Protokoll:
16039

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 39

  • date_rangeDatum: 21. Juni 2006

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 21:51 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/39 plan des Bundes 2005 bis 2009 (Drucksachen 16/751, 16/1348, 16/1327) 6 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt (Drucksachen 16/1304, 16/1324) . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 16/1305, 16/1324) . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Neubesetzung des Amtes 3534 B 3534 C 3534 D 3536 A 3543 A 3548 C 3549 C 3552 D 3557 B 3581 A 3582 C 3582 D 3585 A Deutscher B Stenografisch 39. Sitz Berlin, Mittwoch, de I n h a l Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung des Tagesordnungspunktes I.13 d . . Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Rainer Arnold . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2006 (Haushaltsgesetz 2006) (Drucksachen 16/750, 16/1348) . . . . . . . . b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- D D O D D C D P W M H M 3533 A 3534 B 3612 A 3534 B Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3558 C undestag er Bericht ung n 21. Juni 2006 t : r. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . r. Peter Struck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . tto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Peter Struck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Lothar Bisky (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . hristine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . etra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . olfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) onika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . onika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 3561 A 3566 A 3570 A 3570 B 3570 D 3571 C 3572 D 3574 D 3577 D 3579 B 3580 B 3580 D des Koordinators für die deutsch-russische zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit (Drucksache 16/1885) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3585 A II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 39. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. Juni 2006 Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Lothar Mark (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Veronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . . Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 16/1313, 16/1324) . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Merten (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katrin Kunert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Kossendey (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Andreas Weigel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 H I H J A D D H H 1 D E F N B U D A M 1 i Z A S P d U 3 F v ( G D 3585 B 3587 A 3589 C 3591 B 3594 A 3595 C 3598 B 3599 B 3600 D 3601 C 3602 C 3603 D 3605 A 3605 D 3606 C 3608 A 3610 A 3608 A 3608 B 3612 A 3612 D 3614 B 3615 C 3616 A 3618 C 3619 D 3622 A 3623 A 3624 A 3625 B 3626 C 3629 A Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 16/1319, 16/1324) . . . . . . . ellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . ris Hoffmann (Wismar) (SPD) . . . . . . . . . . . eike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . ochen Borchert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . lexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Karl Addicks (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . artwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . eidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . 0 Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit (Drucksache 16/1324) . . . . . . . . . . . . . . . r. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . wald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . orbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . irgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . aniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . nnette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . . ax Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 1 Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 16/1306, 16/1324) . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 3: ntrag der Abgeordneten Ernst Burgbacher, abine Leutheusser-Schnarrenberger, Gisela iltz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion er FDP: Konsequenzen ziehen aus dem rteil des Europäischen Gerichtshofs vom 0. Mai 2006 zur Weitergabe europäischer luggastdaten an die Vereinigten Staaten on Amerika Drucksache 16/1876) . . . . . . . . . . . . . . . . . . isela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 3630 A 3630 B 3631 A 3632 D 3634 C 3636 C 3638 A 3639 B 3640 A 3641 B 3642 B 3642 C 3643 D 3646 C 3648 C 3650 B 3652 D 3655 D 3657 A 3659 C 3661 B 3661 C 3661 D 3663 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 39. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. Juni 2006 III Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerold Reichenbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung der Abgeordneten Ulla Burchardt (SPD) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu dem Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2006 (Haushaltsgesetz 2006); Einzelplan 04 – Geschäftsbereich der Bundeskanzlerin und des Bundeskanzleram- tes (Tagesordnungspunkt I.6) . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung des Abgeordneten Dr. Hermann Scheer (SPD) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärti- gen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Operation EUFOR RD CONGO zur zeitlich befristeten Unterstützung der Friedensmission MONUC der Vereinten Nationen während des Wahlpro- zesses in der Demokratischen Republik Kongo auf Grundlage der Resolution 1671 (2006) des Sicherheitsrates der Verein- ten Nationen vom 25. April 2006 (37. Sit- zung, Tagesordnungspunkt 3 a) . . . . . . . . . . . 3665 C 3667 A 3669 B 3671 A 3673 A 3674 D 3675 A 3675 C 3675 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 39. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. Juni 2006 3533 (A) ) (B) ) 39. Sitz Berlin, Mittwoch, de Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 39. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 21. Juni 2006 3675 (A) (C) (B) ) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Mein Votum lautet Ja. Liste der entschuldigt * ** A V A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adam, Ulrich CDU/CSU 21.06.2006* Bär, Dorothee CDU/CSU 21.06.2006 Bätzing, Sabine SPD 21.06.2006 Barnett, Doris SPD 21.06.2006* Bartsch, Dietmar DIE LINKE 21.06.2006 Bollen, Clemens SPD 21.06.2006 Deittert, Hubert CDU/CSU 21.06.2006* Dreibus, Werner DIE LINKE 21.06.2006 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 21.06.2006 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.06.2006 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 21.06.2006* Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 21.06.2006 Götz, Peter CDU/CSU 21.06.2006 Haustein, Heinz-Peter FDP 21.06.2006 Herrmann, Jürgen CDU/CSU 21.06.2006** Hilsberg, Stephan SPD 21.06.2006 Hirsch, Cornelia DIE LINKE 21.06.2006 Höfer, Gerd SPD 21.06.2006* Hörster, Joachim CDU/CSU 21.06.2006* Dr. Hoyer, Werner FDP 21.06.2006** Kolbow, Walter SPD 21.06.2006 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl CDU/CSU 21.06.2006** Niebel, Dirk FDP 21.06.2006 R D S A (D en Abgeordneten für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO nlage 2 Erklärung der Abgeordneten Ulla Burchardt (SPD) zur namentlichen Abstimmung über die Beschluss- empfehlung des Haushaltsausschusses zu dem Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2006 (Haushaltsgesetz 2006); hier: Einzel- plan 04 – Geschäftsbereich der Bundeskanzlerin und des Bundeskanzleramtes (Tagesordnungs- punkt I.6) Ich habe versehentlich mit Nein gestimmt. Mein otum lautet Ja. nlage 3 Erklärung des Abgeordneten Dr. Hermann Scheer (SPD) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Aus- schusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Operation EUFOR RD CONGO zur zeitlich befristeten Unterstützung der Friedensmission MONUC der Vereinten Nationen während des Wahlprozesses in der Demokratischen Republik Kongo auf Grund- lage der Resolution 1671 (2006) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen vom 25. April 2006 (37. Sitzung, Tagesordnungspunkt 3 a) In der Ergebnisliste ist mein Name nicht aufgeführt. aidel, Hans CDU/CSU 21.06.2006** r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 21.06.2006 chily, Otto SPD 21.06.2006 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 39. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 21. Juni 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603900000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.

Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene
Tagesordnung um die in der Zusatzpunktliste aufge-
führten Punkte zu erweitern:

ZP 1 Beratung des Antrags der Abgeordneten Mechthild
Dyckmans, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Jörg van
Essen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Bürokratie schützt nicht vor Diskriminierung – Allgemei-
nes Gleichbehandlungsgesetz ist der falsche Weg

– Drucksache 16/1861 –

Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus

ZP 2 Beratung des Antrags der Fraktion des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN

Neubesetzung des Amtes des Koordinators für die
deutsch-russische zwischengesellschaftliche Zusammenar-

Redet
beit

– Drucksache 16/1885 –

ZP 3 Beratung des Antrags der Abgeordneten Ernst Burgbacher,
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Gisela Piltz, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Konsequenzen ziehen aus dem Urteil des Europäischen
Gerichtshofs vom 30. Mai 2006 zur Weitergabe europäi-
scher Fluggastdaten an die Vereinigten Staaten von
Amerika

– Drucksache 16/1876 –

Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklun
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäis

(C (D ung n 21. Juni 2006 0 Uhr ZP 4 Beratung des Antrags der Abgeordneten Monika Lazar, Irmingard Schewe-Gerigk, Kerstin Andreae, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Rechtsextremismus ernst nehmen – Bundesprogramme Civitas und entimon erhalten, Initiativen und Maßnahmen gegen Fremdenfeindlichkeit langfristig absichern – Drucksache 16/1498 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Innenausschuss Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Ausschuss für Kultur und Medien Haushaltsausschuss ZP 5 Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulla Jelpke, Diana Golze, Petra Pau, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN Fortführung und Verstetigung der Programme gegen Rechtsextremismus – Drucksache 16/1542 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Innenausschuss Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Ausschuss für Kultur und Medien Haushaltsausschuss ZP 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten Jörn Wunderlich, Karin Binder, Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN ext Elterngeld sozial gestalten – Drucksache 16/1877 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Arbeit und Soziales ZP 7 Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren (Ergänzung zu Tagesordnungspunkt III)

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Peter Götz, Dirk

Fischer (Hamburg), Dr. Klaus W. Lippold, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Ab-
geordneten Petra Weis, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD
Stadtentwicklung ist moderne Struktur- und Wirt-
schaftspolitik

cksache 16/1890 –
eisungsvorschlag:

huss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

usschuss
usschuss
g

chen Union

– Dru
Überw
Aussc
Innena
Sporta






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-
cherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen
Union

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ute Koczy,
Jürgen Trittin, Undine Kurth (Quedlinburg), weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN
Schaden von der Reputation der Osteuropabank ab-
wenden – Das Öl- und Gasprojekt Sachalin II als
Lackmustest für die Einhaltung internationaler Um-
welt- und Sozialstandards
– Drucksache 16/1668 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

ZP 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Matthias Berninger,
Dr. Thea Dückert, Margareta Wolf (Frankfurt), weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN

Deutsche Steinkohle AG muss zügig belastbares Daten-
material vorlegen

– Drucksache 16/1672 –

Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Haushaltsausschuss

Der Tagesordnungspunkt I.13 d entfällt, da der An-
trag auf Drucksache 16/1681 zurückgezogen wurde.

Von der Frist für den Beginn der Beratung soll, soweit
erforderlich, abgewichen werden.

Schließlich möchte ich Sie schon heute darauf auf-
merksam machen, dass der Beginn der Plenarsitzung am
Freitag auf 8 Uhr vorgezogen wird.

Sind Sie mit diesen Vereinbarungen einverstanden? –
Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlos-
sen.

Wir setzen die Haushaltsberatungen – Tages-
ordnungspunkt I – fort:

a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2006


(Haushaltsgesetz 2006)


– Drucksachen 16/750, 16/1348 –

b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haus-
haltsausschusses (8. Ausschuss) zu der Unterrich-
tung durch die Bundesregierung

Finanzplan des Bundes 2005 bis 2009

– Drucksachen 16/751, 16/1348, 16/1327 –

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(C (D Berichterstattung: Abgeordnete Otto Fricke Steffen Kampeter Carsten Schneider Dr. Gesine Lötzsch Anja Hajduk Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.6 auf: Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt – Drucksachen 16/1304, 16/1324 – Berichterstattung: Abgeordnete Steffen Kampeter Petra Merkel Jürgen Koppelin Roland Claus Alexander Bonde Anna Lührmann Es liegen zwei Änderungsanträge der Fraktion Die inke vor. Ich weise darauf hin, dass wir im Anschluss an die ussprache über den Einzelplan namentlich abstimmen erden. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache vier Stunden vorgesehen. – Ich höre keien Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege ainer Brüderle, FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Kennen ie noch das Plakat der CDU „Deutschland braucht den echsel“ mit orangefarbenem Hintergrund? ch vermute, Sie haben damit nicht gemeint, dass die eutsche Nationalelf das Trikot der Holländer tragen oll. Sie wollten einen Politikwechsel. Sie haben mehr reiheit versprochen. Nach sechs Monaten einer CDUanzlerin wissen wir nun, was Sie mit dem Wechsel geeint haben: mehr Steuern, mehr Staat, mehr Bürokra ie. Das ist Ihr Konzept. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der FDP)

Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1603900100

(Zuruf von der CDU/CSU: Ja!)


Die Empfehlungen des Sachverständigenrates, der
undesbank und des Bundespräsidenten werden igno-

iert. Ein führender Sozialdemokrat beschimpft den
undespräsidenten als Besserwisser. Sie haben gestern
rkannt, dass Deutschland ein Sanierungsfall ist. – Das
st die Situation. Deshalb sollten wir nicht über den Re-
räsentationsetat der Kanzlerin sprechen, sondern über
hre Politik.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Sie haben an dieser Stelle versprochen, mehr Freiheit
u wagen. Ist es mehr Freiheit, wenn Sie die Menschen






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
in Deutschland mit 20 Milliarden Euro pro Jahr mehr ab-
kassieren? Das ist nicht mehr Freiheit, das ist weniger
Freiheit. Das ist die Realität.


(Beifall bei der FDP – Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Sie haben aber einen komischen Freiheitsbegriff!)


Statt mehr Eigenverantwortung bekommen wir mehr Be-
vormundung, statt mehr Freiheit mehr Regulierung.
Deutschland freut sich, wenn die Kanzlerin die National-
elf anfeuert. Aber ein bisschen Schwung, wie Sie ihn im
Dortmunder Westfalenstadion und gestern im Berliner
Olympiastadion gezeigt haben, könnten Sie schon in die
Regierung mitbringen.

Enttäuschung macht sich im Land breit. Manche keh-
ren Ihrer Partei den Rücken. Andere hoffen noch darauf,
dass Sie sich zu mehr Freiheit bekennen.


(Zurufe von der CDU/CSU)


Selbst Herr Thumann vom BDI hat seine vornehme Zu-
rückhaltung aufgegeben. Da hilft es auch nichts, dass Sie
Herrn Röttgen aus Ihrer Prätorianergarde dorthin abord-
nen. Die Stimmung wird schlechter, weil keine entspre-
chende Politik umgesetzt wird.


(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Dummes Zeug!)


Nehmen wir nur die Familienpolitik. Weil Sie nicht
mehr wissen, wen Sie eigentlich alimentieren bzw. un-
terstützen wollen, erhalten alle ein bisschen. Sie schaffen
neue bürokratische Regeln. Wahrscheinlich sind Sie
froh, dass es den Normenkontrollrat noch nicht gibt,
und hoffen, dass die Menschen deshalb mehr Kinder
kriegen. Es geht doch nicht um eine Art Zuchtprämie für
Doppelverdiener; es geht um bessere Betreuung und da-
rum, Familie und Beruf besser zu vereinbaren. Das muss
Kernstück der Politik sein.


(Beifall bei der FDP)


Generell sollten Sie von der Subventionitis die Finger
lassen. Sie haben vor wenigen Tagen die größte Steuer-
erhöhung in der Geschichte des Landes im Bundesrat ab-
segnen lassen. Sie mussten den Ländern 500 Millionen
Euro zahlen, damit Sie eine Mehrheit bekommen. Auch
das muss der Steuerzahler blechen. Es bleibt dabei: Sie
nehmen dem Bauern ein Schwein, geben ihm drei Kote-
letts zurück und dafür soll er sich auch noch bedanken.
Das ist keine überzeugende Politik.


(Beifall bei der FDP)


Dann „pofallat“ es in der Debatte über das Ehegatten-
splitting. Das ist eine Scheindebatte. Sie kennen die Ver-
fassungslage. Ich kann dazu nur sagen: „Pofallala“. Das
ist kein Ansatz, der überzeugen kann.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der CDU/CSU)


Führen Sie eine Flat Tax mit anständigen Kinderfreibe-
trägen ein! Dann haben Sie mit einem Schlag viele Pro-
bleme gelöst. Beim Antidiskriminierungsgesetz hat die
Union alle Vorsätze über Bord geworfen.

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(C (D it der Forderung nach einer Eins-zu-eins-Umsetzung ind Sie in den Wahlkampf gezogen. Damals haben Sie, rau Bundeskanzlerin, wörtlich an die Adresse von Rotrün gesagt – ich zitiere –: Sie haben wieder draufgesat elt. Das sind die Leute leid, weil sie spüren, dass sie in uropa nicht mehr wettbewerbsfähig sind. – Das haben ie vor der Wahl richtig erkannt. Jetzt sind Sie als Bettorleger der SPD gelandet und setzen mit der SPD das m, was die Grünen wollten. (Beifall bei der FDP – Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP)


as Gleichbehandlungsgesetz läutet das Ende der Ver-
ragsfreiheit ein. Ihr Gesetz ist ein Antigleichbehand-
ungsgesetz. Die Benachteiligten werden noch weniger
hancen haben, da die Angst vor der Prozessflut dazu

ührt, dass es weniger Einstellungschancen gibt. Sie ha-
en vor der Wahl immer gesagt: Versprochen, gebro-
hen. – Das haben Sie nach der Wahl vergessen.

Meine Damen und Herren von der Union, Sie haben
ich das alte Weltbild der SPD überstülpen lassen. Das
st das falsche Weltbild. Es ist von gestern. Die Sozialde-
okratisierung der Union ist erschreckend schnell vo-

angeschritten. Wir werden von zwei sozialdemokrati-
chen Parteien regiert.


(Beifall bei der FDP)


ine ist rot angestrichen, die andere ist schwarz angestri-
hen und beide sind falsch programmiert. Das ist die Si-
uation.


(Beifall bei der FDP)


ir leben von Vielfalt. Gleichmacherei schafft nicht ein-
al Mittelmaß.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Substanzlose Rede!)


leichmacherei ist die Orientierung an dem Schlechtes-
en. Das sehen wir jetzt beim Streit über die Gesund-
eitsreform. Statt endlich mehr Wahlmöglichkeiten für
lle zu schaffen, darf jetzt der politische Fliegenpilz
auterbach seinen Traum von der sozialistischen Ein-
eitsversicherung umsetzen. Das ist der falsche Weg.


(Beifall bei der FDP – Zurufe von der CDU/ CSU und der SPD: Oh!)


ie sind dabei, das funktionierende System der privaten
rankenkassen kaputtzuschlagen. Die Einbeziehung der
rivatversicherten in den Gesundheitsfonds kommt einer
nteignung gleich.


(Zurufe von der SPD: Oh!)


ie haben selbst formuliert – ich zitiere Sie, Frau Merkel –:
a, wo Sie falsche Konzepte vertreten wie zum Beispiel
ie Bürgerversicherung, würden Sie Deutschland nicht
utzen, sondern Deutschland schaden. – Das haben Sie
er SPD gesagt. Versprochen, gebrochen. Jetzt machen
ie etwas anderes.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
Die Union ist dabei, im Schatten des FC Klinsmann
ein weiteres Wahlversprechen zu brechen. Im ganzen
Land schwenken die Menschen die deutsche, schwarz-
rot-goldgelbe Fahne. Die Autos fahren mit Fahnen durch
die Städte. Der neue Fahnenpatriotismus ist die größte
Straßendemonstration gegen die große Koalition.


(Lachen bei der CDU/CSU und der SPD)


Jede deutsche Flagge zeigt: Schwarz-rot allein reicht
nicht. Da fehlt etwas. Da fehlt nämlich die gelbe Kraft,
die Vernunft. Dafür kämpfen wir.


(Beifall bei der FDP – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Mainz bleibt Mainz, wie es stinkt und lacht! – Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Helau!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603900200

Das Wort hat die Bundeskanzlerin der Bundesrepu-

blik Deutschland, Angela Merkel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1603900300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir ha-

ben in diesen Tagen die Welt zu Gast bei uns in Deutsch-
land. Deutschland hat lange auf das größte Sportereignis
nach den Olympischen Spielen hingearbeitet. Die Orga-
nisatoren haben jede erdenkliche Mühe aufgewandt. Die
Wirtschaft hat geholfen, zum Beispiel mit der Kampa-
gne „Deutschland – Land der Ideen“, unser Land nach
innen und nach außen so zu präsentieren, wie es ist. Die
Politik hat das Menschenmögliche für die Sicherheit und
einen reibungslosen Ablauf getan. Viele Tausende Helfe-
rinnen und Helfer haben keine Mühe und keine Zeit ge-
scheut – sie tun das auch in diesen Tagen nicht – und
sich freiwillig zur Verfügung gestellt. Hierfür möchte ich
allen ganz herzlich danken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


32 Fußballmannschaften geben ihr Bestes oder haben ihr
Bestes gegeben, darunter eine deutsche, auf die wir stolz
sein können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das alles ist aber nur Vorbereitung, Rahmen und Un-
terstützung, damit das Vorhaben gelingen kann. Das Ei-
gentliche leisten die Bürgerinnen und Bürger dieses Lan-
des. Wie ich finde, tun sie das einfach großartig. Sie sind
die eigentlichen Gastgeber. Sie feiern mit Begeisterung
die Siege der eigenen und der anderen Mannschaften.
Sie leiden mit, sie trösten sich gegenseitig und freuen
sich miteinander. Wenn ich sehe, welches Potenzial an
Begeisterung und Fröhlichkeit in unserem Lande steckt,
wenn ich sehe, wie andere in diesen Tagen von außen
auf uns schauen und begeistert sind, dann wird mir nicht
bange, dass unser Land die Herausforderungen, vor de-
nen es steht, nicht meistern könnte.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich bin ganz fest davon überzeugt, hier liegt der
chlüssel für das Gelingen. Die Bürgerinnen und Bürger,
ür die wir Politik machen, sind diejenigen, die unser
and stark machen. Politik setzt einen Rahmen; Politik
chafft Voraussetzungen; Politik muss deutlich machen,
ass wir Vertrauen in die Menschen dieses Landes ha-
en. Nur dann – davon bin ich überzeugt – können wir
ie Schwierigkeiten überwinden, vor denen wir stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das gilt auch für die Schwierigkeiten in der Außenpo-
itik. Ich möchte an dieser Stelle nur erwähnen, der Bun-
esaußenminister und ich haben in vielen Gesprächen
it einen Beitrag dazu geleistet, dass die Europäische
nion zusammen mit den Vereinigten Staaten von Ame-

ika, Russland und China dem Iran ein Angebot unter-
reitet hat. Ich hoffe, dass der Iran auf dieses Angebot
ingeht und die Chance nutzt, einen Konflikt, der diese
elt bedrückt, zu beseitigen, und zwar auf diplomati-

chem Wege. Ich hoffe, dass die Vernunft siegt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben auf der letzten Tagung des Europäischen
ates in Brüssel einen Beitrag dazu geleistet, Wege zu

inden, wie die Europäische Union im Nahen Osten trotz
er Anforderungen, die das Quartett im Nahostprozess
it Recht stellt, humanitäre Hilfe leisten kann. Trotzdem

agen wir der Hamas ganz deutlich: Ihr müsst das Exis-
enzrecht Israels anerkennen; ihr müsst auf Gewalt als
ösungsmöglichkeit verzichten; ihr müsst akzeptieren,
ass der Verhandlungsprozess fortgesetzt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben einen Plan erarbeitet, wie wir den Verfas-
ungsprozess in der Europäischen Union trotz aller
chwierigkeiten fortsetzen können. Die deutsche Präsi-
entschaft wird einen Beitrag dazu leisten. Wir haben
iele gesetzt, die etwas mit Wachstum und Beschäfti-
ung in Europa zu tun haben. Deutschland muss seinen
eitrag dazu leisten: Wir müssen zum Beispiel endlich
ieder die Maastrichtkriterien einhalten.

So, wie wir die Schwierigkeiten in der Außenpolitik
eistern können, wenn unsere Politik von einem Ver-

rauen in die Menschen geprägt ist, so – davon bin ich
berzeugt – werden wir auch die Schwierigkeiten in der
nnenpolitik meistern können, wenn wir eine Politik des
ialogs auf die Beine bringen, die vom Vertrauen in die
ürger geprägt ist.

Es ist natürlich das eine, dass eine Opposition – Herr
rüderle hat es heute wieder vorgemacht – über diesen
nd jenen Teilaspekt diskutiert und ihn kritisiert.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Keine Beleidigungen!)


as ist sicherlich auch die Funktion einer Opposition.
ir alle würden hier gern über Steuersenkungen spre-

hen; wir würden gern Wohltaten verkünden; wir wür-






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
den gern dies und jenes versprechen. Aber ich sage Ih-
nen: Ich habe eine andere Aufgabe, die Bundesregierung
hat eine andere Aufgabe und auch die sie tragenden Ko-
alitionsfraktionen haben eine andere Aufgabe. Sie haben
die Aufgabe, das Ganze zu sehen, die Dinge im Zusam-
menhang zu sehen, weil es um ganz Deutschland und
seine Zukunft geht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie können wegen Brüderle doch nicht die ganze Opposition beleidigen!)


Wer sich mit dem Haushalt beschäftigt, wer sich mit
der Realität beschäftigt – dabei geht es nicht um Schuld-
zuweisungen –, der muss feststellen: Natürlich ist das
Wort „Sanierungsfall“ ein hartes Wort. Ich habe aber
deutlich gemacht, dass das nicht die ganze Realität
Deutschlands ist. Ich kann mich jedoch vor den Realitä-
ten dieses Haushaltes nicht drücken.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Es gibt ein strukturelles Defizit – das im Übrigen nie-
mand, auch niemand von der Opposition leugnen kann,
weil die Zahlen eindeutig sind – von 60 Milliarden Euro.
Bei aller Detailbetrachtung, die Sie von der Opposition
in den Haushaltsberatungen angestellt haben, muss man
sagen: Ihre Vorschläge sind entweder nicht redlich oder
sie decken nicht einmal die Maßgabe des Art. 115 des
Grundgesetzes. Das heißt, wenn wir das wollen – zu die-
ser Überzeugung kommt neben der großen Mehrheit des
Bundestages auch die große Mehrheit des Bundesrates –,
dann bleibt uns nichts anderes übrig, als auch zu dem
Mittel von begrenzten Steuererhöhungen zu greifen.


(Ulrike Flach [FDP]: Begrenzte Steuererhöhungen?)


Wir wissen im Übrigen, dass wir den Menschen damit
schwierige Aufgaben aufbürden. Es ist nicht einfach,
den Sparerfreibetrag zu reduzieren; es ist nicht einfach,
die Pendlerpauschale zu reduzieren; es ist nicht einfach,
die Eigenheimlage zu streichen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jahre zu spät!)


Glauben Sie nicht, dass das irgendeinem der Abgeordne-
ten hier in diesem Hause leicht fällt. Das zeigt sich im
Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern. Wir haben
uns in voller Verantwortung in Bezug auf mögliche Ne-
benwirkungen einer Mehrwertsteuererhöhung zwi-
schen Zukunftssicherung und dem, was heute zu tun ist,


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Umverteilung!)


und der Möglichkeit, alles unter den Tisch zu kehren und
morgen und übermorgen noch schwierigere Schritte zu
gehen, entschieden. Wir machen dieses Land zukunfts-
fest.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Diejenigen, die sich einer sachlichen Betrachtung
nicht verschließen – sei es die Europäische Kommission,

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(C (D ei es der Bundesrechnungshof, sei es die Bundesbank, ei es die OECD –, weisen darauf hin, dass Steuererhöungen immer problematisch sind, dass sie aber zur onsolidierung unserer Haushalte notwendig sind. eshalb haben wir an dieser Stelle Entscheidungen geroffen; aber sie sind nicht singulär, nicht losgelöst, sonern ganz deutlich in ein Gesamtkonzept eingebettet, das eißt: Sanieren, Reformieren, Investieren. Genau daran rbeiten wir seit sieben Monaten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Zuruf von der FDP: Falsch gelesen!)


Wir haben den erfreulichen Sachverhalt, dass die
irtschaftliche Lage besser ist, als sie manches Jahr
ar. Wir haben den erfreulichen Sachverhalt, dass wir

eit Jahren – man kann fast sagen: seit einem Jahrzehnt –
rstmals keine Zuschüsse mehr für die Bundesagentur
ür Arbeit brauchen. Wir haben weniger Insolvenzen.

ir wollen genau diesen Impuls ausnutzen und mit Re-
ormen und mit Investitionen die Bewegung weitertrei-
en und gleichzeitig eine Konsolidierung der Haushalte
urchführen. Diese Entwicklung muss fortgesetzt wer-
en.

Das, was wir in sieben Monaten geschafft haben,
ann sich sehen lassen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich sehe nichts außer Steuererhöhungen!)


ir haben verbesserte Abschreibungsregelungen. Wir
aben die Istbesteuerung so verändert, dass in den neuen
undesländern besser gearbeitet werden kann. Wir ha-
en ein Infrastrukturplanungsbeschleunigungsgesetz auf
en Weg gebracht. Das ist etwas, was Rot-Grün über
onate und Jahre nicht zustande gebracht hat.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr! Weil die Grünen blockiert haben!)


6 Großprojekte können jetzt sehr viel schneller durch-
esetzt werden. Bei 4,5 Millionen Arbeitslosen ist es na-
ürlich nicht egal, ob ein Großprojekt innerhalb von
5 oder 20 Jahren umgesetzt wird oder innerhalb von
ünf oder zehn Jahren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


eshalb ist es ein spürbarer Fortschritt für die Men-
chen, dass wir in Zukunft schneller vorankommen wer-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben ein Mittelstandsentlastungsgesetz auf den
eg gebracht. Meine Damen und Herren von der FDP,
ir sind jederzeit bereit, gute Vorschläge aufzugreifen.


(Widerspruch bei der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wir haben 500 Vorschläge gemacht, Frau Bundeskanzlerin! – Weiterer Zuruf von der FDP: Alles leere Worte!)







(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
– Was zum Beispiel den Bürokratieabbau anbelangt,
muss ich Ihnen sagen: Die Vorschläge, die gemacht wer-
den, müssen seriös sein.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Etwa so seriös wie Ihr Gleichbehandlungsgesetz?)


Maßnahmen, die Geld kosten und erneut zu Lücken im
Haushalt führen, nützen uns überhaupt nichts.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben die rechtliche Grundlage für die Bildung
eines Normenkontrollrates geschaffen. Dadurch werden
wir zum ersten Mal eine systematische Betrachtung der
Bürokratiekosten auf den Weg bringen. Damit haben un-
sere Nachbarn in Holland sehr gute Erfahrungen ge-
macht. Auch die Europäische Kommission führt dieses
Verfahren jetzt ein. Im Rahmen der deutschen EU-
Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 werden
wir genau diese Art und Weise des Herangehens weiter
betreiben. Wir wollen auch auf europäischer Ebene eine
bessere Rechtsetzung. Weniger Rechtsetzung kann auch
in Europa mehr und besser für die Bürgerinnen und Bür-
ger sein. Das, was wir in unserem Lande tun, wollen wir
auch auf europäischer Ebene tun.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir wissen: Deutschland braucht eine Unternehmen-
steuerreform. Die Koalition bekennt sich dazu. Der
Bundesfinanzminister arbeitet an ihren Eckpunkten, die
noch vor der Sommerpause vorgelegt werden. Hier wer-
den mutige Schritte gemacht. Denn wir müssen sicher-
stellen, dass unsere Unternehmen international wettbe-
werbsfähig arbeiten können, damit sie in Deutschland
Steuern zahlen und nicht abwandern.


(Beifall des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/ CSU])


Wir müssen eine vernünftige Balance zwischen klei-
nen und großen Unternehmen schaffen und uns damit
auseinander setzen, dass eine Abgeltungssteuer heutzu-
tage in vielerlei Hinsicht eine moderne Antwort auf die
Frage der Kapitalbildung darstellt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Wir müssen dafür Sorge tragen, dass auf der einen Seite
die Kommunen ihre Einnahmen nicht verlieren, dass
aber auf der anderen Seite das gesamte Steuersystem in
sich schlüssig und wettbewerbsfähig bleibt. Diese Auf-
gabe werden wir lösen. Dabei sind wir auf einem guten
Weg.

Meine Damen und Herren, alles, was wir tun, orien-
tiert sich an der Frage: Schaffen wir mehr Arbeitsplätze?
Angesichts von 4,5 Millionen Arbeitslosen können wir
nicht zufrieden sein. Der Rückgang der Beschäftigung
ist zwar in diesem Frühjahr zum ersten Mal gestoppt;
aber die Situation, in der wir sind, kann uns nicht zufrie-
den stellen. Wir können weder damit zufrieden sein, dass
so viele junge Menschen keine Chance haben, Arbeit zu
bekommen, noch damit, dass so viele Menschen schon
mit 50 oder 55 Jahren aus dem Arbeitsleben ausschei-

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(C (D en. Deshalb müssen wir uns an dieser Stelle ganz klar n der Frage orientieren: Was schafft mehr Arbeit? Zu diesem Zweck werden wir in einem dauernden rozess überprüfen: Funktionieren die Instrumente, die ir anwenden? Ich will ganz deutlich sagen: Die Zu ammenlegung von Arbeitslosenund Sozialhilfe war nd bleibt ein richtiger Schritt. Hier gibt es überhaupt ein Vertun. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: 50 000 Euro nehmen Sie den älteren Arbeitnehmern weg!)


ber diese zwei Transfersysteme, die zusammengelegt
urden, haben sehr unterschiedliche Wirkungen. Daher
üssen wir auch immer wieder kontrollieren: Funktio-

ieren die Anreizwirkungen dieses Systems? Da wir uns
as Motto „Fördern und Fordern“ auf die Fahnen ge-
chrieben haben, müssen wir hinterfragen: Fordern wir
enug und schaffen wir das Fördern?


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das können Sie so nicht schaffen!)


Ich will an dieser Stelle sagen: Wenn die FDP bei den
ingliederungshilfen 3 Milliarden Euro streichen will,
ann geschieht das auf dem Buckel der Langzeitarbeits-
osen. Das wollen wir nicht. Wir wollen, dass diese Mit-
el auf richtige und vernünftige Art und Weise ausgege-
en werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ass das im vergangenen Jahr noch nicht gelungen ist,
edeutet nichts anderes, als dass das System noch nicht
oll gearbeitet hat.


(Ulrike Flach [FDP]: Sie wissen doch ganz genau, dass diese Gelder nicht abgerufen werden, Frau Kanzlerin!)


Hören Sie doch zu!


(Ulrike Flach [FDP]: Ja! Natürlich höre ich Ihnen zu!)


Dass diese Gelder im vergangenen Jahr noch nicht in
ollem Umfang abgerufen wurden, bedeutet nicht, dass
ie Eingliederungshilfen der falsche Weg sind,


(Ulrike Flach [FDP]: Das hat auch niemand gesagt!)


ondern, dass die Bundesagentur Anfangsschwierigkei-
en hatte, was im Übrigen nicht verwunderlich ist. Das
uss in diesem und im nächsten Jahr besser funktionie-

en.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist Satire!)


ir wollen vernünftige Wege gehen, um die Menschen
n Arbeit zu bringen. Das ist unsere Antwort.






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Meine Damen und Herren, wir haben die Ich-AGs
kritisch auf den Prüfstand gestellt und sie durch ein
neues Instrument ersetzt. Mit dem Hartz-IV-Fortent-
wicklungsgesetz, das noch im Juli dieses Jahres vom
Bundesrat beschlossen wird, wollen wir dafür sorgen,
dass das Fordern besser durchgesetzt werden kann. Wer
mehrmals – um es ganz deutlich zu sagen: dreimal – eine
angebotene Arbeit ablehnt, der bekommt im Rahmen des
Arbeitslosengeldes II keine Geldleistungen mehr. Das
finde ich richtig und wichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Im Herbst werden wir dann in einem nächsten Schritt
weitere Probleme lösen müssen. Ich sage ganz selbstkri-
tisch: Ich war sehr dafür, dass Zuverdienstmöglichkeiten
eingeführt werden. Aber heute bin ich mir nicht mehr si-
cher, ob diese Anreize wirklich funktionieren.

Wir werden uns daran gewöhnen müssen, miteinander
eine vernünftige Debatte zu führen. Wir können nicht
davon ausgehen, dass wir mit einer revolutionären Neue-
rung, die wir einführen – wie der Zusammenlegung von
Arbeitslosen- und Sozialhilfe –, für alle Zeiten ohne jede
Änderung weiterkommen. Das ist moderne Politik,
meine Damen und Herren: dass man aus dem lernt, was
nicht vollkommen funktioniert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich bin dem Bundesarbeitsminister sehr dankbar, dass er
an dieser Stelle, zusammen mit den Fraktionen, die ers-
ten Änderungsvorschläge gemacht hat.

Wir werden eine Initiative fortsetzen, die sich um
mehr Ausbildungsplätze kümmert. Es ist nicht in Ord-
nung – ich sage das auch an die deutsche Wirtschaft ge-
wandt –, dass heute, in den wenigen Jahren, in denen
noch mehr Schulabsolventen einen Ausbildungsplatz su-
chen werden, an vielen Stellen nicht ausreichend ausge-
bildet wird. Ich habe selber die 300 größten Unterneh-
men in Deutschland angeschrieben, um deutlich zu
machen: Es ist eine Notwendigkeit und im Übrigen auch
eine Zukunftsinvestition, dass die jungen Menschen in
diesem Lande eine Ausbildung bekommen, vorzugs-
weise eine betriebliche Ausbildung. Ich hoffe, dass die-
ser Ausbildungspakt wieder mit Leben erfüllt wird, so-
dass wir am Jahresende sagen können: Jeder bekommt
einen solchen Ausbildungsplatz.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das macht der Bundeswirtschaftsminister, das macht die
Bundesbildungsministerin und das macht die ganze Bun-
desregierung.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sehen nichts! – Gegenruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Augen auf, Frau Künast! – Zurufe des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Falls Sie mitmachen würden, Herr Kuhn, wäre das
auch kein Schaden für unser Land, wirklich nicht!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Meine Damen und Herren, wir wissen – das ist ein ernanliegen unserer Reform –, dass wir die Lohnzu atzkosten unter 40 Prozent bringen müssen. Wir haben n dieser Stelle bereits erste Schritte eingeleitet: Die Entcheidung, die Lebensarbeitszeit zu verlängern, ist keine infache Entscheidung, aber eine zukunftsweisende; enn wir müssen unsere Gesellschaft darauf vorbereiten, ass die demografischen Veränderungen weitergehen nd sich immer klarer zeigen werden. Wir arbeiten im Augenblick an einer Gesundheitsreorm. Da wäre es schön, wenn die politischen Gruppieungen, die in diesem Hause versammelt sind, die Kraft inden würden, eine Debatte zu führen, von der die Bürerinnen und Bürger draußen sagen: Die ringen um die ichtigen Lösungen. enn sich manch einer, der sich damit nicht so beschäfigt hat, dazu frank und frei äußert, dann ist das in Ordung. Aber hier einfach Dinge zu behaupten, die weder eschlossen noch diskutiert sind, das ist nicht in Ordung. (Martin Zeil [FDP]: Meinen Sie die „Süddeutsche Zeitung“?)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was sind die Ziele unserer Gesundheitsreform? Die
iele unserer Gesundheitsreform sind eindeutig defi-
iert: Wir wollen, dass die Menschen in diesem Lande
unter den demografischen Veränderungen, aber auch

ngesichts besserer medizinischer Möglichkeiten – alle,
nd zwar unabhängig vom Alter und unabhängig vom
ohlstand des Einzelnen, das medizinisch Notwendige

nd das medizinisch Mögliche bekommen. Wir wollen
in Gesundheitssystem, in dem durch Wettbewerb
achstumskräfte freigesetzt werden und in dem diejeni-

en, die in den medizinischen Berufen arbeiten, die
hance haben, dafür auch das entsprechende Geld zu be-
ommen. Ich möchte an dieser Stelle den Ärztinnen und
rzten, ob freiberuflich oder im Krankenhaus, den Kran-
enschwestern und den vielen, die in den Heilberufen ar-
eiten, auch einmal ein herzliches Dankeschön sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


enn wir dieses Gesundheitssystem mit diesen Men-
chen nicht hätten, dann hätten wir große Schwierigkei-
en.

Ich finde, in diese Debatte gehört ein Stück Ehrlich-
eit.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ja; das ist schon mal ein guter Ausgangspunkt. – Zu
ieser Ehrlichkeit gehört, zu sagen, dass in unserem Sys-
em an vielen Stellen mehr Wettbewerb möglich ist. Ich
in der Meinung, dass wir auch Strukturveränderun-
en brauchen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)







(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Wir werden dazu eine Reihe von Vorschlägen ma-
chen, und zwar wirkliche Vorschläge. Wer aber glaubt,
dass man Strukturveränderungen vornehmen kann, ohne
neue Strukturelemente einzuführen, der glaubt an etwas,
was wir eigentlich alle abgelegt haben: den Weihnachts-
mann oder so etwas. Denn was heißt mehr Transparenz?
Wo gibt es Intransparenz in unserem System? Da kann
ich Ihnen zwei Bereiche nennen: Die eine Intransparenz
liegt darin, dass wir nicht wissen, wie sich der ambulante
Bereich hinsichtlich seiner Kostenstruktur zum stationä-
ren verhält. Wenn Sie das durchdenken, dann müssen Sie
zu dem Schluss kommen: Wir brauchen eine Gebühren-
ordnung für Ärzte, damit Ärzte wissen, was sie für das,
was sie tun, bekommen. Wir müssen die Preise im am-
bulanten und im stationären Bereich miteinander ver-
gleichen können. Das heißt in der Endkonsequenz, dass
wir die gleiche Finanzierungsform brauchen, sprich:
eine monistische Krankenhausfinanzierung. Dafür wer-
den wir im Übrigen nicht ein Jahr brauchen und nicht
zwei Jahre, sondern wahrscheinlich 15.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 15 Jahre Gesundheitsreform?)


Nur wenn wir diese Strukturen ändern, können wir ver-
nünftig entscheiden: Machen wir das besser ambulant
oder in einem Krankenhaus?

Zweiter Punkt. In dem heutigen System der Gesund-
heitsversorgung weiß ich nicht, wie sich die Einnahmen
zu den Ausgaben verhalten. Wenn ich wissen möchte,
wer wo wie viel einzahlt und welche Kasse für wen wie
viel ausgibt, dann muss ich ganz einfach eine Trennung
zwischen den Einnahmen und den Ausgaben vorneh-
men. Bis dahin ist noch nichts anderes passiert, als diese
beiden Sachen auseinander zu halten, sodass ich hinter-
her feststellen kann, wer mit den Geldern effizient arbei-
tet und wer das nicht tut.

Nichts anderes verfolgt der Gedanke, der hinter einem
solchen Fondsmodell steht. Ich finde es schon drama-
tisch, dass Sie, die Sie genau wissen, dass heute 30 bis
40 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von
Krankenkassen damit beschäftigt sind, Beiträge einzu-
ziehen, schlankweg behaupten, das Ganze würde büro-
kratischer. Ich sage Ihnen: Wenn wir uns für einen sol-
chen Fonds entscheiden sollten, dann wird nichts
bürokratischer und dann wird auch nicht mehr Personal
benötigt. Im Gegenteil, zum Schluss werden wir aufpas-
sen müssen, dass wir keine Beschwerden erhalten, weil
die Leute etwas anderes tun, als Beiträge einzuziehen.
Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Art der Debatte bekümmert mich wirklich ein
bisschen, um es einmal ganz vorsichtig zu sagen.


(Jörg Rohde [FDP]: Oh Gott!)


Schließlich schauen die Menschen immer dann, wenn es
um die Gesundheit geht, besonders schnell mit Angst
und Sorge auf die Diskussion.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


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(C (D eshalb haben all jene, die die Thematik verstehen, auch ie Pflicht, diese Debatte redlich zu führen; denn es wird eine Strukturveränderungen geben, ohne dass sich etas ändert. (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann fangen Sie mal an!)


Es wird noch eine zweite Wahrheit geben, um die sich
uch die Opposition aus meiner Sicht nicht drücken darf.
iese zweite Wahrheit heißt: Auch bei noch mehr Struk-

ureffizienz und noch mehr Transparenz wird dieses Sys-
em der solidarischen Gesundheitsvorsorge in den nächs-
en Jahren tendenziell nicht billiger, sondern teurer.
uch das müssen wir den Menschen sagen und wir müs-

en uns überlegen, auf welche Art und Weise wir diese
robleme lösen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Aus diesem Grunde glaube ich, dass es sehr angezeigt
st, zu überlegen, wie wir die solidarischen Systeme
dazu gehört vor allem das Gesundheitssystem – in Zu-

unft organisieren und wie wir die solidarische Grund-
age verbreitern, anstatt sie zu verschmälern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ch füge für mich allerdings hinzu: Das kann nicht die
erschlagung von funktionierenden wettbewerblichen
ystemen in diesem Bereich bedeuten.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lächerlich!)


ir müssen andere Formen der Solidarität finden und
or allen Dingen müssen wir – deshalb ist die Abkopp-
ung von den Arbeitskosten so wichtig – unseren Anteil
n den Lohnzusatzkosten unter 40 Prozent halten.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist eine Eierei!)


enauso wie die Einhaltung des Art. 115 Grundgesetz
st das die Aufgabe dieser Regierung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Genau unter dieser Maßgabe diskutiert die Koalition
n diesen Tagen und Wochen das Thema Gesundheitsre-
orm. Angesichts der Beschwerlichkeit eines solchen

eges und der Schwierigkeit eines solchen Umbaus ist
as übrigens keineswegs zu lang. Noch vor der Sommer-
ause werden wir unsere Eckwerte dafür vorlegen, so-
ass zum 1. Januar 2007 eine Gesundheitsreform in
raft treten kann, die ihre Wirkungen über viele Jahre

ntfalten wird, weil sie sehr grundsätzliche Neuordnun-
en enthalten wird. Das sind der Anspruch und die Auf-
abe einer großen Koalition. Genau das werden wir auch
rreichen.


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Warum klatscht ihr denn nicht? – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ein bisschen Beifall! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Koalition ist kurz weggenickt!)







(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Neben den Themen Sanieren und Reformieren wer-
den wir natürlich auch das Thema Investieren miteinan-
der zu bereden haben. Diese Bundesregierung hat sich
trotz des Konsolidierungskurses entschieden, weitere
Mittel in den Bereichen zu investieren, in denen wir die
Zukunft dieses Landes sehen, um die wirtschaftliche
Entwicklung zu beleben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist mit der Mehrwertsteuererhöhung?)


Dazu gehört, dass man sich die Frage stellt: Wo kön-
nen wir neue Arbeitsmöglichkeiten in einer sich verän-
dernden Welt schaffen? – Aus diesem Grunde haben wir
damit begonnen, die privaten Haushalte als Arbeitge-
ber zu entwickeln. Noch sind wir damit nicht fertig; aber
immerhin haben wir es bereits möglich gemacht, die Ab-
setzbarkeit von Handwerkerrechnungen, von Kinderbe-
treuungskosten und von haushaltsnahen Dienstleistun-
gen zu verbessern. Auf diesem Weg müssen wir
schrittweise vorangehen. Hier handelt es sich nämlich
nicht um kleine Schräubchen, mit denen hie und da eine
steuerliche Maßnahme verändert wird, sondern hier han-
delt es sich um ein beschäftigungspolitisches Zukunfts-
feld, das wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten
systematisch weiterentwickeln müssen, weil es Men-
schen neue Formen von Arbeit eröffnet, die wir so bisher
nicht kannten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben uns entschieden, mit dem CO2-Gebäudesa-
nierungsprogramm einen Schwerpunkt zu setzen. Dane-
ben wollen wir die Bauinvestitionen stärken und dabei
mehr für die Infrastruktur investieren. Das halte ich für
richtig und wichtig. In einem modernen Industrieland
muss Mobilität möglich sein. Anstatt große ideologische
Debatten darüber zu führen, ob in die Bahn oder in die
Straße investiert wird, sorgen wir dafür, dass man sich
auf den verschiedenen Verkehrswegen in Deutschland
vernünftig bewegen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD )


Darüber hinaus investieren wir mit dem Elterngeld in
die Zukunft. Herr Brüderle, ich bin über Ihre Reaktion
sehr erstaunt; das muss ich einmal sagen. Sie werden
sich diese Maßnahme angeschaut haben. Eigentlich
müsste es die FDP für einen sehr modernen Weg halten,
Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. Natürlich
gehört dazu auch die Kinderbetreuung; das ist keine
Frage. Dadurch wird vor allen Dingen denen, die eine
bessere Qualifizierung haben, die Möglichkeit gegeben,
dass die Entscheidung für Kinder von der Gesellschaft
anerkannt wird. Das ist deshalb ein Paradigmenwechsel,
weil wir Familienpolitik auch, aber nicht mehr nur als
Transfer- und Sozialpolitik begreifen; vielmehr als eine
gesellschaftspolitische Aufgabe im umfassenden Sinne,
die mit Sozial- und Berufspolitik zu tun hat. Mit dieser
Neuerung muss man sich wenigstens auseinander setzen.
Ich halte das für einen richtigen Schritt.

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(C (D Bei all diesen Investitionen haben wir einen wesentlihen Schwerpunkt gesetzt: die Erhöhung der Ausgaben ür Forschung und Innovation. Ich bin der festen Übereugung: Unsere Entscheidung, 3 Prozent des Bruttonlandprodukts für Forschung ausgeben zu wollen, ist ine Weichenstellung, die auf sehr lange Zeit, und zwar eit über das Jahr 2010 hinaus, ihre Wirkung entfalten ird. Zum ersten Mal hat die Politik die Voraussetzunen in diesem Bereich umfassend erfüllt. Deshalb weren wir die Wirtschaft auffordern, ihrerseits den notwenigen Beitrag zu leisten. Das heißt, dass die Wirtschaft Prozent des Bruttoinlandprodukts für Forschung und ntwicklung ausgeben muss. Wir werden mit der Wirtchaft über die Instrumente zu sprechen haben, wie man as schaffen kann. Wir werden mit der Wirtschaft über ie Rahmenbedingungen zu sprechen haben, Stichwort ovelle des Gentechnikgesetzes; das ist vollkommen lar. So wie die Wirtschaft von der Politik mit Recht anches fordert, wird die Politik in dieser Frage deutlich achen, dass ihre Erwartungen an die Wirtschaft in die em Lande hier ganz klar sind. er ein modernes und innovationsfreundliches Land ordert, der muss an dieser Stelle handeln. Es ist richtig, dass die Bundesbildungsministerin eien Dialog mit der Wirtschaft darüber führt, wie man um Beispiel mittelständischen Unternehmen Investitioen in Forschung und Entwicklung erleichtern kann. ier muss auch die Bereitschaft hinzukommen, etwas zu agen; denn unser Wohlstand wird in Zukunft davon abängen – davon bin ich zutiefst überzeugt –, ob wir auf er Welt zu denen gehören, die Produkte nicht nur erfinen, sondern die Produkte auch einsetzen und herstellen, it denen dann in unserer Gesellschaft Geld verdient ird und Steuern gezahlt werden. Wir werden eine Hightechstrategie für 17 Branchen ntwickeln – die Bundesbildungsministerin hat sie beeits vorgestellt –, in denen Deutschland führend sein ann und die wir zu einem Markenzeichen dieses Landes achen wollen. Deshalb liegt hier ein großer Schwer unkt unserer Aufgaben. Wir werden noch vor der Sommerpause die Föderaismusreform verabschieden. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das werden wir mal sehen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ch weiß, dass über vieles diskutiert wird und durch die
nhörungen Fragen aufgeworfen wurden.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Kleinstaaterei!)


Die Föderalismusreform bedeutet eine sehr grundsätz-
iche Diskussion, die nichts mit Kleinstaaterei zu tun hat,
ondern in der wir der Frage nachgehen, wie unser Land
m besten organisiert werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Dabei wird immer wieder die Auffassung vertreten, dass
der Zentralstaat die beste Möglichkeit ist, ein Land zu
organisieren. Wir glauben, dass ein Land mit 80 Millio-
nen Einwohnern am besten in der Form organisiert ist,
dass es zentrale Verantwortlichkeiten kennt und die Län-
der in einem Wettbewerbsföderalismus auf Länderebene
um die beste Meinung ringen, die an vielen Stellen auch
nur aufgrund der bestehenden Unterschiede ausprobiert
werden kann.


(Zuruf von der FDP: Sieht das die SPD auch so?)


Eines der besten Beispiele ist für mich – das sage ich
hier frank und frei –, dass es nach meiner Überzeugung
in Deutschland heute nicht das Abitur nach zwölf Jahren
gäbe, wenn wir in der Bundesrepublik Deutschland ein
zentrales Schulsystem hätten. Es war nur deshalb mög-
lich, weil sich Sachsen und Thüringen nach der Wieder-
vereinigung zu diesem Schritt entscheiden konnten, weil
sie anschließend dafür geworben und bei der PISA-Stu-
die gut abgeschnitten haben. Jetzt sind selbst die Bayern
der Meinung, dass man das in zwölf Jahren schaffen
kann.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


– Damit ich auch den Beifall des Kollegen Ramsauer er-
heischen kann: Die Bayern haben – im Übrigen zu Recht
– darauf hingewiesen,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jetzt wird es wieder geheilt!)


dass die Verkürzung der Schulzeit an sich kein Wert ist,
wenn damit der Ausbildungsstand verschlechtert wird.


(Zuruf von der SPD: Richtig!)


Nur durch die Kombination der PISA-Studie und dem
guten Abschneiden von Sachsen und Thüringen ist der
Beweis erbracht worden, dass man auch in zwölf Jahren
etwas schaffen kann, das man andernorts – allerdings
sehr gut; denn Bayern liegt in der PISA-Studie auf Platz
eins – in 13 Jahren schafft. Das war der Ausgangspunkt
dafür, dass sich auch Bayern den anderen Ländern ange-
schlossen hat. Das war nach meiner festen Überzeugung
der richtige Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Deshalb bitte ich, dass, wenn wir nächste Woche über
die Föderalismusreform abstimmen, in den ganzen Dis-
kussionen um die vielen Einzelheiten, in denen sicher-
lich auch richtige und gewichtige Argumente vorge-
bracht werden, eines nicht untergeht: Wir werden bei
einer Vielzahl von Gesetzgebungsvorhaben zu einer
deutlich besseren Aufteilung der Verantwortlichkeit von
Bund und Ländern kommen. Wir werden – das halte ich
für wichtig – aus der Situation herauskommen, dass
60 bis 70 Prozent der Gesetze zustimmungspflichtig sind,
was immer wieder dazu führt, dass schließlich in einem
für die Bürgerinnen und Bürger sehr intransparenten
Vermittlungsverfahren von Bund und Ländern Entschei-
dungen getroffen werden, bei denen sich letzten Endes
jeder vor der Verantwortung drücken kann.

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(C (D Wir vom Bundestag nehmen sehr bewusst die neuen erausforderungen an. Denn es wird mehr zustimungsfreie Gesetze geben und wenn diese nicht funktio ieren sollten, dann werden wir nicht mehr die Ausrede aben, dass irgendein Land seinen Willen durchsetzen ollte. Wir werden uns vielmehr damit auseinander set en müssen. Das Ganze wird im Übrigen zu verbesserten usschussberatungen im Deutschen Bundestag führen. Ich halte die Föderalismusreform für einen Schritt zur tärkung der Möglichkeiten des Deutschen Bundestages nd zu mehr Transparenz. Genau das ist für die Akzepanz der Demokratie unter der Maßgabe der Bürgerinnen nd Bürger notwendig. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sieben Monate große Koalition! Wichtige Projekte
ind auf den Weg gebracht oder umgesetzt worden, die
er Konsolidierung unserer Finanzen und damit der Zu-
unftsfähigkeit unseres Landes dienen, damit die jungen
enschen in diesem Lande sagen können: Jawohl, wir

leiben; hier wird auch an unsere Interessen in 20 oder
0 Jahren gedacht. Das ist eine sehr wichtige Botschaft.

Wir haben die Weichen in Richtung Forschung und
nnovation gestellt. Wir haben Weichen gestellt, die die

öglichkeiten, in Arbeit zu kommen, verbessern. Wir
aben Weichen für diejenigen gestellt, die in Deutsch-
and investieren wollen. Wir werden das fortsetzen und
ie Unternehmensteuerreform wie auch die Erbschaft-
teuerreform in einer Art und Weise durchführen, dass
ie Unternehmen etwas davon haben und ihre Vorhaben
raktizieren können. Wir haben zudem die Föderalis-
usreform und die notwendigen Veränderungen unserer

ozialen Sicherungssysteme in Angriff genommen.

Alle diese Maßnahmen erfordern eine große Ernsthaf-
igkeit, weil sie für die Menschen mit Veränderungen
erbunden sind und weil wir in einer Zeit leben, in der
ir erkennbar weniger zu verteilen haben, als es in frü-
eren Zeiten der Fall war. Es ist immer einfacher, Politik
u machen, wenn man schöne Dinge versprechen kann.
s ist manchmal sehr hart, Politik zu machen, bei der
an sagen muss: Dies und jenes können wir uns im Au-

enblick nicht leisten. Ich glaube aber, dass der Kom-
ass, dass die Grundausrichtung der großen Koalition
dabei gibt es Dinge, die jedem schwer fallen – richtig

st, weil wir uns auf die richtigen Schwerpunkte konzen-
rieren: Arbeitsplätze zu schaffen, Zukunft zu sichern,
ie Integration derjenigen, die in unserer Gesellschaft
och nicht ausreichend integriert sind, zu sichern sowie
ie Zukunft der Energiepolitik zu besprechen und zu ma-
ifestieren. Das alles heißt, dicke Bretter zu bohren.

In den letzten sieben Monaten haben wir schon eini-
es geschafft. Aber in den nächsten Monaten haben wir
och viel vor uns. Wir wollen dies in einem Geist tun
das ist jedenfalls mein Wunsch und, soweit es das Ka-

inett angeht, will ich mich dafür ganz herzlich bedan-
en –, wohl wissend, dass wir zwar zum Teil aus sehr
nterschiedlichen Richtungen kommen, aber eine ge-
einsame Verantwortung haben. Diese Verantwortung






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
nehmen wir gerne für die Menschen in unserem Lande
wahr, weil wir Vertrauen in sie haben.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603900400

Das Wort hat der Kollege Dr. Gregor Gysi, Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603900500

Frau Präsidentin! Frau Bundeskanzlerin, ich habe Ih-

nen genau zugehört. Ich glaube, wir beide sollten ein
Eingeständnis machen. Es gibt eine Gemeinsamkeit zwi-
schen uns: Unser gemeinsamer Leistungsanteil an den
Erfolgen der deutschen Fußballnationalmannschaft ist
gleich null.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn das stimmt, sollten Sie nicht versuchen, die Er-
folge der Nationalmannschaft für die Regierung zu ver-
einnahmen. Das bekommt man beim besten Willen nicht
hin.

Ich hatte erwartet, dass Sie uns in Ihrer Rede erklären,
wohin Sie mit Deutschland wollen. Aber ich habe es
nicht verstanden, weder außenpolitisch noch innenpoli-
tisch. Ich glaube, das ist die entscheidende Frage.

Zur Außenpolitik: Sie haben über den Iran gespro-
chen und gesagt, Sie strebten eine diplomatische Lösung
des Konflikts an. Das wäre tatsächlich sehr wichtig,
wenn es denn gelänge. Ich hoffe darauf. Aber ich möchte
in diesem Zusammenhang auf ein paar Punkte hinwei-
sen:

Erstens. Der Präsident des Iran macht Äußerungen zu
Israel und dem Holocaust, die in diesem Hause partei-
übergreifend als völlig indiskutabel betrachtet werden.
Das steht, glaube ich, fest.

Zum Zweiten will er für seinen Staat die friedliche
Nutzung der Atomenergie in Anspruch nehmen. Darüber
kann man unterschiedlicher Auffassung sein. Aber das
Problem ist, dass sie allen Staaten erlaubt ist. Also kann
man sie dem Iran nicht verbieten.

Das Dritte ist: Es wird unterstellt, er wolle Atomwaf-
fen. Angenommen, es stimmte, dann brächte uns das in
einen Konflikt, und zwar unter anderem deshalb, weil
die fünf Atommächte noch nicht einmal das Ende des
Kalten Krieges genutzt haben, um den Atomwaffen-
sperrvertrag zu erfüllen und schrittweise ihre Atomwaf-
fen abzubauen,


(Beifall bei der LINKEN)


weil inzwischen auch Israel, Indien und Pakistan Atom-
waffen haben und weil Kriege gegen Jugoslawien, den
Irak und Afghanistan geführt worden sind, immer gegen
Staaten, die keine Massenvernichtungswaffen hatten.

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(C (D eshalb denken andere, dass sie unangreifbar wären, enn sie solche Waffen besäßen. Wir müssen aber aus ieser Logik heraus. Dazu müssen zuerst die Atomächte andere Schritte gehen. Frau Bundeskanzlerin, ich bitte Sie für die Öffentlicheit, für die Bevölkerung im eigenen Land um eine Antort auf folgende Frage: Was machen wir denn nun, enn George W. Bush wieder durchdreht und Krieg geen den Iran führt? Erklären Sie hier doch einmal eineutig und verbindlich, dass Deutschland dann nicht zur oalition der Willigen gehören und daran teilnehmen ird. enn Sie, wie ich hoffe, das eines Tages erklären, hätte ch gerne noch Ihre Antwort auf die Frage gewusst, ob ir dann zu 80 Prozent – wie unter Schröder – oder ob ir zu 100 Prozent nicht teilnehmen, was bedeutete, ass auch unsere Geheimdienste nicht mitmachen und ass keine Flughäfen zur Verfügung gestellt werden. Sie haben nun George W. Bush zum Wahlkampf nach tralsund eingeladen. Frau Bundeskanzlerin, ich bitte ie! Wer George W. Bush für den Wahlkampf in Meck enburg-Vorpommern braucht, der hat die Wahlen schon erloren. Ich glaube, das geht daneben. (Beifall bei der LINKEN – Heiterkeit bei der FDP)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Lassen Sie mich noch eine andere außenpolitische
rage ansprechen, die mir wichtig ist, weil wir darüber
erade so viel diskutiert haben: die EU-Verfassung. Sie
ollen die EU-Verfassung natürlich irgendwie in Kraft

reten sehen. Ich verstehe auch, dass die EU eine bessere
truktur braucht. Aber die EU-Verfassung hat eben ent-
cheidende Mängel. Zwei Völker haben durch Volksent-
cheid mehrheitlich Nein gesagt.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber ganz viele haben zugestimmt!)


Jetzt heißt es, viele andere Länder hätten aber Ja ge-
agt. In den 16 Ländern, die Ja gesagt haben, ist das in
wei Fällen durch Volksentscheid, im Übrigen nur durch
ie Parlamente geschehen.


(Joachim Poß [SPD]: Nur die Parlamente?! Was haben Sie für ein Verständnis vom Parlament?)


ie wissen, dass es leichter ist, eine Mehrheit dafür im
arlament zu bekommen als in der Bevölkerung.


(Beifall bei der LINKEN)


as gilt auch für Deutschland. Auch wir hätten hierzu
inen Volksentscheid gebraucht.

Abgesehen davon möchte ich wissen: Wie sieht denn
hr Weg aus? Wollen Sie den Willen der beiden Völker
mgehen? Wollen Sie ein anderes Annahmeverfahren
nstallieren? Wollen Sie die Verfassung ändern? Wollen






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Sie sie sozialer gestalten, weniger neoliberal? Wollen Sie
sie entmilitarisieren? Wollen Sie vielleicht die Steuern
harmonisieren, all das tun, was wir in der Europäischen
Union dringend benötigten?


(Beifall bei der LINKEN)


Damit bin ich bei der Innenpolitik. Sie haben gestern
gesagt, Deutschland sei ein Sanierungsfall. Das ist ein
mutiges Eingeständnis.


(Zuruf)


– Okay, wir sind nicht nur ein Sanierungsfall – ich kenne
die Ergebnisse der Nationalmannschaft –,


(Heiterkeit bei der LINKEN)


aber wir sind auch ein Sanierungsfall. Hinzuzufügen ist
aber: Die Regierenden haben aus Deutschland einen Sa-
nierungsfall gemacht, und zwar angefangen bei der vori-
gen Regierung und fortgesetzt durch die jetzige; das ge-
hört zur Ehrlichkeit dazu.


(Beifall bei der LINKEN)


Bestimmte Zahlen nennen Sie nicht. Ich will einmal
die Steigerung einer Größe von 2004 zu 2005 nennen.
Die Gewinne und Einkommen aus Vermögen sind im
Vergleich von 2004 zu 2005 um 31 Milliarden Euro
gewachsen. Im selben Zeitraum sind die Bruttolöhne
und -gehälter der Bevölkerung um 5,7 Milliarden Euro
gesunken. Das ist die Wahrheit im Vergleich von 2004
zu 2005. Das sind die Folgen Ihrer Politik.


(Zuruf von der SPD)


– Gerade Ihrer; denn da war Schröder noch Kanzler.


(Beifall bei der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: Das ist Sache der Tarifpartner! So viel müssen Sie schon auseinander halten können! Demagogie!)


Was haben die Konzerne für die Steuergeschenke ver-
sprochen, Frau Bundeskanzlerin? Sie haben gesagt,
wenn die Kosten gesenkt würden, könnten sie Arbeits-
plätze schaffen. Dann haben sie Pressekonferenzen ge-
macht. Auf den Pressekonferenzen haben sie die Politik
verhöhnt und gesagt: Das war sehr nett. Schönen Dank.
Wir haben tolle Gewinne. Dafür bauen wir Arbeitsplätze
ab. – In einem Fall waren es 8 000 und in einem anderen
Fall über 10 000 Arbeitsplätze. Ich habe gehofft, Herr
Steinbrück, dass Sie sagen: Dann fordern wir von denen
wenigstens gerechte Steuern. – Aber Sie machen es ge-
nau umgekehrt.

Das erklären Sie auch. Sie sagen, wir – das ist eine
Kritik, die sich immer an mich und meine Fraktion rich-
tet – hätten nicht begriffen, dass man in Steuerkonkur-
renz lebe, und weil man in Steuerkonkurrenz lebe,
müsse man sich so verhalten. Sie sagen also: Man muss
sich im Hinblick auf diese Steuerkonkurrenz ein- und
unterordnen.

Selbst wenn das stimmte, muss ich noch eine Frage
stellen. Haben die Urväter Wilhelm Liebknecht und
August Bebel, als sie die Sozialdemokratie gründeten,
wirklich daran gedacht, dass sie nur dafür da ist, sich

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(C (D inund unterzuordnen? Die waren noch kapitalismusritisch und wollten, dass man in dieser Gesellschaft mal twas angreift, mal etwas verändert. Wo sind Ihre Initiativen beim G-8-Gipfel oder auch ei den Treffen der Staatsund Regierungschefs der EU, ie darauf abzielen, wenigstens einmal zu diskutieren, b man nicht eine internationale soziale Marktwirtschaft nd eine Steuerharmonisierung hinbekommt? s passiert nicht! Was Sie sagen, stimmt auch gar nicht. Die ganze Konurrenzsituation, die Sie schildern, ist nicht gegeben. In er Europäischen Union der 25 liegen wir bei den Steurn auf Platz 24. Wir sind die Vorletzten. Nur die Slowaei hat geringere Steuern als Deutschland. Dann sagen Sie immer, die Lohnnebenkosten, die Ababen seien so hoch; das müsse man bei der Berechnung inbeziehen. Gut, rechne ich das mit ein. Wenn ich Steurn und Abgaben einbeziehe, sind wir in der Europäichen Union auf Platz 16. 15 Länder der Europäischen nion haben höhere Steuern und Abgaben als Deutsch and, und zwar an ganz anderen Stellen. eshalb geht es dort auch etwas gerechter zu. Deshalb aben die auch nicht den Sozialabbau, den Sie hier in eutschland organisieren. Welche Vorschläge machen Sie in dieser Situation? m letzten Jahr sind die Gewinne bei 20 DAX-Konzeren um mindestens 30 Prozent gestiegen. Welche Vorchläge machen Sie, Herr Steinbrück, lassen sie sich von er SPD-Führung genehmigen? Ihr Vorschlag lautet, die örperschaftsteuer zu halbieren, nämlich von 25 Prozent uf 12,5 Prozent. Weil Sie immer die Konkurrenzsituaion anführen, darf ich Sie daran erinnern: Die USA haen eine Körperschaftsteuer von 35 Prozent, (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aber die haben keinen Gysi!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Joachim Poß [SPD]: Machen wir doch!)


(Beifall bei der LINKEN)


rankreich hat eine von 33 Prozent, Großbritannien von
0 Prozent. Sie schlagen 12,5 Prozent vor. Wenn es hier
emanden gibt, der Steuerkonkurrenz organisiert, Frau
undeskanzlerin, dann sind das Sie und Herr Steinbrück
nd nicht die anderen Länder.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Was für ein Dummschwätzer!)


Dann machen Sie noch einen Vorschlag hinsichtlich
er Abgeltungssteuer. Die Einkünfte aus Kapital, Ak-
ien und Immobilien unterliegen der Einkommensteuer.
nter Kohl hatten wir einen Spitzensteuersatz von
3 Prozent, jetzt haben wir einen Spitzensteuersatz von
2 Prozent. Nun schlagen Sie eine Abgeltungssteuer von
0 Prozent im ersten Schritt und 25 Prozent im zweiten
chritt vor. Wieder sollen die Vermögenden, die Best-
erdienenden deutlich besser gestellt werden. Aber
ozu? Was soll dabei herauskommen, außer dass die so-






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
ziale Ungerechtigkeit in unserem Land grob zunimmt?
Einen positiven Effekt können Sie nicht nennen.

Konzerne, Bestverdienende und Vermögende haben
zwei Dinge in Deutschland nicht zu fürchten: die Union
und die SPD.


(Beifall bei der LINKEN)


Inzwischen gibt es – das muss man sich wirklich einmal
überlegen – Reiche, die selbst fordern, höhere Steuern zu
bezahlen. Ich bitte Sie, meine Damen und Herren von
der Sozialdemokratie: Es gibt Reiche, die inzwischen
linker sind als die Sozialdemokratie! So weit haben Sie
es gebracht.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Union will an die Konzerne und die Reichen nicht
heran. Das entspricht ihrer politischen Ausrichtung; das
kann ich verstehen. Aber Ihnen von der SPD fehlt jeder
Mut diesbezüglich. Darüber sollten Sie nachdenken.

Deshalb haben wir keine gerechte Vermögensteuer,
keine gerechte Veräußerungserlössteuer, keine gerechte
Körperschaftsteuer, keine internationale Börsensteuer,
nichts von dem, was wir benötigten, um Sozialabbau zu
verhindern und mehr Gerechtigkeit in diesem Lande zu
finanzieren.

Wer soll das Ihrer Meinung nach alles bezahlen? Sie
wollen das über die Mehrwertsteuer finanzieren. Frau
Bundeskanzlerin, eines muss ich Ihnen lassen: Sie haben
die Erhöhung im Wahlkampf immerhin ehrlich angekün-
digt, auch wenn es Ihnen nicht viel gebracht hat


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie ist Bundeskanzlerin!)


und Sie nur von 2 Prozent gesprochen haben, es aber nun
3 Prozent geworden sind. Ich kann mich noch sehr gut
an den Wahlkampf 1990 erinnern, meine Damen und
Herren von der SPD. Ich weiß noch, dass Herr Kohl da-
mals sagte, es werde im Osten keine Massenarbeitslosig-
keit geben und die Einheit koste kein Geld; es gebe
keine Steuererhöhungen. Ebenso kann ich mich erin-
nern, dass Sie damals einen Spitzenkandidaten namens
Oskar Lafontaine hatten, der sagte: Erstens wird es Mas-
senarbeitslosigkeit geben und zweitens wird es zu Steu-
ererhöhungen kommen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und dann hat er sich vom Acker gemacht!)


Ich sage aus Bescheidenheit nicht, dass auch andere das
ausgesprochen haben; er jedenfalls hat es gesagt.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt ist er bei der PDS gelandet! Furchtbar!)


Sie wissen, wie die Wahlen ausgegangen sind. Danach
kamen Massenarbeitslosigkeit und der Solidaritätszu-
schlag, also eine Steuererhöhung. Was haben Sie – nur
darum geht es mir – damals gesagt? Sie haben gesagt,
das sei erstens eine Steuerlüge und zweitens Wahlbetrug.

Jetzt schalten wir einmal um auf das Jahr 2005. Ich
bin aus ökonomischen und sozialen Gründen strikt ge-

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(C (D en die Mehrwertsteuererhöhung. Frau Merkel hat sie mmerhin angekündigt. Sie jedoch haben sich auf Plakaen gegen die Erhöhung ausgesprochen. Dadurch haben ir Veränderungen bei den Umfrageergebnissen erlebt. ls nämlich Herr Schröder vorzeitige Neuwahlen anündigte, lag die Union noch knapp bei der absoluten ehrheit. Das war schon erschreckend. Ihre Umfrageerte hingegen lagen im Keller; daran kann ich mich er nnern. Gerade wegen der Auseinandersetzung bezügich der Mehrwertsteuererhöhung sackten die Werte der nion immer weiter ab und Ihre stiegen immer höher. nmittelbar nach der Wahl haben Sie dann gesagt: Alles eschwätz von gestern; wir wollen nicht 2 Prozent, sonern 3 Prozent Mehrwertsteuererhöhung. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Jetzt frage ich Sie einmal: Hätten Sie 2005 Plakate
egen Frau Merkel geklebt, auf denen gestanden hätte:
Nicht 2 Prozent, sondern 3 Prozent Mehrwertsteuer-
rhöhung“, was glauben Sie, wie viele von Ihnen hier
etzt nicht säßen, weil Ihr Wahlergebnis viel schlechter
ewesen wäre?


(Beifall bei der LINKEN, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as allerdings nicht schön wäre: Es säßen dann mehr
on der Union hier.

Es geht mir um dieses Thema, weil das ein Vorgang
st, der alle Politikerinnen und Politiker beschädigt.
enn letztlich, ob Sie das wollen oder nicht, sagen die
eute: Die sind doch alle gleich; erst versprechen sie das
ine und dann machen sie das andere. – Dann unter-
cheiden die Leute nicht mehr zwischen uns.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Nicht alle heißen Gysi!)


Nein, leider. Aber es hat auch seinen Vorteil: Wir kön-
en uns dadurch ganz gut unterscheiden.

Die Mehrwertsteuererhöhung ist ökonomisch und so-
ial falsch. Wir haben dadurch natürlich etwas höhere
innahmen. Aber wen treffen Sie mit dieser Erhöhung,
rau Kanzlerin? Nicht sich selbst, nicht mich; wir kön-
en das verkraften. Aber denken Sie einmal an die Ar-
eitslosen, an die Rentnerinnen und Rentner, an die Ge-
ingverdienenden. Sie alle müssen diese 3 Prozent mehr
ahlen und es gibt nicht eine einzige Ausgleichsleistung
ür sie. Damit schwächen Sie die Kaufkraft. Das hat in
anz Deutschland erhebliche negative ökonomische Fol-
en. Bei Unternehmen, die schon jetzt an der Grenze
ind, ist die Insolvenz absehbar. Dann gibt es wieder
ehr Arbeitslose und Herr Steinbrück wird erneut vor-

chlagen, die Unternehmensteuern zu senken und die
eistungen für Arbeitslose zu kürzen. Genau diesen Weg
önnen wir nicht mehr gehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Seit dem Jahr 2000 hatten wir in Deutschland – auch
as muss man einmal bei all dem Steuerkonkurrenzge-
ede sagen – einen Exportboom. Wir sind Exportwelt-
eister. Das sind wir nicht deswegen, weil hier alles so






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
teuer ist, dass man überhaupt keine Produkte mehr her-
stellen und verkaufen kann. Wir verkaufen weltweit pro-
zentual mehr als alle anderen Länder; das muss man ein-
fach sehen. Dadurch sind in Deutschland 1 Million
Arbeitsplätze entstanden. Durch die Schwäche der Bin-
nenkonjunktur, durch die Schwäche des Binnenmarktes,
sind 1,3 Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen, so-
dass wir ein zusätzliches Minus von 300 000 Arbeits-
plätzen haben. Das ist die Wahrheit.

Warum sind wir in der Lage, uns beim Export erfolg-
reich ökonomisch zu entwickeln, und lassen bei der Bin-
nenwirtschaft derart nach? Die Antwort ist ganz einfach:
weil Sozialabbau herrscht, weil die Kaufkraft der Bevöl-
kerung abnimmt


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Völliger Blödsinn! Hanebüchener Blödsinn!)


und weil Sie die Bevölkerung täglich neu verunsichern,
sodass sie sich gar nicht mehr traut, einzukaufen, und
wenn doch, dann nur noch in diesem Jahr, weil sie
glaubt, es sich nächstes Jahr überhaupt nicht mehr leis-
ten zu können.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So ein Blödsinn!)


Was tun Sie noch? Neben der Mehrwertsteuererhö-
hung wollen Sie die Pendlerpauschale einschränken.
Was heißt denn das? Sie fordern einen flexiblen Arbeits-
markt und sagen, man müsse heute bereit sein, auch ein-
mal 100 Kilometer weit zu fahren, um zu seinem
Arbeitsplatz zu kommen. Gleichzeitig kürzen Sie die
Leistungen dafür und machen es Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern immer schwerer, darauf einzugehen.

Sie kürzen den Sparerfreibetrag. Das stört doch
nicht Vermögende. Dieser Freibetrag ist für die Klein-
sparer, die bisher davon profitiert haben, gedacht. Viele
fallen dann nicht mehr unter diesen Freibetrag und müs-
sen Steuern zahlen. Das ist wieder eine Maßnahme zu-
lasten der sozial Schwachen.

Was machen Sie bei Hartz IV? Jeden Tag kommt ein
neuer Vorschlag dazu, wo man etwas kürzen kann. Jeden
Tag kommt ein neuer Vorschlag dazu, wie man die Be-
troffenen drangsalieren kann. Was ist eigentlich eine zu-
mutbare Arbeit? Soll ein Ingenieur verpflichtet werden
können, Schuhputzer zu werden? Ist das für Sie zumut-
bar?


(Widerspruch bei der SPD)


Ist das die Zukunft unserer Gesellschaft? Darf ich einmal
etwas fragen: Wir haben kaum offene Stellen. Wohin
wollen Sie die Leute vermitteln? Sie drangsalieren in der
Hoffnung, dass weniger Anträge auf Bezug von Arbeits-
losengeld gestellt werden, um auf diese Art und Weise
Geld zu sparen. Das ist nicht in Ordnung.


(Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der SPD)


Eine dreiste sozialdemokratische Sozialkürzung war
dies: 36 Monate lang gab es das Arbeitslosengeld I.
Diese Bezugsdauer haben Sie auf zwölf Monate, um
zwei Drittel, gekürzt. Einen solchen Sozialabbau hatte es

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(C (D n der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bis ahin nicht gegeben; das haben Sie zusammen mit den rünen verabredet. Das ist die Wahrheit. etzt sagt Herr Rüttgers – Sie lassen sich aber auch vorühren! –, dies gehe zu weit. Wer sehr lange Beiträge geahlt habe, müsse länger Arbeitslosengeld I bekommen. etzt überholt die CDU Sie sozialdemokratisch. Sie sollen wirklich anfangen, nachzudenken. Was macht – lassen Sie mich das noch sagen – Ihr orsitzender, Herr Beck? Herr Beck sagt: Die Arbeitsloen sollten nicht immer alle Leistungen in Anspruch ehmen. (Dr. Peter Struck [SPD]: So hat er das überhaupt nicht gesagt!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


an sollte nicht immer all das, was einem nach dem Ge-
etz zusteht, annehmen. Er mahnte etwas Bescheidenheit
n.

Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen: Wir alle sollten so
twas nicht sagen. Man sollte von anderen Leuten nie
erlangen, was wir auch von uns nicht verlangen. Weder
at Herr Beck bisher an das zuständige Ministerium ge-
chrieben und darum gebeten, ihm weniger als sein ge-
etzliches Gehalt auszuzahlen,


(Dr. Peter Struck [SPD]: Das ist doch lächerlich! Was soll der Quark?)


och haben wir deshalb an Herrn Lammert geschrieben.
as werden wir auch nicht tun. Solange wir das aber
icht machen, sollten wir keinem Arbeitslosen sagen, er
olle nicht all das in Anspruch nehmen, was ihm zusteht.
atürlich tut er das und das ist auch sein Recht.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Peter Struck [SPD]: Lächerlich!)


Frau Kanzlerin, Sie haben zu Recht über die fehlen-
en Ausbildungsplätze gesprochen. Es fehlen 50 000.
ber es fällt Ihnen nichts anderes ein, als das zu tun, was
elmut Kohl getan hat. Helmut Kohl hat jedes Jahr ei-
en Brief an die Unternehmen geschrieben. Dieser war
mmer ähnlich wirkungslos. Er hat nichts gebracht. Hin-
erher gab es Tausende Jugendliche ohne Perspektive.

enn Sie einem Jugendlichen keine Ausbildungschance
eben, was soll dann aus ihm werden? Es mag sein, dass
usbildung teuer ist. Aber Jugendgefängnisse sind viel

eurer. Ich verstehe nicht, mit welchem Recht meine Ge-
eration meint, der nächsten Generation das Recht auf
usbildung teilweise absprechen zu können.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich muss Ihnen sagen: Diese Bittbriefe an die Unter-
ehmen helfen gar nichts. Entweder muss der Staat dann
usbilden – das ist nicht das Ideale, das weiß ich; aber es
äre immerhin eine Ausbildung – oder wir müssen end-

ich die Ausbildungsplatzabgabe wirklich einführen.
ie haben es in diesem Zusammenhang zwar zu einem
esetz gebracht, es aber nicht in Kraft gesetzt. Auch das

st typisch sozialdemokratisch.






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Eine solche Ausbildungsplatzabgabe wäre eine Lö-
sung. Ich weiß, die FDP ist strikt dagegen. Sie ist immer
für die Freiheit der Ausbeutung. Das geht uns zu weit;
wenn ich das einmal so sagen darf.


(Beifall bei der LINKEN)


Deshalb meine ich, dass wir hier einen anderen Ansatz
brauchen.

Zum Elterngeld. Am Elterngeld gefällt mir natürlich,
dass man den Bezug um zwei Monate verlängern kann,
wenn auch der andere Sorgeberechtigte – in der Regel ist
dies ja wohl der Mann – zwei Monate lang zugreifen
muss. Das gefällt mir. Die Nörgelei in der Union, die es
dazu gibt, werden Sie schon durchstehen. Aber was mich
wirklich umhaut: Eine solche verordnete Umverteilung
von unten nach oben habe ich in dieser Direktheit noch
nie erlebt. Ich will zwei Beispiele nennen. Das erste Bei-
spiel: Alle haben einen Anspruch auf einen Bezug dieser
Leistungen bis zu 14 Monaten, aber ALG-II-Empfänger
haben nur einen Anspruch auf zwölf Monate. Das kön-
nen Sie nicht erklären. Wieso bekommen sie die Leistun-
gen zwei Monate weniger? Das zweite Beispiel: Sie be-
kamen bisher Erziehungsgeld, und zwar zwei Jahre lang
monatlich 300 Euro. Jetzt sagen Sie: Es gibt die monatli-
chen 300 Euro nur ein Jahr lang. Das heißt, die Leistung
wird nur für die Hälfte der Zeit gewährt. Ferner sagen
Sie: Besserverdienende bekommen monatlich bis zu
1 800 Euro. – Es ist doch nicht hinnehmbar, dass Sie Ar-
beitslosen nur noch die Hälfte geben und den Besserver-
dienenden dagegen ein Elterngeld in Höhe von bis zu
1 800 Euro zugestehen. Das ist nicht nachvollziehbar.
Das ist eine reine Umverteilung.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist Neidpolitik, nur Neidpolitik!)


Wenn wir die Steuer- und Abgabenquote Frank-
reichs hätten, hätten wir im Jahr 200 Milliarden Euro
Mehreinnahmen und brauchten alle diese sozialen Kür-
zungen nicht. Wenn wir nur den Durchschnitt der Steuer-
und Abgabenquote in der EU hätten, wären unsere Ein-
nahmen aufgrund von Steuern und Abgaben um 6 Pro-
zent höher; das entspräche 130 Milliarden Euro. All
diese Zahlen stammen aus der OECD-Statistik. Ich finde
es gut, wenn immer wieder darauf hingewiesen wird,
wie die Realitäten in anderen Ländern aussehen.

Sie haben auch noch die tolle Idee, die Einrichtungen
der öffentlichen Daseinsvorsorge zu privatisieren. Ich
warte die Ergebnisse Ihrer Gesundheitsreform ab; ich
will mich vorher nicht festlegen. Das Einzige, was ich
bis jetzt verstanden habe, ist: Sie wollen eine neue große
Bürokratie schaffen.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Quatsch! Unsinn!)


Was sie bringen soll, ist mir völlig schleierhaft. Aber,
wie gesagt, ich warte die Vorschläge ab. – Nur noch Fol-
gendes: Ich habe heute gelesen, sogar die Besserverdie-
nenden sollen mehr bezahlen. Ich bin sehr gespannt, was
dabei herauskommt.

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(C (D (Heiterkeit bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Hat die Privatisierung der Einrichtungen der öffentli-
hen Daseinsvorsorge bewirkt, dass es billiger geworden
st, wie es immer angekündigt worden ist? Es wurde ge-
agt, private Konzerne seien effektiv, es sei wunderbar
ür die Kundinnen und Kunden. Nichts davon ist einge-
reten. Es gibt höhere Kosten für die Betroffenen, den
bbau von Personal und im Falle von Wohnungsgesell-

chaften auch noch höhere Mieten.

Nehmen wir die Energieversorgung. Vier Stromkon-
erne haben wir in Deutschland; es ist ja fast alles priva-
isiert worden. Am Anfang sank der Strompreis etwas
das stimmt –, aber nur am Anfang. Inzwischen ist er

ns Gigantische gestiegen. Die Stromkonzerne machen
iesige Gewinne und fordern, dass das von den Bürgerin-
en und Bürgern und auch von der Wirtschaft bezahlt
erden soll. Es ist dabei also nichts von dem herausge-
ommen, was Sie versprochen haben.

Lassen Sie mich einen Satz zum Föderalismus sagen.
rau Bundeskanzlerin, Sie haben darüber länger gespro-
hen. Sie haben in diesem Zusammenhang auch Bildung
nd Wettbewerb genannt. Ich bitte Sie, mir die Logik des
anzen zu erklären. Die Union tritt dafür ein, dass der
rbeitsmarkt flexibler wird. Das heißt, Sie sagen Eltern
it zwei schulpflichtigen Kindern: Wenn ihr einen Ar-

eitsplatz wollt, müsst ihr auch bereit sein, das Bundes-
and zu wechseln. Das sei heute nun einmal so. Ich will
etzt einmal davon absehen, dass Ihre gesamte Ideologie
n Bezug auf Kirchenchor und Schützenverein, denen

an vielleicht sogar 40 Jahre lang angehören sollte, an-
esichts eines so flexiblen Arbeitsmarkts nicht mehr auf-
eht; das geht alles ein bisschen durcheinander. Aber das
acht ja nichts; das ist Ihr Problem.


(Heiterkeit bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will auf etwas ganz anderes hinaus: Die Eltern
önnen das alles doch nicht mehr verantworten. Wenn
ltern mit schulpflichtigen Kindern heute zweimal das
undesland wechseln müssen, verhalten sie sich gegen-
ber ihren Kindern unverantwortlich und verschlechtern
eren Bildungschancen. Es ist keine Strukturfrage, son-
ern eine Frage der Chancengleichheit für unsere Kin-
er, dass wir einheitliche Qualitätsstandards für die Bil-
ung in ganz Deutschland einführen.


(Beifall bei der LINKEN)


as Abitur in Bayern und das in Mecklenburg-Vorpom-
ern müssen gleich viel wert werden. Dafür haben wir

u sorgen, und auch dafür, dass der Abschluss nach der
ehnten Klasse und die Berufsausbildung gleichwertig
erden.

Ich verstehe Ihre Haltung nicht. Es ist eine einfache
rage der Logik. Da muss man nicht links oder rechts
der sonst etwas sein, sondern einfach nur vernünftig
nd schon könnte man das anders regeln. Dann würden
ie auch die Bevölkerung für das Prinzip des Föderalis-






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
mus begeistern können. Diese Strukturhackerei, die Ver-
fahrensweise, dass die reichen Bundesländer meinen, sie
könnten die Bedingungen für die armen diktieren, wird
niemandem einleuchten, und das zu Recht.

Lassen Sie mich zum Schluss noch etwas zur deut-
schen Einheit sagen. Wir haben jetzt den Abschluss
zwischen den zuständigen Landesministern und dem
Marburger Bund für die Klinikärzte erlebt. Ich sage Ih-
nen: Das ist einfach eine Unverschämtheit; es ist wirk-
lich eine Unverschämtheit.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie stellen sich im Jahre 16 der deutschen Einheit hin
und sagen: Im ersten und im zweiten Jahr erhält eine
Klinikärztin oder ein Klinikarzt in den neuen Bundeslän-
dern mit Sicherheit 400 Euro weniger als eine Klinikärz-
tin oder ein Klinikarzt in den alten Bundesländern. Das
ist arrogant. Es ist demütigend. Es ist ökonomisch falsch
und sozial grob ungerecht. Das ist durch nichts mehr zu
verteidigen – wirklich nicht.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Nun wollen wir einmal sehen, wie es dort weitergeht.
Aber ich weiß natürlich, wer da sitzt. Ich weiß, welche
Landesminister und wer da vom Marburger Bund sitzt.
Diese Arroganz müssen wir überwinden. Wir brauchen
nicht eine Einheit, wir brauchen eine Vereinigung. Das
heißt, wir müssen aufeinander zugehen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Neue Töne bei der PDS!)


Frau Bundeskanzlerin, Sie kommen aus Ostdeutsch-
land; deshalb interessiert mich sehr, ob Sie diesbezüglich
etwas leisten werden, ob Sie wenigstens einen Fahrplan
aufstellen. Sind Sie dafür, dass man für die gleiche Ar-
beit den gleichen Lohn erhält? Sind Sie dafür, dass man
für die gleiche Lebensleistung die gleiche Rente erhält?
Ich weiß, Sie können das nicht zum 1. Januar 2007 ein-
führen; das verlange ich auch nicht. Aber es wäre doch
nicht falsch, wenn Sie Auskunft gäben und sagten: Das
ist unser Fahrplan. In diesen Schritten wollen wir das er-
reichen. – Wir haben diesbezüglich noch nichts von
Ihnen gehört. Ich will wissen, ob Sie die Angleichung
wollen oder ob sie bei dieser Bundesregierung abge-
schrieben ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn wir die Arbeitslosigkeit senken wollen, brau-
chen wir einen öffentlich geförderten Beschäftigungs-
sektor wie in Mecklenburg-Vorpommern. 600 Sozial-
arbeiterinnen und Sozialarbeiter arbeiten dort nachmittags
an den Schulen, machen Förderunterricht und vieles an-
dere. Sie erzielen Einnahmen. Diese Einnahmen reichen
aber nicht aus, um sie zu bezahlen. Also zahlt das Land
etwas dazu. Dadurch spart der Bund Arbeitslosengeld.
Glauben Sie, wir bekommen solch eine kleine Struk-
turfrage geregelt? Man könnte etwa sagen: Von dem ge-
sparten Geld geht die Hälfte an Mecklenburg-Vorpom-
mern, dann könnte es den öffentlich geförderten
Beschäftigungssektor erweitern. So könnte man das in

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(C (D edem Land machen. Hier sind also Verbesserungen öglich. Wir brauchen keine Arbeitszeitverlängerung, sondern rbeitszeitverkürzung. ir brauchen gerechte Steuern – ich hatte darüber esprochen – und Investitionen in Bildung, Kultur, Wisenschaft, Forschung und Infrastruktur. Liebe Frau undeskanzlerin, die Situation der Ostdeutschen, der rbeitslosen in ganz Deutschland, der gering und durch chnittlich verdienenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitehmer, der Kranken und der Rentnerinnen und Rentner erlangt unser Nein zu Ihrem Etat. Danke. Nächster Redner ist der Kollege Olaf Scholz, SPD raktion. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Blödsinn!)


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603900600


Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1603900700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Uff“ möchte man sagen, wenn Herr Gysi gesprochen
at. Er ist alles losgeworden, was er einmal sagen wollte,
uch wenn nicht alles einen großen Zusammenhang
atte.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Er hätte noch viel mehr zu sagen!)


Wenn man zugehört hat, was links außen und rechts
ußen im Parlament gesprochen wurde – so ist jedenfalls
ie Sitzordnung von FDP und Linken –, dann hat man
as Gefühl: Das sind zwei Gegensätze, die sich hier mit-
inander unterhalten wollen. Die einen sagen: Das Übel,
as wir in unserer Gesellschaft haben, ist der Staat. Die
nderen sagen: Der Staat löst alle unsere Probleme, dann
ommt Manna vom Himmel und wir müssen keine Poli-
ik mehr machen. – Das ist keine sinnvolle Politik, das
st nicht maßvoll. Ich glaube, dass man sich mehr Mühe
eben muss, wenn man das Land regieren will, als sol-
he Sprüche abzulassen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich glaube auch, dass sich die FDP, die eine große
radition als Regierungspartei in unserem Land hat,


(Zurufe von der SPD: Hatte!)


berlegen muss, ob sie sich in diesem Gegensatz und mit
ieser extremen Positionierung in Fragen der Sozialpoli-
ik richtig verortet. Sie wäre gut beraten, das zu ändern.

Es ist von Herrn Brüderle und auch in vielen anderen
eden schon gesagt worden: Da gibt es Kontinuität. Es
ab sieben Jahre lang die Regierung Schröder/Fischer.
enn man schaut, was jetzt passiert, dann stellt man

est, dass vieles bei dem ansetzt, was schon vorher statt-






(A) )



(B) )


Olaf Scholz
gefunden hat. Ich frage mich immer, warum ich mich
darüber ärgern soll.


(Beifall bei der FDP)


Ich fand, die sieben Jahre der rot-grünen Regierung wa-
ren nicht so schlecht, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir müssen ja nicht in allen Fragen einer Meinung sein! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Eine kluge Rede von Herrn Scholz!)


Deshalb: Reden Sie nur weiter so! Das macht noch
einmal deutlich, dass das, was wir heute tun, was wir
heute fortsetzen, was wir heute weiterentwickeln, an
eine der mutigsten Reformpolitiken der letzten Jahr-
zehnte anknüpft, die in der siebenjährigen Regierungs-
zeit der vorherigen Regierung angefangen hat. Es ist
richtig, dass wir da weitermachen und nicht aufhören
oder eine Kehrtwende beginnen.


(Beifall bei der SPD)


Zum Antidiskriminierungsgesetz.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Juhu!)


Herr Brüderle hat darüber gesprochen, Herr Westerwelle
wird sicherlich auch noch darüber sprechen.


(Otto Fricke [FDP]: Das heißt doch gar nicht mehr so!)


– Das heißt jetzt Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz;
das ist übrigens ein wirklicher Fortschritt.


(Lachen bei der FPD)


– Ja, das klingt besser.

Ich stelle mir immer vor – es war schon einmal so –,
die FDP würde mit den Sozialdemokraten regieren.
Dann müssten Sie von der FDP das Allgemeine Gleich-
behandlungsgesetz, so wie es dem Deutschen Bundestag
vorliegt, hier begründen.


(Zurufe von der FDP: Nein!)


Ich frage mich immer, was Herr Brüderle dann sagen
würde. Er würde wohl sagen: Das muss so gemacht wer-
den; denn es gibt europäische Richtlinien. Wir haben gar
keine große Wahl, wir müssen es so tun. – Herr
Westerwelle würde wohl sagen: Das ist richtig so; denn
wenn wir schon von der EU gezwungen werden, vorzu-
schreiben, dass Ausländer und Frauen im allgemeinen
Zivilleben nicht diskriminiert werden dürfen, dann lässt
sich nicht gut erklären, warum wir nicht auch alten Men-
schen, Behinderten oder Homosexuellen den gleichen
Schutz gewähren sollen. Das ist der Grund dafür, dass
wir dieses Gesetz so beschließen wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Westerwelle? Ja. Herr Kollege, Sie haben gesagt, wir sollten uns ein al vorstellen, wir würden zusammen regieren. Als die rste Variante, das Antidiskriminierungsgesetz, in der etzten Legislaturperiode beschlossen worden ist, regieren SPD und FDP zusammen, und zwar im Land Rheinand-Pfalz. Ist Ihnen bekannt, dass es seinerzeit aus heinland-Pfalz – mit dem Ministerpräsidenten und jetigen SPD-Vorsitzenden Kurt Beck – nicht nur verbalen iderstand gegen das Prinzip „Toleranz durch Bürokra ie“ gab? (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Guido!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603900800
Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1603900900
Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1603901000


Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1603901100

Es ist mir nicht bekannt, dass Kurt Beck den Aus-

ruck „Toleranz durch Bürokratie“ verwandt hat; dafür
st er viel zu intelligent.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


s ist mir aber sehr wohl bekannt, dass zum Beispiel der
heinland-pfälzische Ministerpräsident und der frühere
ordrhein-westfälische Ministerpräsident, der jetzt Fi-
anzminister dieser Republik ist – ich habe damals öfter
it ihm darüber diskutiert –, dafür gesorgt haben, dass

er erste Gesetzentwurf, über den wir geredet haben, so
ut geworden ist, dass wir jetzt auf dieser qualitätsvollen
rbeit aufbauen können.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Herr Westerwelle, ich möchte mein Gedankenspiel
och ergänzen. Wären Sie in der Regierung, müssten Sie
en Gesetzentwurf hier rechtfertigen. Das ist eine Per-
pektive, die sich eine Partei wie die Ihre gelegentlich
rlauben sollte. Sie sollten darüber nachdenken: Ginge
as, was ich in der Opposition sage, auf, wenn ich in der
egierung wäre? Könnte ich irgendetwas von dem, was

ch hier erzähle, wahr machen? Oder gibt es Umstände,
wänge, gesetzliche Regelungen, die es mir gar nicht er-
öglichten, die großen Reden fortzuführen, die ich vor-

er gehalten habe?

Ich bin ganz sicher, dass sich unsere Freunde von der
nion zwar ärgern, dass sie Ihnen nicht die Rede halten
önnen, die Herr Brüderle der Union hält, sich aber mehr
arüber freuen, dass sie in der Regierung sind und Ge-
taltungsmacht haben, anstatt hier Reden ohne Wirkung
u halten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Seitdem sich die neue Regierung gebildet hat, ist eine
anze Reihe von Reformen auf den Weg gebracht wor-
en, die mit großen Schritten vorangebracht werden. Es






(A) )



(B) )


Olaf Scholz
ist merkwürdig, was wir jetzt erleben: Der eine schreibt
auf Seite 3 der Zeitung, nichts geschehe; der andere
schreibt auf Seite 2, alle seien nervös, weil jetzt so große
Dinge passierten. Die Wahrheit ist: Beides zugleich kann
nicht richtig sein, schon gar nicht, wenn beides in einem
Leitartikel steht. Es kommt aber vor, dass beides be-
hauptet wird. Deshalb möchte ich ein paar Punkte nen-
nen, bei denen wir große Fortschritte machen und die
eine Rolle bei dem, was wir in dieser Koalition in der
nächsten Zeit voranbringen wollen, spielen.

Wir sorgen dafür, dass der föderale Staatsaufbau ver-
nünftig organisiert wird. Wir brauchen eine Föderalis-
musreform. Franz Müntefering und Edmund Stoiber ha-
ben eine große Rolle dabei gespielt, die Dinge zur Zeit
der rot-grünen Koalition voranzubringen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Vor allen Dingen Stoiber!)


Wir werden die Reform jetzt realisieren; wir wollen vor
der Sommerpause fertig sein.

Der Gesetzentwurf, der hier zur Beratung steht, ist so
gut, dass er dafür sorgen würde, dass viel weniger Ge-
setze im Bundesrat zustimmungspflichtig wären, als es
in der Vergangenheit der Fall war. Das zu erreichen, ha-
ben wir den Bürgerinnen und Bürgern versprochen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben ihnen auch versprochen, dass wir uns nicht
nur mit uns selbst beschäftigen und wir es uns sparen
wollen, darüber zu diskutieren, wer wann nachts um vier
im Vermittlungsausschuss was gemacht hat.

