Protokoll:
17124

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 124

  • date_rangeDatum: 8. September 2011

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 23:07 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/124 zur Übernahme von Gewährleistungen im Rahmen eines europäischen Stabilisie- rungsmechanismus (Drucksache 17/6916) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Parlamentsrechte im Rahmen zu- künftiger europäischer Stabilisierungs- maßnahmen sichern und stärken (Drucksache 17/6945) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sigmar Gabriel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marco Buschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marco Buschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2012 (Haushaltsgesetz 2012) (Drucksache 17/6600) . . . . . . . . . . . . . . . 14551 B 14551 C 14551 D 14554 D 14574 D 14575 D 14575 D 14576 B 14576 C 14576 D 14578 C Deutscher B Stenografisch 124. Sitz Berlin, Donnerstag, den I n h a l Wahl des Abgeordneten Siegmund Ehrmann und des Herrn Markus Meckel als ordentli- che Mitglieder des Stiftungsrates der Stif- tung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Wahl der Abgeordneten Dr. Valerie Wilms als stellvertretendes Mitglied im Eisenbahn- infrastrukturbeirat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . Nachruf auf den ehemaligen Abgeordneten Hans Apel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes R K J J B A O U M N 14549 A 14549 B 14549 B 14550 B 14550 D Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sigmar Gabriel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14559 B 14559 B undestag er Bericht ung 8. September 2011 t : ainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . laus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . artholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . xel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . tto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrich Maurer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . anuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 14560 D 14563 A 14565 A 14566 A 14566 B 14567 C 14568 D 14570 A 14571 A 14572 B 14573 B b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2011 bis 2015 (Drucksache 17/6601) . . . . . . . . . . . . . . . 14578 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 124. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. September 2011 Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Soziales Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Katja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D S S K K P A A B T a b c d e in 14578 D 14581 C 14584 C 14587 B 14588 D 14590 D 14592 C 14594 B 14596 C 14597 D 14598 D 14601 A 14602 D 14604 D 14606 A 14607 C 14607 D 14609 C 14609 D 14610 B 14611 B 14612 D 14613 D 14614 A 14615 C 14616 C 14618 A 14618 C 14619 A 14619 B 14619 C r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . abine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . abine Zimmermann (DIE LINKE) . . . . . . . . atrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . atrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aul Lehrieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ngelika Krüger-Leißner (SPD) . . . . . . . . . . xel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 3: ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Zwei- ten Gesetzes zur Änderung des Um- weltauditgesetzes (Drucksache 17/6611) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Verleihung der Rechtsfähigkeit an das Gemeinsame Wattenmeersekre- tariat – Common Wadden Sea Secreta- riat (CWSS) (CWSSRechtsG) (Drucksache 17/6612) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Abkommen vom 21. Okto- ber 2010 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Großherzogtum Luxemburg über die Erneuerung und Erhaltung der Grenzbrücke über die Mosel zwischen Wellen und Grevenma- cher (Drucksache 17/6615) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Beher- bergungsstatistikgesetzes und des Han- delsstatistikgesetzes (Drucksache 17/6851) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag des Bundesministeriums der Fi- nanzen: Entlastung der Bundesregie- rung für das Haushaltsjahr 2010 – Vor- lage der Vermögensrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2010 – (Drucksache 17/6009) . . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit 14620 D 14622 A 14623 A 14623 A 14623 B 14624 A 14624 C 14625 A 14626 D 14628 A 14629 C 14631 A 14631 A 14631 A 14631 B 14631 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 124. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. September 2011 III Zusatztagesordnungspunkt 3: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung von Vorschriften über Verkündung und Bekanntma- chungen (Drucksache 17/6610) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Johanna Voß, Ulla Lötzer, Dr. Barbara Höll, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Universaldienste für Breit- band-Internetanschlüsse jetzt (Drucksache 17/6912) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Kai Gehring, Krista Sager, Ekin Deligöz, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Den Hochschul- pakt weiterentwickeln: Mehr Studien- plätze, bessere Studienbedingungen und höhere Lehrqualität schaffen (Drucksache 17/6918) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Krista Sager, Memet Kilic, Ekin Deligöz, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Anerkennung ausländischer Abschlüsse tatsächlich voranbringen (Drucksache 17/6919) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag des Bundesministe- riums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushalts- jahr 2009 – Vorlage der Haushaltsrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2009 – – zu dem Antrag des Bundesministe- riums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushalts- jahr 2009 – Vorlage der Vermögensrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2009 – – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2010 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes (einschließlich der Fest- stellungen zur Jahresrechnung 2009) – zu der Unterrichtung durch den Bun- desrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2010 zur b c in Z A d A g (D 14631 B 14631 C 14631 C 14631 C Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes – Weitere Prüfungsergebnisse – (Drucksachen 17/1500, 17/2305, 17/3650, 17/3956 Nr. 3, 17/5350, 17/5820 Nr. 5, 17/6423) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des
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    ung C, letzter Absatz, der n: „Von gewissen Teilen kandalisiert, wir würden ersorgung der Menschen htlingen aus Irak und Pa- rten Kolleginnen und Kol- h hauptsächlich damit be- emismusbekämpfung auf- itig immer als Retter der sterin Schröder mit ihrem für, dass Armut gar nicht e ich konstruktive Politik. SU und der FDP) nsere Ministerin tatkräftig en, die Opfer von Gewalt zten Jahr haben wir in den Geld zur Anschubfinan- es bundesweiten Hilfetele- Meine Damen und Herren, i lich-konstruktive Haushaltsbera allen eine gute Nacht wünschen Danke schön. (Beifall bei der CDU/CS Vizepräsident Eduard Osw Der Herr Kollege macht sch letzte Redner war. In der Tat ste weiteren Wortmeldungen mehr auch keiner mehr trauen. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 124. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 8. September 2011 14719 (A) (C) )(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Behrens, Herbert DIE LINKE 08.09.2011 Dr. Dehm, Diether DIE LINKE 08.09.2011 Gerster, Martin SPD 08.09.2011 Glos, Michael CDU/CSU 08.09.2011 Heveling, Ansgar CDU/CSU 08.09.2011 Hunko, Andrej DIE LINKE 08.09.2011 Dr. Jochimsen, Lukrezia DIE LINKE 08.09.2011 Kamp, Heiner FDP 08.09.2011 Krestel, Holger FDP 08.09.2011 Krischer, Oliver BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.09.2011 Dr. Lehmer, Max CDU/CSU 08.09.2011 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.09.2011 von der Marwitz, Hans- Georg CDU/CSU 08.09.2011 Nietan, Dietmar SPD 08.09.2011 Nink, Manfred SPD 08.09.2011 Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 08.09.2011 Schreiner, Ottmar SPD 08.09.2011 Werner, Katrin DIE LINKE 08.09.2011 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 08.09.2011 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Lambrecht, Christine SPD 08.09.2011 (D 124. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 8. September 2011 Inhalt: Wahl des Abgeordneten Siegmund Ehrmannund des Herrn Markus Meckel als ordentlicheMitglieder des Stiftungsrates der Stiftungzur Aufarbeitung der SED-Diktatur Wahl der Abgeordneten Dr. Valerie Wilmsals stellvertretendes Mitglied im Eisenbahninfrastrukturbeirat Erweiterung der Tagesordnung Nachträgliche Ausschussüberweisungen Nachruf auf den ehemaligen Abgeordneten Hans Apel ZP 1 Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzeszur Änderung des Gesetzes zur Übernahmevon Gewährleistungen im Rahmen eineseuropäischen Stabilisierungsmechanismus ZP 2 Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und FDPParlamentsrechte im Rahmen zukünftigereuropäischer Stabilisierungsmaßnahmen sichernund stärken a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2012 (Haushaltsgesetz 2012) b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Finanzplan des Bundes 2011 bis 2015 Epl. 09: BMWi Epl. 11: BMAS 3 a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Umweltauditgesetzes b) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verleihung der Rechtsfähigkeit an das Gemeinsame Wattenmeersekretariat - Common Wadden Sea Secretariat (CWSS) (CWSSRechtsG) c) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 21. Oktober 2010 zwische... d) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Beherbergungsstatistikgesetzes und des Handelsstatistikgesetzes e) Beratung des Antrags des Bundesministeriums der Finanzen Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2010 - Vorlage der Vermögensrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2010 - ZP 3 a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Vorschriften über Verkündung und Bekanntmachungen b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Johanna Voß, Ulla Lötzer, Dr. Barbara Höll, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Universaldienste für Breitband-Internetanschlüsse jetzt c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Kai Gehring, Krista Sager, Ekin Deligöz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Den Hochschulpakt weiterentwickeln: Mehr Studienplätze, bessere Studienbedingungen und höhere Lehrqualität schaffen d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Krista Sager, Memet Kilic, Ekin Deligöz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Anerkennung ausländischer Abschlüsse tatsächlich voranbringen Tagesordnungspunkt 4 a:Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichtsdes Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)– zu dem Antrag des Bundesministeriums derFinanzen Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2009 - Vorlage der Haushaltsrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2009 - Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2009 - Vorlage der Vermögensrechnung des Bundes für das Haushaltsjahr 2009 - Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2010 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes (einschließlich der Feststellungen zur Jahresrechnung 2009) Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2010 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes - Weitere Prüfungsergebnisse - Tagesordnungspunkt 4 b: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss) zu dem Antrag des Präsidenten des Bundesrechnungshofes Rechnung des Bundesrechnungshofes für das Haushaltsjahr 2010 - Einzelplan 20 - Tagesordnungspunkt 4 c: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichtsdes Ausschusses für Verkehr, Bau undStadtentwicklung (15. Ausschuss) – zu dem Antrag der Abgeordneten UlrichLange, Dirk Fischer (Hamburg), Arnold Vaatz,weiterer Abgeordneter und der Fraktion derCDU/CSU sowie der Abgeordneten PatrickDöring, Werner Simmling, Oliver Luksic, weitererAbgeordneter und der Fraktion der FDPSicherheit im Eisenbahnverkehr verbessern –Streckennetz mit Sicherungssystemen ausstatten – zu dem Antrag der Abgeordneten UweBeckmeyer, Waltraud Wolff (Wolmirstedt),Sören Bartol, weiterer Abgeordneter und derFraktion der SPD sowie der AbgeordnetenDr. Anton Hofreiter, Undine Kurth (Quedlinburg),Winfried Hermann, weiterer Abgeordneterund der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NENKonsequenzen aus dem Zugunglück vonHordorf ziehen – zu dem Antrag der Abgeordneten SabineLeidig, Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens,weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIELINKEUmgehend die Konsequenzen aus dem Unglückvon Hordorf ziehen Zusatzpunkt 4:Beratung des Antrags der BundesregierungAusnahme von dem Verbot der Zugehörigkeitzu einem Aufsichtsrat für Mitglieder der Bundesregierung Epl. 30: BMBF Epl. 10: BMELV Epl. 15: BMG Epl. 17: BMFSFJ Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
Gesamtes Protokol Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1712400000

Rechnung des Bundesrechnungshofes
für das Haushaltsjahr 2010
– Einzelplan 20 –

(Drucksachen 17/5385, 17/6424) . . . . . . .


) Beschlussempfehlung und Bericht des
Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadt-
entwicklung

– zu dem Antrag der Abgeordneten

(Hamburg)

ordneter und der Fraktion der CDU/
CSU sowie der Abgeordneten Patrick
Döring, Werner Simmling, Oliver
Luksic, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP: Sicherheit im Ei-
senbahnverkehr verbessern – Stre-
ckennetz mit Sicherungssystemen
ausstatten

– zu dem Antrag der Abgeordneten Uwe

(Wolmirstedt)

geordneter und der Fraktion der SPD
sowie der Abgeordneten Dr. Anton

(Quedlinburg)

Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Konse-
quenzen aus dem Zugunglück von
Hordorf ziehen

– zu dem Antrag der Abgeordneten
Sabine Leidig, Dr. Dietmar Bartsch,
Herbert Behrens, weiterer Abgeordne-
ter und der Fraktion DIE LINKE: Um-
gehend die Konsequenzen aus dem
Unglück von Hordorf ziehen


(Drucksachen 17/5046, 17/4854, 17/4840, 17/6131)


Verbindung mit

usatztagesordnungspunkt 4:

ntrag der Bundesregierung: Ausnahme von
em Verbot der Zugehörigkeit zu einem
ufsichtsrat für Mitglieder der Bundesre-
ierung

rucksache 17/6670) . . . . . . . . . . . . . . . . . .

14631 D

14632 B

14632 C

14633 B

IV

Einzelplan 30
Bundesministerium für Bildung und
Forschung

Dr. Annette Schavan, Bundesministerin
BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . .
Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . .
Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/

DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . .
Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . .

Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . .
Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . .
Dr. Martin Neumann (Lausitz) (FDP) . . . . . .
Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE) . . . . . . . . .

(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Anette Hübinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . .
Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . .
Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . .
Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . .
Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . .

Einzelplan 10
Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Ilse Aigner, Bundesministerin
BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . . . .
Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . .
Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . .

(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Franz-Josef Holzenkamp (CDU/CSU) . . . . . .
Rolf Schwanitz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Dr. Edmund Peter Geisen (FDP) . . . . . . . . . .
Alexander Süßmair (DIE LINKE) . . . . . . . . .

(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Mechthild Heil (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . .
Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . .
Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . .
Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . .

Einzelplan 15
Bundesministerium für Gesundheit

Daniel Bahr, Bundesminister
BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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A

A

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B

A
L

14633 B
14635 C
14637 A
14638 B

14639 C
14640 C
14642 C
14643 A
14643 A
14644 B
14645 B

14646 C
14648 A
14649 B
14650 D
14652 B
14653 D

14655 B
14657 B
14659 A
14660 A

14661 B
14662 D
14664 C
14666 A
14667 A

14668 B
14669 A
14670 B
14671 D
14672 D

14674 B
lke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
r. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . .
arald Weinberg (DIE LINKE) . . . . . . . . . . .

(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

einz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . .
r. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . .
einz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . .
wald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
tephan Stracke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . .

(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


othar Riebsamen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . .
ärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
lois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . .

Einzelplan 17
Bundesministerium für Familie, Senio-
ren, Frauen und Jugend

r. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär
BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . .

r. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär
BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

agmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . .
r. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . .
r. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär
BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
iriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

teffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . .

(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

orothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . .
olf Schwanitz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . .
lorian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

(BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


rwin Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . .
aren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
lorian Bernschneider (FDP) . . . . . . . . . . . . .
ndreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . .
Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . .

ndreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . .

ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
erichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

nlage
iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . .

14676 D
14678 C
14680 C

14682 C
14683 D
14685 B
14685 C
14685 D
14687 C

14689 D
14691 A
14692 D
14694 B

14696 A
14698 A

14698 A
14699 A
14700 D

14701 A
14701 B
14702 A

14704 D
14706 A
14708 A
14709 C

14710 D
14712 A
14713 A
14714 C
14715 C
14716 A
14716 B

14717 C
14717 B

14719 A






(A) )


)(B)

124. Sitz

Berlin, Donnerstag, den

Beginn: 9.0


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712400100

Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
habe zu Beginn einige amtliche Mitteilungen zu machen.

Zuerst geht es um Nachwahlen zu Gremien, und zwar
zunächst zum Stiftungsrat der Stiftung zur Aufarbei-
tung der SED-Diktatur. Die Fraktion der SPD schlägt
als neues ordentliches Mitglied aus dem Kreis der Frak-
tionen den Kollegen Siegmund Ehrmann vor. Neues
ordentliches Mitglied aus dem Kreis der Personen, die in
Fragen der Aufarbeitung besonders engagiert sind, soll
anstelle von Professor Hermann Weber der frühere Ab-
geordnete Markus Meckel werden. Sind Sie mit diesen
Vorschlägen einverstanden? – Das ist offensichtlich der
Fall. Dann sind der Kollege Siegmund Ehrmann und
Herr Markus Meckel hiermit in den Stiftungsrat gewählt.

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat mitgeteilt,
dass die Kollegin Dr. Valerie Wilms für den aus dem
Deutschen Bundestag ausgeschiedenen Kollegen
Winfried Hermann neues stellvertretendes Mitglied im
Eisenbahninfrastrukturbeirat werden soll. Stimmen
Sie auch diesem Vorschlag zu? – Das ist der Fall. Dann
ist die Kollegin in den Eisenbahninfrastrukturbeirat ge-
wählt.

Z

Z

Redet
Interfraktionell ist vereinbart worden, die heutige Ta-
gesordnung um die erste Beratung des Gesetzentwurfs
zur Änderung des Gesetzes zur Übernahme von Gewähr-
leistungen im Rahmen des europäischen Stabilisierungs-
mechanismus zu erweitern, die jetzt gleich im Anschluss
als Erstes aufgerufen werden soll.

Außerdem ist vorgesehen, die verbundene Tages-
ordnung um die in der Zusatzpunktliste aufgeführten
Punkte zu erweitern:

ZP 1 Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Ge-
setzes zur Änderung des Gesetzes zur Über-
nahme von Gewährleistungen im R
nes europäischen Stabilisierungsmec

– Drucksache 17/6916 –

(C (D ung 8. September 2011 0 Uhr Überweisungsvorschlag: Haushaltsausschuss Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung Innenausschuss Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union P 2 Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/ CSU und FDP Parlamentsrechte im Rahmen zukünftiger europäischer Stabilisierungsmaßnahmen sichern und stärken – Drucksache 17/6945 – Überweisungsvorschlag: Haushaltsausschuss Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung Innenausschuss Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union P 3 Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren ext Ergänzung zu TOP 3 a)

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung von Vorschriften über Verkündung und
Bekanntmachungen

– Drucksache 17/6610 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Johanna
Voß, Ulla Lötzer, Dr. Barbara Höll, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion DIE LINKE

ldienste für Breitband-Internet-
se jetzt

ache 17/6912 –
ahmen ei-
hanismus

Universa
anschlüs

– Drucks





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Kultur und Medien

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Kai
Gehring, Krista Sager, Ekin Deligöz, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN
Den Hochschulpakt weiterentwickeln: Mehr
Studienplätze, bessere Studienbedingungen
und höhere Lehrqualität schaffen
– Drucksache 17/6918 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Krista
Sager, Memet Kilic, Ekin Deligöz, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN
Anerkennung ausländischer Abschlüsse tat-
sächlich voranbringen
– Drucksache 17/6919 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Gesundheit

ZP 4 Weitere abschließende Beratung ohne Aus-
sprache
Ergänzung zu TOP 4
Beratung des Antrags der Bundesregierung
Ausnahme von dem Verbot der Zugehörigkeit
zu einem Aufsichtsrat für Mitglieder der Bun-
desregierung
– Drucksache 17/6670 –

Von der Frist für den Beginn der Beratungen soll, so-
weit erforderlich, abgewichen werden.

Schließlich mache ich auf drei nachträgliche Aus-
schussüberweisungen im Anhang zur Zusatzpunktliste
aufmerksam:

Der am 10. Juni 2011 überwiesene nachfolgende Ge-
setzentwurf soll zusätzlich dem Ausschuss für Ernäh-

(10. Ausschuss)


Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neu-
ordnung des Kreislaufwirtschafts- und Abfall-
rechts
– Drucksache 17/6052 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz

s

(6 s F s m g z M h b b te g B e ru s d b J m 1 (C (D Der am 30. Juni 2011 überwiesene nachfolgende Geetzentwurf soll zusätzlich dem Rechtsausschuss . Ausschuss)


Erste Beratung des von der Bundesregierung einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung
der Beitreibungsrichtlinie sowie zur Änderung

(Beitreibungsrichtlinie-Umsetzungsgesetz – BeitrRLUmsG)


– Drucksache 17/6263 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

Der am 1. Juli 2011 überwiesene nachfolgende Ge-
etzentwurf soll zusätzlich dem Ausschuss für Bildung,

(18. Auschuss)


Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verbes-
serung der Eingliederungschancen am Ar-
beitsmarkt

– Drucksache 17/6277 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Ich kann auch dazu Ihr offensichtliches Einverneh-
en feststellen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, bevor wir in die Ta-
esordnung eintreten, bitte ich Sie, sich von Ihren Plät-
en zu erheben.


(Die Anwesenden erheben sich)


Der Deutsche Bundestag trauert um sein ehemaliges
itglied Hans Apel, der vorgestern nach langer Krank-

eit im Alter von 79 Jahren in seiner Heimatstadt Ham-
urg verstorben ist.

Hans Apel gehörte dem Deutschen Bundestag für sie-
en Wahlperioden von 1965 bis 1990 an. In diesem Vier-
ljahrhundert hat er unserem Land in höchsten Ämtern
edient.

Hans Apel wurde am 25. Februar 1932 in Hamburg-
armbek geboren. Nach dem Abitur 1951 absolvierte er
ine kaufmännische Lehre und studierte nach kurzer be-
flicher Tätigkeit für einen Mineralölkonzern Wirt-

chaftswissenschaften in Hamburg und promovierte in
iesem Fachbereich.

Schon während des Studiums war er 1955 der SPD
eigetreten, deren Vorstand er später für beinahe zwei
ahrzehnte angehören sollte.

Nachdem er einige Jahre für das Europäische Parla-
ent gearbeitet hatte, gehörte er ihm als Mitglied von

965 bis 1969 an. 1965 wurde er auch Mitglied des





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

Deutschen Bundestages, in den er – mit Ausnahme einer
Legislaturperiode – stets direkt gewählt wurde.

Nachdem er Vorsitzender des Verkehrsausschusses
und dann stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bun-
destagsfraktion gewesen war, wurde er 1972 zum Staats-
sekretär im Auswärtigen Amt mit der Zuständigkeit für
Europafragen ernannt.

1974 wurde er im ersten Kabinett von Bundeskanzler
Helmut Schmidt dessen Nachfolger im Amt als Bundes-
minister der Finanzen.

1978 übernahm Hans Apel, selbst Angehöriger der
sogenannten weißen Jahrgänge, das Bundesministerium
der Verteidigung und erwarb sich schnell hohe Anerken-
nung in seinem neuen Amt. Er bekleidete es bis zum
Ende der sozialliberalen Koalition im Herbst 1982, also
in der Zeit, die von der anhaltenden Debatte um die
Nachrüstung und dem Erstarken der Friedensbewegung
gekennzeichnet war.

Bis zu seinem Ausscheiden aus dem Bundestag im
Jahre 1990 widmete er sich vor allem der Finanzpolitik.
Von ihm – konfrontiert mit den unbeabsichtigten Folgen
selbst herbeigeführter politischer Entscheidungen –
stammt der später vielzitierte Satz: „Ich glaub, mich tritt
ein Pferd.“

Nach dem Abschied aus der Politik, der jedoch kein
Abschied von der Politik war, leistete er in verschiede-
nen Funktionen vor allem in der Energiewirtschaft in
den neuen Bundesländern einen Beitrag zum Aufbau Ost
und der inneren Einheit unseres Landes. Hinzu kam eine
rege publizistische Tätigkeit, die einige vielbeachtete
Bücher erbrachte.

Das gesamte öffentliche Wirken von Hans Apel – in
der Politik, in der Wirtschaft, als Publizist – war geprägt
von seiner Orientierung an der protestantischen Ethik
und seiner tiefen christlichen Glaubensüberzeugung.
Seine Ehrlichkeit und Offenheit wurden geschätzt, gele-
gentlich auch gefürchtet, wobei er auch die eigene Partei
nicht ausnahm von seinem manchmal unbequemen Ur-
teil.

Hans Apel hat sich bleibende Verdienste um unser
Land erworben: als leidenschaftlicher Parlamentarier, als
verantwortungsvoller Bundesminister und als ein Politi-
ker, der maßgeblich an wichtigen Weichenstellungen in
der Geschichte der Bundesrepublik mitgewirkt hat.

Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewah-
ren. Seiner Familie spreche ich im Namen des ganzen
Hauses unsere Anteilnahme aus.

Sie haben sich zu Ehren des Verstorbenen von Ihren
Plätzen erhoben. Ich danke Ihnen.

Ich rufe nun die Zusatzpunkte 1 und 2 auf, die wir ge-
rade auf die Tagesordnung gesetzt haben:

ZP 1 Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Ge-
setzes zur Änderung des Gesetzes zur Über-
nahme von Gewährleistungen im Rahmen ei-
nes europäischen Stabilisierungsmechanismus

– Drucksache 17/6916 –

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(C (D Überweisungsvorschlag: Haushaltsausschuss Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung Innenausschuss Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union P 2 Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/ CSU und FDP Parlamentsrechte im Rahmen zukünftiger europäischer Stabilisierungsmaßnahmen sichern und stärken – Drucksache 17/6945 – Überweisungsvorschlag: Haushaltsausschuss Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung Innenausschuss Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für iese Aussprache zwei Stunden vorgesehen. – Ich stelle azu Einvernehmen fest. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem undesminister der Finanzen, Dr. Wolfgang Schäuble. Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finanen: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Diese Haushaltsdebatte steht, wie die öffentli hen Diskussionen in diesen Wochen, im Zeichen der urbulenzen der Finanzmärkte und der Notwendigkeit, nsere gemeinsame europäische Währung in diesen chwierigen Entwicklungen stabil zu halten und zu veridigen. Das Bundesverfassungsgericht hat mit seiner gestrien Entscheidung erneut bestätigt, dass diese Politik, die emeinsame europäische Währung mit Stabilisierungsaßnahmen stabil zu halten, in vollem Umfang dem rundgesetz entspricht und die Besorgnisse, wir würden uf irgendeine Weise gegen die Bestimmungen unserer erfassung verstoßen, unbegründet sind. Wir werden im uge der Beratungen darüber diskutieren, wie die parlaentarische Umsetzung der Entscheidung im Einzelnen ussehen wird; das Haushaltsrecht des Bundestages ist as Grundprinzip unserer parlamentarischen Demokrae. Das Bundesverfassungsgericht hat aber ausdrücklich largestellt, dass die bisher getroffenen Entscheidungen vollem Umfang dem Grundgesetz entsprechen. Mit dem Gesetzentwurf zur Änderung des Gesetzes ur Übernahme von Gewährleistungen im Rahmen eines uropäischen Stabilisierungsmechanismus passen wir nsere nationale Gesetzgebung an die Änderungen des ahmenvertrags für die Europäische Finanz-Stabilitätsazilität an, die im März und im Juli von den Staatsund egierungschefs der Euro-Zone beschlossen worden Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

sind, um diese vorübergehend geschaffene europäische
Finanzierungsanstalt in die Lage zu versetzen, den He-
rausforderungen der wirtschaftlichen Entwicklung und
der Entwicklung an den Finanzmärkten gerecht zu wer-
den.

Ich will bei dieser Gelegenheit ausdrücklich darauf
hinweisen: Der EFSF-Rahmenvertrag, den wir im Mai
vergangenen Jahres sehr kurzfristig schaffen mussten, ist
ein privatrechtlicher Vertrag.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sehen wir anders, Herr Minister!)


Die Finanzierungsanstalt ist eine privatrechtliche Gesell-
schaft nach luxemburgischem Recht. Deswegen, Herr
Kollege Trittin, ist es nach dem Grundgesetz gar nicht
möglich, diesen Vertrag der Ratifizierung zuzuführen.
Nur völkerrechtliche Verträge können nach dem Grund-
gesetz ratifiziert werden. Wir haben ihn allerdings mit
dem Gesetz zur Übernahme von Gewährleistungen im
Rahmen eines europäischen Stabilisierungsmechanis-
mus entsprechend in die nationale Gesetzgebung umge-
setzt. Das ist nicht in allen Ländern der Euro-Zone
gleich geregelt. Wir haben das Stabilisierungsmechanis-
musgesetz beschlossen, um eine gesetzliche Grundlage
zu schaffen.

Das ist kein völkerrechtlicher Vertrag; aber wir wol-
len einen völkerrechtlichen Vertrag. Das wird der Ver-
trag über den Europäischen Stabilisierungsmechanismus
sein, der – so ist es vorgesehen – 2013 in Kraft treten
und dann eine internationale Finanzinstitution schaffen
wird. Dieser Vertrag bedarf der Ratifizierung. Ich sage
das, damit wir keinen Streit zu führen brauchen, der al-
lenfalls zu Missverständnissen führen könnte.

Wir mussten diesen Mechanismus schaffen, damit aus
den Problemen eines Landes der Euro-Zone keine Ge-
fahr für die Stabilität der Euro-Zone als Ganzes werden
kann. Denn wir mussten im vergangenen Jahr lernen
– daraus haben wir die Konsequenzen gezogen –, welche
Folgen die Schwierigkeiten eines Landes haben können.
Es geht um Griechenland, ein Land mit einer hohen Ver-
schuldung, hohen Defiziten, hoher Staatsverschuldung,
unzureichenden Wachstumszahlen und mangelnder
Wettbewerbsfähigkeit. All das stand durch den Druck,
der durch die gemeinsame Währung entsteht, sehr viel
stärker im Fokus der politischen Entwicklung. Damit aus
den Problemen eines Landes mit einem Anteil von
2 Prozent an der gesamten Wirtschaftsleistung der Euro-
Zone wegen der Ansteckungseffekte auf den Märkten
keine Gefahr für die Stabilität der Euro-Zone insgesamt
werden kann, brauchen wir diesen Stabilisierungsmecha-
nismus.

Ich füge aber gleich hinzu: Es geht bei all diesen Hil-
fen im Zusammenhang mit dem Rettungsschirm immer
um Hilfe zur Selbsthilfe. Anders ist das gar nicht mög-
lich. Wir haben in der Euro-Zone die Währung verge-
meinschaftet, aber nicht die Wirtschafts- und Finanzpoli-
tik. Deswegen können wir den Mitgliedsländern, die in
Schwierigkeiten sind, helfen, Zeit zu gewinnen, ihre
Probleme zu lösen; aber die Ursachen der Probleme
müssen die Mitgliedsländer selbst beseitigen. Daran


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(C (D hrt kein Weg vorbei; das ist das Grundprinzip der uropäischen Architektur. Das darf nicht übersehen weren. Deswegen kommen Länder, die in Schwierigkeiten ind, nicht um die notwendigen Anpassungen ihrer aushalte und die Rückführung ihrer zu hohen Defizite erum. Das ist übrigens der Weg, den auch wir in eutschland gehen, gerade auch mit dem Haushalt 2012. iesen Weg müssen alle in Europa gehen. So ist es ver bredet. Das muss eingehalten werden. Dazu haben sich lle verpflichtet. Wenn sie Probleme mit der wirtschaftlihen Wettbewerbsfähigkeit haben, dann sind Strukturformen in diesen Ländern unvermeidlich, damit sie in iner Welt, in der der Wettbewerbsdruck durch die Gloalisierung der wirtschaftlichen Entwicklung größer ird und auf allen lastet, dem Wettbewerb standhalten önnen. Hilfe zur Selbsthilfe: Wir verschaffen Ländern, die in chwierigkeiten sind, mit diesem Rettungsschirm Zeit r die notwendige Anpassung und für die Lösung ihrer robleme, damit sie die Zeit überbrücken können, in der ie aufgrund von nicht tragbaren Zinsbelastungen keinen ugang zu den internationalen Finanzmärkten haben, uf den sie angewiesen sind. Das geht nicht über Nacht. s geht darum, ihnen Zeit zu verschaffen. Die Lösung er Strukturprobleme können wir ihnen nicht ersparen. Deshalb stehen all diese Maßnahmen im Einzelfall nd generell unter der Voraussetzung einer Vereinbarung trikter Konditionalität, dass also die notwendigen Anassungsmaßnahmen zur Rückführung der Defizite und ur Verbesserung der wirtschaftlichen Leistungsfähigeit mit den betroffenen Ländern vereinbart werden. So utet das Stabilisierungsmechanismusgesetz. Dies muss ingehalten werden und wird bei der Auszahlung jeder ranche durch die unabhängigen Institutionen des Interationalen Währungsfonds, der Europäischen Zentralank und der Kommission der Europäischen Union berprüft. So ist es schon bei dem vom EFSF geschaffenen Griehenland-Programm. Wir haben vereinbart, dass die Voussetzungen für die Auszahlung der nächsten Tranche ierteljährlich überprüft werden müssen. Erst wenn die berprüfung ergibt, dass die Voraussetzungen vorliegen nd dass die Vereinbarungen eingehalten sind, kann die ranche ausgezahlt werden. Verehrte Kolleginnen und Kollegen, die Lage in Griehenland ist ernst, denn im Augenblick ist die Mission er Troika unterbrochen. Darüber darf es überhaupt eine Illusionen geben. Solange diese Mission nicht betätigen kann, dass die Voraussetzungen erfüllt sind, ann die nächste Tranche für Griechenland nicht ausgeahlt werden. ier gibt es keinen Entscheidungsspielraum. Das ist in en Verträgen und in unserem Gesetz so beschlossen. as muss jeder wissen. Deshalb ist die Situation ernst. ir haben Verständnis für die Probleme in Griechen Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Volker Kauder [CDU/CSU]: So ist es!)





(A) )

land. Ich habe es im Rahmen einer früheren Debatte ge-
sagt: Die Rückführung der Defizite bringt für die betrof-
fene Bevölkerung schwere Belastungen mit sich.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Darüber sollte niemand mit Häme reden. Wer aber jahre-
lang zu hohe Schulden macht, kommt um Anpassungs-
maßnahmen nicht herum.

Daher sage ich bei allem Respekt und bei aller Sym-
pathie für das griechische Volk: Die Anpassungsmaß-
nahmen können wir Griechenland nicht ersparen. Letz-
ten Endes ist es Sache Griechenlands selbst, zu
entscheiden, ob man dort bereit und in der Lage ist, die
notwendigen Maßnahmen durchzuführen, um die Defi-
zite und die zu hohe Verschuldung zurückzuführen. Das
muss Griechenland selbst entscheiden. Anspruch auf So-
lidarität hat Griechenland, und Deutschland wird seine
Solidarität zur Verteidigung der gemeinsamen Währung
nicht verweigern. Darauf kann sich Griechenland verlas-
sen. Es muss aber seinen eigenen Beitrag leisten, und es
muss am Ende selbst entscheiden. Daran führt kein Weg
vorbei.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Änderungen des Rahmenvertrags über die euro-
päische Finanzierungsanstalt sehen vor, dass wir sicher-
stellen, dass die ursprünglich vereinbarte Summe an
Finanzhilfen bis zu einer Obergrenze von 440 Milliarden
Euro, für die entsprechende Anpassungsprogramme ver-
einbart werden mussten und vereinbart worden sind, zur
Verfügung gestellt werden kann. Diese Finanzierungs-
anstalt arbeitet nach dem Prinzip, dass sie Finanzhilfen
zur Verfügung stellt und die Mittel dazu auf den Finanz-
märkten aufnimmt. Dafür verbürgen sich die Mitglieds-
länder der Euro-Zone. Da für eine entsprechende Bewer-
tung der Ratingagenturen nur die Verbürgung durch die
Mitgliedsländer der Euro-Zone, die über die Höchst-
bewertung durch das sogenannte Triple A verfügen,
zählt und angerechnet wird, brauchen wir in dieser
Finanzierungsanstalt eine Übersicherung.

Daher ergibt sich die komplizierte Zahl. Um 440 Mil-
liarden Euro darzustellen, brauchen wir eine Garantie-
summe von rund 750 Milliarden Euro. Deutschland
muss – seinem Anteil an der wirtschaftlichen Gesamt-
leistung der Euro-Zone entsprechend – davon einen
Anteil von rund 28 Prozent tragen. Das heißt, unsere
Garantieleistungen belaufen sich nach der vorgeschlage-
nen Änderung auf bis zu 211 Milliarden Euro, wobei die
Zinsen – unserem Haushaltsrecht entsprechend – nicht
eingeschlossen sind. Wir machen es bei allen Gewähr-
leistungen nach der Bundeshaushaltsordnung so, dass
die Zinsen nicht eingerechnet werden. Dies muss man
im Auge haben. Daher sagen manche, es werden bis zu
250 Milliarden Euro. Wir sollten aber durch unterschied-
liche Zahlen keinen Grund für neue Verunsicherungen
schaffen. Das festgelegte Garantievolumen beläuft sich
auf 211 Milliarden Euro. Dazu kommen – unserem
Haushaltsrecht entsprechend – Zinsen in einer entspre-
chenden Größenordnung.

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(C (D Darüber hinaus haben wir im Änderungsvertrag zum ahmenvertrag vereinbart, dass wir der europäischen inanzierungsanstalt zusätzliche Instrumente zur Verfüung stellen. Diese Instrumente werden nur unter der oraussetzung eingesetzt, dass mit einem Land, zu desen Gunsten sie eingesetzt werden sollen, entsprechende npassungsmaßnahmen vereinbart sind. Alle Maßnahen des EFSF unterliegen der Voraussetzung, dass ent prechende Programme vereinbart sind. Das ist eine anz klare Regelung. Aber es sollen zusätzlich zu dem bisherigen Instruent, dass man gegebenenfalls Finanzhilfen zur Verfü ung stellen kann, weitere Instrumente geschaffen weren, sodass man analog zu den Möglichkeiten, über die er Internationale Währungsfonds verfügt, einen – ich age es einmal untechnisch – Überziehungskredit vereinart, also dass man die Möglichkeit hat, eine Kreditlinie inzuräumen. Diese muss ein Land nicht in Anspruch ehmen, aber das stärkt das Vertrauen der Finanzmärkte, eil ein Land unter allen Umständen liquide bleiben ann, weil es entsprechende Überziehungsmöglichkeiten at. Gerade wegen der besorgniserregenden Meldungen us der Euro-Zone ist es ganz wichtig, dass die Finanziengsanstalt in der Lage ist, Ländern notfalls kurzfristig ittel für die Kapitalisierung von Banken zur Verfügung u stellen. Wenn wir eine Zuspitzung der Krise bekomen sollten – wir wollen sie vermeiden, daran arbeiten ir, aber man muss auch an unangenehmere Entwickngen denken –, ist es wichtig, dass wir Ansteckungs efahren im Bankensektor durch Zurverfügungstellung on zusätzlichem Kapital bekämpfen können. Mit dem nderungsvertrag verschaffen wir der Finanzierungs nstalt die notwendigen Möglichkeiten. Schließlich wollen wir ein Anpassungsprogramm verinbaren. Unter engen Voraussetzungen soll die Mögchkeit bestehen – unter Berücksichtigung der Gefährung der Stabilität der Euro-Zone als Ganzes durch nsteckungsgefahren; das muss ausdrücklich noch einal zusätzlich von der Europäischen Zentralbank bestägt werden –, an europäischen Sekundärmärkten zu opeeren. Ich denke an die Diskussion im vergangenen Jahr, ei der es darum ging, ob es denn unserem Verständnis iner unabhängigen Europäischen Zentralbank entsprehe, wenn die Europäische Zentralbank am Sekundärarkt operiert. Bisher gibt es außer der Europäischen entralbank niemanden, der das tun kann. Wir schaffen Rahmen der Finanz-Stabilitäts-Fazilität die Möglich eit, das unter engen Voraussetzungen zu tun. Ich wieerhole: Alles nur unter der Voraussetzung, dass entsprehende Anpassungsmaßnahmen mit den betreffenden ändern vereinbart worden sind. Ich will hinzufügen: Wir haben schon im März ereinbart, dass die Finanzierungsanstalt unter engen oraussetzungen auch am Primärmarkt operieren kann. ngesichts mancher Missverständnisse will ich darauf inweisen – das ist im März ausdrücklich vereinbart orden –: nur unter der Voraussetzung, dass die Finan ierungsanstalt dem Land unmittelbar einen Kredit ewähren könnte. Dann kann es dort freie Gestaltung eben, wo es wirtschaftlich sehr viel sinnvoller ist. Man ibt also keinen Kredit, sondern man operiert in einem Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble )





(A) )

begrenzten Umfang am Primärmarkt. Das ist keine gene-
relle Ermächtigung, dass die Finanzierungsanstalt die
Haushalte von Mitgliedern der Euro-Zone finanzieren
kann. Genau dies ist ausgeschlossen. Nur unter der
Voraussetzung der Gewährung einer Finanzhilfe kann in
Ausnahmefällen auch auf dem Primärmarkt operiert
werden.

Wir müssen die derzeitigen Schwierigkeiten auf der
Grundlage geltender Verträge – eine andere Grundlage
haben wir nicht – bewältigen. Das ist das, was wir leis-
ten können. Angesichts der Debatte über die Beteiligung
der Privatgläubiger will ich darauf hinweisen – das muss
man wissen –, was Privatgläubigerbeteiligung auf der
Grundlage geltender Verträge bedeutet – das betrifft ins-
besondere die geltenden Verträge bezüglich der im
Markt befindlichen Anleihen –: Wenn man einen
Default, also einen Konkurs mit der Auslösung aller
Kreditversicherungsverträge vermeiden will, kann die
Beteiligung nur im Wege der Vereinbarung erfolgen.
Deswegen haben wir bei dem Entwurf eines zweiten
Griechenland-Programms den mühsamen Weg gehen
müssen, der in der Öffentlichkeit nicht einfach darzustel-
len und zu erläutern ist. Das liegt in der Natur der Sache.
Deswegen nutze ich die Gelegenheit, das zu erläutern.

Wir haben den Weg der Vereinbarung mit den Finanz-
instituten gehen müssen, weil alles andere den getroffe-
nen Vereinbarungen widersprochen hätte, und wir kön-
nen in Europa nicht anfangen, uns an getroffene Verträge
nicht mehr zu halten. Deswegen sieht der Vertrag zur
Schaffung der internationalen Institution Europäischer
Stabilisierungsmechanismus, ESM, vor, dass wir den
Stabilisierungsmechanismus ab 2013 ausdrücklich in das
Regelwerk aufnehmen und alle Anleihen, die ab 2013,
also in der Zukunft, von Mitgliedstaaten der Euro-Zone
begeben werden, eine Klausel enthalten, die im Falle
einer nicht vorhandenen Schuldentragfähigkeit eine
Anpassung vorsieht. In Zukunft werden wir also mehr
Möglichkeiten haben. Gegenwärtig müssen wir aber mit
den vorhandenen Instrumentarien zurechtkommen.

Ich füge hinzu: Die Debatte über ein zweites Pro-
gramm für Griechenland ist angesichts der Schwierig-
keiten, Griechenland im Rahmen des jetzigen Pro-
gramms die nächste Tranche auszuzahlen, sehr verfrüht.
Deswegen glaube ich, dass wir uns zunächst einmal
darauf konzentrieren müssen: Erfüllt Griechenland über-
haupt die entsprechenden Voraussetzungen, damit die
nächste Tranche ausbezahlt werden kann? Es mag sein,
dass daraus Konsequenzen gezogen werden müssen, und
zwar auch für ein neues Griechenland-Programm.

Wir leisten das, was wir auf der Grundlage der im
Augenblick geltenden Verträge leisten können. Die Bun-
deskanzlerin und der französische Staatspräsident haben
eine Menge Vorschläge erarbeitet, wie wir die Hand-
lungsfähigkeit innerhalb der Euro-Zone und die Mecha-
nismen, nach denen wir in der Euro-Zone zu Entschei-
dungen kommen, verbessern können. Das erfordert
keine Vertragsänderungen. Wir sollten vielleicht darüber
nachdenken, wie wir die Sanktionsmechanismen verän-
dern können, damit bei Verstößen gegen eingegangene
Verpflichtungen Sanktionen schneller ausgesprochen

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(C (D erden können. Es muss auch um die Verhandlungen wischen Rat, Parlament und Kommission und die quasi utomatischen Sanktionen bei Verletzung des Stabilitätsnd Wachstumspakts gehen. Das müssen wir verbessern. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nichts „quasi“! Nichts „automatisch“! Das stimmt doch gar nicht!)


Quasi automatisch.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Wenn Sarkozy Ja sagt, ist das automatisch!)


Ja, gut: Quasi automatisch mit dem sogenannten Six-
ack. – Das ist das, was auf der Grundlage geltender
erträge möglich ist. In diesen Tagen zeichnet sich ab,
ass wir ein Ergebnis finden werden.

Ich möchte eine weitere Bemerkung hinzufügen: Ge-
de die Schwierigkeit, auf Grundlage der geltenden
erträge und der geltenden Rechtslage eine Beruhigung
er Märkte herbeizuführen, zeigt, dass die Märkte erwar-
n, dass wir eine Struktur für Europa schaffen, dass wir
r die gemeinsame Währung bessere institutionelle Vor-

ehrungen treffen. Das wird ein langer Weg sein. In
iese Richtung müssen wir gehen. Dafür müssen wir
rbeiten; aber heute und morgen müssen wir unsere
emeinsame Währung – das liegt in unserem gemeinsa-
en Interesse und ist im Sinne unserer Verantwortung –
it den Mitteln, die wir haben, verteidigen.

Ich bitte Sie um Zustimmung zu diesem Gesetzent-
urf.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712400200

Das Wort erhält nun der Kollege Sigmar Gabriel für

ie SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Sigmar Gabriel (SPD):
Rede ID: ID1712400300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr

eehrter Herr Kollege Schäuble, wir alle wissen, dass
ie nicht nur ein konservativer, sondern vor allen Dingen
uch ein leidenschaftlicher und überzeugter Europäer
ind. Ich erinnere mich noch gut an die Rede, mit der Sie
ier vor einigen Monaten das Festhalten am europäi-
chen Projekt begründet haben. Vieles von dem, was Sie
amals und heute hier erläutert haben, teilen wir. Wir
nden das – das sage ich ausdrücklich – richtig. Ich
age mich nur: Warum haben Sie als einer der überzeug-
sten Europäer Ihrer Koalition zugelassen, dass die
esamte europäische und internationale Politik, vor
llem die Finanzmärkte, von denen Sie jetzt sagen, wir
üssten sie beruhigen, durch die deutsche Haltung bei

er Lösung der Krise so stark irritiert und verunsichert
urden? Bei allem Respekt für Ihre Haltung: Was war
enn das, was wir in den letzten 18 Monaten erlebt ha-
en? Sie persönlich, Herr Schäuble, und Ihre Bundes-
anzlerin haben vor einem Jahr behauptet, keinen Cent
r Griechenland geben zu wollen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Falsch!)






Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)

– Oh. – Am 30. Dezember 2009 ging es im Handelsblatt
los. Ich zitiere Herrn Schäuble: „Es wäre falsch verstan-
dene Solidarität, wenn wir den Griechen … unter die
Arme greifen würden.“


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Guck an!)


Herr Brüderle sagte am 5. März: „Wir haben nicht die
Absicht, einen Cent zu geben.“

Herr Schäuble, wir haben Sie von Anfang an vor die-
sem Euro-Populismus gewarnt. Aber auch im Jahr 2011
wurden Sie nicht klüger. Erst haben Sie monatelang eine
europäische Wirtschaftsregierung abgelehnt, um sie
dann in einer deutsch-französischen Initiative einzufor-
dern. Natürlich hat Ihnen Ihr bayerischer Ministerpräsi-
dent sofort widersprochen; vermutlich hat er Ihre Äuße-
rungen gegen eine Wirtschaftsregierung vorher für ernst
gemeint gehalten. Ihnen blieb dann nichts anderes mehr
übrig, Frau Bundeskanzlerin, als das als einen Überset-
zungsfehler darzustellen; ich vermute: bei der Überset-
zung in die bayerische Mundart.

Ich kann die Liste der Beispiele fast endlos fortsetzen:
von der Ablehnung der Gläubigerbeteiligung, dem
Schuldenschnitt, der Finanztransaktionsteuer im Euro-
Raum, die Sie, Herr Schäuble, heute selber fordern, bis
zum Kauf von Staatsanleihen der Krisenländer durch
den Rettungsschirm. Es gab Tage, da musste man Ge-
dächtnisverlust im Stundentakt haben, um die Wider-
sprüche Ihrer Politik nicht zu bemerken. Herr Kollege
Schäuble, jeder, der sich mit der Krise befasst, weiß,
dass es schwer ist, den richtigen Weg zu finden. Jeder
weiß, dass es keine einfachen Lösungen gibt und dass
manches, was man gestern noch für undenkbar hielt,
morgen bereits gemacht werden muss. Deshalb werfe
ich Ihnen den Wechsel mancher Positionen nicht wirk-
lich vor – Sie mussten sich vorsichtig vortasten –, aber
was ich Ihnen vorwerfe, ist die Selbstgerechtigkeit, mit
der Sie uns vorgestern und gestern hier im Haus Lehren
erteilen wollten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Noch viel schlimmer ist: Sie haben mit Ihren kurz-
sichtigen und dummen Parolen die Öffentlichkeit und
Ihre eigenen Abgeordneten immer erst richtig auf die
Bäume getrieben


(Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU und der FDP)


und wissen jetzt nicht, wie Sie sie wieder herunterbe-
kommen sollen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie haben dem Boulevard und den Stammtischen Ihrer
eigenen Fraktion Zucker gegeben, und deshalb müssen
Sie jetzt um Ihre eigene Mehrheit fürchten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D rau Merkel und Sie sind wie zwei Zauberlehrlinge, die ie Geister nicht mehr loswerden, die sie selber gerufen aben. Die Rede der Kanzlerin gestern war das beste Iniz dafür. ie Rechtfertigungsrhetorik und die Haltet-den-Diebhetorik dienen doch ausschließlich dazu, die unüber ehbaren Lücken in Ihrer Koalition zu vertuschen. Frau Bundeskanzlerin, Sie und Ihr Finanzminister tun tzt so, als sei das, was Sie heute hier dem Parlament orlegen, keine Vergemeinschaftung von Schulden. Saen Sie einmal: Für wie dumm halten Sie eigentlich Ihre igenen Abgeordneten? (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Zuruf des Abg. Marco Buschmann [FDP])


rau Bundeskanzlerin, viele Ihrer Kollegen durch-
chauen doch, dass Sie selbst längst die Vergemeinschaf-
ng der Schulden von Griechenland, Portugal, Spanien

nd Italien vorangetrieben haben. Wer haftet denn für
ie Schuldtitel der Krisenstaaten in Höhe von 120 Mil-
arden Euro, die die Europäische Zentralbank aufkaufen
usste, weil Sie, Frau Merkel, diesen Aufkauf durch den
ettungsschirm noch im März dieses Jahres verhindert
aben?


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Jawohl!)


atürlich die Euro-Staaten, die an der Europäischen
entralbank beteiligt sind, also auch Deutschland. In den
resoren der Europäischen Zentralbank liegen die ersten
20 Milliarden Euro an vergemeinschafteten Schulden.
as sind die ersten Merkel-Bonds, die wir hier im Hause
ekommen haben.


(Beifall bei der SPD – Lachen des Bundesministers Dr. Guido Westerwelle – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das ist unter Stammtischniveau!)


Ihre Kollegen lachen nicht, weil sie wissen, dass Sie
chon die ersten 120 Milliarden Euro vergemeinschaftet
aben.

Es war übrigens Deutschland, es war einer Ihrer Vor-
änger, Frau Bundeskanzlerin, Helmut Kohl, und einer
er Vorgänger von Herrn Schäuble, Herr Waigel, die bei
er Währungsunion darauf geachtet haben, dass die Eu-
päische Zentralbank eine neutrale Rolle als Währungs-

üterin genauso wie vorher die Bundesbank als Auftrag
ekommen hat. Die Neutralität der Europäischen Zen-
albank war einmal der sicherste Stabilitätsanker des
uro. Und was machen Sie? Sie haben aus diesem Stabi-
tätsanker, aus der EZB, eine europäische Bad Bank ge-
acht,


(Marco Buschmann [FDP]: Ach was! Es geht um Stabilität!)


ie sich inzwischen gegen die Gläubigerbeteiligung in
er Finanzkrise wehren muss, weil sie sonst selber in
efahr gerät. Sie haben sie zum Bestandteil der Krise





Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)

statt zum Schützer der Währung in Europa gemacht,
meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD)


Herr Schäuble, wir verstehen ja, dass Sie auf der Ba-
sis der geltenden Verträge eine Gläubigerbeteiligung nur
in Verhandlungen durchsetzen können. Aber das heißt
nicht, dass man das, was die Banken einem vorlegen,
auch gleich unterschreiben muss. Wissen Sie: Sie neh-
men den Mund ja gern ziemlich voll,


(Otto Fricke [FDP]: Oh! Das sagt der Richtige!)


wenn Sie SPD und Grüne für den damaligen Umgang
mit den Stabilitätskriterien von Maastricht kritisieren.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Otto Fricke [FDP]: Zu Recht!)


– Ja, das wusste ich. Ich wollte Ihnen auch einmal einen
Gefallen tun


(Otto Fricke [FDP]: Das gelingt Ihnen nicht!)


und das in meiner Rede erwähnen. Selbst wenn man un-
terstellt, Sie hätten recht: Niemals zuvor hat jemand den
wichtigsten Stabilitätsanker des Euro so sehr und nach-
haltig beschädigt wie Sie und Ihre orientierungslose Re-
gierung im Umgang mit der Europäischen Zentralbank.
Dafür sind Sie zu Recht vom Bundespräsidenten heftig
kritisiert worden.


(Beifall bei der SPD)


Heute folgt nun der zweite Schritt zur Vergemein-
schaftung von Schulden, diesmal Gott sei Dank nicht
mehr über die EZB, sondern über den Rettungsschirm,
die EFSF. Herr Schäuble, Frau Merkel, Sie haben noch
vor wenigen Monaten erklärt, Sie seien gegen den An-
kauf von Schuldtiteln auf den Sekundärmärkten durch
den Euro-Rettungsschirm.


(Thomas Oppermann [SPD]: Richtig!)


Heute schlagen Sie in dem vorgelegten Gesetzentwurf
genau diesen Ankauf von Schuldtiteln vor, weil Sie
wahrscheinlich gemerkt haben, dass Ihre fatale Haltung
zur EZB die Währungsstabilität auf Dauer gefährdet.
Heute schlagen Sie also das genaue Gegenteil von dem
vor, was Sie noch vor wenigen Monaten verteufelt ha-
ben: den Ankauf von Schuldtiteln durch die EFSF.


(Marco Buschmann [FDP]: Und was machen Sie? Wie lauten denn Ihre Vorschläge?)


Natürlich setzen Sie damit den Weg in die Vergemein-
schaftung der Schulden in der Euro-Zone fort. Deutsch-
land haftet im schlimmsten Fall mit mehr als 200 Mil-
liarden Euro. Das ist die zweite Tranche der Merkel-
Bonds, meine Damen und Herren. Das ist die Realität,
vor der wir stehen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Bei Ihnen und Ihrer Haltung wächst nichts mehr zusam-
men, weil auch nichts zusammengehört. Der Unter-

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(C (D chied zu Euro-Bonds ist doch nur noch, dass diese tatächlich eine echte Änderung der EU-Verträge erfordern nd deshalb wirklich nicht so schnell realisierbar wären. Wir glauben, dass wir diese Vertragsänderungen mitlfristig brauchen. Denn die Einflussnahme auf die aushalts-, die Finanzund die Steuerpolitik der Eurorisenstaaten ist ohne Vertragsänderungen aus unserer icht zu gering. Wer die Hilfe anderer Mitgliedstaaten raucht, muss akzeptieren, dass diese Mitgliedstaaten ber die Europäische Union auch Einfluss auf die Fianzpolitik, die Haushalte und die Steuerpolitik der Krienstaaten erhalten. Nur so schaffen wir auf Dauer Stabität. Sie selbst, Herr Schäuble, wollen diese Vertragsändengen ja. Nur: Ihre Kanzlerin folgt Ihnen mal wieder icht. Nichts scheut die Bundeskanzlerin so sehr wie tarke EU-Institutionen. Anders als Sie, Herr Schäuble, immt die Kanzlerin lieber die Risiken eines schwachen uropas in Kauf, als Souveränität an Europa abzugeben. (Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Was? Sie waren wohl gestern nicht hier!)


(Otto Fricke [FDP]: Aha! Interessant!)


(Beifall bei der SPD)


enau das ist der politische Bruch mit allen Kanzlern
or ihr. Angela Merkel ist die erste Kanzlerin der Repu-
lik, der genau dieses Bewusstsein fehlt. Deshalb
chrieb Helmut Kohl ihr ins Stammbuch – ich zitiere –:
… keinen Standpunkt oder keine Idee …, wo man hin-
ehört und wo man hin will.“ Meine Damen und Herren,
enn der Kopf der Regierung nicht wirklich von Europa
berzeugt ist, wie soll es dann der Rest sein? Kein Wun-
er, dass bei Ihnen ständig alles zerstritten und zerredet
ird.


(Marco Buschmann [FDP]: Mich würde interessieren, was wohl Hans-Jochen Vogel Ihnen ins Stammbuch schreiben würde!)


in Hühnerhaufen ist im Vergleich zu Ihrer Truppe eine
iemlich geordnete Formation. Wer heute von außerhalb
eutschlands auf Ihre Europapolitik schaut, der kann
ieles erkennen, aber keine klare Linie und kein Kon-
ept.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Schäuble, Sie hätten das, was Sie wissen und
uch selber meinen, von Anfang an offen sagen müssen,
or allen Dingen hätten Sie konsequent die Wahrheit sa-
en müssen. Die Wahrheit ist: Sie sind längst auf dem
eg in die Vergemeinschaftung von Schulden. Die

eimliche Vergemeinschaftung von Schulden durch die
erstörung der Handlungsfähigkeit der EZB muss ein
nde haben. Deshalb ist die EFSF jetzt der richtige
chritt. Die damit verbundenen Einflussmöglichkeiten

Hinblick auf die Haushalte und Schulden der Euro-
itgliedstaaten müssen aber dringend erweitert werden.
abei müssen wir endlich die Geburtsfehler des Euro
eheben. Wir brauchen mehr europäischen Einfluss auf





Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)

die Stabilitäts-, Finanz-, Steuer- und Wirtschaftspolitik
der einzelnen Mitgliedstaaten.


(Beifall bei der SPD)


Was wir heute hier im Bundestag vorgelegt bekom-
men, sind erste Schritte auf diesem richtigen Weg. Das
ist in der Tat schwierig und wird vermutlich auch nicht
ausreichen; aber es sind eben die ersten richtigen
Schritte dieser Regierung in der Euro-Krise. Deshalb
werden wir sie mitgehen.

Neben Ihrem Zickzackkurs ist der wohl fundamen-
talste europapolitische Fehler von CDU/CSU und FDP
die verkürzte Kosten-Nutzen-Rechnung der gesamten
Euro-Debatte, die Sie hier ständig angeführt haben.
Deutschland wird von Ihnen ständig als Zahlmeister hin-
gestellt, der für die Faulheit anderer immer zur Kasse ge-
beten werden soll. Auch wir Sozialdemokraten wollen
die Fehler – die Korruption und vor allen Dingen den
Betrug unter der konservativen christdemokratischen
Regierung in Griechenland, der Vorgängerregierung des
heutigen Ministerpräsidenten – nicht rechtfertigen. Das
wäre unverantwortlich. Auch wir sagen: Griechenland
kann nur europäische Hilfen erhalten, wenn es seine Zu-
sagen einhält. Aber es sind eben nicht vor allem unver-
antwortliche Regierungen gewesen, die Europa an den
Rand des Abgrunds geführt haben.


(Zuruf von der FDP: Wer hat denn die Schulden gemacht?)


In Irland, in Spanien und Portugal sind es vor allen Din-
gen unverantwortliche Banken und Spekulanten gewe-
sen, die diese Euro-Länder in die katastrophale Ver-
schuldung getrieben haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Nichts anderes ist auch bei uns der Fall. Es ist wirk-
lich unfassbar, dass Ihre Kanzlerin gestern schon wieder
so getan hat, als wären die Staatsschulden in den Euro-
Mitgliedstaaten allein durch falsches Regierungshandeln
entstanden, als litten alle unter zu hohen Staatsschulden,
weil sie über ihre Verhältnisse gelebt hätten.


(Otto Fricke [FDP]: Ja, wer hat denn die Schulden gemacht?)


– Sie rufen auch noch „Ja“. – Die Wahrheit ist doch, dass
diese Staatsschulden ganz wesentlich durch den Verlust-
sozialismus des Bankensektors entstanden sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


– Interessant, dass die CDU das eigentlich unkommen-
tiert hinnimmt, aber ausgerechnet die FDP unruhig wird,
wenn man die Banken kritisiert.

Sie verkleistern die Gründe für die Schuldenkrise,
und man fragt sich: Warum? Weil Sie die Finanzmärkte
immer noch schonen wollen? In Wahrheit ist dieses
dumme Modell der wirtschaftlichen und sozialen Staats-
feindlichkeit, das Sie noch ständig verteidigen, doch
längst gescheitert. In Wahrheit hat das Modell weltweit
gewonnen, das Sie in den 90er-Jahren so massiv be-

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(C (D ämpft haben und das die FDP noch heute bekämpft, ämlich das deutsche Modell der Zusammenarbeit von irtschaft, Gewerkschaften und Staat. Es ist das Modell er Sozialpartnerschaft, das Spielregeln für Wirtschaft, ntwicklung und soziale Entwicklung setzt. Ausgerechet dieses Modell, bei dem der Staat in Krisenzeiten inrveniert, hat Ihre Kanzlerin noch gestern zum Hauptrund der Krise in Europa erklärt. Vielleicht sollten iejenigen in der CDU/CSU, die sich in der Geschichte er Republik ein bisschen besser auskennen, der Kanzlen mal erklären, wo tatsächlich die Schulden in eutschland entstanden sind. Herr Kauder, wollen Sie es vorgelesen bekommen? as kann ich gerne machen. Bei Ihnen kann man ja relav häufig mit Zwischenrufen rechnen. – Frau Kanzlerin, s ist sehr interessant, dass Sie gestern – da habe ich zuehört – gesagt haben, das habe mit der Großen Koalion in den 60er-Jahren begonnen. Bis 1982 – da fand die egierungsübernahme durch CDU/CSU und FDP statt – atte Westdeutschland 314 Milliarden Euro Schulden. as waren ungefähr 37 Prozent des BIP. 1989 waren es chon 474 Milliarden Euro und 45 Prozent des BIP. ann kam das Versprechen des CDU-Bundeskanzlers, ie deutsche Einheit koste nichts, und dann waren es ,2 Billionen Euro und 60 Prozent des BIP. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie wollten die deutsche Einheit doch nie! Sie waren gegen die deutsche Einheit!)


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Bei euch!)


nsere Schulden haben ganz wenig damit zu tun, dass
ir über unsere Verhältnisse gelebt hätten, aber ganz viel
it Ihrer gescheiterten Ideologie freier Märkte und ganz

iel mit gebrochenen Wahlversprechen in Deutschland,
nter anderem auch beim Umgang mit der deutschen
inheit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


nstatt daraus etwas zu lernen und endlich aufzuhören,
en Menschen unhaltbare Versprechungen zu machen,
achen Sie – Sie haben nichts gelernt – im Gegenteil so
eiter wie vorher. Jetzt versprechen Sie schon wieder
teuergeschenke, die unbezahlbar sind. Während wir
och fast 30 Milliarden Euro neue Schulden machen,
ntasieren Sie über Steuersenkungen von mehr als

0 Milliarden Euro pro Jahr. Sie sind wirklich nicht
ehr ganz bei Trost, meine Damen und Herren. Anders

ann man das nicht bezeichnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie Krise des Euro ist ganz wesentlich eine Krise der
erwahrlosten Finanzmärkte. Es war eben ein konserva-
ver und liberaler Irrglaube, diese Ideologie der Markt-
läubigkeit und der Staatsfeindlichkeit, die Einstellung,
lles das, was Finanzmärkte tun, ihren eigenen Regeln
u überlassen, jahrelang vertreten zu haben. Wir sagen
nen: Diese Dominanz der Finanzmärkte sind wir nicht
nger bereit zu dulden; denn sie ist ohne jede demokra-
sche Legitimation. Sie berührt inzwischen auch die





Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)

Demokratie selbst. Sie bedroht Europa nicht nur als
Wirtschaftsstandort, sondern auch als Lebensort, Werte-
gemeinschaft und funktionsfähige Demokratie.

Weil Ihre Diagnose falsch ist und Sie immer noch
glauben, die Menschen lebten über ihre Verhältnisse,
statt zu schauen, welche Krisen in den Finanzmärkten
entstehen, und diesen Verlustsozialismus zu beenden,
haben Sie auch noch die falsche Therapie. Es reicht eben
nicht aus, einzig und allein auf das Sparen zu setzen. Um
jedem Missverständnis vorzubeugen: Natürlich gehört
Sparen dazu. Vor allem die konjunkturunabhängigen
Staatsausgaben in den Krisenstaaten müssen runter.


(Otto Fricke [FDP]: Aha! Bei uns auch?)


Aber ich weiß auch noch, wie uns hier von Herrn
Westerwelle und anderen Irland als leuchtendes Beispiel
eines deregulierten Niedriglohn- und Niedrigsteuerlan-
des vorgestellt wurde.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das heißt, neben dem Sparen muss man als Zweites
Ihre Ideologie des Niedrigsteuerlandes beenden. Man
muss dafür sorgen, dass in diesen Ländern die Steuern
erhoben werden, die nötig sind, um den Staatshaushalt
zu finanzieren. Wir können doch nicht in Deutschland
den Menschen Steuern abverlangen und anderswo in ei-
nen Steuerdumpingwettbewerb eintreten. Das muss doch
endlich beendet werden. Dazu gab es von Ihnen kein
einziges Wort.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ludwig Erhard mit seinen Sparappellen – Sie haben
ja mit Ihrem Blick zurück auf die erste Große Koalition
weit in die Vergangenheit geschaut, Frau Bundeskanzle-
rin; ich werfe Ihnen nicht vor, dass Sie darüber nicht
allzu viel wissen –


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Dummer Spruch!)


und seiner Aufforderung, Maß zu halten – für ihn war
Sparen die einzige Antwort auf die erste Krise –, ist ra-
sant gescheitert. Danach kamen unter anderem Schmidt
und Schiller und haben erklärt: Preisstabilität ist wichtig,
aber wir müssen genauso in Wachstum und Beschäfti-
gung investieren. Ich sage Ihnen, was wir brauchen: We-
niger Erhard und Merkel, mehr Schmidt und Schiller in
Europa! Das ist die richtige Entwicklung für Deutsch-
land.


(Beifall bei der SPD – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Das ist nur noch peinlich!)


– Haben Sie etwas zu sagen, Herr Kauder?


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist nur noch peinlich! Bei Ihnen fällt einem fast nichts mehr ein!)


– Herr Kauder, Sie scheinen nicht einmal zu wissen, dass
das Gesetz, das damals in der Großen Koalition gegen

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(C (D en Willen von Ludwig Erhard beschlossen wurde, bis eute gilt. Das ist das Stabilitätsund Wachstumsgesetz. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das weiß ich sehr wohl!)


ass bei Ihnen offensichtlich der Zustand erreicht ist,
ass Sie inzwischen selber nicht mehr wissen, was in
eutschland Recht und Gesetz ist, das wundert mich al-
rdings.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Weniger Gabriel! – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Dafür brauche ich Sie aber nicht!)


Anscheinend doch, sonst würden Sie nicht so seltsame
wischenrufe machen. Schade, dass die nicht jeder hö-
n kann.

Damit Sie wissen, worum es geht, Herr Kauder: Das
t nicht nur Philosophie. Es geht um Folgendes: Wie
achsen die Menschen auf, die morgen und übermorgen
uropa sein werden? Als wir alle groß geworden sind,
ar Europa ein Zeichen der Hoffnung und der Perspek-
ve für junge Menschen. Das hat sich ins Gegenteil ver-
ehrt: 45 Prozent Arbeitslosigkeit in Spanien, 40 Prozent
Griechenland, 22 Prozent in Frankreich und 20 Pro-

ent in England.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Und in Deutschland, Herr Gabriel?)


Wissen Sie, warum bei uns die Arbeitslosigkeit niedri-
er ist? Weil wir das getan haben, was Ihre Kanzlerin
estern als Ursache aller Krisen angesehen hat: Wir ha-
en in der Krise investiert, Konjunkturprogramme auf-
elegt und uns in der Krise verschuldet. Das ist der
rund, warum wir aus der Krise besser als andere he-
usgekommen sind.


(Beifall bei der SPD)


Jetzt, wo die Krise vorbei ist, wollen wir die Schulden
erunterführen und keine Steuergeschenke machen. Statt
umme Vorschläge über Goldreserven und anderes zu
achen, mit denen Frau von der Leyen in der letzten
eit aufgefallen ist, sollte die deutsche Arbeitsministerin
re Kollegen einmal einladen und darüber reden, ein
rogramm gegen Jugendarbeitslosigkeit in Europa auf-
ulegen. Das sind nämlich die Menschen, die morgen
uropa tragen sollen. Aber nichts davon bringen Sie auf
en Weg.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Stellen Sie das dumme Gerede vom „Zahlmeister
uropas“ ein. In Wahrheit sind wir die politischen und
ie wirtschaftlichen Gewinner Europas und des Euros –
olitisch, weil es die deutsche Einheit ohne Europa gar
icht gäbe und weil nichts, was wir jetzt erleben, so
uer sein kann, wie es ohne die deutsche Einheit gewor-
en wäre. Der Zugewinn an Freiheit und Sicherheit und
ie wirtschaftliche Prosperität können durch nichts er-
etzt werden.





Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie haben uns doch gerade die Kosten der Wiedervereinigung vorgeworfen!)


– Nein, ich habe Ihnen vorgeworfen, dass Sie damals die
Menschen über die Kosten der Wiedervereinigung be-
schwindelt haben. Das habe ich Ihnen vorgeworfen,
nicht die Kosten selber.


(Beifall bei der SPD)


Sie haben doch gesagt: Dafür brauchen wir keine Steuer-
erhöhung, das zahlen wir alles so. – 1,2 Billionen Euro
Staatsverschuldung sind daraus geworden.

Wir sind auch die wirtschaftlichen Gewinner, weil wir
eine Exportnation sind. Statt das als Bundesregierung
von Anfang an zu sagen und für die Mithilfe in Europa
durch Deutschland zu werben, haben Sie die Leute erst
mit Stammtischparolen – die Griechen sollen ihre Inseln
verkaufen, und ich weiß nicht, was noch alles – auf die
Bäume gebracht.

Die Sozialdemokraten haben als Antwort auf – –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712400400

Herr Gabriel, möchten Sie noch eine Zwischenfrage

des Kollegen Altmaier beantworten?


Sigmar Gabriel (SPD):
Rede ID: ID1712400500

Gerne.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712400600

Bitte schön.


Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1712400700

Herr Kollege Gabriel, Sie haben vorhin gesagt: Wir

brauchen mehr Schmidt und Schiller. – Ist Ihnen erstens
bekannt, dass der damalige Finanz- und Wirtschafts-
minister Karl Schiller 1972 aus der SPD ausgetreten und
als Minister zurückgetreten ist, weil er mit der Verschul-
dens- und Inflationspolitik seiner eigenen Partei nichts
zu tun haben wollte?


(Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Der ist wieder eingetreten!)


Ist Ihnen zweitens bekannt, dass sein Nachfolger damals
Helmut Schmidt war, der bereit war, diese Politik mit
dem Spruch „Lieber 5 Prozent Inflation als 5 Prozent Ar-
beitslosigkeit“ fortzusetzen, und dass am Ende der
Amtszeit dieses Ministers 5 Prozent Arbeitslosigkeit und
5 Prozent Inflation zu verzeichnen waren?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Sigmar Gabriel (SPD):
Rede ID: ID1712400800

Erstens. Mir ist bekannt, dass Karl Schiller später

wieder in die SPD eingetreten ist. Ich glaube, heute ist
Peer Steinbrück Vorsitzender einer Gesellschaft, die das
Ziel hat, sein Erbe und seine Vernunft im Bereich der
Wirtschaftspolitik in Deutschland wachzuhalten.


(Beifall bei der SPD – Peter Altmaier [CDU/ CSU]: Aber ausgetreten ist er!)



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(C (D Ja, natürlich. Wenn man wieder eintritt, muss man vorer ausgetreten sein. Anders geht das, glaube ich, selbst ei Ihnen nicht. (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist eine schwache Antwort!)


Zweitens. Es ändert nichts daran, Herr Kollege
ltmaier, dass der Grundgedanke des Stabilitäts- und
achstumsgesetzes, sich eben nicht nur um ein Thema

u kümmern, also nicht nur um Preisstabilität, sondern
m die Balance von Preisstabilität, Wirtschaftswachs-
m, hohem Beschäftigungsniveau und Außenhandels-

leichgewicht, die richtige Antwort auf die nationale
irtschaftskrise war. Und das war die Antwort von

chmidt und Schiller. Das wäre auch jetzt die richtige
ntwort in Europa.


(Zuruf von der CDU/CSU: Aber nicht die Antwort auf seine Frage!)


ir brauchen das berühmte magische Viereck dieser
ier Ziele als gemeinsame Wirtschaftspolitik in Europa.
arum geht es.


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Also mehr Inflation und mehr Arbeitslosigkeit! Sehr gut!)


Ihr Sparappell führt doch, wenn er nicht durch
achstum und durch die Schaffung von Beschäfti-

ungschancen ergänzt wird, nur dazu, dass die Staaten
mer mehr in die Krise hineingeraten und dass wir in

eutschland damit nicht herauskommen. – Das war die
ntwort zum Thema Schmidt und Schiller.


(Abg. Peter Altmaier [CDU/CSU] will wieder Platz nehmen)


Vorsicht, halt; Sie wollten doch noch etwas zu Helmut
chmidt wissen.


(Zurufe von der CDU/CSU)


Ich kann Ihnen das nicht ersparen. – Helmut Schmidt
t derjenige, der mit Valéry Giscard d’Estaing die euro-
äische Einheit vorangetrieben hat. Helmut Kohl hat das
rtgesetzt und zu großem Erfolg gebracht. Wir wären

eute alle froh, wenn wir in Europa politische Führungs-
ersönlichkeiten vom Schlage Schmidt, Giscard
’Estaing oder auch Helmut Kohl hätten. Leider müssen
ir uns aber mit Frau Merkel und Herrn Sarkozy zufrie-
engeben. Das ist das, was wir zurzeit erleben.


(Beifall bei der SPD – Abg. Peter Altmaier [CDU/CSU] nimmt wieder Platz)


Vielleicht stellen Sie noch eine Zwischenfrage.

Meine Damen und Herren, wir Sozialdemokraten ha-
en als Antwort auf die Entwicklung der Finanzmärkte
009 einen Paradigmenwechsel gefordert. Wenn wir
icht ernst machen mit der Regulierung der Finanz-
ärkte und mit der Verschränkung von Risiko und Haf-
ng auf den globalen Finanzmärkten, also der Beteili-

ung der Gläubiger an den Kosten der Krise, dann droht
in Kompetenzverlust des Politischen und der Demokra-
e insgesamt.





Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)

Wir dürfen eben nicht zulassen, dass solche Propa-
gandaparolen in die Welt gesetzt werden, als seien die
Probleme gelöst, wenn die Menschen nicht mehr über
ihre Verhältnisse lebten. Ich habe gestern einen Brief ei-
nes im Bewachungsgewerbe Tätigen bekommen, der
4,01 Euro pro Stunde verdient. Er hat Ihre Sprüche, er
würde über seine Verhältnisse leben, genau verfolgt. Er
muss 300 Stunden im Monat arbeiten, um auf 1 000 Euro
brutto zu kommen. Das sind die Leute in Deutschland, de-
nen Sie sagen, sie lebten über ihre Verhältnisse.


(Beifall bei der SPD)


Deshalb geht es darum, diejenigen zur Verantwortung
zu ziehen, die tatsächlich an der Krise schuld sind. Wir
müssen dabei Europa neu begründen und unseren Bürge-
rinnen und Bürgern erklären, dass wir in Zukunft in der
Welt eben nicht mehr als Einzelstaaten Gehör finden. Ob
Klimapolitik, Migrationsfragen, Außen- und Sicher-
heitspolitik oder Wirtschaftspolitik – nur als Europäer
werden wir an Einfluss gewinnen.

Die Alternative dazu ist noch schmerzlicher. An wen
soll ein hochverschuldeter Mitgliedstaat eigentlich seine
Kompetenzen abgeben? An eine gemeinsame EU, die
demokratisch legitimiert ist? Oder an anonyme Finanz-
märkte, die inzwischen gegen alles wetten, was schnel-
len Gewinn verspricht?

Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise, die sich
zu einer Schuldenkrise ausgeweitet hat, ist auch das
Symptom unserer gescheiterten Gesellschaftspolitik der
letzten Jahrzehnte. In der Folge waren die Rechnungen
für das Streben nach unbegrenztem Wirtschaftswachs-
tum auf Pump und die Gier nach maximalen Renditen
und maßlosen Profiten geschrieben.

Die notwendige Schaffung verbesserter internationa-
ler Mechanismen muss in Europa beginnen. Wir wollen,
dass wirtschaftlicher Erfolg und sozialer Zusammenhalt
wieder zusammenfinden. Darum, Frau Bundeskanzlerin,
geht es, nicht nur um Rettungsschirme.

Es geht nicht darum, den Menschen ständig zu sagen,
sie sollten weniger verbrauchen.


(Marco Buschmann [FDP]: Das sagen doch die Grünen!)


Es geht vielmehr darum, dass wir dafür Sorge tragen,
dass die tatsächlichen Ursachen der Krise endlich bewäl-
tigt werden. Sie haben seit der Großen Koalition und den
Verabredungen beim G-20-Gipfel in Pittsburgh fast
nichts auf den Weg gebracht. Sie haben alles liegen ge-
lassen.

Sie sind mit der Finanzkrise so umgegangen wie man-
che mit dem Elbhochwasser. Immer, wenn das Wasser
im Keller steht, dann heißt es: Nie wieder in Über-
schwemmungsgebieten bauen. Wenn das Wasser weg ist,
wird weitergemacht wie bisher. – Sie haben das alles in
Europa und international zugelassen. Wir wollen dafür
Sorge tragen, dass in Europa endlich wieder in Wachs-
tum und Beschäftigung investiert wird, damit wir aus der
Schuldenkrise herauskommen.

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(C (D Wer das versteht, der wird politisch vernünftig haneln. Wer das nicht versteht, verspielt die Zukunft nicht ur des Euros, sondern der Demokratie in Europa. ie haben mit Ihrer Propaganda gegen Europa und den uro über Monate nichts anderes gemacht, als Europa in isskredit zu bringen. Jetzt haben wir es alle miteinan er sehr schwer, da wieder herauszukommen. Wir wolln das nicht. Sie wollten als Eiserne Kanzlerin in der Bild-Zeitung bgebildet werden, unter der Überschrift „Keinen Cent r Griechenland“. Jetzt haben wir Mühe, zu erklären, ass das alles in die falsche Richtung gelaufen ist. Man darf sein Volk nicht in eine falsche Richtung aufiegeln. Man muss als Politiker wissen, in welche Richng man will, und dafür kämpfen und eintreten. Nichts avon haben Sie in den letzten Monaten getan. (Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712400900

Nächster Redner ist der Kollege Rainer Brüderle für

ie FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber nicht wieder Nordrhein-Westfalen-Tag! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tätä, tätä!)



Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1712401000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol-

ge Gabriel, wir diskutieren ein sehr ernstes Thema,
ämlich wie wir Europa neu gestalten: Europa ja, aber
in Stück anders als bisher.

Man kann das auf zwei Wegen machen. Man kann das
ie Sie in parteipolitischer Polemik tun. Dabei kann ich
nen mindestens so lange, wie Sie es getan haben, vor-

alten, was bei Ihnen alles schiefgelaufen ist, mit dicken
acken rauf oder runter.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie ja gestern schon gemacht! – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das haben Sie gestern gemacht!)


Man kann sich dem Thema aber auch ernsthaft nä-
ern. Es geht darum, wie wir das Vertrauen der Men-
chen für eine europäische Zukunft gewinnen.

Wir haben andere Bedingungen in Europa. Europa ist
icht mit den Vereinigten Staaten von Amerika gleichzu-
etzen. Es ist kein Melting Pot. Europa ist Vielfalt. Wir
aben eine Wirtschafts- und Währungsunion, keine poli-
sche Union. Wir müssen Regeln haben, damit es funk-
oniert. Gegen diese Regeln darf nicht verstoßen wer-
en, sonst kann es nicht funktionieren. Was Herr
chäuble heute vorgelegt hat, bedeutet die Gründung ei-
er neuen Stabilitätskultur.





Rainer Brüderle


(A) )


)(B)

Es hat auch keinen Sinn, einen billigen Weg zu gehen.
Die Euro-Bonds haben Sie gar nicht mehr erwähnt,
nachdem Ihnen das Verfassungsgericht klar ins Stamm-
buch geschrieben hat: So geht es nicht, weil das eine ge-
samtschuldnerische Haftung für alle europäischen
Staatsschulden bedeutet.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Diese Wundertüte will selbst Ihre SPD-Basis nicht.
Erklären Sie Ihren Arbeitnehmern doch einmal, welche
Haftung wir mit einer solchen Wundertüte von Euro-
Bonds eingehen würden!


(Thomas Oppermann [SPD]: Frau Merkel hat das auch gewollt!)


Es geht vielmehr darum, dass wir die Strukturen an-
passen. Man hat damals einen Stabilitäts- und Wachs-
tumspakt gemacht. Denn die deutsche Mitgift für die eu-
ropäische Zukunft ist die Idee der Geldwertstabilität.
Jede deutsche Familie kann vom Großvater und Urgroß-
vater berichten, die in Deutschland zweimal ihr Geld
verloren haben. Wir hatten zweimal einen Währungs-
schnitt. Deshalb war es für uns ganz entscheidend, die
Unabhängigkeit der Notenbank und die Verpflichtung
auf Geldwertstabilität in den Prozess einzubringen, und
zwar aus zwei Gründen. Erstens kann eine Marktwirt-
schaft nur dann funktionieren, wenn die sie steuernden
Signale, nämlich die Preise, die Knappheitsrelation rich-
tig widerspiegeln. Bei einer inflationären Entwicklung
spiegeln sie die Knappheitsrelation nicht richtig wider.
Der zweite Grund ist die soziale Dimension. Die größte
soziale Schweinerei ist Inflation.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Es sind die kleinen Leute, die ein Sparbuch und ein
Girokonto haben, die der Inflation nicht ausweichen
können. Deshalb war der Hinweis des Kollegen
Altmaier richtig. Es ist eine Illusion, zu meinen, dass
man, wenn man eine lockere Geldpolitik betreibt, Euro-
Bonds einführt und die Stabilitätsregeln bricht, etwas
erreicht. Man erzielt vielleicht einen kurzfristigen
Effekt, aber langfristig sind es die kleinen Leute und die
Schwachen, die dafür die Zeche zahlen. Das ist das
Resultat, wenn man Grundsätze nicht durchhält. Das
aber, nämlich Grundsätze durchhalten, ist es, was wir
erreichen müssen.

Die soziale Marktwirtschaft ist bei uns Realität. Wir
müssen sie wieder nach Prinzipien ausrichten, und wir
müssen Grundsätze durchhalten


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Sie ruinieren sie doch! Wo regieren Sie denn?)


und diese hier in Europa einpflanzen, damit Europa eine
Erfolgsstory wird. Was ist denn im Bankensektor pas-
siert? Es war doch die WestLB, die unter Ihrer Kontrolle
in Nordrhein-Westfalen ist, die das Geld verbrannt hat.
Die staatseigenen Landesbanken in Deutschland haben
bisher 130 Milliarden Euro verbrannt. Das war Steuer-
zahlergeld, für das die Steuerzahler hart arbeiten muss-

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(C (D n, und jetzt empfehlen Sie uns staatliche Eingriffe als ösung. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Weil Sie nicht mit Geld umgehen können!)


Die Bundeskanzlerin hatte mit ihren Ausführungen
cht. Ihre Polemik wegen ihres anderen Lebenswegs ist
hl am Platz. Wir sollten stolz darauf sein, dass jemand,

er einen anderen Lebensweg hatte, der einen Teil seines
ebens in der DDR gelebt hat, an der Spitze unseres
taates steht; denn das ist ein Symbol dafür, dass wir
emeinsam unseren Weg gehen. Sie aber greifen zu billi-
er Polemik und sagen: Sie waren ja bei der ersten Gro-
en Koalition nicht dabei. – Was Sie hier machen, ist
iner parlamentarischen Debatte unwürdig. Das gilt
elbst für Sie, Herr Gabriel.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Was sie gemeint hat, ist richtig. Es handelt sich um
in generelles Problem. Man hat sich zu sehr von den
alwirtschaftlichen Strukturen entfernt. Sie hingegen

lauben, immer neue Konjunkturprogramme aufzulegen
nd Geld zu drucken, würde zu Wirtschaftswachstum
hren. Nein, am Schluss muss man effizient sein, man
uss Ressourcen anders kombinieren.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Sie schmeißen das Geld raus! – Thomas Oppermann [SPD]: Sie senken die Steuern!)


er Wiederaufstieg in Deutschland war nicht allein
urch konjunkturelle Maßnahmen bedingt, sondern er
ar dem Fleiß und Einsatz der Menschen geschuldet, er
ar möglich aufgrund der mittelständischen Strukturen
nd des Ideenreichtums der Menschen. Deshalb ist der
chnelle Wiederaufstieg Deutschlands erfolgt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Reden Sie doch nicht von den Menschen! Sie wissen doch gar nicht, wovon Sie reden!)


Sie sind dem Münchhausen-Theorem verpflichtet, das
esagt, möglichst viele Staatsausgaben zu tätigen und

mer weitere Konjunkturprogramme aufzulegen. Als
ir die Konjunkturprogramme schrittweise zurückge-
hrt haben, wurde dies kritisiert. Ich kenne diese Kritik.
enn sich die Situation verbessert, dann muss man die

ondermaßnahmen zurückführen. Sie hingegen denken
mer noch in der Tonnenideologie. Das ist verkehrt.
an muss in realwirtschaftlichen Strukturen denken.
irtschaftspolitik gleicht der Uhrmacherarbeit, sie hat

ichts mit dem globalen Hin- und Herschieben von
taatsausgaben zu tun.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sigmar Gabriel [SPD]: Sie sind uns ja als Feinmechaniker bekannt!)


Man kann über viele Ihrer Ausführungen über Irland
der andere Staaten reden. Irland hat, was die Realwirt-
chaft betrifft, einen guten Weg eingeschlagen. Die
ösung kann doch nicht sein, dass der Deutsche Bundes-





Rainer Brüderle


(A) )


)(B)

tag oder gar die deutsche Sozialdemokratie die politische
Führung in Irland übernimmt. Es sind übrigens Ihre
Genossen in Spanien, die gerade eine Jugendarbeits-
losigkeit in Höhe von 40 Prozent produziert haben. Die
Lösung kann vielmehr nur sein, dass wir unter Wahrung
der Souveränität von Irland und mit allem Respekt
gemeinsam Regeln vereinbaren, die Irland auf den Pfad
der Tugend führen. Es geht eben nicht, dass man mit
einer finalen Bankenbesteuerung von 10 Prozent den
Wettbewerb in Europa verzerrt. Wenn diese Regierung
nicht hart gehandelt und sich Zeit genommen hätte, dann
hätten wir jetzt nicht eine Entwicklung in Europa hin zu
einer Stabilitätskultur. Jetzt wird die Schuldenbremse in
Spanien und in Italien in der Verfassung verankert. Auch
Frankreich geht in diese Richtung. Prinzipien setzen sich
durch, wenn man beharrlich ist. Nicht das Heischen nach
schnellem Beifall und das schnelle Nachgeben sind die
Lösung, sondern Prinzipientreue in elementaren Fragen
der Politik.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh je!)


Ein bisschen mehr Rückgrat und weniger Eiermann!
Herr Steinmeier hat es gestern gezeigt: Er ist von den
Euro-Bonds quasi abgerückt, weil das Verfassungs-
gericht Ihnen eine schallende Ohrfeige für den Grund-
gedanken „Die anderen sollen es auch machen“ erteilt
hat.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ein Sirtaki-Siggi-Konzept, nach dem man schnell ein-
mal locker etwas bewegt, ist keine Lösung. Sie lenken
von Ihrer Fehlsteuerung durch Euro-Bonds ab. Sie len-
ken davon ab, dass Sie als große deutsche Partei bei der
ersten Hilfsmaßnahme für Griechenland nicht in der
Lage waren, eine Entscheidung zu treffen. Sie haben
kraftvoll gesagt: Enthaltung.


