafür getroffen haben, wenn es darauf
ankommt. Dann wird es spannend: Denn Ihr Einzelplan
ist der Einzelplan, dem bei der Durchsetzung der großen
Linien des Finanzministers und des Versprechens des
Haushaltsausgleichs im Jahr 2011 an ein paar Stell-
schrauben entscheidende Bedeutung beigemessen wird.
Die Ausgaben für das Arbeitslosengeld II in diesem
Einzelplan wurden für das nächste Jahr um fast 1 Mil-
liarde Euro gekürzt.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Badehose wird eng!)


Der Finanzplan sieht bis zum Jahr 2011 eine Absenkung
um 2,9 Milliarden Euro vor, also eine Absenkung der
Ausgaben für Arbeitslosengeld-II-Bezieher um 14 Pro-
zent.

Herr Scholz, Sie sind die Antwort schuldig geblieben,
ob dies Haushaltskosmetik ist oder ob Sie versuchen, Ih-
rem Kollegen Steinbrück mit einem Haushaltsrechen-
trick unter die Arme zu greifen, damit dieser 2011 eine
Null darstellen kann, die er nie hinbekommt. Oder ist das
eine knallharte Ansage an die Betroffenen, für die die
Diskussionen aus Chemnitz und andernorts Pate stehen?
Darauf müssen Sie eine Antwort, aber keine Besin-
nungsaufsätze liefern, wie dies gerade passiert ist, Herr
Scholz.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Otto Fricke [FDP])


Eine zentrale Frage im Rahmen der politischen Aus-
inandersetzung mit Ihrem Etat ist, wie es mit den
ohnnebenkosten weitergeht. Zu dieser Thematik gibt
s die schönsten Ansagen im bayerischen Landtagswahl-
ampf. Es gibt eine große Hausaufgabe für die Große
oalition: Wenn Sie wirklich entlasten wollen, dann
üssen Sie endlich Transparenz schaffen hinsichtlich

er Frage, was bei der Bundesagentur für Arbeit bei-
ragsfinanziert ist und was vom Bund durch Steuermittel
inanziert wird. Dabei erleben wir bei der Großen Koali-
ion einen munteren Verschiebebahnhof.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dirk Niebel [FDP])


Prozentpunkt des Mehrwertsteueraufkommens fließt
er Bundesagentur zu. 5 Milliarden Euro gehen von der
gentur zum Bund zurück. Die Schaffung der erforderli-

hen Transparenz, aus der Sie Beitragssenkungen ablei-
en können, verweigern Sie, Sie verschleiern die Finanz-
ituation. Vor diesem Hintergrund ist es wohlfeil, mit
ahlen hinsichtlich möglicher Absenkungen zu hantie-

en. Auch hier zwickt die Badehose an allen Ecken und
nden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie versprechen jetzt eine Beitragssatzsenkung. Das
erhalten der CSU ist ja durchsichtig. Bereits eine kleine
intrübung der Konjunktur wird dazu führen, dass Sie
en Beitrag im Abschwung wieder erhöhen müssen, was
rozyklisch wirkt. Damit schaffen Sie nicht einen einzi-
en Arbeitsplatz. Sie werden in den Bereichen, um die es
eht, keinen Unternehmer finden, der so doof ist, Ar-
eitsplätze auf ein Versprechen hin zu schaffen, von dem
r weiß, dass das ein halbes Jahr später nicht mehr einge-
alten wird. Damit setzen Sie keinen sinnvollen Impuls
ür die Wirtschaft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Den Aussteuerungsbetrag haben Sie abgelehnt!)


Deshalb verpassen Sie die große Chance, die Finan-
en der Bundesagentur zu entflechten, was in der jetzi-
en Situation der BA möglich wäre, und Sie verpassen
ie Chance, eine Senkung der Lohnnebenkosten bzw.
er Beiträge dort einzuleiten, wo sie ökonomisch wirk-
ich Sinn macht, nämlich im Bereich der unteren Ein-
ommensgruppen. Wir haben Ihnen mit unserem Pro-
ressivmodell Vorschläge dafür auf den Tisch gelegt;
enn gerade im Bereich der Geringverdiener ist die
öhe der Beiträge entscheidend dafür, ob neue Jobs ge-

chaffen werden oder nicht.

In diesem Bereich hat die Koalition viele Hausausga-
en zu machen. Aber auch an dieser Stelle sind an dieser
oalition nur die Reden groß. Auf das Handeln warten
ir und die Betroffenen seit Jahren vergeblich.

Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617601400

Das Wort hat die Kollegin Waltraud Lehn für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Waltraud, ich stelle dir gleich eine Frage! – Wolfgang Meckelburg [CDU/ CSU]: Tante Käthe heute wieder!)



Waltraud Lehn (SPD):
Rede ID: ID1617601500

Liebe Kolleginnen und Kollegen! 123,5 Milliarden

Euro sind für die meisten Menschen eine unvorstellbare
Summe. Fast jeden zweiten Euro unserer Ausgaben ver-
wenden wir auch im nächsten Jahr für den Bereich Ar-
beit und Soziales. Hinter dieser gigantischen Summe ste-
hen fast 80 Milliarden Euro für die Rente, 20 Milliarden
Euro für das Arbeitslosengeld II und über 6 Milliarden
Euro für die Eingliederung der Empfänger der Grund-
sicherung für Arbeitsuchende.

123,5 Milliarden Euro – aus dieser Zahl lässt sich
mehr als eine immense staatliche Ausgabe ablesen. Da-
mit leisten wir Unterstützung und tragen Verantwortung
für fast 30 Millionen Menschen in unserem Land, ein
Drittel unserer Bevölkerung. Das ist eine große Heraus-
forderung.

Erfolg lässt sich nicht immer an bloßen Zahlen able-
sen. Sprechen Zahlen jedoch eine so deutliche Sprache
wie jene vom Arbeitsmarkt, dann sollten sie auch gesagt
werden. Nachdem wir die Zahl der Arbeitslosen bereits
erheblich abgesenkt hatten, haben wir jetzt noch einmal
500 000 Arbeitslose weniger als im August des Vorjah-
res und 1,2 Millionen Arbeitslose weniger als im August
2006.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Aktuell gibt es 40 Millionen Erwerbstätige in Deutsch-
land.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Seit 2006 haben wir die Versichertengemeinschaft hin-
sichtlich der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung um
insgesamt 45 Milliarden Euro entlastet.

Auch in Bezug auf die Rentenversicherung trägt un-
sere Politik Früchte. Mehr sozialversicherungspflichtige
Beschäftigung bedeutet auch mehr Rentenbeiträge. So
hat die Deutsche Rentenversicherung in der ersten Hälfte
dieses Jahres 2,7 Milliarden Euro mehr eingenommen
als im gleichen Vorjahreszeitraum. Durch diese Zahlen
wird deutlich, dass wir mit unserer Beschäftigungs- und
Rentenpolitik auf einem wirklich guten Kurs liegen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Abseits aller parteipolitischen Diskussionen bedeutet
diese Entwicklung Verlässlichkeit für die Rentnerinnen
und Rentner. Mit diesen Zahlen wird auch der Zusam-
menhang zwischen dem politisch Richtigen auf der ei-
nen Seite und dem finanziell Vernünftigen auf der ande-
ren Seite aufgezeigt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


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(C (D erechtigkeit bedeutet nämlich immer Zweierlei: Sie uss dem gerecht werden, der Hilfe braucht, und dem, er sie geben soll. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/ CSU sowie des Abg. Otto Fricke [FDP])


In diesem Zusammenhang muss ich auf die populisti-
chen Milliardenforderungen der Linken von jährlich
6 Milliarden Euro im Sozialbereich eingehen. 26 Mil-
iarden sind 26 000 Millionen! Das entspricht dem Wert
on 130 000 funkelnagelneuen, guten Einfamilienhäu-
ern jedes Jahr oder der Finanzierung der aus dem Boden
estampften Stadt Dresden.


(Zurufe von der LINKEN)


iese Mittel wollen Sie den Menschen nehmen, die
hnehin schon hohe Steuern zahlen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das erinnert mich an meinen Onkel Paul.


(Heiterkeit)


nkel Paul begann bei Familienzusammenkünften seine
usführungen immer mit den Worten: „Wenn ich mal zu
eld komme.“ Dann wollte er mir ein Fahrrad, meiner
utter eine Nähmaschine und meinem Vater einen Fern-

eher kaufen. Sie werden es nicht glauben, aber Onkel
aul kam in den 60er-Jahren tatsächlich zu einem Toto-
ewinn von 5 000 D-Mark, und er hielt seine Verspre-
hen. Onkel Paul kaufte mir ein Fahrrad. Er kaufte die-
em etwas und jenem etwas. Nach relativ kurzer Zeit
am dann der Gerichtsvollzieher. Onkel Paul war pleite.
nkel Paul hatte über seine Verhältnisse gelebt und nicht

inmal einen Bruchteil seiner Versprechen einlösen kön-
en.

Der linken Seite des Hauses sage ich deutlich: Wir
ind nicht in der Sendung „Wünsch dir was“, sondern
ei „So isses!“.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Waltraud, pass auf! Du kriegst noch ein Parteiausschlussverfahren!)


ir laden nicht zum Träumen ein, sondern gestalten den
ebensalltag von Menschen sehr real.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Bauernfänger!)


An die FDP gerichtet stelle ich fest: Ihre Forderung
ach Streichung der Sozialleistungen führt diese Gesell-
chaft auf eine andere Art und Weise auch in den Ruin.


(Dirk Niebel [FDP]: Welche meinen Sie denn?)


So unterschiedlich die Forderungen von rechts und
inks sind, sie bewegen sich auf das gleiche Ziel zu,
ämlich auf den Ruin.


(Jörg van Essen [FDP]: Wir sind in der Mitte, Frau Kollegin!)







(A) )



(B) )


Waltraud Lehn
Mit Gerechtigkeit hat das nichts zu tun. Es ist ein Glück
für die Menschen in unserem Land, dass diese Irrtümer
niemals Realität werden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617601600

Für die FDP-Fraktion hat nun der Kollege

Dr. Heinrich Kolb das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1617601700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir brauchen mehr Zeit für die Sozialdebatten, wenn wir
die Verwandtschaftsverhältnisse von Frau Lehn vollstän-
dig aufklären wollen. Ich weiß nur eines: Für Lottoein-
sätze hat Olaf Scholz in seinem Haushalt nichts vorgese-
hen.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer weiß!)


Deshalb wird er versuchen müssen, mit harter Arbeit
statt mit Glück Erfolge zu erzielen. Ich sage das deswe-
gen, Herr Scholz, weil wir mit dem, was Sie bisher ge-
leistet haben, nicht zufrieden sind.


(Beifall bei der FDP)


Wir beraten heute den letzten Haushalt, der in dieser
Legislaturperiode beschlossen wird. Insofern muss man
ein Stück weit Bilanz ziehen. Dabei sind wenig Ideen
und wenig Engagement zu erkennen. Das haben Sie mit
Ihrer heutigen Rede unterstrichen.

Es muss ein bisschen mehr kommen. Sie haben bisher
mit der Entwicklung am Arbeitsmarkt Glück gehabt. Sie
sind Trittbrettfahrer einer guten Weltkonjunktur gewe-
sen. Sie haben nichts gesät, aber trotzdem geerntet. Ein
Plan für die weitere Zukunft ist das nicht. Das muss
deutlich gesagt werden.


(Beifall bei der FDP)


Allenfalls der Vorgängerregierung der Großen Koali-
tion hätte man konzedieren können, dass sie mit den
Hartz-Reformen aktiv das Fundament für einen deutli-
chen Rückgang der Sockelarbeitslosigkeit im jetzt zu
Ende gehenden Aufschwung gelegt hat. Aber statt sich
vor die Hartz-Reformen und die Agenda 2010 zu stellen
und die Reformen weiter voranzutreiben, haben Sie sich
in den Mainstream Ihrer Partei eingereiht, Herr Scholz,
die die Reformen der Agenda lieber heute als morgen
rückgängig machen würde. Das ist ein Fehler, wie es
auch ein Fehler ist, dass der Kollege Oppermann von der
SPD die Agenda 2010 schon als Kapitel der jüngeren
Zeitgeschichte abgehakt hat.

Der DIW-Chef Zimmermann hat zu Recht gestern
darauf hingewiesen, dass wir nicht weniger, sondern
mehr Reformen brauchen. Die Agenda 2010 muss zur
Agenda 2015 fortgeschrieben werden. Dabei gibt es in
der Tat noch einiges zu tun, Herr Scholz.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie haben unlängst den dritten Armuts- und Reich-
umsbericht vorgelegt, Herr Scholz. Das war peinlich,
as die Umstände angeht, und es war auch inhaltlich
einlich, weil Sie in dem Bericht einräumen müssen,
ass sich nach zehn Jahren SPD-Führung im Sozial-
inisterium die Armutsbedrohung für viele Menschen in
eutschland ausgeweitet hat.


(Beifall bei der FDP)


as ist eine Schande.


(Beifall bei der FDP)


ber der Bericht enthält auch eine klare Handlungsan-
eisung: Ein Arbeitsplatz ist der beste Schutz vor Ar-
ut. Das hat die FDP schon immer gesagt. Sie haben das

un zum ersten Mal in dem Armutsbericht offiziell zuge-
tehen müssen. Solange noch 3,2 Millionen Menschen in
nserem Land keinen Arbeitsplatz haben, besteht kein
nlass zur Selbstzufriedenheit.


(Beifall bei der FDP)


Was, Herr Scholz, wollen Sie tun? Was Sie gesagt ha-
en, war mir zu wenig. Ich bin bei Ihrer Rede wehmütig
eworden und habe mir Franz Müntefering zurückge-
ünscht, der bei der Haushaltsdebatte im letzten Jahr ei-
en ganz anderen Auftritt hatte. Herr Scholz, was tun Sie
enn bei der Deregulierung des Arbeitsmarktes? Die-
es Thema haben Sie doch aus der Arbeit Ihrer Koalition
ollkommen verdrängt. Sie sollten nachlesen, welches
ermächtnis Ihnen Altbundeskanzler Helmut Schmidt in
einem Buch Außer Dienst auf den Weg gegeben hat:

Unser Arbeitsmarkt ist übermäßig … eingeengt …
Nur eine weitreichende Deregulierung des Arbeits-
marktes kann Abhilfe schaffen. Weitere und unver-
meidlich schmerzhafte Veränderungen bleiben not-
wendig.

as sagt Ihnen Helmut Schmidt, einer Ihrer Altvorderen.
ber er kennt natürlich auch seine Pappenheimer. Er

agt sehr klar:

Es wird besonders der Sozialdemokratie, aber auch
den Sozialausschüssen der Unionsparteien sehr
schwer fallen, den deutschen Arbeitsmarkt aufzulo-
ckern … Wer jedoch an allen vermeintlichen Errun-
genschaften unserer Arbeitsgesetzgebung festhält,
hält im Ergebnis an einer zu hohen Arbeitslosigkeit
fest.

em ist eigentlich nichts hinzuzufügen.


(Beifall bei der FDP)


Wenn wir Bilanz ziehen, müssen wir uns anschauen,
as Sie sich im Koalitionsvertrag vorgenommen haben.
ort heißt es:

CDU/CSU und SPD stellen sicher, dass die Lohn-
zusatzkosten (Sozialversicherungsbeiträge) dauer-
haft auf unter 40 Prozent gesenkt werden.

ehlanzeige, Herr Scholz! Auch dieses Ziel haben Sie
icht erreicht. Nach meiner Einschätzung haben Sie es






(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
auch nie ernsthaft versucht. Sie haben mitgenommen,
was sich ergab. Sie haben sich mit der Mehrwertsteuer-
erhöhung Luft für eine Senkung der Arbeitslosenversi-
cherungsbeiträge verschafft. Auch der Rückenwind
durch die gute konjunkturelle Entwicklung hat ein Stück
weit geholfen. Aber die Dynamik bei den Sozialversi-
cherungsbeiträgen ist insgesamt ungebrochen. Das gilt
insbesondere für die gesetzliche Krankenversicherung.
Laut Koalitionsvertrag wollten Sie hierfür ein umfassen-
des Zukunftskonzept entwickeln, das darauf angelegt
sein sollte, die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversi-
cherung zumindest stabil zu halten, wenn nicht sogar zu
senken. Herr Scholz, umso wichtiger ist es daher, jeden
Spielraum zu nutzen. Wenn Sie den Koalitionsvertrag
und das, was in sozialdemokratischen Sonntagsreden
immer wieder vorkommt, ernst nehmen, nämlich dass
Beitragssatzsenkungen besser seien als Steuersenkun-
gen, dann verstehe ich Ihr Zaudern nicht. Herr Kauder
und Herr Huber haben Ihnen doch gestern die 2,8 Pro-
zent sozusagen auf dem Silbertablett serviert. Sie sollten
nun Mut zeigen und im Interesse der Menschen handeln,
die mehr Netto auf ihren Lohn- und Gehaltsabrechnun-
gen sehen wollen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


Es gäbe noch viel zu sagen. Aber hier blinkt eine rote
Leuchte. Deswegen kann ich das allenfalls in Zwischen-
fragen oder Kurzinterventionen tun.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und wün-
sche uns gute Haushaltsberatungen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617601800

Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Hans-

Joachim Fuchtel das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1617601900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Opposition kann kritisieren, bis sie giftgrün, blass-
gelb oder SED-rot wird. Das kann uns nicht beeindru-
cken. Der bisherige Kurs der Großen Koalition hat
1,6 Millionen Menschen in Lohn und Brot gebracht. Das
ist mehr, als jeder der Anwesenden gedacht hat. Das
zählt für die Menschen im Lande.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Deswegen werden wir an unserem Kurs festhalten. Frau
Kollegin Dr. Winterstein, Sie haben kritisiert, dass das
nicht schneller gegangen sei. Der Arbeitsmarkt folgt der
Konjunktur nun einmal zeitversetzt;


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist genau das Problem! Deswegen sind eure Durchhalteparolen auch falsch!)


das ist der Grund. Das wird sich auch nicht ändern, wenn
Sie wieder einmal in der Regierung sein sollten.

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(C (D Für die CDU/CSU ist auf jeden Fall klar: Vom größen Einzelplan dürfen keine Signale neuer haushaltspoliischer oder sozialpolitischer Instabilität ausgehen. Dies st auch der Fall. Der vorliegende Haushalt trägt dazu ei, dass wir unserem Ziel näherkommen, die Nettoeuverschuldung auf Null zu senken. In dieser Hinsicht etzen wir mit dem größten Einzelplan das richtige Sigal. Nach vielen Jahren gibt es in diesem Sozialhaushalt rstmals keinen Aufwuchs. Das ist etwas völlig Neues. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Gemessen an der Länge und Stärke des bisherigen Aufwuchses müsste das schneller gehen!)


umindest das müsste einmal anerkannt werden, auch
on der Opposition, die ja weiß, dass es zu Zeiten ihrer
itregierung anders gewesen ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sozialer mit weniger Geld, das ist doch absurd!)


Ein weiteres Fundamentalziel ist, dass die Sozialleis-
ungsquote an der 40-Prozent-Marge bleibt. Wir alle
das möchte ich nicht nur für eine Gruppe in Anspruch

ehmen – wissen, wie es im Geldbeutel der Bürgerinnen
nd Bürger aussieht. Da wir alle wissen, dass der Kran-
enkassenbeitrag nicht auf dem jetzigen Niveau gehalten
erden kann, muss es unsere Anstrengung sein, einen
eg zu finden, die Sozialleistungsquote insgesamt bei

0 Prozent anzusiedeln. Das ist sehr wichtig, damit die
rbeitsmarktentwicklung so weitergeht, und es ist auch
it Blick auf alle anderen Daten eines Haushaltsplanes
ichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Deswegen müssen wir uns gemeinsam um eine Ab-
enkung um 0,3 Beitragspunkte bemühen; darin sind wir
ns bereits einig. Das entspricht 2,4 Milliarden Euro, die
ut darstellbar sind. Aber aus Sicht der Union kann man
uch eine weitere Absenkung um 0,2 Beitragspunkte
nd damit um insgesamt 0,5 Prozent darstellen. Darum
üssen wir hier im Hause uns im Interesse des Ganzen

emühen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ch sehe da eine ganze Reihe von Möglichkeiten.

Herr Kollege Bonde, Sie sind nach einem kurzen
wischenspiel relativ schnell aus der Universität hier an-
ekommen und müssten sich eigentlich noch gut daran
rinnern, dass es die rot-grüne Koalition war, die den
ussteuerungsbeitrag eingeführt hat. Oder ist Ihnen
as entgangen? Jetzt stellen Sie sich hier hin, als wüssten
ie von nichts, und fordern etwas ganz anderes. Das ist
anz schön dreist.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Kollege Westerwelle hat gestern hier gesagt, es sei
ichts für Rücklagen getan worden. Dem muss ich allein
egen der Haushälterehre widersprechen. Als wir die
egierung übernommen haben, betrug die Rücklage der





)


(B) )


Hans-Joachim Fuchtel
Rentenversicherung 0,02 Monatsumsätze; das entsprach
ein paar Stunden. Heute liegt der Wert bei 0,95; das ist
fast ein ganzer Monat. Das ist ein Unterschied wie Tag
und Nacht.


(Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Endlich, Herr Kolb, ich habe ja schon darauf gewartet.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617602000

Sie gestatten also eine Zwischenfrage?


Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1617602100

Natürlich.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1617602200

Herr Kollege Fuchtel, wenn Sie darauf hinweisen,

dass die Rücklage der Rentenversicherung mittlerweile
15 Milliarden Euro beträgt, dann sollten Sie der Fairness
halber auch sagen, dass 10,5 Milliarden Euro davon aus
dem Vorziehen der Fälligkeit der Sozialversicherungs-
beiträge kommen, mithin ein Darlehen der Arbeitgeber
an den Rentenhaushalt darstellen. Es ist nicht Ihr Ver-
dienst, dass dieser Rücklagenaufbau erfolgt ist.


Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1617602300

Das war sehr wohl unser Verdienst. Sie hätten den

Mut dazu gar nicht gehabt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nach § 158 Abs. 1 Sozialgesetzbuch VI kann der Bei-
trag verändert werden, wenn die Rücklage entweder das
0,2-fache der durchschnittlichen Monatsausgaben unter-
schreitet oder das 1,5-fache überschreitet. In dem einen
Fall geht es mit den Beiträgen nach oben, in dem ande-
ren nach unten. Wir sind jetzt bei 0,95. Wir haben den
Riester-Effekt zweimal verschoben. Ich prognostiziere,
dass es trotzdem bereits im Jahre 2011 möglich sein
wird, eine Beitragsreduzierung bei der Rentenversiche-
rung zu erreichen. So gut ist die Kassenlage, lieber Herr
Kollege Kolb. Das ist doch ein Hoffnungszeichen für
das weitere Geschehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Bei der Arbeitslosenversicherung haben wir Rück-
lagen in Höhe von 9 Milliarden Euro plus Pensions-
rücklagen in Höhe von 11,5 Milliarden Euro. Herr
Westerwelle mag das bisher nicht gesehen haben. Ich bin
mir aber sicher, dass er es sofort sehen wird, sobald er
wieder einmal in der Regierung ist.


(Zuruf von der SPD: Das wird aber nicht vorkommen!)


Zum Abschluss möchte ich noch auf einen persönli-
chen Sparbeitrag des Ministers zu sprechen kommen,
der von der Mitarbeiterbeteiligung bis zur Rückkehr von
Menschen in den Beruf sehr viele gute Dinge eingeleitet
hat; das zeigt alles in eine sehr gute richtige Richtung.
Aber, lieber Herr Minister, Sie haben drei Staatssekre-

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(C (D äre, von denen Ihnen einer dadurch, dass Ihr Vorgänger üntefering Vizekanzler war, zugefallen ist. Es wäre och im Sinne eines Spareffektes schön, wenn es dem aus gelingen würde, die Zahl der Staatssekretäre wieer von drei auf zwei zu reduzieren. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das wäre vorbildlich!)


as brächte zwar nur die geringe Summe von
40 000 Euro, aber es wäre ein Zeichen an das Volk,
ass man in dieser Regierung ernsthaft spart. Wenn ich
inister wäre, dann würde ich das tun.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD – Elke Ferner [SPD]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


ie sollten ernsthaft darüber nachdenken, weil das ein
eichen dafür wäre, wie man auch auf der oberen Ebene
ie Verwaltung straffen und verschlanken kann.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das wird auch Onkel Paul so finden!)


ir werden sehen, ob Sie dazu die Kraft haben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Fuchtel ins Arbeitsministerium!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617602400

Das Wort hat der Kollege Volker Schneider für die

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617602500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

rau Falk, das, was Sie eben so locker über den Sozial-
taat gesagt haben, halte ich für in höchstem Maße
edenklich. Die Bundesrepublik Deutschland ist ein so-
ialer und demokratischer Bundesstaat. Dieses Sozial-
taatsgebot war den Vätern und Müttern des Grundgeset-
es immerhin so wichtig, dass sie verfügten, dass eine
nderung, die diesen Grundsatz berührt, schlicht unzu-

ässig ist.


(Beifall bei der LINKEN)


ie räumten weiterhin allen Deutschen das Recht auf
iderstand gegen jeden ein, der es unternimmt, diese
rdnung zu beseitigen. Derart weitgehende Regelungen

ollten Ihnen eine Ermahnung sein, darüber nachzuden-
en, ob Ihre Sozialpolitik mit dieser elementaren Forde-
ung nach Sozialstaatlichkeit tatsächlich in Übereinstim-
ung steht.

Was heißt das konkret? Der Zweite Senat des Bundes-
erfassungsgerichts stellt in seinem Urteil vom 18. Juli
967 in erfreulicher Klarheit fest, dass aus dem Sozial-
taatsgebot folgt, dass der Staat die Pflicht hat, für einen
usgleich der sozialen Gegensätze und damit für eine
erechte Sozialordnung zu sorgen. Ich wiederhole und
etone das noch einmal: Der Staat soll nicht für eine ge-

(A)







(A) )



(B) )


Volker Schneider (Saarbrücken)

rechte Sozialordnung und einen Ausgleich der Gegen-
sätze sorgen, sondern er hat dazu die Pflicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Wie will die Bundesregierung damit in Einklang brin-
gen, dass zwischen 2000 und 2007 die Renten inflations-
bereinigt um 6 Prozent und die Löhne inflationsbereinigt
um 4 Prozent gesunken sind, während gleichzeitig die
Einkünfte aus Unternehmenstätigkeit und Vermögen um
satte 35 Prozent angestiegen sind? Ist es das, was Sie un-
ter einem Ausgleich der sozialen Gegensätze verstehen?


(Beifall bei der LINKEN)


Als Konsequenz dieser Entwicklung sank der Anteil
der Arbeitnehmerentgelte am Volkseinkommen, der in
den 90er-Jahren nach Auf und Ab bei etwas mehr als
72 Prozent fast unverändert blieb, auf unter 65 Prozent.
Bei fast 300 Milliarden Euro zusätzlichem Volkseinkom-
men heißt das, dass von den Arbeitnehmerentgelten den
Arbeitnehmern statt 213 Milliarden Euro gerade einmal
81 Milliarden blieben, also 132 Milliarden weniger. Ist
das Ihr Verständnis einer gerechten Sozialordnung?


(Beifall bei der LINKEN)


Frau Lehn, 132 Milliarden Arbeitseinkommen weni-
ger, das heißt allein in den Rentenkassen ein Minus von
26 Milliarden. Wir können für die Rentnerinnen und
Rentner mit unseren Anträgen gar nicht so schnell das
Geld zurückfordern, wie Sie es auf der anderen Seite für
die Unternehmen zum Fenster herauswerfen.


(Beifall bei der LINKEN)


Sagen Sie nicht, das läge nicht in der Verantwortung
Ihrer Politik. Sie sind es, die eine Ausweitung von Mini-
und Midijobs vorangetrieben haben. Sie haben der Aus-
weitung von Leiharbeit alle Türen geöffnet. Und Sie
sind es auch, die mit der Agenda 2010 den Druck auf Ar-
beitslose erhöht haben, jede noch so schlechtbezahlte
Arbeit anzunehmen. Sie sind es, die die Spirale des
Lohndumpings in Gang gesetzt haben.

Die Koalition redet gerne vom Dreiklang ihrer Poli-
tik. Auch ich kann einen solchen erkennen. Aber er heißt
Tarnen, Täuschen, Tricksen. Die Beschäftigung wollen
Sie verbessert haben; das haben wir heute wieder dau-
ernd gehört. Ja, die Zahl der sozialversicherungspflichti-
gen Beschäftigungsverhältnisse ist angestiegen. Aber
das hat mit einem Mehr an Beschäftigung nichts, aber
rein gar nichts zu tun. Gesine Lötzsch hat es bereits ge-
sagt: Seit 1991 ist die Zahl der Arbeitsstunden gesunken,
und seit 1997 ist sie faktisch gleichgeblieben. So täu-
schen Sie die Bürger. Ihr Trick ist ganz einfach: Rauf mit
der Teilzeitbeschäftigung, rauf mit Mini- und Midijobs,
runter mit der Vollzeitbeschäftigung – seit 2000 um
mehr als 10 Prozent –, und fertig ist Ihr Beschäftigungs-
wunder. Das sieht hübsch aus, ist leider nur das blanke
Gift für die Sozialversicherungskassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Das Einzige, was bei Ihnen wirklich zunimmt, sind unsi-
chere, schlecht bezahlte und perspektivlose Jobs.

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(C (D Viel zu teuer, so erklären Sie, sei die Rentenversicheung in der Form, in der wir sie fordern. Ein Rentenvericherungsbeitrag von 25,2 Prozent ist Ihnen zu hoch. eltsamerweise sind Ihnen 22 Prozent Rentenversicheungsbeitrag in der Zukunft plus 4 Prozent Beitrag für ie Riester-Rente plus 4 Prozent für die Betriebsrente icht zu hoch. Hört es bei Ihnen schon bei den Grundechenarten auf? Sie haben die Menschen lange genug etäuscht. Ihre Politik hat weder etwas mit einem Ausleich der sozialen Gegensätze noch mit einer gerechten ozialordnung zu tun. Kollege Schneider, achten Sie bitte auf die Redezeit. Das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes treten Sie it Füßen. Wenn es Sie noch so sehr ärgert: Die Linke ird nicht aufhören, Ihre Tricks und Täuschungen auf udecken und Ihnen den Spiegel vorzuhalten. Danke schön. (Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Welche konkreten Vorschläge haben Sie eigentlich in Ihrer Rede vorgetragen? Keine!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617602600
Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617602700


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617602800

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun der

ollege Markus Kurth das Wort.


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617602900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

or knapp einem Jahr haben die Fraktion und die Partei
ündnis 90/Die Grünen eine Einschätzung, eine Neube-

rachtung der Arbeitsmarktpolitik vorgenommen, insbe-
ondere von Hartz IV bzw. dem Sozialgesetzbuch II, und
ir sind zu einer sehr differenzierten Bewertung gekom-
en. Wir sagen: Es gibt bestimmte Dinge, die positiv bei
artz IV waren, zum Beispiel Dezentralität, Eigenver-

ntwortung und Selbstständigkeit der Leistungserbrin-
ung vor Ort in den Jobcentern, so wie sie im Gesetz
estgehalten ist. Es gibt aber auch kritikwürdige Dinge
ie die Höhe des Regelsatzes, die Rechte der Betroffe-
en und die Zumutbarkeitsregelung, bei denen wir klar
ür Veränderungen sind. Wir haben also in der Bewer-
ung differenziert und unterschieden.

Sie, insbesondere Sie von den Sozialdemokraten, ma-
hen das genaue Gegenteil. Sie halten an dem fest, was
chlecht bei Hartz IV ist. Sie klammern sich an einem
iel zu niedrigen Regelsatz fest, Sie wollen die Zumut-
arkeitsbedingungen nicht verändern, und Sie ver-
chlechtern das, was positiv in diesem Gesetz war.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


ir reden hier über hohe Summen, aber es wird kaum
arüber gesprochen, wie das Geld ausgegeben wird. Das
st doch das Entscheidende. Die Kanzlerin hat gestern an
ieser Stelle von Eigenverantwortung gesprochen. Die






(A) )



(B) )


Markus Kurth
Ausführung der Arbeit in den Jobcentern kann sie jeden-
falls nicht gemeint haben. Wenn ich mir das Handeln des
Bundesministeriums für Arbeit und Soziales in den letz-
ten Wochen und Monaten anschaue, dann muss ich fest-
stellen: Immer dann, wenn Eigenverantwortung wahrge-
nommen wird, bei flexibler Projektförderung, wie sie der
Gesetzgeber vorgesehen hat, treten Ihnen im Ministe-
rium die Schweißperlen auf die Stirn. Sie haben nichts
Eiligeres zu tun, als diese Selbstständigkeit zu unterbin-
den und zu unterdrücken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Vergabe und keine Projektförderung: Sogar die Bun-
desagentur für Arbeit hat kritisiert, dass ein Instrument,
das Projektförderung ermöglicht, faktisch eingestellt
worden ist. Das muss Ihnen doch zu denken geben. Die
Bundesagentur für Arbeit ist nun nicht gerade eine Be-
hörde, in der Subsidiarität und Dezentralität zu den
Hauptbestandteilen der Behördenkultur zählen.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Das ist ausnahmsweise mal wahr!)


Da müssen Sie doch stutzig werden. Trotzdem schieben
Sie jetzt – das ist noch im Gesetzgebungsverfahren – ei-
nen Gesetzentwurf zur Veränderung der arbeitsmarkt-
politischen Instrumente nach, der das Ganze noch
verschlimmern wird, der die Möglichkeit der Berück-
sichtigung von Sozialpolitik in der Arbeitsmarktpolitik
verschlechtert, weil den Kommunen kein Zugriff mehr
etwa auf Gelder, mit denen sie experimentieren können,
gegeben wird. Es geht um Menschen, und es geht nicht
um Produkte. Das müssen wir bedenken, wenn wir über-
legen, wie wir das Geld vernünftig ausgeben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es geht, gerade weil es sich um Personen mit sehr kom-
plexen, individuellen Problemlagen handelt, um Dezen-
tralität und Selbstständigkeit. Gegen die Art und Weise,
wie das Ministerium hier führt, ist die Bundeswehr re-
gelrecht ein demokratischer Verein. Da gibt es mehr De-
zentralität als im Bereich dieses Ministeriums.


(Dirk Niebel [FDP]: Die Bundeswehr ist demokratisch!)


Zu dieser Art von Kommandowirtschaft passt auch
die Art und Weise, wie die Vertreter der Bundesregie-
rung, wenigstens wie ich es wahrnehme, durch die
Lande ziehen. Sie machen, wie mir berichtet wird, oft in
brüsker Weise Ansagen wie „Wir ziehen das jetzt so
durch“, sie hinterlassen Ratlosigkeit, Mutlosigkeit und
Verzweiflung.


(Andrea Nahles [SPD]: Oh je!)


– Wenn es schon nicht die Einsicht ist, Frau Nahles,
dann sollte vielleicht doch der politische Selbsterhal-
tungstrieb ein Umdenken einleiten. Sie lachen. Dann ist
die Lust am Untergang offensichtlich so groß, dass Sie
an Ihrem politischen Geschäftsmodell des systemati-
schen Enttäuschens und Vor-den-Kopf-Stoßens von allen
vor Ort, die Ahnung haben, weiter festhalten wollen. Ich
wünsche Ihnen viel Spaß auf diesem Weg.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Zu diesem Geschäftsmodell des systematischen Ent-
äuschens passt auch – ich kann es leider nicht mehr
ange ausführen –, wie Sie, Herr Scholz, auf die unsägli-
he Kampagne des Springer-Konzerns gegenüber den
rbeitslosengeld-II-Beziehenden reagieren. Den Um-

ang des Missbrauchs, von dem in dieser Kampagne die
ede ist, gibt es gar nicht. Da muss der Herr Weise sich
instellen und sagen: Das stimmt nicht. – Sie haben die
öglichkeit, in einem Interview dazu Stellung zu neh-
en, und das Beste, was Ihnen einfällt, ist, zu sagen: Wir

ühren jetzt mehr Kontrollen bei Schwarzarbeit mithilfe
es Zolls durch. Sie sollten sich lieber vor die Arbeitslo-
engeld-II-Beziehenden stellen und sagen: Die ganz
berwiegende Mehrheit, fast alle, wollen Arbeit und be-
reiben keinen Missbrauch. Ich erwarte von einem So-
ialminister, dass er sich der Rechte dieser Leute an-
immt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


as tun Bündnis 90/Die Grünen.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617603000

Das Wort hat der Kollege Stefan Müller für die

nionsfraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Eigentlich ein ganz Vernünftiger!)



Stefan Müller (CSU):
Rede ID: ID1617603100

Herr Dr. Kolb, vielen Dank für das Kompliment. –

rau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
iese Haushaltsdebatten laufen doch immer irgendwie
ach dem gleichen Schema ab: Der FDP ist das Leis-
ungsvolumen unseres Sozialhaushaltes generell zu
och. Den Linken ist dieses Volumen generell zu nied-
ig. Die Grünen können sich nicht wirklich entscheiden,
as sie nun wollen: ein bisschen mehr oder ein bisschen
eniger.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Hühnerhaufen!)


uch für uns wäre es vielleicht einmal wichtig, zu wis-
en, wohin sie eigentlich wollen. Herr Kurth, Sie haben
s leider nicht geschafft – vielleicht war das auch der
eit geschuldet –, uns aufzuzeigen, was die Grünen per-
pektivisch wollen.

Ich bin froh, dass wir eine wesentliche Konstante ha-
en: Frau Lehn informiert uns darüber, wie ihre Fami-
ienmitglieder heißen. Nach Tante Käthe haben wir jetzt
nkel Paul kennengelernt.


(Zuruf von der FDP: Onkel Otto! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen Sie jetzt eigentlich ein Inhaltsverzeichnis für das Protokoll, oder was gibt das?)







(A) )



(B) )


Stefan Müller (Erlangen)

– Es fehlt uns Onkel Otto. – Tante Käthe war diejenige,
die gut wirtschaften konnte. Onkel Paul war derjenige,
der mit dem Geld nicht auskam. Es fehlte noch die we-
sentliche Information, ob er Sozialdemokrat war. Das
würde manchen von uns hier noch interessieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Der war von der CSU!)


Unser Sozialbudget umfasst über 700 Milliarden
Euro, alle Sozialleistungen zusammengerechnet. Das
sind pro Bürger pro Jahr 8 500 Euro. Wer angesichts von
700 Milliarden Euro behauptet, dass unser Land unso-
zial sei, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Linken,
der sagt schlicht die Unwahrheit. Das kann doch nun
wirklich nicht Ihr Ernst sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Niemand kann behaupten, dass unser Land unsozial sei.

Natürlich steht unser Sozialstaat gerade wegen seines
großen Leistungsvolumens immer wieder in der Kritik.
Natürlich gibt es auch politische Kräfte, die einen funk-
tionierenden Sozialstaat eben nicht als Wirtschaftsfaktor
sehen, liebe Kollegen von der FDP; vielmehr tun sie im-
mer so, als wäre ein funktionierender Sozialstaat eine
Belastung für die Wirtschaft.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nein!)


Da sage ich: Soziale Sicherheit hat auch etwas mit sozia-
lem Frieden zu tun, und sozialer Frieden ist die Grund-
lage dafür, dass wir auch wirtschaftlich erfolgreich sein
können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Deswegen sind wir Volkspartei!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617603200

Kollege Müller, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Niebel?


Stefan Müller (CSU):
Rede ID: ID1617603300

Bitte.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1617603400

Vielen Dank, Herr Kollege Müller. – Sind Sie bereit,

zur Kenntnis zu nehmen, dass wir durchaus der festen
Überzeugung sind, dass ein funktionierender Sozialstaat
ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor ist? Sind Sie ferner
bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass es durchaus kritik-
würdig sein kann, wenn 700 Milliarden Euro – es han-
delt sich um das Geld anderer Leute, nämlich der Steuer-
zahler und Beitragszahler – eingesetzt werden und es
trotzdem noch Kinderarmut in Deutschland gibt, wie der
Armutsbericht der Bundesregierung deutlich macht?
Sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass man die
Verteilung der in dem Sozialsystem befindlichen öffent-
lichen Mittel durchaus zu Recht kritisieren kann?


Stefan Müller (CSU):
Rede ID: ID1617603500

Herr Kollege Niebel, ich nehme zur Kenntnis, dass

das, was Sie hier sagen, und das, was Sie teilweise in In-

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(C (D erviews vortragen, und vor allem das, was Sie in Ihre rogramme schreiben, sich zuweilen doch sehr stark un erscheidet. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich sage nur: Ohne wirtschaftlichen Erfolg wird es
uch keine soziale Sicherheit geben. Aber genauso wird
s ohne soziale Sicherheit und ohne sozialen Frieden
einen wirtschaftlichen Erfolg in unserem Lande geben.


(Beifall des Abg. Gerald Weiß [Groß-Gerau] [CDU/CSU] – Dirk Niebel [FDP]: Genau das steht in unserem Programm!)


eswegen müssen auch Sie begreifen, Herr Niebel, dass
irtschaftspolitik und Sozialpolitik zwei Seiten der glei-

hen Medaille sind und dass das eine nicht ohne das an-
ere geht. Das sagen Sie jedenfalls hier so deutlich nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die sozialpolitischen Politikbereiche gehören von je-
er zu den zentralen Handlungsfeldern einer jeden Bun-
esregierung. Wir haben in den vergangenen drei Jahren
n der Großen Koalition Wichtiges auf den Weg ge-
racht. Wir haben einen Beitrag dazu geleistet, dass die
rbeitslosigkeit bekämpft werden konnte und dass die
eschäftigung in unserem Land hat ansteigen können.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Die ist nicht angestiegen!)


ir haben dem Fachkräftemangel entgegenwirken kön-
en. Wir haben aber auch unseren Beitrag dazu geleistet,
ass die Rente gesichert wird und vor allem Altersarmut
erhindert wird.

Wir waren in den vergangenen drei Jahren als Große
oalition also erfolgreich. Ich sage noch einmal: Die Ar-
eitslosigkeit ist gesunken. Die Beschäftigung ist gestie-
en. Die Jugendarbeitslosigkeit ist gesunken. Auch die
eschäftigung Älterer – ein wesentliches Ziel unserer
rbeit – ist gestiegen. Wir haben Einstellungshemm-
isse abgebaut.

Nun gibt es eine rege Diskussion darüber: Wem ist
enn das zu verdanken? Zunächst einmal ist für den
ufschwung am Arbeitsmarkt natürlich die Tatsache
rsächlich, dass die Arbeitnehmer in unserem Land in
en vergangenen Jahren auch durch Lohnzurückhaltung
afür gesorgt haben, dass Arbeitsplätze in Deutschland
ieder wettbewerbsfähig geworden sind. Natürlich ha-
en Unternehmer neue Märkte erschlossen, neue Pro-
ukte entwickelt, neue Arbeitsplätze geschaffen und zur
erfügung gestellt.

Da dieser Beschäftigungsaufbau insbesondere in den
leinen und mittleren Betrieben, in familiengeführten
nternehmen stattgefunden hat, halte ich es für unan-

tändig, dass Sie, Kollegen von den Linken, familienge-
ührte Unternehmen so diffamieren, wie es in den ver-
angenen Tagen insbesondere Herr Lafontaine getan hat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Pfui!)







(A) )



(B) )


Stefan Müller (Erlangen)

Es waren gerade diese Unternehmen, die in den letzten
Jahren neue Arbeitsplätze geschaffen haben. Dort
herrscht langfristiges Denken vor und eben nicht Denken
in Quartalen, und Shareholder-Value spielt nicht die
Rolle wie anderswo. Was Sie ansonsten kritisieren, gibt
es in familiengeführten Unternehmen nicht. Deswegen
sage ich noch einmal: Sie tun gut daran, diese Unterneh-
men nicht so zu diffamieren, wie Sie es getan haben. Ich
bin froh darüber, dass wir Unternehmen in unserem
Land haben, die ihrer sozialen Verantwortung gerecht
werden und in den vergangenen Jahren auch neue Ar-
beitsplätze geschaffen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben in den vergangenen drei Jahren viel er-
reicht. Wir werden – das ist angedeutet worden – noch
einiges auf den Weg bringen müssen, etwa im Zusam-
menhang mit der Neuausrichtung der arbeitsmarktpo-
litischen Instrumente. Ich betone: Es geht hierbei nicht
in erster Linie darum, Geld einzusparen, sondern es geht
darum, die Instrumente neu zu ordnen, einfacher zu ma-
chen, Beitragsmittel wirkungsvoller einzusetzen, damit
auch diejenigen in den Arbeitsmarkt integriert werden
können, die vom Beschäftigungsaufbau bislang noch
nicht profitiert haben. Auch dabei, Herr Minister Scholz,
werden Sie unsere Unterstützung haben. Wir werden in
den nächsten Wochen sicherlich noch etliche Male da-
rüber reden können.

Ich halte fest: Eine erfolgreiche Sozialpolitik ist die
Voraussetzung für innenpolitische Stabilität. Sie ist Ga-
rant für sozialen Frieden, für politischen und ökonomi-
schen Frieden. Wir tragen mit dem Bundeshaushalt für
das Jahr 2009 diesem Umstand Rechnung.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617603600

Das Wort hat die Kollegin Andrea Nahles für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1617603700

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Es ist immer dasselbe:


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eben nicht!)


Wenn es gute Arbeitsmarktzahlen gibt, dann war es,
wenn man der Opposition glauben darf, die Konjunktur;
aber wenn, was möglich ist, aufgrund der konjunkturel-
len Abschwächung die Arbeitslosenzahl im nächsten
Jahr vielleicht wieder steigen wird,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dann ist es die SPD!)


dann wird es natürlich die Regierung schuld sein.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Nicht die Regierung! Es ist genau andersherum!)


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(C (D ie müssen sich irgendwann entscheiden, wie es denn st. Warum können Sie sich nicht einfach einmal entcheiden, zu sagen: „Sie haben mit einer konsequenten aushaltskonsolidierung und einer sehr guten Arbeitsarktpolitik Ihren Job gut gemacht“? (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sobald Sie beides machen, werden wir das tun! Aber Sie machen es ja nicht!)


as wäre doch ein Punkt, auf dem wir aufbauen könn-
en. Über Verbesserungen können wir gern streiten. Aber
as ist erst einmal unsere Aufgabe, und der sind wir
achgekommen.

Ich will das unterstreichen: Wir haben 510 000 Ar-
eitsplätze mehr. Wir haben über 40 Millionen Erwerbs-
ätige. Das ist die höchste Zahl seit langem. Wir haben
urch Programme wie WeGebAU, „JobPerspektive“ und
ommunal-Kombi im Hinblick auf die Langzeitar-
eitslosen die Weichen richtig gestellt. Die ersten Er-
ebnisse – minus 20,5 Prozent bei der Langzeitarbeitslo-
igkeit – sind da. Hier müssen wir noch besser werden.

ir müssen auch in den Ländern noch besser werden,
o es nicht selten an der Kofinanzierung für genau diese
rogramme zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hapert.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ch kann Ihnen gern eine Liste reichen, aus der hervor-
eht, wo das besonders problematisch ist.

Wenn es so ist, wie wir sagen, dass sich die Arbeits-
arktpolitik auszahlt und die Menschen, die gefördert
erden, bessere Vermittlungschancen haben, dann kann
an die Arbeitslosenversicherungsbeiträge nicht als
pielball für Landtagswahlen nutzen. Da kann ich nur
offen, dass nach dem 28. September, 18 Uhr, wieder
ehr Vernunft in die Debatte einkehrt.


(Beifall bei der SPD)


Zu den Forderungen von Herrn Clever, die Beiträge
ur Arbeitslosenversicherung auf 2,5 Prozent zu senken,
ann ich nur sagen: Darf es noch etwas weniger sein?
err Kauder und andere sprechen von 2,8 Prozent. Ich

age Ihnen: Wir Sozialdemokraten sind bereit, die Spiel-
äume, die da sind, zu nutzen.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Mehr wollen wir auch gar nicht! – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Wie großzügig!)


ir haben – das ist unsere gemeinsame Leistung – die
eiträge zur Arbeitslosenversicherung bereits von
,5 Prozent auf 3,3 Prozent gesenkt. Da ist auch noch
ehr drin.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Genau!)


Wir dürfen aber den Hosenbund, Herr Kauder, nicht
o eng schnallen, dass am Ende die Arbeitslosenversi-
herung wichtige Aufgaben, wie zum Beispiel die Ver-
ittlung und Qualifizierung von Arbeitslosen – das ist

nsere erste Priorität –,


(Dirk Niebel [FDP]: Gut, dass Sie hier keinen Wahlkampf machen!)







(A) )



(B) )


Andrea Nahles
in einer Phase sich abschwächender Konjunktur nicht
mehr in dem Umfang, wie es notwendig wäre, leisten
kann.


(Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sonst gehen wir noch weiter zurück!)


Lassen Sie uns deswegen doch einfach dabei bleiben,
was wir vereinbart haben, nämlich zu schauen, was geht,
und das dann zu machen.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Zugleich muss aber immer die Hauptaufgabe im Blick
bleiben, nämlich die Vermittlung von Arbeitslosen.

Ich erwähne an dieser Stelle auch, was wir meiner
Meinung noch besser machen müssen. 25 Prozent der
Mitarbeiter in den Argen und Optionskommunen haben
befristete Arbeitsverhältnisse. Wir haben zwar 7 000 Stel-
len in den letzten beiden Jahren entfristet. Ich möchte
aber, dass klar ist, dass das Rückrat unserer Arbeitsver-
mittlung – das sind die Vermittlerinnen und Vermittler
vor Ort – gestärkt wird und noch mehr Leute dort eine
feste und nicht eine befristete Anstellung haben. Auch
insgesamt brauchen wir noch mehr Menschen, die sich
um Vermittlung kümmern. Das ist unsere feste Überzeu-
gung.


(Beifall bei der SPD)


Wir werden uns auch mit der Frage der Arbeits-
marktinstrumente befassen müssen. Wir wollen zum
einen deren Zahl reduzieren. Ich kann Ihnen – das sage
ich insbesondere an die FDP gewandt – gerne im Detail
auflisten, was wir da machen. Aber der entsprechende
Gesetzentwurf dürfte Ihnen längst bekannt sein, Frau
Winterstein. Es ist tatsächlich so. Wichtig ist zum ande-
ren aber, dass den Regionen mehr Handlungsspielräume
eingeräumt werden. Deswegen bekenne ich mich hier
klipp und klar zu der Ansicht, dass innovative Ansätze
und freie Förderung mit einem Anteil von 1 bzw.
2 Prozent am Gesamtbudget nicht ausreichend bedacht
sind. Ich stelle mir vor, diesen Anteil auf 10 bis 15 Pro-
zent anzuheben.


(Beifall bei der SPD)


Diese Position wird die SPD-Bundestagsfraktion auch in
den parlamentarischen Beratungen deutlich machen.

Schließlich möchte ich mir noch die Bemerkung
erlauben, dass Maßnahmen mit Blick auf den Haupt-
schulabschluss eine der zentralen Neuerungen bei den
arbeitsmarktpolitischen Instrumenten sein werden. Der
Arbeitsminister hat das eben ausgeführt. Wer kann denn
im Ernst dafür sein, dass ein Rechtsanspruch auf einen
Schulabschluss verwehrt wird? „Pfui!“, sage ich dazu
nur. Jeder, der das tut, hat die Grundlagen nicht begrif-
fen; denn Bildungspolitik ist Arbeitsmarktpolitik.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Erst die Hauptschule abschaffen und dann die Abschlüsse fördern wollen!)


– Wir bauen aus Haupt- und Realschule eine schöne Re-
alschule plus. Wir schaffen nichts ab. Sie können aber

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(C (D erne einmal zu mir nach Rheinland-Pfalz kommen, err Kolb. Im Übrigen brauchen wir die flächendeckende Einührung von Mindestlöhnen. Vielen Dank. Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Dr. Ralf rauksiepe das Wort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ie Große Koalition ist drei Jahre im Amt. Die Zwichenbilanz auf dem Arbeitsmarkt sieht so aus: fast Millionen Arbeitslose weniger als im letzten rot-grü en Sommer 2005, fast 1,5 Millionen sozialversicheungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse mehr als im etzten rot-grünen Sommer 2005, davon über die Hälfte n Vollzeit. Das ist eine gute Bilanz nach drei Jahren, ine Bilanz, auf die wir mit Recht stolz sein können, iebe Kolleginnen und Kollegen. Wir haben nicht nur mehr sozialversicherungspflichige Beschäftigungsverhältnisse, wir haben auch höhere öhne. Das schlägt sich in höheren Steuereinnahmen ieder, über die wir im Bundeshalt verfügen können. Es chlägt sich natürlich auch in höheren Einnahmen der ozialversicherungen nieder. (Dirk Niebel [FDP]: Netto bleibt weniger übrig!)


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617603800

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1617603900

(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Entwicklung bei den Renten, auf die Kollege
uchtel völlig zu Recht hingewiesen hat, ist nicht darauf
urückzuführen, dass wir die Renten gekürzt hätten. Im
egenteil, wir haben sie erhöht, sogar stärker, als es die
entenformel vorsah. Sie hat vielmehr etwas damit zu

un, dass wir durch mehr Beschäftigung und aufgrund
ielfach höherer Löhne auch mehr Einnahmen aus den
ozialversicherungsbeiträgen erzielt haben. Das ist die
ilanz, die wir vorzuweisen haben, liebe Kolleginnen
nd Kollegen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es ist gut, dass das in diesen Tagen auch durch die ak-
uelle Studie des DIW, die mit ihrem Zahlenmaterial
ber das Ende der rot-grünen Regierung hinausgeht, be-
tätigt worden ist. Die Bilanz ist klar: Das Armutsrisiko
n Deutschland ist gesunken. Die Lohnspreizung ist klei-
er geworden. Es gibt keine weitere Ausweitung des
iedriglohnsektors. Jeder kann es beobachten. Wir ha-
en heute Tarifabschlüsse, die deutlich über die Forde-
ungen der Gewerkschaften, die sie in der Zeit der frühe-
en Regierung gestellt haben, hinausgehen. Das ist auch
ine logische Entwicklung. Jeder weiß – auch der Ar-






(A) )



(B) )


Dr. Ralf Brauksiepe
mutsbericht der Bundesregierung macht es deutlich –:
Arbeitslosigkeit ist das größte Armutsrisiko. Deshalb ist
es logisch und richtig: Wenn die Arbeitslosigkeit zurück-
geht, dann geht auch die das Armutsrisiko zurück. Wenn
die Arbeitslosigkeit zurückgeht, dann – und genau dann –
kann man auch den Beitrag zur Arbeitslosenversiche-
rung senken. Genau das streben wir für die Zukunft an.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Der Aufschwung hat längst die Älteren erreicht; er
hat die Langzeitarbeitslosen und die Geringqualifizierten
erreicht. Weil das von der linken Seite dieses Hauses
nicht mehr bestritten werden kann, wird die Mär erzählt,
es gebe immer mehr Armutslöhne, der ganze Auf-
schwung sei durch prekäre Beschäftigungsverhältnisse
erkauft usw. Ich will deutlich machen, was die Realität
ist und was uns von anderen unterscheidet. Wenn wir
von Niedriglöhnen sprechen, dann sprechen wir von
Löhnen, die zwei Drittel unter dem Bundesdurchschnitt
liegen. Der Niedriglohnsektor beginnt bei uns bei einem
Stundenlohn von 9,60 Euro. Wenn jemand aus der Lang-
zeitarbeitslosigkeit eine Beschäftigung mit einem Lohn
von 9,60 Euro findet, einem Lohn, der weit jenseits des-
sen liegt, was an Mindestlöhnen gefordert wird, dann ist
er, statistisch gesehen, ein Bezieher von Niedriglöhnen
mehr. Wenn dieser eine große Familie hat, dann muss er
vielleicht noch aufstockendes Arbeitslosengeld II be-
kommen. Die Statistik weist dann einen Bezieher von
Niedriglöhnen und einen Aufstocker mehr auf. Vor al-
lem aber gibt es einen Langzeitarbeitslosen weniger. Sie
sehen das als ein Zeichen von sozialem Elend, wenn ein
Langzeitarbeitsloser für mehr als 9 Euro eine Beschäfti-
gung findet. Für uns ist das sozialer Fortschritt mit Blick
auf den betroffenen Menschen und seine Familie. Das ist
der Unterschied, und das ist die Realität in diesem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Tarnen, tricksen, täuschen!)


Es geht dabei um 60 Prozent des mittleren Haushaltsnet-
toeinkommens und entsprechender Löhne. Das ist weit
über dem Durchschnitt der Länder um uns herum, die
immer angeführt werden, wenn es um Armut und Ent-
lohnung geht.

Wir müssen wegkommen von einer Debatte, in der
am Anfang gesagt wird: Wir müssen das soziale Netz
ausweiten und es stabil machen. – Wir sind sehr für ein
dichtes soziales Netz und soziale Sicherheit. Wenn man
aber anschließend sagt: „Jeder, der eine Transferleistung
bekommt, ist arm“, dann ist das falsch. Der Sozialstaat
schützt vor Armut. Wer zu Recht eine soziale Leistung
in Anspruch nimmt, der ist deshalb nicht arm, vielmehr
– auch das macht der Armuts- und Reichtumsbericht
deutlich – schützt dieser Sozialstaat mit den Leistungen,
die er gewährt, davor, dass Menschen in Armut geraten.
Diesen Sozialstaat wollen wir erhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich will auch etwas zu der Kritik sagen, die von ande-
rer Seite geäußert wurde. Wir haben in diesem Jahr in
der Tat etwas gemacht, was man wirklich nur in einer
guten konjunkturellen Lage und bei einer sehr guten

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(C (D age auf dem Arbeitsmarkt tun kann. Wir haben die eistungen der Arbeitslosenversicherung für ältere und angjährige Beitragszahler ausgebaut, und wir haben leichzeitig die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung esenkt. Das ist genau der richtige Weg gewesen. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie geht es jetzt weiter? – Zuruf vom Bündnis 90/Die Grünen: Propaganda!)


Sie von der FDP haben uns genauso wie die Grünen,
ie ihrer alten Propaganda verfallen sind, gesagt, man
ürfe den Arbeitslosengeldbezug nicht ausweiten, da
ich die Leute dann in die soziale Hängematte legen
ürden. Ich empfehle Ihnen, nach Bochum zu gehen, wo
okia zugemacht hat. Dort ist es jetzt gelungen, neue
rbeitsplätze zu schaffen. Wie viele Leute haben denn
esagt: „Geht mir weg mit der Arbeit, ich gehe erst mal
rei Monate lang in die Hängematte, da ich ja länger Ar-
eitslosengeld bekomme“? – Das hat kein Einziger ge-
agt. Es ist richtig, Menschen auch dafür zu belohnen,
ass sie lange Beiträge zahlen. Davon geht der Sozial-
taat nicht unter, das ist sozial gerecht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist Wahlkampf!)


s hat sich gezeigt, dass das richtig ist. Die Menschen
ollen arbeiten. Sie nehmen auch Arbeit an. Wir ma-

hen ihnen in dieser Großen Koalition mit vernünftigen
ahmenbedingungen dazu Mut. Nehmen Sie das bitte
ur Kenntnis, liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617604000

Kollege Brauksiepe, gestatten Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Kolb?


Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1617604100

Selbstverständlich, was soll er sonst machen?


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1617604200

Herr Kollege Brauksiepe, das, was Sie gesagt haben,

ollte ja in Wirklichkeit von der Kernfrage ablenken,
ämlich wohin der Beitragssatz zur Arbeitslosenver-
icherung in der näheren Zukunft geht. Gilt das Wort
on 2,8 Prozent, was Herr Kauder gestern gesagt hat,
der war das nur eine Wahlkampfshow von Herrn
auder und Herrn Huber?


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat bei Ihnen was zu sagen, Herr Brauksiepe?)


ollen Sie weiter absenken und wohin? Welche Mög-
ichkeit sehen Sie da?


Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1617604300

Herr Kollege Kolb, wir haben beschlossen, den Ar-

eitslosenversicherungsbeitrag auf 2,8 Prozent zu sen-
en. Das ist kein Alleingang von Volker Kauder, sondern
as ist die Position der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Daran werden wir Sie messen!)







(A) )



(B) )


Dr. Ralf Brauksiepe
Dafür setzen wir uns ein. Wir sind fest davon überzeugt,
dass das ohne Leistungskürzungen geht, ohne die Kür-
zung von aktiven und passiven Leistungen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dann wird es ja auch mit dem Koalitionspartner keine Probleme geben!)


Das ist ohne Verschiebebahnhöfe möglich, weil wir auf
dem Arbeitsmarkt immer weniger Arbeitslosigkeit ha-
ben, sodass sich eine entsprechende Dividende ergibt,
die an die Beitragszahler weitergegeben werden kann.
Wir haben dreimal Beschlüsse gefasst und den Arbeits-
losenversicherungsbeitrag gesenkt, und wir sind sehr zu-
versichtlich, dass wir das auch ein weiteres Mal hinbe-
kommen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das müssen Sie nur noch der Kollegin Nahles nahebringen!)


Das ist mit dem Koalitionspartner nicht immer einfach,
aber wir sind ja auch nicht zusammen in der Regierung,
damit es immer einfach ist. Wir sind gemeinsam drei
Jahre zu vernünftigen Lösungen gekommen und haben
eine hervorragende Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt
erreicht, und das schaffen wir auch weiterhin. Wenn Sie
in Zukunft beim Regieren wieder mitmachen wollen,
Herr Kollege Kolb, dann müssen Sie erst einmal wieder
auf einen so vernünftigen, realistischen Kurs kommen.
Dann kann man darüber reden, vorher nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben nicht einfach nur zusätzliche Arbeit in die-
sem Land, sondern zusätzliche Arbeit, die Menschen aus
dem Transferbezug gelöst hat, die dafür gesorgt hat, dass
es den Menschen in diesem Land wieder besser geht.
Wir werden diesen Weg auch im vierten und letzten Jahr
der Großen Koalition gemeinsam weitergehen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er hat gesagt: „im letzten Jahr der Großen Koalition“!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617604400

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

nicht vor.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend, Einzelplan 17.

Das Wort hat die Bundesministerin Dr. Ursula von der
Leyen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend:

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir
werden auch im nächsten Jahr wieder in Familien inves-
tieren.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


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(C (D egenüber der Finanzplanung wächst der Einzelplan 17 m 410 Millionen Euro. Unsere Aufgabe in der Familienpolitik ist es, immer ieder den Blick für die Frage zu schärfen: Wie können ir Familien, wie können wir Kindern und Jugendlichen eilhabe, Selbstständigkeit und Entfaltung ihrer Fähigeiten ermöglichen? Dazu sind in verschiedenen Leensphasen und in verschiedenen Lebenssituationen ifferenzierte Leistungen notwendig. Wir haben den Etat für das Elterngeld gegenüber 008 um 135 Millionen Euro angehoben, nicht nur ween der Konjunktur, die bessere Einkommen für junge amilien und damit eine höhere Einkommensersatzleis ung mit sich bringt, sondern auch und vor allem weil die eburtenrate gestiegen ist. as ist ein Vertrauensbeweis der jungen Menschen in nser Land; wir dürfen sie nicht enttäuschen. Besonders freut mich die wachsende Akzeptanz der artnermonate bei den jungen Vätern. Bei der Einfühung des Elterngeldes lag die Zahl der Väter, die Elterneit nahmen, in Stein gemeißelt bei 3,5 Prozent. Mittlereile nimmt in 16 Prozent der Elterngeldhaushalte ein ater Elternzeit, Tendenz weiter steigend. Das hilft nicht ur, das Bild der Väter in unseren Köpfen zu verändern, ondern es ist auch ein Riesengewinn für die Kinder, ihen Vater hautnah zu erleben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Der Ausbau der Kinderbetreuung ist die folgerich-
ige nächste Investition gewesen; denn gerade auf den
nfang kommt es an, wenn die ersten Weichen für Bil-
ungschancen für alle Kinder gestellt werden. Der
ächste entscheidende Schritt ist der Übergang von
chule in den Beruf. Hier sind viele Akteure gefragt;
as ist klar: die Länder mit den Schulen, die Wirtschaft,
ie Bundesagentur für Arbeit. Wir haben die Aufgabe,
uf Bundesebene mit den Modellprogrammen genauer
inzuschauen, wenn Jugendliche sich besonders schwer-
un und im Regelsystem verloren gehen. Deshalb ver-
tärken wir 2009 die jugendpolitischen Leistungen für
ozial benachteiligte Jugendliche und für junge Migran-
innen und Migranten. Da geht es um eine zweite
hance für die harten Schulverweigerer. Es geht um eine
essere Vernetzung der Jugendsozialarbeit mit der
chule und um den Übergang von der Schule in den Be-
uf. Mit dem ESF und der Kofinanzierung setzen wir da-
ür mehr als 180 Millionen Euro ein.

Die Förderung des Zivilengagements soll mit dem
aushalt 2009 gegenüber der Finanzplanung um
Millionen Euro auf dauerhaft 12 Millionen Euro auf-

estockt werden. Das ist gut angelegtes Geld. Das bür-
erschaftliche Engagement verändert sich; das sehen
ir. Auf der einen Seite sinkt die Anzahl der Vereine und

uch der Mitgliedschaften in den Vereinen. Auf der an-
eren Seite sehen wir, dass die Spendenbereitschaft, die
ahl der Bürgerstiftungen und die Unternehmensaktivi-

äten steigen. Darauf müssen wir reagieren; denn es wol-






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen
len sich viele engagieren, aber sie brauchen den richti-
gen Impuls dafür.

Wir haben den Einzelplan 17 noch an einer anderen
Stelle aufgestockt. Für den Ausbau des Kinderzuschlags
brauchen wir jetzt mehr als 253 Millionen Euro zusätz-
lich. Das ist richtig; denn auch bei einem niedrigen Ein-
kommen muss gelten: Arbeit lohnt sich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Kinderzuschlag wirkt gegen Kinderarmut, und er ist
gleichzeitig ein arbeitsmarktpolitischer Anreiz.

Wir erreichen mit dem neuentwickelten Kinderzu-
schlag im Zusammenspiel mit der Wohngeldreform eine
viertel Million Kinder. Es sind 150 000 Kinder mehr, die
aus Hartz IV herauskommen. Das Ziel ist immer, Fami-
lien unabhängig zu machen, dass sie auf eigenen Füßen
stehen können, dass sie die Kinder haben können, die sie
sich wünschen, und diese Kinder gut ins Leben begleiten
können.

Wir diskutieren jetzt über die Erhöhung des Kinder-
geldes. Das ist richtig und das ist notwendig.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das Kindergeld für das erste und zweite Kind ist seit
2001 nicht mehr erhöht worden. Für das dritte Kind und
die folgenden Geschwister ist das Kindergeld seit 1995
nicht mehr erhöht worden. Dabei sind es gerade die kin-
derreichen Familien, die auf das Kindergeld angewiesen
sind. Sie haben unvermeidbare Fixkosten. Sie brauchen
die größere Wohnung, mehr Heizung, mehr Lebensmit-
tel, mehr Kleidung, mehr Schulmaterial. Die Waschma-
schine läuft häufiger. Das kann nicht nur durch mehr Ar-
beit erwirtschaftet werden. Da ist das Kindergeld
unverzichtbar.


(Beifall bei der CDU/CSU)


In vielen europäischen Ländern gibt es – in Deutschland
gab es dies lange – aus gutem Grund ein gestaffeltes
Kindergeld. Ich halte das für richtig; denn Kinderreich-
tum darf nicht zu Armut führen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nun hören wir in diesen Tagen öfter den Satz: Jedes
Kind muss dem Staat gleich viel wert sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Caren Marks [SPD]: Ein sinnvoller Satz!)


Wer würde da nicht auf den ersten Blick – dieser Satz
hört sich gut an –


(Caren Marks [SPD]: Auch auf den zweiten Blick!)


wohlwollend nicken? Sicher alle, außer der Finanz-
minister. Den kostet das nämlich 15 Milliarden Euro.


(Christel Humme [SPD]: Wo haben Sie das denn her?)


Warum? Weil Politik bekanntlich mit dem Betrachten
der Wirklichkeit beginnt. Die Wirklichkeit ist: Keines-

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(C (D egs zahlt der Staat für jedes Kind gleich viel, weil er in erschiedenen Lebenssituationen differenziert Teilhabe nd Gerechtigkeit ermöglicht. Wer Arbeitslosengeld II ezieht und Kinder hat, erhält für seine Kinder kein Kinergeld – es wird verrechnet –, sondern das höhere Soialgeld. Aus gutem Grund; denn hier geht es um das xistenzminimum des Kindes. Das sind je nach Alter es Kindes 211 bis 281 Euro. Diejenigen, die den Kinerfreibetrag im Steuerrecht heute voll ausschöpfen, eralten eine Entlastung von bis zu 230 Euro im Monat. us gutem Grund; denn diejenigen, die Kinder erziehen, ürfen im Vergleich zu denjenigen, die ein gleich hohes inkommen haben, aber keine Kinder erziehen, nicht so och besteuert werden. Auch das ist eine Frage des Exisenzminimums. (Beifall bei der CDU/CSU – Abg. Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617604500

Frau Ministerin, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
amilie, Senioren, Frauen und Jugend:

Ich führe diesen Gedanken erst zu Ende, dann gerne.

Nur die Familien in der Mitte, die Familien mit klei-
en und mittleren Einkommen, erhalten das reine Kin-
ergeld von 154 Euro für das erste, zweite und dritte
ind und von 179 Euro für das vierte. Wenn man das al-

es auf ein Niveau bringen will, dann kann man das
anze doch wohl nicht auf das niedrigste Niveau herun-

erstufen. Dann muss man vielmehr lege artis auf das
öchste gemeinsame Niveau heraufzustufen. Das würde
5 Milliarden Euro kosten – eine Illusion, die mit der
ealität wenig zu tun hat.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Nun steht der Vorschlag im Raum, einen Kinder-
rundfreibetrag einzuführen. Ich kann Neugierige da-
or nur warnen.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Absolut!)


as wäre ein Systemwechsel mit erheblichen Nebenwir-
ungen, vor allen Dingen mit erheblichen unerwünsch-
en familienpolitischen Nebenwirkungen. Der Wechsel
om heutigen Freibetrag zu einem Grundfreibetrag heißt
rst einmal: Alle mit Kindern, die Steuern zahlen
Facharbeiter, Lehrerinnen, Alleinerziehende –, müssen

n Zukunft mehr Steuern zahlen. Das kann ja wohl nicht
as Ziel sein. Das Absurde ist: Je mehr Kinder, desto
tärker die Auswirkungen dieses Systemwechsels. Der
orgeschlagene Grundfreibetrag schneidet das Einkom-
en unten ab – vorweg. Das heißt: Mit jedem Kind

teigt man bei der Besteuerung des verfügbaren Einkom-
ens in einen höheren Tarif ein. Mit jedem Kind steigt

er Steuersatz.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


ebenbei steigen auch der Soli und die Kirchensteuer,
atürlich nur für Familien mit Kindern. Was hat denn






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen
das mit Steuergerechtigkeit zu tun, wenn Kinder steuer-
erhöhend wirken?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Überhaupt nichts!)


Das werden wir nicht zulassen.

Wer nun darüber nachdenkt, die Steuermehreinnah-
men, die sich durch diesen Systemwechsel bei den Fami-
lien holen ließen, in die Kindergelderhöhung zu stecken,
dem gebe ich mit auf den Weg: Eine Kindergelderhö-
hung ist klasse, aber nicht, wenn sie aus einer bloßen
Umverteilung zulasten der Familien resultiert.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617604600

Jetzt hat der Kollege Kurth das Wort.


