Protokoll:
16065

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 65

  • date_rangeDatum: 21. November 2006

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 19:13 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/65 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 65. Sitzung Berlin, Dienstag, den 21. November 2006 I n h a l t : Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2007 (Haushaltsgesetz 2007) (Drucksachen 16/2300, 16/2302) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2006 bis 2010 (Drucksachen 16/2301, 16/2302, 16/3126) Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidial- amt (Drucksachen 16/3101, 16/3123) . . . . . . . Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 16/3102, 16/3123) . . . . . . . Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache 16/3123) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 16/3108, 16/3123) . . . . . . . in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 16/3123) . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jörg-Otto Spiller (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jochen-Konrad Fromme (CDU/CSU) . . . . . . Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senio- ren, Frauen und Jugend (Drucksache 16/3123) . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6403 A 6403 B 6403 B 6403 C 6404 A 6404 A 6404 A 6404 B 6407 A 6410 A 6412 C 6416 A 6420 A 6425 B 6426 D 6427 B 6430 D 6432 B 6432 C 6434 A 6435 B 6437 B 6438 A 6438 D 6440 C 6440 D 6442 C 6444 A 6444 D II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 65. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 21. November 2006 Dr. Frank Schmidt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Reinke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit (Drucksachen 16/3114, 16/3123) . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Ulla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . . Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jella Teuchner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . . Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 16/3107, 16/3123) . . . . . . . in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 16/3124) . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Wolfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Einzelplan 07 – Bun- desministerium der Justiz (Drucksache 16/3107) 6446 B 6446 D 6448 D 6449 B 6450 C 6452 B 6454 A 6454 C 6456 A 6456 D 6457 A 6458 C 6459 C 6461 A 6462 D 6464 B 6466 A 6466 A 6467 C 6469 B 6470 D 6471 D 6473 B 6475 A 6475 D 6478 D 6479 B 6480 A 6481 D 6484 C 6485 C 6486 C 6487 C 6488 C 6490 D 6492 B 6492 B 6492 C 6493 B 6495 B 6497 B 6498 C 6500 A 6501 B 6502 B 6504 C 6505 D 6507 A 6507 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 65. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 21. November 2006 6403 (A) ) (B) ) 65. Sitz Berlin, Dienstag, den 2 Beginn: 10.0
  • folderAnlagen
    Anlage 2 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 65. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 21. November 2006 6507 (A) (C) (B) ) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binder, Karin DIE LINKE 21.11.2006 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 21.11.2006 Fell, Hans-Josef BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.11.2006 Roth (Heringen), Michael SPD 21.11.2006 Schily, Otto SPD 21.11.2006 Schummer, Uwe CDU/CSU 21.11.2006 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * A S Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 21.11.2006* Gabriel, Sigmar SPD 21.11.2006 Großmann, Achim SPD 21.11.2006 Hettlich, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.11.2006 Hilsberg, Stephan SPD 21.11.2006 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.11.2006 Hovermann, Eike SPD 21.11.2006 Irber, Brunhilde SPD 21.11.2006 Jelpke, Ulla DIE LINKE 21.11.2006 Merten, Ulrike SPD 21.11.2006 Nitzsche, Henry CDU/CSU 21.11.2006 Ortel, Holger SPD 21.11.2006 Röspel, René SPD 21.11.2006 S S D W W Z (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union nlage 2 Erklärung des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Einzelplan 07 – Bundesministerium der Justiz (Drucksache 16/3107) Ich erkläre im Namen der Fraktion des BÜNDNIS- ES 90/DIE GRÜNEN, dass unser Votum „Nein“ lautet. chwabe, Frank SPD 21.11.2006 panier, Wolfgang SPD 21.11.2006 r. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.11.2006 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 21.11.2006 olff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 21.11.2006 immermann, Sabine DIE LINKE 21.11.2006 65. Sitzung Berlin, Dienstag, den 21. November 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606500000

Die Sitzung ist eröffnet.

Ich begrüße Sie alle herzlich. Ich wünsche Ihnen ei-
nen guten Morgen und uns eine gute parlamentarische
Woche.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte I.a und b auf:

a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2007

(Haushaltsgesetz 2007)


– Drucksachen 16/2300, 16/2302 –

b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haus-
haltsausschusses (8. Ausschuss) zu der Unterrich-
tung durch die Bundesregierung

Finanzplan des Bundes 2006 bis 2010

– Drucksachen 16/2301, 16/2302, 16/3126 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Steffen Kampeter
Carsten Schneider (Erfurt)

Dr. Gesine Lötzsch

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B
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Redet
Anja Hajduk

Wir kommen zur Beratung der Einzelpläne, und zwar
zunächst der drei Einzelpläne, zu denen keine Ausspra-
che vorgesehen ist.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.1 auf:

Einzelplan 01
Bundespräsident und Bundespräsidialamt

– Drucksachen 16/3101, 16/3123 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Herbert Frankenhauser
Klaas Hübner
Jürgen Koppelin
Dr. Dietmar Bartsch
Anja Hajduk

(C (D ung 1. November 2006 0 Uhr Wer stimmt für den Einzelplan 01 in der Ausschussassung? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich der timme? – Das fängt gut an: Der Einzelplan 01 ist eintimmig angenommen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So sind wir, Herr Präsident!)


Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.2 auf:

Einzelplan 02
Deutscher Bundestag

– Drucksachen 16/3102, 16/3123 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Jürgen Koppelin
Norbert Königshofen
Gunter Weißgerber
Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk

Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion des
ündnisses 90/Die Grünen vor, über den wir zuerst ab-

timmen. Wer stimmt für den Änderungsantrag auf
rucksache 16/3458? – Wer stimmt dagegen? – Wer ent-

ext
hält sich der Stimme? – Dann ist der Einzelplan 02 mit
breiter Mehrheit angenommen.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Änderungsantrag! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Über diesen Etat sollten wir wirklich abstimmen, Herr Präsident! Der ist nicht unwichtig!)


– Meine Vermutung, dass nach der Entscheidung über
den Änderungsantrag, der keine Mehrheit gefunden hat,
der Einzelplan 02 eine auskömmliche Mehrheit erhält,
wird sich bestätigen. Um das über jeden Zweifel hinaus
sicherzustellen, darf ich fragen, wer dem Einzelplan 02

ussfassung seine Zustimmung geben
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? –
inzelplan 02 ebenfalls einstimmig ange-
in der Aussch
möchte. – Wer
Dann ist der E
nommen.






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.3 auf:

Einzelplan 03
Bundesrat

– Drucksache 16/3123 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Jens Spahn
Johannes Kahrs
Otto Fricke
Dr. Dietmar Bartsch
Alexander Bonde

Wer stimmt dem Einzelplan 03 in der Ausschussfas-
sung zu? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? –
Dann ist der Einzelplan 03 mit den Stimmen der Koali-
tionsfraktionen gegen die Stimmen des Bündnisses 90/
Die Grünen und bei Enthaltung der FDP und der Frak-
tion Die Linke angenommen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt I.4 auf:

a) Einzelplan 08
Bundesministerium der Finanzen

– Drucksachen 16/3108, 16/3123 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Jochen-Konrad Fromme
Bernhard Brinkmann (Hildesheim)

Ulrike Flach
Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk

b) Einzelplan 20
Bundesrechnungshof

– Drucksache 16/3123 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Petra Merkel (Berlin)

Dr. Claudia Winterstein
Michael Leutert
Anja Hajduk

Zum Einzelplan 08 liegt ein Entschließungsantrag der
Fraktion der FDP vor, über den wir am Freitag nach der
Schlussabstimmung abstimmen werden.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache drei Stunden vorgesehen. – Ich höre
dazu keinen Widerspruch. Dann ist das so vereinbart.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst
der Kollege Jürgen Koppelin für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1606500100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als

erstem Redner in der Debatte erlauben Sie mir, dass ich
die Möglichkeit nutze, dem Vorsitzenden des Haushalts-
ausschusses des Deutschen Bundestages, meinem Frak-
tionskollegen Otto Fricke, zu seinem heutigen Geburts-
tag zu gratulieren.


(Beifall)


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(C (D Ich nehme gern die Gelegenheit wahr, mich bei allen itgliedern des Haushaltsausschusses herzlich dafür zu edanken – das sage ich ohne Ausnahme –, dass wir unere Diskussionen im Haushaltsausschuss trotz aller Diferenzen, die wir haben – sie werden vielleicht gleich in er Debatte zutage treten –, fair und sehr sachlich aben führen können. Herzlichen Dank für diese sachlihen Diskussionen! Seit einiger Zeit erleben wir, dass der Bundesfinanzinister einen sehr zufriedenen Eindruck macht. us seiner Sicht ist er auf Erfolgskurs; denn die Einnahen des Haushaltes steigen. Wie gesagt: aus seiner icht. Wenn die Koalition davon spricht, dass sie mit iesem Haushalt einen beispiellosen Konsolidierungseitrag leistet, dann ist aus unserer Sicht festzustellen: icht der Bundesfinanzminister, nicht die Koalition saieren den Bundeshaushalt – zum Beispiel durch beerzte Ausgabenreduzierung –, sondern der Steuerzahler ird zur Kasse gebeten. Es gibt Steuererhöhungen und en Abbau einer Vielzahl von Steuervergünstigungen. er Steuerzahler wird zur Sanierung des Bundeshausaltes gezwungen. Von der Koalition kommen keine eiträge dazu. Die Einnahmeseite des Bundes wird dadurch verbesert, dass die Bundesregierung Verbraucher und besoners – das muss man leider sagen – Familien erheblich elasten wird. Durch die Belastung der Verbraucher und er Familien verbessert sich die Einnahmeseite um 5 Milliarden Euro. Allein die Erhöhung der Mehrertsteuer am 1. Januar nächsten Jahres bringt dem und über 9 Milliarden Euro. Das bedeutet eine erheblihe Belastung für die Verbraucher und die Familien mit eringen Einkommen. Hinzu kommen die Erhöhung der ersicherungsteuer, die Abschaffung der Eigenheimzu age und die Gewährung von Kindergeld und Kinderfreietrag nur noch bis zum 25. Lebensjahr. Selbst die bschaffung des Sonderausgabenabzugs bei Steuerbera ungskosten entlastet den Bundesfinanzminister und beastet den Steuerzahler. Damit nicht genug. Zusätzlich geht der Bundesfinanzinister besonders den Arbeitnehmern ans Portemon aie und kassiert ab: fast Halbierung des Sparerfreibetraes, Abschaffung des Freibetrages für Abfindungen, bschaffung des Freibetrages für Heiratsund Geburtseihilfen, Abschaffung der Aufwendungen für die häusichen Arbeitszimmer usw. Es wird abkassiert, wo es nur eht. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Habt ihr nicht Subventionsabbau gefordert?)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


(Dr. Peter Struck [SPD]: Mit Recht!)


(Beifall bei der FDP)


Zusätzlich kann der Bund laut der Steuerschätzung
ür November mit einer Einnahmeerhöhung von voraus-
ichtlich über 9 Milliarden Euro rechnen. Noch im Sep-
ember erklärte die Bundeskanzlerin bei der ersten Le-
ung des Bundeshaushaltes:






(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin
Kaum dass eine Steuermehreinnahme verkündet
wird …, gibt es eine breite Debatte darüber, was
man damit machen könnte. Lassen Sie uns erst ein-
mal Geld haben!

So die Bundeskanzlerin.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Bei der ersten Lesung des Haushalts im September
dieses Jahres sprach sich die Bundeskanzlerin eindeutig
dafür aus, Mehreinnahmen für den Schuldenabbau zu
verwenden. Das war richtig. Hierfür hätte sie auch un-
sere Unterstützung bekommen. Doch die Ankündigung
von Steuermehreinnahmen aufgrund der November-
steuerschätzung scheint für die Kanzlerin und die Koali-
tion völlig unverhofft gekommen zu sein; denn sonst
hätte die Kanzlerin wohl kaum zu einer Sondersitzung
ins Kanzleramt eingeladen, um darüber zu diskutieren,
was man mit den Mehreinnahmen, die man nun plötzlich
und unverhofft erzielt, machen wolle.

Bei dieser Sitzung im Kanzleramt hatte man den Ein-
druck, die Kanzlerin habe gedacht, dass Geld allein nicht
glücklich mache, und sich daher überlegt, welche Wohl-
taten sie verteilen könne. Nun verspricht sie, den gesetz-
lichen Krankenkassen aus dem Bundeshaushalt 1 Mil-
liarde Euro zukommen zu lassen. Frau Bundeskanzlerin,
nach unserer Auffassung war die Sitzung im Bundes-
kanzleramt überhaupt nicht notwendig. Denn wir haben
kein Geld zu verteilen. Sie hätten nur eines tun müssen,
sich nämlich an das halten, was Sie im September dieses
Jahres selbst gesagt haben: dass die Schulden des Bun-
des gesenkt und sämtliche zusätzlichen Einnahmen zum
Abbau der Schulden verwendet werden müssen. Nichts
anderes hätten Sie sagen müssen. Denn es geht nicht da-
rum, Geld zu verteilen.


(Beifall bei der FDP)


Die Sanierung des Bundeshaushalts muss Vorrang
haben. Schauen Sie sich einmal die Veröffentlichung der
Bundesbank vom gestrigen Tage an. Auch sie hat darauf
hingewiesen, dass die Sanierung des Bundeshaushalts
unser wichtigstes politisches Ziel sein muss. Deshalb ist
es für die FDP eine Selbstverständlichkeit, dass Steuer-
mehreinnahmen nur zum Schuldenabbau genutzt werden
dürfen. Das sind wir den kommenden Generationen
schuldig. Denn sonst müssten sie unsere Schulden be-
zahlen. Das wollen wir nicht und das können wir nicht
verantworten.

Die FDP hat mit Interesse zur Kenntnis genommen
– das muss ich fairerweise eingestehen –, dass der SPD-
Vorsitzende Beck und der Bundesfinanzminister nach
der Bekanntgabe der Ergebnisse der Novembersteuer-
schätzung darauf gedrungen haben, die Steuermehrein-
nahmen allein zum Schuldenabbau zu nutzen. Diese
Haltung hätten wir eher bei Ihnen, liebe Kolleginnen und
Kollegen von der Union, erwartet.

Mit Interesse und Erstaunen hat die FDP aber auch
zur Kenntnis genommen, dass nach Bekanntgabe der Er-
gebnisse der Steuerschätzung plötzlich Kanzlerin
Merkel und die Union diejenigen waren, die gleich ans
Geldverteilen gedacht haben. Ein solches Verhalten hät-

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(C (D en wir aufgrund früherer Erfahrungen eher den Sozialemokraten zugetraut. An diese neue Rollenverteilung erden wir uns erst gewöhnen müssen. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Und bald kommt Rot-Gelb! Eine wahre Liebe aus Rheinland-Pfalz!)


Dass die Union in der Haushaltspolitik vom Pfad der
ugend abgekommen ist – das muss ich leider so sagen –,
ag vielleicht auch daran liegen, dass es in der CDU/
SU-Bundestagsfraktion keine einflussreichen Finanz-
nd Wirtschaftspolitiker mehr gibt.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der CDU/CSU)


Ich nutze das Raunen in den Reihen der CDU/CSU-
raktion gerne, um, was ich sonst selten tue, den Kolle-
en Poß von der SPD zu zitieren.


(Joachim Poß [SPD]: Jetzt wird es aber gefährlich!)


n diesem Falle tue ich das aber, wie ich glaube, zu
echt. Kollege Poß sagte, nach der Bekanntgabe der Er-
ebnisse der Steuerschätzung sei es in der Union zu ei-
em regelrechten „Wünsch-dir-was-Wettbewerb“ ge-
ommen, und er ermahnte die CDU/CSU zu einer
achhaltigen Haushaltskonsolidierung. So weit ist es mit
er Union schon gekommen, dass sie sich vom Sozialde-
okraten Poß zu einer soliden Haushaltspolitik ermah-

en lassen muss!


(Beifall bei der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist ja furchtbar! – Joachim Poß [SPD]: Ich glaube, irgendetwas haben Sie nicht richtig verstanden!)


Lassen Sie mich auf Folgendes aufmerksam machen:
er Bundesfinanzminister hat – ich finde: zu Recht –
arauf hingewiesen, dass die Novembersteuerschätzung
ben nur eine Schätzung und das Geld noch gar nicht in
er Kasse ist. Frau Merkel, wie können Sie eigentlich
eld ausgeben, das Sie noch gar nicht haben? Ich be-
aure, dass der Bundesfinanzminister eingeknickt ist.
enn das führt dazu, dass die Politik zur Konsolidierung
es Bundeshaushalts halbherzig bleibt.

Es bleibt festzustellen, dass die Schulden des Bundes
uch im Jahre 2007 nicht abgebaut werden, sondern dass
er Schuldenberg nur langsamer steigt; aber er steigt. Im
oalitionsvertrag wurde versprochen, alle Ausgaben

es Bundes auf den Prüfstand zu stellen. Im Koalitions-
ertrag befindet sich sogar der schöne Satz:

Daher werden wir nicht alles im gewohnten Um-
fang fortsetzen können.

Trotz erheblicher Mehreinnahmen des Bundes wer-
en Sie die geplante Neuverschuldung um gerade einmal
,5 Milliarden Euro senken. Doch die Ausgaben des
undes steigen um 9 Milliarden Euro. Einsparungen auf
er Ausgabenseite, wie von der Koalition versprochen,
inden nicht statt. Der Bundesetat hat ein Volumen von
70 Milliarden Euro. Die Investitionen des Bundes be-
ragen allerdings nur 24 Milliarden Euro. Das ist ein Ar-
utszeugnis.






(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin

(Beifall bei der FDP)


Herr Bundesfinanzminister, die FDP hat immer da-
rauf hingewiesen, dass man nur dann erhebliche Mehr-
einnahmen erzielen kann, wenn die Konjunktur an-
springt und richtig läuft. Nun beginnt unsere Konjunktur
anzuspringen. Aber die Koalition zieht daraus keine
Lehren. Denn sonst müssten Sie, liebe Kolleginnen und
Kollegen von der Koalition, aktiv tätig werden und zum
Beispiel den Arbeitsmarkt modernisieren, statt ihn in ei-
nem so betonierten Zustand zu belassen, wie er gegen-
wärtig ist.


(Beifall bei der FDP)


Kein Zeichen dazu von der Koalition, erst recht nicht
– das muss man leider feststellen – von der Union.

Wir als FDP sind der Auffassung: Nur mit beherzten
Reformschritten können wir weitere Einnahmen für den
Bundeshaushalt bekommen. Denn eines ist klar – da-
rüber sollten wir alle uns im Klaren sein –: Durch Ab-
kassieren beim Bürger allein werden Sie die Schulden
des Bundes nicht abbauen können. Wir brauchen Refor-
men in Deutschland. Das ist dringend notwendig, damit
wir weitere Einnahmen haben.


(Beifall bei der FDP)


Wir müssen die Schere zwischen Ausgaben und Ein-
nahmen weiter schließen. Die erhöhten Einnahmen auf-
grund der verbesserten Konjunktur müssen zusammen
mit Ergebnissen weiterer Reformen genutzt werden, um
die Ausgaben zu reduzieren. Arbeitsmarkt, Pflege, Un-
ternehmensteuer – überall besteht dringender Hand-
lungsbedarf.

Aber die Koalition ist nicht zu Entscheidungen fähig.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Was?)


Was ist denn zum Beispiel mit dem Versprechen der
Koalition, die Sozialabgaben dauerhaft unter 40 Prozent
zu senken? Während der Beitragssatz zur Arbeitslosen-
versicherung auf 4,2 Prozent sinken soll, steigen gleich-
zeitig die Beiträge für Renten- und Krankenversiche-
rung. Das ist ein Zickzackkurs, der nicht zu vermitteln
ist.


(Beifall bei der FDP)


Sie hatten im Koalitionsvertrag versprochen, zur
Haushaltskonsolidierung zunächst alle Einsparpoten-
ziale auf der Ausgabenseite zu prüfen. Davon kann keine
Rede sein. Bei dieser Koalition steht an erster Stelle das
Abkassieren beim Bürger. Wenn Sie wirklich, wie im
Koalitionsvertrag vereinbart, alle Einsparpotenziale auf
der Ausgabenseite geprüft hätten, würde dieser Bundes-
haushalt keine Ausgabensteigerung um 9 Milliarden Euro
aufweisen; vielmehr hätten wir eine Senkung der Ausga-
ben.

Die FDP hat Ihnen in den Haushaltsberatungen Vor-
schläge zur Kürzung auf der Ausgabenseite im Umfang
von 8,6 Milliarden Euro gemacht; über 500 Anträge mit
Kürzungsvorschlägen. Allein mit diesen Einsparungen
hätten Sie auf die Erhöhung der Mehrwertsteuer verzich-
ten können.

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(C (D ber die Koalition war dazu nicht fähig. Weil ich genau eiß, wie der Bundesfinanzminister nachher argumen ieren wird – „Diese Anträge der FDP, das ist alles läherlich“ –, darf ich Sie hier und jetzt fragen: Warum ar die Koalition denn nicht bereit, bei Subventionen nd Zuwendungen auch nur eine einzige Milliarde einusparen? Warum waren Sie dazu nicht fähig? Warum aren Sie nicht in der Lage, bei den Verwaltungsausgaen des Bundes über 800 Millionen Euro zu streichen? as wäre durchaus möglich gewesen. Sie hätten außerem im Verteidigungsetat – diese Debatte werden wir orgen führen – auf unsinnige Beschaffungsmaßnahen verzichten können. (Beifall bei der FDP sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


(Beifall bei der FDP)


Da Sie nicht glauben, dass man sparen kann, bringe
ch Ihnen ein ganz aktuelles Beispiel. Gestern war eine
roße, zweiseitige Anzeige zu lesen, auch im „Spiegel“.
as meiste, was behauptet wird, stimmt überhaupt nicht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Überschrift stimmt schon einmal: „Es geht voran in Deutschland“!)


ch möchte wissen, was das schon wieder gekostet hat!
as muss der Steuerzahler bezahlen. Und dann gehen
ie auch noch leichtfertig mit der Wahrheit um. Sie wer-
en das Geld zum Fenster raus. Darauf hätte man zum
eispiel verzichten können, wenn man den Bundeshaus-
alt sanieren will.


(Beifall bei der FDP)


Der Bundeshaushalt 2007 ist ein Bundeshaushalt der
ertanen Chancen. Die Bundesregierung hat die Chance
ertan, durch Einsparungen und mit den zu erwartenden
teuermehreinnahmen auf die unsoziale und konjunktur-
chädliche Mehrwertsteuererhöhung zu verzichten, was
öglich gewesen wäre. Die Bundesregierung hat die
hance vertan, die Neuverschuldung von fast 20 Milliar-
en Euro weiter abzusenken. Die Bundesregierung hat
ie Chance vertan, auf den Steuerzuschuss an die Kran-
enkassen zu verzichten, mit dem die notwendige Sys-
emveränderung wieder hinausgeschoben wird. Im Übri-
en – das ist unsere Auffassung – ist dieser Zuschuss
erfassungswidrig.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, was
ie sich damit eingebrockt haben, können Sie in diesen
agen sehen: Ulla Schmidt darf nun verkünden, die Ge-
undheitsreform sei ein Zwischenschritt auf dem Wege
ur Bürgerversicherung. Ich hoffe, die Union wird Stel-
ung nehmen zu dem, was Frau Schmidt da gesagt hat.


(Beifall bei der FDP)


Das Ergebnis der Haushaltsberatungen lässt sich wie
olgt zusammenfassen: Die Konsolidierungspolitik ist
ur halbherzig und der Schuldenberg steigt weiter. Beim
ürzen von Ausgaben ist die Koalition ohne Tatendrang,
eim Abkassieren der Bürger hingegen ist sie voller Ta-
endrang. Die Schulden steigen langsamer; aber sie stei-
en weiter.






(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin
Da der Bundesfinanzminister gern mit Zitaten arbei-
tet, möchte ich ihm zum Schluss meiner Ausführungen
ein Zitat ins Stammbuch schreiben – es stammt von
Berthold Auerbach –:

Geld erwerben erfordert Klugheit;
Geld bewahren erfordert eine gewisse Weisheit,
und Geld schön auszugeben ist eine Kunst.

Herr Bundesfinanzminister, ich würde Ihnen diese Ei-
genschaften wünschen.

Von diesem Bundeshaushalt gehen keine Signale aus,
es ist ein Bundeshaushalt der vertanen Chancen. Sie
werden nicht erwarten können, dass Sie zu diesem
Bundeshaushalt 2007 die Zustimmung der Fraktion der
Freien Demokratischen Partei bekommen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606500200

Das Wort hat nun der Kollege Joachim Poß für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1606500300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Lieber Kollege Koppelin, zunächst möchte
ich Ihnen wie allen Kolleginnen und Kollegen, die in
den letzten Wochen unter hohem Druck, mit hoher Kon-
zentration und mit großer Intensität gearbeitet haben, für
Ihre Mitarbeit im Haushaltsausschuss herzlich danken.

Ich verstehe es: Diese Haushaltsdebatte ist für Sie als
Abgeordneten der Opposition nicht ganz einfach. Das
hat man Ihnen heute Morgen auch angemerkt. Das sei
Ihnen verziehen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh! Das ist aber eine sehr einfache Einführung!)


Wir von der Koalition können diese Haushaltsdebatte
nämlich mit großem Optimismus bestreiten; denn eines
hat sich herausgestellt: Wir sind auf dem richtigen Weg.
Das Ergebnis zählt! Letzen Endes wissen Sie das ja
auch.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Lachen des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


– Herr Westerwelle, Sie können noch so viele Zeilen in
der „Bild“-Zeitung schreiben, die Realität, die sich in der
Bundesrepublik Deutschland positiv entwickelt hat, wer-
den Sie dadurch nicht verbiegen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Seien Sie mal nicht neidisch!)


Ich möchte natürlich auch allen Mitarbeitern des Aus-
schusssekretariats und des Bundesfinanzministeriums
herzlich danken. Es war ja schon der zweite Haushalt in
diesem Jahr. Mein besonderer Dank gilt den Kollegen
Carsten Schneider und Steffen Kampeter, die das Schiff

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(C (D er Koalition, wie ich glaube, gut durch diese Beratunen gelenkt und ein gutes Beratungsergebnis herbeigeührt haben; denn es spricht für sich, dass es gelungen st, die Nettokreditaufnahme zum ersten Mal seit nfang der 90er-Jahre auf unter 20 Milliarden Euro zu rücken. Mit 19,6 Milliarden Euro erreichen wir den iedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung. Daran eigt sich, dass wir konsequent konsolidieren. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Koppelin, eigentlich kann in dieser Woche auch
eder Oppositionspolitiker dieses Ergebnis als ganz
ichtigen und bemerkenswerten Schritt hin zur notwen-
igen Konsolidierung des Bundeshaushaltes begrüßen.
as habe ich in Ihrer Rede vermisst; das fehlte nun wirk-

ich.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das war aber nicht lustig!)


Aus heutiger Sicht sieht es auch so aus, als würde
iese Nettokreditaufnahme auch während des Vollzugs
es Haushalts im nächsten Jahr nicht in Gefahr geraten;
enn der Sachverständigenrat zur Begutachtung der ge-
amtwirtschaftlichen Entwicklung geht zum Beispiel
on einem höheren Wachstum im nächsten Jahr aus als
em, welches wir unseren Haushaltsplanungen zugrunde
elegt haben. Wir sind auf der sicheren Seite und zeigen
ie notwendige Vorsicht, die sich dann auch auszahlen
ird, selbst wenn man Haushaltsrisiken nie ganz aus-

chließen kann.

Zur Mehrwertsteuererhöhung. Das ist auch für die
oalition keine einfache Sache. Ich glaube, in diesem
ewusstsein diskutieren wir das auch. Herr Koppelin,

nzwischen gehen aber fast alle Wirtschaftsforscher da-
on aus – das ist ein Unterschied zu früher –, dass es
urch sie nicht zu einem konjunkturellen Rückschlag
ommen wird. Man wird wohl eher eine kleine Delle in
er wirtschaftlichen Entwicklung hinnehmen müssen;
ber es ist doch positiv und Sie sollten sich eigentlich
arüber freuen, dass die Wirtschaft in diesem Land end-
ich wächst und damit auch die Arbeitslosigkeit – auch
ie Langzeitarbeitslosigkeit – abgebaut wird. Das sind
och die entscheidenden Signale.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ir sorgen für den Aufbau sozialversicherungspflichti-
er Beschäftigung. Das macht sich im Übrigen auch in
en Sozialkassen bemerkbar.

Mit einer gewissen Sorge sehe ich die Zinserhö-
ungspolitik der EZB. Ich habe auch in Richtung der
ZB die Bitte, sich das genau zu überlegen und nicht zu
berziehen.

Der Bundesfinanzminister hat in den letzten Tagen
uf die Erkenntnis hingewiesen, dass eine Konsolidie-
ungsschwalbe noch keinen Sommer macht. Deshalb
arf die Nettokreditaufnahme des Bundes nach dem
iedrigen Stand im Jahre 2007 mittelfristig auch nicht
ieder ansteigen, sondern sie muss möglichst weiter sin-
en. Das sind das Ziel und die Leitlinie dieser Koalition.






(A) )



(B) )


Joachim Poß

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben also einen klaren Konsolidierungserfolg.
Wenn Bundestag und Bundesrat im Sinne eines Wirt-
schafts- und Finanzpaktes für Deutschland in eine Rich-
tung marschieren, dann sind die nötigen Politikergeb-
nisse auch erzielbar. Dass ein solches Zusammenwirken
jetzt endlich möglich ist, ist – das muss man offen
sagen – auch die Rechtfertigung für die große Koalition.

In diesem Jahr hat sich bestätigt – wir wussten es
auch schon –, dass Haushaltssanierung ohne wirtschaft-
liches Wachstum und Beschäftigungszuwachs nicht
möglich ist.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Deshalb müssen wir – das müssen auch Sie bei Ihren
Vorschlägen beachten, Herr Koppelin – bei der Haus-
haltskonsolidierungspolitik auch immer die konjunktu-
relle Entwicklung in den Blick nehmen. Deshalb muss
Haushaltskonsolidierungspolitik auch immer mit Maß-
nahmen zur Stärkung insbesondere der Binnenkonjunk-
tur verbunden sein. Das zeigt der Erfolg des 25-Milliar-
den-Euro-Impulsprogramms, das mit dem Anteil der
Länder sogar 37 Milliarden Euro umfasst. Das Im-
pulsprogramm der Regierungskoalition hat beim Wirt-
schaftswachstum in diesem Jahr eine positive Rolle ge-
spielt und wird dies auch im nächsten Jahr tun.


(Beifall bei der SPD)


Wir haben also mit den erwähnten Maßnahmen zum Ab-
bau der Arbeitslosigkeit und zum verbesserten Stellen-
angebot unseren Beitrag geleistet.

Ich möchte noch auf einen anderen, umstritten disku-
tierten Punkt eingehen, der auch in Ihren Vorschlägen
angesprochen wird. Ich möchte die Aussage wagen, dass
auch die Umgestaltung von Arbeitsverwaltung und
Arbeitsvermittlung, aktiver Arbeitsmarktpolitik und
Leistungsrecht im Rahmen der Agenda 2010 offensicht-
lich besser ist als ihr Ruf.


(Beifall bei der SPD)


Man muss immer abwarten, welche Politikergebnisse
sich im Laufe der Zeit tatsächlich einstellen. Das sage
ich an diejenigen gewandt, die die Hartz-IV-Gesetze am
liebsten wieder abschaffen wollen,


(Beifall bei der LINKEN)


und denjenigen, die immer noch meinen, es bedürfe ei-
ner Verschärfung von Hartz IV auf dem Wege einer Ge-
neralrevision. Für die SPD-Fraktion stelle ich fest: Das
ist nicht unser Weg; wir gehen vielmehr den bisher be-
schrittenen Weg weiter, der sich als erfolgreich heraus-
gestellt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Wen meinen Sie denn?)


Diese positiven wirtschaftlichen Entwicklungen ha-
ben sich auch in der Steuerschätzung von Anfang des
Monats niedergeschlagen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


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(C (D n diesem Jahr fließen fast 20 Milliarden Euro Steuereinahmen mehr in die öffentlichen Kassen als bisher gechätzt. Im nächsten Jahr werden trotz Mehrwertsteuerrhöhung nicht viel weniger Zusatzeinnahmen erzielt. Zur Frage, ob die Mehrwertsteuererhöhung mit Blick uf Bund und Länder verzichtbar oder unverzichtbar ist: in ersatzloser Verzicht auf die Mehrwertsteuererhöung würde sich für die Haushalte von Bund, Ländern nd Kommunen nur dann rechnen, Herr Koppelin, wenn er Verzicht das deutliche Wirtschaftswachstum noch inmal so stark steigern würde, dass weitere, zusätzliche teuereinnahmen für den Bund, die Länder und die Geeinden mindestens in der Höhe der Mehrwertsteuerer öhung erzielt würden, und zwar auf Dauer. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sollten beim Eiskunstspringen auftreten!)


Das wäre ein Vabanquespiel, meine Damen und Her-
en von der Opposition.


(Dirk Niebel [FDP]: Was haben Sie denn im Wahlkampf dazu gesagt?)


ir haben uns in der Koalition darauf verständigt, einen
olchen riskanten Weg nicht zu gehen. Auch nach der
ositiven Steuerschätzung bleiben wir bei unserer Linie,
nd zwar mit gutem Grund.

Im Übrigen ist zwar immer vom Bund die Rede; aber
ie Länder, in deren Haushalte ein Drittel des Aufkom-
ens aus der Mehrwertsteuererhöhung fließt, werden

chon gar nicht auf diese Zusatzeinnahmen verzichten.

Es bedarf keiner besonderen prophetischen Fähigkei-
en, um vorherzusagen, dass die Oppositionsparteien in
ieser Woche der Regierungskoalition mangelnden
parwillen vorwerfen werden.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


ie haben das auch schon getan, Herr Koppelin.

Man kann wirklich nicht sagen, dass wir den Men-
chen zugunsten der Haushaltskonsolidierung nichts zu-
uten. Sie haben zu Recht erwähnt, dass wir eine Reihe

on Steuervergünstigungen – zum Beispiel die Pendler-
auschale – abbauen. Wir haben das Haushaltsbegleit-
esetz 2006 beschlossen, das auch in den Folgejahren
irkt. Wir haben allerdings auch beschlossen, dass Spit-

enverdiener einen Zuschlag auf ihre Einkommensteuer
ahlen.

Ihre Vorschläge zu zusätzlichen Einsparungen halten
ir auch diesmal nicht für brauchbar. Sie sind ein Sam-
elsurium, weder ökonomisch noch sozial verträglich

nd in vielen Punkten rechtlich nicht realisierbar.

Die Mehrwertsteuererhöhung lässt sich nicht durch
insparungen bei den Staatsausgaben ersetzen. Das
ollte niemand behaupten. Damit meine ich nicht nur die
pposition, sondern – das sage ich ausdrücklich – auch

nstitutionen wie die Deutsche Bundesbank oder die
eisten Wirtschaftsforschungsinstitute, die ständig öf-

entlich den Eindruck erwecken, man könne das Konso-
idierungsaufkommen aus der Mehrwertsteuererhöhung






(A) )



(B) )


Joachim Poß
durchaus durch Einsparungen bei den Sozialtransfers
und den Subventionen erzielen. Leider werden diejeni-
gen, die so etwas predigen, selten konkret und nennen
nicht die Betroffenen. Dann müssten sie nämlich einge-
stehen: Um das Aufkommen aus der Mehrwertsteuer-
erhöhung zu ersetzen, müssten die Renten sofort und
massiv gekürzt werden, müsste das Arbeitslosengeld II
sofort und massiv gesenkt werden und müssten wohl
auch öffentliche Investitionen gekürzt werden. Das alles
ist mit uns nicht zu machen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zudem sind massive Einschnitte bei den Transferleistun-
gen nicht gut für die Binnennachfrage.

Unsere Doppelstrategie, Haushaltskonsolidierung mit
Konjunkturstabilisierung und Wachstumsförderung zu
verbinden, wird auch 2007 fortgeführt, und zwar nicht
nur mit dem 25-Milliarden-Euro-Impulsprogramm. Viel-
mehr senken wir den Arbeitslosenversicherungsbeitrag
um 2,3 Prozentpunkte. Trotz des Anstieges des Renten-
versicherungsbeitrags und der erwarteten Erhöhung des
Krankenversicherungsbeitrags wird der Gesamtsozial-
versicherungsbeitrag damit im nächsten Jahr netto um
etwa anderthalb Prozentpunkte sinken. Ich gehe fest da-
von aus, dass die von den Krankenkassen und manchen
Gesundheitspolitikern an die Wand gemalten Horrorzah-
len über die zu erwartenden Erhöhungen der GKV-Bei-
träge übertrieben sind. Der zusätzliche Zuschuss in
Höhe von 1 Milliarde Euro aus dem Bundeshaushalt
2007 an die gesetzliche Krankenversicherung und eine
Entschuldungsfrist für die gesetzlichen Krankenkassen
bis Ende 2008 werden hier stark dämpfend wirken. Im
Übrigen sind die Krankenkassen im Moment im Protest
sehr stark. Sie sollten aber endlich zeigen, wie gut sie
bezüglich effizienter Aufgabenerfüllung und Verwaltung
tatsächlich sind. Hier sollten sich die Krankenkassen
einmal beweisen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In diesem Zusammenhang ist außerdem klar: Wir
werden in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode die
Frage klären müssen – der Bundesfinanzminister hat es
am letzten Wochenende in einem Zeitungsinterview an-
gesprochen –, wie es um die Finanzierung der vereinbar-
ten steigenden Bundeszuschüsse an die GKV in den
nächsten Jahren bestellt ist. Vor dieser Entscheidung
steht die Koalition. Hier ist eine milliardenschwere Zu-
sage erteilt worden. Damit gibt es dauerhaft eine zuneh-
mende Finanzierungslücke. Das müssen wir gemeinsam
noch vor der nächsten Bundestagswahl regeln.

Ich glaube, dass die Nettosenkung der Sozialversiche-
rungsbeiträge stimmungsaufhellend wirken wird und
dass die Unternehmensteuerreform, die wir bis zum
Sommer nächsten Jahres in das Bundesgesetzblatt brin-
gen werden, einen Beitrag dazu leisten wird.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Mit oder ohne Entlastung!)


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(C (D ir haben auf die Entwicklung in Europa bei den Unterehmensteuersätzen zu reagieren, aber nicht im Sinne eies Steuersenkungswettlaufs. Vielmehr hat sich die poliische Arbeitsgruppe zur Unternehmensteuerreform, die on Peer Steinbrück und Roland Koch geleitet wurde, it der zentralen Frage beschäftigt, wie wir Steuerge taltungen verhindern können, die die Steuerbasis in eutschland unzulässig verringern. Wir können es uns icht leisten und unser Gemeinwesen kann es sich nicht eisten, dass viele Unternehmen das grenzüberschreiende nominale Steuersatzgefälle nutzen, um in eutschland mit der hiesigen Infrastruktur erwirtschaf ete Gewinne über bestimmte Finanzierungskonstruktioen dem Zugriff des deutschen Fiskus zu entziehen. Das st zwar legal, aber politisch nicht akzeptabel, auch nicht m Hinblick auf die vielen zahlenden Steuerzahlerinnen nd Steuerzahler. Hier entgehen dem Staat viele Milliarden, die drinend zur Finanzierung von Zukunftsaufgaben benötigt erden. Nichtstun würde die Lage nicht verbessern, sonern auf Sicht sogar verschlechtern. Trotz der aktuell guen Prognosen des Steueraufkommens brauchen wir desegen eine Unternehmensteuerreform. Dabei geht es darum: „Ja“ zu einer Stärkung der Atraktivität des Produktions-, Investitionsund Beschäftiungsstandortes Deutschland; „Nein“, es geht nicht um teuergeschenke für reiche Konzerne (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Genau darum geht es!)


(Beifall bei der SPD)


nd nicht um Steuerausfälle auf Dauer. „Ja“, es geht um
erstärkte Steuerzahlung derjenigen Unternehmen an
en deutschen Fiskus, die sich bislang der deutschen Be-
teuerung durch gezielte Gestaltung intensiv entzogen
aben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Insgesamt bietet der Kompromiss, den wir in der Ar-
eitsgruppe von SPD und CDU/CSU gefunden haben,
ehr viele Verbesserungen. Insbesondere für den Mittel-
tand gibt es erhebliche Verbesserungen. Die Lage des
ittelstandes wurde steuerlich schon in den letzten Jah-

en erheblich verbessert. Verbesserungen gibt es auch für
ie Kommunen, die sich auf eine stabile Finanzierung
urch eine erweiterte Gewerbesteuer verlassen können.
amit können sie hoffentlich endlich Aufträge vergeben,
ie auch für den Mittelstand in den Kommunen wichtig
ind. Letztlich wird es auch Verbesserungen für die öf-
entlichen Haushalte insgesamt geben.

Ich wünsche mir, dass alle hier im Deutschen Bundes-
ag den weiteren Gesetzgebungsprozess zur Unterneh-

ensteuerreform konstruktiv begleiten und mitgestalten.
s lohnt sich.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606500400

Ich erteile der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch für die

Fraktion Die Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606500500

Vielen Dank. – Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Ein BBC-Reporter fragte mich
letzte Woche, warum die Bundesregierung denn in ei-
nem Umfragetief sei, wo doch die Konjunktur anspringe
und die Arbeitslosigkeit sinke.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Die Antwort findet sich unter anderem in einer repräsen-
tativen Umfrage unter 600 Führungskräften aus Wirt-
schaft, Politik und Verwaltung. Mehr als die Hälfte der
Befragten gab zu Protokoll, dass der wirtschaftliche
Aufschwung nichts mit der Arbeit der Regierung zu tun
habe. In dieser Frage scheint sich also die so genannte
Elite ausnahmsweise mit der Mehrheit der Bevölkerung
einig zu sein.

Ich möchte zu Ihrer Überraschung die allgemeine
Kritik etwas relativieren; denn immer dann, wenn die
Regierung den Vorschlägen der Linken folgt, ist sie in
Maßen erfolgreich.


(Beifall bei der LINKEN – Jürgen Koppelin [FDP]: Hört! Hört!)


Die Linke fordert seit Jahren mehr öffentliche Investitio-
nen. Die Bundesregierung hat dieser Forderung teilweise
nachgegeben und es zeigt sich, dass bei deren Umset-
zung zur kurzfristigen Belebung der Binnennachfrage
beigetragen wurde. Ich will Sie daran erinnern, damit Sie
Ihre eigene Geschichte nicht vergessen, dass Herr Merz
und die neoliberale Lobby


(Jürgen Koppelin [FDP]: Klassenkampf!)


noch vor ein paar Jahren heftig gegen öffentliche Inves-
titionsprogramme wetterten und ausschließlich auf Steu-
ersenkung für Kapitalgesellschaften und Besser- und
Bestverdienende setzten.


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Das wird durch ständiges Wiederholen nicht besser! Das ist immer noch falsch!)


Aber alle Erfahrung hat gezeigt: Die Steuersenkungen
brachten Steuerausfälle und keine neuen Arbeitsplätze.
Darum ist die fortdauernde Steuersenkungspolitik für
Besserverdienende falsch und wird von uns abgelehnt.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will auf eine weitere beachtliche Wirkung der
Linken hinweisen. Inzwischen spricht man sogar von ei-
nem Linksruck in der CDU. Das ist natürlich etwas über-
trieben, aber Herr Rüttgers ist nicht dafür zu kritisieren,
dass er – wie wir als Linke – die Verlängerung der
Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I fordert; zu kriti-
sieren ist nur, dass er dafür das Geld den jungen Arbeits-
losen wegnehmen will. Das ist absurd und gesellschafts-
politisch kontraproduktiv.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN – Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD], zur FDP gewandt: Das verhindert die FDP mit!)


ir als Linke haben einen Antrag zur Verlängerung der
ezugsdauer des Arbeitslosengeldes I eingebracht. Am
onnerstag wird dazu eine namentliche Abstimmung

tattfinden. Dann werden die Bürgerinnen und Bürger
issen, wer wirklich wofür steht. Wir beantragen zusätz-

ich die Anhebung des Arbeitslosgeldes II auf 420 Euro
m Monat und übernehmen damit die begründete Forde-
ung der Wohlfahrtsverbände. Auch hier, so denke ich,
üssen Sie den Bürgerinnen und Bürgern zeigen, wofür

ie stehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Obwohl ich einiges Positive benannt habe, will ich
or Euphorie warnen, nicht nur was den Linksruck in der
DU betrifft, sondern auch was den wirtschaftlichen
ufschwung betrifft. Es gibt eine verbreitete Wahrneh-
ungsstörung bei CDU, CSU und SPD. Es gibt nämlich

icht den Aufschwung. Der wirtschaftliche Auf-
chwung ist klar dreigeteilt. Für einen sehr kleinen Teil
er Gesellschaft geht es immer aufwärts, egal wie die
llgemeine wirtschaftliche Lage ist. Ich denke zum Bei-
piel an die 300 reichsten Deutschen, die jedes Jahr im
Manager-Magazin“ genannt werden.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Was lesen Sie denn alles?)


gal ob Krise oder Konjunktur, es herrscht immer
hampagnerstimmung und es gibt immer einen Grund

ür die Vorstände von Siemens, der Deutschen Bank
der der Deutschen Bahn, sich die Gehälter dramatisch
u erhöhen. Dieser Teil der Bevölkerung lebt in Sicher-
eit, weil es wirtschaftlich und politisch für ihn keine
berraschung gibt. Der Bundesrechnungshof hat in der

etzten Woche kritisiert, dass es vor allem im Süden
eutschlands schon Steueroasen für Millionäre gibt.
esserverdienende haben dort bei einer normalen Le-
enserwartung Prüfungen des Finanzamtes nicht zu er-
arten. Diese Situation ist wirklich obszön, meine Da-
en und Herren.


(Beifall bei der LINKEN)


Für die Mittelschicht wird das Leben immer mehr zu
iner Fahrt in der Achterbahn. Angst macht sich breit.
mmer mehr Menschen stehen vor existenziellen Fragen:

erden sie ihre Arbeit behalten? Verzichten sie auf ihr
ehalt, um ihre Arbeitsplätze scheinbar zu sichern und
m dann doch, wie die Mitarbeiter von BenQ, entlassen
u werden?

Und was noch schlimmer ist: Für eine immer größer
erdende Gruppe von Menschen in unserem Land wird
er soziale Abstieg durch den allgemeinen wirtschaftli-
hen Aufschwung nicht einmal aufgehalten. Diese Men-
chen haben trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs kei-
en Cent mehr in der Tasche. Im Gegenteil, gerade arme
enschen werden durch die Politik dieser Regierung

och ärmer und ihre Chancen, aus der Armut zu entflie-
en, noch geringer. Wir teilen diese Einschätzung übri-
ens mit Bischof Huber. Er erklärte in der vergangenen






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
Woche, es sei skandalös, dass in unserem reichen Land
Armut wieder erblich ist. Ich glaube, das ist ein Armuts-
zeugnis für unsere Gesellschaft.


(Beifall bei der LINKEN)


Besonders bedrückend ist die Konzentration der Ar-
mut in den neuen Ländern. Aber das spiegelt sich im
Haushalt 2007 nirgends wider. Die meisten vermeiden
auch, über Armut zu sprechen, sondern sprechen zum
Beispiel von der Überschuldung einiger Bundesländer
und von der angeblichen Verschwendung von Solidar-
paktmitteln in Ostdeutschland. Der Zusammenhang von
Armut und Überschuldung ist offensichtlich noch nicht
allen deutlich geworden. Nicht nur die Herren Stoiber,
Koch und Wulff, sondern auch Herr Steinbrück forderte
nach dem Urteil gegen Berlin Verschuldungsobergren-
zen für die Länder. Das klingt gut, das klingt entschlos-
sen, das ist aber grober Unfug. Damit würde man näm-
lich gegen die Erscheinung eines Problems vorgehen,
nicht aber die Ursachen bei den Wurzeln packen.


(Beifall bei der LINKEN – Dirk Niebel [FDP]: Das ist Verschwendung, meinen Sie? Das Problem heißt Verschwendung!)


Sechs Bundesländer haben verfassungswidrige Haus-
halte. In diesen Ländern ist die Nettokreditaufnahme hö-
her als die Investitionen. Wenn aber sechs von 16 Bun-
desländern, Herr Kollege, ihren Haushalt nicht in den
Griff bekommen, kann man ja wohl nicht mehr von Ein-
zelfällen sprechen. Dafür muss es doch wohl gemein-
same Ursachen geben.


(Dirk Niebel [FDP]: Kollektive Verschwendung!)


Die Finanzkrise des Bundes, der Länder und Gemein-
den ist vor allem ein Ergebnis der falschen Steuerpolitik
der alten und der neuen Bundesregierung.


(Beifall bei der LINKEN)


Allein die Steuersenkungen der rot-grünen Bundesregie-
rung haben jährliche Ausfälle von 60 Milliarden Euro
für Bund, Länder und Gemeinden verursacht.

Ein letztes Wort noch zur Finanzsituation Berlins.
Kulturstaatsminister Neumann wirft Berlin vor, dass es
aus der Finanzierung des Stadtschlosses aussteigt. Diese
Kritik ist mir völlig unverständlich. Die Bundesregie-
rung kann doch nicht einerseits behaupten, Berlin spare
nicht ausreichend, und gleichzeitig erwarten, dass Berlin
ein völlig nutzloses Stadtschloss mit dreistelligen Millio-
nenbeträgen finanziert. Das wäre wirklich Verschwen-
dung. Herr Kollege Niebel, an der Stelle hätten Sie „Ver-
schwendung“ dazwischen rufen können.


(Beifall bei der LINKEN)


Meine Damen und Herren, wir müssen uns fragen, ob
der Haushalt 2007 einen Beitrag dazu leistet, die Pro-
bleme der Gegenwart und der Zukunft in unserem Land
zu meistern. Der Haushalt 2007 belastet vor allem arme
Menschen, Rentner, Familien und Kinder mit rund
30 Milliarden Euro. Gleichzeitig aber plant die Bundes-
regierung eine Unternehmensteuerreform, die die Un-

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(C (D ernehmen um 29 Milliarden Euro entlasten soll. Das ist icht nur sozial ungerecht, das ist obszön. (Beifall bei der LINKEN – Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Das stimmt ja auch nicht!)


abei liegt der effektive Steuersatz für Unternehmen in
eutschland schon jetzt bei nur 16 bis 18 Prozent und
amit sind deutsche Unternehmen weltweit mehr als
ettbewerbsfähig. Es bedarf also keiner weiteren Steuer-

ntlastung von Unternehmen. Wer das fordert, vertritt
obbyinteressen und nicht die Interessen des gesamten
olkes, wie es unser grundgesetzlicher Auftrag ist,
eine lieben Kolleginnen und Kollegen.

Wer behauptet, dass die Unternehmensteuerreform
en Steuerzahler gar nichts kosten wird, der erinnere
ich bitte an die letzte Steuerreform: Im Jahre 2001 wur-
en in Deutschland zum Beispiel noch 25,5 Milliarden
uro Körperschaftsteuer gezahlt. Ein Jahr später fielen
ie Einnahmen unter null und die Finanzämter mussten
ogar 426 Millionen Euro an Unternehmen zurückzah-
en. Wenn das nicht eine Umverteilung von unten nach
ben ist!

Wir als Linke wollen einen politischen Richtungs-
echsel. Weitere Steuersenkungen für Unternehmen

chaffen keine neuen Arbeitsplätze. Das hat die alte, rot-
rüne Regierung eindrucksvoll bewiesen. Dafür wurde
ie abgewählt. Die Lasten in unserem Land müssen neu
erteilt werden. Starke Schultern müssen wieder mehr
ragen und schwache Schultern müssen entlastet werden.

er diesen Richtungswechsel nicht will, der setzt auf
onfrontation und nimmt das Auseinanderdriften in un-

erer Gesellschaft billigend in Kauf. Sagen Sie nicht hin-
erher, Sie hätten es nicht gewusst!


(Beifall bei der LINKEN)


Während der Haushaltsberatungen ging es auch um
ie Verwendung der zu erwartenden Mehreinnahmen.
er SPD-Vorsitzende Beck schlug als Erstes vor, dieses
eld in die Auslandseinsätze der Bundeswehr zu ste-

ken. Einen absurderen Vorschlag eines SPD-Vorsitzen-
en habe ich lange nicht gehört. Aber er wurde ihm au-
enscheinlich relativ schnell ausgeredet.

Wir als Linke wollen die Mehreinnahmen nutzen, um
robe Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft zu be-
ämpfen. Wie bereits erwähnt, wollen wir das Arbeitslo-
engeld II – bekannt als Hartz IV – auf 420 Euro im Mo-
at anheben. Weiterhin wollen wir die Zuschüsse für die
rankenkassen erhöhen, um ein Ansteigen der Kassen-
eiträge im nächsten Jahr zu verhindern. Wir haben dazu
inen Antrag in die Beratungen eingebracht, der von der
oalition abgelehnt wurde. Allerdings hat die Bundes-
anzlerin persönlich unseren Antrag in einer Miniver-
ion übernommen. Ihr ging es dabei allerdings weniger
m höhere Beiträge als vielmehr um die Umsetzung ih-
es alten Konzeptes von der Kopfpauschale. Das lehnen
ir als unsolidarisch ab.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will betonen, dass wir in unserem Entschließungs-
ntrag und auch in den Haushaltsberatungen sowohl






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
Vorschläge für Mehreinnahmen als auch Einsparvor-
schläge gemacht haben. Auf einige dieser Einsparvor-
schläge möchte ich hier eingehen. Ich kann dabei an den
Kollegen Koppelin von der FDP anknüpfen. Die Bun-
desregierung will im nächsten Jahr noch einmal mehr
Geld für Verteidigung ausgeben. Ich sage Ihnen:
28 Milliarden Euro sind eine Stange Geld. Zum Ver-
gleich: Für zivile Investitionen gibt die Bundesrepublik
in der gleichen Zeit nur 24 Milliarden Euro aus, also
4 Milliarden Euro weniger als für den Militärhaushalt.
Ich finde, da stimmt es vorne und hinten nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Ist es nicht völlig verrückt, dass wir in Friedenszeiten
mehr Geld für Rüstung und Militär ausgeben als für zi-
vile Investitionen? Offensichtlich hat fast niemand in
diesem Lande damit ein Problem. Selbst der Bund der
Steuerzahler, der sich sonst immer meldet, schweigt sto-
isch, wenn es um die Verschwendung von Steuermitteln
bei der Bundeswehr geht.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Bundesregierung versucht nun, die hohen Ausga-
ben mit der steigenden Terrorgefahr zu begründen. Doch
schaut man sich die großen Beschaffungsprojekte der
Bundeswehr an – wir werden darüber morgen ausführ-
lich diskutieren –, erkennt man, dass die meisten dieser
Projekte noch aus der Zeit des Kalten Krieges stammen.
Kann mir jemand aus der Koalition erklären, wie man
mit Panzerhaubitzen Terroristen jagen will?


(Zuruf von der CDU/CSU: Nein!)


– Nein, auch der Minister nicht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Im Zweifel kann es der Abgeordnete Jung erklären!)


Der Innenminister hat mit der gleichen Begründung
in letzter Sekunde ein 132-Millionen-Euro-Programm in
den Haushaltsausschuss eingebracht. Dabei setzt man
auf flächendeckende Überwachung und auf den Abbau
von Bürgerrechten. Die SPD hätte ein solches Paket vor
zwei Jahren nur mit spitzen Fingern angefasst und sich
angewidert abgewandt. Nun hat sie zugestimmt.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist leider wahr!)


Abschließend will ich auf eine weitere Einsparmög-
lichkeit hinweisen. Wir sind der Auffassung, dass die
kostenintensive Teilung der Bundesregierung mit den
Standorten Bonn und Berlin ein Ende finden muss.
Der Wanderzirkus sollte spätestens bis zum Jahr 2012
beendet sein. Es kann doch nicht sein, dass wir uns in ei-
nem Land, in dem wir von jedem Mobilität und Flexibi-
lität verlangen, diesen Luxus an ministeriellem Behar-
rungsvermögen leisten.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, mein letzter Satz: Selbst-
verständlich fordern wir auch an dieser Stelle die Rück-
nahme der Mehrtwertsteuererhöhung. Diese Steuererhö-
hung ist unsozial und Gift für die Konjunktur. Sie ist

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(C (D enauso unsozial wie dieser gesamte Haushalt. Darum ehnen wir ihn ab. Vielen Dank. Dr. Michael Meister ist der nächste Redner für die DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! In dieser Woche werden wir den Bundeshausalt 2007 verabschieden. (Jürgen Koppelin [FDP]: Auf Nimmerwiedersehen!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1606500600

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1606500700

ie Kollegen im Haushaltsausschuss haben eine gute
rundlage dafür geschaffen, dass die Koalition im Jahre
007 einen entscheidenden Schritt auf dem Konsolidie-
ungspfad vorankommen wird.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, insbesondere von
er FDP, selbst die kritische Öffentlichkeit erkennt mit-
lerweile an, dass die Koalition beim Projekt Etatsanie-
ung auf dem richtigen Wege ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


uch Herr Kollege Koppelin – man hat es an seinem Re-
ebeitrag gemerkt – hat ja keinen richtigen Ansatzpunkt
efunden, um Kritik zu üben. Populismus, Herr
oppelin, ersetzt keine solide und seriöse Finanzpolitik

ür die Bundesrepublik Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Binnen zwölf Monaten hat diese Koalition die Netto-
reditaufnahme im Bundeshaushalt etwa halbiert. Wir
aben sie von einem Niveau von 40 Milliarden Euro auf
nter 20 Milliarden Euro Nettoneuverschuldung ge-
enkt. Zwar ist auch in Zukunft eine weitere Absenkung
er Nettokreditaufnahme ein Gebot der Stunde,


(Ulrike Flach [FDP]: Da ist Herr Steinbrück aber anderer Meinung!)


ber man sollte den gewaltigen Schritt, den wir nach
orne gemacht haben, anerkennen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Weiterhin reden wir im Zusammenhang mit dem
aushaltsentwurf 2007 – das ist hier schon vorgetragen
orden – über die niedrigste Nettokreditaufnahme seit
er Wiedervereinigung. Auch an diesem gewaltigen
chritt zeigt sich, wie ich glaube, dass diese Koalition
as Thema „Konsolidierung des Bundeshaushaltes“
rnst nimmt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auch auf Folgendes möchte ich hinweisen: Nachdem
eutschland fünf Jahre hintereinander, nämlich in den

ahren 2001 bis 2005, Kriterien des Maastrichtvertrages






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
verletzt hat, unterschreiten wir nun sowohl 2006 als auch
2007 das Kriterium der Nettoneuverschuldung und kom-
men in 2007 in die Nähe von 2 Prozent Nettoneuver-
schuldung. Das ist doch etwas: Wir halten europäisches
Recht ein, eigentlich eine Normalität, aber um dies zu
realisieren, waren gewaltige Anstrengungen nötig. Ich
würde mich freuen, wenn das in dieser Debatte zur
Kenntnis genommen würde.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Hinweis, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass
dies alles über Maßnahmen auf der Einnahmeseite
realisiert wird, ist falsch. Die Konsolidierung erfolgt
überwiegend auf der Ausgabenseite.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Wo denn? Erzählen Sie dazu einmal etwas!)


Dies haben wir vereinbart und nun umgesetzt. Selbst
wenn Sie hundertmal etwas anderes behaupten, wird das
damit nicht richtiger. Fakt bleibt: Wir konsolidieren vor-
nehmlich über Maßnahmen auf der Ausgabenseite.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Stimmt doch gar nicht!)


In der Situation, die wir vorgefunden haben, wäre es
uns nicht möglich gewesen – das hat uns der Vorsitzende
des Sachverständigenrates in der Anhörung zum Haus-
haltsbegleitgesetz bestätigt –, sowohl das Neuverschul-
dungskriterium aus dem Maastrichtvertrag als auch die
Vorgaben von Art. 115 des Grundgesetzes einzuhalten,
wenn wir nicht gleichzeitig neben den Sparbemühungen
auf der Ausgabenseite auch auf der Einnahmeseite etwas
getan hätten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Deshalb haben wir uns nicht mit Freude, sondern aus
Verantwortung vor der Aufgabe dazu entschlossen, auch
etwas auf der Einnahmeseite zu tun.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Jetzt dürfen Sie sich gerne mit uns darüber freuen,
dass wir die Vorgaben des Art. 115 des Grundgesetzes
im kommenden Haushalt wieder einhalten werden; denn
die Nettokreditaufnahme ist niedriger als die Investi-
tionssumme, und zwar nicht nur deshalb, weil die Netto-
kreditaufnahme sinkt, sondern auch, Herr Koppelin
– das nehmen Sie ja nicht zur Kenntnis –, weil die Inves-
titionssumme wieder steigt. Das bedeutet, wir tun auch
qualitativ etwas für den Bundeshaushalt,


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Nennen Sie einmal den Prozentsatz!)


indem wir zum Beispiel die Bereiche Forschung und
Technologie stärken. Ich erinnere an das Programm zur
Hightech-Strategie von Kollegin Schavan. Wir haben
uns als Koalition „committed“, dass dies auch in den
nächsten vier Jahren mit dem entsprechenden Geld un-
terlegt wird und dass wir dafür sorgen, dass wir bei For-

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(C (D chung, Technologie und Entwicklung an der Spitze arschieren und damit trotz angespannter Haushaltslage inen wesentlichen Beitrag zu Wachstum und Beschäftiung leisten. (Ulrike Flach [FDP]: Deswegen kommt es auch beim Kunden nicht an!)


Es kommt sehr wohl beim Kunden an. Es liegt ein
tück weit an Ihrer Realitätsverweigerung, dass Sie ein-
ach nicht erkennen, dass wir eine halbe Million Arbeits-
ose weniger,


(Ulrike Flach [FDP]: Aber doch nicht durch die Hightechstrategie! Das ist doch Quatsch!)


00 000 Sozialversicherungspflichtige mehr und einen
assiven Aufwuchs bei den Steuereinnahmen haben und

ass das Wachstum höher ist, als in den vergangenen
ünf, sechs Jahren überhaupt zu träumen war. Kommen
ie doch mal in die Realität, bevor Sie hier Zwischen-
ufe machen!


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Sie reden doch von Hightech!)


Wir haben auch etwas getan, um die Investitions-
edingungen zu stärken. Denn wir haben doch gelernt,
ass wir, wenn wir nur sanieren, die Konjunktur abwür-
en würden. Wir müssen neben der Haushaltssanierung
nd dem Sparen, was richtig und wichtig ist, auch für
ehr Wachstum sorgen. Dazu haben wir zunächst ein-
al Investitionsanreize gesetzt. Ich nenne nur die günsti-

en Investitionsbedingungen für die Unternehmen über
ie degressive AfA und die Möglichkeiten im Privat-
aushalt. Das dient der Ankurbelung der Konjunktur.
ir sind jetzt in der Pflicht – das wird der dritte Schritt

ein –, dies auch mit strukturellem Wachstum zu unter-
üttern. Meine Bitte ist, dass Sie nicht nur Zwischenrufe
achen, sondern gelegentlich auch mit einem konstruk-

iven Vorschlag kommen, wie man das eine oder andere
rojekt struktureller Reformen nach vorne bringen kann.


(Ulrike Flach [FDP]: Da liegt ein Antrag vor!)


Ich greife den Einwurf von Herrn Koppelin zum
hema Lohnnebenkosten, Arbeitskosten auf. Es ist doch
in gewaltiger Schritt, wenn wir zum 1. Januar 2007 den
eitrag zur Arbeitslosenversicherung um 2,3 Prozent-
unkte senken können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


as dient der Förderung der legalen Arbeit in Deutsch-
and. Deshalb können Sie nicht sagen, es geschehe nichts
n dieser Stelle.

Dann sagen Sie, der Rentenbeitrag steige leider. Ich
laube, genauso wichtig wie die Zahlen, die wir nennen,
st die Tatsache, dass Politik in Deutschland verlässlich,
erechenbar und stetig ist.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Was?)


it dem Rentenbeitrag, den wir jetzt festlegen, können
ir über die komplette Wahlperiode hinweg ein stabiles






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
Niveau halten. Damit sorgen wir für verlässliche Rah-
menbedingungen an dieser Stelle.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich hätte mich gefreut, wenn Sie, Herr Koppelin, in der
Öffentlichkeit gesagt hätten: Zur Sanierung der Renten-
versicherung startet die Koalition das Projekt „Rente mit
67“ und die FDP geht, weil sie das für richtig hält, kräf-
tig mit voran. –


(Otto Fricke [FDP]: Sie haben ja noch nicht einmal etwas vorgelegt!)


Ich habe von Ihnen keinen Ton dazu gehört. Sie verwei-
gern sich den strukturellen Reformen, sind aber nicht be-
reit, andere Vorschläge zu machen. Das muss man ein-
fach einmal deutlich festhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Das liegt doch noch nicht einmal auf dem Tisch! – Ulrike Flach [FDP]: Das ist doch alles virtuell!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, sanieren, investie-
ren, reformieren – das ist, glaube ich, der richtige Drei-
klang. Ich sage allerdings deutlich: Wir dürfen nach die-
sem ersten gewaltigen Sanierungsschritt nicht übermütig
werden. Wir müssen der Konsolidierung des Haushalts
auch für die folgenden Jahre erste Priorität einräumen,
damit die Handlungsspielräume künftiger Generationen
nicht noch weiter beschnitten werden. Ein Blick auf die
Zinslasten im Bundeshaushalt – wir geben rund 15 Pro-
zent unseres Geldes für Zinsen aus; das heißt, wir kom-
men für Ausgaben auf, die in der Vergangenheit zu viel
getätigt worden sind, und zwar zulasten der Zukunft –
zeigt, dass es dringend notwendig ist, dass wir an dieser
Stelle umsteuern und zu einer Finanzierung der Zukunft
übergehen, meine Damen und Herren.


(Otto Fricke [FDP]: Wie wollen Sie das denn machen?)


Ich will an dieser Stelle folgenden Einwurf machen.
Wir haben ja ein außerordentlich niedriges Zinsniveau.
Dennoch bin ich der Meinung, dass es für die Menschen
in unserem Land neben der Haushaltskonsolidierung un-
geheuer wichtig ist, dass wir auch eine unabhängige
Geldpolitik haben,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr! – Ulrike Flach [FDP]: Das müssen Sie Herrn Poß sagen!)


die für stabiles Geld und eine niedrige Inflation sorgt,
was die Basis einer vernünftigen Sozialpolitik ist; denn
es gibt nichts Unsozialeres als steigende Inflationsraten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir stellen uns den weiteren Herausforderungen. Bei
einem gesamtstaatlichen Defizit von 2 Prozent ist die
Konsolidierung nicht beendet. Vielmehr muss sie weiter-
geführt werden. Deshalb werden wir in den kommenden
Jahren in einer Größenordnung von gesamtstaatlich rund
10 Milliarden Euro weiter konsolidieren müssen. Dabei
sind unsere Annahmen für Wachstum und Beschäftigung

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(C (D urückhaltend; das ist vorhin schon angesprochen woren. Ich warne hier auch vor jeglicher Euphorie. Diese at in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass wir imer wieder am Jahresende mit Negativbotschaften über ascht wurden. Dieses Jahr haben wir zum ersten Mal die rfahrung gemacht, dass die Botschaften positiv waren. eshalb ist das der richtige Ansatz. Auch Herr Engels vom Bundesrechnungshof sagt ich darf zitieren –: Rechnet euch nicht die Steuern schön, weil sonst der Haushalt sofort wieder in eine Schieflage kommt, dieweil alle Welt der Notwendigkeit enthoben ist, an der Ausgabenseite zu sparen und Prioritäten zu setzen. echt hat er. ie Koalition handelt gemäß dieser These. Deshalb sind ir auf dem richtigen Weg. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)


Ich will darauf hinweisen, dass vor 40 Jahren etwa
7 Prozent der Wirtschaftsleistungen für Investitionen in
ie Zukunft und 22 Prozent für Sozialausgaben einge-
etzt wurden. Heute, also 40 Jahre später, geben wir
twa 10 Prozent weniger für Investitionen und 10 Pro-
ent mehr für Sozialausgaben aus. An dieser Stelle be-
teht für uns also die große Herausforderung, im Haus-
alt umzusteuern, die Investitionen wieder zu stärken
nd durch vernünftige Reformen die Aufwendungen
ür Sozialleistungen zurückzuführen. Das hat nichts mit
ozialabbau zu tun. Die entscheidende Frage ist, wie
ieder mehr Menschen in den ersten Arbeitsmarkt kom-
en. Wenn das der Fall ist, müssen wir weniger für So-

ialleistungen ausgeben und haben gleichzeitig mehr
öglichkeiten für die Finanzierung unserer gesamtstaat-

ichen Aufgaben. Unser Ansatz ist also, durch Verbesse-
ung der Chancen am ersten Arbeitsmarkt das von mir
oeben beschriebene Problem zu lösen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Petra Pau)


Ich will noch auf einen Punkt eingehen, den meine
orrednerin von der PDS angesprochen hat. Es geht um
as Thema Sicherheit. Ich glaube, es ist die Grundforde-
ung an jedes Staatswesen, seinen Bürgern Sicherheit zu
ewähren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Sicherheit, aber keine Überwachung!)


in Staat, der seinen Bürgern keine Sicherheit gewährt,
ird von ihnen nicht mehr akzeptiert. Es ist daher rich-

ig, dass sich diese Koalition dazu entschieden hat, im
ereich des Bundesministers der Verteidigung und des
undesinnenministers die notwendigen zusätzlichen
ufwendungen für mehr Sicherheit zu tätigen, um den
or uns liegenden Herausforderungen durch den interna-
ionalen Terrorismus gerecht zu werden. Ich sage ein-
eutig: Auch hier ist die große Koalition auf dem richti-






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
gen Wege und handelt im Interesse der Bürger der
Bundesrepublik Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben die Föderalismusreform I abgeschlossen.
Auch dies war ein gewaltiger Schritt in den ersten zwölf
Monaten.


(Beifall des Abg. Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU])


Wir stehen nun vor einem weiteren großen Projekt. Wir
haben uns nämlich darauf verständigt, eine
Föderalismusreform II auf den Weg zu bringen, bei der
es um die Finanzbeziehungen zwischen Bund, Ländern
und Gemeinden geht. An dieser Stelle ist es wichtig
– wir reden ja auch über Defizite –, einmal zu überprü-
fen, ob die heutigen Verschuldungsregeln, die im Grund-
gesetz und im Maastricht-Vertrag enthalten sind, über-
haupt noch konsistent zueinander sind oder ob es nicht
notwendig ist, sie besser aufeinander abzustimmen und
sie in der Weise zu gestalten, dass tatsächlich eine Poli-
tik für zukünftige Generationen gemacht wird. Deshalb
ist es richtig, dass dieser Punkt an dieser Stelle auf der
Tagesordnung steht. Die Koalition wird sich auch dieser
Herausforderung stellen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich will abschließend noch auf das Thema Strukturre-
formen eingehen. Herr Koppelin sagte, die Koalition
käme beim Thema Unternehmensteuerreform nicht
voran. Wie auch der Kollege Poß habe ich der Arbeits-
gruppe angehört, die sich mit dieser Reform befasst hat.
Die Koalition hat sich trotz dieses hochkomplexen The-
mas auf schlüssige und tragfähige Eckpunkte geeinigt.
Man kann also nicht den Eindruck gewinnen, dass es bei
diesem Thema nicht vorangegangen ist. Jetzt stehen wir
vor der Aufgabe, die Eckpunkte mithilfe eines Gesetzes
umzusetzen. Nach den ersten Einschätzungen des ZEW
aus Mannheim werden wir dann, was die Wettbewerbs-
fähigkeit des Standorts Deutschland betrifft, vom letzten
Platz auf einen Platz im Mittelfeld vorrücken.

Ich hätte mir gut vorstellen können, dass kritisiert
werden würde, warum wir nur solche Punkte beschlos-
sen haben, die uns vom Tabellenende ins Mittelfeld füh-
ren, und nicht solche Punkte, die uns weiter an die Spitze
führen. Eine solche Debatte hatte ich eigentlich erwartet.
Aber die Debatte in Deutschland verläuft in die andere
Richtung. Es wird die Frage gestellt, ob wir überhaupt
vom Tabellenende weg müssen. Ich sage dazu eindeutig
Ja. Wenn wir langfristig Wachstum und Beschäftigung
wollen, dann müssen wir etwas für bessere Standortbe-
dingungen in Deutschland tun, was uns vom Tabellen-
ende ins Mittelfeld führt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Beifall bei der FDP)


Ich würde mich freuen, wenn diese Unternehmensteu-
erreform als eine Zukunftsinvestition verstanden würde.


(Zuruf des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


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(C (D ch persönlich glaube, Herr Koppelin, dass über mehr achstum und Beschäftigung der Bundeshaushalt und uch die Haushalte von Ländern und Kommunen daueraft stabilisiert werden. Sie werden nicht durch Einzelaßnahmen stabilisiert, sondern durch die Schaffung on besseren Rahmenbedingungen für Wachstum und eschäftigung. In diesem Zusammenhang ist die Unterehmensteuerreform ein herausragender Pfeiler. Ich will auf einen weiteren Punkt hinweisen. Wir disutieren hier über Geld, also über die Frage: Was kostet ns diese Reform? Das ist eine sehr statische Betrachung. Denn wir unterstellen bei dieser Betrachtung, dass ir das Steuerrecht ändern und sich alle Mitspieler geauso verhalten wie vorher, dass kein Einziger sein Veralten nach der Reform des Steuerrechts ändert. Das ist och eine Annahme, die nicht von dieser Welt ist. Es ist och folgendermaßen: Wenn ich die Regeln ändere, veralten sich die Spieler auf dem Spielfeld anders. Wenn ch den Fußballern heute erlaube, auch die Hände zu beutzen, dann werden sie ab morgen auch mit den Hänen spielen. Solange dies verboten ist, tun sie es nicht. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sehr sachkundig!)


as heißt, Regeländerungen führen zu Verhaltensände-
ungen. Das muss zur Kenntnis genommen werden. Des-
alb müssen wir aufhören, von statischen Betrachtungen
uszugehen, und müssen zu dynamischen Betrachtungen
bergehen. Denn unser Land braucht Dynamik und nicht
tatik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wer eine dynamische Betrachtung durchführt, wird
ehen, dass es zu Verhaltensänderungen der Steuer-
flichtigen kommt. Kollege Poß hat zu Recht angespro-
hen, dass wir dafür sorgen wollen, dass Gewinne, die in
eutschland erwirtschaftet werden, auch hier der Be-

teuerung unterzogen werden. Wir erwarten Verhaltens-
nderungen. Wir stoßen sie durch die von uns getroffe-
en Maßnahmen an.

Wenn man vom Tabellenende ins Tabellenmittelfeld
ommen will, dann geht es auch darum, am Standort
eutschland für mehr Investitionen, mehr Beschäftigung
nd damit natürlich für mehr Einnahmen zu sorgen, die
ir bei geringeren Tarifen erzielen wollen. Man sollte

lso keine statische Betrachtung anstellen, sondern die
ynamik, die erzeugt wird, zur Kenntnis nehmen.

Das, was wir zur Sanierung des Bundeshaushaltes
ufgelegt haben, ist ein sehr ehrgeiziges Programm. Ich
laube, dass es uns gelungen ist, die verschiedenen Bau-
teine, nämlich Sanieren, Investieren und Reformieren,
n richtiger Weise zusammenzuführen und zu mischen.
iese Koalition unter Führung der Union ist auf dem

ichtigen Wege.