(Thomas Oppermann [SPD]: Wie Sie bei der Schuldenbremse!)


Sie haben sich weggeduckt. Sie haben weder Ja noch
Nein gesagt, weil Sie in den entscheidenden Fragen
keine Grundsatztreue haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Es wäre gut, wenn Sie sich in den Wettbewerb der
Ideen – nicht der Polemik – engagiert einbringen wür-
den,


(Lachen bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Sigmar Gabriel [SPD]: Haben Sie der Schuldenbremse zugestimmt?)


wie wir es schaffen, Europa voranzubringen.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Haben Sie der Schuldenbremse zugestimmt?)


Europa ist unsere Zukunft. Deutschland darf sich nie
wieder singularisieren. Der Euro ist elementar für die
europäische Entwicklung. Es geht darum, wie wir dies

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(C (D it einer Stabilitätskultur verknüpfen, damit es funktioiert. Viele draußen in der Welt, auch unsere amerikanichen Freunde, haben gar nicht geglaubt, dass das mit em Euro auf den Weg kommt. Sie haben nicht geglaubt, ass wir das so weit führen können. Sie glauben auch eute nicht, dass wir die Kraft haben, es so zu richten, ass es funktioniert. Es gilt das, was Wolfgang Schäuble gesagt hat: Es ibt bei Griechenland klare Vereinbarungen, und die roika aus Europäischer Zentralbank, Internationalem ährungsfonds und Europäischer Kommission ist aus then abgereist, weil Zusagen nicht eingehalten worden ind. Wenn die Griechen Zusagen nicht einhalten, gibt es ein Geld; das ist die Spielregel. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


as kennt jeder Sportler, das kennt jeder Fußballspieler:
enn man die Spielregeln nicht einhält, wird man not-
lls vom Platz gestellt. Wenn Griechenland nicht mit-
acht, kann nicht die Konsequenz sein, dass ganz
uropa keine Zukunftsperspektive entwickelt. Die Grie-
hen müssen sich entscheiden. Sie sind eingeladen – sie
urden damals unter falschen Bedingungen aufgenom-
en –, mitzumachen. Es liegt jetzt an Griechenland, ob

ie den Weg mitgehen oder ob sie – Stichwort: Europa
er zwei oder drei Geschwindigkeiten, à deux, à trois
itesses – einen anderen Weg in Europa wählen.

Wir können uns nicht die Zukunftsentwicklung – die
enschen wollen eine Perspektive; ich verweise auf die
ngen Leute in Spanien, in Italien und anderswo, die auf

ie Straße gehen und protestieren – kaputtmachen las-
en, weil ein Teil Europas nicht bereit ist, geschlossene
erträge einzuhalten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


gendwann ist die Stunde der Wahrheit: Entweder sie
achen mit, wie es vereinbart worden ist, oder sie ma-

hen nicht mit.


(Thomas Oppermann [SPD]: Ihre Leute machen doch gar nicht alle mit!)


ir können uns den ganzen Weg nach Europa nicht von
inem Mitglied, das die Regeln nicht einhält, verbauen
ssen. Es geht darum, die Grundsatztreue einzuhalten,
amit Europa einen guten Weg nimmt.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Herr Brüderle, machen Sie eine Fraktionssitzung, aber lassen Sie uns in Ruhe! Sie müssen in die andere Richtung sprechen!)


Sie vollführen kurzfristig Eiertänze, mit denen Sie
blenken von der Unfähigkeit in Nordrhein-Westfalen,
on Ihrer Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen. Haben
ie Mut! Stehen Sie zu Grundsätzen! Das zahlt sich aus
nd nicht das Herumeiern, wie Sie es heute vorgeführt
aben.


(Anhaltender Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712401100

Klaus Ernst ist der nächste Redner für die Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Klaus Ernst (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712401200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Brüderle, ich habe den Eindruck, Ihnen
wird gerade dazu gratuliert, dass Sie Ihre eigenen Leute
auf Linie bringen.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


Offensichtlich sind die Widersprüche in Ihrer eigenen
Regierungsfraktion mindestens so groß wie die, die
gegenwärtig in der Bevölkerung vorhanden sind. Ich
sage Ihnen eines: Wenn Ihnen die Bürger draußen zuhö-
ren, wie Sie hier in regelmäßiger Wiederkehr vertreten,
dass Hunderte von Milliarden Euro für Bankenrettungen
beschlossen werden, dann halten sie sich inzwischen bei
jedem Ihrer Worte die Geldbörse zu; denn sie wissen,
dass sie letztendlich für das zu zahlen haben, was Sie
hier vertreten, Herr Brüderle. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir sagen Nein zu dem, was Sie hier vorlegen. Ich
will Ihnen sagen, warum.

Erstens. Sie retten mit diesem Gesetz weder den Euro
noch die Europäer. Einzig und allein die Banken, die
Versicherungskonzerne, die Hedgefonds und die Finanz-
investoren werden gerettet, und das einmal mehr, nicht
zum ersten Mal.

Zweitens. Wir sagen Nein zu diesem Gesetz, weil Sie
nichts gegen die Ursachen der Wirtschaftskrise unter-
nehmen. Die Ursachen liegen nämlich bei den Zocker-
buden. Die Ursachen liegen in diesem Bankensystem.
Die Ursachen liegen in nicht regulierten Finanzmärkten.
Da hat diese Regierung nichts getan, um auch nur eine
wirkliche Maßnahme zu beschließen. Dafür sind Sie
mitverantwortlich, Herr Brüderle.


(Beifall bei der LINKEN)


Drittens. Wir sagen Nein, weil dies eine beispiellose
Selbstentmachtung des Parlaments ist. Die Mehrheit die-
ses Hauses streitet wochenlang um 5 Euro mehr für die
Menschen mit Arbeitlosengeld-II-Bezug; das ging
wochenlang, monatelang und sogar bis zum Vermitt-
lungsausschuss. Wenn es hier um 90 Milliarden zur
Erweiterung des Rettungsschirms geht, stellt die Regie-
rung sogar die Frage, in welcher Weise das Parlament
überhaupt beteiligt werden muss. Meine Damen und
Herren, das versteht draußen bei den Bürgern dieses
Landes kein Mensch mehr, und das zu Recht.


(Beifall bei der LINKEN)


Viertens. Wir sagen Nein, weil sich Ihre Strategie der
Euro-Rettung auf einen einfachen Nenner bringen lässt,
und der heißt: Milliarden für die Banken, für die Ver-
sicherungen, für die Hedgefonds, auf der anderen Seite
Sozialkürzungen bei den Menschen nicht nur in der Bun-

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(C (D esrepublik Deutschland, sondern auch in den Ländern, ie Sie angeblich retten wollen. (Zuruf von der FDP: Sie haben nichts verstanden!)


Wenn es darum geht, wie Ihre Rezepte wirken, so ist
riechenland das beste Beispiel: 4,5 Prozent Minus-
achstum 2010, weitere 5 Prozent Minuswachstum
011. Wissen Sie, was das bedeutet? Sie kommen mir
or wie ein Arzt, der einem Patienten Medikamente gibt
nd der, wenn der Patient das nächste Mal kommt und
chon hereinkriecht, weil er gar nicht mehr stehen kann,
agt: Wir erhöhen die Dosis. – Wie lange wollen Sie
enn die Dosis erhöhen? Bis Europa gänzlich gescheitert
t? Das ist Ihr Konzept, das Sie anderen Leuten, anderen
ändern aufdrängen wollen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir sitzen heute hier als Anwälte der Bürger. Die
ürger haben Angst um ihr Geld, und diese Angst haben

ie zu Recht. Drei Jahre nach der Lehman-Pleite stehen
ir vor der nächsten Bankenkrise. Immer neue Ret-
ngsschirme werden aufgespannt. Seit dem Ausbruch

er Finanzkrise sind die gesamtstaatlichen Schulden
urch Stützungsmaßnahmen zugunsten der Finanzinsti-
tionen bei uns in der Bundesrepublik in den Jahren

008, 2009 und 2010 um 315 Milliarden Euro gestiegen.
llein auf die Bad Banks entfallen nach Aussagen der
undesregierung 190 Milliarden Euro. Das waren, wie
ie wissen, bis vor kurzem noch Privatbanken, die Sie
ann verstaatlichen mussten. So viel dazu, Herr
rüderle, da Sie sich gerade so über die Landesbanken
rregt haben. Sie haben die falschen Konzepte, und Sie
aben vor allem durch Zaudern geglänzt. Sie verstärken
ei den Bürgern den Eindruck, dass diese Regierung der
rise nicht gewachsen ist, und dieser Eindruck täuscht
icht.

Lassen Sie mich zu den wirklichen Ursachen der
rise kommen. Wer diese Krise nur als Schuldenkrise
ezeichnet, hat sie nicht verstanden.

Was die erste Ursache betrifft – wir haben gerade
arüber gesprochen; auch mein Kollege Gabriel –: Wie
erhält es sich denn eigentlich mit dem Stabilitäts- und
achstumsgesetz?


(Zuruf von der FDP: Sie und Gabriel Hand in Hand!)


ahlen lügen nicht. Wir haben in den zehn Jahren von
000 bis 2010 Handelsbilanzüberschüsse von 1 552 Mil-
arden Euro erzielt. Das ist der Saldo. Das heißt, wir
aben in dieser Größenordnung mehr verkauft, als wir

portiert haben. In dem Stabilitätsgesetz, über das wir
erade gesprochen haben, geht es unter anderem um die
tabilität des Preisniveaus. Es geht um einen hohen
eschäftigungsstand und um – ich zitiere – „außenwirt-

chaftliches Gleichgewicht“. Erklären Sie mir doch
inmal – Frau Merkel ist ja nicht mehr da –, wie Sie ei-
entlich diese 1 552 Milliarden Euro Außenhandelsüber-
chuss mit diesem Gesetz in Einklang bringen wollen.
ie haben die staatliche Politik auf eine einseitige Stei-
erung der Exporte ausgerichtet und haben nicht berück-





Klaus Ernst


(A) )


)(B)

sichtigt, dass Sie damit alle anderen Länder an die Wand
drücken. Sie haben im Ergebnis dieser Politik erreicht,
dass sich die anderen Länder verschulden müssen; denn
eines ist doch klar: Wer ständig mehr verkauft, als er
kauft, muss nach dem Gesetz der Logik davon ausgehen,
dass den Käufern irgendwann das Geld ausgeht und da-
mit auch die wirtschaftliche Puste. Bei den anderen Län-
dern hat unser Exportüberschuss zu einem Berg von
Schulden geführt. In einem vereinten Europa – das müs-
sen Sie sich einmal hinter die Ohren schreiben – gilt der
einfache Satz: Unsere Überschüsse sind die Schulden
der anderen. Deshalb müssen wir es politisch so gestal-
ten, dass unsere Überschüsse durch mehr Importe redu-
ziert werden. Das geht nur durch höhere Löhne, höhere
Renten und nicht durch Ihr Lohndumping.


(Beifall bei der LINKEN)


Zweitens. Ihr Lohndumping führte letztendlich dazu,
dass es in der Bundesrepublik Deutschland seit dem Jahr
2000 ein Reallohnminus von 4 Prozent gibt. Auf der an-
deren Seite sind die Exporte und die Gewinne der großen
Konzerne gestiegen. Deshalb erinnere ich Sie an eine
weitere einfache Formel, die im Finanzkapitalismus gilt:
Der den Arbeitnehmern vorenthaltene Lohn ist das
Spielgeld der Spekulanten. Mit Ihrer Lohndumpingpoli-
tik in dieser Republik haben Sie die Krise erst ermög-
licht, weil Sie dadurch die Kapitalakkumulation an den
Finanzmärkten hervorgerufen haben.


(Beifall bei der LINKEN)


Zum Dritten: Sie haben nichts getan, um die Entfesse-
lung der Finanzmärkte einzudämmen. Ich zitiere aus der
Financial Times von gestern. Dort heißt es:

Die Bilanzsumme des britischen Bankensektors,


(Otto Fricke [FDP]: Auf die haben wir ja wohl keinen Einfluss!)


die ein Vielfaches des BIPs ausmacht, dient nur zu
zehn Prozent der Kreditvergabe an die Industrie.
Die Deutsche Bank begnügte sich 2010 mit 4,1 Pro-
zent ihrer Bilanzsumme, um sie an Handel, Ge-
werbe und gewerbliche Immobilienfinanzierung
auszureichen …

Was heißt das? Das heißt, dass die Banken ihrer eigentli-
chen Aufgabe nicht gerecht werden, nämlich die Real-
wirtschaft mit Krediten zu versorgen. Jetzt frage ich Sie:
Was haben Sie eigentlich gemacht, um das wieder ins
Lot zu bringen?


(Beifall bei der LINKEN)


Was haben Sie gemacht? Nichts haben Sie gemacht. Sie
sind weiter auf dem Trip, die Banken zu stützen, obwohl
diese die Verursacher der Krise sind.

Das vierte Problem, das mit zu erwähnen ist, ist, dass
die Staaten, die vorher die Banken gerettet und die Fi-
nanzmärkte stabilisiert haben, sich nun selbst an den Fi-
nanzmärkten zu hohen Zinsen verschulden müssen. An
diesem Punkt erkennen Sie eines nicht: Wir müssen die
Finanzierung der Staaten von der Spekulation und von
den Finanzmärkten loslösen.


(Otto Fricke [FDP]: Ja, wie macht man das?)


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(C (D enn Sie das nicht machen, werden wir uns damit in wei bis drei Monaten wieder befassen müssen. Dann erden wir weiteres Geld der Bürger ausgeben müssen, nd das alles nur, weil Sie nicht bereit sind, die richtigen aßnahmen zu treffen, meine sehr verehrten Damen und erren. Ich sage Ihnen nun, was notwendig wäre, um tatsächch die Probleme zu lösen, die den Bürgerinnen und ürgern dieses Landes wirklich auf den Nägeln brennen. Erstens. Wir brauchen eine Entkopplung der Staatsnanzen von den Finanzmärkten. h sage Ihnen, dass dazu momentan die Ausgabe von uro-Bonds gar nicht mehr ausreicht. ir brauchen vielmehr eine Euro-Bank für öffentliche nleihen nd eine von den Finanzmärkten losgelöste Europäische entralbank. So hätten wir Politiker Einfluss auf die inanzmärkte und auf die Zinsen. Solange das nicht der all ist, wird es immer wieder passieren, dass wir wie ie Schoßhunde hinter den Finanzmärkten herlaufen und nen, wenn sie jaulen, die Kohle geben, damit sie weiter nktionieren. Das ist Ihre Politik. Wir brauchen aber ine Dominanz der Politik und eine Politik, die die Bürer vor der Ausbeutung durch die Finanzmärkte schützt. (Otto Fricke [FDP]: Deshalb dürfen wir keine Schulden machen!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Otto Fricke [FDP]: Aha! Und wie?)


(Otto Fricke [FDP]: Aha!)


(Otto Fricke [FDP]: Und wer kauft die?)


azu sind Sie nicht bereit. Deshalb wird sich das, was
ir hier beschließen, zu einem Fass ohne Boden entwi-

keln.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir brauchen zweitens eine gerechte Besteuerung
on Einkommen und Vermögen. Die öffentlichen Haus-
alte müssen saniert werden.


(Otto Fricke [FDP]: Kein Wort zum Gesetzentwurf!)


och alle hier vertretenen Parteien außer uns haben mit
azu beigetragen, dass die Steuersätze in der Bundesre-
ublik Deutschland drastisch nach unten gefahren wur-
en. Die Spitzensteuersätze sind gesenkt worden, auch
on Rot-Grün. Jetzt will die SPD sie wieder erhöhen;
as finde ich toll. Eine Vermögensbesteuerung fehlt nach
ie vor. Mit solchen Mitteln könnte man Staatshaushalte

anieren.

Drittens. Wir brauchen eine rechtliche Neuordnung
es Bankenwesens. Ohne diese wird es nicht gehen.
echtliche Neuordnung des Bankenwesens heißt: Die
roßen privaten Banken müssen unter gesellschaftliche
ontrolle; ansonsten geben wir in diesem Bereich das
emokratieprinzip auf,


(Beifall bei der LINKEN)






Klaus Ernst


(A) )


)(B)

weil wir immer das machen müssen, was die Banken
wollen. Das ist nicht im Sinne der Bürger unseres Lan-
des.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712401300

Nun erhält der Kollege Jürgen Trittin das Wort für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712401400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

Ernst, Sie haben gemeinsam mit Herrn Brüderle belegt:
Es gibt eine unheilige Allianz zwischen einer Partei, die
sich selber „links“ nennt, und den Kräften innerhalb der
Koalition, die aus falsch verstandenem D-Mark-Chauvi-
nismus eine europäische Lösung dieser Euro-Krise ver-
hindern. Sonst könnten Sie nicht zu diesem Abstim-
mungsverhalten kommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Jene D-Mark-Chauvinisten in Ihren Reihen, die ge-
klagt haben, haben gestern vor dem Bundesverfassungs-
gericht eine krachende Niederlage erfahren.


(Marco Buschmann [FDP]: Wer hat denn gestern eine Niederlage kassiert? Die Grünen!)


Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, es sei
richtig, dass der Deutsche Bundestag versucht, die Krise
nicht durch Rückzug aus dem Euro oder durch Raus-
schmiss, sondern durch eine Stärkung europäischer Insti-
tutionen zu lösen. Das ist die Botschaft aus Karlsruhe,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


und das ist die Botschaft, die die drei antieuropäischen
Parteien im Deutschen Bundestag, die Linke, die FDP
und die CSU, nicht hören wollen. Das ist die Wahrheit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Lieber Herr Brüderle, ich würde mir wünschen, dass
Sie, wenn Sie schon gegen Banken wettern, über alle
Banken sprechen. Sie hätten natürlich auch erwähnen
können, dass die WestLB – jetzt unter dem Schutz des
Bankenrettungsfonds, also von uns aus Steuermitteln ge-
rettet – als Bad Bank vier Jahre in der Verantwortung un-
ter anderem eines gewissen Herrn Pinkwart gewesen ist.


(Otto Fricke [FDP]: Nein! Eben gerade nicht!)


Ich weiß nicht, ob Sie sich an den noch erinnern.


(Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Fünf Jahre!)


– Fünf Jahre; Entschuldigung, Axel, ich nehme das zu-
rück. – Sie hätten auch über die Sachsen LB sprechen
können.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Damit haben sie auch nichts zu tun! Nein!)


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(C (D der vielleicht sollten wir gemeinsam einmal darüber prechen, was mit der Bayern LB ist, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


egen die mittlerweile die Staatsanwaltschaften wegen
er Zockereien mit Herrn Haider auf dem Balkan ermit-
ln. Wir können gerne über staatliche Banken sprechen.
ber ich glaube, wir müssen gelegentlich über alle Ban-
en sprechen. Wir müssen auch darüber sprechen, dass
as Verhalten zum Beispiel der Deutschen Bank und von
ehman Brothers und die Versuche, in Regulierungsoa-
en wie Irland Geschäfte zu machen, die man woanders
icht machen kann, genauso Ursachen dieser Krise sind,
ie das kriminelle Verhalten der konservativen Regie-
ng in Griechenland es gewesen ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


a hätte ich von Ihnen Klarheit und Prinzipientreue er-
artet.

Sie haben gesagt, man müsse zu den Prinzipien ste-
en. Ein zentrales Prinzip sei die Unabhängigkeit der
uropäischen Zentralbank. Meine Damen und Herren,
er hat denn die Europäische Zentralbank genötigt,


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! – Florian Toncar [FDP]: Die Grünen!)


r Schulden anderer Staaten aufzukommen und Anlei-
en aufzukaufen?


(Otto Fricke [FDP]: Sie! Sie haben es beantragt!)


er hat denn dafür gesorgt, dass die EZB heute 120 Mil-
arden Euro Staatsanleihen von Krisenstaaten in ihren
üchern hält? Es war diese Regierung mit dieser Bun-
eskanzlerin. Niemand anderes trägt dafür die Verant-
ortung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


h will Ihnen auch sagen, warum das Ihre Verantwor-
ng ist: weil Sie sich noch im März, als über die EFSF

erhandelt worden ist, geweigert haben, das zu beschlie-
en, was Sie heute beschließen wollen, nämlich die
öglichkeit, am Sekundärmarkt Anleihen aufzukaufen.
amit haben Sie die Unabhängigkeit der Europäischen
entralbank auf schäbige Weise beschränkt. Deshalb
önnen Sie hier nicht von Prinzipientreue reden.

Da meldet sich gleich der Mario Barth der FDP zu ei-
er Zwischenfrage. Bitte schön.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712401500

In Anwendung der Geschäftsordnung mache ich von

einer Möglichkeit Gebrauch, –






(A) )


)(B)


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712401600

Entschuldigung!


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712401700

– dem Wunsch nach einer Zwischenfrage mit Geneh-

migung des Redners stattzugeben. – Bitte schön, Herr
Kollege Fricke.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1712401800

Dass Sie von Chauvinismus wirklich viel Ahnung ha-

ben, haben Sie gerade bewiesen.

Herr Trittin, ich darf Sie einmal fragen: Stimmt es,
dass die Grünen im Jahre 2009 einen Antrag gestellt ha-
ben, in dem wörtlich steht:

Der Deutsche Bundestag … fordert

– nach dem Willen der Grünen –

die Europäische Zentralbank auf, verstärkt über den
Aufkauf von Wertpapieren an der Stabilisierung der
Finanzmärkte und der Sicherung der Kreditversor-
gung mitzuwirken …

Stimmt es also, dass Sie selber – ich glaube, Sie waren
damals in einer nicht unwichtigen Position – als Grüne
genau diese Forderung erhoben haben und, anders als
diese Koalition – auch wenn uns das, was die Europäi-
sche Zentralbank gemacht hat, an vielen Stellen nicht
gepasst hat –, die Unabhängigkeit eben nicht akzeptie-
ren?


(Marco Buschmann [FDP]: Was stört uns unser Geschwätz von gestern?)



Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712401900

Lieber Herr Kollege Fricke, Sie haben richtig zitiert.


(Otto Fricke [FDP]: Danke!)


Wenn Sie mich an dieser Stelle zu Ende anhören, dann
werden Sie feststellen, dass ich ausdrücklich nicht die
Europäische Zentralbank kritisiere.


(Marco Buschmann [FDP]: Sagt der Tom Gerhardt der Grünen!)


Ich finde richtig, dass die Europäische Zentralbank dies
gemacht hat


(Otto Fricke [FDP]: Dann passt das vorher nicht! – Gegenruf der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das passt gut!)


in einer Situation, in der von dieser Bundesregierung ge-
nau die Institution blockiert worden ist,


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Voilà!)


die das besser kann, was Sie jetzt selber zugeben, weil
Sie diese Kompetenz, die heute leider von der EZB
wahrgenommen werden muss, nun an den Europäischen
Stabilitätsmechanismus bzw. die EFSF übertragen.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Dieser Logik können noch nicht einmal die Grünen folgen! – – S h S A s S H ri v g B fo D K p K S h s n k R te in V In s h s b D E s b w g B (C (D Abg. Otto Fricke [FDP] will wieder Platz nehmen)


Bleiben Sie ruhig stehen. – Sie haben sich an dieser
telle auch an einem anderen Punkt vergaloppiert. Sie
aben gesagt, es gebe keine Vergemeinschaftung von
chulden. Es gibt sie. Mit genau dem Hinweis auf den
ufkauf dieser Staatsanleihen gibt es eine Vergemein-

chaftung von Schulden. Sie wettern gegen Euro-Bonds;
ie haben sie längst in diesem Lande eingeführt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ören Sie auf, zu erzählen, das Bundesverfassungsge-
cht habe sie verboten. Ganz im Gegenteil, das Bundes-
erfassungsgericht hat selbstverständlich nichts dagegen
esagt, dass die Europäische Union mithilfe von Euro-
onds die Spekulationen gegen Ungarn oder Lettland er-
lgreich beendet hat.


(Marco Buschmann [FDP]: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil!)


arüber schweigen Sie ja lieber, weil Sie es nicht zur
enntnis nehmen wollen. Das zeigt die ganze europa-
olitische und währungspolitische Geisterfahrt dieser
oalition.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Abg. Otto Fricke [FDP] nimmt wieder Platz)


Herr Schäuble, ich will mit Ihnen nicht darüber in
treit geraten, ob privatrechtliche Verträge, die faktisch
oheitliche Aufgaben erfüllen – und darum handelt es
ich bei EFSF –,


(Marco Buschmann [FDP]: Hört! Hört!)


ach Übereinstimmung aller Kommentatoren einem völ-
errechtlichen Vertrag gleichkommen und deshalb der
atifizierung bedürfen. Sie haben ja tätige Reue geleis-
t,


(Marco Buschmann [FDP]: Sie reden von Ratifizierung? Wovon reden Sie denn jetzt?)


dem Sie heute gesagt haben: Wir machen es über eine
ertragsänderung, und ab 2013 machen wir es richtig. –
sofern nehme ich schon zur Kenntnis, dass Sie in die-

er Frage still und heimlich unsere Position übernommen
aben.


(Marco Buschmann [FDP]: Sie wissen gar nicht, was Sie sagen!)


Ich will aber an dieser Stelle eine sehr ernste Frage
tellen: Dürfen wir eigentlich solche hoheitlichen Aufga-
en in Form von privatrechtlichen Verträgen regeln?
ürfen wir eigentlich europäische Institutionen wie die
ZB, wie die Europäische Kommission tätig werden las-
en auf der Basis einer Zweckgesellschaft nach Luxem-
urger Recht? Daran habe ich sehr klare Zweifel – nicht
eil das juristisch fragwürdig ist, sondern vor allen Din-
en, weil das politisch und gesellschaftlich die falsche
otschaft ist.





Jürgen Trittin


(A) )


)(B)


(Marco Buschmann [FDP]: Wenn das Ihr größtes Problem ist in dieser Situation!)


Wenn solch entscheidende Aufgaben übernommen und
auf europäische Institutionen übertragen werden, dann
darf das nicht in privater Rechtsform geschehen. Dann
muss das als hoheitlicher Akt und unter der Aufsicht des
Bundestages und gegebenenfalls auch – gerade wenn es
auf Europa übertragen wird – unter der Aufsicht des Eu-
ropäischen Parlaments geschehen. Deswegen war der
Weg in die Zweckgesellschaft der falsche Weg. Ich freue
mich, dass Sie ihn am Ende korrigieren werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Heute streiten wir darüber, dass der Bundestag ausrei-
chende und hinreichende Kontrollfunktionen hat, so-
lange es diese Institution nicht gibt. Ich glaube, dass wir
da zu einem Miteinander kommen werden.


(Marco Buschmann [FDP]: Wenn ich die Vorschläge der Grünen umsetze, die verfassungswidrig sind!)


Ich sage Ihnen – das scheint offensichtlich Unruhe im
Regierungslager ausgelöst zu haben –, weil es sympto-
matisch ist, lieber Herr Westerwelle: Weil Sie die rich-
tige Lösung aufgrund von Uneinigkeit in den eigenen
Reihen immer blockiert haben, laufen Sie in solche halb-
seidenen Zweckgesellschaften.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Lachen bei der FDP)


Dann wundern Sie sich auch noch über Europamüdig-
keit.

Sie gehen diesen Weg leider weiter. Jetzt stellen Sie
den Stabilisierungsmechanismus auf eine vertragliche
Grundlage. Der nächste Schritt wäre vernünftigerweise,
zu einer europäischen Wirtschaftsregierung zu kommen,
weil die Ursache eben nicht allein Überschuldung ist,
sondern weil die Ursache in Regulierungsdumping,
Steuerdumping und all den realwirtschaftlichen Proble-
men in Europa liegt.

Frau Bundeskanzlerin, was ist aber Ihr Weg zur Wirt-
schaftsregierung? Sie stellen sich eine Wirtschaftsregie-
rung so vor, dass Herr Van Rompuy entsprechend dem
Minimalkonsens zwischen Ihnen und dem französischen
Staatspräsidenten agiert. Das ist keine Wirtschaftsregie-
rung; das ist nichts anderes als die Fortsetzung der
Luxemburger Zweckgesellschaft mit anderen Mitteln.

Ich sage Ihnen: Das, was wir heute neben den Verän-
derungen beim Stabilisierungsfonds brauchen, ist eine
vertragliche Regelung, die besagt: Wir wollen eine
Koordination in der Steuerpolitik, in der Wirtschaftspoli-
tik und bei den Sozialstandards. Diese Koordinierung
setzt eine Vertragsänderung voraus. Es ist das Gebot der
Stunde, einen Impuls zu setzen, um dieses Europa auf
eine neue Stufe der Vergemeinschaftung zu führen.
Dafür fehlt Ihnen in dieser Koalition schon lange die
Kraft.


(Anhaltender Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Nächster Redner der CDU/CSU-Fraktion ist der Kol ge Bartholomäus Kalb. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712402000


Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1712402100

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-

en und Kollegen! Ich will versuchen, eine etwas andere
onlage zu finden; denn es geht mir darum, dass wir uns
icht gegenseitig irgendetwas an den Kopf schmeißen,
ondern die Debatte so führen, dass die Menschen im
ande verstehen können, worum es heute geht, worum
s uns geht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir behandeln heute in erster Lesung eine sehr wich-
ge und ernste Angelegenheit. Es geht im Kern um die
rage: Was müssen wir tun, was können wir tun, um
afür zu sorgen, dass unsere gemeinsame Währung wei-
rhin stabil bleibt? Mit dem zu beratenden Gesetzent-
urf zur Änderung des Euro-Stabilisierungsmechanis-
usgesetzes – ich gebe zu: das ist ein komplizierter
usdruck –, einem Regelwerk zur Übernahme von
ewährleistungen im Rahmen der europäischen Hilfs-
aßnahmen, setzen wir die Beschlüsse des Gipfels vom

1. Juli 2011 in nationales Recht um.

Am 10. Mai 2010 wurde in einer ausgesprochen
chwierigen Situation für die Euro-Zone und unter gro-
em Zeitdruck zunächst die Europäische Finanz-Stabili-
ts-Fazilität, kurz EFSF, vom EU-Gipfel als vorläufiger
ettungsschirm ins Leben gerufen. Am 21. Juli dieses

ahres haben die Staats- und Regierungschefs der Euro-
änder die Erweiterung des Garantierahmens und zusätz-
che Instrumente vereinbart, um flexibler reagieren zu
önnen und damit drohenden Ansteckungsgefahren für
ndere Länder der Euro-Zone wirkungsvoller begegnen
u können.

Der EFSF-Rettungsschirm soll künftig auch Staatsan-
ihen aufkaufen können. Wenn solche Käufe notwendig
erden sollten, dann sollen sie von der EFSF, nicht wie
isher notgedrungen von der EZB, durchgeführt werden.
erartige Käufe dürfen allerdings auch künftig nur unter

ehr strengen Voraussetzungen stattfinden, zum Beispiel
enn Gefahren für die Finanzstabilität festgestellt wer-
en. Ein Freibrief für umfassende Ankäufe ist abzuleh-
en. Anleihenkäufe auf dem sogenannten Sekundär-
arkt sind im Ausnahmefall künftig ebenfalls möglich.

Euro-Länder können sich, um die Finanzmärkte zu
tabilisieren, eine Kreditlinie von der EFSF zusichern
ssen, die sie natürlich nicht nutzen müssen. Gerät ein
uro-Mitgliedstaat am Finanzmarkt unter Druck, darf
ie EFSF mit einem Vorsorgekredit helfen, noch bevor
s zum echten Hilfsfall kommt.

Mit der Möglichkeit der Rekapitalisierung von Kre-
itinstituten wird ein weiteres wichtiges Instrument
eschaffen.





Bartholomäus Kalb


(A) )


)(B)

Das Volumen der EFSF wird europaweit auf 780 Mil-
liarden Euro aufgestockt, um effektiv über 440 Milliar-
den Euro verfügen zu können. Das ist dem Umstand ge-
schuldet, dass eine erhebliche Übersicherung
erforderlich ist, um nach den Vorgaben der Finanzmärkte
eine AAA-Bewertung für die Anleihen bekommen zu
können.

Einem Hilfe suchenden Land wird allerdings nur
dann geholfen, wenn es Auflagen erfüllt und bereit ist,
sich einem ehrgeizigen Reformprogramm zu unterzie-
hen. Aufgrund der hohen Summen und aufgrund der Tat-
sache, dass die Verfügung über deutsche Steuergelder
allein beim Parlament liegt, legen wir ganz im Sinne des
Bundesverfassungsgerichts größten Wert auf eine inten-
sive und umfassende Parlamentsbeteiligung. Mit dem
vorliegenden Entschließungsantrag gehen wir sogar über
die Forderungen und Anregungen des Bundesverfas-
sungsgerichts hinaus.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben uns bewusst entschieden, zur Sicherung
der Finanzstabilität der Euro-Zone Hilfen an Euro-Mit-
gliedsländer zu gewähren. Die Hilfen stellen keinen
Blankoscheck dar. Sie sind, wie bereits gesagt, an strikte
Auflagen gebunden, die den betroffenen Ländern ganz
erhebliche Anstrengungen abverlangen. Aber auch Soli-
darität hat ihre Grenzen. Die Hilfen sind Hilfen zur
Selbsthilfe, wie es der Finanzminister bereits vorhin zum
Ausdruck gebracht hat.

Die Notwendigkeit zur Ertüchtigung der EFSF ergibt
sich daraus, dass sich die Folgen zu hoher Staatsdefizite
in einigen Ländern der Euro-Zone in den vergangenen
Wochen auf den Finanzmärkten erneut zugespitzt haben.
Auslöser der krisenhaften Zuspitzung waren Zweifel an
der Entschlossenheit einzelner europäischer Staaten,
eine strikt auf Rückführung der Neuverschuldung
bedachte Finanzpolitik zu betreiben.

Deutschland zieht im Haushalt Konsequenzen aus der
Schuldenkrise. Die aktuelle Schuldenkrise hat ihre Ur-
sachen ganz klar in den zu hohen Haushaltsdefiziten und
in einer zu hohen Gesamtverschuldung einiger Euro-
Länder. Die christlich-liberale Koalition hat frühzeitig
die Weichen gestellt und setzt den Kurs der erfolgrei-
chen Haushaltskonsolidierung unverändert und konse-
quent fort. Wesentliche Ziele sind die Einhaltung der
verfassungsrechtlichen Schuldenbremse und der konse-
quente Abbau der Neuverschuldung.

Insbesondere dank des Aufschwungs und des im ver-
gangenen Jahr umgesetzten Zukunftspaketes wird die
Neuverschuldung nach den Plänen der Bundesregierung
im Jahr 2012 mit rund 27 Milliarden Euro weit geringer
als bisher angenommen ausfallen können. Unser Ziel ist
und bleibt ein ausgeglichener Bundeshaushalt. Unser
Ziel ist und bleibt die Reduzierung der Neuverschuldung
und die Einhaltung der Schuldenbremse. Es ist heute
schon mehrfach gesagt worden: Viele Länder folgen uns
Gott sei Dank jetzt auf diesem Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Es darf auch erwähnt werden, dass das sogenannte efizitkriterium nach dem Maastricht-Vertrag von uns chon in diesem Jahr eingehalten werden kann. Wir sind Relation zum Bruttoinlandsprodukt mit einem Anteil on 1,5 Prozent besser, als bisher angenommen werden onnte. Wir strengen uns also an und sind auf einem uten Weg. Zum Abschluss darf ich eine persönliche Bemerkung achen: Ich habe bei der Einführung der gemeinsamen uropäischen Währung zu den großen Skeptikern gehört. h meine, damals gab es gute Argumente dafür. Es ringt aber heute nichts mehr, die Debatten von damals u führen. Wir stehen heute nicht vor der Frage, ob wir en Euro wollen oder nicht. Der Euro ist unsere gemeiname Währung. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ir haben deshalb alles zu tun, um die Stabilität unserer
emeinsamen Währung sicherzustellen. Das ist unsere
erantwortung, die wir zu tragen haben.

Ich gebe zu und sage ganz ausdrücklich: Nach meiner
berzeugung hat uns der Euro sehr stark geholfen, die
ettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu steigern. Wir

ind ein absolut exportorientiertes Land. Damit hat diese
ährung dazu beigetragen, dass wir wirtschaftlich gut

astehen, dass der Wohlstand gesichert werden kann,
ass unsere sozialen Sicherungssysteme gut sind und
ass die Menschen und die Arbeitsplätze sicher sind.
uch wenn wir bisher Zweifel daran gehabt hätten, so
rauchen wir bloß Richtung Schweiz zu schauen und zu
erfolgen, zu welchen Maßnahmen sich die Schweiz
eranlasst sieht, nämlich den Schweizer Franken an den
uro zu binden, weil sie sonst auf den globalen Märkten
Bezug auf ihre wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit

icht mehr mithalten könnte.

Ich sage ganz offen: Es ist eine unserer wichtigsten
ufgaben, langfristig für die Stabilität des Euro einzu-
eten und ihn zu sichern. Bei allen kritischen Diskussio-
en, die wir untereinander führen und die die Menschen

Lande mit uns führen, und allen Besorgnissen, die
erständlicherweise vorhanden sind: Die Menschen in
nserem Land erwarten, dass wir alles tun, um unsere
emeinsame Währung zu sichern.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712402200

Nächster Redner ist der Kollege Axel Schäfer für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Axel Schäfer (SPD):
Rede ID: ID1712402300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

prechen heute über den EFSF-Rahmenvertrag und
amit über die künftige Architektur, aber auch über die
rchitekten innerhalb der EU. Ich war gestern bei der
rteilsverkündung des Bundesverfassungsgerichts in
arlsruhe. Drei Aspekte sind in diesem Zusammenhang





Axel Schäfer (Bochum)



(A) )


)(B)

für uns entscheidend. Erstens. Das Bundesverfassungs-
gericht hat den Weg zur weiteren europäischen Integra-
tion geöffnet und uns damit verpflichtet, ihn zu gehen.
Zweitens. Das Bundesverfassungsgericht hat sich nicht
an die Stelle des Bundestages gesetzt und gesagt: Wir
wissen alles besser. Vielmehr ist es unsere Aufgabe, zu
überlegen, wie wir unsere Rolle bei Finanzfragen inhalt-
lich auszufüllen haben. Drittens. Es hat wieder einmal
die Rechte des Deutschen Bundestages gestärkt.


(Marco Buschmann [FDP]: Gott sei Dank!)


Deshalb ist es falsch von der Bundesregierung – Herr
Minister Schäuble, bei allem Respekt –, dass ein privat-
rechtlicher Vertrag, in dem Staaten vereinbaren, staat-
liche Aufgaben wahrzunehmen, nicht dem Bundestag
zur Ratifizierung vorgelegt wird. Ich bin mir sicher, es
gibt eine große Mehrheit in allen Fraktionen, die diese
politische wie rechtliche Auffassung teilen. Nur manche
trauen sich nicht, das zu sagen. Wir, die SPD, trauen uns,
weil wir es für richtig halten, und auch, weil wir die
große Mehrheit der Verfassungsrechtler auf unserer Seite
haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sprechen wir endlich offen über die Architektur der
Europäischen Union. Wir dürfen nichts mehr verschwur-
beln, auch weil es um Demokratie geht. Eine Stärkung
der gemeinsamen europäischen Handlungsfähigkeit
funktioniert nur integrativ und nicht nur intergouverne-
mental, wie das jetzt meist der Fall ist. Es gibt keine
Pseudokonstruktion einer Wirtschaftsregierung à la Herr
Van Rompuy, die zweimal im Jahr tagt. Es gibt eine real
existierende europäische Regierung, die wir dazu ertüch-
tigen, demokratisch stärken und mit Mitteln ausstatten
müssen: Das ist die Europäische Kommission. Das ist
bisher die Mehrheitsmeinung im Bundestag gewesen.
Leider halten die Kolleginnen und Kollegen von CDU/
CSU und FDP sich nicht mehr an diese gemeinsame
Grundlage. Es ist eben kein europäischer Weg, der inter-
gouvernemental gegangen wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist falsch, zu glauben, wir brauchen für alles Ver-
tragsänderungen. Wir brauchen eine Kommission, die
mutig ist, all das, was von Jacques Delors begonnen
wurde, fortzuführen. Wir hatten in der SPD-Fraktion ge-
rade die Möglichkeit, sehr intensiv mit ihm zu diskutie-
ren. Es geht um die Möglichkeiten, wirtschaftliche
Koordinierung in Gesetzesform zu gießen und damit viel
mehr an Vorgaben zu machen als das, was bisher auf
dem Tisch liegt. Wenn wir diese Form der Ertüchtigung
der Europäischen Kommission wählen, stärken wir auf
der einen Seite natürlich die Handlungsfähigkeit und die
Handlungsmöglichkeit des Europäischen Parlaments,
und auf der anderen Seite beziehen wir den Deutschen
Bundestag in allen Fragen voll ein. Das ist doch offen-
sichtlich der Wille der Kolleginnen und Kollegen auf der
rechten Seite des Hauses. Sie müssen das aber auch in
ihren praktischen Entscheidungen umsetzen.

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(C (D Weil das in einer Demokratie dazugehört, will ich an ieser Stelle ausdrücklich den Kollegen Oettinger, den euen EU-Kommissar, loben. Zur Stärkung der Demoratie ist es erforderlich, dass unser Parlament ebenso ie die anderen nationalen Parlamente beteiligt wird, enn es um die Vorentscheidung, um die Prägung der ommission geht. Günther Oettinger hat gesagt: Jawohl, evor die Investitur im Europäischen Parlament stattfinet, bevor ich dort offiziell angehört, befragt und beurilt werde, gehe ich in den Europaausschuss des Deut chen Bundestages – die SPD hatte die Initiative rgriffen und ihn eingeladen – und stelle mich dort den ragen; ich stehe Rede und Antwort. Ich sage ehrlich: Er at in vielen Dingen auch mich überzeugt. Stellen Sie ich vor: Am selben Tag ist hier eine Ministerin ernannt orden. Davon hat der Bundestag vorher nichts gewusst. er zuständige Ausschuss hatte keine Chance, mit ihr or ihrer Ernennung über ihre Vorstellungen zu diskutien, um einen Eindruck von ihren politischen Qualitäten u bekommen. Diese Möglichkeit hatten wir bei Günther ettinger. Wenn wir die Kommission stärken wollen, uss auch der Deutsche Bundestag gestärkt werden, enn es um Entscheidungen über die Kommission geht. Ein weiterer Punkt ist die Selbstverpflichtung, die die uropäische Sozialdemokratie eingegangen ist. Die Iniative dafür ging von der SPD aus. Wir werden eine tärker demokratisch legitimierte Kommission nur dann ekommen, wenn sie durch die Europawahl demokrasch legitimiert wird. Dadurch würde die Kommission in breiteres Kreuz erhalten, das hilft, wenn es um zenale Finanzfragen geht. Dann würde die Kommission ffentlich ganz anders wahrgenommen und könnte auch egenüber den Regierungen anders und selbstbewusster uftreten. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokran werden 2014 mit einem Spitzenkandidaten oder einer pitzenkandidatin antreten und sagen: Wenn es für ihn der sie eine parlamentarische Mehrheit gibt, wird er der sie sich im Parlament als Kommissionspräsident ur Wahl stellen. Das ist die Legitimation, die wir brauhen. Dafür kämpfen wir. Ich sage noch etwas zu den Architekten: In diesem aus sind wir uns Gott sei Dank über viele Dinge einig. um Beispiel respektieren wir alle die Entscheidungen on Gerichten und halten uns an europäische Gesetze. atürlich sind wir alle für Medienvielfalt und gegen echtspopulismus. Das Problem in Europa ist, dass wir egierungen haben, in Dänemark, den Niederlanden, alien und Ungarn, die dieses Grundverständnis nicht ilen. Das hat nichts mit einzelnen Streitpunkten auf en Gebieten Bildung, Soziales oder Energie zu tun. Das ind christdemokratische oder rechtsliberale Regierunen. Die aktuelle europäische Krise ist zum Teil eine rise der Mehrheit der Christdemokraten, die die Ver ntwortung in Europa haben. Diese Krise ist nur durch in anderes Mehrheitsverhältnis in Europa zu bewältien. Wir werden das gemeinsame Europa nur mit mehr ozialdemokratischer Politik realisieren können. Die VP wird das definitiv nicht hinbekommen. )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712402400

Für die FDP-Fraktion erhält jetzt der Kollege Otto

Fricke das Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1712402500

Geschätzter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Da-

men und Herren! Ganz grundsätzlich ist die Frage zu
stellen, die sich jeder Bürger stellt: Warum haben wir ei-
gentlich Schulden? Das ist doch das Kernproblem, über
das wir heute reden. Dieses Problem müssen wir lösen.
Wir haben nicht wegen irgendwelcher Bankenkrisen
Schulden.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch! Irland!)


– Doch? Haben Sie sich eigentlich einmal überlegt, wa-
rum wir schon vor der Bankenkrise, also zum Ende der
rot-grünen Regierungszeit eine Verschuldung von über
60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts hatten, warum wir
am Ende der Regierungszeit von Rot-Grün schon weit
über 1 000 Milliarden Euro Schulden hatten? Doch nicht
wegen der Bankenkrise. Der Grund dafür ist, dass die
Politik immer wieder denselben Fehler gemacht hat.
Man hat gesagt: Für unsere Politik brauchen wir mehr
Geld.


(Klaus Hagemann [SPD]: Mit der FDP! Die FDP war immer dabei!)


Herr Ernst, Sie sagen immer, dass wir uns von den
Märkten unabhängig machen müssen und Euro-Bonds
brauchen – das ist ja schön; auch SPD und Grüne wollen
Euro-Bonds –, aber ich muss Sie schon fragen: Wer soll
diese Bonds nach Ihrer Meinung kaufen? Diese Euro-
Bonds kauft doch der Markt. Dann haben wir wieder das
Problem, dass der Markt darauf vertrauen muss, dass wir
das Geld zurückzahlen. Oder er vertraut uns eben nicht.
Wer ist denn der Markt? Der Markt ist auch Arbeitneh-
mer. Der Markt ist auch ein Pensionsfonds. Der Markt ist
auch die Altersvorsorge von ganz vielen Arbeitnehmern.
Der Markt ist auch jeder Riester-Rentner, der sein Geld
dort angelegt hat. Auf dem Markt haben auch Universi-
täten ihr Geld angelegt. All diese müssen die Sicherheit
haben, dass jemand, der sich verschuldet hat, das Geld
zurückzahlt. Daran glaubt man nun nicht mehr.

Jetzt kommt der nach meiner Meinung für Europa
entscheidende Punkt, bei dem sich Links von Bürgerlich
deutlich unterscheidet. Für uns heißt Europa: Als starkes
Land, als größter Zahler Europas haben wir die Ver-
antwortung, für unseren Teil zu haften und für unseren
Teil etwas zu tun. Das ist das – dies will ausdrücklich sa-
gen –, was diese Koalition will: eine Haftung für den
Anteil, der der Stärke entspricht.

Was wollen Sie? Herr Gabriel, jetzt kommen wir ein-
mal zu Ihren wunderschönen Arten von Euro-Bonds. Sie
wollen etwas anderes.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Sie haben doch gar nicht zugehört, Herr Fricke!)


– Nein, Sie haben nicht zugehört; Sie haben nach hinten
geguckt.

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(C (D (Sigmar Gabriel [SPD]: Sie reden doch die ganze Zeit am Thema vorbei!)


err Gabriel, Sie wollen, dass wir – anders als bei der
FSF – nicht auf unseren Anteil begrenzt haften. Nichts
nderes tun wir; die Haftung war schon immer auf den
nteil begrenzt.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Vergiss es! – Sigmar Gabriel [SPD]: Das haben Sie uns vor einem Jahr auch schon versprochen! – Manfred Zöllmer [SPD]: Ottos Märchenstunde!)


ie wollen eine Gesamthaftung Deutschlands für alle eu-
päischen Staatsschulden. Genau das schwebt Ihnen

or.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Das ist Quatsch, was Sie erzählen!)


ie wollen nichts anderes als einen Länderfinanzaus-
leich auf Kosten von Deutschland.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sigmar Gabriel [SPD]: Das machen Sie gerade!)


as ist Ihr Wunsch; das bestätigen Sie. Sie haben das ge-
einsam mit Herrn Steinmeier, gemeinsam mit Ihrem
eltökonomen Herrn Steinbrück immer wieder bestä-

gt.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Dadurch, dass Sie das mehrfach behaupten, wird es nicht wahrer! Sie reden unter Ihren Möglichkeiten! – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es stimmt nicht!)


an kann es immer wieder finden, zuletzt auch im Spie-
el. Sie wollen eine gemeinsame Haftung Deutschlands
r alle Schulden.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Quatsch! Uns reichen schon die Schulden, die wir wegen Ihnen machen!)


ir wollen eine anteilige Haftung entsprechend der Ver-
ntwortung. Das ist der Kern und der wesentliche Unter-
chied zwischen Rot-Rot-Grün und der bürgerlichen
oalition.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das ist einfach falsch!)


Bei der Lösung müssen wir auf eines achten – und ich
in dem Bundesverfassungsgericht für seine gestrige
ntscheidung dankbar –: Die Hauptaufgabe, die wir be-
üglich Europa haben, ist doch, Europa wieder in die Öf-
ntlichkeit und in die Parlamente zu bringen. – Herr
abriel, hören Sie mir bitte zu; ich habe Ihnen doch auch

ugehört. Das wäre fair und nett.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Ich muss nicht vorne sitzen, um zuzuhören! – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: So einen Unsinn muss man sich nicht antun!)






Otto Fricke


(A) )


)(B)

– Ja, klar, man kann den Rücken zuwenden. Jeder hat
seine Art von Höflichkeit. – Ich will auf eines hinaus.
Die Bürger fragen sich – das merken wir in all unseren
Gesprächen –: Wer entscheidet eigentlich über mein
Geld? Wo passiert das? Irgendwo in Brüssel in einem
Hinterzimmer, irgendwo in einem Ministerium? Die Par-
lamentsbeteiligung, Art. 38 des Grundgesetzes und die
Verfassungsgerichtsentscheidung – wenn wir wollen,
können wir sogar 320 Jahre auf Locke zurückgehen –
sorgen dafür, dass die Diskussion über die Frage, wie
viel Geld wir wem wofür geben, in die Parlamente
kommt. Das ist die wesentliche Grundlage, die Voraus-
setzung für eine Vertiefung Europas.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712402600

Das Wort hat jetzt der Kollege Ulrich Maurer für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Ulrich Maurer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712402700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Wenn die Lage nicht so extrem ernst wäre und die
Folgen nicht so katastrophal, dann wäre es schon fast
amüsant, zu sehen, wie Sie sich hier gegenseitig die Ver-
antwortung zuschieben für eine Suppe, die Sie gemein-
sam angerührt haben. Die Krise, in der wir uns befinden,
hat zwei zentrale Ursachen: zum einen die völlige Dere-
gulierung der Finanzmärkte und die Unterwerfung der
Politik unter die Finanzmärkte und zum anderen die
Schaffung riesiger volkswirtschaftlicher Ungleichge-
wichte, vor allem auch durch die Bundesrepublik
Deutschland. Sie alle waren sich einig, dass eine richtige
Strategie sei, in Deutschland die Löhne zu senken, die
Renten und die Sozialleistungen zu kürzen, um sich auf
der Basis des Euro einen Wettbewerbsvorteil für die
deutsche Exportindustrie zu verschaffen. Bei dieser Stra-
tegie waren Sie sich alle einig.


(Beifall bei der LINKEN – Marco Buschmann [FDP]: Die Arbeitslosigkeit ist gesunken!)


Wenn ich den Kollegen Gabriel heute das Schicksal
eines Wachmanns beklagen höre,


(Marco Buschmann [FDP]: Wo ist er denn?)


dann fällt mir ein, wer die Gesetze zur Einführung der
Zeitarbeit, der Sklavenarbeit, der Leiharbeit in Deutsch-
land gemacht hat. Ein bisschen Selbstkritik und ein biss-
chen Demut wären in dieser Situation angemessen.


(Beifall bei der LINKEN)


Kollege Trittin, wer hat eigentlich die Finanzmarkt-
förderungsgesetze gemacht? Schauen Sie einmal nach.
Wer hat dafür gesorgt, dass die Hedgefonds in Deutsch-
land zugelassen wurden, dass die Derivate zugelassen
wurden? Wer ist hier im Deutschen Bundestag herumge-
rannt – auch unter Ihrem Applaus – und hat geschrien:
„Wir müssen Frankfurt zu einem Finanzplatz wie Lon-

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(C (D on machen“? Das waren doch Sie alle. Jetzt stehen Sie ier und beklagen die Folgen Ihrer eigenen Politik, ohne in Wort der Kritik an dem zu verlieren, was Sie da anerichtet haben. Ich will einen schwäbischen Unternehmer zitieren, en Vorstandsvorsitzenden von Bosch. Er sagte: Die Fianzmärkte sind kurz davor, die Weltwirtschaft in eine eue Krise zu reißen. Außerdem sagte er: Wenn ich den inanzsektor zu regulieren hätte, dann würde ich die niversalbanken abschaffen und viele Finanztransaktioen verbieten, die nichts mehr mit realen Geschäften zu n haben. – Das ist die Position der Linken. Das, was ehrenbach von Bosch sagt, erzählen wir Ihnen seit Jahn. Wenn Sie weiterhin Billionen Bonds, Derivate und as Treiben der Schattenbanken zulassen und nur Sprühe klopfen, dann wird die Entwicklung so weitergehen ie in den letzten Jahren. Wir haben Ihnen gesagt: Wir schlagen vor, die Finanierung der europäischen Staaten von dem Diktat der Fianzmärkte zu entkoppeln. (Marco Buschmann [FDP]: Dann muss man Schulden reduzieren!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


ir haben vorgeschlagen, dafür zu sorgen, dass in der
at eine europäische Bank Staatsanleihen zeichnen und
egeben muss, anstatt dies den sogenannten Finanz-
ärkten zu überlassen. Sie sagten, Sie glauben nicht,

ass das geht.

Ich will Ihnen ein Beispiel liefern, ein revolutionäres
eispiel aus der Schweiz aus den letzten Tagen. Die
chweizerische Nationalbank hat erklärt: Die Preisfin-
ung beim Schweizer Franken durch die internationalen
inanzmärkte wird von uns nicht mehr akzeptiert. – Dann
at sie einen eigenen Preis festgesetzt und gesagt: Diesen
reis werden wir mit allen Mitteln verteidigen. – Oh
under: Die internationalen Finanzmärkte haben den

iktierten Preis in den ersten Tagen akzeptiert. Das müs-
en Sie zur Kenntnis nehmen. Das war ein revolutionärer
chritt.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Kennen Sie auch die Instrumente, die die Schweizer einsetzen?)


Warum fahren Sie damit fort, Rettungsschirme zu
onstruieren, von denen Sie wissen, dass sie nicht aus-
ichen werden, um die Spekulationen gegen italienische

der spanische Staatsanleihen zu beenden? So werden
ie Spekulationen fortgesetzt. Warum unterwerfen Sie
ich auch damit wieder dem Diktat der sogenannten
inanzmärkte, anstatt Konsequenzen zu ziehen? Stellen
ie sich einmal vor, wir hätten in Deutschland nicht
ehr das System der Kommunaldarlehen, sondern Duis-

urg und Dortmund müssten sich an den internationalen
inanzmärkten verschulden. Was glauben Sie, was da
s wäre? Genau so gehen Sie jetzt mit der Situation auf

uropäischer Ebene um. Die Griechen bedecken Sie mit
uflagen. Die Italiener und die Spanier machen jetzt

chreckliche Dinge, die ihre Länder in die Depression





Ulrich Maurer


(A) )


)(B)

treiben werden. Warum ziehen Sie nicht die Lehren aus
der deutschen Geschichte? Die deutsche Reichsregie-
rung hat sich auf genau die gleiche Art und Weise in die
Krise hineingespart, wie Sie es jetzt verordnen, nämlich
zulasten der Masseneinkommen. Das hat uns Faschis-
mus und Krieg beschert. Wir sind sehr erregt – das will
ich Ihnen sagen –, weil Sie sich bei dem, was Sie da ma-
chen, im Hinblick auf die Zukunft Europas insgesamt
verantwortungslos verhalten.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn die Politik nicht grundlegend geändert wird,
wenn Deutschland nicht aufhört, den Euro als Plattform
zu benutzen, um dann auf der Basis von Lohnsenkungen
und Konkurrenzvorteilen die anderen Länder an die
Wand zu konkurrieren – das war schon unter Schröder
und Fischer so –, wenn die Kaufkraft in Deutschland
nicht gestärkt wird, wenn Deutschland nicht auch als
Binnenmarkt stark wird und wenn Sie weiter abschrei-
ben, was Ihnen der internationale Bankenverband dik-
tiert – Gregor Gysi hat es gestern nachgewiesen –, dann
setzen Sie die Krise fort, von Rettungsschirm zu Ret-
tungsschirm, von Milliardenverlust zu Milliardenverlust.
Sie haben es bis heute nicht begriffen: Nicht Rettungs-
schirme werden Europa retten, sondern eine grundle-
gende Veränderung der Politik.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712402800

Das Wort erhält jetzt der Kollege Manuel Sarrazin für

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712402900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die De-

batte hatte teilweise Züge eines historischen Seminars,
Institut für Zeitgeschichte, speziell 70er-Jahre.


(Heiterkeit bei Abgeordneten im ganzen Hause – Norbert Barthle [CDU/CSU]: In der Tat! – Otto Fricke [FDP]: Da hat er allerdings recht! – Zuruf von der LINKEN: Geschichtsvergessenheit!)


Ich möchte in Richtung der Koalition sagen: Prinzi-
pientreue ist ein großes Wort. Herr Fricke, da Sie von
Schulden und Schuldenstaaten geredet haben, muss ich
Ihnen sagen: Gerade das Beispiel Irland, das Sie gepre-
digt haben, hat es doch gezeigt: Vor der Krise lag die
Staatsverschuldung in Irland bei unter 30 Prozent, jetzt
befindet sich das Land unter dem Rettungsschirm. Das
ist neoliberale Politik, die Sie zum Vorbild nehmen. Das
gehört zur Wahrheit dazu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zur Wahrheit und zur Prinzipientreue gehört genauso,
dass Sie seit Monaten etwas von quasiautomatischen
Sanktionen erzählen. Aber genau in diesen Tagen haben
Sie das – die Stärkung des Stabilitätspakts – bei den Ver-
handlungen im Rat gekippt. Quasiautomatische Sanktio-
nen wird es nicht geben, weil Ihr Finanzminister das in

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(C (D rüssel gestoppt hat. Auch das gehört zur Prinzipieneue dazu. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn wir über diesen Rettungsschirm diskutieren,
ann reden wir auch darüber, dass viele Menschen das
efühl haben, dass Politik nicht mehr entscheidet. Sie
achen durch Ihre zögerliche Salamitaktik eben nicht

eutlich, dass die Änderungen, die jetzt kommen, die
andlungsfähigkeit der Politik steigern. Dieser Schirm
ird nicht die endgültige Lösung sein. Es ist nicht sozu-

agen das Manna, das vom Himmel fällt, aber es ermög-
cht der Politik, mehr einzugreifen als vorher. Deswegen
t die neue EFSF besser als die alte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wessen Erfolg ist das? Seien Sie doch mal ehrlich!
ie haben eineinhalb Jahre lang immer wieder Schritt für
chritt versucht, jede dieser neuen Möglichkeiten zu
erhindern. Sie haben hinausgezögert und gezaudert.
nd jetzt stellen Sie sich hier hin, vertreten genau diese
öglichkeiten und reden von Prinzipientreue. Ihr Zick-

ackkurs ist der Grund, warum die Menschen nicht ver-
tehen, weshalb es jetzt richtig ist, diesen Schirm so zu
erändern. Das kann man Ihnen zu Recht vorwerfen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


iese Doppelzüngigkeit und kurzsichtige Note ist das
roblem der deutschen Europapolitik. Die Europäische
nion ringt um ihre Zukunft, aber Sie ringen immer nur
arum, die nächste kleine Nachgabe deutlich zu machen.
nstatt die Zukunft Europas zu beschreiben, die euro-
äischen Institutionen – das Europäische Parlament und
ie Kommission – zu stärken und für eine demokratisch
gitimierte Wirtschaftsregierung zu kämpfen, befassen
ie sich immer noch mit Zwischenrufern, die von Euro-
ustritt und Nord-Euro sprechen.

Andere finde ich interessanter. Das Verfassungsge-
cht hat in seinem Urteil gestern aus meiner Sicht einen
eisen Weg im Hinblick auf einen starken Bundestag
nd einen handlungsfähigen Rettungsschirm gewiesen,
inen Weg, für den wir Grüne immer plädiert haben.


(Marco Buschmann [FDP]: Lesen Sie mal Ihre eigenen Papiere!)


Vielleicht sollten Sie sich vergegenwärtigen, was wir
amals im Haushaltsausschuss eingefordert haben. Wir
aben damals gesagt, dass wir genau das wollen, was das
erfassungsgericht mit seiner verfassungskonformen
uslegung vorgegeben hat. Wir sollten uns also dies-
ezüglich nicht nur bemühen. Damals haben wir wie in
10 EUZBBG ein zwingendes Einvernehmen gefordert.
aran werden Sie sich doch noch erinnern können. Wir
onnten uns bei Ihnen bzw. beim Ministerium nicht
urchsetzen. Das ist die historische Wahrheit, wenn Sie
enn schon auf Prinzipientreue setzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)






Manuel Sarrazin


(A) )


)(B)

Das Bundesverfassungsgericht hat weniger die Gren-
zen des Grundgesetzes als die europäischer Verträge auf-
gezeigt und deutlich gemacht: Wir müssen über die Ver-
träge nachdenken, wenn wir die Krise handlungsstark
und europäisch lösen wollen. – Das Gericht hat den ge-
genwärtigen Charakter der Verträge betont und macht
uns klar, dass vielleicht Vertragsänderungen – übrigens
ein weiteres Extabu Ihrer Koalition – notwendig sein
werden. Dabei verhindert es keineswegs die Einführung
von Euro-Bonds, sondern denkt im Gegensatz zu Ihnen
voraus und setzt Mindeststandards für solche Ideen.
Dabei geht es um die Fortentwicklung der europäischen
Verträge und um das Budgetrecht dieses Hauses. Es
schafft etwas, das Sie nicht nutzen. Das Verfassungs-
gericht gibt Spielraum für eine proeuropäische Linie in
der deutschen Europapolitik, die selbstbewusst ist und
wieder zum Motor für die europäische Integration als
Lösung der Krise werden kann. Ein Schritt dabei ist die
neue EFFS. Diesen Schritt wollen wir als starkes Parla-
ment gemeinsam mit Ihnen gehen.

Da Sie in diesem Zusammenhang von Parlaments-
rechten reden, möchte ich darauf hinweisen, dass die
grüne Bundestagsfraktion gerade Klage gegen die Infor-
mationspolitik der Regierung gegenüber dem Bundestag
vor Gericht eingereicht hat. Ich erwarte von Ihnen, dass
Sie klar sagen – so ist die einvernehmliche Haltung des
Deutschen Bundestages –, dass es sich bei diesen Fragen
um Angelegenheiten der Europäischen Union handelt,
bei denen die Informationsrechte des Bundestags ent-
sprechend zu berücksichtigen sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage Ihnen: Noch ist Zeit, in dieser Frage einzu-
lenken. Dazu sollten Sie Ihre Regierung bringen, anstatt
hier immer nur große Reden zu schwingen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712403000

Das Wort hat jetzt der Kollege Norbert Barthle von

der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1712403100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Kollege Sarrazin, in einem Punkt gebe ich
Ihnen völlig recht: Wenn man die Debatten verfolgt, ins-
besondere die Argumente der Opposition, kann man
heute den Eindruck gewinnen, dass es sich um Vergan-
genheitsbewältigung handelt, wenn es darum geht, wie
wir die Verschuldungskrise innerhalb Europas bekämp-
fen wollen. Es hilft uns doch nicht weiter, wenn wir
darüber räsonieren, ob nun die Regierung Karamanlis
oder die Regierung Papandreou an der riesigen Verschul-
dung Griechenlands Schuld hat. Es hilft uns auch nicht
weiter, wenn wir den Blick zurücklenken, Herr Gabriel,
um herauszufinden, wer für den hohen Schuldenstand in
Deutschland Verantwortung trägt. Das waren nämlich
wir alle, alle Parteien, die in diesem Haus vertreten sind.
Ausnahme sind die Linken.


(Florian Toncar [FDP]: Die auch!)


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(C (D ie haben im anderen Teil Deutschlands damit ihre esonderen Erfahrungen gemacht. Liebe Kollegen, das Ganze empfinde ich schlichtweg ls peinlich. Ich bin überzeugt: Auch die Menschen nehen es als peinlich wahr, wenn wir uns in dieser Art der ergangenheitsbewältigung und mit parteipolitischer olemik auseinandersetzen, anstatt darüber nachzudenen, wie wir diese Krise bewältigen können und wohin s in Europa gehen muss. Das ist doch das Thema. Ich kann nur sagen: Ich bin der Bundeskanzlerin ausesprochen dankbar, die gestern in ihrer Rede dargelegt at, wohin es in diesem Europa gehen muss. Sie hat uns largemacht, dass wir eine Stabilitätsund Soliditätskulr in ganz Europa brauchen. Das ist der richtige Weg; arauf müssen wir unsere Kraft verwenden. Das zeigt ns nicht nur die Situation in Europa, sondern auch in en USA, in Japan und in vielen anderen führenden dustrienationen. Man muss darüber reden, ob man icht über seine Verhältnisse gelebt hat. Jeder, der über eine Verhältnisse lebt, wird irgendwann dafür bestraft. amit meine ich nicht den Taxifahrer in Athen, Herr rnst. Ich meine die gesamte griechische Bevölkerung. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Oder den Porschefahrer in Berlin!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Natürlich auch den Porschefahrer; das ist logisch. – Es
uss darum gehen, alle Kräfte darauf zu verwenden,

nsere Währung erstens stabil zu halten und zweitens
ukunftsfest zu machen und damit auch den gesamten
uropäischen Wirtschaftsraum entsprechend aufzustel-
n.

Das hat inzwischen auch die gesamte deutsche Wirt-
chaft erkannt. Ich bin froh, dass dies vor wenigen Tagen
ie führenden Vertreter, Hans Heinrich Driftmann als
räsident des Deutschen Industrie- und Handelskammer-
ges und Otto Kentzler als Präsident des Zentralver-
ands des Deutschen Handwerks, in einem Namensbei-
ag in der Welt deutlich zum Ausdruck gebracht haben.
h darf mit Ihrer Erlaubnis, Herr Präsident, zitieren:

Die deutsche Wirtschaft bekennt sich in dieser
schwierigen Phase zum Euro – und unterstützt die
Verantwortlichen dabei, die Währungsunion und
die EU insgesamt für künftige Krisen zu wappnen.
Allein aus demografischen Gründen muss Deutsch-
land auf Europa setzen, und international werden
wir uns gegenüber größeren, aufstrebenden Staaten
nur als aktionsfähiges Europa Einfluss sichern.

Auch die Handwerker haben erkannt, dass die Aktion,
uropa zukunftsfest zu machen, allen hilft, auch den
enschen, die in Handwerksbetrieben und in kleinen

der mittleren Unternehmen beschäftigt sind. Das hilft
nserer Bevölkerung insgesamt. Deshalb müssen wir
ns mit der Frage auseinandersetzen, wie wir dies insge-
amt gestalten.

Dabei ist die Ertüchtigung der EFSF nur ein Schritt
on vielen Schritten. Aber auch die Ertüchtigung der
FSF ist in diesem Gesamtzusammenhang zu sehen. Es
eht um die Stärkung des Regelungsgefüges innerhalb





Norbert Barthle


(A) )


)(B)

der Europäischen Union. Dabei geht es nicht nur darum,
mit möglichst viel Geld Europa zu sichern. Das ist nicht
nur eine Frage des Geldes. Es geht auch darum, Europa
insgesamt gut aufzustellen und es fester gegenüber
Angriffen von außen zu machen. Wir stärken deshalb
den Stabilitätspakt, schließen einen Euro-Plus-Pakt und
führen die europäische Integration fort. Eines ist klar:
Aus aufgrund akuter Entwicklungen heraus entstande-
nen temporären Rettungsmaßnahmen müssen dauerhafte
Krisenpräventionsmaßnahmen entstehen. Es muss in
Zukunft um präventive Maßnahmen gehen. Darauf stel-
len wir uns ein, und danach richten wir uns.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Lassen Sie mich an dieser Stelle noch ein Wort zu den
bereits besprochenen Euro-Bonds sagen. Liebe Kollegen
von Rot und Grün, das Bundesverfassungsgerichtsurteil
ist eindeutig: Unter den gegebenen Bedingungen sind
Euro-Bonds verfassungswidrig. Deshalb ist es erstaun-
lich, wie sich SPD und Grüne jetzt mühsam von diesen
Euro-Bonds absetzen,


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir doch gar nicht!)


während sie zuvor tage-, wochen- und monatelang die
Bundesregierung aufgefordert haben, sofort Euro-Bonds
einzuführen. Das konnte jeder nachlesen. Dabei hat aber
sicherlich auch das Urteil von Standard & Poor’s eine
Rolle gespielt, nach dem Euro-Bonds genauso bewertet
würden wie Griechenland-Anleihen, also als Ramsch-
papiere eingestuft. Das ist ein eindeutiges Urteil.

Meine Damen und Herren, die SPD – erlauben Sie
mir diesen Schlenker – lag aber bei den großen politi-
schen Entscheidungen eigentlich schon immer daneben.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Bei der Ostpolitik zum Beispiel!)


Das begann mit dem NATO-Doppelbeschluss. Das war
bei der deutschen Wiedervereinigung so. Bei der Krisen-
bewältigung in Europa ist es gerade wieder so.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Gerd Bollmann [SPD]: Keine Ahnung von Geschichte!)


Ich bin positiv überzeugt, dass wir uns mit dem, was
wir derzeit in Spanien, in Italien und in Frankreich erle-
ben, aber auch ganz konkret dort, wo Hilfsmaßnahmen
und Rettungsschirme wirken, nämlich in Portugal und
Irland, auf dem richtigen Weg befinden. Die Signale aus
diesen Ländern zeigen: Das Konzept, ein stabiles Europa
zu gestalten und die Verschuldung der Staaten zurückzu-
führen, wird erkannt und ernsthaft umgesetzt.

Mit dem Gesetz regeln wir jetzt die nationale Umset-
zung. Damit wollen wir unseren nationalen Beitrag leis-
ten und entsprechend Vorsorge treffen. Ich bin froh, dass
es uns gelungen ist, eine Beteiligung des Deutschen
Bundestages vorzusehen, die noch über das hinausgeht,
was das Bundesverfassungsgericht uns vorgegeben hat.
Ich will mich an dieser Stelle ganz bewusst bei der FDP
und selbstverständlich auch bei der CSU für die gute und
konstruktive Zusammenarbeit bedanken. Wir haben im

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(C (D aushaltsausschuss gestern Abend einen Koalitionsanag vorgelegt, in dem festgehalten ist, wie wir uns die arlamentarische Beteiligung vorstellen. Ich lade die pposition dazu ein, sich daran zu beteiligen. Wir haben ereits ein Vorgespräch geführt. Ich hoffe, dass wir zuinanderfinden; denn es ist gute parlamentarische Tradion, Gesetze, die die Beteiligung des Parlaments betrefn, in großem Konsens zu verabschieden. Der Gesetzentwurf sieht vor, den gesamten Deutschen undestag an allen Entscheidungen bei der EFSF, die zu iner Inanspruchnahme von Gewährleistungen führen, sbesondere dann, wenn es um neue Hilfsprogramme eht, zu beteiligen. Das heißt, dass die Zustimmung des undestages Voraussetzung für eine Zustimmung zur FSF ist. Es ist ein abgestuftes Verfahren vorgesehen. erden im Rahmen der genehmigten Gewährleistungen entrale Bedingungen des Programms geändert oder ngepasst, ist – genau so wie es das Bundesverfassungsericht explizit vorschreibt – die vorherige Zustimmung es Haushaltsausschusses notwendig. Uns reicht es, enn der Haushaltsausschuss über das operative Ge chäft zeitnah und umfassend informiert wird. Ich glaube, dass das der richtige Weg ist, um nicht nur ontrolle, sondern vor allem auch eine parlamentarische egitimation der Bundesregierung herzustellen; denn adurch wird die Position der Bundesregierung in den ternationalen Verhandlungen gestärkt. Das ist kein eichen des Misstrauens, sondern ein Zeichen des utrauens und der Stärke bei unseren Verhandlungsposionen auf europäischer Ebene. Ich werbe deshalb nachdrücklich dafür: Stimmen Sie llen Teilen dieses Gesetzentwurfes zu! Dann haben wir inen weiteren Baustein zur Sicherung der Zukunft uropas geschaffen. Danke. Für die FDP spricht jetzt der Kollege Marco uschmann. Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle en! Lassen Sie Folgendes der Sturmund Drangphase ines jungen Kollegen geschuldet sein: Wenn wir für de hohle Phrase der Opposition einen Euro ins Phra enschwein geworfen hätten, hätten wir die europäische taatsschuldenkrise schon gelöst. Dann könnten wir iese Beträge überweisen und brauchten keinen EFSF. (Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Haben Sie denn gestern bei Herrn Brüderle und bei Herrn Kauder mitgezählt?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712403200

(Beifall bei der FDP)

Dr. Marco Buschmann (FDP):
Rede ID: ID1712403300

enn was wir heute hier gehört haben, war der Versuch
es geordneten Rückzugs aus den Euro-Bonds.





Marco Buschmann


(A) )


)(B)

Die Krönung war dann noch der Versuch von Herrn
Trittin, der nur austeilen und nicht einstecken kann
– zumindest ist er gar nicht da und bereit, sich dem zu
stellen –, uns über demokratische Grundsätze und das,
was das Bundesverfassungsgericht entschieden hat, zu
belehren. Das schlägt dem Fass den Boden aus.


(Beifall bei der FDP)


Uns braucht niemand darüber zu belehren, dass ein zen-
trales Element von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit
der Parlamentsvorbehalt ist. Dabei geht es auch nicht um
Pfründe der Abgeordneten; das ist völlig klar. Es geht
vielmehr darum, dass die gewählten Repräsentanten der
Bürger das Zepter für politische Prioritäten in der Hand
behalten.


(Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch!)


Wenn man ihnen dieses Zepter entreißt, dann entreißt
man dem Volk ein Stück seiner Selbstbestimmung. Da-
rüber braucht uns niemand zu belehren. Daher werden
wir als Koalition aus Union und FDP – das haben wir
Ihnen auch schwarz auf weiß aufgeschrieben – in das
Stabilitätsmechanismusgesetz die schärfste Form eines
Parlamentsvorbehaltes schreiben, den das deutsche
Staatsrecht kennt. Die Vertreter Deutschlands in den
Gremien der EFSF müssen bei allen haushaltsrelevanten
Entscheidungen mit Nein stimmen, es sei denn, es liegt
vorher die ausdrückliche Zustimmung des Deutschen
Bundestages vor. Ein Quasi-Ja durch Enthaltung oder
Fernbleiben bei der Abstimmung ist nicht möglich.
Durch diesen Mechanismus gelangt das Vetorecht
Deutschlands in diesen Gremien, das aus dem Einstim-
migkeitsprinzip folgt, aus den Händen der Regierung in
die Hände des Parlaments. Einen stärkeren Kontroll-
mechanismus werden Sie im gesamten deutschen Recht
nicht finden. Die Koalition setzt hier Maßstäbe.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mit diesem Verfahren haben wir vor der Entschei-
dung des Bundesverfassungsgerichts – denn wir haben
schon vorher gehandelt – gezeigt, dass wir sehr genau
wissen, was unsere Verfassung von uns verlangt, und
dass wir ihren Inhalt verteidigen werden.


(Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Integrationsverantwortungsgesetz! Davon haben Sie wohl noch nie gehört!)


Wir als selbstbewusste Parlamentarier stellen eben keine
Blankoschecks aus. Ob man es Euro-Bonds oder Blan-
koschecks nennt, wir werden sie nicht ausstellen, weder
unserer Regierung noch einer anderen europäischen Re-
gierung. Unser Kontrollmechanismus verwandelt die
deutschen Vertreter in den Gremien der EFSF von Erfül-
lungsgehilfen der Regierung in einen starken Arm des
Parlaments.


(Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch!)


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(C (D as sichert das Budgetrecht des Deutschen Bundestages ie kein anderer Mechanismus, den wir im deutschen echt kennen. Darin unterscheidet sich unser Entwurf von dem, was ie, lieber Kollege Sarrazin, vorschlagen. Weil Sie das mer abstreiten, möchte ich kurz aus dem Beschluss er AG Haushalt von Bündnis 90/Die Grünen vom 0. August zitieren: Vor der Entscheidung über die Gewährung von Finanzhilfen und vor der Entscheidung über die Bedingungen der Finanzhilfe also wenn Geld fließen soll – soll die Bundesregierung Einvernehmen mit dem Bundestag herstellen. as heißt, es wäre schon schön, wenn man sich im rundsatz daran halten würde, aber Ausnahmen bestätien die Regel. Das ist viel weicher als das, was wir vorchlagen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)


r Vorschlag wäre vom Bundesverfassungsgericht ver-
orfen worden. Das Bundesverfassungsgericht hat ge-

agt: Der Bundestag muss vorher zustimmen. Es hat
icht gesagt: Er soll.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712403400

Herr Kollege Buschmann, der Kollege Sarrazin

ürde gerne eine Zwischenfrage stellen. Erlauben Sie
as?


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Nicht das Leiden verlängern!)



Dr. Marco Buschmann (FDP):
Rede ID: ID1712403500

Selbstverständlich.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712403600

Bitte.


Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712403700

Verehrter Herr Kollege, da Sie höchstrichterliche

echtsprechung anscheinend ja prophezeien können,
age ich Sie: Sind Sie sich dessen bewusst, dass das
undesverfassungsgericht in seinem gestrigen Urteil in
er verfassungskonformen Auslegung ausdrücklich auch
1 Abs. 4 Satz 3 des StabMechG erhalten hat, der eine
hnliche Regelung vorsieht? Verstehen Sie, dass wir uns
eswegen durch das Bundesverfassungsgerichtsurteil
ollumfänglich bestätigt sehen?


Dr. Marco Buschmann (FDP):
Rede ID: ID1712403800

Nein, das kann ich nicht verstehen. Sie haben das

undesverfassungsgerichtsurteil nicht verstanden.


(Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das steht doch wörtlich drin!)






Marco Buschmann


(A) )


)(B)

Das Bundesverfassungsgericht hat gesagt: § 1 Abs. 4
StabMechG bedarf der verfassungskonformen Ausle-
gung. Es hat den Wortlaut anders ausgelegt, nämlich
nicht im Sinne eines Bemühens. Das hat Herr Voßkuhle
ausdrücklich gesagt, und das wüssten Sie, wenn Sie es
verfolgt hätten. Es reicht eben nicht das Bemühen um
Einvernehmen.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er war ja da im Gegensatz zu Ihnen! Also wirklich!)


– Ich kann doch nichts dafür, wenn er nicht versteht, was
das Bundesverfassungsgericht erklärt.

Sie haben die Botschaft gestern nicht verstanden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Sie wollen mit Nebelkerzen davon ablenken, dass Ihre
Maßstäbe gestern grandios gescheitert wären, wenn sie
im Bundesgesetzblatt gestanden hätten.

Im Übrigen sind auch die Blankoschecks namens
Euro-Bonds vom Tisch.


(Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie disqualifizieren sich ja nur selber!)


Das Bundesverfassungsgericht hat ausdrücklich gesagt:
Ein Mechanismus, der automatisch den Steuerzahler be-
lastet, ohne dass das deutsche Parlament davor ist, ist
mit der Verfassung nicht in Einklang zu bringen. Genau
das haben aber Cem Özdemir, Jürgen Trittin und Sigmar
Gabriel in den letzten Wochen propagiert. Diese Vor-
schläge sind vom Tisch. Wenn verfassungskonforme De-
mokraten zu entscheiden haben, dann kommen sie auch
nicht wieder auf den Tisch. Das ist eine gute Sache für
den deutschen Steuerzahler und das deutsche Parlament.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712403900

Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat

nun der Kollege Peter Altmaier von der CDU/CSU-
Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1712404000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Mir liegt am Ende der Debatte daran, die Ge-
meinsamkeiten, die deutlich geworden sind, hervorzuhe-
ben. Wenn ich das, was Sie heute Morgen gesagt haben
und was wir in den letzten Tagen in den Zeitungen lesen
konnten, richtig bewerte, dann komme ich zu dem
Schluss, dass wir in 14 Tagen diesen Gesetzentwurf mit
einer breiten parlamentarischen Mehrheit von CDU/
CSU, FDP, SPD und Grünen verabschieden werden. Wir
kehren damit zu der langen und bewährten Tradition zu-
rück, dass grundlegende europapolitische Entscheidun-
gen von allen verantwortlichen Kräften dieses Hauses
gemeinsam getragen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D on allen verantwortlichen Kräften, habe ich gesagt. Es ibt eine Ausnahme. Das sind die Kolleginnen und Kolgen von der Linkspartei. Aber Sie handeln auch nicht erantwortlich, in europäischen Fragen schon gar nicht. a Sie allen europapolitischen Entscheidungen nicht zuestimmt haben, bleiben Sie insofern Ihrer Tradition weigstens treu. Ich bin überzeugt, dass wir mit der Verabschiedung ieses wichtigen Regelungswerks im Rahmen der Euroruppe das Signal an die Märkte senden, dass die Bunesrepublik Deutschland zu ihren Verpflichtungen und u ihrer Rolle im Rahmen der europäischen Integration teht. Herr Kollege Altmaier, ich möchte Sie kurz unterbre hen. Der Kollege Ernst würde Ihnen gerne eine Zwichenfrage stellen. Aber gerne. Herr Kollege Altmaier, da Sie die Verantwortung so ervorgehoben haben, möchte ich Ihnen eine Frage steln. Erstens. Halten Sie es wirklich für verantwortlich, ass sich in einer gemeinsamen Währungsunion ein and durch Lohndumping und Reduzierung von Löhnen nd Renten permanent Vorteile verschafft, was dazu hrt, dass andere Länder negative Bilanzen aufweisen nd Schulden machen? Zweitens. Halten Sie es wirklich r verantwortlich, dass in einem gemeinsamen Europa nderen Ländern Programme aufgezwungen werden, urch die die Löhne weiter gesenkt, die Renten gekürzt nd die Gesundheitssysteme infrage gestellt werden und ie gleichzeitig zu einer weiteren Reduzierung des Wirtchaftswachstums führen? Drittens. Glauben Sie, dass adurch die Zustimmung der Bürger in diesen Ländern u einem gemeinsamen Europa erhöht oder eher verrinert wird? (Volker Kauder [CDU/CSU]: Jetzt reicht es aber!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712404100
Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1712404200
Klaus Ernst (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712404300

iertens. Glauben Sie, dass durch immer neue Maßnah-
en in Milliardenhöhe, die wir hier beschließen, die Zu-

timmung der Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepu-
lik Deutschland zu diesem Europa erhöht wird?


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712404400

Bevor Sie, Herr Altmaier, antworten, will ich darauf

inweisen, dass von Fragenketten nichts in der Ge-
chäftsordnung steht, sondern nur von einer Frage.


(Klaus Ernst [DIE LINKE]: Eine Kette hat mehrere Glieder!)



Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1712404500

Herr Kollege Ernst, ich habe gesagt, dass sich die

inkspartei treu bleibt. Das gilt auch für Ihre Zwischen-





Peter Altmaier


(A) )


)(B)

frage. Das, was Sie als neoliberal und als Lohndumping
kritisiert haben, und alle sozial- und wirtschaftspoliti-
schen Reformen der letzten zehn Jahre, von der Agenda
2010 bis zu dem, was die Koalition von CDU/CSU und
FDP in den letzten beiden Jahren getan hat, ist nichts an-
deres als die Voraussetzung dafür gewesen, dass wir
heute in Deutschland ein Wachstum haben, dass wir
heute in Deutschland Lohnsteigerungen haben und dass
wir heute in Deutschland eine gute Situation in den so-
zialen Sicherungssystemen haben, was den Arbeitneh-
merinnen und Arbeitnehmern zugute kommt. Wir ma-
chen unsere Politik in Europa, weil wir wollen, dass
dieses erfolgreiche Wirtschaftsmodell nicht auf Deutsch-
land begrenzt bleibt, sondern dass es sich auf alle Staa-
ten der Europäischen Union ausdehnt und dazu führt,
dass die Wirtschaft wächst und die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer durch einen erhöhten Lebensstandard
davon profitieren. Das haben Sie nicht verstanden, und
das werden Sie auch in Zukunft nicht verstehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Frage des Vertrauens in die gemeinsame europäi-
sche Währung beantworten jeden Tag die Devisen-
märkte. Der Euro ist eine stabile Währung. Er hat in den
letzten zehn Jahren an Wert gewonnen. Die Menschen
investieren weltweit in den Euro. Es gibt niemanden, der
den Euro schlechtredet, wenn ich von Ihnen einmal ab-
sehe.

Als ich vorhin von der breiten Mehrheit gesprochen
habe, habe ich den Kollegen Oppermann gesucht. Er
versucht, das umzudrehen, und sagt: Wir stimmen zu.
Aber hat denn die Koalition eine Mehrheit? – Wir haben
jetzt zwei Jahre Erfahrung mit Abstimmungen. Unsere
Koalition hatte nach jeder wichtigen Abstimmung in die-
sem Hohen Hause eine Mehrheit, die größer war als der
Vorsprung ihrer Mandate aufgrund der Zusammenset-
zung des Deutschen Bundestages. Ich schlage vor: Küm-
mern Sie sich um Ihre Mehrheiten. Wir kümmern uns
um unsere Mehrheiten. Am Ende werden wir mit der
Verabschiedung des Gesetzentwurfs ein gemeinsames
und starkes Signal für unsere europäischen Partner und
für die Märkte senden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wo ist denn der Bosbach?)


Ich will ein Wort zu den berühmten Euro-Bonds sa-
gen. Wir sind doch nicht diejenigen gewesen, die dies zu
einer ideologischen Frage gemacht haben. Der Bundes-
finanzminister hat darüber ganz nüchtern diskutiert, und
er hat begründet, warum wir glauben, dass sie auf abseh-
bare Zeit nicht das richtige Instrument seien. Dann ha-
ben SPD und Grüne plötzlich und ohne Vorankündigung
so getan, als hätten sie ein Allheilmittel zur Lösung aller
Probleme in Europa. Das war leider Gottes nicht zielfüh-
rend.

Wenn Sie mir nicht glauben, Herr Kollege Poß, dann
glauben Sie vielleicht dem Finanzminister von Nord-
rhein-Westfalen Walter-Borjans.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist Quatsch!)


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(C (D r hat heute erklärt: Bei Euro-Bonds bin ich zumindest reserviert. Die Bedingungen dafür, in die gemeinsame Verantwortung zu gehen, sind nicht erfüllt. (Joachim Poß [SPD]: Das will doch auch keiner!)


(Joachim Poß [SPD]: Ja und?)


Es geht nicht, dass man Freibriefe verteilt, nach
dem Motto: Man bedient sich dieser Bonds, und die
Garantie dafür müssen andere tragen, weil man
sonst das gute Rating nicht bekommt. Da macht
man es sich zu einfach.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


errn Borjans’ Haushalt ist vom Verfassungsgerichtshof
ordrhein-Westfalen schon einmal für verfassungswid-
g erklärt worden. Offenbar hat das gewirkt. Hören Sie
uf Ihren eigenen Finanzminister, und finden Sie zu ei-
er vernünftigen, sachlichen Diskussion in dieser Frage
urück.


