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ID1606511500

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    Plenarprotokoll 16/65 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 65. Sitzung Berlin, Dienstag, den 21. November 2006 I n h a l t : Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2007 (Haushaltsgesetz 2007) (Drucksachen 16/2300, 16/2302) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2006 bis 2010 (Drucksachen 16/2301, 16/2302, 16/3126) Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidial- amt (Drucksachen 16/3101, 16/3123) . . . . . . . Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 16/3102, 16/3123) . . . . . . . Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache 16/3123) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 16/3108, 16/3123) . . . . . . . in Verbindung mit Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 16/3123) . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jörg-Otto Spiller (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jochen-Konrad Fromme (CDU/CSU) . . . . . . Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senio- ren, Frauen und Jugend (Drucksache 16/3123) . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6403 A 6403 B 6403 B 6403 C 6404 A 6404 A 6404 A 6404 B 6407 A 6410 A 6412 C 6416 A 6420 A 6425 B 6426 D 6427 B 6430 D 6432 B 6432 C 6434 A 6435 B 6437 B 6438 A 6438 D 6440 C 6440 D 6442 C 6444 A 6444 D II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 65. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 21. November 2006 Dr. Frank Schmidt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Reinke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Kai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . . Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Christel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit (Drucksachen 16/3114, 16/3123) . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Ulla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . . Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jella Teuchner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . . Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 16/3107, 16/3123) . . . . . . . in Verbindung mit Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 16/3124) . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Wolfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Daniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Einzelplan 07 – Bun- desministerium der Justiz (Drucksache 16/3107) 6446 B 6446 D 6448 D 6449 B 6450 C 6452 B 6454 A 6454 C 6456 A 6456 D 6457 A 6458 C 6459 C 6461 A 6462 D 6464 B 6466 A 6466 A 6467 C 6469 B 6470 D 6471 D 6473 B 6475 A 6475 D 6478 D 6479 B 6480 A 6481 D 6484 C 6485 C 6486 C 6487 C 6488 C 6490 D 6492 B 6492 B 6492 C 6493 B 6495 B 6497 B 6498 C 6500 A 6501 B 6502 B 6504 C 6505 D 6507 A 6507 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 65. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 21. November 2006 6403 (A) ) (B) ) 65. Sitz Berlin, Dienstag, den 2 Beginn: 10.0
  • folderAnlagen
    Anlage 2 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 65. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 21. November 2006 6507 (A) (C) (B) ) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Binder, Karin DIE LINKE 21.11.2006 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 21.11.2006 Fell, Hans-Josef BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.11.2006 Roth (Heringen), Michael SPD 21.11.2006 Schily, Otto SPD 21.11.2006 Schummer, Uwe CDU/CSU 21.11.2006 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * A S Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 21.11.2006* Gabriel, Sigmar SPD 21.11.2006 Großmann, Achim SPD 21.11.2006 Hettlich, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.11.2006 Hilsberg, Stephan SPD 21.11.2006 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.11.2006 Hovermann, Eike SPD 21.11.2006 Irber, Brunhilde SPD 21.11.2006 Jelpke, Ulla DIE LINKE 21.11.2006 Merten, Ulrike SPD 21.11.2006 Nitzsche, Henry CDU/CSU 21.11.2006 Ortel, Holger SPD 21.11.2006 Röspel, René SPD 21.11.2006 S S D W W Z (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union nlage 2 Erklärung des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Einzelplan 07 – Bundesministerium der Justiz (Drucksache 16/3107) Ich erkläre im Namen der Fraktion des BÜNDNIS- ES 90/DIE GRÜNEN, dass unser Votum „Nein“ lautet. chwabe, Frank SPD 21.11.2006 panier, Wolfgang SPD 21.11.2006 r. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.11.2006 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 21.11.2006 olff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 21.11.2006 immermann, Sabine DIE LINKE 21.11.2006 65. Sitzung Berlin, Dienstag, den 21. November 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Ulla Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Kollege Niebel, Sie müssen Folgendes sehen:

    Erstens. In die Privatversicherung werden – die An-
    örung hat das noch einmal deutlich gemacht – grund-
    ätzlich nur diejenigen aufgenommen, die gesund sind,
    ie über ein hohes Einkommen verfügen oder verbeam-
    et sind.