Wir wollen mit der Föderalismusreform dafür sorgen,
dass die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben,
zu entscheiden: Der Struck hat es gut gemacht, der
Westerwelle hat es schlecht gemacht; das berücksichtige
ich jetzt bei meinen Wahlentscheidungen. Das ist nicht
möglich, wenn die Verantwortung nicht zugeordnet wer-
den kann. Es tut dem Föderalismus gut, wenn die Verant-
wortung des Bundes und die Verantwortung der Länder
auseinander gehalten werden können. Wir sind für einen
föderalen Staat; wir wollen ihn stärken und nicht schwä-
chen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Natürlich muss es Verbesserungen geben. Es ist eine
große Sache, dass es uns gelungen ist, eine Verfassungs-
besonderheit zustande gebracht zu haben, nämlich eine
gemeinsame Anhörung von Bundestag und Bundesrat
im Wesentlichen in diesem Saal. Wir alle wissen: Es
muss etwas geändert werden. Das ist für uns Sozialde-
mokratinnen und Sozialdemokraten ganz klar. Wir wol-
len diese Reform, aber wir wollen noch Veränderungen,
die es in der nächsten Woche geben wird. Das wird für
jeden sichtbar sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wichtig ist – das wurde schon gesagt –, dass es im
Bereich von Wissenschaft und Forschung möglich sein
muss, zusammenzuarbeiten. Die Bewältigung des gro-

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(C (D en Studierendenbergs und der notwendige massive usbau in Bezug auf unsere Forschungseinrichtungen nd Universitäten dürfen nicht behindert werden, weil ir im Zuge der Verfassungsreform etwa nicht aufgeasst haben. Wir werden aufpassen. Das wird uns gelinen; ich bin da ganz optimistisch. Eine der wichtigen Aufgaben, die wir haben und die ngesichts der jetzigen Regierungskonstellation vieleicht etwas Besonderes ist, ist es, dafür zu sorgen, dass as Vertrauen der Menschen in die sozialen Sicherungsysteme wieder hergestellt wird, so wie es vor vielen ahren, vor Jahrzehnten, war. Das Vertrauen ist in die rise geraten, weil Einnahmen und Ausgaben nicht ehr ohne weiteres zusammenpassen, weil die wirt chaftliche und die demografische Entwicklung, die Zuammensetzung unserer Bevölkerung, Spuren hinterlasen hat. Die Sozialversicherung, insbesondere die Rentennd die Krankenversicherung, ist zutiefst mit der Gechichte unseres Landes verbunden. Sie ist keine Erfinung der letzten Jahre, sondern ist weit über 100 Jahre lt; sie stammt noch aus dem vorletzten Jahrhundert. eshalb gehört eine gute sozialstaatliche Struktur mit em System der sozialen Sicherung zur Identität, zum elbstverständnis der Deutschen. Die Sozialversicherung gehört auch zur Traditionsgechichte der beiden Koalitionsparteien; denn der Grundtein dafür wurde im vorletzten Jahrhundert von einem orfahren eines jetzigen Bundestagsabgeordneten – ich rüße Carl-Eduard von Bismarck – gelegt, indem er entchieden hat, zwei Dinge zu tun: erstens die Sozialdemoraten ins Gefängnis zu werfen und zweitens dafür zu orgen, dass eine Sozialversicherung aufgebaut wird, dait die Leute nicht auf falsche Gedanken kommen. Das ar der Beginn der Sozialversicherung. Es gehört auch zur deutschen Geschichte, dass Konervative und Sozialdemokraten den Sozialstaat weiterntwickelt haben. Deshalb wäre es eine große Sache, enn wir es im Bereich Rente und Gesundheit fertig ringen würden, einen Konsens zu erzielen, der 10, 20 der 30 Jahre Bestand hat, und den Menschen damit saen, dass sie sich auf die Sozialversicherung in Deutschand verlassen können. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bei der Rente sind wir aufgrund der Reformen der
etzten Jahre schon sehr weit. Was noch geschehen muss,
ird auch geschehen. Irgendwann kann man dann nach
ielen Jahren der Propaganda, in denen gesagt wurde,
as Rentenversicherungssystem habe keine Zukunft,
icht nur sagen: „Die Rechnung, dass sich Einnahmen
nd Ausgaben ausgleichen, geht auf“, sondern auch da-
auf hoffen, dass die Menschen wieder an die Rentenver-
icherung glauben, weil sie wissen, dass sie in die Zu-
unft investieren. Ich glaube, das ist ganz wichtig. Die
eisten Menschen sind nicht so reich, dass sie sich alle

ier Jahre einen Systemwechsel bei der Kranken- und
er Rentenversicherung leisten könnten. Die meisten
enschen werden nervös, wenn alle vier Jahre alles zur






(A) )



(B) )


Olaf Scholz
Disposition steht. Sie sind darauf angewiesen, dass wir,
die Abgeordneten in diesem Haus und die Bundesregie-
rung, dafür sorgen, dass der Sozialstaat funktioniert. Das
ist die Aufgabe, der wir nachkommen müssen.

Als Nächstes liegt die Reform der Krankenversiche-
rung an. Dazu ist schon einiges gesagt worden. Ich
glaube, dass wir es hinbekommen, eine Reform der
Krankenversicherung auf solidarischer Basis zustande
zu bringen. Das ist notwendig; denn die Menschen ver-
langen von uns, dass wir Solidarität herstellen. Solidari-
tät ist gut für diejenigen, die wenig verdienen und die
sich ohne solidarische Strukturen etwa in der Kranken-
versicherung einen vollwertigen Versicherungsschutz
nicht leisten könnten. Darum brauchen wir Solidarität
insbesondere für die Menschen, die wenig verdienen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir brauchen Solidarität für die Unternehmer, die
diese Menschen beschäftigen wollen. Wir sprechen hier
über Lohnnebenkosten und über Kosten der Arbeit. Soli-
darität bedeutet in diesem Zusammenhang Entlastung
der Unternehmer; denn davon profitieren gerade Men-
schen mit geringer Qualifikation und geringem Einkom-
men. Die Unternehmer dürfen in einem solidarischen
System nicht überproportional hohe Beiträge zur Kran-
kenversicherung dieser Arbeitnehmer leisten müssen.
Deshalb ist es richtig, dass wir das Krankenversiche-
rungssystem unter Beachtung des Solidaritätsprinzips in
Ordnung bringen.

Sie wissen, dass darüber diskutiert wird. Über Mo-
delle kann man allerdings erst dann diskutieren, wenn
sie endgültig da sind. Eines kann man aber als Sozialde-
mokrat schon jetzt sagen: Ein Beitrag zur Solidarität
wird sein müssen, dass wir dafür sorgen, dass man sich
von der Sozialversicherung nicht verabschieden kann.
Es darf nicht sein, dass man sich, wie es bei Steueroasen
der Fall ist – Beispiel Cayman Islands –, der Solidarität
entzieht. Das haben wir allerdings mit dem Nebeneinan-
der von privater und gesetzlicher Krankenversicherung,
so wie es heute organisiert ist. Wir brauchen vielmehr
ein Miteinander. Es gibt viele Wege, wie man das ma-
chen kann. Darüber reden und streiten wir. Ich bin si-
cher, dass wir einen vernünftigen Weg finden werden.
Die Menschen werden dafür sein, dass es solidarisch zu-
geht. Da kann die FDP sagen, was sie will.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDUCSU)


Bei dieser Gelegenheit möchte ich darauf hinweisen,
dass in den Fußballstadien, die von einigen von uns be-
sucht werden, gelegentlich ein sozialdemokratisches
Grundsatzprogramm in Form eines Liedes vorgetragen
wird. Das berührt die Frage, wie wir mit der Gesund-
heits- und Rentenreform umgehen. Das Grundsatzpro-
gramm, das dort vorgetragen wird, heißt: You‘ll never
walk alone. Das ist eigentlich die richtige Überschrift für
ein sozialdemokratisches Grundsatzprogramm. So sehen
wir die Welt. Ich frage mich, wie Sie sie sehen.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Zu unseren Aufgaben gehört auch, dass wir den Hausalt weiter konsolidieren. Das ist nicht leicht. Es ist vor llem nicht so leicht, wie die Leichtmacher sich das denen; denn es gibt eine große Lücke zwischen Einnahmen nd Ausgaben. eshalb muss man dafür sorgen, dass die Lücke kleiner ird. Der Koalitionsvertrag hat dazu eine klare Aussage etroffen. Es lohnt sich, sich diese gelegentlich ins Geächtnis zu rufen. Ich will das tun. Auch die Kanzlerin at einen Teil daraus vorgetragen. Wir werden: sanieren, reformieren und investieren und dabei die Lasten gerecht auf alle Schultern verteilen. Wir werden mutig sparen und Subventionen abbauen. Das hat Vorrang. Aber ohne Steuererhöhung ist die für unser Land wichtige Konsolidierung nicht zu schaffen. ieses Zitat aus dem Koalitionsvertrag ist wahr und ichtig. Seitdem wir gemeinsam regieren, sind wir daran, iese klare Aussage in allen Details bei der Haushaltsonsolidierung umzusetzen. Auch da gibt es eine gewisse Kontinuität; man ist ja icht geschichtslos. Manche der Subventionen, die in en letzten Monaten abgebaut worden sind, und die Subentionen, die wir demnächst abbauen werden, haben ehrfach auf der Tagesordnung dieses Parlaments ge tanden. Aber es war immer das gleiche Spiel: Der Bunestag schaffte sie ab, der Bundesrat rettete die Subvenionen. Dieses Spiel ist jetzt aus. Das ist der eigentliche ortschritt. Wir treiben den Subventionsabbau voran, ob as Filmfonds betrifft, ob das die Eigenheimzulage ist der ob das verschiedene einfach oder schwer zu beründende Subventionen sind. Wir sind miteinander mug. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Miteinander mutig“!)


(Zuruf von der FDP: Wer hat die verursacht?)


as ist wichtig, weil wir unser Land und den Staatshaus-
alt in Ordnung bringen wollen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Herr Gysi, Steuererhöhungen für alles und jeden sind
icht die Lösung des Problems. Daher kommt auch nicht
as viele Geld, das Sie sich erhoffen. Wir müssen dafür
orgen, dass wir die richtige Balance finden. Wir brau-
hen eine Besteuerung, die für die Menschen, für die
nternehmen und international vertretbar ist. Gleichzei-

ig brauchen wir eine Situation, in der der Staat die Auf-
aben, die – ich wähle jetzt mal diese Reihenfolge – die
nternehmen, die Bürgerinnen und Bürger, die Arbeit-
ehmer, die Studierenden, die Schülerinnen und Schüler,
ie alle an uns stellen, auch erfüllen kann. Der Staat
uss dazu in der Lage sein. Man kann nicht eine super
utobahn haben und gleichzeitig keine Steuern zahlen
ollen. Beides gleichzeitig geht nicht. Deshalb werden
ir immer das richtige Maß finden müssen. Über dieses
aß kann man streiten. Ich will gerne hinzufügen, dass






(A) )



(B) )


Olaf Scholz
Mitte und Maß gute Tugenden des Handwerks in unse-
rem Land sind.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mittelmaß!)


Es ist die Sache von Außenseitern, zu behaupten, dass
Mitte und Maß etwas mit Mittelmäßigkeit zu tun hätten.
Wir werden uns gegen diese Diskreditierung vernünfti-
ger Politik immer zur Wehr setzen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Uns ist schon etwas gelungen,


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was denn?)


sogar eine so schwierige Operation – Herr Gysi und an-
dere haben darüber geredet – wie die Erhöhung der
Mehrwertsteuer. Die ist ja niemandem leicht gefallen.
Keiner macht das gerne, gleich ob vor oder nach Wahl-
kämpfen, es bleibt schwierig, wenn man Steuern erhöht.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Große Leistung! Alles wird teurer! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Peinlich!)


– Seid mal froh, dass ihr nicht mitregieren müsst, dann
wäret ihr auch dafür!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Menschen sind nicht so aufgeregt, wie die De-
batte in diesem Parlament geführt wird. Was ist uns nicht
alles vorhergesagt worden? Es wurden Kampagnen in
Zeitungen geschaltet und für diejenigen, die das aufhal-
ten wollten, wurden Orden verteilt. Jetzt wurde gesagt:
Das ist die letzte Chance, das sind diejenigen, die das
aufhalten können. Wir haben es trotzdem gemacht. Die
Menschen freuen sich zwar nicht, verstehen aber, warum
das geschehen ist. Deshalb sind sie mit dem Gesamter-
gebnis dieser Entscheidung einverstanden.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr habt die Leute angelogen! So ist es!)


Das wird übrigens auch für ein anderes Thema gelten,
das viele aufregt. Es betrifft nicht alle, auch nicht alle
Mitglieder dieses Hauses. Ich bin zwar nicht über die
Nebeneinkünfte eines jeden Abgeordneten informiert,
glaube aber, dass mit der Reichensteuer keiner oder fast
keiner etwas zu tun haben wird.


(Lachen und Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Oskar Lafontaine!)


– Oskar Lafontaine, das kann sein. – Dass sie kommt, ist
gut, weil das zeigt, dass wir die soziale Balance in dem
Besteuerungssystem dieses Landes zustande gebracht
haben. Es ist richtig, dass diejenigen, die über breite
Schultern verfügen, mitmachen.

Lassen Sie mich einen letzten Punkt ansprechen. Ei-
nen der größten Fortschritte machen wir auf dem Gebiet
der Familienpolitik. Hier gibt es eine gute Kontinuitäts-
linie. Das Ganztagsbetreuungsprogramm war ein Fort-

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(C (D chritt. Es war richtig, dass wir das Angebot an Ganzagsschulen ausgebaut haben. s ist ein Zielwechsel gelungen. Anders als vor wenigen ahren sagt die ganze Republik, weitgehend parteiüberreifend: Wir müssen ein Angebot an Ganztagskrippen, kindergärten und -schulen haben. Niemand diskutiert eute mehr darüber, dass Eltern, die ihre Kinder dort inschicken, Rabeneltern wären. iemand – zumindest sind es nicht viele – diskutiert eute mehr darüber, dass es schlecht für die Kinder ist, enn sie eine Ganztagseinrichtung besuchen. Umgeehrt wissen wir, dass wir manchen unserer jungen eute nur dann eine Chance geben können, wenn wir ihen ganz früh Förderung angedeihen lassen, die sie aufrund der Hintergründe und Umstände von ihren Eltern icht bekommen können. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich bin froh, dass sich diese Linie mit dem Elterngeld
ortsetzt. Das ist eine ganz moderne Familienpolitik.

an muss Demagoge sein, um das schlecht zu finden.
s ist eine moderne Politik, weil sie bei den Bedürfnis-
en der jungen Eltern ansetzt, die sich für Kinder ent-
cheiden, die Beruf und Familie vereinbaren wollen.
enn wir das jetzt in Deutschland umsetzen, folgen wir

taaten, die uns ansonsten als Vorbild entgegengehalten
erden, zum Beispiel Schweden und Frankreich. Das ist

ine soziale Maßnahme, das ist eine Maßnahme für alle.

Eines möchte ich in diesem Zusammenhang noch sa-
en: Wer, wie Herr Gysi, jemanden, der 1 600 Euro El-
erngeld bekommt, weil er sich als Vater um die Betreu-
ng der Kinder kümmert, als Besserverdiener
eschimpft, der zeigt, dass er keine Ahnung von dieser
elt hat.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603901200

Nächste Rednerin ist die Kollegin Renate Künast,

ündnis 90/Die Grünen.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603901300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau

undeskanzlerin, ich habe ja geahnt, dass Sie in Ihrer
ede als Erstes versuchen werden, ein bisschen Honig
us der jetzt laufenden Fußballweltmeisterschaft zu sau-
en.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sie auch! Sie haben das in der „Bild“-Zeitung gemacht! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aber locker, Mädchen! Locker bleiben!)


Jetzt operieren wir schon mit dem Wort Mädchen, jun-
er Mann.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Danke sehr!)







(A) )



(B) )


Renate Künast
Sie haben versucht, den Fußball an dieser Stelle zu
nutzen. Aber wahr ist: Wir Abgeordnete haben nicht mit-
trainiert und wir haben auch nicht mitgespielt. Dass in
diesem Land im Augenblick gute Stimmung ist, heißt
nicht, dass die gute Stimmung der Regierung geschuldet
ist, sondern dem Team von Herrn Klinsmann und denen,
die auf diesem Feld spielen. Darüber können wir alle
glücklich und froh sein. Die Leistung, die Klinsmann mit
seinen Männern erbracht hat, haben Sie, Frau Merkel,
erst noch vor sich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Im Gegensatz zu Klinsmann, der das Team systematisch
entwickelt hat, haben wir bei der Bundesregierung im
Augenblick doch wohl eher die Sorge, dass Sie mehr
und mehr Ausfälle in der Truppe haben. Das werde ich
Ihnen begründen.

Lieber Olaf, du hast gesagt, dass in den Stadien
„You’ll never walk alone“ gesungen wird. Die Zu-
schauer sagen: Dieses Team wird nicht alleine laufen,
weil sie Solidarität empfinden und sich mitgenommen
fühlen. Sie jubeln einem Team zu, dessen Trainer sagt:
Jeder ist wichtig für unseren Erfolg. Diese Leistung,
wirklich alle Menschen in dieser Republik einzubezie-
hen, mitzunehmen, jedem eine Chance zu geben und
kein Kind auf der Strecke liegen zu lassen, muss die
Bundesregierung erst noch erbringen. Ich sehe sie noch
nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Seien Sie doch nicht so verkrampft!)


Wir werden unseren Teil dazu beitragen. Aber das än-
dert nichts daran – das sage ich in Richtung SPD –, dass
die Regierung als Erstes eine Bringschuld hat, Vor-
schläge zu machen. Dazu muss ich Ihnen sagen: Auf die
vielen Fragen, die im Augenblick auf der Agenda sind
– wie schaffen wir Arbeitsplätze inmitten einer interna-
tionalen Konkurrenz, wie erhalten wir die natürlichen
Lebensgrundlagen, wie schaffen wir eine Energieversor-
gung ohne Atomrisiko und ohne Klimazerstörung? –,
habe ich hier noch keine Antworten gehört. Ich muss Ih-
nen auch sagen: Die Antwort auf die Frage, wie man in
diesem Land Job und Kinder vereinbaren kann, ist von
Ihnen auch noch nicht gegeben worden.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Wir machen das!)


– Sie sagen, Sie würden das machen. Ich sage Ihnen:
Was Sie machen, sind zwei Dinge. Sie inszenieren sich
als Koalition und entwickeln sich in Ihrem Streit in
Richtung kleinstes Karo – man nennt das auch Pepita;
das ist kleinkariert –, ohne dass Sie wirklich Lösungen
anbieten. Bei der CDU/CSU habe ich darüber hinaus im
Augenblick das Gefühl, dass sie sich im Wesentlichen
mit sich selbst beschäftigt. Die CDU/CSU beschäftigt
sich mit den Fragen, wie sie Ihnen von der SPD in den
Städten die Wählerschaft abgreifen kann und wie sie
sich selber ein modernes Antlitz gibt.

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(C (D Ich will mit dem Thema Elterngeld anfangen. Ich ratuliere Frau von der Leyen. Der Kampf, den Sie geen die Männer in der CDU/CSU geführt haben, war siherlich nicht einfach. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Unsinn! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist ein vergiftetes Lob! Das merken wir schon!)


Das ist einfach die Wahrheit, das ist kein vergifteter
feil.

Aber ich sage Ihnen eines: Das Elterngeld und vor al-
em die Vätermonate – wie Herr Pofalla, die junge auf-
trebende Kraft in der CDU/CSU, sie nennt – zeigen,
ie weit Sie, die CDU/CSU, noch von der Realität in
eutschland entfernt sind. Das Elterngeld ist vielleicht

in großer Schritt für die CDU/CSU, um endlich aus den
0er-Jahren heraus und im Jahr 2006 anzukommen.
ber dieses Geld ist kein großer Schritt für die Väter
nd Mütter in dieser Republik, weil es ihre Probleme
icht löst.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


ie Kernfrage lautet: Was macht man in diesem Land als
utter oder Vater, wenn das eigene Kind zwölf oder

4 Monate alt ist? Hier lassen Sie die erwerbstätigen Vä-
er und Mütter allein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was schlagen Sie denn vor, Frau Künast?)


Ich gebe zu: Das, was Sie vorschlagen, sieht modern
us. Aber die Leute merken, dass das Problem dadurch
icht gelöst wird.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was schlagen Sie denn nun vor?)


uch Ihr Familiensplitting ist ein solcher Coup.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Halt! Nicht das Thema wechseln! Sagen Sie: Wie sieht Ihr Vorschlag aus?)


urch das Familiensplitting werden letztlich wieder die-
enigen privilegiert, die hohe Einkommen haben. Das
rgebnis ist, dass Kinder in dieser Republik unterschied-

ich behandelt werden. Dadurch organisieren Sie, viel-
eicht als schöner Schein, ein Stück Modernisierung der
DU. Aber wahr ist: Sie zementieren eine neue finan-
ielle Ungerechtigkeit zulasten der Kinder.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was wollen Sie?)


Wir wollen das Ehegattensplitting in eine Individual-
esteuerung mit einem übertragbaren Höchstbetrag von
0 000 Euro umwandeln. Das führt letztlich zu einer
insparung in Höhe von 5 Milliarden Euro. Diese
Milliarden Euro sind die Antwort auf die Frage: Was
ache ich mit meinem zwölf Monate alten Kind, wenn






(A) )



(B) )


Renate Künast
ich erwerbstätig sein will bzw. muss? Mit diesen
5 Milliarden Euro kann man eine Betreuung der Kinder
nach dem ersten Lebensjahr finanzieren. Dafür haben
wir ein Konzept vorgelegt, über das wir gerne mit Ihnen
diskutieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Unser Ziel muss immer sein, die Kinder in den Mittel-
punkt unserer politischen Bemühungen zu stellen und
darauf hinzuwirken, dass jedes einzelne Kind gefördert
wird. Wir alle kennen die OECD- und PISA-Studien, an
denen deutlich wird, dass immer mehr Kinder aus bil-
dungsfernen sowie finanziell und sozial schwachen Fa-
milien – überproportional aus Migrantenfamilien –,
wenn sie im Alter von sechs Jahren in die Schule kom-
men, ein Entwicklungsdefizit von ein bis zwei Jahren
aufweisen. Dieses Defizit in der Entwicklung der Kinder
tut mir in der Seele weh. Deshalb sage ich: Wir brauchen
kein Familiensplitting, sondern wir müssen das Geld
umtopfen, um ganz konkret die Förderung der Kinder zu
gewährleisten. Jedes Kind braucht einen guten Betreu-
ungsplatz und muss in jeder Hinsicht gefördert werden.
Das ist deren, das ist unsere Zukunft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Da ich von einer neuen Ungerechtigkeit gesprochen
habe, muss ich, wenn ich mir die letzten sieben Monate
vor Augen führe, an dieser Stelle auch auf die Steuerpo-
litik zu sprechen kommen. Frau Merkel, Sie haben es ge-
schafft, die größte Steuererhöhung seit 1949 durchzudrü-
cken, ohne gleichzeitig das einzuhalten, was Sie
versprochen haben: tatsächlich mehr für die Haushalts-
konsolidierung zu tun und die Lohnnebenkosten zu sen-
ken. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Unver-
frorenheit, die mich noch mehr ärgert als das unwahre
Spiel der SPD, die erst Nein zur Mehrwertsteuererhö-
hung sagt und dann aus der geplanten Erhöhung um
2 Prozentpunkte eine Erhöhung um 3 Prozentpunkte
macht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Welch eine Schärfe, Frau Kollegin! Ich bin tief betroffen!)


Die Mehrwertsteuererhöhung wird die kleinen Leute
überproportional treffen. Wir wissen, dass jeder Mensch
nicht nur Lebensmittel zum Leben braucht, sondern auch
Kleidung, Spielzeug, eine Waschmaschine, Waschpulver
usw. Bei allen Produkten, die sie kaufen – sogar, wenn
sie Handwerkerrechnungen bezahlen –, werden sie von
diesen 3 Prozentpunkten betroffen sein.

Auf der Liste der neuen Ungerechtigkeiten, die Sie
produzieren, steht auch das Thema Unternehmen-
steuerreform. Alles, was man dazu bisher gehört hat,
lässt in mir das Gefühl aufkeimen, dass Sie immer noch
vorzugsweise auf Lobbyisten hören. Die Nettoentlastung
der Unternehmen soll satte 8 Milliarden Euro betragen.
Die Frage ist: Wie kann man eine solche Steuerentlas-
tung gegenfinanzieren? Das entspricht 1 Prozentpunkt
Mehrwertsteuer. Da Ihnen keine andere Einnahmequelle
zur Verfügung steht, bedeutet das: Sie greifen in das
Portemonnaie der kleinen Leute, um die großen Unter-
nehmen steuerlich zu entlasten.

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(C (D (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Ach! Das ist Quatsch! Das wissen Sie doch besser!)


as ist der großkoalitionäre, aber kleinkarierte Konsens.
etztlich einigen Sie sich immer auf den Nenner, dem
leinen Mann in die Tasche zu greifen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das ist ja „PDS light“!)


Wir brauchen eine konsequente Unternehmensteuer-
eform. Zwar muss unser Steuerrecht international wett-
ewerbsfähig sein. Aber die Unternehmensteuerreform
ollte aufkommensneutral sein. Sie sollte weder zulasten
er öffentlichen Haushalte noch zulasten der kleinen
eute gehen, sondern mit einer Verbreiterung der Be-
essungsgrundlage bei den Unternehmensteuern einher-

ehen. So wird ein Schuh daraus.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen im Steuerrecht Mechanismen, um end-
ich die Gewinnverlagerung ins Ausland an entscheiden-
er Stelle zu durchbrechen. Wir brauchen eine Stärkung
es Mittelstands bei der Eigenkapitalbildung; sie ist die
rsache für die Krisenanfälligkeit der kleineren und
ittleren Unternehmen. Außerdem brauchen wir eine
ereinfachung der Gewerbesteuer. Das sind unsere Vor-
chläge und Ansätze für mehr Gerechtigkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Diese Koalition ist meines Erachtens kraftlos und
iellos – daran ändern all die warmen Worte, die hier ge-
prochen worden sind, nichts –, weil selbst die großen,
ngekündigten Reformen noch keine Linie haben und
ich widersprechen. Ich nehme als Erstes die Föderalis-
usreform. Uns wird gesagt, endlich würde klar, wer

uständig ist, und die Bürger wüssten das dann auch.
ber wenn es Ihnen darum geht, dann fangen Sie doch

inmal da an, wo Sie es schon könnten, zum Beispiel
eim Antidiskriminierungsgesetz. Es ist klar, dass al-
ein der Bund zuständig ist. Zeigen Sie doch, was eine
arke ist, anstatt das Fass aufzumachen, indem Sie auf
en Bundesrat zugehen, wo es gar nicht nötig ist!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie können uns die Föderalismusreform doch nicht als
lare Trennung verkaufen und hier unnötigerweise ein
nderes Verfahren wählen.

Frau Merkel, Sie haben hier gesagt, welche ungeheu-
en Entwicklungsmöglichkeiten sich den Schulen eröff-
eten, wenn man die Verfassung zugunsten der Bundes-
änder änderte. Aber Sie haben das mit einem Beispiel
egründet, das ungeeignet ist, weil man dafür gar nichts
ndern müsste. Bei der jetzigen Rechtslage, haben Sie
ns erklärt, hat zum Beispiel Sachsen das zwölfjährige
bitur angeschoben und mittlerweile hat auch Bayern
avon gelernt. Wozu müssen wir den Bund dann durch
iese Verfassungsreform aus der zentralen Aufgabe der
ildungsplanung herauskatapultieren? Das geht doch
enau in die falsche Richtung!






(A) )



(B) )


Renate Künast

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Bildung ist einer der zentralen Gerechtigkeitspunkte.
Ich weiß, dass das gerade den Sozialdemokraten auf der
Seele liegt. Bildung, auch eine gute berufliche Ausbil-
dung, ist der Rohstoff der Zukunft. Eine gute Bildung ist
das Kapital, das jedes Kind in dieser Republik mitbe-
kommen muss, um seinen Beitrag für die Gestaltung der
Gesellschaft leisten zu können, um sich selber entfalten
zu können, um das Geld für sein eigenes Leben verdie-
nen zu können. An dieser Stelle dürfen wir kein einziges
Kind zurücklassen. Deshalb, sage ich Ihnen, reicht es
nicht aus, wenn Sie das Kooperationsverbot im Hinblick
auf die Wissenschaft ein bisschen aufheben. Nein, es
muss auch in Zukunft möglich sein, dass der Bund mit
Finanzspritzen für die Bildung hilft, dass der Bund mit
allen Bundesländern gemeinsam kreativ plant, wie die
Bildung in diesem Land weiterentwickelt werden soll,
für alle Kinder. Das ist ein zentraler Gerechtigkeits-
punkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nun verstehe ich ja, dass Frau Merkel an dieser Stelle
ein besonderes Problem hat: Das Problem heißt Roland
Koch.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist wahr!)


– Das sagt selbst Herr Tauss. – Frau Merkel, ich verstehe
ja, dass Sie dem Prinzip folgen, dass man seine stärksten
Gegner immer einbinden sollte. Aber ich finde, es reicht
aus, wenn Sie Roland Koch bei der CDU als Vize ein-
binden – bei der Verfassung sollten Sie als Kanzlerin auf
den Tisch hauen und sagen: Da geht es nicht um Partei-
internes, sondern da geht es um die Zukunft der Kinder
und deshalb machen wir das so nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Diese Föderalismusreform wird keine Mutter der Refor-
men, es wird möglicherweise nicht einmal ein blasses
Stiefmütterchen. Ich halte die Art und Weise, wie Sie an
dieser Stelle vorgehen, für kraftlos, mutlos und ziellos.

Als Zweites warten wir auf die Gesundheitsreform.
Ihre Gesundheitsreform kommt daher wie ein Wolpertin-
ger, obwohl ich glaube, dass das Modell mit dem Fonds,
das Sie gerade diskutieren, nicht in Bayern erfunden ist.
Für die, die es nicht wissen: Ein Wolpertinger ist ein Fa-
belwesen, das aus verschiedenen Tieren zusammenge-
setzt ist. Ich stelle es mir vor als ein Fabelwesen mit ei-
nem roten Kopf und einem schwarzen Körper.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Schaut aus wie Sie, genau wie Sie mit Hörnern! Künast mit Hörnern!)


Niemand weiß genau, was dieser Wolpertinger eigent-
lich ist und wie gefährlich er ist. So ist es mit Ihrem
Modell eines Fonds für die Gesundheitspolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Fonds ist ja erst einmal nichts anderes. Den kann
man ja an sich nicht kritisieren – da haben Sie Recht,

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(C (D rau Merkel –, weil er ja nichts anderes als eine Hülle st, die ein wenig der Gesichtswahrung für beide Seiten ient, weil man weder Kopfpauschale noch Bürgerversiherung sagen will. Es kommt jetzt aber darauf an, was arin steckt. Ist das mehr als eine neue Megabehörde, die elder einnimmt und dann wieder verteilt? Lösen wir ier irgendein Problem oder werden die gesetzlich Versiherten am Ende nur dreifach abkassiert, indem sie Beiräge zahlen, indem sie das System über Steuern mitinanzieren und – hier habe ich aufgrund der hohen elastungen besonders für die AOKler Befürchtungen – ine kleine Kopfpauschale à la Kauder obendrauf finanieren? Das wäre nicht gerecht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie reden wie der Blinde von der Farbe!)


Wir sagen auch: Die privat Versicherten dürfen nicht
nbehelligt bleiben. Man muss mindestens an die Versi-
herungspflichtgrenze heran. Für uns ist klar – ich versu-
he jetzt einmal, in Ihrem System zu bleiben –: Eine gute
esundheitsreform darf nicht einseitig nur zulasten der
ersicherten gehen. Es muss mehr Wettbewerb zwischen
llen produziert werden, vor allem unter den Ärzten und
nter den Apotheken, und die Effizienzpotenziale müs-
en endlich genutzt werden.

Lassen Sie mich noch eines dazu sagen: Eine wirklich
roße Gesundheitsreform braucht ein Präventionsge-
etz; denn zwei Drittel der Kosten entstehen durch chro-
isch-degenerative Erkrankungen, die einer ordentlichen
räventionsarbeit bedürfen und die gerade die sozio-
konomisch schwachen Schichten belasten. An dieser
telle sage ich Ihnen: Nur dann, wenn Sie in der Lage
ind, dieses Gesamtpaket vorzulegen, erreichen wir eine
irklich gute Umstrukturierung unseres Gesundheitssys-

ems.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Merkel, wenn ich mir andere Politikbereiche an-
chaue, dann muss ich sagen: Anders als das Team von
linsmann kommen Sie hier langsam in die gefährliche
one. Sie haben nämlich lauter Ausfälle in Ihrem Team.

Der erste Ausfall ist der Wirtschaftsminister.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie heißt der denn?)


ch kann Ihnen nur sagen: Die Kabarettisten in dieser
epublik machen ihn immer nach und müssen gar nicht

agen, wen sie vorführen. Ein großes Gähnen genügt.
iesen Mann hört man immer nur dann, wenn es darum
eht, dass man die Laufzeiten der Atomkraftwerke ver-
ängern müsse. Gerüchteweise – ich gebe zu: gerüchte-
eise – kümmert er sich jetzt auch um Ausbildungs-
lätze.

Herr Glos, ich sage Ihnen: Nutzen Sie gleich das Ende
er Debatte und gehen Sie dort drüben in die Arena von
didas. Bezüglich der Ausbildungsquote ist das Unter-
ehmen das absolute Schlusslicht. Sie können dort
leich einmal sagen: Wer hier vor diesem Hohen Hause
ine Arena aufbaut, der muss die Mindestanforderung,






(A) )



(B) )


Renate Künast
nämlich eine entsprechende Ausbildungsquote, erfüllen.
Hier könnten Sie einmal etwas tun, Herr Glos.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Herr Glos, wenn Sie dann noch Zeit haben, dann tun
Sie endlich auch einmal etwas für sinkende Strom-
preise. Wir haben von den Monopolen die Nase voll.
Die Netzagentur braucht unsere Unterstützung. Auch
dort müssen Sie einfordern, dass die Preise herunterge-
hen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn wir uns die Ausfälle in diesem Kabinett an-
schauen, dann müssen wir natürlich auch ein Wort zu
Herrn Jung sagen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ein guter Mann!)


Herr Jung ist der Nächste, der in diesem Kabinett offen-
sichtlich überfordert ist.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sie sind als Sprecherin der Grünen überfordert!)


Er war beim Kongoeinsatz überfordert und beim Thema
Weißbuch setzt er jetzt ein heilloses Gemurkse in Gang.
Ich sage Ihnen: Wir erwarten, dass diese Strategien zur
Sicherheitspolitik in diesem Parlament diskutiert werden
und dass wir darüber reden, ob diese Entgrenzung des
Verteidigungsbegriffs richtig ist. Nicht jedes Sicherheits-
problem in dieser Welt kann und darf man mit dem Mili-
tär lösen. Das muss in einem solchen Papier auch stehen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die meisten Militäreinsätze in der deutschen Geschichte wurden von Herrn Fischer vorbereitet!)


Zur Sicherheitspolitik gehören auch Entwicklungspo-
litik und eine nachhaltige Ressourcenpolitik, damit sich
die Länder entwickeln und Arbeitsplätze schaffen kön-
nen. Auf diese Art und Weise kann und muss man Kon-
flikte entschärfen bzw. gar nicht erst entstehen lassen.
Deshalb findet dieses Weißbuch Ihres Herrn Jung unser
definitives Nein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Es findet? Wer suchet, der findet!)


Wir erwarten, dass Sie die alltäglichen Sorgen der Men-
schen ernst nehmen und darauf reagieren.

Lassen Sie mich an dieser Stelle einige Worte zu
Hartz IV sagen. Mich stinkt an, wie Sie hier flächende-
ckend eine Missbrauchsdebatte organisieren. Das ist ab-
gedroschen und falsch. Es gibt für diesen Missbrauch
keine Belege, im Gegenteil.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Die Wahrheit ist, dass die Förderung überhaupt nicht
stattfindet. Viele Arbeitslose warten Wochen und Mo-

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(C (D ate auf Eingliederungsgespräche und -vereinbarungen, ber nichts passiert. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das sehen wir genauso wie Sie! Das wird von uns nachhaltigst kritisiert!)


ir alle miteinander warten auf wirkliche regionale Ar-
eitsmarktpolitik und den Wettbewerb um die besten In-
egrationslösungen. Wir warten auf eine Einschränkung
ei den 1-Euro-Jobs, weil diese im wahrsten Sinne des
ortes missbraucht werden, um reguläre Arbeitsplätze

u ersetzen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das kritisieren wir genauso wie Sie!)


Das diskutiere ich gerne auch mit Ihnen, Sie Dauer-
wischenrufer. Wir stellen Ihnen gerne unser Progressiv-
odell vor. Das schafft neue Jobs bei den Niedrigquali-

izierten, und zwar ohne Mitnahmeeffekte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie, Frau Merkel, haben uns gerade im Blick auf die
DP bei Hartz IV Sand in die Augen gestreut, indem Sie
esagt haben, Sie wollten die Gelder, anders als die FDP,
ndlich für die Langzeitarbeitslosen einsetzen. Wahr ist:
hre Fraktion organisiert da wieder Taschenspielertricks.
iese 6,5 Milliarden Euro für aktivierende Maßnahmen
ollen Sie nicht entsprechend investieren, sondern
aushaltslöcher damit stopfen. Die Mehrkosten beim
LG II sollen aus den Fördermitteln finanziert werden
önnen. Einer solchen Regelung werden wir nicht zu-
timmen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Darauf kommt es Gott sei Dank nicht an!)


ieses Geld gehört den Langzeitarbeitslosen und muss
reativ dafür eingesetzt werden, um ihnen zu helfen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mein letzter Satz


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)


ilt dem Bundesumweltminister. Die Probleme der Kli-
afolgen sind von zentraler Bedeutung. Das Wasser

teigt immer höher und wird uns irgendwann bis zum
alse stehen. Ich muss Ihnen sagen: Trotz der wunder-
aren Rhetorik des Bundesumweltministers steht auch
ieser Mann im Verdacht, ein Ausfall zu werden. Reden
llein reicht nicht. Zu REACH hat er sich nicht als Öko-
oge geäußert, sondern war in Brüssel faktisch der Ver-
reter der Chemielobby. Beim zweiten Nationalen Allo-
ationsplan zum Emissionshandel – das ist das
chlimmste – verteilt er Gratiszertifikate. Der „Tages-
piegel“ vom heutigen Tage titelt zu Recht: Hier wird
er Klimaschutz aufgegeben, um die Industrie zu scho-
en.

Dann haben Sie noch die Dreistigkeit, anzubieten, ei-
en nationalen Fahrkurs einzuführen. Ich sehe das schon
or mir: Wir alle machen einen Kurs für besseres Auto-
ahren, damit wir vorsichtiger anfahren, um einen Trop-
en Sprit einzusparen. Ich halte eine ordentliche Fahr-
eise für richtig. Aber es ist eine Schildbürgerbotschaft,






(A) )



(B) )


Renate Künast
zu sagen: Wir schonen die Industrie und ersparen ihr
Vorschriften zur Reduktion. Mutlos wie Sie sind, trauen
Sie sich nicht einmal, die Zertifikate zu versteigern, um
endlich Wettbewerb zu erreichen. Stattdessen sollen die
Autofahrer an der Ampel nicht so scharf Gas geben. Das
ist albern. Das ist keine Klimapolitik. Wenn Sie so wei-
termachen, Herr Gabriel, haben Sie den Namen „Bun-
desumweltminister“ nicht verdient.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Mit Blick auf den G-8-Gipfel erwarte ich von Ihnen,
Frau Merkel, dass Sie dort tatsächlich eine konsistente
Energiepolitik machen und dafür sorgen, dass in den
nächsten Jahren die G-8-Staaten nicht wie bislang ge-
plant Gelder in Höhe von 17 000 Milliarden US-Dollar
– das ist 70 Mal so viel wie der Bundeshaushalt – für
Atomkraft und die Erschließung der letzten Öl- und Gas-
reserven ausgeben. Vielmehr fordere ich Sie auf: Legen
Sie ein international abgestimmtes und gutes Konzept
vor, das Gelder für Investitionen in erneuerbare Ener-
gien, Energieeffizienz und -einsparmaßnahmen vorsieht.
Das ist für die Kunden und für die Wirtschaft bei uns
wegen der hohen Rohstoffkosten gut. Das schafft am
Ende auch Arbeitsplätze. Genau das wollen die Men-
schen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mein Fazit dieser sieben Monate der so genannten
großen Koalition ist: Viel mehr als den kleinsten ge-
meinsamen Nenner haben Sie nicht erreicht. Wir stellen
unsere Konzepte dagegen. Ich sage Ihnen ganz klar: Fin-
den Sie endlich den Mut und die Kraft, die Dinge anzu-
packen! Hören Sie auf, zu lavieren und zu moderieren!
Packen Sie die Dinge endlich ernsthaft an, aber machen
Sie das gerecht, statt neue Ungerechtigkeiten zu schaf-
fen!


(Anhaltender Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603901400

Das Wort hat der Kollege Volker Kauder, CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1603901500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir führen heute die zentrale Debatte über die
Frage, wie wir unser Land voranbringen können. Die
Regierung hatte dafür ein Konzept. Und sie hat für die-
ses Konzept einen Bundeshaushalt vorgelegt. Man darf
zwar von der Opposition erwarten, dass sie sich mit die-
sem Konzept und den damit verbundenen Fragen ausei-
nander setzt und ein Gegenmodell vorlegt. Aber gerade
für Sie, Frau Künast, gilt: Sie brauchen noch eine erheb-
liche Zeit in der Opposition, um klarer erkennen zu kön-
nen, was für unser Land wirklich notwendig ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Ich habe bei mancher Ihrer Äußerungen in der letzten eit – beispielsweise zur Integrationspolitik oder über ie Fehler, die in der Vergangenheit gemacht worden ind – gedacht, dass Sie erkannt hätten, dass sich in unerem Land etwas ändern muss. Aber Ihre heutige Rede rreicht nicht das intellektuelle Niveau, das wir brauhen, um Konzepte für unser Land zu entwickeln. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


An die FDP gewandt, möchte ich kurz auf eines hin-
eisen, Herr Brüderle: Sie haben in diesem Haus und

uch auf Veranstaltungen außerhalb festgestellt, dass die
on uns beabsichtigte Mehrwertsteuererhöhung nicht
n Ordnung sei. Man kann zwar darüber diskutieren, ob

ehrwertsteuererhöhungen ein geeignetes Mittel sind,
ber dann muss man auch sagen, welche anderen Mittel
ur Verfügung stehen. Wenn man die Ziele im Blick hat
den Haushalt zu konsolidieren,


(Ulrike Flach [FDP]: Sparen!)


as Land voranzubringen und vor allem dafür zu sorgen,
ass der Weg in den Verschuldungsstaat endlich beendet
ird –, dann gibt es dazu aus unserer Sicht keine über-

eugende Alternative.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Lassen Sie mich noch einen Punkt ansprechen, Herr
rüderle – wenn es nicht so traurig wäre, dann müsste

ch insgeheim schmunzeln –: Es ist auch keine Art und
eise der politischen Arbeit, einerseits gegen die Mehr-
ertsteuererhöhung zu wettern, aber andererseits in den
ändern, in denen Sie mitregieren, die aus dieser Steuer-
rhöhung zu erwartenden Einnahmen bereits in den
aushalt einzustellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben die Reden der Opposition gehört. Es lohnt
ich nicht, sich weiter damit auseinander zu setzen.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist arrogant!)


Wir legen heute einen Bundeshaushalt vor, der Teil
iner Gesamtstrategie ist, die darauf hinausläuft, unser
and voranzubringen und bessere Chancen für die Men-
chen in unserem Land zu erwirken. Dieser Bundeshaus-
alt ist ein Übergangshaushalt von der rot-grünen Bun-
esregierung zur jetzigen großen Koalition. Welche
usgangslage haben wir denn in der großen Koalition
orgefunden? Als Eröffnungsbilanz haben wir ein struk-
urelles Defizit von 60 bis 65 Milliarden Euro überneh-
en müssen.


(Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Nicht noch mehr!)


ann ein vernünftiger Mensch glauben, dass innerhalb
on sieben Monaten – diesen Zeitraum hatten wir bisher
ur Verfügung – ein so hohes strukturelles Defizit auf






(A) )



(B) )


Volker Kauder
null gefahren werden kann, Herr Brüderle? Traumtänzer
sind doch Realisten dagegen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dieser Übergangshaushalt zeigt schon die klare Rich-
tung, dass es mit der Verschuldung eben nicht so weiter-
geht wie bisher; wir beginnen vielmehr sehr konsequent
damit, den Haushalt zu konsolidieren.

Nun wird mir ständig – auch auf den Hauptversamm-
lungen der verschiedenen Verbände – die Frage gestellt,
wo eigentlich gespart worden ist.


(Zurufe von der FDP: Ja! – Richtig!)


Darauf kann ich nur antworten: Genauso wie ein
Blick in das Gesetzbuch die Rechtsfindung erleichtert
– das habe ich als Jurastudent schon im ersten Semester
gelernt –, erleichtert ein Blick in den vorliegenden Haus-
haltsentwurf, zu erkennen, welche Strukturen sich be-
reits verändert haben.

Ich nenne ein Beispiel – es ist nur eines von vielen –,
das belegt, wo wir zu strukturellen Veränderungen ge-
kommen sind und wo wir sparen. So wurden wir ständig
– auch von großen Industrieverbänden – aufgefordert,
die Eigenheimzulage abzuschaffen, weil dann ein zwei-
stelliger Milliardenbetrag eingespart werden könne. Wir
haben die Eigenheimzulage abgeschafft und werden si-
cherlich einen zweistelligen Milliardenbetrag einsparen,
aber nicht schon im Haushalt 2006. Die Herren haben
offenbar übersehen, dass es im ersten Jahr nur etwa
250 Millionen Euro sind. Der Weg ist aber richtig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Das haben wir immer gesagt!)


Ich darf daran erinnern – das alles wird sonst nicht ge-
sagt –, dass wir im Zusammenhang mit dem Haushalts-
begleitgesetz Sparmaßnahmen beschlossen haben. Dazu
bekennen wir uns und dazu stehen wir, auch wenn es
nicht einfach ist; denn diese Maßnahmen sind notwen-
dig. Ich nenne nur die Kürzung der Pendlerpauschale als
Beispiel. Glauben Sie bloß nicht, dass uns das leicht ge-
fallen ist! Wenn man aber einen stark ausgabengeprägten
Haushaltsplan hat, dann kann man die Ausgaben nicht
einfach auf null reduzieren; denn ansonsten fährt man
den Staat an die Wand. Schließlich haben wir es mit
Menschen zu tun, die einen Teil der infrage stehenden
Gelder bekommen und darauf vertrauen. Vielmehr gilt
es, zwei Dinge zu tun. Man muss auf der einen Seite die
Ausgaben langsam und sozialverträglich zurückfahren
und auf der anderen Seite die Einnahmesituation verbes-
sern. Beides tun wir mit dem Haushalt 2006.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603901600

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Kuhn?

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(C (D Ja. Bitte, Herr Kuhn. Herr Kollege, Sie haben beklagt, dass man nicht so chnell die geplanten Milliardenbeträge einsparen önne. Dafür haben Sie um Verständnis geworben. Ist hnen eigentlich bekannt, dass die Union spätestens seit 002 ein riesengroßes Paket von Einsparungsvorschläen im steuerlichen Subventionsbereich – das gilt auch ür die Eigenheimzulage – im Bundesrat systematisch lockiert hat und dass wir uns heute, haushaltstechnisch esehen, um viele Milliarden besser stünden, wenn Sie iese Blockadepolitik nicht betrieben hätten? (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das freut die Genossen!)

Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1603901700
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603901800
Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603901900


Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1603902000

Herr Kollege Kuhn, es war völlig richtig, dass wir uns

amals gegen die Streichung der Eigenheimzulage ge-
ehrt haben; denn wir haben gesehen, dass Ihre Regie-

ung die durch den Wegfall der Eigenheimzulage frei
erdenden Mittel nicht zum Einsparen, sondern zum
usgeben verwenden wollte.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Lachen beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Kuhn, ich sage Ihnen noch eines: Angesichts der
röffnungsbilanz, die wir vorgefunden haben, wäre es
innvoller gewesen, wenn Sie soeben geschwiegen hät-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU)


enn Sie waren im fraglichen Zeitraum nicht sieben
ahre in der Opposition, sondern an der Regierung und
ind damit auch für diese Bilanz verantwortlich.


(Beifall bei der CDU/CSU – Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Wir alle waren daran beteiligt! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Genossen, ihr müsst klatschen! Das ist euer Partner!)


Ich habe davon gesprochen, dass der Haushalt 2006
in Übergangshaushalt ist und dass mit diesem Über-
angshaushalt als Teil einer Gesamtstrategie bereits viel
rreicht wurde. Wenn ich in den Zeitungen lese, was al-
es über die Arbeit der großen Koalition gesagt wird,
ann habe ich den Eindruck, dass viele meinen, wir seien
chon über die Hälfte der Zeit hinaus. Tatsächlich regiert
ie große Koalition erst sieben Monate. In dieser Zeit
urden bereits große Dinge geleistet und vorangebracht.


(Rainer Brüderle [FDP]: Große Schulden!)


Die Mehrwertsteuererhöhung ist noch nicht einmal er-
olgt, Herr Brüderle. Haben Sie das noch nicht mitbe-
ommen? In welcher Realität leben Sie eigentlich?


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Volker Kauder
Was haben wir erreicht? Wir haben die Haushaltskon-
solidierung vorangebracht. Wir haben dafür gesorgt,
dass in diesem Land die Investitionen angekurbelt wer-
den. Dafür haben wir ein 25-Milliarden-Programm auf-
gelegt.

Sie haben das Stichwort Investitionen genannt. Es
gibt Investitionen in unserem Land, die nur die öffentli-
che Hand tätigen kann. Diese muss die öffentliche Hand
auch tätigen. Wir haben einen erheblichen Nachholbe-
darf bei unserer öffentlichen Infrastruktur, etwa im Stra-
ßenbau. Der Straßenbau wird nicht von der privaten
Wirtschaft finanziert, sondern von der öffentlichen
Hand. Deshalb ist es richtig, dass wir gerade in diesem
Bereich Geld in die Hand nehmen, um beim Ausbau der
Infrastruktur voranzukommen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein zentrales Aufgabenfeld unseres Zukunftsprojek-
tes, Deutschland voranzubringen – die Bundeskanzlerin
hat es angesprochen –, sind Forschung und Wissen-
schaft. Auch hier nehmen wir Geld in die Hand. Ich
warte darauf, dass die Wirtschaft sagt: An diesem Zu-
kunftsprojekt, Deutschland voranzubringen, beteiligen
wir uns im Bereich Wissenschaft und Forschung. Allein
können dies die öffentliche Hand und die Bundesregie-
rung nicht schultern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es gibt keinen anderen Bereich, wo ich so viele Mög-
lichkeiten sehe, voranzukommen und neue Chancen zu
ermöglichen. Es war früher unsere Stärke, dass infolge
qualifizierter Spitzenforschung auch entsprechende Pro-
dukte gefertigt wurden. Das hat den hochintelligenten
Leuten und denen, die dann produziert haben, Arbeit ge-
geben. Das müssen wir in unserem Land wieder errei-
chen. Dafür müssen Blockaden aufgehoben werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn wir darüber reden, dass wir Chancen für dieses
Land und für die Menschen in diesem Land ermöglichen
wollen, reden wir natürlich auch über die junge Genera-
tion. Die Bundeskanzlerin hat völlig Recht, wenn sie
sagt: Wir müssen dafür sorgen, dass junge Menschen
Ausbildungsplätze bekommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


In diesem Zusammenhang kann ich nur an die Wirt-
schaft appellieren, junge Menschen einzustellen, sie in
Ausbildungsverhältnisse zu übernehmen. Wir tun dies,
weil wir Verantwortung dafür tragen, dass junge Men-
schen in unsere Gesellschaft hineinwachsen können. Ich
werde nachher noch einige Sätze zum Thema Integration
sagen. Jetzt nur so viel: Wenn junge Menschen keinen
guten Start in die Gesellschaft haben, dann tun sie sich
auch mit der Integration schwer, egal ob sie Ausländer
oder Deutsche sind. Deswegen ist es so wichtig, jungen
Menschen Zukunftschancen in diesem Land zu geben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Bei der Frage der Ausbildungsplätze geht es allerings noch um ein bisschen mehr und das möchte ich der eutschen Wirtschaft sagen. Ich habe den Eindruck, dass as Handwerk in unserem Land dies gut verstanden hat. s geht darum, ein Ausbildungssystem, das eine gute ischung aus staatlicher Ausbildung und betrieblicher usbildung darstellt, ein Ausbildungssystem, das eben icht nur „Staat“ heißt, auch für die Zukunft zu erhalten. afür, dass dies gelingt, tragen beide Partner Verantwor ung: die Wirtschaft und wir. Ich hoffe, dass es gelingt, ieser Verantwortung, die wir für das System und für die ungen Menschen haben, in den nächsten Wochen auch erecht zu werden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Beim Sanieren sind wir auf dem Weg. Wir haben ge-
agt, dass wir den Haushalt 2007 so gestalten werden,
ass nicht nur die Maastrichtkriterien erfüllt sind, son-
ern dass auch die Grenze des Art. 115 Grundgesetz ein-
ehalten wird. Das ist ein ambitionierter Anspruch. Da-
it tun sich viele Länder, auch Länder, in denen die FDP

n der Regierung beteiligt ist, sehr schwer. Diesen An-
pruch zu erfüllen, bedarf der ganzen Kraft. Wir werden
en Bundesfinanzminister auf diesem Weg unterstützen.
er Haushaltsentwurf wird noch in diesem Jahr vorge-

egt. Ich kann Sie nur ermuntern, Herr Bundesfinanz-
inister: Bleiben Sie hart! Wir stehen an Ihrer Seite.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Zurufe von der FDP: Oh!)


Sanieren, investieren, reformieren: Über die Reform-
ufgaben, die sich uns stellen, hat die Bundeskanzlerin
ereits gesprochen. Da kann ich nur sagen: Wir haben in
er Koalitionsvereinbarung der großen Koalition ganz
enau festgelegt, wann wir welche Reform auf den Weg
ringen. Wenn die Damen und Herren in den großen
auptversammlungen, die im Augenblick stattfinden,

ragen, was bisher passiert ist und was wir auf den Weg
ebracht haben, dann kann ich nur sagen: Wir haben Ih-
en versprochen, dass es bis zum 1. Januar 2007 eine
eform des Gesundheitssystems geben wird und dass
ir dann die Unternehmensteuerreform beschlossen ha-
en werden, sodass Sie planen können. Nach meiner
enntnis haben wir jetzt aber noch nicht den 1. Januar
007, sondern gerade einmal Juni 2006.

Ich kann nur sagen: Wir werden unsere Zusagen ein-
alten. Alle überzogene Kritik, die jetzt erfolgt, ist we-
ig hilfreich und überhaupt nicht überzeugend.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zum Thema Gesundheitsreform hat die Bundeskanz-
erin alles gesagt.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Nichts hat sie gesagt!)


Bei der Unternehmensteuerreform sind wir gerade
abei, die Eckpunkte zu formulieren. Wir werden dafür
orgen müssen, dass wir eine Unternehmensteuerreform
urchführen, die die Kapital- und Personengesellschaf-
en, insbesondere den Mittelstand, das Rückgrat unserer






(A) )



(B) )


Volker Kauder
deutschen Wirtschaft, in gleicher Weise entlastet und
gleiche Situationen schafft.

Ich weiß, wie schwer es ist, die Gewerbesteuer zu
verändern. Auch die Kommunen haben keine leichte
Finanzsituation. Im Augenblick sprudeln die Gewerbe-
steuereinnahmen, was übrigens auch ein Zeichen dafür
ist, dass sich in unserem Land etwas bewegt. Wenn wir
an diesem Punkt Probleme haben, dann können wir die
Gewerbesteuer nicht weiter ausbauen und verfestigen;
dann können wir nicht viel verändern. Aber eine Gewer-
besteuer aufzubauen, die wieder Elemente der Substanz-
besteuerung enthält, nachdem wir die Gewerbekapital-
steuer gerade abgeschafft haben, ist nicht der Weg, den
wir von der Union uns vorstellen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Zur Gesundheitsreform – Herr Kollege Scholz hat
sie angesprochen –: Wir, auch der Kollege Struck, wis-
sen, dass wir hier eine gute Arbeit abliefern müssen, und
das werden wir auch tun. Alle können sich darauf verlas-
sen, dass wir hier zu einem guten Ergebnis kommen. Na-
türlich diskutieren wir offen miteinander darüber, wel-
chen Beitrag jeder in diesem System leisten muss. Wir
brauchen – ich bin froh, dass wir hier dieselbe Überzeu-
gung haben – mehr Wettbewerb im System. Dann – das
sage ich schon jetzt voraus – wird es auch nach der Re-
form eine private Krankenversicherung als Vollversiche-
rung geben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, die Föderalismusreform
ist angesprochen worden. Ich bin sicher, dass die große
Koalition auch bei diesem Thema ihre Reformfähigkeit
beweisen wird. Aber hier habe ich eine Bitte, Frau Bun-
deskanzlerin. Die Föderalismusreform zeigt, dass es not-
wendig ist, klar zu machen, welche Ebene was regeln
muss, damit die Transparenz gesichert ist. Sie, Frau Bun-
deskanzlerin, werden im ersten Halbjahr 2007 die EU-
Präsidentschaft führen. Große Projekte stehen an. Man
weiß, wie schwer die Aufgabe sein wird. Wir von der
Union haben die herzliche Bitte, dass Sie das Thema
Subsidiarität während dieser Präsidentschaft erneut an-
sprechen. Europa muss verstehen, dass es große Aufga-
ben zu bewältigen hat, die der Nationalstaat allein nicht
bewältigen kann. Ich denke beispielsweise an die Ener-
giepolitik – ein großes Feld, wie man an der derzeitigen
Entwicklung der Gaspreise sieht –, ich denke aber auch
an die Außenpolitik und die Sicherheitspolitik. Aber es
gibt Felder, um die sich Europa heute kümmert, um die
es sich aber nach dem Prinzip der Subsidiarität nicht zu
kümmern bräuchte und nicht kümmern dürfte. Ich bitte
Sie, das zum Thema zu machen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir wollen, dass Europa auch in den Köpfen der
Menschen wieder ein Zukunftsmotor wird. Wir wollen
an dem Satz festhalten können: Deutschland ist unsere
Heimat, Europa unsere Zukunft. Dazu gehört aber auch,
dass man das Gefühl der Menschen ernst nimmt, die den
Eindruck haben, dass die Europäische Union in der letz-

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(C (D en Zeit zu schnell gewachsen ist und wir zu wenig getan aben, um Europa intern zusammenzuführen. Auch da itte ich Sie, diesen Aspekt während der europäischen atspräsidentschaft einzubringen und zu berücksichtien. Liebe Kolleginnen und Kollegen, jenseits aller Wirtchaftsfragen, aller Haushaltsfragen und aller Finanzfraen gibt es Themen in unserer Gesellschaft, die die Menchen bewegen und die wir ernst nehmen müssen. Das st zum Beispiel das Thema der Integration. Wir erleben m Augenblick ein Land, das nicht schöner zeigen önnte, wie weltoffen es ist und wie wir mit Gästen in nserem Land umgehen. Ich bin stolz darauf, was zurzeit n diesem Land abläuft. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


iele Ausländer, die hierher kommen, sagen: Wir haben
ar nicht erwartet, dass wir so offen aufgenommen wer-
en. Auch von einer Dienstleistungswüste ist nichts zu
püren. Bis morgens um 3 Uhr werden die Menschen
berall bedient.


(Lachen und Zurufe von der FDP)


Wenn Sie einen Beitrag dazu geleistet haben, dann
eien Sie froh. Sie müssten mir aber noch sagen, wel-
hen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das wissen Sie ganz genau!)


Darüber können wir nachher reden. – Es herrscht also
ine super Stimmung in diesem Land.

Ich sage Ihnen aber: Wir müssen uns mit der Integra-
ion beschäftigen. Deswegen bin ich der Bundeskanzle-
in dankbar dafür, dass sie unsere Initiative aufgegriffen
at, einen Integrationsgipfel durchzuführen. Auf die-
em Integrationsgipfel müssen natürlich die Themen Bil-
ung und Sprache angesprochen werden; denn Bildung
nd Sprache sind die entscheidenden Voraussetzungen
afür, dass die Menschen Anteil an der Entwicklung un-
erer Gesellschaft nehmen können. Ich bin aber auch der
einung, dass auf diesem Integrationsgipfel deutlich ge-
acht werden muss, dass es um Fördern und Fordern ge-

en muss, dass Integration nicht nur eine Einbahnstraße
m Hinblick auf das Angebot unsererseits sein kann, son-
ern dass es auch eine Annahme dieses Angebots geben
uss. Wir müssen dafür sorgen, dass diese Angebote

uch angenommen werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zu diesem Integrationsgipfel gehört nach meiner
berzeugung auch, dass wir das Ausländerrecht darauf-
in überprüfen, wo die aktuellen Bestimmungen Integra-
ion erschweren. Diese müssen wir dahin gehend ändern,
ass sie die Integration erleichtern.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603902100

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen

ddicks?






(A) )



(B) )


Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1603902200

Ich bin in meiner Redezeit schon sehr knapp und will

die Redezeit meiner Kollegen, die noch sprechen wer-
den, nicht verkürzen.


(Lachen bei der FDP)


Zu den derzeitigen großen Problemen und den Hand-
lungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten sage ich:
Diese große Koalition macht ihre Aufgabe richtig. Wir
sollten von der Stimmung der Fußballweltmeisterschaft
etwas mitnehmen. Olaf Scholz hat gesagt: „you’ll never
walk alone“. Ich sage, es gilt auch ein anderer Satz, der
deutlich macht, was die Deutschen in diesem Tagen vor-
leben: „Steh auf, wenn du ein Deutscher bist! Nimm die
Sache in die Hand und bring das Land voran!“

Vielen Dank, liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603902300

Das Wort hat der Kollege Dr. Guido Westerwelle,

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1603902400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Ich will an das anknüpfen, was Herr Kollege
Kauder am Schluss seiner Rede gesagt hat; ich glaube,
das verbindet uns. Ich bin kein großer Fußballspezialist,
wie alle Redner vorher es augenscheinlich sind.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kein Neid!)


Deswegen kann ich auch keine Vergleiche anstellen.
Aber ich finde, Sie haben am Schluss Ihrer Rede eine
kluge Bemerkung gemacht. Sie haben dargestellt, wel-
che Stimmung derzeit in diesem Land herrscht. Nach
diesem großen Erfolg gestern und nachdem man gesehen
hat, wie bis tief in die Nacht auf den Straßen deutsche
Fahnen geschwenkt wurden, möchte ich an das Wort er-
innern, das der Präsident des Deutschen Bundestages
gestern zur Eröffnung der Haushaltsdebatte gewählt hat:
Das ist ein fröhlicher Patriotismus.

Ich möchte das jetzt in einen Zusammenhang mit dem
stellen, was wir von Gewerkschaftsfunktionären der
GEW lesen durften,


(Zurufe von der CDU/CSU: Ja!)


nämlich dass, wenn man die deutsche Nationalhymne
singe, man ein furchtbares Loblied singe. Heute habe ich
gelesen, dass die Jugendorganisation der PDS der Über-
zeugung ist, dass die schwarz-rot-goldene Fahne für
Ausgrenzung stehe.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Pfui!)


Ich empfinde es als eine wunderbare Freude, dass sich
unsere Bürger von solchen linken Dämlichkeiten nicht
beeindrucken lassen.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D Ich glaube, was hier stattfindet, wird uns noch lange eschäftigen. Bis vor wenigen Monaten haben wir es ja och erlebt, dass Bundesminister beim Singen der Natioalhymne die Zähne nicht auseinander gekriegt haben, eschweige denn die Hände aus den Hosentaschen. Da at sich einfach etwas zum Guten gewendet. Das ist aufeklärter Patriotismus; das ist ein europäischer Patriotisus, der uns Deutschen auch gut tut. Das sind Welt ffenheit und Toleranz. Das ist das Einzige, was ich kommentierend zur Fußallweltmeisterschaft sagen möchte. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Weiter so!)


Ich möchte gern an das anknüpfen, was die Bundes-
anzlerin, die sich ja überraschend früh zu Wort gemel-
et hat, am Anfang der Debatte vorgetragen hat. Sie,
rau Bundeskanzlerin, sprachen von einer „begrenzten
teuererhöhung“. Das ist ja, höflich formuliert, ein Akt
er babylonischen Sprachverwirrung. Man könnte es
uch Veräppelung nennen. Mir würden im Herrenkreise
uch andere Bemerkungen einfallen, die ich nicht sagen
arf, weil mich die Bundestagspräsidentin dann zu Recht
ügen würde. Bei der größten Steuererhöhung seit
ründung der Republik von einer „begrenzten Steuer-

rhöhung“ zu sprechen, ist eine schlichte Unverschämt-
eit.


(Beifall bei der FDP)


Es ist ja beeindruckend, dass – gestern von Herrn
ampeter, heute von der Bundeskanzlerin und eben
brigens auch von Herrn Kollegen Kauder – in Richtung
einer Fraktion gesagt worden ist: Die Regierungspar-

eien haben das große Ganze im Blick und die Opposi-
ionsparteien haben ja nur ihr kleines Partikularinteresse
m Kopf.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Ja, genau!)


Dazu fällt mir ein: Arroganz der Macht ist das eine,
roße Koalition heißt große Arroganz der Macht das an-
ere. Denn jeder Abgeordnete ist dem ganzen deutschen
olk verpflichtet. Wenn Sie nun behaupten, dass wir nur
inige wenige im Kopfe hätten und Sie für Deutschland
uständig seien, so verwechseln Sie das mit der Geistes-
altung eines absolutistischen Staates.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


er Staat sind nicht Sie; Sie sind die Regierung. Die
erden wir auch weiterhin kritisieren.

Um das auf den Punkt zu bringen: Der FDP die
egierungsfähigkeit abzusprechen, hat etwas Drolliges,
enn es aus den Reihen der Union kommt. Wir regieren

a in den drei großen Bundesländern zusammen fast die
älfte der gesamten bundesrepublikanischen Bevölke-

ung; 36 Millionen Menschen werden von uns gemein-
am in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und
iedersachsen regiert. Herr Kollege Kauder, da in Ihrem
eimatland Schwarz-Gelb an der Regierung ist und in
einem Heimatland Schwarz-Gelb an der Regierung ist,
issen wir beide: Man kann Deutschland auch anders






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
regieren als mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner der
großen Koalition.


(Beifall bei der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Aber bei starker Führung der CDU!)


Schließlich möchte ich auch noch an das anknüpfen,
was von Ihnen, Frau Bundeskanzlerin, zu Beginn der
Debatte eingeführt worden ist. Ich will Sie in diesem Zu-
sammenhang einfach daran erinnern, was Sie am 30. No-
vember des letzten Jahres in Ihrer Regierungserklärung
ausgerufen haben. Da waren Sie noch mutig; da haben
Sie gesagt: „Lassen Sie uns mehr Freiheit wagen!“ Ich
erinnere mich noch daran, dass meine Fraktion Ihnen an
dieser Stelle, obwohl wir ja Opposition sind, Beifall ge-
spendet hat, weil dieser Satz auch unserer Haltung ent-
spricht. Jetzt sind Sie etwas mehr als ein halbes Jahr im
Amt, je nachdem, wie man rechnet. Eines stellen wir
jetzt fest: Seitdem Sie regieren, Frau Bundeskanzlerin,
hat Ihre Regierung nicht mehr Freiheit gewagt. Sie ha-
ben den Bürgern mehr Unfreiheit gebracht.


(Beifall bei der FDP – Zurufe von der CDU/ CSU und der SPD: Oh!)


Sie haben in den wenigen Monaten Ihrer Regierungs-
zeit die größte Steuererhöhung in der Geschichte der Re-
publik beschlossen. Sie haben die größten Schulden
– darüber reden wir in dieser Woche – in Höhe von fast
40 Milliarden Euro aufgenommen. Sie haben – entgegen
allen Bekundungen gegen das Antidiskriminierungsge-
setz, die es vor der Wahl gab – beschlossen, die
Bürokratie auszuweiten.


(Jörg Tauss [SPD]: Oh!)


Jetzt haben Sie sich auf den Weg gemacht, einen Kassen-
sozialismus in der Gesundheitspolitik durchzusetzen


(Beifall bei der FDP – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


mithilfe von Fonds, mit enteignungsgleichen Eingriffen
bei den privat Versicherten, mit Steuererhöhungen, mit
mehr Bürokratie, mehr Schulden und Abkassieren. Das
ist mehr Unfreiheit und nicht „mehr Freiheit wagen“,
was Sie uns in diesem Hohen Hause versprochen haben.


(Beifall bei der FDP – Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Wir sind hier doch nicht im Bierzelt!)


Ich finde es sehr interessant, wie sehr Ihre jetzige
Politik mit dem kontrastiert, was noch bis zur Bundes-
tagswahl von uns gemeinsam vertreten worden ist. Lie-
ber Herr Kollege Scholz, einige Ihrer Ausführungen
fand ich zwar bemerkenswert; darauf kann ich gleich
noch eingehen. Dass aber ein Sozialdemokrat in dieser
Debatte die FDP kritisiert, weil wir das sagen, was Sie
selber bis zum Wahltag immer gesagt haben, nämlich
dass eine Mehrwertsteuererhöhung Arbeitsplätze kos-
tet, ist wirklich eine Form von Schizophrenie, die Ihnen
keiner durchgehen lässt, Herr Kollege Scholz.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Jetzt wollen wir einmal Folgendes festhalten. Sie ge-
hen mit dem größten Wahlbetrug der letzten Jahre an
die Öffentlichkeit. Sie sagen, das sei gar nicht anders

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(C (D öglich. Von der Frau Bundeskanzlerin konnten wir estern hören – wir beide hatten die Ehre, auf der Verantaltung des BDI zu sprechen –, Deutschland sei ein anierungsfall. Dabei haben Sie überrascht getan. Entchuldigen Sie, Frau Bundeskanzlerin, aber das war och die Ausgangslage, warum die CDU-Vorsitzende ngela Merkel, der CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber nd meine Wenigkeit seinerzeit auf einem Wechselgipfel in Programm mit niedrigeren, einfacheren und gerecheren Steuern, Abbau von Bürokratie, Liberalisierung es Arbeitsrechts sowie Schwerpunktsetzung auf neue echnologien und Forschung verabredet haben. Nichts on dem, was Angela Merkel in der Opposition an hehen Zielen gehabt hat, ist auf der Regierungsbank gelanet. Das empfinde ich als Enttäuschung. (Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD: Er macht immer noch „Wunden lecken“! – Immer nur rückwärts gewandt!)


Wir haben gestern gehört, dass der stellvertretende
orsitzende der SPD-Fraktion, Herr Kollege Poß, eine,
ie ich finde, geradezu unverschämte Beschimpfung des
errn Bundespräsidenten vorgenommen hat.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: „Schizophrenie“ war gerade höflich, oder?)


as Allermindeste, das man in dieser Debatte erwarten
arf, ist, Frau Bundeskanzlerin, dass Sie den Herrn Bun-
espräsidenten, den wir übrigens einmal gemeinsam ge-
ählt haben, vor diesen Beschimpfungen aus den Rei-
en der Koalition hier öffentlich in Schutz nehmen.


(Beifall bei der FDP – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


oalitionsfrieden ist das eine. Unser Staatsoberhaupt ist
ber ein Verfassungsorgan. Daher gehören sich solche
ntgleisungen nicht. Wenn es sich um eine andere Per-
on handeln würde, dann würden Sie es genauso sehen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Deutschland ist ein Sanierungsfall. Das ist der Aus-
angspunkt Ihrer Analyse. Ich glaube, da wird Ihnen
ittlerweile jeder in diesem Hause zustimmen. Die Ent-

ückung der Sozialdemokraten bei Ihren Ausführungen,
essen Schuld dies ist, war mit den Händen greifbar.


(Vorsitz: Präsident Dr. Norbert Lammert)


Aber schauen wir nach vorne und denken über die
rage nach, wie man dieses Problem Sanierungsfall
eutschland angehen soll. Das kann auf zwei Wegen ge-

chehen. Der eine Weg ist der, den Sie mittlerweile ge-
ählt haben. Sie setzen in Wahrheit auf mehr Staat und
ehr Staatswirtschaft. Dabei kommt folgender Kon-

truktionsfehler einer großen Koalition zum Tragen: In
iner großen Koalition haben nämlich die „Sozialdemo-
raten“ beider großen Parteien die strukturelle Mehrheit.
araus ergibt sich der eigentliche Fehler, dass niemand
ehr darauf achtet, dass Kompromisse in Richtung mehr
reiheit, mehr Eigenverantwortung und in Richtung
Privat kommt vor dem Staat“ gezogen werden. Das ist
s, was in Wahrheit fehlt.






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
Vor diesem Hintergrund können Sie, Frau Bundes-
kanzlerin, nicht sagen, die Opposition habe keine Alter-
nativvorschläge. Jedes Mal fragen Sie hier rhetorisch
für die Bürger, die uns zuschauen: Wo sind denn eure
Alternativen? Wir würden sie prüfen. – Was Sie dabei
verschweigen, ist, dass wir in all den unter Ausschluss
der Öffentlichkeit tagenden Ausschüssen, bei denen
keine Fernsehkameras zugegen sind und somit auch nie-
mand zuschauen kann, die Umsetzung unserer Alterna-
tivvorschläge beantragt haben und diese dort auch aus-
führlicher dargestellt haben, als wir es hier aufgrund der
geringen Redezeit als Oppositionspartei machen können.
Wir haben 500 Anträge im Haushaltsausschuss gestellt.
Sie sagen, das seien alles Kürzungsanträge, die aus Ihrer
Sicht nicht seriös seien. Das müsste ich im Rahmen des
politischen Meinungsstreites so stehen lassen. Aber dass
Sie auch die über 70 Anträge zum Haushalt mit einem
Einsparvolumen von mehreren Milliarden, die wir in den
Ausschüssen gestellt haben und die bis hin zu den For-
mulierungen dem entsprechen, was die Union in den
letzten Jahren als Opposition im Haushaltsausschuss be-
antragt hat, abgelehnt haben, zeigt, dass bei Ihnen der
Verstand in Wahrheit durch die Koalitionsräson domi-
niert wird. Das ist schlecht für Deutschland, meine sehr
geehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der FDP)


Sie wissen das und deswegen genieren Sie sich dafür ja
auch.

Wo ist die CSU geblieben? Sie hatte einmal im Zu-
sammenhang mit der Kandidatur von Strauß plakatiert
– als junger Student bin ich, wie es sich gehört, heftig
dagegen angegangen –: Freiheit statt Sozialismus! Die-
ses Plakat wird eines Tages einmal gegen Sie herausge-
holt.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie haben schon vieles herausgeholt!)


Das wird passieren.

Nein, wir haben etwas anderes gewollt. Lassen wir
einmal das Geplänkel weg und konzentrieren uns auf die
Sache. Ich will Ihnen einmal ein paar Beispiele nennen:


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Ein bisschen mehr hätten Sie schon zur CSU sagen können!)


Sie, Herr Kollege Steinbrück, haben gestern in der
Einbringungsrede zum Haushalt einen meiner Meinung
nach ganz wichtigen Punkt angesprochen, der es auch
wert wäre, hier im Bundestag besprochen zu werden. Sie
forderten, den Staat nicht schlecht zu machen, und kriti-
sierten, eine Allianz aus Opposition und Boulevard-
presse – so haben Sie es sinngemäß formuliert – ver-
greife sich an dem Ansehen des Staates, weil sie von
dem gefräßigen Steuerstaat spreche.


(Jörg Tauss [SPD]: Das tut die FDP!)


Ich sage Ihnen, lieber Herr Finanzminister, das ist aus
meiner Sicht zu kurz gegriffen. Wir werden als Opposi-
tion auch in Zukunft – das stellt die kontinuierliche Linie

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(C (D nserer Politik dar – jede Steuererhöhungspolitik kritiieren. In den letzten Jahren haben wir nämlich die Erahrung gemacht, dass Steuererhöhungen nie dazu geührt haben, dass die Staatsfinanzen in Ordnung kamen. ie Staatsfinanzen kommen nur in Ordnung, wenn Areitsplätze entstehen. Also muss alles unterlassen weren, was Arbeitsplätze kostet. Weil Steuererhöhungen ramatisch viele Arbeitsplätze kosten, muss man sie lasen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FDP – Zuruf der Abg. Petra Merkel [Berlin] [SPD])


Ich nenne Ihnen nun ein paar Unsinnigkeiten in Ihrem
aushalt, für die Sie die Verantwortung tragen. Wenn

ch das tue, ist das keine Kritik am Staat, die man verur-
eilen müsste. Nein, wir wollen einfach diese Ausgaben
icht. Sie wollen diese Ausgaben aus politischen Grün-
en; das ist Ihr gutes Recht. Sie haben eine große Mehr-
eit in diesem Hause und können es auch beschließen.
ber es muss erlaubt sein, dass wir als Opposition be-

timmte Einzelpunkte aufgreifen und angreifen.


(Zuruf von der SPD: Das ist doch keine Frage!)


Als Beispiel nenne ich die Tatsache, dass wir immer
och Entwicklungshilfe an China zahlen. Wir haben
m Haushaltsausschuss die Streichung dieser Hilfen be-
ntragt und hätten uns mit Ihnen auch über Übergangs-
risten und darüber, wie man dabei vorgehen kann, ver-
tändigen können. Tatsache ist, China ist mittlerweile
nser wichtigster Handelspartner in Asien. Es ist die
rittgrößte Handelsnation der Welt. Wir aber geben hun-
erte Millionen Entwicklungshilfe an China.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: 70 Millionen! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Zahlen müssen stimmen!)


ie bauen den Transrapid und steigen in die Weltraum-
ndustrie ein. Wir aber geben einem unserer stärksten
onkurrenten Entwicklungshilfe. Das ist Denken von
estern. Hier handelt es sich um einen Wettbewerber,
eine sehr geehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der FDP)


Ich darf Sie darauf aufmerksam machen, dass sich die
ntwicklungshilfe für China in den letzten drei Jahren
uf etwa 200 Millionen Euro belaufen hat. Sie haben da-
wischengerufen, es seien nur 70 Millionen. Das gilt nur
ür einen Ansatz. Insgesamt haben wir in den letzten
ahren etwa 2,8 Milliarden Euro Entwicklungshilfe an
hina gezahlt. Man kann natürlich so weitermachen.
an kann es auch ändern. Wir sind der Meinung, man

ollte es ändern.


(Beifall bei der FDP)


ie sind der Meinung, man solle es so lassen. Verantwor-
en Sie das gegenüber der Bevölkerung. Wir vertreten
ine andere Meinung. Deswegen sind wir nicht schlech-
ere Deutsche, Herr Finanzminister. Das möchte ich an
ieser Stelle klar sagen.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
Ich will auf einen weiteren Punkt eingehen. Sie sagen
ja, Sie würden jetzt die Staatsfinanzen konsolidieren.
Tatsache ist, Sie erhöhen die Steuern wie keine Regie-
rung zuvor, und Tatsache ist, dass Sie das nicht zuguns-
ten der jungen Generation tun nach dem Motto: Dann
machen wir weniger Schulden. Sie machen beides. Auch
die Nettokreditaufnahme ist so hoch wie nie zuvor: fast
40 Milliarden Euro. Das hat es noch nicht gegeben.
Große Koalition, große Schuldenmacherei – das ist es,
worüber wir hier reden müssten.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Nein,1996 waren Sie dabei, Herr Westerwelle! 41 Milliarden!)


Was bedeutet Ihre Politik für die Familien? Sie rüh-
men sich ja so wegen des Elterngelds. Niemand ist dage-
gen, dass Familienpolitik gemacht wird. Die Frage ist
nur, wie sie gemacht wird. Als staatliche Bevormun-
dung? Eigentlich müsste dem Staat jedes Kind gleich
viel wert sein. Das ist immer die klassische Haltung die-
ses Hohen Hauses gewesen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Und das von der FDP!)


Sie machen jetzt etwas ganz anderes. Sie sagen: Es be-
kommt Geld, wer das Familienmodell der Regierung in
der Erziehung verfolgt. Wir sagen: weniger Bevormun-
dung wäre besser. Das ist auch eine intelligente Fami-
lienpolitik.


(Beifall bei der FDP)


Was tun Sie stattdessen im Familienbereich? Ich
möchte in der Öffentlichkeit noch einmal Zahlen nen-
nen: Eine Familie mit einem Durchschnittseinkommen
von 40 000 Euro wird nur durch die Beschlüsse der letz-
ten Wochen eine Mehrbelastung in Höhe von 1 600 Euro
im Jahr haben.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Leider wahr!)


Ich möchte auch einmal erwähnen, was das für das
Handwerk und den Handel bedeutet, weil Sie sich
darüber wundern, dass im Augenblick so viel gekauft
wird. Das ist doch kein Wunder. Viele Leute wollen der
Mehrwertsteuererhöhung entgehen, von der sie wissen,
dass sie im nächsten Jahr kommt. Die Käufe werden vor-
gezogen. Umso leerer werden die Auftragsbücher in den
ersten beiden Quartalen des Jahres 2007 sein. Das sagen
Ihnen der Bundesbankpräsident, die FDP und die Wirt-
schaftsinstitute. Sie wollen es aber nicht hören und be-
schimpfen stattdessen die Opposition.

Ich möchte ein Beispiel anführen: Eine Familie will
einen Golf zu einem Preis von – das ist geschätzt –
20 000 Euro kaufen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist eine schmale Ausgabe!)


– Ja, Herr Kampeter, das ist die schmale Ausgabe; ich
bin sicher, dass Sie die nicht fahren.


(Heiterkeit bei der FDP)


Es gibt aber Familien, die weniger verdienen als ein Ab-
geordneter. – Diese Familie wird nur durch die Erhö-

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(C (D ung der Mehrwertsteuer 600 Euro mehr zahlen. Dieses eld nehmen Sie den Bürgern. 600 Euro, sechs Hunderturo-Scheine, mehr, wenn man sich ein Auto kauft, nur eil Sie nicht in der Lage sind, strukturelle Reformen es Haushaltes zu bewirken. Ich finde, das ist ein unantändiges Abkassieren der Bürgerinnen und Bürger. Das at mit wirtschaftlicher Vernunft und sozialer Gerechtigeit nichts zu tun. Herr Kollege Scholz, ich muss auch auf dieses Thema ingehen, weil Sie es angesprochen haben: Thema Steurn. Wir haben ein Konzept dazu vorgelegt. Es fehlt mir ie Zeit, es als Oppositionsabgeordneter vortragen zu önnen. Ich kann nicht wie Regierungsmitglieder belieig lange reden. Wir haben entsprechende Konzepte im aushaltsausschuss eingebracht. Nun aber zum Thema Bürokratie. Dass die Union egen das Antidiskriminierungsgesetz gewesen ist, issen alle. Aber bei allem Respekt, Herr Kollege cholz, wie kann man den Satz formulieren: Habt ihr etas für die Diskriminierung übrig? – Wenn es jemanden auch im Rahmen der heutigen Debatte – gibt, der sich anz persönlich mit Sicherheit immer gegen die Diskriinierung von Minderheiten aussprechen wird, dann bin ch es. Ich glaube, dass Sie mit diesem Antidiskriminieungsgesetz Minderheiten in Wahrheit nicht schützen, ondern ihnen schaden. it dieser Bürokratie und der Klagewelle von Opferveränden gegen den Willen des angeblich Diskriminierten erden Sie denen, die Sie schützen wollen, nur schaden. s ist in Wahrheit ein minderheitenschädliches Gesetz, as Sie hier beschließen. Lassen Sie uns darüber sprechen, wie bisher darüber edacht worden ist. Die Bemerkungen von Frau Merkel m Bundestagswahlkampf waren hinreichend bekannt. ir haben doch einmal gemeinsam das Antidiskriminieungsgesetz verhindert, weil wir es für zu bürokratisch ielten. Da Sie der FDP Vorwürfe gemacht haben, zitiere ch einige Aussagen. Schily: Die Rücknahme des Antiiskriminierungsgesetzes wäre ein echter Beitrag zum ürokratieabbau. – Das sagte er im März letzten Jahres. lement: Ich sehe das genauso wie der Kollege Schily. – teinbrück: Das Antidiskriminierungsgesetz in seiner etzigen Konzeption ist eine zusätzliche Belastung für ie Wirtschaft. Deshalb würde ich im Bundesrat diesem esetz nicht zustimmen. – latzeck: Wir sind ein völlig verriegeltes Völkchen georden. Was Deutschland wirklich nicht mehr gebrau hen kann, ist, auf Brüssel noch irgendwo einen Punkt raufzulegen. – Herr Ude, SPD-Oberbürgermeister in ünchen: Da haben sich Gutmenschen ausgetobt. – chöner hätte ich das gar nicht formulieren können. Dr. Guido Westerwelle Herr Beck, ich meine den großen Beck, den SPD-Vorsitzenden Beck, (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie groß ist er denn?)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


(Beifall bei der FDP)


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])





(A) )


(B) )


den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt
Beck, der damals zugleich stellvertretender SPD-Chef
war, sprach sich dafür aus, gesetzlich nur das zu regeln,
was die EU-Richtlinien zwingend vorgeben. Eigentlich
waren wir uns doch einig! Entsprechend sah auch Ihre
Regierungserklärung aus. Die EU-Richtlinie sollte eins
zu eins umgesetzt werden. Wenn Sie jetzt Bürokratie
draufsatteln, dann kritisieren Sie die FDP nicht dafür,
dass sie das anprangert!


(Beifall bei der FDP)


Weil Sie, Frau Bundeskanzlerin, gerade ganz Wichti-
ges mit dem Bundesumweltminister zu besprechen hat-
ten, komme ich auf eine Sache ganz kurz zu sprechen. Es
ist erstaunlich, wofür die Regierung Geld hat, zum Bei-
spiel für eine Broschüre gegen die Kernkraft. Die hat
jeder Zeitung beigelegen. Die kostete Geld, Tausende,
vielleicht sogar Hunderttausende.


(Zurufe von der SPD: Millionen! – Dr. Peter Struck [SPD]: Milliarden!)


– Nach sozialdemokratischer Rechnung wären das Mil-
liarden. Das ist wahr. – Da stehen Sie, meine Damen und
Herren, fröhlich beieinander. Herr Gabriel, der Umwelt-
minister, schreibt, wie klasse es sei, dass man aus der
Kernkraft aussteige,


(Jörg Tauss [SPD]: Da hat er Recht!)


wie notwendig das sei und dass die SPD schon seit Jah-
ren dafür sei.


(Beifall bei der SPD)


– Und die SPD klatscht. – Drei Tage später spricht un-
sere Bundeskanzlerin auf der Hannover-Messe und sagt:
Wissen Sie, ich glaube, wenn man den Klimaschutz
wirklich ernst nimmt, dann kann man auf die Kernkraft
nicht verzichten. –


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was gilt denn jetzt in dieser Regierung?


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das, was die Kanzlerin sagt!)


Gabriel grinst sich einen, was ich aus seiner Sicht verste-
hen kann. Das Mindeste, was man erwarten kann, ist,
dass Sie, Frau Bundeskanzlerin, dafür sorgen, dass Sie
wenigstens in Ihrer Öffentlichkeitsarbeit mit Rücksicht
auf das Portemonnaie der Steuerzahler eine einheitliche
Haltung vertreten. Das ist das Mindeste, was man von
Ihnen erwarten kann.


(Beifall bei der FDP)


Ich will mit einer Bemerkung zur Gesundheitspolitik
schließen. Es war eine brillante Verkleisterung, Herr
Kollege Kauder, die Sie uns geboten haben. Das zeigt,

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(C (D ass Sie ein sehr guter Redner sind. Es war toll, wie Sie as hier gemacht haben. err Fraktionsvorsitzender, das war toll und beeindrukend. Respekt gegenüber Ihrer Professionalität zolle ch Ihnen immer, auch wenn Sie Unfug machen. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Habe ich was falsch gemacht?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ber Sie, Herr Kauder, stellen sich hier hin und sagen,
ie Bundeskanzlerin habe zum Thema Gesundheit alles
esagt. Nichts hat sie gesagt.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Wo waren Sie denn?)


ie hat gar nichts gesagt, was irgendwie Substanz gehabt
ätte.


(Beifall bei der FDP – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Das haben Sie nicht verstanden!)


ie sagte: Vor dem Sommer werden wir das alles noch
ösen. Da gehen wir heran. – In Wahrheit haben die Zei-
ungen längst die Papiere. Oder wollen Sie sagen, dass
ie „Süddeutsche Zeitung“ in ihrer heutigen Ausgabe
ügt? Gibt es dieses Papier oder gibt es das nicht? Ist das
ine Regierungsausarbeitung oder lügt etwa die „Süd-
eutsche Zeitung“? Sie hätten die Gelegenheit wahrneh-
en können, etwas dazu zu sagen.


(Beifall bei der FDP)


ach den Plänen, die wir bisher kennen, wissen wir nur
ines: Nach der größten Steuererhöhung, dem Ausbau
on Bürokratie und der größten Verschuldung kommt
etzt in der Gesundheitspolitik noch einmal ein tiefer
riff in die Tasche der Bürger auf uns zu. Warum? Weil
ie nicht in der Lage sind, sich auf einen gemeinsamen
eformnenner zu verständigen. Jetzt wird eine Chimäre
eboren. Ein bisschen so und ein bisschen so, wie in der
teuerpolitik: Gibst du mir deine Mehrwertsteuererhö-
ung, gebe ich dir die Reichensteuer. Das machen Sie
etzt wieder in der Gesundheitspolitik. Sie fangen schon
ieder mit dem Abkassieren an. Es werden Fonds gebil-
et, und an die PKVs wird herangegangen, als ob es um
ie Kassen ginge, dabei geht es doch um die Versicher-
en; denen wird das Geld weggenommen.


(Beifall bei der FDP)


Eines sage ich Ihnen: Sie hätten Mut zur Reform der
ozialen Sicherungssysteme zeigen müssen. Sie hätten
agen müssen: Das ist mein Weg in der Gesundheitspoli-
ik. Stattdessen ringen Sie um einen faulen Kompromiss
inter verschlossenen Türen. Die Zeitungen bekommen
apiere zugesteckt, damit sich die Öffentlichkeit nachher
icht so aufregt, weil nicht ganz so dramatisch abkassiert
ird, wie die Horrorzahlen, die heute veröffentlicht wur-
en, vermuten ließen. Diese Regierung wagt nicht mehr
reiheit, es ist eine Regierung, die den Staat wichtiger
immt als die Gesellschaft und die Bürger. Deswegen,
egen dieser grundsätzlichen Haltung, lehnen wir den
aushalt Ihrer Regierung ab, Frau Merkel.


(Anhaltender Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603902500

Nächster Redner ist der Vorsitzende der SPD-Frak-

tion, Dr. Peter Struck.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Peter Struck (SPD):
Rede ID: ID1603902600

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

ren! Herr Kollege Westerwelle, ich fand es mutig, dass
Sie hier zugegeben haben, dass Sie nichts von Fußball
verstehen – im Gegensatz zu mir:


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Ich war einer der tragenden Spieler in der Bundestags-
mannschaft. Peter Rauen wird das bestätigen.


(Jörg Tauss [SPD]: Wovon versteht Herr Westerwelle etwas?)


Ich stimme Ihnen in einem Punkt, den Sie angespro-
chen haben, dennoch zu: Die Weltmeisterschaft ist für
uns ein Glückfall.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist wahr!)


Sie hat vor allem dem Land den Schleier der Miesma-
cherei weggerissen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Sie haben heute versucht, damit weiterzumachen.
Deutschland ist ein freundlicher Gastgeber. Die Fan-
meile in unmittelbarer Nähe zum Reichstag ist Tag für
Tag und Abend für Abend ein Beweis für ein fröhliches
Miteinander von Gästen und Gastgebern. Wir können
stolz auf unsere Deutschen sein, die unsere ausländi-
schen Kameraden und Freunde betreuen und sich mit ih-
nen zusammen über Siege freuen und über Niederlagen
trauern. Wir freuen uns, auch bei den nächsten Spielen,
mehr über Siege.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Kollege Westerwelle, Sie haben von der Enttäu-
schung auf der Regierungsbank gesprochen. Ich inter-
pretiere das so, dass Sie enttäuscht sind, dass Sie nicht
auf der Regierungsbank sitzen. Da wollten Sie ja gerne
hin.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Was hätten Sie eigentlich gemacht, wenn Sie regiert hät-
ten? – Ich will übrigens klar sagen: Die Aussage,
Deutschland ist ein Sanierungsfall, ist nicht die meine.
Das möchte ich unterstreichen.


(Beifall bei der SPD)


Deutschland war ein Sanierungsfall 1998.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Da haben wir zusammen mit den Grünen die Regierung
übernommen. Wir haben ordentlich regiert. Trotzdem
sage ich: Es gibt in diesem Land viel zu tun.

Was hätten Sie eigentlich gemacht, wenn Sie neben
Frau Merkel auf der Regierungsbank gesessen hätten?

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(C (D ch weiß ja nicht, ob Sie in das Kabinett hineingehen ollten. Es hieß ja, Sie hätten die Liste, wer was werden ollte, schon fertig. Stellen Sie sich vor, Sie hätten über ie Finanzen reden müssen. Wir haben eine Mehrwertteuererhöhung um 3 Prozentpunkte durchgesetzt. Ein rozentpunkt bringt dem Bund 4,7 Milliarden Euro. Das eißt, eine Erhöhung um 2 Prozentpunkte bringt 9,4 Miliarden Euro. Wenn Sie keine Steuererhöhung gemacht ätten, hätten im Bereich der geplanten Investitionen ,4 Milliarden Euro gefehlt. Wir haben ein Investitionsprogramm mit einem Voumen von 25,4 Milliarden Euro in den nächsten Jahren ufgelegt, das weitere Investitionen in einer Größenordung von 60 Milliarden Euro nach sich zieht. Hätten iese Investitionen nicht stattfinden sollen? Das ist eine Frage. Hätten Sie nicht Ihre Hand dafür gehoben, ass wir Maßnahmen zur Sanierung von Gebäuden subentionieren oder das Elterngeld einführen? All das wird och davon finanziert. Außerdem senken wir den Arbeitslosenversicheungsbeitrag um einen Punkt. Sind Sie dagegen, dass as geschieht? Ich frage angesichts des Gedröhnes, das ie mit Ihrem komischen Märchenbuch, mit Ihren An rägen, die Sie in den Haushaltsausschuss eingebracht aben, verursachen: Was würden Sie eigentlich tatsächich anders machen? (Beifall bei der SPD – Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Sehr gut!)


Ich greife einen Punkt heraus, der mich aufgrund mei-
er früheren Tätigkeit besonders beschäftigt. Die FDP-
raktion sagt: Wir kürzen bei der Bundeswehr um
Milliarde Euro. Die PDS-Fraktion fordert noch mehr:


(Zurufe von der LINKEN: Die Linke! – Das sollten Sie wissen! – Gegenruf des Abg. Jörg Tauss [SPD]: Wir sind die Linken!)


Milliarden. Dazu will ich Ihnen deutlich sagen: Was
lauben Sie, was die Soldaten in Afghanistan oder im
ongo von einer solchen Maßnahme halten? Es ist eine
nzumutbare Vorstellung, den Haushalt der Bundeswehr
m 1 Milliarde Euro zu kürzen. Das kann man niemals
kzeptieren. Das geht überhaupt nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Otto Fricke [FDP]: Wir müssen gar nicht in den Kongo!)


Wir haben eine internationale Verantwortung. Das
eiß doch jeder und auch Sie. Sie sind doch diejenigen
ewesen, die, als wir regiert haben, immer gesagt haben:
hr müsst mit dem Rumsfeld und dem Bush klarkom-
en; gebt mehr Geld für Verteidigung aus. Jetzt wollen
ie kürzen.

Weitere Kürzungsmaßnahmen aus Ihrem Märchen-
uch: 3 Milliarden Euro wollen Sie bei den Eingliede-
ungshilfen kürzen. Carsten Schneider hat schon ges-
ern in der Debatte darauf hingewiesen, dass 50 Prozent
ieser Eingliederungshilfen in Ostdeutschland ausgeteilt
erden. Sind Sie dafür, dass in dem Bereich noch här-

ere Kürzungsmaßnahmen durchgeführt werden? Das
ann doch nicht Ihr Ernst sein.






(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Abg. Otto Fricke [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Wollen Sie eine Zwischenfrage stellen? Einen Augen-
blick noch. Setzen Sie sich noch einen Moment, Herr
Fricke, es dauert noch ein bisschen.


(Otto Fricke [FDP]: Ich kann auch im Stehen warten!)


– Ja, Sie können auch gern im Stehen warten.

Ich will Folgendes sagen: Wir, CDU, SPD und CSU,
haben 70 Prozent Mehrheit im Parlament. Das bedeutet,
wir können zum Beispiel Verfassungsänderungen allein
durchsetzen. Im Bundesrat ist die Situation so, dass die
Länderregierungen diese Koalition tragen. Es wird im-
mer Situationen geben, in denen ein Land, aus welchen
Gründen auch immer, beabsichtigt, den Vermittlungs-
ausschuss anzurufen, oder uns sagt, dass wir noch über
etwas reden müssen, bevor wir es im Bundestag be-
schließen.

Die jetzige Situation hatten wir seit der ersten großen
Koalition von 1966 bis 1969 nicht mehr. Das heißt für
mich, dass es eine große Verantwortung ist. Wenn nicht
diese große Koalition die Zukunftsfragen der Nation
löst, wer löst sie dann? Das heißt, wir sind wirklich zum
Erfolg verdammt. Das gilt für jeden Punkt, über den wir
zu diskutieren haben. Ich will die Opposition nicht klein-
reden. Ganz im Gegenteil: Ich respektiere Ihre Arbeit.
Das wissen Sie ganz genau. Aber auf uns kommt es jetzt
an.

Was sind die Zukunftsfragen der Nation? Versetzen
wir uns einmal in die Lage eines normalen Menschen,
der seinem Beruf nachgeht oder einen Arbeitsplatz
sucht. Was erwartet er von uns? Er erwartet von uns,
dass wir folgende Probleme lösen:

Erstens erwartet er, wenn er arbeitslos wird oder be-
reits arbeitslos ist, dass wir ihm helfen, einen Arbeits-
platz zu finden. Die Maßnahmen, die wir jetzt mit
Hartz IV bei der Zusammenlegung von Arbeitslosen-
hilfe und Sozialhilfe begonnen haben, sind absolut rich-
tig. Die Debatte, die vor einiger Zeit über Hartz IV ge-
führt worden ist, war falsch. Es war eine richtige
Maßnahme, zu der wir stehen. Es war keine falsche
Maßnahme.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Übrigens war es im Vermittlungsausschuss so – das wis-
sen auch Sie –, dass die damalige Opposition, die CDU/
CSU, zugestimmt hat.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603902700

Herr Kollege Struck, besteht denn die Aussicht, dass

Kollege Fricke seine Frage noch vor dem Ende Ihrer
Rede stellen kann?


Dr. Peter Struck (SPD):
Rede ID: ID1603902800

Ich verfolge gerade meinen Gedankengang. Herr

Fricke, Sie können es vielleicht nachher noch einmal

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(C (D ersuchen. Ich bin jetzt gerade bei einem anderen hema. Sie kommen aber wirklich noch dran. Ich habe s ja zugesagt. Wir sprechen in diesem Zusammenhang auch über ptimierungsgesetze. Wir haben über das Hartz-IVptimierungsgesetz entschieden. Ich will gar nicht ver chweigen, dass in meiner Fraktion natürlich heftige Deatten darüber geführt wurden. Auch bei den Kolleginen und Kollegen von den Gewerkschaften gab es ebatten. Aber ich muss sagen: Ich kann überhaupt icht verstehen, dass das Optimierungsgesetz, das Franz üntefering vorgelegt hat, so umstritten gewesen ist, nd zwar auch bei den Gewerkschaften, weil es dabei och darum geht, einen besseren Verwaltungsablauf zu rreichen. Es geht auch darum, dass man jemanden – obohl Renate Künast Recht hat, wenn sie die Größenordung des Missbrauchs anspricht –, der eine zumutbare rbeit zwei oder drei Mal ablehnt, auch mit entspre henden Sanktionen belegt. Das Geld, das die Arbeitsgentur oder die Argen vergeben, ist doch Steuerzahlereld. Es geht darum, dass wir eine gerechte Lösung inden. Dieses Optimierungsgesetz war also richtig und ir werden, wenn es nötig ist, noch weitere Schritte geen. Es gibt einen laufenden Überprüfungsprozess, den er Arbeitsminister durchführt. Das zweite Hauptthema, das die Menschen beschäfigt, ist: Was passiert mit mir, wenn ich krank werde? Jeer von uns kann in diese Situation geraten. Das wissen ie. Wir müssen darauf achten, welche Sorgen die Menchen haben. Was ist die Sorge der Menschen? Die orge ist: Bin ich so krankenversichert, dass wirklich ede Krankheit, die mich befallen kann, entsprechend en ärztlichen Regeln behandelt wird? Mit anderen Woren: Erhalte ich das, was medizinisch notwendig ist, unbhängig davon, wie alt ich bin und ob ich arm oder eich bin? Die Ziele der Gesundheitsreform müssen sein – hier ind wir uns einig –: Erstens. Jeder muss krankenversihert sein. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Otto Fricke [FDP]: Danke!)


(Beifall des Abg. Olaf Scholz [SPD])


(Beifall bei der SPD)


egenwärtig sind ungefähr 400 000 Menschen nicht
rankenversichert. Das muss in Form eines Kontrahie-
ungszwangs für die Krankenversicherungen organisiert
erden.

Zweitens. Jeder muss die medizinisch notwendigen
eistungen erhalten. Wir wollen keine Zustände wie
um Beispiel in Großbritannien. Dort kommt es vor,
ass man drei oder vier Monate auf einen Operationster-
in warten muss oder dass sich ein 70-Jähriger die

ünstliche Hüfte, die er braucht, selbst kaufen muss. Sol-
he Zustände wollen und werden wir in Deutschland
icht bekommen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
Die dritte Frage, die die Menschen neben den Themen
Arbeitslosigkeit und Krankheit bewegt, bezieht sich auf
die Rente: Was geschieht, wenn ich alt bin? Sowohl
durch die Debatten der letzten Zeit als auch durch die
Diskussionen, die wir in den letzten zehn Jahren, also
schon zu Helmut Kohls Regierungszeit, geführt haben,
weiß jeder, dass die Leistungen der gesetzlichen Renten-
versicherung nicht ausreichen werden, um den Lebens-
standard, den man während des aktiven Arbeitslebens
hatte, im Alter zu halten. Warum das so ist, brauche ich
nicht zu erläutern. Das hat unter anderem mit der demo-
grafischen Entwicklung und mit der Arbeitsmarktent-
wicklung zu tun. Das ist bekannt.

Deshalb hat die vorherige Koalition aus SPD und
Grünen die Riesterrente eingeführt. Sie wird gut ange-
nommen und ist auch in der Unionsfraktion akzeptiert.
Hier müssen wir noch mehr tun. Klar ist – darüber wurde
in den Koalitionsverhandlungen diskutiert und das ist
umfangreich kommentiert worden –, dass wir länger ar-
beiten müssen. Franz Müntefering hat die mutige Ent-
scheidung getroffen, öffentlich darüber zu sprechen,
dass bis zum Alter von 67 Jahren gearbeitet werden
muss und ab wann diese Regelung gilt. Das hat natürlich
keinen Jubel hervorgerufen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Bei den Sozis schon!)