(Joachim Poß [SPD]: Ich bin in einem guten Gespräch mit ihm!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Kollege
arrazin hat auf einen Punkt hingewiesen, der in der öf-
ntlichen Kommunikation schwierig ist. Er hat gesagt:
ie sagen heute dies, und dann ändern Sie Ihre Meinung. –
as ist bei Ihnen noch nie vorgekommen; ich weiß das.
er Punkt ist natürlich, dass wir in dieser ganzen
taatsschuldenkrise, die einige Länder in Europa erfasst
at, zwei zum Teil gegensätzliche Ziele gleichzeitig ver-
lgen müssen: Es geht zum einen darum, dass man Soli-

arität mit denen übt, die in Schwierigkeiten sind, und
nen hilft, aus diesen Schwierigkeiten herauszukom-
en. Dass wir dazu bereit sind, haben wir in den letzten

wölf Monaten wiederholt bewiesen. Zum anderen geht
s darum, dass wir auch dafür sorgen, dass aus den Feh-
rn gelernt wird und dass in Europa eine Stabilitätskul-
r verankert wird, in der vermieden wird, dass wir in

wei, drei oder vier Jahren in genau derselben Situation
ind.

So, wie ich eben gesagt habe, Sie sollten auf Herrn
orjans hören, sage ich: Schauen Sie nach Italien. In Ita-
en war es so, dass man im August, als die Krise plötz-
ch überhandzunehmen schien, endlich bereit war, sich
uf ein Sparprogramm zu einigen. Anschließend hat sich
ie Europäische Zentralbank an den Märkten betätigt
nd interveniert. Das Ergebnis war, dass die politisch
erantwortlichen in Italien als Erstes wesentliche Teile
ieses Sparprogramms gekippt haben.

Lieber Herr Kollege Schneider, was glauben Sie
enn, wie viele Regierungen in Europa noch die Chance
ätten, Sparprogramme durch ihre Parlamente zu brin-
en oder Schuldenbremsen in den nationalen Verfassun-
en zu verankern, wenn wir zum jetzigen Zeitpunkt
uro-Bonds einführen würden?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Peter Altmaier


(A) )


)(B)

Das ist der Punkt: dass Sie Ihren eigenen Zielen entge-
genarbeiten, wenn Sie solche Vorschläge zum falschen
Zeitpunkt machen.


(Joachim Poß [SPD]: Lesen Sie doch Ihre eigenen Äußerungen! Sie haben sich doch offen zu den Euro-Bonds geäußert! Das verschweigen Sie doch!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich glaube,
dass wir eines Tages feststellen werden, dass wir mit der
Verabschiedung der EFSF und mit seiner Ertüchtigung
in diesem Jahr den nächsten großen Schritt in der euro-
päischen Integration gegangen sind. Es ist richtig, dass
die Politik in den letzten Monaten oftmals gezwungen
war, in kurzen Abständen zu intervenieren, und dass
viele den Eindruck hatten: Wir werden zum Teil zwar
nicht getrieben, aber jedenfalls dazu angehalten, den
Entwicklungen an den Märkten ein Stück weit hinterher-
zulaufen. Das ist problematisch. Wir müssen das Primat
der Politik wiederherstellen. Wir müssen dafür sorgen,
dass nicht die Märkte, sondern die Politik die Rahmen-
bedingungen vorgibt.


(Joachim Poß [SPD]: So ist das! Hört! Hört!)


Ich sage Ihnen, dass es auch vor diesem Hintergrund
richtig ist, jetzt den nächsten qualitativen Schritt in der
europäischen Integration zu gehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Niemand kennt das Endziel der europäischen Integra-
tion. Niemand weiß, wie viele Schritte man zu welchen
Zeiten gehen muss. Aber in der gegenwärtigen Situation
– nach der Bankenkrise, vor dem Hintergrund der Staats-
schuldenkrise – ist das Gebot der Stunde, das zu leisten,
was beim Abschluss des Vertrages von Maastricht noch
nicht möglich war, nämlich die Währungsunion durch
eine Stabilitätsunion und durch eine vernünftige wirt-
schaftliche Steuerung in Europa zu komplettieren. Sie
sind herzlich eingeladen, sich daran zu beteiligen und
bei der Diskussion darüber, was notwendig ist, mitzu-
machen.


(Joachim Poß [SPD]: Die sind nicht überzeugt, da drüben! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Kein Applaus von der Union!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist von
vielen in dieser Debatte versucht worden, antieuropäi-
sche Ressentiments neu zu beleben. Es ist von vielen
auch die Behauptung aufgestellt worden, es sei nicht
möglich, eine gemeinsame Währung wie den Euro im
21. Jahrhundert dauerhaft zu verteidigen. Ich kann nur
sagen: Diejenigen, die den Euro eingeführt haben – es
sitzen viele in diesem Hohen Haus, die damals dabei
waren, zum Teil mit Bauchschmerzen –, die damals den
Mut dazu hatten, haben etwas geschafft, was es weltweit
in dieser Form bis heute sonst nicht gibt. Der Euro ist
nicht nur eine gemeinsame Währung. Er ist nicht nur ein
Ergebnis der europäischen Integration, sondern er ist
inzwischen auch weltweit das Symbol für das europäi-
sche Sozialmodell.

Wenn wir darüber reden, wie wir uns die weltwirt-
schaftliche Entwicklung in einer globalisierten Welt vor-

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(C (D tellen – ob es eine egalitäre, eine neoliberale oder eine ndere Entwicklung geben wird –, und uns anschauen, elche Wirtschaftsmodelle in anderen Staaten vertreten erden, dann sage ich Ihnen: Die Frage, ob der Euro rfolg hat oder nicht, ist nicht nur eine währungspolitiche Frage, sondern es ist eine ordnungspolitische Frage llererster Güte. Wir haben als CDU/CSU, als FDP dazu eigetragen, dass der Weg zum Euro möglich geworden t. Wir werden gemeinsam – hoffentlich auch mit Ihnen – afür sorgen, dass der Euro ein Erfolgsmodell bleibt. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Jetzt sind alle überzeugt da drüben, Herr Altmaier!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1712404600

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
en Drucksachen 17/6916 und 17/6945 an die in der Ta-
esordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
ind die Überweisungen so beschlossen.

Wir setzen die Haushaltsberatungen – Tagesord-
ungspunkt 1 – fort:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2012 (Haushaltsgesetz 2012)


– Drucksache 17/6600 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung

Finanzplan des Bundes 2011 bis 2015

– Drucksache 17/6601 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

Am Dienstag haben wir für die heutige Aussprache
ine Redezeit von neuneinhalb Stunden beschlossen.

Wir beginnen mit dem Geschäftsbereich des Bundes-
inisteriums für Wirtschaft und Technologie, Einzel-

lan 09.

Als erster Redner hat das Wort der Bundeswirt-
chaftsminister Dr. Philipp Rösler.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft
nd Technologie:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren Abgeordnete! Wir alle kennen die guten Zahlen
er deutschen Wirtschaft. Trotz einer leichten Abküh-
ng im zweiten Quartal erwarten wir für das Jahr 2011

,6 Prozent Wachstum. Wir haben eine grandiose Be-
chäftigungssituation. Es gibt mehr als 41 Millionen Er-





Bundesminister Dr. Philipp Rösler


(A) )


)(B)

werbstätige; davon sind über 28 Millionen sozialver-
sicherungspflichtig Beschäftigte. Im letzten Jahr wurden
700 000 neue Jobs geschaffen. Davon waren mehr als
die Hälfte Vollzeitjobs. Wir haben die niedrigste Arbeits-
losigkeit seit 1992. Die Zahl der Arbeitslosen liegt bei
unter 3 Millionen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, angesichts
solcher Zahlen


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Die haben Sie alle geschaffen, ja?)


ist Verunsicherung und ist erst recht Angst vor Rezession
vollkommen unangebracht. Wir haben eine starke Wirt-
schaft, und wir erwarten auch weiterhin robustes Wachs-
tum in Deutschland.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Deswegen war es ein bisschen merkwürdig, wie sich
gestern gerade die Sozialdemokraten noch einmal selbst
beweihräuchert haben ob der guten Taten damals in der
Großen Koalition. Abgesehen davon, dass das jetzt ja
eher schon verwelkte Siegerkränze sind, muss man eines
deutlich machen:


(Garrelt Duin [SPD]: Von Siegerkränzen sind Sie noch weit entfernt!)


Tatsächlich haben wir das Wachstum doch vor allem den
Unternehmerinnen und Unternehmern, ihren Beschäftig-
ten und ihren Produkten und Dienstleistungen in
Deutschland zu verdanken, also denjenigen Menschen in
unserem Lande, die gerade in den Krisenzeiten 2008 und
2009 fleißig gewesen sind. Das sind Menschen, denen
wir uns in besonderer Weise verpflichtet fühlen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Rolf Hempelmann [SPD]: Die brauchen Rahmenbedingungen!)

des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD])

Das bedeutet, Herr Kollege Heil, dass wir alles dafür
tun müssen, um das Wachstum, das wir momentan noch
haben, auch weiter zu verstetigen, und die richtigen poli-
tischen Entscheidungen treffen müssen.

Dazu müssen wir zuallererst die größte Wachstums-
bremse in Deutschland lösen, und das ist in der Tat der
Fachkräftemangel. Wir wollen schwächere Jugendliche
mehr fördern als bisher, damit sie Ausbildungsfähigkeit
und -reife erhalten. Wir wollen eine bessere Vereinbar-
keit von Familie und Beruf. Wir sollten auch diejenigen
nicht vergessen, die älter sind, aber noch im Arbeits-
leben stehen. Ich habe kein Verständnis für große Unter-
nehmen, die sich auf der einen Seite über Fachkräfte-
mangel beklagen, aber auf der anderen Seite Menschen
über 55 entlassen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das ist ein Verlust für die Unternehmen und auch ein
volkswirtschaftlicher Fehler. Wenn wir Fachkräftesiche-
rung betreiben, müssen wir sie in allen Generationen
betreiben. Das kann helfen, das Wachstum gerade in die-
ser Zeit in besonderer Weise zu verstetigen.

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(C (D Es reicht aber nicht aus, nur im Inland nach Fachkräfn zu suchen. Ich füge hinzu: Wir brauchen auch die uwanderung Qualifizierter aus dem Ausland. Dazu üssen wir die Regeln verbessern. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Macht doch!)


ir müssen Schluss machen mit bürokratischen Hemm-
issen. Die Vorrangprüfung muss weiter reduziert wer-
en. Wir müssen auch, was die sofortige Niederlassungs-
öglichkeit hier anbelangt, die Einkommensschwelle

Sie alle kennen die Diskussion – von 66 000 Euro auf
0 000 Euro senken.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Macht doch! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Jetzt klatscht die CDU aber nicht!)


s geht aber um weit mehr als nur um reine Kennzahlen
nd Einkommensdaten. Wir brauchen in Deutschland
ine Willkommenskultur; denn die Frage der Zuwande-
ng ist auch, aber nicht nur eine ökonomische Frage,

ondern weit darüber hinaus auch eine gesellschaftliche
rage, der wir uns gemeinsam annehmen müssen.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist eine der wenigen Gemeinsamkeiten, die wir
ffensichtlich derzeit haben.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind doch an der Regierung!)


etzt komme ich aber zu weiteren Unterschieden.

Wer Wachstum verstetigen will, muss natürlich auch
n Entlastung denken. Es waren doch die Menschen in
en Unternehmen, die in schwierigen Jahren Leistung
rbracht haben. Sie müssen auch etwas von dem Geleis-
ten spüren. Deswegen ist es richtig, untere und mittlere
inkommen steuerlich zu entlasten und gleichzeitig die
alte Progression zu reduzieren. Das ist übrigens nicht
ur eine Frage der Entlastung, sondern auch eine Frage
er Steuergerechtigkeit.

Darüber hinaus haben wir vereinbart, die Lohnzusatz-
osten in Deutschland zu senken; denn in Deutschland
ind bekanntermaßen nicht die Löhne zu hoch, sondern
ie Lohnzusatzkosten.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Die Löhne sind zu niedrig!)


ir wollen in Deutschland als christlich-liberale Regie-
ngskoalition nicht nur Wachstum, sondern gleichzeitig

uch Beschäftigung. Entlastung ist dazu genau der rich-
ge Weg.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Natürlich geht es neben der Entlastung im finanziel-
n Bereich auch um die Entlastung von bürokratischen
ufgaben. Bürokratie ist doch so etwas wie eine Art
ehltau, der sich im Moment über die Unternehmen in
eutschland legt. Deswegen ist es beispielsweise richtig,
ass wir endlich mit dem bürokratischen Monstrum





Bundesminister Dr. Philipp Rösler


(A) )


)(B)

ELENA Schluss gemacht haben. Das stellte gerade eine
Belastung für die kleinen und mittelständischen Unter-
nehmen dar. Hier kann man sehr schnell sehen, dass man
selbstverständlich, ohne viel Geld in die Hand zu neh-
men, Wachstum verstetigen und gerade Mittelstand,
Handel und Handwerk in Deutschland unterstützen
kann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Entlastung ist für die SPD allerdings ein Fremdwort.
Ich habe mir einmal das Konzept angesehen, das Sie
gerade vorgelegt haben. Sie wollen nicht Entlastung,
sondern Belastung: bis zum Jahr 2016 zusätzliche Steu-
ererhöhungen in einem Umfang von 37 Milliarden Euro.
Das ist Geld, das andere Menschen in Deutschland erst
einmal verdienen müssen. Wenn Sie das Geld dann
wenigstens zur Haushaltskonsolidierung einsetzen woll-
ten, dann könnte man darüber ja noch diskutieren, aber
Sie planen gleichzeitig im Bund Mehrausgaben in Höhe
von 85 Milliarden Euro. Das zeigt einmal mehr, Ihre
Einnahmen- und Ausgabenrechnung wird am Ende nicht
funktionieren. Das beweist die Binsenweisheit, die jeder
in Deutschland kennt: Sozialdemokraten können eben
einfach nicht mit Geld umgehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


Da, wo Sie regieren, geht es immer nur in Richtung
Schuldenstaat.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Ist Ihnen das nicht peinlich? – Gegenruf des Abg. Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: NRW!)


Dass es auch anders gehen kann, sehen Sie am Einzel-
plan 09, nämlich am Haushalt des Bundesministeriums
für Wirtschaft und Technologie. Wir schaffen es,
150 Millionen Euro in die Hand zu nehmen für For-
schung und Technologie, aber nicht, indem wir die Ein-
nahmen erhöhen, sondern indem wir sparen und kürzen.
Dazu sind wir bereit. Die Ausgaben werden um 110 Mil-
lionen Euro gekürzt, indem Subventionen zurückgefah-
ren werden.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wie ist das mit den Hoteliers?)


Nur so, meine Damen und Herren, kann es gelingen,
nachhaltige Haushalte aufzustellen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Was ist mit der Hotelsteuer?)


Wir werden mit dem dadurch freiwerdenden Geld neue
Märkte fördern, etwa in den Bereichen digitale Welt,
Nanotechnologie und auch Energieeffizienz. Ich sage
Ihnen: Gerade bei diesen Förderprojekten stehen sich die
Grünen selbst im Wege; denn wenn es jemanden gibt,
der fortschrittsfeindlich und kulturpessimistisch ist, dann
sind es doch Sie, meine sehr verehrten Damen und Her-
ren von den Grünen.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Wir jedenfalls stehen für Mut zum Fortschritt. Wir ind davon überzeugt, dass es morgen tatsächlich besser erden kann als heute und dass man Probleme, die urch die Anwendung und Nutzung von Technologien ntstehen, nicht durch ein Verbot von Technologien wird sen können. Vielmehr kann man immer nur versuchen, urch bessere technologische Lösungen genau solche robleme zu vermeiden. Wir sind die Koalition des Fortchritts, und Sie sind die Koalition des Rückschritts und es Kulturund Fortschrittspessimismus. Sehr bemerkenswert fand ich die gesamten Einlassunen der Opposition in den letzten beiden Tagen zur Stailität des Euro. Eines ist doch klar: Gerade die Wirtchaft braucht eine stabile Währung. 60 Prozent unserer xporte gehen nach Europa, und 40 Prozent gehen in die uro-Zone. Deutschland hat wie kein anderer Staat von iner gemeinsamen Währung, von unserem Euro, profiert. Aber dass gerade Sie uns hier Ratschläge geben woln, wie wir in diesen schwierigen Zeiten den Euro stabisieren können, ist wirklich ein Treppenwitz der Gechichte. Sie waren es doch, die 2005 dem Euro in die niekehle getreten haben, und jetzt planen Sie sogar das weite Foul, indem Sie nach wie vor den Euro-Bonds as Wort reden, obwohl das Bundesverfassungsgericht estern deutlich gemacht hat, dass eine solche Transfernion, wie Sie auf der linken Seite sie sich vorstellen, iemals machbar und niemals zulässig wäre. Wir wollen ie auch politisch nicht. Wir lassen nicht zu, dass der eutsche Steuerzahler für die Schulden anderer Staaten ufkommen muss. (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das machen Sie doch gerade!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Was sollen wir Herrn Papandreou sagen, wenn er am
7. September zu uns nach Deutschland kommt, wenn
ir ihn bitten, eine Schuldenbremse in die Verfassung

ufzunehmen? Oder was wollen wir Herrn Berlusconi
der den Kollegen in Spanien sagen? Die werden sagen:
ir würden das gerne machen. Aber was ist mit euren
inisterpräsidenten in Rheinland-Pfalz, in Baden-
ürttemberg, in Nordrhein-Westfalen? Da, wo Rot-
rün regiert, gibt es neue Schulden. Da, wo Grün-Rot
giert, gibt es neue Schulden.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Saarland!)


Nordrhein-Westfalen, wo im Grunde Rot-Rot-Grün
giert, wird sogar gegen die Verfassung verstoßen. Wie

ollen wir von anderen glaubwürdig die Aufnahme einer
chuldenbremse in die Verfassung fordern, wenn Sie
icht in der Lage sind, sich daran vernünftig zu halten?


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Stabilität erreichen wir nicht mit Ihrem Weg in ein
chulden-Europa. Stabilität erreichen wir nur, indem wir
uropaweit klare Stabilitätskriterien vereinbaren:


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Bleiben Sie mal seriös, Herr Kollege! – Gegenruf des Abg. Bundesminister Dr. Philipp Rösler )





(A) )

Volker Kauder [CDU/CSU]: Das sagen gerade
Sie, Herr Heil!)

Aufnahme der Schuldenbremse in die Verfassungen und
Wettbewerbsfähigkeitstest. Wer diese Tests als Staat
nicht besteht, muss sich harten Sanktionsmaßnahmen
unterwerfen, damit er wieder auf den Pfad der Stabilität
zurückgebracht werden kann.

Ich sage ausdrücklich: Es wäre zu kurz gegriffen,
wenn man glaubt, man könne dies durch eine gemein-
same Wirtschafts- und Finanzregierung erreichen, die
man mal eben so ins Leben ruft.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie Frau Merkel, Ihre Chefin!)


Bevor es eine gemeinsame Regierung gibt, müssen Sie
zunächst einmal die Frage klären, in welche Richtung
diese Regierung regieren soll.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das ist eine gute Frage an Ihre Regierung!)


Dazu braucht sie diese klaren Kriterien. Sie wollen ein
Schulden-Europa,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ach Quatsch!)


wir wollen eine Stabilitätsunion. Das ist der Unterschied
zwischen linker Regierung und christlich-liberaler
Koalition.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Unsere Aufgabe in unruhiger werdenden Zeiten ist es,
Wachstum zu verstetigen, für Fachkräftesicherung zu
sorgen,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ja, wie denn?)


Ressourcen zu sichern. Wir müssen die Menschen und
Unternehmen in Deutschland entlasten und so Wachs-
tumskräfte freisetzen. Wir müssen Märkte absichern,
neue Märkte finden und unsere Unternehmen von büro-
kratischen Lasten befreien, damit sie die Chance haben,
die neuen Märkte zu nutzen.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Na, dann tun Sie es doch!)


Dazu braucht man eine stabile Währung und den Mut,
sich auf den Weg zur Stabilisierung zu machen. Überall
da, wo Sie regieren, meine sehr verehrten Damen und
Herren, wachsen die Schulden und die Arbeitslosigkeit.
Da, wo wir regieren,


(Garrelt Duin [SPD]: Überall da, wo Sie noch regieren, werden Sie abgewählt!)


wachsen die Unternehmen und die Beschäftigung. Das
ist das Ziel erfolgreicher Wirtschaftspolitik.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712404700

Für die SPD hat jetzt das Wort der Kollege Hubertus

Heil.

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(C (D Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin en und Kollegen! Herr Rösler, als Sie Herrn esterwelle vor einigen Monaten ablösten oder ablösen ussten – wie auch immer –, haben Sie einen schönen atz gesagt: Ab jetzt wird geliefert. – Sie werden diesen atz nicht los; denn Sie haben nicht nur Lieferschwierigeiten, (Klaus Barthel [SPD]: Sie wollen doch Panzer liefern an Saudi-Arabien!)


(Beifall bei der SPD)

Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1712404800

ondern in den Fällen, in denen Sie etwas liefern, liefern
ie tatsächlich nichts, was Deutschland gebrauchen
ann. Ihre Rede war dafür ein treffender Beweis.


(Beifall bei der SPD)


Wenn alles so toll und rosig ist, wie Sie das hier
eschreiben, müssen Sie sich einmal eines fragen:
arum bekommen Sie dann nach und nach bei Land-
gswahlen einen auf den Deckel?


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 2,7 Prozent!)


ie Menschen sehen das offensichtlich anders.

Das hat einen ganz realen Hintergrund. Die Menschen
püren, dass Sie von der Substanz einer wirtschaftlichen
ntwicklung zehren, die ohne Frage in den letzten Jah-
n positiv war und die auch in diesem Jahr noch positiv
t. Hierfür können viele etwas – da haben Sie vollkom-
en recht –: anständige Unternehmer, die in der Krise

icht ihre Leute auf die Straße gesetzt haben, kluge Ge-
erkschaften, die mitgeholfen haben und die Sie früher
och geschmäht haben, aber auch die Reformpolitik der
PD-geführten Bundesregierung und das Krisenmanage-
ent der Großen Koalition.

Sie leben von der Substanz. Damals ist alles gegen die
DP auf den Weg gebracht worden, und jetzt versuchen
ie, sich neben die schönen Zahlen zu stellen. Das wer-
en Ihnen die Menschen nicht durchgehen lassen, Herr
ösler.


(Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Das wollen wir mal sehen!)


Jetzt, wo an der einen oder anderen Stelle dunkle
olken aufziehen, wäre es eigentlich Ihre Aufgabe als
undesminister für Wirtschaft und Technologie, in den
entralen ökonomischen Debatten Vorschläge zu ma-
hen, was zu tun ist, wie man die Kraft des Auf-
chwungs nutzen kann, um sich auch für schlechtere
eiten zu wappnen, und wie man den Strukturwandel, in
em Deutschland steckt, tatsächlich bewältigt.

Was aber liefern Sie? Nichts. In den zentralen ökono-
ischen Debatten dieser Zeit ist der Bundesminister
hilipp Rösler ein Totalausfall.


(Beifall bei der SPD sowie Zustimmung des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])






Hubertus Heil (Peine)



(A) )


)(B)

So war es bei der Diskussion über die Euro-Rettung, wo
Sie nicht nur von den Märkten getrieben waren, sondern
vor allem von den innerparteilichen Skeptikern – ich
sage nur: Herr Schäffler und andere –, die in unverant-
wortlicher Weise – an dieser Stelle hätte ich ein klares
Wort des Bundeswirtschaftsministers und FDP-Vorsit-
zenden erwartet – einem wirtschaftspolitischen Nationa-
lismus das Wort reden und die den Euro nicht wollen.
Denen in den eigenen Reihen müssen Sie Einhalt gebie-
ten, Herr Rösler. Das ist Ihre Aufgabe und Ihre Verant-
wortung. Sie schweigen zu diesem Thema beredt. Offen-
sichtlich haben Sie die Lage in Ihrer Partei nicht mehr
im Griff, und das schon nach wenigen Wochen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn wir dann erleben müssen, dass Sie Pappkame-
raden aufbauen, um die eigenen Reihen wieder zu
schließen, und sagen: „Keine Vergemeinschaftung der
Haftung in Europa“, dass wir gleichzeitig aber heute
Morgen über einen Gesetzentwurf diskutieren, der not-
wendig sein wird und der genau diesen Weg geht – wir
mussten durch das Nichthandeln Ihrer Koalition und das
Fehlen von Führung durch Frau Merkel in Europa erle-
ben, dass Sie die EZB geradezu in den Aufkauf von
Staatsanleihen getrieben haben –, dann kann ich nur sa-
gen: Sie machen der deutschen Öffentlichkeit etwas vor.

Das mag helfen, das Gesetz, das jetzt notwendig ist, in
Ihren Koalitionsreihen über die Rampe zu bringen; ich
will aber gar nicht wissen, was das für notwendige Vor-
haben in der Zukunft bedeutet. Sie haben gerade gesagt,
was bei Europa nicht geht, nämlich einen Weg in Rich-
tung Vergemeinschaftung, in Richtung einer Wirtschafts-
regierung zu gehen. Ihre Bundeskanzlerin sagt das
Gegenteil, Herr Rösler. Sie müssen sich irgendwann ent-
scheiden; denn wir alle wissen, dass die Währungsunion
dauerhaft nur dann erfolgreich weiter funktionieren kann,
wenn wir auf dem Weg der europäischen Integration nach
vorne gehen.

Die Unterstellung, dass Sozialdemokraten unkondi-
tioniert die Schulden anderer Länder für Deutschland
übernehmen wollten, brauchen Sie als Pappkameraden
für die eigenen Reihen. Mit der Realität hat das nichts zu
tun. Für uns ist ganz klar: Wer Hilfen in Anspruch
nimmt, der muss sich auch in Europa harten Konsolidie-
rungsregeln unterwerfen. Wir haben nie etwas anderes
gesagt.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Lügen haben kurze Beine!)


Aber vielleicht brauchen Sie das, um die eigenen Trup-
pen zu erheitern. In der deutschen Öffentlichkeit wird
Ihnen das nicht helfen.


(Beifall bei der SPD)


Ich will Ihnen noch etwas sagen, Herr Rösler: Es gab
einige ganz interessante Überschriften, die – neben der
Frage nach der Krise – etwas mit dem strukturellen Wan-
del unserer Wirtschaft zu tun haben. Ohne Frage: Die
Wirtschaft in Deutschland ist gut aufgestellt, weil wir – im
Gegensatz zu anderen Volkswirtschaften in Europa – zum

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(C (D eispiel noch eine breite industrielle Wertschöpfungsbais und -kette haben, von der Grundstoffindustrie bis zu en Hightechschmieden. Das unterscheidet uns von anderen Standorten und olkswirtschaften in Europa. Ich kann mich gut daran rinnern, wie das vor zehn Jahren war, als uns Oberchlaue – auch aus Ihren Reihen – im Verbund mit irichen und anderen Politikern ins Stammbuch schreiben ollten: Lasst das mit der Industrie mal bleiben! Das geört alles ins Museum. Setzt vor allen Dingen auf ienstleistungen, besonders auf Finanzdienstleistunen! – Das waren Ihre Parteifreunde von der FDP, Herr ösler, ie uns damals Volkswirtschaften wie Irland als Vorbild n die Wand gemalt haben. ir haben vom keltischen Tiger gesprochen; wir haben rlebt, was passiert, wenn eine Volkswirtschaft sich von er industriellen Basis verabschiedet und sich allein auf inanzdienstleistungen abstützt. (Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Völliger Blödsinn!)


(Florian Toncar [FDP]: Wer denn?)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das gibt dann kurzfristig unglaubliche Wachstumsra-
n; langfristig aber ist die Blase geplatzt, und Europa
uss jetzt die Suppe dieser wirtschaftsradikalen, indus-
iefeindlichen Politik auslöffeln, für die in den letzten
ahren die FDP im Geiste gestanden hat.


(Beifall bei der SPD – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Völliger Unsinn! Keine Ahnung hat der Mann!)


Deshalb sage ich Ihnen: Es war gut, dass die damals
PD-geführte rot-grüne Bundesregierung dieser Mode
icht nachgegeben hat. Auch wir wissen, dass wir ein
uter Finanzplatz sein müssen, gar keine Frage. Aber wir
rauchen eben auch industrielle Wertschöpfung in die-
em Land, und davon haben wir uns nicht verabschiedet.

Wenn wir jetzt in die Zukunft schauen, sehen wir vier
trukturelle Wandlungsprozesse, die unsere Wirtschaft
erändern werden:

Erstens haben wir aufgrund technischen und wissen-
chaftlichen Fortschritts weiterhin den Trend zu einer
tärker wissensbasierten Wirtschaft, auch in der indus-
iellen Produktion. Da wachsen industrielle Dienstleis-
ngen und Produktionsstärke zusammen. Dabei kommt

s eben nicht zu einer Zerstörung der industriellen Basis,
ondern zu einem Einbau des Neuen in die bestehenden,
rfolgreichen Strukturen.

Zum Zweiten erleben wir, dass wir in einer immer
tärker vernetzten, internationalisierten Wirtschaft leben.

ir, die deutsche Volkswirtschaft, profitieren als Ex-
ortvizeweltmeister von dieser Entwicklung, auch im
uro-Raum.

Drittens findet bei uns ein demografischer Wandel
tatt, der den Arbeitsmarkt dramatisch verändern wird.





Hubertus Heil (Peine)



(A) )


)(B)

Viertens gibt es eine Diskussion um endliche und
knappe Ressourcen.

Dieser strukturelle Wandel wird weiter stattfinden; er
wird an Dynamik zunehmen. Aber wenn wir die Chan-
cen, die für Deutschland in diesem Wandel stecken, nut-
zen wollen, dann geht es nicht, dass man nur zuschaut,
die Risiken, die mit einem solchen Wandel verbunden
sind, einfach ausblendet und nicht in der Lage ist, eine
zukunftsfähige Struktur- und Industriepolitik zu betrei-
ben. Herr Rösler, ich habe Ihnen aufmerksam zugehört;
das Wort „Industriepolitik“ kam in Ihrer gesamten Rede
überhaupt nicht vor. Sie haben keinen Plan, wie Sie den
Strukturwandel gestalten wollen. Das wäre aber zum
Nutzen Deutschlands notwendig. Sie sind ein Totalaus-
fall im Strukturwandel dieser Republik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe gerade etwas vom Fachkräftemangel und
von der Fachkräftesicherung gehört. Das sind schöne
Überschriften. Aber wie sieht die Realität aus? Wenn Sie
weiter so handeln, wie Sie jetzt handeln, dann wird sich
in Deutschland ein Trend verstärken, den man nur als
Trend zu einem tief gespaltenen Arbeitsmarkt bezeich-
nen kann: Auf der einen Seite werden immer mehr Un-
ternehmen händeringend nach Fachkräften suchen; in
einzelnen Branchen und Regionen ist das schon heute
der Fall. Auf der anderen Seite haben wir Menschen in
dauerhafter Arbeitslosigkeit – es gibt einen verfestigten
Sockel der Langzeitarbeitslosigkeit – abgehängt.

Herr Rösler, da nützen auch die warmen Worte nichts,
die Sie gerade gewählt haben nach dem Motto „Wir wol-
len jungen Leuten, die ein bisschen Probleme haben,
eine Chance geben“. Gleichzeitig kürzen Sie die Mittel
für die Qualifizierung dieser Jugendlichen dramatisch.
Gehen Sie einmal in unser Heimatland Niedersachsen:
Ihre Kürzungspolitik – was Sie da mit Frau von der
Leyen anrichten – könnte dazu führen, dass über 100 Ju-
gendwerkstätten dichtmachen müssen. Dann müssen wir
Arbeitslosigkeit finanzieren und können die jungen
Menschen nicht in Arbeit bringen. Herr Rösler, Sie spal-
ten den Arbeitsmarkt; das ist Ihre Politik.


(Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Das ist ein solcher Schwachsinn!)


– Herr Kauder, Sie haben doch keine Ahnung von Nie-
dersachsen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Doch, natürlich! – Gegenruf des Abg. Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Herr Kauder, es hat doch keinen Sinn, sich mit dem auseinanderzusetzen!)


Aber von Zwischenrufen haben Sie Ahnung. Das haben
wir heute schon erlebt; das muss man nicht ernst neh-
men.

Herr Rösler, Sie haben sich mit der Haushaltspolitik
auseinandergesetzt und wieder die alte Guido-
Westerwelle-Platte „Steuern runter macht Deutschland
munter“ aufgelegt. Keine Frage: Entlastungen sind wün-
schenswert. Aber die spannenden Fragen sind doch: Was
ist machbar? Ist die Politik in der Lage, Prioritäten zu

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(C (D etzen? Wir haben klar gesagt: Ein Vorrang muss sein, ie Finanzen von Bund, Ländern und Kommunen in rdnung zu bringen, damit der Staat mit Blick auf chwierige Zeiten handlungsund zukunftsfähig bleibt. Sie wissen wie ich, dass wir da schon einmal weiter aren: Bundesminister Peer Steinbrück hatte im Jahr 008, gesamtwirtschaftlich und gesamtstaatlich gesprohen, zum ersten Mal seit 40 Jahren die Situation eines sgesamt ausgeglichenen Haushalts von Bund, Län ern, Kommunen und Sozialversicherungen. Es war die inanzkrise, die uns einen Strich durch die Rechnung emacht hat; denn, Herr Fuchs, wir mussten uns in der roßen Koalition gemeinsam mit viel Geld gegen die olgen der furchtbaren Krise stellen. Wir müssen jetzt nter von diesen Schulden. Da geht es nicht an, dass an in dieser Zeit neue Löcher, zum Beispiel bei den ommunen, reißt. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wir helfen doch den Kommunen!)


enn wir wissen genau wie Sie, dass die öffentliche
and mehr Geld beispielsweise in die Bildung investie-
n muss. Es kann nicht sein, dass Sie den Menschen
eismachen wollen, man könne gleichzeitig die Haus-
alte von Kommunen, Ländern und Bund in Ordnung
ringen, Steuergeschenke machen und gleichzeitig mehr
Bildung investieren. Das wird nicht aufgehen. Des-

alb haben wir eine Prioritätenliste:

Erstens. Wir müssen die Schulden senken und den
aushalt in Ordnung bringen.

Zweitens. Wir müssen gleichzeitig mehr in Bildung
vestieren,


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Investieren Sie mal in Ihre Bildung, damit Sie nicht so einen Unsinn reden!)


eispielsweise weil Jahr für Jahr 65 000 junge Menschen
nsere Schulen ohne Abschluss verlassen. Diese jungen
enschen haben doch gar keine Chance auf dem Ar-

eitsmarkt. Das ist der Nachwuchs für Hartz IV, den
iese Gesellschaft produziert. Deshalb sagen wir: Ja, wir
erden eine Zeit lang ein Stück mehr Solidarität auch
on Spitzenverdienern brauchen, damit junge Menschen
diesem Land eine Chance auf gute Bildung bekom-
en. Das wollen Sie nicht; das ist der Unterschied.


(Beifall bei der SPD)


Herr Rösler, wir werden miteinander darüber zu spre-
hen haben, dass die Wirtschaft, der wirtschaftliche Fort-
chritt in diesem Land, verlässliche Rahmenbedingungen
raucht. Ich möchte in diesem Zusammenhang nur ein
hema ansprechen, bei dem die gesamte deutsche Wirt-
chaft über den Zickzackkurs entsetzt ist, den Sie – nicht
o sehr Sie persönlich, denn Sie sind noch nicht so lange

Amt – da gefahren haben: In der energiepolitischen
ebatte war der Bundesminister für Wirtschaft ein To-
lausfall. Die Entscheidungen wurden woanders getrof-
n. Sie redeten irgendetwas von Kaltreserven von Atom-

raftwerken. Wir wissen jetzt: Die Bundesnetzagentur
ird nicht darauf zurückkommen müssen.





Hubertus Heil (Peine)



(A) )


)(B)

Es ist einfach so, dass der Fehler früher – im Herbst
letzten Jahres – von Ihrem Vorgänger Brüderle und von
Frau Merkel und Herrn Röttgen gemacht wurde. Sie ha-
ben einen Energiekonsens, der in diesem Land für Pla-
nungs- und Investitionssicherheit gesorgt hat, zugunsten
von wenigen Konzernen mutwillig aufgerissen. Dies hat
dazu geführt, dass Rechtsunsicherheiten entstanden und
dass Stadtwerke milliardenschwere Investitionen auf die
lange Bank geschoben haben. Denn verlängerte Rest-
laufzeiten von alten Atommeilern sind eine feine Sache
für die großen Energiekonzerne. Sie verfestigen deren
Marktmacht, weil die Investitionen schon abgeschrieben
sind – die Folge sind hohe Gewinne – und Investitionen
sich nicht lohnen.

Dann kam Fukushima, und Sie haben an dieser Stelle
eine 180-Grad-Wende gemacht. Mit Gerhard Schröder
gesprochen: Ich finde es schön, dass Sie sich an unsere
Politik angepasst haben, denn als evangelischer Christ
weiß ich: Im Himmel ist mehr Freude über einen Sünder,
der umkehrt, als über hundert Gerechte.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


Ich sage Ihnen aber auch: Nach dem Schweinsgalopp,
in dem Sie in diesem Sommer die Gesetze durchgezogen
haben, bleiben, ökonomisch gesehen, massive hand-
werkliche Fehler. Wir müssen nacharbeiten, damit
Deutschland die Chancen der Energiewende nutzen
kann. Wir werden eine saubere, sichere und auch bezahl-
bare Energieversorgung in diesem Land nur bekommen,
wenn verlässliche Rahmenbedingungen da sind. Wenn
ich mir aber zum Beispiel Ihre Novelle des Erneuerbare-
Energien-Gesetzes und Ihr Netzausbaubeschleunigungs-
gesetz angucke – das ist schon vom Namen her geschei-
tert, denn es wird nicht zum notwendigen Ausbau von
Energienetzen führen –, dann kann ich nur sagen: Was
Sie treiben, ist keine Energiewirtschaftspolitik, sondern
es ist energiepolitischer Dilettantismus, den Sie hier an
den Tag gelegt haben. Auch das schadet diesem Land.

Herr Rösler, zum Schluss: Sie mögen persönlich ein
netter Mensch sein, aber ich kann Ihnen nur eines sagen:
Sie kümmern sich in diesen Zeiten als FDP-Vorsitzender
vor allen Dingen um die Krise der FDP. Wenn ich die
Kommentare von Herrn Kubicki und von anderen lese,
dann tun Sie dies nicht mit besonders großem Erfolg.
Das ist kein Schaden für dieses Land; das ist ein Pro-
blem Ihrer Partei, das Sie selbst lösen müssen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712404900

Herr Kollege Heil.


Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1712405000

Das Problem für dieses Land ist, dass Sie als FDP-

Vorsitzender so viel Zeit investieren, um sich um die
Krise in der FDP zu kümmern, dass Sie offensichtlich
keine Kraft haben, um sich die Krise im Euro-Raum vor-
zunehmen. Das ist ein Problem für dieses Land.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie müssen gehen und Buße tun!)


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(C (D Kommen Sie bitte zum Schluss, Herr Kollege Heil. Herr Rösler, nach einigen Wochen im Amt muss man nen schon sagen: nicht geliefert, Fehlbesetzung. Desalb kann ich Ihnen nur sagen: Sie werden bald nicht ehr im Amt sein. Herzlichen Dank. Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Michael Fuchs von er CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her n! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Herr Kollege eil, es wäre ganz gut, wenn Sie ab und zu mit Ihren aushältern Kontakt aufnehmen würden. Diese Koalion hat die Kommunen deutlich gestärkt. Der Aufwuchs ei den Kommunen beträgt 4,3 Milliarden Euro, weil der und die Kosten der Grundsicherung übernimmt. Diese ittel fließen direkt in die kommunalen Haushalte ein. (Otto Fricke [FDP]: Teuer war es, aber wir haben es gemacht! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das haben wir Ihnen abverhandelt, Herr Fuchs!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712405100
Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1712405200

(Beifall bei der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712405300

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1712405400

as sollten Sie nicht verschweigen. Ich halte es für un-
ir, wenn Sie hier so argumentieren. Das ist Ihrer auch

icht würdig; Sie sollten das wissen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


h finde das nicht fair. Wir sollten im Deutschen Bun-
estag nicht einfach darüber hinweggehen, wenn Sie sa-
en, wir würden die Kommunen ausbluten. Sie wissen
enau, dass das nicht stimmt. Das sollte nicht so stehen
leiben. Deutschland geht es nämlich unter der christ-
ch-liberalen Koalition gut,


(Zurufe von der FDP: Sehr gut!)


nd zwar richtig gut.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es ist lange her, dass sich unser Land wirtschafts- und
eschäftigungspolitisch in einer solch ausgezeichneten
erfassung befunden hat wie jetzt.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


s gibt in Deutschland mehr Jobs als jemals zuvor. Über
1 Millionen Menschen sind erwerbstätig, und wir haben
eniger als 3 Millionen Arbeitslose. Ich kann es nur im-
er wiederholen: Als Gerhard Schröder aufgehört hat,

ab es unter Rot-Grün 5 Millionen Arbeitslose. Gerhard
chröder hatte damals versprochen, die Arbeitslosigkeit
u halbieren. Was hat er gemacht? Er hat sie verdoppelt.





Dr. Michael Fuchs


(A) )


)(B)

Angela Merkel hat das Versprechen von Gerhard
Schröder eingelöst. Wir sind auf dem Weg, die Zahl der
Arbeitslosen zu halbieren, die Gerhard Schröder hinter-
lassen hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir noch in
diesem Jahr die Reduzierung der Zahl der Arbeitslosen
auf 2,5 Millionen erreichen werden. Das ist ein exzellen-
ter Erfolg.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Heil, Sie sprachen eben das Thema Jugend-
arbeitslosigkeit an. Da stellen sich mir die Nackenhaare
auf. Die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland ist so
gering wie nie zuvor.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: So ist es!)


Es gibt bereits viele Regionen in Deutschland, in denen
Unternehmen händeringend Auszubildende suchen und
sie nicht finden. In allen anderen europäischen Ländern
liegt die Jugendarbeitslosigkeit weit höher. In Spanien
ist sie mit 45 Prozent am dramatischsten.

Wir müssen überlegen, ob wir nicht europapolitische
Solidarität leisten. Ich halte es durchaus für denkbar,
unsererseits dafür zu sorgen, dass junge Menschen in
Spanien Deutsch lernen. Ich sage an den Außenminister
gerichtet: Das wäre eine gute Aufgabe für die Goethe-
Institute. Es ist zwar wichtig, dass man sich mit Kultur-
politik beschäftigt, aber es täte not, an Goethe-Instituten
in Europa Deutschunterricht anzubieten. Man könnte die
jungen Menschen aus anderen europäischen Ländern in
Deutschland ausbilden und ihnen damit eine Perspektive
bieten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Da sitzt Frau Pieper! Sie ist zuständig!)


Meiner Meinung nach ist das sowohl eine sehr gute
Chance für Deutschland als auch im Sinne der europäi-
schen Solidarität, die ich unterstütze.

Obwohl die Konjunktur im zweiten Quartal einen
kleinen Gang zurückgeschaltet hat, ist die Nachfrage
nach Arbeitskräften ungebrochen. Die Unternehmen
suchen nach wie vor Auszubildende. Ich habe mich bei
der Arbeitsagentur in meinem Wahlkreis erkundigt. Wir
haben dort im Moment eine Arbeitslosenquote von
3,9 Prozent, so niedrig wie nie zuvor. In diesem Jahr
bewarben sich 1 733 junge Menschen um einen Ausbil-
dungsplatz. Demgegenüber stand ein Angebot von
2 271 Stellen. Das zeigt, welchen Überhang an Stellen
wir mittlerweile in Teilen Deutschlands haben. Das sind
die Folgen der guten Politik der christlich-liberalen
Koalition, und darauf sind wir stolz.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir sollten auch überlegen, welche Wege es gibt, den
Fachkräftemangel zu überwinden. Deutschland muss ein
offenes Land sein. Wir müssen unsere Chance nutzen,
aber wir sollten sie zuallererst im europäischen Raum
nutzen. In 25 Ländern herrscht Freizügigkeit. Wir haben
also gute Chancen, die Arbeitskräfte zu bekommen, die
wir auf dem Arbeitsmarkt brauchen.

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(C (D Jeder hat von der wirtschaftlichen Situation profitiert. ie Unternehmen verdienen wieder Geld. Wir werden in iesem Jahr die höchsten Steuereinnahmen haben, die ir jemals hatten. Das All-time High betrug 561 Milliaren Euro. In diesem Jahr geht es nach neuesten Schätungen Richtung 570 Milliarden Euro. Auch das ist ein rfolg dieser Regierung. Dafür sind wir dankbar. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Zum ersten Mal seit langer Zeit haben wir wieder
ennenswerte, vernünftige Lohnerhöhungen, die netto in
en Taschen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
nkommen. Das war während Rot-Grün nicht der Fall.
ie Inflation führte dazu, dass den Arbeitnehmern am
nde des Tages von den damaligen Lohnerhöhungen
ichts übrig blieb.


(Klaus Barthel [SPD]: Deshalb wächst der Niedriglohnsektor immer weiter!)


uch das zeigt, dass unsere Regierung auf einem guten
eg ist.

Dennoch bin ich der Meinung, dass wir jetzt sehr auf-
assen müssen. Wir haben zwar enorme Wachstumszah-
n zu verzeichnen. Nach minus 4,7 Prozent – für eine
ife Volkswirtschaft eine gewaltige Zahl – direkt auf

,6 Prozent Wachstum umzuschalten – in diesem Jahr
eht es Richtung 3 Prozent Wachstum –, das ist schon
emerkenswert. Wir haben die Krise von 2008/2009 de
cto überwunden, aber wir müssen aufpassen, dass das

uch so weitergeht; denn Deutschland profitiert nicht nur
on seiner internationalen Wettbewerbsfähigkeit in allen
ereichen, sondern auch – das hat es unter Rot-Grün
benfalls nicht gegeben – von einem robusten Konsum
er Haushalte.


(Klaus Brandner [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


wei Drittel des deutschen Bruttoinlandsproduktes basie-
n auf dem Konsum in Deutschland in einer Größenord-

ung, wie wir sie schon lange nicht mehr hatten. Ich
mpfehle Diskussionen mit dem HDE und ähnlichen
erbänden. Die werden Ihnen das bestätigen, Herr Heil.
uch das hat es unter Ihrer Regierung nie gegeben.

Das heißt aber nicht, dass wir uns jetzt in die Hänge-
atte legen und ausruhen dürfen. Im Gegenteil: Wir
üssen einiges in die Wege leiten. Das fängt damit an,

ass wir die deutsche Wirtschaft im Außenhandel – dort
t sie stark – unterstützen müssen. Da ist der Bundes-
irtschaftsminister gefordert; denn im Außenhandel
rauchen wir eine weitere Öffnung der Weltmärkte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


sbesondere unsere mittelständisch geprägte Wirt-
chaft bzw. die mittelständischen Unternehmen brau-
hen liberale Handelsmärkte. Darum müssen wir uns
emühen. Bilaterale und regionale Freihandelsabkom-
en sind für die Mittelständler ein Problem,


(Beifall des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD])






Dr. Michael Fuchs


(A) )


)(B)

weil sie keine großen Rechtsabteilungen haben, die sich
um die Einfuhr- bzw. Exportbedingungen der einzelnen
Länder kümmern können.

Es ist schade, dass es uns nicht gelungen ist, hinsicht-
lich der Doha-Runde Fortschritte zu erzielen. Ich bin
nach wie vor der Meinung, dass Fortschritte auf diesem
Gebiet dringend notwendig sind. Den Abschluss der
Doha-Runde sollten wir alle anstreben. Herr Bundes-
wirtschaftsminister, ich halte es für notwendig, dass die
Bundesregierung in Brüssel entsprechende Initiativen
ergreift;


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wo sind die denn?)


denn die Freihandelsabkommen, die zurzeit überall
geschlossen werden, sind für die deutsche Wirtschaft
gefährlich.


(Garrelt Duin [SPD]: Sehr richtig!)


Diese Freihandelsabkommen führen dazu, dass ein Bila-
teralismus entsteht, der für deutsche Unternehmen
schwer zu handhaben ist. Die Bundesrepublik Deutsch-
land kann ein Freihandelsabkommen gar nicht mehr
selbst abschließen. Das muss in Brüssel abgeschlossen
werden, aber das geht viel zu langsam.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP])


Über ein Freihandelsabkommen mit den sechs Mit-
gliedstaaten des Golfkooperationsrates – das sind
Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und die
Vereinigten Arabischen Emirate – wird seit 15 Jahren
verhandelt. Lange Zeit waren auch Sie von der Opposi-
tion an den Verhandlungen beteiligt. Das Abkommen ist
immer noch nicht fertig. Das kann eigentlich nicht sein.
Die Amerikaner haben mit diesen Staaten innerhalb von
zwei Jahren ein Freihandelsabkommen hinbekommen.
Das schadet unserer Wirtschaft erheblich. Deswegen for-
dere ich Sie auf, dieses Freihandelsabkommen schleu-
nigst abzuschließen – da muss man gegebenenfalls auch
einmal mit Pascal Lamy in Genf reden –, wenn wir das
mit dem multilateralen Doha-Abkommen nicht besser
hinbekommen.

Wir brauchen auch bezahlbare Rohstoffe. Wir brau-
chen bezahlbare Energie. Ich fordere insbesondere Sie,
die Grünen, und die anderen Solarfetischisten auf – Herr
Kelber ist gerade nicht anwesend –, sich mit den Solar-
firmen in Verbindung zu setzen. Schließlich sitzen Sie in
den Aufsichtsräten, Beiräten und anderen Gremien die-
ser Firmen. Am Wochenende las ich in den Zeitungen,
dass die Solarwirtschaft im Vergleich mit anderen Berei-
chen der deutschen Industrie eine lausige Bezahlung bie-
tet. Ich empfinde es als ziemliche Unverschämtheit,
wenn in der Solarwirtschaft, ein Wirtschaftszweig, der
mit mehr als 6 Milliarden Euro pro Jahr subventioniert
wird, so schlechte Arbeitsbedingungen herrschen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Da sind Sie gefordert; denn Sie sitzen ja in den ganzen
Gremien. Herr Kuhn, weisen Sie bitte einmal darauf hin,

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(C (D ass das nicht geht. Ihr Kollege Fell, der ebenfalls in so inem Gremium sitzt, ist leider nicht anwesend. Ich vertehe nicht, wie diese Situation entstehen konnte. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Ihr kriegt ja auch Spenden von diesen Unternehmen!)


Wir brauchen vernünftige Gaspreise. Es bereitet mir
orgen, dass wir schon jetzt stark von Russengas abhän-
ig sind: 38 Prozent beziehen wir aus Russland. Die
bhängigkeit wird weiter zunehmen, wenn es uns nicht
elingt, neue Märkte zu erschließen. Wir brauchen in
eutschland einen LNG-, einen Flüssiggasterminal. Es
t schade, dass Eon Ruhrgas sich jetzt in Amsterdam
eteiligt und nicht mehr in Wilhelmshaven. Meiner Mei-
ung nach ist das eine Notwendigkeit; denn dadurch
önnten die Russen in eine Wettbewerbssituation kom-
en. Die gegenwärtige Situation bereitet mir Sorgen.
ufgrund der Tatsache, dass die Kernkraftwerke abge-

chaltet werden, müssen wir zusätzliche Gaskraftwerke
auen. Dadurch werden wir noch stärker von Gazprom
bhängig. Das mag zwar Herrn Schröder freuen, mich
ber nicht.

Es ist auch wichtig, dass wir den Rohstoffzugang in
nderen Bereichen stärker in den Fokus nehmen, Herr
inister. Die Situation bei den Seltenen Erden bereitet
ir Sorgen. China erhebt jetzt Exportzölle auf Seltene
rden. Das schadet der deutschen Wirtschaft in einigen
entralen Bereichen ganz erheblich. Die Preise sind zu
och und die Chinesen dadurch noch einen Tick wettbe-
erbsfähiger. Dieses Problem sollten wir in den Fokus
ehmen. Wir sollten mit den Ländern, die Seltene Erden
bbauen, beispielsweise Kasachstan, Rohstoffabkom-
en schließen, damit wir an die Quellen kommen, die

ie deutsche Wirtschaft dringend benötigt.


(Beifall des Abg. Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP])


Zum Schluss möchte ich noch etwas zur Umvertei-
ngsmentalität der Opposition sagen. Wenn ich mir Ihre
teuererhöhungsvorschläge anschaue, wird mir schlicht
chlecht. Haben Sie eigentlich immer noch nicht wahr-
enommen, dass 10 Prozent der deutschen Steuerzahler
chon heute 52,7 Prozent des Einkommensteueraufkom-
ens aufbringen?


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Was ist mit den Abgaben?)


5 Prozent der deutschen Steuerzahler bringen 75 Pro-
ent des Einkommensteueraufkommens auf.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Steuern und Abgaben!)


as zeigt doch, dass wir eine gewaltige Umverteilung
on oben nach unten haben.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Die armen Reichen!)


0 Prozent der deutschen Steuerzahler zahlen überhaupt
ichts.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Natürlich zahlen die Steuern! Mehrwertsteuer! – Dr. Michael Fuchs )





(A) )

Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Die zahlen So-
zialversicherungsbeiträge!)

Wenn wir jetzt noch etwas draufsatteln, dann ist das
nur demotivierend. Dann gibt es ja auch noch den Halb-
teilungsgrundsatz, den das Bundesverfassungsgericht
festgelegt hat. Den haben Sie anscheinend vollkommen
vergessen. Ein Spitzensteuersatz von 49 Prozent plus
Vermögensteuer – diese Mehreinnahmen wollen Sie
über Ihre Kanäle umverteilen –


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das war bei Kohl der Fall!)


würde nur den Leistungswillen verringern. Bei vielen
mittelständischen Unternehmen ist es so, dass zur Ein-
kommensteuer weitere Unternehmensteuern hinzukom-
men. Diese Belastungen wollen wir ihnen nicht mehr
zumuten.


(Beifall des Abg. Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP] – Garrelt Duin [SPD]: Streuen Sie doch den Leuten nicht auch noch Sand in die Augen!)


Einen allerletzten Satz möchte ich zu den Grünen
sagen; ich möchte sie nicht vergessen. Ich habe ein biss-
chen nachgelesen. In Ihrem Fraktionsbeschluss vom
1. September 2011 steht, dass wir eine zwangsläufige
Entwicklung zu einer Dienstleistungsgesellschaft haben.
Sie schreiben:

Denn das traditionelle Industriemodell mit seinem
gigantischen Energie- und Rohstoffhunger, seinen
immensen Emissionen und einer Ausrichtung auf
die Massenfertigung standardisierter Produkte ist
nicht zukunftsfähig.

Das ist nicht meine Vorstellung. Für mich ist Deutsch-
land ein Industrieland, und das muss es bleiben. Die
CDU/CSU wird zusammen mit den Liberalen die Wei-
chen stellen, dass wir ein Industrieland bleiben, und
zwar in der vollen Breite.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712405500

Für die Linken hat jetzt das Wort der Kollege Roland

Claus.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712405600

Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und

Kollegen! Herr Bundesminister Rösler, es bleibt Ihr
Geheimnis, woher Sie die Selbstgefälligkeit nehmen, mit
der Sie hier gerade geredet haben.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Ja! Allerdings!)


Nach den FDP-Wahlergebnissen in Sachsen-Anhalt und
in Mecklenburg-Vorpommern und vor den Wahlen in
Berlin kann ich mir nicht erklären, wie Sie hier auftreten
und sagen können: Wir haben alles richtig gemacht. Da
bleibt mir nur im Sinne von Bert Brecht der Vorschlag:

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(C (D äre es nicht besser, die FDP löste das Volk auf und ählte sich ein anderes? (Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der FDP: Das geht nur im Sozialismus!)


Wir hören von der Bundesregierung seit zwei Tagen,
an wolle Kurs halten. Das hört sich zunächst nicht

chlecht an, aber Kurs halten kann bekanntlich nur, wer
uch einen Kurs hat.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Richtig!)


uch Geisterfahrer – das darf ich Ihnen sagen – halten
ich streng an die Devise: Kurs halten.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN)


Worüber reden wir beim Etat des Bundeswirtschafts-
inisteriums? Faktisch reden wir über einen verfüg-

aren Anteil am Bundeshaushalt von 1 Prozent. Er um-
sst 6 Milliarden Euro – das sind zunächst 2 Prozent –,

ber davon müssen wir ja 3 Milliarden Euro abziehen,
ie nicht verfügbar sind, weil sie für die Steinkohlesub-
entionierung und für die Subventionierung staatsnaher
onopolisten im Bereich Luft- und Raumfahrt vorgese-

en sind. Ich sage zur Klarstellung, damit niemand
enkt, hier seien großen Wirtschaftslenker am Werke:
dustrie- und Mittelstandspolitik wird mit diesem Etat
ider nicht gemacht. Das würde die Linke gern ändern.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Ausgerechnet!)


Nun höre ich oft den Einwand, man würde gern mehr
eld in die Hand nehmen, aber der Sozialetat sei ja so
och. Das stimmt. Aber wahr ist, dass wir diesen riesi-
en sozialen Reparaturbetrieb nur deshalb brauchen,
eil Sie eine Wirtschafts- und Sozialpolitik machen, die
ie Gesellschaft spaltet, die einen Niedriglohnsektor eta-
liert hat und zu solchen Zuständen führt, dass Men-
chen zum Amt gehen und aufstocken müssen. Das ist
in Versagen Ihrer Wirtschaftspolitik.


(Beifall bei der LINKEN)


Minister Rösler hat hier erklärt, 50 Prozent der neuen
obs seien Vollzeitjobs. Das hat er als Erfolg verkündet.
ie befristeten sind in diesen 50 Prozent enthalten. Das
eißt doch andersherum, Herr Minister, dass über die
älfte aller neu geschaffenen Jobs in den Bereichen
eitarbeit, Leiharbeit und befristete Verträge zu finden
t. Das Allerschlimmste und am wenigsten Hinnehm-
are ist, dass junge Menschen heutzutage bei ihrem
erufseinstieg in aller Regel nur befristete Verträge
ekommen. Das müssten Sie ändern. Dieses Problem
üssten Sie angehen, statt hier 50 Prozent als Erfolg zu
iern.


(Beifall bei der LINKEN)


Zur Klarstellung: Die Linke steht für eine Wirt-
chaftspolitik, die Mittelstand und Existenzgründern
hancen eröffnet und nicht verbaut, die Arbeit schafft,
on der Beschäftigte sorgenfrei leben können.


(Zuruf des Abg. Dr. Michael Fuchs [CDU/ CSU])






Roland Claus


(A) )


)(B)

Die Linke will eine Wirtschaftspolitik, die gleicherma-
ßen zu mehr wirtschaftlicher Stabilität und sozialer
Gerechtigkeit beiträgt.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das habt ihr exzellent gezeigt! – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: So wie in der DDR!)


Herr Bundesminister Rösler wollte mit aller Macht
sein neues Amt antreten. Sie wollten liefern. Man hätte
vermuten können, dass es jetzt losgeht. Mit diesem Etat
liefern Sie nicht. Mit diesem Etat bringen Sie hier nur
Murks ein.

Ich will das an einigen Beispielen verdeutlichen. Sie
versprechen eine Neuausrichtung und Straffung des För-
derangebotes – so Ihr Text. Sie wollen eine umfassende
Überprüfung und Bündelung der Förderprogramme. Ich
betreue den Wirtschaftsetat im Haushaltsausschuss seit
nunmehr fünf Jahren. Ich habe diesen Spruch jedes Jahr
mehrfach gehört: von Minister Glos, von Minister zu
Guttenberg, von Minister Brüderle, nunmehr von Minis-
ter Rösler. Passiert ist nie etwas. Sie alle haben verspro-
chen, den Förderdschungel zu lichten, das Förderange-
bot besser zu bündeln und für einen Service aus einer
Hand zu sorgen. Passiert ist nie etwas. Ich will nur an
eine Episode erinnern: Als mir gesagt wurde: „Das er-
folgt jetzt alles wunderbar aus einer Hand“, habe ich ge-
dacht: Wo es eine Hand gibt, muss es auch einen Kopf
und ein Telefon geben. Dann habe ich gefragt: Können
Sie mir die Telefonnummer geben? Es hat zehn Monate
gedauert,


(Heiterkeit der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


bis aus dem Bundeswirtschaftsministerium eine Antwort
kam. Jetzt haben Sie die Chance, das zu toppen.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Da sehen Sie mal, wie wichtig Sie da eingeschätzt werden!)


Ich will ein Wort zur Wirtschaft in Ostdeutschland sa-
gen. Es gibt die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung
der regionalen Wirtschaftsstruktur“, die zu einem sehr
beachtlichen Teil für die Wirtschaft in den neuen Bun-
desländern zum Einsatz kommt. Hier nehmen Sie erneut
eine empfindliche Kürzung vor. So erreichen wir keine
Angleichung der Wirtschafts- und Lebensverhältnisse.
Ich will Sie auch daran erinnern, dass nicht eine einzige
Firmenzentrale ihren Standort im Osten hat und dass wir
dort einen enorm geringen Anteil von Industriefor-
schung, dafür vorwiegend verlängerte Werkbänke ha-
ben.

Eigentlich geht es schon heute eher darum, auch die
neuen Potenziale im Osten als Chance zu begreifen, die
Erfahrungsvorsprünge bei Transformationsprozessen zu
nutzen und auch die damit verbundenen Schwierigkeiten
anzugehen. Hier ist über die Solarbranche geredet wor-
den. Ich verfolge die Entwicklung in diesem Bereich mit
großem Interesse. Ich habe feststellen können: Solange
die Rendite gut war, waren die Private-Equity-Fonds mit
großen Geldsummen im Geschäft. Als es schwierig

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(C (D urde, haben sie sich vom Acker gemacht. Deshalb haen wir es heute mit einer Reihe von Schwierigkeiten zu n. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Nichts da! Die bauen weiter!)


Herr Minister, Sie haben den Fachkräftemangel ange-
prochen. Man hätte denken können: Jetzt packt er ein
roblem an. In Ihren Etat eingestellt haben Sie für die
örderung von Aufgaben zur Bekämpfung des Fachkräf-
mangels gerade einmal 9 Millionen Euro. Wenn ich
iesen Betrag umrechne, komme ich zu dem Ergebnis:
as entspricht 70 bis 75 Vollzeitstellen. Ich sage Ihnen

ines: Sie dürfen die Leute nicht verdummen. Die Leute
önnen selber rechnen. Dieses Programm ist einfach nur
cherlich, Herr Minister.


(Beifall bei der LINKEN)


Nach meiner Überzeugung geht vernünftiges Wirt-
chaften erst, wenn Industrie, Handwerk, Dienstleistun-
en, Tourismus und Gewerbe die Übermacht der Finanz-
ärkte, Banken und Ratingagenturen überwinden. Ein

egliches hat seine Zeit. Die Börse hatte ihre gute Zeit.
re schlechte muss nicht ewig dauern. Auch das Kasino,

as wir immer als anonym beklagen, ist Menschenwerk.
s wurde von Menschen geschaffen und kann von Men-
chen geschlossen werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Kurs halten ist falsch, wenn man merkt, dass man auf
em falschen Kurs ist.


(Lachen des Abg. Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP])


ieser Kurs kann geändert werden. Wir haben mit die-
em Etat die Chance dazu. Das bedeutet aber in der Tat:
ie müssen auf dem Holzweg, auf dem Sie sich befin-
en, umkehren.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das ist wirklich frei von jeder Beziehung zur Realität! Keine Zahlen interessieren ihn! Da ist ganz klar Post-DDR im Kopf!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712405700

Das Wort hat jetzt der Kollege Fritz Kuhn für Bünd-

is 90/Die Grünen.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712405800

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Sehr geehrter Parteivorsitzender Rösler!


(Florian Toncar [FDP]: Minister!)


h sage bewusst „Parteivorsitzender“, weil Sie als Wirt-
chaftsminister in den letzten vier Monaten nichts Nen-
enswertes geliefert haben.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Wir haben diese elegante rhetorische Girlande schon kapiert!)






Fritz Kuhn


(A) )


)(B)

Das hat einen einfachen Grund, den man als Handels-
kaufmann gleich versteht: Wer liefern will, muss etwas
auf Lager haben.


(Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will jetzt deutlich machen, dass das bei Ihnen in den
letzten vier Monaten nicht der Fall gewesen ist.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sie sollten lieber zum Haushalt sprechen!)


In der ganzen Euro-Diskussion, in der es um die
Frage geht, wie wir zu stabilen Verhältnissen im Euro-
Raum kommen können und welche Auswirkungen das
auf die Banken haben kann, habe ich von Ihnen nur ver-
nommen, dass Sie sich systematisch und prinzipiell
– egal, um welchen Vorschlag es sich handelt – gegen
vernünftige, neue Regelungen in Europa wenden und
alle Vorschläge abwehren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD])


Sie sind die Dagegen-Partei im europäischen Kontext.
Jedenfalls wäre es Ihre Aufgabe als Wirtschaftsminister,
deutlich zu machen, was Sie tun wollen, damit solche
Krisen eingedämmt werden und – vor allem – damit
künftige Krisen nicht wieder aufgrund der Mechanis-
men, die wir heute haben, entstehen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD])


Sie haben in der Energiepolitik und in der Ener-
giewende null Komma null geliefert. Wir steigen aus der
Atomwirtschaft aus, aber Sie im Wirtschaftsministerium
ändern nichts, was die Fragen der alternativen Energien,
der Energiewende und der Energieeffizienz angeht.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das können die nicht!)


Der neue Haushaltsentwurf sieht für den Bereich der
Energieeffizienz im Energie- und Klimafonds 89 Millio-
nen Euro vor. Dieses Jahr werden wahrscheinlich ledig-
lich 1,6 Millionen Euro abfließen, weil Sie gar nicht in
der Lage sind, eine Konzeption des Energiesparens und
der Energieeffizienz zu entwickeln. Dazu sage ich Ihnen
klar: Sie müssen da liefern, sonst schaffen wir den
Atomausstieg nicht – jedenfalls nicht, ohne dem Klima
zusätzlich zu schaden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Fuchs, wir verstehen Industriepolitik so, dass
wir auf dem Energiesektor mit höchster Effizienz vorge-
hen. Dafür brauchen wir einen Wirtschaftsminister, der
sich für diese Effizienzrevolution einsetzt.


(Florian Toncar [FDP]: Das gilt auch für den Bundesrat!)


Übrigens sagen wir: Die Energieeffizienz in Deutsch-
land muss mit jährlich 3 Milliarden Euro gesteigert wer-
den. Das hat übrigens auch eine soziale Komponente.
Mehr Energie einzusparen bzw. die Energieeffizienz zu
steigern, muss nicht nur für diejenigen möglich sein, die

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(C (D s sich leisten können, sondern auch für diejenigen, die s sich nicht leisten können, also für Menschen mit gengen Einkünften. Ich sage in Richtung Frau von der eyen: Auch der Hartz-IV-Kühlschrank muss – das ist eute leider nicht der Fall – ein Energieeffizienzkühlchrank sein. Hier tun Sie nichts. Sie kommen da aber icht heraus, Herr Rösler. Für uns heißt Industriepolitik Effizienz und nicht Ben. Damit zitiere ich fast Herrn Brüderle von heute früh, telle aber dazu fest, dass Herr Rösler davon nichts verteht und sich bisher nicht dafür eingesetzt hat. Sie haen nicht einmal die Energiekonzeption der Bundesgierung geändert, sondern verfahren noch immer nach er alten Energiekonzeption, die vor dem Atomausstieg alt, in der Zeit, in der Sie die Atomlaufzeiten verlängert aben. Das ist fossiles Denken. Manchmal kommen Sie ir so vor, als wollten Sie falsifizieren, dass die Ener iewende überhaupt möglich ist. Jedenfalls sage ich Ihen für die Grünen: Mit passivem Herumgucken wird iese Energierevolution nicht stattfinden. Sie haben gerade von der Zuwanderung von Fachräften aus dem Ausland gesprochen. Das war schon ein reistes Stück. Sie sprachen von einem Punktesystem nd davon, dass die 60 000-Euro-Grenze auf 40 000 Euro eruntergesetzt werden sollte. Es war so, als hätten Sie ls Frohnatur zum ersten Mal über dieses Thema gereet. Ich muss Sie aber, Herr Minister, daran erinnern, ass Sie regieren, und zwar die FDP seit zwei Jahren und ie als Wirtschaftsminister seit vier Monaten. Liefern ie doch! ehen Sie mit dem Koalitionspartner in Klausur und liern Sie! Das hatten Sie angekündigt. Sie sollten nicht ur gackern, Herr Minister. Darauf käme es jetzt an. Die irtschaft wartet dringend darauf, dass diese Frage end ch geregelt wird. Ich finde, dass ein Wirtschaftsminister nicht so uchtfröhlich, wie Sie es gerade getan haben, über die rage reden darf, was alles toll ist. Er darf das alles nicht chönmalen. Es gibt nämlich in zunehmendem Maße eien doppelt gespaltenen Arbeitsmarkt. Die Zahl derer, ie auf Dauer ausgegrenzt sind, ist zu hoch. Das muss uch Sie als Wirtschaftsminister angehen – und nicht nur rau von der Leyen. Innerhalb des Kreises derer, die eien Job haben, gibt es viele mit einem prekären Job, von em sie gar nicht leben können. Da muss doch ein Wirtchaftsminister, der Format hat, folgendes Programm usrufen: Wir wollen dafür sorgen, dass systematisch ehr Vollerwerbsstellen geschaffen werden, von denen ie Leute leben können. Sie müssen dann halt in Gottes amen auch mal an das Thema Mindestlohn herangeen. Sie können sich da nicht so schamhaft wegdrücken, ie Sie es im Normalfall immer tun. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)






Fritz Kuhn


(A) )


)(B)

Ich komme nun zu einem sehr wichtigen Punkt. Es
gab einmal Zeiten, da war das Wirtschaftsministerium
sozusagen die Grundsatzabteilung für die soziale Markt-
wirtschaft in Deutschland. Man war stolz darauf, aus
dem Wirtschaftsministerium heraus ordnungspolitisch
klar und präzise zu formulieren und weiterzudenken.
Bisher aber haben Sie daran überhaupt nicht gedacht.

Das Entflechtungsgesetz – es hat ja damit zu tun, ob
Wettbewerb in unseren Märkten, auch im Energiebereich
und bei den Banken, überhaupt möglich ist –


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eingesammelt haben sie es!)


haben Sie auf Bonsai-Level zusammengestrichen. Je-
denfalls haben Sie sich nicht um die entscheidende Frage
gekümmert, ob es wirklich Entflechtung im Sinne von
mehr Wettbewerb gibt. Darüber haben Sie zwei Jahre
lang in irgendwelchen Versammlungen fröhlich geredet,
gemacht aber haben Sie nichts.

Damit es klar ist: Wir beteiligen uns gerne an dem
Streit in Bezug auf die Frage, wer es ordnungspolitisch
am Genauesten nimmt. Aber dann können Sie sich das
ganze Zeug, das Ihnen irgendwelche mittelmäßigen Be-
rater aufgeschrieben haben nach dem Muster, die Grü-
nen seien Kulturpessimisten, in die Haare schmieren.
Machen Sie eine klare Ordnungspolitik und beantworten
Sie die großen Fragen, die heute zur sozialen Marktwirt-
schaft gestellt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die erste Frage ist: Haben wir noch eine soziale
Marktwirtschaft? Meine Antwort ist klipp und klar:
Nein, wir haben sie nicht mehr. Wir müssen wieder eine
soziale Marktwirtschaft werden. Davon sind wir weit
entfernt. Es ist Aufgabe eines ordnungspolitisch bewuss-
ten Ministers, dass er dafür kämpft, sie wiederherzustel-
len.


(Michael Schlecht [DIE LINKE]: Die habt ihr doch zerstört!)


Ich nenne Ihnen ein Beispiel. Sie schwafeln andau-
ernd von einer Steuersenkung für Beschäftigte, weil das
mehr Leistung ermöglichen würde. Zu glauben, dass die
heutige Workforce, die arbeitenden Menschen, weniger
leistet, weil die Steuern zu hoch sind, ist doch weltfrem-
der Quatsch. Die Leute arbeiten fleißig und redlich. Wir
brauchen keine Steuersenkungen. Die Mittel, die wir ha-
ben, brauchen wir für Innovation, für Effizienzsteige-
rung und für mehr soziale Gerechtigkeit.


(Garrelt Duin [SPD]: Für Bildung!)


Dazu ein ganz einfaches Beispiel: Machen Sie eine
ordentliche Energiepolitik in Form von Energieeinspa-
rung. Sorgen wir statt einer Steuersenkung für eine Sen-
kung der Energiekosten für alle Bürgerinnen und Bürger
in unserem Land, sodass die Menschen weniger für
Energie zahlen. Es hätte auch positive Auswirkungen
auf die Inflation, wenn wir das schaffen würden. Eine
Senkung der Kosten für den Energieverbrauch wäre eine
sinnvolle Entlastung der Bevölkerung, insbesondere der
Geringverdiener. An dieser Stelle können wir etwas tun.

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(C (D ber dafür müssen Sie ordnungspolitische Klarheit daber haben, worauf es gegenwärtig ankommt. Ich komme zu dem Punkt, der mich am meisten stört nd wo Sie bisher wirklich grandios versagt haben. Wir tellen fest, dass die Finanzmarktkrise nichts anderes beeutet, als dass sich die Akteure der Realwirtschaft nicht ehr darauf verlassen können, dass sie, wenn sie inveseren wollen, zu vernünftigen Bedingungen verlässlihes Geld von den Banken bekommen. Das ist doch der ernpunkt der Beunruhigung in der Realwirtschaft. Hier ürde ich von einem Minister, der ordnungspolitisch für ie Grundsätze der Marktwirtschaft zuständig ist, schon orschläge hören wollen, wie er, seine FDP und die Reierung sicherstellen wollen, dass die ursprünglich dieende Funktion der Finanzmärkte in unserem wirtchaftspolitischen Geschehen wieder Realität wird. Man muss sich einmal fragen: Warum haben wir eientlich Finanzmärkte? Doch nicht deshalb, damit es irendwelchen Spekulanten gut geht und sie etwas zu tun aben, sondern damit die Funktion, Ersparnisse der Geellschaft in Investitionen zu verwandeln, schnell, reiungslos und effektiv erfüllt werden kann. Davon sind ie meilenweit entfernt. Ich habe keinen Vorschlag von nen gehört, der irgendein ordnungspolitisches Konzept er Finanzmärkte beinhalten würde, sodass es an dieser telle weitergeht. Deswegen, Herr Rösler, komme ich wirklich zu dem rteil, dass Sie zwar in den letzten Tagen und Wochen ls Parteivorsitzender eine große Klappe gehabt haben, ber als Wirtschaftsminister nichts – ich wiederhole: null omma null – geliefert haben. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712405900

Das Wort hat der Kollege Dr. Georg Nüßlein von der

DU/CSU-Fraktion.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Jetzt kommt der Universaldienst! – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Herr Nüßlein rettet jetzt den Minister!)



Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1712406000

Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren! Lieber

ollege Claus, Ihre wirtschaftspolitische Kompetenz ha-
en Sie in der DDR unter Beweis gestellt. Wir alle ken-
en das Ergebnis und wundern uns, wie Sie die Stirn ha-
en können, heute so aufzutrumpfen.


(Roland Claus [DIE LINKE]: Das können Sie noch ein paarmal wiederholen!)


Was den Kollegen Kuhn angeht, so irritiert mich Ihre
auschalkritik an der Energiepolitik dieser Regierung.
h würde Ihnen empfehlen, nach Atdorf in den
chwarzwald zu fahren, wo die Grünen momentan
tunk gegen das größte in Planung befindliche Pump-
peicherkraftwerk machen. Sie meinen, es passe nicht in





Dr. Georg Nüßlein


(A) )


)(B)

die Landschaft, es sei ein Unding und man dürfe es nicht
bauen. Wenn das Ihre Art und Weise ist, eine konse-
quente Energiepolitik zu betreiben, nämlich hier in der
Theorie allgemeine Weisheiten zu verkünden und in der
Praxis gegen alles zu sein, dann sollte einen das dazu be-
wegen, weniger große Töne zu spucken.

Ich glaube, dass die europäische Schuldenkrise nicht
nur diese Haushaltsdebatte dominiert, sondern auch in
den nächsten Monaten unsere Wirtschaftspolitik domi-
nieren wird.

Um hier ein paar Dinge geradezurücken, möchte ich
kurz zurückblenden. Am 29. Juni 2000 gab Hans Eichel
eine Regierungserklärung ab. Damals feierte er geradezu
überschwänglich die von Rot-Grün unterstützte Auf-
nahme Griechenlands in die Euro-Zone. Trotzdem
drückte ihn anscheinend schuldbewusst eine gewisse
Vorahnung. Ich zitiere:

Wer dazugehört, muss sich auch zukünftig so ver-
halten, wie er sich verhalten hat, um dazugehören
zu können.

Das war eine ziemlich gestelzt formulierte Anforderung
an die Griechen.

Dr. Gerd Müller von der CSU konterte damals glas-
klar:

Herr Eichel, die Aufnahme Griechenlands in den
Eurokreis war ein schwerer Fehler.

Müller spricht explizit von manipulierten Zahlen.

Nun kann man behaupten, die Griechen hätten beim
Beitritt betrogen. Lässt man das Revue passieren, was
damals diskutiert wurde, muss man aber feststellen, dass
ihnen offenkundig schon damals niemand geglaubt hat.

Mundus vult decipi: Nicht die Welt, aber die Gegen-
seite wollte betrogen sein – auch und gerade die dama-
lige rot-grüne Bundesregierung. Das ist die Realität,
meine Damen und Herren.

Auch wenn Sie es in den Debatten diese Woche schon
x-mal gehört haben, sage ich es noch einmal: Die
Maastricht-Kriterien haben Schröder und Eichel 2003
aufgeweicht, weil ihnen Schulden machen zu können
wichtiger war als die Euro-Stabilität. Das war Sünden-
fall Nummer zwei.

Deshalb ärgert mich die Haltet-den-Dieb-Debatte, die
wir an dieser Stelle führen. Sie tragen hier Verantwor-
tung, und ich sage Ihnen ganz offen, auch wenn ich un-
schuldig bin: Ich schäme mich für eine solche deutsche
Politik, für diesen gigantischen Wortbruch gegenüber
den Bürgerinnen und Bürgern, die ihre Deutsche Mark
im Vertrauen auf den Waigel’schen Stabilitätspakt herge-
geben haben, den Sie – Sie! – gebrochen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Was wir heute erleben, was unseren Aufschwung
– ich sage das ganz explizit – gefährden kann, ist der
Fluch Ihrer bösen Tat. Sie und die Medien hängen uns
bei der Gelegenheit gleich einmal das Etikett „schlech-
teste Bundesregierung“ um, weil wir uns in der Tat
schwertun, obwohl wir sehr darum ringen, den Scher-

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(C (D enhaufen zu beseitigen, den Sie angerichtet haben. Ich age Ihnen ganz offen: Was Sie da machen, ist Hohn. Aber ich will nicht nur mit dem Finger auf andere zeien. Wir alle müssen unsere Lehren aus dem ziehen, was erade passiert. Als CSU-Politiker sage ich an dieser Stelle ganz beusst: Es muss Schluss sein damit, erst ökonomisch innvolle Kriterien zu entwickeln und uns über Kataloge nd Auflagen zu einigen, aber dann, wenn es zum chwur kommt, diese Kriterien mit dem Verweis auf das ngeblich Hehre, Große, Ganze, Europäische auf die eite zu schieben. Mancher EU-Beitritt, der erfolgt ist, nd mancher, der noch von Ihnen gestützt wird – Stichort „Türkei“ –, ist ein Beispiel dafür. Europapolitik muss mit dem Betrachten der Realität eginnen. Europapathos am falschen Platz verstellt den lick, meine Damen und Herren. Das gilt meiner An icht nach auch für die anstehenden Entscheidungen, die an in allen Punkten doch wohl mit dem Begriff „Dimma“ überschreiben kann und bei denen wir immer ie Wahl zwischen Pest und Cholera haben. Dass man ich daher mit der Entscheidung nicht ganz leicht tut, üsste doch nachvollziehbar sein. Meine Damen und Herren, für mich ist aber auch anz besonders wichtig, dass Europapolitik demokraticher werden muss. Dies geht aus meiner Sicht nur urch eine Rückbindung der Brüsseler Entscheidungen n die Entscheidungen der nationalen Parlamente. Ich finde es schon einigermaßen ungewöhnlich, ja bechämend, dass uns das Bundesverfassungsgericht imer und immer wieder an unsere Rechte und Pflichten ls Volksvertreter erinnern muss. Es muss doch unsere ornehmste Aufgabe sein, hier dafür Sorge zu tragen, ass der Bundestag mit im Boot ist und mitentscheidet. as ist ganz wichtig – nicht nur bei der Euro-Thematik, ondern auch bei allem anderen, was europapolitisch in ukunft entschieden wird. Ich stehe als CSU-Politiker selbstverständlich für das onzept eines Europas der Regionen. Wer die schwiege Situation jetzt missbrauchen will, um seine Vision ines europäischen Bundesstaates zu realisieren, kann it unserer, kann mit meiner Unterstützung jedenfalls icht rechnen. In der Tat braucht die EU Mittel und ege – Kompetenzen, wenn Sie so wollen –, um Schul enstaaten zum Konsolidieren zu zwingen. Dafür darf an aber andere nicht in Sippenhaft nehmen. Subsidiarit steht für uns neben Solidarität. (Klaus Brandner [SPD]: Lesen Sie jetzt aus dem Parteiprogramm vor?)


Das eine muss dem anderen nicht widersprechen. Wir
erfolgen durchaus eine Linie in diesem Punkt.

Als Wirtschaftspolitiker steht für mich fest, dass wir
ei all dem, was wir in den nächsten Wochen entschei-
en müssen, darauf achten müssen, die Disziplinierung
urch die Kapitalmärkte nicht komplett außer Kraft zu
etzen. Einen Alkoholiker kann man nicht mit Alkohol
erapieren. Das heißt, ein Land, das nicht spart, darf

icht durch vollständige Haftungsübernahmen und da-





Dr. Georg Nüßlein


(A) )


)(B)

raus resultierend niedrige Zinsen zum Schuldenmachen
animiert werden. Deshalb lehnen wir Ihre Euro-Bonds
ab.

Das heißt außerdem: Ein Investor, der hohe Renditen
bekommt, darf nicht am Ende das extra verzinste Risiko
an den Steuerzahler delegieren können. Hier müssen wir
meines Erachtens noch Ideen entwickeln und auch man-
che Bankerdrohung hinterfragen: Cui bono? Wem nutzt
das?

Es muss jedenfalls unser Ziel sein, das im Maastricht-
Vertrag vereinbarte Verbot der Schuldenübernahme für
andere Staaten nicht dauerhaft zu schwächen. Das war
auch ein wohlüberlegtes Prinzip, dessen Festlegung
sinnvoll war. Deshalb kann man es nicht einfach vom
Tisch wischen.

Ein ausgeglichener Haushalt, wie ihn die CSU in
Bayern realisiert hat, ist wirtschafts- und finanzpolitisch
unabdingbar, und auch die Schuldenbremse ist in diesem
Land etwas sehr Wichtiges. Sie ist eine entscheidende
politische Leistung aller Kolleginnen und Kollegen, die
sie mitgetragen haben.

Die viel zitierten Märkte – das ist, glaube ich, das
Spannende daran – trauen uns die Stabilitätsorientierung
zu. Die Verzinsung für deutsche Staatsanleihen ist ex-
trem niedrig, die wirtschaftliche Lage trotz aller Bedro-
hungen noch immer gut. Beschäftigung und Wettbe-
werbsfähigkeit sind auf einem außerordentlich hohen
Niveau.

Das Glas ist jedenfalls mehr als halb voll. So sollten
wir das aus meiner Sicht sehen. Wir Deutschen müssen,
glaube ich, aus dem Dauerpessimismus herauskommen.
Wir sollten auch aufhören, in Extremen zu denken.

Ich nenne ein Beispiel: Kaum hat man eine Krise hin-
ter sich gelassen und die Zahl der Arbeitslosen einiger-
maßen abgebaut, schon soll der Fachkräftemangel, der
angeblich entsteht, nur über Zuwanderung von außer-
halb der EU zu lösen sein, und das bei einem EU-weiten
Arbeitsmarkt. Die CSU jedenfalls setzt auf Qualifizie-
rung statt auf neue Multikultiexperimente.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Rösler, da hören Sie es ja!)


– Das sage ich auch in Richtung FDP.

Ein anderes Beispiel: Kaum ist man sich einig, dass
Innovationen unabdingbar sind, wird der hohe Anteil
von 1,37 Milliarden Euro für die Luft- und Raumfahrt
am Haushalt des BMWi kritisiert. Aus bayerischer Er-
fahrung kann ich Ihnen sagen, dass nur wenige Innova-
tionsthemen unsere Entwicklung so getrieben haben. Ein
wenig mehr Fortschritts- und Technologiezuversicht
würde dieses großartige Land noch mehr voranbringen.

Lassen Sie uns daran arbeiten. Ich glaube, es lohnt
sich.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Für die SPD spricht jetzt der Kollege Klaus Brandner. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin en und Kollegen! Den Optimismus von Bundeswirtchaftsminister Rösler kann man wohl nur bewundern. h kann verstehen, dass Sie, lieber Herr Rösler, lieber om Aufschwung reden als von der schwankenden Weltirtschaft. Während zum Beispiel die Süddeutsche Zeing von einem „Eisigen Herbst“ spricht, ihn geradezu rophezeit, hat sich für Sie das Konjunkturklima nur icht abgekühlt. Obwohl selbst die Wirtschaftswoche schreibt, dass es Ab mit Schwung“ geht, macht der Aufschwung für Sie ur eine kleine Pause. Sie freuen sich weiterhin über das Wachstumswunerland Deutschland. Damit hatten Sie bisher vielleicht uch recht; denn wir sind überraschend gut aus der Krise ekommen. Es konnten umfangreiche Entlassungen verieden und viele Insolvenzen abgewendet werden. och damit eines klar ist: Auch wenn Sie und die FDP en Erfolg für sich beanspruchen – es war die Große Kolition, die gehandelt hat. Es gab kein Hickhack und kein ickzack. Sie hat das Vertrauen der Menschen in die olitik gestärkt, indem sie schnell und vor allen Dingen lar und richtig gehandelt hat. (Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Deshalb seid ihr abgewählt worden!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712406100

(Beifall bei der SPD)

Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1712406200

Sie?


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Nein, ihr!)


Wie gehen Sie mit den Ergebnissen um? Ihre Ergeb-
isse haben wir gerade gesehen. Herr Lindner, ich würde
icht so hochmütig auftreten. Wir werden in 14 Tagen
ier freudige Debatten über Ihr Wahlergebnis haben.
erzlichen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Wir sind hier im Bundestag, oder?)


Die Große Koalition hat in der Krise Handlungsfähig-
eit bewiesen. Sie hat die Bankenrettung vorangetrieben,
amit die Mittelständler sichere Kredite bekommen, sie
at die Konjunkturpakete geschnürt, damit Aufträge er-
ilt werden konnten, und sie hat eine Arbeitsmarktpoli-
k gestaltet, die auf Arbeitsplatzsicherung und auf Ar-
eitsplatzerhalt gesetzt hat. Sie profitieren jetzt davon,
ass Deutschland so gut aus der Krise gekommen ist.
ber Sie, Herr Minister Rösler, und die FDP haben da-
it gar nichts zu tun.


