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ID1606515800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/65 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 65. Sitzung Berlin, Dienstag, den 21. November 2006 I n h a l t : Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2007 (Haushaltsgesetz 2007) (Drucksachen 16/2300, 16/2302) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2006 bis 2010 (Drucksachen 16/2301, 16/2302, 16/3126) Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidial- amt (Drucksachen 16/3101, 16/3123) . . . . . . . Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 16/3102, 16/3123) . . . . . . . Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache 16/3123) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 16/3108, 16/3123) . . . . . . . in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 16/3123) . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jörg-Otto Spiller (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jochen-Konrad Fromme (CDU/CSU) . . . . . . Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senio- ren, Frauen und Jugend (Drucksache 16/3123) . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6403 A 6403 B 6403 B 6403 C 6404 A 6404 A 6404 A 6404 B 6407 A 6410 A 6412 C 6416 A 6420 A 6425 B 6426 D 6427 B 6430 D 6432 B 6432 C 6434 A 6435 B 6437 B 6438 A 6438 D 6440 C 6440 D 6442 C 6444 A 6444 D II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 65. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 21. November 2006 Dr. Frank Schmidt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Reinke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit (Drucksachen 16/3114, 16/3123) . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Ulla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . . Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jella Teuchner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . . Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 16/3107, 16/3123) . . . . . . . in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 16/3124) . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Wolfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Einzelplan 07 – Bun- desministerium der Justiz (Drucksache 16/3107) 6446 B 6446 D 6448 D 6449 B 6450 C 6452 B 6454 A 6454 C 6456 A 6456 D 6457 A 6458 C 6459 C 6461 A 6462 D 6464 B 6466 A 6466 A 6467 C 6469 B 6470 D 6471 D 6473 B 6475 A 6475 D 6478 D 6479 B 6480 A 6481 D 6484 C 6485 C 6486 C 6487 C 6488 C 6490 D 6492 B 6492 B 6492 C 6493 B 6495 B 6497 B 6498 C 6500 A 6501 B 6502 B 6504 C 6505 D 6507 A 6507 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 65. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 21. November 2006 6403 (A) ) (B) ) 65. Sitz Berlin, Dienstag, den 2 Beginn: 10.0
  • folderAnlagen
    Anlage 2 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 65. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 21. November 2006 6507 (A) (C) (B) ) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binder, Karin DIE LINKE 21.11.2006 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 21.11.2006 Fell, Hans-Josef BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.11.2006 Roth (Heringen), Michael SPD 21.11.2006 Schily, Otto SPD 21.11.2006 Schummer, Uwe CDU/CSU 21.11.2006 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * A S Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 21.11.2006* Gabriel, Sigmar SPD 21.11.2006 Großmann, Achim SPD 21.11.2006 Hettlich, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.11.2006 Hilsberg, Stephan SPD 21.11.2006 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.11.2006 Hovermann, Eike SPD 21.11.2006 Irber, Brunhilde SPD 21.11.2006 Jelpke, Ulla DIE LINKE 21.11.2006 Merten, Ulrike SPD 21.11.2006 Nitzsche, Henry CDU/CSU 21.11.2006 Ortel, Holger SPD 21.11.2006 Röspel, René SPD 21.11.2006 S S D W W Z (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union nlage 2 Erklärung des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Einzelplan 07 – Bundesministerium der Justiz (Drucksache 16/3107) Ich erkläre im Namen der Fraktion des BÜNDNIS- ES 90/DIE GRÜNEN, dass unser Votum „Nein“ lautet. chwabe, Frank SPD 21.11.2006 panier, Wolfgang SPD 21.11.2006 r. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.11.2006 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 21.11.2006 olff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 21.11.2006 immermann, Sabine DIE LINKE 21.11.2006 65. Sitzung Berlin, Dienstag, den 21. November 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Jürgen Gehb


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Haus-

    haltsdebatten geben nicht nur Anlass zu artigen Danksa-
    gungen, sondern bieten auch eine Gelegenheit, einmal
    über den Tellerrand zu schauen und nicht nur stakkato-
    haft das Klein-Klein abzuarbeiten, also jedes Gesetz zu
    untersuchen; sie ermöglichen, auch einmal Grundsätzli-
    ches zu diskutieren.

