Protokoll:
17057

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 57

  • date_rangeDatum: 14. September 2010

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 20:18 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/57 Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ Finanzplan des Bundes 2010 bis 2014 (Drucksache 17/2501) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5907 B 5907 D 5917 A 5920 B 5923 B 5925 B 5926 A 5927 C 5928 D 5944 D 5945 C 5946 B 5948 A 5950 A 5951 A 5952 B 5953 D 5955 C 5957 B Deutscher B Stenografisch 57. Sitz Berlin, Dienstag, den 1 I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Dr. h. c. Jürgen Koppelin, Herbert Frankenhauser, Ernst-Reinhard Beck (Reut- lingen), Klaus Breil, Josef Göppel und Manfred Zöllmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Begrüßung des neuen Abgeordneten Bernd Siebert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2011 (Haushalts- gesetz 2011) (Drucksache 17/2500) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: D N D D U D 5907 A 5907 B 5907 B Stefan Müller (Erlangen) (CDU/CSU) . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5930 C 5932 A undestag er Bericht ung 4. September 2010 t : Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . orbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und For- schung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . 5932 D 5934 C 5935 D 5938 A 5938 A 5940 B 5941 C 5943 B Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 5958 D 5959 B II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 57. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 14. September 2010 Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Harald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefanie Vogelsang (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit . . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . B D D B I D H R F P R D U D C N J E R G N A L 5959 A 5959 A 5961 B 5962 D 5963 C 5963 D 5965 D 5966 D 5968 C 5970 B 5971 C 5973 B 5974 C 5976 A 5977 A 5978 C 5979 A 5979 B 5980 D 5983 A 5983 D 5985 C 5986 C 5988 A 5989 A 5990 A 5991 C 5993 A 5993 D 5995 B 5995 C 5995 C ärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . . ernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU) . . . Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Land- wirtschaft und Verbraucherschutz . . . . lse Aigner, Bundesministerin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . einz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . oland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . riedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . olf Schwanitz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Erik Schweickert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Erik Schweickert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . aren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . icole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ulia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . lvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . ainer Erdel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eorg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 5996 C 5997 A 5997 C 5998 B 5999 C 6000 A 6001 A 6001 C 6002 A 6002 D 6003 B 6004 D 6006 C 6006 D 6009 A 6010 C 6011 B 6012 C 6014 B 6016 B 6017 D 6019 A 6019 B 6019 C 6021 A 6021 D 6023 B 6023 D 6025 B 6026 A 6027 D 6029 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 57. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 14. September 2010 5907 (A) ) )(B) 57. Sitz Berlin, Dienstag, den 1 Beginn: 10.0
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 57. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 14. September 2010 6029 (A) (C) (D)(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bartol, Sören SPD 14.09.2010 Bernschneider, Florian FDP 14.09.2010 Binder, Karin DIE LINKE 14.09.2010 Oswald, Eduard CDU/CSU 14.09.2010 Dr. Schockenhoff, Andreas CDU/CSU 14.09.2010 Dr. Schui, Herbert DIE LINKE 14.09.2010 Dr. Seifert, Ilja DIE LINKE 14.09.2010 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 14.09.2010 Dr. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.09.2010 Ulrich, Alexander DIE LINKE 14.09.2010 Weinberg (Hamburg), Marcus CDU/CSU 14.09.2010 Widmann-Mauz, Annette CDU/CSU 14.09.2010 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 57. Sitzung Berlin, Dienstag, den 14. September 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705700000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

begrüße Sie alle herzlich zur Haushaltswoche im Deut-
schen Bundestag. Die Sitzung ist eröffnet.

Vor Eintritt in unsere Tagesordnung möchte ich da-
rauf hinweisen, dass der Kollege Dr. Koppelin heute
seinen 65. Geburtstag feiert,


(Beifall)

wozu ich ihm offensichtlich im Namen des ganzen Hau-
ses unsere guten Wünsche übermittele.

Während der parlamentarischen Sommerpause gab es
eine Reihe weiterer runder Geburtstage. Ebenfalls ihren
65. Geburtstag begingen die Kollegen Herbert
Frankenhauser, Ernst-Reinhard Beck und Klaus
Breil. Den 60. Geburtstag feierten die Kollegen Josef
Göppel und Manfred Zöllmer. Auch Ihnen übermittele
ich auf diesem Wege alle guten Wünsche.


(Beifall)

Die Kollegin Lucia Puttrich hat Anfang des Monats

auf ihre Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag ver-
zichtet. Als ihren Nachfolger begrüße ich den Kollegen
Bernd Siebert wieder hier im Hause. Herzlich willkom-
men, lieber Kollege Siebert!


(Beifall)


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Redet
Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 1 a und 1 b auf:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2011 (Haushaltsgesetz 2011)

– Drucksache 17/2500 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Finanzplan des Bundes 2010 bis 201
– Drucksache 17/2501 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

(C (D ung 4. September 2010 0 Uhr Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind im ahmen der Haushaltsberatungen für die heutige Aus prache im Anschluss an die einstündige Einbringung es Haushalts siebeneinhalb Stunden, für Mittwoch chteinhalb Stunden, für Donnerstag wieder siebeneinalb Stunden und für Freitag dreieinhalb Stunden vorgeehen. Darf ich dazu Ihr Einvernehmen feststellen? – as ist offensichtlich der Fall. Dann haben wir jedenfalls as Zeitbudget einvernehmlich beschlossen. Über den est wird es möglicherweise die eine oder andere kon roverse Urteilsbildung geben; jedenfalls entspricht das en Erfahrungen früherer Haushaltsberatungen. Wie Sie sehen, wurden in der Sommerpause nach eier damaligen Erprobung und nach Beratung und Bechlussfassung in Präsidium und Ältestenrat die LCDroßbildwände fest installiert, die in Zukunft alle Teilehmer an den Plenarsitzungen des Deutschen Bundesages noch präziser und zeitnäher über den Tagesordungspunkt, die Abfolge der Rednerinnen und Redner, eren voraussichtliche Redezeit und damit verbundene bstimmungen in Kenntnis setzen. Beim ersten Redner er Haushaltsdebatte wäre das vermutlich auch ohne Aneige hinreichend identifizierbar. Ich erteile nun zur Einbringung des Haushalts dem undesminister der Finanzen, Dr. Wolfgang Schäuble, ext das Wort. Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finanzen: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit dem Entwurf des Bundeshaushalts 2011, auch mit der Fortschreibung der mittelfristigen Finanzplanung, setzen wir den Ausweg aus dem durch die Finanzkrise verursachten schwersten Einbruch in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland konsequent fort. Man muss daran erinnern: Wir hatten im vergangenen ckgang des Bruttoinlandsprodukts um s haben wir in der Geschichte der Buntschland so nicht gekannt. Wir haben bei des Haushalts 2010 im Januar noch mit 4 Jahr einen Rü 4,7 Prozent. Da desrepublik Deu der Einbringung Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

einer Neuverschuldung von annähernd 86 Milliarden
Euro rechnen müssen. Ich habe damals gesagt: Die
Rückgewinnung verloren gegangenen Vertrauens ist die
wichtigste Aufgabe, wenn wir politisch die Rahmenbe-
dingungen für eine positive wirtschaftliche und soziale
Entwicklung gestalten wollen.

Die tatsächliche Neuverschuldung in diesem Jahr
liegt nicht mehr bei 86 Milliarden Euro, sondern zwi-
schen 50 und 60 Milliarden Euro. Die Steuereinnahmen
für Bund, Länder und Gemeinden haben sich besser bzw.
weniger schlecht entwickelt, als wir es am Anfang des
Jahres noch einplanen mussten. Unsere wirtschaftliche
Entwicklung ist sehr viel besser, als man Anfang des
Jahres hoffen konnte.

Die EU-Kommission hat gestern ihre Frühjahrspro-
gnose vorgelegt. Bisher hat sie uns, der Bundesrepublik
Deutschland, für dieses Jahr ein reales Wachstum in
Höhe von 1,2 Prozent prognostiziert. Gestern hat sie ihre
Prognose auf 3,4 Prozent angehoben. Der IWF prognos-
tiziert für dieses Jahr ähnlich. Das heißt, wir sind auf ei-
nem guten wirtschaftlichen Weg.

Ich will hinzufügen: Niemand kann erwarten, dass
sich die Wachstumszahlen für das Jahr 2010 angesichts
der Ausgangsbasis des Jahres 2009 im Jahr 2011 so fort-
setzen werden. Manche titeln schon: Wenn das Wachs-
tum in diesem Jahr über alle Erwartungen hoch sein
wird, dann werden wir im nächsten Jahr einen Einbruch
des Wachstums zu verzeichnen haben. Das ist sachlich
nicht ganz richtig. Auch die Prognosen für das Jahr 2011
werden von allen nationalen und internationalen Institu-
tionen eher angehoben. Wahr ist aber: Wir werden die
Wachstumszahl von über 3 Prozent – wenn sie sich in
diesem Jahr verwirklicht – im nächsten Jahr zwar nicht
erreichen, aber wir haben alle Chancen auf eine stetige,
nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. Das ist nichts
Abstraktes, sondern es wirkt sich auf die Bürgerinnen
und Bürger in unserem Land konkret und positiv aus.

Ich will daran erinnern: Die Arbeitslosigkeit ist das
größte soziale Problem. Wer Arbeitslosigkeit abbaut,
leistet den wichtigsten Beitrag zu nachhaltiger sozialer
Gerechtigkeit und zur Gewährleistung sozialer Leistun-
gen. Das kann man nicht voneinander trennen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Im August dieses Jahres wurden 3,188 Millionen Ar-
beitslose registriert. Damit liegen wir unter dem Niveau,
das wir vor der Krise hatten. Wir haben übrigens einen
stärkeren Rückgang der Arbeitslosigkeit in den neuen
Bundesländern zu verzeichnen; dort sind es 10 Prozent.
In den alten Bundesländern sind es 7 Prozent. Das heißt,
die derzeitige Entwicklung hat die positive Wirkung,
dass der Abstand zwischen neuen und alten Bundeslän-
dern nicht größer, sondern kleiner wird.

Bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Be-
schäftigten liegen wir um 93 000 über dem Vorkrisenni-
veau. Der Bestand an gemeldeten offenen Arbeitsstellen
belief sich im August auf 396 000. Das ist gegenüber
dem Vorjahresmonat ein Anstieg um 32 Prozent. Das
heißt, unsere Politik wirkt sich konkret auf die Men-
schen aus. Wer die sozialen Wirkungen dieser Politik

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(C (D ritisch beleuchtet – das wird in der Debatte in dieser oche geschehen –, darf das nicht aus dem Blick verlie en. Im internationalen und im europäischen Vergleich lieen wir übrigens nicht schlecht: In der Europäischen nion rechnet man in diesem Jahr mit einer durch chnittlichen Arbeitslosenquote von 9,6 Prozent. Wir lieen bei 6,9 Prozent und damit weit unter dem EUurchschnitt. Nur zum Vergleich: Die Erwerbslosenuote in den USA lag im Juni bei 9,5 Prozent. Unsere olitik wirkt sich also positiv für die Menschen aus, und as ist die beste Sozialpolitik. Wir sind auf dem richtigen Weg. Wir behaupten ja icht, dass alles durch die Finanzpolitik oder überhaupt urch die Politik beeinflusst und gestaltet wird – das äre der Beleg für ein falsches Verständnis von sozialer arktwirtschaft –; aber offensichtlich setzt die Politik en richtigen Rahmen für eine positive Entwicklung, nd das ist schon eine ganze Menge. Weil wir auf dem ichtigen Weg sind, wäre es töricht, diesen Weg nun chon wieder zu verlassen. Deswegen sind wir, die Bunesregierung, die Koalition und CDU/CSU, entschlosen, Kurs zu halten. Wir sind entschlossen, diesen Weg, essen erste Erfolge wir deutlich spüren, fortzusetzen. as ist wichtig; denn wenn wir Vertrauen zurückgewinen wollen, brauchen wir Stetigkeit, Nachhaltigkeit und erlässlichkeit. Im Übrigen beurteilen uns unsere Partner in Europa nd in der Welt inzwischen mit weniger Kritik. Noch vor inigen Monaten hat man uns nicht zugetraut, dass wir ie Anforderungen des europäischen Stabilitätsund achstumspaktes erfüllen können. Wir selbst haben uns n den Bundestagsdebatten im Januar und im März kriisch gefragt – jeder wird sich erinnern –, ob wir die chuldenbremse des Grundgesetzes, die gut ist, die eine alancierte, nachhaltige Exit-Strategie aus der zu hohen erschuldung vorsieht, einhalten können. Die Kritik und die Zweifel sind inzwischen gewichen. tattdessen gab es im internationalen Bereich zunehend eine andere Kritik: Wir sparten die Weltwirtschaft aputt; wir müssten unsere Verantwortung in Europa anz anders wahrnehmen. Doch auch diesbezüglich hat ich unsere Politik als richtig erwiesen und durchgesetzt. ch will daran erinnern, dass man sich beim Treffen der taatsund Regierungschefs im Rahmen des G-20-Gipels in Toronto am Ende gemeinsam verpflichtet hat, die eweiligen Budgetdefizite bis 2013 zu halbieren. Man at festgestellt, dass es richtig ist, dass man eine maßolle, aber nachhaltige Reduzierung der zu hohen öffentichen Defizite, die ja eine Hauptursache der Krise sind, o ausgestalten kann, dass sie wachstumsfreundlich ist, ass sie die wirtschaftliche Entwicklung nicht behindert, ondern fördert. Im Übrigen hat man festgestellt, dass as auch dem Arbeitsmarkt und den Menschen zugute ommt. Es ist ein wichtiger Punkt, dass das gelungen ist; denn ie Zweifel daran waren weit verbreitet. Deswegen muss aran festgehalten werden. Wir sind auf einem richtigen Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

Weg. Wir gelten inzwischen als Wachstumslokomotive
in Europa. Angesichts unserer Wachstumszahlen in die-
sem Jahr und angesichts der Tatsache, dass wir im Juni
die höchsten Importzahlen in der Geschichte der Bun-
desrepublik Deutschland hatten, ist die Kritik, wir näh-
men unsere Verantwortung für Europa und für die globa-
lisierte Welt nicht wahr, in sich zusammengebrochen.
Auch das Vertrauen unserer Partner und deren Beurtei-
lung zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Im Übrigen zeigen alle Meinungsumfragen, dass die
Bürgerinnen und Bürger sehr wohl verstanden haben
– sie empfinden eine entsprechende Sorge –, dass eine
zu hohe, nicht mehr beherrschbare Neuverschuldung des
Staates eines unserer größten Probleme ist. Wenn wir sie
zurückführen, entsprechen wir dem dringenden Bedürf-
nis unserer Bürgerinnen und Bürger. Auch das ist wich-
tig.

In den Debatten über die Frage, ob wir mit unserer
Defizitreduzierung unsere internationale Verantwor-
tung vielleicht nicht richtig wahrnehmen, habe ich unse-
ren Kollegen übrigens immer gesagt – ich bin nicht der-
jenige, der anderen viele Ratschläge erteilt; ich
konzentriere mich eher darauf, die Ratschläge, die wir
anderen geben könnten, bei uns selbst zu verwirklichen –:
In Deutschland ist die Rückgewinnung von Vertrauen,
die Bekämpfung von Verunsicherung wegen der zu ho-
hen Defizite, eine der wichtigsten Voraussetzungen da-
für, dass wir nachhaltiges Wachstum und eine ausgewo-
gene, stabile Entwicklung am Arbeitsmarkt haben.

Meine Damen und Herren, wir führen die Neuver-
schuldung zurück; das zeigen die Zahlen der mittelfris-
tigen Finanzplanung. Die Ausgangsmarge für 2010
habe ich genannt. Noch einmal: Bei der Verabschiedung
des Haushaltsentwurfs lagen wir noch bei rund
80 Milliarden Euro, bei der Einbringung bei annähernd
86 Milliarden Euro. Im tatsächlichen Verlauf liegen wir
irgendwo unterhalb von 60 Milliarden Euro. Wir führen
die Neuverschuldung des Bundes in den Jahren 2011 bis
2014 konsequent von 57,5 Milliarden Euro – das ist die
Zahl im Haushalt 2011 – über 40 Milliarden Euro im
Jahr 2012 auf 31,6 Milliarden Euro in 2013 und
24,1 Milliarden Euro in 2014 zurück. Das ist konkret die
Umsetzung der im Grundgesetz vorgesehenen Schulden-
bremse, und vor allen Dingen ist das eine nachhaltige,
wachstumsfreundliche Defizitreduzierung.

Unsere Ausgestaltung der Rahmenbedingungen für
eine vernünftige wirtschaftliche Entwicklung ist richtig.
Das zeigt sich auch darin, dass wir unser Zukunftskon-
zept zur Rückgewinnung von mehr Handlungsfähigkeit
genau danach ausgerichtet haben. Wir haben die Investi-
tionen im Bundeshaushalt nicht verringert. Wir haben
die Investitionen für Bildung und Forschung erhöht, und
es bleibt dabei. Wir haben im Übrigen vor dem Hinter-
grund unserer demografischen Entwicklung – eines un-
serer größeren gesellschaftlichen wie ökonomischen
Probleme – einen klaren Schwerpunkt gesetzt, indem
wir die Leistungen für Familien und Integration nicht
verringern, sondern verstärken. Das alles ist der richtige
Weg.


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(C (D (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie streichen doch! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In welchem Haushalt denn?)


Wenn Sie sich die praktische Umsetzung in der Fami-
ienpolitik anschauen, können Sie nicht bestreiten, dass
ir die Mittel erhöht haben; dies ist übrigens schon zum
. Januar dieses Jahres in Kraft getreten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn Sie sich anschauen, wie der Anteil der Sozial-
usgaben im Bundeshaushalt kontinuierlich in den letzten
ahren gestiegen ist und auch im Haushalt 2011 steigt,
ann erkennen Sie, dass wir das sehr wohl bedacht haben.
ch füge jetzt hinzu: Wir machen mit der Wende bei den
usgaben zum ersten Mal Ernst. Wir haben im Bundes-
aushalt 2010 noch 319,5 Milliarden Euro Ausgaben. In
011 – nach dem Entwurf des Haushalts, den ich Ihnen
eute vorlege – reduzieren sich die Ausgaben im Bundes-
aushalt auf 307 Milliarden Euro. Ab 2012 wollen wir bei
01 Milliarden Euro landen. Damit schaffen wir erstens
ie Voraussetzungen dafür, dass wir das Wachstum der
usgaben unter dem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes
alten – das ist die entscheidende Größenordnung, um die
u hohe Verschuldung dauerhaft zurückzuführen –, und
weitens dafür, dass wir die Neuverschuldung zurückfüh-
en.

Wir haben im Übrigen in unserem Zukunftspaket
auch das muss man wieder und wieder in Erinnerung

ufen – eine ausgewogene Struktur. Wir sparen – das
ird in den öffentlichen Debatten gelegentlich ein biss-

hen unterschätzt – in dem Bereich, den die Regierung
hne gesetzliche Änderungen selbst gestalten kann: bei
en Ausgaben für Personal, bei den Stellen und bei den
achlichen Verwaltungsausgaben.


(Zuruf des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ach, Herr Bonde, die Haushaltsberatung im Einzelnen
äuft, und Sie werden, wie alle anderen im Haushaltsaus-
chuss, daran mitwirken.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 2,4 Milliarden Euro nicht etatisiert im Verwaltungsbereich!)


Ja, wir haben insgesamt – ich kann Ihnen die Zahlen
erne noch einmal vortragen –


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nichts Konkretes!)


m Verwaltungsbereich im kommenden Jahr bei den dis-
oniblen Mitteln eine Reduzierung um 2,3 Milliarden
uro vorgesehen.

An der Gesamtsumme der mittelfristigen Finanzpla-
ung der nächsten vier Jahre, in denen wir insgesamt et-
as über 80 Milliarden Euro konsolidieren, ist der Ver-
altungsbereich mit über 14 Milliarden Euro beteiligt.
ir planen weitere Maßnahmen, die auch im Regie-

ungsbereich liegen. Wenn Sie das zusammenrechnen,
tellen Sie fest: Wir liegen bei etwa 20 Milliarden Euro
eniger.

(B)






Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

Wir haben im Bereich der Neujustierung von gesetz-
lichen Leistungen – hier achten wir im Übrigen sehr ge-
nau darauf, dass wir Anreize für Beschäftigung verbes-
sern, und wir berücksichtigen das Lohnabstandsgebot als
einen der wichtigen Schlüssel für nachhaltig positive Ent-
wicklung am Arbeitsmarkt – für die nächsten vier Jahre
insgesamt einen Betrag von etwa 30 Milliarden Euro – im
Jahr 2011 3 Milliarden Euro – vorgesehen. Wir haben
darüber hinaus in dem Bereich, den man Subventionsab-
bau nennen kann – ökologische Neujustierung, Beteili-
gung von Unternehmen oder Einnahmeverbesserungen –,
eine Größenordnung von zusammengerechnet ebenfalls
etwa 30 Milliarden Euro. Das heißt, das Zukunftspaket
der Bundesregierung hat eine ausgewogene Struktur. Das
ist ein zentraler Punkt.

Ich will im Übrigen daran erinnern, dass wir uns bei
den Kürzungen im sozialen Bereich ganz gezielt da-
rauf konzentrieren, die Möglichkeiten zur Arbeitsauf-
nahme zu verbessern.


(Lachen des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Schauen Sie sich doch einmal die Zahlen an, die die
Situation auf dem Arbeitsmarkt darstellen. Ich weiß
nicht, warum Sie darüber lachen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Kollege Trittin, wenn Sie sich den Haushalt des
Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und den
Haushalt der Bundesagentur für Arbeit anschauen und
wenn Sie darüber hinaus die bessere Entwicklung auf
dem Arbeitsmarkt berücksichtigen, dann sehen Sie,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dass es nicht reicht!)


dass wir mit reduzierten Ansätzen die Effizienz der Leis-
tungen verbessern können. Das ist die Politik der Bun-
desregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben darüber hinaus die Einnahmen verbessert.
Meine Damen und Herren, ich habe wieder und wieder
gesagt – das wissen wir alle –: Aufgrund der Struktur des
Bundeshaushalts kann die Erwartung nicht erfüllt wer-
den, dass sich die Haushaltskonsolidierung ausschließlich
auf der Ausgabenseite vollzieht. Dafür ist die Struktur des
Bundeshaushalts zu spezifisch. Weit über 50 Prozent der
Mittel des Bundeshaushalts fließen in Sozial- und Fami-
lienleistungen. Einen Großteil der Investitionen müssen
wir im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung von
Wirtschaft und Beschäftigung schonen, da zusätzliche
Impulse davon ausgehen können.

Vor diesem Hintergrund sind Einnahmeverbesserun-
gen zur Haushaltskonsolidierung bzw. Defizitreduzie-
rung unvermeidlich. In der Bundesregierung haben wir
intensiv darüber diskutiert und uns bewusst dafür ent-
schieden, zugleich Anreize für mehr Energieeffizienz
und zur Energieeinsparung zu setzen. Deswegen schla-
gen wir die Einführung einer Luftverkehrsabgabe vor.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Steuer!)



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(C (D Ja, klar. Herr Kollege Schneider, Sie sind zu sachkunig, um nicht zu wissen, dass ein Subventionsabbau – dazu aben Sie 100 Prozent Zustimmung – im Ergebnis fast mmer höhere Steuern nach sich zieht. Daran führt kein eg vorbei. Es ist wichtig, dass wir das gelegentlich saen. (Joachim Poß [SPD]: Das wird nie so deutlich gesagt!)


Herr Kollege, ich sage es immer. Es ist so.


(Joachim Poß [SPD]: Von allen in Ihrer Koalition!)


Von Ihnen auch. Das muss auch gesagt werden.

Jetzt will ich die Luftverkehrsabgabe erläutern. Wir
ätten eine breite Zustimmung in der Bevölkerung und
uch im Parlament, wenn wir die Ausnahme beseitigen
önnten, dass der Luftverkehr – im Gegensatz zu den
erkehrsträgern Schiene und Straße – von der Mineral-
lbesteuerung ausgenommen ist. Aufgrund der interna-
ionalen und der europäischen Rechtslage können wir
iese Ausnahme aber nicht beseitigen. Das mag man be-
auern; aber das ist so. Also wollen wir anstelle dessen
ine Luftverkehrsabgabe einführen. Das ist ein Ersatz
ür eine nicht national einzuführende Besteuerung von
lugbenzin. Das ist Subventionsabbau. Ich glaube, diese
aßnahme ist richtig dosiert, abgewogen und sie ist gut

u begründen.

Das ist übrigens bei der Kernbrennstoffsteuer ganz
hnlich. Wir wissen, dass von der Kernenergie im Gegen-
atz zu anderen Energieträgern keine als Belastung emp-
undenen Emissionen ausgehen. Deswegen beseitigen
ir mit der Kernbrennstoffsteuer – das sehen die Betrof-

enen natürlich nicht ganz so; daher muss man darüber in-
ensiv diskutieren – im Wesentlichen die Privilegierung
ines bestimmten Energieträgers. Angesichts dessen kann
an auch diese Maßnahme gut rechtfertigen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Warum ist es dann befristet?)


Weil auch die Laufzeit der Kernkraftwerke befristet
st.


(Joachim Poß [SPD]: Die ist doch nur bis 2016 befristet!)


Herr Kollege Poß, wir werden in den nächsten Tagen
nd Wochen das Energiekonzept der Bundesregierung
nd der Koalition insgesamt mit großer Intensität disku-
ieren. Sie werden dann ziemlich viel Mühe haben, Ar-
umente zu finden, die dagegensprechen, dass dieses
nergiekonzept das wahrscheinlich ehrgeizigste und ef-

izienteste beim Umstieg auf regenerative Energien ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach was! Das ist doch kein ehrgeiziges Konzept! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Schäuble, dieser Satz wird der Renner bei YouTube!)






Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

– Ich hoffe, dass der Bundeshaushalt 2011 und die Poli-
tik der Bundesregierung, der christlich-liberalen Koali-
tion insgesamt zum Renner werden, nicht nur bei You-
Tube.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Blabla! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die Hoffnung stirbt zuletzt, Herr Finanzminister!)


Ich will in diesem Zusammenhang auch darauf hin-
weisen, dass ich es trotz der öffentlichen Diffamierung,
die in dieser Frage betrieben worden ist, für richtig halte,
dass wir mit den Betreibern von Kernkraftwerken, mit
den Energieversorgungsunternehmen – –


(Bettina Hagedorn [SPD]: Einen Deal gemacht haben!)


– Ach, „Deal“ klingt so negativ.


(Widerspruch bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist es ja auch! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt! Sie hatten ja gar nichts zu verhandeln! Sie haben das alles ja einfach übernommen!)


– Herr Kollege Trittin, wenn ich mich richtig erinnere,
haben auch Sie einmal einer Bundesregierung angehört.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! – Zuruf von der CDU/CSU: Schlimm genug!)


Ich erinnere mich dunkel, dass Sie mit der Energiewirt-
schaft damals eine vertragliche Vereinbarung getroffen
haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, genau! Aber im Gegensatz zu Ihnen haben wir uns von denen nichts diktieren lassen! Zum Beispiel von Herrn Großmann!)


– Ich reagiere ja gern auf Ihre Einwände, aber nicht,
wenn das zu einer Dauereinrichtung wird.


(Beifall des Abg. Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP])


Ich muss auch noch die Chance haben, Ihnen den Haus-
halt darzulegen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich will in großer Ruhe und mit großer Klarheit sa-
gen: Über die Kernbrennstoffsteuer, die Sache des Ge-
setzgebers ist, wird nicht verhandelt.


(Peter Altmaier [CDU/CSU]: So ist es!)


Über zusätzliche Sicherheitsauflagen,


(Bettina Hagedorn [SPD]: Welche denn?)


die Sache der Politik sind und die nicht vorhanden wa-
ren – –


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(C (D (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Unsinn! Sicherheitsauflagen stehen doch gar nicht in dem Vertrag!)


Es waren doch Sie, die Sie in Ihrer Ausstiegsvereinba-
ung auf jede zusätzliche Sicherheitsmaßnahme für
ernkraftwerke verzichtet haben!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir haben sehr darauf gedrängt – wir sind froh, dass es
ns gelungen ist, dies auch zu erreichen –, die Vereinba-
ung zu erzielen, dass die Energieversorgungsunterneh-
en im Zusammenhang mit der Verlängerung der Lauf-

eit von Kernkraftwerken im Hinblick auf den Übergang
u regenerativen Energien einen zusätzlichen Beitrag
eisten. Das ist ein großer Erfolg. Es gibt überhaupt
ichts, was daran zu diffamieren ist. Ganz im Gegenteil,
as ist der richtige Weg, und es ist das beste, ehrgeizigste
nd effizienteste Programm für den Umstieg in der Ener-
iepolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Aber dafür brauchen wir Zeit. Das kann man nicht in-
erhalb eines Jahres verändern, sondern dafür braucht
an einen langen Atem. Insofern bildet die Kernenergie

ine Brücke, um den Umstieg in der Energiepolitik in
en nächsten Jahrzehnten gesamtwirtschaftlich zu schaf-
en. Das ist die Politik der Bundesregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bettina Hagedorn [SPD]: So ein Quatsch! – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist eine Unverschämtheit, so etwas zu behaupten!)


Schauen Sie: Das Prinzip der freien Rede gilt sogar für
en Bundesfinanzminister bei der Einbringung des Bun-
eshaushalts.


(Beifall des Abg. Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU])


egen Sie sich nicht auf! Die Herausforderung, die wir
esamtwirtschaftlich zu bewältigen haben, ist so groß,
ass wir alle Kräfte brauchen, um auf diesem guten Weg
achhaltig und konsequent voranzuschreiten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn wir auf dem Weg der Reduzierung der zu hohen
taatsverschuldung, so wie ich ihn beschrieben habe und
ie er in der mittelfristigen Finanzplanung angelegt ist,
onsequent voranschreiten, dann, liebe Kolleginnen und
ollegen, gewinnen wir auch zusätzliche Handlungs-

pielräume für die Politik; darum geht es. Bei der Redu-
ierung der zu hohen Defizite nehmen wir unsere Ver-
ntwortung für unsere Kinder und Enkel wahr. Denn
achhaltige Politik heißt: Man darf nicht immer höhere
chulden auf die kommenden Generationen abwälzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ir nehmen außerdem unsere Verantwortung für die
ünftige Handlungsfähigkeit von Politik und Staat auf
llen Ebenen – Bund, Länder und Kommunen – wahr.





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

Wenn Sie erst einmal in der Lage wie andere Länder
– auch in Europa – sind, dass Sie zu ganz anderen Ein-
schnitten in die Finanzpolitik kommen müssen, dann ist
das der Beweis dafür, dass Sie den Handlungsspielraum
für politische Gestaltung in den zurückliegenden Jahren
verspielt haben. In diese Situation wollen wir in
Deutschland nicht kommen, und in diese Situation wer-
den wir auch nicht kommen, wenn wir die Politik der
Bundesregierung und der christlich-liberalen Koalition
konsequent weiterführen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Diesen Spielraum erweitern wir und nutzen wir auch.
Wir nutzen ihn nicht nur für das modernste Energiekon-
zept, sondern wir nutzen ihn auch für Steuervereinfa-
chungen. Dafür haben wir in den ersten Jahren nur einen
begrenzten Spielraum. Hier arbeiten wir übrigens inten-
siv mit den 16 Finanzministern aller 16 Bundesländer
zusammen. Es besteht die grundsätzliche Übereinstim-
mung, dass wir uns in den ersten Jahren bei steuerverein-
fachenden Maßnahmen auf solche Bereiche konzentrie-
ren müssen, in denen wir mit geringen Ausfällen für
Bund, Länder und Kommunen rechnen.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Sie haben Ausnahmen eingeführt! Es wurde alles komplizierter! Lesen Sie die Gesetze!)


– Sie wirken mir ein bisschen wie der Autofahrer auf der
Autobahn, der die Meldung hört, es sei ein Geisterfahrer
unterwegs, und dann sagt: Was, einer? Hunderte!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Witz ist alt! Er hat einen sehr langen Bart!)


Wenn Sie bei dem Thema Steuervereinfachung gegen
16 Finanzminister von 16 Bundesländern argumentieren,
die ja die Verantwortung für die Steuerverwaltung haben
und die Steuergesetze vollziehen müssen, dann müssen
Sie sich schon überlegen, ob Sie nicht irgendwo eine fal-
sche Position haben. Wir setzen die Maßnahmen zur
Steuervereinfachung gemeinsam mit den Bundeslän-
dern Schritt für Schritt um.


(Joachim Poß [SPD]: Und wir sind im Prinzip nicht dagegen, damit das klar ist! Wir schauen uns das an! Es wird sich im Herbst herausstellen, ob Sie der Geisterfahrer an einigen Stellen sind! – Gegenruf der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Lassen Sie lieber Herrn Schäuble was sagen!)


– Herr Kollege Poß, wenn Sie Ihren Kollegen sagen,
dass Sie gar nicht dagegen sind, dann haben wir ja schon
wieder ein hohes Maß an Übereinstimmung und dann
hoffe ich auf Ihre kooperative Mitwirkung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Prinzipiell sind wir alle für Defizitreduzierung; aber
wenn es konkret wird, sind Sie dagegen. – So geht es
nicht. Diese Arbeitsteilung funktioniert nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Im Übrigen nutzen wir den Spielraum auch und vorangig, um die Lage der Kommunalfinanzen zu verbesern. Ich habe das wieder und wieder gesagt: Das ist die ringendste Aufgabe, die wir in dem gesamtstaatlichen erbund von Bund, Ländern und Kommunen leisten üssen. Wir brauchen eine Verbesserung der Kommu alfinanzen, um die kommunale Selbstverwaltung nicht eiter erodieren zu lassen. Auch daran arbeiten wir in ensiv. Wir werden die Vorschläge dafür gemeinsam mit en Ländern und den Vertretern der kommunalen Ebene, en kommunalen Spitzenverbänden, noch in diesem erbst vorlegen. So nutzen wir Schritt für Schritt die pielräume, die wir mit unserer konsequenten Hausaltspolitik gewinnen. Mit dieser Haushaltspolitik nehmen wir übrigens uch unsere Verantwortung in und für Europa wahr. Wer ich noch daran erinnert, dass wir in den ersten Monaten ieses Jahres in einer so nicht vorhergesehenen und ahrscheinlich so auch nicht für möglich gehaltenen eise darum ringen mussten, die Stabilität unserer geeinsamen Währung in Europa zu verteidigen, weil die erhältnisse sich durch die globale Verflechtung der Fianzmärkte anders entwickelt haben, als das bei der ründung der Europäischen Währungsunion und der chaffung des europäischen Stabilitätsund Wachstumsaktes vorhergesehen werden konnte, der weiß: Wir haen eine hohe Verantwortung für unsere gemeinsame ährung. Wir müssen diese Verantwortung in Europa nd in der Euro-Zone wahrnehmen, und wir nehmen sie ahr. Wir nehmen sie am besten dadurch wahr, dass wir zuächst einmal uns selber an die gemeinsam vereinbarten egelungen im Stabilitätsund Wachstumspakt halten. as ist das beste Argument dafür, andere von der Rich igkeit dieser Politik und von der Notwendigkeit einer achstumsfreundlichen Defizitreduzierung zu überzeuen. Diese Verantwortung nehmen wir wahr, und wir ommen auch damit voran. Es wird international teilweise schon wieder bestriten, aber es bleibt dabei: Die zu hohen Staatsdefizite in ielen Ländern, insbesondere Industrieländern, sind eine er Hauptursachen der Krisen, die wir an den Finanzärkten und am Schluss auch in der Euro-Zone in die em Jahr hatten. Wer uns krisenfester für die Zukunft achen will, der muss diese zu hohen Defizite zurück ühren. Daran führt kein Weg vorbei, in Deutschland icht und auch in Europa nicht. Darüber haben wir – ich habe es erwähnt – inzwichen sogar in der G 20 einen Konsens; das zeigt sich an er gemeinsamen Erklärung der Staatsund Regierungshefs von Toronto, die beinhaltet, dass sich alle Indusriestaaten dazu verpflichten, ihre Defizite bis 2013 zu albieren. Wir müssen den europäischen Stabilitätsund achstumspakt stärken; denn seine Instrumente haben icht ausgereicht, die Krise des Euro, ausgehend von riechenland, zu verhindern. Eine der unabweisbaren onsequenzen aus diesen Erfahrungen ist, dass die Bun Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

deskanzlerin am 25. März dieses Jahres im Europäischen
Rat durchgesetzt hat, dass wir konsequent daran arbei-
ten, die Instrumente des Stabilitäts- und Wachstumspak-
tes effizienter zu gestalten. Dazu gehört, dass wir bessere
Kriterien für die Beurteilung entwickeln, ob europäische
Volkswirtschaften, insbesondere solche in der Euro-
Zone, diesen Anforderungen gerecht werden oder nicht.
Daran arbeiten wir in der Taskforce – so ist das genannt
worden –, die unter dem Vorsitz des europäischen Rats-
präsidenten den Auftrag hat, zunächst einmal bis Okto-
ber die Schritte zu definieren und vorzuschlagen, die wir
ohne Änderung der europäischen Verträge zustande brin-
gen können. Danach reden wir in der zweiten Etappe
über diejenigen Schritte, die eine Veränderung in den
europäischen Verträgen notwendig machen.

Dazu verbessern wir die Transparenz in der Abstim-
mung der Haushaltsverfahren innerhalb Europas; das
nennt man Europäisches Semester. Es ist wichtig, dass
alle frühzeitig Kenntnis von den Verfahren der anderen
erhalten und dass wir als nationale Haushaltsgesetzgeber
uns unserer Verantwortung für das Ganze in Europa be-
wusst sind. Dadurch wird die Souveränität des Bundes-
tages in Haushaltsfragen nicht beeinträchtigt. Aber mehr
Transparenz und frühere Abstimmung sind ein Beitrag
dazu, dass alle ihre Verantwortung besser wahrnehmen.

Dazu gehört, dass wir die Kriterien verschärfen, dass
wir insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit der europäi-
schen Volkswirtschaften als ein wichtiges Element der
Beurteilung frühzeitig mit einbeziehen, dass wir Instru-
mente schaffen, mit denen früher gegen sich abzeich-
nende Fehlentwicklungen eingeschritten werden kann
– „Early Warnings“ nennt man das –, und dass wir im
Übrigen auch das Instrumentarium der europäischen
Strukturfonds dazu nutzen, um die Anreize für stabili-
tätsgerechtes Verhalten zu verstärken und um notfalls
durch zeitige erste sanktionsähnliche Eingriffe früher zu
Korrekturen zu kommen als erst dann, wenn das Kind
gewissermaßen schon im Brunnen liegt. Auch da sind
wir auf einem guten Weg. Der Europäische Rat wird
nach meiner festen Überzeugung entsprechende Vor-
schläge nach den Vorarbeiten in der Van-Rompuy-
Gruppe und durch die Finanzminister im Oktober be-
schließen.

Wir werden – ich sagte es schon – auch europäische
Strukturfonds in den Katalog möglicher Sanktionen mit
einbeziehen müssen. Zudem brauchen wir in einem
zweiten Schritt – darüber gibt es in Europa noch keinen
völligen Konsens, aber wir müssen Schritt für Schritt vo-
rangehen – Maßnahmen, die nicht ohne eine Änderung
der europäischen Verträge zu erreichen sind. Wer bei-
spielsweise nichtökonomische Sanktionen, also etwa
den Ausschluss von Stimmrechten, vorübergehend ein-
führen will, braucht dazu eine Vertragsänderung.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die wird nicht kommen!)


Wir alle sind uns einig: Wir brauchen solche morali-
schen Sanktionen, weil die ökonomischen Sanktionen
zum Teil nicht mehr richtig wirken, wenn das Defizit ei-
nes Landes schon sehr weit fortgeschritten ist. Das ist

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(C (D ine zusätzliche Maßnahme, um den europäischen Stabiitätsund Wachstumspakt zu stärken. Wir in Deutschland sind uns auch darüber einig – daan muss in Europa noch intensiv gearbeitet werden –, ass zur Vermeidung künftiger Krisen des Euro Maßnahen erforderlich sind, um die Moral-Hazard-Problema ik besser lösen zu können. Das heißt auf Deutsch: Es ann nicht sein, dass wir Krisen, die im Finanzsektor in uro-Staaten oder wo auch immer entstehen, auf Dauer ulasten der Gemeinschaft der Steuerzahler abwenden. as war 2008 bei der Bankenkrise nicht anders möglich, nd es war auch 2010 in der Euro-Krise vorübergehend icht anders möglich. Aber für die Zukunft ist eine Beeiligung der Gläubiger notwendig. Wenn höhere Zinsen innerhalb der Euro-Zone ein Aneiz sind – bzw. der negative Anreiz, sich stabilitätsgeecht zu verhalten –, dann müssen diejenigen, die als läubiger höhere Zinsen bekommen, auch angemessen m höheren Risiko beteiligt werden. Dafür brauchen wir inen Mechanismus, den wir in Europa nicht haben; aber ir arbeiten daran. Dabei werden wir noch viel Überzeuungskraft brauchen. Da sollten wir Schritt für Schritt orangehen. Ich bin zuversichtlich, dass wir das im komenden Jahr in Europa erreichen werden. Ich will daran erinnern, dass dies von Anfang an die osition der Bundesregierung war; wir haben unsere orschläge schon im Mai in die Van-Rompuy-Gruppe ingebracht und entsprechende Punkte formuliert. Ich inde es auch wichtig, dass Frankreich und Deutschland keine unwichtigen Mitgliedsländer in der Euro-Zone nd in der Europäischen Union – diese Position gemeinam formuliert haben, zuletzt in einem gemeinsamen chreiben der französischen und deutschen Finanzminis er auf der Grundlage einer Entscheidung, die im franzöischen Kabinett am 22. Juli getroffen worden ist, in eier Sitzung, bei der ich die Ehre hatte anwesend zu sein. Auf diesem Weg kommen wir in der engen deutschranzösischen Zusammenarbeit gut voran. Das stärkt unere Chancen, in Europa die notwendigen Entscheidunen zustande zu bringen. Der Weg wird noch schwierig ein. Aber wir gehen ihn konsequent, und wir kommen uch voran. Diejenigen, die sagen, wir hätten das noch icht erreicht, übersehen, dass wir verabredet haben, uns unächst einmal bis zum Europäischen Rat im Oktober uf die Dinge zu konzentrieren, die ohne Vertragsändeung möglich sind; denn wir wollen nicht mit allem waren, bis wir zu Vertragsänderungen kommen – das raucht Zeit –, sondern das, was möglich ist, schon jetzt n. Es gehört übrigens zu den Lehren, die wir aus der Krise iehen müssen, wenn sie sich so nicht wiederholen soll, ass wir strengere Regulierungen der Finanzmärkte ereichen müssen. Wie notwendig das ist, sehen wir übriens in diesen Tagen, in denen verständlicherweise viele enschen in unserem Lande Schwierigkeiten haben, enn sie hören, dass die HRE eine zusätzliche Liquidi ätsgarantie durch die Finanzmarktstabilisierungsanstalt raucht. Sie fragen sich: Wieso ist das notwendig? Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

Meine Damen und Herren, das ist notwendig, weil
wir längst die Entscheidung getroffen haben – die umge-
setzt werden muss und Ende des Monats auch umgesetzt
wird –, dass Bilanzvolumen in einer Größenordnung von
über 200 Milliarden Euro aus der HRE in eine Anstalt
innerhalb der Finanzmarktstabilisierungsanstalt ausgela-
gert wird.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Schon länger!)


– Ja, das wird jetzt vollzogen. – Um diesen Prozess ab-
zusichern, ist es unvermeidlich, dass die HRE in der
Übergangszeit über zusätzliche Liquidität verfügt. Dazu
braucht sie die zeitlich begrenzten zusätzlichen Liquidi-
tätsgarantien, die wir am Freitagabend im Lenkungsaus-
schuss beschlossen haben. Das war übrigens mit allen
Ressorts, die in diesem Lenkungsausschuss vertreten
sind, abgestimmt; es war eine gemeinsame Position.

Die Maßnahmen sind aber bis Ende September befris-
tet; denn sie sind nur zur Abstützung des Prozesses, die
HRE nachhaltig zu sanieren, notwendig. Das ist erfor-
derlich, weil sonst diese Instrumente nicht bei der Zen-
tralbank refinanzierungsfähig wären. Aber es ist völlig
klar: Was wir bei der HRE beschließen mussten, gilt vo-
rübergehend und ist zeitlich eng befristet. Es ist eine
Maßnahme, um die Sanierung der HRE so, wie gemein-
sam verabredet, voranzubringen, nicht mehr und nicht
weniger.

Aber das zeigt, dass wir in Bezug auf die bessere Re-
gulierung unseres Finanzsektors nicht am Ende sind und
dass wir in unserem Elan nicht nachlassen dürfen. Die
Gefahr besteht immer – das gilt in der Haushaltspolitik
wie bei zusätzlichen Regulierungen –, dass man, sobald
die Krise ein bisschen überwunden scheint, in den An-
strengungen nachlässt, weil man meint, jetzt seien sie
nicht mehr so notwendig. Das wäre falsch. Gerade weil
wir auf dem richtigen Weg sind, muss er konsequent
fortgesetzt werden.

Wir haben im Übrigen mehr erreicht, als viele in der öf-
fentlichen Debatte wahrnehmen wollen. Wir haben die An-
reizsysteme in der Bezahlung und Vergütung von Bankma-
nagern international wie national – auf dem G-20-Gipfel
verabredet und dann in Europa und jetzt in nationale
Gesetzgebung umgesetzt – deutlich stärker auf den lang-
fristigen Erfolg der Institute begrenzt. Denn solange es
Anreize gab, die sich am kurzfristigen Erfolg der Unter-
nehmen ausrichten, hat man die Verantwortlichen in die
nicht beherrschbare Versuchung geführt, den kurzfristi-
gen Erfolg ohne Rücksicht auf die langfristige Tragfä-
higkeit zu maximieren. Deshalb ist eine Korrektur bei
den Vergütungs- und Anreizsystemen eine notwendige
Konsequenz.

Der zweite, genauso notwendige Bereich ist, dass wir
die aufsichtsrechtlichen und die tatsächlichen Möglich-
keiten verbessern. Deswegen ist es ein großer Schritt,
dass es in Europa gelungen ist, sich auf eine europäi-
sche Finanzaufsichtsstruktur zu verständigen. Das hat
viele Anstrengungen erfordert. Aber wir haben es ge-
schafft. Damit kann die nationale Finanzaufsicht, die
nicht ersetzt werden soll, in Krisensituationen von
grenzüberschreitenden, europäischen Dimensionen bes-

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(C (D er eingreifen. Es ist ein wichtiger Erfolg, dass wir die inanzaufsicht in Europa insgesamt handlungsfähiger achen, damit sie früher krisenhaften Entwicklungen ntgegenwirken kann. Das machen wir mit Nachdruck. uch da kommen wir voran. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das bedeutet im Übrigen im nächsten Schritt, dass
ir unsere nationale Finanzaufsicht an die neuen Anfor-
erungen anpassen müssen. Ich hatte immer gesagt – nur
ur Erinnerung –: Wir brauchen zuerst die Entscheidung
ber die europäischen Strukturen – diese werden wir
etzt haben; das Europäische Parlament wird sich bald
amit befassen; der Finanzministerrat hat dem schon zu-
estimmt –; dann können wir gemeinsam prüfen, welche
ichtigen Konsequenzen für unsere nationale Finanzauf-
ichtsstruktur wir ziehen müssen. Auch das wird im
aufe dieses Jahres zum Abschluss gebracht werden.

Wir brauchen dann – das ist der nächste wichtige Be-
eich; man kann ihn gar nicht hoch genug einschätzen –
m Bereich der Eigenkapital- und Liquiditätsvorsorge
ei den Finanzinstituten bessere Konsequenzen. Auch
ier sind wir mit dem Ergebnis, das die Notenbank-
ouverneure und die Finanzaufseher am Sonntag in Ba-
el erzielt haben – der sogenannte Basel-III-Prozess –,
inen großen Schritt vorangekommen. Dabei ist es ge-
ungen, die richtige Balance zu finden zwischen der Not-
endigkeit einer besseren Eigenkapital- und Liquiditäts-
orsorge und der Notwendigkeit, zu vermeiden, dass der
inanzsektor nicht mehr in der Lage ist, die stattfindende
irtschaftliche Erholung mit genügend Liquidität und

ntsprechenden Kreditmöglichkeiten abzusichern. Es ist
ichtig, dass es im Rahmen von Basel III gelungen ist,
ie Besonderheiten des deutschen Finanzwesens mit den
rei Sektoren – Sparkassenwesen, Kreditgenossenschaf-
en und Privatbanken – zu berücksichtigen. Das ist in
en Besitzstandswahrungsvorschriften des in Basel er-
ielten Ergebnisses gesichert.

Ich halte Folgendes für ganz wichtig – das sage ich
mmer unseren Kollegen –: Dass Deutschland zurzeit
ine bessere wirtschaftliche Entwicklung hat, und zwar
achhaltig, hat neben anderem mit unserer ausgewoge-
en Struktur aus Groß-, Mittel- und Kleinbetrieben zu
un. Die mittelständisch orientierte Wirtschaftsstruktur
n unserem Land ist einer unserer großen Vorteile.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


iese Struktur erfordert einen entsprechend gegliederten
inanzsektor. Diesen Zusammenhang zwischen der mit-
elständischen Struktur unserer Wirtschaft und der ge-
liederten Struktur unseres Finanzsektors sollte man
icht übersehen.


(Joachim Poß [SPD]: Richtig! Und einem guten Sozialstaat!)


as heißt im Übrigen nicht, dass wir nicht auch Konse-
uenzen im deutschen Finanzsektor ziehen müssen. Die
rheblichen Anforderungen auf der Eigenkapitalseite
nd an die Liquiditätsvorsorge im Rahmen von Basel III
erden alle betreffen. Aber diese Anforderungen sind





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


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zumutbar und zu bewältigen. Sie werden den Prozess ei-
ner Neustrukturierung innerhalb des Finanzsektors eher
befördern. Die Bundesregierung ist entschlossen, ihren
Beitrag im Rahmen unserer föderalen Ordnung – bis hin
zum besonders schwierigen Bereich der Landesbanken –
zu leisten und den Prozess voranzubringen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und die HRE!)


– Die HRE ist immer dabei, Herr Kuhn. Darum brauchen
Sie sich keine Sorgen zu machen. Das kommt gut voran.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den Eindruck haben wir auch!)


– Das mag sein. Vielleicht befassen Sie sich, Herr
Trittin, noch ein bisschen damit. Dann haben Sie einen
durch Faktenkenntnis begründeten Eindruck. Dann wer-
den Sie ganz unbesorgt sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollen Sie mal alles offenlegen?)


Wir müssen auch den Schutz des Steuerzahlers, der
sich in der Krise als der letzte Anker herausgestellt hat,
ausbauen und seine hohen Belastungen zurückführen.
Deswegen ist die Umsetzung der Restrukturierung für
die Finanzinstitute ein zentraler Punkt.

Das ist uns durch die G-20-Beschlüsse vorgegeben.
Wir haben sie durch den Gesetzentwurf zur Restruktu-
rierung der Banken umgesetzt. Der Bundestag muss sich
noch intensiv damit befassen. Das sind die Konsequen-
zen aus der nicht gegebenen Möglichkeit 2008, systemi-
sche Risiken bei der Bankenrestrukturierung zu vermei-
den. Deswegen haben wir damals andere Lösungen
gewählt. Jetzt leisten wir Vorsorge für ein geordnetes
Restrukturierungsverfahren, das systemische Risiken im
Finanzsektor vermeidet. Dazu gehört im Übrigen auch,
dass wir einen Restrukturierungsfonds schaffen, der
teilweise durch eine maßvolle, aber systemische Risiken
berücksichtigende Bankenabgabe gespeist werden soll.
Das ist ein wichtiger Schritt, und wir liegen mit dieser
Gesetzgebung genau in der Linie, die durch G 20 vorge-
geben ist und die jetzt auch in eine europäische Struktur
eingebettet wird.

Es ist gelegentlich kritisiert worden, dass wir als Bun-
desrepublik Deutschland in Europa gewissermaßen vor-
gegangen wären. Ich sage Ihnen: Wir haben damals
schon in enger Abstimmung mit Frankreich gesagt, dass
wir eine europäische Regelung wollen. Aber so eine Re-
gelung kommt eher zustande, wenn einige der größeren
Mitgliedsländer vorangehen, als wenn jeder sich hinter
der Aussage versteckt: Sobald es alle machen, machen
wir auch mit. Am Ende geschieht dann nichts. Das ist
ein Punkt, den wir sehr im Blick haben müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Dazu kommt im Übrigen, was ich an dieser Stelle
schon einige Male gesagt habe: Wir müssen auch die al-
ternativen Marktteilnehmer im Finanzsektor der Regu-
lierung und der Aufsicht unterwerfen. Das ist ein wichti-

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(C (D er Punkt. Daran arbeitet die EU mit Nachdruck; wir ommen hier voran. Wir müssen uns bei den alternativen rodukten im Finanzsektor ganz genau anschauen, wo ie Missbrauchsmöglichkeiten größer sind als die dieende Funktion für die Erfüllung der Aufgaben des Fianzsektors. Meine Damen und Herren, deshalb haben wir in der rage der ungedeckten Leerverkäufe die Entscheidung etroffen, national voranzugehen. Wir haben dies nicht etan, um Europa zu spalten, sondern um eine europäiche Lösung zustande zu bringen. Wir wollen die Maßahmen international so gut wie möglich abstimmen, eil das immer die bessere Lösung ist; aber die interna ionale Abstimmung darf am Ende nicht zu einer Ausede dafür mutieren, dass gar nichts geschieht. Wenn wir ösungen nicht global zustande bringen, dann müssen ir sie in Europa zustande bringen, und damit es in uropa vorangeht, müssen wir gelegentlich auch ein tück auf nationaler Ebene vorangehen. An den Bemühungen, ungedeckte Leerverkäufe oder reditversicherungen, CDS, die nicht der Absicherung ealer Geschäfte dienen, stärker aus dem Instrumentarimkasten herauszunehmen, sehen Sie, dass wir mit iesem Weg vorankommen und dass wir die richtigen ntscheidungen getroffen haben. Es zeigt, dass die Bunesregierung konsequent ihrer Verpflichtung nachommt, wo immer möglich Konsequenzen aus der Fianzkrise zu ziehen, damit sie sich nicht wiederholen ann. Hier sind wir auf einem richtigen Weg. Ich will die Gelegenheit nutzen, noch einmal an unere vielen Debatten über die Frage einer zusätzlichen esteuerung des Finanzsektors zu erinnern; sei es nun ine Finanzaktivitätsteuer oder sei es eine Finanztransktionsteuer. Es ist klar: Global werden wir diese nicht ustande bringen. In Toronto hat sich gezeigt: Wer sagt, r sei für eine solche Steuer, jedoch unter der Voraussetung, dass sie global eingeführt wird, muss auf nicht abehbare Zeit davon Abstand nehmen. Das geht nicht. eshalb hatten wir früh einen großen Konsens, und zwar eitgehend auch mit der Opposition und innerhalb der egierung: Wenn wir das global nicht hinbekommen, ann werden wir eine europäische Lösung suchen. (Joachim Poß [SPD]: Das ist schwer mit der Regierung!)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Kollege Poß, das ist in Europa schwer; denn die
ereitschaft, das zu unterstützen – –


(Joachim Poß [SPD]: Für Ihre Koalition war es schwer, zu einem Ergebnis zu kommen!)


Hier sind wir gut vorangekommen. Wissen Sie, das
chadet auch nichts. Es tut einer Regierung und übrigens
eder politischen Partei gut, wenn sie politische Ent-
cheidungen erst kritisch diskutiert, bevor sie sie trifft,
enn sie nicht sagt: Wir entscheiden das erst einmal und

ehen dann, ob es richtig ist.





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Nur die Bürger merken, der Kaiser ist nackt!)


Verehrte Kolleginnen und Kollegen, wenn wir zulas-
sen, dass öffentliche Debatten vor Entscheidungen im-
mer als Streit diffamiert werden, dann schwächen wir die
Mechanismen der parlamentarischen Demokratie. Das
wird diese Regierung nicht tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben nun – auch dazu gibt es einen deutsch-
französischen Vorschlag – im Finanzministerrat Anfang
dieses Monats zum ersten Mal eine Vorlage der Kom-
mission – die hat das Initiativrecht – für eine solche
Steuer in Europa bekommen. Deswegen hatten wir im
Ecofin im September die erste Debatte über die Initia-
tive der Bundesregierung und der französischen Regie-
rung. Natürlich haben wir in der ersten Debatte keine
einstimmige Zustimmung für diesen Vorschlag bekom-
men. Wer das erwartet hat, hat keinen Bezug zur Wirk-
lichkeit. Aber die Diskussion im Finanzministerrat, im
Ecofin, war sehr viel offener, als man nach den öffentli-
chen Erklärungen hätte vermuten können. Deswegen
werden wir an unserem Vorschlag weiterarbeiten. Ich
habe nie behauptet, dass wir sicher sind, dass wir unser
Ziel erreichen werden. Wir sind nicht allein in Europa.
Sie können aber sicher sein – das haben wir auch hier im
Bundestag versprochen, und das ist die Politik der Bun-
desregierung –, dass wir alles daransetzen und alle
Bemühungen unternehmen werden, um das zustande zu
bringen. Sie können darauf vertrauen. Wir sind in dieser
Frage nicht isoliert, aber wir müssen noch sehr viel da-
ran arbeiten.

Wenn wir die Konsequenzen aus der Krise ziehen,
dann ist folgender Punkt entscheidend – ich will ihn uns
noch einmal ins Gedächtnis rufen –: Wir leben in einer
Zeit dramatisch schneller und dramatisch tiefgehender
Veränderungen wirtschaftlicher, ökologischer, politi-
scher und sozialer Art. Das ist das Kennzeichen der mo-
dernen Gesellschaft im Zeitalter der Globalisierung. In
einer solchen Zeit ist es wichtig, dass wir das Vertrauen
unserer Bürger in die Nachhaltigkeit unserer Politik be-
wahren. Eine Gesellschaft, die sich ohnmächtig und den
Veränderungen ausgeliefert fühlt, wird eher regressiv re-
agieren. Wir müssen die Zukunftsfähigkeit unseres Lan-
des bewahren und die notwendigen Entscheidungen,
über die man im Einzelnen streiten kann, treffen. Wir
müssen unser Land immer wieder infrastrukturell wei-
terentwickeln und uns auf veränderte weltwirtschaftliche
Rahmenbedingungen einstellen. Das kann nicht bestrit-
ten werden. Es ist wichtig, dass die Bevölkerung genü-
gend Vertrauen in die Nachhaltigkeit unserer Politik
hat, damit wir die notwendigen Veränderungen in unse-
rer offenen Gesellschaft konsensfähig gestalten können.
Wenn kein Vertrauen vorhanden ist, werden wir das Ge-
genteil von dem, was wir wollen, erzielen. Die Rückge-
winnung von Vertrauen durch Nachhaltigkeit und Be-
ständigkeit unserer Politik ist ein zentrales Element,
wenn wir in einer Zeit aufregender Veränderungen Kurs
halten wollen.

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(C (D Wir haben in über 60 Jahren Nachkriegszeit vieles ereicht, worüber wir glücklich sein können. In diesen Taen und Wochen erinnern wir uns an den größten lücksfall der deutschen Geschichte. Wir leben seit 0 Jahren nicht mehr in der alten Bundesrepublik, sonern im vereinten Deutschland. Wir haben die Einheit in rieden und Freiheit erreicht. Uns wurde die Richtigkeit nserer grundsätzlichen ordnungspolitischen Vorstellunen wieder und wieder bestätigt. Wenn wir nun diesen eg konsequent fortsetzen, auch indem wir uns etwa bei er Energiewende auf neue Entwicklungen einstellen, ann sind wir auf einem guten Weg in die Zukunft. Mir st vor der Zukunft nicht bange. Die Politik allein kann ie Zukunft nicht gestalten; aber sie muss die Bedingunen so setzen, dass wir einen stabilen Rahmen für Freieit, aber auch für Gerechtigkeit in unserer demokratichen Gesellschaft haben. Das ist die Politik der undesregierung. Dazu gehört: Wer die Freiheit – auch die des Marktes nd des Wettbewerbs – durch mehr staatliche Bürokratie rsetzen will, wird am Ende wieder die Erfahrung mahen, die wir in 40 Jahren Nachkriegsgeschichte geacht haben. Bürokratische staatliche Systeme sind we iger effizient und weniger in der Lage, die Menschen u motivieren. Sie sind noch weniger in der Lage, richige und nachhaltige ökonomische Entscheidungen zu reffen. Deswegen setzen wir auf Freiheit. Aber damit ie Freiheit sich nicht selbst zerstört, brauchen wir einen ahmen. Diesen Rahmen setzt die soziale Marktwirt chaft. Sie setzt Regeln, die eingehalten, und Grenzen, ie nicht überschritten werden. Diese Regeln müssen mmer wieder angepasst werden. Sie sorgen im Übrigen ür den sozialen Ausgleich. Deswegen ist es so wichtig, ass unsere Politik durch die Verbesserung der Lage auf em Arbeitsmarkt und der Beschäftigungschancen den enschen konkret zugutekommt. Diesen Weg werden ir fortsetzen. Im Prinzip ist es klar: Es geht darum, in einer Zeit chneller Veränderungen, in einer Zeit, in der die Gefahr er Verunsicherung als Folge dieser Veränderungen groß st, zu handeln. Dies ist die Situation überall in der westichen Welt. Schauen Sie sich andere Länder an, ehe Sie orschnell diskutieren oder kritisieren. Schauen Sie sich ie Schwierigkeiten anderer Länder an, die Bevölkerung avon zu überzeugen, dass Anpassungen in der Gesellchaft notwendig sind. Wir kommen um Konsequenzen us der demografischen Entwicklung so wenig herum ie um Konsequenzen aus der Veränderung der weltwei en wirtschaftlichen Bedingungen durch die Globalisieung. Wenn wir Zukunft gestalten wollen, brauchen wir ertrauen, brauchen wir eine verlässliche Basis. Die rundwerte, die Grundstrukturen in unserem Land ver ndern sich nicht. Aber die Antworten, die wir aus rundwerten und Grundstrukturen ableiten müssen, um ür das Jahr 2010 und die folgenden Jahre die richtigen ntscheidungen zu treffen, setzen voraus, dass wir die ealität zur Kenntnis nehmen. Es gilt, auf fester Basis ukunftsfähige Entscheidungen zu treffen. Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

Das, meine Damen und Herren, ist das Leitmotiv der
Bundesregierung: Veränderung gestalten – auf der Basis
fester Werte, aber unter Würdigung dessen, was in der
Welt stattfindet. Die Verweigerung der Realität durch
ideologisch begründete Vorstellungen ist der falsche
Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Unser Weg ist, auf fester Basis einen Rahmen für Verän-
derung zu geben, die Rahmenbedingungen durch die
Politik so zu gestalten, dass Freiheit, Gerechtigkeit und
sozialer Ausgleich in unserem Land auch in der Zukunft
möglich bleiben. Das ist eine große Aufgabe. Der
Haushalt 2011, den wir jetzt zu beraten beginnen, leistet
seinen Beitrag dazu.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Zu sozialem Ausgleich mit Sicherheit nicht!)


Ich bitte Sie um Ihre Unterstützung.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705700100

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem

Kollegen Carsten Schneider für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1705700200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Bundesfinanzminister, wenn man die letzten zehn
Minuten Ihrer Rede verfolgt hat,


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, wenn man nicht eingeschlafen ist!)


dann kann man der Financial Times aus der letzten Wo-
che nur recht geben: Wolfgang Schäuble wird gern
grundsätzlich, wenn er im mühsamen politischen All-
tagsgeschäft mal wieder an seine Grenzen gestoßen ist.


(Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU)


Übersetzt heißt das: Sie, Herr Bundesfinanzminister,
philosophieren lieber über Gott und die Welt, als sich
den harten Auseinandersetzungen hier und jetzt zu stel-
len.

Wer Ihre Rede und Ihre philosophischen Ausführun-
gen über Vertrauen, Solidität etc. verfolgt hat,


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Das ist Ihnen völlig fremd, das ist klar!)


der muss sich doch fragen: Reden Sie eigentlich über
den Finanzbereich, den Sie in dieser Regierung seit zehn
Monaten vertreten? – Ich habe einen ganz anderen Ein-
druck.

Begonnen haben Sie im September/Oktober letzten
Jahres mit einer Diskussion mit der FDP darüber, ob Sie
die Schulden, die Sie in diesem Jahr und in der ganzen
Legislaturperiode machen werden, noch schnell der al-

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(C (D en Regierung und dem alten Finanzminister in die chuhe schieben. Dann gab es einen Aufschrei der Öfentlichkeit, und Sie haben das schnell wieder eingeackt. Aber das zeigt, wes Geistes Kind Sie an dieser telle waren. In vollkommener Verkennung der Tatsachen, in vollommener Negation der hohen Kredite und der Schulenlast, die wir in Deutschland haben, haben Sie zum . Januar 2010 Steuergeschenke von über 10 Milliarden uro an Hoteliers, an Erben und an Unternehmen geacht. Das war Ihre Politik in diesem Jahr. Dann haben Sie vor der nordrhein-westfälischen andtagswahl bis zur Mai-Steuerschätzung die Fata organa aufrechterhalten, man könne in dieser Situation och Steuersenkungen vollziehen. Ich erinnere mich an ine Debatte am Tag der Steuerschätzung, in der die FDP ier aufgetreten ist und gesagt hat: Wir haben Mehreinahmen, und diese nutzen wir, um Steuern zu senken. – as war Ihre Aussage. (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Da tun Sie dem Finanzminister aber unrecht!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


etzt frage ich mich: Bringt das der uns vorliegende
aushaltsentwurf zum Ausdruck?

Ich zeige das nur einmal an einem Punkt: Sie spre-
hen von einer ökologischen Luftverkehrsabgabe. Das
st jedoch ein Euphemismus. In Wirklichkeit ist das ganz
lar eine Steuer, die neu eingeführt wird. Ich finde, wenn
as so ist, dann soll man dieses Instrument auch so be-
eichnen und dazu stehen. Allein das schafft Vertrauen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ber das Für und Wider dieser Steuer will ich gar nichts
agen. Aber dass Sie jetzt einen anderen Kurs einge-
chlagen haben, dass Sie etwas vollkommen anderes tun,
ls Sie bisher behauptet haben, wird daran deutlich.

Zum Gesamthaushalt kann man insbesondere zwei
rteile fällen:

Erstens. Dieser Haushalt weist eine soziale Schief-
ge auf, die die soziale Spaltung in Deutschland weiter

ertiefen wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


a muss man sich schon fragen: Wer hat denn die Krise
n Deutschland verursacht? Waren das die Arbeitslosen?

aren das die Rentner, sodass Sie sich nun herausneh-
en können, die Rentenversicherungskasse zu plün-

ern? Waren das die Arbeitnehmer, die Sie nun durch
öhere Abgaben im Gesundheitsbereich und einen Ver-
icht auf die Senkung des Rentenversicherungsbeitrags
elasten? Ihre Politik führt ja dazu, dass all die Genann-
en heute nun die Zeche für die Krise zahlen, die maß-
ose Bankiers, Investmentbanker und andere Spekulan-
en angerichtet haben.





Carsten Schneider (Erfurt)



(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD – Zurufe der Abg. Ulrike Flach [FDP] und des Abg. Norbert Barthle [CDU/CSU])


Mit den Maßnahmen, die Sie heute hier einbringen, wer-
den nun all die oben Genannten die Zeche dafür bezah-
len. Ich werde auch noch im Einzelnen darauf eingehen.

Ein weiteres Beispiel zur sozialen Schieflage: Sie,
Herr Minister, haben hier vorgetragen, die Wirtschaft
werde stark belastet, der Sozialbereich dagegen nur un-
terproportional in Bezug auf den Anteil, den er am Ge-
samthaushalt hat. Dazu muss man ganz klar sagen: Die
Belastung der Wirtschaft hält sich in mageren bzw. sehr
überschaubaren Grenzen. Was haben wir da?

Ein Punkt ist die Luftverkehrsteuer. Wer zahlt die?
Zahlen diese die Unternehmen, oder werden diese die
Familien zahlen, die in Urlaub fliegen?


(Nicolette Kressl [SPD]: Ja!)


Die Belastungen hierdurch werden natürlich weitergege-
ben. Damit werden die Kunden belastet und nicht die
Wirtschaft.


(Beifall bei der SPD)


Ein weiterer Punkt ist der in der Sache schon skanda-
löse Atomdeal. Hierdurch sollen 2,3 Milliarden Euro
zusätzliche Einnahmen erzielt werden. Dies gilt dann als
Belastung der Wirtschaft. Dazu ist zu sagen, dass es sich,
nachdem Sie sich das auch wieder aus der Hand haben
nehmen lassen, Herr Finanzminister, nicht mehr um
2,3 Milliarden Euro, sondern nach derzeitigem Stand um
1,6 Milliarden Euro handelt. Wahrscheinlich werden es
noch weniger.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Völlig falsche Zahlen!)


So zerbröselt das Sparpaket immer weiter, und die Lü-
cke, die Sie in den nächsten Jahren schließen müssen,
wird immer größer. Letztendlich handelt es sich noch
nicht einmal um eine Belastung der Wirtschaft; denn
man muss ja auch sehen, was die Atomkonzerne dafür
bekommen: Sie bekommen eine Laufzeitverlängerung,
sie bekommen die Lizenz zum Gelddrucken. Von diesen
Gewinnen sollen sie nun einen kleinen Betrag abgeben.
Das ist für die Wirtschaft ein Zugewinngeschäft, aber
keine Belastung.


(Beifall bei der SPD)


Die einzigen Maßnahmen, bei denen Sie konkret sind
und auf die Sie sich als christlich-liberale Koalition ein-
vernehmlich verständigen konnten, sind die Kürzungen
bei den Schwächsten der Gesellschaft wie den Arbeitslo-
sen. Das ist Fakt. Nichts anderes liegt heute hier auf dem
Tisch.


(Beifall bei der SPD)


Zweitens ist zum Gesamthaushalt zu sagen: Sie profi-
tieren von der Konjunktur, der positiven wirtschaftli-
chen Gesamtentwicklung. Ich sage ganz klar: Über
diese freuen wir Sozialdemokraten uns auch. Wir freuen
uns über jeden Arbeitslosen weniger.

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(C (D ir freuen uns, dass die Auftragsbücher im verarbeitenen Gewerbe voll sind. Wir freuen uns, dass die Kurzrbeiterregelung gegriffen hat. Wenn Sie dann aber so un, als wäre das Ihr Verdienst, meine Damen und Heren, entgegne ich Ihnen: Das ist einfach dreist. Der Bundesgesundheitsminister hat ja in seiner kabaettreifen Rede auf dem Gillamoos einiges zum Zustand er Koalition gesagt. Er hat auch Dinge wie zum Beipiel zur Kleiderordnung gesagt, die ich eher nebensächich finde. Aber einen konkreten Punkt hat er doch geannt, nämlich dass diese Regierung zehn Monate nichts etan hat. Genau diese zehn Monate hat die Wirtschaft ebraucht, um sich zu erholen, meine Damen und Heren! Ihr Anteil an der wirtschaftlichen Erholung ist damit leich null. iel ehrlicher wäre es zu sagen: Höchstwahrscheinlich eht diese auf die Strukturreformen der vergangenen ehn Jahre zurück. Es sind die maßvollen, aber klugen nvestitionen im Rahmen der Konjunkturprogramme geesen, die dazu geführt haben, dass wir in 2010 eine ex rem gute Wachstumssituation haben. (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Jetzt verstehe ich: Der Aufschwung gehört Schröder!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


Herr Barthle, Sie können es doch ruhig sagen: Wir ha-
en damals die meisten Vorhaben durchgesetzt, aber Sie
aben zugestimmt.


(Joachim Poß [SPD]: Das hat er vergessen! Das ist schon zehn Jahre her!)


eswegen spreche ich Ihnen einen Anteil am Erfolg zu.
er Vorschlag der FDP war damals, nichts zu tun und al-

es laufen zu lassen. Wenn wir so gehandelt hätten, wä-
en wir jetzt in dem Strudel, in dem viele andere Länder
eltweit sind.

Der Haushalt 2011 ist eigentlich der erste Haushalt,
en Sie vorlegen; denn der letzte war noch von der Gro-
en Koalition maßgeblich bestimmt.


(Otto Fricke [FDP]: Ja, was denn nun? Ist es einer der alten oder der neuen Regierung?)


Sie haben den Haushalt mit der Rekordverschuldung
eschlossen, Herr Fricke. – Wenn man sich den Haushalt
011 ansieht, dann kann man zu einem ganz klaren Ur-
eil kommen: Dieser Haushalt wird der Scheidepunkt
ein, was die wirtschaftliche Entwicklung und den sozia-
en Zusammenhang in Deutschland in den nächsten Jah-
en angeht. Er ist nichts anderes als ein Handbuch für die
oziale Spaltung in Deutschland. Einen solchen Haushalt
aben Sie hier vorgelegt.


(Beifall bei der SPD – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Quatsch!)


Ich sage Ihnen klipp und klar: Wir werden diesem
ntwurf nicht zustimmen. Wir stimmen zwar der grund-





Carsten Schneider (Erfurt)



(A) )


)(B)

sätzlichen Linie zu, dass wir die hohe Neuverschuldung
zurückführen müssen,


(Otto Fricke [FDP]: Aber nicht bei euch!)


weil sie eine Gefahr für die Stabilität unseres Landes ist.
Das ist gar keine Frage.


(Ulrike Flach [FDP]: Das wäre schön gewesen, wenn ihr da mit angepackt hättet!)


Man muss aber auch ganz klar sagen, dass das, was Sie
hier vorgelegt haben, nicht dazu führen wird, dass die
Binnenkonjunktur in Deutschland gestärkt wird.


(Ulrike Flach [FDP]: Was haben wir eigentlich von euch bekommen?)


Was machen Sie? Sie haben in den vorherigen Debat-
ten immer gesagt, Sie wollen die Sozialabgaben nicht er-
höhen. Was ist denn nun tatsächlich passiert?


(Otto Fricke [FDP]: Haben wir eine schlechte Binnenkonjunktur?)


Sie machen eine eindeutige Klientel- und Lobbypolitik.
Respekt an Sie von der FDP dafür, wie Sie mithilfe einer
christlichen Partei die Interessen der Pharmakonzerne
und der privaten Krankenversicherung in Deutschland
schamlos durchsetzen. Das spottet jeder Beschreibung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die gesetzliche Krankenversicherung bekommt 2  Mil-
liarden Euro zusätzlich aus dem Steuerhaushalt. Es sind
mittlerweile insgesamt 15 Milliarden Euro.


(Otto Fricke [FDP]: Aha!)


Aber 1 Milliarde Euro ziehen Sie der gesetzlichen Kran-
kenversicherung aus der Tasche, um sie der privaten
Krankenversicherung zuzuführen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da sind doch die FDPler alle versichert! – Gegenruf der Abg. Ulrike Flach [FDP]: Sie glauben doch wohl selbst nicht, was Sie da sagen!)


– So ist es aber. Ich empfehle dazu die Lektüre der ges-
trigen Ausgabe der Berliner Zeitung. Sie sollten sich da
einmal schlaumachen. Wir werden diese Debatte sicher-
lich auch noch in der Zukunft führen.

Dass Sie die Interessen der privaten Krankenversiche-
rung vertreten, ist doch offensichtlich. Das weiß doch je-
der. Leugnen Sie es also nicht. Sie bekommen, so glaube
ich, Vorzugsprämien. Das ist alles in Ordnung. Aber Sie
sollten es nicht leugnen.

Man muss noch einen zweiten Punkt beleuchten. Ne-
ben der sozialen Ausgewogenheit ist auch die Frage
wichtig, welche Zukunftsakzente Sie setzen. Herr Bun-
desfinanzminister, Sie haben gesagt, Sie würden die
Ausgaben für Investitionen steigern. Ausweislich des-
sen, was Sie uns vorgelegt haben, muss man sagen, dass
die Ausgaben für Investitionen in diesem Haushalt sin-
ken. Ich will nur die erfolgreichen Programme erwäh-
nen, die die Bereiche Umweltpolitik und Bau verbinden

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(C (D nd zum Beispiel Auswirkungen auf die Mietnebenkosen haben. Da ist zunächst einmal das CO2-Gebäudeanierungsprogramm. Dieses Programm rasieren Sie. (Otto Fricke [FDP]: Wollen Sie mehr ausgeben?)


ch nenne ferner die Städtebauförderung, die einen gro-
en Hebeleffekt für privatwirtschaftliche Investitionen
at. Dieses Programm wird ebenfalls rasiert. Was Sie
ier vorlegen, wird im Endeffekt dazu führen, dass wir
eniger Wachstum und einen geringeren Beitrag zu um-
eltpolitischen Belangen wie zum Beispiel einen gerin-
eren CO2-Ausstoß haben.


(Ulrike Flach [FDP]: Das heißt, Sie wollen mehr Verschuldung!)


Ich will noch auf einen Punkt eingehen, der die Unso-
idität Ihres Sparpakets deutlich macht. Sie reden immer
on 80 Milliarden Euro. Real durch Gesetze untersetzt
ind 40 Milliarden Euro. Die anderen 40 Milliarden Euro
ind Luftbuchungen. Sie haben in der Finanzplanung
insparungen bei der Bundeswehr in Höhe von 8 Mil-

iarden Euro aufgeführt. Bisher kann ich nur feststellen:
edes Beschaffungsvorhaben ist teurer geworden. Auch
ie Auslandseinsätze der Bundeswehr stellen Sie nicht
nfrage. Was Sie aber infrage stellen, ist das Konzept der

ehrpflicht und des Zivildienstes. Das tun Sie allerdings
inzig und allein unter Spargesichtspunkten. Das wird
iesem wichtigen Thema nicht gerecht – inhaltlich und
inanziell ebenfalls nicht, weil Sie dadurch die von Ihnen
ngestrebten Einsparungen niemals erreichen werden.


(Beifall bei der SPD)


Dann wollen Sie bei der aktiven Arbeitsmarktpoli-
ik so richtig zuschlagen. Sie sprechen davon, dass Sie
ort Effizienzreserven heben wollen. Worum geht es? Es
eht um aktive Arbeitsmarktpolitik, um den Eingliede-
ungstitel. Da sind Arbeitslose, die eine berufliche Reha-
ilitation, eine Weiterbildung oder einen Lohnkostenzu-
chuss erhalten. Diese Leistungen halbieren Sie nahezu.
as wird dazu führen, dass die Chance für Arbeitslose in
eutschland, wieder in Arbeit zu kommen, geringer
ird. Dementsprechend wird auch die wirtschaftliche
ntwicklung in Deutschland darunter leiden.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das Gegenteil ist der Fall!)


ch gebe zu: Das haben Sie vorher wenigstens gesagt.
ass Sie diesen Kahlschlag mit der Union durchsetzen
önnen, hätte ich allerdings nicht für möglich gehalten.
as zeigt nur, dass wir früher das Schlimmste haben ver-
indern können.


(Beifall bei der SPD)


Ich habe zu Beginn gefragt: Sind die Arbeitslosen
iejenigen, die die Zeche zahlen? Ja, sie müssen sie zah-
en. Sind es diejenigen, die die Krise verursacht haben?
ch meine, nein. Die Frage ist: Leisten diejenigen, die
ie Krise zu einem Großteil mit verursacht haben, indem
ie über Jahre extreme Gewinne gemacht haben, bei de-
en moralisches Verhalten keine Rolle mehr gespielt hat,





Carsten Schneider (Erfurt)



(A) )


)(B)

irgendeinen Beitrag? Ich kann da nichts finden, keinen
höheren Spitzensteuersatz,


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Den habt ihr doch heruntergesetzt!)


keine Vermögensbesteuerung, keine wirklich solide Durch-
setzung einer Finanztransaktionsteuer auf europäischer
Ebene, nichts. Hier gibt es ganz klar eine soziale Schief-
lage und Klientelpolitik. Dies ist für Deutschland kein gu-
ter Haushalt.


(Beifall bei der SPD)


Diese Koalition ist sich nur einig – da geht sie sonn-
tags sogar arbeiten –, wenn sie für die Atomkonzerne
Milliarden herausholen kann, um sie montags bis frei-
tags bei den normalen Arbeitnehmern wieder einzusam-
meln. Das ist die Wahrheit in diesem Land.


(Beifall bei der SPD)


Wir werden Änderungsvorschläge einbringen, wie zum
Beispiel die Einführung eines gesetzlichen Mindestloh-
nes, der Mehreinnahmen von mindestens 5 Milliarden
Euro bringt, wie die Vermögens- und Kapitalbesteuerung,
die ebenfalls zu Mehreinnahmen führt. Wir werden Ihnen
zeigen, dass man solide Haushaltsführung und soziale
Gerechtigkeit in Deutschland miteinander verbinden und
gleichzeitig wirtschaftliches Wachstum generieren kann.
Meine Damen und Herren, ich bin gespannt auf die Bera-
tungen.


(Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Aber Sie hatten doch zwölf Jahre Zeit dafür!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705700300

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Michael Meister

für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1705700400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Es ist bemerkenswert, in welcher Weise sich die
Sozialdemokratie in Deutschland von ihrer eigenen Poli-
tik distanziert. Wir haben eben gehört, was für Fehlent-
wicklungen wir in der Finanzwelt haben. Wir sind uns
darüber einig, dass diese stattgefunden haben. Wir sind
uns auch darüber einig, dass diese korrigiert werden
müssen. Aber wir dürfen doch auch einmal die Frage
stellen, wer mehr als ein Jahrzehnt die Finanzmarktpoli-
tik in diesem Lande gestaltet hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Schneider, warum haben Sie die Erkenntnisse,
die Sie hier vortragen, nicht umgesetzt? Wir tun es jetzt.


(Joachim Poß [SPD]: Ich dachte, wir hätten vier Jahre von den zehn Jahren mit Ihnen regiert! Dass der auch so ein kurzes Gedächtnis hat!)


Der Bundesfinanzminister hat die Maßnahmen sehr kon-
kret benannt und damit deutlich gemacht, wie wir zu einer
neuen Verantwortungskultur kommen und diejenigen

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(C (D n die Verantwortung nehmen, die in den Finanzmärkten ätig sind. Das ist unsere Aufgabe. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Aber vier Jahre von den zehn Jahren haben wir mit Ihnen gemeinsam regiert!)


Zum Zweiten, lieber Herr Poß, will ich einmal fragen:
ollen wir als Bundesrepublik Deutschland, was die So-

ialpolitik angeht, in dieselbe Lage wie Griechenland
ommen? Griechenland ist nicht mehr in der Lage, die
otwendigen Leistungen für die Schwächsten und Ärms-
en im Lande zu erbringen. Ich sage Nein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb müssen wir den Sozialstaat nachhaltig hand-
ungsfähig halten. Dies bedeutet, dass wir zur rechten
eit Konsolidierung betreiben, damit der Staat in der
ot den Ärmsten helfen kann. Das ist verantwortliche
ozialpolitik. Was Sie an dieser Stelle tun, ist unverant-
ortlicher Populismus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir geben in diesem Jahr etwa 170 Milliarden Euro
das sind mehr als 50 Prozent des Haushalts – für so-

iale Dinge in diesem Lande aus. Das ist relativ, prozen-
ual und absolut der höchste Betrag, der jemals in dieser
epublik für Soziales aufgewendet worden ist.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil ihr die Sozialversicherungssysteme teuer gemacht habt! Euer Gesundheitsfonds!)


Wer dann die These aufstellt, wir würden Sozialabbau
etreiben, der hat die Realität nicht wahrgenommen und
etreibt Populismus. Er ist aber nicht an Lösungen und
ntworten für die Zukunft dieses Landes interessiert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich will eine weitere Bemerkung machen. Sie haben
ie Arbeitslosen angesprochen. Ja, die Arbeitslosigkeit
ereitet uns die größte Sorge in diesem Land. Wir müs-
en mehr Menschen in Arbeit bringen. Aber das ist die
ntwort: Wir wollen nicht Arbeitslosigkeit verwalten
nd die Menschen in dieser Situation pflegen, sondern
hnen Perspektiven eröffnen, sie aktivieren, damit sie aus
er Arbeitslosigkeit herausfinden. Ich glaube, das, was
ir in der Krise gesehen haben, ist ein gutes Beispiel da-

ür, dass es gelingt. Wir haben nämlich in der Krise eine
eutliche Verbesserung der Arbeitsmarktzahlen erreicht.
aran wollen wir weiterarbeiten, nicht an der Verwah-

ung von Arbeitslosen in der Arbeitslosigkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Jetzt kann man sagen: Das ist eine tolle Politik. – Das
ue ich nicht. Ich sage hier ausdrücklich: Das ist eine
olle Leistung der Arbeitnehmer. Sie haben nämlich im
etzten Jahrzehnt einen wesentlichen Beitrag dazu ge-
eistet, dass Arbeit in Deutschland wieder wettbewerbs-
ähiger ist. Es ist eine tolle Leistung der Unternehmer,
ie in der Krise nicht wie in anderen Ländern einfach





Dr. Michael Meister


(A) )


)(B)

zum Mittel der Entlassung gegriffen haben, sondern ver-
sucht haben, ihre Belegschaften zu halten.


(Zuruf von der SPD: Ja, woran lag das denn?)


Ich sage aber auch einmal: Wir haben gemeinsam – da-
mit meine ich durchaus auch die Sozialdemokraten – die
Rahmenbedingungen dafür geschaffen, dass diese Ent-
wicklung möglich war. Herr Schneider, Herr Poß, des-
halb verstehe ich nicht, dass Sie sich von dem distanzie-
ren, was Sie im Wesentlichen mit beschlossen und auf
den Weg gebracht haben.


(Nicolette Kressl [SPD]: Was meinen Sie denn da? – Joachim Poß [SPD]: Sie haben sich doch distanziert!)