(Gisela Piltz [FDP]: Ist klar!)


as will ich hier eindeutig feststellen. Es scheint, als wä-
n Sie gleich auf zwei Augen blind: Damals wollten Sie

icht sehen, was aus der Krise herausführt, und heute





Klaus Brandner


(A) )


)(B)

wollen Sie nicht sehen, welche Faktoren für eine dro-
hende zweite Krise sprechen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Alle außer Ihnen haben die Zahlen auf dem Tisch.
Das deutsche Wachstum kam im zweiten Quartal des
Jahres mit 0,1 Prozent fast zum Erliegen. Die Wirtschaft
in den 17 Euro-Ländern stagniert. In den USA und in Ja-
pan sieht es insgesamt auch nicht besser aus. Auch die
GfK-Konjunkturerwartungen der deutschen Konsumen-
ten brachen im August ein und erreichten den niedrigs-
ten Stand seit Juni 2010. Die Konjunkturerwartungen
des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung fie-
len im August auf den tiefsten Stand seit Dezember
2008. Der DAX – wir alle wissen es – ist seit Ende Juli
um 30 Prozent gesunken.

Wenn Sie, sehr geehrter Herr Rösler, schon nicht auf
mich und meine Interpretation hören wollen, so hören
Sie wenigstens auf warnende Expertenstimmen, zum
Beispiel die des Weltbankpräsidenten Zoellick, der sagt:
Für die globale Wirtschaft besteht das Risiko, in diesem
Herbst in eine neue Gefahrenzone zu rutschen. KfW-
Chef Schröder sagt: Die Lage ist viel dramatischer als
2008. IWF-Chefin Lagarde sagt: Es droht der Rückfall
in die Rezession. Es müssen Maßnahmen ergriffen wer-
den, um eine drohende Abwärtsspirale abzuwenden. –
Sie aber tun so, als sei alles in Butter. Sie tun so, als sei
all das nur Oppositionsgeschwätz.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Wir wollen das alles verhindern, Herr Kollege Brandner!)


Als Haushälter jedenfalls kann ich diese Zahlen und
Prognosen nicht einfach ignorieren. Man muss als Haus-
hälter und – nach meinem Verständnis – auch als Minis-
ter wachsam sein und Vorsorge treffen. Deshalb erwarte
ich mehr von Ihnen, sehr geehrter Herr Minister. Sie
müssen jetzt endlich liefern.


(Beifall bei der SPD)


Immerhin – das will ich hier klar sagen – waren Sie
nicht ganz untätig. Sie haben dem Haushalt des Wirt-
schaftsministeriums ein neues Gewand gegeben, Sie ha-
ben den Haushaltsplan übersichtlicher gestaltet und kla-
rer strukturiert. Er ist transparenter als vorher. Aber eine
Verpackung allein bringt noch nichts; auf den Inhalt
kommt es an. Da aber ist – das haben die Vorredner
schon deutlich gemacht – von Umdenken nichts zu se-
hen. Wenn Sie sich trotz schwankender Weltwirtschaft
allein auf die Exportwirtschaft verlassen, dann muss ich
sagen: Das ist ein Standbein zu wenig. Das reicht nicht
aus. Obwohl die Nachfrage aus dem Ausland schon fast
komplett zusammengebrochen ist, wird der Binnenmarkt
nach wie vor von Ihnen total vernachlässigt.

Dabei hat der Bundeswirtschaftsminister so viele
Stellschrauben. Zum Beispiel könnte man einen allge-
meinen gesetzlichen Mindestlohn verabschieden.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Sehr gute Maßnahme! Jawohl! Wunderbar!)



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(C (D So ist es. – Das wäre ökonomisch vernünftig. Das ürde die Nachfrage sichern, und es würde endlich die ürde der Arbeit herstellen. s ist ein Skandal, dass in Deutschland über 1 Million enschen für weniger als 5 Euro die Stunde arbeiten üssen. Die Schaffung eines allgemeinen gesetzlichen indestlohns wäre eine wichtige und gute Aufgabe. Sinnvoll wäre auch eine breit angelegte Gründungsrderung. Das würde helfen, Menschen in Arbeit zu ringen, neue Arbeit zu schaffen und neue Arbeitsfelder u erschließen. Die Förderung von Existenzgründungen ird seitens des Bundesministeriums für Arbeit und So iales, seitdem Schwarz-Gelb regiert, deutlich weniger nterstützt. Es wäre eine wichtige Aufgabe für das Wirtchaftsministerium, sich dieses Themas anzunehmen nd dafür zu sorgen, dass auf diesem Gebiet endlich ehr Engagement entfacht wird. Eine gute Aufgabe wäre darüber hinaus, die öffentlihen Vergabeverfahren zugunsten fairer Arbeitsverhältisse und nicht zugunsten von Lohndumping entscheien zu lassen. Es kann doch nicht sein, dass der illigste, der nicht immer der Qualifizierteste ist, als Alrerster den Auftrag bekommt. Und es kann auch nicht ein, dass wir einen fairen Wettbewerb einfach auschließen, in dem der faire Unternehmer, der sich an Reeln hält, am Ende der Dumme ist. Da hätten Sie die ufgabe, endlich dafür zu sorgen, dass die Nachfrage nd damit der Binnenmarkt gestärkt werden. Sie würden inen großen Beitrag zur sozialen Befriedung in diesem and leisten, wenn Sie endlich diesen Themen nachgeen würden. Auch an anderer Stelle, meine Damen und Herren, önnten Sie liefern. Wir alle wissen vom drohenden achkräftemangel – auch darauf ist heute schon an manher Stelle hingewiesen worden –; in manchen Regionen t er ganz besonders ausgeprägt. Sicherlich wissen wir lle, dass die Beseitigung dieses Mangels eine zentrale erausforderung ist, für die Sie kein Konzept haben. Sie rdern im Handwerk überbetriebliche Ausbildungszenen. Diese könnten Sie ausbauen. Hier könnten Sie mehr r die Ausbildung tun. Sie könnten insbesondere etwas r die betriebliche Weiterbildung tun. Sie ist in eutschland nämlich ein Stiefkind, insbesondere in kleien und mittelständischen Betrieben. Hier hätten Sie hancen, Zukunftssicherung zu betreiben und eine neue ufgabe zu übernehmen. Das würde tatsächlich zu länerfristiger und nachhaltiger Beschäftigung führen. Quafikation ist letztlich das beste Standbein für eine nachaltige Beschäftigung. Meine Damen und Herren, Sie könnten den Regioen, die wirtschaftliche Nachteile oder Nachholbedarf aben, helfen. Gerade hierzu besteht ein renommiertes rogramm, durch das nachweislich Hilfe zur Selbsthilfe eleistet wird, regionale Investitionen gestärkt und daurhaft wettbewerbsfähige Arbeitsplätze geschaffen weren: Ich denke an die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesseng der regionalen Wirtschaftsstruktur“. Aber gerade Klaus Brandner )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )

hier kürzen Sie entscheidend. Wir fordern Sie auf, in die-
ser Angelegenheit umzukehren und dafür zu sorgen,
dass gerade diese Felder von Ihnen weiter bedient wer-
den.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712406300

Kommen Sie bitte zum Schluss, Herr Kollege

Brandner.


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1712406400

Herr Minister, stabil steht man nur auf beiden Beinen.

Deshalb: Fördern Sie die Export- und Binnenwirtschaft.
Füllen Sie Ihren Haushalt mit mehr Inhalten und Kon-
zepten. Gerade Sie als Wirtschaftsminister und Vize-
kanzler kann ich nur auffordern: Liefern Sie endlich, da-
mit die deutsche Wirtschaft wieder auf zwei gesunden
Beinen stehen kann.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712406500

Für die FDP hat jetzt das Wort der Kollege Florian

Toncar.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Florian Toncar (FDP):
Rede ID: ID1712406600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

stelle mir in dieser Debatte nur einmal einen Moment
lang vor, was ein Besucher auf der Besuchertribüne, der
nicht aus Deutschland kommt, sondern der hier zu Gast
ist, denken mag, wenn er diese Debatte zur Wirtschafts-
politik und zur Wirtschaftslage in Deutschland hört. Ich
glaube, er wäre über das Bild, das hier gezeichnet wird,
überrascht; denn dieses Bild ist verzerrt, und die großen
Erfolge, die wir – zum Teil gemeinsam – erzielt haben,
werden völlig vernachlässigt. Wir sollten deutlich ma-
chen, dass wir vieles erreicht haben, und kein so tristes
Bild der Lage in Deutschland malen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die Wirtschaftslage unterliegt sicherlich großen He-
rausforderungen, Kollege Brandner. In der Regel spielen
dabei externe Herausforderungen eine Rolle, also solche,
die wir als nationaler Gesetzgeber nicht allein beeinflus-
sen können. Ich wiederhole: Es ist viel erreicht worden.
Das ist nicht nur ein Erfolg der Konjunkturprogramme,
die vor mittlerweile zweieinhalb Jahren aufgelegt wor-
den sind. Durch sie ist manches Richtige auf den Weg
gebracht worden, beispielsweise die Neuregelung der
Kurzarbeit. Man muss es aber differenzierter sehen: Vie-
les der Konjunkturprogramme, für die Sie 80 Milliarden
Euro Schulden gemacht haben, hat Preissteigerungen
nach sich gezogen. Letzten Endes ist vieles erst jetzt be-
zahlt worden.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wo denn?)


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(C (D s gab also keine antizyklische Wirkung mehr. Es gibt inge aus dem Konjunkturprogramm, die bis heute nicht bbezahlt sind. Was mir aber besonders wichtig ist, ist Folgendes: Ich eine, dass die politische Leistung, in einer Krise 0 Milliarden Euro Schulden aufzunehmen, was Sie gen haben, und diese 80 Milliarden Euro dann irgendwie u verteilen, nicht zu überschätzen ist. Das ist etwas, was an, glaube ich, leichter hinkriegt als das, was diese Ko lition vor sich hat. Diese Koalition muss nicht 80 Milarden Euro verteilen, sondern diese Koalition muss in ier Jahren 80 Milliarden Euro einsparen. Das ist eine anz andere politische Herausforderung. Da sind wir auf inem ganz ausgezeichneten Weg. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Haushaltskonsolidierung schreitet im Rekord-
mpo voran. Wir sind, ausgehend von 86 Milliarden
uro, wie es Ihr Vorschlag 2010 vorsah, mittlerweile bei
inem Haushaltsentwurf, der, vorsichtig gerechnet, mit
7 Milliarden Euro Neuverschuldung auskommt. Das ist
ine Reduzierung von über 70 Prozent in lediglich zwei
ahren. Wir haben als Koalition den festen Vorsatz, dass
ir im Bund das Ende der Neuverschuldung erreichen,
och bevor die Schuldenbremse im Grundgesetz das von
ns verlangt, also noch vor 2016; denn wir wollen sta-
ile Staatsfinanzen. Auf dem Weg sind wir schon weit
orangekommen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wenn ich das mit dem vergleiche, was dort passiert,
o Sie regieren, dann kann ich nur sagen, das ist eine
omplett andere Richtung.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wer regiert denn im Saarland?)


a kann man, glaube ich, auch sehr deutlich sehen, wie
ie Alternativen in Deutschland aussehen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wer regiert denn im Saarland?)


Sie haben in Nordrhein-Westfalen einen verfassungs-
idrigen Haushalt vorgelegt. Aber noch interessanter
nde ich das, was in Baden-Württemberg passiert. Dort
at der Staat dieses Jahr unerwartet 1,1 Milliarden Euro
usätzliche Steuereinnahmen bekommen, und die Regie-
ng hat entschieden, davon über 800 Millionen Euro zu-

ätzlich auszugeben. Die Regierung in Baden-Württem-
erg könnte dieses Jahr ohne die Aufnahme neuer
chulden auskommen. Aber der Ministerpräsident, ein
rüner Ministerpräsident, sagt: Das schaffen wir erst
020. Ich glaube, deutlicher als mit dem Vergleich zwi-
chen dem, was in den Ländern geschieht, in denen Sie re-
ieren, und dem, was wir hier im Bund machen, kann man
icht aufzeigen, dass wir ganz unterschiedliche Vorstel-
ngen von guter Wirtschaftspolitik haben.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712406700

Herr Kollege Toncar, möchten Sie eine Zwischen-

age des Kollegen Heil zulassen?






(A) )


)(B)


Dr. Florian Toncar (FDP):
Rede ID: ID1712406800

Nein.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712406900

Keine Zwischenfrage.


Dr. Florian Toncar (FDP):
Rede ID: ID1712407000

Gerne später, wenn dann noch Zeit ist. Aber ich

möchte das jetzt im Zusammenhang vortragen.

Ich möchte auf das eingehen, was jetzt vor uns liegt.
Wir müssen den Haushalt konsolidieren, und wir schaf-
fen das, ohne dass das Wirtschaftswachstum kostet. Wir
schaffen das deshalb, weil wir auch im Haushalt des
Wirtschaftsministeriums die richtigen Schwerpunkte set-
zen. Wir als Koalition geben trotz Sparkurs und trotz Re-
duzierung der Verschuldung in vier Jahren 12 Milliarden
Euro extra für Bildung und Forschung aus. Vorgesehen
sind dieses Jahr allein 330 Millionen Euro zusätzlich für
Zukunftstechnologien im Bereich des Wirtschaftsminis-
teriums. Wir schichten Subventionen um. Es werden
Subventionen abgebaut. Ineffiziente Förderprogramme
werden deutlich reduziert, und stattdessen wird in die
Technologien der Zukunft investiert.

Natürlich tun wir auch etwas für die Binnennach-
frage. Es ist ja gerade der Vorsatz der Koalition, da-
durch, dass kleinere und mittlere Einkommen entlastet
werden und dass wir auch bei den Lohnzusatzkosten zu
einer Absenkung kommen, die Kaufkraft zu stärken. Da-
bei geht es um die Einkommensgruppen, die ihr Geld in
der Regel auch ausgeben. So fördert man Binnennach-
frage und nicht mit irgendwelchen eher fragwürdigen ar-
beitsmarktpolitischen Maßnahmen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wer hat denn die Krankenkassenbeiträge gesteigert?)


Ich will natürlich auch etwas zum Thema stabiler
Euro sagen; denn das ist das große wirtschaftspolitische
Thema dieser Zeit. Zum einen finde ich es bemerkens-
wert, wer da wieder glaubt, diese Koalition belehren zu
können. Das sind mit Herrn Steinmeier, Herrn Trittin
und vielen anderen die Leute, die verantwortlich dafür
sind, dass Griechenland in die Euro-Zone aufgenommen
wurde,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wollen Sie die wieder rausschmeißen?)


die verantwortlich dafür sind, dass der Stabilitätspakt
faktisch ausgehebelt worden ist, und die zu ihrer Regie-
rungszeit Verantwortung dafür getragen haben, dass die
Statistiker aus Europa nicht nachrechnen dürfen, ob Mit-
gliedstaaten wirklich so viele Schulden machen, wie sie
angeben, oder ob es nicht deutlich mehr sind. Von diesen
Leuten lassen wir uns heute nicht sagen, wie man den
Euro zu stabilisieren hat. Sie sollen einmal an ihre ei-
gene Verantwortung denken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich habe in dieser Debatte gehört, der Bundeswirt-
schaftsminister wäre hier bei der Euro-Diskussion in
letzter Zeit nicht dabei gewesen. Ich kann nur sagen:
Wer das behauptet, der muss einen verlängerten Som-

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(C (D erurlaub von ungefähr acht Wochen hinter sich haben; er hat offenbar etwas verpasst. (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Was hat er denn durchgesetzt? enn es ist sehr wohl so gewesen, dass der Bundeswirtchaftsminister eine ganze Reihe von Beiträgen geleistet at. (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Nennen Sie doch einmal einen Punkt, den er durchgesetzt hat!)


Wir haben erreicht, dass es erstmals Gläubigerbeteili-
ung gibt. Wenn wir das gemacht hätten, was Sie woll-
n, wenn wir also frühzeitig Geld ins Schaufenster ge-

tellt hätten,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Na, na, na!)


ühzeitig Zusagen gemacht hätten, dann hätte doch nie-
and gesagt: Nun lasst uns doch die Gläubigerbeteili-

ung einführen. – Es war richtig, dass diese Bundes-
gierung dafür gekämpft hat, dass Gläubiger auch einen
eitrag leisten müssen, und zwar bevor wir weitere
teuergelder in Aussicht stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wann kommt der?)


Wir haben darüber hinaus mittlerweile erreicht, dass
mer mehr europäische Staaten sich zu Schuldenbrem-

en bekennen. Das sind Ergebnisse, die vor einem hal-
en Jahr noch völlig undenkbar gewesen wären. Es lohnt
ich eben durchaus, nicht sofort Zugeständnisse zu ma-
hen, nicht sofort zu sagen, es gibt Geld, sondern zu-
ächst einmal ganz konkrete belastbare Gegenleistungen
inzufordern.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das sagen Sie seit einem Jahr! Von Gipfel zu Gipfel stolpern!)


er Kurs dieser Bundesregierung in der Euro-Politik
ar, wie ich glaube, richtig und dient der Stabilität unse-
r Währungsunion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Im Übrigen möchte ich auch sagen: Der Bundeswirt-
chaftsminister hat sich überlegt, wie man es erreichen
ann, dass mehr deutsche und auch europäische Unter-
ehmen in Griechenland investieren.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Was ist dabei herausgekommen?)


hne diesen Aspekt wird man das Problem am Ende
icht an der Wurzel packen können. Ich glaube, er war
iner der Ersten in Europa, die das Thema überhaupt ein-
al von dieser Seite angepackt haben.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Was hat es gebracht?)


ir müssen natürlich diesen Weg weitergehen. Auch bei
en Griechen müssen noch einige Voraussetzungen er-





Florian Toncar


(A) )


)(B)

füllt werden, beispielsweise in den Bereichen Bürokratie
und Rechtssicherheit. Es ist aber unverzichtbar, dass wir
unsere und die europäische Wirtschaft dazu bringen, sich
auch in Griechenland zu engagieren.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wie denn?)


Deshalb war das eine richtige Initiative.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Richtig, dass wir darüber geredet haben!)


Ich möchte noch einen Punkt ansprechen, auf den
auch der Kollege Kuhn eingegangen ist, nämlich das
Thema Energieeffizienz. Ich glaube in der Tat, Energie-
effizienz ist eine Voraussetzung dafür, dass wir weiter
vorankommen und die Energiewende funktionieren
kann. Ich möchte aber auch daran erinnern, Herr Kollege
Kuhn, dass zurzeit ein Gesetzentwurf im Bundesrat liegt,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Vermittlungsausschuss!)


der das Thema Energieeffizienz zum Inhalt hat. In die-
sem Gesetzentwurf geht es darum, die energetische Ge-
bäudesanierung steuerlich zu fördern. Ich möchte Sie
einfach fragen, ob es eigentlich im Sinne der Wähler in
Baden-Württemberg gewesen ist, dass Ihre Landesregie-
rung hierzu gesagt hat: Wir machen da nicht mit.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vermittlungsausschuss!)


Ich persönlich bin der Meinung, dass die Energiewende
eine gesamtstaatliche Aufgabe ist und alle Ebenen be-
trifft. Daher müssen sich selbstverständlich auch die
Länder anteilsmäßig finanziell engagieren. Deswegen
empfinde ich die Verzögerung, die da jetzt entstanden
ist, als völlig unnötig, als kontraproduktiv, und sie ist si-
cher auch nicht im Sinne der Wähler in Baden-Württem-
berg.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712407100

Kommen Sie zum Schluss.


Dr. Florian Toncar (FDP):
Rede ID: ID1712407200

Herr Präsident, ich möchte noch eine letzte Bemer-

kung machen, da ich neu die Hauptberichterstattung für
diesen Einzelplan übernommen habe und auch mehrere
Kollegen neu dabei sind. Ich möchte betonen, dass wir
gemeinsam mit dem Ministerium gute Beratungen hin-
bekommen können und wir die Ideen, die noch da sind,
sicherlich so in den Haushalt einarbeiten können, dass
der Haushalt dadurch noch besser wird. Ich hoffe, dass
das kollegial ablaufen wird; eigentlich bin ich sogar
überzeugt, dass es klappt.

Ich wünsche uns allen gute, konstruktive Haushalts-
beratungen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Das Wort hat jetzt der Kollege Michael Schlecht von er Fraktion Die Linke. Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! err Rösler, ich bin es ja von Ihrem Vorgänger gewohnt, ass hier immer relativ fröhlich der Aufschwung und die irtschaftliche Lage umschrieben wird. So sprach er ja erne vom XXL-Aufschwung. Dass Sie aber in diesem enor weitermachen, finde ich angesichts einer Situaon, in der wirklich die Krisenhaftigkeit oder zumindest as Risiko einer nächsten Krise auch hier in Deutschland eradezu mit den Händen zu greifen ist, schon abenteurlich. Ebenso abenteuerlich ist es, wenn man übersieht, dass ich nach wie vor der Finanzsektor, der ja am Ende für ie Durchfinanzierung der Realwirtschaft verantwortlich t, in einer hoch krisenhaften Situation befindet, wenn an nicht zur Kenntnis nimmt – ansonsten stoßen die einungen dieser Leute ja bei Ihnen immer auf offene hren –, dass Herr Ackermann Ende letzter bzw. Anfang ieser Woche erklärt hat, dass man sich an eine Situation ie im Jahre 2008 erinnert fühlt, oder der Chef der KfW, chröder – das ist ja schon erwähnt worden –, die Einchätzung vertritt, dass das Risiko höher ist als im Jahr 008, weil mittlerweile die Staaten als Retter nicht mehr ur Verfügung stehen, und wenn man nicht zur Kenntnis immt, dass die neue Präsidentin des Internationalen ährungsfonds, Lagarde, es als großen Risikofaktor be ennt, dass die Banken in Europa um mindestens 00 Milliarden Euro unterfinanziert sind. Ich sage Ihnen anz deutlich: Ein Wirtschaftsminister, der diese Risiken icht zur Kenntnis nimmt und während der Aussprache ier nicht thematisiert, ist für mich ein Risiko für dieses and. Wenn man diese Gefahren nicht sieht, besteht ämlich die Gefahr, dass man darauf nicht reagiert. Jetzt müsste man die Regulierung des Finanzsektors das ist ja in den letzten Jahren immer wieder verlaut art worden – wirklich nachholen. Aus unserer Sicht üsste man sogar den ganzen Finanzsektor und damit uch die Banken an die Kette legen. Wir teilen die Aufssung von Ackermann, der vor kurzem selbst formuert hat, dass er unsicher ist, ob die Banken die Daseinsorsorge vernünftig organisieren. In der Tat müssen wir afür sorgen, dass das geschieht. Das ist am ehesten öglich, wenn die Banken unter öffentliche Kontrolle ebracht werden. Die ganzen unnützen Geschäfte, die it dem Begriff „Kasinogeschäfte“ umschrieben wer en, müssen beendet werden, und alle Banken in eutschland müssen so organisiert werden, wie bereits ie Sparkassen organisiert sind. Die Sparkassen sind beanntlich in öffentlicher Hand und immer die Stützpfeir der Realwirtschaft gewesen. Für diese Organisation ind wir. Wenn man sich die realwirtschaftliche Seite, die Verilungsseite, anschaut, stellt man fest, dass Ihr Blick auf Michael Schlecht )

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1712407300

(Beifall bei der LINKEN)

Michael Schlecht (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712407400

(Beifall bei der LINKEN)





(A) )

die Realität vollkommen blauäugig ist. Denn der bereits
auslaufende Aufschwung war ein Aufschwung, der bei
der breiten Masse der Bevölkerung nie angekommen ist.
Die Unternehmensgewinne sind in den letzten zehn Jah-
ren, so auch zuletzt, massiv angestiegen; seit 2000 waren
es, preisbereinigt, 35 Prozent. Bei den abhängig Be-
schäftigten haben wir – die Zahl ist schon häufig genannt
worden – eine Reallohneinbuße von 4,5 Prozent zu ver-
zeichnen. Das heißt, die Unternehmen haben in den letz-
ten zehn Jahren ihre Gewinne um mehr als ein Drittel
steigern können, und die abhängig Beschäftigten müssen
heute mit weniger auskommen, und das in einem reichen
Land, in dem mit immer höherer Produktivität gearbeitet
wird. Das bringt die Ungerechtigkeit auf den Punkt; es
ist ein Skandal.


(Beifall bei der LINKEN – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Herr Kollege, Sie haben sich aber schlecht abgesprochen mit dem Kollegen Claus! Der hat etwas anderes gesagt!)


– Hören Sie zu, ich erkläre Ihnen ja noch etwas!

Ein besonderer Skandal ist darüber hinaus, dass die
Lohnkürzungen bei den 40 Prozent der Beschäftigten in
diesem Lande, die ohnehin am wenigsten verdienen, in
den letzten zehn Jahren am massivsten waren. Sie haben
Lohnkürzungen in Höhe von 10, 20 und zum Teil mehr
Prozent aufoktroyiert bekommen. Es ist wirklich ein rie-
siger Skandal, wenn diejenigen, denen es am schlechtes-
ten geht, am stärksten zur Kasse gebeten werden.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Lohnquote, also der Anteil der Löhne am Volks-
einkommen, in unserem Land ist beständig gesunken.
Anders ausgedrückt, damit das einmal ganz deutlich
wird: Wäre der Anteil der Beschäftigten am Volksein-
kommen seit 2000 gleich groß geblieben, dann hätten
die abhängig Beschäftigten in Deutschland in diesen
zehn Jahren 1 000 Milliarden Euro, also 1 Billion Euro,
mehr bekommen müssen. Das ist in Euro ausgedrückt
der Preis, der hinter dem Lohndumping der letzten zehn
Jahre steckt. Es ist ein Skandal, dass die Beschäftigten so
schamlos enteignet worden sind; denn das ist es, was in
unserem Land passiert ist.

Für diese Politik war natürlich nicht nur die jetzige
Regierung verantwortlich, sondern das waren alle Regie-
rungen der vergangenen zehn Jahre. Diese Politik wurde
von SPD und Grünen eingeleitet mit der Agenda 2010
mit Befristung, Leiharbeit und den Hartz-IV-Gesetzen,
und sie wurde immer von dem Applaus von CDU/CSU
und FDP begleitet und weiter fortgesetzt – bis heute.
Diejenigen, die unter dieser Politik leiden, müssen wis-
sen, dass diese vier Fraktionen dafür verantwortlich sind.

Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass die
Menschen kein Geld in die Geschäfte tragen und dass
sich deshalb der Konsum so schlecht entwickelt.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht! – Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


Grund ist nicht ein vermeintlicher Käuferstreik. Die
Rede vom Käuferstreik ist mehr als zynisch. Sagen Sie

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(C (D as einmal jemandem, der vielleicht nur 1 000, 1 100 der 1 200 Euro verdient! Diese Leute haben keine Sparuote oder eher eine negative. Die aktuelle Situation ist klar: Die Konjunktur ist beits am Wegknicken. Alle Frühindikatoren stehen auf t. Im zweiten Quartal wuchs die Wirtschaft nur um ,1 Prozent. So ist es offiziell verkündet worden. Schaut an genau hin, stellt man fest, dass sie im zweiten Quarl bereits gesunken ist. Denn ein ganz erheblicher Teil ieses sogenannten Wirtschaftswachstums ging auf den ageraufbau zurück. Entscheidend für diese Entwickng ist auch, dass der private Konsum bereits im Minus t. Das hat sehr viel mit dem Lohndumping zu tun. Desegen wäre es notwendig – quasi als ein Konjunkturproramm –, als Sofortmaßnahme zumindest einen gesetzlihen Mindestlohn von 10 Euro aufzulegen. (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Das ist Unsinn!)


Das zweite große Problem ist aber, dass das Auslands-
eschäft schon längst wegbricht. Das ist natürlich kein
under angesichts der Tatsache, dass diese Regierung

erade angetreten ist, in Europa ein massives Sozialkür-
ungsprogramm aufzulegen. Auf Initiative Deutschlands
ind EU-weit Kürzungsprogramme in einem Umfang von
00 Milliarden Euro aufgelegt worden. Da mit der Um-
etzung bereits begonnen worden ist, ist es kein Wunder,
ass sozusagen die Kunden der deutschen Wirtschaft im-
er weniger Geld haben, um in Deutschland einzukau-
n.

Die deutsche Regierung hat dadurch selbst einen Bei-
ag dazu geleistet, dem Export – einer wichtigen Stüt-
e – die Füße wegzuhauen, gleichzeitig aber nicht die
innennachfrage so zu stärken, wie es notwendig wäre.
enn nach wie vor gelten in Deutschland Gesetze, die es
st verunmöglichen, gegen Lohndumping anzukom-
en.

Diese Tendenzen müssten umgekehrt werden. Wir
räuchten im Grunde eine Rückabwicklung der gesam-
n Agenda 2010: Befristungen müssten weg, die Leih-

rbeit müsste weg, gewerkschaftliche Rechte müssten
estärkt werden und zu guter Letzt – ich betone es noch
inmal, weil es eine Sofortmaßnahme ist, die schnell
mzusetzen wäre –: die Einführung eines gesetzlichen
indestlohns von 10 Euro. Mit 10 Euro würde nicht nur

en Menschen in diesem Lande geholfen; die 10 Euro
ären auch ein Beitrag für Europa insgesamt. Das würde
uropa voranbringen.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712407500

Das Wort hat nun Tobias Lindner für die Fraktion

ündnis 90/Die Grünen.


Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712407600

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

n! Ich bin ein neuer Abgeordneter; Sie, Herr Rösler,
ind ein neuer Minister. Ich muss Ihnen in meiner ju-





Dr. Tobias Lindner


(A) )


)(B)

gendlichen Naivität gestehen: Ich hätte von Ihnen einen
Haushaltsentwurf mit neuen Schwerpunkten erwartet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie schreiben selbst in den Erläuterungen zum Etat:
„Der Wirtschaftsetat präsentiert sich in einem neuen Ge-
wand“. Ja, das ist richtig, der Wirtschaftsplan wurde neu
strukturiert. Sie haben vier neue Oberkapitel gebildet.
Und was haben Sie dann getan? Sie haben die bisherigen
Förderprogramme einfach nur in diese vier neuen Ober-
kapitel einsortiert.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Ist das die neue Strategie Ihres Ministeriums? Es ist kein
Gewand, das wir hier vor uns haben, sondern ein Um-
hang. Und wenn man diesen Umhang lüftet, dann findet
man dahinter nur die alten Klamotten von gestern und
vorgestern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Regierung hat die Notwendigkeit einer Klima-
wende inzwischen akzeptiert. In Ihrem Ressort, Herr
Rösler, liegt die Zuständigkeit für die Haupt-CO2-Emit-
tenten. Gerade dann aber, wenn es diese Regierung mit
der Klimawende ernst meint, braucht die deutsche Wirt-
schaft neue Impulse, um auf dem internationalen Markt
und auch in Deutschland zukunftsfähig zu bleiben.

Wir brauchen neue Technologien rund um den Klima-
schutz. 12 Prozent aller Emissionen werden von Industrie
und verarbeitendem Gewerbe verursacht. Dabei werden
zwei Drittel des Stroms durch ineffektive Pumpen, An-
triebe und Anlagen verschleudert. Die Potenziale für
Energieeffizienz und Energieeinsparung sind also enorm.
Dafür aber braucht es erstens Beratung, zweitens neue
Technologien und drittens auch neue Verfahren. Hier
könnten Sie Anreize schaffen. Schaut man aber in den
Wirtschaftsplan, stellt man fest, dass Sie in diesem Be-
reich nichts getan haben. Ist das Ihre neue Effizienz?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen Effizienz nicht nur im Energiebereich.
Auch angesichts knapper werdender Rohstoffe und stei-
gender Welthandelspreise ist der Blick auf einen scho-
nenden und effizienten Einsatz in diesem Bereich drin-
gend notwendig. Aber offen gestanden: Sie scheinen auf
diesem Auge ganz blind zu sein, wie ein Blick in den
Etat zeigt – nicht einmal Ihre eigene Rohstoffstrategie
setzen Sie im Etatentwurf irgendwie um.

Es gilt, Schlüsseltechnologien voranzubringen. Es
geht um Recycling und Stoffkreisläufe; es geht aber
auch um den Einsatz alternativer Rohstoffe. Hierzu
braucht man Grundlagenforschung, Förderung von Pi-
lotanlagen und natürlich auch neue Finanzierungsinstru-
mente; hierzu absolute Fehlanzeige im Wirtschafts-
ministerium.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Anstatt Innovationen voranzubringen und in die Zu-
kunft zu blicken, fördern Sie die Beteiligung deutscher

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(C (D nternehmen an Minen im Ausland. Wenn das Ihre neue ohstoffstrategie ist, dann gute Nacht! (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Das ist doch Teil davon! Das macht Sinn!)


Wenn wir beim Thema „Gute Nacht“ sind, will ich
um Schluss auf ein weiteres Kapitel in Ihrem Etat ein-
ehen. Leider trägt es den Titel eines Kinderbuchs:
eterchens Mondfahrt. In die Luft- und Raumfahrt in-
estieren Sie 1,3 Milliarden Euro. Das sind rund 20 Pro-
ent des gesamten Etats; das sind 200 Millionen Euro
ehr als im Vorjahr; und das in Zeiten knapper Kassen.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Gut so!)


err Rösler, ich weiß nicht, warum Sie gerade diesen
chwerpunkt setzen.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die FDP will sich auf den Mond schießen! – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Materialforschung!)


ber wenn dies, Herr Minister, Ihre Brot-und-Butter-
hemen sind, wenn Sie sprichwörtlich hinter den Mond
ollen, dann kann ich Ihnen nur empfehlen: Steigen Sie
och gleich mit ein in die Raumrakete.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712407700

Das Wort hat nun Joachim Pfeiffer für die CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1712407800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

n! Wir diskutieren heute über den Haushalt, heute
orgen auch über den Euro. Insofern ist es sinnvoll, die
edeutung des Euro für unsere Wirtschaft und den
aushalt herauszustellen. Der Euro hat herausragende
edeutung für Deutschland. Gerade auch in diesem Jahr,
otz der Krise in Europa, würden wir ohne den Euro
eutlich schlechter dastehen, als wir es tun.

Der Euro ist stabiler, als es die D-Mark je war: Seit
er Einführung des Euro lag die Inflation im Durch-
chnitt bei 1,6 Prozent; zur Zeit der D-Mark waren es
,6 Prozent. Das sind die Fakten; ich nenne sie all denen
Deutschland, die das durchaus infrage stellen.

Fakt ist weiterhin, dass die EZB in Zeiten eines Auf-
chwungs in Deutschland, wie wir ihn in diesem Jahr ha-
en, ihren Zinssatz natürlich nicht nur an Deutschland,
ondern an ganz Europa orientiert. Deshalb können sich
nsere Unternehmen – vom Handwerker bis zum Groß-
nternehmen – in diesem Jahr, also im Aufschwung, mit
rediten zu so guten und günstigen Zinsen versorgen,
ie sie es in den letzten Jahrzehnten im Aufschwung

onst nie konnten. Dies gilt auch für jeden Häuslebauer,
er günstigere Zinsen erhält, als er sonst erhalten würde.





Dr. Joachim Pfeiffer


(A) )


)(B)

Es gilt auch für den Staat, egal ob Gemeinde oder Bund;
denn wir müssen für unsere Schulden – auch wir sind
nicht frei von Schuld, geschweige denn von Schulden –
weniger Zinsen zahlen, als wir es sonst tun müssten.

Der Euro bringt unserer Volkswirtschaft darüber hi-
naus beispielsweise rund 10 Milliarden Euro weniger
Absicherungskosten im Export. Gerade dieser Tage hat
die KfW festgestellt: Allein in den letzten zwei Jahren
hat der Euro uns in Deutschland 50 bis 60 Milliarden
Euro zusätzlichen Wohlstandsgewinn gebracht; das wäre
nicht der Fall, wenn wir nicht den Euro, sondern noch
die D-Mark hätten. Damit entfiel im letzten Jahr – auch
das wurde ausgerechnet – ein Wirtschaftswachstum von
1 bis 1,25 Prozent auf den Euro; das ist ein Drittel des
gesamten Wirtschaftswachstums, das wir im letzten Jahr
in Deutschland hatten.

So weit, so gut. Dennoch ist natürlich nicht alles wun-
derbar; wir können nicht sagen: „Weiter so!“ Der Euro
ist, was die Stabilität und die Inflation anbelangt, eine
Erfolgsgeschichte. Heute stellt niemand in Europa mehr
die Bedeutung einer geringen Inflation infrage. Das war
vor 20 oder 30 Jahren anders. Es ist heute Morgen ange-
sprochen worden, dass es deutsche Kanzler gab, die ge-
sagt haben: „Lieber 5 Prozent Inflation als 5 Prozent Ar-
beitslosigkeit.“ Im Ergebnis hatten sie dann beides. Die
Kultur einer geringen Inflation, die in Deutschland ent-
wickelt wurde, ist heute in Europa akzeptiert.

Nun müssen wir bei der Verschuldung zu einer ähnli-
chen Entwicklung kommen; da hege ich Hoffnung. Man
kann entweder sagen, dass das Glas halb voll oder halb
leer ist. Ich bin Optimist und sage: Das Glas ist halb voll.
Ich hoffe, dass die jetzige schwierige Situation, die wir
in Europa haben, in den Volkswirtschaften, in der Politik
und bei den Bürgern zu der Einsicht führt, dass es nicht
mehr geht, dauerhaft über seine Verhältnisse zu leben.
Vielmehr sind das Konsolidieren der Haushalte, das Spa-
ren, und die gleichzeitige Bereitstellung wettbewerbsfä-
higer Produkte und Dienstleistungen der richtige Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wenn dies gelingt, dann kann in fünf oder zehn Jah-
ren in der Tat nicht nur Deutschland, sondern ganz Eu-
ropa besser dastehen, als dies heute der Fall ist. Ganz
Europa kann dann so dastehen, wie Deutschland es heute
tut. Wir sind besser aus der Krise herausgekommen, als
wir in die Krise hineingegangen sind. Das war immer
unser Motto, das hat gestern auch die Frau Bundeskanz-
lerin angesprochen. Europa hat dann die Chance, insge-
samt besser aus der Krise herauszukommen.

Dass dies nicht vom Himmel fällt, wie es hier zum
Teil nach dem Motto dargestellt worden ist, das sei ein
Selbstläufer und selbstverständlich, sieht man, wenn
man in die anderen europäischen Länder blickt. Gehen
Sie doch einmal nach Portugal, nach Spanien oder auch
nach Großbritannien, nach Italien oder nach Estland.
Dort wurden in den letzten zwei Jahren zum Beispiel die
Gehälter im öffentlichen Dienst um 10 bis 30 Prozent
gekürzt. Wir leben in Deutschland auf einer Insel der
Glückseligen; dies ist aber kein Zufall, sondern das Er-

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(C (D ebnis einer klugen Politik, die wir in der Krise und auch tzt betrieben haben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das Ergebnis dieser klugen Politik führt heute dazu,
ass man unserer Politik nicht deshalb folgt, weil wir
chöne blaue Augen haben und weil uns in Europa alle
o gern haben, sondern weil man sieht, dass die Politik,
ie wir in Deutschland gemacht haben, die einzige ist,
ie in die richtige Richtung führt. Deswegen wird diese
olitik in den anderen europäischen Ländern zunehmend
bernommen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sagen Sie etwas zur Atomkraft!)


Damit sind wir beim Haushalt. Herr Heil, letztes Jahr
aben auch Sie uns noch dafür kritisiert, dass wir für
010 bis 2014 ein Sparpaket in Höhe von 80 Milliarden
uro geschnürt haben. Sie haben gesagt: Die Konjunktur
ürde abgewürgt, man müsste das Gegenteil machen,
an müsste Konjunkturprogramme auflegen, um die
irtschaft entsprechend anzuregen, man würde das zarte

flänzchen des Aufschwungs gleich wieder ersticken.

Das war die Kritik, die hier letztes Jahr an unserem
aushalt vorgebracht wurde. Was ist das Ergebnis? –
ir hatten im letzten Jahr den größten Aufschwung seit

er Wiedervereinigung. Gleichzeitig haben wir die
aushaltskonsolidierung wieder auf den richtigen Weg
ebracht. Hier ist immer noch viel zu tun, aber wir wer-
en das schaffen. Die Entwicklung ist weitaus besser als
rwartet. In Europa liegen wir mit unserem Defizit von
,5 Prozent an der Spitze. Vielleicht wird es sogar etwas
eringer sein.

Wir werden es in diesem Jahr als einzige Volkswirt-
chaft innerhalb Europas wahrscheinlich sogar schaffen,
ass der Anteil der Verschuldung am Bruttoinlandspro-
ukt zurückgeht, und zwar von 84 Prozent in Richtung
0 Prozent. Das heißt, wir sind bereits in diesem Jahr
orthin unterwegs, wohin wir in Europa insgesamt wol-
n.

Meine Damen und Herren, das ist kein Zufall, son-
ern das ist das Ergebnis einer klugen Politik der Konso-
dierung auf der einen Seite und einer Politik der
achstums- und Wettbewerbsorientierung auf dem Ar-

eitsmarkt, auf dem Finanzmarkt und auf dem Güter-
arkt auf der anderen Seite.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Kollege Heil hat vorhin den Arbeitsmarkt ange-
prochen und beklagt, was in diesem Bereich alles ge-
ürzt würde. Tatsache ist, dass wir heute über 41 Millio-
en Menschen in Arbeit haben. Das sind so viele wie
och nie. Wir haben weniger als 3 Millionen Arbeits-
se, und wir haben die Jugendarbeitslosigkeit halbiert.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Und einen verfestigten Sockel von Langzeitarbeitslosen!)


s ist daher doch klar, dass wir nicht mehr alle Institutio-
en und Instrumente brauchen, um diese Arbeitslosig-
eit zu verwalten und zu betreuen. Selbstverständlich





Dr. Joachim Pfeiffer


(A) )


)(B)

muss auch dort gekürzt werden. Im Übrigen wollen wir,
dass dieser Bereich flexibler wird. Wir wollen den Ar-
beitslosen, den Arbeitswilligen und den Arbeitsuchen-
den unterstützen, indem die Bundesagentur vor Ort ge-
stärkt wird und sie ihre Mittel und Instrumente flexibler
einsetzen kann.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ahnungslos! – Bettina Hagedorn [SPD]: Die Kassen sind leer!)


Wir wollen nicht das, was Sie wollen, nämlich jeden
Träger und jede Institution erhalten, die bisher durchaus
an der Verwaltung der Arbeitslosigkeit verdient haben.
Das ist Klientelpolitik, die wir nicht mitmachen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD)


Wir werden vielmehr die Instrumentarien am Arbeits-
markt entsprechend entrümpeln.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Mit Klientelpolitik kennen Sie sich besser aus, das stimmt!)


Wir werden auch im Bereich des Finanzmarkts wei-
terarbeiten. Einiges wurde erreicht. Es wird so getan, als
wäre nichts passiert. Die Regulierung an den Finanz-
märkten haben wir in Angriff genommen. Es gab deut-
sche Alleingänge, die kritisiert wurden, zum Beispiel das
Verbot


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ungedeckter Leerverkäufe!)


ungedeckter Leerverkäufe und anderes mehr. Es gibt in
Europa und auf der Welt noch viel zu tun, aber wir haben
unsere Hausaufgaben gemacht.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Nein!)


Was wir auf nationaler Ebene tun konnten, haben wir ge-
tan.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Noch lange nicht!)


Zum Thema Gütermarkt. Es nützt nichts, zu sagen:
Wir sind auf dem richtigen Weg. Wir müssen weiter ak-
tiv werden, und wir sind aktiv. Die Änderung des Tele-
kommunikationsgesetzes, die vom Bundeswirtschafts-
minister vorgeschlagen wurde und dessen Umsetzung
sich in der Diskussion befindet, sorgt dafür, dass
Deutschland im Bereich Breitbandausbau weiter an der
Spitze bleibt und wir diese wichtige Infrastruktur in
Deutschland so etablieren, dass weiteres Wachstum
möglich ist.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Da sind wir nicht an der Spitze!)


Auch in anderen Sektoren, beispielsweise bei der Post
und im Eisenbahnbereich, werden wir wettbewerbsori-
entierte Regulierungen einführen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Nüßlein oder Sie?)


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(C (D Zum Bereich Forschung und Technologie. Es ist haebüchen, dass hier die Förderung von Luftund Raumhrt kritisiert wird. (Beifall des Abg. Dr. Georg Nüßlein [CDU/ CSU])


erade diese Sektoren sind wichtig für die Zukunft.
chauen Sie sich doch einmal an, wo das Wachstum auf
ternationaler Ebene stattfindet. Wo haben wir die
echnologien? Nehmen wir unsere Luft- und Raum-
hrtindustrie. Was wären wir denn heute ohne Airbus

der EADS?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Klaus Breil [FDP])


o würden wir stehen? Diese Bereiche sind mit Steuer-
eldern aufgebaut worden. Deshalb werden wir auch Lö-
ungen finden,


(Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Subventionsabbau!)


ie den Erfolg im europäischen Verbund dauerhaft si-
hern und zukunftsträchtige Entwicklungen ermögli-
hen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie blasen Subventionen rein! Ohne Ende! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Was heißt das konkret für die EADS, Herr Kollege?)


Wir werden Lösungen für die EADS finden, aber nicht
uf dem offenen Markt. Wir werden die Technologie in
uropa entsprechend sichern.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wie denn? – Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit Subventionen!)


Es geht nicht um Subventionen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Subventions-Pfeiffer!)


Wir werden Schwerpunkte in den Wachstumsberei-
hen Mittelstand, Energie und Nachhaltigkeit, Chancen
er Globalisierung, Innovationen, Technologie, neue
obilität und Nanotechnologie setzen. Wir wollen im
ereich Technologie nach vorne kommen. Wir werden
en Mittelstand entsprechend nach vorne bringen. Dann
önnen wir das Wachstum, das wir haben, stabilisieren
nd für die Zukunft fortschreiben und damit die Ver-
chuldung weiter reduzieren. Deutschland ist auf dem
chtigen Weg, ein Vorbild für Europa zu werden. Es gilt,
ntsprechend Kurs zu halten und Vollgas zu geben. Einer
uropäischen Lösung für Konsolidierung und Wachstum
teht nichts mehr im Wege, wenn wir in Deutschland den
ingeschlagenen Weg konsequent umsetzen.

In diesem Sinne: Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712407900

Das Wort hat nun Garrelt Duin für die SPD-Fraktion.





Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erzähl denen mal etwas über Subventionen!)



Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1712408000

Vielen Dank, Herr Präsident. – Meine Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Minister
Rösler, ich hatte beim Amtswechsel von Herrn Brüderle
zu Ihnen, das gebe ich zu, die leise Hoffnung, dass wir
einen Wirtschaftsminister für die Bundesrepublik
Deutschland bekämen, der das ganze Amt stärker ausfül-
len würde, der mit ein bisschen mehr Elan an die Sache
herangehen würde, der nicht immer nur reagiert, der
nicht nur immer hinterherhechelt und der nicht das
Nichtstun im Nachhinein zur Strategie erklärt.


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Das ist doch eine hohle Phrase!)


Es ist leider so – das kann man feststellen, auch am heu-
tigen Tag –: Der Einzige, der wirklich Spaß an diesem
Wechsel hat, ist Brüderle. Er lebt wieder ein bisschen auf
und muss nicht die fertigen Texte vorlesen, sondern kann
hier, wie zu alten Oppositionszeiten, versuchen, ein biss-
chen auf die Sahne zu hauen.


(Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Sehr gute Reden, die wehtun!)


Sehr geehrter Herr Minister, wir sind wirklich ent-
täuscht, dass Sie die Realitäten – das haben Ihre Rede
wie auch der gesamte Haushaltsplan heute zum Aus-
druck gebracht – nicht erkennen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie feiern eine Party, die schon zu Ende ist. Sie gucken
nach hinten. Sie gucken in die Vergangenheit. Sie erzäh-
len etwas von Zahlen, die in der Vergangenheit liegen.
Die aktuellen Zahlen haben Sie mit keinem Wort er-
wähnt. Heute ist überall nachzulesen: Im Juli hatte die
deutsche Wirtschaft bei den Aufträgen für den Export ei-
nen Einbruch von minus 7,4 Prozent zu verzeichnen.
Das ist der stärkste Rückgang seit zweieinhalb Jahren.
Im DB-Research-Bericht, der Ihnen allen zugegangen
ist, steht als Überschrift – Herr Pfeiffer, Sie haben das
eben so wörtlich hervorgehoben –: „Deutschland: Nicht
länger die Insel der Glückseligen“. Wir stehen am Be-
ginn einer sehr kritischen Zeit.


(Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Da sind wir der gleichen Meinung!)


Als Bundeswirtschaftsminister muss man das Haus rüs-
ten, man muss sich präparieren für die kritische Zeit und
nicht die Party von gestern feiern.


(Beifall bei der SPD)


Man muss mehrere Dinge tun und das Problem auch auf
nationaler Ebene angehen. Der Kollege Brandner hat
vorhin schon gesagt, dass man besser auf zwei gesunden
Beinen steht.

Was ist mit der Binnennachfrage? Wir brauchen eine
Stärkung des Binnenkonsums und mehr Binneninvesti-
tionen, das heißt mehr Investitionen in Deutschland.

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(C (D um Konsum ist heute schon so manches gesagt woren. Steuersenkungsdebatten helfen da überhaupt nicht. ber dadurch, dass man 5 Millionen Menschen, die in eutschland für weniger als 8 Euro pro Stunde arbeiten, nd mehr als 1 Million Menschen, die weniger als Euro pro Stunde verdienen, von diesem Schicksal beeit und einen Mindestlohn einführt, könnte man die achfrage in Deutschland stärken. Wer sich an dieser telle verweigert, ist wirklich blind. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das Investitionsklima in Deutschland könnte man in
ehr viel stärkerem Maße anheizen, als diese Koalition
as tut. Das wäre unter anderem mit einem Instrument
öglich, das – das möchte ich Ihnen an dieser Stelle vor-

alten – in Ihrem Koalitionsvertrag steht, mit der steuer-
chen Forschungsförderung. Investitionsentscheidun-
en international aufgestellter Unternehmen hängen
nter anderem von steuerlichen Bedingungen ab. Sie re-
en immer allgemein über Steuersenkungen. Werden Sie
och einmal konkret und legen Sie, wie es in Ihrem Ko-
litionsvertrag festgelegt wurde, einen Vorschlag zur
teuerlichen Forschungsförderung in Deutschland vor.
ie Unternehmen und die Gesellschaft warten darauf,
ass ein solches Instrument eingeführt wird. Handeln Sie
ndlich.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gar nichts!)


Sie haben über Fachkräfte gesprochen. Vor einem
ahr hat Ihr Vorgänger ein Positions- bzw. Strategiepa-
ier zur Beseitigung des Fachkräftemangels auf den
isch des Hauses gelegt. In diesem Papier standen ganz
iele Punkte, die man alle umsetzen wollte. Passiert ist
eit einem Jahr nichts. Lieber Herr Rösler, als Sie hier
on einer Willkommenskultur gesprochen haben, haben
ir geklatscht. Da stehen wir an Ihrer Seite und sagen:

a, das müssen wir in Deutschland erreichen. Das, was
err Nüßlein hier, keine Viertelstunde später, stellvertre-
nd für die CSU und große Teile der CDU gesagt hat,
ar aber das Gegenteil von Willkommenskultur in
eutschland.


(Beifall bei der SPD)


it solchen Reden verhindern Sie, dass die Zuwande-
ng stattfindet, die wir so dringend benötigen,


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Europäischer Arbeitsmarkt!)


eben all den Maßnahmen zur Qualifizierung von Jun-
en und Älteren, insbesondere mit Blick auf die Be-
chäftigungsquote von Frauen in Deutschland.

Neben den nationalen Herausforderungen gibt es eine
eihe von Dingen, die Sie, Herr Minister, auf der inter-
ationalen und insbesondere auf der europäischen Ebene
ewerkstelligen können, wenn Sie dort endlich aktiv
erden. Davon ist in den ersten Monaten Ihrer Amtszeit

ber genauso wie bei Ihrem Vorgänger nichts zu spüren.
m Dienstagabend waren wir gemeinsam auf einer Ver-





Garrelt Duin


(A) )


)(B)

anstaltung, bei der der deutsche EU-Kommissar, Herr
Oettinger, gesprochen hat. Er hat sehr klug gesprochen;
das will ich an dieser Stelle ausdrücklich betonen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr! Sehr gute Rede!)


Er hat zum Beispiel über die Energiepolitik gesprochen.
Unter anderem hat er gesagt, dass für die Industrie, aber
auch für das Handwerk, Herr Hinsken, und für alle Bür-
gerinnen und Bürger das Thema Energiepreise von ent-
scheidender Bedeutung ist. Darum müssen wir uns küm-
mern. Wo ist Ihre Initiative, um die Energiepreise in
Deutschland verträglich zu halten? Was Sie machen, ist
Augenwischerei und hat Bild-Zeitungs-Niveau. Sie schi-
cken zum Beispiel das Kartellamt zu den Tankstellen.
Damit lösen Sie das Problem zu hoher Energiepreise in
Deutschland doch nicht. Wir brauchen eine breit ange-
legte Effizienzstrategie. Aus Ihrem Haus und von der
Bundesregierung kommt aber nichts dazu. Fehlanzeige!


(Beifall bei der SPD)


Es ist dringend erforderlich, dass die Industriepolitik
auf europäischer Ebene koordiniert wird. Wir beobach-
ten mit großer Sorge, dass die europäische Gesetzge-
bung, die massiven Einfluss auf die Betriebe in Deutsch-
land hat, zunehmend von Staaten in der Europäischen
Union gestaltet wird, die längst deindustrialisiert sind.


(Beifall des Abg. Andreas G. Lämmel [CDU/ CSU])


Angesichts dieses Umstands müssen wir und zuvorderst
der Bundeswirtschaftsminister auf europäischer Ebene
auftreten. Dem müssen wir entgegenwirken. Dafür
braucht man aber Mumm und Kraft. Das wäre wichtig
für die Automobil-, die chemische und die Grundstoffin-
dustrie, für die Maschinenbau-, aber natürlich auch für
die Luft- und Raumfahrtindustrie.

Weil das Thema Luft- und Raumfahrt heute schon
von mehreren Rednern angesprochen worden ist, will
ich Ihnen Folgendes sagen: Durch die öffentliche Dis-
kussion über EADS, durch das öffentliche Überlegen,
wer die Anteile übernehmen könnte, ist das Ganze im
Grunde genommen schon zum Scheitern verurteilt.
Dann schreiben Sie in Ihrer Stellungnahme zum Thema
„Übernahme der Anteile durch die KfW“ – das ist ein
Synonym für all das, was in dieser Wahlperiode aus dem
Wirtschaftsministerium kommt –, es gebe keine konkre-
ten Planungen oder Festlegungen. Dies ist nicht nur
schlecht für das, was bei EADS gerade passiert, sondern
zieht sich durch alles durch.

Wir fragen in jeder Ausschusssitzung und in jeder Ob-
leutebesprechung, wann es eine Arbeitsplanung aus dem
Bundeswirtschaftsministerium gibt. Jedes Mal werden wir
vertröstet. Es kommt nichts, weil nichts in Arbeit ist, weil
nichts in Planung ist, weil dieses Wirtschaftsministerium
tatenlos ist. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind da-
ran nicht schuld; sie würden gerne etwas tun, aber bekom-
men von der Spitze keine Ansage.

Wo ist zum Beispiel Ihr Beitrag für eine der größten
Aufgabenstellungen in unserer Republik, die lautet: Wie
können wir im Konsens im Bereich der Telekommunika-
tion, des Verkehrs und natürlich – dies ist uns allen nach

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(C (D er Energiewende erst recht bewusst – im Bereich der nergienetze die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen oranbringen? Das TKG ist gerade angesprochen woren. Der Streit in der Koalition verhindert, dass wir hier tzt endlich zu Potte kommen. (Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Gibt es da Streit?)


inden Sie eine vernünftige Einigung. Dann können wir
diesem Punkt gemeinsam vorankommen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Dörmann hilft euch!)


Sehr geehrter Herr Minister, Sie sind mit den Aufga-
en betraut, die FDP zu retten und dieses Land krisenfest
u machen. Konzentrieren Sie sich darauf – Sie schaffen
s eh nicht, die FDP zu retten –, dieses Land krisenfest
u machen. Wir brauchen eine Wirtschaftspolitik, die
icht – so wie Sie – orientierungslos, planlos, konzep-
onslos und tatenlos ist.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Oh!)


ir brauchen eine Wirtschaftspolitik, die in Deutschland
nd auf europäischer Ebene wieder ein Gesicht hat.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712408100

Das Wort hat nun Ernst Hinsken für die CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Herr Hinsken, sagen Sie etwas zu EADS! Bayerische Arbeitsplätze! – Gegenruf des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht im Handwerk!)



Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1712408200

Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen

nd Kollegen! Viele Deutsche, die den Urlaub im Aus-
nd verbracht haben, erinnern sich, dass Sie dort gefragt
orden sind: Wie haben Sie das in Deutschland nur ge-

chafft, dass Sie so blendend dastehen, dass Sie eine so
iedrige Arbeitslosigkeit haben, dass bei Ihnen die Wirt-
chaft trotz der Finanzkrise und trotz der Wirtschafts-
rise so hervorragend läuft? – Wir werden überall benei-
et, und bei uns versucht man, das Ganze so schlecht-
ureden wie irgendwie möglich.

Ich möchte auf noch etwas hinweisen und einen
ronzeugen dafür zitieren, wie es bei uns läuft, wie wir
on anderen betrachtet werden. Der französische Pre-
ierminister Fillon sagt:

Die industrielle Wettbewerbsfähigkeit Deutsch-
lands ist ein Glück für Europa. Meine Regierung
hat sich zum Ziel gesetzt, unsere Industrie genauso
wettbewerbsfähig zu machen wie die deutsche.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Bravo!)


t das nicht toll?





Ernst Hinsken


(A) )


)(B)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das ist toll!)


Sollten wir darüber nicht glücklich sein? Die Franzosen
sind nicht klüger als wir Deutsche, aber sie sind anschei-
nend ein bisschen ehrlicher als Sie auf der linken Seite
dieses Hauses.

Das, was Sie heute hier geboten haben, spottet jeder
Beschreibung.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Oh!)


Das waren zum Teil – Herr Kollege Heil, das bin ich von
Ihnen nicht gewöhnt – Hasstiraden ohnegleichen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Na, na! – Rolf Hempelmann [SPD]: Ernst!)


Ich habe das Gefühl, Sie könnten zusammen eine neue
Partei mit dem Namen „ASR“ gründen. Was heißt das?
Alles schlechtreden. Mehr können Sie nicht. Das haben
Sie heute ausgiebig gezeigt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir sind auf das Geschaffene stolz. Wir haben einen
Beitrag dazu geleistet, dass Deutschland so gut dasteht.
Wir haben die Rahmenbedingungen geschaffen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wer ist denn „wir“?)


Der Fleiß der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmer und vor allen Dingen die Kreativität der Unter-
nehmer haben die Grundlage dafür geschaffen, dass wir
so hervorragend dastehen.

Es ist bereits mehrmals – auch von Ihnen, Herr Minis-
ter Dr. Rösler – auf die Arbeitslosigkeit verwiesen wor-
den.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wie geht es weiter?)


Die Arbeitslosenquote in der EU beträgt 9,1 Prozent, in
der Bundesrepublik Deutschland 7 Prozent. Die Jugend-
arbeitslosigkeit ist in den USA doppelt so hoch, in
Frankreich zweieinhalbmal so hoch, in Italien dreimal so
hoch und in Spanien sage und schreibe fünfmal so hoch
wie in Deutschland. Wir sollten bereit sein, das anzuer-
kennen und zu würdigen. Reden wir nicht alles schlecht!
Seien wir stolz darauf, was wir alles zusammen mit un-
seren Mitbürgern geschafft und geleistet haben!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Besonders freut mich, dass vor allen Dingen die Mit-
telständler, die eine tragende Säule unserer Gesellschaft
sind, die Lage positiv beurteilen. Niemand von ihnen
rechnet im kommenden Jahr mit einer Rezession. Es
wurde natürlich auch in der Vergangenheit viel Positives
geleistet. Ich wäre nicht ehrlich genug, wenn ich bestrei-
ten würde, dass gerade in der letzten Wahlperiode von
der Großen Koalition richtige Weichenstellungen vorge-
nommen worden sind,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Herzlichen Dank für die Ehrlichkeit!)


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(C (D sbesondere was die Konjunkturprogramme anbelangt. ie waren richtig, vernünftig und dringend erforderlich. ie haben sich positiv ausgewirkt, weil dadurch auch die innenwirtschaft angekurbelt werden konnte. (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Gegen die FDP!)


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Danke schön!)


uch das muss in diesem Zusammenhang erwähnt wer-
en.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, was sind über-
aupt die wichtigsten Ressourcen, die wir in der Bundes-
publik Deutschland haben? Bodenschätze haben wir

icht. Aber wir haben sehr viel Wissen in den Köpfen.
ir brauchen dringend eine hervorragende Bildung.
eines Erachtens ist auch anzuerkennen, dass die deut-

che Wirtschaft – das ist vielfach unbekannt – pro Jahr
0 Milliarden Euro zur Verfügung stellt, um die Bildung
u fördern. Der Bund stellt dafür in diesem Jahr 12 Mil-
arden Euro zusätzlich bereit. Ich möchte die Millionen-
eträge, die hinzukommen, nicht erwähnen, weil dies
en zeitlichen Rahmen sprengen würde.

Noch etwas: Das duale System in der Bundesrepublik
eutschland ist – das sollte von allen Seiten anerkannt
erden – unser Erfolgsrezept schlechthin. Wo gibt es das
enn noch? Überall auf der Welt wird es kopiert. Das
uale Berufsausbildungssystem ist das am besten geeig-
ete Konzept, um erfolgreich Fachkräfte auszubilden
nd so künftig im Wettbewerb bestehen zu können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich darf bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen: Sie,
err Minister Dr. Rösler, und Ihr Vorgänger, Herr
rüderle, haben mit uns im Koalitionsvertrag das Ziel
rmuliert, einen Bürokratieabbau vorzunehmen. Was

aben wir getan?


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Nichts!)


ir haben uns vorgenommen, die Bürokratie um 25 Pro-
ent zu reduzieren. Eine Senkung um 22,6 Prozent haben
ir bereits erreicht.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wer sagt das?)


Ich sage das. Ich kann Ihnen auch genau sagen, um
as es sich dabei handelt. Wenn Sie mir eine Zwischen-
age stellen – dann bekomme ich nämlich eine Rede-
eitverlängerung –,


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


in ich gerne bereit, Herr Heil, darauf einzugehen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Den Gefallen tue ich Ihnen nicht!)


ber das tun Sie ja nicht.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Dann würden Sie ja nicht mehr aufhören!)


Herr Minister Dr. Rösler, ich meine, wir brauchen ei-
en großen Wurf. Ein großer Wurf beim Bürokratieab-
au wäre für mich zum Beispiel, die Voraussetzungen





Ernst Hinsken


(A) )


)(B)

dafür zu schaffen, dass die Aufbewahrungsfristen, unter
anderem im Hinblick auf Steuererklärungen oder bei Be-
legen im sozialen Bereich, in Zukunft von zehn auf fünf
oder zumindest sieben Jahre verkürzt werden können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das würde eine Entlastung von 3 bis 5 Milliarden Euro
bringen. Vor allen Dingen würden wir die Voraussetzun-
gen dafür schaffen, dass Bürokratie abgebaut werden
kann.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir könnten ja auch Steuersenkungen machen!)


Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, noch
ganz kurz wenige Worte zum Thema Energie. Energie ist
ein bedeutender Wettbewerbsfaktor. Hier gilt es, den
Umstieg richtig und klug zu managen. Ich habe bei Ih-
nen, Herr Minister Dr. Rösler, keine Bange, dass Sie ihn
richtig angehen und die notwendigen Maßnahmen er-
greifen. Ich erwähne wiederum Frankreich: In Frank-
reich ist Strom um fast die Hälfte billiger als bei uns.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ja! Dann tun Sie doch etwas!)


Das ist ein Wettbewerbsnachteil ohnegleichen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Dann tun Sie mal etwas!)


Die letzte Bemerkung. Insbesondere in ländlichen Be-
reichen der Bundesrepublik Deutschland haben wir
große Sorgen. Der demografische Wandel bringt mit
sich, dass mehr und mehr Landflucht zu verzeichnen ist.
Wir müssen alles tun, um der Landflucht entgegenzuwir-
ken. Ich bitte Sie, Herr Minister, sich dafür einzusetzen,
dass für die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der
regionalen Wirtschaftsstruktur“ weiterhin Mittel zur
Verfügung gestellt werden, die wir dafür dringend brau-
chen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Die werden gerade gekürzt!)


Sie hat sich bewährt. Allein in den letzten zehn Jahren
wurden im Rahmen der GRW 150 000 neue Arbeits-
plätze geschaffen.


(Beifall des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD])


In den letzten 20 Jahren wurde dafür in der Bundesrepu-
blik Deutschland ein Betrag von 50 Milliarden Euro zur
Verfügung gestellt. Dies hat sich positiv niedergeschla-
gen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Aber warum kürzen Sie dann da?)


Wenn es in diese Richtung ginge, wäre es der Sache
dienlich.

Das Allerletzte. Wir müssen alle zusammen – von
ganz links bis zu uns herüber –

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(C (D (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten aller Fraktionen)


arum besorgt sein, dass wir bei der europäischen Kohä-
ionspolitik nicht den Kürzeren ziehen, dass wir bei der
erteilung der Mittel mit dabei sind, dass bei der Neuab-
renzung die richtigen Maßnahmen ergriffen werden,
ass die strukturschwachen Gebiete – um es so zu for-
ulieren – nicht vor die Hunde gehen und dass vor allen
ingen das Leben auf dem Lande auch in strukturschwa-

hen Gebieten weiterhin interessant bleibt.


(Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Raumfahrt! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was ist mir der Raumfahrt?)


afür sorgt diese Regierung. Sie wurde dafür gewählt.
h bin der festen Überzeugung, dass das auch so umge-

etzt wird, weil wir es dringend brauchen und weil es der
ukunft unserer Bundesrepublik Deutschland dient.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sie wollten noch etwas zu EADS sagen! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war jetzt nichts mit Raumfahrt!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712408300

Das Wort hat Michael Luther von der CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Herr Luther, warum kürzen Sie die regionale Wirtschaftsförderung, die Herr Hinsken haben will?)



Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1712408400

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Wir nähern uns jetzt dem Ende der Haushalts-
ebatte. Das ist der Zeitpunkt, an dem die Regierungs-
orlage und das, was als Haushalt erarbeitet worden ist,
en Haushältern überantwortet werden.

Ich bin mit großer Aufmerksamkeit dieser Debatte
efolgt. Es sind, denke ich, ein paar gute Anregungen
emacht worden, die wir berücksichtigen werden und
ollen, aber es sind auch viele Dinge gesagt worden, für
ie ich wenig Verständnis habe. Darauf werde ich noch

Einzelnen eingehen.

Ich glaube, dass wir – das kann ich Ihnen versprechen –
as, was hier gesagt worden ist, in den Haushaltsbera-
ngen aufnehmen und unter der Maßgabe einer sparsa-
en Haushaltsführung abwägen werden. Dann werden
ir versuchen, es entsprechend zu berücksichtigen.

Bevor ich jedoch etwas zu dem Einzelplan selbst
age, sollten wir vielleicht einen Moment innehalten und
ststellen, dass wir auf die momentane Situation in
eutschland stolz sein können. Der deutschen Wirt-

chaft geht es gut. Wir haben ein ziemlich hohes Wirt-
chaftswachstum, eine niedrige Arbeitslosenquote und
ine hohe Beschäftigungsquote, auch was Vollzeitbe-
chäftigung und die sozialversicherungspflichtigen Ar-





Dr. Michael Luther


(A) )


)(B)

beitsverhältnisse anbelangt. Sie ist höher als die, die wir
in den letzten 20 Jahren hatten.

Ein Problem der Wirtschaft – ein paar Dinge dazu
sind genannt worden – ist der Fachkräftemangel. Wenn
man Leuten im europäischen Ausland sagt, was unsere
Probleme hier in Deutschland sind, dann schütteln sie
nur den Kopf. Letztendlich handelt es sich bei vielem
von dem, was angesprochen wurde, um Luxusprobleme.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb will ich an dieser Stelle kurz innehalten und sa-
gen: Das ist auch gut so.

Wir haben auch festzustellen: Politik hat Einfluss auf
die Lage eines Landes. Und die gute Lage des Landes ist
auch Resultat einer guten Regierung unter Angela
Merkel als Bundeskanzlerin.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt ist es raus! – Garrelt Duin [SPD]: Rauschender Beifall! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: La-Ola-Wellen! Winkelemente!)


Es ist aber auch richtig, dass wir nicht ausruhen dürfen.
Wir leben nach wie vor in schwierigen Zeiten. Die
Schuldenkrise vieler Länder – angefangen bei Amerika
bis hin zu einigen europäischen Staaten – belastet die
Zukunftsaussichten und die Märkte gewaltig. Trotzdem
glaube ich: Der Euro ist die richtige Antwort auf die He-
rausforderungen einer globalen Welt.

Wir haben allerdings festzustellen, dass ein Teil unse-
rer heutigen Probleme darin besteht, dass bei der Einfüh-
rung des Euro nicht ausreichend geregelt wurde, dass
sich die Staaten letztendlich an Stabilitätskriterien zu
halten haben. Aber ich füge hinzu: In jeder Krise liegt
auch eine Chance. Wir sollten die Chance nutzen und
jetzt in Europa die richtigen Zeichen setzen.

An dieser Stelle will ich auch ganz klar sagen: Das,
was die Bundeskanzlerin, der Finanzminister und auch
der Wirtschaftsminister in den letzten Wochen und Mo-
naten geleistet haben und noch leisten müssen, sind rich-
tige Schritte in die richtige Richtung. Ich glaube, wir
werden gut aus der Krise herauskommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Was kann nun das Bundeswirtschaftsministerium tun,
um die Lage im Land weiter zu stabilisieren? Ich denke,
die Lage in Europa mit der Staatsschuldenkrise und in
Amerika zeigt eines: Schulden sind Gift – ganz beson-
ders dann, wenn sie aus dem Ruder laufen. Deswegen ist
das Gebot der Stunde: sparsame Haushalte. Wir werden
in den Haushaltsberatungen prüfen, wo weniger möglich
ist. Das ist auch im Sinne unserer deutschen Wirtschaft
und aller Deutschen.

Deutschland lebt nicht von Dienstleistungen. Unser
Land ist deshalb so stark, weil wir eine starke indus-
trielle Basis haben. Diese gilt es zu stärken. Deswegen
muss man sich fragen: Was braucht die Industrie? Ein
Punkt – das ist auch schon von anderen erwähnt worden –
ist das Thema Fachkräfte.

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(C (D (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann sollten Sie auch mal liefern! Nicht immer nur davon reden!)


s wird ein deutliches Signal auch im Haushalt des Bun-
eswirtschaftsministers gesetzt, etwas für die Fachkräf-
gewinnung, Fachkräftesicherung und berufliche Bil-
ung zu tun. Das braucht unsere Wirtschaft, und das ist
in richtiges Signal.

Ein zweiter Punkt. Wichtige Wurzeln unserer Wirt-
chaft sind der industrielle Mittelstand und das hochqua-
fizierte Handwerk. Beide sind darauf angewiesen, neue
nd innovative Produkte auf den Markt zu bringen. Für
as, was die große Industrie in ihren Forschungsabtei-
ngen erledigt, braucht der Mittelstand Unterstützung,

amit die Ideen der Mittelständler umgesetzt werden
önnen. Diese Unterstützung kann nur in Kooperation
it Hochschulen und Forschungsinstituten erfolgen. Das

ewährte Instrument dafür ist das Zentrale Innovations-
rogramm Mittelstand, dessen Mittel 2012 um 29 Pro-
ent gesteigert werden sollen. Das ist ein richtiges Signal
nd eine Antwort auf die Frage der Zeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das Thema Luft- und Raumfahrt ist hier auch kritisch
etrachtet worden. Ich will dazu ein Stichwort nennen:
ochtechnologie. Wer in der Welt spitze sein will,
raucht Spitzentechnologie. Entscheidende Entwicklun-
en im Bereich der Hochtechnologie werden nun einmal
uch in der Luft- und Raumfahrt auf den Weg gebracht.
eswegen halte ich es für richtig, dass hierfür ein erheb-
ches Budget bereitgestellt wird, um diesen Weg – die
rfahrungen, die wir damit in den letzten Jahren gewon-
en haben, sind gut – weiterzuverfolgen.

Energieforschung ist ein weiteres Stichwort. Mit dem
eschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie und unse-
m Energiekonzept hin zu erneuerbaren Energien und

u mehr Energieeffizienz und Sparsamkeit haben wir
ine entscheidende Weichenstellung vorgenommen. Mit
em Umbau unserer Energieversorgung werden wir eine
ternationale Vorreiterrolle einnehmen. Aber dies ist

ine große Herausforderung.

Klimaschutz. Die Stichworte Elektromobilität und
nergieforschung benennen hier wichtige Zukunftsfel-
er. Auch hier setzt der Haushalt des Bundeswirtschafts-
inisteriums einen Schwerpunkt.

Lassen Sie mich noch einen letzten Gedanken ausfüh-
n, und zwar auch in eigener Sache. Vor 20 Jahren war
h Berichterstatter für das Thema Wismut. Damals ist
ie Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft Wismut in
ie Verantwortung der Bundesrepublik Deutschland
bergeben worden. Es wird nachher im Bundeswirt-
chaftsministerium eine Veranstaltung mit dem Titel
20 Jahre Wismut GmbH“ geben. Auf die Sanierungs-
rbeiten, die dabei geleistet worden sind, können wir
irklich stolz sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD – Iris Gleicke [SPD]: Das ist wohl wahr! Das stimmt!)






Dr. Michael Luther


(A) )


)(B)

Worüber ich mich besonders freue, ist, dass es wahr-
scheinlich heute gelingen wird, einen Vertrag zu unter-
zeichnen, auf dessen Grundlage die Rekultivierung, die
Wismut-Sanierung, bis über das Jahr 2022 hinaus fortge-
setzt wird. Ich denke, dann ist dieses Thema abgearbei-
tet. Dafür bin ich sehr dankbar und will das an dieser
Stelle auch zum Ausdruck bringen.

Ich komme zum Schluss. Ich danke dem Minister und
dem Haus für die gute Vorarbeit. Der Haushalt liegt jetzt
in den Händen des Parlamentes. Wir werden mit ihm
sorgsam umgehen. Ich wünsche uns allen gemeinsam
eine gute Beratung.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712408500

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

nicht vor.

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, Einzel-
plan 11. Das Wort hat Bundesministerin Ursula von der
Leyen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
Arbeit und Soziales:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich
möchte den Einzelplan des Ministeriums für Arbeit und
Soziales einbringen.

Schauen wir uns einmal die Daten auf dem Arbeits-
markt an: Die Zahl der Erwerbstätigen beträgt 41 Millio-
nen. Seit der Wiedervereinigung ist sie noch nie so hoch
gewesen. Darunter sind allein 28 Millionen sozialversi-
cherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse. Wir ha-
ben in der Krise mit 6 Millionen Arbeitslosen gerechnet.
Heute haben wir stattdessen unter 3 Millionen Arbeits-
lose. Bei den Langzeitarbeitslosen haben wir den nied-
rigsten Stand seit Einführung von Harz IV. Die Jugend-
arbeitslosigkeit liegt deutlich unter 10 Prozent. Das ist
die Hälfte der Quote, die wir im europäischen Durch-
schnitt zu verzeichnen haben.

Meine Damen und Herren, die von Angela Merkel ge-
führte Regierung ist am Arbeitsmarkt die erfolgreichste
deutsche Regierung der letzten 20 Jahre.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb ist der Haushalt des Bundesministeriums für
Arbeit und Soziales auch ein Haushalt, aus dem der Er-
folg spricht.

Wir haben in der Krise für das Jahr 2012 noch mit
145 Milliarden Euro für diesen Haushalt geplant. Tat-
sächlich können wir heute mit knapp 127 Milliarden
Euro für das nächste Jahr planen. Das macht 18 Milliar-
den Euro an Ersparnis – schlicht und einfach, weil mehr
Menschen in Arbeit sind.

Mehr Menschen in Arbeit – das bedeutet nicht nur
weniger Ausgaben für das Arbeitslosengeld, sondern

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(C (D uch höhere Steuereinnahmen für den Finanzminister urch mehr Löhne. Es fallen aber auch Zentnerlasten on der Bundesagentur für Arbeit, weil sie bei mehr Areit weniger Ausgaben für das Arbeitslosengeld und teigende Einnahmen durch mehr Beiträge in der Areitslosenversicherung hat. Deshalb können wir auch die Bundesbeteiligung an er Arbeitsförderung schrittweise und früher zurückfahn. Das Darlehen der Bundesagentur für Arbeit wird in iesem Jahr voraussichtlich überschaubare 2 Milliarden uro betragen. Im nächsten Jahr wird es nicht mehr nög sein. Ab 2014 kann die Bundesagentur für Arbeit beits wieder anfangen, eine Rücklage zu bilden. Auch us diesen Zahlen spricht der Erfolg. Wir haben im Augenblick rund 1 Million offene Steln. Die Unternehmen suchen händeringend Mitarbeitennen und Mitarbeiter. Das bedeutet auch, dass wir in er Arbeitsmarktförderung die Schwerpunkte jetzt richg setzen müssen. Wir können nicht mehr die Rezepte us den Zeiten der Massenarbeitslosigkeit anwenden, wo s in der Tat schwierig war, Beschäftigung zu finden, nd sehr viele Menschen in künstlicher Beschäftigung ehalten worden sind, um Struktur in den Alltag zu beommen und um Beschäftigung – zumindest künstlich – ufrechtzuerhalten. Nein, wir müssen jetzt in der Areitsmarktförderung die Schwerpunkte konsequent auf ktivierung, Qualifizierung und Weiterbildung setzen. as spricht auch aus den Zahlen dieses Haushaltsplans. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn Sie es denn nur täten!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dass sich diese neue Schwerpunktsetzung auf passge-
aue Lösungen lohnt, zeigt die Weichenstellung des ver-
angenen Jahres. Der Bundestag hat Mittel für eine För-
eroffensive für Alleinerziehende bereitgestellt. Wir
aben jetzt ein Jahr Zeit gehabt, die neuen Instrumente
assgenau zu nutzen, und können sagen, dass diese
rauen – in 95 Prozent der Fälle sind es Frauen – mit den
indern die Netzwerke der Unterstützung brauchen, um
rbeit zu finden und annehmen zu können.

Die Ergebnisse können sich sehen lassen; denn der
ückgang der Arbeitslosigkeit bei den langzeitarbeitslo-

en Alleinerziehenden – einer Gruppe, bei der sich über
ahre keinerlei Bewegung zeigte – ist inzwischen höher
ls der Rückgang der Langzeitarbeitslosigkeit über-
aupt. Das zeigt, dass die Einführung dieser passge-
auen Instrumente und dieser individuellen, auf die
ruppen hin ausgerichteten Betreuung die richtige Ant-
ort gewesen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Inzwischen haben wir nämlich festgestellt, dass die
altung, es habe keinen Zweck, diese Frauen in Arbeit

u vermitteln, weil sie sich um Kinder kümmern müss-
n, nicht mehr richtig ist, sondern dass umgekehrt ein
chuh daraus wird: Gerade weil die Frauen Kinder ha-
en, brauchen sie die Hilfe durch Kinderbetreuung, fa-
ilienfreundliche Arbeitsplätze und Netzwerke im All-





Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen


(A) )


)(B)

tag, damit sie ihr eigenes Einkommen verdienen sowie
für ihre Rente sorgen können und damit auch für sich
und die Kinder Zukunft und Perspektive finden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der nächste Schwerpunkt, der mir wichtig ist, ist Wei-
terbildung und Qualifizierung. 2005 haben wir bei
5 Millionen Arbeitslosen 2 Milliarden Euro in Weiterbil-
dung investiert. Heute, bei weniger als 3 Millionen Ar-
beitslosen, haben wir die Mittel auf 3 Milliarden Euro
gesteigert. Das heißt: Wir investieren ganz gezielt in
Weiterbildung, weil das auch die Grundlage dafür ist,
dass wir in der Zukunft ausreichend Fachkräfte haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Besonders wichtig ist mir der Schwerpunkt bei den
jungen Menschen. Wir investieren dafür 3,2 Milliarden
Euro in den Bereichen SGB II und SGB III aus Steuer-
und Beitragsmitteln. Im laufenden Jahr wird es noch
mehr sein als im vergangenen Jahr. Das ist klug inves-
tiertes Geld. Davon profitieren 500 000 junge Menschen
im Übergang von der Schule in Ausbildung und Lehre
und dann hoffentlich auch in den Beruf. Viele der Ju-
gendlichen haben multiple Schwierigkeiten. Häufig fehlt
der Schulabschluss; es gibt soziale Schwierigkeiten und
Probleme, die Lehre durchzuhalten.

Dieses Engagement wird die Bundesregierung mit der
Reform der arbeitsmarktpolitischen Instrumente weiter
verstärken und verstetigen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Im Gegenteil! Sie kürzen, und das wissen Sie!)


– Weil Sie gerade so munter dazwischenrufen, Herr Heil:
Sie haben vorhin die niedersächsischen Jugendwerkstät-
ten angesprochen. Sie liegen mir sehr am Herzen, weil
ich sie als niedersächsische Sozialministerin mit aller
Kraft unterstützt habe. Das gilt auch heute noch. Es geht
aber nicht an, dass das Geschäftsmodell dafür genutzt
wird, um junge Menschen in 1-Euro-Jobs zu bringen.
Junge Menschen haben in 1-Euro-Jobs nichts zu suchen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie brauchen Aktivierung und Qualifizierung.

Ich kann aus dem Gutachten des Instituts für Arbeits-
markt- und Berufsforschung zitieren, das übrigens im
Auftrag des Hamburger Senats erstellt wurde. Darin
heißt es:

Ein langzeitarbeitsloser 1-Euro-Jobber hat gerin-
gere Chancen auf einen regulären Job als ein Lang-
zeitarbeitsloser, der überhaupt keine Förderung be-
kommt.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Gründungszuschuss!)


Das heißt, wir müssen fragen: Was bewirken eigentlich
die 1-Euro-Jobs?

Bei den Jugendlichen sind mir Qualifizierung und Ak-
tivierung wichtig. Deshalb müssen wir die Arbeit der Ju-
gendwerkstätten auf solide und nachhaltige Grundlagen

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(C (D tellen, statt weiterhin auf die Mogelpackung 1-Euro-Job urückzugreifen. Da gehören die Jugendlichen nicht hiein. Qualifizierung, Aktivierung und Weiterbildung: as muss die Grundlage für die Jugendwerkstätten sein. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712408600

Frau Ministerin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Heil?

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
rbeit und Soziales:
Ja.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712408700

Bitte schön.


Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1712408800

Frau Ministerin, wenn uns beiden die Jugendwerk-

tätten in unserer niedersächsischen Heimat so am Her-
en liegen, dann bitte ich Sie, zu dem, was zumindest in
rem Entwurf vorgesehen ist – ich hoffe, dass sich bei

er Instrumentenreform noch Änderungen ergeben –, zur
enntnis zu nehmen, was durch die Anhörung, vielleicht

uch durch Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und
urch Rückmeldungen aus Niedersachsen deutlich
urde: Unabhängig davon, dass Sie das Volumen für die
rbeitsmarktförderung massiv herunterfahren – da beißt
ie Maus keinen Faden ab; das können Sie noch so sehr
chönreden –, werden rein rechtlich bestimmte Kofinan-
ierungen künftig nicht mehr möglich sein, sodass die
trukturen zusammenbrechen.

Ich habe noch eine Frage an Sie. Sie beziehen sich
mer wieder auf das Institut für Arbeitsmarkt- und Be-
fsforschung der Bundesagentur für Arbeit. Können Sie
ir erklären, warum die Mittel für den Gründungszu-

chuss, der von diesem Institut als hoch erfolgreiches In-
trument bewertet wird, damit Menschen sich aus der
rbeitslosigkeit heraus selbstständig machen können,
on Ihnen so dramatisch zurückgeführt werden? Bei Ih-
en passen Reden und Handeln mal wieder nicht zusam-
en, Frau von der Leyen, auch wenn Sie schöne Girlan-

en herumwinden.

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
rbeit und Soziales:
Erstens zu der Frage der Jugendwerkstätten, Herr

eil. Jugendliche gehören nicht in 1-Euro-Jobs. Ich
laube, darin sind wir uns einig.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das ist nicht der Punkt!)


as ist bisher die Finanzierungsgrundlage gewesen, und
as war nicht richtig.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil Sie ihnen keine Arbeit gegeben haben!)






Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen


(A) )


)(B)

Jugendliche brauchen vielmehr Qualifizierung und Akti-
vierung.


(Katja Mast [SPD]: Ausbildung!)


Genau darauf stellen wir um.

Deshalb werden am morgigen Tag das Bundesarbeits-
ministerium, das niedersächsische Sozialministerium,
die Jobcenter und die Träger zusammentreffen, um diese
passgenaue neue Finanzierung für die gute Arbeit der Ju-
gendwerkstätten sicherzustellen.

Deshalb bitte ich Sie, nicht länger so zu tun, als wäre
das der Zusammenbruch der Jugendwerkstätten,


(Anette Kramme [SPD]: Er ist es!)


nur weil wir die Bezahlung für die Arbeit der Jugend-
werkstätten von der Mogelpackung 1-Euro-Jobs auf eine
nachhaltige, solide Finanzierungsgrundlage stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zweitens zum Gründungszuschuss. Wir haben offen-
sichtlich beide das Gutachten gelesen, aber Sie haben
den zweiten Teil nicht zitiert, nämlich dass es bei 70 Pro-
zent derer, die den Gründungszuschuss in Anspruch ge-
nommen haben, um Mitnahmeeffekte geht.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht! – Gegenruf des Abg. Max Straubinger [CDU/CSU]: Das steht doch drin!)


Das hat auch das IAB so bezeichnet. Daraus spricht die
Erkenntnis: Wenn sich jemand selbstständig machen
will, dann muss er erstens ein solides und tragfähiges
Konzept haben – das setzen wir voraus – und sich zwei-
tens auch relativ früh, also in einer absehbaren Zeit, da-
für entscheiden, statt erst in der Langzeitarbeitslosigkeit
– oder bevor diese eintritt – eine Notgründung zu ma-
chen. Den Effekt dieser Notgründungen sehen wir daran,
dass 120 000 Selbstständige zusätzlich Aufstocker sind.
Das kann doch nicht das Ziel einer Gründung sein, und
das in einer Zeit, in der es offene sozialversicherungs-
pflichtige Arbeitsplätze gibt, die die Menschen besetzen
können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deshalb: Weg von den alten Rezepten aus der Zeit der
Massenarbeitslosigkeit. Damals waren sie richtig, aber
heute sind sie nicht mehr adäquat. Wir müssen weg von
der künstlichen Beschäftigung.

Die 1-Euro-Jobs sind richtig für Menschen, die der-
zeit, wo der Arbeitsmarkt aufnahmefähig wie ein
Schwamm ist, überhaupt keine Chance haben. Aber ein
großer Teil der Langzeitarbeitslosen bekommt jetzt eine
neue Chance. Das sieht man auch daran, dass wir zwar
die Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik gekürzt ha-
ben, die Langzeitarbeitslosigkeit aber nicht gestiegen ist.
Im Gegenteil, sie ist gesunken. Das zeigt, dass die Men-
schen auf dem ersten Arbeitsmarkt Arbeit gefunden ha-
ben.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712408900

Frau Ministerin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Seifert von den Linken?

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
rbeit und Soziales:
Nein, ich komme jetzt zum zweiten Teil, nämlich zum

hema Rente, sonst kommt dieses Thema gar nicht mehr
ran.