    (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Auf die Frage antworten!)


    emgegenüber werden die Risiken – Behinderungen
    nd Krankheiten auch von Kindern – von den gesetzlich
    ersicherten in diesem Land getragen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Zweitens. Alle Bundesregierungen haben entschieden,
    ass die gesetzlichen Krankenkassen viele gesamtpoliti-
    che Aufgaben, die man auch über Leistungsgesetze re-
    eln könnte, erfüllen müssen. Wenn die entsprechenden






    (A) )



    (B) )


    Bundesministerin Ulla Schmidt
    Leistungen – zum Beispiel für Haushaltshilfen, die ein-
    springen, wenn Eltern erkrankt sind – über Leistungsge-
    setze geregelt würden, müssten sie ebenfalls über Steu-
    ern finanziert werden. Deshalb ist es richtig, dass alle an
    der Finanzierung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben,
    die originär nichts mit Krankheit zu tun haben – etwa die
    Unterstützung von Familien, die in eine schwierige Si-
    tuation geraten, weil ein Elternteil krank wird –, beteiligt
    werden. Deshalb hat sich die Koalition dafür ausgespro-
    chen, dass die Finanzierung gesamtgesellschaftlicher
    Aufgaben, die bisher nur über die Beiträge der gesetzlich
    Versicherten getragen werden, eine Angelegenheit der
    gesamten Bevölkerung sein soll und dass sich alle – auch
    diejenigen, die nicht gesetzlich versichert sind – daran
    beteiligen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Heinz Lanfermann [FDP]: Also hat es mit den Kindern nichts zu tun?)


    Ich bedanke mich beim Haushaltsausschuss und bei
    den Berichterstattern dafür, dass sie diesen Haushalt er-
    möglicht haben.


    (Dirk Niebel [FDP]: Ich stehe! Sie haben meine Frage noch gar nicht beantwortet!)


    Die Berichterstatter haben im Haushaltsausschuss ein
    klares Signal gesetzt: Trotz der schwierigen finanziellen
    Lage fördern wir weiterhin den Gedanken der Präven-
    tion. Man kann lange darüber diskutieren, ob die Einfüh-
    rung der Kapitaldeckung und viele andere Maßnahmen
    die richtige Antwort auf eine älter werdende Gesell-
    schaft sind. Eines ist jedenfalls klar: Investitionen in Ge-
    sundheitsvorsorge und Prävention sind in einer Gesell-
    schaft des längeren Lebens, in der die Menschen so
    lange wie möglich gesund leben und so aktiv wie mög-
    lich alt werden wollen, entscheidend.

    Deshalb ist es auch richtig, neben dem Werben für
    mehr Bewegung und gesunde Ernährung mehr Mittel in
    Maßnahmen zu investieren, die dazu führen, dass weni-
    ger Menschen rauchen. Ich halte es für ein gutes Signal,
    dass die Mittel für diese Maßnahmen um 2 Millionen
    Euro aufgestockt wurden. Wir würden ein entscheiden-
    des Stück vorankommen, wenn der Bundestag mit einem
    Gesetz dem Nichtraucherschutz in Deutschland ein
    stärkeres Gewicht beimessen würde und wenn es uns ge-
    länge, die Unterstützung des Bundesrates dafür zu ge-
    winnen. Ich würde das aus gesundheitspolitischer Sicht
    sehr begrüßen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Frank Spieth [DIE LINKE])


    Ich möchte mich auch dafür bedanken, dass wir die
    Mittel für die Aufklärung über HIV/Aids aufstocken
    konnten. Ich glaube, dass die Gefahren, die von HIV/
    Aids ausgehen, in der Gesamtgesellschaft immer noch
    unterschätzt werden. Wir müssen weiterhin viel tun, da-
    mit klar wird, dass nur Prävention, also Schutz, ein wirk-
    sames Mittel ist. Leider glauben viele junge Menschen,
    dass es gute Medikamente gegen Aids gebe, und ver-
    nachlässigen die Prävention. Wir werden den Kampf ge-
    gen HIV/Aids in Zusammenarbeit mit anderen europäi-