    Zu diesem Grundsätzlichen gehört für mich eine War-
    nung des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts,
    die er vor den Teilnehmern der 5. Medienakademie der
    Friedrich-Naumann-Stiftung Anfang dieses Monats aus-
    gesprochen hat. Ich zitiere aus dem „Tagesspiegel“ vom
    4. November. Dort heißt es:

    „Die Journalisten schüren den Aktionismus der Po-
    litik“ … durch ihr ständiges Rufen nach dem Ge-
    setzgeber bei jedem noch so kleinen Problem. Zei-
    tungen, Rundfunk und Fernsehen trieben Regierung
    und Parlament an, immer neue Gesetze zu erlassen



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    (C (D Als weiteres Beispiel zitiert Papier ein „großes Magazin“ – den Namen verrät er nicht –, bei dem aktuell jeder Beitrag mit der Frage ende, warum dieses oder jenes Problem noch nicht gesetzlich geregelt sei. Wie 2005, bei der Vogelgrippenhysterie: „Wenn auf Usedom drei Vögel verenden, wird sofort die Gesetzgebungsmaschine angeworfen.“ (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war auf Rügen, Herr Kollege!)


    Ich habe ja nur zitiert. Man muss ein Zitat korrekt wie-
    ergeben, selbst wenn es nicht richtig ist, Herr Wieland;
    as haben Sie doch bestimmt auch gelernt.


    (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber richtig stellen!)


    Nun will ich mir nicht jedes Wort von Präsident
    apier zu Eigen machen; doch im Kern hat der Präsident
    es Bundesverfassungsgerichts wohl Recht. Ständig
    ird nach dem Gesetzgeber gerufen und wir Parlamen-

    arier werden von den Medien, aber auch von vielen an-
    eren Seiten, manchmal auch ein bisschen von der Mi-
    isterialbürokratie, angesprochen.


    (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Kollege Gehb, Sie sind doch auch Täter!)


    icht wahr, Herr Stünker, davon können wir ein Lied
    ingen, wenn diese Herrschaften sogar an Podiumsdis-
    ussionen teilnehmen und um jedes Wort und jedes Se-
    ikolon ringen – und die Abgeordneten sitzen im Publi-

    um und müssen zuhören. Eine gewisse politische
    onkurrenz, die im Prinzip überhaupt nicht zu kritisie-

    en ist, hat sicherlich ihren Anteil an der Gesetzgebungs-
    aschinerie.

    Trotzdem sollten wir uns immer wieder die Frage
    tellen: Wie weit lassen wir uns auf dieses Treiben ein?
    st es wirklich erstrebenswert, einem solchen Aktionis-
    us zu frönen, nur weil dies von der Öffentlichkeit oder

    on einflussreichen Medien oder von Lobbyisten erwar-
    et wird? Ich bin jedenfalls froh, dass wir uns in der gro-
    en Koalition diesen Fragen stellen und sie auch einmal
    n dem Sinne beantworten, dass ein geplantes Gesetzge-
    ungsprojekt nicht auf den Weg gebracht wird. Frau
    inisterin, ich denke da an das Untätigkeitsrechtsbe-

    elfsgesetz. Manchmal müssen die Parlamentarier die
    egierung ein bisschen zur Raison rufen und dann wird
    ine Kabinettsvorlage auch einmal abgesetzt.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Wolfgang Nešković [DIE LINKE])


    Um es deutlich zu sagen: Für mich kann auch der
    elbstgenügsame Gesetzgeber ein wirklich guter Gesetz-
    eber sein. Anders formuliert: Auch in der Rechtspolitik
    ann weniger manchmal mehr sein. Ich bemühe noch
    inmal Montesquieu. Letzte Woche musste ich Herrn
    eck erklären, dass es sich dabei nicht um den Grafen
    on Monte Christo handelt und dass das auch kein Mo-
    ezar oder jemand aus der Haute Cuisine ist.


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)







    (A) )



    (B) )


    Dr. Jürgen Gehb
    Montesquieu hat gesagt: Wenn es nicht notwendig ist,
    ein Gesetz zu erlassen, ist es notwendig, kein Gesetz zu
    erlassen. – Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

    Meine Damen und Herren, diese Kultur des offenen
    Wortes wünschte ich mir auch bei den Debatten um wei-
    tere Staatsziele in unserer Verfassung.


    (Jörg van Essen [FDP]: Sehr richtig!)


    Ich habe hierüber in der ersten Lesung des Justizhaushal-
    tes vieles gesagt, möchte aber heute mindestens für un-
    sere Gruppe der Rechtspolitiker noch einmal eines he-
    rausstellen: Viele der Anliegen, die als potenzielle
    Staatsziele in der Diskussion sind, sind sicherlich mehr
    als ehrenwert; gar keine Frage. Nach unserer Auffassung
    wäre es aber eine geradezu dramatische Fehlentwick-
    lung, wenn ein politisches Ziel oder ein Recht nur noch
    dann als angemessen verortet gälte, wenn es auch seinen
    Platz im Grundgesetz gefunden hätte. Das wäre eine völ-
    lige Entwertung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, wie schnell
    man hier auf eine abschüssige Bahn geraten kann, wird
    für mich überdeutlich an einem Ausspruch des Präsiden-
    ten des Deutschen Kinderschutzbundes in der gestrigen
    Anhörung der Kinderkommission. In der „Leipziger
    Volkszeitung“ wird Herr Hilgers wie folgt zitiert: Ich
    fühle mich in einem Land nicht wohl, in dem der Tier-
    schutz Staatsziel ist, der Kinderschutz aber nicht.