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617604700

Danke, Frau Ministerin. – Sie erwarten mutmaßlich

eine Erhöhung des Kindergeldes um 10 Euro. Sie haben
gerade die gestiegenen Kosten für Kinder angesprochen.
Sind Sie mit mir der Auffassung, dass der Kostenanstieg
auch diejenigen Kinder betrifft, die im Arbeitslosen-
geld-II-Bezug bzw. im Sozialgeldbezug sind, und wie
stehen Sie zu dem von den 16 Bundesländern im Bun-
desrat einstimmig gefassten Beschluss, der besagt, dass
die entwicklungsbedingten Bedarfe für Kinder im
Arbeitslosengeld II nicht ausreichend abgebildet sind
und es deswegen einen ordentlichen Kinderregelsatz ge-
ben muss?

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend:

Exakt, weil es diese Diskussion gibt, werden die Re-
gelsätze im Augenblick von den Experten überprüft.
Man kann das nämlich nicht aus dem hohlen Bauch he-
raus bestimmen.


(Dirk Niebel [FDP]: Als Grüner schon!)


Eine differenzierte Prüfung der Regelsätze ist erforder-
lich. Wenn wir die Ergebnisse haben, werden wir da-
rüber zum gegebenen Zeitpunkt diskutieren.

Zum Abschluss: Der aktuelle Allensbach-Familien-
monitor hat ergeben: Das Kindergeld ist die angese-
henste familienpolitische Leistung in der Bevölkerung.
Und die Bevölkerung hat recht. Diese Leistung ist ar-
mutreduzierend, und sie stärkt die Familien in der Mitte.
Was die Bevölkerung aus eigenem Empfinden und eige-
nem Erleben als richtig einschätzt, wird von der Wissen-
schaft bestätigt: Das Kindergeld wirkt. Das Kindergeld
stärkt Familien und vermeidet Armut, gerade bei Allein-
erziehenden und Familien mit kleinem Einkommen und
mehreren Kindern. Wenn Ende September der Existenz-
minimumbericht vorliegt, werden wir über den Spiel-
raum entscheiden können. Doch die Erhöhung ist für
mich Pflicht und nicht Kür.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU – Caren Marks [SPD]: Kein Wort zum Einzelplan 17! Senio G D k D s S m m k E H d a e G e j a g b n b D n g d h d t v z H h w (C (D ren, Frauen und Jugend gibt es für Frau von der Leyen nicht, können wir feststellen! Eine ganz schön arme Rede für eine Ministerin! – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist unglaublich!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617604800

Für die FDP-Fraktion hat nun die Kollegin Miriam

ruß das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Miriam Gruß (FDP):
Rede ID: ID1617604900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

amen und Herren! Vielleicht haben wir gerade die zu-
ünftige Finanzministerin sprechen hören.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Über die jungen Menschen, über die Frauen kein Wort!)


ie FDP jedenfalls war mit weiten Teilen sehr einver-
tanden. Glänzende Rede, Frau Ministerin. Leider haben
ie eine kleinere, unbedeutendere Partei an Ihrer Seite,
it der ich mich jetzt ein bisschen auseinandersetzen
öchte: die CSU.

Ich hatte gestern das Glück, Herrn Huber zuhören zu
önnen.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Was ist denn daran ein Glück?)


s war interessant, was Herr Huber hier gesagt hat. Herr
uber sprach auf einmal – hört, hört – von einer Mutter,
ie alleinerziehend ist und zwei Kinder hat. Da habe ich
ufgehorcht. Das gibt es im Familienbild der CSU doch
igentlich gar nicht. Beckstein fordert im Übrigen mehr
eld für Hartz-IV-Kinder. Aber es ist Wahlkampf, und in

iner Woche ist Wahl. Da erkennt auch die CSU: Nicht
edes Kind kommt mit einem goldenen Löffel im Mund
uf die Welt. In dieser Analyse sind wir uns einig. Es
ibt tatsächlich Kinder, bei denen wir eingreifen müssen,
ei denen der Staat etwas tun muss. Jetzt stellt sich nur
och die Frage: Was ist zu tun?

Da muss ich Ihnen, die Sie regieren, sagen: Wir glau-
en, dass Sie hier auf dem falschen Dampfer sind.


(Beifall bei der FDP)


enn was machen Sie? Sie ziehen den Familien zu-
ächst das Geld aus der Tasche, schicken es durch einen
igantischen Umverteilungsmechanismus und geben es
ann großgönnerhaft aus. Ich stimme zu: Eine Erhö-
ung des Kindergeldes um 10 Euro ist gut. – Man kann
ennoch darüber diskutieren; denn Sie haben in den letz-
en drei Jahren dafür gesorgt, dass eine durchschnittliche
ierköpfige Familie im letzten Jahr 1 600 Euro weniger
ur Verfügung hatte, weil Sie den Familien das Geld mit
ilfe von 19 Steuererhöhungen aus der Tasche gezogen
aben. Auch das muss an dieser Stelle ganz klar gesagt
erden.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Miriam Gruß
Sie haben die Mehrwertsteuer erhöht und damit gerade
die Familien belastet, die Sie jetzt durch eine Kinder-
gelderhöhung entlasten wollen. Das ist ganz offensicht-
lich Wahlkampfgetöse. Heute, eine Woche vor der Land-
tagswahl in Bayern, fordert dies auch Frau Stewens. Oh
Wunder!

Wir hingegen hatten im Vergleich zu allen anderen
Fraktionen hier im Bundestag schon immer das familien-
freundlichste Steuerkonzept,


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei Abgeordneten der SPD)


mit niedrigen, einfachen und gerechten Steuersätzen von
10, 25 und 35 Prozent, mit einem einheitlichen Steuer-
freibetrag in Höhe von 8 000 Euro – die Ministerin hat
das gerade noch einmal bestätigt – und einer besseren
steuerlichen Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten
in Höhe von 12 000 Euro, die Eltern wirkliche Wahlfrei-
heit ermöglicht. Wir sagen weder, dass alle Kinder in die
Krippe gesteckt werden müssen, noch, dass die drei Ks
weiter gelten sollen, die in weiten Teilen Bayerns nach
wie vor im Kopf verankert sind. Wir wollen Rahmenbe-
dingungen, die es den Familien ermöglichen, sich frei zu
entscheiden. Das ist mit unserem Steuerkonzept und un-
seren Auffassungen zur Kinderbetreuung möglich.


(Beifall bei der FDP)


Da ich gerade über die Steuererhöhungen gesprochen
habe, ist es mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass die
Große Koalition, insbesondere die CSU, auch einmal
Steuern gesenkt hat, und zwar bei der mechanischen
Aufstiegshilfe.


(Dirk Niebel [FDP]: Stimmt!)


Für diejenigen, die nicht aus Bayern kommen: Damit
sind die Lifte gemeint. Der Umsatzsteuersatz für Seil-
bahnfahrten ist von 19 Prozent auf 7 Prozent gesenkt
worden. Ich freue mich darüber; denn jetzt kommt der
Winter, und dann können Familien günstiger auf den
Berg fahren. Skifahren macht ja Spaß. Hier handelt es
sich um eine ganz bedeutende Steuer.


(Zuruf des Abg. Johannes Singhammer [CDU/ CSU])


– Herr Singhammer, wir sprechen uns nach dem 28. Sep-
tember wieder.


(Caren Marks [SPD]: Ist das eine Drohung oder ein Versprechen?)


– Das ist eine Drohung. Herr Singhammer sitzt deswe-
gen schon nur noch in der zweiten Reihe.


(Heiterkeit bei der FDP und der SPD)


An dieser Stelle sei gesagt: Einmal ist tatsächlich eine
Steuer gesenkt worden. Das muss man lobend anerken-
nen. Aber wenn ich an Berge denke, denke ich an etwas
ganz anderes – jetzt wird es wieder ernst –, nämlich an
den Schuldenberg Deutschlands. Jedes Kind, das heut-
zutage auf die Welt kommt, hat bereits 18 000 Euro
Schulden im Rucksack. Wenn wir auf die Berge fahren,
dann sollten wir bitte schön auch an den Schuldenberg

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(C (D enken und daran, dass Kinder auf Schuldenbergen nicht pielen und erst recht nicht lernen können. Vielen Dank. Für die SPD-Fraktion hat nun die Kollegin Christel umme das Wort. Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen! Die heutige De atte über den Familienhaushalt ist zweierlei: ein Auslick auf das, was wir noch zu tun haben – Frau Ministein, Sie haben gerade schon vieles genannt –, aber auch ine kleine Bilanz der Großen Koalition über die Politikelder, die wir gemeinsam zu verantworten haben. Als ilanz können wir feststellen: Wir haben zur Überra chung vieler einiges Gutes geschafft; das ist gar keine rage. (Beifall des Abg. Johannes Singhammer [CDU/CSU])


(Beifall bei der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617605000

(Beifall bei der SPD)

Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1617605100

Wir sind familienpolitisch endlich im 21. Jahrhundert
ngekommen, Herr Singhammer.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Singhammer ist da bestimmt noch nicht angekommen!)


ie Bedenkenträger von damals sind heute voll des Lo-
es; das betrifft auch Sie. Sie wissen, dass gerade die
ayerischen Väter Spitzenreiter sind, wenn es um die
eanspruchung der Vätermonate geht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Johannes Singhammer [CDU/ CSU]: Wir sind spitze, jawohl!)


ch denke, daran wird deutlich, dass moderne sozialde-
okratische Politik bei den Eltern sehr gut ankommt.
afür danke ich auch den beiden zuständigen Minis-

erien: Ihnen, Frau von der Leyen, aber auch Finanz-
inister Peer Steinbrück; denn er hat die finanziellen
oraussetzungen geschaffen, dass der Ausbau der Be-

reuungsmöglichkeiten für unter Dreijährige jetzt tat-
ächlich realisiert werden kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


r hat 4 Milliarden Euro und darüber hinaus Mittel für
ine dauerhafte Förderung zur Verfügung gestellt. Dafür
anken wir Ihnen recht herzlich.


(Ilse Falk [CDU/CSU]: Das hat das Parlament entschieden, Frau Kollegin! – Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was für einen Pakt haben Sie eigentlich mit den Ländern geschlossen? Das wüssten wir gerne einmal! Sagen Sie dazu doch auch einmal etwas!)


Was haben wir erreicht? Was die Zielformulierung
ngeht, waren wir uns eigentlich immer einig. Wir woll-






(A) )



(B) )


Christel Humme
ten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf; hier gab
es überhaupt keinen Dissens.


(Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was sagen denn die Länder dazu? Geben die auch mehr aus?)


Über den Weg dorthin waren wir uns aber nicht immer
einig – das muss man ehrlicherweise sagen –, und hin-
sichtlich der Interpretation, was unter echter Wahlfrei-
heit zu verstehen ist, waren wir uns auch nicht einig.

In dieser Woche wurde eine Untersuchung des Al-
lensbach-Instituts veröffentlicht. Daraus ging ganz klar
hervor, dass zwei Drittel der Frauen immer noch meinen,
das Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei
nicht gelöst, weil die Länder nicht für genug Betreu-
ungsplätze gesorgt hätten. 97 Prozent der Frauen – diese
Zahl finde ich besonders erstaunlich – sind der Auffas-
sung, dass die Betriebe zu wenig für familienfreundliche
Arbeitsbedingungen tun. Solange diese Zahlen im Raum
stehen und solange es Untersuchungen gibt, die zu sol-
chen Ergebnissen kommen, glaube ich, dass für Mütter,
die berufstätig sein wollen, noch keine echte Wahlfrei-
heit besteht. Hier müssen wir mehr tun. Wir Sozialdemo-
kraten werden unsere Ziele in diesem Bereich weiter
verfolgen.


(Beifall bei der SPD)


In der nächsten Woche – Gott sei Dank schon so früh –
entscheiden wir über das Kinderfördergesetz, mit dem
wir einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz be-
gründen werden.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Dann geht es übrigens auch um das Betreuungsgeld!)


Ich freue mich darauf. Die Länder werden aufgefordert,
Tempo zu machen und mehr Betreuungsplätze anzubie-
ten; das wird die gute Botschaft der nächsten Woche
sein, und das ist wichtig. Wir müssen schneller werden,
und zwar nicht nur, um unser Ziel der Vereinbarkeit von
Familie und Beruf zu erreichen, sondern auch, weil die
Bildungschancen unserer Kinder verbessert werden
müssen.


(Beifall bei der SPD)


Liebe Kollegen und Kolleginnen, der Mehrheit der
Familien in Deutschland geht es gut;


(Otto Fricke [FDP]: Ja! So kann man das sagen! Das ist eine ehrliche Aussage!)


ich glaube, das ist zweifelsfrei der Fall. Es gibt aber auch
Familien, die vom Armutsrisiko bedroht sind. Ich bin
froh, dass wir den Kinderzuschlag in der übernächsten
Woche, am 1. Oktober, in Kraft treten lassen. Ich hoffe,
dass es uns gemeinsam gelingt, auch die Verbesserungen
beim Wohngeld ab dem 1. Oktober in Kraft treten zu las-
sen.


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Haben wir das denn überhaupt schon beschlossen?)


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(C (D rau Ministerin, ich gebe Ihnen vollkommen recht: Mit iesen Instrumenten erreichen wir 250 000 Kinder und hre Eltern. Vor allen Dingen – das ist mir wichtig – weren wir damit Mehrkindfamilien erreichen; das ist gut o. Ich glaube, im Zusammenhang mit den Leistungen ür Familien müssen wir ab Mitte Oktober auch über das xistenzminimum sprechen. Ich verhehle nicht: Auch ch bin dafür, dass wir das Kindergeld erhöhen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Ole Schröder [CDU/ CSU]: Das ist doch schon mal ein Fortschritt!)


ch mache mir allerdings Gedanken darüber, welche Fol-
en es hat, wenn wir eine breitere Staffelung vornehmen
nd für diesen Bereich noch mehr Geld ausgeben. Eine
reitere Staffelung bedeutet keine breitere Familienför-
erung. Wir wissen ganz genau, dass 90 Prozent der Fa-
ilien ein bis zwei Kinder haben und – mehr noch –

ass 94 Prozent der Alleinerziehenden ein bis zwei Kin-
er haben. Ich bin der Meinung, dass wir das Kindergeld
rhöhen sollten. Eine breitere Staffelung lehne ich aller-
ings ab, weil sie in der Breitenwirkung keinen Erfolg
at.


(Beifall bei der SPD)


Ich bin dezidiert der Auffassung, dass unser Fami-
ienleistungssystem in seiner derzeitigen Ausgestaltung
ozial ungerecht ist. Ich halte es für nicht richtig, dass
ie Familien, die ein hohes Einkommen oder sogar ein
pitzeneinkommen haben, monatlich 230 Euro pro Kind
rhalten,


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Darum geht es doch gar nicht!)


lso 76 Euro mehr als die Familien, die über ein niedri-
es oder mittleres Einkommen verfügen; sie bekommen
erzeit monatlich 154 Euro pro Kind.


(Beifall bei der SPD – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: So einfach kann man das nicht sagen! So ist das nicht richtig!)


ch bin dezidiert der Meinung – diese Auffassung teile
ch mit meiner Fraktion und meiner Partei –, dass dem
taat jedes Kind gleich viel wert sein muss.


(Beifall bei der SPD)


as verstehen wir unter sozialer Gerechtigkeit. Darum,
rau Ministerin, werden wir an dieser Stelle noch heftig
iteinander streiten müssen.

Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen, unbestritten ist:
ie beste Armutsprävention sind nicht Transferleistun-
en, auch nicht das Kindergeld. Die beste Armutsprä-
ention kann nur die Beschäftigung der Eltern sein. Im
ritten Armuts- und Reichtumsbericht wurde deutlich,
ass das Armutsrisiko dann, wenn ein Elternteil beschäf-
igt ist oder wenn sogar beide Elternteile beschäftigt
ind, auf 4 Prozent sinkt. Daher müssen wir uns damit
eschäftigen, folgende Aufgaben zu lösen: Wir müssen
rreichen, dass die Frauenerwerbsquote endlich auf
uropäisches Niveau steigt. Wir müssen erreichen, dass






(A) )



(B) )


Christel Humme
wir gleichen Lohn für gleiche Arbeit bei Frauen und
Männern haben. Wir müssen natürlich auch erreichen,
dass wir uns bei den Minijobs bewegen.

Wer sich die Statistiken genau anschaut, der stellt fest,
dass die Personen, die vorrangig über ein Einkommen
aufgrund einer geringfügigen Beschäftigung oder auf-
grund eines Minijobs verfügen, zu 67,5 Prozent Frauen
sind. Deshalb ist es unbedingt geboten, die Wochenstun-
denzahl auf 15 zu fixieren. Auch das ist ein Beitrag zu
einem Mindestlohn. Besser für Frauen ist natürlich ein
gesetzlicher Mindestlohn; denn ich weiß, dass die meis-
ten Frauen in Branchen beschäftigt sind, in denen es
keine tarifliche Bindung gibt. Deshalb nützt es auch
nichts, wenn die Kanzlerin fordert, dass Tarifpolitik vor-
gehen soll. In diesem Bereich müssen wir unbedingt et-
was tun.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen, ich habe mich
sehr stark für das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz
eingesetzt. Ich bin sehr froh, dass wir dieses Gesetz seit
dem Jahr 2006 haben. Dieses Gesetz gibt den Frauen die
Chance, sich für ihre Rechte – zum Beispiel gleichen
Lohn für gleiche Arbeit – einzusetzen und diese einzu-
klagen. Mir war es immer sehr wichtig, dass es eine
Antidiskriminierungsstelle gibt; denn diese soll die
Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit, die Meinungsbildung
zur Antidiskriminierung in der Öffentlichkeit, überneh-
men. Ich war immer der Meinung, dass diese Stelle fi-
nanziell und personell gut ausgestattet sein sollte. Trotz-
dem war ich über die vorgeschlagene Steigerung des
Haushaltsansatzes 2009 für die Antidiskriminierungs-
stelle – lange Zeit gefordert und erkämpft – sehr über-
rascht. 9 000 Euro wurden bisher für die Öffentlichkeits-
arbeit ausgegeben, 220 000 Euro sollen es im nächsten
Jahr sein. Das ist gut. Ich füge aber hinzu, dass dies ein
Geschmäckle hat; denn das Jahr 2009 ist ein Wahljahr.
Wir werden genau hinschauen, was mit den Geldern der
Antidiskriminierungsstelle gemacht wird. Das kann ich
Ihnen schon jetzt versprechen.

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz sowie das
Bundesgleichstellungsgesetz für den öffentlichen Dienst
haben deutlich gemacht, was wichtig ist, wenn man
Gleichstellung ernst meint. Wir brauchen unbedingt ge-
setzliche Regelungen; das ist die Überzeugung der So-
zialdemokratinnen und Sozialdemokraten. Wir brauchen
ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617605200

Frau Kollegin Humme, bitte achten Sie auf die Zeit!


Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1617605300

Wir brauchen eine Quotierung, wenn es darum geht,

Aufsichtsratssitze mit Frauen zu besetzen. Außerdem
brauchen wir gesetzliche Mindestlöhne. Das ist unver-
zichtbar.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Dann müsst ihr den GrünenAnträgen zustimmen! Dann habt ihr das alles!)


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(C (D ir können den Frauen an dieser Stelle versprechen, ass das auf der sozialdemokratischen Agenda bleibt. Schönen Dank. Für die Fraktion Die Linke hat nun der Kollege oland Claus das Wort. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Wir reden hier über das Geld des Bundes für Failie, Senioren, Frauen und Jugend, über einen Etat, der ns von der Wiege bis zur Bahre begleitet, also gewisermaßen über einen Allgenerationenetat. Dafür sind im undeshaushalt 6 Milliarden Euro eingestellt; das ent pricht 2 Prozent des Gesamtetats. Zum Vergleich: Der ilitäretat ist fünf Mal größer. Von 100 Euro Steuergeld ahlen wir 2 Euro für Familien, Rentner, Kinder und Juendliche, aber 10 Euro für Militärausgaben. – Selbsterständlich ist auch uns klar, dass nicht alles, worum es ier geht, vom Bund zu finanzieren ist. Wir sind aber der uffassung, dass Zukunft so nicht gelingen kann, weil ie Zustände in Deutschland nicht so sind, wie Sie sie eschrieben haben, Frau Ministerin. inder zu haben ist ein Armutsrisiko. Wir wollen, dass ich das ändert. Wir reden vor allem von einer besseren Kinderbetreung als soziale und bildungspolitische Herausforderung. rau Ministerin, Sie haben hier gewiss eine Diskussion ngestoßen, und das geht auch in Ordnung. Die realen rgebnisse aber sind nicht besonders. Frau Ministerin, emessen am Familienbild der CSU sind Sie wahrcheinlich eine Revolutionärin. Gemessen an zukunftsrientierter Familienpolitik in Sachen Kinderbetreuung ind Sie aber in hohem Maße versetzungsgefährdet. (Beifall bei der LINKEN – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Was sind dann Sie?)


(Beifall bei der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617605400

(Beifall bei der LINKEN)

Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617605500

(Beifall bei der LINKEN)


Wir müssen auch über eine dringend notwendige
achholentwicklung im Westen reden. Es gibt eine nicht
inzunehmende Spaltung: Wir haben im Westen die Ar-
eitsplätze, aber keine Kitas, und wir haben im Osten die
itas und keine Arbeit. Wir wollen, dass sich das ändert
nd nicht so bleibt. Dafür müssten Sie aber etwas ande-
es tun, als Sie mit diesem Etat jetzt vorhaben.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn wir Zukunft gestalten wollen, dann brauchen
ir eine neue Verbindung von Lernen, Erwerbsarbeit
nd sozialer Sicherung, und das von Kindheit an. Ich er-
ebe auch bei Unternehmensbesuchen immer mehr, dass
ich die Geschäftsführungen mangels kommunaler An-
ebote inzwischen wieder selbst helfen und Betriebskin-
ergärten einrichten. So gesehen werden die heute als
eiche Standortfaktoren beschriebenen Kitas, Kinderbe-






(A) )



(B) )


Roland Claus
treuungseinrichtungen irgendwann die harten Standort-
faktoren sein.

Natürlich müssen wir auch über Kinderarmut in ei-
nem reichen Land reden. Die Tendenz ist leider steigend.
Das ist das Ergebnis Ihrer Arbeitsmarkt- und Niedrig-
lohnpolitik. Ich finde es sehr charmant, wenn die Redne-
rinnen und Redner der SPD hier den gesetzlichen Min-
destlohn einfordern. Ich muss Sie daran erinnern: Es gibt
in diesem Bundestag eine parlamentarische Mehrheit für
den Mindestlohn. Fassen Sie sich ein Herz, und bringen
Sie das ein!


(Beifall bei der LINKEN)


Wir haben zu konstatieren, dass 1965 nur jedes
75. Kind Sozialhilfe erhielt, während es 2007 jedes
sechste Kind war, im Osten sogar jedes Vierte. Armut,
die sich in den Gesichtern von Kindern widerspiegelt,
muss uns doch zu Veränderungen in unserer Politik ver-
anlassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will noch ein paar Worte zu den Programmen im
Kampf gegen den Rechtsextremismus sagen. Vor zwei
Jahren haben wir intensiv darüber gestritten, als diese
zunächst abgewickelt werden sollten. Sie haben Ihre
Position dann korrigiert, und die Programme werden
fortgesetzt.


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Das steht so im Koalitionsvertrag!)


Allerdings hat sich die Ministerialverwaltung nach die-
ser Entscheidung gerächt und den Zugang für Projektträ-
ger erheblich erschwert. In einer Situation, in der in die-
sem Lande der Rechtsextremismus als gesellschaftliche
Bedrohung nicht etwa zurückgeht, sondern anwächst,
brauchen wir diese Initiativen, Vereine und Projektträ-
ger. Wir sollten ihnen auch von dieser Stelle aus herzlich
für die Arbeit danken, die sie leisten.


(Beifall bei der LINKEN)


Rechtsextremisten versuchen inzwischen, immer jün-
gere Menschen zu erreichen. Ein Mangel an historischer
Bildung und soziale Notlagen wirken bei ihrem Agieren
begünstigend.

Die Fraktion Die Linke wird auch in diesem Jahr eine
ganze Reihe von Forderungen zur Veränderung des Etats
einbringen. Das gilt gerade für den Bereich Familien und
Jugendliche. Diese Forderungen sind uns teuer. Deren
Umsetzung kostet nicht etwa 150 Milliarden Euro, wie
hier immer gesagt wird. Im vergangenen Jahr haben wir
Mehrausgaben in Höhe von 28 Millionen Euro vorge-
schlagen, die gedeckt waren. Davon entfiel etwa die
Hälfte auf diesen Bereich. Wir wollen uns auch weiter-
hin an dem Grundsatz orientieren: Den Kindern soll es
einmal besser gehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Frau Ministerin, insgesamt muss ich feststellen: Ihr
Etat für das Jahr 2009 zeigt die gleichen Merkmale wie
der Etat des Bundes insgesamt. Sie verzichten auf eine
notwendige politische Gestaltung. Er ist der kleinste ge-

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(C (D einsame Nenner der Großen Koalition. So geht Zuunft nicht, aber es geht immer auch anders. Deshalb ietet die Fraktion Die Linke hier auch zahlreiche Alterativen an. Die Kollegin Ekin Deligöz von der Fraktion Bünd is 90/Die Grünen ist die nächste Rednerin. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir eden jetzt über einen Zukunftshaushalt und darüber, ass die Familien die Zukunft dieses Landes sind. (Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Sehr gut! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das stimmt!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617605600
Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617605700

eider muss ich nach den Reden – auch der von Ihnen,
rau Ministerin – aber sagen, dass Sie hier Erfolge fei-
rn, die keine sind.

Zukunft fängt heute an. Sie verschieben die Lösung
egenwärtiger Probleme in die Zukunft. Das sind keine
ösungsvorschläge, die wir jetzt umsetzen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich nenne Ihnen dazu ein paar Beispiele:

Beispiel Nummer eins: Vereinbarkeit von Beruf
nd Familie. Sie sagen, Sie haben mit dem Ausbau der
inderbetreuung hier eine ganze Menge erreicht.
leichzeitig sagen Sie aber, der Rechtsanspruch kommt

rühestens 2013.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Bundesbetreuungsgesetz!)


eine Tochter, die jetzt ein Jahr alt ist, wird im
ahr 2013 bereits in der Schule sein. Wir brauchen die
inderbetreuung jetzt und nicht irgendwann in der Zu-
unft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Was haben Sie denn während der rot-grünen Regierung dazu geleistet?)


Wir brauchen Ganztagsplätze. In Bayern wird ein
roßteil der Kindergärten – wir reden noch nicht über
inderkrippen – innerhalb der nächsten halben Stunde

chließen. Glauben Sie, dass dort auch nur eine Teilzeit-
rwerbstätigkeit möglich wäre, die zu fördern eigentlich
ine Intention des Elterngelds gewesen ist?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Abg. Johannes Singhammer [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Herr Singhammer.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617605800

Ich bin immer ganz gerührt, wenn die Handhabung

er Geschäftsführung durch Redner und Zwischenrufer
ozusagen gleich selbst in die Hand genommen wird,






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
aber ich stelle fest, dass es ein Interesse an einer Zwi-
schenfrage des Kollegen Singhammer gibt, der hiermit
das Wort erhält. Bitte schön.


Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1617605900

Herzlichen Dank, Herr Präsident. – Frau Kollegin

Deligöz, Sie haben gerade die Situation in Bayern ange-
sprochen und erwähnt, die Kindergärten würden in der
nächsten halben Stunde schließen. Das wäre gegen
11.35 Uhr. Sie haben damit auch auf die Diskussion über
Kindergerechtigkeit und die Erwerbstätigkeit der Frauen
hingewiesen.

Ist Ihnen bekannt, dass die Erwerbstätigkeit der
Frauen in Bayern bei 67 Prozent und damit weit über
dem Bundesdurchschnitt liegt? Ist das nicht auch ein
Zeichen dafür, dass wir gerade in Bayern mit der Verein-
barkeit von Familie und Beruf schon ziemlich weit ge-
kommen sind?


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617606000

Herr Singhammer, ich finde es sehr schön, dass Sie

ausgerechnet dieses Beispiel bringen. Mir ist die Zahl
von 67 Prozent durchaus bekannt. Aber lesen Sie dazu
die Analyse verschiedener Gewerkschaften! Daraus er-
gibt sich, dass gerade in Bayern ein sehr großer Anteil
von Frauen erstens in Teilzeit und zweitens in schlecht-
bezahlten Dienstleistungsberufen arbeitet. Das ist die
Realität der Frauen. Dagegen werden Sie in gutbezahlten
Ganztagsjobs in Bayern immer weniger Frauen finden,
weil die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in diesem
Bereich überhaupt nicht gewährleistet ist.

Ihre Ministerin Stewens, die damals ein Kinderbe-
treuungsgesetz durchgesetzt hat, hat seinerzeit gesagt: In
Bayern müssen wir anfangen, die Betriebswirtschaftlich-
keit in die Kindergärten hineinzutragen, denn dort gibt
es noch Sparpotenziale. – Das ist die bayerische Politik
für Familien und Kinder.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617606100

Nun möchte die Kollegin Schmidt eine weitere Zwi-

schenfrage stellen. Bitte schön.


Renate Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1617606200

Frau Kollegin, ist Ihnen auch bekannt, dass die hohe

Frauenerwerbstätigenquote, die es in Bayern zweifels-
ohne gibt, vor allen Dingen daraus resultiert, dass dort
ein überproportional hoher Anteil von Frauen bereits
zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr erwerbstätig ist,
also keine weiterführende Ausbildung hat und nicht stu-
diert? Betrachten Sie das als Vorteil?


(Jörg Tauss [SPD]: Sicher nicht!)



Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617606300

Frau Kollegin Schmidt, Sie haben in der Tat recht.

Genau das bestätigt die These, dass ein Großteil der
Frauen in Bayern in schlechtbezahlten und unqualifizier-
ten Jobs in Teilzeit beschäftigt ist. Das ist aber nicht die

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(C (D ichtige Antwort in der heutigen Situation, in der es eien Fachkräftemangel gibt und sich Frauen von ihrem erdienst sehr wohl selbst ernähren wollen und dies oftals auch müssen. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Können Sie auch sagen, wie das im Ruhrgebiet ist? – Ernst Burgbacher [FDP]: Wir sind hier aber im Bund!)


Wir reden gerade über Bayern.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Ich habe gar nicht gewusst, dass Sie für den Bayerischen Landtag kandidieren!)


Sie können sich zu einer Zwischenfrage melden, die
ch dann gerne beantworte.

Ja, Frau Schmidt, Sie haben recht. Ich hoffe, das ist
uch bei Herrn Singhammer so angekommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Jetzt komme ich zum Beispiel Nummer zwei: die
ualität der Kinderbetreuung. Sie alle reden über die
ualität der Kinderbetreuung, und auch die Frau Kanz-

erin hat warme Worte für die Erzieherinnen gefunden.
leichzeitig findet sich in Ihren Vorhaben rein gar nichts

ur Qualitätssteigerung. Wo sind Ihre Vorschläge zu
inem Qualitätssiegel? Wo ist die Aufwertung der Erzie-
erinnenausbildung? Wo sind verbindliche Grundstan-
ards für die Erzieherinnenausbildung und die Tages-
flegepersonen? Nichts davon steht hier drin.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ber Sie sagen: Wir machen ein Onlineportal. – Ein On-
ineportal als Weiterbildungsmaßnahme von Erzieherin-
en, ich bitte Sie. Wenn die Qualifizierung von Men-
chen, die mit Menschen arbeiten, online stattfinden
önnte, dann könnte die Medizinerausbildung in Zu-
unft um einiges billiger gestaltet werden. Sie glauben
och wohl selber nicht, dass ein Onlineportal ein wirksa-
es Instrument zur Qualifizierung von Erzieherinnen

st.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aber kommen wir zu den Familienleistungen. Sie
aben kurz vorgetragen, warum alle anderen Ideen jen-
eits Ihrer Ideen die falschen sind. Um die Familienleis-
ungen zielgenauer neu zu gestalten, haben Sie viele

illionen Euro ausgegeben und viele Wissenschaftler
ineinhalb Jahre damit beschäftigt, das Ganze zu analy-
ieren. Wir wussten auch schon vorher, dass die Fami-
ienleistungen heute unübersichtlich, uneffektiv und un-
ffizient sind. Jetzt, eineinhalb Jahre später, wissen wir:
ie Familienleistungen sind uneffektiv, uneffizient und
nübersichtlich. Was ist der qualitative Gewinn aus den
illionen, die Sie für dieses Kompetenzzentrum ausge-

eben haben? Nichts, rein gar nichts,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


bgesehen von der Tatsache, dass Sie nun sagen können,
ass alles, was in eine andere Richtung geht, nur falsch
ein kann.






(A) )



(B) )


Ekin Deligöz
Sie wissen sehr wohl, dass es auch anders gehen
kann. Ich glaube aber, dass Sie sich nicht trauen, bei-
spielsweise die Eheförderung abzuschaffen, erst recht
nicht im bayerischen Wahlkampf; denn es geht darum,
Ideologien zu verteidigen, die nicht die Ihrigen sind,
wohl aber die Ihrer Partei.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sicherlich kann man das Kindergeld erhöhen. Dafür
gibt es gute Gründe. Aber was machen Sie? Diejenigen,
die mehr als 60 000 Euro im Jahr verdienen und den
Steuerfreibetrag nutzen können, bekommen mehr als
diejenigen, die weniger verdienen. Diejenigen, die gar
nichts verdienen, die am unteren Ende sind, die von Ar-
mut betroffen sind, also die ALG-II-Bezieher, gehen leer
aus. Wir brauchen keine neuen Studien und keine neuen
Expertisen. Wir wissen, dass die Sätze zu niedrig sind.
Wir brauchen keine neuen Erkenntnisse; denn die Fakten
sind uns bekannt. Wir müssen endlich handeln, und zwar
nicht nach dem Gießkannenprinzip. Wir müssen Armut
bekämpfen und dürfen nicht Almosen in diesem Land
verteilen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Ministerin, Sie verschieben die Lösungen der
Probleme unserer Zeit auf die Zukunft. Sie sind auch
Ministerin für Frauen und Senioren. Dazu haben wir in
Ihrer Rede leider gar nichts gehört; das fand nicht statt.
Bei Ihnen kommen Frauen leider nur als Mütter vor. Ich
finde es falsch, dass ausgerechnet Sie diese Reduktion
vornehmen. Die Grünen haben mehr als einen Antrag
zur Frauenpolitik eingebracht. Ich erwarte von Ihnen
demnächst eine frauenpolitische Rede. Die Vorlagen
dazu liefern wir Ihnen gerne.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617606400

Dr. Ole Schröder ist der nächste Redner für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1617606500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die Familienpolitik hat sich mit Kanzlerin
Merkel und Familienministerin von der Leyen zum
wichtigsten Politikfeld innerhalb dieser Regierung ent-
wickelt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Ju-
gend wird in den nächsten Jahren noch an Bedeutung ge-
winnen; denn die Herausforderungen der demografi-
schen Entwicklung sind enorm. Wir sind gefordert, in
unserer Politik noch mehr Rücksicht auf die älteren
Menschen zu nehmen. Wir sind gefordert, noch mehr für
Familien mit Kindern zu tun, damit sich gerade junge
Menschen dazu entschließen können, ihren Kinder-
wunsch zu realisieren. Wir sind gefordert, mit unserer
Kinder- und Jugendpolitik allen Jugendlichen eine Per-

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(C (D pektive zu geben, sodass niemand zurückbleibt, insbeondere nicht benachteiligte Jugendliche wie Jugendlihe mit Migrationshintergrund oder Jugendliche, die ich in linksoder rechtsradikale Gruppen verirrt haben. (Jörg Tauss [SPD]: Deswegen Familienpolitik nicht nur für Reiche!)


Der Staat muss alles dafür tun, damit Kinder und Ju-
endliche nicht auf die schiefe Bahn geraten. Wir Christ-
emokraten wissen aber auch, dass der Staat die Eltern
icht ersetzen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ir wehren uns deshalb gegen staatliche Bevormun-
ung. Wo Kinder am besten aufgehoben sind, wer für
as Familieneinkommen sorgt, das ist in erster Linie
ine private Entscheidung der Familie. Den Familien
ahlfreiheit zu geben, die sie brauchen, um ihre beruf-

ichen Ziele und ihre Familienplanung unter einen Hut
u bringen, ist unser Anliegen.

Die Lebenswirklichkeit junger Familien sieht heute
nders aus als vor Jahrzehnten. Heute sind die meisten
amilien auf zwei Erwerbseinkommen angewiesen.
unge Frauen sind heute genauso gut, wenn nicht sogar
esser ausgebildet als junge Männer. Familien zu stär-
en, bedeutet deshalb, junge Paare von dem Zwang zu
efreien, sich zu entscheiden: entweder Beruf oder Fa-
ilie. Die niedrigen Geburtenraten in den vergangenen

ahren zeigen uns: Wenn es nur ein Entweder-oder und
ein Sowohl-als-auch gibt, dann ist es häufig der Kin-
erwunsch, der am Ende auf der Strecke bleibt.

Den traditionellen Wert Familie können wir nur be-
ahren, wenn wir Familie auf moderne Art und Weise
nterstützen. Deshalb treiben wir die Kinderbetreuung
ie keine andere Regierung zuvor voran. Ab 2013 wird

s einen Anspruch auf Kinderbetreuung auch für die
in- bis Dreijährigen geben. Diejenigen, die dies nicht in
nspruch nehmen, haben einen Anspruch auf Betreu-
ngsgeld. Die Wahl liegt bei den Eltern.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ls Bund haben wir die haushalterische Grundlage dafür
eschaffen. Jetzt liegt es an den Kommunen und Län-
ern, dieses Programm möglichst zügig voranzubringen.

Zur Wahlfreiheit gehört vor allen Dingen die direkte
inanzielle Unterstützung der Familien. Deshalb setzen
ir als Koalition hier einen wichtigen Akzent. Es ist sel-

en, dass ein Haushälter sich darüber freut, dass die An-
ätze steigen, also mehr Geld ausgegeben wird. Ein Bei-
piel, bei dem das aber der Fall ist, ist das Elterngeld.
ie Geburtenrate ist leicht angestiegen, auch die Väter-
onate werden hervorragend angenommen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


eshalb ist das Elterngeld mit 4,175 Milliarden Euro hö-
er veranschlagt, als ursprünglich geplant; es sind
25 Millionen Euro mehr.

Einen weiteren Schwerpunkt haben wir in diesem
ahr auf den Kinderzuschlag gelegt. Die Ausgaben für
en Kinderzuschlag werden im Haushalt 2009 ebenfalls






(A) )



(B) )


Dr. Ole Schröder
erheblich aufgestockt. Für das Jahr 2008 waren es noch
150 Millionen Euro, und jetzt planen wir mit
362 Millionen Euro. Mit der Absenkung der Einkom-
mensgrenzen und der Anrechnungsquote sowie der Ent-
fristung des Kinderzuschlages weiten wir den Empfän-
gerkreis erheblich aus. Wir holen einkommensschwache
Familien aus der Sozialhilfe heraus. Vor allen Dingen
schaffen wir Anreize, das Einkommen durch Erwerbstä-
tigkeit zu verdienen. Es ist der beste Schutz gegen Kin-
derarmut, wenn die Familien ihr Einkommen selbst ver-
dienen können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die zentrale familienpolitische Leistung, um Familien
finanziell zu unterstützen, ist nach wie vor das Kinder-
geld. Es wundert mich schon, dass ausgerechnet die po-
litischen Kreise, die ständig insbesondere höhere Sozial-
hilfe fordern, den Eltern, die Kindergeld bekommen,
unterstellen, dass dieses Kindergeld für Schnaps, Ziga-
retten und andere Dinge ausgegeben wird, aber nicht für
die Kinder.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Diejenigen, die so etwas sagen, verkennen komplett die
Familienrealität in Deutschland, dass sich eben die meis-
ten Familien für ihre Kinder lang machen und für sie bis
an die Grenzen des Möglichen gehen. Deshalb ist es
richtig, dass wir als Koalition uns darauf verständigt ha-
ben, auf der Basis des kommenden Existenzminimums-
berichts eine Erhöhung des Kindergeldes vorzunehmen.
Hieran dürfen wir nicht rütteln, denn – die Ministerin hat
es gesagt – die Kosten für die Familien sind erheblich
angestiegen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Jeder muss wissen, dass der in die Diskussion einge-
brachte Wechsel vom heutigen Freibetrag zu einem
Grundfreibetrag bedeutet, dass alle Menschen mit Kin-
dern, die Steuern zahlen, in Zukunft mehr Steuern zahlen
müssen als heute. Das kann nicht im Ernst unser Ziel
sein.


(Abg. Nicolette Kressl [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Die Geburtenrate ist gestiegen. Darauf dürfen wir uns
aber nicht ausruhen. Ich freue mich auf gute Beratungen.
Die Familienministerin hat unsere Unterstützung, die
Unterstützung der Koalition,


(Otto Fricke [FDP]: Das müssen wir erst einmal feststellen! Da kommt noch eine Zwischenfrage!)


und wir sollten weiterhin wichtige Akzente in der Fami-
lienpolitik setzen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617606600

Es tut mir in der Seele weh, Frau Kollegin Kressl,

aber Zusatzfragen nach Ablauf der Redezeit sind selbst
bei großzügiger Interpretation der Geschäftsordnung
nicht möglich. Ihr Beitrag kann jetzt nur im Wege einer

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(C (D urzintervention erfolgen, bei der nach dem Sinn unseer Geschäftsordnung die Betonung auf der ersten Silbe iegt. Bitte schön, Frau Kollegin. Sehr geehrter Herr Präsident! Da ich mich auf eine wischenfrage eingerichtet hatte, wird die Kurzintervenion entsprechend sein. Herr Kollege, nachdem Sie gerade über die Umstelung von dem Kinderfreibetrag auf den Kindergrundfreietrag philosophiert und erklärt haben, dass dies alle Failien mit Kindern steuerlich schlechter stellen würde, ill ich hier klarstellen: Dies ist ausdrücklich nicht der all. Im Zweifel verteidigen Sie ausschließlich Familien it einem sehr hohen zu versteuernden Einkommen. as ist für uns eine Frage der Gerechtigkeit. Zur Erwiderung, Herr Kollege Schröder. (Jörg Tauss [SPD]: Ole, gib auf! Das war richtig! – Lachen bei der CDU/CSU)

Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1617606700

(Beifall bei der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617606800


Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1617606900

Frau Kollegin, das Problem des von Ihnen vorge-

chlagenen Systemwechsels ist doch: je mehr Kinder,
esto stärker die Auswirkung des Systemwechsels, und
war in negativer Art und Weise.


(Caren Marks [SPD]: Aber nur bei hohem Einkommen wie bei Frau von der Leyen!)


it jedem Kind steigt man bei der Besteuerung des ver-
ügbaren Einkommens in einen höheren Tarif auf. Es
ann doch wohl nicht ernsthaft sein, dass Sie Familien
it vielen Kindern höher besteuern wollen.


(Nicolette Kressl [SPD]: Das ist falsch!)


Wir sollten bei dem bewährten System bleiben. Wir
ehnen Steuererhöhungen für Familien mit vielen Kin-
ern strikt ab. Dieser Vorschlag wird sich in den Koali-
ionsverhandlungen hoffentlich nicht durchsetzen. Wir
ollen etwas für Familien mit Kindern tun. Deshalb ist
er Vorschlag der Familienministerin genau richtig, das
indergeld zu erhöhen. Dies würde sich gerade für Fa-
ilien mit mittleren Einkommen positiv auswirken.

Wir müssen uns überlegen, ob es nicht sinnvoll ist,
erade die Familien mit vielen Kindern dadurch zu ent-
asten – schließlich wollen wir sie nicht weiter belasten –,
ass wir ihnen ein höheres Kindergeld zur Verfügung
tellen, weil es diese Familien besonders schwer haben,
enn beide Eltern arbeiten. Die Kosten für Familien mit
indern sind entsprechend hoch. Deshalb ist Ihr Vor-

chlag familienfeindlich und strikt abzulehnen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617607000

Das Wort hat nun der Kollege Otto Fricke für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1617607100

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Wir können uns doch einfach auf Folgendes eini-
gen: Der SPD-Vorschlag – das hat die Ministerin richtig
festgestellt – sieht einen Kinderhöchstfreibetrag vor.
Nichts anderes ist es, das ist ganz einfach. Genau das
wollen Sie von der SPD einführen. Sie wollen an der ei-
nen Stelle kappen, um an der anderen Stelle mehr Geld
zur Verfügung zu stellen. Sie haben genau benannt, bei
wem Sie kappen wollen, nämlich bei den Leistungsträ-
gern, und Sie haben genau gesagt, wem Sie etwas geben
wollen. Damit ist das klar, das ist in Ordnung. Aber dann
sollten Sie das auch sagen und sich nicht hinter einem
Scheinwort verstecken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


So wie viele von uns bin ich letzthin von einer Wahl-
kampfreise aus Bayern zurückgekommen – keine Angst,
es kommt kein Wahlkampf – und wurde von meinem
Sohn mit folgenden Worten begrüßt: Papa, ich habe zum
ersten Mal Post von der Bundesrepublik Deutschland be-
kommen. Auch seine beiden Schwestern – die Jüngste
ist fünf Jahre alt – haben Post von der Bundesrepublik
Deutschland bekommen. – Das war kein familienfreund-
licher Willkommensgruß, Frau Ministerin. Das war
nichts anderes als ein Schreiben des Bundeszentralamtes
für Steuern mit folgendem Inhalt – die Anrede war an
eine Fünfjährige gerichtet, sie gilt übrigens auch für
Neugeborene –:

Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr,

das Bundeszentralamt für Steuern hat Ihnen die
Identifikationsnummer … zugeteilt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Kollege Fricke, Sie haben fünf Minuten! Jetzt kommen Sie mal zur Sache!)


Sie wird für steuerliche Zwecke verwendet und ist
lebenslang gültig. Sie werden daher gebeten, dieses
Schreiben aufzubewahren …

– Willkommen im Steuerland Deutschland, auf Wieder-
sehen zum Kinderland Deutschland, Frau Ministerin,
kann ich dazu nur sagen.


(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie ist für vieles verantwortlich, aber für dieses Schreiben nicht!)


– Auch für dieses Schreiben ist sie verantwortlich; denn
dieses Kabinett, bei dem im Moment kaum noch jemand
da ist – selbst das Kanzleramt und das Finanzministe-
rium sind nicht mehr vertreten –, hat die Voraussetzun-
gen für einen solchen Blödsinn geschaffen.

Meine Damen und Herren, es ist schon interessant:
Da man nun weiß, dass die Schulden von heute, auch die
Schulden, die Sie jetzt wieder machen werden, die Steu-
ern von morgen sind, sagt man: Wenn wir schon wissen,
dass wir morgen Steuern zahlen, dann wollen wir sehen,
dass die Kinder von heute möglichst schnell zu den Steu-
erzahlern von morgen gemacht werden. – Dieses Prinzip
steht inzwischen hinter Ihrer Politik.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Dann haben wir in der Vergangenheit immer über die ielen Familienleistungen geredet. Da stellt sich die rage, wie Familienleistungen definiert werden bzw. as familiennahe Leistungen sind. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Kommen Sie doch einmal zur Sache!)


Stellen Sie doch eine Zwischenfrage, wenn Sie wollen,
ass ich zu einer anderen Sache komme. – Das jeden-
alls, was da kommen sollte, kam nicht. Es kam keine
valuierung der Familienleistungen, im Gegenteil.
as, was kam, war ein Arbeitsbericht „Zukunft für Fa-
ilie“ vom Kompetenzzentrum für familienbezogene
eistungen. Dann denkt doch jeder hier – auch der Kol-

ege Kampeter hat das gedacht, wenn er ehrlich ist –,
ass evaluiert und beschrieben wird, was gut und was
chlecht ist. Ich hätte auch sagen können: was schlecht
nd was noch schlechter ist. Aber welche Antworten er-
alten wir? Wir erhalten als Antwort nur den Hinweis,
n welcher Stelle man mehr Leistungen braucht. Alle
eistungen sind richtig, alles läuft toll, und eigentlich
üssen wir nur noch ein bisschen mehr haben. Dann
ird gesagt: Okay, mehr Geld, eine größere Väterkom-
onente beim Elterngeld, mehr Kinderzuschlag, mehr
indergeld und mehr familienunterstützende Dienstleis-

ungen. – Das Ganze am besten noch mit den Ländern
usammen und möglichst außerhalb der Bundeskompe-
enz. Das Ergebnis dieses Berichtes ist doch, dass die
oalition der Meinung ist, sparen für Kinder sei nicht
otwendig. Genau das ist der Irrweg, den Sie nach mei-
er Meinung und der Meinung der FDP-Fraktion be-
chreiten. Anstatt zu schauen, an welcher Stelle Geld bei
indern überhaupt noch ankommt, sagen Sie, die Haupt-

ache sei, irgendjemandem Geld zu zahlen, damit Sie be-
egen können, eine gewisse Leistung erbracht zu haben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Kollege Fricke, die Schlussrunde ist morgen! Sagen Sie doch etwas zum Etat!)


b das Geld wirklich bei den Kindern ankommt, scheint
ie nicht wirklich zu interessieren.


(Beifall bei der FDP)


Wenn die Frage gestellt wird, wo wir kürzen wollen,
ann sage ich Ihnen: Es geht gar nicht darum, zu kürzen.
ch will wissen, welche Leistung von den Leistungsträ-
ern, die die Verantwortung tragen, nicht bei denjenigen
nkommt, die in unserer Gesellschaft schwach sind;
enn wenn ich weiß, welche Leistungen nicht ankom-
en, dann kann ich dafür sorgen, dass die finanziellen
ittel, die wir haben, dort ankommen, wo sie hingehö-

en, nämlich bei den Schwächsten unserer Gesellschaft.
as wäre eigentlich das Ziel, aber nicht immer nur neu

ufzuplustern.


(Beifall bei der FDP)


Es fällt überhaupt auf: Die ganze Debatte, die wir hier
ühren, verläuft nach dem Motto: Obwohl wir alle wis-
en, dass Geld alleine nicht glücklich macht, ist es doch
chön, wenn wir als Politiker möglichst viel Geld ver-
prechen. – Das kann es nicht sein. Diese komische
rientierung am Geld kennzeichnet auch die CSU in






(A) )



(B) )


Otto Fricke
Bayern. Sie scheint zu glauben, dass es richtige wäre,
den Wählern zu erklären, dass sie diese mit Geld glück-
lich macht. Das ist in den Debatten hier ähnlich.

Frau Ministerin, Sie haben mit Sicherheit den Artikel
in der Welt von Frau Siems gelesen. Ich kann ihr nur zu-
stimmen. Nie zuvor war Familienpolitik so ökonomis-
tisch, so sozialtechnokratisch wie zuzeiten der gegen-
wärtigen Großen Koalition.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist doch dummes Zeug, was Sie da vortragen!)


Dabei geht es doch um etwas ganz anderes. Es geht um
die Frage, was uns Kinder wert sind. Sie sind uns, so
glaube ich, unendlich viel wert; denn das, was von uns
allen bleiben wird, sind die Kinder. Sie sind unsere Zu-
kunft, und zugleich sind sie das Spiegelbild unseres ei-
genen Tuns im Hier und Heute. Für die Haushaltsbera-
tungen hoffe ich, dass es ein besseres Tun wird und dass
die Vorschläge besser werden als die, die bisher vorlie-
gen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das war sehr schlapp, Herr Kollege!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617607200

Ich erteile nun der Kollegin Caren Marks, SPD-Frak-

tion, das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Caren Marks (SPD):
Rede ID: ID1617607300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Ein chinesi-
sches Sprichwort sagt: Wenn der Wind der Veränderung
weht, versuchen einige Leute, Schutz zu bauen, und an-
dere Windmühlen. – Wir Sozialdemokratinnen und So-
zialdemokraten nutzen den Wind der Veränderung für
eine moderne und gerechte Kinder- und Familienpolitik.
Wir waren und sind die treibende Kraft, und das bereits
seit zehn Jahren in Regierungsverantwortung.


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Unter RotGrün ist gar nichts passiert!)


In Deutschland hat Bildung für Kinder frischen Wind
unter die Flügel bekommen. Die SPD hat ein erfolgrei-
ches Ganztagsschulprogramm aufgelegt und den Start-
schuss für den Ausbau der Kinderbetreuung gegeben.
Einige Gegnerinnen der Reformen von damals sind
heute glühende Befürworterinnen.


(Beifall bei der SPD)


Wir heißen alle herzlich Willkommen im Fanclub der
Krippen und Ganztagsschulen.


(Beifall bei der SPD)


In der Großen Koalition sind wir beim Ausbau der
Kinderbetreuung nochmals einen Riesenschritt vorange-
kommen. Zusammen mit den Ländern und Kommunen
haben wir uns darauf verständigt, das Betreuungsange-
bot für Kinder unter drei Jahren deutlich zu verbessern.

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(C (D amit es hierbei wirklich zu einer Verlässlichkeit für inder und Eltern kommt, führen wir den Rechtsnspruch auf einen Betreuungsplatz ab eins ein. Der und beteiligt sich bis 2013 mit insgesamt 4 Milliarden uro am Ausbau. Ein weiterer Erfolg ist die dauerhafte ährliche Beteiligung des Bundes an den Betriebskosten. as ist ein Novum, und es ist richtig. Das alles macht eutlich: Wir investieren in die Zukunft, in eine gute inderund Familienpolitik. Kitas machen fit für das Leben und auch fit für die chule. Dort lernen Kinder im wahrsten Sinne des Wor es spielend, und zwar miteinander und voneinander. ute Kita-Angebote von klein auf sind in skandinavi chen Ländern längst selbstverständlich. Es wurde öchste Zeit, dass wir an dieser Stelle wirklich aufholen. Neben dem Ausbau der Betreuungsplätze brauchen ir eine gezielte Qualitätsoffensive. Die SPD will vor llem Verbesserungen bei der Ausbildung der pädagogichen Fachkräfte und einen besseren Betreuungsschlüsel. ir freuen uns darüber, dass wir uns mit der Union daauf verständigt haben, die bewährten Strukturen der Fianzierung der Kinderbetreuung zu erhalten. Öffentliche elder für Kinderbetreuung sollen auch in Zukunft nicht ur Maximierung des Gewinns von privat-gewerblichen rägern eingesetzt werden. Gute Bildung für alle von nfang an ist ein zentraler Schlüssel für gesellschaftli he Teilhabe, für Aufstiegschancen und für Zukunftsperpektiven. Neben guter Bildung und Betreuung ist der SPD auch ie finanzielle Förderung von Familien wichtig. Wir haen den Kinderzuschlag eingeführt, und er hat sich beährt. Deshalb war es richtig und auch wichtig, dass wir hn in der Großen Koalition gemeinsam weiterentwickelt aben. Der Kinderzuschlag hilft gezielt Familien mit geingem Einkommen. Sie profitieren auch von der bereits eschlossenen Wohngelderhöhung, die nach bisheriem Stand am 1. Januar des nächsten Jahres in Kraft reten soll. Wir Familienpolitikerinnen und Familienolitiker der SPD setzen uns für ein Vorziehen der nstehenden Wohngelderhöhung ein. Mit der Kombinaion aus Kinderzuschlag und Wohngeld werden wir 50 000 Kinder erreichen, mehr als doppelt so viele wie isher. Das ist ein Erfolg. Familien mit Neugeborenen unterstützen wir zielgeichtet mit dem Elterngeld. Es ist Einkommensersatz für egfallendes Einkommen des betreuenden Elternteils. ereits anderthalb Jahre nach der Einführung können ir wirklich festhalten: Das von uns Sozialdemokratinen und Sozialdemokraten konzipierte und von der Groen Koalition umgesetzte Elterngeld ist ein Erfolgsmoell. Besonders freut mich die anwachsende Zahl der äter, die sich dank des Elterngeldes mehr Zeit für ihre inder nehmen – ein wichtiger Schritt zu mehr partner chaftlicher Aufgabenteilung und auch zu einer besseren ereinbarkeit von Familie und Beruf. Caren Marks Die bayerischen Väter können froh sein, dass wir uns gegen die „Wickelvolontariatskampagne“ durchgesetzt haben. Denn auch in Bayern werden die Partnermonate gut und gern in Anspruch genommen. Mittlerweile sind auch Sie stolz darauf. Das freut uns. Für die SPD ist es nicht wirklich überraschend, dass die Linksfraktion auch beim Thema Elterngeld rückwärtsgewandt ist. Sie wünschen sich das alte Erziehungsgeld zurück. Damit würden Sie, meine Damen und Herren von der Linksfraktion, vor allem Frauen mit geringem Einkommen und Empfängerinnen von Transferleistungen wirklich einen Bärendienst erweisen; denn das alte Erziehungsgeld hat einen langen Berufsausstieg von Müttern gefördert und Väter von der Elternzeit abgehalten. Dieser Ansatz passt zum verstaubten Familienbild Ihrer familienpolitischen Stimme aus dem Saarland, Ihrer Christa Müller. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP – Widerspruch bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die SPD hat in ihrer zehnjährigen Regierungsverant-
wortung bewiesen: Uns ist die finanzielle Unterstützung
für Familien wichtig. Dreimal haben wir, die SPD, das
Kindergeld erhöht, insgesamt um 37 Prozent. Die vierte
Erhöhung ist in Arbeit; darauf haben wir uns in der Gro-
ßen Koalition verständigt.

Über die langfristige Ausgestaltung gibt es allerdings
– das kam heute schon mehrfach zur Sprache – unter-
schiedliche Vorstellungen.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das stimmt!)


Wir wollen die Ungerechtigkeit beseitigen, die darin be-
steht, dass Familien mit höheren Einkommen über den
steuerlichen Kinderfreibetrag mehr Geld bekommen als
Familien mit geringeren Einkommen, die ausschließlich
Kindergeld erhalten. Deshalb begrüßen wir, dass hierzu
im Bundesfinanzministerium Lösungen erarbeitet wer-
den. Für uns gilt: Jedes Kind sollte dem Staat gleich viel
wert sein.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617607400

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Falk?


Caren Marks (SPD):
Rede ID: ID1617607500

Sofort, wenn ich den einen Gedanken noch zu Ende

gebracht habe, Frau Falk.
An dieser Stelle, Frau von der Leyen, würden wir uns

wirklich wünschen, Sie würden, statt mathematisch
mehr als fragwürdige Rechnereien beim Thema „Kin-
dergeld und Kindergrundfreibetrag“ anzustellen, Ihre
Hausaufgaben bei der Überprüfung der Effizienz der fa-
milienpolitischen Leistungen machen; da ist in der Tat
noch viel zu tun.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Frau Kollegin Marks, jetzt kann ich es Ihnen doch icht ersparen, Sie zu fragen, ob Sie sich darüber im Klaen sind, welchen Hintergrund die Systematik der steurlichen Entlastung eigentlich hat. Die Steuerfreibeträge und auch die Kinderfreibeträge ind keine originären familienpolitischen Leistungen nd stellen keine Förderung von Familien dar. Vielmehr rägt das dem Tatbestand Rechnung, dass der Staat beechtigt ist, Steuern einzuziehen, Einkommen mit Steurn zu belegen und das Steueraufkommen für Aufgaben ür die Allgemeinheit zu verwenden. Eine gemeinsame eschlusslage unserer Steuerpolitik lautet aber: Es ist in Teil des Einkommens von der Belegung mit Steuern reizustellen, weil er von vornherein einer anderen Aufabe zugeordnet ist und nicht noch ein zweites Mal eansprucht werden darf. Das sind zum Beispiel die Unerhaltsleistungen für Ehegatten. Das sind die Unteraltsleistungen und die Ausgaben für die Kinder. Wenn an sich das einmal klarmacht, dann wird deutlich, dass s um eine ganz bestimmte Summe geht, die dafür zur erfügung gestellt wird. (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das eigentlich eine Frage?)

Ilse Falk (CDU):
Rede ID: ID1617607600

Ja. Ich habe die Frage gestellt, ob sich die Kollegin
arüber im Klaren ist, dass die Steuersystematik so ist
nd deswegen der Weg, der jetzt offensichtlich über den
rundfreibetrag eingeschlagen wird, ein grundverkehr-

er ist.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darüber können Sie mal eine steuerpolitische Debatte führen!)



Caren Marks (SPD):
Rede ID: ID1617607700

Frau Falk, uns und auch mir persönlich ist die Steuer-

ystematik gut bekannt. Es freut mich, dass auch Sie be-
onnen haben, sich damit auseinanderzusetzen. Es gibt
ber auch bei der bestehenden Steuersystematik Spiel-
äume, etwaige Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Wir
aben vorhin schon deutlich gemacht, dass es darum
eht, die Ungerechtigkeit dort zu beseitigen, wo sehr gut
erdienende Eltern von diesem Freibetrag besonders
rofitieren.


(Otto Fricke [FDP]: Das sind die, die besonders viel Steuern zahlen!)


it dieser Ungerechtigkeit wollen wir aufräumen. Wir
ind auf einem guten Weg. Sie haben Ihre Position deut-
ich gemacht. Wir verfolgen einen anderen Ansatz.


(Beifall bei der SPD)


Wir werden weiter für frischen Wind nicht nur in der
inder- und Familienpolitik, sondern auch in der
leichstellungs-, Jugend- und Seniorenpolitik sorgen:

Wir stehen für eine aktive Gleichstellungspolitik.
ir wollen gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit und
ehr Frauen in Führungspositionen. Wir stehen für ei-

en gesetzlichen Mindestlohn; denn davon würden ins-
esondere Frauen profitieren.






(A) )



(B) )


Caren Marks
Wir als SPD stehen für eine Politik, die Kinder und
Jugendliche stark macht und beteiligt. Deshalb ist für
uns klar: Kinderrechte gehören ins Grundgesetz.

Die SPD steht dafür, die Potenziale des Alters zu er-
kennen. Die demografische Entwicklung ist eine
Chance. Die wollen wir nutzen, um die soziale Gesell-
schaft zu stärken und Generationensolidarität in die-
sem Land zu leben.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617607800

Das Wort erhält nun der Kollege Jörn Wunderlich,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Jörn Wunderlich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617607900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Regierung feiert sich und den angeblichen Aufschwung


(Otto Fricke [FDP]: Besser, als euch zu feiern!)


und brüstet sich damit, wie sparsam sie gewirtschaftet
hat und dass dies bei allen angekommen ist. Zynismus,
sage ich dazu nur.

Eine Politik, die Großunternehmen und Vermögende
durch fortlaufende Steuerentlastung fördert und für Ar-
beitslose nur immer neue Drangsalierungen übrig hat,
beschädigt die Demokratie, zerstört den sozialen Zusam-
menhalt und das Vertrauen in diesen Staat.


(Beifall bei der LINKEN)


Die wenigsten Familien und Kinder spüren nämlich et-
was vom angeblichen Aufschwung. Sie reden immer da-
von, dass der Aufschwung bei allen angekommen ist.
Wir wissen doch inzwischen, dass er letztlich bei nur
16 Prozent der Bevölkerung angekommen ist und Fami-
lien oder Kinder so gut wie nichts davon verspüren. Ge-
spart wird im Haushalt auf deren Kosten. Es sei kein
Geld da, heißt es.

Was kostete zum Beispiel der Kinderzuschlag bis-
lang? 150 Millionen Euro. Und es wurde drei Jahre da-
rüber debattiert. Was ist vor drei Tagen von der KfW
verschossen und versenkt worden? 300 Millionen Euro!
Damit hätte man die Ansätze für den Kinderzuschlag
und das Elterngeld im Haushalt fast verdoppeln können.

Apropos verschossen: Sie haben nichts Besseres zu
tun, als die Auf- und Umrüstung der Bundeswehr für
Auslandseinsätze kompromisslos umzusetzen


(Zuruf der Abg. Kerstin Griese [SPD])


und den Verteidigungshaushalt im Vergleich zum Vor-
jahr um etwa 1,6 Milliarden Euro aufzustocken.


(Otto Fricke [FDP]: Falscher Tagesordnungspunkt! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie wissen, dass das im Wesentlichen Anpassungen an den Tarifabschluss im öffentlichen Dienst sind, Herr Kollege?)



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(C (D Gestern wurde bei der Beratung über den Verteidiungshaushalt ja nur über Einsätze gesprochen und nicht ber den Haushalt. Dieser Aufrüstungskurs der Bundesregierung ist nicht ur sicherheitspolitisch falsch, sondern reduziert auch uf drastische Art und Weise den finanziellen Handungsspielraum, um die drängenden gesellschaftlichen robleme zu lösen: Gesundheit, Bildung, Kampf gegen inderarmut oder Armut im Alter. (Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Er spricht nicht zum Tagesordnungspunkt, würde ich einmal sagen!)


Lassen Sie uns doch nur einmal die Kosten für den
urofighter aus dem Verteidigungshaushalt 2009 heraus-

echnen und sie hypothetisch dem Familienhaushalt zu-
ühren. Von diesem Geld könnten in jedem der knapp
00 Wahlkreise zehn Kindergärten à vier Gruppen oder
ier Grundschulen für je 200 Schüler und zwei Pflege-
eime für je 60 Pflegebedürftige gebaut werden. Ich
iederhole: in jedem einzelnen Wahlkreis!

Jetzt erklären Sie einmal den Bürgern, warum es vor
rt keine Grundschule mehr gibt, warum es nicht genü-
end Kindertagesplätze gibt, warum es keine Pflegestel-
en gibt, aber stattdessen superteure Kampfflugzeuge,
it denen man Kriege führen kann. Das erklären Sie ein-
al den Leuten vor Ort.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Schulen werden zusammengelegt, weil wir nicht ausreichend Kinder haben! Das hat doch nichts mit Kampfflugzeugen zu tun! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Was machen Sie eigentlich in Berlin, wo Sie mit an der Regierung sind? – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ja, in der Armutshauptstadt sind Sie doch an der Regierung!)


Man könnte auch die Angleichung der Lebensverhält-
isse zwischen Ost und West damit erreichen, zum Bei-
piel im Westen verstärkt Kindergärten bauen und im
sten die Renten anpassen – als steuerfinanzierte Folge-
osten der Einigung. Oder verstehen Sie unter Anglei-
hung der Lebensverhältnisse, dass ein sächsischer und
in bayerischer Soldat gemeinsam in einem Kampfjet
itzen? Dann allerdings haben Sie Ihr Ziel erreicht.

Die Kritik von mir und meiner Fraktion von vor drei
ahren ist nach wie vor aktuell. Ich wiederhole, was
chon am 1. Dezember 2005 ausgesprochen wurde:

Denn eine Gesellschaft, die sich im Wesentlichen
dem Diktat des Geldes und der Ökonomie unter-
wirft, eine Gesellschaft, die nach dem Motto
„Rechnet sich das überhaupt?“ handelt, kann nicht
familien- und kinderfreundlich sein.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie durften wohl nicht beim Einzelplan 14 reden?)


urch die Familienpolitik der Bundesregierung zieht
ich eben eine tiefe Kluft. Besserverdienende Eltern
erden gefördert, und Familien mit geringem Einkom-
en haben das Nachsehen.






(A) )



(B) )


Jörn Wunderlich

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es ist falsch, was Sie sagen! Sie erzählen unentwegt dummes Zeug!)


Genau das ist das Verwerfliche an den ganzen Gesetzge-
bungsverfahren: Bei der Umsetzung mangelt es immer
an der sozialen Ausgestaltung. Schon vor knapp drei
Jahren habe ich Sie gefragt: Können Sie nicht oder wol-
len Sie nicht? Inzwischen weiß ich, Sie wollen nicht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie hätten einmal bei der Familienministerin zuhören sollen!)


– Sie waren bei der Anhörung nicht dabei. – Obwohl bei
der Anhörung zum Elterngeld letzten Dienstag von al-
len Sachverständigen trotz des guten Ansatzes die so-
ziale Schieflage in der Ausführung angemahnt wurde,
wird das entsprechende Gesetz durch die Koalition nicht
geändert. Das ist kein Einzelbeispiel.


(Kerstin Griese [SPD]: Das stimmt doch überhaupt nicht!)


Zu guter Letzt noch ein Blick nach Bayern. Alle re-
den ja von Bayern. „Vorfahrt für Kinder“ heißt es im
Programm der CSU für Bayern.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Von der CSU als reiches Land gefeiert, leben dort aber
doch immer mehr Kinder in Armut: Rund 130 000 Kin-
der leben auf Sozialhilfeniveau, und über 20 000 Kinder
sind auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das stimmt doch überhaupt nicht! Lesen Sie doch wenigstens die Statistiken richtig!)


Die Bayern-CSU spart hemmungslos bei den Kindern.
Mit 134 Euro, Herr Singhammer, ist Bayern bundesweit
das Schlusslicht bei den Pro-Kopf-Ausgaben für die
Kinder- und Jugendhilfe.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das stimmt doch nicht! Ständige Wiederholung macht Falsches nicht richtig!)


Ich hoffe, dass das Herr Huber in Bayern auch einmal er-
zählt. Beschämend ist es allemal.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617608000

Das Wort erhält nun der Kollege Kai Gehring,

Bündnis 90/Die Grünen.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617608100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im

Gegensatz zu meinem Vorredner möchte ich mich aus-
schließlich auf den Einzelplan 17 konzentrieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte zunächst die Frau Ministerin ansprechen.
Nach Ihrer Rede hier und heute müssten Sie Ihr Ministe-

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(C (D ium eigentlich konsequenterweise umtaufen: Nennen ie es künftig Familienministerium; (Caren Marks [SPD]: Ausschließlich! Wohl wahr!)


enn zu Senioren, Frauen und Jugendlichen haben Sie
eider wieder einmal nichts zu sagen gehabt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was machen Sie zum Beispiel für Senioren? Welche
ltenpolitik verfolgen Sie? Wie gestalten Sie den demo-
rafischen Wandel? Wann kämpfen Sie endlich für Ge-
chlechtergerechtigkeit, insbesondere für gleichen Lohn
ür gleiche Arbeit bei Frauen und Männern? Das wären
ichtige Punkte gewesen, zu denen wir gern etwas von

hnen gehört hätten. Zum Einzelplan 17 war von Ihnen
enig zu hören. Stattdessen war vieles zu den aktuellen
onflikten in der Großen Koalition und insbesondere
it dem Finanzminister der SPD zu hören.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Neben der Kinder- und Familienpolitik fristet gerade
ie Jugendpolitik bei Ihnen ein Schattendasein. Frau
on der Leyen, seitdem Sie Ressortchefin sind, sind die
ugendlichen zur „vernachlässigten Generation“ dieser
undesregierung geworden. Das ist sehr schade und das

st ein Armutszeugnis, denn bessere Chancen für Ju-
endliche und deren Teilhabe sind zentral für die Zu-
unft unserer Gesellschaft und auch für unsere Gegen-
art. Die Jugendlichen in unserem Land haben eine

ndere Regierung verdient. Sie haben eine Regierung
erdient, die unter Jugendpolitik mehr versteht als Ju-
endgewalt, Computerspielverbote und Alkoholverbote.
ugendliche wollen nicht bevormundet werden.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Zwei Maß!)