Ich freue mich auf diese Haushaltswoche und glaube,
ass sowohl das Parlament als auch die Öffentlichkeit
nseren Weg bestätigen werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606500800

Für die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen hat

die Kollegin Anja Hajduk das Wort.


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606500900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

Herren! Die große Koalition hat – das kann man feststel-
len – Fortune. Im Interesse unseres Landes kann man das
als Opposition auch ertragen. Aber nicht zu akzeptieren
ist, dass die Kollegen der großen Koalition – das ist bei
Herrn Meister gerade wieder deutlich geworden – nicht
zwischen der Fortune, die sie haben, und dem, was sie
„eigene gewaltige Anstrengungen“ nennen, unterschei-
den können.


(Ulrike Flach [FDP]: Das ist wohl wahr!)


Das ist schlicht und ergreifend lächerlich. Das sagt nie-
mand anderes; nur Sie betonen das in Ihren Reden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich will das belegen. Schauen wir uns das Haushalts-
jahr 2006 an. Sie haben sich in den Koalitionsverhand-
lungen für eine Nettokreditaufnahme von 38 Milliar-
den Euro entschieden. Sie haben gesagt, diese brauche
man 2006, damit die Wirtschaft anspringe. Wir werden
in diesem Jahr bei einem Wirtschaftswachstum von
2,5 Prozent – Deutschland liegt damit deutlich über sei-
nem Potenzialwachstum –


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


bei einer gleichzeitigen Nettokreditaufnahme von
30 Milliarden Euro liegen. Das ist ein klarer Verstoß ge-
gen die Verfassung. Das hat Ihnen der Sachverständigen-
rat vor einigen Tagen gesagt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zumindest im Haushaltsvollzug hätten Sie stärker ge-
gensteuern können. Ihre haushaltspolitische Zielsetzung
in Ihrem ersten Haushaltsjahr war, sich Schulden in
Höhe von 38 Milliarden Euro zu gestatten. Dass Sie jetzt
nur Schulden in Höhe von 30 Milliarden Euro machen,
feiern Sie schon als Erfolg. Das bezahlen die Bürgerin-
nen und Bürger dieses Landes aber mit steigenden Zin-
sen. Das ist ein Armutszeugnis für Ihre Politik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nicht zu selbstgerecht, Frau Kollegin!)


Das setzt sich fort. Wie ist es denn im Haushalt 2007?
Im Haushalt 2007 ist eine Nettokreditaufnahme von un-
ter 20 Milliarden Euro geplant. Das ist besser als in den
letzten Jahren unter Rot-Grün. Das weiß ich; das leugne
ich auch nicht. Aber Sie sollten diese Zielsetzung an den
Spielräumen messen, die Sie haben. Im Bund wird es
Steuermehreinnahmen in Höhe von knapp 18 Milliarden
Euro geben; die Steuereinnahmen steigen laut Steuer-
schätzung im Vergleich zu 2006 um diesen Betrag. Sie
wollen zusätzlich die Privatisierungen um 2,5 Milliarden

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(C (D uro erhöhen. Das sind knapp 20 Milliarden Euro, je achdem wie hoch die Privatisierungserlöse ausfallen. ie planen also Mehreinnahmen in Höhe von etwa 0 Milliarden Euro und eine Senkung der Nettokreditufnahme um circa 11 Milliarden Euro. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unglaublich!)


as heißt das? Das heißt, Sie steigern die Ausgaben bei
uter wirtschaftlicher Entwicklung. – Wer angesichts
on Mehreinnahmen in Höhe von 20 Milliarden Euro
ie Nettokreditaufnahme nur um die Hälfte senkt, Herr
öttgen, der kann nicht von einem Methodenwechsel in
er Haushaltspolitik der großen Koalition reden. Sie leh-
en sich zurück und sonnen sich in der rosaroten Kon-
unkturentwicklung. Das kann dieses Land eigentlich
icht gebrauchen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP – Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU]: Bei Ihnen war es das Dreifache!)


ie als große Koalition müssten mehr leisten und ehrlich
eugnis über Ihre Möglichkeiten ablegen. Das wissen
ie auch. Sie lehnen sich stattdessen bei konjunkturel-

em Rückenwind zurück. Sie sind aufgrund Ihrer grund-
ätzlichen Differenzen erschöpft; das verstehe ich natür-
ich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme nun auf einen zweiten Bereich zu spre-
hen. Wie erbringen Sie Ihre Einsparungen? Herr
eister hat wiederholt, was uns Herr Steinbrück im

ommer gesagt hat: Auf der Ausgabenseite würden
0 Prozent konsolidiert und es sei eine Legende der Op-
osition, dass die Steuereinnahmen der Hauptkonsolidie-
ungsbeitrag wären.

Ich will deutlich machen, woraus Ihre Haupteinspa-
ungen bestehen: Die erste Verschiebung findet zuguns-
en des Haushalts und zulasten der Rentenkasse in Höhe
on 2 Milliarden Euro statt, weil Sie die Rentenzu-
chüsse für die Bezieher von Arbeitslosengeld II von
8 auf 45 Euro senken. Der zweite Verschiebebahnhof
eißt Gesundheitsversicherung. Sie wollten 2,8 Mil-
iarden Euro in diesem Jahr zulasten der Gesundheitsver-
icherung zugunsten des Haushalts verschieben. In der
esundheitsreform ist das Verschieben aber uneindeutig,
eil ständig einer die Weichen umstellt: Mal sollen
eine Steuereinnahmen in die Gesundheitsversicherung
ließen, ein andermal sollen mehr Steuereinnahmen in
ie Gesundheitsversicherung fließen. Die Kanzlerin fügt
inzu: Das findet nur statt, wenn die Steuereinnahmen
as konjunkturell zulassen. Auf diesen Aspekt komme
ch gleich noch einmal zurück.

Im Bereich der Gesundheit gibt es einen Zickzack-
urs und im Bereich der Rente einen Verschiebebahnhof.
as sind dann die berühmten strukturellen Einsparungen
on Herrn Steinbrück, die in diesem Haushalt 3,8 Mil-
iarden Euro ausmachen. Meines Erachtens ist das aber
ichts anderes als eine unehrliche Masche, die nicht nur
ie Bürgerinnen und Bürger belastet, sondern auch den
aktor Arbeit. Darauf komme ich jetzt zu sprechen.






(A) )



(B) )


Anja Hajduk
Das selbst gesetzte Ziel, die Lohnnebenkosten auf
unter 40 Prozent zu drücken, wird glatt verfehlt, Frau
Merkel. Ich will Ihnen eine Rechnung vorlegen, die eine
ehrliche Bilanz der Lohnnebenkosten aufweist: Bei der
Pflegeversicherung bleibt es bei einem Beitrag von
1,7 Prozent. Das ist von mir freundlich gerechnet; denn
die Reform ist hier überfällig. Bei der Krankenversiche-
rung liegt der Durchschnittsbeitrag momentan bei
14,3 Prozent.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wie hat sich das unter grüner Regierungsbeteiligung alles entwickelt?)


Dieser Beitrag wird, wiederum sehr koalitionsfreundlich
gerechnet, im nächsten Jahr auf 15 Prozent steigen. Der
Rentenversicherungsbeitrag liegt zurzeit bei 19,5 Pro-
zent. Durch die Politik der großen Koalition wird er im
nächsten Jahr bei 19,9 Prozent liegen. Der Beitrag zur
Arbeitslosenversicherung liegt bei 6,5 Prozent. Die Sen-
kung des Beitrags um 1,3 Prozentpunkte, die aus den
Anstrengungen der BA resultiert, kann sich die große
Koalition aber nicht auf die eigene Fahne schreiben.


(Peer Steinbrück, Bundesminister: Sicher! Wer denn sonst?)


5,2 Prozentpunkte in der Arbeitslosenversicherung sind
Produkt der Reformen von Hartz I bis Hartz IV, die Sie
teilweise bekämpft haben und bei denen Herr Rüttgers
jetzt schon wieder wackelt, Frau Merkel. Das wird noch
zu einem Problem für Sie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Überlegen Sie doch: Die Bundesagentur hat durch
ihre Reformanstrengungen einen Eigenbeitrag in Höhe
von 1,3 Prozentpunkten erbracht. Insofern landeten die
Lohnnebenkosten in diesem Jahr bei 40,7 Prozent. Im
nächsten Jahr werden sie aufgrund der Maßnahmen der
großen Koalition bei 40,8 Prozent liegen. Nun könnte
man sagen, es handele sich ja nur um 0,1 Prozent. Hinzu
kommt jedoch noch ein weiteres Problem: die Erhö-
hung der Mehrwertsteuer um 3 Prozentpunkte. Bei ei-
ner ehrlichen Gesamtbetrachtung erkennt man, dass die
Erhöhung der Mehrwertsteuer um 3 Prozentpunkte zur
Senkung der Lohnnebenkosten faktisch nichts beiträgt.
Sie wird vielmehr die Bezieher kleiner und mittlerer Ein-
kommen besonders belasten.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wenn man schon fünf Minuten braucht, um ein so schlechtes Argument vorzutragen!)


Wie sieht die Bilanz aus? Kleinere Einkommen werden
belastet und die Unternehmensteuerreform wird nicht
aufkommensneutral sein, weil Sie dazu nicht die Kraft
haben. Daran erkennt man die soziale Schieflage, die
letztlich Ihre Politik kennzeichnet. Das hat Frau Lötzsch
richtig erkannt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte auf die Gesundheitsreform zurückkom-
men. Einige Entscheidungen, die die Leistungssätze
betreffen, finden wir gar nicht so falsch. Das Haupt-
problem ist die Finanzierung. Die Gesundheitsreform ist,

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(C (D as die Finanzierung betrifft, gänzlich missraten. Das agen alle, die davon Ahnung haben und sich als Experen melden. Das wissen Sie auch. Deshalb haben Sie, enn Sie sich dazu äußern müssen, auch einen sehr chweren Stand. Ich habe das jüngst selbst erlebt. Wenn an dem Fonds, den Sie einrichten werden, auch ie PKV beteiligt wäre, wenn auch andere Finanzieungsmittel einfließen würden, hätte man einen Fonds ielleicht noch rechtfertigen können. Jetzt ist dieser onds nichts anderes als eine Form, in die Sie Ihren fau en Kompromiss gegossen haben. Er ist schädlich für das esundheitssystem. Deswegen ist die große Koalition an ieser Stelle gescheitert. (Eduard Oswald [CDU/CSU]: Na! – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Haben Sie Halluzinationen, oder was?)


Ich stelle die These auf, dass Sie die Gründung dieses
onds und die Durchführung dieser Gesundheitsreform
eswegen nicht lassen können, weil Sie sie zum Maßstab
ür die Handlungsfähigkeit der großen Koalition ge-
acht haben. Wenn Sie auch nur ein bisschen ernst näh-
en, was Ihnen Sachverständige zu dieser Reform sa-

en, dann müssten Sie sagen: Wir machen diese Reform
ur hinsichtlich der Ausgaben, nicht jedoch hinsichtlich
er Finanzierung. Diese wird verschoben, weil es 2009
owieso eine Wahlauseinandersetzung über die Gesund-
eitsreform gibt. Wir verzichten auf diesen Unfug. – Das
äre souverän. Ansonsten tun Sie dem System keinen
efallen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Warum spreche ich das in dieser Haushaltsdebatte an?
rau Bundeskanzlerin, Ihre Reformkompetenz gerät in
in seltsames Licht. Im Zuge der Koalitionsvereinbarun-
en haben Sie gesagt, es gebe keine Steuermittel mehr
ür die Gesundheitsversicherung. Im Sommer dann ha-
en Sie einen Kompromiss geschlossen und entschieden,
ass demnächst wieder Steuermittel hineinfließen sollen,
ber ehrlich gesagt, dass Sie dafür noch eine Gegen-
inanzierung brauchen, die Sie derzeit noch nicht hätten.
n diesem Herbst jedoch beschließen Sie – weil die Steu-
rquellen so schön sprudeln –, die Steuerfinanzierung
orzuziehen. – Das ist ein Zickzackkurs ohne solide Ge-
enfinanzierung. Das spricht auch nicht für das Vorhan-
ensein von Reformkompetenz.

Ich will Ihnen das an einer Stelle verdeutlichen: Im
aushaltsausschuss gab es einen heftigen Streit zwi-

chen CDU/CSU und SPD, als ich gefragt habe, was
etzt eigentlich vorgezogen wird.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir hatten keinen Streit!)


ie haben erklärt, die steuerfinanzierte Mitversicherung
er Kinder würde vorgezogen. Das jedoch sieht die
PD ganz anders. Solange die GKV und die PKV ge-

rennt sind, wird es mit der SPD – und zwar zu Recht –
eine Steuerfinanzierung der Mitversicherung der Kin-
er geben. Das war ein Kommunikationsgag, den Sie
ich da geleistet haben. Es gibt im Moment keine






(A) )



(B) )


Anja Hajduk
Grundlage für die steuerfinanzierte Mitfinanzierung von
Kindern in der Krankenversicherung.

Im übernächsten Jahr gibt es einen nicht gegenfinan-
zierten Steuerbeitrag für die Krankenversicherung in
Höhe von 4 Milliarden Euro. Dadurch ist ein riesiges
Loch im Haushalt entstanden. Im Jahr 2007 beläuft sich
der Steuerzuschuss auf 2,5 Milliarden Euro und da hilft
die Konjunktur. Herr Steinbrück weiß noch nicht, wie er
diese 4 Milliarden Euro im Jahr 2008 finanzieren soll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Mit diesem Zickzackkurs bestätigen Sie leider ein al-
tes Vorurteil in Deutschland, dass nämlich die Steuer-
finanzierung sozialer Sicherungssysteme nur nach Kas-
senlage ginge und nicht solide zu finanzieren sei. Mit
Ihrem Zickzackkurs im Gesundheitsbereich haben Sie
dieses Vorurteil leider aufs Extremste bestätigt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zum Haushalt zurück und möchte über die
Finanzplanung sprechen. Herr Meister, Sie haben ge-
sagt, Sie hätten sich sehr angestrengt und das, was hier
vorgelegt würde, sei zukunftsweisend für die Haushalts-
politik.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Die Finanzplanung – das habe ich schon vor einigen Mo-
naten kritisiert und der Finanzminister hat mir da Recht
gegeben – ist überhaupt nicht ambitioniert. Sie sieht
heute noch eine Neuverschuldung auf dem Niveau von
knapp unter 20 Milliarden Euro bis 2009/2010 vor.


(Ulrike Flach [FDP]: So ist es!)


Diese fehlende Konsolidierungsperspektive muss man
aus heutiger Sicht kritisieren. Vielleicht ist das auch ein
Hinweis darauf, dass wir uns im Parlament mehr um die
Finanzplanung kümmern sollten. Dass die Neuverschul-
dung innerhalb der nächsten Jahre nicht abgebaut wird,
ist nicht zu rechtfertigen.

Sie, Herr Steinbrück, haben gesagt, Sie wollten sich
nicht festlegen, wann in den nächsten Jahren Sie die
Nettokreditaufnahme auf Null reduzieren können.


(Peer Steinbrück, Bundesminister: Genau!)


Sie wollen sich nicht festnageln lassen. Herr Steinbrück,
ich rate Ihnen, sich in diesem Fall an dem Kollegen
Kampeter zu orientieren.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist keine gute Adresse!)


Wie sehr ist die Reform des Maastrichtvertrages von
Herrn Kampeter gescholten worden? Jetzt will er aber,
dass der Vertrag eingehalten wird. In diesem Jahr beträgt
die Defizitquote 2,2 Prozent. Laut Maastrichtvertrag
sind wir verpflichtet, die Defizitquote jährlich um
0,5 Prozent abzubauen.


(Beifall der Abg. Birgit Homburger [FDP])


Es kann mal einige Abweichungen geben, je nachdem
wie man das strukturelle Defizit definiert. Bis 2010 soll-

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(C (D en wir aber „close to balance“ sein. Sie müssen ja keine ull versprechen, Herr Steinbrück, wir werden Sie auch icht auf 1 Milliarde oder 2 Milliarden Euro festnageln. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Na, na! Das werden wir uns merken!)


ber die bisherige Unverbindlichkeit der großen Koali-
ion bei der Finanzplanung für die nächsten Jahre ist im
inne einer generationengerechten Politik nicht zu ak-
eptieren.

Ich komme noch einmal auf Herrn Röttgen zurück.
enn die große Koalition einen Methodenwechsel in der
aushaltspolitik will, dann muss sie für die Finanzpla-
ung andere Eckwerte festlegen. Sie dürfen sich nicht
ur auf dem Rücken einer schönen Konjunktur ausruhen
nd den Kollegen Kampeter kritisieren, wenn er sagt,
ass wir bis 2010 einen ausgeglichenen Haushalt haben
üssen. Daran werden wir die große Koalition messen
üssen; denn das ist im Interesse unserer Gesellschaft.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Was haben Sie in den letzten sieben Jahren dafür getan?)


Ich kann mich sehr wohl daran erinnern, dass Rot-
rün das Ziel hatte, in den Jahren 2004 bis 2006 eine
ettokreditaufnahme von Null zu erreichen. Auch wenn
ir das nicht geschafft haben,


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aha!)


ar die Zielsetzung doch nicht falsch.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Sie haben sich auch nicht in die Richtung des Zieles bewegt!)


Hören Sie doch einmal zu! – Weil wir wissen, dass es
n der deutschen Gesellschaft aufgrund der demografi-
chen Entwicklung ab 2015 finanziell schwer wird,
eil die Entwicklung durch die alternde Gesellschaft

rst dann richtig stark auf die sozialen Sicherungssys-
eme durchschlagen wird, müssen wir im Jahr 2010 ei-
en ausgeglichenen Haushalt haben, um einige Jahre ein
isschen Geld für die richtig schweren Zeiten zurückle-
en zu können. Diesen Maßstab darf man an eine große
oalition anlegen. Diesen Maßstab legen wir auch an.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich finde, Sie sollten mit der Kritik des Sachverstän-
igenrates etwas wohlwollender umgehen. Herr Poß hat
esagt, ihm sei die Kritik zu akademisch und zu abgeho-
en. Meines Erachtens hat der Sachverständigenrat das
ehr höflich formuliert. Er hat gesagt, die große Koali-
ion sei mit Elan gestartet, habe sich dann aber in wider-
treitenden parteipolitischen Interessen verheddert. Das
st eine ziemlich freundliche Beschreibung Ihrer Ge-
undheits- und Arbeitsmarktpolitik. – Ich fordere Sie
uf: Nutzen Sie die Konjunktur nicht als Alibi für Ihr
audern und Zögern! Nutzen Sie die gute Konjunktur
icht als Wärmeofen! Lehnen Sie sich nicht mit einer
osaroten Brille zurück! Ich habe gerade deutlich ge-
acht, dass große Herausforderungen vor uns liegen.
ir erwarten, dass Sie konsequent handeln.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Anja Hajduk
Ich möchte Sie auf einen sehr ausführlichen Antrag
von uns Grünen zu dem gerade beschriebenen Thema
hinweisen. Wir brauchen neue Methoden und Regeln im
Haushalt. Ich habe gerade gesagt, dass wir eine verbind-
lichere Finanzplanung brauchen. Ich bin auch davon
überzeugt, dass wir eine neue Verfassungsregel brau-
chen. Art. 115 des Grundgesetzes ist nicht nur wirkungs-
los, sondern in seiner jetzigen Form schädlich. Das will
ich an einem Artikel deutlich machen, den ich heute im
„Handelsblatt“ gelesen habe. Darin fordert Finanzstaats-
sekretär Mirow, dass die Verfassungsregel künftig eine
Verpflichtung enthalten soll, den Schuldenabbau in kon-
junkturell guten Zeiten zu beschleunigen. Ich bin ein-
gangs auf die Nettokreditaufnahme für die Jahre 2006
und 2007 eingegangen. Hier kann man nur sagen: Die
Handhabung des Art. 115 des Grundgesetzes durch die
große Koalition ist schädlich, weil sie in konjunkturell
guten Zeiten viel zu viele Schulden macht. Deswegen
muss in der Tat etwas Neues her.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eine Erkenntnis in der Oppositionszeit!)


Wir haben Ihnen in dieser Woche eine Alternative
vorgelegt, die noch gesetzlich ausgearbeitet werden
muss. Ich weiß, dass in Ihren Reihen darüber diskutiert
wird.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Metzger wurde auch immer schlauer, je weniger er zu sagen hatte!)


Ich finde, wir brauchen eine Ausgabenregel, die sich an
den Einnahmen und der konjunkturellen Entwicklung
orientiert. Man kann die Einnahmen mit einem Konjunk-
turfaktor kombinieren und einen Ausgabenkorridor
festlegen. Nach einem solchen System funktioniert die
Schuldenbremse in der Schweiz. Wir haben uns in einer
Anhörung damit befasst.

Ich fordere die große Koalition auf: Verschieben Sie
dieses Problem nicht in die Föderalismusreform II! Hier
muss der Bund vorangehen. Die Ministerpräsidenten, die
widerstreitenden Interessen zwischen Bund und Ländern
lösen sonst eine Blockade aus. Wenn die große Koalition
einen Methodenwechsel erreichen will, dann muss sie
bis 2009 ein neues Haushaltsrecht schaffen. Sie haben
breite Mehrheiten dafür. Sie bekommen auch unsere Un-
terstützung. Verschieben Sie dieses Thema nicht auf die
Ebene eines Gesprächsmarathons. Geben Sie sich einen
Ruck und stimmen Sie unserem Antrag am Freitag zu!
Wir würden uns freuen, an dieser Stelle mit Ihnen ge-
meinsam weiterzukommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie können dann auch zeigen, wie ernst Sie es meinen
oder ob es sich wieder nur um eine Ankündigung han-
delt.

Ich komme zum Schluss. Wir Grünen haben einen ei-
genen Zukunftshaushalt entworfen. Darin haben wir
Einsparungen in Höhe von 3,7 Milliarden Euro vorge-
schlagen und einen weiteren Subventionsabbau – da le-
gen Sie in diesem Jahr eine ziemlich große Pause ein –,

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(C (D urch den 2,4 Milliarden Euro eingespart werden. Wir ommen damit insgesamt auf ein Einsparvolumen in öhe von mehr als 6 Milliarden Euro in diesem Hausalt; dies wäre auch beim letzten Haushalt möglich geesen. Wir machen unsere Vorschläge auch zugunsten on Zukunftsinvestitionen, insbesondere im Klimachutz, in den erneuerbaren Energien sowie in Bildung nd Forschung. Wir wollen, dass die kommenden Geneationen eine Zukunftsdividende aus der Haushaltspoliik von heute bekommen. Sie müssen beim Thema Subventionsabbau neu leren. Herr Steinbrück, Sie haben uns Grüne für unsere nträge im Zusammenhang mit den Kohlesubventioen sehr angegriffen. (Joachim Poß [SPD]: Wir haben kräftig abgebaut! Gemeinsam!)


ch möchte Sie auf den Haushalt Ihres Kollegen Glos
inweisen. Herr Glos schlägt vor, die Kohlesubventio-
en im nächsten Jahr aufgrund der Anrechnung der
eltmarktpreise um 114 Millionen Euro zu senken.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir machen Subventionsabbau!)


err Glos hat dem Haushaltsausschuss ein Papier vorge-
egt, in dem steht, dass aufgrund der Zuwendungsverein-
arung, die wir noch unter Rot-Grün ausverhandelt ha-
en, die steigenden Weltmarktpreise stärker dazu genutzt
erden sollen, dass der Steuerzahler weniger Kohlesub-
entionen zahlt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ie haben uns hier bisher immer gesagt, das sei gesetz-
ich alles festgezurrt, das müssten wir wissen, wir sollten
icht immer solche Anträge vorlegen.

Herr Glos hat in diesem Herbst jetzt selbst dargelegt,
m nächsten Jahr 300 Millionen Euro von der RAG zu-
ückzufordern, mit einem Bundesanteil von 230 Millio-
en Euro.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Alles unstreitig, Kollegin Hajduk!)


ie ziehen jetzt aufgrund einer Sprechklausel voreilig
ehorsam zugunsten der RAG Beträge ab und kommen
uf einen Betrag in Höhe von 114 Millionen Euro. Wir,
ie Opposition, nehmen Sie in die Pflicht: Das können
30 Millionen Euro für den Bund sein. Wenn man so
andelte, bräuchte man neue Investitionen nicht mehr
uf Pump zu finanzieren, sondern könnte sie durch Sub-
entionsabbau gegenfinanzieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ch hoffe, dass Sie an dieser Stelle ein bisschen Ehrlich-
eit walten lassen und zugeben, dass so manches heftige
ort der Kritik von Ihnen nicht immer berechtigt war.

Ich fordere Sie auf: Setzen Sie sich mit unseren haus-
altsrechtlichen Vorschlägen bitte konstruktiv auseinan-
er! Setzen Sie sich mit unserer Arbeitsmarktpolitik






(A) )



(B) )


Anja Hajduk
– wir wollen die Lohnnebenkosten im Niedriglohnbe-
reich deutlich senken – auseinander! Wir haben am Don-
nerstag Zeit, darüber zu diskutieren. Ich kann Sie nur
aufrufen, ein bisschen mehr oder am besten richtig grün
zu handeln statt rosarot zu sehen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606501000

Das Wort hat der Bundesminister der Finanzen, Peer

Steinbrück.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1606501100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Auch ich möchte zu Beginn meiner Rede Herrn
Fricke sehr herzlich zu seinem Geburtstag gratulieren.
Ich wünsche Ihnen, dass alle Ihre privaten Pläne gelin-
gen und Ihre beruflichen, politischen Pläne nur so weit,
dass sie meine nicht beeinträchtigen.


(Heiterkeit und Beifall)


Es ist fast genau ein Jahr her, dass zum zweiten Mal
in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine
große Koalition das Mandat für die Regierungsbildung
und die Wahrnehmung der politischen Verantwortung
der Bundesrepublik Deutschland bekommen hat, unter
anderem eben auch eine sehr schwergewichtige wirt-
schafts- und finanzpolitische Verantwortung. Die Bedin-
gungen für die Politik ganz allgemein, aber insbesondere
für die Wirtschafts- und Finanzpolitik, unterscheiden
sich allerdings sehr stark von den Bedingungen in den
Zeiten, in denen Herr Kiesinger und Herr Brandt, Herr
Strauß und Herr Schiller die Verantwortung hatten. Es
haben sich Veränderungen eingestellt, die sich diese wie
viele andere Politiker der ersten großen Koalition wahr-
scheinlich nie haben vorstellen können. Heute handelt es
sich eher um strukturelle Herausforderungen, zum Bei-
spiel in Form eines sehr ausgeprägten demografischen
Wandels, von dem ich glaube, dass er noch sehr viel wei-
ter reichende gesellschaftliche Auswirkungen haben
wird, als wir es in unseren Debatten gelegentlich einge-
stehen. Es ist ein weltweit völlig verändertes Muster von
Wettbewerbsbeziehungen festzustellen. Darüber hinaus
haben wir notorische Probleme mit den öffentlichen
Haushalten. – An dieser Stelle könnte man selbstkritisch
die Frage aufwerfen, ob die Grundlagen für die heutigen
Probleme nicht vielleicht genau zur damaligen Zeit ge-
legt worden sind.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Leider wahr!)


Die Anforderungen der Bürgerinnen und Bürger an
die staatliche Leistungsfähigkeit sind unverändert hoch;
daran hat sich nichts geändert. Dass wir uns einem
scharfen Wettbewerb und einer fortgesetzten Globalisie-
rung stellen müssen, dass wir also, wie ich es gelegent-
lich ausdrücke, die Rollos an unseren Grenzen nicht in
einem protektionistischen Reflex herunterlassen dürfen,
ist, wie ich glaube, inzwischen ein Grundkonsens; exo-
tische Bewertungen lasse ich an dieser Stelle außen vor.

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(C (D Wir werden uns allerdings fragen müssen, wie die inanzund wirtschaftspolitischen Antworten auf die lobalisierung zu unserem Gesellschaftsmodell, unse er sozialen Marktwirtschaft und unserem Sozialmodell assen und wie wir unzweifelhaft vorhandene Verliererositionen und Verlustängste sowie unübersehbare liehkräfte, die unsere Gesellschaft auseinander zu diviieren drohen, so eingrenzen zu können, dass weder die tabilität unseres Gemeinwesens noch – als Folge einer estabilisierung unseres Gemeinwesens – der ökonomi che Standort Bundesrepublik Deutschland beschädigt erden. Unbenommen dieser großen Herausforderungen, die ich, wie ich glaube, von den Problemen, die die erste roße Koalition zu meistern hatte, qualitativ unterscheien, wären wir allerdings schlecht beraten, der sehr verreiteten Neigung zum Lamento und zur Unterschätzung er Potenziale unseres Landes weiterhin nachzugeben. as in diesem Zusammenhang geschieht, hat gelegent ich, auch in der öffentlichen Kommentierung, sadomaochistische Qualitäten. Zum wiederholten Male ist der deutschen Volkswirtchaft der Titel des Exportweltmeisters verliehen woren. Dies allein reicht nicht; das ist richtig. Aber es ist uch kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen on Stärke, und zwar gerade in Zeiten, in denen große siatische Volkswirtschaften zunehmend als unsere Konurrenten im Welthandel auftreten und unsere Exportakivitäten eher erschweren als erleichtern. Zum ersten Mal eit langer Zeit ist bei den Ausrüstungsinvestitionen eine rfreuliche Entwicklung zu verzeichnen. Die Baukonunktur kommt zum ersten Mal seit Jahren aus ihrem Tal. angsam springen auch die anderen vier Zylinder des echszylinders unserer Volkswirtschaft an: die Binnenachfrage. All das sind erfreuliche Entwicklungen. Während Karl Schiller und Franz Josef Strauß mitten n einer sehr handfesten Rezession, die sie zu bewältigen atten, in der Bundesrepublik Deutschland Regierungserantwortung übernahmen, freut sich die zweite große oalition – und mit einem angemessenen Gesichtsausruck auch der Bundesfinanzminister – über eine sehr obuste Aufschwungbewegung; das ist richtig. Aber iese Zahlen dürfen nicht missverstanden werden. Ich in für den Hinweis von Frau Hajduk sehr dankbar: Das st kein Wärmeofen, der es ermöglicht, auf weitere trukturreformen, die wir dringend brauchen, zu verichten. Darauf werde ich noch zurückkommen. Den Prognosen zufolge wird unsere Wirtschaft in dieem Jahr aller Wahrscheinlichkeit nach in einer Größenrdnung von 2,3 Prozent bis 2,5 Prozent wachsen, so tark wie selten in den letzten Jahren. Dass wir das aastrichtkriterium bereits in diesem Jahr deutlich erüllen werden – die Defizitquote Deutschlands wird irca 2,2 Prozent betragen, vielleicht sogar nur 2,1 Pro Bundesminister Peer Steinbrück zent – und dass wir im nächsten Jahr die Verschuldungsgrenze des Art. 115 des Grundgesetzes nach langer Zeit erstmals wieder einhalten werden, sind gute Nachrichten. Sie entsprechen den erklärten Zielsetzungen und Ankündigungen der großen Koalition. Ich erinnere mich, was für eine tobende Debatte wir bei der Einbringung dieses Haushaltes darüber geführt haben – das gilt übrigens auch für die Einbringung des Haushalts für das Jahr 2006 –, dass wir in diesem Jahr die Ausnahmeregelungen des Art. 115 des Grundgesetzes in Anspruch nehmen müssen. Ich denke, dass die Bundesregierung und die sie tragenden Koalitionsfraktionen im Hinblick auf Art. 115 des Grundgesetzes seinerzeit sehr richtig entschieden haben, um den Konjunkturaufschwung zu unterstützen. Als ein Finanzminister, der sich nicht ausschließlich auf eine fiskalische Sichtweise reduzieren lassen möchte, sondern der auch die Notwendigkeit sieht, dass Haushaltsund Finanzpolitik eine gestaltende Funktion haben sollten, ist für mich von größter Bedeutung, dass der stattfindende Aufschwung auch auf dem Arbeitsmarkt ankommt. Und das tut er. Fast eine halbe Million weniger Arbeitslose, ein Anstieg der Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse um 250 000, 825 000 als offen gemeldete Stellen und die erfreuliche Tendenz, dass wir von September auf Oktober 88 000 weniger ALG-II-Empfänger haben, das sind keine schlechten Zahlen, man darf sich darüber freuen. All dies bedeutet nicht nur eine Entlastung für die Sozialversicherung und die öffentlichen Haushalte, sondern es bedeutet vor allem soziale und gesellschaftliche Teilhabe, weniger Verlierer, weniger Verlustängste bei denjenigen, die wieder einen Job haben. Das ist gut für diese Menschen und deren Familien in der Bundesrepublik Deutschland. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


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(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Dr. Peter Struck [SPD]: Wohl wahr!)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Mehrfach – um einem Popanz gleich entgegenzuwir-
ken –, auch von dieser Stelle, habe ich darauf hingewie-
sen, dass ich es für genauso vermessen wie falsch hielte,
wenn dieser Konjunkturaufschwung von der Bundes-
regierung für sich allein reklamiert würde. Dies tut kei-
ner von uns, auch keiner aus den Koalitionsfraktionen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist gut!)


Doch unbeteiligt daran, Herr Koppelin, sind diese Bun-
desregierung, die große Koalition, und ihre Vorgänger-
regierung, die Regierung von Gerhard Schröder, auch
nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D ie Erfahrung lehrt übrigens: Immer dann, wenn die onjunktur gut läuft, gilt dies als Verdienst der Wirt chaft und immer dann, wenn die Konjunktur schlecht äuft, soll es die Schuld der Bundesregierung sein. as ist eine Theorie, die sehr häufig der Opposition zuuordnen ist. Ich nehme für diese Bundesregierung in der Tat in nspruch, dass wir gemeinsam einen wichtigen Beitrag ur Entwicklung der Konjunktur geleistet haben. Dieser obuste Konjunkturaufschwung ist auch ein Beleg dafür, ass die von uns entwickelte „Strategie der doppelten onlage“ – Konsolidierung und Impulse für Wachstum nd Beschäftigung – richtig gewesen ist, von Anfang n. Die Widerrede, die es gegeben hat, und die Kritik daan haben sich nicht bestätigt. (Ulrike Flach [FDP]: Welche Impulse? – Jürgen Koppelin [FDP]: Welche Impulse?)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Zum Beispiel das Investitionsprogramm mit einem
olumen von 25 Milliarden Euro, das eine Vielzahl von
rivaten Investitionen ausgelöst hat.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das Programm für Fliesenleger? – Gegenruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Koppelin sitzt gefrustet im Keller und nimmt die Wirklichkeit nicht wahr!)


rkundigen Sie sich einmal nach dem CO2-Gebäude-
anierungsprogramm! Erkundigen Sie sich einmal nach
en zusätzlichen 6 Milliarden Euro für Forschung und
ntwicklung! Alles nicht verkehrt, sondern alles richtig.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Deshalb sage ich mit einer Portion Selbstbewusstsein,
ber fern jeder Überheblichkeit: Diese Bundesregierung
at in ihrem ersten Jahr Managementqualitäten bewie-
en.


(Lachen der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und weiterer Abgeordneter des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ging schon beim Geist von Genshagen schief!)


Frau Hajduk, Sie lachen. Wenn ich mir anschaue, mit
elchen Managementfehlern und welchen Fehlentwick-

ungen wir es in den Führungsetagen mancher deutscher
nternehmen zu tun haben, wenn ich mir anschaue, mit
as für vielen sich widersprechenden Wirtschaftsexper-

isen wir pro Woche zu tun haben, wenn ich mir an-
chaue, wie undifferenziert und wie platt fordernd man-
he Verbände auftreten, und wenn ich mir anschaue, was
n vielen Medienberichten alles richtig zu stellen oder
it größerem Augenmaß zu versehen wäre, dann glaube

ch sagen zu dürfen: Diese Bundesregierung – die Politik
enerell – hat viel Anlass, Vorurteilen betreffend Sub-
tanz und Qualität ihrer Entscheidungen mit größerem
elbstbewusstsein entgegenzutreten und die Dinge rich-

ig zu stellen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Das wäre für das Vertrauen in die politischen Entschei-
dungsprozesse und das Vertrauen in staatliche Institutio-
nen nicht unwichtig, auch für die weitere Perspektive,
wie sich unser demokratisches Gemeinwesen entwickelt.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das weiß der SPDParteitag auch!)


Ja, etwas mehr Selbstbewusstsein im Angesicht der
Häme gegenüber denjenigen, die politische Verantwor-
tung tragen, wäre nicht schlecht.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr richtig! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Ich bleibe dabei: Der Verzicht auf zusätzliche Konso-
lidierungsmaßnahmen – über das hinaus, was wir ange-
kündigt haben – im laufenden Jahr war konjunkturpoli-
tisch gesehen richtig, genauso wie das von mir schon
apostrophierte Impulsprogramm. Einen konjunkturel-
len, also einen temporären wirtschaftlichen Aufschwung
politisch zu unterstützen, das ist das eine – eine Volks-
wirtschaft wieder auf einen dauerhaft höheren Wachs-
tumspfad zu führen, ist allerdings etwas anderes und
sehr viel schwieriger.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Genau dieses dauerhaft höhere Wachstum brauchen wir.
Denn ohne ein Erschließen des Wachstumspotenzials
wird es uns weder gelingen, die öffentlichen Haushalte
zu sanieren, noch, die sozialen Sicherungssysteme ro-
buster zu finanzieren, noch, die Arbeitslosigkeit wirk-
sam weiter zu bekämpfen.

Die wahrscheinlich wichtigste Erkenntnis, die wir aus
dem gegenwärtig erfreulichen Konjunkturaufschwung
ziehen sollten, lautet deshalb, dass die Strukturreformen
der letzten Jahre fortgesetzt werden müssen, damit wir
endlich wieder ein höheres Potenzialwachstum errei-
chen. Die Rendite solcher Maßnahmen erzielt man im-
mer mit einem gewissen Zeitverzug. Ich sage deshalb
voraus – dessen bin ich mir ziemlich sicher –, dass nach
einem solchen Zeitverzug auch die Rendite der heute
umstrittenen Reformmaßnahmen – ob es die Gesund-
heitsreform oder die Unternehmensteuerreform ist – er-
zielt wird.

Wir fragen uns sehr selbstkritisch, warum das durch-
schnittliche Potenzialwachstum der Bundesrepublik
Deutschland in den letzten Jahren geringer als in anderen
europäischen Ländern – auf außereuropäische Entwick-
lungen komme ich auch noch zu sprechen – gewesen ist.
Die Antwort darauf ist relativ simpel: weil andere euro-
päische Länder nach Lage der Dinge sieben bis acht
Jahre vor uns mit wichtigen Strukturreformen begonnen
haben und jetzt eine Rendite erzielen, sodass die freige-
setzten öffentlichen Mittel insbesondere in Bildung, For-
schung, Entwicklung und Infrastruktur investiert werden
können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Die letzten sieben Jahre waren also Renditekiller! – Gegenruf des Abg. Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Sieben Jahre vor 1998 hat er gemeint!)


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(C (D Für diejenigen, die hier sehr unbeweglich sind, kann an in diesem Zusammenhang vielleicht den Fürsten alina aus dem Roman „Der Leopard“ von di Lampedusa itieren, der sinngemäß gesagt hat: Wenn du vieles von em erhalten willst, was sich bewährt hat und was du chätzt, dann musst du einiges verändern. – Ich glaube, n dieser Situation ist unsere Republik. Bei dieser Gelegenheit will ich allerdings nicht nur uf die Länder innerhalb der Europäischen Union chauen – auf die Niederlande, auf die skandinavischen änder und übrigens auch auf Irland, wo sich erstaunlihe Entwicklungen vollzogen haben –, sondern ich öchte das Augenmerk des Hohen Hauses und der ge amten deutschen Öffentlichkeit sehr viel stärker auch uf die ungeheuer dynamische Entwicklung in anderen eltregionen lenken. Im September bin ich auf dem Treffen des Internatioalen Währungsfonds gewesen – einige von Ihnen waren abei: Herr Meister, Herr Michelbach und viele andere; us meiner Fraktion zum Beispiel Herr Spiller und Herr rüger – und gerade bin ich von dem G-20-Treffen aus ustralien gekommen, sodass ich nach meinem Empfinen im Augenblick eine Rede ungefähr zu Mitternacht alte. (Jürgen Koppelin [FDP]: Den Eindruck hatte ich gerade auch! – Joachim Poß [SPD]: Das ist keine schlechte Zeit! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Da kommt man schon einmal auf gute Ideen!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ja, da kommt man schon einmal auf gute Ideen. – In
en letzten Tagen bin ich auch in Dubai gewesen. Ich
ann Ihnen sagen: Bei diesen Besuchen habe ich eine
ngeheure Dynamik wahrgenommen. Diese und andere
taaten bauen große Finanzzentren auf. Sie entwickeln
eue Finanzmarktprodukte, um insbesondere auch Kapi-
alströme zu aktivieren.

In Dubai habe ich gelernt, was „Islamic Banking“
eißt. Man generiert dort völlig neue Finanzprodukte für
ngefähr 1,3 bis 1,5 Milliarden potenzielle Konsumen-
en in der islamischen Welt. Diese Länder bauen Contai-
erhäfen in der Größenordnung derer in Hamburg und
otterdam. Es geht um Logistik und die Infrastruktur
es Luftverkehrs. Sie investieren in Forschung und Ent-
icklung und in Bildung. Das heißt, Kapital-, Güter-
nd Know-how-Ströme werden in diese verschiedenen
eltregionen gelenkt.

Natürlich haben einige Länder davon Spielräume auf-
rund der augenblicklichen Hausse auf den Rohstoff-
ärkten, also sehr spezifischer Entwicklungen, und ich
ill gar nicht in Abrede stellen, dass es Ambivalenzen
ibt, dass vieles gar nicht auf die Bundesrepublik
eutschland übertragbar ist. Ich weiß auch, dass die Ur-

eile über das, was buchstäblich weltweit passiert, sehr
eit auseinander gehen. Wer aber glaubt, dies alles sei

rrelevant und für die Beantwortung der Frage zu ver-
achlässigen, wie wir unseren zukünftigen Wohlstand si-
hern können, der macht einen fatalen Fehler und streut
ns sehr viel Sand in die Augen.






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück

(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Ich glaube, wer den Bürgern vorgaukelt, sie könnten ihr
Wohlstandsniveau und das Niveau unserer sozialen
Wohlfahrt dadurch erhalten, dass im Wesentlichen alles
so bleibt, wie es ist, und dass wir uns nicht anstrengen
müssen, der flüchtet aus der Verantwortung für unser
Land.

Meine Damen und Herren, die große Koalition liegt
sehr gut im Zeitplan bezüglich der Umsetzung dessen,
was sie sich in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen
hat. Ich will mich nicht in Details verlieren, aber doch an
einige Punkte erinnern, weil es gelegentlich offenbar in
Vergessenheit gerät: erstens an die erste Stufe der Föde-
ralismusreform, zweitens an die Einführung des Eltern-
geldes, drittens an die Erhöhung des Renteneintrittsalters
auf 67 Jahre, viertens an die Blaupause der Unterneh-
mensteuerreform – ich komme noch darauf zurück –,
fünftens an die Fortentwicklung und Optimierung von
Hartz IV, sechstens an das Impuls- und Wachstumspro-
gramm, siebtens an die Hightechstrategie Deutschland
und achtens – last, not least – an die Gesundheitsreform,
so umstritten sie sein mag und so einseitig sie bewertet
wird. Herr Seehofer und Frau Schmidt haben mich übri-
gens daran erinnert, dass die Gesundheitsreform häufig
mit Begriffen bewertet wird, mit der auch alle vorherge-
henden Gesundheitsreformen in den früheren Jahren
schon bewertet wurden, was ein gewisses Licht auf die
Kritiker hier wirft.


(Ulrike Flach [FDP]: Vielleicht liegt das daran, dass es nicht besser geworden ist!)


Ich stelle dabei nicht in Abrede, dass der großen
Koalition nicht alles gelungen ist, dass manches hand-
werklich fehlerhaft ist, dass wir wahrscheinlich besser
kommunizieren müssen und dass vielleicht manche un-
serer Abstimmungsprozesse zu lange dauern. Ich ver-
hehle erst recht nicht, dass die große Koalition auch eine
Reihe von Entscheidungen getroffen hat, die nicht zur
Aufhellung der Stimmungslage der Bevölkerung beige-
tragen hat. Die Mehrwertsteuererhöhung war ein solches
Beispiel.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist wohl wahr!)


Das ist mir sehr bewusst.

Aber wenn die Regierung von einer Sache überzeugt
ist, dann muss sie Entscheidungen treffen und ihre
Gründe erklären. Genau dies ist die Aufgabe der großen
Koalition.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich halte mich dabei an eine Lebensweisheit von keinem
Geringeren als Winston Spencer Churchill, der gesagt
hat: „Wer die bessere Einsicht hat, darf sich nicht
scheuen, unpopulär zu werden.“

Die notwendige Konsolidierung der öffentlichen
Haushalte lässt sich nicht allein auf der Ausgabenseite
durch Haushaltskürzungen ermöglichen, Frau Hajduk.
Das wissen Sie genauso gut wie ich. Wir brauchen viel-
mehr strukturelle Verbesserungen auf der Einnahme-

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(C (D eite. Der Staat benötigt zur Erfüllung seiner Aufgaben ine strukturell abgesicherte Einnahmebasis oder er veriert seine Funktionsfähigkeit. ie meisten Menschen sind daran interessiert, dass unser taat funktionsund handlungsfähig ist. Der Dreiklang von Steuersenkung, null Neuverschulung und Erhöhung öffentlicher Investitionen, der geleentlich vonseiten der FDP zu vernehmen ist, kann nur uf den Oppositionsbänken angestimmt werden, aber icht im politischen Alltag einer Exekutive oder einer egierungspartei. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall des Abg. Ortwin Runde [SPD])


Ein zentrales Element unserer finanzpolitischen Ge-
amtstrategie ist die Unternehmensteuerreform. Was
ir als Blaupause vorgelegt haben, ist ein Beleg für die
estaltungskraft und Gestaltungsfähigkeit der großen
oalition. Die vorgeschlagene Reform ist eine Investi-

ion in unser Land. Denn mit ihr schaffen wir eine im
nternationalen Vergleich attraktive Unternehmensbe-
teuerung und gleichzeitig ein Steuerrecht, das Steuer-
mgehung zulasten des Fiskus und der Finanzierung öf-
entlicher Aufgaben in Deutschland unattraktiv macht.

Inzwischen bescheinigt uns eine Reihe früherer Kriti-
er, dass unser Konzept die deutsche Wirtschaft wird
ördern können. Im internationalen Standortvergleich
achen wir einen großen Sprung nach vorne.

Wenn durch diese Reform das Investieren in Deutsch-
and wieder attraktiver wird, dann profitieren hiervon
lle: diejenigen, die wieder Arbeit bekommen, und der
esamtstaat, dem höhere Einnahmen zur Verfügung ste-
en. Allein darum geht es. Es geht nicht um Steuerge-
chenke. Dieser Begriff dient nur dem Zweck, die Unter-
ehmensteuerreform zu diskreditieren.

Um es klipp und klar zu sagen: Durch diese Reform
ekommt niemand etwas geschenkt. Mit dieser Reform
tellen wir vielmehr sicher, dass die Unternehmen auch
n Zukunft einen angemessenen Anteil zur Finanzierung
er Staatsaufgaben beitragen, gerade auch auf der kom-
unalen Ebene, die als Träger öffentlicher Investitionen

on erheblicher Bedeutung ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Genauso klar ist: Die Unternehmensbesteuerung un-
erändert zu lassen, um sich gegen die Kritik vertei-
ungspolitischer Natur zu wappnen, die unter Hinweis
uf Zumutungen an anderer Stelle anführt, die Reform
ehöre nicht in die jetzige Zeit, ist für Deutschland die
ngünstigste Variante. Denn dies würde uns in Deutsch-
and jährlich Steuereinnahmen, Arbeitsplätze und Inves-
itionen kosten und zusätzliche Investitionen ins Ausland
bdrängen. Der unsägliche Kapitalabfluss, unter dem wir
chon jetzt zu leiden haben, ginge weiter.

Allerdings – das weiß jeder Steuerpolitiker – lassen
ich anfängliche Steuermindereinnahmen nicht vermei-
en, wenn man Steuersätze mit sofortiger Wirkung senkt






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
und die Bemessungsgrundlage mit einer nachlaufenden
Wirkung zu erweitern versucht. Das ist der entschei-
dende Punkt. Wir haben im Parteirat der SPD mit dieser
Darlegung keine Schwierigkeiten, Herr Koppelin.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Aha! Erzählen Sie mal!)


– Dann machen Sie sich die Schwierigkeiten in der Ar-
gumentation noch zueigen!


(Lachen des Abg. Jürgen Koppelin [FDP] – Ulrike Flach [FDP]: Gerne!)


Wir haben höhere Steuereinnahmen. Das ist die gute
Nachricht. An den Grundproblemen der öffentlichen
Haushalte hat sich dadurch aber nichts geändert.
Deutschland hat nach wie vor 1 500 Milliarden Schul-
den. Die jährlichen Zinsbelastungen des öffentlichen
Haushaltes betragen 40 Milliarden Euro. Die Nettokre-
ditaufnahme beträgt dieses Jahr 30 Milliarden Euro. Das
heißt, wir geben einen Großteil der finanziellen Mittel
für gegenwärtige Bedürfnisse statt für Investitionen in
unsere Zukunft aus. All dies engt den Handlungsspiel-
raum dieses Parlamentes und der Politik in Deutschland
in Zukunft dramatisch ein.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Die erfreuliche Entwicklung in diesem Jahr ist eben
nicht der politische bzw. der fiskalische Urknall, mit
dem die Haushaltsprobleme auf einen Schlag gelöst wer-
den. Deshalb kann es nur eine weitere Marschrichtung
geben: Auch zukünftig muss konsolidiert werden.

Die ökonomischen und verteilungspolitischen Argu-
mente derjenigen – das sage ich in Richtung der linken
Seite dieses Hauses –, die in einer zunehmenden Staats-
verschuldung eine Art Münchhausentrick sehen, mit
dem man sich am eigenen Haarschopf wieder aus dem
Sumpf zieht, teile ich nicht.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Wir haben unsere Einnahmevorstellungen dargelegt!)


Ich komme darauf gleich noch in einem Satz zu spre-
chen, weise aber schon jetzt darauf hin, dass verteilungs-
politisch gesehen eine wachsende Verschuldung das Un-
gerechteste ist, was es gibt, weil sie eine Verschiebung
zugunsten der Kapitalbesitzer und zulasten der „norma-
len“ Steuerzahler zur Folge hat.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das ist das größte Umverteilungsprogramm, das man
sich vorstellen kann.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Aber genau gegen eine solche Verschuldung haben wir uns ausgesprochen!)


– Nein. Sie machen Vorschläge, die Mehraufwendungen
in einer Größenordnung von 20 Milliarden bzw. sogar
25 Milliarden Euro zur Folge haben. Sie wollen das über
Steuererhöhungen gegenfinanzieren. Wenn man Ihren
Vorschlägen folgen wollte und eine Refinanzierung al-
leine über die Einkommensteuer vornähme, dann müsste
der Spitzensteuersatz auf sage und schreibe 73 Prozent
erhöht werden. Das alles ist außerhalb jeder Proportion

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(C (D nd jeder Balance, dass Sie es mir bitte nicht übel nehen, wenn ich darauf erst bei unseren nächsten Gesprä hen im Haushaltsausschuss bzw. Finanzausschuss eher m Rande eingehe und nicht hier. Wir haben uns entschlossen, mit der Senkung der ettokreditaufnahme ein deutliches Signal zu setzen. s ist die geringste seit der deutschen Wiedervereiniung. Es gibt gegenläufige Entwicklungen, die man in iner haushaltspolitischen Debatte durchaus anerkennen ollte, insbesondere dass der Aussteuerungsbetrag korriiert werden muss oder dass wir mit den Kommunen eien Kompromiss gefunden haben, der im Vergleich zum aushaltsentwurf 2,3 Milliarden Euro mehr kostet. Das ollte man bei dieser Gelegenheit erwähnen, damit die estaltungsspielräume nicht als uferlos dargestellt weren. Ich halte es aber für einen sehr wichtigen Beitrag, ass uns beides gelingt: eine deutliche Senkung der Neuerschuldung und gleichzeitig eine Rückführung der ohnnebenkosten. Beides ist Zielsetzung dieser Bundes egierung; beides machen wir. Dazu trägt insbesondere ie Senkung des Arbeitslosenversicherungsbeitrags von ,5 auf 4,2 Prozent wesentlich bei. In allem zeigt sich erneut – aus Zeitgründen kann ich arauf nicht näher eingehen –, dass die Vorschläge der pposition im Wesentlichen sehr virtueller Art sind. Bei er Linken habe ich es allein mit dem Hinweis auf die nwucht zwischen den geforderten Mehrausgaben und en Steuererhöhungen, die dieser Republik auferlegt erden sollen, deutlich zu machen versucht. Das Glei he gilt für die FDP. Herr Koppelin, Sie halten Ihr „Libeales Sparbuch“ in jeder haushaltspolitischen Debatte och – obwohl ich den Eindruck habe, dass es das vom etzten Jahr ist. (Heiterkeit bei der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Nein, ich überreiche es Ihnen gleich: „Liberales Sparbuch 2006“!)


Dann ist es ein neues. Sie sind jedenfalls im letzten
ahr zur Regierungsbank gekommen und haben es mir
berreicht, damit es ein schönes Foto gibt. Das ist auch
inn der Sache. Das kann man respektieren. Herr
oppelin, ich nehme das Buch nachher gern entgegen,
amit es nicht am Foto fehlt.


(Heiterkeit bei der SPD)


Ich habe in meiner ersten Rede zum Haushalt 2007
esagt – ich setze zum Schlusssprung an –, dass es nicht
lleine Aufgabe des Finanzministers ist, eine Haushalts-
nd Finanzpolitik zu betreiben, die uns Spielräume für
ie Zukunft erschließt und unseren Vorstellungen von
enerationengerechtigkeit entspricht. Das ist vielmehr

ine Aufgabe des gesamten Kabinetts, aller Fachpoliti-
er und übrigens auch der Bundesländer.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606501200

Herr Bundesminister, sind Sie bereit, eine Zwischen-

rage des Kollegen Kuhn zu beantworten?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1606501300

Nein. Ich habe nur noch eine halbe Minute Redezeit.

as schaffe ich nicht mehr.






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Die Haushalte der Länder und Kommunen entwickeln
sich deutlich besser. Das erwähne ich, um an dieser
Stelle denjenigen Zuhörern entgegenzuwirken, die an-
nehmen, dass der Bund eine Art Melkkuh sei und bei ei-
nem Kompromiss immer nur für das Draufzahlen zu-
ständig. Das funktioniert auf Dauer nicht mehr. Wenn es
Regierungschefs in den Ländern gibt, die im Zusammen-
hang mit dem Karlsruher Urteil zur Verfassungsklage
Berlins darauf hinweisen, es gehe den Bund nichts an,
wie die Länder ihre Haushalte aufstellten, dann kann
man das als Einladung an den Bund verstehen, zukünftig
auf seine Leistungen im vertikalen Finanzausgleich zu
verzichten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ein interessanter Vorschlag!)


– Richtig, das ist ziemlich doppeldeutig. – Ich glaube
deshalb, dass eine Neuformulierung des Art. 115 des
Grundgesetzes bei der Föderalismusreform II eine große
Rolle spielen sollte.

Abschließend: Ich glaube, dass die große Koalition
wichtige Wegmarken gesetzt hat, um unser Land zu-
kunftsfähiger zu machen. Die aktuelle, günstige kon-
junkturelle Entwicklung wird keine Ausrede dafür sein,
bei der Sanierung der Staatsfinanzen nachzulassen. Die
Bürgerinnen und Bürger sind – ich behaupte: zu Recht –
zu ermuntern, in Zukunft mehr eigene Vorsorge für Al-
ter, Pflege und Gesundheit zu betreiben. Aber dies setzt
voraus, dass dann von der Politik glaubhaft deutlich ge-
macht wird, dass sie sich entsprechend verhält und Zu-
kunftsperspektiven nicht durch die Befriedigung von
Gegenwartsinteressen verspielt.

Die große Koalition wird ihren erfolgreichen Weg in
der Steuer- und Finanzpolitik fortsetzen. Ich glaube, dass
dieser Anspruch auch durch den von meinem Hause vor-
gelegten Haushaltsentwurf im Sinne einer gestaltenden
Finanzpolitik belegt werden kann. Ich freue mich auf die
weiteren Beratungen und bin dankbar, dass der Haus-
haltsausschuss bisher mit dem Bundesministerium so er-
folgreich zusammengearbeitet hat.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir wollen das fortsetzen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606501400

Das Wort hat der Kollege Dr. Hermann Otto Solms

für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP – Abg. Koppelin [FDP] überreicht Bundesminister Steinbrück das „Liberale Sparbuch 2006“ – Heiterkeit)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606501500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich wollte die Übergabe dieses Buches nicht un-
terbrechen. Das ist eine stolze Arbeit unserer Haushälter,
die über 500 Einzelvorschläge zum Einsparen vorlegen.

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(C (D onkreter kann eine Opposition gar nicht arbeiten, Herr undesfinanzminister. Das hätten Sie anerkennen sollen. it einem Einsparvolumen von 8,6 Milliarden Euro teckt hier richtig etwas dahinter. Der Sachverständigenrat hat sein Gutachten mit der ussage überschrieben: „Widerstreitende Interessen – ngenutzte Chancen“. Besser kann man das Verhalten er Bundesregierung gar nicht darstellen. Die Kollegin ückert hat das kurz in der Aussage zusammengefasst: ute Lage, schlechte Regierung. – Knapper und treffener kann man es nicht sagen. Ich finde, das ist eine gute ormulierung. Und diese Aussage zieht sich jetzt durch die Debatte. s fehlt die ökonomische Grundleitschnur, die Orientie ung, wohin es gehen soll. Herr Bundesfinanzminister, ie haben nach meinem Ermessen heute eine sehr ehrlihe Rede gehalten und haben auch auf unangenehme inge hingewiesen. Sie haben angekündigt, dass weitere trukturelle Änderungen im Haushalt auf der Ausgabeneite vorgenommen werden müssten. Sie haben sich soar lernfähig gezeigt, indem Sie heute erstmals zugegeen haben, dass die Haushaltsprobleme nicht alleine auf er Einnameseite liegen. Bislang haben Sie nämlich in llen Haushaltsdebatten gesagt, das Haushaltsproblem ei allein ein Problem der Einnahmeseite. Das ist eine undamentale Veränderung in Ihrer Aussage. Vielen ank, dass Sie das gemacht haben! Das war ehrlich und uch mutig. ch hatte allerdings den Eindruck, dass viele gerade der hrlichen Aussagen insbesondere an Ihre eigene Frakion gerichtet waren, eil Sie das Problem haben, dort nicht die notwendige nterstützung zu finden. Wenn Sie allerdings unterstel en wollen, dass diese Bundesregierung an dem Konunkturaufschwung ursächlich beteiligt gewesen ist, ann ist das schon eine recht kühne Aussage; denn das ann gar nicht sein, weil fast alle Maßnahmen, die Sie eschlossen haben, erst ab 1. Januar nächsten Jahres in raft gesetzt werden. Die positive Entwicklung der Konjunktur mit den ereblich höheren Steuereinnahmen, die Ihren Haushalt etzt so entlasten, sind auf Maßnahmen in den vorangeangenen Jahren zurückzuführen, die die Angebotsbeingungen deutlich verbessert und damit für eine wachsumsorientierte Politik gesorgt haben. Dazu gehört usdrücklich die Steuersenkung im Rahmen der ichelschen Steuerreform, dazu gehören aber auch die oderaten Tarifabschlüsse und natürlich die Anpas ungsmaßnahmen, die die Wirtschaft selbst vorgenomen hat. Das wirkt jetzt deutlich. Deswegen ist die Aus age, es sei eine Lebenslüge, dass niedrigere Steuern zu ehr Wachstum führen müssten, falsch; gerade hier be ommen wir den Beweis, dass eine niedrigere Besteueung Wachstum fördert. Dr. Hermann Otto Solms Das Problem dieser Regierung ist aber die Uneinigkeit, sind die widerstrebenden Interessen. Nun haben Sie, Herr Bundesfinanzminister, von den „Managementqualitäten“ der Bundesregierung gesprochen. Man muss schon eine gewisse schauspielerische Begabung haben, wenn man so etwas verkünden kann, ohne dabei selbst lachen zu müssen. Bei der Diskussion über die Gesundheitsreform oder über die Arbeitsmarktreformen war von Managementqualitäten nicht viel zu spüren. Da ging es wirklich drunter und drüber. Der Sachverständigenrat spricht von einem Zick-ZackKurs, der natürlich zu entsprechenden Konsequenzen und Unsicherheiten in der Öffentlichkeit führt. Zurück zum Sparen. Es ist richtig: Sparen ist notwendig. Sie sparen auch hart und konsequent, aber Sie sparen beim Bürger und nicht beim Staat. Der Bürger zahlt die Zeche. Das ist doch das Problem. Wir werden im nächsten Jahr Steuermehreinnahmen in Höhe von 27 Milliarden Euro gewärtigen, also eine Abschöpfung von Kaufkraft in dieser Größenordnung in Kauf nehmen müssen. Diese Zahl steigt bis zum Jahre 2010 gleichmäßig an auf 39 Milliarden Euro, die der Staat mehr abkassiert. Das bedeutet mehr Belastung für die Bürger und die Unternehmen, weniger Kaufkraft, weniger Investitionsmittel. Damit werden Sie die jetzt aufblühende Konjunktur im nächsten Jahr so dämpfen, dass Sie in wenigen Jahren wieder vor Haushaltslücken stehen werden, die Sie heute noch gar nicht vorhersehen können. Wir brauchen eine ökonomische Leitschnur, und die kann nur lauten: Wir müssen eine wachstumsorientierte Angebotspolitik betreiben und die Kosten für Arbeit und Investitionen deutlich senken, damit durch Wachstum mehr Arbeitsplätze entstehen können und dann auch wieder mehr Steuereinnahmen erzielt werden. Nur so können die Haushaltsprobleme gelöst werden. Aber die Belastungen beim Bürger steigen weiter, die betrieblichen Bündnisse für Arbeit sind vergessen, die Liberalisierung des Kündigungsschutzes ist passé, die langfristige Absenkung der Lohnzusatzkosten ist Schnee von gestern, zu einer tragfähigen Gesundheitsreform ist Fehlanzeige zu vermelden. So kann es natürlich nicht weitergehen. Würden Sie hier die strukturellen Maßnahmen, die Sie ankündigen, dann auch durchführen, wäre das schön und gut. Zur Steuerpolitik ist zusammenfassend zu sagen: Ein klarer Kurs fehlt. Es geht nicht nur um Entlastung, sondern es geht um Vereinfachung und um Verständlichkeit, damit die Bürger die Gesetze wieder akzeptieren können. Der Bundesfinanzhof schlägt Ihnen in einem Urteil Ihre Gesetze um die Ohren: Gemessen an den vom BVerfG aufgestellten Grundsätzen verletzen die … Vorschriften den Grundsatz der Normenklarheit; denn sie sind W w s s s d D d F k w d b b Ü u l W S a l B D g B f n e g D F (C (D sprachlich unverständlich, widersprüchlich, irreführend, unsystematisch aufgebaut und damit in höchstem Maße fehleranfällig. ie sollen die Bürger denn die Steuergesetze ehrlich anenden, wenn sie überhaupt keine Möglichkeit haben, ie wirklich zu verstehen? Jetzt kommt die größte Dreistigkeit und Unverchämtheit: Im Jahressteuergesetz hat die Koalition bechlossen, dass die Bürger für verbindliche Auskünfte es Finanzamts auch noch Gebühren zahlen müssen. (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine Frechheit, so etwas!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


as bedeutet: Der Normengesetzgeber bleibt so unklar,
ass der Bürger nicht weiß, wie er sich verhalten soll.
ragt er dann das Finanzamt, bekommt er dort eine Aus-
unft nur, wenn er dafür auch noch Gebühren zahlt, ob-
ohl doch jeder weiß, dass die Finanzverwaltung aus
em Steueraufkommen, das wir täglich selbst erbringen,
ezahlt wird.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606501600

Kollege Solms, sind Sie bereit, eine Zwischenfrage zu

eantworten und auf diese Art und Weise gleich die
berziehung der Redezeit auszugleichen?


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606501700

Ja, bitte schön.


Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1606501800

Herr Kollege Solms, ich teile Ihre Einschätzung, dass

nsere Gesetze und Vorschriften zu kompliziert formu-
iert sind.


(Beifall bei der FDP)


enn die Bürger nicht mehr verstehen, was staatliche
tellen formulieren, dann kostet das nicht nur mehr Geld
ufgrund der Nachfragen, sondern dann führt das natür-
ich auch zu einem noch stärkeren Vertrauensverlust der
ürger gegenüber den staatlichen Stellen.


(Beifall bei der FDP)


eshalb hat die große Koalition sich dazu durchgerun-
en, ein Projekt für verständlichere Sprache beim
undesministerium der Justiz anzusiedeln, und hat hier-

ür auch Gelder in den Haushalt 2007 eingestellt. Kön-
en Sie mir nach dem, was Sie eben gesagt haben, jetzt
rklären, warum die FDP einen Antrag eingebracht hat,
erade diese Gelder zu streichen?


(Beifall bei der CDU/CSU)


as ist für mich völlig unverständlich.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1606501900

Diese Information geht schon insoweit fehl, als die

DP-Fraktion als einzige Fraktion hier im Deutschen






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms
Bundestag ein neues Steuergesetz vorgelegt hat, welches
in einfacher, deutlicher und klar verständlicher Sprache
abgefasst ist


(Widerspruch bei der SPD)


und dazu führt, dass aus heute 475 Seiten reinem Geset-
zestext nur noch 33 Seiten werden.


(Beifall bei der FDP)


Damit haben wir ein Beispiel gesetzt, dem Sie folgen
sollten. Im Übrigen bin ich nicht der Meinung, dass Fra-
gen der deutschen Sprache vom Justizministerium zu be-
handeln sind. Dort pflegt man nur eine Rechtssprache.
Wir brauchen aber eine allgemein verständliche Sprache,
also eine Sprache, die jeder Bürger versteht.


(Beifall bei der FDP)


Ich komme zum Schluss. Die große Koalition hat ih-
rer Arbeit das Motto „Lasst uns mehr Freiheit wagen!“
vorangestellt. Auch Steuern sind ein Freiheitsthema.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Nicht für den, der zahlt!)


Durch Steuerentlastungen können Sie den Bürgern mehr
Möglichkeiten geben, ihr Leben so zu gestalten, wie sie
es für richtig halten: Sie können mehr Vorsorge betrei-
ben, mehr konsumieren, mehr investieren. Geben Sie
den Bürgern mehr Freiheit, auch finanzieller Art, damit
sie ihr Leben so gestalten können, wie sie es für richtig
halten, und nicht, wie es die Administration für richtig
hält.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606502000

Das Wort hat der Kollege Steffen Kampeter für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1606502100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die Bundesregierung und die große Koalition
sind seit etwa einem Jahr an der Arbeit. Wenn ich einen
Vergleich zu der Vergangenheit ziehe, dann komme ich
zu dem Ergebnis, dass diese Haushaltsberatungen unter
wesentlich veränderten Rahmenbedingungen stattfinden.
Wir erleben in unserem Land einen, bezogen insbeson-
dere auf die wirtschaftliche Sphäre, großen Stimmungs-
umschwung sowohl bei den Investoren als auch bei den
Konsumenten.


(Lachen des Abg. Ulrich Maurer [DIE LINKE])


Die Kollegin von den Grünen hat zu Recht darauf hinge-
wiesen, dass das Wirtschaftswachstum eines der ersten
Ergebnisse dieses Stimmungsaufschwungs ist. Das Brut-
toinlandsprodukt steigt stärker als das Potenzialwachs-
tum. Dieses Wirtschaftswachstum basiert, anders als in
den vergangenen Jahren, nicht allein auf einer besonders

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(C (D uten Exportleistung; vielmehr stärken die Bürgerinnen nd Bürger dieses Landes den Binnenkonsum. Diese positive Entwicklung – sie ist der Rahmen für iese Haushaltsberatungen – macht sich auch auf dem rbeitsmarkt bemerkbar. Die Arbeitslosigkeit sinkt. Jeen Tag gibt es mehr sozialversicherungspflichtige Bechäftigung in diesem Land. Es kann zu einer Trendende auf dem Arbeitsmarkt kommen, wenn wir mit ieser Entwicklung in den nächsten Wochen und Monaen klug umgehen. Die Steuerschätzung vom 3. November war zum ersen Mal seit vielen Jahren kein Tag der Furcht vor droenden Steuerausfällen, sondern ein Tag der Zuversicht, eil wir das Ergebnis der Vorjahresschätzung übertrof en haben und die Einnahmesituation der öffentlichen aushalte sich entspannt hat. Ich will dem zentralen Argument der Kolleginnen und ollegen von der FDP einige Fakten entgegenhalten. ie beiden Redner der FDP haben den Eindruck ereckt, dies alles werde durch eine steigende Steuerund bgabenlast finanziert. Sie sind relativ rasch dabei zu agen, hier werde abkassiert. Tatsache ist, dass die EU-Kommission – nachzulesen n der heutigen Ausgabe der „Financial Times Deutschand“ – eine mittelfristige Analyse der Steuerund bgabenquote in der Bundesrepublik Deutschland vorelegt hat. Nicht nach Zahlen des Finanzministeriums, ondern nach Zahlen der EU-Kommission dürfte die teuerund Abgabenquote im nächsten Jahr inklusive er Mehrwertsteuererhöhung ungefähr auf dem Niveau ieses Jahres liegen, nämlich bei 43,6 Prozent. amit liegt sie 3 Prozentpunkte niedriger als zu Beginn ieses Jahrzehnts. Die Steuerund Abgabenquote sinkt m Trend. Das steht im fundamentalen Widerspruch zu hrem – wider besseres Wissen – hier vorgetragenen Arument, hier werde abkassiert und die Steuern und Ababen würden in die Höhe getrieben. Das Gegenteil ist ichtig. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Weil wir wieder Wachstum haben!)


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Bei dieser Entwicklung hilft insbesondere, dass wir
ns in einem stabilen weltwirtschaftlichen Umfeld befin-
en. Der in dieser Woche verstorbene Milton Friedman
at vielen Politikern und vielen Wissenschaftlern eine
ehr solide Vorsicht gegenüber Inflation beigebracht.
as internationale Leitbild orientiert sich an inflationsar-
em Wachstum. Unsere Geldpolitik ist koordiniert, aber

nabhängig, sodass auch unsere Zinsentwicklung im
ugenblick absolut moderat ist. Die Wachstumserwar-

ungen der Weltwirtschaft sind positiv.

Ich will an dieser Stelle ausdrücklich hervorheben,
ass nach Auffassung der großen Koalition insbesondere
ie binnenwirtschaftliche Entwicklung etwas damit zu
un hat, dass wir die in Art. 115 des Grundgesetzes
erankerte Ausnahmeregelung für den Etat 2006 in
nspruch genommen haben. Wir hätten ansonsten die






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts
durch eine 20 Milliarden Euro schwere Bremse hervor-
gerufen. Stattdessen haben wie die ersten Erträge dieser
positiven Entwicklung eingefahren:


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mühsame Krücke!)


So konnten wir die Nettokreditaufnahme um 25 Prozent
gegenüber unseren ursprünglichen Erwartungen senken.
Die Inanspruchnahme dieser Ausnahmeregelung hat uns
insgesamt nach vorne gebracht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es gibt auch eine Reihe von Risiken. Der Bundes-
finanzminister hat sie in seiner Rede zur Einbringung
des Haushaltes hier sehr klar und offen benannt. Diesen
Risiken begegnen wir, indem wir bei unseren Reformbe-
mühungen beherzt voranschreiten, und zwar gemäß dem
Dreiklang von Konsolidieren, Investieren und Reformie-
ren.

Als Erstes nenne ich die Arbeitsmarktreform. Al-
lein in dieser Woche sind im Rahmen einer Organisa-
tionsreform bei der Bundesagentur für Arbeit 600 Stel-
len in die Vermittlung umgeschichtet worden, um die
Effizienz der Arbeitsmarktverwaltung in Deutschland
noch stärker zu verbessern.

Ein schwieriges Reformprojekt des Bundesarbeits-
ministers Müntefering, nämlich die Rente mit 67, steht
unmittelbar vor dem Abschluss. Diese Lebensarbeits-
zeitverlängerung, die zur Ausbalancierung von Beitrags-
und Rentenzahlungen dringend notwendig ist, werden
wir vorantreiben.

Im nächsten Jahr werden wir die Pflegeversiche-
rungsreform angehen.

Wir haben – der Bundesfinanzminister hat zu Recht
darauf hingewiesen – im unternehmensteuerlichen Be-
reich zwei wichtige Reformvorhaben vor uns: einmal die
Unternehmensteuerreform im engeren Sinne und zum
anderen die Erbschaftsteuerreform. Beides machen
wir deswegen, weil wir Arbeitsplätze in Deutschland
halten wollen. Das ist das einzige und wichtigste Ziel. Es
geht uns nicht um einen Steuerwettbewerb nach unten,
wie es die Linken nennen, sondern darum, Arbeit in
Deutschland wettbewerbsfähig und Investitionen renta-
bel zu machen. Das ist das Anliegen dieser Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Außerdem werden wir die Gesundheitsreform ver-
abschieden. Ich war schon einigermaßen erstaunt, Frau
Kollegin Hajduk, dass Sie heute den Vorschlag gebracht
haben, die Gesundheitsreform zumindest in Teilen zu
verschieben. So wurde in den vergangenen Jahren he-
rumgewurschtelt: Wenn ein Problem auftrat, wurden Re-
formen verschoben. Seitdem Ihre Partei nicht mehr in
der Regierungsverantwortung steht, verschieben wir
nicht Reformen, sondern machen sie. Das ist das Mar-
kenzeichen der großen Koalition.


(Beifall bei der CDU/CSU – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


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(C (D Ich war etwas amüsiert – das will ich ehrlich sagen –, ls der Kollege Koppelin hier vorgetragen hat, dass er es icht gut findet, dass wir nach einem Jahr große Koaliion die Öffentlichkeit im Rahmen einer Anzeigenkamagne über die ersten Erfolge informieren. In Nordhein-Westfalen regieren wir gemeinsam mit Ihrer artei, Herr Kollege Koppelin. Nach einem Jahr erfolgeicher Regierungskoalition zwischen Union und FDP ar es auch ein Anliegen der dortigen FDP, darüber zu nformieren. Ich finde, es ist das gute Recht einer jeden egierung, dann, wenn es gut läuft – in Nordrhein-West alen läuft es ebenso gut wie in der großen Koalition –, ie Menschen nach einer gewissen Zeit darüber zu inforieren. Ich finde, Sie sollten das Recht, das sich die DP in Nordrhein-Westfalen herausnimmt, der großen oalition nicht absprechen. Seien Sie doch diesbezüg ich etwas großzügiger, Herr Kollege Koppelin. (Beifall bei der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Gilt das auch für die neue Arbeitslosengeldregelung?)


(Widerspruch bei der SPD)


Mit dem Haushalt 2007 werden wichtige und zentrale
nliegen der großen Koalition umgesetzt. Die Union

indet sich in dieser Politik wieder.