Das ist logisch. Dass darauf vonseiten der PDS-Fraktion
mit gnadenlosem Populismus reagiert wurde, war nach-
vollziehbar. Aber das ist keine Lösung. Wir müssen also
länger arbeiten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Welche Funktion hat eine Haushaltsdebatte? Da ich
im Deutschen Bundestag schon an 25 Haushaltsdebatten
teilgenommen habe – ich meine die zweiten und dritten
Lesungen –, kann ich Ihnen mitteilen: Die normale
Funktion dieser Debatte besteht darin, dass die Regie-
rung sagt, dass sie alles eigentlich ganz gut macht – Frau
Merkel, Ihr Amtsvorgänger hat immer gesagt, dass seine
Regierung eigentlich sehr gut ist; Sie sind im Augen-
blick noch ein bisschen bescheidener –,


(Vereinzelt Heiterkeit)


und dass die Opposition sagt, dass alles, was die Regie-
rung macht, falsch ist.

Im Hinblick auf die Opposition muss ich feststellen:
Sie sprechen immer nur von der Mehrwertsteuererhö-
hung. Aber irgendwann müssen Sie dieses Thema ver-
gessen, Herr Westerwelle. Dann muss Ihnen etwas ande-
res einfallen. Im nächsten Jahr können Sie nicht mehr
auf die Mehrwertsteuererhöhung verweisen. Dass Sie
das im Moment machen, kann ich aber verstehen.

Die Mehrwertsteuererhöhung ist niemandem leicht
gefallen. Da wir jedoch gleichzeitig die Beiträge zur Ar-
beitslosenversicherung senken und das Investitionspro-
gramm finanzieren, legen wir das Geld der Bürger, das
wir durch die Mehrwertsteuererhöhung einnehmen, ver-
nünftig an.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


Nun zu den Kleinigkeiten, über die sich die Opposi-
ion aufregt. Weil es in den Zeitungen steht und viel da-
über geredet wird, zum Beispiel in Hintergrundgesprä-
hen, ist bekannt, dass über ein Allgemeines
leichstellungsgesetz diskutiert wird. Ich weiß, dass die
nionsfraktion damit Probleme hat.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Richtig!)


ber wir haben Vereinbarungen getroffen. Die Koalition
ann nur dann durchhalten, wenn diese Vereinbarungen
ingehalten werden. Ich bin fest davon überzeugt, dass
ies geschieht und dass Volker Kauder sein Wort, das er
ir gegeben hat, hält;


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


enn andernfalls könnten wir nicht mehr zusammenar-
eiten. So ist das. An dieser Stelle möchte ich den Kolle-
en der CDU/CSU-Fraktion dafür danken, dass sie ihr
ort halten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das gilt aber auch für den Föderalismus! – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Das ist doch selbstverständlich!)


Ja, darauf komme ich gleich noch zu sprechen.


(Zuruf des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


Kollege Westerwelle weist zwar darauf hin, dass ihr,
evor wir unsere Vereinbarungen getroffen haben, etwas
nderes gesagt habt. Aber das ist in der Politik nun ein-
al so. Natürlich habt ihr in der Vergangenheit etwas an-

eres gesagt. Aber dann haben wir uns auf eine be-
timmte politische Lösung geeinigt.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ja! Aber wenn wir das hier ausbreiten, dann müssen wir es richtig ausbreiten!)


as hat auch etwas mit der Föderalismusreform zu tun.
uch darüber wird innerhalb der Koalition diskutiert;
as gebe ich gerne zu.

Frau Merkel, Sie haben es angesprochen und es ist
öllig richtig: Man darf das große Ziel nicht aus den Au-
en verlieren; ich schaue jetzt die Kritikerinnen und Kri-
iker in meinen Reihen an.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Herrn Tauss!)


Nicht nur Herrn Tauss; wir werden in der nächsten
oche darüber entscheiden. – Die Zielrichtung – weni-

er zustimmungspflichtige Gesetze und eine klare Ver-
eilung der Kompetenzen zwischen Bund und Ländern –
st absolut richtig und dabei bleibt es auch.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ber man muss schon darüber diskutieren, ob es richtig
st, manche Kompetenzen vom Bund auf die Länder zu
erlagern. Wir haben – das wissen Sie genau – ein sehr
mfangreiches Anhörungsverfahren durchgeführt, wie
s das in der Geschichte des Bundestages noch nicht ge-






(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
geben hat: 100 Sachverständige, nicht nur von den Frak-
tionen, sondern auch vom Bundesrat benannt, haben in
diesem Raum manchen Punkt sehr kritisch bewertet.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: So ist es! Wir haben es alle gehört!)


Wir haben alle, soweit wir es konnten, zugehört, und un-
sere Expertinnen und Experten haben uns darüber be-
richtet. Es kann aber nicht sein – das will ich deutlich sa-
gen –, dass wir diese Anhörung just for show gemacht
haben, vielmehr nehmen wir das, was hier vorgetragen
wurde, ernst.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Aber wir alle in diesem Raum wissen doch auch: Von
dem, was im Hinblick auf die Föderalismusreform dis-
kutiert wird, wird einiges vom Bundesrat akzeptiert wer-
den können und einiges nicht; das ist so. Hier verlaufen
die Grenzen doch nicht zwischen SPD und CDU/CSU
einerseits und der Opposition andererseits, sondern die
Grenzen verlaufen zwischen Bundestag und Bundesrat.


(Bodo Ramelow [DIE LINKE]: Auch, ja!)


– Auch. Aber im Wesentlichen scheiden sich die Mei-
nungen doch gerade an dem Punkt, über den wir hier kri-
tisch diskutieren.

Also: Ich weiß genau, wir bekommen nicht alle un-
sere Änderungswünsche durch. Übrigens ist es nicht so,
dass nur meine Fraktion gerne etwas geändert hätte – es
gibt auch Kolleginnen und Kollegen der CDU/CSU-
Fraktion, die gern etwas geändert hätten.


(Jörg Tauss [SPD]: Viele Vernünftige!)


Sie verstecken sich im Moment nur hinter uns, weil sie
sich sagen: Lass mal die Sozis vorangehen!


(Volker Kauder [CDU/CSU]: So mutlos sind wir nicht!)


Und auch in der FDP wird vieles kritisch diskutiert; das
weiß ich.

Trotzdem bin ich der festen Überzeugung, dass wir
eine Föderalismusreform – über die wir ja in der nächs-
ten Woche zu entscheiden haben – brauchen. Wir brau-
chen sie, um die Regierung unseres Landes schneller
handlungsfähig zu machen. Die Einzelheiten müssen wir
noch bereden.


(Beifall des Abg. Olaf Scholz [SPD])

– Etwas spröde, kann man sagen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Besonders bemerkenswert ist, dass der Beifall auf diesen Satz kommt!)


– Ich kriege das schon hin in meiner Fraktion.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir verlassen uns da auf Sie!)


– Das denke ich schon. Ich nehme meine Verantwortung
als Fraktionsvorsitzender wahr und will dazu gleich ein-
mal etwas sagen.



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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir nehmen Sie beim Wort!)


Ich mache das schon.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Die Koalitionsverhandlungen werden hier allmählich öffentlich! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist das für ein Plauderton?!)


an muss natürlich auch sagen, dass wir, was die Föde-
alismusreform angeht, am Freitag in einer Woche eine
usführliche Debatte brauchen. Denjenigen Kolleginnen
nd Kollegen, die Bedenken haben, muss wirklich die
hance gegeben werden, ihre Änderungswünsche im
lenum darzustellen.

Trotzdem muss sich am Ende jeder – ich schaue jetzt
n Richtung der FDP, weil ich weiß, dass es auch dort
echtsexperten gibt, die viele Fragen haben – die Frage

tellen: Sollen wir trotz Bedenken an einzelnen Stellen
die jeder haben kann – das Gesamtpaket scheitern las-

en?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein!)


Meine Position ist auch: Nein. Aber ich setze voraus,
ass wir noch Gespräche zu führen haben, auch mit dem
undesrat, um auszuloten, was machbar ist und was
icht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zu Beginn der Debatte, als der Entwurf der Föderalis-
usreform eingebracht worden ist, da hieß es: Nichts
ird geändert, das steht im Koalitionsvertrag, der Bun-
esrat hat so beschlossen. – Deshalb bedanke ich mich
ei denjenigen, die dazu beigetragen haben, dass es eine
ffenere Debatte gibt und dass die harte Ablehnung in-
wischen aus der Welt ist. Dafür herzlichen Dank!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will noch auf den Kollegen Kauder eingehen, weil
r im Zusammenhang mit der Unternehmensteuerre-
orm etwas zu aktuellen Fragen wie der Zukunft der Ge-
erbesteuer gesagt hat. Ich habe jahrelang Kommunal-
olitik betrieben – ich war 20 Jahre im Kreistag – und
ill für meine Fraktion und sicher auch für den Finanz-
inister deutlich machen: Ich bin nicht bereit, die Ge-
erbesteuer in irgendeiner Weise aufzugeben, solange es
icht eine bessere Alternative dazu gibt. Ich sehe keine
essere Alternative.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


an kann über vieles sprechen. Das werden wir auch
un.

Ich möchte eines gleich klarstellen. Herr Finanzmi-
ister Steinbrück, der Herr Kollege Kauder hat Ihnen
eine uneingeschränkte Solidarität zum Haushaltsent-
urf 2006 bekundet. Damit überhaupt kein Zweifel da-

an besteht: Ich möchte mich dieser uneingeschränkten
olidarität für die SPD-Bundestagsfraktion anschließen.






(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck

(Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das überlebt er nicht! Jetzt ist er fertig!)


– Nein, das glaube ich nicht.

Abschließend möchte ich sagen: Es ist der erste Haus-
halt dieser großen Koalition. Der zweite Haushalt, der
2007er-Haushalt, wird schwieriger. Darüber sind wir uns
– das gilt für alle, die auf der Regierungsbank sitzen, und
auch für uns – völlig im Klaren. Wir werden das schaf-
fen, weil wir wissen, dass wir unseren Auftrag erfüllen
müssen. Wir müssen das tun, was die Menschen in unse-
rem Land brauchen. Die SPD-Fraktion steht dazu bereit.


(Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603902900

Zu einer Kurzintervention erhält der Kollege Otto

Fricke das Wort.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1603903000

Herr Kollege, Herr Fraktionsvorsitzender Struck, Sie

hatten mir leider nicht die Möglichkeit gegeben, eine
Frage zu stellen. Deswegen muss ich jetzt diesen Weg
gehen.

Ich darf Sie als Erstes darauf aufmerksam machen,
dass die Änderungsanträge der FDP-Fraktion bezüglich
der Bundeswehr nicht die Ausstattung der Soldaten, son-
dern zum Beispiel Waffensysteme für Hubschrauber,
Waffensysteme für den Eurofighter und Ähnliches mehr
betreffen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Und die soziale Absicherung!)


Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir diese Dinge im
Kongo brauchen. Es wäre unverantwortlich, wenn wir so
etwas tun würden. Das nur zur Klarstellung.

Zweitens. Bekomme ich von Ihnen als Fraktionsvor-
sitzenden der SPD zum Thema Eingliederungshilfe, bei
dem Sie uns den Vorwurf machen, wir würden den Leu-
ten etwas wegnehmen, hier im Parlament die klare und
deutliche Aussage, dass die 6,5 Milliarden Euro, die für
die Eingliederungshilfe etatisiert worden sind und von
denen bisher übrigens nur ein Viertel verbraucht worden
ist, obwohl bereits die Hälfte des Jahres herum ist, nur
dafür und nicht für irgendetwas anderes ausgegeben
werden? Würde das Geld für etwas anderes ausgegeben,
dann wären unsere Anträge ja durchaus berechtigt.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603903100

Zur Erwiderung, Herr Kollege Struck.


Dr. Peter Struck (SPD):
Rede ID: ID1603903200

Herr Kollege Fricke, entschuldigen Sie, aber ich habe

wirklich vergessen, später noch eine Frage zuzulassen.
Das war ernst gemeint.


(Otto Fricke [FDP]: D’accord!)


– Das ist jetzt also geklärt.

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(C (D Zur Bundeswehr. Ich meine, Sie können nicht sagen, err Kollege Jung kenne sich nicht aus. Sie sagen, die undeswehr brauche nicht so viele Waffen, weswegen m 1 Milliarde Euro gekürzt werden könne. Ich frage ie einmal: Wie wollen Sie das verantworten? Ich eine: Ein Soldat ohne Waffensystem ist eigentlich auch icht viel wert. Das muss man wohl festhalten. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Aber keine U-Boote im Kongo!)


Nein, U-Boote im Kongo nicht. Wie gesagt: Ich kenne
ich aus und wäre bei den Kürzungen ganz vorsichtig.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ist okay!)


ass Sie hier Ihre Vorschläge machen müssen, ist ja
achvollziehbar.

Zur Eingliederungshilfe. Ich bin dafür nicht politisch
erantwortlich. Ich bin auch nicht in der Regierung dafür
erantwortlich, dass das, was Sie eben angesprochen ha-
en, eintritt. Ich bin aber optimistisch, dass das Problem
elöst wird. Gerade unsere Haushälter und der Herr Ar-
eitsminister werden genau darauf achten, dass wir das
hema Eingliederungshilfe so behandeln – haushaltsmä-
ig, über die Agenturen und über wen auch immer –,
ass das seine Richtigkeit hat. Ich weiß, was Sie anspre-
hen, und kenne den Hintergrund Ihrer Frage. Ich ver-
asse mich auf die Leute, die wir haben, und der Minister
st sowieso ein guter Minister.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603903300

Das Wort erhält nun der Kollege Dr. Lothar Bisky,

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Lothar Bisky (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603903400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Im Regel-

all lobt die Regierung ihren eigenen Haushalt und wir
ls linke Opposition kritisieren ihn. Das ist auch bei die-
em Haushalt richtig und wichtig; denn wieder einmal
ollen die sozial Benachteiligten die Zeche zahlen. Aber
eine Regel ohne Ausnahme.

Dem Kulturstaatsminister ist es gelungen, Kürzungen
Kulturhaushalt abzuwenden, ja, sogar kleine Zu-

ächse zu erreichen. Bundeskulturstiftung, Filmförde-
ung und die Deutsche Welle profitieren mit jeweils
Millionen Euro. Der Hauptstadtkulturfonds bleibt un-

eschadet. Die Unterstützung zur Sanierung des Perga-
onmuseums ist in Aussicht gestellt. Auch bei der
taatsoper gehen wir davon aus, dass sich der Bund an
er Sanierung angemessen beteiligen wird.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das tut er auch!)


Das bestehende Niveau wurde also insgesamt gehal-
en. Das ist angesichts der überall grassierenden Kürzun-
en auch von uns als linker Opposition ausdrücklich zu
ürdigen. Nun gilt es, dieses Votum für die Kultur poli-

isch zu verteidigen. Ich bin mir sicher, das wird nicht






(A) )



(B) )


Dr. Lothar Bisky
einfach werden. Aber – ich bin nun dabei, etwas Wasser
in den Wein zu gießen – viele Kultureinrichtungen sind
aufgrund steigender Kosten und der Kürzungen vergan-
gener Jahre in einer äußerst schwierigen Lage. Das ist
nicht zu übersehen. Wir beantragen deshalb zum Bei-
spiel mehr Mittel als von Ihnen vorgesehen für die Stif-
tung für das sorbische Volk.


(Beifall bei der LINKEN – Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Da hat es keine Kürzungen gegeben!)


– Ich weiß. Sie haben den Mittelansatz sogar leicht er-
höht. Aber wir wollen etwas mehr. Das dürfen wir doch
noch.


(Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Das dürfen Sie!)


– Danke. Das ist okay. Vor allem aber fragen wir: Wo ist
die Investition in die Kultur, von der die Kanzlerin in ih-
rer Regierungserklärung gesprochen hat? Wo ist die
richtige, wichtige und zukunftsträchtige Investition in
den deutschen Film? Die dafür vorgesehenen Investi-
tionen sind um 2 Millionen Euro erhöht worden; das
wissen wir.

Endlich gibt es sie wieder: erfolgreiche deutsche
Filme von Qualität. Deren Regisseure und Produzenten
haben es verdient, dass nun auf sie gesetzt wird. Das
Stichwort heißt: Investitionen in die Kulturwirtschaft als
Wachstumsbranche für moderne Arbeitsplätze. Da sind
die 2 Millionen Euro mehr für den deutschen Film in
diesem Haushalt ein Anfang. Aber im Großen und Gan-
zen sind dies wie so vieles Großkoalitionäre zögerliche
Trippelschritte; denn sie reichen keinesfalls aus. Es mag
ja sein, dass sie eine Art Bonsai-Hollywood als Leitbild
vor Augen haben. Das wird nicht reichen, um dem deut-
schen Film wirkliche Wachstumsimpulse zu verleihen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wo bleiben zukunftsträchtige Investitionen in Städte
und Regionen, die ihr industrielles Fundament verloren
haben, aber über große Kulturschätze und damit über
Anziehungskraft verfügen? Würden diese Städte besser
gefördert und ihr kulturelles Potenzial innovativ genutzt,
könnten sie durch Kultur zu neuer Blüte und modernem
Reichtum kommen, wie dies vielen ehemaligen armen
Städten und Regionen in Europa gelungen ist und woran
zum Beispiel auch Essen erinnert. Ist denn das für uns
alle keine Herausforderung?

Wie wäre es mit einem Sonderinvestitionspro-
gramm des Bundes für die Kultur? 25 Milliarden
Euro sind ausgelobt worden. Warum wird die Kultur da-
ran nicht beteiligt? Der Kulturausschuss hat sich dafür
ausgesprochen, das Ressort von Herrn Neumann an die-
sem Programm zu beteiligen und zum Beispiel in den
Denkmalschutz und den Erhalt von Baudenkmälern zu
investieren, vor allem übrigens in den neuen Ländern.
Wir halten das für sehr sinnvoll.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603903500

Herr Kollege, kommen Sie zum Schluss.

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(C (D Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. – Die Frak ion Die Linke fordert ein Zukunftsinvestitionsproramm „Jugend und Innovation“ und darin 1,5 Millioen Euro mehr für die Filmförderung. Der Film und ndere kulturwirtschaftliche Faktoren müssen energicher gefördert werden. Haben Sie mehr Courage dazu! aben Sie mehr Mut zu Neuinvestitionen in der Kultur! ehr Kultur ist der Zweck von Politik. Ich danke Ihnen. Das Wort hat nun die Kollegin Christine Scheel, ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir aben auch heute wieder auf sehr eindrucksvolle Weise rkennen können, dass die Union und die SPD mit ihren emeinsamen Projekten, die für die Zukunft dieses Lanes wichtig sind, nicht wirklich weitergekommen sind; ielmehr werden die einzelnen Projekte anscheinend och stärker zerfleddert, bevor Eckpunkte vorgelegt erden können. Für das Land ist das fatal, weil weder in er Wirtschaft noch für die Bürger und für die Berufe, on denen wir wissen, dass sie für notwendige Innovaionen von Bedeutung sind und in denen neue Arbeitslätze entstehen können, eine Perspektive erkennbar ist. Das ist das Problem. Wenn man sich die einzelnen ereiche anschaut, dann wird deutlich, dass es nicht nur n der Frage, wie ein bestimmtes Gesetz im Detail getaltet wird, Unterschiede gibt; vielmehr gibt es auch insichtlich der Geisteshaltung und der Vorstellung, wie ie Gesellschaft in Zukunft auszusehen hat, eklatante nterschiede innerhalb dieser Koalition, und zwar nicht ur zwischen der CDU/CSU und der SPD, sondern auch nnerhalb der Union und der SPD. Ich mache das an verschiedenen Beispielen deutlich. ir haben eine Debatte über die Frage begonnen, wie ir in Zukunft die finanzielle Situation von Kindern und amilien verbessern können. Man muss es anerkennen, ass Herr Pofalla diese Debatte angestoßen hat. Wir disutieren zurzeit darüber, ob das Ehegattensplitting zuunftsorientiert und richtig ist oder ob dieses Modell, as in den 50er-, 60erund 70er-Jahren geeignet war, in er modernen Gesellschaft von heute keinen Bestand ehr hat. Er kommt aber zu der falschen Schlussfolgerung. Er eht nicht davon aus, dass dem Staat jedes Kind gleich iel wert sein muss. Seine Schlussfolgerung ist vielmehr, ass Bezieher von sehr hohen Einkommen neben dem hegattensplitting in Zukunft auch noch das Familienplitting in Anspruch nehmen können und damit eine assive Entlastung erfahren. Die Bezieher von kleinen inkommen hätten aber nichts davon, zumal dann die inderfreibeträge wegfallen würden. Das heißt: Oben ntlasten Sie und unten belasten Sie; die Differenz Christine Scheel zwischen Kindern aus Familien mit niedrigem Einkommen und hohem Einkommen wird erhöht. Das ist ungerecht und es ist auch für die Zukunft aus unserer Sicht nicht akzeptabel. Dass die CSU das Thema nicht angehen will, verstehe ich. Denn die Riege der CSU-Vorderen hinkte schon immer der gesellschaftspolitischen Entwicklung hinterher. Ich finde, sie sollten sich ein bisschen mehr um den Bären kümmern. Aber vielleicht bekommt ihr ein bisschen mehr Drive und werdet etwas fortschrittlicher in eurer Denkweise. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wider besseres Wissen! Das kann man so nicht stehen lassen! Das werden wir mal im Einzelgespräch erörtern!)

Dr. Lothar Bisky (DIE LINKE.):
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(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
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Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
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(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was die Unternehmensbesteuerung anbelangt, gibt
es anscheinend einen breiten Konsens darüber, die Ge-
werbesteuer beizubehalten. Die CDU/CSU war immer
für die Abschaffung; die anderen haben gefordert, sie
beizubehalten. Das Fatale an der gegenwärtigen Situa-
tion ist aber, dass man ein Reformkonzept für alle unsere
Unternehmen – auch für die kleinen und mittelständi-
schen – auf den Weg bringen will, das man auch ver-
nünftig finanzieren möchte, weil man sich keine riesigen
Steuerausfälle leisten kann, dass aber – wie alle Ankün-
digungen aus den verschiedensten Reihen, gerade auch
die Presseberichte des heutigen Tages, sehr deutlich ge-
macht haben – die Finanzierung der Reformen keinen
Bestand mehr hat. In diesem Zusammenhang muss man
schon berücksichtigen, was dabei herauskommt, wenn
man sich auf die Senkung der Körperschaftsteuersätze
beschränkt. Das ist keine Reform für die Zukunft; es ist
vielmehr der kleinste gemeinsame Nenner, auf den man
sich letztlich einigt. Der BDI-Präsident Thumann hat zu
Recht darauf hingewiesen, dass der kleinste gemeinsame
Nenner auch null sein kann. Bei den Reformen ist zu be-
fürchten, dass für die Gesellschaft und vor allen Dingen
hinsichtlich der Arbeitsplätze null herauskommt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In diesem Kontext sind auch die Überlegungen be-
treffend die Erbschaftsteuer zu sehen. Das ist kein klei-
nes Thema. Wir, die Gesellschaft, müssen die in unserer
Verfassung verankerte Sozialbindung des Eigentums
sehr ernst nehmen. Man geht aber den falschen Weg,
wenn man sowohl kleine und mittelständische Unterneh-
men als auch Konzerne unabhängig davon, ob sie Ar-
beitsplätze erhalten, über einen Zeitraum von zehn Jah-
ren von der Erbschaftsteuer vollständig befreit. Dann
müssen die Bürger letztendlich die Steuerausfälle bezah-
len. Wahrscheinlich ist ein solches Gesetz sogar verfas-
sungswidrig. Das geht nicht.

Die Sozialbindung des Eigentums ist ein ganz zentra-
les Element. Wenn Sie dieses Element im Gesetzge-
bungsverfahren nicht berücksichtigen, dann laufen Sie

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(C (D efahr, dass das Gesetz verfassungswidrig ist, dass dieenigen, die große Erbschaften gemacht haben, vor Geicht klagen werden und ihre Steuerbescheide unter Vorehalt stellen und dass diesen Erben später eine teuerrückerstattung gewährt werden muss. Das akzep ieren wir nicht. Wir wollen eine faire und gerechte Löung. Auch wir wollen eine vernünftige Nachfolgeregeung für kleine und mittelständische Unternehmen. Aber ei einer solchen Regelung muss der Erhalt von Arbeitslätzen berücksichtigt werden. Das gilt nicht nur im inblick auf die Unternehmensbesteuerung und die Erb chaftsteuer, sondern auch im Hinblick auf die Entwickung in der Sozialversicherung und für alle anderen Ebeen, über die wir heute nur ansatzweise diskutieren önnen, weil wir nicht wissen, was Sie konkret vorhaen. Da Sie nicht in der Lage sind, dazu detaillierte Ausünfte zu geben, können wir keine abschließende Beertung vornehmen. Fest steht jedenfalls: Wir haben eigene Vorschläge nd Modelle und werden in der Sommerpause noch eine pannende Auseinandersetzung haben. Danke schön. Das Wort erhält nun der Kollege Dr. Christian Ruck, DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der aushalt 2006 ist der erste Haushalt einer neuen Regieung. Er beginnt mit einem neuen Kurs. Die alte Politik ar gescheitert. Deutschland ist nun auf einem guten eg. Der Regierungswechsel hat zu einer positiven timmung geführt. Das drückt sich nicht nur im Meer er bunten Fahnen der Fußballfans aus, sondern auch in arten ökonomischen Fakten. Der Stellenabbau ist zum tillstand gekommen. Die Arbeitslosenzahlen sind erstals wieder signifikant gesunken. Bei uns in Bayern teigen die Beschäftigungszahlen bereits seit Monaten ieder. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jawohl! So ist es!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603903900

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1603904000

er deutsche Export boomt. Die Investitionen nehmen
ieder zu und die Binnenkonjunktur festigt sich.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Diese Trendwende ist natürlich auch der neuen Bun-
esregierung unter Kanzlerin Merkel zu verdanken.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ir haben die Kraft zu einer stetigen Politik. Mit dem
reiklang „Sanieren, Reformieren, Investieren“ haben
ir den richtigen Ansatz gefunden, Deutschland wieder
ach vorne zu bringen. Vorredner haben schon darauf
ingewiesen, dass die große Koalition bereits konkret
ngepackt hat. Bezüglich der Ausgabenseite haben wir
en Entwurf eines Hartz-IV-Fortentwicklungsgesetzes






(A) )



(B) )


Dr. Christian Ruck
verabschiedet. Das Gesetz ist nicht eine gesetzliche Re-
gelung für Sozialabbau, sondern stellt eine Initiative zur
Korrektur von Fehlentwicklungen im Ausgabenbereich
dar. Es verhindert Leistungsmissbrauch und löst läh-
mende Verwaltungsverstrickungen. Ich erinnere nur an
den explosionsartigen Anstieg der Zahl von Bedarfsge-
meinschaften, gegründet von jungen Leuten. Genau das
wollten wir alle doch nicht haben. Wir haben des Weite-
ren Steuerschlupflöcher geschlossen, fragwürdige Ge-
staltungsmöglichkeiten eingeschränkt und die Ausnut-
zung von Gesetzeslücken eingedämmt.

Bezüglich der Einnahmeseite haben wir das Steu-
eränderungsgesetz unter Dach und Fach gebracht, und
zwar im Rahmen eines vernünftigen finanz- und steuer-
politischen Gesamtkonzepts. Wir tun das nicht aus Jux
und Tollerei. Vielmehr gibt es keine Alternativen zu die-
sen Maßnahmen. Dieses Gesamtkonzept zielt darauf ab,
den europäischen Stabilitätspakt und die Verschuldungs-
grenze des Art. 115 des Grundgesetzes im nächsten Jahr
einzuhalten. Dagegen kann niemand sein. Das Steuerän-
derungsgesetz ist ein wichtiger Schritt hin zur Haushalts-
konsolidierung. Mit ihm wird genau das umgesetzt, was
CDU/CSU und SPD gemeinsam im Koalitionsvertrag
vereinbart haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich wehre mich energisch gegen das Stichwort „Arro-
ganz“, das vonseiten der FDP gefallen ist. Wir haben den
Mut gehabt, auch im Wahlkampf die Notwendigkeit von
Steuererhöhungen deutlich zu machen. Wir von der CSU
gewinnen im Gegensatz zu den Mitgliedern der FDP un-
sere Wahlkreise in der Regel direkt. Das geht nicht, in-
dem wir gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern, die
uns wählen, die Arroganz an den Tag legen, die Sie uns
unterstellen.

Unsere Familienpolitik zeigt, dass die große Koali-
tion auch hier innovative Wege geht. Mit dem Elterngeld
erhalten die Familien eine neue finanzielle Unterstüt-
zung. Mit der Ausweitung der Kinderbetreuung, der
steuerlichen Absetzbarkeit der Betreuungskosten und
der Schaffung von mehr Familienfreundlichkeit am Ar-
beitsplatz fördert die große Koalition die Familien. Uns
ging es auch darum, dass die Elternteile oder die Frauen,
die die Aufgabe der Kindererziehung wahrnehmen, in-
dem sie zu Hause bleiben, nicht benachteiligt werden,
sondern ebenfalls gefördert werden. Das war ein fester
und wichtiger Bestandteil der CSU-Politik.


(Otto Fricke [FDP]: Wie erklärt man das denn bei Hartz-IV-Empfängern?)


Für die CSU geht Qualität vor Eile. Das gilt vor allem
für die Gesundheitsreform. Hier ist der öffentliche
Druck besonders groß, doch darf er uns nicht zu unüber-
legten Entscheidungen zwingen, die wir alle dann als Pa-
tienten und Beitragszahler bereuen würden.

Der Finanzierungsfonds ist nicht ein Zweck an sich
und gewiss auch nicht ein Grundstein für Kassensozia-
lismus, wie das heute behauptet wurde; im Gegenteil, er
ist Mittel zum Zweck, nämlich für mehr Transparenz,
mehr Wettbewerb und mehr Rationalisierung. Wichtig

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(C (D ind für uns auch der Erhalt der privaten Krankenversiherung und die Abkopplung der Gesundheitskosten von en Arbeitskosten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ziel bleibt: Es muss gewährleistet werden, dass der
echnische Fortschritt im Gesundheitsbereich auch in
ukunft jedermann zugute kommt.

Zweck all unserer Reformen und Haushaltsentwürfe
uss letztlich die Sicherung und Schaffung von
rbeitsplätzen sein. Dazu müssen wir die Wirtschaft
nd vor allem den Mittelstand ankurbeln. Dazu ist be-
eits viel in Gang gesetzt, zum Beispiel das Gesetz zur
teuerlichen Förderung von Wachstum und Beschäfti-
ung, zum Beispiel das Mittelstandsentlastungsgesetz,
as in Arbeit ist, und das 6-Milliarden-Euro-Programm
Neue Impulse für Innovation und Wachstum“.


(Beifall bei der CDU/CSU)


uch das Handwerk wurde von uns durch die Einfüh-
ung der steuerlichen Absetzbarkeit von Handwerksleis-
ungen wieder einigermaßen aufs Gleis gesetzt.

Deswegen finde ich es unfair und nicht korrekt, dass
rau Künast – jetzt ist sie nicht mehr da – behauptet, der
undeswirtschaftsminister würde hier zu wenig tun.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Ein unglaublicher Vorwurf!)


as alles sind ganz entscheidende Schritte, die in den
rsten sieben Monaten aus diesem Haus gekommen sind.

Der größte Treppenwitz ist, dass dem Bundeswirt-
chaftsminister die hohen Strompreise angekreidet wer-
en. Wenn von der grünen Politik in den sieben Jahren
ot-Grün irgendetwas bleibt, dann ist es nicht die Dis-
ussion um die Legehennenbatterien, sondern dann sind
s die exorbitant gestiegenen Energiepreise; die haben
ämlich vor allem die Grünen zu vertreten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Na, na! Die Welt ist wesentlich komplizierter! – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: In den letzten sieben Monaten sind die Energiepreise enorm gestiegen, also zu Zeiten der großen Koalition!)


Richtig ist, dass die große Koalition die Besteuerung
er Unternehmen neu ordnet, damit Arbeitsplätze gesi-
hert und geschaffen werden. Da möchte ich etwas an-
prechen, was mir in der Debatte als etwas schräg aufge-
allen ist. Es wird immer hin und her gerechnet, auf
elchem Platz in Europa die Steuerbelastung der deut-

chen Unternehmen steht. Der Kern des Problems ist
och, dass wir mit einer massiven Abwanderung von Ar-
eitsplätzen und Unternehmen ins Ausland zu kämpfen
aben. Das hat eine ganze Reihe von Ursachen. Die
orm der Besteuerung ist eine Ursache. Es gibt einige
tellschrauben, an denen wir nicht drehen wollen. Zum
eispiel kommen für uns Dumpinglöhne nicht infrage.
as ist für uns kein Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Christian Ruck
Deswegen müssen wir einen anderen Weg finden. Der
hat dann etwas mit steuerlicher Entlastung zu tun.

Die CSU-Landesgruppe will Waffengleichheit für
Kapitalgesellschaften und Personenunternehmen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es!)


Wir wollen die Investitionskraft und die Standortbin-
dung gerade der kleinen und mittleren Unternehmen
stärken. Deswegen ist es für uns ganz wichtig, dass es zu
einer vernünftigen Regelung bei der Erbschaftsteuer
kommt, Frau Scheel. Da können wir über alles Vernünf-
tige reden. Aber eine Regelung, die gerade provoziert,
dass ausgelagert wird, bevor diese Regelung in Kraft
tritt, ist genau das falsche Rezept, um Arbeitplätze zu si-
chern.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, unsere Na-
tionalmannschaft – das haben wir heute schon gehört –
arbeitet hart daran, die Weltmeisterschaft zu gewinnen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jawohl!)


Auch der Weltmeistertitel Deutschlands im Export ist
das Ergebnis harter Arbeit. Wir müssen die Vorausset-
zungen dafür erarbeiten, dass wir Spitze bleiben. Der
Export ist der Motor unserer Wirtschaft; auch unsere so-
ziale Balance im Innern hängt davon ab.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir leben vom Verkauf unseres international anerkann-
ten Know-hows. Deswegen setzt auch die CSU auf eine
starke, verbesserte Wettbewerbsfähigkeit des deutschen
Bildungs- und Ausbildungssystems.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Um unsere Position in der Weltwirtschaft abzusi-
chern, müssen wir auch unsere Außenbeziehungen opti-
mieren, verzahnen und nachhaltig gestalten. Dazu ist die
Verbesserung der transatlantischen Beziehungen ebenso
wichtig wie ein neuer Anlauf zur Schaffung eines poli-
tisch handlungsfähigen Europas. Denn es wird immer
deutlicher, dass wir als Nationalstaat zwischen den gro-
ßen ökonomischen und politischen Blöcken ohne ein
funktionierendes Europa zerrieben würden.

Wir benötigen als Deutschland eine gesicherte Ener-
gie- und Rohstoffversorgung, ein faires Handelsregime
und breit angelegte strategische Partnerschaften mit ei-
ner Vielzahl von Staaten, auch mit den neuen politischen
und ökonomischen Kräften wie China, Indien, Mexiko
und Brasilien. Überall hier haben die Bundeskanzlerin
und ihr Kabinett bereits entscheidende Akzente gesetzt.

Allerdings verschärfen sich vielerorts in den Schwel-
len- und Entwicklungsländern die Entwicklungspro-
bleme. Sie gefährden langfristig auch Frieden und Wohl-
stand in Deutschland und Europa. Deswegen ist die
Ratio der Entwicklungspolitik als Teil unserer Außenbe-
ziehungen nicht nur ein Element christlicher Solidarität
und Verantwortung, sondern liegt auch im Interesse un-
serer eigenen Sicherheit und der Position Deutschlands
in der Welt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D eshalb treten wir für die Umsetzung des EU-Stufenlans für die Entwicklungsfinanzierung ebenso wie für emeinsames Handeln in Krisengebieten und schnelle ilfeleistung nach Katastrophen ein. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir stehen or wichtigen Entscheidungen. Bundestag und Bundesat müssen beweisen, dass wir in der Lage sind, das Verrauen, das die Bürger uns bei der Wahl geschenkt haen, zu mutigen und nachhaltigen Reformen zu nutzen. as nächste Entscheidende, was wir angehen müssen, ist ie Föderalismusreform. Sie macht unsere Entscheiungsprozesse transparenter, sorgt für schnellere politiche Entscheidungen und trägt dazu bei, dass unsere Deokratie wieder erfolgreicher wird und auf größere kzeptanz stößt. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass es Ministerräsident Stoiber und Herr Müntefering waren, die chon in der letzten Legislaturperiode die entscheidenen Weichenstellungen für dieses Reformwerk vorgeommen haben. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Wir brauchen bei den Reformprozessen nicht nur
ut, sondern auch Kompromissfähigkeit. Die Koalition

nd die Koalitionäre haben sich aus verschiedenen poli-
ischen Richtungen aufeinander zubewegt und zusam-

engefunden. Das ist oft ein schwieriger Prozess und
eht, wie Sie sehen, nicht immer ohne Blessuren ab.


(Heiterkeit bei der SPD – Petra Merkel [Berlin] [SPD]: So schlimm?)


ber wir sind zum Erfolg entschlossen, zum Wohle un-
eres Landes. Auch wir von der CSU, Herr Struck, wer-
en uns da einbringen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603904100

Nächste Rednerin ist die Kollegin Petra Merkel für

ie SPD-Fraktion.


Petra Merkel (SPD):
Rede ID: ID1603904200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Der Haushalt 2006, den wir
n dieser Woche abschließend beraten, ordnet sich ein
das kennen Sie jetzt schon – in den Dreiklang aus Sa-

ieren, Reformieren und Investieren.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


nter dieser Zielsetzung hat die Koalition aus SPD,
DU und CSU ihre Arbeit angetreten. Der Haushalt ist
urch eine strikte Ausgabendisziplin geprägt. Er hat aber
or allem ein Ziel: die Wachstumskräfte zu stärken und
amit Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen.

Die Beratungen des Haushalts 2006 wurden am
. Juni im Haushaltsausschuss abgeschlossen. Dort fin-
et übrigens die Kärrnerarbeit statt. Da werden ständig






(A) )



(B) )


Petra Merkel (Berlin)

folgende Fragen gestellt: Sind die Ausgaben realistisch?
Sind die Einnahmen richtig veranschlagt? Wo kann ge-
spart werden? Welche Strukturen müssen verändert wer-
den, damit weniger ausgegeben wird?

Die globalen Minderausgaben in den Fachetats
– das sind die pauschalen Einsparsummen, die jedes
Ressorts zu erbringen hat – konnten weitestgehend auf
die Einzelposten verteilt werden. Das war für viele Kol-
leginnen und Kollegen eine unglaubliche Arbeit. Das
war anstrengend. Diese Arbeit ist – das können Sie sich
vorstellen – nicht einfach.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir scheuen uns nicht vor internen Auseinanderset-
zungen. Denn anders wäre es nicht dazu gekommen,
dass wir die Ausgaben für die Öffentlichkeitsarbeit in
allen Ressorts um insgesamt 10,2 Millionen Euro senken
werden. Das entspricht ungefähr 10 Prozent der Gesamt-
ausgaben für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit.

Wir halten auch an der pauschalen Stellenkürzung
der letzten Jahre in den Bundesverwaltungen in Höhe
von 1,5 Prozent fest. Das ist eine ziemlich große
Summe. Im Gegenteil: In diesem Jahr mussten wir diese
auf 1,6 Prozent erhöhen, weil wir die beschlossene Ar-
beitszeitverlängerung umsetzen mussten.

Allerdings stützt dieser Haushalt die politischen
Schwerpunkte, mit denen Arbeitsplätze gesichert werden
und neue entstehen. So sind während der Haushaltsbera-
tungen trotz der nötigen Einsparungen die Investitions-
ausgaben mit 23,2 Milliarden Euro konstant geblieben.
Wir starten mit dem Haushalt 2006 unser 25-Milliar-
den-Investitionsprogramm, das durch circa 12 Milliar-
den Euro aus den Ländern und Kommunen ergänzt wird,
also circa 37 Milliarden Euro umfassen wird. Wir ver-
sprechen uns von diesem Investitionsprogramm mehr
Arbeitsplätze und damit ein höheres Wirtschaftswachs-
tum. Wir erwarten dadurch mehr Ausbildungsplätze. Wir
wollen die Grundlage einer Existenz für die Jugendli-
chen schaffen und das Handwerk stärken.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Zum Beispiel werden, beginnend im Jahre 2006,
6 Milliarden Euro für die Förderung der Forschung be-
reitgestellt. Insgesamt 9,4 Milliarden Euro werden zur
Förderung des Mittelstands durch Impulsprogramme,
wie zum Beispiel das CO2-Gebäudesanierungspro-
gramm, eingestellt und hoffentlich die Baukonjunktur
stärker bewegen. Das Solar- und das Wärmedämmpro-
gramm für Hausfassaden wirken doppelt: Auf der eine
Seite wirken sie energiesparend; auf der anderen Seite
setzen sie auf neue Techniken. 4,3 Milliarden Euro wer-
den zusätzlich für Verkehrsinvestitionen ausgegeben und
3 Milliarden Euro für die Vereinbarkeit von Familie und
Beruf – das ist ein wichtiges Feld, wie Sie wissen – be-
reitgestellt.

Über den Haushalt versuchen wir bereits mit kurzfris-
tigen Maßnahmen, das Wachstum zu stabilisieren. Wir
verzichten im Haushalt 2006 bewusst auf weitergehende
Einschnitte in Sozialleistungen und Bundesinvestitionen
und akzeptieren eine eigentlich immer noch zu hohe

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(C (D euverschuldung im Jahr 2006. Wir sind der Überzeuung, dass unsere Staatsfinanzen nicht allein mit einer igorosen Sparpolitik in Ordnung gebracht werden könen. ir brauchen einen Mix aus wachstumsund beschäftiungsfördernden Maßnahmen, einer Verbesserung der esetzlichen Rahmenbedingungen, einer entschlossenen aushaltskonsolidierung und trukturellen Reformen. Strukturveränderungen, die daüber hinaus für ein dauerhaftes Wachstum nötig sind, erden vorbereitet, zum Beispiel die Gesundheitsre orm, die Unternehmensteuerreform, die „Reichenteuer“ und die Föderalismusstrukturreform. Diese weren die Beratungen für den Haushalt 2007 und den inanzplan bis 2010 bestimmen. Als Mitglied des Haushaltsausschusses, das für den tat der Bundeskanzlerin zuständig ist, möchte ich ein ktuelles Thema aufgreifen, das Sie und mich bewegt nd von dem wir alle gepackt sind, obwohl wir gar nicht o recht gewusst haben, wie sehr es uns packen könnte. ahinter verbirgt sich aber ein sehr grundsätzliches ge ellschaftliches Thema; Herr Kauder, Sie haben es schon ngesprochen. Die Zeitungen überschlagen sich und fraen: Was ist los in Deutschland? „Hoppla – sind wir as?“ titelte Gerd Appenzeller vom „Tagesspiegel“ in er vergangenen Woche seinen Kommentar und bechrieb sehr treffend, was viele von uns bewegt. Ich öchte daraus zitieren: Wir mögen uns Deutschland ohne Weltmeisterschaft gar nicht vorstellen im Moment, ohne das Turnier, wohlgemerkt, nicht ohne den Titel, Das finde ich gut. – das ist etwas ganz anderes. … Entweder verändert uns diese Weltmeisterschaft, oder sie hat uns die Augen dafür geöffnet, dass wir längst anders sind, als wir dachten. Wir alle, die wir in diesem Land leben, ob wir nun hier geboren oder zugewandert sind, ob schon unsere Eltern einen deutschen Pass hatten oder den eines anderen Landes. … Wenn in Neukölln und auf dem Kurfürstendamm junge Türken und Araber, in Deutschlandfahnen gehüllt, nach dem Sieg gegen Polen frenetisch hupend Autokorsos veranstalten, kann uns das die Augen dafür öffnen, dass dieses Land vielleicht viel weiter ist, als wir dachten. Richtig: Deutschland ist bunt, nicht nur zur WM; enschen aus unterschiedlichen Ländern, bunte Trikots, emeinsames Feiern, gemeinsames Bangen um den richigen Schuss ins Tor und – natürlich – das gemeinsame ubeln, wenn der Treffer gelungen ist. Durch dieses geeinsame Erleben des friedlichen großen WM-Festes Petra Merkel entsteht mehr; es entsteht ein neues Gefühl der Nähe und Verständigung. Auch diejenigen sind gepackt, die sich nicht unbedingt für Fußball interessieren; auch ich habe das gemerkt. Das gemeinsame bunte Leben in Deutschland scheint mit dieser Fußballweltmeisterschaft neu wahrgenommen zu werden und zusätzliche Impulse zu bekommen. Nicht nur die Defizite des Zusammenlebens, die in den letzten Monaten leider immer wieder Schlagzeilen machten, stehen im Mittelpunkt, sondern auf einmal eine zwar längst vorhandene, aber vielleicht nicht erkannte gemeinsame Lebenswirklichkeit. Genau diese positive Lebenswirklichkeit ist in der letzten Zeit in der Wahrnehmung zu kurz gekommen, vom Karneval der Kulturen in Berlin über die Integrationsarbeit in vielen Sportvereinen in der Bundesrepublik und in den vielen Jugendgruppen bis hin eben zu unserer Fußballnationalmannschaft; auch da hat sich ja etwas verändert. Jetzt berichtet die Presse darüber, wie weltoffen die Atmosphäre ist und was in Deutschland auch wirklich Grundlage ist. Dazu, beide Aspekte, sowohl die Defizite als auch die gelungene Integration, das gelungene Zusammenleben in Deutschland, zusammenzuführen, könnte als ein erster Schritt der Integrationsgipfel mit Vertreterinnen und Vertretern von Ländern, Städten und Gemeinden, Ausländerverbänden und Religionsgemeinschaften dienen. Damit soll ein Prozess zur Erarbeitung eines nationalen Aktionsplans eingeleitet werden. Ziel muss es sein, das Notwendige für Integration zu tun, aber auch die positiven Erfahrungen der unterschiedlichen Akteure zu nutzen und auszutauschen. Gute Beispiele müssen genutzt werden. Ich habe festgestellt, dass in dem Einzelplan zum Amt der Bundeskanzlerin eine Menge enthalten ist, was mit den Fragen der Integration und damit zu tun hat, wie man Brücken zwischen den Völkern schlägt, und was der Verständigung dient. Dort ist ebenfalls das Amt der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Frau Professor Dr. Böhmer, angesiedelt; es ist ja jetzt erstmals im Haushalt des Bundeskanzleramts verankert. Mit diesem Haushalt haben wir die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass dieser Integrationsgipfel noch in diesem Sommer möglich wird. Wie wichtig dieser Austausch von Erfahrungen ist, habe ich gerade wieder in der Pfingstakademie des Berliner Wannsee-Forums erlebt. Da treffen sich zu Pfingsten jeweils an die hundert Jugendliche aus allen Teilen der Bundesrepublik, um ihre Erfahrungen im Bereich Jugendbeteiligung und in Bezug auf Jugendprojekte auszutauschen. Das ist eine bunte Gruppe von jungen Menschen. Das Thema, das ich mit ihnen diskutiert habe, war: Migration in Deutschland. Wir haben hart diskutiert. Eine junge Frau aus Köln, in der Ukraine geboren, formulierte das so: I c g w R d d „ i t s g K a s m a K f u k s a Z m m d s S M f r A I t u L t r w E H w (C (D Ich brauche die Verlässlichkeit, hier in Deutschland leben zu können. Ich lebe gerne hier, aber ich will auch, dass ihr mich wollt. Ich brauche echte Chancen in der Bildung und ich brauche eine Perspektive, zu arbeiten. Und: Ich brauche die Achtung und Anerkennung, die ich auch den Deutschen entgegenbringe. ch glaube, treffender kann man das nicht ausdrücken. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Otto Fricke [FDP]: Steuererhöhungen!)


(Heiterkeit des Abg. Jörg Tauss [SPD])


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Jörg Tauss [SPD]: Aha!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Zum Austausch gehört die Sprache. Sprache, Spra-
he, Sprache, immer wieder – zur Integration gehört das
anz notwendig dazu. Das müssen wir unterstützen, wie
ir alle wissen. Ich glaube aber, auch da muss man das
ad nicht immer neu erfinden. Vor einigen Jahren haben
ie Firma McKinsey, das Bundesministerium für Bil-
ung und Forschung und der Senat von Berlin einen
Spracherwerbskoffer“ für Kindergärten entwickelt. Mit
hm kann man nicht erst mit Kindern im Kindergartenal-
er, also in einem Alter ab drei Jahren, arbeiten, sondern
chon viel früher, nämlich dann, wenn die Kinder anfan-
en zu sprechen. Zielgruppe wären auch nicht nur die
inder mit einer anderen Sprache als Deutsch, sondern

uch die deutschen. Wir stellen ja auch bei den deut-
chen Kindern immer wieder fest, dass ihre Sprache im-
er reduzierter wird und immer weniger in ihrer Vielfalt

ngewandt wird. Der Grundstein dazu wird in der
rippe und in der Kita gelegt. Dieser Spracherwerbskof-

er ist eine der Möglichkeiten, die wir nutzen können
nd die wir in den Gedankenaustausch mit einbringen
önnen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Bedingungen und Angebote für Integration müs-
en definiert werden; das ist ganz klar. Es muss aber
uch der Diskriminierung entgegengewirkt werden.
ur Wahrnehmung neuer Aufgaben im Zusammenhang
it dem Antidiskriminierungsgesetz sind die Personal-
ittel im Bereich der Migrationsbeauftragten gegenüber

em Vorjahr um 324 000 Euro erhöht worden.

Wir erleben im Moment, wie sehr der Sport Men-
chen verbindet. Das gilt aber auch für die Kultur. Der
port wie die Kultur leisten tagtäglich Beiträge dazu,
enschen in unserem Land zusammenzubringen. Häu-

ig geschieht das unter Mitwirkung von sehr vielen Eh-
enamtlichen. Sport und Kultur schaffen so Verständnis,
chtung und ein gemeinsames Gefühl von Heimat und

dentifikation. Damit schaffen sie die Grundlagen für In-
egration und zugleich auch für Eigenständigkeit. Sport
nd Kultur bauen Brücken untereinander und zu anderen
ändern.

Sie haben sicherlich gemerkt, dass das meine Überlei-
ung zu dem Haushalt des Beauftragten der Bundesregie-
ung für Kultur und Medien, Herrn Bernd Neumann,
ar.

2006 beträgt der Haushalt für Kultur 914 Millionen
uro. Daran hat die Kulturstiftung des Bundes mit
ortensia Völckers an der Spitze, die gerade wiederge-
ählt worden ist, einen großen Anteil. Auch dort finden






(A) )



(B) )


Petra Merkel (Berlin)

wir viele Projekte zur Integration als Brücke in andere
europäische Länder. Ich nenne zum Beispiel das Büro
Kopernikus, das deutsch-polnische Kulturprojekte initi-
iert. Übrigens wird Nikolaus Kopernikus sowohl von
den Polen als auch von den Deutschen gleichermaßen
für sich beansprucht. Ich nenne weiter das Projekt
„Migration“, das etablierte Sichtweisen auf Migration
überwinden will.

Nach dem Koalitionsvertrag sind im Haushalt 2006
zusätzliche Mittel für die Kulturförderung auf der
Grundlage des Bundesvertriebenengesetzes in Höhe von
1 Million Euro eingestellt worden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist sehr gut!)


Die finanzielle Unterstützung dient zur Wahrung der ei-
genen kulturellen Wurzeln.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Sie können gleich weiterklatschen. Denn: Mit
2 Millionen Euro wird die Ausstellung „Flucht, Vertrei-
bung, Integration“ im Haus der Geschichte der Bundes-
republik Deutschland gefördert,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


die neben Bonn und Leipzig auch in Berlin gezeigt wird.
Diese Ausstellung zeigt übrigens ganz deutlich, wie groß
die Integrationsleistung in Deutschland nach dem Krieg,
also in einer weitaus schwierigeren Zeit, gewesen ist.

Auch der Bundesanteil zur Unterstützung der Wah-
rung der Eigenständigkeit der Volksgruppe der Sorben
als nationale Minderheit wird in Höhe von 7,6 Millionen
Euro bewilligt. Ein neues Finanzierungsabkommen zwi-
schen den Ländern Brandenburg, Sachsen und dem
Bund ist allerdings dringend notwendig.

Ich weise gern auf Genshagen hin. Das Berlin-Bran-
denburgische Institut für deutsch-französische Zusam-
menarbeit in Europa ist zunehmend auch im Dialog mit
Polen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gute Einrichtung!)


Auch das ist wichtig für den Brückenbau zwischen
Nachbarn.

Nicht zuletzt die Medien bringen Menschen unter-
schiedlicher Kulturen zueinander. Der neue Titel „Deut-
scher Filmförderfonds“ mit 14,3 Millionen Euro setzt ei-
nen kulturellen wie wirtschaftlichen Schwerpunkt. Die
Deutsche Welle erhält circa 273 Millionen Euro. Sie
trägt Informationen über Deutschland in viele Teile der
Welt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Gute Arbeit!)


– Das stimmt.

Ich komme noch einmal zurück auf den Kommentar
von Gerd Appenzeller:

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(C (D Nicht nur unsere Gäste, auch wir selbst erleben uns völlig anders, als wir sonst sind – oder vielleicht zu sein glaubten? Ein Deutschland, das sich weder Bedenken tragend noch mürrisch präsentiert, ein Land, das fröhlich, begeistert und begeisternd ist, in dem schwarz-rot-goldene Fahnen geschwenkt werden und in dem die Bürger ganz selbstverständlich die Nationalhymne mitsingen, ohne dass ein Hauch von Überheblichkeit oder Chauvinismus mitschwingt. Ich füge als jemand, der sich für Fußball begeistert, inzu: Vielleicht liegt das auch daran, dass sich die Austrahlung der deutschen Fußballnationalmannschaft ereblich verändert hat. Sie ist eine Mannschaft, die nicht audert, zögert oder defensiv spielt, sondern ein Team, as nach vorne geht, manchmal etwas riskiert, sich etwas utraut und seine Chancen sucht; eine Mannschaft, auf ie wir richtig stolz sind. Glückwunsch, Herr linsmann! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich hoffe, dass die positive Stimmung, die hier im
egierungsviertel unweit vom Parlament, aber auch an
ielen anderen Orten der Republik zu spüren ist, und das
elbstwertgefühl auch in den Monaten nach der Fußball-
M weiterwirken. Klinsmann hat gezeigt, dass ein
entalitätswechsel möglich ist.

Ich will mich an dieser Stelle bei den Kolleginnen
nd Kollegen für die Beratung im Haushaltsausschuss
edanken. Ich spüre immer wieder, dass die Zusammen-
rbeit gut funktioniert, auch wenn wir unterschiedlicher
einung sind. Wenn das bei diesen Debatten herüber-

ommt, dann kann es nicht schaden.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1603904300

Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile,

öchte ich darauf hinweisen, dass die namentliche Ab-
timmung zum Einzelplan des Kanzleramtes in etwa
6 Minuten, also in einer guten Viertelstunde, stattfinden
ird. Das ist etwas früher, als wir zwischenzeitlich unter

nderem auch im Videotext angekündigt hatten. So
öchte ich auf diesem Wege die Kolleginnen und Kolle-

en, die nicht ohnehin schon hier sind, darauf aufmerk-
am machen, dass die namentliche Abstimmung in ab-
ehbarer Zeit aufgerufen wird.

Nun erteile ich dem Kollegen Wolfgang Börnsen für
ie CDU/CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1603904400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Petra Merkel, Sie haben mit Art und Ausrich-
ung Ihrer Rede genau das praktiziert, was Sie von ande-
en gewünscht haben, nämlich eine positive Einstellung






(A) )



(B) )


Wolfgang Börnsen (Bönstrup)

zu vermitteln, ohne dabei die notwendige Differenzie-
rung aus den Augen zu verlieren. Herzlichen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Mit dem Etat der Bundeskanzlerin entscheiden wir
auch heute gewissermaßen über den hochkarätigen Edel-
stein dieses Etats, nämlich die Kulturförderung.
Deutschland hat eine der vitalsten Kulturszenen in der
Welt.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Ob im Musiktheater, in der modernen Kunst, ob in der
Literatur bis hin zu Fernseh- und Filmproduktionen:
Kreativ, kritisch, herausfordernd bis anmaßend präsen-
tiert sich die Spitzenkultur in unserem Land. Kultur ist
gut für uns und Kultur tut gut.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie kostet zwar viel, aber Unkultur kostet noch viel
mehr.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Es ist bemerkenswert um die Kulturnation Deutsch-
land bestellt. Das gilt für die Qualität, das gilt auch für
die Quantität: mehr als 110 000 Theater-, Opern- und
Musicalaufführungen jährlich, mehr als 7 000 Konzerte,
die von über 35 Millionen Menschen besucht werden,
mehr als 6 500 Museen und Ausstellungshäuser mit über
100 Millionen Besuchern. Die Bundesliga dagegen
kommt gerade einmal auf 10 Millionen Zuschauer. Da
können Sie einmal sehen, welchen Stellenwert bei uns
die Kultur einnimmt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Um im Bild dieser Tage zu bleiben: In einigen Kultur-
bereichen sind wir sogar dabei, weltmeisterlich zu wer-
den. Auf dem Weltkunstmarkt setzen wir erstklassige
Akzente. Deutsche Orchester bestimmen europaweit die
Maßstäbe in der Musik. Literatur aus unserem Land hat
eine internationale Reputation. Das Kulturland Deutsch-
land zeigt Kraft und Kreativität.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Die Kultur ist dabei nicht nur ein Kostgänger des
Staates. Sie ist zu einer beispielhaften Wachstumsbran-
che geworden. Fast 800 000 Menschen arbeiten in Krea-
tivberufen. Im Vergleich dazu: Die Automobilindustrie
beschäftigt 620 000 Mitarbeiter. Innerhalb der letzten
zehn Jahre ist die Anzahl der Kulturschaffenden bei uns
um 31 Prozent gestiegen – ein jährliches Wachstum von
3,4 Prozent! Jeder Zweite davon ist selbstständig. Kultur
und Kunst haben sich zu einem Jobmotor gemausert. Die
Wertschöpfung im Kreativsektor betrug 2003 beacht-
liche 35 Milliarden Euro – 5 Milliarden mehr, als die
Energiebranche auf die Beine brachte. Kultur schafft Be-
schäftigung!

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das von manchen Kulturkritikern verbreitete Bild ei-
es nur muffigen, kleinkarierten Landes stimmt objektiv
icht. Deutschland ist wieder, besonders im Kulturbe-
eich, zu einem Land der Ideen geworden. Die meisten
nmeldungen beim Europäischen Patentamt kommen

us der Bundesrepublik. Solche Erfolge kommen nicht
on ungefähr. Sie sind das Resultat einer an Freiheit
rientierten Kulturpolitik des Bundes, der Länder und
er Kommunen. Hier ist ein kreativer Bodensatz entstan-
en, der schöpferische Kräfte freisetzt und zu einem
ufbruch in der Gesellschaft führt. Glücklicherweise
iktiert nicht die Nützlichkeit maßgeblich die Kulturför-
erung, sondern das Wissen um ihre identitätsstiftende
irkung. Kulturelle Bildung schafft Toleranzkompe-

enz. Sie ist das Salz im Flechtwerk der Demokratie.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ir verstehen Kunst und Kultur nicht als Dekoration.
ie sind existenzieller Teil unseres Staatsverständnisses.

Im Einigungsvertrag nimmt dieser Gedanke eine
chlüsselfunktion ein. Heute, 15 Jahre später, lässt sich
eststellen: Kunst und Kultur haben durch die Wirkungs-
räfte der Wiedervereinigung einen dynamischen Schub
nd neue schöpferische Kraft bekommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


it ihren Finanzbeiträgen für die Kultur haben alle Bun-
esregierungen diesen Prozess von Anfang an konstruk-
iv und verlässlich begleitet. Fast 1 Milliarde Euro für
ie Bundeskultur sind zu einer festen Größe geworden.

Fast auf den Tag genau 15 Jahre nach dem hauchdün-
en Hauptstadtbeschluss zugunsten Berlins lässt sich be-
egen: Unser Kulturstaat ist in seiner Hauptstadt er-
ennbar und erlebbar. Berlin ist zu einem erstklassigen
ulturschaufenster geworden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


eder zweite Euro für die Bundeskultur wird hier inves-
iert. Ob allerdings alle Investitionen der Erfüllung ge-
amtstaatlicher Aufgaben entsprechen, ist von den Mit-
liedern des Haushaltsausschusses kritisch zu prüfen,
teffen Kampeter.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Auf jeden Fall praktiziert Staatsminister Bernd
eumann mit Professionalität und Pragmatismus Kultur-

örderung in der Kontinuität seiner Vorgänger. Für je-
anden, der bedingt durch die vorgezogene Bundestags-
ahl fast ein Dutzend kultur- und geschichtspolitische
austellen aus dem Stand hat übernehmen müssen, sind

eine bisherigen Erfolge anerkennenswert. Das gilt auch
ür die Erhöhung der Mittel des Kulturhaushalts.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Bundeskanzlerin hat zutreffend von einer zweiten
ründerzeit in der Kultur gesprochen und damit nicht
ur die neuen Medien gemeint. Die eindrucksvolle, wür-






(A) )



(B) )


Wolfgang Börnsen (Bönstrup)

dige Eröffnung des Deutschen Historischen Museums
ist ein Beispiel dafür. Geschichte als Mahnung, als Sinn-
stiftung, aber auch als Aufforderung zur Mitgestaltung
an einer weltoffenen Demokratie der Partizipation!


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Für eine solch sachgerechte Ausrichtung wäre zu for-
dern, dass im Rahmen der Föderalismusreform für
Art. 23 eine Formulierung gefunden wird, die unserem
föderalen Staat in Brüssel eine einheitliche gesamtstaatli-
che Interessenwahrnehmung garantiert. Außerdem – das
gilt auch für die EU – müssen wir uns einer Initiative an-
schließen, die unser Parlamentspräsident angestoßen hat,
nämlich Deutsch als dritte Amtssprache aus den Brüsse-
ler Verhandlungen nicht auszuklammern.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wer diesem Anspruch gerecht werden will, der muss
auch dafür sorgen, dass die Förderung der Sprachkom-
petenz eine der Kernaufgaben der Kulturpolitik bleibt
und im Land praktiziert wird – das ist auch wichtig für
unsere Außendarstellung –; denn Sprache schafft Identi-
tät und öffnet erst die Tür zur Integration.

Ich komme zum Ende.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603904500

Ja, bitte.


Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1603904600

Das Bildungswesen in Deutschland, das auf dem Weg

zur flächendeckenden Ganztagsschule ist, braucht ein
Bündnis mit der Breitenkultur. Die Breitenkultur ist ne-
ben der Spitzenkultur einer der kreativsten und beacht-
lichsten Bereiche in unserer Demokratie. 7 Millionen
Menschen sind in diesem Bereich ehrenamtlich tätig. Sie
sollten in einer Kulturdebatte ebenso Anerkennung und
Unterstützung finden wie die Spitzenkultur.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603904700

Das Wort hat nun die Kollegin Monika Griefahn von

der SPD-Fraktion.


Monika Griefahn (SPD):
Rede ID: ID1603904800

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-

nen und Kollegen! Ich war in der letzten Woche bei einer
bemerkenswerten Veranstaltung. Es wurden drei Jubi-
läen gleichzeitig gefeiert: erstens das 30-jährige Jubi-
läum der Kulturpolitischen Gesellschaft, zweitens das
35-jährige Jubiläum der Fabrik, einem Kulturzentrum in
Hamburg, und drittens das 30-jährige Jubiläum von
MOTTE, einem Kulturzentrum, das stadtteilbezogene
Kultur- und Sozialarbeit macht.

Alle drei verkörpern das, was uns wichtig ist, nämlich
Kultur für alle und Kultur so zu gestalten, dass alle teil-
nehmen können, wobei sie dort abgeholt werden, wo sie
sind. Wir hatten in unserem Wahlprogramm die Losung:

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(C (D ultur ist Lebensmittel. Sie ist kein Luxus, sondern sie st eine Grundlage unseres Lebens. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU])


ch glaube, wenn wir das mit unserer Politik deutlich
achen können, dann haben wir viel erreicht.

Wir haben dafür verschiedene Einrichtungen. Die
ulturstiftung des Bundes erreicht 2006 erstmals die
ielförderhöhe von 38 Millionen Euro. Das ist eine
enge Geld. Das Wichtige daran ist, dass wir gemein-

ame Projekte mit anderen Ländern, aber auch gemein-
ame Projekte in den Kommunen und in den Bundeslän-
ern machen können. Das ist die größte Stiftung ihrer
rt in Europa, mit der sehr innovative Programme ge-

taltet und Projekte unterstützt werden können. So wird
eispielsweise mit der Kulturstiftung der Länder die
estaurierung mobiler Objekte finanziert, wodurch sehr

eltene Handwerksberufe wieder belebt werden können,
ie sonst aussterben würden. Das ist ganz wichtig; denn
amit unterstützen wir den Erhalt von Arbeitsplätzen
nd sorgen dafür, dass Know-how erhalten bleibt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben bei der schrittweisen Sanierung eines be-
eutenden Weltkulturerbes, der Museumsinsel in Ber-
in, dieses Know-how benötigt. Man sieht, dass die

enschen die Museumsinsel annehmen und diese ein
ublikumsmagnet ist. Allein an dem einen Wochenende

m letzten Jahr, an dem das Bode-Museum probeweise
eöffnet war, kamen 25 000 Besucher. Daran sieht man,
ass sich die Leute informieren wollen und dass sie Kul-
ur wollen. Kultur gehört zur Grundausstattung und sie
st ein Lebensmittel. Deswegen ist Geld, das für Kultur
usgegeben wird, kein verschenktes Geld, sondern eine
otwendige Investition, die gleichzeitig Arbeitsplätze
chafft. Wir freuen uns, dass 2009 das Neue Museum er-
ffnet werden kann. Das Geld dafür ist wirklich gut ein-
esetzt.

Nicht nur Berlin kommt die Tätigkeit der Stiftung
reußischer Kulturbesitz zugute. Im Rahmen des fö-
eralen Programms arbeitet die Stiftung auch mit Institu-
ionen der Länder zusammen, um hochwertige Ausstel-
ungen zu realisieren. Deswegen glauben wir, dass es
ichtig ist, dass es dem Bund auch nach der Föderalis-
usreform weiterhin möglich ist, Kultur zu fördern und
it den Ländern und den Kommunen zusammenzuarbei-

en, genauso wie es mit anderen Ländern in der interna-
ionalen Politik möglich ist.

Die internationale Politik macht sich vor Ort bemerk-
ar. Ich verweise auf das Haus der Kulturen der Welt,
as nur 500 Meter von hier entfernt ist und ein Treff-
unkt für viele Nationen ist. Zurzeit gibt es eine tolle
usstellung über die brasilianische Kulturrevolution.
uch dieses Haus wird jetzt mit Mitteln bedacht, damit

s renoviert werden und weiterhin ein Treffpunkt sein
ann. Damit kann das, was Frau Merkel im Zusammen-
ang mit der Fußballweltmeisterschaft dargestellt hat,
eitergehen, nämlich der Spirit des Gemeinsamen, des

nternationalen, des Offenen. Deswegen ist es gut, dass
ir das fördern können.






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603904900

Frau Kollegin Griefahn, darf ich Sie einen Moment

unterbrechen? – Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich
bitte, der Rednerin Gehör zu schenken und insbesondere
in der Mitte des Saales die Privatgespräche einzustellen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und der LINKEN)



Monika Griefahn (SPD):
Rede ID: ID1603905000

Damit schlage ich eine Brücke vom Haushalt der

Bundeskanzlerin und des Bundeskanzleramtes zu dem
Haushalt, den wir als nächsten diskutieren werden, dem
des Auswärtigen Amts; denn die auswärtige Kultur- und
Bildungspolitik wird aus beiden Haushalten finanziert.

Ein wichtiger Bereich, der im Ressort von Herrn
Neumann angesiedelt ist, ist die Deutsche Welle. Ich bin
sehr froh, dass wir die Deutsche Welle stabilisieren
konnten und Herr Neumann angekündigt hat, sich in den
kommenden Haushaltsverhandlungen weiter für ange-
messene Mittel einzusetzen. Ich glaube, wir können im
Lande nicht einschätzen, welche Bedeutung die Deut-
sche Welle hat. Sie erreicht 90 Millionen Bürger welt-
weit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


In vielen Ländern der Welt, in denen es sonst keine In-
formationen gibt, hat sie die Funktion, Informationen zu
verbreiten. Sie hat einen Etat, der kleiner als der des
WDR ist. Wir sollten also nicht darüber diskutieren, ob
das zu viel Geld ist. Die Finanzierung muss weitergehen;
denn wir brauchen den Kontakt zu den Bürgern. Ich
freue mich, dass wir jetzt zum Beispiel das arabische
Programm haben, das noch ausgeweitet wird, dass wir
den Afghanen geholfen haben und dass das spanische
Programm weitergeht, was ebenfalls sehr kontrovers dis-
kutiert worden ist.

Zu weiteren Punkten der auswärtigen Kultur- und Bil-
dungspolitik werden meine Kollegen Lothar Mark und
Gert Weisskirchen etwas sagen.

Ein zentraler Punkt betrifft die Kulturpolitik insge-
samt: Wir müssen die Budgetierung vorantreiben. Das
gilt besonders für die Goethe-Institute, aber auch für
andere Einrichtungen, zum Beispiel den DAAD. Die
Mittel müssen flexibler einsetzbar sein, damit wir in die-
sen Bereichen weiterkommen.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603905100

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort dem

Kollegen Hans-Joachim Otto von der FDP-Fraktion.


Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1603905200

Liebe Frau Kollegin Griefahn, lieber Herr Kollege

Börnsen, Sie haben in gewohnter Weise sehr schöne
Worte für die Kultur und den Kulturhaushalt gefunden.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ie waren so schön, dass ich fast geneigt gewesen wäre,
hnen zuzustimmen.

Ein Thema haben Sie aber sehr konsequent ausgespart
ich stelle fest, dass während der gesamten Haushaltsde-
atte kein einziges Wort darauf verwendet wurde –: Die
undeskanzlerin hat vorhin angekündigt, dass die Föde-
alismusreform bis zur Sommerpause durchgepeitscht
nd vom Bundestag endgültig beschlossen werden soll.
ie Konsequenzen aber, die dieses Reformwerk für die

ukünftige Kulturfinanzierung hat, sind bisher von kei-
em Redner angesprochen worden.

Sie haben mehrfach über die Kulturstiftung des Bun-
es gesprochen. Wir müssen ernsthafte Zweifel haben,
b die Kulturstiftung des Bundes angesichts des vorge-
ehenen Art. 104 b des Grundgesetzes überhaupt noch
ulässig ist, ob sie überhaupt noch weiterhin fördern
ann.

Bei den Rednerinnen und Rednern der Koalition ver-
isse ich Folgendes: Alle Kulturpolitiker haben es in

en vergangenen Wochen und Monaten versäumt, auf
ie Gefahren, Risiken und Fragen hinzuweisen, die der
ulturfinanzierung durch dieses Reformwerk in Zukunft
rohen. Die vorgesehene Änderung des Grundgesetzes
edeutet, dass es dort, wo die Länder die ausschließliche
esetzgebungszuständigkeit haben, zum Beispiel im Be-

eich der Kultur, keine Kooperation von Bund und Län-
ern mehr geben darf.

Ich halte es, gelinde gesagt, für unklug, dass die Kol-
eginnen und Kollegen von der großen Koalition hier
ehre Worte finden, obwohl in der nächsten Woche die-
er große Einschnitt in die Kulturpolitik droht. Das muss
ngesichts der Haushaltsberatungen heute mit einem
ort erwähnt werden. Hier droht Schaden für die deut-

che Kultur.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603905300

Frau Griefahn zur Erwiderung, bitte.


Monika Griefahn (SPD):
Rede ID: ID1603905400

Erstens bin ich auf die Föderalismusreform eingegan-

en. Ich habe gesagt, dass der Bund weiterhin die Mög-
ichkeit haben muss, mit den Ländern und Kommunen
genauso wie auf internationaler Ebene – Kulturpolitik

u machen. Dafür setzen wir uns ein.


(Beifall bei der SPD)


Zweitens. Der Kollege Börnsen ist darauf eingegan-
en, dass wir auch auf europäischer Ebene die Vertre-
ungsregelung diskutieren und schauen, wie wir das bes-
er regeln können. Diese Sache müssen wir natürlich mit
en Ländern abstimmen. Dazu können Sie in den Län-
ern, in denen Sie mitregieren, beitragen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Monika Griefahn
Für uns ist das ein sehr wichtiges Ziel. Daran arbeiten
wir – das haben wir auch immer deutlich gemacht –,
auch als Kulturpolitiker.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603905500

Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt

erteile ich das Wort dem Kollegen Jörg Tauss von der
SPD-Fraktion.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1603905600

Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Ich bin sehr froh,

dass es im Rahmen der Beratungen des Kanzleretats
möglich ist, auf den Etat für Kultur und Medien einzuge-
hen. Wie wir gehört haben, ist es zwar ein kleiner, aber
wesentlicher Bereich des Etats. Er ist der kleinste im
Bundeshaushalt; darum ist er besonders sensibel.

Lieber Kollege Otto, uns Kultur- und Medienpoliti-
kern ist es in einem schwierigen finanzpolitischen Um-
feld gelungen, den Etat des Beauftragten der Bundesre-
gierung für Kultur und Medien weiter zu steigern, und
zwar auf 914 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es
907 Millionen Euro.

In Verbindung mit den anderen Punkten mit Blick auf
Stellenkürzungen, die meine Kollegin Griefahn ange-
sprochen hat, werden wir sicherlich noch viel zu tun ha-
ben. 1,6 Prozent Stellenkürzungen in einem 10 000-Per-
sonen-Ministerium sind natürlich etwas anderes als
1,6 Prozent Stellenkürzungen in einem kleinen Goethe-
Institut irgendwo vor Ort. Deswegen müssen wir uns um
diese Fragen kümmern.

Über die auswärtige Kulturpolitik wird nachher noch
gesprochen. Ich glaube, ihre Bedeutung muss noch ein-
mal deutlich zum Ausdruck gebracht werden. Gerade die
heute so viel bemühte Fußballweltmeisterschaft ist eine
Chance, über das, was wir jetzt im sportlichen Bereich
erleben, hinaus, nämlich im Bereich der auswärtigen
Kulturpolitik, auch weiterhin für unser Land Akzente zu
setzen und für unser Land zu werben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich gehe in Fußballstadien. Ich bin selbstverständlich
Mitglied beim KSC. Aber es gehen immer noch mehr
Menschen in Museen und Theater als in Fußballstadien.
Deswegen müssen wir den Sport und die Kultur in den
Mittelpunkt unserer Betrachtungen stellen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ein wichtiger Bereich der Kulturförderung ist die
Filmförderung. Es gibt gerade einen sehr schönen Film
in Deutschland: „Das Leben der anderen“. Der Film ist
wirtschaftlich erfolgreich, aber darüber hinaus ein her-
vorragender kultureller Beitrag zu einem Thema, das uns
nach der deutschen Einheit bewegt, nämlich die Bewälti-
gung dessen, was der Stasiapparat und andere auch im
kulturellen Bereich in diesem Lande angerichtet haben.
Es wäre ganz gut, wenn die Freunde von der PDS gele-
gentlich auch zu diesem Thema etwas sagen könnten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Die Filmförderung ist ökonomisch wichtig. In den ereinigten Staaten von Amerika hat die Filmindustrie eute bereits eine höhere Bedeutung als die Automobilndustrie. Deswegen ist es für uns wichtig, uns um dieen Bereich zu kümmern und in diesem Bereich Fördeung anzusetzen, so wie es der Beauftragte tut. Das gilt übrigens auch für einen zweiten Bereich, der äufig belacht und vernachlässigt wird und von dem an sagt, er habe nur mit Gewalt und Ballerei zu tun. och das stimmt nicht. Es geht um den Bereich der omputerspiele. as ist ein Bereich, den wir in Deutschland völlig verachlässigen, der aber zwischenzeitlich eine noch gröere wirtschaftliche Komponente – er hat auch eine kulurelle Komponente – im Bereich der Jugendkultur hat ls der Bereich des Films. Deswegen würde ich es mir ehr wünschen – leider ist vom Bundesrat gerade nieand anwesend –, dass wir über dieses Thema nicht nur nter dem Gesichtspunkt Ballerei und Gewalt diskutieen – was ein kleiner Randaspekt ist –, sondern unter em Gesichtspunkt dessen, was kulturell und ökonoisch bis in den Bereich der Informatik für Deutschland öglich wäre. Die Föderalismusreform ist einige Male angesprohen worden. Liebe Frau Bundeskanzlerin, Sie haben ich heute wieder so nett angesehen. Ich weiß gar nicht, arum Sie immer mich ansehen, wenn es um den Föde alismus geht. s scheint bei Ihnen angekommen zu sein, dass ich dazu och ein paar Fragen habe. Im Kulturbereich können wir atürlich noch über das eine oder andere diskutieren, ollege Börnsen. Frau Bundeskanzlerin, aus der Union kam der interesante Vorschlag, im Zusammenhang mit Art. 23 des rundgesetzes – es war Rupert Scholz, der das vorgetraen hat – darüber zu diskutieren, ob es nicht sinnvoll äre, dass der Bund die Interessen des Bundes und der änder in Europa vertritt, und die österreichische Löung zu übernehmen. Ich würde vorschlagen, über dieen Punkt am Sonntagabend zu diskutieren. Das wäre ernünftig. Hinsichtlich der Schulen, Frau Bundeskanzlerin – wir erden die Bildungsdebatte ja noch führen –, stimme ich hnen völlig zu. Mich interessiert nicht die Frage, wie ayern die Schulzeit behandelt. Dazu habe ich eine Meiung; aber es interessiert mich nicht als Bundespolitiker. ich interessiert nicht einmal die Frage, warum es nicht öglich ist, dass Bayern und Baden-Württemberg ein emeinsames Lateinbuch herausgeben. Es gibt kein einiges Land, das mit einem anderen Land ein gemeinsaes Schulbuch hat. Darüber könnten wir einmal im Zu ammenhang mit der Föderalismusreform diskutieren. as ist jetzt aber nicht unser Thema. Jörg Tauss denbeträge aufwenden, um die Folgen dieses Systems Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die bis in die Schulstrukturen hinein zu reparieren. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP] und des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Heiterkeit bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B)


Da meine Redezeit gleich abgelaufen ist, möchte ich
folgende Schlussbemerkung machen: Unsere Fraktion
ist sich mit Peter Struck völlig einig: Über ein Koopera-
tionsverbot muss diskutiert werden dürfen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das gibt es doch gar nicht!)


Liebe Frau Bundeskanzlerin, es macht keinen Sinn, im
Grundgesetz vorzuschreiben, dass im Hinblick auf die
Zukunftsthemen Bildung, Wissenschaft und Forschung
keine Kooperation staatlicher Ebenen möglich sein darf.
Das wäre Unfug. Meine Bitte an Sie ist, den Fraktions-
vorsitzenden der SPD, die SPD-Fraktion, die vielen Ver-
nünftigen in den Reihen der Union, der FDP, der Grünen
und teilweise sogar der Linken hier zu unterstützen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603905700

Ich schließe die Aussprache.

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Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 580;
davon

ja: 425
nein: 155

Ja

CDU/CSU

Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Thomas Bareiß

Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Carl-Eduard von Bismarck
Renate Blank
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert

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(D orgesehenen Plätze einzunehmen. – Sind die Urnen beetzt? – Das ist der Fall. Dann bitte ich, mit der Abstimung zu beginnen. Haben jetzt alle Mitglieder ihre Stimmkarte abgegeen? – Das scheint der Fall zu sein. Ich schließe die Abstimmung und bitte, mit der Ausählung zu beginnen. Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der namentlichen bstimmung unterbreche ich die Sitzung. Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet. Ich itte darum, wieder die Plätze einzunehmen. Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schriftührern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus chusses zu dem Entwurf eines Gesetzes über die eststellung des Bundeshaushaltsplans für das Hausaltsjahr 2006 – hier: Einzelplan 04, Geschäftsbereich er Bundeskanzlerin und des Bundeskanzleramtes – beannt: Abgegebene Stimmen 580. Mit Ja haben getimmt 425, mit Nein haben gestimmt 155, Enthaltungen eine. Die Beschlussempfehlung und damit der Einzellan 04 sind angenommen. olfgang Börnsen olfgang Bosbach laus Brähmig ichael Brand elmut Brandt r. Ralf Brauksiepe onika Brüning eorg Brunnhuber itta Connemann eo Dautzenberg lexander Dobrindt homas Dörflinger arie-Luise Dött aria Eichhorn Georg Fahrenschon Ilse Falk Dr. Hans Georg Faust Enak Ferlemann Ingrid Fischbach Hartwig Fischer Dirk Fischer Dr. Maria Flachsbarth Klaus-Peter Flosbach Herbert Frankenhauser Dr. Hans-Peter Friedrich Erich G. Fritz Jochen-Konrad Fromme Dr. Michael Fuchs Eines würde ich allerdings die Länder für die Schulen zust auch sein –, müssen wir zur Ke Jahr Zehntausende von Jugend Württemberg, Bayern, Berlin un die Schule ohne Abschluss ver auf eine Lehrstelle haben. D Bund von den Ländern sozusa kippt. (Beifall bei Abgeord Ich akzeptiere es, wenn die L der Bund für die Schulpolitik zu gemeinsam mit den Ländern nen, welche Folgen sich aus ih politik für den Bund ergeben. gerne thematisieren: Da ändig sind – sie sollen es nntnis nehmen, dass jedes lichen – auch aus Badend Nordrhein-Westfalen – lassen und keine Chance ieses Problem wird dem gen vor die Haustür ge neten der SPD)


(Unterbrechung von 13.26 bis 13.35 Uhr)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603905800

(Bönstrup)


(Hof)


änder nicht wollen, dass
ständig ist. Aber ich will

darüber diskutieren kön-
rer misslingenden Schul-
Er muss nämlich Milliar-

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Wir kommen zur Ab
inzelplan 04 in der Ausschu
wei Änderungsanträge der Fra
ie wir zuerst abstimmen. We
ungsantrag auf Drucksache 16
egen? – Wer enthält sich? –
it den Stimmen aller Fraktio
raktion Die Linke abgelehnt.

Wir kommen zum Änder
ache 16/1892. Wer stimmt da
en? – Wer enthält sich? – Der
em gleichen Stimmenverhältn

Wir stimmen jetzt über den E
chussfassung ab. Es ist namen
ragt worden.

(Cstimmung über den ssfassung. Hierzu liegen ktion Die Linke vor, über r stimmt für den Ände/1862? – Wer stimmt daDer Änderungsantrag ist nen bei Zustimmung der ungsantrag auf Druckfür? – Wer stimmt dage Änderungsantrag ist mit is abgelehnt. inzelplan 04 in der Austliche Abstimmung bean)







(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Eberhard Gienger
Michael Glos
Ralf Göbel
Dr. Reinhard Göhner
Josef Göppel
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Karl-Theodor Freiherr zu

Guttenberg
Olav Gutting
Holger Haibach
Gerda Hasselfeldt
Ursula Heinen
Uda Carmen Freia Heller
Michael Hennrich
Bernd Heynemann
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Robert Hochbaum
Klaus Hofbauer
Franz-Josef Holzenkamp
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Dr. Peter Jahr
Dr. Hans-Heinrich Jordan
Andreas Jung (Konstanz)

Dr. Franz Josef Jung
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster

(Villingen Schwenningen)

Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Johann-Henrich

Krummacher
Dr. Hermann Kues
Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing

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r. Klaus W. Lippold
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r. Michael Luther
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r. Michael Meister
r. Angela Merkel
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aurenz Meyer (Hamm)

aria Michalk
ans Michelbach
hilipp Mißfelder
r. Eva Möllring
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arsten Müller

(Braunschweig)


tefan Müller (Erlangen)

ernward Müller (Gera)

r. Gerd Müller
ildegard Müller
ernd Neumann (Bremen)

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r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
duard Oswald
enning Otte
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r. Peter Paziorek
lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer
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eatrix Philipp
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aniela Raab
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r. Peter Ramsauer
eter Rauen
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

laus Riegert
r. Heinz Riesenhuber
ranz Romer
ohannes Röring
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r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
lbert Rupprecht (Weiden)

eter Rzepka
nita Schäfer (Saalstadt)

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r. Wolfgang Schäuble
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r. Annette Schavan
r. Andreas Scheuer
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hristian Schmidt (Fürth)

ndreas Schmidt (Mülheim)

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r. Andreas Schockenhoff
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hristian Freiherr von Stetten
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r. Hans-Peter Uhl
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erhard Wächter
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eter Weiß (Emmendingen)

erald Weiß (Groß-Gerau)


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arl-Georg Wellmann
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r. Gerhard Botz
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(Hildesheim)


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(C (D r. Peter Danckert r. Herta Däubler-Gmelin arl Diller artin Dörmann r. Carl-Christian Dressel lvira Drobinski-Weiß arrelt Duin etlef Dzembritzki ebastian Edathy iegmund Ehrmann ans Eichel ernot Erler etra Ernstberger arin Evers-Meyer nnette Faße lke Ferner abriele Fograscher ainer Fornahl abriele Frechen eter Friedrich igmar Gabriel artin Gerster is Gleicke ünter Gloser enate Gradistanac ngelika Graf ieter Grasedieck onika Griefahn erstin Griese abriele Groneberg chim Großmann olfgang Grotthaus olfgang Gunkel ans-Joachim Hacker ettina Hagedorn laus Hagemann lfred Hartenbach ichael Hartmann ina Hauer ubertus Heil einhold Hemker olf Hempelmann r. Barbara Hendricks ustav Herzog etra Heß abriele Hiller-Ohm etra Hinz is Hoffmann rank Hofmann ike Hovermann laas Hübner hristel Humme othar Ibrügger runhilde Irber ohannes Jung osip Juratovic ohannes Kahrs lrich Kasparick r. h.c. Susanne Kastner lrich Kelber hristian Kleiminger ans-Ulrich Klose strid Klug r. Bärbel Kofler ritz Rudolf Körper arin Kortmann olf Kramer Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Anette Kramme Ernst Kranz Nicolette Kressl Volker Kröning Angelika Krüger-Leißner Dr. Hans-Ulrich Krüger Jürgen Kucharczyk Helga Kühn-Mengel Ute Kumpf Dr. Uwe Küster Christine Lambrecht Christian Lange Dr. Karl Lauterbach Waltraud Lehn Helga Lopez Gabriele Lösekrug-Möller Dirk Manzewski Lothar Mark Caren Marks Katja Mast Hilde Mattheis Markus Meckel Petra Merkel Ulrike Merten Dr. Matthias Miersch Ursula Mogg Marko Mühlstein Detlef Müller Michael Müller Gesine Multhaupt Franz Müntefering Dr. Rolf Mützenich Andrea Nahles Thomas Oppermann Holger Ortel Heinz Paula Johannes Pflug Christoph Pries Dr. Wilhelm Priesmeier Florian Pronold Dr. Sascha Raabe Mechthild Rawert Steffen Reiche Maik Reichel Gerold Reichenbach Dr. Carola Reimann Christel Riemann Hanewinckel Walter Riester Sönke Rix Rene Röspel Dr. Ernst Dieter Rossmann Karin Roth Michael Roth Ortwin Runde Marlene Rupprecht Anton Schaaf Axel Schäfer Bernd Scheelen Dr. Hermann Scheer Marianne Schieder Ulla Schmidt Silvia Schmidt Renate Schmidt Dr. Frank Schmidt Heinz Schmitt Carsten Schneider O O R S E F D D R R W D J D A L R C D J D J J D J F H R S J D H A P G G D L D A H D E D W H U M B N S U F J D C D U R A E laf Scholz ttmar Schreiner einhard Schultz wen Schulz wald Schurer rank Schwabe r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz ita Schwarzelühr-Sutter olfgang Spanier r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt ndreas Steppuhn udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer r. Peter Struck oachim Stünker r. Rainer Tabillion örg Tauss ella Teuchner r. h.c. Wolfgang Thierse örn Thießen ranz Thönnes ans-Jürgen Uhl üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger r. Marlies Volkmer edi Wegener ndreas Weigel etra Weis unter Weißgerber ert Weisskirchen r. Rainer Wend ydia Westrich r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz ngelbert Wistuba r. Wolfgang Wodarg altraud Wollf eidi Wright ta Zapf anfred Zöllmer rigitte Zypries ein PD lla Burchardt DP ens Ackermann r. Karl Addicks hristian Ahrendt aniel Bahr we Barth ainer Brüderle ngelika Brunkhorst rnst Burgbacher P M J U O P H D H M J D E B M D H G J H H I S M H P J B H D C G J F M D D D C F C D D D H M D H K D H E D R S D D K W D D H L H I atrick Döring echthild Dyckmans örg van Essen lrike Flach tto Fricke aul K. Friedhoff orst Friedrich r. Edmund Peter Geisen ans-Michael Goldmann iriam Gruß oachim Günther r. Christel Happach-Kasan lke Hoff irgit Homburger ichael Kauch r. Heinrich L. Kolb ellmut Königshaus udrun Kopp ürgen Koppelin einz Lanfermann arald Leibrecht na Lenke abine LeutheusserSchnarrenberger arkus Löning orst Meierhofer atrick Meinhardt an Mücke urkhardt Müller-Sönksen ans-Joachim Otto etlef Parr ornelia Pieper isela Piltz örg Rohde rank Schäffler arina Schuster r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele lorian Toncar hristoph Waitz r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff artin Zeil IE LINKE üseyin-Kenan Aydin arin Binder r. Lothar Bisky eidrun Bluhm va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus evim Dagdelen r. Diether Dehm r. Dagmar Enkelmann laus Ernst olfgang Gehrcke iana Golze r. Gregor Gysi eike Hänsel utz Heilmann ans-Kurt Hill nge Höger-Neuling D U D K M J K O M U D U D K K W D P B E P V D D D F D D A J S B G K M V C B M G A E D D H K K A B W P P U D B T U S F R U M M D A J (C (D r. Barbara Höll lla Jelpke r. Hakki Keskin atja Kipping onika Knoche an Korte atrin Kunert skar Lafontaine ichael Leutert lla Lötzer r. Gesine Lötzsch lrich Maurer orothee Menzner ornelia Möller ersten Naumann olfgang Neskovic r. Norman Paech etra Pau odo Ramelow lke Reinke aul Schäfer olker Schneider r. Herbert Schui r. Ilja Seifert r. Petra Sitte rank Spieth r. Kirsten Tackmann r. Axel Troost lexander Ulrich örn Wunderlich abine Zimmermann ÜNDNIS 90/DIE RÜNEN erstin Andreae arieluise Beck olker Beck ornelia Behm irgitt Bender atthias Berninger rietje Bettin lexander Bonde kin Deligöz r. Thea Dückert r. Ursula Eid ans Josef Fell ai Gehring atrin Göring-Eckardt nja Hajduk ritta Haßelmann infried Hermann eter Hettlich riska Hinz lrike Höfken r. Anton Hofreiter ärbel Höhn hilo Hoppe te Koczy ylvia Kotting-Uhl ritz Kuhn enate Künast ndine Kurth arkus Kurth onika Lazar r. Reinhard Loske nna Lührmann erzy Montag Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms freundlichkeit und Weltoffenheit, die von den Menschen in diesem Land gezeigt wird, die Rede. Ich möchte den genheit dazu. Dieser Gipfel darf nicht einfach zu einer Jubelarie für den russischen Präsidenten werden. Dafür Bürgerinnen und Bürgern dies dere den Fußballfans ein Komp machen mit ihrer Begeisterun eine tolle Imagekampagne für d keine klassischen Diplomaten, es Landes und insbesonliment machen; denn sie g und Gastfreundschaft ieses Land. Sie sind zwar aber sie machen eine tolle i r t u – st die Entwicklung in Russlan egend. Freedom House hat Ru en Mal in die Gruppe der unfr nd zwar auf derselben Stufe das möchte ich an dieser Stell d einfach zu besorgniserssland gerade zum zwei eien Staaten eingruppiert, wie Simbabwe. Die G 7 e hervorheben – sind seiKerstin Müller Winfried Nachtwei Brigitte Pothmer Claudia Roth Krista Sager Elisabeth Scharfenberg Christine Scheel Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Gerhard Schick Rainder Steenblock S H D J W Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.7 auf: Einzelplan 05 Auswärtiges Amt – Drucksachen 16/1305, 16/1324 – Berichterstattung: Abgeordnete Jürgen Koppelin Herbert Frankenhauser Lothar Mark Michael Leutert Alexander Bonde Zum Einzelplan 05 liegt ein Änderungsantrag der Fraktion der Linken vor. Außerdem rufe ich den Zusatzpunkt 2 auf: Beratung des Antrags der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Neubesetzung des Amtes des Koordinators für die deutsch-russische zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit – Drucksache 16/1885 — Über diesen Antrag werden wir später abstimmen. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für die Aussprache zwei Stunden vorgesehen. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Rednerin das Wort der Kollegin Birgit Homburger von der FDP-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! „Die Welt zu Gast bei Freunden“ – das erleben derzeit Hunderttausende Besucher aus aller Herren Länder überall in Deutschland. Ausländische Gesprächspartner sind voll des Lobes und manche internationalen Zeitungen geradezu überrascht: Das hatte man uns Deutschen nicht zugetraut. In der Debatte heute Morgen war schon von der Gast A d r u n u n s b w w m g b e I g v d T D v h c J E P B (C (D ilke Stokar von Neuforn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe ürgen Trittin olfgang Wieland Josef Philip Winkler Margareta Wolf fraktionslos Gert Winkelmeier ußenpolitik für dieses Land. Ich will hinzufügen: Mit em, was sie damit leisten, toppen sie auch die Bundesegierung. (Beifall bei der FDP – Iris Gleicke [SPD]: Da können wir jetzt leider nicht klatschen! Schade!)


(Wackernheim)





(A) )


(B) )


(Tuchenbach)


(Everswinkel)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)


(Frankfurt)


(Saarbrücken)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)

Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1603905900

(Iris Gleicke [SPD]: Das ist schön!)


Die FDP hat die Außenpolitik der Bundeskanzlerin
nd der Bundesregierung in den letzten Wochen oft ge-
ug gelobt, Frau Kollegin. Wir bleiben dabei: Es war gut
nd richtig, dass Frau Merkel Neujustierungen vorge-
ommen hat. Die deutsche Außenpolitik musste nach
ieben Jahren Rot-Grün dringend wieder auf Kurs ge-
racht werden. Wir sind froh, dass erste Ansätze sichtbar
erden.


(Beifall bei der FDP)


Ein Beispiel ist die Russlandpolitik. Herr Schröder
ar aus lauter Freundschaft zu Präsident Putin vollkom-
en unkritisch geworden. Seine Betriebsblindheit ge-

enüber Russland hat ihn inzwischen sogar dazu ge-
racht, ganz unmittelbar in einen Betrieb des Kreml
inzusteigen.


(Markus Löning [FDP]: „KGB“ muss man sagen!)


ch finde, dieses Vorgehen ist schlicht schamlos.


(Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Sie sollten sich mal entschuldigen für den Blödsinn hier!)


Frau Merkel dagegen hat bei ihrem Moskaubesuch
ezeigt, Herr Kollege Tauss, dass man ein gutes Arbeits-
erhältnis mit dem russischen Präsidenten durchaus mit
irekter und indirekter Kritik am leider rückläufigen
ransformationsprozess in Russland verbinden kann.
as Zusammentreffen mit Vertretern der russischen Zi-
ilgesellschaft war geschickt und wirkt in Russland bis
eute nach. Es ist ein ermutigendes und positives Zei-
hen; denn diese Zivilgesellschaft ist Russlands Zukunft.
etzt bleibt nur zu hoffen, dass dies nicht nur der erste
lan war, sondern dass es in der Substanz bei dieser
olitik bleibt. Dazu fordert die FDP Sie auf.


(Beifall bei der FDP)


eim G-8-Gipfel in Sankt Petersburg gibt es die Gele-






(A) )



(B) )


Birgit Homburger
nerzeit als Zusammenschluss der industrialisierten De-
mokratien gegründet worden. Genau deshalb ist es so
wichtig, den G-8-Gipfel in Russland auch dazu zu nut-
zen, gemeinsam mit den Partnern gegenüber dem russi-
schen Präsidenten und auch der russischen Zivilgesell-
schaft deutlich zu machen, dass wir mit Sorge sehen,
dass Russland den Weg der Demokratie und Rechtstaat-
lichkeit verlassen hat.


(Beifall bei der FDP)


Ich finde, wir sollten Russland nicht nur auffordern,
sondern anlässlich des G-8-Gipfels von Russland auch
deutlich einfordern, Herr Bundesaußenminister, auf den
Weg zur Transformation zurückzukehren. Das ist vor al-
len Dingen auch deshalb so entscheidend, weil die klei-
nen und mittleren Länder in der EU auf Deutschland
schauen. Eine klare Haltung Deutschlands ist entschei-
dend für die Haltung Europas.

Hinzu kommt, dass Deutschland zum 1. Januar nächs-
ten Jahres die Präsidentschaft in der EU übernimmt. Das
heißt, die Blicke sind schon heute besonders auf die
Bundeskanzlerin gerichtet. Es gibt hohe Erwartungen an
Deutschland. Deshalb fordern wir, dass Deutschland in
enger Abstimmung mit Finnland eine konsistente, an de-
mokratischen Grundsätzen und Menschenrechten orien-
tierte Russlandpolitik betreibt.


(Beifall bei der FDP)


Frau Merkel ist auch in den USA sehr positiv aufge-
nommen worden, und zwar trotz ihrer Kritik an Guanta-
namo. Das zeigt vor allem eines: Amerika ist und bleibt
eine offene Gesellschaft. Die Amerikaner wissen sehr
genau, dass man einzelne Aspekte der Politik ihres Prä-
sidenten kritisieren kann. Sie tun das selbst zur Genüge.
Aber man sollte das in Deutschland nicht innenpolitisch
instrumentalisieren und die transatlantische Freund-
schaft nicht riskieren. Deshalb ist es so wichtig, dass die
transatlantischen Beziehungen wieder in Ordnung ge-
bracht werden. Wir als FDP sind froh, dass wir hierbei
auf einem guten Weg sind.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir hoffen, Herr Bundesaußenminister, dass Sie diese
Linie übernehmen. In den ersten Monaten waren Sie ja
vor allem mit dem Versuch beschäftigt, das Erbe Schröders
zu retten, während Frau Merkel Außenpolitik gemacht
hat. Wir fordern die Übernahme der Politik, die Frau
Merkel eingeleitet hat, und damit nicht mehr und nicht
weniger als die Rückkehr zu einer werteorientierten Au-
ßenpolitik, die unter Rot-Grün völlig vernachlässigt
wurde.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Die FDP unterstützt nicht nur diesen Kurswechsel,
sondern auch die Politik der Bundesregierung in den ak-
tuellen Brennpunkten der Außenpolitik, beispielsweise
der Irankrise.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Steht das im Manuskript?)


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(C (D n der Irankrise gibt es keine Alternative zu Verhandungen. Wir sind der Meinung, dass sich eine militäriche Option nicht stellt. Anreize müssen glaubwürdig it Druckmitteln verknüpft werden. Das ist jetzt gesche en. Der Iran muss reagieren. Wenn der iranische Präsient das Angebot einfach ausschlägt, dann brüskiert er icht nur die internationale Staatengemeinschaft. Er tößt dann auch die durchaus offen und modern denende iranische Mittelschicht vor den Kopf. Denn sie ill das Land nicht auf Dauer in völliger Isolation sehen. eswegen sollte diese Politik fortgesetzt werden. Im Nahen Osten spitzt sich die Entwicklung leider mmer weiter zu. Trotzdem bleiben auch wir Liberalen abei, dass mit der Hamas erst dann kooperiert werden ann, wenn diese dem Terror abschwört, Israel anerennt und sich zu internationalen Abkommen bekennt. enn das auf glaubwürdige Weise geschieht, dann soll en wir die israelische Regierung auffordern, zum Verandlungsweg und zur Road Map zurückzukehren. Wir machen uns große Sorgen um die Situation und ie Entwicklung in Afghanistan. Es zeigt sich leider, ass auch Jahre des intensiven internationalen Engageents das Land noch nicht so weit vorangebracht haben, ie wir uns das erhoffen. Es gibt sicherlich keinen Köigsweg für Afghanistan, aber es muss allmählich Licht m Ende des Tunnels auftauchen, (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben jetzt den Ministerpräsidenten Hamid Karzai!)


(Beifall bei der FDP)


eil sich ein militärisches Engagement im derzeitigen
mfang sicherlich nicht über Jahrzehnte aufrechterhal-

en lässt. So wichtig und richtig die Durchführung freier
ahlen war, so notwendig ist auch die Unterstützung

on Präsident Karzai. Wir müssen uns aber über eines im
laren sein: Afghanistan ist nicht nur Kabul und Karzai

st nicht Afghanistan. Wir brauchen neben der militäri-
chen Konzeption mit den PRTs dringend ein politisches
onzept, das diesem Land auch eine wirtschaftliche Per-

pektive eröffnet; denn die UNO hat im Jahr 2005 fest-
estellt, dass die Hälfte des afghanischen Bruttoinlands-
rodukts im Drogenhandel erwirtschaftet wird. Es
edarf also eines politischen Konzeptes und hier sind
ie, Herr Bundesaußenminister, aus unserer Sicht in be-
onderem Maße gefordert.