Die zwei Maß sind ein gutes Stichwort. Diejenigen, die
mmer Alkoholverbote fordern, präsentieren sich in
andtagswahlkämpfen offensichtlich ganz anders. Es
eht aber um die Jugendlichen. Die Jugendlichen wollen
elbstbestimmt leben, sie wollen ernst genommen wer-
en. Dafür braucht es einen klaren Politikansatz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es ist unverantwortlich, dass jedes sechste Kind und
ogar jeder vierte Jugendliche in Armut leben muss.

ie können Sie in dieser Situation die Mittel für die so-
iale und berufliche Integration Jugendlicher empfind-
ich kürzen? Wie können Sie es weiterhin unterlassen,
ie ALG-II-Leistungen für Kinder und Jugendliche zu
rhöhen? Sie prüfen seit 2006. Sie müssen endlich zu
ntscheidungen kommen, damit sich die Lage armer
inder und Jugendlicher in diesem Land tatsächlich ver-
essert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir können auch nicht nachvollziehen, wie Sie dazu
ommen, die Mittel zur Chancenförderung in sozialen
rennpunkten komplett zu streichen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Kai Gehring
Das richtet sich gerade an die Kolleginnen und Kollegen
aus der SPD, denn in Zeiten immer stärkerer sozialer
Spaltungen in unseren Städten ist das verantwortungslos.
Statt zu streichen, müssen wir gerade mehrfach benach-
teiligte Jugendliche intensiver unterstützen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Wo streichen wir?)


Notwendig sind dafür eine starke Jugendhilfe und eine
präventive Jugendpolitik, die niemanden zurücklässt.
Stattdessen kürzen Sie teilweise die Mittel der freien Ju-
gendhilfe. Das ist ein schlechtes Signal an die Jugendli-
chen in unserem Land, und das ist das genaue Gegenteil
einer verantwortlichen und engagierten Jugendpolitik,
die wir hier seit 2005 immer wieder einfordern.

Der Haushalt 2009 wäre übrigens die letzte Chance
der Großen Koalition in dieser Legislaturperiode gewe-
sen, Konzepte für eine verbesserte Teilhabe Jugendlicher
auf den Weg zu bringen. Diese Chance haben Sie offen-
sichtlich vertan.

Ich möchte ein letztes Thema ansprechen. Sie sind
auch Ministerin für den Zivildienst. Wenn Sie den Zivil-
dienst durch eine wirklich mickrige Reform zum Lern-
dienst umtaufen wollen und gleichzeitig die Mittel für
Lerndienst-Projekte halbieren, dann ist das ein gravie-
render Widerspruch. Auch dazu hätte ich gern etwas von
Ihnen gehört.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Gucken Sie sich bitte die Zahlen an. Von Wehrgerechtig-
keit kann in diesem Land seit Jahren überhaupt keine
Rede mehr sein. Wir sagen, dass die Wehrpflicht völlig
antiquiert ist. Sie behindert die Ausbildungschancen jun-
ger Männer, und deshalb wollen wir die Wehrpflicht ab-
schaffen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Und damit auch den Zivildienst? Sagen Sie das? – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Wir nicht!)


– Ja, auch der Zivildienst muss dann umgewandelt wer-
den. Stattdessen ist es wichtig, dass wir eine tatsächliche
und echte Offensive für Jugendfreiwilligendienste hin-
bekommen, bei der die Zahl der Plätze endlich verdop-
pelt wird, damit alle jungen Menschen, die einen Frei-
willigendienst leisten wollen, das auch tun können. Sie
reden viel darüber, dass freiwilliges Engagement aner-
kannt werden soll. Tun Sie es hier ganz konkret! Hier
können Sie Jugendliche und ihr Engagement fördern und
wertschätzen, denn es kann nicht sein, dass Jugendliche
in diesem Land nur Objekte einer konzeptionslosen Ju-
gendschutzpolitik oder einer populistischen Verbotspoli-
tik sind, die im bayerischen Landtagswahlkampf aller-
dings völlig konterkariert wird. Man denke an das
geforderte Alkoholverbot.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617608200

Herr Kollege!

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(C (D Das alles ist wichtig, damit wir in diesem Land tat ächlich eine engagierte Jugendpolitik und einen generaionengerechten Haushalt haben. Vielen Dank. Johannes Singhammer ist der nächste Redner für die DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Jetzt kommen wir vom Verteidigungshaushalt wieer zum Familienhaushalt zurück. Seit drei Jahren wisen die Menschen in Deutschland, dass die Anliegen der amilien, ihre Wünsche und Sorgen nicht mehr als „Geöns“ abgewertet werden, sondern zur Chefsache aufgeertet worden sind. (Beifall bei der CDU/CSU – Caren Marks [SPD]: Wenn die Familienpolitik nicht ernst genommen wurde, dann in den Jahren der Union!)

Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617608300

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617608400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1617608500

b Elterngeld, die Möglichkeit erhöhter steuerlicher Ab-
chreibung der Kinderbetreuung, Kinderzuschlag, Aus-
au der Kinderbetreuung und Betreuungsgeld, für uns
aren immer zwei Grundprinzipien maßgebend: Zum

inen müssen die Eltern Luft zum Überleben haben,
uch finanziell; wir haben Vertrauen in die Eltern.
um anderen gilt das Prinzip Wahlfreiheit. Niemand
oll mit staatlichen Maßnahmen und Subventionen in ein
estimmtes Lebensmodell gedrängt und gegängelt wer-
en,


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aha! Und was ist mit dem Ehegattensplitting?)


ondern jeder soll die Freiheit haben, über die Gestal-
ung seines Lebens selbst zu entscheiden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das heißt konkret für das kommende Jahr: Wir wollen
as Kindergeld erhöhen. 18 Millionen Familien warten
ehnsüchtig darauf. Seit 2002 ist das Kindergeld nicht
ehr erhöht worden. Seitdem sind die Preise zum Bei-

piel für Butter um über 16 Prozent gestiegen, die Milch-
reise sind um 10 Cent pro Liter gestiegen, und die
nergiekosten sind – das wissen wir alle – in den zu-

ückliegenden Monaten geradezu explodiert.

Nun hegt manch einer den Generalverdacht – die ei-
en sprechen ihn aus, andere nicht, tragen ihn aber in ih-
em Herzen –, Eltern würden das Kindergeld als Baraus-
ahlung weniger zum Wohl ihrer Kinder einsetzen. Es
ird behauptet, es bestehe die latente Gefahr, dass Bar-
eld für Flachbildschirme, Alkohol oder Ähnliches aus-
egeben wird.






(A) )



(B) )


Johannes Singhammer

(Caren Marks [SPD]: Das hat damals Ihre Ministerin gesagt!)


Wir haben eine ganz klare Haltung, nämlich: Die Eltern
wissen am besten, was für ihre Kinder gut ist. Wir sind
überzeugt, dass sich die allermeisten Eltern krummlegen
und lieber drei oder vier Stunden länger arbeiten, damit
ihre Kinder es einmal besser haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deshalb sage ich an dieser Stelle: Keine staatliche
Leistung, keine Anstrengung der Politik kann das auf-
wiegen, was die Eltern an Einsatz, an Fürsorge und
Liebe ihren Kindern zukommen lassen. Staat und Politik
können nur ein lautes Dankeschön an die Eltern sagen,
und das sage ich an dieser Stelle: Danke schön!


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das heißt, Eltern brauchen weniger Misstrauen und
mehr Bares.

Nun wird gesagt, in den letzten Jahren seien ohnehin
viele zusätzliche Leistungen für Familien möglich ge-
macht worden. Das war und ist gut so. Der Ausbau der
Kinderbetreuung war nicht billig und wird auch teuer
bleiben. Aber der kostenlose Kindergartenbesuch, mög-
licherweise ein kostenloses Mittagessen in der Schule,
eine Grundausstattung mit Federmäppchen für die Erst-
klässler ersetzen keinesfalls eine Kindergelderhöhung.
Wir wollen nicht, dass der Ausbau der Kinderinfrastruk-
tur mit dem Kindergeld verrechnet wird. Wenn wir ge-
meinsam Kinderarmut bekämpfen wollen, dann gilt ein
Grundsatz: Kinderarmut lässt sich dann am besten be-
kämpfen, wenn wir auch die Elternarmut bekämpfen.
Deshalb brauchen wir eine Kindergelderhöhung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Geld dafür ist da. Seit dem Jahr 2006 wird weniger
Kindergeld ausgezahlt, weil die Zahl der Geburten rück-
läufig ist.


(Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Geld haben Sie doch schon längst ausgegeben!)


Wir sollten keine Konsolidierung auf diese unfreiwillige
Art betreiben. Stattdessen sollten wir das Kindergeld er-
höhen. Die wichtigste Aufgabe für die Zukunft ist neben
der Sicherung des Haushalts, damit wir den nachwach-
senden Generationen keinen Schuldenberg hinterlassen,
die Senkung der Arbeitslosigkeit, die finanzielle Absi-
cherung der Familien. Das ist nachhaltige Politik, wie sie
nachhaltiger nicht sein kann.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir wollen eine Staffelung bei der Erhöhung des Kin-
dergelds; denn kinderreiche Familien haben es beson-
ders schwer. Im Armuts- und Reichtumsbericht der Bun-
desregierung – wenn Sie mir nicht glauben, dann
glauben Sie doch sicherlich dem Armuts- und Reich-
tumsbericht der Bundesregierung –

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(C (D (Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Singhammer, Sie sollten öfter Zeitung lesen! Das würde Ihnen guttun!)


ird beispielsweise festgestellt:

So ist das Armutsrisiko von Familien (und Kindern)

in starkem Maße davon abhängig, ob und wie viele
Bezieher von Erwerbseinkommen im Haushalt le-
ben.

ei einer Familie mit vier oder mehr Kindern ist es
chwer vorstellbar, dass beide Elternteile gleichzeitig er-
erbstätig sind. Deshalb ist es ganz klar, dass wir hier
ehr tun müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt Leute, die haben sieben Kinder, und beide arbeiten!)


Schon jetzt werden im Übrigen Kinder unterschied-
ich gefördert; Frau Ministerin, Sie haben es exakt dar-
estellt. Zum einen ist die Höhe des Sozialgeldes pro
onat logischerweise unterschiedlich im Vergleich zum
indergeld; denn diejenigen Kinder, die Sozialgeld be-
ommen, brauchen es besonders dringend. Wir sind uns
lle einig, dass hier eine Differenzierung notwendig ist
nd Gleichmacherei ungerecht wäre.

Jetzt komme ich auf den Gedanken der Einführung ei-
es Kindergrundfreibetrages für alle zu sprechen. Das
lingt gut. Aber wenn damit gemeint wäre, dass ein Teil
er Familien weniger bekommt, als er jetzt hat, dann
rage ich mich, worin da der Zugewinn an Gerechtigkeit
iegen soll. Ich sehe darin vielmehr vor allem eine neue
ngerechtigkeit. Wir sind uns – jedenfalls fast alle, mit
enigen Ausnahmen – darin einig, dass diejenige
ruppe, die die Leistungsträger in unserem Staat um-

asst,


(Caren Marks [SPD]: Wir sind alle Leistungsträger!)


ie Familien haben, nicht zusätzlich im Wege der kalten
rogression belastet werden darf, sondern entlastet wer-
en soll. Wenn aber mit einem solchen Kindergrundfrei-
etrag aus einer kalten Progression eine eiskalte Progres-
ion wird, dann ist das garantiert der falsche Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind Kinderlose keine Leistungsträger?)


or allem: Ein Teil der Familien mit Kindern würde
ann mehr bezahlen, während kinderlose Ehepaare keine
nderung zu verzeichnen hätten. Es kann aber nicht

ein, dass es zum einen für kinderlose Ehepaare keine
eränderung gibt und zum anderen kinderreiche Fami-

ien weniger bekommen.

Ich frage mich auch: Wie hoch ist denn der Einspa-
ungsbetrag? Da ist von 1 Milliarde Euro die Rede.

enn damit 1 Milliarde Euro eingespart würde, dann
tellt sich natürlich sofort die Frage: Was wird mit die-
em Betrag gemacht? Wird damit das Kindergeld aufge-
tockt? Dann stellt sich auch die Frage: Macht es Sinn,
inderförderung bzw. Familienförderung so zu betrei-






(A) )



(B) )


Johannes Singhammer
ben, dass das Geld aus der einen Tasche genommen und
in die andere verteilt wird? Ich bin der Meinung, wir
müssen das Kindergeld insgesamt erhöhen. Die Eltern
brauchen mehr Bares. Sie brauchen mehr Vertrauen.
Dann geht es uns wieder besser.

Herr Präsident, wenn ich noch einen Satz sagen darf.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617608600

Eigentlich nicht.


Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1617608700

Die Kollegin Renate Schmidt ist leider nicht mehr an-

wesend. Sie hat vorhin in einem Zuruf gesagt, in Bayern
sei die Statistik in Bezug darauf, dass 67 Prozent der
Frauen eine Beschäftigung hätten, deshalb so gut, weil
darin die 15- bis 25-Jährigen ohne gute Ausbildung mit
eingerechnet seien. Ich sage hier: Eine Abwertung – sei
es in der Statistik oder sonst wo – der Beschäftigung von
Frauen, –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617608800

Herr Kollege Singhammer!


Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1617608900

– die keine Universitätsausbildung haben, halte ich

für nicht richtig. Ich glaube, die Wertigkeit der Arbeit ist
für alle gleich – egal ob mit Universitätsausbildung oder
ohne.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der LINKEN: Das waren jetzt sieben Sätze!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617609000

Ich bitte doch sehr darum, den notorisch großzügigen

Präsidenten in seiner Großzügigkeit nicht überzustrapa-
zieren, insbesondere dann, wenn nach deutlicher Über-
schreitung der Redezeit ein weiterer Satz angekündigt
wird.

Letzter Redner in der Debatte zu diesem Einzelplan
ist der Kollege Wolfgang Spanier für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Wolfgang Spanier (SPD):
Rede ID: ID1617609100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Ich habe die besondere Ehre, als Letzter zu sprechen. Ich
muss aber versichern: Das ist der reine Zufall und bedeu-
tet nicht, dass sich die Senioren bei uns hinten anstellen
müssen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei der Ministerin schon!)


Familie, Frauen, Senioren und Jugend – das ist nicht
bloß eine Aneinanderreihung von Zielgruppen. Es heißt
vielmehr, wir haben den gesamten Lebenslauf und die
demografische Entwicklung im Blick. Dazu muss ich
keine Fakten vorlegen. Seit langem ist klar, dass
Deutschland ebenso wie alle anderen Industrieländer

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(C (D ine niedrige Geburtenrate hat. Trotz aller Maßnahmen, ie uns vielleicht noch einfallen werden, wird sich daran icht grundlegend etwas ändern. Seit langem schon haen wir eine immer weiter steigende Lebenserwartung. as ist die große Herausforderung an den Sozialstaat. as zwingt uns, langfristige und generationenübergrei ende Weichenstellungen vorzunehmen. Der Schlüssel um Ganzen ist wohl nicht nur für uns Sozialdemokraten ie Solidarität zwischen den Generationen. Herr Claus, das spiegelt sich nicht nur in unserem aushalt wider, dessen Volumen im Vergleich zum So ialhaushalt eher begrenzt ist. Das spiegelt sich auch in er Verteilung von Lasten und Chancen bei der Altersorsorge wider. Es geht um die Balance zwischen Belasung der Beitragszahler und Zuwächsen für Rentnerinen und Rentner. Das spiegelt sich auch in den ereichen Gesundheit und Pflege wider. Auf der einen eite haben die Älteren und die Hochbetagten einen Anpruch auf menschenwürdige Pflege, auf der anderen eite steht aber die Belastung der Beitragszahler. Das piegelt sich auch in der Finanzpolitik wider. Es ist heute chon mehrfach angesprochen worden, dass wir Verantortung für die künftigen Generationen haben und wir iese nicht ausblenden können. Deswegen ist Haushaltsonsolidierung nicht nur ein finanztechnisches Ziel, sonern hat auch etwas mit Solidarität zwischen den Geneationen zu tun. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


Traditionell gehen wir von drei Lebensphasen aus:
indheit und Jugend, die Erwachsenen-, Familien- und
rwerbsphase und dann traditionell die Phase des Ruhe-
tands. Das hat sich nachhaltig und grundsätzlich verän-
ert. Die letzte Phase ist nicht länger eine Phase des Ru-
estandes. Diese Phase ist nicht nur länger geworden,
ondern hat sich auch inhaltlich komplett verändert. Wir
aben nicht nur ein langes Leben, sondern wir haben
uch – und das ist ganz wichtig; das sage ich als 65-Jäh-
iger – einen Gewinn an aktiven Jahren.

Unser Bild vom Alter muss sich nachhaltig verän-
ern. Es gibt kuriose Wortschöpfungen. Wir sagen nicht
ehr „alte Menschen“, was mich übrigens gar nicht stö-

en würde, sondern wir sagen „Senioren“, „Best-Ager“,
Silberrücken“ usw. Was „alt“ heißt in unserer Gesell-
chaft, das ist offensichtlich nur sehr schwer zu definie-
en. Wir müssen einen differenzierten Blick auf diese
etzte lange Phase des Lebens richten. Wir haben einer-
eits einen Gewinn an aktiven Jahren, andererseits haben
ir aber immer mehr Hochbetagte. Es wird ja wohl nicht
ur im Kreis Herford so sein, dass sich die Zahl der über
0-Jährigen bis zum Jahr 2020 verdoppelt; ich gehöre
napp nicht dazu. Das bedeutet: Alter heißt nicht nur
lotte Senioren, die mit Motorbooten im Mittelmeer he-
umfahren, wie uns die Werbung suggeriert,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sparkasse!)


ondern eben auch Verletzlichkeit und Hinfälligkeit.
uch das müssen wir berücksichtigen.






(A) )



(B) )


Wolfgang Spanier
Der letzte Altenbericht, über den wir hier im Parla-
ment zu Recht ausgiebig diskutiert haben, hat die Poten-
ziale des Alters aufgezeigt – ich habe das mit großem
Wohlwollen gelesen –: eine größere Leistungsfähigkeit
der älteren Generation gegenüber früheren älteren Gene-
rationen, ein deutlich besserer Gesundheitszustand, eine
höhere Lernfähigkeit, größere Interessen und natürlich
Erfahrung, Wissen und mehr Zeit. Das ist ein großer Ge-
winn für die älteren Menschen.

Solidarität zwischen den Generationen heißt eben
auch: Wir Älteren müssen diese Potenziale nutzen, jeder
für sich, aber auch für die Gesellschaft, und die jüngeren
Generationen müssen bereit sein, dieses Engagement ak-
tiv zu unterstützen. Wir müssen diese Potenziale in un-
sere Familien und in die sozialen Netzwerke einbringen.
Übrigens funktioniert das bereits heute besser, als wir
alle glauben. Wir müssen sie auch in die Gesellschaft
einbringen. Bürgerschaftliches Engagement ist dabei
das Schlüsselwort.

Ganz entscheidend für die Älteren – das sage ich so-
zusagen an meine Generation gerichtet – ist: Wir dürfen
uns nicht in den Ruhestand verabschieden, und wir dür-
fen uns nicht aus der gesellschaftlichen Verantwortung
verabschieden. Gerade im Alter müssen wir – jeder von
uns – diese gesellschaftliche Verantwortung nutzen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Eines will ich anmerken – auch das steht im Altenbe-
richt –: Wie diese Potenziale im Alter aussehen, hängt
sehr stark von den biografischen Voraussetzungen des
Einzelnen, aber auch von sozialen Voraussetzungen ab.
Das ist ein ganz entscheidender Punkt. Wer Ungleichheit
und Ausgrenzung in jungen Jahren, in der Erwerbsphase
erfährt, von dem kann ich nicht erwarten, dass er im Al-
ter über die Potenziale, die ich gerade beschrieben habe,
verfügt. Das ist ein ernstes Problem.


(Beifall bei der SPD)


Es gehört zur Generationensolidarität, dass wir auch das
im Blick haben.

Deswegen ist der folgende Satz aus dem Altenbericht
ganz wichtig: Nur in einer kinderfreundlichen Gesell-
schaft ist die Verwirklichung der Potenziale des Alters
auf Dauer möglich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das ist ein ganz entscheidender Satz. Hier schließt sich
sozusagen der Kreis. Solidarität zwischen den Genera-
tionen bedeutet, dass wir den gesamten Lebenslauf
– Frau Ministerin, Sie müssen nicht immer alles in einer
Rede ansprechen – im Blick haben. Das ist ganz ent-
scheidend. Wo spielt sich das ab? Es spielt sich in unse-
ren Städten und Gemeinden ab. Deswegen haben wir So-
zialdemokraten gesagt: Leitbild für unsere Städte und
Gemeinden muss die soziale Stadt sein, die vor Ort ge-
nau das umsetzt, was wir Generationensolidarität nen-
nen.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Ein Satz noch zu den Haushaltsberatungen. Ich fand iese Debatte heute streckenweise etwas kurios, vor alen Dingen hinsichtlich der Rednerinnen und Redner uneres Koalitionspartners. Ich habe nicht gewusst, dass iese Debatte sozusagen die Koalitionsverhandlungen ber Kindergeld und Ähnliches ersetzen soll. Dazu weren wir uns sicherlich noch zusammensetzen. Ich bin anz sicher, dass wir im November gemeinsam den aushalt verabschieden werden und dass wir die Imulse für Senioren und für Generationengerechtigkeit, ie wir in unserem Haushalt haben, beibehalten und öglicherweise sogar verstärken werden. Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern auch daum, dass wir zum Beispiel durch den Altenbericht und urch den Familienbericht in den Köpfen – in unseren öpfen, aber auch in den Köpfen vieler Menschen in der esellschaft – etwas ändern. Das wünsche ich mir für ie kommenden Wochen. Ich bin trotz allen Geplänkels, as wir hier heute geliefert haben, ganz zuversichtlich. Herzlichen Dank, Herr Präsident. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617609200

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelhaushalt

iegen nicht vor.

Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 7 a und 7 b
uf. Hier handelt es sich um die Beschlussfassung zu
orlagen, zu denen keine Aussprache vorgesehen ist.

Wir kommen zunächst zum Tagesordnungspunkt 7 a:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zu dem Abkommen vom 7. Dezember 2004
zwischen der Regierung der Bundesrepublik
Deutschland und dem Schweizerischen Bun-
desrat zum Vertrag vom 23. November 1964
über die Einbeziehung der Gemeinde Büsin-
gen am Hochrhein in das schweizerische Zoll-
gebiet über die Erhebung und die Ausrichtung
eines Anteils der von der Schweiz in ihrem
Staatsgebiet und im Gebiet der Gemeinde Bü-
singen am Hochrhein erhobenen leistungsab-

(LSVA-Abkommen Büsingen)


– Drucksache 16/9041 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärti-
gen Ausschusses (3. Ausschuss)


– Drucksache 16/9762 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Erich G. Fritz
Dr. Ditmar Staffelt
Dr. Werner Hoyer
Dr. Norman Paech
Kerstin Müller (Köln)







(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
Der Auswärtige Ausschuss empfiehlt in seiner Be-
schlussempfehlung auf der Drucksache 16/9762, den Ge-
setzentwurf der Bundesregierung auf Drucksache 16/9041
anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzent-
wurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Gesetzent-
wurf ist damit in zweiter Beratung angenommen.

Da wir jetzt zur dritten Beratung und Schlussabstim-
mung kommen und diese durch Aufstehen erfolgt, bitte
ich diejenigen, die an der Abstimmung nicht teilnehmen
wollen oder können, sich entweder zu setzen oder den
Saal zu verlassen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir können!)


Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer möchte gegen diesen Gesetzentwurf stimmen? – Wer
möchte sich der Stimme enthalten? – Dann ist der Ge-
setzentwurf, wenn ich das richtig sehe, einstimmig ange-
nommen.

Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 7 b:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

zu dem Antrag des Präsidenten des Bundesrech-
nungshofes

Rechnung des Bundesrechnungshofes für das
Haushaltsjahr 2007
– Einzelplan 20 –

– Drucksachen 16/9046, 16/9785 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Carsten Schneider (Erfurt)

Dr. Claudia Winterstein
Roland Claus
Alexander Bonde

Wer stimmt für Nr. 1 der Beschlussempfehlung, die
Feststellung der Erfüllung der Vorlagepflicht? – Wer
stimmt dagegen? – Wer möchte sich enthalten? – Die
Beschlussempfehlung ist angenommen.

Wer stimmt für Nr. 2 der Beschlussempfehlung, die
Erteilung der Entlastung? – Stimmt jemand dagegen? –
Möchte sich jemand der Stimme enthalten? – Dann ist
auch diese Beschlussempfehlung einstimmig angenom-
men und die Entlastung erteilt.

Ich werde gerade darauf aufmerksam gemacht, dass
ich auch die Tagesordnungspunkte 6 a bis 6 j sowie
Zusatzpunkt 1 aufrufen soll:

6 a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Zu-
satzprotokoll vom 8. Dezember 2005 zu den
Genfer Abkommen vom 12. August 1949 über
die Annahme eines zusätzlichen Schutzzei-
chens (Protokoll III)


– Drucksache 16/9700 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss

(C (D b)

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umset-
zung der Richtlinie 2005/36/EG des Europäi-
schen Parlaments und des Rates über die
Anerkennung von Berufsqualifikationen in
der Gewerbeordnung

– Drucksache 16/9996 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

c) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem
Übereinkommen vom 25. Juli 2007 über die
Beteiligung der Republik Bulgarien und Ru-
mäniens am Europäischen Wirtschaftsraum

– Drucksache 16/9997 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

d) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur
Änderung des Bundeselterngeld- und Eltern-
zeitgesetzes

– Drucksache 16/10118 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

e) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förde-
rung von Kindern unter drei Jahren in Tages-
einrichtungen und in der Kindertagespflege

(Kinderförderungsgesetz – KiföG)


– Drucksache 16/10173 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

f) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Moder-
nisierung und Entbürokratisierung des Steu-
erverfahrens (Steuerbürokratieabbaugesetz)


– Drucksache 16/10188 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
g) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Christian Ahrendt, Dr. Max Stadler, Gisela Piltz,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Verbot des Vereins „Heimattreue Deutsche Ju-
gend“ prüfen

– Drucksache 16/9819 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

h) Beratung des Antrags der Abgeordneten Jerzy
Montag, Irmingard Schewe-Gerigk, Hans-
Christian Ströbele, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Änderung der Geschäftsordnung des Deut-
schen Bundestages zur Verbesserung des Ver-
fahrens zur Wahl von Bundesverfassungsrich-
terinnen und Bundesverfassungsrichtern

– Drucksache 16/9927 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

i) Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

nung

Technikfolgenabschätzung (TA)


Forschungs- und wissensintensive Branchen –
Optionen zur Stärkung ihrer internationalen
Wettbewerbsfähigkeit (Innovationsreport)


– Drucksache 16/7310 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

j) Beratung des Berichts des Ausschusses für Bil-
dung, Forschung und Technikfolgenabschätzung

(18. Ausschuss) gemäß § 56 a der Geschäftsord-

nung

Technikfolgenabschätzung (TA)


TA-Zukunftsreport: Arbeiten in der Zukunft –
Strukturen und Trends der Industriearbeit

– Drucksache 16/7959 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

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(C (D P 1 Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulla Jelpke, Petra Pau, Wolfgang Nešković, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Verbot der „Heimattreuen Deutschen Jugend e. V.“ prüfen – Drucksache 16/10232 – Überweisungsvorschlag: Innenausschuss Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Hierbei geht es um Überweisungen im vereinfachen Verfahren ohne Debatte. Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu berweisen. Die Vorlage auf Drucksache 16/9819 zu Taesordnungspunkt 6 g soll zusätzlich an den Ausschuss ür Familie, Senioren, Frauen und Jugend überwiesen erden. Weiterhin ist interfraktionell vereinbart, die heutige agesordnung um den Antrag der Fraktion Die Linke auf rucksache 16/10232 mit dem Titel „Verbot der ‚Heiattreuen Deutschen Jugend e.V. prüfen“ zu erweitern nd diesen an dieselben Ausschüsse wie die Vorlage auf rucksache 16/9819 zu überweisen. Ich vermute, dass Sie mit all diesen Überweisungen inverstanden sind. – Das ist offenkundig der Fall. Dann ind die Überweisungen so beschlossen. Wir setzen nun die Haushaltsberatungen fort. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktor icherheit, Einzelplan 16. Ich erteile dem Bundesminister Sigmar Gabriel das ort. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Natur-
chutz und Reaktorsicherheit:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn ein
aushalt in Zahlen gegossene Politik ist, dann wird im
ierten Jahr dieser Bundesregierung, der Großen Koali-
ion, mehr als deutlich, wie sehr die Bedeutung der Um-
eltpolitik gewachsen ist. Der Entwurf des Bundeshaus-
alts 2009 enthält Ausgaben für den Umweltschutz in
öhe von insgesamt 5,5 Milliarden Euro. Im Jahre 2005,

lso vier Haushalte zuvor, waren es 4 Milliarden Euro.
as heißt, die Große Koalition hat die Ausgaben für den
mweltsektor in dieser Legislaturperiode im Rahmen

hrer Finanz- und Umweltpolitik über alle Einzelpläne
inweg um immerhin 1,5 Milliarden Euro erhöht. Ich
inde, das ist ein gutes Zeichen für den Stellenwert der
mweltschutzpolitik in Deutschland und in der Regie-

ungsarbeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
Den größten Anteil am Umwelthaushalt der Bundes-
regierung hat erstmals das Umweltministerium. Die ver-
anschlagte Mittelsteigerung von 769 Millionen Euro im
Jahre 2005 auf jetzt mehr als 1,3 Milliarden Euro ist
Ausdruck einer erfolgreichen ökologischen Industrie-
politik. Von 2005 bis 2009 hat sich das Volumen des
Haushalts des Bundesumweltministeriums fast verdop-
pelt.

Ich sage ausdrücklich: Eine solche Entwicklung ist
nur dann möglich, wenn man insgesamt eine solide
Haushaltspolitik betreibt und den Haushalt konsolidiert,
um überhaupt wieder die Möglichkeit zu haben, in den
Klima- und Umweltschutz zu investieren. Ich danke aus-
drücklich dem Bundesfinanzminister, aber auch den
Kolleginnen und Kollegen im Haushaltsausschuss des
Deutschen Bundestages, die durch eine solide Finanz-
politik die Voraussetzungen dafür geschaffen haben,
dass wir auch in neue gesellschaftliche Aufgaben inves-
tieren können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Zum Beispiel durch Steuerentlastungen!)


– Da selbst der Kollege Kampeter applaudiert, muss ich
wohl aufpassen, dass ich nicht zu viel lobe.


(Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, diese Steigerung findet
überwiegend im Programmhaushalt des Umweltministe-
riums statt, das heißt bei konkreten Maßnahmen und
Projekten, die Verbrauchern, Haushalten, Schulen, Kom-
munen und Unternehmen zugutekommen. Diese Ausga-
ben richten wir aus auf den nationalen und internationa-
len Klimaschutz, die Förderung von Leitmärkten in der
Umwelttechnologie, die Schaffung von Arbeits- und
Ausbildungsplätzen und die Forschung.

Mehr als 6 000 neue Ausbildungsplätze wurden ge-
meinsam mit der Umwelttechnikbranche in den letzten
Jahren verabredet, neue Ausbildungsplätze für junge
Leute in zukunftssicheren Berufen. Allein im Bereich
der erneuerbaren Energien haben wir in den letzten Jah-
ren über 250 000 neue zukunftssichere Arbeitsplätze ge-
schaffen.

Unbestreitbar ist: Die Umweltschutzwirtschaft ist ein
enormer Wirtschaftsfaktor, und ihre Bedeutung wird in
den kommenden Jahren und Jahrzehnten nicht nur in
Deutschland und Europa, sondern weltweit anwachsen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Gegenwärtig arbeiten 1,8 Millionen Menschen in
Deutschland im Umweltschutz. Wir sind Weltmarktfüh-
rer, fast 20 Prozent der weltweiten Umwelttechnologien
kommen aus unserem Land.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Die Passage könnte glatt von Klaus Töpfer kommen!)


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(C (D Das beste Beispiel, dass gute Arbeit und gute Umwelt usammengehören, ist die Klimaund Energiepolitik er Bundesregierung. Das Parlament und die Regierung aben inzwischen insgesamt 20 Gesetze und Verordnunen beraten und zum Teil schon verabschiedet, um zu ereichen, dass wir weg vom Öl und weg vom Gas komen und hinkommen zu einer klimafreundlichen mweltund Energiepolitik, dass wir dazu beitragen, ass die Energiekosten durch eine höhere Energieeffiienz sinken, dass wir Verbraucher und Unternehmen ntlasten und dass wir die enormen Anstrengungen im limaschutz wirklich bewältigen. Deutschland ist das einzige Land in Europa und auch eltweit, das nicht nur klimaschutzpolitische Zielset ungen verabredet hat, sondern auch damit begonnen at, diese derart ambitioniert umzusetzen. Von den 0 Prozent weniger CO2 im Jahr 2020 bilden wir knapp 6 Prozent im Klimaund Energiepaket der Bundesreierung ab. Das zeigt: Es ist noch etwas zu tun. Das zeigt ber auch, dass wir in Deutschland inzwischen weit ehr die Umsetzung angegangen sind, als dies in der ergangenheit der Fall war und dies im Rest Europas nd der Welt der Fall ist. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Vorreiterposition!)


Im Jahr 2020 wollen wir einen Anteil erneuerbarer
nergien von mindestens 30 Prozent haben. Zudem wol-

en wir im Jahr 2020 eine Verdoppelung des Anteils der
raft-Wärme-Kopplung erreichen.

Gestern hat der Fraktionssprecher der Grünen in der
llgemeinen Debatte übrigens gesagt, der Ausbau der
raft-Wärme-Kopplung sei zu wenig, weil wir eine
eckelung von 750 Millionen Euro vorgesehen haben.
rstens fließen derzeit nicht einmal 600 Millionen Euro
b. Zweitens wird dabei vergessen, dass wir zum ersten
al bei der Förderung von Kraft-Wärme-Kopplung die

ndustrielle Kraft-Wärme-Kopplung für neue Kraft-
erke in die Förderung aufnehmen, die natürlich we-

entlich effizienter ist. Sie benötigt Gott sei Dank gerin-
ere Fördersätze, leistet aber einen viel größeren Beitrag
um Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung, als dies je-
als zuvor in Deutschland der Fall gewesen ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir bauen den Einsatz erneuerbarer Energien im
ärmebereich aus. Bei Neubauten ist dies verpflich-

end. Bei Altbauten wollten wir keine Verpflichtung. Der
orwurf, der gestern von den Grünen erhoben wurde, ist

alsch. Der Bundesverband Erneuerbare Energien, der
erband, der für den Ausbau erneuerbarer Energien ein-

ritt, sagt eindeutig, dass das beim Altbau nichts bringt,
eil sich die Menschen nicht dazu zwingen lassen wer-
en, erhöhte Kosten hinzunehmen.

Vielmehr brauchen wir im Bereich des Altbaus eine
ffentliche Förderung. Mit diesem Haushalt wird die öf-
entliche Förderung durch das Marktanreizprogramm für
rneuerbare Energien zum Ausbau und zur Förderung
rneuerbarer Energien bei der Altbausanierung von






(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
130 Millionen Euro im Jahr 2005 auf jetzt über
400 Millionen Euro gesteigert. Das ist ein Riesenerfolg,
den wir hiermit erreicht haben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Grünen sind doch nicht grün!)


Meine Damen und Herren, Energieeinsparverord-
nung, Gebäudesanierungsprogramm, das Ganze ist ein
Rieseninvestitionsprogramm für die nächsten Jahre. Bis
zum Jahr 2020 werden etwa 400 Milliarden Euro in
Energieeinsparung, Energieeffizienz und erneuerbare
Energien investiert. Das sind Arbeitsplätze für unser
Land. Das ist vor allen Dingen der größte Beitrag, der in
Europa überhaupt im Bereich des Klimaschutzes geleis-
tet wird.

Wir sind sicher, dass wir zu den 250 000 neuen Ar-
beitsplätzen im Bereich der erneuerbaren Energien zu-
sätzlich mindestens 400 000 bis 500 000 bis zum Jahr
2020 schaffen können. Das heißt, wir verbinden mit der
Klima- und Energiepolitik das, was wir gute Arbeit und
gute Umwelt nennen.

Dazu gehört aber auch die Erneuerung des Kraft-
werksparks. Der Bundesverband Erneuerbare Energien
sagt: Wir schaffen beim Einsatz erneuerbarer Energien
bis 2020 vielleicht sogar einen Anteil von 35 Prozent.
Die Einzigen, die erklären, mehr sei möglich, sind die
Grünen. Vermutlich sagen sie das aber ohne einen realen
wirtschaftlichen Hintergrund. Der Lobbyverband für er-
neuerbare Energien sagt: 35 Prozent im Jahr 2020. Dann
wird man eine Antwort darauf geben müssen, wie die
übrigen 65 Prozent im Stromsektor geliefert werden.
Das erreicht man nicht mit Erdgas allein. Das wird we-
der der Verbraucher noch die deutsche Industrie am
Ende bezahlen können. Also brauchen wir die Erneue-
rung des Kraftwerksparks auch im Bereich der Kohle.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Bundeskanzlerin hat gerade einen Grundstein gelegt!)


Es ist eben falsch, den Menschen ständig vorzuma-
chen, dass die Anzahl der Kohlekraftwerke eine Aus-
wirkung auf die Menge an CO2 aus Deutschland und
Europa hat. Wahr ist: Durch den europäischen Emis-
sionshandel wird die Menge an CO2 gedeckelt. Es darf
also nicht mehr CO2 emittiert werden, als aufgrund der
internationalen Klimaschutzziele im europäischen Emis-
sionshandel verabredet ist.

Die Anzahl an Kohlekraftwerken in Deutschland hat
eine Auswirkung auf den Preis des CO2-Ausstoßes; denn
die Bundesregierung hat sich unmissverständlich darauf
verständigt, dass wir in der Europäischen Union bei der
Beratung über das EU-Klima- und Energiepaket für eine
Versteigerung von 100 Prozent im Stromsektor ab dem
Jahre 2013 eintreten. Deutschland schöpft zurzeit ja
10 Prozent – also das Maximum – dessen aus, was uns
die EU erlaubt. Wir wollen ab dem Jahre 2013 eine Ver-
steigerung von 100 Prozent, keine Ausnahmen für neue
Kraftwerke und auch keine indirekte Subventionierung
von Kraftwerken.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich sage das noch einmal, damit Frau Kotting-Uhl das
uch richtig versteht: Wir wollen keine Subventionie-
ung von Kraftwerken, und wir wollen eine Versteige-
ung von 100 Prozent – egal, ob für alte oder neue Kraft-
erke. Hören Sie bitte auf, öffentlich zu erklären, dass
ie Anzahl an Kohlekraftwerken Auswirkungen auf die
enge an CO2 hat. Das ist schlichtweg falsch.

Ich finde, dass man ehemalige Vorsitzende der Grü-
en nicht loben muss, aber ein bisschen sollten Sie noch
uf Joschka Fischer hören. Er hat für Sie ja große Er-
olge erreicht. Ich lese Ihnen einmal vor, was er heute in
er Financial Times Deutschland zum Besten gibt. Dort
teht unter der Überschrift „Fischer hält Kohlekraft-
erke vorerst für unverzichtbar“:

„Wir werden als Übergangstechnologie auch weiter
Kohle einsetzen müssen, wenn wir nicht wieder bei
den mehr als zweifelhaften Segnungen der Atom-
kraft landen wollen“ ... Es wäre ein Riesenfehler
von Grünen und Umweltbewegung, wenn sie an
diesem Punkt unrealistisch seien, fügte er hinzu.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Nichts anderes sagen wir Ihnen seit mehreren Sitzun-
en hier. Wenn Sie uns das nicht glauben, Frau Kotting-
hl,


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


ann glauben Sie das wenigstens Ihrem früheren Außen-
inister. Er war damals klug und ist es auch heute noch.
r sagt schlicht die Wahrheit. Wenn Sie das nicht tun,
rau Kotting-Uhl, dann sind Sie – freiwillig oder unfrei-
illig – die Helferin derjenigen, die zurück zur Kern-

nergie wollen. Das und nichts anderes ist das Ergebnis
hrer Politik.


(Beifall bei der SPD – Ulrich Kelber [SPD]: Das unterscheidet Herrn Fischer von anderen ehemaligen Ministern! – Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind an allem schuld!)


Sie sind nicht an allem schuld. Ich finde nur, dass Sie
ur Kenntnis nehmen sollten, was kluge Leute aus Ihren
eihen sagen. Ihrem zukünftigen Vorsitzenden Cem
zdemir haben Sie gleich einen Maulkorb verpasst, als

r zum Thema Kohlekraftwerke einmal die Wahrheit ge-
agt hat. Mit Liberalität ist es in Ihrer Partei in dieser De-
atte nicht weit her, wie ich feststellen darf.

Meine Damen und Herren, mit dem vorliegenden
aushaltsentwurf setzt die Bundesregierung einen deut-

ichen Schwerpunkt bei erneuerbaren Energien und bei
er Energieeffizienz. Wenn wir in Deutschland über die
rage diskutieren, wie wir die Belastung der Menschen
urch die steigenden Energiekosten, die stark von den
eltmarktpreisen abhängig sind, verringern können,

ann dürfen wir ihnen nicht vormachen, dass wir ihnen
elfen könnten, indem wir damit beginnen, mit Steuer-






(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
senkungen gegen die Weltmarktpreise im Energiesektor
zu arbeiten.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen der FDP, wenn Sie
durch die Lande ziehen und sagen: „Lasst uns die Öko-
steuer abschaffen“, dann müssen Sie den Menschen auch
sagen, wie die 18 Milliarden Euro für die Rentenver-
sicherung gegenfinanziert werden. Sie dürfen den Leu-
ten nicht immer nur die Hälfte der Wahrheit sagen.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das ist doch Unsinn! Zweckgebundene Steuer!)


– Entschuldigung, das ist doch Ihre Forderung. Sie erklä-
ren den Leuten, dass Sie Ihnen hinsichtlich der Energie-
preise helfen, indem Sie die Ökosteuer abschaffen. Ers-
tens sagen Sie den Leuten damit nicht, dass die
Ökosteuer an der Tankstelle in Cent pro Liter und nicht
in Prozent berechnet wird – die Ökosteuer steigt ja nicht
parallel zu den Energiepreisen –, und zweitens verheim-
lichen Sie den Rentnerinnen und Rentnern, dass Sie ih-
nen 18 Milliarden Euro aus der Rentenkassen wegneh-
men wollen. So betreiben Sie Politik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ernst Burgbacher [FDP]: Das ist doch Unsinn!)


Sie müssen den Menschen sagen, dass es nicht mög-
lich ist, mit Steuersenkungen gegen steigende Energie-
preise anzukämpfen. Sie müssen in die Energieeffizienz
und in erneuerbare Energien investieren. Wir müssen
weg von der Kohle – langfristig –, weg vom Erdgas, weg
vom Erdöl und hin zu erneuerbaren Energien und zum
Einsparen von Energie. Dadurch wird den Menschen da-
bei geholfen, Kosten zu senken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617609300

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Fricke?

Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit:

Selbstverständlich.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1617609400

Herr Minister, stimmen Sie mir zu, wenn ich hier fest-

halte, dass es im Haushalt keinerlei Verbindung zwi-
schen Ökosteuer und Rentenversicherung gibt, sondern
dass die Ökosteuereinnahmen schlicht in den allgemei-
nen Haushalt fließen und dass die Rentenhöhe und der
Rentenzuschuss in keiner Weise davon abhängig sind?


(Beifall bei der FDP)


Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit:

Nein, Herr Kollege Fricke, ich stimme Ihnen selbst-
verständlich nicht zu. Ich finde, dass Politik nicht darin
besteht, so zu tun, als ginge es um formale Fragen.

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(C (D 8 Milliarden Euro fließen in den allgemeinen Steueraushalt. 0 Milliarden Euro fließen in die Rentenversicherung. avon sind die 18 Milliarden Euro abzuziehen, wenn ie Einnahmequelle wegfällt. Sie müssten mir eigentlich ustimmen, wenn ich sage, dass man Geld nur einmal usgeben kann: entweder für die Rente oder für einen öheren Schuldendienst. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Otto Fricke [FDP]: Danke!)


Der Großteil der für die Klimaschutzinitiative vorge-
ehenen Mittel – 340 Millionen Euro – sind für nationale
limaschutzmaßnahmen vorgesehen, davon 240 Millio-
en Euro zusätzlich im Marktanreizprogramm. Insge-
amt geht es um 400 Millionen Euro bzw. um 10 Prozent
er vorgesehenen Investitionen. Wir können so, über ein
onjunkturprogramm für erneuerbare Energien im Wär-
ebereich und Energiesparen, in Deutschland immerhin

nvestitionen in Höhe von 4 Milliarden Euro auslösen.
ch finde, das kann sich sehen lassen. Wachstumsmotor
nd Exportschlager sind auch weiterhin die erneuerbaren
nergien. Die Erneuerbaren-Energien-Branche hat im

etzten Jahr nicht weniger als 25 Milliarden Euro in
eutschland umgesetzt.

Deutschland wird in diesem Jahr sicherlich seine
ioto-Ziele erfüllen. Wir sind in Deutschland auf einem

uten Wege, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, das
0-Prozent-Ziel im Jahre 2020 zu erreichen. Deswegen
nterstützen wir die Europäische Kommission beim
lima- und Energiepaket. Ich habe bereits ausgeführt,
ass die Bundesregierung die Versteigerung von
00 Prozent der Emissionszertifikate im Stromsektor an-
trebt, und zwar ohne Einschränkungen. Wir wollen
eine Subventionen und keine Windfall-Profits.

Die Bundeskanzlerin und auch der Bundesfinanzmi-
ister haben recht, wenn sie sagen, dass man nicht so tun
önne, als gebe es bereits weltweit gleiche Wettbewerbs-
edingungen. Solange wir international im Klimaschutz
icht die gleichen Standards wie in Europa erreichen,
önnen wir nicht so tun, als gebe es nicht die Gefahr,
ass bei durch die CO2-Abgaben steigenden Stromprei-
en ein Elektrostahlwerk, eine Aluminiumhütte oder an-
ere Teile der Industrie in Zukunft nicht mehr in
eutschland zu finden sind, sondern in die Länder ab-
andern, in denen es keine Klimaschutzauflagen gibt.

Deswegen ist es das oberste Ziel in den internationa-
en Verhandlungen, gleiche Bedingungen durchzusetzen.
olange uns das nicht gelingt, werden wir bei dem blei-
en, was wir bereits heute tun. Wir stellen derzeit das
roduzierende Gewerbe in Deutschland von Klima-
chutzauflagen praktisch frei, weil wir nicht wollen, dass
n anderer Stelle außerhalb Europas die CO2-Emissio-
en entstehen, die sonst in Deutschland entstanden wä-
en, und die Arbeitsplätze mit abwandern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
Deswegen bleibt es dabei: Wir treten offensiv dafür
ein, dass die deutsche Industrie Best available Technolo-
gies – also den neusten Stand der Technik – vorhalten
muss und dass sie, wenn sie das macht, Zertifikate so
lange kostenlos zugeteilt bekommt, bis wir international
gleiche Standards erreichen. Wer den Menschen weis-
macht, das sei sozusagen ein Verrat am Klimaschutz, der
führt die Leute hinter die Fichte. Denn die Menschen,
die in diesem Bereich arbeiten, verlieren ihren Job des-
halb, weil dann nicht nur die Emissionen in der Ukraine,
in China oder Indien entstehen, sondern auch die Ar-
beitsplätze.

Wir reduzieren keine Emissionen dadurch, dass wir
die Industrie aus Deutschland verdrängen. In allen Kli-
maverhandlungen, an denen ich teilnehme, will man von
Deutschland eines sehen, nämlich dass es gelingt, wirt-
schaftliche Leistungsfähigkeit, Wachstum und Klima-
schutz zusammenzubringen. Würden wir in Deutschland
eine Politik betreiben, die Klimaschutz sozusagen durch
die Behinderung von Wachstum und wirtschaftlicher
Leistungsfähigkeit zu betreiben versucht, dann würde
uns nicht ein einziges Land folgen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Deswegen brauchen wir solche Regelungen. Wer sie
nicht mitträgt, der wird letztlich ein Scheitern der Klima-
politik mitzuverantworten haben.

Das gilt übrigens auch für die Debatten um den CO2-
Ausstoß von Pkws. Worum geht es dabei eigentlich?
Wir reden darüber, dass wir ab dem Jahr 2012 in der Eu-
ropäischen Union eine Begrenzung des CO2-Ausstoßes
von Pkws auf durchschnittlich 120 Gramm pro Kilome-
ter – Jürgen Trittin hat mir bestätigt, dass es nie um ir-
gendwas anderes ging – einführen wollen.

Nun gibt es einen Vorschlag, das nicht gleich für alle
Fahrzeuge einzuführen, sondern zunächst auf 60 oder
70 Prozent zu beschränken und erst drei Jahre später auf
100 Prozent zu erweitern, um nicht in den Produktions-
zyklus der Autoindustrie einzugreifen, sondern um die
Umstellung mit dem Produktionszyklus zu erreichen.
Nun gibt es Leute, die erklären, wenn 2012 nur 60 oder
70 Prozent und erst 2015, also drei Jahre später,
100 Prozent der Autos die vorgegebenen Normen erfüll-
ten, sei das der Untergang der Klimapolitik und der Be-
weis dafür, dass Deutschland seine Vorreiterrolle nicht
einnehme. Wo leben Sie eigentlich, wenn Sie solche De-
batten führen? Das ist doch abenteuerlich. Natürlich
wollen wir im Zweifel, dass die Umstellung effizient
und so geschieht, dass wir damit nicht einen der zentra-
len Motoren der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Eu-
ropas und insbesondere Deutschlands beschädigen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Was wir machen, kostet viel Geld. In diesen Haushalt
sind 1,5 Milliarden Euro mehr für den Umweltschutz
eingestellt. Dieses Geld muss aber in diesem Land er-
wirtschaftet werden. Das muss auch ein Umweltminister
wollen. Nur dann werden wir erfolgreich sein. Deswe-
gen ist das, was wir tun, vernünftig. Wir werden die
120 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer erreichen. Wir

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(C (D ollen übrigens kein doppeltes Phase-in. Ich finde, die trafzahlungen müssen zu Beginn hoch sein, wenn man rei Jahre Zeit hat, 100 Prozent zu erreichen. Wir müsen das mit effizienten Technologien schaffen. Aber höen Sie auf, Volksverdummung zu betreiben! (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Klimaschutz und wirtschaftliches Wachstum müssen
usammenpassen. Sonst haben wir das Geld nicht, um
as zu erreichen, was wir uns alle vorgenommen haben.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617609500

Nächster Redner ist der Kollege Horst Meierhofer für

ie FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Horst Meierhofer (FDP):
Rede ID: ID1617609600

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
an brauchte schon eine gewisse Portion schwarz-roten
umor, um der Rede von Herrn Gabriel zuzuhören. Es
ird so getan, als fielen die ganzen Kosten vom Him-
el. Ich denke, dass Sie für einen Großteil derselben

erantwortlich sind. Dennoch erklären Sie, dass wir die
enschen hinter die Fichte führen wollen, obwohl wir

ur versuchen, die Kosten zu senken. Das halte ich für
inen ziemlichen Skandal.


(Beifall bei der FDP)


Sie haben in Ihrer Haushaltsrede gesagt, dass die Kos-
en, die bei der Vermeidung von Umweltbelastungen
ntstehen, diejenigen tragen sollen, die für die Umwelt-
elastungen verantwortlich sind. Sie tun so, als wäre das
usschließlich die Wirtschaft. Natürlich muss die Wirt-
chaft ihren Beitrag leisten. Aber Sie haben vielleicht
ergessen, dass Sie, die Sie den Unternehmen entgegen
hrer Erklärung, dass Sie sie im internationalen Wettbe-
erb entlasten wollen, Kosten aufbürden, dafür mindes-

ens genauso verantwortlich sind. Sie, die Bundesregie-
ung, sind der größte Preistreiber. Darauf haben Sie
eine Antwort gegeben.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Nennen Sie ein Beispiel!)


Ich werde Ihnen sogar drei Beispiele nennen.

Wir haben eine sehr teure und chaotische Umweltpo-
itik. Es geht gerade in der Umweltpolitik um Konse-
uenzen und Kostenersparnisse. Davon ist aber nichts zu
ehen. Es geht um relativ viele schöne Symbole, die sich
ett darstellen lassen. Dabei könnten Sie zu einem sehr
ünstigen Preis sehr viel bessere Ergebnisse in der Um-
eltpolitik erzielen. Aber das interessiert Sie nicht. Sie
nechten die Menschen und machen die Angebote so
euer, dass die Unternehmen ins Ausland abwandern.
enau darauf haben Sie auch keine Antwort gegeben.

Ich finde es interessant, dass die CSU mit den Minis-
ern Glos und Seehofer grundsätzlich andere Positionen






(A) )



(B) )


Horst Meierhofer
vertritt als Sie in der SPD-Fraktion. Sie wollen interna-
tionale Vereinbarungen und ein international einheitli-
ches Korsett erreichen, was den Emissionshandel be-
trifft. Aber Sie schaffen es noch nicht einmal in der
eigenen Regierung, einen einheitlichen Kurs festzule-
gen. Sie diskutieren monatelang und gefährden damit die
deutsche Position auf internationaler Ebene. In Brüssel
konnten die Deutschen im letzten halben Jahr nicht ge-
schlossen auftreten, weil Sie nicht in der Lage waren,
hier eine gemeinsame Position abzustimmen.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Sie müssen den Vorrednern schon zuhören und nicht einfach ablesen, was Sie aufgeschrieben haben!)


– Definieren Sie zuerst, was Sie beispielsweise unter
Schwerindustrie verstehen, und stimmen Sie sich dann
mit Herrn Glos ab. Sie können im Übrigen gerne eine
Zwischenfrage stellen.

Ich nenne als Beispiel das Umweltgesetzbuch. Trotz
zweier Referentenentwürfe vom November 2007 und
Mai 2008 warten wir noch immer auf einen Kabinettsbe-
schluss. In diesem Bereich passiert überhaupt nichts.
Schwarz-Rot wird sich nicht einig. Von Woche zu Wo-
che werden neue Termine angekündigt, zu denen das
Umweltgesetzbuch kommen soll. Es sollte irgendwann
der große Wurf sein, bei dem Herr Gabriel seine Meis-
terprüfung ablegen sollte. Aber nichts dergleichen
kommt. Mittlerweile freut man sich schon, wenn von
60 Streitpunkten elf übrig bleiben.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das war harte Arbeit!)


Das ist der momentane Stand. Dazu kann ich nur sa-
gen: Herzlichen Glückwunsch!

Ein Umweltgesetzbuch wird es nicht geben. Ich be-
fürchte, dass Sie nicht in der Lage sein werden, das zu
entscheiden. Sie haben Angst vor der Bayernwahl; das
ist ein Bremsklotz. Hier stellt sich die CSU wieder quer.
So schaffen wir kein einheitliches Umweltrecht in
Deutschland. Vielmehr gibt es eine Zersplitterung zwi-
schen den 16 Bundesländern. Das alles geschieht ohne
jegliche Zielorientierung. Man kommt zu keinem Ergeb-
nis, weil gerade Wahlkampf ist. Das ist mehr als unver-
antwortlich.


(Beifall bei der FDP)


Ein weiteres Beispiel, das zeigt, welche großartigen
Leistungen Sie im letzten Jahr erbracht haben, ist die
Novelle zur Verpackungsverordnung. Sie haben sich
monatelang gezankt. Die Union hat irgendwann, spät
aufwachend, festgestellt: Um Himmels willen, das läuft
in die falsche Richtung. Sie landete allerdings nicht als
Tiger, sondern als Bettvorleger. Im Endeffekt wurde fast
nichts erreicht.

Wir haben im Moment keinen vernünftigen Wettbe-
werb, überhaupt keine vernünftigen Innovationsmög-
lichkeiten, und wir haben eine Marktaufteilung, die eher
an den Sozialismus erinnert. Herr Dr. Nüßlein, Sie haben
den Mund vorher relativ weit aufgemacht, erreicht haben
Sie im Endeffekt aber fast gar nichts.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D m allerwenigsten haben wir erreicht, was die abfallpoitischen Ergebnisse und die Umweltpolitik betrifft. Der Emissionshandel ist ein zentraler Punkt, auf den ch sehr gerne noch eingehen möchte; Herr Kelber, auch ie haben danach gefragt. Es gibt diesbezüglich einen ähmenden Streit, der uns große Probleme bereitet. Die rgumentation dazu, wie man die Ökosteuer ersetzen ollte, zeigt doch schon, dass Sie versuchen, die Leute inters Licht zu führen. Sie sind nicht in der Lage, den euten zu sagen, welche Kosten durch die Rentenpolitik erursacht werden. Vielmehr nennen Sie das Ganze kosteuer und wollen damit verheimlichen, was wirk ich vorgeht. Das ist doch keine verantwortungsvolle Poitik. Man muss den Leuten doch sagen, wofür sie wie iel ausgeben sollen. (Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Keine Aussage zum Ersatz der 18 Milliarden Euro! Sie müssen sagen, woher die kommen sollen!)


Ich werde Ihnen jetzt einmal sagen, wie man die glei-
hen Ergebnisse für die Umwelt deutlich günstiger erzie-
en kann als mit Ihrer Ökosteuer.


(Ulrich Kelber [SPD]: Dann sagen Sie doch einmal, wo Sie die 18 Milliarden Euro hernehmen!)


ie Ökosteuer beträgt mindestens 18 Cent pro Liter. Sie
önnten mit dem Emissionshandel für 6 Cent einen Zu-
tand herstellen, als gäbe es überhaupt keinen verbrann-
en Diesel und kein verbranntes Benzin. Das könnte man
roblemlos mit 6 Cent pro Liter erreichen. Sie verlangen
8 Cent. Dabei geht es um alles, nur nicht um die Um-
eltpolitik. Ich kann Ihnen das gerne vorrechnen.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Woher nehmen Sie die 18 Milliarden Euro für die Rentenkasse? Wir warten auf Ihre Erklärung!)


Aus dem allgemeinen Haushalt nimmt man die
8 Milliarden Euro, aber doch nicht aus dem Umwelt-
aushalt.


(Ulrich Kelber [SPD]: Also 18 Milliarden Euro mehr Schulden!)


as ist denn das für eine Argumentation? Ist die Um-
eltpolitik denn dafür verantwortlich, dass der Arbeits-
inister nicht in der Lage ist, seine Probleme in den
riff zu bekommen? Das wird ja immer bunter.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Jetzt sprechen Sie das Wort aus: Schulden!)


Sie verlangen 86 Cent pro Liter Sprit. Am Schluss
lauben die Leute auch noch, sie würden damit etwas für
en Umweltschutz tun. 6 Cent würden ausreichen. We-
er 18 Cent noch 86 Cent sind notwendig.


(Ulrich Kelber [SPD]: 18 Milliarden Euro mehr Schulden! Das FDP-Konzept! Super!)


Dass Sie nicht in der Lage sind, Ihre Probleme in den
riff zu bekommen, und die Menschen dafür bezahlen






(A) )



(B) )


Horst Meierhofer
lassen, ist eine Unverschämtheit. Das Ergebnis ist Fol-
gendes.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617609700

Herr Kollege.


Horst Meierhofer (FDP):
Rede ID: ID1617609800

– Letzter Satz, Herr Präsident. – Die Menschen mer-

ken, dass es zu teuer wird und haben deswegen keine
Lust mehr, etwas für den Umweltschutz zu tun. Sie errei-
chen das genaue Gegenteil von dem, was Sie erreichen
wollen, nämlich eine Verdrossenheit der Bürger.


(Beifall bei der FDP)


Sie müssen das Geld an die Menschen zurückgeben.
Dann haben sie mehrere Milliarden Euro zusätzlich in
der Tasche. Dann können wir uns Gedanken über die
Rentenversicherung machen. Es darf nicht abkassiert
und abgezockt werden, sondern das Geld muss den Men-
schen zurückgegeben werden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617609900

Das Wort hat nun Katherina Reiche für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1617610000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Klima- und Energiefragen halten nicht nur die Verbrau-
cherinnen und Verbraucher sowie die Weltmärkte in
Atem, sondern auch die Politik. In den kommenden Mo-
naten wird es darum gehen, wie wir wirksamen Klima-
schutz mit preiswerter und sicherer Energieversorgung
verbinden können.

Sie waren in den letzten Wochen Zeuge eines wahren
Wettbewerbes der Ideen. Am Ende geht es darum, wel-
che Ideen umzusetzen sind, nicht darum, sich über das
Urheberrecht zu streiten. Eine Gruppe, die Vorschläge
gemacht hat, ist die von Michael Glos eingesetzte PEPP-
Gruppe, die „Projektgruppe Energiepolitisches Pro-
gramm“. Ziel ist es, diese Vorschläge umzusetzen, damit
Energie für die Verbraucherinnen und Verbraucher auch
in Zukunft bezahlbar bleibt.

Es geht um die Steigerung und Förderung der Ener-
gieeffizienz. Es geht darum, den Menschen Möglichkei-
ten zu geben, den Verbrauch und die Energiekosten spür-
bar zu senken, zum Beispiel indem man sie darüber
informiert, wie man den Strom- oder Gasanbieter wech-
selt.

Wir haben uns auch in der CDU/CSU-Fraktion zu-
sammengesetzt und haben mit einem Papier mit dem
Titel „Energie für Deutschland“ unsere Vorschläge ein-
gebracht. Auch wir denken an die Stellschrauben Ener-
gieeffizienz und Energieeinsparung und daran, die Ener-
giekompetenz beim Verbraucher zu stärken, aber auch
daran, deutlich mehr in die Forschung zu investieren.

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(C (D ei Energieforschung und bei Effizienzmaßnahmen erden wir in Zukunft mehr investieren müssen. Wir plädieren auch dafür, die Laufzeit der Kernkrafterke zu verlängern. (Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein ganz neuer Vorschlag!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Gabriel, eine Steilvorlage von Ihnen kann ich
icht ungenutzt lassen. Sie haben gerade die Grünen auf-
efordert, auf die klugen Menschen in ihren eigenen Rei-
en zu hören, zu denen Sie Herrn Fischer zählen, der da-
ür plädiert, bei der Kohle zu bleiben. Aber auch in Ihren
eihen gibt es sehr kluge Menschen, wie zum Beispiel
errn Clement, der dafür plädiert, an der Atomenergie

estzuhalten. Natürlich wollen wir keine Maulkörbe ver-
eilen. Insofern werden wir weitere Vorschläge aus der
PD gerne entgegennehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Reden wir doch gleich über Herrn Töpfer und Herrn Troge!)


Die Vorgänge im Forschungsbergwerk Asse haben
ns in den vergangenen Monaten beschäftigt. Da gab es
chwerwiegende Kommunikationsdefizite


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, Kommunikationsdefizite!)


wischen allen beteiligten Behörden. Aber es gab zu kei-
em Zeitpunkt eine aktuelle Gefährdung von Mensch
nd Umwelt.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nach diesen Vorgängen in der Schachtanlage Asse
ar es notwendig, den Betreiber zu wechseln, um für ein

ukunftsgerichtetes Verfahren zu sorgen. Bundesminis-
er Gabriel hat mit Bundesministerin Schavan und dem
mweltminister aus Niedersachsen nun einen Weg vor-
eschlagen, um die ordnungsgemäße Schließung der
sse herbeizuführen. Es geht darum, mit den Experten

lle Optionen für eine sichere Schließung der Asse zu
rüfen. Wir brauchen eine rasche und reibungslose
bergabe der Schachtanlage. Jetzt geht es darum, das
onzept für eine geordnete und sichere Schließung der
sse zu erarbeiten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es ist richtig, dass wir die Sorgen der Bürgerinnen
nd Bürger nicht nur ernst nehmen, sondern darauf auch
ntworten geben müssen. Natürlich hat dabei die
icherheit bei Betriebspersonal und der übrigen Bevöl-
erung absolute Priorität.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das zuständige Bundesamt für Strahlenschutz steht
un vor keiner leichten Aufgabe. Wir jedoch vertrauen
arauf, dass schnellstmöglich eine gangbare Lösung vor-
elegt wird. Aber der Versuch einiger, die Asse mit dem
ich in Erkundung befindenden Endlagerstandort Gorle-
en gleichzusetzen, ist politisch durchsichtig und der






(A) )



(B) )


Katherina Reiche (Potsdam)

Problematik in keinem Fall angemessen. Herr Gabriel,
wir sind uns einig, dass dem Versuch, Asse und Gorle-
ben gleichzusetzen, entgegenzutreten ist. Das haben Sie
getan. Dafür möchten wir Ihnen danken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber wer Generationenverantwortung ernst nimmt,
der muss eben dafür sorgen, dass die produzierten Ab-
fälle tatsächlich sicher entsorgt werden, und zwar unab-
hängig davon, wie lange die Kernkraftwerke noch lau-
fen.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vor allem weiter Abfall produzieren!)


Die Endlagerung radioaktiver Abfälle ist eine staatliche
Aufgabe von übergeordneter Bedeutung. Die Bundesre-
gierung bleibt aufgefordert, „die Lösung dieser Frage
zügig und ergebnisorientiert“ – so steht es im Koalitions-
vertrag – anzugehen und noch „in dieser Legislaturpe-
riode“ zu einer Lösung zu kommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir können positiv festhalten, dass wir bei der
Schachtanlage Konrad einer Lösung näher gekommen
sind. Die Anlage soll zügig fertiggestellt und in Betrieb
genommen werden. Ich möchte aber auch sagen, dass
wir als Unionsfraktion keine neue Standortsuche wol-
len. Das würde zu weiteren Verzögerungen führen. Das
ist weder sinnvoll noch notwendig, aber definitiv kost-
spielig.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Asse war auch ganz billig!)


Wir wollen das Moratorium in Gorleben aufheben, um
die Untersuchungen ergebnisoffen, Frau Kotting-Uhl,
fortzuführen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Im ersten Halbjahr dieses Jahres haben wir den zu-
stimmungspflichtigen Teil des Integrierten Klima- und
Energieprogramms fast komplett abgearbeitet. Wir ha-
ben das Erneuerbare-Energien-Gesetz novelliert. Wir ha-
ben das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz verabschie-
det. Wir haben in der Kraft-Wärme-Kopplung Maßstäbe
gesetzt. Wir haben das Messwesen bei Strom und Gas
für den Wettbewerb geöffnet. All das sind Meilensteine
für den Klimaschutz.

Ein Problem – das muss man ansprechen – gibt es
noch in diesem Bereich; das sind die Biokraftstoffe.
Dies harrt noch einer Lösung. Es gibt ungeklärte Fragen
im Bereich der Nachhaltigkeit. Es gibt Fragen hinsicht-
lich der Biokraftstoffquote. Auch darüber werden wir
noch intensiv diskutieren müssen. Ich möchte ganz klar
sagen, dass wir an der Nutzung der Biokraftstoffe fest-
halten wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Biokraftstoffe, die nachhaltig erzeugt und richtig an-
gewendet werden, schonen das Klima und sorgen hier
im eigenen Land für Wertschöpfung. Die Hersteller von
Biokraftstoffen haben in den letzten Monaten schwierige
Zeiten durchleben müssen. Für das Auf und Ab auf den

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(C (D ohölmärkten können wir nichts. Aber bei der Besteueung können wir sicherlich etwas machen. Deshalb haen wir dafür plädiert, die nächste Steuerstufe auszuseten. Ich zumindest finde, dass das ein gangbarer Weg äre, der auch die Verbraucherinnen und Verbraucher ntlasten und den Unternehmen Luft verschaffen würde. (Beifall bei der CDU/CSU – Michael Brand [CDU/CSU]: Interessant, dass sich keine Hand bei der SPD rührt!)


(Beifall des Abg. Michael Brand [CDU/CSU])


Wichtig ist auch ein Plädoyer an dieser Stelle für die
iokraftstoffe der zweiten Generation, für die nicht die
flanzenfrucht, sondern die gesamte Pflanze gebraucht
ird, um mögliche Nutzungskonkurrenzen auszuschlie-
en. Wir besitzen hier – ich sage: noch – die Technolo-
ieführerschaft. Ich denke an Unternehmen wie Choren
der das Bioliq-Forschungszentrum in Karlsruhe. Das
ind ermutigende Beispiele. Diese wollen wir erhalten,
nd wir wollen ihnen die Möglichkeit geben, hier in
eutschland zu investieren und groß zu werden.

Ein weiteres Thema, das auf europäischer Ebene an-
esiedelt ist, möchte ich hier ansprechen. Ich möchte die
ussage von Sigmar Gabriel unterstützen, dass die Aus-
estaltung des europäischen Emissionshandels von ent-
cheidender Bedeutung für den Industriestandort
eutschland ist. Ich glaube, man kann ohne Übertrei-
ung sagen, dass Deutschland der größte Industriestand-
rt in Europa ist und eine Palette aufweist, die in keinem
nderen europäischen Land zu finden ist. Von der Che-
ie- über die Stahl- und die Aluminiumindustrie bis hin

u Automobilunternehmen sind alle Branchen vertreten.
ir können nicht leichtfertig alles nur unter dem Aspekt

es Klimaschutzes betrachten, egal was mit unserem In-
ustriestandort geschieht. Es ist richtig, dass nirgendwo
n der Welt so effizient und unter den gegebenen Um-
tänden so klimaschonend produziert wird wie in
eutschland.

Dass Verbesserungen möglich sind, ist unbestritten,
ber es ist dem Klima nicht geholfen, wenn hier Arbeits-
lätze verloren gehen und Standorte verlagert werden.
as hilft dem Klima nicht und schon gar nicht dem deut-

chen Technologie- und Industriestandort oder den Un-
ernehmerinnen und Unternehmern.


(Beifall des Abg. Michael Brand s kommt nicht von ungefähr, dass ich fast täglich mit etriebsräten von großen Unternehmen zu tun habe, die ürchten, dass ihr Unternehmen durch eine falsche Ausestaltung des Emissionshandels wettbewerbsunfähig ird. Zumindest deren Bedenken müssen wir ernst nehen. Eine letzte Aussage zum UGB. Es wurde bereits anesprochen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, ein mweltgesetzbuch zu schaffen, das einheitlich ist. Das st bei der Komplexität der Materie kein ganz einfaches nterfangen. Wir wollen das Umweltrecht harmonisie Katherina Reiche ren, es soll vereinfacht und entbürokratisiert werden. Das heißt, das Leben soll danach möglichst einfacher werden. Wir wollen bisherige Standards möglichst weder anheben noch deutlich absenken. Es soll also der Status quo erhalten bleiben. (Ernst Burgbacher [FDP]: Wollen Sie etwas anderes oder nicht? Also keine Entbürokratisierung?)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Es gibt viele offene Fragen. Ich finde es richtig, dass
das Parlament, dass die Koalitionsfraktionen darauf
drängen, dass diese Fragen von den zuständigen Minis-
terien zunächst beantwortet werden. Uns liegt daran,
dass uns dieses ambitionierte Vorhaben gelingt. Ein
schnelles Gesetz nützt keinem, ein Gesetz, bei dem spä-
ter viele Fehler festgestellt werden und gegen das ge-
klagt wird, hilft weder der Wirtschaft noch der Umwelt.
Wir werden uns weiter mit diesen Fragen beschäftigen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617610100

Das Wort erhält nun der Kollege Michael Leutert,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617610200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Minister, ich muss Ihnen gratulieren. Ich bin sehr
erstaunt. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie überhaupt in
der Lage sind, hier einen Haushalt vorzulegen.


(Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Oh!)


Das ist ein Meisterstück.

Auch Sie erinnern sich doch sicher an die letzte Sit-
zung im Haushaltsausschuss. Es ging um die Freigabe
der Mittel für die Klimaschutzinitiative, immerhin ein
Kernstück in Ihrem Ministerium. Ich erinnere mich da-
ran, wie viele Steine Ihnen von Ihren eigenen Kollegin-
nen und Kollegen der Koalitionsfraktionen in den Weg
gelegt worden sind. Es war zum Teil absurd. Man hatte
den Eindruck, dass Ihr Ministerium das Oppositions-
ministerium ist, das nur noch von Linken und Grünen
gestützt wird,


(Lachen bei der CDU/CSU und der SPD)


und man die SPD daran erinnern muss, dass sie den
Minister im Ministerium stellt.