Erstens. Wir legen Ihnen im Entwurf – wir werden
uch für den entsprechenden Vollzug sorgen – einen ver-
assungsgemäßen Haushalt vor. Das ist das erste Mal
eit dem Jahre 2001. Dabei haben wir es im Rahmen der
aushaltsberatungen sogar geschafft, den Vorsprung der

nvestitionen vor den aufgenommenen Schulden, also
ie Verfassungsgemäßheit, noch um einige hundert Mil-
ionen Euro auszubauen. Dieser Haushalt ist verfas-
ungsfest.

Zweitens haben wir in den Beratungen der Konsoli-
ierung einen eindeutigen Vorrang eingeräumt. Es ist
ns gelungen, noch über die selbstgesteckten Konsoli-
ierungsziele hinauszugehen. Wir senken die Nettokre-
itaufnahme, Frau Kollegin Hajduk, sehr viel stärker
b, als ursprünglich im Regierungsentwurf vorgesehen.
ir nutzen die ersten Renditen der Politik der großen
oalition, die sich in steigenden Steuereinnahmen zei-
en, vor allen Dingen für die Absenkung der Nettokre-
itaufnahme in diesem und im nächsten Jahr. 19,58 Mil-
iarden Euro stellen die niedrigste Nettokreditaufnahme
eit der Wiedervereinigung dar.

Sie, Frau Kollegin Hajduk, haben die Überarbeitung
er mittelfristigen Finanzplanung eingefordert. Die
ächste muss nach dem Gesetz im Frühjahr im Zusam-
enhang mit der Aufstellung des Etatentwurfs für 2008

orgelegt werden. Wir werden selbstverständlich die
euen erfolgreicheren Einsparoptionen der großen Ko-
lition darlegen. Der Bundesfinanzminister steht darüber
inaus gegenüber der EU-Kommission in der Pflicht, in
en nächsten Wochen so etwas wie eine vorläufige Linie
ufzuzeigen. Ich finde, es ist kein Anlass für Kritik, dass
ir besser sind, als wir vor einem Jahr gedacht haben.
ir sollten es gemeinsam als Anlass zur Freude nehmen,

ass es jetzt Überarbeitungsbedarf in der mittelfristigen
inanzpolitik gibt.






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


In diesem Zusammenhang weise ich auf das Treffen
am 3. November hin, bei dem sich die Spitzen der Koali-
tion und der Regierung, assistiert von den beiden haus-
haltspolitischen Sprechern, mit dem Ergebnis der Steuer-
schätzung auseinander gesetzt haben. Die Beschlüsse,
die wir an jenem Vormittag getroffen haben, haben uns
zweierlei bewiesen: Erstens ist die große Koalition hand-
lungsfähig und zweitens ist sie konsolidierungswillig.


(Ulrike Flach [FDP]: Willig, nicht fähig!)


Das sind doch eigentlich gute Botschaften. Ich kann da-
her die hier vorgetragene Kritik, dass Finanzgipfel, wie
es manche genannt haben, überflüssig seien, nicht ver-
stehen. An jenem Tag sind wichtige Konsolidierungsim-
pulse, auch für die nachfolgende Generation, gesetzt
worden und diese sollten wir ausdrücklich und positiv
hervorheben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Insbesondere haben wir an jenem Tag die Lohnzu-
satzkosten durch die Reduzierung des Arbeitslosenver-
sicherungsbeitrags in einem Schritt um 2,3 Prozent-
punkte abgesenkt. Damit werden wir jetzt den
niedrigsten Arbeitslosenversicherungsbeitrag, Herr Kol-
lege Müntefering, seit, wie ich glaube, 20 Jahren auswei-
sen. Wir setzen da – das ist ein Zusammenspiel der gro-
ßen Koalition – einen wichtigen Impuls für mehr
Wachstum und Beschäftigung. Wir geben den Bürgerin-
nen und Bürgern, den Unternehmen und den Arbeitneh-
merinnen und Arbeitnehmern mit diesem Schritt in abso-
luten Zahlen 16 Milliarden Euro zusätzliche Kauf- und
Investitionskraft zurück.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Nachdem ihr ihnen vorher alles weggenommen habt!)


Das, Herr Kollege Solms, sollten Sie in Ihren Reden
nicht verschweigen, auch die Entlastungswirkungen
nicht, die das für die Bürgerinnen und Bürger bedeutet.
Dies ist ein gutes Signal für Wachstum und Beschäfti-
gung in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Staatsquote, meine sehr verehrten Damen und
Herren, sinkt. Der Staat nimmt die Bürger weniger in
Anspruch. Das ist im Übrigen auch ein Kernanliegen li-
beraler Finanz- und Steuerpolitik. Die Staatsquote sinkt
kontinuierlich. Ich zitiere noch einmal die „Financial
Times Deutschland“: „EU lobt sinkende deutsche Staats-
quote“. Mit Blick auf die Reden der FDP kann ich nur
sagen: Wenigstens an diesem Punkt könnten Sie uns ein-
mal ein bisschen unterstützen. Es ist nicht immer ganz
einfach, in einer großen Koalition eine sinkende Staats-
quote durchzusetzen.


(Ulrike Flach [FDP]: Das ist wohl wahr!)


Aber wir werden die Staatsquote am Ende dieser Le-
gislaturperiode – in dieser Frage weiß ich mich mit dem
Bundesfinanzminister einig – auf das Niveau unmittel-
bar vor der Wiedervereinigung, zur Zeit Gerhard

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(C (D toltenbergs, absenken können, auf unter 44 Prozent, enn wir konsequent an diesem Konsolidierungsund parkurs festhalten. Das wäre ein großer Erfolg, auch im inne der Liberalen; denn dieses Ziel wird von allen in iesem Hohen Hause geteilt. Frau Kollegin Hajduk, Sie haben vorhin gesagt, dass ir nicht die gesamten Steuermehreinnahmen verwenen würden, um die Nettokreditaufnahme zu senken. as hängt damit zusammen, dass wir in diesem Etat aushaltsklarheit und Haushaltswahrheit abgebildet aben. Wir wollten nicht, wie Sie das immer gemacht aben, als Sie Verantwortung getragen haben, bis zum nde des Jahres warten, sondern das in diesem Etat dartellen, beispielsweise im Bereich der Kosten der Unterunft, für den es ein Verhandlungsergebnis gab. Das inde ich ehrlich und konsequent: Wir haben die Steuerehreinnahmen des Bundes ausschließlich für die Ab enkung der Nettokreditaufnahme und für die Herstelung von Haushaltsklarheit und Haushaltswahrheit in iesem Etat verwendet. Das halte ich für solide und antändige Haushaltspolitik. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


(Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606502200

Kollege Kampeter – –


Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1606502300

Nein.

Ich möchte noch auf einige Aspekte der Haushaltsbe-
atung eingehen. Der Dreiklang von Investieren, Sanie-
en und Reformieren wird auch bei diesem Etat 2007
eutlich. Wir haben schon im Aufstellungsverfahren bei
iesem Etat wichtige Investitionen in die Zukunft abge-
ichert. Ich nenne die Absicherung des Elterngelds, das
nter Frau Bundesministerin von der Leyen beschlossen
orden ist, und der Forschungs- und Hightechstrategie,
ie im Wesentlichen durch die Bundesminister Schavan
nd Glos repräsentiert sind. Das sind wichtige Zukunfts-
nvestitionen, ohne die wir zukünftig keine erfolgreiche
olitik machen können.

Wir haben trotz eines soliden Etatvorschlages weitere
trukturelle Verbesserungen im Haushalt vorgenommen
nd gleichzeitig die Sparanstrengungen in bestimmten
ereichen verschärft. Ich will mit einem für Haushalts-
ebatten etwas ungewöhnlichen Beispiel beginnen. Ich
abe noch kein Land dieser Erde am Kulturetat Bank-
ott gehen sehen, eher schon am Sozialetat; aber auch da
ind wir auf einem guten Weg. Für uns war es wichtig,
uch in Zeiten strikter Sparsamkeit für die Kulturnation
eutschland deutliche Akzente zu setzen, indem wir

um Beispiel in der auswärtigen Kulturpolitik die Mittel
ür das Goethe-Institut und die Auslandsschulen gestei-
ert und indem wir ein neues Eingangsgebäude für die
useumsinsel, im Übrigen interfraktionell und einver-

ehmlich,






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter

(Beifall der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


mit 73 Millionen Euro auf den Weg gebracht haben.
Dies zeigt: Man kann auch mit einer Konsolidierungs-
strategie ganz wichtige Impulse für die Kulturnation
Deutschland setzen.

Impulse kann man auch auf traditionelle Weise set-
zen, nämlich mit einer Investitionsstärkung. Wir wer-
den in den Bereichen Verkehr, Städtebau, Wirtschaft und
Umwelt in diesem und im nächsten Jahr durch Einspa-
rungen bei konsumtiven Ausgaben die Investitionen um
700 Millionen Euro steigern. Wir haben für das Ergän-
zungsprogramm „Lückenschluss und Staubeseitigung“
für Bundesautobahnen Mittel in Höhe von 420 Millionen
Euro in den Verkehrshaushalt eingestellt. Damit haben
wir die Antiautopolitik, die die Grünen teilweise durch-
gesetzt hatten, endlich beendet.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir wollen, dass die Staugefahr auf Bundesautobahnen
durch Lückenschluss verringert wird.


(Beifall des Abg. Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU])


Wir haben zusätzliche Investitionen in erneuerbare
Energien ermöglicht und wir haben die Mittel für die
Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen
Wirtschaftsstruktur“ um 50 Millionen Euro gesteigert.
So machen wir deutlich, dass es uns wichtiger ist, Arbeit
anstatt Arbeitslosigkeit zu finanzieren.

Die allgemeine Sicherheitssituation in diesem Lande
machte es notwendig, dass wir ein Sicherheitsstärkungs-
programm unter der Verantwortung von Wolfgang
Schäuble auf den Weg gebracht haben. Außerdem haben
wir im Verteidigungsetat die Finanzierung der Auslands-
einsätze sichergestellt, indem wir zusätzliches Geld be-
reitgestellt haben.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Geschummelt habt ihr!)


Ich danke der Kollegin Hajduk,


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nichts zu danken!)


dass sie ausdrücklich anerkannt hat, dass wir auch vor
einem Subventionsabbau nicht Halt machen. Wir haben
die Kohleförderung für das nächste Jahr gesenkt, weil es
möglich und notwendig war. Es ist richtig, Frau Kollegin
Hajduk, dass wir im Jahresverlauf noch überprüfen wer-
den, ob weitere Einsparungen möglich sind.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das finde ich gut!)


Sie sind aber erfahren genug, zu wissen, dass die
Sprechklausel gemeinsam und einvernehmlich ausge-
übt werden kann. Täuschen Sie deshalb die Öffentlich-
keit nicht, indem Sie sagen, dass hier eine falsche Etati-
sierung durchgeführt wurde. Wir werden uns mit dem
Land Nordrhein-Westfalen, mit dem Bundesfinanzmi-
nister und mit dem Bundeswirtschaftsminister einigen
müssen. Ich sage Ihnen hiermit zu: Was wir im Bereich

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(C (D er Kohle an Subventionen einvernehmlich abbauen önnen, werden wir bis zum Ende dieses Jahres auch abauen. Das ist ein Anliegen der Union. Ich weiß mich in ieser Frage mit den Kolleginnen und Kollegen der groen Koalition einig. (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war jetzt ein harter Schlag für die SPD!)


Wir haben weitere Einsparungen im Personalbereich
urchgeführt.

Im Übrigen, Herr Kollege Koppelin, haben Sie ver-
chwiegen, dass wir die Mittel für die Öffentlichkeits-
rbeit der Regierung um 10 Prozent gesenkt haben. Ich
in der Auffassung: Wenn man eine gute Politik macht,
ann braucht man für eine entsprechende Darstellung
icht so viel Geld.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


a die Politik der großen Koalition gut ist – gute Politik
st ebenso wichtig wie gute Öffentlichkeitsarbeit –, ist
ie Absenkung um 10 Prozent einvernehmlich beschlos-
en worden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Haus-
alt 2007 ist, wie ich finde, Ausweis einer sehr ordentli-
hen Bilanz in der Haushalts- und Finanzpolitik nach ei-
em Jahr der großen Koalition. Ich will den
undesfinanzminister aber nachdrücklich bei seinen
arnungen unterstützen, dass wir jetzt nicht in Euphorie

erfallen und die Konsolidierungsaufgaben vergessen
ollten. Wir sind einen ersten guten Schritt gegangen.
hm werden weitere folgen müssen. Sie werden nicht
anz so einfach werden, weil wir keine Garantie haben,
ass uns die Konjunktur immer Rückenwind gibt.

Ich glaube, dass die gefühlte Konsolidierung im Au-
enblick besser ist als die tatsächliche. Damit will ich
icht die Auffassung der Bevölkerung, dass wir eine an-
tändige Arbeit leisten, negativ beeinflussen. Aber wir
erden in den nächsten Jahren noch viele Konflikte er-

ragen müssen, damit unser Ziel langfristig nachhaltiger
nd ausgeglichener Haushalte in Bund, Ländern und Ge-
einden sowie in den Sozialversicherungen erreicht
ird. Dies ist Wunsch und Wille der großen Koalition
nd ein Herzensanliegen der Union.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606502400

Das Wort hat die Kollegin Dr. Barbara Höll für die

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606502500

Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Der zweite Haushalt der schwarz-roten Regie-
ung liegt vor und es läuft ein seit Jahren gepflegtes Ri-






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll
tual ab. Abgeordnete freuen sich, die Beratungen been-
det zu haben, und die Regierung, insbesondere der
Finanzminister, freut sich, dass sie ungeschoren davon
gekommen ist.

Auch in diesem Jahr haben die regierungstragenden
Abgeordneten nicht den Mut aufgebracht, im Haushalt
umzusteuern. Denn nur um 2,42 Milliarden Euro ist der
Haushaltsentwurf verändert worden. Er ist und bleibt die
Fortsetzung einer unsozialen Sparpolitik, die Fortset-
zung einer Umverteilung von unten nach oben,


(Beifall bei der LINKEN)


und das, obwohl es dem Herrn Finanzminister in diesem
Jahr wirklich gut geht und es auch im nächsten Jahr so
sein wird. In diesem Jahr ist ein Steuerplus von
8,4 Milliarden Euro zu verzeichnen. Im nächsten Jahr
werden 9 Milliarden Euro erwartet. Bei der Bundesagen-
tur für Arbeit besteht ein Überschuss von etwa
10 Milliarden Euro.

Das ist viel Geld. Man könnte es natürlich einsetzen.
Man könnte zum Beispiel die bei der Bundesagentur an-
fallenden Überschüsse dafür einsetzen, konkrete Maß-
nahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit einzulei-
ten. Nehmen Sie also Geld und schaffen Sie über eine
Anschubfinanzierung einen öffentlich geförderten Be-
schäftigungssektor!


(Beifall bei der LINKEN)


Nehmen Sie Geld und greifen Sie den DGB-Vorschlag
auf, zumindest 50 000 Lehrstellen mittels einer An-
schubfinanzierung zu schaffen! Viele junge Menschen
haben keine Ausbildungsplätze. Wir hätten noch die
Chance, zu reagieren. Unsere Fraktion wird einen ent-
sprechenden Antrag einbringen.


(Beifall bei der LINKEN)


Nein, Ihnen fällt nur ein, an der Mehrwertsteuerer-
höhung festzuhalten. Für das nächste Jahr werden
Mehreinnahmen von 19,41 Milliarden Euro erwartet.
Der Verzicht auf die Mehrwertsteuererhöhung ist ein Ge-
bot der ökonomischen Vernunft. Die Erhöhung ist Gift
für die konjunkturelle Belebung. Sie wissen, wir befin-
den uns in der Situation, dass die Nettolöhne und die
Renten sinken und die Armut zunimmt. Genau die davon
Betroffenen wollen Sie im nächsten Jahr durch die
Mehrwertsteuererhöhung zusätzlich belasten.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Unglaublich! – Ulrike Flach [FDP]: Das ist wohl wahr!)


Im Sechsten Existenzminimumbericht ist nachzule-
sen, dass sich die Regierung sicher ist, dass sowohl das
Kindergeld als auch das Arbeitslosengeld II als auch die
Sozialhilfe bereits heute hoch genug sind, sodass die
Mehrwertsteuererhöhung nicht eingerechnet werden
muss, obwohl sie nach den Berechnungen des Bundes-
finanzministeriums für jeden Verbraucher zu einer
Mehrbelastung von etwa 29 Euro pro Monat führen
wird. Aber nein, gerade bei den kleinen Einkommen,
den Transferleistungen sagen Sie, sie würden reichen.
Das ist eine unsoziale Politik.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Die Schwächung der Binnennachfrage wird nicht ur durch die Mehrwertsteuererhöhung verursacht. Sie aben mit Ihrer Mehrheit die Erhöhung der Versicheungsteuer, die Kürzung der Pendlerpauschale, die Verürzung der Dauer des Bezugs von Kindergeld 451 000 junge Menschen haben dann keinen Anspruch ehr auf das Kindergeld – sowie die Kürzung des Spa erfreibetrages beschlossen. Im nächsten Jahr werden er Binnenkonjunktur etwa 25 Milliarden Euro entzoen. Dazu sagen Sie, das sei nicht konjunkturfeindlich. Politisch verkaufen Sie die Mehrwertsteuererhöhung n der Form, dass Sie sagen, sie sei notwendig für die enkung des Beitrages zur Arbeitslosenversicherung nd für die Schuldentilgung. Dies ist nicht falsch, aber uch nicht wahr. Denn die Einnahmen aus der Mehrertsteuererhöhung fließen in den Bundeshaushalt. Aus em Bundeshaushalt werden verschiedene Ausgaben fianziert. Man kann natürlich ehrlicherweise sagen, Sie räuchten mindestens 1 Prozentpunkt der Mehrwertsteurerhöhung, um Ihre Unternehmensteuerreform zu fianzieren. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


(Beifall bei der LINKEN)


ls Oppositionspolitikerin wünsche ich mir manchmal,
ie würden zumindest den Koalitionsvertrag einhalten.
enn darin stand in Bezug auf die Unternehmensteuerre-

orm:

Angesichts des bestehenden Konsolidierungsdrucks
in allen öffentlichen Haushalten werden Nettoent-
lastungen kaum zu realisieren sein.

Inzwischen sind Sie drauf und dran, eine Unterneh-
ensteuerreform zu realisieren, die bei den Unterneh-
en zu einer dauerhaften jährlichen Entlastung von min-

estens 5,6 Milliarden Euro führen wird. Die Fachleute
ehen davon aus, dass es real mindestens 8,5 Milliarden
uro sein werden. Das sind Riesensummen, auf die Sie
ahr für Jahr verzichten wollen. Dies macht, wie gesagt,
ie Einnahmen aus 1 Prozentpunkt der Mehrwertsteuer-
rhöhung aus.

Herr Steinbrück, da Sie vorhin in einer ziemlich arro-
anten Weise über die Vorschläge der Linken hinwegge-
angen sind, nenne ich Ihnen eine andere Finanzierungs-
uelle. In einer Kleinen Anfrage habe ich Sie gefragt,
ie hoch der Unterschied zwischen den erwirtschafteten
nd den besteuerten Gewinnen ist. In der Antwort Ihres
inisteriums, Drucksache 16/3071, wird festgestellt,

ass der Unterschied zwischen den erwirtschafteten und
en besteuerten Gewinnen 65 Milliarden Euro beträgt.
ch glaube, da ist Musik drin. Da kann man tatsächlich
twas machen.


(Beifall bei der LINKEN)


ber Vorschläge in dieser Richtung haben wir von Ihnen
och nicht auf dem Tisch.

In den Eckpunkten zur Unternehmensteuerreform ist
achzulesen, dass Sie im Prinzip nur zu geringen
ehreinnahmen kommen wollen. 3,5 Milliarden Euro
ehr wollen Sie vom inländischen Steuersubstrat ein-

ehmen. Aber wie, das kann man noch nicht nachlesen.






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll
Wenn man von 65 Milliarden Euro ausgeht und noch
im Nebel stochert, wie man an 3,5 Milliarden Euro
kommt, ist das ein Armutszeugnis für Ihre Politik.
Gleichzeitig wird daran deutlich, wie unnötig die Mehr-
wertsteuererhöhung ist, die zur Belastung von Kleinver-
dienern, von Rentnerinnen und Rentnern und von Stu-
dentinnen und Studenten führen wird. Wir werden Ihren
Haushalt ablehnen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Art Ihrer Diskussion ist wirklich erschreckend.
Vielleicht erinnern Sie sich: 1983 gab es einen großen
Hit. Eine satirische Rockband, die Erste Allgemeine Ver-
unsicherung, belegte in den Charts Platz eins. Der Name
der Band ist inzwischen Realität. Die Bevölkerung ist
zutiefst verunsichert. Die Band sang damals: „Jetzt wird
wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Brutto-
sozialprodukt.“ Die Nation freute sich, das Lied wurde
zum Hit, heute würden Millionen von Menschen gern in
die Hände spucken und von ihrer Hände Arbeit leben,


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das war Geier Sturzflug!)


aber es ist ihnen nicht vergönnt. Es gibt keinen Mindest-
lohn. In dieser Richtung haben wir eine Menge zu tun.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606502600

Kollegin Höll, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Koppelin?


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606502700

Ja.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Koppelin hat eine wichtige Feststellung zu machen!)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1606502800

Verehrte Kollegin, da ich früher einmal Leiter einer

Musikredaktion bei der ARD war, möchte ich Sie darauf
aufmerksam machen, dass es nicht die Erste Allgemeine
Verunsicherung war, sondern die Gruppe Geier Sturz-
flug, die dieses Lied gesungen hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das passt noch besser!)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606502900

Danke für Ihre Verbesserung. Ich glaube jedoch, dass

meine Ausführungen bezüglich der allgemeinen Verun-
sicherung vieler Menschen in unserem Lande völlig
richtig sind. Heute geht es nicht einfach darum, dass in
Deutschland gemeckert wird. Die Menschen sind zu-
tiefst verunsichert, weil sie nicht mehr wissen, wie es
weitergehen wird mit der Politik, ob sie ihnen vielleicht
den Boden unter den Füßen wegzieht. Das ist ein Zu-
stand, den wir ablehnen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Bernhard Brinkmann für ie SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! Kommen wir von der Ersten Allgemeinen Verunicherung und Geier Sturzflug zurück zu den realistichen Zahlen des Bundeshaushalts 2007. Ich will meine usführungen mit der Bemerkung beginnen, dass der undeshaushalt 2007 eine Vielzahl positiver Merkmale at und eindeutig den Willen der großen Koalition zu eier nachhaltigen Finanzpolitik bestätigt und diesem auch erecht wird. Wer sich bezüglich der Frage der gesunkenen Nettoeuverschuldung die Ausführungen der Freien Demoraten anlässlich der Beratungen des Bundeshaushalts 006 vor Augen führt, der wird heute leider erneut festtellen müssen, dass die Freien Demokraten weder den aushalt 2006 noch den Haushalt 2007 begrüßen. Ich abe Verständnis dafür, liebe Kolleginnen und Kollegen on der FDP, dass Sie den Haushalt 2007 nicht loben, ber Sie sollten die gute Entwicklung und die gesunkene ettoneuverschuldung – meine Vorredner haben bereits arauf hingewiesen, dass sie die niedrigste seit der Wieervereinigung unseres Vaterlandes ist – annehmen und etztendlich auch als einen positiven Aspekt dieser Hausaltsund Finanzpolitik herausstellen. Auf einen zweiten Punkt kann nicht oft genug hingeiesen werden: das Einhalten der Vorgaben gemäß rt. 115 Grundgesetz. Leider ist die Kollegin Hajduk om Bündnis 90/Die Grünen nicht mehr da. (Jürgen Koppelin [FDP]: Sie sitzt jetzt auf der richtigen Seite, nämlich bei uns!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606503000

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Bernhard Brinkmann (SPD):
Rede ID: ID1606503100

ir sind gerne bereit, über das, was sie zu diesem Punkt
nter der Überschrift „Schuldenbegrenzung und Über-
ahme von in Schweizer Gesetzen stehenden Regelun-
en“ gesagt hat, zu reden. Ich habe schon in meiner Rede
nlässlich der ersten Lesung des Haushalts 2007 darauf
ingewiesen, dass das eine zentrale Aufgabe des Rech-
ungsprüfungsausschusses in den nächsten Monaten
ein wird. Ich weise aber auch darauf hin, dass es hier so
ie bei vielen anderen Vergleichen ist: Man kann das,
as in der Schweiz gut läuft und vielleicht besser gere-
elt ist als bei uns, nicht zu hundert Prozent auf unsere
erhältnisse übertragen.

Mit dem Bundeshaushalt 2007 setzen wir die erfolg-
eiche Konsolidierungspolitik fort. Wir werden dabei
uch unser Ziel nicht aus den Augen verlieren, so schnell
ie möglich einen ausgeglichenen Haushalt zu errei-

hen. Wir sollten uns daran aber auch nicht überheben.
ie leidvolle Erfahrung aus der Vergangenheit zeigt,
ass das nicht allein national zu regeln ist, sondern man
uch die globalisierte Wirtschaft im Blick haben muss,
elche sowohl positive als manchmal auch negative
uswirkungen auf die Haushalts- und Finanzpolitik un-

eres Landes hat.






(A) )



(B) )


Bernhard Brinkmann (Hildesheim)

Mein Vorredner hat bereits darauf hingewiesen – das
ist ein weiteres Erfolgsmerkmal –, dass 2006 und 2007
die Maastrichtkriterien eingehalten werden können.

Was die schon oft angesprochenen Steuermehreinnah-
men angeht, hat man manchmal den Eindruck, als würde
der Finanzminister diese Steuermehreinnahmen in voller
Höhe im Bundeshaushalt verbuchen können. Ich will
noch einmal deutlich machen, dass diese Steuermehrein-
nahmen auf alle staatlichen Ebenen verteilt und für die
dringend notwendige Konsolidierung der Länderhaus-
halte sowie der Haushalte der Kommunen benötigt wer-
den, um hier zu einer weiteren Entlastung und Reduzie-
rung der Schuldenaufnahme zu kommen.

Es wurde schon viel zur Absenkung des Beitrages zur
Arbeitslosenversicherung gesagt, der sich mit round
about 17 Milliarden Euro sowohl für die Arbeitnehme-
rinnen und Arbeitnehmer als auch für die Wirtschaft aus-
wirkt. Liebe Frau Kollegin Hajduk, Ihre Rechnung und
die Staffelung der Beiträge, die sich an der 40-Prozent-
Grenze orientieren, bezogen auf die vier sozialen Siche-
rungssysteme ist nicht nachvollziehbar. Aber vielleicht
können wir beide noch einmal in einem internen Ge-
spräch klären, wer hier richtig und wer falsch liegt.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann man nächstes Jahr wahrscheinlich nachlesen!)


Die FDP lässt – jedenfalls nicht deutlich – nicht da-
von ab, weitere Steuer- und Abgabensenkungen zu for-
dern. Diese will jedoch, liebe Kolleginnen und Kollegen,
niemand ernsthaft.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Natürlich!)


Das wollen letztendlich auch nicht die Landesregierun-
gen, an denen Sie beteiligt sind.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Selbstverständlich wollen die das!)


Ich glaube, davon gibt es noch eine oder sogar zwei.


(Ulrike Flach [FDP]: Drei!)


– Okay. Das war jetzt gegen 12.30 Uhr die Testfrage, ob
Sie noch genau wissen, wo Sie beteiligt sind. – Bei die-
ser Gelegenheit sollten wir vielleicht einmal mit dem
Kollegen Möllring reden, inwieweit er als Finanzminis-
ter meines Heimatlandes Niedersachsen bereit ist


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Meines auch!)


– auch des von Herrn Thiele, keine Frage –, über weitere
Steuersenkungen nachzudenken.

An dieser Stelle muss man aber auch ein Stück Ver-
gangenheitsbewältigung im Hinblick auf Steuersenkun-
gen betreiben. 1998 betrug der Eingangsteuersatz
25,9 Prozent, jetzt liegt er bei 15 Prozent. Der Spitzen-
steuersatz lag 1998 bei 53 Prozent, jetzt liegt er bei
42 Prozent plus einem Zuschlag von 3 Prozentpunkten
bei einem entsprechenden Einkommen. Man muss deut-
lich darauf hinweisen, dass sich diese Steuersenkungen
– das richtet sich an die Linke – am gravierendsten bei
denen auswirken, die Einkommensteuer zahlen, also bei
den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie beim

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(C (D andwerk und beim Mittelstand. Diese zahlen nicht ehr 25,9 Prozent, sondern nur noch 15 Prozent bzw. icht mehr 53, sondern nur noch 42 Prozent. 80 Prozent er mittelständischen Betriebe und Handwerksbetriebe rzielen Gewinne, aufgrund deren sie weit von irgendelchen Spitzensteuersätzen entfernt sind. Eine Familie mit zwei Kindern kann in Deutschland is zu 37.500 Euro verdienen und zahlt unter Berückichtigung des mehrfach erhöhten Kindergeldes keine teuern mehr. Das ist ein großer Erfolg, den man sich in rinnerung rufen sollte, wenn man Steuererhöhungen assiv kritisiert. Der Kollege Kampeter hat bereits auf einen Artikel er „Financial Times Deutschland“ vom 21. November 006 hingewiesen. Wenn es für die Opposition passend st, zitiert sie ja oft und gerne aus Zeitungen und Meiungsumfragen. Ich will aus dem Artikel in der „Finanial Times Deutschland“ zitieren: „Deutschland sticht mit seiner derzeitigen Haushaltskonsolidierung qualitativ und quantitativ unter den großen EU-Ländern positiv hervor“ … So erfolge die Konsolidierung entgegen dem weitverbreiteten Eindruck vor allem über sinkende Staatsausgaben. Zudem führe die Bundesrepublik das Strukturdefizit schneller zurück als Italien oder Frankreich. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU])


(Beifall bei der SPD)


as sind deutliche Formulierungen, die die solide Haus-
alts- und Finanzpolitik dieser Regierungskoalition be-
tätigen.

Frau Kollegin Lötzsch, ich muss etwas zu Ihrer For-
erung sagen, im Einzelplan 14, bei der Bundeswehr,
insparungen vorzunehmen. Ich habe das Gefühl, dass
ie zumindest der staunenden Öffentlichkeit den Ein-
ruck vermitteln wollten, man könne das machen. Ich
ill ganz klar und deutlich sagen: Das kann man nicht.
ie Bundeswehr, die in den letzten Jahren durch vielfäl-

ige Aufgaben, sprich: Auslandseinsätze, gefordert ist
jeden Tag leisten alle Soldatinnen und Soldaten so-
ohl im Inland als auch im Ausland wertvolle Arbeit –,
ann nicht mit weiteren Sparmaßnahmen belegt werden.
as wäre unredlich und ist in aller Entschiedenheit zu-

ückzuweisen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Ulrich Maurer [DIE LINKE]: Nur wenn man für Auslandseinsätze ist!)


Herr Kollege von der PDS, von der Linken bzw. von
er WASG – man muss ja manchmal genau hinschauen,
o Sie stehen bzw. zu wem Sie gehören –, bei der Bera-

ung des entsprechenden Einzelplanes wird das, was zur
undeswehr zu sagen ist, deutlich gesagt werden. Sie

iegen leider auch diesbezüglich völlig falsch. Gehen Sie
inmal zu den Soldatinnen und Soldaten, gehen Sie ein-
al in eine Kaserne; dann werden Sie Ihre Denkweise

ndern und zu anderen Entscheidungen kommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Bernhard Brinkmann (Hildesheim)

Der Präsident des Bundesrechnungshofs, Herr Profes-
sor Engels, hat zwei wesentliche Punkte der Haushalts-
und Finanzpolitik bestätigt: Die Lage der Bundesfinan-
zen hat sich spürbar verbessert und es ist richtig, mit den
Mehreinnahmen die Nettoneuverschuldung zu verrin-
gern. Wir sind noch längst nicht am Ziel dieser Bemü-
hungen angekommen. Der Bundeshaushalt muss weiter
konsolidiert werden. Dabei werden wir den Finanz-
minister wie bisher tatkräftig unterstützen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir sind auf einem guten Weg; der muss konsequent
weitergegangen werden.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606503200

Für die FDP-Fraktion spricht nun die Kollegin Ulrike

Flach.


(Beifall bei der FDP)



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1606503300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sie haben in den Jahren 2005 und 2006 die einmalige
Chance gehabt, zwei Haushalte hintereinander, die
Haushalte für die Jahre 2006 und 2007, in einem
Schwung auf den richtigen Weg zu bringen. Herr
Kampeter, das wäre es wert gewesen, heute als histori-
sche Tat bezeichnet zu werden. Sie haben diese Chance
aber einfach vertan.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sie haben es nicht geschafft, die wirklich positive
Konjunktur, die wir alle begrüßen – keiner sagt etwas
dagegen; insofern ist es eine Unterstellung, wenn Sie sa-
gen, wir würden etwas schlecht reden –,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt doch! Das machen Sie mit jedem Wortbeitrag!)


zur Konsolidierung des Haushalts zu nutzen. Herr
Kampeter, während Ihrer Oppositionszeit haben Sie uns
das bei jeder Gelegenheit erzählt.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich bin mehr als erstaunt, dass Sie genauso wie Kol-
lege Brinkmann über die Steuerquote reden, wo doch
jeder Bürger dieses Landes weiß, dass am 1. Januar eine
deutliche Mehrwertsteuererhöhung in Kraft tritt, die
Bürger mit 10 Milliarden Euro zusätzlich belastet wer-
den


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Deutliche Sozialversicherungsabsenkung!)


und Sie sich mit den Linken, mit den Sozialdemokraten,


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Wer denn nun?)


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(C (D arüber streiten, dass die Unternehmen deutlich entlastet erden sollen. (Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


arum haben Sie denn Krach mit dem Parteirat?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich habe keinen Krach!)


eil die Steuerquote in diesem Land zu hoch ist. Das ist
er Punkt. Sie versuchen, die Realitäten zu verwischen.


(Beifall bei der FDP)


Verlässlich, nachvollziehbar und berechenbar, so
üsste Ihrer Meinung nach die Finanzpolitik sein.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


as haben wir auch heute wieder gehört. Sie haben uns
m Anfang dieses Jahres eine Doppelstrategie der
onsolidierung ohne Gefährdung des Aufschwungs

orgemalt. Wie sieht diese Konsolidierung aus? Der
aushalt 2006 wurde – wir haben es heute immer wieder
ehört – mit einer geplanten Nettoneuverschuldung von
irca 38 Milliarden Euro verabschiedet. Jetzt kommen
ir auf 30 Milliarden Euro. 2007 soll die Neuverschul-
ung bei 19,5 Milliarden Euro liegen. Die FDP begrüßt
as, nichts anderes. Das ist selbstverständlich. Sie stellen
ies als großen Erfolg beim Schuldenabbau dar. Aber
akt ist: In diesen zwei Jahren häufen Sie über
0 Milliarden Euro neue Schulden an.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wenn Sie sich die mittelfristige Finanzplanung an-
chauen, Herr Steinbrück, dann sehen Sie, dass Sie bis
um Ende der Legislaturperiode noch um 100 Milliarden
uro weitergehen. Ist das eine seriöse Art, mit dem
aushalt umzugehen? Das ist eine Belastung der Bürger
nd kein Weg, der dieses Land nach vorne bringt.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sie haben bei den Haushaltsberatungen im September
ieses Jahres gesagt: Hätten wir zu Beginn des Jahres
006 ein niedrigeres Defizit nach Brüssel gemeldet, hät-
en wir mehr konsolidieren müssen. Das hätte Ihrer Dop-
elstrategie widersprochen, Herr Steinbrück. Was bedeu-
et das? Sie haben die konjunkturellen Aussichten im
rühjahr absichtlich zu pessimistisch eingeschätzt. Sie
aben dadurch den europäischen Stabilitätspakt miss-
chtet und geschwächt. Das wirft auch ein Licht auf die
erfassungsmäßigkeit des laufenden Haushaltes. Denn
ie gute Konjunktur hätte einen verfassungskonformen
aushalt ermöglicht.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


a bin ich völlig auf der Seite von Frau Hajduk. Ein vor-
ätzlicher Bruch der Kreditfinanzierungsgrenze, Art. 115
es Grundgesetzes, wäre bei dieser Konjunktur im Haus-
altsvollzug heilbar gewesen, Herr Steinbrück.






(A) )



(B) )


Ulrike Flach

(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sie hatten also offensichtlich niemals vor, stärker zu
konsolidieren. Sie wollten den einfachen Weg über die
Einnahmeseite gehen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Genau so!)


Die Bürger in diesem Land müssen wissen: Wir haben
allein in diesem Oktober Steuermehreinnahmen von fast
10 Prozent. Gerade bei einem solchen Geldregen muss
man mehr Schulden abbauen, als Sie es tun. Dasselbe sa-
gen Ihnen übrigens alle Forschungsinstitute. Die Konso-
lidierungsstrategie der großen Koalition ist weder nach-
haltig noch wachstumsgerecht.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Hinzu kommt, dass Sie – mehrere Redner haben das
bereits angesprochen – auf so genannte Impulspro-
gramme verweisen. Ich frage mich wirklich, was Im-
pulsprogramme bewirken, die entweder erst im nächsten
Jahr greifen – Kollege Solms hat zu Recht darauf hinge-
wiesen – oder aufgrund nicht abfließender Mittel über-
haupt nicht greifen können. Was Sie in diesem Augen-
blick an Mehr einnehmen, ist nichts anderes als das
Ergebnis einer guten Entwicklung der Weltwirtschaft.
Sie versuchen, das als besondere Erfolge der großen Ko-
alition darzustellen.


(Beifall bei der FDP)


Unter dem Strich: Die FDP hat in den letzten zwei
Jahren über 1 000 Einsparvorschläge gemacht. Wir ha-
ben Ihnen gerade das Buch, das diese enthält, übergeben.
Ich hoffe, Sie lesen es auch.


(Lachen des Bundesministers Peer Steinbrück)


Jeder einzelne dieser Anträge ist von der großen Koali-
tion niedergestimmt worden, obwohl es zum Teil An-
träge waren, die aus den Zeiten der Opposition mit der
CDU/CSU übernommen worden sind. Sie, Herr
Steinbrück, haben offensichtlich nicht einmal versucht,
zu sparen. Das erwarten wir von Ihnen. Ansonsten wer-
den Sie in Schwierigkeiten kommen. Zum Jahre 2010
werden wir nach wie vor nicht die von Herrn Kampeter
erhoffte Konsolidierung des Haushaltes haben.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie sind eine unerträgliche Schlechtrednerin!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606503400

Das Wort hat der Kollege Georg Fahrenschon für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1606503500

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Bezogen auf die 1 000 Anträge, liebe Frau Kol-
legin Flach, gilt die Generallinie, dass Qualität vor
Quantität geht. In den 1 000 Anträgen waren zu viele

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(C (D orschläge enthalten, die Schlechtes für den Wirtchaftsstandort und nicht die erhofften guten Ergebnisse ür den Bundeshaushalt bewirkt hätten. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrike Flach [FDP]: Wie wäre es wenigstens mit einer Handvoll?)


Nach dem Haushalt des Übergangs für das laufende
ahr 2006 markiert diese Woche den Abschluss des ers-
en Haushaltsentwurfs – wenn Sie so wollen – in eigener
ufstellung, in eigener Planung und in eigener Durch-

ührungsverantwortung der unionsgeführten Regierung
ngela Merkel. Leitlinie dabei war der Koalitionsver-

rag der großen Koalition, in dem die Aufgabe klar be-
chrieben ist:

Deutschland braucht eine nationale Anstrengung auf
allen Ebenen, um das gesamtwirtschaftliche Wachs-
tum zu steigern und die strukturelle Unterdeckung
der öffentlichen Haushalte durch gemeinschaftliche
Konsolidierungsanstrengungen und Strukturrefor-
men zu beseitigen. Jedes Hinausschieben der not-
wendigen Haushaltssanierung treibt den Konsoli-
dierungsbedarf nur noch weiter in die Höhe.

Das ist die Leitlinie, die wir diesem Bundeshaushalt
ugrunde gelegt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Mit dem Abschluss der Haushaltsberatungen wird der
ille der Koalition, eine nachhaltige Finanzpolitik zu

etreiben, bestätigt und in Zahlen gegossen. Statt die
ettokreditaufnahme zu erhöhen, senken wir sie im
ommenden Jahr – auch gegenüber dem Regierungsent-
urf – um weitere 2,4 Milliarden Euro. Das ist ein gutes
rgebnis, das im Haushaltsausschuss des Deutschen
undestages gefunden wurde.


(Ulrike Flach [FDP]: Das ist einfach zu wenig!)


eshalb lautet die übergeordnete Schlagzeile der Haus-
altsberatungen richtigerweise: Mit dem Haushalt 2007
äutet die Regierung Angela Merkel endlich die überfäl-
ige Trendwende in der Haushalts- und Verschul-
ungspolitik des Bundes ein.

In nur einem Jahr erreichten wir das, was die Vorgän-
erregierung in den letzten Jahren ihrer Regierungszeit
icht mehr geschafft hat. Das Jahr 2007 markiert die
mkehr von ständig steigenden Schulden hin zu einer
erantwortungsvollen, sparsamen, zukunftsgerechten,
achhaltigen und europa- und verfassungskonformen
aushaltspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir halten die Regelgrenze von Art. 115 des Grund-
esetzes ein und tragen den Erfordernissen des Stabili-
äts- und Wachstumspaktes Rechnung. Das ist im Hin-
lick auf die europäische Stabilitätskultur nicht nur ein
ichtiges Signal nach Brüssel, sondern auch ein Signal

n die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land, weil
adurch Vertrauen zurückgewonnen werden kann. Nur
in Jahr nach dem Amtsantritt einer unionsgeführten






(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon
Bundesregierung schaffen wir das, was der Vorgänger-
regierung – das betone ich noch einmal ausdrücklich – in
mehreren Jahren nicht gelungen ist. Es gilt also: Wenn
die Union in der Verantwortung steht, werden die Regeln
wieder eingehalten. Das ist das Qualitätssiegel von CDU
und CSU.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Diese aktuell positive Entwicklung darf allerdings
nicht den Blick dafür verstellen, dass wir in Bezug auf
die Lage der öffentlichen Finanzen nach wie vor vor rie-
sigen Herausforderungen stehen. Das beweist unter an-
derem eine im Oktober dieses Jahres veröffentlichte
Studie der Europäischen Kommission zur langfristigen
Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen in der Euro-
päischen Union. Dieser Studie zufolge wird die
Schuldenquote in der Europäischen Union und in der
Eurozone unter unveränderten Rahmenbedingungen von
derzeit durchschnittlich 63 Prozent des europäischen
Bruttoinlandsproduktes auf rund 200 Prozent des Brutto-
inlandsprodukts im Jahr 2050 steigen. Meine sehr geehr-
ten Damen und Herren, das ist ein Menetekel für die
Entwicklung der Staatsfinanzen.

Die Zahlen für Deutschland sind eine Drohung: Die
Schuldenquote wird von derzeit 67,7 Prozent um fast
200 Prozentpunkte, auf 260 Prozent im Jahre 2050 stei-
gen, wenn wir in der Haushalts- und Finanzpolitik struk-
turell nichts ändern. Deshalb ist es ein Muss, dass wir
uns an den Regeln des Stabilitätspakts orientieren. Nur
dann könnten wir eine derartige Explosion der Staatsver-
schuldung – immerhin betrüge sie dann immer noch
knapp 65 Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts – ver-
hindern.

Daher ist es von enormer Bedeutung, dass Deutsch-
land den eingeschlagenen positiven Kurs konsequent
weiterverfolgt. Die Vorgaben des Stabilitätspakts, vor al-
lem die weitere strukturelle Konsolidierung um einen
halben Prozentpunkt pro Jahr, sollten dabei angesichts
einer stabilen, aber zu hohen gesamtwirtschaftlichen
Staatsverschuldung von 68 Prozent nicht als Strafe ange-
sehen werden. Vielmehr müssen diese Vorgaben als Leit-
linie, geradezu als Chance für die zukünftige Finanz-
und Haushaltspolitik betrachtet werden.

Insbesondere angesichts der Alterung der Bevölke-
rung – dieser Aspekt muss immer wieder ins Feld ge-
führt werden – muss die Tragfähigkeit der öffentlichen
Finanzen unser vorrangiges politisches Ziel sein. Wir
müssen auch in Zeiten positiver Wachstumsquoten die
Grundlagen dafür legen, dass wir in Zukunft finanzpoli-
tische Freiräume haben, mit denen wir aktiv Politik
gestalten können. Nur mit tragfähigen öffentlichen
Haushalten werden wir die Herausforderungen der de-
mografischen Entwicklung einerseits und der Globalisie-
rung, des ständig steigenden Wettbewerbs der Standorte,
andererseits meistern.

Das Ergebnis der Studie der Europäischen Kommis-
sion beweist – das ist im Grunde keine Überraschung –:
Staaten, die über solide und nachhaltige Finanzen verfü-
gen, bekommen die Probleme der Zukunft besser in den
Griff und meistern strukturelle Reformen.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sehr geehrter Herr Bundesfinanzminister, Sie haben
echt: Das Problem der Sanierung der Staatsfinanzen

st mit dem Jahr 2007 nicht gelöst und die Sanierung der
taatsfinanzen ist auch nicht beendet. Nein, das Gegen-

eil ist der Fall: Vielmehr ist die Sanierung der Staats-
inanzen mit dem Jahr 2007 erst eröffnet. Von diesem
unkt aus müssen wir weiter voranschreiten, strukturelle
insparungen im Haushalt zu ermöglichen.


(Ulrike Flach [FDP]: Das wäre schön!)


Für die Union steht das erklärte Ziel fest, mittelfristig
en ausgeglichenen, den nachhaltigen Bundeshaushalt
u erreichen. Dabei geht es uns nicht um Sparen um des
parens willen – CDU und CSU geht es um das Sparen
m der Zukunft willen. Gerade aus Sicht der jungen Ge-
eration ist ein ausgeglichener Haushalt notwendig, um
inanzielle Gestaltungsspielräume in der Zukunft zu er-
alten. Wir werden, wir dürfen der zukünftigen Genera-
ion zusätzlich zu den demografischen Problemen der
ozialen Sicherungssysteme nicht auch noch die Zinslast
usätzlicher Schulden aufbürden. Deshalb beschäftigt
ns über den Bundeshaushalt 2007 hinaus die Perspek-
ive für die Jahre 2008, 2009 ff. Herr Bundesfinanz-

inister, wir müssen die Chance der derzeitigen positi-
en Entwicklung nutzen. Gehen wir gemeinsam auf dem
eg, das strukturelle Defizit zügig abzubauen und die

chuldenstandsquote zu reduzieren, voran. In diesem
inne müssen wir gemeinsam aus den Fehlern Ihres
mtsvorgängers lernen.


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Na!)


Doch, Herr Kollege Brinkmann!

Das Jahr 2001 hat Finanzminister Eichel gezeigt, wie
chnell eine günstige konjunkturelle Entwicklung, ver-
unden mit einem Boom der volatilen, gewinnabhängi-
en Steuern, wie wir es damals hatten, sich umkehren
ann.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


ir haben, ausgehend von einer positiven Entwicklung
001, quasi über Nacht umfangreiche Defizite, eine
chnell wachsende Schuldenquote und eine Verletzung
er Haushaltsgrenzen erlebt, weil wir keine solide
rundposition hatten. Das ist die Lehre aus der Entwick-

ung der Jahre 2001, 2002, 2003, 2004. Daher müssen
ir von heute an den vielfältigen Interessen vehement

ntgegentreten und damit beginnen, endlich Schulden
bzubauen. Nur dann hält der positive Trend des
ahres 2006 auch 2007 an und kann sich sogar multipli-
ieren.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oppositionsrede!)


Die Rückführung der Nettokreditaufnahme von
0 Milliarden Euro im Jahr 2006 auf 19,6 Milliarden
uro im nächsten Jahr ist ein erster, wichtiger Schritt.
ie Haushälter und Finanzpolitiker sind sich natürlich
ewusst, dass man hier mit virtuellem Geld operiert.






(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon
Aber man muss es sich einmal durchrechnen, um die Vo-
lumina zu begreifen: Wir haben durch die Reduzierung
der Nettokreditaufnahme von 30 Milliarden Euro auf
19,6 Milliarden Euro zukünftige Belastungen vermie-
den. Wir haben in einem gewissen Sinne Freiräume ge-
schaffen. Denn allein durch die – in Anführungszeichen –
„gesparten“ Schulden von rund 10 Milliarden Euro müs-
sen wir bei einem durchschnittlichen Zinssatz von rund
4 Prozent 400 Millionen Euro weniger Zinsen zahlen.
Wir haben den Bund davor bewahrt, weitere tägliche
Zinslasten von 1 Million Euro aufzunehmen. Ich glaube,
das ist eine gute Nachricht für die Steuerzahler in unse-
rem Lande.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die große Koalition hat nach der Wahl den dringen-
den Handlungsbedarf bei den öffentlichen Finanzen, ins-
besondere beim Bundeshaushalt, schnell erkannt und mit
ihren ersten beiden Etats auch gehandelt. Die öffentli-
chen Finanzen liegen langfristig wieder auf einer guten,
soliden Grundlage. Wir müssen uns immer wieder be-
wusst werden, dass das eine Herausforderung ist, die mit
den Haushalten 2006 und 2007 nicht abgearbeitet ist.
Wir müssen diese Debatte in allen gesellschaftlichen Be-
reichen führen, um die Aufgaben der kommenden Jahre
klar zu beschreiben. Nur wenn es gelingt, finanzielle
Handlungsspielräume für eine solche aktiv gestaltende
Finanzpolitik zurückzugewinnen, kann Deutschland der
Zukunft erfolgreich begegnen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt)


Ich kann für die CDU/CSU feststellen: Wir sind einen
Schritt in die richtige Richtung gegangen. Es gilt im
Hinblick auf die zukünftigen Jahre, Tempo aufzuneh-
men, um die guten Ergebnisse des Jahres 2006 und die
gute Planung für das Jahr 2007 in erfolgreiche Haushalte
der Jahre 2008, 2009 und 2010 gießen zu können.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606503600

Nächster Redner ist der Kollege Jörg-Otto Spiller für

die SPD-Fraktion.


Jörg-Otto Spiller (SPD):
Rede ID: ID1606503700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Kollege Fahrenschon, es ist sehr gut, dass
wir jetzt an einem Strang ziehen und auch in derselben
Richtung. Es war in der vorigen Wahlperiode manches
Mal schwer, mit dem Bundesrat, in dem es eine andere
Mehrheit gab als im Bundestag, in der Finanzpolitik zu
Ergebnissen zu kommen. Wäre den Vorschlägen der da-
maligen Bundesregierung gefolgt worden, stünden wir
heute ein Stück besser da, als wir es tun. Aber immerhin:
Wir haben es ja noch geschafft.


(Beifall bei der SPD)


Deutschland ist auf einem guten Weg. Das Wirt-
schaftswachstum wird in diesem Jahr circa 3 Prozent be-
tragen. Die Bundesbank redet sogar davon, dass es eher

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(C (D ,5 Prozent sein werden. Alle erwarten, dass wir auch im ommenden Jahr ein zwar vielleicht etwas verringertes, ber immer noch solides Wirtschaftswachstum haben erden. Es gibt heute etwa eine halbe Million Arbeits ose weniger und eine viertel Million sozialversicheungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse mehr als vor inem Jahr. Der Gesamtstaat Deutschland hat das Defiitkriterium von Maastricht in diesem Jahr wieder eingealten und mit dem Haushalt 2007, der in dieser Woche ur Debatte steht, werden wir zum ersten Mal seit längeer Zeit auch die Regelgrenze des Art. 115 Grundgesetz ieder einhalten. Es ist bereits mehrfach gesagt worden: ie Nettokreditaufnahme des Bundes wird den niedrigs en Stand seit der Wiedervereinigung haben. Wir sind noch nicht am Ziel, aber wir sind in den letzen Jahren ein gutes Stück vorangekommen. Viele Kolleen haben das schon gesagt: Wir müssen auch weiterhin n der Konsolidierung der Haushalte von Bund, Länern und Gemeinden arbeiten. Herr Fahrenschon, wir timmen natürlich weiterhin in unserem Ziel überein, ass auch künftig jede Generation neu darüber entscheien können muss, wofür sie das öffentlich zur Verfüung stehende Geld ausgibt und wo die entsprechenden chwerpunkte bei den öffentlichen Ausgaben liegen. ir dürfen nicht durch eine überbordende Zinslast ein eengt werden. Deshalb müssen wir jetzt die Ausgaben mstrukturieren. Der Anfang ist getan. Dabei müssen ir weg von der vergangenheitsbezogenen Last hin zu en Zukunftsausgaben kommen. Durch die Steuerschätzung im November 2006 wuren viele Hoffnungen geweckt. Es ist erstaunlich, dass ufgrund der etwas vermehrt zur Verfügung stehenden ittel – dies bedeutet allerdings immer noch, dass die ücke nur kleiner geworden ist – sofort mit einer großen antasie darüber nachgedacht worden ist, wie man das eniger fehlende Geld besser ausgeben kann. Wofür gibt an das Geld aus, das fehlt und das wir nicht haben? (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Richtig! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Die Lücke wieder ein bisschen vergrößern!)


afür gab es eine Reihe von Vorschlägen. Zum Glück
ind sie im Wesentlichen wieder begraben worden.


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Die FDP will weitere Steuersenkungen!)


ie Koalition hält Kurs. Dieser Kurs heißt Konsolidie-
ung. Ich sage aber auch: Konsolidierung gibt es nicht
hne Wachstum.

Ich bin ein wenig erstaunt darüber, dass Frau Hajduk
nd auch der Vorsitzende von Gesamtmetall verkündet
aben, die Koalition habe nur Fortune gehabt;


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe mit Gesamtmetall gar nicht so viel am Hut!)


ie Konjunktur laufe gut, aber dafür könne die Politik
ichts. Frau Hajduk, der alte Moltke hat dazu schon das
ichtige gesagt: Glück hat auf die Dauer nur der Tüch-

ige.






(A) )



(B) )


Jörg-Otto Spiller

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich gönne Ihnen das doch!)


Ich bin ein bisschen enttäuscht darüber, dass Sie sich
selbst nicht mehr dazu zählen; denn es gab natürlich
auch in der vorigen Wahlperiode Entscheidungen, die
sich jetzt auszahlen. Ich weiß gar nicht, warum Sie sich
davon distanzieren. Natürlich ist die Arbeitsmarktre-
form, so schwierig sie war – sie ist ja immer noch um-
stritten –, auch eine der Grundlagen für die heutige Bele-
bung am Arbeitsmarkt.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606503800

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Hajduk?


Jörg-Otto Spiller (SPD):
Rede ID: ID1606503900

Gerne.


(Bernd Scheelen [SPD]: Moltke!)



Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606504000

Sehr verehrter Herr Kollege Spiller, halten Sie es für

zustimmungsfähig, dass ich mir hinsichtlich der Sen-
kung der Lohnnebenkosten, die jetzt Ihrer Regierung
möglich ist, auch weiterhin erlaube – weil ich zu unseren
rot-grünen Reformen gerade im Bereich des Arbeits-
marktes stehe –, darauf hinzuweisen, dass 1,3 der über
2 Prozentpunkte, um die Sie den Betrag zur Arbeitslo-
senversicherung senken wollen, durch rot-grüne Refor-
men angelegt wurden und dass deshalb dieser Schritt un-
abhängig von der Mehrwertsteuererhöhung erfolgt
wäre? Das wollte ich bei Ihrer Überlegung zu den Lohn-
nebenkosten noch einmal deutlich machen. Vielleicht
können Sie mir in diesem Punkt zustimmen. An dieser
Stelle stehe ich sehr wohl zu unseren Reformen, die wir
vor einigen Jahren durchgeführt haben.


Jörg-Otto Spiller (SPD):
Rede ID: ID1606504100

Ganz deutlich war die Frage nicht. Aber ich nehme

mit Freude zur Kenntnis, dass Sie weiterhin zu unseren
Reformen stehen und insofern Ihre Aussage von vorhin
etwas geradegerückt haben. Herzlichen Dank für diese
Einsicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Subventionsabbau in Verbindung mit einer
gleichzeitigen Senkung von Steuersätzen hat ebenfalls
dazu beigetragen. Auch diese Maßnahmen haben wir ge-
meinsam begonnen, Frau Hajduk. Aber wir setzen sie
auch fort. Das eine oder andere hätte vielleicht etwas
schneller gehen können, wenn Herr Trittin nicht zum
Schluss gebremst hätte. Aber wir haben immerhin die
richtige Richtung eingeschlagen.

Die große Koalition hat den Mut gehabt, mit dem
Haushalt 2006 auch den Konjunkturverlauf zu stützen.
Ich finde, dazu kann man sich bekennen. Es war eine
vernünftige Entscheidung.

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(C (D Erlauben Sie mir noch eine Bemerkung; denn wir üssen nicht nur über die Konjunktur, sondern auch ber Wachstumschancen reden. Das wird im Laufe der oche in der Debatte der Einzelpläne noch an mehreren tellen eine Rolle spielen. Aber in der allgemeinen Fianzdebatte will ich noch einen Punkt ansprechen. Unere Unternehmensteuerreform baut darauf auf, dass ast alle großen deutschen Unternehmen multinational usgerichtet sind. Das heißt, dass sie nicht nur sehr erolgreich weltweit operieren, sondern dass sie auch die tandortkonkurrenz besonders deutlich empfinden und arüber hinaus entscheiden können, wo sie die Kosten nd Erträge anfallen lassen. Diese Entwicklung kann an nicht passiv hinnehmen, sondern wir müssen zur Si herung der deutschen Steuerbasis dafür sorgen – das ist as Ziel der Unternehmensteuerreform –, dass die Unterehmen in Deutschland mehr Steuern zahlen. Es geht icht darum, dass die Unternehmen insgesamt mehr teuern zahlen sollen. Ich bin mir sicher, dass wir das nach einer Anlaufhase erreichen werden. Wenn der eine oder andere mitelständische Unternehmer in seinen Überlegungen, wie r vorzugehen hat, Herr Solms, in einem komplizierten all eine verbindliche Auskunft vom Finanzamt haben ill, dann halte ich eine angemessene Gebühr dafür für ernünftig. Ich bin sogar sicher, dass der Unternehmer iese Gebühr gerne zahlen würde. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606504200

Der letzte Redner in dieser Debatte ist nun der Kol-

ege Jochen-Konrad Fromme für die CDU/CSU-Frak-
ion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Jochen-Konrad Fromme (CDU):
Rede ID: ID1606504300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

olms, es ist nicht richtig, dass es keinen roten Faden in
nserer Haushalts- und Wirtschaftspolitik gibt. Politik
ängt bei der Betrachtung der Realitäten an. Die Realitä-
en sind weniger Arbeitslose, mehr sozialversicherungs-
flichtig Beschäftigte und mehr offene Stellen. All das
ommt nicht von ungefähr; es ist vielmehr Ausdruck da-
ür, dass der schmale Grat zwischen der Sanierung der
aushalte einerseits und der Schonung der Konsumkraft

ndererseits richtig getroffen ist. Sonst hätten wir diese
ositiven Werte nicht erreicht.

Womit haben wir uns noch vor einem Jahr im Wahl-
ampf beschäftigt? Damals ging es um den Arbeitsmarkt
nd die Arbeitslosigkeit. Jetzt, nachdem sich die Lage
ebessert hat, spricht keiner mehr davon. Die Entwick-
ung am Arbeitsmarkt spricht dafür, dass unsere Politik
rfolgreich ist und richtige Ansätze verfolgt hat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Jochen-Konrad Fromme
Um mit dem Regisseur Jacques Tati zu sprechen:
„Alle Wirtschaftsprobleme wären zu lösen, wenn man
die Selbstgefälligkeit steuerpflichtig machte.“ Diesen
Weg können wir nicht beschreiten. Aber die große Ko-
alition ist durchaus erfolgreich, wenn man berücksich-
tigt, was wir alles vorwärts gebracht haben. Der Staat ist
effizienter geworden. Wir haben Reformen durchgesetzt
und an allen Stellen für Verbesserungen gesorgt. Wir
sind zwar nicht dort, wo wir sein wollen; das ist völlig
klar. Alles könnte schöner, besser und größer sein. Aber
wir sind auf dem richtigen Weg; das ist das Entschei-
dende.

Herr Kollege Spiller, die Trendwende wurde dadurch
erreicht, dass Sie den grünen Ballast losgeworden sind.
Wir haben uns nicht verändert. Vielmehr haben wir uns
angenähert und es gibt mehr Übereinstimmung. Das
freut mich.

Die Investitionen liegen über der Nettokreditauf-
nahme. Wir erfüllen damit das Maastrichtkriterium. Die
Steuer- und Abgabenquote sinkt genauso wie die Lohn-
nebenkosten. Das sind doch richtige und wichtige Si-
gnale. Es wird behauptet, das habe nichts mit der Regie-
rung zu tun. Wir sind sicherlich nicht so arrogant und
sagen, das sei unser Aufschwung. Aber mit dem Regie-
rungswechsel hat es schon etwas zu tun; denn die wirt-
schaftliche Entwicklung hängt auch von der Stimmung
ab. Nun gibt es einen Stimmungswandel; dieser ist wich-
tig. Diesen hätte es ohne unsere Regierungsbeteiligung
nicht gegeben.

Wenn man die Überschriften in den letzten Tagen liest
– „Die deutsche Wirtschaft ist in guter Verfassung“;
„Stärkstes Wachstum seit sechs Jahren“; „Wirtschafts-
weisen erwarten kräftiges Wachstum“; „DIW rechnet
mit einer Gesundung der öffentlichen Haushalte“ –,
dann muss man feststellen, dass es in diesem Land nun
einen breiten Konsens darüber gibt, dass die Politik ei-
nen richtigen Weg eingeschlagen hat. Diesen müssen wir
konsequent weitergehen.

Es ist richtig, vorhandene Überschüsse der Bun-
desagentur für Arbeit an die Beitragszahler zurückzu-
geben. Es verwundert mich nicht, dass der Kollegin Höll
nur einfällt, wie man das Geld ausgeben kann. Aber es
ist richtig, es den Bürgern zu geben, damit die ge-
wünschte Entwicklung in Gang kommt.


(Ulrike Flach [FDP]: Das ist wohl wahr!)


Die FDP fordert keine Steuererhöhungen sowie
gleichzeitig eine Senkung der Nettokreditaufnahme und
eine Steigerung der Investitionstätigkeit. Dazu kann ich
nur sagen: Alles muss unter dem Strich zusammenpas-
sen. Die Rechnung muss aufgehen.

Der Kollege Solms fordert plötzlich eine zentrale
Steuerverwaltung. Dieser Hang zur Zentralität verwun-
dert mich ganz erheblich.


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Aber er hat Recht!)


Ich weiß natürlich, dass wir bei den EDV-Programmen
stärker zusammenarbeiten und uns abstimmen müssen,
wenn wir Einheitlichkeit erreichen wollen. Aber ein

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(C (D ettbewerb zwischen mehreren Beteiligten spricht imer dafür, dass man das beste Modell, das Optimum fin et. Wir waren mit „Fiscus“ auf dem Weg hin zu mehr entralismus, sind aber leider total gescheitert; das muss ch ehrlich zugeben. Wir müssen nun neu anfangen. Natürlich haben wir gespart; Steffen Kampeter hat beeits darauf hingewiesen. Wir haben auch bei uns selber espart, zum Beispiel bei der Öffentlichkeitsarbeit. Des ntschließungsantrags der FDP auf Streichung der Mit el für den Neubau des Bundesinnenministeriums bearf es aber nicht. Wir haben die Mittel bereits gesperrt. ir werden uns ganz in Ruhe darüber verständigen, ob in solches Konzept wirtschaftlich sinnvoll ist. Wenn em nicht so ist, dann werden die Mittel nicht freigegeen. Wenn dem so ist, dann werden die Mittel freigegeen und dann wird vorwärts geschritten. Es wurde behauptet, durch die geplante Gesundheitseform stiegen die Beiträge. Das verwundert mich sehr; enn die Gesundheitsreform greift noch gar nicht. Also önnen die Beiträge aufgrund der Reform noch gar nicht teigen. Sie steigen deshalb, weil in der Vergangenheit u wenig verändert wurde, weil wir die Systeme zu weig angepasst und zu wenig gesteuert haben. Lassen Sie ns erst einmal abwarten, bis das Konzept vollständig uf dem Tisch liegt und bis wir dafür gesorgt haben, dass ie Menschen mehr Eigenvorsorge betreiben. Ich laube, dass man dadurch wesentlich besser steuern ann als durch Verwaltung und Regelungen. Letzteres at immer nur zu höheren Verwaltungskosten geführt. in zunehmend höherer Anteil im Gesundheitswesen eht in die Verwaltung anstatt in die Medizin, die Mediamente und Operationen. Unser Ziel muss sein, dem ntgegenzuwirken. Ich freue mich, dass wir aktiv Politik betreiben konnen, dass wir uns beispielsweise im Bereich der Kulturolitik durchringen konnten – das sage ich als Arbeitsruppenvorsitzender –, der Koalitionsvereinbarung im unkt „Sichtbares Zeichen“ im Haushalt Geltung zu verchaffen. Ich fordere alle, insbesondere die Bundesläner auf, einzusteigen und daran konstruktiv mitzuwiren. Natürlich sind wir längst nicht da, wo wir sein wollen. ir sind aber auf dem richtigen Weg. Wenn ich mir die innahmen und die Ausgaben im Bundeshaushalt anchaue, dann ist völlig klar, dass wir die strukturelle Lüke schließen müssen, weil irgendwann die Einmalffekte verbraucht sind und weil wir nicht mehr usgeben dürfen, als wir einnehmen. Aber auch auf dieem Weg sind wir erheblich fortgeschritten. Seit Jahren aben wir jetzt erstmalig wieder einen Überschuss im rimärhaushalt. Das heißt, wir sind den ersten Schritt egangen. In diesem Jahr geben wir weniger aus, als wir innehmen. Das ist ein wichtiges Zwischenziel. Wir üssen natürlich Überschüsse erwirtschaften, damit wir ie Zinsen für die Altlasten tragen können und damit wir u einem besseren Investitionsverhalten kommen. Unere Fortschritte in dieser Beziehung sind ein Beweis daür, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Jochen-Konrad Fromme Wir haben noch vieles zu tun, auch was die Staatsquote und die Personalkosten betrifft. Wir sind in der Koalition mit der Willensbildung darüber, wie wir fortschreiten, noch längst nicht am Ende. Natürlich sind pauschale Personalkostenvorgaben und Einsparungen dann problematisch, wenn man in der Sache nichts verändert. Aber, Herr Kollege Poß – darin unterscheiden wir uns –, wir sagen, dass wir bei den Aufgaben etwas verändern müssen, damit wir auf diesem Weg weitergehen können. Das ist aus dem Parlament heraus schwer zu bewerkstelligen. Wir müssen Druck auf die Regierung ausüben, damit sie uns entsprechende Vorschläge macht. Ich will in diesem Zusammenhang auch ein Kapitel ansprechen, das nicht überall besonders positiv aufgenommen wird, das Kapitel Bonn-Berlin. Ich glaube, dass wir uns diesen teuren „Doppelzirkus“ nicht mehr lange leisten können. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Das ist doch ein Wahnsinn. Ich würde mich freuen – ich
habe Beifall quer durch das ganze Haus gehört –, wenn
an diesem Thema konstruktiv mitgearbeitet würde. Ich
habe das einmal während einer Klausur angesprochen
und großen Beifall erhalten. Dann aber wurde der Beifall
deutlich weniger. Ich schließe daraus, dass wir an dieser
Stelle weitermachen müssen. Es kann doch nicht sein,
dass jemand morgens um 6 Uhr in Bonn aufbricht, mit-
tags in Berlin ist, zehn Minuten lang etwas in einem
Ausschuss vorträgt und abends wieder nach Bonn fährt.
Damit ist der ganze Arbeitstag für einen Vortrag von
zehn Minuten verloren. An der Stelle liegt doch ein riesi-
ges Einsparpotenzial.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube, dass wir daran arbeiten müssen. Wir soll-
ten über den lokalpolitischen Tellerrand hinwegschauen.
Die Stadt Bonn steht inzwischen gut da. Das hat keiner
vorausgesehen. Deswegen war es am Anfang richtig,
Brücken zu bauen. Inzwischen haben wir gesehen, dass
die Brücken tragfähig sind, und wir können weiterarbei-
ten.

Sie sehen, es gibt noch viel zu tun. Packen wir es an!
Wir sind auf dem richtigen Wege. Ich lade alle in diesem
Hause ein, auf dem richtigen Wege mitzumachen und am
Ende dem Haushalt zuzustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606504400

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen nun zu den Abstimmungen. Zunächst
stimmen wir über den Einzelplan 08, Bundesministe-
rium der Finanzen, in der Ausschussfassung ab. Wer
stimmt dafür? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – Der
Einzelplan 08 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktio-

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(C (D en gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen angeommen. Abstimmung über den Einzelplan 20, Bundesrechungshof, in der Ausschussfassung. Wer stimmt dafür? – er ist dagegen? – Enthaltungen? – Der Einzelplan 20 st mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Ich rufe nun Tagesordnungspunkt I.5 auf: Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – Drucksache 16/3123 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Frank Schmidt Dr. Ole Schröder Otto Fricke Roland Claus Anna Lührmann Hierzu liegen zwei Änderungsanträge der Fraktion ie Linke vor. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache zwei Stunden vorgesehen. – Ich höre azu keinen Widerspruch. Dann werden wir so verfahen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem ollegen Otto Fricke für die FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! Die Beratungen des Einzelplanes 17 – das möchte ch ausdrücklich gerade gegenüber den Koalitionsabgerdneten sagen – waren fachlich und sachlich von hoher ualität. Wir haben uns über inhaltliche Dinge gestrit en, aber wir haben – das darf ich ausdrücklich Richtung inisterium sagen – die Informationen bekommen, die ir brauchten, um unsere jeweiligen politischen Ent cheidungen treffen zu können. Wir hatten am Ende der Beratungen im Ausschuss treit über die Frage – ich gebe zu, dass das eine schwieige Aufgabe ist –, welche und wie viele Zivildienstchulen geschlossen werden sollen und wer letztlich daür verantwortlich ist. Dazu wird die Kollegin Lenke achher etwas sagen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist eine Exekutiventscheidung, Herr Kollege!)


(Beifall bei der FDP)

Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1606504500

Ausdrücklich begrüßen möchte ich aber noch, dass
err Kues erreicht hat – ich wollte mich eigentlich bei

hm bedanken, aber er hat heute ebenfalls Geburtstag
nd soll das auch ruhig feiern –, dass die Polen beim
eutsch-Polnischen Jugendwerk genauso wie die Bun-
esregierung und der Bundestag ihren Verpflichtungen
achkommen.


(Beifall bei der FDP)


Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, wir spre-
hen immer vom Zukunftsprojekt Familie und vom Zu-






(A) )



(B) )


Otto Fricke
kunftsprojekt Kinder und Jugendliche und müssen den-
noch in diesen Tagen trotz positiver Meldungen auch
Negatives zur Kenntnis nehmen. Man muss in der heuti-
gen Debatte sicherlich auch den Fall Emsdetten anspre-
chen, auch wenn der Täter ein 18-Jähriger war; denn die
Ursachen für die Tat sind in seiner Kindheit und Jugend
zu suchen. Dieser Fall ist leider kein Einzelfall. Der
Hang zur Gewalt nimmt bei unserer Jugend zu und wir
sind letztlich immer noch nicht in der Lage, klare Ant-
worten auf die Fragen zu geben, die sich in diesem Be-
reich stellen, auch wenn wir das alle wollen, was ich
nicht bestreiten will.

Ich will in diesem Hause ausdrücklich eine Warnung
aussprechen: Machen wir doch bitte bei einer so
schrecklichen Tat, unter deren Folgen die Betroffenen
noch jahrelang leiden werden, nicht den Fehler, in Ak-
tionismus zu verfallen und irgendetwas zu verbieten,
weil wir glauben, damit hätten wir eine Lösung gefun-
den. Das kann bei solch einer schwierigen Sache nicht
der Sinn von Politik sein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Man kann gerne die Frage prüfen, ob solche Spiele
verboten werden sollen. Das ist kein Problem, das kön-
nen wir machen. Aber ich sage Ihnen ganz ehrlich: Beim
Verbot eines Spiels wird am nächsten Tag entweder die
schwarz gebrannte CD weitergegeben oder das Kind
oder der Jugendliche geht am übernächsten Tag einfach
ins Internet und lädt sich dieses Spiel auf seinen Compu-
ter, weil es ja inzwischen so leicht ist, riesige Mengen
von Informationen aus dem Internet herunterzuladen.
Wir müssen hier andere Wege gehen.

Am meisten sollte uns die Tatsache berühren, dass der
Täter von Sinnleere spricht. Wir müssen uns fragen: Was
ist in diesem Land in der Diskussion über die Zukunft
und über Werte falsch gelaufen? Hier liegt nach meiner
Meinung der Kernansatz, um unseren Kindern und Ju-
gendlichen klar zu machen, warum es sich lohnt, in die-
sem Land zu leben.

Ich will aber noch eine zweite Frage ansprechen: Wa-
rum passiert es in Schulen? Nun können wir über Puber-
tät und alle damit zusammenhängenden Probleme reden.
Da haben wir als Gesellschaft auch eine Aufgabe. Aber
wir müssen noch etwas anderes sehen: Wir haben eine
immer komplexere und immer schwierigere Welt. Die
einfachen Antworten der 50er-Jahre und vielleicht noch
aus der Zeit Anfang der 60er-Jahre reichen heute nicht
mehr aus.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sagen Sie das mal der FDP-Fraktion!)