Sie sollten eigentlich sagen: Das war eine gute Politik;
diese gute Politik muss weitergeführt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir freuen uns über die tolle Konjunktur in diesem
Land. Wir haben in den vergangenen Jahren immer die
Behauptung gehört, das sei im Wesentlichen unserer tol-
len Position als Exportland zu verdanken. Ich will an die-
ser Stelle ansprechen: Wir leben nicht nur von den Expor-
ten, sondern haben es geschafft, dass dieser Aufschwung
ein breites Fundament hat, dass er eben auch von der Bin-
nenkonjunktur, von der Inlandsnachfrage, getragen
wird. Daran müssen wir festhalten. Herr Schneider, wenn
wir einen Aufschwung haben wollen, der nicht nur ex-
portorientiert ist, sondern ein breites Fundament behält,
müssen wir zwei Dinge tun:

Erstens – ich habe es eben angesprochen –: Perspekti-
ven am Arbeitsmarkt schaffen. Wir müssen den Men-
schen deutlich machen, dass sie eine Chance haben, ihre
eigene Existenz in Deutschland zu verdienen.

Zweitens. Wir müssen den Menschen klarmachen,
dass der Erwartungswert für künftige Steuer- und Abga-
benzahlungen nicht höher ist als die heutigen Zahlungen;
denn wenn sie das befürchten müssen, dann konsumie-
ren sie nicht, sondern sparen ihr Geld.

Deshalb ist eine Politik der Konsolidierung ein we-
sentlicher Teil, wenn es darum geht, das Vertrauen der
Menschen in den Staat, in die Sozialsysteme zu erhalten.
Damit erreichen wir, dass wir nicht nur exportorientiert
sind, sondern auch in Zukunft eine gute Inlandsnach-
frage haben. Deshalb ist der Haushaltsentwurf richtig; er
leistet einen Beitrag dazu, das Vertrauen der Menschen
im Inland zu stärken, um damit zu erreichen, dass die In-
landsnachfrage erhalten bleibt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir stehen in Deutschland nach der Krise – der Bun-
desfinanzminister hat es benannt; ich muss es hier nicht
wiederholen – bei Wachstums- und Arbeitsmarktzahlen
besser da als vor der Krise. Unser Haushaltsansatz ver-
sucht, auch hier Impulse für die Zukunft zu setzen. Wir
führen eben nicht nur eine Konsolidierung durch, son-
dern setzen in diesem Haushalt Schwerpunkte bei der

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(C (D ukunftsfähigkeit unseres Landes, indem wir Bildung, orschung und Innovation gezielt nach vorne führen. Wir stärken Familien. Wir haben zum 1. Januar dieses ahres die Leistungen für Familien massiv ausgeweitet, nd zwar – ich sage das hier einmal sehr deutlich – geen die Stimmen von Bündnis 90/Die Grünen und gegen ie Stimmen der SPD, die sich den Familien in diesem ande verweigert haben. (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und das Elterngeld?)


ir werden diese Politik weiterführen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Familienhotels? Familie Mövenpick oder wer?)


Wir haben die automatischen Stabilisatoren wirken
assen. Jawohl, Herr Schneider, das war richtig; das ha-
en wir gemeinsam getan. Es ist aber genauso richtig, zu
agen: Wenn der Aufschwung wieder da ist, dann müs-
en die Programme auslaufen; dann muss natürlich auch
m Bereich der Sozialsysteme und der öffentlichen
aushalte konsolidiert werden.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: So ist das!)


a muss ich sagen: Sie haben heute Morgen einen Of-
enbarungseid geleistet. Sie haben sich zwar allgemein
azu bekannt, dass es richtig sei, zu konsolidieren; aber
ch habe jeden konkreten Vorschlag von Ihnen vermisst.
ie haben keinen eigenen Vorschlag gemacht. Sie haben
uch nicht gesagt, dass die Regierung bei der Konsoli-
ierung an dieser oder jener Stelle einen richtigen An-
atz verfolgt. Ein allgemeiner Glaubenssatz „Wir müs-
en konsolidieren“ reicht aber nicht; man muss dann
chon konkret werden.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber gemein gegenüber dem Finanzminister, was Sie da sagen!)


ier hat die SPD jeglichen Vorschlag unterlassen. Ich
offe, dass die Kollegen der anderen Oppositionsfraktio-
en das noch leisten. Herr Schneider, in solch einer
chwierigen Lage des Landes kann man es sich auch in
er Opposition nicht so einfach machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich habe eben die Zukunftsfähigkeit des Landes ange-
prochen. Wir werden die Investitionshaushalte nicht re-
uzieren. Wir werden sehr genau darauf achten, dass wir
ie Ausgabenreduzierung, die notwendig ist, so aussteu-
rn, dass sie im Wesentlichen im konsumptiven Bereich
nsetzt und eben nicht bei den Investitionshaushalten.
uch das ist aus meiner Sicht ein Beitrag zum Erhalt der
ukunftsfähigkeit unseres Landes.

Wir freuen uns über die Entwicklung, Herr Schäuble,
ie der Haushalt im Jahre 2010 nimmt. Das hat im We-
entlichen drei Gründe: Zum einen wurde das Wachs-
um, zum anderen wurde die Arbeitsmarktentwicklung
ngesprochen. Der dritte Grund ist, dass wir trotz anstei-
ender Staatsverschuldung geringere Aufwendungen





Dr. Michael Meister


(A) )


)(B)

für die Staatsverschuldung haben, also geringere Zinsen
zahlen müssen. Das hat etwas damit zu tun, dass man
uns auf den Kapitalmärkten der Welt glaubt, dass wir ein
verlässlicher Schuldner sind, dass man von uns erwarten
kann, dass wir unsere Schulden mit Zins und Tilgung je-
derzeit ordentlich bedienen. Unsere Diskussion über die
Finanzplanung 2011 sowie die mittelfristige Finanzpla-
nung wird von den Kapitalmärkten sehr genau beobach-
tet. Sie werden uns nur so lange die günstige Refinanzie-
rung gewähren und uns dadurch in unseren Bemühungen
Entlastung verschaffen, solange wir glaubwürdig dar-
stellen, dass wir die Konsolidierungsanstrengungen voll-
bringen. In der Sekunde, in der von uns das Signal aus-
gesendet wird, dass wir in unseren Anstrengungen
nachlassen, werden wir in eine Spirale der Verteuerung
unserer Staatsschulden geraten, die kein Parlament auf-
fangen kann.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: So ist es!)


Wir müssen klare Signale setzen und dürfen keine Irrita-
tionen aussenden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich will darauf aufmerksam machen, dass wir neben
der Zinsentwicklung ein weiteres hohes Risiko haben,
nämlich die demografische Entwicklung in unserem
Land. Sie wird dazu führen, dass das Konsolidieren des
Haushaltes schwieriger wird. Da ist es sehr einfach, dass
sich Herr Schneider einen schlanken Fuß macht. Er hat
das Thema nicht angesprochen. Die Sozialdemokraten
schließen die Augen vor der Frage, wie unser Land mit
der demografischen Entwicklung umgehen soll.


(Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


Sie haben damals in der Regierung mit entschieden – Ihr
damaliger Arbeitsminister hat das vorschlagen –, ob der
demografischen Entwicklung bis 2029 ein Rentenein-
trittsalter von 69, Entschuldigung, 67 Jahren, zu be-
schließen.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Der Versprecher war verräterisch!)


– Ja, weil ich 2029 gesagt habe. Regen Sie sich ruhig da-
rüber auf. – Sie machen sich einen schlanken Fuß, indem
Sie sagen: Die demografische Entwicklung findet zwar
statt, aber unsere populistische Antwort lautet: Das, was
beschlossen wurde, ist nicht notwendig. Das ist keine
verantwortungsbewusste Antwort auf die Fragen der Zu-
kunft, sondern das ist purer Populismus und Opportunis-
mus. Dafür werden Sie in Deutschland keine Zustim-
mung bekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Mit unserem Ansatz liegen wir richtig, um auch inter-
national deutlich zu machen – Herr Schäuble hat es ge-
sagt: Man soll nicht nur anderen kluge Ratschläge ge-
ben, sondern man sollte selbst mit gutem Beispiel
vorangehen, sowohl was den Stabilitäts- und Wachstums-
pakt als auch die Einhaltung der selbst gesetzten Schul-
denbremse betrifft –: Die Schuldenbremse und der Sta-

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(C (D ilitätsund Wachstumspakt sind kein Selbstzweck. Es eht nicht darum, einen Selbstzweck zu erfüllen, sonern dahinter steht das Ziel einer nachhaltigen Finanzpoitik, die sowohl im nationalen wie im internationalen echt kodifiziert worden ist. Darum muss es uns gehen, nd zwar nicht nur, um Gesetze einzuhalten, vielmehr nterziehen wir uns diesen Anstrengungen, um das Ziel iner nachhaltigen Finanzpolitik zu erreichen. Wir schlaen einen Mix aus wachstumsfördernden Maßnahmen nd Ausgabenkonsolidierung vor. Wir verzichten desalb konsequent auf die Erhöhung von Ertragsteuern; enn eine Erhöhung von Ertragsteuern würde dazu fühen, dass wir die wirtschaftliche Belebung zerstören. Dait wäre die von uns für die Konsolidierung benötigte innahmebasis nicht mehr vorhanden. Deshalb ist die orderung der SPD, das Problem über eine Ertragsteuerrhöhung zu lösen, ein Signal, das in die Irre führt. Sie st kein Beitrag zur Lösung des Problems, sondern sie eht am Thema vorbei. Ich glaube nicht, dass wir eine soziale Schieflage haen. Ich habe eingangs erwähnt, wie hoch die Aufwenungen für den sozialen Bereich sind, die wir derzeit icht nur im Bundeshaushalt, sondern auch auf anderen benen beispielsweise bei den Kommunen haben. Das st die eine Seite der Medaille. Die andere Seite der Meaille ist, dass man immer überlegen muss, wer diese Soialaufwendungen zahlt. Dazu möchte ich zwei Hineise geben. Erstens. Ob der Demografie wird die Zahl der Beiragszahler in Deutschland zukünftig zurückgehen, das eißt, weniger Menschen werden mehr Leistungen schulern müssen. Deshalb müssen wir uns die Frage stellen: ie können wir Strukturen schaffen, damit die notwendien Aufgaben erledigt werden können? Das ist die erste ufgabe, die vor uns liegt. Die zweite Aufgabe: Wir dürfen die Leistungsfähigsen nicht überfordern. Wir müssen einfach sehen, dass ie oberen 10 Prozent der Steuerzahler die Hälfte der teuern in diesem Land zahlen. (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das stimmt doch gar nicht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


atürlich klingt es toll, wenn man sagt: Man muss die
elastung hochfahren. – Das kann man locker fordern,
ber man muss sich auch die Frage stellen, wie die Re-
ktionen darauf ausfallen. Wird das tatsächlich dazu füh-
en, dass unser Staat in seiner Gesamtheit leistungsfähig
leibt?


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Die meisten Steuern kommen aus der Umsatzsteuer! Ihre Rechnung stimmt doch nicht!)


ch glaube das nicht. Ich glaube, dass das zu Reaktionen
ührt, die den Armen und Ärmsten in unserem Land
icht helfen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)






Dr. Michael Meister


(A) )


)(B)

Lassen Sie mich eine letzte Bemerkung machen. Wir
alle wollen Klimaschutz. Darüber sind wir uns einig;
darüber gibt es in diesem Haus keinen Streit. Man muss
sich überlegen, wie man das so umsetzt, dass es wirt-
schaftspolitisch vernünftig ist, dass wir wettbewerbsfä-
hig bleiben und im Bereich Klimaschutz in Zukunft
möglicherweise Exporterfolge erzielen können. Auf der
anderen Seite muss man sich die Frage stellen: Wie kann
die Wirtschaft die Auswirkungen verkraften, und wie
können die Energiepreise – das ist die soziale Dimension –
für die Menschen bezahlbar bleiben? Ich glaube, dass
die Bundesregierung ein wegweisendes Konzept vorge-
legt hat, das die Punkte Klimaschutz, soziale Energie-
preise, wirtschaftspolitisch vertretbare Energiepreise und
Versorgungssicherheit in vernünftiger Weise zusammen-
bringt. Deshalb ist das nicht nur eine Veränderung unse-
rer energiepolitischen Ausrichtung; es geht nicht nur um
das Erreichen von Klimaschutzzielen. Vielmehr ist es
auch ein Beitrag zur Sozialpolitik und zur Arbeitsmarkt-
politik in diesem Land. Auch das steckt in diesem Kon-
zept.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deshalb bitte ich Sie, sich nicht zu verweigern, son-
dern mitzumachen. Das ist notwendig, wenn Sie Ihre
Aussagen zu einer wirklich sozialen Politik für die Men-
schen in diesem Land selbst ernst nehmen. Ich glaube,
wir sollten uns in aller Ruhe und Gelassenheit den Bera-
tungen des Haushalts zuwenden. Wir sind offen für alle
inhaltlichen Anregungen, die uns auf dem Weg aus der
Krise weiterbringen, die dazu beitragen, Deutschland
besser zu positionieren. Die Kollegen aus der Koalition
sind sehr aufgeschlossen.

Dem Bundesfinanzminister will ich für die Vorberei-
tungen danken. Das, was uns vorliegt, ist aus meiner
Sicht eine sehr gute Grundlage, auf der wir unsere Auf-
gabe in 2011 und den Folgejahren angehen können.

Vielen Dank. Ich freue mich auf die Haushaltsbera-
tungen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705700500

Die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch ist die nächste Red-

nerin für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705700600

Vielen Dank, Herr Präsident. – Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Sie, die Mitglieder der Bundesregie-
rung, haben in Ihrem Amtseid geschworen, dem Land zu
dienen und Schaden von ihm abzuwenden. Aber genau
das Gegenteil geschieht. Jüngstes Beispiel: Im Wind-
schatten der Sarrazin-Debatte werden der Hypo Real Es-
tate 40 Milliarden Euro neue Bürgschaften in die Hand
gedrückt. Dass die Bundesregierung kein Interesse daran
hat, die Finanzkrise aufzuarbeiten, ist inzwischen allge-
mein bekannt. Aber dass auch die zuständigen Abgeord-
neten ihre Kontrollaufgaben nicht wahrnehmen, das ist
mehr als erklärungsbedürftig.

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(C (D Einzig und allein der Vertreter der Linken im Finanzarktgremium, Roland Claus, hat im Sommer immer ieder Sitzungen des Gremiums gefordert. Dreimal urde abgesagt, und zwar mit der Begründung – die ollte man sich gut merken –: … da die erforderliche indestzahl von drei Mitgliedern, die eine Sitzung wün chen, nicht erreicht wurde. Das heißt, weder Vertreter er Regierungsfraktionen noch der beiden anderen Opositionsfraktionen hatten Zeit und Lust, sich im ommer über die skandalösen Vorgänge bei der HRE zu nformieren. (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Unfug, und das wissen Sie! Nehmen Sie es zurück, Kollegin!)


(Beifall bei der LINKEN)


arum fordern wir als Linke: Endlich ein Ende der Ge-
eimpolitik dieser Bundesregierung! Denn diese Ge-
eimpolitik widerspricht den Grundregeln der Demokra-
ie.


(Beifall bei der LINKEN – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn Sie nicht mit Unwahrheiten eingeleitet hätten, wäre es gut gewesen!)


Es ist doch absurd, dass die Koalition hier in größter
elbstzufriedenheit auf die Konjunktur schaut und die
DP schon wieder Steuersenkungen verspricht. Die
irtschafts- und Finanzkrise hat riesige Löcher in die

aushalte des Bundes und der Länder gerissen, sodass
chulen nicht saniert, Kitas nicht gebaut, Straßen nicht
epariert und Bibliotheken geschlossen werden. Das ist
as Gegenteil von Generationengerechtigkeit und Nach-
altigkeit.


(Beifall bei der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das ist nur da so, wo Die Linke regiert!)


Der größte Skandal ist allerdings, dass diese Regie-
ung die Haushaltslöcher wieder nicht mit dem Geld der
anker und Spekulanten stopfen will, sondern mit dem
eld der normalen Steuerzahler. Ich kann Ihnen das
anz einfach erklären: Schaut man sich den Haushalt an,
tellt man fest, dass er in zwei Teile zerfällt, in einen
obbyteil und in einen Kürzungsteil. Wenn Sie, Herr
chäuble, hier die Einschnitte für Empfänger von Ar-
eitslosengeld mit dem Lohnabstandsgebot begründen
ollen, dann kann ich Ihnen nur sagen: Es gibt ein ande-

es, viel besseres Mittel: Führen Sie endlich den gesetzli-
hen Mindestlohn in Deutschland ein! Dann haben wir
uch keine Diskussionen mehr über das sogenannte
ohnabstandsgebot.


(Beifall bei der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das löst Grundproblem nicht, Frau Kollegin, das wissen auch Sie!)


Ich werde Ihnen einige Beispiele zu den Kürzungen
ennen, damit Sie in aller Deutlichkeit hören, was Sie in
en Haushalt geschrieben haben. Nach Ihren Planungen
uss zum Beispiel eine alleinerziehende Mutter mit ei-

em Kind mit Einkommenseinbußen von bis zu
2 Prozent rechnen. Stellen Sie sich einmal vor, Herr





Dr. Gesine Lötzsch


(A) )


)(B)

Ackermann müsste auf 32 Prozent seines Einkommens
verzichten. Jede Regierung, die das vorschlagen würde,
würde mit Großanzeigen aus dem Amt gefegt werden.
Wir sind ja in unseren Forderungen bescheidener. Wir
fordern nur eine fünfprozentige Vermögensabgabe für
Millionäre, und zur Finanzierung der Krisenkosten for-
dern wir außerdem eine Finanztransaktionsteuer und
eine Bankenabgabe. Die Bundesregierung hat es zwei
Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise immer noch
nicht geschafft, die Banken und Spekulanten zur Kasse
zu bitten. Ich denke, eigentlich wollen Sie das nicht. Wir
haben da eine andere Auffassung: Die Verursacher der
Krise müssen zur Kasse gebeten werden und nicht die
normalen Menschen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir sehen ja, dass diejenigen die Krise bezahlen sol-
len und müssen, die noch nie am Tisch der Bundeskanz-
lerin gesessen haben und dort auch nie sitzen werden.
Das Elterngeld für Arbeitslose soll ersatzlos gestrichen
werden. Der befristete Zuschlag für Arbeitslosengeld-II-
Empfänger soll genauso ersatzlos wegfallen wie die
Rentenversicherungsbeiträge für Langzeitarbeitslose.
Die Forderung, den Heizkostenzuschuss für Wohngeld-
empfänger auf die Streichliste zu setzen, ist nach dem
letzten langen, harten Winter besonders zynisch und
zeigt Ihre Politik in aller Deutlichkeit. Dieser stellen wir
uns entgegen.


(Beifall bei der LINKEN – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Christlich!)


Um die Zahlen einmal ein bisschen ins Verhältnis zu
setzen: In der Summe sind das knapp 2,6 Milliarden
Euro, die die sogenannte christlich-liberale Koalition
den Menschen nimmt, die nun wirklich keine Schuld an
der Finanzkrise tragen. Ich setze eine andere Zahl dage-
gen: Allein die Commerzbank bekam von der Bundesre-
gierung in Form von verschiedenen Unterstützungsmaß-
nahmen das Zehnfache der genannten Kürzungssumme.
Das ist eine Schieflage, die wir nicht lange hinnehmen
können. Darum fordern wir als Linke die Rücknahme
aller Sozialkürzungen und endlich eine Aufstockung
des Arbeitslosengeld-II-Satzes, zuallererst für Kinder, so
wie es das Bundesverfassungsgericht vorgeschrieben
hat.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich komme jetzt zum Lobbyteil des Haushaltes.


(Lachen bei Abgeordneten der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Da werden Sie munter, ja?)


Dieser Lobbyteil des Haushaltes besteht aus Luftbu-
chungen. Eingeplant ist eine Summe in Höhe von
2,3 Milliarden Euro für die Kernbrennstoffsteuer. Ich
sage Ihnen: Das ist eine Luftbuchung. Eingeplant haben
Sie eine Energiesteuer für stromfressende Industrie.
Auch das ist eine Luftbuchung. Sie haben eine Finanz-
transaktionsteuer eingeplant. Auch diese wird nicht um-
gesetzt werden. Das ist nach einem Jahr so gut wie ge-
wiss. Das alles sind Luftbuchungen. Der Finanzminister
hat gegen die Lobby verloren. Ich habe allerdings den

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(C (D indruck, er hat nicht einmal wirklich gekämpft. In dieem Land regiert die Lobby; nicht die Regierung oder as Parlament bestimmen. Diesen Zustand müssen wir m Sinne der Demokratie endlich beenden. Doch darüber wollen Sie von der Regierung nicht erne diskutieren. Sie palavern lieber über die Entmünigung armer Kinder und ihrer Eltern. Ich finde, die Disussion über die Chipkarten ist mehr als zynisch. Ich age Ihnen: Alle Kinder in diesem Land könnten ein Muikinstrument lernen, in einem Sportverein Flickflack ernen oder Wasserball spielen, wenn die Bundesregieung die Kommunen nicht systematisch aushungern lasen würde. Wenn wir eine Bankenabgabe nach dem bama-Modell in Deutschland einführen würden, hätten ir jährlich 12 Milliarden Euro mehr in der Kasse, die ir den Kommunen zur Verfügung stellen könnten. Das äre doch ein guter Vorschlag. Viele, die hier gern für ie Kommunen sprechen, könnten dem doch sofort zutimmen. (Beifall bei der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Das war jetzt ein Flickflack!)


(Beifall bei der LINKEN)


Das Haushaltsprinzip dieser Regierung lautet: Vor
en Lobbys einknicken, nach oben katzbuckeln und
ach unten treten. Für diese Politik sind Sie nicht beauf-
ragt. Wir als Linke werden dieses Prinzip niemals ak-
eptieren.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke will aber nicht nur die Krisenverursacher
ur Kasse bitten, sondern wir sehen auch große Einspar-
otenziale im Haushaltsentwurf der Bundesregierung.

Ich komme zu einem Beispiel. Der Verteidigungsmi-
ister hat eine Bundeswehrreform vorgeschlagen, die
achweislich kein Geld spart, dafür aber – das bitte ich
enauer zu beachten – klar regelt, wer in Zukunft auf
en Schlachtfeldern sterben soll. Herr zu Guttenberg
ill aus der Bundeswehr eine Freiwilligenarmee ma-

hen, um angeblich die Wehrungerechtigkeit zu beseiti-
en. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Bundeswehr
ird zu einer Hartz-IV-Armee umgebaut. Wer sich Stu-
iengebühren leisten kann, der darf studieren. Wer ar-
eitslos ist, darf weltweit sein Leben aufs Spiel setzen.
as ist ein Verständnis von Wehrgerechtigkeit, das wir
icht teilen, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Das ist ungeheuerlich! – Thomas Oppermann [SPD]: Schlichter geht es nun wirklich nicht! Sieht Herr Ernst das auch so?)


Richtig Geld sparen kann man nur, wenn man die gro-
en Rüstungsprojekte streicht. Beispiele haben wir im-
er wieder vorgetragen, und immer mehr Menschen

timmen dem auch zu. Ich denke an den Eurofighter, den
ransporter A400M und an das völlig überalterte und
icht funktionierende Raketensystem MEADS. Außer-
em denken wir natürlich auch an den milliardenschwe-
en Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan.





Dr. Gesine Lötzsch


(A) )


)(B)

Meine Damen und Herren, dieses Geld wäre als Ent-
wicklungshilfe besser angelegt. Doch genau da wollen
Sie merkwürdigerweise streichen. Sie wollen Geld zur
Bekämpfung von HIV/Aids und Malaria streichen. Das
ist zynisch. Das ist keine Hilfe. Das ist eine Beleidigung
der Menschen.


(Beifall bei der LINKEN)


Fazit. Diese Regierung wird immer mehr von mächti-
gen Lobbyisten der Atom-, Rüstungs- und Pharmaindus-
trie gesteuert. Augenscheinlich sind Sie auch noch stolz
darauf. Sie haben jedes Gefühl für die Menschen und die
Beziehungen zu ihnen verloren. Diese Regierung setzt
nicht darauf, gemeinsam mit dem Großteil der Bevölke-
rung etwas zu erreichen und zu verbessern, sondern sie
setzt auf Ausgrenzung und auf die Privilegierung einer
Handvoll von Superreichen. Das – damit komme ich
zum Anfang zurück – widerspricht eklatant dem Amts-
eid, den Sie alle vor dem deutschen Parlament geschwo-
ren haben. Erfüllen Sie Ihren Eid, und brechen Sie ihn
nicht, meine Damen und Herren!


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der FDP: Bei der Linken ist wieder Karneval!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705700700

Das Wort erhält nun der Kollege Otto Fricke für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1705700800

Geschätzter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

ren! Eine alte Weisheit lautet: Spare in der Zeit, dann
hast du in der Not. Wenn wir uns klarmachen, was die
Aufgabe in diesem Jahr und in den nächsten Jahren ist,
dann heißt es: Spare in der Zeit! Denn keiner von uns
weiß, wie sich das alles in den nächsten Jahren weiter-
entwickelt. Das ist eine Verantwortung, die wir wahrneh-
men. Es mag Kritik daran geben – manche eher pole-
misch vorgetragen –, aber an den Zahlen orientiert ist
doch das, was wir machen, für zukünftige Generationen
notwendig.

Diese Koalition spart. Sie spart auf eine Art und
Weise, wie es Vorgängerregierungen fast nie gelungen
ist. Sie stabilisiert, und nur daran kann man Sparen er-
kennen. Für Sie von der Opposition bedeutet Sparen grö-
ßere Einnahmen und in der Folge ein geringeres Defizit.
Für uns bedeutet Sparen einen Verzicht auf Ausgaben.
Das ist der Unterschied zwischen einer christlich-libera-
len Koalition und Ihrer Auffassung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wie war es denn in der Vergangenheit? Sie haben
doch immer wieder gesagt: Dafür müssen wir mehr Geld
haben, dafür müssen wir mehr Geld haben, und dafür
müssen wir mehr Geld haben. – Was haben Sie am Ende
machen müssen? Steuern erhöhen, Abgaben erhöhen,
Beiträge erhöhen. Das war am Ende immer Ihr Ergebnis.
Sie machen eine Politik – und schlagen diese leider auch
heute wieder vor –, die besagt: Wir wollen lieber beliebt

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(C (D ein. Lieber keine Rente mit 67; lieber dafür mehr Geld nd lieber für andere Dinge mehr Geld. Ich sage Ihnen eines: Mit Sparen macht man sich icht beliebt. (Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: 200 Milliarden neue Schulden!)


it dem Reduzieren von Ausgaben macht man sich
icht beliebt. Mit dem aber, was Sie machen, macht man
ich auch nicht beliebt, sondern nur beliebig.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wenn der Bürger uns fragt,
as wir im Haushalt vorhaben, dann geht es doch da-

um, dass wir für zukünftige Jahre eine klare Planungssi-
herheit haben, damit die Leute wissen, wohin es geht.
s geht uns darum – das ist uns allen ja passiert; davon
ann sich keiner freisprechen –, dass eine Finanz- und
irtschaftskrise nicht noch einmal so erhebliche Aus-
irkungen auf den Haushalt hat.

Auf Folgendes sollten wir noch am meisten stolz sein:
at die Finanz- und Wirtschaftskrise in dem Maße
uswirkungen auf unsere Bürger, auf unsere Rentner
nd unsere Arbeitslosen gehabt, wie dies in anderen
ändern der Fall gewesen ist? Schauen wir uns das doch
inmal an. Haben wir die Renten gekürzt, wie dies in an-
eren Ländern der Fall war? Nein. Ist in unserem Spar-
aket eine Kürzung der Renten vorgesehen? Nein. Ha-
en wir bei der Arbeitslosenversicherung gekürzt? Nein,
ir haben es nicht gemacht. Haben wir die Hartz-IV-
ätze gekürzt? Nein, wir haben es nicht gemacht. Wer
ind diejenigen, die die Krise in den vergangenen Jahren
inanziell getragen haben und in zukünftigen Jahren tra-
en müssen? Diejenigen, die dafür sorgen, dass der Staat
innahmen hat: Unsere Steuerzahler, die wir dringend
rauchen, haben die Kosten dieser Krise zu tragen.

Weil Sie immer davon reden, dass die Unternehmer
ichts damit zu tun haben, sage ich Ihnen: Wenn wir
etzt die Neuverschuldung abbauen, Stück für Stück und
chritt für Schritt, mit einer klaren Perspektive und auf
rundlage dessen, was uns die Verfassung vorgibt,
eine Damen und Herren, dann trägt der Steuerzahler

inen wesentlichen Teil dazu bei. Der Unternehmer, der
n der Finanzkrise keine Einnahmen hatte und darum
angen musste, dass sein Unternehmen diese Krise über-
ebt, ist derjenige, der durch seine Steuerzahlungen jetzt
it dafür sorgt, dass für zukünftige Generationen ausrei-

hend Geld da ist. Das haben Sie aber völlig aus den Au-
en verloren. Das sehen Sie nicht. Das wollen Sie auch
icht wahrhaben. Sie wollen den Menschen noch mehr
eld wegnehmen. Das, was Sie an dieser Stelle tun, ist
icht verantwortbar.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Wie bitte? Die Mitarbeiter bezahlen das doch! Sie haben das Kurzarbeitergeld gekürzt! Das stimmt doch gar nicht, was Sie da sagen!)


Warum machen wir das? Der Bürger fragt sich doch:
üssen die das denn gerade jetzt so machen? Da muss
an ganz klar sagen: Wir müssen die Verfassung einhal-





Otto Fricke


(A) )


)(B)

ten. Ich frage einmal in Richtung der Opposition: Wollen
Sie die Schuldenbremse einhalten oder nicht? Wollen
Sie das? Sind Sie wirklich fest dazu entschlossen?


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705700900

Herr Kollege Fricke, da sich der Kollege Carsten

Schneider ohnehin zu einer Zwischenfrage gemeldet hat,
wäre das ja vielleicht eine schöne Gelegenheit, auch Ihre
Frage gleich mitzubeantworten.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1705701000

Ja, das wäre schön.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705701100

Bitte schön, Herr Kollege Schneider.


Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1705701200

Herr Kollege Fricke, Sie sind eben auf die Problema-

tik der Schuldenbremse eingegangen und haben gesagt,
dass Sie sie einhalten wollen. Wir wollen das natürlich
auch.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1705701300

Ach, wirklich?


Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1705701400

Ich frage Sie nur – das ist eine wichtige Frage –, was

für Sie die maßgebliche Bezugsgröße ist. Wie wir wis-
sen, haben Sie, Herr Bundesfinanzminister Schäuble,
den Ausgangspunkt für den Abbaupfad der Kreditauf-
nahme zu Beginn auf das Haushaltssoll 2010 festgelegt.
Sie haben das dann geändert – ich unterstütze das –,


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1705701500

Aha.


Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1705701600

– und zwar auf den Juni 2010, auf das voraussichtli-

che Ist vom Juni 2010. Jetzt sehen wir, dass sich die kon-
junkturelle Lage deutlich verbessert. Gegen Ende dieses
Jahres werden wir wahrscheinlich bei einer Nettokredit-
aufnahme von circa 50 Milliarden Euro landen. Weil wir
das erste Mal in diesem Parlament mit der Schulden-
bremse umgehen und dies für die nächsten Jahre stil-
bildend sein wird, stellt sich mir die Frage: Welchen
Ausgangspunkt wird uns die Koalition im November
vorlegen, die voraussichtliche Entwicklung im Novem-
ber oder die im Juni? Das ist für die Abbauschritte in den
nächsten Jahren nämlich maßgeblich.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1705701700

Welche ist für Sie maßgeblich?


Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1705701800

Die im November.

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(C (D Für Sie wäre also der November maßgeblich. – Dann aben Sie nur ein Problem, lieber Kollege Schneider jetzt gehe ich sehr stark in technische Details –: Wenn an Verschuldung abbaut, dann ist das Ziel aufgrund der chuldenbremse, wie ich glaube, klar; darüber sind wir ns alle einig. Es geht jetzt darum, in welchen Schritten ir die Neuverschuldung in den nächsten Jahren gleichäßig abbauen, übrigens sowohl der Bund als auch die änder; darauf komme ich gleich noch zu sprechen. Ich kann Ihnen nur sagen: Maßgeblich muss der Fianzplan sein; darüber sind wir uns, wie ich glaube, eiig. Oder sehen Sie das anders? Ich jedenfalls sehe es so, ass der Finanzplan die Basis dafür ist, wie man in den ächsten Jahren vorgeht. Er steht jetzt so, wie er steht; as wissen Sie. Ich gehe, wie gesagt, davon aus, dass der inanzplan für uns maßgeblich ist. Aber eines, Kollege Schneider, haben Sie vergessen u fragen: Sagen wir etwa – das steckt ja hinter Ihrem enken –: „Wir geben so viel aus, wie uns die Schuldenremse vorgibt“? – Nein, das ist nämlich der Unterchied zwischen Ihnen und der Koalition: Wir wollen nterhalb dieser Grenze bleiben. Daran arbeiten wir. Für ns ist diese Grenze nicht das, was wir ausgeben dürfen, ondern für uns ist das eine Linie, die auf keinen Fall zu berschreiten ist. (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Genau! Eine Obergrenze!)

Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1705701900

ir versuchen, unterhalb dieser Linie zu bleiben. Des-
egen kommt es auf eine einzige Frage an: Sind Sie be-

eit, eigene konkrete Vorschlägen zu unterbreiten, wie
ir es schaffen können, unterhalb dieser Grenze zu blei-
en?


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Nein! Das sind sie nicht!)


ch sage Ihnen: In Ihrer Rede habe ich das nicht gehört.


(Beifall bei der FDP und bei der CDU/CSU – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Wir sprechen uns wieder!)


Die nächste Frage lautet: Für wen machen wir das ei-
entlich? Wir machen das für diejenigen, die Sozialleis-
ungen beziehen und einen Anspruch darauf haben, so-
ial abgesichert zu sein. Aber wir machen es auch für
ukünftige Generationen.

Heute hat in Bayern die Schule angefangen. Den
chülern, die heute eingeschult werden, muss man sa-
en: Wir arbeiten mit einem Instrument, das unange-
ehm sein mag, daran, dass sie dieselben Zukunftschan-
en haben, wie sie der Kollege Schneider, meine
eneration und schon die Generation vor mir in diesem
ande hatten. Das ist nicht immer einfach. Sparen ist wie
ine bittere Medizin. Sie schmeckt bitter; man muss sie
egelmäßig nehmen; aber am Ende ist man geheilt und
ergisst sogar, woher die Heilung kam.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Ja, ja! Die Frage ist nur: Wer kriegt wie viel von dieser Medizin?)






Otto Fricke


(A) )


)(B)

Zwischen Ihren Worten nach dem Motto „Wir wollen
alle sparen“ auf der einen Seite und Ihren Taten auf der
anderen Seite gibt es aber einen Unterschied. Das, was
Sie wollen, ist keine bittere Medizin. Nehmen Sie die
Rücknahme der Rente mit 67, die Erhöhung von Hartz-
IV-Sätzen und alle anderen möglichen Geschenke, die
kurzfristig nett sind: Das, was Sie machen, ist das süße
Gift der Verschuldung, das Sie weiter verabreichen wol-
len, und keine Medizin.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ich glaube, es gibt ein Verfassungsgerichtsurteil dazu!)


Das ist der ganz wesentliche Unterschied.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bettina Hagedorn [SPD]: Sollen wir das Verfassungsgerichtsurteil nicht beachten?)


Das, was Sie hier sagen, hört sich für den Bürger auf
den ersten Blick so an wie: Oh, die wollen auch sparen.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Wollen Sie die Regelsätze senken?)


Liebe Bürger: Achtet nicht nur auf das, was die SPD hier
sagt, sondern schaut, was die SPD mit den Grünen
macht.


(Ulrike Flach [FDP]: Richtig!)


Schauen wir uns einfach einmal die beiden Länder an,
in denen diese beiden glorreichen Parteien regieren. Sie
bauen die Neuverschuldung in diesem Jahr nicht ab, wie
wir das tun, sondern im Gegenteil: In beiden Ländern
bauen sie die Neuverschuldung auf. Um es einmal kon-
kret zu machen: In Nordrhein-Westfalen wird die Neu-
verschuldung in diesem Jahr um 35 Prozent erhöht.


(Joachim Poß [SPD]: Weil Sie die Risiken im Etat verschleiert haben! – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Unglaublich!)


Das würde bei uns bedeuten, dass wir die Neuverschul-
dung gegenüber der Planung auf über 100 Milliarden
Euro steigern würden.


(Joachim Poß [SPD]: WestLB!)


Das ist der Unterschied: Sie reden vom Sparen, aber Sie
meinen Geldausgeben,


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie reden von zukünftigen Generationen, aber die Schul-
denberge, auf denen unsere Kinder nicht spielen können,
machen Sie immer höher.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Das ist Ihre Erbschaft!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705702000

Der Kollege Alexander Bonde von der Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen ist der nächste Redner.

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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der aushalt 2011 ist ein wichtiger Haushalt, weil mit ihm inige langfristige Prozesse eingeleitet werden müssen. s ist der erste Haushalt, der unter den Regeln der Schulenbremse aufzustellen ist. Das heißt, sowohl Sie als Reierung als auch wir als Opposition müssen mit diesem aushalt nicht nur einen Blick auf dieses oder das ächste Jahr, sondern auch auf die Jahre bis 2016 weren. Es geht darum, mit einem politischen Entwurf für iesen Weg die Gesellschaft als Ganzes mitzunehmen, m die schwierige Aufgabe zu lösen, die Schuldenremse einzuhalten und eine nachhaltige Konsolidieung zu erreichen. Es gibt in dieser schwierigen Zeit, in der wir uns nach ie vor befinden, auch die Aufgaben, den sozialen Zu ammenhalt in diesem Land zu erhalten und die auch urch die Wirtschaftskrise offengelegten Modernisieungsdefizite in unserer Volkswirtschaft – vor allem hinichtlich der ökologischen Modernisierung – endlich nzugehen, um unseren Wohlstand nachhaltig und verräglich zu sichern. Das ist der Anspruch, an dem man Ihren Haushaltenturf messen muss. Dann ist es vorbei mit den schönen eden, die wir gerade gehört haben. Den Weg bis 2016 ekommen Sie mit Ihren Maßnahmen gar nicht beschrieen. Überall dort, wo es um die ökologische Modernisieung und um die Fragen geht, wie wir den Zusammenalt stärken und es schaffen, die Konsolidierungsaufgabe er nächsten Jahre wirklich als breite, von der ganzen esellschaft getragene Aufgabe zu verstehen, versagen ie mit diesem Haushaltsentwurf grandios. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705702100

Neben der fiskalischen Verschuldung gibt es ja auch
ine ökologische und eine soziale Verschuldung: Genau
iese verschärfen Sie mit dem, was Sie hier als Haushalt
011 vorlegen.

Sie nutzen nicht die Chance zum Subventionsabbau.
n einer Zeit, in der es eine Klimakrise und eine Haus-
altskrise gibt, ist es absurd, jedes Jahr weiterhin
8 Milliarden Euro für umweltschädliche Subventionen
m Bundeshaushalt auszuweisen.

Sie nutzen ausschließlich bestimmte Teile des Haus-
altes zu Einsparungen und nehmen andere nicht in den
lick. Ich frage Sie: Was ist das eigentlich für ein Wirt-

chaftsetat, der ein Bauchladen mit Subventionstöpfchen
ür alle und jeden ist? Was ist das eigentlich für ein
andwirtschaftsetat, in dem in Zeiten knapper Kassen
er Export von deutschen Schweinen ins Ausland zum
auptziel von neuen Investitionen gemacht wird?


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine Schweinerei!)


it diesem schwarz-gelben Entwurf werden Sie keinem
er wirklich wichtigen Bereiche gerecht.





Alexander Bonde


(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie haben ja im Sommer angekündigt, Sie wollten
jetzt mal anfangen, zu regieren.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh!)


Man kann sagen: Spät, aber Sie haben es immerhin ge-
merkt. – Das Einzige, was Sie in der CDU im Moment
aber machen, ist, eine sehr komische, konservative
Selbstfindungsdebatte zu führen.

Ich finde, Sie haben wirklich Grund zur Selbstfin-
dung. Gucken Sie nur einmal in diesen Haushalt! Ich
frage mich schon: Was ist eigentlich konservativ daran,
immer nur bei den kleinen Leuten zu sparen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich frage mich schon: Was ist eigentlich christlich daran,
wenn es immer auf die Schwächsten geht und wenn die
starken Schultern nichts zur gesellschaftlichen Verant-
wortung beitragen sollen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das haben Sie als vermeintlich konservative oder christ-
liche Partei wirklich mal zu klären, liebe Union.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Reden Sie doch nicht von Dingen, von denen Sie keine Ahnung haben!)


Auch in der FDP gibt es jetzt Selbstfindung. Wir kön-
nen auch das gut nachvollziehen. Die Fünfprozenthürde
lässt immer die eine oder andere Frage aufkommen. Ich
finde, es gibt richtig harte Fragen an Sie: Was ist eigent-
lich aus dem Liberalismus in Deutschland geworden,
wenn die Politik immer nur nach der Pfeife von ein paar
Monopolisten tanzt?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das ist eine Frage, die die FDP einmal klären muss. In
diesem Haushalt tun Sie es nicht.

Ich will von Ihnen schon wissen: Was ist eigentlich li-
beral daran, die Stadtwerke plattzumachen, damit den
Wettbewerb auf dem Energiemarkt wieder völlig auszu-
höhlen und den Oligarchen aus RWE, EnBW, Eon und
Vattenfall die goldenen Löffel hinterherzuwerfen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das sind Fragen, die eine liberale Partei, die wieder libe-
ral werden will, wirklich klären muss.

Kommen wir zum Finanzplan. Da machen Sie inte-
ressante Operationen. Der Kollege Fricke hat sich hier
bemüßigt gefühlt, über Nordrhein-Westfalen zu reden,
wo die schwarz-gelbe Koalition einen richtig schönen
getarnten Schuldenberg hinterlassen hat. Wenn man Ih-
ren Haushaltsplan anschaut, dann stellt man fest, dass
Sie für das Jahr 2014 genau das Gleiche machen. Jetzt

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(C (D erstehe ich das: Sie glauben nicht mehr, den Haushalt 014 selbst aufstellen zu müssen. Das wird nämlich eine eue Regierung machen müssen, die Ende 2013 gewählt ird. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


chauen Sie einmal, was Sie im Finanzplan vorlegen: Im
ahr 2014 werden die Zinszahlungen nach den Kalkula-
ionen von Herrn Schäuble von heute 40 Milliarden Euro
uf dann 50 Milliarden Euro pro Jahr angestiegen sein.
as heißt, da werden schon einmal 10 Milliarden Euro

m Bundeshaushalt fehlen.

Jetzt gucken wir einmal, wie Sie das in Ihrem Finanz-
lan für das Jahr 2014 bewältigt haben: Es gibt eine glo-
ale Minderausgabe von über 5 Milliarden Euro, also
ngekündigte Einsparungen, bei denen keine Idee dahin-
er steckt. Sie versprechen, Verwaltungsausgaben von
,9 Milliarden Euro einzusparen und auf dem Weg dort-
in einmal zu überlegen, wie das gehen könnte. Bis da-
in soll die Bundeswehrreform von Herrn Guttenberg
,5 Milliarden Euro jährliche Einsparungen bringen,
ine Zahl, die er selbst mit seinem optimistischsten Mo-
ell heute nicht unterlegen kann.


(Zuruf des Abg. Otto Fricke [FDP])


Wenn Sie heute auf NRW zeigen, dann sage ich Ih-
en, Herr Fricke: Sie machen doch das Gleiche hier, in-
em Sie der nächsten Bundesregierung schon jetzt einen
chuldenberg von 11 Milliarden Euro auf den Tisch le-
en und das noch als eine Einhaltung der Schulden-
remse verkaufen wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


it Verlaub: Das lassen wir Ihnen nicht durchgehen. Sie
issen nämlich selbst, welche Lasten Sie in die Zukunft

chummeln.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1705702200

Der Kollege Fricke möchte und darf offenkundig eine

wischenfrage stellen. – Bitte schön.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1705702300

Kollege Bonde, es ist ein sehr schöner rhetorischer

rick, auf das Jahr 2014 hinzuweisen, für das eine Pla-
ung besteht, bei der selbst Sie noch nicht genau wissen,
as im Jahr 2014 passiert, aber dabei zu verschweigen,
ass das, was in Nordrhein-Westfalen stattfindet, nicht
rst im nächsten Jahr sein wird. Vielmehr hat die rot-
rüne Regierung, die dort erst angefangen hat, mit der
olerierung der Linken zu regieren, bereits im ersten
ahr die Verschuldung um 35 Prozent erhöht.

Würden Sie mir nicht zustimmen, dass zu sagen: „Wir
erzichten auf Studiengebühren und machen das über
erschuldung. Wir geben den Kommunen mehr Geld
nd machen das über Verschuldung. Wir geben mehr für
eue Behörden aus und machen das über Verschuldung.
ir geben noch mehr für Förder- und sonstige Maßnah-
en aus und machen das über Verschuldung“,





Otto Fricke


(A) )


)(B)


(Bettina Hagedorn [SPD]: Besser als den Hoteliers!)


ein Unterschied gegenüber dem ist, was in diesem Jahr
an konkreten Einsparungen vorliegt? Würden Sie mir
zustimmen, dass, wenn Sie die beiden Haushalte – Bund
dieses Jahr und Land NRW dieses Jahr – vergleichen,
Sie zu dem Ergebnis kommen, dass der eine die Neuver-
schuldung abbaut und Rot-Grün die Neuverschuldung
aufbaut?


Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705702400

Lieber Kollege Fricke, als Nordrhein-Westfale wissen

Sie genau, mit welcher Art von Buchführung da operiert
wurde. Ich halte es für richtig, dass die Koalition in
NRW zu Beginn ihrer Amtszeit Kassensturz gemacht
hat. Dies hat Schwarz-Gelb in ihrem Wahn, Ihre Steuer-
senkungsforderung bis zur Wahl in Nordrhein-Westfalen
über die Zeit zu retten, fahrlässigerweise nicht gemacht.
Das ist genau der Unterschied, und es stellt sich die
Frage: Mache ich mich als neue Regierung glaubwür-
dig?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Lege ich die Fakten auf den Tisch, oder glaube ich, dass
ich den Menschen mit geschönten Zahlen, Tricks, mit
Schattenhaushalten und Ähnlichem die Realität auf
Dauer verstellen kann? Da müssen Sie sich entscheiden,
Kollege Fricke. Es ändert nichts daran, dass Sie mit dem
Finanzplan, den wir heute beraten, die Operation fortset-
zen, die Sie in NRW begonnen haben. Dies müssen Sie
sich vor Augen führen, auch wenn das weh tut. So viel
Ehrlichkeit haben die Menschen verdient, Herr Kollege.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Der nächste Punkt, Kollege Fricke: Ihr Wirtschafts-
minister hat zu der beschriebenen Situation im Jahr 2014
gleich angekündigt, dass noch ein paar Schulden dazu-
kommen; denn Sie sind wieder in Sachen Steuersen-
kungslüge unterwegs. Insofern rate ich zur Vorsicht bei
der FDP. Ich glaube, eine liberale Selbstfindungsdebatte
steht Ihnen besser an, als mit dem Finger auf andere zu
zeigen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das, was wir heute diskutieren, erinnert ein bisschen
an die Nacht-und-Nebel-Aktion, die wir im Zusammen-
hang mit der Hypo Real Estate erlebt haben. Da hat die
Vorstandschefin der HRE an einem Mittwochnachmittag
verkündet, sie sehe schon 2011 den Gewinnkorridor
kommen, und nachmittags den Finanzminister aufge-
sucht, um 40 Milliarden Euro an Liquiditätsgarantien ab-
zuholen. Ich glaube, wir müssen mit dieser Art von Poli-
tik aufhören, bei der man vermeintliche Erfolge ins
Fenster stellt, um dann den Menschen hintenherum deut-
lich zu machen, dass das Risiko doch bei ihnen gelandet
ist.

Es ist auch absurd, in welcher Art und Weise hier mit
dem Parlament umgegangen wurde. Aber das werden
wir später in der extra anberaumten Sondersitzung dis-

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(C (D utieren. Ich hoffe, dass der Finanzminister anwesend ein und erklären wird, was er damit meint, dass nicht as Parlament, aber alle relevanten Personen informiert orden seien. Ich möchte wissen, welches Demokratieerständnis sich hinter dieser Aussage verbirgt, Kollege chäuble. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Diese Variante gibt es im Grundgesetz gar nicht!)


Das war die eine nächtliche Mauschelei der Bundesre-
ierung. Eine andere haben wir in Sachen Atomenergie
rlebt. Sie haben bei Nacht und Nebel der Atomenergie-
irtschaft Zusatzgewinne garantiert. In der ersten Fas-

ung des Haushaltsbegleitgesetzes und Ihrer Einnah-
eerwartung für diesen Haushalt, die darauf beruht, sind
ie davon ausgegangen, dass die Besteuerung von Brenn-
lementen in Höhe von 220 Euro pro Gramm Uran
,3 Milliarden Euro für den Haushalt einbringen würde.
as hat man auf 145 Euro pro Gramm herunterverhan-
elt, was angeblich auch 2,3 Milliarden Euro einbringen
ürde. Dann haben Sie in dem Geheimvertrag nachver-
andelt, dass sichergestellt sein muss, dass diese Steuer
icht erhöht werden darf. Das bringt bestimmt auch
,3 Milliarden Euro ein. Diese Abfolge lässt langsam den
erdacht aufkommen, dass Sie zum Schluss noch dafür
ezahlen, dass die Atomkonzerne durch die Laufzeitver-
ängerung 100 Milliarden Euro Mehreinnahmen erwirt-
chaften.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, und zwar 2,3 Milliarden Euro!)


angsam glaubt Ihnen niemand mehr in dieser Frage,
err Schäuble, dass ein relevanter Beitrag der Konzerne

ur Haushaltskonsolidierung erfolgen soll.

Die FDP muss man auch an dieser Stelle fragen: Was
st aus den Liberalen geworden, wenn so drastisch Mo-
opole fettgefüttert werden und wie die fette Henne alles
erdrängen, was in ihre Nähe kommt? Da müssen Sie
och einmal in sich gehen. So absurd wurde Wirtschafts-
olitik in Deutschland noch nie gemacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir sehen daran, wie Haushaltspolitik gemacht wurde.
o große Konzerne und Baugesellschaften dahinterste-

ken und 40 Unternehmensvorstände millionenschwere
nzeigenkampagnen schalten, gerät bei jedem einzelnen
usten eines Konzernchefs die schwarz-gelbe Konsoli-
iererfront ins Wanken. Millionen von Schwachen in die-
em Land sind Ihnen aber egal. Genau dort schlagen Sie
ann bei den Kürzungen zu. Für Sie gilt die Leitregel:
er es sich nicht leisten kann, in eine gut gedämmte
ohnung zu ziehen, dem streichen Sie den Heizkosten-

uschuss. Die Programme, um diese Dämmungen durch-
uführen, streichen Sie ebenfalls. Aber wenn es darum
eht, üppige Energiesteuervergünstigungen für Unter-
ehmen moderat anzugehen, kneifen Sie vor den Lobbys.
hre Prioritätensetzung in diesem Haushalt ist ein peinli-
hes Schauspiel.





Alexander Bonde


(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das wird bei den Sozialmaßnahmen deutlich, zum Bei-
spiel beim Elterngeld. Einsparungen in Höhe von
400 Millionen Euro sollen von den Schwächsten dieser
Gesellschaft aufgebracht werden, 200 Millionen Euro
von den Normalverdienern und -verdienerinnen, aber
null Euro von den Reichen. Von ihnen wird nicht ein
Cent zu der Konsolidierungsleistung beigetragen. Das ist
symptomatisch für die Schieflage, die Sie schaffen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Bundesagentur für Arbeit schieben Sie jetzt die
Schulden zu. Es wird Beitragserhöhungen geben. Auch
hier ist wieder die Frage: Wer zahlt das denn? Wir alle
wissen genau, welche Auswirkungen das hat.

Im ökologischen Bereich rasieren Sie alles, was wich-
tig ist. Das Marktanreizprogramm für erneuerbare Ener-
gien, eine wesentliche Stütze unseres Handwerks, gehen
Sie massiv an. Die Ausgaben für die Nationale Klima-
schutzinitiative werden radikal gekürzt, und die Mittel für
das CO2-Gebäudesanierungsprogramm kürzen Sie um
die Hälfte.

Dieser Haushalt ist kein Aufbruch hin zur Bewältigung
der zentralen Aufgaben, die vor uns stehen. Sie haben die
Beantwortung der Frage nach einer ökologischen Moder-
nisierung der Gesellschaft aufgegeben und den Atomkon-
zernen übertragen. Dieser Haushalt ist kein Auftakt dafür,
den sozialen Zusammenhalt in Deutschland zu stärken.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705702500

Herr Kollege!


Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705702600

Auch hier haben Sie den Schlüssel zum Kanzleramt

an die Konzernleitungen und die Bestverdienenden wei-
tergegeben. Das ist die Aufgabe, der Sie sich stellen
müssen: Wir werden belegen, dass man die Vorgaben der
Schuldenbremse ökologisch und sozialverträglich ein-
halten kann –


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705702700

Herr Kollege!


Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705702800

– und dass die Schuldenbremse kein Alibi für So-

zialabbau ist, den Sie betreiben wollen.

Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705702900

Der Kollege Stefan Müller hat das Wort für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Kollege Bonde, Sie haben gerade angekündigt, onstruktive Vorschläge einzubringen. Ich hoffe, dass ch Sie richtig verstanden habe. Sie haben hier über zehn inuten viele Punkte vorgetragen, die aus Ihrer Sicht ritikwürdig sind; das ist Ihr gutes Recht. Sie haben uns ber alles vorenthalten, was Sie anders machen würden. ch finde, es ist die Pflicht einer Opposition, zu sagen, as man selber besser machen würde, wenn man die aneren kritisiert. Ich hoffe sehr, dass Sie die nächsten Wohen der Haushaltsberatungen dazu nutzen, das zu tun, erter Kollege Bonde. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Stefan Müller (CSU):
Rede ID: ID1705703000

Der Bundeshaushalt für 2011 stellt ein bislang einma-
iges Konsolidierungsvorhaben dar.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Na ja!)


ir beenden damit die haushaltspolitische Unvernunft
er vergangenen Jahrzehnte. Es ist unstrittig: Wenn man
ich die Schuldenentwicklung der vergangenen Jahr-
ehnte anschaut, dann stellt man fest, dass in diesem
and permanent mehr ausgegeben wurde, als man vorher
ingenommen hatte. Übrigens hat die SPD das in der
roßen Koalition noch nicht einmal bestritten. Aber viel-

eicht haben Sie auch hier Ihre Meinung geändert. Jeden-
alls sind die Mehrausgaben in der Vergangenheit immer
urch neue Schulden finanziert worden. Wir haben nun
it der Schuldenbremse endlich ein Instrument, dem
inhalt zu gebieten. Letztlich ist die Schuldenbremse
ichts anderes als die verfassungsrechtlich verankerte
flicht zu einer soliden Finanzpolitik und zu einer nach-
altigen Haushaltspolitik. Letztlich ist die Schulden-
remse damit auch die grundgesetzliche Verankerung für
enerationengerechtigkeit. Aber selbst wenn es rechtlich
icht bindend wäre, wäre es politisch notwendig, diesen
urs einzuschlagen und von dem abzukehren, was in den
ergangenen Jahrzehnten in Deutschland stattgefunden
at. Allein die Zinsausgaben im Bundeshaushalt machen
ber 40 Milliarden Euro aus und schränken schon heute
ie politische Handlungsfähigkeit massiv ein. Das gilt
elbstverständlich auch für die Zukunft. So kann es nicht
eitergehen. Wir sind gerade nachfolgenden Generatio-
en schuldig, an dieser Stelle umzusteuern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Mit dem, was wir vorschlagen und auf den Weg brin-
en, legen wir die Messlatte für andere Länder. Ich
öchte in Erinnerung rufen, dass wir in diesem Frühjahr

ehr intensiv um die Stabilität des Euro gerungen ha-
en. Das Problem war nicht nur, dass es eine ganze
eihe von Finanzmarktakteuren und Spekulanten gege-
en hat, die gegen den Euro gewettet haben. Sie haben
etztlich das Problem nur verschärft. Sie waren gewisser-
aßen die Brandbeschleuniger. Das eigentliche Problem

n der Euro-Zone ist ein ganz anderes. Der eigentliche
randherd ist die immense Verschuldung der Euro-Län-
er. Deswegen gilt: Wer die Stabilität des Euro, wer
ährungsstabilität haben möchte, muss auch dafür sor-





Stefan Müller (Erlangen)



(A) )


)(B)

gen, dass die öffentlichen Finanzen der Euro-Länder in
Ordnung gebracht werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deutschland hat als größte Volkswirtschaft in Europa
eine ganz besondere Verantwortung. Wir tun gut daran,
mit gutem Beispiel voranzugehen. Wir dürfen nicht nur
mit dem Finger auf die anderen zeigen, sondern müssen
selber unsere Hausaufgaben machen. Deswegen ist es
gut, wenn sich andere Länder in der Euro-Zone bzw. in
der EU an dem orientieren, was wir hier auf den Weg
bringen; denn wir machen mit der Haushaltskonsolidie-
rung Ernst. Dabei wäre es gut, wenn sich nicht nur an-
dere Länder in Europa daran orientierten. Es wäre hilf-
reich, wenn sich auch Bundesländer wie Berlin oder
Rheinland-Pfalz an dem orientierten, was wir hier in
Berlin machen. Ich finde es unmöglich, dass man sich
gerade in diesen Bundesländern mit dem Geld aus ande-
ren Bundesländern Dinge leistet, die sich diejenigen, die
in den Finanzausgleich einzahlen, nicht leisten können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Was denn zum Beispiel? Sagen Sie mal ein Beispiel!)


Richtig ist auch, dass wir heute schon sehr viel weiter
sein könnten. An und für sich war bereits für 2011 ein
ausgeglichener Haushalt vorgesehen. Die Finanzmarkt-
krise und die Wirtschaftskrise haben uns einen Strich
durch die Rechnung gemacht. Die Konjunkturpakete, die
wir in der letzten Wahlperiode auf den Weg gebracht ha-
ben, haben viel Geld gekostet, Geld, das im Bundeshaus-
halt nicht vorhanden war, weshalb wir neue Schulden
aufnehmen mussten. Wir haben viel Geld in die Hand
genommen, um die Wirtschaft zu stabilisieren, und wir
haben viel Geld in die Hand genommen, um Arbeits-
plätze zu sichern. 2009 lag die Neuverschuldung bei
34 Milliarden Euro; 2010 haben wir eine Neuverschul-
dung von 65 Milliarden Euro. Die guten Nachrichten aus
der Wirtschaft und die positiven Arbeitsmarktzahlen zei-
gen aber, dass dies richtig war, auch um den Preis einer
höheren Verschuldung. Das heißt, der Erfolg gibt uns an
dieser Stelle recht. Kein anderes Land in Europa hat die
Wirtschafts- und Finanzkrise so gut überstanden wie die
Bundesrepublik Deutschland. Das ist ein Grund zur
Freude. Ich finde, wir können uns mit allen freuen, die
im letzten Jahr noch von Arbeitslosigkeit bedroht waren
und heute wieder einen verlässlichen Arbeitsplatz haben.
Linke Miesmacherei hilft uns an dieser Stelle nicht wei-
ter.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Was meint er damit?)


Gut und bemerkenswert ist, dass die Situation, wie wir
sie in Deutschland haben, mittlerweile auch internatio-
nale Beachtung findet. Führende US-Manager blicken
seit Neuestem mit Neid auf Deutschland. Herr Immelt,
der Chef von GE, sagt: Deutschland ist das Vorbild. –
US-Medien sagen, es sei höchste Zeit, dass man der deut-
schen Wirtschaft einigen Respekt einräume. Selbst der
russische Ministerpräsident sagt, Deutschland sei in Eu-

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(C (D opa zweifelsfrei Anführer in Sachen Stabilität. Deshalb: as erfolgreiche Krisenmanagement der vergangenen ahre gibt uns heute die Spielräume für die Haushaltsonsolidierung, und diese werden wir konsequent nuten. Konsolidieren heißt zunächst einmal sparen. Wer auf iner Veranstaltung über das Sparen redet, wird sofort eifall dafür bekommen, weil jeder sagt: Natürlich muss uch dort gespart werden. Letztlich muss auch für den taat gelten, was für jeden von uns im privaten Bereich ilt. Wenn es dann aber konkret wird, findet jeder eine egründung dafür, warum ausgerechnet hier nicht ge part werden soll. Trotzdem nehmen wir uns dieser Aufabe an. Bis 2014 werden über 80 Milliarden Euro in allen Beeichen eingespart. Ich halte das für verantwortbar. Ich alte das auch im Sozialbereich für verantwortbar. Das, as wir hier an Einsparungen vornehmen, macht gerade inmal 3 Prozent des gesamten Sozialhaushaltes aus. as heißt, auch in Zukunft wird mehr als die Hälfte des undeshaushalts auf die Sozialleistungen, auf die Soialausgaben entfallen. Das macht deutlich: Es gibt mit em, was wir hier vornehmen, keinen Sozialabbau. Ich alte es für unverantwortlich, wenn Sie sich hier hinstelen und genau das Gegenteil behaupten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Sehr richtig! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Unverantwortlich sind die Kürzungen!)


Nun reicht Sparen allein aber nicht aus. Das Ziel ist
icht nur, weniger Schulden zu machen. Das Ziel ist, ir-
endwann gar keine neuen Schulden mehr aufnehmen zu
üssen.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: So ist es!)


as Ziel ist, irgendwann einmal von den Schulden, die
ir haben, etwas zurückzuzahlen. Dass das geht, dafür
ibt es auf dieser Welt etliche Beispiele.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Bayern und Baden-Württemberg! Sachsen!)


Bayern ist ein Beispiel; es gibt aber auch andere Bei-
piele auf dieser Erde. – Überall dort hat das funktioniert,
eil es über einen verhältnismäßig langen Zeitraum wirt-

chaftliches Wachstum, niedrige Arbeitslosigkeit und ei-
en hohen Beschäftigungsstand gab.

Wenn wir in Deutschland in Zukunft eine hohe wirt-
chaftliche Dynamik und einen hohen Beschäftigungs-
tand haben wollen, dann muss es uns gelingen, dass die-
es Land Industrieland bleibt. Dafür ist entscheidend
wir werden im Anschluss über den Haushalt des Bun-

esbildungsministeriums diskutieren –, dass wir in der
age sind, hier neue Technologien zu entwickeln und sie

n marktfähige Produkte umzusetzen, die in Deutschland
roduziert werden und international verkauft werden
önnen. Das heißt, wir brauchen starke Impulse für wirt-
chaftliches Wachstum in der Zukunft. Die besten Inves-
itionen dafür sind weitere Ausgaben für Bildung und
orschung in den nächsten Jahren. Das ist der einzige





Stefan Müller (Erlangen)



(A) )


)(B)

Bereich, in dem mehr Geld ausgegeben werden kann. In
den Jahren 2010 bis 2013 werden die Ausgaben für Bil-
dung und Forschung um 12 Milliarden Euro erhöht wer-
den. Damit ist der Bereich „Bildung und Forschung“ der
einzige Bereich, in dem künftig mehr Geld zur Verfü-
gung steht; denn dort entscheidet sich die Zukunftsfähig-
keit unseres Landes. Wir sparen nicht auf Kosten der Zu-
kunft, sondern wir sparen für die Zukunft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705703100

Die Kollegin Nicolette Kressl hat das Wort für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1705703200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die bisherige Debatte – das gilt ganz besonders für die
Beiträge der Redner der Koalitionsfraktionen – hat deut-
lich gemacht: Zu den wirklich entscheidenden Fragen
sagen Sie außer Allgemeinplätzen heute nichts.

Ich will kurz die Frage der sozialen Gerechtigkeit an-
sprechen. Sie, Herr Müller, haben gerade gesagt, es wür-
den im Sozialhaushalt nur 3 Prozent eingespart. Ich sage
Ihnen: Die alleinerziehende Frau, die Arbeit hat, die als
Aufstockerin Hartz IV bezieht und der Sie jetzt das El-
terngeld streichen, kann mit Ihrem Argument, es würden
nur 3 Prozent gestrichen, nichts anfangen. Diese Strei-
chung ist ungerecht, und sie bleibt ungerecht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Minister Schäuble, Sie haben die Streichung mit
dem Lohnabstandsgebot begründet und dabei den Be-
griff der Leistung gebraucht. Dass der Aufstockerin, die
arbeitet, das Elterngeld gestrichen wird, hat mit der An-
erkennung von Leistung nichts zu tun. Sie sind die Ant-
worten auf viele Fragen schuldig geblieben.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Lassen Sie doch die Aufstocker einmal außen vor!)


Sie gehen den falschen Weg. Ihre Allgemeinplätze ma-
chen deutlich, dass Sie sich selber nicht im Klaren da-
rüber sind, wohin der Weg eigentlich führen soll.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Lassen Sie mich auf die zwei Bereiche eingehen, die
für die allgemeine Finanzdebatte wichtig sind. Die erste
Anmerkung betrifft Basel III. Wir haben uns fraktions-
übergreifend – das ist auch gut – zu einer stärkeren Regu-
lierung bekannt. Wir haben gemeinsam über alle Fraktio-
nen hinweg einen entsprechenden Antrag verabschiedet.
Ich glaube, wir sind auf einem richtigen Weg. Es wird
aber darauf ankommen, darauf zu achten, dass die Regu-
lierung in Europa und in den USA gleichermaßen erfolgt.
Wir wissen, dass wir da genau hinschauen müssen. Das
ist ganz wichtig in diesem Bereich. Aber auch in dieser
Frage bleiben Sie die entscheidende Antwort schuldig:

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(C (D o bleibt eigentlich die Beteiligung der Verursacher der rise an den Kosten der Krise? ie können sich nicht mit der Bankenabgabe herausreen. Das wissen Sie doch. Durch die Bankenabgabe weren die Verursacher mit keinem einzigen Cent an den osten der Krise beteiligt. Es handelt sich dabei vielehr um einen Topf, in den für die Zukunft eingezahlt ird. Möglicherweise muss 100 Jahre in diesen Topf ingezahlt werden, um die Kosten der nächsten Krise beältigen zu können. Aber lassen wir das einmal dahinestellt sein. Sie haben kein Konzept, um die Verursaher an den Kosten der Krise zu beteiligen, um es ganz eutlich zu sagen. Wir als SPD haben gesagt: Wir wollen dafür die inanztransaktionsteuer. Sie sagen, dass Sie diese ein ordern, wissen aber, dass es darüber extrem divergieende Meinungen in der Bundesregierung gab. Vorhin agten Sie, man könne sich darüber streiten, und wenn an sich hinterher einige, sei es gut. So ist es aber nicht. ch habe von keinem einzigen FDP-Vertreter ein klares ekenntnis zur Finanztransaktionsteuer gehört, kein einiges Wort. Herr Wissing hat gleich anschließend Geleenheit, sein Bekenntnis dazu deutlich zu machen. as führt dazu, dass die Durchsetzungsfähigkeit der undesregierung bei Verhandlungen auf internationaler bene massiv geschwächt wird. Bei einem Scheitern der inanztransaktionsteuer wird dann nachher als Alibi anegeben, der Vorstoß sei wegen des Widerstands auf euopäischer und internationaler Ebene gescheitert. Das ist un wirklich nicht das, was wir wollen. Frau Kollegin Kressl, gestatten Sie eine Zwischen rage des Kollegen Barthle? Gern. Bitte schön. Frau Kollegin Kressl, das ist nun schon die zweite ede aus den Reihen der SPD-Fraktion, in der immer ieder darauf hingewiesen wird, wir müssten doch end ich auch die Verursacher der Krise zur Kasse bitten. Ich öchte Sie gern fragen, ob Sie mir hier und heute sagen önnen, wer alles aus Deutschland Verursacher der Krise ar, in welchem Ausmaß und wie wir alle diese dann zur asse bitten. Lieber Herr Kollege Barthle, ich weiß: Nicolette Kressl )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705703300
Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1705703400
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705703500
Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1705703600
Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1705703700




(A) )

(Dr. Volker Wissing [FDP]: Bitte konkret wer-
den!)

Der Hintergrund Ihrer Frage ist der, dass Sie immer wie-
der erzählen, man könnte die Kosten der Krise nicht ge-
nau definieren und deswegen bräuchte man gar nicht zu
versuchen, die Verursacher daran zu beteiligen.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Namen! – Manfred Grund [CDU/CSU]: Kontonummern!)


– Damit es alle mitbekommen: Herr Barthle ruft: Na-
men! – Dann wollen wir einmal Ihre Reden zum Thema
Bankenkrise lesen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Sie behaupten etwas! – Antworten!)


Diejenigen, die über alle Maßen und völlig losgelöst von
der Kreditversorgung der Realwirtschaft im Bereich der
Spekulation unterwegs waren, die bei den Banken ihre
Hauptgewinne inzwischen nicht mehr mit realwirtschaft-
lichen Geschäften, sondern mit Spekulationen gemacht
haben,


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Eigenhandel!)


sind auch Verursacher der Krise.


(Otto Fricke [FDP]: Auch!)


Dass Sie hier jetzt ernsthaft sagen, das seien sie nicht
und das könne man nicht benennen,


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wer? Sagen Sie es! – Zurufe von der FDP: Sagen!)


ist wirklich das Lächerlichste, was ich hier im Plenum
seit langem gehört habe.


(Beifall bei der SPD – Zurufe von der FDP: Keine Ausweichbewegung! – Wer war es denn jetzt?)


Es gib im Übrigen auch Redner aus der Regierung,
Herr Barthle, die sagen: Wir müssen die Verursacher mit
zur Verantwortung ziehen. – Da sind immer auch die un-
verantwortlich schnellen Spekulationen mit genannt
worden.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Ich weiß immer noch nicht, wer! – Otto Fricke [FDP]: Wer denn?)


Aus Ihrer seltsamen Frage muss ich schließen, dass Ih-
nen nicht einmal das mehr klar ist.

Das will ich zu dieser Frage noch ergänzen: Sie zie-
hen das jetzt ins Lächerliche,


(Zurufe von der FDP: Nein!)


weil Sie nicht in der Lage sind, die Verursacher durch
eine Finanztransaktionsteuer heranzuziehen.


(Beifall bei der SPD – Dr. Volker Wissing [FDP]: Sie sind auch nicht in der Lage, es zu benennen!)


Kurzum: Sie wollen das nicht. Wir nehmen das zur
Kenntnis und werden das allen Menschen entsprechend

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(C (D rklären. Wenn Sie hier wörtlich sagen: „Wir kennen die erursacher nicht; wir beteiligen sie nicht an den Kos en, weil wir die Kosten nicht genau definieren können“, ann ist das, finde ich, mehr als entlarvend. (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wir wollen es von Ihnen wissen!)


Gehen wir weiter zu einem zweiten Bereich, zur Steu-
rpolitik. Dazu ist ganz aktuell zu lesen: Die Zerstritten-
eit in der Bundesregierung führt dazu, dass sie im Fall
on Singapur den Kampf gegen die Steuerhinterzie-
ung nicht aufnehmen kann. – Das ist heute Morgen
achzulesen gewesen. Das Wirtschaftsministerium hat
ine andere Position als das Finanzministerium. Ich zi-
iere:

Klar ist aber auch: Solange die Bundesregierung
hier keine Lösung findet, bleibt der Kampf gegen
Steuerhinterziehung blockiert.


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD] – Otto Fricke [FDP]: Was hat denn Singapur mit dem Haushalt 2011 zu tun?)


Herr Fricke fragt, was das mit dem Haushalt zu tun
at. Ich habe immer gedacht: Wenn man Steuerhinterzie-
ung bekämpft, hat man mehr Steuereinnahmen, und das
irkt sich auf den Haushalt aus.


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Darum geht es in Singapur gar nicht! – Gegenruf des Abg. Joachim Poß [SPD]: Das ist die Schutztruppe!)


ber offensichtlich hapert es bei der Koalition inzwi-
chen schon beim kleinen Einmaleins.

In den letzten Tagen ist eine Debatte um die Umsatz-
teuer erkennbar. Hier stimmt der altbekannte Spruch:
m Vergleich zu Ihnen ist ein Hühnerhaufen eine geord-
ete Formation. – Die FDP gibt in dieser Frage ihre
lientelpolitik auf; die CDU hat das schon seit längerem
etan. Die Einzige, die sich jetzt noch als Hüterin des
1-Milliarde-Euro-pro-Jahr“-Klientelgeschenks aufspielt,
st die CSU. Gleichzeitig wird gesagt: Wir machen ganz
chnell, noch bis Ende des Jahres – das würde ich gern
ehen –, eine Mehrwertsteuerreform. – Das habe ich in
en Zeitungen gelesen. Herr Schäuble – das war nicht
as Ministerium, sondern die Koalition, aber Sie gehö-
en ja irgendwie dazu –, das macht deutlich, finde ich,
ie chaotisch das Ganze ist.


(Ulrike Flach [FDP]: Wo haben Sie das denn gelesen? – Otto Fricke [FDP]: Die nächste Behauptung!)


ie bekommen doch nie im Leben eine sozial verant-
ortbare Mehrwertsteuerreform noch in diesem Jahr auf
en Weg.


(Birgit Homburger [FDP]: Von diesem Jahr hat doch keiner geredet!)


Wir von der SPD haben immer gesagt – wir waren
itinitiatoren dieses Gutachtens –: Darauf muss man
al schauen.





Nicolette Kressl


(A) )


)(B)


(Zuruf der Abg. Birgit Homburger [FDP]: In 20 Jahren!)


– Frau Homburger, es war die SPD, die dieses Gutachten
initiiert hat.


(Joachim Poß [SPD]: 2002, wer hat denn da blockiert?)


Ich darf daran erinnern, wer bei der Mehrwertsteuerre-
form 2002 über den Bundesrat blockiert hat. Das waren
nicht die Sozialdemokraten.


(Joachim Poß [SPD]: Wer war denn das? Wer hat denn da blockiert?)


Das waren Sie. Sie sollten bei dem Punkt ganz vorsichtig
sein.


(Ulrike Flach [FDP]: Sie haben es doch nie gemacht!)


Auf jeden Fall: Das Bild vom Hühnerhaufen, was die
Frage Mehrwertsteuer angeht, gilt weiter.


(Ulrike Flach [FDP]: Wer war denn zwölf Jahre dafür zuständig?)


Kommen wir zum nächsten spannenden Teil. Nie-
mand kann uns ernsthaft und seriös sagen, wie Sie im
Rahmen der Brennelementesteuer wirklich auf 2,3 Mil-
liarden Euro kommen wollen.


(Otto Fricke [FDP]: Kernbrennstoffsteuer!)


Da ist doch nachträglich, als klar war, dass für den Ge-
samthaushalt weniger herauskommt, mit Müh und Not
etwas gedreht worden. Ich sage Ihnen: Die Sozialdemo-
kraten werden im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens
darauf drängen, zu erfahren, wie sich dieser Deal tat-
sächlich auswirkt.

Ein letzter Punkt: Herr Schäuble, Sie haben gesagt,
zusammen mit den Ländern und Kommunen werden Sie
deren Finanzierungsgrundlage stabilisieren. „Zusam-
men“ entspricht aber nicht dem, was wir zum Beispiel
im Zwischenbericht der Gemeindefinanzkommission le-
sen. Da ist ausschließlich von einem Gegeneinander die
Rede, da, wie Sie wissen, die Kommunen die Gewerbe-
steuer, die Sie abschaffen wollen, erhalten wollen.
Kurzum: Sie verwenden eine plakative Überschrift, die
mit der Realität, was in der Politik tatsächlich passiert,
nichts zu tun hat.

Ich fasse zusammen: Sie sind chaotisch in die Som-
merpause gegangen – Sie sind chaotisch herausgekom-
men. Im Interesse des Landes hoffen wir, dass Sie end-
lich einmal zu einer klaren Linie finden.

Danke.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705703800

Das Wort hat der Kollege Dr. Volker Wissing für die

FDP-Fraktion.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1705703900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ie Bundesrepublik Deutschland befindet sich in einer
ufwärtsbewegung. Die Konjunktur hat sich stabilisiert,
ie Wirtschaft wächst, und die Arbeitslosenzahlen gehen
urück. Das zeigt, dass diese christlich-liberale Regie-
ung,


(Zuruf von der SPD: Schwarz-Gelb meinen Sie doch!)


iese christlich-liberale Koalition mit ihrer wachstums-
rientierten Politik genau auf dem richtigen Weg ist. Wir
aben Erfolge vorzuweisen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben in einer weiß Gott nicht einfachen Situa-
ion Verantwortung übernommen: Es gab die schwerste
inanzmarktkrise, die das Land je getroffen hat, und eine
norme Wirtschaftskrise. In Wahrheit haben wir nicht
ur eine Finanzmarktkrise, sondern auch eine Staatsver-
chuldungskrise. Trotz dieser schwierigen Situation ha-
en wir im Bereich der Finanzpolitik einen guten Weg
ingeschlagen und können bereits die ersten Früchte ern-
en. Darüber sollten wir uns in diesem Hause auch ge-
einsam freuen, meine Damen und Herren!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie, Frau Kressl, haben mehr Steuergerechtigkeit und
ie Bekämpfung von Steuerbetrug angesprochen. Auch
n diesem Bereich hat die Bundesregierung etwas er-
eicht, was Sie nicht geschafft haben. Ihr Bundesfinanz-
inister hat mit seinen peinlichen Drohungen gegenüber

er Schweiz diplomatisches Chaos angerichtet; der der-
eitige Bundesfinanzminister hat die Problematik der
oppelbesteuerung mit der Schweiz gelöst. Es geht, wenn
an es kann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das gilt auch in anderen Bereichen. Sie fordern ja im-
er, endlich etwas bei der Finanzmarktregulierung zu

un. Wir haben schon viel getan. Wir sind damit noch
icht fertig, aber wir haben schon viel auf den Weg ge-
racht: Wir haben die Vergütungs- und Anreizsysteme in
rdnung gebracht. Wir haben für Bankenrestrukturie-

ung gesorgt und eine Bankenabgabe auf den Weg ge-
racht, damit diese Bankenrestrukturierung nicht vom
teuerzahler finanziert werden muss, sondern von den
nternehmen selbst. Es gibt nun höhere Eigenkapitalan-

orderungen – Stichwort: Basel III –; es gilt ein erhöhter
elbstbehalt bei Verbriefungen. Leerverkäufe wurden
trenger reguliert. – All das sind Erfolge dieser christ-
ich-liberalen Koalition. Diese lassen wir uns von der
pposition nicht kleinreden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)






Dr. Volker Wissing


(A) )


)(B)

Nun können Sie sich hier hinstellen und noch mehr
fordern.


(Nicolette Kressl [SPD]: Was ist mit der Finanztransaktionsteuer?)


Das ist Ihr Recht als Opposition, und so werden Sie sich
auch immer verhalten. Aber Sie können eines damit
nicht aus der Welt schaffen: Was Schwarz-Gelb in den
letzten Monaten an Regulierung auf den Weg gebracht
hat, ist viel mehr als das, was Rot-Grün hinterlassen hat.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir werden diesen Weg der Ordnung der Finanz-
märkte in den nächsten Monaten weitergehen. Als nächs-
ten Schritt werden wir die Reform der Finanzmarkt- und
damit auch der Bankenaufsicht in Deutschland in Angriff
nehmen. Der Bundesfinanzminister hat das hier angekün-
digt. Nachdem wir auf europäischer Ebene die Weichen
gestellt haben, werden wir das jetzt umsetzen. Wir wer-
den damit am Ende ein entscheidendes Stück weiter sein:
Wir werden eine bessere Bankenaufsicht haben, die un-
sere Bürgerinnen und Bürger davor schützt, dass sich das
wiederholt, was unter der Bankenaufsicht möglich war,
die von Rot-Grün gestaltet worden ist. Auch das muss
heute hier gesagt werden.

Weil wir gegenwärtig eben nicht nur eine Finanz-
marktkrise, sondern auch eine Staatsverschuldungskrise
haben, müssen wir neben der Ordnung der Märkte auch
die Staatsfinanzen wieder in Ordnung bringen. Das ge-
schieht mit diesem Bundeshaushalt. Die hohe Staatsver-
schuldung stellt deshalb für die Bürgerinnen und Bürger
eine gefährliche Situation dar, weil dann, wenn der
Druck auf der Politik so stark wie heute lastet, die Ge-
fahr von Steuererhöhungen enorm hoch ist. Man sieht es
in anderen Ländern: Schnell wird zum Instrument der
Steuererhöhung gegriffen. Auch Sie fordern das. Die
SPD hat ein Steuererhöhungskonzept vorgelegt. Die
Grünen sagen: Die Steuern müssen erhöht werden. – Wir
werden das aus mehreren Gründen nicht tun: Zum einen
ist die Steuerlast für viele in Deutschland schon zu hoch.
Zum anderen haben Sie mit Ihren Steuererhöhungen in
der Vergangenheit das Ziel der Haushaltskonsolidierung
deutlich verfehlt. Deswegen sagt diese christlich-liberale
Koalition: Jetzt ist Schluss mit dieser verfehlten Politik;
jetzt wird der Haushalt auf der Ausgabenseite konsoli-
diert und nicht auf Kosten der Steuerzahlerinnen und
Steuerzahler. Das ist die entscheidende Wende in der Fi-
nanzpolitik.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Der Staat muss nicht nur in seinen Leistungen sozial
sein, sondern auch die Höhe der Steuerbelastung des
Einzelnen ist eine soziale Frage.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Deswegen erhöhen Sie die Abgaben! Die Gesundheitsabgaben steigen doch!)


Wenn heute nur noch 30 Prozent der Bevölkerung Ein-
kommensteuer zahlen und von diesen rund ein Viertel
80 Prozent des Einkommensteueraufkommens erwirt-
schaften, dann ist es unverfroren, dass Sie immer wieder

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(C (D ehaupten, dass starke Schultern in diesem Land keinen roßen Beitrag leisten. Man muss auch einmal den Mut aben, in diesem Haus den enormen Beitrag der Steuerahlerinnen und Steuerzahler zu würdigen. Das tut die hristlich-liberale Koalition. Wir werden uns von Ihnen nicht beirren lassen. Ein ozialstaat ist nämlich ein Solidarstaat und keine Bringchuld einer Minderheit. Solidarität muss gegenüber en Empfängern von Sozialleistungen genauso gelten ie gegenüber denjenigen, die arbeiten und Steuern zah en. Darauf werden wir in dieser Koalition achten. Deshalb bleibt es in der Finanzpolitik dabei: Wir weren den öffentlichen Haushalt auf der Ausgabenseite anieren. Wir werden die Menschen vor höherer Steuerelastung schützen. Wir werden unser Steuersystem verinfachen; das werden wir jetzt angehen in Abstimmung it den Ländern. Wir werden die Kommunalfinanzen anieren. Wir werden bei unserem Ziel bleiben, die Steurlast in Deutschland gerechter zu verteilen und diejenien zu entlasten, die heute über Gebühr und ungerecht elastet sind. Der Mittelstandsbauch bleibt auf der genda und ebenso die kalte Progression. Sobald wir die aushaltskonsolidierung geleistet haben und sich die rüchte unseres Wachstums zeigen, (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das klang vor zwei Monaten noch anders!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


erden wir diese Gerechtigkeitslücke in Deutschland
chließen. Das ist eine stringente Politik.

Es gibt die ersten Früchte mit dem Rückgang der Ar-
eitslosigkeit. Diese Erfolge werden sich fortsetzen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705704000

Der Kollege Norbert Barthle hat das Wort für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1705704100

Verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Da-

en und Herren! Der Haushalt 2011 ist tatsächlich – das
urde schon gesagt – der erste Haushalt, der eine ein-
eutige Sprache spricht, nämlich die Sprache der christ-
ich-liberalen Koalition.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das finde ich auch!)


er Vorgängerhaushalt 2010 war noch von der Vergan-
enheit geprägt und von Krisenbewältigung. An dem
aushaltsentwurf 2011 können wir erstmals die positi-
en Ergebnisse der von der Koalition ergriffenen Maß-
ahmen zur Krisenbewältigung ablesen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)






Norbert Barthle


(A) )


)(B)

Es ist an dieser Stelle schon darüber diskutiert wor-
den, wer dafür verantwortlich ist. Wir sind nicht so ver-
messen, zu sagen: „Das ist unser Aufschwung!“ Es gab
einmal einen sozialdemokratischen Bundeskanzler, der,
kaum dass er im Amt war, diesen Satz gesagt hat. Wir
sagen vielmehr: Die Tatsache, dass wir so gut durch die
Krise gekommen sind, hat viel damit zu tun, dass die
Unternehmerinnen und Unternehmer und auch die Ar-
beitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland viel
dazu beigetragen haben. Ich will auch ganz bewusst die
Gewerkschaften loben, die in dieser Zeit eine kluge Poli-
tik gemacht haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Aber auch wir waren daran nicht ganz unbeteiligt.
Was wir auf den Weg gebracht haben, war ein wichtiger
Bestandteil dafür, dass wir jetzt besser dastehen als jeder
andere. Auch das muss man einmal sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn wir uns vergegenwärtigen, woher wir kommen,
und auf den Haushalt 2010 blicken, dann dürfen wir da-
bei nicht vergessen, dass wir noch im Frühjahr in diesem
Hause mit 80,2 Milliarden Euro neuen Schulden für
2010 gerechnet haben. Mitte des Jahres hat der Finanz-
minister diese Zahl nach unten korrigiert auf 65,2 Mil-
liarden Euro. Zwischenzeitlich hören wir vom Finanz-
minister, dass die Aussicht besteht, am Ende des Jahres
deutlich darunter zu liegen, wenn die Entwicklung so
weiter verläuft.

Ich will an dieser Stelle einmal sagen: Ich bin sowohl
der Bundeskanzlerin als auch dem Finanzminister ausge-
sprochen dankbar, dass sie an dieser Stelle konsequent
Linie halten und sagen: Wir wollen diese positive Ent-
wicklung ausnutzen, um die Nettokreditaufnahme zu
senken und die Schulden zurückzufahren. Auch das ist
eine politische Leistung, die so mancher in diesem
Hause – da schaue ich nach links – wahrscheinlich nicht
hinkriegen würde.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Er hat gar nicht nach links geschaut, sondern nur nach unten!)