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    (C (D chen Ländern intensivieren müssen. Europa muss das hema HIV/Aids auf die Tagesordnung setzen; denn es st nicht nur ein gesundheitspolitisches, sondern auch ein esellschaftspolitisches und ein ökonomisches Thema. ir dürfen nicht tatenlos zusehen, wie die Zahl der Neu nfektionen steigt. Mittlerweile beträgt auch in Europa er Anteil der Frauen an den neu Infizierten mehr als 0 Prozent, wodurch wiederum Kinder gefährdet weren. Wir müssen alles tun, um dies zu einem politischen hema zu machen. Es liegt mit in unserer Verantwortung, dass auch in nseren osteuropäischen Nachbarstaaten alle Infizierten ugang zu einer Behandlung haben. Wir müssen uns für ezahlbare Medikamente in diesen Ländern einsetzen. ir müssen alles tun, um den Zugang zu Präventionsaßnahmen vernünftig zu organisieren. Deshalb wird ie Regierung HIV/Aids während der EU-Ratspräsidentchaft zu einem Schwerpunktthema machen. Wir glauen, dass hierbei alle gefordert sind. Es ist gut, dass der aushaltsausschuss dieses Vorhaben unterstützt, indem r die Mittel für Aidsprävention erhöht hat. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Daniel Bahr [Münster] [FDP])


    Frau Kollegin Winterstein, in der Debatte habe ich
    on der FDP – Herr Bahr folgt ja noch – so einiges ge-
    ört. Ich hätte es gut gefunden, wenn Sie sich für irgend-
    twas entschieden hätten.


    (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Da können Sie drauf gefasst sein!)


    ntweder stimmt, dass wir in den kommenden Jahren
    usätzliche Milliarden ins Gesundheitswesen stecken
    üssen, oder, dass die Menschen in den kommenden

    ahren keine Leistungen mehr bekommen.


    (Dirk Niebel [FDP]: Wahrscheinlich stimmt beides!)


    ie führen eine Debatte nach dem Motto – Herr Bahr,
    ie schreiben entsprechende Briefe –: Die Leistungen
    erden gekürzt; die Ärzte und die Krankenhäuser be-
    ommen kein Geld; die Menschen erhalten keine Leis-
    ungen mehr; aber alles wird teurer. Insoweit kann ich
    ie nur auf Ihren Mathematikunterricht zurückverwei-
    en; denn Ihren Ausführungen kann ich nicht ganz fol-
    en.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


    an kann natürlich sagen: Das gehört ins Programm der
    Bar jeder Vernunft“ und ist wert, dort aufgeführt zu
    erden.


    (Heinz Lanfermann [FDP]: Das ist das Geheimnis der Ineffizienz und der Bürokratie, Frau Ministerin!)


    Herr Spieth, Sie sprechen hier von 10 Milliarden
    uro. Hat eigentlich einer von Ihnen, die Sie die Debat-

    en unterstützen, die auch von den Verbandsvertretern
    nitiiert werden, darüber nachgedacht, was in diesem
    ande eigentlich los wäre, wenn es stimmen würde, dass






    (A) )



    (B) )


    Bundesministerin Ulla Schmidt
    jedes Jahr 10 oder 15 Milliarden Euro zusätzlich in die
    gesetzliche Krankenkasse fließen müssten, um Gesund-
    heitsversorgung zu organisieren?


    (Frank Spieth [DIE LINKE]: Sie geben doch selbst 7 Milliarden dazu!)


    Ich glaube, dass man über die Risiken reden muss.
    Aus Gründen der Redlichkeit muss man aber auch Fol-
    gendes sagen – ich richte das an die Adresse der Ver-
    bandsvertreter der Krankenkassen –:

    Erstens. Wir haben in diesem Jahr erstmals wieder
    steigende Einnahmen, weil wir ein Mehr an sozialversi-
    cherungspflichtiger Beschäftigung haben. Das kommt
    als Plus in der Rentenversicherung und in der Bundes-
    agentur für Arbeit an und auch als Plus in den gesetzli-
    chen Krankenversicherungen. Das ist mehr als das, was
    wir und die Wirtschaftsweisen vor drei Monaten pro-
    gnostiziert haben.

    Zweitens. Zu Beginn dieses Jahres drohte eine Steige-
    rung der Arzneimittelausgaben um 2 Milliarden Euro.
    Mit unserem Gesetz zur Verbesserung der Wirtschaft-
    lichkeit in der Arzneimittelversorgung haben wir dafür
    gesorgt, dass jetzt, nach dem dritten Quartal, praktisch
    keine Steigerung der Arzneimittelausgaben eintritt.
    Auch das kann man quasi als Zusatzeinnahme werten.

    Drittens. 1 Milliarde Euro mehr Steuermittel.