(Beifall bei der FDP)


Abschließend möchte ich noch etwas zum Kongoein-
atz sagen, über den wir hier ja bereits diskutiert haben:
s ist ein außenpolitischer Fehler – der erste der Bundes-
anzlerin und dieser Bundesregierung –, Soldaten in
ine solche unsichere Mission zu schicken. Wir Liberale
ppellieren an die Bundesregierung sowie an die Kolle-
en von der Koalition, künftig Auslandseinsätze der
undeswehr nur als letztes Mittel zu beschließen. Wir

ordern eine überzeugende, multilateral abgestimmte
nd zeitlich absehbare Rahmenkonzeption. Wir wollen
or allen Dingen ein politisches Gesamtkonzept für die
tabilisierung eines Landes nach einem Einsatz. Ein sol-
hes Konzept beinhaltet auch das nun vorgelegte Weiß-






(A) )



(B) )


Birgit Homburger
buch nicht. Das sollte Sie, Herr Bundesaußenminister
Steinmeier, ganz besonders interessieren; denn schließ-
lich ist dieses Dokument dann eine außenpolitische
Grundlage. Wir hoffen, dass Sie sich einschalten und auf
eine intensive Überarbeitung dieses Weißbuchs drängen.
In der jetzigen Fassung findet das Weißbuch jedenfalls
nicht unsere Zustimmung.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition,
wer Bundeswehreinsätze zunehmend als Politikersatz in
der Außenpolitik missbraucht, versündigt sich nicht nur
an unseren Soldaten und deren Angehörigen, sondern
beschädigt auch massiv das Ansehen unseres Landes.
Hier besteht Handlungsbedarf. Wir erwarten, dass Sie
darüber öffentlich und im Parlament diskutieren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603906000

Das Wort hat jetzt der Kollege Lothar Mark von der

SPD-Fraktion.


Lothar Mark (SPD):
Rede ID: ID1603906100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Ich möchte darauf aufmerksam ma-
chen, dass die FDP mit dieser Rede die Beratungen über
den Haushalt des Auswärtigen Amtes eröffnet hat.
Trotzdem möchte ich kurz auf ein paar Punkte eingehen.
Es wurde gesagt, dass das Auswärtige Amt auf Kurs ge-
bracht werden müsse. Das bedeutet, dass die Friedens-
politik, die wir die ganze Zeit betrieben haben, seitens
der FDP infrage gestellt wird. Oder wie ist das zu inter-
pretieren? Genauso verhält es sich, wenn gesagt wird,
eine werteorientierte Außenpolitik sei vernachlässigt
worden. Ich weise das ganz entschieden zurück;


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


denn das ist eine Unterstellung, die weder die alte Bun-
desregierung noch die neue Bundesregierung verdient
haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, Deutschlands
Verantwortung in der internationalen Politik ist in den
vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Erst
kürzlich wurde Deutschland mit der höchsten Stim-
menzahl in den neuen UN-Menschenrechtsrat gewählt,
was als Zeichen der Anerkennung für eine berechenbare
und ausgewogene Linie Deutschlands in der inter-
nationalen Menschenrechtspolitik zu verstehen ist, Frau
Homburger.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Im ersten Halbjahr 2007 werden wir – wie bereits er-
wähnt – die EU-Präsidentschaft sowie ganzjährig den
Vorsitz der G 8 mit Ausrichtung des G-8-Gipfels über-
nehmen, was neue Herausforderungen an uns alle stellen
wird. Vor dem Hintergrund, dass der islamistische Terror

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(C (D n den letzten Jahren Europa erreicht hat, dass nach wie or humanitäre Hilfe in bekannten und neuen Krisenreionen zu leisten ist und dass bei der Sicherung des Frieens bzw. beim zivilen Aufbau in Afghanistan, im Koovo, im Irak und in Darfur sowie nun bei der Sicherung er Wahlen im Kongo unsere Unterstützung gefragt ist, ind die Erwartungen an die Bundesregierung und das uswärtige Amt – auch in konzeptioneller Hinsicht – ewachsen. Der Haushalt des Auswärtigen Amtes hat im Jahr 006 ein Gesamtvolumen von circa 2,3 Milliarden Euro. amit beträgt der Anteil der Ausgaben für die Außenolitik am Gesamthaushalt lediglich 0,88 Prozent. Im ergleich zu 2005 steigt der Haushalt des AA realiter war um 87 Millionen Euro; davon sind aber allein 3 Millionen Euro auf Wechselkursanpassungen bei den N-Pflichtbeiträgen zurückzuführen. Seit langem trete ich dafür ein, dass die Konzernkosen – so nenne ich das – wie die UN-Pflichtbeiträge von en flexiblen Ausgaben getrennt und herausgerechnet erden, da heute bei Kürzungen die flexiblen Titel überroportional belastet werden. ies ist allerdings nur dann umsetzbar, wenn im Bundesaushalt generell so verfahren wird. Die Berichterstatter darunter Herr Koppelin – haben dies bereits im Ausärtigen Ausschuss thematisiert. Die große Koalition hat zahlreiche Maßnahmen eineleitet, um Binnenkonjunktur und Außenwirtschaft anukurbeln. Ich appelliere deshalb an Sie, mit uns dafür u sorgen, dass der Haushalt des AA in den nächsten ahren wieder einen echten Aufwuchs erfährt, (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


(Beifall der Abg. Monika Griefahn [SPD])


ie der Auswärtige Ausschuss mit seinem Beschluss
om 5. April 2006 für das Haushaltsjahr 2007 bereits an-
emahnt hatte.

Der Ansatz für humanitäre Hilfe konnte in den dies-
ährigen Haushaltsberatungen erstmals substanziell, auf
0 Millionen Euro, angehoben werden und in der
inanzplanung verstetigt werden. Ich glaube, dass dies
in großer Erfolg ist.

Mit meinem Berichterstatterkollegen Herbert
rankenhauser habe ich dafür gesorgt, dass der Ansatz
eim Titel „Demokratisierungs- und Ausstattungshilfe,
inenbeseitigungsprogramme, Unterstützung von Maß-

ahmen zur Förderung der Menschenrechte“ gegenüber
em Regierungsentwurf eine Erhöhung um 504 000 Euro
uf fast 19 Millionen Euro erfährt.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr gut!)


ie zusätzlichen Mittel sollen zur Verstärkung der lau-
enden Minenbeseitigungsprogramme dienen.

Allerdings muss hier auch angemerkt werden, dass
as Ottawa-Abkommen, mit dem Antipersonenminen
eächtet werden, intensiver verfolgt werden muss und
ass nicht weiter Antipersonenminen produziert, ver-






(A) )



(B) )


Lothar Mark
kauft und zum Schluss verlegt werden dürfen. Produk-
tion und Vertrieb sind grundsätzlich einzustellen und zu
ächten.


(Beifall im ganzen Hause)


Wir sollten die Länder, die in der Vergangenheit solche
Minen produziert und vertrieben haben, verstärkt heran-
ziehen, wenn es um die Beseitigung dieser Minen geht.

Zum Thema Ausstattungshilfe gestatten Sie mir ein
paar Sätze. Wir hatten die Gelegenheit, die Ausstat-
tungshilfe in Tansania zu besichtigen. Da ist uns klar ge-
worden, welch segensreiche Arbeit geleistet wird. Mit
dieser Ausstattungshilfe werden zum Beispiel Kranken-
häuser finanziert, wird das Gesundheitswesen in Tansa-
nia aufgebaut, allerdings unter Oberaufsicht der dortigen
Armee. Aber wenn man um die Strukturen in diesen
Ländern weiß, wird man sehr schnell erkennen, dass es
leider keinen anderen Akteur gibt, der in der Lage ist, si-
cherzustellen, dass dies auf Dauer funktioniert.

Wichtig scheint mir noch zu sein, den Stabilitätspakt
Afghanistan und den Stabilitätspakt Südosteuropa zu er-
wähnen. Diese beiden Pakte sind mit 30 Millionen Euro
ausgestattet, derzeit beim BMZ etatisiert. Sie laufen in
diesem Jahr aus. Ich bitte darum – und das habe ich dem
Bundesfinanzminister bereits mitgeteilt –, dass diese
Mittel auch in Zukunft bereitgestellt und beim AA etati-
siert werden, weil hier auch die politische Fachverant-
wortung liegt. Ich bitte darum, dass im Sinne von Haus-
haltsklarheit und Haushaltswahrheit so verfahren wird.


(Beifall des Abg. Markus Meckel [SPD])


Ich möchte einige Anmerkungen zur internationalen
Politik insgesamt machen, bevor ich auf die auswärtige
Kulturpolitik eingehe. Ich habe mit sehr großer Freude
zur Kenntnis genommen, dass unser Außenminister
Dr. Steinmeier auch eine Weichenstellung in Richtung
Lateinamerika vorgenommen hat. Er hat dies mit einer
Auslandsreise wenige Monate nach seinem Amtsantritt
dokumentiert. Ich denke, hiermit wird signalisiert, dass
wir diesen Bereich stärker beobachten müssen. In
Lateinamerika gehen fundamentale Änderungen vor
sich, die wir verfolgen müssen, wenn wir die Märkte
dort nicht verlieren wollen.

Der Mercosur spielt in Zukunft eine große Rolle. Des-
halb bitte ich, auch die Kontakte in Richtung Venezuela
zu überprüfen. Ich habe bei meinem Besuch festgestellt,
dass Italien, Spanien und Frankreich sehr intensive
Wirtschaftskontakte und auch Regierungskontakte mit
Venezuela pflegen und dort sehr stark ins Geschäft kom-
men.


(Beifall der Abg. Monika Knoche [DIE LINKE])


Ich denke, dass wir darüber verstärkt nachdenken müs-
sen.

Ich möchte einige kleine Hinweise geben, die viel-
leicht Beachtung finden können: Es stellt sich die Frage,
wieso ein Militärattaché in Lima, aber nicht in Caracas
ist und wieso aus dem prosperierenden Land Panama der

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(C (D irtschaftsattaché abgezogen wurde. Auch darüber ollte man neu nachdenken. Zum Thema Kuba werde ich nichts sagen, weil wir emnächst eine Kubadebatte haben werden. Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, da in den etzten Wochen eine breite Diskussion zur auswärtigen ulturund Bildungspolitik insbesondere im Zusamenhang mit dem Goethe-Institut in den Medien, aber uch in den Ausschüssen stattgefunden hat, will ich daauf eingehen. Zunächst einmal bekunde ich mit Dankarkeit und Freude, dass wir im Auswärtigen Ausschuss inen Unterausschuss für auswärtige Kulturund Bilungspolitik geschaffen haben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


uch hier wird daran gearbeitet, eine Trendwende in der
örderung der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik
inzuleiten.

Nach den parlamentarischen Beratungen kann das
apitel „Pflege kultureller Beziehungen zum Ausland“
it einem Volumen von 548 Millionen Euro im laufen-

en Jahr einen leichten Zuwachs gegenüber 2005 ver-
eichnen.

Die Haushaltslage des Goethe-Instituts gibt Anlass
ur Sorge. Die Geschäftsführung ist deshalb gebeten, bis
pätestens Herbst 2006 ein Sanierungskonzept zu er-
rbeiten, bei dem es nicht nur darum gehen kann, be-
ährte Einrichtungen im alten Europa zu schließen, wie
ielfach in den Medien berichtet wurde. Effizienzsteige-
ung durch Bündelung der Kräfte, Vernetzung und ge-
einsame Unterbringung mehrerer Mittlerorganisatio-

en vor Ort sind hier genauso gefragt wie Kooperationen
it dem Institut Français, dem Instituto Cervantes und

em British Council. Ich begrüße außerordentlich, dass
n diesem Jahr in Abu Dhabi ein Goethe-Institut einge-
ichtet wurde, das sich mit dem Deutschen Akademi-
chen Austauschdienst und der GTZ die Räumlichkeiten
eilt, um damit gegenseitig Synergieeffekte zu nutzen.
ie Emirate sind inzwischen Deutschlands größter Han-
elspartner in der Region. Die Nachfrage nach deutscher
prache kann kaum befriedigt werden.

Im Zuge der parlamentarischen Beratungen wurde
eim Goethe-Institut eine Umschichtung von Pro-
rammmitteln zur institutionellen Förderung vorgenom-
en, damit die Zentrale die Deckungslücke von rund
Millionen Euro in diesem Jahr schließen kann; prinzi-

iell sollen aber die Projektmittel verstärkt werden.

Wir hatten für diesen Haushalt bereits das Pilotprojekt
talien des Goethe-Instituts beschlossen, das die gesamte
udgetierung für Goethe in Italien beinhaltet. Ich be-
rüße, dass mit dem neuen Haushalt die Erprobungs-
hase auf die Regionen Nordamerika, Osteuropa und
entralasien ausgedehnt werden soll. Ich bin der festen
berzeugung, dass die neuen Steuerungsinstrumente
Budgetierung und die damit verbundene strategische
ielvereinbarung – dazu beitragen werden, eine effizien-

ere Steuerung und größeres Kostenbewusstsein zu er-
öglichen. Durch sie werden die Eigenverantwortung






(A) )



(B) )


Lothar Mark
der Mittler gestärkt sowie eine bessere Überschaubarkeit
und Kontrolle der Ausgaben sichergestellt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich bin allerdings auch der Meinung, dass wir diese
Budgetierung auf das Goethe-Institut weltweit ausdeh-
nen müssen und dass wir weitere Mittlerorganisationen
budgetieren sollten,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


weil damit ein Weg gezeigt würde, wie man effizient mit
Steuermitteln des Bundes umgehen kann.


(Herbert Frankenhauser [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Die Mittel für den Deutschen Akademischen Aus-
tauschdienst wurden auf 119,7 Millionen Euro, die für
die Alexander-von-Humboldt-Stiftung auf 34 Millionen
und die für das Deutsche Archäologische Institut auf fast
25 Millionen Euro aufgestockt.


(Herbert Frankenhauser [CDU/CSU]: Das ist sehr gut!)


In diesem Zusammenhang will ich darauf hinweisen,
dass diese Institutionen dazu beitragen, den Ruf der
Bundesrepublik international zu stärken, und dass ge-
rade in diesen Sektoren Zukunftsentwicklungen möglich
sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte den Europäisch-Islamischen Kulturdialog
erwähnen. Er wird in den nächsten Jahren immer mehr
an Bedeutung gewinnen. Es ist uns gelungen, die Mittel
hierfür auf immerhin 6 Millionen Euro anzuhäufen.


(Beifall der Abg. Monika Griefahn [SPD])


Dass hier weiterer Bedarf besteht, steht außer Frage.

Das Thema Auslandsschulen kann ich nur kurz strei-
fen. Auch hier ist es unabdingbar, dass ein neues umfas-
sendes Konzept entwickelt wird, das uns nach Möglich-
keit noch in diesem Jahr vorgelegt wird. Dass die
Auslandsschulen eine sehr große Bedeutung haben, zeigt
sich am Beispiel Mexiko, wo annähernd 100 Absolven-
ten der deutschen Schule in einheimischen Spitzenfunk-
tionen arbeiten, einschließlich zweier Minister. Es ist
darauf hinzuweisen, dass diese Absolventen natürlich
eine große Affinität zu Deutschland – auch im ökonomi-
schen Sinne – entwickeln.

Meine Redezeit läuft mir davon. Ich möchte nur noch
darauf hinweisen, dass Kultur- und Bildungsmittel In-
vestitionen in die Zukunft sind, die der Konfliktpräven-
tion auch im Inland dienen.


(Beifall der Abg. Monika Griefahn [SPD])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603906200

Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss. Sie ha-

ben Ihre Zeit weit überzogen.

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(C (D In diesem Zusammenhang denke ich auch an die poli ischen Stiftungen und deren Engagement im Ausland. Abschließend einen herzlichen Dank an den Hausaltsauschuss und den Auswärtigen Ausschuss und an ie Mitberichterstatterkollegen und den Hauptberichtrstatter Jürgen Koppelin sowie an die Mitarbeiterinnen nd Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes, die uns in vorildlicher Weise Rede und Antwort standen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Lothar Mark (SPD):
Rede ID: ID1603906300


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603906400

Das Wort hat jetzt die Kollegin Monika Knoche von

er Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603906500

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Herren und Da-

en! Guantanamo muss geschlossen werden. Diesen
atz sollte die Bundeskanzlerin ihrem baldigen Gast,
errn Präsidenten Bush, in aller Deutlichkeit sagen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wer politischen Gefangenen grundlegende Rechte
orenthält, sie körperlicher und psychischer Gewalt aus-
etzt und sie in Suizide treibt – das ist noch zu untersu-
hen –, darf nicht erwarten, dass die Frau an der Spitze
eutschlands darüber hinweglächelt. Frau Merkel hat

ls Repräsentantin eines demokratischen Rechtsstaates
ie Pflicht, deutlich zu fordern, dass dieses Lager ge-
chlossen wird.

Der Präsident der USA führt den Krieg gegen Terror
it all seinen Unerträglichkeiten, zum Beispiel mit be-

onderen Verhörmethoden in Abu Ghureib, politisch ka-
astrophalen Auswirkungen im Irak, neuen Bombarde-

ents, geheimen Gefängnissen und all dem, womit der
ntersuchungsausschuss sich zu beschäftigen hat. Guan-

anamo ist ein Schandfleck für das Völker- und das Men-
chenrecht.


(Beifall bei der LINKEN)


Nicht nur die Fraktion Die Linke, die aus tiefer Über-
eugung gegen den Krieg gegen Terror ist, sieht das so
nd vertritt diese Einstellung. Ich denke, wir Abgeordne-
en sollten es dem Europaparlament gleichtun und eine
emeinsame Erklärung abgeben. Diese Realität belastet
n nicht unbeträchtlicher Weise die deutsch-amerikani-
chen Beziehungen.

Mit Kontinuität sind die transatlantischen Bezie-
ungen unter der großen Koalition meines Erachtens
icht treffend beschrieben. Die Zeit nach dem Kalten
rieg währt schon 16 Jahre. Durch die Macht des Fakti-

chen hat sich mehr neu definiert, als die Politik je dis-
utiert hat. Die Mehrheit der Bevölkerung lehnt die
euen Kriege des 21. Jahrhunderts ab, auch wenn sie im
amen der Terrorbekämpfung geführt werden.






(A) )



(B) )


Monika Knoche
Die große Koalition aber löst sich in dieser Frage
nicht aus der unguten Überloyalität zu den USA. Im Ge-
genteil: Sie versucht, mit einer Militarisierung der EU
neben der NATO einen eigenen militärischen Arm zu be-
wegen.

All das geschieht in völkerrechtlich nicht gesicherter
oder in verfassungsrechtlich zweifelhafter Weise. Eine
weltweit einsetzbare Interventionsarmee soll nach
60 Jahren die Verteidigungsarmee ablösen. Das deutsche
Selbstverständnis soll sich ändern. Man ändert lieber die
Verfassung, als dass man die Politik zivilisiert. Zivilisie-
rend wäre es, alle Anstrengungen zu unternehmen, sich
aus der Abhängigkeit von Öl und Gas zu emanzipieren.

Nicht alle Konflikte dieser Welt lassen sich auf dieses
Schema zurückführen. Der Konflikt Israel/Palästina
beispielsweise steht in einem anderen historischen und
aktuellen Kontext. Aber auch da schlägt sich Deutsch-
land nur auf die Seite Israels und der USA.

Im Iran geriert sich Deutschland als diplomatische
Vortruppe der US-genehmen Positionen. Der Iran hat
sich keiner Verletzung des Atomwaffensperrvertrags
schuldig gemacht, aber er droht in unannehmbarer Weise
Israel. Und dennoch: Wir Linke setzen auf eine diploma-
tische Lösung und eine Friedenskonferenz als Bühne da-
für.


(Beifall bei der LINKEN)


Etwas näher gerückt ist erfreulicherweise eine friedliche
Beilegung des Konflikts. Bemerkenswert bleibt aus mei-
ner Sicht: Deutschland scheint über kein eigenes diplo-
matisches Besteck zu verfügen. Es ist eine Außenpolitik,
die sich in dem Kreis der G 8 und einer neuen Militär-
macht Europa einfindet.

Es mag im Einzelnen nach nicht zusammenhängen-
den Außenaktivitäten aussehen, wenn überallhin Solda-
ten entsandt werden. Trotzdem ergibt sich ein stimmiges
Bild. Deutschland will den Kampf um die Ressourcen
mal mit der NATO, mal mit der EU gewinnen. Das ist
eine Ausrichtung, die wir Linke nicht akzeptieren.


(Beifall bei der LINKEN)


Mitte Juli treffen sich in Sankt Petersburg die Regie-
rungschefs der G-8-Staaten. Sie treffen, wie immer,
Verabredungen von globaler Tragweite. Ein repräsentati-
ves Gremium für solche weitreichenden Entscheidungen
sind sie aber keinesfalls.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie haben nicht das Mandat der Welt, um maßgeblichen
Einfluss auf diese zu nehmen. Nur ein Siebtel der Welt-
bevölkerung lebt in diesen reichen G-8-Staaten und doch
wird die Geschäftspolitik des Internationalen Währungs-
fonds und der Weltbank von ihnen allein bestimmt.


(Markus Löning [FDP]: Weil das ja auch diejenigen sind, die es bezahlen!)


Mittlerweile eignet sich die G 8 immer mehr Themen
an, die bei der UNO besser aufgehoben wären, zum Bei-
spiel das Thema HIV/Aids. Der UN-Aids-Gipfel vor
drei Wochen in New York ergab unter anderem, dass

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(C (D ids/HIV, gerade was Spritzdrogengebrauch und Prostiution angeht, so eng mit der afghanischen Drogenmafia erbunden ist, dass es ohne eine weltweit neue Ausrichung der Drogenpolitik nicht zu einer Beherrschung der nfektion kommen kann. Es gibt aber keine Anzeichen ich war gerade in Russland –, dass die Mächte der G 8 om unsinnigen und gescheiterten „Krieg gegen Droen“ ablassen und sich einer aufgeklärten Politik zuwenen. Oder glaubt jemand, Präsident Putin wird nach Peersburg die Erkenntnis haben, mit Methadon und eroinsubstitution für sich prostituierende Mädchen der Gefängnisinsassen den Kampf gegen Aids aufzuehmen? – Das ist ein Randthema der G 8; ich weiß. ber es ist aufgerufen worden. Die große Aufgabenstellung lautet: globale Energieicherheit. Im Klartext: Es wird dabei mehr Kriegsgeahr beim Kampf um die knapper werdenden Ressourcen nd eine Renaissance der Atomindustrie herauskommen. as halten wir für eine fatale Fehlentwicklung. Umso mehr muss begriffen werden, dass die UNO ufgewertet werden muss, wie es auch der UN-Generalekretär in dieser Woche in der „Frankfurter Rundschau“ agte, als er davon sprach, dass die Reichen einen erdrükenden Einfluss auf die Vereinten Nationen ausüben. Viele sagen zur EU-Politik: Nach dem Brüsseler ipfel ist die Zukunft ungewiss; die EU ist zerrissen. as kommt davon – so will ich etwas flapsig sagen –, enn man sich das Gigaprojekt „supranationale Ver asstheit“ in den Kopf setzt und glaubt, via einen Konent über die Meinung der Bevölkerung der Mitgliedtaaten hinweggehen zu können. Ich halte die Prognosen insichtlich einer Zerrissenheit für übertrieben. Das Proekt „Verfassung“ ist geplatzt. Mehr ist nicht passiert. ie Verträge bestehen weiter. Es kann auch ohne Verfasung eine Reform für ein soziales, friedliches Europa geen. Eine Reform jedoch hat die EU offenbar vollkommen erpasst; das ist die, die in einigen Ländern Lateinameikas stattgefunden hat. Deshalb begrüße ich, was Sie, err Mark, in Ihrer Haushaltsrede dazu gesagt haben. Hätte die Regierung unseren Antrag zum Wiener Gipel gelesen, wäre sie nicht erstaunt gewesen, dass es icht dazu gekommen ist, eine Freihandelszone auf ganz ateinamerika auszuweiten. Insofern ist es eine gute Nachricht, wenn dort im chlussdokument die Souveränität und die politische nabhängigkeit der Staaten Lateinamerikas hervorgehoen werden. Wir hoffen doch sehr, dass sich auch die SA diese Erklärung zu Gemüte führen. Das ist eine ute Nachricht. Keine gute Nachricht – damit komme ich zum chluss – kommt derzeit aus Afghanistan. Hier will die Monika Knoche NATO ihr Konzept ausweiten, ja sogar ISAF und Enduring Freedom faktisch zusammenlegen. Am Ende bekäme die Bundeswehr noch einen Kampfauftrag. Das wollen wir auf keinen Fall. Deutsche Soldaten sollen nicht Konfliktpartei werden. Was wir stattdessen brauchen, ist eine Exitstrategie. Die Truppenstellenden müssen folgende Fragen beantworten: Erstens. Was sind die eigentlichen Kriegsziele? Zweitens. Wann sind diese Kriegsziele erreicht? Drittens. Die Taliban sind erstarkt, es blüht der Mohnanbau, es herrscht der Drogenhandel – was jetzt? Wir sagen, Afghanistan ist so nicht zu schaffen – nicht mit Waffen. Die wichtige und richtige Antwort findet man in einer radikalen Energiewende und dem Ende des Krieges um Öl. Das befriedet die Transitund Exportstaaten, minimiert das Risiko atomarer Bewaffnung und schließt eine radikale Abwehr vom Krieg gegen Drogen ein. Ich danke Ihnen. Das Wort hat jetzt der Kollege Eckart von Klaeden von der CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir stehen in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten vor wichtigen Herausforderungen und Entscheidungen in der Außenund Sicherheitspolitik. Ich nenne beispielhaft Iran, Afghanistan und Kongo. Bei all diesen Herausforderungen stellt sich die Frage, wie wir gemeinsam mit unseren Partnern und Verbündeten auch in Zukunft in der Lage sein werden, die globale Ordnung zu gestalten. Das gilt zunächst einmal für den Iran. Dort geht es um die Durchsetzung der Aufrechterhaltung unserer Prinzipien, nämlich um die Achtung des Völkerrechts und globaler Institutionen, um die Fortführung der Abrüstung und Unterbindung der Proliferation sowie um die Anerkennung des Existenzrechts Israels. Es geht deshalb auch nicht, Frau Kollegin Knoche, um einen Konflikt zwischen dem Iran und den USA, sondern um einen Konflikt des Iran mit der internationalen Rechtsgemeinschaft. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603906600

(Beifall bei der CDU/CSU)

Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1603906700

Es ist nicht zuletzt ein besonderer Erfolg der Bundes-
regierung – Frau Knoche, auch hier hätten Sie sich ein
anderes Feld für Ihre Kritik an der Bundesregierung aus-
suchen müssen; Sie müssten allerdings selbst herausfin-
den, welches –,


(Monika Knoche [DIE LINKE]: Danke für den Hinweis!)


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(C (D ass dem Iran ein neues Verhandlungsangebot unterbreiet worden ist. Wir müssen bei dieser Frage geschlossen nd auch entschlossen vorgehen. Geschlossenheit beieht sich auf den Weg und Entschlossenheit auf das iel. Der Iran darf auf keinen Fall Nuklearmacht werden. as ist die Forderung des Völkerrechts. Völkerrecht ist ine Sollensordnung mit dem Anspruch auf internatioale Durchsetzung, eine Ordnung, die am Ende auch geen den Willen des Rechtsunterworfenen durchgesetzt erden muss. Dazu müssen wir bereit sein, alle geeigne en und erforderlichen Mittel einzusetzen, die nukleare ewaffnung des Iran zu verhindern, und dürfen von ornherein keine Optionen ausschließen. Bundesaußenminister Steinmeier hat zu Recht in eiem „Spiegel“-Interview in dieser Woche eine neue ualität in der amerikanischen Außenpolitik festgestellt. as gilt auch für unsere Außenpolitik. Wir bekennen uns m Koalitionsvertrag zum effektiven Multilateralismus. nsere Verpflichtung ist es, seine Effektivität – das heißt ie Fähigkeit, Probleme multilateral lösen zu können – nter Beweis zu stellen. Der Iran betont wie viele andere muslimische Staaten ei der Auseinandersetzung immer wieder die Ehre seier Nation. In der Tat verfügt der Iran über eine jahrtauendealte beeindruckende Geschichte. Das erneute Verandlungsangebot zeigt, wie respektvoll wir den Iran ehandeln. Die Ehre des Iran wird aber nicht durch die ehandlung durch den Westen, sondern durch die Äuße ungen seines Präsidenten Ahmadinedschad verletzt. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Zuruf von der LINKEN: Auch keinen Krieg?)


s geht nicht nur um die Ehre des Iran, sondern auch um
nsere Ehre


(Zurufe von der LINKEN)


nd unsere Pflicht, dem Recht zur Durchsetzung zu ver-
elfen. Opus iustitiae pax – der Friede ist das Werk des
echts.

Vor ähnlichen Herausforderungen stehen wir auch in
ezug auf Nordkorea. Wir haben in diesen Tagen erfah-

en, dass Nordkorea vor dem Abschuss einer so genann-
en Taepodong-2-Rakete steht, einer nordkoreanischen
ontinentalrakete, die die USA erreichen und letztlich

uch uns bedrohen kann. Ein heißer, möglicherweise so-
ar nuklearer Konflikt in Ostasien würde Länder treffen,
ie enge Partner von uns sind, und die Weltwirtschaft
uf das Schwerste erschüttern. Gareth Evans, der Präsi-
ent der International Crisis Group, hat Nordostasien als
inen der gefährlichsten Brandherde der Welt qualifiziert
nd das auch an der „Wiederauferstehung eines rüden
ationalismus“ in der Region festgemacht.

Nordkorea und Iran zeigen uns, dass unsere Sicher-
eit auch durch Konflikte in weit entfernten Regionen
efährdet werden kann.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Am Hindukusch!)







(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
Deswegen ist es wichtig, dass die NATO den Dialog und
die globale Partnerschaft mit Staaten wie Japan oder
Australien sucht, die unsere Werte und unsere sicher-
heitspolitischen Interessen teilen.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Unsere nicht!)


Auch Singapur ist ein Partner von uns und kann eventu-
ell eine Vermittlerrolle übernehmen.

Es ist richtig und wichtig, dass wir uns weiterhin in
Afghanistan und im Kongo mit Bundeswehrsoldaten
engagieren. Ich will hier ausdrücklich den Soldatinnen
und Soldaten für ihren Einsatz danken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Einsätze sind ein Beispiel für das breite internatio-
nale Engagement und die Verpflichtung zum Völker-
recht der Bundesrepublik Deutschland.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: „Zum Völkerrecht der Bundesrepublik Deutschland“ – das ist genial!)


In Afghanistan müssen wir mehr dafür tun, dass die
Afghanen auch in entlegenen Gegenden von internatio-
nalen Einsätzen profitieren und damit die Präsenz in-
ternationaler Organisationen anerkennen. Wir müssen
mehr und effektivere Maßnahmen gegen Drogenanbau
und -handel treffen. Wir sollten die Kritik von Lakhdar
Brahimi, dem ehemaligen algerischen Außenminister
und Sondergesandten der UNO, in der „FAZ“ vom
6. Juni 2006 beherzigen. Er mahnte, die internationale
Gemeinschaft müsse sich realistische Ziele setzen und
auf das Wesentliche konzentrieren, so beispielsweise in
Afghanistan auf den Aufbau der Rechtsstaatlichkeit.
Nach Brahimi könne es nicht darum gehen, aus Afgha-
nistan ein Schweden zu machen, und es deshalb mit
800 Nichtregierungsorganisationen zu überziehen und
Geld „ohne Sinn und Verstand“ zu verteilen.


(Beifall der Abg. Monika Knoche [DIE LINKE])


Was wir im Kongo nach dem Wahlprozess unterstüt-
zen wollen, muss auch heute schon eine Rolle spielen
und darauf müssen wir uns stärker konzentrieren. Wir
müssen größeres Gewicht auf den Aufbau einer formel-
len, transparenten und rationalen Bergbauwirtschaft, die
auch ihren Beitrag für die kongolesische Bevölkerung
leisten kann, legen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Erste richtige Schritte sind die europäische Initiative zu
Transparenz in der Rohstoffindustrie sowie die geplante
Einrichtung einer Kommission zur Überwachung der
Rohstoffförderung im Kongo. Wir sollten die afrikani-
schen Staaten viel mehr ermuntern, sich stärker dem
Aufbau regionaler Märkte zu widmen. Das ist die beste
Entwicklungszusammenarbeit. Mosambiks wirtschaftli-
cher Aufschwung zum Beispiel ist mitunter auf die be-
eindruckende Steigerung eines interregionalen Handels
in der SADC zurückzuführen.

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(C (D Die genannten Themen haben eines gemeinsam, was or wenigen Jahren noch nicht der Fall war: Bei all dieen Fragen spielt China eine zunehmend wichtigere olle. Dies wird besonders bei dem Thema Energie icherheit deutlich. China, aber auch die anderen asiatichen Staaten von Indien über die südostasiatischen Läner bis nach Japan stellen für uns als Deutsche und für uropa die Herausforderung überhaupt dar. Wir stehen m Anfang eines asiatischen Zeitalters und die besonere Wichtigkeit Asiens für unsere Politik, nicht nur für nsere Außenpolitik, haben die Reisen von Bundesinister Steinmeier und auch der Bundeskanzlerin un erstrichen. China drängt auf die Weltmärkte. Das ist keine Neugkeit. Indien und China vereinen 40 Prozent der Weltevölkerung im arbeitsfähigen Alter. Im besten Fall ist hina auf dem Weg, die technologischen und finanziel en Stärken einer hoch entwickelten Gesellschaft mit em Kostenvorteil eines Entwicklungslandes zu verbinen. China ist nicht mehr allein die Werkbank der Welt. hina verfügt mit über 750 Milliarden US-Dollar über ie zweitgrößten Devisenreserven der Welt. Chinesische amilien haben eine enorme Sparquote; sie liegt bei irca 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. China baut ein Humankapital kontinuierlich aus. Chinesische Uniersitäten graduieren jährlich mehr als 200 000 Ingeieure. Die chinesische Regierung gründet jedes Jahr ber 200 Forschungsinstitute. Das Microsoft-Entwickungsbüro in China dominiert zunehmend die Innovatioen dieses Weltkonzerns. Indien blickt auf ähnlich kraftolle Zahlen. – Auf diese geballte Entwicklung müssen ir uns einstellen. Wir müssen uns fit machen für den ettbewerb und uns die Frage stellen, wie wir uns in ine zunehmend asiatisch dominierte Weltwirtschaft inegrieren. In diesem Zusammenhang sollten wir auch die Prinziien unserer Entwicklungszusammenarbeit mit China tändig neu hinterfragen und weiterentwickeln. Dazu geört, dass wir unsere eigenen Interessen, zum Beispiel an inem funktionierenden und transparenten Rechtssystem n China, in den Vordergrund stellen. Wir können nicht ie soziale und ökologische Verantwortung der chinesichen Regierung gegenüber ihrer eigenen Gesellschaft bernehmen. Wir sollten darauf achten, dass China koninuierlich und immer mehr für Leistungen bezahlt, die on uns erbracht werden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Die Herausforderung gegenüber China hat nicht nur
ine innen-, sondern auch eine außenpolitische Dimen-
ion. China stellt uns die Systemfrage. Das chinesische
ystem, ein Einparteienstaat, der das Land wie ein gi-
antisches modernes Wirtschaftsunternehmen führt, übt
ufgrund seines Erfolges eine große Anziehungskraft
us. Dagegen wirken westliche Demokratien schwerfäl-
ig. Andere Staaten könnten in der Einschränkung der
eteiligung der eigenen Bevölkerung eine Erfolgsformel

ür ihre eigene Zukunft sehen. Deswegen sind wir he-
ausgefordert, zu zeigen, dass unser System erfolgreich
st. Die Reformen, die wir in unserem Land durchführen,






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
sind also auch Teil unserer Asienstrategie. Es geht um
die Frage, wie unser Modell auf andere Länder aus-
strahlt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dass China eine außenpolitische Herausforderung
darstellt, zeigte sich erneut beim Treffen der Schanghai-
Kooperation-Organisation in der vergangenen Woche.
Die Organisation gewinnt regional auch in Abgrenzung
zu den transatlantischen Partnern an Bedeutung; sie bot
dem iranischen Präsidenten Ahmadinedschad eine inter-
nationale Bühne. Des Weiteren finden Herrscher wie die
birmanischen Generäle, Diktatoren wie Mugabe, Popu-
listen wie Chávez oder islamische Führer wie Bashir Un-
terstützung in Peking, weil ihre Länder über wertvolle
Bodenschätze verfügen. Das erschwert unsere Bemü-
hungen um Förderung der Demokratisierung in diesen
Ländern. Zudem kann das Verhalten Chinas zum Bei-
spiel gegenüber dem Sudan oder dem Iran unmittelbar
unsere europäischen Sicherheitsinteressen berühren.

Welche Konsequenzen müssen wir daraus ziehen?

Erstens. Wir müssen alles dafür tun, dass sich China
friedlich und im Rahmen des internationalen Rechts ent-
wickeln kann. Wir müssen China, soweit es geht, in die
internationale, globale Ordnung einbinden. Daran muss
China selber ein Interesse haben, weil es die internatio-
nale, die globale Interdependenz als eigenen Entwick-
lungsweg gewählt hat.

Zweitens müssen wir China ermuntern, einen eigenen
Beitrag zur Regelung von Problemen zu leisten. Letzt-
lich kann auch China kein Interesse an Instabilität wie
im Sudan oder in Simbabwe haben.

Drittens müssen wir Europäer uns sehr viel mehr um
unsere natürlichen Verbündeten kümmern, um unsere
Gleichgesinnten in Asien, mit denen wir gemeinsame
politische Ziele verfolgen. Ich nenne hier insbesondere
Japan, aber auch Südkorea oder Singapur.

Wir haben ein Interesse an einer friedlichen Entwick-
lung Chinas zu mehr Wohlstand. Wir haben aber auch
ein Interesse daran, dass die Risiken in der Entwicklung
Chinas gesehen werden und alles getan wird, dass ent-
sprechende Entwicklungen nicht eintreten.

Das führt uns zu den Aufgaben, die wir in Europa
wahrzunehmen haben. Die europäische Sicherheitsstra-
tegie soll dafür sorgen, dass sich Sicherheit und Wohl-
stand in unserer Nachbarschaft weiterentwickeln kön-
nen. Dazu gehört die Entwicklung auf dem Balkan, aber
auch die Entwicklung in der Ukraine. Die Ukraine ist
ein Schlüsselland in Osteuropa. Deswegen ist es gut,
dass sich in der letzten Nacht die Parteien der orangenen
Revolution auf eine Neuauflage der Koalition geeinigt
haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Ukraine braucht eine klare europäische Perspektive
und wir müssen ihr diese klare europäische Perspektive

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(C (D inräumen. Die Zusammenarbeit mit der Ukraine könnte nd sollte ein Schwerpunkt der deutschen EU-Präsidentchaft sein. Dabei gilt es auch – wir sind ja in der Hausaltsdebatte –, die Instrumente unserer Außenpolitik auf olche Schlüsselländer wie die Ukraine stärker auszuichten. In diesem Zusammenhang möchte ich, wie es der ollege Mark schon getan hat, die Arbeit der politi chen Stiftungen in der Ukraine, aber auch in anderen ändern ganz besonders loben und ihnen dafür danken. ir sollten darauf achten, dass den politischen Stiftun en für ihre hervorragende Arbeit auch in Zukunft die ötigen Mittel zur Verfügung stehen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ein letztes Wort zu Russland. Das G-8-Treffen in
ankt Petersburg im Juli steht unmittelbar bevor. Russ-

and steht vor ähnlichen Herausforderungen wie China.
usslands Demokraten benötigen den Westen als Mo-
ell. Wir wollen, dass die viel beschworene strategische
artnerschaft zwischen Deutschland und Russland nicht
ur eine wirtschaftliche Partnerschaft ist, sondern sich
iese Partnerschaft an universellen Werten orientiert.
azu gilt es die Vertrauensbasis weiterzuentwickeln. In
iesem Zusammenhang spielt auch die Frage, wie sich
ussland innenpolitisch entwickelt und wie es sich sei-
en Nachbarn gegenüber verhält, eine Rolle. Was die in-
enpolitische Entwicklung Russlands angeht, so will ich
ier ganz deutlich sagen, weil es dazu einen Antrag der
rünen gibt, dass wir die Übergriffe auf unseren Kolle-
en Volker Beck bedauern und verurteilen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Gleichzeitig weisen wir darauf hin, dass die Delega-
ion der Nichtregierungsorganisationen, die vor zwei

ochen auf Einladung von Andreas Schockenhoff in
erlin war, zum Ausdruck gebracht hat, welche Wert-

chätzung Andreas Schockenhoff bei den Nichtregie-
ungsorganisationen in Russland genießt und dass ihm
ie demokratische Entwicklung Russlands sehr am Her-
en liegt. Deswegen werden wir Ihren Antrag ablehnen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603906800

Bevor ich in der Rednerliste fortfahre, möchte ich Ih-

en Folgendes bekannt geben: Die Fraktionen haben
ich darauf verständigt, dass die Beratung des
inzelplans 06 wie vorgesehen heute Abend stattfindet,

edoch die Abstimmungen über den Einzelplan 06 ein-
chließlich der namentlichen Abstimmung erst morgen
u Beginn der Sitzung erfolgen. Gleiches gilt für die Be-
atung und Abstimmung über den Einzelplan 10. Die
eratung erfolgt wie vorgesehen morgen Abend, die Ab-

timmungen einschließlich der namentlichen Abstim-
ung finden jedoch erst am Freitag zu Beginn der
itzung statt. Damit können wir abends zu der entspre-






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
chenden Zeit auf die namentlichen Abstimmungen ver-
zichten und sie morgens früh durchführen.

Als nächste Rednerin erteile ich der Kollegin Kerstin
Müller vom Bündnis 90/Die Grünen das Wort.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Am
Montag hat der neue Menschenrechtsrat der Vereinten
Nationen erstmals getagt. Das war für die Menschen-
rechte sicherlich ein guter Tag. Gleichzeitig wird damit
ein Teil der Reformen der Vereinten Nationen umge-
setzt, leider aber nur ein Teil. Darauf will ich zunächst
einmal zu sprechen kommen. Sie, Herr von Klaeden, ha-
ben den effektiven Multilateralismus angesprochen.
Deshalb wundert mich, dass Sie die UN-Reform nicht
erwähnt haben; denn in einem Hilferuf hat Kofi Annan
in diesen Tagen deutlich gemacht, dass die Vereinten
Nationen als Ganzes scheitern, wenn nicht auch die übri-
gen Reformen angegangen werden, weil sie für die
neuen internationalen Herausforderungen nicht gewapp-
net sind.

Die Vereinten Nationen stehen vor einem Moment
der Wahrheit,

so Kofi Annan. Er hat Recht. Die Selbstblockade, die
wir zurzeit bei der UN-Reform erleben, ist verheerend.
So notwendig die Reformen sind, der Beitragsboykott
der USA ist, so meine ich, ein völlig unakzeptables Mit-
tel zu deren Durchsetzung. Damit wird man nicht weiter-
kommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN)


Fatal ist auch – das ist die andere Seite des Konflikts –
die momentane Reformverweigerung vieler Entwick-
lungsländer.

Herr Außenminister, die Reformvorschläge liegen auf
dem Tisch. Wir brauchen jetzt eine neue Initiative zur
Umsetzung der Reformen. Ich fordere Sie auf: Werden
Sie als Bundesregierung endlich sichtbar aktiv. Ein
Scheitern der UN-Reformen wäre ein verheerendes
Signal.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Einsatz für den effektiven Multilateralismus – darin
sind wir uns alle einig – gehört zu den Grundsäulen der
deutschen und der europäischen Außenpolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nirgendwo wird das deutlicher – das ist in der Tat ein
positives Beispiel – als im Atomstreit mit dem Iran. Von
Anfang an haben die Europäer auf eine Verhandlungslö-
sung gesetzt. Herr Außenminister, ich bin sehr froh, dass
Sie den Kurs der alten Regierung fortsetzen und dass
dem Iran jetzt ein neues Angebot der internationalen Ge-
meinschaft vorgelegt wurde.

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(C (D (Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


as ist der richtige Weg, auch wenn manche Äußerun-
en von Präsident Ahmadinedschad wirklich unerträg-
ich sind. Auch die Amerikaner sind jetzt zu direkten
esprächen mit Iran bereit und unterstützen das Ange-
ot. Das hat auch meine Fraktion immer wieder gefor-
ert. Das ist ein zentraler und wichtiger Schritt nach
orn. Das zeigt: Wenn die internationale Gemeinschaft
emeinsam und entschlossen handelt, dann sind auch in
chwierigen Krisensituationen Verhandlungslösungen
rreichbar.

Jetzt aber ist der Iran am Zuge. Wir fordern Iran auf,
uf der Basis dieses Angebotes wirklich ernsthafte Ver-
andlungen aufzunehmen und natürlich während dieser
eit die Urananreicherung zu suspendieren. Das ist – das
uss man deutlich sagen – die letzte Chance. Wir bieten
nerkennung und Sicherheit, einschließlich Sicherheits-
arantien. Falls der Iran das Angebot ablehnt, führt der
eg in die Isolation. Das sind die Alternativen.

Das bedeutet aber, dass wir dem Iran auch klar-
achen müssen: Falls neue Verhandlungen abgelehnt
erden, sind wir bereit, das gesamte Instrumentarium
olitischer, finanzieller und ökonomischer Druckmittel
nzuwenden, auch wenn das teilweise zu unseren Lasten
ehen wird. Ohne diese Konsequenz bleibt das Angebot
irkungslos.

Der Fall Iran weist auf ein weiteres ernsthaftes Pro-
lem hin: Der Nichtverbreitungsvertrag ist inzwischen
ast wirkungslos. Wenn wir aber den Iran, Nordkorea
nd andere davon abhalten wollen, Nuklearwaffen zu
ntwickeln, dann müssen auch die Atommächte ihre Ab-
üstungsverpflichtungen endlich ernst nehmen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Herr Außenminister, Sie haben die Atommächte ge-
ahnt. Aber auch hier ist, so glaube ich, Initiative ge-

ragt. Gerade Deutschland – ich darf daran erinnern, dass
uch in unserem Land noch Atomwaffen stationiert sind –
ollte gemeinsam mit anderen Nichtkernwaffenstaaten
ine politische Initiative zur grundlegenden Reform und
tärkung des Nichtverbreitungsvertrages ergreifen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das zeigt: Deutsche Außenpolitik bleibt Friedenspoli-
ik; sie ist eingebunden in die Vereinten Nationen und
ir betreiben sie gemeinsam mit den europäischen Part-
ern. Was heißt das für den Nahostkonflikt? Gerade in
er zurzeit verfahrenen Situation müssen wir auch hier
ultilateral, das heißt im Rahmen des Nahostquartetts,

lles versuchen, damit der Friedensprozess zwischen den
onfliktparteien wieder aufgenommen wird. Die Forde-

ungen an die Hamas sind klar: Ohne Anerkennung des
xistenzrechts Israels und ohne einen klaren Gewaltver-
icht der Hamas ist auch für uns eine Kooperation mit
er neuen Regierung undenkbar;


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

denn die Sicherheit des Staates Israel ist – darin stimmen
wir alle überein – eine historische Verpflichtung unserer
Außenpolitik. Dennoch war es überfällig, dass das Nah-
ostquartett am Samstag einen Hilfsfonds für die Palästi-
nenser beschlossen hat, der unter Umgehung der Hamas-
Regierung zumindest eine humanitäre Krise verhindern
soll.

Der Vorschlag von Präsident Abbas, notfalls eine
Volksabstimmung über die Gefangeneninitiative, das
heißt, letztlich über eine Zweistaatenlösung, herbeizu-
führen, ist, meine ich, ein sehr kluger Vorschlag, den wir
und die EU unterstützen sollten. Wir brauchen eine
schnelle Rückkehr an den Verhandlungstisch, solange
Präsident Abbas noch das Vertrauen der palästinensi-
schen Bevölkerung hat. Insofern ist das morgige erste
Treffen zwischen Abbas und Premier Olmert in Jorda-
nien ein wichtiger Schritt.

Ein Bürgerkrieg zwischen Hamas und Fatah und eine
weitere Eskalation mit Israel sind noch lange nicht abge-
wendet. Die EU braucht daher schnellstens eine Strate-
gie, wie eine weitere Eskalation der Lage verhindert
werden kann. Die Isolation der Hamas ist richtig. Aber
sie ersetzt keine Politik.

Zum Schluss möchte ich noch einmal zum Thema
Menschenrechte zurückkommen. Herr von Klaeden, es
ist sicher gut, dass Sie hier noch einmal klargestellt ha-
ben, dass Sie die Übergriffe auf Herrn Beck anlässlich
der Demonstration in Moskau bedauern. Aber ich meine
– das muss ich hier sehr deutlich sagen –: Das reicht
nicht. Man braucht sich nur die Äußerungen anzusehen,
die Herr Schockenhoff, Ihr Koordinator für deutsch-rus-
sische Zusammenarbeit, gemacht hat. Zum grundrechts-
widrigen Verbot des Christopher Street Days in Moskau
hat Herr Schockenhoff gesagt, man müsse „sich auf die
politische Ordnung eines Gastlandes einstellen“ und
dürfe nicht die russischen „Spielregeln“ unterlaufen.
Den Einsatz des Kollegen Volker Beck für die Rechte
der Lesben und Schwulen hat er sehr heftig kritisiert.

Ich will Sie nur einmal darauf aufmerksam machen:
Wenn sich die Ostdeutschen an die politische Ordnung
und die Spielregeln der DDR gehalten hätten, dann
stünde die Mauer heute noch. Dann wäre man nicht sehr
weit gekommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Russische NGOs wie zum Beispiel Memorial haben
ausdrücklich die Teilnahme ausländischer Politiker an
solchen Aktionen begrüßt. Sie haben noch einmal deut-
lich gemacht: Die russische Bürokratie zwingt NGOs
mit fadenscheinigen Demonstrationsverboten zu solchen
nicht genehmigten Versammlungen. Sie, Herr
Schockenhoff, haben sich bisher leider nicht entschul-
digt. Ich meine: Wer Menschenrechtsaktivisten vom si-
cheren Deutschland aus verbal in die Kniekehlen tritt,
der taugt nicht mehr als Russlandkoordinator. Ich meine,
der Rücktritt des Herrn Schockenhoff von seinem Amt
als Koordinator ist überfällig, Herr Außenminister.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Das Wort hat jetzt der Bundesminister Frank-Walter teinmeier. Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des uswärtigen: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Reisende im deutschen Interesse sind wir alle, ie einen mehr, die anderen weniger. Fast überall sind ir zu Gast bei Freunden. Ich jedenfalls stoße bei fast llen meinen Gesprächspartnern im Augenblick auf denelben Grundton. Deutschland ist ein international ichtiger und – wie ich finde – zunehmend gefragter esprächspartner, allerdings auch einer, an den hohe Erartungen gerichtet werden. Ich bin mir sicher, dass Sie ast alle – außer offensichtlich Frau Knoche – bei Ihren uslandsreisen, bei Ihren Kontakten in den Gastländern, ei Ihren Besuchen in den Botschaften und Vertretungen ort, die gleiche Botschaft erhalten. Weltweit wird unser and als gewichtiger Akteur – gewichtig weil vernünftig nd effektiv multilateral aufgestellt – im internationalen taatengefüge wahrgenommen. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603906900

Das ist keine falsche Wahrnehmung. Die Wahrneh-
ung ist zutreffend. Wir tragen in der Tat mehr Verant-
ortung. Gleichzeitig – ich finde das richtig und not-
endig – überlegen wir uns sehr genau, wo und wie wir
iese Verantwortung übernehmen. Das hat die jüngste
ebatte über einen Einsatz im Kongo hier im Hohen
ause durchaus eindrucksvoll gezeigt. Lange haben wir
iteinander darüber diskutiert. Lange haben wir das Für

nd Wider einer Beteiligung an einer solchen Mission
bgewogen. Ich glaube, eines wird man uns nicht vor-
erfen können: Leicht hat es sich hier in diesem Hohen
ause in der Tat niemand gemacht. Am Ende, nach lan-

er Diskussion, war sich eine übergroße Mehrheit des
undestages einig, dass es richtig ist, die Wahlen im
ongo durch eine europäische Mission, an der wir betei-

igt sein werden, abzusichern. Hier stehen wir gemein-
am in einer internationalen Pflicht: in der Pflicht, ge-
einsam mit unseren Partnern dafür zu sorgen, dass die
tabilisierungsbemühungen der letzten Jahre, von denen

ch berichtet habe, nach der Wahl nicht in Gefahr ge-
racht werden.

Meine Damen und Herren, wenn wir heute über den
aushalt des Auswärtigen Amtes diskutieren, so tun wir
as vor dem Hintergrund einer veränderten Situation, ei-
er Situation, in der wir gewachsene internationale Ver-
ntwortung tragen. Verantwortung heißt ganz praktisch
das ist in vielen Reden angeklungen –: höhere Ansprü-

he an unsere Kreativität und Sachkompetenz, über-
urchschnittlicher Einsatz, aber auch angemessene Mit-
elausstattung; darauf werde ich am Ende meiner
usführungen noch einmal zu sprechen kommen.

Ich möchte kurz zwei Krisenherde ansprechen, ob-
ohl wir in den vergangenen Wochen und Monaten be-

eits häufig genug Anlass hatten, über diese Themen zu
eden. Beginnen sollte ich mit Afghanistan, weil diese






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
Region in den allermeisten Reden, die hier gehalten wur-
den, eine Rolle gespielt hat. Zu Recht sind die Schwie-
rigkeiten, die wir im Augenblick in Afghanistan haben,
angesprochen worden. Aber wir sollten trotz aller
Schwierigkeiten nicht vergessen, dass wir dort gemein-
sam mit unseren internationalen Partnern ein Fundament
für die Stabilisierung und den Aufbau eines demokrati-
schen Staatswesens geschaffen haben.

Deutschland hat dazu wichtige Beiträge geleistet. Wir
tragen seit kurzer Zeit die Verantwortung für das Regio-
nalkommando Nord. Wir haben für den Aufbau der
Polizei in Afghanistan Verantwortung übernommen.
Darüber hinaus leiten wir zwei regionale Wiederaufbau-
teams. Deshalb glaube ich, dass wir – damit meine ich
auch dieses Haus – selbstbewusst feststellen können:
Wir haben in den letzten Monaten und Jahren vieles er-
reicht.

Das sage ich auch vor dem Hintergrund einer sich
verändernden, weil angespannten Sicherheitslage in Af-
ghanistan; auch das darf nicht verschwiegen werden.
Das, was dort jetzt geschieht, verdeutlicht im Grunde ge-
nommen nur das, was wir in unseren Analysen der letz-
ten Jahre immer wieder festgestellt haben: Das Land ist
von staatlicher Normalität noch weit entfernt. Natürlich
ist unsere Mission nicht ohne Risiko. Aber genau des-
halb sind wir, sowohl mit zivilen als auch mit militäri-
schen Kräften, so prominent vor Ort. Ich jedenfalls bin
fest davon überzeugt – ich bin froh, dass das auch andere
festgestellt haben –: Wir dürfen in dieser unserer Unter-
stützung Afghanistans nicht nachlassen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine zweite Bemerkung bezieht sich auf den Nahen
Osten: Die Lage bleibt kompliziert. Die Hamas-Regie-
rung verweigert sich den Kriterien – sie sind heute viele
Male genannt worden –, die das Nahostquartett für eine
konstruktive Zusammenarbeit mit der dortigen Regie-
rung genannt hat. Gleichzeitig verschlechtert sich die Si-
cherheitslage in den palästinensischen Gebieten ganz er-
kennbar. Ich kann nur hoffen, dass, wie es Frau Müller
zum Ausdruck gebracht hat, die Initiative von Mahmud
Abbas hilft, den innenpolitischen Stillstand, den es ganz
ohne Zweifel gibt, aufzulösen und die vorherrschende
Gewalt einzudämmen. Das habe ich dem Präsidenten der
Palästinensischen Autonomiebehörde am vergangenen
Freitag in einem ausführlichen Telefongespräch gesagt
und ihm unsere Unterstützung für diesen Prozess zugesi-
chert.

Das alles hilft jedoch nicht, wenn wir gleichzeitig zur
Kenntnis nehmen müssen, dass sich die humanitäre Lage
in den palästinensischen Gebieten verschlechtert. Wie
Sie wissen, haben wir im Kreise der EU-Außenminister
in den letzten Wochen intensiv nach Wegen gesucht, wie
wir den Menschen in den palästinensischen Gebieten
konkret helfen können: bei der Nahrungsmittelversor-
gung, bei der Versorgung mit Wasser und Energie und
letztlich auch bei der Versorgung von Kranken.

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(C (D Seit Montag vergangener Woche gibt es einen interationalen Finanzierungsmechanismus, der im Europäichen Rat vereinbart wurde. Frau Bundeskanzlerin, ich in froh, dass nach dem Europäischen Rat auch das Nahstquartett diesem Finanzierungsmechanismus zugetimmt hat. Jetzt bin ich zuversichtlich, dass es mithilfe er Weltbank gelingen wird, der Not leidenden palästiensischen Bevölkerung tatsächlich und schnell zu helen, (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


nd zwar – das betone ich – unter Umgehung der
amas-Regierung. Ich weiß, dass viele – vielleicht auch
er eine oder andere hier im Hause – sich in dieser Frage
ehr Flexibilität wünschen. Ich halte all denjenigen, die

nsere restriktive Haltung gegenüber der Hamas kritisch
ehen, entgegen: Wir haben eine klare Verantwortung –
us unserer Geschichte – gegenüber Israel. Unser Platz
ann daher nie an der Seite derjenigen sein, die das Exis-
enzrecht Israels infrage stellen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich kann bestätigen, dass das drängendste politische
roblem der Konflikt um das iranische Atompro-
ramm ist. Sie wissen, dass wir, die EU-3, gemeinsam
it Russland, China und den USA dem Iran ein umfas-

endes Angebot zur Kooperation vorgelegt haben. Die-
es Kooperationsangebot eröffnet dem Iran Perspekti-
en; wie ich finde, sogar weit reichende Perspektiven.
ie wissen ebenso, dass eine Antwort bis zum heutigen
age leider nicht vorliegt. Wir verfolgen natürlich mit
roßer Aufmerksamkeit das, was gegenwärtig an Äuße-
ungen aus der iranischen Führung zu hören ist. Wir sind

Augenblick zufrieden – müssen zufrieden damit sein –,
ass die iranische Führung und viele Beteiligte sich da-
in gehend geäußert haben, dass man dieses Angebot
rnsthaft prüfen will. Wie ich immer öffentlich gesagt
abe: Das rechtfertigt noch keinen Optimismus. Aber
ch kenne meinen iranischen Amtskollegen, Herrn

ottaki, der am Wochenende wieder hier in Berlin sein
nd ein Gespräch mit mir führen wird, aus früheren Be-
egnungen. Deshalb sage ich ausdrücklich: Ich bin froh,
ass er dieses Angebot öffentlich zumindest als einen
ntscheidenden Schritt nach vorn bezeichnet hat. Ich
offe natürlich, dass sich in Teheran am Ende der inter-
en Beratungen die Kräfte der Vernunft durchsetzen.
ir hoffen, dass der Iran die Chancen erkennt, die in

iesem Angebot liegen.

Dokumentiert wird in dem Verfahren, wie wir zu die-
em Angebot gekommen sind, aber auch ein Zweites:
ie USA haben in Gesprächen mit den Europäern ihre
ereitschaft bekundet, an diesen Verhandlungen teilzu-
ehmen, und es besteht die begründete Hoffnung, dass
ussland und China diesem Beispiel folgen. Das allein

st ein großer Erfolg der internationalen Politik und wir
ürfen uns freuen, dass wir hier in vorderster Reihe mit-
earbeitet haben.






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Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg. Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wenn ich noch einen Nachsatz sagen darf: Aus meiner
Sicht ist das auch ein Erfolg für die europäische Außen-
politik. Der Hohe Repräsentant der EU, Solana, war als
fest eingebundener, glaubwürdiger und akzeptierter Part-
ner an den Gesprächen von Anfang an beteiligt. Er hat
als Vertreter aller sechs Staaten, die in Wien zusammen
verhandelt haben, das Angebot nach Teheran überbracht.
Das ist letztlich auch ein Beweis für das Vertrauen in die
gemeinsame europäische Außenpolitik, die wir viel-
leicht etwas selbstbewusster vertreten sollten, als wir das
in der Vergangenheit getan haben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der westliche Balkan wird uns weiterhin beschäfti-
gen, gar keine Frage: Es gibt viele ungelöste Probleme,
denen wir uns weiterhin widmen müssen, ganz zuvor-
derst natürlich die Klärung des Status des Kosovo. Ich
will dazu zum gegenwärtigen Zeitpunkt gar nichts weiter
sagen, weil wir diese Frage hier oft genug erörtert haben.
Martti Ahtisaari hält an seinem Zeitplan fest, er hat die
beteiligten Parteien in Wien beieinander. Zur Kenntnis
nehmen müssen wir allerdings, dass die Positionen noch
weit auseinander liegen. Ich greife dieses Stichwort des-
halb auf, um auf eine Entwicklung hinzuweisen, die sich
in den letzten beiden Wochen ergeben hat, eine Entwick-
lung, deren Brisanz auch in anderen europäischen
Hauptstädten stärker erkannt wird: Für Serbien häufen
sich in diesem Jahr nicht leicht zu verkraftende Entwick-
lungen: Montenegro hat sich von Serbien losgelöst, Ser-
bien muss befürchten, demnächst mit einer Klärung des
Status des Kosovo konfrontiert zu werden, und die Ver-
handlungen mit der EU sind ausgesetzt – keine einfache
Situation. Unter den europäischen Außenministern ist
besprochen worden, dass wir uns intensiver bemühen
müssen, auch Serbien auf dem Weg nach Europa zu hal-
ten;


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


denn eines ist bei all den Bemühungen um den westli-
chen Balkan ja klar: Ohne Serbien wird es keine Stabili-
tät auf dem Balkan geben. Insofern müssen wir diese Be-
mühungen bei aller berechtigten Kritik gegenüber der
Politik in Belgrad fortsetzen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, einige wenige Sätze zur
deutschen Ratspräsidentschaft. Auch hier schauen alle
mit großen Erwartungen auf uns. Die Erwartungen an
unsere Präsidentschaft sind groß. Es gibt viele Rat-
schläge dafür, wie wir diese Präsidentschaft anlegen
können. Reden wir aber nicht darum herum: Auch dann,
wenn wir uns darum bemühen, die Verfassung nicht so
sehr in den Mittelpunkt zu stellen, wird sie ein wichtiger
Punkt unserer Präsidentschaft sein. Sie wissen, dass der
Rat Deutschland beauftragt hat, Mitte nächsten Jahres

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(C (D inen Bericht vorzulegen. Mit diesem Bericht wird naürlich erwartet, dass wir, wie es heißt, einen tragfähigen orschlag für die Fortsetzung des Verfassungsprozesses ntwickeln. Ich hoffe, dass uns das gelingt, aber ich kann hnen auch sagen: Das wird nicht allein von der Präsientschaft, sondern auch von der Bereitschaft vieler ichtiger Mitgliedstaaten abhängen, an diesem Prozess itzuwirken. Ich spreche von der Präsidentschaft aber auch, weil ch sagen will, dass wir in erster Linie natürlich inhaltich gefordert sein werden. Das ist aber nicht alles. In eier groß gewordenen Europäischen Union wird die euroäische Ratspräsidentschaft auch unter protokollarischen nd logistischen Gesichtspunkten eine Herausforderung ein. Ich sage das deshalb, weil das einerseits Last, andeerseits aber zugleich Chance ist. Ich finde, wenn wir erennen, wie es bei Großveranstaltungen gelingen kann, as äußere Erscheinungsbild eines Landes zu prägen, ann müssen wir auch zusehen, wie dies nicht nur bei eier Fußballweltmeisterschaft, sondern auch während iner Ratspräsidentschaft gelingen kann. Ich darf hinzuügen: Österreich hat das während seiner Ratspräsidentchaft in geradezu vorbildlicher Art und Weise gezeigt. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine Damen und Herren, einige wenige abschlie-
ende Bemerkungen zum Haushalt selbst. Ich stehe zu
en Konsolidierungsbemühungen der Bundesregierung.
eshalb sage ich auch in Richtung des Bundesfinanz-
inisteriums: Wir haben unsere Einsparungen gemäß

em Koalitionsvertrag erbracht. Es ist gesagt worden:
ieser Haushalt entsteht und steht unter etwas unge-
öhnlichen politischen Rahmenbedingungen. Er ist des-
alb eher so etwas wie ein Übergangshaushalt. Dies ist
ür uns mit der Möglichkeit eines knapp 4-prozentigen
uwachses verbunden. Herr Mark hat darauf hingewie-
en: Das gleicht den Mehrbedarf bei den Pflichtbeiträgen
us. Lothar, neben den vielen anderen Dingen, die du er-
ähnt hast, möchte ich zwei Erfolge herausheben, näm-

ich zum einen die humanitäre Hilfe mit einer Absiche-
ung in der Größenordnung von 50 Millionen Euro und
um anderen zumindest in den Bereichen Wissenschafts-
ustausch und Stipendien verbesserte Möglichkeiten im
ereich der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik.

Wenn meine Redezeit jetzt nicht vorbei wäre, dann
ürde ich jetzt anknüpfend an die Fußballweltmeister-

chaft sagen:


(Jürgen Koppelin [FDP]: Sie haben keine Begrenzung! – Otto Fricke [FDP]: Sie können weiter reden! Sie haben keine Begrenzung!)


it Blick auf die gelungene neue Präsentation unseres
andes müssen wir gemeinsam miteinander auch eine
eue Wertschätzung gegenüber der auswärtigen Kultur-
nd Bildungspolitik auf den Weg bringen, und zwar
icht eine, die wir nur in Sonntagsreden formulieren,
ondern eine, die sich in den Haushaltsansätzen wider-
piegelt.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind an der Regierung! Voran, Herr Minister!)





(A) )


(B) )


Meinen Dank an diejenigen, die im Parlament für den
Haushalt 2006 zuständig waren – Herrn Koppelin als
Hauptberichterstatter und Herrn Frankenhausen, Herrn
Mark, Herrn Bonde und Herrn Leutert als
Mitberichterstatter –, verbinde ich deshalb mit der An-
kündigung und der Bitte, bei der Diskussion über den
Haushalt 2007 so etwas wie eine kleine Trendwende bei
den Ansätzen für den Bereich der auswärtigen Kultur-
und Bildungspolitik hinzubekommen. Ich danke Ihnen
schon jetzt für Ihre Bereitschaft.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603907000

Herr Bundesminister Steinmeier, es ist zwar einerseits

richtig, dass Sie aufgrund der Verfassung jederzeit unbe-
grenzt Rederecht haben. Aber es ist andererseits üblich,
sich in einem gewissen Rahmen an die Vereinbarungen
der Geschäftsführer der Fraktionen zu halten, weil dann,
wenn Sie länger reden, dies auf Kosten der Redezeit der
Kollegen aus der eigenen Fraktion geschieht.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Die FDP wollte doch spendabel sein!)


Ich erteile als nächstem Redner das Wort dem Kolle-
gen Jürgen Koppelin von der FDP-Fraktion.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1603907100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Minister, ich will auch Ihnen zuerst einmal Dank
sagen. Sie haben eben die Berichterstatter erwähnt. Ich
bin in dieser Legislaturperiode Hauptberichterstatter für
den Etat 05, Auswärtiges Amt. Ich will mich ausdrück-
lich bei Ihnen und vor allem bei den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes für die gute
Zusammenarbeit bedanken.

Da Sie uns Berichterstatter erwähnt haben, will ich
hier ausdrücklich sagen, dass wir als Berichterstatter-
gruppe ein ausgesprochen gutes Team sind. Sie werden
– das haben Sie erlebt – kaum eine Unterscheidung zwi-
schen Regierung und Opposition finden. Das ändert
nichts daran, dass natürlich jede Opposition versucht,
Akzente zu setzen. Das gilt ebenfalls für Ihren Haushalt.
Auch bei den Koalitionsabgeordneten hat jeder sein Ste-
ckenpferd; das ist völlig in Ordnung.

Als Oppositionsabgeordneter sage ich: Wir suchen
zwar in jedem Etat nach Einsparmöglichkeiten. Der Etat
des Auswärtigen Amtes jedoch hat kaum Speck auf den
Rippen. Im Gegenteil: Nach meiner Auffassung – das
sage ich ganz deutlich – ist er, wenn man ganz ehrlich
ist, unterfinanziert. Für einen Minister gehört es dazu,
sich bei den Haushaltsberatungen nicht mit globalen
Minderausgaben abspeisen zu lassen, die die Haushälter
erbringen müssen. Vielmehr müssen Sie dem Finanzmi-
nister sagen: So geht das nicht. Wenn ich Außenpolitik
machen und über die Botschaften unserer Wirtschaft

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(C (D elfen soll, Kontakte ins Ausland zu knüpfen, dann geört es dazu, dass ich einen vernünftigen Etat habe und ass vor allem die Botschaften personell entsprechend usgestattet sind. Ich will das einmal deutlich machen. Als es darum ing, diesen Haushalt abzuspecken, waren wir alle ohne usnahme dabei. Seit 1993 wurde allein bei den Bot chaften die Zahl der Beschäftigten um 2 000 reduziert. er Rest ist Substanz. Mehr geht nicht. Das ist insge amt die Auffassung der Berichterstatter. Deswegen haen wir schon vor längerer Zeit das Personal des uswärtigen Amtes von allgemeinen Kürzungen ausgeommen. Ich möchte an dieser Stelle – ich glaube, das tue ich ür alle Berichterstatter – nicht nur den Mitarbeiterinnen nd Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes, sondern vor llem auch unserem Personal an den Botschaften überall ort, wo es seinen Dienst tut, ausdrücklich danken. (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir haben große Erwartungen, wenn wir Politik ma-
hen. Jedes Mal, wenn es darauf ankommt – bei dem
sunami haben wir es erlebt und erleben das auch bei an-
eren Katastrophen –, merken wir, welche Leistungsfä-
igkeit in den Botschaften steckt, obwohl sie teilweise
ersonell ausgesprochen dünn besetzt sind. Sie leisten
ine hervorragende Arbeit, ohne dabei im Dienst auf die
hr zu schauen. Wir müssen uns irgendwann einmal
arüber unterhalten – wir haben hier eine Fürsorge-
flicht und Verantwortung –, ob unsere Botschaften in
ieser Weise noch arbeiten können. Das trifft nicht nur
uf das Personal, sondern auch auf die finanzielle Situa-
ion zu. Ich finde, so geht es auf Dauer nicht mehr wei-
er.


(Beifall des Abg. Harald Leibrecht [FDP])


Wenn wir für die Botschaften gute Leute bekommen
ollen, dann muss sich ein Minister darum kümmern,
as mit den Ehepartnern derjenigen, die ins Ausland ge-
en, passiert, die keinen Job haben. Auch bei der Besol-
ung wird gekürzt. Dadurch wird der Dienst im Auswär-
igen Amt bei den Botschaften immer unattraktiver. Das
ird dazu führen, dass wir kaum noch gute Leute be-
ommen. Insofern ist es wichtig, sich darum zu küm-
ern, an den Botschaften zum Beispiel eine Jobbörse

inzurichten, damit die Ehepartner die Möglichkeit be-
ommen, bei deutschen Firmen, die im Ausland tätig
ind, eine Stelle zu finden. Das sollten wir langfristig an-
ehen. Das halte ich für dringend erforderlich.

Ich will noch einen weiteren Bereich ansprechen, um
en Sie sich als Minister kümmern sollten; dabei werden
ir Sie gerne unterstützen. Ich staune immer über das
empo, wie hier am Potsdamer Platz die US-Botschaft
ntsteht.


(Detlef Dzembritzki [SPD]: Pariser Platz!)


Entschuldigung. Ich nehme die Korrektur entgegen.


(Detlef Dzembritzki [SPD]: Potsdam oder Paris?)







(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin
– Das ist nicht so entscheidend. Es geht um den Bau die-
ser Botschaft. Manchmal wünsche ich mir, dass die Bau-
maßnahmen des Bundes vor allem im Ausland in einem
ähnlichen Tempo stattfänden, anstatt Behörden zwi-
schenzuschalten, die – das ist mein Eindruck – blockie-
ren, sodass sich unsere Botschaften noch mit den Behör-
den herumschlagen müssen. Es wäre gut, sich auch
darum zu kümmern, Herr Außenminister.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Dadurch könnten wir auch viel Geld sparen. Das ist
meine Meinung.

Ich habe mich auch deswegen zu Wort gemeldet, um
– damit spreche ich sicherlich für alle Berichterstatter –
unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Bot-
schaften herzlich zu danken. Sie sollen wissen, dass sie
sich auf uns verlassen können. Wir können natürlich
kein Geld drucken.


(Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU)


Deshalb sind wir darauf angewiesen, dass der Minister
erfolgreich mit dem Bundesfinanzminister verhandelt.

Herzlichen Dank für Ihre Geduld.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Das ist die neue Europapolitik der FDP!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603907200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Veronika Bellmann

von der CDU/CSU-Fraktion.


Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1603907300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die Debatte über den Haushalt des Auswärtigen
Amtes bietet traditionell auch die Möglichkeit zu einigen
grundsätzlichen Ausführungen zum Thema EU. Als
Sächsin aus dem Erzgebirge – der neuen geografischen
Mitte der EU nach der Osterweiterung – tue ich das sehr
gerne.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Insbesondere nach dem Ratstreffen vom 15. bis
16. Juni dieses Jahres stellt sich die Frage, ob Europa ge-
rettet werden will, kann oder soll. Die Antwort ist: Es
muss gerettet werden; denn es gibt keine Alternative zur
Wirtschafts- und Wertegemeinschaft der EU. Es gibt erst
recht keine Alternative zu der seit fast 60 Jahren beste-
henden Friedensgemeinschaft der EU.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Angesichts der Globalisierung brauchen wir die Wirt-
schaftsgemeinschaft; denn nur sie verleiht uns Stärke.
Ich denke zum Beispiel an die Durchsetzungsfähigkeit in
der Welthandelsorganisation, bei dem Partnerschaftsab-
kommen mit Russland oder demnächst bei dem Trans-
atlantischen Partnerschaftsabkommen mit den USA. Wir
brauchen diese Stärke. Aber um sie wiederzugewinnen,

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(C (D üssen wir die EU meines Erachtens in vielerlei Hinicht wieder vom Kopf auf die Füße stellen. Das Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ wurde eute schon vielfach erwähnt. Von Deutschland geht ein ositives Bild um die Welt. Wir sehen allenthalben die chwarz-rot-goldenen Flaggen. Sie sind von den meisten öllig unpolitisch gemeint: nicht als Symbol der Einheit, er Demokratie oder der sozialen Marktwirtschaft, sonern als kleines Zeichen der deutschen Identität. Wenn wir im Zusammenhang mit der Wertegemeinchaft von europäischer Identität sprechen, dann ist, laube ich, die deutsche Identität die Basis dafür. Insoern bedauere ich das, was zurzeit in Sachsen bei den ungen Linken passiert. Dort ist von einer linken Abgerdneten zu hören, dass die Flaggen von den Straßen zu olen seien und dass sie gegen T-Shirts mit Antinaziaufrucken getauscht werden könnten. Deutschland hat mit der Fußballweltmeisterschaft ein ositives Bild in die Welt getragen. Wir haben aber auch n den Jahren davor mit unserem Engagement für den ufbau der Europäischen Union und die Integration euer Mitgliedstaaten ein positives Bild in die Welt geragen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Nun sind wir an einem Punkt angelangt, an dem
eutschland sein Ansehen und seinen Einfluss dazu nut-

en muss, die EU wieder auf den richtigen Weg zu brin-
en. Es gibt jede Menge Baustellen: die Erweiterung der
uropäischen Union, Wachstum und Beschäftigung, der
erfassungsvertrag, die Finanzierung, die Energiepoli-

ik und die Europäische Sicherheits- und Verteidigungs-
olitik.

Lassen Sie mich zwei Punkte herausgreifen. Zunächst
ur Finanzierung: Der Kampf um den neuen EU-Haus-
alt für die Jahre 2007 bis 2013 hat gezeigt, dass es auch

n Zukunft nicht leichter wird, ein angemessenes Budget
usammenzubekommen. Obgleich die Einigung für den
euen Förderungszeitraum gelungen ist, wird die finni-
che Ratspräsidentschaft noch Einzelheiten auszuhan-
eln haben. Denn wir haben immerhin über 40 Politik-
rogramme, bei denen wir uns keinen Aufschub mehr
eisten dürfen. Das gilt vor allem für die Bereiche Struk-
urpolitik, Forschung und Ausbildung.

Gerade als ostdeutsche Abgeordnete will ich aber auf
inen positiven Aspekt hinweisen, den die EU-Förde-
ung mit sich gebracht hat. Bei der EU-Strukturförde-
ung haben wir in hohem Maße von den Haushaltsmit-
eln profitiert, die die Mitgliedstaaten jährlich zur
erfügung gestellt haben. Ich nenne nur ein Beispiel aus
er Solarindustrie. In meinem Wahlkreis ist die deutsche
olar-World angesiedelt. In Sachsen-Anhalt ist Q-Cells
ertreten. Diese Solarfirmen sind bekanntlich mittler-
eile börsennotiert. Sie haben in den 90er-Jahren mit
ier bis zehn Arbeitsplätzen begonnen. Die Zahl der
rbeitsplätze ist inzwischen – auch dank der millionen-

chweren EU-Förderung – auf 700 bis 1 000 Arbeits-
lätze angewachsen. Das zeigt doch, wie man eine sinn-
oll angewendete EU-Förderung in Beschäftigung






(A) )



(B) )


Veronika Bellmann

(Markus Löning [FDP]: Bringen die auch Geld?)


– auch in Geld, Herr Löning – ummünzen kann.

Wir müssen dennoch über eine Neuordnung der
Finanzierung nachdenken. Ich meine damit nicht die
unsägliche Debatte über die Einführung einer EU-
Steuer, sondern die solide Finanzpolitik der EU, die na-
türlich auf der soliden Finanzpolitik der einzelnen Mit-
gliedstaaten basiert und davon nicht abgekoppelt werden
kann. Daher ist die Forderung der Europäischen Kom-
mission nach mehr Transparenz bei der Strukturförde-
rung richtig. Dort gibt es erhebliche Informationsdefi-
zite. So haben wir bislang kaum überblicken können, ob
mit EU-Mitteln zum Beispiel die Arbeitsplatzverlage-
rung von einem Staat in einen anderen gefördert worden
ist.


(Markus Löning [FDP]: Die Bundesregierung sagt, das gibt es nicht!)


Insofern muss es dort mehr Information und Kommuni-
kation sowie Kontrolle geben.

Der Vorschlag Frankreichs ist zu begrüßen, die Agrar-
politik zu vereinfachen. Immerhin ist der Agrarhaushalt
mit einem Anteil von 40 Prozent am EU-Gesamthaus-
halt ein großer Posten.

Die Kanzlerin betont ständig die Themen Deregulie-
rung und Entbürokratisierung und übt Aufgabenkritik.
Das alles führt zu Einsparungen. Man darf nicht verges-
sen: 30 Prozent der EU-Kosten sind Verwaltungskosten.
Die hierfür verwendeten Mittel kommen nur in einem
sehr geringen Umfang dem Bürger zugute. Ich glaube,
dass wir auf diesem Gebiet hart in der Sache bleiben
müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich komme zur Erweiterungspolitik. Auch der neuen
Europäischen Kommission ist nicht verborgen geblie-
ben, dass eine gewisse Erweiterungsmüdigkeit herrscht.
Es gibt eine Abkehr vom bisherigen Erweiterungsauto-
matismus; das ist zu begrüßen. Wir müssen aber das,
was wir in Zukunft in Bezug auf die Erweiterung ma-
chen wollen, neu definieren. Das betrifft zum einen den
politischen und den wirtschaftlichen Charakter der
Union und zum anderen die geografische Ausbreitung
und den kulturhistorischen Bereich. Die Forderung des
Europäischen Parlaments an die EU-Kommission, einen
Zeitplan für die Neukonzeption der Erweiterungsstrate-
gie vorzulegen, und die Forderung, dass zukünftig
Kandidatenländer bereits vor der Aufnahme von Ver-
handlungen die EU-Grundsätze – Demokratie, Men-
schenrechte und Rechtsstaatlichkeit – verwirklichen sol-
len, sind unbedingt zu begrüßen.

Ich möchte an dieser Stelle eine Metapher des serbi-
schen Außenministers Vuk Drašković aufgreifen, die er
kürzlich bei seinem Parisbesuch vortrug: Wenn wir das
Prinzip so fortsetzen wie bisher, dann ist das so, als
wenn ein Student zu seinem Professor geht und sagt, gib
mir das Diplom, ich lerne dann schon. So darf es bei der
Erweiterung nicht zugehen. Zuerst muss gelernt und
müssen die Aufgaben bzw. die Beitrittskriterien erfüllt

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(C (D erden. Dann kann es das Diplom geben bzw. die Aufahme in die EU erfolgen. Die besten Beispiele bieten urzeit Bulgarien und Rumänien, deren Aufnahme in die U ansteht. Sie werden alle Hände voll zu tun haben, bis ur Vorlage des Fortschrittsberichts im Herbst die Beirittskriterien zu erfüllen. Erst dann sind sie würdig, in ie EU aufgenommen zu werden. Die Bundesregierung übernimmt mit der Ratspräsientschaft 2007 viel Verantwortung. Alles, was von uns rwartet wird, können wir, glaube ich, gar nicht schulern. Aber am wichtigsten ist – gerade in Bezug auf den erfassungsvertrag – das Thema Bürgernähe. Mehr In ormation und mehr Kommunikation mit den Bürgern ind notwendig, wenn mehr Identität entstehen soll. Wir rauchen mehr Transparenz und eine stärkere demokraische Legitimation. Frau Kollegin, denken Sie bitte an Ihre Redezeit. Ich komme zum Schluss. Es sind viele Aufgaben erwähnt worden, die wir in ukunft im Hinblick auf die EU zu erledigen haben. ierauf bezogen darf ich Mahatma Gandhi zitieren, der inmal gesagt hat: „Ohne Tat bleibt jeder Gedanke lass.“ Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603907400
Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1603907500


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603907600

Nächster Redner ist der Kollege Michael Leutert von

er Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603907700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

eit geraumer Zeit gehört der Koalitionsvertrag zu mei-
en Lieblingslektüren.


(Zuruf von der CDU/CSU: Bravo!)


ch darf kurz daraus zitieren:

Vertraglich abgesicherte Nichtverbreitung, Abrüs-
tung und Rüstungskontrolle sind zentrale Anliegen
der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik. Wir
halten an dem langfristigen Ziel der vollständigen
Abschaffung aller Massenvernichtungswaffen fest.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Gut gelesen!)


iesen Punkt können auch wir als Linke unterschreiben
nd unterstützen.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun gibt es im Einzelplan des Auswärtigen Amtes ei-
en Titel, in dem auch Mittel zur Minenbeseitigung be-






(A) )



(B) )


Michael Leutert
reitgestellt werden. Leider muss man feststellen, dass
diese Gelder von ehemals 12 Millionen Euro auf jetzt
knapp 9 Millionen Euro abgeschmolzen werden. Zum
Vergleich dazu – um die Dimension deutlich zu machen –:
Der Verteidigungsetat mit einem Volumen von fast
24 Milliarden Euro – das ist der zweitgrößte Etat – und
mit etwas mehr als 9 Prozent des Gesamthaushalts ent-
hält ein Extrakapitel – ich habe das hier schon einmal an
anderer Stelle gesagt – mit der Bezeichnung „Wehrfor-
schung, wehrtechnische und sonstige militärische Ent-
wicklung und Erprobung“. Allein dieses Kapitel umfasst
circa 1,1 Milliarden Euro. Das sind 0,4 Prozent des Ge-
samthaushalts. Der Einzelplan 05 umfasst lediglich das
Doppelte, 0,88 Prozent des Gesamthaushalts. Die Mittel
in diesem Kapitel sind natürlich um 153 Millionen Euro
aufgestockt worden. Hier scheinen die Schwerpunktset-
zungen etwas verfehlt zu sein. Haushaltsplan und Koali-
tionsvertrag passen an dem Punkt meines Erachtens
nicht so ganz zusammen.


(Beifall bei der LINKEN)


Auch die CDU/CSU war schon einmal Oppositions-
partei.


(Markus Löning [FDP]: Das merkt man gar nicht mehr!)


Im März 2002 stellte die CDU/CSU-Fraktion einen An-
trag im Bundestag, auch von Frau Merkel unterzeichnet,
in dem es unter anderem heißt – ich zitiere –:

Jahr für Jahr sind mehrere tausend zivile Minenop-
fer zu beklagen. In allen Teilen der Welt gibt es
Länder, in denen Minen in einer so großen Menge
verlegt wurden, dass sie eine immense Gefahr für
die Bevölkerung darstellen ...

Sie kommt zu der Schlussfolgerung:

Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregie-
rung auf, ... den nationalen Beitrag für Minenräum-
projekte und die Minenopferhilfe signifikant zu er-
höhen.

Damals war ein Betrag von 9,5 Millionen Euro einge-
stellt. Sie sprachen von signifikanter Erhöhung und nicht
von Kürzung in diesem Bereich. Ich frage Sie einfach,
ob Sie mir sagen können, warum Sie jetzt, wo Sie die
Chance haben, das durchzusetzen, was Sie eigentlich
wollten, das nicht in die Tat umsetzen.

Ich glaube auch nicht, dass das am Widerstand der
SPD liegt. Immerhin meinte der ehemalige Bundestags-
präsident Wolfgang Thierse – Zitat –:

Über 30 000 Menschen kommen jährlich durch Mi-
nen ums Leben oder werden durch sie schwer ver-
letzt. Sie treffen ihre Opfer unvorbereitet und völlig
wahllos auf grausamste Weise. Es muss alles getan
werden, um diesem Wahnsinn ein Ende zu machen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich kann also hier
im Hohen Hause eine breite Mehrheit feststellen – die
FDP und die Grünen haben ähnlich gelagerte Anträge in
den letzten Legislaturperioden gestellt –, was die Mittel
für Minenbeseitigung betrifft. Deshalb kann ich Sie nur
darum bitten, unserem heute vorliegenden Änderungsan-

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(C (D rag zuzustimmen, die Mittel für die Minenbeseitigung u verdoppeln, nämlich auf 16 Millionen Euro zu erhöen. Wir alle haben also heute die Chance, unseren Woren Taten folgen zu lassen. Danke. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603907800

Nächster Redner ist der Kollege Gert Weisskirchen,

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1603907900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

er Außenminister hat den Krisenbogen beschrieben,
er uns direkt berührt, in dessen räumlicher Nähe wir le-
en: die arabische Welt. Sie befindet sich in einem fun-
amentalen Wandel und in einem Umbruch, der viel tie-
er geht als das, was wir Europäer an Umbrüchen in den
etzten 15 Jahren erlebt haben.

Wenn man sich die Region genau anschaut, dann wird
uch klar, warum es so einen dramatischen Unterschied
ibt zwischen den Transformationsprozessen, die in Eu-
opa stattgefunden haben und noch stattfinden, und dem,
as der arabischen Welt bevorsteht. Dort gibt es keinen
nker, an dem sich die Länder festhalten können. An-
ers war es bei den Ländern, die damals den Wandel in
steuropa durchgesetzt haben. Sie hatten einen Anker:
ie konnten in die Europäische Union, nach Westen und
ich dort erstens in Bezug auf Stabilität, Konsolidierung
nd Demokratie und zweitens in Richtung ökonomischer
odernisierung orientieren. So konnten sie den Versuch

nternehmen, zivilisatorische Nachholprozesse zu orga-
isieren. Das ist der Unterschied zur arabischen Welt.

Unsere Aufgabe ist es, der arabischen Welt in dieser
ituation, die zurzeit erlebt wird und die in Angst, zum
eil in Verzweiflung mündet, eine vernünftige, kluge
ntwort zu geben. Die auswärtige Kultur- und Bildungs-
olitik, der Islamdialog ist eine solche Antwort. Ich bin
roh darüber, dass der Außenminister am Schluss seiner
ede deutlich gemacht hat, dass die auswärtige Kultur-
olitik einer der ganz zentralen Punkte – mit Blick auf
as, was künftig zu tun ist, vielleicht sogar das Herz-
tück – unserer Außenpolitik ist. Ich bin froh darüber,
ass das in Ihren Händen ist. Diese Politik wird fortge-
etzt und das Parlament wird Sie dabei unterstützen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die Angst, die man in der arabischen Welt erleben
ann, sucht sich Fluchtwege. Um nur ein Beispiel zu
ennen: Seit 1976 ist die Hälfte aller Ärztinnen und
rzte – vorwiegend Ärzte –, die in der arabischen Welt

usgebildet worden sind, ausgewandert, in die USA oder
n die Europäische Union. Die Angst verlangt aber eine
ndere Antwort. Diese Antwort zu finden, dazu können
ir etwas beitragen. Wir können die entwickelten






(A) )



(B) )


Gert Weisskirchen (Wiesloch)

Instrumente verstärken und, wo es nötig ist, zuspitzen.
Zum Beispiel halte ich es für zwingend erforderlich,
dass der Islamdialog an folgendem Punkt ergänzt und
erweitert wird, Herr Außenminister: Wir sollten nicht al-
leine – was wichtig genug ist – mit den politischen Ak-
teuren, etwa Parlamentariern, in diesen Regionen Kon-
takte pflegen und ausbauen, sondern darüber hinaus den
Jugendlichen in dieser Region die Chance zu einer Be-
gegnung mit Jugendlichen der Europäischen Union ge-
ben. Ich glaube, dass das eines der ganz zentralen neuen
Instrumente sein muss. Damit ist schon begonnen wor-
den, aber das muss ausgebaut und verstärkt werden.
Denn die Begegnung zwischen jungen Menschen ist Teil
dessen, wonach die islamische Welt – das ist einer der
Gründe, warum sie sich gegenwärtig in Aufruhr befindet –
geradezu sehnsüchtig sucht: Anerkennung und Achtung
ihrer eigenen Religion.

Ich glaube, an diesem Punkt kann der Islamdialog ein
ungeheuer vernünftiges, kluges Instrument sein, das un-
verzichtbar ist und an dem wir weiterarbeiten müssen,
liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der SPD)


Das ist auch deshalb nötig, weil die Modernisierungs-
versuche, die in der arabischen Welt seit Jahrzehnten un-
ternommen werden, allesamt gescheitert sind, und zwar
auch deshalb, weil die Konzepte, die als Modernisie-
rungsversuche überlegt worden sind, entliehene Kon-
zepte waren; entliehen aus der europäischen Welt nach
dem Vorbild des Kolonialismus. Der erste Versuch war,
den Nationalismus zu adaptieren, zu übernehmen, ob-
wohl die Europäer schon damals erkannt hatten, dass das
falsch war. Ich nenne nur das Beispiel der PLO. Der Ver-
such, den Nationalismus auf die eigene Region zu über-
tragen, ist gescheitert; er musste scheitern. Schon in dem
Moment war klar, dass der blinde Aktionismus der PLO
nur in die Leere gehen oder gar zu etwas viel Gefährli-
cherem führen kann – das war schon zu Beginn zu er-
kennen –: In dem Moment, wo die Enttäuschungen über
die Fehlkonzepte der europäischen Welt, wie etwa der
Nationalismus eines war, in dieser Region explodieren,
gibt es einen Adressaten, bei dem man den Hass abladen
kann, nämlich Israel.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603908000

Herr Kollege, darf ich Sie sanft an die Zeit erinnern?


(Jürgen Koppelin [FDP]: Nein! Weitermachen!)



Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1603908100

Ich meine, gerade aus diesem Grunde haben wir

Deutsche und wir Europäer die Aufgabe, die Pflicht, da-
für zu sorgen, dass die Modernisierungsblockaden in der
arabischen Welt aufgelöst werden, damit Israel als Anker
der Modernisierung und der Demokratie in dieser Re-
gion eine andere und noch bessere Chance hat, als es ge-
genwärtig der Fall ist. Auch deshalb ist es wichtig, dass
der Islamdialog fortgesetzt wird.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603908200

Nächster Redner ist der Kollege Rainder Steenblock,

ündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ehr verehrter Herr Außenminister, Sie haben im außen-
olitischen Teil Ihrer Rede eine ganze Reihe von Fragen
ngeschnitten, in denen Sie in diesem Hause über die
egierungsfraktionen hinaus sicherlich eine breite Un-

erstützung haben werden.

Das Wenige, das Sie heute zu Europa gesagt haben,
at mich doch sehr enttäuscht. Sie haben im Grunde nur
urz auf die Frage des Verfassungsvertrages hingewie-
en, so wie er auf dem letzten Rat behandelt worden ist. –
ehr geehrte Frau Kollegin Schwall-Düren, ich spreche
erade mit dem Außenminister.


(Zuruf von der CDU/CSU: Ja, sie auch!)


In diesem Hohen Hause ist es in der Regel so, dass
an das vom Rednerpult aus macht. Es hat sich aber, ge-

ade wenn ein Vertreter der Opposition redet, eingeschli-
hen, dass andere als der Redner, der am Rednerpult
teht, mit den Vertretern und Vertreterinnen der Regie-
ung sprechen. Ich finde diesen Stil in diesem Hause
icht in Ordnung. Das will ich in aller Ruhe sagen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN – Beifall bei der FDP – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Herr Fischer war stilbildend!)


Ich bin nicht derjenige, der berufen ist, irgendjeman-
en zu verteidigen.


(Markus Löning [FDP]: Den kann man auch nicht verteidigen!)


ch finde, wir haben Regularien, die wir alle einhalten
ollten. Daran möchte ich in aller Ruhe erinnern.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Außenminister, Sie haben zwar auf die gewach-
ene Bedeutung Deutschlands und die Erwartungen, die
n uns gerichtet werden, hingewiesen. Es wäre aber auch
otwendig gewesen, etwas zum Inhalt der Verfassungs-
ebatte zu sagen. Sie hätten darstellen können, dass wir

m nächsten Jahr während der deutschen Ratspräsident-
chaft nicht nur Vorschläge dazu machen wollen, wie
as Verfahren weitergeht – es wäre zu wenig, diesbezüg-
ich nur eine Tagesordnung aufzustellen –, sondern auch
azu, wie wir in der Sache vorankommen. Diese Verant-
ortung liegt zu einem ganz großen Teil bei uns. Da-

über müssen wir mit unseren Freundinnen und Freun-
en reden. Dieser Verantwortung sollten wir uns nicht
ntziehen.






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(B) )


Rainder Steenblock
Das heißt natürlich auch, dass wir das Gespräch mit
den Menschen in diesem Lande suchen müssen. Die
Europäische Union hat sich mit ihrer Kommunikations-
strategie nicht besonders mit Ruhm bekleckert. Im
Grunde findet in der EU keine Debatte über die Konse-
quenzen aus den Voten von Frankreich und den Nieder-
landen statt. Wir brauchen eine neue Kommunikations-
initiative, um die Menschen in der EU tatsächlich wieder
für die europäischen Ideen zu begeistern. Der Internatio-
nalismus, der die Herzen der Menschen in diesem Lande
erobert hat – das sehen wir bei dieser Weltmeister-
schaft –, ist eine gute Grundlage dafür, um europäische
Politik aus Deutschland heraus zu gestalten. Es ist wich-
tig, dass die Bundesregierung intensivere Kommunika-
tion betreibt, als Sie das heute dargestellt haben.

Sie haben die Frage der Erweiterung so gut wie gar
nicht angesprochen. Auch die Energie wird ein zentrales
Thema auf dem Frühjahrsgipfel, den die deutsche Rats-
präsidentschaft durchführen wird, sein. Sie haben dazu
und zum Lissabonprozess nichts gesagt.


(Markus Löning [FDP]: Das ist beschämend für die Bundesregierung!)


Die Bundesregierung wird natürlich an der Frage ge-
messen, ob sie in der Lage ist, diesen Themenkatalog ab-
zuarbeiten. In Bezug auf die Frage des Verfassungsver-
trages stimmt mich sehr nachdenklich, dass der Rat
beschlossen hat, den Zeitplan so aufzubauen, dass erst
unter der französischen Ratspräsidentschaft auf dem De-
zembergipfel am Ende des Jahres 2008 eine Entschei-
dung über den Verfassungsvertrag erfolgt. Ich halte die-
sen Zeitablauf vor dem Hintergrund der Debatten, die
wir führen, für hochgefährlich. Der vorgesehene Zeit-
punkt der Entscheidung liegt wenige Wochen vor der
Europawahl.

Wenn man möchte, dass die Menschen in der EU aus-
reichend Zeit haben, um über diesen gegebenenfalls
neuen Verfassungsvertrag zu diskutieren, brauchen wir
eine andere Zeitplanung, sodass sich die Menschen in
der EU ernst genommen fühlen. Wir müssen die Men-
schen in dieser Debatte mitnehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das Gleiche gilt für die Frage der Erweiterung der
Union. Sie haben – das unterstütze ich sehr – die Per-
spektive für den Balkan angesprochen. In diesem Zu-
sammenhang stellt sich auch die Frage – da gebe ich Ih-
nen völlig Recht –, wie man zu Serbien steht. Auch ich
halte die Stimmung und Perspektivlosigkeit, die sich im
Augenblick auf dem Balkan zusammenbrauen, für hoch-
brisant. Deshalb, glaube ich, sind wir gut beraten, die Er-
weiterungsdiskussion so zu führen, dass die Menschen
und die Staaten dort eine Perspektive erhalten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es wird nicht anders gehen. Sonst drohen uns extrem
große Gefahren.

Jeder, der sich dort aufhält, weiß, dass die Diskussio-
nen, die derzeit dort geführt werden, fast schon ein Pul-
verfass darstellen. Auch aus diesem Grunde bin ich da-
für, dass die Erweiterungsverhandlungen mit Kroatien

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(C (D on denen mit der Türkei getrennt werden. Denn die Ereiterungsverhandlungen mit Kroatien haben mit Blick uf die Region einen anderen Stellenwert. Deshalb müsen wir deutlich machen: Wir wollen die Integration des alkans in die Europäische Gemeinschaft, wobei die inzelnen Staaten unterschiedliche zeitliche Perspektien erhalten sollten. Das müssen wir ernst nehmen und azu benötigen wir Symbole. ie Verhandlungen mit Kroatien stellen eines dieser ymbole dar. (Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD] sowie des Abg. Markus Löning [FDP])


(Beifall des Abg. Markus Meckel [SPD])


Lassen Sie mich zum Schluss noch Folgendes – was
ch sehr ärgerlich finde – sagen. Wenn wir angesichts der
ertrauenskrise der Europäischen Union, die es im Au-
enblick gibt, die Menschen begeistern wollen, dann
ilt: Wir brauchen Transparenz. Wir müssen den Men-
chen sagen, was passiert. Ein Beispiel ist der Umgang
it dem Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler

us Deutschland. In diesen Zusammenhang gehört für
ich die Frage der Transparenz entscheidend dazu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD und des Abg. Markus Löning [FDP])


enn dann die Bundesregierung, der Bauernverband
der wer auch immer sagen, dass sie keine Offenlegung
ahin gehend wollen, wo zum Beispiel Mittel aus der
grarförderung oder der Strukturförderung ausgegeben
erden, dann ist das nicht nur beschämend. Vielmehr ist
as genau der falsche Weg, wenn man Menschen für die
U begeistern und sie mitnehmen will.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD und des Abg. Michael Leutert [DIE LINKE])


Deshalb glaube ich, dass wir an dieser Stelle mehr
ut brauchen. Die Menschen in Deutschland und in der

U sind nicht gegen die europäische Integration. Aber
ie wollen wissen, was passiert. Wir haben die Verant-
ortung, mit ihnen darüber zu diskutieren. Das ist eine
ufgabe, der sich die Bundesregierung in der Zukunft

tärker als in der Vergangenheit widmen muss.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603908300

Nächste Rednerin ist die Kollegin Erika Steinbach,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Erika Steinbach-Hermann (Plos):
Rede ID: ID1603908400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Es ist nötig, dass wir in einer Haushalts-






(A) )



(B) )


Erika Steinbach
debatte eben nicht nur über Geld reden, sondern auch
über Menschen und ihre Rechte, insbesondere beim
Thema Außenpolitik. Erfreulicherweise haben das ja
auch alle Redner getan; die Menschenrechte haben in
den Reden eine sehr deutliche Rolle gespielt.

Seit Montag dieser Woche trifft sich in Genf der neu
gegründete Menschenrechtsrat. Mit der hochrangigen
Vertretung Deutschlands durch Außenminister Frank-
Walter Steinmeier und den neuen Menschenrechtsbeauf-
tragten der Bundesregierung, unseren früheren Kollegen
Günter Nooke, zeigt Deutschland, welche Bedeutung es
dem Thema Menschenrechte zumisst. Es wird nicht die
zweite, die dritte oder die vierte Garnitur geschickt; viel-
mehr ist es gut, dass Sie, Herr Außenminister, persönlich
dort teilnehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deutsche Außenpolitik kümmert sich eben nicht nur
um Wirtschaftskontakte – so wichtig sie auch immer
sind – oder um Sicherheitspolitik, sondern auch um
Menschenrechte. Finanziell ist das wohl eher eine zu
vernachlässigende Größenordnung im Haushalt des Aus-
wärtigen Amtes oder im gesamten Bundeshaushalt; mo-
ralisch aber ist dieser Einsatz von herausragender Be-
deutung. Er muss immer wieder in den Vordergrund
gestellt werden.