Mir ist wichtig, zu sagen, dass die Menschen bei die-
er Arbeitsmarktlage nicht nur mehr Chancen haben, in
rbeit zu kommen, sondern dass auch mehr Beiträge in
ie Sozialversicherung gezahlt werden. Damit haben wir
ehr Möglichkeiten, eine demografiefeste Vorsorge für

as Alter zu schaffen. Wir haben ein stabiles, ein demo-
rafiefestes Rentensystem, für das wir international ge-
bt werden. Die OECD sagt, dass die Leitplanken, die

ufgestellt worden sind – Berechenbarkeit der Entwick-
ng des Beitragssatzes, Entwicklung des Rentenniveaus

nd private Vorsorge als zweites Standbein –, vorbildlich
ind.

Ich möchte die beiden Grundprinzipien herausstellen.
as erste Grundprinzip ist, dass die Rente aufgrund von
rbeitseinkommen und privater Vorsorge möglich ist,
nd das zweite Grundprinzip ist, dass die Beiträge die
ngere Generation nicht überfordern. Wenn die Linke
tzt jedem eine Durchschnittsrente zahlen will, dann

chert sie alle über einen Kamm. Dann ist es ganz egal,
b sich ein Geringverdiener ein ganzes Leben lang
rummgelegt und hart gearbeitet hat oder ob jemand
berhaupt nicht gearbeitet hat. Das unterhöhlt die Fun-
amente unseres Rentensystems und ist ungerecht. Das
ollen wir nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ie Rente muss der Lohn für die eigene Lebensleistung
leiben.

Wir haben im Augenblick die Situation, dass die
roße Mehrheit der Älteren, also derjenigen über
5 Jahre, eine eigene Rente hat. Es handelt sich um
7,5 Prozent. Wir wissen aber auch, dass in Zukunft
amilienstrukturen und Erwerbsbiografien vielfältiger
erden. Es gibt Zeiten der Ganztagsarbeit, der Teilzeit,
rbeit mit geringem Einkommen, unsichere Arbeitsver-
ältnisse usw. Wir müssen dafür sorgen, dass in Zukunft
erade Menschen mit geringem Einkommen oder mit
erschiedenen Aufgaben – Kindererziehung, Pflege,
eilzeitjobs – wissen, dass auch sie sich eine eigene
ente verdienen können; denn eine Gesellschaft im de-
ografischen Wandel lebt davon, dass die Menschen ar-

eiten, Kinder erziehen und Ältere pflegen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Mir geht es vor allem um Frauen, die in den 50er-,
0er- und 70er-Jahren geboren wurden und die ihre Kin-





Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen


(A) )


)(B)

der in den letzten Jahren großgezogen haben. Diese ha-
ben keine Kindergartenplätze gehabt, ganz zu schweigen
von einem Krippenplatz. Das Wort „Ganztagsschule“ ist
ein Fremdwort gewesen. Die Unternehmen hatten mit
dem Thema „Vereinbarung von Familie und Beruf“ noch
nichts am Hut. Wenn die Frauen gearbeitet haben, haben
sie Jobs mit geringen Einkommen gehabt. Seit zehn Jah-
ren wissen sie, dass sie privat vorsorgen müssen. Das
heißt, sie müssen riestern, wenn es irgendwie geht. Diese
fragen sich zu Recht, ob sie eine eigene Rente haben
werden, wenn sie all das geleistet haben, oder ob sie in
der Grundsicherung landen werden. Das Gleiche gilt für
den Geringverdiener, der 35 Jahre lang gearbeitet hat,
aber nur wenig Einkommen erzielt hat. Er fragt sich:
Habe ich zum Schluss eine eigene Rente? Lohnt es sich
überhaupt, zu riestern, wenn die Riester-Rente auf die
Grundsicherung angerechnet wird?

An diese Schwachstelle müssen wir heran. Wir möch-
ten deshalb im Rentendialog der nächsten Monate vor-
schlagen, eine Zuschussrente einzuführen. 850 Euro sol-
len diejenigen erhalten, die ein Leben lang etwas
geleistet und die für das Alter vorgesorgt haben. Arbeit,
Kindererziehung, Pflege und – seitdem es in den letzten
Jahren möglich ist – private Vorsorge, das heißt riestern,
hochgefördert vom Staat, sind dafür die Kriterien. Die
Botschaft muss sein: Arbeit lohnt sich, und private Vor-
sorge zahlt sich, wenn man ein Leben lang arbeitet, aus.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es gibt rund 20 000 Personen, auf die das zutrifft.
Man muss allerdings auch wissen, dass im Augenblick
rund 18 000 jährlich in die Grundsicherung fallen. Das
zeigt andererseits, dass von 800 000 Menschen eines
Jahrgangs, der in Rente geht, die ganz große Mehrheit
ihre eigene Rente bezieht. Das ist gut. Wir müssen aber
auch vorbeugen, damit das so bleibt. Deshalb ist mir
wichtig, dass wir hier die richtigen Schwerpunkte setzen.

Wir wollen auch die Zurechnungszeiten bei der Rente
wegen Erwerbsminderung weiter absichern. Wir wollen
mehr Freiraum für Hinzuverdienste geben. So wichtig es
auch ist, die voraussichtliche Rentenhöhe immer wieder
zu überprüfen: Wir können mit der Rente selber niemals
einen vollen Ausgleich für die Veränderungen im Er-
werbsleben in den 30 bis 40 Jahren vor Renteneintritt
schaffen. Eine nachhaltige Rentenpolitik beginnt nicht
erst im Rentensystem,


(Anette Kramme [SPD]: Wie wahr!)


sondern sie reicht von Krippenplätzen – Gott sei Dank
gibt es ab 2013 einen Rechtsanspruch auf Krippenplätze –
über Ganztagsschulen, Tagesambulanzen für Demenz-
kranke, Vätermonate bis hin zu Pflegezeiten und fairen
Löhnen. All das ist das Fundament für eine nachhaltige
Rentenpolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich komme zum Schluss. Wir haben heute Morgen in
diesem Haus über die Schuldenspirale europäischer Län-
der gesprochen.

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(C (D (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Kommt jetzt die Goldreserve, Frau Ministerin?)


eutschland geht es gerade gut. Ich sage: Jetzt ist die
chtige Zeit für die richtigen Anreize.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712409000

Das Wort zu einer Kurzintervention hat Kollege

eifert.


Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712409100

Vielen Dank, Herr Präsident. – Frau Ministerin, Sie

ind unter anderem diejenige, die in Deutschland für die
msetzung der UN-Behindertenrechtskonvention zu-

tändig ist. Diese Konvention ist seit zweieinhalb Jahren
eltendes Recht in Deutschland. Sie haben dafür in die-
er Haushaltsdebatte kein Wort gefunden. In den letzten
ahren war in Ihrem Haushalt für die Umsetzung der
N-Behindertenrechtskonvention – außer für die Moni-
ring-Stelle, die verpflichtend war – kein Euro einge-

tellt. Jetzt sehe ich leider wieder nicht, dass Mittel ein-
estellt sind. Falls ich etwas übersehen habe, klären Sie
ich bitte auf.

Die Begründung dafür, dass kein Geld eingestellt ist,
ar in der Vergangenheit immer, Sie müssten erst den
ationalen Aktionsplan aufstellen, damit Sie wissen,
ofür Sie das Geld ausgeben sollen. Jetzt liegt etwas
or, was „Nationaler Aktionsplan“ heißt, und Sie stellen
ieder nichts ein, mit der Begründung: Jetzt liegt der
ationale Aktionsplan ja vor; wir brauchen aber prak-
sch nichts zu tun. Sagen Sie mir bitte, wann, wo und
urch wen wird diese Menschenrechtskonvention in
eutschland endlich richtig umgesetzt?


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712409200

Frau Ministerin.

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
rbeit und Soziales:
Herr Kollege Seifert, der Nationale Aktionsplan ist

tatisiert im Haushaltsplan des Bundesministeriums für
rbeit und Soziales. Der Nationale Aktionsplan zeichnet

ich dadurch aus, dass die Bundesregierung selber fest-
gt, was sie dazu beitragen will, eine inklusive Gesell-

chaft weiterzuentwickeln. Das heißt, es soll in vielen
erschiedenen Bereichen selbstverständlich werden,
ass sich Menschen mit Behinderungen anderen nicht
npassen müssen. Es soll eine Selbstverständlichkeit
ein, dass Menschen mit Behinderungen und Menschen
hne Behinderungen, Menschen mit Handicaps und
enschen ohne Handicaps gemeinsam teilhaben und zu-

ammenleben.

Unsere Aufgabe ist die Erstellung und Umsetzung des
ationalen Aktionsplans. In diesem Sommer haben wir
n vorgelegt. Wir machen uns jetzt auf den Weg, ihn in





Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen


(A) )


)(B)

den nächsten Jahren umzusetzen. In 240 Punkten sind
detailliert die Selbstverpflichtungen unserer Ressorts be-
schrieben. Wir sind übrigens eines der ersten Länder, die
die UN-Behindertenrechtskonvention so umgesetzt ha-
ben, dass daraus ein Nationaler Aktionsplan hervorge-
gangen ist.


(Dorothee Menzner [DIE LINKE]: Das stimmt doch nicht!)


Im Augenblick hat eines der Bundesländer, Rheinland-
Pfalz, einen eigenen Aktionsplan entwickelt. Andere
Bundesländer werden folgen. Das Gleiche gilt für Kom-
munen, Unternehmen, Vereine und Verbände.

Im Arbeitsministerium ist nur die Etatisierung der Ar-
beit des vor kurzem erstellten Nationalen Aktionsplans
vorgenommen worden. Alle anderen Ressorts sind mit
verschiedenen Aktivitäten an diesem Aktionsplan betei-
ligt. Um Ihre Frage jetzt aus dem Stegreif zu beantwor-
ten, müsste ich aus allen Ressorts alle entsprechenden
Mittel zusammensuchen und aufaddieren. Das würde
eine stolze Summe ergeben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712409300

Das Wort hat nun Anette Kramme für die SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1712409400

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

Liebe Kollegen! Sehr geehrte Frau Bundesministerin,
schön, dass Sie da sind. Wir waren uns nicht ganz sicher,
ob Sie kommen würden. Sie schweben ja neuerdings in
den hohen Sphären der Finanzpolitik.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Genial, die Rede, die Sie beginnen!)


Da waren wir uns nicht so sicher, ob Sie sich für das
Klein-Klein der Rente und der Arbeitsmarktpolitik tat-
sächlich noch interessieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wir sind hier nicht in der Muppet-Show!)


Frau Bundesministerin, Sie haben zum wiederholten
Male eine riesige Ausgabensenkung zu vertreten. Rich-
tig ist, dass der Etat des Bundesministeriums für Arbeit
und Soziales nach wie vor der größte Ausgabenbrocken
im Gesamthaushalt ist. Er umfasst circa 126 Milliarden
Euro. Aber man muss natürlich auch wissen, dass ein
Großteil dieses Betrages als Zuschuss für die Rentenver-
sicherung zur Verfügung steht.

Wenn man sich das genauer anschaut, dann stellt man
fest, dass die Arbeitsmarktpolitik immens betroffen ist.
40 Milliarden Euro stehen für die Arbeitsmarktpolitik
zur Verfügung. Davon wollen Sie 4,7 Milliarden Euro
streichen, also mehr als 10 Prozent. Nimmt man dann

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(C (D och eine Differenzierung zwischen aktiver und passiver rbeitsmarktpolitik vor, dann weiß man: Die aktive Areitsmarktpolitik wird rasiert. Sie lassen sich im wahrsn Sinne des Wortes von Wolfgang Schäuble die Butter om Brot nehmen und Ihre Klientel im Regen stehen. Wir wissen natürlich, wie Ihre Argumentation ist. Sie rgumentieren mit dem Rückgang der Arbeitslosigkeit. ei dieser Gelegenheit sei einmal eingefügt: Da haben inige gute Arbeit geleistet. Frank-Walter Steinmeier, laf Scholz, Peer Steinbrück haben fantastische Arbeit eleistet. Sie sehen aktuell die Früchte dieser Arbeit. Aber – um auf das Thema zurückzukommen –: Gute onjunkturelle Phasen müssen genutzt werden, um trukturelle Probleme am Arbeitsmarkt zu lösen. on diesen strukturellen Problemen am Arbeitsmarkt haen wir eine ganze Menge. Da ist insbesondere die angzeitarbeitslosigkeit zu nennen. Langzeitarbeitslose aben zu 20 Prozent keinen Schulabschluss, zu 52 Proent keine Berufsausbildung und sind zu 45 Prozent im auerbezug von SGB II. Wir sehen nicht, dass das Prolem des perspektivischen und teilweise schon vorhanenen Fachkräftemangels gelöst ist. Wir sehen keinen achweis von Aktivitäten im Bereich Migration. Das nerkennungsgesetz, das Sie planen, ist unzureichend. or allen Dingen: Wo sind bei den vielen Personengrupen, die Sie vorhin angesprochen haben – den Frauen, en Menschen mit Behinderung –, Ihre konkreten Aktiitäten? Sie reden viel. Aber in der Sache wird wenig gen. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Sabine Zimmermann [DIE LINKE] und Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: So ist es!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe das Ge-
hl, dass wir über zwei verschiedene Dinge sprechen,

bwohl der Gesetzentwurf, von dem wir reden, der glei-
he ist, nämlich der zur Instrumentenreform. Sie sagen,
a werde etwas Positives getan. Wir sehen nur: Die öf-
ntlich geförderte Beschäftigung wird zunichtege-
acht; das betrifft die Politik für Menschen in Langzeit-

rbeitslosigkeit. Die Jobperspektive haben Sie bereits in
er Vergangenheit durch eine andere Finanzierung ka-
uttgemacht. Die ABM werden gestrichen. Arbeitsgele-
enheiten sollen noch arbeitsmarktferner sein und wer-
en damit mit Sicherheit nicht Menschen helfen, zurück
den Beruf zu finden. Es fehlt eine Qualifizierungsini-
ative zur Bekämpfung des Fachkräftemangels. Müsste
an nicht Geld in die Hand nehmen, um konsequent aus
ngelernten Gelernte, aus Meistern Techniker und aus
echnikern Universitätsabsolventen zu machen? Das ge-
lante Anerkennungsgesetz löst den Zuständigkeitswirr-
arr nicht auf und gibt keinerlei zusätzliche Möglichkei-
n zur Nachqualifizierung. Darüber hinaus gibt es eine
ersonalreduktion bei der Bundesagentur für Arbeit, das
eißt 10 000 bis 17 000 Stellen weniger. Man muss si-
herlich darüber reden, dass es in manchen Bereichen





Anette Kramme


(A) )


)(B)

der BA weniger Bedarf gibt. Aber wir wissen ganz ge-
nau, dass wir an anderen Stellen mehr Personal benöti-
gen, nämlich da, wo es um die Vermittlung von Men-
schen in Arbeit geht. Warum wird nicht die Chance
genutzt, um in diesem Bereich etwas zu machen? Die
entsprechenden Modellprojekte waren mehr als erfolg-
reich.

Frau Ministerin, Sie sollten es eigentlich wissen: För-
dernde Arbeitsmarktpolitik ist das A und O. Wir müssen
die Integration in Arbeit finanzieren statt Arbeitslosig-
keit.

Gegenüber dem Stern hatten Sie im Februar 2010 er-
klärt:

Die Angebote müssen Schlag auf Schlag kommen.
Tempo, Tempo, Tempo. Heute meldest du dich ar-
beitslos – und morgen hast du was zu tun.

Das klingt dynamisch und zupackend. Aber mit Ihrem
Haushalt graben Sie genau diesem Ziel das Wasser ab.
„Tempo, Tempo, Tempo“ klappt nur, wenn Vermittler da
sind, die etwas zu vermitteln haben, und wenn Geld da
ist, um Menschen zu qualifizieren und in den Arbeits-
markt zu integrieren.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712409500

Das Wort hat nun Claudia Winterstein für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1712409600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Zu Beginn einige Bemerkungen zum „Regie-
rungsdialog Rente“, der gestern begonnen hat. Ich
denke, man muss über die entsprechenden Vorschläge
noch ausführlich diskutieren und die Details klären. Das
betrifft ja nicht den Haushalt 2012, sondern erst den des
Jahres 2013. Bei alldem muss man natürlich im Auge
haben, dass Verbesserungen bei Sozialleistungen immer
das Problem mit sich bringen, dass sie Geld kosten. Ich
denke, da kommt noch einiges auf uns zu. Wir werden
diesen Punkt noch ausführlich diskutieren müssen. Da-
bei darf der Blick auf das Machbare nicht verloren ge-
hen.


(Beifall bei der FDP – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aha!)


Nun zum Haushalt 2012. Dem vorliegenden Entwurf
des Einzelplans 11 kann ich als Haushälterin ein gutes
Zeugnis ausstellen. Die Hausaufgaben sind gemacht.
Hierfür ein Dank an die Ministerin.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Frau Kramme, ich habe das Gefühl, dass Sie uns die-
sen Erfolg schlichtweg nicht gönnen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D re Schwarzmalerei finde ich armselig; das resultiert araus, dass Sie die Fakten einfach nicht anerkennen. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 2,7 Prozent!)


Der Etat weist insgesamt 4,7 Milliarden Euro weniger
usgaben aus als 2011. Dabei hat dieser Etat deutliche
ehrbelastungen schultern müssen: 1,3 Milliarden Euro
ehr Bundesgeld für die Rentenversicherung, 1,5 Mil-
arden Euro mehr Bundesbeteiligung an den Kosten der
nterkunft, ein um 1,3 Milliarden Euro höherer Bundes-

nteil bei der Grundsicherung im Alter. Die letzten bei-
en Positionen entlasten übrigens die Kommunen. Es
ibt aber auch Entlastungen – das ist schon gesagt wor-
en –: Die Bundesagentur für Arbeit braucht 2012 kein
arlehen mehr. Sie kann stattdessen bereits mit der
ückzahlung beginnen. Auch die Aufwendungen für das
rbeitslosengeld II sinken. Beides ist natürlich der guten
age am Arbeitsmarkt zu verdanken.

Auch bei der Umsetzung der Sparvorgaben gilt: Die
ausaufgaben sind gemacht.

Erstens. Nach den Sparvorgaben vom Sommer 2010
ind 2012 bei den Arbeitsmarktaufwendungen im Be-
ich SGB II 1,5 Milliarden Euro gegenüber dem dama-
gen Finanzplan einzusparen. Auch diese Vorgabe wird
unktgenau erfüllt. Das Eingliederungsbudget beläuft
ich damit im Jahr 2012 auf 8,45 Milliarden Euro. Ange-
ichts der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ist das
uch gut zu leisten und sollte hier keineswegs Anlass zu
assandrarufen geben; denn wir senken die Eingliede-
ngskosten aufgrund der sinkenden Arbeitslosenzahlen,
orüber wir uns sehr freuen sollten.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Katja Mast [SPD]: Strukturell! Keine konjunkturellen Kürzungen!)


ei alldem wird natürlich der Betreuungsschlüssel nicht
ußer Acht gelassen. Diesen haben wir sehr wohl im
lick.

Zweitens. Wir werden 2012 auch für das Arbeitslo-
engeld II deutlich weniger Geld ausgeben, als für 2011
eranschlagt ist. Der Ansatz liegt mit 19,5 Milliarden
uro um 900 Millionen Euro niedriger als der für das
ahr 2011. Insgesamt plant der Bund im Jahr 2012 für
ie Grundsicherung der Arbeitsuchenden Gesamtausga-
en in Höhe von 33 Milliarden Euro. Den größten Teil
avon, nämlich 25 Milliarden Euro, machen die Ansätze
r Arbeitslosengeld II und für die Kosten der Unter-

unft aus; das ist schon eine beachtliche Summe. Es ist
esonders wichtig, die Reform der arbeitsmarktpoliti-
chen Instrumente voranzutreiben und diese passgenau
nd effizient zu machen, damit wir möglichst viele Men-
chen in den ersten Arbeitsmarkt zurückbringen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Katja Mast [SPD]: Was wird denn besser dadurch?)


Auf die Einzelkritik der Opposition will ich hier nicht
eiter eingehen.





Dr. Claudia Winterstein


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(Iris Gleicke [SPD]: Das habe ich befürchtet! Entlarvend! – Katja Mast [SPD]: Es reicht mir, wenn Sie sagen, was Sie gut machen!)


Ich will nur einen grundsätzlichen Unterschied deutlich
machen. Sie, meine Damen und Herren von der Opposi-
tion, möchten natürlich möglichst viele Menschen in öf-
fentlich geförderte Beschäftigung bringen.


(Katja Mast [SPD]: Nein, das möchten wir nicht!)


Wir von der Koalition möchten allerdings viele Men-
schen in den regulären Arbeitsmarkt bringen,


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


weil das von Dauer ist. Dazu haben wir gerade jetzt gute
Chancen; denn die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist her-
vorragend, so gut wie seit zwanzig Jahren nicht mehr.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Leute müssen auch auf dem Arbeitsmarkt ankommen können!)


Man kann es gar nicht oft genug sagen – Sie müssen
auch einmal die Fakten zur Kenntnis nehmen –: Seit
April haben wir weniger als 3 Millionen Arbeitslose.
Kurzarbeit spielt kaum mehr eine Rolle.


(Katja Mast [SPD]: Alles Erfolg der FDP!)


Es gibt vor allem bei der sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigung einen massiven Zuwachs. Nehmen Sie
das einmal zur Kenntnis! Auch die Erwerbstätigenzahl
erreicht mit über 41 Millionen einen nie dagewesenen
Rekord. Das sind hervorragende Zahlen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Auch die Chancen der Langzeitarbeitslosen am Arbeits-
markt sind derzeit so gut wie lange nicht. Ihre Zahl sinkt
seit Monaten deutlich. Die jüngsten Zahlen zeigen einen
Rückgang um 6 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712409700

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Mast?


Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1712409800

Nein, ich möchte gerne fortfahren.


(Katja Mast [SPD]: Schade! Keine Antworten!)


Ihre Klage, das seien alles Billigjobs und nur der Nie-
driglohnsektor würde boomen, ist schlichtweg Unsinn.
Schauen Sie sich die Zahlen einmal an: Die Zahl der Er-
werbstätigen ist gegenüber dem Vorjahr um 527 000 ge-
stiegen. Zugleich ist bei der Zahl der sozialversiche-
rungspflichtig Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr ein
Zuwachs von 684 000 zu verzeichnen. Da kann doch
niemand ernsthaft behaupten, wir hätten nur bei den Bil-
ligjobs einen Boom.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ist das!)


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(C (D Der beste Schutz gegen Armut ist ein Arbeitsplatz. eshalb richtet sich die FDP-Politik darauf, hier die hancen zu verbessern. Die gute Lage am Arbeitsmarkt ilft uns natürlich dabei. Sie wird einen weiteren Schub ekommen, weil im kommenden Jahr eine Entlastung ei den Sozialversicherungsbeiträgen möglich wird. Die eserven der Rentenversicherung entwickeln sich so ut, dass wir eine Beitragssenkung vornehmen können. Zum Schluss will ich noch ganz kurz auf die Finanzen er Bundesagentur für Arbeit eingehen. Die Situation er BA stellt sich deutlich günstiger dar als erwartet. 011 muss die BA ein viel geringeres Defizit abdecken ls geplant: nicht 5,4 Milliarden Euro, wie bei der Hausaltsaufstellung 2011 erwartet wurde, sondern lediglich ,9 Milliarden Euro. Das bedeutet, dass sie das Darleen, das sie 2011 vom Bund zum Ausgleich des Defizits ekommt, schon bis 2013 zurückzahlen und dann erneut ücklagen aufbauen kann. Insofern können wir mit der ntwicklung sehr zufrieden sein. Eines ist klar: Wenn Sie nichts zu kritisieren haben, ann denken Sie sich etwas aus. ber wir können sehr zufrieden sein mit der Entwickng in dieser Zeit, und auf diesem Weg wird die Koalion auch weitermachen. Danke. Das Wort hat nun Katja Kipping für die Fraktion Die inke. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau interstein, Ihre Rede war sehr bezeichnend. Wir reden ier über den Sozialhaushalt, und das Einzige, was Ihnen u den sozialen Problemen in diesem Land einfällt, ist, ich für Kürzungen im Sozialbereich auf die Schulter zu lopfen. Man könnte fast denken, dass Sie hier unbeabichtigt Wahlkampf für die Opposition machen. Ein klassisches Argument in Haushaltsdebatten zur bwehr von sozialen Verbesserungen lautet häufig: Die ozialausgaben steigen immer weiter an. – Ich finde, an muss das einmal genauer beleuchten. Dafür gibt es in seriöses Kriterium, und zwar die Sozialleistungsuote. Zur Erläuterung: Die Sozialleistungsquote meint ie Sozialleistungen im Verhältnis zum Bruttoinlandsrodukt. Doch genau diese Quote ist seit 2003 nicht getiegen, sondern – im Gegenteil – gesunken, und zwar on 31,2 Prozent auf 27,9 Prozent. Also halten wir fest: ieses klassische konservative Abwehrargument gegen nke Verbesserungsvorschläge ist nicht haltbar. Katja Kipping )


(Katja Mast [SPD]: Mit guter Bezahlung!)


(Zuruf von der LINKEN: Unverschämt!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712409900

(Beifall bei der LINKEN)

Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712410000

(Beifall bei der LINKEN)





(A) )

Frau von der Leyen, Sie haben sich heute wieder rhe-
torisch für Alleinerziehende eingesetzt. Das ist ein An-
liegen, bei dem ich vollkommen an Ihrer Seite bin. Aber
zur ganzen Wahrheit gehört auch: Es war Schwarz-Gelb,
die im Zuge des sogenannten Sparpaketes das Elterngeld
für Hartz-IV-Beziehende quasi gestrichen haben, indem
es angerechnet wird. Von dieser Streichung sind auch
47 000 Alleinerziehende betroffen. Nun weiß ich, dass
das nicht aus Ihrer Feder stammt; aber Sie haben es nicht
verhindert. Da halten wir doch einmal fest, was schwarz-
gelbe Familienpolitik heißt: Gerade bei den Ärmsten
wird genommen. Ich finde, das ist der falsche Weg.


(Beifall bei der LINKEN)


Es war schon viel vom Rentendialog die Rede. Tat-
sächlich müssten wir gegen Altersarmut einiges unter-
nehmen. Immerhin warnt die OECD: International ge-
hört Deutschland zu den Schlusslichtern bei der Alters-
sicherung von Geringverdienenden. Sie warnt zu Recht;
denn leider droht Altersarmut für immer mehr Menschen
zur Realität zu werden. Die Zahl der minijobbenden
Rentner ist in den letzten zehn Jahren um 60 Prozent ge-
stiegen. Viele Rentner müssen noch arbeiten, weil die
Rente einfach nicht reicht.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: So ist es!)


Wir wissen auch: Wer heute in Rente geht, bekommt
im Schnitt eine deutlich niedrigere Rente als jemand, der
vor zehn Jahren in Rente gegangen ist. Aber das ist doch
nicht vom Himmel gefallen. Das ist doch keine Naturka-
tastrophe, die über uns gekommen ist. Das ist das Ergeb-
nis von ganz konkreten politischen Maßnahmen, und da
muss ich leider sagen: Es ist auch das Ergebnis schwarz-
gelb-rot-grüner Regierungspolitik. Sie haben das zu ver-
antworten.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Familienpolitik in der DDR!)


Was plant nun das Haus von der Leyen? Als Erstes
sollen die Hinzuverdienstmöglichkeiten für Rentner ver-
bessert werden. Das heißt: noch mehr mini- oder midi-
jobbende Rentnerinnen und Rentner.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Eben nicht, Frau Kipping!)


– Sie wollen die Rentner dazu verdonnern, durch Malo-
chen im Alter die niedrige Rente aufzubessern.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nein, das ist ein Angebot!)


Da muss ich sagen: Das mag mit 65 gehen, das mag auch
noch mit 70 gehen. Was machen wir aber mit der 90-jäh-
rigen Rentnerin, die sich kaum noch auf den Beinen hal-
ten kann und deren Rente trotzdem zu niedrig ist, um da-
mit über die Runden zu kommen? Im Klartext: Sie
wollen, dass die Rentner mit Malochen im Alter Ihre
Rentenkürzungen ausbaden müssen. Das ist für mich
nicht hinnehmbar.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nein, ab 65 dürfen die heute schon verdienen, was sie wollen! Es geht um le e N e n d c s E d W e u d u q im A S g G w D te H K h In z in a 1 b Z e (C (D die 63bis 65-Jährigen! – Gegenruf des Abg. Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Malochen bis zum Tode! Das wollen Sie!)


Dann gibt es die schöne Zuschussrente. Eine von vie-
n Bedingungen dafür ist, dass man 35 Jahre lang in

ine private oder in eine Betriebsrente eingezahlt hat.
un wird es spannend. Inzwischen gibt es also quasi

ine Pflicht, sich über den Rentenfonds am globalen Fi-
anzkasino zu beteiligen. Haben Sie denn gar nichts aus
er Finanzkrise gelernt? Eine Zuschussrente unter sol-
hen Bedingungen ist vor allen Dingen eines: ein Treib-
toff für die Versicherungskonzerne wie Allianz und Co.
in Sicherheitsgurt gegen Altersarmut sieht wahrlich an-
ers aus.


(Beifall bei der LINKEN)


as wir als Linke dem entgegensetzen, ist eben nicht
ine Durchschnittsrente, wie Sie sie darstellen. Was es
nserer Meinung nach tatsächlich braucht, ist eine soli-
arische Mindestrente, die garantiert, dass kein Rentner
nd keine Rentnerin im Alter unter die Armutsrisiko-
uote fällt.


(Beifall bei der LINKEN)


Frau Winterstein, Sie überlegen bei Sozialhaushalten
mer nur, wo man noch kürzen kann. Wir haben andere

nforderungen an den Sozialhaushalt. Wir meinen, ein
ozialhaushalt muss vor allen Dingen eine in Zahlen ge-
ossene Teilhabegarantie für alle sein. Von einer solchen
arantie für Teilhabe ist schwarz-gelbe Sozialpolitik
ahrlich weit entfernt.


(Beifall bei der LINKEN)


as wird unter anderem daran deutlich, wie wenig Mit-
l Sie für das Arbeitslosengeld II, besser bekannt als
artz IV, einplanen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712410100

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Lindner?


Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712410200

Mit Vergnügen.


Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1712410300

Was sagten Sie gerade? In Zahlen gegossene Teil-

abe? Sie regieren jetzt in Berlin seit bald zehn Jahren.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind bald draußen aus dem Parlament!)


Berlin gibt es eine Arbeitslosenquote von 13,5 Pro-
ent, und zwar trotz Wirtschaftsbooms; das ist einmalig
Deutschland. Im Schnitt ist diese Zahl in Deutschland

uf 7,7 Prozent zurückgegangen, in Berlin liegt sie bei
3,5. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt deutschlandweit
ei 8,3 Prozent, in Berlin bei 23,5 Prozent.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Muss man das verstehen?)


ehn Jahre regieren Sie. Die Jugendarbeitslosigkeit ist
twa dreimal so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Sie





Dr. Martin Lindner (Berlin)



(A) )


)(B)

verweigern in Berlin einer ganzen Generation die Teil-
habe. Erklären Sie uns einmal, wie Ihr Reden hier und
Ihr praktisches Handeln vor Ort auch nur halbwegs in
Deckung zu bringen sind.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ist es!)


Wenn Sie gleich antworten wollen, das läge an den
schlechten finanziellen Konditionen in Berlin, sage ich
Ihnen noch ergänzend: Berlin gibt pro Kind 6 100 Euro
jährlich aus. In Hessen oder Sachsen sind es etwa
5 500 Euro. Sachsen liegt auf Platz eins im Bildungsmo-
nitor, und Berlin liegt auf Platz 16 von 16 Ländern.

Sie machen dort eine hundsmiserable Bildungspolitik,
eine miserable Arbeits- und Wirtschaftspolitik, und jetzt
stellen Sie sich hierhin und erzählen uns, dass wir keine
soziale Politik machen, obwohl wir gerade dafür gesorgt
haben, dass mittlerweile fast alle Menschen in Arbeit ge-
kommen sind.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich habe es doch gesagt: eine gute Frage! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch keine Zwischenfrage!)



Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712410400

Herr Lindner, vielen Dank für diese Frage. Ich hätte

mich eher mit der Haushaltspolitik beschäftigt und sie
diszipliniert abgearbeitet. Ich bin Ihnen aber dankbar,
dass Sie jetzt den Bereich „Wahlkampf in Berlin“ eröff-
nen und mir Gelegenheit geben, außerhalb meiner Rede-
zeit auf einige Erfolge der Politik der Berliner Landesre-
gierung hinzuweisen.


(Dr. Matthias Zimmer [CDU/CSU]: Jetzt kommt höhere Dialektik! – Max Straubinger [CDU/CSU]: Da bricht großes Weinen aus, Frau Kipping!)


Es ist tatsächlich Fakt, dass ein Großteil der Rahmen-
bedingungen auf Bundesebene gesetzt wird. Im Übrigen:
Die schlimme Haushaltslage in Berlin ist von den Regie-
rungen vor Rot-Rot verursacht worden; das wissen Sie
genau.


(Beifall bei der LINKEN)


Wer hat denn damals die Bank in den Ruin getrieben?

Reden wir aber über rot-rot-grüne Regierungspolitik.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Wann gab es denn Rot-Rot-Grün? – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: In Berlin wurden 1 000 Autos abgefackelt! Das ist Ergebnis Ihrer Politik!)


Zu dieser Bilanz gehört, dass sich in Berlin ein rot-roter
Senat für den Erhalt des Sozialtickets starkgemacht hat.
Zur rot-roten Regierungspolitik in Berlin gehört auch,
dass man Regeln zu Kosten der Unterkunft für die Ärms-
ten durchgesetzt hat, die bundesweit beispielhaft waren.
Leider haben Sie dagegen gekämpft und das Land Berlin

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(C (D ber ein Gerichtsurteil dazu gezwungen, das rückgängig u machen; aber da war einiges erreicht worden. Zur rot-roten Regierungspolitik gehört auch, dass an es – trotz widriger Bedingungen und jeder Menge nüppel, die das Bundesministerium dem Land zwi chen die Beine geworfen hat – geschafft hat, öffentliche eschäftigung in die Wege zu leiten, die deutlich besser t: (Diana Golze [DIE LINKE], an den Abg. Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP] gewandt: Aufstehen!)


Berlin ging es eben nicht nur um billige 1-Euro-Jobs;
an hat Stellen im öffentlichen Beschäftigungssektor
it sinnstiftenden Tätigkeiten geschaffen. Insofern kann
h sagen: Von Berliner Beschäftigungspolitik könnte

ich so manches Bundesland eine Scheibe abschneiden.


(Beifall bei der LINKEN – Max Straubinger [CDU/CSU]: Über den Länderfinanzausgleich zahlt Bayern 2,2 Milliarden an Berlin! – Iris Gleicke [SPD], an den Abg. Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP] gewandt: Diese Antwort hätten Sie sich auch bis zum Schluss anhören können! – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Sie sollten sich dafür schämen, dass Sie vom Sozialticket reden, wenn Sie nur ein Drittel der jungen Menschen in Arbeit kriegen! Die können dann mit dem Sozialticket zur Arbeitsagentur fahren! Ein Skandal ist das!)


Ich würde jetzt gerne weiter über den Haushalt reden.
ie können gerne noch eine Zwischenfrage stellen und
amit meine Redezeit verlängern. Aber dann müssten
ir uns an die parlamentarischen Gepflogenheiten hal-
n.


(Zuruf von der LINKEN: Stehen bleiben bei der Antwort!)


Über die Kinderstube des Herrn Lindner wollen wir
tzt hier nicht reden.

Kommen wir zurück zum Haushalt. Sie haben deut-
ch weniger Mittel für das Arbeitslosengeld II einge-
lant. Sie können das deswegen tun, weil Sie zuvor mit
der Menge Tricks das Existenzminimum – wir haben
ie Pflicht, es zu garantieren – kleingerechnet haben. In-
wischen gibt es ein Gutachten des DGB, das es schwarz
uf weiß auf den Punkt bringt: Die schwarz-gelbe Be-
chnung des Existenzminimums ist verfassungswidrig.
as ist auch ein Ergebnis Ihrer Politik.


(Dr. Matthias Zimmer [CDU/CSU]: Das entscheidet doch das Gericht! – Karl Schiewerling [CDU/CSU]: Das Landessozialgericht BadenWürttemberg sieht das aber anders! – Max Straubinger [CDU/CSU]: Kommunistische Gerichte!)


Vor dem Hintergrund dieses Gutachtens wende ich
ich jetzt an Grüne und SPD: Geben Sie sich doch einen
uck und reichen Sie zusammen mit uns eine Normen-
ontrollklage ein! Für eine solche Klage bräuchte es





Katja Kipping


(A) )


)(B)

25 Prozent der Abgeordneten. Das schaffen wir Linken
leider noch nicht ganz alleine; aber zusammen könnten
wir es schaffen. Wenn wir uns zu einer solchen Normen-
kontrollklage durchringen, dann wird das Gericht sehr
wohl entscheiden. Vor allen Dingen würden wir damit
den Betroffenen den mühsamen Weg durch die Instan-
zen ersparen. Nehmen Sie sich also ein Herz! Entschei-
den Sie sich gegen die Komplizenschaft mit der CDU
und für die Betroffenen!


(Beifall bei der LINKEN – Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Die alten Feindbilder!)


Ja, wir Linken meinen – ich habe es selber nachgerech-
net –: Sie haben das Existenzminimum mit Tricks klein-
gerechnet. Wenn man es ordentlich berechnete, müsste
es bei rund 500 Euro liegen. Wir werden dazu Ände-
rungsanträge einbringen.

Sie können jetzt nicht mit dem Einwand kommen, das
sei nicht finanzierbar. Erstens ist das Existenzminimum
ein Grundrecht; das kann man nicht einfach nach Kas-
senlage ausdealen. Zweitens: So knauserig Sie bei den
Ärmsten sind, so fahrlässig großzügig sind Sie, wenn es
um die Superreichen geht. Es muss Ihnen doch zu den-
ken geben, dass sich die Vermögenden in diesem Land
zusammenschließen, um für eine Vermögenabgabe zu
plädieren. Die Millionäre drängeln sich quasi, stehen
Schlange, um die öffentlichen Kassen zu füllen; aber Sie
sorgen mit Ihren ideologischen Scheuklappen dafür, dass
die Einzahlungsschalter geschlossen bleiben. Ich finde,
so viel Großzügigkeit können wir uns tatsächlich nicht
leisten.


(Beifall bei der LINKEN)


Was uns wirklich etwas kostet, ist die schwarz-gelbe
Verweigerungshaltung beim Mindestlohn. Sie kostet uns
jedes Jahr Milliarden. Es gibt jetzt eine Prognos-Studie,
die unter anderem zu dem Ergebnis kommt: Wenn wir
einen Mindestlohn von 10 Euro hätten, dann würde das
den Sozial- und Steuerkassen zusammen rund 13 Mil-
liarden Euro im Jahr einspielen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Und bei 13 Euro? Wie viel kommt dann zusammen?)


Halten wir fest: Dieses Land kann sich die schwarz-
gelbe Verweigerungshaltung beim Mindestlohn einfach
nicht mehr leisten.


(Beifall bei der LINKEN)


Das ist nur einer von vielen Gründen dafür, warum wir
uns Schwarz-Gelb nicht weiter leisten können.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712410500

Lieber Kollege Lindner, ich möchte Sie daran erin-

nern, dass man während der Beantwortung einer Frage,
die man gestellt hat, stehen bleibt.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D enn man eine lange Frage stellt, dann muss man steend auch eine lange Antwort ertragen. (Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Sie hat nicht auf meine Frage geantwortet!)


Das entscheidet nicht der Fragesteller, das ist generell
o. Sie kennen die Spielregeln.

Das Wort hat nun Frau Kollegin Priska Hinz für die
raktion Bündnis 90/Die Grünen.

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir debat-

eren hier über einen bemerkenswerten Haushalt. Wenn
ir in andere Einzelpläne schauen, sehen wir, man
önnte dort tatsächlich sinnvoll einsparen; sei es im Ver-
idigungshaushalt, im Wirtschaftsetat oder beim Sub-
entionsabbau. Es wird aber im Bereich des Einzelplans
r Arbeit und Soziales gespart, also dort, wo es um
angzeitarbeitslose und Benachteiligte geht. Da schla-
en Sie wirklich in unverantwortlicher Weise zu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf von der FDP: Wo denn?)


a werden mit einem Federstrich erneut 900 Millionen
uro beim Eingliederungstitel eingespart. Zugegeben,
ie Zahl der Langzeitarbeitslosen geht zurück.


(Zurufe von der CDU/CSU: Aha!)


Ja, warten Sie ab. – Seit dem vergangenen Jahr haben
ir einen kleinen Rückgang von 6,1 Prozent.


(Ewa Klamt [CDU/CSU]: Das nennen Sie „klein“?)


ber Sie kürzen den Titel um ein Drittel. Das hat noch
icht einmal eine haushalterische Logik, sondern das
ind schlicht und einfach Scheuklappen, die Sie aufha-
en. Sie wollen diesen Titel aus ideologischen Gründen
sieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der SPD: Strukturelle Kürzungen!)


Natürlich gibt es auf dem Arbeitsmarkt eine gute Ent-
icklung, es gibt eine gute Konjunktur. Das betrifft aber
ie Langzeitarbeitslosigkeit nicht im gleichen Maße.
rau Ministerin, deshalb wäre es wichtig, dass Sie nicht
ur hier am Pult von Qualifizierung reden, sondern dass
ie sich auch für ausreichende Mittel in Ihrem Etat ein-
etzen, damit die Qualifizierung von Langzeitarbeitslo-
en tatsächlich stattfinden kann, sodass diese Zugang
um ersten Arbeitsmarkt finden können. Sonst findet das
berhaupt nicht statt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wirtschaftsminister Rösler hat erstaunlicherweise et-
as Richtiges gesagt. Er sagte nämlich, der Fachkräfte-
angel sei die zentrale wirtschaftspolitische Herausfor-

erung. Daraus darf man aber doch keine Kürzungen





Priska Hinz (Herborn)



(A) )


)(B)

von Qualifizierungen ableiten. Die Bundesregierung dis-
kutiert seit einem Jahr über ein Konzept gegen den Fach-
kräftemangel, und die Ministerin, die mit ihrem Haus-
haltsplan tatsächlich etwas dagegen tun könnte, nimmt
ihre Chancen nicht wahr, sondern lässt ihren Haushalt
rasieren. Sie setzt sich nicht dafür ein, dass entspre-
chende notwendige Umstrukturierungen im Gesamt-
haushalt dazu führen, dass der Arbeitsetat geschont wird.

Auch bei Ihrem Umgang mit der Bundesagentur für
Arbeit stellt man fest, dass Sie aus der Finanz- und Wirt-
schaftskrise nichts gelernt haben. Vor der Krise hatte die
BA Rücklagen in Höhe von 17 Milliarden Euro. Aus
diesen konnte man zum Beispiel das Kurzarbeitergeld fi-
nanzieren. Was machen Sie jetzt? – Sie plündern den
Haushalt der BA, damit Sie eines der Löcher im Bundes-
haushalt schließen können, von denen es leider zu viele
gibt.

Aufgrund der Ergebnisse des Vermittlungsausschus-
ses übernehmen Sie für die Grundsicherung im Alter die
Finanzierung. Aus diesem Grund müssen Sie jetzt Gel-
der aus der BA nehmen. Das belastet die BA in den
nächsten Jahren mit 12 Milliarden Euro. Stattdessen
sollte der Bund diese Mittel übernehmen und nicht über-
legen, an welcher Stelle konjunkturelle Maßnahmen
dazu führen, dass eine Entschuldung stattfindet, sondern
er sollte überlegen, welche strukturellen Maßnahmen
dazu führten. Sie reißen der BA auch an dieser Stelle die
Beine weg. Übrig bleibt eine Instrumentenreform, die
nicht zielgenau auf Zielgruppen gerichtet ist, die not-
wendigerweise eine Unterstützung brauchen. Sie setzen
vielmehr den Rotstift an. Damit ist Ihre Instrumentenre-
form schon vom Grundsatz her gescheitert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Notwendig wäre eine Sozialministerin, die die
1,5 Millionen jungen Menschen ins Visier nimmt, die
sich ohne Berufsabschluss auf dem Arbeitsmarkt befin-
den, und die die Instrumente auf sie ausrichtet. Notwen-
dig wäre eine Sozialministerin, die sich für aktive Ar-
beitsmarktpolitik, für die Qualifizierung von älteren
Menschen, die aus der Erwerbstätigkeit herausgedrängt
werden, und für Langzeitarbeitslose, die einer besonde-
ren Qualifizierung bedürfen, einsetzt. Dafür wäre eine
Instrumentenreform sinnvoll. Sie aber streichen auch ein
effektives Mittel wie den Gründerzuschuss weg. Dabei
ist gerade dieser effektiv. Was Sie machen, ist ein reiner
Kahlschlag.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Ministerin ist gut in der Darstellung, aber weniger
gut in der Umsetzung. Das haben wir beim Bildungspa-
ket für Kinder gesehen. Wochenlang ist sie durch Talk-
shows getingelt und hat erklärt, wie wichtig es ist, dass
Kinder in Sportverbänden Mitglied werden und an der
Kultur teilhaben können.


(Anette Kramme [SPD]: Reitunterricht! Klavier!)


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(C (D Was ist passiert? Es ist ein bürokratisches Monstrum ntstanden, das die Kommunen mit zusätzlichen Verwalngskosten belastet. Jetzt ist nichts mehr davon zu hön, dass die Umsetzung hapert. Deswegen sage ich: Gut der Darstellung, schlecht in der Umsetzung. Genauso t auch Ihr Einzelplan zu lesen. Daraus ist nämlich von uter Umsetzung einer Sozialund Arbeitsmarktpolitik ichts herauszulesen. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712410600

Das Wort hat nun Karl Schiewerling für die CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1712410700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Dieser Haushalt wird nun
ach der Hälfte dieser Legislaturperiode diskutiert. Im
ovember wird er letztendlich verabschiedet. Frau Kol-
gin Hinz, ich schätze, ich muss Ihnen leider sagen,
ass Ihre letzte Bemerkung in Bezug auf die Bundesar-
eitsministerin zwar spannend, aber falsch war. Sie müs-
en sich einmal genau anschauen, was wir in der ersten
älfte dieser Legislaturperiode erreicht haben. Ich will
nen das in kurzen Sätzen darlegen – so weit zum
hema Reden und nicht Handeln oder nur Schaulaufen
nd keine Erfolge erzielen –: Wir haben die Jobcenterre-
rm und die Regelsätze organisiert und arbeitsmarkt-

olitische Instrumente verabschiedet. Wir haben Freiheit
nd Verantwortung darin verankert. Wir haben die Zeit-
rbeit reguliert, den Mindestlohn in der Zeitarbeit einge-
hrt und mehr Mindestlöhne nach dem Entsendegesetz

ingeführt als viele andere vorher. Ich denke, diese Halb-
eitbilanz kann sich sehen lassen. Das haben wir ge-
einsam geschafft. So weit zum Thema: eine Ministe-
n, die nur redet, aber nichts hinbekommt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sicherheit geben, Perspektiven ermöglichen, Verant-
ortung übernehmen – diese Zielsetzung haben wir in
er Union und in der christlich-liberalen Koalition in der
rbeitsmarkt- und Sozialpolitik und im sozialpolitischen
ereich in der Vergangenheit verwirklicht. Wir werden

ie auch im kommenden Jahr verwirklichen. Wenn wir
ns den Haushalt des Geschäftsbereiches Arbeit und So-
iales ansehen, dann stellen wir fest, dass es in der Tat in
em einen oder anderen Bereich Kürzungen gibt. Das
leibt nicht aus; dazu werde ich gleich etwas sagen. Wir
üssen aber zur Kenntnis nehmen, dass Arbeitsmarkt-

olitik keine Arbeitsplätze schafft. Arbeitsplätze werden
urch gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen und
urch stabile Strukturen in der Arbeitsmarktpolitik in der
irtschaft geschaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)






Karl Schiewerling


(A) )


)(B)

800 000 zusätzliche Arbeitsplätze, die in der letzten Zeit
geschaffen worden sind, sind beredter Ausdruck dafür.
Wir sind zufrieden; das ist gut. Deswegen können wir
bestimmte Gelder reduzieren und anders, effektiver so-
wie effizienter einsetzen. Übrigens: Von den etwa
800 000 bis 900 000 zusätzlichen sozialversicherungs-
pflichtigen Beschäftigungsverhältnissen sind weit mehr
als die Hälfte ohne irgendwelche arbeitsmarktpolitischen
Instrumente geschaffen oder besetzt worden. Ich weise
darauf hin, dass auch diese Dinge letztendlich gut und
sinnvoll funktionieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Rahmenbedingungen schaffen, damit zukunftsfähige
Arbeitsplätze entstehen, ist unsere Aufgabe. Das gelingt
aber nur, wenn wir Sicherheiten haben. Betriebe brau-
chen für ihre Planung Sicherheit – das ist keine Frage –,
aber auch die Arbeitnehmer brauchen Sicherheit. Arbeit
muss für die Arbeitnehmer planbar sein. Mit diesem
Haushalt schaffen wir die dafür notwendigen Vorausset-
zungen. Wir müssen diejenigen fördern, qualifizieren
und gegebenenfalls reintegrieren, die keinen Arbeits-
platz haben oder von Arbeitslosigkeit bedroht sind.


(Caren Marks [SPD]: Das geht aber nicht ohne Geld!)


Wir müssen alles daransetzen – das ist die Zielrichtung –,
dass die Menschen in der Lage sind, eigenverantwortlich
für sich und ihre Familien zu sorgen. Letztendlich geht
es darum, dass Menschen auch im Alter Sicherheit ha-
ben.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müssen Sie alles machen! Aber Sie machen es nicht!)


Frau Kollegin Kipping, wir sagen, dass Menschen,
die eine Rente beziehen, die Möglichkeit haben sollen,
etwas hinzuzuverdienen. Das Konzept, das Frau von der
Leyen vorgestellt hat, besagt nicht, dass wir Menschen
zwingen, zu arbeiten. Wir eröffnen vielmehr Möglich-
keiten.


(Zuruf von der LINKEN: In einem der größten Niedriglohnsektoren!)


Diejenigen, die zusätzlich Geld verdienen, zahlen in die
Sozialversicherung ein und zahlen Steuern. Ich halte das
für eine gute und reizvolle Perspektive unter dem Ge-
sichtspunkt der Eigenverantwortung. Deswegen unter-
stützen wir dieses Konzept.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir stehen vor tiefgreifenden Problemen und sehr
komplexen Aufgaben. In diesem Zusammenhang ist
auch die Politik gefordert. Auch in einer Debatte wie
dieser, in der es um den Haushalt geht, ist es wichtig,
sich zu vergewissern, mit welchem geistigen Hinter-
grund wir diese Aufgaben angehen und welches Men-
schenbild wir dabei zugrunde legen. Wir sind verpflich-
tet, die Grundlagen und Prinzipien der christlichen

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(C (D oziallehre zu beachten. Dabei geht es um Personalität, m Solidarität, um Subsidiarität und um Nachhaltigkeit. Unter dem Gesichtspunkt der Personalität muss auch Rahmen der Arbeitsmarktpolitik alles getan werden, m Menschen zu motivieren und zu begleiten, damit sie der Lage sind, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdie en und eine Rente zu erwirtschaften, auf die sie stolz ein können, weil die Rente Lohn für Lebensleistung ist. ll das steckt hinter dem Prinzip der Personalität. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Deshalb senken Sie sie ab! Super!)


Es geht auch um die Frage der Subsidiarität. Das
eißt, wenn die Menschen ihren Lebensunterhalt nicht
us eigener Kraft erwirtschaften können, haben sie ein
nrecht auf Unterstützung. Diese Unterstützung ist aber
icht auf Dauer angelegt. Sie ist vielmehr ein Sprung-
rett. Mithilfe der Förderung soll man aus der Abhängig-
eit vom Staat herauskommen und wieder in die Lage
ersetzt werden, sein Leben selbstbestimmt und eigen-
tändig zu gestalten. Das ist unser Menschenbild. Daran
rientieren wir uns, und daran richten wir unsere Politik
us.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Drittens geht es um den Bereich der Solidarität. Wir
ssen diejenigen, die der Hilfe bedürfen, nicht im Regen

tehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


h freue mich sehr, dass der Beauftragte für die Belange
ehinderter Menschen, Hubert Hüppe, hier ist. – Nein, er
t schon gegangen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Auftritt verpasst! Schade!)


h sage es trotzdem: Letztendlich geht es auch darum,
ass Menschen, die behindert sind, die keine Chance ha-
en, jemals ohne fremde Hilfe zu leben, alle Unterstüt-
ung bekommen, die sie brauchen, damit sie ein selbst-
estimmtes Leben führen können.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Warum steht davon aber nichts im Haushalt?)


h wünsche mir manchmal, es wäre noch mehr möglich.
ir wollen die Augen aber nicht davor verschließen,

ass wir unter dem Gesichtspunkt der Inklusion schon
iniges erreicht haben. Ich erinnere zum Beispiel an den
ationalen Integrationsplan der Bundesregierung.


(Anette Kramme [SPD]: Der finanziell toll unterlegt ist!)


emeinsam bringen wir die Sache voran, damit wir
tztendlich erfolgreich sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wenn es um die von Ihnen oft angeführte soziale Ge-
chtigkeit geht, will ich Ihnen sagen, dass diese soziale





Karl Schiewerling


(A) )


)(B)

Gerechtigkeit verschiedene Facetten hat. Im Kern geht
es um die Teilhabe und die Chancengerechtigkeit. Es
geht aber auch um die Leistungsgerechtigkeit.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712410800

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Seifert?


Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1712410900

Ja.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712411000

Bitte schön.


Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712411100

Lieber Herr Kollege Schiewerling, Sie haben sich ge-

rade mit viel Enthusiasmus für die Teilhabe behinderter
Menschen ausgesprochen, haben gesagt, was Sie sich al-
les wünschen. Können Sie mir bitte sagen, wie Sie ange-
sichts dessen vertreten können, dass in der Regelbedarfs-
stufe 3 erwachsene Menschen mit Behinderung, die bei
ihren Eltern oder anderen Angehörigen leben, Geld ab-
gezogen bekommen mit der Begründung, sie brauchten
zu Hause nicht so viel? Als hätten diese Menschen
20 Prozent weniger Kosten als andere! Es ist ein solcher
Skandal. Ihre Regierung sagt: Wir überprüfen das am
Sankt-Nimmerleins-Tag; denn wir können die Behinder-
ten nicht bevorzugen. Das gehört zur Begründung dazu.
Finden Sie nicht, dass das ein Skandal erster Ordnung
ist, den man sofort aus der Welt schaffen müsste?


(Beifall bei der LINKEN)



Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1712411200

Geschätzter Herr Kollege Seifert, ich weiß, dass über

diesen Punkt in der Vergangenheit heftig diskutiert
wurde und auch immer noch darüber diskutiert wird. Ich
will Ihnen allerdings sagen – ich bitte Sie herzlich, in
dieser Frage offen zu sein –, dass es in der Regelstufe 3
unterschiedliche Berechnungen gibt und dass die Le-
benssituation vieler Menschen, die behindert sind, so
aussieht, dass sie sehr wohl gemeinsam mit anderen in
einem Haushalt leben. Dies ist in die Berechnungen und
Grundlagen eingeflossen.


(Katja Kipping [DIE LINKE]: Nein!)


Einzelne Ansätze dürfen wir nicht isoliert betrachten.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Warum?)


Ich will Ihnen allerdings gerne zugestehen – ich
hoffe, dass Sie das akzeptieren –, dass es abgesehen von
einer Reihe von Detailfragen – ich gebe zu, dass man
über diese trefflich diskutieren kann – unterschiedliche
Gesichtspunkte gibt. Es gibt auf Bundes-, Länder- und
kommunaler Ebene in der Bundesrepublik Deutschland
viele Anstrengungen zur Inklusion und zur Integration
von Menschen mit Behinderungen; freie Träger und
viele Institutionen arbeiten mit großem Nachdruck und
mit großer Leidenschaft daran. Dazu gehören auch Leis-
tungen, die den behinderten Menschen insgesamt zu-

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(C (D ommen. Mit Ihnen hoffe ich, dass wir an der einen oder nderen Stelle weiterhin zu Verbesserungen kommen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das war Gesülze!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712411300

Gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage: der Kolle-

in Kipping?


Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1712411400

Nein. – Ich will zum Punkt Hilfe zur Selbsthilfe kom-

en. Die Mittel, die im Eingliederungstitel vorgesehen
ind, werden – absolut betrachtet – reduziert; das ist
chtig. Aber pro Langzeitarbeitslosem stehen mehr Mit-
l zur Verfügung als noch vor Jahren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist einfach falsch!)


aher kommt es jetzt darauf an, dass wir diese Mittel ef-
zient einsetzen. Ich sage Ihnen sehr deutlich: Hier
ommt es darauf an, dass es gute Maßnahmen gibt, die
ir fördern und unterstützen. Daran wird es nicht schei-
rn. Wir werden die Menschen, die Unterstützung benö-
gen, wieder in Beschäftigung bringen. Wir werden uns
och in diesem Monat in diesem Parlament über die ar-
eitsmarktpolitischen Instrumente zu unterhalten haben.
ir werden den entsprechenden Gesetzentwurf hier in

weiter und dritter Lesung im Detail beraten. Ich glaube,
ass es notwendig ist, intensiv darauf einzugehen.

Lassen Sie mich einen Satz zum Thema Rente sagen.
er Rentendialog ist jetzt entstanden; dafür sind wir sehr
ankbar. Wir haben uns im Koalitionsvertrag mit Blick
uf die Entwicklungen der Renten und der Altersein-
ünfte vorgenommen, diese Dinge in dieser Legislatur-
eriode möglichst schnell zu regeln. Es gibt ein paar
rundprinzipien, die wir beachten werden. Sie lauten
ie folgt.

Erstens. Rente ist Lohn für Lebensleistung. Wenn wir
ies nicht beibehalten, machen wir Rente zu einem So-
ialhilfesystem. Das ist Rente aber nicht. Rente muss
ohn für Lebensleistung bleiben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zweitens. Rente muss aufgreifen, dass innerhalb ei-
es Solidarsystems gewisse Ausgleiche möglich sind.
etztendlich ist all das, was wir der Rentenversicherung
ls Leistungsträger zusätzlich aufbürden, mit Steuern der
llgemeinheit zu finanzieren und kann nicht von den
eitragszahlerinnen und Beitragszahlern gestemmt wer-
en. Das ist ein wichtiger Teil unseres Solidarsystems.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir werden im Haushaltsjahr 2012 alles daransetzen,
ie Voraussetzungen zu schaffen, dass Menschen, die in
eschäftigung kommen wollen, wieder in Beschäftigung





Karl Schiewerling


(A) )


)(B)

kommen. Wir werden die Brücken dafür weiter bauen.
Wir werden für die Langzeitarbeitslosen, die es beson-
ders schwer haben, die Treppe in den ersten Arbeits-
markt zielführend weiter stabilisieren und ausbauen. Ich
sage Ihnen: Wir wollen dies in der Verantwortung, die
wir vor den Menschen haben, tun. Wir sind auf einem
guten Weg. Diesen Weg werden wir zum Wohle der
Menschen gemeinsam in dieser Koalition fortsetzen, und
zwar in einem guten Schulterschluss mit all denjenigen,
die wollen, dass wir auf diesem Weg weitergehen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712411500

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich Kolle-

gin Katja Kipping.


Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712411600

Herr Kollege Schiewerling, ich möchte noch einmal

auf die Regelbedarfsstufe 3 eingehen. Da das ein kom-
plizierter Begriff ist, zur Erläuterung: Bei der Neufest-
setzung der Hartz-IV-Regelsätze hat Ihre Regierung be-
schlossen, eine neue Stufe für erwachsene bedürftige
Behinderte einzuführen. Im Ergebnis werden erwachse-
nen Bedürftigen – vor allen Dingen betroffen sind Be-
hinderte – im Monat 73 Euro gestrichen. Sie haben den
Behinderten also richtig in die Tasche gegriffen und ih-
nen pro Monat 73 Euro weggenommen.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Pfui!)


Es ging dabei nicht um objektive Berechnungen, son-
dern um eine ganz klare politische Entscheidung Ihrer-
seits. Diese Entscheidung war so umstritten und ist so
stark kritisiert worden, dass Sie im Vermittlungsaus-
schuss, als es um einen Kompromiss mit dem Bundesrat
ging, versprochen haben, zu prüfen, inwieweit man ver-
hindern kann, dass Behinderte so benachteiligt werden.
Inzwischen liegt mir eine Antwort des Bundesarbeitsmi-
nisteriums vor, in der es eindeutig heißt: Wir sehen dies-
bezüglich keinen Handlungsbedarf. Es bleibt alles so,
wie es ist. – Ich finde, das ist nicht hinnehmbar. Ich hätte
Sie vorhin gern gefragt, ob Sie die Auffassung der Bun-
desregierung teilen, dass tatsächlich diesbezüglich kein
Handlungsbedarf besteht. Ich glaube, wenn man es mit
der UN-Behindertenrechtskonvention ernst meint, dann
sollte man nicht gerade den ärmsten Menschen mit Be-
hinderung in die Tasche greifen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Sie haben doch das Blindengeld in Berlin gestrichen!)



Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1712411700

Frau Kollegin Kipping, um mit der UN-Behinderten-

rechtskonvention anzufangen: Wir nehmen sie ernst. Im
Kern geht es bei der UN-Behindertenrechtskonvention
um Inklusion und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.


(Sabine Zimmermann [DIE LINKE]: Ohne Geld?)


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(C (D Wir haben keine neue Regelbedarfsstufe eingeführt; arum ging es auch gar nicht. Nein. – Es ging darum, dass Menschen mit Behindeng, die erwerbsfähig sind und zu Hause wohnen, mit nterstützung und Förderung im Prinzip jederzeit die öglichkeit haben, aus ihrer Abhängigkeit herauszu ommen. Die Diskussion, die wir geführt haben, münete in die Strukturen, die wir geschaffen haben. Um auf re Frage zu antworten: Ich teile die Auffassung des undesarbeitsministeriums. Das Wort hat nun Katja Mast für die SPD-Fraktion. Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! ieber Kollege Schiewerling, ich hätte gerne von Ihnen ehört, was Sie dazu sagen, dass der Haushalt des Bunesarbeitsministeriums von 2011 bis 2015 um 26,5 Milarden Euro gekürzt werden soll, ganz egal, wie hoch ie Arbeitslosenzahlen sind und was in dieser Republik assiert. Das sind strukturelle Kürzungen, keine konnkturellen Kürzungen. Ich hätte auch gern etwas von Ihnen zu Folgendem ehört: Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat uns allen itgeteilt – über 3 000 Unterschriften haben es besiegelt –, ass im letzten Jahr die Zahl der Langzeitarbeitslosen, ie Arbeitslosengeld II beziehen, um 4 Prozent zurückegangen ist, dass Ihre Haushaltskürzungen, die diese ersonengruppe betreffen, aber ein Volumen von 25 Proent hatten. Auch hier wurde also strukturell gekürzt. uch hier hätte die Möglichkeit bestanden, Menschen urch Bildung in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen. uch hier haben Sie Möglichkeiten gestrichen, echte eschäftigungspolitik zu betreiben, um Vollbeschäftiung – Sie sprechen ja immer gern von „Arbeit für alle“; ir sagen lieber „gute Arbeit für alle“ – zu erreichen. Sie ehmen langzeitarbeitslosen Menschen mit Ihrer Politik ie Perspektiven und die Chancen auf würdevolle Teilabe an dieser Gesellschaft. Dazu haben Sie gerade ichts gesagt, Kollege Schiewerling. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Doch!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712411800

(Beifall bei der SPD)

Katja Mast (SPD):
Rede ID: ID1712411900

Ich frage mich: Was ist eigentlich Ursula von der Leyens
iel in der Arbeitsmarktpolitik?


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Menschen in Arbeit bringen! Ganz einfach!)


elche Antwort hat die Ministerin auf die Probleme am
rbeitsmarkt? Wofür kämpft diese Ministerin? Für
oldreserven in Europa oder für gute Arbeit für alle?
as ist doch die Frage an dieser Stelle.

In Deutschland ist eine Spaltung am Arbeitsmarkt
stzustellen. Auf der einen Seite gibt es Menschen, die





Katja Mast


(A) )


)(B)

langzeitarbeitslos sind. Diese Menschen befinden sich
übrigens in unterschiedlichen Situationen. Manche von
ihnen stehen ganz am Rand, weisen vielfache Vermitt-
lungshemmnisse auf und hatten seit vielen Jahren keine
Arbeit mehr. Denen müssen wir uns politisch zuwenden;
sie stehen am Rand. Auf der anderen Seite haben wir gut
ausgebildete Fachkräfte, von denen wir noch mehr brau-
chen.

Ich komme zur zweiten Spaltung am Arbeitsmarkt.
Wir haben im europäischen Vergleich die höchste Quote
an prekären Beschäftigungsverhältnissen. Auf der ande-
ren Seite gibt es Menschen in Normalarbeitsverhältnis-
sen. Auch in Bezug auf diese Spaltung gibt es von
Ursula von der Leyen bzw. von ihrer Arbeitsmarktpolitik
keine Antworten.

Es gibt eine dritte Spaltung auf dem Arbeitsmarkt.
Frauen verdienen im Schnitt 23 Prozent weniger als
Männer. Es geht dabei nicht nur um Alleinerziehende.
Das ist eine Geschlechterfrage. Auch darauf gibt es
– weder im Haushalt noch in den arbeitspolitischen In-
strumenten noch durch irgendwelche Taten – keine Ant-
worten von Ursula von der Leyen. Darum geht es heute
in der Haushaltsdebatte.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Der vorgelegte Haushalt verschärft diese Spaltung; er
vermindert sie nicht. Das ist umso bemerkenswerter,
weil die Regierung letztes Jahr ein sogenanntes Sparpa-
ket vorgelegt hat. Ich glaube, Sie haben es sogar als Zu-
kunftspaket bezeichnet. Dazu sage ich lieber Kürzungs-
paket. Die aktive Arbeitsmarktpolitik ist übrigens die
Politik, bei der es um Bildungsperspektiven auf dem Ar-
beitsmarkt geht. Dabei geht es nicht um Arbeitslosen-
geld, sondern um das Schaffen von Chancen durch akti-
ves Tun und Handeln. Dort wird gekürzt. Da wird auch
um so viel gekürzt, wie Sie in Ihren Sparbeschlüssen
vorgesehen hatten. Aber wo überall wird das nicht ge-
tan? Überall dort, wo Sie diejenigen mit belasten woll-
ten, die gut verdienen. Beispielsweise gibt es keine Fi-
nanztransaktionsteuer, obwohl Sie sie vorgesehen hatten.
Auch die Brennelementesteuer gibt es nicht. Die Wie-
dereinführung des Fiskusprivilegs bei Insolvenzverfah-
ren gibt es ebenfalls nicht. Die Streitkräfte sollten ihren
Beitrag zum Sparpaket leisten. Das alles gibt es nicht.
Das Einzige, woran diese Regierung festhält, ist das
Kürzen bei den Menschen, die am Rande stehen, und
dort, wo es um Investitionen in der Arbeitsmarktpolitik
geht. Deshalb regen wir von der Opposition uns auch die
ganze Zeit über so auf. Sie kümmern sich nicht um die
Menschen, die am Rande dieser Gesellschaft stehen. Sie
kürzen in der Arbeitsmarktpolitik und in der Bildungs-
politik des Bundes. Das ist der größte Skandal dieser
Bundesregierung.


(Beifall bei der SPD)


Ich will das an einem Beispiel verdeutlichen. Es gibt
in dieser Republik 1,5 Millionen Jugendliche im Alter
von 20 bis 30 Jahren, die keine Berufsausbildung haben.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Die meisten in rot-grün-regierten Ländern!)


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(C (D o sind Ihre Antworten für diese 1,5 Millionen Menchen, welche die Fachkräfte unserer Wirtschaft für moren sind? Sie sind für den Zusammenhalt in der Gesellchaft sowie das wirtschaftliche Wachstum wichtig. Sie geben den Menschen, die am Rande stehen Langzeitarbeitslose mit vielen Vermittlungshemmnis en –, keine echten Antworten. Sie nehmen Ihnen durch re Instrumentenreform die Perspektive auf eine sozial ersicherungspflichtige Beschäftigung. Ich habe das Gehl, dass sich Ihre Ministerin bereits aus der Arbeitsarktpolitik verabschiedet hat. Sie will noch hoch inaus und hat vergessen, was man für Menschen tun uss, die am Rande stehen. (Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Die SPD hat sich von der Realität verabschiedet!)


h finde, dass es Ursula von der Leyens Aufgabe ist,
iesen Menschen ein Gesicht und eine Stimme zu geben.
ber dazu höre ich leider nichts von Ihnen. Deshalb
erden wir den von Ihnen vorgelegten Haushaltsentwurf
icht durch das Parlament durchwinken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712412000

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Der nächste Redner für

ie Fraktion der FDP ist unser Kollege Dr. Heinrich
olb. Bitte schön, Kollege Dr. Kolb.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1712412100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
anchmal kann man sich wirklich nur wundern. Als vor

iner Woche die neuen Arbeitslosenzahlen bekannt ge-
eben wurden, lief die folgende Meldung über den
icker: Arbeitslosenzahl erreicht niedrigsten Stand seit
0 Jahren – Opposition kritisiert unzureichende Arbeits-
arktpolitik der Bundesregierung. – Darüber habe ich
ich gewundert.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


as zeigt aus meiner Sicht zweierlei. Zum einen zeigt es,
ie gut wir sind. Zum anderen zeigt es, wie einfallslos
ie sind. Frau Mast, Sie haben gefragt: Was ist eigentlich
as Ziel dieser Koalition bzw. dieser Bundesregierung? –
nser Ziel ist es, Menschen in Arbeit zu bringen. Dabei

ind wir sehr erfolgreich. Ich will Ihnen die Zahlen nen-
en; man kann sie nicht oft genug wiederholen. Im Au-
ust waren noch 2,945 Millionen Menschen arbeitslos,
38 000 weniger als noch ein Jahr zuvor.


(Zuruf von der SPD: Trotz Ihrer Regierung!)


1,13 Millionen Menschen waren erwerbstätig – das ist
in absoluter Hochstand, ein Allzeithoch –, 527 000 mehr
enschen als noch vor einem Jahr. 28,3 Millionen Men-

chen gehen einer sozialversicherungspflichtigen Be-
chäftigung nach, 684 000 mehr als noch vor einem Jahr.
iefstand bei der Jugendarbeitslosigkeit: Mit 10 Prozent
at Deutschland in Europa die Spitzenposition inne.





Dr. Heinrich L. Kolb


(A) )


)(B)

Erstmals gibt es mehr angebotene Lehrstellen als Stel-
lenbewerber. Davor können Sie doch nicht die Augen
verschließen. Sie können sich doch nicht hier hinstellen
und herummäkeln und sagen: Alles, was diese Bundes-
regierung macht, ist schlecht.

Frau Nahles hat ausweislich der Tickermeldung er-
klärt: Wenn die Bundesregierung nicht alles falsch ge-
macht hätte, dann hätte sie einen noch stärkeren Rück-
gang der Arbeitslosigkeit erzielen können. – Dazu will
ich eines sagen – Frau Nahles ist jetzt nicht mehr da –:
Wenn Frau Nahles und die SPD regiert hätten, hätten Sie
diese Zahlen nicht erreicht; denn unsere Zahlen sind so
gut, weil wir auf einen Mix der Beschäftigungsformen
setzen. Sie aber wollen nur bestimmte Beschäftigungs-
formen – das haben Sie eben gesagt, Frau Mast – als
gute Arbeit anerkennen. Ich sage Ihnen: Wir freuen uns,
dass mehr als die Hälfte der neuen Stellen Vollzeitstellen
sind. Ich sage Ihnen aber auch: Wenn wir ein hohes Maß
an Beschäftigung wollen, dann gehören Teilzeit, Midi-
jobs und auch geringfügige Beschäftigung ebenso zum
Erwerbsleben wie Zeitarbeit oder befristete Beschäfti-
gung.


(Katja Mast [SPD]: Für uns sind 5-Euro-Löhne nicht in Ordnung! Für Sie schon!)


Dieses hohe Maß an Beschäftigung ist kein Selbst-
zweck. Ohne diesen Höchststand bei der sozialversiche-
rungspflichtigen Beschäftigung und bei der Erwerbstä-
tigkeit hätten wir nicht diese insgesamt sehr komfortable
Situation im Bundeshaushalt – mit der Schuldenbremse –,
aber auch in den Sozialkassen. Wie kommt es denn, dass
wir beim Rentenbeitrag Senkungsspielräume von 0,8 Pro-
zentpunkten haben, die wir – wie gesetzlich vorgesehen –
nutzen wollen?


(Katja Mast [SPD]: Das ist die Konjunktur!)


Weil wir ein hohes Maß an Beschäftigung haben. Sie ha-
ben es in der Vergangenheit nicht geschafft, die Beschäf-
tigungspotenziale auszuschöpfen. Deswegen sollten Sie
uns hier keine Vorwürfe machen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dass so viele Menschen Arbeit haben, trägt zur soliden
Finanzierung unseres Gemeinwesens und zur Stabilisie-
rung der sozialen Sicherungssysteme bei.

Ich habe von dieser Stelle aus immer gesagt: Ein Ar-
beitsplatz ist das höchste Gut. Man kann auch sagen:
Viele Arbeitsplätze sind die beste Garantie für einen
funktionierenden Sozialstaat.


(Katja Mast [SPD]: Gute Arbeit!)


Frau Mast, auch wenn Sie es nicht sofort einsehen wol-
len: Wir können gute Fortschritte bei der Bekämpfung
der Langzeitarbeitslosigkeit verzeichnen. Allein im Au-
gust 2010 ist die Zahl der erwerbsfähigen Hilfebedürfti-
gen – diese Zahl ist nicht direkt mit der Zahl der Lang-
zeitarbeitslosen gleichzusetzen; der Kreis ist größer – im
Jahresvergleich um 298 860 zurückgegangen, ein Minus
von 6,1 Prozent; die Kollegin Hinz hat darauf hingewie-
sen.

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(C (D Wir sind bei der Bekämpfung der Langzeitarbeitsloigkeit erfolgreich. Wir werden – allen Unkenrufen zum rotz – sogar noch erfolgreicher sein. Ich will Ihnen uch sagen, warum. Weil unsere Reformen Ihrer verorksten und vom Bundesverfassungsgericht beanstaneten Hartz-IV-Gesetze auch für die Langzeitarbeitsloen einen Pfad zurück in sozialversicherungspflichtige eschäftigung schaffen werden: mit kooperativen Jobentern, mit Zielvereinbarungen, unterjähriger Erfolgsontrolle – demnächst kann übrigens jeder sogar online ehen, wie sein Jobcenter performt, wie gut es also ist –, it Regelsätzen, die die Existenz sichern, aber Erwerbs rbeit nicht unattraktiv machen, und mit arbeitsmarktolitischen Instrumenten, die die Jobcenter vor Ort in die age versetzen, einem Langzeitarbeitslosen in freiem rmessen die bestmögliche Förderung zukommen zu ssen. Das heißt, wir gehen individuell auf jeden Einzelen ein. Deswegen werden wir weitere Erfolge bei der ekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit erzielen, also ort, wo Sie jahrelang nur nach dem Gießkannenprinzip earbeitet haben. Noch eine kurze Anmerkung zur Rentenpolitik. Ich ill hier sehr deutlich sagen: Eine nachsorgende Komensation im Bereich der Altersarmutsbekämpfung stößt ehr schnell an Grenzen. Auch ein Mindestlohn ist keine ösung; das wissen Sie so gut wie ich. an müsste einen Mindestlohn von 12 Euro einführen, m nach einem Arbeitsleben von 45 Jahren eine Rente uf Grundsicherungsniveau zu erzielen. Nein, hier sind ir ganz dezidiert anderer Auffassung. Wir glauben, rävention ist das Gebot der Stunde. Die Frage wurde estellt: Lohnt es sich für die Menschen, zu riestern? iese Frage wollen wir beantworten. Einen Vorschlag at das BMAS in diesen Tagen gemacht. Sie kennen uneren Vorschlag, der Freibeträge für private und betriebche Vorsorge vorsieht. In jedem Fall sollte derjenige, er eigene Anstrengungen unternommen hat, belohnt erden. Dieser Weg, den wir hier aufzeigen, ist richtig. Mein letzter Punkt ist das Thema Hinzuverdienstrenzen. Es geht uns nicht darum, die Anhebung dieser renzen als einen Beitrag zur Altersarmutsbekämpfung u sehen, nach dem Motto: Die Älteren müssen noch areiten. – Sie verkennen, dass es für viele Menschen auch twas mit Teilhabe und dem Selbstwertgefühl zu tun hat, Alter noch dazuzugehören. Ich erlebe in unglaublich ielen Gesprächen, dass die Menschen sagen: Es ist irklich überfällig. Warum verdammt ihr uns zu einem 00-Euro-Job, wenn wir als 63-Jährige in Rente gehen? ir wollen gerne noch mehr machen. Gebt uns Spielum. – Genau das tut diese Koalition. Wir sind sehr nah m Puls der Menschen. Wir kommen gut voran. Das ieht man an unseren Erfolgen auf dem Arbeitsmarkt. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Widerspruch bei der SPD und der LINKEN)







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)(B)


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712412200

Vielen Dank, Herr Kollege. – Nächste Rednerin ist

für die Fraktion Die Linke unsere Kollegin Sabine
Zimmermann. Bitte schön, Frau Kollegin Zimmermann.


(Beifall bei der LINKEN)



Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712412300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Meine Damen und Herren! Frau Ministerin
von der Leyen, ich habe Ihnen sehr aufmerksam zuge-
hört. Ich muss Ihnen von dieser Stelle aus sagen: Ihre
Arbeitsmarkt- und Finanzpolitik spaltet die Gesellschaft
in Arm und Reich.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der FDP: So, so!)


Während Sie und Ihre Regierung zusehen, dass zo-
ckende Banken gestützt werden, Reiche immer reicher
werden, haben Sie für die Menschen, die arbeitslos sind
und täglich um das Überleben kämpfen, nur Peanuts in
der Tasche. Das ist unmöglich.


(Beifall bei der LINKEN)


20 Milliarden Euro wollen Sie bei den Erwerbslosen
abkassieren. Schon im letzten Jahr haben Sie beschlos-
sen, die Ausgaben für die Arbeitsmarktpolitik bis 2014
– die Zahlen wurden bereits genannt – um diesen Betrag
zu reduzieren. Da können Sie sich drehen und wenden,
wie Sie wollen: Das ist nichts anderes als eine brutale
Kürzung auf dem Rücken von Millionen von arbeitslo-
sen Menschen.


(Beifall bei der LINKEN)


Als Begründung für diesen Kahlschlag haben Sie in die-
sem Jahr das Gesetz zur Verbesserung der Eingliede-
rungschancen am Arbeitsmarkt nachgeschoben. Ich
muss schon sagen: Das ist ein dreistes Bubenstück, die-
sem Kürzungsprogramm auch noch das Etikett „Verbes-
serung“ aufzudrücken. Ohne Moos, nichts los – das weiß
doch jeder, und wenn kein Geld vorhanden ist, können
keine Maßnahmen durchgeführt werden. Damit verbes-
sern Sie nicht die Chancen für die Langzeiterwerbslosen,
sondern erhöhen nur die Wahrscheinlichkeit, dass diese
Menschen keinen Job mehr bekommen. Das ist Ihre
Politik.


(Beifall bei der LINKEN – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Und das ist eine schlechte Politik!)


In der Begründung des Gesetzentwurfes heißt es
großspurig: Die Arbeitsmarktpolitik soll dezentraler, fle-
xibler, individuell und letztlich effizienter gestaltet wer-
den. – Ich bitte Sie! Was soll in Zukunft der Arbeitsver-
mittler vor Ort noch entscheiden können, wenn ihm
keine Mittel zur Verfügung stehen? Wollen Sie den Be-
schäftigten der Bundesagentur für Arbeit, den Jobver-
mittlern, den Schwarzen Peter zuschieben? Das ist doch
wohl unmöglich.

Schon jetzt sparen Sie bei den arbeitsmarktpolitischen
Maßnahmen, zum Beispiel bei der Weiterbildung. Die
Zahl der neuen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in

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(C (D aßnahmen ist seit Jahresbeginn insgesamt um fast 8 Prozent zurückgegangen. Erzählen Sie nicht immer, uch die Arbeitslosigkeit sei zurückgegangen! Deren ückgang im Vergleich zum Vorjahr – die Zahlen könen Sie überall nachlesen – beträgt insgesamt nur ,5 Prozent, im Hartz-IV-Bereich sind es sogar bloß ,5 Prozent. Dabei benötigen gerade Langzeiterwerbsse Qualifizierung und Bildung, um überhaupt eine hance auf einen Job zu bekommen. Nun erzählt uns die Arbeitsministerin, in den komenden Jahren 330 000 Langzeiterwerbslose wieder in rbeit bringen zu wollen. Da müsste Frau von der Leyen chon zaubern können; denn dieses Vorhaben ohne Geld urchzuführen zu wollen, das ist wohl ein hehres Ziel. ielmehr drängt sich der Eindruck auf: Diese Bundesreierung ist daran interessiert, eine hohe Sockelarbeitsloigkeit beizubehalten, sozusagen als Abschreckung für ie Beschäftigten, um sie daran zu erinnern, dass ihnen artz IV droht, sollten sie selbstbewusst höhere Löhne nd bessere Arbeitsbedingungen einfordern. (Zuruf von der FDP: Was soll das denn? – Dr. Matthias Zimmer [CDU/CSU]: Das ist eine Verschwörungstheorie!)


as ist die Logik Ihrer Politik.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke fordert die Bundesregierung zu einem
rundlegenden Kurswechsel in der Arbeitsmarktpolitik
uf. Vor allem die Menschen mit den schlechtesten Job-
hancen, Langzeiterwerbslose, Menschen mit Behinde-
ng und Ältere, dürfen nicht abgeschrieben werden. Sie
üssen verstärkt gefördert werden.


(Beifall bei der LINKEN)


ich nur auf leicht vermittelbare Erwerbslose zu konzen-
ieren, wie Sie es machen, und den Rest seinem Schick-
al zu überlassen, ist unchristlich und unsozial. Nehmen
ie endlich Geld in die Hand, und investieren Sie in
ualifizierung und Weiterbildung!


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712412400

Frau Kollegin, Sie haben noch die Chance, eine Zwi-

chenfrage des Kollegen Dr. Lindner zuzulassen.


Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712412500

Aber natürlich, Herr Lindner. Ich freue mich.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712412600

Das ist ja schön.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ich freue mich auch!)



Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712412700

Denken Sie, dass Sie so in Berlin über 5 Prozent kom-

en?


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Passen Sie auf, dass Sie nicht unter 5 Prozent rutschen!)







(A) )


)(B)


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712412800

Sie sollten zuerst die Frage anhören, statt schon vor-

her zu antworten. – Bitte schön, Kollege Lindner.


Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1712412900

Wenn wir schon bei Zahlenspielen sind, Frau Kolle-

gin, und Sie gerade wieder angemahnt haben, dass wir
zu wenig Eingliederungshilfen für Behinderte anbieten:
Wie erklären Sie es sich, dass der rot-rote Senat im Jahr
2003,


(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gleich reißt er es für Berlin! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt sind Sie bei 2,8 Prozent!)


kurz nachdem er ins Amt gekommen ist, das Blinden-
geld in Berlin von 585 Euro auf 468 Euro gekürzt hat
und Berlin damals beim Blindengeld von Platz eins auf
Platz zehn abgerutscht ist? Können Sie sich bei diesem
Punkt ebenso wie bei der Jugendarbeitslosigkeit erklä-
ren, wie das Reden von Ihnen und Ihren Kollegen ir-
gendwie mit dem in Einklang zu bringen ist, was Sie in
der Wirklichkeit fabrizieren?


Sabine Zimmermann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712413000

Ich finde es gut, dass Sie dieses Podium nutzen, um

noch einmal richtig Wahlkampf für Berlin zu machen.
Sie haben es auch wirklich nötig.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ich bitte Sie, auf meine Frage zu antworten!)


Aber Sie verwechseln die Bundespolitik mit der Landes-
politik. Was das angeht, was Sie hier anführen, um uns
vielleicht in die Bredouille zu bringen: Sie sollten da-
rüber nachdenken, dass Sie in der Bundespolitik viele
Menschen in Armut und Hartz IV treiben.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Antworten Sie doch einfach!)


Meine Damen und Herren von der Bundesregierung,
Ihre Kahlschlagpolitik ist kein Rezept für eine positive
Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Ihr kopfloses Spa-
ren auf dem Rücken der Erwerbslosen wird ein Bume-
rang sein. Sie tragen dazu bei, dass die Demokratie zer-
stört und die Spaltung der Gesellschaft in Arm und
Reich immer weiter vorangetrieben wird.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712413100

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Als Nächste hat für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unsere Kollegin Frau
Katrin Göring-Eckardt das Wort. Bitte schön, Frau Kol-
legin Göring-Eckardt.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Zwei Jahre hatten wir keine Rentenministerin. Jetzt ha-

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(C (D en wir eine, sozusagen im Nebenerwerb. Erst passierte ichts, und dann gab es plötzlich hektische Betriebsameit. Zuerst habe ich gedacht, dass das vielleicht etwas it der Großen Anfrage „Altersarmut“ meiner Fraktion u tun hat. Die Antworten kann man grob in drei Punkn zusammenfassen. Erstens. Es gibt keine seriösen Stuien dazu, sagt die Bundesregierung. Zweitens sagt sie: ir haben nicht vor, welche zu erstellen. Die dritte Antort lautet: Altersarmut ist kein Problem. – So ähnlich achten auch die drei Affen. So ähnlich sind auch die orschläge, die die Ministerin jetzt zum Thema Altersarut vorlegt. Sie kommen typisch von-der-Leyensch da er: Erst gibt es ein Riesentamtam. Aber es ist nicht wie eim Scheinriesen Tur Tur, der größer wird, wenn man äher kommt. Hier handelt es sich eher um einen aufgelasenen Zwerg. Worüber wird beim Rentendialog eigentlich geredet? s geht nicht um diejenigen, die sich tatsächlich Sorgen achen und Sorgen machen müssen. Jeder Zweite sorgt ich nämlich in der Tat darum, dass sein Einkommen im lter nicht ausreicht. Es geht nicht um diejenigen, die it 63 gerne noch etwas tun wollen, um dazuzugehören. ie Frage ist: Wem muten wir eigentlich zu, dass er im lter noch arbeiten muss, weil sein Einkommen nicht usreicht? Es ist Altersarmut, und um die geht es. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Für die Regelung, die bei der sogenannten Zuschuss-
nte getroffen werden soll, hat die Ministerin im
eit-Interview fünf Zeilen gebraucht, um alle Bedingun-
en aufzuzählen, die man erfüllen muss, um vielleicht
inen Anspruch darauf zu haben. Das soll bei etwa
0 000 Menschen der Fall sein. Übrigens sind gar keine
ittel dafür eingestellt. Dieses Instrument wird wahr-

cheinlich niemanden tatsächlich erreichen. Man soll
5 Jahre privat vorgesorgt und 45 Jahre eingezahlt ha-
en. Das dient nicht der Bekämpfung von Altersarmut,
ondern das ist eine Mogelpackung und nichts anderes.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wen trifft denn die Altersarmut tatsächlich? Sie trifft
rauen. Diese erreichen trotz aller Anrechnungspirouet-
n der Ministerin mitnichten so viele Beitragsjahre.
eute sind es im Schnitt bei Frauen 26,8, bei Männern
0,2 Beitragsjahre. Wie soll man da auf 45 Beitragsjahre
ommen? Die Altersarmut trifft vor allen Dingen die
stdeutschen mit unterbrochenen Erwerbsbiografien in
en letzten 20 Jahren, die jetzt ins Rentenalter kommen
nd der Gefahr der Altersarmut ausgesetzt sind. Auf
iese Probleme gibt es keine Antwort.