Im Haushaltsentwurf für das Jahr 2011 ist eine Neu-
verschuldung von 57,5 Milliarden Euro vorgesehen. Ich
habe die Hoffnung, dass wir während des parlamentari-
schen Verfahrens der Haushaltsberatungen – wir werden
dies ja erst im November abschließen – vielleicht an der
einen oder anderen Stelle noch etwas ändern können.
Vielleicht können wir die Neuverschuldung sogar sen-
ken, wenn die Entwicklung gut verläuft. Aber wir wer-
den mit Sicherheit alle Ausgabepositionen kritisch auf
weitere Einsparpotenziale hin überprüfen. Sollten wir
weitere Einsparpotenziale entdecken, dann werden wir
auch diese zur Senkung der Nettokreditaufnahme nut-
zen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich habe gerade erläutert, dass wir so, wie sich die Si-
tuation derzeit darstellt, tatsächlich besser dastehen, als
man je erwarten konnte. Auch zu Anfang des Jahres hat

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(C (D och keiner davon geträumt, was uns jetzt die Wirtchaftsforschungsinstitute voraussagen. So prognostiiert das Institut für Weltwirtschaft in Kiel für dieses ahr ein Wachstum von 3,4 Prozent. Ich mache mir das icht zu eigen. Aber das sind Prognosen, von denen noch or wenigen Monaten niemand zu träumen gewagt hat. Die Arbeitslosenzahlen sehen ausgesprochen freundch aus. Wir werden bei der Zahl von 3,2 Millionen nicht tehen bleiben; vielmehr deuten alle Prognosen darauf in, dass wir im Jahre 2011 vielleicht unter die 3-Millioen-Grenze kommen könnten. Das sind Zahlen, von deen eine rot-grüne Regierung nur geträumt hat. Auch da ehe ich positive Entwicklungen. Das ist für uns ausgeprochen erfreulich; denn das sind Anzeichen dafür, dass ie Krise zumindest derzeit überwunden ist. Wie nachaltig diese Situation ist, weiß noch niemand. Wir setzen arauf und tun alles dafür, diese Entwicklung entsprehend zu stärken, zu unterfüttern und nicht zu beschädien. Die derzeitige Situation wird auch international sehr nerkannt. Lassen Sie mich kurz einige wenige Pressetimmen oder auch den EZB-Chef Jean-Claude Trichet itieren, der uns lobt und sagt, Deutschland ist derzeit irtschaftlich mustergültig. Die New York Times sagt, eutschland hat es fertig gebracht, Wirtschaftswachstum nd sinkende Arbeitslosigkeit zu vereinen und gleichzeiig einen Plan für einen nahezu ausgeglichenen Haushalt innen sechs Jahren zu erarbeiten. Die Wochenzeitchrift Economist sagt, die deutsche Wirtschaftspolitik önnte zum begehrtesten Exportgut dieses Landes weren. Die Financial Times begrüßt, dass Deutschland zur rdnungspolitik erhardscher Prägung zurückkehrt. Ich önnte weiter zitieren. Rund um uns herum, in Europa, n der Welt wird allenthalben anerkannt, dass wir in der rise antizyklisch reagiert haben und eine Politik geacht haben, die darauf setzt, mit zunächst konjunktur ördernden Maßnahmen die Krise zu überwinden, leichzeitig aber auch den Haushalt zu konsolidieren. ieser Mix aus Wachstum befördern und konsolidieren ird weltweit anerkannt. Das sollten wir auch in diesem ause einmal zur Kenntnis nehmen und die Situation icht immer schlechtreden. Lassen Sie mich an dieser Stelle auf einige Reden zuückkommen, die wir bereits von der Opposition gehört aben. Ich würde den Kollegen, insbesondere aus der ozialdemokratie, einmal empfehlen, ihre Reden aus der ebatte zum Wachstumsbeschleunigungsgesetz nachzu esen. Damals gab es einen massiven oppositionellen heaterdonner. Da wurde von Nullwachstum geredet. er Kollege Steinmeier, dem ich von hieraus gute Bes erung wünsche, titulierte das Wachstumsbeschleuniungsgesetz als Zukunftsverhinderungsgesetz. Der Kolege Poß sprach von Wachstumsverhinderung. Der ollege Schneider sprach von Voodoo-Ökonomie. Wenn ich etwas als Voodoo erwiesen hat, dann allenfalls Ihre pokalyptischen Horrorszenarien. An dieser Stelle will ich klipp und klar sagen: Das, as hier vonseiten der Opposition vorgetragen wurde, twa, dass die soziale Spaltung in diesem Land vorange Norbert Barthle )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

trieben werde, ist an den Haaren herbeigezogen.
Schauen Sie sich die Entwicklung der Sozialausgaben
im Bundeshaushalt an. Als Rot-Grün noch an der Regie-
rung war, betrugen sie 43 Prozent. Heute sind es
54 Prozent.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: BA-Zuschuss!)


Ich will nun nicht behaupten, dass der Anteil der Sozial-
ausgaben im Haushalt ein Maßstab für soziale Gerech-
tigkeit ist. Aber er weist immerhin darauf hin, dass wir
mehr für die sozialen Sicherungssysteme, für die sozial
Schwachen in diesem Land tun, als es Rot-Grün jemals
getan hat. Das ist auch wahr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein bisschen mehr als eine Milchmädchenrechnung!)


Lassen Sie mich auf die Gesamtsituation zurückkom-
men. Wir haben einen Schuldenberg, der uns allen Sor-
gen bereitet. Die Verschuldungsquote beträgt nahezu
80 Prozent. 12 Prozent des Bundeshaushalts müssen al-
lein für die Zinsen aufgebracht werden. Rund gerechnet,
ist jeder fünfte Euro, den wir in diesem Jahr in diesem
Land ausgeben, schuldenfinanziert. Das ist eine Ent-
wicklung, die wir umkehren müssen. Deshalb bin ich
froh und dankbar, dass die Schuldenbremse in unserem
Grundgesetz steht. Die Abbaupfade wurden bereits vom
Finanzminister erläutert. Wir sind fest entschlossen, die
Grenzen der Schuldenbremse in jedem Fall einzuhalten,
sie im besten Fall zu unterschreiten; das ist unsere Ziel-
setzung.

Ich sage deshalb klipp und klar: Solide Haushaltspoli-
tik ist für uns kein Selbstzweck, sondern eine Herausfor-
derung, die wir als Daueraufgabe verstehen. Politik auf
Pump führt zu Entwicklungen, wie wir sie in Griechen-
land bei der Euro-Krise beobachten konnten. Das hat
zwischenzeitlich – auch dafür bin ich dankbar – zu ei-
nem deutlichen Umkehrprozess bei der Betrachtungs-
weise der Bevölkerung geführt. Die jüngsten Umfragen
zeigen uns klar und deutlich, dass die Stabilität der
Staatsfinanzen für eine Mehrheit der Bevölkerung eine
unabdingbare Voraussetzung für das Vertrauen in die
politische Führung in diesem Land ist.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die gleiche Mehrheit, die Sie in diesem Land abwählen will!)


Deshalb tun wir alles dafür, so schnell wie möglich zu
ausgeglichenen Haushalten zurückzukehren, den Haus-
halt auf solide Beine zu stellen und damit dem Vertrauen
der Menschen gerecht zu werden.

Wir tun das auch aus Gründen der Generationen-
gerechtigkeit; sie ist heute schon das eine oder andere
Mal angesprochen worden. Als ich geboren wurde, ha-
ben acht sozialversicherungspflichtig Beschäftigte die
Rente für einen Rentner erarbeitet; heute sind es vier;
wenn ich 80 bin, sind es noch zwei. Diese demografische
Entwicklung, die wir zur Kenntnis nehmen, wird von
Teilen dieses Hauses völlig ausgeblendet. Wir dürfen

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(C (D ieser nachwachsenden Generation, die in den sozialen icherungssystemen ohnehin schon viele Lasten zu traen hat, nicht auch noch Schuldenberge hinterlassen. eshalb ist es wichtig, dass wir diesen Trend umkehren nd zu einem ausgeglichenen Haushalt zurückkehren, er für uns noch immer das Ziel ist. Die Bundesregierung hat nun ein großes Zukunftspaet beschlossen, mit einem Einsparvolumen von 80 Milarden Euro innerhalb von vier Jahren. Wir unterstützen ieses Paket. Teile davon werden wir mit dem Hausaltsbegleitgesetz realisieren. Wir gehen aber auch da it Augenmaß vor: Es gibt keine Vollbremsung; wir ollen nichts zu Tode sparen. Vielmehr sparen wir mit ugenmaß. Wichtige Zukunftsbereiche sind von allen parauflagen ausgenommen. Im Gegenteil: Für Bildung nd Forschung geben wir nochmals zusätzlich Geld aus. Wir wollen diese auf vier Jahre angelegte Strategie er Konsolidierung in jedem Fall einhalten. Deshalb ühren wir die Ausgaben ganz gezielt langfristig zurück: er Haushaltsentwurf für 2011 sieht vor, die Ausgaben uf 307 Milliarden Euro zurückzuführen; danach sollen ie Ausgaben weiter sinken, und zwar auf 301 Milliaren Euro. Vielleicht gelingt es sogar, die Ausgaben noch eiter zurückzuführen. Die Strategie besteht also darin, ei einer besseren Einnahmsituation die Ausgaben zuückzuführen und zu deckeln. Damit sind wir in der age, die Ziele, die wir uns gesetzt haben, in realistichen Zeiträumen zu erreichen. Wir steigen jetzt in die parlamentarischen Beratungen es Haushalts ein. Ich bin gespannt, wie diese verlaufen erden. Ich fordere die Opposition auf: Tragen Sie mit onstruktiven Beiträgen dazu bei! Wir brauchen keine orschläge, wie wir die Einnahmen erhöhen können; da ürde auch uns, wenn wir das wollten, genug einfallen. ir brauchen Vorschläge, wie man Ausgaben senken ann. Da warte ich noch auf sinnvolle Vorschläge. Ich fürchte, dass der eine oder andere wieder von seien Positionen abrücken wird. Wenn ich in diesen Tagen ernehme, dass die SPD-Bundestagsfraktion vorhat, eien Baustopp für Stuttgart 21 zu fordern, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ann kann ich nur sagen: Liebe Kolleginnen und Kolle-
en, noch vor 15 Monaten waren Sie mit dabei, als wir
ieses Projekt hier beraten und beschlossen haben. Sie
aben es mit beschlossen.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Solche Halbwertszeiten habt ihr!)


ie Fraktion hat sich seitdem zwar etwas verkleinert;
ber es sind immer noch viele dabei, die das Projekt im
aushalts- und im Verkehrsausschuss mittragen. Wenn
ie da jetzt umfallen, dann verlieren sie jegliche Glaub-
ürdigkeit; dann traut Ihnen niemand mehr zu, dass Sie

rgendwo noch standhaft sind, dass Ihre Werte wirklich
icht wanken, wenn es zu öffentlichem Wiederstand





Norbert Barthle


(A) )


)(B)

kommt. Da riskieren sie jegliches Vertrauen in Ihre Poli-
tik. Davon rate ich Ihnen ab. Stehen Sie zu den Be-
schlüssen, die Sie gefasst haben, stehen Sie zu der Ziel-
setzung, unsere Haushalte nachhaltig zu konsolidieren,
helfen Sie uns dabei, dann hören wir auf Ihre Vorschläge
und bringen sie entsprechend ein.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705704200

Damit sind wir am Ende der allgemeinen Finanz-

debatte und kommen jetzt zum ersten Einzelplan, näm-
lich zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums
für Bildung und Forschung, Einzelplan 30. Ich gebe
das Wort der Bundesministerin Dr. Annette Schavan.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
dung und Forschung:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Meine Damen und Herren! Lernen und Forschen gehö-
ren zu den besten Seiten des Menschen. Bildung und
Forschung gehören zu den Kraftquellen unserer Gesell-
schaft. Sie tragen zu Integration in einem umfassenden
Sinne bei, sehr viel umfassender, sehr viel differenzierter
als manche Diskussion, die öffentlich geführt wird, und
Bildung und Forschung sind die Quellen künftigen
Wohlstands. Das gehört zu den Grundüberzeugungen der
christlich-liberalen Koalition, und deshalb setzen wir
fort, was in den letzten Jahren sowohl in der Großen
Koalition als auch in der jetzigen Koalition


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Auch schon vorher!)


und auch in diesem Parlament – wie ich finde, bei man-
chem Punkt mit bemerkenswerter Übereinstimmung;
zum Streiten haben wir dann immer noch genug Mög-
lichkeiten – erreicht werden konnte: neue Konzepte,
hohe Investitionen, weitere Internationalisierung. Davon
ist auch der Haushalt 2011 des Bundesministeriums für
Bildung und Forschung geprägt. Wir bleiben verlässli-
che Partner für gute Bildung und starke Forschung. Wir
setzen die Internationalisierung fort, und wir stehen
dazu: Wir stellen in dieser Legislaturperiode 12 Milliar-
den Euro mehr für Bildung und Forschung zur Verfü-
gung, das bedeutet einen deutlichen Anstieg im Blick
auf die finanziellen Investitionen in diesem Haushalt.
Ich sage ausdrücklich: Herzlichen Dank dafür, dass die-
ser Konsens so tragfähig ist, dass auch bei den Haus-
haltsberatungen in dieser Woche an vielen Stellen deut-
lich werden wird: Bildung und Forschung haben absolut
Vorrang in dieser Regierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir gehen auf den 3. Oktober zu. 20 Jahre deutsche
Einheit bedeuten auch 20 Jahre Innovationsförderung
in Ostdeutschland. Wer heute an Standorte wie Pots-
dam, Dresden, Jena, Rostock, Greifswald, Leipzig oder
Halle kommt, um nur einige herausragende Beispiele zu
nennen, der spürt, wie groß der Beitrag von Bildung und

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(C (D orschung, von gezielter Innovationsförderung für die ntwicklung in den vergangenen 20 Jahren war. Deshalb age ich den Ländern in Ostdeutschland ausdrücklich ank für das, was in dieser Zeit – davon sind viele Reierungen betroffen – geleistet worden ist, was möglich eworden ist, wodurch Arbeitsplätze entstanden sind. Inovative Unternehmen wurden gegründet, und die tandorte, die ich genannt habe, sind heute mit attraktien Hochschulen und durch eine attraktive Zusammenrbeit zwischen Hochschulen und außeruniversitären orschungseinrichtungen verbunden. Wir haben in den ergangenen Jahren durch gezielte Programme Erheblihes beitragen können. Ich nenne nur das Programm Unternehmen Region“. Wir werden in 14 Tagen Bilanz ber 20 Jahre Aufbau Ost ziehen. Ich sage hier ausrücklich – das gilt für den Haushalt 2011 und für die aushalte der nächsten Jahre –: Wir werden die Innova ionsförderung in Ostdeutschland konsequent weiterentickeln. Mit dem Regierungsentwurf zum Haushalt 2011 leen wir einen Haushalt vor, der gegenüber dem Haushalt 010 um 7,2 Prozent gestiegen ist. Da kann man immer ragen: Ist das viel oder wenig? Ich finde es aber bemerenswert – das zeigt, was seit 2005 entstanden ist –, dass er Haushalt 2011 einen Umfang von 11,6 Milliarden uro hat. Das entspricht gegenüber dem Haushalt von 005 – das war das letzte Jahr der rot-grünen Bundesreierung – einer Steigerung um 54 Prozent. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrike Flach [FDP]: Hört! Hört!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ch nenne diese längeren Zeiträume – Herr Hagemann,
ie wissen das, weil Sie sich schon lange mit diesem
aushalt beschäftigen –, weil es für Bildungs- und For-

chungspolitik zentral ist, dass nicht Strohfeuer entfacht
erden, sondern eine verlässliche, langfristige Entwick-

ung betrieben wird. Das erwarten unsere Partner. Das ist
otwendig, damit sich wirklich etwas entwickeln kann
nd unsere Investitionen und Konzepte auch tatsächlich
u nachhaltigen Entwicklungen führen.

Wir haben ein Plus von 54 Prozent. Wenn wir auch
ie mittelfristige Finanzplanung berücksichtigen, also
as Plus von 12 Milliarden Euro hinzunehmen, dann
erden wir am Ende der Legislaturperiode, gemessen an
005, bei einer Steigerung von 74 Prozent angekommen
ein. Das ist gemeint, wenn wir sagen: Priorität für Bil-
ung und Forschung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das, was investiert und an neuen Konzepten möglich
emacht wird, spricht sich herum. Deutschland ist nach
en USA und Großbritannien gemeinsam mit Frankreich
nternational auf dem dritten Platz bei den beliebtesten
ielländern für ausländische Studierende.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das war schon immer so!)


as ist wichtig, weil der Fachkräftemangel in den nächs-
en Jahren natürlich dazu führen wird, dass wir sagen
erden: Es ist wichtig, dass viele junge Leute aus allen





Bundesministerin Dr. Annette Schavan


(A) )


)(B)

Teilen der Welt nach Deutschland kommen, hier studie-
ren und hier eine attraktive Möglichkeit finden, um als
Ingenieure, als Physiker oder als Biologen in den Ar-
beitsmarkt einzusteigen. Deshalb ist es wichtig, dass un-
sere Hochschulen für junge Leute aus aller Welt attraktiv
sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Studienanfängerquote lag noch 2005 bei rund
37 Prozent. Wir haben immer von 40 Prozent gespro-
chen. Im Studienjahr 2009 liegen wir bei 43,3 Prozent.
Wir wollen sie weiter erhöhen. Deshalb gibt es eine
dritte Säule, den Hochschulpakt, die Stärkung der Lehre.
Es darf nicht sein, dass nur die Forschung gestärkt wird.
Wir wollen in den nächsten Jahren 2 Milliarden Euro zur
Stärkung der Lehre, zur Entwicklung berufsbegleitenden
Studierens und in neue Entwicklungen im Wissen-
schaftssystem investieren, damit es immer attraktiver
wird.

Die Studienanfängerquote von 43 Prozent ist eine gute
Grundlage. Der internationale Vergleich zeigt, dass wir
noch mehr Hochqualifizierte brauchen. Es ist wichtig, das
wachsende Interesse junger Leute weiter zu steigern. Des-
halb brauchen wir Anreize: eine bessere Studienfinanzie-
rung. Deshalb gibt es das Deutschlandstipendium, mit
dem nach über 60 Jahren Bundesrepublik Deutschland
erstmals unabhängig vom Einkommen der Eltern finan-
zielle Unterstützung gegeben wird. Das ist eine ganz
neue Entwicklung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb wollen wir eine weitere Entwicklung und
Modernisierung des BAföG, eine Erhöhung der Förder-
sätze und der Freibeträge. Ich sage das ausdrücklich,
weil heute Nachmittag der Vermittlungsausschuss zu-
sammenkommen wird. Ich appelliere an die Länder, die
Studenten nicht sitzen zu lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Bund steht zu seinen Zusagen. Herr Matschie macht
es sich zu einfach,


(Patrick Meinhardt [FDP]: Oh ja!)


wenn er wie heute Morgen im Deutschlandfunk sagt: Na
ja, wir wollen BAföG, aber wir wollen eigentlich noch
viel mehr. Wir wollen, dass das BAföG zu 100 Prozent
vom Bund übernommen wird. – Das ist ganz einfach
Flucht aus der politischen Verantwortung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Sagen Sie das Ihren Ministerpräsidenten!)


Weiterentwicklung des Wissenschaftssystems heißt
auch, Weiterbildung im Kontext unserer großen Institu-
tionen, der Hochschulen zu fördern. Wir haben entspre-
chende Entwicklungen auf den Weg gebracht. Wir ma-
chen Bildungspolitik mit den Akzenten, die der Bund
setzen kann. Wir in der Bundesregierung sind dabei, eine
überzeugende Antwort auf die Frage zu finden, wie Kin-
der aus Hartz-IV-Familien besser an Bildung beteiligt
werden können. Das ist eine komplizierte Aufgabe; aber
es wird ein gutes Konzept entstehen. Wir wollen darüber

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(C (D inaus, dass lokale Bildungsbündnisse, so wie im Koaliionsvertrag vereinbart, im Laufe dieser Legislatureriode entstehen. Wir wollen, dass Kinder, egal aus elchen Gründen sie benachteiligt sind, bessere Teilabe an Bildung bekommen. Dazu bedarf es einer soziaen Bewegung in unserer Gesellschaft. Dazu bedarf es ieler Akteure, die bereit sind, die Chancen, die es in den tädten und Gemeinden gibt, den Kindern, um die es eht, besser zu vermitteln. Das steht im Mittelpunkt unerer Bildungspolitik: Benachteiligung abbauen, Zugang erbessern, mehr Aufmerksamkeit für Kinder und Juendliche, die sich schwertun. Dazu zähle ich als zentrales Projekt der Bundesregieung die Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss. ir werden in den nächsten Jahren erleben – das sage ich ehr überzeugt nach den Erfahrungen mit den Modellveruchen –, wie es möglich wird, die Schulabbrecherquote u reduzieren. Weil immer schlimme Beispiele genannt erden, nenne ich einmal ein sehr beeindruckendes Bei piel hier mitten aus Berlin. Die Rütli-Schule, die vielach besprochen worden ist, hatte 2006 noch eine Schulbbrecherquote von 18 Prozent und all die Probleme, die ir nachlesen konnten oder uns vor Ort angeschaut haen. Die Rütli-Schule hat im Jahr 2010 eine Schulabbreherquote von noch 1,8 Prozent, (Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Damit haben Sie nichts zu tun! – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Da hat der Senat ja gut gearbeitet!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


nd 30 Prozent der Schüler bekommen eine Empfehlung
ür eine weiterführende Schule. Ich sage das,


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Als Anerkennung für Berlin!)


eil ich finde, dass wir in der Bildungspolitik mehr da-
über sprechen müssen, wo Maßnahmen gut greifen.
enn wenn sich Dinge gut entwickeln, können sie auch

nderswo eingesetzt werden. Ob das dann in Berlin, in
tuttgart oder Dresden ist, da bin ich nicht so kleinherzig
ie Sie.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Aber eben war es nur Herr Matschie! Ach, Frau Schavan!)


Pakt für Innovation, Hochschulpakt und Exzellenz-
nitiative sind Beispiele für Verlässlichkeit in der Politik.
ie Steigerung um 5 Prozent jährlich ist wichtig für
berzeugende Arbeit unserer Forschungsorganisationen.
ie Projektförderung in der Forschung, die 2005 noch
ei 1,2 Milliarden Euro lag, liegt jetzt bei 2,1 Milliarden
uro; das ist eine Steigerung um 70 Prozent. Die High-

ech-Strategie gilt international als überzeugende Inno-
ationsstrategie in Deutschland. Es ist uns auch mithilfe
er Hightech-Strategie gelungen, deutlich höhere Inves-
itionen der Unternehmen zu ermöglichen. Wir haben in
ieser Legislaturperiode zentrale Schwerpunkte – Ener-
ie und Klimaschutz, Gesundheitsforschung – in die
ightech-Strategie eingebracht.





Bundesministerin Dr. Annette Schavan


(A) )


)(B)

Das wird sich schon jetzt als positiv erweisen. Denn
das Energiekonzept der Bundesregierung ist ein Kon-
zept,


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Lobby!)


das wesentlich darauf basiert, dass wir in Deutschland
erhebliches exzellentes Potenzial in den vielen Berei-
chen der Energieforschung haben. Dabei wird die For-
schung mit Blick auf neue effiziente Erzeugungsstruktu-
ren, die Forschung im Bereich von Energieeffizienz bei
Gebäuden, Materialien und Produkten und die For-
schung für Infrastruktur, insbesondere zur Verknüpfung
von erneuerbaren und konventionellen Energieträgern
durch neue Netze und Speicher, im Vordergrund stehen.
Dazu werden wir in den nächsten Wochen und Monaten
entsprechende Konzepte vorlegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Gute Bildung, mehr Bildungsbeteiligung sowie starke
Forschung und Entwicklung als Grundlage für die Inno-
vationskraft in unserem Land stehen im Mittelpunkt der
Bildungs- und Forschungspolitik. Das wird mit dem
Haushalt 2011 durch erhebliche zusätzliche Investitio-
nen gestützt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705704300

Die Kollegin Dagmar Ziegler hat das Wort für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dagmar Ziegler (SPD):
Rede ID: ID1705704400

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine lieben Kolle-

ginnen und Kollegen! Beim Zuhören der Rede unserer
Bundesministerin habe ich gedacht: Welch eigenartige
Selbstwahrnehmung eine Bundesministerin doch haben
kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Bildung sollte das Flaggschiff


(Patrick Meinhardt [FDP]: Ist das Flaggschiff! Ist!)


dieser Bundesregierung werden. Vollmundig haben Sie
mit Bundeskanzlerin Merkel die „Bildungsrepublik“
ausgerufen. Frage: Was ist daraus geworden? Antwort:
Der heute zu debattierende Haushaltsentwurf ist ein Do-
kument Ihres Scheiterns.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


– Hören Sie noch bis zum Ende zu. Dann vergeht Ihnen
das Lachen.

Ihrem Schiff „Bildungspolitik“ fehlen der Kompass
und auch das Ziel. Ein Prestigeprojekt nach dem anderen
haben Sie bis zur Unkenntlichkeit zusammengestrichen
oder gleich ganz über Bord geworfen. Aus der verspro-

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(C (D henen Verdoppelung beim Einzelplan 30 ist nichts georden. Vom 10-Prozent-Ziel sind Sie himmelweit ent ernt. Mit Ihnen am Steuerrad und Bundeskanzlerin erkel auf der Kommandobrücke ist das Flaggschiff Bildung“ zu einer ziellos vor sich hin dümpelnden Jolle erkümmert. (Iris Gleicke [SPD]: Das ist wahr! – Zuruf von der CDU/CSU: Oje, oje!)


Was haben Sie nicht alles im Koalitionsvertrag
Nachlesen hilft – versprochen? Lokale Bildungsbünd-

isse sollte es geben.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Machen wir!)


avon ist kaum noch etwas übrig. Ein Zukunftskonto
ildung wurde in Aussicht gestellt.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Wir sind auf dem Weg!)


afür sind keine Mittel im Haushalt eingestellt. Beerdi-
ung erster Klasse!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Außerdem ist ein groß angekündigtes nationales Sti-
endienprogramm bis zur Unkenntlichkeit zusammen-
eschmolzen worden. Von 160 000 angekündigten Stu-
ierenden, die gefördert werden sollten, werden es
ielleicht maximal 10 000 werden. Aber selbst um diese
ittel ist es zu schade; denn das nationale Stipendien-

rogramm, das Sie groß und vollmundig umbenannt ha-
en in Deutschlandstipendium – eine Nummer kleiner
äre auch angemessen –, ist völlig untauglich. Gleiches
ilt für das Zukunftskonto. Unsere Probleme werden da-
it nicht gelöst. Beides sind Angebote für diejenigen,

ie ohnehin gute Chancen in Deutschland haben. Sie
tellen kein Angebot für all die benachteiligten jungen
enschen dar, für viele mit türkischen oder arabischen
urzeln, aber auch für viele mit deutschen Eltern.

Ein junger Mensch, der Sorge hat, im Studium zu
cheitern und auf einem dicken Darlehensbetrag sitzen
u bleiben, wird sich nicht mit der vagen Aussicht auf
in Stipendium zum Studium bewegen lassen. Helfen
ürden aber deutliche Verbesserungen beim BAföG.
azu haben Sie sich aber nicht durchringen können.


(Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Das liegt an den SPD-Ländern! Das können wir heute beschließen!)


Reden Sie doch einmal von Ihren B-Ländern.

Selbst Ihre kleine BAföG-Novelle haben Sie im Bun-
esrat scheitern lassen. Hunderttausende von Studenten
arten deshalb auf diese dringend notwendige BAföG-
rhöhung. Wir werden im Vermittlungsausschuss alles
afür tun, dass wenigstens diese marginale Verbesserung
ndlich auf den Weg gebracht wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Ist das eine Zusage?)


Wir müssen aber noch weit früher ansetzen. Integra-
ion gelingt nämlich nur dann, wenn wir auch diesen jun-





Dagmar Ziegler


(A) )


)(B)

gen Menschen von Anfang an Teilhabe und Aufstiegs-
chancen ermöglichen. Dabei hilft nur Bildung, Bildung,
Bildung. Die zentralen Stichworte sind Ganztagsange-
bote in Kitas und Schulen.

Ein Kind mit Migrationshintergrund, das frühzeitig
eine Kita besucht, verbessert seine Chancen auf den Be-
such eines Gymnasiums und die Erlangung des Abiturs
deutlich, nämlich um rund 50 Prozent. Wo bleibt Ihre
Antwort, um für benachteiligte Kinder und Jugendliche
bessere Bildungschancen zu schaffen? Wo ist die Initia-
tive der Bundesregierung, um den ins Stocken geratenen
Kitaausbau mit Nachdruck voranzutreiben? Wo bleibt
Ihr Ansatz, um für mehr Ganztagsschulen zu sorgen?
Das Mindeste, was Sie tun könnten, wäre, ein Programm
für Schulsozialarbeiter und -sozialarbeiterinnen aufzule-
gen. Bei all dem Fehlanzeige, meine Damen und Herren!


(Beifall bei der SPD)


Frau Schavan – jetzt werden Sie nicht wieder auf die
A-Länder Bezug nehmen können –, Ihr Kardinalfehler
war, dass Sie den Bildungsgipfel im Juni dieses Jahres
haben scheitern lassen. Ohne eine nationale Bildungs-
offensive, in der sich Bund, Länder und Kommunen auf
einen massiven – ich sage ausdrücklich: massiven –
Ausbau von Kitas, Ganztagsschulen und Hochschulen
einigen, bleibt Ihre Politik bestenfalls Stückwerk.

Es kommt sogar noch schlimmer. Sie haben nicht nur
nichts getan, um Ländern und Kommunen mehr Geld für
Bildung zukommen zu lassen, sondern durch Ihre Ge-
schenke an Hoteliers und Erben haben Sie den Ländern
und Kommunen auch Steuerausfälle in Milliardenhöhe
beschert. Jetzt steht den Ländern und Kommunen das
Wasser bis zum Hals.

Frau Schavan, wir fordern Sie auf: Machen Sie end-
lich Ihre Hausaufgaben! Sorgen Sie dafür, dass Länder
und Kommunen in der Lage sind, für bessere Bildung zu
sorgen!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sorgen Sie dafür, dass Barrieren beim Zugang zu Bil-
dung abgebaut werden! Sorgen Sie dafür, dass jungen
Menschen durch beste Bildung der Ausbruch aus unver-
schuldeter Perspektivlosigkeit ermöglicht wird!

Meine Fraktion ist sehr gern bereit, Ihnen für eine Bil-
dungspartnerschaft von Bund und Ländern die Hand
zu reichen. Denn wir wissen, dass wir nur mit mehr und
besseren Kitas, mit mehr und besseren Ganztagsschulen,
mit mehr und besser ausgestatteten Hochschulen für bes-
sere Bildungschancen sorgen können. Hier teile ich aus-
drücklich die Haltung Ihres Koalitionspartners in Person
von Herrn Lindner: Dazu gehören von der Gesellschaft
besser anerkannte Pädagoginnen und Pädagogen: Erzie-
herinnen und Erzieher sowie Lehrerinnen und Lehrer.
Dazu gehört auch eine qualitativ andere Ausbildung die-
ser Berufsgruppen, damit sie überhaupt in die Lage ver-
setzt werden, den höheren Anforderungen gerecht zu
werden. Sorgen Sie für bessere Chancen für alle! Dann
werden Sie auch uns an Ihrer Seite haben. Die Menschen
in unserem Land jedenfalls warten darauf.

Vielen Dank.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Jörg van Essen [FDP]: Wenn man sich in Brandenburg umschaut, sieht man, worauf das, was Sie wollen, hinausläuft!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705704500

Ulrike Flach hat das Wort für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1705704600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ie beste Antwort auf die Thesen von Thilo Sarrazin ist
ieser Haushalt, der Bildung und Forschung in den Mit-
elpunkt stellt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Oh! Oh!)


ildung ist der Schlüssel zur Integration. Bildung ist der
chlüssel zum Aufstieg in unserer Gesellschaft. Bildung

st die Chance für jeden Jugendlichen, unabhängig von
erkunft, von Religion und vom Geldbeutel.

Diese Koalition will eine Bildungsrepublik, in der
eder die Chance hat, nach vorn zu kommen, auch wenn
r nicht von der Poleposition an den Start geht. Union
nd FDP haben sich im Koalitionsvertrag klar zur Bil-
ungsrepublik Deutschland bekannt, und die Förderung
on Bildung und Forschung ist eines der zentralen Pro-
ekte dieser Regierung. Um welche Größenordnung es
eht, hat die Ministerin gerade deutlich gemacht: 54 Pro-
ent mehr im Vergleich zu Ihrer Regierungszeit, 11,6 Mil-
iarden Euro im Haushalt,


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


usätzlich 12 Milliarden Euro bis zum Ende dieser Le-
islaturperiode.

Dabei haben wir übrigens etwas getan, worüber in
ieser Runde immer wieder diskutiert worden ist. Wir
aben endlich auch die anderen Häuser beteiligt. Wir ha-
en endlich dafür gesorgt, dass auch die anderen Minis-
erien insgesamt 2 Milliarden Euro für Bildung und For-
chung bereitstellen. Das heißt, wir erfassen die
esamtausgaben, wir wissen, dass die Mittel zielgerich-

et eingesetzt werden, und wir wollen eine Bildungsre-
ublik schaffen, wie sie sich diese Koalition vorstellt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, keine andere Bun-
esregierung hat Bildung und Forschung einen so hohen
tellenwert eingeräumt,


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, ja! Und was bringt das, was Sie machen, den Kindern und Jugendlichen?)


brigens bei gleichzeitigem Sparkurs.


(Klaus Hagemann [SPD]: Welcher Sparkurs, Frau Flach?)


ch möchte diejenigen, die mit mir gemeinsam Anfang
ieses Jahrzehnts Herrn Eichel erlebt haben, und die
olleginnen und Kollegen von der SPD, die damals vol-





Ulrike Flach


(A) )


)(B)

ler Verzweiflung dem Wirken von Frau Bulmahn zu-
schauten,


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Damals gab es übrigens auch solche Zuwächse! – Iris Gleicke [SPD]: Ach Gott!)


daran erinnern: Wer hat denn damals auf das Drei-
Körbe-Modell beim BAföG verzichten müssen, weil
Herr Eichel die Sparbremse anzog?


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat denn das Ganztagsprogramm auf den Weg gebracht? – Willi Brase [SPD]: Reden Sie doch nicht immer von früher! Heute leben wir!)


Das ist der entscheidende Unterschied: Der Finanzminis-
ter dieser Koalition spart, und gleichzeitig setzen wir auf
Bildung und Forschung, und das in einem Ausmaß, wie
es das in Deutschland noch nie gegeben hat.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach! Bei der Kohl-Regierung lag das BAföG doch im Koma!)


Übrigens unterscheiden wir uns an dieser Stelle auch
von dem Land Nordrhein-Westfalen. Es ist ja im Augen-
blick ganz nett, dass man das parallel beobachten kann.
Damit in NRW etwas für Bildung ausgegeben werden
könne, sagt die dortige Ministerpräsidentin, sei sie be-
reit, einen nicht verfassungskonformen Haushalt auf den
Weg zu bringen.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie jahrelang gemacht!)


Das ist genau der Gegensatz zu uns.


(Florian Pronold [SPD]: Die FDP macht Schulden, und wir müssen es ausbaden!)


Wir leben mit der Verfassung, wir beachten die Schul-
denbremse, und wir tun etwas für unsere Kinder und Ju-
gendlichen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wenn Sie sich den Haushalt anschauen, dann sehen
Sie: Wir fördern die erfolgreichen Pakte natürlich wei-
terhin verlässlich und in nie gekannter Höhe: 910 Millio-
nen Euro für den Hochschulpakt, 326 Millionen Euro für
die Exzellenzinitiative, deutlich mehr Mittel für die
Deutsche Forschungsgemeinschaft, die HGF und die
Max-Planck-Institute. Ich sage an dieser Stelle auch als
Haushälterin für den Einzelplan des Wirtschaftsministe-
riums: Es wird Zeit, dass wir das auch bei der Ressort-
forschung tun – es kann nämlich nicht sein, dass durch
eine 5-prozentige Erhöhung im normalen Forschungsbe-
reich die verdienstvollen Forscher im Bereich der Res-
sortforschung hintenangestellt werden –, das ist ein Ziel;
das sollten wir uns setzen. Wir sollten gemeinsam über-
legen, wie wir das auf den Weg bringen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir erhöhen das AföG mit einem Mittelansatz von über 1,5 Milliarden uro. ch kann mich hier der Bundesbildungsund Forchungsministerin nur anschließen: Es liegt jetzt doch in hrer Verantwortung. (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Was meinen Sie mit 1,5 Milliarden Euro, Frau Kollegin?)


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Wie bitte?)


ie sind immer so gerne bereit, uns zu sagen, wir täten
ll das nicht, was wir versprochen haben.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Sollen die 1,5 Milliarden Euro obendrauf kommen?)


ie stehen in der Verantwortung dafür, das BAföG so
mzusetzen, wie es eigentlich erforderlich ist.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alle Länder!)


as wird sich am heutigen Nachmittag natürlich zeigen.

Ich finde es schon merkwürdig, dass Sie die Gelegen-
eit nutzen, um die begabten und leistungsstarken Kin-
er aus geringverdienenden Familien gegen die zu set-
en, die aus normalverdienenden Familien kommen.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Um die geht es Ihnen doch gar nicht! Es geht Ihnen doch um die Apothekerkinder und die Steuerberaterkinder!)


ie versuchen, einen Zwist zwischen Leistung und Her-
unft heraufzubeschwören. Das ist eine Sache, die ein-
ach nicht klappen kann.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Übrigens: Auch an dieser Stelle kann ich Nordrhein-
estfalen nur lobend erwähnen. Wir haben dort ja ge-

eigt, dass gerade die Kinder aus den einkommens-
chwächeren Familien durch unser Stipendium gefördert
erden.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das haben Sie gezeigt?)


ir haben doch erlebt, was zum Beispiel an der Uni
uisburg-Essen gelaufen ist, und wir sehen, wie es posi-

iv läuft.


(Zuruf von der SPD: Nichts läuft dort! – Gegenruf des Abg. Patrick Meinhardt [FDP]: Es läuft spitze!)


Liebe Frau Kollegin, es empfiehlt sich immer, einfach
inmal hinzugehen und zu schauen. – Wir haben genau
ie Familien gefördert, die Ihrer Meinung nach angeb-
ich immer rechts und links des Weges liegen bleiben.
as Stipendium für leistungsstarke Schüler und Studen-

en wird wirklich dazu dienen, den Leistungsstärkeren
us einkommensschwächeren Regionen dieses Landes
u helfen. Das ist doch der Punkt.





Ulrike Flach


(A) )


)(B)


(Dagmar Ziegler [SPD]: Das ist doch Quark! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das geben die Zahlen nicht her!)


Ich möchte Sie an dieser Stelle übrigens einfach auch
einmal an Ihre Verantwortung erinnern. Wir haben da-
mals bei der Föderalismusreform gemeinsam dafür ge-
stritten, dass das Kooperationsverbot nicht in die Verfas-
sungsänderung eingetragen wurde.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Da können Sie der Regierung ja einen Vorschlag machen!)


Sie haben das Ganze mitgetragen. Sie haben diese Föde-
ralismusreform sozusagen verbockt, und jetzt setzen Sie
sich hin und lassen Ihre Länder gegen die jeweilige Bun-
desregierung anlaufen, um zu versuchen, etwas zu blo-
ckieren, was hier in Berlin passiert.

Das geschieht auf dem Rücken der Kinder. Sie sollten
sich endlich Ihrer Verantwortung bewusst sein. Die Län-
der wollten die Bildungshoheit, sie haben sie bekommen
– übrigens gegen die Stimmen von Frau Pieper und mir;
wir waren immer anderer Meinung –, und jetzt erfüllen
Sie sie bitte schön. Setzen Sie das Geld für diejenigen
ein, die gerne ein höheres BAföG haben wollen, ver-
kämpfen Sie sich nicht in dem Bereich, indem Sie sagen,
Stipendien seien etwas Schreckliches, und prügeln Sie
nicht auf die Leistungsstarken dieser Gesellschaft ein!


(Dagmar Ziegler [SPD]: Das ist doch unverschämt!)


Der Unterschied zwischen Ihnen und uns ist, dass wir
Leistung in diesem Lande fördern wollen. Das werden
wir tun.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Dann fangen Sie doch einmal an!)


Dafür nehmen wir das Geld in die Hand, und wir werden
dafür sorgen, dass jeder unabhängig von seiner Herkunft
auch das tun kann, was er sollte.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir werden Ihnen im Laufe der kommenden Beratungen
zeigen, wie wir das Titel für Titel weiter fortführen wer-
den.


(Beifall bei der FDP – Dagmar Ziegler [SPD]: Das Märchen hat ein Ende! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Plus für die Stromindustrie!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705704700

Das Wort hat die Kollegin Dr. Rosemarie Hein für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705704800

Danke schön. – Frau Präsidentin! Meine verehrten

Kolleginnen und Kollegen! Während der Sommertour
bin ich durch meinen Wahlkreis Magdeburg und den
Bördekreis gefahren


(Zuruf von der CDU/CSU: Nur im Sommer?)


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(C (D nd habe nachgefragt, wie die Programme der Bundesegierung in der Praxis ankommen und was man sich daon verspricht. So habe ich nach den angekündigten Bilungsbündnissen gefragt. Dann sah ich in ungläubig ragende Gesichter: Davon habe man noch nie etwas geört. Das brachte mich darauf, nachzuschauen, was aus den ielen vollmundigen Ankündigungen der Bundesbilungsministerin geworden ist. Frau Ziegler hat schon ein aar Dinge genannt. Ich möchte noch ein paar dazuseten; hier also die besten acht: on den Zukunftskonten, dem Bausparen in der Bildung, st nichts mehr zu hören. Die Weiterbildungsallianz ist m Haushalt 2011 nicht mehr erwähnt, möglicherweise escheitert. Das BAföG-Gesetz – Sie haben gerade daüber gesprochen – ist mit seiner bescheidenen Erhöung – nicht mit seiner starken Erhöhung – im Moment och im Vermittlungsausschuss gefangen. (Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Aber nicht wegen der Koalition, sondern wegen der SPD!)


(Heiterkeit bei der SPD)


ir wissen nicht, ob es da wieder herauskommt. Das na-
onale Stipendienprogramm, das jetzt „Deutschlandsti-
endium“ heißen soll, war mit 280 Millionen Euro dotiert;
as haben Sie auf 26 Millionen Euro zusammenge-
chrumpft. Die vorgesehenen Mittel für die Bildungsket-
en wurden nur zur Hälfte abgerufen. Wie denn auch,
enn man sie nicht kennt? Für die lokalen Bildungs-
ündnisse gibt es noch heute kein Konzept; sie tauchen
m Haushalt inzwischen nicht mehr auf. Das Programm
ur Sicherung von Ausbildungsplätzen in strukturschwa-
hen Regionen, von der Koalition im vergangenen Jahr
ingefordert, ist ganz verschwunden. Auch das Gesetz
ber die Anerkennung ausländischer Abschlüsse ist noch
icht in Sicht.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Ist in Arbeit!)


In aller Munde ist allerdings jetzt die Bildungschip-
arte, das Sommerlochmärchen der Bundesarbeitsminis-
erin.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie hat immerhin schon Eingang in Satiresendungen des
ernsehens gefunden.

Insgesamt ist das Fazit des Haushaltsjahres 2010 eine
iemlich große bildungspolitische Pleite.


(Beifall bei der LINKEN)


er Haushalt 2011 lässt nicht hoffen, dass es besser
ird. So finden sich an vielen wichtigen Stellen mehr
der weniger massive Kürzungen, etwa bei der Berufs-
rientierung, bei der Förderung überbetrieblicher Aus-
ildungsstätten – zwei Ihrer Flaggschiffe –, bei der Stär-
ung der Leistungsfähigkeit im Bildungswesen, bei der
eiterbildung. Ja, selbst noch bei vergleichbar kleinen





Dr. Rosemarie Hein


(A) )


)(B)

Summen wie der kulturellen Bildung wird gekürzt, und
das in Relation ganz schön kräftig.

Insgesamt werden bei allgemeiner und beruflicher
Bildung gegenüber dem Haushalt 2010 27 Prozent ein-
gespart. Meine Damen und Herren, das ist mehr als ein
Viertel. Das müssen Sie den Leuten einmal erklären.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn man dann noch in Betracht zieht, dass die Mit-
tel für die berufliche Qualifizierung, die über die Bun-
desagentur für Arbeit ausgereicht werden, mit dem be-
schlossenen Sparpaket ebenfalls gekürzt werden, dann
verschärft das die Situation bei der Weiterbildung einmal
mehr. Das retten Sie weder mit Bildungslotsen noch mit
der Chipkarte.

Eine der wenigen Positionen, die tatsächlich wächst,
ist der Posten der Erstattung von Kreditausfällen bei der
KfW-Bank. Hier erwartet man gegenüber dem Jahr 2009
mehr als eine Verdoppelung. Hat sich eigentlich einmal
jemand gefragt, warum das so ist?


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Das ist aber nicht im Einzelplan 30!)


Kann es nicht sein, dass Ausbildung und Studium
extrem unterfinanziert sind? Wäre es nicht gescheiter,
die verschwundenen circa 250 Millionen Euro aus dem
Stipendienprogramm, die Sie dafür eingeplant hatten, für
eine vernünftige Ausfinanzierung des BAföG zu ver-
wenden?


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


„Bei der Bildung wird nicht gekürzt“ – das haben Sie
noch beim Sparpaket gesagt. Wir haben Ihnen das schon
damals nicht geglaubt. Es wird aber noch schlimmer: Sie
kürzen nicht nur heute, Sie legen auch später nichts
drauf.

Schon für die Stärkung der Leistungsfähigkeit im Bil-
dungswesen planen Sie 23 Millionen Euro weniger als
im vergangenen Jahr ein. Aber Sie planen auch weniger
für die kommenden Jahre. Die Verpflichtungsermächti-
gungen im Haushalt 2010 betrugen noch 1,6 Milliarden
Euro. Jetzt stehen da noch 205 Millionen Euro. Das ist
schon ein gewaltiger Unterschied.

Alles in allem ist Ihr Haushalt kein geeignetes Mittel,
die wichtigsten Defizite im Bildungssystem in irgendei-
ner Weise zu beheben, auch dort nicht, wo Sie handeln
dürften.

So steht zu befürchten, dass einige der geschröpften
Vorhaben zur Finanzierung der Bildungschipkarte die-
nen. Diese soll nun zum Instrument des notwendigen
Nachteilsausgleichs in der Bildung werden: Nachhilfe
durch private Anbieter statt mehr Geld für bessere Schu-
len. Sollen immer mehr private Bildungsträger retten,
was eigentlich die öffentliche Aufgabe im Rahmen der
Schulpflicht wäre? Sollen Eltern und Kinder künftig ent-
scheiden, was ihnen wichtiger ist: das Mittagessen, der
Nachhilfeunterricht, das Erlernen eines Musikinstru-
mentes oder das Schwimmbad? Wissen Sie eigentlich,
was Musikunterricht kostet? Haben Sie eine Ahnung da-

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(C (D on? Können Sie mir sagen, wie viele Wochen Musikunerricht man sich mit der Bildungskarte kaufen kann? Ich ürchte, Sie haben von den realen Lebensumständen von indern und Jugendlichen in diesem Lande, vor allen ingen aus benachteiligten Familien, keine blasse Ahung mehr. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Chipkarte soll durch die Jobcenter ausgegeben
erden. Sind künftig die Jobcenter auch für die Bildung
on Kindern und Jugendlichen zuständig? Die Rede von
rau Flach lässt darauf schließen. Dann frage ich ganz
estürzt: Wollen Sie das Bildungsministerium irgend-
ann ganz schließen?


(Beifall bei der LINKEN)


Einer der erschreckendsten Befunde der im Sommer
eröffentlichten OECD-Studie zur beruflichen Bildung,
ei der die Bundesrepublik ansonsten recht gut weg-
ommt, ist die Tatsache, dass ein Drittel der Jugendli-
hen, die keinen gymnasialen Bildungsweg eingeschla-
en haben, im Berufsübergangssystem landet, also
einen regulären dualen Ausbildungsplatz erhält. Wie,
eine Damen und Herren von der Koalition, wollen Sie

as ändern? Mit diesem Haushalt leisten Sie jedenfalls
einen Beitrag dazu.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Dagegen wäre einiges anders und besser zu finanzie-
en, gäbe es nicht das unsägliche Kooperationsverbot
wischen Bund und Ländern in der Bildung. Darum blei-
en wir dabei und fordern immer wieder: Das Koopera-
ionsverbot muss weg. Fangen Sie endlich an und legen
ie eine vernünftige Initiative dazu vor!

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705704900

Für Bündnis 90/Die Grünen hat Priska Hinz das Wort.

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es ist

ichtig, mehr Geld in Bildung und Forschung zu inves-
ieren. Darin sind wir uns, glaube ich, alle einig. Aber
och wichtiger wäre es, mit diesem Geld auch die richti-
en Schwerpunkte zu finanzieren. Mehr Geld allein
eicht nämlich noch lange nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es gibt drei Aufgaben, die die Bildungsministerin
ätte, nämlich Bildungsgerechtigkeit zu fördern, gegen
en Fachkräftemangel anzukämpfen sowie Forschung
nd Entwicklung so zu unterstützen, dass sich auch
leine und mittlere Betriebe auf Energieeffizienz und
essourcenschonendes Wirtschaften umstellen können.





Priska Hinz (Herborn)



(A) )


)(B)

Aber hier ist auf der ganzen Linie Fehlanzeige zu ver-
melden.

Frau Ministerin Schavan, Sie haben auch im letzten
Jahr nichts anderes getan, als einen Haufen Ankündi-
gungen in die Welt zu setzen. Aber jedes Programm, das
Sie aufs Gleis gesetzt haben, ist Ihnen entgleist. Das ist
Ihr Problem.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Lokale Bildungsbündnisse zum Beispiel finden nicht
mehr statt. Sie haben sie groß angekündigt, inzwischen
aber versenkt. Das Zukunftskonto wurde wegen rechtli-
cher Fragen eingestampft. Die Weiterbildungsallianz,
die Sie schon seit drei Jahren im Munde führen, ist im
Haushalt nicht mehr vorgesehen. Für das Technikum-
Programm haben Sie in den letzten drei Jahren 4 Millio-
nen Euro für 31 Praktikanten ausgegeben. Das ist mit
120 000 Euro pro Praktikant das teuerste Praktikumspro-
gramm der Welt, das jetzt Gott sei Dank ebenfalls einge-
stampft wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie verbrennen also Geld, mit dem Sie zum Beispiel
400 Studienplätze finanzieren könnten.

Jetzt kommt es aber in Sachen Bildungsgerechtigkeit
noch toller. Seit Wochen wird über Bildung als Mittel
zur Integration und Instrument gegen soziale Armut dis-
kutiert. Während die Sozialministerin noch mit ihrer so-
genannten Bildungschipkarte durchs Land zieht, die
mehr Fragen aufwirft, als sie Probleme löst, hat die Bun-
desbildungsministerin zu diesem Thema überhaupt kei-
nen Plan.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Wir haben die Antworten!)


Sie haben keine Idee, wie Sie die Bildungsinfrastruktur
in diesem Land stärken können, damit alle Kinder die
Möglichkeit zur Teilhabe an Bildung, am sozialen Auf-
stieg und am Bildungsaufstieg haben. Das ist Ihr Ver-
säumnis, Frau Schavan.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es ist klar, dass das zum Teil am Kooperationsverbot
liegt, das Sie mit unterstützt haben. Ich bin gespannt, ob
sich die FDP jetzt ein Herz fasst und endlich mit uns das
Ganze umkehrt. Dann könnten wir auch auf der Bundes-
seite besser in die gesamte Bildungsinfrastruktur inves-
tieren.

Aber selbst da, wo es originäre Bundeskompetenzen
wie in der beruflichen Bildung und der Weiterbildung
gibt, ist die Bildungsministerin nicht in der Lage, ihre
Konzepte so umzusetzen, dass etwas Sinnvolles dabei
herauskommt. Die Bildungsketten wurden mit Aplomb
angekündigt. Aber was finden wir im Haushalt für das
nächste Jahr? 20 Millionen Euro weniger für den gesam-
ten Titel, aus dem die Bildungsketten finanziert werden
sollen! Das heißt, die Mittel für das Programm zur Be-
rufsorientierung, das gut angenommen wird, werden ge-

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(C (D ürzt. Damit nehmen Sie ein Programm, für das Sie seit ochen landauf, landab werben, selbst nicht ernst. Das st wirklich kein Ausweis guter Regierungsfähigkeit. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705705000

Möchten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Flach

ulassen?

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Ja, bitte.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1705705100

Liebe Frau Hinz, ich will Ihnen zur Kenntnis bringen,

elch durchschlagende Bombe dieses Programm zur
erbesserung der Berufsorientierung ist, wie Sie es
erade dargelegt haben.

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Ja, gerne.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1705705200

Der Titel ist zu Recht heruntergefahren worden. Wir

eide sollten als Haushälter eigentlich wissen, dass man
twas herunterfährt, das nicht so läuft, wie man es voll-
undig versprochen hat. Das muss man nüchtern sehen.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Dann können Sie es ja streichen!)


erade in SPD-regierten Ländern wie Berlin hat kein
inziger Schüler an diesem Programm teilgenommen. In
einem Bundesland Nordrhein-Westfalen waren es ge-

ade 3 700. Also scheint die Nachfrage nicht so riesig zu
ein. Ich finde, wir beide sollten seriös mit dem Haushalt
mgehen. Wenn es Länder gibt, die das nicht annehmen
mir sind allein drei bekannt –, dann muss man das Mo-
ell neu überdenken und einfach anders an die Sache he-
angehen.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Ja, aber nicht kürzen!)


Kürzen setzt das voraus. Oder wollen Sie das Geld hin-
erherschmeißen?

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Frau Flach, dank einer Anfrage des Kollegen Rehberg

issen wir schon jetzt, dass das Programm für die Bil-
ungslotsen im nächsten Jahr überbelegt ist und dass be-
eits in diesem Jahr mehr Geld für das Programm zur
erufsorientierung verausgabt wurde, als im nächsten

ahr zur Verfügung steht. Das heißt, wir werden im
ächsten Jahr de facto weniger Programme umsetzen
önnen als in diesem Jahr, obwohl sie erst jetzt richtig
nlaufen. Das ist ein Versäumnis Ihrer Bildungsministe-
in. Sie kommen nicht umhin, das zuzugestehen.





Priska Hinz (Herborn)



(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Nein, das ist ein haushalterischer Akt!)


Im Bereich der Weiterbildung haben wir Ähnliches
zu verzeichnen. Dort steht im nächsten Jahr eine 20-pro-
zentige Kürzung an, obwohl wir eigentlich ein Erwach-
senen-BAföG und eine bessere Weiterbildungsberatung
brauchten. Natürlich wäre es auch sinnvoll, eine Weiter-
bildungsallianz auf den Weg zu bringen. Aber Sie schaf-
fen es nicht, das zu tun, was notwendig wäre, nämlich
mit aller Kraft gegen den Fachkräftemangel mit einem
guten Konzept anzukämpfen.

Der letzte Punkt, den Sie immer angekündigt haben
und der nun auch versenkt wurde, ist das Programm zur
steuerlichen Forschungsförderung. Anstatt die Hotels zu
beschenken, wäre es notwendig gewesen, ein Programm
zugunsten der kleinen und mittleren Betriebe auf den
Weg zu bringen. Auch hier Versagen auf der ganzen Li-
nie! Nach einem Jahr Gestolpere von Schwarz-Gelb
kann man nur sagen: Regierungsfähigkeit sieht anders
aus. Bislang ist sie auch für das nächste Jahr nicht zu er-
kennen.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705705300

Das Wort hat der Kollege Michael Kretschmer von

der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1705705400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Dieser

Bundeshaushalt ist ein Bauplan, an dem man sehen
kann, wie wir die Zukunft unseres Landes im kommen-
den Jahr, aber auch in den nächsten Jahren gestalten wol-
len, und zwar unter dem Motto: Investieren in die Zu-
kunft und gleichzeitig den Haushalt so sanieren, dass wir
aus der Verschuldungsfalle herauskommen. Das ist
wichtig. Anhand des Zukunftsministeriums, des Ministe-
riums für Bildung und Forschung, über das wir gerade
sprechen, wird ganz besonders deutlich, was diese bür-
gerliche Regierung vorhat, nämlich den Wohlstand die-
ses Landes auch in Zukunft zu erhalten, und zwar so-
wohl auf qualitativer als auch auf quantitativer Ebene.


(Zuruf von der SPD)


Wir wissen, dass wir im Wettbewerb mit den Regio-
nen in der Welt nur bestehen können, wenn wir besser
sind; wenn wir vor allem technologisch besser sind als
andere Länder. Gleichzeitig wollen wir aber auch ein
qualitatives Wachstum im Bereich der Gesundheit, der
Bildungsgerechtigkeit und natürlich im Hinblick auf die
demografische Entwicklung ermöglichen. Ich finde, Ein-
zelplan 30 – Bildung und Forschung – des Bundeshaus-

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(C (D alts ist wirklich gelungen und führt uns in eine gute Zuunft. Die frühere Bildungsund Forschungsministerin delgard Bulmahn hat 2005 gesagt, man solle sich an ih em Haushalt messen lassen. Vor allen Dingen sollten ich CDU, CSU und FDP daran messen lassen. (Ulla Burchardt [SPD]: Alle guten Projekte stammen von Frau Bulmahn!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as tun wir gern, denn damals umfasste der Haushalt
,5 Milliarden Euro. Wenige Jahre danach, heute, im
ahr 2010, reden wir über rund 4 Milliarden Euro mehr,
ämlich über 11,7 Milliarden Euro. Das ist eine klare
nsage, und es ist etwas, auf das wir gemeinsam stolz

ein können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der aktuelle Haushalt ist – was den Aufwuchs der
ittel für Bildung und Forschung angeht – in eine Zu-

age der Koalitionsfraktionen für die kommenden Jahre
ingebaut. Wir werden insgesamt 12 Milliarden Euro zu-
ätzlich in Bildung und Forschung investieren. Das ist
ichtig, weil damit klar wird, dass es kein Stop-and-go,

ondern dass es eine kontinuierliche Entwicklung gibt.
ichts ist für Forschung und auch für Bildung wichtiger

ls Verlässlichkeit. Wir können heute sagen: Wir werden
n den nächsten Jahren bei den deutschen Forschungsor-
anisationen einen jährlichen Aufwuchs von fünf Pro-
ent haben. Wir werden den Hochschulpakt absichern,
ir werden mit der dritten Säule 1 Milliarde Euro zu-

ätzlich in die Lehre investieren. Das sind große Sachen.

Zum Thema Lehre möchte ich noch einmal ganz
eutlich sagen: Wir haben gleichzeitig den Wettbewerb
xzellenzinitiative in Deutschland. Unsere Erwartung ist
anz klar: Keine Hochschule, die am Ende eine Exzel-
enzhochschule werden soll, kann in der Lehre schlecht
ein. Nein, eine Exzellenzhochschule muss auch in der
ehre Exzellenz nachweisen. Dies zu berücksichtigen,
rwarten wir auch von der Jury, und wir bitten, darauf zu
chten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Unser Forschungspakt umfasst die großen Fragen, die
ie Menschen in Deutschland bewegen und die wichtig
ür die Zukunft sind; sei es die Gesundheit, sei es die
nergieversorgung mit erneuerbaren Energien oder die
utzung konventioneller Energien, seien es der Klima-

chutz, die Sicherheit, die Demografie oder auch die
roduktionstechnik. Wichtig ist eines – daran erkennt
an ein bürgerliches Politikverständnis –: Wir wollen
inge ermöglichen, und wir machen Schluss mit dem,
as uns unter Rot-Grün und auch noch in Teilen der
roßen Koalition aufgezwungen wurde, nämlich dass

us ideologischen Gründen Forschungen behindert wur-
en.


(Klaus Hagemann [SPD]: Was denn?)


Sie haben gefragt, welche das sind. Das sind nicht nur,
ber vor allen Dingen die Kernfusion, die Sicherheitsfor-
chung, die stoffliche Nutzung von beispielsweise Kohle





Michael Kretschmer


(A) )


)(B)

oder andere Dinge. Das sind Felder, die auch für die Zu-
kunft wichtig sind. Für uns ist der Ausspruch von Max
Planck prägend: „Dem Anwenden muss das Erkennen
vorausgehen.“

Wir wollen, dass die Forschung überall möglich ist.
Wir wollen, dass Forschung frei erfolgen kann, und wir
haben Schluss gemacht mit den ideologischen Eingriffen
in die Forschungspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulla Burchardt [SPD]: Was macht denn die steuerliche Forschungsförderung?)


Meine Damen und Herren, das eine sind nüchterne
Zahlen von Prozentsätzen von Aufwüchsen. Das andere
sind die konkreten Projekte, die dahinterstehen, und die
sind im Detail – im Großen wie im Kleinen – bewegend
und beeindruckend. Wir haben heute den Grundstein für
weitere vier Deutsche Zentren der Gesundheitsfor-
schung zu legen. Krebserkrankungen, Infektionskrank-
heiten, Lungen- und Herzkreislauferkrankungen sind
Volkskrankheiten, die die große Masse der Bevölkerung
betreffen. Die Bevölkerung wünscht sich, dass sich hier
etwas tut.

Ich glaube, wir können stolz darauf sein, dass wir es
schaffen, heute und in den folgenden Jahren pro Zen-
trum bis zu 35 Millionen Euro zu investieren und ein ko-
operatives Bündnis zwischen den Universitäten, der au-
ßeruniversitären Forschung und den Medizinern vor Ort
zu fördern, das sich in kurzer Zeit mit Blick auf die Be-
kämpfung dieser Volkskrankheiten auszahlen wird. Ich
bin froh darüber, dass wir es schaffen, die deutschen
Zentren auf den richtigen Weg zu bringen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es gibt darüber hinaus viele weitere große Projekte.
Ich habe die Produktionstechnik, den Klimaschutz und
Ähnliches angesprochen. In diesem Zusammenhang ist
auch die demografische Entwicklung zu erwähnen. Ich
glaube, das ist ein ausgewogener Mix, der Experten, die
uns beraten, auf welchen Forschungsfeldern wir arbeiten
sollen, zu verdanken ist.

Es gibt aber auch viele kleinere Projekte. Ich möchte
– ich bin der Bundesministerin sehr dankbar, dass sie das
Projekt im Haushalt verstetigen konnte – den Krebsin-
formationsdienst nennen. Jeder, der persönlich von
Krebs betroffen ist oder jemanden kennt, der daran lei-
det, kennt die existenziellen Sorgen der Patienten und ih-
rer Angehörigen. Dass wir vor Jahren diesen Krebsinfor-
mationsdienst eingerichtet haben, ist eine tolle Sache.
Man kann das der Wissenschaftskommunikation zurech-
nen und dies positiv bewerten, man kann aber auch da-
rauf hinweisen, dass es einfach ein großes menschliches
Angebot ist, das wir schaffen. Es sind in aller Regel Me-
diziner, die am Telefon oder am Computer sitzen und Pa-
tienten, die in einer wirklichen Notlage sind, Zuspruch
geben und Hilfestellung leisten. Ich freue mich darüber,
Frau Bundesministerin, dass wir dieses Projekt in den
Haushalt aufgenommen haben und dieses Angebot jetzt
in ganz Deutschland zur Verfügung steht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Sie, Frau Bundesministerin, haben 20 Jahre deutsche inheit angesprochen. Das sind 20 Jahre erfolgreiche issenschaftspolitik, die über die Parteigrenzen hinaus emacht worden ist. Wir haben eine Wissenschaftsandschaft geschaffen, die international anerkannt ist. s gab über die Parteigrenzen hinweg einen Konsens, iese Wissenschaftslandschaft weiterzuentwickeln. Von nfang an wurde nicht von einer Position der Schwäche us gearbeitet, sondern man hat auf Exzellenz Wert geegt. Wir geben über 100 Millionen Euro jährlich für die orschung in den neuen Bundesländern aus, und zwar ür exzellente Projekte, in deren Rahmen sich Wissenchaft und Wirtschaft vernetzen können. Vielen Dank afür. Wir wollen das auch in Zukunft weiter so handhaen. Wir haben über das BAföG gesprochen und hoffen, ass heute Abend der Durchbruch erfolgt. Die Unionsraktion und die Fraktion der FDP sind sich einig. Die AföG-Erhöhung wird in den nächsten Jahren 1 Milliare Euro mehr kosten. Jeder, der sagt, das sei nur eine leine Erhöhung, hat keine Ahnung, oder meint es nicht ut mit den Leuten in diesem Land. Das ist eine große AföG-Erhöhung, die vielen Personen zugutekommt. (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Ich bitte Sie!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ch nenne in diesem Zusammenhang Studierende mit
ind, Studierende, die den Master-Abschluss machen,
nd die Erhöhung der Bedarfssätze. Wir erwarten von
en Bundesländern, dass sie sich der Verantwortung stel-
en und sich daran beteiligen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In der Debatte über den Wissenschaftsstandort Deutsch-
and ist viel Kleinteiliges, von manchen Rednern auch
echt Kleinliches – angesprochen worden. Jede der Par-
eien des linken Spektrums sollte froh über die Erhöhun-
en sein, die wir als bürgerliche Parteien durchgesetzt ha-
en. Das ist Ihnen zu der Zeit, als Sie regierten, nicht
elungen. Der Blick ins Ausland zeigt, wie gut wir hier in
eutschland mittlerweile sind. Vor wenigen Tagen hat in
oston die große GAIN-Jahrestagung stattgefunden.
00 deutsche Nachwuchswissenschaftler, die in Ame-
ika leben, haben sich in Boston getroffen. Die Resonanz
st gewaltig. Das, was hier in Deutschland geleistet wird,
ird vom Ausland als großartig empfunden. 90 Prozent
erer, die jetzt noch im Ausland arbeiten, wollen nach
eutschland zurückkommen. Wenn das kein Erfolg unse-

er Wissenschaftspolitik ist, dann weiß ich es nicht. Sie
ollten das mehr würdigen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Willi Brase [SPD]: Wenn sie zurückkommen, ist es ein Erfolg!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705705500

Das Wort hat jetzt der Kollege Klaus Hagemann von

er SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)







(A) )


)(B)


Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1705705600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wenn man den Rednerinnen und Rednern der
Koalition zuhört, dann hat man den Eindruck, in der Bil-
dungs- und Forschungspolitik sei alles eitel Sonnen-
schein und es laufe nichts schief. Die Bildungsrepublik
sei auf der Überholspur, hat Frau Schavan kürzlich ge-
sagt. Ich frage mich nur, warum die Forschungs- und
Bildungspolitik im Ranking der Bevölkerung nicht hö-
her steht; denn die spielt, wenn man die Umfragen be-
trachtet, bei der Beurteilung der Politik der Regierung
keine Rolle. Das muss man einmal feststellen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Ich habe mir die Presse angesehen, die es in diesem
Sommer gegeben hat. Da schrieb die Financial Times
Deutschland: Untergang der Bildungsrepublik. – Jetzt
hätte ich bald gesagt: Untergang der Bundesrepublik. –
Von teuren Tricks war die Rede. Die Süddeutsche schrieb:
„Voller Mund und leere Hände“. Von Bildungslüge war
die Rede. – Ich habe nur zitiert, meine sehr verehrten Da-
men und Herren.

Im Koalitionsvertrag und in der Öffentlichkeitsarbeit
haben Sie große Ankündigungen gemacht. Große Sum-
men werden immer wieder genannt. Aber in der Realität
sieht es doch oft anders aus. Da wird gekürzt, da wird
verschoben, oder da werden Projekte ganz beerdigt, die
vorher groß angekündigt worden waren. Mein Büro hat
einmal zusammengestellt, was alles versprochen, dann
aber gekürzt, verschoben oder beerdigt worden ist. Fünf
Seiten haben wir zusammenbekommen.

Die frühkindliche Bildung ist schon genannt worden.
Auf die Zukunftskonten brauche ich nicht näher einzu-
gehen: verschoben auf unbestimmte Zeit. Die lokalen
Bildungsbündnisse – auch sie sind schon erwähnt wor-
den –: verschoben auf unbestimmte Zeit, in der mittel-
fristigen Finanzplanung für 2013. Damit erledigt sich
natürlich auch die Freigabe der Verpflichtungsermächti-
gungen. Das ist logisch. Es ist nichts da, was freigegeben
werden kann, weil kein Konzept vorliegt.

Das freiwillige technische Jahr wurde schon erwähnt.
Das war der Gipfel. 4 Millionen Euro waren vorgesehen.
Nach einem Jahr war ein Teilnehmer da. Jetzt sind wir
bei 31. Auch dieses Projekt wurde beerdigt. Das sollten
wir uns noch einmal in Erinnerung rufen.

Ich frage mich, wie es zu der Ankündigung kommt,
die der Presse zu entnehmen war: In den nächsten Jahren
sollen 5 000 Lehrer mit Migrationshintergrund be-
zahlt werden, die Unterricht erteilen sollen. – Ich bin ge-
spannt, wie Sie es als Bund umsetzen wollen, dass 5 000
Lehrer bezahlt werden, wenn sich die Länder wieder da-
gegen sperren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Viel besser wäre es, wir würden ein zweites Ganztags-
schulprogramm auflegen,

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Wer soll das denn bezahlen?)


amit die Kinder die Sprache lernen, damit sie ihr Um-
eld kennenlernen, damit sie ein warmes Essen bekom-
en und überhaupt gefördert werden können.


(Ulrike Flach [FDP]: Dann hätten Sie Oberbürgermeister in Worms bleiben müssen!)


as haben Sie zu rot-grünen Zeiten gegen das Pro-
ramm von Frau Bulmahn gesprochen! Auch das woll-
en wir hier noch einmal erwähnt haben.

Im Koalitionsvertrag waren für überbetriebliche Lehr-
erkstätten die modernsten Technologien vorgesehen.
ürzung um ein Drittel! Um fast 33 Prozent soll gekürzt
erden! Die Handwerkskammern schreiben Brandbriefe.

Auch zu den Bildungsketten möchte ich etwas sagen.
ie geben dafür für vier Jahre 360 Millionen Euro an die
undesagentur für Arbeit. Darüber kann man diskutie-

en. Das ist sicherlich nicht schlecht. Aber schauen Sie
ich einmal an, wie es im Einzelplan 11 – Arbeit und So-
iales – aussieht! Da wird gekürzt. Da werden die Zu-
chüsse für diese Maßnahmen deutlich heruntergefahren.
as ist „linke Tasche/rechte Tasche“, wie wir im Haus-
altsausschuss sagen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ür den einzelnen Menschen bringt das, was hier mehr
egeben wird, überhaupt nichts.

Universitäten und Hochschulen möchte ich erwäh-
en; „BAföG“ ist das Stichwort. Frau Flach, Sie haben
ei Ihrer Prozentzahlenauflistung öfter die Zeit der Gro-
en Koalition für sich vereinnahmt, obwohl Sie als FDP
mmer gegen die Haushalte gestimmt haben.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber wir waren immer für BAföG-Erhöhung!)


uch daran sei einmal erinnert: Wir haben BAföG-Erhö-
ungen von 8 Prozent und 10 Prozent durchgesetzt, Sie
aben solche von 2 Prozent und 3 Prozent vorgesehen.


(Ulrike Flach [FDP]: Wir haben immer mitgestimmt!)


b Sie es durchsetzen, werden wir heute sehen. Wenn
ie die Länder hier nur beschimpfen, so wie ich es erlebt
abe, dann können Sie natürlich nicht erwarten, dass
eute Abend beim Vermittlungsausschuss ein vernünfti-
es Ergebnis zustande kommt.


(Ulrike Flach [FDP]: Ach du liebe Güte!)


rbeiten Sie mit den Ländern zusammen! Ziehen Sie an
inem Strang!

Herr Rupprecht, es ist auch nicht so, dass es nur an
en A-Ländern, also den SPD-geführten Ländern, liegt.


(Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Aber sie haben die Mehrheit!)






Klaus Hagemann


(A) )


)(B)

Der Beschluss zum BAföG ist 16 : 0 gefallen. Er wurde
also von allen Ländern getragen, auch von Bayern, wo-
her Sie ja kommen.


(Beifall bei der SPD)


Zu Ihrem großspurigen nationalen Stipendienpro-
gramm, das auch noch sozial ungerecht ist. 10 Millio-
nen Euro sind in diesem Jahr vorgesehen. Die Zustim-
mung der Länder wurde erkauft, indem der Bund bereit
war, die Finanzierung zu 100 Prozent zu übernehmen.
Sonst hätten Sie es bei den Ländern gar nicht durchbe-
kommen; auch das soll hier noch einmal erwähnt wer-
den.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Frau Schavan hat die Internationalisierung ange-
sprochen. Richtig, wir müssen wesentlich mehr interna-
tional zusammenarbeiten. Schauen wir einmal auf den
Titel für den Deutschen Akademischen Austauschdienst!
Da ist ein Minus vorgesehen.


(Beifall der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Sie fahren die Mittel, die im Einzelplan 30 dafür vorge-
sehen sind, auswärtige Studenten einzuladen, hier zu stu-
dieren, herunter. In diesem Jahr haben Sie entsprechende
Mittel schon im Einzelplan 05, dem des Auswärtigen
Amtes, heruntergefahren. Es ist doch ein Widerspruch,
einerseits groß zu loben, wie toll das sei, aber anderer-
seits die Mittel nach unten zu fahren. Ankündigungen
und Wirklichkeit liegen bei Ihnen weit auseinander.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In den Zeiten der Großen Koalition haben wir festge-
stellt, dass 18 000 Studienplätze Jahr für Jahr nicht besetzt
werden. Deshalb sollte ein elektronisches Einschreibe-
bzw. Zulassungsverfahren eingeführt werden. Sie, Frau
Ministerin, haben versprochen – ich werde Sie noch häu-
figer daran erinnern –, im Frühjahr 2011 solle das laufen.
Ich höre ganz andere Signale, nämlich dass es technisch
wahrscheinlich nicht klappen werde. Auch die Universi-
täten winken ab. Das sei noch einmal erwähnt.

Kollege Kretschmer, Sie haben die nationalen Ge-
sundheitszentren angesprochen. Das ist eine positive
Sache, die wir in der Großen Koalition wie auch anderes
durchgesetzt haben. Aber keine Stellen für Führungspo-
sitionen zu bewilligen, ist schon ein seltsamer Vorgang,
der hier erwähnt werden muss.

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum Ab-
schluss noch darauf hinweisen: Alle großen Projekte, die
Sie, Frau Flach, kurzerhand in Ihrer prozentualen Dar-
stellung vereinnahmt haben, wurden zu Zeiten durchge-
setzt, als die FDP nicht an der Regierung beteiligt war:


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Pakt für Forschung und Innovation – nicht von der FDP,
sondern von Rot-Grün; Hochschulpakte I und II – nicht

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(C (D it der FDP, sondern in der Großen Koalition durchgeetzt. (Ulrike Flach [FDP]: Aber ist das deshalb schlecht?)


Nein. Aber weil Sie das herausgestellt und verein-
ahmt haben, Frau Flach, und so getan haben, als ob Sie
etzt die größten Leistungen vollbringen – –


(Ulrike Flach [FDP]: Wir machen es!)


Nein, das ist nicht so. Wir haben das in der Großen Ko-
lition auf den Weg gebracht, Sie haben dagegenge-
timmt.


(Ulrike Flach [FDP]: Nein! – Patrick Meinhardt [FDP]: Nein!)


eiterhin sind der Cluster-Wettbewerb und das Ganz-
agsschulprogramm zu erwähnen. Was wurde dagegen
olemisiert! Ich könnte noch viele weitere Programme
rwähnen.

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich ganz zum
chluss darauf hinweisen: In Ihren Reden haben Sie,

iebe Frau Flach und hochverehrte Frau Ministerin, zum
chluss immer wieder herausgestellt, dass Sie eine steu-
rliche Förderung von Unternehmen haben wollten, die
orschung und Innovation betreiben. Heute war davon
ichts mehr zu hören, weder von Frau Flach noch von
rau Schavan.


(Ulrike Flach [FDP]: Das ist der falsche Haushalt!)


ch hatte Herrn Kampeter, den Staatssekretär im Finanz-
inisterium, gefragt, wie weit man hierbei sei. Dieses
orhaben steht ja auch groß im Koalitionsvertrag. Er
agte: Es liegt keine abgestimmte Vorlage vor. Ich muss
hnen leider melden, dass das in nächster Zeit nicht ge-
chehen kann.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705705700

Herr Kollege Hagemann.


Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1705705800

Ich komme zum Schluss. – Als Tiger groß gestartet,

och nicht einmal als Bettvorleger gelandet. Das ist das
rgebnis Ihrer falschen Politik.

Ich freue mich auf die Beratungen im Ausschuss.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705705900

Das Wort hat jetzt der Kollege Patrick Meinhardt von

er FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Florian Pronold [SPD]: Jetzt sagen Sie einmal etwas zum Föderalismus!)







(A) )


)(B)


Patrick Meinhardt (FDP):
Rede ID: ID1705706000

Zum Föderalismus werde ich Ihnen gleich etwas er-

zählen.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war eher eine Drohung!)


Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehr-
ter Herr Präsident! Wenn man hier gerade zugehört hat,
glaubt man wirklich, auf der falschen Veranstaltung zu
sein. Ich möchte es noch einmal auf den Punkt bringen:
7,2 Prozent Wachstum in diesem Haushalt. Gegenüber
2009 werden wir 20 Prozent bzw. über 2,1 Milliarden
Euro mehr haben, die in Forschung und Bildung inves-
tiert werden. Wir werden in den nächsten vier Jahren in
der Summe 12 Milliarden Euro mehr in Forschung in-
vestieren. Das ist die höchste Steigerungsrate, die es je in
der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland gege-
ben hat. Das lassen wir uns nicht kleinreden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das ist nämlich eine grandiose Leistung dieses Hauses,
so etwas auf den Weg zu bringen.


(Klaus Hagemann [SPD]: Auf dem Papier!)


Die Bildungs- und Forschungspolitik ist unser Flagg-
schiff. Nehmen wir einmal die gesamten Ausgabepro-
gramme aus dem Bereich der Forschung: Die Hightech-
Strategie mit einem Volumen von 131 Millionen Euro im
Bereich der Förderinstrumente wird fortgesetzt; hierzu
zählen der Spitzencluster-Wettbewerb – zentral wichtig –,
der Industrie-Forschungs-Campus und die Validierungs-
forschung. Für Energieforschung und Gesundheitsfor-
schung sind im Rahmen der Forschungsförderung von
neuen Technologien 700 Millionen Euro vorgesehen.
Ebenfalls werden die Exzellenzinitiative, der Hoch-
schulpakt sowie der Pakt für Forschung und Innovation
bestens finanziell ausgestattet, und es wird ein Qualitäts-
pakt „Lehre“ aufgelegt. Das ist eine dynamische Politik
für einen modernen Forschungsstandort Bundesrepublik
Deutschland, die die Koalition in diesem Haus vertritt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dies wurde schon im Rahmen der Debatte über das
nationale Stipendienprogramm angesprochen: Wir
wollen, dass Deutschland ein Land der Stifter und Sti-
pendiaten wird. Dafür müssen wir aber noch einiges tun;
denn alle Studien zeigen, dass die Stipendienkultur in
Deutschland noch unzureichend ist. Wir müssen hier
neue Impulse setzen. Deswegen ist es richtig, dass wir
zusätzliche Aufstiegsstipendien im Bereich der berufli-
chen Bildung ermöglichen.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das tun Sie doch gar nicht!)


Deswegen ist es richtig, dass wir im Bereich der Begab-
tenförderungswerke vorangehen. Deswegen ist es rich-
tig, dass wir ein nationales Stipendienprogramm aufle-
gen, mit dem wir endlich erreichen, dass die Hoch-
schulen vor Ort darüber entscheiden können, wer eine
Förderung bekommt. Das ist ein durch und durch bil-
dungssoziales Projekt dieser Bundesregierung.

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(C (D In diesem Zusammenhang ist natürlich das Thema AföG anzusprechen, das heute im Vermittlungsaus chuss behandelt wird. Herr Hagemann, Sie haben vorin pauschal die Finanzminister erwähnt. Ich erinnere ich noch sehr genau an die Diskussion auf dem Bil ungsgipfel. Ich habe mir genau angehört, was von den ozialdemokratischen Ministerpräsidenten gesagt woren ist. Ich sage Ihnen: Die Äußerungen, die da gefallen ind, hatten mehr mit Bildungsblockadepolitik zu tun als it dem Willen, aufeinander zuzugehen. Diesen Punkt uss man bei der Debatte über das BAföG ehrlichereise erwähnen. Herr Matschie hat heute Morgen in einem Interview ehr dreist gefordert, dass der Bund heute Nachmittag nbieten solle, die Finanzierung des BAföG zu 00 Prozent zu übernehmen. In diesem Fall sei eine soortige Einigung möglich. Ich sage Ihnen dazu ganz klar: o läuft das nicht. Ein Landesminister muss deutlich zeien, dass ihm die Studierenden in seinem Land etwas ert sind. er sich vollständig in die Büsche schlägt, geht nicht in ichtung einer Bildungspartnerschaft. Wir wollen solche ildungspartnerschaften bundesweit durchsetzen, in deen Bund, Länder und Kommunen die wichtigen Proekte gemeinsam besprechen können. Ich möchte in diesem Zusammenhang sehr bewusst ie berufliche Bildung ansprechen. Wir wollen, dass eutschland ein Land der exzellenten Fachkräfte und eier exzellenten beruflichen Bildung ist. Manch einer hat eute schon die OECD-Studie in einem Nebensatz angeprochen. Ich will es einmal auf den Punkt bringen: In er letzten Woche hat die OECD-Studie bestätigt, dass ir bei der beruflichen Bildung weltweit eine Führungsosition einnehmen. Dies ist die Botschaft der OECD. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch des Abg. Willi Brase [SPD])


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


m Bereich der beruflichen Bildung werden wir weiter
kzente setzen: Aufstiegsstipendien, Bildungslotsen,
ildungsketten und lokale Bildungsbündnisse sind
unkte, die von uns vorangebracht werden und die Sie
ährend Ihrer Regierungszeit noch nicht einmal ansatz-
eise angepackt haben.

Wir wollen, dass Deutschland ein Land wird, in dem
ie vorhandenen Initiativen auf vielfältige Weise voran-
ebracht werden. Ich zitiere aus der OECD-Studie „Bil-
ung auf einen Blick“:

Die geplanten Maßnahmen, die zu jeweils unter-
schiedlichen Zeitpunkten im Lebenslauf greifen

(also z. B. lokale Bildungsbündnisse zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in Risikolagen)

der Hauptschule in den Beruf, aber auch das Natio-
nale Stipendienprogramm … sind bestens geeignet,





Patrick Meinhardt


(A) )


)(B)

mehr Menschen Zugang zu höheren Bildungsab-
schlüssen zu eröffnen.

Das ist das Urteil der OECD über unsere Initiativen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Diese Koalition der Mitte macht Deutschland wirk-
lich fit für die Herausforderungen der Zukunft. Wir wol-
len Bildungsgerechtigkeit in diesem Land schaffen und
weiter ausbauen sowie Zukunftschancen ermöglichen.
Deswegen schließe ich meine Rede mit den Worten von
Benjamin Franklin:

Eine Investition in Wissen bringt noch immer die
besten Zinsen.

Dafür steht diese Bundesregierung der Mitte.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705706100

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Petra Sitte von der

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705706200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir haben

es bemerkt: Die Koalition versucht, aus einer großen
Zahl eine gute Nachricht zu machen.


(Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Das ist es auch!)


Bekanntermaßen bestehen aber die größten Haufen nicht
immer aus reiner Muttererde.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn nun trotz schwarz-gelber Sparpakete der Etat
für Bildung und Forschung um mehr als 750 Millionen
Euro wächst, muss man ganz klar sagen: Das ist eine Re-
aktion auf angestaute Probleme. Vor dieser Kulisse er-
fahren viele auch, dass das wunderschöne Geld zu einem
großen Teil nicht dort ankommt, wo es am dringendsten
benötigt wird. Zu einem Großteil werden nämlich ein-
fach Programme fortgesetzt, die Bund und Länder ge-
meinsam finanzieren, so etwa BAföG – das wurde schon
erwähnt –, Hochschulpakt, Exzellenzinitiative und ur-
sprünglich auch Ihr schönes nationales Stipendienpro-
gramm für Leistungseliten. Den Hochschulpakt bei-
spielsweise werden die Länder kaum weiter finanzieren
bzw. stärken können. So können am Ende zwar mehr
Studierende kommen, insgesamt aber verschlechtern
sich die Studienbedingungen.