Wie nötig der Einsatz für Menschen ist, zeigt die
Vielzahl von erschütternden Berichten über Menschen-
rechtsverletzungen weltweit. Ein Blick nach China
macht das aktuell sehr deutlich. Das Schicksal des chine-
sischen Regierungskritikers und Umweltaktivisten Fu
Xiancai, der schwere Verletzungen durch brutale Schlä-
ger erlitten hat, weil er um sein Recht kämpfte, und die
dann unterlassene notwendige medizinische Behandlung
haben viele bei uns in Deutschland berührt; ja, es hat
viele Menschen auch erschüttert. Erst die finanzielle Un-
terstützung von deutscher Seite hat es am Ende ermög-
licht, dass dieser Mann operiert werden konnte. Auch
wenn ihm diese Operation wohl das Leben gerettet hat,
wird er wahrscheinlich leider querschnittsgelähmt blei-
ben und im Rollstuhl sitzen müssen. Dieses Beispiel ist
nur ein kleiner Ausschnitt aus dem chinesischen Alltag.
Es zeigt aber, wie richtig die Bundeskanzlerin lag, als sie
bei ihrem Staatsbesuch in China vor Ort die Einhaltung
der Menschenrechte dezidiert gefordert hat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen vom Koalitionspart-
ner, ich verkneife mir, zu sagen, dass ich diesen Paradig-
menwechsel in der deutschen Außenpolitik begrüße;
denn ich weiß, dass es Sie ein wenig treffen würde. Da-
rum sage ich es ausdrücklich nicht.


(Heiterkeit und Zustimmung bei der CDU/ CSU)


Aber nicht nur im entfernten Asien, in Afrika, in Süd-
amerika oder auch in Guantanamo – das sage ich mit
Blick auf die Vereinigten Staaten – stellen wir tagtäglich

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(C (D enschenrechtsverletzungen fest. Schauen wir doch inmal auf Europa. Der Europäische Rat hat auf seiner itzung am 15./16. Juni in Brüssel die Aufnahme der eitrittsverhandlungen mit der Türkei thematisiert. Der at hat die Türkei aufgefordert, die in Gang gesetzten eformprozesse zu intensivieren. Die Aktualität dieses inweises wird durch die Statistik der ergangenen Ur eile des Europäischen Gerichthofes für Menschenrechte n Straßburg verdeutlicht. Die Türkei führt mit 290 Verrteilungen im Jahre 2005 leider die Liste der Länder an, n denen Menschenrechtsverletzungen begangen wuren. Das ist eine dramatische Entwicklung; denn das ntspricht einem Anteil von 26 Prozent aller Entscheiungen des Europäischen Gerichtshofes für Menschenechte. Daran sieht man, dass es in der Türkei in diesem ereich erhebliche Defizite gibt. Durch die gesetzlichen Reformen im Bereich des türischen Strafrechts wurden in den letzten Monaten zwar hne Zweifel Fortschritte erzielt – insbesondere die Zahl er Folterungen von politischen Gefangenen ist wohl ückläufig –, aber gleichzeitig stellt Amnesty Internatioal in seinem Jahresbericht fest, dass sich „gewöhnliche traftäter“ heute eher einer erhöhten Gefahr ausgesetzt ehen, Misshandlungen zu erleiden. Das zeigt, dass die ürkei noch weit davon entfernt ist, europäische Menchenrechtsstandards zu erreichen. Amnesty International hat mehrfach auf den neuen 301 im türkischen Strafgesetzbuch verwiesen, der die Herabwürdigung des Türkentums, der türkischen Repulik und der Institutionen des Staates“ – so heißt es arin – unter Strafe stellt. Schon diese nebulösen Formuierungen lassen den Verdacht aufkommen, dass sich arunter bei Bedarf eine Menge subsumieren lässt. In er Tat gibt es unzählige Berichte, dass türkische Behören auf ebenjenen Paragrafen zurückgreifen, um Kritier einzuschüchtern sowie Menschenrechtsverteidiger nd Pressevertreter am Ende strafrechtlich zu belangen. chließlich höhlen auch die Einschränkungen für den ebrauch von Minderheitensprachen das Recht auf Meiungsfreiheit aus. Hierdurch werden insbesondere die urden in ihren Rechten beschnitten. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass in der ürkei mit Bezug auf Menschenrechte noch vieles im rgen liegt. Es ist völlig unerheblich, ob man der Meiung ist, dass die Türkei Mitglied der Europäischen nion werden solle, oder ob man begründete Bedenken agegen hat wie viele Kolleginnen und Kollegen aus der DU/CSU-Bundestagsfraktion. Die Menschenrechts age in der Türkei ist für beide Positionen nicht akzeptael. Sie muss sich deutlich verbessern. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich bitte die Bundesregierung, sich weiterhin so inten-
iv wie in den vergangenen Monaten für Menschen-
echtsfragen einzusetzen, und danke für das in diesen

onaten gezeigte Engagement.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603908500

Das Wort hat der Kollege Michael Link, FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP)



Michael Link (FDP):
Rede ID: ID1603908600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Die Frau Bundeskanzlerin hat mit ihrem Wort vom
Sanierungsfall bewusst oder unbewusst vielleicht das
Wort der Woche, vielleicht das Wort des Monats und
vielleicht sogar mehr geprägt.

Ich will über einen anderen Sanierungsfall reden, den
Sanierungsfall Europäische Union. Ich konzentriere
mich dabei insbesondere auf die Finanzen. Ich denke,
wir sind uns da gar nicht so uneinig, denn immerhin ist
unter starker Mitwirkung der Bundeskanzlerin und des
Bundesaußenministers – wir haben das begrüßt – ein Be-
schluss herbeigeführt worden, dass die gesamten Ein-
nahmen und Ausgaben der Europäischen Union 2008
auf den Prüfstand sollen. Auch das nennt man einen Sa-
nierungsfall. Gerade weil gegenwärtig so vieles bei den
Finanzen der EU im Argen liegt, haben wir als FDP im
Europäischen Parlament genauso wie hier den im De-
zember letzten Jahres in Brüssel gefundenen Kompro-
miss bezüglich der finanziellen Vorausschau, die nicht
weniger als sieben Jahre gelten soll, abgelehnt.

Ein solcher Beschluss – das muss man sich einmal
klar machen; es ist ja auch vielen, die sich mit dieser ex-
trem komplizierten Materie EU-Haushalt befassen, nicht
klar – bindet uns hier auf sieben Jahre. Wir könnten nicht
einfach von einem Jahr zum anderen sagen, wir nehmen
unser Entscheidungsrecht wahr. Dieses Recht haben wir
nämlich nicht. Deshalb müssen wir – das ist ein ganz
entscheidender Punkt, wo das Parlament über die Frak-
tionsgrenzen hinweg endlich tätig werden muss – dazu
kommen, dass in Zukunft vor Entscheidungen, die sich
über sieben Jahre bindend auf den Bundeshaushalt aus-
wirken, wirklich eine substanzielle Befassung damit im
Parlament stattfindet und dem Bundestag auch ein wirk-
liches Mitspracherecht zukommt und nicht nur das
Recht, einen solchen Beschluss im Nachhinein abzuseg-
nen.


(Beifall bei der FDP)


Das Stichwort „im Nachhinein“ möchte ich zum An-
lass nehmen, daran zu erinnern, wie spät wir beim letz-
ten und bisher einzigen Mal darüber abgestimmt haben:
Etwa zwei Jahre, nachdem die finanzielle Vorausschau
von den Staats- und Regierungschefs der Europäischen
Union beschlossen wurde, bekamen wir nämlich den so
genannten EU-Eigenmittelbeschluss zur Ratifizierung
vorgelegt. Glauben Sie im Ernst daran, dass jemand die
finanzielle Vorausschau, nachdem sie schon zwei Jahre
Basis für das Handeln war, ablehnen könnte? Es sind
beileibe auch keine Peanuts, über die wir hier reden, son-
dern es geht jedes Jahr um 21 Milliarden Euro, über die
der Bundestag eigentlich nicht wirklich mitentscheiden
darf. Das ist, meine Damen und Herren, Demokratiede-
fizit live.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Bitte verstehen Sie die FDP an dieser Stelle nicht alsch. Wir sind überhaupt nicht dagegen, dass wir Geld ür die Europäische Union ausgeben, und wir sagen auch icht per se, die Beträge sind zu hoch. Wir sagen aber, ie Ausgaben sind vor dem Hintergrund dessen, wofür ie ausgegeben werden, zu hoch und formell nicht in rdnung, weil der Bundestag darüber nicht mitentscheien durfte. Das muss sich ändern, im Bereich EU-Finanen genauso wie im Bereich EU-Vertragsänderungen nd europäische Verfassung. Mitspracherecht des Bunestages ist das Gebot der Stunde. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir haben es heute sehr stark vermisst, von Ihnen,
err Bundesaußenminister, dazu etwas zu hören. Wir
issen zwar, dass gegenwärtig die Verhandlungen über
ie Vereinbarung zwischen Bundestag und Bundesregie-
ung laufen, aber zumindest eine Absichtserklärung
äre schön gewesen. Zu einem Zeitpunkt, wo wir mer-
en, dass zurückgerudert wird, leider auch bei Punkten,
ie die Kollegen von der CDU/CSU letztes Jahr selber in
en Deutschen Bundestag eingebracht haben, wäre es
och wichtig, ein Signal zu setzen, dass der Deutsche
undestag bei Vertragsänderungen und bei Beschlüssen
ber weitere Erweiterungsschritte im Vorfeld eingebun-
en wird, und zwar auch in der Art, dass, wie es im An-
rag der CDU/CSU vom 25. Januar 2005 noch heißt, mit
em Bundestag Einvernehmen hergestellt wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn sich die derzeitige Bundesregierung, in der ja
uch Abgeordnete der damaligen Opposition vertreten
ind, nicht an das hält, was damals gesagt wurde, und
enn auch die Frau Bundeskanzlerin in diesem Punkt
icht den Mut hat, dem Parlament die Rechte zu geben,
ie sie damals selbst eingefordert hat, dann hat die Bun-
esregierung ein Glaubwürdigkeitsproblem. Deshalb
erden wir dieses Thema weiterhin massiv propagieren.
ir als FDP sagen deshalb auch zum Bundesaußen-
inister: Trauen Sie in den Bereichen europäische Fi-

anzen und auch Mitwirkungsrechte der frei gewählten
arlamentarier dem Bundestag mehr zu. Wir sind hier
eine Populisten, die ein „race to the bottom“ veranstal-
en wollen. Wir wollen mit der Regierung Schritte für
ie EU unternehmen: beim Geld, bei der Erweiterung,
ei der Verfassung. Das geht aber nur, wenn wir nicht
ur hinterher abnicken dürfen, sondern auch mitreden
ürfen.

Danke schön.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603908700

Nächster Redner ist der Kollege Axel Schäfer, SPD-

raktion.


Axel Schäfer (SPD):
Rede ID: ID1603908800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ein Bochumer Mitbürger Herbert Grönemeyer hat bei






(A) )



(B)


Axel Schäfer (Bochum)

der WM-Fußballhymne getextet: „Zeit, dass sich was
dreht“. Das stimmt. Das stimmt, Gott sei Dank, auch für
Europa.

Das Erste. Wir bringen Soziales wieder voran. Ges-
tern hat der Kommissionspräsident Barroso in seinem
Bericht vor dem Europäischen Parlament so häufig über
die Notwendigkeit von sozialer Verantwortung und Zu-
sammenhalt geredet wie nie zuvor in seiner Amtszeit. Es
ist wichtig, dass wir deutlich machen: Europa wird Men-
schen nur überzeugen, wenn es auch als Sozialgemein-
schaft funktioniert. Es ist gut, dass sich in der Kommis-
sion etwas gedreht hat, dass sie dazugelernt hat und dass
daher der kalte Marktradikalismus in Brüssel keine
Chance hat.


(Beifall bei der SPD)


Das Zweite. Die Verfassung lebt.


(Zuruf von der FDP: Wo denn?)


Die Initiative des Außenministertreffens und des EU-
Gipfels haben das deutlich gezeigt. Es hat sich auch ge-
zeigt, was die Neinsager an Alternativen haben: Sie ha-
ben keine. Sie haben keine konkreten Vorstellungen und
sie haben keine Überlegungen, die irgendwo mehrheits-
fähig sein könnten, geschweige denn konsensfähig. Des-
halb ist es wichtig, dass wir das in der deutschen Rats-
präsidentschaft weiterdrehen und dass wir zu guten
Ergebnissen kommen. Ich glaube, das gehört genau an
dieser Stelle einmal gesagt.


(Beifall bei der SPD)


Ein Drittes. Wir kommen mit der Parlamentarisie-
rung voran. Es hat viele gute Gespräche gegeben, in die
die Obleute des Bundestages eingebunden waren und die
sie vorangebracht haben. Es ist gut, dass sich auch die
Bundesregierung an dieser Stelle bewegt. Ich gehe da-
von aus, dass wir dort zu Ergebnissen kommen, die in
diesem Hause mit breiter Mehrheit tragfähig sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Neben Bewegung und Änderung geht es in Europa
auch immer um Kontinuität. Ein Teil dieser Kontinuität
ist der Bundesaußenminister. Frank-Walter Steinmeier
formuliert ja eher bescheiden; aber er spricht zu Recht
von Selbstbewusstsein. Wir als Deutsche müssen in Eu-
ropa und auch für Europa selbstbewusst auftreten.

Ich habe gerade die Ticker-Meldung aus Wien erhal-
ten: Beim EU-USA-Gipfel hat Präsident Bush angekün-
digt, dass Guantanamo geschlossen werden soll. Das ist
auch ein wichtiger Erfolg für Europa. Das ist ein wichti-
ger Erfolg für unsere Politik, die heißt: Wir setzen auf
die Stärke des Rechts und nicht auf das Recht des Stär-
keren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herbert Grönemeyer hat in seiner Fußball-WM-
Hymne im englischen Text geschrieben:

… never stop fighting, moving as one will still
work for all.

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(C (D as ist eine gute Aufgabe auch für die Deutsche Ratsräsidentschaft: immer in Europa weiterkämpfen, sich elbst engagieren und dabei andere mitnehmen. Ich laube, die heutige Debatte hat gezeigt, dass wir da gut ufgestellt sind. Glückauf für diese unsere Bundesregieung, vor allem für unseren Außenminister in der Euroapolitik! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603908900

Das Wort hat der Kollege Herbert Frankenhauser,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Herbert Frankenhauser (CSU):
Rede ID: ID1603909000

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Es ist nicht sehr einfach, am Ende einer Debatte, die
ich Haushaltsdebatte nennt, aber vorwiegend geprägt ist
urch außenpolitische Ausführungen mit sehr stark
portpolitischen Inhalten, noch einmal zum Haushalt zu-
ückzukommen.

Zunächst kann ich mit Freude feststellen – wir haben
iel über Fahnen gesprochen –, Herr Außenminister,
ass wir beide heute gemeinsam noch die Farben Weiß
nd Blau des Freistaates Bayern hier vertreten. Das kann
an auch als Symbol der Harmonie in der Koalition
erten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist darauf hingewiesen worden, dass der Haushalt
es Auswärtigen Amtes ein außerordentlich schwieriger
st. Das ist er wohl auch deswegen, weil in den zurück-
iegenden Jahren die Aufgaben des Auswärtigen Am-
es überproportional zugenommen haben, aber die dafür
otwendige finanzielle Ausstattung nicht Schritt gehal-
en hat. Es kam eine Menge von zusätzlichen Belastun-
en insbesondere auf die Mitarbeiter zu, denen von die-
er Stelle aus zu Recht schon gedankt worden ist. Auch
ir im Haushaltsausschuss wissen, dass vieles notwen-
ig oder zumindest wünschbar wäre, insbesondere wenn
ch an unsere Mittlerorganisationen denke, die exzellente
rbeit leisten. Wir würden den Wünschen gerne entspre-

hen, aber wir sind in einem gewissen Maße verpflichtet,
n der Konsolidierung des Bundeshaushalts teilzuneh-
en, wobei ich die Auffassung teile, dass wir im Perso-

albereich, wenn die Aufgaben beibehalten werden sol-
en, künftig wohl nicht mehr an der pauschalen
tellenkürzung teilnehmen können.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


as müssen schon die ersten Beratungen für den anste-
enden Haushalt 2007 zeigen. Ebenso wollen wir beim
ächsten Haushalt unsere Koalitionsvereinbarung über
ie Stärkung der deutschen Schulen im Ausland um-
etzen und diese entsprechend dotieren. Es bleibt Ihnen,
err Außenminister, die gütige Hilfe unseres Kollegen
oppelin, der Ihnen angeboten hat, dass Sie künftig das
ötige Geld selber drucken dürfen.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

)






(A) )



(B) )


Herbert Frankenhauser
Es ist schon angesprochen worden, dass es eine ge-
wisse Grundskepsis der Bevölkerung gegenüber der EU
gibt, die nicht zuletzt auch darin begründet ist, dass die
Leute nicht mehr erkennen können, ob mit ihren Steuer-
geldern ordnungsgemäß und ordentlich umgegangen
wird. Deswegen scheint mir für den Einigungsprozess
außerordentlich wichtig zu sein, der Bevölkerung die Si-
cherheit zu geben, dass die Steuergelder ordentlich ver-
wandt werden. Daher bitte ich Sie, Herr Außenminister,
um Unterstützung bei der Offenlegung zum Beispiel der
Strukturmittel des EU-Haushalts, die immerhin ein
Drittel des gesamten EU-Haushaltes ausmachen, der bis
2013 auf sage und schreibe 308 Milliarden Euro an-
wachsen soll. Ich denke, es ist im gemeinsamen Inte-
resse, eine solche Offenlegung dieser Fördergelder für
die Landwirtschaft und für die Strukturprogramme hin-
zubekommen. Das muss nicht unbedingt, wie befürchtet
wird, ein Datenfriedhof werden. Wer Gelder ordentlich
verwendet, braucht keine Sorge zu haben, die Daten of-
fen zu legen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Ich möchte eine weitere Bitte an Sie, Herr Außenmi-
nister, richten. Es werden die Zahlungen an die Auto-
nomiebehörde Palästinas jetzt wieder aufgenommen,
wenn auch nicht direkt an die Regierung. Ich bitte, dafür
Sorge zu tragen, dass der fast ausschließlich aus EU-
Geldern finanzierte palästinensische Sender PA TV da-
mit aufhört, weiterhin quasi mit unserem Geld zur Ver-
nichtung des Staates Israel aufzurufen. Das kann nicht
hingenommen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Vieles ist wünschenswert. Sie haben zu Recht die
Sorge um die adäquate Finanzausstattung geäußert, da-
mit sich Deutschland nicht nur personell – das ist durch
die Bundeskanzlerin und das Kabinett gewährleistet –
während der EU-Präsidentschaft darstellen kann. Das
bedeutet, dass auch das Equipment entsprechend sein
soll. Ich glaube, für alle Kollegen in der Koalition spre-
chen zu dürfen, wenn ich sage, dass dafür in ausreichen-
dem Maße vorgesorgt wird. Wir haben bereits Mittel be-
reitgestellt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: In Maßen!)


– Ich habe die besorgten Einwände des Kollegen
Kampeter zur Kenntnis genommen. Wir werden dafür
sorgen, dass diese Präsidentschaft nicht nur inhaltlich,
sondern insgesamt ein voller Erfolg wird.

Gestatten Sie mir noch ein paar Anmerkungen zu der
Problematik Goethe-Institut. Ich denke, es muss auch
von dieser Stelle aus einmal deutlich gesagt werden,
dass die Maßnahmen zur Konsolidierung des Bundes-
haushalts nicht an einem einzigen Institut – die Zentrale
des Goethe-Instituts befindet sich in der Bundesrepublik
Deutschland – vorbeigehen können. Wenn wir das be-
rücksichtigen, müssen wir feststellen, dass die Vorge-
hensweise dieses Instituts, zunächst einmal die Feuille-
tons damit zu füttern, wie viele Institute wegen der

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(C (D angelnden Finanzausstattung weltweit geschlossen erden müssen, nicht akzeptabel ist. Das ist der verehrte Weg. Den werden wir nicht mitgehen. Nach meiner festen Überzeugung hat das Goethe-Intitut zunächst endlich – nach vielen Ankündigungen – ine Konzeption vorzulegen, die a)

altet, die das Goethe-Institut als Mittlerorganisation im
usland zu erbringen hat, und die b) aufzeigt, welche
öglichkeiten der Umorganisation im Hause selbst vor-

anden sind. Von der Sparsamkeit ist auch die Zentrale
n München nicht auszunehmen, weil das Goethe-Insti-
ut die vornehmliche Arbeit im Ausland und nicht in der
entrale in München vorzunehmen hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


enn diese Informationen vorliegen, wird der Haus-
altsausschuss – davon bin ich überzeugt – Verständnis
ufbringen und für eine vernünftige Finanzausstattung
ieses Instituts sorgen. Ich bitte das Goethe-Institut aber
ringend, von der umgekehrten Vorgehensweise abzuse-
en.

Ich unterstütze nachdrücklich den Vorschlag des
auptberichterstatters, doch auch einmal über die Frage
er Zuständigkeiten und der Ablehnungspraxis bei den
auten des Auswärtigen Amtes nachzudenken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ir schwebt in diesem Zusammenhang keine neue Bau-
ehörde vor, sondern eine Einrichtung, die es ermög-
icht, dass die notwendigen Botschaften im Ausland
achgerecht, schnell und unkompliziert errichtet werden,
nd die dafür sorgt, dass die eingesparten Mittel, zum
eispiel für Schneefanggitter in Afrika, sinnvoll ver-
endet werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603909100

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Einzel-
lan 05 – Auswärtiges Amt – in der Ausschussfassung.
ierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion Die Linke

uf Drucksache 16/1863 vor. Wer stimmt für diesen Än-
erungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
er Änderungsantrag ist mit den Stimmen von SPD,
DU/CSU und FDP bei Gegenstimmen der Fraktionen
ie Linke und Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt.

Wer stimmt für den Einzelplan 05 in der Ausschuss-
assung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
inzelplan 05 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktio-
en bei Gegenstimmen der Fraktionen Die Linke,
ündnis 90/Die Grünen und FDP angenommen.

Zusatzpunkt 2. Wir kommen zur Abstimmung über
en Antrag der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen
uf Drucksache 16/1885 mit dem Titel „Neubesetzung
es Amtes des Koordinators für die deutsch-russische






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
zwischengesellschaftliche Zusammenarbeit“. Die Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen verlangt namentliche Ab-
stimmung.

Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die
vorgesehenen Plätze einzunehmen. Sind die Plätze an
den Urnen besetzt? – Sind die Schriftführer an den Ur-
nen? – Das ist der Fall.

Ich eröffne die Abstimmung.

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme nicht abgegeben hat? – Ich glaube, jetzt haben
alle Mitglieder des Hauses ihre Stimme abgegeben.

Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schrift-
führerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu
beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen
später bekannt gegeben.1)

Ich bitte all diejenigen, die sich anderweitig unterhal-
ten wollen, ihre Gespräche außerhalb des Plenarsaals zu
führen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt I.8 auf:

Einzelplan 14

Bundesministerium der Verteidigung
– Drucksachen 16/1313, 16/1324 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Johannes Kahrs
Susanne Jaffke
Bartholomäus Kalb
Jürgen Koppelin
Dr. Gesine Lötzsch
Alexander Bonde

Zum Einzelplan 14 liegen zwei Entschließungsan-
träge der Fraktion der FDP und ein Entschließungsantrag
der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen vor, über die
wir am Freitag nach der Schlussabstimmung abstimmen
werden.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle-
gin Elke Hoff, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1603909200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen

und Kollegen! Die meisten Fachpolitiker in diesem
Hause sind sich sicherlich darüber einig, dass der jetzt
vorliegende Entwurf des Verteidigungshaushaltes für das
Jahr 2006 noch nicht all die Zumutungen enthält, die
schon in wenigen Wochen mit dem Entwurf des
Verteidigungshaushaltes 2007 mit voller Wucht auf uns
zukommen werden. Aber schon der Haushaltsent-
wurf 2006 entspricht nicht dem, was sich der Bundesver-
teidigungsminister vorgenommen hat und was auch nur

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t1) Seite 3609 D

(C (D inigermaßen den sicherheitspolitischen Anforderungen ntsprechen würde. Herr Minister Jung, Sie haben am 29. März 2006 in iner Pressemitteilung erklärt: Im Entwurf des Verteidiungshaushaltes stehen der Bundeswehr 23,88 Milliaren Euro zur Verfügung. Im Vergleich zum Hausalt 2005 bedeutet dies eine Verbesserung um 50 Millionen. – Diese Behauptung ist nicht zu halten, a Belastungen des Verteidigungshaushaltes von bis zu 00 Millionen Euro durch die Finanzierung israelischer -Boote und die Abgabe von Verkaufserlösen an den Fianzminister nicht berücksichtigt werden. (Zurufe von der FDP: Aha! – So ist das also! – Hört! Hört!)


(Beifall bei der FDP)


Tatsächlich sinkt der Verteidigungshaushalt um mehr
ls 20 Millionen Euro. Auch die Kosten, die durch den
evorstehenden Kongoeinsatz der Bundeswehr als zu-
ätzliche Belastungen auf den Verteidigungshaushalt zu-
ommen, nämlich 56 Millionen Euro plus XXL, sind
och nicht berücksichtigt. Von Herrn Steinbrück habe
ch bis heute noch nicht gehört, dass er diesen Einsatz
us seinen leeren Schatullen finanzieren will, wie von
errn Minister Jung angekündigt. Dagegen werden die
uslandszulagen unserer Soldaten im Kongo zum Ge-
enstand der öffentlichen Auseinandersetzung. Es ist
chlimm, Herr Minister, dass Sie in der Bundeswehr
icht für Ruhe sorgen.


(Beifall bei der FDP)


Schon bei der Verabschiedung dieses Haushaltes sind
ie Vorgaben des Bundeswehrplanes 2006, also des
ichtigsten Planungsdokumentes für die Bundeswehr,
akulatur. Tatsächlich wird der ermittelte Finanzbedarf

n Höhe von 24,2 Milliarden Euro um bis zu 430 Millio-
en Euro unterschritten. Ein so massives Unterschreiten
er Finanzvorgabe des Bundeswehrplanes hat fatale
onsequenzen für die zukünftige Ausrüstung der Bun-
eswehr, da diese Lücke nur durch eine weitere Runde
treichen, Strecken und Kürzen geschlossen werden
ann.

Die Situation im Hinblick auf den Materialerhalt, die
nsbesondere beim Heer bereits heute dramatisch ist,
erschärft sich weiter und beeinträchtigt damit zuneh-
end die Einsatzbereitschaft, und zwar auch die der Sol-

aten, die sich im Auslandseinsatz befinden. Es grenzt
nzwischen an Verantwortungslosigkeit, bestehende Ein-
atzverpflichtungen weiterhin zu mandatieren und
leichzeitig neue Verpflichtungen einzugehen, ohne die
ierfür notwendigen Mittel bereitzustellen.


(Beifall bei der FDP)


Die Bundesregierung muss, indem sie ihren Haushalt
orlegt, die Frage beantworten, was ihr die Sicherheit
nd die internationalen Verpflichtungen unseres Landes
ert sind. Nach Bekundungen von allen Seiten darf die
usrüstung der Bundeswehr keinen Kompromissen
nterliegen. Die Soldatinnen und Soldaten im Einsatz
ind mit dem besten und sichersten Material auszustat-
en, welches zur Verfügung steht. Eine Erhöhung der






(A) )



(B) )


Elke Hoff
Anzahl geschützter Fahrzeuge, aber auch die dringend
notwendige Beschaffung eines Schutzsystems gegen
Sprengfallen gehören an die Spitze der Agenda. Wir
müssen daher neue Spielräume schaffen, um die Bun-
deswehr adäquat auszurüsten. Dies wird mittelfristig nur
möglich sein, wenn wir bei der Beschaffung des Euro-
fighters und des A400M Abstriche machen.


(Beifall bei der FDP)


Niemand in der Bundeswehr behauptet heute noch
ernsthaft, der Kauf von 180 Eurofightern sei zwingend
notwendig.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diese Stückzahl entspricht nicht den sicherheitspoliti-
schen Anforderungen. Was wir dagegen brauchen, ist
eine Mehrrollenbefähigung des Eurofighters. Daher hat
die FDP-Fraktion die Reduzierung des dritten Loses
Eurofighter sowie die Überprüfung einer Weiterveräuße-
rung von Eurofightern an Drittstaaten beantragt. Glei-
ches gilt für die Beschaffung von 60 Transportflugzeu-
gen vom Typ A400M. Die Beschaffung des A400M un-
terliegt der Prämisse, dass er zu einer Verlegeoperation
fähig sein muss. Aber dazu werden selbst nach Angaben
des Ministeriums nur 49 Maschinen benötigt. Um finan-
ziell neue Spielräume zu gewinnen, ist es deshalb aus
der Sicht der FDP geboten, den Umfang der Beschaf-
fung des A400M auf 49 Stück zu begrenzen. Eine Redu-
zierung der Stückzahl ist auch deshalb nötig, weil der
zeitgleiche Zulauf neuer Flugzeuge bei Weiternutzung
der vorhandenen zu einer Explosion der Betriebskosten
führt. Schon jetzt ist absehbar, dass sich die Bundeswehr
nicht einmal die für die Schulung des Personals erforder-
lichen Flugstunden leisten kann. Es ist abenteuerlich,
dass die Bundeswehr teures Gerät beschafft, ohne dessen
Betrieb finanzieren zu können!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ähnliche Probleme gibt es offenbar bei der Ausbildung
von Personal, das einen Auslandseinsatz vor sich hat,
im Umgang mit geschützten Fahrzeugen. In Afghanistan
stehen dem Vernehmen nach geschützte Fahrzeuge zur
Verfügung, die, weil unsere Soldatinnen und Soldaten zu
Hause nicht die Möglichkeit hatten, auf diesem Gerät
ausgebildet zu werden, nicht eingesetzt werden können.
Wenn das stimmt, wäre das ein Skandal.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Nicht jeden Unfug glauben!)


Die Entwicklung der Bundeswehr weg von Streitkräf-
ten, die vorrangig die Heimat schützen, hin zu einer Ar-
mee im Einsatz soll nach dem Willen der jetzigen Bun-
desregierung fortgeschrieben werden. Daher ist es
notwendiger denn je, die sicherheitspolitischen Interes-
sen Deutschlands, aber auch die Grenzen möglicher zu-
künftiger Auslandseinsätze zu definieren. Obwohl der
Ressortentwurf eines Weißbuches den Fraktionen des
Deutschen Bundestages immer noch nicht auf einem an-

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(C (D emessenen Wege bekannt gegeben wurde, kennen inwischen alle sicherheitspolitisch Interessierten dieses apier aus dem Hause Jung. ichts von dem, was darin über die Finanzierung der undeswehr geschrieben steht, findet sich im vorliegenen Entwurf oder im Bundeswehrplan 2007 wieder. Sie erden weder heute noch bis zum Jahre 2009 eine Ver tetigung der Verteidigungsausgaben auf 10 Prozent des esamten Bundeshaushaltes erreichen, wie dies von Ihem Vorgänger, Herrn Struck, gefordert wurde, noch ist ine Erhöhung des investiven Anteils auf mindestens 0 Prozent in Ihrer vorliegenden Planung wiederzufinen. Wir können unseren Soldatinnen und Soldaten nicht mmer mehr zumuten und sie dabei materiell immer chlechter stellen. Die Berufsund die Zeitsoldaten ussten erst kürzlich schmerzhafte Einbußen beim Ur aubsund beim Weihnachtsgeld hinnehmen. Die Disrepanz zwischen der Bezahlung von Soldaten und der on Bediensteten auf allen anderen Ebenen des öffentlihen Dienstes ist aufgrund der hohen Anforderungen an ie Soldaten und der Gefährlichkeit ihres Einsatzes nicht änger hinnehmbar. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Zuruf von der FDP: Aha!)


Herr Minister Jung, führen Sie endlich eine eigene
esoldungsordnung für Soldaten ein, die der berufli-
hen Realität gerecht wird und spürbare Verbesserungen
it sich bringt! Andernfalls werden Sie aus den kom-
enden geburtenschwachen Jahrgängen nicht mehr die

ungen Menschen gewinnen können, die Sie für die Be-
ältigung der immer anspruchsvoller werdenden Aufga-
en brauchen, ganz zu schweigen von der Motivation
er jetzt dienenden Soldatinnen und Soldaten.

Man kann nicht immer neue Aufgaben annehmen und
nternationale Verpflichtungen eingehen, die finanziellen
ahmenbedingungen aber unberührt lassen. Anspruch
nd finanzielle Wirklichkeit klaffen gerade in der Si-
herheitspolitik immer weiter auseinander. Es ist an der
eit, dieses Auseinanderklaffen endlich zu stoppen, um
en, wie es Außenminister Steinmeier in der vorigen De-
atte betont hat, hohen internationalen Erwartungen an
eutschland gerecht werden zu können.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603909300

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich komme zurück

um Zusatzpunkt 2 und gebe das von den Schriftführe-
innen und Schriftführern ermittelte Ergebnis der na-
entlichen Abstimmung über den Antrag der Fraktion

es Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/1885
it dem Titel „Neubesetzung des Amtes des Koordina-

ors für die deutsch-russische zwischengesellschaftliche
usammenarbeit“ bekannt: Abgegebene Stimmen 557.
it Ja haben gestimmt 127, mit Nein haben gestimmt

10, Enthaltungen 20. Dieser Antrag ist damit abgelehnt.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 554;
davon

ja: 128
nein: 406
enthalten: 20

Ja

SPD

Marco Bülow
Wolfgang Grotthaus
Ottmar Schreiner

FDP

Jens Ackermann
Daniel Bahr (Münster)

Angelika Brunkhorst
Patrick Döring
Mechthild Dyckmans
Jörg van Essen
Otto Fricke
Horst Friedrich (Bayreuth)

Dr. Edmund Peter Geisen
Hans-Michael Goldmann
Miriam Gruß
Dr. Christel Happach-Kasan
Elke Hoff
Birgit Homburger
Michael Kauch
Hellmut Königshaus
Jürgen Koppelin
Harald Leibrecht
Ina Lenke
Sabine Leutheusser-

Schnarrenberger
Michael Link (Heilbronn)

Markus Löning
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Burkhardt Müller-Sönksen
Gisela Piltz
Jörg Rohde
Frank Schäffler
Marina Schuster
Dr. Hermann Otto Solms
Dr. Max Stadler
Florian Toncar
Christoph Waitz
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff (Rems-Murr)

Martin Zeil

DIE LINKE.

Hüseyin-Kenan Aydin
Karin Binder
Dr. Lothar Bisky
Heidrun Bluhm
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dagdelen
Dr. Diether Dehm
Dr. Dagmar Enkelmann

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olfgang Gehrcke
iana Golze
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r. Barbara Höll
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atrin Kunert
skar Lafontaine
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r. Gesine Lötzsch
lrich Maurer
orothee Menzner
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ersten Naumann
olfgang Neskovic
odo Ramelow
lke Reinke
aul Schäfer (Köln)

olker Schneider

(Saarbrücken)

r. Ilja Seifert
r. Petra Sitte
rank Spieth
r. Kirsten Tackmann
r. Axel Troost
lexander Ulrich

örn Wunderlich
abine Zimmermann

ÜNDNIS 90/DIE
RÜNEN

erstin Andreae
arieluise Beck (Bremen)


olker Beck (Köln)

ornelia Behm
irgitt Bender
atthias Berninger
rietje Bettin
lexander Bonde
kin Deligöz
r. Thea Dückert
r. Ursula Eid
ans Josef Fell
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ritta Haßelmann
infried Hermann

eter Hettlich
riska Hinz (Herborn)

lrike Höfken
r. Anton Hofreiter
ärbel Höhn
hilo Hoppe
te Koczy
ylvia Kotting-Uhl
ritz Kuhn
enate Künast
ndine Kurth (Quedlinburg)

arkus Kurth
onika Lazar
nna Lührmann

erzy Montag
erstin Müller (Köln)

infried Nachtwei
rigitte Pothmer

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lisabeth Scharfenberg
hristine Scheel

rmingard Schewe-Gerigk
r. Gerhard Schick
ainder Steenblock
ilke Stokar von Neuforn
ans-Christian Ströbele
r. Harald Terpe

ürgen Trittin
olfgang Wieland

osef Philip Winkler
argareta Wolf (Frankfurt)


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DU/CSU

lrich Adam
lse Aigner
eter Albach
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orbert Barthle
r. Wolf Bauer
ünter Baumann
rnst-Reinhard Beck

(Reutlingen)


eronika Bellmann
r. Christoph Bergner
tto Bernhardt
arl-Eduard von Bismarck
enate Blank
ntje Blumenthal
r. Maria Böhmer

ochen Borchert
olfgang Börnsen

(Bönstrup)

olfgang Bosbach
laus Brähmig
ichael Brand
elmut Brandt
r. Ralf Brauksiepe
onika Brüning
eorg Brunnhuber
itta Connemann
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lexander Dobrindt
homas Dörflinger
arie-Luise Dött
aria Eichhorn
eorg Fahrenschon

lse Falk
r. Hans Georg Faust
nak Ferlemann

ngrid Fischbach
artwig Fischer (Göttingen)

irk Fischer (Hamburg)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
erbert Frankenhauser
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


rich G. Fritz
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r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
r. Peter Gauweiler
r. Jürgen Gehb
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olker Kauder
ckart von Klaeden
ürgen Klimke
ulia Klöckner
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ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe
orbert Königshofen
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
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unther Krichbaum
r. Günter Krings
r. Martina Krogmann

ohann-Henrich
Krummacher
r. Hermann Kues
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r. Norbert Lammert
atharina Landgraf
r. Max Lehmer
gbert Liebing
duard Lintner
r. Klaus W. Lippold
atricia Lips
r. Michael Luther
tephan Mayer (Altötting)

olfgang Meckelburg
r. Michael Meister
r. Angela Merkel






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Friedrich Merz
Laurenz Meyer (Hamm)

Maria Michalk
Hans Michelbach
Philipp Mißfelder
Dr. Eva Möllring
Carsten Müller


(Braunschweig)

Stefan Müller (Erlangen)

Bernward Müller (Gera)

Hildegard Müller
Bernd Neumann (Bremen)

Henry Nitzsche
Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Rita Pawelski
Dr. Peter Paziorek
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Daniela Raab
Thomas Rachel
Dr. Peter Ramsauer
Peter Rauen
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche (Potsdam)

Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Johannes Röring
Kurt J. Rossmanith
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Albert Rupprecht (Weiden)

Anita Schäfer (Saalstadt)

Hermann-Josef Scharf
Hartmut Schauerte
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Georg Schirmbeck
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt (Fürth)

Andreas Schmidt (Mülheim)

Ingo Schmitt (Berlin)

Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Kurt Segner
Bernd Siebert
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Max Straubinger
Thomas Strobl (Heilbronn)

Lena Strothmann
Michael Stübgen
Antje Tillmann

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r. Hans-Peter Uhl
rnold Vaatz
olkmar Uwe Vogel
ndrea Astrid Voßhoff
erhard Wächter
arco Wanderwitz
ai Wegner
arcus Weinberg

eter Weiß (Emmendingen)

erald Weiß (Groß-Gerau)

go Wellenreuther
arl-Georg Wellmann
nette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
illy Wimmer (Neuss)


lisabeth Winkelmeier-
Becker
atthias Wissmann
agmar Wöhrl
olfgang Zöller
illi Zylajew

PD

r. Lale Akgün
regor Amann
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ainer Arnold
rnst Bahr (Neuruppin)

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laus Barthel
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abine Bätzing
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laus Uwe Benneter
r. Axel Berg
te Berg
etra Bierwirth
othar Binding (Heidelberg)

olker Blumentritt
urt Bodewig
erd Bollmann
r. Gerhard Botz
laus Brandner
illi Brase
ernhard Brinkmann

(Hildesheim)


delgard Bulmahn
lla Burchardt
artin Burkert
r. Michael Bürsch
hristian Carstensen
arion Caspers-Merk
r. Peter Danckert
r. Herta Däubler-Gmelin
arl Diller
artin Dörmann
r. Carl-Christian Dressel
lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
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iegmund Ehrmann
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arin Evers-Meyer
nnette Faße
lke Ferner
abriele Fograscher
ainer Fornahl
abriele Frechen
eter Friedrich
igmar Gabriel
artin Gerster

ris Gleicke
ünter Gloser
enate Gradistanac
ngelika Graf (Rosenheim)

ieter Grasedieck
onika Griefahn
erstin Griese
abriele Groneberg
chim Großmann
olfgang Gunkel
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
lfred Hartenbach
ina Hauer
ubertus Heil
einhold Hemker
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
etra Heß
abriele Hiller-Ohm
etra Hinz (Essen)

ris Hoffmann (Wismar)

rank Hofmann (Volkach)

ike Hovermann
laas Hübner
hristel Humme
othar Ibrügger
runhilde Irber

ohannes Jung (Karlsruhe)

osip Juratovic
ohannes Kahrs
lrich Kasparick
r. h.c. Susanne Kastner
lrich Kelber
hristian Kleiminger
ans-Ulrich Klose
strid Klug
r. Bärbel Kofler
ritz Rudolf Körper
arin Kortmann
olf Kramer
nette Kramme
rnst Kranz
icolette Kressl
olker Kröning
ngelika Krüger-Leißner
r. Hans-Ulrich Krüger

ürgen Kucharczyk
elga Kühn-Mengel
te Kumpf
r. Uwe Küster
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
altraud Lehn
elga Lopez
abriele Lösekrug-Möller

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(Tuchenbach)


(Everswinkel)





(A) )


(B) )

Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1603909400

Kollege, sind Sie bereit,
ich vor drei Wochen in
abe, dass dort vier nagel-
nden haben, und dass mir
ersönlich gesagt hat, dass
ie dort auf dem Hof ste-
eil sie kein Personal ha-

nn?

PD]: Nein!)
Dr. Rainer Tabillion
Jörg Tauss
Jella Teuchner
Dr. h.c. Wolfgang Thierse
Jörn Thießen
Franz Thönnes
Hans-Jürgen Uhl
Rüdiger Veit
Simone Violka
Jörg Vogelsänger
Dr. Marlies Volkmer
Hedi Wegener
Andreas Weigel
Petra Weis
Gunter Weißgerber
Gert Weisskirchen


(Wiesloch)


Dr. Rainer Wend
Lydia Westrich
Dr. Margrit Wetzel
Andrea Wicklein
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Engelbert Wistuba
Dr. Wolfgang Wodarg
Waltraud Wollf


(Wolmirstedt)

Heidi Wright
Uta Zapf
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries

FDP

Uwe Barth

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Bevor ich dem Kollegen Kurt Rossmanith das Wort
gebe, gratuliere ich dem Kollegen Rainer Arnold recht
herzlich zu seinem heutigen Geburtstag.


(Beifall)


Nun hat das Wort Kurt Rossmanith, CDU/CSU-Frak-
tion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1603909500

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Damen und Herren Kollegen! Es ist schön für den Kolle-
gen Arnold, dass er heute als Sprecher der SPD-Fraktion
für die Sicherheits- und Verteidigungspolitik seinen Ge-
burtstag im Plenum bei dem wunderschönen Thema die-
ses Einzelplans 14 verbringen darf. Deshalb auch von
meiner Seite und vonseiten der CDU/CSU-Fraktion
noch einmal herzliche Glückwünsche!

Der Einzelplan 14 des Haushalts hat einen Umfang
von fast 23,9 Milliarden Euro, wobei die Betriebsausga-
ben 17,2 Milliarden Euro betragen. Das heißt, wir haben
den Anteil der Betriebsausgaben von über drei Viertel
auf 72 Prozent zurückgeführt. In diesem Jahr haben wir
11,8 Milliarden Euro an Personalausgaben zu leisten.
Diese Zahl konnten wir in den vergangenen 15 Jahren

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(C (D oachim Günther nthalten DP r. Karl Addicks hristian Ahrendt ainer Brüderle rnst Burgbacher lrike Flach aul K. Friedhoff r. Heinrich L. Kolb einz Lanfermann ibylle Laurischk an Mücke Hans-Joachim Otto Detlef Parr Cornelia Pieper Dr. Rainer Stinner Carl-Ludwig Thiele DIE LINKE. Dr. Gregor Gysi Inge Höger-Neuling Monika Knoche Dr. Norman Paech fraktionslos Gert Winkelmeier ie Beschaffung als auch für die Forschung und Enticklung – zu begrüßen sind. Das ist der Einklang, den ir uns in der großen Koalition vorgenommen haben. ir wollen zukunftsorientierte Technologien fördern. ie Verteidigungstechnik ist sicherlich auch eine Zuunftstechnologie. Frau Kollegin Hoff, Sie haben das ja ngesprochen: Unsere Soldaten brauchen bei ihren Ausandseinsätzen neben der besten Ausbildung natürlich uch die beste Ausrüstung und die beste Technologie. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Elke Hoff [FDP])


(Frankfurt)


Ich habe bei Ihrer Rede mit meinem Zwischenruf
chon gesagt, man solle nicht jeden Unfug, den irgendje-
and von sich gibt und den die Presse aufgreift, einfach

ritiklos übernehmen. Ich habe dabei den Dingo im
lick. Es ist ein Märchen, das nicht einmal zu
001 Nacht passen würde, dass wir Material für den Ein-
atz beschaffen und in den Einsatzgebieten bereitstellen,
elches niemand bedienen kann. Ich empfehle wirklich,
ies nicht weiter zu verbreiten.


(Elke Hoff [FDP]: Hat niemand behauptet!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603909600

Herr Kollege Rossmanith, gestatten Sie eine Zwi-






(A) )



(B) )


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1603909700

Herr Kollege Stinner, ich bin bereit, zur Kenntnis zu

nehmen, dass Sie diese Frage gestellt haben und dass Sie
in Afghanistan waren.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wenn der Kommandeur Ihnen dies wirklich so gesagt
hat, dann muss ich ein sehr großes Fragezeichen hinter
diesen Kommandeur setzen. Ich sage es Ihnen einmal
sehr vereinfacht. Selbst ich würde mir noch zutrauen,
den Dingo zu fahren.


(Peter Hintze [CDU/CSU]: Das ist die Lösung! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Rossmanith nach Faizabad!)


Ich kenne ihn. Ich bin ein aktiver Reservist, aber nicht in
diesem Bereich. Vielleicht haben Sie den Kommandeur
missverstanden. Das unterstelle ich jetzt einmal für
beide Seiten. Wenn dort ein Dingo ist, dann heißt das ja
nicht, dass dieser von null bis 24 Uhr bewegt werden
muss. Die Dingos standen gerade zu dem Zeitpunkt
draußen, als Sie, lieber Kollege Stinner, sie besichtigt
haben. Vielleicht wurden sie auch extra für Sie herausge-
stellt, um zu zeigen, was an Material alles vorhanden ist.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sonst hätte er sie nicht besichtigen können!)


Aber die Behauptung, niemand sei in der Lage, diese
Fahrzeuge zu fahren, weise ich zurück. Ich werde der
Sache – das können wir gerne gemeinsam machen –
nachgehen; das ist gar kein großes Problem.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Bitte telefonisch!)


Wir können uns hier noch und nöcher streiten. Aber
es wäre ein Armutszeugnis, für diese Panne die Soldaten
verantwortlich zu machen. Ich stelle mich vor die Solda-
ten, weil ich weiß, dass sie im Einsatz eine hervorra-
gende Leistung erbringen. Ich darf mich nicht nur für
meine Fraktion, sondern – davon bin ich überzeugt – im
Namen des ganzen Hauses ausdrücklich für das bedan-
ken, was unsere Soldaten von A wie Afghanistan bis Z
wie Zaire – heute heißt es wieder Kongo – leisten und
noch zukünftig leisten müssen. Sie machen eine großar-
tige Arbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich weiß, dass sie bestens ausgebildet sind und mit
dem neuesten Gerät, das ihnen zur Verfügung gestellt
wird, bereits hier in Deutschland vertraut gemacht wer-
den. Es mag vielleicht sein, dass die eine oder andere
Gasse – lieber Kollege Stinner, da Sie dort waren, ken-
nen Sie sich aus – nicht die Breite hat, wie das bei uns
der Fall ist. Durch einige Sträßchen – da stimme ich zu –
passt ein Dingo nicht. Da kann man vielleicht noch mit
einem Fahrrad durchfahren.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D ber dass die Soldaten nicht mit einem Dingo fahren önnen, ist ein Märchen, das wir so nicht weiter verbreien sollten. Herr Kollege, Sie sind sicherlich der Überzeugung, ass der Herr Kollege Stinner umfassend aufgeklärt ist nd sich hinsetzen darf. ch möchte gerne Ihre Redezeit weiterlaufen lassen und erde das auch tun. Frau Präsidentin, ich werde den Kollegen Stinner so eit unterrichten und ihm den Sachverhalt so lange eräutern, wie er dies wünscht. Solange er steht, wünscht r sich das wohl. Herr Kollege Stinner, ich denke, Sie können jetzt latz nehmen. Lieber Kollege Stinner, dann diskutieren wir das an chließend mit dem Bundesminister der Verteidigung eiter, da die Frau Präsidentin – dafür habe ich natürlich erständnis – meine Redezeit nicht übermäßig verlänern will, weil die Sitzung sonst zu lange dauert. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Keine Kritik an der Sitzungsführung!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603909800

(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD)

Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1603909900

(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603910000

(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD)

Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1603910100

Frau Kollegin Hoff, bei einer Sache bin ich mit Ihnen
öllig einig: Wir müssen eine Lösung dafür finden, wie
ir diese Auslandseinsätze finanzieren. Aber 1 Milliar-
e Euro weniger ist angesichts des relativ schmalen
udgets schon sehr viel. Wir alle wünschen uns, hier
ehr Mittel zur Verfügung stellen zu können, aber die
aushaltszwänge sind nun einmal so, wie sie sind. Hier
üssen wir – damit beschäftigen wir uns gerade – eine

erechte Lösung finden. Wir werden – davon bin ich
berzeugt – auch eine Lösung finden. Auslandseinsätze
nd Transformationsprozesse kosten nun einmal Geld.

Liebe Frau Hoff und verehrte Kolleginnen und Kolle-
en von der FDP, der Kollege van Essen hat es sicher-
eitshalber vorgezogen, heute gar nicht zu erscheinen.


(Zuruf von der FDP: Doch, er war schon da!)


ch frage mich schon, weshalb Sie auf der einen Seite
as schmale Budget des Verteidigungshaushaltes


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Schmales Budget – ich lache mich gleich weg!)


eklagen – unter den gegebenen Zwängen geht das nicht
nders – und auf der anderen Seite milliardenschwere
ürzungsanträge stellen.






(A) )



(B) )


Kurt J. Rossmanith

(Birgit Homburger [FDP]: Das hat sie doch nun wirklich hinreichend erklärt!)


– Nein, von den Reservisten hat sie gar nichts gesagt. Ich
weiß nicht, ob die vielen aktiven Reservisten der FDP
diesen Anträgen zugestimmt haben. Dass Sie gerade in
dem Bereich der Reservisten, die nicht nur die Verbin-
dung zwischen dem zivilen und dem militärischen Be-
reich schaffen, sondern sich auch an den Auslandseinsät-
zen aktiv beteiligen, und zwar unter Inkaufnahme
persönlicher Unbill – schließlich brauchen wir Fachleute
und die Reservisten stellen sich gerne zur Verfügung –,
einen Kürzungsantrag stellen, finde ich geradezu schä-
big und völlig unangebracht.

Sie hätten sich vielleicht informieren sollen, bevor Sie
nur deshalb einen Antrag vorlegen, weil Sie wissen, dass
er ohnehin abgelehnt wird. Auch das sage ich klar und
deutlich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


An den Bundesminister der Verteidigung und die ge-
samte Hardthöhe gewandt, weise ich darauf hin, dass wir
gemeinsam eine Konzeption zur Neuordnung des Re-
servistenwesens erarbeiten müssen, weil wir die Reser-
visten dringend brauchen, und zwar nicht nur als Verbin-
dung zwischen dem zivilen und dem militärischen
Bereich, sondern auch für den Einsatz selbst. Dabei leis-
ten die Reservisten hervorragende Arbeit.

Ich möchte als letzten Punkt die Kooperation mit
der Wirtschaft ansprechen. Auch hier müssen wir zu ei-
nem Ergebnis kommen. Wir können weder nur auf die
Streitkräfte noch allein auf die Wirtschaft setzen; auch
hierbei ist ein gemeinsames Vorgehen notwendig. Das
wird die gemeinsame Aufgabe des Haushaltsausschus-
ses, des Verteidigungsausschusses und des Ministeriums
sein. Ich bin sicher, dass wir auf diesem Weg eine geeig-
nete Linie finden werden und dass wir alle in diesem
Haus – vielleicht mit Ausnahme der PDS – gut ausgebil-
dete Streitkräfte wollen. Wir sind stolz auf unsere Solda-
tinnen und Soldaten. Deswegen bitte ich herzlich um Zu-
stimmung zu diesem Haushalt.

Auch mir persönlich fällt es aufgrund der Einschrän-
kungen dieses Haushalts nicht leicht, ihm zuzustimmen.
Aber wir wissen, dass wir mit in der Verantwortung ste-
hen und dass sich die Haushaltskonsolidierung über alle
Bereiche erstrecken muss.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603910200

Das Wort hat die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch, Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603910300

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Liebe Gäste auf der Tribüne! „Es
gibt nichts mehr zu verteilen“ lautet die Dauerfalschbe-

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(C (D auptung der Kanzlerin und des Finanzministers, die an am Verteidigungsetat sehr schön widerlegen kann. a es mein Vorredner von der CSU nicht getan hat, öchte ich Sie darauf hinweisen, dass es sich dabei um en drittgrößten Einzelhaushalt im Bundeshaushalt hanelt. Er macht fast 11 Prozent des gesamten Haushaltes us. er Verteidigungsetat hat – nach den Beratungen im aushaltsausschuss ist der Etat noch etwas erhöht woren – ein Gesamtvolumen von 23,88 Milliarden Euro. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So viel Wahrheit war selten bei der PDS!)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


as ist mehr, als zum Beispiel das Land Niedersachsen
nsgesamt für die Erfüllung seiner staatlichen Aufgaben
m Jahr 2006 zur Verfügung hat.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Auch das glauben wir Ihnen!)


er niedersächsische Landeshaushalt hat lediglich ein
esamtvolumen von 22 Milliarden Euro.

Herr Schäuble hat, als er noch in der Opposition war,
eine Tagung und kein Interview ausgelassen, um den
us seiner Sicht bedauernswerten Zustand der Bundes-
ehr zu beklagen. In den Medien wurde berichtet, dass

ich die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan selbst mit
chibo-Ferngläsern ausrüsten müssten, weil die Bundes-
ehr dafür kein Geld habe.

Es ist immer das gleiche Spiel: Bei der Sicherheit und
er persönlichen Ausrüstung der Soldaten wird gespart.
afür fließt das Geld üppig, wenn es um die Beschaf-

ung von neuen Rüstungsgütern geht, die keiner braucht.

Wir als Linke lehnen zum Beispiel – um das etwas
eutlicher zu machen – die Anschaffung des Hub-
chraubers Tiger ab.


(Beifall bei der LINKEN)


r ist als zweisitziger Begleit- und Unterstützungshub-
chrauber konzipiert und soll den Panzerabwehrhub-
chrauber BO-105 ersetzen. Der Steuerzahler soll dafür
80 Millionen Euro bezahlen. Welche Panzer sollen
enn damit abgewehrt werden? Es ist vielleicht die
echnik, die begeistert; die Bundeswehr braucht sie aber
icht. Wie Sie alle wissen, werden im Rüstungshaushalt
och Projekte aus dem Kalten Krieg realisiert, die keine
ntwort auf die heutigen sicherheitspolitischen Heraus-

orderungen geben.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich finde es erstaunlich, dass Rüstungsprojekte in der
ffentlichkeit so gut wie gar nicht diskutiert werden.
ie viele andere Projekte werden solche Anschaffungen

on der Koalition – häufig, wie bei MEADS, mit Unter-
tützung der Grünen – durch den Bundestag gewunken,
hne dass in den Medien davon Notiz genommen und
ber den Sinn oder Unsinn solcher Projekte diskutiert
ird.






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
Wie lange zum Beispiel wurde öffentlich über das Für
und Wider der Angleichung des Arbeitslosengeldes II
Ost an das Westniveau gestritten?


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Was spricht denn aus Ihrer Sicht gegen MEADS?)


Jetzt gibt es für jeden Arbeitslosengeld-II-Empfänger im
Osten 14 Euro mehr. Das macht insgesamt 120 Millio-
nen Euro. Aber allein die Anschaffung der Tiger-Hub-
schrauber kostet den Steuerzahler 380 Millionen Euro
im Jahr 2006 und kein Mensch möchte darüber reden.


(Beifall bei der LINKEN)


Es verwundert mich, dass sich die kritischen Medien
und der Bund der Steuerzahler so gar nicht für die Ver-
schwendung von Steuergeldern bei der Rüstungsbe-
schaffung interessieren. In letzter Zeit hört man leider
auch wenig darüber, wenn es um Korruption in diesem
Bereich geht. Ich habe die Bundesregierung gefragt, wie
hoch die Korruptionsschäden im Gesundheitswesen, bei
der Rüstungsbeschaffung und im Bauwesen geschätzt
werden. War die Antwort, bezogen auf das Bauwesen,
noch halbwegs informativ, habe ich über Korruption bei
der Rüstungsbeschaffung nichts erfahren. Dabei wissen
wir alle doch seit den Geschäften, die die Bundesregie-
rung Kohl mit Waffenhändlern realisiert hat, dass es hier
in der Regel um sehr viel Geld geht. Wenn die Bundes-
wehr eine Parlamentsarmee sein soll, dann muss auch
hier offen und ehrlich über solche Fragen geredet wer-
den. Doch als Parlamentarier trifft man auf eine Mauer
des Schweigens.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir, die Linke, fordern die Bundesregierung auf, die
Heimlichtuerei endlich zu beenden und mehr Transpa-
renz bei der Rüstungsbeschaffung herzustellen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist eines der transparentesten Beschaffungsvorhaben überhaupt, Frau Lötzsch!)


Unsere Fraktion hat in den Haushaltsberatungen Kür-
zungen beim Verteidigungsetat in Höhe von 2,6 Milliar-
den Euro vorgeschlagen. Das sind ungefähr10 Prozent
dieses Etats. Dieser Konsolidierungsbeitrag würde die
Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in keiner Weise
einschränken. Leider sind alle unsere Vorschläge abge-
lehnt worden.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Gott sei es gedankt!)


Deshalb werden wir gegen den Einzelplan 14 stimmen.

Abschließend möchte ich Ihnen klar und deutlich sa-
gen, dass wir, die Linke, der begründeten Auffassung
sind, dass die Bundeswehr die Sicherheit unseres Lan-
des nicht zu garantieren vermag. Wer glaubt, die Sicher-
heit durch neue Waffensysteme zu garantieren, der hat
die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Nur eine gerechtere
Wirtschafts- und Sozialpolitik, die Bekämpfung von Ar-
mut sowie die Verhinderung bzw. die Beendigung von
Kriegen können uns allen mehr Sicherheit geben.

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(C (D Vielen Dank. (Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das war keine überzeugende Rede!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603910400

Nächster Redner ist der Kollege Johannes Kahrs,

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Johannes, bleib sachlich!)



Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1603910500

Man kennt mich nicht anders. – Sehr geehrte Frau

räsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Ver-
eidigungshaushalt gehört zu den stabilen Haushalten.
r hat ein Volumen von 23,88 Milliarden Euro. Unge-

ähr auf diesem Niveau bewegt er sich seit Mitte der
0er-Jahre. Das heißt, der Verteidigungshaushalt ist in
en letzten Jahren immer stabil gewesen. Der einzige
nterschied ist, dass kein Inflationsausgleich stattgefun-
en hat, sodass die Kaufkraft abgenommen hat. Rein
ahlenmäßig ist dieser Etat allerdings stabil.

Es wird viel über die berühmte Friedensdividende ge-
prochen. 1990 hatte der Verteidigungsetat ein Volumen
on 29,42 Milliarden Euro. Nun sind es 23,88 Milliar-
en Euro. Das heißt, die Verteidigungsausgaben sind in
en letzten Jahren kontinuierlich gesunken.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So weit zu den Einlassungen von Frau Lötzsch!)


ie Friedensdividende ist eingefahren worden. Aber die
ntscheidende Frage ist, wie viel man noch sparen kann,
hne die Soldaten in Gefahr zu bringen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Und die Soldatinnen!)


993 betrug der Anteil des Einzelplans 14 am Bundes-
aushalt 10 Prozent. Nun sind es rund 9 Prozent.

Die FDP hat Kürzungsvorschläge mit einem Volumen
on 350 Millionen Euro gemacht. Frau Kollegin Hoff,
or diesem Hintergrund ist es relativ schwierig, Ihre
ede zu begreifen; denn Sie haben eher das genaue Ge-
enteil gefordert. Wir geben sehr viel Geld aus, um dem
chutz der Soldaten Rechnung zu tragen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


lle Beschaffungsvorhaben der letzten Zeit dienen dazu.
ie wissen das ebenfalls. Ich muss an dieser Stelle si-
herlich nicht mehr auf die Dingos eingehen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603910600

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

errn Kollegen Koppelin?


Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1603910700

Der von mir geschätzte Kollege Koppelin kann im-

er eine Zwischenfrage stellen.






(A) )



(B) )


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1603910800

Vielen Dank, Herr Kollege Kahrs. – Ich greife einmal

einen Kürzungsvorschlag der FDP heraus, der auch eini-
ges an Geld gebracht hätte. Dazu hätte ich doch gern
Ihre Stellungnahme. Sind Sie nicht mit uns der Auffas-
sung, dass man eigentlich zum Beispiel die Stelle des
Parlamentarischen Staatssekretärs streichen könnte, der
sich kaum noch im Ministerium aufhält, sondern Wahl-
kampf in Berlin macht und kaum noch Zeit für dieses
Ministerium zu haben scheint?


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1603910900

Geschätzter Kollege Koppelin, wie Sie wissen,

schätze ich die beiden Parlamentarischen Staatssekre-
täre, die wir haben, sehr. Ich glaube, dass sie ihre Arbeit
hervorragend machen, so wie der Minister auch, und
deswegen kann ich das leider nicht nachvollziehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was sagt Wowereit zu der Antwort?)


Zu der Rede der Kollegin Hoff möchte ich noch an-
merken, dass wir zum Schutz der Soldaten viel Geld
ausgeben. Wir priorisieren das, um dem ganz besonders
Rechnung zu tragen. Wenn man schaut, was im Bereich
des persönlichen Schutzes getan wird, stellt man fest,
dass das sehr überzeugend ist. Uns alle eint das gemein-
schaftliche Bemühen, die Soldaten, die wir ins Ausland
schicken, vernünftig auszurüsten und auszustatten, damit
sie da nicht in Gefahr geraten. Wir haben einen eigenen
Etat für einsatzbedingten Sofortbedarf. Ich persönlich
habe mich sehr dafür eingesetzt – wie meine Fraktion
und wie diese Koalition –, dass man im Notfall be-
stimmte Dinge auch beschleunigt, damit die Soldaten im
Einsatz das Notwendige bekommen. Dabei kann es Pro-
bleme geben. Im Einzelfall muss man das dann aufklä-
ren. Aber in der Sache ist dieser Koalition, dem Verteidi-
gungsministerium und dem Minister nicht vorzuwerfen,
irgendetwas unterlassen zu haben.

In dem Zusammenhang kann ich auf das Beispiel der
Kollegin Lötzsch mit dem Tiger eingehen. Wir hätten
den Tiger jetzt ganz gern in Afghanistan. Man könnte
damit Konvois, die über lange Strecken fahren müssen,
besser schützen, wobei auch insbesondere die eigenen
Soldaten nicht so gefährdet wären. Deswegen hätten wir
damit kein Problem.

Der 39. Finanzplan sieht eine jährliche Steigerung um
circa 300 Millionen Euro ab dem Jahr 2007 vor. Das be-
deutet, dass die Preissteigerung in jedem Jahr aufgefan-
gen wird. Das wiederum bedeutet, dass wir ein stabiles
Niveau haben. Das bedeutet, dass der eingeschlagene
Weg der Transformation der Bundeswehr so weiter-
verfolgt werden kann. Das heißt wiederum, dass wir die
Transformationsziele auch erreichen können.

Es gibt bei der ganzen Sache noch ein Risiko. Das ist
die Mehrwertsteuererhöhung. Sie wird bei uns mit um
die 300 Millionen Euro zu Buche schlagen. Im Etat 2007

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(C (D ird man zu einer Lösung dafür kommen müssen. Wir erden an dieser Stelle diskutieren müssen – das ist uns ekannt –, wie die Koalition dieses Problem löst. Für en Haushalt 2006 ist das noch nicht das Problem. Wenn wir uns die Struktur des Haushalts anschauen, tellen wir fest, dass wir für Betriebsausgaben 17,2 Miliarden Euro vorsehen. Das sind 72 Prozent des Verteidiungshaushalts. Damit sind wir das erste Mal seit ewien Zeiten unter der 75-Prozent-Marke, was daran liegt, ass wir insbesondere im Personalbereich sparen. Das hema „Abbau des Zivilpersonals“ kennen Sie. Der Be rag für die Personalkosten beläuft sich auf 11,8 Milarden Euro. Es gab einmal eine Deckelung auf 12,5 Milarden Euro. Das heißt, hier geht die Koalition einen ichtigen Weg weiter. Ich glaube, dass das auch von Erolg gekrönt sein wird. Wir haben die Personalstärke bei en Soldatinnen und Soldaten, die in der Zielstruktur 010 veranschlagt ist, jetzt schon fast erreicht. Beim Zivilpersonal werden wir uns in dieser Hinsicht och anstrengen müssen. Da gibt es die Zielmarke von 5 000, wobei diese Marke auch gern unterschritten weren kann. Staatssekretär Dr. Wichert wird ein Personaltrukturmodell vorlegen. Wir als Fachpolitiker, als Hausälter werden daran mitwirken, weil das eine wichtige ufgabe ist, wenn es darum geht, die Bundeswehr verünftig aufzustellen. Es gab bedauerliche Kürzungen; Sie haben sie aufgeührt. Genauso richtig ist aber auch, dass es uns gelunen ist, das Entlassungsgeld für Wehrpflichtige zu erhalen. Es ist nicht gestrichen worden. Das haben wir für esonders wichtig erachtet. Die anderen Dinge, so unchön sie sind, sind damit zu erklären, dass man sich im ereich des öffentlichen Dienstes bewegt und die Buneswehr da keine Extraregelung bekommen kann. In em Fall wäre es eine Extraregelung gewesen. Das haen wir verhindert. Wenn man sich das Ganze anschaut, stellt man fest, ass wir als Koalition im Bereich der Planstellen viel erbessert haben. Für die Feldwebel sind schon im Reierungsentwurf 900 Planstellen gehoben worden. Wir, achpolitiker, Haushälter und Ministerium, haben in Zuammenarbeit mit dem Bundeswehr-Verband weitere erbesserungen erreicht, sodass wir hoffen, dass sich die artezeit für die Beförderung zum nächsten Dienstgrad eutlich verkürzt. Der Beförderungsstau kann nicht omplett aufgelöst werden, wir sind aber auf dem richtien Weg. Für die Materialerhaltung geben wir 1,9 Milliarden uro aus, für den sonstigen Betrieb, also Treibstoffe, ewirtschaftung der Liegenschaften und Ähnliches, ,5 Milliarden Euro. Lassen Sie mich, was den Betrieb der Liegenschaften ngeht, noch etwas sagen. Wir haben in den letzten Jahen viel Geld investiert, insbesondere in den neuen Bunesländern. Das war notwendig, richtig und gut. Gleicheitig ist es aber so, dass im Westen der Republik ein rhöhter Handlungsbedarf besteht. Nachdem wir nun ein eststehendes Stationierungskonzept haben, ist es wichig, dass wir insbesondere Geld in die Hand nehmen, um Johannes Kahrs die Infrastruktur, das heißt die Umgebung unserer Soldatinnen und Soldaten, zu verbessern und aufzuwerten. Das muss sowohl für die Übernachtungsräume, also die Kasernen selber, als auch für die Kantinen und anderes gelten. Ich persönlich stehe dafür ebenso wie meine Kolleginnen und Kollegen. Ich glaube, dass wir als Parlament mit der Verbesserung des täglichen Umfeldes der Soldaten eine wichtige Aufgabe haben. Für die Betreiberlösung stellen wir 652 Millionen Euro zur Verfügung. Davon gehen allein 365 Millionen Euro in die Bundeswehr-Fuhrpark Service GmbH. Da gab es viel Kritik und am Anfang auch viele Probleme. Aber wenn man jetzt mit den Kameradinnen und Kameraden in der Truppe darüber redet, stellt man fest, dass die Begeisterung angesichts der neuen Autos doch deutlich überwiegt; denn das ist etwas, was es vorher so nicht gegeben hat. Ich glaube, dass das eine vernünftige Maßnahme war, die man weiter unterstützen sollte. Auch die Heeresinstandsetzungslogistik GmbH, HIL, bauen wir zurzeit auf. Die verteidigungsinvenstiven Ausgaben liegen bei circa 6 Milliarden Euro und machen ungefähr 25 Prozent des Etats aus. Das bedeutet, dass wir für Investitionen mehr ausgeben als seit langem in der Geschichte der Bundeswehr. Das Ziel von 30 Prozent wird angestrebt; dazu haben wir auch entsprechende Vorlagen gemacht. Ich glaube, dass wir hier auf einem guten Wege sind. Wichtig ist, dass zusätzliche Handlungsspielräume bei Senkung der Betriebsausgaben erreicht werden. Das werden wir angehen. Probleme gibt es – das ist hier angesprochen worden – wegen entsprechender Großvorhaben in dem Etat. Das betrifft allerdings, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, insbesondere den Eurofighter, der unter einer schwarz-gelben Regierungskonstellation beschlossen worden ist. Jetzt muss man sehen, wie man das vernünftig regelt. Wir haben aber in der Vergangenheit immer hervorragende Lösungen gefunden, wobei das Verteidigungsministerium geholfen hat. Ich möchte jetzt einige inhaltliche Punkte ansprechen, von denen ich glaube, dass sie für die Arbeit der nächsten Jahre wesentlich sind und über das Klein-Klein ein bisschen hinausgehen. Wir haben schon in den Koalitionsverhandlungen darüber gesprochen, inwieweit Art. 87 b Grundgesetz noch eine Funktion erfüllt. Der darin enthaltene zweigliedrige Aufbau der Bundeswehr lässt sich aus den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs erklären. Heute müssen wir uns fragen, ob das nach wie vor sinnstiftend ist oder ob das zu Doppelungen bei den Strukturen führt, die nur Geld kosten, und ob man das anders hinbekommt. Ich glaube, dass wir darüber mit allen Fraktionen und mit den Bundesländern, die wir dafür ebenfalls brauchen, diskutieren müssen. An diese Diskussion muss man ergebnisoffen herangehen. Aber wenn sich dadurch Effizienzpotenziale heben ließen, wäre das ein vernünftiger Weg, den man nicht dogmatisch angehen sollte. t h g h h H H D d m h z D s k d M w I k h n l i g D a i D r s w I p D g d A 6 M H s E d m w E z K (C (D Des Weiteren möchte ich mit den Kollegen Haushälern über die Frage der Struktur des Verteidigungsaushaltes diskutieren, der als einziger Haushalt so aufebaut ist, dass alles mit allem deckungsfähig ist. Das at Vorteile, die wir alle kennen, nämlich dass der Hausalt sehr gut ausgeschöpft werden kann. Am Ende eines aushaltsjahres gibt es beim Verteidigungsetat fast keine aushaltsreste. as ist löblich und relativ selten. Dass alles mit allem eckungsfähig ist, bedeutet aber auch, dass eine parlaentarische Kontrolle nach dem Wahlspruch „Haus altswahrheit und Haushaltsklarheit“ relativ schwierig u erreichen ist. azu gehört viel Vertrauen. Ich glaube, dass man sich einmal darüber unterhalten ollte, inwieweit man einzelne Deckungskreise schaffen ann, mit denen das Gleiche, nämlich die Ausschöpfung es Etats, erreicht wird, aber auf der anderen Seite die öglichkeit der parlamentarischen Kontrolle erhöht ird. Frau Lötzsch hatte die Transparenz angesprochen. ch glaube, das würde uns allen dienen; denn dann önnte jeder sehen, was in diesem Hauhalt passiert. Wir atten zum Beispiel einen Titel von ungefähr 470 Millioen Euro für den einsatzbedingten Sofortbedarf, der im etzten Jahr nur zur Hälfte ausgeschöpft worden ist. Das st für viele Parlamentarier schwer nachvollziehbar. Ich laube, dass es für uns alle besser wäre, wenn wir diese iskussion rechtzeitig führten, um zu erleben, dass es uch anders funktioniert. Das heißt, mehr Transparenz st nötig; dann bekommt man das auch hin. iese Diskussion sollten wir führen. Des Weiteren sollten wir nicht nur über die Finanzieung, sondern auch über die Auslandseinsätze an sich prechen. Deren Finanzierung müssen wir einzeln auseisen. Man muss einen entsprechenden Weg finden. ch halte es für schwierig, den Haushalt des Einzellans 14 immer als komplett deckungsfähig anzusehen. as können wir bis zu den nächsten Beratungen regeln. Mir ist es insbesondere nach den Reden, die bisher ehalten worden sind, wichtig, darauf hinzuweisen, dass eutlich weniger Soldaten als in den letzten Jahren im uslandseinsatz sind. Zurzeit sind noch ungefähr 400 Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz. an muss aber auch betonen – das fällt mir in diesem ause manchmal nicht leicht –, dass die Einsätze im Ko ovo und in Nordafghanistan keine Routine sind. Diese insätze sind eher gefährlicher denn friedlicher geworen. Sie sind sehr anspruchsvoll und werden unsere Auferksamkeit und Konzentration benötigen. Das heißt, ir als Parlamentarier sind gefordert, uns mehr um diese insätze – insbesondere auch den Einsatz in Afghanistan – u kümmern. Wir haben vor kurzem eine Diskussion über den ongoeinsatz geführt. Meine Ablehnung, was diesen Johannes Kahrs Einsatz angeht, ist hinlänglich bekannt. Solch ein Einsatz bringt ganz eigene Probleme mit sich, die wir aus anderen Einsätzen nicht kennen; das ist von Generalleutnant Viereck angesprochen worden. Dabei geht es zum Beispiel um die Frage der Kindersoldaten. Dazu gibt es politische Aussagen. In der Sache ist es relativ schwierig, den Soldaten diese Problematik zu vermitteln und sie darauf vorzubereiten. Auch das sollten wir sehr ernst nehmen; denn es handelt sich um eine Parlamentsarmee. Der Einsatz im Kongo wird die Bundeswehr vor neue Situationen und Herausforderungen stellen. Man muss sich überlegen, wie das weitergehen soll. An internationalen Verpflichtungen sind wir in einigen Bereichen, zum Beispiel mit der Bereitstellung von Truppen zur NATO Response Force oder zu den EU-Battle-Groups, beteiligt. Dies birgt die Gefahr, dass wir an Einsätzen teilnehmen, die wir so gar nicht vorhergesehen oder geplant haben. Das alles kann sehr schnell gehen. Deswegen sollte man diesem Punkt eine ganz andere Aufmerksamkeit schenken. Die kritische Diskussion über und die Vorbereitung zum Kongoeinsatz sind sehr wichtig gewesen. Die getroffene Entscheidung müssen wir jetzt gemeinsam durchstehen, so unterschiedlich unser aller Auffassungen vielleicht waren. Die Soldaten können von uns verlangen, dass wir dies tun. Was zukünftige Einsätze jenseits des Kongos angeht, würde ich darum bitten, sehr kritisch und sehr vorsichtig vorzugehen. Denn mit Afghanistan und dem Kosovo haben wir zwei offene Baustellen, die uns beschäftigen werden. Ich glaube, dass der Einsatz im Kongo nicht einfach wird. Ich glaube, dass er länger dauern wird, als wir alle uns das vorstellen. (Jürgen Koppelin [FDP]: Hört! Hört! – Birgit Homburger [FDP]: Bitte?)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Otto Fricke [FDP]: Das ist wahr!)


(Beifall des Abg. Otto Fricke [FDP])


(Beifall des Abg. Otto Fricke [FDP])





(A) )


(B) )


Deswegen habe ich meine Probleme mit einem Konzept,
das langfristig mehr Auslandseinsätze vorsieht als die,
die wir jetzt kennen. Meine Bitte ist, dies vorsichtig zu
betreiben.

An dieser Stelle möchte ich mich bei meinen Kolle-
ginnen und Kollegen ganz herzlich für die gute Zusam-
menarbeit bedanken, insbesondere bei der Kollegin
Jaffke, die heute aus gesundheitlichen Gründen leider
nicht hier sein kann – ich wünsche ihr von dieser Stelle
gute Besserung –,


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


und dem Kollegen Bartholomäus Kalb. Insbesondere mit
dem geschätzten Kollegen Koppelin, der durch seine kri-
tischen Einwürfe unsere Arbeit immer wieder befruch-
tet, gab es eine hervorragende Zusammenarbeit.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Ich bedanke mich auch bei dem ehemals verbündeten
Kollegen Bonde, mit dem wir immer gerne zusammen-
arbeiten, und der Kollegin Lötzsch, die wir sehr schät-
zen, was ihre konstruktiven Vorschläge und Äußerungen
angeht.

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(C (D Bei allen Meinungsverschiedenheiten kann man festalten, dass wir alle dafür arbeiten, dass die Soldaten im usland vernünftig ausgerüstet werden und geschützt ind. Es ist unser Bemühen, die Bundeswehr, wenn es otwendig und nicht vermeidbar ist, in entsprechender rt und Weise in den Einsatz zu schicken. Ich möchte ich bei dem zuständigen Ministerium, insbesondere eim Minister und seinen Staatssekretären, für die gute usammenarbeit bedanken. Glückauf! Das Wort hat der Kollege Alexander Bonde, ündnis 90/Die Grünen. (Otto Fricke [FDP]: Jetzt kannst du aber nichts Böses mehr sagen! – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Gleich mit dem Dank anfangen!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603911000


Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603911100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s ist schwierig, nach so viel Dank an die Opposition die
otwendigen Anmerkungen zu einem Einzelplan wie
iesem zu machen. Ich möchte die Anregung des Kolle-
en Kahrs aufgreifen, der uns alle dazu eingeladen hat,
ehr intensiv über die Struktur dieses Haushaltes zu dis-
utieren. Ich will festhalten, dass wir mit den Koalitions-
raktionen in diesen Haushaltsberatungen in dieser Dis-
ussion nicht weitergekommen sind. Denn dieser
aushalt hat den Ausschuss praktisch unverändert, so
ie ihn uns das Ministerium vorgeschlagen hat, passiert.

Alle Diskussionen, die wir heute in dieser Debatte,
ber auch in der Debatte über den Einzelplan des Aus-
ärtigen Amts, über die Veränderung von Einsatzszena-

ien der Bundeswehr und über die konkreten Situationen
eführt haben, in denen sich deutsche Streitkräfte in ih-
en Einsätzen befinden, finden wir in der Struktur dieses
aushalts nicht wirklich wieder. Wenn wir bei diesem
inzelplan eine Diskussion über seine Gesamthöhe füh-

en und uns fragen, ob er zu niedrig oder zu hoch ist,
ann fehlt mir dabei die entscheidende Frage, nämlich:
ekommen wir für das Geld, das wir bzw. die Steuerzah-

er in diesen Einzelplan investieren, die militärischen
apazitäten und Fähigkeiten, die heute eigentlich ange-
essen sind und die zu der Rolle der Bundeswehr und

u der Rolle der Bundesrepublik im internationalen Ge-
chehen passen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich will in dem Zusammenhang mit einem Totschlag-
rgument aufräumen, das heute Morgen die Debatte be-
timmt hat. Ich will mit Blick auf die Änderungsanträge
einer Fraktion sagen: Wir haben in Bezug auf diesen
inzelplan eine Reihe von Kürzungsanträgen gestellt;

eder einzelne dieser Anträge ist umsetzbar und kein ein-
iger gefährdet die Soldaten in den Einsätzen. Das ist ja
in Pappkamerad, der hier in den Debatten aufgebaut
ird. Damit will man ausblenden, dass auch bei diesem
inzelplan die Notwendigkeit besteht, sehr genau jede






(A) )



(B) )


Alexander Bonde
Ausgabe zu prüfen und dort, wo einer Ausgabe keine Fä-
higkeit gegenübersteht, entsprechend zu kürzen.

Ich will dafür Beispiele benennen. Ein Paradebeispiel
ist eine Sonderaktion des Bundesverteidigungsministers,
der über die Medien bekannt gegeben hat, er wolle, ab-
weichend von den Plänen seines Vorgängers, 5 000 zu-
sätzliche Wehrpflichtige einberufen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das ist auch gut so!)


Damit rückt er von den Planungen des Hauses ab; damit
ignoriert er die Vorschläge seines eigenen Hauses, und
zwar an einem Punkt, bei dem es um eine ideologische
Frage geht. Denn jeder weiß, dass die Wehrpflichtigen
keine Hilfe für die Soldatinnen und Soldaten in den Ein-
sätzen sind, und jeder weiß, dass sie eine Belastung für
die Bundeswehr in Bezug auf ihre Struktur und die Res-
sourcenplanung sind. Die ganze Operation kostet – wir
mussten lange bohren, um eine Zahl aus dem Ministe-
rium zu bekommen – den Steuerzahler 80 Millionen
Euro. Diese 80 Millionen findet man in diesem Einzel-
plan auch gar nicht, weil sie generalstabsmäßig versteckt
worden sind. Auf langes Bohren unsererseits wurde uns
gesagt: Der Verteidigungsminister will diese Stellen fi-
nanzieren, indem er Einsparungen bei den Berufs- und
Zeitsoldaten entgegen der Personalplanung und entge-
gen dem Stellenplan des Einzelplans 14 vornimmt.
Haushaltswahrheit und Haushaltsklarheit finden bei die-
sem Minister also nicht statt. Wir sind gespannt, wie er
gegenüber der Truppe diese Abweichung vom Plan in
den nächsten Jahren begründen will; wir sind gespannt,
wie er diese Gesamtzahl haushaltsrechtlich absichern
will.

Es wären auch noch weitere Fragen zu stellen, etwa:
Werden die Beschaffungsprioritäten mit Blick auf die
Einsatzszenarien richtig gesetzt? Welches Ausgangsbild
und welche Bedrohungslage werden unterstellt? Der
Entwurf des Weißbuches, der auf dem Tisch liegt – auch
eine Geheimoperation des Ministers –, sorgt eher für
eine Verunklarung, als dass er eine klarere Priorisierung
bei der Beschaffung deutlich macht.

Ich will auf zwei dieser Beschaffungsmaßnahmen
eingehen:

Der Eurofighter wurde ja bereits genannt. Wir wis-
sen alle: Keiner braucht 180 Stück. Wir wissen aber
auch, dass dieser Minister nicht in der Lage ist, hier eine
Priorisierung vorzunehmen und in Gespräche über eine
Stückzahlreduzierung einzutreten. Das wäre aber der
richtige Weg. Wir sehen im Gegensatz zur FDP den rich-
tigen Weg nicht in der Weiterveräußerung, sondern in
Verhandlungen zur Reduzierung der Stückzahlen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das nächste Rüstungsprojekt wird uns in der nächsten
Woche auf den Tisch gelegt werden. Es ist PARS 3, eine
Panzerabwehrwaffe, die man sich Anfang der 80er-Jahre
ausgedacht hat, die Mitte der 80er-Jahre konzeptioniert
wurde, der in den 90er-Jahren der Feind abhanden ge-
kommen ist und die wir nun, 2006, beschaffen sollen.
Sie ist ein typisches Beispiel dafür, dass in diesem Haus
die Auslastung der Kapazitäten der Rüstungsindustrie

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(C (D esentlich wichtiger ist als die Frage nach dem tatsächlihen Bedarf. Herr Minister, wer ein solches Projekt, das ot-Grün zu Recht auf Eis gelegt hat, nun als Hochzeitseschenk für die deutsche Lenkwaffenindustrie wieder ervorholt, muss sich schon fragen lassen, ob er der roße Bundeswehrreformer ist, der er sein will, oder och nur das Schoßhündchen der Rüstungsindustrie. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Na, na! – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Starker Tobak!)


Wir reden hier über ein Projekt, aus dem die europäi-
chen Partnernationen längst ausgestiegen sind, weil sie
rkannt haben, dass es die Bedrohung mit Panzern aus
em Osten nicht mehr gibt. Wir reden über ein System,
ei dem jeder Schuss eine halbe Million Euro kosten
ird. Knapp 400 Millionen Euro sollen für ein Projekt

usgegeben werden, das ungefähr zu einer Zeit begon-
en wurde, als ich auf die Welt kam. Wir reden über Pan-
erabwehrwaffen und Bunkerbekämpfungswaffen, die
ür keinen Einsatz gebraucht werden, den die Bundes-
ehr heute durchführt.

Dieser Einzelplan leidet darunter, dass in ihm keine
olitische Priorität gesetzt wird. Die alten Auftragsbü-
her werden von Jahr zu Jahr weitergeführt. Aber es
ehlt der politische Mut, einen Schnitt vorzunehmen. Es
ehlt ein klares Verständnis, was Priorität haben muss.
ußerdem fehlt die Überlegung, bei welchen Szenarien
ir militärische Gewalt einsetzen müssen und wie wir
afür unsere Soldatinnen und Soldaten verantwortungs-
oll ausrüsten können.

Sie haben unsere Unterstützung, wenn es darum geht,
innvolle internationale Einsätze unter UN-Mandat zu
rganisieren und die Soldatinnen und Soldaten adäquat
uszurüsten. Aber Sie bekommen unsere Unterstützung
icht dafür, den Kalten Krieg fortzuführen, als hätte sich
ie Welt nicht verändert.

Dieser Einzelplan ist in dieser Form nicht zustim-
ungsfähig. Legen Sie einen vor, der ins Jahr 2006

asst! Dann können wir ihn ernsthaft beraten.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1603911200

Das Wort hat der Bundesminister der Verteidigung,

r. Franz Josef Jung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidi-
ung:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrte Damen und
erren! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich will zu-
ächst festhalten, dass mit dem Haushalt 2006 die
rundlage geschaffen wird, dass die Bundeswehr die Si-

herheit und Freiheit unserer Bürgerinnen und Bürger
eiterhin gewährleisten kann, dass sie ihre friedensi-

hernde Funktion in den Auslandseinsätzen wahrneh-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
men kann und dass die Soldatinnen und Soldaten die
notwendigen Rahmenbedingungen für die erfolgreiche
Erfüllung dieser Aufträge vorfinden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich bin den Berichterstattern und auch der Mehrheit
im Haushaltsausschuss für die Unterstützung sehr dank-
bar. Frau Kollegin Hoff, ich habe mich aber schon sehr
gewundert, als ich Ihre Ausführungen gehört habe. Ich
hätte mir gewünscht, dass das, was Sie hier gesagt ha-
ben, auch Ihren Taten entsprochen hätte. Denn Ihre Aus-
führungen stehen schon im Widerspruch zu den Kür-
zungsanträgen, die Ihre Fraktion im Rahmen dieser
Haushaltsberatungen gestellt hat.

Frau Kollegin Lötzsch, wenn Sie hier den Eindruck
erwecken, es sei erheblich draufgesattelt worden, nur
weil wir bei 27 Milliarden Euro landen, dann muss ich
sagen, dass Sie verkannt haben, dass es eine neue Ver-
sorgungsregelung gibt – Herr Kollege Kampeter hat
gestern darauf hingewiesen – und dass wegen der Be-
rücksichtigung der neuen Versorgungsbezüge der Etat-
ansatz bei 27 Milliarden Euro liegt. Dieser Anstieg hat
aber nichts mit einem Aufwuchs im Rüstungsbereich zu
tun, wie Sie kritisiert haben.

Lassen Sie mich einen weiteren Punkt erwähnen. Wir
sind mittlerweile mit rund 6 500 Soldatinnen und Solda-
ten in den Auslandseinsätzen tätig, sei es in Afghanis-
tan, am Horn von Afrika oder auf dem Balkan. Wir stel-
len teilweise die stärksten Kontingente. Im Rahmen der
IFOR-Mission in Bosnien-Herzegowina stellen wir das
stärkste Kontingent. In Afghanistan sind wir bei einem
nicht einfachen Einsatz mit 2 800 Soldatinnen und Sol-
daten vertreten. Im Kosovo stellen wir ebenfalls ein gro-
ßes Kontingent.

Ich will einmal festhalten, dass sich unsere Soldatin-
nen und Soldaten in gefährlichen Einsätzen beispielhaft
verhalten. Deshalb möchte ich auch ihnen für diesen
Einsatz im Rahmen friedenssichernder Missionen herz-
lich danken.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Weil im Rahmen dieser Debatte schon viel von der
Fußballweltmeisterschaft gesprochen worden ist,
möchte ich erwähnen, dass ich Jürgen Klinsmann und
der deutschen Nationalmannschaft sehr dankbar bin,
dass am Montag auf der Pressekonferenz zu unseren Sol-
daten nach Afghanistan geschaltet wurde. Damit wurde
ein Stück Verbundenheit mit ihnen zum Ausdruck ge-
bracht. Ich denke, dass unsere Soldaten dies verdient ha-
ben, wo sie doch in solch einer schwierigen Situation
ihre Aufgabe erfüllen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich will noch eine Anmerkung zu dem machen, was
Frau Künast heute Morgen gesagt hat. Sie hat Punkte
vorgetragen, die mit der Realität überhaupt nicht in Ein-
klang stehen.

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(C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das kann man von ihr nicht erwarten!)


atürlich leisten wir in Afghanistan einen Stabilisie-
ungs-, aber auch einen Wiederaufbaubeitrag. Natürlich
eistet die Bundeswehr diesen Beitrag, aber wir betrei-
en dort eine vernetzte Sicherheitspolitik. Jeden Montag
indet nämlich eine Schaltung zwischen Bundesaußen-
inisterium, Bundesinnenministerium, Bundesverteidi-

ungsministerium, Bundesentwicklungsministerium und
undeswirtschaftsministerium statt, um entsprechende
ktivitäten abzustimmen. Zur Frage der Sicherheitspoli-

ik auch und gerade in Afghanistan gehört ja mit dazu,
ass auch andere Bereiche entwickelt werden, sei es im
ivilen Bereich der Ausbau der Polizei, seien es Maß-
ahmen im Bereich der Entwicklungspolitik, sei es im
irtschaftlichen Bereich, dass man den Bauern, die jetzt
it der Drogenszene zusammenarbeiten, Alternativen

röffnet, damit sie nicht zu ihrem Überleben zwingend
arauf angewiesen sind, Mohn und andere Drogenpflan-
en anzubauen. Unsere vernetzte Sicherheitspolitik ist,
ie ich glaube, notwendig, um einen positiven Aufbau-
rozess in Afghanistan zu bewirken. Sie ist auch richtig,
enn mit dieser Arbeit haben wir auch und gerade in den
RTs Erfolg.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte
uch darauf hinweisen, dass wir gerade jetzt vor weite-
en Herausforderungen stehen. Es ist meines Erachtens
n der Öffentlichkeit noch viel zu wenig bekannt, dass ab
ächsten Monat – ich wiederhole: ab 1. Juli –
600 deutsche Soldaten in der NATO Response Force

tehen. Das ist die schnelle Eingreiftruppe der NATO,
ie innerhalb von fünf Tagen einsatzfähig sein soll. Das
ind neue und weitere Herausforderungen, die hier auf
ie Bundeswehr zukommen. Weiterhin steht ab 1. Januar
ächsten Jahres die EU-Battle-Group. Diskussionen,
ie wir sie etwa im Zusammenhang mit dem Kongo-

insatz hatten, finden dann in der Art und Weise nicht
ehr statt, weil wir an dieser ersten EU-Battle-Group,

ie ebenfalls innerhalb von fünf Tagen einsatzfähig sein
oll, mit 1 200 Soldaten beteiligt sein werden.


(Johannes Kahrs [SPD]: Aber nicht ohne Zustimmung des Parlaments!)


Nicht ohne die Zustimmung des Deutschen Bundesta-
es. Aber wir sind dort, Kollege Kahrs – das sollte
airerweise auch berücksichtigt werden –, schon Ver-
flichtungen eingegangen, bevor ich in dieses Amt kam,
nd wir müssen im Rahmen der internationalen Ver-
flichtungen unsere Verantwortung wahrnehmen. Wir
önnen dann konkret über die einzelnen Dinge diskutie-
en. Darüber, dass wir für Einsätze ein Mandat brauchen,
ibt es überhaupt keine Diskussion. Ich halte es aber
chon für richtig, den Deutschen Bundestag und auch die
eutsche Öffentlichkeit darauf hinzuweisen, in welchem
mfang wir internationale Verpflichtungen im Hinblick

uf Sicherheitspolitik eingegangen sind, damit sie sich
arüber bewusst sind, welche weiteren Herausforderun-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
gen gegebenenfalls auf die Bundeswehr zukommen kön-
nen, wenn solche Einsätze bevorstehen.


(Zuruf des Abg. Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE])


Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie
mich noch einen zweiten Gesichtspunkt vortragen. Wir
leisten einmal unseren Beitrag im Rahmen von frieden-
stiftenden Missionen im Ausland. Wir leisten aber, wie
ich finde, auch einen effektiven, positiven und guten
Beitrag für den Schutz Deutschlands. Ich denke nur an
die Handlungs- und Leistungsfähigkeit der Bundeswehr
bei der Schneekatastrophe in Bayern, an die Handlungs-
und Leistungsfähigkeit bei der Bekämpfung der Vogel-
grippe auf Rügen und an die Handlungs- und Leistungs-
fähigkeit beim Hochwasserschutz, der von Sachsen über
Sachsen-Anhalt bis Niedersachsen hohe Anforderungen
an die Bundeswehr gestellt hat. Oder denken Sie daran,
wie leistungsfähig die Bundeswehr jetzt während der
Fußballweltmeisterschaft ist. Ich halte es schon für posi-
tiv, auf welche Art und Weise unsere Sicherheitskräfte
– da beziehe ich selbstverständlich ausdrücklich die
Polizei ein – die Sicherheit bei dieser Fußballweltmeis-
terschaft gewährleisten. Ohne sich aufzudrängen oder ei-
nen falschen Eindruck in der Öffentlichkeit zu bewirken,
wird dezent im Hintergrund Sicherheit gewährleistet.
Die 2 800 Soldaten, die jetzt im Einsatz sind, schaffen
also die Voraussetzungen dafür, dass diese Weltmeister-
schaft in einer so fröhlichen und friedlichen Stimmung
stattfinden kann. Das ist eine positive Leistung, die die
Bundeswehr erbringt. Auch das wollte ich in diesem Zu-
sammenhang gerne erwähnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, angesichts
dessen, was wir von unseren Soldatinnen und Soldaten
fordern, müssen wir auch daran denken, dass die sozia-
len Rahmenbedingungen stimmen. Ich bin dankbar da-
für, dass wir im Rahmen dieses Haushaltes die Möglich-
keit haben, jetzt beispielsweise eine erhebliche Anzahl
von Beförderungen von Feldwebeln und von Soldaten
mit Mannschaftsdienstgraden vorzunehmen. Ich finde
nämlich schon, dass es ein Stück dazugehört, dass gute
Leistung berücksichtigt und auch belohnt wird. Wenn
ich es richtig sehe – auch das möchte ich in dieser De-
batte erwähnen –, ist die Bundeswehr die einzige Institu-
tion des öffentlichen Dienstes, in der es als Einstiegsge-
halt die Besoldungsgruppe A 3 gibt.


(Elke Hoff [FDP]: Richtig!)


Das dürfen wir nicht ganz aus den Augen verlieren,
wenn wir über strukturelle Fragen sprechen. Deshalb bin
ich dankbar, dass wir im Rahmen dieses Haushaltes
Möglichkeiten der Beförderung für die Mannschaften
und für die Feldwebeldienstgrade haben.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Bonde, Sie haben etwas kritisch ange-
sprochen, dass wir an der Wehrpflicht festhalten. Sie
haben eine andere Einstellung zur Wehrpflicht. Das habe
ich nicht zu kritisieren. Ich halte diese Einstellung nur

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(C (D ür falsch. Ich glaube – nicht nur, weil ich Wehrpflichtier war –, dass die Wehrpflicht einen entscheidenden eitrag dazu geleistet hat, wie sich die Bundeswehr eute darstellt und wie sie in unserer Gesellschaft verurzelt ist. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ch glaube, es ist wichtig – auch für die Entwicklung ei-
er Armee und im Zusammenhang mit der inneren Füh-
ung –, dass wir an der Wehrpflicht festhalten. Wenn ich
ber an der Wehrpflicht festhalten will, dann muss ich
uch in der Lage sein, dem Anspruch der Wehrgerech-
igkeit bzw., wie wir sagen, Einberufungsgerechtigkeit
achzukommen. Sie wissen, dass beim Bundesverfas-
ungsgericht ein Vorlagebeschluss liegt. Ich möchte
icht, dass wir in der Koalition sagen, dass wir an der
ehrpflichtarmee festhalten wollen, dann aber nicht in

er Lage sind, ausreichend viele Wehrpflichtige einzu-
iehen, sodass uns dann das Bundesverfassungsgericht
agt, das entspreche nicht der Wehrgerechtigkeit und wir
ätten keine Chance mehr, die Wehrpflicht aufrechtzuer-
alten. Deshalb habe ich entschieden, dass wir die Zahl
er Grundwehrdienstleistenden auf 35 000 stabilisieren,
m dem Anspruch der Einberufungsgerechtigkeit Rech-
ung tragen zu können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich möchte noch erwähnen, dass wir etwa 60 000
ehrpflichtige im Jahr einziehen. Davon verpflichten

ich 25 000 weiter, was eine gute Entwicklung ist. Inso-
ern wird auch die Strukturentwicklung der Bundeswehr
urch die Wehrpflicht positiv beeinflusst. Ich denke, das
indet eine sehr gute Resonanz in der Öffentlichkeit.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt)


Da ich sehe, dass die vereinbarte Zeit abgelaufen ist,
öchte ich nur noch zusammenfassend sagen, dass ich

enke, dass die Bundeswehr ihre Aufgaben – wir müs-
en damit rechnen, dass wir noch mehr Aufgaben wahr-
ehmen müssen; wir sehen das im Zusammenhang mit
er Mission im Kongo – gut und im Interesse der Sicher-
eit unserer Bevölkerung ausübt und dadurch dazu bei-
rägt, dass wir unsere internationalen Verpflichtungen er-
üllen. Unser Ziel muss es sein, die Bundeswehr so
uszustatten, dass die deutschen Streitkräfte weiterhin
hre Aufträge erfüllen können und unser Land seinen in-
ernationalen Verpflichtungen nachkommen kann, im In-
eresse der Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger,
ber auch im Interesse der friedenssichernden Funktion
er Bundeswehr. Dafür ist dieser Haushalt eine gute
rundlage. Deshalb bitte ich um Ihre Zustimmung.

Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603911300

Das Wort hat nun der Kollege Jürgen Koppelin für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)







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(B) )


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1603911400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der Einzelplan 14, der Haushalt des Verteidigungsminis-
ters, ist wohl der Haushalt, der mit Haushaltswahrheit
und -klarheit überhaupt nichts zu tun hat. Das ist kein
Vorwurf an den Verteidigungsminister; das will ich aus-
drücklich sagen. Darauf hätte der Finanzminister achten
müssen.

Wer in der Situation des Verteidigungsministers ist,
müsste ähnlich verfahren, wie es der Verteidigungs-
minister macht. Wenn Sie sich den Etat anschauen, dann
werden Sie an vielen Kostenstellen die Bemerkung fin-
den, dass die Mittel, wenn sie nicht ausgegeben werden,
dem Einzelplan 14 zufließen. Es gibt überall Spardosen.
Warum? Wenn hier ein Auslandseinsatz beschlossen
wird, dann muss der Verteidigungsminister einsammeln.
Und wo sammelt er ein? An diesen vielen Kostenstellen.
Deswegen haben wir als FDP gesagt: Wir müssen einen
ehrlichen Haushalt aufstellen und sagen, was für jede
Kostenstelle notwendig ist. Das Geld für Auslandsein-
sätze hat gefälligst der Bundesfinanzminister über den
Einzelplan 60 zur Verfügung zu stellen. – Das ist Haus-
haltswahrheit und Haushaltsklarheit, deswegen unsere
Anträge.


(Beifall bei der FDP)


Die einzigen echten Zahlen in Ihrem Haushalt, Herr
Minister – es tut mir Leid, das sagen zu müssen –, sind
wahrscheinlich Ihr Gehalt und die Gehälter der Staatsse-
kretäre. Da sind wir schon auf den Gedanken gekom-
men, dass man das Gehalt des Staatssekretärs Pflüger
einsparen könnte. Im Ministerium würde ihn kaum einer
vermissen.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Das ist jedenfalls unsere Auffassung.

Herr Minister, ich hätte mir schon gewünscht, dass
Sie etwas zu den Beschaffungsmaßnahmen sagen. Wir
haben 1994 den Eurofighter bestellt – damals in einer
Koalition aus CDU/CSU und FDP, mit teilweiser Zu-
stimmung bei den Sozialdemokraten. Nach zwölf Jahren
wird man solche Beschaffungsmaßnahmen ja wohl auf
den Prüfungstand stellen dürfen. Man muss sagen kön-
nen, ob die Zahlen noch stimmen und ob die Firma
EADS ihre Verträge bisher erfüllt hat. Dazu hätte ich mir
– das sage ich auch mit Blick auf die momentane Krise
bei EADS – schon eine Bemerkung von Ihnen ge-
wünscht.

Unsere Bundeswehr ist einer der größten Auftragge-
ber für EADS. Ich finde, dazu kann der Verteidigungs-
minister, der diese vielen Aufträge unterschreiben muss,
schon einmal ein Wort sagen. Wie ist es möglich, dass
die Briten die Zahl ihrer bestellten Flugzeuge reduzieren
können, was früher angeblich nicht machbar war? Sie
verkaufen die Flugzeuge an das Ausland und wir dürfen
das nicht. Wir müssen uns an alle Regeln halten, aber die
Briten machen etwas ganz anderes. In den Verträgen
stand etwas anderes. Ich finde, darüber darf man ganz
offen sprechen.