Wen trifft die Altersarmut noch? Sie trifft die Gering-
erdiener. Es ist schon erwähnt worden, dass uns die
ECD bescheinigt hat, dass wir bei der Altersversor-
ung für Geringverdiener – darunter befinden sich
9 Prozent Frauen – das Schlusslicht bilden. Es sind
eute 6,5 Millionen Menschen, die im Niedriglohnsektor
rbeiten. Für die Probleme dieser Menschen gibt es
eine Antwort. Das gilt auch für die Langzeitarbeitslo-





Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

sen. Gerade diese haben unter den Kürzungen im Haus-
halt zu leiden. Bis 2015 wird es 10 Milliarden Euro we-
niger geben. Besonders drastisch wirkt sich das Fehlen
von 5,2 Milliarden Euro beim Gründungszuschuss aus.
Das trifft die Selbstständigen. Weitere Kürzungen gibt es
bei der Arbeitsförderung und der Integration.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712413200

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage unse-

res Kollegen Weiß?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr gerne.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712413300

Bitte schön, Kollege Weiß.


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1712413400

Verehrte Frau Kollegin Göring-Eckardt, bevor durch

Ihre Rede in der Öffentlichkeit eine Meldung über den
Vorschlag der Bundesministerin Ursula von der Leyen
zur Zuschussrente verbreitet wird, möchte ich Sie Fol-
gendes fragen: Zum Ersten. Müssen Sie nicht anerken-
nen, dass die vorgeschlagene Rentenzahlung von
850 Euro für Menschen, die in ihrem Berufsleben zu we-
nig für die Rente ansparen konnten, um über 100 Euro
über der Grundsicherung liegt, die zu Zeiten von Rot-
Grün für Menschen, die im Alter zu wenig Rente haben,
eingeführt worden ist? Zum Zweiten: Ist Ihnen bekannt,
dass der Vorschlag der Frau Bundesministerin von der
Leyen damit startet, dass man 30 Beitragsjahre haben
muss, um diese Rente zu erhalten? Zu den Beitragsjah-
ren zählen auch Zeiten der Kindererziehung und der
Pflege. Ferner muss man 40 Versicherungsjahre haben,
wozu auch Jahre der Arbeitslosigkeit zählen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 45!)


– Nein. Der Vorschlag der Frau Bundesministerin von
der Leyen startet damit, dass man 30 Beitragsjahre ha-
ben muss, später sind es 35. Wir reden davon, von wel-
chem Punkt aus wir starten. Zu diesen 30 Beitragsjahren
zählen auch Zeiten der Kindererziehung und der Pflege.
Zu den 40 Versicherungsjahren, die man haben muss,
zählen auch Zeiten der Arbeitslosigkeit.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hartz IV nicht!)


Man muss zudem fünf Jahre in eine staatlich geför-
derte private Altersvorsorge oder in eine betriebliche Al-
tersvorsorge eingezahlt haben. Die Zeiten des Arbeitslo-
sengeld-II-Bezuges werden auf die Rente angerechnet.
Sie zählen bei den 40 Jahren mit.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712413500

Kollege Weiß, Sie sind dabei, eine Frage zu stellen.


Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1712413600

Ich möchte Frau Kollegin Göring-Eckardt die Frage

stellen, ob sie anerkennt, dass unter diesen Startbedin-

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(C (D ungen die meisten Erwerbstätigen die Möglichkeit haen, eine Zuschussrente zu erhalten, und dass vor allem rauen – ich spreche sie als Abgeordnetenkollegin an – on einer Zuschussrente profitieren werden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Weiß, das würde ich gerne tun, wenn dem so

äre. Abgesehen davon, dass die Ministerin es vorgezo-
en hat, nicht dem Parlament ihre Vorschläge vorzule-
en – das machen Sie jetzt freundlicherweise, aber das
arlament wird erst nach dem Rentendialog informiert,
as bei dieser Bundesregierung so üblich ist; damit kön-
en wir notfalls leben –, sage ich Ihnen: 20 000 Men-
chen sollen im nächsten Jahr – das sagt die Ministerin –
on dieser Zuschussrente profitieren. 400 000 Menschen
ekommen die Grundsicherung im Alter. Zwischen die-
en beiden Zahlen scheint mir doch ein gewisser Ab-
tand zu bestehen. Es stimmt also nicht, dass tatsächlich
iejenigen von der Zuschussrente profitieren, die beson-
ers von Altersarmut betroffen sind. Ich wäre im Grund-
atz für die Zuschussrente, wenn sie nicht wieder eine

ogelpackung nach dem Motto „Wir reden viel und ma-
hen es ganz groß“ von Frau von der Leyen wäre. Ich
efürchte: Am Schluss profitieren nur ganz wenige. Es
ird viel geredet, aber für die Menschen verbessert sich
ichts.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Max Straubinger [CDU/CSU]: Sie wären im Grundsatz dafür, wenn sie nicht von der Union wäre!)


Ich will auf ein Argument eingehen, das Frau von der
eyen in ihrer Rede vorhin deutlich gemacht hat, als sie
esagt hat: Das Rentensystem kann die Veränderungen
der Arbeitswelt und das, was im Arbeitsleben nicht
nktioniert hat, nicht ausgleichen. Mein Vorschlag ist

anz einfach: Vielleicht kann die Rentenministerin ein-
al mit der Arbeitsministerin reden, sodass man tatsäch-
ch Prävention gegen Altersarmut betreiben kann. Der
indestlohn ist zwar nicht das alleinige Instrument in

iesem Zusammenhang, aber wenigstens ist er eines, das
an anwenden könnte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Max Straubinger [CDU/ CSU]: Jetzt kommt wieder das Allheilmittel Mindestlohn!)


All die von Koalitionsseite gemachten Vorschläge
ind nichts anderes als Trostpflaster. So bekämpft man
ie Altersarmut nicht. Altersarmut ist übrigens mehr, als
in bisschen an der Rente zu drehen. Altersarmut ist
ehr als komplex: Sie bedeutet nicht nur Einkommens-

rmut, sondern auch schlechteres Wohnen – Sie haben
anz nebenbei den Heizkostenzuschuss gestrichen –,
angelhafte medizinische Versorgung; darauf gibt es

eine Reaktion. Auch gibt es keine Lösung für das Pro-
lem der geringeren Mobilität. Die Frage, wie Migran-
nnen und Migranten oder auch Menschen mit Behinde-





Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

rungen heute im Alter leben, spielt überhaupt keine
Rolle. Es geht nur mit einem Gesamtkonzept zur Be-
kämpfung von Altersarmut und nicht mit einem Trost-
pflaster für einige wenige.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das, was von der Leyen macht – sie gibt keine Ant-
worten –, ist Budenzauber in guter Blüm’scher Tradi-
tion, nach dem Motto: Wir verschließen die Augen vor
den eigentlichen Problemen. Das ist nicht Armutsbe-
kämpfung, sondern ein Armutszeugnis dieser Bundesre-
gierung – ein weiteres.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712413700

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Nächster Redner ist für

die Fraktion der CDU/CSU unser Kollege Paul
Lehrieder.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Paul Lehrieder (CSU):
Rede ID: ID1712413800

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kollegin Göring-

Eckardt, Sie haben sich in weiten Teilen Ihrer Rede mit
dem jetzt anstehenden Rentendialog beschäftigt. Ich
würde sagen: Thema verfehlt. Wir reden heute über den
Haushalt des Bundesministeriums für Arbeit und Sozia-
les und noch nicht über ein Projekt, das wir unmittelbar
nach der Reform der arbeitsmarktpolitischen Instru-
mente angehen wollen und für das ich unserer Arbeits-
ministerin ausdrücklich danken möchte. Frau von der
Leyen, was sie machen, das ist gut, das ist wichtig. Das
Ganze ist eine Baustelle; da haben Sie recht.

Ich will eines sagen: Ich habe, als die Frau Ministerin
den beginnenden Rentendialog hier vorgestellt hat, refle-
xartig vom linken Flügel dieses Hauses, von der Links-
partei, abermals den Ruf „Mindestlöhne!“ gehört.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Sehr richtig!)


Noch einmal zur Klarstellung – ich muss Ihnen schon
beim Rechnen helfen –: Um eine über die Grundsiche-
rung hinausreichende Altersrente zu erreichen, kommt
man weder mit dem Mindestlohn, den die Gewerkschaf-
ten fordern, noch mit dem Mindestlohn, den die Linkspar-
tei vorschlägt – derzeit sind es 10 Euro, Frau Kipping –,
hin, sondern man brauchte 12,20 Euro. Ich kann verste-
hen, dass man vor lauter Liebesbriefschreiben nach Kuba
nicht dazu kommt, so etwas nachzurechnen. Vielleicht
sollten Sie das einmal tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, die Gesamtausgaben für
das Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Jahr
2012 belaufen sich auf rund 126,6 Milliarden Euro. Im
Vergleich dazu haben wir in diesem Jahr voraussichtlich

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(C (D in Soll von 131,3 Milliarden Euro. Dies würde für das ahr 2012 – ich will in dieser Haushaltsdebatte auch einal auf Zahlen eingehen – immerhin eine Einsparung on 4,7 Milliarden Euro bedeuten. Für diese Leistung öchte ich der Bundesregierung meine ausdrückliche nerkennung aussprechen. Wir haben es geschafft, die rise zu überstehen. Die Wirtschaft wächst und hat das orkrisenniveau erreicht. Wir haben einen enormen Zuachs an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. eine Damen und Herren der Opposition, es gibt keinen rund zu Schwarzmalerei: Deutschland geht es gut. ätte Rot-Grün das erreicht, hätte man drei Wochen auf en Marktplätzen getanzt. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Und jeden Abend ein Feuerwerk abgebrannt!)


Lassen Sie uns zum Haushalt zurückkehren. Grund
r die sinkenden Gesamtausgaben ist zunächst die posi-

ve Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt mit stabilen Ar-
eitslosenzahlen von unter 3 Millionen; 2,945 Millionen
erzeit. Dies führt zu einer deutlichen Entlastung der so-
ialen Sicherungssysteme. Weniger Ausgaben, mehr
innahmen – das rechnet sich; zu dieser Erkenntnis
ürfte auch Frau Hagedorn kommen. Positive Auswir-
ungen haben auch die in der Arbeitsmarktpolitik einge-
lanten strukturellen Einsparungen im Rahmen des Zu-
unftspakets vom Juni dieses Jahres.

Frau Hinz hat vorhin ausgeführt, die Reform der ar-
eitsmarktpolitischen Instrumente würde letztendlich zu
iner Verschlechterung führen, weil die Fallmanager der
obcenter vor Ort in Zukunft weder das Geld noch die
chtigen Mittel hätten. Das Gegenteil ist richtig. Ma-
hen Sie sich die Mühe und sprechen Sie mit Ihren Job-
entern! Sprechen Sie mit der Bundesagentur!


(Bettina Hagedorn [SPD]: Wahrscheinlich gehen Sie da nie hin!)


Dort wird die Flexibilisierung ausdrücklich begrüßt.
ätten Sie, Frau Hagedorn, sich die Mühe gemacht, am
ontag von 11 bis 14 Uhr bei der Anhörung zugegen zu

ein, dann hätten Sie gehört, dass die Bundesagentur die
lexibilisierung ausdrücklich begrüßt, weil die Instru-
ente passgenauer eingesetzt werden können.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Genau!)


Vorredner haben bereits ausgeführt, dass es unser Be-
treben ist, nicht die Arbeitslosigkeit zu fördern, sondern
ie Rückkehr in Arbeit. Das heißt, die Vermittlung in Ar-
eit ist unser erklärtes Ziel und nicht das Verbleiben in
rbeitslosigkeit.

Meine Damen und Herren, es wurde eben bereits da-
uf hingewiesen: Der Ansatz des Integrationstitels
urde zwar insgesamt etwas reduziert; das ist richtig.
ber prozentual, das heißt im Verhältnis zu der Anzahl
er betroffenen Personen, ist er gestiegen. Es gebietet
ie Ehrlichkeit, den Mitbürgerinnen und Mitbürgern
uch das entsprechend zu sagen.


(Zuruf der Abg. Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])






Paul Lehrieder


(A) )


)(B)

– Frau Pothmer, ich will wiederholen: Wir schärfen die
arbeitsmarktpolitischen Instrumente, und das ist gut so.

Die christlich-liberale Koalition stellt sich den He-
rausforderungen, die die demografische Entwicklung der
kommenden Jahre und Jahrzehnte an uns richtet. Wir ge-
hen aktiv gegen Alters- und Kinderarmut und den Fach-
kräftemangel vor.

Wir verbessern weiter die Beschäftigungsbedingun-
gen für Frauen und die Vereinbarkeit von Familie und
Beruf. Ich will einräumen: Wir haben mit dem Eltern-
geld und mit dem Ausbau der Krippenplätze auch mit
den Kollegen der SPD in der letzten Legislaturperiode
einiges richtig gemacht. Das kann man ja einmal neidlos
sagen. Wir entwickeln das weiter fort. Wir verbessern
die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter.

Wir sorgen für eine bessere Integration unserer Mi-
grantinnen und Migranten, um deren Potenziale zu nut-
zen, und wir erleichtern älteren Menschen den Zugang
zum Arbeitsmarkt. Unter welchen Voraussetzungen und
mit welchen Prämissen das erfolgen wird, werden wir in
den nächsten Wochen und Monaten diskutieren. Frau
Göring-Eckardt, Sie sind herzlich eingeladen, im Aus-
schuss mit uns das Für und Wider der einzelnen Maß-
nahmen im Rahmen des Rentendialogs zu diskutieren.

Wie meine Vorredner schon verdeutlicht haben, muss
ein vernünftiger und zukunftsorientierter Haushalt zwei
Funktionen erfüllen. Er muss für wirtschaftliches Wachs-
tum sorgen und jedem Bürger die Möglichkeit geben,
sich zu entwickeln und einer Arbeit nachzugehen. Er
muss aber auch solide und finanzierbar sein. Diese Ba-
lance, liebe Kolleginnen und Kollegen, hält der vorlie-
gende Haushaltsentwurf.

Meine Damen und Herren, wir haben gemeinsam be-
schlossen, die Schuldenbremse in das Grundgesetz auf-
zunehmen.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Das stimmt! – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Nein, nein!)


– Ja, ihr nicht; das weiß ich schon. – Dieser Schritt war
wichtig und richtig, um eine nachhaltige und zukunfts-
orientierte Politik zu betreiben, eine Politik für unsere
Kinder und Enkelkinder. Daran wird die christlich-libe-
rale Koalition festhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bettina Hagedorn [SPD]: Aber nicht die Politik der Arbeitslosen! Wo bleiben die Beiträge der Wirtschaft bei Ihrem Sparpaket?)


Wie wichtig die Schuldenbremse ist, haben auch Sie
heute Morgen in der Debatte von neun bis elf in diesem
Hohen Hause vernehmen können. Genau diese Schul-
dendisziplin muss von den Ländern eingefordert werden,
die in den letzten Jahren über ihre Verhältnisse gelebt ha-
ben. Wir sind auf einem guten Weg. Wir sollten auf die-
sem guten Weg voranschreiten.

Wir müssen auch im Bereich Arbeit und Soziales spa-
ren. Doch, liebe Kolleginnen und Kollegen der Opposi-
tion, wir haben gerade nicht einfach den Rotstift ange-

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(C (D etzt, um zu Einsparungen zu kommen, sondern wir aben es geschafft, durch mehr Effizienz, mehr Transpanz und strukturelle Vereinfachungen bei weniger Aus aben nicht nur die hohe Qualität unseres sozialen Sysms in Deutschland beizubehalten, sondern auch achhaltige Verbesserungen zu erreichen. Erlauben Sie mir, da sich meine Redezeit so langsam em Ende zuneigt, auf Folgendes hinzuweisen. Das geht schneller, als Sie glauben. Ich habe es fast befürchtet, Herr Präsident. (Anette Kramme [SPD]: Man muss die Zeit auch nicht ausschöpfen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712413900
Paul Lehrieder (CSU):
Rede ID: ID1712414000

Die Bundesagentur für Arbeit hat noch im Frühjahr
in Defizit von 5,4 Milliarden Euro zum Jahresende er-
artet. Mittlerweile ergeben die Prognosen einen Wert
on etwa 1,9 Milliarden Euro. Auch hier macht sich die
irtschaftliche und finanzielle Entwicklung sehr positiv
emerkbar. Das heißt, wir werden in den nächsten Jahren
uch bei der Bundesagentur für Arbeit die richtigen Ent-
cheidungen zugunsten unserer Arbeitnehmerinnen und
rbeitnehmer, aber auch zugunsten der Menschen tref-
n,


(Angelika Krüger-Leißner [SPD]: Bei der Finanzierung?)


ie das Pech haben, derzeit keinen Arbeitsplatz zu ha-
en.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712414100

Vielen Dank, Herr Kollege. – Nächste Rednerin für

ie Fraktion der Sozialdemokraten ist unsere Kollegin
ngelika Krüger-Leißner. Bitte schön, Frau Kollegin
rüger-Leißner.


Angelika Krüger-Leißner (SPD):
Rede ID: ID1712414200

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Frau Ministerin von der Leyen hat ja in ihren
ingangsworten wieder versucht, uns glauben zu ma-
hen, dass sie mit diesem Haushalt alles bewältige: Alle
ichtigen arbeitsmarktpolitischen und sozialpolitischen
ufgaben wolle sie damit bewältigen. Wir sehen das
anz anders. Im Übrigen stehen wir damit nicht allein.
ieser Haushalt zeigt dramatische Fehlentwicklungen in
er Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik auf. Im Übrigen be-
tätigen Ihnen, Frau Ministerin, das auch die Länder, die
ommunen, die Verbände, die Sozialträger, die Träger
Umfeld der Arbeitsmarktpolitik. Nicht zuletzt in der

nhörung am Montag – da waren Sie ja nicht zugegen –
urde ein vernichtendes Urteil über Ihre Instrumenten-
form gefällt.





Angelika Krüger-Leißner


(A) )


)(B)


(Max Straubinger [CDU/CSU]: In welcher Anhörung waren Sie? – Gegenruf des Abg. Karl Schiewerling [CDU/CSU]: In einer anderen als wir!)


Die Instrumentenreform hat zusammen mit den Kürzun-
gen beim Eingliederungstitel in Höhe von 4 Milliarden
Euro verheerende Auswirkungen und stellt letztlich
nichts anderes dar als eine Kürzungsorgie.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Sie haben eine sehr selektive Wahrnehmung, Frau KrügerLeißner!)


– Oh, ich war von Anfang bis Ende da.


(Karl Schiewerling [CDU/CSU]: Kollektive Amnesie!)


Aber es hat sich ja schon öfter gezeigt, dass bei Ihnen
Reden und Handeln keine Einheit mehr bilden.

Ich habe mir Ihre Kürzungsvorschläge genau ange-
schaut. Dabei ist mir ein Bild vor Augen gekommen: In
Brandenburg finden wir sehr viele Biber. Wenn ich an
der Havel entlangfahre, sehe ich diese freundlichen Zeit-
genossen. Sie nagen und nagen so lange am Baum-
stamm, bis er instabil wird, ins Wanken gerät und
schließlich umfällt. Genau dieses Bild spiegelt sich in
Ihren Kürzungsplänen wider.


(Karl Schiewerling [CDU/CSU]: Aber wir sind freundliche Zeitgenossen!)


Sie nagen bereits in diesem Jahr mit der Umsetzung
der ersten Sparbeschlüsse am soliden Fundament der Ar-
beitsmarkt- und Sozialpolitik. Im Bereich der BA und
des SGB II werden rund 2 Milliarden Euro gekürzt. Für
das nächste Jahr planen Sie eine Verdopplung der Kür-
zungen auf dann sage und schreibe 4 Milliarden Euro al-
lein in diesem Bereich. Ich finde, das ist ungeheuerlich
und entspricht weder den Anforderungen an eine aktive
Arbeitsmarktpolitik noch den Erwartungen der Men-
schen auf Teilhabe. Für diese Prioritätensetzung im
Haushalt tragen Sie allein die Verantwortung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Bei der BA wollen Sie bis 2015 nur im SGB-III-Bereich
11,5 Milliarden Euro einsparen. Dazu kommt noch ein
Verlust durch das Wegfallen der Einnahmen aus einem
halben Mehrwertsteuerpunkt.

Dieses ununterbrochene Nagen, um im Bild zu blei-
ben, führt zu leeren Kassen bei der BA und lässt die BA
ins Wanken geraten. Das hat Ihnen der Chef der BA,
Frank-Jürgen Weise, bereits Anfang Februar gesagt. Er
hat Sie mit folgenden Worten gewarnt:

Und die 3,0 Prozent

– also der aktuelle Beitragssatz zur Arbeitslosenversi-
cherung –

reichen so gerade eben aus, das operative Geschäft
zu finanzieren. Sie reichen nicht, um Defizite in-
folge der Krise abzubauen oder gar ein Polster für
die nächste Krise aufzubauen.

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(C (D Ich frage Sie nun: Warum hören Sie eigentlich nicht uf Ihre Experten? Hat nicht in der Vergangenheit die sode Finanzsituation der BA dazu beigetragen, dass wir eit 2008 gut durch die Krise gekommen sind und dank es Kurzarbeiterprogramms Arbeitsplätze erhalten weren konnten? Ist das alles schon vergessen? Aus meiner icht ist gerade angesichts der anhaltenden weltweiten inanzkrise und ihrer möglichen Auswirkungen auf die onjunkturelle Entwicklung die Bildung von Rücklagen ei der BA unverzichtbar. Eine Schwächung der BA önnen wir uns einfach nicht leisten. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ein Fazit ist, dass Sie Ihre Prioritäten falsch gesetzt ha-
en.

Ich will aber nicht nur meckern, ich will Ihnen auch
inen Vorschlag machen.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Aha!)


Ja, mit erheblichen Einsparungen. Sie werden staunen. –
ören Sie doch auf Ihre Kollegen bei der CDA. Diese
aben nämlich vor einigen Tagen einen klugen Be-
chluss gefasst. Ich weiß, dass Ihnen das nicht passt,
ber es sind kluge Köpfe dabei, nicht nur der Vorsit-
ende, Herr Laumann; auch der Stellvertreter des Bun-
esvorsitzenden, Herr Brauksiepe, der ja Ihr Staatssekre-
r ist, und Herr Schiewerling sowie, wie ich nachlesen
onnte, Herr Weiß sind in der CDA.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wenn das mal keine Biber sind!)


ie alle haben sich dazu durchgerungen, zu beschließen,
ass es einen allgemeinen flächendeckenden Mindest-
hn geben muss. „Endlich!“, kann ich da nur sagen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich kann jetzt nur noch hoffen, dass Frau Ministerin
on der Leyen diesen klugen Vorschlag aufgreift und
ntsprechende Prioritäten setzt. Hier kann sie nämlich
paren. Fast 7 Milliarden Euro kann sie mit der Einfüh-
ng des Mindestlohns einsparen.

Frau von der Leyen, lassen Sie sich nicht von dieser
DP aufhalten!


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Gut, wenn man ein Feindbild hat, Frau Krüger-Leißner!)


ören Sie auf die Vertreter des Sozialflügels Ihrer Par-
i! Es ist noch Zeit, die Prioritäten in diesem Haushalt

u verändern.

Danke.


(Beifall bei der SPD)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712414300

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Jetzt für die Fraktion

er CDU/CSU unser Kollege Axel Fischer. Bitte schön,
ollege Axel Fischer.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)

Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU):
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn ich man-
che Aussagen der Kolleginnen und Kollegen Revue pas-
sieren lasse, dann frage ich mich, in welchem Land sie
eigentlich leben oder was sie heute Morgen zu sich ge-
nommen haben.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Wenn die Kollegin Hinz noch da wäre – sie hat bestimmt
gute Gründe, nicht da zu sein –, würde ich ihr sagen:
Was wir für Eingliederung und Verwaltung für das Jahr
2012 vorsehen, nämlich 8,5 Milliarden Euro, ist der
gleiche Betrag wie in 2007. Es gibt nur einen kleinen
Unterschied: Im Vergleich zu 2007 wird die Zahl der
Arbeitslosen im SGB-II-Bezug jetzt nur noch auf
1,861 Millionen geschätzt. Es steht also deutlich mehr
Geld pro Arbeitslosem zur Verfügung. Das muss man
hier auch einmal deutlich sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der vorliegende Haushaltsentwurf trägt eindeutig die
Handschrift der christlich-liberalen Koalition.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Das stimmt! Das ist wahr!)


Darin ist deutlich die Orientierung an unseren Zielen zu
erkennen: die Menschen wieder in Arbeit zu bringen und
den Bundeshaushalt zu konsolidieren.

Die geplanten Ausgaben von 126,6 Milliarden Euro
im Einzelplan 11 liegen um knapp 5 Milliarden Euro un-
ter den Ansätzen des laufenden Jahres. Das ist möglich
ohne Einschnitte bei der Rente, mit erhöhten Hartz-IV-
Regelsätzen und mit verstärkter Übernahme der Kosten
der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung
durch den Bund. Die erheblich gesunkenen Haushaltsan-
sätze sind ein erfolgreicher Beitrag zur notwendigen
Haushaltskonsolidierung und zur Zurückführung der
Neuverschuldung des Bundes. Dieser Beitrag wäre ohne
die entschlossene und zielgerichtete Arbeit der christ-
lich-liberalen Koalition und der Frau Bundesministerin
von der Leyen in den letzten beiden Jahren nicht mög-
lich gewesen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Er ergibt sich im Wesentlichen aus der geplanten Absen-
kung der Ausgaben im Bereich des Arbeitsmarktes.
Diese Absenkung ist nur möglich geworden, weil wir die
Arbeitslosigkeit erfolgreich bekämpft haben und weiter
bekämpfen werden.

Gleichzeitig steigen die Ausgaben für die Sozialversi-
cherung um mehr als 3 Milliarden Euro auf jetzt 84 Mil-
liarden Euro, davon 82 Milliarden Euro für die Rentner;
das sind etwa zwei Drittel des Arbeits- und Sozialhaus-
halts. Mit diesem Aufwuchs setzen wir trotz allem not-
wendigen Sparen ein Zeichen dafür, wie wichtig uns ein
sicheres Auskommen für unsere Rentner ist; denn Rente
ist Lohn für Lebensleistung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D Auch wenn es durch manch andere politische Diskusion derzeit überdeckt wird: Der bisherige Kurs der hristlich-liberalen Koalition, orientiert am Leitbild der eistungsgerechtigkeit, war mit Blick auf den Arbeitsarkt sehr erfolgreich. Es ist uns gelungen, seit 2009 die ahl der Arbeitslosen um 500 000 zu reduzieren, von ,4 auf nur noch 2,9 Millionen. Für das kommende Jahr, 012, erwarten wir nur noch gut 2,6 Millionen Arbeitsse. Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen im SGB-IIezug ist in diesem Zeitraum um 200 000 auf knapp Millionen gesunken. Das sind weniger Arbeitslose, als jeder der Anwesenen noch vor zwei Jahren gedacht bzw. erhofft hätte. Das t es, was wichtig ist für unser Land. Die christlich-libele Koalition hat vielen Menschen nicht nur Hoffnung uf ein selbstbestimmtes Leben mit Arbeit gegeben; ielmehr haben wir die Menschen tatsächlich in Arbeit ebracht. Ich rede hier nicht von staatlicher Beschäftigung, von tatistikschönendem Parken von Arbeitslosen in mehr der weniger sinnvollen Schulungen; nein, viele Menchen haben in den letzten zwei Jahren die Erfahrung achen können, dass sie im ersten Arbeitsmarkt beste en, dass sie ohne staatlichen Schutzraum aus eigener raft ihr Auskommen haben und für sich und ihre Famien sorgen können. Das ist es, was für die Menschen im and zählt. Mit zielgerichteter und angemessener Hilfe r jeden Einzelnen fahren wir fort. So erfreulich diese Entwicklung ist, so positiv ist auch ie Wirkung auf den Bundeshaushalt: Erheblich weniger rbeitslose – das bedeutet erhebliche Potenziale für Ein parungen. Wir haben Spielräume eröffnet, die wir drinend zur Haushaltskonsolidierung brauchen, zum Abbau er Neuverschuldung und für viele andere Dinge mehr. Wir werden die Menschen sicher nicht durch noch höere steuerliche Belastungen ihres Einkommens für ehr und bessere Leistungen motivieren können. Es ist och geradezu absurd, Menschen mit viel Mühe zu quafizieren und in produktive Arbeit zu bringen, wenn sie interher aufgrund der Steuerund Abgabenlast nicht ehr haben als ein Arbeitsloser. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ist es!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ein, wer arbeitet, muss mehr haben als der, der nicht ar-
eitet. Mit steigender Steuer- und Abgabenlast werden
ir keinen wirtschaftlichen Aufschwung fördern kön-
en.

Leistungsgerechtigkeit in einer Verantwortungsge-
einschaft – dieses Leitbild bringt uns weiter als das
eitbild von Verteilungsgerechtigkeit in einer Gemein-
chaft mit beschränkter Haftung. „TEAM“ darf nicht zur
bkürzung für den Satz: „Toll, ein anderer macht’s“
erden.





Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land)



(A) )


)(B)

Nicht nur die sinkende Zahl der Arbeitslosen bringt
Entlastung für den Haushalt; vielmehr ermöglichen ins-
besondere Effizienzverbesserungen bei der Arbeits-
marktvermittlung im Bereich von SGB II erhebliche Ein-
sparungen.


(Katja Kipping [DIE LINKE]: Wen meinen Sie denn damit?)


Dies ist ein Verdienst der Umstrukturierung der Arbeits-
vermittlung, wie sie in den vergangenen Jahren erfolgt
ist. Ausgangspunkt war vor sieben Jahren der Streit um
die Aufgabenwahrnehmung bei der Arbeitsvermittlung.


(Katja Kipping [DIE LINKE]: Sagen Sie doch mal: Wer handelt denn so?)


Mit der Zulassung unterschiedlicher Träger – kom-
munaler und der Bundesagentur – wurde damals die Saat
ausgebracht für die Früchte, die wir heute ernten können.
Denn nur durch dieses gelungene Experiment konnten
vielfältige Erfahrungen in allen Teilen Deutschlands ge-
sammelt werden. Diese Erfahrungen sind die Grundlage
für die heutige, vielerorts sehr erfolgreiche Vermitt-
lungstätigkeit bei Jobcentern.

Dass dies bis heute so erfolgreich umgesetzt wurde,
ist nicht zuletzt auch Verdienst der Bundesagentur für
Arbeit. Unter Leitung von Herrn Weise hat sich die Bun-
desagentur in den letzten Jahren permanent weiterent-
wickelt, hat die politischen Entscheidungen erfolgreich
umgesetzt und praktikable Lösungen für den Arbeits-
markt erarbeitet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Aufbauend auf diesen positiven Erfahrungen gehen
wir schon einen Schritt weiter. Mit der Internetver-
gleichsplattform für den SGB-II-Bereich ermöglichen
wir es Kommunalpolitikern und anderen Menschen, zu
jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit die Jobcenter in
ihrer Region und darüber hinaus anzuschauen und ent-
sprechend zu bewerten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das finde ich gut!)


Sie sehen, wir nutzen auch die neuen Medien intensiv.
Ich glaube, auch da sind wir auf einem guten Weg. Ich
möchte an dieser Stelle Herrn Staatssekretär Fuchtel an-
sprechen, der sich hier in besonderer Weise verdient ge-
macht hat. Herzlichen Dank für diesen Einsatz!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie sehen, der vorgelegte Haushaltsentwurf ist eine
ideale Grundlage, um bei intensiven Diskussionen in den
Ausschüssen zu einem Etat zu kommen, der die Ziele,
die wir uns setzen – Leistungsgerechtigkeit, Senkung der
Arbeitslosigkeit und Haushaltskonsolidierung –, in
Übereinstimmung bringt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Vielen Dank, Herr Kollege. – Letzte Rednerin in die er Debatte ist für die Fraktion der Sozialdemokraten unere Kollegin Bettina Hagedorn. Bitte schön, Frau Kollein Hagedorn. (Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Lenken Sie ein, Frau Hagedorn! Der Haushalt ist besser, als Sie zugeben wollen!)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712414400


Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1712414500

Verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe

ollegen! Als letzte Rednerin in dieser Runde sage ich:
err Kollege Fischer, Sie haben gerade eben gemeint,
ie Opposition habe heute ausnahmslos etwas Komi-
ches getrunken, um zu einer ganz anderen Wahrneh-
ung des Einzelplans 11 zu kommen als Sie.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


en Eindruck hat, glaube ich, die Opposition bei den
edebeiträgen von FDP und CDU/CSU in der heutigen
unde. Wir haben es also nicht nur mit einem gespalte-
em Arbeitsmarkt, sondern offensichtlich auch mit einer
espaltenen Wahrnehmung zu tun.


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Das liegt an Ihnen!)


Darum will ich ein bisschen zur Aufklärung beitra-
en. Frau Ministerin von der Leyen, Sie haben mit dem
inweis darauf eingeleitet, der Etat betrage 18 Milliar-
en Euro weniger als noch in Krisenzeiten, und das sei
öglich dadurch, dass man am Arbeitsmarkt so erfolg-
ich gewesen sei. Das ist richtig. Richtig ist auch, dass
ir alle uns darüber freuen und dass alle in der Regie-
ngskoalition, die uns unterstellen wollen, wir würden

ns darüber nicht freuen, vollkommen schief gewickelt
ind. Wir freuen uns darüber. Der Punkt ist nur: Politik
arf sich, wenn es gut geht, nicht im Feiern einer Party
enügen. Wir sind im Moment in einer konjunkturell gu-
n Zeit; darüber freuen wir uns.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Das merkt man aber sehr selten!)


erade im Bereich der Arbeits- und Sozialpolitik ist es
ber unsere Aufgabe, Rahmenbedingungen zu schaffen,
ie Sicherheit für die Zukunft geben;


(Beifall bei der SPD)


as hat sogar der Kollege Schiewerling hier gesagt.

Wenn das unser Ziel sein soll, dann ist der Etat unge-
ügend. Das ist er deshalb, Frau von der Leyen, weil die
8 Milliarden Euro an Ersparnis, die Sie hier angespro-
hen haben, eine konjunkturelle Rendite darstellen, die
de Regierung, egal wie sie heißt, im Haushalt abbilden
ürde. Das ist sozusagen Sparen im Schlafwagen. Diese
endite ist das Ergebnis einer guten und vorsorgenden
rbeits- und Sozialpolitik mitten in der Krise, damals
emeinsam in der Großen Koalition.

Es ist aber Fakt, dass es leider nicht immer so bleiben
uss: Es gibt nicht nur von der OECD Hinweise darauf,

ass wir beim Haushalt 2012 – über den sprechen wir





Bettina Hagedorn


(A) )


)(B)

hier – nicht unbedingt davon ausgehen können, dass es
immer so gut weitergeht wie bisher.

Wie sind eigentlich Ihr Haus und die Bundesagentur
für Arbeit als wichtiger Player in diesem Feld gerüstet?
Die Bundesagentur für Arbeit, die hier schon angespro-
chen worden ist, hatte 2008 dank unserer gemeinsamen
Politik noch eine Rücklage von 17 Milliarden Euro. Da-
rum war die Bundesagentur für Arbeit in der Lage, in der
Krise die von uns gewünschten Instrumente, etwa das
Kurzarbeitergeld, einzusetzen. 2009 blieb dann von die-
ser Rücklage aufgrund eines Defizits von 15 Milliarden
Euro logischerweise kaum noch etwas übrig. 2010 – da
waren wir uns sogar einig – haben wir den Abbau des
Defizits bei der Bundesagentur für Arbeit bezuschusst.
Jetzt erhält sie ein Darlehen.

Sie von der Regierung waren vor neun Monaten der
Meinung, dass die Bundesagentur für Arbeit 2011 und
2012 ein Bundesdarlehen in Höhe von 7,4 Milliarden
Euro in Anspruch nehmen müsse. Dank der guten Kon-
junkturdaten, über die wir alle uns freuen, prognostizieren
Sie jetzt – Frau Dr. Winterstein hat es vorhin gesagt –,
dass die Bundesagentur für Arbeit in diesem Jahr ein
Darlehen von nur 1,9 Milliarden Euro braucht, schon im
nächsten Jahr 1 Milliarde Euro davon zurückzahlt und ab
2013 wieder eine Rücklage bildet. Sie haben aber nicht
einkalkuliert, dass es möglicherweise auch anders kom-
men kann.

Sie von der Regierung haben aber im Sommer 2010
das sogenannte Zukunftspaket – das Kürzungspaket,
über das wir hier reden – auf den Weg gebracht, damit
die Schuldenbremse eingehalten wird. Dieses Kürzungs-
paket umfasst strukturelle Kürzungen. Für diejenigen am
Fernseher, die es nicht verstehen: Strukturelle Kürzung
bedeutet, dass Sie diese Milliardenbeträge in jedem Fall
kürzen, völlig egal, wie sich die Arbeitslosigkeit und die
Krise weiterentwickeln. Das Geld steht also weder der
Bundesagentur für Arbeit noch in Ihrem Bereich zur
Verfügung. Wir reden hier über Summen von über
20 Milliarden Euro; die Zahlen sind schon genannt wor-
den.

Weil sich viele Menschen in der letzten Zeit bei hohen
Beträgen, gerade im Milliardenbereich, nicht mehr rich-
tig vorstellen können, was sich dahinter verbirgt, sage
ich Ihnen jetzt konkret, was das eigentlich für das Land
Berlin bedeutet.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie kommen Sie auf Berlin?)


Man muss dazu wissen, dass diese Kürzungen sehr un-
terschiedlich wirken; das haben wir in der Vergangenheit
schon besprochen. Der Deutsche Paritätischen Wohl-
fahrtsverband hat als Sachverständiger dem Haushalts-
ausschuss eine bemerkenswerte Studie dazu vorgelegt.
Sie zeigt, dass es gerade in den östlichen Bundesländern
und den Stadtstaaten zu einem Kahlschlag kommt, der
noch größer als in anderen Bereichen ist. Auch in den
strukturschwachen Flächenländern im Westen und Nor-
den ist es schlimm. Baden-Württemberg und Bayern
kommen praktisch ohne Kürzung davon.

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(C (D Was bedeutet es also für Berlin? Berlin hat durch das parpaket in diesem Jahr für den SGB-II-Bereich, also r die Jobcenter, nur – so könnte man sagen – 36,5 Millionen Euro weniger erhalten; im Bereich der undesagentur für Arbeit waren es rund 80 Millionen uro weniger. Das sind in diesem Jahr summa summam über 200 Millionen Euro. Man muss aber sagen: Die ürzungen wurden in diesem Jahr durch die brummende onjunktur abgefedert. Ich zeige jetzt exemplarisch für Berlin, wie es 2012 eitergeht. 2012 werden sich die Kürzungen im SGB-IIereich auf 226 Millionen Euro fast verdoppeln. 2013 erden es – nur im SGB-II-Bereich – schon über 00 Millionen Euro sein. 2014 und 2015 werden es jeeils knapp 540 Millionen Euro sein. Das summiert sich is 2015 in Berlin auf Kürzungen von sage und schreibe ,7 Milliarden Euro. Dazu kommen die Kürzungen im ereich der Bundesagentur für Arbeit. Diese summieren ich bis 2015 für Berlin auf 611 Millionen Euro. Summa ummarum ergibt sich allein für Berlin bis 2015 ein ahlschlag von 2,3 Milliarden Euro. Das bedeutet, dass die engagierten Mitarbeiterinnen nd Mitarbeiter in den Jobcentern und in der Bundesgentur für Arbeit nicht wissen, wie sich dies auswirken ird. Sie arbeiten nämlich mit Langzeitarbeitslosen und it Arbeitslosen, und wir können heute noch gar nicht issen, wie viele wir davon in den nächsten Jahren aufrund von möglicherweise krisenhaften Entwicklungen anderen Teilen der Welt, von denen wir als export bhängiges Land abhängig sind, haben werden, Frau von er Leyen. Weder die Bundesagentur für Arbeit noch Sie der Ihre möglichen Nachfolger haben dann im Rahmen es Haushalts noch irgendetwas in der Hand, um prävenv tätig werden zu können. Liebe Kolleginnen und Kolgen, das ist eine Katastrophe. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich muss zum Schluss kommen. Frau von der Leyen,
ie sind von Frau Dr. Winterstein dafür gelobt worden,
ie brav Sie das Sparpaket umsetzen.


(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Völlig zu Recht!)


as sollte Sie stutzig machen. Von der FDP, die die BA
chon immer auf dem Kieker hatte, so gelobt zu werden,
edeutet eigentlich, dass Sie im Kabinett Ihren Job ver-
hlt haben. Von Ihnen war der geringste Widerstand ge-

en dieses Sparpaket zu spüren. Kollegen von Ihnen wa-
n da erfolgreicher als Sie. Das ist bitter für die
enschen, für die Sie Verantwortung tragen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Karl Schiewerling [CDU/ CSU]: Gut für den Euro!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712414600

Vielen Dank, Frau Kollegin Hagedorn.

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen
ir nicht vor.





Vizepräsident Eduard Oswald


(A) )


)(B)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich rufe die Tages-
ordnungspunkte 3 a bis e sowie Zusatzpunkte 3 a bis d
auf:

3 a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur
Änderung des Umweltauditgesetzes

– Drucksache 17/6611 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Rechtsausschuss

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Verlei-
hung der Rechtsfähigkeit an das Gemeinsame
Wattenmeersekretariat – Common Wadden
Sea Secretariat (CWSS) (CWSSRechtsG)

– Drucksache 17/6612 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

c) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ab-
kommen vom 21. Oktober 2010 zwischen der
Bundesrepublik Deutschland und dem Groß-
herzogtum Luxemburg über die Erneuerung
und Erhaltung der Grenzbrücke über die Mo-
sel zwischen Wellen und Grevenmacher

– Drucksache 17/6615 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

d) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung des Beherbergungsstatistikgesetzes und
des Handelsstatistikgesetzes

– Drucksache 17/6851 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Tourismus

e) Beratung des Antrags des Bundesministeriums
der Finanzen

Entlastung der Bundesregierung für das
Haushaltsjahr 2010

– Vorlage der Vermögensrechnung des Bundes
für das Haushaltsjahr 2010 –

– Drucksache 17/6009 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

ZP 3 a)Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung von Vorschriften über Verkündung und
Bekanntmachungen

– Drucksache 17/6610 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss

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Voß, Ulla Lötzer, Dr. Barbara Höll, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion DIE LINKE

Universaldienste für Breitband-Internet-
anschlüsse jetzt

– Drucksache 17/6912 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Kultur und Medien

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Kai
Gehring, Krista Sager, Ekin Deligöz, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Den Hochschulpakt weiterentwickeln: Mehr
Studienplätze, bessere Studienbedingungen und
höhere Lehrqualität schaffen

– Drucksache 17/6918 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Haushaltsausschuss

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Krista
Sager, Memet Kilic, Ekin Deligöz, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Anerkennung ausländischer Abschlüsse tat-
sächlich voranbringen

– Drucksache 17/6919 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Gesundheit

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfach-
n Verfahren ohne Debatte.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
berweisen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
all. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 4 a bis c sowie Zu-
atzpunkt 4 auf. Es handelt sich um die Beschlussfas-
ung zu Vorlagen, zu denen keine Aussprache vorgese-
en ist.

Tagesordnungspunkt 4 a:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts
des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)


– zu dem Antrag des Bundesministeriums der
Finanzen

Entlastung der Bundesregierung für das
Haushaltsjahr 2009

– Vorlage der Haushaltsrechnung des Bundes
für das Haushaltsjahr 2009 –





Vizepräsident Eduard Oswald


(A) )


)(B)

– zu dem Antrag des Bundesministeriums der
Finanzen

Entlastung der Bundesregierung für das
Haushaltsjahr 2009

– Vorlage der Vermögensrechnung des Bundes
für das Haushaltsjahr 2009 –

– zu der Unterrichtung durch den Bundesrech-
nungshof

Bemerkungen des Bundesrechnungshofes
2010 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung

(einschließlich der Feststellungen zur Jahresrechnung 2009)


– zu der Unterrichtung durch den Bundesrech-
nungshof

Bemerkungen des Bundesrechnungshofes
2010 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung
des Bundes

– Weitere Prüfungsergebnisse –

– Drucksachen 17/1500, 17/2305, 17/3650, 17/3956
Nr. 3, 17/5350, 17/5820 Nr. 5, 17/6423 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Michael Luther

Unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung schlägt der
Haushaltsausschuss die Erteilung der Entlastung der
Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2009 vor. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Das sind die
Koalitionsfraktionen und die Fraktion der Sozialdemo-
kraten. Gegenprobe! – Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
und Linksfraktion. Enthaltungen? – Keine. Somit ist die
Beschlussempfehlung angenommen.

Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
der Haushaltsausschuss, die Bundesregierung aufzufor-
dern, a) bei der Aufstellung und Ausführung der Bun-
deshaushaltspläne die Feststellungen des Haushaltsaus-
schusses zu den Bemerkungen des Bundesrechnungs-
hofs zu befolgen, b) Maßnahmen zur Steigerung der
Wirtschaftlichkeit unter Berücksichtigung der Entschei-
dungen des Ausschusses einzuleiten oder fortzuführen,
c) die Berichtspflichten fristgerecht zu erfüllen, damit
eine zeitnahe Verwertung der Ergebnisse bei den Haus-
haltsberatungen gewährleistet ist. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Das sind die Koalitionsfraktio-
nen, die Fraktion der Sozialdemokraten, die Fraktion Die
Linke. Gegenprobe! – Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.
Enthaltungen? – Keine. Die Beschlussempfehlung ist so-
mit angenommen.

Tagesordnungspunkt 4 b:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

zu dem Antrag des Präsidenten des Bundesrech-
nungshofes


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(C (D Rechnung des Bundesrechnungshofes für das Haushaltsjahr 2010 – Einzelplan 20 – – Drucksachen 17/5385, 17/6424 – Berichterstattung: Abgeordnete Rüdiger Kruse Carsten Schneider Dr. Claudia Winterstein Michael Leutert Priska Hinz Wer stimmt für Nr. 1 der Beschlussempfehlung, also r die Feststellung der Erfüllung der Vorlagepflicht? – h sehe, das sind alle Fraktionen des Hauses. Vorsichts alber: Gegenprobe! – Keine. Enthaltungen? – Auch eine. Die Beschlussempfehlung ist somit angenommen. Wer stimmt für Nr. 2 der Beschlussempfehlung, also r die Erteilung der Entlastung? – Ich sehe, das sind alle raktionen. Vorsichtshalber: Gegenprobe! – Das ist nicht er Fall. Enthaltungen? – Auch niemand. Die Beschlussmpfehlung ist angenommen. Tagesordnungspunkt 4 c: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – zu dem Antrag der Abgeordneten Ulrich Lange, Dirk Fischer weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Patrick Döring, Werner Simmling, Oliver Luksic, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Sicherheit im Eisenbahnverkehr verbessern – Streckennetz mit Sicherungssystemen ausstatten – zu dem Antrag der Abgeordneten Uwe Beckmeyer, Waltraud Wolff Sören Bartol, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Anton Hofreiter, Undine Kurth (Quedlinburg)

ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN

Konsequenzen aus dem Zugunglück von
Hordorf ziehen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Sabine
Leidig, Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Umgehend die Konsequenzen aus dem Un-
glück von Hordorf ziehen

– Drucksachen 17/5046, 17/4854, 17/4840,
17/6131 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Werner Simmling
Dr. Anton Hofreiter





Vizepräsident Eduard Oswald


(A) )


)(B)

Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner
Beschlussempfehlung die Annahme des Antrags der
Fraktionen CDU/CSU und FDP auf Drucksache 17/5046
mit dem Titel „Sicherheit im Eisenbahnverkehr verbes-
sern – Streckennetz mit Sicherungssystemen ausstatten“.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Das sind
die Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Keiner. Enthal-
tungen? – Das sind die drei Oppositionsfraktionen. So-
mit ist die Beschlussempfehlung angenommen.

Wir sind noch beim Tagesordnungspunkt 4 c. Unter
Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ablehnung des
Antrags der Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die
Grünen auf Drucksache 17/4854 mit dem Titel „Konse-
quenzen aus dem Zugunglück von Hordorf ziehen“. Wer
stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Das sind die
Koalitionsfraktionen. Gegenprobe! – Die Linksfraktion,
die Fraktion der Sozialdemokraten und die Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen. Enthaltungen? – Keine. Die Be-
schlussempfehlung ist angenommen.

Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter Buchstabe c
seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags
der Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/4840 mit dem
Titel „Umgehend die Konsequenzen aus dem Unglück
von Hordorf ziehen“. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Das sind die Koalitionsfraktionen. Gegen-
probe! – Das ist die Fraktion Die Linke. Enthaltungen? –
Das sind die Fraktion der Sozialdemokraten und die Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen. Die Beschlussempfehlung
ist angenommen.

Wir kommen zum Zusatzpunkt 4:

Beratung des Antrags der Bundesregierung

Ausnahme von dem Verbot der Zugehörigkeit
zu einem Aufsichtsrat für Mitglieder der Bun-
desregierung

– Drucksache 17/6670 –

Wer stimmt für den Antrag auf Drucksache 17/6670? –
Das sind alle Fraktionen dieses Hauses. Vorsichtshalber:
Wer stimmt dagegen? – Niemand. Enthaltungen? – Auch
niemand. Der Antrag ist somit angenommen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir setzen die
Haushaltsberatungen fort und kommen zum Geschäfts-
bereich des Bundesministeriums für Bildung und For-
schung, Einzelplan 30.

Ich darf das Wort der Frau Bundesministerin
Dr. Annette Schavan erteilen. Bitte schön, Frau Bundes-
ministerin, Sie haben das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
dung und Forschung:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Meine Damen und Herren! Zu den vornehmsten Aufga-
ben einer vorausschauenden, werteorientierten Politik
gehört es, die Zukunftschancen der jungen Generation
zu sichern. Das ist das große Thema dieser Bundesregie-
rung. Das ist der Auftrag des BMBF. Die Zukunftschan-

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(C (D en der jungen Generation zu sichern, das entscheidet ber die Zukunftsfähigkeit der gesamten Gesellschaft. Wir machen uns in diesen Tagen im Kontext der Deatten über Europa Gedanken über die nächsten Generaonen. In all diesen Debatten wird deutlich: Die große rage in Europa wird sein: Welche Agenda ist notwenig, um den nächsten Generationen gute Zukunftschanen zu geben? Da stehen im Mittelpunkt: Bildung, Ausildung, Wissenschaft und Forschung. Diese Haushaltsberatungen sind auch so etwas wie ine Zwischenbilanz dieser vierjährigen Legislatureriode. Zur Zwischenbilanz gehört: In Deutschland gibt s heute mehr Forscher und weniger Schulabbrecher. ehr junge Menschen beginnen ein Studium. Es gibt ehr Bildungsaufsteiger. Bei den weltmarktrelevanten atenten gehören wir im globalen Vergleich zur Spitzenruppe und liegen weit vor den traditionellen Innovaonsnationen Japan und USA. Im Ranking der weltweit ettbewerbsfähigsten Länder hinsichtlich der Innovatioen steht Deutschland auf Platz drei. Diesen Platz haben ir erreicht, weil es in Deutschland viele innovative Unrnehmen sowie großartige Hochschulen und For chungseinrichtungen gibt und weil es in den letzten Jahn gelungen ist, die an Innovationen beteiligten Akteure einem großen Projekt der gesamten Bundesregierung, er Hightech-Strategie, zusammenzubringen. Auch in ukunft muss uns leiten, alle Akteure zusammenzubrinen und an Zukunftsprojekten zu arbeiten, mit denen wir ie große Innovationskraft unseres Landes erhalten und eiter ausbauen können, weil das die Quelle für künftien Fortschritt und Wohlstand ist. Ich will das in Zahlen ausdrücken: Der Etat des MBF wird 2012 auf 12,8 Milliarden Euro steigen. (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Nicht „um“, sondern „auf“! „Um“ wäre schön! – Gegenruf der Abg. Anette Hübinger [CDU/CSU]: Das hat sie doch gesagt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


„Auf“ habe ich gesagt: auf 12,8 Milliarden Euro stei-
en.


(Anette Hübinger [CDU/CSU]: Zuhören!)


enn Sie eine Vergleichszahl brauchen, um diese Zahl
ewerten zu können, nenne ich Ihnen gerne die Zahl aus
em letzten Jahr der rot-grünen Bundesregierung: Da-
als hatte der Haushalt ein Volumen von 7,6 Milliarden
uro, was auch nicht schlecht war.


(Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Mager! – Klaus Hagemann [SPD]: Nennen Sie einmal die Zahlen am Ende der Regierung Kohl!)


Lieber Herr Hagemann, wenn ich mir diese zwei Zah-
n vor Augen führe, beginne ich, zu verstehen, warum
ie in jedem Jahr, pünktlich zu den Haushaltsberatun-
en, in Berlin etwas streuen – irgendeinen finden Sie im-
er, der das dann auch schreibt; irgendwann einmal stel-
n wir alle Beiträge zusammen –: Von der Leyen lässt





Bundesministerin Dr. Annette Schavan


(A) )


)(B)

sich rasieren, und Schavan wird die Geldsäcke nicht los.
Mit Verlaub, das erinnert mich an Dinner for One: Same
procedure as every year.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – René Röspel [SPD]: Wer sind Sie denn? Der Butler?)


Die Geschichte geht jedes Jahr gleich aus. Pünktlich
zum Ende eines jeden Haushaltsjahres wird klar, dass
das Geld, das dieses Parlament für von diesem Parla-
ment beschlossene Projekte und Initiativen zur Verfü-
gung gestellt hat, ausgegeben wurde.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


Dinner for One ist amüsant; dagegen ist das, was Sie
tun, schlicht unseriös. Das ist der Unterschied.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zu den konkreten Zwischenergebnissen dieser Legis-
laturperiode gehört, wie ich finde, die ausgesprochen po-
sitive Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt. Das
zeigt sich gerade jetzt, im September. Diese Entwicklung
hat natürlich mit der demografischen Entwicklung in
Deutschland zu tun; dieser Trend wird sich in den nächs-
ten Jahren fortsetzen. Tatsache ist aber auch, dass im
Vergleich zum vergangenen Jahr – das sagt die Bundes-
agentur für Arbeit – über 10 Prozent mehr Ausbildungs-
plätze zur Verfügung gestellt werden.

Die Bewerberzahlen sind um 2,5 Prozent gesunken.
Rund 91 000 Stellen sind noch unbesetzt. 88 000 junge
Leute sind noch unversorgt.


(Agnes Alpers [DIE LINKE]: 1,5 Millionen!)


Die Bilanz wird von Jahr zu Jahr besser; das ist gut. Da-
bei ist immer wieder festzustellen, dass die duale Berufs-
ausbildung in Deutschland – und damit verbunden die
Bereitschaft der Unternehmen, auszubilden – eine tra-
gende Säule ist, wenn es um die Sicherung der Zukunft-
schancen der jungen Generation geht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zwei weitere Maßnahmen möchte ich in diesem Zu-
sammenhang nennen, weil ich ihnen große Bedeutung
beimesse. Das eine ist der Deutsche Qualifikationsrah-
men. Ich gehe davon aus, dass wir hier schon zum
Schuljahr 2012 Konsens zwischen den Sozialpartnern,
den Ländern und dem Bund haben werden. Dann kann
tatsächlich erreicht werden, worüber wir viele Jahre ge-
sprochen haben: eine Gleichwertigkeit von beruflicher
und allgemeiner Bildung.


(Agnes Alpers [DIE LINKE]: Da bin ich gespannt!)


Das heißt, dass das Abitur und anspruchsvolle berufliche
Bildung auf einer Stufe stehen. Das halte ich für einen
ganz wichtigen Punkt. Das ist ein großer Fortschritt mit
Blick auf die Gleichwertigkeit von allgemeiner und be-
ruflicher Bildung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Das Zweite sind die Bildungsketten; auch das ist uns ichtig. Ich habe gerade die Zahl 1,5 Millionen gehört. atürlich, 1,5 Millionen junge Leute bis 25 Jahre (Agnes Alpers [DIE LINKE]: Bis 29! Zwischen 20 und 29!)


ind ohne Berufsausbildung. Das heißt, es war richtig,
ass wir uns entschieden haben, nicht zu warten, bis sie
hne oder mit schwachem Schulabschluss die Schule ver-
ssen, sondern mit mehr individueller Förderung, mehr
erufsorientierung und mehr persönlicher Begleitung
üher anzusetzen. Auch das ist ein großer Fortschritt. Wir
ollen, dass jeder junge Mensch in Deutschland einen
chulabschluss und eine Ausbildung bekommt und die
öglichkeit zu einem guten Berufseinstieg hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


2005 haben 37 Prozent eines Jahrgangs ein Studium
egonnen. Wir haben damals in den Koalitionsvertrag
eschrieben, dass wir die Zahl auf 40 Prozent steigern
ollen. 2010 liegt diese Quote bereits bei 46 Prozent.


(Agnes Alpers [DIE LINKE]: Einschließlich der ausländischen Studierenden!)


as heißt, die Lust aufs Studieren war noch nie so groß
ie heute. Die jungen Leute wissen, dass es eine tolle
ache ist und dass es gute Angebote gibt. Sie wissen,
ass die Studienfinanzierung verbessert worden ist. Um
s noch einmal in Zahlen zu sagen – ich bin dem Parla-
ent dafür dankbar, dass wir das gemeinsam auf den
eg gebracht haben –: Im Januar 2012 werden die Län-

er vom Bund 1,14 Milliarden Euro für den Ausbau des
tudienangebots bekommen. Im Jahr 2011 haben sie be-
its 600 Millionen Euro bekommen. Wir werden eine

albe Million neuer Studienplätze in einem überschau-
aren Zeitraum schaffen. Das ist ein Fortschritt, den es
keinem anderen europäischen Land gibt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir verbessern die Bildungsfinanzierung: Förderbei-
äge, Freibeträge, Modernisierung, Internationalisierung,
ine deutliche Steigerung der Zahl derer, die BAföG be-
ommen – 8 Prozent wurden zusätzlich aufgenommen –,
uwachs bei den Begabtenförderungswerken und das
eutschlandstipendium.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Das ist der absolute Brüller! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein Ladenhüter!)


Das passt Ihnen auch nicht; das weiß ich. Wir können
erne weiter darüber streiten. – Am Ende der Legislatur-
eriode werden wir Bilanz ziehen.


(Zurufe von der SPD: Das werden wir auch machen!)


as ist ein richtiges, wichtiges und überfälliges Element
er Bildungsfinanzierung in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Eine wichtige Maßnahme ist das Anerkennungsge-
etz. Ich möchte diese Haushaltsdebatte nutzen, alle, die
it uns über das Anerkennungsgesetz diskutieren, zu

itten, Sorge dafür zu tragen, dass wir es jetzt zügig ver-





Bundesministerin Dr. Annette Schavan


(A) )


)(B)

abschieden. Bitte lassen Sie sich nicht auf den verschie-
denen Ebenen alles Mögliche einfallen, über das man
noch diskutieren könnte. Bis zu 300 000 Bürgerinnen
und Bürger warten darauf, dass dieser Gesetzentwurf
verabschiedet wird und dass sie endlich die Möglichkeit
haben, ihren im Ausland erworbenen Abschluss aner-
kannt zu bekommen. Das ist ein wichtiger Schritt der In-
ternationalisierung. Das ist ein wichtiger Schritt der Ge-
rechtigkeit. Im Übrigen ist es eine, wie ich finde, nicht
mehr haltbare Situation, dass wir in Zeiten, in denen wir
über Fachkräftemangel sprechen, viele Fachkräfte in
Deutschland haben, die hier nicht eingesetzt werden
können. Deshalb ist es meine herzliche Bitte – das sage
ich bewusst an die Länder und an alle Akteure –, jetzt
dieses Gesetz einzuführen und umzusetzen. Es ist ein
wichtiges Element der Deckung des Fachkräftebedarfs
in Zukunft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In den nächsten Wochen und Monaten wird uns, die
Länder und den Bund, das Thema Alphabetisierung be-
schäftigen. Auch hier – das gilt nicht nur für Deutsch-
land, sondern für alle europäischen Länder; aber das ist
kein Argument – müssen wir gemeinsam mit den Unter-
nehmen ansetzen. Wir müssen dafür sorgen, dass unter
dem Stichwort „Weiterbildung“ bessere Möglichkeiten
angeboten werden. Der Bund ist bereit, da zu investie-
ren. Ich appelliere an die Länder, es auch zu tun. Es kann
nicht sein, dass der Bund investiert und die Länder dann
auf die Idee kommen, dort sparen zu können, weil der
Bund zahlt. Die Rechnung geht nur auf, wenn sich Bund
und Länder gemeinsam engagieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das gilt auch für dieses wichtige Thema.

Zu dem, was Wissenschafts- und Forschungspolitik
ausmacht – manche Kolleginnen und Kollegen haben es
gestern Abend bei der Eröffnung der Science Gallery der
Max-Planck-Gesellschaft erlebt –, gehört der verstärkte
Dialog über Wissenschaft und Forschung.


(Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Richtig!)


Dazu gehören die Bürgerdialoge, an denen sich viele
Bürgerinnen und Bürger beteiligen, ob zur Hightech-
Strategie oder zur künftigen Energieversorgung. Dazu
gehören viele neue Wege der Kommunikation, um nicht
nur mit Zahlen, finanziellen Investitionen und neuen
Konzepten zu wirken, sondern auch Sorge dafür zu tra-
gen, dass die Wissenschaft im Hinblick auf die Zu-
kunftsfähigkeit unseres Landes in die Mitte der Gesell-
schaft getragen wird.

Alles in allem, so finde ich, ist das eine gute Zwi-
schenbilanz, an der viele, auch in diesem Haus, mitge-
wirkt haben. Das ist das Fundament, um in den nächsten
zwei Jahren weiter voranzukommen. Unser Ziel muss
sein, auch mit Blick auf die europäischen Debatten,
Sorge dafür zu tragen, dass die Zukunftschancen der jun-
gen Generation in Deutschland sichere Chancen sind.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Vielen Dank, Frau Bundesministerin. – Nächste Red erin in unserer Debatte ist für die Fraktion der Sozialdeokraten unsere Kollegin Dagmar Ziegler. Bitte schön, rau Kollegin Ziegler. Vielen Dank. – Herr Präsident! Meine lieben Kolle innen und Kollegen! Frau Schavan, Sie sind eigentlich r die Bildungsrepublik Deutschland verantwortlich, nd – wir haben es gehört – Sie haben eigentlich viel eld für Bildung und Forschung in Ihrem Etat. Leider ist nd bleibt das die einzig gute Nachricht. rstens entfaltet das ganze Geld viel zu wenig Wirkung. weitens bleiben am Jahresende jedes Mal – das belegen ie Zahlen; ich wundere mich, dass Sie das gar nicht ahrnehmen wollen – Millionen Euro liegen, und zwar ngenutzt. Drittens bringen Sie unser Land nicht voran, eil Sie die Antworten auf die zentralen Herausfordengen schuldig bleiben, obwohl Sie in Ihrer Rede so gen haben, als würden Sie sie liefern können und wollen. Sie haben kein Konzept zur Herstellung von Bilungsgerechtigkeit. (Zurufe von der CDU/CSU: Na, na! – Wie bitte? – Das ist ja das Allerletzte!)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712414700

(Beifall bei der SPD)

Dagmar Ziegler (SPD):
Rede ID: ID1712414800

(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie können nicht sagen, wie Sie dafür sorgen wollen,
ass alle Kinder und Jugendlichen gleiche Chancen ha-
en, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und vom
eldbeutel der Eltern. Sie bleiben die Antwort auf die
rage schuldig, wie Sie den benachteiligten jungen Men-
chen mit Migrationshintergrund Zukunftsperspektiven
eben wollen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben auch die Chance verpasst, sich zum 40-jäh-
gen Bestehen des BAföG klar zu einer gerechten Bil-
ungsfinanzierung zu bekennen. Stattdessen fördern Sie
it Ihrem nationalen Stipendienprogramm diejenigen,

ie ohnehin gute Chancen haben. Handwerklich ist es so
chlecht gemacht, dass der Abruf der Mittel fast gleich
ull ist.


(Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Die größte BAföG-Erhöhung seit Jahren! – Gegenruf des Abg. Christian Lange [Backnang] [SPD]: Nein, die schlechteste Regierung aller Zeiten! Die muss mal ein Programm auflegen! Fachkräftemangel in Berlin!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, Bildungs-
ähe oder Bildungsferne fangen früh an. Ab 2013 hat je-
es Kind einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungs-
latz. Aber Sie wissen selber: Der Kitaausbau kommt
icht schnell genug voran, weil die Kommunen hierfür
icht genug Geld haben;





Dagmar Ziegler


(A) )


)(B)


(Anette Hübinger [CDU/CSU]: Dafür werden sie jetzt aber bei der Grundsicherung entlastet! Da geht es um 4 Milliarden!)


das hat auch mit der Steuerpolitik zu tun, die Ihre Koali-
tion zu verantworten hat.


(Beifall bei der SPD)

Und: Der Bedarf ist größer als angenommen. Auch da-
rauf wird seitens der Bundesregierung und dieser Koali-
tion überhaupt nicht reagiert. Genau hier wäre entschlos-
senes Handeln notwendig. Wir alle wissen – auch Sie
sagen es immer in Ihren Reden –: Frühe Förderung in
Kitas sorgt für bessere Bildungschancen, bessere
Sprachentwicklung und bessere Integration. Warum neh-
men Sie nicht, um eine bessere Wirkung zu erzielen,
frühzeitig mehr Geld in die Hand, um später sinnvoll in
Schulen und Hochschulen zu investieren?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Das ist für Sie nicht wichtig. Junge Menschen und kleine
Kinder haben bei Ihnen nicht die Priorität, die sie haben
müssten.


(Beifall bei der SPD – Lachen bei der CDU/ CSU und der FDP – Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Absurd! Ich sage nur: 6 Milliarden! – Uwe Schummer [CDU/CSU]: Das ist ja Wahnsinn! So ein Quatsch!)


– Entschuldigung. Die Zahlen im Haushalt sprechen für
sich.


(Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Was reden Sie denn da? Sie haben wohl gar nicht in den Haushalt hineingeguckt! – Uwe Schummer [CDU/CSU]: In welcher Welt leben Sie denn?)


– Bleiben Sie ganz gelassen. Sie können ja gerne noch
einmal richtig ausholen. Lange wird Ihnen dieser Genuss
nicht mehr bleiben.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Gott sei Dank!)


Ich möchte Ihnen nur sagen: Schauen Sie sich an, an
welchen Stellen in den Kinder- und Jugendplänen ge-
kürzt wird und welche Leistungen für benachteiligte Ju-
gendliche gestrichen werden – überall ein großes
Streichkonzert.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU – Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Sie sind wohl gerade beim völlig falschen Haushalt, Frau Kollegin!)


Sagen Sie nicht, dass Sie die Chancen für Kinder und Ju-
gendliche in diesem Land verbessern. Sie verschlechtern
sie kontinuierlich und von Haushaltsjahr zu Haushalts-
jahr. Das müssen Sie zur Kenntnis nehmen.


(Beifall bei der SPD)

2003 hat die rot-grüne Bundesregierung ein 4-Milliar-

den-Euro-Programm zum Ausbau der Ganztagsschulen
gestartet. Die jetzige Regierung tritt bei diesem Thema
aber auf der Stelle. Es gibt nichts als Stillstand, keine
Entwicklung.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D ie SPD-Fraktion hält den weiteren Ausbau der Ganzgsschulen für dringend notwendig. Sie, Frau Schavan, erufen sich auf das Kooperationsverbot. Alle – die Kolgen von der CDU, der FDP, der Linken, der Grünen nd der SPD – sind sich einig, dass etwas geschehen uss. Warum tun Sie nichts, Frau Schavan? Sie verharn im Stillstand und sagen nur, es wäre schön, wenn der und mehr Einfluss hätte. Sie tun aber nichts dafür. Ich age mich, wofür eine Bildungsministerin in diesem ande eigentlich zuständig ist. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich möchte noch einen Aspekt erwähnen, was den
achkräftebedarf angeht. Alle wissen, dass bei den
rauen in diesem Land ein Fachkräftepotenzial schlum-
ert. Es könnten 460 000 Mütter als Fachkräfte für un-

ere Wirtschaft gewonnen werden, wenn es ein flächen-
eckendes Ganztagsangebot in Kitas und Schulen gäbe.


(Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Was macht Ihr Ministerpräsident da?)


uch der Wirtschaftsminister müsste doch dieses Poten-
ial sehen. Die Bundesregierung müsste ein Gesamtkon-
ept entwickeln, bei dem ein Rad in das andere greift. Je-
er Minister und jede Ministerin kocht aber aus
rofilierungssucht das eigene Süppchen. Am Ende bleibt
as Land auf der Strecke.


(Ewa Klamt [CDU/CSU]: Das merken wir ja, wo wir stehen weltweit!)


Ich kündige Ihnen hiermit an, dass wir einen Antrag
inbringen werden, in dem wir fordern, dass der Bund
inen höheren Finanzierungsanteil am Kitaausbau über-
immt. Wir haben am Montag dieser Woche auch ein
onzept vorgelegt, das zeigt, wie das alles zu finanzie-
n ist.


(Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Das gehört aber nicht zu diesem Haushalt! Sie sind im völlig falschen Haushalt! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712414900

Frau Kollegin, lassen Sie sich nicht irritieren. Sie ha-

en das Wort. Niemand sonst.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Dagmar Ziegler (SPD):
Rede ID: ID1712415000

Diese Koalition irritiert mich jeden Tag – aber nicht

ei meiner Rede.

Sie, Frau Ministerin Schavan, haben Ihrer Partei ein
ildungskonzept vorgelegt, mit dem Sie nicht mehr er-
ichen, als endlich in die Gegenwart zu stolpern. Sie

ollziehen jetzt das nach, was Sozialdemokratinnen und
ozialdemokraten seit Jahrzehnten predigen, nämlich
ass das dreigliedrige Schulsystem ungerecht ist und zu
einen guten Bildungserfolgen führt.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Die Hauptschule wird abgeschafft! Wer hätte das Dagmar Ziegler )





(A) )

gedacht? „CDU schafft Hauptschule ab“, das
ist doch mal eine Meldung! – Gegenruf des
Abg. Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: So ein
Schwachsinn!)

Aber selbst mit diesem kleinen Schritt, den Sie vorschla-
gen, überheben Sie sich; denn Ihre eigene Parteibasis
will das nicht, auch Ihre Länderkollegen wollen Ihnen
nicht folgen, und die Kanzlerin düpiert Sie.

Alles in allem ringen Sie um Ihre eigene Zukunft,
aber nicht, wie es Ihre Aufgabe wäre, um die Zukunft
unseres Landes. Deshalb wird das mit der Bildungsrepu-
blik leider nichts mit dieser Koalition.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/ CSU: Schlechte Rede! Magere Kost!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712415100

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Nächster Redner in un-

serer Debatte ist für die Fraktion der FDP unser Kollege
Heinz-Peter Haustein. Bitte schön, Kollege Haustein.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Heinz-Peter Haustein (FDP):
Rede ID: ID1712415200

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Liebe Frau Ziegler, ich weiß nicht,
von welchem Land Sie gesprochen haben, aber der Ein-
zelplan 30 von Frau Schavan – Bildung und Forschung –
ist eine reine Erfolgsgeschichte.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Das ist Ihre Wahrnehmung!)


Da Sie meinen, die Zahlen sagten die Wahrheit, werde
ich Ihnen die Zahlen, wie es sich als Haushälter gehört,
einmal näherbringen. Bildung und Forschung sind ein
Grundelement in unserem Land. Wir haben keine Roh-
stoffe, aber wir haben die Bildung. Unser Rohstoff sind
unsere Gehirne.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Bildung und Forschung schaffen auch Arbeitsplätze.
Die Arbeitsmarktstatistik zeigt das auch: Wir haben we-
niger als 3 Millionen Arbeitslose. Das ist doch etwas.
Auch das ist ein Zeichen dafür, dass die christlich-libe-
rale Bundesregierung und dieses Parlament die richtigen
Weichen gestellt haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Als Haushälter kann ich Ihnen ein paar Zahlen nicht
ersparen. Der Haushalt umfasst 12,8 Milliarden Euro.
Das bedeutet ein Plus von 9,9 Prozent.


(René Röspel [SPD]: Schöne Zahl!)


Das kann sich wohl sehen lassen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das Ministerium selbst braucht 173 Millionen Euro für
die Verwaltung.

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(C (D Ich möchte noch etwas zur Leistungsfähigkeit des ildungswesens im Hinblick auf die Nachwuchsfördeng sagen: Hierfür sind 3,2 Milliarden Euro vorgese en, Frau Ziegler. Dabei sind die Mittel für den Studennund Wissenschaftleraustausch um 19 Prozent auf 31 Millionen Euro erhöht worden. as Budget für die Begabtenförderung ist gar um 4 Prozent auf 264 Millionen Euro erhöht worden. ie Mittel für Maßnahmen zur Verbesserung der Berufsrientierung sind seit 2010 sogar um 170 Prozent erhöht orden, (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Uwe Schummer [CDU/CSU]: Das waren wir!)


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Sagenhaft!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


eil wir wissen: Der Fachkräftemangel ist ein Fakt, und
ir müssen etwas dagegen tun. Wir tun das Richtige.

Ich nenne Ihnen aber noch mehr Zahlen, weil Sie
ben sagten: Zahlen können nicht lügen, Zahlen sagen,
as los ist, abgesehen von gewissen – wie sagte der eine
err noch? – Statistiken; auf jeden Fall war es keiner
on uns.


(Heiterkeit)


Zur Position „Wettbewerbsfähigkeit des Wissen-
chafts- und Innovationssystems“. Hierfür stehen
,8 Milliarden Euro zur Verfügung, ein Aufwuchs von
7 Prozent. Meine sehr verehrten Damen und Herren
on Rot-Grün, ein Aufwuchs von 17 Prozent bei diesem
apitel! Für den Hochschulpakt sind 1,45 Milliarden
uro vorgesehen; er ist bis 2020 konzipiert. Die Mittel
r den Qualitätspakt Lehre belaufen sich auf 175 Mil-

onen Euro, ein Plus von 25 Prozent.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Stichwort Fachkräftemangel. Wir entwickeln den Bo-
gna-Prozess weiter. Dafür sind 45 Millionen Euro vor-

esehen. Für das Kapitel „Forschung für Innovationen,
ightech-Strategie“ sind 4,85 Milliarden Euro einge-

tellt, ein Plus von 7 Prozent. Diese Zahlen können sich
och sehen lassen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


arin sind für die Gesundheitsforschung 261 Millionen
uro enthalten, ein Plus von 47 Prozent.

Auch bei der Klimaforschung – das versteht sich von
elbst – gibt es ein Plus von 52 Prozent, also 277 Millio-
en Euro. Für die naturwissenschaftliche Grundlagen-
rschung sind 237 Millionen Euro geplant, ein Plus von

7 Prozent. Uns ist klar, dass man die Energiewende mit
er jetzigen Technologie nicht schafft. Ein Elektroauto
it einer Speichertechnologie von vorgestern ist irgend-
ann so nicht mehr zu bauen. Wir brauchen neue For-

chung, neue Innovationen, neue Technologien. Deshalb
eben wir dafür so viel Geld aus.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)






Heinz-Peter Haustein


(A) )


)(B)

Zusammengerechnet ergeben diese Zahlen 12,8 Mil-
liarden Euro. Die Frau Ministerin hat es schon angespro-
chen, und auch ich habe mir angeschaut, was Rot-Grün
in seiner Regierungszeit gemacht hat. Sie, also diese
Seite des Hauses, haben sieben Jahre lang regiert und in
sieben Jahren eine Steigerung um 900 Millionen Euro
erzielt. Die andere Seite dieses Hauses hat in drei Jahren
bereits eine Steigerung von 2 600 Millionen Euro für
diesen Bereich erzielt. Das macht den Unterschied. Auf
der einen Seite sitzen die Bremser, auf der anderen Seite
die Lokführer.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Martin Neumann [Lausitz] [FDP]: Hört! Hört!)


Sie haben es verpennt, wir haben den Turbo reinge-
hauen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein herzliches
Glückauf aus dem Erzgebirge.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712415300

Vielen Dank, Kollege Haustein. – Jetzt spricht für die

Fraktion Die Linke unsere Kollegin Frau Dr. Petra Sitte.
Bitte schön, Frau Kollegin Dr. Sitte.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712415400

Danke, Herr Präsident. – Meine Damen und Herren!

Wir führen diese Debatte in einer Zeit, da längst öffent-
lich über die Zukunft der Zivilgesellschaft, den sozial-
ökologischen Umbau, ja sogar die Systemfrage disku-
tiert wird.

Wie auch immer die Antworten ausfallen mögen, ei-
nes ist sicher: Das bisherige einseitig technologieorien-
tierte Wachstumsmodell ist an seine Grenzen gestoßen.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Diszipli-
nen können, wollen und müssen die systemischen Zu-
sammenhänge ebenjener vielfältigen Krisen, vor denen
wir jetzt stehen, komplex bearbeiten. Es geht am Ende
um nichts Geringeres als um Erkenntnisse, wie leis-
tungsfähigen, solidarischen und demokratischen Ge-
meinschaften sowie Menschen ein würdevolles Leben
ermöglicht und nachfolgenden Generationen ein lebens-
fähiger Globus erhalten werden kann. Daran muss sich
das, was Sie hier vorlegen, messen lassen.

Dabei fordert die Linke, dass mit den Milliarden öf-
fentlicher Forschungsmittel, die Sie gerade gepriesen ha-
ben, konsequent gemeinnütziges Wissen erarbeitet und
eine verantwortungsvolle Technikfolgenabschätzung be-
trieben wird.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Das machen wir doch!)


– Nein, genau das machen Sie nicht. – Mit Blick auf den
Haushalt stellt man fest, dass die Bundesregierung die
Zeichen der Zeit eben nicht verstanden hat. Wissen-
schaftsförderung wird in erster Linie immer noch wie

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(C (D irtschaftsförderung praktiziert. Die Anteile der deutchen Industrie auf dem Weltmarkt bilden für Sie immer och den Drehund Angelpunkt Ihrer Förderpolitik. Ein ngst von den Hochschulverbänden veröffentlichtes hesenpapier kritisiert zu Recht genau diesen Umstand. ie kritisieren dort die rasante Ökonomisierung von issenschaftseinrichtungen und die immer stärker eförderte Inszenierung und Vermarktung wissenschaftcher Erkenntnisse. Immer weniger Themen werden ämlich wissenschaftsund gesellschaftsbestimmt ausewählt und bearbeitet. Der Erkenntnisgewinn der Wissenschaft so heißt es in dem Thesenpapier weiter – soll sich auf den Menschen, seine sozialen Lebensformen sowie die ihn umgebende Natur und Technik beziehen. ie soll sich an das „Alltagsleben“ der Menschen ankopeln und als „Forschung für den Menschen“ erkennbar ein. Dietrich Grönemeyer hat dazu unlängst geschrieen: An der Neugier und an der Begeisterungsfähigkeit der Wissenschaftler, an ihrer Bereitschaft, dem Fortschritt ein ganz neues Ansehen zu geben, wird es nicht fehlen. Lassen Sie mich das am Beispiel der Gesundheitsforchung illustrieren. Herr Haustein hat sie eben erwähnt. n großen Volkskrankheiten soll verstärkt geforscht erden. Das ist gut so. Um aber eine unvoreingenomene Erprobung neuer Produkte und Verfahren zu geährleisten, bedarf es in diesem Programm zugleich eier viel breiteren Förderinitiative für nichtkommerzielle linische Studien. Unabhängiges Herangehen bringt eue Impulse für Wissen und für die Wirkung von Thepien, für die Erkundung von Seuchen, von Krankheits rsachen und vor allem für die Erkenntnis über ihre Vernüpfung mit sozialen Umständen. (Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Das machen wir doch!)


Nein, das machen Sie nicht. Sie haben 800 Millionen
uro in eine Pharmainitiative gesteckt. Das Geld bekom-
en also jene Konzerne, die seit Jahren Gewinne in Mil-
ardenhöhe einfahren. Was tun die Konzerne gegenwär-
g? Sie fordern noch mehr Geld und reduzieren
leichzeitig ihre eigenen Forschungsausgaben. Das passt
och nicht zusammen. Demzufolge wird für nichtkom-
erzielle klinische Studien immer weniger Geld übrig

leiben. Es sollen nur noch mickrige 30 Millionen Euro
diesem Bereich eingesetzt werden. Das halten wir für

änzlich inakzeptabel.


(Beifall bei der LINKEN)


Klinische Studien können bekanntermaßen nur mit
atientinnen und Patienten realisiert werden. Das ist lo-
isch. Also sollen in die neuen Zentren für Gesundheits-
rschung bei der Helmholtz-Gemeinschaft Uniklinika

ingebunden werden. Das ist ein interessanter Gedanke,
merhin behandeln sie Tausende von Patienten auf me-

izinisch höchstem Niveau. Das Problem ist nur: Die fi-





Dr. Petra Sitte


(A) )


)(B)

nanzielle Situation beider Akteure ist gänzlich verschie-
den. Die Hochschulmedizin in unserem Land ist
dramatisch unterfinanziert. Sie müsste endlich ihren In-
vestitionsstau überwinden können, und sie müsste zu-
gleich den Kostendruck in der Krankenversorgung über-
winden können. Die neuen Millionen sollten aus unserer
Sicht weniger für neue Strukturen, als vielmehr zur Mo-
bilisierung der vorhandenen Potenziale in Universitäts-
klinika eingesetzt werden, um weitere Forschungspoten-
ziale zu erschließen. Dazu müsste man allerdings
gemeinsam mit den Ländern schnelle Lösungen finden.
Statt also satte Pharmakonzerne noch satter zu machen,
hätte man, wie es die Linke seit Jahren fordert, die Uni-
klinika stärken müssen, indem man dort investiert.


(Beifall bei der LINKEN)


Noch eine Anmerkung zu unserer Kritik an der Ge-
sundheitsforschung aus globaler Sicht. Es geht mir um
armutsbedingte Krankheiten. Meistens sind sie chro-
nisch, sie sind oft nicht tödlich und sie grassieren vor al-
lem dort, wo es Hunger, Armut, mangelnde Hygiene so-
wie schlechte bis gar keine medizinische Versorgung
gibt. Im Gesundheitsforschungsprogramm taucht nun
der Bereich Impfstoffentwicklung auf. In der Tat bieten
neue, beispielsweise in Berlin an der Charité entwickelte
Verfahren zu Bekämpfung von TBC – übrigens entwi-
ckelt mithilfe öffentlicher Mittel – neue Chancen für die
Betroffenen. Deshalb sehen wir Deutschland als eines
der reichsten Länder, aber eben auch die Pharmakon-
zerne in der Verantwortung zur Umsetzung der UN-Mil-
lenniumsziele; denn diese beinhalten unter anderem,
dass Impfstoffe und Therapien genau jene Menschen er-
reichen müssen, die sie am dringendsten brauchen, sie
sich aber am wenigsten leisten können.

Was ist unsere Forderung an die Bundesregierung?
Unsere Forderung an die Bundesregierung ist, dass man
mit derartigen Förderprojekten endlich für faire und ge-
rechte Lizenzen sorgt, Lizenzen, die es ermöglichen,
dass die Produkte bei den Betroffenen ankommen und
dass sie für die Entwicklungsländer auch wirklich be-
zahlbar sind.


(Beifall bei der LINKEN)


Vor allem aber müssten deutlich mehr Mittel zur Lösung
globaler Gesundheitsprobleme eingesetzt werden. Sie
haben in Ihrem Haushalt lediglich 20 Millionen Euro
vorgesehen, aber nicht etwa für das nächste Jahr, son-
dern auf vier Jahre verteilt. Auch das ist angesichts unse-
res Reichtums schlicht und ergreifend beschämend.

Lassen Sie mich zum Schluss kommen, meine Damen
und Herren. Gesundheit bestimmt unmittelbar und indi-
viduell Lebensqualität. Das weiß jeder von uns; jeder hat
seine Erfahrungen damit gemacht. Versäumnisse in der
Forschung von heute gefährden Menschen und Gesell-
schaften von morgen. Die Erde ist rund. Krankheiten
machen nicht vor Staatsgrenzen hält. Aus diesem Grund
können wir nur Erfolge erzielen, wenn wir konsequent
global handeln und kooperativ vorangehen.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



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(C (D Vielen Dank, Frau Kollegin. – Nächste Rednerin ist r die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen unsere Kollegin rau Priska Hinz. Bitte schön, Frau Kollegin Hinz. Priska Hinz EN)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712415500
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zweite

ute Botschaften zu Beginn, auch wenn das für die Op-
osition vielleicht ungewöhnlich ist: Die Ausgaben für
ildung und Forschung steigen tatsächlich um knapp
0 Prozent. Darüber freuen wir uns, weil das für Bildung
nd Forschung gut ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Frau Schavan ist als Ministerin auch für lebenslanges
ernen zuständig. Ich freue mich, dass sie auch selber
azugelernt hat. Letztes Jahr haben Sie nämlich trotz un-
eres Protestes die Mittel für die Berufsorientierung radi-
al gekürzt. Diesen Fehler korrigieren Sie jetzt wieder.
ie haben den Mittelansatz für den internationalen Aus-
usch deutlich gesenkt. Dieser Ansatz wird wieder er-
öht. Außerdem wollen Sie sich mit der Union von der
auptschule verabschieden. – All das ist richtig. Da ha-
en Sie dazugelernt. Wir freuen uns, dass Sie grünen
een folgen, wenn auch manchmal etwas später. Aber
merhin: Sie lernen dazu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei der CDU/CSU)


Jetzt endet leider die positive Bilanz des lebenslangen
ernens, und ich komme zu den Problemen, die Sie mit
rer Politik machen oder haben, und damit auch zu den

chwerpunkten, die Sie im Haushalt setzen.

Der Fachkräftemangel, den Sie ebenso wie Frau von
er Leyen und der Wirtschaftsminister betont haben,
üsste Sie zum Handeln drängen. Aber ein Blick in den
aushalt zeigt, dass die Weiterbildungsmittel, die Sie
tztes Jahr um 20 Prozent gekürzt haben, nicht einmal

uf das alte Niveau aufgestockt werden.

Bei der Weiterbildungsallianz kommt mir nicht so
ehr Ihr Bild des „Same procedure as every year“ in den
inn wie der Film Und täglich grüßt das Murmeltier. Sie
ommt nämlich auch immer wieder, und bis heute ist
ichts daraus geworden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein durchdachtes Konzept für eine bessere Weiterbil-
ungsberatung lässt auf sich warten. Auf das Gesetz zur
nerkennung ausländischer Abschlüsse warten wir und
or allem diejenigen, die es betrifft, die eine Anpas-
ungsqualifizierung brauchen und endlich arbeiten wol-
n, seit eineinhalb Jahren, und das nur, weil Sie nicht zu
otte kommen. Das ist eine sehr schlechte Bilanz für
ine Bildungsministerin.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)






Priska Hinz (Herborn)



(A) )


)(B)

Im Übergangssystem sind immer noch 400 000 Ju-
gendliche, obwohl es eine Entspannung auf dem Ausbil-
dungsmarkt gibt. Darüber hinaus gibt es aber, wie
gesagt, 1,5 Millionen junge Menschen ohne Berufsab-
schluss. Statt in der Weiterbildung durchdachte Kon-
zepte zu erarbeiten, die Ausbildung, Qualifizierung und
Weiterbildung verzahnen und diesen jungen Menschen
eine Chance geben – diese Kompetenz haben Sie als
Bundesministerin –, ist an dieser Stelle von Ihnen nichts
zu verzeichnen.