(Beifall bei der LINKEN – Ulrich Kelber [SPD]: Aber gewonnen hat er, oder?)


Tatsächlich ist es so, dass die Einnahmen aus dem
Emissionshandel bei Ihnen im Ministerium derzeit mit
900 Millionen Euro verbucht sind. Das ist die Einnah-
meseite.

Mitnichten haben Sie aber auf der Ausgabenseite
900 Millionen Euro mehr zur Verfügung. Tatsächlich
steht dort nur die Hälfte bereit. Warum? Aus zwei Grün-
den: Erstens. Sie müssen anderen Ministerien abgeben,

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(C (D amit Sie überhaupt die Zustimmung der Koalitionsfrakionen bekommen. Zweitens. Sie müssen an den Finanzinister 300 Millionen Euro wegen angeblicher Steuer usfälle durch den Emissionshandel abgeben. (Ulrich Kelber [SPD]: Das nennt man Steuerrecht!)


ieser holt sich also sein Geld von Ihnen zurück.

Aber immerhin – kein Wermutstropfen –: Sie können
b sofort behaupten, dass Sie wahrscheinlich das erste
inisterium leiten, das sich zu zwei Dritteln aus eigenen

innahmen finanziert. Das ist ja schon mal was.

Zu den angeblichen Steuerausfällen ist Folgendes
nzumerken – es ist eigentlich kaum zu glauben; ich er-
nnere an die großen Debatten im Sommer –: Die Ener-
ieunternehmen zocken die Bürger bis auf das letzte
emd ab. Die Preise steigen. Die Gewinne steigen eben-

alls ins Unermessliche. Gleichzeitig weint der Finanz-
inister über Steuerausfälle durch den Emissionshandel.
ie Regierung scheint sich selbst nicht im Klaren zu

ein, wie die Effekte einzuschätzen sind. Auf eine Kleine
nfrage von uns wird in Bezug auf die Steuereffekte an-
egeben: Berechnungen zu diesen Effekten können se-
iöserweise nicht angestellt werden. Das heißt, aufgrund
nseriöser Angaben nimmt Ihnen der Finanzminister
00 Millionen Euro aus Ihrem Etat.

Herr Gabriel, bei allem Respekt, wenn diese Antwort
uf unsere Kleine Anfrage stimmt, haben Sie sich bei
en Haushaltsverhandlungen einfach über den Tisch zie-
en lassen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Es gibt bei der Volkshochschule Kurse für Steuerrecht! Wenn man Kosten hat, darf man die von der Steuer absetzen! Das ist schon so in Deutschland!)


Ja, wir können uns gern noch einmal zusammensetzen.
enn Sie einen solchen Kurs für Ihre eigenen Regie-

ungskollegen durchführen, dann können Sie uns viel-
eicht bessere Antworten geben.

Die Situation ist vom Prinzip her exakt die gleiche
ie letztes Jahr; es wurden lediglich Zahlen in den ver-

chiedenen Einzelplänen verschoben. Es geht um die
rage: Wie werden die Einnahmen aus dem Emissions-
andel eingesetzt? Da die Situation exakt die gleiche ist
ie letztes Jahr, ist auch die Position der Linken exakt
ie gleiche wie letztes Jahr, nämlich: Die Erlöse aus dem
missionshandel müssen zu 100 Prozent in den Klima-
chutz fließen.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Minister, ich kann Ihnen in diesem Punkt versi-
hern: Im Kampf gegen die Koalitionsfraktionen können
ie weiterhin hundertprozentig auf die Linke zählen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617610300

Anna Lührmann ist die nächste Rednerin für die Frak-

ion Bündnis 90/Die Grünen.






(A) )



(B) )


Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617610400

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich will meine Rede heute einmal anders als
für eine Oppositionspolitikerin üblich beginnen, nämlich
mit einem Lob für die Regierung.


(Ulrike Flach [FDP]: Och!)


Was Sie vorhaben, im nächsten Haushaltsjahr für Klima-
schutz auszugeben, das kann sich in der Tat sehen lassen.
600 Millionen Euro für Klimaschutz, das ist in der Tat
beachtlich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


– Freuen Sie sich nicht zu früh! Die schöne Planung hat
nämlich zwei Haken:

Erstens. Sie dürfen nicht nur versprechen, 600 Millio-
nen Euro auszugeben, Sie müssen es auch wirklich tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch im Haushaltsjahr 2008 haben Sie versprochen,
400 Millionen Euro zusätzlich in den Klimaschutz zu in-
vestieren. Nun raten Sie einmal, wie viel davon bisher,
also Mitte September, ausgegeben worden ist? – Keiner
traut sich, etwas zu sagen. Es sind in der Tat 0 Cent. Sie
tun also so, als hätten wir alle Zeit der Welt, um die Erd-
erwärmung aufzuhalten. Dabei haben wir nur wenig
Zeit. Ihre Luftbuchungen helfen uns da wirklich nicht
weiter.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Wir als Mitglieder des Haushaltsausschus-
ses wissen, dass neue Ausgaben für eine Regierung sehr
einfach zu planen sind. Mit Mehrausgaben kauft man
sich neue Freunde und macht sich keine neuen Feinde.
Das ist in einem Wahljahr besonders gut.

Anders sieht es aus, wenn sich eine Regierung an alte
Besitzstände heranwagt, Subventionen streicht und fehl-
geleitete Ausgaben kürzt. Damit verliert man alte
Freunde und schafft sich neue Feinde. Das ist in einem
Wahljahr besonders schlecht. Kein Wunder, dass sich die
Regierung da nicht heranwagt.

Nur drei Beispiele für besonders klimaschädliche
Subventionen im Bundeshaushalt 2009. Erstens. Das
Flugzeug ist das klimaschädlichste Verkehrsmittel über-
haupt. Die CO2-Emissionen des Luftverkehrs überstei-
gen schon lange die aller weltweit genutzten Lkws. Eine
Regierung, die Klimaschutz wirklich ernst meint, müsste
also alles dafür tun, dass Flugverkehr reduziert wird.
Was macht die Große Koalition? Sie subventioniert die
Luftfahrtindustrie weiterhin mit 7 Milliarden Euro im
Jahr. Durch die Steuerbefreiung für Kerosin ist Fliegen
oft billiger als die Taxifahrt zum Flughafen. Das darf
wirklich nicht so bleiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zweites Beispiel. Die Verbrennung von Kohle ist mit
die klimaschädlichste Form, Strom zu erzeugen. Selbst
das modernste Kohlekraftwerk stößt doppelt so viel CO2
aus wie ein modernes Gaskraftwerk. Wenn alle in
Deutschland geplanten Kohlekraftwerke noch gebaut

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(C (D erden, dann stoßen sie mehr CO2 aus, als in Deutschand 2050 noch ausgestoßen werden darf. Deshalb sind ührende Umweltexperten, die grüne Partei und die rüne Bundestagsfraktion eindeutig gegen den Bau von euen Kohlekraftwerken, solange es nicht gelingt, CO2 bzuscheiden. Selbst wenn man dieses strittige Thema des Krafterksneubaus einmal ausklammert, muss man sich doch ie Frage stellen, was die Koalition beim Thema Steinohle noch so macht. Schaut man in den Subventionsbeicht, dann sieht man, dass die Bundesregierung die teinkohle immer noch mit knapp 2 Milliarden Euro im ahr subventioniert, und das, obwohl sich der Weltarktpreis für Steinkohle seit 2005 fast verdoppelt hat. in weiterer Beleg dafür, dass Ihre Klimaschutzpolitik us viel heißer Luft besteht, Herr Gabriel! (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ulrich Kelber [SPD]: Erinnern Sie sich an unsere gemeinsame Regierungszeit?)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Gegen die Subvention sind wir Grüne schon immer ge-
esen, wenn Sie sich recht erinnern.


(Ulrich Kelber [SPD]: Aber Sie haben im Deutschen Bundestag dafür gestimmt! Das muss man festhalten!)


Ich möchte Sie daran erinnern, Herr Kollege Kelber: In
oalitionen macht man Kompromisse. Wir Grüne, übri-
ens inklusive Joschka Fischer, sind immer dafür einge-
reten, möglichst schnell aus der Steinkohlesubventio-
ierung auszusteigen.


(Ulrich Petzold [CDU/CSU]: Sie haben es befürwortet!)


Das dritte Beispiel. Die Industrie in Deutschland ist
mmer noch für 20 Prozent aller CO2-Emissionen ver-
ntwortlich. Eine Regierung, die Klimaschutz wirklich
rnst meint, darf klimaschädliches Verhalten der Indus-
rie nicht weiter subventionieren. Wie steht es so schön
n Ihrem Diskussionspapier zum Thema „Ökologische
ndustriepolitik“, Herr Gabriel, auf das Sie, glaube ich,
elativ stolz sind? Ich zitiere:

Oftmals aber bringen Subventionen Märkte nicht in
Bewegung, sondern zementieren Besitzstände.
Nicht Dynamik, sondern Statik ist die Folge.

ehr richtig!


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617610500

Frau Kollegin Lührmann, möchten Sie kurz vor Ende

hrer Rede noch eine Zwischenfrage des Kollegen
auch beantworten?


Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617610600

Sehr gern.


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1617610700

Liebe Kollegin, es ist eher unüblich, dass eine Oppo-

itionsfraktion den Minister verteidigen will, aber hier






(A) )



(B) )


Michael Kauch
werden Legenden aufgebaut, die man so nicht stehen
lassen kann.

Sie sagen, es war Joschka Fischer, der an der Spitze
stand, als es darum ging, die Steinkohlesubventionen
abzubauen. Das haben wir nicht nur in der rot-grünen
Koalition nicht erlebt. Wir haben vor allen Dingen das
Jahr 1997 in Erinnerung, als nämlich die schwarz-gelbe
Regierung die Steinkohlesubventionen erstmals gesenkt
hat. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wer auf
den Barrikaden der Gewerkschaften stand und gesagt
hat, dass das sozusagen der Untergang der Wirtschaft ist.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Es war Joschka Fischer, der auf den Gewerkschaftsver-
anstaltungen dagegen polemisiert hat.

Sie sind immer da, wo eine Bürgerinitiative ist, die
stänkert, oder eine Gewerkschaft, die etwas blockieren
will. Aber wenn hier tatsächlich ökonomisch sinnvolle
Politik gemacht wird, dann sind Sie nicht dabei, insbe-
sondere deshalb nicht, weil Sie den Emissionshandel
nicht verstehen. Der Minister hat völlig recht: Ein neues
Kohlekraftwerk erhöht die CO2-Emission nicht. Man
kann sich nicht einfach Technologien heraussuchen, die
man nicht will. Wenn es Emissionshandel gibt, wird der
Markt entscheiden, welche Technologien eingesetzt wer-
den.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617610800

Herr Kollege Kauch, ich bin ganz verwundert da-

rüber, dass ausgerechnet Sie als FDP-Politiker eine der
größten Subventionen im Bundeshaushalt so vehement
verteidigen.


(Ulrike Flach [FDP]: Das hat er doch gar nicht getan! – Ernst Burgbacher [FDP]: Sie wollten sie erhalten!)


2 Milliarden Euro für den Absatz der deutschen Stein-
kohle, das ist nicht sinnvoll. Deshalb gab es zum Bei-
spiel im Landtag Nordrhein-Westfalen im letzten Jahr ei-
nen gemeinsamen Antrag von CDU, FDP und Grünen
für den schnellstmöglichen Ausstieg aus der Steinkohle.
Das ist die Position, die wir als Fraktion von Bündnis 90/
Die Grünen hier vertreten. Das ist die Position, die wir in
die Koalitionsverhandlungen der rot-grünen Koalition
eingebracht haben.


(Zuruf des Abg. Martin Burkert [SPD])


Zurück zu meiner Rede. Ich wollte noch auf die Steu-
erbefreiung für die Industrie im Bereich Energie einge-
hen, die für Großkonzerne immer noch 5 Milliarden
Euro im Jahr ausmacht, an die Sie sich nicht heranwa-
gen, Herr Gabriel. Damit ist ziemlich klar, dass Sie hier
Schönwetterklimaschutz betreiben. Wenn Ihnen der
Wind rau ins Gesicht weht, streichen Sie die Segel.

Wenn man allein diese drei Beispiele für klimaschäd-
liche Subventionen addiert, kommt man auf 14 Milliar-
den Euro, die für die Verschmutzung des Klimas ausge-
geben werden. Jetzt wollen Sie mit einem 600-

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(C (D illionen-Euro-Programm die Auswirkungen dieser kliaschädlichen Politik wieder reparieren. Das ist das Ge enteil von nachhaltiger Politik, und das gehört abgeählt. Das Wort erhält nun der Kollege Ulrich Kelber, SPD raktion. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617610900


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1617611000

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Ich habe in der Debatte eines gelernt: Ich werde in
ukunft nicht mehr behaupten, dass die FDP den Rent-
erinnen und Rentnern 18 Milliarden Euro wegnehmen
ill, um ihre steuerpolitischen Vorschläge zu finanzie-

en. Wir haben heute gelernt, dass sie 18 Milliarden Euro
ehr Schulden aufnehmen möchte. Ich halte das für

onsequent. 1997 – das letzte Jahr, in dem die FDP an
er Bundesregierung beteiligt war – war das Jahr mit der
öchsten Neuverschuldung in der Geschichte der Bun-
esrepublik Deutschland und dem höchsten Eingangs-
teuersatz in der Geschichte der Bundesrepublik
eutschland. Zugleich wurden in diesem Jahr die Bil-
ungsausgaben in Deutschland radikal gekürzt. Der Mi-
ister, der diese Kürzungen mittrug, nannte sich damals
ukunftsminister.

Man muss auch einen anderen Punkt in Erinnerung
ufen: Die FDP hat einen Anteil von 75 Prozent der Mi-
eralölsteuer mitbeschlossen. Dementsprechend passt
as, was ich am Anfang sagte.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617611100

Herr Kollege, möchten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Meierhofer zulassen?


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1617611200

Gerne.


Horst Meierhofer (FDP):
Rede ID: ID1617611300

Frau Präsidentin! Herr Kelber, nur noch einmal zur

larstellung: Wir als FDP gehen davon aus, dass durch
echnologischen Fortschritt der Benzinverbrauch in den
ächsten Jahren sinken wird. Wenn Sie diese Feststel-
ung teilen, behalten Sie das bitte im Hinterkopf bei Ihrer
ntwort auf die folgende Frage: Wollen Sie, wenn der
enzinverbrauch sinkt, dann als nächsten Schritt die
enten der Rentnerinnen und Rentner in Deutschland
ürzen, weil diese ja zum Teil über die Ökosteuer erwirt-
chaftet werden?


(Beifall bei der FDP)



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1617611400

Jetzt verstehe ich das FDP-Konzept noch besser: Sie

ollen im nächsten Jahr 18 Milliarden Euro neue Schul-






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber
den und dann aufgrund technischer Verbesserungen
diese zusätzliche Neuverschuldung etwas senken, also
zum Beispiel auf 17,5 oder 17 Milliarden Euro. Das war
eine wichtige zusätzliche Korrektur Ihres Programms.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)


Ich höre der Kollegin Lührmann immer gerne zu, aber
rhetorisches Geschick ersetzt keine Fakten.


(Uwe Barth [FDP]: Das merken wir auch gerade!)


Nehmen wir einmal Ihr Beispiel mit den 400 Millio-
nen Euro. Ich würde Sie darum bitten, nächstes Mal, be-
vor Sie reden, die Drucksachen des Haushaltsausschus-
ses zu lesen. In der Drucksache 16(8)4473 werden die
gesamten Bewilligungen aus diesem Programm benannt.
Hier findet sich auch das Marktanreizprogramm. Die
Gelder für das Marktanreizprogramm für erneuerbare
Energien im Wärmebereich, das ja noch aus rot-grünen
Zeiten stammt, wurden ja deutlich aufgestockt. Ende
August war das Geld jedoch, wenn man die oben ge-
nannten 400 Millionen Euro außen vor lässt, aufgrund
der hohen Zahl bewilligter Anträge ausgeschöpft. Das
heißt, das ganze restliche Jahr werden die 30 000 An-
träge, die sich im Augenblick im Bewilligungsverfahren
befinden, aus den 400 Millionen Euro bedient. Eine Zahl
aus einem großen Bericht herauszuklauben, um damit
das Ganze zu diskreditieren, ist, wie ich glaube, dem
Ernst der Sache nicht angemessen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben in der Umweltpolitik viele Aufgaben. Auf
der Artenschutzkonferenz und bei anderen Gelegenhei-
ten haben wir ja viele wichtige Themen in diesem Jahr
behandelt, die nicht unmittelbar mit Energie und Klima-
schutz zu tun haben. Wenn man aber mit den Menschen
redet, stellt man fest, dass sie im Augenblick von der
Umweltpolitik insbesondere zu zwei Themen Antworten
erwarten: zum Klimaschutz und zum Umgang mit den
hohen Energiepreisen. Manche Menschen wissen näm-
lich einfach nicht mehr, wie sie in diesem Jahr die Heiz-
kosten bezahlen sollen, und noch weniger, wie sie in
Zukunft damit klarkommen. Das macht ihnen verständli-
cherweise Angst.

Das Spannende für uns in der Politik ist doch, dass
wir auf beide Herausforderungen die gleichen Antwor-
ten geben können,


(Uwe Barth [FDP]: Steuererhöhungen!)


nämlich radikal den Energieverbrauch senken und die
bisherigen Energieträger durch die preisstabileren und
endlos verfügbaren erneuerbaren Energien ersetzen.

Ich halte es übrigens für sehr wichtig, dass die meis-
ten Mitglieder des Deutschen Bundestages den Men-
schen die Wahrheit sagen, nämlich dass wir die Preise
nicht heruntersubventionieren können; weder durch
Steuersenkungen noch durch Zuschüsse können wir die
Mehrkosten, die den Menschen entstanden sind, kom-
pensieren. Es gibt zwar Ausnahmen für Einzelne – ich
nenne hier die Erhöhung des Wohngeldes –, aber die

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(C (D roße Masse der Geldmittel muss dazu verwendet weren, den Unternehmen und den Privathaushalten zu helen, die Energiekosten radikal zu reduzieren. Das kann ur geschehen, indem auch der Verbrauch radikal reduiert wird. Wir haben dabei mit mehreren Herausforderungen zu ämpfen: Erstens müssen wir die Unternehmen durch rdnungsrechtliche Maßnahmen verpflichten, energieffizientere Geräte anzubieten. Ich würde mir wünschen, ass die Europäische Union im Rahmen der Ökodesignichtlinie mehr von dem umsetzen würde, was der Deutche Bundestag schon beschlossen hat. Ich nenne beipielhaft die Top-Runner-Systematik, nämlich dass mmer die besten Geräte den Standard definieren (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


nd alle anderen Geräte diesen Standard innerhalb der
ächsten fünf Jahre entweder auch erreichen müssen
der sonst nicht mehr eingesetzt werden dürfen.

Ich bin übrigens immer wieder erstaunt, wie die Be-
mten des Wirtschaftsministeriums in Brüssel in Ver-
andlungen genau das Gegenteil von dem einbringen,
as wir hier einhellig im Deutschen Bundestag be-

chlossen haben. So habe ich Anrufe aus Den Haag oder
aris bekommen, wo ich gefragt wurde: Was ist eigent-

ich mit euren deutschen Unterhändlern los? Die spre-
hen sich gegen die Top-Runner-Systematik aus, obwohl
hr sie doch gerade im Parlament beschlossen habt.

Ich glaube, dass wir auch einige nationale Instru-
ente zusätzlich zum Top-Runner-Programm einsetzen
üssen. Ich bin dafür, dass wir 10 Prozent der besten
eräte den Blauen Engel verleihen, damit die Verbrau-

herinnen und Verbraucher beim Kauf sofort wissen, ob
s noch ein besseres Gerät geben könnte oder ob das ei-
ene Gerät bereits effizient ist und durch seinen Ver-
rauch sparsam mit ihrem Geld umgeht. Das könnten
ir auf nationaler Ebene zusätzlich machen.

Wir müssen den Menschen helfen, die nicht genügend
eld haben, um in energieeffiziente Geräte und in die
ausdämmung zu investieren, die also nicht über diese

nvestitionshürde kommen, um danach preiswerter zu le-
en. An diesem Punkt brauchen wir die öffentlichen För-
ermittel. Das kann der Markt nicht allein leisten. Hier
üssen wir uns auch über neue Instrumente unterhalten,

m diesen Menschen zu helfen, zum Beispiel den etwas
eureren Kühlschrank zu kaufen, der aber jedes Jahr
0 Euro weniger an Stromkosten verursacht. Dies
önnte zum Beispiel über Minikredite oder Mini-Con-
racting erfolgen.

Es erscheint immer das Reizwort der Sozialtarife. Ich
in auch kein Anhänger von Sozialtarifen. Ich glaube,
ass sie eine erneute Subvention sind. Ich bin aber ein
nhänger davon, die Energietarife in Deutschland end-

ich vom Kopf auf die Füße zu stellen. In diesem Land
st es – pro Kilowattstunde – billiger, mehr Energie zu
erbrauchen. Ich bin daher dafür, die Energieanbieter
arauf zu verpflichten, dass es billiger wird, weniger
nergie zu verbrauchen, dass die Kilowattstunde also
it zunehmendem Verbrauch teurer wird. Das ist eine






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber
Herausforderung, der sich die Politik im Rahmen der
Daseinsvorsorge stellen sollte, nämlich die Energiean-
bieter dazu zu verpflichten. Wir sind dafür da, Gesetze
und Verordnungen zu machen, die so etwas erzwingen,
wenn es vonseiten der Energieanbieter nicht freiwillig
passiert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich habe in der letzten Woche eine Pressemitteilung
herausgegeben, die „Atomsekte die 523.“ hieß. Ich
müsste heute eine herausgeben, die „Atomsekte die
524.“ hieße. Es ist traurig, dass der Gag kurz vor der
bayerischen Landtagswahl, der den Menschen erzählt,
man müsste nur die Atomkraft länger laufen lassen,
dann würden sie 40 Milliarden Euro mehr in der Tasche
haben, in der öffentlichen Wahrnehmung so schnell ver-
pufft.


(Zuruf von der CDU/CSU)


Die Expertinnen und Experten, die Verbraucherzentrale
Bundesverband, der Sachverständigenrat der Bundesre-
gierung und andere haben sich mit diesem Vorschlag be-
schäftigt. Als man bei RWE sagte, man wisse nicht, wie
die CDU/CSU auf 40 Milliarden Euro komme, das sei
völlig aus der Luft gegriffen, hat man sehr schnell bei
RWE angerufen. Einen Tag später hat dann ein anderer
Sprecher von RWE gesagt, man ziehe diese Äußerung
zurück. Ich kann mir vorstellen, welche politische Inter-
vention aus dem Kanzleramt vorher erfolgt ist. Man
muss aber die Zahlen benennen. Sie bieten den Men-
schen einen Fonds an, der im Jahr 2029 vollständig ge-
füllt ist. Das ist natürlich eine Antwort auf die hohen
Energiepreise des Jahres 2008. Sie bieten eine Entlas-
tung an, zu der der Experte der Verbraucherzentrale
Bundesverband sagt, jedem Haushalt eine Energiespar-
leuchte zu geben, würde mehr Entlastung bringen als der
Vorschlag der CDU/CSU.

Das Letzte, was ich wirklich nicht verstehen kann, ist
das Folgende: Diesen vier Energiemonopolisten, die mit
16 Milliarden Euro Gewinn jedem Bundesbürger
200 Euro aus der Tasche ziehen und die sich an keine
Vereinbarung halten, sagen Sie, Sie wollen die
40 Milliarden Euro nicht per Gesetz nehmen, Sie wollen
mit ihnen freiwillige Vereinbarungen schließen und das
Gespräch suchen. Glauben Sie, dass irgendein Mensch
– abgesehen von den 110-prozentig überzeugten Atom-
energieanhängern – glaubt, dass es in der Geschichte der
Bundesregierung jemals zu diesem Fonds kommen
wird? Das ist nichts anderes als eine Verlängerung der
Monopole, die den Menschen längst das Geld aus der
Tasche ziehen. Diese Politik muss beendet werden. Wir
sind auf einem guten Weg. Das läuft aus, dabei wird es
bleiben.


(Beifall bei der SPD – Uwe Barth [FDP]: Den letzten Satz habe ich nicht gehört! Wir finden es auch gut, wenn die SPD diese Politik endlich beendet!)


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(C (D Die Kollegin Ulrike Flach hat jetzt das Wort für die DP-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Kelber, das Kuscheln hat offensichtlich ein schneles Ende gefunden. Man ist immer wieder erstaunt daüber, wie weit gerade die Umweltpolitikideen der beien Fraktionen auseinandertreiben. (Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Nur im Sektiererbereich Atom!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617611500

(Beifall bei der FDP)

Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1617611600

Na ja. Eines muss man dem Minister lassen, das muss
ch als Haushälterin an dieser Stelle sagen. Sie sind mit
icherheit der Sieger dieser Haushaltsplanungen für das
ahr 2009. Sie haben es immerhin geschafft, Ihren Etat
n einem einzigen Jahr um über 50 Prozent zu steigern
nd ihn innerhalb von drei Jahren nahezu zu verdoppeln.
rau Schavan lächelt schon ganz glücklich. Das ist eine
eistung, die wir uns für den Bereich Bildung und For-
chung gewünscht hätten.


(Beifall bei der FDP)


llerdings basiert dieser Haushalt auf einer Luft-
uchung, genauer gesagt auf der Buchung von ver-
chmutzter Luft. Er basiert nämlich auf den prognosti-
ierten Einnahmen von 460 Millionen Euro aus den
missionszertifikaten.

Ich sage an dieser Stelle sehr klar: Die FDP war die
inzige Partei, die ungefähr zehn Jahre lang für den
missionshandel gekämpft hat. Das heißt, wir stehen
iesem Instrument natürlich ausgesprochen positiv ge-
enüber. Aber wir sind definitiv der Meinung, dass die
ittel, die dadurch hereinkommen, völlig anders ver-
endet werden sollten als in der Form, die Sie uns hier
orführen.


(Beifall bei der FDP)


Entlastung ist unsere Maxime, nicht Subventionie-
ung politischer Wunschträume. Gebt den Menschen, die
nter den hohen Energiepreisen leiden, dieses Geld über
ine Senkung der Stromsteuer zurück!


(Beifall bei der FDP)


as ist unser Vorschlag, nun schon im zweiten Jahr. Man
uss sich überlegen: Rund 6,3 Milliarden Euro an
tromsteuern nimmt der Staat jedes Jahr ein; das sind
0,50 Euro pro Megawattstunde. Das schreit nach Ent-
astung, nicht nach Subvention.


(Beifall bei der FDP)


Dies gilt übrigens umso mehr, auch vor dem Hinter-
rund der Diskussion, die wir eben hatten, als wir davon
usgingen, dass wir in ein paar Jahren ungefähr das
ehnfache von der Summe, über die wir im Augenblick

eden, einnehmen werden. Sie aber, Herr Gabriel, finan-
ieren damit Ihre Klimaschutzinitiative, 120 Millionen
uro für internationale, 340 Millionen Euro für nationale






(A) )



(B) )


Ulrike Flach
Klimaschutzmaßnahmen. Bei beiden haben wir, auch
inhaltlich, erhebliche Bedenken.

Ich denke, einige der internationalen Projekte, gerade
was die Länder China und Russland betrifft, werden
wohl kaum auf großes Verständnis in diesem Lande tref-
fen.


(Beifall bei der FDP)


Ich weiß nicht, warum in einem Lande wie Russland Ge-
bäudesanierungen vorgenommen werden müssen und
warum die Subventionierung einer nachhaltigen Ener-
gieversorgung von Sotschi, der Stadt der Olympischen
Winterspiele, nahe am ergiebigsten Erdöl- und Gasge-
biet in Russland gelegen, mit deutschen Steuermitteln
erfolgen muss.


(Beifall bei der FDP)


Auch bei den nationalen Projekten ist Skepsis ange-
bracht. Ist es wirklich Aufgabe des Bundes, ein neues
Verzinkungsverfahren zur Herstellung von Stahlseilen
zu finanzieren – 1 Million Euro für die Vermeidung von
486 Tonnen CO2 – oder 2 Millionen Euro für die thermi-
sche Klärschlammverwertung in Albstadt aufzubringen?
Sie finanzieren damit, Herr Gabriel, Aufgaben mit Steu-
ermitteln, die die Wirtschaft oder, im Falle von Albstadt,
die Kommunen selbst finanzieren sollten. Ihr Klima-
schutz ist im Prinzip nur noch eine einzige, wirklich sehr
klar zu Tage tretende Subventionierungspolitik, nicht
mehr.


(Beifall bei der FDP)


Übrigens habe ich am heutigen Tage den Äußerungen
des Kollegen Tiefensee entnehmen müssen, dass solche
Pläne im Energiebereich von den Verkehrspolitikern
noch zu toppen sind. Er möchte zukünftig zinsverbilligte
Darlehen für neue Autos von Geringverdienern über un-
sere tolle Staatsbank KfW mit Anrechnung der Altautos
ausgeben, um CO2 zu vermeiden. Der Staat als Auto-
händler für dieses Land, das ist wirklich das Letzte, was
wir Liberalen uns vorstellen können!


(Beifall bei der FDP)


Wir haben eben schon über Asse gesprochen. Wir be-
zweifeln, Herr Gabriel, dass die von Frau Schavan ange-
führten Kosten von ungefähr 1 Milliarde Euro wirklich
in dieser Höhe entstehen werden. Wir sind gespannt, wie
Sie das in Ihrem Haushalt, den wir auch in diesem Jahr
generell als Blackbox bezeichnen, verkraften werden.
Das werden wir sehen, vor allen Dingen bei den Bera-
tungen.

„Blackbox“ heißt unter dem Strich: Sie hantieren mit
Subventionsprogrammen, von denen wir weder wissen,
ob das nötige Geld da ist – da bin ich bei Ihnen, Frau
Lührmann –, noch, ob es richtig ausgegeben werden
kann, und schon gar nicht, ob Sinn und Zweck wirklich
erfüllt werden. Sie haben mit der Asse ein Projekt über-
nommen, dessen finanzielle Auswirkungen völlig unklar
sind und die Sie in diesem Haushalt bisher nicht darstel-
len können.

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(C (D Das heißt, es wird spannend bei den Beratungen. Ich in gespannt, was wir im November zu diesem Thema ören werden. Bernhard Schulte-Drüggelte hat jetzt das Wort für die DU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! Über Sinn und Zweck dieser Maßnahmen möchte ch gleich sprechen. Aber zuerst möchte ich noch einmal eutlich machen, dass der Einzelplan 16 des Bundesumeltministers für das Jahr 2009 eine ganz erhebliche teigerung erfahren hat. Er steigt auf 1,32 Milliaren Euro; das sind 477 Millionen Euro mehr als 2008. as zeigt, welche Bedeutung der Klimaschutz für diese oalition hat. Das zeigt auch, dass wir nicht nur reden, ondern auch die finanziellen Mittel zur Verfügung stelen. Im nächsten Jahr wird es in zwei Bereichen zu weentlichen Veränderungen kommen. Das ist zum einen ie Klimaschutzinitiative. Die Mittel hierfür werden eine teigerung um 60 Millionen Euro auf insgesamt 460 Milonen Euro erfahren. Zum anderen werden im Endlagerereich 12,6 Millionen Euro für die Umrüstung des chachtes Konrad zu einem Endlager für schwachund ittelradioaktive Stoffe zur Verfügung gestellt. Ich will auch sagen, dass die Konsolidierung des aushaltes natürlich im Vordergrund steht. Aber neben em Konsolidieren steht – das haben wir oft gesagt; das st auch in diesem Haushalt so – das Investieren. Auch m Einzelplan 16 steigen die Investitionen. Es wurde schon angedeutet: Diese Klimapolitik zeigt, ass die Bewahrung der Schöpfung und gleichzeitig eine achhaltige Entwicklung möglich sind. Das ist die These er Verknüpfung der ökologischen Verantwortung mit er ökonomischen Vernunft. Das passt zusammen und eigt sich in diesem Haushalt. ir haben – auch darauf können wir stolz sein – in dieen Jahren der Koalition viel erreicht. Wir werden den ukunftsorientierten Bereich des Klimaschutzes weiter usbauen. Ein Beispiel ist das Marktanreizprogramm. Wie der ame schon sagt, soll es ein Anreiz für Investitionen ein. In der Diskussion der letzten Jahre war es wichtig, ass eine Verstetigung stattfindet. Das passiert jetzt. Die ittelansätze werden deutlich erhöht, und zwar von 64 Millionen auf 400 Millionen Euro. Das zeigt, dass an das ernst nimmt. Beispiele hierfür sind Solarkollek oren für die Erzeugung von Warmwasser, Holzpelleteizungen, die Kraft-Wärme-Koppelung und Kältenlagen im gewerblichen Bereich. Auch Kommunen, Bernhard Schulte-Drüggelte öffentliche Einrichtungen und Schulen sollen – das ist für die Zukunft ganz bedeutsam, weil es neu ist – gefördert werden. Ich bin sicher, dass dieses Programm gerade von den Städten und Gemeinden sehr gut angenommen wird, die Mittel, die noch nicht voll genutzt wurden, eingesetzt werden und es ein erfolgreiches Programm wird. Vorhin wurde gesagt, dass der Klimaschutz in der Regierung breit aufgestellt ist. Ich will über die 600 Millionen Euro sprechen, die aufgrund der Erlöse aus dem Emissionshandel zu erwarten sind. Diese fließen an das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – das ist klar –, an das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, das Ministerium für Wirtschaft und Technologie, das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie an das Ministerium für Bildung und Forschung. Daran sieht man, dass wir breit aufgestellt sind, dass nicht nur ein Ministerium mit Klimaschutz befasst ist und dass die Regierung insgesamt eine erfolgreiche Arbeit gemacht hat. Geld weckt natürlich Begehrlichkeiten. Das ist klar; das kann man verstehen. In der letzten Zeit gab es eine Diskussion darüber, was mit diesem Geld passiert. Es gab auch Begehrlichkeiten bei der Europäischen Union. Eines möchte ich deutlich machen: Das Geld aus den Emissionserlösen muss natürlich in Deutschland bleiben. Ich hoffe, dass wir uns zumindest in diesem Punkt einig sind. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617611700

(Beifall bei der CDU/CSU)

Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU):
Rede ID: ID1617611800

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Ulrike Flach [FDP]: Das ist ihre Aufgabe!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich möchte den Bereich der Endlagerung radioakti-
ver Stoffe ansprechen. Ich habe zu Beginn meiner Rede
den Schacht Konrad erwähnt. Im letzten Jahr wurde ein
Bericht über die Umrüstung vorgelegt. Wir müssen na-
türlich überprüfen, inwiefern dieser Plan eingehalten
wurde. Klärungsbedürftig ist auch das Endlager Morsle-
ben. Wir müssen fragen, warum das Planfeststellungs-
verfahren noch immer stockt. Man sagt: Zeit ist Geld.
Dies ist Steuerzahlergeld. Wir müssen sehen, dass nicht
weiter verzögert wird, und müssen herausfinden, an
wem dies liegt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Zum ehemaligen Forschungsendlager Asse, das jetzt
in den Zuständigkeitsbereich des Bundesumweltminis-
ters überstellt wird. Diese Entscheidung ist neu und fin-
det sich nicht im Haushalt wieder. Aber dies wird haus-
haltsrechtliche Auswirkungen haben. Es wurde vorhin
angedeutet: Das ist natürlich eine Herausforderung. Ich
vermute, dass das mehr kosten wird als geplant. Im For-
schungshaushalt wurden 850 Millionen Euro angesetzt.
Man muss davon ausgehen, dass das teurer wird. Ich
möchte aber auch sagen, dass im Interesse der Menschen
vor Ort und im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeiter seit dem Vorliegen des Statusberichts konse-
quent und zügig gehandelt worden ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D n diesem Zusammenhang möchte ich Frau Ministerin chavan und Herrn Minister Gabriel für eine schnelle nd sachgerechte Entscheidung beim Betreiberwechsel anken. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Kelber, im Übrigen sage ich: Wer den CO2-Aus-
toß in naher Zukunft reduzieren will, muss auch über
ine Verlängerung der Laufzeiten von Kernkraftwer-
en sprechen. Ich sage das nur einmal so.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ielleicht ist diesbezüglich eine sachgerechte Entschei-
ung, zum Beispiel für einen Fonds zur Förderung er-
euerbarer Energien, möglich. Von Ihrem Fraktionsvor-
itzenden habe ich einen Ausspruch gehört, den ich ganz
ut fand: Alles hat seine Zeit. – Vielleicht auch diese
ntscheidung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Die Zeit ist vorbei! In den 70er-Jahren war die Zeit!)


Ich danke an dieser Stelle allen für die gute Vorberei-
ung und für die Informationen, die wir bekommen ha-
en. Ich wünsche uns allen eine gute Beratung.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617611900

Das Wort hat Eva Bulling-Schröter für die Fraktion

ie Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617612000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

etzte Woche hat sich der Vorstand der CDU/CSU-
undestagsfraktion zu Wort gemeldet. Mit seinem Ener-
iepapier macht er nicht nur Front gegen den Koali-
ionspartner, die Union richtet sich auch gegen die Bür-
erinnen und Bürger, denen sie mit sehr seltsamen
rgumenten niedrige Strompreise verspricht.

So soll der Ausstieg aus dem Ausstieg den Stromkun-
en angeblich 40 Milliarden Euro einbringen; denn
tomstrom ist ja so billig. Billig ist aber auch die Logik.

ch frage Sie: Würden Eon & Co. die Preise wirklich
enken wollen? Warum sollten sie das tun? Noch einmal
um Mitschreiben: Der Handelspreis bildet sich an der
trombörse nicht auf Grundlage der niedrigsten Kraft-
erksgrenzkosten bei Brennstoffen und Betrieb, sondern

uf Basis der höchsten, und die haben in der Regel Gas-
der Steinkohlekraftwerke, nicht aber abgeschriebene
KWs. Je deutlicher ein Kraftwerk unter den genannten
osten liegt, umso höher ist dessen Gewinn. Deshalb be-
eutet jede Stunde längere Laufzeit zusätzlichen Profit
ür Atomkraftwerke. Für alle, die zuhören: Das heißt,
ine Million Euro Profit pro Tag pro abgeschriebenem
KW. Darum geht es!


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Eva Bulling-Schröter
Um dieses Geld zu kassieren, bliebe die Brennele-
mentesteuer, die Minister Gabriel vorschlug. Wir unter-
stützen diese Idee. Die Union lehnt sie natürlich ab, ganz
strikt, wie ich lese. Ich frage Sie: Wie wollen Sie denn an
die 40 Milliarden Euro herankommen? Vielleicht wird
diese Frage ja gleich noch geklärt.


(Ulrich Kelber [SPD]: Freiwillige Gespräche!)


Glauben Sie tatsächlich an eine Vereinbarung mit den
Konzernen? Da kann ich nur lachen. Das kennen wir
alle. Das ist lächerlich.


(Beifall bei der LINKEN)


Eine Brennelementesteuer wäre der einzige Weg, die
enormen Mitnahmeeffekte der Atomverstromer für die
bislang vereinbarte Laufzeit wenigstens zu begrenzen.
Sie wäre übrigens auch der einzige Weg, die absurd ho-
hen Gewinne abzuschöpfen, die den AKW-Betreibern
aus dem Emissionshandel zusätzlich zufließen. Durch
die Kosten für die Zertifikate steigt der Großhandels-
preis nämlich noch ein Stück weit an. Diese Windfall-
Profits bei AKWs bleiben im Gegensatz zum Kohle- und
Gasbereich übrigens auch dann bestehen, wenn die
Emissionsrechte ab 2013 vollständig versteigert werden.

Nun will die Union die Laufzeiten sogar um weitere
30 Jahre verlängern. Das heißt nicht nur 30 Jahre mehr
Risiko – insbesondere in Bayern, wo 62 Prozent des
Stroms aus Atomenergie stammen –, sondern auch
30 Jahre lang Extraprofite in Milliardenhöhe aus dem
Zertifikatshandel. Aber Sozialtarife für Familien, die
ihre Kinder nicht in die Ferien schicken können, lehnen
Sie ab. Das zeigt für mich, wie christlich und sozial Sie
wirklich sind.


(Beifall bei der LINKEN)


Jetzt wollen CDU und CSU auch noch schnell das
Gorleben-Moratorium aufheben. Dazu kann ich nur sa-
gen: super. Das ist die Antwort auf das Desaster mit
Asse II und kommt gerade jetzt, wo klar wird, dass all
die Versprechungen von Politik und Wissenschaft, die
wir jahrzehntelang hören konnten, in sich zusammen-
stürzen wie in Kürze die Salzpfeiler des vermeintlichen
Endlagers.

Noch ein letztes Wort zum Emissionshandel: Wer die
Energiewirtschaft auch nach 2012 kostenlos mit Zertifi-
katen ausstatten will – und seien es nur die Kraftwerks-
neubauten –, hat entweder nichts von der Idee des Emis-
sionshandels begriffen oder ist ein unverbesserlicher
Lobbyist der Stromkonzerne. Eines von beiden können
sich Herr Glos und Herr Huber aussuchen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist eine Wahlkampfrede für die Linke in Bayern!)


In Ehrfurcht vor der Weisheit der beiden tippe ich auf
Lobbyismus. Hier kennt man sich schließlich aus, beson-
ders prächtig in Bayern. Im Freistaat freut man sich bei-
spielsweise über mehr Verkehr, sei es auf der Straße, in
der Luft oder zu Wasser. Das nutzt den Baukonzernen
und auch anderen.

Die Union möchte folgerichtig für 2009 1 Milliarde
Euro mehr zum Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, weil

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(C (D eutschland, wie ich gelesen habe, ein Transitland ist. afür muss dann die Donau herhalten. Eine dritte Startahn in München und einiges mehr sollen gebaut weren. Ich kann Ihnen nur sagen: Die Menschen in Bayern ehren sich. Sie wehren sich zum Beispiel gegen den ransrapid, gegen den Bau der A 94 München–Passau urch das Isental, gegen die Fichtelgebirgsautobahn und egen die Verkehrsanbindung an den Nürnberger Flugafen durch den Reichswald. Ich kann Ihnen nur sagen: s gab in München eine große Demonstration von Umeltverbänden. Diese sagen: So geht es nicht weiter. Wir ollen ein lebenswertes Bayern. – Das unterstützen wir. ch hoffe, auch Sie unterstützen das mit dem Haushalt, ndem diese Großprojekte klug überdacht und gestrichen erden. Wir brauchen das Geld für andere Dinge. Ich hoffe, dass Sie – leider sind nur wenige Kolleginen und Kollegen der CSU bei dieser Umweltdebatte anesend – (Bernhard Schulte-Drüggelte [CDU/CSU]: Qualität zählt!)


(Beifall bei der LINKEN)


ächste Woche die Quittung dafür bekommen.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617612100

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht jetzt

ie Kollegin Sylvia Kotting-Uhl.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617612200

Frau Präsidentin! Herr Minister! Liebe Kolleginnen

nd Kollegen! Der Hit zum Umwelthaushalt heißt:
00 Millionen Euro mehr für den Klimaschutz. Wie vie-
es, das man von der Regierung zum Klimaschutz hört,
lingt das gut. Aber was nützen diese 600 Millionen
uro, wenn es nicht die richtige Begleitmusik zum Hit
ibt, also die richtige Politik? Da herrscht statt Harmonie
ie reine Dissonanz. Diese 600 Millionen Euro für den
limaschutz sind eingebettet in eine Politik von ab-

chreibungsfähigen Dienstwagen, die gerne auch mit ei-
em CO2-Ausstoß von 360 Gramm pro Kilometer über
utobahnen ohne Tempolimit brettern dürfen, in eine
iospritstrategie, die die Urwaldrodung direkt anheizt,
nd in Ihre Kohlepolitik, Herr Umweltminister. Was
ollen Sie allein gegen diese von Ihrer falschen Politik
roduzierten Emissionen mit 600 Millionen Euro anfan-
en? Diese 600 Millionen Euro haben Ähnlichkeit mit
hrer Patenschaft für Knut


(Jörg Tauss [SPD]: Nichts gegen Knut!)


nichts gegen Knut –, den Bildern der Kanzlerin vor
en Eisbergen und mit den Reden auf der COP 9, die
uch 2009 mit Kürzungen in Höhe von fast 3 Millionen
uro beim Naturschutz bezahlt wird. Das ist mehr PR als

eeller Klimaschutz. Wir brauchen aber reellen Klima-
chutz mit hohem Wirkungsgrad.


(Ulrich Kelber [SPD]: UN-Konferenz ist PR?)







(A) )



(B) )


Sylvia Kotting-Uhl
– Sie können eine Zwischenfrage stellen, Herr Kelber.
Meine Redezeit ist zu kurz.

Dafür müssten Sie als Erstes im Kabinett den
Lobbyisten der Automobil- und Energiekonzerne die
Tür weisen. Als Zweites müssten Sie lernen, Ihr Ressort
gegen die Interessen, auch die Wahlkampfinteressen, Ih-
rer Kabinettskollegen zu verteidigen. Was Sie sich beim
Abstimmungsprozess zum Umweltgesetzbuch von den
bayerischen Kollegen Seehofer und Glos haben bieten
lassen, spottet der Beschreibung. Das als größtes um-
weltpolitisches Vorhaben dieser Legislatur angekündigte
Werk glänzt nun damit, die Eingriffsregel, das zentrale
Element des Naturschutzes, im Einvernehmen mit dem
Landwirtschaftsminister und dem Verkehrsminister fest-
legen zu wollen. Das sind bekanntermaßen oberste Na-
turschützer. Das Begehr, Naturverlust durch Geld aus-
gleichen zu lassen, ist bei ihnen gut aufgehoben. Aber
hier geht es leider nicht um Einnahmen, sondern – ganz
im Gegenteil – um immense zukünftige Kosten durch
den dadurch weiter angeheizten Natur- und Biodiversi-
tätsverlust.

Auch das Buch „Erneuerbare Energien“ haben Sie
sich von Ihren Kollegen aus dem UGB schmeißen las-
sen. Dieser Entwurf eines UGB in Zeiten des Klimawan-
dels enthält nun außer dem von der EU vorgegebenen
Emissionshandel nichts zum Klimaschutz, nichts zu den
Wirkungsgraden fossiler Kraftwerke, nichts zur Res-
sourcenschonung und nichts zum Anbau von Biomasse.
Das ist kein Umweltgesetzbuch. Das ist eine Umge-
hungsstraße, um den Klima- und Naturschutz.

Auch die Umweltbrisanz bergbaulicher Vorhaben
wird im UGB-Entwurf ignoriert. Die Asse ist vermutlich
nur das hässlichste Beispiel für diese Brisanz. Die grüne
Opposition konnte Sie – so sind nun einmal die parla-
mentarischen Gepflogenheiten – nicht dazu bringen, das
Atommüllendlager Asse unter Atomrecht zu stellen. Die
Macht des Faktischen und die nicht mehr zu überse-
hende – vorsichtig ausgedrückt – Inkompetenz der Be-
treiber haben Sie jetzt dazu gebracht. Ich gratuliere Ih-
nen, zwar nicht zu einem Vergnügen – das weiß ich –,
aber zu einer überfälligen richtigen Entscheidung.


(Jörg Tauss [SPD]: Letzte Woche wolltet ihr die inkompetenten Menschen noch anhören! Sehr merkwürdig!)


Diese Entscheidung wird Geld kosten. Ergibt der Op-
tionenvergleich, den das BfS durchführt, dass der Atom-
müll teilweise oder gar vollständig zurückgeholt werden
muss, dann reichen die dafür in den Entwurf des
Haushalts 2009 eingestellten 89,7 Millionen Euro nicht
aus. Auch die Asse-Gesamtkosten in Höhe von ge-
schätzten 536 Millionen Euro werden sich eher in der
Größenordnung von Milliardenbeträgen bewegen.

Angesichts des immer eindringlicheren Verdachts,
dass die Asse von den EVU über den Umweg über das
Forschungszentrum Karlsruhe zur billigen Entsorgung
genutzt wurde, stellt sich wirklich die Frage, ob die Sa-
nierung des Skandalfalles Asse allein eine öffentliche
Aufgabe ist.

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(C (D Angesichts der ständig steigenden Kosten für die tommüllentsorgung auf dem Rücken der Steuerzahler diese Kosten stiegen von 77 Millionen Euro im Haushalt 007 auf 300 Millionen Euro im Haushalt für 2009 –, rate ch Ihnen, Herr Minister: Schaffen Sie im Hinblick auf ie Asse eine rechtliche Grundlage zur Beteiligung der etreiber. Das wäre sicherlich auch ganz im Sinne von rau Flach, nicht wahr? Vielen Dank. Jetzt spricht der Kollege Dr. Georg Nüßlein für die DU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen! Meine Herren! Ich arf am Ende dieser Debatte feststellen, dass in keinem nderen Bereich so viel Wirtschaftspolitik gemacht wird ie im Umweltbereich. ieser Verantwortung wollen und müssen wir gerecht erden. Ich möchte zunächst das Thema Umweltgesetzbuch ufgreifen, das bereits mehrfach angesprochen wurde. rau Bulling-Schröter und Frau Kotting-Uhl, es geht daum, dass wir Transparenz schaffen und Bürokratie abauen wollen. Die singulären Interessen irgendeines Naurschutzverbandes spielen keine Rolle. Es geht darum, ie Umweltgesetze übersichtlich zusammenzufassen, icht darum, bei dieser Gelegenheit die Standards zu eröhen. (Beifall bei der CDU/CSU – Sylvia KottingUhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man darf sie aber auch nicht senken!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617612300

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1617612400

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Gleichzeitig sage ich aber auch: Zur Beratung eines
esetzeswerkes, das einen Umfang von 1 200 Seiten
at, braucht man natürlich Zeit. Einen solchen Gesetz-
ntwurf kann man nicht im Husch-husch-Verfahren
urch das Parlament jagen. Wir müssen uns genau über-
egen, was wir wo regeln und wie wir die Regelungen so
estalten, dass diejenigen, die betroffen sind und sich da-
on zum Beispiel einfachere Genehmigungsverfahren
ersprechen, letztlich mit Fug und Recht sagen können:
n dieser Stelle hat die Politik etwas erreicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Damit möchte ich ein ausdrückliches Lob gegenüber
em Bundesumweltminister aussprechen, der heute
eutlich gemacht hat, wie eng die Verknüpfung von
kologie und Ökonomie sein muss und dass wir im Hin-
lick auf Ökologie und Umweltschutz nur dann etwas
rreichen, wenn wir auch ökonomisch vorankommen;
as sage ich insbesondere Ihnen, Frau Bulling-Schröter.
hr Versuch, hier bayerischen Landtagswahlkampf zu
achen, ist gründlich verunglückt.






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir sind stolz darauf, dass sich in Bayern etwas be-
wegt, dass sich im Verkehrsbereich etwas tut, dass die
Wirtschaft wächst und dass wir in vielen Bereichen die
Technologieführerschaft haben;


(Lachen bei der LINKEN)


darüber freuen wir uns. Die CSU hat über viele Jahr-
zehnte hinweg den Grundstein dafür gelegt, dass Bayern
unter allen Bundesländern ganz vorn dabei ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Michael Leutert [DIE LINKE]: Da müssen Sie ja selber lachen!)


Wir haben auch dafür gesorgt, dass der Umweltschutz
heute eine große Bedeutung hat. Denn den Leuten in
Bayern, die nicht arbeitslos sind, ist es ein Anliegen,
Umweltschutz zu betreiben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Es ist schon erstaunlich, was man manchmal erzählen muss, wenn Wahlkampf ist!)


Andere, die keinen Job haben und keinen bekommen,
wenn Leute wie Sie Politik machen, haben natürlich an-
dere Sorgen und Nöte. Diese versuchen Sie zu verführen
mit Sprüchen über Sozialtarife und darüber, was Sie ih-
nen alles Gutes tun wollen, was Sie ihnen alles schenken
wollen. Sorgen Sie mit einer sinnvollen Wirtschaftspoli-
tik dafür, dass sie in Lohn und Brot kommen, dass sie
nicht auf Hartz IV angewiesen sind. Dann muss man
nicht derartige Klimmzüge machen, sondern jeder kann
sich letztendlich selbst finanzieren.


(Beifall bei der CDU/CSU – Sylvia KottingUhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer macht denn jetzt Wahlkampf?)


Das haben wir in Bayern erreicht. Das ist ein großes
Verdienst der Menschen, der Unternehmer und der Ar-
beitnehmer, aber auch ein Verdienst der CSU. Ich hoffe,
dass Sie das an dieser Stelle zur Kenntnis nehmen.

Natürlich ist die Verknüpfung von Klimaschutz- und
Energiepolitik wichtig. Ich sage auch deutlich: Wir ha-
ben in das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das wir meines
Erachtens in der Großen Koalition gut novelliert haben,
hineingeschrieben, dass wir den Anteil der erneuerbaren
Energien bis zum Jahr 2020 auf mindestens 30 Prozent
ausbauen wollen. Das war wichtig und richtig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Beiträge dazu haben wir geleistet. Man muss sich
aber auch die Frage stellen, woher die restlichen
70 Prozent kommen. Wir wollen keine Denkverbote,
weder für Herrn Fischer noch für Herrn Clement.


(Ulrich Kelber [SPD]: Noch für Herrn Töpfer!)



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(C (D Noch für Herrn Töpfer. Wir wollen offen darüber disutieren und nicht die Antwort auf die Frage schuldig leiben, wie wir diese 70 Prozent wirtschaftlich sinnvoll nd ökologisch vertretbar und wie wir sie vor allen Dinen in diesem Land produzieren wollen. Das ist ganz ichtig. Man kann nicht einfach mir nichts, dir nichts ast 50 Prozent der Grundlast herausschneiden wollen nd so tun, als seien die Kernkraftwerke in diesem Land icht notwendig. (Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Den Müll holen Sie in Ihren Vorgarten! – Gegenruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD]: Nein, da darf das nicht hin! Das ist ein bayerischer Vorgarten!)


Als der Umweltminister die Themen Ökologie und
konomie angesprochen hat, hat er sich aus meiner Sicht
so hoffe ich es – insbesondere auf den Emissionshan-
el bezogen, dessen Ausgestaltung noch bevorsteht. Was
assiert hier?

Die Franzosen lehnen sich momentan zurück und sa-
en, dass sie einen 80-prozentigen Anteil der Kernener-
ie haben. Ihr Anteil ist erfüllt. Das kann doch nicht die
ahrheit sein.

Wir müssen auf der einen Seite den deutschen Aus-
tieg aus der Kernenergie überdenken und auf der ande-
en Seite den Emissionshandel so ausgestalten, dass
nergieintensive Unternehmen nicht einfach aus dem
and getrieben werden. Ich bin der festen Überzeugung,
ass der Emissionshandel nur dann zu einem kosten-
ünstigen Klimaschutz führt, wenn der Wettbewerb auf
em Energiemarkt tatsächlich funktioniert. Auf dem
nergiemarkt herrscht jedoch nach wie vor ein Oligopol,
as die Preise so durchsetzt, wie es dies möchte.


(Ulrich Kelber [SPD]: Deswegen müssen die Kraftwerke länger laufen? Was ist das für eine Logik?)


Herr Kelber, das eine sind Produktionskapazitäten, und
as andere betrifft die Frage, wie wir den Wettbewerb
estalten. Vorhin hat sogar Frau Bulling-Schröter einge-
äumt, dass es sich hierbei um eine kostengünstige Ener-
ie handelt.


(Jörg Tauss [SPD]: Was?)


s kann doch nicht sein, dass es keine Preiswirkungen
ach sich zieht, wenn man einen Zweig herausschneidet
nd durch teurere Kernkraftwerke ersetzt. Das glauben
ie doch selbst nicht. Das wissen Sie doch ganz genau.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Ich verstehe nur, dass Sie die Kraftwerke länger laufen lassen wollen!)


Zurück zum Thema Emissionshandel. Solange wir die
roblematik der Oligopolsituation haben, so lange be-
teht das Risiko, dass das, was durch den Emissionshan-
el geschieht, am Ende nur eingepreist wird und zu hö-
eren Strompreisen führt, was angesichts einer niedrigen
reiselastizität der Nachfrage das Ganze letztlich nur
och teurer macht.






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
Entscheidend ist, dass wir eine Verknüpfung zur Öko-
steuer sehen, die heute auch schon mehrfach angespro-
chen worden ist. Wir werden doch am Schluss nicht eine
Energiepolitik machen wollen, bei der wichtig ist, dass
jede Kilowattstunde teuer ist, sodass die Leute entspre-
chend weniger verbrauchen. Das kann doch nicht unser
Ziel sein. Das ist im Hinblick auf die Verbraucherinnen
und Verbraucher unsozial und im Hinblick auf die Unter-
nehmen gefährlich; denn wir beschädigen am Ende den
Standort Deutschland. Das darf nicht sein.

Einiges, was vonseiten der EU in unsere Richtung
lanciert wird, erweckt bei mir den Eindruck, als ziele es
darauf ab, den Standort Deutschland etwas einzuengen
und einzuschränken. Ich erinnere an das, was der Um-
weltminister im Zusammenhang mit den Flottenzielen
für unsere Automobilindustrie angesprochen hat. Ent-
scheidend ist, sorgfältig mit dem Thema umzugehen und
dafür Sorge zu tragen, dass am Standort Deutschland die
Premiummodelle der Welt produziert werden, dass wir
letztlich im Bereich der Automobilindustrie vorankom-
men.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617612500

Herr Kollege, Sie könnten Ihre Redezeit verlängern,

wenn Sie eine Zwischenfrage von Undine Kurth zulas-
sen.


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1617612600

Ja, herzlich gerne.

Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN):

Herr Kollege, ich möchte Sie fragen, ob ich Sie eben
richtig verstanden habe, dass Sie der Meinung sind, dass
die EU mit umweltpolitischen Vorgaben darauf abzielt,
den Standort Deutschland zu schädigen.


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1617612700

Ich habe gerade gesagt, dass ich mich an manchen

Stellen des Eindrucks nicht erwehren kann, dass hier
auch Industriepolitik betrieben wird. Speziell bezogen
auf die Franzosen sage ich, dass ich ihnen das unter-
stelle.

Ich nehme mit Interesse zur Kenntnis, dass wir hier in
Deutschland unseren Energiemarkt liberalisieren und
den Unternehmen – vom Stadtwerk bis hin zum Groß-
konzern – Daumenschrauben anlegen, während es in
Frankreich ganz selbstverständlich ist, dass ein großer
staatlich geführter Energiekonzern zum Schluss auch
noch die Chemieunternehmen mit billigem Strom sub-
ventioniert. Liebe Frau Kollegin, darüber darf man im
nationalen Interesse doch auch einmal reden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Wo er recht hat, hat er recht!)


Es ist natürlich auch spannend, dass man im Bereich
der Automobilindustrie insbesondere die belastet, die die
Premiummodelle dieser Welt produzieren. Wir wollen
diese großen Autos ja weiterhin, aber mit anderen Stan-
dards. Sie wollen einen Verzichtsumweltschutz. Wir ha-

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(C (D en das heute ja an verschiedenen Stellen gehört. Frau ührmann hat gesagt, dass nur noch die Reichen bzw. ohlhabenden fliegen sollen, während sich die anderen as nicht mehr leisten können sollen, weil das so stark erteuert wird. (Ulrich Kelber [SPD]: Davon habe ich gar nichts gehört!)


Liebe Kollegin, Sie wollen einen Verzichtsumwelt-
chutz. Wir von der Union wollen einen Hightech-Um-
eltschutz, mit dem wir dieses Land und uns alle tech-
isch voranbringen und dafür Sorge tragen,


(Beifall bei der CDU/CSU)


ass auch Umweltschutz Spaß macht, sodass wir am
nde die Ideenschmiede der Welt sind,


(Ulrich Kelber [SPD]: Mann, steht euch das Wasser bis zum Hals!)


chlüsseltechnologien anbieten und dafür Sorge tragen,
ass gesagt wird: Mit der Ökologie erzielt man auch eine
endite in diesem Land.

Das ist unser Anliegen. Vielleicht überdenken Sie ein-
al Ihre Position, weil sie demnächst niemand mehr hö-

en will.

Vielen herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Hinter diesem Populismus kann sich sogar Lafontaine noch verstecken!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617612800

Damit sind wir am Ende der Debatte über diesen Ein-

elplan.

Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bundes-
inisteriums für Bildung und Forschung, Einzel-

lan 30.

Als Erste spricht die Bundesministerin Dr. Annette
chavan.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
ung und Forschung:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine Damen und Herren! Die Bildungsrepublik und

er Wissenschafts- und Forschungsstandort Deutschland
assen sich nicht voneinander trennen. Sie sind die Quel-
en des künftigen Wohlstands. Wer in Zukunft exzellente
orschung will, der muss heute für exzellente Bildung
orge tragen.

Diese Bundesregierung macht mit dem Aufstieg
urch Bildung und mit der Modernisierung und Inter-
ationalisierung des Wissenschaftssystems Ernst. Das

st eine Leistung der Großen Koalition und der sie tra-
enden Fraktionen. Dafür steht auch der Haushalt 2009,
it dem wir erstmals die Grenze von 10 Milliarden Euro

berschreiten.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Annette Schavan
Zugleich ist klar: Geld ist nicht alles. Entscheidend
sind die richtigen Strategien und die Zusammenarbeit al-
ler Akteure im Bildungs- und Wissenschaftssystem. Da-
für stehen der Bildungsgipfel und exemplarisch auch die
Impulse, die wir mit diesem Haushalt verbinden.

Ich will zwölf solcher Impulse auswählen, die für
diese beiden großen Bereiche – Aufstieg durch Bildung
einerseits und Modernisierung und Internationalisierung
des Wissenschaftssystems andererseits – stehen.

Wir fördern die innovativen Wege zur Stärkung der
frühkindlichen Bildung wie die bessere Verbindung
von Grundschulen und Kindertagesstätten in den Bil-
dungshäusern, die Erzieherinnenausbildung und das
„Haus der kleinen Forscher“.

Wir bauen die Ganztagesschulen aus – es sind mitt-
lerweile 7 000 – und kümmern uns in nahezu allen Län-
dern mit den Serviceagenturen um die Qualität der Pä-
dagogik in den Schulen.

Im Jahr 2008 wird die Zahl der Ausbildungsplätze so
hoch sein, wie es seit der Wiedervereinigung vor
20 Jahren nicht mehr der Fall gewesen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben Aufstiegsstipendien für Begabte in der
beruflichen Bildung eingerichtet und machen ernst mit
der Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher
Bildung. Wir öffnen die Hochschulen für beruflich Qua-
lifizierte. Das ist ein Thema für den Bildungsgipfel, was
die Maßnahmen der Länder angeht, aber dazu werden
auch die Maßnahmen des Bundes in Richtung einer offe-
nen Hochschule kommen.

Zusammen mit den Ländern werden wir Maßnahmen
vereinbaren, die jedem Jugendlichen die Chance auf ei-
nen Schulabschluss bieten, weil niemand verloren ge-
hen darf und der Schulabschluss die Eintrittskarte für
eine qualifizierte Ausbildung ist. Wir verbessern das
Meister-BAföG, indem wir den Kreis derer erweitern,
die anspruchsberechtigt sind.

Die Zahl der Studienanfänger steigt seit dem Winter-
semester 2007/2008 wieder, erfreulicherweise vor allem
in den Natur- und Technikwissenschaften. Wir haben das
BAföG erhöht: den Förderbetrag um 10 Prozent und die
Freigrenze um 8 Prozent.

Wir fördern „Lernende Regionen“ in Deutschland
und damit die Zusammenarbeit aller Institutionen im
Bildungssystem mit Blick auf ihren Beitrag zu einer le-
benslangen Bildungsbiografie. Das ist die Vorausset-
zung, damit wir das Ziel einer deutlich höheren Teilhabe
an der Weiterbildung erreichen.

Mit der Exzellenzinitiative, dem Pakt für Forschung
und Innovation und dem Hochschulpakt stärken wir das
Wissenschaftssystem und fördern strukturelle Moderni-
sierung, zum Beispiel durch die Gründung des Karlsru-
her Instituts für Technologie und andere Bündelung von
Kräften im Wissenschaftssystem. Wir fördern Spitzen-
cluster in Deutschland, die das Potenzial haben, in die
internationale Liga aufzusteigen. Ich weise ausdrücklich

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(C (D arauf hin, dass zwei der fünf Gewinner der ersten unde im Spitzencluster-Wettbewerb aus den neuen ändern kommen. Das ist ein großer Erfolg auch für die ahre Innovationskraft in den neuen Ländern. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Bundesregierung hält an der Lissabon-Strategie
est. Das ist in den Reden des Finanzministers und der
undeskanzlerin deutlich geworden. Wir investieren
Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und
ntwicklung. Der Bundesanteil wird im vorliegenden
aushalt bei 2,8 Prozent liegen. Wir wissen aber auch,
ass die Erreichung des 3-Prozent-Ziels nicht allein Sa-
he des Bundes ist. Auch die Länder und Unternehmen
n Deutschland müssen ihren Beitrag leisten. Bislang rei-
hen die Bemühungen beider nicht aus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Deshalb sage ich an die Adresse beider ganz klar,
ass es ein gemeinsames, nationales Ziel ist, zu dessen
rreichung bei beiden Partnern zugelegt werden muss.
ugleich stelle ich aber auch fest, dass wir mit unseren
rheblichen Investitionen in dieser Legislaturperiode zur
pitzengruppe in Europa gehören. Deutschland steht mit
einer F-und-E-Quote an dritter Position hinter Schwe-
en mit 3,82 Prozent und Finnland mit 3,45 Prozent. In
bsoluten Zahlen steht Deutschland mit 58,8 Milliarden
uro – bereits in 2006 – an erster Stelle in Europa, ge-

olgt von Frankreich mit 38 Milliarden Euro und Groß-
ritannien mit 32 Milliarden Euro. Das sollten wir
elbstbewusst zur Kenntnis nehmen. In dieser Legisla-
urperiode ist in der Großen Koalition viel erreicht wor-
en, was zusätzliche Investitionen angeht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Aber nicht genug!)


Unsere internationalen Wissenschaftskooperatio-
en nehmen zu. Wir sind gefragte Partner. Das hat nicht
uletzt mit der exzellenten Arbeit unserer Forscherinnen
nd Forscher zu tun. Klar ist: Die Dynamik im inter-
ationalen Wettbewerb ist enorm. Deshalb weise ich im-
er wieder darauf hin, dass wir bereits einen Teil des
eges zurückgelegt haben. Weitere Teile liegen noch

or uns. Das heißt, dass Deutschland noch attraktiver für
unge Talente aus aller Welt werden muss.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


eshalb war es richtig, dass die Bundesregierung bes-
ere Regelungen für die Zuwanderung hoch qualifizier-
er Fachkräfte beschlossen hat. Wir wollen, dass
eutschland für Talente aus aller Welt attraktiver wird
nd dass diejenigen, die aus Deutschland weggegangen
ind, um an internationalen Forschungsinstituten zu ar-
eiten, den Weg zurück finden. Sie sollen spüren, dass
ich etwas bewegt, dass es attraktive Möglichkeiten auch
n Deutschland gibt. Allein im Kontext von Exzellenz-
nitiative und Hochschulpakt werden 10 000 Stellen für

issenschaftler entstehen.

Wer nach den Prioritäten bei den Forschungsthemen
ragt, dem antworte ich – ich bin fest davon überzeugt –:
ie Prioritäten werden in der nächsten Dekade bei Ener-






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Annette Schavan
gie und Klimaschutz einerseits und Gesundheit und Er-
nährung andererseits liegen. Hier legen wir zu, auch
konzeptionell. Es geht um neue Strukturen. Dazu zähle
ich die Gründung eines Institute for Advanced Studies
für Klimaforschung in Potsdam sowie die Errichtung na-
tionaler Kompetenzzentren gegen Demenz in Bonn und
gegen Diabetes in München. Ich werde die Leopoldina
beauftragen, uns bis zum Frühjahr ein nationales, inte-
griertes Energieforschungskonzept vorzulegen. Wir
brauchen eine nationale Strategie der Energieforschung,
und zwar ressort- und institutionsübergreifend. Mit der
Bündelung der Kräfte können wir unseren Beitrag zur
internationalen Forschungsagenda leisten.

Kleine und mittlere Unternehmen sprechen wir mit
„KMU-innovativ“ an. Den vom Haushaltsausschuss bis
2009 geforderten Anstieg in Höhe von 25 Prozent bei
der Projektförderung werden wir voraussichtlich schon
zum Ende dieses Jahres erreichen. Die Hightech-Strate-
gie für Deutschland ist international anerkannt. Sie
macht Wissenschaft und Wirtschaft zu natürlichen Part-
nern im Prozess der Innovation. Die ersten Innovations-
allianzen sind geschlossen. Weitere werden folgen. Ich
bin davon überzeugt: Darin steckt auch ein wichtiges
wirtschaftspolitisches Potenzial.

Die Wirkung der Forschungsprämie stellt sich bislang
nicht wie gewünscht ein. Wir müssen über die Weiter-
entwicklung von Anreizsystemen sprechen. Das hat
auch mit der Ausgestaltung der Forschungsprämie im
Kontext von Auflagen der EU zu tun. Unsere Aufgabe
wird sein, darüber nachzudenken, wie das Anreizsystem
besser gestaltet werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Im internationalen Wettbewerb werden unsere Un-
ternehmen in dem Maße erfolgreich sein können, in dem
sie innovativ sind. Dazu kann der Staat seinen Beitrag
leisten, und das tun wir. Dazu muss aber auch der Bei-
trag der Länder und der Unternehmen deutlich verbes-
sert werden. Ansonsten ist das 3-Prozent-Ziel nicht zu
erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Bildung und Wissenschaft gehören in die Mitte der Poli-
tik und in die Mitte der Gesellschaft. Nur dann, wenn
wir heute die Weichen richtig stellen, wird der Aufstieg
durch Bildung gelingen und das Wissenschaftssystem
internationalen Ansprüchen genügen.

Es gehört zu den Leistungen der Großen Koalition, in
einem überwältigenden Konsens wichtige Weichen ge-
stellt zu haben. Dafür danke ich den Kolleginnen und
Kollegen in den Fraktionen und in der Bundesregierung;
denn vieles von dem, was wir tun, geht nur, weil wir es
gemeinsam tun.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D Für die FDP-Fraktion hat das Wort die Kollegin lrike Flach. (Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Frau Flach ist heute voll des Lobes und der Freude!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617612900


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1617613000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

er Etat des Bundesforschungsministeriums hat in den
etzten Jahren – genauso wie in diesem Jahr – erhebliche
teigerungen erfahren.


(Beifall bei der SPD)


as sind seit 2005 immerhin 33 Prozent mehr. Frau
chavan, ich sage Ihnen für die FDP: Das ist eine be-
chtliche Leistung.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)


Ich will an dieser Stelle aber auch etwas anderes deut-
ich sagen: Wir begrüßen zwar diese Entwicklung und
egleiten sie natürlich haushalterisch. Aber wir sind
ehr als skeptisch, ob Sie – das klang schon in Ihrer
ede an – das 3-Prozent-Ziel mit den bisher erkennba-

en Anstrengungen erreichen werden. Der Finanzminis-
er hat uns erklärt, er gehe davon aus, dass das BIP 2009
m ungefähr 1 bis 1,2 Prozent steige. Das hieße im
lartext, dass allein Sie als Bund milliardenschwere zu-

ätzliche Investitionen leisten müssten. Von den Ländern
nd der Wirtschaft will ich an dieser Stelle gar nicht re-
en. Sie als Große Koalition haben die Schlacht um das
-Prozent-Ziel bereits verloren.


(Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Was?)


Vor diesem Hintergrund ist die Unverfänglichkeit des
aushaltsentwurfes übrigens kein Wunder. Es ist zwar

in Haushalt der höheren Ansätze, aber leider auch ein
aushalt vieler guter Vorsätze. Frau Ministerin, die gro-
en Fragen Ihres Bereiches bleiben unbeantwortet. Ich
ls Parlamentarierin finde es mehr als unbefriedigend,
ass Sie die Klärung dieser Fragen auf einen außerparla-
entarischen Gipfel verschieben. Die „Gipfelei“ der
roßen Koalition führt dazu, dass wir an einer Stelle, wo

s nötig wäre, keine Entscheidung mithilfe des Königs-
echts des Parlaments, des Haushaltsrechts, treffen kön-
en.


(Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Das ist ja der Gipfel!)


Ja, das ist der Gipfel, Herr Tauss.

Sie reden zum Beispiel davon, dass der Hochschul-
akt 2020 fortgeführt werden muss. Das ist richtig. Aber
s ist an keiner Stelle zu erkennen, in welchem Ausmaße
und und Länder sich engagieren werden. Im kommen-
en Jahrzehnt rechnen wir mit ungefähr 270 000 zu-
ätzlichen Studenten. Soll jedem ein Studienplatz zur
erfügung gestellt werden, ist mit Kosten von rund
Milliarden Euro – das sind 3 Milliarden Euro für den
und – zu rechnen. Da haben Sie noch keinen einzigen
ent für die Lehre ausgegeben. Dieser Haushalt ver-






(A) )



(B) )


Ulrike Flach
bleibt im Ungefähren und gibt die großen Probleme, die
auf uns zukommen, überhaupt nicht wieder.


(Beifall bei der FDP)


Das Gleiche gilt für die Exzellenzinitiative. Natür-
lich ist der gute Wille da. Aber Sie beantworten über-
haupt nicht die Frage, die überall im Lande diskutiert
wird. Ich meine den Wunsch der Länder, zum alten
Gießkannenprinzip zurückzukehren. Dazu erwarte ich
von Ihnen ein klares Wort. Exzellenzförderung darf nach
nur einer Periode nicht in die alte Unsitte zurückverfal-
len, dass jedem Landesminister, der die Hand hebt, nach-
gegeben wird, wie wir es vor ein paar Monaten mit ei-
nem zusätzlichen Programm von Ihnen schon erlebt
haben.

Ich erwarte auch, dass man den Fachhochschulen
eine Chance gibt. Es gibt dafür einen Haushaltsposten,
der bis zum heutigen Tage gerade einmal zu 33 Prozent
abgeflossen ist. Wir wollen eine Exzellenzinitiative für
die Fachhochschulen.


(Beifall bei der FDP)


Das ist etwas, womit wir den Fachhochschulen helfen
können. Genau das erwarten wir von Ihnen.

Ein weiterer Punkt, der sich in diesem Haushalt nicht
widerspiegelt, ist der Pakt für Forschung zwischen
Bund, Ländern und den Forschungsorganisationen. Au-
ßerdem habe ich erwartet, dass Sie heute etwas zur Null-
runde für die Forscher sagen. Es gibt, wie bei jedem
Bürger in diesem Land, wachsende Energiekosten,
Preissteigerungen und eine Inflation von über 3 Prozent.
Das heißt für die Forscher, dass sie trotz einer Etatsteige-
rung von 3 Prozent in diesem Jahr nichts auf dem Tisch
haben.


(Beifall bei der FDP)


Ich erwarte, dass die Bundesregierung darauf eine Ant-
wort gibt und nicht nur auf die GWK verweist, die sagt,
dass vielleicht irgendwann einmal 5 Prozent mehr ausge-
ben werden sollen; das ist keine Aussage. Das mag viel-
leicht auf einer „Gipfelei“ zu irgendwelchen Ergebnis-
sen führen. Es spiegelt sich aber nicht in dem Etat wider,
den wir heute besprechen.

Frau Schavan, ich finde es schon witzig, wie Sie in
den letzten Wochen in die Rolle Ihrer Vorgängerin ge-
schlüpft sind, zur Bildungsministerin der Nation werden


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Keine Beleidigungen!)


und plötzlich das Ganztagsschulprogramm, das wir
übrigens schon immer gut gefunden haben, als etwas
Tolles betrachten.


(Beifall bei der SPD)


Ich erinnere mich aber noch daran, dass die Kolleginnen
und Kollegen von der CDU/CSU aus dem Ausschuss
ausgezogen sind, weil sie das Ganztagsschulprogramm
nicht wollten. Das ist eine erstaunliche Entwicklung.


(Jörg Tauss [SPD]: Nun werfen Sie denen doch nicht Einsicht vor!)


Vielleicht bewirkt die Koalition doch etwas.

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(C (D Sehr übel nehme ich Ihnen, Frau Schavan, dass Sie es isher nicht geschafft haben, den Eifer von Herrn Scholz n Grenzen zu halten. 170 Millionen Euro wird die Beiragszahler in diesem Lande der Spaß mit dem angeblihen Recht auf einen Hauptschulabschluss kosten. Sie ls christdemokratische Bildungsministerin haben die flicht, dafür zu sorgen, dass so etwas nicht umgesetzt ird. Unsere Bürger werden bereits genug belastet. Da ür dürfen sie nicht zusätzlich belastet werden. (Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Wenn wir konkret etwas vorschlagen, dann kritisieren Sie es!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617613100

Jetzt hat Christel Humme das Wort für die SPD-Frak-

ion.


(Beifall bei der SPD)



Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1617613200

Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen! Der Einzel-

lan 30 ist Ausdruck eines Gesamtkonzeptes, das wir fi-
anzpolitisch verfolgen, nämlich einen Haushalt für die
achfolgenden Generationen aufzustellen. Auf der einen
eite wollen wir für die nachfolgenden Generationen
onsolidieren – der Gesamthaushalt wächst um
,8 Prozent –, auf der anderen Seite möchten wir den
achfolgenden Generationen Zukunftschancen bieten.
on daher freuen wir uns, dass der Einzelplan 30 um
,8 Prozent wächst auf 10 Milliarden Euro. Das ist in der
at ein Rekordhaushalt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bildung und Forschung sind für die Teilhabe und
ufstiegschancen, für mehr Innovation – Frau Flach, das

st richtig –, aber auch für mehr soziale Gerechtigkeit
wei der wichtigsten Politikfelder überhaupt. Dafür ist
eder Euro, den wir hier investieren, genau richtig inves-
iert. Es ist gut investiertes Geld, wenn die Forschungs-
usgaben, Frau Flach, um 450 Millionen Euro steigen.
ch finde Ihre Kritik an dieser Stelle vollkommen ver-
ehlt; denn der Bund hat in dieser Legislaturperiode
Milliarden Euro zusätzlich für Forschung ausgegeben.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber das reicht nicht!)


Man kann immer sagen, das reicht nicht. Aber wenn
ich die Länder und die Wirtschaft so wie der Bund
ngagieren würden, dann kämen wir dem 3-Prozent-Ziel
chon wesentlich näher.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist gut investiertes Geld, wenn wir den Aufstieg
urch Bildung organisieren und die Weiterbildung stär-
en. Wir haben – das haben wir gerade gehört – das Pro-
ramm für die Aufstiegsstipendien verabschiedet, die
ildungsprämie eingeführt, und wir werden das Meister-
AföG reformieren. Dabei wollen wir stärker die Eltern

ördern, die finanzielle Ausstattung verbessern und vor
llen Dingen Menschen mit Migrationshintergrund ein-
eziehen. Wichtig ist uns, dass wir Zukunftsfragen be-






(A) )



(B) )


Christel Humme
antworten, indem wir Altenpflegerinnen und Altenpfle-
ger sowie Erzieherinnen und Erzieher in die
Aufstiegsförderung einbeziehen und dadurch besser för-
dern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich danke dem Finanzminister, dass er auch dafür bereits
jetzt das Geld zur Verfügung gestellt hat.

Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen, wir Abgeordnete
sind regelmäßig in unseren Wahlkreisen unterwegs. Wir
sind quasi täglich auf Bildungsreise.


(Jörg Tauss [SPD]: Schon seit Jahren, nicht erst heute!)


– Ja, schon seit ganz vielen Jahren, das ist richtig. – Wir
sind in Unternehmen, Schulen, Kindergärten, Universi-
täten und Fußgängerzonen unterwegs. Bei diesen vielen
Gesprächen stelle ich immer wieder fest: Das Thema
Bildung berührt die Menschen ganz unmittelbar und
brennt ihnen auf den Nägeln. Dabei interessiert es die
Menschen nicht, welche Ebene im föderalen Staats-
wesen für welche Frage zuständig ist. Die Menschen
verstehen die Zuständigkeitsdebatte überhaupt nicht. Sie
wollen Lösungen. Frau Flach, Sie haben gerade ein gutes
Beispiel dafür gebracht. Sie nutzen es aus, dass die Men-
schen das System nicht verstehen und den Schuldigen an
der falschen Stelle suchen.


(Ulrike Flach [FDP]: Aha!)


Die Menschen sehen, dass Kinder aus den oberen so-
zialen Schichten vier- bis fünfmal häufiger zum Gymna-
sium gehen. Sie sehen, dass 40 Prozent der Migranten
keinen Berufsabschluss haben. Sie sehen, dass die Hälfte
der Hauptschüler nach einem Jahr noch immer keinen
Ausbildungsplatz hat. Sie sehen weiterhin, dass Kinder
aus Akademikerfamilien zu 83 Prozent und Kinder aus
Nichtakademikerfamilien zu 23 Prozent studieren. Diese
Liste der fehlenden Chancen könnte ich noch erweitern.


(Jörg Tauss [SPD]: Ein schlechtes Beispiel dafür ist Baden-Württemberg! Ein ganz schlechtes Beispiel!)


Uns geht es darum, die Chancen zu verbessern und die
Ungleichheiten zu beseitigen. Ich stelle dabei mit großer
Zufriedenheit fest, dass sich das Bewusstsein vieler Ver-
antwortlicher an dieser Stelle geändert hat.

Erstes Beispiel: Ich erinnere an die kontroverse De-
batte von vor einem Jahr über die frühkindliche Bildung.
Heute stellt keiner mehr infrage, dass wir mehr Kita-
plätze für die frühe Bildung brauchen. Das ist die Über-
zeugungsarbeit der SPD.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Gleiche – zweites Beispiel – gilt für die Schulpo-
litik. Ich weiß – daran erinnere ich mich noch ganz deut-
lich –, dass die Durchsetzung des Ganztagsschulpro-
gramms unter Rot-Grün mit einer Mittelausstattung von
4 Milliarden Euro – darauf sind wir sehr stolz – ein re-
gelrechter Kampf war.

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(C (D (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Oh ja, daran erinnere ich mich auch!)


ch freue mich, dass auch Sie, Frau Ministerin, öffentlich
arüber nachdenken – so konnte man es lesen –, dieses
anztagsschulprogramm auch 2010 weiterzuführen. Ich
laube, richtige Konzepte setzen sich in der Tat durch.


(Beifall bei der SPD)


Das dritte Beispiel ist der Hochschulpakt II. Was gab
s für Debatten! Darf der Bund dafür sorgen, dass die
ahl der Studienplätze steigt? Ja, er darf. Heute gibt es
arüber einen Konsens, und die Debatte von vor zwei
ahren ist vergessen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Dank SPD!)


Alles in allem denke ich: Wenn, was hier vor zwei Ta-
en auch zum Ausdruck kam, das Bewusstsein einer Ge-
amtverantwortung für Bildung schon vor drei Jahren
orhanden gewesen wäre, vor allen Dingen auf Unions-
eite, dann, so glaube ich, hätte die Föderalismusre-
orm I etwas anders ausgesehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Krista Sager [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist wahr!)


Darum, Frau Schavan, teile ich Ihre Auffassung, dass
er Bildungsgipfel Zeichen setzen muss. Ich denke, es
st richtig, dass föderale Zuständigkeit sicherlich nicht
in Vorwand für Untätigkeit sein kann. Vielmehr müssen
und und Länder gemeinsame Ziele formulieren. Es
uss konkrete Vereinbarungen mit den Ländern für
ehr Investitionen in Bildung, für mehr Ganztagsschu-

en, für mehr Studienplätze und größere Anstrengungen
ür mehr Durchlässigkeit, was ich ganz wichtig finde,
eben. Der Hochschulzugang sollte bundesweit gleich
rganisiert sein, auch der ohne Abitur. Letztlich gehört
azu auch die zweite Chance.


(Beifall bei der SPD)


rau Flach, da teile ich Ihre Auffassung überhaupt nicht.


(Ulrike Flach [FDP]: Das ist die falsche Stelle!)


Nein, das ist schon die richtige Stelle, hören Sie nur zu.
ch habe doch noch gar nichts gesagt. Woher wissen Sie,
as ich sagen will?


(Ulrike Flach [FDP]: Die Bundesagentur ist die falsche Stelle!)


ch teile Ihre Auffassung gar nicht, dass das Nachholen
es Hauptschulabschlusses nicht der richtige Weg ist.
ch glaube, wir dürfen keinen jungen Menschen alleine
assen oder zurücklassen. Jeder muss die Chance auf
ine Grundausbildung und einen Grundabschluss haben.
afür sorgen wir auch bundesweit. Ich hoffe, dass die
nion ihre Blockadehaltung in dieser Frage aufgibt und
ir einen Schritt weiterkommen.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617613300

Frau Kollegin Humme, möchten Sie eine Zwischen-

frage von Frau Flach zulassen?


Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1617613400

Ich hätte jetzt meinen letzten Satz gesagt. – Bitte

schön, Frau Flach.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1617613500

Danke schön, Frau Kollegin. – Ich wollte Sie fragen,

ob Ihnen klar ist, dass wir als FDP natürlich nicht dage-
gen sind, dass Menschen einen Hauptschulabschluss
nachholen,


(Jörg Tauss [SPD]: Sehr gut!)


sondern dass wir dezidiert dagegen sind, dass der Bei-
tragszahler über die Arbeitslosenversicherung zusätzlich
belastet wird, weil wir nicht glauben und uns das in Dis-
kussionen im Haushaltsausschuss auch von der BA be-
stätigt wurde, dass die Bundesagentur die richtige Orga-
nisation ist, um den Menschen zu helfen, denen wir alle
helfen wollen.


Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1617613600

Frau Flach, welche Antwort geben Sie denn aus Bun-

dessicht den Jugendlichen? Sie wissen, dass Jahr für Jahr
80 000 junge Menschen in den Ländern keinen Haupt-
schulabschluss erreichen.


(René Röspel [SPD]: Ein Skandal!)


Wo landen die denn? Die landen in Weiterbildungsmaß-
nahmen und Eingliederungsmaßnahmen der Bundes-
agentur für Arbeit. Warum sollte die Bundesagentur für
Arbeit nicht die Grundausbildung vermitteln, damit die
jungen Menschen eine Chance in der Zukunft haben?
Die Antwort auf diese Frage bleiben Sie mir schuldig.
Wir sind der Meinung, wir müssen an dieser Stelle unbe-
dingt handeln, um zukünftige Kosten für die BA zu ver-
meiden.


(Beifall bei der SPD)


Mein Schlusssatz bleibt aus. Ich sage für die Sozial-
demokraten und Sozialdemokratinnen: Für uns bleibt
Aufstieg durch Bildung ein zentrales Leitmotiv. Wir ha-
ben da die Verantwortung für eine 145-jährige Tradition.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617613700

Es spricht jetzt Dr. Petra Sitte für die Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617613800

Danke. – Frau Präsidentin! Meine Damen und Her-

ren! Frau Humme, es ist genau richtig: Tatsächlich wird
in den Wahlkreisen sehr viel über Bildung geredet, und
die Leute sind extrem unzufrieden mit dem Bildungssys-
tem in diesem Land. Tatsächlich haben viele Angst, dass
ihre Kinder nicht die bestmögliche Bildung erhalten. Ge-
nau das bestätigen Studien der OECD und die PISA-Stu-

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(C (D ien. Die letzte Studie der OECD ist ganz neu, die PISAtudie schon einige Jahre alt. Das heißt, wir reden hier ber eine Entwicklung mit einer längeren Vorgeschichte. us diesen Studien wie aus vielen Gesprächen geht ganz lar hervor, dass eben keine Chancengleichheit für inder in diesem Land besteht, dass soziale Auslese in chule und Hochschule stattfindet und bis in den Beruf ineinreicht. Das ist ein unhaltbarer Zustand. eshalb sind natürlich die Erwartungen an die Politik norm. Was Sie jedoch in Ihrer Regierungszeit gegen geau diese Missstände unternommen haben, entspricht icht den Erwartungen und Erfordernissen. Wir reden ier nicht über Hochglanzprogramme. Da hilft auch die ildungstour der Bundeskanzlerin nicht. Das ist doch al es nur Stückwerk. Ich weiß schon, dass jetzt wieder einige im Geiste an er Startlinie stehen und sagen: Bildung ist doch Sache er Länder und nicht des Bundes. Darauf entgegne ich hnen: Erstens: Warum geht denn die Bundeskanzlerin öchstpersönlich in Kindertagesstätten und Schulen? agegen ist nichts zu sagen. Da kann sie nur lernen. raglich ist nur, welche Einrichtungen sie besucht. Das st sehr interessant. Schauen Sie es sich einmal an. Wir aben dazu eine Kleine Anfrage gestellt. Zweitens. Genau dieses Problem, die kleinstaatliche ildungswursterei, ist doch die Ursache für diese Enticklung. ür die Linke besteht Bildungspolitik in gesamtstaatliher Verantwortung. Diese Politik muss endlich aus eiem Guss gemacht werden. Es muss egal sein, ob man uf Rügen oder in Bayern wohnt. (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Wer wirklich Bildung für alle will, wer moderne Bil-
ung will, der muss an dieser Stelle eben auch einen Po-
itikwechsel vertreten. Kinderbetreuung, Bildung und
orschung müssen endlich in Gänze ausreichend finan-
iert und qualifiziert werden. Ihre Initiativen sind eigent-
ich – Sie geben es auch selber zu – nichts als halbher-
ige Kompromisse, die Sie mit den Ländern schließen
üssen, weil Sie sich die wesentlichen Entscheidungs-

ompetenzen in der Föderalismusreform haben aus der
and schlagen lassen.


(Beifall bei der LINKEN)


em hat die FDP übrigens zugestimmt.

Deshalb hat sich die Linke bei der Fortsetzung der
öderalismusreform für einen nationalen Bildungspakt
usgesprochen.


(Ulrike Flach [FDP]: Wir haben dagegengestimmt!)


Das wäre ja ganz neu. Okay, ich schlage nach. Verha-
en wir uns jetzt nicht an diesem Punkt.






(A) )



(B) )


Dr. Petra Sitte

(Jörg Tauss [SPD]: Burgbacher hat zugestimmt! Der bildungspolitische Sprecher! – Gegenruf der Abg. Ulrike Flach [FDP]: Also wir nicht, wir beide, Frau Pieper und ich! – Gegenruf des Abg. Jörg Tauss [SPD]: Ich kenne diejenigen, die zugestimmt haben, namentlich!)


Es geht hier nicht – das ist allerdings festzustellen –
um Hoheitsrechte von Bildungsministern, sondern um
Bildungsrechte von Kindern und Jugendlichen.


(Beifall bei der LINKEN)


Frau Humme, Sie haben ein Beispiel gebracht, das ich
jetzt wirklich als selektive Wahrnehmung bezeichnen
will. Das Gezerre um die Verbesserung der Tagesbe-
treuung ist bezeichnend. So kommen aktuell auf
100 Kinder im Westen 3,4 Krippenplätze; im Osten sind
es 34,8. Dazu sagte eine zuständige CDU-Ministerin:
Das muss sich ändern; wir brauchen mehr Platzangebote
im Westen. – Das sagen viele im Land. Sehr gut, das soll
man machen. Aber was passiert? Diese CDU-Ministerin
scheitert fast an den eigenen Parteifreunden, und der so-
zialdemokratische Finanzminister boykottiert diese Ent-
wicklung über weite Strecken.


(Klaus Hagemann [SPD]: Das müssen Sie aber mal ein bisschen erläutern!)


Das ist absurdes Theater. Umgekehrt wird ein Schuh
daraus.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir sagen: Betreuung und Bildung müssen den gan-
zen Tag angeboten werden. Sie müssen als Rechtsan-
spruch der Kinder ausgestaltet werden – unabhängig von
deren sozialer Situation –, und sie müssen schrittweise
gebührenfrei werden. Dieser Anspruch darf nicht, wie es
beispielsweise in Brandenburg und Sachsen-Anhalt pas-
siert, eingeschränkt werden, nur weil die Eltern arbeits-
los sind.

Wer Chancengleichheit für Kinder will, muss auch
das Schulwesen modernisieren, ganz klar. Gemein-
schaftsschulen als Schule für alle sind jetzt wieder in al-
ler Munde. Wir unterstützen das ebenso. Diese Schule
soll bis zum mittleren Abschluss führen.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Wie in der Ostzone!)


Lernen und Lehren sollen so gestaltet werden, dass indi-
viduelle Förderung den jeweiligen Begabungen der Kin-
der entspricht. Warum soll in diesem Land nicht möglich
sein, was in anderen Ländern längst praktiziert wird?


(Beifall bei der LINKEN)


Ebenso dramatisch ist die Situation auf dem Ausbil-
dungsmarkt; Sie haben es schon angedeutet. 400 000
Jugendliche hängen in einer Warteschleife. Das heißt, sie
beginnen ihr Leben auf einem Abstellgleis. Man muss
sich einmal vorstellen, was das für ein Lebensgefühl ist.
Deshalb brauchen wir an dieser Stelle einen scharfen
Schnitt. Das Recht auf Bildung muss schlicht und ergrei-
fend erweitert werden. Deswegen unterstützen wir die

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(C (D etition, die ein Grundrecht auf Ausbildung zum Ziel at. Das ist im Übrigen eine bayerische Maßnahme. Entprechendes steht in der bayerischen Verfassung. Ich age einmal: An dieser Stelle können wir durchaus etwas on Bayern lernen. Machen Sie auch gleich den zweiten chritt: Erheben Sie eine Ausbildungsplatzumlage! ann können Sie sich auch die finanzielle Basis dafür si hern. Zum Hochschulpakt, der ursprünglich zusätzliche tudienplätze bringen sollte, bleibt nur zu sagen: Die ahl der Studierenden eines Jahrgangs in der Bundesreublik Deutschland ist nach wie vor weit unter europäichem Durchschnitt. Dieser liegt bei knapp 50 Prozent. n Deutschland sind es etwas über 30 Prozent. Wer vor iesem Hintergrund immer noch über die Erhebung von tudiengebühren spricht, dem kann ich nur sagen: Ihnen ilft wahrscheinlich nicht einmal mehr Bildung. Dennoch muss man ganz klar feststellen: Die Situaion für Lehrende und Forschende an diesen Einrichtunen ist zum Teil unhaltbar. Unlängst habe ich mich richig darüber aufgeregt. Da stand ein Interview mit dem rorektor der Uni Leipzig in der Zeitung. Er hat darin esagt: Es mangelt gar nicht an jungen Wissenschaftlern, ur sind die Stellen immer befristet. Deshalb ist sozusaen ein permanenter Wechsel der jungen Nachwuchsissenschaftler zu konstatieren. – Er sagte weiter, das ei schon ein soziales Problem. Es ist üblich geworden, an Hochschulen auf halben tellen 40 Stunden in der Woche zu arbeiten. Es ist blich geworden, dass, wie an der Uni Leipzig, Nachuchswissenschaftler, also Personen mit erfolgreich abeschlossenem Hochschulstudium, auf einer Hilfsassisentenbzw. Hilfskraftstelle arbeiten, die eigentlich für tudenten sein soll – und das für 660 Euro im Monat. as ist unhaltbar. Die gleichen Rektoren und Prorektoren sagen: „Wir ollen Spielräume für Verhandlungen mit Spitzenwis enschaftlern im Ausland; wir wollen die besten Köpfe ach Deutschland ziehen“ – als ob wir in Deutschland eine hätten! – und wollen dafür das Tarifrecht preisgeen. (Jörg Tauss [SPD]: Das ist ja fast nationalistisch!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Ach Gott, Herr Tauss, „Nationalistin“! Bleiben Sie
och mal auf dem Teppich!


(Jörg Tauss [SPD]: „Nationalistisch“ habe ich gesagt!)


ie besten Köpfe will man also anziehen, indem man
as Tarifrecht bricht. Das heißt, die sozialen und berufli-
hen Perspektiven von Nachwuchswissenschaftlern, die
ich an der eigenen Universität oder Hochschule entwi-
kelt haben, werden preisgegeben. Was kommt dabei
eraus? Am Ende wandern genau die ab, und Sie versu-






(A) )



(B) )


Dr. Petra Sitte
chen ein paar Jahre später, diese mit Spitzengehältern
wieder zurückzuholen. Das ist doch abstrus.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir sagen: Wer Leistungskriterien erfüllt, muss an
den Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland
auch klare Perspektiven bekommen. Soziale und fami-
liäre Planungen des wissenschaftlichen Nachwuchses,
insbesondere von Frauen, müssen verlässlich werden.
Ich sage Ihnen: Die Milliarden für die wunderschönen
Hochglanzprogramme, über die Sie vorhin gesprochen
haben, drohen zu verpuffen, wenn die Fachkräfte fehlen.
In Ostdeutschland ist das heute schon Alltag.

In diesem Land leben immer mehr qualifizierte
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, Freiberufler
und Selbstständige von Peanuts – ich benutze diesen Be-
griff bewusst –, insbesondere im kreativen Bereich. Ge-
meint sind Informatik und Kommunikation, beispiels-
weise die Computerspielbranche und dergleichen. In
Hamburg arbeiten 21 Prozent aus dieser Branche zu ei-
nem Jahresgehalt von unter 10 000 Euro. Das heißt:
Lange Arbeitszeiten, hoher Stress, mangelnde Aufstiegs-
chancen, fehlende Absicherung für Zeiten der Krankheit
und der Rente sowie unsichere Jobs sind für diese Berei-
che typisch geworden – auch unter den Bedingungen der
schönen Programme, von denen Sie gesprochen haben.

Das Neue an dieser Entwicklung ist – darauf muss
man aufmerksam machen –: Bildung schützt in diesem
Land gar nicht mehr vor Armut. Ist das nicht ein Argu-
ment mehr dafür, dass man in diesem Land flächende-
ckend Mindestlöhne gesetzlich einführen sollte?


(Beifall bei der LINKEN – Jörg Tauss [SPD]: Es gibt viele gute Argumente!)


Das Fazit der Linken will ich in folgenden Forderun-
gen an den Bildungsgipfel der Bundesregierung ausdrü-
cken:

Erstens. Bildung muss eine gemeinsame Aufgabe von
Bund und Ländern werden.


(Ulla Burchardt [SPD]: Ja!)


Wir brauchen einen nationalen Bildungspakt.


(Ulla Burchardt [SPD]: Ja!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617613900

Sie müssen zum Ende kommen, bitte.


Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617614000

Ich bin sofort fertig.

Zweitens. Bildung muss gebührenfrei werden – von
der Kindertagesstätte bis zur Weiterbildung.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Freibier für alle!)


Drittens. Das gegliederte Schulsystem ist abzuschaf-
fen – als erster entscheidender Schritt hin zu Chancen-
gleichheit von Kindern und Jugendlichen in diesem
Land.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN – Ulla Burchardt [SPD]: Da könnte man ja fast klatschen, Frau Sitte!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617614100

Für Bündnis 90/Die Grünen hat Krista Sager das

ort.


Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617614200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau
erkel hat gestern gesagt: Die Bildungsrepublik ist der

este Sozialstaat. – Wenn das stimmt, dann muss ich sa-
en: Es ist um beides in Deutschland aber nicht sonder-
ich gut bestellt. Fachkräftemangel und Bildungsarmut
ind bei uns längst zwei Seiten der gleichen Medaille.

Tatsache ist: Die Merkel’sche Bildungsrepublik ist
eder auf den demografischen Wandel noch auf den glo-
alen Wettbewerb sonderlich gut vorbereitet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Prozent eines Jahrgangs verlassen die Schule ohne Ab-
chluss. Von den 15-Jährigen sind 20 Prozent funktio-
ale Analphabeten. Von den Hauptschulabgängern ha-
en über die Hälfte ein Jahr nach Schulende noch immer
einen Ausbildungsplatz. Das Merkel’sche „glaubwür-
ige Wohlstandsversprechen“, das Versprechen „Auf-
tieg durch Bildung“, gilt für diese jungen Menschen in
iesem Lande nicht. Das wollen wir einmal festhalten.
ei der Startchancengerechtigkeit ist Deutschland ein
ntwicklungsland. Das darf nicht so bleiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Willi Brase [SPD])


uch der letzte OECD-Bericht stellt Deutschland kein
utes Zeugnis aus. Wir geben immer noch mit 5,1 Pro-
ent des Bruttoinlandsproduktes 1 Prozent weniger für
ildung aus als der OECD-Durchschnitt; ich rede dabei
och gar nicht von den Ländern, die bei den Bildungs-
usgaben an der Spitze stehen. Wir müssten jedes Jahr
3 Milliarden Euro mehr in die Hand nehmen, um über-
aupt zum Durchschnitt aufzuschließen.

Der Anteil der Studienanfänger an einem Jahrgang ist
ei uns seit 2003 sogar zurückgegangen. Dagegen erhö-
en die anderen schneller und auf höherem Niveau ihre
bsolventenzahlen. Das heißt, die Bildungsrepublik
inkt im internationalen Vergleich hinterher. Dabei geht
s nicht nur um Geld, sondern auch um notwendige
trukturreformen. Leider muss man feststellen: Die
undesbildungsministerin hinkt auch dabei mental hin-

erher.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was erwarten die Leute denn vom Bildungsgipfel am
2. Oktober? Ich sage: Die Menschen erwarten Ergeb-
isse. Schauveranstaltungen oder Symbolveranstaltun-
en zur Bildung in diesem Land hat es genug gegeben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie Menschen wollen ein Signal, dass endlich etwas
assiert. Sie wollen ein Signal, dass dieses Land alle
inder braucht. Sie wollen ein Signal, dass es deswegen






(A) )



(B) )


Krista Sager
auch gerechte Startchancen für alle Kinder geben wird.
Etikettieren und Aussortieren von 10-jährigen Kindern
muss der Vergangenheit angehören.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Eine Schulform, die keinen Einstieg in eine Berufs-
ausbildung eröffnet, eine Schulform wie die Haupt-
schule, hat in diesem Land keine Zukunft mehr.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Rechtsanspruch auf ganztägige Kinderbetreuung
ab dem ersten Lebensjahr stellt einen Einstieg dar. Wir
brauchen aber auch eine Qualitätsoffensive. Sonst wird
nämlich aus dem Fördern nichts werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zu diesen zentralen Fragen, Frau Schavan, habe ich
von Ihnen nie klare Worte gehört. Hier sind Sie immer
mit den Traditionalisten unter den Landespolitikern mar-
schiert. Diese sind es aber auch, die jetzt schon wieder
den Bildungsgipfel zernörgeln. Frau Schavan, ich kann
nicht erkennen, welche Ergebnisse Sie selbst beim Bil-
dungsgipfel erzielen wollen, außer dass Sie all das noch
einmal beschwören wollen, was sowieso schon stattfin-
det.

Frau Merkel hat gestern gesagt, den Menschen ist es
egal, wer in Bund, Ländern und Kommunen wofür zu-
ständig ist. Sie wollen eine Bildungspolitik aus einem
Guss. Guten Morgen, Frau Merkel! Das ist aber eine
ziemlich späte Erkenntnis.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


Die erste Großtat dieser Koalition war es doch, die Mög-
lichkeiten zur Zusammenarbeit zwischen Bund und
Ländern im Bildungsbereich möglichst weitgehend zu
zerschlagen. Sie haben die entsprechenden Instrumente
in der Verfassung nicht verbessert, sondern Sie haben sie
weitgehend kaputtgemacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Bildungsministerin Schavan ging dabei mit ihrer baden-
württembergischen Landesbrille voran bzw. dem Stoiber
hinterher und hat immer gegen den goldenen Zügel ge-
wettert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/CSU – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Kommen Sie einmal nach Baden-Württemberg und schauen Sie sich unsere Schulen an!)


Das heißt, Sie haben sich von Anfang an bei den Haupt-
problemen in unserem Bildungssystem zur Lame Duck
gemacht. Selbst die kleine Verfassungslücke, die die
Möglichkeit zu einem Ganztagsschulprogramm eröffnet

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(C (D ätte, musste auf Ihre Initiative hin noch zugemauert erden. Was erleben wir jetzt? CSU-Politiker weihen in Bayrn Schulkantinen festlich ein, die mit Bundesgeld finaniert worden sind, und eine Bundesministerin erzählt in eitungen, dass das Ganztagsschulprogramm fortgeetzt werden soll. Bis 2020 sollen Ganztagsschulen der ormalfall werden. Da reibt man sich doch die Augen. un möchte ich aber auch einmal Antworten von Ihnen ören: Erstens: Woher soll das Geld dafür kommen? Der lächendeckende Ausbau, den wir sehr begrüßen, würde is 2020 58 Milliarden Euro kosten. Zweitens: Wie wolen Sie das an der Verfassung vorbei auf den Weg brinen? Sie sind da allerdings äußerst kreativ: Sonderverögen für Kinderbetreuung, mleitung von Geldern der Versicherten der Bundesnstalt in die Schulen, Bildungsstiftung usw. Wir haben zwei ganz konkrete Vorschläge: Erstens. andeln Sie den Solidaritätszuschlag in einen Bildungs oli um. is 2019 werden aus dem Soli 55 Milliarden Euro frei. orgen Sie dafür, dass diese Gelder nicht irgendwo im esamthaushalt versickern, sondern zum großen Teil in ie Bildung fließen. orgen Sie dafür, dass Ausgaben für eine öffentliche riedhofsmauer im Vergleich zu Investitionen für Lehrer nd Erzieher für unsere Kinder und Enkelkinder in Zuunft nicht mehr privilegiert werden. (Zuruf von der CDU/CSU: Die meisten Friedhofsmauern sind privat!)


(Zuruf von der SPD: Das war eine gute Idee!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ildungsausgaben dürfen nicht mehr zweitrangig sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ordern Sie das nicht nur in Festtagsreden, sondern brin-
en Sie das endlich in die Föderalismuskommission II
in.


(Jörg Tauss [SPD]: Da ist das schon drin!)


ie sind so stolz auf Ihre große Mehrheit. Solange Sie
och miteinander zwangsverheiratet sind, nutzen Sie
iese große Mehrheit bitte, um eine entsprechende Kor-
ektur in der Verfassung vorzunehmen, die notwendig
st. Da haben Sie wirklich einen Fehler gemacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Jörg Tauss [SPD]: Dazu brauchen wir die Länder!)


Werfen wir jetzt einen Blick auf die Bereiche, in de-
en Sie echte Verantwortung tragen und sich nicht hinter
en Ländern verstecken können. Wir haben immer noch
00 000 Altbewerber ohne Ausbildungsplatz. 500 000 jun-
e Leute sind im Übergangssystem. Die Strukturreform
n der beruflichen Bildung ist überfällig. Die Gewerk-
chaften und die Arbeitgeber machen Ihnen das Leben






(A) )



(B) )


Krista Sager
nicht leicht. Frau Schavan, Sie sind hier aber einfach zu
zaghaft. Wir haben ein Konzept vorgelegt. Wir können
es nicht von der Konjunktur abhängig machen, ob junge
Leute einen Ausbildungsplatz bekommen. Deswegen
brauchen wir auch überbetriebliche Ausbildungszentren
bei Beibehaltung des dualen Prinzips und mit der ge-
meinsamen Verantwortung von Kammern und Berufs-
schulen für diese Ausbildungsplätze.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen auch die Zertifizierung und Anerken-
nung von Ausbildungsmodulen. Wer – wie Frau Merkel –
Durchlässigkeit fordert, der kann nicht zugucken, wie
junge Leute ihre Lebenszeit vertrödeln und immer wie-
der in der Sackgasse dieser Übergangssysteme landen,
ohne dass dabei etwas für sie herauskommt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nun zur Weiterbildung. Frau Schavan, das Bildungs-
sparen, das Sie initiiert haben, ist bestenfalls symboli-
sche Politik. Dort brauchen wir einen großen Wurf, um
international überhaupt den Anschluss zu finden. Das
Meister-BAföG zu öffnen, ist okay; das wollen wir auch.
Wir brauchen aber ein echtes Erwachsenenbildungsför-
derungsgesetz. Wir müssen gerade die Gruppen errei-
chen, die nicht selbst in ihre Weiterbildung investieren,
aber schulische oder berufliche Abschlüsse dringend
nachholen müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Eine Zwischenbilanz zum Hochschulpakt: Er funktio-
niert nicht. Statt 13 000 Plätzen haben wir jetzt
3 400 Plätze. Es ist auch klar, warum er nicht funktio-
niert: Er ist unterfinanziert. Zusätzliche Plätze gibt es
nur auf der Basis einer realistischen Kostenrechnung und
eines fairen Interessenausgleichs zwischen den Ländern.
Beides ist dringend erforderlich.

Zum Schluss habe ich noch eine dringende Bitte an
Sie. Hören Sie endlich auf, gutes Geld aus dem For-
schungsbereich in atomaren Altlasten zu versenken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Altlasten werden wir nicht mehr los. Sie aber wollen
immer wieder neue Lasten in der Zukunft produzieren.


(Jörg Tauss [SPD]: Nein, wollen wir nicht!)


Das ist doch verrückt. Wir haben auch bei den hochkom-
petenten Mitarbeitern der Helmholtz-Gemeinschaft ge-
sehen: Menschen machen Fehler. Die Atomtechnologie
verträgt leider keine Fehler. Also ist sie offensichtlich
nicht für Menschen – auch nicht für hochkompetente
Menschen – gemacht. Hören Sie auf, Frau Schavan,
diese Technologie immer weiter zu befördern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Das war eine eigenartige Rede!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617614300

Für die CDU/CSU spricht jetzt der Kollege Klaus-

Peter Willsch.

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(C (D Frau Präsidentin! Sehr verehrte Damen und Herren! iebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Sager, Ihre hilippika vorhin war maßlos. Sie hatte nichts mit dem inzelplan zu tun, über den wir hier reden. (Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1617614400

ie führen alte Grundsatzdebatten über Einheitsschulen
nd Gesamtschulen und satteln gleich noch die Kern-
nergie oben drauf. Das hat mit dem, über das wir hier
eden, nichts zu tun.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Soll ich Ihnen mal sagen, was das kostet? 500 Millionen wenigstens!)


agegen war das, was Frau Flach vorgetragen hat, wohl-
uend sachlich. Ich rate uns, unser Land an diesem Punkt
icht schlechtzureden. Vielmehr sollten wir uns darüber
reuen, dass wir auf dem Weg, mehr Geld für Bildung
nd Forschung zu haben, Stück für Stück vorwärts kom-
en und dem 3-Prozent-Ziel jedes Jahr etwas näher

ommen. Freuen Sie sich einfach einmal still darüber
nd mäßigen Sie sich ein wenig im Ton. Ich fand das
irklich kaum erträglich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Klaus Hagemann [SPD])


Zu Ihrem letzten Punkt, zu den Forschungsaktivitäten
m Bereich der kerntechnischen Anlagen. Hier können
ie einen Teilerfolg verbuchen. Herr Gabriel wird sich
m die Asse kümmern. Wenn wir diesen Bereich nicht
bgegeben hätten, dann lägen wir in diesem Jahr erst-
als bei über 10 Milliarden Euro. Wir sind im Bereich

es Entwurfs des Einzelplans 30 jetzt noch bei ungefähr
0 Milliarden Euro. Das ist eine Rekordzahl, angesichts
erer man einfach einmal innehalten und feststellen
ollte, dass wir auf dem richtigen Wege sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben seit 2005 im Bereich des Einzelplanes 30,
lso im Haushalt der Bundesministerin für Bildung und
orschung, einen Aufwuchs von 2,5 Milliarden Euro zu
erzeichnen. Gegenüber dem vergangenen Jahr wollen
ir den Gesamtansatz noch einmal um 650 Millio-
en Euro steigern.

Die Koalition steht für Haushaltskonsolidierung; das
at die Debatte in dieser Woche deutlich gemacht. Aber
ir verlieren die Zukunftsinvestitionen nicht aus dem
lick, sondern investieren in diesen Bereich und haben
ervorragende Erfolge zu verzeichnen. Ein Flaggschiff
st und bleibt die Hightech-Strategie. Wenn Sie einmal
u den Universitäten und Forschungseinrichtungen ge-
en, können Sie dort die Aufbruchstimmung in unserem
ande im Bereich Forschung mit Händen greifen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Klaus-Peter Willsch
Wir fördern Forschung und Entwicklung, weil das die
Grundlagen für zukünftiges Wirtschaftswachstum und
zukünftigen Wohlstand sind. Davon hat sich auch das Fi-
nanzministerium leiten lassen, indem es den weiteren
Weg zur Erreichung des 3-Prozent-Ziels – 2,8 Prozent
sind geschafft – mit entsprechenden Veranschlagungen
im Haushaltsplan für das kommende Jahr unterstützt.

Allein in der Titelgruppe 40 „Stärkung des Lernens
im Lebenslauf“ – Frau Sager, Sie sollten sich die An-
sätze wirklich einmal anschauen – sind im Regierungs-
entwurf 137 Millionen Euro vorgesehen. Die Moderni-
sierung und Stärkung der beruflichen Bildung soll mit
über 97 Millionen Euro unterstützt werden. Ich habe in
meinem Wahlkreis eine Volkshochschule, die an der Ini-
tiative „Lernende Regionen – Förderung von Netzwer-
ken“ beteiligt ist. Das ist eine vorzügliche Arbeit, die
dort gemacht wird. Dort wird berufsbegleitend lebens-
lang gelernt, um Qualifikationen zu erhalten und neue zu
erwerben. Wir wissen doch, dass das, was früher einmal
galt – wenn man einmal einen Beruf erlernt hat, reicht
das für das ganze Leben –, angesichts der Vervielfälti-
gung des Wissens in dieser Welt, der Beschleunigung
der Verfahren und der Prozesse heute nicht mehr gilt. Da
leisten wir eine verdienstvolle Arbeit, die vom BMBF
hervorragend unterstützt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Ausgaben für BAföG steigen laut unseren Be-
schlüssen nach den vorangegangenen Diskussionen um
rund 136 Millionen Euro auf über 1,4 Milliarden Euro.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erst wollten Sie es nicht!)


Die Begabtenförderungswerke erhalten eine bessere fi-
nanzielle Ausstattung; das ist ein ganz wichtiger Punkt.
Wir brauchen die Förderung in der Breite, aber auch die
Förderung in der Spitze. Denn wenn die Supertalente an
der Spitze gut gefördert werden, finden wir dort den
Nachwuchs für die akademische Welt.


(Ulla Burchardt [SPD]: Wenn man nur die Spitze fördert, wird es ein bisschen knapp!)


– Ich habe doch gerade gesagt – das ist ja ein gemeinsa-
mes Werk von uns, Frau Kollegin –, dass es wichtig ist,
nicht nur in der Breite, sondern auch in der Spitze zu för-
dern. Das ist hier angesagt.


(Jörg Tauss [SPD]: Nicht nur in der Spitze, sondern auch in der Breite! So wird ein Schuh draus!)


Die Bildungspolitik ist in den Mittelpunkt der Diskus-
sionen in unserem Land geraten. Die Kanzlerin hat dem
Thema durch ihre Bildungsreise bundesweit in den Me-
dien eine besondere Aufmerksamkeit verschafft. Wir
werden auf dem Bildungsgipfel sehen, zu welchen Er-
gebnissen wir kommen.

Zu all den föderalismusskeptischen Äußerungen, die
überwiegend vonseiten der Opposition hier getätigt wor-
den sind, möchte ich, als leidenschaftlicher Anhänger ei-
nes Wettbewerbsföderalismus, doch einmal ein paar
Anmerkungen machen.

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(C (D (Jörg Tauss [SPD]: Leidenschaft ist bei mir was anderes! – Krista Sager [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Leidenschaft stelle ich mir anders vor!)


ir haben mit unserem föderalen System hervorragende
rfahrungen gesammelt. Es folgt dem Grundgedanken,
ass die kleinere Einheit das erledigen soll, was sie erle-
igen kann. Dass Frau Sitte mit dem System Wettbewerb
robleme hat, ist völlig logisch, weil sie aus einer Partei
ommt, die für ein System verantwortlich war, das eine
auer errichtet hat, damit die Leute nicht weglaufen.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Wir hatten sozialistischen Wettbewerb!)


ber den Skeptizismus von demokratischen Vertretern
ieses Hauses kann ich nicht nachvollziehen; denn das
ystem funktioniert in der Wirklichkeit.

Ich will Ihnen zwei praktische Beispiele nennen. Zum
inen wird darüber geklagt, dass heute zu viele Schüler
as Schulsystem ohne Hauptschulabschluss verlassen.
enn wir uns einmal die Aufteilung der Schüler an-

chauen, dann stellen wir fest, dass sehr viele Migranten-
inder dabei sind; Sie haben es selber gesagt. Diese Kin-
er haben in der Schule gesessen, ohne Deutsch zu
önnen. Daraus haben wir damals, 1999/2000, in Hessen
uf Landesebene den Schluss gezogen, dass kein Kind in
ie Schule kommt, bevor es nicht Deutsch kann. Da ha-
en Sie uns geifernd beschimpft, das sei eine Zwangs-
ermanisierung. Was soll denn ein Kind in der Schule,
enn es kein Deutsch kann und den Lehrer nicht ver-

teht?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ir haben hier ein Pilotprojekt durchgeführt und uns da-
ür heftig beschimpfen lassen müssen. Heute gehört es
um bundesweiten Stand – auch das wird beim Bil-
ungsgipfel herauskommen –, dass es Vorlaufkurse zum
rlernen der deutschen Sprache geben muss, wenn Kin-
er kein Deutsch können, wenn sie in die Schule kom-
en.

Ein weiteres Beispiel: die Hauptschule. Hören Sie
och mit dem Ruf nach der Gemeinschaftsschule und
er Einheitsschule und dem Vorwurf des Selektierens
er Schüler mit zehn Jahren auf! Wir haben in Deutsch-
and eine hervorragende Ausbildung. Wir haben hervor-
agende Gymnasien; wir haben hervorragende Realschu-
en. Wir müssen versuchen, die Hauptschulen noch
esser, noch marktadäquater zu gestalten.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie die PISA-Studie schon einmal gelesen?)


Wir haben in Hessen – auch das empfehle ich zur
achahmung – das Modell SchuB, „Schule und Be-

rieb“. Die jungen Leute in der siebten und achten Klasse
ind zwei, drei Tage in einem Betrieb, um zu sehen, dass
as, was sie in der Schule lernen, mit der konkreten
irklichkeit und der Möglichkeit der Einkommenserzie-

ung etwas zu tun hat. Die bekommen wieder Spaß an
er Schule; das sage ich Ihnen.






(A) )



(B) )


Klaus-Peter Willsch
Von einem Wettbewerbsföderalismus erhoffe ich mir,
dass ein gutes Beispiel nachgeahmt wird, dass man
schaut: „Was machen die einen, und was machen die an-
deren?“ und sagt: Wir machen es so, wie es die Besten
machen.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Beispiel Hamburg: Hauptschule abgeschafft!)


Wenn wir 1998 eine einheitliche Bundesverantwortung
für die Bildungspolitik gehabt hätten, hätten wir heute
von Flensburg bis zum Bodensee Gesamtschulen und
eine Zwangsförderstufe. Ich bin in Hessen während des
Schulkampfes Anfang der 70er-Jahre groß geworden.
Ich erinnere an von Friedeburg usw. Ich weiß, was das
heißt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617614500

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1617614600

Dass wir das unseren Kindern ersparen konnten, ist

ein große Verdienst unserer Struktur der Grundzustän-
digkeit der Länder für Bildungsfragen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617614700

Herr Kollege, Sie hätten zum Ende kommen müssen.


Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1617614800

Ich sehe, dass es blinkt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617614900

Es blinkt aber nicht nur, damit es blinkt.


Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1617615000

Ich entschuldige mich bei meinem Mitarbeiter, der

mir unheimlich viel Kluges, was ich alles noch hätte vor-
tragen können, zusammengetragen hat.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617615100

Wir grüßen ihn alle herzlich.


Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1617615200

Es ist immer wieder so, dass bei Themen, die nicht

unbedingt voraussehbar waren, irgendwann die Leiden-
schaft mit mir durchgeht.

Ich möchte abschließend betonen, dass wir über die-
sen Einzelplan natürlich in allen Einzelheiten beraten
werden. Es wird sicher im Haushaltsausschuss Verände-
rungen geben.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617615300

Herr Kollege, ich denke, Ihr Mitarbeiter hat Verständ-

nis dafür, dass die Redezeit begrenzt ist.

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(C (D Für das, was bisher vorgelegt worden ist, bedanken ir uns ganz herzlich. Ich schließe damit. Entschuldigen Sie, Frau Präsidenin. Die Kollegin Cornelia Pieper hat das Wort für die DP-Fraktion. (Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Sagen Sie mal etwas zur FDP-Position zum Föderalismus, weil der Herr Meinhardt da ist!)

Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1617615400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617615500


Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1617615600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Gerne

age ich etwas dazu, Herr Tauss. Sie wissen, dass dieses
hema nicht nur mich, sondern die ganze FDP beschäf-

igt.

Aber bevor ich das tue, will ich meiner Kollegin von
en Grünen, Krista Sager, zur Seite springen. Ich finde,
ie hatte durchaus recht, als sie gesagt hat: Wir müssen
en Bildungshaushalt, unsere Bildungslandschaft im in-
ernationalen Vergleich sehen. – Schauen wir uns einmal
n, wo Deutschland heute im internationalen Vergleich
teht: Trotz aller anerkennenswerten Steigerung der Mit-
el im Bildungs- und Forschungshaushalt – vorwiegend
ind ja die Forschungsausgaben erhöht worden; darauf
uss man einmal hinweisen – stehen wir im internatio-

alen Vergleich, was die Bildungsausgaben anbelangt,
icht an der Spitze.


(Klaus Hagemann [SPD]: Sagen Sie das mal Ihren Ländern!)


ielmehr sind die Bildungsausgaben in Deutschland so-
ar rückläufig und liegen unter dem OECD-Durch-
chnitt. Wir investieren inzwischen weniger in Bildung
ls Polen, Ungarn oder Portugal; das muss man einfach
inmal zur Kenntnis nehmen.


(Jörg Tauss [SPD]: Niedersachsen! NordrheinWestfalen! Baden-Württemberg!)


ir sind ein Land der Innovationen. Wir sind ein Land
er Spitzentechnologien und Hochtechnologien. Weil
ir diese Spitze weltweit halten wollen, müssen wir
ehr zulegen und mehr investieren. Deswegen kann
an heute keine kleinen Brötchen mehr backen, sondern
uss richtig groß an die Sache herangehen.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das habe ich bei Ihnen vermisst. Ich will es noch ein-
al deutlich machen: Der Haushalt des Bildungs- und
orschungsministeriums umfasst rund 10 Milliarden Euro.
as macht ungefähr 3 Prozent des Gesamthaushalts aus.
er Arbeitsminister hat einen Haushalt von 123 Milliar-
en Euro. Das macht fast die Hälfte des Budgets des
undeshaushalts aus.






(A) )



(B) )


Cornelia Pieper
Daran kann man erkennen, wo die Prioritäten im
Haushalt gesetzt werden. Wir Liberale meinen, man
könnte noch sehr viel mehr in Bildung investieren. Wir
sollten nicht mehr die Vergangenheit subventionieren.
Wir müssen in die Zukunft investieren. Das ist die Auf-
gabe, vor der wir stehen.

Sie alle wissen, dass Wissenschaftler die Bildungspo-
litik zu Recht als präventive Sozialpolitik bezeichnen.
Wir hätten wahrscheinlich gar nicht so hohe Sozialaus-
gaben, würden wir jedem jungen Menschen eine Chance
und, wenn nötig, eine zweite Chance auf einen ordentli-
chen Schul- und Berufsabschluss geben. Darum geht es.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Für uns steht der Mensch, das Kind im Mittelpunkt jegli-
cher Bildungspolitik. Das will ich ausdrücklich sagen.

Da sich die Regierung wegen ihres Engagements im
Bereich frühkindliche Bildung so sehr lobt, will ich da-
ran erinnern, dass wir Krippen, Kindergartenplätze und
Schulhorte schon vor 18 Jahren hätten besser fördern
können.


(Klaus Hagemann [SPD]: Ihr wart doch damals in der Regierung!)


Die FDP hat dafür gesorgt, dass mit dem Schwangeren-
und Familienhilfegesetz bundesweit ein Rechtsanspruch
auf einen Kindergartenplatz ab dem dritten Lebensjahr
eingeführt wurde. Wir hätten noch viel weiter gehen
können, aber Sie sind nicht mitgegangen. Auf diesem
Gebiet sind die neuen Bundesländer Vorbild. Auch das
muss an dieser Stelle einmal gesagt werden.


(Beifall des Abg. Jan Mücke [FDP])


Dort gibt es seit 18 Jahren ein dichtes Netz an vorschuli-
schen Kinderbetreuungseinrichtungen mit einem Bil-
dungsplan, mit gut ausgebildeten Erzieherinnen und Er-
ziehern. In diesem Fall kann man wirklich einmal vom
Osten lernen.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Kanzlerin spricht von einer Bildungsrepublik
Deutschland. Dabei sind wir von einer Bildungsrepublik
Deutschland weit entfernt. Ich will die Zahlen, die zu
den Altbewerbern, Schulabbrechern etc. genannt wur-
den, nicht wiederholen. Jedes Schicksal tut einem per-
sönlich leid. Was wir in Deutschland brauchen, ist eine
Bildungsrevolution.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Jetzt aber!)


In Sachen Bildungspolitik sind wir doch in jeder Hin-
sicht staatsbürokratisch. Die FDP fordert mehr Freiheit
und Eigenverantwortung für Schulen. Wir wollen ein
klares Bekenntnis zu mehr Freiheit und ein Wissen-
schaftsfreiheitsgesetz für die Hochschulen. Davor hat
sich die Bundesregierung gedrückt, weil sie von der SPD
gebremst wurde.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


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(C (D Jetzt noch zur Föderalismusreform: Ich habe mich benso wie einige andere Kollegen gewundert, aber ich inde es gut, dass Frau Ministerin Schavan in der liberalen deenwerkstatt gefischt hat und gesagt hat, man müsse ich eigentlich auch um pädagogische Konzepte für die anztagsschulen kümmern. Wir haben schon vor zwei egislaturperioden vorgeschlagen, im Rahmen der Bundänder-Bildungsplanung Modellschulen vorzusehen. Frau inisterin, Sie haben mit der Föderalismusreform I die und-Länder-Bildungsplanung abgeschafft. Die gibt s nicht mehr. Der Bund hat gar keine Möglichkeit mehr, ür gute, innovative pädagogische Konzepte zu sorgen. as war unserer Ansicht nach falsch. An dieser Stelle will ich für eine nationale Bildungstrategie plädieren. Das ist es, was dieses Land braucht. (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir brauchen ein Gesamtkonzept: von der frühkindli-
hen Bildung bis zum lebenslangen Lernen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617615700

Frau Kollegin!


Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1617615800

Frau Präsidentin, ich komme zum Schluss meiner

ede. – Wir brauchen nicht nur mehr Investitionen, son-
ern auch, wie ich noch einmal betonen möchte, viel
ehr Entscheidungsfreiheit für die Lehrerinnen und
ehrer sowie für die Erzieherinnen und Erzieher, die in
en Einrichtungen arbeiten.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617615900

Frau Kollegin, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1617616000

Sie haben unsere größte Anerkennung verdient. Ich

in es leid, dass man ihnen immer die Schuld in die
chuhe schiebt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617616100

Klaus Hagemann spricht jetzt für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1617616200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Frau
ieper, dass Sie die Bildungsrevolution ausrufen wollen,
inde ich ganz toll.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


a Sie erzählt haben, was man in den 90er-Jahren alles
ätte machen können, frage ich Sie: Warum haben Sie es
icht gemacht? Sie waren doch in der Bundesregierung
ertreten.


(Beifall bei der SPD)







(A) )


)

Klaus Hagemann
Frau Flach, natürlich kann man immer noch mehr ma-
chen. Ich bin auch dafür, noch mehr hineinzupacken.
Aber als Sie, nicht Sie persönlich, sondern die FDP, das
letzte Mal Regierungsverantwortung getragen haben, in
der Zeit des Zukunftsministers Rüttgers, sind die Mittel
für Bildung und Forschung nach unten gefahren worden.
Daran wollte ich nur noch einmal erinnern.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617616300

Herr Kollege, möchten Sie die Zwischenfrage der

Kollegin Pieper zulassen?


Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1617616400

Ja, natürlich.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617616500

Bitte schön.


Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1617616600

Das macht die Debatte auch lebendiger. Vielen Dank,

Frau Präsidentin.


(Jörg Tauss [SPD]: Da haben Sie recht!)


Was Herr Hagemann sicher nicht weiß: Ich war 1990
zwar noch nicht im Bundestag, aber die FDP im Landtag
von Sachsen-Anhalt, dem ich damals angehören durfte,
hat dafür gesorgt, dass es von Anfang an ein Kinderta-
gesstättengesetz gegeben hat mit einem Rechtsanspruch
für Kinder von 0 bis damals 12, heute bis 14 Jahre. Das
heißt, man hat ganz bewusst – im Übrigen über alle
Fraktionsgrenzen hinweg – dafür gesorgt, dass die Kin-
derbetreuungseinrichtungen erhalten bleiben. Können
Sie sich noch daran erinnern, dass eine Kollegin von mir,
Uta Würfel, dafür gesorgt hat, dass im Schwangeren-
und Familienhilfegesetz des Bundes Mitte der 90er-
Jahre auch der Rechtsanspruch auf einen Kindergarten-
platz bundesweit verankert worden ist?


(Ulla Burchardt [SPD]: Oh! Da waren aber viele beteiligt, Frau Kollegin! Das war eine interfraktionelle Initiative! Da war auch ich beteiligt!)



Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1617616700

Ich wusste nicht, dass Sie das schon damals im Land-

tag beantragt haben. Die Idee ist gut.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] und des Abg. Jan Mücke [FDP])


Sie wird ja jetzt auch von uns umgesetzt, Frau Pieper.
Wir haben diesen Rechtsanspruch vorgesehen. Wir sind
ein bisschen spät dran – das gebe ich zu –; aber wir re-
den schon lange darüber. Sie haben es aber als FDP, als
Sie im Bund in der Regierungsverantwortung waren,
nicht durchgesetzt.


(Jan Mücke [FDP]: Das ist zehn Jahre her!)


Daran wollte ich erinnern.

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(C (D Ich leite zum nächsten Thema über. Man kann es icht oft genug wiederholen: Die Große Koalition hält hre Zusage, mehr für die Zukunftsfähigkeit unseres andes zu tun. Wir werden, wenn ich das Ganztagschulprogramm dazurechne, im nächsten Jahr fast 1 Milliarden Euro für Bildung und Forschung zur Verügung stellen. Das haben die beiden Koalitionsfraktioen so beschlossen. Das ist ein Plus von 7,8 Prozent. Ganztagsschulprogramm ist das Stichwort. Das rogramm ist sehr erfolgreich. Es wurde damals unter ot-Grün von Frau Bulmahn angestoßen und gegen die DU/CSU durchgesetzt; das ist richtig. Frau Flach, Sie atten darauf hingewiesen, dass die Unionskollegen daals ausgezogen sind. Das bestätigt Herbert Wehners ussage: Wer auszieht, muss auch wieder einziehen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Ja!)


(Beifall bei der SPD)


ir haben jetzt das Ganztagsschulprogramm.


(Beifall der Abg. Christel Humme [SPD])


Wichtig ist, dass die Mittel, die zur Verfügung stehen,
uch abgerufen werden. Ich bitte Sie, Frau Ministerin
chavan, Ihre Kollegen in den Ländern beim Bildungs-
ipfel darauf hinzuweisen, die Mittel auch abzurufen
nd einzusetzen. Das Land Nordrhein-Westfalen bei-
pielsweise liegt hier mit einer Abrufungsquote von
0 Prozent ziemlich weit hinten.


(Jörg Tauss [SPD]: Peinlich! – Ulrike Flach [FDP]: Das sind die ganzen SPD-Kommunen!)


Es wurden Entscheidungen getroffen. Das Ganztags-
chulprogramm habe ich schon angesprochen. Ich
öchte noch die Exzellenzinitiative erwähnen, die sich

eutlich positiv ausgewirkt hat und neuen Geist in die
niversitäten und Forschungseinrichtungen getragen
at. Man hört es allenthalben – Kollege Willsch hat da-
auf hingewiesen –; auch ich stelle das immer wieder
est. Deswegen sollten wir darüber nachdenken, eine
xzellenzinitiative II auf den Weg zu bringen. Dabei
uss natürlich auch die Lehre berücksichtigt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir müssen auch beraten, wie wir den Pakt für For-
chung und Innovation, der damals geschlossen wurde,
ach 2010 bzw. 2011 fortführen.


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])


ies ist notwendig, weil zum Beispiel – ich glaube, das
st von Ihnen, Frau Flach, schon gesagt worden – die
reise für Energie gestiegen sind. Es handelt sich um ein
ullsummenspiel; das wissen wir. Deswegen muss ent-

prechend reagiert werden.

Wir konnten auch – das ist im Haushaltsplan berück-
ichtigt – das BAföG, die Studentenförderung, deutlich
rhöhen, nämlich um 136 Millionen Euro zusätzlich.
ir liegen damit deutlich über der Milliardengrenze.

(B)







(A) )



(B) )


Klaus Hagemann
Wichtig ist auch, dass jetzt mehr Studierende aus Nicht-
akademikerkreisen gewonnen werden können.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Ilse Aigner [CDU/CSU])


Die Presse hat berichtet, dass die Unis zum Teil „ge-
schlossene Gesellschaften für Akademikerkinder“ seien.
Das reicht nicht aus.


(Beifall bei der SPD)


Deswegen ist dies der Weg, den wir konsequent weiter-
gehen müssen. Wir brauchen alle Talente. Es darf nicht
vom Geldbeutel der Eltern abhängen, ob jemand stu-
diert.

Das gilt genauso für das Meister-BAföG. Auch hier
haben wir massiv draufgepackt. Wir wollen die gesetzli-
chen Voraussetzungen schaffen und entsprechende Gel-
der zur Verfügung stellen. Die finanziellen Vorausset-
zungen werden mit dem Haushalt 2009 geschaffen.

Ich möchte auch noch das Stipendiensystem anspre-
chen. 1 Prozent eines Jahrgangs sollen bei der Hochbe-
gabtenförderung berücksichtigt werden, und zwar in al-
len Schichten der Bevölkerung. Hierfür sind die Mittel
entsprechend erhöht worden. Ich habe in dieser Woche
ein Gespräch mit Vertretern der Friedrich-Ebert-Stiftung
geführt, die eines der Förderwerke unterhält. In diesem
Gespräch habe ich erfahren, dass 60 Prozent der Stipen-
diaten der Friedrich-Ebert-Stiftung einen Migrationshin-
tergrund haben oder aus sozial schwachen Verhältnissen
kommen. Ich finde es gut, dass der Prozentsatz so hoch
ist, und hoffe, dass das bei anderen Fördereinrichtungen
ähnlich ist.

Meine Damen und Herren, gestern hat die Kanzlerin
gesagt, dass die Bürger kein Verständnis für Kompetenz-
streitereien haben; dieser Satz wurde heute bereits
zitiert. Dem kann ich mich nur anschließen. Es geht
darum, Probleme zu lösen. Wir müssen mit dem Hoch-
schulpakt 2020 voranschreiten. Die notwendigen
Schritte haben wir bereits eingeleitet. Jetzt müssen sie
umgesetzt werden.

Es sollen 91 000 zusätzliche Studienplätze geschaffen
werden. Das, was Frau Sager vorhin vorgetragen hat, ist
leider richtig: Bisher wurden erst 3 400 neue Studien-
plätze geschaffen. Die Länder Baden-Württemberg und
Hessen sind noch im Rückstand; dort wurde die Zahl der
Studienplätze sogar abgebaut.


(Jörg Tauss [SPD]: Und Nordrhein-Westfalen! – Gegenruf des Abg. Patrick Meinhardt [FDP]: So ein Blödsinn!)


– Ja, für Nordrhein-Westfalen gilt das auch. Dort ist der
zuständige Minister übrigens von der FDP.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Wo haben Sie nur Ihre Statistiken her?)


– Herr Meinhardt, wenn Sie sich die entsprechenden Sta-
tistiken ansehen, werden Sie feststellen, dass dem so ist. –


(Patrick Meinhardt [FDP]: Nein, eben nicht! Das ist unglaublich! Es ist immer wieder das Gleiche, was Sie erzählen!)


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(C (D s ist notwendig, zu fordern und zu fördern. Das Fördern bernimmt der Bund. Allerdings fordert er von den Länern, dass sie sich an die Vereinbarungen halten. Die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen urde zerschlagen. Jetzt herrscht Chaos. Man weiß icht, wie man die Verteilung der Studienplätze bewerktelligen soll. Frau Ministerin, auch dieses Thema sollte uf dem Bildungsgipfel angesprochen werden; denn für ute Forschung braucht man gut ausgebildete Forscher. etzt wird wieder nach Mitteln des Bundes gerufen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as sind Dinge, die im Bildungsbereich getan werden
üssen.

Die Grundlagenforschung von heute ist die Basis
ür die Produkte und die Arbeitsplätze von morgen.


(Beifall des Abg. René Röspel [SPD])


as ist ein platter Satz, hinter dem allerdings viel Richti-
es steht. Schon vor vielen Jahren haben wir uns auf das
-Prozent-Ziel der Lissabon-Strategie verpflichtet. Jedes
ahr müssen 3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für
orschung und Wissenschaft zur Verfügung gestellt wer-
en. Das ist eine gesamtstaatliche Aufgabe von Bund,
ändern und der Wirtschaft.

Der Bund hat seine Hausaufgaben gemacht und
chreitet voran. Er muss einen Anteil von 0,5 Prozent
ufbringen, und das tut er auch. Aber wie ist die Situa-
ion in den Ländern? Wie der Statistik zu entnehmen ist,
at der Bund bisher einen Anteil von 0,43 Prozent aufge-
racht, und die Länder haben bis jetzt einen Anteil von
,34 Prozent aufgebracht. In den Ländern besteht also
andlungsbedarf. Wenn man eine Zwischenbilanz zieht,
ommt man zu dem Ergebnis: Der Bund macht seine
ausaufgaben. Als einziger der drei Akteure erhöht er

eine Forschungsausgaben,


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)


nd zwar im Verhältnis zum Wirtschaftswachstum in
berproportionalem Maße;


(Beifall der Abg. Ulla Burchardt [SPD])


as möchte ich in Erinnerung rufen. Frau Ministerin, ich
itte Sie, auch dieses Thema im Rahmen des Bildungs-
ipfels zu behandeln. Wir müssen alle Maßnahmen, die
ightech-Strategie usw., einer Gesamtevaluation unter-

iehen und prüfen, wohin die Mittel fließen und welche
ebelwirkung sie haben. Das sind die Aufgaben, die

etzt angepackt werden müssen.

Zum Schluss noch folgende Bemerkung. Es wird im-
er wieder behauptet, dass Baden-Württemberg 4,2 Pro-

ent seines Bruttoinlandsprodukts für Forschung und
ntwicklung zur Verfügung stellt.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Ja! So ist es doch auch! Baden-Württemberg ist die Nummer eins!)







(A) )



(B) )


Klaus Hagemann
Herr Meinhardt, wenn man sich anschaut, wie viel von
diesen Mitteln tatsächlich Geld des Landes ist und wie
viel Prozent des BIP dieser Betrag entspricht,


(Jörg Tauss [SPD]: Allerdings! Dann wird es nämlich peinlich!)


kommt man zu dem Ergebnis, dass Baden-Württemberg
2007 nur 0,32 Prozent des landeseigenen BIP für For-
schung und Entwicklung zur Verfügung stellt.


(Jörg Tauss [SPD]: Genau! Unter dem Bundesdurchschnitt!)


Alles andere, Herr Meinhardt, sind Bundesmittel, die
über die großen Forschungseinrichtungen, beispiels-
weise die Helmholtz-Gemeinschaft, nach Baden-
Württemberg fließen.


(Beifall bei der SPD – Patrick Meinhardt [FDP]: Es gibt nun einmal gewiefte Landespolitiker und nicht so gewiefte Landespolitiker! – Zuruf von der CDU/CSU: In Baden-Württemberg ist man eben clever!)


Baden-Württemberg und Bayern müssen ihre Hausauf-
gaben noch machen und dafür sorgen, dass sie das lan-
deseigene 0,5-Prozent-Ziel, wie die anderen Bundeslän-
der auch, einhalten und sich nicht nur mit den „Federn“
des Bundes schmücken.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617616800

Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen.


(Ulla Burchardt [SPD]: Das ist ja wie in Des Kaisers neue Kleider! – Gegenruf des Abg. Patrick Meinhardt [FDP]: Ach! So ein Unsinn! Sie sind doch nur neidisch!)



Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1617616900

– Ja, das ist wie in Des Kaisers neue Kleider.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617617000

Herr Kollege!


Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1617617100

Ich komme zum Schluss. Es wurde ein guter Haus-

haltsentwurf vorgelegt. Wir werden ihn im Rahmen der
Haushaltsberatungen allerdings noch ein wenig verbes-
sern.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617617200

Jetzt hat Ilse Aigner für die CDU/CSU-Fraktion das

Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1617617300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Eigentlich wollte ich mich schwer-

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(C (D unktmäßig auf die Forschung konzentrieren. Eine Ausage hat mich aber doch sehr gestört, nämlich die ussage von Frau Sager. Sie hat gesagt, bei uns würden inder etikettiert und aussortiert. (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit zehn Jahren, ja!)


Das kann man nur sagen, wenn man Menschen kate-
orisiert und der Mensch erst dann beginnt, wenn er
bitur hat.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unsinn!)


ch finde das ziemlich bitter. Ich sage Ihnen das deshalb,
eil vor kurzem eine Abschlussfeier einer Hauptschule

tattgefunden hat, bei der eine Absolventin, die die Fest-
nsprache für die Schüler gehalten hat, uns Mandatsträ-
ern und anderen Anwesenden entgegengeworfen hat:
tellen Sie sich einmal vor, was in einem jungen Men-
chen vorgeht, dem tagtäglich gesagt wird, dass die
auptschule eigentlich gar nichts wert ist! Was meinen
ie, was in einem solchen Menschen vorgeht?


(Jörg Tauss [SPD]: Das sagt doch die Wirtschaft!)


Lieber Kollege Tauss, entscheidend ist natürlich, dass
iese jungen Menschen Ausbildungsplätze bekommen.
lle Schüler dieser Klasse haben einen Ausbildungs-
latz bekommen. Entscheidend ist also auch, wie es in
er Wirtschaft läuft.