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(C (D Man darf wohl auch einmal darüber sprechen, wenn an Haushaltspolitiker ist, ob es wirklich notwendig ist ich sage nicht Ja oder Nein zur Lieferung der U-Boote n Israel –, dass der Verteidigungsminister den Anteil ür die U-Boote bezahlen muss, oder ob das nicht der Fianzminister im Einzelplan 60 machen muss. Das darf an ja wohl einmal fragen. Herr Minister, wir haben zu den Beschaffungsmaßahmen Anträge gestellt. Schauen Sie sich einmal die etzte Etatberatung an! Die gleichen Anträge mit einem insparvolumen von etwa 400 Millionen Euro, die jetzt ie FDP vorlegt, hat damals die CDU/CSU gestellt. Wir ind da gar nicht so weit voneinander entfernt. Jetzt sind ie in einer Koalition und wollen davon plötzlich nichts ehr wissen. Sie können in diesem Haushalt noch weiter sparen. orgen Sie endlich für einen radikalen Bürokratieabau auch bei der Bundeswehr. ch bedaure jeden Kompaniechef. Wenn Sie einen Komaniechef nach seinen Vorschriften fragen, dann öffnet r seinen Schrank, der mit Vorschriften über Vorschriften efüllt ist. Das darf doch nicht wahr sein. Die Leute weren von den Vorschriften erschlagen. Misten Sie dieses eug endlich aus! Dann können wir viel Geld sparen. as ist jedenfalls meine Auffassung. Sie hätten eine Bemerkung zu dem Vorgang um die irma Dussmann und die Verpflegung der Bundesehr machen müssen, weil die FDP-Fraktion die ein ige Fraktion war, die dies kritisiert hat. Wir als FDP haen von vornherein gesagt, dass das Projekt zum cheitern verurteilt ist, dass der Vertrag zu lange läuft sw. Die Bundeswehr hat kräftig investiert und ussmann kündigt den Vertrag schon nach einem Jahr inseitig. Ich hätte schon ganz gerne in nächster Zeit eien Bericht im Haushaltsausschuss und im Verteidiungsausschuss darüber, was uns der Spaß gekostet hat. as war eine Fehlplanung, die auch andere, zum Bei piel der Kollege Bonde, zu verantworten haben. Sie sollten darüber nachdenken, wenn Sie zukünftig eld sparen müssen – das werden Sie müssen –, ob Sie rojekte wie MEADS wirklich brauchen und ob wir in olche Projekte investieren müssen. Wir als FDP sind er Auffassung, dass wir das nicht brauchen. Unsere oldaten sollen wirklich die modernste Ausrüstung beommen bei dem schweren Job, den sie machen, insbeondere bei den Auslandseinsätzen. Man darf ihnen aber icht vorgaukeln, sie erhielten das Beste, während sie im usland vor Ort feststellen müssen, dass sie doch nicht as Beste zu ihrem Schutz bekommen haben. Da ist einiges zu tun. Ich hätte gern noch eine Bemerung zur Zusammenarbeit mit der wehrtechnischen ndustrie gehört. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir ber eine Zusammenlegung beim Panzerbau mit den Firen reden müssen, auch damit wir zu vernünftigen Prei en kommen. Es kann aber nicht sein, dass wir unsere ehrtechnische Industrie so im Unklaren darüber lassen, Jürgen Koppelin was die Bundeswehr zukünftig beschaffen will. Das wird eine Ihrer wichtigsten Aufgaben in der Zukunft sein. Vielen Dank für Ihre Geduld. Ich erteile das Wort der Kollegin Ulrike Merten für die SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Eine moderne, wirksame, ausreichende und mit dem notwendigen Schutz ausgestatte Ausrüstung, die Einsatzorientierung im Bündnis sowie die Attraktivität der Streitkräfte sind die wichtigsten Koordinaten dieses Verteidigungshaushalts. Die Bundeswehr ist eine Armee im weltweiten Einsatz und sie ist zugleich eine Armee im tief greifenden Wandel. Beide eng miteinander verknüpften Entwicklungen kennzeichnen den Weg der Streitkräfte zu einer modernen Armee des 21. Jahrhunderts. Unser Ziel muss es sein, trotz der gegenwärtigen Sparzwänge, die nicht von der Hand zu weisen sind, in absehbarer Zeit noch bessere und einsatzfähigere Streitkräfte zur Verfügung zu stellen, um sie im Rahmen des erweiterten Aufgabenspektrums bedrohungsadäquat und wirkungsvoll einsetzen zu können. Derzeit haben wir 6 500 unserer 250 000 Soldatinnen und Soldaten in acht verschiedenen Operationen auf drei Erdteilen eingesetzt. Ich glaube, darauf muss man einmal hinweisen, weil den meisten Menschen gar nicht klar ist, dass die Soldaten seit Jahren in so vielen Einsätzen tätig sind. In Kürze wird der Kongoeinsatz, an dem wir uns im Rahmen der EU-Mission mit 780 deutschen Soldaten beteiligen, beginnen. An dieser Stelle darf man den Soldatinnen und Soldaten und nicht zuletzt auch den Zivilbeschäftigten für ihr Engagement in den Missionen danken. Weil die Zivilbeschäftigten im Zusammenhang mit den Auslandseinsätzen so gerne vergessen werden, will ich ausdrücklich sagen: Ohne ihre Leistung wäre das, was die Soldaten in ihren Einsätzen leisten, nicht möglich. Der diesjährige Einzelplan 14 ist vor allem von Kontinuität geprägt; darauf ist bereits hingewiesen worden. Wir haben ihn seit nunmehr sechs Jahren bei 24 Milliarden Euro verstetigt. Damit leistet der Verteidigungshaushalt wiederholt einen Beitrag zur notwendigen Konsolidierung des Bundeshaushalts. Vor dem Hintergrund der schwierigen finanzpolitischen Gesamtsituation ist der Plafond eine Grundlage, die uns verlässliches Handeln ermöglicht, aber auch ein hohes Maß an Kreativität abfordert. Umso wichtiger ist die Verlässlichkeit der mittelfristigen Finanzplanung bis 2009, die eine recht deutliche Steigerung, um rund 1 Milliarde Euro, auf dann 25 Milliarden Euro vorsieht. Nach dem Bundesratsbeschluss vom letzten Freitag wird die Erhöhung der Mehrwertsteuer um 3 Prozentpunkte im nächsten Jahr k V 3 b u d 1 g p m Z F k w P s h n B ä d 6 s S d d s e n k g w d i a u e d s g d s i f g g g t d 2 S (C (D ommen. Allein das bedeutet für den kostenintensiven erteidigungsbereich eine Mehrbelastung in Höhe von 00 Millionen Euro jährlich. Es ist durchaus ein Prolem, dies aufzufangen. Die Investitionsmittel wurden ebenfalls verstetigt, nd zwar bei 25 Prozent. Das ist wichtig. Rechnet man ie Mittel für Forschung und Technologie hinzu, die um 53 Millionen Euro auf circa 1,1 Milliarden Euro gestieen sind, befinden sich Bundeswehrplanung und Finanzlanung im Einklang. Zum Glück bewegen wir uns dait – ich glaube, darauf darf man hinweisen – auf das iel von 30 Prozent für Investitionen zu. Bei den Investitivausgaben treten in diesem Jahr die ähigkeiten Aufklärung, Informationsund Kommuniationstechnik sowie Logistik besonders hervor. Erst vor enigen Tagen wurden entsprechende Verträge zu den rojekten vorbereitet, die über Betreiberverträge realiiert werden. Gerade von dem Projekt „Herkules“ eroffe ich mir, dass kleine und mittelständische IT-Unterehmen ihre Kompetenz weiterhin in den Dienst der undeswehr stellen können. Die andauernden Auslandseinsätze und die sich verndernden Bedingungen in den Einsatzgebieten erforern in erster Linie die Fähigkeiten des Heeres. Von den 500 Soldaten der Bundeswehr in Auslandseinsätzen tellt das Heer weit über die Hälfte. Es liegt in seiner truktur, dass es den Herausforderungen bei der Manatserfüllung am Boden direkt ausgesetzt ist. Aufgrund er aktuellen Ereignisse in Afghanistan, wo sich Sprengtoffanschläge gegen deutsche ISAF-Truppenteile nicht rst seit der Übernahme des Kommandos über die interationale Schutztruppe mehren, werden wir die Schutzomponente bei Planung und Beschaffung noch stärker ewichten müssen. Der Schutz der Soldatinnen und Soldaten ist ein ganz ichtiger Punkt. Darüber hinaus kommt es aber auch arauf an, dass man den Soldatinnen und Soldaten, die in hren Einsätzen häufig einer Gefahr für Leib und Leben usgesetzt sind, ein möglichst hohes Maß an Sicherheit nd Verlässlichkeit hinsichtlich ihrer Berufsperspektive röffnet. Deswegen ist es gut, dass der Bundesminister er Verteidigung jetzt über das Einsatzversorgungsgeetz hinaus eine Initiative, die aus dem Bereich der Abeordneten gekommen ist, aufgegriffen hat. Demnächst ürfen Soldatinnen und Soldaten, die im Auslandseinatz verwundet wurden, sicher sein, dass sie auch nach hrem Einsatz eine Beschäftigung in der Bundeswehr inden. Das wird nicht von dem Wohlwollen des jeweilien Ministers abhängig sein, sondern dafür wird es eine esetzliche Grundlage geben. Darauf haben wir lange ewartet. Das ist wichtig; darauf müssen sich die Soldaen verlassen können. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603911500
Ulrike Merten (SPD):
Rede ID: ID1603911600

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ein wesentlicher Faktor der Transformation der Bun-
eswehr ist nicht zuletzt das Personalstrukturmodell
010, das Minister Jung von seinem Vorgänger Peter
truck übernommen hat und konsequent weiterführt. Mit






(A) )



(B) )


Ulrike Merten
den bereits vollzogenen Strukturmaßnahmen konnten
wir im letzten Jahr die Personalausgaben erstmals bei
unter 50 Prozent des Gesamthaushalts veranschlagen.
Das ist wichtig, weil wir zunehmend Spielräume für die
notwendigen Beschaffungsvorhaben brauchen. An die-
ser Stelle sind wir um ein Erhebliches vorangekommen.
Allerdings dürfen wir in unseren Anstrengungen nicht
nachlassen. Das fordert den Soldatinnen und Soldaten,
aber auch den Zivilbeschäftigten ein hohes Maß an Ver-
ständnis ab. Sie immer wieder einzubinden und ihnen
deutlich zu machen, dass sie sich auf das, was geplant
ist, auch verlassen können, dass der Mensch im Vorder-
grund des Transformationsprozesses steht, das muss von
hier aus unsere Botschaft sein. Ich meine, das sind wir
den Soldatinnen und Soldaten schuldig. Auch die Zivil-
beschäftigten müssen sich darauf verlassen können.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603911700

Nächste Rednerin ist die Kollegin Katrin Kunert,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Kunert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603911800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sehr geehrte Gäste! Wäre der Bundeshaushalt ein
kommunaler Haushalt, wäre er stark genehmigungsge-
fährdet. Nur: Leider gibt es keine übergeordnete Geneh-
migungsbehörde für den Bundeshaushalt. Mehrheiten
ersetzen Haushaltsrecht und Mehrheiten bestimmen da-
rüber, was für den Bund Pflicht ist und was Kür. Diese
Haushaltspolitik ist weder seriös noch nachhaltig.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Verteidigungshaushalt, der Einzelplan 14, ist der
drittgrößte Einzelplan und rangiert noch vor dem Haus-
halt für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, dem Be-
reich, der eigentlich so wichtig ist für die Entwicklung
gleicher Lebensverhältnisse in Ost und West. In der ges-
trigen Debatte zum Einzelplan Finanzen hat ein Kollege
gesagt, dass dieser Haushalt dazu beitragen wird, dass
jetzt noch sachgerechter mit öffentlichen Mitteln umge-
gangen wird. Nun frage ich: Wie ist denn bisher mit öf-
fentlichen Mitteln umgegangen worden und wann geht
ein Staat sachgerecht mit öffentlichen Mitteln um?
Orientiert er sich an den Aufgaben, die er erfüllen will
oder muss, oder erledigt er Aufgaben nach Kassenlage?
Der uns vorliegende Haushaltsentwurf orientiert sich an
der Kassenlage; darauf weisen Sie immer wieder hin.
Nur beim Einzelplan 14 gibt es eine gewisse Stetigkeit.
Aus unserer Sicht ist dieser Etat einfach zu hoch.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Kalte Krieg ist seit Jahren vorbei und so viele Be-
drohungen können gar nicht herbeigeredet werden, um
diesen Etat mit rund 28 Milliarden Euro zu rechtfertigen.
Die klassische Aufgabenstellung der Bundeswehr ist für
uns nach wie vor die Landesverteidigung. Eine Bun-

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(C (D eswehr als schnelle Eingreiftruppe für das Ausland lehen wir ab. ür die Aufgaben der inneren Sicherheit haben wir die olizei. Wir bleiben dabei: Abschaffung der Wehrpflicht, eine erufsarmee mit 100 000 Mann und keine Auslandsein ätze! Mit dem dann kleineren Etat wäre eine wirksame andesverteidigung gesichert und die freigesetzten Mit el könnten für eine wirkliche Entwicklungshilfe und für ine langfristige Deeskalation in den betroffenen Länern eingesetzt werden. Bei Betrachtung des Verteidigungshaushalts wird uch deutlich – meine Kollegin Gesine Lötzsch hat daauf hingewiesen –, dass es eine Schere zwischen den nvestitionen in Prestigeobjekte und den Arbeitsbedinungen der Soldatinnen und Soldaten gibt. Hier ist ein ngleichgewicht entstanden; dem muss man entgegenirken. Die Absicherung von immer mehr und längeren uslandseinsätzen geht zulasten der Ausstattung im In and. Das kann nicht so bleiben. Eine Grundlage für die Erstellung des Verteidigungsaushaltes müsste eigentlich der Bericht des Wehreauftragten sein. In ihm werden Jahr für Jahr Proleme aufgelistet, die die Arbeitsbedingungen betreffen. er Zustand der Kasernen und der Soldatenunterkünfte ird bemängelt. Hier besteht erheblicher Sanierungsbearf. Die Versorgung im Sanitätsbereich ist grenzwertig. urch die vielen Auslandseinsätze kann sie nicht mehr n vollem Umfang gewährleistet werden. In der ersten Lesung des Haushalts haben wir bereits arauf hingewiesen, dass die Sozialverträglichkeit bei er Umsetzung des Stationierungskonzeptes auch im aushalt ihren Niederschlag finden muss. Konversionsrogramme sind von Bund, Ländern und Kommunen u entwickeln, um die Umstrukturierungsprozesse in den ommunen nachhaltig zu gestalten und den Beschäftig en eine Zukunft zu geben. Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Haushalt ist eine eitere Kürzung des Weihnachtsgeldes vorgesehen. Das st aus unserer Sicht nicht akzeptabel. Wir haben dazu im erteidigungsausschuss einen Antrag gestellt. Er hat leier keine Mehrheit gefunden. (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das war auch gut so! – Weiterer Zuruf von der CDU/ CSU: Gott sei Dank!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


ach wie vor werden Soldatinnen und Soldaten aus Ost
nd West unterschiedlich bezahlt. Die Angleichung der
arife wird für 2009 in Aussicht gestellt. Warum erst
009? Wir haben im Verteidigungsausschuss auch den
ntrag gestellt, die Tarife ab 2006 anzugleichen. Die
ngleichung der Tarife der Berufssoldatinnen und -sol-
aten auf Zeit würde 33 Millionen Euro ausmachen, die
ngleichung der Tarife der zivilen Mitarbeiterinnen und
itarbeiter 36 Millionen Euro, also circa die Summe,

ie der Kongoeinsatz kosten wird.






(A) )



(B) )


Katrin Kunert

(Beifall bei der LINKEN – Rainer Arnold [SPD]: Sie wollen mehr ausgeben, aber weniger Geld!)


Auch diesen Antrag haben Sie leider abgelehnt.

An dieser Stelle möchte ich Ihnen eines ganz deutlich
sagen: Wenn Sie die Soldatinnen und Soldaten in Zu-
kunft loben und ihnen Ihren Dank und Ihre Anerkennung
aussprechen, sollten Sie daran denken, dass sich Lob,
Dank und Anerkennung auch im Geldbeutel bemerkbar
machen müssen.


(Beifall bei der LINKEN – Jürgen Koppelin [FDP]: Seien Sie bitte nicht immer so materialistisch! – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Jawohl! So funktioniert Kapitalismus!)


Mit Blick auf die Ausgestaltung des Verteidigungs-
haushaltes sei mir abschließend noch eine Bemerkung
gestattet: Die Haushaltstitel weisen den gewünschten
Weg für die Bundeswehr aus. Herr Minister Jung, lassen
Sie uns doch gemeinsam über die künftigen Aufgaben
der Bundeswehr reden.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Wie bitte? Ich denke, Sie wollen sie abschaffen! Oder jetzt doch nicht mehr?)


Wie man den Zeitungen entnehmen kann, steht es um Ihr
Weißbuch im Moment nicht ganz so rosig.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Es heißt ja auch Weißbuch und nicht Rosabuch! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


– Hören Sie doch bitte bis zum Schluss zu!

Ich hoffe, dass sich die Genossen in der SPD wieder
auf die klassischen Aufgaben der Bundeswehr besinnen.
Die Grundausrichtung auf eine globale Einsatztruppe
mit neuen Angriffswaffen, wie im Haushalt festgeschrie-
ben, und die Ausweitung der Einsätze der Bundeswehr
im Innern lehnen wir weiterhin ab.

Schönen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603911900

Das Wort hat nun der Kollege Winfried Nachtwei für

die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603912000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir stehen kurz vor der Sommerpause. Aber in der Si-
cherheitspolitik wird es garantiert keine Sommerpause
geben, im Gegenteil. Aus diesem Anlass und angesichts
der vor uns liegenden Monate möchte ich etwas zu den
Bundeswehreinsätzen und zum Weißbuch sagen.

Erstens. Was den Kongoeinsatz angeht, sei auf Fol-
gendes hingewiesen: Beim Kongoeinsatz und bei der
Beteiligung Deutschlands an der EU-Truppe kommt es
so sehr auf Glaubwürdigkeit an, wie es bei früheren Ein-
sätzen selten der Fall war. Damit meine ich Glaubwür-
digkeit sowohl im Hinblick auf die eingesetzten Einhei-
ten als auch hinsichtlich der zentralen Botschaften. Hier

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(C (D am es in den letzten Wochen von ziviler Seite aus leider u einem sehr schädlichen Durcheinander. Zweitens. Die Entwicklung in Afghanistan ist – noralerweise bin ich in meinen Bewertungen sehr zurück altend – sehr beunruhigend, nicht nur aufgrund der Zuahme der Kämpfe im Süden und der zunehmenden erfektionierung der Anschläge, sondern auch aus andeen Gründen. Mittlerweile müssen wir einen eklatanten ückschlag bei der Drogenbekämpfung befürchten. Im origen Jahr ging die Anbaufläche um ungefähr ein iertel enorm zurück. Für dieses Jahr weisen die Pronosen einen Anstieg hinsichtlich der Anbaufläche um um Teil mehr als 50 Prozent aus, zum Beispiel in Baakhshan. Was den Drogenanbau betrifft, sind also wieer rapide Steigerungen zu verzeichnen. Woran liegt das? Im letzten Jahr wurden Versprechunen gemacht, dass für die Betroffenen alternative Ererbsmöglichkeiten geschaffen werden. Diese Verspre hungen sind nicht eingehalten worden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


tattdessen findet eine verschärfte und aggressive Ver-
ichtung der Anbaufelder statt. Die Folge ist, dass die
auern ihre Existenz verlieren.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


ie Bauern suchen Schutz. Wer bietet ihnen den? Die
aliban. Im Süden – das ist deutlich festzustellen – ent-
teht das, wovor wir schon vor geraumer Zeit gewarnt
aben: eine Drogenvolksfront. Dadurch wird die Spirale
er Gewalt enorm angetrieben.

Hinzu kommt, dass „Enduring Freedom“-Einsätze
or allem im Süden und Südosten offenkundig viel zu
ft kontraproduktiv wirken. Die Folge ist, dass die inter-
ationale Gemeinschaft und die Zentralregierung immer
ehr die Herzen der Afghanen verlieren. Das ist eine

ehr bedrohliche Entwicklung. Das heißt, es besteht die
efahr, dass die ISAF, die internationale Sicherheitsun-

erstützungstruppe, in der Wahrnehmung von immer
ehr Menschen nicht mehr als Friedensunterstützungs-

ruppe, sondern als Besatzungstruppe wahrgenommen
u werden droht. Eine Besatzungstruppe ist aber keine
tabilisierungstruppe mehr. Das ist eine äußerst gefährli-
he Entwicklung.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Zur Petersbergkonferenz hat doch Fischer eingeladen!)


ie Konsequenz daraus ist, dass es bei dem Afghanistan-
insatz nicht um neue Konzepte gehen muss – Konzepte
ibt es sehr viele –, sondern darum, die Strategie, die am
oden praktiziert wird, in den nächsten Monaten, vor
er Verlängerung der Mandate, zu überprüfen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zum Weißbuch. Seit einigen Wochen ist der Entwurf
es Weißbuchs im Umlauf. Es soll laut Ihren Aussagen,
err Minister, sicherheitspolitisch und strategisch eine






(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei
Standortbestimmung bringen. Dieser Anspruch ist völlig
richtig; doch er wird mangelhaft eingelöst.

Erstes Beispiel: Nach mehr als zehn Jahren deutschen
Krisenengagements bzw. Einsätzen der Bundeswehr ist
es an der Zeit, zu einer systematischen und offenen Aus-
wertung dieses Teils deutscher Außenpolitik zu kom-
men. Das ist dringend erforderlich. Tätigkeitsberichte al-
lein reichen nicht; wir brauchen eine Auswertung.
Hierüber steht im Weißbuch nichts. Dabei wäre das eine
enorme Chance. Es wäre auch zwingend notwendig, um
abschätzen zu können, was Militär, was Bundeswehr an
Außenpolitik leisten kann und was nicht. Das ist das
erste wichtige Versäumnis.

Zweitens. Der Verteidigungsbegriff ist diffus formu-
liert. Aber die Andeutungen gehen in Richtung einer
Ausweitung des Verteidigungsbegriffes, sowohl nach in-
nen – dass eine Terrorattacke dem Verteidigungsfall ver-
gleichbar sei – als auch nach außen, Ressourcenschutz
usw. Dazu müssen wir kurz und knapp feststellen: Das
bringt kein Mehr an Sicherheit, sondern eindeutig mehr
Unsicherheit.

Drittens. Der Anspruch umfassender und Gewalt vor-
beugender Sicherheitspolitik bleibt leider in der Ansage
stecken. Herr Minister, Sie haben selbst darauf hinge-
wiesen, dass die Bundeswehr in den Einsatzgebieten mit
den anderen Kräften vernetzt ist und mit ihnen gut zu-
sammenarbeitet, mit einigen Lücken zwar, aber insge-
samt gut. Doch diese besondere Zusammenarbeit mit
den verschiedenen Kräften schlägt sich nicht im Weiß-
buch nieder.

Hier gibt es also ganz deutlich eine Unausgewogen-
heit der militärischen, polizeilichen und zivilen Krisen-
managementfähigkeiten. Vorprogrammiert ist dabei Fol-
gendes: Immer mehr Bundeswehreinsätze und immer
längere Bundeswehreinsätze mit immer weniger Wir-
kung.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603912100

Herr Kollege, denken Sie an Ihre Redezeit!


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603912200

Ja, ich komme zum Schluss. – Diese Schlüsselfragen

können nicht per Kabinettsbeschluss über ein Weißbuch
sozusagen erlassen werden. Sie brauchen eine breite De-
batte. Ob diese breite Debatte blockiert wird oder ob sie
zustande kommt, dafür tragen Sie, Herr Minister, eine
sehr große Verantwortung. Ich appelliere an Sie – ich
glaube, ich spreche hier, ausgesprochen oder unausge-
sprochen, im Namen aller Kollegen –: Tragen Sie bitte
Ihren Anteil dazu bei, dass wir eine solche Debatte be-
kommen!

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603912300

Das Wort hat nun der Kollege Thomas Kossendey für

die CDU/CSU-Fraktion.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Thomas Kossendey (CDU):
Rede ID: ID1603912400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

iele Zahlen sind heute genannt worden; manches von
em, was im Haushalt verankert werden soll, ist ange-
prochen worden. Dies ist der erste Haushalt der großen
oalition. Deswegen möchte ich einige Aspekte heraus-
reifen, die noch nicht erwähnt worden sind.

Was bleibt? Was wird anders? Was bleibt, ist die
irkliche Enge in diesem Verteidigungshaushalt. Er ist

o knapp auf Kante genäht wie alle in den Jahren zuvor.
ir haben allerdings – das finde ich positiv – eine Per-

pektive der Verlässlichkeit bekommen. Was uns in den
etzten Jahren immer wieder geärgert hat, waren die
nkalkulierbaren Eingriffe in den laufenden Haushalt,


(Johannes Kahrs [SPD]: Na, na! – Gegenruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ganz ohne Quälen geht es nicht!)


ie eine Planungssicherheit gar nicht erst haben aufkom-
en lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Das hatten wir vorher auch schon einmal!)


Es gibt allerdings schon jetzt zwei Punkte, die in die-
em Zusammenhang anzusprechen sind – der Kollege
ohannes Kahrs hat das bereits getan –: Ohne dass wir
as vorher planen konnten, müssen wir aus dem Vertei-
igungshaushalt den Kongoeinsatz und unseren Anteil
n den israelischen U-Booten finanzieren. Beides sind
ichtige Aufgaben, aber nicht jede wichtige Aufgabe,
ie wir in diesem Land zu lösen haben und die außenpo-
itische Akzente hat, muss aus dem Verteidigungshaus-
alt bezahlt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Beifall bei der FDP)


eswegen habe ich eine sehr große Sympathie dafür,
ass wir uns im Parlament, im Verteidigungsausschuss
nd auch im Haushaltsausschuss darüber verständigen,
ie wir diese unwägbaren Eingriffe für die Zukunft aus-

chließen.

Ich will nicht wieder auf den Einzelplan 60 zurück-
ommen, aber ein vergleichbares Verfahren wie dort
rauchen wir dringend, um eine Verlässlichkeit in der
lanung zu erreichen. Hier sollten uns auch Leertitel und
lobale Minderausgaben nicht helfen. Nein, wir brau-
hen eine wirkliche Etatisierung von unvorhergesehenen
usgaben, durch die der Verteidigungshaushalt weitge-
end geschützt wird.

Verlässlichkeit ist das Thema. Ich will dazu noch ei-
en Vorschlag wiederholen, den ich hier vor einigen Jah-
en gemacht habe und der mir politisch immer noch
ichtig erscheint. Wir müssen aus meiner Sicht drei
aushalte zusammen betrachten: den Verteidigungs-
aushalt, den Haushalt für das Auswärtige und den
aushalt für das Bundesministerium für wirtschaftliche






(A) )



(B) )


Thomas Kossendey
Zusammenarbeit und Entwicklung. Alle drei haben näm-
lich eine außergewöhnlich wichtige Ausstrahlung nach
draußen und sind für die Bedeutung und den Stellenwert
unseres Landes in der Völkergemeinschaft wichtig. Ich
denke, deshalb sollten wir versuchen, ein Agreement da-
hin gehend zu schaffen, dass wir diese drei Haushalte
vor die Klammer ziehen, wenn es wieder einmal darum
geht, mit dem Rasenmäher zu kürzen, weil wir den Ruf
unseres Landes nicht aus haushalterischen Gründen un-
nütz aufs Spiel setzen sollten.

Wenn ich von Verlässlichkeit spreche, dann meine ich
den Investivbereich; insbesondere aber meine ich die
Menschen in der Bundeswehr, die eine Verlässlichkeit
der Planung verdient haben. Wir haben bei diesem Haus-
halt zum ersten Mal notieren können, dass der Personal-
anteil auf unter 50 Prozent gefallen ist. Das klingt zu-
nächst sehr gut, aber ist teuer erkauft, nämlich durch den
Verzicht auf Zulagen, Weihnachtsgeld und anderes – und
das in einer Zeit, da wir unsere Soldaten in den nächsten
Wochen in einen sehr schwierigen Auftrag schicken
werden.

Ich bin deswegen dankbar, dass die Frau Kollegin
Merten angesprochen hat, dass wir nach dem Einsatzver-
sorgungsgesetz nun auch eine gesetzliche Grundlage da-
für schaffen wollen, dass Soldaten, die im Einsatz ver-
letzt worden sind, mehr Möglichkeiten haben, hinterher
ihre berufliche Perspektive bei der Bundeswehr zu fin-
den. Was nutzt es dem Zeitsoldaten auf vier Jahren näm-
lich, wenn er im Einsatz auf eine Mine tritt, ein Bein ver-
liert und wir ihm nach vier Jahren sagen: Tschüss, das
war es! – Das kann nicht die Fürsorge unseres Landes
gegenüber denjenigen sein, die für uns und in unserem
Auftrag ihr Leben riskieren. Deswegen ist das, was der
Minister dort vorhat, sehr wichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir müssen uns auch noch mehr als bisher um die
Motivation und die Attraktivität des Dienstes in der
Bundeswehr kümmern. Der Erfolg eines Einsatzes hängt
in einer Zeit, in der ein Einsatz in internationalen Gebie-
ten eigentlich der tägliche reale Dienst ist, nicht nur von
der Zahl der Soldatinnen und Soldaten, sondern auch
von der Motivation der Soldatinnen und Soldaten ab. Es
ist viel wichtiger als vieles andere, was wir in der Bun-
deswehr zu beobachten haben, dass wir diesen Dienst
attraktiv gestalten; denn in absehbarer Zeit wird die
Bundeswehr mit vielen anderen Arbeitgebern um Nach-
wuchs kämpfen müssen. Wenn dann der Dienst nicht at-
traktiv ist und der Verdacht besteht, dass wir unsere Für-
sorgepflicht nicht ernst nehmen, dann wird es schwer
werden, diejenigen zu finden, die wir bei der Bundes-
wehr brauchen.

Ich will hier ein Stichwort ansprechen, das mir sehr
am Herzen liegt. Wir haben fast 7 500 weibliche Solda-
ten. Das SOWI hat untersucht, dass 75 Prozent dieser
Frauen ihren Dienst bei der Bundeswehr mit einem Kin-
derwunsch angetreten haben. Was tun wir eigentlich für
diese Frauen?


(Katrin Kunert [DIE LINKE]: Elterngeld!)



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(C (D Elterngeld ist das eine, danke. Das ist eine sehr wichige Perspektive. – Nehmen Sie aber einmal eine junge oldatin, die Dienstzeiten hat, die eben nicht mit denen m öffentlichen Dienst im Allgemeinen vergleichbar ind. Wenn sie morgens zum Dienst in die Kaserne geht, at noch kein öffentlicher Kindergarten offen, und wenn ie eine Übung oder abends vielleicht verlängerten ienst hat, wird es ganz schwierig. Deswegen sollte sich ie Bundeswehr, so denke ich, in den Kommunen inteniv an den runden Tischen für die Familie beteiligen, dait wir für diese Gruppe von Soldatinnen eine Möglich eit finden, ihrer Betreuungspflicht nachkommen zu önnen. Ich will das dem Minister sehr ans Herz legen, eil ich glaube, dass hier vieles zu tun ist. Lassen Sie mich noch einen zweiten Bereich ansprehen, der gerade in den letzten Wochen in der Öffentichkeit Aufmerksamkeit erregt hat, nämlich die Belasung der Soldaten in internationalen Einsätzen, deren olgen die Psychologen so wunderbar posttraumatisches elastungssyndrom oder posttraumatische Belastungs törung nennen. Ich glaube, wir sind es unseren Soldainnen und Soldaten, aber auch den zivilen Mitarbeiteinnen und Mitarbeitern, die im internationalen Einsatz tehen, schuldig, dass wir uns darum kümmern, dass da, o psychische Probleme entstehen, nachgearbeitet wird. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


as tun wir bereits vereinzelt; es ist auch richtig und gut.
ir sollten das aber viel besser organisieren.

Der heute schon mehrfach erwähnte Staatssekretär
r. Pflüger


(Zuruf von der FDP: Wo ist er eigentlich?)


at im Verteidigungsausschuss dazu einen sehr intensi-
en Bericht vorgelegt, den ich dringend zur Beratung in
iesem Ausschuss empfehle. Ich meine, wir sollten in
nsere Überlegungen auch diejenigen einbeziehen, die
n internationalen Einsätzen entsprechende Störungen
avongetragen haben und zwischenzeitlich aus dem
ienst ausgeschieden sind. Eine so verstandene Fürsor-
epflicht kann möglicherweise in der Einrichtung eines
ehazentrums ihren Ausdruck finden.

Wenn ich von den Menschen bei der Bundeswehr
preche, dann bleiben die Zivilbediensteten sozusagen
twas im Schatten. Die Zahl von 75 000 Zivilbedienste-
en, die wir bis 2010 erreichen wollen, ist aus haushalte-
ischen Gründen festgelegt worden. Ihr lag keine Struk-
ur zugrunde, liebe Frau Kollegin Merten. Ich bin
ankbar, dass Staatssekretär Dr. Wichert diese Struktur
is zum Jahresende schafft. Denn nur mit einer Struktur,
ie bis zum letzten Standort ausgeplant ist, können wir
en Menschen, die versetzt werden müssen, helfen, Al-
ernativen im Bereich der Bundeswehr zu finden. Dann
ört endlich das Elend auf, dass keine Stelle mehr nach-
esetzt wird und die Menschen nur um den Preis von
eitverträgen bei der Bundeswehr beschäftigt werden.
as kann nicht richtig sein.

Deswegen ist meine dringende Bitte, Herr Minister:
orgen Sie dafür, dass der Bericht über die Struktur






(A) )



(B) )


Thomas Kossendey
möglichst schnell erscheint und dass wir zügig umset-
zen, was wir mittlerweile in die Kern- und Nichtkern-
aufgaben der Bundeswehr aufgeteilt haben! Wann be-
kommen wir zum Beispiel eine Übersicht, welche
Liegenschaft aus militärischen Gründen dringend not-
wendig ist und welche vielleicht in die Verwaltung der
BImA abgegeben werden kann? Wir brauchen dabei
Klarheit, um auch für das Personal eine Perspektive zu
schaffen.

Lassen Sie mich noch etwas zum Thema Dussmann
ausführen, das vom Kollegen Koppelin angesprochen
worden ist. Mich ärgert es sehr, dass der Versuch in
München in die Hose gegangen ist, weil Dussmann den
Vertrag gekündigt hat.


(Zuruf von der SPD: Mich auch!)


Es ärgert mich deswegen, weil ich nach wie vor glaube,
dass die Übertragung von Aufgaben, die bislang inner-
halb der Bundeswehr erledigt wurden, an Private eine
Perspektive bieten kann, die sowohl für die Soldaten gut
als auch hinsichtlich des Haushalts richtig sein kann.


(Beifall des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das von uns festgestellte Unvermögen eines Auftrag-
nehmers, den Auftrag zur Zufriedenheit der Soldaten
auszuführen,


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist eine sehr einseitige Darstellung! – Birgit Homburger [FDP]: Vielleicht gab es auch einen Grund dafür!)


darf nicht dazu führen, dass wir das Thema grundsätz-
lich von der Tagesordnung nehmen. Wir müssen sehr ge-
nau prüfen, wo die Gründe für das Versagen lagen. Wir
müssen prüfen, ob sie einseitig bei dem Unternehmer la-
gen oder ob vonseiten der Verwaltung oder des Ministe-
riums Vorgaben gemacht wurden, die nicht umzusetzen
waren.

Ich glaube, wenn wir uns in diesen Tagen über den
Fall aufregen, der 13 Küchen betrifft, dann sollten wir
auch berücksichtigen, dass allein bei den Küchen der
Bundeswehr, die wir noch selber verwalten, ein Investi-
tionsbedarf in Höhe von 300 Millionen Euro besteht, um
sie so weit instand zu setzen, dass ein Veterinär sie bei
einer Inspektion nicht gleich schließt. Das müssen wir
im Haushalt berücksichtigen.

An dem Standort in meinem Wahlkreis Oldenburg
gibt es drei Truppenküchen. Alle drei Küchen sind vom
Veterinär geschlossen worden, weil der bauliche Zustand
es nicht zuließ, Essen zu kochen, das für den menschli-
chen Verzehr bestimmt ist. Die Luftlandebrigade 31
– eine der Brigaden, die wir als erstes in den Einsatz
schicken wollen – wird, weil kein Geld für eine neue
Küche vorhanden ist, in den nächsten fünf Jahren aus ei-
ner containerisierten Küche in Zelten verpflegt werden.
Das ist keine Fürsorge, wie wir sie uns vorstellen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lassen Sie mich noch etwas zum Thema Material
und Investitionen ausführen. Wir haben die Betriebs-

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(C (D osten um 4 Prozent senken können. Das ist gut. Es gibt ns Raum für Investitionen. Wir müssen dringend identiizieren, wo Investitionen notwendig sind. Der strategiche Lufttransport ist einer der wichtigsten Punkte in iesem Zusammenhang. Aber, Herr Minister, nehmen ie bitte Kontakt mit den Damen und Herren von EADS uf! Ich befürchte angesichts der aktuellen Ereignisse, ass unser Flugzeug A400M, das von diesem Unternehen gebaut wird, unter Umständen ins Hintertreffen ge ät. enn die Ingenieurkapazitäten, die EADS braucht, um eim Airbus umzusteuern, werden unter Umständen bei er Produktion des A400M fehlen, was zu einer Zeitverögerung führen könnte. Das sollten wir auf jeden Fall erhindern. Denken Sie im Investivbereich auch an die Materialeraltung! Nach Aussagen des Bundeswehrplans 2007 bis 010 werden ungefähr 1 Milliarde Euro fehlen, die notendig sind, um das vorhandene Material instand zu alten. Diese Unterdeckung müssen wir nicht einfach innehmen; wir müssen vielmehr genau überprüfen, was ir im Bereich der Materialerhaltung selber machen önnen und was von anderen durchgeführt werden muss. ir müssen aber auch kritisch auf den Prüfstand stellen, it welchem Stückzahlgerüst wir unser Material erhal en wollen. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP)


nd schließlich müssen wir darauf achten, dass wir im
ereich der Luftwaffenwerften und des Marinearsenals
igene Kompetenz und Expertise erhalten, damit wir
icht den Preisen, die uns die Wirtschaft diktiert, wahl-
os ausgeliefert sind.

Lassen Sie mich zum Schluss noch auf das Weißbuch
u sprechen kommen. Ich habe selten eine solche Dis-
ussion über ein noch nicht veröffentlichtes Buch und
olche detaillierten Forderungen erlebt, wie es beim
eißbuch der Fall ist. Ich glaube, dieses Weißbuch hat

chon jetzt einen wichtigen Teil seiner Aufgabe erfüllt.
as vom Bundespräsidenten angesprochene wohlwol-

ende Desinteresse, das der Bundeswehr in der Öffent-
ichkeit entgegenschlägt, ist einer engagierten Diskus-
ion gewichen. Was kann einem Weißbuch Besseres
assieren, als dass darüber schon vor seiner Veröffentli-
hung so intensiv diskutiert wird? Das halte ich für
ichtig.

Wir haben in Deutschland drei Sicherheitsbereiche:
ie soziale Sicherheit, die innere Sicherheit und die äu-
ere Sicherheit. Über die soziale Sicherheit diskutieren
ir jeden Tag. Die innere Sicherheit liegt uns deswegen

m Herzen, weil uns die Menschen fragen, was wir ei-
entlich tun. Aber die äußere Sicherheit hat längst nicht
en gleichen Stellenwert. Ich wünsche mir, dass das
eißbuch dafür sorgt, dass die äußere Sicherheit wieder

en Stellenwert in der öffentlichen Diskussion bekommt,
en sie verdient.

Vielen Dank.






(A) )



(B) )


Thomas Kossendey

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Begeisterung bei der FDP!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603912500

Das Wort hat nun für die SPD-Fraktion der Kollege

Andreas Weigel.


(Beifall bei der SPD)



Andreas Weigel (SPD):
Rede ID: ID1603912600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der von mir sehr geschätzte Kollege Alexander Bonde
hat in seiner Rede die Frage gestellt, ob wir für das in-
vestierte Geld das Optimum bekommen. Ich will diese
Frage aufgreifen. Entscheidend ist, wie wir das Opti-
mum definieren. Das ist eine sehr subjektive Bewertung.
Das Optimum kann sein, dass der Einzelplan 14 an drit-
ter Stelle steht, was ja von der PDS kritisiert wird. Das
Optimum kann sein, dass alles drin ist, was wir auf der
großen „Wünsch dir was“-Liste aufgeführt haben. Das
Optimum kann aber auch sein, dass die Einsatzbereit-
schaft und die Sicherheit der Truppe gewährleistet sind.
Ich glaube, dass der heute zur Diskussion stehende
Einzelplan 14 dieses Kriterium auf alle Fälle erfüllt. Ver-
ehrter Herr Kollege Kossendey, wir stehen damit in der
guten Kontinuität der Haushalte in den vergangenen Jah-
ren und sorgen für Verlässlichkeit. Die Einsatzbereit-
schaft und die Sicherheit der Truppe sind gewährleistet.


(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da glaube ich eher Herrn Kossendey!)


Als letzter Redner in dieser Debatte will ich kurz drei
Themen ansprechen, die nicht nur den hier zur Beratung
anstehenden Haushalt betreffen, sondern auch die kom-
menden Haushalte. Das sind die Themen Anpassung der
Bundeswehrverwaltung an die Herausforderungen der
Transformation, die Kooperation der Bundeswehr mit
der Wirtschaft und die Kooperation im Rüstungsbereich
auf europäischer Ebene.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, 17 Prozent
des Verteidigungsetats, ungefähr 4 Milliarden Euro,
nimmt Jahr für Jahr die Finanzierung des Zivilpersonals
der Bundeswehr in Anspruch. Ungefähr 250 000 Solda-
ten – einschließlich der Wehrpflichtigen – stehen annä-
hernd 120 000 Zivilbeschäftigten gegenüber. Wir haben
uns das Ziel gesetzt, bis 2010 die Zahl der Zivilbeschäf-
tigten auf 75 000 zu reduzieren. Aber wir werden dieses
Ziel – ich glaube, das bestreitet niemand ernsthaft –
wohl nicht erreichen. Was bedeutet das und was folgt
daraus?

Wir kommen in der Haushaltsplanung nicht darum
herum, die Betriebskosten zu reduzieren und Zivilperso-
nal sozialverträglich abzubauen. Der jetzige Zustand ist
für das Zivilpersonal in vielerlei Hinsicht unbefriedi-
gend. Jeder weiß, dass es Veränderungen geben wird.
Aber niemand weiß, wie sie sich auswirken werden. Die
Zivilbeschäftigten sorgen sich um ihre Arbeitsplätze und
ihre berufliche Zukunft. Die mittelfristige Entwicklung
ist ungeklärt. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir über das

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(C (D on Ihnen, Herr Minister, vorgelegte Konzept rasch disutieren, damit wir für alle Klarheit über die tatsächliche ntwicklung schaffen. Die Wehrverwaltung ist 16 Jahre ang nicht immer ausreichend an die Realitäten angeasst worden. Dabei brauchen wir eine Wehrverwaltung, ie in die Transformation der Streitkräfte unmittelbar ingebettet ist. Wir haben das Problem in den letzten ahren unter Minister Struck sehr intensiv angepackt. iesen Weg müssen wir weitergehen. Ähnliche Fragen stellen sich bei der Kooperation er Bundeswehr mit der Wirtschaft, dem zweiten Beeich, den ich hier kurz ansprechen möchte. Maßgeblich ür unsere Bemühungen muss die Konzentration der undeswehr auf die Kernfähigkeiten und Kernaufgaben ein. Wir haben hierbei bemerkenswerte Fortschritte ereicht. Das Potenzial ist allerdings noch nicht ganz auseschöpft. Die Partnerschaft mit der Wirtschaft, sei es in Form on Betreibermodellen oder Kooperationsmodellen im ngeren Sinne, ist ein zentraler Bestandteil der Transforation. Dass es auf der militärischen Seite erhebliche kepsis gegenüber PPP-Vorhaben gibt, ist kein Geheimis. Die Sorge, die mit dieser kritischen Haltung verbunen ist, nämlich dass die Leistungen nicht in der richtien Qualität und Menge erbracht werden, darf nicht infach ignoriert werden. Die Vertragskündigung durch ie Firma Dussmann, die wir derzeit diskutieren, ist ein hema, das wir wirklich sehr sorgfältig und ausführlich m Verteidigungsausschuss beraten müssen. Wir müssen ufpassen, dass wir dabei nicht das Kind mit dem Bade usschütten. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


rivatisierungsprojekte sind wichtig. Wir alle gemein-
am müssen sicherlich aus dem, was wir derzeit erleben,
ernen und unsere Lehren für weitere Projekte ziehen.

Wir müssen darüber hinaus überlegen, ob wir im Be-
eich der Kameralistik und des Rechnungswesens zu
eränderungen kommen. Sparen muss sich lohnen.
ienstbereichs- und dienststellenbezogene Globalhaus-
alte müssen Standard werden. Flexible Budgetierung in
er Verantwortung und Zuständigkeit des jeweiligen mi-
itärischen und zivilen Leiters sollte in Zukunft die Norm
erden. Sie sollte für alle Anreize bieten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Schließlich werden wir im Bereich der Streitkräfte
eue Wege gehen müssen. Die Festlegung auf Kernfä-
igkeiten und die Bereitschaft zur Integration auf euro-
äischer Ebene sind hier wichtige Stichworte. Das
uss wesentlich stärker als bislang seinen Niederschlag

uch im Haushalt finden. Die Bundeswehr ist als Bünd-
isarmee konzipiert und die europäischen Streitkräfte
achsen zusammen. Deshalb ist es geboten, über neue
ormen einer verstärkten gemeinsamen europäischen
inanzierung nachzudenken. Dies könnte mit dem Aus-
au der Europäischen Verteidigungsagentur zu einem
esentlichen Instrument bei der Vernetzung europäi-

cher Streitkräfte gekoppelt werden.






(A) )



(B) )


Andreas Weigel
Die Bundesregierung geht hier mit gutem Beispiel
voran. Ich glaube, dass wir in Europa auf einem guten
Weg sind. Wir sollten das im nächsten Haushalt, den wir
sehr bald diskutieren werden, berücksichtigen.

Ich glaube, dass der vorliegende Haushalt es wert ist,
mit Zustimmung bedacht zu werden.

Ich danke.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603912700

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Einzel-
plan 14 – Bundesministerium der Verteidigung – in der
Ausschussfassung. Wer stimmt dafür? – Wer ist dage-
gen? – Enthaltungen? – Dann ist der Einzelplan 14 mit
den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stim-
men der Fraktionen von FDP, Bündnis 90/Die Grünen
und Die Linke angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.9 auf:

Einzelplan 23

Bundesministerium für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung

– Drucksachen 16/1319, 16/1324 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Alexander Bonde
Jochen Borchert
Iris Hoffmann (Wismar)

Jürgen Koppelin
Michael Leutert

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre dazu
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Bevor ich das Wort dem
Kollegen Hellmut Königshaus für die FDP-Fraktion
gebe, bitte ich darum, dass die Gespräche nicht hier im
Plenum, sondern vor dem Saal geführt werden, damit
wir dem Redner aufmerksam zuhören können. – Herr
Kollege Königshaus.


Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1603912800

Ich bedanke mich sehr herzlich, Frau Präsidentin! –

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Ministerin, ich
könnte es mir leicht machen und meine Rede zur ersten
Lesung des Einzelplans hier noch einmal wiederholen;
denn am Sachverhalt hat sich leider nichts geändert.
Wenn wir deshalb nachher – was Sie wahrscheinlich
nicht sehr überraschen wird – Ihren Haushalt ablehnen
werden, können Sie die Gründe dort nachlesen.

Ich will mich auf zwei Kernpunkte konzentrieren, die
mir besonders dringlich erscheinen. Mein Kollege
Dr. Addicks wird nachher noch einiges ergänzen.

Erstens zur politischen Konzeption. Frau Ministerin,
wann erhalten wir von Ihnen ein klares und nachvoll-
ziehbares Konzept, in welchem Verhältnis die verschie-
denen Felder unserer Entwicklungszusammenarbeit – bi-

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(C (D ateral, europäisch, multilateral – zueinander stehen? ie sollen wir heute, frage ich Sie, liebe Kolleginnen nd Kollegen, verantwortlich über einen Haushalt befinen, aus dem ein großer Teil der Mittel in ein diffuses mfeld abfließen soll, bei dem wir kaum Möglichkeiten er Einflussnahme oder der Kontrolle haben? Und wann – das wäre eine weitere Frage an Sie, Frau inisterin – werden wir, das Parlament, in die Erörte ung über die zukünftige Struktur der Durchführungsoranisationen eingebunden? ch hoffe, es ist kein schlechtes Omen, dass das von Ihem Haus in Auftrag gegebene Gutachten hierzu justaent kurz vor Beginn der parlamentarischen Sommer ause vorgelegt werden soll. Ich will nicht hoffen, dass ir dann nach der Sommerpause vor vollendete Tatsa hen gestellt werden. Das wäre sehr ärgerlich. Sie alle issen: Organisation und Struktur sind gelebte Politik; as brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Sie können auch en Kollegen Struck fragen; der spricht immer davon. Noch dringlicher allerdings erwarten wir – zweitens – on Ihnen, Frau Staatssekretärin, und im Übrigen auch om Bundesfinanzminister eine Stellungsnahme zum uropäischen Entwicklungsfonds. Ich habe das in einem Beitrag zur ersten Lesung schon einmal gesagt. ass und warum wir Liberale dem Fonds kritisch gegenberstehen, können Sie dort nachlesen. Wir zahlen in die achsorge kolonialer Sünden unserer Partner, teilweise ogar in die Infrastruktur der Überseegebiete von EUitgliedstaaten. Das ist doch sehr erstaunlich; ich laube, kaum einer weiß das. Das sollten wir bei anderer elegenheit noch einmal erörtern, übrigens auch, warum ir dort mit 23,36 Prozent am meisten einzahlen. Gelärt werden muss ebenso, warum wir es immer noch innehmen sollen, dass es hierfür keinerlei parlamentariche Kontrolle gibt. Ich erwarte von Ihnen aber vor allem eine Stellungahme zu den dort angehäuften Haushaltsrisiken. Ich atte Sie danach in der ersten Lesung gefragt, habe aber is heute noch keine Antwort erhalten. Es geht dabei um amhafte Beträge, die der EEF in der Vergangenheit icht abgerufen hat. Diese summieren sich mittlerweile, enn wir richtig gerechnet haben, auf insgesamt ,9 Milliarden Euro; der deutsche Anteil beläuft sich auf und 2,4 Milliarden Euro. Sie haben diese nicht abgeflossenen Mittel großzügig n die bilaterale finanzielle Zusammenarbeit umgeleitet, lso ausgegeben. Nun hat es aber in den vergangenen ahren erstmals Nachforderungen bezüglich der damals ufgelaufenen Rückstände gegeben, im vergangenen aushaltsjahr beispielsweise in Höhe von 97 Millionen uro. Darunter ist Ihr Haushalt fast zusammengebrohen. Welche Konsequenzen hat die Koalition daraus gezoen? Haben Sie mit dem EEF, mit der Kommission geprochen? Und wie soll es denn nun weitergehen? Was, enn die Kommission die in den vergangenen Jahren Hellmut Königshaus aufgelaufenen Mittel vollständig nachfordert? Können Sie das ausschließen? Wenn ja, haben Sie das schriftlich? Was also, Frau Staatssekretärin, ist mit dem verbleibenden Risiko von 2,4 Milliarden Euro? Das sind ja keine Peanuts. Das wären acht weitere Monate Elterngeld oder 500 Kilometer neue Autobahnen. Sie könnten auf die Erhöhung der Versicherungsteuer verzichten oder drei Jahre lang kostenlos Kitas anbieten. Ich will diese Anliegen nicht gegeneinander ausspielen, meine Damen und Herren. Aber ich bin schon verwundert über die Leichtigkeit, mit der hier über solche Risiken gesprochen oder, genauer gesagt, nicht gesprochen wird. Deshalb erwarten wir hier von Ihnen eine Antwort. Solange wir über solche Unsicherheiten reden müssen, solange diese nicht einfach aufgeklärt werden können, ist die Haushaltsplanung nicht seriös. So lange können wir Ihrem Haushalt nicht zustimmen. Danke schön. (Beifall bei der FDP – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das sind Stammtischparolen!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603912900

Das Wort hat nun für die SPD-Fraktion die Kollegin

Iris Hoffmann.


Iris Hoffmann (SPD):
Rede ID: ID1603913000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Sehr verehrte Damen und Herren! Fast das ge-
samte öffentliche Leben steht im Moment im Zeichen
der Fußballweltmeisterschaft. Viele der Länder, deren
Nationalteams zurzeit bei uns zu Gast sind, sind unsere
Partner im Bereich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit
und Entwicklung. Ich denke beispielsweise an Ghana,
die Elfenbeinküste, an Ecuador oder Paraguay, aber auch
an Serbien-Montenegro oder die Ukraine.

Diese Länder bauen nicht nur während der Fußball-
weltmeisterschaft auf unsere Zusammenarbeit und Un-
terstützung. Deshalb freut es mich, dass die wirtschaftli-
che Zusammenarbeit und die Entwicklungspolitik einen
bedeutenden Stellenwert in der Arbeit der Bundesregie-
rung einnehmen. Das wird auch in der Mittelausstattung
des Einzelplans 23 sehr deutlich.

Ich möchte Sie nicht mit zu vielen Zahlen nötigen.
Aber in einer Haushaltsdebatte kommt man natürlich
nicht umhin, die wichtigsten Eckpunkte und Entwick-
lungslinien des Etatentwurfs zu skizzieren. Der Haus-
haltsansatz des Bundesministeriums sieht Gesamtausga-
ben von rund 4 Milliarden Euro vor. Lässt man die
Dezentralisierung der Versorgungsausgaben, also die
Pensionen, einmal außen vor, beträgt die Steigerung im
Vergleich zu 2005 circa 300 Millionen Euro.

Ich finde aber, noch bedeutender als der nominale
Aufwuchs ist die Tatsache, dass der Einzelplan 23 damit
prozentual wesentlich deutlicher wächst als der Gesamt-
haushalt. Auch der Anteil der Mittel für die Entwick-
lungszusammenarbeit am Bundeshaushalt und an den

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(C (D esamtinvestitionen des Bundes kann in diesem Jahr sinifikant gesteigert werden. Von dieser Erhöhung profitiert natürlich insbesondere er Europäische Entwicklungsfonds. Sein Baransatz teigt um 126 Millionen Euro. Hier gerieten im Übrigen ie verspäteten Haushaltsberatungen zu einem Vorteil: er Titel musste nicht wie in den Vorjahren geschätzt erden, sondern konnte anhand der konkreten Be chlüsse der EU-Kommission vom Dezember 2005 vernschlagt werden. Dadurch wird in diesem Bereich öchstwahrscheinlich kein abrufbedingter Mehrbedarf nfallen. Das ist insbesondere für die Kreditanstalt für iederaufbau ein Vorteil, da die Mehrbedarfe im Rahen des Europäischen Entwicklungsfonds im vergange en Jahr aus Mitteln der bilateralen finanziellen Zusamenarbeit gedeckt werden mussten. Die anderen Ansätze im Rahmen der multilateralen ntwicklungszusammenarbeit, wie der für die Vereinten ationen, der für die Weltbank, aber auch der für die Reionalbanken, steigen maßvoll um circa 34 Millionen uro. Der zweite Haushaltstitel, der maßgeblich von der ittelerhöhung profitiert, ist die Wiederaufbauhilfe für ie vom Seebeben bzw. vom Tsunami im Indischen zean betroffenen Regionen. In diesem Verstärkungsti el sind 150 Millionen Euro veranschlagt worden, von enen das Ministerium 108 Millionen Euro direkt beirtschaftet. Der Rest verteilt sich auf verschiedene anere Ressorts. Die Tsunamimittel fließen überwiegend in orhaben der bilateralen staatlichen und nicht staatlihen Entwicklungszusammenarbeit, die ansonsten in twa auf dem Niveau des Vorjahres fortgeführt wird. Bei den beiden großen staatlichen Durchführungsoranisationen KfW und GTZ wurden die Verpflichtungsrmächtigungen gekürzt, um die vorhandenen Barmittelücken abzubauen und künftigen Barmittelproblemen orzubeugen. Allerdings sind im Gegenzug beim Tsunaititel neue Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von 25 Millionen Euro ausgebracht worden. Meine Damen und Herren, insgesamt sind in diesem aushalt für die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit m weiteren Sinne Barmittel in Höhe von rund 2,5 Miliarden Euro vorgesehen, während für die multilaterale ntwicklungszusammenarbeit gut 1,5 Milliarden Euro eranschlagt wurden. Prozentual ist bei der multilateraen Entwicklungszusammenarbeit im Vergleich zu 2005 ie Steigerung in etwa doppelt so hoch wie bei der bilaeralen. Diese Zahlen veranschaulichen natürlich die Dyamik, die sich in den letzten Jahren zugunsten der mulilateralen Entwicklungszusammenarbeit entwickelt hat. hne sie hierbei abwerten zu wollen, sind wir uns in den oalitionsfraktionen sehr wohl darin einig, dass diese ynamik sich nicht weiter zuungunsten der bilateralen usammenarbeit entwickeln darf. In diesem Zusammenhang möchte ich an den besteenden Beschluss des Haushaltsausschusses erinnern ich glaube, er stammt aus dem Jahre 1994 –, nach dem ie Mittel des Einzelplans 23 im Verhältnis zwei Drittel u einem Drittel zwischen der bilateralen und der multi Iris Hoffmann lateralen Entwicklungszusammenarbeit aufgeteilt werden. Wir sollten in der Tat gemeinsam versuchen, in den kommenden Haushaltsjahren zu dieser Aufteilung zurückzukehren. Um ein politisches Zeichen zu setzen, haben die Haushälter der großen Koalition im Rahmen der diesjährigen Etatberatungen einige Umschichtungen vor allen Dingen zugunsten der zivilgesellschaftlichen bilateralen Zusammenarbeit vorgenommen. Die Gegenfinanzierung wird hier vom Europäischen Entwicklungsfonds erbracht. Es ist wichtig, zu erwähnen, dass der Mittelansatz für den reinen Verwaltungsbereich im Einzelplan 23 gegenüber dem Vorjahr um 8 Millionen Euro zurückgeht. Das ist viel Geld für ein vergleichsweise kleines Ministerium. Das Haus erbringt also weiterhin seinen Beitrag zur Konsolidierung. Allerdings kann man die kritische Frage stellen, inwieweit dies angesichts eines, wie wir alle hoffen, insgesamt weiterhin steigenden Etats und eines entsprechend erhöhten Arbeits-, Koordinierungsund Kontrollaufwandes in den kommenden Jahren sinnvoll ist. Einige Worte zu den Kürzungen bei den Verpflichtungsermächtigungen. Mir ist bewusst, dass wir – ich habe das bereits erwähnt – vor allen Dingen bei der technischen Zusammenarbeit eine Barmittellücke aufgebaut haben, weil in früheren Haushalten mehr für Verpflichtungsermächtigungen veranschlagt wurde, als schlussendlich durch Barmittel abgedeckt werden konnte. Auch mir ist klar, dass diese Lücke geschlossen werden muss. Mir ist es wichtig, die politische Intention aufzuzeigen, die hinter den damaligen Erhöhungen der Verpflichtungsermächtigungen stand: Die erhöhten Verpflichtungsermächtigungen sollten mittelfristig mit ebenfalls höheren Barmitteln unterfüttert werden. Das ist nicht geschehen. Nun haben wir die Barmittellücke und die Verpflichtungsermächtigungen werden gekürzt. In der momentanen Situation mag das haushalterisch völlig richtig und sinnvoll sein. (Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht zukunftsorientiert!)





(A) )


(B) )


Nach meiner Meinung ist aber eine Reduzierung der
Verpflichtungsermächtigungen bei der bilateralen Zu-
sammenarbeit das falsche politische Signal. Theoretisch
hätte man die Höhe der Barmittellücke und die der Ver-
pflichtungsermächtigungen dadurch in Einklang bringen
können, dass man die Barmittel stärker erhöht, anstatt
die Verpflichtungsermächtigungen selbst zu reduzieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ich weiß, dass dies angesichts der Gesamthaushalts-
lage schwer zu realisieren und damit illusorisch ist.


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach!)


Wenn die Bundesregierung ihre internationalen Ver-
pflichtungen ernst nimmt – davon bin ich überzeugt –
und die ODA-Zusage erfüllen möchte, muss dies neben

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(C (D nderem durch eine deutliche und nachhaltige Stärkung es Einzelplans 23 ermöglicht werden. Damit man mich icht falsch versteht: Ich bewerte den vorliegenden aushalt insgesamt sehr positiv und denke, dass er ein roßer Schritt in die richtige Richtung ist; es werden ber noch viele weitere Schritte folgen müssen. (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es müssen größere Schritte werden!)


In 2005 hat die Bundesrepublik nach den vorläufigen
ahlen ihre ODA-Zusage sogar übererfüllt. Auch in die-
em Jahr werden wir das Ziel mit allergrößter Wahr-
cheinlichkeit erreichen. Es ist kein Geheimnis, dass uns
ies nicht zuletzt aufgrund eines Schuldenerlasses gelun-
en ist bzw. gelingt. Das ist legitim; man muss sich dafür
icht schämen.


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber nicht der richtige Weg!)


ieses Instrument, ODA zu generieren, wird jedoch in
ukünftigen Jahren nur noch eingeschränkt zur Verfü-
ung stehen.

Bis 2010 fehlen nach heutigem Stand etwa 7 Milliar-
en Euro, um das zugesagte ODA-Zwischenziel von
,51 Prozent des Bruttonationaleinkommens zu errei-
hen. Was ich mir persönlich in diesem Zusammenhang
ünsche, ist ein abgestimmtes und in sich tragfähiges
esamtkonzept der Bundesregierung im Hinblick auf
ie Frage, in welchen Schritten und mit welchen Mitteln
ie ODA-Zusage bis zum Jahr 2015 erfüllt werden soll.

Ich denke, der Haushalt 2006 des Bundesministeri-
ms für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick-
ung lässt sich mit einem Fußballvergleich auf den Punkt
ringen: Die Vorrunde ist erfolgreich überstanden, aber
is zum Titel ist es noch ein weiter Weg. Doch wenn wir
lle in der Entwicklungszusammenarbeit als Team agie-
en, können wir hierbei einen großen Schritt vorankom-
en.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603913100

Das Wort hat nun die Kollegin Heike Hänsel für die

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603913200

Danke, Frau Präsidentin. – Liebe Kolleginnen und

ollegen! Gestern, am 20. Juni, war der Tag des Flücht-
ings. Frau Wieczorek-Zeul hat eine Presseerklärung
azu herausgegeben. Sie hat darin vor allem auf die Si-
uation der Flüchtlinge in Darfur hingewiesen. Das halte
ch für sehr wichtig; denn die Situation ist für sehr viele

enschen katastrophal. Mia Farrow war gestern eben-
alls anwesend und hat darüber sehr eindrücklich berich-
et. Ich begrüße diese Initiative.

Allerdings vermisse ich, dass Sie am Tag des Flücht-
ings kein Wort zu den Flüchtlingen gesagt haben, die
ag für Tag an den Außengrenzen der Europäischen






(A) )



(B) )


Heike Hänsel
Union ankommen, und dass Sie sich nicht dazu geäußert
haben, wie wir mit diesen Flüchtlingen umgehen. Wie
reagiert die EU auf diese Flüchtlinge? Wir schicken jetzt
sogar mobile Eingreiftruppen auf die Kanarischen In-
seln. Man muss sich das einmal vorstellen: Wo Touristen
ihren Urlaub verbringen, werden Flüchtlinge mit Schif-
fen abgefangen, um sie dann in ihr Heimatland zurück-
zubringen.

Es gab vor kurzem einen sehr guten und eindrückli-
chen Bericht in der „tageszeitung“ über die Situation von
Kleinfischern im Senegal, deren Existenzgrundlage zu-
nehmend bedroht ist. Sie haben keine Einnahmequellen
mehr, weil große EU-Fischereiflotten für eine enorme
Überfischung im Hoheitsgebiet dieses Landes sorgen
und schwimmende Fischfabriken in dieser Region Tag
für Tag Fisch verarbeiten.

Was unternehmen diese Fischer nun? Sie vermieten
ihre Boote, mit denen sie früher Fisch gefangen haben,
an Flüchtlinge für die Überfahrt Richtung Europa. Damit
kommen Menschen an unseren Außengrenzen an. Was
ist unsere Antwort darauf? Zunehmend haben wir darauf
eine militärische Antwort parat. Da stellt sich die Frage,
warum wir Entwicklungspolitikerinnen und Entwick-
lungspolitiker keine andere Antwort haben und warum
wir vor allem keine grundsätzlichen Debatten führen.


(Beifall bei der LINKEN)


Es stellt sich außerdem die Frage nach den Strukturen
unserer Wirtschaftsordnung. Wir haben auch heute ge-
hört, dass wir sie im Zuge der EU-Verfassung weiterent-
wickeln wollen. Das neoliberale Modell soll ausgebaut
werden, obwohl es sehr viele Probleme verursacht, für
die wir keine Lösungen haben. Trotzdem entwickeln wir
diese Politik konsequent weiter.

Wir müssen uns weiterhin die Frage stellen: Kann mit
der jetzigen Weltwirtschaftsordnung das durch die Ver-
einten Nationen verbriefte Recht der Menschen auf Ent-
wicklung gewährleistet werden? Die Antwort lautet ganz
klar Nein. Deshalb müssen wir grundsätzliche Alterna-
tiven dazu entwickeln.


(Beifall bei der LINKEN)


Bei dieser und bei der letzten Debatte ist mir aufgefal-
len, dass wir die Millenniumsziele, die wir verabschie-
det haben, überhaupt nicht thematisieren. Den ganzen
Tag über gab es kein Wort dazu, wie die Armutsbekämp-
fung angegangen werden soll. Was sind unsere Antwor-
ten und wo setzen wir der Armut etwas entgegen?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir diskutieren doch gerade darüber!)


– Sie können gerne eine Zwischenfrage stellen. Aber
halten Sie sich ansonsten bitte zurück!


(Beifall des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE] – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben jetzt vielen aus dem Herzen gesprochen! – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das stimmt!)


– Ja, genau.

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(C (D Die Antwort ist der freie Markt, mit dem anscheinend lle Probleme gelöst werden können. Aber er verursacht mmer mehr Probleme, und das längst nicht mehr nur in en armen Ländern des Südens, sondern mittlerweile uch in unserer Region. Daher wollen wir an Alternaiven anknüpfen, die es in vielen anderen Ländern gibt. azu werde ich gleich noch etwas sagen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die zunehmende eltweite Militarisierung. Die Entwicklungspolitik uss sich die Frage stellen, ob sie sich dafür instrumen alisieren lässt. Ganz aktuell stellt sich die Frage nach er zivil-militärischen Zusammenarbeit. Trotz der Verchärfung der Situation in Afghanistan gibt es weiterhin ine sehr enge Verknüpfung zwischen zivilen und militäischen Aufgaben. Ich sehe darin eine sehr große Geährdung der dort arbeitenden Menschen und außerdem esteht die Gefahr, dass die Interessen der Entwickungspolitik instrumentalisiert werden. Dem müssen wir ine ganz klare Absage erteilen. Wir müssen uns auch mit dem dahinterstehenden Siherheitsbegriff auseinander setzen. Auch das wurde eute mehrmals erwähnt. Wir müssen den Sicherheitsberiff erweitern, ohne militärische Aspekte einzubringen. s wird nämlich weltweit keine militärische Sicherheit eben, wenn es keine Weiterentwicklung der sozialen Siherheit gibt. In diese Sicherheit müssen wir viel mehr nvestieren. Aber wenn wir uns den Haushalt anschauen, ann können wir erkennen, dass er das überhaupt nicht ergibt. Ein aktuelles Beispiel ist der Kongo. Wir schicken 500 Soldaten in den Kongo. Wir entsenden aber nur 00 zivile Wahlbeobachterinnen und Wahlbeobachter orthin. Das ist eine völlige Verkehrung der Aufgabe, ie wir dort haben. So wird eine völlig falsche Gewichung vorgenommen. Da ich nicht sehe, dass von der auswärtigen Politik ntworten in diesem Bereich gegeben werden, ist es die ufgabe von Entwicklungspolitikerinnen und Entwick ungspolitikern, sich für den Aufbau neuer Instrumente er zivilen Konfliktlösung einzusetzen, sowohl auf inernationaler Ebene, also auf UNO-Ebene, als auch naionaler Ebene. Wir selbst haben uns für die Erhöhung er Mittel für den zivilen Friedensdienst eingesetzt. Eine eutliche Aufstockung wäre angebracht; diese hat es leier nicht gegeben. Es konnte gerade der Status quo beiehalten werden. Gleichwohl wäre es von entscheidener Bedeutung, viel mehr in diesen Bereich zu nvestieren, weil so ganz andere Möglichkeiten für Konliktlösungen entwickelt werden könnten. Zum Haushalt möchte ich noch ganz kurz Folgendes agen: (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist ja auch eine Haushaltsdebatte!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Erster Punkt. Es ärgert mich schon, dass bei der
DA-Quote Entschuldungsmaßnahmen und die






(A) )



(B) )


Heike Hänsel
Tsunamihilfe angerechnet wurden. Das halte ich nicht
für seriös.


(Jochen Borchert [CDU/CSU]: Was?)


Es handelt sich um Extraposten, die nicht dafür benutzt
werden dürften, die ODA-Quote zu erhöhen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aber selbstverständlich!)


Statt sie durch einmalige Zahlungen zu erhöhen, müss-
ten vielmehr feste Ausgabeposten im Haushalt einge-
plant werden. In dieser Frage gibt es auch überhaupt
kein Gegenargument; das räumt selbst die Ministerin
ein.

Zweiter Punkt ist, dass keine neuen Finanzierungsme-
chanismen wie zum Beispiel die Flugticketabgabe, de-
ren Einführung auch wir unterstützen, vorgesehen wer-
den. Frau Ministerin, wenn Sie sich dafür einsetzen,
sichere ich Ihnen unsere Unterstützung zu. Ich finde, die
Flugticketabgabe ist längst überfällig.

Ein aus unserer Sicht interessanter Punkt ist es, dass
es in Ländern auf anderen Kontinenten Alternativen
gibt. Ich denke da zum Beispiel an Lateinamerika. Es
gab den EU-Lateinamerika-Gipfel. Dort haben wir uns
dafür engagiert, dass kein Freihandelsabkommen zu-
stande kommt. Wir glauben nämlich, dass es in Latein-
amerika nun vermehrt zu selbstbestimmter Entwicklung
kommt. Wir halten zum Beispiel die Verstaatlichung der
Erdgas- und Erdölreserven in Bolivien für einen der bes-
ten Beiträge zur Entwicklungspolitik der letzten Jahre.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben ja keine Ahnung!)


– Es gibt dort weitere neue Ansätze, von denen Sie keine
Ahnung haben. Sie beziehen mittlerweile völlig altba-
ckene Positionen, weil Sie in keiner Weise für eine
selbstbestimmte Entwicklung eintreten.


(Beifall bei der LINKEN – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Was reden Sie denn?)


Sie sitzen hier im Parlament, machen schlaue Sprüche,
aber sind nicht bereit, in Gesellschaften zu investieren,
um neue Prozesse anzustoßen.


(Gabriele Groneberg [SPD]: Das stimmt doch überhaupt nicht!)


Beispielsweise über regionale Integration wird anderswo
versucht, neue Antworten zu geben.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das haben wir letzte Woche in Darfur gesehen!)


– Das ist eine andere Frage. – Was Sie machen, ist im
Grunde genommen überholt. Sie kommen mit alten Ant-
worten, obwohl es neue Ansätze gibt. An diese wollen
wir anknüpfen. Wir werden die Menschen in Lateiname-
rika unterstützen und sehen uns als Teil einer Bewegung,
die für die Umsetzung solcher Ansätze in Europa eintritt.

Herzlichen Dank.

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(C (D Das Wort hat nun der Kollege Jochen Borchert für die DU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der LINKEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603913300


Jochen Borchert (CDU):
Rede ID: ID1603913400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

er Bundeshaushalt 2006 steht im Zeichen der Konsoli-
ierung einerseits und notwendiger Reformen anderer-
eits. Das Ziel ist klar: Wir müssen und wir wollen die

aastrichtkriterien und gleichzeitig die Vorschriften des
rt. 115 des Grundgesetzes einhalten.


(Zuruf der Abg. Ute Koczy [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Sie müssen etwas lauter zwischenrufen; ich habe Sie
icht verstanden. – Dabei steht der Einzelplan 23 als in-
estiver Einzelplan in einer besonderen Verantwortung;
enn neben der Konsolidierung des Bundeshaushaltes
aben wir uns im Koalitionsvertrag auch auf eine Erhö-
ung der ODA-Quote verständigt. Das bedeutet, dass im
ahr 2010 0,51 Prozent unseres Bruttonationaleinkom-
ens für Entwicklungsaufgaben aufgewendet werden

ollen. Meine Damen und Herren, das ist unser Anteil an
er Armutsbekämpfung, das ist unser Anteil zum sozia-
en Frieden und das ist unsere internationale Zusage.

Es galt für die Bundesregierung, schon in diesem
aushalt Zeichen zu setzen. Dies ist, wie ich denke, ein-
rucksvoll gelungen. Für das Bundesministerium für
irtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bringt
ies eine Erhöhung des Etats um 320 Millionen Euro mit
ich. Das entspricht einer Erhöhung von fast 8,2 Prozent
m Vergleich zum Vorjahresetat. Damit werden die Bun-
esregierung und die Koalitionsfraktionen, wie ich
enke, ihrer Verpflichtung aus der ODA-Zusage gerecht.
as stärkt auch das Ministerium bei der Bewältigung der
achsenden Aufgaben. Wir setzen diese Erhöhung – da-
it halten wir unsere Zusage ein – in einem Haushalt

urch, in dem zugleich intensiv gespart wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ie nächsten Ziele lauten: eine ODA-Quote von
,51 Prozent im Jahr 2010 und 0,7 Prozent im Jahr 2015.

Bevor ich einen Ausblick gebe, wie wir dieses Ziel
emeinsam erreichen wollen, lassen Sie mich noch ei-
ige Worte zu den Haushaltsberatungen dieses Jahres sa-
en. Nach der parlamentarischen Beratung hat der
inzelplan 23 knapp 320 Millionen Euro mehr in diesem
aushaltsjahr. Diesen Aufwuchs benötigen wir auf der

inen Seite für unsere Verpflichtungen im Europäischen
ntwicklungsfonds und auf der anderen Seite, um unsere
usagen für die vom Tsunami betroffenen Regionen er-

üllen zu können und diese Regionen nachhaltig zu un-
erstützen.

Herr Kollege Königshaus, wir haben den Anforderun-
en aus dem EEF natürlich mit Erhöhungen Rechnung






(A) )



(B) )


Jochen Borchert
getragen. Wir haben aber auch – mit Zustimmung der
FDP – im Haushaltsauschuss beschlossen, dass dem
Haushaltsausschuss in Zukunft vor internationalen Zusa-
gen frühzeitig – ehe die Bundesregierung Verpflichtun-
gen eingeht – entsprechende Informationen vorgelegt
werden, damit wir die Auswirkungen auf kommende
Haushalte genau überprüfen können. Das heißt, wir le-
gen Wert darauf, dass hier in Zukunft keine Risiken auf-
wachsen. Ich denke, wir werden in den nächsten Jahren
mit den Verpflichtungen im EEF den Zusagen gerecht
und werden das auch umsetzen können.

Mit den 150 Millionen Euro für die vom Tsunami be-
troffenen Regionen unterstützen wir vor allen Dingen
bilaterale Partner in der deutschen Entwicklungszusam-
menarbeit. Sie können ihr Engagement vor Ort nachhal-
tig fortführen. Die Stärkung unserer deutschen Partner in
der Entwicklungszusammenarbeit ist uns ein besonderes
Anliegen. Daher war in den Haushaltsberatungen die
Umschichtung zugunsten bilateraler Entwicklungszu-
sammenarbeit, soweit dies in diesem Etat möglich war,
für uns wichtig. Wir konnten dies auch mit großer Mehr-
heit im Haushaltsausschuss beschließen.

Vor allem die politischen Stiftungen und die Kirchen
profitieren von dieser Umschichtung. So kann auch dem
Koalitionsvertrag Rechnung getragen werden, der den
Stiftungen, aber auch den Kirchen eine besondere Rolle
bei der Entwicklungszusammenarbeit zuweist.

Dies gilt auch für die internationale Agrarfor-
schung. Gerade unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ist
es wichtig, unseren Partnerländern das erforderliche
Wissen zur Verfügung zu stellen, damit sie selbstständig
Ernährungssicherung durchsetzen und selbstständig Ar-
mutsbekämpfung betreiben können. Ich sehe in der Un-
terstützung der internationalen Agrarforschung nicht nur
einen wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung des Hun-
gers und dadurch zur Armuts- und Krankheitsbekämp-
fung, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zum
Schutz der natürlichen Ressourcen. Ich denke, dies gilt
für alle Bereiche der Land-, Forst- und Fischereiwirt-
schaft. Diese Bereiche wollen wir auch in Zukunft inten-
siv unterstützen.

Meine Damen und Herren, in den letzten Wochen ist
viel darüber diskutiert worden, dass deutliche Zeichen
gesetzt werden müssen. Die Bundesregierung und die
Koalition haben das Ziel der Erhöhung der ODA-Quote
auf 0,51 Prozent bis 2010 bzw. auf 0,7 Prozent bis 2015
ernst genommen. Eine Etaterhöhung um 8,2 Prozent ist
hier ein richtiger und wichtiger Schritt und ein deutliches
Zeichen.

Die deutliche Steigerung der Barmittel hat auch einen
positiven Nebeneffekt, auf den die Kollegin Hoffmann
bereits hingewiesen hat: Damit kann die Barmittellücke
in diesem Jahr abgebaut werden. Wir werden dann im
nächsten Jahr über die Erhöhung der VE und der Barmit-
tel diskutieren können.

Um die ODA-Quote zu steigern, werden wir neben
der Barmittelsteigerung noch über andere Instrumente
der Finanzierung der Entwicklungszusammenarbeit
diskutieren müssen. Erstens werden wir das Instrument

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(C (D es Schuldenerlasses fortführen. Es hat sich gezeigt, ass hier bei verantwortungsvollem Einsatz weitere Enticklungspotenziale unserer Partner freigesetzt werden önnen. weitens wird es eine besondere Herausforderung für as Ministerium, für die Durchführungsorganisationen nd für uns sein, neue kreative Finanzierungsinstruente zu entwickeln. Ich denke, da sind wir alle gefor ert. Drittens geht es darum, die vorhandenen Mittel öglichst effizient einzusetzen. Das Thema Effizienz ist nicht nur vor dem Hinterrund der ODA-Quote eine große Herausforderung für ns. Der DAC-Bericht für Deutschland hat gezeigt, dass ir in Sachen Harmonisierung und Effizienz mehr leis en können, wenn wir die Strukturen der Entwicklungsusammenarbeit verbessern. Diese Aufgabe müssen wir ntschlossen und schnell umsetzen. Herr Kollege önigshaus hat darauf hingewiesen, dass hierzu eine tudie über die Zusammenarbeit der TZ und der FZ in uftrag gegeben worden ist. Ich stimme Ihnen zu, dass ir über diese Studie parlamentarisch sehr intensiv disutieren und daraus gemeinsam die richtigen Konseuenzen ziehen müssen. Über diese Studie muss mit em Parlament und den beteiligten Organisationen inensiv diskutiert werden. So unterschiedlich die Positioen einzelner Akteure in dieser Diskussion, die nicht neu st, sondern die uns seit langem begleitet, sind, unter em Strich muss eine deutliche Verbesserung der Effiienz stehen. Um dies zu erreichen, müssen wir unsere Kriterien nd Maßnahmen immer wieder überprüfen. Für den Beeich der Steigerung der Barmittel heißt das, dass mit teigenden Mitteln die Evaluierung immer wichtiger ird, und zwar sowohl im staatlichen als auch im nicht taatlichen Bereich. Für den Bereich der Entlastung der taatshaushalte der Partnerländer über den Schuldenrlass oder auch über die Gewährung neuer Mittel muss ies bedeuten, dass wir klare Konditionen an den Schulenerlass und an die Budgethilfe binden, auf deren Einaltung wir achten und drängen müssen. Für den Bereich er innovativen Finanzierungsinstrumente muss das heien, dass wir auch nach 2015 ein verlässlicher Partner in er Entwicklungszusammenarbeit sind. Wir brauchen eine Debatte darüber, welche Länder ir im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit auch n Zukunft unterstützen wollen. Bei den am wenigsten ntwikkelten Ländern wird diese Frage selten oder gar icht gestellt. Was bedeutet dies aber für Partnerländer, ie an der Schwelle zum Industrieland stehen, Länder, eren Wachstum das der Bundesrepublik übertrifft? Düren wir uns von dort zurückziehen? Ist in solchen Länern die Armut überwunden, der Frieden gesichert, die mwelt geschützt und die Nachhaltigkeit gesichert? ind Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenechte in diesen Ländern verwirklicht? Wenn wir über chwellenländer diskutieren, müssen wir diese Punkte achlich überprüfen. Wir müssen die wirtschaftliche Zu Jochen Borchert sammenarbeit mit einem Schwellenland mit anderen Schwerpunkten fortführen als die Hilfe für die am wenigsten entwickelten Länder. Bei Schwellenländern können wir unsere Hilfe auf eine Beratungsleistung in den Bereichen Demokratisierung, Umweltund Ressourcenschutz oder in anderen Bereichen konzentrieren. Nehmen wir das Beispiel China. Wir hören häufig die Forderung, die Entwicklungszusammenarbeit mit China einzustellen. Prüfen wir aber die oben genannten Ziele der Entwicklungspolitik aus dem Koalitionsvertrag, wird schnell deutlich, dass China Unterstützung und wirtschaftliche Zusammenarbeit braucht. (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ging jetzt an Ihre Fraktion!)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


– Das ging auch an Ihre Adresse. – Niemand bestreitet,
dass die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung in
China immens ist. Gerade erst wurde aber das Weißbuch
zur Umweltsituation in China vorgestellt. Es deckt er-
schreckende Mängel auf. 200 Milliarden US-Dollar kos-
tet die Umweltzerstörung pro Jahr. Das entspricht einem
großen Teil des Bruttosozialprodukts und frisst damit
fast das gesamte Wirtschaftswachstum dieses Landes
auf.


(Zuruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/ CSU])


– Herr Kollege Kampeter, die deutsche Entwicklungs-
hilfe setzt genau da ein, um diese Umweltschäden zu
vermeiden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich bin gerne bereit, Ihnen das in einem Vieraugenge-
spräch intensiv zu erläutern.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gesprächsbedarf in der CDU!)


Die Umweltsünden dieses Landes sind nicht nur für
China, sondern weltweit eine Bedrohung, der wir uns
stellen müssen. Deshalb muss die Zusammenarbeit mit
China fortgesetzt werden und es müssen Konzepte ge-
funden werden, die nachhaltig den Energiebedarf des
Landes gewährleisten, aber gleichzeitig die Umwelt und
die natürlichen Ressourcen schonen.


(Beifall des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Ich bedanke mich besonders für diesen Beifall.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Von der Linken kann kein Beifall kommen! Die hören nicht zu!)


– Das ist nicht so wichtig. – Es entspricht unserer globa-
len Verantwortung, dass wir uns nicht aus dieser Ent-
wicklungszusammenarbeit zurückziehen.

Die Bundesregierung hat mit dem vorgelegten Ent-
wurf ein deutliches Zeichen in Richtung der ODA-Quote
von 0,7 Prozent gesetzt. Dies ist ein erster, ein wichtiger
Schritt in einer schwierigen Haushaltssituation. Ich
möchte diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen,

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(C (D hne mich beim Bundesministerium für wirtschaftliche usammenarbeit und Entwicklung sowie den Mitarbei ern des Hauses nachdrücklich für die gute Zusammenrbeit bei den diesjährigen Haushaltsberatungen zu beanken. Ich bedanke mich auch sehr herzlich bei den erichterstattern für die gute Zusammenarbeit bei den eratungen im Haushaltsausschuss. Ich darf Sie bitten, em vorgelegten Haushalt zuzustimmen. Herzlichen Dank. Das Wort hat nun der Kollege Alexander Bonde für ie Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ls Hauptberichterstatter zu diesem Einzelplan möchte uch ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bunesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit nd Entwicklung sowie den Kolleginnen und Kollegen einen Dank aussprechen. Die Beratungen sind in einer ehr sachlichen und freundschaftlichen Atmosphäre veraufen. Gleichwohl ist es geboten, dass wir uns in der ache über diesen Einzelplan streiten. Frau Ministerin, in den vergangenen Jahren haben hre und meine Fraktion gemeinsam sehr intensiv für die inhaltung der Millenniumsziele gekämpft. Wir haben ns um die Schaffung von Kapazitäten bemüht, damit er EU-Stufenplan, nach dem die ODA-Mittel im Jahr 015 bei 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens lieen sollen, tatsächlich eingehalten wird. Gleichwohl komme ich zu einer ganz anderen Bewerung dieses Einzelplans als die Rednerinnen und Redner er Koalition. Es bedarf einer enormen Anstrengung, dait man überhaupt in die Nähe dessen kommt, was der tufenplan vorgibt. ir erkennen ausdrücklich an, dass in diesem Jahr benso wie im letzten Jahr zusätzliche Mittel in den Etat ingestellt wurden. Wir bedauern aber, dass die Kolleinnen und Kollegen der anderen Fraktionen nicht die öglichkeit genutzt haben, über die Erhöhungen, die der inanzminister im Kabinettsentwurf zugelassen hat, hiausgehend etwas zu tun. Ich will aber deutlich sagen: m das Ziel, das wir hier gemeinsam propagieren, zu er eichen, ist das, was hier vorgelegt wird, viel zu wenig. Ich will das an drei Punkten sehr deutlich machen. Erstens. Das 0,7-Prozent-Ziel erreicht man nicht – das st der zentrale Punkt – durch eine Einmalzahlung. Sie ewirkt lediglich eine leichte Korrektur des Prozentzw. des Promillesatzes. Man muss vielmehr langfristig urs halten. Die zentrale Frage in diesem Zusammenang sind die Verpflichtungsermächtigungen. Es geht lso um die Gelder, die man in den Folgejahren für Proekte tatsächlich einsetzen kann. Es geht um die Gelder, Alexander Bonde die für eine langfristige Finanzierung von Entwicklungsmaßnahmen erforderlich sind. In diesem Einzelplan hat sich diesbezüglich nichts zum Positiven verändert. Im Gegenteil: In diesem Bereich werden die Mittel um 20 Prozent abgesenkt, was in vielen Bereichen dazu führt, dass keine neuen Projekte angestoßen werden können. (Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist schlecht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603913500
Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603913600

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Zweitens. Sie wissen alle, dass es zur Erreichung der
ODA-Ziele nicht ausreichen wird, wie bisher Haushalts-
mittel umzuschichten oder mit dem manchmal auch
fragwürdigen, bisher eingesetzten Mittel des Schul-
denerlasses zu operieren, sondern dass wir neue Finanz-
instrumente brauchen.


(Jochen Borchert [CDU/CSU]: Das haben Sie in den letzten Jahren nie gesagt! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist eine Haltetden-Dieb-Rede! Herr Bonde, Sie haben über alles mitentschieden!)


Insofern freue ich mich, dass in den Reihen der Koali-
tionsfraktionen die Frage zusätzlicher Finanzierungsinst-
rumente thematisiert wird. Gleichzeitig müssen wir an
dieser Stelle aber sagen, dass diese neue Koalition auch
auf diesem Gebiet nichts auf die Reihe bringt. Was ist
mit dem französischen Vorschlag der Ticket-Tax? Wenn
man genau hinhört, erkennt man in der Regierung ein
Stimmengewirr, hört aber keine klaren Bekenntnisse.
Teilweise herrschte auch ein peinliches Schweigen bei
den Auftritten auf internationalen Konferenzen. Sie wis-
sen, dass meine Fraktion hierzu klar positioniert ist. Wir
erahnen, dass auch Sie, Frau Ministerin, klar positioniert
sind. Eine klare Position der Bundesregierung und der
Koalitionsfraktionen zu dieser Frage steht aber noch aus
wie bei so vielen Dingen.

Drittens. Man fragt sich, mit welcher Strategie das
immer wieder propagierte Ziel, das von uns ausdrücklich
unterstützt wird, umgesetzt werden soll. Auch dazu
herrscht im Ministerium Schweigen.

Spätestens ab 2008, wenn der Schuldenerlass keine
Wirkung mehr zeigt, steht die Antwort auf die Frage an,
wie die große Koalition das Ziel eigentlich ernsthaft ver-
folgen will, ob die Festlegung im Koalitionsvertrag mehr
als ein Lippenbekenntnis ist. Wir sind sehr gespannt.

Unsere Fraktion hat bei den Haushaltsverhandlungen
belegt, dass man im Rahmen dieses Einzelplans mehr für
die Entwicklungszusammenarbeit tun kann. Wir haben
unsere Vorschläge gegenfinanziert und haben belegt, wie
man bereits in diesem Haushalt 100 Millionen Euro
mehr in den Bereich der ODA-Mittel hätte umschichten
können, und zwar sowohl im Bundesministerium für
wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit wie
auch im Auswärtigen Amt oder anderen beteiligten Mi-
nisterien. Wir haben vor allem belegt, wie man 445 Mil-
lionen Euro an Verpflichtungsermächtigungen hätte um-
schichten können. Sie als Koalition haben sich dazu
nicht durchringen können.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Ich finde, diese Blockade des Finanzministeriums ge-
enüber dem BMZ steht in einer Kontinuität, die zeigt,
ie in dieser Regierung der Entwicklungsbereich ange-

asst wird, welche Priorität er hat.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir stocken den doch gerade auf, Herr Kollege!)


an hat manchmal den Eindruck, dass es kein völliger
ufall ist, dass das Entwicklungsministerium auf der Re-
ierungsbank in die dritte Reihe gerückt ist. Denn in den
olitischen Feldern spielt sich das häufig auch so ab.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Ihr Joschka Fischer sitzt nicht einmal in der letzten Reihe!)


Ich will einmal aktuelle Debatten aufgreifen und da-
an erinnern, was wir gerade in der Debatte mit dem
undesverteidigungsminister erlebt haben. Wir erleben,
ass der Bundesverteidigungsminister in den großen po-
itischen Linien all das, was wir, Frau Wieczorek-Zeul,
emeinsam als Rot-Grün im Zusammenhang mit dem er-
eiterten Sicherheitsbegriff entwickelt haben – den Stel-

enwert, den Entwicklungszusammenarbeit auch in der
icherheitskonzeption und politisch für die Regierung
atte –, in seinem Weißbuch abräumt. In diesem Grund-
atzdokument für deutsche Sicherheitspolitik fällt kein
ort mehr zur Entwicklungszusammenarbeit. Sämtliche

räventive Maßnahmen werden an den Rand gedrückt.
ie Remilitarisierung des Sicherheitsbegriffes wird in
ieser Koalition zur Sicherheitsdoktrin.

Frau Ministerin, wir kennen Sie nicht als sehr
chweigsame Ministerin. Wir warten noch darauf, dass
n Verteidigung der gemeinsamen rot-grünen Position in
ieser Koalition endlich einmal ein Aufschrei kommt,
er diesem Zurückdrängen von Entwicklungszusam-
enarbeit, diesem Zurückdrängen von konfliktpräventi-

en Maßnahmen und von zivilen Maßnahmen endlich
in Ende setzt. Denn das ist eine Frage des Selbstver-
tändnisses von Entwicklungspolitik in dieser Regierung
nd in dieser Koalition.

Wenn ich das alles zusammennehme, dann kann ich
agen, dass wir uns über leichte Erhöhungen freuen, uns
ber nicht sicher sind, ob diese wirklich vom Herzen ge-
ragen sind.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: An unserem großen Herzen sollten Sie nicht zweifeln, Herr Bonde!)


n den großen Linien der Koalition findet Entwicklungs-
olitik nicht statt. Wir warten gespannt auf die Stimmen
us der Koalition, die in diese Debatten eingreifen. Bis-
er herrscht, wenn es zum Schwur kommt, noch immer
as Schweigen. Sie protestieren hier nun schon so laut-
tark. Wir warten mit Spannung darauf, dass Sie Ihrem
rotest Taten folgen lassen. Erste selbstkritische Anmer-
ungen aus den Koalitionsreihen in dieser Debatte neh-
en wir mit Wohlwollen entgegen.






(A) )



(B) )


Alexander Bonde

(Zurufe von der CDU/CSU: Danke sehr! Danke sehr!)


Wenn dem nun auch Zustimmung zu unseren Ände-
rungsanträgen gegenüberstünde, wäre unser Wohlwollen
noch viel größer. Aber darauf werden wir wohl noch
eine Weile warten müssen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603913700

Nun hat das Wort der Kollege Dr. Sascha Raabe für

die SPD-Fraktion.


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1603913800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Lieber Herr Kollege Bonde, Sie haben
das angebliche Schweigen beklagt. Manchmal ist es so:
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Ihre Rede bietet
dafür ein ganz gutes Beispiel. Denn es geht nicht darum,
wer hier am lautesten redet, wie die Kollegin Hänsel,
oder wer am lautesten Beifall klatscht, wie die Kollegin
Koczy.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir wollen nicht an unseren Worten, sondern an unseren
Taten gemessen werden. Die können sich beim Haushalt
2006 mit über 300 Millionen Euro Steigerung sehen las-
sen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es fällt Ihnen ja auch erkennbar schwer, diesen Haus-
halt wirklich sachlich schlechtzureden.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir wollen ihn gar nicht schlechtreden!)


Wenn Sie selbst einräumen müssen, dass wir mit über
8 Prozent Steigerung und einer historischen Steigerung
der ODA-Quote von 0,28 Prozent im Jahr 2004 auf
0,35 Prozent im letzten Jahr einen Riesenaufwuchs für
Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit gehabt ha-
ben, dann kann ich schon verstehen, dass Sie dann da-
rauf zurückgreifen müssen, zu sagen: Na ja, diese
300 Millionen Euro kommen vielleicht nicht von Her-
zen. Also, den Menschen in Afrika und Lateinamerika
ist es egal, ob das Geld von Herzen kommt oder nicht,
sondern ihnen ist wichtig, dass sie durch das Geld ein
selbstbestimmtes Leben führen können. Das ist für die
Menschen wichtig. Wir sind stolz darauf, dass wir einen
Haushalt mit solchen Steigerungsraten vorgelegt haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es geht bei der finanziellen und technischen Zusam-
menarbeit nicht um Almosen, sondern es geht um Hilfe
zur Selbsthilfe. Wir wollen die Millenniumsentwick-
lungsziele, die die Vereinten Nationen gesetzt haben, un-
ter anderem die Halbierung von Hunger und Armut bis

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(C (D um Jahr 2015, mit diesem Haushalt und mit unserer ntwicklungspolitik erreichen. Denn nach wie vor steren pro Tag 30 000 Kinder an den Folgen von Hunger nd Armut. Das ist für uns Ansporn genug, etwas zu unernehmen. Letztlich zahlen sich Investitionen in die Bekämpfung on Armut auch für uns immer aus. Wir müssen uns vor ugen führen, dass wir in vielen Ländern der Welt zum Beispiel in Afghanistan, im Irak, im Kongo und m Sudan – oft im Rahmen sehr teurer Militärmissionen as reparieren, was man präventiv durch Entwicklungsusammenarbeit hätte verhindern können. Wenn man die ntsprechenden Zahlen gegenüberstellt, wird man festtellen, dass die Militärund Rüstungsausgaben pro Jahr eltweit 1 000 Milliarden Euro betragen, dass aber nur ngefähr ein Zehntel dieses Betrages für die Entwickungszusammenarbeit zur Verfügung gestellt wird. Es äre besser, dieses Verhältnis umzukehren und den chwerpunkt bei der Entwicklungszusammenarbeit zu etzen. (Beifall des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ann hätten wir viel erreicht.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Herr Raabe, machen Sie einen Schritt!)


Dieser Haushalt, Frau Hänsel, ist ein wichtiger Schritt
n diese Richtung. Immerhin haben wir eine fast 10-pro-
entige Steigerung zu verzeichnen. Das wollen wir in
en nächsten Jahren mit dem ODA-Stufenplan fortfüh-
en.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber natürlich muss die Erhöhung der Mittel für die
ntwicklungszusammenarbeit von der Gesellschaft mit-
etragen werden. In diesem Zusammenhang werden wir
icherlich noch über andere Instrumente diskutieren
üssen. Herr Bonde, Sie haben zum Beispiel die Flug-

icketabgabe angesprochen. Wir werden den Menschen
rklären müssen, warum sie noch mehr Geld für die Ent-
icklungszusammenarbeit aufbringen sollen.

Ich glaube, dass die Menschen in Deutschland bereit
ind, Geld für die Ärmsten auf der Welt auszugeben; das
aben sie beim Tsunami und in anderen Fällen bewiesen.
ber sie müssen das Gefühl haben, dass es wirklich den
rmsten zugute kommt. Deswegen legen wir großen
ert auf gute Regierungsführung und setzen einen

chwerpunkt unserer Arbeit bei Antikorruptionspro-
rammen und Demokratisierungsprozessen. Es darf kein
ardon mit Despoten und korrupten Eliten in den Ent-
icklungsländern geben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber die Forderung, die Entwicklungszusammenar-
eit mit jedem Land, das nicht ganz lupenrein arbeitet,
inzustellen – wahrscheinlich wird Herr Addicks das
leich ansprechen –,


(Lachen des Abg. Dr. Karl Addicks [FDP])







(A) )



(B) )


Dr. Sascha Raabe
ist natürlich auch problematisch. Wir müssen schon da-
rauf achten, dass wir die treffen, die die Mittel verant-
wortungslos in den Sand setzen, dass wir aber nicht die
Ärmsten der Armen treffen. Deshalb werden wir auch
weiterhin differenziert vorgehen, wenn es um die Zu-
sammenarbeit mit nicht staatlichen Organisationen und
um die anderen Instrumente im Hinblick auf die staatli-
chen Institutionen geht.

Wir brauchen gute Regierungsführung nicht nur in
den Entwicklungsländern, sondern auch in den Indus-
trieländern. Oft ist es leider so, dass viele Industrieländer
durch ihre Agrar- und Handelspolitik das kaputtma-
chen, was sie zuvor im Rahmen der Entwicklungszu-
sammenarbeit aufgebaut haben. Deswegen brauchen wir
beim Welthandel gerechtere Regeln. Es muss Schluss
sein mit den zerstörerischen Agrarsubventionen welt-
weit.

Auch die Schaffung eines besseren Marktzugangs
für die Entwicklungsländer ist sehr wichtig. Hier müssen
wir gute Regierungsführung beweisen. Unsere Regie-
rung bzw. unsere Ministerin hat bei der WTO schon oft
gute Initiativen auf den Weg gebracht, um zum Beispiel
den Baumwollfarmern in Westafrika, aber auch anderen
Kleinbauern auf aller Welt Chancen zu geben. In der
nächsten Woche wird sich auf der Mini-Ministerkonfe-
renz der WTO in Genf zeigen, ob auch die EU und die
USA zu guter Regierungsführung bereit sind.

Wir haben schon früh als Kernbestandteil unserer
Entwicklungszusammenarbeit erkannt, dass Entwick-
lungspolitik auch globale Strukturpolitik ist. Deshalb ist
der Einzelplan 23 auch in Kohärenz zu den Haushalten
anderer Ministerien zu sehen. Aber auch der Haushalt
insgesamt macht Mut, dass es möglich ist, auf der Welt
bessere und gerechtere Bedingungen zu schaffen. Des-
wegen sollte das Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“
auch nach der WM gelten. Wir wollen für die Welt gute
Freunde sein und allen Menschen ein selbstbestimmtes
und gerechtes Leben ohne Hunger und Armut ermögli-
chen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603913900

Nächster Redner ist nun der Kollege Dr. Karl Addicks

für die FDP-Fraktion.


Dr. Karl Addicks (FDP):
Rede ID: ID1603914000

Danke, Frau Präsidentin. – Meine sehr verehrten Da-

men und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es
fällt mir wirklich nicht ganz leicht, einen Haushalt für
EZ abzulehnen. Denn das Thema Entwicklungszusam-
menarbeit eignet sich nicht für einen deftigen Haushalts-
streit. Deutschland hat nun einmal bindende Zusagen ge-
genüber der Völkergemeinschaft abgegeben. Aber ich
habe ein kleines Problem damit, die ODA auf Pump zu
finanzieren, auch wenn es für einen guten Zweck ist. Ich
frage Sie, ob wir nicht erst einmal die Wirkungen und
die Qualität unserer EZ verbessern sollten, bevor wir
nach immer mehr Geld rufen. Ich denke, es gibt einige

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(C (D öglichkeiten, die Effizienz zu erhöhen. Bevor wir das icht getan haben, können wir diesem Haushalt leider icht zustimmen. (Beifall bei der FDP – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Schade!)


er gute Zweck allein heiligt nicht die Mittel. Sie verlet-
en die Stabilitätskriterien, Sie türmen einen giganti-
chen Schuldenberg auf, Sie ziehen die Steuerschraube
mmer weiter an; gerade haben wir wieder etwas von ei-
er Ticketsteuer gehört. Erstens sind das alles schlechte
eispiele für unsere Partnerländer und zweitens würgen
ir damit das Wirtschaftswachstum ab, das wir brau-

hen, wenn wir eine substanzielle Zusammenarbeit auf
auer finanzieren wollen.