    Viertens. Für das nächste Jahr haben wir – konserva-
    tiv gerechnet – Einsparungen von 1,3 Milliarden Euro
    beschlossen. Herr Kollege Spieth, irgendwann werden
    sich auch die Vorsitzenden der Krankenkassen einmal
    dafür zu verantworten haben, wohin das Geld fließt,
    wenn es nicht in die Versorgung kranker Menschen
    fließt.


    (Frank Spieth [DIE LINKE]: Das wissen Sie doch ganz genau!)


    Was soll der Gesetzgeber denn tun, wenn auf der an-
    deren Seite, vor Ort, auf diese Entwicklungen offensicht-
    lich nicht reagiert wird? So geht das nicht! Vor diesem
    Hintergrund kann in diesem Land keine seriöse Debatte
    darüber stattfinden, welche Reformen notwendig sind,
    um eine gute Gesundheitsversorgung für die Menschen
    in Ost und West, in der Stadt und auf dem Land sicherzu-
    stellen. Diese Debatte wollen einige immer noch nicht
    führen.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)




Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Frau Ministerin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Spieth?


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Ulla Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Das führt zu weit.


    (Frank Spieth [DIE LINKE]: Eine offene Auseinandersetzung scheut sie!)


    Wenn Sie glauben, dass man den Kritiken der Lobby-
    verbände – –


    (Dirk Niebel [FDP]: Aller Lobbyverbände?)



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    (C (D Ja, der Lobbyverbände. Vonseiten der FDP wurde vorin gefragt, warum wir in Deutschland seit 1958 falsche esetze gemacht haben. Die FDP war mehr als 30 Jahre ang in der Regierung. Haben Sie das denn vergessen? hre Parteimitglieder saßen doch nicht irgendwo anderes uf der Regierungsbank, sondern hier im Deutschen undestag. Ich nenne Ihnen ein paar Dinge, die mich in iesem Zusammenhang ein bisschen beruhigen: 1988 agte der BPI – als Sie in der Regierungsverantwortung tanden –: „Der Arzneimittelforschung wird die Grundage entzogen.“ 1988 die ABDA: Ein „Apothekensteren in nicht bezifferbarer Höhe“ werde vonstatten geen. Wir haben heute mindestens 500 Apotheken mehr ls zum damaligen Zeitpunkt. Herr Karsten Vilmar arnte 1992 – Sie waren in der Regierung –: Wir warnen or „wachsenden planwirtschaftlichen, dirigistischen ingriffen“ ins Gesundheitssystem.1992 wieder der BPI: Tiefer Griff in die dirigistische Mottenkiste.“ Weiterhin rognostizierte man einen „heißen Herbst im Gesundeitswesen“. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft 992: „Die flächendeckende Versorgung der Bevölkeung mit Krankenhausbetten ist gefährdet.“ Der Marburer Bund 1992: Der Übergang zu einem „staatlichen Geundheitswesen wird billigend in Kauf genommen“. Weitere Zitate: „Entmündigung der Selbstverwalung“, „zentralistische Reglementierung“, „rigorose Kosendämpfung“. Ich könnte hier noch lange so weiter voresen. (Dirk Niebel [FDP]: Es ist schön, was Sie hier heute machen!)


    amals waren Sie von der FDP in der Regierung.


    (Iris Gleicke [SPD]: Hört! Hört!)


    Sie können das bis zum Beginn des letzten Jahrhun-
    erts zurückverfolgen.


    (Frank Spieth [DIE LINKE]: Das ist noch nicht so lange her! – Heinz Lanfermann [FDP]: Da hat noch Rot-Grün regiert!)


    enn man sich als Politiker oder Politikerin darauf ein-
    ässt, dass man diese Schlagworte als Argumente wirken
    ässt, dann hat man verloren. Aber man hat in Wahrheit
    icht selber verloren. Verloren haben vielmehr 82 Millio-
    en Menschen, die darauf angewiesen sind, dass wir ge-
    en die Interessen der Lobbyisten angehen, die, obwohl
    ie die Sorge um den Patienten im Mund führen, immer
    ur kämpfen, um ein größeres Stück vom Kuchen zu er-
    alten, der im Gesundheitswesen verteilt wird. Wenn
    an den Lobbyisten folgt, haben die Patienten und Pa-

    ientinnen verloren. Ich sage Ihnen: Wir werden das
    icht machen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    ir werden darauf achten, dass wir eine gute Gesund-
    eitsversorgung in diesem Land gegen die Lobbyinteres-
    en durchsetzen.