Die sich heute stellenden Fragen sind auch nicht alleine
mit dem Hinweis zu beantworten – Kollege Kampeter,
Sie sollten hier nicht so reinbrüllen, sondern eine Zwi-
schenfrage stellen – –


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich will Ihre Redezeit nicht verlängern! S m h e a i i a d h B – d u W d ä h w D m r K t n a s n g f d r w g n A d m a a r d ü D k f W e (C (D ie sind eben auch nicht dadurch zu beantworten, dass an sagt: Alleine mit der Einhaltung christlicher Werte aben wir die Probleme dieser Welt gelöst. Das ist es ben gerade nicht. Ich sage an dieser Stelle ausdrücklich: Wir müssen uch prüfen, warum an den Schulen in anderen Ländern nzwischen Schulpsychologen tätig sind, während wir mmer noch auf Vertrauensund Beratungslehrer setzen, lso wieder auf diejenigen, mit denen sich die Schüler och so sehr auseinander setzen. Hier müssen wir genau insehen und im Übrigen auch fragen: Was muss der und tun und was müssen die Länder tun? Zur Aufteilung der Aufgaben zwischen Bund und Länern komme ich gleich noch. Eines müssen wir auf jeden Fall erreichen: Wir dürfen nsere Kinder und Jugendlichen in dieser schwierigen elt nicht alleine lassen. Wir müssen ihnen klar machen, ass letztlich, unabhängig von irgendwelchen Zukunftsngsten, die Politik, die Erwachsenen an ihrer Seite steen. Wir müssen bei der Kinderbetreuung anfangen. Da ird von allen schnell gesagt: Wir brauchen mehr Geld. as ist wunderbar. Heute hören wir aber vom Finanzinister auch: Wir wollen vernünftig sparen. Und wa um wollen wir sparen? Wir wollen sparen, weil wir den indern nicht später, wenn sie 18 Jahre alt sind, die heu igen Schulden vorhalten können. Wir können ihnen icht sagen: Es tut uns Leid, wir haben das Geld für euch usgegeben, jetzt zahlt es bitte mit Zinsen zurück. Dieen Irrwitz müssen wir stoppen. Da ist nach meiner Meiung die Familienministerin neben dem Finanzminister anz besonders gefragt. Wir führen im Moment eine Diskussion über kostenreie Kitas und die Nichterhöhung oder gar Absenkung es Kindergelds. Einig sind wir uns wahrscheinlich daüber, dass das Geld bei den Kindern ankommen muss; ir streiten nur über den Weg. Ich will ausdrücklich saen, Frau Ministerin: Wenn Sie sagen, man dürfe das icht gegeneinander ausspielen, dann ist das eine gute ussage. Wenn aber die Konsequenz der Aussage ist, ass man das Kindergeld erhöht – die Kinderfreibeträge üssen verfassungsrechtlich dann auch entsprechend ngepasst werden; das wissen wir – und gleichzeitig uch noch auf Kosten des Steuerzahlers die Kitas gebühenfrei macht, dann sucht man sich nur das Gute, aber as Schlechte sind dann wieder die Schulden, die dabei bersehen werden. Die FDP ist nicht bereit, zu guten ingen zu sagen: Wir unterstützen das, egal wie viel es ostet. Wichtig ist, dass sich etwas Gutes auch auf Dauer ür alle Generationen rechnet. Ich möchte noch auf eine andere Sache hinweisen. ir überlegen sehr häufig, wie wir mit dem Rechts xtremismus klarkommen. Immer wieder wird darüber Otto Fricke gestritten – das ist auch im Haushaltsausschuss passiert –, wer der bessere Bekämpfer sei. Wir haben in den Bundeshaushalt, in die Länderhaushalte und in die kommunalen Haushalte dieselben Summen eingestellt. Dennoch merken wir auch hier wieder: Wir kommen an die Betroffenen nicht richtig heran. Wir wollen das, aber wir schaffen es nicht. Die FDP begrüßt deswegen ausdrücklich den Weg, die Arbeit der Kommunen zu stärken. Dieser Weg ist richtig. Ich frage mich, ob man es schaffen wird, all diejenigen zu erreichen – Jugendliche, Cliquen –, die fest in einer bestimmten Richtung verwurzelt sind. Das wird sehr schwierig. Die Summen, die der Bund dafür zur Verfügung stellt, reichen mit Sicherheit nicht aus. Das ist keine Forderung nach mehr Geld. Ich stelle nur die Frage: Nützt es etwas, wenn wir in immer neue Projekte kleinere Beträge investieren, ohne Erfolge feststellen zu können? Ich komme auf die Zuständigkeit der Länder zu sprechen. Sie haben eben so schön gesagt: Mehrgenerationenhäuser sind eine schöne Sache; in NRW heißen sie Familienzentren. In Kommunen spricht man von Exzellenzkindergärten. Wenn man sich das genau anschaut, dann stellt man Folgendes fest, Frau Humme – seien wir doch einmal ganz ehrlich –: Jedes dieser Projekte wird aus vier, fünf oder sechs verschiedenen Töpfen finanziert und alle rühmen sich, wer weiß wie viel getan zu haben. Es ist eine gute Sache, es ist eine richtige Sache. Zwischen den Generationen liegen heutzutage 30 oder sogar 35 Jahre. Mit diesem relativ großen Abstand ist die Schwierigkeit verbunden, dass die Generationen zueinander finden. Ist es allerdings die Aufgabe des Bundes, damit fertig zu werden? Nein. Ich bin der Meinung, es ist die Aufgabe der Länder. Der Bund sollte sich da heraushalten – mag man sich in Stuttgart noch so sehr rühmen – und mehr Geld für die Schwächeren investieren. Ich komme zum Schluss. Frau Ministerin, der Haushalt des Familienministeriums wird sich in nächster Zeit sicherlich verändern. Sie haben gesagt, Sie prüften noch seriöse Vorschläge dazu, wie man zu Veränderungen kommen kann. Meiner Meinung nach sind Sie nach dem Finanzminister die zweite Haushaltsministerin. Am Ende Ihrer Regierungszeit nach vier Jahren müssen Sie sich vor die Kinder und Jugendlichen stellen und sagen: Vorher waren es so viele Schulden; ich als Vertreterin eurer Interessen überlasse euch weit weniger Schulden. Eines ist wichtig für Kinder: Auf Schuldenbergen können sie nicht spielen. Herzlichen Dank. Nun hat das Wort der Kollege Dr. Ole Schröder für die CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)


(Renate Gradistanac [SPD]: Föderalismus!)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
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(C (D Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Der Haushalt 2007 ist ein deutlicher Fortschritt ür Familien und Kinder. Trotz der notwendigen Konsoidierung ist es uns gelungen, 1,6 Milliarden Euro für das lterngeld bereitzustellen. Das Elterngeld ist die größte amilienpolitische Reformleistung der letzten zehn ahre. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1606504700

Wir wissen, dass sich fast alle 18-Jährigen Kinder
ünschen, und zwar in der Regel mindestens zwei. Wir
issen aber auch, dass rund ein Drittel der Deutschen
iesen Wunsch nie realisiert. Hier setzt das Elterngeld
n. Wir unterstützen die jungen Eltern dann, wenn es am
otwendigsten ist: wenn die Ausgaben nach der Geburt
ines Kindes steigen und gleichzeitig ein Einkommen
egfällt. Hier setzt das Elterngeld gezielt an. Ich bin

ehr optimistisch, dass sich aufgrund des Elterngeldes
ehr Paare dafür entscheiden, sich ihren Kinderwunsch

u erfüllen.

Über eines müssen wir uns aber auch im Klaren sein:
olitik ist nicht allmächtig. Wir werden die Geburtenrate

n Deutschland auch durch noch so üppige familienpoli-
ische Leistungen nicht bestimmen können. Die Ent-
cheidung liegt bei den Eltern. Um sich für ein Kind zu
ntscheiden, braucht es vor allen Dingen eines: Zuver-
icht. Renate Schmidt, die Vorgängerin unserer Fami-
ienministerin von der Leyen, hat dazu einmal etwas sehr
ebenskluges gesagt: Junge Paare haben heute erst dann
en Mut zum Kind, wenn das Eigenheim gebaut ist,
enn der Arbeitsplatz auf Dauer gesichert ist und wenn
ie ersten drei Kinderbetreuungsjahre en détail geregelt
ind. Sie sagte weiter: Wenn sie die Erfüllung all dieser
oraussetzungen verlangt hätte, dann wäre keines ihrer
rei Kinder zur Welt gekommen. Ich finde, damit hat sie
twas sehr Kluges gesagt. Sie hat nämlich Recht: Den
ut zum Kind muss jeder selbst aufbringen. Politik

ann nur die Rahmenbedingungen so setzen, dass nicht
u viel Mut dafür vonnöten ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Familienpolitik in engerem Sinne ist dafür natürlich
ichtig, aber nicht allein entscheidend. Die Entschei-
ung für oder gegen die Erfüllung des Kinderwunsches
ängt zum Beispiel genauso davon ab, ob man sicher
ein kann, im nächsten Jahr noch einen Arbeitsplatz zu
aben. Deshalb ist gute Wirtschaftspolitik eben auch
ute Familienpolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Meine Damen und Herren, wir müssen auch klar er-
ennen: Manchmal reicht es eben nicht aus, wenn die
olitik nur Rahmenbedingungen setzt. Manchmal muss
das sage ich ganz bewusst auch zu meinen Kollegen
on der FDP – die Politik bzw. der Staat auch eingreifen.


(Ina Lenke [FDP]: Damit haben wir doch keine Probleme!)







(A) )



(B) )


Dr. Ole Schröder
Damit komme ich zu der Debatte, die der SPD-Vorsit-
zende Kurt Beck mit seinen Äußerungen zu der von ihm
so bezeichneten Unterschicht ausgelöst hat.


(Ina Lenke [FDP]: Ein schlimmes Wort ist das!)


Leider flammen solche Diskussionen immer nur kurz auf
und ebben trotz der politischen Brisanz dann wieder ab.
Was ist das Entscheidende an dieser Diskussion für die
Familienpolitik? In der Vergangenheit wurde viel zu
häufig geglaubt, dass die soziale Ausgrenzung ein Pro-
blem sei, das durch die Höhe der Sozialtransfers gelöst
werden könne. Meine Damen und Herren, nur mit hohen
Sozialtransfers holen wir die Menschen nicht aus der
gesellschaftlichen Randlage heraus. Darüber müssen wir
uns im Klaren sein. Das Problem vieler Kinder ist die
mangelnde Erziehungsfähigkeit der Eltern. Die Folge
ist: Immer mehr Fälle von häuslicher Gewalt und Ver-
wahrlosung werden bekannt und die Bildungschancen
von Kindern hängen immer noch maßgeblich von der
sozialen Herkunft der Eltern ab. Hier ist Familienpolitik
gefordert.

Das Wichtigste ist: Wir dürfen nicht wegschauen.
Vielfach können wir schon mit beratender Unterstützung
den Eltern und Kindern viel Hilfe zukommen lassen.
Wichtig ist, dass diese Problemfälle aus der Isolation he-
rausgeholt werden. Mit dem Aktionsprogramm „Frühe
Hilfen für Eltern und Kinder und soziale Frühwarn-
systeme“ ist unsere Koalition dabei, die Bildung von lo-
kalen Netzwerken zu unterstützen. Dieses Programm
wird dazu beitragen, den Schutz von Kindern in
Deutschland konsequent zu verbessern. Von besonderer
Bedeutung ist dabei die Verzahnung der Gesundheitssys-
teme mit der Kinder- und Jugendhilfe vor Ort. Natürlich
ist das zunächst einmal Aufgabe der Kommunen und der
Länder. Aber dem Bund kommt selbstverständlich die
Aufgabe zu, die Erfahrungen aus diesen Modellprojek-
ten zu bündeln und dafür zu sorgen, dass die Kommunen
und die Länder auf der Grundlage dieser Erfahrungen
vor Ort konkret politisch tätig werden und ein flächende-
ckendes System aufbauen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben im Haushalt 2006 schon erste Mittel dafür be-
reitgestellt und jetzt im Haushalt 2007 im Kinder- und
Jugendplan dafür 2 Millionen Euro vorgesehen. Frau
Ministerin von der Leyen, ich begrüße ganz ausdrück-
lich, dass Sie dies auf den Weg gebracht haben und das
jetzt konsequent weiter verfolgen.

Meine Damen und Herren, im Zentrum unserer Fami-
lienpolitik stehen die genannten zwei Ziele: höhere Ge-
burtenraten und bessere Bedingungen und Entwick-
lungsmöglichkeiten für Kinder. Wenn wir uns die Höhe
der Ausgaben für familienpolitische Leistungen im
internationalen Bereich ansehen, dann stellen wir fest,
dass wir ganz oben stehen. Wir erreichen unsere Ziele
aber nur mangelhaft. Es ist und bleibt daher unsere Auf-
gabe, zu überprüfen, ob wir weiterhin 50 unterschiedli-
che monetäre Leistungen anbieten müssen. All diese
Leistungen müssen ja beantragt, überprüft und ausge-
zahlt werden. Welchen Aufwand das bedeutet, können

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(C (D ir sehr gut am Kinderzuschlag sehen. Es handelt sich m eine gut gemeinte Maßnahme, mit deren Hilfe Elern, die zwar für ihren eigenen Unterhalt aufkommen önnen, aber nicht zusätzlich für den Unterhalt der Kiner, unterstützt werden. Wenn wir uns allerdings vor Auen führen, dass im letzten Jahr von 600 000 Anträgen ur 50 000 gebilligt wurden, (Ina Lenke [FDP]: Was machen Sie denn jetzt?)


ann sehen wir, dass es sich hier um ein bürokratisches
onstrum handelt, das wir dringend verändern müssen,

amit das Geld wirklich bei den Kindern und Eltern an-
ommt


(Beifall bei der FDP)


nd nicht in der Förderbürokratie versickert. Es ist schon
inigermaßen absurd, dass uns hier jetzt ein Antrag der
raktion Die Linke ins Haus flattert, nach dem gerade
ieses ineffiziente Förderinstrument um Milliarden auf-
estockt werden soll, ohne dass hierfür irgendeine Ge-
enfinanzierung vorgesehen wäre.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wir müssen mit den Haus-
altsmitteln effizienter umgehen. Es ist daher richtig,
ass die Familienministerin eine Evaluierung in Auf-
rag gegeben hat, damit wir die einzelnen Förderarten
ündeln können, sodass das Geld bei den Kindern und
amilien ankommt.

Ein zweiter zentraler Aufgabenbereich in unserem
inzelplan hängt mit dem Aspekt der demografischen
ntwicklung zusammen:


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Jawohl!)


ie Politik für immer mehr ältere Menschen. Wenn heute
ast jeder dritte Mann und jede dritte Frau keine Kinder
ehr bekommen, entstehen dadurch natürlich auch grö-

ere Herausforderungen für die Seniorenpolitik. Denn
ines ist klar: Ebenso wie die Eltern im Zentrum der Ver-
ntwortung für die Kinder stehen, stehen die Kinder im
entrum der Verantwortung für die Eltern. Es ist daher
ositiv, dass wir mit dem Projekt „Mehrgenerationen-
äuser“ offene Tagestreffpunkte schaffen, in denen sich
ie Generationen selbstverständlich begegnen und sich
egenseitig helfen können. Wir haben die Mittel im
aushalt 2007 in Höhe von 20,5 Millionen Euro einge-

tellt.

Meine Damen und Herren, die mittelfristige Konsoli-
ierung des Einzelplans 17 bringen wir mit der seit lan-
em diskutierten Umsetzung der Schließung von Zivil-
ienstschulen voran.


(Ina Lenke [FDP]: Aha! Das ist was Positives?)


usgehend von den aktuellen Dienstantrittszahlen und
em Bettenüberhang von circa 12 000 ist die Schließung
on Zivildienstschulen haushaltspolitisch notwendig. Es
st dringend erforderlich, dass wir auch hier eine Anpas-
ung vornehmen. Wir haben jetzt im Ausschuss nach
angen Diskussionen Nägel mit Köpfen gemacht






(A) )



(B) )


Dr. Ole Schröder

(Diana Golze [DIE LINKE]: Im Haushaltsausschuss, nicht im Fachausschuss!)


und werden dafür sorgen, dass bis zum April 2007 eine
Entscheidung über die Schließung von drei Zivildienst-
schulen erfolgt.

Wir begrüßen es ausdrücklich, wenn im Rahmen der
Umsetzung des Konzeptes „Zivildienst als Lern-
dienst“ das Lernen der Zivildienstleistenden in ihren
Dienststellen gestärkt wird. Zum Beispiel ist es eine gute
Idee, wenn angehende Altenpfleger ihre Zivildienstzeit
in einer Altenpflegeeinrichtung auf ihre Ausbildungszeit
angerechnet bekommen, insbesondere wenn ihnen durch
ihre Dienststelle eine entsprechende Qualifizierung ge-
boten wird.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606504800

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Lenke?


Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1606504900

Bitte schön.


(Zuruf von der SPD: Oh nein! – Christel Humme [SPD]: Reflexartig!)



Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1606505000

Frau Humme, die Sitzungsleitung bestimmt das, nicht

Sie.

Herr Schröder, wir als FDP sind immer für die Über-
prüfung, auch in der Frage, ob wir zu viele oder zu we-
nige Zivildienstschulen haben. Aber finden Sie es richtig
– vielleicht sind Sie auch nicht informiert –, die Modell-
vorhaben in den Zivildienstschulen zu der Frage, wie der
Zivildienst zum Lerndienst entwickelt werden kann,
nicht zu Ende laufen zu lassen und nicht zu evaluieren?
Erst danach könnte doch festgelegt werden, welche
Schulen geschlossen werden. Ich frage Sie, wieso Sie da
überhaupt nicht zielgerichtet sind und der Haushaltsaus-
schuss letztendlich das Ministerium im Regen stehen
lässt.


Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1606505100

Vielen Dank für Ihre Frage. Dazu möchte ich zwei

Anmerkungen machen. Punkt eins. Wir sind nicht der
Auffassung, dass das neue Konzept „Zivildienst als
Lerndienst“ dazu führen wird, dass wir mehr Kapazitä-
ten in den Zivildienstschulen benötigen.


(Ina Lenke [FDP]: Aha!)


Wie ich eben zum Ausdruck gebracht habe, sind wir der
Meinung, dass dieses Lernen vor allen Dingen an die
Dienststellen angebunden werden soll. Denn dort wer-
den die Zivildienstleistenden gebraucht; dort machen sie
die wichtigen Erfahrungen, die durch den Lerndienst
noch verstärkt werden sollen und die vor allem für die
Zeit nach dem Zivildienst nutzbar gemacht werden sol-
len.

Punkt zwei. Es ist erstaunlich, dass gerade die FDP
sich jetzt Gedanken über einzelne Zivildienstschulen
macht.

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(C (D enn die FDP möchte ja, indem sie für die Abschaffung er Wehrpflicht ist, alle Zivildienstschulen schließen. hne Wehrpflicht gibt es keinen Zivildienst und ohne ivildienst gibt es keine Zivildienstschulen. nsofern wundere ich mich, dass Sie die Schließung von inzelnen Zivildienstschulen kritisieren, obwohl die chließung aller Schulen Ihrer Beschlusslage entspricht. (Ina Lenke [FDP]: Das ist Quatsch! – Gegenruf des Abg. Thomas Dörflinger [CDU/CSU]: Das ist Tatsache!)


(Otto Fricke [FDP]: Es geht um das Wie!)


(Bernhard Kaster [CDU/CSU]: Eben!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Um eine effektive und transparente Politik für Fami-
ien, Senioren, Frauen und Jugend zu erreichen, hat die
egierung wichtige Schritte eingeleitet. Mir als Haus-
älter geht es insbesondere darum, dass die zur Verfü-
ung stehenden Haushaltsmittel effizient eingesetzt
erden. Auch hierfür sind die notwendigen Schritte ein-
eleitet worden.

Wir von der CDU/CSU-Fraktion unterstützen die Mi-
isterin ausdrücklich in ihren Bemühungen. Wir denken,
ass wir mit diesem Einzelplan einen ganz wichtigen
chritt in die richtige Richtung gemacht haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606505200

Das Wort hat nun die Kollegin Diana Golze für die

raktion Die Linke.

(Beifall bei der LINKEN)



Diana Golze (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606505300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

erren! Staunen Sie ruhig: Ich beginne mit einem Lob
n die große Koalition.


(Beifall des Abg. Paul Lehrieder [CDU/ CSU] – Otto Fricke [FDP]: Immer schlimmer wird es!)


enn zwischen der ersten und der zweiten Lesung wur-
en – das soll es wirklich geben – im Kinder- und Ju-
endplan die Mittel für die Freiwilligendienste und für
ie Jugendverbandsarbeit sichtbar angehoben. Diese
Millionen Euro im Bundeshaushalt 2007 sind gut an-

elegtes Geld. Ihre Bereitstellung findet die volle Unter-
tützung der Linken.


(Beifall bei der LINKEN)

Auch die gleich bleibende Höhe des Zuschusses für

as neue Programm gegen Rechtsextremismus ist
ositiv zu bewerten, gerade auch deshalb, weil es durch-
us schon Hiobsbotschaften aus Ihrem Ministerium gab.
ie zusätzlichen Mittel in Höhe von 5 Millionen Euro

ür Beratungsnetzwerke gegen rechts betrachte ich als
ugeständnis an hartnäckigen Druck aus Verbänden, Ini-

iativen und der Opposition.

(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Diana Golze
Ihnen liegt übrigens ein Antrag der Linken aus dem
Frühjahr mit identischen Forderungen bald zur Abstim-
mung vor. Es ist nur paradox, dass Sie ihn sicherlich ab-
lehnen werden, obwohl Sie ihn heute praktisch schon be-
schließen.


(Beifall bei der LINKEN – Kerstin Griese [SPD]: Er ist überholt! Wir haben schon mehr getan!)


Alles in allem gibt es leider nicht oft Grund, das Ju-
gendministerium zu loben. Dies sind nur kurze Licht-
blicke am sonst eher dunklen Himmel der bundesrepu-
blikanischen Kinder-, Jugend- und Familienpolitik. Das
Beste, was Kinder und Eltern von SPD und Union noch
erwarten können, ist die Linke-Tasche-rechte-Tasche-
Politik, wie sie in den letzten Tagen einmal mehr disku-
tiert wurde. Aber eine Regierung, die nach dem absurden
Motto „Kinder kriegen mehr! Aber sie sollen es gefäl-
ligst selbst bezahlen!“ verfährt, darf sich nicht wundern,
wenn ihr das Volk davonläuft. Denn im Regelfall arbei-
ten Sie fleißig an der Verschärfung der alltäglichen
Nöte der Menschen im Lande. Besonders Familien
greifen Sie mit der Mehrwertsteuererhöhung in die Ta-
sche.


(Christel Humme [SPD]: Falsch!)


Das Kindergeld ist seit sechs Jahren nicht erhöht
worden. Real wurde es also um 10 Prozent gekürzt. Nun
wird bei Ihnen auch noch über ein weiteres Einfrieren
debattiert. Jugendlichen bis 25 verbieten Sie, von zu
Hause auszuziehen, wenn sie arbeitslos sind. Statt Aus-
bildungsplätze halten Sie 1-Euro-Jobs bereit und in der
Ferne winkt bestenfalls die mickrige Rente mit 67.

Transparenz gegenüber dem Parlament ist im
Hause von der Leyen ein Fremdwort. Das gilt zum einen
für das neue Bundesprogramm gegen Rechtsextremis-
mus, dessen Details mit dem Ausschuss bis zur gestrigen
Anhörung nicht diskutiert wurden. Eine Programm-
homepage wurde ohne Ankündigung gestartet. Leit-
linien wurden online gestellt, ohne die Fachpolitiker zu
informieren.

Wir haben in der Anhörung drastische Kritik am In-
formationsmanagement des Von-der-Leyen-Ministeriums
gehört. So hat zum Beispiel der Sebnitzer Bürgermeister
Mike Ruckh berichtet, dass er bis jetzt nicht in die Pla-
nungen für das neue Bundesprogramm, das in einem
Monat auch in seinem Landkreis starten soll, einbezogen
wurde.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Immerhin war er bei der Anhörung!)


Wir haben, so glaube ich, eine Scheinanhörung erlebt,
weil bereits alle wichtigen Entscheidungen unter Aus-
schluss der Öffentlichkeit getroffen worden sind. Wenn
das Ihr Demokratieverständnis ist, dann gute Nacht.

Transparenz habe ich auch an einer anderen Stelle
sehr vermisst. Der Haushaltsausschuss hat – allein gegen
die Stimmen der Linken – die Schließung von Zivil-
dienstschulen beschlossen.


(Otto Fricke [FDP]: Moment!)



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(C (D Sie haben sich enthalten. – Es ist ein Skandal, dass das inisterium den Fachausschuss nicht über derartige läne informiert hat. Erst auf Anfrage unserer Fraktion ar von einem durchaus bekannten Gerücht die Rede, as schon eine unglaubliche Verharmlosung war. Dieses erücht wurde nur einen Tag später zu einer sehr greifaren Tatsache, nämlich zu einem Beschluss. Diesen Bechluss, aber vor allem den nicht hinnehmbaren und unäglichen Umgang mit dem Parlament lehne ich ab. erschleierung statt Transparenz: Das ist Ihr Motto. Doch zurück zu den positiven Ansätzen. 2 Millionen uro mehr für die Jugendarbeit sind ganz nett. Aber sie ind nicht mehr als ein Tröpfchen angesichts jahrelanger ürzungen, die auch Sie, Frau von der Leyen, als ehealige Landesministerin zu verantworten haben. Wer ich die Kinderund Jugendhilfestatistik für Niedersachen für die Jahre 2000 bis 2004 anschaut, findet einen ealen Rückgang der Aufwendungen für die Kinderund ugendarbeit um fast 20 Prozent. Ob die Jugendverbände nd freien Träger in Niedersachsen Ihnen nun all Ihre chönen Worte glauben, wage ich zu bezweifeln. Die Kinderund Jugendhilfe ist in den letzten Jahen in unverantwortlicher Weise kaputtgespart worden. un bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung zur Wieerbelebung des Patienten. Der Vertreter des Deutschen ugendinstituts hat gestern in der Anhörung einen geamtgesellschaftlichen Konsens über die Wichtigkeit on Jugendhilfe und Jugendarbeit eingefordert. Er hat icht von Modellprojekten wie Frühwarnsystemen oder ompetenzzentren gesprochen, die Sie, Frau Ministerin, o gerne loben. Es ging ihm um die ganz normale Kinerund Jugendarbeit in Verbänden, in Jugendhäusern, n der außerschulischen Jugendbildung und in der Juendsozialarbeit. Hier wurde in den letzten Jahren zuammengestrichen, als ob es kein Morgen gäbe, weil es eine wirkliche Lobby für Kinder gab. Es ist alarmierend, dass die NPD in aufgegebenen Juendzentren braune Krabbelgruppen einrichtet – natürich beitragsfrei. Freie Kameradschaften nehmen die Juendlichen auf ihre Zeltlager mit und impfen ihnen die raune Ideologie ein, weil die Kapazitäten der Jugenderbände nicht mehr ausreichen. Solange ich hier stehe, erde ich diese Zustände anprangern. Nazis haben keien Platz in unserer demokratischen Gesellschaft. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Ich fordere einen neuen Pakt für die Jugend, den
und, Länder und Kommunen, aber auch die Beteiligten

n Verbänden, Trägern und ihren Dachvereinigungen
chließen müssen. Wir legen Ihnen heute einen Ände-
ungsantrag zum Einzelplan 17 vor, der den Startschuss
ür diesen Pakt markieren kann. Wir schlagen vor, dass
er Bund – vorerst für drei Jahre – einen mit 50 Millio-
en Euro gefüllten Sonderfonds „Jugendarbeit“ einrich-
et. Er macht Ländern und Kommunen ein Angebot; er
immt sie aber auch in die Pflicht. Auch die Höhe des
onds ist nicht aus der Luft gegriffen. Die Summe aus






(A) )



(B) )


Diana Golze
den 50 Millionen Euro des Bundes und einem gleich ho-
hen Zuschuss von Ländern und Kommunen würde die
realen Kürzungen seit dem Jahr 2000 kompensieren.

Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang ein Wort
zum Kindeswohl sagen. Auch hier könnte dieser Fonds
positive Synergieeffekte haben. Starke und verlässliche
Angebote der Jugendarbeit erreichen gefährdete Kinder
und Jugendliche in besonderem Maße, weil die Zu-
gangsschwellen niedrig sind und weil die Kinder und Ju-
gendlichen oft Zuflucht und Schutz finden. Ein wirksa-
mer Kinderschutz hängt eben auch maßgeblich von
einer starken Jugendarbeit ab. Sie nimmt in den ange-
strebten Netzwerken zwischen Kitas, Schulen, Jugend-
ämtern, Ärzten usw. eine wichtige Rolle, wenn nicht die
Schlüsselrolle ein.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Wie wäre es mit der Stärkung der Eltern?)


Ich bitte Sie – die anderen Oppositionsparteien einge-
schlossen – um eines: Singen Sie nicht wieder das abge-
droschene Lied von nicht vorhandenem Geld! Sie wissen
so gut wie ich: Es ist da. Sie verschleudern es nur zum
Beispiel für ein völlig überflüssiges neues Programm zur
angeblichen Terrorismusbekämpfung. Die Zukunft die-
ses Landes liegt nicht in mehr Überwachungskameras.
Wenn Sie stattdessen in die Jugend investieren, brauchen
Sie diese Kameras vielleicht irgendwann nicht mehr.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606505400

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Frank Schmidt

für die SPD-Fraktion.


(Otto Fricke [FDP]: Jetzt kommt der Hauptberichterstatter!)



Dr. Frank Schmidt (Weilburg) (SPD):
Rede ID: ID1606505500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sicherlich kann man sich, wenn man eine etwas einge-
schränkte Sicht auf das Land hat, in Jammern ergehen.
Aber wenn man den Einzelplan 17 des Bundeshaushal-
tes 2007 betrachtet, kommt man zu dem Ergebnis, dass
der heutige Tag der zweiten Lesung eines Entwurfes des
Haushaltsgesetzes 2007 im Deutschen Bundestag ein gu-
ter Tag für die Familienpolitik ist. Denn wir haben in
diesem Etat einen eindeutigen Aufwuchs vorgesehen.
Das ist zu begrüßen und positiv für die Familien in unse-
rem Land.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das Finanzvolumen steigt auf 5,25 Milliarden Euro.
Dies stellt einen Rekord dar. Es ist ein Zuwachs von
16,2 Prozent. Das bedeutet auch 16,2 Prozent mehr an
Leistungen für Familien, Kinder, Jugendliche, für die
Gleichstellung, für Ältere und das ehrenamtliche
Engagement. Das ist eine bewusste, richtungsweisende
und gute Entscheidung dieser großen Koalition im Deut-
schen Bundestag.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Allein das neue Elterngeld macht 1,6 Milliarden uro aus. Ab und zu lohnt es sich, sich die Details anzuchauen. as neue Elterngeld trägt in erheblichem Umfang dazu ei, dass gerade kleine und mittlere Einkommen aus der isherigen Erziehungsgeldfalle herausgelöst werden. Ich ill das an drei kleinen Beispielen erläutern; denn das ird gern vergessen: Erstes Beispiel: Ein Doppelverdienerehepaar – der der die eine verdient 2 300 Euro brutto, der oder die anere 1 600 Euro brutto – erhält, wenn derjenige mit dem eringeren Gehalt zu Hause bleibt, zwölf oder 14 Moate lang, wenn man die Erziehungszeit aufteilt, 00 Euro Elterngeld. Diese Familie hat nach alter Regeung, Frau Lenke, nur sechs Monate lang 300 Euro Eriehungsgeld erhalten. Jetzt werden der Betrag und die ezugsdauer verdoppelt. Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der ollegin Lenke? Ich möchte erst meine Beispiele nennen, danach kann rau Lenke eine Frage stellen. Zweites Beispiel: Ein Doppelverdienerehepaar – der der die eine verdient 2 900 Euro brutto, der oder die anere ist geringfügig beschäftigt mit 400 Euro – erhält, enn der geringfügig beschäftigte Partner zu Hause leibt, zwölf oder 14 Monate lang, bei der Teilung der lternzeit, 390 Euro Elterngeld. Früher hat dieses Eheaar sechs Monate lang 300 Euro erhalten. Auch für iese Familie ist das neue Elterngeld eine eindeutige erbesserung. Drittes Beispiel: Eine Alleinerziehende verdient 400 Euro brutto. Sie erhält 14 Monate lang 950 Euro lterngeld, nach der alten Regelung hat sie sechs Moate lang 300 Euro erhalten. Fazit: Das Elterngeld fördert als Lohnersatzleistung ndlich gezielt kleine und mittlere Einkommensbezieher. ieser Personenkreis ist seit Jahren aus der Familienförerung herausgefallen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Ina Lenke [FDP]: Das lohnt sich bestimmt!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606505600
Dr. Frank Schmidt (Weilburg) (SPD):
Rede ID: ID1606505700

Jetzt können Sie Ihre Frage stellen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606505800

Frau Kollegin, bitte sehr.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1606505900

Das ist sehr freundlich von Ihnen. – Auch ich habe ein

utes Beispiel. Wenn Vater und Mutter im ersten Jahr, in
em es Elterngeld gibt, das Kind gemeinsam betreuen
ollen, dann wird das Elterngeld nur für sieben Monate
ezahlt. Das wissen Sie. Warum ist das so?






(A) )



(B) )


Dr. Frank Schmidt (Weilburg) (SPD):
Rede ID: ID1606506000

Frau Kollegin Lenke, der Bundesrechnungshof hat

gefordert, das Elterngeld bei denjenigen, die Transfer-
leistungen erhalten, voll und ganz auf die Transferleis-
tungen anzurechnen. Die FDP hat keinen einzigen An-
trag dazu eingebracht, wie man die Situation der
Transferleistungsempfänger verbessern kann. Sie hat-
ten dazu keine eigenen Ideen. Daher sollten Sie hier
ganz ruhig sein und keine Beispielrechnungen anführen;
denn wir haben das Elterngeld verbessert, wir haben die
Standards verbessert, nicht Sie.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ina Lenke [FDP]: Wo ist die Antwort? Sie haben keine Antwort gegeben!)


Fakt ist: Wenn man bisher 1 834 Euro brutto im Mo-
nat verdiente, erhielt man nach der alten Regelung nur
sechs Monate lang Erziehungsgeld. Jetzt erhalten alle ab
dieser Einkommensgrenze zwölf oder sogar 14 Monate
lang Elterngeld und diejenigen, die darunter verdienen
– hier wurde eine Klausel eingefügt –, erhalten noch ei-
nen Zuschlag. Besser und gerechter kann man es nicht
machen. Das ist eine große Leistung dieser Koalition
und darauf können wir stolz sein!


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Gleichzeitig wird das Elterngeld noch etwas bewir-
ken: Die Betreuung für unter Dreijährige wird we-
sentlich schneller ausgebaut, als wir bisher vermuten.
Der Druck wird steigen.


(Ina Lenke [FDP]: Ach! Das ist ja was Neues!)


Sie müssen die Kommunalpolitiker fragen, Frau Lenke.
Diese könnten Ihnen Antworten geben. Ich bin seit
20 Jahren Kommunalpolitiker und weiß, wie der Druck
steigt.


(Ina Lenke [FDP]: Ich auch!)


Die Nachfrage steigt jetzt schon. Immer mehr Kinder-
gärten werden altersübergreifende Gruppen einrichten,
es werden neue Kitas eingerichtet, weil Antworten ge-
funden werden müssen. Die richtigen Antworten werden
auch gegeben.

Ich bin sicher, dass die Platzzahlen, die wir beim Ta-
gesbetreuungsausbaugesetz anvisiert haben, viel schnel-
ler erreicht werden, als wir bisher dachten. Auch das ist
eine positive Entwicklung. Hier müssen wir den Bundes-
ländern danken, die das unterstützen. Rheinland-Pfalz
beispielsweise leistet hier Hervorragendes.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Man sollte hervorheben, dass durch das Elterngeld
und die sich anschließende Kinderbetreuung die Verein-
barkeit von Familie und Beruf verbessert wird. Schritt
für Schritt setzt die Koalition dieses Ziel um. Wir reden
nicht, wir handeln, und das auch solide finanziert.

Wir müssen nicht Anträge einbringen, wie das gerade
die ganz linke Seite dieses Hauses getan hat. Sie wollen
mal soeben mit 3,5 Milliarden Euro für das eine oder an-
dere aufwarten. Liebe Frau Kollegin Golze, Sie sollten

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(C (D rnsthaft diskutieren und uns sagen, wo Sie das Geld, as Sie ausgeben wollen, hernehmen wollen. Das haben ie nicht einmal ansatzweise getan. eswegen ist das entschieden abzulehnen. Aber auch im Bereich des Kinderund Jugendplans eisten wir Herausragendes: Es wurde heute schon von einem Kollegen Ole Schröder erwähnt, dass wir den tat für das Freiwillige Soziale bzw. Freiwillige Ökoloische Jahr um 1 Million Euro erhöht haben. Das bedeuet – auch das muss man berücksichtigen –, dass wir dait gleichzeitig zusätzlich 1 Million Euro aus dem ESF kquirieren können. Das heißt, dass wir den Rekordanatz von diesem Jahr im nächsten Jahr noch einmal steiern und damit dieses Programm entsprechend nach orn bringen. Das ist ein deutliches Zeichen der Koaliion und eine gute Entscheidung für bürgerschaftliches ngagement, die viele Verbände gefordert haben. Wir etzen es um. Lieber Otto Fricke, ich möchte noch etwas in Sachen ehrgenerationenhäuser – unser Geburtstagskind te efoniert gerade; das kann man am Geburtstag noch in auf nehmen – erwähnen. Das von Ihnen, Frau Bundesinisterin von der Leyen, ins Leben gerufene Programm st wohl ein Renner. ch will gar nicht wissen, woher in deinem Wahlkreis die nträge gekommen sind. s gab 904 Anträge! (Ina Lenke [FDP]: Weil es Geld gibt, ist doch klar!)


(Zurufe von der LINKEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Ina Lenke [FDP]: Ja, klar!)


(Otto Fricke [FDP]: Von überall!)


ngesichts dessen kann jedoch niemand sagen, dass die
ommunen und Verbände so etwas ablehnen würden.
ie haben erkannt, dass es ein richtiges Programm ist.
eswegen ein Dankeschön an dieser Stelle. Das war der

ichtige Weg.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Da wir – Gott sei Dank – immer älter werden, gleich-
eitig aber immer weniger Kinder geboren werden,
raucht es ein enges und direktes Miteinander, um ge-
ellschaftliche Probleme zu überwinden und Trennendes
eiseite zu räumen. Das muss die Konzeption der Zu-
unft sein. Diese Mehrgenerationenhäuser, von denen je
ins pro Landkreis errichtet wird, können ein Beispiel
ür andere Kommunen geben. Auch dies ist eine zu-
unftsweisende Entscheidung dieser Koalition, die rich-
ig ist und weiter unterstützt werden sollte.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Weil Frau Lenke das vorhin erwähnt hat, möchte ich
och etwas zur Zukunft des Zivildienstes sagen: Es
teht in keinem Fall im Widerspruch, dass wir in diesen
undeshaushalt extra einen Haushaltstitel eingefügt






(A) )



(B) )


Dr. Frank Schmidt
haben, um den Zivildienst als Lerndienst voranzubrin-
gen, und gleichzeitig mit beschlossen haben, dass sich
die Bettenkapazitäten der Zivildienstschulen am Bedarf
orientieren und dass gegebenenfalls einige Schulen ge-
schlossen werden müssen. Ich weiß, dass Sie selber ei-
nen Antrag eingebracht haben, liebe Frau Kollegin
Lenke. Er ist heute Mittag um 12 Uhr eingegangen, so-
dass ihn nicht alle rechtzeitig bekommen haben. In dem
fordern Sie, im nächsten Jahr zwei Zivildienstschulen
dicht zu machen, keine Übergangszeit zu gewähren und
2008 eine weitere Schule dicht zu machen.


(Ina Lenke [FDP]: Nein, das ist doch Quatsch!)


Das ist Inhalt Ihres Antrags, der heute eingegangen ist.
Damit wären Sie schneller als wir. Wir machen es sozial-
verträglich und richtig mit einer ordentlichen Evaluie-
rung. Das, was Sie hier dazu sagen, entspricht nicht dem
Inhalt Ihres eigenen Antrags.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ina Lenke [FDP]: Eindeutig falsch!)


Klar und unmissverständlich bekennt sich die Koali-
tion zum Kampf gegen Rechtsextremismus.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die 2006 auslaufenden Programme „CIVITAS“ und
„ENTIMON“ werden 2007 in gleicher Größenordnung
neu aufgelegt. Bestehende Einrichtungen können sich
mithilfe des Ministeriums auf die neue Programmstruk-
tur bewerben und erhalten so schnell eine Anschluss-
finanzierung. Uns wurde vorgeworfen, das ginge nicht.
Wir machen es! Wir sorgen dafür, dass das geschieht,
und andere reden nur darüber.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Zusätzlich werden 5 Millionen Euro dauerhaft für Be-
ratungsnetzwerke bereitgestellt, die sicherstellen, dass
die erfolgreichen Opferberatungsstellen und mobilen
Beratungsteams nun in ganz Deutschland denjenigen
helfen, die dringend Hilfe gegen rechts brauchen. Wir
dürfen unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger hier nicht
allein lassen. Die Polizei allein kann es nicht richten.
Wir brauchen die Erfahrung, die hier in der gesamten
Bundesrepublik Deutschland gesammelt wurde. Das
stellen wir hiermit sicher.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Damit stehen im Haushalt 2007 insgesamt 24 Millio-
nen Euro für den Kampf gegen rechts bereit. Noch vor
einem halben Jahr haben viele geglaubt, das sei etwas,
was wir nie hinbekommen würden, und glaubten, uns
Vorwürfe machen zu müssen. Alle Zweifler und Nörgler
wurden eines Besseren belehrt, auch wenn Zwischenrufe
hier und da das Gegenteil beweisen sollen. Diese kom-
men von Zweiflern und Nörglern, die glaubten, wir wür-
den es nicht schaffen. Diese Koalition steht entschieden
für den Kampf gegen rechts. Wir werden alles dafür tun,
dass der Rechtsstaat gegen Rechtsextremismus, Frem-

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(C (D enfeindlichkeit und Antisemitismus verteidigt wird. as machen wir auch in diesem Etat in Einzelplan 17. Nach den Beratungen zu Einzelplan 17, der viel Posiives enthält, gehört es sich, Frau Ministerin von der eyen, ein herzliches Dankeschön an Ihr Haus, Ihre beien Staatssekretäre und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitrbeiter auszusprechen. Ich habe von allen Berichterstatern gehört, dass die Informationen von Ihrem Haus eitnah und sofort gegeben worden sind. Deswegen ist s wichtig, dass hier festgestellt wird, dass die Zusamenarbeit gut und, was den Etat 2007 betrifft, ersprieß ich war. Wir von der SPD sind froh über Ihr Wirken, eil es dazu beiträgt – das sage ich immer wieder gerne –, ass unsere neuen Freunde in der familienpolitischen ealität ankommen. Ich denke, diese gute Zusammenrbeit sollte fortgesetzt werden. Ich komme zum Schluss. Familie hat Konjunktur: über 0 000 neue Betreuungsplätze seit Beginn des Tagesetreuungsausbaugesetzes, über 5 800 neue Ganztagschulen durch Bundesmittel, 327 lokale Bündnisse für amilien, Elterngeld, Absetzbarkeit von Betreuungskos en, Mehrgenerationenhäuser, frühe Hilfen für Kinder, ehr Mittel für bürgerschaftliches Engagement, Stär ung des Zivildienstes als Lerndienst und mehr Mittel egen rechts. Sicherlich fällt einem noch das eine oder ndere ein. Allerdings kann man dieser Koalition nicht orwerfen, dass sie nichts für Familien tut. Der tat 2007 ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir zwar och nicht am Ziel, aber auf einem sehr guten Weg sind. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606506100

Nun hat das Wort die Kollegin Ekin Deligöz für die

raktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606506200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

er von dieser Koalition häufig beschworene familien-
olitische Aufbruch ist zumindest im Haushaltsplan
007 nicht zu erkennen. Auch wenn Sie in den öffentli-
hen politischen Debatten glänzen – das hat die letzte
oche wieder einmal gezeigt –, kann man diesen Auf-

ruch, wenn man sich konkret anschaut, was Sie ge-
acht haben,


(Zuruf von der CDU/CSU: Will ich das nicht sehen!)


icht erkennen. So lassen sich die Haushaltszahlen nicht
nterpretieren.

Ein paar konkrete Beispiele. Herr Schröder, Sie haben
esagt, der Kinderzuschlag sei ein gutes Instrument.
amit haben Sie Recht. Wir reden immer über prekäre
inkommenssituationen, über Familienarmut und über
inderarmut. Wenn Sie aber einsehen, dass der Kinder-






(A) )



(B) )


Ekin Deligöz
zuschlag ein gutes Instrument ist, warum lassen Sie die
notwendige Weiterentwicklung dann zu einer peinlichen
Hängepartie werden? Warum haben Sie keine konkreten
Verbesserungsvorschläge? Sie sagen, das Instrument sei
zu bürokratisch. Warum ändern Sie das dann nicht? Wa-
rum verschweigen Sie das Ganze?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Vor lauter Selbstbeschäftigung gehen bei Ihnen von
der Koalition die Maßstäbe verloren. Sie wollen Fami-
lienpolitik zu einem Schwerpunkt der deutschen EU-
Ratspräsidentschaft machen. Das finde ich gut. Die gro-
ßen Beiträge Deutschlands sollen die „Allianz für die
Familie“ und die Mehrgenerationenhäuser sein. Ich
finde, an diesem Punkt überschätzen Sie Ihre Arbeit ein
bisschen. „Allianz für die Familie“ bedeutet Öffentlich-
keitsarbeit für Familien. Das ist notwendig und gut für
Deutschland; womöglich ist das wichtig. Glauben Sie
aber wirklich, dass ganz Europa darauf gewartet hat,
dass wir diesen Vorschlag unterbreiten und zeigen, dass
wir für Familien gute Öffentlichkeitsarbeit machen?
Glauben Sie wirklich, dass Mehrgenerationenhäuser in
Deutschland so überzeugend sind, dass man damit inter-
national aufwarten kann, ohne eine einzige Evaluation
im Inland dazu durchgeführt zu haben, ohne zu wissen,
welche Effekte dieses Instrument hat?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn wir etwas in der Öffentlichkeit thematisieren soll-
ten, dann das Phänomen, dass wir vom Ausland lernen
können, wie wichtig Frühförderung und Infrastruktur
als Instrumente der Chancengleichheit sind. Das können
wir von Europa lernen.

Wenn es um die konkrete Umsetzung Ihrer Modelle
geht, geraten Sie in eine langwierige und holprige De-
batte.


(Beifall der Abg. Ina Lenke [FDP])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606506300

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Fischbach?


Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606506400

Ja.


Ingrid Fischbach (CDU):
Rede ID: ID1606506500

Sehr geehrte Frau Kollegin Deligöz, ich erinnere

mich, dass Deutschland 1999 unter Rot-Grün die Rats-
präsidentschaft innehatte. Können Sie kurz deutlich ma-
chen, welche Schwerpunkte Sie während dieser Ratsprä-
sidentschaft in der Familienpolitik in Europa nach vorne
gebracht haben?


(Thomas Dörflinger [CDU/CSU]: Da sind wir gleich fertig!)



Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606506600

Frau Fischbach, wir haben nicht von Familienpolitik,

sondern von Chancengleichheit und Chancengerechtig-

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(C (D eit gesprochen. Wir haben gesagt, dass wir die Phänoene Ausgrenzung und Armut europaweit ernst nehmen nd Instrumente entwickeln müssen, um gleichwertige ebensbedingungen in ganz Europa zu schaffen. Der Unterschied zu Ihrem Ansatz liegt darin, dass as, wozu wir gestanden haben, Hand und Fuß hatte. Es ing nicht um billige Vorzeigeeffekte. Sie können doch berhaupt nicht sagen, wozu das führen wird. Das war eine Scheindebatte über etwas, was man gerne hätte, ber im eigenen Land nicht umsetzen kann. Das war uch keine hohle Debatte – wenn Sie es so nennen wolen –, bei der unter dem Strich nichts herausgekommen st. Ich bin übrigens froh darüber, weil es letztendlich azu geführt hat, dass wir jetzt europaweit eine Diskusion über Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit ühren. Das ist mehr als das, was Sie jemals in diesem and bewegt haben. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme noch einmal zur konkreten Umsetzung.
ie Absetzbarkeit der Kinderbetreuungskosten fin-
en Sie ganz toll. Inzwischen wissen wir aber, dass die
ommunen gerade dabei sind, die Elternbeiträge für die
indergärten zu erhöhen. Die Kommunen holen sich das
eld über die Elternbeiträge und sagen: Der Bund über-
immt die Kosten ja sowieso über die Absetzbarkeit.
ahlen müssen dafür die Eltern.

Die Entstehung des Elterngeldes war langwierig; aber
ichtsdestotrotz haben wir sie kritisch, konstruktiv und
wenn Sie es so haben wollen, Herr Schmidt – mit Än-

erungsanträgen begleitet. Eines können Sie doch nicht
erhehlen: Das beste Elterngeld wird scheitern, wenn
er Wiedereinstieg in den Beruf nicht möglich ist, weil
s an Betreuungsplätzen mangelt, weil in Deutschland
icht genügend Kinderkrippenplätze vorhanden sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wenn Sie sagen, die Eltern müssten halt ein bisschen
ehr Druck ausüben, damit Kinderbetreuung bereit ge-

tellt wird, verkennen Sie die Realität. Erst letzte Woche
urde eine Studie veröffentlicht, nach der 86 Prozent
er Eltern sagen, die Vereinbarkeit von Beruf und
amilie sei in Deutschland zurzeit sehr schwierig umzu-
etzen. In diesem Zusammenhang bedeutet das, was Sie
agen: Daran sind sie selber schuld. Würden sie mehr
ruck ausüben, dann könnten sie das Problem

ösen. – Sie lassen die Eltern im Stich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ina Lenke [FDP]: Genau so ist es!)


as ist Ihre Art, Politik zu machen. Sie sagen einfach:
ie Eltern sind selber schuld, wenn sie es schwer haben.
arum brauche ich mich ja nicht zu kümmern. – Diese
olitik ist verlogen. Gerade die Diskussion in Ihrer Par-

ei zeigt, wie wichtig die Debatte über die Infrastruktur
st. Denn sonst würden Sie zurzeit nicht so viel Wirbel
arum machen.






(A) )



(B) )


Ekin Deligöz
Apropos Wirbel, ich glaube ohnehin, dass Sie bei der
Diskussion über die Absetzbarkeit von Kinderbetreu-
ungskosten und kostenlose Kindergärten viel Parteipoli-
tik und ziemlich wenig Fachpolitik machen. Sie wollen
sich parteipolitisch profilieren. Das klingt alles ganz gut.
Was sinnvoll und machbar ist, wollen Sie aber gar nicht
sehen; das ist für Sie nachrangig.

Der Finanzminister hat das Verhältnis von Transfer-
und Infrastrukturleistungen zu Recht aufgegriffen. Wir
brauchen mehr Investitionen in die Infrastruktur. Denn
drei Dinge stehen fest:

Erstens. Familientransfers sind in Deutschland wenig
effektiv.

Zweitens. Wir brauchen Qualität und Quantität bei
den Betreuungs- und Bildungseinrichtungen.

Drittens. Zusätzliche Mittel sind im Moment schwer
aufzubringen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Statt etwas Konkretes zu unternehmen, reden Sie über
virtuelle, nicht existierende Mittel. Wir haben Ihnen ei-
nen ganz konkreten Vorschlag gemacht: Nehmen Sie das
Ehegattensplitting. Es hat den Vorteil, dass die Mittel
dafür schon existieren. Sie sind vorhanden und nicht nur
virtuell. Vor allem dienen sie derzeit dazu, die Ehe zu
fördern. Schichten Sie das vorhandene Geld in Richtung
direkter Kinderförderung um! Dann können Sie damit
etwas Konkretes erreichen und müssen keine Geisterde-
batten führen. Sie könnten mit dem Geld übrigens auch
bewirken, dass man in Deutschland einen Rechtsan-
spruch auf Kinderbetreuung für unter Dreijährige be-
kommt. Wir, die Grünen, haben mit der Kinderbetreu-
ungskarte einen Vorschlag gemacht. Dieser ist konkret
und verfassungsrechtlich möglich. Den können Sie so-
fort umsetzen. Warum tun Sie es nicht?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie kündigen Beitragsfreiheit für Kindergärten an.
Dabei waren die Fachpolitiker unter Ihnen im Familien-
ausschuss anwesend, als Professor Rauschenbach gesagt
hat, dass gerade Beiträge in der Debatte über die Inan-
spruchnahme der Kinderbetreuung nachrangig sind und
überhaupt nicht zu Chancengleichheit führen, weil
Haushalte mit geringen Einkommen und Hartz-IV-Emp-
fänger ohnehin keine oder kaum Beiträge in den Kinder-
gärten zahlen, und dass wir stattdessen Qualität in den
Einrichtungen brauchen. Wir brauchen auch Quantität,
weil die größten Defizite – das zeigt Ihnen die Debatte
über das TAG – in der frühkindlichen Förderung, in den
Kinderkrippen und in den Ganztagseinrichtungen beste-
hen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Sibylle Laurischk [FDP])


Die Bürgerinnen und Bürger in diesem Land wollen
konkrete Lösungen. Diese konkreten Lösungen liegen
auf der Hand. Unsere Kinderbetreuungskarte ist eine
Antwort darauf. Die Frage ist, ob es Ihnen gelingen
wird, bei all den ganzen Sonntagsreden, die Sie zurzeit
in den Medien halten, etwas Konkretes zu leisten.

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(C (D Meine Damen und Herren von der großen Koalition, ie wissen, was Sie eigentlich zu tun hätten. Ob Sie den ut dazu haben, daran habe ich aber meine Zweifel. Für die Bundesregierung hat nun die Bundesministe in Frau Dr. Ursula von der Leyen das Wort. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606506700

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
amilie, Senioren, Frauen und Jugend:

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ein Jahr
st die große Koalition im Amt. Ein Jahr Familienpolitik
at etwas bewegt. Mit dem Einzelplan 17 wollen wir
etzt die Grundlage dafür schaffen, dass wir auch im
ächsten Jahr erfolgreich handeln können. In diesem
inzelplan sind die eigenständigen Politikfelder Familie,
enioren, Jugend und Frauen eng miteinander verwoben.

Wenn man es genau nimmt, ist es so, dass man keine
ollständige Familienpolitik machen kann, wenn man
icht gleichzeitig die Gleichstellung von Männern und
rauen berücksichtigt. Man kann keine vollständige Fa-
ilienpolitik machen, wenn man sich nicht auch mit der
ituation von Älteren und Hochbetagten beschäftigt, ih-
en Perspektiven aufzeigt bzw. Fürsorge gewährt. Man
ann auch keine vollständige Familienpolitik machen,
hne den Heranwachsenden Chancen auf frühe Bildung
nd Erziehung zu geben.

Deshalb haben wir im Haushalt für das Jahr 2007
rstmals die Titel für Familien-, Senioren- und Gleich-
tellungspolitik zusammengelegt. Das ist eine formale
ereinfachung. Aber es ist auch ein Zeichen, dass es uns
arum geht, übergreifend zu handeln, Zusammenhänge
u berücksichtigen und alle Generationen in den Blick
u nehmen.

Herr Fricke, ich war ein wenig erstaunt, als Sie mir
ben vorgeschlagen haben, eine Art stellvertretende Fi-
anzministerin zu werden und den Kindern in einigen
ahren zu sagen, dass die Schulden begrenzt worden
ind. Was die Zielrichtung angeht, stimme ich Ihnen völ-
ig zu: Die Schulden müssen begrenzt werden. Aber an-
esichts knapper Ressourcen und aufgrund der Tatsache,
ass es unendlich viele Interessengruppen und Themen
ibt, um die gerungen wird, ist meine Aufgabe als Fami-
ienministerin doch nicht, mich hinter den Finanzminis-
er zu stellen. Meine Aufgabe ist vielmehr, eine Bresche
u schlagen, damit trotz knapper Ressourcen dennoch
öglichst viel für die Familien getan wird. Ich will also

eine zweitklassige Finanzministerin sein, sondern eine
rstklassige Familienministerin.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deshalb ist es nur folgerichtig, dass die Mittel, die im
ommenden Jahr für den Einzelplan 17 veranschlagt
erden, im Vergleich zum abgelaufenen Jahr erhöht
erden. Es ist schon mehrfach erwähnt worden, dass wir






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen
statt der 4,5 Milliarden Euro nun 5,2 Milliarden Euro für
das Jahr 2007 vorgesehen haben; das ist primär auf das
Elterngeld zurückzuführen.

Frau Deligöz, an dieser Stelle komme ich auf Ihre Be-
merkungen zur EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands zu
sprechen. Zunächst einmal Folgendes: Mein Verständnis
der deutschen EU-Ratspräsidentschaft ist nicht, dass wir
die anderen Länder bevormunden bzw. ihnen zeigen
sollten, was wir besser können als sie. Unsere Aufgabe
ist vielmehr, im Rahmen unserer Präsidentschaft Ideen
und Erfahrungen zusammenzuführen. Die „Europäische
Allianz für die Familien“ hat genau dieses Ziel: in
Europa voneinander zu lernen. Denn aufgrund des de-
mografischen Wandels haben wir keine Zeit mehr,
Versuche durchzuführen und nach dem Prinzip „trial and
error“ zu lernen.

Zum Beispiel haben wir etwas über das Thema El-
terngeld gelernt. Das hat dazu geführt, dass wir es in
Deutschland eingeführt haben. Ebenso können wir im
Hinblick auf die Kinderbetreuung und die frühkindliche
Förderung lernen. Es geht um die Frage: Wie ist dieser
Bereich in anderen Ländern organisiert? In England bei-
spielsweise wird er relativ stark privat finanziert, in den
skandinavischen Ländern relativ stark staatlich.

Eine „Europäische Allianz für Familien“ zu bilden,
bedeutet auch, ein Informationsnetzwerk und einen For-
schungsverbund zum Thema demografischer Wandel
ins Leben zu rufen; denn der europäische Kontinent wird
mit diesem Problem am meisten konfrontiert sein. Dass
diese Absicht richtig ist, zeigt sich schon an der Tatsa-
che, dass wir inzwischen sowohl die Unterstützung des
Sozialkommissars Spidla als auch die Unterstützung von
Herrn Verheugen haben. Wir haben zwischen den unter-
schiedlichen Interessen und Ansätzen dieser beiden
Kommissare, die für verschiedene Themen verantwort-
lich sind, ein großes Band gespannt.

Es ist selbstverständlich, dass wir im Rahmen der vor-
handenen Best-Practice-Modelle auch das Thema Mehr-
generationenhäuser berücksichtigen. Wenn man sich
die Zahlen für Europa anschaut, sieht man, dass gegen-
über heute, wo 460 Millionen Menschen in Europa le-
ben, bis 2050 10 Millionen weniger in Eu-ropa leben
werden. Das ist nicht weiter dramatisch. Aber zugleich
wird es dann 50 Millionen Menschen im Erwerbstäti-
genalter weniger geben als heute, während sich die An-
zahl der über 80-Jährigen bis dahin verdreifachen wird.
Als das Land, das wahrscheinlich schon bald die älteste
Bevölkerung der Welt haben wird, muss Deutschland
Antworten geben auf den demografischen Wandel. Best-
Practice-Beispiele wie die Mehrgenerationenhäuser zu
zeigen, verstehe ich als Aufgabe unserer Präsidentschaft
im Europäischen Rat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Christel Humme [SPD])


Deshalb freut es mich, dass das Aktionsprogramm
„Mehrgenerationenhäuser“ 2007 erstmals in voller Höhe
finanziell umgesetzt wird. Es freut mich auch, dass es
gelungen ist, die Mittel für Jugendmaßnahmen aufzusto-
cken. Frau Golze, ich habe gestaunt, dass man bei Ihnen

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(C (D or Plattheiten nie gefeit ist. Sie haben den Zeitraum von 000 bis 2004 betrachtet. Ich darf Sie darauf hinweisen, ass der Regierungswechsel in Niedersachen erst 2003 rfolgte; davor gab es eine andere Landesregierung. lso demnächst etwas genauer recherchieren, bevor Sie ich für alles verantwortlich machen! Die Mittel für den Kinderund Jugendplan sind eröht worden. Es ist schon mehrfach erwähnt worden, ass es vor allen Dingen auf drei Feldern zusätzliche ittel geben wird. Sehr erfreulich sind die zusätzlichen Millionen Euro für das neue Programm „Jugend für ielfalt, Toleranz und Demokratie – gegen Rechtsextreismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“. anz entscheidend ist das Wort „zusätzlich“. Das heißt, iese Mittel sind nicht aus dem Haushalt des Bundesfailienministeriums gekommen. Mein besonderer Dank eht an die Familienpolitikerinnen und -politiker, aber uch an unsere Berichterstatter im Haushaltsausschuss, ie sich konsequent dafür eingesetzt haben, dass das öglich ist. Wir werden die zusätzlichen Mittel gezielt ür die Förderung von Beratungsnetzwerken einsetzen. in wesentlicher Bestandteil wird der Aufbau einer bunesweiten Struktur der mobilen Krisenintervention sein. ort sollen die Kompetenzen der bisher im Programm Civitas“ arbeitenden mobilen Beratungsteams und Operberatungsstellen integriert werden. Es ist mehrfach angesprochen worden – deshalb erde ich es kurz machen –, dass eine zusätzliche Mil ion Euro für die Jugendfreiwilligendienste zur Verfüung steht. Wir wollen damit ein ESF-Programm kofianzieren, mit dem gezielt versucht werden soll, enachteiligte Jugendliche für die Freiwilligendienste zu ewinnen. Eine weitere Aufstockung um 1 Million Euro ird es zugunsten der Jugendverbandsarbeit geben. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Lassen Sie mich kurz zum Thema „Zivildienst als
erndienst“ Stellung nehmen. Bei diesem Tietel geht es
m Kompetenzen. Ich denke – ich habe es mehrfach ge-
agt, möchte es aber noch einmal sagen –, meine Auf-
abe ist es nicht, über den Wehrdienst zu philosophieren,
ondern über den Zivildienst als Zeit, die junge Männer
bleisten. Wir sind verantwortlich dafür, dass diese Zeit
o sinnvoll wie irgend möglich gestaltet wird. Deshalb
teht hinter Projekten zu „Zivildienst als Lerndienst“ die
dee, dass jungen Männern das, was sie während ihres
ivildienstes lernen, auch an manch anderer Stelle im
eben von Nutzen sein kann, ob im Beruf, ob im Ehren-
mt oder in der Familie. Wir wollen deshalb die Zivil-
ienstlehrgänge, aber auch die Einarbeitung und Be-
leitung in den Dienststellen – die jungen Männer
erbringen dort ja mehrere Monate – viel stärker am Ge-
anken des Lerndienstes ausrichten. Ich denke, es ist ein
ervorragendes Ziel, so etwas zu zertifizieren, damit es
päter – gerade bei benachteiligten Jugendlichen – in der
erufsausbildung anerkannt werden kann.

Ich möchte ganz klar sagen, dass man hier unterschei-
en muss. Diese inhaltliche Weiterentwicklung ist völlig






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen
unabhängig davon, dass der Haushaltsausschuss uns auf-
gefordert hat, in den nächsten Wochen Entscheidungen
über die Schließung von Zivildienstschulen herbeizu-
führen. Insgesamt sollen nach 2008 drei Standorte be-
troffen sein. Die anstehenden Entscheidungen müssen
nach Sachkriterien getroffen werden. Das Ministerium
arbeitet an den entsprechenden Vorbereitungen und wird
die notwendigen Mitwirkungsverfahren einleiten.

Natürlich sind bei den Zivildienstschulen dadurch
Verunsicherungen entstanden. Wer die Vorgeschichte
aus der vergangenen Legislaturperiode kennt – ich habe
mir erzählen lassen, dass manch einer oder eine hier im
Raum das in der vergangenen Legislaturperiode mit-
erlebt hat –, der weiß aber, dass es in erster Linie um den
Abbau eines schon jetzt bestehenden Bettenüberhangs
geht. Das heißt, der Zivildienst an sich ist gesichert.
Diesbezüglich bleibt es auch bei den Vereinbarungen im
Koalitionsvertrag.


(Ina Lenke [FDP]: Das haben Sie jedenfalls aufgeschrieben!)


Mein Anliegen ist, dass nicht nur die Gesellschaft, son-
dern auch die Zivildienstleistenden selbst stärker von ih-
rem Dienst profitieren.

Damit ist meine Redezeit zu Ende; das heißt, ich
komme auch inhaltlich zu einem Schlusspunkt.

Meine Damen und Herren, unsere Gesellschaft wird
älter. Das ist die Grundtatsache des demografischen
Wandels. Jetzt ist vielleicht der richtige Moment, dass
auch ich Ihnen, Herr Fricke, ganz herzlich zum Geburts-
tag gratuliere.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Otto Fricke [FDP]: Muss ich jetzt hinausgehen?)


– Das war keine Anspielung. Das ist nachher eine
Schachtel Pralinen wert.

Ich möchte in diesem Zusammenhang auch die Gele-
genheit nutzen, mich bei allen Berichterstattern sehr
herzlich für die sehr gute Zusammenarbeit zu bedanken.
Ich denke, durch diese sehr gute Zusammenarbeit ist es
gelungen, den Haushalt auf ganz solide Füße zu stellen,
einen Haushalt, durch den für alle Generationen Be-
währtes gesichert und gleichzeitig – das ist mir wichtig –
neue Akzente gesetzt werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606506800

Nun hat die Kollegin Ina Lenke für die FDP-Fraktion

das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1606506900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau

von der Leyen, seit die große Koalition im Amt ist, stei-
gen die Belastungen für die Familien rapide an. Beson-

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(C (D ers durch die Mehrwertsteuererhöhung wird ein Loch n die Familienkassen gerissen (Widerspruch von der CDU/CSU und der SPD)


Sie können so viel lamentieren, wie Sie wollen –; denn
as Geld, das den Familien monatlich zur Verfügung
teht, geht doch in den Konsum.

Sie haben der Erhöhung der Mehrwertsteuer zuge-
timmt und gleichzeitig notwendige Reformen unterlas-
en. Ich will Ihnen ein Beispiel dafür nennen, nämlich
otwendige Anschaffungen für Kinder. Für Pampers
üssen zum Beispiel 19 Prozent Mehrwertsteuer gezahlt
erden, während der Staat beim Kauf von Rennpferden

ediglich 7 Prozent verlangt. Wenn Sie für die Familien
lso etwas tun wollen, dann fordern Sie von Ihren Fi-
anzpolitikern eine Reform hinsichtlich des verringer-
en Mehrwertsteuersatzes. Hiermit sollten Sie sich ein-
al an Herrn Steinbrück wenden.


(Beifall bei der FDP – Dr. Frank Schmidt [SPD]: Wann haben Sie denn das letzte Mal Pampers gekauft?)


2005 erfolgte die Streichung der milliardenschweren
igenheimzulage. Die Bundestagsabgeordneten der
roßen Koalition verlangen Verbesserungen für die Fa-
ilien hinsichtlich der Altersvorsorge. Bis heute ist

ichts passiert und bis heute hat die große Koalition kein
eeignetes Mittel dafür gefunden, damit das Hauseigen-
um als Altersvorsorge genutzt werden kann.

Meine Damen und Herren, ich will ganz kurz auf die
esundheitsreform eingehen. Die Bundesregierung ver-

pricht, Steuermittel für Kinder einzusetzen, damit sie in
er gesetzlichen Krankenversicherung beitragsfrei mit-
ersichert werden. Wenn man das tut, dann muss es auch
ntlastungen für die Kinder in der privaten Krankenver-
icherung geben. Ansonsten wäre das verfassungsrecht-
ich äußerst bedenklich. Frau Ministerin, ich bitte Sie,
ass Sie sich dafür einsetzen. Die Position der FDP ist
ehr klar: Wir wollen, dass für die Kinder in der Bundes-
epublik Deutschland nach der Reform keine Beiträge
ehr gezahlt werden müssen.

Eine weitere Kritik geht direkt an das Familienminis-
erium. Bis heute hat Bundeskanzlerin Merkel ihre Zu-
age nicht eingehalten, den Städten und Gemeinden
,5 Milliarden Euro für den Ausbau von Krippenplät-
en zukommen zu lassen. Herr Schmidt, gerade Sie als
ommunalpolitiker der SPD sollten dafür sorgen, dass
ieses Geld fließt.

Meine Damen und Herren, es ist gut, dass die Kosten
ür die Kinderbetreuung als Werbungskosten besser von
er Einkommen- und der Lohnsteuer abgesetzt werden
önnen. Diese Koalition sagt aber, dass nur zwei Drittel
er beruflich bedingten Kinderbetreuungskosten abge-
etzt werden können. Das kann ich nicht nachvollziehen.
ierzu ist keine Erklärung gegeben worden. Mir ist be-
annt, dass schon Gerichtsverfahren anhängig sind. Die
ütter und Väter, die das Gericht anrufen, werden si-

herlich Recht bekommen.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Ina Lenke
Ich möchte noch kurz auf das Elterngeld eingehen,
das ursprünglich als Lohnersatzleistung geplant war. Wir
haben das grundsätzlich unterstützt. Ich möchte aber un-
sere Kritik an dem Elterngeldkonzept aufzeigen.

Erstens. Gegen massive Bürgerproteste wurde beim
Elterngeld die Stichtagsregelung zum 1. Januar 2007
eingeführt, Herr Schmidt. Das neue Elterngeld wird nur
dann gezahlt – das wissen die Leute noch gar nicht –,


(Nicolette Kressl [SPD]: Das wissen die Leute schon! – Dr. Frank Schmidt [SPD]: Das steht aber überall! Das ist keine Geheimniskrämerei!)


wenn das Kind erst im neuen Jahr geboren wird. Alle
Kinder, die zum Beispiel am 30. oder 31. Dezember die-
ses Jahres geboren werden, gehen beim Elterngeld leer
aus.

Ich war gestern in Sachsen-Anhalt. Es war sehr er-
staunlich, welche Antworten mir dort gegeben wurden.
Mir wurde gesagt – und das auch noch von Erzieherin-
nen –, sie bekämen ab 1. Januar 2007 67 Prozent ihres
Einkommens, höchstens aber 1 800 Euro. Von daher
werden die Bürger und Bürgerinnen große Enttäuschun-
gen erleben, wenn dieses Geld dann doch nicht fließt.

Herr Schmidt, ich habe bereits vorhin gefragt – darauf
haben Sie aber keine Antwort gegeben –,


(Otto Fricke [FDP]: Weil er es nicht beantworten konnte!)


wie es sich verhält, wenn Vater und Mutter im ersten Le-
bensjahr gemeinsam auf das Kind aufpassen wollen.
Dann gibt es nach dem Gesetz nur sieben Monate Eltern-
geld. Das verschweigen Sie. Auch Frau von der Leyen
äußert sich nicht dazu. Dieser Punkt wird einfach bei-
seite geschoben und verschwiegen. Das ist unserer Mei-
nung nach nicht richtig.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich möchte auf die Steuerklasse V zu sprechen kom-
men. Im Koalitionsvertrag ist eine Neuregelung der
Steuerklassen vereinbart worden. Die Einstufung in
Steuerklasse V ist nachteilig für erwerbstätige Frauen.


(Otto Fricke [FDP]: Für Männer aber auch!)


Das gilt auch für das Elterngeld. Bei einem Bruttogehalt
von 2 000 Euro erhält eine Mutter, die in Steuerklasse V
eingestuft ist, 390 Euro monatlich weniger Elterngeld als
eine Frau in Lohnsteuerklasse III.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNISNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist ein Skandal!)


Wenn Sie das nicht selber als sozialpolitische Untat dar-
stellen, dann muss es die Opposition tun.

Zweitens. Auch die Studierenden und die Auszubil-
denden verlieren durch Ihre neuen Elterngeldregelungen
Geld.


(Nicolette Kressl [SPD]: Das ist doch nicht wahr!)




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(C (D Natürlich, Frau Kressl. rüher bekamen Studentinnen zwei Jahre lang 300 Euro onatlich. Künftig bekommen sie nur ein Jahr lang 00 Euro Elterngeld monatlich. (Nicolette Kressl [SPD]: Aber nur, wenn sie nicht erwerbstätig waren!)


(Nicolette Kressl [SPD]: Nein!)


ir haben deshalb die Einführung eines Baby-BAföG
orgeschlagen, damit Mütter, die BAföG erhalten, nicht
n eine Notlage kommen und ihr Studium unterbrechen.

Ich habe mir diese Punkte bei einem Besuch im Stu-
entenwerk in Dresden vorhalten lassen müssen; aber
ch konnte auf die große Koalition verweisen. Diese Ent-
cheidungen zum Elterngeld müssen Sie noch einmal
rüfen und ändern.

Ich habe auch zu kritisieren, dass Sie den Kinderzu-
chlag bisher nicht abgeschafft, umgewandelt oder ver-
ndert haben. Bis November 2005 wurden 660 000 An-
räge gestellt; nur 50 000 sind bewilligt worden. Das
ähmt die Verwaltung, schafft Verdruss bei den Antrag-
tellern und erreicht nicht das selbst gesteckte Ziel, Fa-
ilien mit Kindern vor Hartz IV zu bewahren. Dass das
hema bei den Abgeordneten von SPD und CDU/CSU
icht zur Sprache kommt und dass aus diesen beiden
raktionen auch keine Vorschläge kommen, finde ich
ehr erstaunlich.

Lassen Sie mich zum Schluss noch auf den Zivil-
ienst zu sprechen kommen. Wir sind dafür, Frau von
er Leyen, dass der Zivildienst als Lerndienst ausgestal-
et wird.


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Sie wollen den Zivildienst doch abschaffen!)


olange die Wehrpflicht nicht abgeschafft ist, müssen
ir für Verbesserungen beim Zivildienst sorgen. Das ist

ichtig.


(Beifall bei der FDP)


Sie haben aber im Haushaltsausschuss – ich glaube,
icht ganz ohne Beteiligung des Familienministeriums –
chon jetzt beschlossen, dass drei Zivildienstschulen ge-
chlossen werden, obwohl an allen Zivildienstschulen

odellversuche laufen, um den Zivildienst als Lern-
ienst umzugestalten. Wie kann man vonseiten des
aushaltsausschusses in bereits laufende Modellprojekte

ingreifen? Warum warten Sie nicht, bis die Modellver-
uche Anfang 2007 abgeschlossen und evaluiert wer-
en? Dann können wir weitersehen. Dann werden wir
ehen, ob Zivildienstschulen geschlossen werden müs-
en. Wenn dem so ist, sind wir dabei und werden unseren
eitrag dazu leisten.

Ich komme zum Schluss. Ich möchte Ihnen noch ein
Spiegel“-Zitat vom Juni 2006 zur Kenntnis geben:

Zivildienstleistende werden oft ohne ausreichende
Schulung in der Alten- und Krankenpflege einge-
setzt. Nur etwa die Hälfte der für Pflegehilfe oder
Betreuungsdienste eingeteilten Zivis habe im






(A) )



(B) )


Ina Lenke
vergangenen Jahr die gesetzlich vorgeschriebenen
Vorbereitungslehrgänge absolviert …

Das hat der Ministerin bislang noch niemand gesagt. Die
FDP will keine Ad-hoc-Schließung von Zivildienstschu-
len


(Sönke Rix [SPD]: Sie wollen die Abschaffung des Zivildienstes!)


wie etwa in Buchholz oder Ith bei Holzminden, bevor
das Konzept des Lerndienstes steht. Wir von der FDP
wollen auch in diesem Haushalt sparen und haben des-
halb ein liberales Sparbuch aufgelegt. Da wir aber nicht
willkürlich sparen wollen, müssen die Modellvorhaben
im Rahmen des Zivildienstes erst einmal beendet und
ausgewertet werden. Dann müssen wir weitere Entschei-
dungen treffen.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606507000

Ich erteile nun das Wort der Kollegin Nicolette Kressl

für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1606507100

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Frau Lenke, die Redlichkeit erfordert einige Klarstellun-
gen zum Thema Elterngeld. Was ich ganz besonders
scheinheilig finde, ist, dass Sie sich in Ihrer Rede als die
Hüterin und Beschützerin von Hartz-IV-Familien darge-
stellt haben. In Wirklichkeit haben Sie aber im Haus-
haltsausschuss beantragt, die Mittel für das Elterngeld
um 200 Millionen Euro zu kürzen. Den Familien, die
ALG II bekommen, sollte das Elterngeld angerechnet
werden. Ich finde, Sie führen eine unredliche Debatte.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ihre Aussage, dass Studierende pauschal benachteiligt
würden, entbehrt jeder Grundlage.


(Otto Fricke [FDP]: BAföG! Nicht pauschal Studierende! Das sind Unterschiede!)