(Beifall bei der FDP)


Aber zurück zur EZ – ich habe hier nur drei Minuten
nd muss haushalten; deshalb komme ich lieber wieder
um Thema – und gleich zu den MDGs: Von den acht
DGs beziehen sich drei auf den Gesundheitsbereich.
ids ist dort namentlich genannt worden. Jeder von uns
ennt die verheerenden Auswirkungen, die Aids auf die
ntwicklung gerade der Länder Afrikas hat, wo die Seu-
he am allerschlimmsten wütet: Ganze soziale Gefüge
ommen durch diese Krankheit ins Wanken. Im entwick-
ungspolitischen Teil der Koalitionsvereinbarung kommt
as Wort „Profilschärfung“ zweimal vor, das Wort
Aids“ aber kein einziges Mal, nicht einmal unter dem
berbegriff „Gesundheit“. Ich weiß nicht, wie so etwas

uf unsere Partner wirkt. Vielleicht ist es ja vergessen
orden. Das hätten wir gutmachen können, wenn Sie
enigstens unserem Änderungsantrag zugestimmt hät-

en, für die Bekämpfung von Aids Mindestmittel anzu-
etzen. Aber auch das haben Sie nicht getan. Dabei hät-
en wir hier ein Signal setzen können, wie wichtig uns
ie Bekämpfung von Aids ist.


(Beifall bei der FDP)


ach dem, was uns bisher an Daten vorliegt, wird ausge-
echnet bei der Aidsbekämpfung das Haushaltsziel 2006
icht erreicht. Könnte mir das bitte jemand erklären?
ir müssen unsere Anstrengungen noch viel mehr, als
ir das bisher getan haben, auf die Bekämpfung von
ids, Malaria und Tbc richten; denn bei der Gesundheit

ängt die Entwicklungszusammenarbeit an. Wie effektiv
st die Prävention, wenn wir erfahren müssen, dass in
anchen Ländern Afrikas 75 Prozent aller 15- bis

5-Jährigen immer noch nicht wissen, wie Aids übertra-
en wird? Thailand hat hier große Erfolge vorzuweisen;
ir sollten versuchen, dies auf Afrika zu übertragen.
ie effektiv ist die Behandlung von HIV-Infizierten,
enn wir erfahren müssen, dass gerade einmal
0 Prozent aller Infizierten in den Genuss einer Behand-
ung kommen, wenn wir erfahren müssen, dass pro

ann und Jahr ganze vier Kondome zur Verfügung ste-
en? Was stimmt nicht am deutschen Konzept, wenn
um Beispiel in Südafrika, dem am schlimmsten betrof-
enen Land, Präventionsmethoden abenteuerlichster Art
elbst von Ministern propagiert werden?

Meine Damen und Herren, je länger wir in diesem
ichtigen Bereich der Entwicklungszusammenarbeit mit






(A) )



(B) )


Dr. Karl Addicks
entschlossenem Handeln warten, desto schwieriger wird
es werden: Was wir heute nicht leisten, das können wir
in Zukunft selbst mit der zwei- bis dreifachen Anstren-
gung nicht erreichen. Deshalb mein Appell an Sie: Be-
vor wir den EZ-Haushalt auf Pump weiter aufblähen,
bitte noch einmal genau prüfen, wie man die knappen
Mittel wirkungsvoller einsetzen könnte!

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603914100

Nun hat das Wort der Kollege Hartwig Fischer für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1603914200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Auch in Zeiten, in denen wir vor der Herausforderung
stehen, unseren eigenen Haushalt zu konsolidieren, ste-
hen wir gleichzeitig in der Verantwortung für viele Men-
schen anderer Kontinente; auch dies liegt im deutschen
Interesse. Deutschland hat sich dem Ziel der Völkerge-
meinschaft verschrieben, die Armut bis 2015 zu halbie-
ren. Jochen Borchert hat aufgezeigt, wie wir multilateral
Verpflichtungen eingehen und ihnen nachkommen und
wie wir bilateral Schwerpunkte setzen können; er hat
gleichzeitig klare Aussagen zu den Schwellenländern
gemacht. Im Zeitalter der Globalisierung kommt nach-
haltiger Entwicklungszusammenarbeit eine entschei-
dende Rolle zu, wenn wir eine Weiterentwicklung der ar-
men Länder erreichen wollen.

Sauberes Wasser ist Lebensgrundlage, doch 1,1 Mil-
liarden Menschen verfügen nicht über sauberes Wasser.
Die Menschen müssen sich eigenverantwortlich Ernäh-
rungsquellen schaffen können, wenn wir den Hunger be-
kämpfen wollen. Bildung für Mädchen wie für Jungen
ist der Schlüssel für die Lösung der Probleme der armen
Länder, sie versetzt sie in die Lage, ihre Zukunft eigen-
verantwortlich zu gestalten. 785 Millionen Menschen
können weder lesen noch schreiben. 100 Millionen Kin-
der haben keine Chance, eine Schule zu besuchen. Dabei
ist Bildung auch die Grundlage für die Bekämpfung von
Aids. An Unterstützung bei Gesundheitsvorsorge und
Gesundheitsversorgung besteht in den Entwicklungs-
ländern dringender Bedarf. Diese Länder brauchen
Chancen für ihre Infrastruktur, um Güter, insbesondere
Nahrungsmittel, in Eigenversorgung herzustellen oder,
wenn möglich, auf dem Weltmarkt zu verkaufen.

Herr von Klaeden hat vorhin in der außenpolitischen
Debatte deutlich gemacht, dass der Aufbau einer formel-
len, transparenten und rationalen Nutzung von Rohstof-
fen notwendig ist – und zwar nicht nur im Kongo –, da-
mit sie in die Wertschöpfung der jeweiligen Haushalte
der Länder einfließen kann. Meine Damen und Herren,
gerade um die Lebensgrundlagen nicht nur für die Men-
schen in ihrem eigenen Land zu erhalten, sondern auch,
weil dies Auswirkungen auf unsere Lebensbedingungen,
auf das Großklima in unserer Welt und auf das Wasser
hat, brauchen wir in Bezug auf die Biodiversität und die

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(C (D rhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen weitere ichtige Schritte. Schauen Sie sich nur die Abwasser ntwicklung in den Megastädten der verschiedenen ontinente an! All diese Punkte sind Teil der wichtigen entwickungspolitischen Aufgaben, denen wir uns multilateral nd bilateral stellen müssen. Mit diesem Haushalt leisten ir einen Beitrag dazu, gerade auch, um die Durchfüh ungsorganisationen in die Lage zu versetzen, zu haneln, und auch den NGOs Planungssicherheit zu geben. ad Governance, also schlechte Regierungsführung, ehlende Rechtsstaatlichkeit, Korruption, keine funktioierenden Verwaltungsstrukturen, keine Finanzund eine Sozialsysteme – das sind oft Hemmnisse für eine ositive Entwicklung. Mit diesem Haushalt tragen wir em Rechnung, weil unseren Stiftungen – zum Beispiel eim Rechtsstaatsdialog, beim Aufbau der Wirtschaftsreisläufe und auch im humanitären Bereich –, den urchführungsorganisationen und den Kirchen dadurch öglichkeiten gegeben werden. Kriege, Armut und Perspektivlosigkeit sind Auslöser ür Flüchtlingsströme – auch nach Europa. Darauf urde eben hingewiesen. Täglich erreichen uns Bilder, as sich auf Schiffen im Mittelmeer abspielt. Kriege, rmut und Perspektivlosigkeit können aber auch Nähroden für Fundamentalisten und Terroristen und damit urz-, mittelund langfristig auch für unsere Sicherheit edeutsam sein. Das heißt, wir handeln hier in unserem igenen Interesse. Wir werden das Elend, das es in Teilen dieser Welt ibt, nicht allein in Deutschland und auch nicht in uropa bewältigen können. Wir werden es mittelfristig ur gemeinsam durch eine nachhaltige Entwicklungsrbeit in den betroffenen Ländern überwinden können. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


n diesem Zusammenhang habe ich eine Bitte, die ich
nsbesondere an die Tribüne der Journalisten richte, die
eute Abend nicht besetzt ist: Auch über die Entwick-
ungspolitik brauchen wir eine nachhaltige Bericht-
rstattung, um in der Bevölkerung eine höhere Akzep-
anz für die Entwicklungspolitik zu erreichen. Lassen
ie uns gemeinsam dafür arbeiten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte das aufgreifen, was Herr Raabe eben ge-
agt hat. Es geht darum, was im Bewusstsein unserer Be-
ölkerung nicht vorhanden ist. Als es beim Tsunami
00 000 Tote gab, war die Weltbevölkerung entsetzt
ber diese Naturkatastrophe und die Spendenbereitschaft
ar unglaublich. Meine Damen und Herren, in dieser
tunde der Debatte sterben 1 250 Kinder von Millionen
indern dieser Welt, die leiden, weil sie eine mangelnde
rnährung, kein sauberes Wasser und eine mangelnde
esundheitsversorgung haben und Kriege mitmachen
üssen. 1 250 sterbende Kinder in einer Stunde bedeu-






(A) )



(B) )


Hartwig Fischer (Göttingen)

tet, dass 30 000 Kinder an einem Tag und 10,5 Millionen
Kinder im Jahr sterben. Das ist so viel, als wenn die Ge-
samtbevölkerung von Niedersachsen und Schleswig-
Holstein innerhalb eines Jahres von der Landkarte ver-
schwinden würde – und das jedes Jahr.

Deshalb bitte ich um Verständnis dafür, dass ich Fol-
gendes heute auch einmal sage: Wir sprechen in
Deutschland manchmal über Armut – ich weiß, dass es
Armut durch Vereinsamung gibt und dass nicht alle auf
der Sonnenseite des Lebens leben –, aber Armut in
Deutschland ist nicht mit dem täglichen Kampf ums
Überleben, um sauberes Wasser und um Ernährung zu
vergleichen. Deshalb bitte ich, dass wir unser politisches
Koordinatensystem bei manchen Diskussionen einmal
zurechtrücken.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg. Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ein Euro sichert eine ganze Tagesration Noternährung
für ein hungerndes Kind.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Aber eben nicht in Deutschland! Was sind das für Vergleiche!)


Acht Euro genügen, um eine Hirseernte für eine ganze
Familie zu sichern. Acht Euro für zwei imprägnierte
Moskitonetze helfen, dass Kinder vor Malaria geschützt
werden. 9 Euro kosten 1 000 Tabletten, um in einem
Krisengebiet 5 000 Liter Wasser zu entkeimen.

Ich bin dankbar, dass es nach Jahren der Stagnation
einen klaren Aufwuchs in der Entwicklungspolitik gibt.
Ich setze darauf, dass diese Koalition, die meine Kolle-
ginnen und Kollegen und ich gewollt haben, den Auf-
wuchs so fortsetzt, dass wir uns den Millenniumzielen
nicht nur rhetorisch, sondern auch materiell verpflichtet
fühlen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603914300

Das Wort hat nun für die Bundesregierung die Bun-

desministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul.


(Beifall bei der SPD)


Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich bedanke mich bei allen, die sich an den Beratungen
beteiligt haben, aber auch bei allen, die in den Ausschüs-
sen – vor allem im Haushaltsausschuss – dazu beigetra-
gen haben, dass die Mittel in einem solchen Umfang er-
höht werden konnten. Mit über 300 Millionen Euro ist
das der höchste Aufwuchs, den wir in den letzten Jahren
erreicht haben. Ich verspreche Ihnen – das gilt insbeson-
dere für diejenigen, die daran zweifeln –, dass wir es

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(C (D chaffen werden, den Stufenplan der Europäischen nion zur Erhöhung der Mittel für die Entwicklungszu ammenarbeit auf 0,51 Prozent des Bruttoinlandsproukts bis zum Jahr 2010, den wir mit unterstützt haben, n den kommenden Jahren zeitgerecht umzusetzen. Das ind wir den Kindern und den Menschen, die in Elend nd Armut leben und ihre Hoffnungen in uns setzen, chuldig und wir werden es auch schaffen. An Herrn Königshaus gewandt, möchte ich feststelen, dass wir es ihnen schuldig sind, auch bei uns Effiienz zu praktizieren. Wir werden in diesem Jahr noch iele Reformen auch im Inneren durchführen. Das ist otwendig. Ich sage ausdrücklich zu, dass das in Auftrag gegeene Gutachten den Obleuten in den zuständigen Auschüssen dargestellt wird. Wir werden im Herbst – so iel Zeit muss sein – die verschiedenen Optionen diskuieren. Denn es ist wichtig, dass über diese Fragen eine iskussion stattfindet und eine möglichst breite Zustimung erzielt wird. Lassen Sie mich angesichts der kurzen Redezeit ein aar Punkte ansprechen, die mir besonders am Herzen iegen. Manche sind bereits von meinen Vorrednern erähnt worden. Einer der Punkte ist Lateinamerika. Dabei handelt es ich mittlerweile um die demokratischste Entwicklungsegion der Welt. Ja, die lateinamerikanischen Länder haben die Diktatuen überwunden. s ist wichtig, dass wir den Ländern, die soziale Gerechigkeit und Beteiligungsrechte für die Menschen wollen, uropäische Unterstützung und unsere Partnerschaft anieten. Europa und Lateinamerika sind aus meiner Sicht atürliche Bündnispartner. Eines der in unserem Haushalt enthaltenen Ziele ist, uch in unserem Interesse dazu beizutragen, dass die iodiversität in dieser Region erhalten bleibt, indem wir ie Zusammenarbeit fortsetzen und verstärken. Das gilt m Übrigen auch für die Energieeffizienz und die erneurbaren Energien, die wir gerade mit Blick auf Lateinmerika entsprechend ausweiten werden. Ich möchte abschließend aus zeitlichen Gründen nur och zwei Punkte ansprechen – ich denke, zum Thema hina hat Herr Borchert das Notwendige gesagt –, die ir auch unter dem Gesichtspunkt der aktuellen Enticklung besonders am Herzen liegen. Ich freue mich ber den Soforthilfefonds der Europäischen Union für ie Menschen in den Palästinensischen Gebieten. enn er in die Praxis umgesetzt wird, dann wird endlich in Beitrag dazu geleistet, der wachsenden Armut entgeenzuwirken und zu verhindern, dass Kinder weiter in lende Verhältnisse abrutschen, in denen sie dann leben üssen. Denn mit der Armut wächst das Elend und die adikalisierung nimmt zu. Deshalb haben wir ein großes Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul Interesse daran, dass auch bezogen auf die Palästinensischen Gebiete den Menschen geholfen wird. Es wird einen europäischen Fonds geben, an dem sich die Bundesrepublik Deutschland mit 20 Millionen Euro beteiligen wird. Der letzte Punkt betrifft Darfur. Die Situation der 2 Millionen Flüchtlinge, die in dieser Region leben, hat sich – Herr Hartwig Fischer, Sie haben es heute nicht ansprechen können; aber wir haben bereits darüber gesprochen – drastisch verschlechtert. Mein Appell ist: Wir dürfen uns mit der Vertreibung dieser Menschen nicht abfinden. Anderenfalls hätte die sudanesische Regierung das erreicht, was sie sich vorgenommen hat, nämlich auf Dauer die Menschen zu vertreiben. Das dürfen wir nicht zulassen. Es ist wichtig, dass die Hilfe die Flüchtlinge auch erreicht. Aber ich plädiere nachdrücklich für ein neues UN-Mandat für diese Region; denn die internationale Gemeinschaft muss die Sicherheit der dort lebenden Menschen garantieren. Sonst werden wir keine Hilfe leisten können. Wir dürfen Vertreibungen weder in Europa noch in anderen Regionen zulassen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Was?)


(Hellmut Königshaus [FDP]: Und Venezuela?)





(A) )


(B) )


(Beifall im ganzen Hause)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1603914400

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Einzel-
plan 23 – Bundesministerium für wirtschaftliche Zusam-
menarbeit und Entwicklung – in der Ausschussfassung.
Wer stimmt dafür? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? –
Dann ist der Einzelplan 23 mit den Stimmen der Koali-
tionsfraktionen bei Gegenstimmen von der FDP-Frak-
tion, der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen und der
Fraktion Die Linke angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt I. 10 auf:

Einzelplan 15

Bundesministerium für Gesundheit

– Drucksache 16/1324 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ewald Schurer
Norbert Barthle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich
höre dazu keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlos-
sen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der
Kollegin Dr. Claudia Winterstein von der FDP-Fraktion.

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(C (D Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Die Gesundheitsreform gilt als der entscheiende Indikator dafür, ob die Koalition überhaupt zu rundlegenden Reformen fähig ist. Bislang sieht es nicht o aus. Dabei stehen wir vor massiven Problemen. Bei en gesetzlichen Krankenkassen stehen die nächsten eitragserhöhungen vor der Tür. Jedenfalls hat die Miisterin das bereits für unausweichlich erklärt. Neben iner höheren Mehrwertsteuer und höheren Rentenbeirägen sind also höhere Krankenkassenbeiträge zu erarten. Das Modell des Gesundheitsfonds, auf das sich nun eide Koalitionspartner zubewegen, stellt keine grundleende Reform dar, sondern ist ein Etikettenschwindel. s ist nämlich eine Einigung, die nur darauf abzielt, ichts zu entscheiden und sich alle Wege offen zu halten. iesen Eindruck konnte die Bundeskanzlerin auch heute rüh nicht widerlegen. Das soll der notwendige Reformchritt sein, der das Gesundheitswesen für die nächsten ahrzehnte sattelfest macht? Meine Damen und Herren on der Regierungskoalition, das ist keine seriöse Poliik. Das einzig klare Ergebnis der bisherigen Reformdeatte ist: Für die Bürger wird es teurer, ohne dass dabei as System zukunftsfest wird; denn es werden keine ücklagen gebildet. ber nur ein System mit Rücklagen kann die künftigen usgabensteigerungen auffangen, die durch die Bevölerungsentwicklung und den medizinischen Fortschritt uf uns zukommen. Frau Ministerin, Sie haben in der ersten Lesung des aushaltes eine Reform sowohl der Finanzierungsseite ls auch der Strukturen in Richtung mehr Wettbewerb, ehr Transparenz und Vertragsfreiheit angekündigt. Das ind die richtigen Kriterien. Sie legen dafür aber leider ie falschen Instrumente vor. Der Fonds löst die Finanzrobleme nicht und sorgt nicht für die notwendigen trukturveränderungen. Er ist nur der kleinste gemeiname Nenner der Koalition. ehr Wettbewerb, mehr Transparenz und Vertragsfreieit, das alles kann mit dem FDP-Modell, das Ihnen chon lange bekannt ist, erreicht werden. Unser Vorchlag orientiert sich an diesen entscheidenden Kriteien. Ich nenne noch einmal die Hauptpunkte: Die Gesundeitskosten müssen von den Arbeitskosten abgekoppelt erden. (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)

Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1603914500

(Beifall bei der FDP)


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Leider wahr!)


(Beifall bei der FDP)


as System muss mit Altersrückstellungen arbeiten. Der
eistungskatalog muss konzentriert werden.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Was wollen Sie ausgrenzen?)







(A) )



(B) )


Dr. Claudia Winterstein
Die Kernforderung aus liberaler Sicht ist: Wenn der Bür-
ger für seine Gesundheitsversorgung künftig mehr zah-
len muss, dann muss er auch mehr Gestaltungsfreiheit
bekommen,


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Sehr richtig!)


nämlich freie Entscheidung für alle Bürger darüber, ob
sie sich in der gesetzlichen oder in der privaten Kranken-
versicherung versichern lassen wollen;


(Beifall bei der FDP – Dr. Marlies Volkmer [SPD]: Aber zu den gleichen Bedingungen bitte!)


freie Entscheidung über den Umfang des Versicherungs-
schutzes, Pflicht zur Versicherung nur für den Grundleis-
tungskatalog; freie Wahl des gewünschten Tarifs, zum
Beispiel mit oder ohne Selbstbehalt; mehr Transparenz
im System durch Rechnungen.


(Elke Ferner [SPD]: Das verringert den Verwaltungsaufwand enorm!)


Wir wollen, dass die Patienten wissen, was Gesundheits-
leistungen kosten, und wir wollen auch, dass die Ärzte
für ihre Leistungen feste Preise bekommen.

Der Fonds kann das alles nicht leisten. Ich zitiere das
Urteil des Vorsitzenden der Wirtschaftsweisen, Bert
Rürup:

Der Fonds ist ein „Reform-Alibi, das vor allem der
Gesichtswahrung der beiden politischen Partner
dient“.


(Beifall bei der FDP)


Weiter sagt er:

Wenn man nicht mehr zustande bringt als den
Fonds, sollte man die Strukturreform lieber abbla-
sen...


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Wohl wahr!)


Da der Haushalt des Gesundheitsministeriums 2006
knapp 4,6 Milliarden Euro umfasst und 4,2 Milliarden
Euro davon als Zuschuss für die gesetzliche Krankenver-
sicherung bestimmt sind, fallen die restlichen Ausgabe-
posten mit circa 382 Millionen Euro im Vergleich be-
scheiden aus. Das heißt aber noch lange nicht, dass in
diesem Haushalt alles in Ordnung wäre. Zu viel fließt in
gewohnte Strukturen. Unseren Antrag, einen von zwei
Parlamentarischen Staatssekretären abzuschaffen, haben
Sie abgelehnt.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Aber er ist heute schon nicht mehr hergekommen!)


Zu viel fließt in die Selbstdarstellung. Unseren An-
trag, die Mittel für Öffentlichkeitsarbeit zu kürzen, ha-
ben Sie abgelehnt. Im Gegenteil, Sie erhöhen diesen
Posten in Ihrem Etat um 20 Prozent auf 6,1 Millionen
Euro. Da lässt sich die 10-prozentige Kürzung, die die
Koalitionshaushälter jetzt tatsächlich beschlossen haben,
natürlich leicht hinnehmen. Ganz schön trickreich.

Aber nicht nur das. Frau Ministerin, Sie geben in die-
sem Haushalt außerdem noch 3,6 Millionen Euro für
eine Präventionskampagne aus. Sie begründen das mit

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(C (D em Präventionsgesetz. Das Gesetz gibt es aber noch gar icht. Es ist auch überhaupt noch nicht in Sicht. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Der Zeit voraus!)


iese 3,6 Millionen Euro für die Präventionskampagne
ind in Wahrheit Gelder, die unter „Öffentlichkeits-
rbeit“ verbucht werden müssten,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aha!)


ie Sie in diesem Jahr einfach auch sparen könnten.

Hinzu kommen in diesem Haushalt die Kosten, die
urch die Neustrukturierung von Arbeits-, Wirtschafts-
nd Gesundheitsministerium entstehen. Das Gesund-
eitsministerium hat es doch tatsächlich geschafft, als
inziges dieser drei Häuser eine deutliche Stellenver-
ehrung vorzunehmen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aha!)


002, als das Haus den gleichen Zuschnitt hatte wie
etzt, waren es 462 Stellen, jetzt sind es 499 Stellen.


(Zurufe von der FDP: Oh!)


Der Haushalt des Gesundheitsministeriums wird den
otwendigkeiten nicht gerecht.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Das hat die Kollegen sicherlich überrascht!)


ie Arbeit der Gesundheitsministerin wird den Notwen-
igkeiten ebenfalls nicht gerecht. Mit dem von der
inisterin verfochtenen Gesundheitsfonds betrügen Sie

ie Bevölkerung um die nötige Sicherung der Gesund-
eitsversorgung in der Zukunft. Die „Zeit“ hat es in der
etzten Woche auf den Punkt gebracht: Diese „Gesund-
eitsreform hilft der großen Koalition, nicht aber den
ersicherten“.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Was der großen Koalition hilft, hilft auch den Versicherten!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603914600

Das Wort hat jetzt der Kollege Ewald Schurer von der

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Ewald Schurer (SPD):
Rede ID: ID1603914700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

inzelplan 15 – Gesundheit – steht natürlich im Zeichen
er vor uns liegenden Gesundheitsreform; keine Frage.

Ich möchte damit starten, dass ich auf Folgendes ver-
eise: 1994 hat die „Süddeutsche Zeitung“ in München

n einem Leitartikel zu den damaligen Reformbemühun-
en in der Gesundheitspolitik von einem „verminten
eld“ gesprochen. Die Autorin wies darauf hin, dass sich
assen, Kassenärztliche Vereinigungen, Pharmaindus-

rie, Apotheker und die weiteren Akteure unversöhnlich
egenüberstünden. Ich denke, „vermintes Feld“ war ein
isschen übertrieben. Aber auch heute stellen wir noch






(A) )



(B) )


Ewald Schurer
fest, dass gewisse Akteure Schwierigkeiten haben, über
Interaktion und Kommunikation zusammenzufinden.

Damals wurde unterstellt, dass man nicht in der Lage
sei, das System strukturell – die Kollegin Winterstein hat
es gerade vorweggenommen – zu reformieren, dass man
stattdessen nach mehr Geld im System suchen oder mit
einer zweiten Variante den Versuch machen würde, die
Kosten zu deckeln. Soweit die Analyse der Situation
1994 als Rückblick auf vergangene Gesundheitsdebatten
in Deutschland.

Heute, zwölf Jahre später, können wir feststellen, dass
die Frontstellung der Akteure im Gesundheitswesen
nach wie vor existiert, wenn auch vielleicht nicht mehr
ganz so ausgeprägt wie damals. Ganz aktuell geht es um
eine echte Strukturreform im deutschen Gesundheitswe-
sen. Ich denke, dass es zwischen allen Fraktionen den
Minimalkonsens gibt – auch wenn sich Frau Winterstein
hier sehr negativ und nicht überzeugt geäußert hat –,
dass wir eine nachhaltige Reform brauchen, die über den
Charakter einer Finanzreform hinausgehen und eine
wirkliche Strukturreform darstellen sollte.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Da sind wir aber gespannt!)


Man muss dazusagen, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen: Die Menschen haben eine Erwartung. Die Debatte
zum Thema Gesundheit ist wichtig angesichts des Ver-
trauens der Bürgerinnen und Bürger in die Fähigkeit des
Staates, die Sozialsysteme im Sinne von Leistungsfähig-
keit und Solidarität zu reformieren. Das ist die Erwar-
tungshaltung von Menschen, die ein Leben lang lernen,
leisten und Beiträge zahlen.


(Beifall bei der SPD)


Deswegen steht die Koalition in einer riesigen Verant-
wortung. Ich bin überzeugt, dass wir dieser Verantwor-
tung gerecht werden.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Die Hoffnung stirbt zuletzt!)


Meine erste These heißt: Ausgangsposition ist die
volkswirtschaftliche Wertschöpfung. Dieses Land hat
trotz Stagnation bei den binnenwirtschaftlichen Zuwäch-
sen in den letzten Jahren und bei einem weltmeisterli-
chen Export eine volkswirtschaftliche Wertschöpfung
entwickelt, die so groß ist wie nie zuvor. Als Gesund-
heitsökonom kann man da, wenn man ideologische Ver-
satzstücke einmal weglässt, nur feststellen: Die volks-
wirtschaftliche Wertschöpfung ermöglicht es durchaus,
die Finanzierung eines solidarischen Gesundheitssys-
tems ohne Wenn und Aber auch künftig sicherzustellen
und zu garantieren. Das ist ein wichtiger Punkt.

Meine zweite These ist: Dieses Land ist trotz aller
wirtschaftlichen Probleme ein hochproduktives Land. In
Industrie, Gewerbe und Dienstleistung sind wir, was die
Produktivität angeht, Weltspitze. Das brachte allerdings
unter anderem das Problem mit sich, dass aufgrund der
technischen Systeme immer weniger Menschen immer
mehr produzieren und deswegen bei uns die versiche-
rungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in den
letzten zehn Jahren leider zurückgegangen sind. Das ist

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(C (D ine Tatsache, der sich die Politik stellen muss. So waren 995 noch 28,2 Millionen Menschen sozialversicheungspflichtig beschäftigt; im Jahr 2005 waren es nur och 26,5 Millionen Menschen. Wenn aber die versicheungspflichtige Beschäftigung – ein Stück weit leider uch aufgrund der hohen Produktivität und des Ersatzes enschlicher Arbeitskraft durch Maschinentechnik – egbricht, führt das dazu, dass alle Sozialsysteme mas ive Probleme auf der Einnahmeseite haben. Wir stehen – dazu hat sich die Frau Kollegin schon usgelassen – vor der ökonomischen Notwendigkeit, ünftig neben dem Faktor Arbeit einen weiteren Faktor n das Gesundheitswesen einzubringen, um die Entwickung im medizinischen Bereich ergänzend zu finanzieen. Das heißt für mich, dass wir den Faktor Arbeit als rundlage der solidarischen Finanzierung im Kern beiehalten, diesen aber künftig um einen Faktor X ergänen, um die Entwicklung im Gesundheitswesen finaniell abzusichern. Das ist der Grund für den Diskurs über einen Gesundeitsfonds, den wir hier führen. Ich bin überzeugt, dass ie koalitionären Verhandlungspartner diese Aufgabe, ie immer am Ende die Ausgestaltung des Fonds ausseen wird, bewältigen werden. Die Gespräche befinden ich jetzt, anders als teilweise öffentlich dargestellt, auf iner konstruktiven Ebene. Als Hauptberichterstatter für den Einzelplan 15 und aushaltspolitiker fasse ich die zweite These zusammen: ie volkswirtschaftliche Wertschöpfung in diesem ande ist groß genug, um das solidarische Gesundheitsesen auch künftig im Kern durch den Faktor Arbeit zu inanzieren, ergänzt durch einen zusätzlichen Faktor in er Finanzierung. Meine dritte These lautet – das wissen natürlich wir lle –, dass im Zuge der Mehrwertsteuererhöhung für die rbeitnehmerhaushalte, die kleinen und mittleren Be riebe und die Selbstständigen die Belastungsgrenze ereicht ist. Wir wissen, dass wir den Menschen nicht mehr eliebig finanzielle Zusatzbelastungen im Rahmen der esundheitsreform zumuten können. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum diskutieren Sie dann über eine neue?)


ir wissen, dass es keine Alternative dazu gibt, gezielt
n die Ineffizienzen im System heranzugehen. Ich sage:
s gibt keine Alternative für uns.

Wir müssen dafür sorgen, dass die integrierte Ver-
orgung, also eine bessere Verzahnung des Vorhaltens
mbulanter und stationärer medizinischer Leistungen,
orangebracht wird. Die integrierte Versorgung zwi-
chen den niedergelassenen Ärzten und den Kliniken in
eutschland ist für mich ein ganz wichtiger Punkt. Sie
uss künftig ganz gezielt entwickelt werden, weil in

iesem Bereich Reserven in Milliardenhöhe stecken.


(Beifall bei der SPD)


ECD-Gutachten besagen seit Anfang der 90er-Jahre,
ass diese Schnittstelle, dieses doppelte Vorhalten von
edizinischen Leistungen in Deutschland weder von der






(A) )



(B) )


Ewald Schurer
Leistungsseite noch von der finanziellen Darstellung her
zu rechtfertigen ist. Das müssen wir beachten; das ist
von großer Bedeutung.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Das müssen Sie jetzt regeln!)


Auch der Pharmabereich darf nicht tabuisiert wer-
den. Ich erkenne an, dass die Pharmaindustrie gerade im
mittelständischen Bereich eminente Leistungen in Wis-
senschaft und Forschung erbringt. Aber ich sehe über-
haupt keine Rechtfertigung dafür, dass wir in Deutsch-
land einen Pharmamarkt haben, in dem teilweise ein
Drittel oder sogar 40 Prozent höhere Marktpreise für
Medikamente bzw. Arzneimittel als im europäischen
Durchschnitt verlangt werden. Wir liegen bei diesen
Preisen sogar signifikant höher als das nicht arme Nach-
barland Schweiz. Das kann man so nicht lassen. Ich bin
überzeugt davon, dass mit einer Gesundheitsstrukturre-
form – in Ergänzung zum Gesetz zur Verbesserung der
Wirtschaftlichkeit in der Arzneimittelversorgung, das
wir erst kürzlich, nämlich am 17. Februar 2006, verab-
schiedet haben – die Situation im pharmazeutischen Be-
reich deutlich verbessert werden muss.

Meine vierte These lautet – das ist bei aller fachlichen
Liebe zu diesem Thema für einen Haushälter der SPD-
Fraktion, aber auch für die Haushälter der CDU/CSU-
Fraktion, so denke ich, nicht verwunderlich –, dass das
Nachschießen von frischem Geld in das Gesundheits-
system – das klingt ein bisschen polemisch; das gebe ich
zu – ohne ein gleichzeitiges Nutzen der in Milliarden-
höhe vorhandenen Reserven schlicht und einfach nicht
goutiert werden kann. Wenn wir künftig versuchen, in
Ergänzung zum Faktor Arbeit über einen Fonds entspre-
chend Geld bereitzustellen, dann müssen wir auch die in
Milliardenhöhe vorhandenen Reserven nutzen. Dies ist
meine Meinung zu diesem Bereich. Das heißt ganz kon-
kret: Zusätzliches Steuergeld sollte nur unter der Bedin-
gung einer höheren Effizienz, also bei Nutzung der
Reserven und nach Einführung eines stärkeren Wettbe-
werbs im Gesundheitssystem zur Verfügung gestellt
werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Zielmarke ist, dadurch auch weiterhin ein solida-
risches Gesundheitssystem zu garantieren, zu dem ganz
bewusst Junge und Alte, Gesunde und Kranke und
– jetzt kommt es – gesetzlich und privat Versicherte
ihren sozial gerechten Anteil leisten. Meine Lieblings-
vorstellung ist immer noch, dass auch die privat Ver-
sicherten – man möge es mir verzeihen – mit in den
Risikostrukturausgleich eingebunden werden, um die
Solidarität im System entsprechend hoch zu halten.


(Beifall bei der SPD)


Wir müssen mit dieser Strukturreform dazu kommen,
dass wir auf der Kostenseite effizient werden. In ein-
schlägigen Gutachten steht dazu, wir seien in Deutsch-
land, was eine effektive medizinische Versorgung an-
gehe, Weltspitze. Wir seien aber auf der Kostenseite
nicht effizient genug. Wir sollten versuchen, die guten
Leistungen kostenmäßig effizienter darzustellen.

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(C (D Die Partner der Union mögen es mir verzeihen, wenn ch meine, bei all den Überlegungen, die wir in Bezug uf einen möglichen Gesundheitsfonds anstellen, sind uschläge der Patienten an die Kassen nicht wünschensert und nicht vermittelbar, weil dies zu einer Belastung er Menschen führen würde, die nicht darstellbar ist. In einer fünften und letzten These möchte ich die olkswirtschaftliche Bedeutung des Sektors Gesundeit darstellen. In der öffentlichen Diskussion wird imer so getan, als ginge es bei der Gesundheit nur um osten. Das ist eine völlige Verkennung der objektiven konomischen Tatsachen. Das Gesundheitswesen in eutschland beschäftigt als mittlerweile größter volksirtschaftlicher Arbeitsmarktsektor – je nach Art der echnung – zwischen 4,2 und 4,5 Millionen Menschen, iel mehr als die Automobilindustrie und die Elektroinustrie. Das vergessen viele. Der Gesundheitsmarkt ist ein absoluter Wachstumsarkt. Während wir noch im Jahr 1970 6,2 Prozent des olkseinkommens für Gesundheit ausgegeben haben, aren es im Jahr 2004 bereits 11,3 Prozent. Führende In titute sagen voraus, dass im Jahr 2015 13 Prozent des olkseinkommens im Bereich Gesundheit ausgegeben erden. Das heißt, dass der Anteil des Gesundheitsarkts am Bruttoinlandsprodukt binnen zehn Jahren von inem Neuntel auf ein Achtel steigen wird. Das bedeutet ür die Gesellschaft: Der Gesundheitsmarkt ist ein riesier Wachstumsmarkt und ein riesiger Arbeitsmarkt. Noch ein Vorurteil, mit dem aufgeräumt werden uss: Es ist definitiv falsch – oft wird es so dargestellt –, u glauben, dass die demografische Entwicklung nur twas mit Kostensteigerungen in der Gesellschaft zu tun ätte. Wenn die Menschen länger leben, birgt dies ein usätzliches Potenzial für die Gesellschaft. Die Gesundeitskosten am Ende des Lebens sind zwar signifikant och; die sinkende Sterblichkeit der Menschen führt ber auch dazu, dass lebenslang lernende Menschen sehr iel für die Gesellschaft leisten können, entweder durch ürgerschaftliches Engagement oder durch Teilnahme m regulären Arbeitsleben. Wenn man mit einem richtigen Ansatz für mehr Präention sorgt, können die Kosten im Alter deutlich berenzt werden. Natürlich ist es richtig, dass älter werende Menschen einen ganz speziellen Bedarf an usätzlichen Gesundheitsleistungen haben. Aber auch arin liegt eine riesige Chance, entsprechend qualifiierte, neue Arbeitsplätze zu schaffen, die wiederum zur olkswirtschaftlichen Wertschöpfung beitragen. Es ist klar: „Entscheidender Wachstumstreiber für den esundheitsmarkt ist der medizinisch-technische Fort chritt“ – so die Deutsche Bank Research. Es ist die entcheidende Größe. Der Markt der medizinischen Mögichkeiten, das Machbare im medizinischen Bereich wird ich auch in den nächsten zehn bis 20 Jahren gewaltig usdehnen. In der Zusammenfassung heißt das: Für die ökonomiche Entwicklung des Landes bergen die Medizin und er Sektor Gesundheit gewaltige Chancen. Wenn wir en demografischen Wandel richtig gestalten, die künf Ewald Schurer tige Medizintechnik mit ihren Potenzialen richtig einsetzen und die Wirtschaftlichkeitsreserven gezielt heben, haben wir alle Chancen, in den nächsten Jahren einen Strukturprozess im Gesundheitswesen voranzutreiben, der ebendiesen Namen verdient. Zum Schluss: Die Ausgaben im Gesundheitsmarkt in Deutschland betrugen in den Jahren 2003 und 2004 240 Milliarden Euro. Daran hat allein die GKV einen Anteil von rund 144 Milliarden Euro. In der gesetzlichen Krankenversicherung sind 70,5 Millionen Menschen versichert, während die privaten Versicherungen gut 8 Millionen Menschen betreuen. Ich denke, der Einzelplan 15 des Haushalts 2006 des Bundes ist, wie die Kollegin schon gesagt hat, relativ übersichtlich. Die Mittel in Höhe von 4,58 Milliarden Euro beinhalten die so genannte GKV-Pauschale in Höhe von 4,2 Milliarden Euro, mit der die Aufwendungen der Krankenkassen für versicherungsfremde Leistungen abgegolten werden. Die Pauschale wird, wie wir wissen, entsprechend der Koalitionsvereinbarung vom Herbst 2005 auf null zurückgeführt. Damit sind wir wieder beim Thema Gesundheitsreform. Wir wissen, dass aufgrund der Erhöhung der Mehrwertsteuer und der abnehmenden GKV-Pauschale die Gefahr droht, dass die Krankenkassen ihre Beiträge um 1 Prozentpunkt anheben. Das können wir uns nicht leisten, weil es Belastungen für die Haushalte mit sich brächte, die wir vermeiden wollen. Für den eigentlichen Bereich verbleiben im Haushalt 382 Millionen Euro, womit das Gesundheitsministerium und seine fünf nachgelagerten Behörden bzw. Institute, darunter das hoch reputierte Robert-Koch-Institut – in letzter Zeit wegen der Pandemiegefahr in aller Munde –, bedient werden müssen. Ich denke, wir Berichterstatter haben es geschafft, in sehr kollegialer Weise die vorhandenen Mittel effizient in den Titeln zu disponieren. Zum Schluss möchte ich sagen, dass die Aufstellung des Haushalts 2007 sicherlich eine sehr spannende Aufgabe werden wird; denn er wird entlang der Ergebnisse, die die Gesundheitsstrukturreform mit sich bringt, erstellt werden müssen. Es handelt sich also nicht um eine isolierte Veranstaltung. Ich bin überzeugt, dass wir es mit Sachverstand und mit dem politischen Kalkül von Union und SPD schaffen werden, eine tragfähige Gesundheitsreform hinzubekommen, die zum 1. Januar 2007 in Kraft tritt und mit der den Menschen gezeigt wird, dass eine Reform in diesem Bereich funktionieren kann. Ganz zum Schluss möchte ich sagen, dass ich realistisch optimistisch bin. Das ist jetzt schon die dritte Schlussbemerkung, Herr Kollege Schurer. Werter Präsident, ganz zum Schluss – e d u b k t s h I g a w u – H w s a n I d k G a l i 1 d g v d W k d (C (D Das ist jetzt die vierte Schlussbemerkung. – möchte ich mich, wie es üblich ist, bei den Bericht rstattern und bei den Vertretern der beiden Ministerien, es Finanzministeriums und des Gesundheitsministerims, für die gute Kooperation und für ihre Geduld sowie ei Ihnen für die Aufmerksamkeit ganz herzlich bedanen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603914800
Ewald Schurer (SPD):
Rede ID: ID1603914900
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603915000
Ewald Schurer (SPD):
Rede ID: ID1603915100


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603915200

Das Wort hat der Kollege Frank Spieth von der Frak-

ion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603915300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es war

chon beeindruckend, wie Herr Schurer eben als Haus-
älter das Thema Gesundheit sachkundig bearbeitet hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ute Kumpf [SPD]: Da sehen Sie einmal, was für gute Leute wir haben!)


ch muss sagen: Respekt. Viele Thesen, die Sie hier vor-
etragen haben, kann ich als Abgeordneter der Linken
uch im Namen meiner Fraktion dick unterstreichen:
enn es um Solidarität, um neue Versorgungsformen
nd um bessere Qualität im Gesundheitswesen geht.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: So etwas habe ich geahnt!)


Sie werden noch Anlass für weitere Ahnungen haben,
err Bahr. – Ich habe aber Bedenken, dass hier genau
ieder das geschieht, was wir in den letzten Monaten

tändig erleben mussten: Sie blinken links und biegen
nschließend in der großen Koalition mit der CDU/CSU
ach rechts ab.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr vernünftig!)


ch habe daher hinsichtlich dessen, was Sie in Bezug auf
en Gesundheitsfonds angedeutet haben, große Beden-
en.

Das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die
esundheitspolitik nimmt in den Zeiten der großen Ko-

lition dramatisch ab. Das ist das Ergebnis einer aktuel-
en Studie des Kölner Marktforschungs- und Beratungs-
nstituts psychonomics AG, die vom April bis zum Mai
500 Bundesbürger befragt hat. Nicht einmal ein Drittel

er Befragten, genau nur 29 Prozent, traut der Bundesre-
ierung noch zu, die gesundheitliche Versorgung der Be-
ölkerung langfristig sicherstellen zu können. Das ist ein
ramatisches Testat.

Dieses Ergebnis hat übrigens seine Ursachen. Unter
illy Brandt war Reform das Schlüsselwort für Demo-

ratisierung. Menschen mit geringem Einkommen haben
amit die Hoffnung verbunden, am sozialen Staat und






(A) )



(B) )


Frank Spieth
am gesellschaftlichen Reichtum auch durch Umvertei-
lung beteiligt zu werden. Aber diese Zeiten sind lange
vorbei. Dieser Anspruch ist schon unter Rot-Grün unter
die Räder geraten und wird durch die gegenwärtigen ge-
sundheitspolitischen Planspiele der großen Koalition
quasi wie mit der Dampframme unter die Erde ge-
stampft.

Keine Wählerin und kein Wähler der Union werden
sich darüber wundern, dass die CDU/CSU getreu ihrem
Bundestagswahlprogramm den Weg über den Gesund-
heitsfonds mit Elementen der Kopfpauschale bis zur
endgültigen Privatisierung des Gesundheitsrisikos be-
schreitet. Die Wählerinnen und Wähler der SPD werden
sich allerdings an den Kopf fassen angesichts des zentra-
len Wahlversprechens der Sozialdemokraten. Sie wollten
die Einführung der Bürgerversicherung. Jetzt aber ma-
chen Sie einen Gesundheitsfonds, aller Voraussicht
nach verbunden mit einer Kopfpauschale.

In Ihrem Aufruf zur Bundestagswahl 2005 haben Sie
unter der Überschrift „Vertrauen in Deutschland –
Gerhard Schröder muss Kanzler bleiben!“ unter anderem
gesagt:

Wir kämpfen auch für die kommende Legislaturpe-
riode für eine sozialdemokratisch geführte Bundes-
regierung. Doch wir wollen mehr: 1. Wir sind be-
reit, unsere Fehler einzugestehen. Das einseitige
Setzen auf die Senkung der Lohnnebenkosten hat
den Menschen vieles zugemutet: die Rentenreform,
die Gesundheitsreform und auch die Arbeits-
marktreform werden in der Bevölkerung primär als
sozial ungerecht wahrgenommen – auch weil diese
Reformen nicht in der Lage waren, dem Arbeits-
markt die dringend notwendigen Impulse zu geben.

Damit hatten Sie absolut Recht. Diese Selbsterkenntnis
hat dann anschließend offenkundig bei den Bürgern Ein-
druck gemacht und dazu geführt, dass Sie ein überra-
schend gutes Wahlergebnis einfahren konnten.

Sie haben den Bürgerinnen und Bürgern versprochen
– ich zitiere noch einmal wörtlich –:

Wir führen die solidarische Bürgerversicherung in
der Gesundheitspolitik ein. Vergleichbar soll die
Lösung bei der Pflegeversicherung sein. Wer leis-
tungsfähig ist, muss auch stärker zur Solidarität bei-
tragen. Das gilt in den sozialen Sicherungsystemen
und in der Steuerpolitik.

Es ist Ihnen gelungen, mit dem Hinweis auf Ihre ur-
sprünglichen Fehler bei den Wählern den Eindruck zu
vermitteln, ab sofort werde wieder sozialdemokratische
Politik gemacht.

Ich kann Ihr Versprechen allerdings nicht in der Ko-
alitionsvereinbarung und schon gar nicht in der derzeiti-
gen Gesundheitspolitik wiederfinden. Sie beantworten
mit den bisher bekannt gewordenen Vorschlägen zum
Gesundheitsfonds keine der strukturellen Fragen, die
sich bezüglich der gesetzlichen Krankenversicherung
stellen. Sie wollen zwar weiterhin die Arbeitgeber zur
Beitragszahlung heranziehen, aber nur noch mit einem
gedeckelten Satz von 6 Prozent. Die Kostensteigerungen

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(C (D m Gesundheitssystem werden dann zukünftig nicht ehr von den Arbeitgebern mitfinanziert, sondern sie erden alleine von den Versicherten zu zahlen sein, die ann zukünftig mit 8 Prozent und wie auf einer nach ofenen Richterskala bei allen zukünftigen Kostensteigeungen alleine zusätzlich belastet werden. Darüber hiaus wollen Sie die Einführung einer Kopfpauschale nterstützen, ie von den Krankenversicherten alleine finanziert weren soll. Das bisschen zusätzliche Steuerfinanzierung ist icht mehr als eine Beruhigungspille, die dazu dient, den indruck zu vermitteln, es ginge gerecht zu. Tatsächlich ollen Sie aber die bislang beitragsfreie Kindermitversi herung über Steuern finanzieren. inerseits ermöglicht das nach Bekunden der Sachvertändigen eine Beitragsreduzierung um 1,4 Prozentunkte, andererseits führt das aber dazu, dass der Entlasungseffekt von 7 Milliarden Euro ausschließlich bei den nternehmen wirksam wird – eine erneute und aus meier Sicht perfide Umverteilung von unten nach oben. ußerdem machen Sie damit den Privatversicherten ein eschenk, indem Sie deren Beiträge für die Kinderkranenversicherung den Steuerzahlern und damit wiederum m Wesentlichen den Arbeitnehmern aufdrücken. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Stimmt doch gar nicht!)


(Jella Teuchner [SPD]: Das ist falsch!)


(Elke Ferner [SPD]: Wer denn?)


(Beifall bei der LINKEN)


Mit Ihrem Gesundheitsfonds errichten Sie nur eine
eue Geldverteilungsmaschine ganz nach der Methode:
enn ich kein Ziel habe, dann ist jeder Weg der richtige.
enn Sie schon nicht zu einer sozial gerechten Gesund-

eitsreform in der Lage sind, dann machen Sie wenigs-
ens Ihre Hausaufgaben, indem Sie das für 2007 zu er-
artende Finanzdebakel in der GKV angehen. Die
inanzprobleme und die Strukturprobleme im Gesund-
eitswesen werden durch Errichtung einer neuen Büro-
ratie nicht gelöst, sondern vergrößert.

Sie haben durch die von Ihnen zu verantwortende
olitik Verschiebebahnhöfe geschaffen, die zu erhebli-
hen Einnahmeverlusten bei den Krankenkassen füh-
en: Die Absenkung der Beiträge für Arbeitslose, die
erkürzung der Anspruchszeiten beim Arbeitslosengeld,
ie nun geplante Abschaffung der durch die Tabaksteuer
inanzierten Mutterschaftsleistungen, die Verpflichtung
er Kassen zur Entschuldung bis zum Dezember 2007,
ie Einführung der elektronischen Gesundheitskarte so-
ie die Mehrwertsteuererhöhung sind unter anderem mit
afür verantwortlich, dass wir nach unserer Einschät-
ung im kommenden Jahr in der gesetzlichen Kranken-
ersicherung ein Finanzloch von mindestens
5 Milliarden Euro haben werden. Selbst mein geschätz-
er Kollege Lauterbach spricht davon, dass im kommen-
en Jahr über 10 Milliarden Euro fehlen werden. Wir
alten es deshalb für dringend erforderlich, dass Sie
unächst einmal zur Sicherstellung der Krankenversi-






(A) )



(B) )


Frank Spieth
cherungsleistungen unverzüglich ein Vorschaltgesetz zur
Gewährleistung der Gesundheitsversorgung der Bevöl-
kerung einbringen.

Die sozialen Sicherungssysteme, meine Damen und
Herren, sind dazu da, im Bedarfsfall frei von Diskrimi-
nierung und sozialer Ausgrenzung Versicherten in jeder
Lebensphase alle erforderlichen Leistungen bereitzustel-
len. Dazu wurden sie geschaffen. Dies gilt insbesondere
für die gesetzliche Krankenversicherung. Mir erzählte
kürzlich eine Frau bei einer Veranstaltung in Hannover,
dass eine Ultraschalluntersuchung, die in ihrem Fall er-
forderlich war, nur gemacht wurde, weil sie diese privat
bezahlte. Am Montag dieser Woche erzählte mir ein
Rentner auf einer Veranstaltung in Dresden, dass er zum
Ende des Quartals regelmäßig zur privaten Finanzierung
von Medikamenten aufgefordert werde, weil das Budget
erschöpft sei. Eine Arbeitslosengeld-II-Empfängerin in
Weimar schilderte mir vor einigen Tagen an ihrem Bei-
spiel auf bedrückende Art und Weise, dass sie schon
mehrfach vor der Entscheidung gestanden habe – hören
Sie gut zu –, für sich und ihre Tochter entweder Lebens-
mittel zu kaufen oder die Eintrittsgebühr beim Arzt zu
zahlen. Dies sind Einzelbeispiele, die man beliebig er-
gänzen könnte.

Es kann nicht sein, dass durch Zuzahlungen, durch
Leistungsausgrenzungen, durch Eintrittsgebühren bei
Ärzten, durch Sonderbeiträge


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Jetzt kommt Ihr Vorschlag!)


und – jetzt offenkundig beabsichtigt – durch endgültige
Abschaffung des Krankengelds und die Abschaffung der
Versicherung privater Unfälle die Versicherten immer
weniger Leistungen erhalten, dafür aber zusätzlich zur
Kasse gebeten werden, wie Frau Merkel heute Morgen
gesagt hat.

Die Grundprinzipien der gesetzlichen Krankenversi-
cherung, nämlich Solidarausgleich, Parität, umfassende
Sachleistungen, Umlageverfahren und Kontrahierungs-
zwang haben sich nach unserer Auffassung bewährt. Sie
finden in der Bevölkerung eine breite Akzeptanz. Arbeit-
nehmer, Arbeitslose, Rentnerinnen und Rentner sowie
bisher beitragsfrei mitversicherte Angehörige erwarten
von uns, dass wir ein Gesundheitssystem anbieten, mit
dem die vorgenannten Ansprüche erfüllt werden können.

Die Bürgerversicherung findet in der Bevölkerung
große Zustimmung.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Weil die nicht wissen, was sich dahinter verbirgt!)


Die Wählerinnen und Wähler haben bei ihrer Stimm-
abgabe auch eine parlamentarische Mehrheit für diese
Bürgerversicherung geschaffen. Die Linksfraktion, die
Fraktion der Bündnisgrünen und die Sozialdemokraten,
die sich eindeutig dafür ausgesprochen haben, haben,
wenn sie es wollen, die Mehrheit in diesem Haus, als
einzig notwendige und richtige Reformalternative eine
Bürgerversicherung einzuführen. Wir werden Sie dabei
unterstützen. Nehmen Sie das Angebot ernst!

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Das Wort hat jetzt der Kollege Norbert Barthle von er CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1603915400


Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1603915500

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

amen und Herren! Wir beraten hier heute abschließend
en Etat des Gesundheitsministeriums. Zieht man die
uschüsse zur Krankenversicherung ab, dann verbleiben
och ganze 381 Millionen Euro oder auch schlanke
,5 Promille des Gesamtetats – ein, wie ich immer sage,
leiner, aber feiner Etat, dessen Volumen in krassem Ge-
ensatz zur gesellschaftlichen Bedeutung dieses Res-
orts steht.

Dass man aber auch über die richtige Ausgabe von
81 Millionen Euro konstruktiv nachdenken und beraten
ann, haben die Berichterstattergespräche gezeigt. Ich
ill deshalb an dieser Stelle, gleich zu Anfang, allen Be-

eiligten aus Opposition und Koalition und vor allem
uch Ihnen, Frau Ministerin, und Ihrem Hause ganz
erzlich für diese Beratungen und deren konstruktiven
erlauf danken.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Wir Großkoalitionäre, mein Kollege Ewald Schurer
nd ich, waren uns einig, dass es auch mit diesem klei-
en Etat durchaus möglich ist, Schwerpunkte zu setzen.
ereits zu Beginn dieses Jahres erschreckte uns das
hema Vogelgrippe und machte uns darauf aufmerk-
am, dass Deutschland auf eine Pandemie vielleicht
och nicht ganz so gut vorbereitet ist, wie wir alle ange-
ommen haben. Bislang ist das Virus zwar noch nicht
erart mutiert, dass es von Mensch zu Mensch über-
pringen kann, aber wir sollten uns nicht nur mit dem
b, sondern auch mit dem Wenn beschäftigen.

Auch das Thema HIV/Aids bedarf wieder verstärkt
nserer Aufmerksamkeit; denn auch wenn die Zahl der
nfizierten in Deutschland auf einem erfreulich niedrigen
iveau liegt, macht es uns doch besorgt, dass die Zahl
er Neuinfektionen binnen eines Jahres um 20 Prozent
estiegen ist. Also fragen wir uns: Stimmt die Aufklä-
ungskampagne noch? Erreichen wir die entsprechenden
ielgruppen? Müssen wir nicht unsere Anstrengungen in
iesem Bereich verstärken?

Wir haben uns als große Koalition auf die Fahnen ge-
chrieben, die Haushaltskonsolidierung als oberstes Ziel
u verfolgen. Deshalb müssen alle Mehrmittel, die wir
insetzen wollen, sauber gegenfinanziert sein. Wir wa-
en uns da einig, dass die Öffentlichkeitsarbeit ein mög-
icher Bereich ist. Aber nachdem sich der Haushaltsaus-
chuss darauf geeinigt hat, dass wir rund 10 Millionen
uro als globale Minderausgabe im Einzelplan 60 reali-
ieren wollen, die eigentlich schwerpunktmäßig über Öf-
entlichkeitsarbeit erbracht werden soll, blieb für diese
egenfinanzierungsmöglichkeit kein Spielraum. Des-
alb sage ich an dieser Stelle: Das wird eine Aufgabe für






(A) )



(B) )


Norbert Barthle
die kommenden Jahre sein. Frau Kollegin Winterstein,
ich verspreche Ihnen: Wir bleiben am Ball.

Wir müssen feststellen, dass die Spielräume sehr eng
sind. Im Einzelplan 15 sind 140 Millionen Euro des
Etats alleine für Personalausgaben vorgesehen. Ich frage
mich manchmal schon, ob zum Beispiel das Robert-
Koch-Institut mit der bestehenden Mittel- und Perso-
nalausstattung die Aufgaben tatsächlich bewältigen
kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben im Koalitionsvertrag mit guten Gründen for-
muliert:

Die gesundheitspolitische Schlüsselstellung des
Robert-Koch-Instituts insbesondere im Hinblick
auf die wachsenden potentiell erheblichen Gesund-
heitsgefährdungen der Bevölkerung … soll ausge-
baut und institutionell gefördert werden.

Wenn ich bedenke, dass bei diesem Institut seit dem
Jahr 2000 mehr als 20 Prozent der etatisierten Stellen ab-
gebaut wurden, dann haben wir noch eine Menge Arbeit
vor uns. Andererseits sind wir Haushälter immer darauf
bedacht, Aufwüchse bei den Personalkosten zu vermei-
den und Einsparungen vorzusehen. Deshalb wird es für
uns alle eine schwierige Aufgabe sein, einen entspre-
chenden Weg zu suchen.

Lassen Sie mich kurz auf das „Sparbuch“ der FDP
eingehen. Ich gehe davon aus, dass wir damit auch in
den kommenden Jahren wieder traktiert werden sollen;
denn das Austauschen und Fortschreiben von Zahlen ist
nicht besonders schwer, auch wenn die Idee an sich
schon ziemlich abgegriffen ist.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Wir geben Anregungen, auf die Sie selber nicht kommen!)


Das Ganze wirkt etwas antiquiert wie ein abgegriffenes
Telefonbuch. Vielleicht können Sie Herrn Westerwelle
den Rat geben, er möge eine CD vorlegen, wenn Sie eine
moderne Partei sein wollen. Dann müssen die Kollegin-
nen und Kollegen nicht immer das schwere Buch herum-
tragen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Haben wir! Das können Sie sich unter www.fdp.de anschauen!)


Frau Kollegin, Sie selbst haben die Kürzung der Ausga-
ben für die Prävention um mehr als die Hälfte angespro-
chen. Ich bleibe dabei: Jeder Euro, den wir für Präven-
tion ausgeben, ist gut angelegtes Geld. Wir können
hinterher bei der Behandlung von Erkrankungen gar
nicht so viel einsparen wie vorher durch eine wirksame
und gezielte Prävention.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn ich zum Beispiel im aktuellen Mikrozensus lese,
dass jeder zweite Deutsche übergewichtig ist und sogar

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(C (D 4 Prozent stark übergewichtig sind, dann bin ich mir siher, dass im Bereich der Prävention noch erheblicher andlungsbedarf herrscht. (Zuruf von der CDU/CSU: Anwesende ausgeschlossen!)


er hier mit spitzer Feder kürzt, der handelt falsch. Was
ie Anwesenden anbelangt, so trifft diese Analyse sicher
uch auf diese zu.

Lassen Sie mich eine zweite Kritik aufgreifen, die
on der Opposition immer wieder vorgetragen wird: Sie
etrifft die Kürzung der Zuschüsse für die GKV. Natür-
ich ist es richtig, dass wir in Zukunft einen größeren
eil der Kosten unserer Sozialsysteme über das Steuer-
ystem finanzieren wollen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Aha!)


nders werden wir die notwendige Trendwende am Ar-
eitsmarkt nicht realisieren können. Das ist vollkommen
lar. Aber die reine Umschichtung zur Steuerfinanzie-
ung ergibt keinen Sinn. Das haben wir aus der rot-grü-
en Rentenreform gelernt; denn die Mittel aus der Öko-
teuer sollten die Rentenbeiträge auf Dauer stabilisieren.
as Ganze hielt nur sehr kurze Zeit. Anschließend versi-

kerten die Mittel in einem Fass ohne Boden.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ohne Ökosteuer wären die Beiträge höher!)


a wir aber alle kluge Menschen sind – jedenfalls die in
er Koalition –, haben wir aus den Fehlern gelernt. Des-
alb wird es die angekündigte Umsteuerung ohne eine
chte Strukturreform nicht geben.

Damit bin ich bei der aktuellen Gesundheitsreform,
u der ich mich nicht im Detail äußern will.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Das hätte mich auch gewundert!)


afür haben wir unsere Experten, die mit großer Sach-
unde und mit großem Enthusiasmus zu Werke gehen.
ch will nur zwei Punkte ansprechen, die aus meiner
icht wichtig sind. Einerseits sollten wir die Ausgaben-
eite mutig angehen. Wenn in einem Bereich 240 Mil-
iarden Euro jährlich ausgegeben werden, dann ist das
ie eine Mine, in der noch so manche Goldreserve

chlummert. Da sind noch Milliardenbeträge zu heben,
enn man mit dem notwendigen Mut an das System he-

angeht und für zusätzliche Effizienz sorgt. Effizienz
eißt wirtschaftlicher Einsatz der vorhandenen Mittel
nd steht nicht im Gegensatz zu einer bedarfsgerechten
ersorgung. Das hat nichts mit Rationalisierung oder gar
ationierung zu tun.

Andererseits muss jede Gesundheitsreform, die ihren
amen wirklich verdient, eine zentrale Frage beantwor-

en, nämlich wie wir die steigenden Gesundheitskosten
uffangen können, ohne die Arbeitskosten zu belasten.
ch bin dankbar, dass unsere Bundeskanzlerin Angela

erkel diese Tatsache heute früh mit großer Ehrlichkeit
ngesprochen und auf den Punkt gebracht hat. Sie hat
en Dreiklang benannt: Mit mehr Transparenz, mehr






(A) )



(B) )


Norbert Barthle
Effizienz und mehr Konkurrenz wäre dieses Problem zu
lösen.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Und mehr Belastung! – Gegenruf der Abg. Annette WidmannMauz [CDU/CSU]: Bei Ihnen kommt das Geld vom Himmel oder wie?)


Lassen Sie mich noch auf das viel diskutierte Thema
GKV und PKV eingehen und dazu ein schönes Bild an-
führen: Wenn man die GKV als einen leckgeschlagenen
Tanker betrachtet, dann sind die PKVen die schwimmfä-
higen Rettungsboote. Es macht schlicht keinen Sinn, die
Rettungsboote noch enger an den Tanker zu ketten; denn
dann würden sie durch den Strudel mit in die Tiefe geris-
sen. Ich bin mir sicher und sehr zuversichtlich, dass die
großkoalitionären Verhandlungsführer den Mut aufbrin-
gen, sich an das Schließen des Lecks im Tanker zu ma-
chen, und dabei die Rettungsboote schwimmfähig erhal-
ten. Das ist, so denke ich, der richtige Weg. Alles andere
führt auf Dauer zu einem Unglück für beide.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Deshalb wünsche ich mir, dass die großkoalitionären
Verhandlungsführer – ich spreche ihnen Mut zu – tat-
sächlich an das Thema Eigenverantwortung herange-
hen. Eine gesunde Lebensführung, eine Lebensführung,
die Gesundheitsrisiken vermeidet, muss letztendlich be-
lohnt und darf nicht bestraft werden. Das muss der Dreh-
und Angelpunkt aller Überlegungen sein, bei denen es
darum geht, mehr Eigenverantwortung zu realisieren. Es
kann nicht angehen, dass man nur einzelne Risikoberei-
che benennt und womöglich wieder auf die berühmten
Risikosportarten, die auch sehr umstritten sind, zu spre-
chen kommt. Es ist wesentlich sinnvoller, zu sagen: Wer
durch eigenverantwortliches Handeln zu einer gesunden
Lebensführung beiträgt, der soll auch entsprechend be-
lohnt werden. Das muss der Weg sein. Einzelne Bereiche
dürfen nicht ausgegrenzt werden.

In diesem Sinne herzlichen Dank und gute weitere
Beratungen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603915600

Das Wort hat jetzt die Kollegin Birgitt Bender von

Bündnis 90/Die Grünen.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603915700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es war

schon die Rede davon, dass nach einer aktuellen Um-
frage nur noch 29 Prozent der Bevölkerung der Regie-
rungskoalition zutrauen, die strukturellen Probleme des
Gesundheitswesens zu lösen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wenn ihr noch ein bisschen redet, werden es noch weniger!)


Ich füge hinzu: Im letzten Jahr waren es noch
37 Prozent. Wie das wohl kommt?! Im letzten Jahr war
in den Medien des Öfteren zu lesen, eine große Koalition
sei das, was das Land braucht. Eine große Koalition
kann große Probleme lösen und gerade im Gesundheits-

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(C (D esen wird sie die Kraft haben, sich gegen die versamelten Lobbyisten durchzusetzen. Ach, meine Damen nd Herren, wenn es doch nur so wäre! (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie werden sich noch wundern!)


Vorhin haben wir von dem Kollegen Haushälter, dem
ollegen Schurer, eine zutreffende Problembeschrei-
ung des Gesundheitswesens gehört. Er hat einen Pfad
it möglichen Lösungswegen aufgezeigt. Nur, der sitzt

icht am Verhandlungstisch. Was hören wir stattdessen
on denen, die eben dort sitzen, von den politischen
pitzen der Koalition? Hören wir da etwas von mehr
ettbewerb auf der Anbieterseite und den Wegen dahin?


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ja! Sie müssen auch seriöse Zeitungen lesen!)


Herr Zöller, hören wir etwas von mehr Effizienz, und
avon, was man tun könnte, um sie zu erreichen?


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ja!)


ören wir etwas davon, wie eine nachhaltige Finanzie-
ung all dieser möglichen Wege aussähe?


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ja!)


ber nein! Sie reden lediglich über eine neue Behörde.
ielleicht nennen Sie sie Bundesagentur für Gesundheit
der so ähnlich. Die Behörde hat einen unglaublichen
orteil: Die einkommensabhängigen Beiträge, die die
PD vorsieht, gehen vorne rein und die Kopfpauschale
er CDU kommt hinten raus. Da kommt bei den Koali-
ionsfraktionen Freude auf, weil alle sehen, sie haben et-
as realisiert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


as haben Sie damit aber geschaffen? Eine „Reform-
ttrappe“, wie „Die Zeit“ zuletzt zu Recht schrieb. Ich
üge hinzu: eine Reformattrappe, die viel Bürokratie
ach sich zieht.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das wird es nicht geben! – Ewald Schurer [SPD]: Sie sind einfach zu pessimistisch, ohne überhaupt das Ergebnis zu kennen!)


on der Bundeskanzlerin mussten wir heute früh leider
rfahren, dass Sie sich tatsächlich darauf geeinigt haben.
as ist der Stand der Dinge.

Nun geht es noch um die Ausgestaltung im Einzelnen,
um Beispiel um die Frage, wie die Beteiligung der pri-
aten Krankenversicherung aussieht. Ich werde gele-
entlich gefragt, wie es eigentlich mit dem Einfluss der
obbyisten im Gesundheitswesen sei.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gute Frage! – Zurufe von der CDU/ CSU)


Wenn ich mir die Union so anhöre, muss ich feststel-
en, dass das ein gutes Beispiel ist. Das ist in den Sprech-
erkzeugen der Politik schon angekommen, jedenfalls

uf der Unionsseite.






(A) )



(B) )


Birgitt Bender
Herr Barthle, wenn die PKV das Rettungsboot ist,
dann lassen Sie die Boote doch zu Wasser und setzen Sie
die PKV dem Wettbewerb aus!


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Und zwar unter gleichen Bedingungen!)


Aber gerade das tun Sie nicht, weil Sie sich weigern, den
einheitlichen Versichertenmarkt einzuführen. Das wäre
doch der richtige Weg, wenn Ihr Bild stimmen würde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage Ihnen: Wenn Sie das nicht machen, wenn die
PKV völlig ungeschoren hinter ihrem Schutzzaun bleibt,
dann wird es wieder so sein, dass die Gesunden und die
Einkommensstarken von dieser Reform, die größere Be-
lastungen mit sich bringen wird, nicht berührt werden.
Ich sage Ihnen: Solidarität ohne die Stärksten – das hält
kein Sozialsystem auf Dauer aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wissen Sie, wer in der PKV versichert ist?)


– Ja, das weiß ich recht gut, Herr Zöller. Viele von uns
hier zum Beispiel.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Dann dürften Sie nicht zu solchen Schlüssen kommen!)


Wir könnten etwas dazu beitragen, dass Solidarität ge-
stärkt wird, anstatt Schutzzäune zu erhalten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie tun so, als seien da nur Besserverdiener drin!)


Nächste Frage, über die Sie diskutieren: die so ge-
nannte kleine Kopfpauschale.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wer? Sie diskutieren!)


Wenn die zusätzlich zu den Beiträgen erhoben wird,
dann ist das erstens eine erhebliche Wettbewerbsverzer-
rung zulasten der Kassen, die viele kranke Menschen
versorgen. Das ist schon Grund genug, sie nicht einzu-
führen. Zweitens belastet eine Kopfpauschale Gering-
verdiener mehr als Gutverdienende. Deswegen ist sie so-
zial ungerecht.

Jetzt muss mir einmal jemand von der SPD eine Frage
beantworten.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Warum schauen Sie dann in unsere Richtung? – Frank Spieth [DIE LINKE]: Keine Chance!)


Wir, Rot-Grün, haben im letzten Jahr die kleine Kopf-
pauschale für den Zahnersatz in Höhe von 5 bis 8 Euro,
die uns die Union aufgedrückt hatte, gekippt. Warum?
Weil wir gesagt haben, dass sie sozial ungerecht sei.
Kann mir jetzt jemand erklären, warum der sozialdemo-
kratische Parteivorsitzende Beck die kleine Kopfpau-
schale, die bis zu 40 Euro betragen soll, für sozial ver-
träglich hält?


(Elke Ferner [SPD]: Hat er überhaupt nicht gesagt, Frau Bender!)


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(C (D iese Frage müssen Sie mir wirklich einmal beantworen. Ich finde, manchmal ist es ganz gut, wenn das Gechwätz von gestern auch heute noch etwas gilt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ewald Schurer [SPD]: Er hat das definitiv nirgends gesagt!)


Es ist doch nachzulesen, dass er das in eurer Sitzung
es Parteirats und ich weiß nicht wem vorgetragen hat.


(Elke Ferner [SPD]: Das stimmt überhaupt nicht! Ich war dabei! – Ewald Schurer [SPD]: Sie fabulieren!)


Nächste Diskussion: Sie wollen den Arbeitgeberbei-
rag einfrieren. Wenn Sie den auf 6 Prozent reduzieren
gegenwärtig zahlen die Arbeitgeber im Durchschnitt

,65 Prozent –, dann bedeutet das schon einmal mehr als
in halbes Prozent, das von den Versicherten zusätzlich
etragen werden muss. Das Einfrieren bedeutet auch,
ass jede zusätzliche Belastung im Gesundheitswesen,
ie auch immer sie entstehen wird, einseitig zulasten der
ersicherten geht. Das nenne ich eine soziale Schieflage.


(Ewald Schurer [SPD]: Reine Spekulation! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Auch wieder falsch! Beides einfrieren!)


ch weiß nicht, was eine große Koalition bewegt, dies
un zu wollen.

Nächste Frage: Steuerfinanzierung im Gesundheits-
esen. Davon ist oft die Rede. Nun kann man unter-

chiedlicher Meinung sein, wie wichtig der Schritt wäre,
atsächlich mehr Steuern für die Sozialversicherung auf-
ubringen. Gerade wurde das Beispiel Ökosteuer ge-
annt. Das ist, wie ich finde, ein erfolgreiches Beispiel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der FDP)


insichtlich des Gesundheitswesens bin ich eher etwas
keptisch. Wenn etwas meine Skepsis befördert hat,
ann ist es der jüngste Schritt der großen Koalition. Sie
aben sich daran gemacht, die 4,2 Milliarden Steuerzu-
chuss, die wir gemeinsam verabredet hatten, erst einmal
ieder einzukassieren. Da sieht man, wie es mit den
teuern gehen kann.

Aber wenn man das jetzt einmal ernst nimmt und
agt, dass Steuern ein Teil dieser Finanzierung sein sol-
en, dann braucht man dafür ein Konzept. Ich sage nur:
iskutiert wird immer über 15 Milliarden Euro für die
inanzierung der Gesundheitsversorgung der Kinder.
o ist denn die Gegenfinanzierung dafür? Ich habe gele-

en – das steht übrigens auch in der Zeitung; das sage ich
n die Adresse der SPD –, der sozialdemokratische Par-
eivorsitzende sei der Meinung, dass 30 bis 45 Milliar-
en Euro Steueranteil in der Krankenversicherung eine
ute Sache seien.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie sollten auf die Fanmeile gehen, da gibt es bessere Informationen! – Frank Spieth [DIE LINKE]: Da müsste man die Steuern aber ordentlich erhöhen!)







(A) )



(B) )


Birgitt Bender
Dazu kann ich nur sagen, Herr Spieth: Wenn die PDS so
etwas vorschlagen würde,


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Dann würden wir als Vaterlandsverräter bestraft!)


dann würden hier alle sagen, dass die PDS glaube, das
Geld komme aus der Steckdose, und dass sie mit einem
solchen Vorschlag zeige, dass sie nicht regierungsfähig
ist. Wie nennt man dann so etwas bei der großen Koali-
tion?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Jetzt kommt Ihr Vorschlag!)


Sie haben gleich am Anfang zwei große Fehler ge-
macht. Sie haben das 5-Milliarden-Euro-Loch selbst
geschaffen. Die Steuerzuschüsse in Höhe von 4,2 Mil-
liarden Euro haben Sie herausgenommen und die Mehr-
wertsteuer erhöht. Dadurch haben Sie für Zusatzbelas-
tungen von 900 Millionen Euro gesorgt. Zur Verdeckung
dieser Missetat – als Juristin weise ich darauf hin, dass
die Verdeckungsabsicht im Strafrecht straferhöhend
wirkt – hat die Kanzlerin in schöner Eintracht mit der
Gesundheitsministerin gesagt: Gesundheit wird teurer.
Als Gründe wurden die Alterung der Bevölkerung und
der medizinische Fortschritt angeführt. Aber Gesundheit
wird nur teurer, weil Sie selbst dieses Milliardenloch ge-
schaffen haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Alterung unserer Bevölkerung führt nicht not-
wendigerweise dazu, dass Gesundheit teurer wird; denn
die Menschen haben die Chance, gesünder alt zu wer-
den. Auch der medizinische Fortschritt hat nicht notwen-
digerweise die Folge, dass sie teurer wird; denn eine In-
novation wie zum Beispiel die Schlüssellochchirurgie
bietet auch Potenzial zum Sparen. Der medizinische
Fortschritt kann also auch in dieser Richtung wirken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben gesagt: Gesundheit wird mehr Geld kosten.
Wozu hat das geführt? Dadurch haben Sie bei allen, die
ihr Geld im Gesundheitswesen verdienen, die Hoffnung
geweckt, dass es frisches Geld gibt und dass bald
Schluss ist mit den lästigen Diskussionen über Struktur-
reformen. Wie können Sie das nun wieder rückgängig
machen? Gar nicht.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Überhaupt nicht! Richtig!)


Sie müssen erst einmal frisches Geld organisieren.
Hier haben die Versicherten, so fürchte ich, nichts Gutes
zu erwarten. Denn wenn man Ihre Diskussionen ver-
folgt, kommt man zu dem Ergebnis: Demnächst zahlen
die Versicherten erstens einkommensabhängige Bei-
träge, zweitens eine Kopfpauschale und drittens noch
höhere Steuern. Alles wird also teurer, ohne dass da-
durch auch nur ein einziges strukturelles Problem des
Gesundheitswesens gelöst würde.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Wie war das denn bei Ihrer Bürgerversicherung? – d w D d t D d t e d e g B k m K r S u M n S z g a (C (D Wollen Sie uns vielleicht noch einmal sagen, wie groß die Mehrbelastung dadurch gewesen wäre? – Ewald Schurer [SPD]: Wo bleibt Ihr Modell?)


Frau Widmann-Mauz, die einzige Meinungsverschie-
enheit, die es bei Ihnen noch gibt, betrifft die Frage, bei
em das meiste Geld zu holen ist.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Ja, ja! Sie wussten das ja schon!)


ie einen denken, dass dies bei den Geringverdienern
er Fall ist, weil sie durch die Kopfpauschale am meis-
en belastet werden.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ein Schwachsinn!)


ann sagen die anderen: Holen wir das Geld doch bei
en Gutverdienern, und zwar durch eine höhere Bei-
ragsbemessungsgrenze! Hier möchte ich Ihnen ironisch
mpfehlen: Kombinieren Sie doch beides;


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das alles haben Sie ja schon gemacht!)


ann sind Sie alle wieder glücklich.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ich bin ja mal gespannt, wann Ihr Vorschlag kommt!)


Ich komme zum Ende. Gelegentlich heißt es, wenn
ine Reform nicht zustande kommt: Der Berg kreißt und
ebiert eine Maus. Ich würde sagen: Hier kreißen zwei
erge mit zahlreichen Untergipfeln. Was dabei heraus-
ommt, ist eine Maus mit Schwimmflossen, mit der nie-
and etwas anfangen kann. Anders gesagt: Die große
oalition ist nicht reformfähig. Das schätzt die Bevölke-

ung völlig richtig ein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Was haben Sie jetzt eigentlich vorgeschlagen? Das Einzige war doch, dass Sie ein Glas Wasser mitgenommen haben!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1603915800

Das Wort hat jetzt die Bundesministerin Ulla

chmidt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1603915900

Vielen Dank, Herr Präsident. – Liebe Kolleginnen

nd Kollegen! Liebe Kollegin Bender, ich habe gedacht:
ein Gott, was schreibt man sich nur auf, wenn man

icht weiß, worüber man spricht.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


ie haben sich an jegliche Kritik angeschlossen, die der-
eit in diesem Lande geäußert wird. Wir haben immer
esagt, dass wir die Eckpunkte zu Beginn des Sommers,
lso Anfang Juli,






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt

(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber bald! – Ute Kumpf [SPD]: Heute ist Sommeranfang! – Frank Spieth [DIE LINKE]: Dann erzählen Sie uns mal was!)


vorlegen. Dieser Termin liegt noch vor uns. Da können
Sie noch so lange fragen, welche Vorschläge vorliegen.

Auch Sie selbst haben einmal an solchen Verhandlun-
gen teilgenommen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Ich habe aber nur drei Wochen gebraucht! – Gegenruf der Abg. Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das war damals aber auch keine Jahrhundertreform, Frau Kollegin!)


Wir werden die Präsentation der Ergebnisse erst machen,
wenn alles vereinbart ist. Ich kann verstehen, dass Sie
neugierig sind.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, genau!)


Ich kann auch verstehen, dass Sie sehr ungeduldig sind.
Allerdings heute – das sei ganz nebenbei erwähnt – habe
ich kein einziges Konzept, wie man die Probleme im Ge-
sundheitswesen lösen kann, gehört,


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


weder von der Linken noch von der FDP noch von Ih-
nen, Frau Bender.

Aber es scheint üblich zu sein, dass man, ohne zu wis-
sen, worüber man redet, sagt: Wir sind dagegen. – Es ist
ja immer gut, gegen etwas zu sein. Da befinden Sie sich
in guter Gesellschaft mit den Verbänden, mit verschiede-
nen Organisationen und mit Professoren, die beleidigt
sind, weil sie nicht beteiligt wurden, und deswegen alle
Vorschläge für falsch halten.

Ihnen haben die Wählerinnen und Wähler keinen Re-
gierungsauftrag erteilt. Sie haben so gewählt, dass die
große Koalition den Auftrag bekommen hat, die entspre-
chenden Reformen auf den Weg zu bringen und die Pro-
bleme in diesem Land zu lösen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann tun Sie doch etwas! – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, aber wo sind denn Ihre Vorschläge? – Frank Spieth [DIE LINKE]: Aber keine Transformation!)


Zur Prävention gehört auch, sich nicht immer so auf-
zuregen. Warten Sie doch einfach ab, bis wir Ihnen das
Konzept vorlegen, und lassen Sie uns, nachdem Sie es
gelesen haben, in aller Ruhe Stück für Stück darüber re-
den, ob diese Vorschläge geeignet sind, den wachsenden
Herausforderungen der demografischen Entwicklung
und der Veränderung der Erwerbsbiografien zu begeg-
nen. Herausforderungen entstehen aber auch durch den
medizinischen Fortschritt; dabei geht es darum, zu ent-
scheiden, was zur Bekämpfung von Krankheiten tatsäch-
lich nutzt bzw. was die Lebensqualität der Menschen
wirklich erhöht. Wir müssen diesen Herausforderungen

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(C (D erecht werden, damit eines gesichert ist – das ist die rundlage unserer Verhandlungen –: Alle Menschen in iesem Lande müssen unabhängig von ihrem Portemonaie eine gute gesundheitliche Versorgung bekommen, lle müssen unabhängig von ihrem Portemonnaie am edizinischen Fortschritt teilhaben können und für alle enschen in unserem Lande müssen, egal ob sie in randenburg, in Mecklenburg-Vorpommern, in Sachsennhalt, in Sachsen, in Thüringen, im Bayerischen Wald, n Niedersachsen oder anderswo leben, Medizinerinnen nd Mediziner da sein, die sie versorgen, sowie Menchen, die in der Pflege tätig sind – das sicherzustellen, st unsere Aufgabe. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dazu brauchen wir aber keine Gesundheitsreform! – Frank Spieth [DIE LINKE]: Das ist das Einzige, worüber wir uns einig sind!)


an kann dabei über vieles reden.

Herr Kollege Spieth, Sie sind doch für eine AOK ver-
ntwortlich,


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Auch!)


och das bereitet Ihnen schon genügend Probleme.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Frank Spieth [DIE LINKE]: Die Sie uns bereitet haben!)


ch sage Ihnen: Auf dem Posten, den ich jetzt im sechs-
en Jahr innehabe, würden Sie es keine einzige Woche
ushalten! Sie würden kein einziges Problem lösen kön-
en; da können Sie sicher sein.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das zur GKV! – Frank Spieth [DIE LINKE]: Sie setzen Ihre eigenen Gesetze nicht um und wundern sich dann, wenn die AOK ins Trudeln gerät!)


enn wir darüber reden, wie wir die Finanzierung der
esundheitsversorgung sichern können und wie die
trukturen im Gesundheitssystem aussehen müssen,
ann sind das zwei Seiten einer Medaille. Wir werden
ie Strukturveränderungen, die wir mit der Gesundheits-
eform 2003 begonnen haben, konsequent fortsetzen:

ir werden die integrierte Versorgung weiterentwickeln,
ir werden die medizinischen Versorgungszentren

ördern, wir werden die starre Grenze zwischen dem am-
ulanten und dem stationären Sektor überwinden, wir
erden die Patientenbeteiligung und die Prävention aus-
auen und wir werden für mehr Wettbewerb im System
orgen – weil wir eines wissen: Ehe neues Geld in dieses
ystem fließt, muss der Topf wasserdicht gemacht wer-
en, damit das Geld nicht irgendwo unnütz eingesetzt
ird, wo es für die Versorgung von Patientinnen und Pa-

ienten gar nicht nötig ist. Das ist der erste Punkt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Frank Spieth [DIE LINKE]: Da sind wir uns einig!)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt
Der zweite Punkt ist: Wir wissen, dass die Bindung
der Beiträge an sozialversicherungspflichtige Beschäf-
tigungsverhältnisse die Achillesferse unseres Gesund-
heitssystems bleibt. Diese Bindung trägt nicht mehr,
weil wir in den letzten Jahren – leider – einen großen
Abbau von sozialversicherungspflichtigen Beschäfti-
gungsverhältnissen hatten. Auch wenn ich froh bin, dass
das jetzt gestoppt ist und wir langsam wieder einen Zu-
wachs haben, weiß ich sehr wohl, dass diese Bindung
auf Dauer nicht ausreicht. Schon in den letzten 20 Jahren
ist die Entwicklung der Beitragseinnahmen um 31 Pro-
zent hinter der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts
zurückgeblieben.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: So ist das!)


Darauf brauchen wir eine Antwort. Jetzt reden wir über
den Fonds, Herr Kollege Spieth.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Genau das ist jetzt die Frage!)


– Das ist klar.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Katrin GöringEckardt)


Für die Kritikaster in diesem Land – ich habe sie eben
schon genannt –, die immer nur darüber reden, wie
schlecht alles ist, ist schon, dass es ein neues Wort gibt,
Grund genug, erst einmal Nein zu sagen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Hier könnte sich einmal etwas positiv verändern; doch
das würde vieles erfordern. Gehen Sie doch mit einer an-
deren Sichtweise an diesen Fonds heran – auch Sie von
der FDP – und überlegen Sie, wie wir – Herr Spieth, Sie
als AOKler müssten das kennen – das, was in § 1 Satz 1
des Sozialgesetzbuches V steht – die Krankenkassen als
Solidargemeinschaft –, umsetzen können.

Wenn wir einen Fonds hätten – wir reden gerade über
ihn und seine Ausgestaltung –, in den die Beiträge der
Arbeitgeber, der Versicherten, der Rentner und der Ar-
beitslosen sowie Gelder der Bundesagentur für Arbeit
und Steuern einfließen, dann könnten wir sagen: In die-
sem Land findet ein 100-prozentiger Einkommensaus-
gleich statt.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Haben wir doch!)


– Haben wir nicht, es sind 92 Prozent.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Das haben wir doch jetzt schon mit dem Risikostrukturausgleich! – Gegenruf des Abg. Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht! Sie kennen Ihre eigenen Anträge nicht!)


– Herr Kollege Spieth, wir wollen nicht, dass es für eine
Krankenkasse einen Unterschied macht, ob dort ein
Empfänger von Arbeitslosengeld II oder ein Bankdirek-
tor versichert ist. Wir wollen, dass alle Krankenkassen in
diesem Land den gleichen Anteil je Versicherten an den
Gesamteinnahmen aller gesetzlichen Krankenkassen er-

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(C (D alten. Das ist der erste Schritt und das ist eine wesentlihe Vereinfachung gegenüber dem, was heute ist. Der zweite Schritt ist, dass wir von dort ausgehend lären, wie wir die unterschiedlichen Krankheitsrisiken usgleichen können. Deswegen gehört zu einem 100rozentigen Einkommensausgleich ein zielgenauer, an en Krankheitsrisiken orientierter Risikostrukturausleich. Ich sage Ihnen: Viele Kassen, die heute Probleme aben, weil sie viele ältere und kränkere Menschen verichern, würden mit einer solchen Lösung sehr viel beser gestellt, als sie es heute sind, und wären endlich in er Lage, ihre Aufgaben innerhalb des Wettbewerbs ahrzunehmen. Ich bitte Sie alle: Gehen Sie doch einal mit einer anderen Sichtweise heran, springen Sie inmal über die Hürden, nehmen Sie Ihr Herz in die and und lassen Sie uns die Zukunft diskutieren. Frau Ministerin, möchten Sie eine Zwischenfrage der ollegin Hajduk zulassen? Nein. Ein weiterer Punkt, warum wir eine Reform brauhen. Wir haben zwar ein gutes Gesundheitswesen, aber s lässt uns keine Ruhe, dass eine zunehmende Anzahl on Menschen in diesem Land nicht versichert ist. (Dr. Konrad Schily [FDP]: Das wird immer teurer!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603916000
Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1603916100

uch dafür, dass alle Menschen in diesem Land versi-
hert sind, soll dieser Fonds dienen. Wir müssen dafür
orgen, dass jede Kasse und jede Krankenversicherung
n diesem Land jeden versichern muss. Wir wollen
chluss damit machen, dass die großen Risiken bei den
esetzlichen Krankenkassen abgeladen werden und sich
ie Privaten auf Dauer aussuchen können, wen sie auf-
ehmen. Wir wollen einen Weg finden, dass jede Versi-
herung jeden aufnehmen muss. Das ist ein Riesenfort-
chritt gegenüber dem, was wir heute haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


err Kollege Barthle, das wird vielleicht dazu führen,
ass die Rettungsboote ihrer Bestimmung nach einge-
etzt werden. Es gehört zu diesem System, dass man je-
en rettet, der eine solche Rettung nötig hat, und nicht
anche außen vor lässt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Neben den notwendigen Strukturreformen werden wir
uch dafür sorgen – das ist mir ein ernstes Anliegen –,
ass nicht nur die Ärzte und Ärztinnen, sondern auch die
enschen, die Tag für Tag in nicht ärztlichen medizini-

chen Berufen arbeiten und für kranke Menschen und
enschen, die Hilfe benötigen, da sind, eine Perspektive

rhalten. Wir wollen zu einer angemessenen und gerech-
eren Finanzierung kommen, als das heute der Fall ist;
enn ich sage Ihnen eines: Wir reden nicht nur über das
ächste Jahr, sondern wir müssen uns heute schon Ge-






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt
danken darüber machen, wie wir dafür sorgen können,
dass junge Menschen wieder eine Perspektive in Pfle-
geberufen und auch in ärztlichen Berufen haben. Auch
das wollen wir mit dieser Reform anpacken.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Nur zu! Ich warte auf die Vorschläge!)


Ich finde es sehr gut und es spricht für die Qualität der
deutschen Mediziner und Medizinerinnen, dass sie auch
im Ausland gefragt sind. Wir möchten aber auch, dass
sie hier bleiben und hier ihre Arbeit machen. Wir werden
uns darum kümmern.

Frau Kollegin Winterstein, wir sehen Perspektiven in
unserem Land und wir gehören nicht zu denen – so, wie
Ihre Partei –, die immer glauben, dass die Probleme bes-
ser lösbar sind, wenn man alles dem internationalen Ka-
pitalmarkt aussetzt.


(Dr. Konrad Schily [FDP]: Das stimmt doch gar nicht!)


Wir glauben zum Beispiel, dass die Rentnerinnen und
Rentner in diesem Land, die ihr Leben lang in die solida-
rische Kasse eingezahlt haben, auch einen Anspruch da-
rauf haben, im Alter Solidarität zu genießen. Auch da-
rum werden wir uns kümmern.

Lassen Sie mich noch ein Thema ansprechen, das mir
wichtig ist. Wir haben heute schon viel über Aids,
Aidsprävention und unsere Aufgaben in diesem Zusam-
menhang gehört. Wir werden auf Dauer mehr tun müs-
sen als bisher und wir werden auch mehr Mittel in den
Haushalt einstellen müssen. Darüber werden wir in den
kommenden Haushaltsberatungen diskutieren. Die Kol-
legen Barthle und Schurer haben es bereits angespro-
chen.

Aids ist nicht nur ein gesundheitliches, sondern auch
ein soziales, gesellschaftspolitisches und ökonomisches
Problem. Die internationale Staatengemeinschaft wie
auch die Europäische Union würden sehr schlecht daran
tun, dieses Thema nicht als globales Problem zu behan-
deln. Es geht um viel mehr als das, was unser Land be-
trifft. In unserem Land müssen wir in die Prävention in-
vestieren, weil sie das einzige Mittel ist, mit dem Aids
bekämpft werden kann. Wir haben aber auch die Verant-
wortung, in einem geeinten Europa – dazu gehört auch
Osteuropa – dafür zu sorgen, dass Menschen Zugang zur
Behandlung erhalten. Es ist ein Skandal, wenn von welt-
weit über 40 Millionen infizierten Menschen nur gut
1,3 Millionen Zugang zur Behandlung haben.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Das ist nicht nur ein entwicklungspolitisches Thema,
sondern es geht uns alle an.

Aids ist zunehmend ein Armutsproblem. Es steht in
einem engen Zusammenhang mit der Armutsbekämp-
fung, dem Zugang zur Bildung und ganz massiv mit dem
Kampf um Menschenrechte und Frauenrechte.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


eswegen haben wir entschieden, Aids zu einem der
auptthemen während der deutschen EU-Ratspräsident-

chaft im kommenden Jahr zu machen und uns endlich
amit auseinander zu setzen, wie durch die Verantwor-
ung der Politik und der Zivilgesellschaft dafür gesorgt
erden kann, dass die notwendigen Strukturen für eine
achhaltige Aidspolitik geschaffen werden.

Ich bin dankbar, wenn Sie das alles mit unterstützen.
ch glaube, dass das Thema unterschätzt wird. Es ist aber
ines der wichtigen Themen der Menschheit, das mehr
enschen betrifft als die, die wir zum Beispiel durch
aßnahmen zur Bekämpfung einer Pandemie schützen

u müssen glauben. Deshalb muss der Kampf gegen
ids unser gemeinsames Anliegen sein.

Meine Redezeit nähert sich dem Ende. Ich kann leider
icht näher auf andere Themen eingehen. Wir werden
ber die Pflege reformieren und das Präventionsgesetz
uf den Weg bringen. Wir werden unseren Kampf gegen
egale und illegale Drogen fortsetzen.

Insofern werden wir auch in den kommenden Wochen
nd Monaten noch sehr viel Gelegenheit haben zu strei-
en. In zwei Wochen sind wir etwas weiter. Dann reden
ir nicht nur darüber, wie die Dinge heißen, sondern

uch mehr über Inhalte.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603916200

Das Wort hat der Kollege Daniel Bahr, FDP-Fraktion.


Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1603916300

Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolleginnen und Kol-

egen! Sie von der schwarz-roten Koalition verhalten
ich drollig: Sie debattieren hier und wenn die Opposi-
ion Kritik übt, regen Sie sich auf, frei nach dem Motto
Wir wissen noch nicht, wo es hingeht, also hat auch die
pposition kein Recht, das zu kritisieren“. Ein Realist,
er die Probleme benennt, ist aber noch lange kein Mies-
acher. Es ist auch nicht so, dass die Vorschläge, die in

en Medien kursieren, aus dem luftleeren Raum kom-
en. Sie sind doch von Teilnehmern aus der Verhand-

ungsgruppe gezielt an die Medien gegeben worden. Es
erden doch gezielt Papiere aus den Ministerien an

ournalisten weitergegeben, um sie in der Öffentlichkeit
u debattieren.

Es ist insofern notwendig, dass wir hier über die an-
eblich in der Verhandlungsgruppe behandelten Vor-
chläge diskutieren, die derzeit kursieren. Es ist doch das
ute Recht der Opposition, sich mit Vorschlägen ausei-
ander zu setzen.


(Beifall bei der FDP)


Ich finde Ihr Verhalten übrigens zutiefst beschämend
ür den Parlamentarismus.


(Ute Kumpf [SPD]: Was?)







(A) )



(B) )


Daniel Bahr (Münster)

Am heutigen Abend – es ist jetzt 20.08 Uhr – soll das
große Thema Gesundheit mit einem der größten Etats im
Haushalt beraten werden. Dass die Vorschläge unter dem
Deckmantel der Fußball-WM-Euphorie


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der SPD)


klammheimlich noch vor dem Endspiel in die Öffent-
lichkeit gelangen und dass diese Debatte quasi unter
Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, zeigt doch nur,
dass Sie Angst vor der Reaktion der Öffentlichkeit und
damit der Wählerinnen und Wähler haben. Sie werden es
aber noch bereuen, wenn die Öffentlichkeit davon er-
fährt.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der CDU/CSU und der SPD)


– Dass Sie sich so aufregen, zeigt nur, dass ich einen
wunden Punkt getroffen habe.


(Lachen bei der CDU/CSU und der SPD)


Es war richtig, was eben gesagt wurde: Wer sich aufregt,
schadet seiner Gesundheit.

Ich teile viele Kritikpunkte der Kollegin Bender. Man
darf aber nicht vergessen, dass die letzte große Gesund-
heitsreform einer vermeintlich großen Koalition noch
gar nicht so lange her ist. Im Sommer 2003 sollte eine
Jahrhundertreform auf den Weg gebracht werden, die
das Gesundheitswesen stabilisieren und zu sinkenden
Beitragssätzen führen sollte. Nach Ihren Versprechun-
gen, Frau Schmidt, müsste der durchschnittliche Bei-
tragssatz heute bei 13,0 Prozent liegen. Tatsächlich liegt
er bei 14,2 Prozent.


(Beifall bei der FDP)


Ich vertraue Ihren Aussagen und der großen Koalition
im Gesundheitswesen nicht mehr, genauso wenig wie
die Versicherten.

Nun spricht Herr Beck, der SPD-Vorsitzende, schon
nicht mehr von einer Jahrhundertreform. Vielmehr sagt
er, sie solle 15 Jahre halten. Damit geht er schon ein biss-
chen realistischer an die Sache heran. Ich sage Ihnen vo-
raus, dass Ihre geplante Reform möglicherweise noch
nicht einmal die ganze Legislaturperiode halten wird. Zu
diesem Schluss bin ich gekommen, als ich mich mit Ih-
ren Vorschlägen auseinander gesetzt habe.

Frau Bundeskanzlerin Merkel hat gesagt: „Wir wer-
den es grundlegend anders machen, damit es grundle-
gend besser wird.“ Nach dem, was ich bislang gehört
habe, muss ich feststellen, dass es teurer wird, ohne bes-
ser zu werden. Sie machen es grundlegend anders und es
wird grundlegend teurer. Die Kanzlerin hat sicherlich
Recht, wenn sie sagt, dass das Gesundheitssystem in den
nächsten Jahrzehnten aufgrund der alternden Bevölke-
rung tendenziell teurer wird. Aber ich kann nicht erken-
nen, dass die Fragen betreffend die Nachhaltigkeit und
die Demografieanfälligkeit des Umlageverfahrens in der
gesetzlichen Krankenversicherung überhaupt eine Rolle
in Ihren Verhandlungen spielen. Zumindest ist das bis-
lang nicht festzustellen.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Nun kommen Sie auf die Idee, die Löcher kurzfristig urch mehr Steuergelder zu stopfen. Das ist laut „Zeit“ edenfalls der Vorschlag von Herrn Beck. Das wird Sie ber auch nicht weiterbringen. Das wird die Demorafieprobleme mitnichten lösen. Ähnliches haben wir ereits bei der Rentenversicherung, der Pflegeversicheung, der Arbeitslosenversicherung und beim Bundeszuchuss für die Krankenversicherung erlebt. Erstens. teuerzuschüsse sind sehr unsicher; denn der Finanzmiister und der Haushaltsausschuss können jedes Jahr ufs Neue darüber entscheiden, ob der Zuschuss gesenkt erden soll. Zweitens. Damit wird das Problem der Deografieanfälligkeit von den Krankenkassen auf den undeshaushalt verlagert. Dort werden Sie die Lasten en kommenden Generationen aufbürden, genauso wie it der Ausweitung der Umlagefinanzierung. Die nun diskutierte Erhöhung der Beitragsbemesungsgrenze ist nichts anderes als eine verkappte Beiragserhöhung für eine bestimmte Einkommensgruppe. as hat die langsame Austrocknung des Demografievor orge betreibenden Systems der privaten Krankenversiherungen zur Folge. Ist das mehr Freiheit wagen, wenn mmer weniger Menschen die Wahl haben, sich privat zu ersichern? Nein, das ist es nicht! ir fordern: Schaffen Sie die Versicherungspflichtrenze ab! Geben Sie den Bürgerinnen und Bürgern och die freie Wahl, sich gesetzlich oder privat zu versihern! Wir brauchen aufgrund der steigenden Gesundeitskosten im Alter eher mehr Privatversicherte und icht ein Austrocknen der privaten Krankenversicheung. Lassen Sie die Bürgerinnen und Bürger selber entcheiden! Damit betreiben Sie Vorsorge! Die Streichung des Bundeszuschusses, die Senkung er Beiträge für Arbeitslosengeld-II-Bezieher und die rhöhung der Mehrwertsteuer, die ab dem nächsten Jahr ei den Arzneimittelkosten zu einer Belastung in Höhe on 800 Millionen Euro und in der stationären Versorung zu einer Belastung in Höhe von 500 Millionen uro führen wird, all das sind hausgemachte Probleme, ie Sie von der schwarz-roten Koalition zuallererst seler zu verantworten haben. Das wird im nächsten Jahr u einem enormen Beitragssatzdruck in der gesetzlichen rankenversicherung führen. Zu Ihrem Gesundheitsfonds: Der Begriff hört sich rima an. Ich habe extra im Duden nachgeschlagen, was in Fonds eigentlich ist. Die erste Erklärungsvariante autet: Geldoder Vermögensreserve für bestimmte wecke. Dem würden wir zustimmen. Aber ich kann icht erkennen, dass Ihr Gesundheitsfonds dazu dient, eserven bzw. Rücklagen für steigende Kosten zu bilen. Im Gegenteil: Ihr Fonds ist nichts anderes als eine igantische Geldsammelstelle, die allein – darin bin ich urch die eben gemachten Vorschläge bestätigt worden – er stärkeren Umverteilung und der zunehmenden staatichen Reglementierung im Gesundheitswesen dient. Die zweite Erklärungsvariante lautet: Gesamtheit der m gesellschaftlichen Interesse verwendbaren materiel Daniel Bahr len und finanziellen Mittel eines sozialistischen Betriebes. In Klammern wird auf die sozialistische Planwirtschaft hingewiesen. Der Gesundheitsfonds ist also nichts anderes als der Einstieg in die Planwirtschaft im Gesundheitswesen. Deswegen lehnen wir eine solche gigantische Geldsammelstelle ab. Sie wird kein einziges Strukturund Finanzproblem im Gesundheitswesen lösen. Sie haben in den Verhandlungen noch Gelegenheit, sich davon zu trennen und stattdessen für mehr Wettbewerb, Transparenz und Eigenverantwortung zu sorgen. Nutzen Sie die letzten Tage, an denen Sie noch verhandeln! Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat die Kollegin Annette Widmann-Mauz, CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle gen! Herr Kollege Bahr, auch wenn Sie mit dem Duden in der Hand, in dem Sie sonst, glaube ich, nicht so häufig nachschlagen – er sieht noch so ungebraucht aus –, (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Ich kann Rechtschreibung!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603916400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1603916500

viel kritisieren, sich viel mit Begriffen auseinander set-
zen – Sie haben sich gerade als Realist bezeichnet –,
muss ich sagen: Problemlöser waren Sie am heutigen
frühen Abend wieder einmal nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das trägt nicht dazu bei, dass wir über die gesetzliche
Krankenversicherung den Menschen in unserem Land
Schutz bieten.