    Das hat natürlich prima facie einen gewissen Charme.
    Alle zucken zusammen. Aber genauso wenig, wie es ei-
    nen Anspruch auf Gleichbehandlung im Unrecht gibt,
    gibt es einen Anspruch auf Gleichbehandlung bei legis-
    lativen Fehlleistungen.


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)


    Meine Damen und Herren, wer hierin einen Wertungswi-
    derspruch sieht, dem kann ich nur eines sagen: Einen
    solchen könnte man auflösen, indem man den ursprüng-
    lichen Fehler, sozusagen die Erbsünde, rückgängig
    macht und das Staatsziel Tierschutz aus dem Grundge-
    setz wieder herausnimmt. Aber bitte lassen Sie uns das
    Grundgesetz, das durch seine Kargheit und Schlichtheit
    besticht, nicht zu einem Neckermannkatalog verkom-
    men!


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie haben doch zugestimmt, Herr Kollege!)


    Diese Vorsicht und Zurückhaltung der Rechtspolitiker
    wäre auch bei der Änderung des Bundesverfassungs-
    gerichtsgesetzes, was die notwendige Mehrheit bei Ver-
    botsverfahren angeht, angebracht. Da gebe ich unserer
    Ministerin vollkommen Recht. Man kann doch die
    Scheibe nicht einfach nach dem Schuss hängen, indem
    man sagt: Da es nur eine einfache Mehrheit, aber keine
    Zweidrittelmehrheit unter den Senatsmitgliedern gab,
    verändern wir einfach das Quorum. – Da wird zumindest
    der unschöne Anschein erweckt, als gäbe es so etwas
    wie eine bestellte oder politisch erwünschte Rechtspre-
    chung.

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    (C (D (Beifall im ganzen Hause – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie Recht!)


    avor sollten wir uns wirklich hüten.

    Im Kern geht es bei dieser Debatte aber um viel
    rundsätzlicheres. Gerade von dieser Stelle aus muss
    aran erinnert werden, dass unser Grundgesetz ein Par-
    eienverbot nur als Ultima Ratio ansieht,


    (Jörg van Essen [FDP]: Genau so ist es!)


    as zum Schutze der Demokratie zwar eingesetzt, aber
    um Schutze der Parteiendemokratie wiederum nur
    ußerst selten und dann nur unter ganz engen Voraus-
    etzungen geändert werden darf. Zu diesen engen Vo-
    aussetzungen gehört aus guten Gründen eine Zweidrit-
    elmehrheit.

    Bei der Gelegenheit – heute lobe ich dich sehr oft,
    iebe Brigitte –


    (Zurufe von der SPD: Oh!)


    ollte man die Rede der Ministerin mit dem Titel „Wa-
    um dürfen Neonazis demonstrieren?“ lesen. Ich weiß
    och, dass ich vor zwei Jahren, als es um die Änderung
    es Versammlungsgesetzes ging, Murren bei den streng-
    läubigen Innenpolitikern hervorgerufen habe. Aber es
    teht uns Rechtspolitikern insgesamt sehr gut an, dass
    ir darüber auch einmal reden.

    Man hat Angst, man würde sofort in eine bestimmte
    cke gestellt werden, wenn man diese Meinung vertritt.
    ir alle kennen die unschönen Bilder. Aber das ist nun

    inmal der Preis der Demokratie. Diese unsere Demo-
    ratie zeichnet sich dadurch aus, dass Parteiverbote nur
    ls allerletztes Mittel angewendet werden und stattdes-
    en stärker auf das Engagement der demokratisch ge-
    innten Bürger gesetzt wird.

    Ich möchte in die allgemeine Danksagung einfallen.
    ch danke nicht nur den Haushältern und der Ministerin.
    ch will an dieser Stelle erwähnen, dass es eine wahre
    reude ist, mit meinem Pendant, Joachim Stünker, mit
    em ich mich noch vor zwei Jahren böse gefetzt habe
    nd der wie ich ordentlich ausgeteilt hat, Rechtspolitik
    n diesem Hause zu machen.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was für Liebeserklärungen!)




Rede von Petra Pau
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)

Nun hat der Kollege Joachim Stünker für die SPD-

raktion das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Joachim Stünker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    ch möchte in meinen drei Minuten drei Anmerkungen
    achen.