Sie haben gerade gesagt, Studierende erhielten in Zu-
kunft nur ein Jahr Elterngeld, und haben daraus eine
pauschale Schlechterstellung abgeleitet. Das ist aber
nicht die Wahrheit. Die Wahrheit ist, dass sehr viele Stu-
dierende, die zusätzlich erwerbstätig sind und beispiels-
weise rund 500 Euro im Monat verdienen, in Zukunft,
wenn sie Elterngeld bekommen, genauso gut bzw. sogar
besser gestellt sind, weil sie aufgrund unserer Geringver-
dienerregelung pro Monat wesentlich mehr bekommen
können als die bisherigen 300 Euro. Die Redlichkeit er-
fordert, dass Sie bei der Wahrheit und den Fakten des
Gesetzes bleiben.

Ich will deutlich machen, dass der Haushalt für Fami-
lie, Senioren, Frauen und Jugend widerspiegelt, welche
politischen Rahmenbedingungen für Menschen fast je-
den Alters geschaffen werden können; hier geht es um
Lebensläufe. Die entscheidenden Fragen sind: Was er-
warten Menschen von der Familie? Was erwarten wir,

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(C (D ie Gesellschaft, dass die Familie leisten soll? Was kann ie noch leisten? Ich glaube, angesichts dessen, was alles nzwischen auf Eltern einströmt, lohnt es sich, eine rundsatzdebatte darüber zu führen, wann Eltern über ordert sind. Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der ollegin Lenke? Das hat schon fast Tradition. Bitte. Bitte, Frau Lenke. Frau Kressl, ich weise das zurück. Sie haben mir Un ahrheit unterstellt. Ich frage. – Ist es richtig, dass Studentinnen bislang wei Jahre Erziehungsgeld in Höhe von 300 Euro moatlich bekommen und nun nur noch zwölf bzw. 4 Monate Elterngeld? Nur diese Frage brauchen Sie ir zu beantworten. Liebe Frau Lenke, was ich als scheinheilig kritisiert abe, ist, dass Sie behauptet haben, es gebe eine grundätzliche Schlechterstellung. (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie können Ja oder Nein sagen)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606507200
Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1606507300
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606507400
Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1606507500

(Zurufe von der SPD: Frage! – Frage!)

Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1606507600

Sie haben das nämlich nicht differenziert. Ihnen ist
abei offensichtlich entgangen, dass zum Beispiel zwölf-
al 500 Euro mehr sein kann – –

Jetzt haben Sie mich doch durcheinander gebracht.
enn das monatliche Elterngeld höher als die bisherigen

00 Euro Erziehungsgeld ist – –


(Zuruf von der FDP)


Ja, natürlich.

Wenn eine Studierende zusätzlich erwerbstätig war – –


(Ina Lenke [FDP]: Sie kann doch nicht erwerbstätig sein, studieren und ein Kind haben! Das schafft sie doch nicht! – Gegenruf des Abg. Sönke Rix [SPD]: Das kann man schon!)


Ich glaube, Sie, Frau Lenke, sind etwas weit von der
ealität entfernt, wenn Sie sagen, es gebe keine studie-

enden Frauen und Männer, die gleichzeitig noch er-
erbstätig sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich sage Ihnen noch einmal: Es gibt keine pauschale
chlechterstellung von Studierenden. Das können Sie
infach nicht behaupten. Es geht darum, wie viel Eltern-
eld tatsächlich bezahlt wird. Es kann sein, dass es sehr






(A) )



(B) )


Nicolette Kressl
viel mehr als 300 Euro sind. Ich bitte Sie, das einfach
nachzurechnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ina Lenke [FDP]: Ich rechne schon!)


Ich war gerade bei der Überlegung, welche politi-
schen Zusammenhänge und welche Werte wir bei dem
Haushalt für Familie, Senioren, Frauen und Jugend deut-
lich machen wollen. Ich habe davon gesprochen, dass
Menschen bestimmte Erwartungen haben, was ihnen
Familie bringt, aber dass auch die Gesellschaft be-
stimmte Erwartungen hat, zum Beispiel dass die Familie
mindestens so stark wie die Schule ein Ort der Bildung
und ein Ort der Möglichkeit, sich selbst zu entwickeln,
ist. Dies bedeutet, dass wir sehr genau überlegen müs-
sen, welche politischen Rahmenbedingungen wir setzen
und welche politischen Weichen wir stellen. Wir können
wenig verordnen und wir sollten nicht verordnen, wie
sich Familien entwickeln und wie sie leben. Wir können
aber zum Beispiel dann unterstützend eingreifen, wenn
es darum geht, ob sich junge Paare für Kinder entschei-
den. Dass der Staat in diesem Bereich Entwicklungen
unterstützen kann, ist offenbar. Ich halte es für wichtig,
dass diese Unterstützung für uns kein Tabu mehr ist. Es
ist eine uralte und leider auch deutsche Tradition, zu
glauben, in Familien entwickle sich alles von alleine or-
dentlich und wir müssten nur Geld in die Familien inves-
tieren. Da hat uns die Wirklichkeit überholt. Es muss ein
Zusammenspiel zwischen den Maßnahmen des Staates
geben, mit denen er unterstützt und fördert, und denen,
mit denen er Fehlentwicklungen entgegensteuert.


(Beifall bei der SPD)


In dieser Hinsicht muss das Wächteramt des Staates
für uns entscheidend sein. Das muss in allem, was wir
tun, deutlich werden. Das Wächteramt des Staates ist
nicht nur über Vorschriften und Zwang zu definieren,
sondern auch darüber, wie wir Familien und Eltern un-
terstützen. Ich will ein Beispiel nennen. In diesem Haus-
halt finden sich auch 10 Millionen Euro, die für den Auf-
bau eines Frühwarnsystems zum Schutz der Kinder und
zur Unterstützung der Erziehungsfähigkeit der Eltern
eingesetzt werden. Ich glaube, das ist der richtige An-
satz. Man muss aber auch sagen, dass dieser Ansatz nie
das Handeln vor Ort wird ersetzen können. Wir sind
vielmehr in der Situation, dass wir eine stärkere Vernet-
zung der verschiedenen Ebenen brauchen. Das ist etwas,
was wir als Staat für das Wohl des Kindes noch besser
und intensiver als bisher auf den Weg bringen müssen.


(Beifall bei der SPD – Renate Gradistanac [SPD]: Vor allem die Länder und die Kommunen!)


Wir sind überzeugt, dass zu dieser Vernetzung, einer
Vernetzung zwischen den Generationen, auch die Mehr-
generationenhäuser beitragen können. Wir starten jetzt
in die zweite Phase der Ausschreibung. Ich glaube, dass
zur Akzeptanz dieser Häuser noch stärker als bisher bei-
tragen kann, dass die Menschen vor Ort erkennen kön-
nen, nach welchen Kriterien die Vergabe bei den Mehr-
generationenhäusern vor sich geht.

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(C (D (Renate Gradistanac [SPD]: Das ist prima mit der Transparenz!)


Zur Antwort auf die Frage, wie wir die Familien un-
erstützen können, gehören für mich auch die Pro-
ramme gegen Rechtsextremismus oder die für Demo-
ratie und Toleranz. Wir müssen uns fragen: Was kann
ie Familie an Demokratieverständnis vermitteln? Wel-
hes Demokratieverständnis gibt es im gesellschaftli-
hen Raum? Wie können wir Verführungen deutlich ma-
hen und die jungen Leute auf einen anderen Weg
ringen?

Deshalb ist es gut, dass wir den Ansatz für die ur-
prünglichen Programme bei 19 Millionen Euro gehal-
en haben. Auf der anderen Seite halte ich es für ganz
ntscheidend, dass wir zusätzlich 5 Millionen Euro für
rogramme gegen Rechtsextremismus zur Verfügung
estellt haben, damit für diese Programme nicht mehr
ie Gefahr besteht, dass sie auslaufen, weil wir haus-
altsrechtliche Probleme damit hatten, Modellprojekte
eiterzuführen. Diese 5 Millionen Euro können jetzt der
nstoß dafür sein, die Programme und die Opferbera-

ung dauerhaft zu etablieren. Das ist ein ganz wichtiges
ignal, das weit über das Problem des Rechtsextremis-
us hinausgeht und die Demokratie bei uns auch ganz

tark unterstützt. Wir werden uns mit Ihnen gemeinsam,
rau Ministerin, sehr stark dafür engagieren, dass wir die
esten Wege finden, um diese Programme zu etablieren
nd zu installieren.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Zu den von mir angesprochenen Rahmenbedingun-
en, die wir mit diesem Haushalt für Familien gestalten
önnen, gehört auch eine verbesserte Sicherheit für
aare, die sich noch überlegen: Werden wir uns für Kin-
er entscheiden oder nicht?


(Ute Kumpf [SPD]: Die Männer brauchen Ermutigung!)


nd vor allem, wenn sie sich für Kinder entscheiden:
erden wir uns unseren Kinderwunsch erfüllen können

der nicht? Ich halte es für ganz wichtig, nicht vorrangig
it der demografischen Entwicklung und nicht nur zah-

enmäßig zu argumentieren. Natürlich brauchen wir
ehr Kinder; das ist so. Aber wir haben in Deutschland

ie Situation, dass sich junge Menschen ihren Kinder-
unsch noch nicht erfüllen. Für mich ist das allererste
nd wichtigste Ziel, mit verbesserten Rahmenbedingun-
en zu erreichen, dass sich Familien den Kinderwunsch
irklich erfüllen können.

Dazu gehören zwei wichtige Punkte. Einer ist das El-
erngeld, weil es für das erste Lebensjahr des Kindes, in
em sich Eltern verstärkt um ihr Kind kümmern wollen,
ine materielle Sicherheit gibt. Es ist im Übrigen auch
leichstellungspolitisch wichtig, weil ab 1. Januar die
äter, die sich ja zu über 50 Prozent gerne für eine ge-
isse Zeit um ihr Kind kümmern würden, es aber bisher

us rein materiellen Erwägungen – sie sagen: Unserer
amilie wird zu viel Geld fehlen – nur zu 5 Prozent tun,
icht mehr gezwungen sein werden, sich gegen das Be-
reuen ihres Kindes zu entscheiden. Sie können sich jetzt
ben frei entscheiden.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Nicolette Kressl
Auch den zweiten Punkt halte ich für ganz entschei-
dend: Wir werden zusätzlich zum Elterngeld für den
Ausbau von Betreuungsangeboten kämpfen müssen.
Da haben wir mit dem TAG bereits etwas auf den Weg
gebracht, aber alle Experten sagen uns: Die 230 000
Plätze für unter Dreijährige, die im TAG vorgesehen
sind, werden nicht reichen. Da macht es Sinn, über einen
weiteren Mosaikstein in unserem familienpolitischen
Konzept nachzudenken und gemeinsam zu überlegen,
wie wir uns noch intensiver um den schnellen Ausbau
von Betreuungsangeboten kümmern können. Dieser
Puzzlestein muss dringend von uns noch verstärkt wer-
den.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606507700

Bevor ich nun der nächsten Rednerin das Wort erteile,

hat der Kollege Otto Fricke von der FDP das Wort zu ei-
ner Kurzintervention.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1606507800

Frau Kollegin Kressl, Sie haben das schöne Vorurteil

von der ach so bösen und angeblich sozial kalten SPD
angesprochen.


(Zurufe von der SPD: FDP!)


– Ja, FDP. Ich merke, ich gehe in die Richtung, in die ich
eigentlich will.


(Dr. Frank Schmidt [SPD]: Sie sind wohl in Geburtstagslaune!)


Ich höre meinen nordrhein-westfälischen Landesvater
Rüttgers zu häufig und deswegen passiert mir so etwas.
Ich bitte um Entschuldigung.

Frau Kressl, Sie haben gesagt, die FDP habe einen
Antrag auf Kürzung um 200 Millionen Euro gestellt, da
sie dagegen sei, Hartz-IV-Empfängern Elterngeld zu
zahlen. Wir sind da nicht allein. Sie wissen, dass auch
andere sagen, das passe nicht ins System. Ich will Ihnen
auch begründen, warum wir dieser Auffassung sind. Es
ist nicht so, dass wir glauben, es bestehe keine Notwen-
digkeit für eine entsprechende finanzielle Unterstützung.
Unsere Haltung hat ihren Grund allein in dem Sinn des
Elterngeldes – die Ministerin hat mit dem Hinweis da-
rauf immer wieder zu Recht gewuchert –: Das Elterngeld
soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern.
Wir sind uns doch darin einig – sosehr wir uns das Ge-
genteil wünschen –: Hartz-IV-Empfänger haben keinen
Beruf. Falls man Hartz-IV-Empfängern Elterngeld
zahlte, ginge es bei ihnen nicht um die Vereinbarkeit von
Familie und Beruf.


(Christel Humme [SPD]: Dann haben Sie das System von Hartz IV nicht verstanden!)


Man kann auch argumentieren: Elterngeld für Hartz-IV-
Empfänger ist eine soziale Leistung. Wenn man das tut,
müssen die Koalition und gerade die SPD zugeben, dass
Hartz IV für Hartz-IV-Empfänger mit Kindern nicht aus-

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(C (D eicht. Das müssen sie hier deutlich sagen und sie dürfen icht den fiesen kleinen Umweg über das Elterngeld ehen. Außerdem müsste man Hartz-IV-Empfängern onsequenterweise länger als zwölf Monate Elterngeld ahlen. Man müsste doch sehen: Ein Hartz-IV-Empfäner mit einem Kind rutscht nach einem Jahr in eine Lüke. Das hieße, dass Kinder ab dem zweiten Jahr wenier wert sind. Diese Widersprüche haben uns gezeigt, dass das Elerngeld keine Lösung ist. Die Koalition muss sich schon emühen, dieses Problem anders zu lösen. Das Vorgehen er Koalition ändert nichts daran, dass Eltern – leider – on Transferleistungen abhängig sind, wenn sie keinen rbeitsplatz haben. Letzter Punkt: Zivildienst. Ich will allen Koalitionäen sagen, die hier noch behaupten, sie wollten nur eine ivildienstschule schließen: Die Koalition will letztlich rei Zivildienstschulen schließen. Wir, die FDP, stimmen em zu. Wir, die FDP, gehen nicht den einfachen Weg nd sagen: Macht diese schwierige Angelegenheit doch lleine. Zum Wie sagen wir, lieber Kollege Schmidt: erst valuieren und dann entscheiden und nicht erst entscheien und nachher sagen, die Evaluation habe leider etwas nderes ergeben. Das ist das, was wir wollen. Wir könen uns darüber unterhalten, ob in Anträgen etwas andees steht. Ich hoffe, dass das damit geklärt ist. Danke. Frau Kollegin Kressl, Sie haben das Wort zur Erwide ung. Herr Kollege Fricke, nachdem Sie sich versprochen atten, haben Sie gesagt, Sie seien von Ihrem Landesater Rüttgers zu sehr beeindruckt. Das kann ich gut vertehen. Schließlich erleben wir, dass die Zuschüsse für indertagesstätten und Kindergärten in Nordrhein-West alen Stück für Stück gekürzt werden. (Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Ich stimme ja zu!)


(Beifall bei der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606507900
Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1606508000

ür mich ist Ihr Versprecher daher nachvollziehbar.

Zum Hauptteil Ihrer Kurzintervention. Sie haben viel-
eicht übersehen, dass das Elterngeld zwei Komponenten
at: Die eine ist die Einkommensersatzleistung, die an-
ere ist das so genannte Mindestelterngeld. Dafür haben
ir uns entschieden. Wir möchten, dass zusätzlich Erzie-
ungsleistungen anerkannt werden. Es handelt sich nicht
m einen Einkommensersatz. Nicht nur ALG-II-Fami-
ien erhalten Mindestelterngeld; vielmehr erhalten alle
ltern Mindestelterngeld – diese Mittel sind in dem ent-
prechenden Sockel –, die aus der „Erwerbstätigkeit“
icht aussteigen können, zum Beispiel weil es nur einen
inkommensbezieher gibt.


(Otto Fricke [FDP]: Oder Aufstocker!)







(A) )



(B) )


Nicolette Kressl
Ich habe nicht kritisiert, dass Sie Kürzungen wollen.
Das ließe sich mit der FDP-Ideologie gut vereinbaren.
Ich habe nur kritisiert, dass uns Frau Lenke in einem an-
deren Zusammenhang scharf angegriffen hat, weil wir
die Hartz-IV-Empfänger angeblich so schlecht behan-
deln. Da verlange ich von Ihnen einfach eine klare Linie.


(Otto Fricke [FDP]: Die ist ja jetzt da!)


Ich erwarte, dass Sie nicht opportunistisch und populis-
tisch sind, indem Sie Ihre Einstellung zu Transferleistun-
gen für Familien je nach Situation ändern.


(Dr. Frank Schmidt [SPD]: Das steht so in den Anträgen!)


Ich habe nicht zu kritisieren, dass Sie dazu stehen, ALG-II-
Empfängern kein Elterngeld zukommen lassen zu wol-
len. Das haben die Wähler bei der nächsten Wahl zu be-
rücksichtigen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606508100

Nun hat das Wort die Kollegin Elke Reinke für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Elke Reinke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606508200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Frau von der Leyen, Sie arbeiten weiter an Ihrem Ruf ei-
ner talentierten Ankündigungsministerin, die ein Gespür
für symbolträchtige Themen hat. Ich fürchte, dass Ihre
– ich zitiere – „feste Überzeugung“, dass es „mittelfristig
beitragsfreie Kindergartenplätze“ geben wird, nicht aus-
reicht, um dieses Ziel zu erreichen. Wenn das wirklich
der politische Wille der großen Koalition wäre, dann
sollte sich so ein Vorhaben wenigstens teilweise im
Einzelplan 17 unseres Haushaltes wiederfinden.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich fürchte weiterhin, dass Sie pflichtgemäß unseren
Entschließungsantrag, in dem wir 200 Millionen Euro
zur Verankerung von regionalen Modellprojekten for-
dern, ablehnen werden. Aber nach kinder-, jugend-, fa-
milienpolitischen Visionen, die Ihre Ankündigungen,
Frau Ministerin, unterstützen würden, sucht man im
Bundeshaushalt vergeblich.

Unter den so genannten großen Volksparteien ist ein
eigenartiger Wettbewerb ausgebrochen: Herr Rüttgers
will die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I für Ältere
verlängern, indem er bei den Jüngeren kürzt, Frau Kressl
von der SPD will zur Finanzierung beitragsfreier Kin-
derbetreuung das Kindergeld einfrieren, also kürzen.
Deshalb finde ich es lobenswert, dass Sie, Frau Ministe-
rin, nicht eine Familiengruppe gegen die andere ausspie-
len wollen, um die Kinderbetreuung beitragsfrei zu stel-
len. Allein, Ihre bisherige Praxis sah anders aus. Das
Elterngeld stellt eine Umverteilung von unten nach oben
dar.

Mehr Geld für Familien fordert die Linke. Es wäre
da, wenn diese Regierung es nicht den Konzernen in

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(C (D orm von milliardenschweren Steuergeschenken hintererwerfen würde. Diese Regierung hat keine Lösung für Familien, sie st ein Teil des Problems, weil sich ihre Familienpolitik e nach Kassenlage wie ein Flickenteppich darstellt. In hrem Koalitionsvertrag hatten Sie sich vorgenommen, ie Regelungen für den Kinderzuschlag zu überarbeiten. ie jetzigen Regelungen sind so schwer durchschaubar, ass neun von zehn Anträgen abgelehnt wurden. Desalb konnten Sie den größten Etatposten gegen Kinderrmut im Jahr 2006 um 67 Prozent wegen Nichtauslasung kürzen. Das ist irrsinnig. Nach neuesten Berechnungen lebt jedes fünfte Kind uf Sozialhilfeniveau. Der Kinderschutzbund hat die ahl von 2,5 Millionen Kindern errechnet, die mit der rmut ihrer Eltern konfrontiert werden. „Armut von An ang an“ – so lautet in Abwandlung des Mottos des Kinerund Jugendberichts die bisherige Bilanz dieser Reierung. In Halle an der Saale, in meinem Bundesland achsen-Anhalt, liegt die Zahl der von Sozialgeld lebenen Kinder unter 15 Jahren aktuell bei 40 Prozent. Im essischen Offenbach sieht es mit 34 Prozent auch nicht iel besser aus. Armut in Familien heißt alltäglicher Verzicht auf das ötigste. Ich kenne viele Mütter oder Väter, die sich lieer die 10 Euro Eintrittsgebühr beim Arzt sparen, damit ie Kinder zusammen mit den Freunden auch mal mit ns Kino gehen können. Das ist Ausgrenzung. Natürlich ostet es Geld, wenn die Politik etwas an diesem Zutand ändern will. Hier geht es in erster Linie um die Siherung von Grundbedürfnissen und das Menschenrecht uf eine würdige Existenz. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn uns in Anhöungen berichtet wird, dass Kinder mit knurrendem Maen im Unterricht zum Normalfall werden, dann gibt es einen Grund, lächelnd von statistischen Spielereien der Übertreibungen zu sprechen. Weil dem wirklich so st, geht die Berliner Tafel mittlerweile an Schulen, da it Kinder wenigstens ab und zu einmal eine warme ahlzeit haben. Wir sollten öfter einmal die „Käseglo ke“ Bundestag verlassen. Ich kann Sie gerne mal in die ärmestube nach Halberstadt einladen. Dort können Sie ie Realität kennen lernen. (Beifall bei der LINKEN – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Wir tun das, Frau Kollegin! Ich lade Sie nach Würzburg ein!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Die Fraktion Die Linke hat sich in mehreren Anträgen
ur öffentlichen Verantwortung für Kinder bekannt. Wir
aben Ihnen einen Vorschlag zur Reform des Kinderzu-
chlags vorgelegt. Ihre Fraktionen haben diesen starr-
öpfig abgelehnt. Damit haben Sie verhindert, dass alle
inder aus dem Sozialgeldbezug und den Bedarfsge-
einschaften herausgeholt werden. Wir meinen, dass je-

em Kind, je nach Einkommen der Eltern, der Zugang






(A) )



(B) )


Elke Reinke
zum sozioökonomischen Existenzminimum in Höhe von
momentan 420 Euro garantiert werden muss.


(Beifall bei der LINKEN)


Mit unseren Vorschlägen hätten wir 2,1 Millionen Fami-
lien mit 3 Millionen Kindern erreicht. Die dafür benötig-
ten 3,5 Milliarden Euro wären da, wenn – ich muss das
wiederholen – diese Regierung nicht schon wieder Steu-
ergeschenke in Höhe von 5 Milliarden Euro den Konzer-
nen hinterherwerfen würde.

Wo sind Ihre Antworten? Wer nur soziale Symbolthe-
men ankündigt, braucht sich nicht über enttäuschte Men-
schen, wachsende Unterschichten und geringe Wahlbe-
teiligung zu wundern.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich frage mich: Wo bleibt der Wille zur Umverteilung?
Nicht von den Kinderlosen zu den Kinderreichen, nicht
von der Kindergeldkasse zum Kindergarten, sondern von
den Starken zu den Schwachen, von den breiten zu den
schmalen Schultern. Liebe Sozialdemokratinnen und So-
zialdemokraten, es gibt dafür einen Namen, der bei Ih-
nen längst nicht mehr aktuell ist: Sozialstaat.

Für uns ist es auch nicht hinnehmbar, dass der An-
spruch eines Kindes auf einen Kindergartenplatz da-
von abhängen soll, ob die Eltern eine Vollzeitarbeit ha-
ben, teilzeitbeschäftigt oder nicht erwerbstätig sind. Eine
beitragsfreie Kinderbetreuung muss ein Kinderrecht
werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Auch das ist wieder eine Frage für den Haushalt: Wenn
die Betreuung für Kinder ausgebaut werden soll, dann
muss mehr Geld bei den Kommunen ankommen. Wer
ernsthaft etwas gegen Kinderarmut erreichen und den
Zugang zu einer frühkindlichen Bildung verbessern will,
der muss eine bedarfsorientierte Grundsicherung einfüh-
ren und das Recht des Kindes auf einen Betreuungsplatz
durchsetzen. In unserer Verantwortung liegt es, ob es bei
den Ankündigungen bleibt oder ob finanzielle Mittel für
die drängenden gesellschaftlichen Probleme bereitge-
stellt werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ein Wort zum
Schluss. Viele von uns werden in der Vorweihnachtszeit
versuchen, einigen Kindern im Wahlkreis eine kleine
Freude zu bereiten. Weil es für viele Kinder ein Stück
Urlaub vom Alltag ist, sollten wir das auch tun. Kinder-
armut gibt es aber nicht nur in der Weihnachtszeit, wenn
sich das gut in der Presse verkaufen lässt. Lassen Sie uns
bitte mehr soziale Gerechtigkeit wagen!

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1606508300

Das Wort hat nun der Kollege Kai Gehring für die

Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.

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(C (D Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Sehr geehrte Frau Ministerin, der Haushalt Ihes Ministeriums wird den vielen gesellschaftspolitichen Herausforderungen nicht gerecht; meine Kollegin eligöz hat beim Thema Familienpolitik insbesondere m Zusammenhang mit dem Ausbau der Kinderbetreungsinfrastruktur bereits darauf hingewiesen. Stattdesen wird, wie beim Zivildiensthaushalt, Geld in Luftbuhungen gebunkert. Meine Fraktion bringt deshalb heute inen Entschließungsantrag ein, der fordert, Mittel vom ivildiensthaushalt in die Förderung der Jugendfreiwilliendienste sowie in Programme gegen Rechtsextremisus umzuschichten. In Deutschland besteht keine Wehrund Einberuungsgerechtigkeit mehr. er Transformationsprozess der Bundeswehr hat dazu eführt, dass maximal 15 Prozent der Wehrpflichtigen ines Geburtsjahrgangs zum Wehrdienst einberufen weren können, während 25 Prozent zum Zivildienst heranezogen werden. Der Wehrdienst ist also nicht mehr die egel, sondern die Ausnahme. Die allgemeine Wehrflicht ist damit aus der Sicht der Grünen verfassungsechtlich nicht mehr haltbar. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)

Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606508400

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir fordern von der Bundesregierung deshalb ein kla-
es Konzept für den Ausstieg aus der Wehrpflicht und,
amit verbunden, tragfähige Alternativen zum Zivil-
ienst. 2007 will die Regierung über 88 000 Zivildienst-

eistende einberufen, aber nur 62 000 Wehrdienstleis-
ende. Mit der von uns vorgeschlagenen Kürzung um
5 Millionen Euro würden nur noch so viele junge Män-
er zum Zivildienst herangezogen werden, wie Wehr-
ienst leisten. Dies wäre ein Schritt zu mehr Einberu-
ungsgerechtigkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was ist unsere Alternative? Wir wollen eine klare
ufstockung der Mittel für Jugendfreiwilligendienste.
ir haben hier fraktionsübergreifend einen ersten Schritt

ollzogen. Aber wir wollen ein Stück weiter gehen und
chlagen eine Aufstockung um 25 Millionen Euro vor,
m der großen Nachfrage junger Menschen in diesem
ereich nachkommen zu können. Wir wollen über die
isherigen Ansätze deutlich hinausgehen, weil es sehr
innvoll ist, dass mehr junge Menschen soziale, ökologi-
che und auch kulturelle Erfahrungen im In- und Aus-
and sammeln.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die zivilgesell-
chaftliche Arbeit gegen Rechtsextremismus wollen
ir als Grüne verstärkt fördern. Die bisher von der Ko-

lition vorgesehenen Mittel und Programme sind aus un-
erer Sicht noch nicht ausreichend, um eine kontinuierli-
he, nachhaltige und wirklich effektive Arbeit gegen
echts zu gewährleisten. Die große Koalition hat die für
ie Projekte gegen Rechtsextremismus Verantwortlichen
urch ein langes Hin und Her sehr verunsichert. Die Trä-






(A) )



(B) )


Kai Gehring
ger sind, gerade was die Kooperation mit den Kommu-
nen angeht, auf Planungssicherheit angewiesen. Ich be-
grüße, dass die Koalition diese Planungssicherheit nun
gewährleisten will, und hoffe, dass dies auch wirklich
schnell erfolgt.

In der gestrigen Anhörung zur Zukunft der Rechts-
extremismusarbeit haben die Expertinnen und Experten
bestätigt, dass der Erfolg vor Ort wesentlich von der Ein-
bindung in überregionale Netzwerke abhängt. Besonders
für ländliche Regionen wurde bestätigt, dass Lücken
durch die Kürzung von Jugendhilfemitteln dort verstärkt
von Rechtsextremen gefüllt werden. Rechtsextreme Ein-
stellungen sind in manchen Regionen hegemonial ge-
worden. Gerade in strukturschwachen Regionen ist es
unwahrscheinlich, dass die im Vorschlag der Koalition
geforderten Mittel zur Kofinanzierung auch wirklich
aufgebracht werden können.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Das größte Manko aber ist: Der Vorschlag der Koali-
tion, nur den Kommunen ein Antragsrecht einzuräumen,
ist nicht zielführend, weil dies der gleichberechtigten
Kooperation mit der Zivilgesellschaft eindeutig wider-
spricht. Notwendig ist stattdessen die dauerhafte Siche-
rung der Arbeit gegen Rechtsextremismus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dies könnte nach den Vorstellungen der Grünen auch im
Rahmen einer Stiftung geschehen, die das Engagement
gegen Rechtsextremismus überparteilich verstetigt und
gleichzeitig viele gesellschaftliche Akteure einbezieht.
Nach unserer Auffassung ist die Einbeziehung von Bil-
dungseinrichtungen besonders wichtig; denn hier fängt
schließlich das Lernen von Demokratie und Toleranz an.

Frau von der Leyen, Sie haben in Ihrer heutigen Rede
die Shell-Jugendstudie, die vor einigen Wochen veröf-
fentlicht worden ist, nicht angesprochen. Damals haben
Sie diese Veröffentlichung mit den Worten kommentiert:
Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. – Ich hätte mir
gewünscht, dass Sie dem Parlament heute erklärt hätten,
welche Konsequenzen Sie als Jugendministerin aus die-
ser Jugendstudie ziehen. Gerade den Schattenseiten
müssen Sie sich endlich zuwenden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wie kümmern Sie sich um Jugendliche, die von so-
zialer Exklusion bedroht oder betroffen sind? Was tun
Sie für Teenager, die kaum Zukunftsperspektiven für
sich sehen, die ohne Schulabschluss und Ausbildungs-
platz vermehrt ins Abseits gedrängt werden und bei de-
nen eine frühkindliche Förderung nicht mehr hilft? Die
großkoalitionäre Jugendpolitik gibt es aus unserer Sicht
hauptsächlich in Sonntagsreden. Werktags warten wir
dann vergeblich auf jugendpolitische Zukunftskonzepte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Seit Mai 2006 warten wir Grüne auf die Antwort zu
unserer Großen Anfrage zur Jugendpolitik, was die Per-
spektiven für Jugendliche in Deutschland angeht. Sie
soll erst im März 2007 beantwortet werden. Die Bundes-

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(C (D egierung muss aber schon jetzt Antworten auf die sich erschärfende soziale Exklusion von Jugendlichen geen. An diesem sehr zentralen Punkt werden wir nicht ocker lassen; denn Perspektivlosigkeit von Jugendlihen ist ein gesellschaftliches Armutszeugnis. Frau von der Leyen, Sie haben in Ihrer Rede vorhin u Recht ausgeführt: Familienpolitik geht nicht ohne Heanwachsende. Deshalb appelliere ich eindringlich an ie: Machen Sie Ihr Ministerium endlich zu einem wirk ichen Mehrgenerationenhaus! Machen Sie endlich Ihre ausaufgaben – für die Zukunft aller Generationen, also uch für die Jugendlichen in unserem Land! Vielen Dank. Das Wort hat der Kollege Johannes Singhammer, DU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Wir haben die Anliegen der Familien ins Zenrum der Politik zurückgeholt. Dies ist maßgeblich das erdienst unserer Familienministerin. Herzlichen Dank afür! Es ist nicht bei Ankündigungen geblieben. Die Miniserin und die Bundesregierung haben eine Reihe von aßnahmen mit nachprüfbaren Ergebnissen auf den eg gebracht: Die erste finanzpolitisch wirksame Ent cheidung dieser Bundesregierung zu Beginn dieses Jahes war, die Steuereinsparmöglichkeiten bei der Kinderetreuung beträchtlich zu verbessern. Im Laufe des ahres haben wir das Elterngeld mit einem Volumen von ,6 Milliarden Euro beschlossen. Dieses Geld wird den amilien zugute kommen. Der Etat für das kommende ahr 2007 wächst von 4,5 Milliarden auf 5,2 Milliarden uro. Dies wird den Familien, der Jugend und den Seioren zugute kommen. – Die Richtung stimmt. Wir erden unseren Grundsatz „Mehr finanzielle Gerechtigeit für Familien“ Schritt für Schritt umsetzen. An dieser Stelle sage ich aber auch: Das Gegenteil on finanzieller Gerechtigkeit für Familien wäre es, enn beispielsweise an eine Kürzung des Kindergeldes edacht würde. (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer denkt denn an so etwas?)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606508500

(Beifall bei der CDU/CSU)

Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1606508600

(Beifall bei der CDU/CSU)


ir meinen, dass höhere Ausgaben für Energie und Bil-
ung – dies betrifft Ausgaben für den Schulausflug bis
in zum Federmäppchen – schon heute dazu führen, dass
iele Eltern jeden Euro buchstäblich umdrehen müssen.
eshalb wäre der Vorschlag, das Kindergeld zu kürzen,
ein Zugewinn an Humanität, sondern schlichtweg
erzlosigkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN)







(A) )



(B) )


Johannes Singhammer
Nun bringen manche eine zweite Variante ins Spiel:
Man könnte ja einen eventuellen Zuwachs beim Kinder-
geld dazu verwenden, Kinderbetreuungseinrichtungen
zu finanzieren. Manche meinen, spektakuläre Fälle, über
die wir immer wieder voller Sorge diskutieren, bei denen
Eltern Kinder vernachlässigen oder misshandeln und das
Kindergeld eher in Alkohol statt in die Bildung ihrer
Kinder investieren, würden das begründen. Ich möchte
für eine ehrliche Diskussion werben. Wir sollten feststel-
len, dass sich die allermeisten Eltern liebevoll um ihre
Kinder kümmern und sorgen und es der falsche Weg ist,
Eltern unter Generalverdacht zu stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


In manchen Regionen, vor allem in den Ballungsge-
bieten der alten Bundesländer, stellt sich zudem für viele
Eltern die Frage, was Kinderbetreuung kostet, erst
nachrangig im Vergleich zu der Frage, ob sie überhaupt
einen Betreuungsplatz erhalten. Beispielsweise in der
Landeshauptstadt München – wenn ich das einmal sagen
darf – ist es für manche Eltern durchaus angezeigt, ihr
Kind bereits vor der Zeugung für eine Kinderkrippe an-
zumelden, um überhaupt die Chance zu haben, einen
Kinderkrippenplatz zu bekommen.


(Sibylle Laurischk [FDP]: Vor der Zeugung! Das ist schon ein interessanter Aspekt!)


Die Selbstfinanzierung der Kinderbetreuung durch
die Eltern ist kein guter Weg; denn nach wie vor steht
den Familien deutlich weniger Geld zur Verfügung als
Paaren ohne Kinder. Aus dem 7. Familienbericht, über
den wir hier vor kurzem diskutiert haben, ergibt sich,
dass beispielsweise 35-jährige Paare ohne Kinder pro
Kopf mehr als 600 Euro netto mehr im Monat haben als
vergleichbare Paare mit Kindern. Deshalb macht es kei-
nen Sinn, den Eltern das Geld aus der einen Tasche weg-
zunehmen und es in die andere Tasche hineinzustecken.
Das gemeinsame Ziel aller Familienpolitiker sollte es
sein, mehr Geld für Familien aufzuwenden und in einer
gemeinsamen Kraftanstrengung Eltern und Kindern trotz
der schwierigen Finanzproblematik mehr zukommen zu
lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Nun sagen einige, in Deutschland würden ohnehin
pro Jahr rund 115 Milliarden Euro für Familienleistun-
gen ausgegeben, darunter 35 Milliarden Euro für das
Kindergeld, während in anderen Ländern gerade das
Kindergeld sehr viel geringer ausfällt. Ich bin froh und
stolz darauf, dass wir in Deutschland dieses Geld für
Kinder und Eltern aufwenden. Aber ich sage auch: Es
macht Sinn – das haben wir in der großen Koalition ver-
einbart –, das Geflecht der Leistungen, die den Familien
zustehen – es sind an die 143 Positionen –, nach ihrer
Wirksamkeit zu bewerten, um damit zu erreichen, dass
die Leistungen gebündelt und möglichst effizient einge-
setzt werden.

Vor wenigen Tagen hat das Statistische Bundesamt
eine Prognose hinsichtlich der Bevölkerungsentwick-
lung in den kommenden Jahrzehnten, also etwas weiter-

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(C (D ehend, vorgelegt. Eine der dramatischen Erkenntnisse es Statistischen Bundesamts war, dass die Zahl der eutschen in den nächsten Jahrzehnten, also bis 2050, m deutlich mehr als 10 Millionen zurückgehen wird. araus folgt logischerweise auch eine geringere Zahl an indern. Im Vergleich zu 2004 haben in 2005 über 5 000 Kinder weniger das Licht der Welt in Deutschand erblickt. Wenn das so weitergeht, kann sich jeder usrechnen, welche Folgen das haben wird. Wenn aber immer weniger Kinder geboren werden, edeutet das zwangsläufig, dass auch weniger Aufwenungen für Kinder notwendig werden. Das Deutsche Juendinstitut hat eine für die Kommunen interessante ahl ermittelt: Allein in den Kommunen in Deutschland erden bis zum Jahr 2010 aufgrund des Geburtenrückangs 3,6 Milliarden Euro pro Jahr eingespart. Deshalb äre ein Verlangen, zumindest den Status quo zu halten, icht unbillig. Angesichts des dramatischen Geburtenückgangs brauchen die Familien heute noch mehr Unerstützung, müssen wir noch mehr Geld für sie in die and nehmen. Wir beschäftigen uns nicht nur in dem entsprechenen Fachbereich, dem Einzelplan 17, mit Familienpoliik; Familienpolitik geht weit darüber hinaus. Ich glaube, s ist ein Verdienst der Bundesregierung, der großen Kolition und der Ministerin, den Querschnittscharakter der amilienpolitik immer wieder darzustellen. Vor kurzem and eine sehr bemerkenswerte Veranstaltung statt, die on Industrie und Wirtschaft gemeinsam mit Ihnen, Frau inisterin, durchgeführt worden ist. Im Rahmen dieser eranstaltung ging es um die Frage, was der Rückgang er Geburten ökonomisch bedeutet. Mir ist natürlich lar, dass eine rein ökonomische Betrachtung viel zu urz greift; denn jedes Kind ist nicht nur ein ökonomicher Faktor, sondern bedeutet Leben, Freude, Hoffnung nd Zukunft. ch möchte Ihnen dennoch das Ergebnis einer Studie des nstituts der deutschen Wirtschaft vorstellen: Wenn es elänge, die Geburtenrate nur ein wenig zu steigern, enn die Geburtenhelfer also wieder mehr Arbeit hätten, ann würde das Wirtschaftswachstum bis zum Jahr 050 um bis zu 15 Prozent höher ausfallen. Das zeigt, ass jedes neugeborene Kind nicht nur ein Stück Hoffung ist, sondern unser Land auch reicher und nicht ärer macht. Dies wollen wir weiter unterstützen. Dazu aben wir eine Reihe von Maßnahmen auf den Weg geracht; wir werden diesen Weg entschlossen fortsetzen. Wir haben mit der Einführung des Elterngeldes etas erreicht, was der eine oder andere von der Opposi ion der großen Koalition vielleicht zunächst nicht zugeraut hätte. ir haben das gemeinsam geschafft; viele Eltern haben arauf gewartet. Wenn jetzt kritisch eingewandt wird, es estehe das große Problem, dass es beim Elterngeld eine Übergangsfristen gibt, Johannes Singhammer dann zeigt das, wie hoch die Akzeptanz bei den Eltern ist. (Ina Lenke [FDP]: Die wissen doch gar nicht Bescheid! Die denken, sie bekommen 67 Prozent!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Ina Lenke [FDP]: Wir trauen Ihnen viel zu!)


(Ina Lenke [FDP]: Und, und, und!)





(A) )


(B) )


Die meisten wollen das Elterngeld schon viel eher, nicht
erst zum 1. Januar 2007. Wir haben dies jetzt auf den
Weg gebracht, nachdem viele Jahre verstrichen sind, in
denen es nur Ankündigungen gab, aber keine Taten folg-
ten.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606508700

Das Wort hat der Kollege Sönke Rix, SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Sönke Rix (SPD):
Rede ID: ID1606508800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Es gibt mehrere positive Ansätze im Familienhaushalt.
Dazu gehört unter anderem, dass wir den Haushaltstitel
für das bürgerschaftliche Engagement, das heißt für die
Freiwilligendienste, um 1 Millionen Euro erhöhen. Es
gibt einen weiteren freudigen Ansatz in unserem Haus-
haltsentwurf: Für die Bekämpfung des Rechtsextremis-
mus nehmen wir mehr Geld in die Hand.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Da hört das Freudige auch schon auf!)


Schwerpunktthema meiner Rede wird die Bekämpfung
des Rechtsextremismus sein.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendein Arti-
kel zum Thema Rechtsextremismus in den Zeitungen
steht: Gedenkstätten in Frankfurt geschändet, Haken-
kreuze an Hauswänden und Mahnmalen, rassistische
Pöbeleien in Fußballstadien, NPD-Parteitag in Berlin.
Dabei sind diese Meldungen nur die Spitze des Eisbergs.
Wenn wir jetzt nicht aufpassen, gehören Nazis bald zu
unserem normalen Alltag. Aber was Nazis machen, ist
nicht normal und darf es niemals werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Vor zwei Wochen kam eine Studie der Friedrich-
Ebert-Stiftung heraus. Ein Rauschen ging durch den
Blätterwald, ungefähr drei Tage. Ich glaube, seitdem
habe ich nur noch ein oder zwei Kommentare darüber
gelesen. Dabei zeigt diese Studie eine gefährliche Ent-
wicklung auf:

Erstens. Rechtsextremismus und eine sich verfesti-
gende Naziideologie sind kein typisch ostdeutsches Pro-
blem. Es ist ein bundesweites Problem.

Zweitens. Es gibt nicht den typischen rechtsextremen
Wähler. Es wird quer durch alle Schichten, von beiden
Geschlechtern und in allen Altersklassen rechtsextrem

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(C (D ewählt und – noch viel schlimmer – rechtsextrem geacht. Wir erleben derzeit, wie sich Rechtsextreme den Weg n unsere Mitte bahnen. Das tun sie nicht mit Gewalt, ondern subtil: Rechtsextreme Mütter – das haben wir uch gestern in der Anhörung gehört – gründen Krabbelruppen mit anderen Müttern. Rechtsextreme Eltern treen in Elternverbände und Elternbeiräte ein und versuhen, dort ihre Einstellungen kundzutun. Unternehmer it rechtsextremem Hintergrund schaffen nur Ausbil ungsplätze für rechtsextrem orientierte Jugendliche. as ist nicht hinnehmbar. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Einzeltitel im Haushalt des Ministeriums für Fa-
ilie, Senioren, Frauen und Jugend, der sich mit der Be-

ämpfung des Rechtsextremismus befasst, ist sicher
icht der höchste, der heute zur Beschlussfassung an-
teht. Trotzdem ist es, so finde ich, einer der wichtigsten.
ichts anderes hat die Anhörung im Familienausschuss
estern gezeigt. Wir sind mit unseren Programmen auf
em richtigen Weg, aber leider noch lange nicht am Ziel.

Im Jahr 2001 hat die damalige Bundesregierung das
ktionsprogramm „Jugend für Toleranz und Demokra-

ie – gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit
nd Antisemitismus“ aufgelegt. Es teilt sich in drei
elbstständige Teilprogramme: Civitas, Entimon und
enos. Im Zentrum des Programms steht das gemein-

ame Ziel, zivilgesellschaftliche Akteure und Potenziale
u fördern und zu stärken. In den fünf Jahren seit Pro-
rammbeginn im Jahr 2001 konnten über 4 000 Pro-
ekte, Initiativen und Maßnahmen mit über 163 Millio-
en Euro gefördert werden. Bis Ende 2006 sollen
ördergelder in Höhe von rund 192 Millionen Euro vom
und geflossen sein; ich finde, hier gehen wir in die

ichtige Richtung. Auch im Jahr 2007 – unser Kollege
rank Schmidt hat es vorhin dargestellt – gibt es Geld
ür den Kampf gegen Rechtsextremismus, diesmal sogar
ehr als in diesem Jahr. An dieser Stelle danke ich allen,

ie sich dafür eingesetzt haben und diesen Beschluss
ittragen werden.

Es geht um 19 Millionen Euro, zusätzlich 5 Millionen
uro, die vornehmlich in Strukturprojekte fließen sollen.
avon gibt es noch einmal knapp 1 600 Projekte. Dass
ies alles wichtige und erfolgreiche Projekte sind, muss
ch an dieser Stelle nicht betonen. Ich lade alle Abgeord-
eten ein, sich diese Projekte einmal vor Ort anzusehen.
ie wirklich aktive und erfrischende Arbeit dieser Pro-

ekte ist unterstützenswert. Ich richte an dieser Stelle ei-
en Dank an alle, die diese Projekte durchführen und vor
rt die Flagge der Demokratie und Toleranz hochhalten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen zivilgesellschaftliche Courage, um uns
egen jede Form von Extremismus durchzusetzen. Das
ann man mit Geld allein nicht erreichen. Wir brauchen






(A) )



(B) )


Sönke Rix
eine Justiz, die zeitnah in der Lage ist, die Nazis festzu-
nehmen und zu verurteilen, die Gedenkstätten durch Ha-
kenkreuze schänden. Wir brauchen eine Justiz und einen
gut ausgestatteten Strafvollzugsapparat, damit Nazis, die
über unsere Straßen marschieren und dabei Hakenkreuze
zeigen, nicht wegen Arbeitsüberlastung laufen gelassen
werden. Der Staat hat das Gewaltmonopol und sonst
niemand.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Thomas Dörflinger [CDU/CSU])


Um das durchsetzen zu können, brauchen wir keine
schärferen Gesetze und keine flächendeckende Überwa-
chung der Bürgerinnen und Bürger. Die Gesetze, die wir
haben, sind gut und ausreichend. Sie müssen nur überall
und jederzeit konsequent und vor allem schnell ange-
wandt werden.


(Beifall bei der SPD)


Der Staat muss zeigen, dass er sich nicht ansatzweise
von Extremisten provozieren oder vorführen lässt. Den
Kampf gegen Rechtsextremismus – ich habe es bereits
erwähnt – kann man nicht allein mit Geld gewinnen.
Man gewinnt ihn durch Überzeugungsarbeit. Sicherlich
ist es leichter, ein paar Millionen mehr locker zu ma-
chen, um noch das eine oder andere Projekt zu starten.
Diese Projekte können aber immer nur einen kleinen
Kreis gefährdeter Menschen erreichen.

Wir Politikerinnen und Politiker dagegen stehen stän-
dig in der Öffentlichkeit. Was wir vorleben und in den
Medien äußern, kommt bei vielen Menschen an. Wir
dürfen uns von Rechtsextremen nicht die Deutungs-
hoheit streitig machen lassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)


Für Politiker, die auf Bundes- oder Landesebene Verant-
wortung tragen, heißt das erstens: Zurück auf die Straße!
Der Infostand ist einem parlamentarischen Abend bei
weitem vorzuziehen. Anders ausgedrückt: Jeder Pro-
zentpunkt, den die Rechten bei Wahlen erreichen, ist ein
Zeichen dafür, dass die demokratischen Parteien mit ih-
rer Politik nicht immer und überall bei den Menschen
sind; aber für sie müssen wir Politik machen. Unser
Motto muss also lauten: Ran an die Leute!

Zweitens. Warum fangen wir Abgeordnete nicht bei
uns selbst an? Um ein Beispiel zu bringen: Jeder Abge-
ordnete des Bundestages hat ein Budget zur Bezuschus-
sung von Gruppen, die den Deutschen Bundestag besu-
chen dürfen. Warum verteilen wir dieses Geld nicht
ausschließlich auf Schulklassen und Jugendgruppen?
Warum gibt es eine Begrenzung auf 200 Personen? – Ich
würde mich freuen, wenn ich noch mehr Schulklassen
hier begrüßen dürfte und wenn zu jedem Besuch einer
Schulklasse im Parlament ein Gegenbesuch des Abge-
ordneten in der Schule im Wahlkreis gehören würde.
Dann würde ich sagen: Ja, hier hat die Politik einen Weg
in Richtung Jugendliche eingeschlagen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU])


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(C (D Drittens. Wie können wir verhindern, dass schleihende Demokratiefeindlichkeit bzw. Demokratieferne esellschaftsfähig wird? Wir müssen die Kräfte untertützen, die in den „braunen Regionen“ eine demokratiche Kultur vorleben. Der klassische NPD-Wähler ist icht jung, arbeitslos und männlich. Unter den NPDählern sind auch Menschen, die Arbeit haben, Abitu ientinnen und Abiturienten sowie Auszubildende. Ihnen uss eine demokratische Alternative zum NPD-Somerfest geboten werden. Die übrigen Parteien vor Ort rauchen sofort und dauerhaft jede gewünschte Untertützung, damit die Mitbürgerinnen und Mitbürger seen, dass es auch andere Parteien gibt, bei denen man ich einbringen und mit denen man über seine Vorstelungen diskutieren kann. Ich habe in Mecklenburg-Vorpommern Wahlkampf emacht. Leider gab es dort ganze Landstriche, wo nur ie NPD plakatiert hatte. Herr Kollege, würden Sie einmal auf die Uhr chauen? Entschuldigung. Ich bin sofort fertig. Ein letzter Satz: Nazis sind nicht normal und dürfen s auf keinen Fall werden. Ich hoffe, das ist Konsens in iesem Haus. Danke schön. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606508900
Sönke Rix (SPD):
Rede ID: ID1606509000


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606509100

Nächster Redner ist der Kollege Thomas Dörflinger,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Thomas Dörflinger (CDU):
Rede ID: ID1606509200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege
ix, hinsichtlich Ihres letzten Satzes sind wir uns in die-

em Hause sicherlich alle einig.

Vor gar nicht allzu langer Zeit musste sich diejenige,
ie im Bundeskabinett für Familie, Senioren, Frauen und
ugend zuständig war, von demjenigen, der sie berufen
at, sagen lassen, sie sei zuständig für Familie, Frauen
nd Gedöns.


(Ina Lenke [FDP]: Ja!)


as war, wenn ich das richtig erinnere, im Jahr 1998.
etzt, im Jahr 2006, finden wir die Familienpolitik in ei-
er Schlagzeile der „Financial Times Deutschland“. Das
st angesichts dieser Zeitspanne eine ganz beträchtliche
ntwicklung. Ich glaube, Ursula von der Leyen und
undeskanzlerin Angela Merkel haben einen wesentli-
hen Beitrag dazu geleistet. Herzlichen Dank dafür!


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Thomas Dörflinger
Wenn man gegen Schluss der Debatte das Wort er-
greift, bietet sich die Gelegenheit, auf das eine oder an-
dere einzugehen, was gesagt worden ist. Mich haben die
Ausführungen zu den sieben Monaten und dem Eltern-
geld sehr irritiert, Frau Lenke. Ich versuche, das einmal
am Beispiel meiner Frau und mir aufzudröseln.


(Sibylle Laurischk [FDP]: Eine Schwangerschaft dauert neun Monate!)


Stellen Sie sich vor, ich würde auch zu Hause bleiben.
Dann stünden uns 14 Monate zur Verfügung. Wie wir
das organisieren, machen meine Frau und ich unterei-
nander aus. Ich muss ja mindestens zwei Monate zu
Hause bleiben.


(Ina Lenke [FDP]: Hintereinander!)


Also sind folgende Kombinationen möglich: zwölf plus
zwei, elf plus drei, zehn plus vier, neun plus fünf, acht
plus sechs oder – jetzt kommt es – sieben plus sieben.
Zweimal sieben sind 14. So einfach könnte es eigentlich
sein. Deswegen habe ich vorhin den Grund des Dissen-
ses nicht ganz verstanden.

Wenn wir gerade dabei sind: Es hat mich fast schon
ein bisschen belustigt,


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Fast?)


wie hier über die Kürzungen im Bereich der Zivildienst-
schulen berichtet wurde. Mit Sicherheit sind wir uns,
Herr Dr. Schröder und Herr Dr. Schmidt, einig, dass es
sowohl im Haushaltsausschuss als auch im Fachaus-
schuss niemandem leicht gefallen ist, diesen Beschluss
zu fassen.


(Ina Lenke [FDP]: Im Fachausschuss haben wir nicht darüber gesprochen!)


– Sie waren doch dabei. Sie haben Herrn Staatssekretär
Dr. Kues gefragt. Das war in der letzten Ausschusssit-
zung.


(Ina Lenke [FDP]: Das mussten wir erst fordern vonseiten der Opposition! Sonst hätte der Staatssekretär nichts gesagt! Genauso war es!)


Eines fand ich ganz besonders spannend. Diejenigen,
die in diesem Hohen Hause Krokodilstränen über die
Kürzungen im Bereich der Zivildienstschulen vergießen,
sind gleichzeitig diejenigen, die uns mit Parteitagsbe-
schlüssen gegen die Wehrpflicht im Nacken sitzen und
hier gegen Wehrpflicht und Zivildienst argumentieren.


(Ina Lenke [FDP]: Herr Dörflinger!)


Das passt einfach nicht zusammen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wenn wir Ihre Parteitagsbeschlüsse in diesem Hohen
Hause umgesetzt hätten, dann gäbe es den Wehrdienst
nicht mehr, dann gäbe es den Zivildienst nicht mehr und
die dazugehörigen Schulen gäbe es auch nicht mehr.


(Sibylle Laurischk [FDP]: Es gibt keine Wehrgerechtigkeit mehr, Herr Dörflinger!)


Deswegen appelliere ich an Sie: Machen Sie eine Politik
aus einem Guss! Bleiben Sie bei Ihren Beschlüssen, aber

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(C (D ergießen Sie hier keine Krokodilstränen; denn das passt infach nicht zusammen. Ich war irritiert über das, was Sie zum Zivildienst und u den Freiwilligendiensten gesagt haben. Ich hätte mir ewünscht, Sie hätten zunächst einmal anerkannt, dass s der Koalition trotz der alles andere als einfachen aushaltslage gelungen ist, einen – das gebe ich zu – raktionsübergreifenden Konsens darüber zu erzielen, ei den Mitteln für die Freiwilligendienste etwas draufusatteln. Das hätte ich erwartet. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit den Trägerveränden – das liegt einige Zeit zurück –, in dem der Vorchlag an mich herangetragen wurde, wir möchten im ahmen der Freiwilligendienste für eine ganz bestimmte ielgruppe etwas tun, nämlich für die sozial benachtei igten Jugendlichen. Ich habe damals, da ich nicht nur erichterstatter für den Zivildienst und die Freiwilligenienste, sondern auch für den Haushalt bin, im Fachauschuss gesagt: Das Problem leuchtet mir durchaus ein; ber wir unterliegen hier dem Finanzund Haushaltsvorehalt. – Deswegen bin ich glücklich, nun sagen zu könen: Wir haben im Haushalt für das Jahr 2007 die Mittel rhöht und sind dem Begehr seitens der Trägerverbände, peziell etwas für sozial benachteiligte Jugendliche zu un, in dem Rahmen, der uns zur Verfügung steht, nachekommen. Manchmal ist Politik ganz konkret. (Sibylle Laurischk [FDP]: Nicht zu fassen! Herr Dörflinger, da sind wir aber gespannt!)


as hat Herr Kollege Fricke, der gerade geburtstagsbe-
ingt abwesend ist – das sei ihm gegönnt –, bereits ange-
prochen.


(Ina Lenke [FDP]: Nein, das stimmt nicht! Er hat einen Termin!)


Doch, Frau Lenke, ich habe mit ihm darüber gespro-
hen.

Politik kann ganz konkret sein. Daher frage ich mich,
err Kollege Gehring, warum Sie vor dem Hintergrund
essen, was in Emsdetten passiert ist und uns alle
chockiert hat, von vornherein – quasi im Stile eines
awlowschen Reflexes – ein Verbot von Killerspielen
usschließen. Ich teile hier die Einschätzung des Kolle-
en Fricke. Wenn wir das verbieten würden, hätten wir
och keinen Beitrag dazu geleistet, dass sich Ereignisse
ie das in Emsdetten nicht wiederholen. Da sind wir uns

icherlich einig.


(Ina Lenke [FDP]: Sind Sie jetzt für die Killerspiele?)


Sie haben mich falsch verstanden. Ich habe mich auf
errn Gehring bezogen, nicht auf Herrn Fricke. Ich teile

usdrücklich, was Herr Fricke gesagt hat.

Wir sollten aber zumindest ins Kalkül ziehen, ob ein
erbot der Herstellung und der Weitergabe dieser Spiele
öglicherweise einen Beitrag dazu leisten könnte, Er-

ignisse wie diese zu verhindern. Wenn wir das von
orneherein ausschließen, leisten wir sicher keinen Bei-
rag.






(A) )



(B) )


Thomas Dörflinger
Ich lade Sie alle ein, diese Frage, über die wir in der
letzten Legislaturperiode schon einmal diskutiert haben,
noch einmal vorurteilsfrei in den Blick zu nehmen, nicht
nur, aber auch vor dem Hintergrund der Ereignisse von
Emsdetten. Wir sollten darüber nachdenken, ob es mög-
licherweise nicht doch Sinn macht, zusammen mit den
Bundesländern über ein Verbot der Herstellung und Wei-
tergabe dieser Spiele nachzudenken;


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Richtig!)


eine solche Initiative ist bereits vom Bundesland Nieder-
sachsen bzw. vom dortigen Innenminister in den Bun-
desrat eingebracht worden. Ich glaube, das sind wir den
Bürgerinnen und Bürgern schuldig, da sie von der Politik
nicht nur Betroffenheitsrhetorik, sondern auch eine kon-
krete Antwort auf diese Frage erwarten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich möchte einen letzten Punkt ansprechen, der mich
überrascht und zugleich gefreut hat. Ich habe mit gro-
ßem Interesse zur Kenntnis genommen, dass der Minis-
terpräsident des Landes Rheinland-Pfalz und geschätzte
Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Deutsch-
lands, Kurt Beck, vor wenigen Tagen gesagt hat, er er-
warte, dass der Deutsche Bundestag bzw. die Bundes-
regierung im Verlauf dieser Legislaturperiode – sprich:
bis zum Jahre 2009 – eine gesetzliche Neuregelung zur
Spätabtreibung trifft.

Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass ich ebenso
wie Johannes Singhammer, Ilse Falk, Maria Eichhorn
und viele andere zu denjenigen gehört habe, die sich
nicht erst in der letzten, sondern schon in der vorvorletz-
ten Legislaturperiode mit diesem Thema beschäftigt ha-
ben


(Ina Lenke [FDP]: Wir aber auch, Herr Kollege! Wir alle haben das getan!)


– ja, Sie auch –, und wir alle um den Stand der gegen-
wärtigen Beratungen wissen, stellt sich mir allerdings
die Frage – vielleicht kann sie im Verlauf dieser Debatte
noch beantwortet werden –: Wer war eigentlich der
Adressat dieser Meinungsäußerung von Kurt Beck?

Wir sind auf dem richtigen Weg. Wenn es in anderen
Fraktionen zu diesem Thema noch Beratungsbedarf gibt,
räume ich Ihnen die Möglichkeit zur Beratung gerne ein.
Aber wenn der rheinland-pfälzische Ministerpräsident
durch seine Einlassungen dazu beitragen wollte, dass wir
schon in naher Zukunft zu einer Lösung dieses Problems
kommen, dann bin ich ihm dafür ausdrücklich dankbar.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606509300

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin

Christel Humme, SPD-Fraktion.


Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1606509400

Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Nachdem wir

mittlerweile zwei Stunden lang eine intensive Debatte
über die Familienpolitik geführt haben, wird das Spiel

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(C (D wischen Opposition und Regierung wieder sehr deutich: Die Opposition – das sage ich an die linke Seite ieses Hauses – stellt ihren Wunschkatalog vor, äußert ich aber nicht dazu, woher die Milliardenbeträge, die ie einfordern, kommen sollen, und Ekin Deligöz sagt, ir ließen die Familien im Stich. Natürlich muss man so etwas sagen, wenn man in der pposition ist. Aber die Wahrheit ist, dass wir heute ber einen Haushalt beraten, der tatsächlich den Schwerunkt unserer Politik widerspiegelt, einer Politik, die ilfe anbietet und die Familien nicht im Stich lässt. urch unsere Politik bieten wir Familien, Kindern, Juendlichen, Frauen und natürlich auch Seniorinnen und enioren Hilfe an. Diese Hilfe lassen wir uns – das wird ehr deutlich – etwas kosten. Die für diesen Einzelplan ur Verfügung gestellten Mittel steigen um 16,8 Prozent. Ich betone ganz bewusst den Begriff „Hilfe“. Denn in en letzten Wochen und Monaten wurde sehr häufig einefordert, Verhaltensänderungen bei Familien insbesonere über Sanktionen einzuklagen und gesetzliche Regeungen in den Vordergrund zu rücken. Das war vor allen ingen dann der Fall, wenn es darum ging, Vernachläs igungen und Misshandlungen von Kindern in ihren Failien zu verhindern. Insbesondere die Kürzung des Kindergeldes ist immer ieder als Sanktionsinstrument ins Spiel gebracht woren; Herr Singhammer hat das schon gesagt. Natürlich inden wir diesen Vorschlag nicht gut. Denn das Kindereld ist eine familienfördernde Maßnahme. Eine Streihung des Kindergeldes würde insbesondere für die Beieher geringer Einkommen eine soziale Ungerechtigkeit edeuten. Das wollen wir alle nicht. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Thomas Dörflinger [CDU/CSU])


Es ist gut, dass dieser Haushalt einen anderen
chwerpunkt setzt. Es geht um Hilfe statt um Strafe und
wang. Wir wollen den Menschen helfen und sie nicht
usgrenzen. Die gestrige Anhörung zum Thema Rechts-
xtremismus hat deutlich gemacht: Wir müssen die Kin-
er und Jugendlichen ernst nehmen, sie annehmen und
tark machen. Das ist die beste Basis für Toleranz und
emokratie.

Dafür können wir Gott sei Dank 19 Millionen Euro
ro Jahr zur Verfügung stellen, darüber hinaus 5 Millio-
en Euro für langfristige Beratungsnetzwerke. Das ist
ut so. Denn zu helfen, Kinder und Jugendliche stark zu
achen, ist die beste Basis für Gewaltprävention. An

ieser Stelle will ich kurz auf die gestrigen Vorkomm-
isse eingehen, die uns natürlich erschüttert haben. Die
orderung, Killerspiele zu verbieten, ist wieder der
chnelle Ruf nach einer gesetzlichen Lösung. Doch alle,
ie das fordern, sollten einmal einen Blick ins Strafge-
etzbuch werfen: § 131 verbietet Killerspiele. Rot-Grün
at in der letzten Legislaturperiode das Gesetz an dieser
telle verschärft, damit auch Computerspiele erfasst
erden können, damit Strafen ausgesprochen werden
önnen, von bis zu einem Jahr Gefängnis. Das ist gel-
ende Rechtslage. Deswegen ist die erhobene Forderung
icht angemessen. Es geht vielmehr darum, Kinder und






(A) )



(B) )


Christel Humme
Jugendliche zu stärken und ihnen mehr Medienkompe-
tenz zu vermitteln. Auch das gehört dazu, wenn wir wol-
len, dass Kinder stark sind und keine Gewalt anwenden.

Der soziale Wandel stellt Eltern vor große Probleme,
viele fühlen sich überfordert. Wir alle – Kommunen,
Länder und Bund – sind aufgefordert, Familien bei ihrer
Erziehungsleistung zu unterstützen, ihnen früher aufsu-
chende Hilfe zu gewähren. Die Entwicklung des Früh-
warnsystems ist ein wichtiger Schritt, um all die Aktivi-
täten zu unterstützen, die in den Bundesländern bereits
existieren. Insgesamt 10 Millionen Euro werden in den
nächsten Jahren dafür zur Verfügung gestellt.

Neben der bereits erwähnten Anhörung gab es gestern
eine weitere Anhörung, nämlich der Kinderkommission
zum Thema „Kinderrechte in die Verfassung“. Dabei hat
sich die Mehrheit der Sachverständigen dafür ausgespro-
chen, das Grundgesetz zu ändern und Kinderrechte in
die Verfassung aufzunehmen. Das ist nicht verwunder-
lich. Art. 6 des Grundgesetzes begründet bereits ein star-
kes Recht für Eltern. Kinder haben ein solches starkes
Recht nicht. Bedeutet das, Kinder müssen Eltern, die
sich nicht um ihre Entwicklungschancen kümmern, hin-
nehmen? Werden Eltern zum Schicksal ihrer Kinder? Es
scheint so. Denn in keinem anderen Land bestimmt die
Herkunft so sehr den Bildungserfolg wie in Deutschland.
Wir werden diskutieren müssen in den nächsten Mona-
ten und im nächsten Jahr, ob eine Grundgesetzänderung
die bestmögliche Förderung unserer Kinder – von An-
fang an, mit gleichen Chancen – befördern kann. Wird
der Staat dann sein Wächteramt noch ernster nehmen
müssen? Käme den Jugendämtern eine noch wichtigere
Rolle im Hinblick auf das Kindeswohl zu? Ich meine, Ja.
Kinder haben Rechte, und die gehören ins Grundgesetz.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN)


Leider wachsen zunehmend viele Kinder vereinzelt
auf, Familien sind häufig isoliert, das selbstverständliche
Erlernen sozialer Kompetenz findet nicht statt, schon gar
nicht in Familienzusammenhängen. Das Erfahrungswis-
sen der älteren Menschen erreicht die jungen nicht mehr.
Das Konzept der Mehrgenerationenhäuser kann hier eine
Lücke füllen und einen weiteren Beitrag leisten, Fami-
lien zu unterstützen. Für diese Hilfe sind langfristig
98 Millionen Euro im Haushalt angesetzt.

Der Einzelplan 17, um den es heute in der zweiten
und dritten Lesung geht, trägt die Handschrift der Hilfe
und Unterstützung für Familien und gibt damit eine ein-
deutige Zukunftsperspektive für Eltern und ihre Kinder,
vor allem für die jungen Männer und Frauen, die Familie
und Beruf vereinbaren wollen. Für sie gibt es – das ha-
ben wir heute schon in mehreren Reden gehört – ab dem
1. Januar 2007 das Elterngeld. Mindestens 700 Millio-
nen Euro stehen hierfür Jahr für Jahr zu Verfügung. Das
ist gut investiertes Geld. Denn es sichert nicht nur den
Lebensstandard der Familien im ersten Lebensjahr des
Kindes, sondern bedeutet auch einen weiteren Schritt zur
Gleichstellung der Frauen und Männer, die Familie und
Beruf vereinbaren wollen. Wir haben das Elterngeld be-
wusst auf ein Jahr angelegt, weil wir den anschließenden
Wiedereinstieg in den Beruf möglichst einfach machen

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(C (D ollen. Wir haben von verschiedenen Seiten gehört auch heute wieder –, dass jetzt in den Kommunen ehr Betreuungsplätze geschaffen werden müssen. (Ina Lenke [FDP]: 1,5 Milliarden Euro von Hartz IV!)


Natürlich, die Kommunen brauchen dafür unsere Un-
erstützung. Wir geben sie über die 2,5 Milliarden Euro
insparvolumen bei Hartz IV,


(Ina Lenke [FDP]: Bis jetzt ist gar nichts angekommen!)


ndem sich der Bund jetzt stärker an den Unterkunftskos-
en beteiligt. Hinzu kommen Steuermehreinnahmen von
Milliarden Euro in diesem Jahr und – Herr
inghammer hat Recht – ein Sparpotenzial durch die
ückgängigen Geburtenraten. Die frei werdenden Mittel
önnen neu eingesetzt werden.

Das wird langfristig aber nicht reichen. Wir haben die
ufgabe, alle familienpolitischen Leistungen daraufhin

u überprüfen, ob sie bei den Familien und bei den Kin-
ern wirklich ankommen und ob sie auch in die Bildung
nvestiert werden. Ich denke, wir sollten darüber nach-
enken, ob eine zusätzliche Erhöhung des Kindergeldes
er richtige Weg ist oder ob nicht in der Tat mehr in die
nfrastruktur investiert werden muss. Mit dieser Aufgabe
erden wir uns in den nächsten Monaten zu beschäfti-
en haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Ina Lenke [FDP])


Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen, der Haushalt ist
usgewogen. Dies zeigen die Hilfen für die Familien, die
inder, die Jugendlichen, die Senioren und natürlich

uch die Frauen. Ich glaube, wir haben ein gutes Stück
rbeit geleistet.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606509500

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Einzel-
lan 17 – Bundesministerium für Familie, Senioren,
rauen und Jugend – in der Ausschussfassung. Hierzu

iegen zwei Änderungsanträge der Fraktion Die Linke
or, über die wir zuerst abstimmen.

Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druck-
ache 16/3459? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
er Änderungsantrag ist gegen die Stimmen der Frak-

ion Die Linke mit den restlichen Stimmen des Hauses
bgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druck-
ache 16/3460? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
ieser Änderungsantrag ist ebenfalls gegen die Stimmen
er Linken mit den Stimmen des übrigen Hauses abge-
ehnt.

Wer stimmt für den Einzelplan 17 in der Ausschuss-
assung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
inzelplan 17 ist mit den Stimmen der Koalition bei Ge-
enstimmen der Opposition angenommen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Ich rufe auf:

Einzelplan 15
Bundesministerium für Gesundheit

– Drucksachen 16/3114, 16/3123 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ewald Schurer
Norbert Barthle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk

Hierzu liegen zwei Änderungsanträge der Fraktion
der FDP sowie zwei Änderungsanträge der Fraktion Die
Linke vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache zwei Stunden vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle-
gin Dr. Claudia Winterstein, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1606509600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die aktuelle Debatte um die Gesundheitsreform
lässt mich an einen Ausspruch des geschätzten Altkanz-
lers Helmut Schmidt denken. Er sagte:

Nicht alle Reformen kosten Geld, und nicht alles,
was Geld kostet, ist deshalb schon eine Reform.


(Beifall bei der FDP)


Frau Ministerin, treffender könnte man Ihren Entwurf
nicht bewerten. Sie haben ein Gesetz vorgelegt, das mit
einer sinnvollen Gesundheitsreform wirklich nichts
mehr zu tun hat. Nur eines ist sicher: Das, was Sie Re-
form nennen, wird sehr viel Geld kosten. Zahlmeister
sind wie immer die Patienten. Schon 2007 wird es satte
Beitragssatzsteigerungen in der gesetzlichen Kranken-
versicherung geben. Trotz des um 1 Milliarde Euro er-
höhten Steuerzuschusses werden den Krankenkassen zur
Deckung ihrer Ausgaben über 6 Milliarden Euro fehlen.
Das bedeutet einen Rekordbeitrag von 15 Prozent und
mehr. Damit aber nicht genug! In den Anhörungen des
Gesundheitsausschusses hieß es, dass der Beitrag bis
2009 sogar auf 16 Prozent und darüber hinaus steigen
könnte.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das war vor der Erhöhung um 1 Milliarde Euro!)


Noch stärker betroffen sind die Mitglieder der priva-
ten Krankenkassen, die sich dank Ihres faulen Kompro-
misses auf deutlich höhere Prämien einstellen müssen.


(Jella Teuchner [SPD]: Oh, die Armen!)


Erhöhung der Krankenkassenbeiträge, Erhöhung der
Rentenbeiträge – hier kommt es also zu keiner Absen-
kung der Arbeitskosten. Durch die Mehrwertsteuererhö-
hung tun Sie das Übrige zur Kostenexplosion im Ge-
sundheitswesen.

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(C (D Beflügelt durch die positive Steuerschätzung wollen ie jetzt 1 Milliarde Euro zusätzlich aus Steuermitteln in ie gesetzliche Krankenversicherung pumpen. Eine soide Gegenfinanzierung gibt es nicht. Ihr Vorschlag, iese Mehrausgaben teilweise durch eine globale Minerausgabe aufzufangen, ist unseriös und deckt zudem erade die Hälfte des Betrages. Diese 1 Milliarde Euro belastet den Haushalt, zeigt ber ansonsten kaum Wirkung. Denn Beitragssatzsteigeungen werden dadurch letztendlich nicht vermieden. Milliarde Euro hilft der GKV nur minimal und vor al en Dingen auch nur einmalig. Statt ein nachhaltiges onzept zur langfristigen Finanzierung der GKV vorzu egen, schlingert die Regierung weiter auf ihrem Zickackkurs. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Zickzack wäre immerhin ein Kurs!)


(Beifall bei der FDP)


Geld, das als Einmaleffekt in das Gesundheitssystem
ließt, ist doppelt schädlich. Erstens wird der Druck ge-
enkt, das System nachhaltig zu reformieren, und zwei-
ens wird dadurch das strukturelle Haushaltsdefizit
och erhöht. Dabei sind wir uns doch – zumindest unter
en Haushältern – einig, dass konjunkturell gute Zeiten
ur Haushaltskonsolidierung genutzt werden müssen.
as sieht auch Ihr Chef Kurt Beck so, liebe Kolleginnen
nd Kollegen von der SPD-Fraktion. Ich zitiere aus sei-
er Rede beim Arbeitgebertag am 7. November:

Man kann nicht Mehreinnahmen, die dem Staat
allein aufgrund konjunktureller Entwicklungen zu-
sätzlich zur Verfügung stehen, für dauerhafte Aus-
gaben verwenden. Damit wird ein neues Haushalts-
risiko geschaffen.


(Beifall bei der FDP)


echt hat er.

Außerdem lassen Sie offen, wie die zusätzliche 1 Mil-
iarde Euro genutzt werden soll. Ist das der Einstieg in
ie Kindermitversicherung aus Steuermitteln oder sollen
it dem Geld weiter versicherungsfremde Leistungen fi-

anziert werden? Die Äußerungen und Anträge aus der
oalition waren im Haushaltsausschuss


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Ausgesprochen präzise!)


ußerst widersprüchlich.

Nach einigem Hin und Her begründen Sie die Erhö-
ung nun mit „Aufwendungen für gesamtgesellschaftli-
he Aufgaben“. Wenn das bedeuten soll, dass Sie die im
esetzentwurf zur Gesundheitsreform vorgesehene Kin-
ermitversicherung für GKV-Mitglieder vorziehen
ollen, dann stehen Sie mit dem Grundgesetz im Konf-

ikt. Denn dann müssen Sie auch die Privatversicherten
it einbeziehen.


(Beifall bei der FDP)


ine Ungleichbehandlung wäre verfassungswidrig.






(A) )



(B) )


Dr. Claudia Winterstein
Auch Finanzminister Steinbrück windet sich mit Wor-
ten. Im Interview mit der „Welt am Sonntag“ kündigt er
an, bis 2008 die allgemeinen Zuschüsse zu beenden und
im Gegenzug 2007 in die Kindermitversicherung einzu-
steigen. Welche Maßnahmen Sie wann planen, wissen
Sie offenbar selbst noch nicht richtig.


(Beifall bei der FDP)


Im Übrigen ist bei der Koalition völlig unklar, wie Sie
lang- und mittelfristig die Kindermitversicherung aus
Steuermitteln finanzieren wollen, die 16 Milliarden Euro
pro Jahr kosten wird. Die bisherigen GKV-Zuschüsse,
die eigentlich über die Tabaksteuer fließen sollten, wa-
ren schon auf Pump finanziert. Insofern ist die Frage be-
rechtigt, wie Sie in Zukunft eine solide Finanzierung si-
cherstellen wollen. Bisher sind Sie völlig planlos.