Letztlich verschiebt die Exzellenzinitiative grundsätz-
liche und notwendige hochschulpolitische Entscheidun-
gen erneut; denn an der Unterfinanzierung des Gesamt-
systems Wissenschaft ändert sich nichts. Stattdessen
haben jetzt schon drei Länder, nämlich Hessen, Schles-
wig-Holstein und Sachsen, Kürzungen angekündigt.
Konfrontiert mit Schuldenbremse und massiven Einnah-
meausfällen infolge Ihrer Steuerpolitik, übrigens auch

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(C (D es jüngsten Atomkompromisses, werden weitere Bunesländer folgen. Fazit: Trotz Aufwuches der Mittel verschärfen sich die rundprobleme des Wissenschaftssystems. Ein eindring iches Beispiel dafür ist für mich folgendes Paradoxon: rotz Exzellenzinitiative, Professorinnenprogramm und achwuchsförderung im Rahmen der Exzellenzinitiative erschlechtern sich die Beschäftigungsbedingungen von issenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, insbeson ere des Nachwuchses, Jahr für Jahr. Auf ihre Unterfinanzierung reagieren die Einrichtunen nämlich, indem sie immer mehr befristete Verträge usschreiben. 87 Prozent – wohlgemerkt, 87 Prozent – er wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter n den Einrichtungen arbeiten heute auf der Grundlage on Zeitverträgen. Tausende sitzen zu zweit auf einer telle; das wissen Sie alle. Eine Mehrheit wird schon gar icht mehr aus den Haushalten der Einrichtungen beahlt, sondern aus eingeworbenen Mitteln, den sogeannten Drittmitteln. Das zwingt wissenschaftlichen achwuchs insgesamt natürlich in prekäre oder auch nsichere Arbeitsverhältnisse. Sie haben praktisch peranent den Abbruch ihrer Berufslaufbahn vor Augen. ene, die sich über Stipendien finanzieren, fallen sofort n Arbeitslosengeld-II-Bezug, wenn sie keine Weiterbechäftigung finden. Ich frage Sie: Wie verlässlich ist enn das? (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der LINKEN)


Letztlich spitzen sich durch die Exzellenzinitiative
ie strukturellen Probleme der Nachwuchsförderung so-
ar noch zu. Sie haben jetzt 4 000 hochspezialisierte
rojektstellen geschaffen. Damit holen Sie 4 000 Men-
chen als zusätzliches Personal an die Hochschulen. Die-
es und das bereits vorhandene Personal steuern aber auf
in Nadelöhr zu. Das sind die späteren Dauerstellen, die
n den Hochschulen vorhanden bzw. nicht vorhanden
ind. Da gibt es keinen Aufwuchs. Deshalb werden viele
on diesen zusätzlich Geförderten am Ende keine Be-
chäftigung finden. Eine akademische Laufbahn bleibt
ür diese hochqualifizierten Leute eben nicht planbar.
uch das widerspricht Ihrer Ansage. Auch das ist nicht
erlässlich.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diese Sackgassen schrecken bekanntermaßen beson-
ers Frauen ab. Seit Amtsantritt der Bundesministerin
m Jahre 2005 wuchs der Frauenanteil bei Professuren
edes Jahr lediglich um ein mageres Prozentpünktchen.
009 lag er bei durchschnittlich 18,3 Prozent. Aber bei
en besserbezahlten W-3-Professuren liegt der Anteil
er Frauen nur bei 12 Prozent. Nun kann man sich aus-
echnen, wann in etwa wir damit im System Gerechtig-
eit für Frauen erreichen. Wir haben das einmal getan;
as Ergebnis ist: im Jahr 2042. So lange will ich gar
icht leben. Wahrscheinlich werde ich es also nicht ein-





Dr. Petra Sitte


(A) )


)(B)

mal mehr erleben. Insofern ist die Situation völlig inak-
zeptabel.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Patrick Meinhardt [FDP]: Sie wollen nicht bis 2042 leben?)


Jetzt kommt die Krönung des Ganzen: Trotz dieser
gravierenden Defizite kürzen Sie den Titel „Strategien
zur Durchsetzung von Chancengerechtigkeit für Frauen
in Bildung und Forschung“ in diesem Haushalt radikal
um über 20 Prozent. Ich muss Ihnen schon sagen: Dazu
fällt mir nichts mehr ein; es empört mich einfach nur
noch.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Welche Alternative besteht am Ende? Die Alternative
ist ein Wechsel ins Ausland; viele tun das schon heute.
Gerade jetzt ist wieder eine Debatte darüber entbrannt,
was Deutschland für einen Fachkräftemangel hat. Wir
haben es auch hier mit einer absurden und konzeptions-
losen Ausgabe von Steuergeldern zu tun.

Fazit. Die Linke fordert:

Erstens: eine klare Orientierung Ihrer Ausgabenpoli-
tik an den drängendsten Problemen der Wissenschafts-
einrichtungen.

Zweitens: Der Bund muss den Ländern über höhere
Steueranteile die Sicherung der Grundausstattung ihrer
Hochschulen ermöglichen.

Drittens – meine Kollegin hat damit geschlossen;
auch ich will es gerne tun –: Das Kooperationsverbot
muss fallen, damit im Rahmen des Hochschulpaktes
zwischen Bund und Ländern endlich verlässliche Per-
spektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs verein-
bart werden können.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705706300

Das Wort hat nun Kai Gehring für die Fraktion Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705706400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wer heute nur halbherzig in bessere Bildung investiert,
wird morgen Fachkräfte- und Akademikermangel sowie
soziale Folgekosten ernten. Ich glaube, da sind wir Bil-
dungspolitiker uns einig. Obwohl Ministerin Schavan
bei diesem Haushalt und beim unsozialen schwarz-gel-
ben Spardiktat trotz Blessuren einigermaßen ungescho-
ren davonkommt, haben die Leute in diesem Land das
Gefühl, dass viele Milliarden Euro für starke Lobby-
gruppen fließen – von den AKW-Betreibern bis hin zur
Pharmaindustrie –, aber für Bildung und Hochschulen,

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(C (D ür Zukunftsinvestitionen nach wie vor nicht genug Geld orhanden ist. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Menschen haben zu Recht dieses Gefühl: Den
chülern fehlen Lehrer und individuelle Förderung. Die
ltern pochen auf bessere Lernbedingungen. Die Auszu-
ildenden werden in Warteschleifen geparkt. Studie-
ende warten vergeblich auf zusätzliche Studienplätze
nd auf Korrekturen beim Bologna-Prozess. Bei der
eiterbildung bleiben wir bildungspolitisches Entwick-

ungsland. – Das ist die reale Mangelsituation in der ver-
eintlichen, immer wieder vollmundig angekündigten

Bildungsrepublik Deutschland“.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Man kann sagen, dass jeder zusätzliche Cent für die
ildung gut angelegt ist, wenn die Strukturen, die Quali-

ät und die Priorität stimmen. Schwarz-Gelb setzt aber
ie falschen Prioritäten: Die starken Schultern werden
estärkt, die schwachen Schultern werden geschwächt.
as Symbol schlechthin für diese verfehlte Bildungs-
olitik ist das Deutschlandstipendium, das nationale
tipendienprogramm: in Zahlen gegossene Klientelpoli-

ik à la FDP und CDU/CSU. Das muss man so deutlich
agen. Auch wenn das Deutschlandstipendium über die
ommerpause offensichtlich zum Gartenzwergpro-
ramm geschrumpft ist, privilegieren Sie damit die Pri-
ilegierten in diesem Land.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Ein soziales Finanzierungssystem!)


ir werden in ein paar Jahren hier diskutieren und er-
ennen: Es ist leider nicht gelungen, das, was die OECD
on uns erwartet, umzusetzen: Mit dem Programm wer-
en nicht reihenweise Bildungstalente aus bildungsfer-
en Schichten gewonnen; es wird keine gerechtere Teil-
abe organisiert.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Miesepetrige Argumentationen!)


orin besteht eigentlich der volkswirtschaftliche Nutzen
er ist Ihnen von der FDP immer besonders wichtig –,
enn Sie diejenigen fördern, die sowieso studieren wür-
en? Das bringt jedenfalls keine höheren Akademiker-
uoten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Patrick Meinhardt [FDP]: Deutschland schlechtreden! Studierende schlechtreden!)


Die mickrige BAföG-Erhöhung hängt dagegen in
er Warteschleife. Hier geht es um die bedürftigen Stu-
ierenden, um Bildungsaufsteiger gerade auch aus Ar-
eiter- und aus Migrantenfamilien, die oftmals die ersten
n ihrer Familie sind, denen der Zugang zur Hochschule
elingt. Sie gehen möglicherweise leer aus.

Wir Grüne wollen nicht, dass am Ende die Botschaft
st: Mittel für Elitestipendien abgesegnet; BAföG auf Eis
elegt. Das wäre unerträglich. Dass heute Abend im Ver-





Kai Gehring


(A) )


)(B)

mittlungsausschuss überhaupt dieses BAföG-Gefeilsche
stattfindet, ist doch – das muss man ganz klar sagen –
eine Folge des monatelangen Missmanagements von
Frau Schavan,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie der Abg. Dr. Martina Bunge [DIE LINKE])


die auf mehreren Bildungsgipfeln die Chance gehabt
hätte, zwischen Bund und Ländern zu verabreden: Ja, die
BAföG-Erhöhung kommt. Sie hätte gewaltiger ausfallen
können, wenn man den Quatsch mit dem nationalen Sti-
pendienprogramm gelassen hätte,


(Patrick Meinhardt [FDP]: Linke Blockadepolitik!)


aber diese Bildungsgipfel sind sowieso eine Serie des
Scheiterns gewesen und keine Serie des beherzten Han-
delns oder Lösens der Bildungsmisere in unserem Land;
deshalb diese schlechte Bilanz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wer Arbeiter- und Migrantenkinder wirklich zu Bil-
dungsaufsteigern machen will, der muss die Hörsaaltü-
ren weit öffnen, der muss junge Menschen einladen, der
muss alle Hürden vor diesen Türen entfernen, statt diese
Türen zuzuschlagen.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Wir laden das Arbeiterkind zum Stipendium ein! Das ist das, was Sie nie geschafft haben!)


Die Zahl der Studienanfänger ist gestiegen. Darüber
können wir uns gemeinsam freuen; aber das reicht nicht.
Die Absolventinnen- und Absolventenzahlen sind nach
wie vor zu gering, um die künftig freiwerdenden Stellen
für Hochqualifizierte zu besetzen.


(Zuruf von der CDU/CDU: Ich denke, es gibt keine Stellen!)


Das ist das Problem. In den letzten zehn Jahren ist die
Zahl um bescheidene 0,9 Prozent pro Jahr gestiegen, im
OECD-Durchschnitt waren es 4,6 Prozent. Das heißt,
wir sind bei weitem nicht schnell genug, und wir brau-
chen dringend mehr Dynamik und höhere soziale Mobi-
lität in unserem Bildungs- und Hochschulsystem. Darum
muss es jetzt gehen, weil der Bildungsaufstieg kein Hür-
denlauf, kein Durchqueren eines Nadelöhrs bleiben darf.

Das heißt für uns, dass wir in unserem Land eben
keine Bildungschipkarte für Nachhilfeinstitute und Co
aus dem Hause von Frau von der Leyen brauchen,


(Zuruf von der SPD: Ja!)


sondern wir brauchen die besten Bildungsinstitutionen
und Infrastrukturen, von der Kita über die Schule bis
zum dualen Ausbildungsbereich, der Hochschule und
der Weiterbildung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Mit einer Verbesserung der Bildungsinstitutionen und -in-
frastruktur lässt sich Bildungsarmut zielgenau bekämp-

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(C (D en durch kluge Maßnahmen wie Mittagessen für alle. arum sollten Sie sich kümmern und nicht um Chipkar en, die wohl sowieso nicht funktionieren. Es muss einen wirksamen Hochschulpakt geben, der eutlich mehr Studienplätze schafft und die Lehrund tudienbedingungen verbessert. Es muss Korrekturen er Bologna-Reform geben, um ein gutes Studium für lle zu ermöglichen. (Patrick Meinhardt [FDP]: Das sieht man an der verkorksten Bildungspolitik in NordrheinWestfalen!)


ir brauchen keine Deutschlandstipendien, wir brau-
hen keine Studiengebühren, sondern wir brauchen die
berfällige BAföG-Erhöhung und eine insgesamt bes-
ere Studienfinanzierung. Dann können wir ernst damit
achen, dass eine Chance auf Bildungsaufstieg für alle

in zentrales Anliegen in unserem Land ist. Das ist eine
rage der Gerechtigkeit und der Integration. Das ist der
este Weg im Umgang mit dem Fachkräfte- und Akade-
ikermangel. Darum muss es jetzt gehen.

Wenn man den Haushalt von Schwarz-Gelb für den
ildungsbereich näher betrachtet, stellt man fest, dass er
ine traurige Leistung ist. Man sieht nämlich, dass Sie
ie Zukunftsfragen wieder einmal verschlafen und das
emeinwohl ignorieren. Mit dem vorliegenden Haushalt

etzt Schwarz-Geld wieder einmal die falschen Prioritä-
en.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705706500

Das Wort hat nun Albert Rupprecht für die CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1705706600

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
an kann über jede Einzelmaßnahme trefflich streiten.

n der Tat erleben wir als Parlamentarier der Regierungs-
raktion, dass wir im Bereich der Forschung schlagkräf-
ig sind, dass wir Beschlüsse fassen können, dass es eine
ufbruchstimmung in den Forschungsinstitutionen und
en Universitäten gibt und dass wir durchregieren kön-
en. Wir erleben auch – das zu erwähnen, gehört zur
airness dazu –, dass es im Bereich der Bildung länger
auert, manche Einzelmaßnahme zu beschließen, weil
ie schlichtweg der Zustimmung der Länder bedarf.

Herr Hagemann, Herr Rossmann – Herr Rossmann,
ie sprechen im Anschluss an meine Rede –, ich möchte
ine Frage an Sie richten.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Ich wollte schon sagen: Ich habe noch gar nicht geredet!)


ie haben inzwischen die Mehrheit im Bundesrat. Sie
aben die Möglichkeit, das Inkrafttreten zahlreicher Ge-
etzentwürfe zu verhindern. Werden die SPD-geführten





Albert Rupprecht (Weiden)



(A) )


)(B)

Länder das BAföG-Gesetz, das wir im Bundestag be-
schlossen haben und das eine Erhöhung der BAföG-
Sätze vorsieht, mittragen? Werden Sie organisieren, dass
die SPD-geführten Länder das heute beschließen wer-
den?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Patrick Meinhardt [FDP]: Blockierer!)


Man kann über jede Einzelmaßnahme trefflich strei-
ten. Aber Sie müssen der Fairness halber auch zugeste-
hen,


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Ein albernes Spiel! Immer über den anderen her!)


dass der Haushalt ein historisches Spitzenniveau erreicht
hat. Zum Vergleich: In der Regierungszeit von Rot-Grün
unter Kanzler Schröder haben Sie in sieben Jahren den
Etat lediglich um 1 Milliarde Euro erhöht.


(Ulla Burchardt [SPD]: Weil Sie das verhindert haben!)


Wir erhöhen unter Kanzlerin Merkel selbigen Etat in nur
fünf Jahren um über 4 Milliarden Euro. Ihr damaliger
Kanzler Schröder hat Bildungspolitik als Gedöns be-
zeichnet.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Das ist einfach falsch!)


Er hat Lehrer – was vollkommen inakzeptabel ist – als
faule Säcke beschimpft.


(Zurufe von der SPD)


– Das ist Fakt. Die Richtlinien der Politik bestimmen die
Kanzler. Unter Kanzlerin Merkel haben wir erreicht,
dass Bildung und Forschung absolute Priorität genießen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Frau Flach hat zu Recht darauf hingewiesen, dass die-
ser Bereich höchste Priorität genießt und höchste Zu-
wächse verzeichnet – das Niveau ist historisch –, und
das in Zeiten, in denen auch das Sparen eine historische
Dimension erreicht hat. Wir müssen 80 Milliarden Euro
einsparen. Das gab es im Nachkriegsdeutschland noch
nie. Das ist ein Kraftakt. Das ist es, was wir im Augen-
blick schultern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das zeigt auch der Haushalt 2010. Ich sage es noch ein-
mal: Wir können gerne über jede Einzelmaßnahme strei-
ten; aber es gehört zur Fairness dazu, dass Sie diese his-
torische Dimension und diese Priorität akzeptieren.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Das muss auch einmal gesagt werden!)


Wir steigern das Volumen des Haushalts der Ministe-
rin Schavan gegenüber dem Vorjahr um 7,2 Prozent. Das
ist ein Riesenanstieg. Rechnen wir die Bildungs- und
Forschungsausgaben, die in anderen Ressorts stecken,
hinzu, zum Beispiel das Bildungspaket für Kinder, deren
Eltern Hartz IV beziehen – in den nächsten Wochen kön-
nen wir gerne über die konkrete Umsetzung streiten; zu-
nächst einmal ist aber festzustellen, dass die Beträge zur

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(C (D erfügung gestellt wurden –, oder die Mittel für die Resortforschung, dann kommen wir bei den Forschungsnd Bildungsausgaben auf eine Steigerung um 2,3 Miliarden Euro gegenüber dem Vorjahr. Ich sage es noch inmal: Rot-Grün hat in sieben Jahren 1 Milliarde Euro ehr zur Verfügung gestellt, wir stellen dagegen in ei em Jahr 2,3 Milliarden Euro mehr bereit. as ist Fakt. Ich behaupte: Sie reden viel, Sie fordern iel, aber wir handeln. Schauen wir uns die Studierenden an: Diesbezüglich aben Sie während Ihrer Regierungszeit kaum etwas zutande gebracht. 2005, unter Rot-Grün, wurden für die tudienfinanzierung im Haushalt 1,1 Milliarden Euro ur Verfügung gestellt. Wir haben die Mittel für die Stuienfinanzierung unter Kanzlerin Merkel seit 2005 um age und schreibe 53 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro eröht. Das ist der substanzielle, der wesentliche Unterchied. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf der Abg. Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Das sind Fakten, Kollegin Schieder. – Unter Ministerin
chavan haben wir Aufstiegsstipendien eingeführt, das
AföG massiv erhöht und anderes mehr.

Herr Rossmann, ich bitte Sie noch einmal, im An-
chluss an meine Rede zu sagen, was die Position der
PD-geführten Länder ist. Gibt es eine Mehrheit für die
AföG-Erhöhung? Die Studenten in diesem Land war-

en darauf. Wir von der Bundesregierung und der Regie-
ungskoalition stehen dazu.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ähnlich verlief es beim Bologna-Prozess. Sie haben
nter Rot-Grün die Bologna-Reform beschlossen, für die
msetzung im Jahr 2005 aber nur magere 9 Millionen
uro im Haushalt vorgesehen.


(Ulla Burchardt [SPD]: Das ist doch Quatsch! Frau Schavan hat die Mittel alle einkassiert!)


ir haben das Bologna-Hochschulgesamtpaket inzwi-
chen auf sage und schreibe 780 Millionen Euro erhöht.
as ist nach Adam Riese eine Steigerung um 8 500 Pro-

ent. Das ist eine ganz andere Dimension als das, was
ie bis 2005 zustande gebracht haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Geld allein garantiert aber noch keine gute Bildungs-
olitik.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach! Guck mal da! Guten Morgen!)


an muss Bildungspolitik auch inhaltlich gut machen.
uch hier sprechen die Fakten Bände: In den Bundeslän-
ern, in denen CSU und CDU seit langem regieren, ha-
en wir ausgezeichnete Ergebnisse: in Bayern, in Baden-
ürttemberg und in den neuen Bundesländern Sachsen

nd Thüringen.





Albert Rupprecht (Weiden)



(A) )


)(B)


(Willi Brase [SPD]: Warum habt ihr denn dann in Bayern verloren?)


Dort, wo SPD, Grüne und Linke seit langem das Sagen
haben, sind die Ergebnisse schlichtweg katastrophal: in
Bremen, in Brandenburg und in anderen Ländern. Den
Schaden haben die Kinder.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist selbst aus Sicht der CSU sehr einfach gestrickt!)


Kinder in Brandenburg sind nicht dümmer als Kinder
in Bayern oder Sachsen. Schuld an den schlechten Er-
gebnissen ist ausschließlich die miserable Bildungspoli-
tik der SPD-Ministerpräsidenten und der roten bzw. grü-
nen Bildungsminister in den letzten 20 Jahren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Auch die jüngsten Studien bestätigen diese These. Es
gibt einen Riesenunterschied zwischen unionsgeführten
Ländern und SPD-geführten Ländern. Schüler in SPD-
geführten Ländern sind auf dem Bildungsniveau italieni-
scher Schüler, während Schüler in Sachsen, Bayern und
Baden-Württemberg auf Augenhöhe mit den Spitzenrei-
tern Finnland und Kanada sind. Auch das ist Fakt.

Von wegen Ihre Schulpolitik helfe den Schwachen in
der Gesellschaft: Das ist wohl eine Mär. Der jüngste
Ländervergleich zeigt das Gegenteil. Auch Migranten-
kinder und Arbeiterkinder schneiden in Bayern und
Sachsen wesentlich besser ab als in Bremen und in Bran-
denburg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Linke Bildungsideologien, antiautoritäre Erziehung,
Gesamtschule und anderes mehr haben auf ganzer Breite
versagt. Das zeigt auch die aktuelle Integrationsde-
batte. Vor zehn Jahren haben Sie von Rot und Grün
Edmund Stoiber als ausländerfeindlichen Rassisten be-
schimpft, weil er gefordert hat, dass jedes Kind, das eine
deutsche Schule besucht, die deutsche Sprache beherr-
schen muss. Inzwischen, im Jahr 2010, ist diese Forde-
rung Allgemeingut und wird von allen geteilt. Aber wir
haben wertvolle Jahre verloren. Sie haben mit ihrer lin-
ken Multikulti-Ideologie den Kindern in unserem Lande
geschadet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705706700

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1705706800

Letzter Satz. – Sehr geehrte Damen und Herren, die

jahrzehntelangen Experimente linker Bildungsideolo-
gen sind gescheitert. Das zeigen die Ländervergleiche in
Deutschland ganz klar.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Das Wort hat nun Ernst Dieter Rossmann für die PD-Fraktion. Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr upprecht, bei Ihnen ist mir zu viel Selbstgerechtigkeit m Spiel. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705706900

(Beifall bei der SPD)

Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1705707000

as können wir aufzeigen, wenn wir darauf hinweisen
wir erinnern nicht immer wieder daran; aber Sie pro-

ozieren es ja –, wo wir 1998 nach Kohl/Rüttgers stan-
en. Edelgard Bulmahn hat zusammen mit Gerhard
chröder unter Rot-Grün das Wachstum in Bezug auf
ildung und Forschung eingeleitet. Dann ist es unter
chwarz-Rot weitergegangen, und es geht auch bei Ih-
en unter Schwarz-Gelb weiter. Das sollte man anerken-
en. Aber auch Sie sollten anerkennen, was unter Rot-
rün eingeleitet worden ist und dass wir insgesamt in ei-
er positiven Entwicklung sind. Solange Sie diese
elbstgerechtigkeit immer wieder ausstrahlen, wird es
ichts mit der gemeinsamen „Bildungsrepublik Deutsch-
and“.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In Bezug auf die Länder könnte man auch fragen:
as ist denn in Hamburg? Wir mögen es ja bedauern,

ass die CDU jetzt schon ziemlich lange in Hamburg re-
iert. Weshalb sparen Sie Hamburg aus? Weil die Ham-
urger und auch die Bayern wissen, dass dort Größen
ie Arbeitslosigkeit und Einwanderungsanteil sowie die
truktur der Großstadt und die anderen Voraussetzungen

n ländlichen Räumen eine Rolle spielen. Sie praktizie-
en hier eine zu billige Selbstgerechtigkeit, womit Sie
nter Ihrem Niveau bleiben.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Weil ich nicht in den gleichen Duktus verfallen
öchte, unternehme ich an dieser Stelle den Versuch, bei

hnen Nachdenklichkeit an zwei Punkten jenseits der Fi-
anzdebatte zu erzeugen. Frau Schavan, wir hatten das
emeinsame Ziel „Bildungsrepublik Deutschland“, wo-
ei 3 Prozent für die Forschung und 7 Prozent für die
ildung bereitgestellt werden sollten. Mir ist aufgefal-

en, dass diese beiden Zahlen hier heute keine Rolle
ehr spielen. Das liegt wohl daran, dass im OECD-Be-

icht, den Sie so positiv angesprochen haben, in Bezug
uf Bildung steht, dass wir bei 4,7 Prozent sind. Der
urchschnitt liegt deutlich höher. Das wollen wir ge-
einsam ändern. Aber mit dieser Beschimpfung von
inisterpräsidenten und Ländern ändern Sie es nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)






Dr. Ernst Dieter Rossmann


(A) )


)(B)

Sie brauchen einen neuen Geist, sodass sich Bund, Län-
der und Kommunen in der Bildungsrepublik gemeinsam
engagieren.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Wenn es einer schafft, dann diese Koalition!)


Natürlich gehört zu diesem gemeinsamen Geist, dass
Sie die Finanzierungsprobleme am Ende nicht bei Kom-
munen und Ländern abladen, die dann nur noch in einer
Notwehrreaktion das aufkündigen können, worüber ei-
gentlich Konsens bestand. Wir beobachten leider – das
wird auch auf Ihrer Seite nicht mit Freude verfolgt –,
dass der Finanzierungskonsens jetzt nicht mehr überall
besteht, sondern dass die Länder sagen: Bund, dann fi-
nanzierst du alleine Stipendien und Hochschullehre.
Herr Rehberg, ich glaube, auch Sie finden es nicht gut,
dass die Länder auf einmal sagen: Bund, finanziere al-
leine.

Wie kommen wir wieder zu dem Konsens, dass es
eine gemeinsame Aufgabe, eine gemeinsame Verantwor-
tung und auch eine gemeinsame Finanzierung gibt? Weil
Sie das einfordern, sage ich: Wir von der SPD-Fraktion
erwarten und hoffen, dass das Vermittlungsverfahren zu
dieser kleinen BAföG-Erhöhung führt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Wir werden dann hinterher darüber streiten dürfen, ob
alle beteiligten Seiten, der Ministerpräsident von Bayern
wie alle anderen, dazu beigetragen haben; aber wir be-
treiben keine Vorverurteilung. Und dies sollte ein erster
Beitrag zur neuen Konsensbildung sein.

Ich möchte ein Zweites in die Debatte einbringen.
Wir stellen fest, dass sich in den parteiübergreifend ge-
wachsenen Initiativen in Bezug auf die Forschungsorga-
nisationen und die Forschungsförderung, die in der
Summe quasi 4 Milliarden Euro blank zugeschrieben be-
kommen, eine Stimmung aufbaut, Frau Schavan, durch
die infrage gestellt wird, ob der eingeschlagene Weg
vom Stil her immer kooperativ ist.

Als Schleswig-Holsteiner weiß ich, dass die Notret-
tung der Medizinischen Fakultät der Universität zu
Lübeck okay war. Was das aber bei der Leibniz-Gemein-
schaft an Verbitterung und bei der Max-Planck-Gesell-
schaft an Alarmierung ausgelöst hat, das müssen Sie
wieder einfangen. Es geht nicht, dass sozusagen par
ordre du mufti in einer souveränen Wissenschaftsorgani-
sation die Anteile hin- und hergeschoben werden. Auch
das muss wieder ins Lot gebracht werden, dies gilt auch
für andere Themen und zwar in der Sache und in der
Konzeption. Dies will ich an mehreren Beispielen ver-
deutlichen, bei denen es um lange Linien geht. Natürlich
sind wir der Meinung, dass sich Anspruch und Wirklich-
keit an den aktuellen und zukünftigen Bildungsaufgaben
bewahrheiten müssen.

Wenn wir für Grundbildung und Integration sind,
dann verträgt sich das nicht damit, dass gleichzeitig die
Mittel für die nachträgliche Qualifizierung von zuge-
wanderten Hochqualifizierten im Haushalt des Bundes-
ministeriums für Bildung und Forschung gekürzt wer-

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(C (D en. Das verträgt sich auch nicht damit, dass in anderen essorts dieser Regierung die Wartefristen für Altbewerer, die Sprachkurse belegen wollen, mittlerweile auf ein albes Jahr anwachsen sind und dass 20 000 Personen uf entsprechende Angebote warten. Sie haben auch die ufgabe, dem Anspruch des Anerkennungsgesetzes ge echt zu werden, für eine bessere Förderung von Integraion, für die Grundbildung und für die Förderung von ochqualifizierten zu sorgen. Diesem Anspruch wird die undesregierung mit diesem Haushalt aber nicht ge echt. Sie haben in Bezug auf die Umsetzung des Verfasungsgerichtsurteils hinsichtlich der Teilhabe von Bilungsärmeren eine lange Linie zu verfolgen. Sie können eispielsweise bedenkenlos ein Schulsozialarbeitsproramm auf den Weg bringen, weil wir zum Glück das undesjugendhilferecht haben. Sie haben auch die Aufabe, so etwas wie das Schüler-BAföG nicht zu ignorieen; denn das Schüler-BAföG ist eine gezielte Förderung er Aufstiegswilligen, die aus materiellen Gründen nicht o leicht wie andere zum Abitur gelangen können. Ich will das an einem weiteren Feld, am Fachkräfteangel, verdeutlichen. In diesem Bereich haben wir wei Probleme. Wir haben das ganz große Problem der ,5 Millionen beruflich nicht Qualifizierten unter 30 Jahen. Das verträgt sich nicht damit, dass der mühsam urchgesetzte Rechtsanspruch auf das Nachholen eines chulabschlusses von dieser Regierung zu einer Ermesensleistung herabgesetzt worden ist. Sie als Bildungsinisterin müssten vielmehr für den Bestand eines echtsanspruchs werben. Um noch einen draufzusetzen: Sie müssen dafür weren, dass es diesen Rechtsanspruch auch in Bezug auf ine Ausbildung gibt, damit nicht 1,5 Millionen Menchen in ein Berufssystem gelangen, in dem sie ohne Beufsausbildung keine Chance haben. Das ist Ihre Aufabe. Nun zum nächsten Punkt, zur Hochschule. Hochchulpakt und Exzellenzinitiative erkennen wir an. Wie st es aber mit den Rechnungen? Herr Kretschmer, Frau chavan, Ihnen wird das aufgefallen sein: Frau Schavan prach von 2 Milliarden Euro in Bezug auf den Pakt für ine gute Lehre. Herr Kretschmer, Sie sprachen von Milliarde Euro. Wir sollten so ehrlich sein und sagen: s sind 200 Millionen Euro im Jahr, und das ist zu weig. Wir müssen an das anknüpfen, was uns der Wissenchaftsrat ins Stammbuch geschrieben hat. Wenn wir die ochschulen in die Lage versetzen wollen, mehr Men chen zu einem erfolgreichen Studienabschluss zu fühen, dann müssen wir die Chance nutzen und dort nachegen. Dann müssen wir darüber diskutieren, wie wir den und und die Länder mit Blick auf die Einnahmeseite in ie Lage versetzen, einen entsprechenden Ausbau vorzuehmen und garantieren zu können, dass man nicht beim achelor hängen bleibt, sondern dass sich die Master Dr. Ernst Dieter Rossmann )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )

Perspektive eröffnet. Auch dies wollen wir Ihnen als
langfristige Linie mit ans Herz legen.

Eine abschließende Bemerkung: Herr Meinhardt,
Frau Flach, Sie haben sich ziemlich lautstark über das
neue Stipendiensystem echauffiert. Das hat mich ein biss-
chen gewundert, weil ich immer dachte, dass Sie aus so-
zialliberaler Zeit den Grundkonsens kennen, den wir in
Deutschland in Bezug auf die Bildungsförderung hatten.
Dieser Grundkonsens war: Wir wollen Chancengleich-
heit; deshalb müssen die Fördermittel dahin fließen, wo
die Voraussetzungen nicht gegeben sind.


(Patrick Meinhardt [FDP]: So ist es!)


Das hatten wir als Grundkonsens beim BAföG, beim
Meister-BAföG und in der gesamten Bildungsförderung.
In Bezug auf die Stipendien wird dieser Grundkonsens
nun aufgekündigt,


(Patrick Meinhardt [FDP]: Das ist eine blanke Lüge!)


indem Sie lauthals dafür kämpfen, dass auch diejenigen,
die es nicht nötig haben, im Sinne von Chancengleich-
heit gefördert zu werden, zusätzliche Mittel bekommen,
obwohl dies weder sachgerecht noch sozial notwendig
ist.

Die Kollegen von den Grünen haben Ihr Stipendien-
programm als „Gartenzwergförderung“ bezeichnet. Frau
Schavan hat dieses Stipendienprogramm einmal als „Re-
volution“ bezeichnet. Dazu kann ich nur feststellen: Es
ist die Revolution der Gartenzwerge, die an dieser Stelle
in der „Bildungsrepublik Deutschland“ stattfindet.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705707100

Das Wort hat nun Kollege Eckhardt Rehberg für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1705707200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Kollege Rossmann, sicher kann man Selbstge-
rechtigkeit verbal darstellen. Nur, Fakten sind Fakten.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Na!)


Die Fakten sind nun einmal so, dass bei PISA und im
Bildungsmonitor der Initiative Neue Soziale Marktwirt-
schaft


(Zurufe von der SPD: Oh! – Ui!)


überraschenderweise die gleichen vier Länder vorne lie-
gen. Das hat Ursachen, und die muss man nennen.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Ja! Das hat aber nichts mit dem Haushalt zu tun! – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber zehn Jahre CDU und FDP sind auch nicht gut!)


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(C (D Die Gerechtigkeit für nachfolgende Generationen ist ichergestellt, wenn wir vom Verschuldungspfad wegommen. Allerdings, Kollege Rossmann, kann ich mich och gut der Debatte vor der Sommerpause entsinnen. amals gab es ein Papier der A-Länder und ein Papier er B-Länder, und letztlich sind die B-Länder auf das apier der A-Länder „aufgesprungen“. Aber dass es nur m Aund B-Länder geht, so einfach ist es nicht. Es gibt chwarz, Rot, Gelb und Grün. Ja. – Die Entscheidung ist damals 16 : 0 ausgegangen. ch wiederhole: 16 : 0. Ich sage das an dieser Stelle aus olgendem Grund – ich habe ihn der Kollegin Hinz chon zugerufen –: Ich habe vielleicht ein wenig Vertändnis dafür, dass die Länder, als es um das nationale tipendienprogramm ging, aus politischen Gründen eine lockadehaltung eingenommen haben. (Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


(Zuruf von der SPD: Ach! Echt?)


enn man aber beim Thema BAföG anfängt, um Um-
atzsteuerpunkte zu feilschen,


(Ulrike Flach [FDP]: Oh ja! – Iris Gleicke [SPD]: Das ist den unionsregierten Ländern ja vollkommen fremd, nicht wahr?)


nd wenn man den seit Jahrzehnten bestehenden Grund-
onsens – 65 Prozent Bund, 35 Prozent Länder – auf-
ibt, dann muss ich Ihnen sagen: Hier machen alle
6 Bundesländer eine Politik auf dem Rücken der Stu-
ierenden. Ich glaube, ein solches Vorgehen darf dieses
aus insgesamt nicht tolerieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Angesichts dessen, was der eine oder andere Redner
esagt hat, sehe ich eine weitere Gefahr.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Wir auch!)


hrer Rede, Kollege Rossmann, stimme ich in vielen Tei-
en zu, in einem Teil allerdings nicht, nämlich was den

ualitätspakt Lehre betrifft. Wir müssen an dieser
telle aufpassen und sehr wohl auch deutlich machen:
as ist Aufgabe der Gebietskörperschaften, der Kom-
unen,


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Ja, genau!)


as ist Aufgabe der Länder und wofür ist der Bund zu-
tändig? Sie wissen genauso gut wie ich: Bei der Vertei-
ung – 90 Prozent Bund, 10 Prozent Länder – gab es
ufseiten der Länder großes Potenzial.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Nein! Es sind 100 Prozent!)


Ja, Sie haben recht: Letztendlich sind es 100 Prozent.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Ja!)


Nur, eines darf in dieser Republik nicht geschehen:
ass sich die Länder bei der Bildungspolitik in die Bü-
che schlagen, und das in weiten Teilen auf Kosten und
ulasten des Bundes. Dem sollten wir fraktionsübergrei-





Eckhardt Rehberg


(A) )


)(B)

fend entschieden entgegentreten, meine sehr verehrten
Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Da wir über Bildungs- und Forschungspolitik reden,
sage ich Ihnen: Ich glaube, dass Bundesmittel dort, wo
es möglich ist, eingesetzt werden sollten – das Koopera-
tionsverbot ist, wie es ist –, zum Beispiel für die berufli-
che Bildung. Im Bildungsbericht der OECD wurde fest-
gestellt, dass 80 Prozent der Schüler ohne Schulab-
schluss in Übergangssystemen landen.

Herr Rossmann, zu dem Gedanken, den Sie im Zu-
sammenhang mit dem Hauptschulabschluss geäußert
haben, sage ich Ihnen: Es muss nicht etwa ein Rechtsan-
spruch her, sondern man braucht intelligente Systeme für
Jugendliche, die keinen Schulabschluss erwerben, aus
welchem Grund auch immer. In meinem Heimatland
sind es leider 13,7 Prozent der Jugendlichen; wir sind da
Spitzenreiter. Man braucht Systeme, die relativ geringe
Kosten verursachen, aber 80 Prozent der Jugendlichen in
einem Jahr zum Hauptschulabschluss führen. Ein Bei-
spiel hierfür sind Produktionsschulen, Träger: CJD.


(Beifall des Abg. Uwe Schummer [CDU/ CSU])


In diesen Schulen werden, wie gesagt, 80 Prozent der Ju-
gendlichen in zwölf Monaten zum Hauptschulabschluss
geführt. Von diesen Jugendlichen wiederum wird mehr
als jeder Zweite in eine betriebliche Ausbildung vermit-
telt.

Mein Appell, auch als Haushälter, ist: Wir müssen die
Effizienz kontrollieren. Wir müssen evaluieren und
überlegen: Wo erreichen wir mit dem geringsten Mittel-
einsatz die besten Effekte? Kollege Schummer und ich
haben uns ein solches System angesehen. In ganz
Deutschland gibt es übrigens etwa 40 solcher Produk-
tionsschulen.

Lassen Sie mich noch einige Sätze zur Forschung sa-
gen. Ich verstehe überhaupt nicht, was man gegen Dritt-
mittel haben kann.


(Klaus Hagemann [SPD]: Wieso?)


– Kollege Hagemann, Frau Kollegin Sitte hat doch ein
Plädoyer gegen Drittmittel gehalten.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Nein! Das habe ich nicht!)


Drittmittel sind eine Möglichkeit, eine Anregung und
natürlich auch ein Stück weit ein Zwang, dass sich Wis-
senschaft und Wirtschaft zusammentun, gemeinsam for-
schen, gemeinsam arbeiten und dass die Ergebnisse ho-
noriert werden, damit sie sozusagen on top sind. Dass
dann mehr Wissenschaftler eingestellt werden können,
ist doch eine vernünftige Sache.

Ich bitte auch darum, dass wir die Korridorförderung
bzw. – neudeutsch – die Validierungsförderung im
Haushaltsausschuss noch einmal sehr intensiv diskutie-
ren. Es ist heute nicht mehr klassisch zwischen dem For-
schungsministerium und dem Wirtschaftsministerium zu
trennen. Es gibt nicht auf der einen Seite nur die Grund-

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(C (D agenforschung und auf der anderen Seite nur die anwenungsorientierte Forschung. Es gibt bei den einzelnen chritten immer wieder Überlappungen. Deswegen glaube h, dass wir an dieser Stelle auch deshalb, damit wir in die em Bereich weiter vorankommen, neue Schritte und neue ege gehen müssen. Das DIW sagt, Deutschland sei Weltspitze bei forchungsintensiven Industrien. Die Evaluierung zeigt – ich laube, das ist das Entscheidende; hierauf müssen wir iel mehr Wert legen, und hierum müssen wir uns viel ehr kümmern –, was mit dem einen Euro passiert, den ir als Bund in Forschung und Bildung investieren. Wenn ch mir den Bereich der Forschung anschaue, dann muss ch als Haushälter Ihnen sagen: Im Bereich der Forschung ind wir sehr erfolgreich. Bei KMU-innovativ – Quelle ist rau Hinz mit ihrer Berichtsanforderung – haben wir eien Mittelaufwuchs von 9 Prozent in sieben Technologieeldern zu verzeichnen. Die Evaluierung hat gezeigt, dass s hier eine Hebelwirkung gibt: Pro Projekt werden fünf eue Arbeitsplätze geschaffen. Ähnlich ist es bei dem ehr erfolgreichen Programm ZIM. Oder nehmen Sie daeben die Hebelwirkung bei den Innovationsallianzen: uch hier bedeutet 1 Euro vom Bund 5 Euro von der irtschaft. Kollege Rossmann, Sie heben darauf ab, wie wir die rozentziele erfüllen wollen. Der Bund steht – das scheint ir an dem einen oder anderen von der linken Seite voll ommen vorbeizugehen – zu seinen Zusagen. Die mittelristige Finanzplanung macht es deutlich: 12 Milliarden uro mehr für Bildung und für Forschung. Jetzt sind Läner, Kommunen und Wirtschaft, die ganze Gesellschaft, efordert, damit wir das 10-Prozent-Ziel erfüllen. Das ist icht nur Bundessache, das ist gesamtdeutsche Sache. Danke schön. Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich Kolle in Petra Sitte. Das darf nicht unwidersprochen im Raum bleiben. Ich abe nicht gegen Drittmittel gesprochen. Ich habe verucht, aufzuzeigen, dass Drittmittel an den Hochschulen n den letzten Jahren in drei Bereichen tendenziell dazu eigetragen haben, dass Kernaufgaben der Hochschulen icht mehr aus deren Haushalten finanziert werden. Erstens werden Drittmittel, also eingeworbene Mittel, mmer mehr dazu genutzt, vorherige Kürzungen an den ochschulen bzw. Wissenschaftseinrichtungen zu komensieren, oder die Finanzminister reagieren in den Länern auf zusätzlich eingenommene Drittmittel, indem sie ie Mittel in den Haushalten der Hochschulen reduzieen. Zweitens. Ich habe den wissenschaftlichen Mittelbau ngesprochen, der vor allem aus wissenschaftlichem achwuchs besteht. Da mittlerweile 57 Prozent dieses Dr. Petra Sitte )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705707300
Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705707400




(A) )

Mittelbaus nicht mehr aus den Haushalten der Hoch-
schulen finanziert werden, läuft eine Kernaufgabe der
Hochschulen, nämlich die Nachwuchsförderung, Gefahr,
verloren zu gehen.

Drittens will ich auf ein grundsätzliches Problem hin-
weisen: Mit der Drittmittelforschung verschiebt sich im-
mer mehr der Akzent von der Grundlagenforschung zur
anwendungsorientierten Forschung und hin zur Anwen-
dungsforschung.

Das ist das dreigefächerte Problem, das wir mit den
Drittmitteln haben. Prinzipiell ist gegen Drittmittel gar
nichts einzuwenden; aber die gegenwärtige Tendenz ist
so, dass hochschulpolitische Entscheidungen immer mehr
durch das Bemühen überlagert werden, an Drittmittel he-
ranzukommen, und die eigentlichen wissenschaftsimma-
nenten, wissenschaftsgetriebenen Entwicklungen nicht
mehr Grundlage einer Entscheidung sind. Das ist das Pro-
blem, das ich damit verbinde und das man einfach einmal
benennen und zur Kenntnis nehmen muss. Wir müssen
einmal schauen, welche Tendenz das in der Perspektive
für die Hochschulen, für deren Profilierung und für den
Nachwuchs bedeutet.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705707500

Kollege Rehberg, Sie haben Gelegenheit zur Re-

aktion.


Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1705707600

Frau Kollegin Sitte, wenn ich mir anschaue, was der

Bund den Forschungseinrichtungen an Verlässlichkeit bie-
tet – einen jährlichen Aufwuchs von 5 Prozent für die
Helmholtz-Gemeinschaft, die Leibniz-Gemeinschaft usw. –,
dann kann ich Ihre Argumentation überhaupt nicht ver-
stehen. Die Kritik, die die Länderministerien betrifft,
bringen Sie bitte dort an, wo sie angebracht ist.

Ich will Ihnen einmal ein Beispiel nennen, bei dem
das BMBF Grundlagenforschung und anwendungsorien-
tierte Forschung verbunden hat: Das BMBF fördert mit
dem Projekt POLAR gemeinsam mit der Universität
Rostock und mit 14 kleinen und mittelständischen Un-
ternehmen Werften in Mecklenburg-Vorpommern. Es
geht um LNG-Tanker, um Module in der Arktis. Das ist
eigentlich Validierungsförderung, das ist Korridorförde-
rung. Wenn das BMBF nicht gesagt hätte, es würde das
Projekt unterstützen, hätte es den Verbund von KMU
und Wissenschaft nicht gegeben.

Ich muss Ihnen sagen: Ich sehe überhaupt nicht die
Gefahr, dass Forschung und Wissenschaft zu anwen-
dungsorientiert werden. Nein, ganz im Gegenteil: Als In-
genieur, als Techniker freue ich mich darüber, dass wir
viel stärker von der reinen Grundlagenforschung sowie
der reinen Anwendungsforschung wegkommen und dass
hier mehr Synergieeffekte entstehen. Aus meiner Sicht
sind Drittmittel als Projektförderung genau der richtige
Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen icht vor. Wir kommen damit zu dem Geschäftsbereich des undesministeriums für Gesundheit. Das Wort hat der Bundesminister für Gesundheit, hilipp Rösler. Vielen Dank. – Herr Präsident! Meine sehr verehrten amen und Herren! Der Einzelplan 15 umfasst einen esamtetat von 15,8 Milliarden Euro. Dabei ist der rößte Anteil der steuerliche Bundeszuschuss zur gesetzichen Krankenversicherung in Höhe von 15,3 Milliaren Euro. Deswegen ist es notwendig, bei der Haushaltseratung zum Einzelplan 15 auch auf die Finanzlage der esetzlichen Krankenversicherung insgesamt zu blicken. Man kann zunächst einmal feststellen, dass die gesetziche Krankenversicherung gut durch die Krisenjahre geommen ist, jedenfalls vergleichsweise gut. Das ist – zuegebenermaßen – ein Stück weit eine Leistung der alten undesregierung, aber auch eine Leistung der neuen Bunesregierung. „Vergleichsweise“ heißt, dass wir, wenn wir o weitermachen würden wie bisher, im nächsten Jahr ein illiardendefizit zu erwarten hätten. Ein solches Defizit ürde die gesetzliche Krankenversicherung insgesamt efährden. Deswegen zwei Dinge zu dem Defizit selbst: Zum eien kommt dieses Defizit aufgrund der schlechteren ahre 2008 und 2009 zustande, ist also krisenbedingt. um anderen ist dieses Defizit aber auch durch fehlende trukturelle Veränderungen in den letzten neun Jahren egründet. Ein Teil des Defizits ist also immer auch Erebnis neunjähriger verfehlter sozialdemokratischer Geundheitspolitik. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Maria Anna Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber Sie machen es noch schlimmer!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705707700
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1705707800

ch komme gleich noch zu den Zahlen.

Die gute Nachricht des Tages ist: Die christlich-libe-
ale Koalition ist angetreten, um dieses Defizit gar nicht
rst entstehen zu lassen, also für das kommende Jahr
uszugleichen. Dabei werden alle Beteiligten gleicher-
aßen in Anspruch genommen: Arbeitgeber, Arbeitneh-
er, und zwar durch die Rückführung des Krankenversi-

herungsbeitrages auf das Niveau von vor der Krise, die
eistungserbringer im System, Ärzte, Zahnärzte, Apo-

heker, Krankenhäuser, die Krankenkassen und natürlich
uch die Pharmaindustrie.

Aber eine Gruppe wird nicht zum Ausgleich des Defi-
its herangezogen. Das sind die Patientinnen und Patien-
en, die eben nicht durch höhere Zuzahlungen wie Pra-
isgebühr oder weitere Zusatzbeiträge in Verantwortung
enommen werden.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Es gibt doch höhere Zusatzbeiträge!)






Bundesminister Dr. Philipp Rösler


(A) )


)(B)

Das zeigt, dass dieses System funktioniert, dass die Star-
ken, nämlich die Gesunden, durch ihre Beiträge sicher-
stellen können, dass die Schwächeren, nämlich die Kran-
ken, immer und zu jeder Zeit die notwendigen Leistungen
erhalten. Das zeigt nicht nur die Solidarität des Systems,
sondern auch die Ausgewogenheit unseres Sparpaketes
für das Jahr 2011 und auch für das Jahr 2012.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ihre Kritik gerade an den Sparmaßnahmen zum
Thema Arzneimittelpreise finde ich bemerkenswert. Ich
meine, wenn jemand keine Kritik üben dürfte, dann wä-
ren das die Vertreter von SPD und Grünen.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Maria Anna Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja wohl unverschämt!)


Die Linken haben nie regiert, und sie werden auch nie
regieren.


(Lachen bei der LINKEN)


Man kann den Kollegen also keinen Vorwurf machen,
wenn sie nicht versucht haben, die Pharmaindustrie in
den Griff zu bekommen. Aber Sie haben eine Zeit lang re-
giert, und Sie haben rein gar nichts erreicht, wenn es da-
rum geht, die Pharmapreise in irgendeiner Form in den
Griff zu bekommen. Erinnern wir uns nur daran, wie Frau
Fischer als grüne Gesundheitsministerin einmal versucht
hat, an die Pharmaindustrie heranzugehen. Herr Schröder
hat dann zu einer weinseligen Runde im Kanzleramt ein-
geladen, und herausgekommen sind 400 Millionen Euro.
Netto waren es 200 Millionen Euro. Selbst wenn Sie es in
D-Mark umrechnen würden, würden Sie nicht in Ansät-
zen an die 2 Milliarden herankommen, die diese Regie-
rungskoalition allein in diesem und im nächsten Jahr der
Pharmaindustrie nimmt, um sie für die gesetzlich Versi-
cherten zu sichern.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Mechthild Rawert [SPD]: Noch haben sie nichts!)


Wenn wir die Maßnahmen loben würden, dann wäre
das nicht überraschend; wir haben sie schließlich auf den
Weg gebracht. Aber dass sie offenbar wirken, erkennen
Sie daran, dass die private Krankenversicherung nicht
nur die gleichen, sondern dieselben Instrumente fordert,
die die gesetzliche Krankenversicherung hat, um die
Arzneimittelpreise zu kontrollieren. Ich halte es aus-
drücklich für gerechtfertigt, diese Instrumente auf die
private Krankenversicherung zu übertragen. Man muss
sich schon sehr über Ihre Lesart der deutschen Gesund-
heitspolitik wundern.

Wir sagen zu Recht: Wir sind für mehr als 80 Millio-
nen Versicherte in Deutschland verantwortlich und zu-
ständig. Dazu gehören die 70 Millionen gesetzlich Versi-
cherten, aber auch die über 8 Millionen privat versicher-
ten Menschen. Auch das sind ganz normale Menschen,
zum Beispiel Beamte des einfachen und mittleren Diens-
tes. Es ist gerechtfertigt, dass diese Menschen genau die-
selben Möglichkeiten der Kostenkontrolle bekommen

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(C (D ie die Versicherten in der gesetzlichen Krankenversiherung. Alle Maßnahmen, die wir auf den Weg bringen, sollen hren Beitrag zum Defizitausgleich für die Jahre 2011 und 012 leisten. Vor allem aber geben sie uns Zeit für strukurelle Änderungen im Gesundheitssystem, um langfrisig die Finanzierung stabilisieren zu können. Das ist Ihen in den letzten Jahren eben nicht gelungen. Denn zu echt fordern die Menschen eine Entkopplung der rankenversicherungskosten von den Lohnzusatzkosten (Elke Ferner [SPD]: Die Menschen fordern das nicht! Die Arbeitgeber fordern das!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


nd damit die Aufhebung der Konjunkturanfälligkeit,
ie wir sie in den Jahren 2008 und 2009 erleben muss-

en, sowie gleichzeitig den Einstieg in ein wettbewerbli-
heres System durch einkommensunabhängige Beiträge
nd mehr Solidarität durch einen steuerfinanzierten So-
ialausgleich.

Dass wir dazu bereit sind, erkennen Sie auch im
inzelplan 15 schon bei den Haushaltsberatungen zum
aushalt 2011. Denn anders als in der mittelfristigen Fi-
anzplanung ausgewiesen, steigt der steuerliche Bundes-
uschuss von 13,3 Milliarden Euro um 2 Milliarden Euro
uf 15,3 Milliarden Euro. Das ist zum einen für den Aus-
leich gedacht, zum anderen ist es aber auch für den
teuerfinanzierten Sozialausgleich vorgesehen. Das zeigt,
ass die Menschen zu Recht fordern, dass wir das Sys-
em der gesetzlichen Krankenversicherung stabilisieren.
enau das wird diese Regierungskoalition für das Jahr
011, aber auch für die Folgejahre auf den Weg bringen,
nd zwar nicht nur für diese Legislaturperiode, sondern
eit darüber hinaus.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Auch wenn die Zahlen im System, die den eigentli-
hen Haushalt des Einzelplans 15 betreffen, nicht an die
rößenordnung von 15,3 Milliarden Euro herankom-
en, lohnt es sich, finde ich, sie in den Blick zu nehmen.
bwohl wir die Sparvorgaben des Finanzministeriums
icht nur erfüllt, sondern übererfüllt haben – Sie kennen
en Begriff „Plan übererfüllt“ –,


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Das haben Sie ja meistens nicht!)


aben wir auch Ausgabensteigerungen in für uns we-
entlichen und wichtigen Bereichen durchgesetzt, zum
eispiel bei der Bekämpfung von Krebs. Auch bei der
inführung der Versorgungsforschung – das ist, glaube

ch, ein wichtiges Thema – kennen wir uns zwar bei den
inzeltherapien gut aus; aber beim Ineinandergreifen der
nterschiedlichen Therapien und Sektoren gibt es noch
iniges zu erforschen, wie auch in dem wichtigen Be-
eich Krankenhaushygiene. Hier geht es insbesondere
m die Frage der Bekämpfung von Arzneimittelresisten-
en. Ich halte es ausdrücklich für richtig, dass man tragi-
che Ereignisse, die sich aktuell abgespielt haben, nicht
ur kurzfristig in der Öffentlichkeit bedauert, sondern
angfristig Maßnahmen zur Verbesserung der Kranken-
aushygiene ergreift.





Bundesminister Dr. Philipp Rösler


(A) )


)(B)

Ich will mich ausdrücklich bei den Regierungsfraktio-
nen bedanken, die nicht nur die Mittel dazu zur Verfü-
gung stellen, sondern gleichzeitig bei dem wichtigen
Ziel, Resistenzen bundesweit und weltweit zu bekämp-
fen, auch Initiativen auf den Weg bringen, um die Län-
der mit ins Boot zu holen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Abschließend möchte ich noch eine Ausgabe hervor-
heben, die zwar nur einen kleinen Etatansatz ausmacht, aber
politisch ungemein wichtig ist, und zwar 400 000 Euro
für die Verbesserung der Organspendebereitschaft in
Deutschland. Ich will nicht nur die Leistung von Frank-
Walter Steinmeier, sondern auch die Vorbildfunktion, die
er dadurch für Deutschland hat, persönlich ausdrücklich
anerkennen und mich an dieser Stelle bei ihm dafür be-
danken,


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


dass dadurch das Thema Organspende auf die Tagesord-
nung gesetzt wurde. Dabei spielen nicht nur die von uns
finanzierten Kampagnen eine Rolle; vielmehr ist es in
der Gesundheitspolitik, die sich nicht nur mit Finanzie-
rungsfragen beschäftigen darf, unsere gemeinsame Auf-
gabe, dafür zu sorgen, dass das wichtige Thema Organ-
spende ernst genommen und ernsthaft diskutiert wird
und die Menschen in Deutschland entsprechend versorgt
werden. Auch das gehört zur Haushaltsberatung dazu;
denn es heißt nicht umsonst, dass Haushaltsberatungen
in Zahlen gegossene Politik sind. Politik heißt Stabilisie-
rung der Systeme, aber auch Erfolge für die Menschen in
diesen Systemen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
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Das Wort hat nun Kollege Karl Lauterbach für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Karl Lauterbach (SPD):
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Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zunächst
möchte ich im Namen meiner Fraktion darauf hinwei-
sen: Wir werden uns gegenüber allen parteiübergreifen-
den Initiativen offen zeigen, die zum Ziel haben, bei der
Organspende die bestehenden Verfahren zu verbessern.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Martina Bunge [DIE LINKE])


Wir werden auf Gruppenanträge hinarbeiten. Hier darf
Parteipolitik keinen Platz haben. Hier müssen die Effi-
zienz und die Qualität im System verbessert werden. Wir
werden unseren Beitrag dazu leisten. Auch bei der
Krankenhaushygiene müssen wir zu übergreifenden
Lösungen kommen. Bund und Länder müssen zusam-
menarbeiten.

Ich komme zum eigentlichen Thema. Der Minister
hat die Haushaltsdebatte verbreitert und über die Struk-

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(C (D urpolitik und die Reformen der letzten Jahre gesprohen. Ich war überrascht, zu sehen, dass die Union die ritik an den eigenen Gesetzen beklatscht hat. Zum chluss ist das Ihre Entscheidung. Aber ich glaube, dass lles, was wir – auch in der Großen Koalition – gemacht aben, im Vergleich zu dem, was wir heute beobachten, och feines Handwerk gewesen ist. (Beifall bei der SPD – Jens Spahn [CDU/ CSU]: Bis jetzt wollen Sie es doch immer rückgängig machen!)


Ich will versuchen, das zu begründen und darzulegen.
as beobachten wir derzeit? Wir sehen eine breite Kritik

n der Art und Weise, wie Politik funktioniert: Stutt-
art 21 und die Atommauscheleien der Bundeskanzlerin.
ie Bürger sind der Meinung, dass die Politik das, was

ie wünschen, nicht komplett umsetzt. Wir sehen das
erzeit nirgendwo klarer als in der Gesundheitspolitik.
as will der Bürger beispielsweise in der Arzneimittel-

olitik? Der Bürger will sichere und preiswertere Arz-
eimittel. Er hat auch recht. Wir lesen im Arzneiverord-
ungs-Report erneut, dass mehr als 9 Milliarden Euro
ro Jahr bei gleichwertiger Versorgung gespart werden
önnten, wenn die Preise in Deutschland genauso nied-
ig wären wie in Schweden. Aber die Preise in Deutsch-
and sind höher. Was legt denn der Minister vor, um die
reise zu senken? Wir sehen erst einmal Ausnahmerege-

ungen. Bei seltenen Arzneimitteln und seltenen Krank-
eiten soll die Kosten-Nutzen-Relation überhaupt nicht
eprüft werden, egal wie teuer die Medikamente sind. Es
oll zahlreiche Ausnahmen für kleine Bereiche geben.
er definiert, was ein kleiner Bereich ist? Die Kosten-
utzen-Prüfung soll nach einer Rechtsverordnung
urchgeführt werden, die vom Ministerium selbst
ommt. Hier ist die Staatsmedizin vom Ministerium vor-
eschlagen, um der Arzneimittelindustrie einen Gefallen
un zu können.


(Beifall bei der SPD)


Ich bitte Sie: Machen wir uns nichts vor! Worauf wird
as hinauslaufen? Das wird darauf hinauslaufen, dass
ie Preise weiter steigen und nicht sinken.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


err Singhammer hat bereits in einem Interview in einer
ffenheit, für die man schon fast danken muss, gesagt,
ass andere Aspekte wie Erfahrungen mit der Anwen-
ung von Arzneimitteln berücksichtigt werden sollen.
enau das sind die Vorschläge des VFA; das sind die
orschläge der Lobbygruppen im System. Daher hat es
ich gar nicht überrascht, dass hier vom Verband For-

chender Arzneimittelhersteller abgeschrieben wurde.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


as ist eine neue Qualität der Lobbypolitik. Die Vor-
chläge werden nicht übernommen, sondern abgeschrie-
en. Der Staatssekretär Bahr, dem man das wirklich
icht gönnt, musste vor der Presse und in der Öffentlich-
eit argumentieren, die Lobbygruppe habe beim Minis-
er abgeschrieben und habe ihm einen Formulierungs-
orschlag vorgelegt, den man zuvor beim Minister
bgeschrieben habe. Aber weshalb legt man dem Minis-





Dr. Karl Lauterbach


(A) )


)(B)

ter vor, was man bei ihm selber abgeschrieben hat? Kein
Schüler lügt so plump.


(Heiterkeit bei der SPD)


Das ist so ähnlich, wie wenn der Schüler sagt, der Lehrer
habe bei ihm abgeschrieben.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jens Spahn [CDU/CSU]: Sie beleidigen den eigenen Intellekt!)


Angesichts dessen muss man sich Sorgen um die Quali-
tät der Pressearbeit im Haus machen. Man muss tatsäch-
lich darüber nachdenken, ob die Pressestelle der
Aufgabe noch gewachsen ist oder eher zur Politikver-
drossenheit beiträgt. Wenigstens die Art und Weise, wie
der Bürger an der Nase herumgeführt wird, sollte eine
gewisse Qualität haben, wenn schon die Gesetze keine
haben; das ist die Wahrheit.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Heiterkeit bei der LINKEN – Jens Spahn [CDU/ CSU]: Der Professor verkündet die Wahrheit!)


Herr Spahn, die Wahrheit ist die folgende: Es sind die
Vorschläge, die der Verband Forschender Arzneimittel-
hersteller schon vor Jahren auch uns vorgetragen hat, als
wir in der Großen Koalition waren. Es sind die alten
Vorschläge. Es ist alter Wein in neuen Schläuchen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Erklären Sie uns doch mal Ihren Antrag!)


Es ist Klientelpolitik pur, ohne Ausnahme. Es ist für den
Verbraucher kein Gewinn, wenn er erfährt: Ich konnte
zwar den Nutzen des Medikaments nicht für Sie prüfen,
aber es ist immerhin eine seltene Krankheit. – Was hat
der Bürger davon?


(Heiterkeit bei der SPD)


Überlegen Sie sich: Mit welcher Begründung werden die
Kosten-Nutzen-Prüfung und die Nutzenprüfung ausge-
setzt, wenn die Krankheit selten ist? Wer definiert, was
eine Ausnahme ist? – Wir brauchen eine ehrliche und
transparente Kosten-Nutzen-Bewertung, ohne Ausnah-
men, ohne Wenn und Aber, von Wissenschaftlern vorge-
nommen, und nicht eine gesundheitspolitische Bewer-
tung von Minister Rösler oder seinen Mannen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Maria Anna Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich komme zum Bereich der privaten Krankenver-
sicherung. Hier muss man sagen, dass die Entbürokrati-
sierung und die Herstellung von Transparenz bei der
Lobbypolitik tatsächlich stattgefunden haben. Da wurde
das Ganze zusammengebracht. Es wird nicht von den
Lobbyisten abgeschrieben; der Lobbyist arbeitet im
Ministerium. Herr Weber von der privaten Assekuranz
ist im Haus auf Staatskosten eingestellt; daher muss
nicht abgeschrieben werden, und die Vorschläge sind
entsprechend. Das hören Sie ungern, aber es ist so. Das

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(C (D ind die Vorschläge der privaten Assekuranz, die Sie hier msetzen. Wir sehen Rosinenpickerei: Schon nach einem Jahr it einem besseren Verdienst kann der junge Gesunde as System und die gesetzliche Krankenversicherung erlassen. Das ist der Vorschlag der privaten Krankenersicherung, den Sie zum Gesetz machen. Die Versiherungspflichtgrenze wird herabgesetzt, sodass der echsel schneller vonstatten geht, und alle Zusatzversi herungen können nur noch durch die privaten Krankenersicherungen selbst angeboten werden. Der Wettbeerb wird eingeschränkt. Das ist Lobbypolitik pur. Das ind genau die Vorschläge der privaten Assekuranz. Daer muss man sich nicht wundern, wenn man als das geehen wird, was man ist: eine kleine Klientelpartei, die icht die Interessen der Bürger vertritt. (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ehrlich gesagt, ist das auch kein großer Wurf für die
DU/CSU, denn der CDU/CSU wird dies mittelfristig
ehr schaden als der FDP. Von der FDP wird eine Poli-

ik zugunsten der Privatversicherten erwartet, aber von
hnen nicht, meine sehr verehrten Damen und Herren.
ie treten als Volkspartei auf, vertreten aber die Interes-
en einer kleinen privilegierten Gruppe und wollen das
ls Politik fürs Volk verkaufen. Damit kommen Sie nicht
urch.


(Beifall bei der SPD)


Ich will dazu ein Beispiel bringen: Wenn
00 000 junge Menschen zusätzlich in das private Sys-
em wechseln, dann werden der gesetzlichen Kranken-
ersicherung pro Jahr 600 Millionen Euro fehlen. Mehr
ls eine halbe Milliarde Euro wird fehlen. Dieses feh-
ende Geld wird in Beitragssatzerhöhungen und in Zu-
atzbeiträgen münden, die Sie vornehm „einkommens-
nabhängige Zusatzprämie“ nennen. Dieses Geld wird
m System fehlen; das ist das Resultat der Klientelpoli-
ik. Die Klientelpolitik geht zulasten von 90 Prozent der
eschäftigten, von 90 Prozent der Versicherten.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


afür werden diese bürgerliche Koalition und die Regie-
ung die Quittung bekommen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705708100

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich dem

ollegen Daniel Bahr.


Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1705708200

Lieber Herr Kollege Lauterbach, Sie haben in Ihrer

ede kurz zu dem Vorwurf in der Frage Stellung bezo-
en, ob das Ministerium vom Verband Forschender Arz-
eimittelhersteller abgeschrieben habe oder nicht. Man
uss sich vielleicht die Zeit nehmen, die beiden Papiere





Daniel Bahr (Münster)



(A) )


)(B)

nebeneinander zu legen. Man wird dann sehr genau
sehen, dass der Vorwurf nicht zutrifft. Der Verband For-
schender Arzneimittelhersteller hat in der Tat einen For-
mulierungsvorschlag vorgelegt, und zwar für eine Ver-
ordnung, die im Bundesgesundheitsministerium noch
gar nicht erarbeitet wurde. Hier gibt es noch gar keinen
Entwurf, also konnten wir auch nirgendwo anders ab-
schreiben.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


In diesem Vorschlag wird aber auf die Formulierung
Bezug genommen, die schon im Gesetzentwurf vom
Juni stand. Hier haben die Journalisten in der Tat vergli-
chen. Sie dachten, der eine hätte vom anderen abge-
schrieben. Es ist vielleicht so, dass andere Journalisten
gern von einer Falschmeldung abschreiben.

Ich will Ihnen aber auch in der Sache begründen, wa-
rum das völliger Unsinn ist. Wir machen ein Arznei-
paket, dessen Ziel es ist, dass die Ausgaben sinken.
Glauben Sie ernsthaft, dass wir bei einem solchen Paket
mit diesem Ziel ein Interesse daran haben könnten, dass
nachher ein pharmafreundlicher Weg eingeschlagen
wird, auf dem den Pharmaunternehmen Gewinne er-
leichtert werden?


(Widerspruch bei der SPD)


Zweitens. Was haben wir konkret vorgesehen? Sie ha-
ben das kritisiert. Wir sehen vor, dass diese Verordnung
vom Bundesministerium für Gesundheit erarbeitet wird.
Das ist übrigens ein Verfahren, das auch in unseren
Nachbarländern üblich ist; denken Sie an Großbritannien
und Frankreich. Die SPD hat, als wir über die Kosten-
Nutzen-Bewertung und die Nutzenbewertung diskutiert
haben, was sehr lange gedauert hat – Sie werden sich da-
ran erinnern; denn Sie haben das kritisiert –, gesagt, dass
es besser sei, wenn das Bundesministerium für Gesund-
heit die Kriterien vorgebe, damit der Prozess schnell in
Gang komme. Weil genau das unser Interesse ist – wir
haben aus den Erfahrungen anderer Länder gelernt –, ha-
ben wir es für besser gehalten, dass das Bundesministe-
rium für Gesundheit diese Verordnung formuliert. Diese
wird in den nächsten Monaten erarbeitet. Sie können
dann vergleichen, wer von wem abgeschrieben hat. Sie
können die Verordnung danach beurteilen, ob sie gut ist
oder nicht.

Wir haben überhaupt kein Interesse daran, mit diesen
Maßnahmen die Arzneimittelausgaben steigen zu lassen
und etwas vermeintlich Pharmafreundliches zu tun. Wir
haben einen Herstellerrabatt in einer ungewöhnlichen
Höhe vorgesehen, was Sie sich damals nicht getraut ha-
ben. Wir sorgen dafür, dass das einseitige Preisdiktat der
Pharmaindustrie der Vergangenheit angehört und wir ei-
nen wirklichen Preiswettbewerb bekommen. Setzen Sie
also nicht solche unglaublichen Behauptungen in die
Welt, die den Tatsachen nicht entsprechen!

Danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705708300

Das Wort zur Reaktion hat Kollege Lauterbach.

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(C (D Mit der Kritik an den Journalisten wäre ich sehr vor ichtig. Ich glaube nicht, dass ein Journalist zwei Texte, ie nebeneinander liegen und deren Wortlaut er vergleihen kann, missversteht. So dumm ist kein Journalist. (Jens Spahn [CDU/CSU]: Aber Sie anscheinend!)

Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1705708400

Sie, Herr Bahr, führen aus, dass Sie Geld sparen wol-
en. Wir lesen aber nur von Ausnahmeregelungen. Es
ibt Ausnahmeregelungen für seltene Erkrankungen, de-
en Behandlung sehr teuer sein kann. Ich nenne Ihnen
in Beispiel. Die rheumatischen Erkrankungen sind rela-
iv seltene Erkrankungen. Lupus ist zum Beispiel eine
eltene Erkrankung. Das Medikament zur Behandlung
ieser Krankheit kostet aber fast 100 000 Euro pro Jahr.
ie Vorschläge der Pharmaindustrie gehen in diese
ichtung. Sie können doch den Vorwurf nicht ausräu-
en, dass die Vorschläge der Pharmaindustrie, die sich

n Ihrem Gesetzentwurf wiederfinden, letztendlich das
parpaket belasten werden.

Ich habe vorhin Herrn Singhammer zitiert. Herr
inghammer selbst sagt, dass die Anwendungserfahrun-
en mit dem Medikament berücksichtigt werden sollen.
as ist genau das, was die Pharmaindustrie wünscht. Es

oll nicht streng geprüft werden, ob ein Medikament
irkt, sondern festgestellt werden, welche Erfahrung der
rzt mit der Anwendung hat. Darauf läuft Ihr Vorschlag
inaus.

Daher sage ich voraus – ich würde mich freuen, wenn
s anders käme –, dass das keine Einsparungen bringen
ird. Sie können nicht davon ausgehen, dass Sie Einspa-

ungen erzielen, wenn Sie die Wünsche der Pharma-
ndustrie zum Gesetz machen.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Was machen Sie denn für die Importeure? Ihre Anträge für die Importeure sind Lobbypolitik pur! Es ist ein Skandal, was Sie da vorlegen! Für das Saarland ein Sondergesetz!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705708500

Das Wort hat nun Kollege Johannes Singhammer für

ie CDU/CSU-Fraktion.


Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1705708600

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Wir in der christlich-liberalen Koalition haben die
ersorgung von 70 Millionen gesetzlich Krankenversi-
herten und fast 10 Millionen privat Versicherten wieder
uf eine sichere, feste und nachhaltige finanzielle
rundlage gestellt.


(Lachen bei der SPD – Mechthild Rawert [SPD]: Das ist ein Wunschtraum!)


ir haben mit den massivsten Einsparungen bei den
usgaben für Arzneimittel seit Bestehen der Bundes-

epublik Deutschland erstmals einen Gesamtsparbetrag
on 2 Milliarden Euro erzielt. Gleichzeitig haben wir si-
hergestellt, dass die Patientinnen und Patienten in





Johannes Singhammer


(A) )


)(B)

Deutschland mit den besten und nicht mit den zweitbes-
ten Arzneimitteln und Therapien versorgt werden.

Vor vier Monaten – vielleicht erinnert sich der eine
oder andere daran – gab es eine große öffentliche Dis-
kussion über ein abgrundtiefes Finanzloch in der gesetz-
lichen Krankenversicherung. Man sprach von einem
Schlund geradezu apokalyptischen Ausmaßes, der die
gesetzliche Krankenversicherung zu verschlingen
drohte. Heute wissen wir, dass die gesetzliche Kranken-
versicherung auf einem sicheren Fundament steht und
die Einnahmen und Ausgaben im Gleichgewicht sind.
Wir haben das mit einer gerechten, durchdachten und zu-
kunftsweisenden Neuausrichtung des Gesundheitswe-
sens, mit effizienten Sparmaßnahmen, aber auch mit
einer ausgewogenen Beteiligung aller Partner an den
Kosten erreicht.

Mit dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz wird
allein jedes versicherte Mitglied in der gesetzlichen
Krankenversicherung im kommenden Jahr, 2011, um
40 Euro entlastet. Dazu kommt eine Reihe weiterer
Sparmaßnahmen, deren Wirkungen in diesem Betrag
noch gar nicht eingerechnet sind, zum Beispiel 300 Mil-
lionen Euro durch günstigere Impfstoffe, 400 Millionen
Euro durch günstigere Bedingungen im Pharmagroß-
handel. Zu nennen sind auch andere Bereiche, etwa
300 Millionen Euro durch geringere Verwaltungskosten
bei den Krankenkassen. Das heißt, es ist nicht nur über
Sparen geredet worden, sondern nachprüfbar kommen
bei jedem versicherten Mitglied in der gesetzlichen
Krankenversicherung die Einsparungen im kommenden
Jahr an.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Aber wir bleiben nicht beim Sparen stehen. Wir wol-
len, dass diese Diskussion einmal im Jahr über eine Welle
von Steigerungen und Preiserhöhungen nicht mehr in die-
ser Regelmäßigkeit stattfindet. Deshalb muss künftig der
zusätzliche Nutzen von neuen Medikamenten nachge-
wiesen werden. Deshalb verändern wir die Grundstruk-
tur, sodass für neue Arzneimittel nur dann ein höherer
Preis gezahlt werden kann, wenn auch ein tatsächlicher,
nachgewiesener zusätzlicher Nutzen für den Patienten
besteht. Ein gleicher Nutzen im Medikamentenbereich
reicht nicht, sondern das Medikament muss besser wir-
ken, schneller wirken, hilfreicher sein.

Früher – das darf ich hier auch einmal sagen – galt
Deutschland als die Apotheke für die Welt. Wir wollen,
dass zu Medikamenten, vor allem den neuesten, den in-
novativsten, den besten, auch denjenigen, die am teuers-
ten zu entwickeln sind, Forschung und Produktion wie-
der vermehrt in Deutschland stattfinden. Wer das nicht
will, wer etwas dagegen hat, soll sich hier melden. Wir
wollen, dass die Arbeitsplätze in Deutschland bleiben
und teure Medikamente nicht importiert werden müssen.

Im Mittelpunkt der Neuregelung des Arzneimittel-
markts steht deshalb eine faire, verlässliche und wettbe-
werbliche Verhandlungslösung über Arzneimittelpreise.
Die Abläufe zur Nutzenbewertung müssen transparent
sein. Deshalb haben wir uns in der Koalition darauf ver-
ständigt, eine Verordnungsermächtigung für das Bun-

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(C (D esministerium vorzusehen. Die Grundsätze des Bewerungsverfahrens sollen darin geregelt werden; sie sind es och nicht, aber sie werden es. Auf der Grundlage von ransparenz werden Fristen, Übergangsregelungen, al es, was man in diesem Zusammenhang braucht, darin eregelt. Jetzt komme ich zu Ihnen, Herr Kollege Lauterbach. ider besseres Wissen haben Sie hier wiederum den indruck zu erwecken versucht, als sei das ein besondees Einknicken vor der Pharmalobby. (Elke Ferner [SPD]: Er wusste, was er tat! – Gegenruf der Abg. Ulrike Flach [FDP]: Das bezweifle ich!)


err Kollege Lauterbach, glauben Sie wirklich, dass
ine Koalition, die wie keine andere Zwangsrabatte,
reismoratorien erlassen hat – keineswegs zum allge-
einen Beifall dieser Industriebranche; keiner hätte das

n dieser Höhe erwartet –, weich wie eine Mittelmeer-
ualle auf die Pharmalobby reagiert? Doch bestimmt
icht! Wir tun nicht der Pharmalobby einen Gefallen,
ondern es sind die Patientinnen und Patienten, denen
ir einen Gefallen tun wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wie soll das Verfahren denn anders ablaufen? Auch
as muss man einmal feststellen: Die Alternative ist,
ass der Gemeinsame Bundesausschuss sich eine Ver-
ahrensordnung gibt, die später durch das Ministerium
enehmigt wird. Das dauert. Das wird dadurch nicht bes-
er. Besser, schneller, berechenbarer ist eine Verordnung
urch das Ministerium. Wir wollen erreichen, dass eine
olche Verordnung zeitgleich mit dem Arzneimittel-
arktneuordnungsgesetz zum 1. Januar in Kraft tritt; da-

ei ist nichts Anstößiges.


(Beifall des Abg. Dr. Peter Röhlinger [FDP])


Darüber begrenzen wir aber auch die vorhergesagten
usgabensteigerungen in den anderen Bereichen im Ge-

undheitswesen. Lassen Sie mich jetzt ganz klar sagen:
nders als bei den Arzneimitteln, wo wirklich Ein-

chnitte und Einsparmaßnahmen verfügt werden, wo es
ückgänge gibt, wird den Ärzten und Krankenhäusern
ichts weggenommen.

Die Zuwächse können nicht so fortgesetzt werden,
ie es in den vergangenen Jahren war, aber es gibt keine
inschnitte, keine Nullrunden, keine Rückgänge. Das ist
uch richtig und notwendig; denn bei den Krankenhäu-
ern liegt der Personalkostenanteil beispielsweise bei
ber 60 Prozent. Wir wollen den Krankenschwestern,
ie die Patienten gut und aufopferungsvoll versorgen,
icht den Lohn kürzen.


(Maria Anna Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Doch genau das tun Sie!)


eshalb gibt es hier Zuwächse. Zu denen stehen wir
uch.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Maria Anna Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Hungerlöhne!)






Johannes Singhammer


(A) )


)(B)

Ein weiteres unserer Ziele ist eine gerechte Honorar-
verteilung bei den Ärzten. Dazu sind Summen von bis zu
1 Milliarde Euro vorgesehen. Wir werden – das sage ich
zu – auf gerechte Verteilung dieser Zuwächse achten, da-
mit nicht der Fall eintritt, dass einige Länder völlig leer
ausgehen.

Wir wollen auch einen Vertrauensschutz für Haus-
arztverträge. Wir haben erst vor zwei Jahren die heute
geltende Regelung zur hausarztzentrierten Versorgung
beschlossen. Damit haben wir den Vertragspartnern,
Krankenkassen und Hausärzten, Möglichkeiten eröff-
net, die noch nicht vollständig ausgeschöpft sind. Ver-
trauensschutz heißt, der Gesetzgeber darf nicht eine ge-
rade eingeführte Neuregelung, die mit Freiheiten für die
Vertragspartner verbunden ist, wieder abschaffen, ohne
dass deren Effekte und Ergebnisse genau bewertbar sind.
Wir haben uns damals bei der Einführung der gesetzli-
chen Regelung zur hausarztzentrierten Versorgung vor-
genommen, drei Jahre abzuwarten, um den Hausarztver-
trägen die Möglichkeit zu geben, sich zu bewähren und
ihre Vorteile auszuspielen. Diese Zeit sollten wir auch
tatsächlich abwarten.

Wir verbessern auch die Einnahmeseite. Das heißt,
der Beitragssatz wird das Niveau erreichen, das er be-
reits am 1. Januar 2009 erreicht hatte. Die anteilig von
Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu zahlende Beitrags-
erhöhung um 0,3 Prozentpunkte entspricht also exakt der
Differenz zwischen dem heutigen Beitragssatz und dem
Beitragssatz, der vor der Wirtschaftskrise erhoben wurde.
Durch den Einsatz von Steuermilliarden haben wir da-
mals den Beitragssatz verringert.


(Zurufe von der SPD)


Dieser Einsatz von Steuermitteln kann aber nicht unbe-
grenzt fortgesetzt werden. Deshalb kehren wir wieder zu
dem ursprünglichen Beitragssatz zurück. Das ist auch
sinnvoll, weil wir damit einen dauerhaften Plafond bil-
den, mit dem alle planen können.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben in
den Gesetzen, die wir noch in diesem Jahr verabschieden
werden, auch neue Weichenstellungen vorgesehen,
durch die unser Gesundheitssystem dauerhaft gesichert
wird. Dazu zählt beispielsweise die Einführung eines
Zusatzbeitrages. Diesem Zusatzbeitrag kommt insbeson-
dere eine Wettbewerbsfunktion zu: Die festen Beitrags-
sätze, die in der Vergangenheit politisch festgelegt wur-
den, können jetzt nämlich durch Zusatzbeiträge von den
Krankenkassen individuell variiert werden; das heißt,
Kassen, die gut wirtschaften, werden keinen Zusatzbei-
trag erheben müssen, während Kassen, die weniger gut
wirtschaften, diesen erheben können. Sie müssen sich al-
lerdings angesichts der Wechselbereitschaft der Patien-
tinnen und Patienten gut überlegen, ob sie tatsächlich ei-
nen solchen Weg einschlagen wollen.

Zu den Neuerungen zählt auch die Einführung eines
Sozialausgleichs. Bei Versicherten mit geringen Ein-
kommen wird der Zusatzbeitrag durch eine Absenkung
des Arbeitnehmerbeitrags ausgeglichen.

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(C (D Wir wollen durch diese Neuregelungen möglichst weig zusätzlichen Bürokratismus erzeugen. Ich bin mir siher, dass wir das erreichen werden. Abgerundet wird die Einnahmeseite durch den Steurzahler: Die Solidargemeinschaft der Steuerzahler trägt 5,4 Milliarden Euro bei. Das ist ein beträchtlicher soliarischer Beitrag für die Säule der gesetzlichen Kranenversicherung. Dank dieses Dreiklangs aus Sparen, Verbesserung der innahmeseite und Solidarausgleich sind wir wieder auf inem sicheren Weg; wir müssen nicht mehr ständig angen, wie sich die Lage der gesetzlichen Krankenvericherung in Deutschland in den nächsten Monaten entickelt. Deshalb können wir – das ist die entscheidende, wichige Botschaft an die Versicherten und Patienten – Folendes feststellen: Unser Gesundheitswesen hat keine inanzielle Schräglage, sondern ein sicheres Fundament. ir ermöglichen den Menschen einen direkten Zugang u den Gesundheitsleistungen, und zwar auf einem Spitzeniveau, wie es nur wenige Länder in der Welt aufweisen. it dieser Politik erreichen wir auch eine Nachhaltigkeit. ir werden der Verantwortung für künftige Generatio en gerecht und hinterlassen keinen Schuldenberg. Danke schön. Das Wort hat nun Martina Bunge für die Fraktion Die inke. Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! ir merken es an der Debatte: Die Musik im Gesund eitssystem spielt nicht im Bundeshaushalt bzw. im Einelplan Gesundheit mit seinen rund 15,5 Milliarden Euro. ie Musik spielt mit rund 150 Milliarden Euro in der Bei ragsgestaltung für die Krankenkassen. Das sieht man eute hier deutlich. Die Klaviatur für diese Musik nutzen ie weidlich, Herr Minister. Sie nutzen Sie für Ihre Inteessen und für die Interessen Ihrer Klientel. Am liebsten ürden Sie das Parlament ganz außen vorlassen. Zu Beginn der Legislaturperiode wurde eine im Geeimen tagende Reformkommission ausgerufen. (Jens Spahn [CDU/CSU]: Wie man das Parlament auslässt, wissen Sie ja!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705708700

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705708800

(Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


o ist eigentlich Ihre Reformkommission? Komischer-
eise war diese nach der Nordrhein-Westfalen-Wahl im
ai wie vom Erdboden verschluckt.


(Beifall bei der LINKEN – Jens Spahn [CDU/ CSU]: Nein, sie hat gute Ergebnisse gebracht!)


ch ja! Sie hatte ihre Verschleierungsrolle gespielt. Dann
ab es Diskussionspapiere, die Sie Ihnen nahestehenden
ressevertretern zugespielt haben, damit diese wohlwol-





Dr. Martina Bunge


(A) )


)(B)

lend berichten konnten, und zwar bevor ein im Parlament
Tätiger je kritisch darauf hätte gucken und sich dazu hätte
äußern können. Dann folgten Referentenentwürfe unter
Aussparung des Parlaments. Ich darf Sie erinnern: Das
Parlament ist der Gesetzgeber.


(Beifall bei der LINKEN – Ulrike Flach [FDP]: Ehrlich gesagt haben wir hier oft genug diskutiert!)


In dem Zeitplan, den wir gestern zugespielt bekom-
men haben, geben Sie uns gönnerhaft ganze acht Wo-
chen, um das gesamte Verfahren bis zum Herbst zu re-
geln.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Wir haben andere Gesetze in einer Woche gemacht! – Ulrike Flach [FDP]: Zugespielt haben wir Ihnen gar nichts!)


Diese Regierung übt sich in Demokratielosigkeit ohne-
gleichen,


(Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


und zwar aus Mutlosigkeit, sich dieser unsozialen Politik
auf demokratische Weise zu stellen und sich mit ihr aus-
einanderzusetzen.


(Ulrike Flach [FDP]: Damit haben Sie ja Erfahrung!)


Zutiefst unsozial ist das Machwerk, das Sie im Ge-
setzentwurf, den wir offensichtlich noch nicht kennen,
festschreiben.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Was denn jetzt? Zugespielt, oder nicht?)


Sie schreiben fest, alle künftigen Kostensteigerungen al-
lein die Versicherten tragen zu lassen. Mit 8,2 Prozent
schaffen Sie nicht den alten Beitrag, Kollege Singhammer;
denn man kann 2 Prozent dazurechnen. Das ist der
höchste Beitrag aller Zeiten. Durch die höheren Belastun-
gen haben die Versicherten weniger statt mehr Netto vom
Brutto.


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


Es handelt sich hier wirklich um Wahlbetrug. Denn
Sie haben gesagt: Eigentlich sollte es mehr Netto wer-
den. Außerdem konstruieren Sie eine Belastungsschief-
lage hin zu den kleinen Einkommen. Diese werden am
meisten geschröpft. Das alles ist zutiefst unsozial. Sie
aber setzen dem Ganzen noch einen drauf, indem Sie
den sogenannten Sozialausgleich nicht über den Bundes-
haushalt decken. Ewig haben Sie gepredigt, dass er aus
Steuermitteln gedeckt werden soll. Sie decken ihn aber
mit der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds. Ich
möchte Sie nur daran erinnern, dass Reserve im Volks-
mund bedeutet, etwas zurückzulegen, um für die Unbil-
den des Lebens gewappnet zu sein. Die Einführung der
Kopfpauschale durch die Hintertür ist aber in der Tat
eine Unbilde für die Zukunft der solidarischen Versiche-
rung.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Das berechtigt Sie noch lange nicht, die Liquiditätsreerve zu plündern. Sie suchen sich diesen Weg bloß, weil ie Ihre Wünsche beim Finanzminister nicht durchbeommen. (Ulrike Flach [FDP]: Der muss aber ganz schön bluten, der Finanzminister!)