Dass Sie vor Kameras beklagen, dass wir um diese
Uhrzeit debattieren, ist schön;


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Die sind ja gar nicht an!)


nur da, wo Sie es hätten tun müssen – im Ältestenrat hät-
ten Sie widersprechen und fordern müssen, dass wir die-
ses wichtige Thema und diesen wichtigen Etat zu ande-
rer Zeit debattieren –, haben Sie geschwiegen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Sind Sie im Ältestenrat, Frau Widmann-Mauz? Das ist mir neu!)


So kann man Politik nicht betreiben.

Das Fußballfieber in unserem Land steigt von Spiel
zu Spiel. Wie unsere Mannschaft so kommen auch wir
bei den Gesundheitsreformgesprächen von Runde zu
Runde dem Finale näher.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Weltmeister werdet ihr nicht!)


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(C (D ch bin mir sicher: Wir werden noch vor Jürgen linsmann und seinen Jungs im Finale stehen. Herr ahr, wir wollen auch nicht bis zur Reiter-WM warten. s ist doch gut, wenn wir uns anstrengen, vor dem WMinale fertig zu sein. So wie unser Team im Fußball sind auch wir mit der eit zu einem konzentrierten Team, zu einer Mannschaft usammengewachsen. etzt liegen noch zwei anstrengende Beratungswochen or uns. Dann werden wir Anfang Juli Eckpunkte präentieren. Wir haben ein konstruktives Gesprächsklima. eshalb sind wir auch zuversichtlich, die schweren Bro ken, die noch vor uns liegen, insbesondere die Ausgetaltung der Finanzierungsreform, im Zeitplan abschlieen zu können. Ich will an dieser Stelle noch einmal betonen, worauf s der Union bei der Neugestaltung der Einnahmeseite nkommt. Das dringendste Problem stellt doch nach wie or die Situation auf dem Arbeitsmarkt dar. Um eine eitgehende Entlastung des Faktors Arbeit zu erreichen nd die Wirtschaft wieder anzukurbeln, ist es notwendig, uch in der Gesundheitspolitik Anreize zu setzen, die auf ine weitgehende Entlastung der Arbeitskosten über alle irtschaftsbereiche hinweg zielen. Immer mehr Men chen beklagen, dass ihnen von ihrem Gehalt netto imer weniger in der Tasche bleibt. Hinter dieser Klage teckt der Wunsch, wieder über mehr Geld in der Lohnüte zu verfügen, aber vor allem auch der Wunsch, selbst ntscheiden zu können, wofür sie ihr Geld ausgeben. as schließt den Wunsch ein, mehr Gestaltungsmöglicheiten, mehr Einfluss auf die Absicherung des Krankeitsrisikos zu haben. Auch die Arbeitgeber wollen mehr Freiraum haben. ie können wir in einer Welt, in der die Globalisierung as wirtschaftliche Leben bestimmt, den Betrieben, den nternehmen noch zumuten, sich in einem System mit reiem Zugang der Versicherten zu jeder Kasse mit der älfte des Beitrags zum Beispiel einer besonders teuren asse zu beteiligen, wenn der Versicherte auch die Mög ichkeit hätte, in eine preiswertere Kasse einzutreten? Deshalb müssen wir Arbeitnehmer und Arbeitgeber on den Gesundheitskosten entlasten und Voraussetzunen dafür schaffen, dass der Versicherte bei einem Anieter seiner Wahl einen soweit als möglich auch nach einen Maßstäben individualisierbaren Versicherungschutz erhält. Mit einem freiheitlich organisierten Versicherungschutz können wir mehr Wachstumsimpulse setzen, die ann auch Beschäftigungspotenziale im Innovationsnd Dienstleistungssektor Gesundheit erschließen. Das aben Sie auf dieser Seite des Hauses mittlerweile erannt. Angesichts der Dynamik des medizinischen Fortchritts und des demografischen Wandels muss mit der inanzierungsreform auch ein Beitrag zur Nachhaltigeit und damit zur Demografieresistenz in der gesetzlihen Krankenversicherung geleistet werden. Annette Widmann-Mauz (Beifall bei der CDU/CSU – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Aha! Wie soll das gehen?)


(Ute Kumpf [SPD]: Wer ist unser Odonkor?)





(A) )


(B) )


Der Wandel der Erwerbsbiografien – ich denke nur an
die Erwerbstätigkeit der Frauen, Beschäftigungsunter-
brechungen durch Schwangerschaft, Arbeitslosigkeit,
geringfügige Beschäftigungsverhältnisse oder Selbst-
ständigkeit – und die abnehmende Bedeutung von Er-
werbseinkommen als Ausdruck der wirtschaftlichen
Leistungsfähigkeit führen zu Veränderungen in der
Struktur der Einkommen und damit eben der Einnahme-
basis der gesetzlichen Krankenversicherung.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der LINKEN: Sie tragen durch Absenkung der Beiträge dazu bei!)


Wir beobachten seit Jahren, dass die Schere zwischen
den Einnahmen und den Ausgaben immer weiter ausein-
ander klafft. Die Lösung dieser Problematik erfordert
eine stärkere Berücksichtigung der wirtschaftlichen
Leistungsfähigkeit. Dies ist im Hinblick auf zukünftige
Generationen per se schon ein wichtiger Beitrag zur
Nachhaltigkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Starke Schultern müssen sich stärker an der Finanzie-
rung der Solidarlast beteiligen als schwache. Eine bes-
sere Abbildung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit
lässt sich am einfachsten und ohne größeren bürokrati-
schen Aufwand über das Steuersystem organisieren.
Deshalb begrüße ich, dass in der Führung der SPD, wenn
man einem Bericht der „Zeit“ Glauben schenken darf,
die Einsicht gewachsen ist, dass die Solidarlasten aus
dem Steuersystem zu finanzieren sind.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Denn die größte Solidargemeinschaft ist die Gemein-
schaft der Steuerzahler. Dabei können auch privat Versi-
cherte durchaus mit einbezogen werden, ohne dass das
auf verfassungsrechtliche Hindernisse stößt.

Wenn es der SPD-Vorsitzende mit der Finanzierung
über das Steuersystem ernst meint, dann müsste er
auch einen zweiten Schritt machen und die Gesundheits-
kosten von den Sozialkosten trennen. Das tut die SPD
aber nicht. Wenn sie es nicht tut, dann droht die Steuerfi-
nanzierung wie bei der Rente zu einer ausschließlichen
Subventionsspritze zu werden. Hier haben wir Vorbe-
halte.

Wir wissen nun, dass eine Steuerfinanzierung der ge-
setzlichen Krankenversicherung in dem Haushalt, den
wir heute beraten, nicht zu realisieren ist. Vielmehr wird
im Haushalt 2007 der Zufluss aus der Tabaksteuer auf
1,5 Milliarden Euro gekürzt und im Jahre 2008 wohl
gänzlich gestrichen werden.

Wir, die Gesundheitspolitiker der Unionsfraktion,
sind über diese Entwicklung alles andere als erfreut. Das
gehört zur Ehrlichkeit dazu. Ebenso gehört zur Wahrheit,
dass wir den Bundeshaushalt erst konsolidieren müssen,
um wieder Handlungsfähigkeit und Gestaltungsfähigkeit
zu erlangen und damit auch auf dem Feld des Gesund-

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(C (D eitswesens die notwendigen Investitionen in zukunftsähige Strukturen tätigen zu können. Eine Steuerfinanzierung der Sozialkosten würde die osten für die Gesundheit deutlicher machen und den ettbewerb zwischen der gesetzlichen Krankenversi herung und der privaten Krankenversicherung, aber uch innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung ntensivieren. Deshalb sind einzelne Aussagen in den edien über eine angebliche Zurückhaltung der Koaliion in Sachen Wettbewerb absoluter Blödsinn. Schon in Prämienmodell, wie es die Union vorgeschlagen hat, etzt den Wettbewerb geradezu voraus, und zwar sowohl ufseiten der Kassen als auch aufseiten der Leistungserringer. Damit Wettbewerb nämlich überhaupt stattfinden ann, müssen die Versicherten doch einen Anreiz haben, wischen den verschiedenen Kassen zu wählen. Diesen nreiz haben sie in der Krankenversicherung wie auch onst im täglichen Leben über den Preis der Leistung. in Fonds – oder ein Pool, wenn Sie sich darunter mehr orstellen können; Sie können ja auch nachschlagen – önnte die Wechselbereitschaft erhöhen und damit zur elebung des Wettbewerbs beitragen. it einem solidarischen Beitragsguthaben würde der ersicherte selbst entscheiden, zu welchen Konditionen r seinen garantierten Leistungsumfang absichern will nd ob und inwieweit er zusätzliche Leistungen erhalten ill. Zwar garantieren freier Zugang zu jeder Kasse und er Kontrahierungszwang schon heute ein hohes Wechelund Wettbewerbspotenzial. Dieses kann aber mit eiem Pauschalbeitrag, der einen Preisvergleich wirklich rlaubt, viel besser erreicht werden, als das mit prozentuaen Beiträgen, wie Frau Nahles sie heute wieder geforert hat, geschehen kann. Denn nur so haben am Ende ie Kassen einen wirklichen Anreiz, ihren Versicherten ifferenzierte Tarife und Leistungsangebote anzubieten. as ist der grundlegende Unterschied zu der derzeitigen inanzierungsund Angebotsform in der gesetzlichen rankenversicherung. In einem wettbewerblichen System müssen die Gestalungsmöglichkeiten für die einzelnen Kassen erweitert erden. Die Kassen müssen die Möglichkeit erhalten, erträge zu besseren Konditionen als ihre Konkurrenten bschließen zu können. Preisverhandlungen müssen daei auch mit der Perspektive geführt werden, mit Leisungserbringern, die zum Beispiel den hohen Qualitätstandards nicht genügen, keine Verträge abzuschließen. ur dann kann die Nachfrage in einen Preisdruck umgeünzt werden. Diesen brauchen wir; denn nur so ist Wett ewerb um Qualität und Leistung zu realisieren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Ewald Schurer [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU)


So wie der Wettbewerb bei den Beiträgen schon heute
ach bestimmten Regeln abläuft, muss dies in Zukunft
uch beim Wettbewerb um Qualität und Leistung ge-
chehen. Auch dieser muss nach bestimmten Regeln er-
olgen. Dabei dürfen zum Beispiel Art und Umfang des

ettbewerbs nicht zur Entsolidarisierung oder gar zur






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz
Risikoselektion führen. Das heißt, insbesondere der Zu-
gang zu medizinischer Versorgung und Mindeststan-
dards müssen gewährleistet bleiben. Daneben findet der
Wettbewerb seine Grenzen im Wettbewerbs- und Kar-
tellrecht. Das heißt, es darf weder ein Nachfragemono-
pol zum Beispiel einer in einer Region dominierenden
Kasse noch ein Monopol eines großen Anbieters, zum
Beispiel eines Krankenhausriesens, geben.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Wollt ihr nun die Kostenpauschale oder nicht?)


Die Mitglieder der Unionsfraktion und auch die Mit-
glieder unserer Verhandlungsdelegation sind der Auffas-
sung, dass wir mehr Freiheit im System der gesetzli-
chen Krankenversicherung brauchen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Nur Mut, Frau Widmann-Mauz!)


Aus Sicht der Versicherten bedeutet dies klar mehr
Wahlmöglichkeiten hinsichtlich des Leistungsumfangs.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Sehr gut!)


Wir brauchen nämlich keine paternalistische Zwangsbe-
glückung,


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Gut!)


sondern attraktive Angebote für mündige Versicherte.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aus Sicht der Leistungsanbieter und der Kostenträger
bedeutet dies, mehr Vertragsfreiheit zu haben und damit
mehr Verantwortung zu übernehmen. In den Verhand-
lungen drängen wir auf die Durchsetzung gerade dieser
Punkte. Intransparente Strukturen werten Leistungsan-
strengungen ab und befördern damit mangelndes Kos-
tenbewusstsein. Sie schwächen geradezu die Wahrneh-
mung der jeweiligen Verantwortung. Dies darf nicht
sein.

Ich erwähne diese Punkte, um deutlich zu machen,
worauf es bei der anstehenden Gesundheitsreform an-
kommt. Wir wollen nicht nur eine weitere Kostendämp-
fungsmaßnahme betreiben, das heißt, nicht lediglich not-
wendige Verbesserungen auf der Ausgabenseite erzielen,
um uns dann mit dem Stopfen der Löcher zu beschäfti-
gen, die wir selbst hineingerissen haben. Dies ist keine
nachhaltige und zielgerichtete Politik.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603916600

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss.


Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1603916700

Ich komme dann auch zum Schluss.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603916800

Bitte gleich.


Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1603916900

Wir dürfen nicht ständig Ausgaben bejammern, wenn

wir nicht bereit sind, Kosten, die auf uns zukommen, zu
vermeiden. Ich nenne nur das Stichwort „Nichtraucher-
schutz“. Auch diesen nehmen wir sehr ernst.

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(C (D (Frank Spieth [DIE LINKE]: Das sollte man jetzt gemeinsam machen! Das wäre eine tolle Sache!)


ür Schnellschüsse ist die Reform nicht geeignet.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603917000

Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen; an-

onsten geht das noch mehr auf Kosten Ihrer nachfolgen-
en Redner.


Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1603917100

Wir werden über die Sommerpause die notwendigen
aßnahmen beraten und vorbereiten.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das dauert aber lange, bis da ein Kompromiss gefunden ist!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603917200

Das Wort hat der Kollege Max Straubinger, CDU/

SU-Fraktion.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Jetzt kommt die CSU-Meinung!)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1603917300

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

ür alle Schlechtredner in diesem Land und vielen Un-
enrufen zum Trotz möchte ich vorausschicken: Unser
and verfügt über ein großartiges und modernes Ge-
undheitssystem.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ies sollte wieder einmal in Erinnerung gerufen werden.
ch glaube, das gerät ob der Diskussionen, die darüber
eführt werden, vielfältigst aus dem Blickwinkel.

In punkto Versorgungsqualität und -intensität ist
eutschland absolute Weltspitze. Viele Menschen im
usland würden es sich wünschen, dieses System in An-

pruch nehmen zu können, ein System, in dem unabhän-
ig von Alter, Geschlecht, sozialer Herkunft und Ein-
unftslage alle Bürgerinnen und Bürger behandelt
erden. Darauf können wir alle stolz sein.

Weil wir nicht nur in Zeiten der WM, sondern auch
urz vor der Urlaubssaison sind: Ich weiß, dass viele
enschen in Deutschland, wenn sie in ferne Länder rei-

en und dort krank werden oder einem Unglück anheim
allen, so schnell wie möglich wieder zu Hause sein wol-
en, weil sie im deutschen Gesundheitssystem versorgt
erden wollen. Auch dies ist ein wichtiger Punkt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dieses qualitativ hochwertige Gesundheitswesen hat
einen Preis. Wir alle profitieren von moderner Diagnos-
ik, modernen Therapien, pharmazeutischer Forschung
nd modernster Medizintechnik. Unsere steigende Le-
enserwartung wäre ohne diese Fortschritte – sie ist ein






(A) )



(B) )


Max Straubinger
sichtbares Zeichen dafür – nicht denkbar. Wer meint,
dass diese Errungenschaften und Herausforderungen zu-
künftig ohne Steigerungen der Kosten für die Bürgerin-
nen und Bürger zu bewältigen sind, streut den Bürgern
Sand in die Augen.

Ich versuche, die Worte des Kollegen Bahr und die
Debatte des Tages insgesamt zu verinnerlichen. Die FDP
fordert auf der einen Seite steuerliche Erleichterungen,
was natürlich zu Einnahmeverlusten führen würde. Auf
der anderen Seite beklagt die FDP, dass der Zuschuss aus
dem Bundeshaushalt, der an die gesetzlichen Kranken-
versicherungen gezahlt wird, abgesenkt und langfristig
gestrichen werden soll.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das stimmt doch nicht!)


Man kann nicht alles haben: einerseits den Zuschuss, an-
dererseits den Abbau von Steuern, der zu niedrigeren
Einnahmen im Bundeshaushalt führt. Es ist meines Er-
achtens wichtig, darauf hinzuweisen.

Sieht man von der Bürgerversicherung ab, wurden
heute kaum Vorschläge gemacht. Es wurde weder von
den Kolleginnen und Kollegen von den Grünen noch
vom Kollegen Spieth von der PDS, von der Linken oder
wie Sie sich gerade nennen, verdeutlicht, wie eine Bür-
gerversicherung aussehen soll.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU – Frank Spieth [DIE LINKE]: Das kann ich Ihnen gerne noch schriftlich zukommen lassen!)


Diese Partei steht in der Tradition eines staatlichen Ge-
sundheitssystems,


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Wir diskutieren heute doch auch nicht mehr über die Harzburger Front!)


das bis zum Gehtnichtmehr marode war. Dieses sozialis-
tische Gesundheitssystem war Ausdruck einer Zweiklas-
senmedizin: Die Funktionäre hatten Medikamente aus
dem Westen zur Verfügung; die anderen Bürgerinnen
und Bürger darbten in dieser Hinsicht. Es ist entschei-
dend, dass die große Koalition es schafft, ein modernes,
hochwertiges Gesundheitssystem, das auch die Bürge-
rinnen und Bürger im Osten kennen und schätzen gelernt
haben, weiterzuentwickeln und zukunftsfest zu gestal-
ten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Frank Spieth [DIE LINKE]: Mit solchen Argumenten schaffen Sie die Weltmeisterschaft nicht!)


Die solidarische Finanzierung der gesetzlichen
Krankenversicherung ist für uns eine weitere Heraus-
forderung. Trotz aller Kostendämpfungsmaßnahmen in
der jüngeren Vergangenheit sieht sich die GKV der Ent-
wicklung eines ansteigenden Defizits gegenüber. Selbst
unter Ausnutzung der vielen Wirtschaftlichkeits- und Ef-
fizienzreserven ist derzeit wahrscheinlich nicht glaub-
haft darzulegen, dass mit der jetzigen Form die Finanzie-
rungsbasis dauerhaft gesichert ist. Wir haben das auch
im Koalitionsvertrag dargelegt.

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(C (D Für uns, die große Koalition, ist entscheidend: Wir ollen weiterhin am Ziel festhalten, dass alle Menschen uch zukünftig unabhängig von Alter, Krankheit, Einommensverhältnissen und sozialer Herkunft an der ochleistungsmedizin, am medizinischen Fortschritt eilhaben können. Weil ich aus einem ländlichen Bereich komme, weise ch auch auf eines hin: Wir wollen auch, dass es eine flähendeckende Versorgung gibt. Es ist entscheidend, ass es in erreichbarer Entfernung ein Krankenhaus der rundversorgungsstufe gibt. Was nützt mir der beste acharzt, wenn ich beispielsweise 150 Kilometer anreien muss? Wir stehen zur Notwendigkeit einer flächeneckenden Versorgung. Deshalb müssen wir – die Kollegin Widmann-Mauz nd die Frau Gesundheitsministerin haben darauf hingeiesen – mit der Gesundheitsreform neue Wege be chreiten. Bei der Diskussion müssen wir uns manchen ragen zuwenden, insbesondere im Hinblick auf die eistungen: Gehören Surfoder Kletterunfälle zu den roblembereichen? Kann man die damit verbundenen efahren im Finanzierungssystem anders absichern? Wir müssen uns auch mit den Fragen der Generatioengerechtigkeit befassen, die uns gerade junge Bei ragszahler stellen: Ist es auf Dauer angemessen, dass die entner, wie es heute der Fall ist, durch ihre Beiträge nur 0 Prozent der durch den eigenen Leistungsbezug verurachten Kosten tragen? (Dr. Marlies Volkmer [SPD]: Wie soll es denn sonst gehen? – Ute Kumpf [SPD]: Die haben doch in ihrer aktiven Zeit die anderen finanziert! – Frank Spieth [DIE LINKE]: Sollen die noch mehr zahlen? Jetzt sind Sie aber auf dünnes Eis gegangen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


or 20 Jahren waren es noch 70 Prozent. Diese Fragen
erden natürlich von der jungen Generation an uns he-

angetragen.

Ich möchte betonen: Die ältere Generation hat trotz
er steigenden Lebenserwartung die größten Vorteile
ufgrund des medizinischen Fortschritts. Ich weiß das
us eigener Erfahrung; denn es trifft auf meine Mutter
u. Wenn sie ihre Krankheit vor 20 Jahren bekommen
ätte, dann würde sie heute möglicherweise nicht mehr
eben. Durch modernste Medizintechnik ist es möglich,
en Patienten die bestmögliche Versorgung zu geben. Es
st wichtig, dies den Bürgerinnen und Bürgern darzule-
en und darüber mit ihnen zu diskutieren.

Es stellt sich auch die Frage, was insgesamt gesehen
ozial ist. Wir erheben den Anspruch, dass alle Men-
chen an unserem Gesundheitssystem teilhaben können,
nabhängig von ihrer Herkunft, von ihrem Einkommen
nd von ihrem Gesundheitszustand. In Zuge der vergan-
enen Gesundheitsreform haben wir Instrumente mit
enkungswirkung wie die Praxisgebühr und wie Ei-
enbeteiligung in einzelnen Bereichen eingeführt. Mit
er Einführung einer Überforderungsklausel haben wir
ür eine sozial ausgewogene Ausgestaltung gesorgt: Es






(A) )



(B) )


Max Straubinger
gibt die 2-Prozent-Regelung für die chronisch Kranken
und die 1-Prozent-Regelung für anderweitig Kranke.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Da war Blüm aber schon weiter!)


Es ist sozial verantwortbar, unter Umständen eine
stärkere Eigenbeteiligung einzufordern; denn damit
können wir den Menschen gewährleisten, auch zukünf-
tig von der Spitzenmedizin zu profitieren. Alles andere
würde zu einer Rationierung führen, was wir letztendlich
nicht wollen.

Ich möchte nur noch folgenden Punkt ganz kurz an-
sprechen. Wir legen Wert darauf, dass die private Kran-
kenversicherung auch weiterhin im Wettbewerb beste-
hen kann. In vielen Diskussionen wird die private
Krankenversicherung als die Versicherung der Reichen
abgetan. Das ist aber beileibe nicht so. Nur 20 Prozent
der privat Krankenversicherten verdienen über der Bei-
tragsbemessungsgrenze. 80 Prozent liegen mit ihrem
Verdienst darunter. Sehr viele, die eine Ich-AG gegrün-
det haben und sich privat krankenversichert haben, ver-
fügen über kein hohes Einkommen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603917400

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Schluss kommen.


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1603917500

Wir müssen auch Solidarität mit Beitragszahlern

üben, die nur über ein geringes Einkommen verfügen.

Unter diesem Gesichtspunkt wird die große Koalition
– davon bin ich überzeugt – die kommenden Aufgaben
sehr zielorientiert angehen. Es ist wie immer vor Weih-
nachten: Viele können es nicht erwarten. Aber Sie kön-
nen sicher sein: Bis zur Sommerpause werden die Eck-
punkte stehen. Sie müssen nur noch ein wenig darauf
warten.

Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Ich fürchte nur, das wird keine schöne Bescherung!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603917600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 15,
Bundesministerium für Gesundheit, in der Ausschuss-
fassung. Wer möchte diesem Einzelplan zustimmen? –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist der Einzel-
plan mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen
der gesamten Opposition angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.11 auf:

Einzelplan 06

Bundesministerium des Innern

– Drucksachen 16/1306, 16/1324 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Bettina Hagedorn
Dr. Michael Luther

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(C (D Norbert Barthle Jürgen Koppelin Roland Claus Alexander Bonde Zum Einzelplan 06 liegen zwei Änderungsanträge der raktion Die Linke und ein Änderungsantrag der Frak ion des Bündnisses 90/Die Grünen vor. Über den zuletzt enannten Änderungsantrag soll namentlich abgestimmt erden. Ich rufe außerdem den Zusatzpunkt 3 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Ernst Burgbacher, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Gisela Piltz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Konsequenzen ziehen aus dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 30. Mai 2006 zur Weitergabe europäischer Fluggastdaten an die Vereinigten Staaten von Amerika – Drucksache 16/1876 – Überweisungsvorschlag: Innenausschuss Auswärtiger Ausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Tourismus Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Zwischen den Fraktionen ist verabredet, eine Stunde u debattieren. – Dazu höre ich keinen Widerspruch. ann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und gebe das Wort der ollegin Gisela Piltz, FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ch glaube, die Stimmung im Lande kann man am besten it der Abwandlung einer früheren Überschrift einer roßen Boulevardzeitung zusammenfassen: „Wir sind ie WM!“. Das ist es, was nach unserer Ansicht Millioen im Moment dadurch zum Ausdruck bringen, dass sie ähnchen schwenken, entsprechende Hüte aufsetzen der schwarz-rot-goldene Girlanden um den Hals tragen. as hat nichts mit übersteigertem Nationalismus zu tun, ondern das ist einfach Ausdruck der Freude darüber, ass ein solches Ereignis hier in Deutschland stattfindet. (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1603917700

Wenn das infrage gestellt oder wie von der GEW zum
nlass genommen wird, über die Nationalhymne zu de-
attieren


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben die doch schon zurückgenommen!)


ich weiß, dass sie es schon zurückgenommen hat –,
ehe ich mich schon veranlasst, zu fragen, wer alles in
iesem Lande etwas sagen darf und wie lange manche
rauchen, etwas Unpassendes zurückzunehmen.






(A) )



(B) )


Gisela Piltz

(Bettina Hagedorn [SPD]: Und das von der FDP! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wir hören Ihnen doch auch zu! Sie als Liberale sind doch wohl für Meinungsfreiheit! – Weitere Zurufe von der SPD)


– Entschuldigung, wir debattieren hier nicht über Bil-
dung; aber wenn sich die Lehrergewerkschaft in einer
solchen Art und Weise äußert, dann darf man auch ein-
mal sagen, dass man das nicht für akzeptabel hält, wenn
die Lehrer unsere Kinder in einem solchen Geist erzie-
hen. Darüber brauchen Sie sich gar nicht aufzuregen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zurufe von der SPD)


Mehr als die Hälfte der Spiele haben wir jetzt vor dem
Fernseher oder im Stadion gesehen. Mein besonderer
Dank gilt heute insbesondere denen, die dazu beitragen,
dass diese Spiele so friedlich und erfolgreich verlaufen.
Ich danke nicht nur der Elf von Jürgen Klinsmann, son-
dern vor allen Dingen den Polizistinnen und Polizisten,
dem THW, dem Roten Kreuz und vielen anderen ehren-
amtlichen Helfern,


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Bundeswehr auch!)


ohne die das überhaupt nicht möglich wäre.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es zeigt sich aber auch, dass der Einsatz der Bundes-
wehr im Innern nicht nötig gewesen wäre und die ganze
Debatte nur eine Scheindebatte darstellte. Die FDP kann
hier und heute nur nochmals bekräftigen: Wir haben den
Einsatz der Bundeswehr im Innern immer abgelehnt, wir
lehnen ihn auch heute ab und werden das auch in Zu-
kunft tun.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir sind froh, dass die beiden Panzer am Sowjetischen
Ehrenmal an der Fanmeile hier in Berlin die einzigen
Panzer sind, die in der Nähe von Orten stehen, an denen
man sich in Deutschland die Fußball-WM anschaut.


(Ute Kumpf [SPD]: Haben Sie etwas anderes gedacht?)


Bei der Fußball-WM fällt einem noch ein anderes
Stichwort ein, nämlich BOS-Digitalfunk. Herr Minister,
Sie können nichts dafür, dass Ihr Vorgänger, der andere
Schily – Kollege Schily, verzeihen Sie mir das –, uns im-
mer wieder versprochen hat, dass bis zur Fußball-WM
der BOS-Digitalfunk eingeführt sein wird.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Es geht auch ohne!)


Wir hoffen, dass er jetzt zügig eingeführt wird und wir
nicht bis zur nächsten Fußball-WM warten müssen, son-
dern dass dieses Vorhaben jetzt zeitnah umgesetzt wird.


(Beifall bei der FDP – Max Straubinger [CDU/CSU]: Bis zur nächsten WM in Deutschland!)



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(C (D Man kann das ja auch als Ansporn nehmen, dass diese n 30 Jahren wieder hier bei uns stattfindet. Aber so ange wollen wir nicht warten. Zum THW lässt sich nur sagen, dass wir froh sind, ass es gelungen ist, den entsprechenden Etat um 0 Prozent zu steigern. Wir bedauern aber die Kürzung er für die Feuerwehren relevanten Mittel, die unveränert vorgesehen ist. Wir glauben, dass sozusagen nicht ur die „Blauen“, sondern auch die „Roten“ mehr Mittel rauchen. Deren Arbeit geschieht vornehmlich ehrenmtlich. Wir hoffen, dass dies auch in Zukunft berückichtigt wird. (Beifall bei der FDP – Gerold Reichenbach [SPD]: Es sind Ihre Landesinnenminister, die dafür zuständig sind!)


Weiterhin bedauern wir, dass wir uns beim Punkt
ntegrationskurse nicht durchsetzen konnten. Hier war
ie Bundesregierung nämlich nicht bereit, sich zu bewe-
en. Die vorgesehenen Kürzungen in diesem Bereich
ind nicht nachvollziehbar.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Unglaublich!)


Herr Wiefelspütz, wenn Sie das für so unglaublich hal-
en, hätten Sie sich einmal durchsetzen sollen, statt aus
er zweiten Reihe Zurufe zu machen. – Das durch diese
ntscheidung gegebene Signal ist aus unserer Sicht völ-

ig falsch. Meine Damen und Herren aus den Koalitions-
raktionen, Ihre eigene Integrationsbeauftragte, Frau
rofessor Böhmer, die ja hier auch anwesend ist, hat mit
atum vom 3. Mai 2006 ausführlich ihre Eckpunkte zur
ualitativen Verbesserung der Integrationskurse vorge-
tellt: mehr Stunden, bessere Finanzausstattung und zum
eispiel auch kostenlose Teilnahme von Bedürftigen.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Sehr gut so!)


arum tun Sie da nichts, nachdem Ihre Integrationsbe-
uftragte das schon eindeutig festgestellt hat? Warum
arten Sie bis zum nächsten Haushalt?


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Weil das Geld in diesem Jahr ausreicht, Frau Kollegin, wie Sie ganz genau wissen!)


achen Sie es jetzt. Das wäre überhaupt kein Problem.

Migration und Integration sind wichtige Themen.
eshalb erneuern wir noch einmal unsere Forderung, in
ieser Legislaturperiode dazu eine Enquete-Kommission
inzusetzen. Wir hoffen, dass Sie dabei alle an unserer
eite sind; ich denke, das dürfte die Zustimmung des
anzen Hauses finden.


(Beifall bei der FDP)


ie werden uns fragen, woher denn das Geld dafür kom-
en soll. Das ist aus unserer Sicht wie immer auch eine
rage der richtigen Verteilung. Nach dem 11. September
urden zum Beispiel die Tabak- und die Versicherung-

teuer erhöht, um mehr Mittel zur Bekämpfung des Ter-
orismus ausgeben zu können. Der Bürger glaubt, er sei
etzt geschützt. Im ersten Jahr haben Sie auch einen Be-
icht über die Mittelverwendung vorlegen können. Aber
uf unsere Kleine Anfrage haben Sie dann geantwortet






(A) )



(B) )


Gisela Piltz
– ich darf zitieren –: Die finanziellen Auswirkungen des
Gesetzes zur Finanzierung der Terrorbekämpfung kön-
nen ex post nicht aus dem Kassenaufkommen hergeleitet
werden. Die Vielzahl an Einflussfaktoren, die auf das
kassenmäßige Steueraufkommen wirken, wie zum Bei-
spiel die dreistufige Tabaksteuererhöhung ab dem
Jahr 2004, macht es uns unmöglich, die Effekte der ein-
zelnen gesetzlichen Maßnahmen zu separieren.

Wenn das Ihre Antwort auf eine Steuererhöhung ist
– nach vier Jahren wissen Sie nicht, wo das Geld her-
kommt und wo es hingeht –, dann habe ich ganz
schlimme Ahnungen, was mit den 3 Prozent Mehrwert-
steuererhöhung passiert, die Sie uns allen als Bürger
jetzt aufbrummen. Das ist keine solide Kassenführung.
Das ist, finde ich, eine Unverschämtheit.


(Beifall bei der FDP)


Sie könnten aus meiner Sicht auch beim Innenminis-
terium einsparen, nämlich beim Neubau. Es wird ge-
plant und geplant – dafür wird bereits Geld ausgegeben.
Sie haben einen teuren Mietvertrag und Sie planen einen
teuren Neubau. Im Innenausschuss ist gesagt worden,
das sei zusammen wirtschaftlich. Wenn Sie das hinbe-
kommen, also wenn es wirklich so wäre, dass ein Neu-
bau und der bestehende Vertrag wirtschaftlich vertretbar
wären, müssten wir uns um den Haushalt keine Sorgen
machen. Ich kann das nicht erkennen. Von daher hoffe
ich, dass Sie da etwas ändern.

Aber es gibt natürlich auch Sachen, die Sie nichts
kosten würden und die Sie locker tun könnten. Das be-
trifft zum einen die Frage, wie wir mit dem Datenschutz
umgehen. Wir haben hier heute einen Antrag betreffend
die Weitergabe der Passagierdaten an die USA einge-
reicht. Wir erwarten, dass Sie die Kommission daran
hindern, diese Daten weiterhin unmittelbar zu übertra-
gen. Wir brauchen eine Diskussion in den Landesparla-
menten zu diesem Thema. Wir sind im Übrigen auch der
Ansicht, dass seit 2003 genügend Zeit verstrichen ist, um
das Ganze jetzt zu evaluieren. So etwas darf man nicht
durchpeitschen, so etwas muss man diskutieren. Ge-
nauso müssen wir aus unserer Sicht das Bundesdaten-
schutzgesetz dringend überarbeiten. Es ist weder in der
Praxis für den Verbraucher noch was neue Technologien
angeht einigermaßen nachvollziehbar. Deshalb setzen
wir uns für eine Überarbeitung ein.


(Beifall bei der FDP)


Zur Pressefreiheit. Dabei geht es nicht nur um die
Durchsuchung von Büros von Journalisten. Dabei geht
es auch darum, was wir uns bei der Pressefreiheit eigent-
lich leisten und wie wir dieses Thema behandeln. Wenn
ein Beamter eine Information weitergibt und dafür be-
straft wird, dann ist das eine Sache. Die andere aber ist:
Wie gehen wir mit dem Journalisten um, der diese Daten
verwertet? Herr Minister, Sie haben in einem „Spiegel“-
Interview vor einigen Wochen dazu Stellung genommen.
Die FDP hat dazu einen Gesetzentwurf eingebracht. Sie
haben das zumindest inhaltlich positiv begleitet. Wir
würden uns freuen, wenn Sie uns auch bei diesem Ge-
setzentwurf weiterhin positiv begleiten könnten.

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(C (D Zum Abschluss: Die Vorgänge zum BND werden im ntersuchungsausschuss ausführlich behandelt werden. ie Diskussionen haben aber doch ergeben, dass das erfahren des PKGr überarbeitungswürdig ist. Von daer bitten wir auch um Ihre Unterstützung für eine Reorm des PKGr; denn ich glaube, was jetzt passiert, hat ezeigt, dass das dringend notwendig ist. Zum Abschluss mein Dank – – Zum Abschluss müssen Sie jetzt bitte kommen. Ja. – Zum Abschluss mein Dank an die Haushaltsab eilung des Ministeriums, die immer guten Willens war. ie hat zwar nicht alle meine Fragen beantwortet, aber enn es nicht ging, hat sie wenigstens nett gesagt: Es eht nicht. Zum Abschluss auch mein Dank an alle Beichterstatter. Das war immer eine freundliche Zusamenarbeit, auch in Zeiten der großen Koalition. Meine Damen und Herren, das, was Sie hier zeigen, st mehr Bürokratie, ist mehr Staat und sind mehr Schulen. Deshalb werden wir diesen Haushalt ablehnen. Vielen Dank. Das Wort hat der Kollege Dr. Michael Luther, CDU/ SU-Fraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Hinter uns liegen arbeitsreiche Wochen der aushaltsberatungen. Gleich am Anfang möchte ich ich bei Minister Schäuble und seinem gesamten Haus owie insbesondere natürlich beim Haushaltsreferat für ie gute Zusammenarbeit bedanken. Unser Bundestagspräsident Norbert Lammert sprach n seiner Antrittsrede im vergangenen Oktober davon, ass das Parlament nicht Vollzugsorgan, sondern Aufraggeber der Regierung sei. Insbesondere in Zeiten eier großen Koalition bedürfe es daher eines selbstbeussten Parlaments. Wir sind ein selbstbewusstes arlament. Das hat gerade das Innenministerium wähend der Haushaltsberatungen gespürt. Ich danke daher echt herzlich für die Geduld, die man mit uns hatte. Gut. Die Insider wissen Bescheid. Ein wichtiges Ziel der Haushaltsberatung war nämich, einen Teil der globalen Minderausgabe aufzulöen, die im Einzelplan 06 immerhin 132 Millionen Euro usmachte. Was ist ein Haushalt mit einer solch hohen lobalen Minderausgabe wert? Die einzelnen Haushaltsitel versprechen Geld und im Haushaltsvollzug führt ann die Auflösung der globalen Minderausgabe dazu, ass das versprochene Geld im Endeffekt nicht fließt. Dr. Michael Luther Letztendlich handelt es sich also nur um eine Ankündigungspolitik. Wir wollen damit Schluss machen. Ich glaube, dass diese GMA das Budgetrecht des Parlamentes aushebelt. Deshalb haben wir die GMA um 50 Prozent reduziert. Das ist im Etat des Innenministeriums nicht ganz so einfach. Man kann das nicht einfach auf zwei oder drei Haushaltstitel umlegen. Es hat sich vielmehr gezeigt, dass es einer generellen Überarbeitung des Haushaltes bedurfte. Der Beleg dafür sind die 160 Änderungsanträge, die wir als Koalition in den Haushaltsberatungen erarbeitet und letztendlich beschlossen haben. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, bis 2008 die GMA ganz zurückzuführen. Das wird schwierig werden, weil es dazu struktureller Veränderungen im Haushalt und geänderter Schwerpunktsetzungen bedarf. Herr Minister, ich als Haushälter gebe Ihnen an dieser Stelle die Zusage, dass wir Sie bei dieser schwierigen Arbeit unterstützen werden. Ich will noch eine Bemerkung zu den Einsparvorschlägen machen, die die FDP in Form einer dicken Bibel vorgelegt hat. Ich habe die Zahlen nachgerechnet. Die FDP hat für das Innenressort Kürzungen in Höhe von rund 90 Millionen Euro vorgeschlagen. Diese 90 Millionen Euro reichen nicht aus, um die globale Minderausgabe von 132 Millionen Euro aufzuheben. Allerdings haben Sie sie in Ihrer Sparbibel aufgelistet. Es wäre seriös, wenn Sie in diesem Buch, das Sie verfasst haben, wenigstens diese Sparvorschläge von 90 Millionen Euro streichen würden. Wir haben in den Haushaltsberatungen strukturelle Schwerpunkte gesetzt. Dazu will ich einige Stichpunkte nennen. Erstens. Sehr wichtig ist für uns die Einführung des BOS-Digitalfunks – davon wurde schon gesprochen – für Polizei, Feuerwehr und viele andere. Diese Einführung ist längst überfällig. Ich bin Minister Schäuble sehr dankbar, dass er dieses Thema nach dem Regierungswechsel konsequent weiter verfolgt und dabei auf die existierenden Unterlagen zurückgreift und nicht etwa etwas Neues anfängt. Wir als Parlament werden ihn auf diesem Weg unterstützen. 2006 stehen für die Einführung des Digitalfunks rund 100 Millionen Euro zur Verfügung. Sollte dieses Geld 2006 aber nicht in Gänze abgerufen werden können, so haben wir als Haushälter sichergestellt, dass es auch 2007 noch zur Verfügung steht. Zweitens. Der Slogan lautet: Die Welt zu Gast bei Freunden. Die Fußballweltmeisterschaft ist bislang in zweifacher Hinsicht ein voller Erfolg. In sportlicher Hinsicht freue auch ich mich, dass die deutsche Nationalmannschaft so gut spielt und erfolgreich ist. Ich freue mich allerdings auch, dass sich Zehntausende von Fußballfans aus der ganzen Welt in Deutschland wohl und sicher fühlen. Das heißt, dass neben dem FIFA-Organisationskomitee, das hervorragende Arbeit leistet, insbesondere die Sicherheitskräfte unseres Landes, die des Bundes und der Länder, ihren Beitrag zur Sicherheit leisten. Den Tau s g m s l b K c s d i a h t S e t A l H k L D d h d s i H s l l m s d s l c d w d D m d d A (C (D enden von Polizeibeamten und – aus unserer Sicht – anz besonders der Bundespolizei und dem Bundeskriinalamt gilt unser Dank für die hohe Einsatzbereit chaft, die sie in diesen Tagen zeigen. Sicherheit ist nicht selbstverständlich. Die Bundespoizei und das BKA sind nicht nur im Rahmen der Fußall-WM unabdingbar. Sie sind wichtig im Kampf gegen riminalität, bei der Terrorismusabwehr oder bei der Si herung der EU-Außengrenzen. Wir als Parlament untertützen die Bundespolizei, damit sie auch in Zukunft ieser Aufgabe gerecht werden kann. Meines Erachtens st es sehr wichtig, dass der Dienst in der Bundespolizei ttraktiver wird. Deshalb beinhaltet auch der Bundesaushalt 2006 Mittel für die Fortsetzung des Attraktiviätsprogramms der Bundespolizei. Das Bundesministerium des Innern ist auch das portministerium des Bundes. An dieser Stelle will ich inen persönlichen Dank formulieren. Das Bundesminiserium des Innern kümmert sich seit 1990 auch um den usbau der Sportinfrastruktur in den neuen Bundes ändern. Hierbei gab es, beginnend mit der Regierung elmut Kohl bis heute, eine große Kontinuität. Deshalb önnen wir heute auf sanierte Stadien in Berlin und eipzig zurückgreifen. Eine Fußballweltmeisterschaft in eutschland könnte nicht in ganz Deutschland stattfinen, wenn dies nicht gemacht worden wäre. Sie findet alt nicht nur bei den großen Vereinen in den alten Bunesländern, zum Beispiel in Hamburg oder München tatt, sondern eben auch in Berlin und Leipzig. Das finde ch sehr gut. Dafür meinen recht herzlichen Dank! (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603917800
Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1603917900

(Beifall bei der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603918000

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1603918100

(Beifall der Abg. Bettina Hagedorn [SPD])





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(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ein weiteres Themenfeld war für uns das Technische
ilfswerk, das zum Gelingen der Fußballweltmeister-

chaft ebenfalls maßgeblich beiträgt. Tausende freiwil-
ige Helfer kümmern sich in ihrer Freizeit ohne finanziel-
en Ausgleich darum, dass die Spiele gut ablaufen. Das
achen sie nicht nur jetzt – das ist ein aktueller Anlass –,

ondern auch bei vielen anderen Gelegenheiten. Ich
enke zum Beispiel an den Tsunami oder das Hochwas-
er in Sachsen. Diese Ereignisse liegen noch nicht allzu
ange zurück. Sie sind wirklich sehr aktiv.

Das THW verfügt über eine ehrenamtliche Basis von
irca 41 000 Helfern. Ich bin der festen Überzeugung,
ass es sich nicht lohnt, um Ehrenamtler zu werben,
enn wir nicht in der Lage sind, sie ordentlich auszubil-
en, adäquat auszurüsten und einsatzfähig zu halten.
eshalb haben wir innerhalb des Etats des Bundesinnen-
inisteriums Mittel zugunsten des THW umgeschichtet,

as heißt, mehr Geld für Aus- und Fortbildung sowie für
ie Ortsverbände zur Verfügung gestellt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dem Katastrophenschutz haben Sie es weggenommen!)


Noch ein Wort zu dem Antrag, der zur namentlichen
bstimmung gestellt wird, zum Thema Integration. Wir






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Dr. Michael Luther
sind uns alle einig, dass Integration ein wichtiges Thema
ist. Die jüngsten Vorgänge, wie zum Beispiel die an der
Berliner Rütli-Schule, haben uns gezeigt, dass Sprache
und Sprachförderung von entscheidender Bedeutung
sind, wenn Integration gelingen soll.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die haben da vor allem soziale Probleme!)


Nun wird kritisiert, dass dafür im vorliegenden Haus-
halt weniger Mittel als 2005 eingestellt sind.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Allerdings!)


Fakt ist: Die Mittel für Integration wurden im vergange-
nen Jahr nicht in vollem Umfang abgerufen. Über die
Ursachen dafür kann man philosophieren. Es macht aber
keinen Sinn, Geld in den Haushalt einzustellen, das vo-
raussichtlich wieder nicht abgerufen wird.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer sagt denn das?)


Unser Haushaltsansatz für die Sprachförderung ist
seriös und bezieht sich auf die Zahlen, die sich in diesem
Jahr anzeigen.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo Sie sich doch gleichzeitig beschweren, dass zu wenige die Kurse besuchen!)


Außerdem haben wir für alle Eventualitäten einen Haus-
haltsvermerk eingebracht, der sicherstellt, dass bei ei-
nem eventuellen finanziellen Mehrbedarf das entspre-
chende Geld auch zur Verfügung steht.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine Frage der Qualität!)


Damit ist ausreichend Vorsorge getroffen.

Wir wollen die Integrationsmaßnahmen verbessern.


(Sevim Dagdelen [DIE LINKE]: Ohne Geld?)


Wenn das geschehen ist, folgt dem auch das Geld. Ein-
fach nur Geld zu fordern, ohne konkrete Planungen vor-
zulegen und die entsprechenden Rahmenbedingungen zu
schaffen, ist aus meiner Sicht nichts weiter als billiger
Populismus. Das bringt die Integration nicht voran.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603918200

Lieber Kollege, ich nehme an, Sie kommen zum

Schluss.


Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1603918300

Ein letzter Satz von mir. – Der Innenausschuss des

Bundestages tagt zu dem Einzelplan heute aus aktuellem
Anlass unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ich bedanke
mich dafür, dass Sie mir trotzdem aufmerksam zugehört
haben.

Schönen Dank.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603918400

Das Wort hat die Kollegin Ulla Jelpke, Fraktion Die

inke.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Repressionsapparat! Das Repressionsopfer Jelpke!)



Ulla Jelpke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603918500

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

uf den Repressionsapparat werde ich noch zu sprechen
ommen. Keine Angst.


(Beifall bei der LINKEN – Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Integrationspolitik ist eine der größten Aufga-
en, vor denen die Bundesrepublik steht. Wenn wir aber
ie Politik der Bundesregierung in Sachen Integration
nschauen, dann kann man eigentlich nur feststellen,
ass sie darauf ausgerichtet ist, keine Angebote zu ma-
hen und vor allen Dingen zu schikanieren.So wird re-
elmäßig die Bedeutung von guten Deutschkenntnissen
eschworen. Doch die meisten Kurse sind so überfüllt,
ass auf die individuelle Ausgangssituation der Teilneh-
er nicht eingegangen werden kann. Die Kritik, die die
räger der Kurse an der schon bestehenden Unterfinan-
ierung üben, Herr Luther, stößt bei der Bundesregie-
ung auf taube Ohren. Vollmundig wurde versprochen,
eine Kürzungen bei den Mitteln für Sprachkurse vorzu-
ehmen. Doch genau diese Kürzungen sind weiter im
aushalt vorgesehen.

Im Juli will die Bundeskanzlerin einen Integrations-
ipfel abhalten. Herr Faruk Sen, der Leiter des Zentrums
ür Türkeistudien, hat dazu erklärt, diese Veranstaltung
llustriere lediglich die Konzeptionslosigkeit der Integra-
ionspolitik der Bundesregierung. Eine fundierte Vorbe-
eitung habe es nicht gegeben, Migrationsorganisationen
eien weitgehend nicht repräsentiert. Faruk Sen kommt
u dem Schluss, der Gipfel habe nur eine Feigenblatt-
unktion. Ich muss ihm da leider Recht geben.

Integrationspolitik – das können die Minister der
anzlerin bestellen – erschöpft sich eben nicht darin,
inwanderer unter Strafandrohung in überfüllte
eutschkurse zu zwingen. Sprache zu erlernen, ist wich-

ig; das betone ich hier. Aber eine gescheiterte Integra-
ion können Sie nicht nur auf fehlende Sprachkenntnisse
urückführen.


(Beifall bei der LINKEN und der FDP)


ie nehmen hier eine, gelinde gesagt, unterkomplexe Be-
rachtung vor. Migranten sind in vielen Bereichen unse-
er Gesellschaft benachteiligt. Der letzte Bericht zur
age der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland
at gezeigt: Von den negativen Entwicklungen am Ar-
eitsmarkt und in der Sozialpolitik sowie von der zuneh-
enden sozialen Selektion im Bildungssystem sind
enschen mit Migrationshintergrund besonders betrof-

en.






(A) )



(B) )


Ulla Jelpke
Gute Integrationspolitik ist unserer Auffassung nach
in erster Linie eine gute Sozialpolitik. Für diese Bundes-
regierung sind freilich beides Fremdworte. Sie be-
schränkt sich in beiden Politikbereichen darauf, noch
mehr Kürzungen, noch mehr Repressionen und noch
mehr Kontrollen einzuführen. In die Zukunft weisende
Vorstellungen hat sie leider nicht.

Das gilt insbesondere, aber leider nicht nur für
Edmund Stoiber, den Prokonsul aus München. Als Si-
gnal für eine ernst gemeinte Integrationspolitik will er
jetzt den so genannten Gotteslästerungsparagrafen,
§ 166 des Strafgesetzbuches, verschärfen. Auf eine He-
rausforderung der modernen Gesellschaft reagiert er mit
dem Rückgriff auf einen Zensurparagrafen des Kaiser-
reichs. Das zeigt exemplarisch die Ratlosigkeit der Re-
gierungsparteien. Das zeigt aber auch, was Sie unter
Leitkultur verstehen: Repression statt Freiheit.

Dass Migranten von der Bundesregierung im Kampf
gegen den Terrorismus als Bedrohung beschrieben wer-
den, hat fatale Folgen. In den letzten Wochen häufen
sich gewalttätige Angriffe auf Menschen, die ihren Pei-
nigern nicht weiß und nicht deutsch genug sind. Der Ver-
fassungsschutz gibt an, dass die Zahl der rechtsextremis-
tischen Gewalttaten um 23,5 Prozent und die der
Straftaten insgesamt sogar um 27,5 Prozent gestiegen
ist. Die Zahlen sind erschreckend. Sie sind eine Heraus-
forderung für die Demokratie.

Auch hier fehlt der Bundesregierung jedes Konzept.
Sie will den Verfassungsschutz umbauen und die Abtei-
lung für den so genannten Linksextremismus mit der
Abteilung für Rechtsextremismus zusammenlegen.
Dazu fällt mir nur ein: Wenn zwei Dumme sich zusam-
mentun, sind sie auch nicht schlauer als vorher.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was wollen Sie uns damit sagen? – Zuruf von der SPD: Das Zitat ist gefährlich!)


– Sie können sich gerne darüber aufregen. Aber ich kann
die Einseitigkeit, die hier immer wieder zur Schau getra-
gen wird, wenn es um den so genannten Extremismus
geht, wirklich nicht anders bezeichnen.

Die Unzulänglichkeit des Verfassungsschutzes ist
schon eine Legende. Er fasst in seinem Bericht lediglich
Daten zusammen, die wir im Übrigen bereits durch das
Bundeskriminalamt kennen.

Der Bundesverfassungsschutz malt ständig das Ge-
spenst vom Linksextremismus an die Wand und bezeich-
net Friedensgruppen und Überlebende des NS-Regimes
als Verfassungsfeinde.

Auf der anderen Seite kann man im Verfassungs-
schutzbericht 2005 lesen, wie sehr verharmlost wird. Der
Bericht betont – ich zitiere – „die grundsätzlich vorhan-
dene Gewaltaffinität der Szeneangehörigen“. Es seien
wiederholt Waffen gefunden worden, auch fände para-
militärisches Training statt. Aber Anhaltspunkte für ter-
roristische Absichten von Rechtsextremisten lägen nicht
vor.

Da werden also Waffen und Sprengstoff gefunden. Da
werden Wehrsportübungen durchgeführt. Da hat die

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(C (D ruppe „Freikorps Havelland“ einen ganzen Landstrich it Brandanschlägen überzogen. Da kommt es in Berlin, heinsberg, Magdeburg, Dortmund und in vielen ande en Städten in Ost und West regelmäßig zu Übergriffen it Verletzten und Toten. Da gibt es Zonen, in die sich enschen, vor allen Dingen Menschen mit ausländi cher Herkunft, nicht mehr trauen. Das ist der alltägliche error, den Neofaschisten ausüben. Aber der Innenmiister erklärt in gespielter und dreister Ahnungslosigkeit, s gebe keine Angstzonen – offensichtlich, weil es sie icht geben darf. Machen Sie doch einmal die Augen uf, Herr Schäuble! Werte Kollegen, ich begrüße es, dass unsere Proteste umindest dazu geführt haben, dass weitere Kürzungen er Mittel für die Bundeszentrale für politische Bilung verhindert werden konnten. (Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Bitte keine Selbstüberschätzung! Es gibt immer noch Dinge, die wir ganz alleine entscheiden können! – Weiterer Zuruf von der SPD: Wie bitte? Dafür haben wir Sie nun wirklich nicht gebraucht!)


Nehmen Sie meine Kritik trotzdem zur Kenntnis! –
er Haushaltsansatz für die Bundeszentrale für politi-

che Bildung verharrt allerdings auf niedrigem Niveau.
ie Stärkung des demokratischen Bewusstseins erreicht
an nicht durch Repression und durch den Abbau von
rundrechten im Kampf gegen die vermeintlichen oder

chten Feinde der Demokratie. Das ist genau der falsche
eg.

Wir brauchen eine detaillierte Analyse der Bedro-
ungen der Demokratie und der Grundrechte. Die Frak-

ion Die Linke fordert deswegen die Einrichtung einer
nabhängigen Beobachtungsstelle für Rechtsextremis-
us, Rassismus und Antisemitismus, die vom Bundes-

ag im Übrigen schon einmal beschlossen wurde.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603918600

Frau Jelpke, kommen Sie bitte zum Schluss.


Ulla Jelpke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603918700

Vor allen Dingen fordern wir, dass Projekte wie die

Opferperspektive“ und die „Mobilen Beratungsteams“
eiterhin, also auch im Jahre 2007, finanziert werden.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo bleibt der Repressionsapparat?)


Im Übrigen möchte ich auf eines aufmerksam ma-
hen:


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603918800

Frau Jelpke, Sie müssen zum Ende kommen.


Ulla Jelpke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1603918900

Wenn die Bundesregierung durch ihre Politik endlich

afür sorgen würde, dass deutsche Polizisten die Nazis
uf der Straße nicht mehr schützen müssten, dann wären






(A) )



(B) )


Ulla Jelpke
wir, was die Bekämpfung der Übergriffe und Angriffe
von Neonazis angeht, schon viel weiter.


(Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber wie schaffen wir das?)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603919000

Das Wort hat die Kollegin Bettina Hagedorn, SPD-

Fraktion.


Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1603919100

Verehrtes Präsidium! Liebe Kolleginnen! Liebe Kol-

legen! Als zuständige Hauptberichterstatterin kann ich
heute feststellen: Die Schularbeiten sind gemacht.


(Patrick Döring [FDP]: Auch von der GEW? – Weiterer Zuruf von der FDP: Die Hausarbeiten aber nicht!)


Stärker, als es in anderen Etatbereichen der Fall war, ha-
ben wir Abgeordnete in den letzten Wochen den Haus-
haltsentwurf des Bundesinnenministeriums gestaltet und
verändert. Dabei haben wir als Koalitionsfraktion im
Haushaltsausschuss sage und schreibe – ich habe nach-
gezählt – 180 Anträge gestellt und über sie abgestimmt.
Zum Teil haben wir unpopuläre Einsparungen durchge-
setzt, dabei Druck erzeugt und ausgehalten. Das war für-
wahr oft keine vergnügungssteuerpflichtige Aufgabe.

Insbesondere die Tatsache, dass im Regierungsent-
wurf dieses Haushalts, der ohne Versorgungslasten ins-
gesamt eine Größenordnung von gut 4 Milliarden Euro
hat, pauschal eine globale Minderausgabe von 132 Mil-
lionen Euro veranschlagt war, von der wir um der Haus-
haltswahrheit und -klarheit willen immerhin die Hälfte
auflösen und damit gut 66 Millionen Euro einsparen
wollten, stellte uns vor schwierige Herausforderungen.

Da mehr als die Hälfte des gesamten Etats, nämlich
über 2,1 Milliarden Euro, allein für Personal, nämlich
für circa 54 000 Mitarbeiter, aufgewendet wird, konnten
wir die Einsparung in Höhe von 66 Millionen Euro nicht
erbringen, ohne auch im Personalbereich zu kürzen.
Kein Bereich und keine der 18 Verwaltungsbehörden des
Bundesinnenministeriums blieben davon verschont. Das
ist die schlechte Nachricht.

Uns ist bewusst, dass die beim Personal vorgenom-
menen Einsparungen in Höhe von 20 Millionen Euro,
die vom Ministerium dauerhaft erbracht werden sollen,
nur durch strukturelle Änderungen zu erreichen sind.
Wir Berichterstatter erwarten gespannt die Konzepte, die
das Ministerium dazu entwickeln wird.

Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Im Schwer-
punktbereich der inneren Sicherheit, bei der Bundes-
polizei, wird es im mittleren Polizeivollzugsdienst trotz-
dem 1 190 neue Planstellen geben. Bereits 2002
beschloss die damalige Bundesregierung im Rahmen des
Antiterrorpakets die Einstellung und Ausbildung dieser
Anwärter für den Polizeivollzugsdienst. Sie sind nun mit
ihrer Ausbildung fertig und werden 2006 fest in den
Dienst übernommen. Den Bürgerinnen und Bürgern ge-
ben wir damit das klare Signal, dass die Sicherheit im

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(C (D and trotz aller Sparbemühungen Schwerpunkt unserer rbeit bleibt. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Michael Luther [CDU/CSU])


Zum Thema Beamte, zu den Personalkosten und den
ensionen. Wie wir im Koalitionsvertrag vereinbart ha-
en, hat der öffentliche Dienst allein in diesem Jahr mit
00 Millionen Euro zu den Sparbemühungen beizutra-
en; davon betroffen sind 372 000 aktive Beamte und
oldaten und 710 000 Pensionäre. Angesichts dieser
ahlen kann sich jeder ausmalen, dass die Pensionslas-

en für den Bundeshaushalt kein Pappenstiel sind. Sie
etragen genau 8,5 Milliarden Euro; das ist mehr als
oppelt so viel wie der gesamte Haushalt des Bundes-
nnenministeriums. Man muss nicht mit besonders viel
antasie ausgestattet sein, um sich vorstellen zu können,
ass diese Pensionslasten angesichts der demografi-
chen Entwicklung künftig beängstigend steigen wer-
en.

Bisher waren die Pensionslasten im Einzelplan 33, für
en ich auch zuständig bin, zentral veranschlagt. Diese
entrale Veranschlagung hat natürlich in allen Ministe-
ien weder bei der Personaleinstellung noch bei der Be-
illigung von Frühpensionierungen oder Altersteilzeit

u einem Problembewusstsein beigetragen, welche Kon-
equenzen solche pensionsrelevanten Entscheidungen
aben.


(Zuruf: Leider wahr!)


eshalb bin ich besonders stolz, dass wir es im Haus-
altsausschuss in diesem Frühjahr – nach jahrelanger
iskussion und gegen erheblichen Widerstand aller Res-

orts – endlich geschafft haben, den Einzelplan 33 prak-
isch aufzulösen und zu veranlassen, dass die Pensions-
asten künftig dezentral, in den Haushalten der einzelnen
undesministerien, veranschlagt werden müssen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Otto Fricke [FDP])


llein für das Ministerium des Innern bedeutet dieser
chritt zu veranschlagende Mehrkosten von gut 298 Mil-

ionen Euro. Zusätzlich richten wir einen Pensionsfonds
in, in den künftig durch die Ministerien Einzahlungen
u leisten sind, damit die Versorgungslasten nicht länger
llein auf die Schultern künftiger Generationen geladen
erden. Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Rich-

ung.

18 Verwaltungsbehörden gehören zum Bundesinnen-
inisterium; die meisten von ihnen spielen in der Si-

herheitsarchitektur unseres Landes eine zentrale Rolle.
azu gehört natürlich insbesondere die Bundespolizei,
ie mit über 2 Milliarden Euro allein die Hälfte des Ge-
amtetats ausmacht. Rund 87 Prozent des Gesamtetats
erden für diese 18 Verwaltungsbehörden verausgabt.
eswegen konnte bei unserer Kürzung um 66 Millionen
uro keine dieser Behörden ein Tabu sein. Dennoch ha-
en wir Parlamentarier den finanziellen Bedarf wichtiger
olitikbereiche anders eingeschätzt als das Bundesin-
enministerium und deshalb in den überaus harten Haus-
altsverhandlungen an den politisch entscheidenden






(A) )



(B) )


Bettina Hagedorn
Stellen gegenüber dem Regierungsentwurf kleine, aber
wirkungsvolle Korrekturen vorgenommen.

Im Ergebnis setzen wir mit diesem Haushalt einerseits
klar auf Haushaltskonsolidierung durch strukturelle Ein-
sparungen. Andererseits ist er ein Bekenntnis zu wichti-
gen gesellschaftlichen Schwerpunkten.

Mein Kollege Michael Luther hat das Beispiel
„THW und Katastrophenschutz“ schon angesprochen.
Auch dieser Bereich konnte von Einsparungen nicht völ-
lig ausgenommen werden. Aber es gibt eindeutig einen
Gewinner im Bereich des Katastrophenschutzes. Das ist
das Ehrenamt, das sind die Helferinnen und Helfer, das
sind die Ortsverbände, wo die erfolgreiche und wichtige
Jugendarbeit geschieht. Das THW schreibt gerade in der
Jugendarbeit bereits seit Jahren eine Erfolgsstory: Die
Anzahl der freiwilligen jugendlichen THWler ist seit
2002 von über 12 300 auf jetzt über 15 000 angestiegen;
das ist ein Plus von 22 Prozent. Das verdient einerseits
unseren Beifall und andererseits unsere massive finan-
zielle Unterstützung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die verbesserte Grundlage haben wir jetzt geschaffen,
indem die zuständigen Ortsverbände und die Helferver-
einigung des THW insgesamt 3,6 Millionen Euro mehr
als im Regierungsentwurf vorgesehen erhalten. Zusätz-
lich haben wir die Mittel für die Aus- und Fortbildung
um 1,5 Millionen Euro erhöht. Den Ortsverbänden des
THW stehen damit 23,5 Millionen Euro zur Verfügung.
Das ist ein Aufwuchs um satte 14,5 Prozent. Das ist
wahrlich eine gute Nachricht.


(Beifall bei der SPD)


Anlässlich der Fußballweltmeisterschaft werden die
Ehrenamtlichen des THW zahlreiche zusätzliche Ein-
sätze in erheblichem Umfang absolvieren und damit zur
Sicherheit der Sportereignisse beitragen. In den letzten
Jahren hat sich die Zahl der Einsätze des THW vor allem
in Katastrophengebieten im Ausland massiv erhöht. Wa-
ren es 2004 noch 42 Einsätze, so kam das THW 2005
schon 71-mal zu Hilfe. Bei dieser Arbeit hat sich das
THW weltweit einen ausgezeichneten Ruf erworben.
THWler sind vorbildliche Botschafter Deutschlands.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch die Zahl der Einsätze der Bereitschaftspoli-
zeien der Länder steigt bundesweit an. Auch sie haben
im Moment mit Urlaubssperren und explodierenden
Überstundenkonten zu kämpfen. Die Mittel für die Fahr-
zeugbeschaffung im Regierungsentwurf wurden gegen-
über den Vorjahren dennoch gekürzt. Ich bin froh, dass
es im Haushaltsausschuss auch in diesem Bereich ge-
lang, eine Erhöhung von 1,5 Millionen Euro durchzuset-
zen, um dringend notwendige Modernisierungen im
Fahrzeugpark vorzunehmen; denn klar ist: Wir wollen
die Polizisten in ihrer oft schwierigen Arbeit durch ver-
stärkte Investitionen in ihre Ausstattung unterstützen.

Bei der Programmarbeit der Bundeszentrale für po-
litische Bildung sollten laut Regierungsentwurf 5 Mil-

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(C (D ionen Euro gegenüber 2005 gestrichen werden. Das äre eine Kürzung um fast 30 Prozent gewesen und war ach Auffassung der SPD völlig unakzeptabel. Gerade unge Menschen profitieren von den unglaublich breit efächerten Informationsangeboten. Bundesweit nutzen ie Schulen die kostengünstig zur Verfügung stehenden chriften, die eine aktuelle Ergänzung nicht nur für den esellschaftspolitischen Unterricht darstellen und durch ein Schulbuch abgedeckt werden. Das ist Aufklärung, nformation und Prävention, wie wir sie in Deutschland ngesichts steigender Politikverdrossenheit, Wahlmüdigeit und – schlimmer noch – des Abdriftens von Jungählern nach rechts und in die Gewalt dringend brau hen. Ich bin glücklich, dass es in einem Kraftakt elungen ist, die vorgesehene Kürzung von 18,4 auf 3,4 Millionen Euro komplett rückgängig zu machen. Millionen Euro in diesem Schwerpunktbereich „on op“, das ist wahrlich eine gute Nachricht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich muss allerdings zugeben, dass mich eine schlechte
achricht bedrückt: Die Mittel für den wichtigen Be-

eich der Sprachkurse für Zuwanderer werden gegen-
ber dem Soll von 2005 faktisch um 67 Millionen Euro,
lso um ein Drittel des Gesamtetats, auf 140 Mil-
ionen Euro gekürzt. Mein Kollege Luther ist darauf ein-
egangen: Das Innenministerium hat auf unseren
unsch hin mehrfach Berichte vorgelegt, aus denen des-

en Prognose hervorgeht, dass das Geld angesichts der
rfahrungen aus dem Vorjahr im Jahre 2006 reichen
ird. Der Innenausschuss ist dieser Kalkulation mehr-
eitlich gefolgt.

Ich persönlich fürchte aber, dass wir aufgrund der im
orjahr verspätet angelaufenen Sprachkurse kurz nach

n-Kraft-Treten des Zuwanderungsgesetzes, aufgrund
erzögerter Abrechnungen der Träger bis in dieses Jahr
inein und aufgrund der viel zu langen Fristen von bis zu
wei Jahren für das Einlösen der Berechtigungsscheine
n Wahrheit eine Bugwelle an nicht absolvierten Sprach-
ursen für Zuwanderer aus 2005 vor uns herschieben,
ür die dringend zusätzliche Mittel zur Verfügung stehen
üssen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


as Innenministerium versicherte uns, dass Mehrausga-
en durch einen vorsorglichen Haushaltsvermerk ge-
eckt würden und dass in diesem Jahr kein integrations-
illiger Zuwanderer und kein Träger Abstriche beim
ngebot von Sprachkursen machen muss.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was noch zu beweisen wäre!)


arauf, Herr Minister, werde ich pochen.

Der geplante Integrationsgipfel wäre ein zahnloser
iger, wenn die Mittel für eine verbesserte Integration in
eutschland nicht kassenwirksam zur Verfügung stehen.

m Zuwanderungsgesetz vorgesehene Spezialkurse zum
eispiel für Frauen mit Betreuungsangeboten für ihre






(A) )



(B) )


Bettina Hagedorn
Kinder, für Jugendliche und für Analphabeten wurden
bisher bundesweit noch viel zu wenig angeboten.

Ich freue mich, dass eine kleine Gruppe in meiner
Heimat, im deutsch-dänischen Grenzland in Schleswig-
Holstein, bereits in diesem Jahr von einer wichtigen
Kurskorrektur profitiert. Dabei handelt es sich um den
Bund der Nordschleswiger. Immerhin konnten wir die
vorgesehene Kürzung in Höhe von 100 000 Euro zu-
rücknehmen, Herr Bergner. Wie Sie wissen, hat das im
Norden zu großer Zufriedenheit geführt.

Auch in einem anderen Bereich hat eine vergleichs-
weise kleine Summe große Wirkung erzielt. Dem
Abraham-Geiger-Kolleg stehen als jüdischer Bildungs-
einrichtung mit Sitz an der Universität Potsdam 2006
73 000 Euro mehr zur Verfügung. Das ist ein Signal in
Anerkennung der Leistungen der ersten Rabbinerausbil-
dungsstätte in Deutschland.


(Beifall bei der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zum Schluss möchte ich noch auf das 6-Milliarden-
Euro-Programm für mehr Forschung und Entwick-
lung und das im Koalitionsvertrag festgelegte Ziel ein-
gehen, diese Ausgaben bis 2009 auf 3 Prozent des Brut-
toinlandsproduktes zu steigern. Das ist für mich eines
der Kernziele dieser großen Koalition. Ich gehöre zu
denjenigen, die schon in der Vergangenheit mit ganzer
Seele für die Aufstockung der Mittel für Bildung und
Forschung gekämpft haben. Ich hätte mir schon in der
letzten Wahlperiode gewünscht, dass der Bundesrat die
Abschaffung der Eigenheimzulage zugunsten des Bil-
dungs- und Forschungsbereiches nicht, wie geschehen,
blockiert hätte; denn dann wären wir in Deutschland in
diesem Bereich vielleicht schon weiter. Aber den Blick
nicht zurück, sondern nach vorne zu richten, soll auch
meine Parole sein.

Ich freue mich, dass das Bundesinnenministerium an
dem 6-Milliarden-Euro-Programm der Bundesregierung
teilhaben wird. Allein 2006 sind 20 Millionen Euro zu-
sätzlich für fünf Projektbereiche vorgesehen. Bis 2009
sollen insgesamt 80 Millionen Euro Bundesmittel bereit-
gestellt werden.

Dennoch muss ich gestehen, dass die Haushälter diese
Mittel vorerst komplett gesperrt haben. Ich will gerne
kurz den Grund dafür erläutern. Ich erinnere an die
Worte der Bundeskanzlerin bei der ersten Beratung des
Haushaltes im März. Sie sagte damals, dass die Frage
– ich zitiere –, „an welcher Stelle wir diesen Betrag in
Höhe von 6 Milliarden Euro ausgeben müssen, damit am
Ende der Legislaturperiode Deutschland insgesamt
3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Forschung und
Entwicklung ausgibt“, noch genau geklärt werden
müsse. Diese Sache sei „noch nicht in trockenen
Tüchern, weil auf jeden Euro der öffentlichen Hand
2 Euro privater Investitionen der Wirtschaft folgen müs-
sen“. Ich gebe der Kanzlerin ausdrücklich Recht. Weil es
noch keine Gesamtstrategie gibt und weil es vor allem
noch keine Zusagen der Bundesländer und der Wirt-
schaft gibt, ihren jeweiligen Anteil zur Steigerung der
F-und-E-Mittel beizutragen, bleiben diese Mittel vorerst

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(C (D esperrt. Welchen Effekt wir durch die 6 Milliarden uro auf Bundesebene erzielen können, will ich am Beipiel des BMI-Haushalts verdeutlichen. Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen. Ich komme zum Schluss. – Aus den 20 Millio en Euro, die allein 2006 etatisiert sind, und den 0 Millionen Euro bis 2009 könnten nämlich insgesamt 80 Millionen Euro für Bildung und Forschung werden, enn die Bundesländer und die Wirtschaft ihre Zusagen n dieser Stelle einhalten. Frau Kollegin, Sie müssen jetzt dringend zum Schluss ommen. Ich möchte mich bei meinen Mitberichterstattern für ie kollegiale Zusammenarbeit und bei Innenminister r. Schäuble und seinen Mitarbeitern für die vielfache nterstützung bedanken. Ich glaube, wir haben eine gute rbeit geleistet und können zufrieden auf diese Hausaltsberatungen zurückblicken. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603919200
Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1603919300

(Beifall bei der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603919400
Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1603919500


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603919600

Das Wort hat der Kollege Wolfgang Wieland, Bünd-

is 90/Die Grünen.


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603919700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zunächst

öchte auch ich mich als Fachpolitiker bei den Kollegin-
en und Kollegen aus dem Haushaltsausschuss, insbeson-
ere bei den Berichterstatterinnen und Berichterstattern,
edanken. Ich füge aber hinzu, dass die Schlussdebatte
ach meinem Verständnis eher eine Stunde der politi-
chen Auseinandersetzung als der Buchhalter sein sollte.
s sollte eher eine Stunde der Generalabrechnung mit der
olitischen Linie der Regierung sein. Hier fängt unsere
chwierigkeit an. Wo ist eigentlich die Linie der großen
oalition im Bereich des Innern? Was man sieht, lieber
ollege Wiefelspütz, ist eine Art Waffenstillstandslinie

wischen SPD und CDU/CSU, die sich ständig ändert.
der um es in der Sprache des Fußballs auszudrücken,
amit Sie es verstehen: Zu sehen ist eine Mannschaft, die
egeneinander spielt, in der der eine Teil stürmt – die
DU/CSU stürmt immer gegen Bürgerrechte und rechts-

taatliche Fundamente an –, während ein großer Teil der
PD verteidigt und einige an der Außenlinie irrlichtern
nd nicht wissen, ob sie stürmen oder verteidigen sollen.
as ist ziemlich amüsant anzusehen, aber Weltmeister
ird eine solche Mannschaft nicht.






(A) )



(B) )


Wolfgang Wieland

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Sie verstehen den modernen Fußball nicht! Sie haben keine Ahnung!)


Eigentlich müsste der Trainer, der Bundesminister des
Innern, sagen, welchen Kurs die Regierung steuern will.
Er hat ja eine unnachahmliche Art. Er kommt ohne Ma-
nuskript oder legt es beiseite, schüttelt dann Grundsätzli-
ches aus dem Ärmel und sagt im Plauderton, wie er
denkt, dass sich die Innenpolitik entwickeln sollte. So
hat er es auch im Innenausschuss gemacht, als er sein
Vierjahresprogramm vorlegen sollte und zu der Eva-
luation der Sicherheitsgesetze, der Nutzung von Auto-
bahnmautanlagen zu Fahndungszwecken, der Heraufset-
zung des Nachzugsalters von Ehegatten und dem Einsatz
der Bundeswehr im Innern, seinem Steckenpferd, Stel-
lung genommen hat. Auf die Frage, ob das alles mit dem
Koalitionspartner abgesprochen sei, ob das wirklich Re-
gierungspolitik wird, antwortete er nicht und schaute
stattdessen wie ein Auto nach dem Motto „Dann hätte
ich hier doch gar nichts sagen können“. In der Pädagogik
gibt es den unterforderten bzw. den sich unterfordert
fühlenden Schüler. Bei diesem Innenminister habe ich
ständig den Eindruck, dass wir nun den sich unterfordert
fühlenden Innenminister erleben, der eigentlich gerne et-
was ganz anderes machen möchte, aber tatsächlich nur
dasitzt und die Welt beobachtet, genauso wie im Augen-
blick.


(Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister: Es gibt nichts Schöneres, als Ihnen zuzuhören! – Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


– Danke für das Kompliment.

Lieber Herr Schäuble, Sie wählen die passive Rolle,
und zwar auch bei der Föderalismusreform, obwohl
Sie als Verfassungsminister für die Beziehungen zu den
Ländern und – last, but not least – für die Angelegenhei-
ten der Beamten zuständig sind. Selbst bei dieser als
Jahrhundertwerk titulierten Reform haben Sie nur die
Rolle eines Zaungastes gespielt. Sie haben lediglich ei-
nen Anstandsbesuch am ersten Tag der Anhörungen ge-
macht. Sie haben aber nicht in die Debatte eingegriffen.
Sie haben nichts dazu gesagt, dass das Versammlungs-
recht auf 16 Bundesländer aufgeteilt und so zersplittert
werden soll, genauso wenig wie zu der geplanten BKA-
Allzuständigkeit. Das ist sicherlich ganz in Ihrem Sinne.
Aber eine aktive Politikgestaltung sieht anders aus. Wer
Sie noch aus Ihrer ersten Amtszeit kennt – ich nenne als
Beispiele nur das Ausländergesetz, an dem Ihr Vorgän-
ger, Herr Zimmermann, gescheitert ist, und die Verhand-
lungen über den Einigungsvertrag –, der hat einen Ma-
cher in Erinnerung, der wirklich herangeht.

Was aber passiert heute? Morgen und übermorgen
wird Politik gemacht; so lauten die Versprechungen.
Man ist fast versucht, zu sagen: Vielleicht ist es gut, dass
Sie diese Form der Arbeitsverweigerung zurzeit noch an
den Tag legen; denn Ihre Langzeitprojekte, die Ver-
schmelzung von Militär und Polizei sowie von Polizei
und Geheimdiensten – auf die Auseinandersetzungen

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(C (D arüber freuen wir uns; diese Projekte haben Sie betimmt nicht vergessen; Sie warten nur auf den richtigen eitpunkt, sie umzusetzen –, veränderten die Sichereitsarchitektur in diesem Land. Es wäre eine Architekur, die uns das Grausen lehrte. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Gruselig ist nur Ihre Rede!)


Es ist schön, wenn Sie sich gruseln. Dann hat sie ihren
inn erfüllt.


(Lachen bei der CDU/CSU)


Da sich hier die Redezeit reziprok proportional zu den
nhalten verhält, die die Rednerinnen und Redner vortra-
en, möchte ich ohne Hader noch ein deutliches Wort zu
en Integrationskursen sagen. Das ist wirklich ein
tück aus dem Tollhaus. Der Kollege Grindel hat eine
ildungsreise zu einem solchen Kurs gemacht. Als er zu-

ückkam, sagte er im Innenausschuss – Reisen bildet –:
as muss anders gemacht werden. Hier ist eine Binnen-
ifferenzierung notwendig. Eine Analphabetin darf nicht
eben einer Studentin sitzen. Zudem müssen wir das Ho-
orar heraufsetzen und die Zeiten verlängern. – Das alles
st richtig. Gleichzeitig war man sich einig, dass nicht nur
ie Neuzuzügler, sondern auch die so genannten Be-
tandsausländerinnen solche Kurse besuchen sollten.
leichzeitig sagte uns das Statistische Bundesamt bei der
orstellung des Mikrozensus 2005: Wir haben in diesem
and 15,3 Millionen Menschen mit Migrationshinter-
rund. – Das ist fast ein Fünftel der Bevölkerung. Gleich-
eitig sagt der ebenfalls Ihnen zugeordnete Leiter des
undesamts für Migration und Flüchtlinge: Das Geld
ird nicht reichen. – Sie wollen die Kurse verbessern, wir
ollen das auf Bestandsausländerinnen und -ausländer

usdehnen und dann werden die Gelder um ein Drittel
ekürzt. Das passt nicht zusammen. Deswegen haben wir
u unserem Änderungsantrag eine namentliche Abstim-
ung gefordert. Ihnen zuliebe, den Kollegen zuliebe, die

icht da sind – die können Fußball gucken –, wollen wir
ie Abstimmung darüber nicht jetzt. So freundlich sind
ir.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ber wir erwarten als Gegenleistung, Kolleginnen und
ollegen der SPD, dass Sie Ihren Worten hier Taten fol-
en lassen und zustimmen.

Abschließend zum Thema Integration. Weil so gern
ber Fußball geredet wird, will ich noch sagen: Wir ha-
en in den letzten Tagen gerade in Berlin erfreut festge-
tellt – als Innenpolitiker soll man den Tag nie vor dem
bend loben; das weiß ich –, dass die WM bisher ein

röhliches Fest war. Wir hoffen, dass es so bleibt.


(Zuruf von der SPD: Trotz der Grünen!)


rfreulich war auch, dass viele junge Türken hier in Ber-
in mit der Deutschlandfahne durch die Straßen gelaufen
ind und sich entsprechend bemalt haben.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603919800

Herr Kollege!






(A) )



(B) )


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603919900

Das ist mein letzter Satz. – Das ist ein Signal. Sie

wollen dazugehören. Sie wollen mit dabei sein. Das soll-
ten wir ernst nehmen


(Zuruf von der CDU/CSU: Das tun wir auch!)


und in Zukunft sagen: Bei der Integration brauchen wir
einen Quantensprung und keine Mittelkürzung.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603920000

Das Wort hat der Bundesminister des Innern,

Dr. Wolfgang Schäuble.

Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister des In-
nern:

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Ich will zunächst einmal eine Bemerkung zu Ih-
nen machen, Herr Kollege Wieland. Natürlich müssen
wir über die Sache der Innenpolitik intensiv diskutieren.
Aber wer die sorgfältige Wahrnehmung des Budget-
rechts des Parlaments als Buchhalterei bezeichnet, verrät
ein unzureichendes Verständnis von der Notwendigkeit,
mit knappen Steuergeldern verantwortungsvoll umzuge-
hen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Das war Watschen Nr. 1! – Ute Kumpf [SPD]: So sind die Berliner!)


Ich will mich in der gebotenen Konzentration zu-
nächst beim Haushaltsausschuss und bei den Bericht-
erstattern herzlich für die intensive Beratung bedanken;
Frau Kollegin Hagedorn hat es gerade beschrieben. Wir
haben seit Beginn der Haushaltsberatungen gestern Mor-
gen darüber geredet, dass dieser Haushalt ein Stück weit
ein Haushalt des Übergangs ist. Wir haben im Einzel-
plan 06 – gewissermaßen als Erblast – eine relativ hohe
globale Minderausgabe vorgefunden. Die ist nicht jetzt
entstanden. Die Probleme bei ihrem Abbau und die Kon-
sequenzen daraus haben Sie liebenswürdigerweise sehr
präzise beschrieben; ich brauche das gar nicht zu wieder-
holen. Ich bin jedenfalls dankbar dafür, dass wir sie ab-
bauen; ich unterstütze das ausdrücklich.

Insbesondere bei Frau Hagedorn und Herrn Luther
sowie den anderen Berichterstattern bedanke ich mich
dafür, dass wir einen großen Schritt vorangekommen
sind, sowie auch für die Bereitschaft, zu akzeptieren,
dass wir diese globale Minderausgabe nicht in einem
Schritt abbauen können, sondern dass wir zwei Schritte
brauchen und dass wir das auf die nächsten Haushalts-
jahre bis 2008 verteilen müssen; sonst kommen wir
überhaupt nicht zurande. Ich sage Ihnen zu, das mit
Nachdruck zu unterstützen und meinen Beitrag dazu zu
leisten. Ich bedanke mich so, wie Sie sich bei den Mitar-
beitern des Hauses für die Zusammenarbeit bedankt ha-
ben. Ich sehe auch gar keine grundsätzlichen Meinungs-
unterschiede.

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(C (D Herr Kollege Wieland, machen Sie sich keine Sorge m Hinblick auf Unterforderung oder Arbeitsverweigeung. Diese Sorge brauchen Sie nicht zu haben. Im Übrien habe ich nicht verstanden: Wollen Sie nun mehr oder eniger von mir? (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die richtigen Schritte! Das ist ambivalent!)


a müssen Sie sich irgendwie entscheiden. Aber es
acht ja Spaß.

Meine Aussage, dass es nichts Schöneres gibt, als Ih-
en zuzuhören, war natürlich nur eine Aussage für die
egenwart. In dem Moment, in dem Sie gesprochen ha-
en, hat es für mich nichts Schöneres gegeben, als Ihnen
ufmerksam zuzuhören. Aber das Ende der Redezeit ist
ann auch wieder schön. Jetzt ist es schön, dass Sie mir
uhören.

Aber Spaß beiseite. Ich möchte in diesem Zusammen-
ang eine Bemerkung zum Thema BOS machen, das
ehrfach, angefangen bei Frau Piltz, erwähnt worden

st. Ich finde, dieses Thema zeigt beispielhaft – das
öchte ich, verehrte Kolleginnen und Kollegen, mit al-

em Nachdruck sagen –, dass es in diesem Land, unab-
ängig davon, wer welche Mehrheit hat, wahnsinnig
chwierig ist, Entscheidungen zustande zu bringen und
mzusetzen. Das Thema BOS hat ja eine lange Leidens-
eschichte. Bis die nächste Fußballweltmeisterschaft in
eutschland stattfindet, sind Sie wahrscheinlich nicht
ehr Mitglied des Innenausschusses und ich bin vermut-

ich nicht mehr Mitglied des Deutschen Bundestages.


(Gisela Piltz [FDP]: Ich dachte, Sie trauen Franz Beckenbauer mehr zu!)


Es wird auf jeden Fall eine Zeit lang dauern.

Ich füge hinzu: Ich fürchte, dass die Haushaltsvor-
orge – bisher steht im Haushalt eine Verpflichtungs-
rmächtigung – nicht ganz ausreichen wird. Wir brau-
hen sie aber dringend. Ich mache zurzeit Druck, dass
eine überzogenen Anforderungen gestellt werden; aber
ir müssen eine funktionsfähige Regelung haben. Wir
üssen übrigens berücksichtigen, dass wir bei jedem
andeln im Bereich der inneren Sicherheit – davon bin

ch im Grundsatz sehr überzeugt – auf die Zusammenar-
eit mit den prioritär verantwortlichen und zuständigen
undesländern angewiesen sind. Das macht die Einfüh-

ung des BOS-Digitalfunks noch komplizierter. Es ist
ber gesamtstaatlich richtig. Ich bekenne mich als Bun-
esinnenminister und Verfassungsminister zur föderalen
rdnung. Deswegen befürworte ich die prioritäre Zu-

tändigkeit der Bundesländer, wo sie gegeben ist.

Ich habe übrigens auch als Mitglied der Bundesregie-
ung großen Respekt vor den Verfassungsorganen Bun-
estag und Bundesrat, Herr Kollege Wieland. Deswegen
eise ich als Mitglied des Bundestages die Kritik zu-

ück. Der Deutsche Bundestag hat die Kommission zur
eform des Föderalismus vor vier Jahren zu seiner ei-
enen Sache gemacht. Da waren doch auch Sie dabei.
ntstanden ist eine gemeinsame Kommission von Bun-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
destag und Bundesrat. Da können Sie doch jetzt nicht sa-
gen, die Bundesregierung hätte dafür sorgen sollen, dass
Bundestag und Bundesrat nicht das umsetzen, was sie
selber in schwierigsten Verhandlungen als richtig er-
arbeitet haben! Entweder – oder! Sie sollten der Bundes-
regierung nicht Respekt vor dem Parlament vorwerfen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Teilnahme an den Diskussionen und der Anhörung!)


– Wir haben uns an den Beratungen intensiv beteiligt.
Aber da Sie ja das Gefühl haben, ich sei unterfordert,
werde ich Ihnen bei Gelegenheit einmal meinen Tages-
ablauf schildern.

Eine Bemerkung zur Fußballweltmeisterschaft. Es
herrschen große Freude und Erleichterung, dass – jeden-
falls bis jetzt – alles so gut läuft; wir befinden uns wirk-
lich am oberen Rand jeder denkbaren Erwartung. Wenn
die Weltmeisterschaft zu Ende ist, werden wir viel
Grund haben, uns bei den Zehntausenden von Polizeibe-
amtinnen und -beamten, bei den Helferinnen und Hel-
fern der Hilfswerke, des Technischen Hilfswerks – ich
bedanke mich übrigens für das hier geäußerte große Lob
für das THW – und bei vielen anderen sehr für den tollen
Einsatz zu bedanken. Das gilt auch für die vielen ehren-
amtlichen Helfer und die Bevölkerung insgesamt, die ein
großes Maß an Gastfreundschaft und Aufnahmebereit-
schaft gezeigt hat. Unsere ausländischen Gäste sind ein-
fach begeistert von diesem Land. Am Ende glauben wir
selber noch, dass wir gar nicht so schlecht sind.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Trotzdem füge ich in dieser Stunde auch der Erleich-
terung darüber, dass bisher alles gut gelaufen ist, hinzu:
Hätten wir nicht einen so ungeheuer großen präventiven
Sicherheitsaufwand betrieben,


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: So ist es!)


würde es vielleicht nicht so gut laufen. Deswegen darf
aus den Erfahrungen dieser Fußballweltmeisterschaft um
Himmels willen nicht abgeleitet werden, dass wir die
Anforderungen an die innere Sicherheit in Zukunft nicht
mehr so ernst zu nehmen brauchen.

Ich füge hinzu: Wir werden auch in Zukunft dringend
leistungsfähige Nachrichtendienste brauchen, weil wir
sonst in der Prävention, in der Gefahrenabwehr verraten
und verkauft und nicht in der Lage sind, unserer Verant-
wortung gerecht zu werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Auch diese Bemerkung mache ich mit großem Ernst und
mit aller möglichen Eindringlichkeit.

Ich will zu dem Thema Integration in aller Kürze et-
was sagen. Was den Integrationsgipfel anbelangt, warten
Sie ihn doch erst einmal ab! Lassen Sie ihn erst einmal
stattfinden, bevor Sie ihn schlechtreden! Ich jedenfalls
höre bei den betroffenen Bevölkerungsgruppen positive
Reaktionen und erkenne durchaus die Bereitschaft, da
mitzumachen. Wir sind entschlossen, das Menschen-

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(C (D ögliche zu tun, um Defizite, die es in diesem Land anz sicher gibt, abzubauen. Man kann ja auch daraus ernen und es besser machen. Was die Integrationskurse anbetrifft: Wir alle sollten it den Einbürgerungskursen seriös umgehen. Sie sind etztes Jahr eingeführt worden. Wir haben eine Evaluieung in Auftrag gegeben. Das Bundesamt für Migration nd Flüchtlinge, das übrigens jenseits aller parteipolitichen Zuordnung weitgehend gelobt wird und eine wirkich gute Arbeit leistet, hat Aufträge – auch extern – vereben, um diese Kurse zu evaluieren. Wir wissen, dass die Mittel hierfür in diesem Jahr usreichen. Wir befinden uns übrigens in der Mitte des ahres und haben keine vergleichbaren Zahlen von 2005; o viel zur Bugwelle, die wir angeblich vor uns herschieen. Es spricht alles dafür, dass das, was ich im Innenusschuss gesagt habe, eintreten wird, nämlich dass die ittel ausreichen. Im Übrigen gilt die Zusage, dass kein urs, sollte ein Mangel an Mitteln eintreten, daran schei ern wird. Ob wir die Mittel für das nächste Jahr erhöhen üssen, werden wir in den nächsten Haushaltsberatun en seriös und intensiv beraten. Wie wir die Kurse ändern und welche Erfahrungen ir machen, evaluieren wir seriös. Deswegen haben wir ntsprechende Aufträge vergeben. Wenn man eine Evauation in Auftrag gibt, dann kennt man das Ergebnis icht, bevor der Bericht über die Evaluation vorliegt. enn es anders wäre, würde sie keinen Sinn machen. ann wäre es rausgeschmissenes Geld. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann fragen Sie mal Ihre Integrationsbeauftragte! Die hat schon Dutzende Vorschläge vorgelegt!)


Die sind leider so, dass ich den Haushaltsausschuss
itten müsste, die Mittel für diesen Bereich nicht nur
arginal zu erhöhen, sondern zu verdoppeln. Wir haben

inmal nachgerechnet, was deren Umsetzung kostet.

Von der Opposition habe ich übrigens gestern und
eute Kritik dazu gehört – ich habe der Haushaltsdebatte
n weiten Teilen aufmerksam zugehört –, die Verschul-
ung sei zu hoch. Sie können nicht den ganzen Tag die
erschuldung als zu hoch kritisieren, dann ständig mehr
eld ausgeben wollen und nicht sagen, woher es kom-
en soll. Das geht nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Wir haben auch Gegenfinanzierungsvorschläge gemacht!)


Wir müssen bei begrenzten Mitteln die Effizienz ver-
tärken. Deswegen muss erst einmal evaluiert werden.
enn eine Sache erst ein Jahr in Kraft ist, macht es kei-

en Sinn, blind etwas Neues zu sagen. Man muss viel-
ehr bereit sein, unvoreingenommen zu prüfen, wo es
erbesserungsnotwendigkeiten und -möglichkeiten gibt.
enn es welche gibt, dann setzen wir diese auch um.
ies aber vorher zu wissen, ist ideologisches Handeln
nd keine verantwortliche Politik.






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble

(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das findet auch in Ihrer Fraktion öffentlich statt!)


Deswegen meine Bitte: Lassen Sie uns im Ausschuss
oder wo auch immer über die Fragen dieser Politik inten-
siv diskutieren! Heute ist die Stunde der Beratung des
Einzelplans – im Rahmen der begrenzten Redezeit, die
wir für Haushaltsberatungen festgelegt haben. Ich be-
danke mich dafür, dass wir bei insgesamt begrenzten
Mitteln mit diesem Haushalt das Notwendige für die prio-
ritären Aufgaben im Geschäftsbereich des Bundesminis-
ters des Innern zur Verfügung gestellt bekommen. Ich
bedanke mich für die gute Zusammenarbeit und bitte
Sie, dem Einzelplan 06 zuzustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603920100

Das Wort hat der Kollege Gerold Reichenbach, SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gerold Reichenbach (SPD):
Rede ID: ID1603920200

Frau Präsidentin, ich möchte mir außerhalb der Rede-

zeit, solange das Rednerpult hochfährt, eine kurze Infor-
mation erlauben: Das Spiel Argentinien gegen Italien
steht 0 : 0.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wissen wir! – Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Argentinien gegen Niederlande!)


– Entschuldigung, Niederlande. Für den Überblick ha-
ben wir ja einen Innenminister.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603920300

Die Mitglieder des Sportausschusses sind nicht da;

vielleicht lag daran Ihr Versehen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das kommt davon, wenn man der Toskanafraktion angehört! – Heiterkeit im ganzen Hause)



Gerold Reichenbach (SPD):
Rede ID: ID1603920400

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Wir Sozialdemokraten haben uns bereits in den letzten
beiden Legislaturperioden als Garant von Sicherheit und
Freiheit in diesem Lande begriffen. Dies werden wir in
der neuen Konstellation fortsetzen.

Der Etat, der heute zur Verabschiedung ansteht, ist
davon getragen. Wir haben das Notwendige getan. Wir
werden es auch weiterhin tun, um in unserem Lande ein
Höchstmaß an Sicherheit gegenüber den neuen Heraus-
forderungen zu bieten. Wir werden dabei aber auch da-
rauf achten, dass die Freiheitsrechte der Bürger und die
Grundentscheidung unserer Verfassungsväter nicht unter
die Räder kommen. Der Satz: „Freiheit ohne Sicherheit
ist nichts“ ist richtig; aber er gilt auch umgekehrt.

Wir wissen, dass insbesondere die Prävention und die
Bekämpfung des Terrorismus und der internationalen

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(C (D riminalität nur mit einer bestmöglichen Vernetzung nd einem effektiven Informationsaustausch zu leisten ind. Das wollen wir voranbringen, aber unter Beachung der Trennung von Polizei und Geheimdiensten und nter der Maßgabe einer klaren Kontrolle. Die jüngste ebatte über die Geheimdienste bestärkt uns darin. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir werden darauf achten – und haben dies auch im
oalitionsvertrag festgehalten –, dass die grundgesetzli-

he Trennung zwischen polizeilichen und militärischen
ufgaben gewahrt bleibt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Verschränkung von innerer und äußerer Sicherheit
edeutet, dass unsere Polizei – die Bundespolizei, das
KA, aber auch die Landespolizeien – verstärkt interna-

ionale Verantwortung wahrnimmt. Schon heute spielen
ir international eine wichtige Rolle, wenn es darum
eht, in Krisenregionen eine verlässliche und rechts-
taatliche Polizei aufzubauen. Der Wert dieses Beitrags
ur Bekämpfung des internationalen Terrorismus und
er internationalen Kriminalität kann nicht hoch genug
ingeschätzt werden. Wir Sozialdemokraten werden uns
uch in Zukunft der Verantwortung stellen. Lassen Sie
ich an dieser Stelle den Männern und Frauen bei der
olizei, die dafür vor Ort den Kopf hinhalten, danken.


(Beifall bei der SPD)


Wir werden unsere Sicherheitsarchitektur dort, wo
ir Mängel erkannt haben, weiterentwickeln. Dabei ha-
en Sozialdemokraten Impulse gesetzt. Wir wollen, dass
as Bundeskriminalamt auch bei der Bekämpfung des
errorismus die Möglichkeit erhält, selbstständig im
orfeld Ermittlungen zu tätigen. Das ist insbesondere
ann wichtig, wenn es darum geht, Hinweisen von aus-
ändischen Stellen vertieft nachzugehen.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Auch an anderer Stelle halten wir eine Weiterentwick-
ung unserer Sicherheitsarchitektur für notwendig. Ich

eine hier den Schutz der Bevölkerung. Grundsätzlich
aben wir ein gutes Notfallversorgungssystem. Ich freue
ich sehr, dass wir mit dem Mittelaufwuchs für das
HW dort, wo der Bund Verantwortung trägt, ausdrück-

ich den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer würdigen
nd sie unterstützen. Für den Fall von länderübergreifen-
en Katastrophen und Terroranschlägen fehlt es dem
und aber an Möglichkeiten, korrigierend und steuernd
inzugreifen. Die Flutkatastrophe an der Elbe und das
ersagen der FEMA in den USA haben uns das deutlich
ufgezeigt. Wir wollen diese Sicherheitslücke beseiti-
en. Wir brauchen eine gesetzliche Grundlage dafür,
ass der Bund in solchen Fällen tätig werden kann.

Die Fußball-WM hat in der Vorbereitungsphase
ichtige Impulse für den Sicherheitsbereich gegeben,

uf denen wir aufbauen werden. Ich möchte mich aus-
rücklich dem Dank an diejenigen anschließen, die nach
ntensiver Vorbereitung rund um die Uhr im Einsatz






(A) (C)



(B) )


Gerold Reichenbach

sind, um eine sichere WM zu gewährleisten: den Polizis-
tinnen und Polizisten, den Helfern vom THW, von der
Feuerwehr und den Rettungsdiensten sowie den anderen
ehrenamtlichen Helfern. Sie alle leisten tolle Arbeit.
Danke!


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir zeigen in diesen Tagen ein weltoffenes Deutsch-
land. Junge Menschen ziehen mit Fahnen durch die Ge-
gend, nicht, wie im Vorfeld befürchtet, mit Baseball-
schlägern. Das überlassen sie den Spielern der New York
Yankees.


(Beifall des Abg. Clemens Binninger [CDU/ CSU])


Menschen aus allen Erdteilen werden offen und vorur-

Wie Menschen, gerade junge Menschen, reagieren,
wenn sie keine Chance erhalten – egal ob es sich um
Ausländer oder Inländer handelt –, ist bekannt: Perspek-
tivlosigkeit ist auch eine Quelle von Gewalt und letztlich
von Terrorismus.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603920500

Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss.


Gerold Reichenbach (SPD):
Rede ID: ID1603920600

Ich komme zum Ende.

Wir Sozialdemokraten wollen, dass das sichere und
weltoffene Bild, das unser Land in diesen Tagen der
Weltöffentlichkeit zeigt, auch im Alltag von Dauer ist.
teilsfrei empfangen; ihre Teams werden auch von den
einheimischen Schlachtenbummlern unterstützt. Wir
werden alles dafür tun, dass dies so bleibt, dass Frem-
denfeindlichkeit in unserem Land keine Chance hat.
Deswegen werden wir unsere Anstrengungen bei der Be-
kämpfung von Rechtsradikalismus fortsetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir wollen Zukunftsperspektiven für das Zusammen-
leben mit den Menschen, die als Migranten zu uns ge-
kommen sind – auch mit denen, die schon länger mit uns
leben –, aufzeigen. Zum Thema Integrationskurse ist ge-
nügend gesagt worden. Integration bedeutet mehr: Sie
umfasst auch Bildungschancen, Arbeit und Wohnen. Wir
können zu Recht fordern, dass Migranten die Werte un-
seres Grundgesetzes akzeptieren. Wir müssen ihnen aber
im Gegenzug die Chance zur gesellschaftlichen Teilhabe
eröffnen. Um im Bild dieser Tage zu bleiben: Wir dürfen
die Menschen nicht auf den Elfmeterpunkt stellen und
ihnen dann den Ball vorenthalten. Es nutzt nichts, mit
Platzverweis zu drohen, wenn sie nicht auf das Tor
schießen können. Wir müssen ihnen Chancen und
Perspektiven eröffnen.


(Beifall bei der SPD)


Das betrifft auch die rund 300 000 Menschen, die von
Kettenduldungen betroffen sind. Auch sie benötigen eine
Perspektive; sonst gibt es keine Integration.

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(D it dem Haushalt soll ein Beitrag dazu geleistet werden. ch bitte um Ihre Unterstützung. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1603920700

Ich schließe die Aussprache.

In Übereinstimmung mit den Parlamentariergruppen,
ie für die Niederlande und Argentinien zuständig sind,
urde zwischen den Fraktionen vereinbart – das ist wahr-

cheinlich auch mit Rücksicht auf die Sicherheitskräfte
eschehen, die das Viertelfinale betreuen werden –, die
bstimmungen zu diesem Tagesordnungspunkt, auch die
amentliche Abstimmung, auf morgen früh zu Beginn der
itzung zu vertagen. Ich gehe davon aus, dass Sie damit
inverstanden sind. – Dann ist das so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Donnerstag, den 22. Juni 2006, 9 Uhr, ein.

Genießen Sie die gewonnenen Einsichten und den
est des Abends.

Die Sitzung ist geschlossen.