Ihre Vorhaben werden viel Geld kosten. So viel steht
fest. Von einer Reform hingegen sind Sie noch immer
weit entfernt. Das macht Ihr 582 Seiten starkes Papier-
monster, das Sie „Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs
in der Gesetzlichen Krankenversicherung“ nennen, deut-
lich. Sie haben seltsame Vorstellungen darüber, was
Wettbewerb bedeutet.

In der Wirtschaft definiert man den Nutzen von Wett-
bewerb als die Bereitstellung von bedarfsgerechten An-
geboten an Gütern und Dienstleistungen zu möglichst
niedrigen Preisen. Genau das wird aber durch den ein-
heitlichen Dachverband der GKV und erst recht durch
die Festsetzung der Beiträge durch das Ministerium ver-
hindert.


(Beifall bei der FDP)


Die Krankenkassen können ihren Versicherten eben
keine bedarfsgerechten Angebote unterbreiten. Von
niedrigen Beiträgen kann schon jetzt keine Rede mehr
sein.

Mit dem Gesundheitsfonds bauen Sie eine neue um-
ständliche und überflüssige Bürokratie auf. Die Transpa-
renz sinkt und die Kosten steigen. Fazit: Ihr Gesetz
würgt den Wettbewerb im Gesundheitswesen ab, statt
ihn zu stärken. Sie verhindern das notwendige Umsteu-
ern in Richtung eines freiheitlichen Gesundheitswesens.

Stattdessen gehen Sie den Weg in eine staatliche Ein-
heitsmedizin. Der Sachverständigenrat zur Begutach-
tung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat Ihren
Fonds sogar als „Missgeburt“ bezeichnet. Das ist hart,
aber korrekt.

Leider haben Sie kein Interesse an der Meinung von
Experten. Sie stellen sich einfach taub.

Frau Ministerin, Sie haben hier im Deutschen Bun-
destag gesagt: Ich bitte Sie, in den kommenden Wochen
mit uns über diesen Gesetzentwurf zu diskutieren. – Die
Art und Weise, wie Sie Ihre Reformen durchpauken wol-
len, hat aber nichts mehr mit Diskussionskultur zu tun.
Sie kennen ja die Kritik der Patientenverbände, der
Krankenkassen und aller anderen Organisationen aus
dem Gesundheitsbereich. Sie wissen, dass 90 Prozent
der Bevölkerung Ihre Pläne ablehnen. Aber Sie haben
sich stur gestellt und über die Kritik hinweggesetzt, um

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(C (D inen faulen Kompromiss zwischen Bürgerversicherung la SPD und Kopfpauschale à la CDU zu finden. Beim nhörungsmarathon im Gesundheitsausschuss haben ie dann noch hören müssen, dass Ihre Reformen in al en Kernpunkten falsch sind. Da nutzt es auch nichts, och einmal an einigen Details herumzudoktern. Für die Koalition bedeutet die Gesundheitsreform das olitische Überleben. Aber für 82 Millionen Bürger beeutet diese Reform eine schlechtere Versorgung zu höeren Preisen. Vielen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Ewald Schurer, SPD raktion. Frau Präsidentin! Meine werten Kolleginnen und ollegen! Trotz aller kritischen Erwägungen betreffend en Entwurf einer Gesundheitsreform gibt es eine uningeschränkt gute Nachricht. Die Zahl der voll sozialersicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in eutschland ist im Laufe dieses Jahres auf nunmehr 6,5 Millionen angestiegen. Das ist gut für die Menchen. Das erfreut die Regierung und sicherlich auch ie Opposition, liebe Kollegin Winterstein. Es geht daum, diesen Trend zu verstetigen. Wir alle wissen, dass die Ausgaben im Gesundheitsystem in den letzten Jahrzehnten unter allen Regierunen deutlich angestiegen sind. So sind die Ausgaben der esetzlichen und der privaten Krankenversicherung einchließlich Beihilfen und Zuzahlungen von 163 Milliaren Euro im Jahre 1992 auf nunmehr über 240 Milliarden uro angewachsen. Die sozialversicherungspflichtigen inkünfte hingegen sind deutlich langsamer gewachsen ls zum Beispiel Kapitalerträge und Unternehmenseinünfte. Das heißt, die beitragspflichtigen Einnahmen des esundheitswesens sind unterhalb der Entwicklung des ruttoinlandsproduktes geblieben. Eine bedenkliche ntwicklung! Entscheidend hierfür war die Tatsache, ass wir in den letzten zehn Jahren eine zu hohe Arbeitsosigkeit und zu gering gestiegene Löhne bei gleichzeitiem Rückgang der Zahl der voll sozialversicherungsflichtigen Beschäftigten zu verzeichnen hatten. Das ist ie grundlegende Problematik, die wir bei der anstehenen Reform zu berücksichtigen haben. Umso besser ist ie momentane Entwicklung, ausgelöst durch Impulse on Rot-Grün und manifestiert von der jetzigen Regieung. Es ist wieder ein Aufwuchs bei der Beschäftigung u verzeichnen. Auf der Ausgabenseite haben ohne Zweifel der edizinische Fortschritt und die deutlichen Ausgaben teigerungen bei den Arzneimitteln, aber auch die Mehrusgaben bei den Krankenhäusern sowie die Überchneidungsprozesse bei den ambulanten und den tationären Leistungsangeboten zu deutlichen Kostenteigerungen im System geführt. Dieser Entwicklung Ewald Schurer hat sich die Gesundheitsreform zu stellen. Dass dabei künftig Versicherungsschutz für alle Menschen besteht, damit der Zugang zu medizinischen Leistungen für alle Menschen sichergestellt werden soll, dass die Wahlmöglichkeiten der Versicherten ausgebaut werden und – das ist wichtig – dass das Sachleistungsprinzip als Grundsatz erhalten bleibt, begrüße ich außerordentlich. Das ist ein Gewinn für die betroffenen Menschen, gilt es doch, entstandene Armut in dieser Gesellschaft gezielt zu bekämpfen und möglichst viele Menschen in Arbeit zu bringen bzw. an der Wertschöpfung der Volkswirtschaft zu beteiligen. Hinzu kommt, dass künftig Eltern-Kind-Kuren, gesundheitlich notwendige Impfungen, die geriatrische Rehabilitation und eine umfassende Palliativversorgung in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen aufgenommen werden. Dies ist gesundheitspolitisch notwendig und sinnvoll. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Wer zahlt das? Wo ist die Gegenfinanzierung? 1,2 Milliarden Euro!)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606509700

(Beifall bei der SPD)

Ewald Schurer (SPD):
Rede ID: ID1606509800




(A) )


(B) )


– Hören Sie zu! Es ist auch für Sie erhellend. – Es stellt
sich allerdings die Frage – wir Haushälter müssen sie
stellen –, ob und wie wir dies finanzieren können. Eine
sinnvolle Begrenzung der Lohnnebenkosten ist wei-
terhin eine notwendige Zielsetzung dieser großen Koali-
tion.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Davon haben Sie sich doch verabschiedet!)


Dabei sind die bereits angekündigten Beitragserhöhun-
gen der gesetzlichen Kassen sicherlich mit aller Ernst-
haftigkeit zu betrachten. Umso mehr richtet sich mein
Blick, verehrte Kollegin Winterstein, auf die kostenredu-
zierenden Elemente in der vorliegenden Gesundheits-
strukturreform,


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Jetzt sind wir gespannt!)


also auf die Teile Struktur- und Finanzreform. Man
muss zunächst einmal feststellen, dass das Arzneimittel-
versorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz, seit dem 1. Mai
2006 in Kraft, über billigere Generika, über sinkende
Festpreise und beispielsweise durch manipulationsfreie
Praxissoftware insgesamt Kostenvorteile in Höhe von
knapp 1,5 Milliarden Euro erwirtschaften soll. Die Ge-
sundheitsreform selbst will die Effizienz im System stei-
gern, Versichertenbeiträge künftig zielgenauer einsetzen
und die Behandlungskette aus ambulanter Versorgung,
Krankenhausversorgung, Reha und Pflege besser mitei-
nander verzahnen sowie die Wahlmöglichkeiten der Ver-
sicherten entsprechend erweitern. Alleine dadurch soll
ein Einsparvolumen von 1 Milliarde Euro generiert wer-
den. Auch die Umstellung auf Höchstpreise, die Kosten-
Nutzen-Bewertung von Arzneimitteln oder die Verord-
nung teurer Medikamente in speziellen Zentren sollen
dazu führen, dass wir insgesamt gut 1,8 Milliarden Euro
über den Jahreszeitraum zusätzlich einsparen.

Aus sozialdemokratischer Sichtweise wäre sicherlich
ein noch größeres Einsparpotenzial zu erschließen gewe-

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(C (D en, wenn die PKV – das war unser sozialdemokraticher Wunsch und wird es auch bleiben – voll in den inkommensausgleich einbezogen worden wäre (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Es wäre doch nichts gespart worden!)


owie Beitragsbemessungsgrenze und Versicherungs-
flichtgrenze um je 300 Euro angehoben worden wären.
eider konnten wir an der Stelle vom Koalitionspartner
och keine Zustimmung erreichen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das sind doch keine Sparvorschläge!)


ch bin optimistisch, dass das in der Zukunft nachgeholt
erden kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Der schrittweise Aufbau einer steuerfinanzierten
äule in der GKV wurde innerhalb der Koalition eben-
alls sehr unterschiedlich beurteilt. Ein solches Projekt
st nach meiner Meinung dann sinnvoll, wenn die Aufga-
en, deren Übernahme als gesellschaftspolitisch notwen-
ig erachtet wird, exakt definiert sind. Es geht also um
ufgaben, welche die Politik den Kassen überträgt oder
ünftig übertragen wird, zum Beispiel die beitragsfreie
itversicherung der Kinder in der gesetzlichen Kran-

enkasse. Im aktuellen Haushalt 2007 wird hierfür ne-
en den ursprünglich geplanten 1,5 Milliarden Euro nun
usätzlich 1 Milliarde Euro in das Kapitel 15 02 einge-
tellt.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Wovon denn?)


Diese 1 Milliarde Euro wird seriös aus dem Steuerauf-
ommen finanziert.

Diese Gesundheitsreform muss daran arbeiten, wei-
ere Effizienzgewinne zu heben. Erste Ansätze zur Stär-
ung der integrierten Versorgung bei Schwerstkranken
üssen – kein Zweifel – ausgebaut werden. Vorteile er-
arte ich mir persönlich von der künftig konsequenten
msetzung des Hausarztmodells durch die Kassen und

iner entsprechend breiten Inanspruchnahme dieses Mo-
ells durch die Versicherten. Ich bin überzeugt, da könn-
en Hunderte von Millionen Euro – wenn nicht noch

ehr – gespart werden. Von Bonusprogrammen, die auf
er regelmäßigen Vorsorge der Menschen aufbauen, ver-
preche ich mir ebenfalls große Effizienzgewinne in der
rößenordnung von Hunderten von Millionen Euro.
eitere Potenziale sehe ich auch darin, dass künftig

och spezialisierte Leistungen im Benehmen mit den
ändern ambulant auch an Krankenhäusern erbracht
erden können.

Ganz zum Schluss möchte ich noch etwas zum zen-
ralen Instrument des Risikostrukturausgleiches sa-
en. Er muss nach meiner Meinung so ausgestaltet sein,
ass er den Kassen ermöglicht, ihren Aufgaben samt den
rweiterungen des Leistungskataloges, wie jetzt be-
chlossen, gerecht zu werden. Ohne einen umfassenden
orbiditätszuschlag wäre dies nicht möglich. Nur wenn

er RSA auch künftig einen hundertprozentigen Einnah-
eausgleich im Fonds sicherstellt, wird er den Namen
isikostrukturausgleich auch verdienen.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Ewald Schurer
Das muss funktionieren, weil ich gar nicht daran denken
möchte, was es bedeutet, wenn die Kassen ernsthaft und
dauerhaft auf die Zusatzbeiträge zurückgreifen müssten.
Das würde nach meiner Meinung den Wettbewerb für
die gesetzlichen Kassen, die Volkskassen, deutlich er-
schweren. Das möchte ich nicht. Es darf nicht passieren,
dass gesetzliche Kassen als Volkskassen, die sie sind,


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Was ist denn eine Volkskasse?)


dadurch Nachteile haben, dass sie in wirtschaftlich
schwierigen Regionen des Landes mehr Menschen, die
arbeitslos sind, ältere Menschen oder kränkere Ver-
sicherte versorgen müssen. Das darf nicht sein.


(Beifall bei der SPD)


Der Haushalt 2007 und die mittelfristige Finanzpla-
nung bieten wenig Spielraum für Experimente, wie sie
von der Opposition vorgeschlagen worden sind. Ganz im
Gegenteil, ich als Gesundheitshaushälter leite ab: Die Si-
cherung der Sozialsysteme hängt entscheidend davon ab,
dass wir den Bundeshaushalt durch Entschuldung stabi-
lisieren. Liebe Kolleginnen und Kollegen, erst aus der
Kombination von gezieltem Schuldenabbau und einer
gesicherten Gegenfinanzierung für künftige Maßnahmen
im Gesundheitssystem ist es möglich,


(Heinz Lanfermann [FDP]: Das haben wir alles schon mal beim BMG gehört!)


mittel- und langfristig mit einer Steuerfinanzierungs-
funktion das Gesundheitssystem wirksam zu unterstüt-
zen und damit den Faktor Arbeit auch entsprechend zu
entlasten.

Als Hauptberichterstatter möchte ich mich bei allen
Berichterstattern der Fraktionen, ganz besonders beim
Unionskollegen Norbert Barthle, für die gute Zusam-
menarbeit bedanken, ebenso bei der Ministerin für die
sehr guten Vorlagen aus dem Gesundheitsministerium
sowie beim Finanzministerium für die gute Kooperation
und für die fachgerechte Unterstützung bei der Aufstel-
lung des Einzelplans 15, Gesundheit, für das Jahr 2007.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606509900

Das Wort hat der Kollege Frank Spieth, Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606510000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Kollege Schurer, es ist im-
mer wieder erfreulich, Ihnen als Haushälter beim Thema
Gesundheitspolitik zu lauschen. Ich frage mich nur, ob
das, was Sie hier in vielen Passagen richtigerweise sa-
gen, auch in Übereinstimmung zu bringen ist mit dem,
was Ihr Koalitionspartner zur Gesundheitsreform gerade
am Beispiel des Morbiditäts-, also des krankheitsorien-
tierten Risikostrukturausgleichs gesagt hat. Ich stelle

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(C (D ort ganz erhebliche Differenzen fest und verstehe insoern Ihre Dankesarie am Ende Ihrer Rede nicht. Die Ausührungen widersprechen ein ganzes Stück dem, was in em GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz niedergeschrieen ist, und geben eher zu nachhaltigem Stirnrunzeln nlass als zu Dankesreden an Ihren Koalitionspartner. ber ich stelle anheim: Es ist Ihr gutes Recht, dies hier u tun. Meine Damen und Herren, die Bundesregierung hat it der Koalitionsvereinbarung vom 11. November 2005 in ausdrückliches Bekenntnis zur Sicherung einer nachaltigen Finanzierung der gesetzlichen Krankenversiherung abgegeben. In dem uns vorliegenden Entwurf um Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2007 nd im Finanzplan des Bundes für die Jahre 2006 bis 010 suche ich dazu vergebens die entsprechenden rundlagen. Sie sprechen davon, dass den Bürgerinnen und Bürern ein modernes und leistungsfähiges Gesundheitsween mit hochwertiger Gesundheitsversorgung bereitgetellt wird, und weisen zu Recht darauf hin, dass dieser ektor mit 4,2 Millionen Beschäftigten eine dynamische irtschaftsbranche ist. Nun könnten wohlmeinende ürger oder Bürgerinnen zu der Auffassung kommen, ass Sie dann auch alles tun werden, um dieses System u stabilisieren und mit einer nachhaltigen Finanzreform ie dazu erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen. eider weit gefehlt. Im Einzelplan 15 des Bundesminis eriums für Gesundheit vermissen wir die dazu notwenigen Schlussfolgerungen. Wir finden das genaue Geenteil. Wir haben Sie schon vor Monaten durch Anfragen nd durch Debattenbeiträge hier im Hause darauf auferksam gemacht, dass den gesetzlichen Krankenkassen m Jahre 2007 infolge der weitgehenden Beseitigung von rlaubsund zum Teil auch von Weihnachtsgeldzahlunen sowie von Lohnkürzungen und von Kürzungen der ersicherungsbeiträge für Bezieher von Arbeitsloseneld I und II erhebliche Einnahmeverluste entstehen. Wir haben Sie außerdem darauf hingewiesen, dass im ommenden Jahr durch die Umsetzung der Arbeitszeitichtlinie für Krankenhausärzte, durch die Erhöhung der ehrwertsteuer, durch die zu erwartenden Ausgabenteigerungen bei Arzneien sowie durch weitere zusätzlihe Leistungen bei den Krankenkassen finanzielle Mehrelastungen eintreten werden, ganz zu schweigen von er Tatsache, dass Sie zukünftig den Krankenkassen uch noch die Investitionen in den Krankenhäusern zuuten wollen. Gleichzeitig kürzen Sie den Bundeszuschuss an die rankenkassen von 4,2 auf 1,5 Milliarden Euro. Zur Er nnerung: Dieser Bundeszuschuss stammt aus der im ahre 2004 vorgenommenen Erhöhung der Tabaksteuer nd sollte zur Finanzierung von Mutterschaftsleistungen ingesetzt werden. Alles in allem entsteht den Krankenkassen im Jahre 007 eine Finanzierungslücke von 10 bis 13 Milliarden uro. Immerhin 7 Milliarden Euro werden von Ihnen zuegeben. Wir fragen uns, wie Sie diese Lücke schließen Frank Spieth wollen, die Sie zu einem ganz wesentlichen Teil zu verantworten haben. Auf diese Fragen geben Sie mit Ihrem Haushaltsplan, den milliardenschweren Kürzungen und der Mehrwertsteuererhöhung die falsche Antwort. Ich habe an dieser Stelle schon mehrfach dazu aufgefordert, dem deutschen Gesundheitswesen eine stabile Finanzgrundlage zu geben. Aus meiner Sicht, meine Damen und Herren von der großen Koalition: Fehlanzeige! Ihre konkrete Politik mit diesem Haushalt und mit dem uns vorliegenden GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz wird nur eines realisieren: die Versicherten mit einem Einkommen unter 3 562,50 Euro im Monat nachhaltig über Beitragserhöhungen zur Kasse zu bitten. Wir haben in diesem Jahr Vorschläge gemacht, wie wir zu einer sozial gerechteren Finanzierung der Einnahmen kommen können. Wir, die Linke, wollen mit einer solidarischen Bürgerinnenund Bürgerversicherung, die alle in Deutschland lebenden Menschen in der gesetzlichen Krankenkasse versichert, dafür Voraussetzungen schaffen. Wir wollen, dass von allen Einkommensarten, also von Arbeitsund Vermögenseinkommen, Beiträge eingezogen werden und dass sie mit dem gleichen Prozentsatz belastet werden. Damit könnten Überlastungen von Menschen mit geringem Einkommen vermieden werden. Man müsste den Gutverdienenden und den Vermögenden in dieser Gesellschaft allerdings Solidarität zur Finanzierung unseres Gesundheitswesens abverlangen. Nur so kann der alte Grundsatz in der gesetzlichen Krankenversicherung erhalten werden, dass Gesunde für Kranke, Junge für Alte und Reiche für Arme eintreten. Das, meine Damen und Herren von der großen Koalition, verlangt aber die Auseinandersetzung mit Privilegien und mit den Privilegierten in dieser Gesellschaft. Dazu haben Sie leider keinen Mut. Ich finde es skandalös, dass wir mehr und mehr auf eine Dreiklassengesellschaft im Gesundheitswesen zusteuern. Privatpatienten erhalten in den Krankenhäusern alle erforderlichen und zweckmäßigen Leistungen, während gesetzlich Krankenversicherte zunehmend eingeschränkte Leistungen erhalten. So ist jedenfalls die Aussage vieler Klinikärzte. Privatversicherte erhalten bei vielen niedergelassenen Ärzten vorrangig Termine, während gesetzlich Krankenversicherte zum Teil monatelang auf einen Facharzttermin warten müssen. Aber damit nicht genug: Zuzahlungsregelungen, Krankenhaustagegeld, Eintrittsgebühren bei Ärzten haben die verhängnisvolle Wirkung, dass immer mehr Menschen von der gesundheitlichen Versorgung abgehängt werden. Langzeitarbeitslose, die keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld II haben, werden aufgefordert, sich privat zu versichern, ohne zu wissen, woher sie das dafür erforderliche Geld nehmen sollen. Zehntausende sind auf diese Art und Weise aus dem Schutz der gesetzlichen Krankenversicherung herausgefallen. Dies wollen Sie z S a H f u f d d b E F k m b a S H s p n k v s C D z E s e m V U l u r s (C (D war ändern, aber die notwendigen Gelder dafür stellen ie auch in diesem Haushalt nicht bereit. Die Politik der Beitragserhöhungen, der Leistungsusgrenzungen und der Zuzahlungen, die schon unter elmut Kohl begonnen hatte und von Gerhard Schröder ortgesetzt wurde, wird mit den aktuellen Maßnahmen nd dem GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz konsequent ortgesetzt. Sie versprechen zwar das Gegenteil. Aber ie Anhörungen in den letzten Tagen haben die entsoliarisierenden und unsozialen Wirkungen des GKV-Wettewerbsstärkungsgesetzes eindeutig bestätigt. Wir haben mit unseren Änderungsanträgen zum inzelplan 15, Gesundheit, ein Sofortprogramm zur inanzierung und Stabilisierung der gesetzlichen Kranenversicherung gefordert. Wir wollen, dass die Einnaheverluste, die Mindereinnahmen sowie die Mehrausga en im Jahre 2007 mit 7,95 Milliarden Euro zusätzlich usgeglichen werden. Gleichzeitig erwarten wir, dass ie die Entschuldung der gesetzlichen Krankenkassen in öhe von 4,8 Milliarden Euro durch einen Bundeszu chuss aus den erhöhten Steuereinnahmen dem Einzellan 15 zuordnen. Uns reicht die – gnädig zugestandee – 1 Milliarde Euro aus dem zusätzlichen Steueraufommen nicht aus; denn Sie haben den Bundeszuschuss orher um 2,7 Milliarden Euro gekürzt. Ich bitte um Zutimmung zu unseren Änderungsanträgen. (Beifall bei der LINKEN – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das wird nichts!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606510100

Nächster Redner ist der Kollege Norbert Barthle,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1606510200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

amen und Herren! Verehrte Frau Ministerin! Die jet-
ige Debatte zeigt, dass mit der heutigen Lesung des
inzelplans 15 die relativ aufgeregte Debatte um die Ge-
undheitsreform noch nicht zu Ende sein wird. Um ein
twas relativierendes Licht darauf zu werfen, möchte ich
it einem Zitat in meine Rede einsteigen:

Es ist nicht zu verkennen, dass für die Höhe der
Beiträge [in der gesetzlichen Krankenversicherung]
einmal eine Grenze gegeben ist, die aus volkswirt-
schaftlichen und psychologischen Gründen nicht
überschritten werden sollte. So scheint mir, bleibt
nur der Weg, durch eine Entlastung der Kranken-
versicherung von Bagatellfällen einerseits die Kas-
sen in die Lage zu versetzen, bei lang andauernden
und schweren Krankheiten wirksam zu helfen, an-
dererseits die Beitragsbelastung in vernünftigen
Grenzen zu halten.

on wem stammt das wohl? Von Horst Seehofer? Von
lla Schmidt? Nein, weit gefehlt! 1958 stellte der dama-

ige Arbeitsminister Theodor Blank fest, dass wir eine
mfassende Reform der gesetzlichen Krankenversiche-
ung brauchen, bei eigentlich genau den gleichen Voraus-
etzungen wie heute, allerdings unter anderen Gegeben-






(A) )



(B) )


Norbert Barthle
heiten: So lag das Wirtschaftswachstum bei 5 Prozent,
überschuldete Haushalte waren Fremdworte usw.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Den können wir, glaube ich, nicht mehr reaktivieren!)


Was lernen wir daraus? Ich glaube, diese große Koali-
tion hat aus den bisher gemachten Erfahrungen gelernt
und eine Reform vorgelegt, die unser Gesundheitssys-
tem grundlegend erneuert und es damit zukunftsfester
macht sowie für mehr Transparenz, mehr Effizienz und
mehr Wettbewerb steht. Deshalb kann sich diese Reform
sehen lassen.

Liebe Kollegin Winterstein, an dieser Stelle möchte
ich der FDP empfehlen, eine ordnungspolitische Debatte
anzustrengen. Ich bin bisher immer davon ausgegangen,
dass Sie von der FDP für mehr Wettbewerb sind. Des-
halb verstehe ich jetzt nicht, weshalb die FDP gegen
diese Gesundheitsreform ist. Vielleicht machen Sie sich
einmal schlau, was der Vorstandsvorsitzende der BKK in
Deutschland, Ralf Sjuts, am vergangenen Sonntag in
„Sonntag Aktuell“ geschrieben hat. Er sagt:

Mit dieser Gesundheitsreform wird es für die Versi-
cherten langfristig durch den Wettbewerb qualitativ
bessere Leistungen und zu günstigeren Preisen ge-
ben.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Welchen Wettbewerb?)


Das ist die Leistung des Wettbewerbs, sehr verehrte Frau
Kollegin Winterstein. Warum die FDP dagegen ist,
werde ich wohl mein Leben lang nicht verstehen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Sie sollten das Gesetz einmal lesen, Herr Kollege Barthle! – Gegenruf von der SPD: Das war selbst Ihrer unwürdig, Herr Kollege!)


Zu den fachpolitischen Auseinandersetzungen möchte
ich mich nicht vertiefend äußern, sondern jetzt als Haus-
hälter reden. Nach Abzug des durchlaufenden Postens an
die GKV verbleiben rund 425 Millionen Euro für den
Gesundheitsetat. Das ist in Relation zum Gesamthaushalt
relativ wenig. Dennoch hebt sich dieser Etat für 2007 et-
was von den früheren ab. Das liegt schlicht und einfach
daran, dass ein Erweiterungsneubau in der Rochusstraße
vorgesehen ist, der allein 16 Millionen Euro verschlingt.
Im Rahmen eines Gesamtkontextes werden wir sicher-
lich noch länger darüber diskutieren, wie wir damit ver-
fahren. Mein Kollege Fromme hat heute Vormittag schon
darauf hingewiesen, dass wir Haushälter die Debatte be-
züglich der Dependancen in Bonn und der Einrichtungen
hier in Berlin angestoßen haben.

Zurück zum Haushalt: Der Gesamtetat des Einzel-
plans 15 umfasst 2,9 Milliarden Euro. Der Zuschuss für
die GKV wird jetzt richtigerweise als Zuschuss für die
gesamtgesellschaftlichen Aufgaben der gesetzlichen
Krankenversicherungen bezeichnet.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Ich dachte, der ist für die Kinder! – Weiterer Zuruf von der FDP: Also nicht für die Kinder!)


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(C (D er Zuschuss in Höhe von 4,2 Milliarden Euro für die ersicherungsfremden Leistungen sollte auf 1,5 Milliaren Euro gekürzt werden, wird jetzt aber um eine zusätziche Milliarde auf 2,5 Milliarden Euro angehoben. Diesezüglich gab es viel Kritik in der Öffentlichkeit; diesbeüglich gab es viel Kritik vonseiten der Opposition. Die DP kommt ständig darauf zu sprechen. Noch heute früh at die Kollegin Hajduk von den Grünen von einem ickzackkurs und Herumgeeiere geredet. (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Damit hat sie auch Recht!)


uch der Sachverständigenrat hat sich ähnlich eingelas-
en. Lassen Sie mich deshalb noch einmal in aller Ruhe
inen Blick auf die Faktenlage werfen; dann relativiert
ich vielleicht manches wieder.

Rot-Grün hat diese Zuschüsse 2004 mit möglichen
ehreinnahmen aus der Tabaksteuer verknüpft und

ersprochen, diese Mehreinnahmen den GKVen als Zu-
chüsse zukommen zu lassen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir waren schlau genug, das nicht zu verknüpfen!)


ieser Schuss ging zugegebenermaßen nach hinten los.
ie sah es nämlich aus? 2003 hatten wir Tabaksteuer-

innahmen in Höhe von 14 Milliarden Euro. Nach der
abaksteuererhöhung waren es gerade noch 13,6 Mil-

iarden Euro. In den Folgejahren lagen die Einnahmen
mmer um 2 bis 3 Milliarden Euro niedriger als erwartet.
o werden sie auch 2007 über 3 Milliarden Euro niedri-
er liegen als erwartet. Wir machen also nichts anderes,
ls zu den Prinzipien der Haushaltswahrheit und Haus-
altsklarheit zurückzukehren, indem wir diese Fehlein-
chätzung der Vergangenheit korrigieren und den Etat
ieder auf ordentliche Beine stellen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich glaube, es scha-
et dem Ansehen der Politik insgesamt nicht, wenn wir
ine Fehleinschätzung eingestehen und dann die richti-
en Schlüsse ziehen und diese Fehleinschätzung korri-
ieren. Deshalb sage ich an dieser Stelle auch an die
rankenkassen: Ich wäre froh, wenn endlich dieses La-
entieren darüber aufhören würde, dass aufgrund der
bsenkung der Steuerzuschüsse jetzt die Beiträge erhöht
erden müssen, damit die 1,5 Milliarden Euro zur Ver-

ügung gestellt werden können.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollten doch die Lohnnebenkosten senken und nicht erhöhen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606510300

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Bahr?


Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1606510400

Aber immer, gerne.


Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1606510500

Herr Kollege Barthle, können Sie mir bitte einmal

olgendes erklären: Sie sagten, da die Tabaksteuerein-
ahmen nicht so hoch ausgefallen seien, wie Sie erwartet






(A) )



(B) )


Daniel Bahr (Münster)

hätten, hätten Sie den Zuschuss für die Krankenkassen
streichen müssen. Heißt das, dass Sie die Hoffnung ha-
ben, dass die Menschen sich weiterhin gesundheits-
schädlich verhalten und mehr rauchen, damit Sie mehr
Geld in die Krankenversicherung geben können? Ist das
die Logik, die hinter diesem Zuschuss steckt?


(Dr. Carola Reimann [SPD]: Oh, Herr Bahr!)


Denn das Geld fehlt ja offensichtlich, weil sich die Men-
schen gesundheitsbewusst verhalten haben.


Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1606510600

Herr Bahr, ich kann Ihnen die Logik gerne noch ein-

mal erklären. Wenn man die Zusage, die Steuermehrein-
nahmen aus der Tabaksteuererhöhung der GKV zur Ver-
fügung zu stellen, ernst nimmt, dann müsste der Bund
eigentlich von den Krankenkassen Geld zurückfordern,
da die Erhöhung eben nicht zu Mehreinnahmen, sondern
zunächst einmal zu einem Rückgang der Einnahmen ge-
führt hat.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das war doch absehbar!)


Auch heute liegen die Mehreinnahmen weit unter dem,
was erwartet worden war. Dass wir logisch handeln, se-
hen Sie daran, dass wir diese Fehleinschätzung der Ver-
gangenheit korrigieren und das Ganze den Fakten ent-
sprechend wieder auf die Beine stellen. – Herzlichen
Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Prinzipiell entspricht der Weg einer verstärkten Steu-
erfinanzierung innerhalb des GKV-Systems, den wir
jetzt beschreiten, dem, was alle kundigen Thebaner uns
raten, weil wir damit zumindest einen Einstieg in die
Entkoppelung unserer sozialen Sicherungssysteme vom
Lohneinkommen schaffen. Das ist das, was wir alle wol-
len,


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Nicht alle wollen das!)


weil es zu einer gerechteren Finanzierung unserer sozia-
len Sicherungssysteme führt. Denn die Steuereinnahmen
sind nach der Leistungsfähigkeit gestaffelt; das heißt, die
Bankerin zahlt mehr als der Gebäudereiniger.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Die Abkoppelung der Arbeitgeber ist interessant! Herr Kollege von der Linken, das sollten auch Sie einmal zur Kenntnis nehmen. Noch ein Wort an die Krankenkassen. Mein Kollege Schurer hat bereits erwähnt, dass man nicht nur die 2,5 Milliarden Euro sehen darf, die wir jetzt den Krankenkassen aus Steuermitteln zur Verfügung stellen, sondern auch das Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz in den Blick nehmen muss, das für die Krankenkassen ein Entlastungsvolumen von 1,5 Milliarden Euro bedeutet. 2,5 Milliarden Euro aus Steuermitteln plus 1,5 Milliarden Euro aus dieser gesetzlichen Maßnahme, das bedeutet nach Adam Riese unter dem Strich 4 Milliarden Euro Entlastung für die GKV gegenüber 4,2 Milliarden Euro bisherigem Zuschuss. t e n d C w c B u L h S d B a 1 b P d r z a 3 J Z k a a d C d E l i n g i 2 e t r w s l k H (C (D (Frank Spieth [DIE LINKE]: Wo nehmen Sie die 1,5 Milliarden Entlastung her? Die gibt es nicht! Das ist eine Fiktion!)


Derjenigen Kasse, die jetzt noch argumentiert, Bei-
ragserhöhungen seien eine Folge des Entzugs von Steu-
rmitteln, muss ich sagen, dass ich einer solchen Logik
icht folgen kann. Ich fordere deshalb alle Kassen auf,
ieses Lamentieren endlich einzustellen, stattdessen die
hancen zu ergreifen und zu nutzen, die in mehr Wettbe-
erb und mehr Transparenz bestehen, und sich entspre-

hend zu positionieren.


(Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das müsste auch der Kollege Bahr jetzt endlich begriffen haben!)


Lassen Sie mich an dieser Stelle noch kurz einen
lick über den Tellerrand des Gesundheitsetats werfen,
nd zwar auf die Frage unserer Sozialabgaben, unserer
ohnnebenkosten, was durchaus in diesem Zusammen-
ang zu sehen ist. Heute Vormittag wurde an dieser
telle bereits darüber debattiert. Ich habe festgestellt,
ass die Opposition sich schon da nicht ganz auf dem
oden der Tatsachen bewegt hat. Denn wie sieht es 2007
us? Die Rentenversicherungsbeiträge steigen auf
9,9 Prozent. Die Arbeitslosenversicherungsbeiträge ha-
en wir auf 4,2 Prozent abgesenkt. Hinzu kommt die
flegeversicherung mit 1,7 Prozent. Wenn ich dann noch
ie Krankenversicherungsbeiträge in Höhe von, Steige-
ung inbegriffen, 13,9 Prozent auf Arbeitgeberseite hin-
urechne und den Arbeitnehmeranteil von 0,9 Prozent
bziehe, dann addiert sich das auf eine Summe von
9,7 Prozent. Das heißt, wir werden bereits nach zwei
ahren Arbeit in der großen Koalition das angestrebte
iel, die Lohnnebenkosten auf unter 40 Prozent zu sen-
en, im kommenden Jahr erreichen. Das ist eine groß-
rtige Leistung der großen Koalition und ein Erfolg, den
uch die Opposition nicht einfach kleinreden kann. Mit
er Absenkung der Lohnnebenkosten erhöhen wir die
hance, dass mehr Arbeitsplätze geschaffen werden und
ass damit noch mehr Menschen in Arbeit kommen. Die
rwähnung dieses Erfolges sollte man nicht hintanstel-

en.


(Beifall bei der CDU/CSU – Frank Spieth [DIE LINKE]: Großartige Umverteilungsleistung! Das stimmt allerdings!)


Noch eine Bemerkung zu den einzelnen Positionen
m Einzelplan 15. In diesem Etat sind allein 140 Millio-
en Euro für Personalkosten vorgesehen; das ist der
rößte Brocken des ministeriellen Etats. Damit werden
m Ministerium und in fünf nachgeordneten Behörden
400 Stellen finanziert. Wir Haushälter werfen immer

inen kritischen Blick auf die Personalkosten. Wir muss-
en in diesem Jahr zwar einige neue Planstellen akzeptie-
en, weil die Begründung stichhaltig und überzeugend
ar – wir wollen ja mit Sorgfalt und nicht mit Unein-

ichtigkeit vorgehen –, aber wir sagen, dass wir auf
ange Sicht an dieser Stelle eine konstruktive Aufgaben-
ritik betreiben werden.

Man muss betonen, dass der Bundesrechnungshof Ihr
aus, Frau Ministerin, ausdrücklich gelobt hat. Er hat






(A) )



(B) )


Norbert Barthle
nur eine einzige kritische Erwähnung vorgenommen, die
die Insellösungen bei den Personal- und Stellenverwal-
tungssystemen betrifft. Wir sollten einmal miteinander
sprechen, ob man die Anregungen des Bundesrech-
nungshofes an dieser Stelle nicht aufgreifen kann.

Darüber hinaus haben wir innerhalb des Etats einige
Schwerpunkte gesetzt. Darüber waren der Kollege
Ewald Schurer und ich uns sehr einig. Das betrifft zu-
sätzliche Mittel für die Aids-Aufklärung und zusätzliche
Mittel für die Prävention, für die 3 Millionen Euro zur
Verfügung stehen. An dieser Stelle muss man immer
wieder betonen: Die meisten Krankheiten werden nicht
angeboren, sondern stellen sich im Laufe des Lebens ein.
Prävention ist immer noch das beste Mittel, um Krank-
heiten zu vermeiden. Deswegen werden dafür auch mehr
Mittel zur Verfügung gestellt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Selbstverständlich stehen wir auch an der Seite des
Gesundheitsministeriums, wenn es darum geht, für even-
tuell drohende Gefahren Vorsorge zu treffen. Ich nenne
in diesem Zusammenhang nur die Stichworte Bioterror
oder Pandemien wie Vogelgrippe. Heute konnten wir in
der Zeitung lesen, dass die Vereinigten Staaten Impf-
stoffe in einem Wert von 200 Millionen Dollar bestellt
haben. Wir geben dafür in fünf Jahren nur 20 Millionen
Euro aus. Auch wenn wir uns auf einem vergleichsweise
niedrigen Niveau befinden, ist die Sicherheit gewährleis-
tet. Trotzdem sollten wir diesen Punkt im Auge behalten.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606510700

Nächste Rednerin ist die Kollegin Birgitt Bender,

Bündnis 90/Die Grünen.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606510800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Kollege Barthle, ich darf Ihrem politischen Gedächtnis
etwas auf die Sprünge helfen. Die Koalition, der Sie an-
gehören, ist angetreten, um die Lohnnebenkosten zu sen-
ken. Was aber haben Sie gemacht? Die größte Steuer-
erhöhung nach dem Krieg!


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


Sie haben es gerade einmal geschafft, die Beiträge zur
Arbeitslosenversicherung zu senken. Die Beiträge in der
Rentenversicherung und in der Krankenversicherung
steigen aber.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Man muss natürlich Plus und Minus zusammenzählen!)


Warum steigen sie? Vor allem deswegen, weil Sie selbst
ein Milliardenloch an dieser Stelle geschaffen haben.

Es ist natürlich richtig, was meine Kollegin heute
Morgen gesagt hat. Sie fahren hier einen Zickzackkurs:
rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln.

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(C (D (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wir bügeln Ihre Fehler aus!)


enn Sie haben für 2007 wieder 1 Milliarde Euro Steu-
rmittel eingestellt. Man weiß aber nicht, was 2008 wird.
s bleibt dabei, dass Sie eine Lücke durch Abschaffung
es Steuerzuschusses verursacht haben. Damit tragen Sie
azu bei, dass die Lohnnebenkosten steigen. Warum Sie
as getan haben, müssen Sie einem vernünftigen Men-
chen erst einmal erklären.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Sie haben keine sichere Einnahmebasis geschaffen! Das war Ihr Fehler!)


Herr Kollege, da Sie es mit der Seriosität in der Haus-
altspolitik haben, sollten Sie Ihre Kollegen aus dem Be-
eich Gesundheit einmal fragen, warum sie bei dieser
eform davon sprechen, es sei ein Steuerzuschuss für
ie Kindermitversicherung geplant, obwohl das eine
eine Luftbuchung ist. Denn nirgendwo – auch nicht in
er mittelfristigen Finanzplanung – ist dies ausgewiesen.
enn man ein solches Vorgehen seriös nennt, dann ha-

en wir einen verschiedenen Begriff von Seriosität.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Aber immer noch besser als Ihre Tabaksteuererhöhung!)


Wir reden nicht nur über den Haushalt des Gesund-
eitsministeriums, sondern wir befinden uns inmitten
es parlamentarischen Verfahrens zur Gesundheits-
eform. Wir haben viele Stunden Anhörung gerade hin-
er uns.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: 26 Stunden!)


ch frage mich, ob die Koalition bereit ist, etwas daraus
u lernen. Denn es hat sich doch gezeigt, dass es nicht
ur Kritik, wie das zugegebenermaßen bei jeder Anhö-
ung der Fall sein mag, gab, sondern dass Sie von allen
achverständigen auf der ganzen Fläche zu hören be-
ommen haben, dass es so nicht geht.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das ist wohl wahr! Das haben wir noch nie erlebt!)


as war ein Desaster für die Koalition.

Ich will das an einigen wenigen Punkten deutlich ma-
hen, zunächst am Zusatzbeitrag. Ich rede gar nicht
ber soziale Gerechtigkeit und die Belastung der Versi-
herten. Ich rede darüber, dass die Koalition sagt, mit
em Zusatzbeitrag solle es Wettbewerb der Kassen un-
ereinander geben. Was haben wir in der Anhörung ge-
ört? Dieser Wettbewerb wird nichts anderes sein als ein
ettrennen der Kassen um Gutverdienende, Kinderlose

nd Gesunde.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ein Schwachsinn!)


enn es werden die Kassen mit vielen einkommens-
chwachen und kinderreichen Mitgliedern sein, die, ob-
ohl sie keineswegs schlecht wirtschaften – vielleicht

ogar besser als andere Kassen –, durch die Erhebung
es Zusatzbeitrages in den Ruin getrieben werden,






(A) )



(B)


Birgitt Bender

(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Schon einmal etwas vom Risikostrukturausgleich gehört?)


weil sie ihr besseres Wirtschaften gar nicht realisieren
können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das haben Ihnen die Experten – Sie selber haben
Herrn Rürup und Herrn Fiedler eingeladen – schon im
Vorfeld der Anhörung gesagt und sie haben es auf der
Anhörung wiederholt. Wenn Sie also bei der Einführung
des Zusatzbeitrages bleiben, dann muss man dieser
Koalition vorwerfen, dass sie das Krankenversiche-
rungssystem sehenden Auges schwer beschädigt und
dies lieber tut, als einen mühsam herbeigeführten Kom-
promiss wieder aufzuschnüren. Das gereicht Ihnen nun
wirklich nicht zur politischen Ehre.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein weiterer Punkt. Sie führen letztlich das Verschul-
densprinzip in die gesetzliche Krankenversicherung
ein. Es ist ja richtig, was Sie, Herr Barthle, vorhin sag-
ten, nämlich dass die Mehrzahl der Krankheiten nicht
angeboren ist. Aber was schließt man denn daraus? Die
Koalition führt die Regelung ein, wonach Krebskranke
in Zukunft die vollen Zuzahlungen für Arzneimittel,
Krankenhausaufenthalte und weitere Leistungen zu tra-
gen haben, wenn sie nicht regelmäßig bei Früherken-
nungsuntersuchungen waren. Das ist zynisch. Es ge-
hört nicht viel dazu, das zu erkennen.

Aber die Sachverständigen haben Ihnen auf der An-
hörung Weiteres ins Stammbuch geschrieben, nämlich
dass nicht alle Früherkennungsuntersuchungen per se
gut sind. Die Stiftung Warentest hat 50 davon unter die
Lupe genommen und ist zu dem Ergebnis gekommen,
dass 36 der angebotenen Untersuchungen per se unge-
eignet und 13 eingeschränkt geeignet sind. Gerade ein-
mal eine Untersuchung hat sie als geeignet befunden.
Das heißt doch, dass die Politik vor allem die Aufgabe
der Qualitätssicherung hat und nicht Pädagogik mit dem
Rohrstock betreiben sollte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Im Übrigen müssen sich Versicherte auch gegen die
Teilnahme an einer solchen Untersuchung entscheiden
können, weil dies immer eine Risikoabwägung bedeutet.
Es wundert mich, dass gerade die Union, die jüngst wie-
der bürgerliche Werte hochhalten wollte, beispielsweise
die Entscheidung einer mündigen Patientin mit finan-
ziellen Sanktionen belegen will. Das ist schon sehr
merkwürdig.

Schließlich geht es darum, dass die tatsächliche Zu-
gänglichkeit zu qualitätsgesicherten Früherkennungs-
untersuchungen verbessert werden muss, weil es näm-
lich eher die sozial Benachteiligten sind, die diese nicht
in Anspruch nehmen. Es zeigt sich, dass beispielsweise
bei einem Bonusprogramm, wie es die AOK Baden-
Württemberg – übrigens durch die Möglichkeiten, die
mit der letzten Gesundheitsreform geschaffen wurden –
aufgelegt hat, 89 Prozent der an diesem Programm Teil-
nehmenden auch zu Krebsfrüherkennungsuntersuchun-
gen gehen. Wenn man eine solche breite Teilnahme will,

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(C (D ann kann dies nur so herum funktionieren und nicht mit chwarzer Pädagogik. Weiterhin wollen Sie in Zukunft selbst verschuldete ehandlungsbedürftigkeiten nicht mehr bezahlen. Als eispiel müssen die Tätowierungen herhalten. Warum igentlich nicht der Tennisarm? Was ist mit der Achillesehne, die beim Joggen reißt? Was ist mit den Couchotatoes, die durch Bewegungslosigkeit und zu viel ssen Krankheiten selbst verursachen? Wollen Sie all iese in Zukunft mit finanziellen Sanktionen belegen? ch kann Ihnen nur sagen: Wir brauchen zwar gesundeitsbewusstes Verhalten; aber das kann man nicht mit chwarzer Pädagogik herbeizwingen. as sollten Sie aus der Anhörung gelernt haben. Weiterhin haben Sie zumindest innerhalb der privaen Krankenversicherung – wenn es schon keinen eineitlichen Versicherungsmarkt gibt – Wettbewerb verprochen. Was passiert mit dem Standardtarif und der ingeschränkten Übertragbarkeit der Altersrückstellunen auf diesen Standardtarif? Dazu haben uns die Experen deutlich gesagt: Es wird praktisch gar nichts passieen. Für jetzt PKV-Versicherte ist es nach wie vor in einer Weise attraktiv, das Versicherungsunternehmen u wechseln. Das heißt, Wettbewerb wird weiterhin nur m Junge und Gesunde stattfinden. Die Idee eines Wettewerbs innerhalb der PKV werden Sie also mit diesem odell nicht umsetzen. Zur Insolvenzfähigkeit der Krankenkassen: Kassen ollen in Zukunft auch Pleite gehen können. Darüber ann man reden, aber Sie haben über die Ausgestaltung ieser Regelung in keiner Weise nachgedacht. In der Anörung konnte man lernen, dass allein die Bilanzierung er Pensionsund Altersversorgungsansprüche der Bechäftigten der Krankenkassen mit 10 bis 12 Milliarden uro zu Buche schlägt, was bedeuten würde, dass selbst esunde Kassen bei einer solchen Regelung den Bach untergingen. Ich kann dazu nur sagen: Denken Sie ach! Nehmen Sie jetzt die Chance wahr, solche Regeungen zu ändern! Wir streiten schon lange – das soll mein abschließenes Thema sein – über einen Finanzausgleich zwischen en Krankenkassen, der auch die Krankheiten berückichtigt, den Morbi-RSA. Bei diesem Thema saß immer ie Union im Bremserhäuschen. Jetzt sollen 50 bis 0 Krankheiten berücksichtigt werden. Was wurde uns n der Anhörung gesagt? Es hieß, das würde bürokratichen Mehraufwand verursachen. War da nicht einmal twas bei der Union bezüglich des Bürokratieabbaus? Im brigen werden Sie den Menschen, die an einer Krankeit leiden, die Sie nicht berücksichtigen wollen, erkläen müssen, warum es Krankheiten erster und zweiter lasse gibt. Dabei wünsche ich viel Vergnügen. Ich kann hnen nur sagen: Auch darüber sollten Sie noch einmal achdenken. Kurz und gut: Diese Reform bringt es nicht. Sie bringt s nicht, weil sie vor Ungereimtheiten strotzt. Das haben )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Birgitt Bender
wir in der Anhörung erlebt. Selbst bezüglich des Kern-
stücks der Reform – das ist der berühmte Gesundheits-
fonds – müssen Sie sich von den Anhängern solcher Lö-
sungen sagen lassen, dass die jetzige Ausgestaltung es
nicht bringt. Der Fonds taugt allenfalls als politisches
Wartehäuschen für die politische Regenzeit, die Sie of-
fenbar in dieser Koalition erleben. Ich sage Ihnen: Wer
politisch gestalten will, muss auch bereit sein, sich gele-
gentlich nasse Füße zu holen.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606510900

Das Wort hat jetzt die Bundesministerin für Gesund-

heit, Ulla Schmidt.


(Beifall bei der SPD)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1606511000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir beraten heute über den Einzelplan 15. Wir haben
schon viel darüber gehört, dass der Haushaltsausschuss,
der eine Beschlussempfehlung abgegeben hat, auch in
den letzten Beratungen noch dazu beigetragen hat, den
Haushalt aufzustocken. Ich glaube, das war eine gute
Entscheidung. Die Entscheidung, die Steuerzuschüsse zu
streichen, hat nichts mit der Gesundheitsreform, sondern
mit haushaltspolitischen Entscheidungen zu tun.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit falschen!)


Dass die Finanzierung im Prinzip an das Tabaksteuer-
aufkommen geknüpft war,


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: War sie doch gar nicht!)


hatte etwas mit den Entscheidungen zu tun, die die Grü-
nen forciert und mitgetragen haben. Dafür ist nicht die
jetzige Bundesregierung verantwortlich gewesen. Ich
bin dafür, die Zusammenhänge so darzustellen, wie sie
tatsächlich sind. Ich bin daher froh, dass mit der Gesund-
heitsreform ein Weg gefunden wurde, der unabhängig
vom Aufkommen der Tabaksteuer oder einer anderen
Steuer gegangen werden kann. Wir wollen zur Finanzie-
rung des Gesundheitssystems eine zweite Säule auf-
bauen, die steuerfinanziert ist. Als wichtigen Schritt
haben wir daher beschlossen, dass der Steueranteil
14 Milliarden Euro ausmachen soll. Das sind immerhin
10 Prozent der heutigen Ausgaben des Gesundheitswe-
sens.

Wir werden diese Säule Schritt für Schritt aufbauen.
Die Tatsache, dass die Koalition in der Lage und bereit
war, jetzt aufgrund der besseren finanziellen Ausgangs-
situation für das kommende Jahr 1 Milliarde Euro mehr
als ursprünglich geplant aufzuwenden, zeigt, dass der
Wille zu einer stabilen Finanzierung vorhanden ist.

Ich werde oft gefragt: Wozu dient das Geld? Ich ant-
worte dann: Es dient auch zur Abgeltung der gesamtge-
sellschaftlichen Aufgaben,

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(C (D (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Also nicht die Kinder!)


ie, Herr Kollege Bahr, nur die gesetzlich Krankenversi-
herten in diesem Lande finanzieren, während sich die
rivat Versicherten und diejenigen, die überhaupt nicht
ersichert sind, daran bis heute nicht beteiligen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


azu gehören familienpolitische Leistungen, die bei-
ragsfreie Mitversicherung von Kindern, Haushaltshilfen
nd vieles andere mehr. Dafür werden wir Steuermittel
ufwenden;


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Mit welcher Zuverlässigkeit? Das ist doch die Frage! Wer soll das denn glauben? Das sind doch potemkinsche Dörfer!)


enn heute ist es so, dass nur Kinderlose, die Mitglied
iner gesetzlichen Krankenversicherung sind, an der
inanzierung der beitragsfreien Mitversicherung für
inder beteiligt sind. Wer privat versichert ist, beteiligt

ich bis heute nicht daran. Hier wollen wir ein Stück
ehr Gerechtigkeit schaffen. Das ist der richtige Weg.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606511100

Frau Ministerin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Niebel?


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1606511200

Ja, bitte.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1606511300

Vielen Dank, Frau Ministerin. – Können Sie bestäti-

en, dass Eltern in der privaten Krankenversicherung je-
es Kind einzeln versichern müssen? Wenn Sie das be-
tätigen können: Würden Sie mir den Unterschied bei
er Behandlung von Kindern gesetzlich Versicherter und
rivat Versicherter nach Ihrem Konzept erklären?


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1606511400

Herr Kollege Niebel, Sie müssen Folgendes sehen:

Erstens. In die Privatversicherung werden – die An-
örung hat das noch einmal deutlich gemacht – grund-
ätzlich nur diejenigen aufgenommen, die gesund sind,
ie über ein hohes Einkommen verfügen oder verbeam-
et sind.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Auf die Frage antworten!)


emgegenüber werden die Risiken – Behinderungen
nd Krankheiten auch von Kindern – von den gesetzlich
ersicherten in diesem Land getragen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Zweitens. Alle Bundesregierungen haben entschieden,
ass die gesetzlichen Krankenkassen viele gesamtpoliti-
che Aufgaben, die man auch über Leistungsgesetze re-
eln könnte, erfüllen müssen. Wenn die entsprechenden






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt
Leistungen – zum Beispiel für Haushaltshilfen, die ein-
springen, wenn Eltern erkrankt sind – über Leistungsge-
setze geregelt würden, müssten sie ebenfalls über Steu-
ern finanziert werden. Deshalb ist es richtig, dass alle an
der Finanzierung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben,
die originär nichts mit Krankheit zu tun haben – etwa die
Unterstützung von Familien, die in eine schwierige Si-
tuation geraten, weil ein Elternteil krank wird –, beteiligt
werden. Deshalb hat sich die Koalition dafür ausgespro-
chen, dass die Finanzierung gesamtgesellschaftlicher
Aufgaben, die bisher nur über die Beiträge der gesetzlich
Versicherten getragen werden, eine Angelegenheit der
gesamten Bevölkerung sein soll und dass sich alle – auch
diejenigen, die nicht gesetzlich versichert sind – daran
beteiligen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Heinz Lanfermann [FDP]: Also hat es mit den Kindern nichts zu tun?)


Ich bedanke mich beim Haushaltsausschuss und bei
den Berichterstattern dafür, dass sie diesen Haushalt er-
möglicht haben.


(Dirk Niebel [FDP]: Ich stehe! Sie haben meine Frage noch gar nicht beantwortet!)


Die Berichterstatter haben im Haushaltsausschuss ein
klares Signal gesetzt: Trotz der schwierigen finanziellen
Lage fördern wir weiterhin den Gedanken der Präven-
tion. Man kann lange darüber diskutieren, ob die Einfüh-
rung der Kapitaldeckung und viele andere Maßnahmen
die richtige Antwort auf eine älter werdende Gesell-
schaft sind. Eines ist jedenfalls klar: Investitionen in Ge-
sundheitsvorsorge und Prävention sind in einer Gesell-
schaft des längeren Lebens, in der die Menschen so
lange wie möglich gesund leben und so aktiv wie mög-
lich alt werden wollen, entscheidend.

Deshalb ist es auch richtig, neben dem Werben für
mehr Bewegung und gesunde Ernährung mehr Mittel in
Maßnahmen zu investieren, die dazu führen, dass weni-
ger Menschen rauchen. Ich halte es für ein gutes Signal,
dass die Mittel für diese Maßnahmen um 2 Millionen
Euro aufgestockt wurden. Wir würden ein entscheiden-
des Stück vorankommen, wenn der Bundestag mit einem
Gesetz dem Nichtraucherschutz in Deutschland ein
stärkeres Gewicht beimessen würde und wenn es uns ge-
länge, die Unterstützung des Bundesrates dafür zu ge-
winnen. Ich würde das aus gesundheitspolitischer Sicht
sehr begrüßen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Frank Spieth [DIE LINKE])


Ich möchte mich auch dafür bedanken, dass wir die
Mittel für die Aufklärung über HIV/Aids aufstocken
konnten. Ich glaube, dass die Gefahren, die von HIV/
Aids ausgehen, in der Gesamtgesellschaft immer noch
unterschätzt werden. Wir müssen weiterhin viel tun, da-
mit klar wird, dass nur Prävention, also Schutz, ein wirk-
sames Mittel ist. Leider glauben viele junge Menschen,
dass es gute Medikamente gegen Aids gebe, und ver-
nachlässigen die Prävention. Wir werden den Kampf ge-
gen HIV/Aids in Zusammenarbeit mit anderen europäi-

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(C (D chen Ländern intensivieren müssen. Europa muss das hema HIV/Aids auf die Tagesordnung setzen; denn es st nicht nur ein gesundheitspolitisches, sondern auch ein esellschaftspolitisches und ein ökonomisches Thema. ir dürfen nicht tatenlos zusehen, wie die Zahl der Neu nfektionen steigt. Mittlerweile beträgt auch in Europa er Anteil der Frauen an den neu Infizierten mehr als 0 Prozent, wodurch wiederum Kinder gefährdet weren. Wir müssen alles tun, um dies zu einem politischen hema zu machen. Es liegt mit in unserer Verantwortung, dass auch in nseren osteuropäischen Nachbarstaaten alle Infizierten ugang zu einer Behandlung haben. Wir müssen uns für ezahlbare Medikamente in diesen Ländern einsetzen. ir müssen alles tun, um den Zugang zu Präventionsaßnahmen vernünftig zu organisieren. Deshalb wird ie Regierung HIV/Aids während der EU-Ratspräsidentchaft zu einem Schwerpunktthema machen. Wir glauen, dass hierbei alle gefordert sind. Es ist gut, dass der aushaltsausschuss dieses Vorhaben unterstützt, indem r die Mittel für Aidsprävention erhöht hat. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Daniel Bahr [Münster] [FDP])


Frau Kollegin Winterstein, in der Debatte habe ich
on der FDP – Herr Bahr folgt ja noch – so einiges ge-
ört. Ich hätte es gut gefunden, wenn Sie sich für irgend-
twas entschieden hätten.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Da können Sie drauf gefasst sein!)


ntweder stimmt, dass wir in den kommenden Jahren
usätzliche Milliarden ins Gesundheitswesen stecken
üssen, oder, dass die Menschen in den kommenden

ahren keine Leistungen mehr bekommen.


(Dirk Niebel [FDP]: Wahrscheinlich stimmt beides!)


ie führen eine Debatte nach dem Motto – Herr Bahr,
ie schreiben entsprechende Briefe –: Die Leistungen
erden gekürzt; die Ärzte und die Krankenhäuser be-
ommen kein Geld; die Menschen erhalten keine Leis-
ungen mehr; aber alles wird teurer. Insoweit kann ich
ie nur auf Ihren Mathematikunterricht zurückverwei-
en; denn Ihren Ausführungen kann ich nicht ganz fol-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


an kann natürlich sagen: Das gehört ins Programm der
Bar jeder Vernunft“ und ist wert, dort aufgeführt zu
erden.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Das ist das Geheimnis der Ineffizienz und der Bürokratie, Frau Ministerin!)


Herr Spieth, Sie sprechen hier von 10 Milliarden
uro. Hat eigentlich einer von Ihnen, die Sie die Debat-

en unterstützen, die auch von den Verbandsvertretern
nitiiert werden, darüber nachgedacht, was in diesem
ande eigentlich los wäre, wenn es stimmen würde, dass






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt
jedes Jahr 10 oder 15 Milliarden Euro zusätzlich in die
gesetzliche Krankenkasse fließen müssten, um Gesund-
heitsversorgung zu organisieren?


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Sie geben doch selbst 7 Milliarden dazu!)


Ich glaube, dass man über die Risiken reden muss.
Aus Gründen der Redlichkeit muss man aber auch Fol-
gendes sagen – ich richte das an die Adresse der Ver-
bandsvertreter der Krankenkassen –:

Erstens. Wir haben in diesem Jahr erstmals wieder
steigende Einnahmen, weil wir ein Mehr an sozialversi-
cherungspflichtiger Beschäftigung haben. Das kommt
als Plus in der Rentenversicherung und in der Bundes-
agentur für Arbeit an und auch als Plus in den gesetzli-
chen Krankenversicherungen. Das ist mehr als das, was
wir und die Wirtschaftsweisen vor drei Monaten pro-
gnostiziert haben.

Zweitens. Zu Beginn dieses Jahres drohte eine Steige-
rung der Arzneimittelausgaben um 2 Milliarden Euro.
Mit unserem Gesetz zur Verbesserung der Wirtschaft-
lichkeit in der Arzneimittelversorgung haben wir dafür
gesorgt, dass jetzt, nach dem dritten Quartal, praktisch
keine Steigerung der Arzneimittelausgaben eintritt.
Auch das kann man quasi als Zusatzeinnahme werten.

Drittens. 1 Milliarde Euro mehr Steuermittel.

Viertens. Für das nächste Jahr haben wir – konserva-
tiv gerechnet – Einsparungen von 1,3 Milliarden Euro
beschlossen. Herr Kollege Spieth, irgendwann werden
sich auch die Vorsitzenden der Krankenkassen einmal
dafür zu verantworten haben, wohin das Geld fließt,
wenn es nicht in die Versorgung kranker Menschen
fließt.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Das wissen Sie doch ganz genau!)


Was soll der Gesetzgeber denn tun, wenn auf der an-
deren Seite, vor Ort, auf diese Entwicklungen offensicht-
lich nicht reagiert wird? So geht das nicht! Vor diesem
Hintergrund kann in diesem Land keine seriöse Debatte
darüber stattfinden, welche Reformen notwendig sind,
um eine gute Gesundheitsversorgung für die Menschen
in Ost und West, in der Stadt und auf dem Land sicherzu-
stellen. Diese Debatte wollen einige immer noch nicht
führen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606511500

Frau Ministerin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Spieth?


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1606511600

Das führt zu weit.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Eine offene Auseinandersetzung scheut sie!)


Wenn Sie glauben, dass man den Kritiken der Lobby-
verbände – –


(Dirk Niebel [FDP]: Aller Lobbyverbände?)



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(C (D Ja, der Lobbyverbände. Vonseiten der FDP wurde vorin gefragt, warum wir in Deutschland seit 1958 falsche esetze gemacht haben. Die FDP war mehr als 30 Jahre ang in der Regierung. Haben Sie das denn vergessen? hre Parteimitglieder saßen doch nicht irgendwo anderes uf der Regierungsbank, sondern hier im Deutschen undestag. Ich nenne Ihnen ein paar Dinge, die mich in iesem Zusammenhang ein bisschen beruhigen: 1988 agte der BPI – als Sie in der Regierungsverantwortung tanden –: „Der Arzneimittelforschung wird die Grundage entzogen.“ 1988 die ABDA: Ein „Apothekensteren in nicht bezifferbarer Höhe“ werde vonstatten geen. Wir haben heute mindestens 500 Apotheken mehr ls zum damaligen Zeitpunkt. Herr Karsten Vilmar arnte 1992 – Sie waren in der Regierung –: Wir warnen or „wachsenden planwirtschaftlichen, dirigistischen ingriffen“ ins Gesundheitssystem.1992 wieder der BPI: Tiefer Griff in die dirigistische Mottenkiste.“ Weiterhin rognostizierte man einen „heißen Herbst im Gesundeitswesen“. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft 992: „Die flächendeckende Versorgung der Bevölkeung mit Krankenhausbetten ist gefährdet.“ Der Marburer Bund 1992: Der Übergang zu einem „staatlichen Geundheitswesen wird billigend in Kauf genommen“. Weitere Zitate: „Entmündigung der Selbstverwalung“, „zentralistische Reglementierung“, „rigorose Kosendämpfung“. Ich könnte hier noch lange so weiter voresen. (Dirk Niebel [FDP]: Es ist schön, was Sie hier heute machen!)


amals waren Sie von der FDP in der Regierung.


(Iris Gleicke [SPD]: Hört! Hört!)


Sie können das bis zum Beginn des letzten Jahrhun-
erts zurückverfolgen.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Das ist noch nicht so lange her! – Heinz Lanfermann [FDP]: Da hat noch Rot-Grün regiert!)


enn man sich als Politiker oder Politikerin darauf ein-
ässt, dass man diese Schlagworte als Argumente wirken
ässt, dann hat man verloren. Aber man hat in Wahrheit
icht selber verloren. Verloren haben vielmehr 82 Millio-
en Menschen, die darauf angewiesen sind, dass wir ge-
en die Interessen der Lobbyisten angehen, die, obwohl
ie die Sorge um den Patienten im Mund führen, immer
ur kämpfen, um ein größeres Stück vom Kuchen zu er-
alten, der im Gesundheitswesen verteilt wird. Wenn
an den Lobbyisten folgt, haben die Patienten und Pa-

ientinnen verloren. Ich sage Ihnen: Wir werden das
icht machen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir werden darauf achten, dass wir eine gute Gesund-
eitsversorgung in diesem Land gegen die Lobbyinteres-
en durchsetzen.

Lassen Sie mich zum Schluss sagen, Herr Kollege
pieth: Mich hat gewundert, dass Sie hier von Berichten






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt
sprechen, gesetzlich Krankenversicherte würden im
Krankenhaus nicht ordentlich behandelt.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Sie haben nicht zugehört!)


Die gesetzlich Krankenversicherten erhielten keine Ter-
mine. Dies alles liege an den Lobbyinteressen.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Sagen Sie selbst! Ist das etwa falsch, weil ich es sage?)


Ich frage Sie jetzt einmal – Sie sind Verwaltungsratvor-
sitzender der AOK in Thüringen –:


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Nebentätigkeit!)


Was tun Sie in Ihrer Krankenkasse, um die Interessen der
Versicherten zu vertreten, und was tun Sie, um die Inte-
ressen der Versicherten durchzusetzen, wenn es für sie
eine andere Behandlung gibt? Das müssen Sie sich ein-
mal fragen lassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN – Frank Spieth [DIE LINKE]: Wir müssen den ganzen Quatsch doch ausbaden!)


– Die Krankenkassen wurden nicht gegründet, um irgend-
etwas auszubaden. Die Krankenkassen führen im Mo-
ment mehr Diskussionen darüber, ob aus sieben Spitzen-
verbänden einer wird, und wehren sich dagegen, dass bei
den Finanzströmen Transparenz einzieht, damit die Ver-
sicherten besser sehen können, wie die Krankenkassen
mit ihren Geldern umgehen und welche Versorgungsan-
gebote sie organisieren.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wohl ein Witz!)


Das bringt uns nicht nach vorne.

Ich sage Ihnen: Wir – auch ich – werden den Kampf
darum führen, dass die Krankenkassen das tun, wofür sie
da sind, nämlich die Interessen der Versicherten zu ver-
treten und dafür zu sorgen, dass so etwas nicht vor-
kommt. Denn das Gesetz erlaubt nicht, dass Menschen,
die gesetzlich krankenversichert sind und hohe Beiträge
zahlen, bei den Ärzten und Ärztinnen oder in Kranken-
häusern schlechter behandelt werden als die Privatpa-
tienten. Wenn Sie dabei mitmachen, sind Sie bei uns
willkommen. Aber sich hier hinzustellen, das anzugrei-
fen und selbst in einer verantwortlichen Position zu sein,
das ändern zu können, das geht nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir werden die Debatte weiterführen. Natürlich wer-
den die Koalitionsfraktionen nach den Anhörungen an
einigen Stellen Änderungen des Gesetzentwurfes auf
den Weg bringen, wo man ihn besser formulieren kann.
Man führt Anhörungen ja durch, damit man erfährt, wo
etwas zu Entwicklungen führen könnte, die man nicht
will. Wir werden jedoch nicht davon abrücken, dass wir
diese Reform brauchen.

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(C (D Ich würde mich freuen, wenn ich nur von einem von ll denjenigen, die hier unsere Arbeit kritisieren, hören ürde, was er stattdessen tun würde. (Dirk Niebel [FDP]: Hier! Sofort! – Frank Spieth [DIE LINKE]: Wir haben Hunderte Vorschläge!)


ch möchte von einem Einzigen hören, was passieren
ürde, wenn wir die unverantwortliche Forderung, wir

ollten es ganz sein lassen, erfüllen würden.


(Dirk Niebel [FDP]: Ihre Bitte erfülle ich sofort!)


Um auf Ihre Krankenkasse einzugehen, sage ich Ih-
en: Der AOK-Bundesverband ist der Auffassung, wir
rauchten keine Reform. Es sei genug getan, wenn wir
edes Jahr 10 Milliarden Euro mehr in das System inves-
ierten. Aber ich sage Ihnen: Wer so etwas fordert, der

uss gleichzeitig sagen, dass er nicht will, dass für un-
ere Kinder in Zukunft weiterhin das gilt, was für uns
elbstverständlich war: dass man dann, wenn man krank
st, unabhängig von der Höhe des Einkommens eine gute
edizinische Versorgung erhält. Wer so etwas fordert,

er fährt das System gegen die Wand.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606511700

Das Wort zu einer Kurzintervention gebe ich dem

ollegen Spieth.


(Widerspruch bei Abgeordneten der SPD)



Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606511800

Auch wenn es der SPD-Fraktion nicht gefällt, muss

ch Ihnen, Frau Ministerin, Folgendes sagen:

Erstens. Ich finde es interessant, wenn Privatversi-
herte über die gesetzliche Krankenversicherung philo-
ophieren und dabei sehr deutlich zeigen, wie viel Ah-
ung sie davon haben. Ich bitte Sie, zur Kenntnis zu
ehmen, dass die AOK Thüringen, in deren Verwal-
ungsrat ich ehrenamtlich tätig bin


(Iris Gleicke [SPD]: Ich bin dort übrigens versichert!)


ich bin allerdings nicht der Vorsitzende –, die höchste
ersichertenzufriedenheit aller deutschen Krankenkas-
en vorweisen kann.


(Iris Gleicke [SPD]: Dann erzählen Sie doch nicht immer so einen Unsinn! Ihr Motto ist wohl: Haltet den Dieb, er hat mein Messer im Rücken!)


ie sollten sich von Ihrem großen Apparat wirklich bes-
er informieren lassen.


(Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der SPD)


Sie können jetzt so laut herummaulen, wie Sie wollen.
as, was ich gesagt habe, ist eine Tatsache, die von Drit-

en und nicht etwa von uns festgestellt wurde.






(A) )



(B) )


Frank Spieth
Zweitens. Manchmal hat man wirklich den Eindruck,
als wollten Sie uns in Ihrem Redebeitrag potemkinsche
Dörfer zeigen: Die erwarteten Defizite, die im kommen-
den Jahr zu verzeichnen sein werden und die Sie noch
vor kurzem selbst beschrieben haben, haben Sie auf ein-
mal auf wundersame Art und Weise wegdekliniert. Es ist
doch so, dass Sie die Beiträge im nächsten Jahr erhöhen
wollen, weil Sie genau wissen, dass die Krankenkassen
mit den vorhandenen Mitteln nicht auskommen. Aber
Sie vermitteln den Eindruck, als stimme das nicht, und
werfen uns vor, wir würden auf eine Art und Weise agi-
tieren, die zumindest unsolide sei. Den Finger, den Sie
auf andere richten, sollten Sie sich einmal genau anse-
hen. Denn drei Finger derselben Hand deuten auf Sie
selbst zurück.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Drittens. In seiner Antwort auf unsere Kleine Anfrage
geht Ihr Ministerium selbst davon aus, dass im kommen-
den Jahr, im Jahre 2007, Einnahmeausfälle bzw. Zusatz-
belastungen in Höhe von round about 7 Milliarden Euro
entstehen werden. Wenn ich das Ergebnis Ihrer eigenen
Berechnungen hier vortrage, Sie dann aber behaupten,
diese Aussage sei falsch, dann fällt das, was den Wahr-
heitsgehalt Ihrer Antwort betrifft, auf Sie zurück.

Viertens. Der Abgeordnete Professor Lauterbach
– weiß Gott kein Unbekannter in diesem Hause – be-
hauptet, dass sich die Defizite, die im kommenden Jahr
entstehen werden, in einer Größenordnung von 10 Mil-
liarden Euro bewegen. Ist das alles falsch? Ist das alles
nur das Wunschdenken der Opposition? Frau Ministerin,
ich glaube, hier sind Sie jenseits der Realität.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606511900

Frau Ministerin, Sie können antworten.


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1606512000

Herr Kollege Spieth, ich bin alles andere als jenseits

der Realität.


(Dirk Niebel [FDP]: Na ja! Ein bisschen schon!)


Ich habe ganz klar gesagt: Wenn man über dieses Thema
diskutiert, muss man auch zur Kenntnis nehmen, dass
wir entgegen den Schätzungen zur finanziellen Situation
eine positive Entwicklung zu verzeichnen haben und
dass Verbesserungen festzustellen sind. Mehr erwarte
ich auch von den Krankenkassen nicht.

Es ist ein Beschäftigungszuwachs zu verzeichnen.
Das dritte Quartal wurde nach allen Zahlen, die bisher
von den Kassen vorliegen, mit einem Plus abgeschlos-
sen. Im vierten Quartal wird die zweite Zahlung der
Steuermittel für dieses Jahr in Höhe von 2,1 Milliar-
den Euro erfolgen. Ebenfalls sind im vierten Quartal die
Zuwächse im Zusammenhang mit den Einmaleinnahmen
zu berücksichtigen. Ich habe gesagt, dass das AVWG,
das Gesetz zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit in
der Arzneimittelversogung, größere Auswirkungen hat,

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(C (D ls von uns prognostiziert wurde; denn mein Ministeium rechnet immer sehr konservativ. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Ach was! Das ist aber ganz neu! – Frank Spieth [DIE LINKE]: Ja, ja! „Konservativ“, das stimmt!)


Ich glaube, Sie von der Linken waren gegen dieses
pargesetz. – Wir wollen nämlich nicht den Eindruck er-
ecken, es seien mehr Einsparungen vorgenommen
orden, als es tatsächlich der Fall war.

Der erste Fakt ist: Angesichts dessen, dass wir den
rankenkassen 1 Milliarde Euro mehr zur Verfügung

tellen, muss man zur Kenntnis nehmen, dass sich der
orst Case, nämlich ein Risiko in Höhe von 5 Mil-

iarden Euro, verringert hat.

Der zweite Fakt ist: Die Beiträge erhöhen nicht wir,
ondern die Krankenkassen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: So ein Blödsinn! Sie sollten einmal ins Gesetz gucken! – Weitere Zurufe von der FDP: Das wollen Sie ja ändern! – Aber nicht mehr lange!)


er erhöht denn nächstes Jahr die Beiträge? Das sind
och nicht wir!


(Dirk Niebel [FDP]: Sie haben doch die ganze Zeit das Gegenteil gesagt!)


Das, was ich gesagt habe, ist richtig. Denn ich stehe zu
em, wofür ich jetzt verantwortlich gemacht werde.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lassen wir doch die Steuermittel weg!)


Ich sage noch einmal: Das GMG war nötig, weil die
rankenkassen mit mehr als 8 Milliarden Euro verschul-
et waren und die Schulden abbauen mussten. Das ist er-
olgreich angegangen worden; aber es gibt noch Rest-
chulden. Wir werden jetzt noch einmal zwei Jahre Zeit
eben, damit die Krankenkassen die restlichen Schulden
uf einem vernünftigen Weg abbauen. Selbstverständlich
ird es dazu auch Beitragsanhebungen geben müssen,

ber nur bis die Altschulden abgebaut sind.