Sehr geehrte Frau Sager, die Altbewerber gibt es auf-
rund der sehr schlechten wirtschaftlichen Lage, in der
ir uns befanden. Jetzt haben wir Gott sei Dank die
hance, das langsam aufzuarbeiten. Ich glaube, das ist
as Wichtigste. Wir sollten uns darüber freuen, wenn es
ieder mehr Ausbildungsplätze gibt,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


enn die jungen Menschen unabhängig davon, von wel-
her Schule sie kommen, einen Ausbildungsplatz be-
ommen.

Ich sage noch etwas zum OECD-Bericht, der eben-
alls angesprochen wurde. Ich muss mich jedes Mal über
iesen Bericht fürchterlich aufregen. Wie kann man Sys-
eme miteinander vergleichen, die schlicht und ergrei-
end nicht miteinander zu vergleichen sind? Wie kann
ch ein System in einem Land, in dem es keinerlei beruf-
iche Ausbildungschancen gibt, in dem es eine rein aka-
emische Ausbildung oder gar keine Ausbildung gibt,
it einem System in einem Land vergleichen, in dem es

ine Alternative gibt, und zwar eine sehr gute und hoch-
ualitative Alternative?

Wir waren vor kurzem in China und durften dort mit
ertretern deutscher Firmen sprechen. Interessant war,
ass sie gesagt haben: Wir haben hier sehr viele Inge-
ieure. Wissen Sie, was uns fehlt? Es fehlen die guten
acharbeiter, die das, was sich Ingenieure ausdenken,
msetzen können. Wir brauchen nicht nur Mundwerker,
ondern auch Handwerker.






(A) )



(B) )


Ilse Aigner

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Klaus Hagemann [SPD])


Ich glaube, dass wir gemeinsame Ziele formulieren
könnten und sollten, auch gemeinsam mit den Ländern.
Es ist schon viel geschehen. Ich finde, wir sollten auch
einmal positiv darüber reden. Mein lieber Kollege hat
gesagt, der Hochschulpakt sei dank der SPD entstan-
den. Verhandelt hat diesen Hochschulpakt eine Person
– sie sitzt da drüben –, nämlich Frau Ministerin Schavan.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulla Burchardt [SPD]: Ohne uns hätte Frau Schavan nicht verhandeln können!)


Sie hat es gemeinsam mit den Ländern zustande ge-
bracht, dass man sich auf etwas einigt.

So ungefähr könnte nach meinen Vorstellungen der
Bildungsgipfel ablaufen. Die Arbeitsgruppe Bildung
und Forschung hat mehrere Ziele formuliert, die wir in
der Fraktion einbringen werden. Wir sind sehr wohl der
Meinung, dass im Bereich der Bildung mehr passieren
sollte. Wir sollten wie beim 3-Prozent-Ziel gemeinsam
mit den Ländern ein Ziel vereinbaren, damit wir wieder
auf den Stand von 1995 kommen, nämlich 10 Prozent
des Bruttoinlandsprodukts für Bildung, Weiterbildung,
Forschung und Entwicklung auszugeben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das werden wir noch durchsetzen müssen. Ich glaube,
das ist ein wichtiges Ziel.

Umso mehr sollten wir positiv darüber reden, was wir
in den vergangenen Jahren gemacht haben. Die Zahlen
sind schon genannt worden. Die Mittel des Haushalts für
Bildung und Forschung betragen mehr als 10 Milliarden
Euro. Vom vergangenen Haushalt zu diesem Haushalt
haben wir eine Steigerung von 730 Millionen Euro zu
verzeichnen. Das ist eine traumhafte Summe. Ich be-
danke mich bei der FDP, die die Leistung unserer Minis-
terin ausdrücklich gelobt hat.

Aber die Zahlen allein sind es nicht. Wichtig ist auch
die Mischung – und für was das Geld eingesetzt wird. Es
kann nicht nach der Rasenmähermethode vorgegangen
werden; denn es gibt die unterschiedlichsten Fördermög-
lichkeiten und -notwendigkeiten. Diese reichen von der
Grundlagenforschung bis zur angewandten Forschung,
von der Programmforschung bis hin zur Förderung von
kleinen und mittelständischen Unternehmen.

Ich freue mich, dass wir beim letzten Haushalt ge-
meinsam mit den Kolleginnen und Kollegen vom Haus-
haltsausschuss einen weiteren Schnellzug für kleine und
mittelständische Unternehmen eingeführt haben. Die
Mittel im Rahmen von KMU-innovativ steigen exorbi-
tant, weil das angenommen wird. Das ist eine Anlauf-
stelle, an die sich Mittelständler wenden und bei der sie
abrufen, an was sie forschen können. Das ist ein wichti-
ger Bereich.

Wir haben noch etwas erreicht, auf das ich hinweisen
möchte, da das ein wenig untergeht. Die Zahl der Dan-
kesbriefe hält sich in der Regel in Grenzen, wenn man
etwas durchgesetzt hat.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja, leider!)


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(C (D ir haben durchgesetzt, dass bei der Förderung durch ie Deutsche Forschungsgemeinschaft zusätzlich eine emeinkostenfinanzierung erfolgt. Das hat es bisher och nicht gegeben, ist aber im internationalen Wettbeerb absolut unverzichtbar. (Ulrike Flach [FDP]: Das müsst ihr aber noch besser machen!)


Frau Flach, steigern kann man immer alles; das ist
eine Frage.


(Ulrike Flach [FDP]: Das müsst ihr!)


s wäre doch auch einmal schön, wenn wir uns gemein-
am über Erreichtes freuen würden. Ich glaube, heute ist
in guter Tag dafür.

Bei meinem nächsten Punkt geht es um die Hebelwir-
ung. Die Innovationsallianzen sind schon angespro-
hen worden. Ich weiß sehr wohl, dass nicht der Staat al-
ein alles erbringen kann. Auch die Wirtschaft muss
twas tun. Sehr geehrter Herr Hagemann, lieber Klaus,
s ist mir eigentlich egal, wer das Geld zur Verfügung
tellt. Wenn die 3 Prozent gemäß der Lissabon-Strategie
rreicht werden, dann sollten wir uns gemeinsam da-
über freuen. Einige Länder erreichen wesentlich weni-
er. Es ist doch toll, wenn die Wirtschaft voll einsteigt.
ind Mittel für Forschung und Entwicklung aus der
irtschaft verpönt? Ich kann das überhaupt nicht nach-

ollziehen.


(Jörg Tauss [SPD]: Nein, aber es sind zu wenig!)


Schauen Sie einmal auf die Länder, in denen das gut
äuft. Dort steigt die Wirtschaft viel stärker ein. Es ist
och wunderbar, wenn die Wirtschaft für Forschung ist
nd ihren Anteil erbringt.


(Jörg Tauss [SPD]: Wenn sie ihn erbringt!)


Ein wesentlicher Hebel sind die Innovationsallianzen.
ch finde, das ist ein Paradebeispiel. Auf einen einge-
etzten Euro kommen zusätzliche fünf Euro von der

irtschaft. Besser kann es eigentlich nicht laufen. Die
dee kam von unserer Ministerin. Dies geschieht mittler-
eile in fünf verschiedenen Bereichen. Ich nenne nur die
rganische Photovoltaik und die Lithium-Ionen-Batterie.
iese Batterie stellt einen Schlüsselpunkt im Bereich der
nergie dar. Wenn wir künftig überlegen, ob wir für den
ntrieb von Autos Strom nutzen, dann ist zum einen

ntscheidend, wie die Batterie aufgeladen wird, zum an-
eren ist aber auch entscheidend, wie wir den Strom
peichern können. Deswegen ist diese Forschung ein
esentlicher Punkt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich komme zum Abschluss. Einige kennen sich in der
ibel aus, besonders die Präsidentin, Lukas 19, das
leichnis von den Talenten. – Oh, der Vorsitz hat ge-
echselt.


(Heiterkeit)


ber Sie kennen sich auch aus.






(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617617400

Ich kenne die Stelle auch.


Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1617617500

Entschuldigung, Herr Präsident, aber den Bereich

hinter meinem Rücken hatte ich nicht im Blick. Ich bin
mir sicher, dass Sie die Stelle auch kennen. – Es geht in
dem Gleichnis von den Talenten jedenfalls darum, dass
Talente nicht vergraben werden dürfen, sondern gewinn-
bringend eingesetzt werden müssen.

Ich glaube, mit diesem Haushalt haben wir das er-
reicht. Ein herzliches Dankeschön an die Ministerin und
an das ganze Haus.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617617600

Ich nehme an, es gibt in diesem Hause eine ganze

Reihe sehr bibelfester Leute.

Das Wort hat nun Kollege Jörg Tauss, SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1617617700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Liebe Frau Flach, Ihr Lob war berechtigt.


(Ulrike Flach [FDP]: Das freut mich!)


Dennoch erinnern wir uns – das sei erlaubt – ein paar
Jahre zurück.

Ich bin jetzt 14 Jahre im Bundestag. Seit zehn Jahren,
seit 1998, macht es Spaß. Erinnern wir uns einmal an
1998. Das war das Jahr, in dem Ihre Regierungszeit en-
dete. Kohl war weg, und Deutschland war ein Sanie-
rungsfall. CDU, CSU und FDP hatten den Bildungsetat
als Steinbruch benutzt und Jahr für Jahr weiter zurückge-
fahren. Fast wie in dem Lied Hell aus dem dunklen Ver-
gangenen aus der Arbeiterbewegung kam dann Gerhard
Schröder, und Edelgard Bulmahn wurde Ministerin.
Lafontaine war damals übrigens noch in der SPD und bei
Sinnen. Mit ihm konnten wir damals einen ganz guten
Etat aufstellen. Das hat aber nicht lange angehalten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – HansMichael Goldmann [FDP]: Wie viel Prozent hattet Ihr denn damals und wie viel sind es heute?)


– Das alles können wir miteinander diskutieren.

Reden wir einmal über Zahlen. Von 1998 bis 2005
wurde der Etat des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung, über den wir heute debattieren, um
38 Prozent erhöht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Von 2005 bis 2009 haben wir eine Steigerung um
30 Prozent erreicht, obwohl wir zum Teil wichtige Dinge
aus diesem Bereich ausgelagert haben. Ich nenne als
Beispiel nur die Raumfahrt, die viel Geld kostet. Ge-

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(C (D einsam mit den anderen Ressorts haben wir die FuEusgaben seit 1998 um 35 Prozent erhöht. Das sind Zah en, auf die wir stolz sind nd die das Gegenteil der Kürzungspolitik waren, die ir hatten. Das gehört einfach zu den Fakten. Unser neuer lieber Koalitionspartner hat dazugelernt. as ist in diesem Punkt auch okay. Aus diesem Grund ar auch die schwarz-rote Regierung an dieser Stelle er olgreich. Es ist doch kein Gemäkel an der Ministerin, Frau Kolegin Aigner, wenn ich sage, dass der Hochschulpakt uch der SPD zu verdanken ist. Bei der Föderalismusreorm können wir über vieles diskutieren. Aber erst mit er massiven Drohung der SPD-Bundestagsfraktion, die esamte Föderalismusreform zum Scheitern zu bringen, enn mit der Aufnahme des Kooperationsverbots ins rundgesetz im Hochschulbereich derselbe Unfug geacht würde wie bei den Schulen, haben wir dies ver indert. Das war die Basis, aufgrund derer Frau Ministein Schavan mit den Ländern überhaupt über einen ochschulpakt verhandeln konnte. Wir sind stolz darauf, ass wir das miteinander erreicht haben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP – Ulrike Flach [FDP]: Aber wir mit!)


(Beifall bei der SPD)


Ich habe bewusst gesagt: miteinander.

Auch das 6-Milliarden-Euro-Programm und das
-Prozent-Ziel sind angesprochen worden. Ich stimme
em Kollegen Hagemann aber ausdrücklich darin zu
auch dies ist nichts, was es beim Bund zu kritisieren

ibt –, dass wir als einzige der drei Parteien, die am
ochschulpakt beteiligt sind, unsere Hausaufgaben be-

eits gemacht haben, und zwar mit einem Plus von
Prozent. Die Wirtschaft hat das noch nicht geschafft.
estern hat ein Parlamentarischer Abend auf Einladung
on BDA, BDI, DIHK und wie die Arbeitgeberverbände
lle heißen, stattgefunden. Bei ein paar Häppchen gab es
elegenheit, mit einigen Herren darüber zu sprechen,
orum es geht. Wir erwarten, dass die deutsche Wirt-

chaft ihren Anteil dazu leistet, dass Deutschland Ex-
ortnation Nummer eins bleibt, das heißt, dass sie ihre
usagen für den Pakt für Forschung und Innovation ein-
ält. Von den Bundesländern verlangen wir dies natür-
ich auch.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Einige haben sich über die Erwähnung des Landes
aden-Württemberg aufgeregt. Entschuldigung, aber die
ahlen lügen nicht. Baden-Württemberg hat trotz Hoch-
chulpakt minus 1 900 Studienplätze, Nordrhein-Westfa-
en minus 3 300 Studienplätze und Hessen minus
600 Studienplätze zu verzeichnen. Dort ändert sich das

erade. Weil wir den Unfug der Studiengebühren abge-
chafft haben, werden wieder mehr Studierende an die
niversitäten kommen.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


s gibt aber auch andere Zahlen. Im großen und stolzen
and Rheinland-Pfalz gibt es ein Plus von 1 300 Stu-






(A) )



(B) )


Jörg Tauss
dienplätzen. Das ist eine Erfolgszahl, die uns vorliegt.
Darüber kann und muss man diskutieren.

Wir müssen auch über einige Instrumente diskutieren.
Das ist heute bereits angesprochen worden. Wir waren
beispielsweise nicht zufrieden damit, wie es mit der For-
schungsprämie gelaufen ist. Wir haben sie als Angebot
an die Universitäten und vor allem an die Fachhochschu-
len gedacht; sie ist aber in dieser Form auch vom Mittel-
stand nicht genutzt worden.

Wir haben heute Mittag – Herr Rachel war dabei – im
Kreis der Koalition über die Evaluierungsforschung ge-
sprochen und uns mit der Frage beschäftigt, wie die Lü-
cke zwischen der Grundlagenforschung und dem Über-
gang zu den Produkten in Deutschland geschlossen
werden kann. An dieser Stelle gibt es noch Defizite. Wir
sind dabei in der Koalition auf einem guten Weg.

Dass das bitter notwendig ist, zeigt die Auskunft der
Max-Planck-Gesellschaft, dass 80 Prozent ihrer Patente
– 80 Prozent, das muss man sich auf der Zunge zergehen
lassen – ins Ausland verkauft werden. Die deutsche In-
dustrie interessiert sich nicht dafür. Auch das ist eine
Blamage für die Exportnation Nummer eins.


(Beifall bei der SPD)


Die Belehrungen von Herrn Dr. Hundt und anderen
weise ich an dieser Stelle in aller Deutlichkeit zurück.

Wir haben im vorliegenden Etat noch an den unter-
schiedlichsten Stellen Schwerpunkte zu setzen. Wir ha-
ben mit einigen Kolleginnen und Kollegen die Arktis be-
sucht. Wir haben zwar keine Eisbären gesehen, aber den
Klimawandel vor Ort ein Stück weit zur Kenntnis neh-
men können. In der Polarforschung wollen wir mehr
machen. Wir wollen uns auch damit befassen – ich halte
das für richtig, Herr Kollege Hagemann –, wie wir bei
der Nachfolge von Polarschiffen wie dem „Polarstern“
verfahren, die wir dringend brauchen, um in diesem Be-
reich auch weiterhin erfolgreich an der Spitze zu stehen.


(Beifall der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Gestatten Sie mir in der verbleibenden Zeit noch ei-
nen Satz zum Bildungsgipfel. Frau Merkel ist nicht da.
Ich erinnere mich noch gut daran – es war ein netter Dis-
put um Milliarden –, wie Frau Merkel in diesem Hause
einst ausrief: Wenn der Tauss etwas für Bildung und
Schulen machen will, soll er in den Landtag gehen. Die-
ses harte Schicksal ist uns beiden erspart geblieben. Mir
wäre es jedenfalls lieber gewesen, wenn Frau Merkel
ihre Bildungsreise vor der Föderalismusreform I ge-
macht hätte. Aber das alles hilft nun nichts mehr.


(Beifall bei der SPD)


Frau Sager, über eines müssen wir uns im Klaren
sein: Hier ging es nicht um SPD gegen Grüne oder SPD
gegen die Union. Vielmehr gab es eine knallharte Initia-
tive der Bundesländer gegen den Bund, angeführt von
Herrn Koch. Wir haben Federn gelassen, und zwar zu-
lasten des deutschen Bildungssystems; das ist bitter.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D ber Herr Kretschmann, der Fraktionsvorsitzender der rünen im baden-württembergischen Landtag ist und erade mit Herrn Teufel auf Kreuzfahrt war – so weit ind wir in unserer Koalition noch nicht gegangen –, ist n Extremföderalismus noch nicht einmal von Herrn einhardt von der FDP zu übertreffen; das will was hei en. Wir wollen, dass auf dem kommenden Bildungsgipfel lare Erwartungen realisiert werden. Wir wollen eine lare Aussage, wie sich die Bildungsausgaben entwikeln. Wir wollen keine Larifariaussagen à la Baden ürttemberg, wo man sich nicht an Vereinbarungen ält, sondern eine konkrete Zusage, dass mehr für Bilung getan wird. Wir wollen, dass die demografische ividende eingefahren wird. Wir wollen bis 2013 die itavorhaben absichern, und zwar unter Beteiligung der änder und der Kommunen. Es geht nicht länger an, iebe Parlamentarische Staatssekretärin Kressl, dass wir, er Bund, das Geld geben und dieses dann an den klebrien Fingern der Landesfinanzminister hängen bleibt und icht bei den Kommunen zur Realisierung dessen, wofür s gedacht ist, ankommt. Dieses Spiel darf es nicht geen. Dazu brauchen wir klare Aussagen auf dem Bilungsgipfel. as betrifft auch den Hochschulpakt und die Exzellenznitiative. Wir brauchen viel Geld, keine Frage. Aber es ist gut nvestiertes Geld; denn es dient der Zukunftssicherung. enn alle Beteiligten, Länder wie Wirtschaft, ihren Aneil so leisten, wie es der Bund getan hat, werden wir in eutschland bildungsund forschungspolitisch voranommen und Überschriften wie „Die besten Köpfe verassen das Land“, wie sie vor 1998 üblich waren, hinter ns lassen. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen icht vor. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Verkehr, Bau und Stadtentwick ung, Einzelplan 12. Das Wort hat Bundesminister olfgang Tiefensee. Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für Verkehr, au und Stadtentwicklung: Sehr verehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten amen und Herren! Ein Haushalt ist in Zahlen gegosene Politik. Das, was in vielen Einzelpositionen steht, uss die Gesamtstrategie eines Hauses, der Bundes egierung und des Bundestages abbilden. Wir debattieen nun über den Einzelplan 12. Ich möchte die großen inien deutlich machen, die uns geleitet haben, die einelnen Positionen so aufzustellen, wie Sie sie im Einzellan 12 finden. Die große Linie ist: Wir wollen den aushalt konsolidieren und dennoch unseren Beitrag Bundesminister Wolfgang Tiefensee dazu leisten, dass es ein Wirtschaftswachstum gibt, dass Innovation stattfindet, dass die soziale Frage in unserem Land beantwortet wird und dass gleichzeitig etwas für das Klima getan wird. Das ist eine Herkulesaufgabe im Hinblick auf die Herausforderungen, vor denen wir stehen. Der Einzelplan 12 belegt, dass man diese Strategie umsetzen kann. In den letzten Tagen haben wir wieder einige Umgehungsstraßen und Autobahnen einweihen können. Wie Sie wissen, haben wir im Baugewerbe mit jeder eingesetzten Milliarde Euro 25 000 Arbeitsplätze erhalten bzw. schaffen können. Wir haben auch in den neuen Bundesländern Akzente gesetzt. Das Wirtschaftswachstum ist stabil. Die Wachstumsraten liegen oberhalb von 2,2 Prozent. Die Arbeitslosigkeit ist seit 2005 von rund 18 Prozent auf circa 12 Prozent deutlich gesunken. 500 000 Menschen mehr sind mittlerweile wieder in Arbeit. Das ist das Ergebnis einer klugen Politik der letzten Jahre, die wir auch im Jahr 2009 und in den darauffolgenden Jahren fortsetzen wollen. Das erste Ziel ist, etwas für Mobilität, für bezahlbares Fahren zu tun. Der Einzelplan 12 ist mit Investitionen in Höhe von 14 Milliarden Euro der größte Investitionshaushalt. Das interessiert die Bürgerinnen und Bürger aber nicht so sehr. Sie wollen wissen: Wird der Verkehr komfortabler, wird er leiser? Stimmen die Taktfrequenzen bei der Bahn und im ÖPNV? Kann man in seiner Stadt in Ruhe Fahrrad fahren? Kann man sich das Autofahren überhaupt noch leisten? Mit dem Masterplan Güterverkehr und Logistik – wir haben ihn breit diskutiert und den Ausschüssen zugeleitet – legen wir als Bundesregierung eine Strategie vor, mit der wir auf diese Fragen eine Antwort geben. Im Verkehrshaushalt für das Jahr 2009 sehen wir rund 1 Milliarde Euro mehr vor, durchstoßen also endlich die magische Grenze von 10 Milliarden Euro. Dieses Geld wenden wir zum Beispiel auf, um Umgehungsstraßen zu bauen, um den Lärm an der Schiene – das ist etwas, das die Menschen nervt – zu beseitigen, und um mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen. Das ist der Grund, warum wir gerade hier einen Akzent setzen. Ich muss diese 1 Milliarde Euro unter den Vorbehalt stellen, dass es uns gelingt, die Länder zu überzeugen, mit uns gemeinsam die Maut für die schweren Lkw anzuheben und damit gleichzeitig eine größere Spreizung der Mauthöhe zugunsten der Umwelt vorzunehmen. Ich appelliere an meine Kollegen von der CSU, sehr verehrter Herr Dr. Friedrich: Im Kabinett haben wir das gemeinsam beschlossen. Aus Bayern erbitte ich ebenfalls einen nachhaltigen Rückenwind dafür. Wenn wir diese 1 Milliarde Euro nicht bekommen, wenn die Länder im Bundesrat nicht zustimmen, dann wird das im Jahre 2009 und darüber hinaus spürbar sein. Bis 2012 werden über 3 Milliarden Euro fehlen, die wir dringend brauchen, um voranzukommen, um beispielsweise kleine Bahnhöfe zu sanieren und Bauprojekte zeitiger fertig zu stellen als ursprünglich geplant. Deshalb erbitte i m w g f u b n s w E E i 7 r m I L s n g w w i n r n i d d W v g z u l d n r l s d w E r w T A f b s (C (D ch Unterstützung für diese Erhöhung der Maut und dait für den Haushalt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
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(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Im Bausektor setzen wir die gleichen Akzente. Wir
ollen das ehrgeizige CO2-Gebäudesanierungspro-
ramm fortsetzen und mit 1 Milliarde Euro pro Jahr
ortschreiben, damit jeder einzelne Bürger, der Mieter
nd die Mieterin, im Portemonnaie spürt, dass die Ne-
enkosten sinken, damit das Baugewerbe merkt, dass
eue Arbeitsplätze entstehen, und damit der CO2-Aus-
toß nachhaltig gesenkt wird. Aus diesem Grund haben
ir das Programm bereits in 2008 um 500 Millionen
uro aufgestockt. Wir wissen, dass mit der 1 Milliarde
uro pro Jahr rund 11 Milliarden Euro an Investitionen

n Gang gesetzt werden. Mittlerweile sind bereits
30 000 Wohnungen energetisch saniert und energiespa-
end gebaut worden. Ich möchte dieses Programm ge-
einsam mit den Städten und Gemeinden in einem

nvestitionspakt gerne fortführen. Ich appelliere an die
änder und Städte, diesen Investitionspakt weiter fortzu-
chreiben, um etwas für die Umwelt und das Portemon-
aie der Bürgerinnen und Bürger zu tun.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Darüber hinaus haben wir den ehrgeizigen Vorschlag
emacht, die Großsiedlungen umzurüsten. Auch das
ird sich im Portemonnaie der Mieterinnen und Mieter
iderspiegeln. Zum Beispiel im Märkischen Viertel hier

n Berlin werden die Kosten für das Heizen der Woh-
ung deutlich sinken. Das ist eine gute Nachricht. Da-
über hinaus darf ich an die Wohngelderhöhung erin-
ern. Die Wohngelderhöhung macht es möglich, dass
nsbesondere Rentner und Familien, die wenig Geld in
er Tasche haben, mehr Förderung erhalten. Statt bisher
urchschnittlich 90 Euro pro Monat, wollen wir mit der
ohngelderhöhung, die wir gemeinsam mit den Ländern

ereinbart haben, jedem Wohngeldempfänger 140 Euro
eben. Das ist soziale Politik, und das ermöglicht be-
ahlbares Wohnen. Das ist unser Ziel.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Darüber hinaus gilt es, Akzente zu setzen, wenn es
m Innovationen und neue Technologien geht. Deutsch-
and muss die Technologieführerschaft auf dem Felde
er Mobilität, aber auch auf dem Felde der Gebäudesa-
ierung, der energetischen Sanierung von Gebäuden zu-
ückgewinnen. Wir brauchen diesen Exportartikel, wol-
en wir die deutsche Wirtschaft voranbringen. Auch hier
etzen wir deutlich Akzente.

Wir wollen in der Bauforschung mehr Geld aufwen-
en, um mit einem Siegel für nachhaltiges Bauen, das
ir im Juni dieses Jahres vorgestellt haben, Deutschland,
uropa und der Welt vorzuführen, nach welchen Krite-

ien in Deutschland ökologisch gebaut und umgerüstet
ird. Wir wollen der Welt vorführen, wie wir mit neuen
echnologien bei Antriebssystemen und Kraftstoffen
kzente setzen, damit Bürgerinnen und Bürger umwelt-

reundlicher fahren können und Autofahren bezahlbar
leibt. Wir unterstützen die Industrie, indem wir die For-
chungsprogramme für die Wasserstoff- und Brennstoff-






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Tiefensee
zellentechnologie sowie die Elektromobilität weiter auf
hohem Niveau fortführen. Das ist einzigartig. Diese
langfristige Strategie wird sich auszahlen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich habe eingangs gefragt: Wie kommt das beim Bür-
ger an? Wie kann der Bürger konkret unsere Politik
nachvollziehen? Lassen Sie mich zum Abschluss zwei
Programme herausgreifen, die mir ganz besonders am
Herzen liegen: Das ist das Programm Soziale Stadt bzw.
das Programm Städtebaulicher Denkmalschutz. In die-
sen Programmen läuft alles zusammen, was die Strategie
der Bundesregierung ausmacht. Wir wollen gemeinsam
mit den Ländern, den Städten und Gemeinden, die natür-
lich lokal die Verantwortung haben, diese Programme
einsetzen, damit das städtebauliche Erbe erhalten bleibt.
Auf der einen Seite wird die Identifikation mit unseren
Städten gestärkt und auf der anderen Seite ein Beitrag
geleistet, damit Stadtteile nicht auseinanderdriften und
sich die Menschen unterschiedlicher Herkunft, unter-
schiedlicher sozialer Stellung in den Städten, Gemeinden
und im ländlichen Raum wohlfühlen.

Die Mittel für diese Programme werden erneut aufge-
stockt. Wir erweitern das Programm Städtebaulicher
Denkmalschutz auf die alten Bundesländer. Wir stocken
auch das Programm Stadtumbau West auf, um die Kon-
version von Industrie- und Militärbrachen in Gang zu
setzen und fortzuführen. Das ist kluge Sozialpolitik, so-
wohl auf dem Felde der Mobilität als auch auf dem
Felde des Bauens und des Wohnens. Das kommt allen
zugute: Nord, Süd, West und – das darf der Beauftragte
für die neuen Länder sagen – auch und ganz besonders
dem Osten.

Ich empfehle die Annahme dieses Haushaltes.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617617900

Das Wort hat nun Claudia Winterstein für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1617618000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Sehr geehrter Herr Minister Tiefensee, die
Frankfurter Allgemeine Zeitung hat ein Porträt von Ih-
nen mit dem Titel überschrieben: „Der Ankündigungs-
minister“. Sie hatten ein Aufbauprogramm für arme Re-
gionen in Westdeutschland angekündigt und es wieder
zurückgenommen.


(Zuruf von der SPD: Das sind doch alte Kamellen!)


Sie haben mindestens 8 Milliarden Euro an Einnahmen
aus der Bahnprivatisierung angekündigt. Realistisch ist,
wenn überhaupt, die Hälfte.

Ihrem Ruf als Ankündigungsminister sind Sie eben in
Ihrer Rede wieder gerecht geworden, als Sie nämlich
große Investitionen angekündigt haben. Sie haben von

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(C (D Milliarde Euro gesprochen, die Sie zusätzlich ausgeen wollen. Sie haben dabei aber verschwiegen, woher ieses Geld kommt. Der Ehrlichkeit halber sollte man as sagen. Sie wollen nämlich die Maut erhöhen. Statt uf der Ausgabenseite zu sparen, wollen Sie sich das eld von den Spediteuren holen, die durch hohe Benzinreise ohnehin schon gebeutelt sind. Die erwarteten Einnahmen haben Sie im Haushalt chon eingeplant. Aber Sie haben nicht damit gerechnet, ass Ihnen die Länderminister vielleicht einen Strich urch die Rechnung machen und Ihre Pläne dadurch assiv infrage gestellt werden. Aus gutem Grund: Die olgen einer Mauterhöhung wären fatal. Rund 0 000 Arbeitsplätze wären in der Logistikbranche geährdet. Haben Sie sich das eigentlich einmal überlegt? ir von der FDP jedenfalls wollen ganz sicher keine auterhöhung. Bevor Sie hier Ihr nächstes Projekt an ündigen, sollten Sie einmal über den Tellerrand chauen und die Auswirkungen Ihrer Vorhaben bedenen. Dabei reichen die von Ihnen angekündigten zusätzlihen Gelder bei weitem nicht aus, um die grundsätzlihen Probleme zu lösen. Die Verkehrswege sind seit Jahen unterfinanziert. Dies gilt insbesondere für die Straße. as schafft Dauerstaus mit Milliardenverlusten für un ere Volkswirtschaft. (Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Und Sie wollen die Ausgaben kürzen!)


(Beifall bei der FDP)


nsere Autobahnen sind überlastet, weil der Ausbau
icht mit dem wachsenden Verkehr Schritt hält. Bis zum
ahre 2025 werden der Pkw-Verkehr um 16 Prozent und
er Lkw-Verkehr um 80 Prozent steigen.


(Zuruf von der SPD: Aber Sie wollen die Ausgaben kürzen!)


Genau entgegengesetzt entwickeln sich die Investi-
ionen. Im kommenden Jahr wollen Sie 5,2 Milliarden
uro in den Ausbau der Straßen stecken, im Jahr 2012
eltsamerweise nur noch 4,8 Milliarden Euro. Also, wer
ill denn hier kürzen? Dabei sind jährlich mindestens
Milliarden Euro notwendig. Dazu kommt, dass die
aukosten natürlich drastisch gestiegen sind. Tatsäch-

ich kann für das gleiche Geld nur noch 75 Prozent des-
en gebaut werden, was vor zehn Jahren damit gebaut
urde. Der eigentliche Skandal aber ist, dass gleichzei-

ig die Einnahmen des Bundes aus Steuern und Abgaben
uf den Straßenverkehr drastisch angestiegen sind. Auch
as sollten Sie ehrlicherweise sagen. 1998 betrug die
teuerbelastung des Kraftfahrzeugverkehrs 37 Milliar-
en Euro, heute sind es 50 Milliarden Euro, also 40 Pro-
ent mehr. Sie belasten die Autofahrer immer mehr, ge-
en aber immer weniger in den Straßenbau zurück.


(Beifall bei der FDP)


Die größte Sünde bei alledem ist aber die Verwen-
ung der Lkw-Maut. Die Mauteinnahmen waren ur-
prünglich als zusätzliche Mittel für die Verkehrsinfra-
truktur geplant. Daran haben Sie sich überhaupt nicht






(A) )



(B) )


Dr. Claudia Winterstein
gehalten. Die Mauteinnahmen verschwinden zum gro-
ßen Teil einfach im Haushalt.


(Zuruf von der SPD: Ist nicht wahr!)


– Natürlich. – Sie dienen schlicht als Ersatz für steuerfi-
nanzierte Investitionsmittel. Das ist Mautbetrug. Das
werfe ich Ihnen heute nicht zum ersten Mal vor und ganz
sicher nicht zum letzten Mal.

Insgesamt wollen Sie – die Einnahmen aus der Maut-
erhöhung vorausgesetzt – im Jahr 2009 10,2 Milliarden
Euro in Schienen, Straßen und Wasserstraßen investie-
ren. Das ist in der Tat 1 Milliarde Euro mehr als im letz-
ten Jahr. Doch schon im Jahr 2010 sollen die Verkehrsin-
vestitionen sinken und im Jahr 2012 nur noch 9,8 Mil-
liarden Euro betragen. Wer redet denn hier von einer
Erhöhung? Herr Tiefensee hat das anscheinend nicht vor.


(Christian Carstensen [SPD]: Haben Sie die Begründung nicht gelesen?)


Das ist dauerhaft jedenfalls zu wenig Geld für eine
leistungsfähige Infrastruktur in Deutschland.


(Beifall bei der FDP)


Am Verkehrshaushalt zeigt sich das generelle Pro-
blem dieser Regierung in der Haushaltspolitik. Die Aus-
gaben steigen, die Investitionen sinken. Die Investitions-
quote wird von jetzt 9 Prozent auf 8,4 Prozent im
Jahr 2012 sinken. Zum Vergleich: Mitte der 90er-Jahre
lag sie bei 14 Prozent. Das ist wahrlich kein gutes Zei-
chen für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts
Deutschland.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617618100

Das Wort hat nun Hans-Peter Friedrich, CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Wort zur bayrischen Scheinheiligkeit!)



Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1617618200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren Kollegen! Die Bereitstellung von Verkehrsinfra-
struktur gehört zum Kernhandeln des Staates, und sie ist
Grundlage der Export- und Industrienation Deutschland.
Deswegen, lieber Herr Minister Tiefensee, bin ich sehr
froh und dankbar, dass es uns gelungen ist, diesen Etat
um 1 Milliarde Euro aufzustocken, um unserer Aufgabe
gerecht zu werden. Ich sage aber auch für meine Frak-
tion: Das kann nur ein erster Schritt sein. Weitere
Schritte müssen unmittelbar folgen.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Wollen Sie die Maut noch mehr erhöhen?)


Denn die Prognosen gehen von einem gigantischen Ver-
kehrswachstum in Deutschland in den nächsten Jahren
aus. Wir haben bereits heute erhebliche Schäden durch
Staus auf unseren Autobahnen, ökologische wie ökono-
mische Schäden. Mit jedem Stau wird die Umwelt belas-
tet, ohne dass der Wohlstand im Land gemehrt wird.

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(C (D eswegen ist es eine wichtige Aufgabe, dass wir den tau bekämpfen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ir haben glücklicherweise im Masterplan, den Sie,
err Minister, vorgelegt haben, nicht die Zielsetzung,
obilität und Verkehr zu verdrängen, zu verteuern oder

u verlagern, sondern wir haben die Zielrichtung, Mobi-
ität und Güterkraftverkehr zu preisgünstigen Bedingun-
en und umweltverträglich zu ermöglichen. Das ist die
roße Herausforderung für die deutsche Verkehrspolitik.

Die Nutzerfinanzierung ist vor drei Jahren einge-
ührt worden – mit der richtigen Idee, zusätzlich zur
teuerfinanzierung aus dem Bundeshaushalt über eine
aut denjenigen an den Straßenkosten stärker zu beteili-

en, der die Straßen auch stärker nutzt. Derjenige, der
iel fährt, soll auch viel zum Straßenbau beitragen. Ich
enke, das ist ein richtiger Ansatz.

Aber wir müssen jetzt auch dafür sorgen, dass diese
auteinnahmen des Güterkraftverkehrs auch in den

traßenbau fließen. Wir müssen außerdem dafür sorgen,
ass die Jahr für Jahr entstehenden Mehreinnahmen
icht dazu führen, dass gleichzeitig der steuerfinanzierte
nteil Stück für Stück zurückgefahren wird. Das ist eine
ufgabe, bei der wir als Verkehrspolitiker zusammen
it unseren Kollegen aus dem Haushaltsausschuss in

en nächsten Jahren kämpfen müssen, damit sich dies in
er Zukunft ändert.

Herr Minister, Sie haben die Mauterhöhung ange-
prochen. Sie hat mehrere Komponenten.

Erste Komponente. Die rot-grüne Vorgängerregierung
at dem Fuhrgewerbe eine 600-Millionen-Euro-Har-
onisierung versprochen, die sie aber nie vorgenom-
en hat. Wir haben jetzt durchgesetzt, dass diese

00-Millionen-Euro-Harmonisierung kommt, gegenfi-
anziert über eine Mauterhöhung. Das geschieht im
onsens mit allen Beteiligten, auch mit dem Fuhrge-
erbe.

Zweitens. Auch die Idee der Bundesregierung, eine
ogenannte Mautspreizung einzuführen, also demjeni-
en, der mit sauberen Lkws fährt, weniger Maut abzu-
erlangen als demjenigen, der mit einem alten Stinker
ber die Autobahn fährt, ist im Grunde ein richtiger An-
atz. Es ist auch ein richtiger Ansatz, zu sagen: Wenn die
osten für den Wegebau, den Straßenbau steigen, dann
üssen diese Kosten auch zu einer entsprechenden Er-

öhung der Maut führen.

Nur, Herr Minister, die Frage ist natürlich, in welchen
chritten und zu welchem Zeitpunkt wir eine solche Er-
öhung vornehmen. Ist es denn richtig, diese Erhöhung
n dieser Form und in diesem Umfang in einer Phase
orzunehmen, in der die Dieselpreise explodiert sind, in
er mittelständische Fuhrunternehmen mit dem
ücken zur Wand stehen?


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wer regiert hier denn eigentlich?)







(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof)

Ist es denn vernünftig, den Fuhrunternehmen Investi-
tionsmittel zu entziehen, wodurch ihnen die Möglichkeit
genommen wird, sauberere Lkws zu kaufen?


(Patrick Döring [FDP]: Die Frage ist gut!)


Nachdem Sie, Herr Minister, so freundlich an mich
appelliert haben, appelliere ich deswegen an Sie: Drohen
Sie den Bundesländern bitte nicht, dass sie keine Straßen
bekommen, wenn sie Ihrer Mauterhöhung nicht zustim-
men, sondern setzen Sie sich mit den hervorragenden
Verkehrsministern der Länder zusammen, mit Emilia
Müller, mit Alois Rhiel, mit Oliver Wittke – das sind
hervorragende Gesprächspartner –, und suchen Sie eine
mittelstandsverträgliche Lösung! Übernehmen Sie Ver-
antwortung für 3 000 mittelständische Fuhrunterneh-
men und die Arbeitsplätze in diesen Betrieben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christian Carstensen [SPD]: Die CSU ist eine Eierpartei geworden!)


Die Nutzerfinanzierung muss aber nicht nur auf der
Straße stattfinden, sondern auch im Schienenbereich.
Die Trassenerlöse der DB müssen künftig eins zu eins in
die Schiene fließen. Noch mehr – das allein reicht nicht
aus –: Die Bahn steht vor einer Teilprivatisierung.
25 Prozent der Betriebsgesellschaften werden an die
Börse gebracht. Jahr für Jahr werden die Kapitalgeber
Dividende verlangen. Sie werden diese Dividende be-
kommen; aber die dreifache Dividende bekommt das
Bundesunternehmen DB AG. Wir müssen gemeinsam
dafür sorgen, dass die dreifache Dividende, die die
DB AG erhält, eins zu eins in den Schienenverkehr und
in den Ausbau der Schienenstrecken in Deutschland
fließt. Wir haben genügend Aufgaben – Sie haben vorhin
schon einige angesprochen –: Lärmschutz, aber auch den
Ausbau der Güterverkehrsstrecken.

Herr Minister, ich lese, dass Sie mit der Bahn eine
Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung treffen,
also einen Vertrag abschließen wollen, durch den gere-
gelt wird, dass der Bahn jährlich 2,5 Milliarden Euro zur
Verfügung gestellt werden. Im Gegenzug soll die Bahn
die Schienenstrecken in Ordnung halten. Das ist ein gu-
ter Ansatz. Aber ich habe auch gelesen, dass der Bahn
gestattet werden soll, pro Jahr bis zu 2 Prozent der Stre-
cken in Deutschland stillzulegen, ohne dass sich diese
Summe von 2,5 Milliarden Euro reduziert.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch eine Koalitionsvereinbarung! Waren Sie nicht dabei? Das ist ja lustig!)


Ich sage Ihnen: Das ist nicht akzeptabel. Wir können ei-
ner weiteren Reduzierung des Schienennetzes in
Deutschland nicht zustimmen. Das Schienennetz in
Deutschland muss sogar noch erweitert werden; sonst
sind alle unsere Versprechungen zur Verlagerung des
Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene Maku-
latur.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Lesen Sie doch die Texte!)


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(C (D Lassen Sie mich etwas zum Baubereich sagen. Diese roße Koalition hat im Baubereich wichtige Impulse geeben. Ich erinnere an die Absetzbarkeit von Handwererrechnungen. Ich erinnere an das neue Eigenheimrenengesetz, mit dem die Anschaffung von Immobilien in ie Förderung von Altersvorsorge einbezogen wird. Ich rinnere an das große CO2-Gebäudesanierungsproramm, das nicht nur einen Impuls für das Bauhandwerk egeben hat, sondern auch dem Klimaschutz in besondeer Weise gedient hat. Aber auch das reicht noch nicht aus. Wir werden weiere Schritte prüfen müssen. Die Bayerische Staatsregieung hat bereits im Juni im Bundesrat einige Vorschläge ingebracht, denen sich meine Fraktion anschließt. Beipielsweise wird vorgeschlagen, zu prüfen, ob nicht für en Mietwohnungsbau befristet die Abschreibungssätze erdoppelt werden können. Eduard Oswald, der Finanzusschussvorsitzende, hat in diesen Tagen einen konkreen Vorschlag gemacht: für acht Jahre statt 2 Prozent Prozent Abschreibung. Das wäre ein Wort! Wir müssen die energetische Bausanierung steuerlich ördern. Ich halte es für notwendig, dass derjenige, der in Bestandsgebäude in einen Neubauzustand versetzt, teuerlich gefördert wird. Das alles sind zusätzliche Imulse für den Baubereich, die wir geben müssen. Ich glaube, dass wir mit diesem Haushalt insgesamt uf einem guten und richtigen Weg sind. Ich wünsche en Haushältern in den nächsten Wochen gute Beratunen und vor allem die Erkenntnis, dass Verkehrsinfratruktur in der Zukunft das entscheidende Kriterium für ie wirtschaftliche Entwicklung in diesem Land ist und ass wir in dieser Frage eine hohe Verantwortung haben. Vielen Dank. Das Wort hat nun Roland Claus für die Fraktion Die inke. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich stelle unächst für mich fest: Prima Klima in der Großen Kolition (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Iris Gleicke [SPD]: Das habe ich auch gerade gesagt!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617618300

(Beifall bei der LINKEN)

Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617618400

ieht anders aus als das, was wir gerade erlebt haben.

Herr Verkehrsminister, Sie sind auch der Verkehrssi-
herheitsminister; deshalb eine aktuelle Vorbemerkung,
ewissermaßen wegen Gefahr im Verzug. Ich muss Sie
uffordern: Stoppen Sie Herrn Beckstein, der mit seinem
ufruf „Zwei Maß Bier am Steuer“ zur Verkehrsun-

icherheit beiträgt.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Roland Claus
Das können Sie ihm nicht durchgehen lassen. Dazu
braucht es die in Ihrer Partei beliebte klare Kante.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Er hat was zum Zeitrahmen gesagt!)


Wir reden hier über den Infrastrukturhaushalt des
Bundes, den größten Investitionsetat, wobei die Größe
eines Etats noch nichts über das Führungsniveau eines
Ministeriums sagt. Selbstverständlich hat die Linke ein
positives Verhältnis zu zukunftsfähigen Investitionen.
Ich kann das auch hinreichend belegen.

Die Bundeskanzlerin, der Bundesfinanzminister und
viele weitere haben das Gebäudesanierungsprogramm
hervorgehoben. Es ist just die Fraktion Die Linke gewe-
sen, die schon in den Jahren 2006 und 2007 Anträge des
Inhalts gestellt hat, die Mittel dafür, weil es ein sinnvol-
les Programm ist, zu verstärken. Wir haben Sie gewis-
sermaßen zum Jagen getragen.


(Lachen des Abg. Christian Carstensen [SPD])


Das geht auch in Ordnung so.


(Christian Carstensen [SPD]: Noch ein halbes Jahr, und Sie haben es erfunden!)


Das werden wir, wo nötig, auch weiter tun.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will natürlich ein Wort zur Bahn sagen, die fast
ein Drittel der Investitionen bekommen wird, zu den In-
vestitionen also, die dann an die DB AG oder deren teil-
privatisierte Töchter gehen. Wir verhandeln gerade, und
zwar nicht stressfrei – das haben wir gemerkt –, die so-
genannte Leistungs- und Finanzierungsvereinba-
rung. Damit haben wir es in dieser Woche und in den
nächsten Wochen womöglich zum letzten Mal in der
Hand, eine Fehlentwicklung, wie wir finden, zu korrigie-
ren und die Entscheidung zu treffen, ob wir wirklich eine
Börsenbahn oder eine Bürgerbahn wollen.

Die Turbulenzen am internationalen Finanzmarkt, die
Warnungen, die wir alle in dieser Woche aufgenommen
haben, müssten wirklich reichen, dass wir die Signale
hören. Wir müssten doch in der Lage sein, daraus Lehren
zu ziehen und die Entscheidung bei der Bahn zu korri-
gieren.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Minister Tiefensee, Sie sind wie die halbe Mi-
nisterriege Mitglied des Verwaltungsrates der Kreditan-
stalt für Wiederaufbau. Reicht es denn noch immer
nicht?


(Christian Carstensen [SPD]: Wer ist denn da noch drin? – Weiterer Zuruf von der SPD: Lafontaine!)


Was werden wir hier noch alles als Folge der Krise an
den internationalen Finanzmärkten erleben? Kann
man nicht einmal aus Fehlern lernen? Ich erinnere mich
gut daran, welche Häme ich erntete, als ich im vergange-
nen Jahr die Probleme von Börsengang und Teilprivati-
sierung vor dem Hintergrund der damals schon bekann-
ten Turbulenzen bei der IKB angesprochen habe. Sie tun

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(C (D o, als seien die internationalen Finanzmärkte, auf denen ich ja die DB-Teilprivatisierung vollziehen soll, ein treichelzoo. Dem ist nicht so. Jetzt haben wir die letzte hance, diesen Fehler zu korrigieren. Dann haben wir uns ja alle, und zwar fraktionsüberreifend, über die geplante Einführung eines „Bedienzuchlages“ aufgeregt. Dieser Begriff hätte ja gute Chanen gehabt, zum Unwort des Jahres zu werden. Dann ist ieses Vorhaben sozusagen wieder aus der Welt gechafft worden. Was ich ziemlich zynisch und empörend inde, ist die Tatsache, die sich hinter dem Nebel vollzieen wird, nämlich eine Preiserhöhung um durchschnittich 4 Prozent bei der Bahn ab 14. Dezember. Diese wird rotz allem stattfinden. Das nennen wir schlichtweg eien Skandal. Wir müssen da auch nach Ihrer Rolle fragen, Herr Miister. Sie haben den Bahnchef kritisiert. Mutig, mutig! rwartet wird von Ihnen aber, dass Sie die Besitzer und unden der Bahn vor solchem Unfug schützen, und icht, dass Sie nur drohend den Zeigefinger erheben; enn nach Ihren eigenen Worten – ich hoffe, dass das ein Versprecher war – ist die Bahn noch immer Volkseientum. Wir müssen Sie auch daran erinnern, dass seit drei ahren ein Schiedsverfahren bezüglich der entgangenen auteinnahmen läuft. Sie halten uns weiter hin mit em Versprechen, dass man das in Ruhe durchführen üsse; es ist nämlich erneut nichts in diesen Etat einge tellt. Ich will ein letztes Wort zu Ihrer Rolle als Ostbeaufragter sagen. Außer der Formel „Alles wird gut“ haben ie dazu hier ja nichts gesagt. (Georg Brunnhuber [CDU/CSU]: Jede Menge!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


uch ich weiß natürlich, dass es inzwischen im Osten
achstumsregionen gibt. Ich weiß, dass es auch struk-

urschwache Gebiete im Westen gibt. Wir haben das al-
es in unseren Anträgen berücksichtigt. Aber solange es
och so ist, dass unter den 50 leistungsschwächsten
andkreisen der Bundesrepublik 49 ostdeutsche sind,
aben wir ein Ost-West-Problem. Solange es noch so
st, dass der Umsatz der 100 größten ostdeutschen Unter-
ehmen zusammen nicht einmal die Hälfte des Umsatzes
on Daimler erreichen, haben wir ein Ost-West-Pro-
lem.

Wir empfinden es auch als empörend, dass die Trans-
ormationserfahrungen der Ostdeutschen, die in den letz-
en 18 Jahren gesammelt wurden, nicht wirklich abgeru-
en und eingesetzt werden. Sie haben heute erneut eine
hance vertan, Herr Minister, das zur Sprache zu brin-
en.

Wir werden Ihren Etat beraten – Verkehre zu Wasser,
u Lande und in der Luft und vieles mehr. Wir werden
hn sicherlich um einige Millionen Euro korrigieren. Wir
issen ja noch nicht, welche Milliardenbeträge staatsei-






(A) )



(B) )


Roland Claus
gene Banken vielleicht demnächst wieder verzocken.
Deshalb sage ich: So kann es nicht weitergehen, und es
ist gut, dass es für Veränderungen und Alternativen eine
Adresse gibt, nämlich die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617618500

Das Wort hat nun Winfried Hermann für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617618600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Herr

Minister hat soeben gesagt, dass der Haushalt in Zahlen
gegossene politische Strategie sei. Das sollte er ja auch
sein. Deswegen will ich mich heute wirklich auf das
Zahlenmaterial und vor allen Dingen auf die Frage der
Infrastruktur konzentrieren, die, wie wir alle wissen,
sehr bedeutend für diesen Haushalt ist. Sie umfasst zwar
nicht das gesamte Gebiet des Verkehrs, stellt aber ein
zentrales Problem dar.

Sie haben sich damit gebrüstet – das kann man übri-
gens auch in Ihren Ergänzungen zum Haushalt nachlesen –,
dass für diesen Haushalt besonders viele Investitions-
mittel locker gemacht wurden. Sie haben auch zu Recht
darauf verwiesen, dass die Ansätze angehoben wurden.

In einem Punkt will ich Sie ausdrücklich unterstützen
und auch loben: Es ist richtig, die Erhöhung der Investi-
tionen an die Zustimmung des Bundesrates zur Maut-
erhöhung zu knüpfen. Es darf nämlich nicht zugelassen
werden, dass eine große Koalition der Scheinheiligen,
angeführt von der CSU und gefolgt von der FDP,


(Widerspruch bei der FDP)


einerseits behauptet, dass es eine Sauerei sei, dass die
Maut erhöht werde, andererseits aber ständig darüber
klagt, dass zu wenig Mittel für Schiene, Straße usw. zur
Verfügung gestellt werden. Das passt nicht zusammen.
Das dürfen wir nicht durchgehen lassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU])


Die CSU muss sich einmal entscheiden, ob sie wirklich
etwas für die Infrastruktur tun will oder ob sie populis-
tisch einmal für das eine und ein anderes Mal für das an-
dere eintreten will.


(Zuruf des Abg. Georg Brunnhuber [CDU/ CSU])


Sie sagen, Sie haben das deutlich erhöht. Wenn man
sich die Zahlen anguckt, dann ist das – genau betrachtet –
nicht so viel. Die Investitionen sind auch nicht so hoch.
Ich halte es für bedenklich, wenn man bei der Betrach-
tung des Schienenverkehrsbereichs sieht, dass die Inves-
titionsmittel auf 3,9 Milliarden Euro gestiegen sind,
wenn aber im gleichen Zeitraum die Mittel für die Rent-
ner der Bahn auf 5,8 Milliarden Euro gestiegen sind. Ich
will denen nicht die Rente neiden, aber es zeigt, wie
schräg der Etat bei uns inzwischen ist. Wir geben für die
Vergangenheit – also für die, die gearbeitet haben – in-

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(C (D wischen mehr aus als für Zukunftsinvestitionen. Das ist in Problem. Ich glaube, das muss man zur Kenntnis ehmen. Sie erklären stolz, es seien dieses Jahr schon 0 Milliarden Euro. Wenn man aber zurückblickt, dann ieht man, dass wir in den Jahren 2001 bis 2003 allein im chienenbereich deutlich höhere Investitionen als heute ehabt haben. Selbst die CDU/CSU-FDP-Regierung hat n den 90er-Jahren zum Teil höhere Etats gehabt als wir eute für das Jahr 2009. Sie sagen, das sei ein Zukunftsnvestitionsprogramm. Ich kann nur sagen, das ist ziemich übertrieben, und zwar vor allem dann, wenn man beenkt, dass sich die Preise in all den Jahren deutlich nach ben entwickelt haben. Hierzu werde ich später noch ehr sagen. Man muss noch in Betracht ziehen, dass zu den relativ eringen Mitteln hinzukommt, dass wir alte Projektentcheidungen haben, die unheimlich viel Geld kosten. ir haben es gestern im Unterausschuss Infrastruktur ehört. Allein das Projekt Deutsche Einheit Nürnbergrfurt in Richtung Berlin ist mit 10 Milliarden Euro anesetzt. Es wird ab 2011 mehr als 60 Prozent aller Invesitionsmittel schlucken. Dazu kann ich nur sagen, damit ann man die Zukunft im Netz nicht gewinnen, und das st das große Problem. ir plädieren sehr dafür, dass die Schiene weiterentwikelt wird. Wir sind natürlich dafür, Verkehr auf die chiene zu verlagern. Vorhin wurde gesagt, die Verlageung stehe nicht an. Natürlich steht im Masterplan üterverkehr und Logistik eindeutig, dass wir eine Ver agerung des Verkehrs in Richtung Schiene wollen. enn ich das aber will, dann muss sich das auch in Zah en niederschlagen. Ich kann doch nicht einfach auf dem iveau vergangener Jahre weitermachen. Wir haben estgestellt, dass wir keine wirkliche Verlagerung ereicht haben, obwohl wir in den letzten 10 bis 15 Jahren rdentlich investiert haben. Wenn wir das wirklich wolen, dann muss hier deutlich mehr geschehen. Betrachten wir die Preisentwicklung noch einmal geauer. Das Ministerium hat in der letzten Woche eine arstellung herausgebracht, die zeigt, wie sich die Baureise beispielsweise im Tunnelbau und im Hochbau ntwickelt haben. Man muss sagen, dass es hier Preisteigerungen zwischen 50 und 100 Prozent gab. Bei geauer Betrachtung sind Ihre 10 Milliarden Euro in den ächsten Jahren also eher die Hälfte wert. Es gibt fakisch nicht mehr Geld für Infrastrukturinvestitionen, sonern weniger. So kann man die Zukunft nicht gewinnen. o kann man nicht verlagern. So wird man den Schieenverkehr nicht ausbauen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Zuruf von der CDU/CSU: Sag doch mal wie!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aus Zeitgründen verzichte ich darauf, den Straßenbau
enauer zu beleuchten. Die Struktur ist aber gleich. Er ist
m Bereich der Sanierung und des Erhalts unterfinan-
iert. Der Ausbau ist uns sicherlich nicht so wichtig, aber
as Geld reicht hinten und vorn nicht.






(A) )



(B) )


Winfried Hermann
Jetzt kommt die Frage: Wie wollt ihr das anders ma-
chen? Wie wollt ihr das finanzieren? Wir sagen ganz of-
fen und klar: Wenn wir eine bessere, eine wirklich gut
funktionierende Infrastruktur für alle Verkehrsträger ha-
ben wollen, dann müssen wir den Leuten sagen, dass da-
für mehr Geld ausgegeben werden muss. Wenn wir das
sagen, dann müssen wir auch sagen, wie wir das finan-
zieren wollen. Deshalb sind wir erstens der Meinung,
dass die Erhöhung der Maut richtig ist. Aus unserer
Sicht hätte sie höher sein können. Zweitens muss es dazu
kommen, dass endlich auch die kleinen Lkws bezahlen.
Das ist dann keine Erhöhung, sondern eine Ausweitung.
Vor allem aber müssen wir drittens auch für die autobahn-
ähnlichen Bundesfernstraßen Maut erheben. Auch das
bringt Einnahmen. Viertens müssen wir endlich die kon-
traproduktiven Subventionen beseitigen. Wir müssen
also die Kerosinsteuer einführen und die Mehrwertsteu-
erbefreiung für den Flugverkehr abschaffen. Das sind
nur zwei Baustellen, bei denen wir klar sagen, hier kann
man Mittel generieren, mit denen man die Infrastruktur
insgesamt nach vorn bringen kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich muss zum Schluss kommen. Eine Politik, die sagt,
wir wollen Verkehr verlagern und die Infrastruktur zu-
kunftsfähig ausbauen, sieht anders aus. Bei genauer Be-
trachtung sind Ihre Zahlen ziemlich geschönt. Eigentlich
muss man sagen, dass wir in einer tiefen Finanzkrise der
Infrastruktur stecken. Darüber sollten wir reden.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617618700

Das Wort hat nun Klaas Hübner für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Klaas Hübner (SPD):
Rede ID: ID1617618800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Die Opposition hat circa 15 Minuten lang in diesem
Hause geredet, dabei aber nicht immer etwas Sinnvolles
gesagt.


(Jan Mücke [FDP]: Sie haben Friedrich von der CDU/CSU vergessen! Friedrich hat auch eine Oppositionsrede gehalten!)


Frau Kollegin Winterstein, Sie haben eben eine solide
Finanzierung unserer Haushalte angemahnt; das tut die
FDP immer. Meistens fordern Sie in dem Zusammen-
hang auch Ausgabensenkungen. Gleichzeitig beklagen
Sie, dass es zu wenig Ausgaben im Infrastrukturbereich
gebe. Wir wollen dort die Ausgaben erhöhen, aber wir
wollen sie auch solide finanzieren. Da machen Sie sich
einen schlanken Fuß. Es wäre kein Skandal, wenn die
Maut erhöht würde; vielmehr wäre es ein Skandal, wenn
wir durch eine Nichterhöhung der Maut nicht 3 Milliar-
den Euro zusätzlich in den Straßenverkehr stecken könn-
ten, Frau Kollegin Winterstein.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Herr Kollege Claus, Sie haben wieder einmal angeahnt, dass wir aus dem Schiedsgerichtsverfahren zur aut keine Einstellung in den Etat vorgenommen haben. u den letzten beiden Etats haben Sie den gleichen Anrag eingebracht. Sie haben gesehen, dass es jeweils zu einem Ergebnis gekommen ist. Hätten Sie die Möglicheit gehabt, dieses Geld in den Etat einzustellen, hätte es hnen also im Haushalt gefehlt. Sie hätten noch mehr chulden machen müssen, weil Sie den Haushalt eben icht solide finanziert haben. Sie sind die Schuldenmaherpartei. Von der Linkspartei werden immer unseriöse nd nichtfinanzierbare Forderungen aufgestellt. (Beifall bei der SPD – Roland Claus [DIE LINKE]: Das ist nun wirklich das beste Beispiel dafür!)


Trotzdem ist in den letzten 15 Minuten auch etwas
innvolles passiert. Wissen Sie, dass dank unserer
olitik in 15 Minuten über 34 Tonnen CO2 weniger aus
en Schornsteinen der Wohnhäuser in Deutschland in
ie Atmosphäre geblasen werden? In 15 Minuten sparen
ie Nutznießer unserer CO2-Gebäudesanierungspolitik
40 000 Kilowattstunden. Wir handeln für das Klima
nd für die Menschen. Die Nachfrage der Menschen an
er Stelle gibt uns recht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das CO2-Gebäudesanierungsprogramm ist ein vol-
er Erfolg. Bereits im August dieses Jahres waren so
iele Anträge eingegangen, dass die veranschlagten
aushaltsmittel aufgebraucht waren. Wir haben deshalb
00 Millionen Euro nachgeschossen. Herr Minister, die-
es Geld ist hervorragend angelegt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


it jeder Sanierungsmaßnahme werden Mieter und Ei-
entümer von Energiekosten entlastet. Mit jeder Sanie-
ungsmaßnahme wird die Atmosphäre, wird die Umwelt
in Stück mehr geschont.

Deshalb wollen wir Sozialdemokraten das CO2-Ge-
äudesanierungsprogramm im kommenden Jahr um zu-
ätzliche 270 Millionen Euro aufstocken und die Finan-
ierung in der Laufzeit bis mindestens 2015 garantieren;
enn Mieter und Eigentümer brauchen nach unserer
uffassung echte Planungssicherheit an dieser Stelle.

Das CO2-Gebäudesanierungsprogramm entlastet aber
icht nur Geldbeutel und Umwelt. Dieses Programm
chafft und sichert Arbeitsplätze, vor allem im Bauhand-
erk und in der Bauindustrie. Es ist daher ein gutes Bei-

piel für eine intelligente Verzahnung von Ökonomie
nd Ökologie, und das ist auch ein Markenzeichen Ihres
auses, Herr Minister.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zwar ist die Aufstockung des CO2-Gebäudesanie-
ungsprogrammes ein wichtiger Beitrag; aber es müssen
eitere folgen. Herr Minister, Sie haben einige genannt,

um Beispiel die Sanierung von Großwohnsiedlungen,
n denen immerhin 5 Millionen Menschen leben. Das






(A) )



(B) )


Klaas Hübner
unterstützen wir voll und ganz. Sie haben auch etwas
zum Wohngeld gesagt, das wir ja schon novelliert ha-
ben. Ich will ergänzen, dass wir uns wünschen, dass die
Erhöhung auf den 1. Oktober vorgezogen und somit
schon früher wirksam wird.


(Beifall bei der SPD)


Wir wollen das mit dem Koalitionspartner und den Län-
dern besprechen. Aber ich glaube, das wäre ein sinnvol-
ler und effektiver Beitrag, zumal wir auch die Heizkos-
tenkomponente eingeführt haben, um den steigenden
Energie- und Heizkosten wirkungsvoll entgegenzutreten.
Deshalb werden wir dafür kämpfen, Herr Minister, hof-
fentlich mit Ihnen an unserer Seite.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Intensiv haben wir in diesem Zusammenhang auch
weitere Möglichkeiten diskutiert, Energietarife zu be-
einflussen. Wir sind – das will ich hier ehrlich sagen – zu
dem Ergebnis gekommen, dass dies nur unter Inkauf-
nahme erheblicher Ungerechtigkeiten im Einzelfall
möglich wäre. Am meisten profitieren würden von den
sogenannten verbrauchsorientierten Stromtarifen doch
die Haushalte, die mit Gas heizen und kochen und Strom
nur für Waschmaschine, Stereoanlage und Licht brau-
chen. Wer aber zum Beispiel im Geschosswohnungsbau
der 70er-Jahre wohnt und Energie nur aus der Steckdose
bezieht, wer also mit Strom auch kochen, heizen und
Wasser erwärmen muss, wäre dann der Gekniffene; er
müsste die höheren Tarife bezahlen. Das sind meistens
nicht die sozial starken, sondern die sozial schwachen
Gruppen. Darum wäre ein solcher verbrauchsorientierter
Tarif nicht sozial gerecht. Deshalb lehnen wir als Sozial-
demokraten ihn ab.

Kommen wir zum mobilen Bereich. Es gibt ein
Grundrecht auf Mobilität; keine Frage. Es gibt aber kein
Grundrecht auf Automobilität bei konstanten Kosten; so
ehrlich müssen wir sein. Wir könnten dieses Grundrecht
nicht einlösen; das ist nicht finanzierbar. Wer das fordert,
müsste auch sagen, wo die Milliarden dann herkommen
sollen, um die Preissteigerungen zum Beispiel dieses
Sommers zu finanzieren. Wir müssen umgekehrt darauf
setzen, dass wir effizienter werden, auch im automobilen
Bereich. Deswegen wollen wir Sozialdemokraten An-
reize für den Kauf effizienterer Autos schaffen. Wir wer-
den entsprechende Vorschläge machen. Insofern glaube
ich, dass wir auf das richtige Pferd setzen, wenn wir sa-
gen, dass Effizienz wichtig ist. Wir werden die Welt-
marktpreise nicht aus nationaler Sicht beeinflussen
können. Wir können nur versuchen, Energie effizienter
zu verbrauchen, weniger zu verbrauchen und so zu einer
Preisminderung beizutragen. Das ist der richtige Weg für
uns.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist außerdem wichtig, das Angebot an alternati-
ven Verkehrsmitteln weiter auszubauen. Ein gutes öf-
fentliches Nah- und Fernverkehrsnetz sowie gute Rad-
wege sind uns deshalb wichtig. Hier werden wir auch in
den kommenden Jahren gezielt investieren.

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(C (D Aber klar ist auch: Güter müssen nicht nur auf der traße transportiert werden. Wir wollen mit unserem rogramm noch gezielter und noch stärker das Schienenetz, die Anlagen für den kombinierten Verkehr und die afenhinterlandverbindungen ausbauen und damit die oraussetzung schaffen, mehr Güter auf der Bahn zu ransportieren. Wir wollen, dass Deutschland der Logisikstandort Nummer eins bleibt. Wir haben dort einen achsenden Arbeitsmarkt. Wir Sozialdemokraten weren dafür kämpfen, dass das möglich ist. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sehr geehrter Herr Kollege Friedrich, Sie haben kurz
in paar Anmerkungen zur Leistungs- und Finanzie-
ungsvereinbarung gemacht. Sie wissen, dass wir dazu
etagt haben. Sie hatten leider keine Zeit, daran teilzu-
ehmen. Bevor Sie in der nächsten Zeit Ihre Informatio-
en nur aus der Zeitung beziehen, biete ich Ihnen an,
arüber ein Gespräch zu führen. Ich bin dazu jederzeit
ereit. Ich glaube, wir können das Ganze bilateral rich-
igstellen.

Lassen Sie mich noch ein paar Sätze zum Aufbau
st sagen, für den der Herr Minister auch zuständig ist.
ier möchte ich ausnahmsweise – das haben wir in letz-

er Zeit nicht oft getan – den Spiegel zitieren. Der
piegel titelt in seiner jüngsten Ausgabe: „Vorteil Ost“.
r übertreibt natürlich etwas – das ist beim Spiegel nicht
anz unüblich –, indem er von Reindustrialisierung
pricht. Aber mit den Händen zu greifen sind die Er-
olge, die im Hinblick auf die Entwicklung der gewerbli-
hen Wirtschaft und die dort entstandenen Arbeitsplätze
rzielt worden sind. Die in den vergangenen Jahren von
onsequenz geprägte Förderpolitik der Bundesregierung

rägt offenbar allen Unkenrufen zum Trotz doch Früchte.
ch möchte an dieser Stelle allen beteiligten Ressorts für
iese konsequente Politik ausdrücklich danken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Angesichts der unbestreitbaren Erfolge auf wirt-
chaftlichem Gebiet sollte verstärkt eine andere Dimen-
ion ins Blickfeld rücken: Das ist die Vollendung der
inheit im sozialen Bereich. Im nächsten Jahr werden
ir in vielfältiger Weise des 20. Jahrestages der friedli-

hen Revolution gedenken. Im Einigungsprozess ist vie-
es richtig gemacht worden, manches aber auch falsch.
ch will darüber gar nicht rechten; aber es ist schon
erkwürdig, dass eine damalige Regierungspartei West

n einem offiziellen Papier versucht, sich das Verdienst
anz allein zuzuschreiben, als wären die Ostdeutschen
ur Objekt gewesen und als hätte es eine frei gewählte
olkskammer nie gegeben. Nein, die Bürgerinnen und
ürger im Osten können stolz darauf sein, mit dieser

riedlichen Revolution die Einheit Deutschlands einge-
eitet zu haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das bestreitet niemand!)


Mit den damals geweckten Erwartungen – dem
elbsttragenden Aufschwung und den blühenden Land-






(A) )



(B) )


Klaas Hübner
schaften – haben wir es noch heute zu tun. 20 Jahre da-
nach müssen wir den Bürgern in Ostdeutschland eine
klare Ansage machen, eine klare Perspektive geben, wie
es weitergehen soll. Ich sehe dafür drei Kernbereiche:

Das erste Thema ist: Die gewerbliche Wirtschaft
brummt. Es hapert noch ein wenig bei der Dienstleis-
tung, beim Handel. Das ist auch verständlich; denn das
Lohnniveau im Osten ist deutlich niedriger. Darum ist es
gerade für uns Sozialdemokraten so wichtig, im Osten
einen flächendeckenden Mindestlohn einzuführen, da-
mit der Konsum im Osten wieder eine selbsttragende
Kraft erreichen kann.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Und die Arbeitsplätze gehen verloren!)


Natürlich müssen wir uns auch um die verfestigte
Langzeitarbeitslosigkeit – das ist das zweite Thema –
kümmern, die im Osten besonders stark ausgeprägt ist.
Wir müssen den Menschen wieder das Gefühl geben,
dass sie aus eigener Anstrengung in der Lage sind, an
der Gesellschaft teilzuhaben, es durch eigene Fähigkei-
ten schaffen, am Wohlstand teilzuhaben. Wir dürfen sie
nicht einfach nur alimentieren, wie das manche von der
Linkspartei wollen. Nein, wir wollen die Menschen indi-
viduell befähigen, dass sie aus eigener Kraft ihren eige-
nen Anteil am Wohlstand sichern können. Das ist der
richtige Weg – nicht eine Alimentation, wie sie teilweise
von der Linken gefordert wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will ein drittes Thema nicht aussparen: Das ist das
Thema Rente. Ich glaube, dass wir auf Sicht in ganz
Deutschland ein einheitliches System für die Berech-
nung der Rente brauchen.


(Beifall des Abg. Michael Kauch [FDP])


Das ist keine einfache Aufgabe; das ist eine sehr kompli-
zierte Materie. Aber ich glaube, es ist an der Zeit und ist
den Schweiß der Kundigen wert, eine solide finanzierte,
für alle verständliche und in ganz Deutschland akzep-
tierte Lösung zu suchen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617618900

Das Wort hat nun Jan Mücke für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1617619000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Vorausschicken möchte ich,
dass Kollege Friedrich vorhin eine klassische Opposi-
tionsrede gehalten hat.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Was? Ich habe den Minister gelobt! Ich bitte Sie!)


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(C (D ies hat mich sehr verwundert. Ich habe dies am Beifall hrer Kollegen in der Koalition gesehen; er ist doch sehr urückhaltend ausgefallen. Was ich besonders bemerkenswert finde, ist Ihre Arumentation zur Entlastung des deutschen Transportewerbes beim Thema Maut. (Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Ganz wichtig!)


iese Entlastung – über 600 Millionen Euro – sollte seit
005 gewährt werden. Sie haben es als Bundesregierung
is heute nicht geschafft, diese Entlastung auf den Weg
u bringen. Nun sagen Sie: In diesem Jahr schaffen wir
as, aber wir müssen im Gegenzug leider die Maut erhö-
en. Das ist eine Entlastung nach CSU-Manier. Dafür
ird die FDP niemals die Hand reichen.