Was die Bertelsmann-Stiftung tut, nämlich mit den
Ländern Konzepte zu entwickeln, wie man das Über-
gangssystem eindampfen kann, wäre eigentlich Ihre
Aufgabe gewesen. Das ist eine staatliche Aufgabe und
nicht die einer privaten Stiftung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie von der Koalition haben vorhin über die Aussage
von Frau Ziegler, dass viel Geld im Haushalt stehe, aber
nicht alles ausgegeben werde, gelacht. Wir haben letzten
Winter im Haushaltsausschuss erleben müssen, dass die
Koalition einen Maßgabebeschluss gefasst hat, wonach
Ausgabenreste in Höhe von 88 Millionen Euro übertra-
gen werden. Das betraf Bereiche von Programmen, die
die Ministerin unbedingt durchführen wollte, welche
aber aus unserer Sicht unsozial und nicht durchdacht
sind und für die sie das Geld nicht ausgeben kann. Ich
nenne als Beispiel das Stipendienprogramm, das bis
heute ein echter Rohrkrepierer ist. Immer noch sind
nicht mehr als 25 Prozent der Mittel ausgeschöpft, aber
Sie wollen dieses unsoziale Projekt im kommenden
Haushalt mit weiteren Mitteln ausstatten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der FDP: Was ist daran unsozial?)


Im Bereich der Bioökonomie versenken Sie Millio-
nenbeträge in die Grüne Gentechnik, obwohl niemand
gentechnisch veränderte Nahrungsmittel auf dem Teller
haben will. Vielleicht wird das Urteil über den Honig,
der Spuren von gentechnisch veränderten Pollen ent-
hielt, zu einem Umdenken bei Ihnen führen.

Sie fördern weiterhin die Fusionsforschung. Sie hal-
ten an der Finanzierung des Fusionsreaktors ITER fest.


(Zuruf von der FDP: Richtig!)


Es gibt nur zwei Dinge, die hinsichtlich dieses Projekts
feststehen: stetige Kostenexplosion und Verschiebung
der Zeitpläne. Niemand braucht Ergebnisse einer teuren
Fusionsforschung, die erst ab dem Jahr 2050 nutzbar
sind. Bis dahin müssen wir auf erneuerbare Energien
umgestiegen sein. Da müssen Sie Geld hineinstecken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Wieso haben Sie das damals mitbeschlossen?)


Das Ausgeben von viel Geld bedeutet nicht unbe-
dingt, dass gute Politik gemacht wird. An Ihrem Haus-

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(C (D alt, Frau Ministerin Schavan, kann man das ganz beonders gut studieren. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712415600

Nächster Redner für die Fraktion der CDU/CSU ist

nser Kollege Albert Rupprecht. Bitte schön, Kollege
lbert Rupprecht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1712415700

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

iebe Kollegen! Wir erleben derzeit weltweit, dass in
ielen Industrieländern, in den USA, in Großbritannien,
Frankreich und anderswo, im Bereich Forschung und
ildung dramatisch gekürzt, gestrichen und rasiert wird.
ie Haushaltsschulden erzwingen solche Maßnahmen in
iesen Ländern. Wir erleben andererseits, dass wir in
eutschland die siebte Steigerung dieses Etats auf ein
eues Rekordniveau haben.

Frau Ziegler, ich schätze Sie eigentlich als sehr sach-
rientierte Kollegin, aber wenn Sie hier die Aussage wa-
en, dass wir für Kinder und Jugendliche nichts übrig
ätten, dann frage ich Sie, was mit diesen Steigerungen
unserem Haushalt passiert.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Das fragen wir uns auch!)


och einmal die Zahlen: 2012 steigen die Mittel gegen-
ber dem Vorjahr um 10 Prozent auf 12,8 Milliarden
uro. Das bedeutet eine Steigerung im Vergleich zu der
eit, als Sie Verantwortung trugen – 2005, als Rot-Grün
bgewählt worden ist –, um 69 Prozent.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Hagemann [SPD]: Jetzt werden Sie abgewählt!)


s ist schlichtweg absurd, zu behaupten, wir hätten für
inder und Jugendliche, für Forschung und Bildung
ichts übrig. Man kann über jedes einzelne Programm
der jede einzelne Maßnahme reden, aber es ist unred-
ch, zu behaupten, wir hätten nichts für Kinder und Ju-
endliche übrig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


s ist eine weltweit herausragende Leistung, die wir mit
iesem Haushalt erbringen. Diese Leistung wird mit
usnahme von einigen Ländern des asiatischen Raums
keinem Land der Welt erreicht.

Wir erleben derzeit, dass US-Wissenschaftler besorgt
ie Frage stellen, wie sie im nächsten Jahr ihren Haushalt
nanzieren sollen, in einem Land, in dem angeblich
ilch und Honig für Wissenschaftler fließen. Sie sind be-

orgt, weil sie nicht wissen, ob sie im nächsten Jahr die Fi-
anzierung noch sicherstellen können. Wir erleben auf
er anderen Seite, dass wir in Deutschland den Wissen-





Albert Rupprecht (Weiden)



(A) )


)(B)

schaftlern der Institutionen, für die wir auf Bundesebene
Verantwortung tragen – Helmholtz-Gemeinschaft, Max-
Planck-Gesellschaft, Leibniz-Gemeinschaft, Fraunhofer-
Gesellschaft und DFG –, nicht nur sagen können, dass wir
das Vorjahresniveau halten, sondern ihnen sogar einen
Zuwachs um 5 Prozent versprechen können. Mehr noch:
Nicht nur in diesem Jahr bekommen sie einen Zuwachs
von 5 Prozent, sondern es gibt die Zusage, dass sie bis
zum Jahr 2015 jedes Jahr eine Steigerung von 5 Prozent
erhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das ist gelebte Kontinuität, das ist gelebte Verläss-
lichkeit, und das ist gelebte Prioritätensetzung für For-
schung und Bildung. Aber das ist auch eine Geisteshal-
tung, die in der Tat durch die Kanzlerin geprägt ist. Das
war schon in der Großen Koalition so, und das wird in
der jetzigen Koalition fortgeführt. Wir sind neugierig
und offen für neue Technologien, weil wir der festen
Überzeugung sind, dass wir nur mit neuen Technologien
und mit Forschung die Probleme der Menschheit lösen
können.

Unter Rot-Grün war es ganz anders: Damals sind
massenweise Wissenschaftler, die über Zukunftstechno-
logien forschen, in die USA ausgewandert oder, besser
gesagt, geflohen.


(René Röspel [SPD]: Das ist doch Quatsch!)


– Natürlich ist das der Fall.


(René Röspel [SPD]: Nennen Sie mal ein paar Beispiele!)


– Beispielsweise Wissenschaftler aus der Biotechnolo-
gie.


(René Röspel [SPD]: Das ist doch Quatsch!)


Wir stellen auf der anderen Seite fest – Befragungen
zeigen das –, dass sich im Augenblick 80 Prozent der
Wissenschaftler aus Deutschland, die im Augenblick in
den USA tätig sind, überlegen, nach Deutschland zu-
rückzukommen – 80 Prozent!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Hier gibt es aber keine Stellen!)


Wir stellen fest, dass Deutschland als Wissenschafts-
und Forschungsstandort wieder attraktiv ist. Wir werden
diesen Standortvorteil, den wir als Politiker, als Ent-
scheider gestalten, knallhart nutzen, und wir werden ver-
suchen, die besten Köpfe für Deutschland zu gewinnen.
Wir werden im Hinblick auf Wissenschaftler und For-
scher das Zuwanderungsrecht verbessern.


(Klaus Hagemann [SPD]: Da bin ich gespannt!)


Sehr geehrte Damen und Herren, wir geben nicht nur
mehr Geld aus, sondern wir setzen auch wichtige
Schwerpunkte. Wir wollen, dass die Zahl der Kinder und
Jugendlichen ohne Schul- oder Berufsabschluss halbiert
wird. Deswegen setzen wir auf das Instrument der Bil-
dungsketten. Wir investieren dort einen Betrag von

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(C (D 05 Millionen Euro. Wir erwarten uns von diesem Intrument sehr viel. In der Tat ist es unsere Aufgabe, das ündel an sonstigen Maßnahmen, die existieren, auf die irklich effektiven Kerninstrumente zu reduzieren. An ieser Stelle sage ich auch: Das ist nicht nur Bundesaufabe; das Ganze geht vielmehr nur gemeinsam mit den ändern. Für uns sind berufliche Bildung und duale Ausbilung genauso wertvoll und wichtig wie der akademische bschluss und die akademische Bildung. Deswegen ver tetigen wir die Ausgaben für die überbetrieblichen Bilungsstätten des Handwerks; das war uns als Unionsaktion ein außerordentlich wichtiges Anliegen in den orgesprächen zur Abstimmung des Haushalts. Wir steiern darüber hinaus die Ausgaben im Bereich der Befsorientierung auf 50 Millionen Euro; das ist eine satte teigerung um 278 Prozent. Sehr geehrte Damen und Herren, obwohl wir für die ochschulen nicht primär verantwortlich sind – sie unrstehen, wie Sie wissen, der Länderverantwortung –, ibt der Bund Milliarden Euro als Unterstützung: ,1 Milliarden Euro fließen in den Studienplatzausbau Hochschulpakt. Für den Hochschulbau werden Komensationsmittel im Umfang von 695 Millionen Euro zur erfügung gestellt. 175 Millionen Euro stehen für den ualitätspakt Lehre bereit. Für die Weiterentwicklung es Bologna-Prozesses sind 46 Millionen Euro veranchlagt; das ist übrigens eine Steigerung um 32 Prozent. ür die Studienfinanzierung geben wir erstmals über Milliarde Euro aus. Der mit Abstand größte Brocken avon ist mit 820 Millionen das BAföG. Zusammenfassend heißt das: Wir geben mehr als Milliarden Euro, also ein Viertel des gesamten Haus alts, für mehr Studienplätze, für Hochschulbau, für trukturelle Verbesserung der Lehre und für die Studiennanzierung aus, und das, obwohl das alles – mit Ausahme der Studienfinanzierung – originäre Aufgabe der änder wäre. Sehr geehrte Damen und Herren, die Diskrepanz zwichen verfassungsgemäßer Verantwortung der Länder nd tatsächlicher Aufgabenerfüllung ist, wie ich meine, urchaus enorm und auch ein Stück weit bedenklich. lle Bundesländer müssen sich also ihrer verfassungsgeäßen Verantwortung stellen. Wir erleben, dass die ealität hier sehr unterschiedlich ausschaut. Mein Heiatland Bayern hat für den Haushalt 2012 im Bereich orschung und Bildung einen deutlichen Anstieg bechlossen, (Marianne Schieder [Schwandorf] [SPD]: Das wurde auch Zeit! – Weiterer Zuruf der Abg. Dagmar Ziegler [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ährend Brandenburg, Ihr Heimatland, Frau Ziegler, im
ochschulbereich massiv kürzt. Schüler und Studenten
arschieren dort zu Tausenden auf die Straßen.





Albert Rupprecht (Weiden)



(A) )


)(B)


(Heinz-Peter Haustein [FDP]: Das sind die Roten!)


Es geht natürlich nicht, dass Länder auf Finanzie-
rungswege wie Studiengebühren verzichten und an-
schließend beim Bund auf der Matte stehen und verlan-
gen, dass er ihre Aufgaben und Ausgaben kompensiert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, die Studis sollen jetzt die Landeshaushalte sanieren, oder was?)


Zum Zweiten muss, wenn es um die Weiterführung
der Pakte geht – wie ich meine –, einiges neu austariert
werden. Das kann im Ergebnis auch heißen, dass der
Bund mehr Aufgaben übernimmt. Aber ich denke, das
muss immer mit Mehrwert begründet sein. In einer föde-
ralen Struktur ist das Subsidiaritätsprinzip das entschei-
dende Kriterium. Letztendlich muss das von Thema zu
Thema genau durchdacht werden.

Sehr geehrte Damen und Herren, auch im Bereich der
Forschung erhöhen wir die Ansätze und setzen inhaltli-
che Schwerpunkte. Bei der institutionellen Forschungs-
förderung im außeruniversitären Forschungsbereich ge-
ben wir 5 Prozent mehr aus; wir erhöhen den Ansatz auf
4,3 Milliarden Euro.

Bei der Projektförderung gibt es eine erhebliche Stei-
gerung auf 5,4 Milliarden Euro. Für die Gesundheitsfor-
schung stehen im Jahre 2012 1,38 Milliarden Euro zu
Verfügung. Das ist nahezu eine Verdoppelung gegenüber
dem Ansatz von Rot-Grün im Jahr 2005.

Für die Energieforschung – das ist einer unserer
Schwerpunkte – geben wir im Gesamthaushalt bis 2014
3,5 Milliarden Euro aus. Davon entfallen 80 Prozent auf
erneuerbare Energien. Im Jahr 2012 sind das 657 Millio-
nen Euro.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sehr geehrte Damen und Herren, auch in diesem Be-
reich lässt sich nachweisen, dass wir die Projektförder-
mittel im Einzelplan 30, beispielsweise im Bereich Ener-
gieeffizienz, erneuerbare Energien, gegenüber dem An-
satz von Rot-Grün im Jahre 2005 verdreifacht haben.

Lassen Sie mich zum Schluss kommen. Wir haben als
Unionsfraktion unsere Anliegen im Vorfeld eingebracht.
Wir werden im Laufe der Verfahren nur noch wenige
Änderungsanträge einbringen müssen; denn unsere An-
liegen sind weitestgehend oder fast alle berücksichtigt.

Wir haben im Jahre 2012 im Bereich Forschung und
Bildung eine Steigerung um 10 Prozent. Das ist interna-
tional vorbildlich; das ist hervorragend, ausgezeichnet.
Das ist vor allem gegenüber den Ansätzen in der Zeit, als
Sie von Rot-Grün Regierungsverantwortung hatten, eine
Steigerung um 69 Prozent. Das, sehr geehrte Damen und
Herren, ist ein Quantensprung.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Vielen Dank, Herr Kollege. – Jetzt als Nächster für ie Fraktion der Sozialdemokraten unser Kollege Klaus agemann. Bitte schön, Kollege Klaus Hagemann. Verehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! iebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Ministerin, Sie aben eben auf die beliebte Fernsehsendung hingewieen, die Ende eines jeden Jahres ausgestrahlt wird: Diner for One – „the same procedure as every year“. Die enschen sehen sie sehr gerne. Es stellt sich nur die rage, wer dann letztendlich als Bettvorleger landet. Das erden wir sehen, wenn abgerechnet wird. Ich möchte Ihnen, was den Mittelabfluss angeht, mit iner anderen Literaturstelle antworten, nämlich mit dem uch von Michael Ende Die unendliche Geschichte. Jees Jahr wieder geben Sie mir die Möglichkeit, dieselbe resseerklärung herauszuholen und nur die Zahlen durch ndere zu ersetzen. Das ist Realität, und das möchte ich nen jetzt noch einmal vorlegen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir als Soialdemokraten begrüßen und unterstützen natürlich den eplanten Aufwuchs von 12 Milliarden Euro in den ächsten Jahren. Wir haben das ehrgeizige Ziel – das ird bei uns in Kürze der Parteitag absegnen –, noch ehr Mittel für Bildung und Forschung oben draufzupa ken. Aber es muss glaubhaft sein, dass wir diese Mittel ur Verfügung stellen können. Die ersten Anträge weren wir schon zu diesem Haushalt vorlegen. Es ist jetzt auf einige Projekte hingewiesen worden. aher wollen wir doch einmal gucken, wann sie instalert worden sind, wer sie erdacht hat. Zunächst muss an sich natürlich vor Augen führen, wo wir am Ende er Regierungszeit von Helmut Kohl bei Forschung und ildung waren, nämlich bei rund 5 Milliarden Euro. Da usste erst etwas aufgebaut werden. Was wurde dann eingeführt, meine Damen und Hern? Unter Rot-Grün wurde der Pakt für Forschung und novation eingeführt. ie Exzellenzinitiative, die Furore in den Universitäten acht, hat man sich unter Rot-Grün ausgedacht, und sie urde in der Zeit der Großen Koalition unter Beteiliung der SPD ausgestaltet. Kollege Hagemann, gestatten Sie eine Zwischenfrage es Kollegen Schirmbeck? Sie sehen, dass Ihr Kollege ort schon erwartungsvoll steht. Ein Kollege aus Osnabrück-Land kriegt immer das ort. )

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712415800

(Beifall bei der SPD)

Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1712415900

(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712416000
Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1712416100




(A) )


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712416200

Bitte schön, Kollege Schirmbeck.


Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1712416300

Kollege Hagemann, das finde ich sehr sympathisch. –

Sie haben eben davon gesprochen, wo wir am Ende der
Regierungszeit von Helmut Kohl waren. Jetzt muss man
auch fragen: Wo waren wir, als Helmut Kohl die Regie-
rung übernommen hat?


(Heiterkeit bei der SPD)


Was hat die sozialliberale Koalition hinterlassen? Erst
dann können Sie die Lebensleistung von Helmut Kohl
nachvollziehen. Von daher wäre das schon einmal eine
ganz interessante Frage.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1712416400

Mein Landsmann Helmut Kohl hat den Satz geprägt:

Wichtig ist, was hinten herauskommt.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Genau!)


Dann schauen wir uns einmal an, was bei Forschung und
Bildung hinten herausgekommen ist: Der Ausgangs-
punkt der rot-grünen Koalition waren 5 Milliarden Euro;
ich sagte es schon. Wir haben dann den Pakt für For-
schung und Innovation oben draufgepackt. Die Ansätze
für diesen werden jetzt wieder aufgebaut – völlig d’ac-
cord. Unter Rot-Grün wurde die Exzellenzinitiative, die
für Furore bei den Universitäten gesorgt hat, gestartet
und in der Großen Koalition umgesetzt. Unter Beteili-
gung der SPD wurde zu Zeiten der Großen Koalition der
Hochschulpakt I und II gestartet. Gemeinsam haben wir
den Cluster-Wettbewerb gestartet. All das ist aufgebaut
worden. Wir haben die Hightech-Strategie zusammen
mit Ihnen, lieber früherer Koalitionspartner, entwickelt
und in die Tat umgesetzt. Wir haben eine deutliche
BAföG-Erhöhung durchgesetzt, bei der wir Sie zum Ja-
gen tragen mussten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben in dieser Zeit unter Beteiligung der SPD, aber
ohne die FDP, lieber Kollege Schirmbeck, die Mittel für
die Begabtenförderungswerke aufgestockt. Sie haben sie
im vergangenen Jahr leider wieder heruntergefahren.
Jetzt fahren Sie die Mittel endlich wieder nach oben,
nachdem die Begabtenförderungswerke Rabatz gemacht
und sich beschwert hatten. Also, lieber Kollege, so
schlecht ist es gar nicht, was die Sozialdemokraten zu
verantworten oder mitzuverantworten haben.


(Beifall bei der SPD – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie sehen also, lieber Kollege Schirmbeck, wie wir die
Dinge weiterentwickelt haben.

Lassen Sie mich in meinen Ausführungen fortfahren:
Sie haben das 12-Milliarden-Euro-Programm vorgelegt,
liebe Kolleginnen und Kollegen der Union, Frau Minis-
terin, aber Sie haben immer noch nicht titelscharf festge-
legt, wohin die 12 Milliarden Euro fließen werden. Wir
erwarten, dass uns dies bald vorgelegt wird.


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(C (D (Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Dummes Zeug!)


Nein, das ist kein dummes Zeug, Kollege Rehberg. Es
t Realität. Es liegt keine titelscharfe Festlegung auf
inzelmaßnahmen vor.


(Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Lesen Sie das nach! Das ist alles aufgeführt!)


Bildung kommt ja nicht nur im Einzelplan 30 vor. Ich
age Sie beispielsweise, warum Sie im Einzelplan 11,
rbeit und Soziales, im Bereich Bildung die Mittel für

ugendliche, die keinen Schulabschluss bzw. keine abge-
chlossene Ausbildung haben, sehr deutlich nach unten
hren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as Jobcenter in Alzey-Worms, in meinem Landkreis,
ekommt 25 Prozent weniger Mittel für Maßnahmen für
ugendliche.

Warum führen Sie Kürzungsmaßnahmen bei der poli-
schen Bildung durch? Warum kürzen Sie bei dem Pro-
ramm zur Humanisierung der Arbeitswelt? Gerade die
orschung auf diesem Sektor ist doch wichtig, wenn
enschen einigermaßen fit bis 67 Jahre arbeiten sollen.

Was nützen die schönsten Zahlen und die schönsten
rogrammtitel, liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn
ie nur auf dem Papier stehen und nicht umgesetzt wer-
en, wenn wir Minderausgaben haben bzw. zusätzlich
och Mittel in die globale Minderausgabe fließen sollen?
llein im letzten Jahr sind 325 Millionen Euro nicht ver-

usgabt worden; und in den letzten sieben Jahren ist das
mer wieder geschehen.

Dann schauen wir uns einmal die Situation der Studie-
nden an – im Oktober beginnt ja das neue Semester –:

Erstes Beispiel: Das elektronische Zulassungsverfah-
n ist ein Flop. Es geschah nichts. Sie, Frau Ministerin,

aben nicht rechtzeitig die Reißleine gezogen. Ich ma-
he Ihnen persönlich keinen Vorwurf, aber ich halte fest,
ass man die HIS zu lange hat gewähren lassen und dass
u spät die Leine gezogen wurde.

Zweites Beispiel: Hochschulbau. Wir wissen, meine
amen und Herren, dass gerade angesichts der im Mo-
ent starken Studierendenjahrgänge Hochschulbauten

otwendig sind. Wie spiegelt sich das aber in den Zahlen
ider? Seit 2007 wurden in keinem Jahr alle Mittel ab-
erufen. Es liegen damit 0,5 Milliarden Euro auf Halde,
ie eigentlich für den Hochschulbau hätten eingesetzt
erden müssen. 500 Millionen Euro stünden hier zur
erfügung. Hier spielen natürlich die Länder mit hinein.


(Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Ach ja?)


Ja. – Aber wenn Sie ständig die Steuern senken und
en Ländern die Einnahmen wegnehmen wollen,


(Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU)


o bleibt dann den Ländern die Möglichkeit, entspre-
hend zu investieren und kozufinanzieren?





Klaus Hagemann


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Drittes Beispiel: Das Deutschlandstipendium ist
schon beleuchtet worden; bisher ist es auch nur ein Flop.
Zwei Drittel der Ausgaben sind für Werbung, ein Drittel,
1,5 Millionen Euro, Ausgaben für das Stipendienpro-
gramm. Wenn Sie das Geld für die Begabtenförderung
oder das BAföG ausgegeben hätten, wäre das erfolgrei-
cher gewesen.

Zum Schluss zum Qualitätspakt Lehre, der dazu
dient, dass der Unterricht in den Universitäten besser
wird. Hierfür stehen 200 Millionen Euro zur Verfügung.
Nach Ihrer Statistik, die wir dieser Tage erhalten haben,
sind bis Ende August 0,6 Prozent abgeflossen. 111 Uni-
versitäten sind zuvor ausgewählt worden, aber zumin-
dest bis Ende August sind noch keine Bescheide hinaus-
gegangen. Die Universitäten warten dringend auf diese
Mittel, damit sie die Lehre in den Universitäten verbes-
sern können.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Es bleibt also viel zu beraten. Ich freue mich auf die
Diskussionen morgen im Berichterstattergespräch und
im Haushaltsausschuss.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712416500

Nun hat Martin Neumann für die FDP-Fraktion das

Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Martin Neumann (FDP):
Rede ID: ID1712416600

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Sehr geehrter Herr Hagemann, gehen Sie bitte
davon aus, dass kein Geld, so wie Sie es eben behauptet
haben, liegen bleiben wird. Vielmehr folgen Wissen-
schaft, Bildung und Forschung einer besonderen Spezi-
fik, und da geht es tatsächlich darum, das Geld sinnvoll
und langfristig auszugeben.

Der uns vorliegende Einzelplan 30 für das Haushalts-
jahr 2012 ist eben nicht, wie Sie es hier gesagt haben, ein
bloßer Sammelkatalog von kurz- und mittelfristigen
Maßnahmen im BMBF, sondern Ausdruck – das ist das
Neue, hören Sie da genau zu – einer langfristig angeleg-
ten wissenschafts- und forschungspolitischen Strategie.


(Klaus Hagemann [SPD]: Von der SPD!)


Diesem Gedanken folgend hat die christlich-liberale
Koalition den zugesagten Aufwuchs der Finanzmittel
vorgenommen. Die Zahlen sind mehrfach genannt wor-
den. Wir haben ein Volumen von 12,8 Milliarden Euro;
das ist eine Steigerung um 1,2 Milliarden Euro, und das
vor dem Hintergrund einer umfassenden Haushaltskon-
solidierung. Damit kommt sehr deutlich zum Ausdruck,
welchen Stellenwert diese Koalition Wissenschaft und
Forschung beimisst.

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(C (D Bildung und Forschung sind mehr als in den Jahren uvor Teil der gesellschaftlichen Lebenswirklichkeit, rau Sitte, egal ob es um die Stimulierung von Wirtchaftswachstum oder um die Bewältigung der Herausrderungen durch die Energiewende geht. Dabei verlgt diese Koalition langfristige Ziele, und die ntwicklung zeigt, dass für uns, gerade im wissenschaftchen Raum, Verlässlichkeit und Kontinuität im Vorderrund stehen. Ausdruck der langfristigen Planungssicherheit – das t für unsere Forschungseinrichtungen ganz wichtig – t der Pakt für Forschung und Innovation. Wir garantien für die Jahre 2011 bis 2015 4,9 Milliarden Euro. iese von uns gewollte langfristige Entwicklung zielt or allem auf die Leistungsfähigkeit des Wissenschaftsystems ab. Diese gilt es weiter zu fördern, und hier seten wir auch mit der institutionellen Förderung an, inem wir einen jährlichen Mittelaufwuchs von 5 Prozent arantieren. Im Haushaltsjahr 2012 übertreffen wir die geplante arke und erreichen sogar einen Aufwuchs von knapp ,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr und damit ein Voluen von etwa 4,4 Milliarden Euro. Der Bereich Forschung und Entwicklung folgt einem esonderen und speziellen Konzept. Es ist nicht so, dass an heute an einer Stellschraube dreht und bereits mor en die Effekte oder Ergebnisse sehen kann. So funktioiert Wissenschaft nicht. Die Haushaltsjahre setzen hier anchmal einen zu engen Rahmen – das ist genau das roblem, das Sie, Herr Hagemann, hier angesprochen aben –, der die Begleitung der Forschungsorganisatioen bei ihrer langfristigen Entwicklung, ihren Projekten nd Ansätzen beeinträchtigt. Am Beispiel der Helmholtz-Gemeinschaft zeigt sich, ass die Planung und der Bau von Großgeräten – durch ooperationspartner oder durch behördliche Genehmiungsprozesse – sich manchmal so lange erstrecken, ass sie dem Haushaltsjahr und seinen Planungen entachsen. Es bleibt aber kein Geld liegen, um das ganz eutlich zu sagen. Wir brauchen viel mehr Verlässlichkeit und müssen or allen Dingen auf eines achten: dass wir die haushälrischen Rahmenbedingungen weiter flexibilisieren. it dem Wissenschaftsfreiheitsgesetz werden wir genau n diesem Punkt ansetzen und damit die Leistungsfähigeit der Forschungsorganisationen steigern. Der Einzelplan 30 folgt damit einem wichtigen Geanken, den ich bereits betont habe, nämlich dem der ngfristigen Entwicklung und der Kontinuität. Besoners zu nennen ist die Titelgruppe „Naturwissenschaftlihe Grundlagenforschung“, wo wir einen Aufwuchs von ber 52 Prozent auf nunmehr 277 Millionen Euro haben. enn ohne genügende Grundlagenforschung kann es eine ausreichenden Innovationen geben. Oder, um es irekt mit den Worten von Max Planck zu sagen, der ein Dr. Martin Neumann )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )

mal formulierte: „Dem Anwenden muss das Erkennen
vorausgehen“.

Wie wichtig dies ist, stellen wir gegenwärtig
schmerzlich im Bereich der Elektrochemie vor dem Hin-
tergrund der Energiespeicherfrage fest. Insofern ist es
geradezu ein Gebot, die Grundlagenforschung intensiv
zu fördern und damit das deutsche Wissenschaftssystem
für die wichtigen gesellschaftlichen Herausforderungen
zu stärken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ein letzter Satz zum Thema Hochschule: Hier sind
die Verantwortlichkeiten klar; sie liegen bei den Län-
dern. Wir wollen mit dem Hochschulpakt 2020 die In-
vestitionen um 60 Prozent auf 1,46 Milliarden Euro an-
heben. Denn Hochschulen sind nicht nur ein wichtiger
Pfeiler des deutschen Wissenschaftssystems und damit
seiner Leistungsfähigkeit, sondern nach meinem Ver-
ständnis auch der Ort, wo Grundlagenforschung stattfin-
det und diese in die Anwendung überführt werden kann.

Dieses klar gezeichnete Profil zeichnet den Haus-
haltsplan aus –


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712416700

Herr Kollege, der letzte Satz ist schon sehr lang, und

Sie haben die Zeit schon deutlich überschritten.


Dr. Martin Neumann (FDP):
Rede ID: ID1712416800

– und sollte nach meinem Dafürhalten in den anste-

henden Beratungen nicht verwässert werden.

Danke schön.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712416900

Das Wort hat nun Rosemarie Hein für die Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Rosemarie Hein (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712417000

Danke schön, Herr Präsident. – Meine Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich muss Ih-
nen sagen: Die Zahlenjongliererei, die wir vorhin vorge-
führt bekamen, finde ich einigermaßen erbärmlich. Es
geht doch nicht um die Frage, wer es erfunden hat: die
CDU oder die SPD; oder waren es vielleicht doch die
Schweizer?


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir führen keine Urheberrechtsdebatte!)


Es geht um die Zukunftschancen junger Menschen in
diesem Land, und dazu sollte der Bildungshaushalt einen
Beitrag leisten. Diesen Satz der Ministerin könnte ich
glatt unterschreiben, nur leistet der Bildungshaushalt das
nicht.


(Heiner Kamp [FDP]: Haben Sie denn nicht zugehört?)


Ich kann schon verstehen, dass die Ministerin wenig er-
freut gewesen ist über die jüngste Pressemeldung, dass

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(C (D ie nicht wisse, wohin mit ihrem Geld. Nur: Die Zahlen tammen allesamt aus Ihrem Haus, Frau Ministerin. In mehreren Positionen stellt diese Zahlentabelle klar, ass die Auslastung im Haushalt 2011 bis zum 31. Juli eutlich unter 10 Prozent gelegen hat. (Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Sie sollten mal diese Zahlenspielerei lassen!)


Das ist keine Zahlenspielerei, das ist eine Tabelle aus
em BMBF. – Wenn man sich anschaut, welche Projekte
on dieser geringen Auslastung betroffen sind, dann
tellt man fest: Es sind die Prestigeobjekte der Koalition
nd der Bundesregierung – die Bildungsketten, das so-
enannte Deutschlandstipendium und der Qualitätspakt
ehre.

In all diesen Positionen schaffen Sie lange nicht das,
as Sie vorgeben, schaffen zu können. Das kritisieren
ir heftig,


(Beifall bei der LINKEN)


nd zwar nicht, weil wir diese Projekte nicht schön fin-
en, sondern weil das Geld woanders besser aufgehoben
äre.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir werden nicht kritisieren, dass Sie an anderen Stel-
n zum Teil Geld draufsatteln; denn Geld für Bildung
ird sehr dringend gebraucht. Insgesamt muss für allge-
eine und berufliche Bildung deutlich mehr aufgebracht
erden.

Trotzdem müssen Sie uns einmal erklären, woraus
ich zum Beispiel der höhere Bedarf bei den Bildungs-
etten ergibt, wenn bis zum 31. Juli kaum etwas abge-
ossen ist. Wäre das Geld dann nicht direkt in den Schu-
n besser aufgehoben, wo man dafür sorgen könnte,
ass die Kinder einen Schulabschluss erlangen und dann
ine ordentliche Ausbildung erhalten können?


(Beifall bei der LINKEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Dafür ist der Bund gar nicht zuständig!)


ort aber kommt das Geld doch gar nicht an.

Allerdings hätten wir auch gerne im gesamten Be-
ich der beruflichen Bildung deutlich mehr Mittel, um

ie kolossalen Defizite der vergangenen Jahre auszuglei-
hen, wenn auch mit einer anderen Zielrichtung. Es gibt
war für Jugendliche unter 25 Jahren einen Rechtsan-
pruch auf eine Berufsausbildung, eine Vermittlung in
rbeit oder Beschäftigung oder eine Bildungsmaß-
ahme. Wer aber bis zum 25. Lebensjahr keinen Berufs-
bschluss erreichen konnte, ist irgendwann über 25 und
ird dann nicht mehr gefördert und hat immer noch kei-
en beruflichen Abschluss. Etwa 17 Prozent in der Al-
rsgruppe zwischen 25 und 30 Jahren haben keinen be-
flichen Abschluss. Hier sehen wir dringenden
andlungsbedarf.


(Beifall bei der LINKEN)


Frau Ministerin, das größte Fiasko – es hat heute
chon mehrfach eine Rolle gespielt – erleiden Sie offen-





Dr. Rosemarie Hein


(A) )


)(B)

sichtlich mit Ihrem famosen Deutschlandstipendium für
besonders Begabte. Sie wollten 2010 schon einmal
10 Millionen Euro dafür ausgeben; aber nur 20 Prozent
davon sind tatsächlich abgeflossen. Das restliche Geld
ist liegen geblieben, Herr Neumann. In diesem Jahr sol-
len es wieder 10 Millionen Euro sein; aber es wird nicht
viel mehr abfließen als letztes Jahr. Trotzdem veran-
schlagen Sie für das nächste Jahr fast den vierfachen Be-
trag. Frau Schavan, Ihr Lieblingskind findet keine Ab-
nehmer. Da hilft auch nicht der Aufruf, den wir alle
kürzlich per Mail erhalten haben: Private werden aufge-
fordert, über Stipendien Bildung zu finanzieren, wie es
in anderen Ländern üblich sei.


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Das können Sie machen! Gehen Sie mit gutem Beispiel voran!)


Ich will Sie diesbezüglich gerne mit einer Neuigkeit
überraschen, die Sie vielleicht noch nicht kennen: An
der Fachhochschule Köthen ist man an solchen Stipen-
dien interessiert. Vor einigen Monaten wandte sich ein
Kreistagsabgeordneter aus Köthen mit der Bitte an den
Kreistag, doch für die Fachhochschule den Privatanteil
in Höhe von 150 Euro über ein Stipendium zu finanzie-
ren, weil man den Betrag selbst nicht aufbringen könne.
Vielleicht kennen Sie sich in den Hochschulen nicht aus
und wissen nicht, wie schwierig es ist, private Sponsoren
für ein solches Stipendium zu finden.


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Da sind Sie eingesprungen, Frau Hein, stimmt’s?)


Frau Schavan, ziehen Sie daraus die Lehre und lenken
Sie die dafür eingeplanten Ausgaben in Höhe von
38 Millionen Euro am besten ins BAföG um. Dann
kommt das Geld wenigstens da an, wo es gebraucht
wird.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


All dies zeigt – man müsste noch viel mehr anführen –,
wie falsch Ihr Versuch ist, die Verantwortung des Staates
für die Bildungsfinanzierung immer mehr aufzugeben
und sie in private Hände zu legen. Das tut die Bundes-
regierung auch beim Bildungs- und Teilhabepaket, das
bestenfalls privaten Nachhilfelehrerinnen und -lehrern
zugutekommt. Welch ein Armutszeugnis!


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Das ist doch eine Rede aus dem Handbuch des Kommunismus!)


Es ist überhaupt ein Problem, dass immer mehr Bil-
dungsaufgaben nicht von den Bildungsinstitutionen, die
dafür da sind, geleistet werden, sondern von der Bundes-
anstalt für Arbeit, den Jobcentern, den Sozialämtern
usw. Dabei könnte man direkt in den Schulen helfen,
wenn man das Geld anders verteilte.


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Gelder verteilen? Das kennen Sie ja von früher!)


Für Bildung sind bekanntlich die Länder und Kom-
munen zuständig, die das Geld in aller Regel auch für
Bildung ausgeben, wenn sie es denn haben. In meiner

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(C (D tadt Magdeburg wurden die Mittel aus dem Konjunkrpaket II vorrangig verwendet, um Schulen, Kitas und ultureinrichtungen zu sanieren. Das Konjunkturpaket II ar aber kein Bildungsprogramm. Damit der Bildungshaushalt des Bundes künftig tatächlich wieder als Bildungshaushalt bezeichnet werden ann, müsste der Bund in Bildungsfragen wieder mit den ändern kooperieren können. Dann müssten Bildungsufgaben nicht über andere Ressorts oder Bundesinstituonen gesteuert werden; die Mittel könnten direkt in die ildungsarbeit der Schulen und Hochschulen fließen. as würde wirklich helfen. Frau Ministerin, meine Damen und Herren von der oalition, die Anträge für eine Aufhebung des Kooperaonsverbots in der Bildung liegen auf dem Tisch. Die änder sind überwiegend dazu bereit; alle, die ich frage, ollen das. Die Initiative liegt bei Ihnen. Schönen Dank. Das Wort hat nun Kai Gehring für die Fraktion Bünd is 90/Die Grünen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ber dem schwarz-gelben Koalitionsvertrag steht Wachstum. Bildung. Zusammenhalt.“ emessen an Ihrem Bildungsetat und vor allem an der irklichkeit in unserem Land, muss ich feststellen: Ihr achstumsund Bildungsversprechen ist leider ein Ver precher. Chancen gibt es kaum, Wege zum sozialen ufstieg sind blockiert. Unsere Gesellschaft bleibt leider iel zu undurchlässig. Ein Sechstel aller Kinder lebt in artz-IV-Bedarfsgemeinschaften, in Berlin sogar jedes ierte Kind. Kaum eines dieser Kinder hat Aussicht auf inen Universitätsabschluss, weil es unsere Schulen ben nicht gut genug hinbekommen, vererbte Armut zu berwinden. Wie reagiert Schwarz-Gelb darauf? Ihre Werbeagenr erfindet den Euphemismus „Bildungsrepublik“. Eine rientierungslose CDU führt strukturkonservative auptschuldebatten aus dem letzten Jahrtausend. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Jetzt kommen Sie mit so was! Unglaublich!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712417100
Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712417200

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


rau von der Leyen schnürt ein bürokratisches Bildungs-
aket, das kaum einem armen Kind in diesem Land hilft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])


ie regieren ganz klar an den Kernproblemen unseres
ildungs- und Wissenschaftssystems vorbei; Sie packen

ie nicht an.

Sie packen auch nicht Maßnahmen für mehr Bil-
ungsgerechtigkeit und den sozial-ökologischen Umbau





Kai Gehring


(A) )


)(B)

unserer Gesellschaft und Wirtschaft an. Hier sind ge-
zielte Investitionen und Innovationen bitter nötig. Nur
einige Beispiele: Aktivitäten in den Bereichen Klimaka-
tastrophe, Energiewende und Atomausstieg müssen sich
ganz klar im Forschungshaushalt widerspiegeln und dort
Niederschlag finden.


(Zurufe von der CDU/CSU: Tun sie doch!)


Falsche Prioritäten und zögerliches Handeln von
Ministerin Schavan führen aktuell dazu, dass allein in
diesem Wintersemester mindestens 50 000 junge Men-
schen keinen Studienplatz finden. Diesen 50 000 jungen
Hochschulzugangsberechtigten droht eine Warteschleife.


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Was hat das mit der Energiewende zu tun?)


Es ist schlichtweg paradox, dass diese Bundesregierung
den Fachkräfte- und Akademikermangel immer wieder
beklagt, aber nichts zu dessen Behebung liefert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ob Warteschleifen für Azubis, die Stagnation bei den
Weiterbildungsmitteln oder Studienplatznotstand – das
schwarz-gelbe Motto lautet: Mangel verwalten, statt Lö-
sungen gestalten. Es war nicht nur in diesem Haus lange
bekannt, dass aufgrund von höherer Studierneigung,
doppelten Abiturjahrgängen und des Ausstiegs aus der
Wehrpflicht die Zahl der Studienberechtigten erheblich
steigt. Frau Schavan, dennoch haben Sie den Hochschul-
pakt kaum nachgerüstet.


(Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


Es kann nicht sein, dass Sie stoisch auf Ihrem 12-Mil-
liarden-Paket sitzen bleiben. Eile mit Weile hilft keinem
einzigen Studienberechtigten in diesem Land, vor allem
nicht den 50 000, die keinen Platz finden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Für dieses Wintersemester helfen deshalb nur noch Not-
maßnahmen vor Ort, damit sich die Studienplatzlücke
verkleinert. Länder wie Baden-Württemberg und Nord-
rhein-Westfalen unternehmen außerordentliche Anstren-
gungen, um die unerledigten Hausaufgaben der Bundes-
bildungsministerin nachzuarbeiten. Deshalb fordern wir
Sie auf, noch in diesem Herbst den Hochschulpakt nach-
zuverhandeln und vor allem eine Masterkomponente
einzuführen. Das ist dringend notwendig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich kann es Ihnen nicht ersparen, darauf hinzuweisen,
dass zu diesem Studienplatzmangel verschärfend hinzu-
kommt, dass wir noch immer kein bundesweit funktio-
nierendes Hochschulzulassungsverfahren haben.


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Und daran haben Sie schon so lange gearbeitet!)


Das ist der nächste große Skandal. Zu spät wurde im
Sommer 2008 ein neues Zulassungsverfahren verabre-

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(C (D et. Drei Jahre und 15 Millionen Euro später haben wir och immer kein funktionierendes System. Das anhalnde Zulassungschaos ist unzumutbar. Ich frage mich mer wieder: Frau Schavan, wo bleibt hier Ihr Einsatz? – erden Sie endlich von der Zuschauerin zur Krisenanagerin. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Hinsichtlich der Studienfinanzierung sollten Sie ideo-
gischen Ballast abwerfen.


(Lachen des Abg. Dr. Thomas Feist [CDU/ CSU])


as BAföG-Reförmchen aus dem letzten Jahr hat
chwarz-Gelb mit dem unausgegorenen nationalen Sti-
endienprogramm verbunden.


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Gut, dass das keine Ideologie ist!)


ie Praxis gibt uns bisher klar recht, weil die Mittel aus
em großspurig verkündeten Deutschlandstipendium auf
in Gartenzwergniveau herabgesunken sind. Die Wirt-
chaft lässt Sie hier im Regen stehen, und private Stifter
ollen das Programm nicht.


(Heiner Kamp [FDP]: Das stimmt doch gar nicht!)


or allem aber geht dieses Eliteprogramm an den Bil-
ungsaufsteigern aus nicht akademischen und einkom-
ensarmen Elternhäusern vorbei. Deshalb sage ich:
assieren Sie diesen Ladenhüter ein, statt weiter in ihn

u investieren. Stecken Sie das Geld ins BAföG, das
ringt viel mehr.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir hätten es heute spannend gefunden, zu erfahren,
ie Sie mit dem Urteil des Bundesfinanzhofs zur steuer-
chen Absetzbarkeit von Erstausbildungskosten umge-
en wollen. Es wäre spannend gewesen, dazu etwas von
er Bundesbildungsministerin zu hören. Anstelle einer
achlaufenden Kostenerstattung wollen wir eine bessere
irekte Förderung während der Ausbildungszeiten.


(Beifall des Abg. René Röspel [SPD])


ir haben hierzu Vorschläge für eine neue und moderne
tudienfinanzierung gemacht. Die staatliche Studienfi-
anzierung ist zu stärken; kurzfristig durch einen
AföG-Ausbau, mittelfristig durch ein Zwei-Säulen-
odell mit einem Sockel für alle und einem Bedarfszu-

chuss für Bedürftige. Das wäre eine moderne und ge-
ielte Studienfinanzierung der Zukunft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Letztlich kann man nur sagen: Das ist eine magere
albzeitbilanz, weil dieser schwarz-gelbe Bildungshaus-
alt nicht das hält, was er verspricht. Sie setzen falsche
rioritäten und stecken Geld in alte Strukturen und La-
enhüter.





Kai Gehring


(A) )


)(B)

Ich möchte trotzdem versöhnlich schließen. Wir kön-
nen den Bildungserfolg in Deutschland insgesamt und
gemeinsam steigern, wenn strukturelle Blockaden end-
lich aufgebrochen und finanzielle Prioritäten richtig ge-
setzt werden. Dazu gehören auch moderne Bund-Län-
der-Finanzbeziehungen im Bildungsbereich und die
Überwindung des Kooperationsverbots im Grundgesetz.
Unsere grüne und klare Botschaft an die Ministerin, an
die Koalition und an die Opposition ist: Wir sind offen
für gemeinsame Gespräche zur Überwindung des Ko-
operationsverbots und zu einer modernen Bund-Länder-
Finanzbeziehung in diesem Bereich. Ich glaube, wir alle
gemeinsam müssen den Bildungsföderalismus moderni-
sieren. Sonst wird er noch weiter an Akzeptanz verlie-
ren.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712417300

Das Wort hat nun Anette Hübinger für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Anette Hübinger (CDU):
Rede ID: ID1712417400

Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Zu vielen Redebeiträgen in
der heutigen Debatte fällt mir ein Ausspruch des Publi-
zisten Willy Meurer ein: „Lautes Stöhnen und Klagen
gehören heutzutage in Deutschland zum guten Ton.“


(Zuruf von der FDP: Leider ja!)


Das kann man aber nicht auf unseren Haushalt beziehen
und schon gar nicht auf den Einzelplan 30. Hier haben
wir nämlich, wie der Berliner sagt, keinen Grund zum
Meckern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Mit dem vorliegenden Haushaltsentwurf schaffen wir
den schwierigen Spagat zwischen finanzieller Konsoli-
dierung und dem Setzen nachhaltiger Wachstumsim-
pulse. Gerade die schwierige finanzielle Lage in einigen
europäischen Mitgliedstaaten führt uns immer wieder
vor Augen, wie unerlässlich gerade dieser Zweiklang
zwischen Konsolidierung und Investieren für erfolgrei-
ches politisches Handeln ist. Bei der Konsolidierung un-
serer Staatsfinanzen gehen wir einen weiteren wichtigen
Schritt, um mittelfristige Ziele der Schuldenbremse zu
erreichen. Beim Investieren, der zweiten Seite der Me-
daille, kommt es auf die richtigen Stellen an, um die Zu-
kunft unseres Landes zu sichern. Das heißt, wir müssen
dort investieren, wo die Basis für wirtschaftliche Ent-
wicklung gelegt wird. Bildung und Forschung sind dabei
wichtige, wenn nicht sogar die wichtigsten Bausteine.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es ist absolut richtig, dass diese beiden Bereiche zen-
trale haushaltspolitische Schwerpunkte in der christlich-
liberalen Koalition sind. Für uns war von Anfang an

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(C (D lar, dass wir in dieser Legislaturperiode noch mehr für ildung und Forschung tun müssen. Deshalb wollen und erden wir in dieser Zeit eine Summe von zusätzlich sgesamt 12 Milliarden Euro in Bildung und Forschung vestieren. Denn jeder hierin investierte Euro ist eine ute Investition in unser Land, in unsere Zukunft und in nsere Menschen. Der Regierungsentwurf zeigt wieder deutlich, wie rnst es uns mit diesem Ziel ist, und das trotz eingeführr Schuldenbremse. Es ist nicht wegzudiskutieren, dass er Etat des Bundesministeriums für Bildung und Forchung 2012 überproportional ansteigt. Wir reden hier on einer Steigerung um 10 Prozent. Die Zahl ist so chön, dass ich sie wiederholen muss. Insgesamt macht iese Steigerung 1,2 Milliarden Euro für Bildung und orschung aus. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Hagemann [SPD]: Voriges Jahr habt ihr gekürzt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die finanzielle Entwicklung des Einzelplans 30 könnte
icht besser sein. Nun kommt es also darauf an, die rich-
gen Schwerpunkte und Signale zu setzen.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Ja!)


uch hier hat das Bundesministerium für Bildung und
orschung einen guten Job gemacht. Ein Kompliment an
ie Ministerin und ihr Haus, mit einem herzlichen Dank
erbunden!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Aus Sicht der Union sind im vorliegenden Entwurf
lle wichtigen Maßnahmen und Instrumente mit einem
däquaten Finanzvolumen ausgestattet, auch diejenigen,
ei denen im letzten parlamentarischen Haushaltsverfah-
n noch nachgebessert werden musste. Wenn ich mir

eispielsweise die Zahlen für den Studenten- und Wis-
enschaftleraustausch, die Förderung der Instandhaltung
nd Modernisierung überbetrieblicher Bildungsstätten
nd die vorgesehenen Zuschüsse für Begabtenförde-
ngswerke ansehe, dann stelle ich fest, dass kein Raum
r Kritik bleibt.


(Klaus Hagemann [SPD]: Die habt ihr erst runtergefahren!)


en steigenden Studierendenzahlen aufgrund doppelter
biturjahrgänge unter Aussetzung der Wehrpflicht wird
urch einen beachtlichen Mittelaufwuchs im Hochschul-
akt Rechnung getragen. Herr Gehring, Sie sagen, dass
a nichts passiert ist. Aber ein Plus von 60 Prozent muss
an erst einmal erreichen. Vielleicht haben Sie das über-
sen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Hagemann [SPD]: Im vorigen Jahr habt ihr gekürzt!)


Ebenso spiegeln sich die neue Herausforderungen wie
ie Energiewende, Klima, Mobilität, Umwelt und Ge-
undheit durch signifikante Aufwüchse wider. Frau Sitte,





Anette Hübinger


(A) )


)(B)

Ihnen kann ich vielleicht noch sagen – hören Sie mir
bitte zu, Frau Sitte –:


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Ich höre immer zu! Multitasking!)


Im Bereich Gesundheit haben wir 2011 wegen der Pro-
blematik hinsichtlich der Lizenzen unter anderem die
PDPs eingeführt. 20 Millionen Euro sind der erste
Schritt. Den muss man erst einmal machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Das reicht doch nicht aus! Das ist nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein!)


Mit dem vorgelegten Haushaltsentwurf und der mit-
telfristigen Finanzplanung des Bundes bis 2015 sendet
die christlich-liberale Koalition ein klares Zeichen der
Verlässlichkeit in die deutsche Bildungs- und Wissen-
schaftslandschaft.

Angekündigte Aufwüchse werden von uns realisiert
und im Rahmen der Finanzierungsplanung garantiert.
Diese Planbarkeit erweist sich für unsere Forschungsin-
stitute als handfester Standortvorteil im internationalen
Wettbewerb. Nicht nur die Rückmeldungen aus unseren
außeruniversitären Forschungsinstituten über die jährli-
chen Aufwüchse in Höhe von 5 Prozent sind durchweg
positiv; rund um den Globus wird uns für diese Entwick-
lung Anerkennung gezollt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass
die internationale Ausrichtung von Hochschulen und
Forschungsinstituten in Zukunft eine noch größere Rolle
spielen wird. Deshalb begrüße ich es ausdrücklich, dass
der Titel „Studenten- und Wissenschaftleraustausch so-
wie internationale Hochschul- und Wissenschaftskoope-
ration“ mit entsprechenden finanziellen Mitteln hinter-
legt ist. Auch hier liegt eine Steigerung vor – ich glaube,
Frau Hinz hat das Thema angesprochen –, und zwar um
19,13 Prozent. Diese Steigerung wird im mittelfristigen
Finanzplan durchgeschrieben. Auch an dieser Stelle hat
das Ministerium seine Hausaufgaben also gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wer den gesamten Entwurf objektiv beurteilt, kann
nur zu einem Schluss kommen: Der Bund hat seine
Hausaufgaben in Sachen Bildung und Forschung ge-
macht. In der Schule würde man sagen: glatte Eins.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stark versetzungsgefährdet!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712417500

Das Wort hat nun Swen Schulz für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1712417600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bei dem, was

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(C (D ier von der Regierung als Haushaltsplanentwurf vorgegt wird, handelt es sich um durchaus respektable Zahn, Frau Schavan. as muss und möchte ich sagen. Das mache ich gerne. ieles von dem, was im Haushaltsplanentwurf steht, ist ollkommen in Ordnung. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das ist wirklich sehr fair, dass das auch mal gesagt wird!)


(Heinz-Peter Haustein [FDP]: Richtig!)


as ist nicht weiter verwunderlich, weil das im Wesent-
chen eine Fortschreibung dessen ist, was wir unter Rot-
rün gemacht und in der Großen Koalition mitgestaltet
aben. So viel zum Thema „Same procedure as every
ear“.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dagmar Ziegler [SPD], an den Abg. Georg Schirmbeck [CDU/CSU] gewandt: Immer noch „fair“?)


Es stellt sich bloß die Frage, welche neuen Akzente
ie, Frau Schavan, gesetzt haben. Wenn man sich die
albzeitbilanz anschaut und das, was Sie für das nächste

ahr vorschlagen, fällt vor allem auf, dass so richtig
ichts auffällt. Sie haben hier einen ziemlich selbstgefäl-
gen Vortrag – so würde ich das nennen – gehalten; aber
as Ganze wirkt doch ziemlich uninspiriert und farblos.


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Selbstgefällig ist das, was Gabriel macht!)


an vermisst echte Ideen, wie wir in Sachen Bildung ei-
en ordentlichen Schritt vorankommen können. Das sagt
icht nur die SPD. Das sagen alle. Da brauchen Sie sich
ar nicht groß umzuhören. Das sagen die Sozialver-
ände, das sagen die Gewerkschaften, das sagen die Ar-
eitgeber, die Kirchen, die Wissenschaftler, die Bürge-
nnen und Bürger. Die Menschen wünschen sich, dass
ir im Bereich der Bildung einen ordentlichen Sprung
ach vorne machen.


(Anette Hübinger [CDU/CSU]: Genau! 6 Milliarden!)


Ich will Ihre Bilanz mit der der Regierungszeit von
ot-Grün vergleichen. Wie war das damals?


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gute Zeit!)


achdem die Kohl-Regierung das BAföG geradezu ka-
utt gemacht hat, haben wir das BAföG wieder auf ein
rdentliches Fundament gestellt und vorangebracht. Im
ereich der Hochschulen haben wir neue Finanzierungs-
strumente eingeführt. Vor allem haben wir mit dem
anztagsschulprogramm einen ganz wichtigen Akzent

ur Fortentwicklung der Bildung gesetzt. Das hat wirk-
ch etwas gebracht.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


In der Großen Koalition haben wir leider sehr viel
eit damit verbringen müssen, all diese Errungenschaf-
n von Rot-Grün gegen die Angriffe der Union zu ver-
idigen.





Swen Schulz (Spandau)



(A) )


)(B)


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Da kommen einem die Tränen!)


Aber immerhin haben wir den Hochschulpakt hinbe-
kommen, nachdem die SPD-Bundestagsfraktion ganz al-
lein dafür gesorgt hat, dass im Grundgesetz die Voraus-
setzung dafür geschaffen wurde.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


Ich weiß noch ganz genau, dass Frau Schavan auf ihren
Händen saß und zugeschaut hat. Hinterher hat sie abge-
staubt.


(Tankred Schipanski [CDU/CSU]: Blicken Sie doch einmal in die Zukunft!)


Was ist jetzt? Jetzt regieren Sie – leider ohne die SPD –
mit der FDP.


(Ulla Burchardt [SPD]: Aber nicht mehr lange!)


Und was machen Sie? Als neues Instrument im Bildungs-
bereich bieten Sie eigentlich nur ein neues Stipendienpro-
gramm an, das Deutschlandstipendium. Aber noch nicht
einmal das läuft vernünftig.

Gleichzeitig lassen Sie das BAföG, dieses wichtige,
zentrale Element der Bildungsfinanzierung, links liegen.


(Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Massiv ausgebaut!)


Ich habe gerade erst zu dessen 40. Geburtstag gesagt,
dass an dieser Stelle nichts passiert. Liebe Kolleginnen
und Kollegen von der Regierungskoalition, wie stellen
Sie sich das vor? Hunderttausende warten darauf, dass
sie eine bessere Unterstützung für ihren weiteren Bil-
dungsweg bekommen. Was sagen Sie diesen Hundert-
tausenden? Bewerbt euch mal auf die ein-, zweitausend
Stipendien! – Das kann es doch nun wirklich nicht sein.
So geht das nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn Sie schon keine eigenen Ideen haben, dann
sollten Sie zumindest die Ideen von anderen aufgreifen.
Die SPD hat eine ganze Menge vorgelegt: zum BAföG,
zum wissenschaftlichen Nachwuchs, zum Hochschulzu-
gang, zu Praktika, zu Ganztagsschulen, zum Föderalis-
mus, zur beruflichen Bildung, zu Fachkräften und zu
vielem anderen mehr.

Ich möchte ganz besonders auf den Hochschulpakt
eingehen. Da stehen Sie, Frau Schavan, leider eher auf
der Bremse. Ich erinnere an die Diskussion über die
Aussetzung der Wehrpflicht. Wir von der SPD haben
von Anfang an gesagt: Da muss der Bund Verantwortung
übernehmen, weil durch die Aussetzung der Wehrpflicht
mehr Interessenten an die Hochschulen wollen. Sie ha-
ben das noch bei den letzten Haushaltsberatungen hier
vor einem Jahr abgelehnt. Sie wollten dazu nichts sagen,
bis Frau Merkel den Ministerpräsidenten endlich zuge-
sagt hat: Der Bund steht zu seiner Verantwortung.

Es ist noch viel mehr notwendig. Es gibt fast flächen-
deckend NCs. Viele wollen studieren – Frau Schavan,

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(C (D ie haben ja gesagt: Die Studierneigung steigt –, daher uss es auch entsprechende Angebote geben. Diese üssen geschaffen werden. Wir müssen den Hochschul akt ausbauen. Die SPD-Fraktion hat ein entsprechendes onzept für einen „Hochschulpakt Plus“ vorgelegt. Dan enthalten ist auch ein neues Element zur Schaffung on Masterstudienplätzen; dies ist ein wichtiger Punkt. Wir brauchen auch neue Wege der Bildungsfinanzieng. Über das Modell „Geld folgt Studierenden“ sollte an nachdenken. Wir haben einen Abschlussbonus für rfolgreiche Studienabschlüsse als Anreiz für gute Lehre orgeschlagen. Was kommt in all diesen Bereichen von nen? Nichts, gar nichts, Fehlanzeige. Das ist zu wenig. as ist Arbeitsverweigerung. Wir von der SPD haben ein Konzept vorgelegt, in em jährlich 20 Milliarden Euro mehr Investitionen in ie Bildung vorgesehen sind. Es ist nicht leicht, das zu erwirklichen. In diesem Konzept ist auch vorgesehen, ass wir die Steuern für diejenigen, die sehr gute Einommen und große Vermögen haben, erhöhen. Das ist ontrovers, aber es ist eine klare Ansage zugunsten der ildungsrepublik Deutschland. Wissen Sie, was Ihr Problem ist, Frau Schavan? Sie ämpfen in diesen Monaten innerparteilich um Ihr Überben. (Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Quatsch! Ahnungsloser!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


s geht dabei um die Frage „Hauptschule – ja oder
ein?“, die übrigens in Berlin – Sie schimpfen immer so
iel auf Berlin – erfolgreich beantwortet ist.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


rau Schavan, Sie führen Rückzugsgefechte. Wir den-
en nach vorne. Das ist der Unterschied.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712417700

Das Wort hat nun Patrick Meinhardt für die FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Patrick Meinhardt (FDP):
Rede ID: ID1712417800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Kollege Schulz, leben Sie eigentlich in ei-
er Parallelwelt?


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Sagt die FDP! – Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN und der SPD)


as, was ich von Ihnen hier gehört habe, stimmt nun
irklich nicht mit dem überein, was im vorgelegten
aushalt steht. Die Zahlen sind hier bereits genannt wor-





Patrick Meinhardt


(A) )


)(B)

den, aber man muss sie immer und immer wieder her-
vorheben: Zusätzliche 12 Milliarden Euro werden inner-
halb von vier Jahren in Bildung und Forschung
investiert. Die Steigerung im Vergleich zum Ausgangs-
haushalt des Jahres 2009 beträgt 25 Prozent. Die Steige-
rung im Vergleich zum letzten Haushalt der rot-grünen
Koalition beträgt 70 Prozent. Das ist die höchste Steige-
rungsrate in ganz Europa.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat die FDP damit zu tun?)


Das muss man hier mit Stolz formulieren dürfen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wenn es uns um Bildungsgerechtigkeit geht, wenn es
uns um die einzelnen Kinder, die einzelnen Schüler geht,
wenn es uns darum geht, die Anzahl der Schulabbreche-
rinnen und Schulabbrecher in diesem Land in einem
partnerschaftlichen Miteinander zu reduzieren, dann hat
jeder dieser Partner seine Aufgabe wahrzunehmen. Ja, es
ist gut, dass diese Bundesregierung die Zahl der Schul-
abbrecher durch massive Investitionen, auch im Bereich
der Bildungsketten, reduzieren konnte. Die Schulab-
brecherzahlen sind von 8,5 Prozent über 7,9 Prozent auf
7,5 Prozent gesunken.


(Dr. Rosemarie Hein [DIE LINKE]: Aber nicht durch Bildungskürzungen! Da leben Sie in einer Parallelwelt!)


Das ist immer noch zu viel. Wenn Sie sich die Einzelsta-
tistik ansehen, dann merken Sie, was das Problem in
Deutschland ist: Die Schulabbrecherzahlen stiegen in
Berlin von 9,9 Prozent auf 11,5 Prozent. Sie erhöhten
sich in Brandenburg von 10,7 Prozent auf 13 Prozent.


(Heinz-Peter Haustein [FDP]: Ja! Mal wieder!)


Sie erhöhten sich in Sachsen-Anhalt von 11,3 Prozent
auf 14,9 Prozent.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Da regiert aber doch die CDU!)


Sie erhöhten sich in Mecklenburg-Vorpommern von
12,1 Prozent auf 16,8 Prozent. In all diesen Ländern sind
Sozialdemokraten mit in der Verantwortung.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Es ist unglaublich, dass Sie Ihre Verantwortung in den
Ländern nicht wahrnehmen wollen, sich aber hier hin-
stellen und so tun, als ob Sie damit nichts zu tun hätten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und die FDP reduziert sich auf unter 3 Prozent!)


Es ist für mich ein Unding, welche Theorien Sie hier
vertreten, und das auch noch an einem so wichtigen Tag
wie heute, am Weltalphabetisierungstag. Es gibt 7,5 Mil-
lionen funktionale Analphabeten in der Bundesrepublik
Deutschland.


(Klaus Hagemann [SPD]: Ja, ja! Und was tun Sie?)


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(C (D arin sieht auch diese Bundesregierung eine Aufgabe nd Herausforderung. (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Vielleicht sollte man ja auch bei Ihnen mal anfangen, zu alphabetisieren!)


eswegen investieren wir in Programme wie „Leselust“
nd „Lesestart“. Deswegen investieren wir in die Offen-
ive „Frühe Chancen“. Deswegen investieren wir in ar-
eitsplatzorientierte Grundbildung. Wir brauchen in der
undesrepublik Deutschland einen Grundbildungspakt.
ir dürfen uns nicht damit abfinden, dass 7,5 Millionen
enschen in diesem Land Probleme mit dem Lesen und

chreiben haben. Unsere Aufgabe besteht darin, einen
rundbildungspakt zu schließen. Bitte bringen auch Sie

ich hierbei ein!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Klaus Hagemann [SPD]: Und was machen Sie?)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn ich
as, was Sie zum Thema BAföG sagen, höre, dann
laube ich wirklich, dass ich hier in der falschen Veran-
taltung bin.


(Lachen und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Das stimmt! Das sind Sie ja auch!)


Ja, in Ihrer falschen Veranstaltung, weil Sie Wahrneh-
ungsprobleme in Bezug auf die Wirklichkeit haben.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


urch die Erhöhung der Elternfreibeträge haben jetzt
3 000 junge Studierende mehr die Möglichkeit, diese
hance zu ergreifen. Es gibt 916 000 junge Menschen,
ie BAföG erhalten. Wir haben im letzten Jahr durchge-
etzt, 500 Millionen Euro mehr für das BAföG zur Ver-
gung zu stellen.


(Beifall des Abg. Thomas Dörflinger [CDU/ CSU] – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Sie wollten das doch abschaffen!)


as hat mit dem, was Sie in Ihrem komischen Argumen-
tionsgebäude vortragen, nichts zu tun. Das BAföG ist

ine wichtige Ausgangsvoraussetzung für Bildungsge-
chtigkeit. Für diese Bildungsgerechtigkeit hat die Bun-

esregierung gesorgt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Klaus Hagemann [SPD]: Oh! Eine neue Denke bei der FDP! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und was ist mit dem Deutschlandstipendium?)


Was das Deutschlandstipendium betrifft, muss ich sa-
en: Es ist unglaublich, was Sie, Herr Hagemann, hier
r eine Argumentation vorgetragen haben.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)






Patrick Meinhardt


(A) )


)(B)

– Passen Sie mal auf! Es gibt genug Universitäten, die
schon jetzt hervorragend dastehen und eine Quote von
100 Prozent erzielen.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch Hamburg?)


Bei den Universitäten in Aachen, Frankfurt am Main,
Frankfurt/Oder und Augsburg sowie bei der FH Ebers-
walde ist schon jetzt Übererfüllung festzustellen.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist mit Hamburg?)


Aber zufälligerweise boykottieren die drei Universitäten
in Hamburg, die in sozialdemokratischer Verantwortung
sind, das gesamte Deutschlandstipendien-Programm.


(Heinz-Peter Haustein [FDP]: Ach nein! So ein Zufall!)


Das ist unfair, das ist unseriös, und das ist der falsche
bildungspolitische Ansatz.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Nicht nur das! Ein Skandal ist das! Die Regierung muss man abwählen! – Florian Pronold [SPD]: Ist das hier eine Kabarettveranstaltung? – Weiterer Zuruf von der SPD: Haben Sie schon mal etwas von Wissenschaftsfreiheit gehört?)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Haus-
halt, den die Bundesregierung heute vorlegt, ist ein In-
vestitionshaushalt, der darauf setzt, dass die Talente und
Fähigkeiten junger Menschen gefördert werden. Er ist
ein Innovationshaushalt, er ist ein Haushalt der Bil-
dungsgerechtigkeit, und er ist eine klare Ansage für die
Bildungsrepublik Deutschland.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712417900

Das Wort hat nun Eckhardt Rehberg für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1712418000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Man merkt an dieser Debatte, dass der Opposi-
tion unsere ganze politische Richtung nicht gefällt, weil
sie erfolgreich ist.


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: So ist das! – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Weil sie falsch ist!)


Wir haben bei diesem Haushalt 10 Prozent draufgepackt.
Wir haben die Mittel für diesen Einzelplan um 1,2 Mil-
liarden Euro erhöht, und das, obwohl wir für die nächs-
ten Jahre ein Konsolidierungsprogramm in Höhe von
80 Milliarden Euro beschlossen haben. Die steuerlichen
Entlastungen betrugen unter Rot-Schwarz 20 Milliarden
Euro – das war die volle Jahreswirkung –, unter
Schwarz-Gelb sind es 10 Milliarden Euro. Das müsste in

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(C (D en nächsten Jahren Steuermindereinnahmen von 0 Milliarden Euro zur Folge haben. Trotzdem haben ir bei den Steuern einen Aufwuchs zu verzeichnen. ngesichts dessen haben wir bei Bildung und Forschung 0 Prozent draufgepackt und die Mittel um 1,2 Milliaren Euro erhöht. Dass Ihnen diese ganze Richtung nicht asst, ist mir klar. Wenn Ihr einziges Thema, Herr Kollege Hagemann, t, dass das Geld angeblich nicht abfließt, dann will ich ie fragen: Wie sieht es denn mit dem fachlichen Fundaent bei Ihnen aus? Wenn Sie beklagen, dass beim ochschulbau 500 Millionen Euro liegenbleiben, dann uss ich Ihnen sagen, dass dies seit 2006 eine originäre ufgabe der Länder ist. Das ist im Bundeshaushalt nur in Durchlaufposten. enn Sie sich darüber beklagen wollen, dann müssen ie sich an die Länder wenden, die diese Mittel nicht abfen. Sie dürfen aber nicht den Bund dafür kritisieren, ass er die Mittel zur Verfügung stellt. ur zweiten Lesung werde ich die Länder heraussuchen, ie die wenigsten Mittel abgerufen haben. Wer gechenktes Geld nicht nimmt, der ist einfach dumm. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Florian Pronold [SPD]: Dass Sie kein geschenktes Geld annehmen, ist bekannt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich komme zu dem Vorwurf an Frau Ministerin
chavan, bei ihr bleibt besonders viel Geld liegen. Neh-
en wir nur einmal die Minderabflüsse: Schauen wir

och einmal, welche Länder überregionale Forschungs-
rdermittel nicht abgerufen haben. Schauen wir ferner

uf die internationalen Probleme bei den Verhandlungen
u XFEL und FAIR. Schließlich verweise ich auf
chätzabweichungen bei gesetzlichen Leistungen, zum
eispiel beim BAföG.

Der Einzelplan 30 hat, seitdem Frau Schavan dafür
erantwortung trägt, bei einem Gesamtvolumen von
6,2 Milliarden Euro Minderabflüsse von lediglich
00 Millionen Euro – das sind 1,7 Prozent – zu verzeich-
en. Im Vergleich zu anderen Haushalten ist das einer
er niedrigsten Werte. Es bleibt also kein Geld liegen.

Die SPD, Herr Kollege Hagemann, hat zugestimmt,
ine halbe Milliarde Euro aus dem Einzelplan 30 in das
ildungs- und Teilhabepaket, also in sozial wichtige Be-
iche wie Berufsorientierung und Begabtenförder-
erke, umzuschichten. Das restliche Geld haben wir
bertragen. Es steht im Jahr 2011 zur Verfügung. Das ist
ie verantwortungsvolle Politik von CDU/CSU und
DP.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Als Haushälter schaut man immer auch auf die Ren-
ite des von uns eingesetzten Geldes. Beispielhaft will
h einmal auf die Zahl der Altbewerber eingehen. Als
ot-Grün im Jahr 2005 abgewählt worden ist, gab es





Eckhardt Rehberg


(A) )


)(B)

341 000 Altbewerber. Im Jahr 2008 hatten wir die Zahl
schon auf 263 000 reduziert. Laut Berufsbildungsbericht
hatten wir im Jahr 2010 lediglich noch 185 000 Altbe-
werber. Unter der politischen Verantwortung von Frau
Schavan im Bildungsministerium hat sich die Zahl der
Altbewerber also halbiert.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Das glauben Sie jetzt selber nicht! Das ist doch völlig aus dem Zusammenhang gerissen!)


Deshalb ist das Geld in den Bildungsketten, in der Be-
rufsfrühorientierung und in der Förderung von benach-
teiligten Jugendlichen gut angelegt. Damit nehmen wir
unsere soziale Verantwortung wahr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dagmar Ziegler [SPD]: Das stimmt doch vorne und hinten nicht, was Sie hier erzählen!)


Ein weiteres Beispiel ist die Erhöhung der Zahl der
Studienanfänger. Als wir die Regierung übernommen
haben, als Angela Merkel Bundeskanzlerin geworden
ist, haben lediglich 37 Prozent eines Jahrganges ein Stu-
dium begonnen. Heute sind es 46 Prozent. Deshalb ist es
falsch, Herr Gehring, wenn Sie sagen, der Hochschul-
pakt 2020 sei nicht ausfinanziert. Wir haben da einen
Aufwuchs um 60 Prozent.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht aber um die real existierenden Plätze! Es fehlen trotzdem 50 000 Plätze!)


Der Bund finanziert die zusätzlichen Studienplätze,
die aufgrund der doppelten Abiturjahrgänge und des
Wegfalls der Wehrpflicht und des Zivildienstes benötigt
werden. Angesichts erwarteter Steuermehreinnahmen
der Länder von 11,5 Milliarden Euro im Jahr 2012 ge-
genüber 2011 haben aber auch die Länder eine politische
Verantwortung für die Bildung, insbesondere für die
Schaffung von Studienplätzen. Stattdessen schachern sie
beim Qualitätspakt Lehre und beim Hochschulpakt
2020.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In der Tat hat es etwas länger gedauert, den Qualitäts-
pakt Lehre mit den Ländern auf den Weg zu bringen. Es
ist aufseiten der Länder eine Unkultur geworden, zu
pokern, um möglichst viel herauszuschlagen.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Na logisch! Sie haben die Länder seit Jahren ausgehungert!)


– Frau Kollegin Sitte, das ist nicht logisch, weil der
Bund sich, um etwas voranzubringen, an der Finanzie-
rung von Aufgaben beteiligt, für die originär die Länder
zuständig sind.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Sie führen eine Schuldenbremse ein!)


Der Bund sagt: Ich will, dass etwas vorankommt. – So
wird seit 2006 ganz massiv Politik gemacht. Wenn wir
die Bildungsrepublik Deutschland werden wollen, dann
ist das eine politische Gemeinschaftsaufgabe von Bund,
Ländern und Kommunen, letztendlich der gesamten Ge-

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(C (D ellschaft. Pokern und Zocken sind an dieser Stelle fehl m Platze. Sehen wir uns einmal Folgendes an: Was haben wir ei betrieblichen Ausbildungsverträgen erreicht? Wie ist ie Wirtschaft ihrer Verantwortung in diesem Bereich achgekommen? In einer schwierigen wirtschaftlichen ituation haben wir einen Aufwuchs an Ausbildungsverägen zu verzeichnen. Das ist unter anderem auf Proramme wie „Jobstarter“, „Jobstarter Connect“ usw. zuckzuführen. Einen weiteren Punkt will ich hier noch anreißen, eil immer so getan wird, als ob sich die Wirtschaft eim Thema Forschung und Entwicklung verflüchtigte. urch die Anreize, die der Bund gesetzt hat, ist der Anil der Wirtschaft an den FuE-Gesamtausgaben von 7,7 Milliarden Euro auf 44,8 Milliarden Euro gestieen, also in drei Jahren um fast 20 Prozent. Angesichts er Zahlen aus der rot-grünen Regierungszeit muss man agen: Sie haben solche Steigerungsraten nicht einmal nsatzweise erreicht. Deswegen ist es wichtig, als Hausälter zu sagen, dass der Steuer-Euro an dieser Stelle ehr als gut und richtig eingesetzt ist. Das ist eine erlgreiche Politik. Zum Schluss. Frau Ziegler, Sie haben, wenn ich mich chtig erinnere, bei der Debatte zum Haushalt des Bunesinnenministeriums beklagt, dass die neuen Bundesnder zu kurz kommen. Ich will Ihnen einmal die Zahn nennen, die den Einzelplan 30 betreffen. In den tzten zwei Jahren gab es für die neuen Bundesländer inen Aufwuchs um weit über 160 Millionen Euro bei er Projektförderung, bei der institutionellen Förderung nd bei speziellen Förderarten. Auch das Programm Innovationsförderung“ in den neuen Ländern, dessen ittel kontinuierlich gesteigert wurden, zeigt, dass diese ren Anteil abbekommen. Wer so argumentiert, Frau Ziegler, wie Sie heute und ie Sie das auch beim Haushalt des Bundesinnenminisriums getan haben, der baut Mauern in den Köpfen icht ab, sondern der baut Mauern in den Köpfen auf. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dagmar Ziegler [SPD]: Das ist doch albern!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712418100

Das Wort hat nun Ernst Dieter Rossmann für die

PD-Fraktion.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1712418200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In

iner Halbzeitdiskussion ist es interessant, nachzuspü-
n, was nicht angesprochen wird, aber bisher in allen
aushaltsdebatten seitens der Regierung als das große
iel der Bildungsrepublik reklamiert worden ist: 7 plus
Prozent am Bruttoinlandsprodukt für Bildung und For-

chung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)






Dr. Ernst Dieter Rossmann


(A) )


)(B)

Davon hat heute niemand gesprochen. Wir wissen
auch, weshalb. Sie wissen nämlich genau, dass Sie zur
Erreichung dieses Ziels mit dem, was Sie jetzt vorlegen,
20 Milliarden Euro zu wenig bereitstellen. Das ist dabei
der Punkt. Sie erreichen eben nicht die 7 Prozent bei der
Bildung, und Sie erreichen auch nicht die 3 Prozent bei
der Forschung.

Das Handelsblatt hat im Zusammenhang mit den
Zahlen eine Frage aufgeworfen: Wieso ist Frau Schavan,
für deren Haushalt in dieser Legislaturperiode 12 Mil-
liarden Euro vorgesehen sind, nicht der Star des Kabi-
netts? Über diese Frage darf man nachdenken. Weshalb
sind Sie nicht der Star des Kabinetts?

Eine Antwort kann sein, dass Ihnen Souveränität
fehlt. Ihnen fehlt die Souveränität, anzuerkennen, dass
das, was Sie als Exzellenzinitiative, Hochschulpakt, Pakt
für Forschung und Innovation sowie beim BAföG für
sich reklamieren, von Rot-Grün, Schwarz-Rot und in
Übereinstimmung mit dem ganzen Haus entstanden ist.
Man beweist keine Qualität als Star, wenn die Souverä-
nität zur Anerkennung einer Leistung aller fehlt.

Eine zweite Antwort kann sein: Sie sind auch deshalb
kein Star, weil Sie in die falsche Richtung laufen. Jede
Wahlentscheidung der Menschen gegen Studiengebüh-
ren ist indirekt auch eine Entscheidung gegen Frau
Schavan gewesen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie ist doch die Bannerträgerin für Studiengebühren ge-
wesen, wofür Ihre Partei in einem Bundesland nach dem
anderen abgewählt wird. Sogar in Baden-Württemberg
war das so, woran Sie nie glauben wollten.


(Ulla Burchardt [SPD]: In zwei Jahren in Bayern auch!)


Andere kommen noch. Damit müssen Sie sich jetzt aus-
einandersetzen.

Sie haben – auch das macht keinen Star aus – Bil-
dungssparen angekündigt. Das war eine große Über-
schrift. Gekommen ist null. Eine weitere große Über-
schrift betraf lokale Bildungsbündnisse. Dafür gibt es
aber kein Geld im Haushalt. Wer so agiert, wird nicht
zum Star.


(Ulla Burchardt [SPD]: Wissenschaftsfreiheitsgesetz!)


Dabei gilt: Manches Gute, das Sie tun wollten, haben
Sie schlecht umgesetzt. Wir wollen aber anerkennen,
dass Sie bei der Hochschullehre Gutes tun wollten, und
manches Gute, das Sie tun wollen, wird bisher von den
Parteien, die Sie tragen sollen, nicht geteilt.

Deshalb machen wir in Sachen Kooperationsverbot
für die SPD-Fraktion hier das ausdrückliche Angebot:
Frau Schavan, werben Sie dafür, dass es jetzt eine aus
Bund und Ländern zusammengesetzte Kommission gibt,
in der man, ohne vorher schon in den Schützengräben zu
sitzen, darüber redet, wie man Bildungskooperation in
Deutschland auf ein neues Fundament stellen kann. Das

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(C (D ann auch Ihr Auftrag sein. Es geht darum, Menschen usammenzuführen, Politik zusammenzuführen, Bund nd Länder zusammenzuführen. Weil Sie diese Möglicheit nicht nutzen, fehlt uns in der Bildungspolitik etwas. h will das in Bezug auf Kooperation an drei Punkten urchbuchstabieren. Erstens. Uns fehlt eine Kooperation für starke Bilungsinstitutionen und starke Schulen. Die letzte große ildungsdebatte, die die Menschen auch bewegt hat, war ie Debatte um die Teilhabe. Von wem ist sie eigentlich eführt worden? Von Frau Schavan? Oder von Frau von er Leyen? War das nicht Fahnenflucht der Bildungsinisterin, als es darum ging, sich für starke Schulen mit chulsozialarbeit und guter Infrastruktur einzusetzen? azu ist kein Wort gefallen. Das geht nicht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


er gute, starke Bildungseinrichtungen in Deutschland
ill – und das ist die erste Aufgabe einer Bundesbil-
ungsministerin –, der darf in einer solchen Diskussion
icht fahnenflüchtig werden.

Zweitens. Herr Meinhardt, Sie haben den heutigen
eltalphabetisierungstag angesprochen. Forschung aus

em Bildungsministerium hat diese Problematik mit
,5 Millionen Betroffenen in Deutschland beziffert.
enn wir in den Haushalt schauen, finden wir dort nicht

,5 Millionen Menschen, aber 7,5 Millionen als Geldbe-
ag. In welcher Relation steht das eigentlich zueinan-
er? Ein Euro für jeden Betroffenen. Das kann es doch
icht sein. Schließlich wissen wir, dass ein Land wie
ngland Jahr für Jahr 900 Pfund dafür eingesetzt hat.
as Sie machen, ist doch keine Umsetzung. An dieser

telle könnten Sie vorangehen und als Bildungsministe-
n Grundbildung für alle in Deutschland in Bil-
ungskooperation mit gutem Vorbild durch den Bund
oranbringen.

Drittens. Ich will ein weiteres Beispiel nennen, was
ooperation, angestoßen durch eine Bundesbildungs-
inisterin, bedeuten könnte. Heute Morgen hat Sigmar
abriel, Parteivorsitzender der SPD, hier daran erinnert,


(Dr. Thomas Feist [CDU/CSU]: Eine schwache Rede! Eine populistische Rede!)


ass das Zusammengehörigkeitsgefühl bei jungen Leu-
n in Europa sich in der Erfahrung von Ausbildung, Ar-
eit und Studium abbilden muss. Weshalb macht der
arteivorsitzende der SPD diesen Vorschlag für eine sol-
he europäische Initiative? Haben wir in der Debatte um
uropa ein Wort seitens der Bundesbildungsministerin
ls Initiative gehört? Nein. – Das geht nicht.


(Ulla Burchardt [SPD]: Die hat ja auch nichts getan!)


Deshalb muss man Ihnen zum Schluss dieser Halb-
eitbewertung zwei Sätze ins Stammbuch schreiben. Der
ine Satz ist folgende bemerkenswerte Überschrift von
rau Schmoll in Ihrem Zentralorgan, der Frankfurter
llgemeinen Zeitung:





Dr. Ernst Dieter Rossmann


(A) )


)(B)


(Lachen bei der CDU/CSU – Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Herr Rossmann, das mit dem Zentralorgan war komplett daneben!)


Wie oft will Frau Schavan sich denn noch irren?

Das war der erste Satz.

Der zweite Satz stammt von allerhöchster Stelle. Sie
haben bekanntlich eine Kanzlerin, die in sehr eigener
Weise charmant ist. Auf einem Parteitag, bei dem Frau
Schavan nicht einmal für ein Landesparteitagsmandat
gewählt worden ist, hat die Bundeskanzlerin diese Qua-
lität einmal mehr bewiesen. Weil es dort so viel Kritik an
Frau Schavan gab, barmte Frau Merkel mit Blick auf
Frau Schavan an die Adresse der Delegierten: Aber nun
spendet doch einmal Beifall; sie tut doch auch Gutes.

Wenn eine Kanzlerin über eine Ministerin so etwas
sagt, dann muss sich die Ministerin fragen, mit welcher
Kraft sie in die zweite Halbzeit geht.

Frau Schavan, Sie brauchen neuen Elan; Sie brauchen
neue Konzentration; Sie brauchen neue Ideen. Nur dann
kann es eine bessere zweite Halbzeit für Bildung in
Deutschland geben.

Danke.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712418300

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

nicht vor.

Damit kommen wir nun zu dem Geschäftsbereich
des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz, Einzelplan 10.

Ich erteile das Wort Bundesministerin Ilse Aigner.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Land-
wirtschaft und Verbraucherschutz:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Wir haben ein etwas turbulentes erstes Halb-
jahr hinter uns gebracht – insbesondere auch in dem Be-
reich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirt-
schaft und Verbraucherschutz.

Zunächst haben wir zu Beginn des Jahres Dioxin im
Futtermittel gefunden. Verbraucher und Landwirte wa-
ren in tiefer Sorge. Aber gemeinsam mit den Ländern
haben wir schnell und effektiv Konsequenzen gezogen.
Wir haben entschlossen und konsequent dafür gesorgt,
dass Futtermittel und Lebensmittel in Deutschland für
ein Höchstmaß an Sicherheit stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Unser Aktionsplan, den wir gemeinsam beschlossen ha-
ben, ist bereits zu weiten Teilen umgesetzt.

Dann hat uns und halb Europa Ehec in Atem gehalten.
Wir haben auch hier entschlossen und umsichtig ge-
meinsam mit dem Bundesgesundheitsministerium, mit

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(C (D en Ländern und mit dem gesamten wissenschaftlichen achverstand Verbraucherinnen und Verbraucher vorsorend geschützt und die Lage aufgeklärt. Die eingerichtete Taskforce hat sich bewährt. Im Hinlick auf die Verbraucherschutzministerkonferenz nächste oche habe ich den Vorschlag gemacht, dass wir sie zu inem dauerhaften Instrument des Krisenmanagements eiterentwickeln. Zugleich sind wir aber auch unseren andwirten, die unverschuldet in Not geraten sind, zur eite gestanden. Wir haben auch Geld aus Brüssel beorgt, und Geld aus Brüssel ist auch immer Geld aus eutschland. Deshalb haben wir unseren Landwirten zur eite gestanden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


All das zeigt: Selten standen Ernährung, Landwirt-
chaft und Verbraucherschutz so im Mittelpunkt der
ufmerksamkeit. Nie waren einer Bundesregierung Er-
ährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz so
ichtig wie heute.

Wir haben Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-
herschutz eine größere Bedeutung gegeben, und zwar
hne Verbraucher und Landwirte gegeneinander auszu-
pielen – und ohne ideologische Grabenkämpfe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In diesen Tagen wird wie heute Morgen viel über die
ukunft des Euro und Europas gesprochen. Damit ver-
indet so mancher auch Unsicherheit über das, was
uropa kann.

Europa kann viel. Wir sehen es an der gemeinsamen
grarpolitik. Durch sie ist Europa zusammengewachsen
nd wächst noch weiter zusammen. Es ist auch mit na-
onalen Interessen vereinbar, für die ich streite.

Außerdem wissen gerade unsere Landwirte sehr ge-
au, was der Euro wert ist. 9 von 10 Euro werden inner-
alb der Euro-Zone umgesetzt. Früher brauchten wir we-
en der Auswirkungen der Wechselkursschwankungen
nerhalb der Europäischen Union ein sehr kompliziertes
usgleichssystem. Theo Waigel musste damals noch
reistellige Millionenbeträge hin- und herschieben, um
anches auszugleichen.

All das gehört der Vergangenheit an. In den vergange-
en Jahren hat Europa gerade hier für Sicherheit gesorgt.

Für die gemeinsame Agrarpolitik werden wir in den
ommenden Monaten wichtige Weichenstellungen für
ie Förderperiode nach 2013 verhandeln. Es geht um die
icherung der Ernährung. Es geht aber auch um die Ein-
ommensstabilisierung in der Landwirtschaft und um
mweltschutz und Biodiversität in der Agrarpolitik.
uropa bleibt auch hier unsere Zukunft.

Wenden wir uns aber auch weiter der Zukunft zu.
uch der Haushalt 2012 ist auf die Zukunft ausgerichtet.
it 5,28 Milliarden Euro steht er weiterhin als Garant
r Stabilität.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Bundesministerin Ilse Aigner


(A) )


)(B)

Wir haben zwar einen Rückgang zu verzeichnen, aber
das ist keine Kürzung, sondern es zeigt, dass wir unser
Grünlandmilchprogramm mit Erfolg abgeschlossen ha-
ben.