Deshalb, Kollege Spieth, können Sie sich da nicht
infach herauswinden. Ich glaube, dass die Krankenkas-
en gut daran tun, sich darauf einzustellen, sich mehr um
ie Versorgung ihrer Versicherten zu kümmern. Ich
enne gute Krankenkassen und ich kenne schlechtere.
ch sage Ihnen: Die AOK Rheinland/Hamburg hat mir
ehr gefallen, weil sie ihren Versicherten jetzt den Ser-
ice anbietet, sich um zeitnahe Termine beim Arzt zu
ümmern. Sie will sich engagieren, sie will es nicht hin-
ehmen, dass ihre Versicherten, die hohe Beiträge be-
ahlen, womöglich monatelang auf einen Termin beim
rzt warten müssen, während privat Versicherte vorge-

ogen werden.


(Dirk Niebel [FDP]: Also passiert es doch!)


enn Sie das bei der AOK Thüringen auch machen,
erde ich das auch loben.

Danke schön.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1606512100

Das Wort hat der Kollege Daniel Bahr, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1606512200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau

Ministerin, ich kann rechnen und wir werden Sie nicht
aus der Verantwortung entlassen, was die Beitragserhö-
hungen im nächsten Jahr angeht. Denn was ist die
Hauptursache für die Beitragssteigerungen im nächsten
und im übernächsten Jahr? Das waren Ihre Entscheidun-
gen. Nicht wir, nicht die FDP-Fraktion, haben beschlos-
sen, die Mehrwertsteuer um 3 Prozentpunkte zu erhö-
hen, was die gesetzlichen Krankenkassen mit 800 bis
900 Millionen Euro belastet. Nicht wir, nicht die FDP-
Fraktion, haben den Zuschuss an die gesetzlichen Kran-
kenkassen von 4,2 Milliarden Euro sukzessive zurück-
gefahren, was ihnen Finanzmittel entzieht und eine der
Ursachen für die Beitragssteigerungen ist.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das habe ich vorgerechnet! Sie haben nicht zugehört!)


Nicht wir, nicht die FDP-Fraktion, haben zu verantwor-
ten, dass sich die Krankenkassen verschuldet haben. Sie
waren es in Ihrer Verantwortung als Ministerin der rot-
grünen Regierung, die so etwas 2001/2002 zugelassen
hat – obwohl Krankenkassen normalerweise keine
Schulden machen dürfen. Das rächt sich jetzt.

Diese drei Aspekte sind die Hauptursachen für die
Beitragssteigerungen in den nächsten Jahren. Dafür sind
Sie verantwortlich und keiner von der Opposition.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Und dann tun Sie so, also ob die ganzen Kritiker nur
Besitzstandswahrer wären! Ich fand es schon beeindru-
ckend, wie die große Koalition dafür sorgt, dass ehema-
lige Widersacher bei den Anhörungen zu Verbündeten
werden. Ich hätte mir vor einem Jahr nicht vorstellen
können, dass der DGB und die Bundesvereinigung der
Deutschen Arbeitgeberverbände eine gemeinsame Pres-
semitteilung gegen diese Reform herausgeben. Und da
tun Sie so, als ob die alle nur Besitzstandswahrer und
Lobbyisten wären!


(Vorsitz: Vizepräsidentin Petra Pau)


Meine liebe Ministerin Frau Schmidt, Sie sollten sich
diese Kritik zu Herzen nehmen, statt einfach stur zu blei-
ben und sich taub zu stellen. Denn wenn Sachverstän-
dige, die Sie selbst für die Anhörung benannt haben, Ihre
Reform kritisieren, ist das etwas, was uns alle sehr nach-
denklich stimmen sollte. Dann ist das fundamentale Kri-
tik an dieser Reform.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Mit dieser Reform werden Sie den Problemen im Ge-
sundheitswesen doch überhaupt nicht gerecht. Es erfolgt
eben keine Abkopplung der Gesundheitsausgaben von
den Lohnzusatzkosten. Im Gegenteil: In dieser Legisla-
turperiode steigen die Krankenkassenbeiträge und damit

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(C (D ie Lohnzusatzkosten auf Rekordniveau, der Arbeitsarkt wird weiter belastet. Es kommt zu keiner Nachhaltigkeit in der Finanzieung des Gesundheitswesens. Im Gegenteil, die steigenen Kosten einer alternden Bevölkerung werden von der chwarz-roten Koalition schlichtweg ignoriert. Sie bereiben keine Vorsorge, Sie schieben die Lasten weiter uf kommende Generationen. Die privaten Krankenvericherungen, die Rückstellungen für steigende Kosten m Alter bilden, werden von Ihnen sogar weiter zurückedrängt. Es wird immer weniger Menschen geben, die it einer privaten Krankenversicherung Altersrückstel ungen und Vorsorge treffen können. Immer mehr Menchen werden in das Umlagesystem gezwungen. Diese eform verschlechtert die Gesundheitsversorgung der atientinnen und Patienten in Deutschland. Zum Tabaksteuerzuschuss. Es war von Anfang an in Fehler, die Tabaksteuer zu erhöhen. Frau Schmidt, ie haben damals argumentiert – ich könnte Ihnen die itate vorlegen –, Sie wollten mit der Tabaksteuererhöung dazu beitragen, dass die Menschen weniger rauhen und sich gesundheitsbewusster verhalten. Dann tun ie Menschen das plötzlich, rauchen weniger, und Sie rhalten etwas weniger an Tabaksteuereinnahmen, als ie erwartet haben. Zur Strafe streichen Sie den Kranenkassen den Zuschuss. Das ist eine bestechende Loik. Hätten sich die Menschen also gesundheitsschädlich erhalten und viel geraucht, dann wäre Geld für die rankenkassen da gewesen. Das kann doch keine wirk ich seriöse Politik sein. Vor gerade einmal zwei Jahren, im Jahre 2004, haben ie einen Steuerzuschuss in Höhe von 1 Milliarde Euro n die gesetzlichen Krankenkassen gezahlt. 2005 waren s 2,5 Milliarden Euro, in diesem Jahr waren es erstmals ,2 Milliarden Euro. Damals gab es den Plan, an diesem uschuss weiterhin festzuhalten. Im letzten Jahr haben ie sich aber von Ihrer Verpflichtung verabschiedet; enn in der Koalitionsvereinbarung haben Sie beschlosen, diesen Zuschuss bis 2008 auf null zu kürzen. Für 2007 sollte der ursprüngliche Zuschuss von ,2 Milliarden Euro auf 1,7 Milliarden Euro gekürzt erden. Das wäre eine Kürzung um 2,5 Milliarden Euro ewesen. Nun soll diese Kürzung etwas geringer ausfalen, nämlich nur 1,5 Milliarden Euro. Eine Kürzung leibt es aber allemal. Meine Damen und Herren von der oalition, durch Ihre Pläne – dieses Vor und Zurück – ntziehen Sie den Krankenkassen bis zum Ende der Leislaturperiode im Jahre 2009 verglichen mit dem, was ach dem Rechtsstand im Jahre 2005 gezahlt worden äre, Steuermittel in Höhe von insgesamt 5,6 Milliarden uro. Das ist eine der Hauptursachen für die Beitragseröhungen. Die Diskussion über Steuerzuschüsse für die Kranenkassen zeigt doch die Unzuverlässigkeit Ihrer Politik. enn gespart werden muss, werden die Zuschüsse ge Daniel Bahr kürzt, wenn etwas mehr Steuereinnahmen vorhanden sind, wird der Zuschuss wieder leicht erhöht. Dafür erwarten Sie auch noch Lob. Sie verhalten sich wie jemand, der einem das Schwein vom Hof klaut und nachher dafür gefeiert werden will, wenn er ein Kotelett zurückbringt. (Beifall bei der FDP sowie der Abg. Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Zuruf von der CDU/CSU: Stimmt nicht!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


Die Aussage der Bundesregierung in einer Anzeige,
die wir am Montag in einem großen Magazin sehen
konnten, heißt übrigens: Die Gesundheitskosten unse-
rer Kinder werden nach und nach aus Steuermitteln
bezahlt; dadurch werden die Beiträge und damit die
Lohnzusatzkosten verringert. In dem hier vorliegenden
Haushaltsplan steht doch gar nicht, dass das Geld für die
Kinder ist. Es ist für gesamtgesellschaftliche Aufgaben.
Das ist alles Mögliche. Wenn es Ihnen wirklich um die
Kinder ginge, dann müssten Sie diesen Zuschuss natür-
lich auch für privat versicherte Kinder zahlen. Bei einer
gesamtgesellschaftlichen Aufgabe ist es nämlich völlig
wurst, ob das Kind gesetzlich oder privat versichert ist.


(Beifall bei der FDP)


Ich weiß, dass die Kolleginnen und Kollegen der CDU/
CSU diese Auffassung teilen. Deswegen haben sie ja
auch den Vorschlag gemacht, dass für die Kinder von
Privatversicherten auch ein Zuschuss gezahlt wird. Sie
verwenden die Kinder nur als Vorwand.

Es geht Ihnen doch gar nicht darum, dass die Krank-
heitskosten der Kinder aus Steuermitteln bezahlt werden,
sondern es geht Ihnen nur um einen Vorwand, um eini-
germaßen rechtfertigen zu können, Steuermittel in ein
Umlagesystem zu stopfen.


(Ewald Schurer [SPD]: Eine Unverschämtheit! Höchst unseriös!)


Genauso ist es bei den anderen Themen. Sie schaffen
es, dass der durchschnittliche Krankenkassenbeitrag auf
Rekordniveau steigt. Damit steigen die Lohnzusatzkos-
ten. Sinnvoll wäre es gewesen, den Arbeitgeberbeitrag
festzuschreiben und als Lohnbestandteil auszuzahlen,
wie wir das vorgeschlagen haben. Sinnvoll wäre es auch
gewesen, bestimmte Bereiche des Leistungskatalogs
– Zahnersatz, Krankengeld, Unfälle – in die private Ver-
antwortung zu geben, sodass sich jeder bei seiner Versi-
cherung den passenden Versicherungsschutz auszusu-
chen hätte, damit die Belastung des Arbeitsmarkts durch
Lohnzusatzkosten geringer ausfiele.


(Ewald Schurer [SPD]: Wollen Sie die Armut vergrößern?)


Das, was Sie tun, ist eben nicht sinnvoll. Sie sind als
Bundesregierung demnächst jedes Jahr in der Verant-
wortung, zu entscheiden, wie hoch der Beitragssatz für
die Krankenversicherungen bundesweit einheitlich ist.
Das wird dazu führen, dass wir hier im Bundestag jedes
Jahr darüber streiten werden, wie viel Geld die Bundes-
regierung bereit ist, dem Gesundheitswesen zur Verfü-
gung zu stellen.

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(C (D (Dirk Niebel [FDP]: Vor allem vor Wahlkämpfen!)


llein aufgrund dieser Diskussion über den Steuerzu-
chuss sage ich Ihnen voraus, dass es jedes Jahr einen
treit geben wird. Sie sehen hier Gesundheit nach Kas-
enlage vor.


(Beifall bei der FDP)

Sie mehren den Einfluss des Staates, der Politik auf

as Gesundheitswesen und Sie bauen auf ein staatliches
nd zentralistisches Gesundheitswesen mit einem Bun-
eskrankenkassenverband, durch den der Weg in die
inheitskasse vorgezeichnet wird, wie es die Ministerin
m Wochenende bei der Arbeitsgemeinschaft der Sozial-
emokratinnen und Sozialdemokraten im Gesundheits-
esen gesagt hat.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Da musste sie die Wahrheit sagen!)


ie wollen einen hauptamtlichen Gemeinsamen Bundes-
usschuss, der darüber entscheidet, was gute und
chlechte Medizin ist, und der dem Ministerium unter-
tellt ist.

Meine Damen und Herren, die Folgen dieser Reform
nd eines weiteren staatlichen und politischen Einflusses
uf das Gesundheitswesen können wir uns in Großbri-
annien und in anderen Ländern anschauen. Das wird zu

angelverwaltung, Wartelisten und den krassesten Un-
erschieden in einer Zweiklassenmedizin führen. Durch
hre Gesundheitspolitik verschlechtern Sie die Gesund-
eitsversorgung für 82 Millionen Menschen in Deutsch-
and.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606512300

Das Wort hat die Kollegin Annette Widmann-Mauz

ür die Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1606512400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

en! Kollege Bahr, wenn Sie heute wieder die Schuldzu-
eisung hinsichtlich der Schulden zumindest in Teilen

n die falsche Adresse richten,


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Wer hat das denn im Beitragssicherungsgesetz zugelassen?)


ann muss ich darauf hinweisen, dass der Finger auch an
ieser Stelle auf Sie selbst zeigt. In Rheinland-Pfalz, wo
ie mitregiert haben, haben Sie wegen einer bevorste-
enden Wahl verhindert, dass die AOK die Beiträge an-
ebt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das war das Gesetz von Rot-Grün, Frau Widmann-Mauz! Das wissen Sie ganz genau!)







(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz
Man muss die Verantwortung immer dann wahrnehmen,
wenn man sie hat. Die Tatsache, dass Sie die Verantwor-
tung nicht mehr haben, zeigt, dass Sie sie nicht wahrge-
nommen haben.

Sie haben heute über die Steuerzuschüsse für versi-
cherungsfremde, gesamtgesellschaftliche Aufgaben ge-
redet. Sie haben in dieser Haushaltsdebatte nicht einen
Antrag vorgelegt, der die Erhöhung der Steuerzuflüsse
vorsieht. Sie brauchen doch für Ihr Projekt – ob es sich
um risikoadäquate oder solidarische Prämien handelt –
Steuermittel in zweistelliger Milliardenhöhe. Auch dazu
haben Sie keine Vorschläge gemacht.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Natürlich!)


Entweder ist das, was Sie hier vortragen, heiße Luft
oder Sie nehmen Ihre eigenen Worte nicht ernst. Auch in
diesem Hohen Hause müssen Sie Ihre Verantwortung
wahrnehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Manch ein journalistischer Beobachter mag meinen,
dass die adipöse Neigung unseres Gesundheitssystems
durch gesetzliche Hüfthalter zu regeln wäre. Doch die
Probleme lassen sich nicht länger kaschieren. Die Lö-
sung der Probleme muss grundsätzlich angegangen wer-
den. Dazu braucht es eines Programms für mehr Fitness
und Bewegung im Gesundheitswesen.

Was wir bereits im ersten Jahr der großen Koalition
geschafft haben, ist beachtlich. Das Arzneimittelsparge-
setz von Anfang dieses Jahres zeigt es: Wir haben bei
den Arzneimittelpreisen und Arzneimittelausgaben Er-
folge erzielt. Dieses Gesetz hat dafür gesorgt, dass Mitte
November über 6 000 Arzneimittel von der Zuzahlung
befreit sind, weil sich die Hersteller durch die hohe Preis-
senkung – nämlich 30 Prozent unter dem Festbetrag – hö-
here Marktanteile versprechen. Wir haben unsere Ver-
antwortung wahrgenommen und die Verantwortlichkeit
im System gestärkt.

Die große Koalition ist sicherlich keine Wunschfor-
mation oder gar eine Traumkonstellation.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Eine Traumakoalition! – Frank Spieth [DIE LINKE]: Ein Albtraum!)


Aber sie ist eine Verantwortungsgemeinschaft auf Zeit
im Interesse der Menschen unseres Landes. Jede und je-
der, der in diesem Hause Verantwortung trägt, muss sich
dieser Verantwortung stellen. Das tun wir, auch wenn es
unbequem wird. Der Bundeshaushalt ist ein Beispiel da-
für. Haushaltskonsolidierung hat für uns oberste Priori-
tät, auch wenn sie unser System der gesetzlichen Kran-
kenversicherung betrifft.

Vor diesem Hintergrund bin ich froh, dass es gelun-
gen ist, für das nächste Jahr nochmals 1 Milliarde Euro
mehr als ursprünglich vorgesehen zur Finanzierung ge-
samtgesellschaftlicher Aufgaben im Bundeshaushalt ein-
zustellen. Das ist ein Erfolg. Es ist der erste Schritt in die
richtige Richtung.

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(C (D Manches, was wir in den vergangenen Wochen und m heutigen Tag leider wieder zu hören bekommen haen, war nicht angenehm. Vieles war von Schlagwörtern eprägt, die auch nicht dadurch richtiger werden, dass ie ständig und von jedem ungeprüft – wie auch von Ihen heute – wiederholt werden. Manches blieb von Anang an widersprüchlich, weil ein und derselbe Sachveralt vom einen als nicht ausreichend und vom anderen ls viel zu weitgehend beurteilt wurde. Ich erinnere nur n die Aussagen der Arbeitgeberverbände und des Deutchen Gewerkschaftsbundes zu ein und derselben Tatsahe, die gesetzliche Fixierung des Arbeitgeberbeitrags. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das war aber die absolute Ausnahme!)


Wieder anderes verlief nach dem Sankt-Florians-Prin-
ip: „Verschon mein Haus, zünd andere an!“ Ich denke
abei an die Solidarbeiträge, die die Krankenhäuser oder
er Arzneimittelsektor zu erbringen haben.

Wenn auch das nicht weiterhalf, dann gab es immer
och die Methode der bewussten Verunsicherung der
enschen und damit der Instrumentalisierung von Un-
issenden. Auch hierzu kann ich nur feststellen: Wer be-
auptet, die Versorgung würde nur deshalb schlechter,
eil wir Wettbewerb einführen,


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das war der Sachverständigenrat!)


er führt die Menschen an der Nase herum.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Am Ende waren sich wieder alle einig, dass es so, wie
s ist, für alle am besten ist. Sie stecken den Kopf in den
and. Plattitüden ersetzen aber keine Argumente und die
motionalisierung trägt, auch als oppositionelle Strate-
ie, nur eine einzige Empörungswelle lang. Eine not-
endige Sachpolitik hingegen ist langfristig angelegt
nd damit unverzichtbar.

Verantwortung ist das prägende Leitmotiv in der
roßen Koalition und insbesondere unserer Vorstellun-
en eines zukunftsfähigen Gesundheitssystems.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo denn?)


iese Verantwortung hat zwei Perspektiven: den Blick
uf sich selbst gerichtet, also als Individuum zuerst für
ich selbst Verantwortung zu übernehmen, und den
lick, für andere verantwortlich zu sein. Subsidiarität
nd Solidarität sind Ausdruck ein und derselben Verant-
ortung. Beides, die Verantwortung für sich und die für

ndere, gehört zusammen. Die Betonung des einen darf
icht dazu missbraucht werden, sich aus der anderen
erantwortung zu stehlen. Wir wollen keine Privatisie-

ung, aber auch keine Sozialisierung und erst recht keine
olkskasse oder Volksversicherung, sondern eine Ver-
ntwortungsgemeinschaft. Nur wer sich verantwortlich
ühlt, kann auch Verantwortung für sich und andere
ahrnehmen.

Was beklagen wir denn? Wir sehen doch: Je größer,
nonymer und intransparenter die Systeme werden,
esto schwieriger ist es, die Verantwortlichkeit zu spüren






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz
und Verantwortung wahrzunehmen. Im Gesundheitswe-
sen sind uns die negativen Erscheinungen und Entwick-
lungen doch bestens bekannt: Chipkartenmentalität bis
hin zum Missbrauch, Abrechnungskampf im Hamsterrad
mit Punktwertverfall, der Einschreibedruck auf die Pa-
tienten, in die DMPs zu gehen, nur um Ausgleichszah-
lungen im Rahmen des Risikostrukturausgleichs zu er-
halten, und vieles andere mehr.

Die Rückbesinnung auf die Verantwortungsgemein-
schaft organisieren wir nun mit dem geplanten Gesund-
heitsfonds.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Mit dem Fonds und einheitlichen Zuweisungen an die
einzelnen Krankenkassen schaffen wir genau die Trans-
parenz bei der Wirtschaftlichkeit der Krankenkassen, die
wir brauchen. Mit dem Zusatzbeitrag machen wir die
Kosten und damit den Preis für die Leistungen sichtbar
und für die Versicherten vergleichbar. Diese Transparenz
ist Voraussetzung für eine verantwortliche Wahlentschei-
dung der Versicherten und stärkt zudem die Eigenverant-
wortung der Krankenkassen für Kosten und Verträge mit
Ärzten, Krankenhäusern und der pharmazeutischen In-
dustrie.

Mit der neuen ambulanten, ärztlichen Vertragsgebüh-
renordnung schaffen wir Transparenz bei Leistungen
und Preisen in der ärztlichen Honorierung. Feste Punkt-
werte in Euro und Cent sowie das Ende der Budgetie-
rung schaffen in diesem Bereich mehr Leistungsgerech-
tigkeit.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Kein Ende der Budgetierung!)


Ich sage ganz offen: Mir wäre an noch mehr Transparenz
im Verhältnis von Patient zu Arzt bei Preisen und Leis-
tungen zum Beispiel in Form einer generellen Rech-
nungsstellung mit der Möglichkeit der Forderungsabtre-
tung an die Krankenkassen sehr gelegen, auch wenn ich
einräumen muss, dass wir nun Pflichtversicherten mit
Kostenerstattung und Selbstbehalten in weitaus größe-
rem Umfang und unbürokratisch neue Möglichkeiten er-
öffnen. Vielleicht lässt sich aber unser Koalitionspartner
in den kommenden Wochen zu noch mehr Transparenz
bewegen.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Die Hoffnung stirbt zuletzt! – Frank Spieth [DIE LINKE]: Hört! Hört!)


Verantwortung wird nur dann übernommen, wenn die
Abgrenzung der beiden Perspektiven, also der Eigenver-
antwortung und der Verantwortung für andere, als ge-
recht beurteilt wird. Zumutbarkeit und Leistungsgerech-
tigkeit sind dabei wichtige Aspekte.

Liebe Kollegin Bender, was Sie am heutigen Nach-
mittag zur Früherkennung gesagt haben, empfinde ich
als zynisch.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich finde, es ist unverantwortlich, Menschen nicht auch
mit ökonomischen Instrumenten zu sinnvollen Maßnah-
men zur Erhaltung der Gesundheit ihres Körpers zu mo-

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(C (D ivieren. Wir müssen die richtigen Akzente setzen und ber entsprechende Instrumente sprechen. Wir dürfen olche Instrumente nicht von vornherein verunglimpfen, ondern sollten mit ihnen verantwortlich umgehen. Betrachten wir einen weiteren Aspekt, den Zusatzeitrag. Dieser wird durch zwei Mechanismen begrenzt. uf der einen Seite dürfen die Zusatzbeiträge aller Kas en nicht mehr als 5 Prozent der Gesamtausgaben in der esetzlichen Krankenversicherung ausmachen. Auf der nderen Seite soll der Zusatzbeitrag einer Kasse indiviuell nicht mehr als 1 Prozent des beitragspflichtigen ruttoeinkommens ausmachen. Überforderungsregeln ind sicherlich Ausdruck des Zumutbarkeitsprinzips und amit wichtig und richtig. Sie dürfen aber auf der anderen Seite nicht dazu fühen, dass die größere Verantwortungsgemeinschaft in nspruch genommen wird, bevor individuell in zumutarer Weise die Eigenverantwortung wahrgenommen ird. Deshalb gibt es die Überforderungsgrenzen bei uzahlungen in Höhe von 1 Prozent bzw. 2 Prozent. Die raxisgebühr oder die Zuzahlung bei Arzneimitteln fällt ämlich bei jeder Kasse in gleicher Höhe an. Sie sind geetzlich vorgeschrieben und man kann ihnen nicht auseichen. Anders ist es allerdings beim kassenindividuel en Zusatzbeitrag. Versicherte können erforderliche usatzbeiträge der Kassen und damit eine individuelle berforderung dadurch vermeiden, dass sie einfach in ine andere Kasse wechseln, die einen geringeren oder ar keinen Zusatzbeitrag erhebt. Ob wir auf diese Verntwortung gänzlich verzichten wollen, darüber werden ir nochmals reden müssen. Leistungsgerechtigkeit hat im Wettbewerb viel mit hancengerechtigkeit zu tun. Deshalb ist die Voraussetung für den Fonds und für seine Wirkung zunächst ein erechter Risikostrukturausgleich, ein Risikostrukturusgleich, der schwerwiegende Erkrankungen ausleicht, der aber auf der anderen Seite das Eigeninteresse er Krankenkassen an Präventionsarbeit und an sparsaem Ausgabeverhalten nicht wieder unterminiert. Eine weitere Voraussetzung ist der Abbau der Verchuldung der Kassen aus den letzten Jahren. Dass geade die FDP dieses nicht zulassen will, obwohl es der eitrag zur Generationengerechtigkeit schlechthin ist, (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Was? Wir wollten die Schulden nicht zulassen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ann ich überhaupt nicht verstehen. Wir wollen, dass
iese Schulden nicht auf die nächste Generation abge-
älzt werden. Denn jede Generation muss ihre Last tra-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir dürfen Verantwortung nicht größeren Kollektiven
uweisen, wenn es zum Beispiel um kassenindividuelles
ehlverhalten in der Zukunft geht. Deshalb wollen wir
as Insolvenzrecht für Krankenkassen etablieren.
azu gibt es nach den Anhörungen berechtigterweise
och eine Reihe von offenen Fragen.






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz

(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Allerdings!)


Doch ich sage auch bewusst: Manches Problem, das der-
zeit vorgetragen wird, resultiert weniger aus der Anwen-
dung des Insolvenzrechts als aus der Begrenzung des
Zusatzbeitrags. Deshalb sage ich heute: Probleme müs-
sen dort gelöst werden, wo sie entstehen. Da müssen wir
handeln.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Ein Koppelgeschäft!)


Wir müssen die Verantwortlichkeiten stärken, das
heißt aus Betroffenen Beteiligte machen und umgekehrt.
Das muss uns noch besser als in der Vergangenheit
gelingen. Es ist gelungen, Betroffene in Entscheidungs-
prozesse einzubeziehen, während die Beteiligung von
Patientenvertretern im Gemeinsamen Bundesausschuss
bereits im GMG im Jahre 2003 geregelt und damit ein
großer Fortschritt erzielt worden ist. Mit dieser Gesund-
heitsreform werden wir die Selbsthilfeförderung auf
feste Beine stellen und den Organisationen zum Beispiel
im Bereich der Palliativversorgung bei der Leistungsde-
finition im Gemeinsamen Bundesausschuss ein Anhö-
rungsrecht einräumen. Was alle angeht, muss auch von
allen finanziert werden. Auch diesem Grundsatz ver-
schreibt sich die Reform mit der kontinuierlich anstei-
genden Finanzierung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben
in der gesetzlichen Krankenversicherung.

Lassen Sie mich einen letzten Aspekt ansprechen,
nämlich das Prinzip der Verantwortlichkeit der gesetzli-
chen Krankenversicherung. In der Selbstverwaltung ist
dieses Prinzip grundsätzlich angelegt. Die Selbstverwal-
tung hat sich bewährt, auch wenn die Entscheidungsab-
läufe und -verfahren zuweilen sehr mühsam, zeitaufwen-
dig und nicht immer nachvollziehbar sind.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606512500

Kollegin Widmann-Mauz, jetzt sprechen Sie auf

Rechnung Ihrer Kollegen.


Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1606512600

Ich komme gleich zum Schluss.

Wir sollten jetzt nicht den Ausweg darin suchen, im-
mer mehr Verantwortung von den Beteiligten zur Politik
zu verlagern, sondern die originären Verantwortungsge-
meinschaften und Beziehungen stärken. Ich glaube, in
diesem Zusammenhang werden wir auch über die Anre-
gungen hinaus, die in der Anhörung gemacht wurden,
noch erheblichen Diskussionsbedarf haben. Wir tragen
die Verantwortung und nehmen die Anhörung ernst. Wir
werden ein gutes Gesetz vorlegen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Frank Spieth [DIE LINKE]: Das werden wir sehen!)


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(C (D Das Wort hat die Kollegin Dr. Martina Bunge für die raktion Die Linke. Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! Mit nun 3 Milliarden Euro nimmt sich der Hausalt des Bundesministeriums für Gesundheit sehr becheiden aus. Es ist deshalb sehr verständlich, dass hier ast alle über die dreistelligen Milliardenbeträge reden, ie im Gesundheitssystem bewegt werden. Natürlich spielt die misslungene Gesundheitsreform ier die größte Rolle. Eigentlich wollte ich heute etwas nderes in den Mittelpunkt stellen, aber es hält mich icht, Frau Ministerin. Ich muss doch etwas zur Reform agen. Sie kritisieren unseren Antrag. Ich sage Ihnen: 0 Milliarden mehr wären im System der GKV gut aufehoben. Wir leben mittendrin in den Herausforderunen, die sich aus der Alterung der Gesellschaft und aus em medizinischen Fortschritt ergeben, und wir haben ieses Problem mit dem gleichen Anteil zum Leistungsermögen der Gesellschaft bisher bewältigt. Es ist hohe eit, dass mehr Geld ins System kommt. Die Quellen haben wir Ihnen genannt mit einer gerechen Steuerreform und mit einer Bürgerinnenund Bürerversicherung, die auch die Einnahmen, die Beiträge uf breitere Schultern, auf alle Einkommen bezieht. as würde den Patientinnen und Patienten sowie den eschäftigten im Gesundheitssystem gut tun. Sie wären ie Gewinnerinnen und Gewinner und nicht irgendwelhe imaginären Lobbyisten. Ich finde es angesichts der komplizierten Situation in iesen Tagen höchst unerträglich, dass Sie die Krankenassen hier zum Sündenbock machen. Dass trotz der olitik der letzten Jahre – ich denke an das Hin und Her it der Folge immer neuer Kostendämpfungsgesetze – ie Leistungen gegenüber den Patientinnen und Patienen erfüllt wurden, haben letztlich die Krankenkassen oranisiert. Ich möchte mich jetzt aber mit einigen Aspekten in ie Mühen der Ebene des Haushalts begeben und zuächst ein Thema beleuchten: Natürlich ist es gut, dass ür die Aufklärung in Sachen HIV und Aids 3 Millionen uro mehr aufgewandt werden und so der Titel von ,2 auf 12,2 Millionen Euro steigen kann. Als Auschussvorsitzende begrüße ich, dass die Bundesregieung während der deutschen Ratspräsidentschaft eine eißel der Menschheit, die weltweite Ausbreitung von IV und Aids, thematisieren will. Auch wir als Parlaentarierinnen und Parlamentarier werden den G-8-Gip el intensiv begleiten und gemeinsam mit der Deutschen tiftung Weltbevölkerung eine internationale Konferenz u HIV und Aids organisieren; denn Impulse für parlaentarische Einflussund Kontrollmöglichkeiten im Dr. Martina Bunge Rahmen des zivilgesellschaftlichen Engagements müssen schnellstmöglich verbreitet werden. Die Erfahrung ist: Dringend notwendiges Geld wird umso effektiver und wirkungsvoller eingesetzt, je konsequenter Regierungen und Parlamente sich an die Spitze der nationalen Strategien stellen. Es ist zweifelsohne auch zu begrüßen, dass mit der finanziellen Ausstattung einer Präventionskampagne durch den Bund das Thema Prävention überhaupt im Haushaltsentwurf auftaucht; denn leider ist es um Gesundheitsförderung und Prävention viel zu ruhig geworden. Wir haben lange über die Notwendigkeit eines Präventionsgesetzes geredet. Im letzten Jahr wurde hier über einen Gesetzentwurf diskutiert. Sie alle kennen das Schicksal. Das Bekenntnis von Schwarz-Rot im Koalitionsvertrag zum Präventionsgesetz ist mittlerweile zwölf Monate alt. Die Einjahresbilanz ist negativ. So bleibt der Ausbau der Prävention zu einer eigenständigen Säule im Gesundheitssystem weiterhin auf der Strecke. Wenn jetzt die Ministerin ankündigt, das Präventionsgesetz solle nach der Gesundheitsreform und nach der Pflegereform kommen – wir alle wissen, wie gefahrengeneigt auch im zeitlichen Ausmaß diese Reformen sind –, dann ist die Prävention ja fast auf den Sankt-Nimmerleins-Tag vertagt. Frau Ministerin, wenn Sie ganz richtig den Nichtraucherschutz als eine große Säule für Prävention in der Gesellschaft ansprechen, dann fordere ich Sie auf: Sie haben mit der Regierungskoalition eine große Mehrheit hier im Parlament. Dann tun Sie es doch und provozieren uns nicht, Gruppenanträge oder Einzelanträge einzubringen! Machen Sie es! Lassen Sie den Worten Taten folgen! Sie haben es in der Hand. (Jens Spahn [CDU/CSU]: Wir sehen ja in Berlin, wie toll das Rot-Rot kann!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606512700

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606512800

(Jens Spahn [CDU/CSU]: Woher?)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


Eine umfassende, verstetigte Prävention hätte für das
Wohlbefinden von Jung und Alt und auch für die Sozial-
systeme viel Gutes; es gäbe sehr viele Synergien. Hier
muss einfach ein Punkt gesetzt werden. In der Zukunft
reichen für eine Präventionskampagne 3,2 Millionen
Euro als gesamtgesellschaftlicher Beitrag nicht aus.

Angesichts dieser Summe von 3,2 Millionen Euro
muten die 6,1 Millionen Euro geradezu grotesk an, die in
Ihrem Haushalt für Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung
stehen. Sie sollten bessere Gesetze machen. Wenn Sie
das tun, dann brauchen Sie kein Geld für das Schönreden
von Gesetzen, für Gesetze, die es überhaupt noch nicht
gibt, wie in Anzeigen dieses Jahr. Machen Sie Gesetze,
die den Patientinnen und Patienten helfen! Machen Sie
Gesetze, die den Beschäftigten helfen! Wenn Sie das tun,
dann brauchen Sie dieses Geld nicht für eine überbor-
dende Öffentlichkeitsarbeit und dann könnten Sie es
sinnvoller verwenden.

Ich danke.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Die Kollegin Elisabeth Scharfenberg hat für die Frak ion des Bündnisses 90/Die Grünen das Wort. Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606512900
Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Sehr geehrte Kol-

eginnen und Kollegen! Meine Kollegin Bender und
uch die Kolleginnen und Kollegen der Opposition ha-
en wirklich schon zur Genüge darauf hingewiesen, dass
iese Gesundheitsreform gründlich danebengeht.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Man kann es nicht häufig genug sagen! – Lachen bei der SPD)


Wir erleben – leider – aber auch, dass die große Ko-
lition in dieser Hinsicht offensichtlich vollkommen be-
atungsresistent ist.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Das ist wohl wahr! Nur nicht bei der Privatversicherung!)


s ist mir wirklich ein Rätsel, wie eine Koalition, die
ich selbst als „groß“ tituliert, sehenden Auges und ge-
en die Widerstände von allen Seiten – im Übrigen auch
us den Reihen der eigenen Koalition – an diesem Un-
inn festhalten kann. Glauben Sie mir: Wir als Opposi-
ion finden dieses Spiel hier nur sehr begrenzt amüsant.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Aber die machen das bei der Pflege gleich weiter!)


Ich schaue mit Grauen nicht nur auf den dauerhaften
chaden, den Sie gerade mit der Gesundheitsreform an-
ichten, sondern auch auf das, was uns wohl noch erwar-
et.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Bei der Pflege, jawohl!)


ofern Sie, verehrte Kolleginnen und Kollegen von der
roßen Koalition, Ihren eigenen Koalitionsvertrag noch
ennen, müssten Sie wissen, dass wir zum jetzigen Zeit-
unkt eigentlich schon bei der Reform der Pflegeversi-
herung sein sollten.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Sehr richtig!)


ber auch das haben Sie bisher nicht auf die Reihe be-
ommen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Sehr richtig!)


ie Reform der Pflegeversicherung ist schon auf das
ächste Jahr verschoben worden.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Am besten ganz weg!)


ch bin einmal gespannt, was für Ausreden wir im nächs-
en Jahr zu hören bekommen. Das ist ein verlorenes Jahr,
in Jahr, in dem die Pflegebedürftigen und ihre Angehö-
igen weiter auf Verbesserungen warten müssen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie hätten sieben Jahre lang was machen können!)







(A) )



(B) )


Elisabeth Scharfenberg
Genauso lassen Sie alle in der Pflege Beschäftigten im
Regen stehen. Alle warten auf Verbesserungen, die sie
dringend brauchen.

Wenn ich aber die Vorschläge und die Meinungsäuße-
rungen der letzten Tage aus den Reihen dieser Koalition
zur Pflegereform höre, dann frage ich mich allen Erns-
tes, ob es nicht besser wäre, wenn Sie die Finger davon
ließen.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Die machen gleich zwei Reformen!)


Wir hören und lesen abenteuerliche Geschichten. Da
wollen die einen, Mitglieder der Union, eine kleine
Kopfpauschale einführen, während Ulla Schmidt wie-
derum die Bürgerversicherung ins Spiel bringt. Frau
Ministerin, hier haben Sie unsere volle Unterstützung.

Die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der
CDU/CSU will mit der Solidarität und der sozialen Ge-
rechtigkeit ganz Schluss machen. Sie will die Pflegever-
sicherung total auf Kapitaldeckung umstellen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das wäre auch nötig!)


Aber es kommt noch besser: Sie will auch die Pflege-
stufe I komplett abschaffen, weil dadurch 4 Milliarden
Euro gespart werden können.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Wo nehmen Sie denn das her?)


Eigentlich fehlen jetzt nur noch zwei Vorschläge: erstens
die Einführung des Pflegefonds; zweitens die gänzliche
Abschaffung der Pflegeversicherung.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Oder der zu Pflegenden!)


Das würde wirklich am meisten sparen.


(Dr. Wolf Bauer [CDU/CSU]: Und wo wollen Sie das Geld hernehmen?)


Die große Koalition bläst bei der Pflegereform schon
jetzt in das gleiche Horn wie bei der Gesundheitsreform.
Was soll denn dabei Sinnvolles herauskommen? Das
Schlimmste daran ist: Sie verlieren bei diesem ganzen
Theater nicht ein Wort über die Pflegebedürftigen und
ihre Angehörigen. Genau um diese Menschen geht es
aber hier.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie sollten sich einmal das Positionspapier der Grünen
zur Pflegereform durchlesen. Da steht einiges dazu drin.
Ich lade Sie auch ganz herzlich jetzt und hier zu unserem
morgigen Fachgespräch zu diesem Thema ein. Notfalls
können Vertreter der großen Koalition ja inkognito kom-
men; wir werden sie nicht bei den Kollegen verraten.

Es würde mir an Ihrer Stelle schwer zu denken geben,
wenn hilfsbedürftige Menschen und deren Angehörige,
die sich das Treiben dieser Regierung anschauen, fest-
stellen: Wir brauchen dringend Verbesserungen, aber lie-
ber keine Reform als eine von Schwarz-Rot. Genau
diese Stimmung erzeugen Sie momentan im Land.

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(C (D (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie erzeugen diese Stimmung!)


Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, Frau Minis-
erin Schmidt, verlassen Sie endlich Ihren großkoalitio-
ären Sockel und kommen Sie in der Realität an.
chauen Sie endlich dahin, wo der wirkliche Bedarf ist,
nd reagieren Sie verantwortungsvoll, und zwar ohne
och länger abzuwarten!

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Es war kein einziger Vorschlag dabei!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606513000

Das Wort hat die Kollegin Maria Eichhorn für die

nionsfraktion.


Maria Eichhorn (CSU):
Rede ID: ID1606513100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Das Thema Gesundheit berührt alle Men-
chen. Deswegen ist es nachvollziehbar, dass darüber
it großer Leidenschaft diskutiert wird. Allerdings stelle

ch in Diskussionen mit den Bürgerinnen und Bürgern
est, dass sich die Kritik wegen der Kompliziertheit der

aterie meist auf Schlagworte aus den Medien bezieht.

Den meisten Versicherten und offensichtlich auch
inigen aus der Opposition ist nicht bewusst, dass der
eistungskatalog durch die Gesundheitsreform ausge-
eitet wird. Mutter/Vater-Kind-Kuren sind ein Thema,
as uns die letzten Jahre immer wieder beschäftigt hat.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: 1,2 Milliarden!)


iele berechtigte Proteste Betroffener, die dringend eine
ur gebraucht hätten, haben uns erreicht, weil Kranken-
assen ihnen diese Kuren verweigert hatten. In Zukunft
ählt diese Kur zu den Pflichtleistungen. Das ist eine
anz wichtige Verbesserung für Mütter und Väter.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ein wichtiger Fortschritt ist auch, dass in Zukunft
eriatrische Rehaleistungen zu Pflichtleistungen der
rankenkassen werden. Wer hat nicht schon miterlebt,
ass in der Familie oder in der Nachbarschaft nach
inem Sturz oder einem Schlaganfall im Alter eine Re-
amaßnahme verweigert wurde, weil der Patient ja
owieso in Pflege käme? Dabei kann mit einer Reha-
aßnahme die Selbstständigkeit auch im Alter wieder-

ergestellt werden bzw. erhalten bleiben.

Das, was Sie, Frau Scharfenberg, gerade zum Thema
flege gesagt haben, kann ich überhaupt nicht nachvoll-
iehen. Es handelt sich um reine Vermutungen, die Sie
ier angestellt haben.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Alles aus Zeitungen!)


ir werden darauf zurückkommen.






(A) )



(B) )


Maria Eichhorn

(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aha!)


Meine Damen und Herren, die humane Antwort auf
die Forderung nach Sterbehilfe ist die Palliativversor-
gung. Mit diesem neuen gesetzlichen Anspruch ist es
möglich, den Wunsch zu erfüllen, bis zum Tod in der
vertrauten häuslichen Umgebung fachgerecht versorgt
zu werden. Versicherte in stationären Einrichtungen ha-
ben ebenfalls einen Anspruch auf Palliativversorgung.
Diese Leistung kann nicht nur von Vertragsärzten, son-
dern auch von entsprechend qualifizierten Krankenhaus-
ärzten verordnet werden. So können Sterbende wieder
aus den Krankenhäusern heraus und in das häusliche
oder ein anderes vertrautes Umfeld zurückgeholt wer-
den. Wer wie ich in den letzten Wochen Einrichtungen
der Palliativversorgung besucht hat, weiß, dass mit der
Neuregelung ein lang geäußerter Wunsch dieser Einrich-
tungen in Erfüllung geht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Mit der Gesundheitsreform werden auch die Rahmen-
bedingungen für Kinderhospize verbessert.

Das Präventionsgesetz, Frau Dr. Bunge, wird kom-
men. Darauf können Sie sich verlassen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann denn? – Zuruf von der LINKEN: Auch 2009?)


Der Gesundheitsetat 2007 enthält Aufwüchse bei Prä-
vention und Suchtbekämpfung; das ist auch schon an-
gesprochen worden. Als Drogenbeauftragte der Union
begrüße ich, dass der Bund 2007 für Drogenprävention
8,7 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Das sind
2 Millionen Euro mehr als im letzten Jahr. Diese Mittel
ersetzen bisherige Beträge aus der Tabaksteuer, die noch
in 2006 mit 2,5 Millionen Euro angesetzt waren. Sie
werden der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklä-
rung speziell für Tabakprävention bei Jugendlichen
zur Verfügung gestellt. Wenn Kinder bereits in einem
Alter von durchschnittlich 11,6 Jahren das erste Mal rau-
chen, ist das erschreckend. Daher müssen wir die Auf-
klärung so früh wie möglich beginnen.

Wir brauchen aber auch eine Vorbildfunktion für un-
sere Kinder und Jugendlichen. Deshalb ist es sehr zu
begrüßen, dass die große Koalition sich auf ein Rauch-
verbot in allen öffentlichen Gebäuden, öffentlichen Ver-
kehrsmitteln, Theatern und Kinos geeinigt hat.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und was ist mit den Gaststätten? – Gegenruf des Abg. Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie müssten wissen, dass die Länder dafür zuständig sind!)


Dazu gibt es in einigen Kommunen und Bundesländern
bereits gut funktionierende Beispiele. Beschlossen ist
auch die Anhebung der Altersgrenze für den Zigaretten-
kauf von 16 auf 18 Jahre.

Rauchen kann tödlich sein. Neueste Untersuchungen
zur Passivrauchbelastung belegen, dass die Gesundheits-

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(C (D elastung zum Beispiel in Restaurants, in denen geaucht wird, bis zu 20-mal höher ist als dort, wo Verbote elten. Die Passivrauchbelastung in Diskotheken ist beonders hoch. Die durch das Rauchen verursachten Kosten belaufen ich auf circa 17 Milliarden Euro. Laut Angaben des eutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg sterben ährlich 140 000 Menschen in Deutschland tabakbeingt. Kollegin Eichhorn, gestatten Sie eine Zwischenfrage er Kollegin Bender? Bitte, Frau Bender. Frau Kollegin Eichhorn, dürfen wir nach Ihren Wor en erwarten, dass die große Koalition für einen umfasenden Schutz vor Passivrauch in den Gaststätten eutschlands eintreten wird? (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist Ländersache!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606513200
Maria Eichhorn (CSU):
Rede ID: ID1606513300
Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606513400


Maria Eichhorn (CSU):
Rede ID: ID1606513500

Frau Bender, wenn Sie in der letzten Sitzungswoche

ei der Diskussion über die Tabakrichtlinie anwesend
aren, dann konnten Sie von Herrn Staatssekretär
üller hören, dass die Arbeitsgruppe der Koalition auf

inem sehr guten Wege ist; es wurde bereits vereinbart,
ass in Speisegaststätten Rauchverbot herrschen soll.
erzeit wird noch darüber verhandelt. Ich persönlich
nd auch Kolleginnen und Kollegen aus allen Fraktionen
ind für einen Nichtraucherschutz nach italienischem
orbild; denn ich bin der Meinung, dass sich die dortige
ösung bewährt hat. Wir treten dafür ein, ein generelles
auchverbot in der Gastronomie einzuführen, aber auch
bgeschlossene Räume für Raucher zu schaffen, wo
iese ihrer Sucht, die zwar schädlich ist, aber auf diese
eise keinen anderen schädigt, frönen können. Das
äre eine saubere Lösung nach italienischem Vorbild,
ie ich befürworten könnte, weil sie einen Schutz der
ichtraucher vor dem Passivrauch gewährleistet, aber

uch einen Raum für Raucher schafft. Ich denke, das
önnen auch Sie befürworten. Auf jeden Fall habe ich
as in den Ausführungen der Grünen bisher immer so
ehört.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Meine Damen und Herren, im Übrigen ist nach einer
ktuellen Umfrage des Deutschen Krebsforschungszen-
rums die Mehrheit der deutschen Bevölkerung für ein
ollständiges Rauchverbot in der Gastronomie. Ich
elbst habe noch nie so viele zustimmende Zuschriften
nd Anrufe zu einem Thema bekommen wie zu meiner
orderung nach einem Rauchverbot.

Kollegen, die sich gegen ein Rauchverbot in der
astronomie aussprechen, befürchten, dass eine solche






(A) )



(B) )


Maria Eichhorn
Regelung zu mehr Bürokratie führen und der Umsatz in
der Gastronomie zurückgehen könnte. Dass diese Be-
denken unbegründet sind, zeigen uns die europäischen
Länder, welche ein Rauchverbot bereits eingeführt ha-
ben.


(Beifall der Abg. Dr. Marlies Volkmer [SPD])


Beispielsweise ist in Irland wie auch in anderen Ländern
der Getränkeumsatz nach Einführung des Rauchverbots
konstant geblieben, während der Speisenumsatz sogar
angestiegen ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es ist an der Zeit, auch in Deutschland zu handeln und
die große Mehrheit, nämlich 63 Prozent der Bevölke-
rung, vor dem Tabakrauch umfassend zu schützen.

Aber nicht nur die Tabaksucht muss uns zum Handeln
veranlassen. Auch die Zahl der Alkoholabhängigen ist
erschreckend hoch. Kinder greifen heute durchschnitt-
lich im Alter von 12,8 Jahren zum Alkohol. Ein Jahr
später haben sie bereits den ersten Alkoholrausch.
Kampftrinken ist „in“ und hat auch schon zum Tod von
Jugendlichen geführt. Daher sind Aufklärungskampag-
nen wie zum Beispiel „Kein Alkohol in Kinderhände“
äußerst wichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Elke Ferner [SPD])


Ich danke in diesem Zusammenhang allen Verant-
wortlichen in den Schulen, Kindertagesstätten, Jugend-
gruppen, Verbänden und Vereinen, die diese Aufklärung
vor Ort betreiben. Schließlich ist der verantwortungs-
volle Umgang der Erwachsenen mit Alkohol auch hier
das beste Vorbild für die Jugend.

Alkohol und Nikotin führen oft auch zu illegalen Dro-
gen. Alarmierend ist vor allem die Zunahme des Kon-
sums von Cannabis. Daher muss die Präventions- und
Aufklärungsarbeit weiter verbessert werden. Cannabis
ist keine Spaßdroge; sie kann zu schweren physischen
und psychischen Schäden führen.

Zum Ende des Jahres läuft die Heroinstudie aus, die
unter der Vorgängerregierung in Auftrag gegeben wurde.
Die Koalition hat jetzt in einem Spitzengespräch verein-
bart, dass bei denjenigen Menschen, die aktuell im Hero-
inprojekt sind, die Behandlung zu Ende geführt wird.


(Zuruf von der SPD: Nur ein schwacher Trost!)


Wir wollen diese Menschen schließlich nicht ins Nichts
fallen lassen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und die anderen?)


Eine grundsätzliche Fortführung der Heroinsubstitution
und damit eine Zulassung von Diamorphin als Arznei-
mittel wird es nicht geben.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Hilfeverweigerung!)


Damit wird den starken Vorbehalten der Union gegen die
Heroinsubstitution Rechnung getragen.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ideologie vor Rationalität!)


Es ist besser, dieses Geld für eine Verstärkung der
annabisprävention auszugeben; diese ist dringend er-

orderlich.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?)


ir müssen alles tun, um Menschen vor der Sucht zu be-
ahren.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Sucht nach Macht!)


amit können wir ihnen viel Leid und Elend ersparen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606513600

Das Wort hat die Kollegin Jella Teuchner für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Jella Teuchner (SPD):
Rede ID: ID1606513700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ie Debatte um den Haushalt des Bundesministeriums
ür Gesundheit lässt sich nicht losgelöst von der Diskus-
ion um die Gesundheitsreform führen. In beiden Dis-
ussionen steht die Finanzierung der Krankenver-
icherung im Mittelpunkt. Für beide Diskussionen gilt
ie klare Prämisse: Die gesetzliche Krankenversiche-
ung ist unverzichtbar; nur sie garantiert ein solidari-
ches Gesundheitssystem, in dem die notwendigen
esundheitsdienstleistungen flächendeckend erbracht
erden.


(Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)


Es gibt eine deutliche Verbesserung, die im Laufe der
eratungen zum Haushalt erreicht wurde. Wir werden
ie pauschale Abgeltung für die versicherungsfrem-
en Leistungen deutlich weniger senken, als dies noch

m Entwurf vorgesehen war. Den Krankenkassen wird
adurch 1 Milliarde Euro mehr zur Verfügung stehen.
as ist ein wichtiges Signal.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: 5,6 Milliarden Euro werden den Krankenkassen entzogen!)


Herr Bahr, wenn Sie Ihre qualifizierten Beiträge im
usschuss bringen würden, dann wäre dies für uns alle

ehr hilfreich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Mache ich! Sie können noch etwas lernen!)


Ich werde mich anstrengen.

Dies ist auch ein Signal dafür, dass wir die Verant-
ortung, die wir für die gesetzliche Krankenkasse ha-
en, wahrnehmen. Insbesondere die versicherungsfrem-
en Leistungen sind Ausgaben, die nicht nur von den






(A) )



(B) )


Jella Teuchner
Mitgliedern der gesetzlichen Krankenkassen, sondern
von allen Bürgerinnen und Bürgern zu finanzieren sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es sind Leistungen für alle, die von allen zu finanzieren
sind.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Was ist mit den Kindern?)


Wir bekräftigen mit dieser Änderung das, was wir mit
der Gesundheitsreform auf den Weg bringen wollen. Wir
wollen eine dritte Säule der Finanzierung: eine spürbare
Steuerfinanzierung für die gesetzlichen Krankenkas-
sen. Dazu brauchen wir Antworten auf folgende Fragen:
Wie finanzieren wir die Krankenversicherungen? Wer
muss welchen Beitrag leisten? Woher kommt das Geld?
Unser Anspruch dabei ist, dass es auch in Zukunft eine
solidarische Finanzierung gibt. Wir wollen, dass die
Reichen weiterhin für die Armen, die Gesunden für die
Kranken und die Jungen für die Alten einstehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Wer stellt das eigentlich infrage? – Heinz Lanfermann [FDP]: Was ist mit den Kindern?)


Wenn wir über die gesetzliche Krankenversiche-
rung reden, dann sprechen wir über ein Ausgabenvolu-
men von 235 Milliarden Euro pro Jahr. Dies sind Ausga-
ben, die von den Beiträgen der Versicherten finanziert
werden. Die Versicherten verlangen zu Recht, dass mit
ihren Beiträgen


(Otto Fricke [FDP]: Und Steuern!)


wirtschaftlich umgegangen wird. Sie verlangen ebenfalls
zu Recht, dass ihnen die notwendigen medizinischen
Leistungen zur Verfügung stehen und sie am medizini-
schen Fortschritt teilhaben können.

Ich sehe es daher als Erfolg der Gesundheitsreform,
dass wir damit fortfahren, Strukturen zu verändern, die
in vielen Jahren gewachsen sind. Es ist uns gerade bei
den neuen Versorgungsformen gelungen, Schritte nach
vorn zu machen. Krankenkassen müssen in Zukunft ei-
nen Hausarzttarif als Wahltarif anbieten. Die Kassen ha-
ben die eingeschränkte Möglichkeit, Preise für Arznei-
mittel auszuschreiben, und die Krankenhäuser werden
weiter für die ambulante Versorgung geöffnet. Wir ma-
chen also einen weiteren Schritt hin zu mehr Effizienz,


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Oh Gott!)


mehr Koordination und mehr Qualität im Gesundheits-
wesen.

Ich sehe es auch als Erfolg, dass in Zukunft 300 000
Nichtversicherte wieder eine Krankenversicherung ha-
ben werden. Wir wollen, dass jeder krankenversichert
ist. Dies umzusetzen, ist längst überfällig.


(Beifall bei der SPD)


Es gibt noch einen wichtigen Erfolg der Gesundheits-
reform. Wir führen eine Reform durch, die keine Leis-
tungskürzungen beinhaltet. Es ist richtig, dass die Be-

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(C (D andlung von Verkehrsunfällen und privaten Unfällen estandteil des Leistungskataloges bleibt. Es ist richtig, ass die Chronikerregelung erhalten bleibt und keine höeren Zuzahlungen verlangt werden. s ist auch richtig, dass in Zukunft Eltern-Kind-Kuren, erbesserte Leistungen in der geriatrischen Rehabilitaion und die Versorgung Sterbender sowie empfohlene mpfungen in den Pflichtleistungskatalog aufgenomen werden. Mittel effektiv zu verwenden, ist die eine Aufgabe, ie wir mit der Gesundheitsreform angehen. Die andere ufgabe ist: Wir müssen die gesetzliche Krankenversi herung auf eine tragfähige finanzielle Basis stellen. Mit en zusätzlichen Mitteln für die pauschale Abgeltung erbessern wir die Startposition. Wie sieht die Situation zurzeit aus? Das Beitragsaufommen für die gesetzliche Krankenversicherung hält icht mit den Kostensteigerungen mit. Die Leistungsusgaben stiegen von 1980 bis 2000 im gleichen Maße ie das Bruttoinlandsprodukt. Die beitragspflichtigen innahmen pro Mitglied blieben allerdings dahinter zu ück. Grund dafür ist, dass der Anteil der Bruttolöhne nd -gehälter am Volkseinkommen von 70,1 Prozent m Jahre 1992 auf 64,7 Prozent im Jahre 2000 gesunken st. Es ist also eine Lücke zwischen Kostensteigerungen nd Lohnsteigerungen entstanden, die zu einer Finanierungslücke in der gesetzlichen Krankenkasse führt. Einen Teil dieser Lücke wollen wir mit Mitteln, die urch die Steuererhöhung 2003 generiert wurden, schlieen. In den Eckpunkten zur Gesundheitsreform ist nun orgesehen, versicherungsfremde Leistungen immer tärker aus Steuern zu finanzieren. (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Womit? – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: 5,6 Milliarden Euro werden entzogen!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


005 haben die Krankenkassen rund 5 Milliarden Euro
ür solche Leistungen ausgegeben. Diese Mittel gilt es
u verstetigen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Herr Bahr, auch wenn Sie immer wieder dazwischen-
ufen,


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Es bleibt immer wieder wahr!)


leibt es dabei.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Es bleibt immer wieder wahr!)


eswegen müssen wir schauen, dass wir die Leistungen
ichern können.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tun Sie aber nicht! – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Es tut weh; aber es bleibt wahr!)


Ich habe Sie gehört. Sie brauchen es nicht zum vierten
al zu wiederholen.






(A) )



(B) )


Jella Teuchner
In der Anhörung zur Gesundheitsreform ging es unter
anderem um die Regelungen zur privaten Krankenver-
sicherung. Es wurde deutlich, dass das Argument, die
private Krankenversicherung unterstütze die gesetzliche,
nicht stimmt. Die privaten Krankenversicherungen zah-
len zwar höhere Arzthonorare. Der Finanzverlust für die
gesetzliche Krankenkasse durch die Risikoselektion der
Privaten übertrifft diese höheren Honorare aber bei wei-
tem. Es stellt sich schon die Frage, wie hoch der Beitrag
zu einer privaten Krankenversicherung sein müsste,
wenn sie zum Beispiel auch die Kosten für die Infra-
struktur bei der ärztlichen Versorgung durch die Kran-
kenhäuser übernehmen müsste.


(Beifall bei der SPD)


Wie viel müsste dann bezahlt werden?

Außerdem machen Privatversicherte im Wesentlichen
dort einen spürbaren Anteil aus, wo wir eine medizini-
sche Überversorgung haben. Sichergestellt wird die Ver-
sorgung durch die gesetzliche Krankenversicherung.
90 Prozent der Menschen haben eine gesetzliche Kran-
kenversicherung.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Sie dürfen ja auch gar nicht wählen!)


Für diese Menschen müssen wir deren Krankenkassen
funktionsfähig erhalten.


(Beifall bei der SPD)


Wir stehen aber weiter in der Pflicht, die Finanzie-
rung der gesetzlichen Krankenkassen verlässlich zu re-
geln. Wir müssen damit das Fundament stärken. Die
Reform sieht einen Fonds zur Finanzierung der Kran-
kenkassen vor. Es ist notwendig, die Finanzierung der
gesetzlichen Krankenkassen und gleiche Wettbewerbs-
bedingungen so weit wie möglich sicherzustellen; denn
ohne diese gibt es keinen Wettbewerb um eine effiziente
und gute Versorgung, sondern nur reinen Preiswettbe-
werb. Eine Verschlechterung des Leistungsumfangs,
zum Beispiel durch Streichung von Satzungsleistungen
oder Einschränkungen der im SGB V als Kann- oder Er-
messensleistung definierten Maßnahmen, würde dann
drohen. Dies darf nicht passieren; denn dies würde das
bewährte System der gesetzlichen Krankenkassen in sei-
nem Bestand gefährden.

Wir müssen sicherstellen, dass der Morbi-RSA wirk-
lich funktionieren wird. Darüber hinaus müssen wir
nochmals deutlich machen, dass wir von Anfang an ei-
nen deutlichen Steuerzuschuss brauchen. Bisher ist fest-
gelegt, dass im Startjahr die Finanzmittel, die über die
Beitragseinnahmen und die zusätzlichen Steuermittel in
den Fonds fließen, ausreichen sollen, um die zu erwar-
tenden Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversi-
cherung zu decken. Dies müssen wir auch in Zukunft si-
cherstellen. Wenn das nicht gelingt, wenn wir den
Kassen Mittel entziehen, dann muss das dadurch aufge-
fangen werden, dass Leistungen, die keine Pflichtleis-
tungen sind, nicht mehr gewährt werden. Das wollen wir
alle nicht.

Es darf nicht dazu kommen, dass wir über einen stetig
steigenden Zusatzbeitrag die Kosten für die Kranken-

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(C (D ersicherung immer mehr auf die Versicherten verlaern. Es darf auch nicht dazu kommen, dass durch die nsolvenz einer Krankenkasse Löcher in die Finanzieung der medizinischen Versorgung gerissen werden. (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann müsst ihr etwas am Gesetzentwurf ändern!)


Hier liegen Aufgaben, die wir in den weiteren Bera-
ungen zur Gesundheitsreform lösen müssen. Mit den
usätzlichen Mitteln für die versicherungsfremden Leis-
ungen setzen wir hier das Signal: Wir sind handlungsfä-
ig.

Es muss vor allem aber ein Signal an uns selbst sein.
it der Gesundheitsreform werden wir beschließen,

ass die Politik für die Beitragssätze verantwortlich ist.
as heißt, wir müssen diese Verantwortung zukünftig

elber wahrnehmen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das ist ja das Schlimme!)


ie gesetzliche Krankenversicherung ist unverzichtbar.
ir sind es, die die Finanzierung sicherstellen müssen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Kassenlage!)


as heißt, wir müssen jetzt und auch in Zukunft hand-
ungsfähig sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Gesundheit nach Kassenlage!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606513800

Der Kollege Dr. Rolf Koschorrek hat für die Unions-

raktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Rolf Koschorrek (CDU):
Rede ID: ID1606513900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Gesund-

eitspolitik und Gesundheitsreform sind in diesen Tagen
ast schon zu Synonymen geworden. Seit Monaten wer-
en die geplanten Neuerungen ausgiebig öffentlich dis-
utiert und vielfach aus verschiedenen Perspektiven und
ründen gescholten.

In diesem Jahr haben wir als große Koalition einige
egweisende Gesetze im Bereich der Gesundheitspolitik

uf den Weg gebracht.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Welche?)


ereits im Frühjahr verabschiedete der Bundestag das
VWG – zunächst unter schwerem Beschuss der Kriti-
er –, im Verlauf der letzten Monate hat sich aber die po-
itive Wirkung des Gesetzes auf die Kosten im Arznei-
ittelbereich deutlich herausgestellt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


er überproportionale Anstieg der Kosten in diesem Be-
eich im ersten Quartal ist bereits zum Ende dieses Jah-
es nicht nur ausgeglichen, sondern wir werden abschlie-
end für dieses Jahr sogar sinkende Kosten haben.






(A) )



(B) )


Dr. Rolf Koschorrek
Besondere Kritik erfuhr die Einführung der Bonus-
Malus-Regelung in diesem Bereich.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Die kommt erst nächstes Jahr!)


Durch gute, wegweisende regionale Verhandlungen konn-
ten aber auch hier in den vergangenen Wochen und Mo-
naten zukunftsfeste, qualitätssteigernde und kostensen-
kende Verträge geschlossen werden.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: So ist es!)


Hier möchte ich besonders auf das in meiner Heimat
Schleswig-Holstein in der vergangenen Woche zwischen
KV, Apothekern und Kassen als ablösende Vereinbarung
beschlossene leitliniengestützte Informationssystem hin-
weisen. Hier zeigt sich, dass gute und vertrauensvolle
Zusammenarbeit der Kassen, der Leistungserbringer und
nicht zuletzt der Politik auf regionaler Ebene durchaus
gut funktioniert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Vor einigen Wochen verabschiedeten wir hier das
Vertragsarztrechtsänderungsgesetz, das viele libera-
lere Organisationsformen in der ärztlichen Versorgungs-
landschaft ermöglicht, vorhandene Hemmnisse abbaut
und den ärztlichen Kollegen für die flächendeckende
Versorgung der Patienten neue Perspektiven gibt. Zu-
gleich wird hier die Zukunftsfestigkeit unseres Gesund-
heitssystems nachhaltig gestärkt. Die engere Verzahnung
von ambulanter und stationärer Versorgung wird deut-
lich verbessert. Zudem verpflichtet das Gesetz die ge-
setzlichen Krankenkassen nachdrücklich dazu, ihre
Schulden offen zu legen und sie in einem konkreten
Zeitrahmen abzubauen. Wir schaffen damit für die Kas-
sen im Hinblick auf die künftige neue Finanzstruktur der
GKV vergleichbare Startbedingungen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Dabei werden die gut funktionierenden Krankenkassen bestraft!)


So viel zu den bereits beschlossenen, sehr umfangrei-
chen Vorhaben.

Nun steht die parlamentarische Beratung des größten
Gesetzeswerkes, das je im Rahmen einer Gesundheitsre-
form geschaffen wurde, bevor. Die Bürger – das erfahren
wir immer wieder in Gesprächen und bei Veranstaltun-
gen in den Wahlkreisen – haben allerdings angesichts
der Vielfalt der Reformmaßnahmen nicht nur den Über-
blick darüber verloren, was die Gesetze im Einzelnen
bringen; vielfach haben sie auch das Interesse daran ver-
loren, die Diskussionen zu verfolgen und sich mit den
verschiedenen Meinungen, Vorschlägen und Standpunk-
ten auseinander zu setzen. Viele wollen sich erst wieder
dann mit dem Thema befassen und sich informieren,
wenn es ernst wird. Jetzt wird es ernst!

Bei vielen Betroffenen, zum Beispiel bei den Ärzten,
den Krankenkassen, Krankenhäusern und ihren Beschäf-
tigten, ist bei all den Auseinandersetzungen und Diskus-
sionen der Eindruck entstanden, die Politik sei unbelehr-

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(C (D ar und wolle lieber mit dem Kopf durch die Wand, als nderungen des Konzepts zuzulassen. Bei der mehrtägigen Anhörung zur Gesundheitsreorm im Ausschuss bekamen wir in der vergangenen oche von allen Seiten durchaus geballte Kritik zu höen. Die erste – formale, aber keineswegs unwichtige – onsequenz dieser Anhörung ist, dass wir uns mehr eit für die Beratung des Gesetzes nehmen; der Bunestag wird erst im Januar darüber abstimmen. Das anedrohte beschleunigte Hauruckverfahren ist damit vom isch. (Beifall des Abg. Max Straubinger [CDU/ CSU])


Zusammen mit meinen Fraktionskollegen bin ich da-
on überzeugt, dass wir im Laufe der Ausschussberatun-
en zur Gesundheitsreform in den nächsten Wochen
uch inhaltlich in einigen wesentlichen Punkten Lösun-
en finden und beschließen werden, die inhaltlich besser
nd praktikabler als jene im vorliegenden Gesetzentwurf
ind.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Aber Frau Schmidt hat gesagt, es gebe keine Änderungen mehr!)


Wir von der Union werden deutlich machen, dass eine
arlamentarische Anhörung für uns keine Farce ist, die
ir als parlamentarisches Ritual über uns ergehen las-

en. Wir werden aus dem Gehörten, aus den Informatio-
en der Fachleute aus den Verbänden, Konsequenzen
iehen. Im Anhörungsverfahren ist uns sehr deutlich ge-
acht worden, dass wir in einigen Punkten zu Verbesse-

ungen kommen müssen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das kann man wohl sagen!)


ei aller lauten, manchmal überzogenen Kritik muss
estgestellt werden, dass die parlamentarische Bera-
ung der Reform eigentlich erst jetzt beginnt. Arbeits-
ruppen und Ausschuss werden sich in dieser und in der
ommenden Woche erstmals inhaltlich mit den Details
es Gesetzes und den Schlussfolgerungen aus der Kritik,
ie in 26 Stunden Anhörung geübt wurde, befassen. Ich
in sicher, dass viele Teile des Gesetzentwurfs noch
eichlicher Überarbeitung bedürfen.

Als letzter Redner der Debatte möchte ich allen Betei-
igten ausdrücklich für die – bei aller Kontroverse – gute
usammenarbeit danken. Ich freue mich auf die weite-

en Beratungen.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Ob das wirklich eine Freude ist?)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606514000

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Einzel-
lan 15 – Bundesministerium für Gesundheit – in der






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Ausschussfassung. Hierzu liegen uns vier Änderungsan-
träge vor, über die wir zuerst abstimmen.

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der
FDP auf Drucksache 16/3487? – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Dieser Antrag ist mit den Stimmen der Ko-
alitionsfraktionen gegen die Stimmen der Fraktionen der
FDP und der Linken bei Enthaltung der Fraktion des
Bündnisses 90/Die Grünen abgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der
FDP auf Drucksache 16/3488? – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Dieser Antrag ist ebenfalls mit den Stim-
men der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der
Fraktionen der FDP und der Linken bei Enthaltung der
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen abgelehnt.

Wir kommen zum Änderungsantrag der Fraktion Die
Linke auf Drucksache 16/3461. Wer stimmt dafür? – Ge-
genstimmen? – Enthaltungen? – Dieser Antrag ist gegen
die Stimmen der Fraktion Die Linke von den übrigen
Fraktionen des Hauses abgelehnt.

Wir kommen zum Änderungsantrag der Fraktion Die
Linke auf Drucksache 16/3462. Wer stimmt dafür? –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Dieser Antrag
ist mit dem gleichen Stimmenverhältnis wie zuvor abge-
lehnt.

Wir kommen damit zur Abstimmung über den Einzel-
plan 15 in der Ausschussfassung. Wer stimmt für den
Einzelplan 15? – Gegenstimmen? – Gibt es Enthaltun-
gen? – Das ist nicht der Fall. Damit ist der Einzelplan 15
mit den Stimmen der Unionsfraktion und der SPD-Frak-
tion gegen die Stimmen der übrigen Fraktionen des Hau-
ses angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.7 auf:

a) hier: Einzelplan 07
Bundesministerium der Justiz

– Drucksachen 16/3107, 16/3123 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Otto Fricke
Lothar Binding (Heidelberg)

Dr. Ole Schröder
Roland Claus
Anna Lührmann

b) hier: Einzelplan 19
Bundesverfassungsgericht

– Drucksache 16/3124 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Lothar Binding (Heidelberg)

Dr. Ole Schröder
Otto Fricke
Dr. Dietmar Bartsch
Anna Lührmann

Zu dem Einzelplan 07 liegt ein Änderungsantrag der
Fraktion Die Linke vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Dazu höre ich
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich

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(C (D itte die Kolleginnen und Kollegen, welche an der Beraung dieser Einzelpläne nicht teilhaben können oder wolen, ihre Gespräche draußen fortzusetzen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kollein Sabine Leutheusser-Schnarrenberger für die FDPraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin en und Kollegen! Rückblick auf ein Jahr schwarz-rote oalition und Rechtspolitik heißt, Licht und Schatten ufzeigen. Der Vielzahl von Gesetzentwürfen aus dieem Jahr steht keine Vielzahl rechtspolitisch guter rgebnisse gegenüber. Das Fazit der FDP-Bundestags raktion zur Rechtspolitik der Bundesregierung im verangenen Jahr fällt daher verhalten aus. Mit dem Zollfahndungsdienstgesetz und dem Euroäischen Haftbefehlgesetz ist aus Sicht der FDP-Frakion den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts leider icht in ausreichendem Maß Genüge getan worden. In iesem Bereich ist die Gesetzgebung nicht gelungen, ier gibt es Schatten. Einige Anhörungen, die im Rechtsausschuss zu eiem Teil der auf den Weg gebrachten Gesetzentwürfe tattfanden, haben in einigen Punkten zu überraschenden nd für die Bundesregierung etwas schmerzlichen Erenntnissen geführt. Lassen Sie mich erinnern an die nhörung zum Gesetzentwurf zum Pfändungsschutz der ltersvorsorge und zur Anpassung des Rechts der Insolenzanfechtung. Die Meinung der Sachverständigen war o einhellig, die Kritik überwog derart, dass diese Ändeung der Insolvenzordnung jetzt nicht durchgezogen ird. Ich denke, das ist ein gutes Beispiel dafür, dass die arlamentarier mithilfe des Sachverstands von Experten eutlich machen, wo Schwächen sind, und dass das entprechend umgesetzt bzw. durchgesetzt wird. (Beifall bei der FDP – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Lebenslanges Lernen!)


(Beifall bei der FDP)

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP):
Rede ID: ID1606514100

as entspricht unserer Auffassung von der Arbeit im
echtsausschuss.

Die Umsetzung der Antidiskriminierungsrichtlinie
das kann ich Ihnen nicht vorenthalten – war insgesamt
ein Ruhmesblatt. Ich will die Diskussion, die besonders
ür die Kollegen von der CDU/CSU schmerzhaft gewe-
en ist, nicht wiederholen. Eines will ich aber sagen:
chon bei der Schlussberatung wurden viele handwerkli-
he Mängel aufgezeigt und jetzt, nur wenige Monate
ach In-Kraft-Treten, zeigt sich, dass das Gesetz in der
raxis hoch missbrauchsanfällig ist. Schon jetzt zeichnet
ich ab, dass die erwarteten Vorteile für die Betroffenen
n der beabsichtigten Form überhaupt nicht eintreten
erden.


(Beifall bei der FDP)


Frau Ministerin, Sie haben sich mit einem sehr wich-
igen Vorhaben, nämlich der Neuordnung der Telekom-

unikationsüberwachung, einige Zeit gelassen. Jetzt






(A) )



(B) )


Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
liegt ein Referentenentwurf vor. Die FDP-Fraktion hat in
Anträgen, die sie in der letzten und in dieser Legislatur-
periode vorgelegt hat, deutlich gemacht, wie dringlich
und notwendig diese Neuordnung ist, die im Übrigen
auch durch Urteile des Bundesverfassungsgerichts vor-
gegeben ist. Ich hoffe, dass wir den Gesetzentwurf zügig
zugeleitet bekommen und dann nicht nur den Deliktkata-
log durchforsten – das ist mit Sicherheit ein wichtiger
Punkt –, sondern uns auch damit befassen, wie wir auf
die abnehmende Kontrollwirkung durch den Richtervor-
behalt zu reagieren gedenken, und natürlich damit, wel-
che anderen Verbesserungen bei der Benachrichtigung
Betroffener vorzunehmen sind, bis hin zu dem Problem,
dass wir einheitliche Regelungen für die Berufsgeheim-
nisträger brauchen.

In diesem Zusammenhang möchte ich ein Vorhaben
ansprechen: die Stärkung der Pressefreiheit. Dazu gab
es eine Anhörung, einen Vorschlag der FDP-Fraktion
und einen weiteren vom Bündnis 90/Die Grünen. Die
Sachverständigen haben dargestellt, und zwar alle, auch
die von CDU/CSU und SPD benannten, dass es hier
Handlungsbedarf gibt. Ich will jetzt keine einzelnen
Punkte aufzeigen. Ich denke, morgen werden in der Ver-
handlung beim Bundesverfassungsgericht im „Cicero“-
Verfahren noch weitere deutliche Hinweise gegeben. Ich
sage Ihnen, Frau Ministerin: Sie haben unsere Unterstüt-
zung, wenn Sie in andere Gesetzgebungsverfahren, zum
Beispiel zur Telekommunikationsüberwachung, Ände-
rungen zur Stärkung der Pressefreiheit aufnehmen.

Lassen Sie mich in meiner kurzen Redezeit in nur
zwei Sätzen einen Blick auf das werfen, was im nächsten
Jahr neben den jetzt im Gesetzgebungsgang befindlichen
Verfahren ansteht. Ich denke, entscheidende Bedeutung
kommen der EU-Ratspräsidentschaft und dem gesam-
ten Bereich der Rechtspolitik zu, der zum Schwerpunkt
der deutschen EU-Ratspräsidentschaft werden soll. Hier
muss endlich ein Durchbruch bei der Stärkung der
Beschuldigtenrechte im Mittelpunkt stehen. Wir haben
bisher immer die Sicherheitsorgane aufgrund von EU-
Rahmenbeschlüssen und EU-Gesetzgebung gestärkt.
Hier brauchen wir jetzt einen deutlichen Durchbruch.
Ich hoffe – dabei haben Sie unsere Unterstützung, Frau
Ministerin –, dass das in den sechs Monaten EU-Rats-
präsidentschaft trotz ganz erheblicher Widerstände ge-
lingen kann und wird.