(Beifall bei der FDP)


Noch ein Wort zum Thema Maut, zum Anteil der
aut an den Gesamtinvestitionen. Wir haben uns das

inmal angesehen: Der Anteil der Maut an den Gesamt-
nvestitionen ist in den letzten Jahren kontinuierlich ge-
tiegen. Das heißt, aus dem Bundeshaushalt sind für In-
estitionen in die Straßeninfrastruktur immer weniger
ittel zur Verfügung gestellt worden. Der Anteil der aus

em Haushalt finanzierten Infrastruktur sinkt immer
eiter. Unter Rot-Grün lag er noch bei 9,3 Milliarden
uro. Zwischen 2005 und 2008, also in der Regierungs-
eit von CDU/CSU und SPD, bei 7,05 Milliarden Euro.
ach Ihrer Planung wird er im Jahr 2009 auf 6,4 Milliar-
en Euro sinken. Den Anteil der tatsächlich aus dem
aushalt finanzierten Investitionen fahren Sie immer
eiter zurück. Bei der Einführung der Maut ist aber ge-
au das Gegenteil versprochen worden.


(Beifall bei der FDP)


s wurde immer gesagt: Die Maut wird eingeführt, um
usätzliche Investitionsmittel für die Straße zu generie-
en. Das Gegenteil ist eingetreten: In dem Maße, in dem
ie über die Maut zusätzlich Geld einnehmen, haben Sie
ie Haushaltsmittel im Gegenzug heruntergefahren. Ge-
en dieses schleichende Zurückfahren der Investitions-
ittel müssen wir ankämpfen.

Hier ist gesagt worden: Die Opposition meckert nur,
abei sollte sie eigentlich einmal Gegenvorschläge ma-
hen. Liebe Kolleginnen und Kollegen von den Regie-
ungsfraktionen, das Ganze ist eine Frage der Prioritä-
ensetzung im Haushalt. Wofür soll das Geld ausgegeben
erden? Solange wir für die IKB noch 10 Milliarden
uro übrig haben und für alle möglichen anderen Not-

älle auch, aber nicht in das investieren, was für dieses
and wirklich wichtig ist, nämlich in Bildung und Infra-
truktur, so lange werden Sie diese Probleme nicht auf
ie Reihe bekommen. Das ist eine Folge Ihrer falschen
rioritätensetzung.


(Beifall bei der FDP)


Im Bereich der Straßeninfrastruktur wird noch eine
roße Herausforderung auf uns zukommen. Vielleicht
aben Sie heute in der Leipziger Volkszeitung gelesen:
etonkrebs zerfrisst die Autobahnen. Experten rechnen






(A) )



(B) )


Jan Mücke
mit Belastungen in Milliardenhöhe durch schlecht verar-
beiteten Beton. Im Übrigen ist das nicht nur bei Straßen,
sondern auch bei Bahnschwellen ein großes Problem.
Das werden wir im nächsten Jahr sehen, wenn die Bahn-
verbindung zwischen Berlin und Hamburg teilweise ge-
sperrt werden muss, weil über 200 000 Betonschwellen
ausgetauscht werden müssen. Diese Belastungen sind in
Ihrem Haushalt nicht abgebildet.

Das führt uns zu einem weiteren Problem, das ich mir
etwas genauer angeschaut habe, weil ich mich dafür be-
sonders interessiere: Das ist der Luftverkehr. Ich will
das hier einmal zum Thema machen, weil es in der
Haushaltsdebatte relativ selten eine Rolle spielt. Ich
habe mir den Stellenplan des Luftfahrt-Bundesamtes an-
geschaut. Sie wissen, dass dem Luftfahrt-Bundesamt in
den letzten Jahren immer mehr Aufgaben übertragen
wurden, unter anderem die Umsetzung der Fluggastver-
ordnung der Europäischen Union. Mittlerweile gibt es
über 6 000 Beschwerden von Fluggästen, die besagen,
dass sie von ihrer Airline nicht korrekt behandelt wur-
den. Die meisten dieser Beschwerden sind berechtigt.
Das Luftfahrt-Bundesamt hat die Aufgabe, diese Be-
schwerden zu prüfen. Allerdings hat es seit Jahren nicht
das dafür erforderliche Personal. Der Personalbestand
des Luftfahrt-Bundesamtes ist kontinuierlich zurückge-
fahren worden. Für 2009 wurde beantragt, über 80 neue
Stellen in den Haushalt, der uns als Entwurf vorliegt,
einzustellen. Herr Minister, im Haushaltsplan für 2009
vorgesehene neue Stellen: drei. Auf diese Art und Weise
können wir das Problem nie und nimmer in den Griff be-
kommen.

Wir haben schon einmal darüber debattiert, dass eine
neue Aufsichtsbehörde für die Flugsicherung beim Luft-
fahrt-Bundesamt als Voraussetzung für eine Kapitalpri-
vatisierung der Flugsicherung eingerichtet werden muss.
Auch das würde neue Stellen erforderlich machen. Wenn
Sie das wollen, müssen Sie auch dafür sorgen, dass das
Luftfahrt-Bundesamt die Stellen, die dafür notwendig
sind, zur Verfügung gestellt bekommt.


(Beifall bei der FDP)


Ich möchte in diesem Zusammenhang ein weiteres
Thema ansprechen, das gerade ganz aktuell einige große
Rolle spielt – auch da ist die Bundesregierung gefragt –:
die Rechte von Passagieren, die in einem Flugzeug sit-
zen, das technisch nicht in Ordnung ist. Nach dem Span-
air-Unglück haben wir gesehen, dass Passagiere zum
Weiterflug gezwungen wurden, obwohl sie ausdrücklich
gesagt hatten, dass sie aussteigen wollen. Hier ist der
Gesetzgeber gefragt. Wir müssen uns eine Regelung ein-
fallen lassen. Wenn ein Start aus technischen Gründen
abgebrochen wurde, müssen die Passagiere ein gesetz-
lich verbrieftes Recht haben, aus der Maschine auszu-
steigen und eine alternative Maschine in Anspruch zu
nehmen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Letzter Punkt: das Thema Bahn. Das, was wir hier
hinsichtlich des geplanten Bedienzuschlages und der Er-

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(C (D öhung der Fahrpreise erlebt haben, muss man, glaube ch, differenziert betrachten, Herr Claus. Ich bin der einung, dass auch die Bahn das Recht hat, ihre Fahrreise anzuheben, wenn sie steigende Kosten hat, beipielsweise durch Tarifabschlüsse oder steigende Eneriepreise. Das ist absolut konzediert. Das macht jedes ndere Unternehmen auch. Dafür würde ich die Bahn lso nicht kritisieren. Bei der Frage des Bedienzuschlages – da hat der ahnvorstand ja nun endlich ein Einsehen gezeigt – ist ie aber sehr wohl zu kritisieren. Ein Bedienzuschlag ollte offensichtlich dazu führen, dass immer weniger enschen ein Reisezentrum in Anspruch nehmen. (Rainer Fornahl [SPD]: Wir waren uns doch alle einig, dass es eine Sauerei wäre!)


as ist gerade für die älteren Menschen in unserem
ande ein großes Problem. Denn nicht jeder ältere
ensch kann einen Computer bedienen oder möchte

ich an einem Automaten sein Ticket kaufen. Deshalb
ar dieser Vorschlag des Bahnvorstandes keineswegs in
rdnung. Wir als FDP haben uns dagegen eingesetzt.


(Sören Bartol [SPD]: Der Minister auch!)


Der Minister auch. Es hat aber eine Weile gedauert, bis
r sich dagegen eingesetzt hat. Dass er es endlich getan
at, rechnen wir der Politik der FDP zu.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617619100

Das Wort hat nun Kollege Norbert Königshofen für

ie CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Norbert Königshofen (CDU):
Rede ID: ID1617619200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol-

ege Mücke, Sie haben zu Beginn Ihrer Rede, die in
ielen Teilen beachtlich war, geglaubt, feststellen zu
üssen, dass unser Kollege Dr. Friedrich eine Opposi-

ionsrede gehalten hat.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Unerhört!)


ch will Ihnen der Ordnung halber sagen, dass wir in der
roßen Koalition natürlich das Gemeinsame herausstel-

en, uns aber auch nicht scheuen, das anzusprechen, wo-
über wir noch zu reden haben. Genau so ein Punkt ist die
uFV – auf die komme ich gleich noch zu sprechen –,
ber die wir intensiv gesprochen haben und noch inten-
iv sprechen werden. Sie können davon ausgehen, dass
ie CDU/CSU die sozialdemokratischen Minister ge-
auso unterstützt wie die eigenen.


(Jan Mücke [FDP]: Ist das eine Drohung?)


Das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen. Sie
erden sehen, dass wir das Versprechen halten werden.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Norbert Königshofen
In der Haushaltsdebatte ist es richtig und wichtig,
auch die Privatisierungserlöse anzusprechen; denn sie
stellen einen großen Brocken dar. Ich darf daran erin-
nern: Für dieses Jahr haben wir 10,7 Milliarden Euro
veranschlagt, für das nächste Jahr 4,3 Milliarden Euro,
6,5 Milliarden Euro für 2010 und 4,6 Milliarden Euro
für 2011. Das zeigt, dass dies ein wichtiges Gebiet ist.
Der Verkehrshaushalt ist dabei in starkem Maße betrof-
fen.

Zwei Punkte möchte ich heute ansprechen: erstens die
DFS, die Deutsche Flugsicherung, und zweitens die
Deutsche Bahn.

Das Vorhaben, die DFS zu privatisieren, ist ja eine
Zeit lang vor sich hin gedümpelt. Niemand wollte das
Ganze mehr angehen; es war durch das Veto des Bundes-
präsidenten gescheitert. Es war schon der Eindruck ent-
standen, das Thema sei ad acta gelegt, obwohl wir im
Koalitionsvertrag eine eindeutige Vereinbarung dazu ha-
ben. Deswegen freue ich mich, dass es seit dieser Woche
eine neue Entwicklung gibt. Die Spitzen der Koalition
haben vereinbart, das Thema anzufassen, die notwendi-
gen Strukturanpassungen durchzuführen und wenn not-
wendig eine Grundgesetzänderung zu machen.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Noch in dieser Periode?)


– Noch in dieser Periode, so hoffen wir, Kollege
Hermann.

Sie wissen, Grundgesetzänderungen sind in einer
Großen Koalition immer leichter als in einer kleinen.
Man weiß ja nicht, was nach 2009 kommt. Ich glaube je-
doch, dass es in dieser Frage keinen großen Dissens zwi-
schen den meisten der hier vertretenen Fraktionen gibt.

Wir sind uns einig – das steht außer Frage –, dass die
Deutsche Flugsicherung im Hinblick auf die Schaffung
eines einheitlichen europäischen Luftraums handlungs-
fähig gemacht werden muss. Wir brauchen über Zentral-
europa, also über Deutschland, Belgien, Frankreich,
Luxemburg, den Niederlanden und der Schweiz, einen
einheitlichen Luftraum, und zwar unter Beteiligung der
DFS. Dafür müssen wir die Voraussetzungen schaffen.


(Iris Gleicke [SPD]: So ist es!)


In den grenznahen Bereichen gibt es Zustände, die
mit dem Grundgesetz nicht zu vereinbaren sind; auch
deswegen brauchen wir eine Veränderung. Die Rechts-
experten sagen, um auf der sicheren Seite zu sein, sei
eine Grundgesetzänderung notwendig. Wir werden das
sorgfältig überprüfen. Für die CDU/CSU kann ich aller-
dings feststellen, dass wir bereit sind, diesen Schritt zu
gehen, wenn er denn notwendig wird. Ich hoffe, dass wir
in dieser Frage über die Koalitionsgrenzen hinweg zu-
sammenarbeiten werden, wie wir es auch getan haben,
als es zum ersten Mal um die Deutsche Flugsicherung
ging. Das damalige Gesetz fand die Zustimmung aller
Fraktionen, mit Ausnahme der Linken.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Die waren doch damals noch gar nicht dabei!)


– Ja. Deswegen konnten sie auch nicht zustimmen.

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(C (D Nun zur Deutschen Bahn. Wir haben die Teilkapitalrivatisierung der Deutschen Bahn beschlossen. Das war ine heftige und lange Auseinandersetzung. Ich glaube, ie Regelung, die wir getroffen haben, ist vertretbar. Die nfrastruktur verbleibt beim Bund. Das war vor allem er Wunsch der Union, aber auch der Wunsch großer eile anderer Fraktionen. Daher denke ich, dass dieses aus mit der gefundenen Regelung zufrieden sein kann. Der Betrieb der DB AG wird zu 24,9 Prozent veräuert. Wir wünschen uns natürlich einen möglichst hohen rlös. Nach der Prognose von Bundesminister Tiefensee önnen wir mit einem Erlös von 5 bis 8 Milliarden Euro echnen; diese Schätzung, die auf den Vorhersagen der roßen Banken basiert, haben Sie einmal im Deutschandfunk geäußert. (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vorsicht! Die großen Banken sind mittlerweile ganz klein geworden!)


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD)


ch hoffe, dass die Banken und damit auch der Minister
echt behalten. Wenn man daran denkt, was mit Morgan
tanley geschehen ist, kann man allerdings Angst be-
ommen. Denn Morgan Stanley hat im letzten halben
ahr 60 Prozent seines Börsenwertes verloren.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tja!)


Nichtsdestotrotz hoffen wir, dass wir einen dicken
atzen einnehmen werden, damit wir das tun können,
as wir vorhaben: den Haushalt entlasten, der Bahn für

hre Aktivitäten Geld geben und – das ist besonders
ichtig – zusätzliche Mittel in das Schienennetz pum-
en.

Nun geht es um die LuFV, die Leistungs- und Finan-
ierungsvereinbarung. Ein erster Entwurf liegt bereits
or. Wir sind auf einem guten Weg. Zu begrüßen ist die
urze Laufzeit von nur fünf Jahren. Denn lange Festle-
ungen sind angesichts solch riesiger Beträge – es geht
mmerhin um 2,5 Milliarden Euro pro Jahr –


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und das mal fünf!)


atürlich nicht unproblematisch. Wir würden uns aller-
ings vor Beginn der Laufzeit ein Probejahr wünschen;
arüber müssen wir noch reden.

Natürlich stellt sich auch die Frage der Kapazitäts-
ontrolle. Wir wollen Wettbewerb. Dafür brauchen wir
apazitäten; auch darüber muss noch diskutiert werden.
or allen Dingen muss die Frage beantwortet werden,
as mit den Gewinnen, die bei den Infrastrukturunter-
ehmen anfallen, geschieht. Wir möchten, dass diese
ewinne, die eigentlich ersparte Subventionen darstel-

en, bei den Infrastrukturunternehmen verbleiben.

Es ist weiterhin Wachsamkeit gefordert. Denn wir
issen: Verhandlungen mit der Bahn sind immer ein

ehr schwieriges Unterfangen. Herr Mehdorn macht uns
as Leben nie leicht. Die Diskussion über die Einfüh-
ung eines Bedienzuschlages ist ein aktuelles Beispiel.






(A) )



(B) )


Norbert Königshofen
Herr Kollege Claus, Sie sagten, dass die Bahn Volks-
eigentum sei. Das ist richtig. Sie ist aber kein Volkseige-
ner Betrieb.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Deswegen wird das nicht so ablaufen, wie Sie befürch-
ten.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Mehdorn ist doch der Treuhänder!)


Wir müssen wissen, dass die Bahn AG als Aktienge-
sellschaft natürlich ihre Prioritäten hat und ihre Ziele
verfolgt, die vom Aktiengesetz vorgegeben werden. Der
Deutsche Bundestag aber muss das Gemeinwohl im
Auge behalten. Dazu fordere ich uns alle auf. Ich hoffe,
dass wir uns gemeinsam darum bemühen.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617619300

Das Wort hat nun Heidrun Bluhm von der Fraktion

Die Linke.


(Zuruf von der SPD: Eine linke Verkehrspolitikerin! Das ist etwas ganz Neues!)



Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617619400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Königshofen, gleich eine Antwort auf Ihre Bemer-
kung: Wäre die Bahn ein Volkseigener Betrieb, dann
wäre Herr Mehdorn Genosse. Gott bewahre uns davor!


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der FDP: Vor allen Dingen wären wir pleite!)


Nach Ansicht des amerikanischen Bestsellerautors
Eric Weiner – nicht zu verwechseln mit Erich Weinert –
wird das persönliche Glück maßgeblich durch den Ort
und die Qualität des Wohnens bestimmt. Seine folgerich-
tige Empfehlung lautet also: Wer unglücklich ist, sollte
umziehen.

Jetzt kommen wir zu dem Dilemma in diesem Zusam-
menhang; denn nicht jeder Unglückliche kann diese Al-
ternative nutzen. Nicht wenige sind froh, überhaupt eine
Wohnung zu haben. Nicht einmal diese können sie aus
eigenen Mitteln bezahlen; sie brauchen staatliche Unter-
stützung.

Heute, am 18. September, wenige Tage vor Herbstbe-
ginn, ist eigentlich schon Winter, und das im doppelten
Sinne. Dies gilt sowohl für die Temperaturen als auch
für die soziale Kälte, die in Deutschland zunimmt.


(Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/CSU)


Zu den Temperaturen. Die Explosion der Heizkosten
in bisher nicht gekanntem Maße wird weiter zunehmen.
Alleine für dieses Jahr sind weitere Preissteigerungen
von 20 Prozent angekündigt.

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(C (D Herr Minister, dann wird genau das eintreten, was Sie igentlich ausschließen. Der bei den Heizkosten eingeparte Euro durch die Sanierung des Märkischen Viertels ird alleine durch die Preissteigerung an anderer Stelle ieder aufgefressen. Besonders die Menschen, die schon eute in Schwierigkeiten sind, werden sich das Ganze mmer weniger leisten können. Dann hilft es nicht, sich arm anzuziehen. Schon heute müssen nach Angaben des Deutschen ieterbundes einkommensschwache Haushalte 50 Pro ent ihres Einkommens und mehr für eine warme Wohung aufbringen. Im Durchschnitt wird der Bundesbürer damit zwischen 25 Prozent und 30 Prozent belastet. inkommensschwache Bürgerinnen und Bürger geben ehr als die Hälfte ihres Einkommens für eine warme ohnung aus. Diese Situation betrifft bundesweit mehr ls 600 000 Menschen. Die Wohngeldempfänger im Osen sind doppelt so stark betroffen wie die Wohngeldmpfänger im Westen. Das Verhältnis beträgt 3 : 1,5. Auch die Stichworte „Effizienz“ und „Energiesparen“ reifen an dieser Stelle zu kurz; denn die Menschen, von enen wir reden, leben in einer Wohnung von einfacher auart. Deshalb ist es sehr schwierig, dort weitere Eneriesparmaßnahmen durchzusetzen, weil sie da, wo sie isher eingespart haben, nicht noch weiter einsparen önnen; denn ein Kühlschrank muss laufen, und eine aschmaschine muss laufen. Das sind Dinge, die wir ürgerinnen und Bürgern mit niedrigem Einkommen siherlich nicht auch noch versagen wollen. In diesem Zusammenhang ist auch von der KfW zu eden. Die Kredite für die CO2-Gebäudesanierung sind us unserer Sicht zu befürworten. Herr Claus hat bereits arauf hingewiesen, dass wir in den vergangenen Jahren ufstockungen gefordert haben, die Sie jetzt realisieren ollen. Allerdings haben sich im Verlauf der Fördereriode bei den Linken einige Fragen ergeben, die ich ier noch einmal stellen möchte. Die erste Frage betrifft die Förderstruktur. Die Förermittel geben wir im Wesentlichen – bis auf Ausnahen und Anreize – als Darlehen aus. Es wäre besser – so agen die Linken –, diese in Zuschüsse umzuwandeln. as wäre besser für die Mieter, weil die Miete nicht urch die Kreditkosten belastet werden müsste, für die tädte, weil die Sanierungsanreize größer wären, und or allem für die Vermieter – egal, ob kommunal oder rivat –, für die ein Zuschuss wie eine Eigenkapitalhilfe irken würde und dann Anreize gegeben wären, die aus nserer Sicht effektiver sind als das, was wir jetzt haben. Hinzu kommt, dass die Zinsen für KfW-Kredite norm gestiegen sind. Zu Beginn des Programms sind ir mit einer Verzinsung von 1 Prozent gestartet. Jetzt ind wir fast bei banküblichen Zinsen. Für jemanden, der och investieren kann, ist es viel einfacher, wenn er diekt zu seiner Hausbank geht und keinen Antrag bei der fW stellt; vor allem muss er sich nicht kontrollieren assen. Das heißt, unsere Ziele für einen effektiven Kliaschutz werden dadurch infrage gestellt. (Zuruf von der SPD: Und wie ist es beim Zuschuss? – Gegenruf der Abg. Dr. Gesine Heidrun Bluhm Lötzsch [DIE LINKE]: Stellen Sie doch eine Zwischenfrage!)





(A) )


(B) )


– Eben, stellen Sie doch eine Zwischenfrage. Herzlichen
Dank, Frau Kollegin!


(Heiterkeit bei der LINKEN)


Für uns ist eine weitere wesentliche Frage wichtig.
Diese kann ich aufgrund der Zeit jetzt leider nicht mehr
behandeln.


(Iris Gleicke [SPD]: Dann können Sie auch die Antwort nicht geben!)


Aber ich möchte doch noch einmal zum Ausdruck
bringen, dass wir aufgrund der Baupreisentwicklung in
Deutschland ohnehin alternative Modelle finden müs-
sen, durch die wir in die Lage versetzt werden, unsere
Klimaziele und die sozialen Ziele nicht aus den Augen
zu verlieren.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617619500

Das Wort hat nun Petra Weis für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Petra Weis (SPD):
Rede ID: ID1617619600

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn ein Haus-
haltsplanentwurf ein Beitrag einer Bundesregierung und
– das sage ich in Klammern dazu – natürlich auch der sie
tragenden Fraktionen zur Problemlösung sein soll, mit
dem gleichzeitig realisierbare Zukunftskonzepte aufge-
zeigt werden sollen, dann wird dieser Auftrag durch den
vorliegenden Entwurf des Einzelplans 12 in ganz außer-
ordentlichem Maße erfüllt. Deswegen will ich gleich mit
einem Lob an den Minister und sein Team starten.

Wenn wir auf den bau- und stadtentwicklungspoliti-
schen Teil des Haushalts blicken – ich kann mich auf-
grund der Kürze der Zeit nur diesem Aspekt widmen –,
dann können wir unzweifelhaft erkennen, dass Minister
Wolfgang Tiefensee mit diesem Entwurf Lösungen für
die vier großen Herausforderungen anbietet, vor denen
sich die Städte augenblicklich gestellt sehen: der demo-
grafische und wirtschaftsstrukturelle Wandel, die Siche-
rung des sozialen Zusammenhalts in den Städten und in
den städtischen Quartieren, die Integration von Men-
schen mit Migrationshintergrund und nicht zuletzt die
Bewältigung des Klimawandels.


(Beifall bei der SPD)


Darauf reagieren wir mit einer nachhaltigen, weil in-
tegrierten und verlässlichen Stadtentwicklungspolitik,
wobei der Bund die Koordinations- und Netzwerkfunk-
tion übernehmen sollte und die Städte bei der Entwick-
lung eigener maßgeschneiderter Programme und Aktivi-
täten unterstützen muss. Auch deswegen haben wir die
Initiative von Wolfgang Tiefensee im Hinblick auf den
Startschuss für die Nationale Stadtentwicklungspolitik
im letzten Jahr ausdrücklich begrüßt. Ich glaube, dass es

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(C (D ie bislang bundesweit positive Resonanz rechtfertigt, ass wir diese Initiative im Haushalt 2009 mit einer Austattung von 8,5 Millionen Euro begünstigen. Von mindestens ebenso großer Bedeutung ist die Fortetzung und Weiterentwicklung des Programms „Soziale tadt“ – Minister Tiefensee hatte schon vorhin darauf ingewiesen –: zum Ersten auf finanziell hohem Niveau nd zum Zweiten auf der Basis einer neuen Schwerunktsetzung mit Blick auf die Bereiche Integration, Bilung, Qualifizierung und lokale Ökonomie – auch durch ie Ergänzung durch das ESF-Programm BIWAQ; das etone ich ausdrücklich. Damit werden immerhin weitere 104 Millionen Euro es Europäischen Sozialfonds in das Programm „Soziale tadt“ gelenkt. Dadurch kann der innovative, ressortbergreifende und damit vorbildliche Ansatz des Proramms noch besser umgesetzt werden. Das Programm Soziale Stadt“ ist nach fast zehn Jahren schon jetzt ein iesenerfolg. Den Herausforderungen des demografischen und des irtschaftsstrukturellen Wandels sind wir in den letzten ahren mit den beiden Programmen „Stadtumbau Ost“ nd „Stadtumbau West“ erfolgreich begegnet. Meine raktion begrüßt es ausdrücklich, dass das Programm Stadtumbau West“ um 18 Millionen Euro aufgestockt urde. An dieser Stelle will ich aber ehrlich gesagt nicht erhehlen, dass wir uns wünschen, im Zuge dieser Hausaltsberatungen dort noch ein Schippchen draufzulegen. Dies wünschen wir uns nicht nur, weil durch den Abchlussbericht des EXWOST-Forschungsfelds „Stadtmbau West“ deutlich gemacht wird, welch positives Fait wir nach den bislang erreichten Ergebnissen ziehen üssen; denn durch die beschriebenen Impulsprojekte ird eindrucksvoll beschrieben, dass wir innerhalb von icht einmal fünf Jahren auch in Westdeutschland erhebiche Fortschritte bei der Bewältigung von Schrumpfung nd Leerstand erzielt haben. Ein stärkerer Aufwuchs der ittel für das Programm „Stadtumbau West“ ist unseres rachtens auch deswegen angezeigt, weil aufgrund der roblemlagen in manchen Regionen Westdeutschlands viele sagen vielleicht sogar: in vielen – inzwischen un erzügliches Handeln erforderlich ist, was die Städte uch bei noch so großer Anstrengung und, wie ich eine, noch so gutem Willen nicht alleine leisten kön en. Abschließend möchte ich das Thema Klimawandel ur kurz streifen, weil der Minister und auch der Kollege übner schon ausführlich Stellung dazu bezogen haben. ir müssen in der Tat die Frage beantworten, was wir zu iner klimagerechten Stadt beitragen können, die zuleich immer auch eine sozial gerechte Stadt sein muss. eswegen sind Klimaschutz und Energieeffizienz in den tädten von einer ganz besonderen Bedeutung. Wir wissen, dass die Energieeffizienz von bestehenen Gebäuden, aber auch von ganzen Stadtstrukturen nzureichend ist. Wir haben hier einen hohen Nachhol Petra Weis bedarf. Deswegen ist der Slogan der energieeffizienten und klimagerechten Stadtentwicklungspolitik sicherlich modern. Wir haben – das haben meine Vorredner bereits angesprochen – in diesem Haushalt Vorkehrungen getroffen, um auf diesem Weg auch im nächsten Jahr weitere Erfolge zu erzielen. Wir begrüßen ausdrücklich die Fortsetzung des Investitionspakts zur energetischen Sanierung der städtischen Infrastruktur. Wir sollten aber in den kommenden Wochen vielleicht noch darüber sprechen, ob die vorgesehenen 100 Millionen Euro der zu lösenden Aufgabe wirklich gerecht werden. Es geht immerhin um Kommunen in Haushaltsnotlagen. Wer weiß, wo ich herkomme, der weiß, dass ich weiß, wovon ich rede. Ich glaube, dass deren Unterstützung auf diesem Zukunftsfeld der Stadtentwicklung eine Aufgabe ist, die wir sehr konsequent fortsetzen sollten. Dafür brauchen wir eine entsprechende Mittelausstattung. Angemessen und notwendig ist zweifelsohne die bessere Ausstattung des CO2-Gebäudesanierungsprogramms. Dazu ist aber in der Tat von meinen Vorrednern und meinen Vorrednerinnen fast alles gesagt worden. Deswegen will ich mich auf einige Sätze beschränken. Neben den wirtschaftsund arbeitsmarktpolitischen Aspekten will ich gern wiederholen, was man meines Erachtens gar nicht oft genug wiederholen kann: Energieeffizienz und Energiesparen sind zwei Bausteine, auf die es in den kommenden Jahren ganz besonders ankommt. Es geht um Klimaschutz und um das buchstäbliche Schonen des Geldbeutels gerade auch für die Bevölkerungsgruppen, von denen wir wissen, dass sie den galoppierenden Energiepreisen scheinbar ohnmächtig gegenüberstehen. Sie zu unterstützen, ist unser aller gemeinsamer Wille. Dagegen hilft auch die Erhöhung des Wohngelds unter Einbeziehung der Heizkosten. Aber darauf haben Minister Tiefensee und Klaas Hübner schon ausführlich hingewiesen. Deswegen kann ich es bei diesen wenigen Sätzen belassen. Eine klimagerechte Stadt ist auch immer Teil einer sozial gerechten Stadt. Ich glaube, wenn wir uns diesem Kredo verpflichtet fühlen und in den kommenden Wochen bei den Beratungen Wert darauf legen, dass der Einzelplan 12 diesem Anspruch jederzeit gerecht werden kann, dann haben wir nicht nur ein gutes Werk getan, sondern hoffentlich auch eine qualitativ hochwertige Debatte hinter uns. Ich danke Ihnen herzlich für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617619700

Das Wort hat nun Kollege Peter Hettlich für die Frak-

tion Bündnis 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Meine Damen und Herren! Ich möchte gerne n das Ende der Rede von Winfried Hermann anknüpen, als er auf das Papier der Bundesregierung eingeganen ist, dass die Kostensteigerungen vor allen Dingen ei Infrastrukturprojekten und auch bei anderen Projeken – zum Teil bei besonders ambitionierten Vorhaben ie Tunnelbauten – bis zu 100 Prozent betragen können. Vonseiten der Koalition wurde dann gefragt, wo die onstruktiven Vorschläge dazu bleiben. Ich hätte schon inige. Die Kostensteigerung einfach damit zu beantorten, dass der Etat verdoppelt wird, weil alles 00 Prozent teurer wird, wäre falsch. Wir müssen vielehr nach den Ursachen der Kostensteigerungen fragen. Wenn Sie ins Detail gehen – das will ich Ihnen heute rsparen –, dann werden Sie schnell merken, dass es in em Papier eine ganze Menge an Handlungsansätzen ibt, die wir als Parlament aufgreifen müssen. Es reicht icht aus, den Einzelplan 12 zu verabschieden und zu saen: Aus und vorbei. Es interessiert uns nicht, wie die rojekte später laufen. – Wir werden von den Bürgern ngesprochen, wenn in der Presse darüber berichtet ird, dass ein Autobahnprojekt teurer geworden ist als eplant. Wir setzen uns als Fachausschuss dann aber nicht mit en Haushältern zusammen, um zu fragen, warum es eurer geworden ist. An dieser Stelle müssen wir eine essere Kostenkontrolle sowohl von der Exekutive als uch von uns selbst einfordern. Das ist unsere Pflicht. Das ist ein Vorschlag. Ich hätte noch eine ganze enge anderer Vorschläge, die ich vielleicht im Aus chuss erläutern kann. Ich könnte mir vorstellen, einen nterausschuss zu diesem Thema zu gründen, damit wir ns nicht nur im Vorhinein, sondern auch im Nachhinein it solchen Projekten beschäftigen. Für mich als Baupolitiker ist die energetische Geäudesanierung ein sehr wichtiges Thema. Kollegin luhm ist ebenso wie andere Kollegen bereits darauf ingegangen. Die energetische Gebäudesanierung ist in er Tat alternativlos, und wir freuen uns, dass dieser Beeich finanziell entsprechend gut ausgestattet wird. Aber as entbindet uns nicht von der Pflicht, darauf zu achten, b die Gelder sinnvoll ausgegeben werden. Ohne in den uch des Netzbeschmutzers kommen zu wollen, meine ch, dass nicht alles so toll ist, wie es hier dargestellt ird. Beispielsweise sollten wir jedes Jahr 1 Million Tonen CO2 kumulativ einsparen. Bis jetzt haben wir ,2 Millionen Tonnen in zweidreiviertel Jahren gechafft. Wir werden also dieses Ziel verfehlen. Auf eine Kleine Anfrage zur Qualität dieser Maßnahmen at die Bundesregierung geantwortet, dazu sei ihr nichts ekannt. Interessanterweise hat aber der Verband Privaer Bauherren eine Studie veröffentlicht, die übrigens uch Stephan Kohler von der dena in einer öffentlichen eranstaltung schon vorgestellt hat. Daraus will ich drei ahlen nennen, bei denen uns angst und bange werden Peter Hettlich kann. Die Studie besagt: In den untersuchten Nachweisen zur EnEV sind die Berechnungen falsch. Es geht übrigens um einen Umfang von 8 000 Stichproben. Auf 59 Prozent der untersuchten Stichproben traf das zu. Das Haus entspricht überhaupt nicht den Anforderungen der EnEV. 40 Prozent aller Stichproben hatten dieses Ergebnis. 53 Prozent der – zum Beispiel durch die KfW – geförderten Bauten entsprachen offensichtlich nicht den Förderbedingungen. Das ist keine Petitesse. Ich fordere die Bundesregierung auf, aktiv zu werden. Es geht nicht darum, mehr Geld ins System zu stecken, sondern darum, dass möglichst viel von dem Geld bei den Menschen ankommt und dass möglichst viel für den Klimaschutz getan wird. Es geht auch um die Ehrlichkeit gegenüber den Bauherrinnen und Bauherren, die sich darauf verlassen, dass sie ein KfW-40-Haus bekommen und nicht später anhand der Abrechnungen feststellen müssen, dass es sich um ein KfW-60-Haus handelt. Hier müssen wir eine ganze Menge tun. Manchmal muss man nur seinen Kopf anstrengen. Dann geht es auch mit weniger Geld. Zum Stadtumbau möchte ich kurz Folgendes sagen: Keine Frage, der Stadtumbau Ost ist ganz wichtig. Ich freue mich aber, dass auch das Budget für den Stadtumbau West deutlich aufgestockt wurde. Das wird von unserer Seite, insbesondere von den ostdeutschen Politikern, unterstützt. Aber passen Sie auf, dass Sie sich nicht mit fremden Federn schmücken! Der Stadtumbau Ost ist Bestandteil des Korbs II des Solidarpaktes. Das heißt, alle Mittel, die in den Stadtumbau Ost fließen – das gilt auch für die Altschuldenhilfe –, kommen aus dem Korb II. Wir müssen uns fragen, wo wir die Prioritäten setzen. Daher sind die Altschuldenhilfe und die Verlängerung der Geltungsdauer der entsprechenden Regelungen sehr dezidiert zu betrachten. Das trifft übrigens auf die Verlängerung der Geltungsdauer der Investitionszulage genauso zu. Was weg ist, ist weg. Deswegen brauchen wir intelligente Lösungen. Es bringt also nichts, wenn man sich wie Herr Claus hier hinstellt und behauptet: Wir tun etwas für den Osten. Wir müssen mit dem vorhandenen Instrumentenkasten möglichst gut arbeiten. Damit ist uns allen gedient, vor allem den Menschen, für die wir uns im Bundestag engagieren. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Als letztem Redner zu diesem Einzelplan erteile ich dem Kollegen Dirk Fischer für die CDU/CSU-Fraktion das Wort. Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Mobilität ist für unsere moderne, dynamische Volkswirtschaft eine Grundvoraussetzung. Dafür brauchen wir e d r P 6 v s r w m I e u d z g f d h m s v 1 h W i l v 2 E s E ß n k M n s d 1 s n n N t d t w a N s l (C (D ine entsprechende Verkehrsinfrastruktur. Wir wissen, ass wir mit weiteren erheblichen Herausforderungen zu echnen haben. Neuere Prognosen sagen bis 2025 ein lus von 16 Prozent im Personenverkehr, ein Plus von 5 Prozent im Güterverkehr auf der Schiene und ein Plus on 84 Prozent im Straßengüterfernverkehr voraus. Das ind gewaltige Steigerungsraten. Auf diese Herausfordeungen müssen wir Antworten geben. Der Haushaltsenturf dokumentiert, dass sich die Große Koalition beüht, dem Rechnung zu tragen und Antworten zu geben. ch denke, dass wir im Entwurf des Einzelplans 12 mit iner Steigerung der Investitionen für Schiene, Straße nd Wasserstraße einschließlich des kombinierten Laungsverkehrs um rund 1 Milliarde Euro im Vergleich um geltenden Finanzplan eine deutliche und überzeuende Antwort gefunden haben. Insgesamt stehen rund 10,2 Milliarden Euro zur Verügung. Dies ist ein historischer Höchststand. Auch in er Finanzplanung wurden die jährlichen Ansätze um ohe dreistellige Millionenbeträge gesteigert. Zusammen it den Mitteln für das GVFG, das Satellitennavigations ystem Galileo und weiteren Positionen erreichen die Inestitionen im Verkehrsbereich ein Volumen von über 2 Milliarden Euro. Wie der Minister bereits ausgeführt at, ist das der größte Investitionshaushalt des Bundes. ir haben den Turn-around zugunsten der Investitionen n diesem Haushalt erreicht. Der Investitionshaushalt iegt mit rund 54,3 Prozent deutlich über den konsumtien Ausgaben. Wenn ich das mit der rot-grünen Finanzplanung von 005 vergleiche, dann stelle ich fest: Statt 3,1 Milliarden uro investieren wir 3,9 Milliarden Euro in die Bundeschienenwege. Bei der Straße sind es 5,2 Milliarden uro statt 4 Milliarden Euro. Bei den Bundeswasserstraen investieren wir 900 Millionen Euro statt 561 Millioen Euro. Das ist eine deutliche Verbesserung. Natürlich ommt ein Großteil dieser Mittel aus den gestiegenen auteinnahmen. Durch diese haushaltspolitischen Maß ahmen wird aber das oberste Ziel, den Haushalt zu konolidieren, nicht gefährdet. Wir freuen uns jedenfalls, ass die zusätzlichen Mittel in Höhe von insgesamt ,08 Milliarden Euro eins zu eins in die Verkehrsinfratruktur fließen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617619800

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


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(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617619900

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1617620000

So erfreulich dies alles ist, müssen wir dennoch über
eue Wege in der Verkehrsinfrastrukturfinanzierung
achdenken. Wir brauchen eine echte und glaubwürdige
utzerfinanzierung bei der Straße über das Instrumen-

arium der Lkw-Maut. Wenn wir den Nutzern sagen,
ass sie zahlen müssen, um mehr und bessere Infrastruk-
ur zu bekommen, dann muss dieses Wort auch eingelöst
erden. Ansonsten fühlt sich der Nutzer getäuscht. Wir

lle haben kein Interesse daran, dass der Gedanke der
utzerfinanzierung diskreditiert wird, indem solche Zu-

agen nicht eingelöst werden, was in der Vergangenheit
eider geschehen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dirk Fischer (Hamburg)

Es wäre sehr überzeugend, wenn die Mautmittel un-
mittelbar der Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesell-
schaft, der sogenannten VIFG, zufließen würden. Das
würde die Akzeptanz der Maut deutlich erhöhen, weil da-
mit ein zielgerichteter Mitteleinsatz bei der Straße und zu-
sätzliche Handlungsspielräume für die VIFG ermöglicht
würden. Die VIFG könnte in Abstimmung mit den Bun-
desländern spezielle Straßeninfrastrukturprogramme,
zum Beispiel ein Brückensanierungsprogramm oder ein
Programm zum Ausbau der Parkplatzanlagen an Auto-
bahnen, aus diesen Mitteln finanzieren; denn wir brau-
chen bei der Infrastrukturfinanzierung und der Bestands-
pflege insgesamt mehr Planungssicherheit.

Aus diesem Grund sollten wir darüber nachdenken,
ob wir nicht das Instrument, das wir jetzt bei der Schiene
schaffen, nämlich eine Leistungs- und Finanzierungs-
vereinbarung, in Zukunft auch für die Straße schaffen
sollten. Wir sollten eine Vereinbarung zwischen Bund,
Ländern und der VIFG treffen, damit die Straßeninvesti-
tionen des Bundes über einen mittelfristigen Zeitraum
auf einem hohen Niveau gesichert werden können. Da-
mit könnten wir den Ländern über verstetigte Mittel für
das Bestandsnetz die Chance geben, den Substanzerhalt
zu finanzieren, was mehr Planungssicherheit bedeutet.
Damit wäre das ausgeschlossen, was in der Vergangen-
heit geschehen ist, dass nämlich Mittel aus Erhaltungs-
titeln in Neubaumaßnahmen umgeschichtet werden. Da-
mit fahren wir auf Verschleiß; das ist riskant. Durch eine
Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung könnte das
ausgeschlossen werden.

Auch beim Neu- und Ausbau brauchen wir eine ste-
tige Finanzplanung, um eine durchgängige, mehrjährige
Finanzierung gewährleisten zu können.

Außerdem müssen wir über zusätzliche Finanzie-
rungslösungen außerhalb des Bundeshaushaltes unter
temporärer Einbindung von Fremdkapital nachdenken.
Eine begrenzte Kreditermächtigung für die VIFG bei
Zustimmung des Bundesfinanz- und des Bundesver-
kehrsministeriums, die wir als Verkehrspolitiker befür-
worten, wäre akzeptabel, um gewisse Unwuchten beim
Zu- und Abfluss der Mittel ausgleichen zu können, da-
mit Baustellen kontinuierlich optimal abgewickelt wer-
den können. Damit ließe sich ein kraftvoller Impuls für
mehr private Investitionen in die Verkehrswege organi-
sieren.

Ich will noch den anderen Bereich unseres Ministe-
riums, Wohnungswesen und Städtebau, kurz ansprechen.
Auch da gibt es erhöhte Investitionen. Es stehen insge-
samt Mittel in Höhe von 1,9 Milliarden Euro zur Verfü-
gung. Besonders hervorheben möchte ich das CO2-Ge-
bäudesanierungsprogramm. Aus einer kleinen rot-
grünen Pflanze ist unter der Pflege der Großen Koalition
ein großer Baum mit reifen Früchten geworden.


(Iris Gleicke [SPD]: Schön, dass ich das noch hören darf!)


Darüber sollten wir uns alle um der Sache willen freuen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Dieses Programm wurde für die Jahre 2006 bis 2009 m jeweils 1 Milliarde Euro aufgestockt. Allein 2007 onnten damit Baumaßnahmen an circa 200 000 Wohungen gefördert werden. Damit wird auch ein gewalties Volumen handwerklicher Beschäftigung ermöglicht. arüber freuen wir uns natürlich sehr. Das CO2-Gebäuesanierungsprogramm ist das ausbaufähige Erfolgsproekt der Großen Koalition. Es soll aufgestockt und bis 011 verstetigt werden. Aber es muss auch attraktiv und lanbar für den Einzelnen sein. Kurzfristig und wiederolt steigende Zinssätze sind das nicht. Meine Fraktion schlägt ergänzend die Verbesserung er steuerlichen Rahmenbedingungen für den energieffizienten Wohnungsbau vor. Dieser Rechtsanspruch m Rahmen der ohnehin abzugebenden Steuererklärung ürde für den Einzelnen hohe Planungssicherheit ohne ürokratischen Zusatzaufwand bedeuten. So würde man ie Investitionsanreize für jene stärken, für die Kredite der Zulagen wenig attraktiv oder bürokratisch zu aufendig sind. Davon könnten alle Hauseigentümer profi ieren. Das Klima würde es danken, die Konjunktur ohehin. Der Bund stellt den Ländern auch 2009 allein 18 Millionen Euro als Kompensationszahlung für die bernahme der sozialen Wohnraumförderung zur Verfüung. Es wäre wirklich schön, wenn dieses Geld volltändig für diesen Zweck ausgegeben würde; (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und bei der SPD)


enn Haushaltssanierung der Länder zulasten der
chwachen auf dem Wohnungsmarkt war nun wahrlich
icht das Ziel der Föderalismusreform I.

Den Schwachen am Wohnungsmarkt wird zudem
urch die Novelle zum Wohngeldrecht geholfen. Der
inister hat es dargestellt; ich möchte das nicht wieder-

olen. Wir haben die Mittel deutlich erhöht. Als sachge-
echte Antwort auf die steigenden Energiekosten haben
ir eine Heizkostenkomponente eingeführt. Wenn es ge-

änge, das Inkrafttreten der Novelle auf den 1. Oktober
ieses Jahres vorzuziehen, würden wir uns darüber sehr
reuen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich möchte zum Schluss kommen. Die Finanzhilfen
es Bundes für die Städtebauförderung sind erheblich
estiegen. Die neuen Programme sind bereits angespro-
hen worden; wir wollen sie gerne ausbauen und hoffen,
ass hier im Rahmen der Haushaltsberatungen noch
icht das letzte Wort gesprochen ist. Städtebauförderung
st nämlich stets gut angelegtes Geld. Die Anstoßwir-
ung der Finanzhilfen des Bundes, der Länder und der
emeinden führt dazu, dass die Investitionswirkung
urch finanzielle Mittel der Bauherren verfünffacht
ird.

Sie sehen: Die Große Koalition stellt sich neuen He-
ausforderungen und gibt, wie ich denke, überzeugende
aushaltspolitische Antworten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617620100

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

nicht vor.

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums für Gesundheit, Einzelplan 15. Das
Wort hat Bundesministerin Ulla Schmidt.


(Beifall bei der SPD)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1617620200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

Einzelplan 15 steigt im kommenden Jahr politisch ge-
wollt um 53 Prozent. Der Bundeszuschuss an die gesetz-
liche Krankenversicherung erhöht sich um 1,5 Milliar-
den Euro auf 4 Milliarden Euro und wird in den
kommenden Jahren Schritt für Schritt auf 14 Milliarden
Euro angehoben. So entlasten wir die Krankenkassen
und damit auch die Beitragszahler von Aufwendungen,
die entstehen, wenn zum Beispiel die Familien Leistun-
gen in Anspruch nehmen.

Wir halten an der solidarischen Krankenversicherung
fest. Sie ist das solide Fundament eines gut funktionie-
renden, modernen und leistungsfähigen Gesundheitswe-
sens. Lassen Sie mich angesichts der aktuellen Finanz-
krise auf eines hinweisen: Es ist gut, dass wir dabei
geblieben sind, dass Menschen für Menschen stehen,
dass wir es bei der Umlagefinanzierung belassen haben
und nicht denen gefolgt sind, die teilweise die gesamte
Krankenversicherung auf Kapitaldeckung umstellen
wollten.


(Beifall bei der SPD)


Ich glaube, angesichts der Nachrichten, die uns derzeit
Tag für Tag erreichen, ist das für die Menschen sehr be-
ruhigend. Kapitaldeckung als Ergänzung ja, aber nie-
mals ausschließlich. Menschen haben auf dieser Welt
schon sehr negative Erfahrungen mit Kapitaldeckung ge-
sammelt. Deshalb hält die Koalition daran fest, dass die
Grundfesten über die Umlagefinanzierung solidarisch
getragen werden.

Mit 73 Millionen Euro für operative Mittel hat der
Einzelplan 15 eine solide Grundlage, um wichtige ge-
sundheitspolitische Maßnahmen durchzuführen. Beson-
ders hervorheben möchte ich, dass wir rund 4 Millionen
Euro mehr, und damit fast 40 Millionen Euro, zur Verfü-
gung haben, um Prävention und Aufklärung zu stärken.
Dazu gehört beispielsweise die Unterstützung von Pro-
jekten zu gesunder Ernährung und mehr Bewegung.
Dazu gehört der Kampf gegen HIV und Aids, für den
mehr Geld zur Verfügung steht. Dazu gehört die Finan-
zierung von Projekten in diesem Sektor in Osteuropa,
zum Beispiel die Finanzierung von elf Projekten in der
Ukraine zur Aidsprävention. Dazu gehört auch eine
Kampagne zur Steigerung der Bereitschaft, Organe und
Plasma zu spenden, damit mehr Menschen eine Chance
erhalten, zu überleben.


(Beifall bei der SPD)


Wir werden älter, und mit der Zunahme der Zahl der
hochbetagten Menschen steigt auch die Anzahl derer, die
demenziell erkrankt und in ihrer Alltagskompetenz ein-

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(C (D eschränkt sind. Die Koalition und die Bundesregierung ollen wissen: Welche Angebote brauchen demenziell rkrankte Menschen? Was müssen wir tun, um ihre elbstständigkeit zu erhalten? Wie kann ihre Würde beahrt werden? Deshalb bin ich sehr froh, dass wir die ersorgungsforschung stärken und die Mittel für das euchtturmprojekt Demenz, das sich speziell mit diesen ragen beschäftigt, im kommenden Jahr 8,5 Millionen uro betragen werden. Wir brauchen dieses Wissen über ie Älteren auch zur Unterstützung der Familien. Wir wollen uns aber auch um die Jüngsten kümmern. ir wollen, dass Kinder gleich gute Chancen auf eine estmögliche Gesundheit und damit auf den besten Start ns Leben haben. Deshalb fördern wir Maßnahmen im ahmen der Strategie der Bundesregierung zur Verbes erung der Kindergesundheit durch mehr Früherkenungsuntersuchungen, mehr aufsuchende Hilfen, speiell für sozial benachteiligte Familien, und durch ein esseres Gesundheitsmonitoring. Die Zielsetzung der Gesundheitspolitik der Bundesegierung hat sehr viel mit dem Paradigmenwechsel zu un, der in den letzten Jahren stattgefunden hat: von der ürsorge zur Teilhabe hin zur Selbstbestimmung. Desalb ist das Ziel „so lange wie möglich, so selbstständig ie möglich, so schmerzfrei wie möglich und mit so viel ürde wie möglich“ für alle Bürgerinnen und Bürger ei es der Ziele in der Gesundheitspolitik, von dem wir uns uch leiten lassen, wenn wir Leistungen der gesetzlichen rankenkassen ausweiten. Wir haben das mit der Ge undheitsreform ganz gezielt gemacht. Ich nenne den echtsanspruch auf Rehabilitation unabhängig davon, ie alt jemand ist, den Rechtsanspruch auf Impfschutz, ater-/Mutter-Kind-Kuren, die Stärkung der häuslichen rankenpflege und der häuslichen Versorgung oder auch en Aufbau der Palliativversorgung für schwerstkranke enschen, damit auch Menschen, die schwer krank sind nd die ihre letzten Stunden oder Tage vor sich haben, zu ause sterben können, wenn sie dies wünschen, und rotzdem eine gute Versorgung haben. Wir sind uns dabei bewusst, dass die Erbringung und ie Ausweitung dieser Leistungen davon abhängen, dass ag für Tag Menschen da sind, die anderen Menschen elfen, die für andere da sind und diese Leistungen erringen. Ich bin der Auffassung, ihnen gebührt nicht imer nur unser Dank, sondern wir haben die Pflicht, für ute Rahmenbedingungen zu sorgen, damit diejenigen, ie diese Arbeit machen, gute Arbeitsbedingungen vorinden und auch anständig honoriert werden; denn das ist ie Voraussetzung dafür, dass wir auch morgen und bermorgen wieder junge Menschen finden, die diesen eruf ergreifen und auch in diesem Beruf bleiben. (Beifall des Abg. Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE])


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


eshalb wird es auch im kommenden Jahr eine Auswei-
ung von Leistungen in diesem Bereich geben.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das hat viel mit der vereinbarten Honorarreform zu
tun. Das ist nicht nur eine Frage von mehr Geld; viel-
mehr geht es vor allem darum, dass wir den Weg für ein
überschaubares, kalkulierbares und verlässliches Vergü-
tungssystem öffnen wollen. Wir wollen Spielräume er-
öffnen und Anreize setzen, damit Menschen in unterver-
sorgte Regionen gehen, damit die Möglichkeit besteht,
Hausbesuche und die Arbeit in Pflegeeinrichtungen und
vieles mehr adäquat zu honorieren und dort mehr Geld
auszugeben, wo es gebraucht wird.


(Beifall bei der SPD)


Dazu gehört, dass die Qualität verbessert wird. Ich er-
warte von den Krankenkassen – ich hoffe, dass ich da in
Ihrem Namen sprechen kann –, dass bei den vertragli-
chen Vereinbarungen dafür gesorgt wird, dass – wenn
die Bürgerinnen und Bürger über ihre Beiträge höhere
Honorare finanzieren – in den Praxen mit einem unter-
schiedlichen Service für privat und für gesetzlich Versi-
cherte endlich Schluss ist. Ich wiederhole: Es muss eine
bessere Qualität angeboten werden.


(Beifall bei der SPD)


Wir haben die Krankenhäuser lange Jahre konsoli-
diert. Aber auch hier brauchen wir eine verlässliche
Neuregelung. Wir sind als Koalition der Auffassung,
dass wir einen Teil der tariflich bedingten Mehrausgaben
aus Mitteln der GKV finanzieren sollten. Wir wissen
auch, dass allein mehr Geld nicht ausreicht; vielmehr
geht es darum, einen Weg zu finden, der eine zukunftsfä-
hige Finanzierung der Krankenhäuser unter Einbezie-
hung der Investitionsmittel ermöglicht; denn nur dann
kann ein Krankenhaus reagieren, wirtschaftlich arbeiten
und die hohe Qualität in der Patientenversorgung ge-
währleisten. Wir wollen auf Dauer nicht zulassen, dass
zulasten der Beschäftigten Gelder, die über die Kranken-
kassen für die Versorgung von Patienten gezahlt werden,
nur deswegen für Investitionen genutzt werden, weil die
Länder ihre Verantwortung hier nicht übernehmen.


(Beifall bei der SPD)


Wir werden bei einer dualen Finanzierung bleiben.

Das Pflegepersonal muss von uns dringend unter-
stützt werden. Die Menschen, die diese Arbeit leisten,
sind an ihre Grenzen gestoßen. Deshalb machen wir den
Vorschlag, dass in den nächsten drei Jahren 21 000 neue
Pflegekräfte eingestellt werden. Wir wollen innerhalb
dieser Zeit dafür sorgen, dass deren Finanzierung dauer-
haft sichergestellt ist, insbesondere was die pflegeinten-
siven Bereiche angeht.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Norbert Barthle [CDU/CSU])


Wer diese Dinge will, wer weiß, dass wir in die Arz-
neimittelversorgung und in andere Bereiche aufgrund
der – Gott sei Dank höheren – Überlebensfähigkeit von
vielen, die schwer erkrankt sind, aber auch aufgrund ei-
ner älter werdenden Gesellschaft mehr investieren müs-

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(C (D en, der muss auch dafür sorgen, dass die Beitragsgelder air und gerecht aufgebracht werden. Ich frage einmal all diejenigen, die jetzt dagegen einreten, dass wir über den Gesundheitsfonds einen eineitlichen Beitragssatz auf den Weg bringen: Wie soll as denn weitergehen, wenn wir schon heute für gleiche eistungen – Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte – eien Unterschied zwischen 11,3 Prozent und 16,5 Prozent aben? Es hat viel damit zu tun, dass in der einen Kranenkasse viele ältere und kranke Menschen sind, auch flegebedürftige, während in der anderen viele gesunde ind. Wenn wir dies ohne eine neue Finanzierung auf en Weg brächten, dann würden diejenigen Krankenkasen, die es schon heute schwer haben, weil sie mehr als in Drittel aller älteren Menschen zu versorgen haben, och höhere Beiträge erheben müssen und in noch gröere Schwierigkeiten kommen. Deshalb ist es gerecht, was wir machen. Alle zahlen en gleichen Anteil von ihrem Einkommen für die Fianzierung der Leistungen. Wir werden das Geld über en Fonds so verteilen, dass dahin, wo kranke Menschen ind, mehr Geld fließt als dorthin, wo gesunde Menschen ind. Dann haben wir auch die Basis für eine fairere und erechtere Finanzierung im Bereich der gesetzlichen rankenversicherung. Danke schön. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617620300

Das Wort hat nun Claudia Winterstein für die FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1617620400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Frau Ministerin Schmidt, der Countdown läuft:
er Gesundheitsfonds steht kurz vor seiner Einführung –

eider, muss ich sagen. Während Sie das als Erfolg fei-
rn, will ich hier heute noch einmal vor diesem sozial-
olitischen Experiment warnen. Schon vor zwei Jahren
aben wir an dieser Stelle über den Gesundheitsfonds
ebattiert. Schon vor zwei Jahren haben praktisch alle
ruppen und Verbände aus dem Gesundheitswesen den
onds abgelehnt. Aber auch die Experten konnten Sie
icht überzeugen.

Ihr Gesundheitsfonds gleicht einem – das sage ich
nsbesondere als Haushälterin – finanziellen Blindflug,
rau Ministerin.


(Beifall bei der FDP)


ber den Fonds sollen mehr Steuergelder in das Gesund-
eitssystem fließen. 4 Milliarden Euro sollen es im
ächsten Jahr sein, im Jahr darauf dann 5,5 Milliarden
uro, bis der Zuschuss auf 14 Milliarden Euro jährlich
ngewachsen ist. Allein bis dahin werden insgesamt
5 Milliarden Euro in den Fonds fließen. Das ist eine
erdammt schwere Hypothek für alle zukünftigen Haus-
alte. Vielleicht sollten Sie auch einmal daran denken.






(A) )



(B) )


Dr. Claudia Winterstein
Über die Erstausstattung des Fonds bei seinem Start
im Januar haben Sie sich offenbar überhaupt noch keine
Gedanken gemacht. Aber es geht auch nur um 13 Mil-
liarden Euro; das ist ja nicht so dramatisch, Frau Minis-
terin.


(Mechthild Rawert [SPD]: Das ist eine bodenlose Übertreibung!)


Sie haben versprochen: Durch die verstärkte Steuerfi-
nanzierung sollen die Beiträge der Versicherten stabil
gehalten werden. Aber genau das passiert nicht. Die Bei-
träge steigen und steigen – trotz mehr Steuergeld.


(Beifall bei der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Das stimmt doch so gar nicht!)


Schon jetzt liegt der Durchschnittsbeitragssatz mit
14,9 Prozent auf Rekordhoch, und viele Experten gehen
davon aus, dass der Beitragssatz mit dem Fonds dem-
nächst auf 16 Prozent steigen wird.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Na, na!)


Damit müssen die meisten Versicherten im nächsten
Jahr deutlich mehr zahlen. Diese Versicherten müssen
sich von Ihnen eigentlich betrogen fühlen; denn Sie
selbst haben in der Vergangenheit immer wieder zum
Wechsel in die günstigeren Krankenkassen aufgerufen.
Wer Ihrem Ruf gefolgt ist, der wird jetzt bestraft.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das stimmt doch nicht! Beitragsrückgewähr!)


Zur Situation der Krankenkassen. Sie versetzen die
Kassen in eine doppelte Unsicherheit. Die Kassen wis-
sen erst im Dezember, wie hoch die Zuweisungen aus
dem neuen Fonds überhaupt sein werden. Erst dann wird
klar sein, ob sie von ihren Versicherten noch einen Zu-
schlag erheben müssen. Manche Kassen, denen es heute
ganz gut geht, können im nächsten Jahr schon in der In-
solvenz stecken.

Dabei müssen die Kassen sowieso schon genug neue
Belastungen schultern: Ärztehonorare, Klinikfinanzie-
rung, Arzneimittelpreise, Gesundheitskarte. Es sind
Milliardensummen, die die Krankenversicherungen
stemmen müssen. Dazu kommen die Bürokratiekosten
aus dem Gesundheitsfonds.

Außerdem sorgen Sie bei den Kassen für eine gera-
dezu absurde Wettbewerbssituation. Es wird in Zukunft
einen Wettbewerb um Kranke geben, allerdings nur um
jene Patienten, für die die Kassen Zuweisungen aus dem
Fonds erhalten, weil sie unter einer von 80 bestimmten
Krankheiten leiden. Damit profitieren die Kassen von
kranken Versicherten, und das senkt, denke ich, den An-
reiz, Präventionsmaßnahmen anzubieten.

Damit sind wir beim Thema Prävention; das ist ja
auch Ihnen ein wichtiges Anliegen. Für Ihre Präven-
tionskampagne planen Sie 2,5 Millionen Euro ein, für
den Aktionsplan „Gesundheitliche Prävention durch aus-
reichende Bewegung und ausgewogene Ernährung“
noch einmal 5 Millionen Euro, dazu weitere Millionen-
beträge für die Öffentlichkeitsarbeit. Frau Ministerin,
alle diese Kampagnen sind Aktionismus auf Kosten des
Steuerzahlers, vor allem um davon abzulenken, dass Sie

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(C (D ie wirklichen Probleme wie die Schaffung einer soliden esundheitsfinanzierung nicht in den Griff bekommen. Sie haben eben von „leistungsfähig“ gesprochen. Ich abe überhaupt nicht verstanden, was hier wirklich leisungsfähig sein soll. Eigentlich wird uns immer wieder ur das Gegenteil gezeigt. Wir brauchen einen grundlegenden Systemwechsel um privaten Krankenversicherungsschutz mit sozialer bsicherung für alle. ieser Sozialausgleich soll aus Steuergeldern finanziert erden, was in dem Fall auch sinnvoll ist. Es macht aber berhaupt keinen Sinn, weiter Geld in das bestehende, arode System hineinzupumpen. Eine Geldspritze wirkt a eher wie Gift. Dadurch werden die Mängel nur noch eiter verstetigt, und der Druck, eine grundlegende Re orm durchzuführen, sinkt. Wir lehnen den Gesundheitsfonds ab. Der Fonds löst icht die Probleme unseres Gesundheitssystems, sonern schafft im Endeffekt neue. Das Wort hat nun Kollege Wolfgang Zöller für die DU/CSU-Fraktion. Grüß Gott, Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Man kann hier Kritik anbringen, aber eines ist nbestritten: Die Koalition hat in den vergangenen drei ahren in der Gesundheitspolitik wohl den größten Aufabenkatalog erledigt, der je in einer Legislaturperiode rledigt wurde. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Es ist noch nichts erledigt! Es ist noch alles offen!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1617620500

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1617620600

ie Gesundheitsreform ist zudem mit erheblichen Ver-
esserungen für Patienten und Versicherte verbunden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich kann das kurz aufzählen – ich mache es nur stich-
unktartig –: Es gibt keine neuen oder höheren Zuzah-
ungen. Es gibt sogar mehr Leistungen, wie zum Beispiel
ür Schmerztherapien und Palliativmedizin. Niemand
leibt ohne Versicherungsschutz. Es gibt mehr Wahl-
echte bei den Versorgungsformen und zum Beispiel
ehr Wahlmöglichkeiten bei der Frage, welche Reha-
inrichtung man besuchen möchte. Wir haben auch eine
eform bei der ärztlichen Vergütung zustande gebracht,
ie eine deutliche Verbesserung der Honorare vorsieht.

Neben diesen unbestreitbaren Verbesserungen bei der
rankenversicherung haben wir erstmals seit zwölf Jah-

en die Leistungen der Pflegeversicherung ausgeweitet
nd verbessert. Ich nenne das Stichwort Demenzkranke.






(A) )



(B) )


Wolfgang Zöller
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben
auch auf Berichte über Missstände in Heimen reagiert.
Wir haben die Qualitätssicherungsprüfungen geän-
dert. Die Heime werden nicht wie früher alle fünf Jahre,
sondern jetzt jährlich geprüft, und die Prüfungen können
– das halte ich für wichtig – auch unangemeldet durch-
geführt werden. Endlich wird auch mehr Wert auf den
Zustand der Pflegebedürftigen gelegt und weniger auf
die Dokumentations- und Aktenlage.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Transparenz wird auch durch die Veröffentlichung
der Prüfergebnisse verbessert.

Wir haben noch weitere sogenannte heiße Eisen ange-
packt. Lange Jahre kontrovers diskutierte Themen wur-
den mit dem Gewebegesetz und mit dem Gendiagnostik-
gesetz aufgegriffen und, wie ich meine, vernünftig gelöst.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist noch gar nicht verabschiedet!)


Auch das Krankenhausfinanzierungsrahmengesetz wird
die Planungssicherheit wesentlich verbessern.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, bei all diesen Refor-
men bereitet mir allerdings eine Tendenz große Sorge. Es
geht darum, dass die Umsetzung gesetzlicher Regelungen
nicht zulasten mittelständischer Unternehmer und Leis-
tungserbringer gehen darf.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da sind wir aber gespannt!)


Diese sind nämlich das Rückgrat der wohnortnahen, flä-
chendeckenden und qualitativ hochwertigen Versorgung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Daniel Bahr [Münster] [FDP])


Ich will in diesem Zusammenhang ganz konkrete Bei-
spiele ansprechen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Reden Sie einmal über Beiträge!)


Zunächst zur Ausschreibung von Hilfsmitteln: Es
darf doch nicht sein, dass Krankenkassen bei der Aus-
schreibung eines Rollstuhls vorgeben, Unterlagen in ei-
nem Umfang von 297 Seiten beizubringen. Der Umfang
des von den Anbietern abgeforderten Kataloges an Bele-
gen ist nahezu grotesk. Geforderte Unterlagen sind – in
fünffacher Ausfertigung! –: polizeiliches Führungszeug-
nis, Versicherungsbestätigung, Bescheinigung über
gezahlte Versicherungsbeiträge für Sozial- und Haft-
pflichtversicherung, Auszug aus dem Berufs- und Han-
delsregister, Mitteilung der IK-Nummer, Auszug aus
dem Gewerbezentralregister, Unbedenklichkeitsbeschei-
nigung der Finanzämter, Unbedenklichkeitsbescheini-
gung der Sozialversicherungsträger, Nachweis über Ge-
werbeanmeldung, Kopie des Meisterbriefes – notariell
beglaubigt –,


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Reden Sie doch einmal über den Gesundheitsfonds!)


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(C (D andwerkskarte, Nachweis über Qualitätsmanagement ach DIN-ISO (Heinz Lanfermann [FDP]: Machen Sie doch einmal einen Vorschlag!)


wenn Sie beim Zuhören keinen Fehler machen, werden
ie gleich die Lösung hören –, Kopien der Ausbildungs-
ertifikate aller Mitarbeiter, Kopie des Mietvertrages des
eschäftes usw.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Kommt jetzt ein Gesetzentwurf?)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, welcher
leine mittelständische Betrieb hat die Zeit und das Per-
onal dafür, um das überhaupt durchzuführen?


(Frank Spieth [DIE LINKE]: An welcher Regierung sind Sie beteiligt?)


ch sage Ihnen: Bei solchen Vorgaben braucht man sich
icht darüber zu wundern, dass die Verwaltungskosten
teigen. Zu dem jetzt hier von Ihnen erhobenen Vorwurf,
ie Regierung trage dafür die Verantwortung, kann ich
ur sagen: Ich hätte Ihnen ein bisschen mehr Sachkennt-
is zugetraut. Sie wissen genau, dass für die Ausschrei-
ung die Selbstverwaltungsorgane zuständig sind.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Ach so!)


ir haben doch nicht die entsprechenden Vorschriften
emacht. Wir machen aber Verbesserungsvorschläge.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Jetzt wird es spannend!)


So schlagen wir vor, eine Rechtsgrundlage zu schaf-
en, die dies wesentlich vereinfacht. Außerdem sollen
ie Hilfsmittelerbringer schon von Anfang an in die Ent-
cheidungen eingebunden werden.

Wir werden zum Beispiel die Übergangsregelung ver-
ängern. So werden während dieser Frist für alle Leis-
ungserbringer, die am 31. März 2007 über eine Zulas-
ung verfügten, die gesetzlichen Eignungsanforderungen
ls erfüllt angesehen.

Wir werden auch dafür sorgen, dass zum Beispiel
rankenkassen und Leistungserbringer endlich gemein-

ame Empfehlungen erarbeiten, für welche Hilfsmittel
usschreibungen überhaupt notwendig und sinnvoll

ind. Nicht immer sind Ausschreibungen sinnvoll.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Heinz Lanfermann [FDP]: Aber noch vor der Bayern-Wahl! – Gegenruf des Abg. Frank Spieth [DIE LINKE]: Das werden sie nicht mehr hinkriegen!)


Ähnliches gilt für den Bereich der Arzneimittel. Wir
erden dafür sorgen, dass bei Rabattverträgen geklärt
ird, dass das Vergaberecht als Rechtsgrundlage gilt.

Ich appelliere an die Krankenkassen, Ihre Ausschrei-
ungsunterlagen sorgfältig vorzubereiten und auch die
orgaben für Ausschreibungsfristen zumutbar zu gestal-

en. Ansonsten überfordern wir besonders mittelständi-
che Unternehmen, die mangels personeller Kapazität






(A) )



(B) )


Wolfgang Zöller
nicht in der Lage sind, die Anforderungen in so kurzen
Zeitabständen zu erfüllen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Heinz Lanfermann [FDP]: Zauberlehrling!)


Wir werden dafür sorgen, dass die Entscheidungswege
bei Kosten-Nutzen-Bewertungen von Arzneimitteln noch
transparenter werden und dass die betroffenen Hersteller
besser mit eingebunden werden.

Lassen Sie mich an dieser Stelle einige Worte zum
Thema Versandhandel mit Arzneimitteln sagen. Wir
setzen auf die seit vielen Jahrzehnten bewährte Qualität
und Sicherstellung der Versorgung durch mittelständi-
sche Apotheken. Deshalb setzen wir uns auch dafür ein,
dass eine flächendeckende Versorgung nicht durch einen
den Wettbewerb verzerrenden Versandhandel gefährdet
wird.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Das ist ganz neu!)


Pick-up-Stationen und Arzneimittelautomaten wider-
sprechen den hohen qualitativen Anforderungen, die wir
an die Abgabe von Arzneimitteln stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Aufhebung des Fremdbesitzverbotes, die zu Apothe-
kenketten führen würde, lehnen wir ebenfalls ab, da
dann kein fairer Wettbewerb stattfinden könnte. Die
Apothekenketten könnten auch die Arzneimittelversor-
gung in der Fläche gefährden, weil gewinnorientierte
Ketten sich natürlich mehr auf Ballungsgebiete konzen-
trieren würden, da diese attraktiver sind als die ländliche
Versorgung.

Ähnliches gilt auch für die zunehmende Übernahme
des Betriebes medizinischer Versorgungszentren durch
Kapitalgesellschaften. Die Praxis des freiberuflich nie-
dergelassenen Arztes ist für uns ein Grundbaustein unse-
res Gesundheitssystems. Sie ist ein Garant für die quali-
tativ hochwertige und flächendeckende ambulante
ärztliche Versorgung. Medizinische Versorgungszentren
können den freiberuflich tätigen Haus- und Facharzt
nicht ersetzen, sondern nur ergänzen.

Lassen Sie mich noch einen Punkt ansprechen, näm-
lich das Wahrnehmen von Verantwortung. Das gilt be-
sonders für Akteure in unserem Gesundheitswesen. Des-
halb sei mir eine Bemerkung an die Adresse der
Krankenkassen erlaubt: Große Kassen haben in den letz-
ten Wochen reihenweise wichtige Versorgungs- und
Strukturverträge gekündigt. Betroffen ist zum Beispiel
die Sozialpsychiatrievereinbarung zur Versorgung Zehn-
tausender Kinder und Jugendlicher. Diese Vertragskün-
digungen erfolgten, ohne den betroffenen Kinder- und
Jugendpsychiatern und ihren nichtärztlichen Fachmitar-
beitern, vor allem aber auch ohne den betroffenen Pa-
tientenkindern sowie deren Eltern irgendeine Perspektive
aufzuzeigen. Die Begründung dieser Vertragskündigun-
gen bestand lediglich in dem schlichten Verweis auf eine
angeblich völlig unwägbare Finanzsituation zu Beginn
des kommenden Jahres.



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(C (D (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Der Gesundheitsfonds wirft seine Schatten voraus!)