Mit der verdeckten Kopfpauschale bauen Sie eine
eitbombe. Im Jahr 2011 wird es noch nicht so schlimm
erden; denn da haben Sie erst einmal die Beiträge er-
öht. Sie bauen aber eine Zeitbombe, die in den nächsten
ahren richtig explodieren wird. Allerdings sagen Sie
en Menschen nicht die Wahrheit. Sie wollen Ihr Gesicht
ls Koalitionäre wahren. Sie haben nicht den Mut, es of-
en zu sagen. Sie gehen durch die Hintertür.

Die Arbeitgeber werden mit fadenscheinigen Argu-
enten von den Belastungen ausgespart. Ihre Begrün-

ungen für die Reformideen beruhen alle auf halbwahren
nd ungeprüften Aussagen. Sie behaupten, die steigenden
eiträge für die Arbeitgeber kosten Arbeitsplätze. Sie
erschweigen aber, dass die sinkende Kaufkraft im Land,
ie durch die einseitige Belastung der Versicherten verur-
acht wird, erst recht Arbeitsplätze kostet. Das ist unse-
iös.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie behaupten, dass die Beiträge wegen des medizini-
chen Fortschritts und der Alterung der Gesellschaft stei-
en. Sie verschweigen aber, dass die Beiträge vor allem
egen der seit Jahren sinkenden Arbeitseinkommen und
er Ausweitung des Niedriglohnsektors steigen. Höhere
öhne und Mindestlöhne oder die Einbeziehung aller
inkommen durch eine solidarische Versicherung müss-

en Ihre Forderung sein. Unsere Vorschläge für eine soli-
arische Bürgerinnen-und-Bürger-Versicherung liegen
or. Da könnten Sie einmal hineingucken.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Es gibt doch gar keinen Gesetzentwurf!)


Sie verschweigen, dass man durch eine richtig gute
esundheitsförderung den durch die älter werdende Be-
ölkerung verursachten Kostensteigerungen entgegen-
irken kann. Dadurch wird quasi gratis eine bessere Le-
ensqualität geschaffen. Dazu finden sich weder Ansätze
m vorliegenden Bundeshaushalt noch Aussagen in Ih-
em Reformmachwerk. Diese Regierung hat keine Idee,
ein Konzept, das wirklich zukunftsfähig ist. Das Herz
on Schwarz-Gelb schlägt eindeutig für die Privatversi-
herungen und die Privatversicherten. Das wird mit uns
icht zu machen sein.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der FDP: Beruhigend!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705708900

Das Wort hat nun Birgitt Bender für die Fraktion

ündnis 90/Die Grünen.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705709000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren!





Birgitt Bender


(A) )


)(B)

Die neue Regierung ist angetreten, damit im deut-
schen Gesundheitssystem endlich etwas passiert
und es endlich sozial gerecht wird. Das werden wir
auch einhalten.

Dieses Zitat stammt von Ihnen, Herr Minister. Ver-
sprochen haben Sie, Politik für 80 Millionen Versicherte
zu machen und die gesetzliche Krankenversicherung zu
stärken. Sie wollten das Krankenversicherungssystem
gerechter machen. Mehr Steuern ins System sollte das
Mittel dazu sein. Schließlich haben Sie uns angekündigt,
Sie wollten das Preismonopol der Pharmaindustrie bre-
chen.

Was ist geschehen? Ist das System gerechter gewor-
den? Nein, Sie frieren den Arbeitgeberbeitrag ein. Hätte
man das bereits im Jahr 2007 gemacht, dann würde der
Zusatzbeitrag für die Versicherten heute bereits bei
33 Euro im Monat oder 400 Euro im Jahr liegen. Daran
kann man sehen, welche Kostensteigerung auf die Versi-
cherten zukommt. Das ist eben nicht sozial gerecht, son-
dern das Gegenteil.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie führen die Zusatzbeiträge ein und haben einen So-
zialausgleich versprochen. Aber bereits bei einem Ein-
kommen von 1 000 Euro erhält derjenige, der 20 Euro
Zusatzbeitrag zu zahlen hat, keinen Sozialausgleich.
Herr Minister, was soll denn daran gerecht sein? Mehr
Netto vom Brutto gibt es bei der FDP nur für die Hote-
liers. Für die gesetzlich Versicherten heißt es immer:
draufzahlen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Jäger 90! – Zuruf von der FDP: Sie kennen das Gesetz nicht!)


Es gab auch das Versprechen, mehr Steuern ins Sys-
tem zu bringen. Mehr Steuern im nächsten Jahr für den
Gesundheitsfonds? Dass ich nicht lache. Zwar steigt
der reguläre Bundeszuschuss. Aber da der einmalige Zu-
schuss aus dem Jahre 2010 im kommenden Jahr nicht
mehr 3,9 Milliarden Euro, sondern nur noch 2 Milliar-
den beträgt, gibt es netto – so viel können Sie auch rech-
nen, Frau Flach – 400 Millionen Euro weniger an Steu-
ern in den Gesundheitsfonds. Das ist nicht mehr, sondern
weniger.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist doch krisenbedingt!)


Dementsprechend wird der mickrige Sozialausgleich
auch nicht aus Steuermitteln bezahlt, sondern direkt aus
der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds. Das heißt
nichts anderes als: aus den Beiträgen der Versicherten.
Das widerspricht Ihrem Versprechen und ist in gar keiner
Weise gerecht.

Der Sozialausgleich sollte im Übrigen auch automati-
siert sein. Wie sieht es aus? Nein, die Arbeitgeber müs-
sen rechnen und ihn durchführen. Schließlich ist dazu
aus Ihrer Sicht auch noch notwendig, dass das Ministe-
rium den durchschnittlichen Zusatzbeitrag par ordre du

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(C (D ufti festlegt. Auch damit schaffen Sie mehr Bürokratie, ehr Zentralismus. Ich erinnere mich an die letzte Legislaturperiode, als hr heutiger Staatssekretär, der damalige gesundheitspoitische Sprecher der FDP, Kollege Daniel Bahr, (Maria Anna Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Der muss mal zuhören!)


ie Ministerin Ulla Schmidt immer mit dem Vorwurf der
taatsfixierung und der Staatsmedizin attackiert hat.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Da hatte er völlig recht!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1705709100
Staatsmedi-
in kann der gelbe Minister besser.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Weiter zum Thema Gerechtigkeit. Ihr politisches
ponsorship für die private Krankenversicherung ver-

rägt sich nicht mit dem Grundsatz der Gerechtigkeit. Es
äre gerecht, wenn man die PKV am Finanzausgleich
eteiligen und das Zusammenwachsen der Systeme or-
anisieren würde. Stattdessen gibt es für die Besserver-
ienenden einen Freifahrtschein für die Flucht aus der
esetzlichen Krankenversicherung. Nach einem Jahr
ürfen sie die Versicherung wieder wechseln, und das
bwohl die Versicherungspflichtgrenze im nächsten Jahr
uch noch sinken wird. Das kostet die GKV 500 Millio-
en Euro.


(Ulrike Flach [FDP]: Also hat jeder eine andere Zahl! – Jens Spahn [CDU/CSU]: Die Grenze sinkt aber nicht! Ist das so schwer?)


m Übrigen wollen Sie der PKV das Monopol für die Zu-
atzversicherungen zuschanzen. Damit verliert die GKV
uch wieder Geld; sie rechnet mit 250 Millionen Euro
eniger. Schließlich kriegt die PKV die neue Preisregu-

ierung für Arzneimittel einfach geschenkt, ohne dass sie
twas dafür tut.


(Ulrike Flach [FDP]: Das stimmt doch überhaupt nicht!)


Jetzt sagen Sie mir bloß nicht, das sei eine Systeman-
leichung! Eine Systemangleichung ist notwendig, aber
ie fängt bei den Finanzen an. Die PKV muss dann auch
ranke aufnehmen und versorgen.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Das gibt es übrigens: Kranke in der PKV!)


Sie muss sich dann auch an der Finanzierung der
ualitätssicherung und der Selbsthilfe beteiligen. Sie
ann sich dann nicht nur die Rosinen herauspicken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Herr Minister, Sie haben ein weiteres Versprechen ge-
acht: Sie wollten das Preismonopol der Pharma-

ndustrie brechen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das tut er auch!)






Birgitt Bender


(A) )


)(B)

Wir stellen fest, dass nach Ihrem Gesetzentwurf im ers-
ten Jahr immer noch freie Preisbildung herrscht und die
Kassen erst einmal die Behandlung finanzieren müssen.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Dafür gibt es ja einen Zwangsrabatt!)


Das gibt der Pharmaindustrie Zeit, durch Festlegung des
Einstiegspreises und durch ein Jahr ordentlicher Marke-
tingmaßnahmen ihre Verhandlungsposition zu stärken.
Ob das zu niedrigeren Arzneimittelpreisen führt, ist
höchst fraglich.

Jetzt wollen Sie auch noch, wie wir schon gehört ha-
ben, per Verordnung aus dem Ministerium Vorgaben für
die Kosten-Nutzen-Bewertung machen. Ich habe jetzt
nicht vor, in eine Beweisaufnahme einzutreten, wer da
von wem abgeschrieben hat.


(Otto Fricke [FDP]: Doch! Das wollen Sie!)


Aber es ist einfach so: Man sieht Herrn Singhammer im
Fernsehen, wo er sagt, man müsse schließlich auch die
Standortinteressen der Pharmaindustrie berücksichtigen.
Herr Singhammer, da sage ich Ihnen: Wenn man die
Standortinteressen der Pharmaindustrie berücksichtigen
will, dann muss man für Rahmenbedingungen eintreten,
die tatsächlich zu echten Innovationen bei fairen Preisen
führen. Auch das ist nämlich im Standortinteresse der
Pharmaindustrie.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Genau das tun wir! – Ulrike Flach [FDP]: Da sind Sie doch bei uns!)


Man darf aber nicht in die fachliche Bewertung des Zu-
satznutzens hineinpfuschen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Minister, es ist schon interessant, dass Sie den
Krankenkassen wieder einmal nicht die Aufgabe der
Selbstverwaltung zutrauen, sondern auch hier zum Re-
gulierungsinstrument einer Verordnung greifen.


(Ulrike Flach [FDP]: Weil die so schnell wirkt, Frau Bender!)


Wir zählen zusammen: Unter einem FDP-Minister
gibt es einen staatlich festgelegten Beitragssatz,


(Ulrike Flach [FDP]: Aber den gab es doch schon zu Ihren Zeiten!)


einen staatlich festgelegten durchschnittlichen Zusatz-
beitrag und eine staatlich festgelegte Kosten-Nutzen-Be-
wertung. Das ist doch Staatsfixierung pur. Staatsfixie-
rung war aber immer der Vorwurf an Ulla Schmidt. Herr
Minister, da kann ich nur sagen: Ihre eigene Fraktion
müsste Ihnen eigentlich den Ulla-Schmidt-Verdienstor-
den in Gold verleihen. Das würde passen.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir haben dank Ihrer Politik mehr Zentralismus und
weniger Wettbewerb. Hinzu kommt aber – das unter-
scheidet Sie von Ulla Schmidt – diese gnadenlose Klien-
telpflege. Das, was mit der Subventionierung der Hote-
liers angefangen hat, setzen Sie mit der Klientelpflege

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(C (D ei der PKV, den Fachärzten und der Pharmaindustrie ort. (Jens Spahn [CDU/CSU]: Ich sage nur: Solarindustrie!)


ie gesetzlich Versicherten zahlen die Zeche; denn die
esetzliche Krankenversicherung wird teurer, unattrakti-
er und unsolidarischer.

Herr Minister, nun haben Sie angekündigt, dass es im
ahre 2015 noch einmal etwas Neues geben soll; hier ist
ie Rede von Steuermitteln in der GKV, die es dann doch
eben soll. Da kann ich nur sagen: Im Jahre 2015 wer-
en Sie vielleicht – das kann ich nicht beurteilen – ein
lücklicher Mensch sein, aber Bundesgesundheitsminis-
er werden Sie dann ganz bestimmt nicht mehr sein, und
as ist gut so.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Jens Spahn [CDU/CSU]: Sondern Biggi Bender?)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705709200

Das Wort hat nun Kollege Jens Spahn für die CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1705709300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Kollege Lauterbach, wenn das feines Handwerk
ar, was wir in der Großen Koalition gemeinsam auf
en Weg gebracht haben, dann frage ich mich, warum
ie fast alles von dem, was wir gemeinsam beschlossen
aben, zurückdrehen wollen: die Einführung der Ent-
oppelung der Arbeitskosten von den Gesundheitskos-
en, die Einführung der Zusatzbeiträge, die Aufgabe der
arität, die von Ulla Schmidt im Jahre 2009 zu Recht bei
er Diskussion über die Ausgrenzung von Krankengeld
nd Zahnersatz heftigst verteidigt wurde. Selbst die Be-
ahlung der Apotheker, auf die wir uns gemeinsam geei-
igt haben, wollen Sie zurückdrehen. Wenn das feines
andwerk war, dann sollten Sie nicht ständig versuchen,

lles das, was Ulla Schmidt richtigerweise gemacht hat,
ieder zurückdrehen zu wollen, nur weil Sie auf Wäh-

erstimmen hoffen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Sie auch, Herr Spahn!)


Mit Blick auf die grundsätzliche Debatte der Finanz-
eform: Es ist schon spannend, wie Sie sich in dieser De-
atte und überhaupt in den letzten Wochen mit Kritik
urückgehalten haben.


(Ulrike Flach [FDP]: Weil sie nichts zu sagen haben!)


as wird wahrscheinlich daran liegen, dass Sie nicht viel
efunden haben, was Sie an dem, was wir vorgelegt ha-
en, kritisieren könnten. Wir kommen mit dem, was wir
n den nächsten Wochen beraten werden und zum





Jens Spahn


(A) )


)(B)

1. Januar in Kraft setzen wollen, dem Ziel, das wir, wie
gesagt, in der Großen Koalition gemeinsam hatten, nä-
her, in einer älter werdenden Gesellschaft, die medizini-
sche Fortschritte will, die steigenden Gesundheitskosten
von den Arbeitskosten loszukoppeln. Diesem Ziel kom-
men wir näher und verbinden es mit einem Sozialaus-
gleich, der steuerfinanziert und damit gerechter ist als
das, was wir heute haben; denn breitere Schultern wer-
den mittragen: durch die Berücksichtigung von Kapi-
taleinkünften, Mieteinkünften und Einkünften über der
Versicherungspflichtgrenze. Außerdem funktioniert das
Ganze praktisch ohne größere Probleme, weil wir es
über EDV-basierte Lösungen relativ einfach regeln kön-
nen, und das ohne Antragstellung. Sie sind perplex, weil
wir einen guten Vorschlag auf den Tisch gelegt haben.
Sie beschäftigen sich nicht damit; denn Sie hätten nichts
zu kritisieren. Das macht diese Debatte deutlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie beschäftigen sich mit Nebenkriegsschauplätzen,


(Ulrike Flach [FDP]: So ist es!)


die immer wieder mit der Phrase „Klientelpolitik“ über-
schrieben werden. Das ist ein gern gemachter Vorwurf,
der von allen Beteiligten gerne aufgegriffen wird. Leider
ist das, was Sie bisher vorgetragen haben, nicht beson-
ders substanziell. Wir machen – dazu stehen wir, und der
Herr Minister hat es deutlich gemacht – Politik für
80 Millionen Versicherte. Wir machen nicht nur Politik
für 72 Millionen gesetzlich Krankenversicherte, wir ma-
chen auch nicht nur Politik für 8 Millionen Privatversi-
cherte, sondern wir nehmen beide Systeme in den Blick
und überlegen, was die Menschen brauchen, die in bei-
den Systemen versichert sind. Wir machen Politik für die
80 Millionen Menschen in unserem Land; denn alle ha-
ben einen Anspruch darauf, dass wir uns um Sie küm-
mern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir sagen es Ihnen immer wieder, aber Sie scheinen
es nicht verstehen zu wollen: In der privaten Kranken-
versicherung sind 5 Millionen Beamte und Pensionäre
und bis zu 2 Millionen Selbstständige, die nicht alle eine
dicke S-Klasse fahren oder in Villen leben, sondern es
sind auch der Dönerunternehmer aus Kreuzberg und
viele kleine Handwerker dabei, die keine großen Ein-
künfte haben.


(Ulrike Flach [FDP]: Und jede Menge Beamte!)


Es sind Pensionäre, kleine Beamte und Polizisten, die ei-
nen schweren Dienst tun. Sie als Sozialdemokraten soll-
ten sich schon die Frage stellen, ob es richtig ist, einem
Pensionär, der nicht mehr in der Lage ist, seine steigen-
den Privatversicherungsbeiträge zu bezahlen, zu sagen,
er hätte sich aus der Solidarität verabschiedet und freige-
kauft. Ist das sozialdemokratische Politik, wie Sie sie
verstehen?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D er in diesem Land Beamter oder Pensionär ist, kann jeenfalls nicht mehr SPD wählen, das ist heute wieder eutlich geworden. (Elke Ferner [SPD]: Da werden Sie sich noch wundern, Herr Spahn!)


Darüber hinaus werden wir die Regeln für die Arznei-
ittelpreisfindung, die wir im gesetzlichen System ha-

en, auf die privaten Kassen übertragen, und die privaten
ersicherungen werden sich natürlich an den Kosten be-

eiligen.


(Lachen der Abg. Elke Ferner [SPD])


m Übrigen wäre es spannend, zu beobachten, wie die
ebatte über diese Frage abläuft. Wenn wir es für die
rivatversicherten regeln, heißt es: Klientelpolitik. Hät-

en wir es nicht gemacht und die Pharmaindustrie an der
telle geschont, hieße es: Klientelpolitik.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


gal wie wir es machen, es ist immer Klientelpolitik.
as macht die Durchsichtigkeit Ihres Vorwurfs deutlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich komme zum Pharmasparpaket selbst. Wir
chnüren das härteste Sparpaket im Arzneimittelbereich
n der Geschichte der Bundesrepublik. Wir schaffen den
pagat: Wir halten den Zugang zu Innovationen aufrecht
das ist ein hohes Gut für die Menschen in diesem Land –
nd verhindern, dass es weiterhin Mondpreise in
eutschland gibt. Es wird an dieser Stelle eine faire
reisbildung geben. Frau Kollegin Bender, darin stimme

ch Ihnen zu: Natürlich dauert es eine Zeit, bis das Sys-
em implementiert ist. Aus genau diesem Grund haben
ir gesetzlich bis Ende 2013 einen Herstellerrabatt von
0 Prozent vorgesehen. Für einen so langen Zeitraum
nd in dieser Höhe gab es das noch nie in der Geschichte
er Bundesrepublik. Das in dieser Debatte mit zumin-
est einem Satz anerkannt zu haben, wäre auch etwas
ert gewesen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Eigentlich beißen Sie doch nur vor Wut in den Tisch,


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


nd zwar vor Wut darüber, dass es, nachdem Sie jahr-
ehntelang gesagt haben: „Im Arzneimittelbereich muss
ndlich etwas passieren“, ausgerechnet eine christlich-li-
erale Koalition ist, die diese Frage dauerhaft löst. Das
st es doch, was Sie ärgert, und nichts anderes, und das
ersuchen Sie hinter fadenscheinigen Vorwürfen zu ver-
tecken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zum Thema Rechtsverordnung für die Nutzenbe-
ertung. Bis jetzt ist es im Gesetz so geregelt, dass die
erfahrensordnung vom Bundesministerium für Gesund-
eit genehmigt werden muss. Sie steht also schon heute
nter der Fachaufsicht des Ministeriums. Faktisch ändert
ich nicht besonders viel.





Jens Spahn


(A) )


)(B)


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aufsicht und Selbermachen ist aber was anderes!)


Auch Frau Schmidt und Herr Staatssekretär Schröder
haben da früher ganz genau hingeschaut. Zum Zweiten
– auch darüber kann man übrigens eine Debatte führen –
sitzen im Gemeinsamen Bundesausschuss, der sie erar-
beiten soll, Krankenkassenvertreter, Ärztevertreter und
Krankenhausvertreter. Diese haben jeweils ihre ganz ei-
genen Interessen. Die Frage, wie der Nutzen eines Arz-
neimittels bewertet wird, ist eine Werteentscheidung,
auch eine Werteentscheidung der Gesellschaft, und diese
sollten wir uns als Politik zumindest im Grundsatz nicht
völlig aus der Hand nehmen lassen. Das wäre apolitisch.
Deswegen ist es richtig, das über eine Rechtsverordnung
zu regeln.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Trauen Sie der Selbstverwaltung nicht mehr?)


Im Übrigen geht es um die Rahmenbedingungen für
die wissenschaftliche Bewertung. Sie tun ja so, als wür-
den wir die Bewertung zukünftig politisch vornehmen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705709400

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen

Lauterbach?


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1705709500

Jederzeit.


Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1705709600

Herr Spahn, wenn es wirklich so wäre, dass das Werte-

entscheidungen sind, die die Politik zu bestimmen hat,
dann müsste das doch für alles andere auch gelten. Dann
müsste beispielsweise nicht der Gemeinsame Bundes-
ausschuss die Bewertung festlegen, in welcher Art und
Weise Ärzte bezahlt werden, sondern die Politik. Die
Honorarordnung müsste auch so beschlossen werden,
wenn wirklich alles gleichbehandelt werden soll. Seien
wir doch ehrlich miteinander: Sie wollen, dass die Arz-
neimittel für privat und gesetzlich Versicherte gleich
teuer sind, weil der Verband Forschender Arzneimittel-
hersteller das wünscht. Aber Sie wollen das Gleiche
nicht in Bezug auf die Behandlung durch die Ärzte.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Was? Völlig falsch dargestellt!)


Wenn Sie konsequent wären, dann würden Sie sagen:
Für Arzneimittel gelten die gleichen Preise, das gilt aber
auch für die ärztliche Versorgung. – Doch genau das
wollen Sie nicht. Die Zweiklassenmedizin soll bestehen
bleiben. Aus meiner Sicht wird das alles aus der Per-
spektive der Lobbygruppen vorgebracht. Sie werden die
Bürger nicht täuschen können. Das, was Sie wollen, ist
das, was der VFA und die PKV wünschen und nicht der
Bürger.


(Otto Fricke [FDP]: Ist das eine Frage, oder was? Das ist eine Kurzintervention!)


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(C (D Zum Ersten, lieber Herr Kollege Lauterbach, wird die rztliche Vergütung nicht im Gemeinsamen Bundesauschuss, sondern im Bewertungsausschuss geregelt. er Unterschied ist: Im Bewertungsausschuss regeln rzte als Betroffene und Krankenkassen als Kostenträer die Bezahlung zwischen den beiden. Bei der Bewerung von Arzneimitteln gibt es eine Drittwirkung auf ie betroffenen Patienten, was ganz andere gesellschaftiche Dimensionen beinhaltet; darauf komme ich gleich och zu sprechen. Insofern ist das etwas Grundverschieenes, und das wissen Sie auch, lieber Herr Kollege auterbach. Zum Zweiten. Das ist schon wieder dieser alberne lientelvorwurf. Das, was Sie hier vorhin erzählt haben so einfach muss man es sagen –, beleidigt Ihren eigeen Intellekt, Herr Professor. Es ist billig, diese Vorürfe so zu konstruieren, ohne nach links und rechts zu chauen, ohne darauf zu achten, was eigentlich Sache ist. (Beifall bei der CDU/CSU – Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Das war eine schöne Fortbildung!)

Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1705709700

(Heinz Lanfermann [FDP]: Grundkurs!)


Ich mache jetzt mit meiner Rede weiter. Insofern kön-
en Sie sich, wenn Sie mögen, gerne wieder setzen. An
hrem Eingangsstatement zur Arzneimittelbewertung hat
ich Folgendes sehr gestört – das passt zum Thema –:
ie haben gesagt, dass die Bürger eine sichere und preis-
erte Arzneimittelversorgung wünschen. Ohne Frage ist
as so. Aber, glauben Sie mir, die Menschen in diesem
and wollen auch Innovationen. Sie wollen am medizi-
ischen Fortschritt teilhaben können. Sie wollen, insbe-
ondere wenn es um neue Krebsmedikamente, um neue
edikamente gegen HIV, gegen Hepatitis und andere

rkrankungen wie Multiple Sklerose geht, an diesem
ortschritt teilhaben. Es ist doch ein Schlag ins Gesicht
er Menschen, wenn Sie sagen: Das darf bei der Bewer-
ung dessen, was wir bezahlen oder nicht, keine Rolle
pielen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dem Ganzen legen Sie dann noch einen drauf. Sie sa-
en, wir würden bei Orphan Drugs, bei Arzneimitteln
ür seltene Erkrankungen – laut Definition haben maxi-
al 5 von 10 000 Menschen solch eine Erkrankung –, zu

enen bei den Arzneimittelherstellern heute oft keine
orschung stattfindet, weil es bei einer so kleinen Pati-
ntengruppe nur schwer möglich ist, diese Forschung
etriebswirtschaftlich darzustellen, nichts tun. Es gibt
ine EU-Richtlinie, die genau diese Arzneimittel fördern
ill, weil man auch den Menschen, die ganz seltene Er-
rankungen haben, von denen es zum Teil nur zwei
andvoll in Deutschland gibt, eine Chance auf neue
rzneimittel geben möchte. Wir haben gesagt: Wenn die
U, übrigens die Europäische Arzneimittel-Agentur
das fällt nicht vom Himmel –, feststellt, ein Medika-
ent sei ein Orphan Drug, ein Arzneimittel für Men-

chen mit seltenen Erkrankungen, sollte es nicht die ein-
chlägigen Verfahren in Deutschland durchlaufen
üssen; denn die EU hat das bereits festgestellt. Wir





Jens Spahn


(A) )


)(B)

wollen diesen Menschen helfen. Wenn es sozialdemo-
kratische Politik sein soll, das nicht zu berücksichtigen,
dann sollten Sie noch einmal darüber nachdenken, Herr
Kollege Lauterbach, was Sie hier eigentlich erzählen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Das hat doch damit nichts zu tun! Es geht um Zulassungen!)


Das Ganze können wir im Übrigen auch in Bezug auf
die Zusatztarife der gesetzlichen Krankenversicherun-
gen deutlich machen. Dabei geht es um Chefarztarife,
um Einbettzimmer und Auslandsversicherungen. Wenn
Sie die Menschen auf der Straße fragen, ob sie glauben,
dass in die Grundversorgung der gesetzlichen Kranken-
versicherung, Sozialgesetzbuch V, eine Chefarztbehand-
lung gehört, dann, glaube ich, werden Sie etwas anderes
hören als das, was Sie und die Krankenkassenfunktio-
näre dauernd erzählen. Vielleicht sollten wir eine ehrli-
che Debatte auch darüber führen, wie sozialdemokrati-
sche Positionen in diesem Land mittlerweile aussehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Wie ist denn darauf die Antwort?)


Was passiert denn da? Mit diesen Tarifen versuchen
die Krankenkassen, die Gutverdiener zu locken und an
sich zu binden, weil man sich für drei Jahre an die Kran-
kenkasse binden muss. Diese Tarife werden, weil es von
der Aufsicht kaum nachvollziehbar ist, von den Kranken
und Schwachen in den gesetzlichen Krankenkassen
quersubventioniert, und Sie verteidigen das auch noch.
Stellen Sie sich einmal die Frage, was daran noch sozial-
demokratisch ist, die Quersubventionierung in gesetzli-
chen Krankenversicherungen zugunsten von Gutverdie-
nern zu verteidigen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Wir wollen immer das Beste!)


Insofern kann man hier feststellen, dass wir in der
christlich-liberalen Koalition soziale Verantwortung
nicht in Überschriften festmachen, sondern in konkretem
Handeln. Wir schaffen eine Finanzierungsgrundlage für
die gesetzliche Krankenversicherung – diese steht auf-
grund der demografischen Entwicklung und beim medi-
zinischen Fortschritt vor großen Herausforderungen –,
die dauerhaft hält und gerechter ist als das, was wir heute
haben, weil es im Ausgleich steuerfinanziert ist. Wir
schauen genau, was 80 Millionen Menschen in diesem
Land brauchen. Wir nehmen uns nicht eine Gruppe he-
raus, die uns vielleicht besonders nahesteht, sondern wir
schauen auf die Bedürfnisse der Versicherten in der ge-
setzlichen und in der privaten Krankenversicherung und
fragen: Was ist richtig, um sie vor Überforderung zu
schützen und ihnen gleichzeitig den Zugang zu Innova-
tionen möglich zu machen? Wir bringen das größte Arz-
neimittelsparpaket in der Geschichte der Bundesrepublik
Deutschland auf den Weg. Ein kleines Wort der Aner-
kennung wäre eine ganze Menge wert.

Abschließend kann ich Ihnen eines sagen: Wir akzep-
tieren konstruktive Kritik. Auch wir sind nicht unfehlbar
und natürlich der Kritik zugänglich. Wenn etwas falsch

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(C (D st, muss man das korrigieren. Das ist überhaupt keine rage. Aber differenzierungslose Kritik in platten Überchriften, die nur irgendwelche Mentalitäten bedient, ist nter Ihrem Niveau. Das sollten Sie sich in der Zukunft erkneifen. Das Wort hat nun Ewald Schurer für die SPD-Frak ion. Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! eine sehr geehrten Damen und Herren! Erst einmal ommt pflichtbewusst der Dank des Haushälters an das inisterium für die Bereitstellung der Berichterstatter nterlagen. Sie kamen zwar spät, aber sie kamen und aren zumindest zum Teil für die Vorbereitung hilfreich. ch füge hinzu: Dieser Haushalt 2011 steht unter dem orbehalt, dass die Gesundheitsreform, die Sie von chwarz und Gelb Mitte August dieses Jahres angekünigt haben, umgesetzt wird. Darunter leidet dieser Hausalt; denn wir können die monetären und politischen uswirkungen nur erahnen. Sie sind immer noch in dem großen Reich des Unbetimmten. Wenn ich mir anschaue, was der Kollege pahn hier gebracht hat, meine ich: Höflich gesagt, haen Sie zugespitzt. Unhöflich gesagt, waren Sie eine umbling Gun, also eine freischießende Bordkanone, ie nach Belieben in alle Richtungen zielt, um irgenden zu treffen. Wenn irgendwer in diesem Hause den alten Kurs der roßen Koalition verlässt, dann sind Sie es. Sie sind ein usgewiesener Protagonist für die Vorteile der PKV. erner sind Sie sehr FDP-affin. In der jetzigen Situation ürfen Sie das auch durchaus sein. Das schadet Ihnen icht. Für die CDU/CSU ist das aber kein Wertgewinn, eil Sie niemand sind, der die großen solidarischen erte der GKV jemals verstanden hat oder sie hochhält. (Zuruf von der FDP: Das entscheidet jetzt die SPD?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705709800

(Beifall bei der SPD)

Ewald Schurer (SPD):
Rede ID: ID1705709900

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich nenne ein aktuelles Beispiel dazu. Es gibt eine
mfrage des Wissenschaftlichen Instituts der Allgemei-
en Ortskrankenkassen, die in diesen Tagen veröffent-
icht worden ist. Lesen Sie darin doch einmal nach, was
ie Bürgerinnen und Bürger – auch die Beamten im öf-
entlichen Dienst und die Selbstständigen, die in der
KV versichert sind – sagen: Die großen Werte für die
ukunft, an die sie glauben, sind einkommensabhän-
ige Beitragssysteme die die Leistungen der Gesund-
eitswirtschaft ermöglichen. Hierzu gehören für sie auch
ie Elemente des Solidarprinzips. – Gegen all das ver-
toßen Sie.

Der Herr Minister hat mir heute gefallen. Er war ein-
al richtig frech, wie auf dem Gillamoos-Volksfest. In-

altlich hat er heute zwar nicht sehr viel gesagt, aber er





Ewald Schurer


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war wenigstens in der Offensive. Es gefällt mir, dass der
Minister einmal aus sich herausgeht. Ich bezweifle aber
sehr, dass Sie verstanden haben, was die Sozialdemokra-
tie in den vergangenen zehn Jahren im Gesundheitssys-
tem an Wertschöpfung politisch unterstützt hat.

Herr Singhammer hat vorhin immerhin bestätigt, dass
Deutschland in Bezug auf die Leistungserbringung
Weltspitze sei. Das ist kein Wunder nach zehn Jahren so-
zialdemokratischer Gesundheitspolitik, obwohl wir mit
Ihnen schwere Kompromisse aushandeln mussten.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP!)


Wo der Kollege Spahn ebenfalls fundamental irrt: Die
SPD wollte niemals eine im Kern an den Arbeitskosten
orientierte Gesundheitspolitik verlassen. Wir wollten
schon immer eine paritätische Finanzierung durch Ar-
beitnehmer- und Arbeitgeberbeiträge, die ergänzt wer-
den muss, um die finanziellen Prozesse entsprechend
darstellen zu können.

Herr Spahn, Sie haben mich nicht überzeugt. Hin-
sichtlich des Medikamentenzulassungsverfahrens muss
ich Ihnen als Haushälter ins Lehrbuch schreiben, dass
Sie das Zulassungsverfahren mit der Bewertung und der
Kosten-Nutzen-Analyse völlig durcheinandergebracht
haben. Noch nicht einmal fachlich hat das gestimmt. Ich
als Haushälter muss Ihnen sagen, dass Sie die Dinge ge-
waltig durcheinandergebracht haben. Die Rumbling Gun
der Union hat ganz schön geschossen. Fachlich war das
nicht wirklich gut.

Der Haushalt weist ein Volumen von 15,8 Milliarden
Euro auf. Wesentlich bestimmt wird dieser durch den
GKV-Zuschuss in Höhe von 15,3 Milliarden Euro:
13,3 Milliarden Euro als regulärer GKV-Zuschuss, wie
dies der Gesetzgeber unter sozialdemokratischer Füh-
rung beschlossen hat – dieser Teil ist aufwachsend –,
und einmalig 2 Milliarden Euro zur Stabilisierung der
GKV-Beiträge.

Trotz des erfreulichen wirtschaftlichen Wachstums
stellt sich natürlich für diesen und für den nächsten Bun-
deshaushalt die Frage, wie wir mit öffentlichen Zuschüs-
sen aus Steuermitteln umgehen, um das GKV-System
angesichts der steigenden Kosten zu stabilisieren.

Was Sie gegenüber der Pharmaindustrie vorhaben,
wäre ehrenhaft, wenn Sie sich nicht die Drehbücher von
der Pharmaindustrie schreiben lassen würden. Ob es Ih-
nen wirklich gelingt, eine Kostenregulierung, abgesehen
vielleicht von Rabattregelungen, hinzubekommen, das
werden wir in einem Jahr evaluieren. Ich bin da sehr
skeptisch, weil Ihre bisherige handwerkliche Arbeits-
weise so grobmotorig, so ungenau und so fachfremd aus-
sieht, dass man sich wirklich wundert und fragt, wer ver-
sucht, dieses Gesundheitsministerium zu führen.

Meine Damen und Herren, schauen wir uns einmal
den materiellen Teil dieses Haushalts an. Dieser Haus-
halt verfügt über einen materiellen Teil mit einem Volu-
men von knapp 500 Millionen Euro. Dabei fällt auf, dass
Sie bei den Dingen, die den materiellen Kern dieses
Haushalts ausmachen, auch nicht sehr gut aussehen.

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(C (D Sie kürzen unter anderen bei den Präventionskamagnen. Warum tun Sie das? Diese sind wichtig für die ewusstseinsbildung der Menschen. Sie kürzen zum eispiel die Mittel für den Aktionsplan „Gesundheitlihe Prävention durch ausreichende Bewegung und ausewogene Ernährung“ um 3,6 Millionen Euro. Das ist erdammt viel, auch wenn Sie das vielleicht nicht auf en ersten Blick verstehen wollen, Frau Flach. Sie küren die Mittel für Maßnahmen im Kampf gegen HIV/ ids trotz nach wie vor gefährlich hoher Infektionsraten. nd Sie kürzen erneut bei der so wichtigen Bekämpfung es Drogenund Suchtmittelmissbrauchs. Auch das ist ür die Menschen ein todernstes Thema, weil es hier um aßnahmen gegen Nikotinund Alkoholmissbrauch eht. Wenn man sich vor Augen hält, wie Sie die Mittel für iese präventiven Bereiche und den materiellen Kern des aushalts, ohne mit der Wimper zu zucken, einfach um in paar Millionen Euro kürzen, drängt sich der Verdacht uf: So wie Sie es hier machen, so machen Sie auch jeneits dieses Haushalts Gesundheitspolitik. Die Gesundeitspolitik ist für die Menschen im Lande allerdings on größter Bedeutung. Sie nehmen dem Haushalt ein tück weit sein programmatisches, sprich inhaltliches, esicht. as überzeugt mich in keiner Art und Weise, auch nicht ls Haushälter, als der ich ja versuchen muss, Gesundeitspolitik mit effizienten ökonomischen Lösungen zu erbinden. Meine Damen und Herren, man redet sich ja gelegentich – das kennt man aus dem Leben – in Situationen hiein. Man versucht auch einmal, sich zu verteidigen. (Jens Spahn [CDU/CSU]: Ja! Das erleben wir gerade!)


(Beifall der Abg. Mechthild Rawert [SPD])


as hat auch Daniel Bahr als Reaktion auf die zutreffen-
en Äußerungen des Kollegen Lauterbach getan. Er ist,
ie von der Wespe gestochen, sofort aufgestanden, um

u versuchen, die PKV-Vorwürfe materiell zu entkräften –
llerdings ohne Chance.


(Ulrike Flach [FDP]: Na ja! Die Wespe war eigentlich mehr auf Ihrer Seite!)


Im Handelsblatt von gestern – Herr Präsident, ich
ürde mit Ihrer Genehmigung gerne daraus zitieren –

teht:

„Ich bin der Minister für 80 Millionen Versicherte“,
sagte Gesundheitsminister Philipp Rösler am
Freitag im Interview mit der „Süddeutschen Zei-
tung“.


(Beifall des Abg. Jens Spahn Das Handelsblatt schreibt weiter – jetzt kommt das, as alle Medien in Deutschland, von Osnabrück bis ünchen und von Leipzig bis Köln, schreiben –: Doch in Wahrheit bittet er die Versicherten zur Kasse. Dagegen verschont der FDP-Politiker die Ewald Schurer )





(A) )

Ärzte, die private Krankenversicherung und die
Pharmabranche.


(Beifall bei der SPD)


Das ist die Aussage des Handelsblattes von gestern zu
Herrn Philipp Rösler, dem derzeitigen Gesundheitsmi-
nister in Deutschland. Das sind knallharte Aussagen.


(Rudolf Henke [CDU/CSU]: Sie sind trotzdem falsch! Verkehrt und falsch!)


Sie spiegeln das Bild in den Medien wider, und sie spie-
geln den Eindruck der Menschen wider.


(Otto Fricke [FDP]: Aber nicht die Wirklichkeit!)


Zum Schluss komme ich zum Wissenschaftlichen In-
stitut der AOK zurück.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Das ist doch bestimmt ein völlig unabhängiges Institut, oder?)


Es ist nach der Bewertung des Gesundheitssystems ge-
fragt worden. Darin heißt es: Es gibt eine große Zufrie-
denheit – gerade im letzten Jahr ist sie erneut gestiegen –
mit den Leistungserbringern im System, also mit Ärzten,
den Angehörigen der Pflegeberufe, denjenigen, die die
Menschen versorgen. Rapide angestiegen ist jedoch, ge-
rade im letzten Jahr, die Unzufriedenheit mit der Politik,
die desorientierend und nicht in der Lage ist, zu sagen,
wohin es künftig geht. Das ist im Augenblick unser gro-
ßes Problem.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: „Desorientierung“ ist bei Ihnen ein gutes Stichwort!)


Von diesem Problem ist der Haushalt 2011 überschattet.
Ich kann Ihnen nur gute Genesung und eine Rückbesin-
nung – gerade Sie, Herr Spahn, hätten sie notwendig –
auf die sozialdemokratischen Grundwerte wünschen, die
Sie in diesem Saal brüllend zurückgewiesen haben.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705710000

Das Wort hat nun Ulrike Flach für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1705710100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

Schurer, als Haushälter hat man ja sehr oft eine andere
Wahrnehmung. Aber das, was Sie uns gerade erzählt ha-
ben, ist schon erstaunlich.


(Ewald Schurer [SPD]: Das finde ich auch!)


Die „Wertschöpfung“ von mehr als zehn Jahren SPD-
Gesundheitspolitik besteht darin, dass wir im Augen-
blick ein Defizit von 11 Milliarden Euro zu verzeichnen
haben, das wir decken müssen. Das ist Ihre Wertschöp-
fung. Ich muss Sie wirklich fragen, wie Sie es überhaupt
schaffen, den Leuten so etwas zu erzählen. Glauben Sie,

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(C (D ie Leute lesen keine Zeitungen? Sie lesen sie deutlich esser als Sie. In den letzten Wochen mussten wir uns ständig den orwürfen derjenigen stellen, bei denen wir sparen. Das, as Sie eben zitiert haben – dass angeblich keiner spart –, tand offensichtlich jeden Tag in der Zeitung und führte u wilden Angriffen auf diese Koalition. Bei Frau Yzer om VFA brauche ich im Augenblick eigentlich nicht ehr aufzutauchen. (Ewald Schurer [SPD]: Nein! Das ist aber auch kein Wunder! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer will mit Ihnen schon sprechen, Frau Flach?)


enn Sie sich zum Beispiel anhören, wie sich der Haus-
rzteverband äußert, und wenn Sie sich vor Augen hal-
en, was Herr Lotter mit Herrn Hoppenthaller in Bayern
rlebt, muss ich Ihnen sagen: Ich weiß nicht, ob das alles
o ist, weil wir nicht sparen.

Wir haben zum ersten Mal den Versuch unternom-
en, durchgehend bei allen Leistungserbringern im
esundheitssystem zu sparen, und zwar nicht, weil es

ns Freude macht, sondern weil Sie als Hypothek ein
iesenloch hinterlassen haben und wir verhindern wol-

en, dass die Menschen höhere Beiträge zahlen müssen.
as ist doch der Punkt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ewald Schurer [SPD], zur CDU/CSU und FDP gewandt: Dafür seid ihr doch verantwortlich!)


Das ist nicht ungerecht, sondern das ist sachgerecht.
uch die Kassen müssen sich beteiligen, Stichwort: Ver-
altungskosten. Ich frage mich an dieser Stelle übrigens,
ann die Kassen, die uns jeden Tag durch die Medien

reiben, einmal über die Gehälter ihrer Vorstandsvorsit-
enden nachdenken.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Willi Zylajew [CDU/CSU]: Richtig!)


s wäre auch einmal hilfreich, wenn nicht nur der Bun-
esrechnungshof darüber nachdenken würde. Das alles
st übrigens zu Ihren Zeiten gelaufen.

Die Pharmaindustrie wird 2011 mit einer Zuwachs-
egrenzung von 3,5 Milliarden Euro zur Kasse gebeten,
nd 2012 ist sie mit 4 Milliarden Euro dabei. Das heißt:
o ist denn hier das Lobbytum, wenn zum ersten Mal in
eutschland viele Milliarden Euro – 4 Milliarden Euro

m Jahr 2012 und 3,5 Milliarden in 2011 – von Big
harma gefordert werden? Sie können doch nicht erzäh-

en, wir versuchen, die Leute hinter die Fichte zu führen.
ielmehr wird das dazu führen, dass die Menschen end-

ich preiswerte Medikamente haben.


(Jens Ackermann [FDP]: So ist es!)


Das betrifft übrigens auch die Ärzte, die Krankenhäu-
er, die Apotheken und den Großhandel. Ich kann Ihnen
ine lange Liste mit Institutionen vorlegen, die im Au-
enblick schwer daran zu knacken haben, dass der Ge-
undheitsfonds von Ihnen bewusst unterfinanziert war





Ulrike Flach


(A) )


)(B)

und wir seit dem letzten Herbst versuchen müssen, die-
ses Defizit zu decken.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lassen Sie mich auch noch einmal etwas zu den Kas-
sen sagen – ich finde das schon erstaunlich –: Wir sind
hier ja tätig, damit die Kassen auf einem einigermaßen
gesunden, soliden Fundament stehen können und die Pa-
tienten weiter eine ordentliche Versorgung haben. Das
ist unser Antrieb. Ich lese jeden Tag in der Zeitung – das
muss ich an dieser Stelle auch einmal sehr deutlich sagen –
von wechselnden Wasserständen in Bezug auf das, was
alles angeblich passieren würde, wenn wir unsere Geset-
zesvorhaben durchführen würden. Ich frage mich hier
erst einmal: Woher wissen die Herrschaften das? – Sie
haben das Gesetz wahrscheinlich genauso wenig gelesen
wie Sie, Frau Bender.


(Maria Anna Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist das Erste, was wir getan haben!)


Das scheint dann hier die Folge zu sein.

Denken Sie doch einmal alleine an den Vorwurf der
AOK, das würde zu millionenfachen Einschränkungen
in der GKV führen. Das wird von einer AOK Bayern ge-
sagt, die mit den Hausarztverträgen dafür gesorgt hat,
dass zusätzliche Belastungen auf die Krankenkassen zu-
kommen. Allein daran sehen Sie doch, wie unsolide sol-
che Vorwürfe sind und mit welcher ausgesprochen ge-
spaltenen Gesellschaft wir es hier zu tun haben.

Liebe Kollegen und Kolleginnen, der zweite Baustein
unseres Gesetzes neben den Sparanstrengungen ist na-
türlich immer im strukturellen Bereich zu finden. Ich bin
sehr froh, dass Herr Rösler das eben noch einmal auf den
Punkt gebracht hat. Wir machen die Beiträge ein Stück
konjunkturunabhängiger. Wir geben den Kassen über die
Zusatzbeiträge endlich wieder ein Stück ihrer Beitrags-
autonomie zurück, die ihnen von der SPD ja genommen
wurde, und wir führen endlich einen Sozialausgleich ein,
den Ulla Schmidt den Menschen draußen immer verwei-
gert hat. Darum geht es doch.

Wenn wir an dieser Stelle über das Aushandeln von
Preisen hochpreisiger Arzneimittel sprechen, was wir
mit unserem Gesetz ja einführen werden, dann denken
Sie doch einmal daran, dass Sie diesen Mut nie gehabt
haben. Ich bin hier völlig beim Kollegen Spahn. Sie,
Herr Lauterbach, haben sechs Wochen lang in der Fur-
che gelegen, weil Sie genau wussten, dass hier ein Ge-
setz auf den Weg gebracht wird, durch das die Menschen
preiswerte Medikamente erhalten, sie also Zugang zu
diesen Medikamenten bekommen.

Es wäre gerechter und vor allen Dingen sachgerechter
gewesen, wenn Sie sich in den Sommerferien an den
normalen, kompetenten Diskussionen beteiligt hätten.
Wir hören auch gerne einmal die Vorschläge der Opposi-
tion. Das, was Sie jetzt bringen, ist einfach nur ein Fi-
asko und sonst nichts – vielleicht noch ein bisschen Neid
auf ein gutes Gesetz.

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(C (D (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Keine Sorge!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1705710200

Das Wort hat nun Harald Weinberg für die Fraktion

ie Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Harald Weinberg (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705710300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Ich muss doch noch einmal darauf zurück-
ommen: Es geht mir hier und heute um einen Posten,
er nicht im Haushalt zu finden ist, für die Glaubwürdig-
eit von Politik aber das A und O ist, nämlich das Ver-
rauenskapital. Das hat diese Bundesregierung in der Ge-
undheitspolitik deutlich verspielt; denn Gesetze werden
ffenkundig nicht von den zuständigen Ministerien al-
eine geschrieben, sondern in wesentlichen Teilen von
obbyisten.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Jetzt fängt der auch noch an! Wie oft muss man es Ihnen erklären?)


Ich komme gleich noch einmal dazu. Sie brauchen es
ir nicht zu erklären; ich weiß es schon. – Es entsteht

er Eindruck, dass diese Koalition Politik macht, die
an mit Einfluss kaufen kann.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Oh!)


amit wird die Demokratie entwertet, und das ist ge-
ährlich für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.


(Beifall bei der LINKEN – Jens Spahn [CDU/ CSU]: Das erzählen uns die Kommunisten!)


Wir sprechen hier wieder über das Thema Pharma-
ndustrie. Die Bundesregierung lässt sich öffentlich da-
ür feiern, dass sie eine Nutzenbewertung für neue Arz-
eimittel eingeführt hat. Wir haben das in einer Rede
ich kann mich noch daran erinnern; Kathrin Vogler hat

ie Rede gehalten – ausdrücklich gelobt.

Sie wollen ja zwischendurch immer gerne Lob. Wir
aben das ausdrücklich gelobt. Zu diesem Lob gäbe es
uch allen Grund, würde die Regierung es ernst damit
einen. Dann nämlich müssten die Pharmakonzerne

rstmals den Nutzen ihrer Produkte nachweisen, bevor
ie sie zulasten der Beitragszahler abrechnen dürfen. Wir
ollen das. Wir wollen Transparenz statt Mauschelei.

Nun ist die Bundesregierung dabei ertappt worden,
ass sie einen Änderungsantrag von der Pharmalobby
bgeschrieben oder aber von den Augen der Pharma-
obby abgelesen hat, wie es Herr Bahr gerade gesagt hat.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN)


akt ist demnach: Diese Nutzenbewertung soll verwäs-
ert werden. Nicht mehr ein unabhängiges Institut, son-
ern das Bundesministerium soll künftig per Rechtsver-
rdnung festlegen können, wie geprüft wird. Bitte,
enken Sie einmal darüber nach: Lobbyarbeit besteht
icht nur darin, alles abzuwenden, sondern eventuell ei-
en großen Schaden abzuwenden und einen kleinen hin-





Harald Weinberg


(A) )


)(B)

zunehmen. Ich denke, das ist die Lobbyarbeit, die hier
dahintersteckt.

Die Pharmalobby hat noch eines draufgesetzt: Sie hat
bei der weltweit umsatzstärksten Anwaltskanzlei gleich
einen Vorschlag für diese Rechtsverordnung in Auftrag
gegeben.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Wen interessiert denn das?)


Da darf man doch wirklich gespannt sein, ob diese Bun-
desregierung auch diese Vorarbeit dankbar eins zu eins
übernehmen wird. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger
in diesem Land fragen sich: Wer macht hier eigentlich
die Gesetze? Das Parlament? Wer macht die Verordnun-
gen? Die Bundesregierung?

Der Eindruck ist auch durch die aktuellen Dementis
der Bundesregierung nicht vom Tisch, dass hier einiges
outgesourct und vom Verband Forschender Arzneimit-
telhersteller und von der Londoner Rechtsanwaltskanzlei
Clifford Chance übernommen wird. Ich bin sicher: Das
ist kein Einzelfall. Es ist nur so, dass es in diesem kon-
kreten Fall öffentlich geworden ist.

Aber nicht nur die Pharmaindustrie wird hofiert. Glei-
ches gilt auch für die privaten Krankenversicherungen.


(Otto Fricke [FDP]: Welcher Lobbyist hat Ihnen diese Rede geschrieben?)


An dieser Stelle muss ich allerdings eines sagen: Mit
Herrn Spahn verbindet mich selten etwas, aber in der
Frage der Zusatztarife sind wir sogar einer Meinung;


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Wow!)


denn ich bin schon der Auffassung, dass die Zusatztarife,
die Sie angesprochen haben, eigentlich das Kerngeschäft
der privaten Krankenversicherung darstellen. Aber ich
bin gleichzeitig der Meinung, dass die private Kranken-
versicherung eben keine Krankenvollversicherung an-
bieten soll. Da unterscheiden wir uns dann wieder deut-
lich.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich frage auch: Wer hat eigentlich die Wahltarife mit
eingeführt?

Die Große Koalition hat 2007 beschlossen, dass man
als Angestellter erst dann in eine private Krankenver-
sicherung wechseln kann, wenn man mindestens drei
Jahre und nicht nur ein Jahr lang ein entsprechendes Ein-
kommen hat. Dadurch blieben mehr Menschen mit gu-
tem Einkommen in der gesetzlichen Krankenversiche-
rung. Das hat die Beiträge stabilisiert.

Die Privatversicherer klagten seitdem über einen
„dramatischen Mitgliederschwund und den Wegfall be-
sonders lukrativer Versicherungsnehmer“, so der Chef
der Deutschen Krankenversicherung, Günter Dibbern.
Seine Klagen wurden erhört: Schwarz-Gelb will diese
Regelung nun rückgängig machen. Die private Kranken-
versicherung regt sich auf, die Bundesregierung springt.
Ein Schelm, wer dabei denkt, dass die Spenden der
Allianz-Versicherung von je 60 000 Euro im Jahr an

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(C (D SU, CDU und FDP hier die Entscheidungsfindung etas erleichtert hätten, oder? (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Lassen Sie mich an dieser Stelle noch etwas sagen,
eil Sie immer die Beamten ansprechen: Ich habe noch
einen Beamten getroffen, der unter vernünftigen Bedin-
ungen nicht viel lieber in der gesetzlichen Krankenver-
icherung als in der privaten Krankenversicherung wäre.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Jens Spahn [CDU/CSU]: Das hilft ihnen aber nicht!)


Ähnlich sieht es bei der dritten Klientelgruppe von
chwarz-Gelb aus, nämlich bei den Arbeitgebern. Zwar
erden Sie von der Koalition nun sagen, dass auch die
rbeitgeberbeiträge zur Krankenversicherung um
,3 Prozentpunkte angehoben worden sind. Jedoch wol-
en Sie diesen Beitragssatz von dann 7,3 Prozent für die
rbeitgeber für alle Zeiten festschreiben. Alle künftigen
ostensteigerungen werden alleine von den Versicherten
etragen. So merken auch die Arbeitgeber, dass ihre Par-
eispenden bei den Schwarzen und den Gelben gut ange-
egtes Geld sind.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Weil Ihnen keiner was spendet!)


Für die gesetzlich Versicherten hingegen wird es bit-
er. Ihnen werden die künftigen Kosten aufgebürdet, ins-
esondere durch die kleinen Kopfpauschalen, also die
euen Zusatzbeiträge.

Im nächsten Jahr werden die Einnahmen und Ausga-
en in der gesetzlichen Krankenversicherung durch die
eitragserhöhung aller Voraussicht nach ausgeglichen

ein. Das stimmt, Herr Rösler. Im Jahr darauf wird es
ermutlich Zusatzbeiträge in ähnlichem Umfang geben
ie bereits in diesem Jahr, nämlich 8 bis 10 Euro. 2013
erden die Zusatzbeiträge schon durchschnittlich über
0 Euro monatlich betragen, vorausgesetzt, die Ausga-
en- und Einnahmeentwicklung geht so weiter wie bis-
er. Wenn man dies hochrechnet, kommt man im Jahr
020 auf einen Betrag von über 100 Euro pro Monat und
ro gesetzlich Versicherten. Dann wäre – auch für die
ut verdiendenden gesetzlich Versicherten – die Belas-
ungsgrenze von 2 Prozent überschritten, und alle müss-
en einen Sozialausgleich erhalten. Das bedeutet, dass
ie Arbeitgeber weiterhin 7,3 Prozent zahlen, die Arbeit-
ehmer aber 7,3 Prozent plus 2 Prozent Zusatzbeiträge
lus 0,9 Prozent Sonderbeitrag, also insgesamt 10,2 Pro-
ent. Zuzahlungen und Gebühren sind noch nicht einge-
echnet. Eine paritätische Finanzierung sieht anders aus.


(Beifall bei der LINKEN)


Tückisch an dieser Finanzreform des Gesundheitswe-
ens sind also nicht die sofortigen Auswirkungen, son-
ern die Auswirkungen in einigen Jahren. Damit wird
eutlich, dass diese Bundesregierung nicht das Wohl der
0 Millionen gesetzlich Krankenversicherten, sondern
ie Erfüllung ihrer Klientelaufgaben im Blick hat. Das
st eine Politik der sozialen Ungerechtigkeit. Das kostet
ertrauenskapital. Das gefährdet unsere Demokratie.





Harald Weinberg


(A) )


)(B)

Wir fordern Sie auf: Kehren Sie um! Verlassen Sie die-
sen Irrweg!

Danke.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Jens Spahn [CDU/CSU]: Geht es auch eine Nummer kleiner?)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705710400

Nächster Redner ist der Kollege Alois Karl für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Alois Karl (CSU):
Rede ID: ID1705710500

Liebe Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen

und Herren des Bundestages! Kaum ist der Haushalt
2010 vor einem halben Jahr hier verabschiedet worden,
treffen wir uns schon wieder, um den Haushalt 2011 auf
den Weg zu bringen. Die Kassen sind nicht voll. Wir
müssen auch heute unter dem Diktat der knappen Kassen
regieren. Aber so ist das Wirtschaften und Haushalten.
Das erfordert die Kunst, mit knappen Ressourcen or-
dentlich umzugehen.

Unsere Haushaltsaufstellung steht bei Ihrem Haus-
halt, Herr Bundesgesundheitsminister, wie bei allen an-
deren unter dem großen übergeordneten Leitbild, dass
wir konsolidieren wollen. Das heißt, wir wollen die
Haushalte auch für die nächsten Generationen in Ord-
nung bringen. Konsolidierungspolitik ist nichts anderes
als gut verstandene Zukunftspolitik. Die Kollegen im
Haushaltsausschuss und ich werden in den nächsten Wo-
chen sehr darauf achten, dass wir die Maßgaben, auf die
wir uns in der Großen Koalition geeinigt haben – ich
glaube, Herr Kollege Schurer, es war eine der großen
Leistungen der Großen Koalition, ins Grundgesetz auf-
zunehmen, dass wir auf mittlere Sicht zu ausgeglichenen
Haushalten kommen müssen, und zwar mithilfe der
Schuldenbremse –, auch umsetzen. Wir haben das ge-
meinschaftlich beschlossen und müssen es jetzt ausfüh-
ren. Wir haben die Freude, das mit der FDP tun zu kön-
nen.

Was hatten wir vor nur zwölf Monaten für eine Situa-
tion? Die Auguren hatten nichts Gutes vorhergesagt. Die
Menschen haben um den Wert ihres angelegten Geldes
gefürchtet. Sie waren um die Stabilität ihres Geldes be-
sorgt. Die Menschen waren von Arbeitslosigkeit bedroht.

Heute haben wir im Durchschnitt 3,2 Millionen Ar-
beitslose. Im Herbst wird die Zahl der Arbeitslosen ei-
nen so niedrigen Stand wie seit 20 Jahren nicht mehr er-
reichen; sie wird auf unter 3 Millionen sinken. Die Zahl
der Arbeitsplätze hat einen historischen Höchststand er-
reicht. Die Zahl der Kurzarbeiter ist innerhalb eines Jah-
res um 75 Prozent gesunken. Jeder junge Mann und jede
junge Frau, die ausgebildet werden wollen, können einen
Ausbildungsplatz erhalten. Eine solche Situation hatten
wir schon viele Jahrzehnte nicht mehr. In dieser Situa-
tion einen Haushalt aufzustellen, ist für uns eine Freude
gegenüber dem, was wir vor einem Jahr erlebt haben.

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(C (D Ein Weiteres: Vor einem Jahr gab es Wahlen. Die Bürerinnen und Bürger haben die CDU/CSU und die FDP auch mit unseren Konzepten des Sparens – zu Regieungsparteien und Sie zur Opposition gemacht, (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das bereuen sie schon! – Mechthild Rawert [SPD]: Das ändert sich noch!)


ir werden uns an unsere Konzepte halten. Wir haben
ie Neuverschuldung von 86 Milliarden Euro, die Kol-
ege Steinbrück vor einem Jahr auf den Weg gebracht
at, für dieses Jahr auf 80 Milliarden Euro minimiert.
err Schäuble hat heute Vormittag gesagt, dass wir in
iesem Jahr eine Reduzierung der Neuverschuldung auf
5 Milliarden Euro erreichen werden und damit die Zahl
rreichen, die wir uns erst für 2011 vorgenommen hat-
en. Es ist eine starke Leistung, die Neuverschuldung in
inem einzigen Jahr um 20 Milliarden Euro zu senken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ies ist ein Anlass zur Freude. Daran sollten Sie sich be-
eiligen, statt sich auf Ihre miesepeterigen Ausführungen
u beschränken, wie es heute der Fall war. Die Lage ist
atsächlich besser als die Stimmung.

Um den Sozialstaat mit den hohen Ansprüchen im
esundheitswesen zu erhalten, müssen wir auch Verän-
erungen herbeiführen. Das ist in einem Land, das in
roßem Wohlstand lebt, nicht ganz einfach.

Wer in großem Wohlstand lebt, ist nicht geneigt, Ver-
nderungen auf sich zukommen zu lassen. Dennoch
üssen wir für Veränderungen sorgen. Der Weg, den Sie

ingeschlagen haben, Herr Bundesminister, ist in der Tat
ichtig. Wir freuen uns, dass wir ein dichtes Netz aus
iedergelassenen Ärzten sowie hervorragenden medizi-
ischen Fortschritt in unserem Land haben. Dass das in
ehn Jahren SPD-Regierung zustande gekommen sei,
err Schurer, ist vielleicht nicht ganz richtig.


(Ewald Schurer [SPD]: Die guten Dinge kommen von den Sozialdemokraten! Herr Singhammer weiß das!)


as liegt am Rande der Wahrheit. Aber es ist in der Tat
ichtig, dass wir in einem hervorragend entwickelten,
edizinisch hochstehenden Land leben. Das möchten
ir halten. Unser Haushalt trägt dazu bei.

Sehr geehrter Herr Minister, Sie haben gesagt, dass der
aushalt in hohem Maß durch den Gesundheitsfonds vor-
elastet ist, dass wir aber auch große Investitionen täti-
en. Das Robert-Koch-Institut zum Beispiel bekommt
ndlich ein Hochsicherheitslabor. Wir statten es mit mehr
ls 42 Millionen Euro aus, um die Forschung in unserem
and – Herr Lauterbach, Sie haben das moniert – auf ho-
em Niveau voranzubringen. Wir werden die Forschung
nd die Bildung in Ihrem Ministerium, Herr Rösler, wei-
erhin stark unterstützen. In den nächsten vier Jahren, bis
014, werden die Forschungsmittel um 33 Prozent an-
achsen. Ich freue mich auch darüber, dass wir die Stif-

ung für diejenigen, die sich ohne Eigenverschulden mit
IV infiziert haben, weil sie verunreinigte Blutpräparate

rhalten haben, mit 25 Millionen Euro ausstatten. Wir tun
lles – genauso wie Sie es gesagt haben, Frau Flach –, um





Alois Karl


(A) )


)(B)

den Aktionismus, den wir bei Ulla Schmidt kennenge-
lernt haben, zu unterbinden. Wir werden die Ausgaben für
die Aids-Bekämpfung in Osteuropa, insbesondere in der
Ukraine, um 80 Prozent minimieren, genauso wie die
Mittel für die Gesundheitsprävention. Wir werden für
entsprechende Ansätze im Haushalt sorgen.

Ich freue mich auf unsere Beratungen mit Ihnen, sehr
geehrter Herr Bundesgesundheitsminister, aber auch mit
Ihnen, liebe Frau Flach, und den anderen Kollegen in
den nächsten Wochen. Ich bin sicher, dass wir einen
Haushalt auf den Weg bringen, der effektiv ist, der sich
am Wohl und an der Gesundheit der Bevölkerung orien-
tiert und der sparsam ist.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705710600

Nächste Rednerin ist die Kollegin Bärbel Bas für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Bärbel Bas (SPD):
Rede ID: ID1705710700

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Spahn hat gerade
so schön gesagt, dass wir eigentlich vor Wut in den
Tisch beißen müssten. Das ist in der Tat so, aber nicht
wegen unserer Politik in der Vergangenheit. Das, was
Sie heute abgeliefert haben, ist schon abenteuerlich. Das
muss man Ihnen lassen.


(Beifall bei der SPD)


Sie stellen sich hier wirklich hin und sagen: Die Ver-
sicherten werden nicht belastet. – Diesen Satz muss man
sich auf der Zunge zergehen lassen. Es verwundert mich
aber, dass das die Versicherten nicht merken und Sie da-
für keinen Beifall bekommen. Ich kann Ihnen das gleich
erklären. Noch schlimmer ist, was Herr Singhammer ge-
sagt hat – das reimt sich fast –: Die Ersparnisse kommen
im nächsten Jahr bei den Versicherten an. – Auch das
halte ich für eine abenteuerliche Behauptung. Wie soll
das funktionieren? Der Bundeszuschuss beträgt schon
im nächsten Jahr 15,3 Milliarden Euro. Trotzdem wer-
den dem Gesundheitsfonds im Jahr 2011 vermutlich
11 Milliarden Euro fehlen. Sie behaupten, das mit Ein-
sparungen – diese gelten für alle – in Höhe von circa
3,5 Milliarden Euro auszugleichen. Wir bezweifeln, dass
Sie überhaupt diese 3,5 Milliarden Euro einsparen, wenn
wir sehen, welche Änderungsvorschläge zum vorliegen-
den Gesetzentwurf gemacht werden, um der Pharma-
industrie ein Stück entgegenzukommen.

Einen anderen Gesetzentwurf gibt es noch gar nicht.
Sie werfen Diskussions- und Referentenentwürfe in die
Medien. Über den Entwurf eines Gesetzes zur Finanzie-
rung der gesetzlichen Krankenkasse reden Sie zwar
viel. Aber darüber haben wir noch nichts gelesen. Des-
halb muss man sich leider mit Ihren Diskussionsbeiträ-
gen auseinandersetzen.


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(C (D (Heinz Lanfermann [FDP]: Nächste Woche! Der Kabinettsbeschluss erfolgt am 22. September, Frau Kollegin!)


Wir schauen einmal, ob das zeitlich so ambitioniert
unktioniert, wie Sie sich das vorstellen. Das sind nur
nkündigungen.

Geplant ist eine Beitragserhöhung um 0,6 Prozent-
unkte. Diese ist durchaus notwendig, um einen kleinen
eil des Lochs zu stopfen. Aber Sie haben im Bundes-
aushalt noch nicht kalkuliert, dass die steigenden Bei-
räge zur Krankenversicherung steuerlich absetzbar sind.

Ich habe im Juli einmal nachgefragt, was die Beitrags-
rhöhung angesichts der steuerlichen Entlastung der Bei-
ragszahler bedeutet. Ich weiß gar nicht, ob der Herr
inanzminister das schon berechnet hat. Das wird noch
inmal ein Loch in den Bundeshaushalt reißen. Deshalb
uss man sich die Zahlen genau angucken.

Es gibt auch ein Geschenk für die Arbeitgeber; denn
ie sagen: Wir beteiligen euch im Jahr 2011 noch an den
eitragserhöhungen, aber 2012 seid ihr nicht mehr da-
ei. Dann werden die zukünftigen Ausgabensteigerun-
en nur noch die Versicherten bezahlen. – Deshalb wun-
ert es mich nicht, dass die Versicherten Ihre Politik
icht verstehen und sagen: Bei uns kommen keine Er-
parnisse an.

Sie brüsten sich damit, dass Sie zusätzlich 2 Milliar-
en Euro an Steuergeldern in den Gesundheitsfonds ste-
ken. Schwierig ist nur, dass diese 2 Milliarden Euro für
ie so ziemlich alle Probleme auf einmal lösen sollen:
as Defizit soll ausgeglichen werden. Es soll eine
chwankungsreserve aufgebaut werden, und ein Sozial-
usgleich soll damit finanziert werden. – Apropos Sozial-
usgleich: Erst ab 2015 sollen zusätzliche Steuermittel
ür den Sozialausgleich in den Gesundheitsfonds fließen.

o bleiben Ihre vollmundigen Versprechungen von einer
erechten Finanzierung? Wo beteiligen Sie die Gutver-
ienenden an der solidarischen Finanzierung der gesetz-
ichen Krankenversicherung?


(Zuruf von der CDU/CSU: Steuerzahler!)


Nach meiner Auffassung müssen die gesetzlich Kran-
enversicherten im nächsten Jahr nicht nur eine unsoziale
opfpauschale finanzieren, sondern auch noch ihren ei-
enen Sozialausgleich. Das finde ich sehr merkwürdig.


(Beifall bei der SPD)


Es kommt noch schlimmer: 2011 soll die Beitragsbe-
essungsgrenze gesenkt werden. Dadurch kann ich

eine Mehreinnahmen für die gesetzliche Krankenversi-
herung erkennen. Im Gegenteil, dies schont die Bezieher
öherer Einkommen; die Bezieher kleiner und mittlerer
inkommen werden mehr bezahlen müssen. Das nenne ich
eder gerecht noch sozial. Wenn es nicht so ungerecht
äre, dann müsste ich mich bei Ihnen dafür bedanken; denn
h bin eine von den Gutverdienenden, die in der gesetzli-

hen Krankenversicherung an der Beitragsbemessungs-
renze liegen. Ich bekomme eine schöne Kompensation
ür die Beitragssteigerung, wenn die Beitragsbemes-
ungsgrenze gesenkt wird. Herzlichen Glückwunsch, das
inde ich sehr gut. Das nützt aber denjenigen, die gerin-





Bärbel Bas


(A) )


)(B)

gere Einkommen haben, überhaupt nichts. Damit haben
Sie wieder Klientelpolitik für die Gutverdienenden be-
trieben. Das ist nicht gerecht. Darüber sollten Sie nach-
denken.


(Beifall bei der SPD)


Hinzu kommen noch nicht bezifferte Bürokratiekos-
ten für Ihren sogenannten Sozialausgleich. Kassen und
Arbeitgeber müssen bei den Versicherten Informationen
sammeln und austauschen, die sie bisher nichts angingen
und die sie auch nicht haben wollen. Sie müssen den
Aufwand betreiben, weil Sie das so wollen und weil es
völlig unproblematisch sein soll, für jeden Einzelnen
Konten für Zusatzbeiträge einzurichten. Wenn das nichts
kostet, dann möchte ich wissen, durch welche haushalts-
politischen Einsparvorschläge Sie das ausgleichen wol-
len.

Auf die Versicherten kommen massive Zusatzbelas-
tungen zu; das verschweigen Sie hier. Die Zusatzbeiträge,
die Sie einfordern, werden noch durch das verschärft, was
Sie jetzt in der privaten Krankenversicherung beabsichti-
gen. Herr Spahn hat sich eben so schön für die kleinen Be-
amtinnen und Beamten in die Bresche geworfen. Ich sage
Ihnen voraus: Sie werden sehr wohl die SPD wählen, weil
sie nicht wollen, dass ein völlig abgewirtschaftetes Versi-
cherungsmodell subventioniert wird. Sie wollen endlich
Zugang zu einer gesetzlichen Krankenversicherung ha-
ben. Sie haben scheinbar vergessen, dass viele Beamte
gern in die gesetzliche Krankenversicherung möchten, es
im Moment aber nicht dürfen. Konsequenterweise sollten
Sie das Gesetz an dieser Stelle ändern, damit sich die Be-
amtinnen und Beamten in der gesetzlichen Krankenversi-
cherung versichern können; dann wären Sie auf der siche-
ren Seite.


(Beifall des Abg. Dr. Karl Lauterbach [SPD])


Die Beamtinnen und Beamten, für die Sie sich so in die
Bresche geschlagen haben, werden uns Sozialdemokra-
ten wählen, weil wir das mit der Bürgerversicherung än-
dern wollen.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Na, da warten wir mal ab!)


Sie setzen die Solidarität innerhalb der Krankenversi-
cherung leichtfertig und auch bewusst aufs Spiel, indem
Sie eine Klientelpolitik zur Stärkung der privaten
Krankenversicherung machen. Sie haben es selbst ge-
sagt: Sie setzen sich massiv für 10 Prozent der Bevölke-
rung ein, die privat versichert sind. – Dafür lassen Sie
90 Prozent der Bevölkerung zu Verlierern werden; das
ist keine Nebensächlichkeit. Das ist eine ungerechte und
keine nachhaltige Politik. Wir werden das zu verhindern
wissen. Letztlich ist das, was Sie ankündigen, Herr
Rösler, weder nachhaltig noch solidarisch, geschweige
denn gerecht.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705710800

Die Kollegin Stefanie Vogelsang ist nun die nächste

Rednerin für die CDU/CSU-Fraktion.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Stefanie Vogelsang (CDU):
Rede ID: ID1705710900

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren Kollegen! Ich möchte in den letzten Minuten, die
ir noch haben, nicht über das Arzneimittelmarktneu-
rdnungsgesetz oder über das GKV-Finanzierungsgesetz
prechen, sondern ich möchte versuchen, einen Bogen
om Einzelplan 15, vom Haushalt des Gesundheitsmi-
isteriums, zum Haushalt des Bundesministeriums für
orschung, dem vorherigen Tagesordnungspunkt, zu
chlagen. Schauen wir uns einmal an, in welchen Berei-
hen der Gesundheitsforschung Schwerpunkte gesetzt
nd Veränderungen vorgenommen worden sind. Ich
inde, dass Entwicklungen stattgefunden haben, die zwar
icht im Licht der Öffentlichkeit stehen, einen aber sehr
roh und optimistisch stimmen können.

Wir haben auf der einen Seite das Wirtschaftsminis-
erium, das stark auf Forschung setzt, um Unternehmen
u fördern. Auf der anderen Seite steht das Forschungs-
inisterium, vertreten durch Frau Ministerin Schavan.
rau Schavan hat hervorgehoben, dass die Forschungs-
örderung für den Bildungsstandort Deutschland eine
roße Bedeutung hat. Schließlich gibt es die Ressortfor-
chung des Bundesministeriums für Gesundheit. Ich
telle fest, dass es eine Übereinkunft zwischen den drei
inisterien gibt, zunehmend Titel gemeinsam zu bewirt-

chaften, zunehmend gemeinsam Ziele zu definieren und
unehmend gemeinsam Verantwortung für die Haus-
altsmittel zu übernehmen, um speziell für die Bundes-
epublik Deutschland definierte Ziele zu erreichen. Das
st, so finde ich, der richtige Weg. Das Ganze steckt noch
n den Kinderschuhen, und man könnte sich noch mehr
nstrengen. Aber bis 2014, dem Zeitpunkt, bis zu dem
ie mittelfristige Finanzplanung reicht, ist noch etwas
eit, diesen guten Ansatz zu verstärken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Kollege Schurer hat eben gesagt, es würden An-
ätze, zum Beispiel im Bereich der Präventionsausga-
en, reduziert. Wir sollten uns aber auf der anderen Seite
ie Ansätze für die Versorgungsforschung anschauen.
bsicht der Ministerien ist es, nach der Zielgenauigkeit
on Ausgaben für Präventionsmaßnahmen zu fragen.
as ist der richtige Weg.

Wir haben intensiv über die Organspende diskutiert.
ir müssen sinnvolle Maßnahmen ergreifen, um die Be-

eitschaft der Bevölkerung zu erhöhen, in stärkerem
aße Organe zu spenden. Dies wurde in der Vergangen-

eit durch Plakatwände und Schalten von ganzseitigen
nzeigen in Zeitungen zu erreichen versucht. Diese
aßnahmen waren gut gemeint – ich werfe das nieman-

em vor –, aber sie haben die Bereitschaft zur Organ-
pende nicht nennenswert erhöht. Deswegen müssen wir
ns jetzt darum kümmern, wie wir dieses Ziel in Zukunft
rreichen.

Die am meisten verbreiteten Krankheiten in Deutsch-
and sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein Viertel
ller Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung





Stefanie Vogelsang


(A) )


)(B)

entfällt auf die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkran-
kungen. Es ist nachhaltige Haushaltspolitik – schauen
wir uns doch die Entwicklung des Haushalts, des Sozial-
ausgleichs oder der Zuschüsse für die GKV in den
nächsten Jahren an –, wichtig und notwendig, dass wir
uns bei der Forschungsförderung im Bereich der Herz-
Kreislauf-Erkrankungen ein Ziel setzen. Herr Bundes-
minister, ich möchte Sie herzlich bitten, darüber nachzu-
denken, ob wir nicht das nationale Ziel formulieren
könnten, zunächst einmal die Rate der Reinfarkte zu sen-
ken. Unsere Anstrengungen im Bereich der Forschung,
der Vorsorge und der Präventionsmaßnahmen sollten
sich darauf konzentrieren, die Reinfarktquote in der
Bundesrepublik Deutschland um 50 Prozent zu senken.
Wir sollten einen Zeitraum von fünf Jahren anvisieren
und nach fünf Jahren überprüfen, was wir erreicht haben.
Das wäre nachhaltige Haushaltspolitik, nachhaltige Ge-
sundheitspolitik und im Interesse von uns allen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705711000

Zu diesem Einzelplan liegen keine weiteren Wortmel-

dungen mehr vor.

Damit kommen wir zu dem Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit, Einzelplan 16.

Als erstem Redner erteile ich das Wort dem Bundes-
minister Dr. Norbert Röttgen.


(Unruhe)


Jetzt dürfte die Aufmerksamkeit gesichert sein. Herr
Minister, Sie haben das Wort.

Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit:

Besten Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Ich habe an dieser Stelle bereits häufiger
gesagt: Diese Legislaturperiode ist eine Legislaturpe-
riode von energiepolitischen Grundsatzdebatten und
auch energiepolitischen Grundsatzentscheidungen. Das
ist gut und richtig so; denn die Energieversorgung ist
eine Lebensader moderner Gesellschaften. Energiever-
sorgung, Energiepolitik, das zählt zu den echten Anfor-
derungen an Zukunftssicherung und Zukunftsgestaltung.
Weil das so ist, brauchen wir ein langfristiges Konzept
für Zukunftssicherung und Zukunftsgestaltung. Ein sol-
ches haben wir in der Koalition beschlossen und vorge-
legt.

Ich möchte die Gelegenheit der Haushaltsdebatte nut-
zen, um zu dieser zentralen Frage von Zukunft und Zu-
kunftssicherung durch langfristige Energiepolitik Stel-
lung zu nehmen. Wenn man Energiepolitik als wichtigen
Bereich von Zukunftssicherung und Zukunftsgestaltung
versteht,


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann haben Sie eine schwere Niederlage erlitten! Das heißt, sich auch in der eigenen Fraktion durchzusetzen!)


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(C (D ann braucht man natürlich ein Zukunftsbild; sonst weiß an nicht, wie man die Zukunft bauen soll, wie die Ge ellschaft aussehen soll. Darum möchte ich das Bild, das ir von der Koalition mit diesem Energiekonzept erstreen, vorstellen. Wir wollen, dass unser Land, dass Deutschland eine er effizientesten und klimafreundlichsten Volkswirtchaften der Welt wird – und das bei Steigerung der ettbewerbsfähigkeit und Erhaltung eines hohen und reiten Wohlstands. Das wollen wir auch durch Energieolitik erreichen. Wir glauben, dass wir damit einen koneptionellen Wurf gemacht haben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Um das zu erreichen – Energieeffizienz, eine der effi-
ientesten und klimafreundlichsten Gesellschaften und
olkswirtschaften weltweit –, braucht man ein langfristi-
es Konzept;


(Zuruf von der LINKEN: Eine Revolution!)


enn Technologien entwickeln sich nur, wenn man einen
erlässlichen Rahmen setzt.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für die Atomwirtschaft! Für die Nuklearindustrie!)


ir werden nur dann erfolgreich sein, wenn wir auch-
ärkte in Deutschland entwickeln. Wir brauchen Tech-

ologieentwicklung und Marktentwicklung in Deutsch-
nd; ansonsten werden sich weder Technologien ent-
ickeln, noch werden Investitionen, die notwendig sind,

n unserem Land getätigt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie werden verhindert! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie wollen doch die Investitionen abwürgen, Herr Röttgen!)


it diesem langfristigen Konzept erfüllen wir einen An-
pruch, den sich meine beiden Amtsvorgänger noch
icht einmal gestellt haben, geschweige denn, dass sie so
twas erreicht haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Was macht dieses Energiekonzept aus?


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann ich Ihnen sagen! Das ist von Herrn Großmann diktiert, von RWE!)


ieses Energiekonzept ist deshalb glaubwürdig, weil es
rei Elemente hat: Es ist erstens langfristig, weil es einen
eithorizont bis 2050 beschreibt und konkrete Zeitetap-
en, in denen wir bestimmte Ziele erreichen wollen und
erden. Es ist zweitens handfest mit ganz konkreten
aßnahmen ausgefüllt.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist denn eigentlich Fuchs? Das ist doch Ihr Energiepolitiker!)






Bundesminister Dr. Norbert Röttgen


(A) )


)(B)

Es sind über 60 konkrete Maßnahmen, um die Ziele zu
erreichen. Nicht nur große Ziele, sondern auch die Maß-
nahmen, die dazu gehören, sind in diesem Konzept ent-
halten. Drittens ist dieses Konzept verlässlich langfristig
finanziert. Sie mögen Wolkenschiebereien und Träume-
reien machen; wir machen erstens ein langfristiges Kon-
zept, wir machen zweitens ein konkretes Konzept, wir
machen drittens ein seriös langfristig finanziertes Kon-
zept.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nur, soweit Herr Brüderle es zulässt!)


– Einen Moment könnten Sie vielleicht mal zuhören.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


Darum sage ich: Dieses Energiekonzept ist das an-
spruchsvollste, konsequenteste, umfassendste Energie-
und Umweltkonzept, was es in Deutschland je gegeben
hat, und es ist weltweit einmalig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist verfassungswidrig!)


– Herr Trittin, ich weiß gar nicht, warum Sie so herum-
schreien.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe hier einen schönen Nachmittag! Ich habe mich auf Sie gefreut!)


Beteiligen Sie sich doch an der Debatte! Vielleicht liegt
der Grund darin, Herr Trittin: Sie haben versucht, den
Ausstieg aus der Kernenergie zu machen; wir machen
den Einstieg


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


in erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Das ist
unser Ziel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie wollen ein Ausstiegskonzept machen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Das ist es! Sie machen den Wiedereinstieg!)


Wir machen ein energiepolitisches Einstiegskonzept in
erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Das ist der
Unterschied.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Aussteigen ist einfach. Einsteigen ist schon etwas an-
spruchsvoller.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glaubt Ihnen niemand!)


– Wir zeigen es Ihnen. Wir machen das auch, Frau Kol-
legin. Sie mögen davon reden, wir setzen ein entspre-
chendes Konzept um. Noch einmal: Wir machen etwas,
was Sie für sich noch nicht einmal in Anspruch genom-
men haben.

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(C (D Ich will konkret sagen, was wir in unserem Konzept eschlossen haben. Erstens. Wir haben uns konkrete Ziele gesetzt, die wir n Etappen fortschreiben, verbunden mit einem Überprüungsmechanismus: bei den Treibhausgasemissionen bis 020 eine Reduzierung um 40 Prozent bis hin zu einer eduzierung um 80 Prozent bis 2050. (Zuruf des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ei der Stromproduktion soll der Anteil erneuerbarer
nergien 2030 bei 50 Prozent liegen und 2050 bei 80 Pro-
ent.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das soll ambitioniert sein?)


ir haben langfristige Ziele. Ihr Erreichen werden wir in
tappen immer wieder überprüfen. Wir setzen uns Ziele,
berwachen aber auch deren Einhaltung. Darum ist es
laubwürdig, was wir machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zweitens: erneuerbare Energien. Unser Konzept sieht
ür alle Sektoren konkrete Instrumente vor. Ich nenne ein
eispiel zum Ausbau der erneuerbaren Energien: Die
ffshore-Windenergie, bei der man während der rot-

rünen Regierungszeit nicht vorangekommen ist, wer-
en wir voranbringen. Mit einem KfW-Sonderprogramm
n Höhe von 5 Milliarden Euro werden wir die ersten
ehn Windparks auf hoher See realisieren. Eine solche
apitalmobilisierung haben Sie nicht geschafft. Wir ma-

hen das, weil wir der Offshore-Windenergie zum Durch-
ruch verhelfen wollen, und wir werden dieses Ziel auch
rreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705711100

Herr Minister, darf ich Sie unterbrechen? Der Kollege

ell möchte gerne eine Zwischenfrage stellen.

Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister für Umwelt,
aturschutz und Reaktorsicherheit:
Ja, bitte.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705711200

Bitte sehr.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705711300

Herr Minister Röttgen, Sie haben gerade gesagt, dass

ie Bundesregierung den Ausbau der erneuerbaren Ener-
ien vorantreiben will. Ich frage Sie: Legt die Bundesre-
ierung die Daten zugrunde, die im Gutachten von
WI und Prognos dargestellt wurden, nämlich dass bei-

pielsweise der Ausbau der Fotovoltaik in den kommen-
en zehn Jahren auf nur noch ein Viertel des Ausbau-
tands von 2010 sinken wird und sich ab 2020 noch
eiter reduzieren wird, dass bei der Windkraft an Land
er Ausbau auf ein Drittel des derzeitigen Ausbaustands





Hans-Josef Fell


(A) )


)(B)

sinken wird? Das wird nach unserer Meinung zu hohen
Arbeitsplatzverlusten in den betroffenen Branchen und
zu Konkursen führen. Können Sie bestätigen, dass die
Bundesregierung in ihrem Energieszenario die gleichen
Zahlen zugrunde legen wird wie das Gutachten, das von
Ihnen als Grundlage für Ihre Maßnahmen in Auftrag ge-
geben wurde?

Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit:

Herr Kollege Fell, ich danke Ihnen für diese Frage,
weil mir das die Gelegenheit gibt, ein bei Ihnen und viel-
leicht auch bei anderen bestehendes grundlegendes
Missverständnis auszuräumen. Den Energieszenarien
sind bestimmte Annahmen zugrunde gelegt worden. Auf
der Basis dieser Annahmen sind dann Berechnungen an-
gestellt worden. Beim energiepolitischen Konzept der
Bundesregierung handelt es sich nicht um eine Berech-
nung, sondern um eine Bekundung dessen, was wir poli-
tisch erreichen wollen. Darauf abgestimmt werden dann
Maßnahmen und Finanzierung. Das ist etwas grundle-
gend anderes.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deshalb verlängern Sie die Laufzeiten! Toll!)