    Lassen Sie mich zum Schluss sagen, Herr Kollege
    pieth: Mich hat gewundert, dass Sie hier von Berichten






    (A) )



    (B) )


    Bundesministerin Ulla Schmidt
    sprechen, gesetzlich Krankenversicherte würden im
    Krankenhaus nicht ordentlich behandelt.


    (Frank Spieth [DIE LINKE]: Sie haben nicht zugehört!)


    Die gesetzlich Krankenversicherten erhielten keine Ter-
    mine. Dies alles liege an den Lobbyinteressen.


    (Frank Spieth [DIE LINKE]: Sagen Sie selbst! Ist das etwa falsch, weil ich es sage?)


    Ich frage Sie jetzt einmal – Sie sind Verwaltungsratvor-
    sitzender der AOK in Thüringen –:


    (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Nebentätigkeit!)


    Was tun Sie in Ihrer Krankenkasse, um die Interessen der
    Versicherten zu vertreten, und was tun Sie, um die Inte-
    ressen der Versicherten durchzusetzen, wenn es für sie
    eine andere Behandlung gibt? Das müssen Sie sich ein-
    mal fragen lassen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN – Frank Spieth [DIE LINKE]: Wir müssen den ganzen Quatsch doch ausbaden!)


    – Die Krankenkassen wurden nicht gegründet, um irgend-
    etwas auszubaden. Die Krankenkassen führen im Mo-
    ment mehr Diskussionen darüber, ob aus sieben Spitzen-
    verbänden einer wird, und wehren sich dagegen, dass bei
    den Finanzströmen Transparenz einzieht, damit die Ver-
    sicherten besser sehen können, wie die Krankenkassen
    mit ihren Geldern umgehen und welche Versorgungsan-
    gebote sie organisieren.


    (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wohl ein Witz!)


    Das bringt uns nicht nach vorne.

    Ich sage Ihnen: Wir – auch ich – werden den Kampf
    darum führen, dass die Krankenkassen das tun, wofür sie
    da sind, nämlich die Interessen der Versicherten zu ver-
    treten und dafür zu sorgen, dass so etwas nicht vor-
    kommt. Denn das Gesetz erlaubt nicht, dass Menschen,
    die gesetzlich krankenversichert sind und hohe Beiträge
    zahlen, bei den Ärzten und Ärztinnen oder in Kranken-
    häusern schlechter behandelt werden als die Privatpa-
    tienten. Wenn Sie dabei mitmachen, sind Sie bei uns
    willkommen. Aber sich hier hinzustellen, das anzugrei-
    fen und selbst in einer verantwortlichen Position zu sein,
    das ändern zu können, das geht nicht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir werden die Debatte weiterführen. Natürlich wer-
    den die Koalitionsfraktionen nach den Anhörungen an
    einigen Stellen Änderungen des Gesetzentwurfes auf
    den Weg bringen, wo man ihn besser formulieren kann.
    Man führt Anhörungen ja durch, damit man erfährt, wo
    etwas zu Entwicklungen führen könnte, die man nicht
    will. Wir werden jedoch nicht davon abrücken, dass wir
    diese Reform brauchen.

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    (C (D Ich würde mich freuen, wenn ich nur von einem von ll denjenigen, die hier unsere Arbeit kritisieren, hören ürde, was er stattdessen tun würde. (Dirk Niebel [FDP]: Hier! Sofort! – Frank Spieth [DIE LINKE]: Wir haben Hunderte Vorschläge!)


    ch möchte von einem Einzigen hören, was passieren
    ürde, wenn wir die unverantwortliche Forderung, wir

    ollten es ganz sein lassen, erfüllen würden.


    (Dirk Niebel [FDP]: Ihre Bitte erfülle ich sofort!)


    Um auf Ihre Krankenkasse einzugehen, sage ich Ih-
    en: Der AOK-Bundesverband ist der Auffassung, wir
    rauchten keine Reform. Es sei genug getan, wenn wir
    edes Jahr 10 Milliarden Euro mehr in das System inves-
    ierten. Aber ich sage Ihnen: Wer so etwas fordert, der

    uss gleichzeitig sagen, dass er nicht will, dass für un-
    ere Kinder in Zukunft weiterhin das gilt, was für uns
    elbstverständlich war: dass man dann, wenn man krank
    st, unabhängig von der Höhe des Einkommens eine gute
    edizinische Versorgung erhält. Wer so etwas fordert,

    er fährt das System gegen die Wand.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)