    Erste Anmerkung. Herr Kollege Nešković, wenn den
    inken zur Rechtspolitik nichts anderes einfällt, als
    30 Assistentenstellen an deutschen Obergerichten zu






    (A) )



    (B) )


    Joachim Stünker
    fordern, dann sollten Sie nicht solche Reden wie vorhin
    halten.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sie können sicher sein – da kann ich Sie beruhigen –,
    dass die Rechtspolitiker in der SPD-Bundestagsfraktion
    in der Tradition Carlo Schmids stehen. Sie werden das
    auch in Zukunft tun, Herr Kollege Nešković.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    All die vermeintlich bösen Dinge, die Sie zu der Be-
    hauptung veranlassen, wir würden nicht mehr in dieser
    Tradition stehen, wurden nicht von der großen Koalition
    im Deutschen Bundestag eingebracht. Das alles sind
    Vorlagen aus dem Bundesrat. Machen Sie uns für die
    Vorlagen des anderen Verfassungsorgans nicht verant-
    wortlich, Herr Kollege Nešković.

    Zweite Anmerkung. Frau Ministerin, ich habe heute
    gelesen, dass es morgen im Kanzleramt Sekt gibt. Die
    Kanzlerin hat dazu eingeladen. Ich habe mich gefragt,
    Herr Kollege Gehb, wann wir eigentlich eingeladen wer-
    den; denn ich meine, dass die Indianer in der Rechtspoli-
    tik in diesem Jahr gute Arbeit geleistet haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Dafür gibt es ein stilles Wasser!)


    Wir haben in diesem einen Jahr mit der Föderalismus-
    reform, mit dem AGG, mit dem Europäischen Haftbe-
    fehl, mit der Vermögensabschöpfung bei Straftaten, mit
    der Einführung des elektronischen Handelsregisters und
    der Schaffung des Bundesamtes für Justiz sehr geräusch-
    los sehr wichtige Entscheidungen getroffen. Dies waren
    zukunftsweisende Schritte. Ich bedanke mich dafür beim
    Koalitionspartner. Ich denke, wir werden noch vor Weih-
    nachten eine Regelung finden, dass Stalking zukünftig
    unter Strafe gestellt wird. Wir werden das Zweite Justiz-
    modernisierungsgesetz noch verabschieden. Danach fol-
    gen die Reform des Unterhaltsrechts und die Reform des
    Wohnungseigentumsgesetzes. Wir haben in der Tat in
    diesem Jahr viel geleistet.

    Dritte Anmerkung. Auch ich bin der Meinung – es ist
    bereits darauf hingewiesen worden; Herr Fricke hat dazu
    eine Anmerkung gemacht; auch ich will das heute
    Abend tun, weil mir das sehr ernst ist –, dass es uns bei
    all den Vorkommnissen in den Justizvollzugsanstalten
    – sei es in Sachsen, in Nordrhein-Westfalen oder wo
    auch immer in der Vergangenheit –, über die wir gegen-
    wärtig öffentlich diskutieren, nicht gut ansteht – ich bin
    der Letzte, der danach ruft –, zu sagen: Da müssen mög-
    licherweise von denjenigen persönliche Konsequenzen
    gezogen werden, die im Augenblick den undankbaren
    Job haben, in den jeweiligen Ländern Justizminister zu
    sein.

    Auch wenn meine Redezeit schon fortgeschritten ist,
    noch eine nachdenkliche Bemerkung: Ich bin der Mei-
    nung, dass wir in den letzten zehn bis 20 Jahren quer
    durch alle Regierungen – um es deutlich zu sagen: Keine
    Regierung kann sich, wie ich meine, im Ergebnis einen
    schlanken Fuß machen – in diesem Bereich, aber auch in

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    (C (D nderen Bereichen der Rechtspolitik, gerade auch auf änderebene, zunehmend die Entwicklung zu beklagen aben, dass die Fiskalpolitik die Rechtspolitik leider berlagert hat. Wir sollten in den drei Jahren, die wir in ieser Koalition noch vor uns haben, daran mitwirken, ass sich dies ändert; ich zumindest habe dieses Vorhaen. Wir sollten die Entwicklung so umdrehen, dass die echtspolitik das Primat hat und nicht die Fiskalpolitik. Schönen Dank. Als letzte Rednerin in dieser Debatte hat die Kollegin aniela Raab für die Unionsfraktion das Wort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! iel hat sich in den letzten Wochen und Monaten auch in echtspolitischer Hinsicht getan. Aber viel liegt noch vor ns; über vieles muss noch diskutiert werden. Wir haben ns oftmals einen engen Zeitrahmen gesetzt und wollen uch in diesem Jahr noch einiges schaffen. Allein die nzahl der öffentlichen Anhörungen, die stattgefunden aben und noch stattfinden werden, spricht für sich. enken Sie an die Anhörungen zum Unterhaltsrecht, um Stalking (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei dieser Anhörung ist von Ihnen nichts gekommen!)


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)