Darum sage ich Ihnen: Bei dem, was ich eben referiert
habe, habe ich die Ziele formuliert, die unsere Koalition
mit bestimmten Maßnahmen erreichen will und mit die-
sen Maßnahmen auch erreichen kann.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie haben sich bei Ihren Maßnahmen doch auf die Gutachten berufen!)


Ich will Ihnen ein Beispiel nennen, das auch Sie ange-
sprochen haben, nämlich die Fotovoltaik. Wir haben
hier ja eine Debatte über die Kürzung der Fotovoltaik-
vergütungen geführt. Ich habe gesagt, dass weder die
Photovoltaik noch andere im Erneuerbare-Energien-Ge-
setz genannte Energieformen zu einem Dauersubven-
tionsgegenstand werden dürfen, sondern es hierbei um
eine Hilfe zu deren Markteinführung geht. Wenn sich die
Marktposition dann erfolgreich entwickelt, muss der
Staat seine Förderung zurücknehmen. Es wurde hier kri-
tisiert, das werde zum Untergang führen. Ich nenne Ih-
nen die für 2010 prognostizierten Zahlen, nachdem wir
erst dieses Jahr die Kürzung beschlossen haben: Bis
2009 einschließlich wurde eine Kapazität von 9 800 Me-
gawatt Photovoltaikstrom in Deutschland aufgebaut. In
diesem Jahr wird die Kapazität in Deutschland noch ein-
mal um mehr als zwei Drittel gesteigert – allein in einem
Jahr! Auch nach der Kürzung der Förderung werden wir
weiterhin 4 000 bis 5 000 Megawatt Aufwuchs haben.
Das heißt, unsere marktorientierte Politik zur Förderung
erneuerbarer Energien ist erfolgreich. Wir werden sie
konsequent in der Form fortsetzen, wie wir es auch an
dieser Stelle gemacht haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kaputtgemacht! – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie machen das kaputt!)


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(C (D as ist marktwirtschaftliche Förderung, die Erfolge auch uf den Märkten zeigt. Wenn man erneuerbare Energien so fördert, wie wir as zum Beispiel bei der Windenergie tun, dann muss an sich auch einer Frage zuwenden, die in den letzten cht Jahren völlig vernachlässigt worden ist, nämlich em Netzausbau. Es nützt nichts, Offshore-Windeneriekapazitäten aufzubauen, wenn man keine Anbindung ür diesen Strom an Fernnetze schafft, die ihn in die estlichen und südlichen Bereiche unseres Landes transortieren können, wo die Nachfrage besteht. Darum machen wir den Netzausbau zu einem konreten Schwerpunkt unserer Politik der Förderung von rneuerbaren Energien. Die Verzögerung, die es beim etzausbau gegeben hat, ist eine der Achillesfersen bei er Förderung der erneuerbaren Energien. Daher handelt s sich hierbei um einen echten Kurswechsel in der Förerung erneuerbarer Energien, den wir gegenüber der ntätigkeitspolitik, die in der Vergangenheit geherrscht at, jetzt durchführen. Wir – nicht Sie – werden jetzt erstmalig eine Clusternbindung für Offshore-Windenergien schaffen. Wir erden eine Nord-Süd-Fernnetztrasse bauen, weil wir ie brauchen. Wir werden die Smart Grids, die intellienten Verteilnetze, errichten. Wir werden flächendekend intelligente Stromzähler einrichten. Das alles berifft Versäumnisse alter Zeiten, die wir mit diesem onzept jetzt abarbeiten. Gleiches gilt für die Energieeffizienz. Wir hatten bisang eine Steigerung der Energieeffizienz im Bereich on 1,7 bis 1,8 Prozent pro Jahr. Energieeffizienz ist der chlüssel zum Erfolg. Ohne Steigerung der Energieeffiienz durch moderne Technologien werden wir unsere iele nicht erreichen. Darum werden wir mithilfe einer laren Zielmarke eine Steigerung der Energieproduktiviät von 2,5 Prozent pro Jahr erreichen und damit in zehn ahren einen um 20 Prozent geringeren und im Jahr 2050 inen um 50 Prozent geringeren Energieverbrauch haen. Energieeffizienz und -produktivität sind eine der inelligentesten Formen der Energiepolitik. Darum wählen ir sie, und darum ist das ein Beitrag dazu, nach vorne u kommen. Wir werden dabei die Bürger mitnehmen. Wir komen nicht als Klimapolizei in die Häuser, sondern wol en die Bereitschaft der Bürger anreizen. Wir wollen sie onorieren. Darum werden wir unter anderem einen Efizienzfonds im Umfang von 500 Millionen Euro aufleen. Dieser richtet sich an die Bürgerinnen und Bürger, n die kleineren und mittleren Unternehmen und an die ommunen in diesem Land. Wir machen Ernst mit nergieeffizienz in Deutschland. Das fängt jetzt erst ichtig an. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fragen Sie mal die Stadtwerke, was die davon halten!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Bundesminister Dr. Norbert Röttgen


(A) )


)(B)

Das beschreibt unsere Ziele. Ich habe nicht alle
60 Maßnahmen vorgetragen, die dazu gehören, sondern
habe konkret einige Beispiele genannt.

Ich möchte noch auf zwei weitere Punkte eingehen:
die Finanzierung und die Sicherheit. All jene, denen et-
was an Energieeffizienz, erneuerbaren Energien, Ener-
gieforschung und übrigens nationalem und internationa-
lem Klimaschutz liegt und die nicht parteiisch denken,
müssten sich freuen, dass es uns, die wir dieses Ziel er-
reichen wollen, gelungen ist, eine verlässliche und seri-
öse Finanzierung für die Zukunft zu erreichen. Das ist
absoluter Fortschritt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Absurd!)


– Wir können über alles streiten, aber wenn wir für die
gemeinsame Sache Erfolg haben, dann können wir uns
alle darüber freuen. – Ich möchte einmal etwas darstel-
len, worüber wir uns alle freuen können, weil es ein Er-
folg in der Sache ist: Wir haben mit dem Bundesfinanz-
minister in dieser Koalition verabredet, dass 100 Prozent
der zu erwartenden Zusatzerlöse aus dem CO2-Zertifi-
katehandel für internationalen und nationalen Klima-
schutz, für erneuerbare Energien und für Energieeffi-
zienz verwendet werden. Es handelt sich dabei im
Vergleich zu den bisherigen Erlösen um Zusatzerlöse im
Umfang von 2,5 Milliarden Euro. Selbst wenn es sehr
konservativ beim bisherigen Preis pro Tonne bleibt – er
könnte sich durchaus noch erhöhen –, sind es 100 Pro-
zent. Das hat es überhaupt noch nie gegeben, dass diese
Bereiche auf Jahre und darüber hinaus verlässlich finan-
ziert sind. Damit können wir jetzt Klimaschutzpolitik
und Energiepolitik machen und sind nicht mehr in der
Defensive. Wir müssen nicht mehr sagen: Wir können
viel beschließen, aber wir haben das Geld nicht. Das ist
ein Riesenfortschritt, der hier erreicht worden ist. Das
möchte ich gerade in der Haushaltsberatung betonen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nun komme ich zu einem weiteren Aspekt der Finan-
zierung. Zusätzlich gibt es noch die Beiträge der Kern-
energiewirtschaft, die insgesamt einen zweistelligen
Milliardenbetrag ausmachen. Wir werden ab 2013 für
den Bereich Klima- und Energiepolitik rund 3 Milliar-
den Euro pro Jahr zur Verfügung haben. Das war noch
nie da und ist ein Erfolg, von dem alle profitieren wer-
den.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Besonders RWE und Eon!)


Ich komme zu einem letzten Punkt: zur Sicherheit.
Ich schlage vor, dass wir auch mit diesem Thema sehr
sachlich und seriös umgehen.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da warten wir schon lange drauf!)


Auch hier gibt es Veränderungen gegenüber der bis-
herigen Politik. Ich betone an dieser Stelle: Es ist ein an-
derer, ein besserer Kurs für mehr erneuerbare Energien
und für mehr Sicherheit bei den Kernkraftwerken, als es

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(C (D islang unter beiden Vorgängern der Fall war. Ich will es anz ruhig sagen. Ich möchte es in den verbleibenden ut anderthalb Minuten in aller Ruhe ausführen. (Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Überzeugen Sie sich nur selbst!)


Bei der Atomgesetznovelle, die ich einbringen werde,
ird selbstverständlich der bisherige technische und

echtliche Stand der Anforderungen an die Sicherheit
on Kernkraftwerken uneingeschränkt erhalten bleiben.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Altes oder neues technisches Regelwerk, Herr Minister?)


elbstverständlich bleibt es uneingeschränkt bei der Er-
altung des gegenwärtigen Sicherheitsstandes.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Altes oder neues kerntechnisches Regelwerk, Herr Minister?)


ber wir werden uns damit nicht begnügen, sondern wir
erden technisch – das haben wir schon – in konkreten
erabredungen mit den Ländern zusätzliche Maßnah-
en durchsetzen. Wir werden weiter eine ganz neue zu-

ätzliche Sicherheitsstufe in das Atomgesetz aufnehmen,
urch die endlich Konsequenzen gezogen werden: Dann,
enn sich der Stand von Wissenschaft und Technik wei-

erentwickelt, muss sich das auch in neuen zusätzlichen
nhaltlichen Anforderungen an die Sicherheit von Kern-
raftwerken niederschlagen. Das muss dann auch im
inzelfall konkret durch die Aufsicht durchsetzbar sein.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann?)


as ist eine neue zusätzliche Stufe in der Sicherheit, auf
ie wir stolz sind; denn das, was technisch an Sicherheit
öglich ist, muss auch rechtlich umgesetzt werden. Das

st unsere Philosophie.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das ist eine komplett andere Philosophie – jetzt soll-
en Sie einmal einen Moment zuhören, Herr Trittin –


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich höre immer zu! Ich kann beides, zuhören und dazwischenrufen!)


ls die, zu der Sie sich, Herr Trittin, in der rot-grünen
Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den
nergieversorgungsunternehmen vom 14. Juni 2000“
ekannt haben. Dort ist nämlich damals von Ihnen – an-
ers als jetzt – Sicherheit verhandelt worden. Ich habe
icht über Sicherheit verhandelt.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, Sie machen gar keine!)


icherheit ist die Vorbedingung für den wirtschaftlichen
etrieb eines Kernkraftwerkes. Sicherheit ist unverhan-
elbar. Das ist die Bedingung, das hat Priorität und ist
icht verhandelbar. Anders bei Herrn Trittin.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705711400

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Frau Kollegin Kotting-Uhl?

Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit:

Ja.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705711500

Bitte sehr.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705711600

Herr Minister, um das einmal konkret werden zu las-

sen.

Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit:

Ja, genau, ich werde jetzt konkret.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705711700

Was planen Sie konkret an Maßnahmen, an Sicher-

heitsauflagen gegen Flugzeugabstürze auf Atomkraft-
werke?

Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit:

Ich werde das gerne ausführen. Wir haben im Kon-
kreten neue technische Maßnahmen zur Sicherheit ver-
abredet,


(Zuruf von der SPD: Nebelwerfer!)


und wir werden das Atomgesetz so verändern, dass dy-
namische Sicherheitsanforderungen im Gesetz abgebil-
det werden.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist schon heute die Rechtslage, und Sie haben verhindert, sie umzusetzen!)


Das heißt, dass, so wie sich Wissenschaft und Technik
weiterentwickeln, diese Weiterentwicklung eine inhaltli-
che Anforderung an die Sicherheit von Kernkraftwerken
ist und damit auch rechtlich durchgesetzt werden kann.


(Ulrich Kelber [SPD]: In welcher Frist?)


Das ist ein Unterschied – ich möchte die Frage beant-
worten – zu dem, was Herr Trittin, als er Umweltminis-
ter war, verabredet hat. Herr Trittin hat im Unterschied
zu uns eine Verabredung über Sicherheit getroffen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen Sie doch einmal vor!)


Er hat auch einen konkreten Inhalt vereinbart. Er hat
nämlich im Jahre 2000 Folgendes verabredet – wenn ich
Ihnen das noch zu Gehör bringen darf; ich zitiere aus
dem Vertrag –:


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe nicht nach Herrn Trittin gefragt!)




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(C (D Während der Restlaufzeiten wird der von Recht und Gesetz geforderte hohe Sicherheitsstandard weiter gewährleistet; er sichert zu; jetzt zitiere ich wieder – die Bundesregierung wird keine Initiative ergreifen, um diesen Sicherheitsstandard … zu ändern. Sie haben vertraglich garantiert, den Sicherheitsstanard 20 Jahre lang nicht zu verändern. Das haben Sie geacht. Darum brauchen wir von Ihnen und von Rot und rün beim Thema Sicherheit keine Belehrung. Es hat überhaupt nur einen Umweltminister gegeben, er die Chuzpe hatte, Sicherheit in einem Vertrag zu verandeln, der im Jahre 2000 für Kernkraftwerke, die noch 0 Jahre lang laufen, zugesagt hat: Es wird keine Initiaive der Bundesregierung geben, sondern wir konservieen den einmal erreichten Sicherheitsstandard, den wir aben. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nach Recht und Gesetz, mein lieber Kollege!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das ist ein grundsätzlicher Unterschied im Staatsver-
tändnis und im Verständnis von Sicherheit; das unter-
cheidet uns. Wir sagen, wenn sich die Möglichkeiten
on Sicherheit erweitern, dann werden wir sie auch
urchsetzen.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Perfide!)


ie haben über Sicherheit verhandelt, und Sie haben zu-
esichert, dass bei der Sicherheit nichts passiert. Darum
st das, was die Konkretheit der erneuerbaren Energien,
er Energieeffizienz, der Finanzierung und der Sicher-
eit angeht, ein grundlegender Unterschied, ein richtiger
ortschritt, den diese Koalition macht.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben doch das neue technische Regelwerk, das von mir in Auftrag gegeben worden ist, nicht in Kraft gesetzt!)


ass Ihnen der parteipolitisch nicht gefällt, kann ich ver-
tehen. Aber in der Sache sollten Sie sich darüber sehr
reuen.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705711800

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Matthias Miersch

ür die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1705711900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ehr verehrter Herr Bundesminister Röttgen, ich kann
ir vorstellen, es ist für Sie in diesen Wochen nicht ein-

ach. Insofern nehme ich Ihnen ab, dass Sie hier sicher-
ich erregt sind. Ich finde es aber schon spannend, wie
ie es hinbekommen, über 2050 und 2040 zu reden,





Dr. Matthias Miersch


(A) )


)(B)

ohne mit einem Wort zu erwähnen, dass im aktuellen
Haushaltsentwurf genau das Gegenteil von dem passiert,
was Sie hier proklamieren:


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


nichts an Gebäudesanierung, Kürzung beim Marktan-
reizprogramm, Streichung von Mitteln für den interna-
tionalen Klimaschutz. Nichts von dem, was Sie hier ge-
sagt haben, haben Sie tatsächlich umgesetzt. Das müssen
die Menschen draußen im Lande einmal wissen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wenn Sie sagen, es gehe um Grundsatzentscheidun-
gen und um Glaubwürdigkeit, so will ich diese Situation
nutzen, um nun Ihre eigenen Ansagen, die Sie vor weni-
gen Wochen gemacht haben, an Ihren Taten zu messen.
Fangen wir einfach damit an, dass Sie den hohen An-
spruch hatten, die Verlängerung der Laufzeiten der Kern-
kraftwerke an wissenschaftliche Studien zu koppeln.
Ich zitiere aus Ihrem Interview mit dem Spiegel:

In wenigen Tagen liegt uns der wissenschaftliche
Rat vor, um zu entscheiden, auf welchem Weg wir
bis 2050 zur Versorgung mit erneuerbaren Energien
kommen.

Nun lag der „wissenschaftliche Rat“ vor; wir wollen
an dieser Stelle nicht fragen, inwieweit das Gutachten
unabhängig war. Nachdem es aber vorlag, gab Ihr eige-
nes Haus Stellungnahmen heraus, in denen es zum einen
heißt:

Die Gutachter betrachten nicht ausreichend die tat-
sächlichen Kosten für die Verbraucher und ignorie-
ren … den Nutzen einer ambitionierten Klimapoli-
tik und der Entwicklung von zukunftsorientierten
Energierversorgungsstrukturen.

Zum anderen heißt es:

Das Gutachten zu den Energieszenarien bedarf da-
her aus den o. g. Gründen noch einer Reihe von
Nachberechnungen und der Berücksichtigung feh-
lender zentraler Aspekte, die auch Teil des Auftrags
waren.

Herr Minister, was haben Sie getan, um diesen Emp-
fehlungen Ihres Hauses gerecht zu werden? Sie haben
nichts getan. Ich fordere Sie auf, morgen in der Sonder-
sitzung des Umweltausschusses Stellung zu nehmen:
Welche wissenschaftliche Fundierung hat Ihr Vorschlag,
eine Verlängerung der Laufzeiten der Kernkraftwerke
von zwölf Jahren festzulegen? Ich behaupte: keine.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie setzen sich mit keinem Wort mit den Stellungnah-
men des Gutachtens Ihres eigenen Sachverständigenra-
tes auseinander, mit keinem Wort mit dem Gutachten des
Umweltbundesamtes. Herr Minister, warum verlassen
Sie den gesellschaftlichen Konsens, der 2000 gefunden

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(C (D urde, ohne wissenschaftliche Grundlage? Das müssen ie hier beantworten. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es geht weiter. Im Spiegel vom 23. August führen Sie
us:

Die Politik muss mächtige Unternehmen gerade
auch im Steuerrecht so wie die normalen Bürger be-
handeln. …


(Lachen bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb darf der Staat grundsätzlich nicht mit ein-
zelnen Unternehmen einen Deal machen.


(Lachen bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was haben Sie vor gut zwei Wochen am Wochenende
emacht? Jetzt ist mir klar, warum Sie in keiner Weise
iesen Geheimvertrag erwähnt haben, als Sie mit Herrn
rüderle in die Kameras lächelten. Das hat nämlich fun-
amental gegen Ihre Grundsätze verstoßen, Herr Bun-
esminister.


(Ulrich Kelber [SPD]: Angebliche Grundsätze!)


ber es gehört zu einer glaubwürdigen Politik, dazu
tellung zu nehmen, warum dieser Vertrag mit Ihrer Zu-
timmung geschlossen worden ist.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Minister, auch Sie sind Jurist. Insofern freue ich
ich, in den nächsten Wochen und Monaten mit Ihnen

ber die juristische Grundkonzeption des Geheimver-
rags zu streiten. Was ist das eigentlich? Es ist ein Quasi-
aufvertrag für längere Laufzeiten, mit der maximalen
ewährleistung für vier große Konzerne, nichts anderes.
enn ich mir die einzelnen Bestimmungen ansehe, frage

ch mich: Mit welchen Einnahmen rechnen Sie? Durch
en Energiefonds, den Sie mit den ganzen Kreuz-und-
uer-Regelungen aufgenommen haben, wird es zu nichts,
u gar nichts kommen. Im Gegenteil: Sie verbinden aus
einer Sicht verfassungsrechtswidrig Sicherheitsinteres-

en mit Vorauszahlungen, lieber Herr Bundesminister.
hre verfassungsrechtlichen Zweifel konnten wir, zumin-
est in Ansätzen, zur Kenntnis nehmen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat er laut gesagt!)


s geht noch weiter. Sie greifen aus meiner Sicht in un-
ulässiger Art und Weise in das Budgetrecht künftiger
arlamente und Regierungen ein. Auch damit werden
ir uns auseinandersetzen.

Ich zitiere aus Ihrer Rede vom 19. Mai:

Unser Selbstverständnis als Gesetzgeber muss sein,
verfassungskonforme Gesetzgebung zu machen,
nicht aber, Risiken einzugehen und dann zu warten,
ob man von Karlsruhe korrigiert wird.





Dr. Matthias Miersch


(A) )


)(B)

Herr Bundesminister, was machen Sie hier? Es ist span-
nend – man liest es in den Medien –, dass Sie manchem
Abgeordneten in NRW einen Maulkorb verpasst haben
sollen. Nun berufen Sie sich auf das Innenministerium,
auf das Innenressort. Ich kann Ihnen nur sagen: Sie ha-
ben den Eid auf die deutsche Verfassung geschworen.
Wenn Sie davon überzeugt sind, dass das verfassungs-
widrig ist, was hier passiert, dann müssen Sie deutlich
dazu Stellung nehmen. Dazu haben Sie heute nichts ge-
sagt. Ich hätte das aber von Ihnen erwartet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie gerieren sich als jemand, der endlich Verantwor-
tung übernimmt, was Ihre Vorgänger alle nicht gemacht
haben, Stichwort Endlagersuche.


(Ingbert Liebing [CDU/CSU]: Das ist ja auch so!)


Wenn sich das im Jahr 2015 entscheiden wird, sind Sie
wahrscheinlich Oppositionsführer in NRW, sodass das
für Sie überhaupt kein Problem mehr ist.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Aber eines ist doch wohl richtig: Wer heute auf Gorleben
setzt, der riskiert, dass wir im Jahr 2015 mit nichts daste-
hen. Vielleicht glauben Sie nicht mir, aber selbst Ihr ei-
gener CDU-Ministerpräsident in Niedersachsen fordert
von Ihnen, dass Sie alternative Standorte in Deutschland
suchen. Hören Sie bitte auf ihn, weil die Endlagerfrage
– das zeigt der Haushalt – diesen Haushalt zu einem
Atomhaushalt macht. Er katapultiert die Kosten nach
oben, die Sie mit Ihrer Brennelementesteuer – abzüglich
dessen, was an Körperschaftsteuer fehlt – abdecken wol-
len, die aber für die Asse-Sanierung und Morsleben etc.
draufgehen wird. Dann haben Sie nichts mehr für Ihren
Fonds, Herr Kollege Röttgen. Insofern glaube ich, das
Ganze ist eine Totgeburt.

Den Konzernen, die auf die Absprachen, die getroffen
worden sind, setzen, sage ich knallhart: Es bleibt beim
Atomausstieg. Wenn es einen Regierungswechsel gibt,
können sich diese Konzerne nicht auf Vertrauensschutz
berufen. Ich sage es abschließend mit Ihren Worten aus
der Süddeutschen Zeitung vom 29. Juli:

Dabei sollte Energiepolitik zu den Bereichen gehö-
ren, über die ein breiter ökonomischer, politischer
und gesellschaftlicher Konsens herrscht. Das ist
kein Thema, wo sich bei jeder Bundestagswahl der
Kurs um 180 Grad drehen sollte.

Ja, Herr Bundesminister, wir sollten die nächsten Wo-
chen dafür nutzen, das zu verhindern; denn Sie haben
vor, den Kurs zu drehen. Wir werden das durch Proteste
auf der Straße, aber auch hier im Parlament verhindern.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Für die FDP-Fraktion spricht nun der Kollege Heinz eter Haustein. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten amen und Herren! Wer hat dich, du schöner Wald, Aufgebaut so hoch da droben? Wohl den Meister will ich loben … it diesen Versen von Joseph von Eichendorff stimme ch auf den Einzelplan des BMU, des Ministeriums für mwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, ein. ch tue das deshalb, weil ich auch andere Zeiten kenne. n der damaligen DDR war das Waldsterben in den Geirgskämmen so extrem, dass dort keine Fichten stanen, sondern nur noch Geisterbäume ohne Nadeln und hne Rinde. Deshalb bin ich froh, dass wir heute ein inisterium haben, ausgestattet mit viel Geld, mit kom etenten Menschen, unter einer christlich-liberalen Reierung, das etwas dafür tut, dass Umwelt Herzenssache t. Den Menschen auf der Besuchertribüne und vor den ernsehgeräten sei gesagt: Ich bin der Berichterstatter, er Haushälter, der gemeinsam mit meinen verehrten ollegen, besonders mit Herrn Bernhard Schulterüggelte, diesen Haushalt zahlenmäßig zusammenbas elt. (Dorothée Menzner [DIE LINKE]: Das ist der richtige Ausdruck!)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705712000

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Heinz-Peter Haustein (FDP):
Rede ID: ID1705712100

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Zu den Zahlen. Es heißt, 1,64 Milliarden Euro stehen
n diesem Haushalt als Soll. Das sind ja nur 0,5 Prozent,
erden einige sagen. Von diesen 1,64 Milliarden Euro

ntfallen auf den Endlagerbereich rund 500 Millionen
uro und auf den Stammhaushalt 1,14 Milliarden Euro.
as untergliedert sich wiederum in den Verwaltungsbe-

eich mit 273 Millionen Euro und in den Programmhaus-
alt mit 884 Millionen Euro.


(Dr. Matthias Miersch [SPD]: Der wird gekürzt!)


as sind 9,6 Prozent weniger als im letzten Haushalt.
och das ist nicht alles; denn das ist kein Einzelhaushalt,

ondern es handelt sich um eine Querschnittsaufgabe.
aher werde ich noch einige Positionen aus anderen
inisterien nennen, die diesem Haushalt zuzurechnen

ind.

Da sind zunächst aus dem Haushalt des Wirtschafts-
inisteriums fast 450 Millionen Euro, die zum Beispiel

ur Förderung der rationellen und sparsamen Energie-
utzung


(Ulrich Kelber [SPD]: Ist das mehr oder weniger als im Vorjahr? Weniger!)






Heinz-Peter Haustein


(A) )


)(B)

oder für neue Technologien zur Konsolidierung der Koh-
lendioxidspeicherung eingestellt werden.

Im Haushalt des BMZ, dem Ministerium für wirt-
schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, werden
1,3 Milliarden Euro für Umweltschutz eingestellt. Auch
viele Projekte im Ausland müssen gefördert werden;
denn es gibt nur eine Welt, nur eine Erde. Auch dort wer-
den wir unsere Prämissen setzen:


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 70 Millionen Streichung!)


Der Waldschutz gehört dazu, ebenso der Wasser- und
Gewässerschutz. Beim Ministerium für Verkehr, Bau
und Stadtentwicklung steht das CO2-Gebäudesanie-
rungsprogramm im Haushalt, und zwar nach wie vor mit
einem sehr hohen Betrag. Die Elektromobilität gehört
ebenfalls zu diesem Haushalt. Wir haben das BMF, das
Finanzministerium. Da gibt es noch die Sanierung der
alten Braunkohlestandorte im ehemaligen DDR-Gebiet.
Auch das muss zu Ende gebracht werden. Dafür werden
immerhin 259 Millionen Euro eingestellt. Nicht zu ver-
gessen ist der Bereich Forschung und Bildung. Alles in
allem sind 827 Millionen Euro für Grundlagenforschung
im Umweltbereich vorgesehen. Dazu kommen noch
Kredite aus KfW- oder ERP-Programmen in Höhe von
ungefähr 2,5 Milliarden Euro.

Alles in allem sind das 6,5 Milliarden Euro. Das sind
200 Millionen Euro mehr für den Umweltbereich als im
letzten Haushaltsjahr.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Deshalb stimmt es nicht, wenn Sie sagen, wir würden im
Umweltbereich nichts tun und kein Geld ausgeben. Das
ist fundiert und solide. Das ist Herzenssache unserer Ko-
alition.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Liebe Freunde, dieses Jahr gibt es eine Wende in un-
serer Politik in Deutschland. Es wird gespart, der Haus-
halt wird konsolidiert, und es wird nach vorne geschaut.
Schulden machen auf Kosten unserer Kinder, das ist vor-
bei.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Leider ist das in der Vergangenheit so gewesen. Über
300 Milliarden Euro sind allein von Rot-Grün aufge-
nommen worden. Das geht zulasten unserer Kinder. Wir
machen das nicht. Auch wenn wir dafür angegriffen
werden, dass manche Subventionen hier und da zurück-
geführt werden, sagen wir: Subventionen auf Kosten un-
serer Kinder sind nicht zu verantworten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Kinder spielen dann eben auf Atommüllkippen!)


Ich komme noch einmal kurz zum Marktanreizpro-
gramm. 448 Millionen Euro waren es für dieses Jahr. Im
Ansatz für das nächste Jahr befinden sich 380 Millionen

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(C (D uro. Davon entfallen 312 Millionen Euro auf den Beeich der erneuerbaren Energien. (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ordentlich zusammengestrichen!)


as ist okay. Das ist ausreichend. Wir sagen: Auch dort
üssen Innovationen weiterentwickelt werden. Es bringt

ichts, den Status quo zu halten und immer das gleiche
eld einzubringen. Man muss leicht herunterdrehen und

agen: Kommt, lasst euch etwas Neues einfallen. Daher
agen wir, dass diese 380 Millionen Euro in diesem ei-
en Programm ausreichend und genug sind.

Zum Schluss: Wir machen eine solide Haushaltspoli-
ik und eine solide Finanzpolitik. Das, was Rot-Grün in
RW macht, nämlich 9 Milliarden Euro neue Schulden

ufnehmen, das ist unverantwortlich. Liebe Freunde, bei
ns ist Umweltpolitik Herzenssache. In diesem Sinne ein
erzliches Glückauf aus dem Erzgebirge!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Das sieht mir eher nach Herzinfarkt aus!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705712200

Nächster Redner ist der Kollege Michael Leutert für

ie Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705712300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Minister, vor einem Jahr, während der Haushaltsbe-
atungen 2010, haben Sie uns die Grundzüge Ihrer Ener-
iepolitik hier schmackhaft machen wollen. Sie haben
amals den Papst bemüht und ihn zitiert. Ich möchte Ih-
en heute einmal ein Zitat aus der Berliner Zeitung vor-
esen:

Wenn nichts mehr hilft, dann vielleicht die Bibel.
„An ihren Taten, nicht an ihren Worten sollte ihr sie
erkennen“, empfiehlt sie – das fällt angesichts der
schwarz-gelben Umweltpolitik selbst dem tapfers-
ten Atheisten ein.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Das war aber eine Enzyklika, nicht die Bibel! Caritas in veritate war das!)


Herr Minister, in Ihrer Rede vor einem halben Jahr
aben Sie hier von entschlossenem Klimaschutz gespro-
hen. Sie haben mit Blick auf den erfolglosen Klima-
chutzgipfel in Kopenhagen gesagt: Jetzt erst recht. Sie
aben auch davon gesprochen, in die Offensive gehen zu
ollen und nicht unbedingt alte Strukturen zu erhalten.
as waren zumindest Ihre Worte. Nun, im September,
eraten wir den Haushalt 2011 und müssen feststellen,
ass Sie von Ihren Ministerkollegen und von der Atom-
obby, insbesondere von Herrn Brüderle – er ist jetzt
eg; er hat aufgepasst, dass Sie hier alles richtig sagen;
ufgabe erfüllt –,





Michael Leutert


(A) )


)(B)


(Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN und der SPD)


an der Nase herumgeführt wurden, dass Sie in der Öf-
fentlichkeit vorgeführt wurden. Nicht Ihr Energiekon-
zept ist in Deutschland einmalig, sondern dass ein Um-
weltminister von seinen eigenen Kollegen so vorgeführt
worden ist.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein Blick in die Zahlen zeigt das ganz klar und deut-
lich. Seit Ihrem Amtsantritt wurden in Ihrem Ministe-
rium die Gelder für erneuerbare Energien um 124 Mil-
lionen Euro – das sind minus 25 Prozent – gekürzt.
Allerdings wurden in Ihrem Ministerium die Gelder für
Kernenergie seit Ihrem Amtsantritt um 236 Millionen
aufgestockt; das ist ein Plus von 77 Prozent.


(Michael Kauch [FDP]: Die sind aber refinanziert!)


Wenn man sich die Ausgaben für Reaktorsicherheit,
Strahlenschutz und Kernenergie im Gesamthaushalt an-
schaut, dann sieht man, dass man mittlerweile fast an der
Grenze von 1 Milliarde Euro angekommen ist. Das kos-
tet uns die Kernenergie. Darin sind noch nicht einmal die
derzeit noch nicht abschätzbaren Folgekosten – Asse ist
schon erwähnt worden – enthalten. Das hat sich im
Haushalt noch nicht niedergeschlagen. Uns ereilen im-
mer wieder neue Hiobsbotschaften. Wir wissen mittler-
weile, dass zehnmal mehr Atommüll in der Asse abge-
kippt worden ist als bisher bekannt. Bisher nicht bekannt
sind Pläne, wie die Probleme gelöst werden sollen. Auch
nicht bekannt – Sie sprachen von seriöser Ausfinanzie-
rung dieser Energiepolitik – ist, wie zum Beispiel das
Problem Asse gelöst werden soll. Das sind – im Gegen-
satz zu Ihren schönen Worten – die Taten, die Ergebnisse
Ihrer Politik, an denen wir Sie messen müssen.

Im Energiekonzept finden Sie ebenfalls schöne
Worte. Davon in die Tat umgesetzt sind bisher zwei Sa-
chen: erstens die radikale Kürzung der Solarförderung,
zweitens die Verlängerung der Laufzeiten für Kernkraft-
werke. Sie haben einen Deal mit der Atomlobby ge-
schlossen – das ist hier schon angesprochen worden –,
einen Vertrag, der im Übrigen nur bekannt geworden
ist, weil sich ein Vertreter von RWE gegenüber Presse-
vertretern versprochen hat. Das zeigt im Übrigen das
Demokratieverständnis dieser Regierung.


(Michael Kauch [FDP]: Unsinn!)


Sie wissen ganz genau, dass die Mehrheit der Bevölke-
rung gegen die Nutzung der Atomenergie ist, und weil
Sie das wissen, machen Sie die Deals abseits des Parla-
ments hinter verschlossenen Türen, um die Öffentlich-
keit in die Irre zu führen.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dieser Vertrag zeigt vor allem eines: Die Bezeich-
nung, die Sie Anfang des Jahres für die Kernkrafttechnik
eingeführt haben, nämlich „Brückentechnologie“, ist
eine Irreführung. In Wahrheit ist die Kernenergie der

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(C (D ern Ihrer Politik, die Sie hier betreiben. Dieser Vertrag ichert in erster Linie den Energiekonzernen kräftige Exraprofite, geschätzt zwischen 5 und 10 Milliarden Euro m Jahr, eventuell mehr. Dafür sollen sie wiederum pro ahr eine Brennelementesteuer zahlen und einen sogeannten Förderbeitrag von lächerlichen 300 Millionen uro in den Anfangsjahren. In dem Vertrag sind allerings x Schlupflöcher, wie dieser Betrag gemindert weren kann. So können – das ist festgeschrieben – alle ukünftigen Steuern, Abgaben und Beiträge für Kernnergie und sogar notwendige Investitionskosten, also achrüstung in Sicherheitstechnik, die 500 Millionen uro überschreiten, davon abgezogen werden. All diese bgaben plus Kernbrennstoffsteuer sollen, wie es heißt, nbeschränkt steuerlich abzugsfähige Betriebsausgaben ein; wenn nicht, mindert sich wiederum der Förderbeirag. Nicht zuletzt kündigen die Energieunternehmen chriftlich fixiert in diesem sogenannten Geheimvertrag n, dass sie, wenn die Kernbrennstoffsteuer kommt, geichtlich dagegen vorgehen wollen. Das heißt, man kann as Papier folgendermaßen zusammenfassen: Es ist das apier nicht wert, auf dem es steht, abgesehen natürlich on der Verlängerung der Laufzeiten. Das ist letztendich absurd. Herr Minister Röttgen, ich denke, wenn dieser Hausalt so beschlossen wird, dann sind Sie nicht mehr Chef es Umweltministeriums. Wenn dieser Haushalt so bechlossen wird, dann sind Sie Chef des Ministeriums für ernenergie. (Ulrich Kelber [SPD]: Nachfolger von Franz Josef Strauß! – Zuruf von der FDP: Schwarzer Humor!)


Das ist kein schwarzer Humor. Das ist die Aufzählung
er Fakten.

Das Ergebnis der von Ihnen mitgetragenen Politik ist,
ass die Gewinner die Atomkonzerne sind, die zusätzli-
he Profite abschöpfen. Die Verlierer dieser Politik sind
ie Bürgerinnen und Bürger, die zum einen die Kosten
ber ihre Steuergelder zu tragen haben und zum anderen
uch noch die Gefahren tragen müssen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich habe in einer Rede gesagt, dass Sie die Kosten
nd Konsequenzen Ihrer Politik nicht im Griff haben.
ch hätte nicht gedacht, dass dies so schnell bestätigt
ird.

Ich kann Sie heute nur noch einmal auffordern: Be-
reien Sie sich von der Atomlobby, und kehren Sie
urück zu einer Politik der Vernunft! Lassen Sie Ihren
ollmundigen Ankündigungen endlich Taten folgen, und
ümmern Sie sich tatsächlich um den Klimaschutz!

Danke.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705712400

Das Wort hat nun der Kollege Sven-Christian Kindler

ür die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.






(A) )


)(B)


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen
und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ange-
sichts der Entwicklungen der vergangenen Wochen
stelle ich mir zunehmend die Frage: Wer regiert eigent-
lich in diesem Land, bzw. für wen wird hier regiert?
Schwarz-Gelb kürzt brutal bei Arbeitslosen und armen
Familien. Das ist auch klar; denn diese Menschen haben
keine finanzstarke Lobby und finden deshalb bei dieser
Regierung kein Gehör.

Stattdessen können die Atomkonzerne millionen-
schwere Anzeigenkampagnen auflegen. 40 ältere Män-
ner stehen mit ihrem Namen hierfür bereit. Großmann
und Co. gehen ein und aus im Kanzleramt, und die Re-
gierung springt nachts aus dem Bett, wenn um 5.23 Uhr
die Atomlobby in Geheimverträgen ihre Bedingungen
diktieren will.


(Lachen bei der FDP – Michael Kauch [FDP]: Unglaublich!)


Die Frage ist also: Wer regiert in diesem Land? Ange-
sichts dieser skandalösen Vorgänge ist doch offensicht-
lich, dass Merkel, Westerwelle und Röttgen nur die
Profitinteressen der Atomkonzerne durchsetzen. Diese
Regierung ist nicht mehr als ein Marionettenkabinett im
Dienste der Atomkonzerne.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Herr Röttgen hat betont, sein Energiekonzept und
diese Vereinbarungen seien eine grandiose Förderung
erneuerbarer Energien. Wenn man aber die Betreiber er-
neuerbarer Energien befragt, dann sagen diese: Das ist
eine Katastrophe für den Weiterbetrieb und für den Aus-
bau erneuerbarer Energien. Auch die Stadtwerke haben
das scharf kritisiert. Die Betreiber erneuerbarer Energien
haben diesen Ablassfonds als ein vergiftetes Geschenk
bezeichnet, weil damit Milliardeninvestitionen in er-
neuerbare Energien verhindert werden. Zudem wird die
Marktmacht der vier großen Energiekonzerne zementiert
und Wettbewerb verhindert. Für die Betreiber erneuerba-
rer Energien ist langfristige Investitionssicherheit extrem
wichtig, die jetzt aber massiv gefährdet ist, weil der
hochsubventionierte Atomstrom die Netze vollstopft.

So wird die Energiewende von Schwarz-Gelb verhin-
dert. Wir haben damals unter Rot-Grün die Energierevo-
lution für erneuerbare Energien eingeleitet, und zwar mit
dem Atomkonsens und mit dem EEG. Jetzt geht es aber
zurück, zurück in die nuklearen 80er-Jahre, zurück zu
Kohl. Was wir derzeit erleben, ist eine Konterrevolution
im Dienste des Atomkapitals und gegen die erneuerba-
ren Energien.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Michael Kauch [FDP]: Sie haben zu viel Ché Guevara gelesen!)


– Das Wort „Revolution“, Herr Kauch, habe nicht ich
benutzt, sondern hat die Kanzlerin benutzt, die diese

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(C (D onterrevolution im Dienste des Atomkapitals eingeleiet hat. Diese Atomlobbypolitik zeigt sich auch deutlich im mwelthaushalt. Das Haushaltsvolumen wächst. Das ist uf den ersten Blick sehr erfreulich. Es wird aber vor alen Dingen gekürzt, und zwar im Umweltschutzbereich, m Klimaschutzbereich und im Naturschutzbereich. Hier ird um 10 Prozent gekürzt. Besonders drastisch ist die brutale Kürzung beim arktanreizprogramm für erneuerbare Wärme. Das st ein besonders gutes Programm, mit dem nicht nur das lima geschützt wird, sondern das auch für Kleinunterehmen und Handwerksbetriebe besonders wichtig ist nd konjunkturelle Entwicklungen fördert, weil jeder örder-Euro 7 bis 8 Euro privates Kapital mobilisiert. as bedeutet vielfache Gewinne für das Klima, für die esellschaft und für die Ökonomie. Bei dieser brutalen ürzung zeigt sich ganz klar: Statt mehr erneuerbarer ärme gibt es bei Norbert Röttgen wie so oft vor allen ingen heiße Luft. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Ulrich Kelber [SPD]: Bei den Erneuerbaren ist das eisiger Wind!)


Stattdessen wächst im Umwelthaushalt vor allen Din-
en der Atomendlagerbereich an. Dieser wächst um
ehr als 35 Prozent an. Mit knapp 500 Millionen Euro

st dies fast ein Drittel des gesamten Umweltetats. Die
elder zum Beispiel für den Schwarzbau in Gorleben
erden sogar verdoppelt. Parallel dazu ist jetzt geplant,

n Gorleben atomkritische Landwirte und Eigentümer zu
nteignen. Dies halte ich für besonders bemerkenswert,
a diese Maßnahme von einer angeblich bürgerlichen
egierung geplant wird. Das alles nur, weil Sie, Herr
öttgen, sich nicht trauen, in anderen Regionen nach al-

ernativen Standorten und Endlagermedien zu suchen,
eil Sie sich nicht trauen, sich mit Herrn Mappus und
errn Seehofer anzulegen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der hat ja schon vor Herrn Brüderle Angst!)


Vor Herrn Brüderle hat er natürlich auch Angst; da
ann er sich auch nicht durchsetzen.

Stattdessen wollen Sie den ungeeigneten und unsiche-
en Standort in Gorleben gegen den Willen der Bevölke-
ung und gegen die Expertise der wissenschaftlichen
utachten durchboxen. Das zeigt deutlich: Herr Röttgen,
ie sind ein eiskalter Atompolitiker und bauen diesen
mwelthaushalt schleichend zum Atometat um.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Doch das lassen wir uns nicht gefallen. Das lassen
ich die Stadtwerke nicht gefallen, das lassen sich die
etreiber erneuerbarer Energien nicht gefallen, und das

ässt sich vor allen Dingen die sehr große Mehrheit der
evölkerung nicht gefallen. Deswegen werden wir das
egierungsviertel am nächsten Samstag umzingeln und

hnen mit Zehntausenden Menschen klarmachen, dass





Sven-Christian Kindler


(A) )


)(B)

wir diesen Atomwahnsinn ablehnen. Deswegen werden
wir auch im November wieder auf die Straße gehen und
uns gegen ein Atomklo in Gorleben querstellen. Wir
wollen so schnell wie möglich eine erneuerbare Zukunft
und keine strahlende Zukunft. 100 Prozent erneuerbare
Energien sind möglich, und das geht ohne Kohle und
Atom.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705712500

Nächste Rednerin ist die Kollegin Marie-Luise Dött

für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1705712600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das Ge-

samtvolumen des Haushaltsansatzes des BMU ist um
3,1 Prozent höher als im Jahr 2010. Richtig ist, dass der
Programmhaushalt des BMU um 9,6 Prozent gesunken
ist; Herr Haustein hat schon darauf hingewiesen. Das ist
unserem zentralen Ziel, der Haushaltskonsolidierung,
geschuldet. Hierzu müssen alle Ministerien ihren Beitrag
leisten, auch das BMU.

Richtig ist aber auch, dass zusätzliche Mittel in den
Endlagerbereich fließen. Nach Aufhebung des Erkun-
dungsmoratoriums setzen wir die Erkundungsarbeiten
am potenziellen Endlager Gorleben fort. Die Zeit des
verantwortungslosen rot-grünen Aussitzens eines drän-
genden Problems ist vorbei. Wir übernehmen Verant-
wortung und stellen uns dieser Aufgabe. Wir überlassen
sie nicht kommenden Generationen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, wir übernehmen Verant-
wortung für unser Land, wir übernehmen Verantwortung
für Klimaschutz, für eine sichere, bezahlbare Energie-
versorgung, für Arbeitsplätze und Wohlstand. Wir haben
im Koalitionsvertrag eindeutige und sehr konkrete Aus-
sagen zur Klima- und Energiepolitik gemacht. Klima-
schutz, Energiemix, erneuerbare Energien, Energieeffi-
zienz, Gebäudesanierung, Kohle und CCS, Kernenergie,
Energieinfrastruktur und Energieforschung sind die
Handlungsfelder, die im Koalitionsvertrag erwähnt sind.
Genau diese Themen sind, untersetzt mit über 60 Einzel-
maßnahmen, im Energiekonzept der Bundesregierung
enthalten. Diese Maßnahmen werden wir Schritt für
Schritt umsetzen. Das Konzept sichert das Erreichen un-
serer sehr ambitionierten Klimaziele. Das Konzept be-
rücksichtigt aber auch, dass Energieversorgung mehr ist
als Klimapolitik. Es geht auch um den Wirtschaftsstand-
ort und um Arbeitsplätze.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir wollen den Umbau unserer Energieversorgung
möglichst wirtschaftlich erreichen, gerade um bezahlba-
ren Strom für alle sicherzustellen. Energieeffizienz ist
ein zentraler Ansatz unserer Politik. Wir stärken die er-
neuerbaren Energien. Die Kernenergie ist eine Brücke,

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(C (D ie wir nutzen. Sicherheit hat höchste Priorität. Die Geinne kommen allen zugute. (Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Ja, ja! „Sie kommen allen zugute“, ist richtig! Die Frage ist nur: Wem genau? Wer ist „alle“? – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den Konzernen!)


ir setzen auf Forschung und Technologieoffenheit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren von der Opposition, ich
erstehe Ihre Aufgeregtheit und Ihre zum Teil unrichtige
is unsachliche Diskussion. Es ist natürlich ein harter
chlag,


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, für die Erneuerbaren!)


ass diese Bundesregierung ein klima-, wirtschafts- und
ozialverträgliches Energiekonzept vorlegt. Das ist Ih-
en nie gelungen.

Das ist und bleibt der Unterschied zwischen unseren
olitikansätzen: Sie wissen vor allen Dingen, was Sie
icht wollen. Sie drücken sich vor Antworten auf
chwierige Fragen. Sie haben nie Antworten gegeben
uf die wichtigen Fragen der Energie- und Klimapolitik,
icht auf die Herausforderungen der Entwicklung der
nergieeffizienz, nicht auf die Erfordernisse des Netz-
usbaus, nicht auf die Frage der Endlagerung radioakti-
er Abfälle, nicht auf die erforderliche Entwicklung von
peicherkapazitäten und nicht auf die komplexen He-
ausforderungen zur Sicherung des Erreichens unserer
limaziele.


(Zuruf von der CDU/CSU: Was haben die überhaupt gemacht?)


Sie versuchen, den Bürgern weiszumachen, dass er-
euerbare Energien umsonst zu haben sind und dass der
mstieg auf erneuerbare Energien von heute auf morgen
hne Probleme machbar ist. Das ist keine Realpolitik,
as ist eine Mischung aus Wunschdenken, Opportunis-
us und Klientelpolitik.

Es ist Wunschdenken, weil Sie weder Lösungen für
ie Netzanbindung noch für die Speicherung des fluk-
uierenden Stroms aus Erneuerbaren haben.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie haben den Speicherbonus abgelehnt! Sie persönlich haben das Gesetz verhindert, Frau Dött!)


s ist Opportunismus mit Blick auf die potenziellen
ähler in den Bürgerbewegungen vor Ort, wenn es um

ie Verhinderung des Netzausbaus zum Anschluss der
rneuerbaren Energien geht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Es gibt niemanden, der mehr Schuld hat als Sie!)


ast, but not least ist es Klientelpolitik für die gutverdie-
ende Lobby der erneuerbaren Energien in Ihren eigenen





Marie-Luise Dött


(A)


)(B)

Reihen, wenn es um möglichst hohe Vergütungen für
den Solarstrom geht, die die Bürger zu bezahlen haben.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie helfen den Atomkonzernen!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705712700

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Bulling-Schröter?


Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1705712800

Jederzeit.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705712900

Bitte sehr.


Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705713000

Vielen Dank, Frau Dött. – Ich habe jetzt die Anschul-

digungen gehört und so aufgefasst, dass Sie die ganze
Opposition damit meinten. Jetzt frage ich Sie – Sie wa-
ren ja in der letzten Legislatur gemeinsam mit der SPD
an der Regierung –: Konnten Sie sich hier denn nicht
durchsetzen?


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und der SPD)


Waren die so schlecht, oder haben Sie sich von uns nicht
unterstützt gefühlt? Ich für meine Fraktion kann sagen,
dass wir uns wirklich sehr darum bemüht haben, die
CO2-Reduzierung um 40 Prozent bis 2020 und um
90 Prozent bis 2040 durchzusetzen. Ich denke, auch
beim Verkauf der CO2-Klimazertifikate ist uns gemein-
sam etwas gelungen.

Ich verstehe jetzt diese Anschuldigungen nicht; denn
Sie waren ja wirklich gemeinsam in der Regierung.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/ CSU: Frau Dött wollte mehr Klimaschutz! – Gegenruf aus der SPD: Sie wollten mehr, und wir haben das verhindert?)



Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1705713100

Vielen Dank für diese Frage, Frau Bulling-Schröter,

weil ich jetzt auch der Öffentlichkeit erklären kann, dass
man Regierungspolitik in einer Koalition nur gemeinsam
machen kann. In unserer Großen Koalition waren die In-
teressen genau in diesem Bereich sehr, sehr unterschied-
lich, sodass wir alles nur auf dem kleinsten gemeinsa-
men Nenner verwirklichen konnten.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie als Person haben den Speicherbonus abgelehnt! – Marco Bülow [SPD]: Lesen Sie vor, welche Gesetze Sie verhindert haben und welche an uns gescheitert sind!)


Ich bin sehr froh, dass wir jetzt eine Koalition mit der
FDP haben; denn in dieser christlich-liberalen Koalition
können wir unsere Ziele verwirklichen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Da können Sie besser f F m d u D u z e n S w I 2 P a g g H d d A a n f v m c w m B (C (D Lobbyistenpolitik machen! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sie können die Lobbyisten besser bedienen!)


Meine Damen und Herren Oppositionspolitiker, ich
ahre fort. Ich finde es absolut unakzeptabel, dass Ihr
rust über Ihr eigenes politisches Versagen jetzt darin
ündet, dass Sie die Bürger gegen das Energiekonzept

er Bundesregierung und gegen eine rationale Klima-
nd Energiepolitik förmlich aufhetzen.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müssen wir gar nicht machen! Das machen Sie schon selber!)


urch eine Rhetorik mit Begriffen wie „heißer Herbst“
nd „schmutziger Deal“


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch alles! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Was wahr ist, muss auch wahr bleiben!)


eigen Sie, wo Sie geistig angekommen sind. Hier findet
ine verbale Hetze statt, die abstoßend ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Eine politische Auseinandersetzung wollen Sie gar
icht. Sie wollen die Politik vom Parlament auf die
traße tragen. Passen Sie auf, wen Sie dort treffen und
er plötzlich Ihre Verbündeten sind!


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zur Demokratie gehört auch die Bürgergesellschaft!)


Noch eines, Herr Trittin – dort hinten sitzen Sie –:
hre Meinungswandlung ist ja schon sagenhaft. Im Jahr
001 haben Sie als Bundesumweltminister Ihre eigenen
arteimitglieder schriftlich dazu aufgerufen, sich nicht
n Protesten gegen Castortransporte zu beteiligen. Heute
ehören Sie erneut zu den Scharfmachern, die die Ener-
iepolitik auf die Straße bringen wollen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Schau einer an! – So ist er!)


err Trittin, vor der Regierungsverantwortung rauf auf
ie Straße gegen Atom, als Umweltminister runter von
er Straße und jetzt wieder rauf auf die Straße.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Quatsch! Billige Polemik!)


ls Mitglied Ihrer Partei muss man da wirklich höllisch
ufpassen, um nicht den Anschluss zu verlieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, für eine Reihe der Maß-
ahmen gemäß dem Energiekonzept braucht man Zeit
ür die Umsetzung, wie etwa für das EEG, dessen No-
elle erst im nächsten Jahr ansteht. Auch die Maßnah-
en zur Entwicklung der Netzinfrastruktur und -spei-

her brauchen sicher noch einen Vorlauf. Umso
ichtiger ist es, dass wir dort, wo es möglich ist, schnell
it konkreten Initiativen und Gesetzesvorhaben starten.
eispielsweise sollte eine Aufstockung der Mittel für
)





Marie-Luise Dött


(A) )


)(B)

das Gebäudesanierungsprogramm, die nationale Klima-
schutzinitiative, mit dem Marktanreizprogramm erfol-
gen. Das ist nicht nur sachlich geboten. Die Bürger er-
warten zu Recht, dass Teile der Gewinne aus der
Laufzeitverlängerung für solche Maßnahmen eingesetzt
werden.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was Sie jetzt gerade zusammenkürzen!)


Meine Damen und Herren, auch im Bereich der Ener-
gieeffizienz bei Unternehmen können wir schnell han-
deln. Die aufgrund von Haushaltskonsolidierungsmaß-
nahmen vorgesehenen Kürzungen der Energie- und
Stromsteuerausnahmen für die energieintensiven Unter-
nehmen sind, so wie sie jetzt konzipiert sind, allerdings
nicht der richtige Weg.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist richtig, sogenannte Schein-Contracting-Lösun-
gen nicht mehr zu belohnen. Es ist auch richtig, unge-
rechtfertigte Steuernachlässe für Unternehmen abzustel-
len. Es ist aber auch zu prüfen – das werden wir tun –,
welche Wirkungen die Kürzungen auf das wichtige In-
strument des Energiespar-Contracting, auch im Wärme-
bereich, haben. Eine undifferenzierte Kürzung der Steu-
ernachlässe ist nicht nur angesichts der Bedeutung
energieintensiver Unternehmen für Wachstum und Be-
schäftigung in Deutschland sehr genau zu prüfen, sondern
auch hinsichtlich der Wirkungen für Klima und Umwelt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Recycling von Abfällen ist eine wichtige Rohstoff-
quelle für unsere Volkswirtschaft, und es ist umweltpoli-
tisch höchst sinnvoll. Um das Recycling weiter zu stärken,
werden wir das Kreislaufwirtschaftsgesetz novellieren.
Wir müssen aber auch sicherstellen, dass wir die Recyc-
lingunternehmen zum Beispiel bei der Rückgewinnung
von Metallen durch den Wegfall der Strom- und Energie-
steuerausnahmen nicht in wettbewerbliche Schwierigkei-
ten bringen. Wir müssen aufpassen, dass es nicht zu Pro-
duktionsverlagerungen ins Ausland kommt, wo bei sehr
viel niedrigeren Umweltstandards Anlagen betrieben
werden müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, wir wollen auch, dass das
CCS-Gesetz schnell kommt. Hier geht es nicht nur um
die Kohleverstromung, sondern vor allem auch um die
Nutzung von CCS für die energieintensive Industrie. Es
gibt also eine Reihe von Maßnahmen aus dem Energie-
konzept, die schnell angegangen werden können und
müssen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705713200

Nächster Redner ist der Kollege Ulrich Kelber für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Das ökonomische Konzept der konventionellen Energieerzeugung, insbesondere durch Kernenergie, ist ökonomisch nur schwer mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien vereinbar. ieser Satz bekam im Februar 2010 in der Humboldtniversität massiv Beifall, wie das Protokoll vermerkt, ls ihn Bundesumweltminister Norbert Röttgen ausprach. Es ist auch kein Wunder, für diese Aussage Beifall in iner Bevölkerung zu bekommen, die nach den neuesten mfragen – ZDF-Politbarometer – zu zwei Dritteln geen längere Laufzeiten ist. Herr Röttgen, können Sie ich eigentlich vorstellen, dass sich die Menschen, die m letzten Jahr solche Reden von Ihnen gehört haben, ersönlich durch Sie getäuscht fühlen, durch einen inister, der wider besseres Wissen ein sogenanntes nergiekonzept unterstützt, das inhaltlich falsch und verassungswidrig ist? Sie schaden damit der Glaubwürdigeit der parlamentarischen Demokratie in Deutschland. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)

Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1705713300

(Frank Schwabe [SPD]: Philosoph!)


Das gleiche ZDF-Politbarometer hat ergeben, dass
5 Prozent der deutschen Bevölkerung das Energiekon-
ept für eine einseitige Bevorzugung der Atomkonzerne
alten, übrigens auch die Mehrheit der Anhängerinnen
nd Anhänger von Schwarz-Gelb. Die Menschen spüren
och, dass das eine Reihe darstellt: Mit den Hotelsteuer-
rmäßigungen hat es angefangen. Jetzt kommt die Be-
ienung der Atomlobby. Die ersten Menschen haben
itbekommen, dass in dem Windschatten der Atomlob-

ybedienung jetzt auch versucht werden soll, die Phar-
akonzerne und die Versicherungskonzerne durch Herrn
ösler zu bedienen.


(Michael Kauch [FDP]: Wir kürzen die Pharmakosten!)


Was für ein Verständnis parlamentarischer Demokra-
ie hat eine Regierung, bei der zwei Beamte unter Mit-
irkung von vier Konzernen, unter Ausschaltung ihrer
achabteilungen, unter Ausschaltung der Zivilgesellschaft,
nter Ausschaltung selbst der Abgeordneten der eigenen
oalition, zementiert durch eine Geheimvereinbarung,

in Energiekonzept festschreiben sollen, von dem einmal
ollmundig versprochen wurde, es solle bis zum Jahr
050 halten?


(Michael Kauch [FDP]: Waren Sie im Kanzleramt dabei?)


chwarz-Gelb treibt damit immer mehr Bürgerinnen und
ürger in Demokratiemüdigkeit.

Vorhin hat der Kollege der Grünen gesagt, das sei
eine Revolution, sondern eine Konterrevolution gewe-
en. Falsch, das war ein Putsch. Es war ein Putsch gegen





Ulrich Kelber


(A) )


)(B)

Wettbewerb, indem die vier großen Energiekonzerne
ihre Monopole zementiert bekommen, obwohl wir ei-
gentlich Stadtwerke und neue Wettbewerber fördern
müssten.

Es ist ein Putsch gegen den Ausbau der erneuerba-
ren Energien. Herr Fell hat das vorhin schon angespro-
chen. Aber du hättest noch die nächste Stufe nennen sol-
len, Hans-Josef. Denn in den Gutachten, die Sie selber
als wissenschaftliche Grundlage für Ihr Energiekonzept
ausgewiesen haben – man muss schließlich zu dem ste-
hen, was man sagt –, wird für das Jahr 2020 ein Rück-
gang des Ausbaus der Windenergie gegenüber heute von
98 Prozent und der Fotovoltaik von 94 Prozent als Folge
der Maßnahmen vorausgesagt, die Sie im Energiekon-
zept ergreifen wollen. Sie wollen also den Ausbau der
erneuerbaren Energie deutlich verlangsamen. Auch das
kann man in Ihren eigenen Unterlagen nachlesen.

Es ist ein Putsch gegen die Sicherheit in der Atom-
energie. Wie kann man alte Atomkraftwerke mit ihren
Sicherheitsdefiziten noch jahrelang weiterlaufen lassen?
Wir sind gespannt auf den Inhalt der Atomgesetznovelle,
wenn wir hören, dass darin Atomkraftwerken, die nur
noch acht Jahre länger laufen sollen, eine Nachrüstfrist
von zehn Jahren eingeräumt werden soll.

Es ist zuletzt ein Putsch gegen den gesellschaftlichen
Konsens. Wenn Sie nicht auf die Opposition hören, dann
hören Sie doch zum Beispiel auf die Kritik der Gewerk-
schaft der Polizei, die sich in den letzten Tagen dazu ge-
äußert hat.

Herr Röttgen – Frau Dött, Sie haben es wiederholt –,
Sie haben gefragt: Warum sind die anderen nie mit ei-
nem solchen Energiekonzept gekommen? Wir hätten uns
nicht getraut, mit so etwas, das Sie gemeinsam mit den
Energiekonzernen entwickelt haben, vor die Öffentlich-
keit zu treten. Das ist der Grund, warum wir so etwas nie
vorgelegt haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Zum Atomdeal selbst: Sie versuchen, den Bundesrat
zu umgehen. Darum ging es bei der gesamten Operation:
Was kann man maximal versuchen, um den Bundesrat
nicht beteiligen zu müssen?


(Ulrich Petzold [CDU/CSU]: Sie haben den Bundesrat dazu befragt!)


Wie kann eine Bundesregierung erwarten, dass sich die
Bürgerinnen und Bürger im Land gesetzestreu verhalten,
wenn sie selber versucht, die Gesetze zu umgehen?

Wenn der ehemalige Präsident des Bundesverfas-
sungsgerichtes Herr Papier, CSU-Mitglied, sagt: „Das ist
verfassungswidrig“, dann greift ihn der CDU/CSU-Frak-
tionsvorsitzende Kauder in unerträglicher Weise persön-
lich an, weil hier einer offengelegt hat, wie Sie handeln.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Geheimniskrämerei war eindeutig. Sie wollten
das Ganze nicht veröffentlichen. Dann hat sich Herr

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(C (D chmitz von RWE verplappert. Frau Homburger hat ann gesagt: Wir legen alles offen, was nicht die Beriebsgeheimnisse der Atomkonzerne betrifft. Haben Sie etzt alles offengelegt, oder gibt es noch etwas, das Sie icht offengelegt haben? Auch das wäre interessant eute zu hören. Sie bereiten eine Atomgesetznovelle vor, die eine lagerechtseinschränkung, die Verlängerung der Nach üstfristen, weniger Möglichkeiten an verschiedenen tellen für die Anliegerinnen und Anlieger und mehr öglichkeiten für die Atomkonzerne enthalten soll. Le en Sie auch das bereits jetzt offen! An die Abgeordneten der Koalition habe ich eine itte. Auch wir haben eine Regierung gestellt, die ver ucht hat, selbst etwas auf den Weg zu bringen. Aber wir aben ab und zu den Stopper gespielt und gesagt: Das arlament hat Rechte; hier endet das, was die Regierung un darf. Das erwarte ich jetzt auch von den Abgeordneen aus CDU/CSU und FDP. Schauen Sie doch in die Vereinbarung hinein! Man at das Gefühl, dass nicht die Regierung, sondern die tomkonzerne am längeren Hebel gesessen haben, obohl sie die Verlängerung wollten. Was haben sie sich al es gesichert: Gerichtsvorbehalt, Klagevorbehalt, Kosenvorbehalt, Inflationsvorbehalt, Wettbewerbsvorbehalt, nd 2019 – wenn der Fördertopf zwei Jahre besteht – wird ieder verhandelt, und zwar unter Berücksichtigung aller osten der Atomkraftwerke. Für zwei Jahre Sicherheit in er Finanzierung haben Sie das alles nach außen an die tomkonzerne übergeben. Das haben wir als Verschereln bezeichnet. Bei der Sicherheit gibt es – das muss man in der Tat nsprechen – keine Obergrenze von 500 Millionen Euro ür die Sicherheitsnachrüstung. Wenn das jemand öffentich sagt, dann ist das falsch. Aber ab einer Höhe von 00 Millionen Euro kommt das Geld nicht mehr von den onzernen, sondern aus einem öffentlichen Topf, näm ich aus dem Förderfonds für erneuerbare Energien. Die undesregierung wird versuchen, Finanzzusagen aus iesem Topf zu machen. Alle Nachrüstkosten über 00 Millionen Euro können von den Zahlungen in den örderfonds abgezogen werden. Das heißt, hinter dem icherheitsingenieur wird demnächst der Finanzminister tehen und ihm sagen: Schau nicht so genau hin! Das ostet mein Geld; das zahlen nicht mehr die Konzerne. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


er gefährliche Kraftwerke betreibt, muss alleine für die
icherheit zahlen, nicht die Öffentlichkeit.

Die Gutachten wurden verschleppt und manipuliert.
ie Gutachter wurden selektiert und am Ende missinter-
retiert. Das steht selbst in den Vermerken des Umwelt-
inisteriums. Sie lassen sehr viele Menschen desillusio-

iert über die parlamentarische Demokratie zurück.
nsere Aufgabe wird nicht nur sein, uns politisch gegen

hre Ziele zu stellen; die Aufgabe der Opposition ist auch,
öglichst viele dieser Menschen wieder für die parla-





Ulrich Kelber


(A) )


)(B)

mentarische Demokratie zurückzugewinnen. Das gibt
uns Kraft für die nächsten Monate.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705713400

Für die FDP-Fraktion spricht nun der Kollege

Michael Kauch.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1705713500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Dieser

Bundeshaushalt stellt neben der viel diskutierten Ener-
giepolitik einen großen Fortschritt dar, der hier erwähnt
werden sollte; denn Umweltpolitik ist mehr als nur Ener-
giepolitik. Wir haben als christlich-liberale Koalition ein
Anliegen im Bereich des Naturschutzes. Wir haben im
Verkehrshaushalt Mittel zur Wiedervernetzung von Bio-
topen bereitgestellt. Wir haben im Umwelthaushalt 15 Mil-
lionen Euro zusätzlich für das Bundesprogramm für die
biologische Vielfalt und den Naturschutz im nächsten
Jahr eingestellt. Wir geben insgesamt 14 Milliarden Euro
für Naturschutzgroßprojekte aus. Das heißt, wir verdop-
peln die Projektmittel für den Naturschutz. Unsere Poli-
tik dient der biologischen Vielfalt. Wir haben die Haus-
aufgaben für die Konferenz für biologische Vielfalt
gemacht und setzen das nun um.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wenn wir über das Energiekonzept sprechen, dann
dürfen wir nicht vergessen, dass es gleichzeitig um eine
Festlegung der Klimapolitik in Deutschland geht. Mit
unserer Klimapolitik sind wir vorbildlich für die interna-
tionalen Verhandlungen. Erstmals besagt das Energie-
konzept – damit setzen wir die Koalitionsvereinbarung
um –, auf welchen Zwischenstufen wir bis 2050 Stück
für Stück zu einer Einsparung bei den klimaschädlichen
Gasen um mindestens 80 Prozent kommen wollen. Im
Jahr 2020 sollen es bereits 40 Prozent sein. Das Ziel
wird mit planbaren und nachprüfbaren Schritten erreicht.
Darauf kann sich jeder einstellen: die Industrie, die Ver-
braucher und die Hausbesitzer. Niemand kann mehr sa-
gen, er wusste nicht, was wir wollen. Wir machen eine
klare Politik für das Klima, planbar für alle Beteiligten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Frank Schwabe [SPD]: Wo steht das denn?)


Wir haben das alles durchgerechnet und zeigen: Das ist
kein Wunschdenken irgendwelcher Grünen. Vielmehr
werden Maßnahmen beschlossen.

Das Kontrastprogramm ist das, was die rot-grüne
Minderheitsregierung in Nordrhein-Westfalen macht.


(Beifall der Abg. Marie-Luise Dött [CDU/ CSU])


Wir haben im Bund eine Minderung der CO2-Emissio-
nen um 40 Prozent bis 2020 beschlossen.

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(C (D ie CDU/FDP-Regierung in Nordrhein-Westfalen hatte ine Reduzierung um 33 Prozent bis 2020 als Ziel. ber Sie haben die Klimaschutzziele in Nordrheinestfalen auf 25 Prozent gesenkt. Die grüne Partei sollte ich schämen, wenn sie sich den dortigen Koalitionsverrag anschaut. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Frank Schwabe [SPD]: Das ist Unsinn!)


(Ulrich Kelber [SPD]: Auf welcher Basis?)


(Ulrich Kelber [SPD]: Aber nichts gemacht!)


Meine Damen und Herren, das alles ist aber kein
under; denn wenn man gegen jeden Kraftwerksneubau

st, dann werden die Dreckschleudern in Nordrhein-
estfalen weiter betrieben. Das bedeutet doch nichts an-

eres, als dass Sie sich einen schlanken Fuß machen.
ine Reduzierung um nur 25 Prozent in Nordrhein-
estfalen bedeutet, dass die anderen Bundesländer etwa

0 Prozent erreichen müssen. Das ist zutiefst unsolida-
isch. Ich schäme mich, dass die Regierung meines Bun-
eslandes so mit dem Bund und den anderen Ländern
mgeht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Das ist eine solche Unverschämtheit!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705713600

Herr Kollege Kauch, gestatten Sie eine Zwischen-

rage der Kollegin Höhn?


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1705713700

Gerne.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705713800

Bitte sehr, Frau Höhn.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705713900

Herr Kollege Kauch, können Sie bestätigen, dass ein

nterschied zwischen Zielen und Taten besteht und dass
chwarz-Gelb in Nordrhein-Westfalen zwar hohe Klima-
chutzziele gesetzt hat, aber gleichzeitig eine Politik ge-
acht hat, die zur Genehmigung neuer Kohlekraftwerke

ührte – das reichte bis zur Änderung des Landespla-
ungsrechts, damit in Datteln gebaut werden konnte –,
as zur Folge hat, dass mehr CO2 ausgestoßen wird als

uvor? Die Taten bedeuten also mehr CO2, egal welche
iele Sie sich setzen; denn diese können Sie nie und nim-
er erreichen. Können Sie bestätigen, dass das Landes-

lanungsrecht geändert worden ist, damit weiterhin Koh-
ekraftwerke in Nordrhein-Westfalen gebaut werden
önnen?


(Michael Leutert [DIE LINKE]: Hört! Hört!)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1705714000

Liebe Frau Kollegin Höhn, Sie haben es offensicht-

ich bis heute nicht verstanden.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben es nicht verstanden!)






Michael Kauch


(A) )


)(B)

Herr Gabriel, der nun SPD-Vorsitzender ist, hat Ihnen als
Umweltminister auf die gleichen Einwürfe immer wie-
der erklärt, wie der Emissionshandel in Europa funktio-
niert. Wir haben bis 2020 ein festgelegtes Emissionsbud-
get. Das heißt, ein neues Kohlekraftwerk erhöht die
CO2-Emissionen nicht.

Im Übrigen sage ich Ihnen ganz klar: Mir ist ein
hocheffizientes Kohlekraftwerk in Datteln lieber als eine
Dreckschleuder wie die Braunkohlekraftwerke von vor-
gestern. Sie sorgen dafür, dass diese Dreckschleudern
weiterlaufen werden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Ihre Politik!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705714100

Herr Kollege Kauch, nun möchte der Herr Kelber

auch eine Zwischenfrage stellen.


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1705714200

Ich möchte mich jetzt nicht mehr mit der Vergangen-

heit beschäftigen, sondern in die Zukunft schauen.


(Lachen bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Michael Leutert [DIE LINKE]: Ein bisschen Vergangenheitsaufarbeitung würde guttun!)


Deshalb schauen wir jetzt in das Zeitalter der erneuer-
baren Energien, denn dorthin gehen wir als christlich-
liberale Koalition. Noch nie hat eine Bundesregierung in
diesem Land so hohe Erneuerbare-Energien-Ziele be-
schlossen, und zwar verbindlich und mit Perspektiven:
Beim Strom sind es 80 Prozent, bei der Primärenergie
sind es 50 Prozent. Das sind keine Wolkenkuckucks-
heime, sondern wir haben das durchgerechnet.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wer? Wo?)


Das geht ohne unangemessene Belastungen der Verbrau-
cher. Es geht ohne Einbußen beim Bruttoinlandsprodukt,
aber eben nur dann, wenn man es klug macht und nicht
Ihren ideologischen Wegen folgt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Nun berufen Sie sich doch auf das EEG!)


Meine Damen und Herren, Sie reden, wir handeln.
Wir gehen den notwendigen Umbau im Energiebereich
an. Wir gehen den Netzausbau innerhalb unseres Landes
und an den Kuppelstellen zu den anderen Ländern an.
Frau Höhn, ich sehe schon, Sie werden die Erste sein,
die die Bürgerinitiativen gegen den Bau der Netze für
die Weiterleitung von Strom aus erneuerbaren Energien
unterstützt. Sie sind bei jeder Bürgerinitiative: gegen
Kernkraft, gegen Kohle, gegen Biogasanlagen und jetzt
wahrscheinlich auch gegen die Netze. Das ist Ihre Poli-
tik: Immer das Kirchturmdenken vorantreiben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Billige Polemik! – Bärbel Höhn c b W m z m U d d P D N s S b a E d e S G s n g t D u S i w p a w R g (C (D [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Beruhigen Sie sich!)


Meine Damen und Herren, wir werden in die Spei-
hertechnologien investieren, und wir werden die Ge-
äudesanierung vorantreiben. Das sind nicht nur schöne
orte, sondern die Maßnahmen, die der Herr Umwelt-
inister eben vorgetragen hat, sind auch seriös finan-

iert. Das ist das, was Ihnen immer gefehlt hat. Sie
ussten immer beim Finanzminister betteln gehen. Der
mweltminister muss das künftig nicht mehr tun,


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt müssen wir um Sicherheit betteln!)


enn wir werden ein Sondervermögen schaffen, durch
as das Wirtschafts- und das Umweltministerium ihre
rojekte entsprechend durchführen können.

Wir belasten die Konzerne.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Oh! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Deswegen haben sie sich alle bei Ihnen bedankt!)


as rot-grüne Atomgesetz sieht in § 18 vor, dass die
achrüstung von Sicherheitstechnik nur gegen Ent-

chädigung möglich ist. Das bedeutet, dass wir dem
teuerzahler aufgrund der 500-Millionen-Euro-Grenze,
is zu der die Konzerne keinen Abzug bei der Gewinn-
bschöpfung geltend machen können, 8,5 Milliarden
uro ersparen. Wir schöpfen zusätzlich etwa 16 Milliar-
en Euro an Gewinnen ab. Zusätzlich dazu schöpfen wir
twa 15 Milliarden Euro durch die Brennstoffsteuer ab.
ie können noch so sehr behaupten, wir würden denen
eschenke machen: Wir kassieren die mehr ab, als Sie

ich das jemals getraut haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


Das, was Sie auch hier wieder vorgetragen haben, ist
ichts anderes als Verhetzung. Herr Kelber, wenn Sie sa-
en, das sei ein Putsch, dann sage ich Ihnen, dass das an-
idemokratische Rhetorik ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie Opfer von Putschen in Griechenland, in Argentinien
nd in Chile werden sich angesichts der Rhetorik, die
ie gegen eine demokratisch gewählte Regierung fahren,

m Grabe umdrehen. Wir haben vor der Wahl gesagt,
as wir nach der Wahl tun; denn wir setzen unser Wahl-
rogramm um. Das wusste jeder, wir haben das vorher
uf jedem Marktplatz gesagt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, Sie werfen uns vor, dass
ir einen Deal machen.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau, 5 Prozent!)


ot-Grün hat einen Vertrag mit den Energiekonzernen
eschlossen. War das kein Deal? Sie sagen, wir dealen





Michael Kauch


(A) )


)(B)

Sicherheit weg. Ich sage, wir erhöhen mit unserem Ver-
trag und mit gesetzlichen Maßnahmen die Sicherheit.
Wir machen es per Gesetz erforderlich, Nachrüsttechnik
einzusetzen, und wir begrenzen das nicht auf irgendeine
Summe, während Sie zur Durchsetzung Ihres Atomkom-
promisses dafür gesorgt haben, dass es keine Steuern für
die Konzerne, keine Steuern auf die Brennstoffe und
keine zusätzliche Sicherheit sowie Nachrüsttechnik nur
gegen Entschädigung gibt. Sie hätten sich für den Ver-
trag schämen sollen und nicht wir.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Aber dafür Ausstieg!)


Meine Damen und Herren, ich sage ganz klar: Wir
sorgen für ein Endlager.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo denn? – Weitere Zurufe von der SPD: Wo denn?)


Als Sie für die Atomaufsicht verantwortlich waren, ha-
ben Sie die Betreiber der Asse zehn Jahre lang gewähren
lassen und geschlampt. Sie haben zehn Jahre die Hände
in den Schoß gelegt und in Gorleben nichts gemacht,
weil Sie Angst vor Ihrer Klientel hatten. Sie haben
Klientelpolitik betrieben, weil Sie Angst vor der nächs-
ten Wahl hatten.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben Angst vor der nächsten Wahl! Da gehen Sie nämlich unter!)


Wir betreiben verantwortliche Politik für künftige Gene-
rationen, weil wir endlich eine Lösung für die Atom-
brennstäbe finden, die längst schon in Deutschland pro-
duziert worden sind.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Frank Schwabe [SPD]: Das glaubt Ihnen bloß keiner!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705714300

Das Wort zu einer Kurzintervention hat nun der Kol-

lege Kelber.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1705714400

Herr Kollege Kauch, Sie haben die neue nordrhein-

westfälische Landesregierung angegriffen und auf die
Nachfrage nicht reagiert. Sie haben gesagt, die alte
schwarz-gelbe Landesregierung habe weitreichende Kli-
maschutzplanungen für NRW gehabt und den CO2-Aus-
stoß um 33 Prozent verringern wollen. Die Quelle für
folgende Zahl ist übrigens die Westdeutsche Allgemeine
Zeitung, die sich wiederum auf den Umweltbericht der
schwarz-gelben Landesregierung bezieht: Der CO2-Aus-
stoß in der Zeit der schwarz-gelben Landesregierung ist
in NRW von 280 Millionen Tonnen auf 290 Millionen
Tonnen gestiegen. – Ist Ihnen die Zahl bekannt? Wie
wollten Sie die nächsten 150 Millionen Tonnen einspa-
ren?

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(C (D Herr Kollege Kauch, bitte sehr. Lieber Herr Kelber, Sie zitieren einen Bericht, den ich ier nicht verifizieren kann. Ich kann Ihnen nur sagen: ie schwarz-gelbe Landesregierung hat ein Kraftwerk rneuerungsprogramm auf den Weg gebracht, mit dem ir bis 2020 die Klimaschutzziele, die wir uns gesetzt aben, erreicht hätten. Sie werden das Programm jetzt toppen. Die Investitionen, die wir anstoßen, können icht von heute auf morgen wirken. Deshalb legen wir angfristige Klimaprogramme auf. Wir schauen nicht daauf, wie sich die Konjunktur in einem Industrieland wie ordrhein-Westfalen entwickelt, wo die Emissionen usgesprochen konjunkturabhängig sind. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Die Antwort war: Ihnen ist die Zahl nicht bekannt! Gut zu wissen!)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705714500
Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1705714600


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705714700

Nun hat die Kollegin Dorothée Menzner für die Frak-

ion Die Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705714800

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

eit rund einem Jahr wird uns das Energiekonzept ange-
riesen, aber bisher wurden wir vertröstet. Jetzt liegt es
or. Je genauer man es sich anschaut, desto mehr ent-
uppt es sich als Scheinriese. Je näher man hinschaut,
esto mickriger stellt es sich dar. Es ist unambitioniert in
ezug auf die CO2-Reduktion. Sie bleiben weit hinter
em zurück, was Ihre eigenen Wissenschaftler für mög-
ich halten. Es gibt keinen Fahrplan, keine Zwischen-
iele, keine Richtlinienvorschläge, keine Ansätze für ein
onitoring und keine konkreten Gesetzesvorschläge.
as Konzept ist eine Aneinanderreihung von Floskeln,
nd Sie erzählen hier wieder das Märchen von der
elbstverpflichtung.

Den Geist, den dieses Konzept ausatmet, erkennt
an, wenn man das Konzept nach sprachlichen Krite-

ien untersucht. Ich habe mir die Mühe gemacht und die
örter gezählt. Der Wortstamm „Markt“ kommt 80-mal

or, der Wortstamm „Klima“ noch 30-mal und der Wort-
tamm „Umwelt“ nur noch 20-mal. Daran wird deutlich,
ass das ganze Papier offensichtlich nur die Petersilie für
ie Laufzeitverlängerung sein soll.

Bleiben wir beim Stichwort Brennelementesteuer.
s sollen zukünftig 145 Euro je Gramm Plutonium oder
ran befristet auf sechs Jahre gezahlt werden. Die Zah-

ungen sind als Betriebsausgabe abzugsfähig, was be-
eutet, dass das zulasten der Länder und der Kommunen
eht. In einem Geheimvertrag wird den Energieversor-
ern ausdrücklich die Klagemöglichkeit zugestanden.
etztendlich werden die Konzerne höchstwahrscheinlich
lagen und längere Laufzeiten realisieren können – und
as Ganze zum Nulltarif.





Dorothée Menzner


(A) )


)(B)

Stichwort Energiefonds, für den ab 2017 Zahlungen
zu leisten sind. Es sind 9 Euro je Megawattstunde vorge-
sehen. Gekoppelt ist das an den Index der allgemeinen
Verbraucherpreise. Was ist das denn für ein Bezug? Es
tut mir herzlich leid, aber das erschließt sich mir über-
haupt nicht. Dieser Fonds soll helfen, Maßnahmen zur
Förderung erneuerbarer Energien zu finanzieren. Son-
derprogramm Offshore-Windenergie. Was wird da ge-
fördert? Da werden nicht dezentrale erneuerbare Ener-
gien gefördert, sondern wieder Großprojekte. Die
Konzerne, die jetzt Atomkraftwerke betreiben, haben
sich die Baugenehmigung für genau diese Offshore-
Windparks gesichert. Sie sponsern oder unterstützen da
sozusagen sich selber.

Stichwort Nachrüstung der AKWs. In einem
Sonderparagrafen 7 d des Atomgesetzes senken Sie die
Sicherheitsanforderungen deutlich. Für wesentliche si-
cherheitsrelevante Bereiche werden demnach keine
Nachrüstungen mehr gefordert, die dem Stand von Wis-
senschaft und Technik genügen. Sie führen das Wort der
Sorgepflicht ein. „Sorgepflicht“ ist aber sehr viel weni-
ger als das, was bisher Stand der Gesetze ist.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


Anträge zur Wiederaufnahme des Betriebs der Pan-
nenreaktoren Krümmel und Brunsbüttel sind angekün-
digt. Da bleibt abzuwarten, was passiert. Ich ahne
Schlimmes.

Sie haben mehrfach davon gesprochen, es sei doch so
toll, dass Sie endlich in Netzausbau investieren würden
und da vorankämen. Zu welchem Preis denn bitte schön?
Sie wollen die Beteiligungsrechte der Bürger einschrän-
ken. Sie wollen Planungsverfahren beschränken. Sie be-
schränken Möglichkeiten, die in Ländergesetzen gege-
ben sind.

Es ist insgesamt ein abenteuerliches Konzept, dessen
Details sich auch im Haushalt ablesen lassen. Ein Drittel
des Umweltetats von 1,6 Milliarden Euro sind Kosten
für Atomkraftnutzung. Eine weitere Milliarde findet sich
noch in anderen Haushalten. Für Natur-, Umwelt- und
Klimaschutz: minus ein Zehntel. 2009 haben Sie in Ko-
penhagen Mittel für den globalen Klimaschutz zugesagt.
Im neuen Haushalt findet sich nicht eine Rate davon.

Sie führen das Parlament und die Öffentlichkeit an
der Nase herum.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ungeniert schanzen Sie den Atomkonzernen Milliarden-
gewinne zu. Damit nicht genug: Sie lassen sich von de-
nen auch noch die Verträge und die Gesetze schreiben –
unter Umgehung des Parlaments, unter Umgehung der
Öffentlichkeit, ohne demokratisch legitimierte Entschei-
dung und Transparenz, die die Bürger aber mit Fug und
Recht erwarten können.

Ich sage mit vielen Tausenden am kommenden Sams-
tag: „Atomkraft: Schluss jetzt!“ Ich bin sehr sicher, dass
das nicht die letzte Aktion sein wird, wenn Sie so weiter-

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(C (D achen. Wir müssen raus aus der Atomenergie, und war unverzüglich und unumkehrbar. Ich danke. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705714900

Nächste Rednerin ist die Kollegin Bärbel Höhn für

ie Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705715000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir haben von Herrn Kauch heute ein seltsames Schau-

piel erlebt. Er hat Lautstärke statt Argumente vorgetra-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


om Umweltminister haben wir ein trauriges Schauspiel
rlebt. Wir haben die Rede eines Umweltministers ge-
ört, der vor der Atomlobby eingeknickt ist und jetzt
ier wider besseres Wissen einen schmutzigen Deal ver-
ritt und schönredet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Frank Schwabe [SPD]: Das weiß er auch!)


Herr Röttgen, ich schätze Sie persönlich, aber einen
orwurf muss ich Ihnen nach diesem Geheimdeal leider
achen, und der Vorwurf lautet: Sie haben die Sicher-
eit der Bevölkerung verraten und verkauft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Das ist unter Ihrem Niveau, Frau Höhn!)


as ist ein harter Vorwurf, und deshalb will ich ihn gern
elegen.

Sie haben in der Süddeutschen Zeitung vom
. Februar gesagt:

Der Wunsch, staatliche Einnahmen zu erzielen,
kann kein tragender Gedanke eines energiepoliti-
schen Konzeptes sein. Das wäre eine Form von
Deal-Politik, die ich ablehne.

Was haben Sie gemacht? Genau diesen Deal, einen
chmutzigen Deal, einen heimlichen Deal, einen gefähr-
ichen Deal, tragen Sie mit und verteidigen Sie hier im
arlament. Das ist die Politik, die Sie hier machen, Herr
öttgen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705715100

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Kauch?






(A) )


)(B)


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705715200

Aber gern, sicher.


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1705715300

Der Minister hat sich gerade auf einen Abgeordneten-

platz gesetzt. Da hätte ich mich gar nicht zu einer Zwi-
schenfrage melden müssen. Aber ich stelle die Frage
jetzt trotzdem: Sind Sie bereit, das zur Kenntnis zu neh-
men, was beispielsweise der Kollege Kelber richtiger-
weise dargestellt hat, dass es nämlich keine Begrenzung
zur Höhe der Nachrüstung pro Kernkraftwerk durch ir-
gendwelche vertraglichen oder gesetzlichen Regelungen
gibt,


(Ulrich Kelber [SPD]: Bitte vollständig zitieren!)


dass nach dem Entwurf des Vertrages ausschließlich die
Gewinnabschöpfung reduziert wird, wenn eine be-
stimmte Schwelle überschritten wird?