Auf diesen Zwischenruf habe ich gewartet.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Wir wollen Sie nicht enttäuschen!)


ie gleichen Kassen, die dies behaupten, sehen sich aber
ehr wohl in der Lage, auf den Euro genau zu beziffern,
o ihnen durch bestimmte Detailregelungen Benachtei-

igungen drohen. Wenn ich das auf den Euro genau be-
echnen kann, dann kann ich zumindest auch wissen,
as mir finanziell zur Verfügung steht.


(Beifall bei der CDU/CSU – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie denn? Die haben die Daten noch nicht!)


ch appelliere ausdrücklich an die Verantwortlichen der
assen und an die Mitglieder der Selbstverwaltungsor-
ane, in allererster Linie ihren Versorgungsauftrag zum
ohle der Patienten ernst zu nehmen und zu erfüllen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617620700

Das Wort für die Fraktion Die Linke hat der Kollege

rank Spieth.


(Beifall bei der LINKEN)



Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617620800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine Damen und Herren! Wenn man die Rede meines

orredners, Herrn Zöller, gehört hat, kann man sich des
indrucks nicht ganz erwehren, dass jemand aus der Op-
osition gesprochen hat und nicht ein an der Regierungs-
erantwortung maßgeblich Beteiligter.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das hätten Sie wohl gern, Herr Spieth!)


ir werden nächste Woche im Zusammenhang mit dem
ntrag der FDP zum Gesundheitsfonds Gelegenheit ha-
en, den einen oder anderen Punkt zu vertiefen. Es hat
ich schon an manchen Stellen überrascht, was Herr
öller eben zum Thema Apotheken und Versandhandel
esagt hat; denn das ist eine 180-Grad-Wende der CDU/
SU in dieser Frage. Aber wir werden dazu noch kom-
en.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Sie müssen mal genau zuhören!)


Meine Damen und Herren, das GKV-Wettbewerbs-
tärkungsgesetz ist seit dem 1. April 2007 in Kraft.
entrale Elemente der damit verbundenen Reformen
reifen aber erst im kommenden Jahr. So wird 2009 – es
st schon angedeutet worden – das Jahr, in dem die we-
entlichen Folgen für uns alle über den Gesundheits-
onds spürbar werden.

Mit dem Gesundheitsfonds werden die zukünftigen
ostensteigerungen einseitig den Versicherten aufgelas-

et, und die Arbeitgeber werden nicht mehr daran betei-






(A) )



(B) )


Frank Spieth
ligt. Diese Politik ist nicht neu. Ein Beispiel: Bis zum
30. Juni 2005 hatte jede Krankenkasse einen Beitrags-
satz, den Versicherte und Arbeitgeber halbe-halbe zahl-
ten. Zum Juli 2005 führten SPD und Grüne einen Zu-
satzbeitrag für Versicherte zur Finanzierung von
Zahnersatz und Krankengeld in Höhe von 0,9 Prozent
ein. Dies kostet die Versicherten bisher jährlich
9 Milliarden Euro. Jeder Rentner und jeder Arbeitneh-
mer zahlt deshalb jährlich im Durchschnitt 180 Euro zu-
sätzlich zum Krankenversicherungsbeitrag. Auf dem
Rücken der Versicherten werden die Arbeitgeber um läp-
pische 4,5 Milliarden Euro entlastet. Dieser falsche Weg
der Lohnnebenkostensenkung wird mit dem Wettbe-
werbsstärkungsgesetz konsequent fortgesetzt.

Mit dem Gesundheitsfonds zum 1. Januar 2009 legt
zum ersten Mal die Regierung einen einheitlichen Bei-
tragssatz fest. Dennoch bleibt es bei diesem Sonderbei-
trag von 0,9 Prozent für Versicherte. Was in der Öffent-
lichkeit bisher aber weitgehend übersehen wurde: Die
Regierung wird erst dann gezwungen, den – paritätisch
von Arbeitgebern und Versicherten zu zahlenden – Bei-
trag wieder zu verändern, wenn die Ausgaben nur noch
zu 95 Prozent durch Zuweisungen aus dem Gesundheits-
fonds gedeckt werden. Im Ergebnis werden erst 2013
auch die Arbeitgeber wieder mit Beitragserhöhungen
rechnen müssen. Da die Kosten im Gesundheitswesen
auch zukünftig stärker steigen werden als die Löhne und
Renten, wird es schon sehr bald bei allen Krankenkassen
ein erhebliches Finanzierungsproblem geben. Wer finan-
ziert dann die fehlenden Milliarden? Ganz einfach: Die
Ausgabensteigerungen werden alleine von Rentnern und
Arbeitnehmern ohne Beteiligung der Arbeitgeber be-
zahlt. Bis zu 1 Prozent des Einkommens, also bis zu ei-
nem Fehlbetrag von 10 Milliarden Euro jährlich, wird
dann zusätzlich von den Versicherten verlangt. Pro Kopf
kostet uns das dann durchschnittlich 200 Euro im Jahr.
Herzlichen Glückwunsch, kann ich da nur sagen!


(Beifall bei der LINKEN)


Sie werden jetzt natürlich dagegenhalten, dass Versi-
cherte bei den Sonderbeiträgen ein Sonderkündigungs-
recht haben. Wenn aber alle Kassen diese Beitragserhö-
hungen durchführen müssen, ist dieses Kündigungsrecht
blanker Unsinn.

In Ihrem Koalitionsvertrag, meine verehrten Kolle-
ginnen und Kollegen von Union und SPD, ist die Rede
von einer „solidarischen und bedarfsgerechten Finanzie-
rung“ der gesetzlichen Krankenversicherung. Dies wird
nach meiner Auffassung mit dem Gesundheitsfonds
nicht realisiert. Mit Verlaub: Sie versuchen die Men-
schen für dumm zu verkaufen. Das wird Ihnen nicht ge-
lingen.


(Beifall bei der LINKEN – Mechthild Rawert [SPD]: Wir machen das nicht; das machen Sie selber!)


In der Gesundheit gibt es aber weit mehr Problembau-
stellen. In der hausärztlichen Versorgung im ländlichen
Raum und in einkommensschwachen Regionen entste-
hen immer mehr weiße Flecken. Ihr neuester Lösungsan-
satz: 2,7 Milliarden Euro mehr für die Ärzte. Das kann

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(C (D an ja machen. Wer mehr Geld mit der Gießkanne vereilt, wird das ärztliche Vergütungsniveau insgesamt eröhen. Aber er wird das unzureichende ärztliche Angeot in denjenigen Gegenden, die offensichtlich für Ärzte nattraktiv sind, damit nicht verbessern. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist doch falsch, was Sie sagen!)


pitzenverdiener in der Ärzteschaft werden genauso be-
ient wie der arme Hausarzt auf dem Land.

Ich befürchte, dass dieses Geld – abgesehen von einer
twas höheren Vergütung der Ärzte im Osten – im We-
entlichen zu einem Mitnahmeeffekt führt, aber keine
trukturverbesserungen schafft und den Patienten keine
orteile bringt.


(Beifall bei der LINKEN)


ie Patienten warten zukünftig wahrscheinlich genauso
ange auf einen Termin wie bisher und erfahren nach wie
or eine schlechtere Behandlung als Privatkrankenversi-
herte. Ich kann mich hier nur der Gesundheitsministerin
nschließen: Dies ist ein Skandal.


(Beifall bei der LINKEN)


Jeden Beitragszahler kostet diese Erhöhung jährlich
0 Euro zusätzlich – ohne Zusatznutzen. Nutzen wird
ies offenkundig nur der Koalition. Hier wird Wahl-
ampf auf dem Rücken der Beitragszahler gemacht.


(Mechthild Rawert [SPD]: Das machen Sie auch! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie wollen also Leistungen streichen?)


Stellen Sie eine Frage! Dann antworte ich Ihnen gerne.

Eine weitere offene Baustelle sind die Entwicklung
er Arzneimittelkosten und die Rabattverträge. Ihr
rzneimittelverordnungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz hat

unächst zu einer Dämpfung der Preisentwicklung ge-
ührt; aber es war nur ein kurzer Effekt. Wir stehen jetzt
rneut vor einer Kostenexplosion. Aktuelle Prognosen
enennen Kostensteigerungen von bis zu 8 Prozent im
ommenden Jahr. Wir haben die absurde Situation, dass
m Arzneimittelbereich trotz Rabattverträgen und Fest-
eträgen die Preise munter weitergaloppieren. Das Sys-
em der Rabattverträge und die Festbetragsregelungen
ind für die Patienten überhaupt nicht mehr durchschau-
ar. In den Apotheken gibt es immer öfter Konflikte,
eil bisher zuzahlungsfreie Medikamente auf einmal
ieder zuzahlungspflichtig sind. Neue Rabattverträge
erden abgeschlossen, wodurch Arzneien nicht mehr
0 Prozent unter der Festbetragsgrenze abgegeben wer-
en und auf einmal nicht mehr zuzahlungsfrei bereitge-
tellt werden. Das damit entstehende Durcheinander
urchschauen nur noch sehr wenige Fachleute.

Es gibt nur eine wirklich sinnvolle Alternative: die
inführung der Positivliste.


(Beifall bei der LINKEN – Jens Spahn [CDU/ CSU]: Sozialismus! – Annette WidmannMauz [CDU/CSU]: Staatsmedizin!)


it dieser Positivliste könnten wir außerdem den him-
elschreienden Unfug beenden, dass der Arzt am Ende






(A) )



(B) )


Frank Spieth
des Quartals kaum noch Medikamente verschreiben
kann, weil sein Budget ausgeschöpft ist. Die bisherigen
Arzneimittelbudgets hatten den Sinn der Kostenbegren-
zung. Dies würde sich durch die Positivliste zukünftig
erübrigen.

Ein weiteres Beispiel für Rabattverträge: Eine Kasse
schreibt als Leistung die Bereitstellung von Inkonti-
nenzwindeln aus. Ein Leistungserbringer gewinnt diese
Ausschreibung. Folglich ist nur noch dieser zulasten die-
ser Kasse lieferberechtigt, Herr Zöller. Diese Windel
führt er dann aus China ein; sie entspricht den qualitati-
ven Mindestanforderungen. Die gewohnte Windel wird
zwar weiter angeboten, muss aber mit erheblichen Zu-
zahlungen gekauft werden.

Auch der benachbarte Sanitätsfachhandel führt die
gewohnte Windel. Da dieser Fachhandel aber keinen
Vertrag mit der Krankenkasse hat, kann der Patient die
dort vielleicht insgesamt preiswertere Windel nicht kau-
fen, da die Kasse nicht mitzahlt. Schlecht für den Patien-
ten, gut für den neuen Monopolisten, der diesen Rabatt-
vertrag abgeschlossen hat.


(Beifall bei der LINKEN)


Die minderwertige Windel wird zuzahlungsfrei abgege-
ben. Bei der höherwertigen Windel wird zugelangt. Auf
diese Weise wird kein Wettbewerb zwischen Sanitäts-
häusern, sondern ein Mittelstandsvernichtungspro-
gramm organisiert – da haben Sie recht, Herr Zöller –,
und das auf dem Rücken und zum Leidwesen der Kran-
ken.

Noch ein Wort zur Krankenhausfinanzierung. Die
Linke hat einen Antrag zur Beendigung der akuten Fi-
nanznöte der Krankenhäuser gestellt. Ich fand es interes-
sant, dass bei der Beratung unseres Antrages im März
die Koalitionsfraktionen in diesem Haus mit dem allseits
bekannten Vorwurf, wir würden wieder einen Wünsch-
dir-was-Katalog vorlegen, unsere Forderungen abge-
lehnt haben. Lachen Sie nicht zu früh! Jetzt machen Sie
mit dem Krankenhausfinanzierungsrahmengesetz fast
eins zu eins das, was wir in unserem Antrag gefordert
haben.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie wollen die Erhöhung der Tarife der Beschäftigten au-
ßerhalb der bisherigen Deckelung finanzieren. Sie wol-
len zusätzliche Pflegekräfte einstellen. Sie wollen einen
Krankenhauswarenkorb für die Festlegung der Bud-
getsteigerung einführen. Dies alles sind Forderungen,
die wir gestellt haben. Dies war kein Wünsch-dir-was-
Katalog, sondern sind Ihre konkreten Vorschläge. So viel
zum Thema Sozialismus. Der ist bei Ihnen offenkundig
gut zu Hause.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617620900

Herr Kollege Spieth, beim Punkt Sozialismus müssen

Sie jetzt zum Ende kommen.


Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617621000

Ich komme zum Ende.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Was wir allerdings ablehnen, ist die Tatsache, dass Sie as Problem des Investitionsstaus nicht gelöst haben. arüber werden wir weiter diskutieren müssen. Ich sage: er Fonds, der jetzt kommt, ist unsozial, ungerecht und icht mit den Linken zu machen. Für Bündnis 90/Die Grünen hat Birgitt Bender jetzt as Wort. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es ist nteressant, dass wir in einer zehnminütigen Rede des ertreters der CSU nicht einmal das Wort Gesundheits onds gehört haben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Daniel Bahr [Münster] [FDP] – Heinz Lanfermann [FDP]: Das war bei der Ministerin auch nicht besser!)


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617621100
Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617621200

ie überlassen die Verteidigung dieser verkorksten Re-
orm komplett der Bundesgesundheitsministerin. Von
er hören wir seit dem letzten Jahr gebetsmühlenartig,
iese Reform sei toll, weil sie nicht mit zusätzlichen Be-
astungen für die Versicherten verbunden sei.

Dazu kann ich nur sagen: Das erweist sich spätestens
etzt als Falschaussage. Es ist doch so: Wir werden im
ommenden Jahr einen noch nie dagewesenen Beitrags-
atzsprung erleben. Abhängig davon, ob und wie sich die
undesregierung mit den Ländern bei der Krankenhaus-

inanzierung einigt, wird der Beitragssatz auf ein All-
eithoch von 15,5 oder gar 16 Prozent klettern. Damit
erden die Versicherten und ihre Arbeitgeber – Herr
öller, auch das ist ein Mittelstandsproblem – jeweils
it 3 bis 5 Milliarden Euro zusätzlich belastet. Das hat

ie Bundesregierung aufgrund ihrer Reformversäum-
isse zu verantworten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Wollen Sie lieber Leistungen streichen?)


Was haben Sie denn getan? Zur Finanzreform der
rankenversicherung haben Sie überhaupt nichts bei-

etragen. Die Krankenkassen werden weiterhin fast aus-
chließlich über lohnbezogene Beiträge finanziert. Es ist
mmer die Rede von einem steigenden Steuerzuschuss.

ie sieht es damit denn wirklich aus? Auch im nächsten
ahr wird der Steuerzuschuss noch unterhalb des Betra-
es liegen, den wir im Jahr 2006 schon einmal erreicht
atten. Weiterhin ist es so, dass ausgerechnet die leis-
ngsfähigsten und gesündesten Versicherten am Solidar-

usgleich nicht beteiligt werden. Das hat zur Folge, dass
ie Ausgabensteigerungen bei den Arzneimitteln, die
teigerungen bei den Arzthonoraren und auch die mögli-
hen Finanzhilfen für die Krankenhäuser auf den Bei-
ragssatz durchschlagen, und das mit voller Wucht. Die
erantwortung dafür liegt bei Ihnen, meine Damen und
erren von der Großen Koalition.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Birgitt Bender
Aber auch der Gesundheitsfonds mit seinem Einheits-
beitrag trägt zu den steigenden Belastungen bei. Diese
Belastungen werden regional gewiss unterschiedlich
verteilt sein. So werden zum Beispiel die Versicherten
und Arbeitgeber in Sachsen und Thüringen, die bisher
vergleichsweise niedrige Beiträge zahlen, Beitragssatz-
steigerungen von bis zu 2 Prozentpunkten hinnehmen
müssen. Das entspricht, um das in Zahlen auszudrücken,
einer Steigerung der Lohnnebenkosten in diesen Län-
dern um – vorsichtig geschätzt – 300 bis 400 Millio-
nen Euro. Anders gesagt: Eine völlig irrationale Gesund-
heitspolitik reißt das wieder ein, was mit Wirtschafts-
und Arbeitsmarktförderung mühsam aufgebaut wurde.
Ich könnte das auch drastischer ausdrücken, das wäre
dann aber unparlamentarisch.

Die Beitragssatzsteigerung im nächsten Jahr ist ein
erster, aber beileibe nicht letzter Griff in die Taschen der
Versicherten. Im darauffolgenden Jahr geht es doch erst
richtig los. Ab 2010 soll der Gesundheitsfonds nur noch
95 Prozent der Ausgaben der Krankenkassen finanzie-
ren.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Falsch! Das haben Sie auch nicht richtig verstanden!)


Die restlichen 5 Prozent müssen die Kassen dann über
Zusatzbeiträge bei ihren Versicherten eintreiben. Das be-
deutet, dass der Versichertenanteil um weitere 3,5 bis
4 Milliarden Euro angehoben wird.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Falsch!)


In der Summe sind wir dann bei Zusatzbelastungen von
wenigstens 7 bis 9 Milliarden Euro, und das bei einer
Reform, von der die Ministerin behauptet hat, sie bringe
keine zusätzlichen Belastungen. Das ist doch ein
schlechter Witz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Claudia Winterstein [FDP])


Die Versicherten und Patienten werden nicht nur spü-
ren, dass der Gesundheitsfonds zulasten ihres Geldbeu-
tels geht, nein, sie werden auch Folgen bei der Versor-
gung spüren. Jede Kasse weiß, dass sie, wenn sie einen
Zusatzbeitrag erhebt, raus aus dem Wettbewerb ist. Also
wird sie alles tun, um das zu vermeiden.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ein Schwachsinn!)


– Herr Zöller, die Auswirkung wird Schwachsinn sein. –
Die Folge wird ein massives Sparregime sein. Das heißt,
freiwillige Leistungen werden abgebaut, genehmigungs-
pflichtige Therapien nicht genehmigt und Investitionen
in neue Versorgungsformen stark gedrosselt. Es wird
eine Dominanz des Preises gegenüber dem Qualitäts-
wettbewerb geben. Die seit dem Jahr 2000 entstandenen
Spielräume für Vertragsgeschehen, die auch Sie von der
Union inzwischen wollen, werden dadurch konterkariert.
Es wird so sein, dass Gesundheitsfonds und Zusatzbei-
trag wie ein Betondeckel über dem Gesundheitswesen
liegen. Da wird sich nichts mehr bewegen.

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(C (D Soll heißen, Ihre Reform führt zu einer Rekordbelasung der Versicherten und zu einem Abbau der Versorungsqualität. Deswegen kann ich Ihnen nur sagen: Im ächsten Jahr werden sich die Gesundheitsministerin nd Sie alle noch wünschen, Sie hätten das Wort Geundheitsfonds nie gehört und nur schlecht geträumt. Ich age Ihnen: Das Erwachen wird böse sein. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Sie träumen doch!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617621300

Die Kollegin Dr. Carola Reimann hat jetzt das Wort

ür die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Carola Reimann (SPD):
Rede ID: ID1617621400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Man wundert sich. Das Wort Haushalt ist in Ih-
er Rede, glaube ich, gar nicht gefallen, Frau Bender.
abei führen wir doch eine Haushaltsdebatte.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht hier um das, was anliegt, oder nicht?)


Der vorliegende Einzelplan 15 für das Jahr 2009 sieht
ehr Mittel für Gesundheit vor. Das ist erfreulich, insbe-

ondere weil der Ausgleich für die gesamtgesellschaft-
ichen Aufgaben, die von der gesetzlichen Krankenver-
icherung getragen werden, um 1,5 Milliarden Euro
teigt. Dieser Ausgleich ist uns deshalb so wichtig, weil
r für eine gerechtere Verteilung der Kosten sorgt. Wir
üssen davon wegkommen, dass Leistungen, von denen

ie gesamte Gesellschaft profitiert, allein von den Bei-
ragszahlern der gesetzlichen Krankenversicherung ge-
ragen werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die insgesamt 4 Milliarden Euro, die ab 2009 in den
esundheitsfonds fließen, sind ein guter Anfang, glei-

hen die Gesamtausgaben aber nicht aus. Deshalb ist es
ichtig und wichtig, dass ab 2010 weitere jährliche Stei-
erungen vorgesehen sind. Das entlastet die gesetzliche
rankenversicherung und letztlich den Beitragszahler
nd die Beitragszahlerin.

Es freut mich, dass im Einzelplan ein weiterer
chwerpunkt auf Forschungsvorhaben, Modellpro-
ramme und Maßnahmen der gesundheitlichen Aufklä-
ung gelegt wird. Die Notwendigkeit gesundheitlicher
ufklärung in allen Bevölkerungsschichten und Lan-
esteilen ist für Fachpolitiker immer unumstritten gewe-
en. Die Äußerungen bayerischer Spitzenpolitiker zur
ahrtüchtigkeit nach Alkoholkonsum müssen auch dem
etzten gezeigt haben, dass mehr Aufklärung dringend
rforderlich ist.


(Beifall bei der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ich verstehe nicht, was Sie mei Dr. Carola Reimann nen! – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Es kann ja jeder seinen Beitrag leisten!)





(A) )


(B) )


Zurück zum Einzelplan. Wir haben dort für die Be-
kämpfung des Drogen- und Suchtmittelmissbrauchs gut
9 Millionen Euro und für den Kampf gegen Aids fast
17 Millionen Euro vorgesehen. Die Ministerin hat auf
viele bilaterale Projekte in Osteuropa hingewiesen. Bei
der Prävention haben wir eine Steigerung um
3 Millionen auf fast 40 Millionen Euro. Das ist gut so.
Denn, Frau Kollegin Winterstein, Prävention ist kein
Aktionismus. So eine Aussage zeugt von einer atembe-
raubenden Unkenntnis. Prävention ist der Schlüssel zur
Verbesserung der Lebensqualität, zu einem gesunden
Aufwachsen unserer Kinder, zu gesundem Altern und
natürlich auch zur Entlastung unserer gesetzlichen Kran-
kenkasse.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Es geht mir um die schönen Programme, die man sich überlegt hat!)


Da wir gerade beim Thema Prävention sind: Mehr
Mittel im Haushalt sind richtig und wichtig. Noch wich-
tiger wäre allerdings, dass wir endlich das Präventions-
gesetz auf den Weg bringen.


(Beifall bei der SPD – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: An uns liegt es nicht!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU, Sie
wissen: Wir wollen dieses Präventionsgesetz – gern auch
noch mit Ihnen gemeinsam in dieser Legislaturperiode.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie können es schon morgen haben!)


Auch wenn die Finanzen der GKV nicht Teil des
Haushalts sind, möchte ich dieses Thema nicht ganz au-
ßer Acht lassen. Die Finanzentwicklung der gesetzlichen
Krankenversicherung in den letzten Jahren – das muss
einmal gesagt werden – ist positiv. Die Kassen haben in
den vergangenen vier Jahren Überschüsse erwirtschaftet
und konnten so ihre Entschuldung erfolgreich voranbrin-
gen. Während die gesetzlichen Krankenversicherungen
insgesamt Ende 2003 Nettoschulden in Höhe von
6 Milliarden Euro aufwiesen, hat sich dieser Wert Ende
2007 in ein Nettovermögen von 3,5 Milliarden Euro ver-
wandelt.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Infolge massiver Beitragserhöhungen!)


Zum Ende dieses Jahres rechnen wir mit einem ausgegli-
chenen Finanzergebnis.


(Beifall bei der SPD)


In diesem und auch im kommenden Jahr werden
Mehrausgaben auf die gesetzliche Krankenversiche-
rung zukommen. Dafür ist nicht wie oft und viel behaup-
tet der Gesundheitsfonds verantwortlich, sondern


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Ihre Politik!)


die sattsam bekannten Entwicklungen im Bereich des
medizinischen Fortschritts und der Demografie. Dazu
gehören auch die steigenden Arzneimittelausgaben. Kol-
lege Spieth, es lohnt sich, ein bisschen genauer hinzuse-

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(C (D en. Durch Festbeträge und Rabattverträge wurde die rzneimittelversorgung in einigen Bereichen preisgüns iger und effizienter. Bei den neuen innovativen bzw. aneblich neuen Arzneimitteln ist die Ausgabensteigerung urzeit allerdings ungebrochen. Hier setzen wir auf die osten-Nutzen-Bewertung, die wir im Rahmen der Ge undheitsreform eingeführt haben. Wenn sie zügig urchgeführt wird, wird sich an dieser Stelle, wie ich laube, noch einiges tun. Außerdem wird es zu Mehrausgaben kommen, weil ir gezielte Verbesserungen der Versorgung umsetzen erden. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Genau! Das Gegenteil von dem, was die Linken und die Grünen gesagt haben!)


as betrifft den Krankenhausbereich sowie die ambu-
ante ärztliche Versorgung.

Kolleginnen und Kollegen, wir alle wissen, dass die
irtschaftliche Situation der Krankenhäuser schwie-

iger geworden ist. Die Ursachen dafür sind vielfältig.
n erster Stelle und aktuell im Vordergrund stehen die
estiegenen Personal- und Sachkosten. Ein anderer
rund sind die Investitionsrückstände, verantwortet und
erursacht von den Ländern, die ihren Verpflichtungen
uf diesem Gebiet nicht in ausreichendem Umfang nach-
ekommen sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Frank Spieth [DIE LINKE]: Das gilt übrigens auch für Bayern, Herr Zöller! – Gegenruf des Abg. Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Oh nein! Bayern ist die Ausnahme! – Gegenruf des Abg. Frank Spieth [DIE LINKE]: Nichts da! Auch bei euch ist bisher viel zu wenig investiert worden!)


Die Folge ist, dass die Krankenhäuser gezwungen
ind, notwendige Investitionen teilweise aus den Gel-
ern für die Patientenversorgung zu finanzieren. Da-
urch verschärft sich auch die Lage der Beschäftigten,
nsbesondere der Beschäftigten im Pflegebereich; es hat
brigens schon ein Abbau von Pflegepersonal stattge-
unden.

Die Ministerin hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, mit
em das Ziel verfolgt wird, genau diese Missstände zu
eheben. Die Refinanzierung von Tariferhöhungen, ein
örderprogramm zur Verbesserung der Pflegesituation in
en Krankenhäusern und der Wegfall des GKV-Rech-
ungsabschlags sind angesichts der Herausforderungen,
or denen wir im Krankenhausbereich stehen, die richti-
en Maßnahmen. Aber auch an dieser Stelle sage ich:
as allein reicht nicht aus. Die Länder sind für die In-
estitionen in den Krankenhäusern verantwortlich. Auch
ier muss sich etwas tun.


(Beifall bei der SPD)


Vor diesem Hintergrund hat die Ministerin absolut
echt, wenn sie gemeinsam mit den Ländern im Hinblick
uf die Krankenhausinvestitionen eine verbindliche Lö-
ung anstrebt. Es hilft nämlich nicht, wenn mit dem
eld, das zusätzlich in die Versorgung fließen soll, letzt-






(A) )



(B) )


Dr. Carola Reimann
lich wieder die mangelnde Investitionsbereitschaft der
Länder aufgefangen werden muss. Das kann nicht in un-
serem Interesse und nicht im Interesse der Patienten und
der Beschäftigten sein.

Der zweite Punkt, den ich genannt habe, betrifft die
Verbesserungen bei der Ärztevergütung. Nun schaffen
wir das, was die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte
immer gefordert haben: ein kalkulierbares, gerechteres
und transparentes Honorarsystem. Das zwischen Ärzten
und Kassen ausgehandelte Ergebnis bedeutet für die nie-
dergelassene Ärzteschaft eine kräftige Erhöhung der Ho-
norare. Unser Ziel und unser Wunsch ist, dass sich die
bessere und gerechtere Vergütung auch positiv auf die
Versorgung der Patientinnen und Patienten in den Arzt-
praxen auswirkt; auch darauf hat die Ministerin hinge-
wiesen.

Kolleginnen und Kollegen, ich glaube, wir sind uns in
diesem Hause einig, dass diese Verbesserungen unver-
zichtbar sind, sowohl im Interesse der Versicherten, die
auch weiterhin die bestmögliche Versorgung erhalten
sollen, als auch im Interesse der vielen Beschäftigten im
Gesundheitswesen, die gute Bedingungen brauchen, um
ihre Arbeit gut erledigen zu können. Es wäre verantwor-
tungslos, ausgerechnet an dieser Stelle zu sparen.

Jeder weiß: Zusätzliche Ausgaben haben natürlich
Auswirkungen auf den Beitragssatz. Nur in den Traum-
welten der Opposition scheinen Leistungsverbesserun-
gen mit Beitragssatzsenkungen einherzugehen.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Das musste ja wieder sein!)


Wir allerdings machen eine Politik für die Realität.


(Beifall bei der SPD – Frank Spieth [DIE LINKE]: Von wegen! Das haben wir ja beim Krankenhausfinanzierungsgesetz erlebt! Diese Vorwürfe sind doch nur Plattitüden!)


Natürlich müssen wir die Belastungen der Beitrags-
zahler im Auge behalten. Die SPD hat schon bei der
letzten Gesundheitsreform auf eine umfangreichere
Steuerfinanzierung gedrängt, um die Beitragszahler zu
entlasten. Leider stieß dies bei unserem Koalitionspart-
ner auf Ablehnung. Für uns jedenfalls steht das Thema
„Entlastung der Beitragszahler“ nach wie vor auf der Ta-
gesordnung.


(Mechthild Rawert [SPD]: Bürgerversicherung!)


Bereits im Mai dieses Jahres haben wir ein Konzept zur
Senkung der Sozialabgaben vorgelegt. Natürlich streben
wir auch weiterhin die Bürgerversicherung an, die sich,
wenn es zu einer Einbeziehung weiterer Einkommensar-
ten käme, entlastend auf die Höhe des Beitragssatzes
auswirken würde.


(Beifall bei der SPD)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben
ein funktionierendes Gesundheitssystem mit einer hoch-
wertigen Versorgung und weit über 4 Millionen Beschäf-
tigten, die Tag für Tag engagiert arbeiten. Um dies zu
erhalten und zukunftssicher zu machen, müssen wir zu-

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(C (D ätzliche Mittel bereitstellen. Denn nur so können wir uch in Zukunft den Zugang aller Bürger unabhängig om Geldbeutel zu einem modernen, leistungsfähigen esundheitssystem gewährleisten. Das ist und bleibt für ns Sozialdemokraten der Anspruch. Danke. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Für uns auch!)


Dann klatscht auch!


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Tun wir doch!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617621500

Jetzt spricht der Kollege Daniel Bahr für die FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1617621600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Gestern hat die Bundeskanzlerin ihre Rede
ier im Deutschen Bundestag gehalten. Ich habe erwar-
et, dass sie zu den großen Projekten der schwarz-roten
oalition im letzten Jahr ihrer Amtszeit noch einiges

agt.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Hat sie!)


Sie hat in der Tat einiges zur Gesundheitspolitik ge-
agt. Sie hat aber – deshalb muss ich Sie ergänzen, Frau
ollegin Bender – nicht ein Mal das Wort Gesundheits-

onds in den Mund genommen. Ich finde, das ist bemer-
enswert und zeigt, dass das Herzstück der großen Ge-
undheitsreform, welches eines der Glanzstücke der
eistungsfähigkeit dieser schwarz-roten Bundesregie-

ung sein sollte, infrage steht und man sich die Frage
tellt, ob sich die Große Koalition für diese gigantische
mverteilungsbehörde nicht mittlerweile schämt.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Frau Schmidt hat gesagt, durch den Steuerzuschuss
n Höhe von 4 Milliarden Euro würden die Beitragszah-
er entlastet. In der Koalitionsvereinbarung hat sich die
roße Koalition im Zusammenhang mit der Gesund-
eitsreform zwei Ziele gesetzt, dass nämlich erstens die
eitragssätze zur gesetzlichen Krankenversicherung sta-
il gehalten werden oder sinken sollen und dass zweitens
er Steuerzuschuss an die gesetzliche Krankenversiche-
ung, den es schon vorher gab, auf Null sinken soll.
azu muss ich sagen, dass Sie an den selbst gesetzten
ielen gescheitert sind.


(Beifall bei der FDP)


Sie haben einen neuen Zuschuss eingeführt. Wenn
an sich das über die gesamte Legislaturperiode an-

chaut, ist dieser aber geringer als das, was Sie zu Be-
inn der Legislaturperiode vorgefunden haben. De facto
ntziehen Sie den gesetzlichen Krankenversicherungen
ast 4 Milliarden Euro. Sie tun jetzt so, als ob Ihre große
eistung in dem neuen Steuerzuschuss bestehe, um die






(A) )



(B) )


Daniel Bahr (Münster)

Beitragszahler zu entlasten. Dazu muss ich sagen, dass
Ihr Hin und Her bei dem Steuerzuschuss für die gesetzli-
che Krankenversicherung mit dafür verantwortlich ist,
dass die Beitragssätze für die Krankenversicherten auf
Rekordniveau gestiegen sind. Meine Damen und Herren,
Verlässlichkeit sieht anders aus.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Obwohl Sie mittlerweile wieder einen Steuerzuschuss
von 4 Milliarden Euro in das gesetzliche Krankenversi-
cherungssystem schießen, steigen die Krankenkassen-
beiträge aktuell und im nächsten Jahr weiter.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Warum wohl?)


Schuld daran ist Ihre Politik. Sie haben die Mehrwert-
steuer erhöht. Sie haben ein Arzneimittelspargesetz ver-
abschiedet, durch das angeblich die Arzneimittelausga-
ben sinken sollten. Stattdessen steigen sie um etwa
6 Prozent.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Was meinen Sie, wie sie gestiegen wären, wenn wir es nicht gemacht hätten?)


Die Krankenhausausgaben steigen schon in diesem Jahr,
und die ärztliche Vergütung steigt auch. Zudem steigen
die Ausgaben für Hilfsmittel und Heilmittel. Sie wollten
dazu beitragen, dass die Kosten nicht weiter steigen. Das
haben Sie aber nicht geschafft. Im Gegenteil, die Kos-
tenentwicklung geht weiter nach oben.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Reden Sie jetzt für Budgetierung?)


Frau Kollegin Reimann, dafür ist die demografische
Entwicklung noch nicht verantwortlich. Diese kommt
erst auf uns zu. Die Kanzlerin hat in der gestrigen De-
batte gesagt – das haben wir als FDP immer schon
gesagt –, dass die Kosten angesichts einer alternden Be-
völkerung natürlich steigen werden und man die Versi-
cherten darauf vorbereiten muss, dass demnächst, wenn
wir mehr Ältere bei weniger jungen Beitragszahlern ha-
ben werden, Gesundheit nicht zum Nulltarif zu haben
sein wird. Das stellt niemand infrage.

Die Frage ist aber, ob Sie etwas gegen die steigenden
Kosten einer alternden Gesellschaft unternehmen. Im
Gegenteil, Sie häufen doch weiter Lasten für die kom-
menden Generationen an.


(Beifall des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


Die private Krankenversicherung, die immerhin für die
steigenden Kosten einer alternden Bevölkerung Rück-
stellungen bildet, wird durch Ihre Politik schleichend
ausgetrocknet. Immer weniger Menschen werden die
Möglichkeit haben, durch den Aufbau eigener Alters-
rückstellungen Vorsorge für die aufgrund einer alternden
Bevölkerung steigenden Kosten zu betreiben.

Liebe Frau Schmidt, das ist der Vorteil der Kapitalde-
ckung, die wir dringend auch für die Krankenversiche-
rung brauchen, weil die alternde Bevölkerung eine Last
ist, die auf der Krankenversicherung lastet. Die umlage-

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(C (D inanzierte gesetzliche Krankenversicherung wird diese robleme nicht lösen. (Beifall bei der FDP – Zurufe von der CDU/ CSU und der SPD)


Ihre Politik wird dazu führen, dass es für den Bei-
ragszahler immer teurer, aber nicht besser wird. Die
eitragszahler werden von Ihnen zur Kasse gebeten, da-
it Sie die Umsetzung einer verkorksten Gesundheits-

eform noch angehen können.

Sie erkaufen sich die Ruhe bei Ärzten und Kranken-
äusern derzeit mit Versprechungen, dass es mehr Geld
ebe, nur damit Sie still und leise eine verfehlte Gesund-
eitsreform auf den Weg bringen können, die die Versor-
ungsqualität in Deutschland verschlechtern wird, weil
ie in Wahrheit den Weg für ein staatliches und zentralis-
isches Gesundheitswesen ebnet.


(Mechthild Rawert [SPD]: „Sozialistisch“ fehlt noch!)


Das alles ist in den drei Jahren eines Wirtschaftsauf-
chwungs geschehen. Wir erlebten Beitragssatzsteige-
ungen bei Renten-, Pflege- und Krankenversicherungen
rotz Wirtschaftsaufschwung. Was steht uns aber bevor,
enn die wirtschaftliche Entwicklung in eine schwieri-
ere Phase kommt?


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


ann haben wir zwar eine kurzfristige Senkung des Ar-
eitslosenversicherungsbeitrags erlebt, danach aber wer-
en die Arbeitslosenversicherungsbeiträge wieder deut-
ich steigen, und mitnichten werden Renten-, Pflege-
der Krankenkassenbeiträge sinken.

Das heißt, durch Ihre Politik wird die Gesamtbelas-
ung durch die Lohnzusatzkosten immer weiter steigen.
ur weil Sie in der schwarz-roten Koalition nicht den
ut zu wirklichen Strukturreformen haben, werden die

asten für die kommenden Generationen und Beitrags-
ahler weiter wachsen.


(Beifall bei der FDP)


Sie tun jetzt so, als wenn Sie der Kämpfer für die
rankenhäuser und Ärzte seien, Frau Schmidt. Sie ha-
en doch dazu beigetragen, dass die Finanzentwicklung
ei den Krankenhäusern so ist, wie sie ist. Sie haben
och durch einen Sanierungssparbeitrag, durch die
ehrwertsteuererhöhung und viele andere Maßnahmen

ie Krankenhäuser erst in diese finanziell schwierige
age gebracht, in der sie sich jetzt befinden. Jetzt wollen
ie für das Versprechen, mehr Geld bereitzustellen, wie-
er gefeiert werden. Das ist völlig unehrlich.

Ein kurzer Punkt noch. Herr Kollege Zöller, Medizi-
ische Versorgungszentren und der Versandhandel
ind von Ihnen angesprochen worden. Wer hat das denn
einerzeit beschlossen? SPD, Grüne und CDU/CSU ha-
en die Medizinischen Versorgungszentren und den Ver-
andhandel beschlossen.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Die FDP saß auch am Tisch!)







(A) )



(B) )


Daniel Bahr (Münster)

Lieber Herr Kollege Zöller, Sie beklagen jetzt die Pro-
bleme, die Sie durch Ihre Beschlussfassung selbst verur-
sacht haben.

Sie sollten unseren Anträgen – zum Beispiel hinsicht-
lich der Ausfransung des Versandhandels – zustimmen;
denn die FDP-Fraktion hat im Deutschen Bundestag ei-
nen Antrag vorgelegt, mit dem dieses Problem angegan-
gen wird.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617621700

Norbert Barthle spricht jetzt für die CDU/CSU-Frak-

tion.


Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1617621800

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Liebe Frau Ministerin! Auch wenn
wir jetzt intensiv über den Etat für 2009 reden, will ich
noch einmal kurz im Jahr 2008 verharren und daran erin-
nern, dass der Reichskanzler Otto von Bismarck vor
125 Jahren das Gesetz betreffend die Krankenversiche-
rung der Arbeiter auf den Weg gebracht hat. Das war die
Grundlage unserer heutigen gesetzlichen Krankenversi-
cherung. Nach 125 Jahren ist das inzwischen ein Er-
folgsmodell, das nicht nur in unserer nahen Nachbar-
schaft, sondern auch in der ganzen Welt als solches
anerkannt wird. Ich glaube, wir sollten wieder einmal
daran erinnern und uns darüber freuen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dieses Erfolgsmodell ist auch ein Verdienst dieses
Hauses, dieses Parlaments – natürlich mit Ausnahme der
Linken –, der Ministerin und dieser Großen Koalition. In
den kommenden Wochen werden wir intensiv daran ar-
beiten, dass dieses Erfolgsmodell auch in Zukunft ein
solches ist. Ich bin davon überzeugt.

Lassen Sie mich zum Haushalt kommen. Frau Minis-
terin hat bereits darauf hingewiesen: Auf den ersten
Blick ist das Plus von 53 Prozent im Vergleich zum ver-
gangenen Jahr exorbitant groß. Das widerspricht eigent-
lich der Haushaltskonsolidierungslinie, auf die wir uns
in dieser Großen Koalition geeinigt haben. Auf den
zweiten Blick erkennt man aber, dass das an diesem
Zuschuss an die GKV liegt, der Jahr für Jahr um
1,5 Milliarden Euro steigt und auch weiterhin steigen
wird, Frau Bender. Darauf kann man sich verlassen. Das
bedeutet Kontinuität.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deshalb muss man an dieser Stelle auch einmal da-
rauf hinweisen, welch großartige sozialpolitische Leis-
tung es ist, mit diesen 4 Milliarden Euro die gesamtge-
sellschaftlichen Aufgaben der GKV zu bewältigen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das hatten wir schon zu Beginn der Legislaturperiode!)


In diesem Zusammenhang gab es den Vorschlag aus
den Reihen unseres Koalitionspartners, diesen Zuschuss
durch Rückgriff auf die Überschüsse bei der Bundes-

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(C (D gentur für Arbeit schon im kommenden Jahr noch einal um 2,5 Milliarden Euro zu erhöhen. Der Kollege arsten Schneider hat das vorgeschlagen. Ich will Ihnen an dieser Stelle gerne sagen, dass wir on der Union von diesem Vorschlag nicht begeistert ind. Wir sind im Gegenteil der Auffassung: Wenn es pielräume bei der Bundesagentur für Arbeit gibt – und ie gibt es –, dann wollen wir diese nutzen, um das Geld en Menschen zukommen zu lassen, die das zu bezahlen aben, indem wir den Arbeitslosenversicherungsbeitrag öglichst bis auf 2,8 Prozent senken. as ist der bessere Weg. Lassen wir das Geld bei den ürgerinnen und Bürgern, und nehmen wir es ihnen icht zuerst aus der Tasche, um es ihnen dann über Umege wieder zurückzugeben. Das ist nicht unser Rezept. Noch einmal zurück zum Haushalt. Wenn man die Milliarden Euro abzieht, dann verbleiben rund 450 Milonen Euro mehr für das Ministerium. Das bedeutet ein lus von 12,5 Prozent, womit wir auch über dem vereinarten durchschnittlichen Zuwachs liegen. Deshalb auch azu ein paar Worte. Dieser außergewöhnliche Aufwuchs hängt in erster inie mit Baumaßnahmen zusammen, die einen Einmalharakter haben – in der mittelfristigen Finanzplanung rscheinen diese erhöhten Beträge schon nicht mehr –, ämlich beim Robert-Koch-Institut und beim Paulhrlich-Institut. Herr Kollege Schurer, wir Haushälter aben uns im vergangenen Jahr einen Eindruck von den aulichkeiten verschafft und können Ihnen versichern, ass das gut angelegtes Geld ist. Ein weiterer Aufwuchs ist für den Bereich Demenz u verzeichnen; Frau Ministerin hat darauf hingewiesen. ls Haushälter sagen wir klipp und klar: Auch dazu steen wir. Wenn das ein Leuchtturmprojekt sein soll, dann uss dieses Leuchtturmprojekt Demenz mit 8,5 Millio en Euro auch leuchten können. Deshalb sind wir froh, ort mehr Mittel zur Verfügung stellen zu können. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Im Bereich der Prävention beträgt das Plus knapp
Millionen Euro. Auch dort steht wesentlich mehr als

m vergangenen Jahr zur Verfügung. Das ist auch wich-
ig. Die wichtigsten Stichworte sind: Ernährung und Be-
egung, Blut- und Organspenden, Drogen- und Sucht-
ittelmissbrauch. Dazu will ich gleich etwas sagen: Es

ab in dieser Woche eine Anhörung des Drogen- und
uchtrates zum Nationalen Aktionsplan Alkohol. Diese
rgab, dass hinsichtlich der Bekämpfung des Miss-
rauchs, den es selbstverständlich gibt – insbesondere
uch bei Jugendlichen –, ein dringender Handlungsbe-
arf besteht. Wir sind bereit, etwas dafür zu tun, und un-
erstützen die Drogenbeauftragte Ihres Hauses. Aber wir
arnen davor, bei diesen Maßnahmen über das Ziel hin-

uszuschießen. Ein Verbot von Werbung und Sponsoring
ei Sportveranstaltungen, wie es der Drogen- und Sucht-
at vorgeschlagen hat, schadet unserer Vereinskultur.






(A) )



(B) )


Norbert Barthle
Wenn man Schaden und Nutzen gegeneinander abwiegt,
stellt man fest, dass der Schaden überwiegt. Das geht so
nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Im Übrigen warne ich davor, im Zusammenhang mit
dem Konsum von Alkohol ständig von einer legalen
Droge zu sprechen. Ich denke, wir sollten eine distan-
zierte Position einnehmen. Wein und Bier sind ein Teil
unserer Kultur. In diesen Zeiten gehört sogar auch hin
und wieder eine Maß Bier zur Kultur.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie das mal dem Huber!)


Deshalb darf es keine allgemeine Diffamierung geben.
Das entspricht nicht der Lebenswirklichkeit in unserem
Lande.


(Mechthild Rawert [SPD]: Aber nicht nach zwei Maß noch Auto fahren!)


Was das zweite Präventionsprojekt, das Modellpro-
jekt zur Heroinsubstitution anbetrifft,


(Mechthild Rawert [SPD]: Die wollen wir!)


muss ich Ihrer Pressestelle ein etwas zweifelhaftes Kom-
pliment machen, Frau Ministerin. Es ist ihr nämlich ge-
lungen, der Union die Verantwortung für das Auslaufen
der Zuschüsse zuzuschieben. Im Juli dieses Jahres
konnte man in der Frankfurter Rundschau lesen – ich zi-
tiere –:

Im Frühjahr beschloss die Koalition auf Druck der
CDU, die Bundeszuschüsse für eine kontrollierte
Heroinabgabe in sieben Städten zu stoppen.

In diesem Zusammenhang muss ich etwas richtigstel-
len:


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Was ist da falsch?)


Wir von der Union sind gegen Diamorphin als Regelleis-
tung der GKV. Das ist richtig. Übersetzt heißt das, wir
wollen nicht, dass es Heroin auf Krankenschein gibt, auf
Dauer, unbegrenzt und ohne entsprechende Ausstiegs-
szenarien.


(Mechthild Rawert [SPD]: Das heißt, die Leute ins Elend zurückzuschicken! – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie lernen nie etwas dazu! – Marion Caspers-Merk [SPD]: Lösungen werden hier verhindert!)


Wir haben aber nichts gegen eine Fortsetzung oder eine
Neuauflage – in welcher Form auch immer – solcher
Modellversuche, auch unter Kostenbeteiligung des Bun-
des. Das ist keine Frage. Denn die Hilfe für Abhängige
steht im Vordergrund.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Lassen Sie mich auf das Thema gesetzliche Kran-
kenversicherung zurückkommen. Dieses Erfolgsmodell
wird von 87 Prozent der Menschen in unserem Lande
genutzt, die in der GKV versichert sind. In der GKV

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(C (D erden erhebliche Mittel in Höhe von rund 150 Milliaren Euro pro Jahr ausgegeben. Das sind – man rechne nd staune; so wird es fassbar – 17 Millionen Euro pro tunde oder 120 Millionen Euro seit Beginn unserer Deatte heute früh, die die Krankenkassen an die Versicheren überweisen. Daraus wird ersichtlich, welch einen ohen wirtschaftlichen Faktor das Gesundheitswesen arstellt. Lassen Sie mich auch im Hinblick auf den Gesundeitsfonds auf einen weiteren Punkt eingehen. In den ergangenen vier Jahren haben die Krankenkassen Überchüsse erzielt. Auch im Jahr 2008 werden die GKVen ermutlich mit einer schwarzen Null abschließen. Bis nde 2007 konnte sogar ein Nettovermögen von rund ,5 Milliarden Euro aufgebaut werden. (Frank Spieth [DIE LINKE]: Durch massive Beitragserhöhungen!)


ie GKVen sind also nicht schlecht aufgestellt. Deshalb
uss der Hinweis erlaubt sein, dass nicht der Fonds ein
ostentreiber ist – sofern es einen gibt –, sondern das
ystem an sich, nämlich die Krankenhäuser und die stei-
enden Kosten für Pflegepersonal und Ärzte. Das muss
n der Öffentlichkeit immer wieder betont werden.

Ich vertraue darauf, dass wir in den anstehenden
aushaltsberatungen konstruktiv zusammenarbeiten und
ie Beschlüsse fassen werden, die für die Menschen im
and wichtig sind.

In diesem Sinne bedanke ich mich für die Aufmerk-
amkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617621900

Es spricht jetzt der Kollege Dr. Harald Terpe für

ündnis 90/Die Grünen.


Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617622000

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

egen! Ich bezweifle, dass wir die aktuelle Debatte um
ie finanzielle Situation der Krankenhäuser und den
rotest des Krankenhauspersonals vom September als
bertriebene Dramatisierung abtun dürfen, wie es die
rankenkassen zum Teil tun.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Das hat keiner gemacht!)


iner großen Anzahl von Krankenhäusern geht es wirt-
chaftlich gut. Allerdings gibt es auch eine wachsende
ahl von Krankenhäusern, die rote Zahlen schreiben.
007 betraf das fast ein Drittel der großen Krankenhäu-
er.

Man kann das nicht einfach damit abtun, dass diese
äuser ineffizient wirtschaften. Überhaupt stellt sich die
rage, ob die Betonung wirtschaftlicher Faktoren unse-
en Blickwinkel zum Nachteil der Patientennähe, Ver-
orgungsqualität und Personalmotivation nicht zu sehr
erengt.






(A) )



(B) )


Dr. Harald Terpe
In den vergangenen Jahren fehlte eine vorausschau-
ende Krankenhauspolitik. Die Ministerin sprach von
Konsolidierung. Das zögerliche Agieren des BMG und
der Koalition – nur auf Druck von Außen – zeigt doch,
wie sehr der Anspruch verloren geht, die Entwicklung
des Krankenhaussektors am Gemeinwohl orientiert zu
gestalten. Dabei wurde in Kauf genommen, dass gerade
kommunale und freigemeinnützige Krankenhäuser in
Schwierigkeiten geraten, während Krankenhäuser in pri-
vater Trägerschaft durch Dividenden im zweistelligen
Prozentbereich dem solidarisch finanzierten Gesund-
heitswesen permanent Geld entziehen.

Dieser Prozess geht allzu oft zulasten der Patienten
und des Personals. Denken Sie nur an die Situation in
der Pflege: 50 000 gestrichene Stellen seit 1995! Ihr an-
gekündigtes Sofortprogramm für etwa 20 000 neue Stel-
len ist diesbezüglich nur ein Eingeständnis einer Fehl-
entwicklung. Ich bitte, mich nicht falsch zu verstehen:
Eine Verbesserung in der Pflege mit mehr Zuwendung
und seelischer Betreuung ist vonnöten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Mechthild Rawert [SPD]: Jawohl!)


Aber in einer Haushaltsdebatte ist schon die Frage er-
laubt, ob Risiken für die Konsolidierung oder zusätzli-
che Belastungen wieder nur für die Lohn- und Gehalts-
empfänger entstehen.

Wie sahen Ihre bisherigen Lösungen aus? Ich nenne
das Stichwort „Sanierungsbeitrag“ – er wurde Anfang
2007 von der Koalition beschlossen – und das Stichwort
„Finanzierung der Arbeitszeitmodelle“. Sicherlich sind
dadurch die wirtschaftlichen Probleme manches Kran-
kenhauses nur verschärft worden, oder den wirklich be-
dürftigen Krankenhäusern hat das zu wenig genutzt. Die
beiden Referentenentwürfe aus dem Sommer zeigen zu-
mindest ein gewachsenes Problembewusstsein, machen
aber leider auch sichtbar, dass die Koalition in Bund und
Ländern ganz offensichtlich nicht mehr in der Lage ist,
eine grundlegende Reform der Krankenhausfinanzie-
rung auf den Weg zu bringen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mit Investitionspauschalen sollten die Krankenhäuser
die Möglichkeit erhalten, selbst über die Verwendung der
Mittel zu entscheiden, Bürokratieabbau eingeschlossen.
Dieser und der Vorschlag, sich auf verbindliche Investi-
tionsquoten festzulegen, wurden – warum auch immer –
wieder fallen gelassen. Von all den Ankündigungen der
Ministerin ist nicht viel übrig. Sie wurden von den Län-
dern blockiert oder von der Kanzlerin eingesammelt. Sie
schlagen vor, die Bindung der Krankenhauspreise an die
Grundlohnrate zu beenden. Allerdings ist dies nur die
halbe Miete, wenn sie nicht gleichzeitig die Frage beant-
worten, woher das zusätzliche Geld kommen soll. Auf
die Überflüssigkeit des Gesundheitsfonds hat bereits
meine Kollegin hingewiesen.

Summa summarum: Bringen Sie vernünftige, praxis-
taugliche Lösungen für den Krankenhaussektor auf den
Weg! Bezüglich der Neuordnung der Krankenhausinves-
titionen haben wir mit unserem Antrag einen Lösungs-
vorschlag vorgelegt.

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(C (D Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Jetzt hat Ewald Schurer das Wort für die SPD-Frak ion. Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! eine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte wei, drei Sätze zu den Ausführungen der geschätzten pposition sagen. Es gibt zum 1. Januar 2009 – das ist as entscheidende politische Datum – eine neue Konstelation, einen Fonds mit gewissen Kriterien und einer geissen Konstitution. Es ist das gute Recht der Opposition, orst-case-Szenarien zu skizzieren, alles schlechtzure en und so zu tun, als ob danach nichts mehr Bestand ätte. Aber auch die Opposition hat die Chance, sich menal auf eine neue Gegebenheit einzustellen. ie sollte nicht nur klagen, sondern versuchen, sich mit en neuen Gegebenheiten zu arrangieren und sie geanklich weiterzuentwickeln. (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei der Regierung weiß man nicht, ob die Opposition mit eingebunden ist!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617622100

(Beifall bei der SPD)

Ewald Schurer (SPD):
Rede ID: ID1617622200

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Herr Bahr, Sie als der gesundheitspolitische Experte
er FDP haben behauptet, dass die demografischen Ent-
icklungsprozesse erst noch kämen. Haben Sie denn
ergessen, dass sich die demografische Struktur dieser
esellschaft bereits seit einer Generation – das besagen

lle wissenschaftlichen Gutachten – nachhaltig verän-
ert? Wir alle, auch Sie, sind mitten drin. Das ist eine
atsache, die selbst ein FDP-Spezialist nicht ganz negie-
en kann. Dass es Verschärfungsprozesse geben wird, sei
hnen zugestanden.


(Beifall bei der SPD)


Mit den 4 Milliarden Euro – bis zum Jahr 2016 sind
as 75 Milliarden Euro –, die in diesen Fonds hineinge-
en, werden gesellschaftlich notwendige Dinge in der
rankenversicherung finanziert. Es tut dann ein bis-

chen weh, wenn die geschätzte Kollegin Winterstein
infach dazu übergeht, zu behaupten, alle Präventions-
eile seien umsonst und würden nichts bedeuten. Ver-
hrte Frau Kollegin Winterstein, für mich ist Prävention
ie höchste Form von Vorsorge, die man den Menschen
ngedeihen kann. Alle Bereiche, die im Haushalt 2009
etitelt sind, sind wichtig. Inhaltlich möchte ich nicht
eiter darauf eingehen; das hat die Frau Ministerin be-

eits ausgeführt.

Dieser Haushalt ist in seinen wesentlichen Bestand-
eilen so wie immer proportioniert. Wir haben 73 Millio-
en Euro für das Haus selbst. 39,7 Millionen Euro sind
ür Präventionsmaßnahmen vorgesehen, für sogenannte
esundheitspolitisch relevante Maßnahmen; das ist für
ich der wichtigste Teil. Weil Haushaltsdebatten auch






(A) )



(B) )


Ewald Schurer
immer der Versuch sein sollen, inhaltlich in gesellschaft-
liche Entwicklungsprozesse einzusteigen, möchte ich ei-
nen Punkt hervorheben, der mich als Vater und als je-
mand, der 20 Jahre lang Jugendarbeit gemacht hat, sehr
bewegt: Der Haushalt ist mit 16,3 Millionen Euro für
Maßnahmen gegen den Drogen- und Suchtmittelmiss-
brauch ausgestattet. Das ist ein sehr wichtiger Bereich
mit hoher gesellschaftlicher Bedeutung.

Wir haben eine dramatische Entwicklung beim Alko-
holmissbrauch durch junge Menschen. Wir wissen aus
Studien, dass 9,5 Millionen Menschen in Deutschland in
einer riskanten Art und Weise Alkohol genießen und
sich in einer Übergangszone befinden, in der die Selbst-
kontrolle kaum noch oder nicht mehr vorhanden ist.
Nach diesen Studien sind in Deutschland bereits 1,5 Mil-
lionen Menschen alkoholkrank. Im Jahr 2007 sind fast
20 000 junge Menschen, zum Teil Kinder im Alter von
12, 13 Jahren – in Hamburg, München, Berlin oder an-
derswo –, mit einer erhöhten Alkoholvergiftung mit Ge-
fahr für Leib und Leben in Kliniken eingeliefert worden.
Aus diesem Grund ist das für mich ein Themenfeld im
Bereich Prävention, bei dem die Politik nicht zur Tages-
ordnung übergehen kann.


(Beifall bei der SPD)


Die politisch Verantwortlichen in Bund, Ländern und
Kommunen müssen zusammen mit den Gesundheitsins-
titutionen neue Wege gehen, um die jungen Menschen zu
erreichen. Mit dem bekannten und wirkungslosen päd-
agogischen Zeigefinger erreicht man niemanden mehr.
Es müssen neue Wege begangen werden. Erst gestern
habe ich in der Berliner Morgenpost gelesen, dass die
Jugendlichen im Wesentlichen zwei Gründe angeben,
weshalb sie übermäßig trinken. Der erste ist das Grup-
penverhalten. Wenn alle sich zudröhnen, so die Jugendli-
chen, kann man nicht außen vor bleiben. Der zweite
Grund sind Events, bei denen man angeblich einfach
mitmachen muss.

Diese Entwicklung erschüttert mich nachhaltig. Wir
werden die Präventionsmaßnahmen von Bund, Ländern
und allen anderen Institutionen in Zukunft noch deutlich
ausbauen müssen, weil diesbezüglich Gefahr im Verzuge
ist, der man – ich sage es noch einmal – nicht allein mit
dem pädagogischen Zeigefinger begegnen kann. Man
muss neue Wege gehen, um die jungen Menschen dort
zu erreichen, wo sie sind, um den Dialog auf gleicher
Augenhöhe zu suchen, und zwar ohne altbiedere Schul-
weisheiten zu predigen, die nicht zünden.

Lassen Sie mich zum Schluss noch einen Punkt aus
dem gesundheitspolitischen Teil ansprechen, der mich
sehr bewegt. Wir begleiten die Pflegereform 2008 im
Haushalt mit insgesamt 11 Millionen Euro. Das Leucht-
turmprojekt Demenz wurde bereits angesprochen. Wir
befinden uns in einer gesellschaftlichen Entwicklung mit
einer stark steigenden Zahl demenzkranker Menschen.
Das ist auch wieder ein Widerspruch zu dem, was Sie als
Spezialist hier fachlich unrichtig dargestellt haben.
8,5 Millionen Euro werden allein für das Demenzprojekt
ausgegeben. Auch diesbezüglich wollen wir in den
nächsten Jahren noch mehr tun.

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(C (D Ganz zum Schluss sei mir noch eine Bemerkung zur rankenhausfinanzierung erlaubt. Als Gesundheits aushälter der Sozialdemokratischen Partei unterstütze ch die Ministerin Ulla Schmidt leidenschaftlich in ihrem emühen, dafür zu sorgen, dass künftig auch die Länder ieder ihrer Verantwortung für eine duale Krankenhaus inanzierung gerecht werden und mehr investieren. Das ilt vor allem für diejenigen, die es sich leisten könnten, ber auch für diejenigen, die nicht so gut dastehen. Bislang war es eine gute Sache, dass die Länder bei en Krankenhäusern den investiven Teil übernehmen. In eutschland gibt es 2 100 Krankenhäuser und Kliniken. ie Mittel für die Unterhaltung werden jetzt über die allpauschalen generiert. Meine Damen und Herren, es st nicht seriös, wenn man die Fallpauschalen – über alle arteigrenzen hinweg – dauerhaft missbraucht, indem an diese Gelder, die für die Durchführung von Leistun en am Patienten oder an der Patientin gedacht sind, in en investiven Bereich abzweigt. Das kann man auf auer nicht hinnehmen. Deswegen appelliere ich nachaltig an das Verantwortungsbewusstsein aller Länder in eutschland, bei der Erfüllung ihrer Aufgaben die ökoomischen Möglichkeiten zu nutzen und zu einer dualen inanzierung zurückzukehren. (Mechthild Rawert [SPD]: Allen voran Bayern und Baden-Württemberg!)


Ich hoffe, dass es der Ministerin mit ihren guten Be-
ühungen gelingt, diese Monistik abzuwenden und eine

achhaltige, duale Finanzierung der deutschen Kranken-
auslandschaft zu erreichen, und zwar im Interesse der
enschen, der Patientinnen und Patienten.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617622300

Der Kollege Jens Spahn spricht jetzt für die CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1617622400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s ist mir ein Anliegen, zu Beginn mit einer Mär aufzu-
äumen, die die Opposition und viele andere gern ver-
reiten: Immer wieder muss die Einführung des Fonds
um 1. Januar als Grund für das Steigen der Beiträge
erhalten. Das ist aber nicht richtig.

Eines ist klar: Wer die gute medizinische Versorgung
m Land auf dem heutigen Niveau erhalten und im Rah-

en des Notwendigen auch medizinischem Fortschritt
ugänglich machen will, der muss den Menschen am
nde ehrlich sagen, dass Gesundheit und damit die
rankenversicherung in Deutschland so oder so teurer
erden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man muss eine nachhaltige Finanzierungsgrundlage schaffen!)







(A) )



(B) )


Jens Spahn
Herr Kollege Bahr, bei aller persönlichen Wertschät-
zung muss ich schon sagen: Ich komme bei Ihren Argu-
mentationsmustern nicht mehr so ganz mit. Man kann
nicht draußen auf den Veranstaltungen, zum Beispiel auf
Ärztetagen, den Ärzten, den Krankenhäusern, Apothe-
kern und den anderen Leistungserbringern sagen, sie
müssten mehr Geld für ihre Leistungen bekommen, und
später hier im Plenarsaal des Deutschen Bundestages
stehen und die Beitragsentwicklung kritisieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Frank Spieth [DIE LINKE]: Da haben Sie recht!)


Wenn Sie die Beitragsentwicklung kritisieren, dann müs-
sen Sie den Ärzten und Krankenhäusern ehrlich sagen,
dass Sie gegen eine Erhöhung der Honorare sind.


(Mechthild Rawert [SPD]: Das ist das doppelte FDP-Spiel!)


Hinzu kommt: Sie kritisieren die Spargesetze, die wir
für die Bereiche verabschiedet haben, in denen es näm-
lich möglich ist, zu sparen, ohne dass es zulasten der
Versorgungsqualität geht, etwa durch die Einführung
von Festbeträgen für Arzneimittel. Diesen Dreisatz der
FDP kann ich nicht nachvollziehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Zum Kollegen Spieth. Als Sie mit Ihrer Rede began-
nen, dachte ich: endlich einer, der den Fonds verstanden
hat!


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Ich habe ihn auch verstanden!)


Als dann aber der zweite Teil der Rede kam, hatte ich
wieder Zweifel. Natürlich wird es einen Wettbewerb
zwischen den Kassen geben, also auch Unterschiede,
wie es sie heute gibt. Dieser Wettbewerb wird – das wird
gern vergessen – über den Zusatzbeitrag stattfinden, der
unterschiedlich hoch sein wird.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Das findet auf dem Rücken der Versicherten statt!)


Ich sage Ihnen voraus: So wie es heute Kassen gibt, die
einen Beitragssatz von 12,5 Prozentpunkten, 13,1 Pro-
zentpunkten oder 15 Prozentpunkten und mehr erheben,
so wird es in Zukunft Kassen geben, die einen Zusatz-
beitrag in Höhe von 8 Euro oder 10 Euro pro Monat er-
heben; es wird aber auch Kassen geben, die in der Lage
sein werden, ihren Versicherten 5 Euro, 8 Euro oder
10 Euro pro Monat zurückzuzahlen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Ob sie das dann machen, ist die Frage! Der Anreiz ist nämlich nicht da!)


Die Preissignalwirkung ist dann wesentlich größer, weil
jeder wissen wird, wie viel mehr er zahlt. Es wird also
ein Wettbewerb stattfinden.

Ihre Aussage zur Frage der ärztlichen Vergütung und
der Verteilungswirkung halte ich für unredlich. Sie wis-
sen mindestens so gut wie wir, dass gerade die Ärzte im
Osten Deutschlands von der Honorarerhöhung profitie-
ren werden,

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(C (D (Frank Spieth [DIE LINKE]: Das habe ich auch gesagt! – Gegenruf der Abg. Mechthild Rawert [SPD]: „Gesagt“ würde ich das jetzt nicht nennen!)


ass die Zuwächse bei den Ärztinnen und Ärzten im nie-
ergelassenen Bereich dort wesentlich höher als im Wes-
en sein werden. Das geschieht zu Recht; denn der
ienst, den sie in zum Teil sehr dünn besiedelten Gebie-

en tun, ist nicht einfach. Sie haben das gerade anders
argestellt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Frank Spieth [DIE LINKE]: Nein, nein! Gesagt habe ich das nicht!)


Zur Aussage der Kollegin Winterstein, dass alle den
esundheitsfonds ablehnten: Das war schon damals, als
ie Anhörungen und die Diskussionen darüber stattfan-
en, nicht richtig; heute ist es noch viel weniger richtig.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Jetzt bin ich gespannt!)


enn alle, die sich in den letzten zwei Jahren mit dem
eschäftigt haben, was wir mit der letzten Gesundheits-
eform eingeführt haben – es zeigt Schritt für Schritt

irkung –, die also unsere Beschlüsse in die Praxis um-
etzen, sagen zum Teil mit glänzenden Augen, sie seien
ankbar für die zusätzlichen Möglichkeiten, die wir ge-
chaffen haben.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Was? Weil sie Tränen in den Augen haben!)


Das sind Krankenkassenvorstände, die mit großem
ngagement in ihrem Hause die Möglichkeiten zu mehr
ettbewerb, die wir ihnen gegeben haben, etwa für Ver-

räge mit den Leistungserbringern und für eine Ausdiffe-
enzierung im Angebot, tatsächlich nutzen wollen; das
ind die Ärzte und Ärzteverbände, die die Aufhebung
er Monopolstellung der kassenärztlichen Vereinigun-
en nutzen, um Verträge über zusätzliche Vergütungen
ür höhere Qualität zu schließen, und das sind die Versi-
herten, die die Möglichkeit haben, zusätzliche Tarife zu
ählen und deswegen wesentlich mehr Wahlmöglich-
eiten haben. Es ist aber auch klar – da sind wir ganz
hrlich, und darüber werden wir morgen im Ausschuss
eiter diskutieren –, dass es an der einen oder anderen
telle Nachbesserungsbedarf gibt, weil sich Dinge ent-
ickelt haben, die wir nicht wollten. Das betrifft das
ergaberecht oder etwa Ausschreibungen bei Hilfsmit-

eln.

Ich will gerne noch einen Gedanken des Kollegen
öller aufgreifen, nämlich die Frage der Versorgungs-
erträge, die durch die Krankenkassen gekündigt wer-
en. Das gilt für den genannten Bereich, das gilt für den
ereich HIV/Aids und für andere Versorgungsverträge.
s kann nicht sein – das dürfen wir nicht zulassen –, dass
ie Krankenkassen, die in Zukunft über den Risikostruk-
urausgleich noch viel mehr Geld als bisher für Men-
chen mit entsprechenden Erkrankungen bekommen,
ieses Geld nicht in die Versorgungsstrukturen stecken.






(A) (C)



(B) )


Jens Spahn


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Dr. Harald Terpe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir müssen das in Zukunft klar regeln. Was die Kassen
auch besser verstehen müssen – einige haben es schon
verstanden –, ist, dass ein gut versorgter chronisch Kran-
ker auf Dauer – wenn auch vielleicht nicht schon im ers-
ten Jahr – wesentlich günstiger ist, weil keine Neben-
erkrankungen nach 5, 10 oder 20 Jahren auftreten.

Antrag auf Genehmigung zur Durchführung
eines Strafverfahrens

– Drucksache 16/10271 –

Berichterstatter:
Abgeordneter Thomas Strobl (Heilbronn)


Wir kommen sofort zur Abstimmung. Der Ausschuss
für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung
empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 16/10271, die Genehmigung zur Durchführung ei-

(Beifall bei der CDU/CSU)


In diesem Zusammenhang ist es wichtig, von der Fixie-
rung auf den Beitragssatz der Kasse in dem einen Jahr
wegzukommen. Es muss vielmehr ein Controlling ge-
ben, das es möglich macht, auch mittel- und langfristig
betriebswirtschaftlich zu denken.

Abschließend – ich weiß, Frau Präsidentin, Sie haben
heute das allerletzte Wort – nehme ich mir das letzte
Wort als letzter Redner des Tages heraus und sage im
Sinne des baldigen neuen alten Parteivorsitzenden der
SPD: Haushalt gut, Gesundheitsfonds gut, Koalition gu-
ter Stimmung.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Der Spahn macht den Münte! – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Es ist doch Liebe! Es ist keine Zwangsheirat!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617622500

Nun sind amtierende Präsidentinnen bzw. Präsidenten

zur Neutralität verpflichtet. Deswegen sage ich an dieser
Stelle, dass keine weiteren Wortmeldungen zu dem Ein-
zelplan vorliegen. Wir können aber noch nicht nach
Hause gehen, weil wir zwei zusätzliche Punkte behan-
deln müssen.

Interfraktionell ist verabredet, die heutige Tagesord-
nung um die Beratung zweier Beschlussempfehlungen
des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge-
schäftsordnung zu Anträgen auf Genehmigung zur Durch-
führung eines Strafverfahrens zu erweitern und jetzt so-
fort als Zusatzpunkte 2 und 3 aufzurufen. – Ich sehe,
dass Sie damit einverstanden sind. Dann ist das so be-
schlossen.

Ich rufe den Zusatzpunkt 2 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge-
schäftsordnung (1. Ausschuss)


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g
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9

(D es Strafverfahrens zu erteilen. Wer stimmt für diese Bechlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltunen? – Damit ist die Beschlussempfehlung einstimmig ngenommen. Ich rufe den Zusatzpunkt 3 auf: Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung Antrag auf Genehmigung zur Durchführung eines Strafverfahrens – Drucksache 16/10272 – Berichterstatter: Abgeordneter Thomas Strobl Wir kommen auch hier sofort zur Abstimmung. In einer Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/10272 mpfiehlt der Ausschuss ebenfalls, die Genehmigung ur Durchführung eines Strafverfahrens zu erteilen. Wer timmt für diese Beschlussempfehlung? – Die Gegentimmen! – Enthaltungen? – Damit ist auch diese Bechlussempfehlung einstimmig angenommen. Damit sind wir nun am Schluss der heutigen Tagesrdnung. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Dürfen wir auch ins Büro gehen, oder müssen wir alle nach Hause?)


enießen Sie die gewonnenen Einsichten den restlichen
bend – auch gerne in Ihrem Büro.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf morgen, Freitag, den 19. September 2008,
Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.