Recht herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606514200

Nach diesen sehr langen zwei Sätzen hat nun die Bun-

desministerin der Justiz, Brigitte Zypries, das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1606514300

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren Kolleginnen und Kollegen! Ich darf zunächst
einmal ganz kurz auf zwei Punkte eingehen, die Sie
angesprochen haben, liebe Frau Leutheusser-
Schnarrenberger: Missbrauch des Allgemeinen Gleich-

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(C (D ehandlungsgesetzes. Ich glaube, dass die zwei Beichte, die letzte Woche dazu in der Presse zu lesen waen – wenn ich es richtig verfolgt habe, waren sie im Spiegel“ und einem anderen Magazin –, maßlos überrieben sind. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jörg van Essen [FDP]: Man wird permanent darauf angesprochen! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die sind von A bis Z unwahr!)


Danke schön.

Sie sind in einer solchen Weise unwahr, dass man nur
agen kann: Das ist tendenziös und damit ist etwas ganz
nderes gemeint: Es geht um einen angeblichen Zwist
wischen den Koalitionspartnern, der vertieft werden
oll, obwohl völlig klar ist: Die Koalitionspartner haben
ieses Gesetz gemeinsam auf den Weg gebracht. Es ist
in richtiges Gesetz. Wenn es vielleicht an der einen oder
nderen Stelle Verwerfungen gibt, dann ist das relativ
ormal. Sie erinnern sich sicherlich daran, dass wir, als
or 25 Jahren der so genannte Portoparagraf ins BGB
ingeführt wurde, am Anfang dieselben Probleme hat-
en. Es gab dann fünf Entscheidungen und damit war der
all gelöst.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: 25 Jahre ist das schon her?)


Ja, dieses Land ist weiter, als man manchmal denkt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as ist also nicht so dramatisch. Ich sehe das entspannt.

Ich danke Ihnen sehr herzlich für Ihre Ankündigung,
ass Sie uns vor allem während der EU-Präsidentschaft
n Sachen Mindeststandards für Strafverfahren unterstüt-
en wollen. Ich gehe davon aus, dass das das ganze Haus
etrifft. In der Tat ist es so, dass wir da vorankommen
üssen. Wir müssen deutlich machen, dass die Vorgaben

us Brüssel nicht nur eine Beschränkung von Rechten
insichtlich der Speicherung und Weitergabe von Daten
edeuten – so wird es gerade in Deutschland im Bereich
er Rechtspolitik vielfach wahrgenommen –, sondern
ben auch die Schaffung von Mindeststandards in allen
taaten.

Ich war gestern in Brüssel und habe mit den Abgeord-
eten des Europaparlaments Gespräche darüber geführt.
ort wird dieses Vorhaben sehr begrüßt und dort haben
ir Unterstützung. Aber Sie haben völlig richtig darauf
ingewiesen, dass im Rat die Kritik von den anderen
ändern kommen wird. Es wird deshalb kein einfaches
nterfangen. Aber wir werden unser Bestes versuchen.

Ich kann Ihnen aber jetzt schon sagen: Ein halbes Jahr
st sehr kurz. Das ist leider so. Wir haben die Idee des
erfassungsvertrages aufgenommen – das sage ich zur
rgänzung – und zum ersten Mal eine 18-Monats-Prä-
identschaft. Wir haben das Programm mit den Portu-
iesen und mit den Slowenen abgestimmt. Sonntag fan-
en die letzten Abstimmungen statt. Wir haben jetzt
inen gemeinsamen Text, in dem beschrieben wird, was
ir machen wollen. Ich bin ganz optimistisch, dass die






(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries
beiden Länder, die sich verpflichtet haben, dabei mitzu-
machen, unsere Abmachungen fortführen werden, wenn
wir selbst nicht so weit kommen sollten.

Nun zum eigentlichen Thema, dem Haushalt. Es ist
mir ein Anliegen, zunächst einmal darauf hinzuweisen,
dass nicht jede Modernisierung des Staatsapparates ei-
nen Bürokratieabbau zur Folge haben muss. Sie kennen
meine Position: Ein gutes Staatsmanagement ist nicht
nur eine Frage der Quantität, sondern auch eine Frage
der Qualität. Es geht darum, die Verwaltung vernünftig
zu organisieren, damit sie mit den zur Verfügung stehen-
den Mitteln ein Optimum an Leistung erbringen kann.

Ich will darauf hinaus – Sie ahnen es wahrscheinlich
schon –, dass wir das Bundesamt für Justiz gegründet
haben. Ich möchte mich ganz herzlich bei all denen be-
danken, die dazu beigetragen haben, es zu ermöglichen,
dass dieses neue Amt seine Arbeit bereits am 1. Januar
nächsten Jahres aufnehmen kann. Insbesondere möchte
ich mich bei den Haushaltspolitikern bedanken, denen
dieses Projekt, das nachträglich in den Haushaltsplan
aufgenommen wurde und mehr als 100 Änderungs-
anträge mit sich brachte, viel Arbeit gemacht hat. Ich
möchte mich aber auch bei den Rechtspolitikern bedan-
ken, die mit dem Errichtungsgesetz die Rechtsgrundlage
für das Bundesamt für Justiz geschaffen haben.

Ich glaube, es war eine gute Idee, dass wir die beim
Umzug von Bonn nach Berlin seinerzeit erfolgte Aufga-
benkritik jetzt in gewisser Weise aufgenommen haben.
Die Zuständigkeit für Aufgaben, die nicht notwendiger-
weise im Ministerium angesiedelt sein müssen, können
wir nun anderweitig regeln. Die neue Behörde hat also
nicht mehr Aufgaben bekommen, sondern ihre Aufga-
ben wurden konzentriert. Teilweise handelt es sich um
solche Aufgaben, die bisher beim Ministerium angesie-
delt waren, teilweise betrifft dies das BZR, also das Bun-
deszentralregister – das ist der wesentliche Nukleus –,
das von der Generalbundesanwältin geführt wird. Mit
dieser Bündelung der Aufgaben erzielen wir eine Menge
Synergieeffekte.

Ein anderes Thema, das wir damit für meine Begriffe
abhaken, ist die Sicherung des Justizstandortes am
Rhein. Zumindest die Beschäftigten des Bundesamtes
für Justiz können sich in Zukunft aus den immer wieder-
kehrenden Debatten über den Rutschbahneffekt beim
Regierungsumzug ausklinken. Denn sie wissen: Ihr Ar-
beitsplatz ist in Bonn und er wird in Bonn bleiben.

Ich möchte noch einen weiteren Aspekt ansprechen
und mich erneut bei Ihnen bedanken. Dabei geht es um
zwei Fragen, die mir, wie Sie wissen, sehr am Herzen
liegen: Wie ist das Deutsche Patent- und Markenamt
ausgestattet? Wie schaffen wir es, den Break-even, den
wir beim Stauabbau erreicht haben, zu halten und keinen
neuen Stau aufzubauen?

Das gelingt natürlich nur, wenn wir gute EDV und
gutes Personal in ausreichender Zahl zur Verfügung stel-
len. Deswegen danke ich all denen ganz herzlich, die
dazu beigetragen haben, dass die Stellen, die aufgrund
des linearen Personalabbaus verloren gegangen sind,

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(C (D etzt wieder aufgestockt werden können. Mit anderen orten: Es bleibt beim bisherigen Personalbestand. Ich möchte mich namentlich bei den Haushaltsbeichterstattern Lothar Binding, Ole Schröder und Roland laus bedanken, die letzte Woche extra noch einmal ach München gefahren sind, um das Deutsche Patentnd Markenamt zu besuchen und sich vor Ort zu inforieren. Das war nicht nur für das Amt ein gutes Signal dass dem so ist, kann ich Ihnen mitteilen, weil ich in er letzten Woche an der dortigen Personalversammlung eilgenommen habe –, sondern auch insgesamt ein gutes ignal im Hinblick auf die verantwortliche Tätigkeit des eutschen Bundestages, in deren Rahmen auch nachgerdnete Behörden und nicht immer nur die Ministerien erücksichtigt werden; auch das wird zur Kenntnis geommen. Wie Sie wissen, sind wir der Auffassung, dass kreaive Erfinder in Deutschland ganz besonders gefördert erden müssen. Wir haben keine Bodenschätze. Unser chatz ist die Kreativität der Menschen, die hier leben, nd die Tatsache, dass sie Patente und Marken zügig anelden können und schnell darüber entschieden wird. Ich sagte bereits: Beim Stauabbau haben wir den reak-even erreicht. Jetzt sind wir dabei, den Stau abzurbeiten. Dieses Niveau müssen wir, auch im internatioalen Vergleich, halten und unsere Bemühungen fortseten. Vorhin haben wir schon kurz über die deutsche EUatspräsidentschaft gesprochen. Das Patentrecht wird n diesem Zusammenhang mit Sicherheit ein wichtiges hema sein. Fast könnte man sagen: Beim Versuch, ein uropäisches Gemeinschaftspatent zu schaffen, handelt s sich um eine Never-Ending-Story. Wie Sie wissen, ist eutschland der Auffassung, dass ein europäisches Geeinschaftspatent geschaffen werden sollte, sofern es irtschaftlich ist – wenn also die Kosten für die Anmeler gleich hoch blieben oder sogar, was noch besser äre, minimiert würden –, und dass wir ein effizientes echtsschutzsystem brauchen. Nur dann, wenn dieses ystem mindestens so gut ist wie das, was wir mit dem uropäischen Bündelpatent haben, können wir darüber eden, wie wir das bestehende System ändern wollen. ir müssen die Frage der hohen Kosten der Übersetung von Patenten zufrieden stellend lösen. Wir werden uns auf europäischer Ebene mit dem hema „geistiges Eigentum“ im nächsten Jahr sehr bechäftigen. Wir werden uns während unserer Präsidentchaft im Europäischen Rat damit auseinander zu setzen aben, wie man ein europäisches Gemeinschaftspatent chaffen kann. Die Europäische Kommission will noch m Dezember einen neuen Standpunkt dazu vorlegen, on dem wir hoffen, dass sich die Punkte, die ich eben ngesprochen habe – als Voraussetzungen dafür, dass eutschland dem zustimmen kann –, darin wiederfinden erden. Wir werden das auch im Kreise der G 8 – Sie wissen, eutschland wird auch die G-8-Präsidentschaft überehmen – zu einem Thema machen. Die Innenund Jusizminister der G 8 werden sich im Mai in München tref Bundesministerin Brigitte Zypries fen. Wir wollen dort internationale Standards abgleichen und uns mit der Frage beschäftigen, ob wir eine Ergänzung der WIPO-Standards für geistiges Eigentum brauchen. Wir wollen im Kreis der G 8 außerdem diskutieren, ob wir eine Veränderung der Strafvorschriften und Verfolgungsmöglichkeiten brauchen. Das geistige Eigentum ist für Staaten wie Deutschland, die nicht über Rohstoffe verfügen, ein besonders wichtiges Thema. Wir alle müssen uns darüber im Klaren sein, dass Schutz des geistigen Eigentums heißt: Schutz unserer Arbeitsplätze und unseres Wohlstands. Das ist uns in diesem Hause aller Anstrengungen wert. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Lassen Sie mich zum Schluss noch einen Dank an den
Haushaltsausschuss aussprechen, der die besondere Si-
tuation des Bundesministeriums der Justiz und des Bun-
desverfassungsgerichts in einem Beschluss berücksich-
tigt hat, der für die Versorgungsausgaben eine Umlage
vorsieht, die bisher zentral veranschlagt waren und nun-
mehr in den Plänen der einzelnen Ressorts ausgewiesen
werden. Sie wissen, dass das bei einem Haushaltsplan,
der ganz überwiegend aus Personalkosten besteht, be-
sonders problematisch ist. Ich möchte deshalb dem
Haushaltsausschuss, der auf Antrag der Abgeordneten
Lothar Binding, Dr. Ole Schröder und Otto Fricke den
Beschluss gefasst hat, ganz besonders danken. In diesem
heißt es nämlich:

Die Erfüllung verfassungsmäßig vorgegebener
Aufgaben darf nicht durch überproportionale Be-
lastungen aus strukturell bedingten hohen Anteilen
der Versorgungsausgaben in dem Einzelplan 07
– BMJ – … und dem Einzelplan 19 – Bundesver-
fassungsgericht – … gefährdet werden.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Da hat er Recht!)


Ich danke Ihnen, dass Sie in dieser Art und Weise vo-
rausschauend auf die Haushaltsaufstellung für das
Jahr 2008 reagiert haben.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und folgende! – Otto Fricke [FDP]: So sind Haushälter!)


– Und folgende. Deshalb habe ich das hier noch einmal
vorgelesen und allen zur Kenntnis gebracht. Das werden
dann Haushaltsverhandlungen – der Kollege Diller lacht
schon freundlich –, bei denen wir gemeinsam sehen
müssen, wie wir die in unserem Land allgemein als gut
anerkannte Rechtspflege auch personell so ausstatten,
dass sie ihre Aufgabe weiter erfüllen kann. In diesem
Sinne herzlichen Dank an den Haushaltsausschuss.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606514400

Das Wort hat der Kollege Wolfgang Nešković für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten amen und Herren! Sehr verehrte Frau Ministerin ypries! Das Schlechte an dem heute zu beratenden inzelplan 07, Justiz, ist nicht, dass die finanziellen Zueisungen unter der einen oder anderen Kennziffer auf eite soundso etwas großzügiger hätten ausfallen könen. Das Schlechte an diesem Einzelplan ist, dass er so chlecht ist wie seine Vorgängerpläne. enn die deutsche Justiz ist seit Jahren chronisch unterinanziert. (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Die 200 wissenschaftlichen Mitarbeiter nicht zu vergessen!)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1606514500

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


er aktuell vorliegende Einzelplan hilft diesem Zustand
uf der Ebene der obersten Bundesgerichte erneut nicht
b.

Viele in diesem Haus finden schmale Justizhaus-
alte überhaupt nicht ungewöhnlich, sie sind der Regel-
all, sie werden nicht hinterfragt, sie sind das Normale.

enn Menschen definieren, was das Normale ist, dann
enennen sie allzu oft lediglich das, woran sie sich ge-
öhnt haben. Der Zustand der Gewöhnung mag ein

riedlicher sein, er ist allerdings völlig untauglich für die
rmittlung dessen, was notwendig und angemessen ist.
ieser Gewöhnung möchte ich entgegenwirken. Die

ustiz ist nicht irgendein Aufgabenbereich des Staates,
ie ist unentbehrlicher Mindestbestandteil des sozialen
echtsstaates.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Richtig!)


Viele von uns haben die Fußball-Weltmeisterschaft
n diesem Land genossen. Für eine kurze Zeit wurden
ogar die ernsten Angelegenheiten der Politik von der
egeisterung über die schönste Nebensache der Welt
berstrahlt. Die besten und teuersten Spieler der ganzen
elt traten zum Wettkampf gegeneinander an.

Es gab aber nicht nur 22 Spieler auf dem Platz, son-
ern es bewegten sich noch drei weitere Personen auf
em Spielfeld.


(Dirk Manzewski [SPD]: Die waren eher schlechter!)


ch meine die Schiedsrichter, die mit einigen tausend
uro Spesen abgefunden wurden, während sie bei man-
hen Spielen von Spielern umringt wurden, deren Ver-
ögen im dreistelligen Millionenbereich liegt.


(Dr. Sascha Raabe [SPD]: Können Sie zum Thema sprechen?)


Nun stellen Sie sich ein Fußballspiel ohne Schieds-
ichter vor. Es könnte nicht funktionieren; denn es wäre
in Spiel ohne durchsetzbare Regeln. Chaos! Niemand
ürde ein solches Spiel sehen wollen; denn es wäre
berhaupt keines mehr.


(Andrea Astrid Voßhoff [CDU/CSU]: Was wollen Sie denn jetzt sagen?)







(A) )



(B) )


Wolfgang NeškoviæWolfgang Nešković
Es ist also der vergleichsweise schlecht bezahlte Mann
in Schwarz, der das Spiel überhaupt erst ermöglicht, in-
dem er die Spielregeln durchsetzt.


(Zuruf von der SPD: Oh, die armen Richter!)


Im Spiel unserer Gesellschaft sind es die Richterin-
nen und Richter, die die Regeln unserer Gesellschaft
durchsetzen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind ja so schlecht bezahlt! – Otto Fricke [FDP]: Sind die schlecht bezahlt?)


Auch sie kosten wenig und sind dennoch unentbehrlich
für den Zusammenhalt und die Funktionsfähigkeit unse-
rer Gesellschaft.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alles Hartz-IV-Opfer in diesem Land!)


Deswegen ist es bei dieser Sachlage völlig unverständ-
lich, dass wir der Justiz nicht die sächlichen und perso-
nellen Mittel zur Verfügung stellen, die sie braucht, um
dieser unentbehrlichen Funktion gerecht zu werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Aus diesem Grunde ist es nicht ausreichend, die Aus-
gaben für die Justiz allenfalls stabil zu halten. Wir benö-
tigen die Bereitschaft zu deutlichen Mehrausgaben. Wir
brauchen diese Mehrausgaben, um den ansteigenden
Anforderungen bei gleich bleibender Qualität gerecht zu
werden.


(Christine Lambrecht [SPD]: Mehr Referenten für die Bundesrichter!)


Die steigende Arbeitslast an den Gerichten führt dazu,
dass die Richterinnen und Richter keine Zeit mehr für
die Parteien und ihre Probleme haben. Das nehmen Sie
nur nicht wahr. Ich empfehle Ihnen, einmal auszu-
schwärmen und sich bei den Leuten zu erkundigen, wie
sie die Lebenswirklichkeit bei den Gerichten erleben.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir reden nicht über die Landeshaushalte! – Christine Lambrecht [SPD]: Er will Referenten für Bundesrichter!)


In fast allen Völkern und zu fast allen Zeiten galten
die Rechtshüter auch als Hüter der Zeit. Sie hüten das
Recht nicht nur in der Zeit, in der sie richten, sondern
Zeit ist genau das, was sie für die schwierige Aufgabe
brauchen, die ihnen anvertraut ist, nämlich Recht von
Unrecht zu trennen. Der Wahrheit Mutter ist nämlich die
Zeit und nicht der richterliche Erledigungsautomat. Ihre
Haushaltspläne führen aber genau dazu.


(Beifall bei der LINKEN – Andreas Schmidt [Mülheim] [CDU/CSU]: Das ist doch Ländersache!)


Wir benötigen Mehrausgaben für die Justiz aber auch
und vor allem darum, um den Anspruch an eine sozial-
staatlich orientierte Justiz endlich einzulösen.

Ich erinnere dazu an die Motivlage bei der Beratung
unseres Grundgesetzes. Carlo Schmid beantragte seiner-
zeit, das Prinzip des sozialen Rechtsstaates in das

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(C (D rundgesetz aufzunehmen. Den Beratungen dieses Anrags lag eine Studie von Hermann Heller – die Sozialde okraten sollten ihn gut kennen – aus dem Jahre 1930 ugrunde. Hermann Heller vertrat darin die These, dass ur die Fortentwicklung des liberalen Rechtsstaates – im inne der FDP – in einen sozialen Rechtsstaat ein Umchlagen in die Diktatur verhindern könne. Heller wird s nicht gerne gesehen haben, wie schnell und unerhört rausam ihm die Geschichte Recht gab. Es wäre ein groer Fehler und ein Akt der Überheblichkeit, anzunehen, dass diese These Hellers nicht erneut bestätigt wer en kann. Ich will Ihnen daher sagen, über welchen Erkenntnisorsprung Hermann Heller 1930 verfügte, den auch arlo Schmid 1948 beachtete, damit Sie heute, im ahre 2006, bei der Beschließung des Einzelplanes 07 icht wieder in die übliche Gewöhnung an schmale aushaltspläne verfallen. Heller sah die Notwendigkeit, ie Vorstellung vom klassischen liberalen Rechtsstaat ortzuentwickeln, da dessen Recht und Justiz die Freiheit ur im formalen Sinne garantierte. Ob nun jemand als bdachloser frei über das Land zieht oder ein anderer in freies Unternehmen gründet: Formal frei sind sie dain beide. Sie werden ihre Freiheit aber ganz verschieden ls Last oder Lust wahrnehmen. Last und Lust treffen sich an der Wahlurne wieder. eller sah daher die Notwendigkeit, die Zustimmung der enschen zur Demokratie über die gleichmäßige Geähr realer Freiheit zu gewinnen und zu erhalten. Wer enig im Leben hat, braucht demnach viel Unterstüt ung durch das Recht, und wer viel im Leben hat, den uss das Recht nicht noch weiter mästen. Für Heller waren Recht und Justiz also nicht ignoante Gleichbehandler, sondern bewusste Gleichmacher, ie zu den unterschiedlichen materiellen Lebenssituatioen der Menschen einen gesunden Ausgleich zu schafen haben. Was meinen Sie, wie es sich mit dieser Theoie vertrüge, die Prozesskostenhilfe zu beschränken? Was denken Sie, wie es mit dieser Theorie einhergeht, en Zugang zu den Gerichten von der Höhe des Streitertes abhängig zu machen? Was meinen Sie, was eller wohl zur Einführung einer Sozialgerichtsgebühr u sagen gehabt hätte? Was glauben Sie, wen eine chlecht ausgestattete Justiz wohl härter trifft: den Besergestellten, der zur Not den Weg der privaten Streitchlichtung beschreitet, oder den von Ihnen gerade neu ahrgenommenen Angehörigen der Unterschicht? Wer ist wohl eher auf einen mit Zeit ausgestatteten, lso ausgeruhten und konzentrierten Richter angewieen? Ist es der Hartz-IV-Empfänger, der zur Feststellung er Rechtmäßigkeit seines Leistungsbescheides in der rsten Instanz prozessiert, oder der Unternehmer, der an rgendeinem Landgericht in der Verhandlungspause beeits mit seinem Anwalt die Möglichkeiten einer Beruung berät? Die Antworten liegen auf der Hand: Sie liegen in der erfassung. Denn der eingangs erwähnte Antrag Carlo chmids hatte Erfolg und wirkt somit bis heute. Wolfgang NeškoviæWolfgang Nešković Ob Sie es wollen oder nicht: Die Theorie Hellers hat es bis ins Grundgesetz geschafft. Das können Sie wegen der Ewigkeitsklausel in Art. 79 Abs. 3 des Grundgesetzes nicht ändern. Sie können es allenfalls ignorieren und genau das tun Sie. Wir leben in einem Staat, in den dieses Prinzip Eingang gefunden hat. Im sozialen Rechtsstaat des Grundgesetzes, in dem wir leben, gibt es diese Wahl für den Gesetzgeber nicht. In ihm gibt es keine Gerechtigkeit nach Kassenlage; vielmehr hat sich die Kassenlage nach den Anforderungen der Gerechtigkeit zu richten. Über nichts anderes stimmen Sie heute ab. (Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Abpfiff!)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606514600

Kollege Nešković, können Sie bitte zum Schluss

kommen.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1606514700

Ich komme zum Ende. – Sie entscheiden heute also

nicht wieder aus alter Gewöhnung über den wie gewöhn-
lich zu schmal geratenen Etat für das gewöhnliche Jus-
tizwesen. Sie entscheiden heute über einen Haushalt, der
dem sozialen Rechtsstaat in keiner Weise gerecht wird.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606514800

Das Wort hat der Kollege Dr. Ole Schröder für die

Unionsfraktion.


Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1606514900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Vorweg mein Dank an Sie, Frau Ministerin, und
Ihr gesamtes Haus für die gute Zusammenarbeit bei der
Aufstellung dieses Haushalts. Vielen Dank auch an den
Kollegen und Hauptberichterstatter Lothar Binding und
die Mitberichterstatter für die gute Zusammenarbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


In den vergangenen Debatten über diese Einzelpläne
wurde regelmäßig darauf hingewiesen, dass die Etats der
Einzelpläne für das Bundesministerium der Justiz und
das Bundesverfassungsgericht gemessen am gesamten
Ausgabevolumen sehr klein sind. Der Etat für diese Ein-
zelpläne beträgt nicht einmal 1,8 Promille der Gesamt-
ausgaben.

Was sagt uns diese Zahl eigentlich? Keinesfalls darf
man von der Höhe der Ausgaben auf die Bedeutung der
Institutionen schließen. Beim Bundesverfassungsgericht
ist diese Gefahr relativ gering. Wir sind uns darüber im
Klaren, wie bedeutend diese Institution ist. Dagegen gibt
es auch Institutionen wie das Deutsche Patent- und Mar-
kenamt, die keine oder nur wenig mediale Aufmerksam-
keit genießen. Dennoch ist deren Bedeutung für
Deutschland als Wirtschafts- und Technologiestandort
immens.

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(C (D Kann man also im Umkehrschluss feststellen, dass ir zu wenig Geld für diese Einzelpläne aufbringen? enn beispielsweise Gerichtsverfahren objektiv zu ange dauern, dann ist es – insbesondere für die Opposiion – die einfachste Lösung, mehr Geld für mehr Richer zu fordern. Doch auch wenn wir die Frage der Zuständigkeit von und oder Ländern – es wäre auch einmal klarzustellen, ass insbesondere die Länder für die finanzielle Ausstatung der Gerichte zuständig sind – eiseite lassen, greift dieser Vorwurf allemal zu kurz. icht nur aufgrund der notwendigen Konsolidierung der ffentlichen Haushalte, aber besonders aus diesem rund können wir es uns nicht leisten, nur die Symp ome dieses Problems zu behandeln. Intelligenter ist, ich auch mit den Ursachen – in diesem Fall von langen erichtsverfahren – auseinander zu setzen. Eine wichtige Maßnahme für mehr Effizienz betrifft ns alle, die Abgeordneten, den Gesetzgeber. Wir müsen alles versuchen, um die Regelungsdichte und die omplexität so gering wie möglich zu halten. Wir haben it der Einsetzung des Normenkontrollrates, der Einfüh ung eines Gesetzes-TÜV und unserer Initiative zugunsen einer verständlicheren Sprache in Gesetzen und Verrdnungen einen wichtigen Anfang gemacht. Natürlich üssen sich unsere Gerichte die Frage gefallen lassen, b sie effizient arbeiten. Es ist nicht einzusehen, dass eutsche Gerichte beispielsweise in Scheidungsfällen angsamer arbeiten als im europäischen Durchschnitt. Auch nach den Beratungen im Haushaltsausschuss ilt für die beiden zur Diskussion stehenden Einzelpläne roße Kontinuität in der Ausgabenentwicklung. Daher ann ich mich auf drei wesentliche Punkte beschränken. Der erste Punkt ist die kommende EU-Ratspräsientschaft Deutschlands. Diese kostet Geld. Aus dieem Grund haben wir die Haushaltsansätze des Bundesustizministeriums maßvoll, das heißt um weniger als Millionen Euro, erhöht. Auf der anderen Seite bietet iese Ratspräsidentschaft auch dem Bundesministerium er Justiz große Chancen. Insbesondere die europäische esetzgebung trägt in erheblichem Maße dazu bei, dass er gesetzliche Regelungsrahmen zunehmend dichter nd komplexer wird. Dem BMJ bietet sich nun die Mögichkeit, dafür zu sorgen, dass nicht ständig neue und omplexere Richtlinien und Verordnungen in Kraft treen, sondern dass Richtlinien und Verordnungen abgechafft werden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Daniela Raab [CDU/CSU]: So ist es!)


ann wird die EU-Ratspräsidentschaft nicht nur ein
usgabenposten im Einzelplan, sondern eine wichtige

nvestition in weniger Bürokratie sein.

Ein weiterer Gegenstand intensiver Beratungen war
as Deutsche Patent- und Markenamt. Hier haben wir
owohl bei den Stellen als auch bei den Mitteln für In-
estitionen in die Informationstechnologie aufgestockt.
or einigen Jahren hat sich beim Deutschen Patent- und






(A) )



(B) )


Dr. Ole Schröder
Markenamt ein massiver Patentanmeldestau entwickelt,
der erst durch den Einsatz zusätzlicher Prüfer abgebaut
werden konnte. Hätten wir nicht reagiert und dem Deut-
schen Patent- und Markenamt nicht zusätzliche Stellen
bewilligt, dann wäre der Grundstein für einen weiteren
Patentanmeldestau gelegt worden. Qualifiziertes Perso-
nal ist das eine. Wichtig ist aber auch die Informa-
tionstechnologie. Man darf nicht vergessen, dass es mitt-
lerweile um die Verarbeitung und Bewertung von
30 Millionen Patentschriften geht. In keinem anderen
Patentamt in Europa gehen so viele neue Patentanmel-
dungen ein wie beim DPMA. Damit das auch in Zukunft
so bleibt, stellen wir 4,5 Millionen Euro für das Projekt
„elektronische Schutzakte“ bereit. Das ist eine wichtige
Investition in den Technologiestandort Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der dritte und letzte Punkt, den ich anspreche, ist die
Gründung des Bundesamtes für Justiz. Es wird beste-
hende Aufgaben vom Bundesjustizministerium und vom
Generalbundesanwalt übernehmen. Das ist notwendig,
weil im Laufe der Jahre dem Ministerium und dem Ge-
neralbundesanwalt relativ wahllos Aufgaben übertragen
wurden, ohne dass diese Aufgaben richtig zu den Häu-
sern gepasst hätten. Diese Neugründung wurde sehr kos-
tengünstig über die Bühne gebracht. Wir haben hierfür
lediglich 400 000 Euro veranschlagt. Wir gehen davon
aus, dass diese Mittel noch nicht einmal ausgeschöpft
werden. Entscheidend ist aber, dass wir in Zukunft auf-
grund von Synergieeffekten in erheblichem Maße ein-
sparen können und dass der Service für die Bürger ver-
bessert werden kann.

Das Modell des BMJ, die Reduzierung auf die minis-
teriellen Kernaufgaben, verbunden mit der Ausgliede-
rung nicht ministerieller Tätigkeiten in nachgelagerte
Bereiche, kann ein Vorbild für andere Häuser sein. Ich
denke insbesondere an die Diskussion, die jetzt im Bun-
desministerium des Innern über die Gründung eines
Bundespolizeipräsidiums geführt wird.

Ich habe bereits bei der Diskussion über das Gesetz
zur Errichtung des Bundesamts für Justiz gesagt, dass
wir diesen Weg konsequent fortsetzen müssen. Es muss
uns klar sein, dass für eine Außenstelle des Bundes-
ministeriums der Justiz in Bonn jetzt wirklich keine Not-
wendigkeit mehr besteht. Hier steht uns aber das Berlin-
Bonn-Gesetz im Wege. Wir haben deshalb im Haushalts-
ausschuss beschlossen, dass wir nochmals den Bundes-
rechnungshof auffordern wollen, die Arbeitsteilung der
Ministerien zwischen Berlin und Bonn zu untersuchen.
Wir sollten diese Analyse zum Anlass nehmen, das Ber-
lin-Bonn-Gesetz entsprechend zu ändern.

Schönen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606515000

Das Wort hat der Kollege Jerzy Montag für die Frak-

tion des Bündnisses 90/Die Grünen.

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(C (D (Joachim Stünker [SPD]: Herr Montag, seien Sie friedlich!)



Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1606515100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der

aushalt des Bundesjustizministeriums ist immer noch
lein und immer noch fein. Mit 0,17 Prozent des Ge-
amthaushalts kann er weder viel zur Sanierung der
taatsfinanzen beitragen noch diese ernsthaft beschädi-
en. Bei einem Deckungsgrad von 69,6 Prozent ist der
ustizhaushalt vorbildlich. Allerdings, Frau Ministerin,
atten wir früher schon einmal einen Deckungsgrad von
eit über 70 Prozent.

Das neue Bundesamt für Justiz hat den Justizhaushalt,
ie von der Ministerin versprochen, nicht belastet. Das

rkennen wir an. Deshalb haben wir Grünen dem Einzel-
tat des Bundesjustizministeriums und des Bundesver-
assungsgerichts im Rechtsausschuss zugestimmt und
icht wie die Linke krampfhaft lange nach einem Haar in
er Suppe gesucht, um aus Prinzip auch dazu Nein sagen
u können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ie von der Linken geforderte Verlegung des Bundes-
mts für Justiz von Bonn in den Osten Deutschlands ist
lanker Populismus und angesichts der Tatsache, dass
ich der Kernbereich des neuen Bundesamts für Justiz
it dem Bundeszentralregister schon seit Jahren in Bonn

efindet, sachlich nicht zu begründen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da ist der Wahlkreis von Nešković!)


Nein, ist er nicht.

Die Ministerin hat letzte Woche zusammen mit dem
nnenminister der Öffentlichkeit den Zweiten Periodi-
chen Sicherheitsbericht vorgestellt. Er berührt Kern-
ereiche der Rechtspolitik, weshalb ich mich ihm heute
idmen will. Politik beginnt mit dem Erfassen der Wirk-

ichkeit und Kriminalpolitik als ein immer in der öffent-
ichen Debatte stehender Teil der Rechtspolitik mit dem
rfassen der tatsächlichen und nicht der gefühlten
icherheitslage. Um wirksame Konzepte zur Kriminali-

ätsbekämpfung entwickeln zu können, braucht die Poli-
ik eine verlässliche Bestandsaufnahme der Kriminali-
ätslage, die über die bloße Analyse der Statistiken
inausgeht. So jedenfalls haben Sie es, Frau Zypries, ge-
chrieben.

Es ist erstaunlich, aber wahr, dass erst unter Rot-Grün
it einer solchen systematischen Erfassung der Wirk-

ichkeit begonnen wurde.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Hört! Hört!)


oraussetzung war und ist eine breit gefächerte Aufar-
eitung und Analyse des vorhandenen Datenmaterials
nter kriminologischen, unter soziologischen, unter
echtswissenschaftlichen und unter statistischen Aspek-
en. So steht es im Sicherheitsbericht. Der erste stammt
us dem Jahr 2001. Er erfasste naturgemäß die Entwick-
ung der Kriminalität aus der Zeit der unionsgeführten






(A) )



(B) )


Jerzy Montag
Kohl-Regierung. Der zweite Sicherheitsbericht, der aus
dem Jahr 2006, erfasst die Entwicklung bis zum
Jahr 2005. Er ist so etwas wie der kriminalpolitische Re-
chenschaftsbericht der beiden rot-grünen Regierungen.
Deshalb habe ich mit Spannung und mit Interesse auf
diesen Rechenschaftsbericht gewartet. Was haben wir
aus diesem Bericht erfahren? Die Zusammenfassung zu-
erst: Deutschland war unter Rot-Grün eines der sichers-
ten Länder der Welt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Deutschland nimmt auf der Kriminalitätsskala in Europa
den ruhmreichen letzten Platz ein. Noch 1994, also in
unionsgeführten Zeiten, lagen wir bei Kapitalverbrechen
wie Mord und Totschlag in Europa über dem Durch-
schnitt, heute weit darunter. In den Bereichen Raub und
Erpressung ist Deutschland das einzige Land Europas
mit zurückgehenden Deliktraten.


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Das ist alles Ländersache! Da können wir uns in Bayern sehen lassen!)


Entgegen politisch und medial geschürten Ängsten vor
einer überbordenden Kriminalität hat in den letzten Jahr-
zehnten, insbesondere in den letzten sieben Jahren der
rot-grünen Kriminalitätspolitik, die Opfergefährdung
durch Vergewaltigungen, sexuelle Nötigungen, sexuelle
Übergriffe gegenüber Kindern und durch Mord und Tot-
schlag nicht zugenommen. Ganz im Gegenteil, wir ha-
ben deutliche Rückgänge zu verzeichnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Der Bericht spricht insoweit unter Hinweis auf immer
wieder in der Öffentlichkeit und in den Medien breit he-
rausgestellte Einzelfälle von einem drastisch verzerrten
Bild des Kriminalgeschehens in der Öffentlichkeit. Eine
allgemeine Brutalisierung unserer Gesellschaft, von vie-
len immer wieder beschworen und herbeigeredet, ist
nicht nachweisbar.

Bis Ende der 90er-Jahre war eine Zunahme der
Jugenddelinquenz zu verzeichnen. Seit 1999 ist dieser
Anstieg in fast allen Deliktarten der Jugenddelinquenz
gestoppt; er geht überwiegend zurück, zum Teil sehr
deutlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Opfer der Gewaltdelikte Jugendlicher sind überwiegend
Gleichaltrige, nicht ältere Menschen. Opfer von Gewalt
Erwachsener sind überwiegend junge Menschen und
Kinder. Das alles wird weder in der „Bild“-Zeitung pu-
bliziert, noch findet es sich in den sicherheitspolitischen
Analysen der Union.

Besonders wichtig finde ich im Sicherheitsbericht,
dass die Wirkungen des erhöhten Anzeigeverhaltens und
die Ergebnisse der Dunkelfeldforschung ins Verhältnis
zu den Deliktbereichen gesetzt werden, bei denen An-
stiege der angezeigten Kriminalität zu verzeichnen sind.
Das ist traditionell das Betätigungsfeld konservativer

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(C (D riminalitätspolitik. Jetzt können wir schwarz auf weiß esen, dass Anstiege in bestimmten Bereichen der gealttätigen Jugenddelinquenz kein Beleg für eine immer rutalere Jugend sind, sondern die Zahlen deswegen anteigen, weil die Menschen Gewalt immer weniger akeptieren und durch Anzeigen aus dem Dunkelfeld ans icht der Öffentlichkeit bringen. Dies haben wir Grünen n kriminalpolitischen Debatten gegen den Populismus er Union immer wieder argumentiert. Bei jedem Einelfall haben wir uns geweigert, gleich nach Strafrechtserschärfungen und neuen Gesetzen zu rufen. Unseren oalitionspartner konnten wir nicht immer, aber immer ieder überzeugen. Die Union aber erlag und erliegt wie ine Süchtige immer wieder der Versuchung, einen billien Punkt in der Debatte zu machen und auf die Pauke er Repression zu hauen. o können wir feststellen, dass Sie im Sicherheitsbericht ber unsere Regierungszeit zu vernünftigen Schlussfolerungen kommen, (Klaus Uwe Benneter [SPD]: So ist es! Lebenslanges Lernen!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ber schon die erste Bewährungsprobe dieses neuen ra-
ionalen Ansatzes bei Ihnen gescheitert ist.

Gestern hat ein 18-jähriger Amokläufer in einer
chule in Nordrhein-Westfalen viele Menschen verletzt.
eute sind die Zeitungen voll mit Vorschlägen aus den
eihen der Union zu strengerem Jugendschutz, zu neuen
erboten und neuen Strafen.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das haben Sie falsch verstanden!)


hne gesicherte Kenntnisse, ohne Sinn und Verstand
auen Kollegen des Regierungslagers auf die Repres-
ionspauke. Dabei müsste uns aufhorchen lassen, dass
er 18-Jährige über seine Erfahrung als Jugendlicher in
einer Schule geschrieben haben soll: Das Einzige, was
ir die Schule beigebracht hat, ist, dass ich ein Versager

in.

Wenn wir Grünen Ihre kriminalpolitische Tagespoli-
ik, Ihr rechtspolitisches Programm in Ihrer Koalitions-
ereinbarung und Ihre rechtspolitischen Vorstöße über
en Bundesrat bewerten, dann ist keine Entwarnung an-
esagt. Danke, dass Sie uns für unsere Regierungszeit im
icherheitsbericht so gelobt haben! Aber die Umsetzung
er im Sicherheitsbericht zu Papier gebrachten Grund-
ätze einer rationalen Kriminalitätspolitik in die Tages-
olitik haben Sie noch vor sich.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Dafür sorgen wir!)


ir werden Ihnen dabei nach Kräften helfen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606515200

Das Wort hat der Kollege Lothar Binding für die

PD-Fraktion.






(A) )



(B) )


Lothar Binding (SPD):
Rede ID: ID1606515300

Sehr verehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Zum Haushalt und zu den Einzelplänen
haben wir schon viel gehört und ich frage mich inzwi-
schen – ich sitze seit 10 Uhr hier –, warum eigentlich so
ein guter Haushalt in so unterschiedlichem Licht er-
scheint.


(Joachim Stünker [SPD]: Erklär mal!)


Ich will versuchen, das an drei Beispielen, die ich heute
hören konnte, zu erläutern.

Herr Koppelin fragte heute Morgen gegen 10.14 Uhr:
Wie können Sie, Frau Kanzlerin – er schaute ganz vor-
wurfsvoll zu ihr herüber –, eigentlich Geld ausgeben, das
Sie noch gar nicht haben? Da habe ich mich gefragt: Wie
kann das jemand von der FDP fragen, obwohl die FDP
39 Jahre lang genau das gemacht hat? Die FDP hat das
praktiziert und dabei sämtliche Verfahren in dieser Rich-
tung angewandt. Dennoch stellt sich ein FDP-Vertreter
hierhin und stellt diese Frage.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie Recht, Herr Kollege!)


Frau Lötzsch von der Linken hat gesagt, die große
Koalition sei immer dann erfolgreich gewesen, wenn sie
den Vorschlägen der Linken gefolgt sei.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das stimmt ja auch!)


Man muss schwer aufpassen, dass man sich nicht ver-
hebt; die Bandscheiben danken dafür.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Es ist immer ein schönes Gefühl, jemandem zu folgen,
der Geld ausgibt, etwa in der Zeit vor Weihnachten. Der
Unterschied zwischen Ihnen, Frau Lötzsch, und uns be-
steht darin, dass wir versuchen, Ausgaben im Haushalt
zu decken: Wir kümmern uns auch um entsprechende
Einnahmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Andrea Astrid Voßhoff [CDU/CSU] und des Abg. Dr. Ole Schröder [CDU/CSU])


Wer so vorgeht, hat andere Probleme als jemand, der
sich nur um die Ausgaben kümmert. Es stimmt: Immer
wenn wir Geld ausgeben – auch in Ihrem Sinne –, hat
das ein positives Moment.

Ich möchte auf Anja Hajduk zu sprechen kommen.
Sie hat uns etwas vorgerechnet. Das möchte ich gerne
nachrechnen. Sie hat gesagt – das zeigt, in welchen Ka-
tegorien von Haushalt man eigentlich denkt, welche
Haushaltsgrundsätze man hat –: Die Pflegeversicherung
kostet den Arbeitnehmer und den Arbeitgeber 1,7 Pro-
zent; die Reform fehlt noch. Das stimmt. Auch ich ma-
che der großen Koalition – allzu lange existiert sie noch
nicht – einen kleinen Vorwurf. Frau Hajduk hat also ge-
sagt: Die Verantwortung hat die große Koalition. Nach
Frau Hajduks Rechnung wird der Beitragssatz in der

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(C (D rankenversicherung – er beträgt heute durchschnittlich 4,3 Prozent – auf 15 Prozent steigen. Auch das stimmt. rau Hajduk hat gesagt: Die Verantwortung hat die roße Koalition. – Sie nicken. Wir sind uns hundertproentig einig. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt auch!)


er Beitragssatz in der Rentenversicherung – derzeit
iegt er bei 19,5 Prozent – steigt auf – ich gehe auf kei-
en der Gründe ein – 19,9 Prozent. Das stimmt hundert-
rozentig. Frau Hajduk hat gesagt: Die Verantwortung
at die große Koalition. Der Beitragssatz in der Arbeits-
osenversicherung sinkt von 6,5 Prozent auf 4,2 Prozent.
rau Hajduk hat bezüglich der Verantwortung gesagt:
as ist die Folgewirkung der langfristig angelegten, gu-

en rot-grünen Politik und ein Ergebnis der Arbeit der
undesanstalt für Arbeit.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Eine solche Differenzierung vorzunehmen, ist natür-
ich wunderbar. Sie muss mir noch erklären – ich konnte
ie noch nicht fragen –, wie sie aufgrund der von ihr
enannten Zahlen zu einer Gesamtbelastung von – bis-
er – 40,7 Prozent kommt, um dann die Entlastung von
,2 Prozent zu einer Belastung von 0,1 Prozent umzu-
echnen und so zu einer Gesamtbelastung von 40,8 Pro-
ent zu kommen. Zum Schluss hat Frau Hajduk addiert
nd darauf hingewiesen, dass die Erhöhung der Mehr-
ertsteuer um 3 Prozentpunkte hinzukommt.


(Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU)


Wer so rechnet, der muss den Haushalt zugegebener-
aßen zwingend anders betrachten als wir. Deshalb ist

nser Urteil „guter Haushalt“ wahrscheinlich richtig und
hr Urteil „schlechter Haushalt“ falsch.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich will noch eine Bemerkung zu einer Frage machen,
ie Ulla Schmidt gestellt hat. Ulla Schmidt hat gefragt,
elcher der vielen Kritiker oder Kritikaster eigentlich

ubstanzielle eigene Vorschläge gemacht hat. Den lautes-
en Zwischenruf hat Herr Niebel gemacht: Wir! – Schaut

an einmal nach, was Sie vorgeschlagen haben – Sie
achen viele große Reformvorschläge –, stellt man fest,

ass Sie die gesetzliche Krankenversicherung abschaffen
ollen. Jeder soll an sich denken und alles soll privati-

iert werden. Das ist ein super Modell – völlig klar –;
uch die Abschaffung der Bundesanstalt für Arbeit ist
ine ganz tolle Idee. Wie man sie ersetzt, ist eine zweite
rage. Sie wollen dieses Steuersystem abschaffen und es
urch ein besseres ersetzen, das zwar einfach, aber nicht
inanzierbar und total ungerecht ist.


(Jörg van Essen [FDP]: Die Vorschläge sind doch da!)


Jetzt möchte ich auf Herrn Nešković zu sprechen
ommen. Herr Nešković, Sie haben etwas vergessen.
etztes Jahr haben Sie etwas zu Arm und Reich gesagt.

ch habe Sie gefragt, ob Sie einmal prüfen können, wie






(A) )



(B) )


Lothar Binding (Heidelberg)

es Rot-Grün geschafft hat, den Spitzensteuersatz zu sen-
ken und gleichzeitig die Steuerlast der Millionäre zu er-
höhen. Die Antwort wollten Sie heute geben, haben es
aber leider nicht getan. Das ist sehr bedauerlich.


(Wolfgang Nešković [DIE LINKE]: Ich bin gern bereit, Ihnen das privat zu erläutern!)


Auch dadurch leisten Sie keinen Beitrag zu einer verant-
wortlichen Haushaltspolitik.

Verantwortliche Haushaltspolitik kommt in diesem
Einzelplan zum Ausdruck, weil Ole Schröder, Otto
Fricke, Anna Lührmann, Roland Claus und Dr. Dietmar
Bartsch sehr gut zusammengearbeitet haben, und zwar
auf der Grundlage der Vorlagen des Ministeriums, bei
dem wir uns herzlich bedanken möchten. Es war sehr
kooperativ. Ich danke Brigitte Zypries, Herrn Schmitt-
Wellbrock und Axel Vogel. Auch Frau Dr. Barnstedt und
Herrn Köntopp vom Bundesverfassungsgericht möchte
ich erwähnen. Mit diesem gesamten Team kann man bei
der Erstellung des Haushalts sehr gut auch kritische
Punkte behandeln. Auf dieser Basis ist ein ausgezeichne-
ter Einzelplan zustande gekommen. Auf Einzelheiten
gehe ich nicht ein; denn das haben meine Vorredner hin-
reichend getan.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606515400

Für die FDP-Fraktion spricht nun der Kollege Otto

Fricke.


(Beifall bei der FDP)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1606515500

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Herr Binding, es ist schade, dass Sie nicht in der
Schlussrunde reden. Ich hätte Ihre Ausführungen da
gerne auch noch einmal gehört und wäre gespannt, ob
dann ebenso stark von Ihrer Fraktion applaudiert würde.

Die Debatte über den Justizhaushalt bringt die Not-
wendigkeit mit sich, dass man über Kosten sprechen
muss, nämlich über die Frage, wie viel der Rechtsstaat
uns kostet. Das ist unangenehm und das tut man nicht
gerne; aber der Rechtsstaat muss Geld kosten und er soll
auch Geld kosten. Wir diskutieren aber leider nicht da-
rüber, wie viel Geld wir bereit sind, für den Rechtsstaat
zu bezahlen. Der Rechtsstaat lebt nämlich von Voraus-
setzungen, die er selber nicht garantieren kann, nämlich
von Ressourcen.

Die erste Ressource ist das Geld. Darüber kann man
so viel reden, wie man will. Das gewährt im Bundes-
haushalt zum Teil auch der Haushalt des Bundesverfas-
sungsgerichts und zum Teil leider immer noch der Haus-
halt des Arbeits- und Sozialministeriums. Ich fordere Sie
noch einmal auf, Frau Ministerin Zypries: Holen Sie
während der großen Koalition die Verantwortung für das
Bundesarbeitsgericht und das Bundessozialgericht hi-
nüber zum Justizministerium. Es darf nicht sein, dass
zwischen zwei Ministerien, beide noch dazu SPD-ge-

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(C (D ührt, darüber diskutiert wird, wer denn nun von wem elche Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter oder nderes bekommt. Das ist ein Aberwitz. Außerdem ist aber zu sehen, dass der Rechtsstaat ehr als nur Geld kostet. Er kostet Verantwortung. Las en Sie mich zunächst auf die Diskussion zum Jugendtrafvollzug zu sprechen kommen. Keine Partei – das age ich ganz bewusst – kann sich hier für die letzten ahrzehnte von Schuld freisprechen. Der Bundestag hat esetze beschlossen, die der Bundesrat einfach hat ein chlafen lassen. Die jetzt gültige Kompetenzverteilung eht in eine andere Richtung. Ich glaube, dass die Läner relativ schnell sein werden und die ersten Gesetze emnächst kommen. Ich verwahre mich aber dagegen das sollten alle Rechtspolitiker tun –, dass man sofort, enn etwas falsch läuft, sagt, dass der Minister, in des en Verantwortungsbereich etwas aktuell fällt, schuld ist nd zurücktreten soll, und dann glaubt, damit die Proleme gelöst zu haben. Im Gegenteil: Das sind Scheinlöungen, die am eigentlichen Problem vorbeilaufen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich sage das auch deswegen, weil es natürlich richtig
st, dass wir dafür mehr Geld geben müssen. Dafür sind
war in dem Falle die Länder zuständig – Frau Ministe-
in, Sie haben Recht –, aber das Problem ist doch, dass
uch die Länder entsprechende Haushaltsschwierigkei-
en haben. Man muss dann eben schauen, Kollege
inding, woher das Geld genommen werden kann. Nun

ind es immer noch 19,6 Milliarden Euro, die der Bund
usätzlich aufnehmen muss, und über 40 Milliarden
uro an Zinsen. In solch einer Situation befinden sich
ie Länder eben auch.

Der Rechtsstaat braucht aber auch einen Kompass.
as Antidiskriminierungsgesetz ist schon angespro-

hen worden. Ich finde es bemerkenswert, dass ich in-
wischen Briefe von Gewerkschaftern bekomme, in de-
en sie von riesigen Problemen mit den Tarifverträgen
erichten, da sie gar nicht wüssten, ob diese mit diesem
esetz konform gingen. Vielleicht ist es so, dass die Ge-

ichte nicht wie befürchtet entscheiden. Aber wehe, es
ommt nachher dazu, dass innerhalb dieser Legislatur-
eriode noch das zweite, dritte, vierte oder fünfte Ände-
ungsgesetz nötig wird, nur weil die Koalition und in
ieser insbesondere die SPD sagt, man wolle gar nichts
ehr an dem ändern, was einmal unter Rot-Grün be-

chlossen wurde und was die CDU/CSU nachher mitma-
hen musste.

Auch bei der Urheberrechtsreform, die ja noch
ommen soll, müssen wir aufpassen, dass der Kompass
timmt. Ich fand es schon bemerkenswert, dass 90 welt-
eit bekannte Regisseure, die zum Teil in den USA le-
en, Ihnen, Frau Ministerin, sagen: Passen Sie auf, dass
icht nur die Verwerter das große Geld verdienen wer-
en, und sorgen Sie dafür, dass auch die Kreativen und
ie Urheber ihren Teil bekommen. Ich bitte Sie wirklich,
arauf zu achten, dass ein wesentlicher Punkt, der unser
and stark macht, nämlich Kreativität und kulturelle Be-

ätigung, nicht hinten herunterfällt.






(A) )



(B) )


Otto Fricke

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das machen wir! – Zuruf des Abg. Dirk Manzewski [SPD])


– Nein, es wird auch im zweiten Korb eine ganz wesent-
liche Rolle spielen. Lassen Sie sich das einmal von der
Ministerin erklären.

Eine Frage möchte ich noch kurz am Schluss anspre-
chen: Der BGH-Präsident Günter Hirsch hat eine sehr
bemerkenswerte Aussage gemacht: Der Gesetzgeber sei
der Komponist des Rechtsstaates und die Gerichte seien
diejenigen, die schauen müssten, wie sie das musikalisch
umsetzten. Es wurde auch noch gesagt: Wenn dem Ge-
setzgeber Takt und Tongefühl fehlen, wird die ganze
Melodie schief und schräg. Man kann sicherlich
schauen, was Sinn und Zweck eines Gesetzes sind. Aber
wenn der Gesetzgeber einen Viervierteltakt vorgibt,
dann kann ein Gericht nicht sagen, es finde einen Walzer
schöner, und einen Dreivierteltakt spielen. Es muss sich
vielmehr an den Viervierteltakt halten. Wir müssen ge-
nau aufpassen, dass Gerichte nicht zu Ersatzgesetzge-
bern werden.

Letzter Satz: Professor Johann Braun hat einmal eine
Aussage gemacht, der ich auf keinen Fall zustimme
– damit ich hier nicht missverstanden werde –: Auch
wenn Sie vom Recht nichts verstehen, Gesetzgeber kön-
nen Sie immer noch werden. – Wenn eine solche Auffas-
sung Eingang bei uns finden würde, dann würde uns das
letztlich den Rechtsstaat kosten. Das wollen wir nicht.
Deswegen ist dieser Haushalt so wichtig.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606515600

Das Wort hat der Kollege Dr. Jürgen Gehb für die

Unionsfraktion.


Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1606515700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Haus-

haltsdebatten geben nicht nur Anlass zu artigen Danksa-
gungen, sondern bieten auch eine Gelegenheit, einmal
über den Tellerrand zu schauen und nicht nur stakkato-
haft das Klein-Klein abzuarbeiten, also jedes Gesetz zu
untersuchen; sie ermöglichen, auch einmal Grundsätzli-
ches zu diskutieren.

Zu diesem Grundsätzlichen gehört für mich eine War-
nung des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts,
die er vor den Teilnehmern der 5. Medienakademie der
Friedrich-Naumann-Stiftung Anfang dieses Monats aus-
gesprochen hat. Ich zitiere aus dem „Tagesspiegel“ vom
4. November. Dort heißt es:

„Die Journalisten schüren den Aktionismus der Po-
litik“ … durch ihr ständiges Rufen nach dem Ge-
setzgeber bei jedem noch so kleinen Problem. Zei-
tungen, Rundfunk und Fernsehen trieben Regierung
und Parlament an, immer neue Gesetze zu erlassen



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(C (D Als weiteres Beispiel zitiert Papier ein „großes Magazin“ – den Namen verrät er nicht –, bei dem aktuell jeder Beitrag mit der Frage ende, warum dieses oder jenes Problem noch nicht gesetzlich geregelt sei. Wie 2005, bei der Vogelgrippenhysterie: „Wenn auf Usedom drei Vögel verenden, wird sofort die Gesetzgebungsmaschine angeworfen.“ (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war auf Rügen, Herr Kollege!)


Ich habe ja nur zitiert. Man muss ein Zitat korrekt wie-
ergeben, selbst wenn es nicht richtig ist, Herr Wieland;
as haben Sie doch bestimmt auch gelernt.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber richtig stellen!)


Nun will ich mir nicht jedes Wort von Präsident
apier zu Eigen machen; doch im Kern hat der Präsident
es Bundesverfassungsgerichts wohl Recht. Ständig
ird nach dem Gesetzgeber gerufen und wir Parlamen-

arier werden von den Medien, aber auch von vielen an-
eren Seiten, manchmal auch ein bisschen von der Mi-
isterialbürokratie, angesprochen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Kollege Gehb, Sie sind doch auch Täter!)


icht wahr, Herr Stünker, davon können wir ein Lied
ingen, wenn diese Herrschaften sogar an Podiumsdis-
ussionen teilnehmen und um jedes Wort und jedes Se-
ikolon ringen – und die Abgeordneten sitzen im Publi-

um und müssen zuhören. Eine gewisse politische
onkurrenz, die im Prinzip überhaupt nicht zu kritisie-

en ist, hat sicherlich ihren Anteil an der Gesetzgebungs-
aschinerie.

Trotzdem sollten wir uns immer wieder die Frage
tellen: Wie weit lassen wir uns auf dieses Treiben ein?
st es wirklich erstrebenswert, einem solchen Aktionis-
us zu frönen, nur weil dies von der Öffentlichkeit oder

on einflussreichen Medien oder von Lobbyisten erwar-
et wird? Ich bin jedenfalls froh, dass wir uns in der gro-
en Koalition diesen Fragen stellen und sie auch einmal
n dem Sinne beantworten, dass ein geplantes Gesetzge-
ungsprojekt nicht auf den Weg gebracht wird. Frau
inisterin, ich denke da an das Untätigkeitsrechtsbe-

elfsgesetz. Manchmal müssen die Parlamentarier die
egierung ein bisschen zur Raison rufen und dann wird
ine Kabinettsvorlage auch einmal abgesetzt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Wolfgang Nešković [DIE LINKE])


Um es deutlich zu sagen: Für mich kann auch der
elbstgenügsame Gesetzgeber ein wirklich guter Gesetz-
eber sein. Anders formuliert: Auch in der Rechtspolitik
ann weniger manchmal mehr sein. Ich bemühe noch
inmal Montesquieu. Letzte Woche musste ich Herrn
eck erklären, dass es sich dabei nicht um den Grafen
on Monte Christo handelt und dass das auch kein Mo-
ezar oder jemand aus der Haute Cuisine ist.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb
Montesquieu hat gesagt: Wenn es nicht notwendig ist,
ein Gesetz zu erlassen, ist es notwendig, kein Gesetz zu
erlassen. – Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

Meine Damen und Herren, diese Kultur des offenen
Wortes wünschte ich mir auch bei den Debatten um wei-
tere Staatsziele in unserer Verfassung.


(Jörg van Essen [FDP]: Sehr richtig!)


Ich habe hierüber in der ersten Lesung des Justizhaushal-
tes vieles gesagt, möchte aber heute mindestens für un-
sere Gruppe der Rechtspolitiker noch einmal eines he-
rausstellen: Viele der Anliegen, die als potenzielle
Staatsziele in der Diskussion sind, sind sicherlich mehr
als ehrenwert; gar keine Frage. Nach unserer Auffassung
wäre es aber eine geradezu dramatische Fehlentwick-
lung, wenn ein politisches Ziel oder ein Recht nur noch
dann als angemessen verortet gälte, wenn es auch seinen
Platz im Grundgesetz gefunden hätte. Das wäre eine völ-
lige Entwertung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, wie schnell
man hier auf eine abschüssige Bahn geraten kann, wird
für mich überdeutlich an einem Ausspruch des Präsiden-
ten des Deutschen Kinderschutzbundes in der gestrigen
Anhörung der Kinderkommission. In der „Leipziger
Volkszeitung“ wird Herr Hilgers wie folgt zitiert: Ich
fühle mich in einem Land nicht wohl, in dem der Tier-
schutz Staatsziel ist, der Kinderschutz aber nicht.

Das hat natürlich prima facie einen gewissen Charme.
Alle zucken zusammen. Aber genauso wenig, wie es ei-
nen Anspruch auf Gleichbehandlung im Unrecht gibt,
gibt es einen Anspruch auf Gleichbehandlung bei legis-
lativen Fehlleistungen.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wer hierin einen Wertungswi-
derspruch sieht, dem kann ich nur eines sagen: Einen
solchen könnte man auflösen, indem man den ursprüng-
lichen Fehler, sozusagen die Erbsünde, rückgängig
macht und das Staatsziel Tierschutz aus dem Grundge-
setz wieder herausnimmt. Aber bitte lassen Sie uns das
Grundgesetz, das durch seine Kargheit und Schlichtheit
besticht, nicht zu einem Neckermannkatalog verkom-
men!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie haben doch zugestimmt, Herr Kollege!)


Diese Vorsicht und Zurückhaltung der Rechtspolitiker
wäre auch bei der Änderung des Bundesverfassungs-
gerichtsgesetzes, was die notwendige Mehrheit bei Ver-
botsverfahren angeht, angebracht. Da gebe ich unserer
Ministerin vollkommen Recht. Man kann doch die
Scheibe nicht einfach nach dem Schuss hängen, indem
man sagt: Da es nur eine einfache Mehrheit, aber keine
Zweidrittelmehrheit unter den Senatsmitgliedern gab,
verändern wir einfach das Quorum. – Da wird zumindest
der unschöne Anschein erweckt, als gäbe es so etwas
wie eine bestellte oder politisch erwünschte Rechtspre-
chung.

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(C (D (Beifall im ganzen Hause – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie Recht!)


avor sollten wir uns wirklich hüten.

Im Kern geht es bei dieser Debatte aber um viel
rundsätzlicheres. Gerade von dieser Stelle aus muss
aran erinnert werden, dass unser Grundgesetz ein Par-
eienverbot nur als Ultima Ratio ansieht,


(Jörg van Essen [FDP]: Genau so ist es!)


as zum Schutze der Demokratie zwar eingesetzt, aber
um Schutze der Parteiendemokratie wiederum nur
ußerst selten und dann nur unter ganz engen Voraus-
etzungen geändert werden darf. Zu diesen engen Vo-
aussetzungen gehört aus guten Gründen eine Zweidrit-
elmehrheit.

Bei der Gelegenheit – heute lobe ich dich sehr oft,
iebe Brigitte –


(Zurufe von der SPD: Oh!)


ollte man die Rede der Ministerin mit dem Titel „Wa-
um dürfen Neonazis demonstrieren?“ lesen. Ich weiß
och, dass ich vor zwei Jahren, als es um die Änderung
es Versammlungsgesetzes ging, Murren bei den streng-
läubigen Innenpolitikern hervorgerufen habe. Aber es
teht uns Rechtspolitikern insgesamt sehr gut an, dass
ir darüber auch einmal reden.

Man hat Angst, man würde sofort in eine bestimmte
cke gestellt werden, wenn man diese Meinung vertritt.
ir alle kennen die unschönen Bilder. Aber das ist nun

inmal der Preis der Demokratie. Diese unsere Demo-
ratie zeichnet sich dadurch aus, dass Parteiverbote nur
ls allerletztes Mittel angewendet werden und stattdes-
en stärker auf das Engagement der demokratisch ge-
innten Bürger gesetzt wird.

Ich möchte in die allgemeine Danksagung einfallen.
ch danke nicht nur den Haushältern und der Ministerin.
ch will an dieser Stelle erwähnen, dass es eine wahre
reude ist, mit meinem Pendant, Joachim Stünker, mit
em ich mich noch vor zwei Jahren böse gefetzt habe
nd der wie ich ordentlich ausgeteilt hat, Rechtspolitik
n diesem Hause zu machen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was für Liebeserklärungen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606515800

Nun hat der Kollege Joachim Stünker für die SPD-

raktion das Wort.


Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1606515900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch möchte in meinen drei Minuten drei Anmerkungen
achen.

Erste Anmerkung. Herr Kollege Nešković, wenn den
inken zur Rechtspolitik nichts anderes einfällt, als
30 Assistentenstellen an deutschen Obergerichten zu






(A) )



(B) )


Joachim Stünker
fordern, dann sollten Sie nicht solche Reden wie vorhin
halten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie können sicher sein – da kann ich Sie beruhigen –,
dass die Rechtspolitiker in der SPD-Bundestagsfraktion
in der Tradition Carlo Schmids stehen. Sie werden das
auch in Zukunft tun, Herr Kollege Nešković.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


All die vermeintlich bösen Dinge, die Sie zu der Be-
hauptung veranlassen, wir würden nicht mehr in dieser
Tradition stehen, wurden nicht von der großen Koalition
im Deutschen Bundestag eingebracht. Das alles sind
Vorlagen aus dem Bundesrat. Machen Sie uns für die
Vorlagen des anderen Verfassungsorgans nicht verant-
wortlich, Herr Kollege Nešković.

Zweite Anmerkung. Frau Ministerin, ich habe heute
gelesen, dass es morgen im Kanzleramt Sekt gibt. Die
Kanzlerin hat dazu eingeladen. Ich habe mich gefragt,
Herr Kollege Gehb, wann wir eigentlich eingeladen wer-
den; denn ich meine, dass die Indianer in der Rechtspoli-
tik in diesem Jahr gute Arbeit geleistet haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Dafür gibt es ein stilles Wasser!)


Wir haben in diesem einen Jahr mit der Föderalismus-
reform, mit dem AGG, mit dem Europäischen Haftbe-
fehl, mit der Vermögensabschöpfung bei Straftaten, mit
der Einführung des elektronischen Handelsregisters und
der Schaffung des Bundesamtes für Justiz sehr geräusch-
los sehr wichtige Entscheidungen getroffen. Dies waren
zukunftsweisende Schritte. Ich bedanke mich dafür beim
Koalitionspartner. Ich denke, wir werden noch vor Weih-
nachten eine Regelung finden, dass Stalking zukünftig
unter Strafe gestellt wird. Wir werden das Zweite Justiz-
modernisierungsgesetz noch verabschieden. Danach fol-
gen die Reform des Unterhaltsrechts und die Reform des
Wohnungseigentumsgesetzes. Wir haben in der Tat in
diesem Jahr viel geleistet.

Dritte Anmerkung. Auch ich bin der Meinung – es ist
bereits darauf hingewiesen worden; Herr Fricke hat dazu
eine Anmerkung gemacht; auch ich will das heute
Abend tun, weil mir das sehr ernst ist –, dass es uns bei
all den Vorkommnissen in den Justizvollzugsanstalten
– sei es in Sachsen, in Nordrhein-Westfalen oder wo
auch immer in der Vergangenheit –, über die wir gegen-
wärtig öffentlich diskutieren, nicht gut ansteht – ich bin
der Letzte, der danach ruft –, zu sagen: Da müssen mög-
licherweise von denjenigen persönliche Konsequenzen
gezogen werden, die im Augenblick den undankbaren
Job haben, in den jeweiligen Ländern Justizminister zu
sein.

Auch wenn meine Redezeit schon fortgeschritten ist,
noch eine nachdenkliche Bemerkung: Ich bin der Mei-
nung, dass wir in den letzten zehn bis 20 Jahren quer
durch alle Regierungen – um es deutlich zu sagen: Keine
Regierung kann sich, wie ich meine, im Ergebnis einen
schlanken Fuß machen – in diesem Bereich, aber auch in

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(C (D nderen Bereichen der Rechtspolitik, gerade auch auf änderebene, zunehmend die Entwicklung zu beklagen aben, dass die Fiskalpolitik die Rechtspolitik leider berlagert hat. Wir sollten in den drei Jahren, die wir in ieser Koalition noch vor uns haben, daran mitwirken, ass sich dies ändert; ich zumindest habe dieses Vorhaen. Wir sollten die Entwicklung so umdrehen, dass die echtspolitik das Primat hat und nicht die Fiskalpolitik. Schönen Dank. Als letzte Rednerin in dieser Debatte hat die Kollegin aniela Raab für die Unionsfraktion das Wort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! iel hat sich in den letzten Wochen und Monaten auch in echtspolitischer Hinsicht getan. Aber viel liegt noch vor ns; über vieles muss noch diskutiert werden. Wir haben ns oftmals einen engen Zeitrahmen gesetzt und wollen uch in diesem Jahr noch einiges schaffen. Allein die nzahl der öffentlichen Anhörungen, die stattgefunden aben und noch stattfinden werden, spricht für sich. enken Sie an die Anhörungen zum Unterhaltsrecht, um Stalking (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei dieser Anhörung ist von Ihnen nichts gekommen!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606516000
Daniela Raab (CSU):
Rede ID: ID1606516100

nd zur Pressefreiheit sowie an die vielen und zahlrei-
hen Anhörungen zum sehr komplexen Urheberrecht.

Wir konnten natürlich – Kollege Stünker hat es ge-
ade grob zusammengefasst – einige Erfolge verbuchen.
assen Sie mich beispielhaft nur ein Gesetzgebungsver-

ahren herausgreifen – denn es hat uns sehr viel Kraft
nd sehr viel Zeit gekostet; letzten Endes ist aber doch
in gutes Ergebnis zustande gekommen –: das Gesetz
ber elektronische Handelsregister und Genossen-
chaftsregister sowie das Unternehmensregister, kurz
EHUG“ genannt. Es wird zum 1. Januar 2007 in Kraft
reten. Die genannten Register werden auf den elektroni-
chen Betrieb umgestellt, was natürlich einer dringend
otwendigen Anpassung an die neuen Techniken, zum
eispiel an das Internet, entspricht. Weil die Register
un elektronisch geführt werden sollen, können Han-
elsregistereintragungen künftig auch elektronisch be-
annt gemacht werden. Dies ist eine preiswerte und
eicht zugängliche Form für jeden Interessierten. Insge-
amt führt diese Verlagerung auf die elektronische Ebene
azu, dass unsere Gerichte entlastet werden und dass
esentliche Daten über Firmen, die publikationspflich-

ig sind, online abgerufen werden können. Wen es inte-
essiert: Ab dem 1. Januar ist dies unter www.unterneh-
ensregister.de möglich; das Hineinklicken lohnt sich.

In den Diskussionen im Vorfeld haben wir festge-
tellt, dass die Abkehr von der ursprünglichen Publika-
ion in den Tageszeitungen gegebenenfalls zu Umstel-
ungsproblemen führen könnte, da manch kleiner
nternehmer vielleicht noch gar nicht online vernetzt

st. Deswegen war es uns, der Union, immer sehr wichtig






(A) )



(B) )


Daniela Raab
– ich danke an dieser Stelle der Kollegin Voßhoff für
ihren regen Einsatz bei diesem Thema –, eine bundesein-
heitliche Übergangsfrist von nunmehr zwei Jahren ein-
zuführen. Ich denke, wir kommen hiermit allen Beteilig-
ten entgegen. Ich bin froh, dass wir diesen Kompromiss
im Endeffekt erzielt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es wird nun parallel im Internet und in der Tageszeitung
veröffentlicht. Jeder der Beteiligten hat die Möglichkeit,
sich darauf einzustellen. Ich denke, schon allein das war
die Mühe wert.

Ein weiteres Thema, mit dem wir uns beschäftigt ha-
ben und immer noch beschäftigen, ist die Reform des
Unterhaltsrechts. Die öffentliche Anhörung im Oktober
hat uns darin bestärkt, dass die Stärkung des Kindes-
wohls, die Betonung des Grundsatzes der Eigenverant-
wortung nach der Ehe und die Vereinfachung des Unter-
haltsrechts nun unverzüglich umgesetzt werden müssen.
Wir, die Rechtspolitiker der Union, hoffen sehr, dass die
Bedenken der Familienpolitiker auf unserer Seite ausge-
räumt werden können; denn grundsätzlich unterstützen
wir den Reformansatz, dass der Kindesunterhalt in der
Rangfolge vor allen anderen potenziellen Unterhaltsbe-
rechtigten kommen muss. Bevor es um den Unterhalt
des ehemaligen Partners geht, muss der des Kindes gesi-
chert sein.

Jeder der beiden Partner – ich betone bewusst: jeder –
muss die Chance haben, auch nach einer geschiedenen
Ehe einen Neuanfang wagen zu können. In diesem Re-
formansatz unterstützen wir die Ministerin. Ich denke
und hoffe sehr, dass wir zu einem guten Ende dieser Dis-
kussion kommen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Joachim Stünker [SPD])


In den nächsten Wochen, vielleicht auch Monaten, je
nachdem wie schnell wir uns eine Meinung bilden kön-
nen, wird uns eine weitere sehr bedeutsame Frage be-
schäftigen. Nicht nur die Rechtspolitiker werden sich da-
mit befassen müssen, sondern das gesamte Parlament.
Wir werden zu entscheiden haben, wie wir die Patien-
tenverfügung am besten gesetzlich regeln. Dass wir sie
gesetzlich regeln müssen, denke ich, ist mittlerweile un-
umstritten.

Aus Gesprächen mit Hospizvereinen, Ärzten und ins-
besondere mit persönlich Betroffenen wissen wir, dass
wir Rechtsklarheit und Rechtssicherheit schaffen müs-
sen. Dies geht nur mit einer eindeutigen gesetzlichen Re-
gelung. Wir werden dabei schwierige und sehr sensible
Fragen zu beantworten haben, zum Beispiel: Wie weit
kann eine Patientenverfügung reichen? Kann der Patient
im Vorhinein alles anordnen oder alles ausschließen?
Muss eine solche Verfügung nicht in ihrer Reichweite
begrenzt werden und wie oft muss sie erneuert werden,
um gültig zu sein? Wir werden die Frage zu beantworten
haben, ob es zu einem Behandlungsabbruch bei Wach-
komapatienten oder Schwerstdemenzkranken kommen
kann. Wir werden uns um so technische Fragen küm-
mern müssen wie: Bedarf es der notariellen Beurkun-
dung der Patientenverfügung oder reicht die einfache
Schriftform?

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(C (D ch meine, Letzteres reicht wohl aus. Diese ethischen Gesichtspunkte und schwierigen Fraen werden den einen oder anderen unserer Kollegen vor ine schwere Entscheidung stellen. Klar ist deshalb uch, dass es bei diesem Thema keine vorgefasste Meiung an den Fraktionsgrenzen entlang geben wird. Jeder ollege wird mit sich selbst ausmachen müssen, wel hen Lösungsweg er beschreiten will. (Beifall des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


um jetzigen Zeitpunkt ist auf jeden Fall die Botschaft
ichtig, dass sich der Deutsche Bundestag dieses The-
as annimmt. Ich bin mir sicher, wir werden auch hier

n bewährter Weise eine gute Lösung finden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1606516200

Ich schließe die Aussprache.

Zum Einzelplan 07 liegt eine Erklärung des Abgeord-
eten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN) vor.1)

Wir kommen zu den Abstimmungen, zunächst zum
inzelplan 07 – Bundesministerium der Justiz – in der
usschussfassung. Hierzu liegt ein Änderungsantrag der
raktion Die Linke vor, über den wir zuerst abstimmen.
er stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache

6/3463? – Gegenstimmen? – Gibt es Enthaltungen? –
er Änderungsantrag ist mit den Stimmen der Koalition,
er FDP und der Grünen gegen die Stimmen der Frak-
ion Die Linke abgelehnt.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den
inzelplan 07. Wer stimmt für den Einzelplan 07 in der
usschussfassung? – Gegenstimmen? – Gibt es Enthal-

ungen? – Der Einzelplan 07 ist mit den Stimmen der
nionsfraktion, der SPD-Fraktion und der Fraktion des
ündnisses 90/Die Grünen gegen die Stimmen der FDP-
raktion und der Fraktion Die Linke angenommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den
inzelplan 19. Dabei geht es um das Bundesverfas-
ungsgericht. Wer stimmt für den Einzelplan 19? – Gibt
s Gegenstimmen? – Gibt es Enthaltungen? – Der Ein-
elplan 19 – Bundesverfassungsgericht – ist damit ein-
timmig angenommen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf morgen, Mittwoch, den 22. November
006, 9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.