Im Atomgesetz werden wir eine unlimitierte Risiko-
vorsorge vorsehen, und ich weise nochmals darauf hin,
dass nach dem geltenden § 18 des Atomgesetzes, den
Rot-Grün zu verantworten hat, jede nachträgliche Auf-
lage eine Pflicht zur Entschädigung durch das Bundes-
land auslöst, das diese Auflage erlässt. Deshalb ist es in
dieser Republik noch nie dazu gekommen, dass einem
Kernkraftwerk eine technische Nachrüstung auferlegt
wurde. Sind Sie bereit, diese Fakten aus dem Atomrecht
zur Kenntnis zu nehmen?


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705715400

Herr Kauch, ich bin bereit, die Zahlen, die der Minis-

ter selbst genannt hat, zur Kenntnis zu nehmen. Der
Minister sagte vor den Verhandlungen mit den Atom-
konzernen, dass eine zwölfjährige Laufzeitverlängerung
– das war ja seine Vorgabe an die Studien – Nachrüs-
tungskosten in Höhe von 20 Milliarden Euro nach sich
zieht. Der geheime Deal, der jetzt vereinbart wurde, hat
zur Folge, dass bei Kosten für Nachrüstungen, die über
500 Millionen Euro pro Kraftwerk hinausgehen – bei
17 Kraftwerken macht das 8,5 Milliarden Euro –,


(Ulrich Kelber [SPD]: Maximal!)


der Minister bei seinem Finanzminister betteln gehen
muss, um für die Sicherheit weitere Millionen, die an-
sonsten für andere Dinge vorgesehen werden könnten,
zu bekommen. Das ist die Folge der Vereinbarung mit
den Atomkonzernen. Das ist nichts anderes als ein Deal
„Sicherheit gegen Geld“ bzw. ein Verkauf von Sicher-
heit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Ich will noch ein Zitat des Ministers anführen. Gegen-
über dem Kölner Stadt-Anzeiger hat er am 20. Februar
dieses Jahres gesagt:

Es darf nicht einmal der Verdacht aufkommen, dass
der Staat in einen Konflikt geraten könnte zwischen
dem Interesse, Gewinne zu erzielen, und jenem, Si-
cherheit zu gewährleisten.

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(C (D it dem Geheimdeal ist nicht nur dieser Verdacht aufgeommen, sondern Sie kommen tatsächlich in einen reaen Interessenkonflikt. Exakt dann, wenn die Sicherheit ehr als diese 500 Millionen Euro kostet, entsteht dieser nteressenkonflikt; denn dann müssen Sie zum Finanzinister gehen und ihn um Gelder für die Sicherheit der tomkraftwerke anbetteln. So etwas haben Sie mitgetraen, Herr Röttgen. Damit habe ich ein Problem. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705715500

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Röttgen?


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705715600

Ja, bitte.


Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1705715700

Wir haben ja bei einer solchen Frage auch eine Ver-

flichtung, hier sachlich und seriös zu debattieren und
larheit über den Sachverhalt zu erreichen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


ewerten können wir ihn dann unterschiedlich. Wenn es
ber um Sicherheit geht, stehen wir alle in der Verpflich-
ung, nicht für Verwirrung, sondern für Klarheit zu sor-
en.

In diesem Sinne möchte ich an Sie die Frage stellen,
b Sie meiner Behauptung zustimmen, dass in der rot-
rünen Vereinbarung vom Jahre 2000 die Zusage, dass
ie Sicherheitsanforderungen nicht erhöht werden, di-
ekt im Vertrag mit der Kernenergiewirtschaft geregelt
urde, und dass das in der Vereinbarung, die jetzt vorab
eschlossen wurde, nicht der Fall ist – das ist eine reine
egelung zur Gewinnabschöpfung. Stimmen Sie mir
uch zu, dass sich die Notwendigkeit der Erfüllung zu-
ätzlicher Sicherheitsanforderungen alleine aus dem Ge-
etz ergibt und diese nicht limitiert sind? Wenn aber Si-
herheit mehr Geld kostet, und zwar mehr Geld, als
alkuliert worden ist, dann mindert das den Gewinn und
eduziert auch die Gewinnabschöpfung. Das ist ein kla-
er Mechanismus, der immer dann greift, wenn von Ge-
innabschöpfung ausgegangen wird. Aber all das drückt
eradezu aus, dass es einen Vorrang, und zwar einen rein
esetzlichen, für Sicherheit gibt, anders als in dem Ver-
rag von Rot-Grün. Können Sie es also bestätigen, dass
s jetzt einen im Gesetz verankerten Vorrang von Sicher-
eit gegenüber vertraglich geregelten Gewinnabschöp-
ungen gibt?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705715800

Herr Kollege – das muss ich ja in diesem Fall sagen –

öttgen, vielen Dank, dass Sie mir die Möglichkeit ge-
en, genau aus diesem Vertrag noch einmal zu zitieren.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Sie können Ja oder Nein sagen!)






Bärbel Höhn


(A) )


)(B)

– Nein, nein, wenn Sie zitieren – das haben Sie ja vorhin
gemacht –, dann zitieren Sie bitte alles. Das, was Sie zi-
tiert haben, war der Satz:

die Bundesregierung wird keine Initiative ergreifen,
um diesen Sicherheitsstandard und die diesem zu-
grunde liegende Sicherheitsphilosophie zu ändern.

Genau diesen Satz haben Sie zitiert. Nun müssen Sie mir
aber einmal sagen: Was ist der Sicherheitsstandard?
Dieser wird danach definiert. Dieser ist keineswegs so
statisch, wie Sie ihn darzustellen versucht haben. Viel-
mehr steht im Vertrag auch drin, dass Sicherheitsüber-
prüfungen stattfinden. Da wird aufgelistet, dass alle zehn
Jahre Sicherheitsüberprüfungen gemacht werden müs-
sen.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


Und außerdem wird ein neues technisches Regelwerk
entwickelt. Dieses neue technische Regelwerk, das
Jürgen Trittin auf den Weg gebracht hat, könnten Sie mit
einem Federstrich in Kraft setzen. Dann hätten wir mehr
Sicherheit. Aber Sie tun es nicht. Deshalb sage ich: Sie
bieten weniger Sicherheit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Im Übrigen, Herr Minister Röttgen: Die beste Sicher-
heit für alte Pannenreaktoren ist, sie abzuschalten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Einige der problematischsten AKW würden abgeschal-
tet, wenn Sie ihnen nicht acht Jahre mehr Laufzeit geben
würden. Sie machen die Sicherheit gerade kaputt.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist Sicherheit! Abschalten!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705715900

Frau Kollegin Höhn, der Kollege Kauch möchte noch

einmal fragen.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705716000

Bitte.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aber nicht wieder so eine Frage, die nach hinten losgeht!)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1705716100

Frau Kollegin Höhn, hier geht es um Fragen, die für

die Bürgerinnen und Bürger wirklich von existenzieller
Bedeutung sind.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gut, dass Sie das merken, Herr Kauch!)


Die Bürgerinnen und Bürger haben es verdient, dass man
hier nicht bewusst Dinge miteinander vermengt. Es ist
so, dass das geltende Atomgesetz den Kraftwerksbetrei-
bern auferlegt, ihre genehmigten Systeme nach dem

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(C (D tand von Technik und Wissenschaft weiterzuentwikeln. Das haben Sie in Ihrem Atomgesetz beibehalten, nd das werden auch wir in unserem Atomgesetz beibealten. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das tun Sie gerade nicht!)


Herr Trittin, Sie müssten es eigentlich besser wissen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich weiß es besser!)


ie Volksverdummung, die Sie hier betreiben, ist wirk-
ich unerträglich.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Was das Atomgesetz heute nicht regelt, ist beispiels-
eise die Frage des Vorgehens in einzelnen Kraftwer-
en. Wenn Block I drei Kühlsysteme und Block II vier
ühlsysteme als Redundanz hat, dann fällt die Anord-
ung des vierten Kühlsystems auch für den ersten Block
nter Nachrüsttechnik. Das können Sie heute nur gegen
ntschädigung durch die Bundesländer anordnen. Das

st der Punkt, über den wir hier reden. Eine weitere Ver-
ingerung der Wahrscheinlichkeit von irgendwelchen
törfällen bedeutet zusätzliche Sicherheit.

Ich muss Ihnen schon sagen: Wenn Sie von Pannen-
eaktoren sprechen, die abgeschaltet werden müssen,
ann frage ich mich, warum die rot-grüne Regierung un-
er einem Umweltminister Trittin sie nicht von heute auf

orgen abgeschaltet hat, wenn sie sie doch für so ge-
ährlich hielt. Ich frage mich, warum zum Beispiel der
tomreaktor Krümmel, der mittlerweile seit zwei Jahren

tillsteht, nach Ihren Plänen ohne jede weitere Sicher-
eitsmaßnahme noch bis 2018 hätte laufen dürfen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705716200

Herr Kauch, ich habe hier einige Teile aus der Verein-

arung der rot-grünen Regierung zitiert. Dahinter kom-
en weitere Passagen. Da geht es zum Beispiel um
iblis A. Da wird genau festgelegt, wie ein Nachrüstpro-
ramm für Biblis A aussehen soll. Interessanterweise
teht darin, dass es natürlich zum Verhältnis der Restnut-
ung angemessen sein muss. Sie aber packen noch acht
ahre drauf. Damals waren es zehn Jahre. Die sind jetzt
bgelaufen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind mehr als acht Jahre!)


Damals – vor dem 11. September – wusste man aber
och gar nichts von der Gefahr gezielter Flugzeugab-
türze durch Terroristen. Selbst atompolitische Hardliner
n der CDU wie Koch und Oettinger haben nach der
undestagswahl von der Kanzlerin eine bauliche Nach-

üstung gefordert, um die Reaktoren vor Terrorangrif-
en zu schützen. Was aber machen Sie? Diese Forderun-
en sind in der Vereinbarung nicht zu finden. Frau
otting-Uhl hat doch gefragt: Was machen Sie denn,
err Umweltminister? Was machen Sie mit Biblis A?





Bärbel Höhn


(A) )


)(B)

Was machen Sie mit den anderen Reaktoren? Schützen
Sie sie gegen Terrorangriffe aus der Luft? Ja oder Nein?
Das wollen wir heute hier wissen. Die Bevölkerung hat
das Recht, noch heute zu erfahren, wann und mit wel-
chen Methoden dies geschehen soll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir haben eben über die Sicherheit geredet. Es gibt
aber noch andere Sachen, die hier unter die Räder kom-
men. Dazu gehört zum Beispiel das Ziel des Wettbe-
werbs. Auch hierzu zitiere ich den Bundesumweltminis-
ter. Im Handelsblatt vom 16. März 2010 hat er von der
„Dominanz der Großen“ gesprochen. Er sagte, dass das
ein Grund dafür ist, warum wir so hohe Preise haben.
Die Dominanz der Großen ist gegen den Wettbewerb ge-
richtet, und das führt zu überhöhten Strompreisen. Ge-
nau diese Dominanz der Großen ist aber in Ihrer Verein-
barung festgelegt und zementiert worden. Das heißt: Der
Bundesumweltminister macht jetzt genau das, was er vor
der Vereinbarung beklagt hat. Genau dem stimmt er zu.
Am Ende werden es die Verbraucher sein, die dafür die
Zeche zu zahlen haben. Das wollen wir nicht. Deshalb
werden wir gegen die Vereinbarung, die Sie gemacht ha-
ben, ankämpfen.

Ein drittes Opfer dieser Atompolitik ist das Grundge-
setz. Herr Röttgen, ich will gar nicht darüber spekulie-
ren, was Sie da in Nordrhein-Westfalen gesagt haben. Es
ist ja schon genug darüber geredet worden. Ich will gar
nicht fragen: Was haben Sie Ihren Kollegen da wirklich
gesagt? Gibt es da wirklich einen Maulkorb? Was war
das für eine Rechtsauffassung?

Ich will hier nur zwei Gutachter zitieren, die Ihr
Ministerium beauftragt hat, die Frage einer Beteiligung
des Bundesrates zu untersuchen. Professor Papier
kommt zu dem Ergebnis, dass man den Bundesrat nicht
nur beteiligen muss, sondern dass Laufzeitverlängerun-
gen zustimmungspflichtig sind. Macht man das nicht, ist
es verfassungswidrig. Professor Wieland kommt zu ge-
nau derselben Position. Professor Wieland sagt heute so-
gar in der Zeitung, es wäre ein fahrlässiger Umgang mit
dem Grundgesetz, würde man Laufzeitverlängerungen
am Bundesrat vorbei beschließen. Das sind zwei Profes-
soren, zwei Gutachter, die von Ihnen, von Ihrem Haus,
beauftragt worden sind. Das interessiert Sie jedoch über-
haupt nicht. Das heißt, Sie begehen sehenden Auges ei-
nen Verfassungsbruch. Das werfen wir Ihnen vor.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Aber, meine Damen und Herren, Sie werden damit
nicht durchkommen; denn die Mehrheit der Bevölkerung
teilt Ihre Position nicht. Die Opposition ist geschlossen
dagegen, und auch das Grundgesetz haben Sie gegen
sich. Deshalb werden wir hier im Parlament und auf der
Straße, auch am 18. September, also am kommenden
Samstag, Widerstand leisten. Wir werden vor das Bun-
desverfassungsgericht ziehen, wenn Sie den Bundesrat
nicht beteiligen. Wir sind sehr sicher und sehr optimis-

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(C (D isch, dass wir diesen schmutzigen Atomdeal noch stopen können. Wir werden alles tun, um das hinzubekomen. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705716300

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Georg Nüßlein

ür die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1705716400

Frau Präsidentin! Meine Damen! Meine Herren! Wir

ind mit der klaren Aussage in den Bundestagswahl-
ampf gezogen, dass wir die Laufzeiten der Kernkraft-
erke verlängern müssen, um die Wende in der Energie-
olitik gegenfinanzieren zu können, um die Nutzung
rneuerbarer Energien, deren Ausbau teuer ist, ausbauen
u können. Genau das setzen wir jetzt um. Geschätzter
ollege Kelber, da kommt es nicht auf die Umfragen an,


(Ulrich Kelber [SPD]: Sondern darauf, wie man es macht! Ganz genau!)


ondern auf das, was von den Bürgerinnen und Bürgern
n Wahlen entschieden wird. Ich würde mir nur wün-
chen, dass diejenigen, die hier mit uns diskutieren, we-
igstens bei der Wahrheit bleiben.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wünschen wir uns auch!)


Liebe Frau Höhn, Sie haben von einem geheimen
eal gesprochen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was war das anderes?)


as wird schon dadurch widerlegt, dass wir hier darüber
iskutieren. Dadurch wird klar, dass das nicht geheim
ein kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


s steht ja auch im Internet, was da vereinbart worden
st. Das widerspricht dem komplett.

Andererseits entspricht es komplett der Absicht, die
ir vorher hatten, nämlich zu sagen: Wir schöpfen die
älfte der durch die Laufzeitverlängerung erzielten Zu-

atzgewinne im Sinne einer Ökodividende ab. Jetzt kom-
en welche, die sagen, es sei ganz ungewöhnlich, dass

s da eine Anrechnung gibt. Ja, Entschuldigung, diese
ewinne muss man doch berechnen. Auch die vielge-

choltenen Versorger können einen Euro nur einmal aus-
eben. Wenn an der Steuerschraube gedreht wird und die
rennelementesteuer von einer Nachfolgeregierung er-
öht wird, dann muss das, was anschließend in den
onds eingezahlt wird, auch angerechnet werden.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1705716500

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

ollegin Höhn?






(A) )


)(B)


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1705716600

Ja, gern.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705716700

Herr Kollege Nüßlein, können Sie bestätigen, dass

dieser Vertrag, bevor er ins Internet gestellt wurde, über-
haupt nicht bekannt war,


(Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär: Im Koalitionsvertrag angekündigt!)


sondern dass er erst bekannt geworden ist, weil ein Vor-
standsmitglied von RWE auf einer Veranstaltung in
München auf die Frage von Herrn Münchmeyer von
Greenpeace gesagt hat: Im Übrigen haben wir um
5.28 Uhr oder 5.23 Uhr noch einen Vertrag paraphiert,
und der Staatsminister des Umweltministeriums musste
dafür noch aus dem Bett geholt werden? Erst danach ha-
ben wir angefragt, was das für ein Vertrag ist. Erst da-
nach haben wir die Kanzlerin und die Bundesregierung
gebeten, uns diesen Vertrag zur Verfügung zu stellen.
Erst danach haben wir diesen Vertrag erhalten. Erst jetzt
steht der Vertrag in der Tat im Internet, nachdem wir auf-
grund der Frage von Herrn Münchmeyer von Green-
peace diesen angefordert haben. Was ist das anderes als
geheim?


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1705716800

Liebe Frau Höhn, Sie bestätigen damit doch nur, dass

Sie die Energiepolitik dieser Regierung nicht mitverfolgt
haben.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das ist sehr schwach, was Sie jetzt versuchen!)


Wir haben im Vorfeld und auch bei den Verhandlungen
klipp und klar gesagt,


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dass Sie Geheimverträge machen!)


dass wir im Sinne dessen, was auch Sie unter Rot-Grün
gemacht haben, eine Vereinbarung mit den Versorgern
schließen wollen, in der steht, dass wir mindestens die
Hälfte der Zusatzgewinne abschöpfen werden. Was soll
denn an diesem Vertrag geheim sein? Er musste natür-
lich erst einmal erstellt werden und auf den Tisch kom-
men; dann kann man darüber diskutieren. Das ist doch
ganz klar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Letztendlich haben wir damit auf Punkt und Komma das
eingehalten, wovon wir vorher gesagt haben, dass wir es
tun wollen. Mir erschließt sich überhaupt nicht, warum
das verwerflich sein soll.


(Ulrich Kelber [SPD]: Er wird nicht einmal rot dabei!)


Ich weiß natürlich, dass Sie ein Interesse daran haben,
von dem abzulenken, was Sie seinerzeit vereinbart ha-
ben; der Minister hat Ihnen das heute eindrucksvoll vor-
geführt. Ich sage ganz offen, dass ich mir dieselbe Stelle

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(C (D m Vertrag markiert habe; denn wenn der Minister es icht gemacht hätte, hätte ich sie Ihnen vorgetragen. (Frank Schwabe [SPD]: Das glaubt Ihnen doch keiner!)


as ist nämlich spannend, insbesondere weil Sie vor der
amaligen Bundestagswahl durch die Lande gezogen
ind und gesagt haben, Kernenergie sei unverantwort-
ich, die Sicherheit könne nicht gewährleistet werden.
ann gehen Sie her, schreiben eine Vereinbarung auf Pa-
ier, paraphieren das Ganze und sprechen von den hohen
ternationalen Sicherheitsstandards der deutschen Kern-

nergie. Das ist doch ein Widerspruch. Sie hätten da-
als, nachdem Sie bis 1998 vom sofortigen Ausstieg aus

ieser nicht zu verantwortenden Technologie gesprochen
atten, in der Tat sofort aussteigen können. Da waren Ih-
en offenbar der Dienstwagen und das Amt wichtiger als
iese existenzielle Frage.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Technologien, die angeblich so unverantwortlich sind,
uss man aufgeben. Man kann doch nicht sagen: Na ja,

s ist nicht zu verantworten; aber die nächsten 20 Jahre
önnen wir das in Kauf nehmen. Ich sage Ihnen ganz of-
en: Wer wie Sie im Glashaus sitzt, sollte mit etwas klei-
eren Steinen werfen. Seien Sie an dieser Stelle vorsich-
ig. Wir werden Ihnen das immer wieder vorhalten, weil
in unglaublich großer Widerspruch zwischen dem be-
teht, was Sie damals, als Sie in die Wahlen gezogen
ind, behauptet haben, und dem, was Sie am Ende des
ages realisiert haben.

Ich will noch auf ein paar andere Verlogenheiten ein-
ehen, die in dieser Debatte immer wieder auftauchen.

Erstens. Herr Kindler weiß jetzt schon, dass Gorleben
ls Endlager nicht geeignet ist. Ich empfehle ihm, sich
inmal mit den Experten auseinanderzusetzen, die etwas
nderes sagen.

Zweitens. Es kommt dann immer der Hinweis, die
ostenbeteiligung der Konzerne sei nicht gegeben. Ich
öchte an der Stelle deutlich sagen, dass sich die Ver-

orger am Schacht Konrad mit 64,4 Prozent und in Gor-
eben mit 96,5 Prozent beteiligen. Auch das muss man
inmal ehrlich feststellen.


(Zuruf von der SPD: Und was ist mit der Asse?)


Drittens. Kollege Kelber hat heute wieder einmal die
är vorgetragen, die Kernenergie blockiere die erneuer-

aren Energien.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705716900

Herr Kollege Nüßlein, der Kollege Lenkert würde Ih-

en gerne eine Zwischenfrage stellen. Sind Sie einver-
tanden?


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1705717000

Ja, gern.






(A) )


)(B)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705717100

Bitte schön.


Ralph Lenkert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705717200

Herr Kollege Nüßlein, Sie haben gerade die Frage der

Endlager angesprochen. Ist Ihnen bekannt, dass 3 Kilo-
meter nördlich von dem Salzstock, der das Endlager in
Gorleben beherbergen soll, Erdgas gefunden worden ist,
das explodiert ist, was bei einem Atommüllendlager ge-
wisse Risiken hervorrufen könnte?

Des Weiteren ist die Entsorgungsfrage an die Be-
triebserlaubnis der Kernkraftwerke gekoppelt. Würden
Sie mir zustimmen, wenn ich sage, dass die Bundeslän-
der, die Verlängerungen der Laufzeiten von Kernkraft-
werken wünschen, in ihrem Territorium Endlagerkapazi-
täten zur Verfügung stellen sollten?


(Dr. Matthias Miersch [SPD]: Die wollen doch Geld haben!)



Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1705717300

Ich möchte an der Stelle feststellen, dass eine Vorgän-

gerregierung dafür verantwortlich war, dass die Erfor-
schung in Gorleben zehn Jahre lang nicht weiterging.
Das ist kein Beitrag zur Lösung einer politischen Auf-
gabe, die wir unabhängig von der Frage, ob man für oder
gegen Kernenergie ist, national lösen müssen.

Ich unterstreiche aber auch, dass ich mir im Unter-
schied zu etlichen Kolleginnen und Kollegen hier nicht
anmaße – ich habe das vorhin gesagt –, ein Experten-
urteil über die Frage der Geeignetheit abzugeben.


(Dr. Matthias Miersch [SPD]: Dann gehen Sie doch mal nach Bayern!)


Ich würde Sie bitten, das der Erforschung zu überlassen.
So viel Mut muss man an dieser Stelle haben.

Sie haben offenkundig die Sorge, dass der von Ihnen
viel gescholtene Flieger ohne Landebahn irgendwann
eine Landebahn bekommt und dass dieses Thema wei-
terhin auf der Tagesordnung steht. Ich kann Ihnen offen
sagen: Das wird nicht der Fall sein. Uns geht es wirklich
darum, eine Brückentechnologie zu nutzen, um den Aus-
bau der erneuerbaren Energien voranzubringen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, ja!)


Zur Thematik Blockade der erneuerbaren Energien:
Ich bin ein glühender Verfechter der erneuerbaren Ener-
gien; das wissen Sie. Ich würde Sie bitten, mit ein biss-
chen mehr Mut und Zuversicht an dieses Thema heran-
zugehen und nicht so zu argumentieren, dass man die
Atomkraftwerke abschalten muss, weil der Strompreis
höher werden muss, mit der Folge, dass die erneuerbaren
Energien konkurrenzfähig sind. Das ist eigentlich der
Kern Ihrer Argumentation.

Von einer Blockade kann nicht die Rede sein. Wir för-
dern in dieser Republik nichts so sehr wie die erneuerba-
ren Energien. Im Jahr 2009 betrugen die Differenzkosten
5,3 Milliarden Euro. Das heißt, jeder Durchschnittshaus-

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(C (D alt hat 3,82 Euro pro Monat oder 45,84 Euro pro Jahr ür die Markteinführung und den Ausbau erneuerbarer nergien aufgewendet. Daran wird sich in dem Sinne etas ändern, dass die Belastung von Jahr zu Jahr zunehen wird. Wir werden darüber diskutieren, wie weit wir ie Haushalte belasten können. Herr Kollege Nüßlein, jetzt würde gerne Herr Kelber ine Zwischenfrage stellen. Von mir aus. Vielen Dank, Herr Kollege. – Sie haben gerade ge agt, ich hätte von einer Blockade der erneuerbaren nergien durch die Atomindustrie gesprochen. Das ist in er Tat meine Meinung. Sind Sie bereit, zu akzeptieren, ass ich dies in meiner Rede vorhin anhand von zwei Ziaten deutlich gemacht habe? Zum einen habe ich die Erebnisse der Gutachten und Prognosen herangezogen, on denen Sie und Herr Kauch gesagt haben, sie seien ie durchgerechnete Grundlage Ihrer Politik. Es handelt ich, wie Sie sehen, um Balkendiagramme, die den ückgang des Zubaus bei erneuerbaren Energien aufrund der Laufzeitverlängerung belegen. Zum anderen abe ich ein Zitat aus einer Rede von Herrn Röttgen vom ebruar 2010 herangezogen, in der er über die schwieige Vereinbarkeit der beiden Energien gesprochen hat. aben Sie das mitbekommen? Das habe ich selbstverständlich mitbekommen. (Frank Schwabe [SPD]: Er hat doch eh nichts gesagt!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705717400
Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1705717500
Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1705717600
Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1705717700

Sie sprechen so nett vom Rückgang des Zubaus. Im
runde sagen Sie: Das Wachstum, das wir zu Beginn
atten und das in der Tat sehr steil war, wird flacher wer-
en. Das ist nichts, was unmittelbar mit der Politik zu
un hat. Vielmehr hat bereits in den letzten Jahren der
ubau bei der Windkraft standortbedingt nicht in sol-
hem Umfang zugenommen, wie das der eine oder an-
ere erwartet hat. Diese Kurve wird nun einmal flacher,
eil wir bei den erneuerbaren Energien bestimmte Vo-

aussetzungen zu erfüllen haben: Man braucht windrei-
he Standorte. Bei der Wasserkraft – sie ist ein gutes
eispiel – braucht man die Möglichkeit, in die Wasser-

äufe bzw. das Gefälle einzugreifen. Bei der Solarenergie
tehen Sie vor der Problematik, dass man an verschiede-
en Stellen allmählich Akzeptanzprobleme bekommt.
ch erhalte im Übrigen vielfach Post von grüner Seite.
arin steht: Man verschandelt mir meine Gemeinde mit
lächen aus Fotovoltaik usw. All das sind hochspan-
ende Themen. Es geht auch darum, die Vorhaben all-
ählich umzusetzen.

Was das Zitat von Herrn Röttgen angeht, so kann ich
azu unmittelbar nur so viel sagen: Es muss unsere Auf-
abe sein, die beiden Energiearten ökonomisch mitei-
ander zu vereinen. Lieber Herr Kollege Kelber, wir





Dr. Georg Nüßlein


(A) )


)(B)

bringen an dieser Stelle den Beweis, dass die Nutzung
der Kernenergie uns in die Lage versetzt, die erneuerba-
ren Energien doppelt gegenzufinanzieren, nämlich zum
einen durch die preisdämpfenden Effekte am Markt und
zum anderen dadurch, dass wir einen Fonds auflegen,
durch den in Forschung und Entwicklung erneuerbarer
Energien und Speichertechnologien investiert wird. Da-
mit leisten wir zu dem eigentlichen Thema – Engpass
beim Ausbau der Netze und bei der Speicherung – einen
Beitrag.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705717800

Herr Kollege Nüßlein, nun möchte gerne auch der

Kollege Fell eine Zwischenfrage stellen. Erstens ist das
die letzte Zwischenfrage bei Ihrer Rede, und zweitens ist
Ihre Redezeit schon abgelaufen. Sie könnten also gleich
zum Ende kommen.


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1705717900

Wunderbar. Dann lasse ich die Zwischenfrage des

Kollegen Fell noch zu.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705718000

Herr Kollege Nüßlein, Sie haben gerade behauptet,

dass der Ausbau erneuerbarer Energien geringfügig ver-
ändert auf hohem Niveau weitergeht. So habe ich Ihre
Aussage interpretiert. Ich möchte Ihnen anhand der Zah-
len aus dem Gutachten, das Ihrem Energiekonzept zu-
grunde liegt, deutlich machen, dass es sich nicht um eine
geringfügige Veränderung, sondern um einen drasti-
schen Einbruch der Neuinvestition in erneuerbare Ener-
gien handelt. 2009 wurden in Deutschland gut 1,8 Giga-
watt Windkraft installiert. Nach EWI sollen in den
kommenden Jahren nur noch 0,6 Gigawatt Windkraft in-
stalliert werden. Das ist nur ein Drittel des heutigen Aus-
baus. Das heißt, allein in der Windenergiebranche und
bei den Zuliefererbetrieben wird es massive Arbeits-
platzverluste und Konkurse geben.

Bei der Fotovoltaik sieht es noch viel schlimmer aus.
Wir werden in diesem Jahr im Bereich Fotovoltaik einen
Zuwachs von 6 bis 7 Gigawatt haben. Laut EWI sollen
es im nächsten Jahr und in den Folgejahren nur noch
1,6 Gigawatt sein. Wie können Sie angesichts dessen
von einem geringfügigen Rückgang reden?

Ich war am letzten Dienstag auf der Konferenz des
VKU, des Verbandes kommunaler Unternehmen. Dort
hat man das bestätigt und ganz klar gesagt, dass sie die
Investitionen mit einem Volumen von 10 Milliarden
Euro, die sie für die nächsten Jahre in den Bereichen er-
neuerbare Energien und Kraft-Wärme-Kopplung geplant
haben, bei dieser Laufzeitverlängerung nicht tätigen
können. Wie können Sie behaupten, dass es nur einen
marginalen Einschnitt gäbe? Sie sorgen für einen drama-
tischen Einbruch zum Schaden dieser Branche. Sie wer-
den diesen großen Erfolg in der Wirtschaftsgeschichte
Deutschlands mit der Laufzeitverlängerung beenden.


(Heinz-Peter Haustein [FDP]: Das stimmt doch gar nicht!)


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(C (D Lieber Kollege, mit Verlaub: Sie verknüpfen hier inge, die nichts, aber auch gar nichts miteinander zu un haben. Eines ist doch entscheidend – nehmen wir einmal das eispiel Windkraft, das Sie herausgegriffen haben –: Die roße Koalition hat damals im Rahmen der Verhandlunen über das Erneuerbare-Energien-Gesetz bei der Verütung deutlich aufgesattelt. (Ulrich Kelber [SPD]: Ja, auf unseren Vorschlag hin!)

Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1705718100

aran können Sie sich vermutlich noch erinnern. Wenn
nter dem Umstand höherer Vergütungssätze der jährli-
he Ausbau und Zuwachs im Bereich der Windkraft
chon jetzt zurückgeht, wie Sie es gerade beschrieben
aben, dann kann das weder an der Laufzeitverlänge-
ung liegen – die kommt erst 2017 – noch an irgendwel-
hen Veränderungen, die wir am EEG vorgenommen ha-
en.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das steht im Gutachten! Ich zitiere aus Ihrem Gutachten, Herr Nüßlein!)


as ist ein Beleg dafür, dass es auf die Standorte ankom-
en wird und dass die Potenziale, von denen hier ge-

prochen wird, in der Realität nicht in der Form existie-
en, wie Sie es sich in Ihrem Wolkenkuckucksheim
mmer wieder einbilden. Das muss ich an dieser Stelle
lipp und klar sagen. Der Vorrang der erneuerbaren
nergien bleibt so, wie wir ihn gemeinsam im EEG defi-
iert und beschlossen haben, erhalten. Deshalb gibt es
einen Grund, die Dinge in unzulässiger Weise zu ver-
nüpfen.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705718200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Bärbel Kofler von

er SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1705718300

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

ch habe geglaubt, ich müsste die E-Mail, die ich heute
on einem Bürger bekommen habe, nicht mehr vorlesen.
s geht um die Frage radioaktiver Abfälle. Ich habe ge-
acht: Ich bin die vorletzte Rednerin, irgendeine ge-
chätzte Kollegin oder irgendein geschätzter Kollege,
ielleicht sogar der Umweltminister wird diese einfache
rage in ihrem oder seinem Beitrag beantworten.

Nach dem Beitrag des Kollegen Nüßlein, der auf eine
onkrete Nachfrage zu dem Thema Endlager ebenfalls
ichts gesagt hat – übrigens auch nicht zu einem Endla-
er in Bayern; unter uns Bayern wollen wir doch ehrlich
iskutieren –, möchte ich diese Frage doch einmal vorle-
en. Vielleicht kann der Kollege von der Union, der als
etzter Redner spricht, eine Antwort darauf geben. Ein
ürger aus meinem Wahlkreis schrieb mir: Mit jedem





Dr. Bärbel Kofler


(A) )


)(B)

Tag Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwerken
vergrößert sich die Menge der radioaktiven Abfälle. Fra-
gen Sie doch bitte die CDU/CSU und die FDP im Bun-
destag, wo es ein sicheres Endlager gibt. Ab wann und
wo werden welche Mengen strahlendes Material sicher
eingelagert? – Dann möchte der Bürger noch gerne wis-
sen, wie und von wem die Kosten für diese Endlager
übernommen werden.


(Michael Kauch [FDP]: Antwort: Die SPD hat es versemmelt!)


Ich würde diese einfache Frage eines Bürgers hier
gerne einmal beantwortet haben. Wir wollen keine Lauf-
zeitverlängerung für die Atomkraftwerke.


(Horst Meierhofer [FDP]: Ihr wollt auch kein Endlager! – Christoph Poland [CDU/CSU]: Deshalb haben wir ja auch kein Endlager gefunden!)


Sie wollen das. Sie machen das. Sie haben das in den
letzten Tagen in einem Deal eingefädelt. Beantworten
Sie bitte auch die Fragen der Bürger zu diesem Thema.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Ralph Lenkert [DIE LINKE])


Heute führen wir eine Haushaltsdebatte. Wenn man
die blumigen Ausführungen über die vielen Ausgaben,
die man in Zukunft im Bereich erneuerbarer Energien tä-
tigen möchte, und die vielen tollen Programme zur CO2-
Einsparung, die man in Zukunft umsetzen möchte, hört,
dann stellt man fest: Es lohnt sich, den Haushaltsentwurf
für 2011, über den wir heute beraten, anzuschauen. Einer
der Kollegen hat es gesagt: An ihren Taten sollt ihr sie
erkennen. Ja, das ist wohl wahr: An ihren Taten sollt ihr
sie erkennen. Die Folgekosten der Atomenergie – Stich-
wort „Atommüll“ – steigen um 35 Prozent – dabei ist die
Laufzeitverlängerung noch nicht eingerechnet –, und das
Erneuerbare-Energien-Programm wird um knapp 10 Pro-
zent gekürzt. Das soll mit diesem Haushalt beschlossen
werden.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705718400

Frau Kollegin Kofler, erlauben Sie eine Zwischen-

frage der Kollegin Flachsbarth?


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1705718500

Ja, gerne.


Dr. Maria Flachsbarth (CDU):
Rede ID: ID1705718600

Frau Kollegin, könnten Sie mir bitte zustimmen, dass

die Debatte, die wir hier über Endlager führen, eine ge-
wisse Scheinheiligkeit in sich trägt? Könnten Sie mir zu-
stimmen, dass die Suche nach einem Endlager in der
Realität betrieben werden muss, wenn man denn eines
finden will? Könnten Sie mir zustimmen, dass das Mora-
torium allerspätestens 2005 hätte ausgelaufen sein kön-
nen, als der Synthesebericht des BfS vorgelegt worden
ist? Könnten Sie mir zustimmen, dass die Union in der
Großen Koalition alles, aber auch alles – leider vergeb-
lich – unternommen hat, dieses Moratorium zu beenden?

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(C (D Könnten Sie mir dann bitte auch noch sagen, ob die iedersächsischen Ministerpräsidenten Schröder, logowski und Gabriel jemals den Versuch unternommen aben, der Bundesregierung einen alternativen Standort ur Erkundung vorzuschlagen, alldieweil Niedersachsen eschlagen oder gesegnet ist – man kann das so oder so ehen – mit den entsprechenden geologischen Struktuen? Wenn das denn alles so ist, muss man doch tatsächich sagen – ich hoffe, Sie können mir zustimmen –, dass iese Debatte in hohem Maße scheinheilige Züge trägt. Wissen Sie, bezüglich der Scheinheiligkeit in der De atte kann ich Ihnen zustimmen. Da gibt es eine ganze enge Scheinheiligkeit. Der Untersuchungsausschuss um Thema Gorleben wird noch viel Klarheit in die Deatte bringen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Frau Flachsbarth ist die Vorsitzende!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1705718700

Ja, das ist mir schon klar. – Ich glaube, zum Thema
cheinheiligkeit kann man auch aus bayerischer Sicht an
er Stelle einiges sagen. Wenn die CSU in Bayern durch
ie Lande zieht, für die Verlängerung der Laufzeiten der
tomkraftwerke wirbt und gleichzeitig sagt: „Heiliger
ankt Florian, verschon‘ mein Haus, zünd‘ andre an“,
ann nenne ich das scheinheilig.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich wollte aber auch etwas zu diesem Haushaltsent-
urf sagen. Wir befinden uns ja in der Haushaltsdebatte;
er Haushalt wird eingebracht. Ich habe einige Kollegen
ehört, die zum Thema „erneuerbare Energien“, die sie
oranbringen wollen, etwas gesagt haben, die die Herzen
er Menschen mit diesem Haushalt erreichen wollten,


(Heinz-Peter Haustein [FDP]: So sind wir!)


ie aber suggerieren, es gehe leider nicht mehr, sie hät-
en so gern mehr in erneuerbare Energien investiert, aber
ie böse Wirtschaftskrise verhindere das. Wenn man sich
icht ernsthaft damit auseinandersetzt, wie man zu Ein-
ahmeverbesserungen in diesem Haushalt insgesamt,
ber auch für den Umwelthaushalt kommt, wenn man
ich nicht ernsthaft damit auseinandersetzt, wie man
ber Investitionen in ökologisch sinnvolle Maßnahmen
u mehr Beschäftigung, mehr Steuereinnahmen und we-
iger Sozialversicherungsausfällen kommt, dann, finde
ch, hat man das Recht verwirkt, über die angeblich so
chwierigen wirtschaftlichen Zeiten zu jammern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Frau Dött insbesondere beklagt, dass der Pro-
rammhaushalt um 94 Millionen Euro – die zitierten
0 Prozent – sinkt, aber leider nicht mehr drin gewesen
ei, das müsse doch auch die Opposition kapieren, dann
uss ich schon sagen: Wenn über Nacht über Verrech-





Dr. Bärbel Kofler


(A) )


)(B)

nungen von Steuermöglichkeiten, zum Beispiel im Zu-
sammenhang mit der Gewerbesteuer, Pi mal Daumen
800 Millionen Euro dem Haushalt einfach entzogen wer-
den, dann frage ich mich, warum ein Zehntel dieser
Summe ein großes Problem für diesen Bundeshaushalt
darstellt. Das ist mir völlig schleierhaft.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Das zum Thema nächste Generation!)


Sie haben in diesem Haushalt wesentliche Pro-
gramme, die einen Beitrag zum Klimaschutz auf natio-
naler und internationaler Ebene leisten, gekürzt. Alles,
was wir heute über die hehren Einsparziele gehört ha-
ben, findet sich in diesem Haushalt nicht wieder. Ich
nenne das Marktanreizprogramm. Ich glaube, das ist
heute zu Unrecht etwas zu kurz gekommen. Dies ist ein
Programm, das wirklich in Effizienz investiert, das in
Energieeinsparung investiert, das im Bereich der
Wärme, in dem wir großen Nachholbedarf für die Zu-
kunft haben, wichtige Anreize setzt. Da sind wir noch
nicht weit. Was höre ich dann bei den Klimazielen?
Schöne Worte! Aber genau hier werden in diesem Haus-
halt 68 Millionen Euro gekürzt. Das ist völlig unver-
ständlich. Es ist ökologisch unverständlich und – ich
sage es noch einmal – ökonomisch unverständlich.

Ich habe am 1. Juli dieses Jahres in der Fragestunde
der Bundesregierung die Frage gestellt, was volkswirt-
schaftlich damit erreicht werden soll, wie denn die volks-
wirtschaftlichen Wirkungen dieser Kürzungen sind. Wir
alle kennen die Proteste aus dem Handwerk, aus den Re-
gionen, der Verbände, der Bürger und der Kirchen.

Es gibt ein Schreiben der evangelischen Kirchen, die
händeringend um den Erhalt dieses Programms auf
entsprechendem Niveau bitten. Die Antwort von Staats-
sekretärin Reiche war, Zahlen über volkswirtschaftliche
Zusammenhänge lägen ihr nicht vor. Sie sagte, die Be-
rechnungen des Ifo-Instituts, wonach der Einsatz von
1 Euro zu 8 Euro Umsatz führe, seien ihr nicht bekannt.

Ich sage es noch einmal: Das war am 1. Juli. Meines
Wissens wurde am 8. Juli der Haushalt ins Kabinett ein-
gebracht. Auf welcher Basis wurde dieser Haushalt in
das Kabinett eingebracht? Diese Frage möchte ich an
dieser Stelle einmal beantwortet haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ähnliches gilt für den Bereich der CO2-Gebäudesa-
nierung. Ich weiß, das betrifft ein anderes Ressort. Ich
weiß, hierfür ist das Verkehrsministerium zuständig.
Beim Kürzen sind sich die verschiedenen Ressorts in
diesem Kabinett offensichtlich einig, auch wenn sie sich
ansonsten weniger einig sind.

Heute habe ich mit großer Freude gehört, diese Kür-
zungen würden eventuell zurückgenommen. Noch steht
für mich die Hälfte der CO2-Gebäudesanierungspro-
gramme zur Kürzung an. Dies ist genauso wie bei den
Marktanreizprogrammen ökologisch und ökonomisch
sinnlos.

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(C (D Sie sprachen außerdem von internationaler Glaubürdigkeit. Ich glaube, Herr Kauch hat in der heutigen iskussion irgendetwas von der Vorbildlichkeit für in ernationale Verhandlungen gesagt. Es ist schön, wenn an hier über zukünftige Ziele spekuliert. Ganz kon rete Zusagen dieser Bundesregierung von Dezember 009 bzw. Januar 2010 – sie wurden also auch in Kopenagen gegeben – wurden mit dem vergangenen Haushalt ebrochen und werden mit diesem Haushalt völlig elimiiert. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ulrich Kelber [SPD]: Eine schwere Hypothek für Cancún!)


Wer in der Welt 1,2 Milliarden Euro zusagt, um die
olgen des Klimawandels für die ärmsten Länder abmil-
ern zu können, wer in drei Haushalten jeweils 420 Mil-
ionen Euro jährlich verspricht, wer 70 Millionen Euro
n den Haushalt 2010 einstellt, diese Mittel für den
aushalt 2011 streicht und dann irgendwelche zinsver-
ünstigten Darlehen, die auf dieser Welt herumschwir-
en, als die Rettung des Weltklimas bezeichnet, der ist
icht von dieser Welt und hat Vertrauen auf internationa-
er Ebene völlig verspielt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705718800

Kommen Sie bitte zum Schluss.


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1705718900

Ich komme zum Schluss.

Zusammenfassend kann man sagen: Dieser Haushalt
at Vertrauen bei den Bürgern verspielt, die in erneuer-
are Energien investieren wollten. Er hat Vertrauen bei
en Handwerkern verspielt, die ihre Kalkulationen und
ngebote in diesem Bereich im Vertrauen auf die Zusa-
en dieser Regierung ausgerichtet haben. Er hat Ver-
rauen bei internationalen Partnern verspielt, die sich
isher auf die Zusagen der Regierung verlassen konnten.
r hat Vertrauen bei allen verspielt, nur nicht bei denen,
ie am vergangenen Sonntag den schönen Deal mit Ih-
en ausgemacht haben. Die Energiekonzerne konnten
ich auf Ihre Milliardengeschenke verlassen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705719000

Als letzter Redner zu diesem Einzelplan hat der Kol-

ege Bernhard Schulte-Drüggelte von der CDU/CSU-
raktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU):
Rede ID: ID1705719100

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Vorab möchte ich sagen, dass es sich hierbei um ein
motionales Thema handelt. Man kann sich wunderbar
arüber aufregen. Es ist schön, dass Sie am Schluss noch





Bernhard Schulte-Drüggelte


(A) )


)(B)

einmal den Begriff „Haushalt“ eingeführt und darauf
hingewiesen haben, dass wir eine Haushaltsdebatte füh-
ren. Ich würde mich freuen, wenn es möglich wäre, die
Auseinandersetzung einigermaßen sachlich zu führen.

Den ersten Vertrag hat Rot-Grün geschlossen. Zum
zweiten Vertrag muss man sagen, dass die Sicherheit an
allererster Stelle steht, und zwar ohne Kompromisse.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zudem ist zu sagen, dass die Sicherheitskonzeption
dynamisch ist, angepasst an künftige technische Ent-
wicklungen. Ich finde, das ist der höchste Standard, den
man erreichen kann. Das ist etwas, was ich persönlich
für richtig halte. Wenn ein fachlich begründeter Zweifel
– Frau Höhn hat auch sonst Zweifel – an der Sicherheit
eines Kernkraftwerkes besteht, dann gibt es doch nur ei-
nen Weg: Dann wird dieses Kraftwerk abgeschaltet, und
zwar sofort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann machen Sie es doch!)


Ich habe gesagt: Wenn ein sachlich begründeter Zwei-
fel besteht. Das ist ein kleiner Unterschied, auch nach
der emotionalen Debatte, die hier gerade stattgefunden
hat.

Als Mitglied des Haushaltsausschusses möchte ich
auch etwas zum Haushalt sagen. Erst einmal freue ich
mich darüber, dass die Mittel dieses Haushalts auf
1,6 Milliarden Euro steigen. Das zeigt, dass die Regie-
rung wichtige Vorhaben voranbringt.

Ich möchte einen Punkt ansprechen, der in der Debatte
gerade schon erwähnt wurde: den Schacht Konrad. Er
ist ein ehemaliges Eisenerzbergwerk, das seit 2007 in ein
Endlager für radioaktive Abfälle umgebaut wird, und
zwar für radioaktive Abfälle mit vernachlässigbarer Wär-
meentwicklung. Das war ein wichtiger Schritt, den die
Große Koalition gemacht hat; das muss man einmal fest-
halten. Beim Schacht Konrad gehen die Umrüstungsar-
beiten weiter. Dabei geht es nicht nur um Planungs- und
Genehmigungsverfahren, sondern es wird auch gebaut,
zum Beispiel an Gebäudezufahrten, und die Anlage wird
gesichert. Das ist der Grund für die Erhöhung der Mittel
in diesem Haushalt um 100 Millionen Euro.

Da diese Frage vorhin gestellt wurde – gleich komme
ich auch auf Gorleben zu sprechen –, sage ich: Das sind
refinanzierte Mittel, es ist eine gute Maßnahme, und die
Fertigstellung dieses Endlagers ist für 2014 geplant. Das
ist erfreulich.

Für das Projekt Gorleben – Frau Dr. Kofler, Sie hat-
ten danach gefragt – waren bisher 21 Millionen Euro be-
reitgestellt. Diese Mittel werden auf 47 Millionen Euro
erhöht. Die Erkundung des Salzstockes soll ergebnisof-
fen fortgesetzt werden. Die Frage in der von Ihnen er-
wähnten E-Mail war: Warum wird das gemacht?


(Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Es ging nicht um Gorleben, sondern um Müll allgemein!)



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(C (D Ja, ich erzähle es gerade. – Das wird gemacht, damit estgestellt werden kann, ob dieser Salzstock als Endlaer geeignet ist. (Frank Schwabe [SPD]: Und wenn er nicht geeignet ist?)


Meine Antwort auf die zweite Frage, die der Absen-
er der E-Mail gestellt hat, lautet: Das wird genauso re-
inanziert wie der Schacht Konrad.

Das waren meine Antworten auf die beiden Fragen.
ch habe mich bemüht, sie einigermaßen sachlich zu be-
ntworten.


(Dr. Matthias Miersch [SPD]: Was ist mit Morsleben?)


Was steckt dahinter? Dahinter steckt doch, dass diese
egierung entschlossen ist, das Problem der Endlage-
ung, auch der hochradioaktiven Stoffe, zu lösen und die
ösung dieses Problems nicht auf die nächste Genera-

ion zu verlagern. Ich meine, das ist eine wirklich verant-
ortungsvolle Maßnahme und Zielsetzung dieser Regie-

ung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Frank Schwabe [SPD]: Was ist denn daran verantwortungsvoll? Sie produzieren den Müll für die nachfolgenden Generationen! – Dr. Matthias Miersch [SPD]: Verantwortungslos ist das!)


Der Kollege Kauch hat vorhin angesprochen, dass
uch im Naturschutz besondere Maßnahmen gefördert
erden. Dabei geht es insbesondere um das Bundespro-
ramm Biologische Vielfalt; auch dies ist eine sehr sinn-
olle Maßnahme. In diesem Rahmen sind jährlich 15 Mil-
ionen Euro für Demonstrationsmaßnahmen vorgesehen.

Aber eines sollte man in der gesamten Diskussion,
uch in dieser Haushaltsdebatte, nicht vergessen: dass
ie oberste Priorität der Koalition die nachhaltige Kon-
olidierung des Haushaltes ist;


(Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Ach ja?)


as ist doch völlig klar. Es geht um die dauerhafte Si-
herstellung der Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen
uch in Deutschland.


(Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Von wegen! Höchstens um die der Stromkonzerne!)


ir müssen sicherstellen, dass wir nicht in die gleichen
chwierigkeiten kommen, wie es anderen Ländern in
uropa passiert ist. Dieser Konsolidierung kann sich na-

ürlich auch das Umweltministerium nicht entziehen; das
st völlig klar.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wieso?)


Ich will Ihnen ein Beispiel nennen. Der Anteil des Ver-
altungshaushalts des Ministeriums am Einzelplan 16
eträgt im Jahre 2011 nur noch 16,7 Prozent. Im Jah-
e 2005 lag er noch bei 28 Prozent.


(Michael Kauch [FDP]: Oh! Da hat Herr Trittin aber ordentlich verwaltet!)






Bernhard Schulte-Drüggelte


(A) )


)(B)

Auch das ist eine Leistung, die deutlich macht, wie man
vernünftig vorgehen kann.

Es gibt auch andere Bereiche, in denen eine Mittel-
verstärkung zu verzeichnen ist, zum Beispiel bei For-
schung und Entwicklung.

Auch bei den erneuerbaren Energien kommt es zu
einer Steigerung. Im Haushalt 2010 werden die Mittel um
10 Millionen Euro und 2011 um weitere 8,5 Millionen
Euro erhöht. Für das kommende Jahr stehen insgesamt
129 Millionen Euro zur Verfügung. Das sind Maßnah-
men, die zeigen, dass ein großes Interesse an erneuerba-
ren Energien besteht und ihr Ausbau eine klare Zielset-
zung ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Umweltforschungsmittel werden gesteigert. Die
Naturschutzforschungsmittel werden ebenfalls gestei-
gert. Minister Röttgen hat es ganz klar auf den Punkt ge-
bracht: Die Forschungsförderung ist der Schlüssel für
den Markterfolg von morgen. Das zeigt, wie zukunftsge-
wandt diese Regierung arbeitet und wie erfolgreich wir
in Zukunft sein werden. Im Energiemix der Zukunft sol-
len die erneuerbaren Energien die Hauptrolle spielen
bzw. den größten Anteil ausmachen.

Jetzt komme ich zu dem, was vorhin zum Thema Gut-
achten gesagt wurde. Herr Fell, es geht nicht nur um
Gutachten.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um Ihr Gutachten! – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Das ist doch die Grundlage!)


Der Minister hat vorhin ganz klar gesagt: Es geht auch
um den politischen Willen, den man hat. Dieser politi-
sche Wille ist vorhin ganz eindeutig dargestellt worden:
vom Minister, von den Kollegen der CDU/CSU und von
den Kollegen der FDP. Das war ein deutliches Signal.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann werfen Sie das Gutachten in den Papierkorb!)


– Nein, du hast es ja gerade gehört.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aber das ist doch die Grundlage Ihres Konzeptes!)


Ich möchte eben noch einen Punkt ansprechen – ich
habe noch drei Sekunden –, den mein Kollege Haustein
vorhin dargestellt hat, nämlich das Marktanreizpro-
gramm.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn mit den Kürzungen?)


Das war 2010 ja auch umstritten. Ich meine, trotz der
Absenkung ist es ein Erfolg, und zwar deshalb, weil es
jetzt losgelöst von den Emissionserlösen ist. Das ist das,
was der Kollege Kelber vorher auch immer gefordert hat
– alle haben das gefordert –: Es soll zu einer Versteti-
gung kommen. Diese Verstetigung ist jetzt für die nächs-
ten Jahre gegeben,

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(C (D (Ulrich Kelber [SPD]: Da müssen Sie ein Gesetz machen!)


war auf einem niedrigen Niveau, aber mit einer klaren
ichtung. Jeder Marktbeteiligte kann sich daran ausrich-

en, um zu sehen, wie es in Zukunft weitergeht. Das ist
ine sehr gute Entwicklung, der ich klar zugestimmt
abe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zum Schluss möchte ich sagen, dass die erneuerbaren
nergien durch diesen Haushalt gefördert werden, aber
der Minister hat es gerade gesagt – auch außerhalb des
aushaltes. Der Minister hat die Fonds und die KfW an-
esprochen, die das mit unterstützen sollen. Das Ziel,
as wir damit erreichen wollen, nämlich die erneuerba-
en Energien zu einer tragenden Säule der künftigen
nergieversorgung zu machen, kann mit diesem Kon-
ept erreicht werden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705719200

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

icht vor.

Wir kommen deshalb zum Geschäftsbereich des Bun-
esministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und
erbraucherschutz, Einzelplan 10.

Als erste Rednerin hat die Bundesministerin Ilse
igner das Wort.


(Unruhe)


Ich bitte die Kollegen, die dieser Aussprache nicht bei-
ohnen wollen, den Saal zu verlassen, damit wir zügig
eginnen können; denn viele haben heute Abend noch
eitere Termine. – Wenn der Herr Kollege Goldmann
latz genommen hat, dann können wir anfangen; dann
itzen die wichtigsten Leute. – Frau Aigner, bitte, Sie ha-
en das Wort.

Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Land-
irtschaft und Verbraucherschutz:
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Auch mein Haus, das Ministerium für Ernäh-
ung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, leistet sei-
en Beitrag zur Konsolidierung des Haushaltes. An der
emeinsamen Kraftanstrengung arbeiten wir aktiv mit,
eil wir wissen, dass die Schulden und Zinsen von heute
ie Steuern von morgen sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Die Opposition könnte doch auch einmal mitklatschen!)


Ich persönlich bin der festen Überzeugung, dass wir
it der Schuldenbremse das richtige Instrument veran-

ert haben. Die Neuverschuldung zu reduzieren ist nicht
ur eine rechtliche Verpflichtung, sondern vor allem
uch eine moralische Verpflichtung.

Das Prinzip der Nachhaltigkeit kommt, wie Sie viel-
eicht wissen, aus der Forstwirtschaft. Deshalb ist es





Bundesministerin Ilse Aigner


(A) )


)(B)

auch nicht verwunderlich, dass gerade mein Haus das
nachhaltige Regierungshandeln ganz extrem unterstützt.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Frau Ministerin, wo Sie recht haben, haben Sie recht!)


Der Haushaltsentwurf für 2011 ist mit erheblichen
Einsparungen verbunden. Wir haben im Einzelplan 10
Ausgaben in Höhe von 5,48 Milliarden Euro veran-
schlagt. Das sind 354 Millionen Euro weniger als in die-
sem Jahr. Ich sage ganz offen und ehrlich: Das ist uns
nicht leichtgefallen, und das tut natürlich auch weh.
Doch zugleich bin ich mir sicher: Wenn wir die richtigen
Schwerpunkte setzen, dann haben wir weiterhin eine so-
lide Basis für eine zuverlässige Ernährungs-, Agrar- und
Verbraucherpolitik.

Ich danke den Koalitionsfraktionen ganz herzlich für
ihre konstruktive Mitarbeit; denn wir sind zu Einsparun-
gen gezwungen. Dies trifft die Gemeinschaftsaufgabe
„Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschut-
zes“ besonders hart, für die im nächsten Jahr 600 Millio-
nen Euro veranschlagt sind. Das sind 100 Millionen
Euro weniger als 2010. Wir, der Bund und die Länder,
stehen nun gemeinsam vor der Herausforderung, die
Maßnahmen der GAK zu überdenken, damit wir auch
künftig wichtige Prioritätensetzungen zugunsten einer
nachhaltigen Bewirtschaftung, einer wettbewerbsfähi-
gen Landwirtschaft und zugleich von Arbeitsplätzen im
ländlichen Raum vornehmen können.

Auch andere Bereiche sind leider betroffen, etwa die
zinsverbilligten Kredite zur Liquiditätssicherung. Das ist
aber meines Erachtens im Moment vertretbar, weil das
Zinsniveau extrem niedrig ist.

Mit dem Regierungsentwurf haben wir vieles erreicht.
Der Koalitionsvertrag hat die Richtung vorgegeben, und
wir setzen diesen Koalitionsvertrag um, Punkt für Punkt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Vier wesentliche Punkte will ich Ihnen nennen, mit de-
nen wir Akzente gesetzt haben:

Erstens. In der Agrarsozialpolitik setzen wir auf Ver-
lässlichkeit. Sie ist und bleibt der Schwerpunkt in unse-
rem Haushalt. Das ist die Unterstützung, die direkt vor
Ort bei den Arbeitskräften ankommt.

Zweitens: Verlässlichkeit beim Sonderprogramm
Landwirtschaft. Der Zuschuss für die landwirtschaftli-
che Unfallversicherung wird in 2011 noch einmal er-
höht, und zwar von 100 auf 200 Millionen Euro. Daran
wird nicht gerüttelt. Auch das ist Verlässlichkeit.

Drittens: Verlässlichkeit beim Agrardiesel. Den
Selbstbehalt von 350 Euro pro Betrieb und die Ober-
grenze von 10 000 Litern haben wir nun auf Dauer ge-
strichen; denn unsere Landwirte stehen im Wettbewerb
auch über die Grenzen unseres Landes hinweg. Deshalb
war dies ein wichtiger Schritt in Richtung Angleichung
der Wettbewerbsbedingungen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Viertens nenne ich den Bereich Forschung und Inno-
vation. Da wir an die Zukunft denken, sind rund

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(C (D 0 Prozent dieses Haushaltes für Forschung, Entwickung und Innovation eingeplant. Das ist ungefähr eine albe Milliarde Euro in diesem Bereich. Ich sage Ihnen: ei allen Sparanstrengungen im Zuge der Schuldenremse war und ist es mir ein besonderes Anliegen, hier uch künftig Zeichen zu setzen. Die Forschungsausgaen insgesamt werden von Einsparungen ausgenommen. uch das ist Verlässlichkeit. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Sauber!)


Sogar mehr Forschungsmittel kommen den nach-
achsenden Rohstoffen und der Innovationsförderung in
iesem Bereich zugute. Im Haushaltsentwurf haben wir
ie Mittel dafür erhöht. Das kommt der biobasierten
irtschaft zugute, deren Grundlage die Land- und Forst-
irtschaft ist. Konzentration auf biobasierte Wirtschaft

st wichtig, um die Klimaschutzziele der Bundesregie-
ung zu erreichen, um erneuerbare Energien voranzu-
ringen und nicht zuletzt, um dem Nachhaltigkeitsge-
anken Rechnung zu tragen. Damit ist eines ganz klar:
ir sparen nicht an der Zukunft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Im Frühjahr wurde in meinem Haus eine Organisa-
ionsreform durchgeführt. Die Struktur wurde an den
euen Herausforderungen ausgerichtet. Ich habe extra
ine Abteilung für die biobasierte Wirtschaft etabliert.

Außerdem habe ich die Verbraucherpolitik weiter ge-
tärkt. Auch das war mir ein persönliches Anliegen;
enn Politik für die Verbraucher ist Politik unmittelbar
ür die Bürgerinnen und Bürger. Verbraucherpolitik ist
ehr als nur Verbraucherschutz. Verbraucherpolitik be-

eutet auch Information des Verbrauchers – hierzu ist
issenschaftlicher Sachverstand erforderlich, der das
egleitet – und ebenso Verbraucherbildung. Mit insge-
amt 150 Millionen Euro schafft der Haushalt 2011 da-
ür die Voraussetzungen. Damit ist die finanzielle Basis
tabil. Auch das ist Verlässlichkeit.

Ich will Verbraucherpolitik gestalten, nicht bevor-
undend und nicht überregulierend. Mein Leitsatz ist:
oderne Verbraucherpolitik gewährleistet Sicherheit

nd Selbstbestimmung.


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Dann müssen Sie das auch umsetzen!)


In unserer komplexen Wirtschaftswelt sollen die Ver-
raucherinnen und Verbraucher ihren Konsum eigenver-
ntwortlich gestalten können. Deshalb mache ich mich
tark für Sicherheit, für Transparenz und für die Ent-
cheidungskompetenz der Verbraucherinnen und Ver-
raucher – soweit es geht, im Dialog, und wenn es nicht
eht, auch mit Druck.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD: Aha!)


Ich möchte Ihnen einige Beispiele nennen: Im Rah-
en der Qualitätsoffensive Verbraucherfinanzen bie-

en wir den Verbrauchern nutzvolle Hilfestellungen. Wir
ühren einen Dialog mit allen beteiligten Kreisen und er-





Bundesministerin Ilse Aigner


(A) )


)(B)

arbeiten Lösungen, die wir Schritt für Schritt umsetzen.
Wir sind mittendrin.

Zweitens. Wir stärken auch die Rechte der Verbrau-
cher im Internet. Dabei gilt es, die richtige Balance
zwischen den neuen Technologien einerseits, die auch
vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern nutzen, und
dem Schutz der Privatsphäre des Einzelnen andererseits
zu finden. Das betrifft auch, aber eben nicht nur Google
Street View.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Wie lange müssen wir darauf noch warten?)


Deshalb werden wir die Diskussion über notwendige
Rechtsänderungen bei den Geodaten in einem größeren
Zusammenhang führen müssen, als es der Bundesrat zu-
letzt vorgeschlagen hat.


(Ulrich Kelber [SPD]: Dann legen Sie doch bitte mal was vor!)


Drittens. Zum Schutz vor Kostenfallen im Internet
brauchen wir eine europäische Regelung. Vor Abschluss
eines Vertrages muss über einen Button deutlich auf den
Preis hingewiesen werden.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Wenn die EU nicht, wie angekündigt, handelt, werden
wir auch hier national tätig werden. Aber erst einmal
werden wir auf europäischer Ebene darauf drängen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Viertens. Wir werden das Problem der belästigenden
und unerlaubten Telefonwerbung angehen. Die im letz-
ten Jahr in Kraft getretenen Verbesserungen werden wir
bis zum Ende dieses Jahres evaluieren.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Schlimm genug! Und die Verbraucher werden weiter abgezockt!)


Wenn sich daraus Nachbesserungsbedarf ergibt, werden
wir auch handeln.

Fünftens. Die Evaluierung des Verbraucherinforma-
tionsgesetzes werden wir zum Abschluss bringen. Die
derzeit laufende Anhörung wird intensiv genutzt. Es sind
schon viele konstruktive Vorschläge bei uns eingegan-
gen.


(Caren Lay [DIE LINKE]: Von der Linken zum Beispiel!)


Im Winter werden wir Vorschläge zu einer Verbesserung
der Verbraucherinformation in Deutschland vorlegen.

Sechstens. Ich werde im Frühjahr eine Initiative
„Klarheit und Wahrheit“ starten. Damit will ich das Ver-
ständnis und die Verständlichkeit der Kennzeichnung
und Aufmachung von Lebensmitteln weiter fördern.
Kern ist, den Dialog zwischen Verbraucherinnen und
Verbrauchern und der Wirtschaft zu fördern und dort, wo
es nötig ist, Verbesserungen durchzusetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Das ist nur ein Auszug aus meinem Programm für die erbraucherinnen und Verbraucher. Zu meinem Proramm zählt aber ebenso, die Gemeinsame Agrarpoliik nach 2013 zu verhandeln. Wir arbeiten an einem Geamtkonzept. Ich habe deshalb sehr viele konstruktive espräche gesucht und geführt. Das erste Ergebnis timmt: Bund und Länder sprechen mit einer Stimme ichtung Brüssel. Das ist ein entscheidender Vorteil. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Georg Schirmbeck [CDU/ CSU]: Das ist eine große Leistung! Das ist schon übernatürlich!)


Ganz oben auf unserer Liste steht, dass wir auf der ei-
en Seite den Markt im Blick haben, aber auf der ande-
en Seite auch die Ressourcen schonen. Außerdem ha-
en wir drei klare Ziele im Blick:

Erstens. Unsere Landwirte stehen im Wettbewerb.
enn wir mehr von ihnen verlangen als international üb-

ich, dann brauchen sie auch Unterstützung. Wir wollen
ine angemessene finanzielle Ausstattung, die die Leis-
ungen widerspiegelt, die unsere Landwirte für uns er-
ringen.

Zweitens. Bis 2013 werden bei uns die letzten Prä-
ien komplett von der Produktion entkoppelt sein. Wir

ind damit Vorreiter, und wir erwarten, dass unsere Part-
er in Europa auch die Zielsetzung aus 2003 jetzt umset-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Drittens. Wir wollen sicherstellen, dass Landwirt-
chaft bei uns auch künftig flächendeckend betrieben
erden kann, nicht nur auf Gunstlagen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ein deutscher Al-
eingang in den Verhandlungen – das weiß jeder – kann
icht erfolgreich sein. Ich bin deshalb ständig in Gesprä-
hen. Ich besuche gerade in diesem Jahr viele der kleine-
en Mitgliedstaaten. Es ist aber auch wichtig, den Schul-
erschluss zwischen Deutschland und Frankreich zu
uchen. Wir sind uns einig: Wir brauchen eine starke Ge-
einsame Agrarpolitik. Genau vor zwei Stunden haben
ir dazu eine gemeinsame Position der deutschen und

ranzösischen Regierung unterzeichnet.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Differenzierte Direktzahlungen und die ländliche Ent-
icklung müssen zentrale Elemente der europäischen
grarpolitik bleiben, und das alles, nebenbei bemerkt, in
erbindung mit der Daueraufgabe Bürokratieabbau.

Darüber hinaus teilen Deutschland und Frankreich die
orge um Lebensmittelspekulationen. Dabei wollen wir
icht zu den alten Marktregulierungen zurückkehren;
ber es geht auch nicht an, dass Nahrungsmittel zu rei-
en Spekulationsobjekten werden, während 1 Milliarde
enschen auf der Welt hungern.

Der Haushaltsentwurf für das Jahr 2011 macht deut-
ich: Wir übernehmen Verantwortung und erbringen un-
eren Beitrag zur Konsolidierung des Haushalts. Wir





Bundesministerin Ilse Aigner


(A) )


)(B)

übernehmen Verantwortung und stehen unseren Land-
wirten verlässlich zur Seite. Wir übernehmen Verantwor-
tung und bieten den Verbraucherinnen und Verbrauchern
wichtige Orientierung. Schließlich übernehmen wir Ver-
antwortung und investieren weiter in die Forschung und
die Zukunft. Wir stehen in den nächsten Jahren vor gro-
ßen Herausforderungen. Wir werden uns nach der Decke
strecken müssen, um unsere Ziele zu erreichen. Wer
hoch hinauswill, braucht immer ein festes Fundament.
Aber ich bin mir sicher: Mit diesem Haushaltsentwurf
haben wir ein gutes Fundament.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705719300

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Wilhelm

Priesmeier von der SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD):
Rede ID: ID1705719400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Verehrte Frau Ministerin, im Haushalt ist ein
wenig Licht, aber auch viel Schatten. Selbstlob ist nicht
immer angezeigt. Zu loben ist: Sie bekennen sich zum
Bestand der agrarsozialen Sicherung, genauso wie wir.
Das ist immer ein Kernthema der deutschen Agrarpolitik
gewesen. Ich glaube, in diesem Bereich gibt es keine an-
dere Themensetzung. Die entscheidende Frage ist aber,
ob das, was Sie der Unfallversicherung zuführen, wirk-
lich so nachhaltig ist. Ich glaube, das Heulen und Zähne-
klappern kommt spätestens 2012, wenn die Bescheide
auf dem Tisch liegen.

Ich freue mich über die positive wirtschaftliche Ent-
wicklung unserer Agrar- und Landwirtschaft. Die deut-
schen Agrarexporte boomen wieder. Im ersten Halbjahr
hatten sie ein Volumen von insgesamt 24,5 Milliarden
Euro. Wenn das so weitergeht, werden wir vermutlich
2010 das bisherige Spitzenjahr 2008 übertreffen.


(Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP] – Peter Bleser [CDU/CSU]: Wer hat es beflügelt?)


– Das ist mit Sicherheit die Leistung all derer, die im
landwirtschaftlichen Bereich tätig sind, also der vielen
Bauern und Bäuerinnen, und weniger die Leistung dieser
Bundesregierung.


(Beifall bei der SPD – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Ein bisschen großzügiger! – Peter Bleser [CDU/CSU]: Ein bisschen mehr Anerkennung!)


Ich kann eher eine rückwärtsgewandte als eine vor-
wärtsgewandte, an der Zukunft orientierte Politik erken-
nen. Das Instrumentarium, das im letzten Haushalt aus
der Mottenkiste der Agrarpolitik aus den 60er-Jahren des
letzten Jahrhunderts geholt wurde, nämlich schuldenfi-
nanzierte Zahlungen und Subventionen, wird weiter an-
gewendet. Nichts anderes steckt hinter dem 750-Milli-
onen-Euro-Paket. Das kommt bisher nur in Teilen an.
Ein großer Teil ist noch gar nicht da. Trotzdem geht es

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(C (D it der Landwirtschaft bergauf. Das zeigt: Sie kommen it diesem Programm genau zum falschen Zeitpunkt. Es erhält sich damit wie bei der Ernte: Wenn es regnet, ist as Mist. Was Sie in Ihrem Haushalt eingeplant haben, st nichts anderes. Angesichts der aufgrund der jetzigen reisentwicklung wahrscheinlich weiter steigenden Einommen in der Landwirtschaft werden Ihre Hilfen, die inkommensund steuerwirksam sind, genau dann in en Betrieben eintreffen, wenn Sie unter Umständen die teuerlast erhöhen. Für die an sich berechtigte Forderung der betroffenen andwirte nach einer steuerfreien Ausgleichsrücklage, m das Einkommen in krisenhaften Situationen, mit deen wir auch in Zukunft zu rechnen haben, zu glätten, ist ach Auskunft der Ministerin offensichtlich kein Geld a. Geld für eine Anschubfinanzierung wäre da geween, wenn man den Haushalt ordentlich aufgestellt und ie Ressourcen dafür eingeplant hätte. as kann man aber nicht, wenn man das in 2010 entachte Strohfeuer mit neuen, in die gleiche Richtung zieenden Mitteln weiter anheizt, die die Betriebe zum geenwärtigen Zeitpunkt gar nicht mehr brauchen. Es ist bsehbar, dass das kein vernünftiger, tragfähiger Ansatz ür die Zukunft ist. Wir Sozialdemokraten waren nie besondere Freunde er Agrardieselsubvention. Aber in diesem Zusammenang muss man sich fragen, ob wir, wenn unsere Landirtschaft bereits wettbewerbsfähig ist, die Entfristung n Gänze brauchen und ob dort nicht Haushaltsmittel ebunden werden, die Sie vielleicht für die nächsten parhaushalte, die Sie in 2012 und 2013 vorzulegen haen, noch bitter gebrauchen können. Auch da wird finanieller Spielraum verschenkt, der im Sinne einer struktuierten Agrarpolitik vielleicht besser angelegt worden äre. Die Verteilungswirkung dieser Subvention ist äuerst fragwürdig. Die flächenstarken Agrarund Ackeraubetriebe profitieren davon. Was hat der bayrische urchschnittsmilchbetrieb davon? Relativ wenig. (Zuruf des Abg. Norbert Schindler [CDU/ CSU])


(Beifall bei der SPD)


Wollen Sie eine Zwischenfrage stellen? – Nicht?


(Norbert Schindler [CDU/CSU]: Der Durchschnittsbetrieb hat 16 000 Liter Diesel verbraucht!)


Ja, der Durchschnittsbetrieb hat 16 000 Liter Diesel
erbraucht. In diesem Zusammenhang hat aber der grö-
ere Agrar- und Ackerbaubetrieb erheblich mehr von
ieser Subvention als der kleine Milchviehbetrieb. Dem
erden Sie doch wohl nicht widersprechen. Ich will jetzt
icht den größeren Betrieb in den neuen Bundesländern
ls Beispiel nehmen. Ein Betrieb mit 1 000 Hektar hat
ngefähr 20 000 Euro mehr. Okay, ich gönne es ihm. Ob
as aber zielgerichtet ist, stelle ich hier sehr infrage.


(Zuruf von der CDU/CSU: Kein Bauer hat mehr als 10 Hektar!)






Dr. Wilhelm Priesmeier


(A) )


)(B)

Ebenso stelle ich infrage, ob das Strukturen sind, die wir
in der gegenwärtigen Situation, in der die Agrarrohstoff-
preise steigen, in besonderer Weise durch entsprechende
Förderungen zu unterstützen haben. Sie müssen einmal
klar und deutlich sagen, wie Sie das dem deutschen
Steuerbürger vermitteln wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der FDP: Mein Gott!)


Als teilweise Gegenfinanzierung brechen Sie aus der
Gemeinschaftsaufgabe 100 Millionen Euro hinaus. Das
ist keine Heldentat, das ist ein Armutszeugnis.


(Beifall des Abg. Heinz Paula [SPD])


In diesem Zusammenhang bleiben all die Bekenntnisse
zum ländlichen Raum Lippenbekenntnisse. Den Bundes-
wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ – das ist ein schö-
ner Wettbewerb – haben Sie damit eröffnet, dass das Le-
ben auf dem Dorf nicht rückständig sei und schon gar
nicht konventionell. Darin kann ich Ihnen zustimmen.
Sie präsentieren sich als Sachwalterin des ländlichen
Raumes, aber letztendlich bleiben das Lippenbekennt-
nisse; dafür sorgen Sie durch die entscheidende Schwä-
chung der GAK und auch durch andere Maßnahmen in
diesem Haushalt. Die Städtebauförderung wird gekürzt;
auch das wirkt sich unmittelbar auf den ländlichen Raum
aus. Sie beginnen eine Diskussion über die Frage der
Gewerbesteuer; auch das wirkt sich nicht positiv auf den
ländlichen Raum aus. All das sind Faktoren, die letzt-
endlich die Politik für den ländlichen Raum mitbestim-
men und die man mitberücksichtigen müsste. Normaler-
weise müssten Sie am Kabinettstisch sofort Ihr Veto für
den ländlichen Raum einlegen; aber das tun Sie nicht.


(Beifall bei der SPD)


In dem Brief, den der Kommissar Ciolos zusammen
mit drei anderen Kommissaren an Herrn Barroso ge-
schrieben hat, wird deutlich, welche Strukturveränderun-
gen in den großen Töpfen im Bereich der Agrar-, der Re-
gional- und der Kohäsionspolitik demnächst anstehen.
Dort wird ganz klar gesagt, dass man diese Töpfe in ei-
nen gemeinsamen strategischen Rahmen einbinden will.
Machen Sie doch endlich den Versuch, aus der GAK
eine Gemeinschaftsaufgabe für den ländlichen Raum zu
entwickeln! Das wäre ein positiver Ansatz, der auch
dazu dienen würde, dieser Politik das notwendige Kofi-
nanzierungsinstrument zu geben. Ich fordere Sie dazu
auf. Unsere Unterstützung dafür haben Sie.

Ich glaube, dass wir auch in anderen Bereichen ent-
sprechende Regionalisierungen und Kofinanzierungsins-
trumente schaffen müssen. Dafür muss die Gemein-
schaftsaufgabe „Ländlicher Raum“ nach den Vorstellun-
gen der Sozialdemokraten und nach meinen Vorstellun-
gen die entsprechenden Kofinanzierungsinstrumente lie-
fern. Dadurch wird eine Agrarpolitik der Zukunft unter-
stützt. In diesem Sinne kann ich Sie nur auffordern:
Handeln Sie, und erweisen Sie der deutschen Landwirt-
schaft keinen Bärendienst wie mit diesem Haushalt!

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Das Wort hat jetzt der Kollege Peter Haustein von der DP-Fraktion. Sehr verehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten amen und Herren! In wenigen Wochen werden wir das rntedankfest feiern. In den Kirchen wird gesungen Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land“. ann freuen wir uns, wenn die Früchte auf dem Tisch iegen. Wir können glücklich sein, wenn es genug zu esen und zu trinken gibt. Das ist nicht so selbstverständich, wie allgemein angenommen wird. Ich bin Haushälter, und ich bedanke mich bei meinen ollegen im Haushaltsausschuss, besonders bei meinem reund Georg Schirmbeck, dafür, dass es uns gelungen st, ein so solides Zahlenwerk aufzustellen. Ehe ich aber u diesen Zahlen komme, möchte ich grundsätzlich die eue Richtung unserer Finanzpolitik klarstellen. Wir als hristlich-liberale Koalition schlagen einen neuen Weg in: Wir senken die Schulden; wir kürzen dort, wo es eht, zwangsläufig auch die Ausgaben und belasten dait die zukünftigen Generationen nicht mehr so stark. Niemand, der einzelne Punkte herausgreift und kritiiert, dass wir hier und da etwas gekürzt haben, spricht avon, wie im anderen Fall gegenfinanziert werden soll. eshalb ist die solide Politik, die wir als christlich-libe ale Koalition machen, recht und billig. Natürlich ist das in Paradigmenwechsel. Manche müssen sich erst daran ewöhnen. Ich merke ganz deutlich, dass die linke Ecke es Saales einfach nicht begreifen will, dass wir nicht so ie Nordrhein-Westfalen handeln: einfach 9 Milliarden uro Schulden machen, aber nicht fragen, wer das zu ückzahlen soll. Das machen wir nicht mit. Nun hat sich ein Haushälter um die Zahlen zu kümern. Das werde ich jetzt tun. Der Haushalt umfasst ,4 Milliarden Euro. Das ist eine Absenkung um 55 Millionen Euro. Das war ein harter Kampf, aber wir aben die Eckwerte erhalten. Ein Großteil, nämlich ,74 Milliarden Euro, geht dabei in den sozialen Teil des aushalts. Für die Alterssicherung für Landwirte stehen ,2 Milliarden Euro zur Verfügung, die Unfallkassen erden mit 200 Millionen Euro bezuschusst, die Renten er Kleinlandwirte mit 42 Millionen Euro, der Zuschuss ür die Krankenkassen beträgt 1,25 Milliarden Euro und er Zuschuss zur Zusatzaltersversorgung für Arbeitneher 24 Millionen Euro. 68 Prozent des Haushalts entfal en auf den Bereich Soziales. Der Haushalt des Ministeriums für Arbeit und Soziaes umfasst 143 Milliarden Euro. Rechnet man den Aneil des Sozialen an allen Haushalten zusammen, dann ommt man auf einen Betrag von 777 Milliarden Euro. aran sehen Sie, wie sozial dieses Land ist, wie sozial iese Regierung denkt und handelt. Heinz-Peter Haustein )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705719500

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Heinz-Peter Haustein (FDP):
Rede ID: ID1705719600

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )

Es ist nicht recht, immer nur über Hartz-IV-Sätze zu
sprechen. Man muss auch einmal fragen, woher das Geld
kommen soll.

Von diesen 5,4 Milliarden Euro entfallen 74,5 Millio-
nen Euro auf die Verwaltung. Es bleiben nur 1,66 Mil-
liarden Euro für die Gestaltung, für Programme. Es be-
darf schon einer dynamischen Ministerin, einer guten
Regierung und einer ordentlichen Koalition, um aus die-
sen 1,66 Milliarden Euro etwas zu machen. Wir tun es.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das kann nicht jeder!)


Ich möchte einige wenige Beispiele herausgreifen.
Ich freue mich ganz besonders, dass es uns gelungen ist,
den Zuschuss für den Agrardiesel zu erhalten.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das sollte doch nur übergangsweise sein!)


Agrardiesel ist der Treibstoff, den die Landwirte und
Forstleute für ihre Arbeit brauchen. Wir haben den Zu-
schuss von 21,48 Cent pro Liter erhalten; denn ein Land-
wirt ist auch Unternehmer, der sich dem Wettbewerb
stellen muss, und das weltweit. Wir haben mit den Zu-
schüssen zu den Sozialsystemen die Lohnnebenkosten
konstant gehalten und den Agrardiesel bezuschusst, da-
mit die Landwirte wettbewerbsfähig bleiben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ein weiterer kleiner Beitrag: Dieses Jahr ist das von
der UNESCO proklamierte Jahr des Waldes. Für die
Wälder stellen wir 2 Millionen Euro zur Verfügung. Auf
den Ökolandbau entfallen 16 Millionen Euro, auf die
Exportförderung 5 Millionen Euro. Sie sehen: In die Be-
reiche, auf die es ankommt, stecken wir Geld hinein. Es
ist ein guter Haushalt, der solide finanziert ist.

Liebe Freunde, die Landwirte sind bei unserer Koali-
tion gut aufgehoben;


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


denn Bauernstand ist Ehrenstand.

In diesem Sinne ein herzliches Glückauf aus dem Erz-
gebirge.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705719700

Das Wort hat jetzt der Kollege Roland Claus von der

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705719800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Linke

steht für eine Agrar- und Verbraucherschutzpolitik, die
den Konsumenten eine gesunde und bezahlbare Ernäh-
rung und den Produzenten ein nachhaltiges und angst-
freies Wirtschaften sichert.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D oziale Gerechtigkeit und ökologische Verantwortung egenüber Erzeugern und Verbraucherinnen und Verrauchern ist unsere Richtschnur. Wenn man Ihren Etat, Frau Ministerin, an diesem aßstab misst, dann ist er nichts als eine Enttäuschung. er Etat des Bundesministeriums – den Sozialanteil einal herausgerechnet – macht etwa ein halbes Prozent es gesamten Bundesetats aus. Aber, so wird uns gesagt, 0 Prozent der Ausgaben der Europäischen Union gehen n die Landwirtschaft. Auch wenn man das einmal umechnet, vor allem deshalb, weil den Landwirten mituner vorgehalten wird, sie würden immer nur mit der offeen Hand dastehen, kommt heraus, dass wir nur Prozent der öffentlichen Haushalte in der gesamten uropäischen Union für die Landwirtschaft einsetzen. eshalb geht der Vorwurf der Subventionierung der andwirtschaft fehl. ie Wahrheit sind niedrige Löhne und Selbstausbeutung n kleinen Unternehmen. Deshalb wäre auch hier ein geetzlicher Mindestlohn eine wirkliche Hilfe. (Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der LINKEN)


Die Frau Ministerin hat in ihrer Rede Probleme weit-
ehend ausgeblendet. Deshalb muss ich einige hier nen-
en:

Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen
nion ab 2013. Die Haltung der Bundesregierung ist

rotz der Beschwörungen, zu Lösungen kommen zu wol-
en, eine völlig diffuse. Sie sondern ständig widersprüch-
iche Nachrichten ab, und das bringt keine Zukunftssi-
herheit für Agrarunternehmen.

Die Linke wird ein eigenes Konzept zur Gemein-
amen Agrarpolitik vorlegen und demnächst hier im
undestag vorstellen. Der Kerngedanke ist dabei die
indung der Fördermittelzahlungen an soziale und öko-

ogische Kriterien.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir haben diesen Ansatz im Juni bei einer umfangrei-
hen Agrartour in Thüringen und Sachsen-Anhalt einmal
etestet. Wir waren durchaus auf Widerspruch gefasst,
ber wir können sagen: Dieser Ansatz hat den Praxistest
ei den Genossenschaften und den anderen Agrarbetrie-
en bestanden.

Das nächste Problem: Gemeinschaftsaufgabe „Ver-
esserung der Agrarstruktur und des Küstenschut-
es“, 100 Millionen Euro weniger als in diesem Haus-
altsjahr. Das ist die falsche Politik. Das sind keine
ege aus der Krise, zumal im nächsten Jahr die Sonder-

rogramme auslaufen.

Sie können mir nicht dauernd damit kommen, das sei
in Beitrag zur Konsolidierung, und Sie würden die
chulden bremsen. Herrgott noch mal, mit diesem Haus-
alt sparen Sie etwas über 10 Milliarden Euro. Am
reitag der vergangenen Woche haben Sie 40 Milliarden
uro an Garantien für die kaputte HRE nachgeschossen,





Roland Claus


(A) )


)(B)

übrigens auch zum Entsetzen der Kolleginnen und Kol-
legen aus der Union.

Ich will ein Wort zu den Agrarbetrieben im Osten sa-
gen, und das im 20. Jahr der deutschen Einheit, weil es
nur wenige wirtschaftliche Sektoren in der Bundesrepu-
blik gibt, wo die Art des Wirtschaftens in Ost und West
noch so unterschiedlich ist. Jetzt kann man darüber kla-
gen oder irgendwelche Angleichungen versuchen; unser
Ansatz ist ein anderer. Wir meinen: Die Agrarunterneh-
men im Osten haben inzwischen einen Erfahrungsvor-
sprung bei der Bewältigung wirtschaftlicher und gesell-
schaftlicher Umbrüche. Wenn wir in dieser Republik
etwas Gescheites machen wollen, dann nutzen wir die-
sen Erfahrungsvorsprung bundesweit, um die Landwirt-
schaft zukunftsfähiger zu machen. Das wäre ein Weg,
liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD])


Nächstes Problem: weitergehende Verkäufe von Bo-
den und Seen im Osten. Nun haben Sie mit den Ländern
gewissermaßen einen Kompromiss geschlossen und
diese einigermaßen ruhiggestellt, aber das Grundpro-
blem bleibt. Die Linke will langfristige Pachtverträge
statt weiterer Privatisierung. Privatisierung brauchen wir
überhaupt nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Nächstes Problem. Uns wird seit langem vorgeschla-
gen, eine steuerfreie Risikorücklage für Agrarbetriebe
einzuführen.


(Marlene Mortler [CDU/CSU]: Kuba macht das jetzt aber anders!)


Das ist eine Forderung des Bauernverbandes, die Sie alle
kennen. Das wäre ein Weg in eine zukunftssichere und
angstfreie Unternehmensentwicklung. Warum setzt sich
die Ministerin nicht dafür ein?

Das nächste Problem: die Exportorientierung, die
Sie hier zum Teil abfeiern. Ich will mich nicht damit ab-
finden,


(Marlene Mortler [CDU/CSU]: Weil Sie keine Ahnung haben!)


dass Schweine nach Asien verkauft werden, die vorher
in Deutschland mit amerikanischem Futter gemästet
wurden. Das ist antiökologisch. Das ist antisozial. Das
ist einfach Unsinn, den wir überwinden müssen.


(Beifall bei der LINKEN – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was die Spekulation mit Nahrungsgütern anbetrifft,
Frau Ministerin, reicht es nicht aus, hier – folgenlos – zu
klagen. Es muss etwas getan werden, um diese Spekula-
tion zu unterbinden. Hier wirken die internationalen
Agrarrohstoffbörsen in den ärmsten Ländern der Welt
wirklich lebensbedrohend. Ich finde das pervers. Das ist
ein Zustand, den sich diese Welt nicht leisten sollte.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD])


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(C (D Zum Schluss, Frau Ministerin, will ich Sie noch mit inem letzten Problem konfrontieren. Sie haben noch mmer ein zweigeteiltes Ministerium mit einem Standrt in Bonn und einem Standort in Berlin. Sie kennen uneren Vorschlag der Wiedervereinigung der Bundesreierung hier in Berlin. Packen Sie es an! Es sind viele robleme zu lösen. Über all diese ungelösten Probleme st von Ihnen hier nicht geredet worden; im Haushalt ist uch keine Vorsorge dafür getroffen worden. Ihr Hausalt braucht eine soziale und ökologische Neuorientieung. Daran würde die Linke gern mitwirken, aber nicht n einem Weiter-so. Das Wort hat jetzt der Kollege Friedrich Ostendorff on den Grünen. Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705719900
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Diese Ko-

lition hat in einem Jahr schwarz-gelber Agrarpolitik
ichts zustande gebracht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Marlene Mortler [CDU/CSU]: Wo lebst du denn?)


um Glück möchte man sagen, angesichts des ideologi-
chen Eifers, mit dem einige von Ihnen an die Agrarpolitik
erangegangen sind: Deutschland als Billigfleischwelt-
eister und die gentechnische Zwangsbeglückung der

mmer noch uneinsichtigen Deutschen – so lautet Ihr
anzes Programm.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


um Glück hat Sie Ihre eigene Regierungsunfähigkeit
islang davon abgehalten, das in die Tat umzusetzen.
ber angesichts der Lage der Bäuerinnen und Bauern,
er Ernährung, des Klimas und der natürlichen Umwelt
st Ihr Nichtstun unverantwortlich und sind Ihre privaten
oogle-Scheingefechte zu wenig, Frau Aigner.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Haben Sie eigentlich noch mehr zum Klimaschutz
uf Lager als die stereotype Verweigerungshaltung,
enn es um den Beitrag der Landwirtschaft geht? Wo
leiben zum Beispiel Ihre Maßnahmen zur Verbesserung
er Humusbilanz wie die Festmistwirtschaft?

Ist von Ihnen bei der anstehenden Reform der ge-
einsamen EU-Agrarpolitik noch etwas Schlaueres zu

rwarten als Ihre derzeitige Wir-machen-einfach-gar-
ichts-Strategie?


(Heinz-Peter Haustein [FDP]: Stimmt doch gar nicht!)


eben Sie doch endlich zu, was in den Nonpapers Ihres
auses längst überall zu lesen ist: Der einzige Ausweg,
as Agrarbudget zu halten, ist die ökologische Qualifi-





Friedrich Ostendorff


(A) )


)(B)

zierung der Zahlungen. – Wer sich diesem Schritt ver-
weigert, wird den harten Kampf um die EU-Gelder ver-
lieren.

Haben Sie, Frau Ministerin, zu dem heftigen Wider-
stand der ländlichen Bevölkerung gegen immer größere
Massentierhaltungsanlagen mit Millionen gequälter
Kreaturen noch mehr beizutragen als das, was Sie uns
schriftlich mitgeteilt haben, nämlich dass Sie auf diese
Entwicklungen keinen Einfluss nehmen wollen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Da ist Ihre niedersächsische Kollegin Grotelüschen we-
niger zurückhaltend, die in dem Geschäft ja bekannter-
weise kräftig mitmischt, auch wenn sie das eine oder an-
dere Detail schon mal vergisst.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das ist eine Beleidigung einer ehemaligen Kollegin! So geht es nicht! Sie sollten sich entschuldigen!)


Frau Ministerin, haben Sie eigentlich vor, im derzeiti-
gen Internationalen Jahr der biologischen Vielfalt wirk-
same Maßnahmen zu ergreifen, um das Artensterben zu
stoppen, oder wollen Sie es bei ein paar Broschüren be-
wenden lassen?

Selbst die Initiative zur Eindämmung der exzessiven
Spekulationen an den Agrarmärkten kam wieder einmal
nicht aus Berlin, sondern aus Paris. Wo sind denn Ihre
konkreten Vorschläge für mehr Transparenz, die klaren
Regeln für Warenterminmärkte, Frau Aigner? Wo sind
sie?

Sind Sie wirklich der Meinung, Frau Aigner, dass die
bäuerliche Milcherzeugung in Deutschland gerettet sein
wird, nachdem Sie Ihr letztes Strohfeuer gezündet und
den Rest der Kuhschwanzprämie verjubelt haben?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Kommt noch irgendetwas von Ihnen, um die Pioniere
unter den BDM-Milchbäuerinnen und -Milchbauern zu
unterstützen, die sich mit ihrer fairen Milch einen Markt
aufbauen wollen?


(Franz-Josef Holzenkamp [CDU/CSU]: Lobbyist!)


Zu all dem kommt von Ihnen bisher herzlich wenig,
und das ist ein Skandal, Frau Ministerin. Im Einzel-
plan 10 müssen wir schon lange suchen, bis man An-
sätze von Aktivität findet.

Wenn man den Verlautbarungen des Ministeriums
folgt, dann ist das wichtigste Vorhaben derzeit die
Exportstrategie,


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Richtig!)


vom eigens ernannten Exportbeauftragten betrieben und
im Haushalt 2011 mit immerhin 5 Millionen Euro ausge-
stattet.


(Heinz-Peter Haustein [FDP]: Das ist schlau!)


Man kann doch nicht ernsthaft von einer Strategie spre-
chen, wenn Staatssekretär Müller monatelang für viel

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(C (D eld zwischen Peking und Berlin hinund herreist, um en Schweineexport anzukurbeln, auf mehrfache Nachragen hier im Parlament aber nicht einmal eine grobe inschätzung der ungefähr zu erwartenden Exportmenen geben kann. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ch nenne es peinlich dünn und eine Frechheit gegenüber
em Parlament, was Sie hier vorgelegt haben, Herr
üller.


(Franz-Josef Holzenkamp [CDU/CSU]: Das heißt „Herr Staatssekretär“!)


ntweder reisen Sie auf blauen Dunst durch die Welt
der Sie verheimlichen uns die Zahlen. Herr
r. Exportbeauftragter, Sie wollen von uns als Parlament
teuergelder für ein Fleischexportprogramm genehmigt
aben, sind aber nicht einmal in der Lage, uns mitzutei-
en, welche wirtschaftspolitische Logik Sie damit verfol-
en, einen boomenden Markt mit Steuergeldern weiter
nzuheizen.


(Franz-Josef Holzenkamp [CDU/CSU]: Wenn man es nicht versteht, stimmt das!)


Es ist ja putzig, zu erfahren, dass Sie in den Ferien im
ahmen des Projektes „Deutsche Küche in Indien“ in
eu Delhi aufgetreten sind; aber wir hätten doch gerne
akten statt Anekdoten, Herr Staatssekretär.

Es ist auch keine Strategie, wenn man einerseits den
xport und damit die Produktion von Fleisch bei uns an-
urbeln will, auf der anderen Seite aber schon jetzt nicht
eiß, wie man ein EU-Vertragsverletzungsverfahren we-
en Überschreitung der Ammoniakemissionen aus der
ierhaltung verhindern soll, Frau Ministerin. Was wollen
ie denn Ende dieses Monats der Kommission in Brüssel
uf den blauen Brief antworten, der ja schon lange bei
hnen auf dem Tisch liegt und den Sie uns hier im Parla-
ent verheimlicht haben? Stehen Sie doch endlich zu

en Konsequenzen dieser Politik. Sagen Sie den Men-
chen auf dem Land, wie viele zusätzliche Mastfabriken,
ie viele Gülleseen, welche Emissionen und wie viele

usammengepferchte Tiere Ihre Exportstrategie nach
ich zieht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ährend Sie noch „Unser-Dorf-hat-Zukunft“-Wettbe-
erbe ausrufen, läuft doch längst der von Ihrem Staats-

ekretär angeführte Wettbewerb „Wie versauen wir un-
ere Dörfer am schnellsten“.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Haushalt ist der Spiegel des Gestaltungswillens
iner Regierung. Wer wie Sie es fertigbringt, ausgerech-
et sein wichtigstes Gestaltungsinstrument, die GAK,
m 100 Millionen Euro zu kürzen, nur um den Agrardie-
elverbrauch weiter zu subventionieren, hat keinen Ge-
taltungswillen. Wir könnten ja über sinnvolle Einspa-
ungen bei der GAK sprechen, Frau Aigner. Zum
eispiel könnten wir über die überfällige Streichung der





Friedrich Ostendorff


(A) )


)(B)

Investitionszuschüsse von bis zu 40 Prozent aus Steuer-
mitteln für Großstallbauten reden. So ließe sich in der
GAK viel Geld sparen und gleichzeitig Tierschutz be-
treiben.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Du sägst den Ast ab, auf dem du selbst sitzt!)


Diese Fehlinvestitionen wollen Sie sogar noch verstär-
ken und stellen sich damit wieder auf die Seite der
Agrarindustrie und gegen die bäuerliche Landwirtschaft.

Sie haben in Brüssel bei der High Level Group on
Milk für die eigenen Milchbauern nichts erreicht und
sind mit leeren Händen nach Hause gekommen, wollen
aber 2011 erneut mit vollen Händen 200 Millionen Euro
Kuhschwanzprämie ausschütten. Dumm zahlen statt
klug verhandeln: Das ist das Motto Ihrer Agrarpolitik.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Es ist an der Zeit, Frau Ministerin, Farbe zu beken-
nen, Antworten zu geben, Verantwortung zu überneh-
men. Weisen Sie Ihren gelben Koalitionspartner in die
Schranken. Verhindern Sie, dass Herr Bleser wie im letz-
ten Jahr wieder versucht, das Bundesprogramm Ökolo-
gischer Landbau zu schleifen, um die globale Minder-
ausgabe von 50 Millionen Euro zusammenzukriegen.
Hören Sie auf mit den halben Sachen und vertreten Sie
endlich konsequent in Berlin das, was Sie in Bayern so
lauthals verkünden: keine Gentechnik in der Landwirt-
schaft, Erhalt und Förderung der bäuerlichen Landwirt-
schaft, Unterstützung von Regionalität und Qualität,
Schluss mit der Tierquälerei in der Massentierhaltung.

Schönen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Marlene Mortler [CDU/CSU]: Schäm dich!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705720000

Das Wort hat jetzt der Kollege Peter Bleser von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1705720100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Fü-

gung hat es gewollt, dass ich nach Friedrich Ostendorff
sprechen darf. Es ist kein krasserer Gegensatz möglich.
Ich kann nur sagen: Lieber Kollege, was Sie hier gebo-
ten haben, ist rückwärtsgerichtet, wirklichkeitsfremd
und Nostalgie.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Kollege, Sie verkennen die Wirklichkeit. Sie le-
ben in einer agrarpolitischen Traumwelt, die in der Re-
alität nirgendwo vermittelbar ist. Mich wundert es, dass
die Fraktionen auf der linken Seite dieses Hauses immer
wieder versuchen, sich an Sie anzudocken. Das hilft den
Grünen, aber nicht den anderen Fraktionen. Das sollten
Sie, lieber Herr Kollege Priesmeier, auch einmal beden-
ken.

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(C (D Haushaltsdebatte heißt Generaldebatte, Situationsbechreibung und das Aufzeigen von Linien in die Zuunft. Zu dieser Situationsbeschreibung gehört auch, ass wir die Landwirtschaft, die in und mit der Natur areitet, in diesem Jahr einmal besonders betrachten. Wir aben eine lange Trockenphase erlebt. Ein Großteil der rnte ist verdorrt. Es gibt Ertragsrückgänge von 2 Prozent, in einigen Regionen sogar bis zu einem Dritel. Dann ist durch eine lange Regenperiode auch noch ieles auf den Feldern verfault. Ich habe heute Morgen ehört, dass in Brandenburg noch Getreide auf dem cker steht, das vor den Augen der Bauern verrottet. Ich öchte den Betroffenen mein Mitgefühl aussprechen; enn es ist schon eine besonders schwierige Situation, itzuerleben, wie ein ganzer Jahresertrag vernichtet ird. Deswegen ist es so wichtig, dass wir uns auf die ärkte konzentrieren, Frau Ministerin Aigner. Es ist in rdnung, dass die Preise für landwirtschaftliche Proukte wie Getreide gestiegen sind. Sie sind übrigens eute nicht höher als 1982. Es ist auch in Ordnung, dass an über die Warenterminbörse Preise und Erträge ab ichern kann. Aber – da sind wir einer Meinung – Speulanten, die nur Finanzgeschäfte machen und auf sinende bzw. steigende Kurse wetten, müssen wir genauso ie Spekulanten in den übrigen Märkten bekämpfen. as wird auch geschehen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Dann machen Sie doch mal was!)


(Zurufe von der SPD: Oh!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Haushaltsdebatte ist für uns natürlich auch ein
piegelbild der an unseren Werten und unserem Men-
chenbild orientierten langfristigen Strategie in der
andwirtschafts- und Verbraucherpolitik.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Wer hat Ihnen diesen Satz aufgeschrieben?)


Ich habe mir Mühe gegeben, und es ist mir gelungen.

Wir haben in den letzten Jahren zwei Grundsätze im-
er als unabdingbar angesehen. Das ist erstens die Stär-

ung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe und
weitens die wissenschaftsbasierte Bewertung neuer in-
ovativer Technologien. Das hört sich banal an. Aber
ur dann, wenn wir diese beiden Grundsätze beherzigen,
erden wir in der Lage sein, nach unseren Vorstellungen
esunde Lebensmittel zu erzeugen; wir haben eine ei-
ene Produktion, die dort auch die Maßstäbe setzen
ann. Nur dann, wenn wir die Wirtschaftlichkeit in Zu-
unft erhalten und verbessern, werden wir die von uns
ewünschten Tierschutz- und Umweltstandards und un-
ere Wünsche in Bezug auf die Kulturlandschaft in der
ealität umsetzen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nur dann, wenn wir die Wirtschaftlichkeit erhalten
nd stärken, werden wir auch einen Beitrag zum Klima-
chutz und zur Welternährung leisten können. Ohne





Peter Bleser


(A) )


)(B)

diese Basis, Herr Kollege Ostendorff, werden wir auf
Dauer keinen Erfolg haben können; denn die Gesell-
schaft wird nicht bereit sein, auf Dauer immer höhere
Subventionen zum Erhalt der Landwirtschaft aufzubrin-
gen. Das ist eine Realität, die wir nicht aus den Augen
verlieren dürfen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deswegen wollen wir nicht beim Status quo stehen blei-
ben, sondern die Landwirtschaft stärken und die Ernäh-
rungswirtschaft insgesamt nach vorne bringen.

Meine Damen und Herren, ich muss hier noch einmal
feststellen: Wir haben vor einem Jahr, vor zwei Jahren
Kurs gehalten, als wir uns in der Weltfinanz- und Wirt-
schaftskrise hier in diesem Raum Zweifel an der sozialen
Marktwirtschaft anhören mussten. Da haben wir gestan-
den bei stürmischer See und im harten Wind. Wir haben
uns nicht den Versuchungen derjenigen hingegeben, die
meinten, man müsse eine staatliche Regulierung, insbe-
sondere im Milchmarkt, auf den Weg bringen. Wir sind
gegen härtesten Widerstand draußen bei unserer Position
geblieben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deswegen – da bin ich sehr froh – können wir heute
auch den Erfolg für uns in Anspruch nehmen. Wir haben
Gott sei Dank wieder einen Milchpreis, der die 30-Cent-
Grenze übersteigt. Das ist nicht unser Verdienst.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Ach, ich dachte schon!)


Es ist das Verdienst der Bauern, der am Milchmarkt Be-
teiligten und auch der Marktsituation. Wir können aber
für uns in Anspruch nehmen, dass wir die Produktion in
Deutschland nicht zurückgefahren haben, wie viele es
wollten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Wertschöpfung ist so wesentlich höher. Es waren
neidvolle Blicke aus den mit uns befreundeten europäi-
schen Staaten auf uns gerichtet, die unseren Produk-
tionsanstieg in einer Zeit, in der andere zurückgefallen
sind, gerne auch für sich gesehen hätten. Das ist ein Er-
folg unserer Politik. Deswegen, Frau Ministerin, können
wir uns glücklich schätzen, dass wir auf einem guten
Weg sind. Wir sind noch längst nicht am Ziel. Ich sage
allen in der Koalition ein Dankeschön, dass wir hier in
schwieriger Zeit zusammengestanden haben. Wir haben
die Betroffenen in dieser schwierigen Zeit nicht im Stich
gelassen; denn wir haben mit dem Milchhilfsfonds, der
nicht nur für die Milcherzeuger gegolten hat, in der
schwierigen Zeit ein Zeichen der Solidarität dieser Ge-
sellschaft gesetzt. Das hat seine Wirkung gehabt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Man kann auch ruhig zugeben, dass die Liquiditäts-
hilfe in Höhe von 25 Millionen Euro nicht die Ziel-
genauigkeit erreicht hat, die wir erreichen wollten. Des-
wegen ist es auch keine Schande einzugestehen, dass wir
die zweite Tranche gestoppt haben, weil die Notwendig-
keit dafür einfach nicht mehr gegeben war. Wir haben
damit auch einen Teil der von uns doch noch durchge-

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(C (D etzten weiteren Verbilligung des Agrardiesels finanzieen können. Da wir angesichts der notwendigen Haushaltssanieung in unserem Fachbereich einen sehr harten Kampf ühren mussten, um Verlässlichkeit zu zeigen und unsere oalitionsaussage und die Aussage in unserem Wahlproramm umzusetzen, will ich neben unserer Ministerin nsere Bundeskanzlerin und auch Herrn Westerwelle ennen, die sich in dieser Frage am Schluss für Verlässichkeit und Vertrauensschutz ausgesprochen haben. Auch das ist in der heutigen Zeit noch möglich. In der andwirtschaft ist damit endlich wenigstens ein Teil der ettbewerbsgleichheit erreicht, was jedoch längst nicht usreicht. Es wurde von dir, lieber Wilhelm Priesmeier, die Exortförderung beanstandet. Herr Ostendorff hat sie ins ächerliche gezogen. (Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Ich habe nicht kritisiert!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Du hast sie nicht kritisiert, Entschuldigung. Du hast sie
ogar als Erfolg dargestellt; das ist korrekt.


(Zurufe von der LINKEN: Wir waren das! Wir sind schuldig!)


ir haben sie zusammen auf den Weg gebracht: 2005
aben wir die Exportinitiative ergriffen; wir führen sie
etzt verstärkt fort.

Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir in der
irtschaftskrise beim Export im Agrarbereich am aller-
enigsten zurückgefallen sind. Deshalb ist der relative
nstieg im ersten Halbjahr um 7 Prozent noch bedeuten-
er, als er im Verhältnis zu anderen Branchen erscheint.
as ist ein Riesenerfolg. Die Ursache dafür liegt in unse-

er verstärkten Wettbewerbsfähigkeit, vor allem aber
uch, liebe Frau Ministerin, in den großen Aktivitäten
es Staatssekretärs Dr. Müller, der sich hier für unsere
andwirtschaft verdient macht. Das will ich hier in aller
eutlichkeit sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich will das Verbraucherschutzthema nicht zu kurz
ommen lassen. Vorher noch einige Sätze zu den Tier-
chützern. Lieber Kollege Ostendorff, es gibt solche
nd solche Tierschutzverbände. Ich möchte den Deut-
chen Tierschutzbund und die Stiftung Vier Pfoten aus-
rücklich ausnehmen. Es gibt aber einen Verband, der
ei der Wahl seiner Mittel vor nichts zurückscheut.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ch will das hier in aller Deutlichkeit ansprechen: Die
andwirtschaft lebt mit den Tieren und von den Tieren.
ns braucht niemand zu erklären, was Tierschutz ist.
erade die Investitionen der letzten Jahre in neue Stall-

nlagen haben hier eine erhebliche Verbesserung ge-
racht.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Sie wollen doch nicht infrage stellen, dass die industri Peter Bleser )





(A) )

elle Geflügelhaltung nicht von Bauern gemacht
wird!)

Das, was dort einige zur Requirierung von Spenden auf-
bieten, ist für diese Gesellschaft nicht hinnehmbar. Ich
bitte uns alle, gemeinsam dagegen anzugehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Präsident, das Blinklicht leuchtet schon wieder.
Ich hätte noch viel zu sagen. Ich will aber nur einige
Sätze zum Verbraucherschutz loswerden. Frau Aigner
hat es zu Recht angesprochen: Wir werden dafür sorgen
– das ist nur ein Aspekt –, dass wir wieder ein sauberes
Telefon bekommen.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Wann denn?)


Ich werde mit meinen Kollegen dafür kämpfen, dass die
Abzocke am Telefon endlich beendet wird.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das erreicht man nicht mit Pressemitteilungen! – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Wann denn?)


– Frau Kollegin Wolff, dazu nur ein Satz: Wir hätten
beim Telefonwerbeverbot gern die schriftliche Bestäti-
gung als eine Regelung ins Gesetz aufgenommen, Sie
von der SPD haben das damals verhindert.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Das ist billig! – Gegenruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD]: Das ist nicht billig! Das ist gelogen!)


Wir werden es jetzt verbessern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich will zum Schluss kommen. Die Koalition hat gute
Arbeit geleistet. Die Kritik der Opposition ist pflichtge-
mäß; sie ist eine Bestätigung.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705720200

Das Wort hat der Kollege Rolf Schwanitz von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1705720300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich möchte mich bei meiner Rede in der ersten
Lesung auf die nach meinem Empfinden drei größten
Schwachstellen im Einzelplan 10, dem Haushalt des
Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz, konzentrieren.

Die erste Schwachstelle dieses Einzelplanes: Der Ein-
zelplan 10 mutiert unter Frau Ministerin Aigner immer
mehr zu einem Haushalt dauerhafter Subventionen. Ich
erinnere mich noch sehr gut – ich denke, viele andere
auch – an die Debatte zum Haushalt 2010. Dort wurden
unter Hinweis auf die Krisenhilfe für die Milchbauern in

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(C (D 010 insgesamt 400 Millionen Euro Agrarsubventionen usätzlich in den Bundeshaushalt eingestellt. Nun, im Haushalt 2011, wird im Ministerium quasi die weite Stufe der Subventionsrakete gezündet. Es komen noch einmal 300 Millionen Euro für die Klientel der itglieder des Bauernverbandes obendrauf: 200 Millio en Euro über das Grünlandmilchprogramm – die beühmte Kuhschwanzprämie ist schon angesprochen orden –, zusätzlich 100 Millionen Euro für die landwirt chaftliche Unfallversicherung. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das ist doch nicht zu viel, oder?)


rneut gibt es hier eine Gießkannenförderung, anstatt
ort, wo Hilfen notwendig sind, gezielt und problembe-
ogen unter die Arme zu greifen. Erneut wird der Markt-
ntwicklung, die sich heute anders als noch vor einem
ahr darstellt, rein konsumtiv und passiv hinterhersub-
entioniert, und das im Jahr der allgemeinen Kürzungen.
s handelt sich um Mehrausgaben für ein Weiter-so, an-
tatt gezielte Programme für eine nachhaltige Landwirt-
chaft aufzulegen. Das ist ein schweres Versäumnis in
iesem Einzelplan.


(Beifall bei der SPD)


Damit natürlich nicht genug: Zu den 300 Millionen
uro sollen ab 2011 neue Dauersubventionen hinzukom-
en. Es geht um die bisher befristeten Erleichterungen

m Bereich Agrardiesel, die in diesem Einzelplan ab
011 zur Dauersubvention werden.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das stimmt doch gar nicht!)


as sind 260 Millionen Euro – man darf das noch ein-
al sagen –, die erneut mit der Gießkanne ausgeteilt
erden. Alles in allem werden 560 Millionen Euro an
grarsubventionen auf diesen Einzelhaushalt obendrauf
epackt.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Früher waren die Sozialdemokraten noch nationale Patrioten! Jetzt verraten Sie das bäuerliche Volk! Es ist unglaublich, was Sie da machen!)


Ich weiß, es tut weh, und das in einer Zeit, in der
chwarz-Gelb in diesem Bundeshaushalt an anderer
telle die schwersten Belastungen austeilt, zulasten von
amilien, Kindern und Arbeitslosen. Das ist ein Miss-
erhältnis, das man der Öffentlichkeit mitteilen muss.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Georg Schirmbeck [CDU/ CSU]: Die Bauern haben im Durchschnitt doppelt so viele Kinder wie andere Bürger! Wo sind denn die Kinder? Im ländlichen Raum!)


ass die Bauern das differenziert sehen, ist übrigens
achzulesen. In der letzten Woche hat der Chef des Bun-
esverbandes Deutscher Milchviehhalter klargemacht
ich zitiere –: „Das ist viel Geld … Aber es war das völ-

ig falsche Signal.“ Recht hat der Mann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)






Rolf Schwanitz


(A) )


)(B)

Die zweite große Schwachstelle dieser Subventions-
strategie ist, dass sie in Wahrheit den Interessen der
Landwirtschaft und der Bauern zuwiderläuft. Sie dient
nicht deren Interessen, das sieht man nicht zuletzt an der
Gegenfinanzierung, die vorgenommen werden muss.
Das ist verschiedentlich angesprochen worden; denn die
260 Millionen Euro, die im Bereich Agrardiesel zusätz-
lich vorgesehen sind, gibt es nicht zum Nulltarif. Viel-
mehr erwartet das Bundesministerium der Finanzen da-
für Kürzungen im Einzelplan 10 in der Größenordnung
von 170 Millionen Euro. Frau Aigner kürzt die Ausga-
ben für die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und
Küstenschutz um 100 Millionen Euro, und sie streicht
das Liquiditätshilfeprogramm in Höhe von 25 Millionen
Euro. Das war übrigens das Einzige, was in seiner
Grundstruktur wirklich problemorientiert gewesen ist.
Es wird eine globale Minderausgabe in der Größenord-
nung von 50 Millionen Euro in den Einzelplan einge-
stellt, um dann beim Haushaltsvollzug am Parlament
vorbei, also ohne parlamentarische Kontrolle, die 50 Mil-
lionen Euro nach Hause zu bringen.


(Beifall bei der SPD – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wir sind bei der ersten Beratung! Warten Sie mal ab!)


Ich erinnere mich: Als Sie vor sechs Monaten ange-
fangen haben, den Umfang der Gemeinschaftsaufgabe
Agrarstruktur und Küstenschutz zu kürzen, haben Sie
gesagt: Das alles ist nicht so schlimm, es ist eine große
Nichtausschöpfung der Mittel beim Titelansatz vorgese-
hen. Ich will ausdrücklich darauf hinweisen: Was Sie
jetzt machen, bewegt sich insbesondere im Investitions-
bereich tief unter dem Niveau der Ist-Zahlen des Jahres
2009. Diese Begründung können Sie also nicht mehr
bringen. Damit schlagen Sie, Frau Ministerin Aigner, Ih-
ren Kollegen Agrarministern der 16 Bundesländer die
Füße weg; denn dass sie in den Haushaltsberatungen ih-
rer Landeshaushalte keine Argumente mehr haben, wenn
der Bund die Kofinanzierung streicht, ist völlig klar.


(Marlene Mortler [CDU/CSU]: Keine Ahnung von den Zusammenhängen!)


Die Mittelkürzung, die bei der Gemeinschaftsaufgabe
Agrar- und Küstenschutz vorgesehen ist, macht 100 Mil-
lionen Euro aus, dazu kommt die Kürzung bei den Lan-
desmitteln in Höhe von 65 Millionen. Wir reden also
von Kürzungen in Höhe von 165 Millionen Euro.

Im Rahmenplan sind Maßnahmen für den Bereich des
Küstenschutzes in Höhe von 123 Millionen Euro vorge-
sehen. In diesem Zusammenhang fällt mir ein, dass im
Paul-Löbe-Haus eine wunderbare Ausstellung zu dem
Thema Klimaschutz und Ozeane zu sehen ist. Frau
Aigner, ich weiß nicht, ob Sie die Ausstellung schon be-
sucht haben. Ich kann sie nur empfehlen. Es ist eine sehr
gute Ausstellung. Wenn sie sich der eine oder andere
einmal anschauen würde, würden vielleicht auch andere
Vorschläge gemacht werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zum Schluss möchte ich zwei Bemerkungen zur Ver-
braucherpolitik machen.

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(C (D Herr Kollege Schwanitz, erlauben Sie eine Zwischen rage der Kollegin Happach-Kasan? (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Christel, nicht so spät!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705720400


Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1705720500

Frau Kollegin, ich würde gerne zum Schluss kom-

en. – Dort ist nichts von einer Stiftung für unabhän-
ige Verbraucherarbeit zu finden. Dort ist nichts zu
inden von einer Stiftung, die sich verursachergemäß aus
en zusätzlichen Belastungen finanziert, die das Bundes-
artellamt bei der Industrie einsammelt. Das war übri-
ens einmal Ihr Vorschlag.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das war eine Schlagzeile, kein Vorschlag!)


s würde mich interessieren, ob Sie das bei der Haus-
altsaufstellung gegenüber dem Finanzminister nicht
orgeschlagen oder nicht durchgebracht haben. Es wäre
infach wichtig, das zu hören.

Auch die Erhöhung des Stiftungskapitals der Stiftung
arentest entpuppt sich nach nur einem Jahr als Kür-

ung des Bundeszuschusses. Wir haben damals immer
leider als einzige Fraktion – davor gewarnt. Nun

ommt an dieser Stelle eine klare Kürzung. Das ist et-
as, was man in der Verbraucherpolitik normalerweise

chlicht und einfach als Mogelpackung bezeichnet. Dies
st allerdings keine Mogelpackung der Industrie, sondern
er Verbraucherschutzministerin selbst. Darüber und
ber vieles andere mehr werden wir in den Ausschüssen
ntensiv zu reden haben.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705720600

Das Wort hat jetzt der Kollege Professor Dr. Erik

chweickert von der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Erik Schweickert (FDP):
Rede ID: ID1705720700

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!

iebe Kolleginnen und Kollegen! Auch ich freue mich,
ie alle nach der Sommerpause hier wieder frisch und
unter zu sehen. Wir widmen uns einer wichtigen Sa-

he, nämlich dem Haushalt für Ernährung, Landwirt-
chaft und Verbraucherschutz. Wir alle wissen, dass wir
n fast jeder Lebenssituation Verbraucher sind. Uns Li-
eralen ist klar: Verbraucherschutz ist Bürgerrecht.
eshalb hat die Verbraucherpolitik bei uns einen sehr
ohen Stellenwert.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dieser Stellenwert wird auch im Haushalt deutlich,
nd zwar, indem wir sinnvoll sparen;





Dr. Erik Schweickert


(A) )


)(B)


(Lachen bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Caren Lay [DIE LINKE]: Der war nicht schlecht!)


denn auf dem Schuldenberg, den wir aufhäufen, werden
die Kinder nicht spielen können.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: So ist es! – Zuruf von der SPD)


– Hören Sie genau zu! – Wir sparen nicht bei der Ver-
braucherpolitik. Wir setzen ganz klare Schwerpunkte.
Trotz einer schwierigen Finanzlage haben wir die Mittel
in diesem Bereich erhöht, weil wir uns sicher sind, dass
diese Mittel gut angelegt sind.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, für den Agrardiesel! Ein guter Verbraucherschutz ist das, den Agrardiesel zu subventionieren!)


Statt eine Politik zu betreiben, bei der das Geld mit dem
Füllhorn ausgeschüttet wird, wie die rot-grüne Landes-
regierung in Nordrhein-Westfalen das macht, setzen wir
ganz klare Akzente und hinterlassen keine Schulden-
berge.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir leisten uns mehr, zum Beispiel mehr Sicherheit
für die Verbraucher durch erhöhte Zuweisungen an das
Bundesinstitut für Risikobewertung. Wir schaffen auch
mehr Transparenz und Information, indem wir das Stif-
tungskapital der Stiftung Warentest erhöhen, Kollege
Schwanitz. Wenn wir sagen, dass wir eine unabhängige
Institution wollen, die den Finger in die Wunde legt,
dann müssen wir sie auch unabhängig machen. Aus die-
sem Grund haben wir das Stiftungskapital erhöht. Dass
sie danach nicht länger am Tropf des Staates hängen soll,
war abgemacht. Das war das Ziel. Wir verfolgen strin-
gent diesen Weg. Ich bin mir sicher, dass er in anderen
Bereichen genauso richtig wäre.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: So ist es! Das verstehen Sozialdemokraten nicht!)


Nur ein informierter Verbraucher kann seine Rechte
wahrnehmen. Ich bin mir sicher, dass wir die richtigen
Eckpunkte setzen, auch ohne dass es viel Geld kostet.
Das haben wir bereits bewiesen, auch wenn es der Oppo-
sition vielleicht wehtut, dass die christlich-liberale Ko-
alition bei diesem Thema nicht streitet, sondern an ei-
nem Strang zieht.


(Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Ausnahmsweise da nicht!)


Wir haben klar gezeigt, wo der Hase läuft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bezüglich der Abzocke mit den Telefonwarteschlei-
fen möchte ich das, was Kollege Bleser gesagt hat, er-
gänzen: Wir werden verhindern, dass in Zukunft weiter
mit Telefonwarteschleifen abgezockt wird. Die Antwort
auf die Frage der Kollegin Wolff, die uns leider schon ver-
lassen hat – ich hätte ihr die Antwort gerne gegeben –, ist
ganz einfach: Wir machen das, indem wir das Telekom-

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(C (D unikationsgesetz novellieren. Wir machen Gesetze, enn sie notwendig sind, und führen nicht populistische olitische Scheingefechte. Wir werden weiterhin die Gesundheit unserer Kinder chützen, indem wir uns auf europäischer Ebene dafür insetzen, dass die Grenzwerte für gefährliche Chemikaien und krebserregende Weichmacher abgesenkt weren. Da bin ich mir auch mit Bundeswirtschaftsminister ainer Brüderle einig. Wir werden die Außenkontrollen nd die Marktaufsicht verbessern, um auf dem Markt für ehr Transparenz zu sorgen und den Eltern Sicherheit u geben. Wir werden beim Kinderspielzeug vorankomen. Das ist mehr, als Sie in elf Jahren hinbekommen aben. Zum Schluss: der Anlegerschutz. Wir waren es, die ie Qualifikation der Berater vorangebracht haben. Wir erden den grauen Kapitalmarkt regulieren und unter ie Regelungen des Wertpapierhandelsgesetzes bringen. ir sprechen auch offen aus, wenn etwas nicht funktio iert. Ich möchte zu einem ganz aktuellen Thema kommen: 0 Prozent Dispozinsen sind in meinen Augen ein Uning. Das hat zum Beispiel die Verbraucherzentrale Breen aufgedeckt. Es kann nicht sein, dass die Banken auf er einen Seite den Verbraucher abzocken und sich auf er anderen Seite fast „für umme“ refinanzieren. Aber er Oberhammer in dem Bereich ist: Die Commerzbank st da ganz vorne mit dabei. Man kommt schon ins Überegen, ob die 18,2 Milliarden Euro, die der SoFFin geraucht hat, um die Commerzbank zu retten, richtig anelegt waren. Deswegen ist es richtig, dass wir sagen: er Staat ist nicht der bessere Banker. (Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Dann muss man mehr als 25 Prozent als öffentliche Hand halten!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ier müssen wir herausgehen. Dann wird auch diese
arktverzerrung abgebaut werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie sehen, die christlich-liberale Koalition bringt den
erbraucherschutz voran. Wir machen das mit mehr
chutz, mit mehr Rechten, ohne den Verbraucher dabei
u bevormunden oder mit Bürokratie zu überfrachten.
ie sehen also: Christlich-liberale Verbraucherpolitik ist
ffiziente Verbraucherpolitik.


(Zuruf des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


on daher freue ich mich auf die Debatten mit Ihnen in
en Ausschüssen und auf den Kampf um die beste Ver-
raucherpolitik für Deutschland, für die uns so wichtige
lientel, die Verbraucher, die uns allen am Herzen lie-
en sollten.

Vielen Dank, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705720800

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort dem

Kollegen Ulrich Kelber von der SPD-Fraktion.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das fehlt auch noch! Der Abend hat so schön angefangen, und jetzt kommt Kelber!)



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1705720900

Man muss als Redner aufpassen, wenn man aus Ba-

den-Württemberg kommt und versucht, Geschichtsklit-
terung über Nordrhein-Westfalen zu machen. Sie haben
ja von einigen Ihrer Kollegen die Aussage abgeschrie-
ben, die böse rot-grüne Minderheitsregierung in Nord-
rhein-Westfalen würde das Gegenteil von Sparen, würde
neue Schulden machen. Seien Sie doch so freundlich,
wenn Sie das öffentlich im Plenum sagen, jetzt in Ihrer
Erwiderung auf meine Kurzintervention ein Beispiel aus
dem Nachtragshaushalt 2010 zu nennen, der auf eine Ini-
tiative von Rot-Grün zurückgeht und nicht die Finanzie-
rung von Projekten ist, die die schwarz-gelbe Landesre-
gierung begonnen hat, für die sie aber nicht genug Geld
in den Haushalt eingestellt hat, zum Beispiel die Sanie-
rung der WestLB. Ein Beispiel reicht mir. Haben Sie ei-
nes?


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Was hast du gemeint? – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wir sind hier beim Landwirtschaftshaushalt! Einzelplan 10!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705721000

Zur Erwiderung, Herr Schweickert.


Dr. Erik Schweickert (FDP):
Rede ID: ID1705721100

Herr Kollege, ich finde es schon interessant, dass Sie

sich als Mitglied einer Partei, die sich nicht innerhalb
weniger Wochen, sondern innerhalb weniger Tage aus
der Regierungsverantwortung verabschiedet hat und mit
alledem, was sie vorher beschlossen hat, nichts mehr zu
tun haben wollte,


(Zuruf von der SPD: Ihr habt euch aus der politischen Landschaft verabschiedet!)


hier hinstellen und sagen, wie es in dem Einzelplan eines
Landes aussieht. Kommen Sie her, und wir zeigen Ihnen,
was Sie vorgelegt haben und was wir jetzt für Sie ausba-
den müssen. Dann können wir die Diskussion hier im
Bundestag führen. Wir sollten sie aber nicht über das
führen, was im Landtag in Nordrhein-Westfalen in Ein-
zelplänen steht. Das Wichtige ist, dass wir hier im Deut-
schen Bundestag dafür sorgen, dass der Schuldenberg
verringert wird. Hier kann ich damit anfangen. Ich finde
es falsch, dass im Land Nordrhein-Westfalen der andere
Weg gegangen wird.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Das heißt, Sie haben da vorne etwas gesagt, aber überhaupt nichts gewusst! Sie haben überhaupt nicht gewusst, wovon Sie reden! – Gegenruf des Abg. HansMichael Goldmann [FDP]: Kelber, Sie haben doch gar nicht bestritten, dass die Verschul F D d n D n d n – w s l s v W i d u k b (C (D dung da ist! Sie wollten doch Beispiele für Verschuldung haben! Das ist lächerlich, was Sie da machen! – Weitere Zurufe)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705721200

Entschuldigen Sie. – Das Wort hat jetzt – –


(Unruhe – Glocke des Präsidenten)


Das Wort hat jetzt die Kollegin Caren Lay von der
raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN – Ulrich Kelber [SPD]: Plappern! Plappern ohne Ahnung war das! – Gegenruf des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP]: Nee, Sie wollten ein Beispiel genannt haben! Das ist doch dummes Zeug im Bundestag! – Zuruf von der LINKEN: Jetzt hört doch einmal zu! Jetzt kommt sachliche Kritik! – Ulrich Kelber [SPD]: Mein Gott, ist das peinlich!)


Das Wort hat jetzt die Kollegin Lay. Bitte schön.


Caren Lay (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1705721300

Vielen Dank. – Herr Präsident! Meine sehr verehrten

amen und Herren! Den überaus geringen Stellenwert,
en die Verbraucherpolitik bei der Koalition hat, kön-
en wir sehr schön an dieser Debatte ablesen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das dürfen Sie so nicht sagen!)


er Kollege Bleser von der CDU/CSU-Fraktion spricht
eun Minuten zur Landwirtschaft und sagt dann, nach-
em die Redezeit abgelaufen ist, zur Verbraucherpolitik
och wenige Sätze.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Meine Rede kommt gleich noch! Wir haben noch etwas in Reserve!)


Ich bin sehr gespannt, ob noch etwas nachkommt. Das
äre ja auch notwendig, auch beim Haushalt.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Sie können die Bewertung erst am Ende der Debatte machen!)


Dieser Ansatz hat sich beim Haushalt – über diesen
prechen wir heute – durchgesetzt. Von dem Gesamtvo-
umen, das wir im Haushalt dieses Ministeriums haben,
ind gerade einmal 3 Prozent für die Verbraucherpolitik
orgesehen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie sind doch sonst für Sozialpolitik!)


enn wir berücksichtigen, dass ein Großteil der Mittel
m Grunde für Bundeseinrichtungen fest gebunden ist,
ann bleibt gerade einmal 1 Prozent übrig, das für die
nmittelbare Verbraucherarbeit ausgegeben werden
ann.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie wollen also die Agrarsozialmittel streichen?)


Die FDP hat sich offensichtlich zum Ziel gesetzt: Ver-
raucherpolitik ist gut, darf aber nichts kosten. Sie ist





Caren Lay


(A) )


)(B)

dann effektiv, wenn die Mittel dafür besonders gering
sind.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Es muss nichts kosten! Sie müssen zuhören!)


– So habe ich Sie verstanden. – Damit haben Sie sich im
Prinzip durchgesetzt; denn es bleiben gerade einmal
schlappe 50 Millionen Euro für verbraucherpolitische
Maßnahmen und die Förderung der Verbraucherorgani-
sationen. 50 Millionen Euro stehen in gar keinem Ver-
hältnis zu den Milliarden, die Sie ganz schnell lockerma-
chen können, wenn es darum geht, Bürgschaften zur
Bankenrettung auszusprechen.


(Zuruf des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Ich sage Ihnen ganz klar: Das ist ein Missverhältnis. Das
wollen wir angehen. Das können wir als Linke so auch
nicht stehen lassen. Jeder Euro, den Sie an der falschen
Stelle sparen, müssen die Verbraucherinnen und Ver-
braucher in Milliardenhöhe bezahlen.

Die Verbraucherinnen und Verbraucher verlieren pro
Jahr 20 bis 30 Milliarden Euro alleine durch Falschbera-
tung in der Geldanlage. Das sollte für uns Anlass sein,
endlich für eine bessere Finanzberatung einzutreten. Wir
als Linke fordern seit langem Mittel für den Ausbau der
finanziellen Verbraucherberatung. Das ist in der Tat
notwendig, und das wäre auch gut eingesetztes Geld.


(Beifall bei der LINKEN)


Frau Ministerin Aigner, ich muss Ihnen leider sagen:
Ihren Ruf als Ankündigungsministerin werden Sie mit
dieser Rede und auch mit diesem Haushalt leider nicht
loswerden.


(Marlene Mortler [CDU/CSU]: Falsch!)


Die Frage ist, wann Ihren ganzen Ankündigungen, Ih-
ren ganzen Sprechblasen nun endlich Taten folgen wer-
den. Sie wollten beispielsweise die Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht zur Verbraucherschutzbe-
hörde ausbauen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Nur eine Schlagzeile!)


Damit haben Sie sogar Wahlkampf gemacht. Das ist üb-
rigens eine Forderung, der wir uns als Linke anschließen
können. Es müsste aber irgendwann auch etwas daraus
werden. Zwei Jahre nach der Lehman-Pleite kann man
doch wohl erwarten, dass endlich die Finanzmärkte im
Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher regu-
liert werden.

Ein anderes Beispiel. Sie wollten durch die Verhän-
gung von Kartellstrafen vereinnahmte Mittel für den
Aufbau einer Stiftung für Verbraucherarbeit verwenden.
Im März stimmte jedoch im Haushaltsausschuss Ihre ei-
gene Partei dagegen. Da fragt man sich natürlich, ob die
Kolleginnen und Kollegen der CDU die Pressemitteilun-
gen der eigenen Ministerin lesen. Ansonsten könnte man
sich nämlich diesen Widerspruch in der Tat nicht erklä-
ren.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Vielleicht sprechen die sogar miteinander!)


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(C (D Viele Menschen fragen sich nach einem Jahr chwarz-gelber Koalition, was diese Regierung zusamenhält. Mir fällt nur eine Antwort dazu ein, nämlich ine konsequente Klientelund Lobbypolitik. Das zeigt ich auch in diesem Haushalt, und das zeigt sich in der erbraucherpolitik. Selbst im Verbraucherschutzministe ium macht sich offensichtlich regelmäßig die Industrieobby stark, anstatt dass die Interessen der Verbraucheinnen und Verbraucher konsequent verfolgt werden. Ein prominentes Beispiel ist die Nährwertampel bei ebensmitteln. Das ist eine wichtige Maßnahme, um das roblem des Übergewichts bei Kindern zu bekämpfen. (Peter Bleser [CDU/CSU]: Das geht ja auf den Tinnitus!)


Die Expertinnen und Experten sind dafür. Auch die
inderärzte haben sich dafür ausgesprochen. Die Indus-

rie möchte das aber nicht. Deswegen macht es Schwarz-
elb nicht.

Nehmen wir als ein weiteres Beispiel das Verbraucher-
formationsgesetz. Auch in diesem Fall liegt ein Miss-

erhältnis vor. Dieses Gesetz schützt letztendlich an vie-
en Stellen eher die Industrie vor den Nachfragen der
ürgerinnen und Bürger, als dass es Nachfragen ermög-

icht. Ich bin sehr gespannt, wann Sie einen entsprechen-
en Gesetzentwurf hierzu vorlegen und ob Sie den Mut
aben, das endlich umzukehren. Die Vorlage des Haus-
alts hätte die Möglichkeit geboten, eine entsprechende
nformationskampagne durchzuführen.

Medienpräsenz allein macht noch keine gute Politik.
s wäre wichtig gewesen, auch die Themen, Frau Minis-

erin, die Ihnen offensichtlich am Herzen liegen
Google Street View, Facebook etc. –, in diesem Haus-

alt zu verankern. Ein entsprechender Gesetzentwurf
ierzu ist notwendig. Wenn man sich das nicht traut, so
st zumindest eine Aufklärungskampagne geboten, damit
unge und alte Internetnutzer lernen können, wie sie sich
nd ihre Daten bei Facebook und Co. schützen können.

Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss.
erbraucherpolitik können wir nicht nur im Interesse der
ohlhabenden machen. Wir sollten insbesondere dieje-

igen in den Blick nehmen, die sich keinen Anwalt leis-
en können und für die beispielsweise eine unabhängige
nd kostenfreie Beratung viel wert ist.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Verbraucherpolitik ist keine Sozialpolitik!)


Wenn jeder Haushalt nur ein einziges Mal eine fi-
anzpolitische Beratung in den Verbraucherzentralen in
nspruch nehmen wollte, würde es nach der bisherigen
inanzausstattung 30 Jahre dauern, bis er an die Reihe
ommt. Das ist eine Situation, die wir nicht länger
kzeptieren können. In diesem Bereich müssen wir drin-
end nachbessern. Wir brauchen mehr Geld für die Ver-
raucherpolitik und insbesondere auch für den finanziel-
en Verbraucherschutz. Das werden wir im Ausschuss
iskutieren. Ich bin sehr gespannt, wie Sie sich dazu ver-
alten werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )


)(B)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705721400

Das Wort hat jetzt die Kollegin Nicole Maisch von

den Grünen.


Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1705721500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der

Haushalt 2011 bietet in Sachen Verbraucherschutz leider
wenig Neues. Wie schon in den vergangenen Jahren ver-
harren die Mittel auf niedrigem Niveau. Wenn man sich
den Gesamtetat von über 5 Milliarden Euro anschaut,
dann muss man sagen: 150 Millionen Euro für die Ver-
braucherarbeit sind doch recht wenig.


(Zuruf von der CDU/CSU: Was? Eine Menge Geld ist das!)


Während im Landwirtschaftsbereich genug Mittel für
Wohltaten zugunsten der konventionellen Agrarlobby
vorhanden sind,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ich dachte immer, das wären Bauern!)


hinkt die Verbraucherpolitik insbesondere beim wichti-
gen wirtschaftlichen Verbraucherschutz immer noch
hinterher. Dabei besteht gerade hier großer Handlungs-
bedarf. Herr Schweickert hat darauf hingewiesen: Auf
den Finanzmärkten werden die Kunden immer noch ab-
gezockt. Mit überhöhten Dispozinsen, mit unpassenden
Finanzprodukten, mit überhöhten EC-Karten-Abhebege-
bühren werden sie über den Tisch gezogen. Wir finden,
dass hier dringend Maßnahmen notwendig sind.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Ja! Kartellamt!)


Trotzdem sind für diesen Bereich des Verbraucherschut-
zes nur 5,1 Millionen Euro in den Haushalt eingestellt.

Ich will Ihnen ein Beispiel nennen, das besonders deut-
lich zeigt, wie das Missverhältnis zwischen Lobbybedie-
nung und Verbraucherarbeit ist. Der Bereich Finanzdienst-
leistungen ist Ihnen 200 000 Euro wert, die Ausrichtung
der Welt-Schweinefleisch-Konferenz 400 000 Euro. Ich
finde, wem die Wohlfahrt des deutschen Koteletts so viel
wert ist, der sollte auch bei den Anlegerinnen und Anle-
gern etwas zubuttern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Georg Schirmbeck [CDU/ CSU]: So ein ordentliches Stück Fleisch hat schon was!)


Im Ernährungsbereich fördern Sie eine Reihe teurer
Programme. Einige davon sind sicher sinnvoll. Aber wir
fordern schon seit langer Zeit auch ein Bundesprogramm
zur finanziellen Verbraucherbildung.

Genauso wie im letzten Jahr stagnieren die Mittel für
die Förderung des nachhaltigen Konsums. Gerade noch
eine halbe Million Euro ist Ihnen dieses Thema wert.
Unter Rot-Grün waren es noch 2,75 Millionen Euro.

In der Umweltdebatte haben wir vorhin sehr viel von
Nachhaltigkeit gehört. Ohne die Nachfragemacht der
Verbraucherinnen und Verbraucher werden die Märkte
nicht ökologischer und gerechter. Ohne die Konsumenten
können Sie jede Nachhaltigkeitsstrategie von politi-

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(C (D cher Seite vergessen. Wir sagen: Fair Trade, nachhaltige eldanlagen, ökologische Nahrungsmittelproduktion verienen es, politisch flankiert zu werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Marlene Mortler [CDU/CSU]: Sie haben doch sieben Jahre Zeit gehabt, um die Welt besser zu machen!)


ber dafür braucht man die notwendigen Mittel im
aushalt und auch Leidenschaft für das Thema. Bei Ih-
en bleibt neben dem zusammengestrichenen Haushalts-
itel leider nur die Überschrift. Unter dieser Überschrift
teht nämlich kein einziges Projekt, keine einzige Kam-
agne.

Zur Ausstattung der Verbraucherarbeit. Hier vermis-
en wir zum Beispiel eine Erhöhung der Mittel für die
erbrauchervertretungen auf europäischer Ebene. Wir
enken, dass das meiste bzw. sehr viel von dem, was wir
n Deutschland an Verbraucherpolitik machen, auf euro-
äischer Ebene vorbestimmt oder mitbestimmt wird.
eshalb ist es wichtig, dass die deutschen Verbraucher

uch auf europäischer Ebene präsent sind.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Stellen Sie doch einen Antrag!)


Meine Damen und Herren, viele Probleme im Ver-
raucherschutz lassen sich ohne Geld lösen, durch ver-
ünftige Regulierungen und durch hartes Durchgreifen
egenüber schwarzen Schafen. Aber dazu müssten Sie
hren Ankündigungen auch Taten folgen lassen. Presse-
itteilungen sind zwar preisgünstig, aber keine beson-

ers effektiven Mittel des Verbraucherschutzes.

Man muss auch wissen: Aufklärung, Information und
eratungsangebote gibt es nicht zum Nulltarif. In den
aushaltsberatungen können Sie jetzt zeigen, dass Sie
ehr können, als Lobbyinteressen zu bedienen, und dass

hnen auch gut funktionierende Märkte und starke Ver-
raucherinnen und Verbraucher wichtig sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705721600

Das Wort hat jetzt die Kollegin Julia Klöckner von

er CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1705721700

Herr Präsident! Verehrte Ministerin! Kollege Gerd
üller! Liebe Kolleginnen und Kollegen und alle, die

ns heute zuschauen und Gäste sind! Es ist sehr einfach,
eld auszugeben. Deshalb macht die Opposition nur
orschläge, wie man Geld ausgeben kann.


(Nicole Maisch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht! Wir haben bisher noch keine Rede gehalten, wo Geld ausgegeben werden sollte!)


s ist schwieriger – hier geht es auch darum, wer die Re-
ierungsverantwortung hat –, Geld einzusparen und ein





Julia Klöckner


(A) )


)(B)

solides Konzept vorzulegen; denn es geht um die Zu-
kunft.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deswegen machen Sie die WeltSchweinefleisch-Konferenz!)


Es geht nicht nur um unsere Zukunft, sondern es geht
auch um die Zukunft unserer Kinder und um die Nach-
haltigkeit unseres Landes. Das kann man letztlich auch
als Schöpfungsbewahrung oder Landbewirtschaftung
bezeichnen.

Ich wundere mich sehr, liebe Frau Lay, dass Sie dem
Kollegen Bleser vorgeworfen haben, seine Rede sei un-
ausgewogen gewesen und er habe nur über Landwirt-
schaft und nicht über Verbraucherschutz geredet. Er zu-
mindest hat über Verbraucherschutz geredet. Aber Sie
haben nicht ein einziges Wort zum Thema Landwirt-
schaft gesagt. Ihnen sind die Bauern in Deutschland
nämlich gar nichts wert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte die vielen redlich wirtschaftenden Land-
wirte, Bauern und Winzer vor diesen pauschalen Be-
schimpfungen der Opposition in Schutz nehmen, wo-
nach das alles eine geldgierige Agrarlobby sei. Wir sind
an der Seite der bäuerlichen Landwirtschaft, das heißt
redlich wirtschaftender Familien in verschiedenen Re-
gionen in Deutschland. Sie sind für unsere Kulturland-
schaft zuständig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich lasse nicht zu, dass diejenigen, die nicht Ihrem
Bild oder Ihren Lobbyinteressen entsprechen, hier be-
schimpft werden. Sie sorgen für unsere täglichen Nah-
rungsmittel, für gesunde Nahrungsmittel und für eine
verlässliche Produktion. Sie haben die Unterstützung der
CDU, der CSU und der FDP auf ihrer Seite – auch in Zu-
kunft. Das heißt Nachhaltigkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich ei-
nes noch einmal verdeutlichen: Es geht in solchen De-
batten natürlich immer heiß her. Es ist klar, dass Opposi-
tion und Koalition unterschiedliche Standpunkte haben,
aber man sollte schon zumindest bei den Fakten bleiben,
wenn man Zwischenrufe macht oder versucht, die Re-
gierung zu attackieren. Ich helfe Ihnen ja auch gerne und
nenne noch einmal zwei, drei Punkte.

Stichwort GAK-Mittel. Von der SPD wurde hier
mehrfach kritisiert, dass die GAK-Mittel gekürzt wür-
den. Jetzt schaue ich mir das kurz an und frage mich,
warum Rot-Rot in Brandenburg über 20 Millionen Euro
an GAK-Mitteln nicht abgerufen hat.


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Warum wohl? – Alexander Süßmair [DIE LINKE]: Weil den Ländern das Geld fehlt!)


Es scheint denen auch nicht wehzutun.

Als Nächstes schaue ich mir Rot-Grün an. Der Kol-
lege von den Grünen sagte uns gerade, wir würden das
Ganze dramatisch auf 600 Millionen Euro kürzen. Ich

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(C (D abe mir einmal angeschaut, wie das unter Rot-Grün ar, unter Ihrer großen (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Superministerin!)


uperministerin Frau Künast. Sie hat das Ganze ohne Fi-
anzkrise auf 615 Millionen Euro gekürzt. Wir haben
as danach sofort erhöht. Dafür haben wir keine Glück-
unschschreiben von Ihnen bekommen. Sie suchen sich
alt nur das heraus, was Sie gerade brauchen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ur Ehrlichkeit gehört dazu, zu sagen: Wir haben die
andwirtschaft und den ländlichen Raum erst wieder ge-
tärkt. Er wurde unter Rot-Grün ausgetrocknet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Lassen Sie mich noch eines sagen: Auch beim Thema
iologische Vielfalt wurden wir hier kritisiert. Ich greife
as deshalb auf, weil das auch ein Schlag ins Gesicht der
ielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei uns im
aus, im BMELV, ist. Sie arbeiten redlich und mit guten
nsätzen, guten Ideen und guten Ergebnissen. Wenn Sie
ehaupten, die biologische Vielfalt würde bei uns keine
olle spielen, dann schauen Sie bitte einmal in den
aushaltsplan. Weil wir hier vorangehen und Vorbild

ind, haben wir über 2 Millionen Euro für ein Modell-
rojekt ausgegeben, das andere Länder kopieren, weil es
o gut ist.

Wir sind für die biologische Vielfalt. Wir in unserem
aus und CDU, CSU und auch FDP legen Wert darauf,
ass bei den Themen „Bewahrung der Schöpfung“ und
Biopatente“ ganz klar ist: Die Natur, die Schöpfung,
ehört allen Menschen, Tieren und Pflanzen. – Auf diese
chten wir, sodass Biopatente auf europäischer Ebene
icht für Individualinteressen verramscht und verscher-
elt werden. Dazu habe ich von Ihnen kein einziges Wort
ehört.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zum Thema Telefonwerbung. Die Kollegin von der
PD hat einige Zwischenrufe gemacht. Ich weiß, es tut
eh. Deshalb sind gerade von der SPD – und übrigens

uch von den Grünen – viele über dieses Thema hinweg-
ehuscht.


(Ulrich Kelber [SPD]: Jetzt ganz vorsichtig mit der Wahrheit!)


Herr Kelber, das ist nicht ganz gut für den Blutdruck.
ielleicht ärgert es Sie noch immer, dass Sie kein Minis-

er in Nordrhein-Westfalen geworden sind; in Rhein-
and-Pfalz werden Sie es wahrscheinlich auch nicht.


(Zurufe von der SPD: Oh! – Ulrich Kelber [SPD]: Sie werden auch keine Ministerin oder Ministerpräsidentin!)


as ärgert ihn wahrscheinlich, und deshalb bekommt er
emperatur, wenn es um NRW geht.

Lieber Herr Kelber, Sie selber waren mit dabei,


(Ulrich Kelber [SPD]: Genau!)






Julia Klöckner


(A) )


)(B)

und viele andere waren auch mit dabei.


(Ulrich Kelber [SPD]: Ja!)


Sie und ich wissen, dass die Bestätigungslösung hin-
sichtlich der Telefonwerbung damals an Ihrer Ministe-
rin, Frau Zypries, gescheitert ist, und zwar mit dem ba-
nalen Argument, sonst müsse sie ja, wenn sie sich eine
Pizza bestellt, vorher schriftlich unterschreiben.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das ist eine unverschämte Verdrehung! – Gegenruf des Abg. Heinz-Peter Haustein [FDP]: Nein, das stimmt!)


Es war die SPD, die das verhindert hat, und Sie selbst
wissen auch: Die Telekom sitzt bei Frau Zypries in
Darmstadt, und das war nicht ganz hilfreich, weil die Te-
lekom gegen eine Bestätigungslösung war. Auch das ge-
hört zur Wahrheit. Wir setzen uns für saubere Telefone
ein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Was habt ihr denn vorher gefordert?)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705721800

Erlauben Sie eine Zwischenfrage des Kollegen

Kelber?


Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1705721900

Ja, auch wenn das wahrscheinlich eher ein Zwischen-

schrei wird, aber bitte.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1705722000

Machen wir doch eine kurze Frage und eine kurze

Antwort: Können Sie bestätigen, dass der Wirtschafts-
flügel der CDU jede Form einer Bestätigungslösung ab-
gelehnt hat und Sie damit zu mir gekommen sind?


Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1705722100

Das kann ich nicht bestätigen. Ich kann Ihnen aller-

dings bestätigen, dass Ihre Ministerin, Frau Zypries, als
ich zusammen mit Frau Aigner und dem agrarpolitischen
Sprecher, Herrn Bleser, bei ihr war, ganz klar gesagt hat,
sie mache es nicht. Das kann ich Ihnen bestätigen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Ich habe zu Ihrer Partei gefragt!)


– Ich habe Ihnen gerade eine Antwort zu Ihrer Partei ge-
geben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Lassen Sie mich noch auf zwei, drei Aspekte einge-
hen, die für die Verbraucherinnen und Verbraucher wich-
tig sind: In den Supermarktregalen in Stadt und Land
gibt es eine große Auswahl. Die Herausforderung ist
aber, dass wir Verbraucherinnen und Verbraucher bei ih-
rer Auswahl und bei der Möglichkeit begleiten, sich sou-
verän zu verhalten. Deshalb werden wir – lassen Sie
mich das abschließend sagen – ganz klar beim Daten-
schutz, bei der Verbraucherbildung und bei der Souverä-
nität Flagge zeigen, wenn es darum geht, Verträge abzu-

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(C (D chließen, aber auch wenn es darum geht, ältere enschen zu begleiten und sie eben nicht als Verbrau herinnen und Verbraucher links oder rechts liegen zu assen. Wir haben dort nicht gekürzt. Wir haben uns daum gekümmert, dass letztlich auch das Thema Pflege ndlich in den Bereich des Verbraucherschutzes komen konnte. Lieber Herr Kollege Kelber und auch alle anderen ollegen, ich bin der Ministerin sehr dankbar dafür, dass ie zusammen mit anderen Experten etwas auf den Weg ebracht hat, was es vorher so noch nie gegeben hat. (Ulrich Kelber [SPD]: Wissen Sie, was die Experten dazu sagen? Die lachen sich schlapp!)


ir haben Pflegeheime auf der Internetseite www.heim
erzeichnis.de nach Lebensqualität bewertet. Uns geht
s nicht darum, populistische Forderungen zu stellen,
ondern wir wollen das Leben lebenswert machen und
en Bürgerinnen und Bürgern nicht Angst machen, sie
ürden ständig vergiftet oder über den Tisch gezogen.
ie Mehrheit der Deutschen lebt gerne in unserem Land.
ieses Gefühl will ich ihnen nicht nehmen. Ich will eine

lächendeckende Landwirtschaft.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705722200

Frau Klöckner, bitte kommen Sie zum Schluss.


Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1705722300

Ich möchte zufriedene, souveräne Verbraucherinnen

nd Verbraucher und keine Hetze der Opposition.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705722400

Frau Klöckner.


Julia Klöckner (CDU):
Rede ID: ID1705722500

Deshalb bin ich sehr dankbar, dass wir das gemein-

am geschafft haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705722600

Das Wort hat die Kollegin Elvira Drobinski-Weiß von

er SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1705722700

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Ich meine, das Wahlkampfgetöse sollten wir
etzt beiseiteschieben und wieder sachlicher werden.

In der letzten Woche hat der Bioökonomierat sein
utachten zur künftigen Agrarforschung vorgelegt.


(Zuruf)


Nein, der war noch nicht dran. – Es soll die Grundlage
ilden für eine neue Forschungsstrategie der Bundesre-
ierung. Es ist abzusehen, dass sowohl das BMBF als
uch Frau Ministerin Aigner in Zukunft noch mehr Geld
Sie werden es ahnen – in die Gentechnik stecken wol-
en.





Elvira Drobinski-Weiß


(A) )


)(B)


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Zur Bewahrung der Schöpfung!)


Hunger und Klimawandel sind keine rein technologi-
schen Probleme, sondern haben mit vielen verschiede-
nen Faktoren zu tun, nämlich mit der Verteilungsunge-
rechtigkeit, mit dem verschwenderischen Umgang mit
natürlichen Ressourcen, mit dem Lebensstil in den In-
dustrienationen und mit Landnutzungskonflikten.

Wir fordern die Bundesregierung auf, sich endlich
von rein technologiefixierten Ansätzen zu verabschieden
und Forschung und Förderung auf Lösungen auszurich-
ten. Wir fordern stattdessen die Bereitstellung von Mit-
teln für die Fortführung des Weltagrarberichts.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich weiß, dass das hier etlichen nicht passt, dennoch for-
dere ich es; denn gerade der Weltagrarbericht sucht auf
breiter gesellschaftlicher Basis unter Einbeziehung der
Betroffenen in einem transparenten und nicht an der Ge-
winnoptimierung Einzelner orientierten Prozess nach
Lösungen.

Noch einmal zur Agrogentechnik. Frau Aigner, wir
fordern, dass die zugesagte Informationskampagne zur
Ohne-Gentechnik-Kennzeichnung endlich realisiert wird
und die entsprechenden Mittel bereitgestellt werden.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Immer wieder betreiben gerade auch die Mitglieder der
Koalitionsfraktionen gezielte Desinformation. Die Bun-
desregierung steht hier im Wort und in der Verantwor-
tung.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Das war früher!)


In den nächsten Jahren wird die Bundesregierung die
Ausgaben für Forschung und Bildung stark ausweiten.
In 2012 sollen hierfür zusätzlich 22 Millionen Euro im
Einzelplan 10 ausgegeben werden. Das hört sich gut an.
Wir, die SPD, wollen, dass auch die Verbraucherpolitik
davon profitiert. Wir fordern ein Gesamtkonzept – ich
betone: ein Gesamtkonzept – zum Ausbau der modernen
verbraucherbezogenen Forschung. Neue wissenschaftli-
che Ansätze in der Verhaltensökonomik sollten aufge-
griffen werden. Es sollte systematisch erforscht werden,
wie das tatsächliche Verhalten von Verbrauchern durch
gesetzliche Regelungen beeinflusst wird.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Wir wissen das durch unsere Erfahrungen!)


Denn durch die Liberalisierung von Märkten, den tech-
nologischen Fortschritt und eine zunehmende Innova-
tionsgeschwindigkeit hat sich die Verbraucherwelt stark
verändert. Die Wahlmöglichkeiten haben zugenommen.
Gleichzeitig sind Tarifstrukturen und Angebotsbedin-
gungen komplexer und schier unüberschaubar gewor-
den. Möglicherweise versteht das der Herr Kollege
Bleser nicht; deswegen muss er quatschen. Ich will es
ihm gerne in einem Privatissimum erklären.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Gerne!)


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(C (D Empirische Untersuchungen zeigen, dass Verbraucher ft mehr für Produkte ausgeben, als nötig ist, und dass ie die Produkte oft gar nicht brauchen. (Peter Bleser [CDU/CSU]: Das mache ich genau, wie ich will!)


ie sind von dem vielfältigen Angebot überfordert und
reffen aus dieser Überforderung heraus auch oft gar
eine Entscheidungen, zum Beispiel wenn es darum
eht, ausreichend für ihr Alter vorzusorgen.

Die Verbraucherpolitik der Bundesregierung ist nicht
n der Realität der Verbraucher ausgerichtet, auch wenn
as heute schon mehrfach gesagt wurde. Sie reagiert auf
robleme wie die Marktstörungen im Bereich der Geld-
nlage meist nur mit zusätzlichen Informationsangebo-
en. Aber sind die zur Verfügung gestellten Informa-
ionen überhaupt verständlich? Verstehen das die
erbraucherinnen und Verbraucher? Haben sie die Zeit,
ie Informationsflut zu verarbeiten? Woran orientieren
ich Verbraucherinnen und Verbraucher bei ihren Ent-
cheidungen tatsächlich? Bisher bleiben solche Fragen
ei den Vorhaben der Bundesregierung völlig unberück-
ichtigt.

Wenn sich Informationspflichten nicht an den Bedürf-
issen der Verbraucher orientieren, wird die Wirtschaft
öglicherweise mit Verpflichtungen belastet, die Ver-

rauchern gar nicht helfen. Wenn aber die Nachfrage-
eite in einer Volkswirtschaft nicht funktioniert, kann
as ganze System Schaden nehmen. Die Finanzkrise, die
m Kern mit einer unverantwortlichen Kreditvergabe an
S-Verbraucher begonnen hat, hat das deutlich gezeigt.

Die SPD fordert daher den Ausbau der verbrau-
herbezogenen Forschung. Unsere Fraktion hat dazu
ereits im Juli einen Antrag verabschiedet. Wenn wir
ute Gesetze machen wollen, brauchen wir mehr empiri-
ches Wissen über das tatsächliche Verhalten der Ver-
raucher. Die Verhaltensökonomie hat gezeigt, dass sie
ierzu einen Beitrag leisten kann. Wir fordern die Ein-
ührung eines wissenschaftsbasierten Verbraucherchecks
ei der Gesetzgebung. Davon würden nicht nur Verbrau-
her profitieren, sondern auch Regulierungen würden
nsgesamt effektiver werden.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Wir wollen Informationen und Kennzeichnungen, die
lltagstauglich sind und Verbrauchern wirklich nutzen.
ir wollen zum Beispiel die Smiley-Kennzeichnung

ür Gastronomie und Lebensmittelbetriebe, die Ver-
raucher auf einen Blick und vor Ort zeigen, wo Hy-
iene stattfindet und wo nicht.


(Ulrich Kelber [SPD]: Erzählen Sie das mal der Ministerin!)


ei CDU/CSU stieß dies bisher auf taube Ohren. Nun si-
nalisieren einige Offenheit,


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Schon länger!)


nd Frau Ministerin Aigner kündigt in den Medien an,
ass sie sich für eine Smiley-Kennzeichnung einsetzen
ill. Wir sind da misstrauisch. Zu oft haben wir Frau





Elvira Drobinski-Weiß


(A) )


)(B)

Ministerin Aigner als Ankündigungsministerin erlebt:
viel versprochen, nichts erreicht.

Wo sind die Mittel für die Deutsche Stiftung Ver-
braucherschutz? Danach wurde heute schon einmal ge-
fragt. Angekündigt hatte Frau Aigner hierfür die Ver-
wendung von Kartellbußgeldern; Kollege Schwanitz hat
darauf hingewiesen. Wir fordern Finanzmittel für die
Stiftung und für einen Marktwächter Finanzen.

Ein anderes Beispiel ist die Stiftung Warentest. Frau
Aigner lässt sich für zusätzliches Stiftungskapital feiern;
auch darauf hat Herr Schwanitz hingewiesen. Tatsäch-
lich stehen der Stiftung aber in diesem Haushaltsjahr real
weniger Mittel zur Verfügung.

Eine schwache Leistung sind auch die Beipackzettel
für Finanzprodukte. Ein verbindliches Muster, das die
Angebote unterschiedlicher Kreditinstitute für den Ver-
braucher vergleichbar macht, fehlt.

Zum Schutz von Verbraucherdaten hatte Frau
Aigner vor der Sommerpause ein Eckpunktepapier ange-
kündigt. Leider Fehlanzeige, da von Minister de Maizière
ausgebremst.

Den Referentenentwurf zum Telekommunika-
tionsgesetz hatte Frau Aigner wiederum bis zur Som-
merpause angekündigt; das scheint ein beliebter Zeit-
punkt zu sein. – Ich komme zum Schluss, Herr
Präsident. – Warteschleifen endlich kostenlos und eine
Preisansagepflicht bei Call-by-call-Anrufen, aber wann
bitte kommt der Entwurf? Vielleicht zur nächsten Som-
merpause?

Genug der Beispiele! Genug des Wartens! Wir for-
dern Taten statt Worte.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705722800

Jetzt hat das Wort der Kollege Rainer Erdel von der

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rainer Erdel (FDP):
Rede ID: ID1705722900

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau

Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor knapp
einem Jahr haben wir über den Haushalt 2010 beraten.
Damals hatten wir ganz andere Ausgangsvoraussetzun-
gen. Wir waren damit befasst, über eine Krise hinwegzu-
kommen. Deswegen haben wir damals das Sofortpro-
gramm „Landwirtschaft“ beschlossen. Es hat Wirkung
gezeigt.

Heute stehen wir vor einer anderen Herausforderung.
Heute sind wir gefordert, den Haushalt zu konsolidieren
und zu sparen. Ich bedanke mich ganz besonders bei
Ihnen, Frau Ministerin, für den Entwurf des Einzel-
plans 10; denn Ihnen ist es gelungen, ein intelligente Lö-
sung zu entwickeln, aufbauend auf dem Spardruck. Sie
ist sozial ausgewogen, richtungsweisend – ich verweise
nur auf die Mittel für Bildung, Innovation und For-

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(C (D chung – und ist auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Unsere andwirtschaft in Deutschland braucht Nachhaltigkeit. Wir stärken die Wettbewerbsfähigkeit der deutchen Landwirtschaft, indem wir auf eine Besteuerung on Diesel verzichten. Wir gehen nicht mit der Gießanne über das Land, Herr Schwanitz, und verteilen ubventionen. Da Sie die Steuerermäßigungen beim grardiesel angesprochen haben, verweise ich darauf, ass es andere Bereiche gibt, in denen ähnlich agiert ird. Ich nenne als Beispiele nur die Binnenschifffahrt nd die Transportfahrzeuge für Container in unseren ontainerhäfen. Auch dort geht es um die Wettbewerbs ähigkeit innerhalb Europas. s gilt die Wettbewerbsfähigkeit unserer Landwirtschaft u erhalten. Wir werden seitens der liberalen Agrarpolitiker im inblick auf die Wettbewerbsfähigkeit aber auch ein ehr waches Auge auf all das haben, was in nächster Zeit us Brüssel kommt. Wir stellen eine überbordende Büroratie fest. Wenn mich Landwirte anrufen und mir erählen, dass sie zum Ausfüllen eines siebenseitigen Anrags eine vierseitige, eng beschriebene Ausfüllanleitung ekommen, in der auch noch auf Paragrafen im Einkomensteuergesetz, im Energiesteuergesetz und in irgendelchen EU-Abgabeverordnungen verwiesen wird, dann uss ich sagen, dass wir eine bestimmte Schwelle über chritten haben. Hier besteht Nachsteuerungsbedarf. Wir haben beim Einzelplan 16 sehr viel über Energie nd insbesondere über erneuerbare Energien gesprohen. Zu den erneuerbaren Energien gehören nicht nur onne, Wind und Wasser, sondern auch der grüne Riese. ch meine damit nicht Politiker einer bestimmten Partei, (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das sind auch nur grüne Zwerge!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ondern die Biomasse. Da sie zum landwirtschaftlichen
ereich gehört, fordern wir liberale Agrarpolitiker einen
nteil aus dem Fonds, der nun aufgrund des neuen Atom-
esetzes aus den Erlösen gebildet wird, für die Erfor-
chung und die Förderung der erneuerbaren Energien;
enn mit den nachwachsenden Rohstoffen in der Land-
irtschaft wird es uns gelingen, eine zusätzliche Ein-
ommensmöglichkeit für unsere deutsche Landwirtschaft
u schaffen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705723000

Herr Erdel, kommen Sie bitte zum Schluss.


Rainer Erdel (FDP):
Rede ID: ID1705723100

Ja, vielen Dank, Herr Präsident.

Heute wurde schon vieles gesagt, nur noch nicht von
edem.





Rainer Erdel


(A) )


)(B)


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Deshalb komme ich jetzt!)


Deshalb gebe ich jetzt dem Kollegen Schirmbeck das
Wort.


(Heiterkeit)


Sie sehen an meinen Äußerungen, dass wir in der Koali-
tion sehr eng zusammenarbeiten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705723200

Ich erteile dem Kollegen Georg Schirmbeck von der

CDU/CSU-Fraktion das Wort.

Ich will nur den Kollegen Erdel darauf hinweisen,
dass der Präsident das Wort erteilt und nicht der Vorred-
ner.


(Heiterkeit – Rainer Erdel [FDP]: Ich entschuldige mich!)


Bitte schön, Herr Schirmbeck.


Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1705723300

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Als Nachhut in der heutigen Debatte habe ich es
ganz gut. Es kann einem nicht mehr widersprochen wer-
den; man kann fast alles behaupten.


(Zuruf von der FDP: Wir haben noch die Kurzintervention!)


Ich finde es gut, dass hier heute so große Tafeln sind.
Wir sollten in Zukunft weitere Tafeln hinzufügen. Wenn
jemand spricht, dann sollten wir immer deutlich machen,
welcher Lobbyist oder Oberlobbyist gerade spricht.
Wenn Herr Kelber spricht, sollte man auch noch die
Euro-Beträge dazuschreiben.


(Zuruf von der FDP: 100 000 Euro!)


Ich betrachte mich als Anwalt oder, wenn Sie so wollen,
als Lobbyist des ländlichen Raumes, aber ich habe dafür
noch keinen Euro bekommen, auch nicht 100 000 Euro
von der Solarindustrie. Andere hier als Lobbyisten abzu-
qualifizieren, selber aber still und heimlich zu kassieren,
ist zumindest unredlich. Wenn die FDP und andere im-
mer beschimpft werden, dann darf man das in diese
Richtung auch einmal sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Viel nicht vorhandenes Geld auf Kosten zukünftiger
Generationen mit vollen Händen wenig zielgerichtet
ausgeben, das kann jeder. Das vorhandene Geld zu-
kunftsgerichtet für zukünftige Generationen ausgeben,
das können nur wenige. Deshalb hat das Volk gesagt:
Wir sind die Regierung, und ihr seid die Opposition.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das warten wir mal ab!)


Sie können es nachlesen, oder vielleicht haben Sie
auch in Erinnerung, was wir bei der zweiten und dritten

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(C (D eratung zum Einzelplan 10 des Bundeshaushalts 2010 esagt haben. Ich habe beispielsweise angekündigt, dass s unwahrscheinlich ist, dass wir die Ansätze für die AK an der einen oder anderen Stelle halten können, eil wir wussten, welche haushaltspolitische Herausforerung auf uns zukommt. Ich habe aber auch gesagt, ass für das Grünlandmilchprogramm die zweite Rate ommt; die zweite Rate ist jetzt im Entwurf des Bundesaushalts enthalten, und sie wird dort bleiben. Wir halten ort. Das, was wir hier sagen, das gilt. Wir sprechen icht irgendetwas aus, von dem wir wissen, dass es nicht ingehalten wird. Ich sage Ihnen ganz deutlich: Als wir den Einzellan 10 in der Nachfolge der rot-grünen Regierung überommen haben, hatten wir die Idee, das eine oder andere it dem zu finanzieren, was in den schönen bunten Do en drin ist, die uns Frau Künast gezeigt hat. Als wir seler in die Küche konnten und die Dosen aufgemacht haen, da war nicht einmal heiße Luft drin. Wenn Sie also eute unsere Ansätze, beispielsweise bei der GAK, kritiieren, dann schauen Sie einmal, welche Ansätze Sie daals hatten. Da brauchen wir uns überhaupt nicht zu chämen. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich eines saen: Ich bin wirklich kein Verbraucherschutzpolitiker. (Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt! Das glauben wir sofort!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ber was habe ich da eben gehört? Verehrte Kollegin
robinski-Weiß, Sie sind ja ansonsten eine sehr ange-
ehme Frau.


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Vielen Dank!)


ber welches Menschenbild haben Sie eigentlich? Sie
ollen den Verbraucher erforschen. Was wollen Sie be-
irken? Soll der Bürger bei den unterschiedlichen Infor-
ationen, die er hat, selber entscheiden können?


(Zuruf von der FDP: Google Street View!)


ir haben heute doch nicht zu wenig Informationen. Wir
aben eine Informationsflut. Es ist die Pflicht eines je-
en Bürgers, sich zu informieren und sich zu entschei-
en. Das kann der Staat doch nicht vorgeben. Was wol-
en Sie mit diesem Bürger machen?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der FDP: Das ist Kommunismus!)


Meine Damen und Herren, ich glaube, wir sind auf
em richtigen Weg, und wir werden uns auch nicht beir-
en lassen. Politik fängt im Übrigen dort an, wo wir über
ie Wirklichkeit reden. Ich habe gesagt, dass ich Abge-
rdneter des ländlichen Raums bin. Wenn ich durch
eine Dörfer gehe, dann sehe ich blitzblanke Dörfer. In

nserem Bereich wird investiert wie niemals vorher; der
ollege Holzenkamp wird das bestätigen. Dort gibt es
nternehmerische Landwirtschaft, und unternehmeri-
che Landwirtschaft etwas unternehmen zu lassen und





Georg Schirmbeck


(A) (C)


)(B)


nicht zu gängeln, ist Aufgabe des Deutschen Bundesta-
ges.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Frau Ministerin, ich möchte mich ganz herzlich bei
Ihnen dafür bedanken, dass Sie sich zusammen mit Ih-
rem Staatssekretär Dr. Gerd Müller um die Absatzför-
derung kümmern. Ich bin der Letzte, der alles nur
schwarz oder weiß malt. Ich sehe auch die Schwachstel-
len einer gewissen Entwicklung. Wir haben ein Urteil
des Bundesverfassungsgerichts, das ich jetzt scharf kriti-
sieren könnte, was die Situation aber nicht ändern
würde. Es verbietet zukünftig eine gesetzliche Absatz-
förderung. Das heißt, dass für die Absatzförderung deut-

chenbekämpfung. Davon spricht hier keiner, aber das
dient der Sicherung der Zukunft jedes einzelnen Be-
triebs. Die Arbeit, die dort geleistet wird, ist auch für die
Gesundheit unserer Bevölkerung von ganz entscheiden-
der Bedeutung.

Sie hingegen sprechen von peb, Plattform Ernährung
und Bewegung. Jeder weiß, dass man weniger essen und
trinken und sich mehr bewegen soll. Braucht man dafür
Geld? Wir müssen dem Bürger sagen, dass wir nicht für
alles zuständig sind und dass der Bürger Eigenverant-
wortung hat. Wenn er sich vor den Spiegel stellt und
Mängel bei sich feststellt, dann möge er diese Mängel
abstellen.
scher Produkte aus Land- und Forstwirtschaft oder dem
Gartenbau – wie immer Sie wollen – keine Mittel mehr
zur Verfügung stehen. Eigentlich ist die Wirtschaft auf-
gefordert, hier ein eigenes System aufzubauen.

Wir stellen aber fest, dass die Egoismen in der Wirt-
schaft – die sind einfach vorhanden, und über die muss
man sprechen – eine Lösung in nennenswerter Größen-
ordnung verhindern. Ich kann an dieser Stelle die Wirt-
schaft nur auffordern, ihre Pflicht zu tun und ihrer Ver-
antwortung gerecht zu werden. Wenn sie das aber trotz
aller Appelle nicht tut, dann müssen wir uns fragen, ob
wir als Staat nicht eine Gesamtverantwortung haben.
Herr Staatssekretär Müller, die Absatzförderung, für die
Sie sich persönlich engagieren, ist unterstützenswert.
Wir werden diese Unterstützung im Haushalt mit Zahlen
dokumentieren. Wir müssen diese Absatzförderung ge-
gebenenfalls weiter ausbauen. Wenn ein Betrieb aus
Russland bei uns 1 000 schwarzbunte Kühe kauft oder
sonstige Betriebe in der Welt bei uns Nahrungsmittel
kaufen, dann kann man davon ausgehen, dass in diesen
Produkten eine hohe Wertschöpfung ist. Diese Wert-
schöpfung kommt dem ländlichen Raum zugute. Daher
ist es von zentraler Bedeutung, dass Wirtschaft und Poli-
tik in Zukunft für eine neue Absatzförderung sorgen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Eines ist hier noch nicht angesprochen worden, wo-
rüber ich mich wundere. Man darf doch hier auch über
Dinge sprechen, bei denen wir weltklasse sind. Ich
nenne die Lebensmittelkontrolle und die Tiergesund-
heitsforschung. Was wir auf der Insel Riems machen,
ist absolut klasse. Die ganze Welt staunt über das, was
wir dort machen. Dafür nehmen wir 300 Millionen Euro
in die Hand. Diese Insel ist quasi der Olymp der Seu-

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(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


Gehen Sie davon aus, dass wir die Mittel für das, was
ür den ländlichen Raum notwendig ist, was den ländli-
hen Raum zukunftsfähig macht, was im ländlichen
aum Wertschöpfung schafft und was das Leben im

ändlichen Raum lebenswert macht, zur Verfügung stel-
en. Wir werden das wenige Geld, das wir zur Verfügung
aben, sinnvoll ausgeben. Unsere Aufgabe ist es, zu-
unftsfähige Investitionen zu tätigen. Mein lieber Peter,
ch bin ganz sicher, dass wir mit Unterstützung der zu-
tändigen Leute aus dem Haushaltsausschuss und dem
inisterium in der zweiten und dritten Lesung einen or-

entlichen Einzelplan vorlegen werden.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Her-
en, ich entschuldige mich dafür, dass ich Ihre Abendzeit
twas gestört habe. Ich wünsche uns allen einen schönen
bend, vielleicht auf der Geburtstagsfeier eines FDP-
ollegen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1705723400

Das war die letzte Rede zu diesem Einzelplan.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf morgen, Mittwoch, den 15. September
010, 9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.