(Lachen des Abg. Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD])


Es zeigt, dass wir unseren Landwirten genau in der Zeit,
in der sie es brauchen, zur Seite stehen, und zwar effek-
tiv und wirkungsvoll.

Wir stehen verlässlich an der Seite unserer Bauern.
Dies gilt auch für die Gestaltung der landwirtschaftli-
chen Sozialpolitik. Wir wollen einen einheitlichen
Bundesträger etablieren. Mit ihm wollen wir moderne
Strukturen schaffen, damit wir auch künftig ein eigen-
ständiges soziales Sicherungssystem für die Landwirt-
schaft erhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Bundesregierung ist trotz knapper Kassen bereit,
150 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung zu stellen.
Diese Mittel sind zweckgebunden, und sie werden nur
dann entsperrt, wenn es einen einheitlichen Bundesträ-
ger gibt. Ich meine, das ist eine sinnvolle Investition. Ich
möchte heute schon allen danken, die dazu beigetragen
haben und beitragen, dass wir das Gesetzgebungsvorha-
ben zügig beraten werden und somit die zusätzlichen
Bundesmittel rechtzeitig entsperren können.

Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, viele ländli-
che Räume stehen vor großen Herausforderungen. Unser
Bundespräsident hat es vor kurzem „Unterjüngung“ ge-
nannt. Demografischer Wandel, fehlende Jobperspekti-
ven und Abwanderung der Jugend sind Zeichen dafür.

Mit vier Modellregionen will ich ab nächstem Jahr
gezielt neue Instrumente in der Förderung erproben, die
dagegenhalten und periphere ländliche Regionen unter-
stützen, und zwar mit Zielvereinbarungen, Regional-
budgets und Mikrofinanzierungen für kleine Unterneh-
men, unbürokratisch und mit viel Verantwortung für die
Menschen vor Ort. Deutschland kann seine Stärke eben
nicht nur aus den Ballungszentren oder Clustern beziehen,
sondern Deutschland muss auch in der Fläche und damit
in seiner Gesamtheit stark sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Bundesregierung geht den Umstieg auf erneuer-
bare Energien entschlossen an, und wir beschleunigen
das Tempo. Deshalb stärkt auch mein Haus die Ener-
gieforschung. Es ist eine erfreuliche Nachricht: Erstmals
beziehen wir mehr als ein Fünftel der Stromerzeugung
aus erneuerbaren Energien. Die Landwirtschaft steht hier
für Leistung. Sie leistet einen wesentlichen Beitrag bei
der Erzeugung von erneuerbaren Energien. Das heißt:
Künftig ist es nicht der Strom, der in die Fläche geht,
sondern der Strom kommt aus der Fläche. Deshalb brau-
chen wir auch in diesem Bereich weitere Forschung. Wir
brauchen Forschung für neue Energiepflanzen, und wir
brauchen Forschung zur Speicherfähigkeit und Effi-
zienzsteigerung vor allem in dezentralen Versorgungs-
strukturen. Nicht nur industrielle Großanlagen dürfen

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(C (D ie Zukunft bestimmen; die Energiegewinnung gehört uch in die bäuerliche Hand. nsere Ziele bilden sich in den Förderschwerpunkten b. Allein in den Jahren bis 2014 setzen wir 250 Millioen Euro für die Bioenergieforschung ein. Das ist ein orentlicher Schub für die Energieversorgung von morgen. Vorgestern hat der Europäische Gerichtshof sein Uril zu gentechnisch veränderten Pollen in Honig gespro hen. Es ist ein Grundsatzurteil, das Klarheit schafft, und h begrüße das; denn die Verbraucher haben einen An pruch auf Klarheit und Transparenz. Wir, die christlichberale Koalition, haben uns in Brüssel immer dafür einesetzt, dass alle Produkte, die auf einer Produktionstufe mit Gentechnik in Berührung gekommen sind, geennzeichnet werden. Ich hoffe, dass auch die Kommision jetzt Handlungsbedarf sieht. nabhängig davon müssen wir die geltenden Koexisnzregeln überprüfen. Dabei geht es auch um die Si herheitsabstände. Gentechnikrecht ist aber Gemeinchaftsrecht. Deshalb ist die Europäische Kommission m Zug, für ein einheitliches Vorgehen in dieser Angeleenheit zu sorgen. Unsere Verbraucherpolitik basiert auf Schutz und ransparenz. Hier haben wir in der jüngsten Vergangeneit wichtige Schritte nach vorne gemacht. Wir fördern nter anderem das Internetportal lebensmittelklarheit.de er Verbraucherzentralen. Millionen Zugriffe allein in en ersten Tagen und bislang über 2 000 Produktmeldunen zeigen, dass es bei der Aufmachung und Kennzeichung von Lebensmitteln Diskussionsbedarf gibt. (Beifall des Abg. Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Dialog zwischen den Verbrauchern und der Wirt-
chaft läuft auf Hochtouren. Es ist ein Lernprozess für
eide Seiten. Hier geht es um Transparenz und Kenn-
eichnung, es geht nicht um Sicherheit. Bei gesundheitli-
hen Gefahren werden die Länder lebensmittelwar-
ung.de starten. Schnell und effektiv werden künftig
erbraucher informiert.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Genau so ist es!)


Auf europäischer Ebene haben wir einiges erreicht.
s sei nur die Kennzeichnung von Analogkäse und Kle-
efleisch genannt. In Zukunft wissen auch Allergiker,
o Allergene drin sind. Für sie ist das eminent wichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Verbraucher wollen immer mehr regionale Produkte.
as ist auch eine Herausforderung für die Kennzeich-
ung. Wo der Name einer Region draufsteht, müssen
uch die Erzeugnisse der Region drin sein. Hier Verläss-
chkeit zu schaffen, liegt mir persönlich am Herzen.
eshalb wird es in der nächsten Woche ein Ausschrei-





Bundesministerin Ilse Aigner


(A) )


)(B)

bungsverfahren geben, welches die Kriterien hierfür
festlegen wird.

Wir haben einen Beipackzettel für Wertpapiere ver-
pflichtend gemacht. Kosten, Risiken und Ertragschancen
sind nun im Produktinformationsblatt auf einen Blick zu
sehen. Bankberater müssen bei der BaFin gemeldet wer-
den. Auch der Graue Kapitalmarkt zieht in Kürze nach.
Wir wollen künftig die Honorarberater fest verankern,
und wir haben die Transparenz und den Schutz vor
Falschberatung erhöht. Auch das sorgt für mehr Sicher-
heit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Für mehr Sicherheit haben wir auch bei Onlinege-
schäften gesorgt. Die Button-Lösung wird auf unsere
Initiative hin nun EU-Recht.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Die nationale Umsetzung sind wir bereits angegangen.
Verbraucher müssen künftig auf Kosten hingewiesen
werden, bevor ein kostenpflichtiger Vertrag abgeschlos-
sen wird. Das ist ein wichtiger Beitrag gegen Abzocke
im Internet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die christlich-libe-
rale Koalition steht für Verlässlichkeit gegenüber der
Landwirtschaft. Die christlich-liberale Koalition steht
bei den Verbrauchern für ein hohes Schutzniveau. Auf
diesem Fundament stärken wir die Verbraucher in ihrer
Selbstbestimmung durch mehr Transparenz und auch
mehr Information. Wir übernehmen hier Verantwortung.
Wir haben hier in den letzten beiden Jahren, also in der
ersten Hälfte dieser Legislaturperiode, große Erfolge er-
zielt, und das werden wir auch in den nächsten beiden
Jahren, also in der zweiten Hälfte dieser Legislaturpe-
riode, tun.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712418400

Das Wort hat nun Wilhelm Priesmeier für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD):
Rede ID: ID1712418500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Zu-

hörer! Die Investitionsbereitschaft der deutschen Land-
wirtschaft steigt. Die Exporte werden vermutlich auch
dieses Jahr die 50-Milliarden-Euro-Grenze überschrei-
ten. Das alles sind durchaus positive Signale trotz einer
Ernte, die hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist.
Diese Entwicklung ist auf unternehmerisches Handeln
und auf den Fleiß der Landwirte zurückzuführen.


(Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Genau!)


Ob sie eine Folge der schwarz-gelben Agrarpolitik ist,
das lasse ich jetzt einmal dahingestellt.

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(C (D Wer über den Haushalt 2012 redet, darf natürlich icht die vergangenen Haushalte vergessen. Sie haben in en letzten Haushaltsjahren insgesamt 750 Millionen uro an zusätzlichen Subventionen für die Landwirtchaft ausgegeben und in vielen Bereichen verbrannt. amit haben Sie den Spielraum für kommende Hausalte, auch für den jetzigen Haushalt, in entscheidender eise begrenzt, wenn nicht gar in einzelnen Teilen ver ichtet. Allein die Finanzierung der Agrardieselsubentionen kostet die Gemeinschaftsaufgabe zusätzlich 5 Millionen Euro zur Gegenfinanzierung. Sie schreiben as im Haushalt 2012 fort. Wir als SPD stellen diese ubventionen grundsätzlich zur Disposition. (Franz-Josef Holzenkamp [CDU/CSU]: Pfui! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das ist schlecht!)


ir wollen, dass die Landwirtschaft auch hier einen Bei-
ag zum Klimaschutz leistet. Es kann doch nicht sein,
ass fossiler Diesel günstiger ist als das Öl vom eigenen
cker. Das müssen wir ändern; wir müssen dafür sorgen,
ass auch dieser Bereich nachhaltiger wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Mit der Mittelausstattung der Gemeinschaftsaufgabe
leiben Sie auf dem Vorjahresniveau. Dabei ist gerade
ie Gemeinschaftsaufgabe das zentrale Gestaltungsele-
ent der Politik im ländlichen Raum. Wir Sozialdemo-

raten bekennen uns zum ländlichen Raum und fordern
aher eine Umkehr dieser Politik. Wir fordern, dass zu-
indest das wieder aufgebaut wird, was in diesem Be-
ich abgebaut worden ist. Da reicht es nicht, Modellre-

ionen zu fordern – auch wenn der Ansatz richtig ist –;
Millionen Euro kompensieren nicht 86 Millionen Euro.
ie Fortsetzung des eingeschlagenen Weges führt lang-
istig zu einer strukturellen Schwächung des ländlichen
aumes. Angesichts der vielfältigen Probleme, die wir
ort zu bewältigen haben – es ist von der Frau Ministerin
ben angesprochen worden: die soziale Infrastruktur ist
vielen Bereichen infrage gestellt; junge Menschen
andern ab; gut bezahlte Arbeitsplätze fehlen –, kann
an mit der Gemeinschaftsaufgabe und entsprechender
rioritätensetzung gegensteuern.


(Beifall bei der SPD – Marlene Mortler [CDU/ CSU]: Tolle Idee!)


Ihre Prioritätensetzung ist dagegen eindeutig: auf der
inen Seite eine dauerhafte Subvention des Agrardiesels,
uf der anderen Seite weniger zukunftsgerichtete Inves-
tionen und weniger Beschäftigung im ländlichen Raum.
as bedeutet konkret Ihre Politik in diesem Zusammen-
ang.


(Zuruf des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Sie haben das doch als großen Sieg für die Landwirt-
chaft gefeiert, Herr Goldmann. Ich glaube, das muss
an einmal gründlich hinterfragen. Eine Partei, die sich

onst dafür ausspricht, Subventionen abzubauen, ist an
ieser Stelle konsequent dafür, die Subventionen auszu-
auen. Das Urteil darüber überlasse ich dem deutschen





Dr. Wilhelm Priesmeier


(A) )


)(B)

Steuerbürger. Ich glaube, er wird ein gerechtes Urteil
über Ihre politische Strategie fällen.


(Beifall bei der SPD)


Die Feststellung, die die Bundesregierung im Agrar-
bericht trifft, nämlich GAK und GRW besser zu vernet-
zen und beide Aufgaben verstärkt und zielorientiert zur
Unterstützung auch des ländlichen Raumes einzusetzen,
ist richtig. In Ihrem Haushaltsentwurf findet sich das
überhaupt nicht wieder. Ich glaube, da bedarf es einiger
Nachbesserungen, um auch diesen Teil wieder auf den
richtigen Weg zu führen.

Ich spreche mich wie die gesamte SPD dafür aus, die
Gemeinschaftsaufgabe weiterzuentwickeln, ihre Zielbe-
stimmung neu festzulegen


(Zuruf von der CDU/CSU: Wie unter RotGrün!)


und sie letztlich weiterzuentwickeln zu einer Gemein-
schaftsaufgabe für den ländlichen Raum, die insgesamt
auch den Anforderungen zukünftiger Politikgestaltung
entspricht und nicht auf dem Stand bleibt, den wir zum
gegenwärtigen Zeitpunkt haben.


(Beifall bei der SPD)


Frau Ministerin, Sie haben einen breiten Diskussions-
prozess über die Ziele und Prioritäten in der Land- und
Ernährungswirtschaft angeschoben. Das war an sich
längst überfällig. Am Ende wollen Sie eine Charta für
Landwirtschaft und Verbraucher vorlegen. Ich möchte
Sie an dieser Stelle ausdrücklich für Ihr Engagement lo-
ben. Wir brauchen diese gesellschaftliche Diskussion.
Dieses Vorhaben hat nicht die uneingeschränkte Zustim-
mung der Koalition gefunden; das war ja sehr umstritten.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das kann man so nicht sagen!)


Sie können da gewiss sein: Von unserer Seite wird diese
Diskussion natürlich kritisch begleitet; aber wir brau-
chen diese Diskussion. Wir müssen heute darüber disku-
tieren, wie moderne Landwirtschaft morgen aussehen
soll. Wir müssen heute darüber diskutieren, welche
Strukturen wir zukünftig wollen.


(Iris Gleicke [SPD]: Richtig!)


Heute müssen die Entscheidungen über die Richtung ge-
troffen werden, in der wir die Landwirtschaft bei ihrer
Entwicklung zu einer wettbewerbsfähigen Landwirt-
schaft in Europa begleiten wollen.

Wir müssen heute mit entscheiden, wie wir diese
Strukturen fördern wollen. Das gilt auch für die Tierhal-
tung.


(Beifall bei der SPD – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist ja interessant!)


Es kann doch nicht sein, dass bei jedem Stallneubau eine
ganze Region in Aufruhr gerät. Wir brauchen klare Rah-
menbedingungen. Wir brauchen einen eindeutigen ge-
setzlichen Rahmen für unsere Veredelungswirtschaft.

In diesem Zusammenhang darf natürlich der Tier-
schutz nicht fehlen. Der Tierschutz bedarf auch in der

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(C (D eiteren Ausgestaltung entsprechender wissenschaftliher Grundlagen. In Ihrem Haushaltsentwurf findet man ber keinen ambitionierten Ansatz für ein Tierschutzforchungsprogramm. Wir als Sozialdemokraten fordern aher ein Bundesprogramm Tierschutzforschung. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


amit wollen wir die tierschutzrelevante Forschung auf
undesebene bündeln und für die Zukunft substanzielle
erbesserungen für die Züchtung und Haltung von land-
irtschaftlichen Nutztieren erreichen und unterstützen.

Wir diskutieren gegenwärtig auf europäischer Ebene
uch intensiv über die Weiterentwicklung der Gemeinsa-
en Agrarpolitik. Auch das ist eine Baustelle, Frau
inisterin, auf der Sie nicht besonders aktiv agieren.


(Franz-Josef Holzenkamp [CDU/CSU]: Was? Habt ihr Wahrnehmungsprobleme?)


der Debatte um die Weiterentwicklung des Greenings
ind Sie weitestgehend abgetaucht. Von Ihnen und auch
on der Koalition hat es bislang keine substanziellen
orschläge gegeben.


(Franz-Josef Holzenkamp [CDU/CSU]: Nein, wir verhandeln!)


ie Devise lautet bei Ihnen offensichtlich noch immer:
eiter so wie bisher. Es war alles gut, und auch in Zu-

unft wird alles gut sein. – Das ist aber keine zukunfts-
erichtete Politik. Diese Politik wird letztendlich keinen
estand haben; davon gehe ich aus, auch wenn ich auf
as Jahr 2013 schaue.


(Beifall bei der SPD)


nsere Gesellschaft stellt berechtigte Forderungen, bei
enen es um die Legitimation auch der derzeitigen Prä-
ienzahlungen in der Landwirtschaft geht. Aber Sie ge-

en nicht darauf ein. Ich habe den Eindruck, dass Ihre
olitik im Hause vielleicht doch noch vom Deutschen
auernverband mitgesteuert wird und eher Klientelpoli-
k ist, während wir Agrarpolitik schon lange nicht mehr
ls Klientelpolitik verstehen.


(Franz-Josef Holzenkamp [CDU/CSU]: Wilhelm, das weißt du doch besser!)


Wir brauchen – das ist unbestritten – ein konsequen-
s Greening der Agrarpolitik auf europäischer Ebene.
ir brauchen nach dem Grundsatz „öffentliches Geld
r öffentliche Güter“ natürlich auch dort eine entspre-

hende Neuausrichtung. Wir sind dafür, gesellschaftlich
eforderte Leistungen zu honorieren und nicht Selbst-
erständlichkeiten zu bezahlen. Für uns bedeutet das:
ehr Klimaschutz, mehr Bodenschutz, Erhalt der biolo-

ischen Vielfalt und Einsatz erneuerbarer Energien auch
Agrarsektor.


(Beifall bei der SPD)


as heißt, wir brauchen ein konsequentes Umbruchver-
ot für Dauergrünland, die obligatorische Winterbegrü-
ung, das Festschreiben einer dreijährigen Fruchtfolge
nd Extensivierungsflächen auch für Umweltzwecke.
as muss Bestandteil des Greenings sein. Das muss um-





Dr. Wilhelm Priesmeier


(A) )


)(B)

gesetzt werden, und dafür bedarf es auch der Unterstüt-
zung in Brüssel.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712418600

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD):
Rede ID: ID1712418700

Setzen Sie das bitte auch bei der Weiterentwicklung

der Politik im deutschen Interesse in Brüssel mit um.
Seien Sie vergewissert, Frau Ministerin: Auch bei den
anstehenden Beratungen zum Haushalt werden wir Ih-
nen durch konstruktive Anträge den richtigen Weg wei-
sen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712418800

Das Wort hat nun Heinz-Peter Haustein für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Heinz-Peter Haustein (FDP):
Rede ID: ID1712418900

Sehr verehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Also, Herr Priesmeier, was Sie hier
so von sich gegeben haben, ist doch etwas realitätsfern;
aber dazu kommen wir jetzt im Einzelnen.

Dieser Einzelplan 10 ist der schönste, den es gibt,


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Es geht hier nicht um Schönheit, Herr Kollege!)


nicht nur wegen des Ministeriums, sondern in seiner
Gänze: Es geht um Essen, es geht um Trinken, es geht um
die Grundlagen unseres Zusammenseins. Wenn man sich
als Haushälter den Gesamtetat in Höhe von 5,28 Milliar-
den Euro anschaut, stellt man fest, dass er angepasst
wurde. Er umfasst jetzt 211 Millionen Euro weniger, weil
das Grünlandmilchprogramm ausläuft und weil der Zu-
schuss zur Erhöhung des Stiftungskapitals der Stiftung
Warentest auf 10 Millionen Euro angepasst wurde.

Wohin gehen nun diese 5,28 Milliarden Euro? Es ist
so, wie bei all unseren Haushalten: Das meiste Geld geht
fürs Soziale drauf. So sind wir halt von der christlich-li-
beralen Regierung – sehr sozial eingestellt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


In diesem Fall sind für die Alterssicherung der Land-
wirte 2,17 Milliarden Euro, für die Krankenversicherung
der Landwirte 1,28 Milliarden Euro und für die landwirt-
schaftliche Unfallversicherung bislang 175 Millionen
Euro vorgesehen, wobei es bei entsprechenden Reform-
prozessen auch noch zu einer Anpassung nach oben
kommen kann. Wir werden sehen, mit welchem Betrag
wir hier aus den Verhandlungen herauskommen.

Wohin geht nun das übrige Geld? Ich möchte einmal
die nachgelagerten Institute und Behörden nennen: Das

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(C (D undessortenamt erhält rund 24 Millionen Euro, das undesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsiherheit 38 Millionen Euro, das Julius-Kühn-Institut – es t, vereinfacht gesagt, für die Kulturpflanzen zuständig – 6 Millionen Euro, das Friedrich-Loeffler-Institut, für iergesundheit zuständig, 106 Millionen Euro, das Maxubner-Institut, das für Verbraucherschutz im erweiterten Sinne zuständig ist, 47 Millionen Euro und das ohann-Heinrich-von-Thünen-Institut, das für den ländlihen Raum, für Wald und Fischerei zuständig ist, 79 Milonen Euro. Sie sehen also, auch in diesem Bereich wird onstant Geld bereitgestellt. Mein Dankeschön gilt dieen Instituten und Behörden für ihre gute Arbeit. Der Bauer, der Landwirt ist ja auch Unternehmer. eshalb muss man auch etwas tun, damit er in Europa nd darüber hinaus wettbewerbsfähig bleibt. Ein Beich, bei dem wir den Landwirten bislang immer geholn haben, ist die steuerliche Vergünstigung von Agrar iesel. Als ich diese Woche das Programm der SPD vom . September gelesen habe, habe ich gedacht, mein chwein pfeift. Die SPD will die Subventionierung des grardiesels abschaffen. Sie will unsere Bauern in den uin treiben. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Unglaublich! – Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Das ist doch Blödsinn! Die können doch Pflanzenöl tanken! – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lächerlich!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das wollt ihr; denn wenn im übrigen Europa im
urchschnitt 4 Cent und bei uns 26 Cent bezahlt werden
üssen, würdet ihr einen weiteren Vorteil weghauen. Ich

abe gedacht, ich verstehe die Welt nicht mehr. Was soll
as denn, die Axt an die Existenzgrundlage der Bauern
u legen?


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ie Bauern sind Unternehmer. Unsere Aufgabe ist es,
olche Rahmenbedingungen zu schaffen, dass ihre Pro-
ukte wettbewerbsfähig in Europa bleiben. Deshalb,
ebe Landwirte, kann ich versichern: Mit uns ist eine
ürzung der Agrardieselsubventionen nicht zu machen.
arauf könnt ihr euch verlassen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Zum Beritt des Ministeriums gehören 5 Millionen Be-
chäftigte. Das ist eine Erfolgszahl. Ich möchte auch ein-
al an die Fischerei, an den Garten- und Landschaftsbau

nd an die Forstwirte erinnern. All diese leisten ihren
eitrag.

Bei unserem Haushalt wurde auch der Verbraucher-
chutz nicht vergessen. Der entsprechende Ansatz ist
ufgestockt worden. Für die Titelgruppe „Nachwach-
ende Rohstoffe“ sind 6 Millionen Euro mehr vorgese-
en. Für den Ökolandbau sind nach wie vor 16 Millio-
en Euro veranschlagt.

Liebe Freunde, für uns ist es eine Herzenssache, das
anze Team der Landwirte, der Fischer, der Forstwirte





Heinz-Peter Haustein


(A) )


)(B)

und der Gärtner zu unterstützen. Wie heißt es so schön
– und dabei bleibt es auch –: Das schönste Wappen auf
der Welt ist der Pflug im Ackerfeld.


(Heiterkeit im ganzen Hause)


In diesem Sinne ein herzliches Glückauf aus dem Erz-
gebirge.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712419000

Das Wort hat nun Roland Claus für die Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712419100

Durch meinen Vorredner werde ich ein bisschen an

die Weisheit erinnert: Kunst ist Waffe, Volkskunst ist
Geheimwaffe.


(Heiterkeit bei der LINKEN und der SPD)


Aber zum Etat. Mit Nahrungsgütern wird mehr denn
je spekuliert. Ich nenne nur das Stichwort „Zucker-
markt“. Bodenverkäufe, besonders im Osten, werden
staatlich gefördert. Die Selbstausbeutung von Landwir-
ten steigt. Auch in den Minuten, in denen wir hier über
den Etat der Verbraucherschutzministerin reden, gehen
ganz sicher irgendwelche dubiosen Finanzprodukte an
Verbraucherinnen und Verbraucher über. Ihre Antwort
auf diese Situation, Frau Ministerin, heißt: Wir sind auf
einem guten Weg und wollen den weiter gehen. – Es darf
Sie nicht wundern, wenn wir dem nicht folgen und hier
klar und deutlich Widerspruch anmelden.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Etat des Bundeshaushalts für Ernährung, Land-
wirtschaft und Verbraucherschutz ist bescheiden. Er ist
ja gerade vorgelesen worden.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN)


Wenn man einmal die EU-, Landes- und kommunalen
Mittel zusammenrechnet, stellt man fest, dass wir in
Deutschland nur etwa 1 Prozent der Mittel der öffentli-
chen Haushalte für die Landwirtschaft und unsere Er-
nährung ausgeben. Ich sage Ihnen ganz deutlich: Das
funktioniert nur, weil wir auf Kosten anderer, darunter
der Ärmsten dieser Welt, leben. Auch das fordert Wider-
spruch heraus.


(Beifall bei der LINKEN)


Es hat auch nichts mehr mit Marktwirtschaft zu tun,
wenn der Milchpreis niedriger als der Preis für Mineral-
wasser ist. Man muss einmal darüber nachdenken, wie
man zu vernünftigen marktwirtschaftlichen Strukturen
zurückkehren kann. Es ist schlimm genug, dass Ihnen
das ein Sozialist erklären muss.

Die Linke weiß, was sie will. Die Linke steht für eine
Agrar- und Verbraucherschutzpolitik, die den Konsu-
menten eine gesunde und bezahlbare Ernährung und den

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(C (D roduzenten ein nachhaltiges und angstfreies Wirtschafn sichert. Einige Fakten aus Ihrem Ressort zur Situation von grarbetrieben und Landwirten: Die Landwirtschaft und ie Ernährungswirtschaft sind heute von Niedriglöhnen nd einem hohen Grad an Selbstausbeutung geprägt, im esten und Süden dieser Republik noch mehr als im Osn; hier verhält es sich also anders als sonst. Nötig wän für die Landund Ernährungswirtschaft Mindesthne, eine neue Art sozialer Sicherung, auch eine essere Infrastruktur, vor allem aber angemessene Ereugerpreise. Wir setzen uns bekanntlich intensiv für die Landwirtchaftsbetriebe im Osten ein; denn die Strukturen sind ehr verschieden. Hier gilt nicht, dass man im Osten so ben und produzieren will wie im Westen oder im Süen. Gewissermaßen sind die Agrarbetriebe in den euen Bundesländern, wenn man so will, der einzige leendige Beweis dafür, dass es in der DDR wirtschaftlihe Strukturen gab, die denen in der Bundesrepublik berlegen waren. (Lachen bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD]: Von Claus lernen heißt Siegen lernen!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Ich habe damit gerechnet, dass es etwas länger dauert,
is das bei Ihnen angekommen ist. Ich werde es an ande-
r Stelle wiederholen. – Der Agrarbericht der Bundesre-

ierung kommt daher nicht zu Unrecht zu dem Schluss,
ass die Agrargenossenschaften und GmbHs besser
urch die Krise gekommen sind als die Kleinunterneh-
en. Deshalb brauchen auch diese Unternehmen Zu-

unftsklarheit für die Zeit nach 2013.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein historischer Blick auf die Agrarunternehmen im
sten zeigt, dass sie vor allem in den ersten zehn Jahren
ach der Wende erheblichen Gegenwind hatten. Sie wur-
en vor allem als LPG-Nachfolgeorganisationen diskri-
iniert. In den folgenden zehn Jahren hat die Vernunft

er Bauern gesiegt. Im Moment besteht eine Art Koexis-
nz von verschiedenen Erzeugern und Produzenten im
sten auf der einen Seite und im Westen und Süden auf
er anderen Seite. Für die nächten zehn Jahre wünschte
h mir, dass aus dem Erfahrungsvorsprung der ostdeut-

chen Agrarproduzenten quasi eine Periode des Lernens
insetzt. Also: Mehr Genossenschaft wagen, liebe Kolle-
innen und Kollegen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will mich dem Verbraucherschutz zuwenden. Wir
eben etwas weniger als 2 Euro pro Bürgerin und Bürger
r dieses wichtige Thema aus, in Summe – es ist schon

enannt worden – etwa 150 Millionen Euro.

Verbraucherschutz geht bekanntlich alle an: am Kas-
enautomaten, an der Tankstelle, im Supermarkt und im
ternet. Ich war erstaunt, als ich gelesen habe, dass in

en letzten zwei Jahren 8,5 Millionen Fälle von Internet-





Roland Claus


(A) )


)(B)

betrug registriert wurden – und das sind nur die regis-
trierten Fälle. Wir wissen, dass die Dunkelziffer noch
viel höher ist. Das heißt, 10 Prozent der Bevölkerung
hatten in den letzten zwei Jahren mit dieser Form des
Betrugs zu tun. Damit ist das Internet quasi zum größten
Tatort geworden. Es ist wichtig, dass wir uns diesem
Problem zuwenden.

Wir brauchen auch auf dem sogenannten Finanzmarkt
ein stärkeres Engagement für die Verbraucherinnen und
Verbraucher. Was heute als Finanzprodukt daherkommt
und tatsächlich eine dubiose Abzocke bedeutet, das ha-
ben wir heute bereits an anderer Stelle besprochen. Ich
sage Ihnen, Frau Ministerin: Der beste Beitrag zum Ver-
braucherschutz, den Sie leisten können, besteht darin,
die Kasinos des unseriösen Finanzhandels zu schließen.
Die kann man nicht reparieren; sie müssen geschlossen
werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke steht für eine Stärkung des Verbraucher-
schutzes und seiner Institutionen. Wir wollen die Unter-
finanzierung überwinden. Wir brauchen stabile Finan-
zierungen für die entsprechenden Stiftungen und
Bundesämter. Es gibt Ideen, für deren Umsetzung gar
nicht so viel Geld benötigt würde. Die Verbraucher-
schutzministerinnen der Linken in Berlin und Branden-
burg haben den Lebensmittel-Smiley vorgeschlagen. Die
Idee liegt, weil zur Umsetzung ein Bundesgesetz zu än-
dern wäre, wie wir meinen, schon viel zu lange auf Eis.

Ein letztes Wort, Frau Ministerin: Ihr Etat ist über-
schaubar. Das macht es leichter, ihn zu ändern. Hier sind
wir mit Freude dabei. Ich will Sie schließlich daran erin-
nern, dass Sie noch immer einem geteilten Ministerium
vorstehen – ein Teil in Berlin, ein Teil in Bonn. Sie ken-
nen die Position der Linken: Wir sind für die Wiederver-
einigung der Bundesregierung in Berlin. Die nächste Be-
amtengeneration wird es Ihnen danken. Die sind nämlich
auch lieber hier. Wenn das geklappt hat, vergessen Sie
dann nicht, denen zu sagen, dass Sie damit eine Idee der
Linken umgesetzt haben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712419200

Das Wort hat nun Friedrich Ostendorff für die Frak-

tion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Frau Ministerin, gestatten Sie: Ich
habe das Grundsatzurteil des EuGH zum Genhonig so
verstanden, dass nicht, wie Sie es gesagt haben, beim
Vorliegen gentechnischer Veränderungen eine Kenn-
zeichnung vorzunehmen ist, sondern dass dieser Honig
wegen der Kontamination als unerlaubte Zutat vom
Markt zu nehmen ist. Das ist etwas anderes als das, was
Sie gesagt haben.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
ollegen, wenn wir über Landwirtschaft reden, müssen
ir unbedingt über Europa reden. Angesichts einer ge-
einsamen europäischen Agrarpolitik macht es wenig
inn, nur auf Deutschland zu blicken. Ein Blick in die
ndlichen Räume der EU 27 mit ihrer vielfältigen, in
eiten Teilen noch immer bäuerlich geprägten Struktur

inerseits und der fortschreitenden Industrialisierung an-
ererseits macht klar, dass wir heute mehr denn je vor ei-
er echten Richtungsentscheidung in der Agrarpolitik
tehen. Bauernhöfe oder Agrarfabriken – das ist die ge-
ellschaftliche Frage, die gestellt wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


as ist die Schicksalsfrage der Landwirtschaft in Eu-
pa. Der Kampf für die bäuerliche Landwirtschaft und

egen die Agrarindustrie ist von Anfang an Kern grüner
grarpolitik gewesen.

Ich weiß, dass viele von Ihnen die bäuerliche Land-
irtschaft als Nostalgie betrachten und die Agrarindus-
ie als Zukunft. Wir Grünen sehen das ganz anders. Wir
agen: Landwirtschaft der Zukunft ist die bäuerliche
andwirtschaft, nachhaltig ausgerichtet. Dabei stellen
ir uns bewusst in die bäuerliche Tradition, wie sie etwa

uch auf unserem Hof zu Hause in Westfalen seit
00 Jahren besteht. Das hat nichts mit Nostalgie zu tun.
ostalgie ist das Festhalten an einem agrarindustriellen
odell, das uns in die gefährliche Sackgasse geführt hat,
der wir uns heute befinden. Nostalgie ist das Verhar-
n bei dem fossilen Agrarmodell, obwohl das postfos-

ile Zeitalter längst angebrochen ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ostalgie ist das ideologische Festhalten an einer gen-
chnologischen Vision, die sich längst als Wahn heraus-
estellt hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ostalgie ist, daran zu glauben, dass es Tieren in Käfi-
en besser geht als auf der Weide. Nostalgie ist es, Tier-
briken mit vielen Tausenden Schweinen als Ausdruck

es Fortschritts zu betrachten und die Überschwemmung
er Welt mit deutschem Billigfleisch als Entwicklungs-
ilfe.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Matthias Miersch [SPD])


Wir sind heute an einem Punkt angekommen, an dem
ir uns diese Art von Nostalgie nicht mehr leisten kön-
en. Die Klimakrise, der rasende Verlust der Artenviel-
lt – auch der Allerweltsarten, gerade in der Agrarland-

chaft –, die Energiekrise, die Ernährungskrise zwingen
ns zum Umdenken. Dies wird weltweit so gesehen.
AO-Generalsekretär Jacques Diouf hat völlig recht,
enn er sagt, das heutige Paradigma einer intensiven





Friedrich Ostendorff


(A) )


)(B)

Pflanzenproduktion könne den Herausforderungen des
neuen Jahrtausends nicht gerecht werden.

Die Herausforderungen sind klar: Wir müssen uns
von einer Landwirtschaft verabschieden, die vollständig
von fossiler Energie abhängt, und müssen endlich begin-
nen, in eine solare Landwirtschaft einzusteigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir müssen den Verlust der Artenvielfalt stoppen und
die Landwirtschaft wieder zu dem machen, was sie ein-
mal war: Förderer der Artenvielfalt, nicht ihr Ende. Wir
müssen die Landwirtschaft von einem CO2-Emittenten
wieder zu einer -Senke machen. Wir müssen Bäuerinnen
und Bauern stärken, anstatt sie der Industrialisierung zu
opfern. Wir müssen überall auf der Welt eine stabile Er-
nährungsgrundlage für uns Menschen schaffen. Damit
müssen wir jetzt beginnen.

Daraus ergeben sich für uns folgende konkrete Aufga-
ben:

Erstens müssen wir die Chancen nutzen, die die Re-
form der EU-Agrarpolitik bietet. Dabei geht es darum,
die Steuermittel in Höhe von 56 Milliarden Euro, die wir
für die Gemeinsame Agrarpolitik verwenden, zukünftig
so einzusetzen, dass auf den 80 Millionen Hektar land-
wirtschaftlicher Nutzfläche in Europa nachhaltiger ge-
wirtschaftet wird, dass wir Biodiversität, Klimaschutz
und ländliche Entwicklung endlich zu den Eckpfeilern
der Gemeinsamen Agrarpolitik machen, anstatt weiter
immer nur davon zu reden, und dass wir endlich die sys-
tematische Benachteiligung der bäuerlichen Landwirt-
schaft beseitigen, anstatt weiter den Strukturwandel zu
beklagen und gleichzeitig die Industrialisierung zu sub-
ventionieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Matthias Miersch [SPD])


Die Vorschläge der EU-Kommission gehen hier in die
richtige Richtung. Deutschland blockiert jedoch bisher
alle Reformbemühungen und überlässt damit die Füh-
rungsrolle in Europa wie so oft anderen. Das muss unbe-
dingt geändert werden; dafür werden wir streiten.
Deutschland muss endlich zum Motor einer ökologi-
schen und sozialen Reform der Gemeinsamen Agrarpoli-
tik werden.


(Marlene Mortler [CDU/CSU]: Wo lebt denn der!)


– Ich lebe in Westfalen. Ich glaube, Frau Mortler, Sie
wussten das; Sie können es auch nachlesen.

Zweitens müssen wir die Förderpolitik in Deutsch-
land umgestalten. Allein über die Investitionsförderung
wird die Massentierhaltung mit über 80 Millionen Euro
im Jahr subventioniert.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Skandalös!)


Auch die über 13 Millionen Euro für Exportförderung
und Auslandsmessen, die für den Einzelplan 10 vorgese-
hen sind, dienen bekanntlich vor allem dem Fleisch-
export. Das müssen wir ändern. Stattdessen müssen wir

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(C (D ie Förderung klima-, tierund umweltgerechter Verfahn ausbauen. Drittens müssen wir Missstände im Ordnungsrecht bbauen. Die Zustände in der Massentierhaltung, die ieser Tage in der Öffentlichkeit zu Recht als unhaltbar ritisiert werden, sind in der Regel völlig legal. Damit uss Schluss sein. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Matthias Miersch [SPD])


Viertens müssen wir die Forschungspolitik umbauen.
er Einzelplan 10 sieht 391 Millionen Euro für For-

chung und Innovation vor; die Bio-Ökonomie-Strategie
nicht im Agraretat – umfasst sage und schreibe
,4 Milliarden Euro, aber davon fließt viel zu viel Geld
die Entwicklung der Agrogentechnik und zu wenig in

ie notwendige Zukunftsforschung in den Bereichen
kolandbau, Eiweißpflanzen, artgerechte Nutztierhal-
ng, Klimaschutz, Artenschutz. Das müssen wir ändern.

Schließlich müssen wir dafür sorgen, dass Agrar-
ärkte Regeln bekommen, die Bäuerinnen und Bauern
ehr Marktmacht geben und ihnen erlauben, sich so zu

rganisieren und ihr Angebot so zu bündeln, dass sie
icht von den Monopolisten, etwa bei den Molkereien,
n die Wand gedrückt werden.

Das sind die Aufgaben, die wir jetzt in der Agrarpoli-
k anpacken müssen. Nichts davon erkennt man im
andeln der Bundesregierung. Nichts davon spiegelt der
inzelplan 10 wider, der nicht gestaltet, sondern ledig-
ch das Nichtstun verwaltet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Matthias Miersch [SPD])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712419300

Das Wort hat nun Franz-Josef Holzenkamp für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Franz-Josef Holzenkamp (CDU):
Rede ID: ID1712419400

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und

ollegen! Eine Bemerkung: Biobetriebe sind häufig we-
entlich größer als konventionelle Betriebe. Ich glaube,
as muss man einmal zur Kenntnis nehmen.

Meine Damen und Herren, die Haushaltsdebatten eig-
en sich immer wieder sehr gut, um grundsätzliche Li-
ien deutlich zu machen. Das machen wir auch. Von
einen Vorrednern wurde schon viel von Leitlinien ge-
det. Ich sage an dieser Stelle ganz bewusst: Unsere
eitlinie ist die Weiterentwicklung der modernen Land-
irtschaft, und zwar auf Basis der Schöpfung und der
achhaltigkeit, und nichts anderes. Das will ich deutlich

agen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Gegensatz zu vielen anderen haben wir keine Denk-
erbote. Wir sind vor allem keine Gegen-alles-Partei wie
ie Linke und – immer häufiger – die Grünen. Wir sagen





Franz-Josef Holzenkamp


(A) )


)(B)

Ja zu einer mittelständischen und unternehmerischen
Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft, die vielen
Menschen Beschäftigung und Perspektive bieten. Wir
sagen Ja zur Nutzung von Exportchancen mit unseren
hervorragenden Produkten; das sage ich deutlich. Wir
sagen Ja zu Verbesserungen im Bereich des Verbraucher-
schutzes, und wir sagen auch Ja zur Einhaltung und Wei-
terentwicklung der Standards im Bereich des Tier- und
Naturschutzes.

Diesen Grundsätzen wird der Haushalt des BMELV
gerecht. Er ist solide finanziert und leistet seinen Beitrag
zur Gesamtkonsolidierung unseres Bundeshaushalts. Die
Veränderungen im Zusammenhang mit dem Grünland-
milchprogramm wurden bereits erwähnt und erklärt.

Zum Stichwort Agrardiesel: Lieber Kollege Wilhelm
Priesmeier, danke für die Vorlage. Wir leisten unseren
Beitrag zur Ausfinanzierung der Agrardieselvergünsti-
gung. Wir entlasten damit unsere Betriebe und machen
sie in Europa wettbewerbsfähiger. Wir können nicht so
tun, als wären wir auf einer Insel der Glückseligen. Ich
glaube, das solltet ihr zur Kenntnis nehmen. Wie ihr im
Zusammenhang mit diesen Fragen zu landwirtschaftli-
chen Betrieben steht, wurde vorhin deutlich. Ich kann
nur sagen: Mit uns geht das nicht. Ihr wollt schröpfen,
wir schaffen Lösungen. Mit uns ist letztlich Verlässlich-
keit gewährleistet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das nächste Stichwort ist die GAK: Bereits im lau-
fenden Haushaltsjahr 2011 wurde die GAK auf 600 Mil-
lionen Euro gekürzt. Diese Summe wird für den Haus-
halt 2012 fortgeschrieben. Diese Kürzung war für uns
ein schmerzlicher Schritt; das will ich überhaupt nicht
verhehlen. Ich will aber an Folgendes erinnern. Denken
Sie an die Zeit vor 2005. Unter Rot-Grün wurde die
GAK regelrecht als Steinbruch genutzt, und zwar ohne
Besserstellung der Betriebe. Diese Besserstellung haben
wir schon allein durch den Agrardiesel erreicht.

Stichwort Sozialversicherung: Unter dem Gesichts-
punkt der Titelhöhe ist dies der wichtigste Bereich in
unserem Haushalt. Über die 100 Millionen Euro an
Bundeszuschüssen für die landwirtschaftliche Unfallver-
sicherung hinaus sind weitere 75 Millionen Euro einge-
stellt, die mit einem klaren Arbeitsauftrag verbunden
sind, nämlich der Schaffung eines Bundesträgers der
landwirtschaftlichen Sozialversicherung. Hierzu gibt es
erfreulicherweise einen parteiübergreifenden Konsens.
Ich hoffe, wir bekommen dies im kommenden Halbjahr
gut über die Bühne. Wir stellen uns dieser Aufgabe und
werden dafür sorgen, dass bei diesem Übergang insbe-
sondere die bisherigen Leistungen der regionalen Träger
berücksichtigt werden.

Stichwort Verbraucherpolitik: Wir folgen weiter unse-
rer Strategie, den eigenverantwortlich handelnden Ver-
braucher zu stärken. Meine Kollegin Mechthild Heil
wird gleich detaillierter auf unsere Erfolge eingehen.
Herr Haustein hat vorhin gesagt, wie wir die Stiftung
Warentest und auch die Deutsche Stiftung Verbraucher-
schutz unterstützt haben. Damit machen wir die Verbrau-
cherberatung unabhängiger, und wir stärken den Ver-

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(C (D raucherschutz. Dabei muss man auch die hohen Mittel r das BfR und das BVL berücksichtigen. Ich glaube, ass jeder erkannt hat, dass dies insbesondere nach Ehec in wirksamer Beitrag zum Verbraucherschutz ist. Im Zusammenhang mit Ehec möchte ich eines betoen: Ich fand es wirklich bemerkenswert, dass einige rotagonisten unter uns diese wirklich große und tragiche Krise zu Beginn der modernen Landwirtschaft anängen wollten. Als dann genau das Gegenteil feststand, ar von all diesen Protagonisten nichts mehr zu hören. Frau Aigner, ich bin der Bundesregierung dankbar für as erfolgreiche Krisenmanagement in Zusammenarbeit it dem Bundesgesundheitsminister. Wir sind nicht ideologisch verbohrt. Trotz Haushaltswängen setzen wir die Förderung des Bundesproramms Ökologischer Landbau und andere Formen achhaltiger Landwirtschaft fort. Wir wollen unabhänig von der Produktionsausrichtung alle Marktchancen utzen. Ich plädiere einfach dafür – das ist in unserer ündigen Gesellschaft auch vernünftig –, dass der Ver raucher selbst entscheiden soll, was er will. Das ist ein eutlicher Unterschied zwischen der rechten und der linen Seite: Sie wollen Gängelung, wir schaffen die Voussetzungen dafür, dass die Menschen eigene Ent cheidungen treffen können. Meine Damen und Herren von der Opposition, da dies ei meinem Vorredner deutlich wurde, habe ich eine itte: Hören Sie endlich auf, die nachhaltig wirtschafnden, konventionellen Betriebe zu verunglimpfen! ie tun das nur, um einer Ihnen genehmen Betriebsform inen gewissen Vorzug zu geben und letztendlich Ihre lientel zu befriedigen. Das ist nicht in Ordnung. Ich ache das am Beispiel der Hennenhaltung deutlich. Wo in führt einseitiger Tierschutz? Die Hennenhaltung in eutschland wurde auf ein neues Verfahren umgestellt. etzt kommen 50 Prozent der Eier aus Deutschland; vorer waren es 75 Prozent. (Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat Gründe!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


er Rest kommt aus Ländern mit einem niedrigeren
ierschutzstandard. Arbeitsplätze und Produktion wur-
en exportiert, der Tierschutz ist schlechter.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Daran seid ihr schuld!)


ann habt ihr einen Antrag in den Bundesrat einge-
racht, dass ihr die Übergangszeit für die Kleingruppen-
altungen verkürzen wolltet. 2010 sind die letzten Ställe
ebaut worden. 2020 soll für diese Ställe ein Verbot gel-
n.


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil ihr die Zeit verschlafen habt!)


as ist ein Angriff auf Eigentum. Kommen Sie zur Ver-
unft zurück! Bringen Sie diese Menschen und diese Be-
iebe nicht in Existenznöte!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Franz-Josef Holzenkamp


(A) )


)(B)

Eines möchte ich klarstellen: Dort, wo es problemati-
sche Bereiche gibt, sind wir natürlich unterwegs, um uns
der Probleme anzunehmen und sie zu beseitigen. Das
zeigt sich auch am hohen Haushaltsansatz für unsere
Ressortforschung. Dass wir mehr Kommunikation be-
treiben müssen, zeigt sich auch im Charta-Prozess. Wir
müssen Dinge neu erklären. Wie geht Landwirtschaft?
Viele Menschen wissen das nicht mehr. Zum Fleisches-
sen gehört auch, dass Tiere getötet werden. Man muss
manchen Menschen tatsächlich erklären, dass Wurst und
Fleisch nicht in der Kühltheke geboren werden. Wir wol-
len den Charta-Prozess deshalb zu einem besseren Dia-
log nutzen. Miteinander reden ist immer besser, als über-
einander zu reden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die Agrarexporte wurden eben gerade angesprochen.
Ich lobe die Exportförderung des BMELV. Sie ist hoch-
gradig erfolgreich mit unseren fantastischen deutschen
Produkten. Wir lassen uns das von euch, insbesondere
von den Grünen, nicht vermiesen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nennen Sie richtige Zahlen! 75 Prozent der Agrar-
exporte werden innerhalb Europas gehandelt. Bei den
Drittländern spielen insbesondere die Länder Russland,
Schweiz und USA eine Rolle. Es sind nicht die Entwick-
lungsländer, die Sie immer wieder nennen. Das ist ein-
fach falsch. Bleiben Sie bei der Wahrheit!

Auch wir Deutschen müssen unseren Beitrag zur Si-
cherung der Welternährung leisten. Es ist einfach so,
dass nicht alle Produkte in allen Ländern wachsen. So
einfach ist das. Eigentlich müsste das jeder verstehen
können.

GAP wurde angesprochen. Ich habe ein Problem mit
dem Greening, so wie es ausgestaltet wird. Das will ich
überhaupt nicht verhehlen. Vor allen Dingen wird mit
diesen Ansätzen den globalen Herausforderungen nicht
Rechnung getragen. Man fällt zurück in Flächenstillle-
gungen und veraltete Instrumentarien. Das bringt so
nichts. Meine Damen und Herren von der Opposition,
ich unterstelle Ihnen: Sie wollen Umverteilungspolitik.
Das ist Klientelpolitik.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Setzen Sie sich doch bitte für die gesamte Landwirt-
schaft ein!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich halte fest: Wir haben eine Land- und Ernährungs-
wirtschaft, die hochinnovativ, hochleistungsfähig und
sehr erfolgreich ist. Daraus resultiert: Nahrungsmittel
sind noch nie so günstig gewesen wie heute. Ja, wir ha-
ben auch eine soziale Verantwortung.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712419500

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende Ihrer Rede

kommen.

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(C (D Ja. – In einer nie gekannten Vielfalt und in höchster ualität warten die Nahrungsmittel in den Supermarktgalen, allen Krisen zum Trotz. Damit das so bleibt, be arf es einer verlässlichen bürgerlichen Politik. Meine amen und Herren, Sie wissen: Das kann nur Schwarzelb. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Franz-Josef Holzenkamp (CDU):
Rede ID: ID1712419600


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712419700

Das Wort hat nun Rolf Schwanitz für die SPD-Frak-

on.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1712419800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Wir beraten heute in erster Lesung den Entwurf
es Einzelplans 10, den Entwurf des Haushalts für 2012
on Frau Ministerin Aigner.

Zunächst einmal möchte ich feststellen: Er beinhaltet
enig Neues.


(Mechthild Heil [CDU/CSU]: Kontinuität ist gefragt!)


s gibt wenige Überraschungen.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Er ist eben nachhaltig!)


Gegenteil, muss ich sagen. Er knüpft an schlechte
raditionen der Vorjahre an.


(Beifall bei der SPD)


Das Markenzeichen Ihrer Landwirtschaftspolitik wird
uch 2012 sein: Fehlanzeige, wenn es um echte Struktur-
olitik geht. Steuergelder werden für passive Gießkan-
ensubventionen verpulvert. Das ist nach wie vor Ihr
arkenzeichen.


(Beifall bei der SPD)


Ich will noch einmal daran erinnern – Kollege
riesmeier hat das schon getan –: Unter dem Deckman-
l der Hilfe für die Milchbauern sind 2010 400 Milli-
nen Euro ausgegeben worden. Für dieses Jahr sind da-
r noch einmal 300 Millionen Euro vorgesehen. Diese
ittel werden mit der Gießkanne über die Fläche ver-
ilt. Ich nenne die Stichworte „Grünlandprämie“ und

Kuhprämie“. Außerdem gibt es zusätzliche Zuschüsse
ur landwirtschaftlichen Unfallversicherung, mit denen
ie Beiträge heruntersubventioniert werden. Die Agrar-
ieselsubvention – auch das ist angesprochen worden –
ird dauerhaft fortgesetzt. Das entspricht einem Ausfall
on Steuermitteln in Höhe von 260 Millionen Euro Jahr
r Jahr.


(Mechthild Heil [CDU/CSU]: Verlässlichkeit!)


All das ist nicht problembezogen.


(Mechthild Heil [CDU/CSU]: Doch!)






Rolf Schwanitz


(A) )


)(B)

Das Geld wird nur in die Fläche ausgeschüttet, ohne dass
strukturelle Überlegungen dahinterstecken. Diese Aus-
gaben haben keine Investitionseffekte. Das sind rein
konsumtive Subventionen. Das zielt an den strukturellen
Herausforderungen vorbei.


(Beifall bei der SPD)


Natürlich war das nicht zum Nulltarif zu haben; inso-
fern blieb mein Vorredner redlich. Es sind Kürzungen
vorgenommen worden. Das musste gegenfinanziert wer-
den. Die Agrardieselsubvention schlug in der Größen-
ordnung von 170 Millionen Euro im wichtigen Bereich
der Investitionsmittel negativ zu Buche. Die Gemein-
schaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des
Küstenschutzes“ ist im Keller. Das Niveau von 2010
wird um 110 Millionen Euro unterschritten. Vor allen
Dingen im wichtigen Sachgebiet „Verbesserung der
ländlichen Strukturen“ ist richtig zugelangt worden. Das
ist die Situation.


(Beifall bei der SPD)


Wer gedacht hat, dass sich der Umstand, dass weniger
Mittel für Strukturpolitik und mehr Mittel für Gießkan-
nensubventionen ausgegeben werden, in 2012 ändert,
muss bitter enttäuscht feststellen: Das ist nicht so. Bei
der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrar-
struktur und des Küstenschutzes“ gibt es keine Verände-
rung. Die Haushaltsmittel bleiben auf dem abgesenkten
Niveau des Vorjahres: 0 Euro Veränderung in diesem
Haushaltsentwurf gegenüber 2011.

Bei den Gießkannensubventionen passiert das, was
Kritiker schon früher befürchtet haben: Obwohl das So-
fortprogramm ausgelaufen ist, obwohl in diesem Jahr
nach zwei Jahren Schluss ist, wird das Ganze nicht aus-
laufen, sondern die zusätzlichen Subventionen im Be-
reich der Unfallversicherung werden beibehalten. Das
süße Gift der zusätzlichen Zuschüsse:


(Mechthild Heil [CDU/CSU]: Da spricht ein echter Theoretiker! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Sollen die Bauern alleingelassen werden?)


75 Millionen Euro aus der Gießkanne in 2012, 50 Mil-
lionen Euro in 2013 und noch einmal 25 Millionen Euro
in 2014. Summa summarum sind das 150 Millionen
Euro, die in diesen Bereich hineingepumpt werden, ohne
dass strukturpolitische Schwerpunkte gesetzt werden.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/ CSU: Versichertenschutz ist das!)


Das ist klar rückwärtsgewandte Agrarpolitik. Die
Mittel für Strukturwandel, für Innovationen, für ökologi-
sche Ausrichtungen in der Landwirtschaft und für Inves-
titionen werden quasi ausgetrocknet. Gießkannensub-
ventionen hingegen werden aufgebläht, und die Dauer
wird verlängert bis zum Gehtnichtmehr. Das war das
Markenzeichen Ihrer Politik in den letzten beiden Jah-
ren. Das wird auch das Markenzeichen Ihrer Politik in
2012 sein.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das garantieren wir!)


Das habe ich vermutet, Herr Schirmbeck.

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(C (D Auch im Bereich der Verbraucherpolitik fehlt echte eformpolitik. Ich weiß nicht, warum Sie sich bezüglich er Stiftung Warentest auf die Schulter klopfen. Die Zuchüsse werden überproportional gekürzt. Die Aktion, ie Sie bezüglich des Stiftungskapitals aufgelegt haben, rweist sich schlicht und einfach als das, was wir immer efürchtet haben, nämlich als eine Kürzung der Mittel ei der Verbraucherpolitik. (Beifall bei der SPD – Heinz-Peter Haustein [FDP]: Stimmt doch gar nicht!)


Auch bei der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz
hlt der Ministerin jeder Wille zur Nachhaltigkeit. Er-

öhung des Stiftungskapitals 2012? Fehlanzeige. Das
ar eine einmalige Aktion. Gibt es im Haushalt 2012 ei-
en Querverbund zu den Strafgeldern des Bundeskartell-
mtes? Fehlanzeige. Davon ist nichts zu erkennen. Ich
rdere Sie deshalb hier noch einmal auf: Gestalten Sie

ndlich eine verursachergerechte Verbraucherpolitik in
rem Bundeshaushalt!


(Beifall bei der SPD)


chaffen Sie einen Querverbund zu den Strafgeldern des
undeskartellamtes! Das wäre ein innovatives Signal bei
er Finanzierung der Verbraucherarbeit, vor allen Din-
en ein Signal an die Sünder im industriellen Bereich.


(Beifall bei der SPD)


Beim Thema Fehlanzeige kann ich die dm-Anzeigen
icht aussparen. Frau Ministerin, das wird Sie nicht
berraschen. Fangen wir einmal mit dem Positiven an.
ass Sie diese Anzeigenserie zurückgezogen haben, war

ine richtige Entscheidung. Aber dass Staatssekretär
üller sich in diesen Anzeigen quasi zum Werbeträger

iner Drogeriekette macht, empfinde ich schlicht und
infach als Sauerei. Das ist mit dem Amtsverständnis ei-
es Regierungsmitgliedes nicht zu vereinbaren.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/ CSU: Das ist doch Blödsinn!)


enauso unerträglich empfinde ich es, dass da sogar
och eine Agentur eingeschaltet worden ist und dies aus
em Titel „Informationen für Verbraucherinnen und Ver-
raucher“ finanziert wurde.


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Hört! Hört!)


iese sogenannten Tipps,


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Die sind alle richtig!)


lso mehr Obst und Gemüse zu essen und im Sommer
ehr zu trinken, sind an Trivialität nun wirklich nicht
ehr zu überbieten. Das hat mit Verbraucherinformatio-

en überhaupt nichts zu tun und auch nichts mit
FORM. Wenn dies wieder einigermaßen ins Lot kom-

en soll, dann fordern Sie bitte Ihren Staatssekretär auf,
r möge das aus seinen Dienstbezügen bezahlen, damit
ieder Ordnung herrscht.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Mit Ihnen macht keiner eine solche Anzeige! Der pure Neid!)






Rolf Schwanitz


(A) )


)(B)

Darüber und über viele andere Dinge mehr müssen
wir reden, damit das Jahr 2012 nicht zu einem verlore-
nen Jahr für die Verbraucher und für die Landwirte in
Deutschland wird.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712419900

Das Wort hat nun Edmund Geisen für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Edmund Peter Geisen (FDP):
Rede ID: ID1712420000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich meine,
die Zukunft Deutschlands wird wesentlich von einer pro-
sperierenden und florierenden Landwirtschaft geprägt
sein. Die christlich-liberale Koalition, insbesondere wir
von der FDP, setzen voll und ganz auf eine unternehme-
rische, effiziente Landwirtschaft, die ihr Einkommen am
Markt verdienen kann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das heißt auch, dass wir eine standortangepasste nach-
haltige Produktion mit exzellenten Produktqualitäten
wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Eine Landwirtschaft am Gängelband des Staates hat
noch nie funktioniert; dafür gibt es viele Beispiele. Ja,
auch die speziellen deutschen Vorgaben der Vorgänger-
regierungen im vergangenen Jahrzehnt haben unsere
Landwirtschaft eher geschwächt. Wichtige Branchen
wurden ins Ausland verlagert und die Produkte dann im-
portiert. Ein sehr anschauliches Beispiel ist – das wurde
eben erwähnt – die Produktion von Eiern. Aber auch an-
dere Produktionslinien konnten den Sondervorschriften
und politischen Sonderwegen Deutschlands nicht stand-
halten.

Es muss, meinen wir, Schluss sein mit der ausnahms-
losen Klientel-, Nischen- und Skandalpolitik in der
Landwirtschaft. Die christlich-liberale Regierung hat er-
kannt, dass die Wettbewerbsverzerrungen abgebaut wer-
den müssen, um unserer Landwirtschaft gerecht zu wer-
den. Harmonisierung nationaler Vorgaben mit denen auf
EU-Ebene, das ist unsere Devise.

Wir waren schon erfolgreich. Von meiner FDP-Frak-
tion erstmals vor vier Jahren eingefordert – das wissen
viele hier im Haus –, hat die christlich-liberale Regie-
rung mit Ministerin Aigner eine Angleichung der Agrar-
dieselbesteuerung durchgesetzt, ebenso deren Versteti-
gung. Das ist Geld, das den Bauern zusteht. Das ist keine
Subventionierung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D as ist nur ein Schritt zur Harmonisierung eines Faktorinsatzes. Das hat mit Subventionierung gar nichts zu n. Wenn die französischen Bauern bisher noch nicht Cent Agrardieselsteuer gezahlt haben, der Steuersatz, en die deutschen Bauern zu zahlen haben, aber bei 5 Prozent liegt, dann war da etwas nicht in Ordnung. ie Bauern bedanken sich ganz herzlich bei der jetzigen hristlich-liberalen Regierung. Vielen Dank, Frau Aigner! (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Harmonisiert doch mal eure Sozialpolitik!)


Wenn wir die unternehmerische Landwirtschaft im
teresse der Gesellschaft unterstützen wollen, dann
uss die Politik dafür Sorge tragen, dass die Landwirt-

chaft von den Erträgen ihrer Arbeit auch existieren
ann.


(Alexander Süßmair [DIE LINKE]: Das kann sie aber nicht!)


ann will die Landwirtschaft gar keine Subventionen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was denn nun?)


as ist im Sinne der betroffenen Landwirte und auch im
inne der Gesellschaft.

Lassen Sie mich betonen: Wettbewerbsgerechtigkeit
urch Harmonisierung staatlicher Vorgaben auf europäi-
cher Ebene, kostendeckende Preise und angemessene
onorierung gesamtgesellschaftlicher Leistungen ma-

hen jegliche Subventionen überflüssig und entlasten da-
it auch die Staatskasse.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Na ja! Ganz so einfach ist das ja wohl nicht!)


Die christlich-liberale Regierung hat anerkannt: Zur
armonisierung gehört auch die Anpassung von Vor-

chriften, zum Beispiel in den Bereichen Pflanzenschutz,
ierschutz und Umweltschutz. Daran müssen wir arbei-
n. Auf rein nationaler Ebene werden jetzt endlich auch
ie Hausaufgaben gemacht, was früher nicht gemacht
urde. Wir werden die landwirtschaftlichen Sozialkas-

en endlich zukunftsfest machen. Die immer kleiner
erdende Solidargemeinschaft in der Landwirtschaft
ann ihre Eigenständigkeit auf Dauer nur mit einem
undesträger sichern. Eine solche von uns in die Wege
eleitete landwirtschaftliche Sozialreform führt mittel-
istig zu Beitragsstabilität und zu Millioneneinsparun-
en im Haushalt. Hier, denke ich, gibt es über die Par-
igrenzen hinweg Konsens.

Das noch in 2009 von der christlich-liberalen Koali-
on beschlossene Konjunkturprogramm hat die Krise
er Landwirtschaft spürbar abgeschwächt. Lassen Sie
ich nur einige Worte zur Sonderstellung des Wirt-

chaftszweiges Landwirtschaft sagen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712420100

Aber nur wenige Worte, bitte.






(A) )


)(B)


Dr. Edmund Peter Geisen (FDP):
Rede ID: ID1712420200

Nur wenige Worte. – Die Landwirtschaft ist keine

Branche wie jede andere. Sie ist eine Werkstatt unter
freiem Himmel. Was das bedeutet, haben wir dieses Jahr
gesehen. Deswegen müssen wir uns unbedingt daranma-
chen, Risikoausgleichsmechanismen zu schaffen und zu
installieren. Auch das wird die christlich-liberale Koali-
tion tun und die Landwirtschaft damit zukunftsfest ma-
chen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wer heute den Agrarstandort Deutschland fit hält, sichert
morgen Ernährung und Energie. Das ist unser politischer
Kompass, und davon zeugt auch dieser Haushaltsent-
wurf.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712420300

Das Wort hat nun Alexander Süßmair für die Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Alexander Süßmair (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712420400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der Entwurf des Agrarhaushalts 2012 zeigt für
mich, dass die Agrarpolitik der Bundesregierung weder
sozial gerecht noch ökologisch oder ökonomisch nach-
haltig ist.


(Mechthild Heil [CDU/CSU]: Haben Sie da überhaupt hineingesehen? – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Haben Sie den überhaupt gelesen?)


Das werde ich auch belegen.

Im Agrarsektor haben wir derzeit eigentlich mit ge-
nau denselben Problemen zu kämpfen wie – das haben
wir heute thematisiert – im Rahmen der Finanz- und
Wirtschaftskrise im Euro-Raum und weltweit. Die Ein-
kommen der Bäuerinnen und Bauern sowie der Beschäf-
tigten in der Landwirtschaft sind viel zu gering.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Wollen Sie auch beim Agrardiesel kürzen?)


Um 20 Prozent sind seit der Liberalisierung der Gemein-
samen Agrarpolitik die Erzeugerpreise gesunken. Das
Durchschnittseinkommen pro Arbeitskraft lag im Ge-
schäftsjahr 2009/2010 um 34 Prozent unter dem durch-
schnittlichen Vergleichsbruttolohn.


(Franz-Josef Holzenkamp [CDU/CSU]: Lösung?)


Im besten Geschäftsjahr der letzten Jahre – das war
2007/2008 – lag das Einkommen immer noch 5 Prozent
unter dem gesellschaftlichen Durchschnittsbruttolohn.
Das alles können Sie im Agrarbericht der Bundesregie-
rung aus diesem Jahr nachlesen; damit Sie nicht glauben,
das seien nur linke Parolen.

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(C (D (Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Das ist die prosperierende Landwirtschaft!)


Schuld daran ist meiner Meinung nach Ihre export-
rientierte Politik. Sie zielen vor allem auf den Verkauf
on möglichst billigen Agrarrohstoffen ab.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


ie ergreifen keinerlei Maßnahmen, um die Märkte im
teresse der Erzeuger zu regulieren, damit diese endlich
ire Preise für ihre Produkte bekommen.


(Beifall bei der LINKEN)


er entscheidende Grund, weshalb wir fast 3,7 Milliar-
en Euro für die landwirtschaftliche Sozialpolitik ausge-
en müssen, ist folgender – hören Sie gut zu –: Die Bäu-
rinnen und Bauern haben schlicht und ergreifend kein
eld, um sich selbst ausreichend sozial abzusichern. Das
t die Wahrheit über Ihre falsche Agrarpolitik.


(Beifall bei der LINKEN – Franz-Josef Holzenkamp [CDU/CSU]: Also Strukturen einfrieren?)


Im Osten der Republik bereiten Sie den landwirt-
chaftlichen Betrieben zusätzliche Probleme. Dort ist die
VVG, die Nachfolgerin der Treuhand, Motor der Preis-
eiberei beim Verkauf ehemaliger volkseigener Flächen.
as geschieht im Auftrag des Finanzministeriums. Auch
urch die Fehlanreize im Rahmen der EEG-Förderung
roßer Biogasanlagen haben Sie dazu beigetragen, dass
ie Pachtpreise steigen, und zwar in ganz Deutschland.
iese Bodenpolitik ist sozial ungerecht und gefährdet
ie Existenz Tausender Familien in der Landwirtschaft.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir von der Linken fordern: Erstens. Wir brauchen
ine Förderung von regionalen Kreisläufen.

Zweitens. Wir brauchen eine Stärkung der Markt-
acht der Erzeuger.

Drittens. Die Förderung von Exporten muss gestri-
hen werden, und wir brauchen eine Stärkung des Bin-
enmarktes.


(Franz-Josef Holzenkamp [CDU/CSU]: Wie?)


Viertens. Wir brauchen eine Regulierung der Märkte;
enn der totale Markt hat in der Landwirtschaft genauso
ersagt wie in der sonstigen Wirtschaft und im Finanz-
ektor.


(Beifall bei der LINKEN)


Fünftens. Wir brauchen ein Verbot der Spekulation
it Lebensmitteln.


(Beifall bei der LINKEN – Franz-Josef Holzenkamp [CDU/CSU]: Wie? – Zuruf von der CDU/CSU: Also keine Hamsterkäufe?)


Wir von der Linken machen auch konkrete Vor-
chläge. Wir fordern, den Ökolandbau zu stärken. Nur
,6 Prozent der Forschungsmittel in der Landwirtschaft
ehen derzeit in die Forschung für den Ökolandbau. Das
t ein Witz.





Alexander Süßmair


(A) )


)(B)


(Franz-Josef Holzenkamp [CDU/CSU]: Soll da alles rein?)


Die Linke fordert die Erhöhung des Anteils auf 20 Pro-
zent. Außerdem fordern wir, dass Sie den Zuschuss zum
Bundesprogramm Ökolandbau von 16 Millionen Euro
auf 25 Millionen Euro aufstocken. Das könnten Sie fi-
nanzieren, indem Sie zum Beispiel die Exportförderung
in Höhe von 5 Millionen Euro streichen.


(Beifall bei der LINKEN – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Und die Arbeitsplätze im Export?)


Wir fordern auch, dass Sie landwirtschaftliche Be-
triebe fördern, die ihre Maschinen auf reines Pflanzenöl
umstellen. Dann könnten die landwirtschaftlichen Be-
triebe ihren Treibstoff selbst produzieren. Davon hätten
sie deutlich mehr als von Ihrer Beimischungspolitik bei
E 10 oder der Steuerbefreiung des Agrardiesels. Das
wäre nachhaltig und würde nicht nur den Mineralölkon-
zernen nutzen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir von der Linken unterstützen auch die Forderung
des Bauernverbandes nach einer steuerfreien Risiko-
rücklage für die Landwirtschaft. Damit könnten Ernte-
ausfälle und Verluste wie zum Beispiel in diesem Jahr
durch Ehec aufgefangen werden. Dann müssten wir hier
nicht alle Jahre wieder Nothilfeprogramme beschließen.


(Beifall bei der LINKEN)


Mein Fazit Ihrer Agrarpolitik lautet: Sie wendet sich
gegen die Bäuerinnen und Bauern, sie bringt nichts für
die Verbraucherinnen und Verbraucher, und sie hat inter-
national katastrophale Auswirkungen für die Menschen
in den Entwicklungsländern. Wir brauchen eine sozial
gerechte und ökologisch nachhaltige Agrarpolitik. Dafür
steht die Linke.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das ist doch alles Quatsch! Das ist doch Unsinn, was Sie da sagen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712420500

Cornelia Behm hat für die Fraktion Bündnis 90/Die

Grünen das Wort.


Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712420600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Nachhaltigkeit ist jetzt in aller Munde. Wir haben das
gerade bei der Rede von Herrn Holzenkamp erlebt, der
Nachhaltigkeit zum Maßstab der christlich-liberalen
Agrarpolitik erklärt hat. Die Bundesregierung hat einen
Beirat für nachhaltige Entwicklung eingesetzt, wir haben
im Bundestag einen Beirat für nachhaltige Entwicklung,
es gibt eine Nachhaltigkeitsstrategie, und in alle Geset-
zen schreiben wir etwas zur Nachhaltigkeit. Aber wie
sieht die politische Praxis aus?

Es gab einmal ein Bundesprogramm Ökologischer
Landbau, finanziert vom Agrarministerium. Daraus hat

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(C (D as Agrarministerium das Bundesprogramm Ökologicher Landbau und andere Formen nachhaltiger Landirtschaft gemacht. Nun frage ich mich ganz besorgt: as, wenn nicht der Ökolandbau, ist die Form der nach altigen Landwirtschaft? Nur mit dem Ökolandbau weren Böden, Gewässer, Klima und Biodiversität gechützt. Auch der Tierschutz spielt dabei eine ganz ntscheidende Rolle. Das heißt, der Ökolandbau wird en globalen Herausforderungen und den gesellschaftlihen Anforderungen gerecht und ist damit eine nachhalge und zukunftsfähige Form der Landwirtschaft. Aus diesem Grunde ist der Ökolandbau auch das Leitild für eine Landwirtschaft der Zukunft weltweit. Das at schon seinerzeit Frau Künast erkannt. (Heinz-Peter Haustein [FDP]: Wer? – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Frau Künast? Wer ist das?)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie hat das Ziel gesetzt, einen Flächenanteil von 20 Pro-
ent für den Ökolandbau zu erreichen. Der Rat für Nach-
altige Entwicklung hat das 2001 unterstrichen. Das In-
ressante ist, dass der Rat für Nachhaltige Entwicklung
erade vor einem Monat erklärt hat: Wir müssen mehr
n, wenn wir einen Anteil des Ökolandbaus von 20 Pro-

ent erreichen wollen; denn Ökolandbau ist der Gold-
tandard. Ökolandbau ist das Leitbild. Darüber hinaus
at der Rat angeregt, 20 Prozent der Agrarforschungs-
ittel für den Ökolandbau einzusetzen.


(Marlene Mortler [CDU/CSU]: Es gibt auch Leute, die haben nicht nur Gold im Geldbeutel!)


ngesichts des Agrarhaushalts der Bundesregierung
ind wir davon Potenzen entfernt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nehmen Sie endlich die ideologischen Scheuklappen
b!


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


olgen Sie den Empfehlungen des Rates für Nachhaltige
ntwicklung. Dafür gibt es eine haushaltsneutrale Lö-
ung, nämlich die Neuausrichtung der BioÖkonomie-
trategie. Darin stecken immerhin 2,4 Milliarden Euro,
erteilt über sechs Jahre. Der Großteil davon kommt
icht aus dem BMELV-Haushalt, sondern aus dem
MBF-Haushalt.

Eine weitere Empfehlung des Rates für Nachhaltige
ntwicklung ist eine Vermarktungsoffensive für den
kologischen Landbau. Dafür haben wir ein hervorra-
endes Instrument, nämlich das Bundesprogramm Öko-
gischer Landbau und andere Formen nachhaltiger
andwirtschaft, BÖLN. Streichen Sie das N, machen Sie
ndlich wieder BÖL daraus. Stoppen Sie Ihre Irrfahrt!
eden Sie nicht nur nachhaltig, sondern handeln Sie
uch nachhaltig!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712420700

Die Kollegin Mechthild Heil hat für die Unionsfrakti-

onen das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Mechthild Heil (CDU):
Rede ID: ID1712420800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die Opposition ist nun einmal so, wie sie ist:
richtungslos und wirr im Vortrag,


(Lachen bei der SPD)


unpräzise und populistisch in der Sache. Mit Verlaub,
was Sie hier heute Abend der Öffentlichkeit vormachen,
ist eine reine Mogelpackung: große Aufmachung und im
Kern mehr Luft als Ware!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wären Sie ein Unternehmen in der Ernährungsbranche,
würde man Ihnen von der Verbraucherzentrale die rote
Karte zeigen und Ihnen eine Abmahnung zukommen las-
sen.


(Rita Schwarzelühr-Sutter [SPD]: Sehr witzig!)


Bei uns ist drin, was draufsteht: Wir haben im letzten
Haushalt die Ausgaben für den Verbraucherschutz um
30 Prozent erhöht. Davon rücken wir auch heute nicht
ab. Nein, wir legen sogar noch etwas drauf, weil wir, die
CDU/CSU und die FDP, um die Bedeutung der Verbrau-
cherpolitik wissen und uns für eine echte Zukunftsvor-
sorge für die Verbraucherinnen und Verbraucher interes-
sieren.

Wir haben das Stiftungsvermögen der Stiftung Wa-
rentest um insgesamt 50 Millionen Euro erhöht. Wir
haben die Stiftung Deutscher Verbraucherschutz mit
10 Millionen Euro unterstützt. Rechnet man diese Ein-
zelzahlungen heraus – was Sie heute Abend nicht getan
haben –, dann stellt man fest, dass der Etat für die Ver-
braucherpolitik 2012 um weitere 6 Prozent anwächst.
Bei allen Sparanstrengungen im Zuge der Schulden-
bremse setzen wir in der Verbraucherpolitik ein klares
Zeichen.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: So ist es!)


Wie moderner und zielgenauer Verbraucherschutz
aussieht und wie er bei uns funktioniert, sehen Sie am
Beispiel eines Projektes, das nicht einmal 1 Million Euro
gekostet hat: Lebensmittelklarheit.de. Durchschnittlich
gehen jeden Tag etwa 100 000 Bürger auf diese Seite.
Sie ist von unserem Bundesministerium finanziert. Die
Verbraucherzentrale Hessen betreut die Seite. Es gibt In-
formationen über die Aufmachung und die Etikettierung
von Lebensmitteln. Fragen können gestellt werden.
Auch die eine oder andere Unklarheit kann dort beseitigt
werden. Allein in den ersten Tagen gab es geradezu ei-
nen Ansturm von 20 Millionen Zugriffen auf diese Seite.
Jeden Tag erreichten die Verbraucherschützer bis zu
300 Anfragen und Produktmeldungen. Das zeigt nicht
nur das große Informationsinteresse der Bürgerinnen

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(C (D nd Bürger, sondern auch deren Bereitschaft, freiwillig nd aktiv an klareren und verständlicheren Lebensmitlinformationen mitzuarbeiten. In der kurzen Zeit seit Bestehen dieser Seite haben ich bereits viele Lebensmittelhersteller mit Produktbechwerden auseinandergesetzt. Sie haben begonnen, ihre erpackungen verständlicher zu gestalten oder auch urch ihre eigene gute Argumentation mehr Verständnis ei ihren Endkunden zu erzielen. (Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Wer das glaubt, wird selig!)


inmal mehr sehen wir, dass Kunden und Hersteller sich
ben nicht wie feindliche Brüder gegenüberstehen, wie
ns die linke Seite des Hauses immer glauben machen
ill.


(Roland Claus [DIE LINKE]: Das heißt Schwestern und Brüder!)


ein, Kunden und Hersteller sind auf ein vertrauensvol-
s Miteinander angewiesen. Das Internetportal „Klar-
eit und Wahrheit“ ist ein guter Schritt in diese Rich-
ng.
Vor allem unserer Verbraucherschutzministerin Ilse

igner gebührt großer Dank, dieses Projekt unbeirrt von
ritik zum Erfolg geführt zu haben. Danke sehr, sehr
erehrte Frau Aigner.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


h danke Ihnen im Namen aller Verbraucher, die Klar-
eit suchen, aber auch im Namen aller Unternehmer, die
n aufgeklärten Kunden Interesse haben. Dank sage ich
ber auch für die mediale Begleitung dieses Prozesses.
ie nicht ganz unberechtigte Angst einiger Hersteller,
it Produkten an den Pranger gestellt zu werden, die

war rechtlich einwandfrei sind, aber für den Kunden
ennoch missverständlich sein könnten, hat sich zum
lück bis heute nicht bewahrheitet.
Ob Ernährung, Gesundheit, Finanzanlagen oder In-

rmationsrechte, Verbraucherschutz ist für uns von der
DU/CSU keine Nischenpolitik. Im Jahr 2010, dem ers-
n Jahr der Ministerin Aigner, wurde sehr vieles ange-

toßen und auf den Weg gebracht. Es vergeht seitdem
ein Monat, in dem wir von der Union nicht eine ver-
raucherschutzpolitische Initiative auf den Weg gebracht
aben.


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Angekündigt, ja!)


as jetzt verschärfte Verbraucherinformationsgesetz ist
ie umfangreichste und ambitionierteste Verbraucher-
chutzoffensive seit Jahren. Neben Informationen zu Le-
ensmitteln und Kosmetika können Verbraucher künftig
uch Auskunft über Spielzeug, Haushaltsgeräte oder an-
ere technische Produkte erhalten.

Mit der Button-Lösung sind wir beim digitalen Ver-
raucherschutz in Europa führend.


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Das ist ja nicht wahr! Die Franzosen haben das schon längst!)


ermeintlich kostenlos ein Rezept heruntergeladen zu
aben und in Wahrheit ein Jahresabonnement für eine





Mechthild Heil


(A) )


)(B)

Zeitschrift abgeschlossen zu haben, gehört nun der Ver-
gangenheit an.

Beim Anlegerschutz geben wir mit den Produktinfor-
mationsblättern den Kunden eine gute Möglichkeit an
die Hand, Angebote für ihre Geldanlage besser zu ver-
stehen und die Angebote untereinander wirklich zu ver-
gleichen. Die bisher nur für den Bankensektor geltende
Dokumentationspflicht werden wir auch auf den Grauen
Kapitalmarkt, also auf alle Anlageberater, ausweiten.

Die Weltwirtschaftskrise hat uns nachdrücklich ge-
zeigt: Verbrauchervertrauen ist die Voraussetzung für
eine gesunde Volkswirtschaft. Weil wir das wissen, stär-
ken wir die Verbraucher und damit unsere Wirtschaft.

Mit dem neuen Telekommunikationsgesetz beenden
wir endgültig die Beutelschneiderei mit teuren Warte-
schleifen.

Wir wollen einen flächendeckenden Ausbau des
Breitbands. Menschen auf dem Land sind für mich keine
Verbraucher zweiter Klasse.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir setzen uns für weniger Preisschwankungen an
den Zapfsäulen ein. Zu viele Kunden fühlen sich von
den manchmal stündlich wechselnden Preisen an den
Tankstellen an der Nase herumgeführt.

Ein besserer Schutz der persönlichen Daten im Netz
und vieles andere steht bei uns auf der Agenda.

Unserem Ziel – schnellere und zielgenauere Informa-
tionen für den Verbraucher, keine staatliche Bevormun-
dung, weniger Spielraum für die schwarzen Schafe auf
dem Markt – sind wir in den letzten zwei Jahren ein
deutliches Stück nähergekommen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712420900

Kollegin Heil, achten Sie bitte auf die Zeit.


Mechthild Heil (CDU):
Rede ID: ID1712421000

Der vorliegende Haushaltsentwurf eröffnet uns die

Möglichkeit, auf diesem Weg weiter voranzugehen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712421100

Die Kollegin Drobinski-Weiß hat für die SPD-Frak-

tion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1712421200

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Liebe Verbraucherinnen und Verbraucher auf den
Rängen! Ich möchte gern ein bisschen Wasser in den
Wein gießen, den Frau Heil uns einzuschenken versucht
hat.


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh nein!)


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(C (D enn angesichts der Verbraucherpolitik dieser Bundesgierung ergibt sich folgendes Bild: Die Verbraucher olitik hat für die schwarz-gelbe Bundesregierung wenig edeutung. (Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wohl wahr!)


ie Verbraucherpolitik der schwarz-gelben Bundesre-
ierung hat kein Konzept. Die Verbraucherpolitik der
chwarz-gelben Bundesregierung besteht vor allen Din-
en aus Worten und weniger aus Taten. Sie nutzt Worte
nd Bilder. Das dient weniger den Verbrauchern als der
R in eigener Sache.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


erbraucherpolitik fällt bei dieser Bundesregierung nur
unter ferner liefen“. Denn im Haushaltsentwurf 2012
ind ganze 3 Prozent des gesamten Etats für verbrau-
herpolitische Maßnahmen vorgesehen. Das im Einzel-
lan 10 enthaltene Tortendiagramm weist für die Ver-
raucherpolitik gerade einmal 148,6 Millionen Euro aus;
as ist der kleinste Anteil. So viel gibt man für die Ver-
raucherpolitik aus. Sogar für den Bereich „Weitere
usgaben“ sind 447,9 Millionen Euro vorgesehen. Das
t dreimal so viel wie das, was für die Verbraucherpoli-
k ausgegeben werden soll.

Die Verbraucherpolitik der Bundesregierung hat kein
onzept. Ihre Maßnahmen sind nicht an der Realität der
erbraucher ausgerichtet. Wir von der SPD-Fraktion for-
ern deshalb den Ausbau einer verbraucherbezogenen
orschung. Wir fordern die Einführung eines wissen-
chaftsbasierten Verbraucherchecks bei der Gesetzge-
ung. Bisher fehlen Daten über das tatsächliche Verhal-
n von Verbrauchern, die Motive für die Produktwahl
nd die Verarbeitung von Informationen. So weiß man
um Beispiel auch zehn Jahre nach der Einführung der
iester-Produkte nicht, warum viele Menschen diese
erträge nicht abschließen, warum sie die Zulage nicht
eantragen und warum sie nicht bis zur Rente „durch-
paren“. Wir fordern deshalb den Aufbau einer eigen-
tändigen Forschungseinrichtung, die unter anderem
ine jährliche und repräsentative Verbrauchererhebung
urchführt. Sie soll die Grundlage für weitere Studien
nd einen Verbrauchercheck in der Gesetzgebung er-
öglichen.

Beim Verbraucherinformationsgesetz haben wir als
PD in einem Entschließungsantrag erstmalig einen Ver-
rauchercheck gefordert. Wir wollen, dass die sich in der
raxis offenbarenden Schwächen zum Anlass genom-
en werden, entsprechend nachzubessern. Obwohl seit
krafttreten des Gesetzes im Jahr 2008 klar ist, dass die
uskunftsmöglichkeiten für Verbraucher so stark einge-

chränkt sind, dass die Verbraucher sie kaum nutzen,
arten wir seit drei Jahren auf eine entsprechende No-
elle. Das, was uns bisher vonseiten der Bundesregie-
ng bekannt ist, lässt leider befürchten, dass auch die

chwächen dieses Gesetzes wieder einmal nur unzurei-
hend beseitigt werden sollen.

Nach Auffassung der Bundesregierung soll der mün-
ige Verbraucher allein die Verantwortung für ein nach-





Elvira Drobinski-Weiß


(A) )


)(B)

haltiges Konsumverhalten tragen. Dabei ist der Markt mit
der sogenannten Nachhaltigkeit für die Verbraucher un-
durchschaubar geworden. Hinz und Kunz werben mit der
Nachhaltigkeit ihrer Produkte. Doch was steckt dahinter?
Wir fordern eine öffentlich zugängliche Datenbank, in der
Hersteller, die mit solchen Aussagen werben, ihre Krite-
rien für soziale und ökologische Produktionsbedingun-
gen offenlegen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


So werden nämlich die unterschiedlichen Nachhaltig-
keitsbegriffe für die Verbraucher vergleichbar. Das kann
zu einer einheitlichen Definition beitragen.

Wie Sie wissen, hat der Europäische Gerichtshof vor-
gestern entschieden, dass nicht zugelassene Genkon-
strukte in Lebensmitteln nicht toleriert werden dürfen,
egal ob absichtlich oder zufällig hineingelangt und unab-
hängig vom Anteil. Im Klartext muss dies heißen: keine
Aufhebung der Nulltoleranz für nicht zugelassene Kon-
strukte und kein Anbau von GVO-Pflanzen. Denn die
Koexistenz ist ein Märchen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Ausbreitung von GVO ist nicht kontrollierbar.
Doch stattdessen diskutiert man in der Bundesrepublik
über eine Kennzeichnungspflicht für die Produkte, die
irgendwie mit Gentechnik in Berührung gekommen
sind. Wir halten eine solche Kennzeichnung nur dann für
sinnvoll, wenn der Verbraucher auf einen Blick erkennen
kann, ob gentechnisch veränderte Pflanzen genutzt wur-
den oder ob auf irgendeiner Produktionsstufe im Herstel-
lungsprozess ein gentechnisch verändertes Enzym einge-
setzt wurde. Mehrheitsfähig – Frau Aigner, da muss ich
Ihnen leider widersprechen – ist diese Kennzeichnung
auf EU-Ebene sowieso nicht. Deshalb haben wir uns da-
mals für die freiwillige Kennzeichnung „Ohne GenTech-
nik“ auf nationaler Ebene starkgemacht. Die haben wir
von der SPD durchgesetzt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich freue mich, dass Sie, Frau Aigner, uns dabei unter-
stützt haben. Wir brauchen aber weiterhin Mittel für
diese Informationskampagne.

Ob Lebensmittelkennzeichnung, Verbraucherrechte-
richtlinie, Datenschutz oder Spielzeugsicherheit, wich-
tige verbraucherpolitische Vorhaben – das wissen wir
alle – werden in Brüssel verhandelt. Die Wirtschaft ist in
Brüssel bestens aufgestellt. Ihre Lobbyisten bauen ihre
Präsenz in Brüssel massiv aus. Für die Zusammenarbeit
der Verbraucherverbände auf EU-Ebene werden die Mit-
gliedsbeiträge der vzbv an die europäische Verbraucher-
organisation BEUC zwar aus dem Einzelplan 10 geför-
dert, eine Vertretung für die spezifischen Interessen der
deutschen Verbraucher existiert jedoch nicht. Das, so
finden wir, muss sich schnellstens ändern.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das kann wohl nicht wahr sein!)


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(C (D Die Verbraucherpolitik der schwarz-gelben Bundesreierung: wenige Taten, viele Worte und viel PR in eigeer Sache. Es wurde schon mehrfach darauf hingewieen. Viel wurde versprochen und nicht gehalten. Die eite www.lebensmittelwarnung.de ist immer noch im ufbau. Das Verbrauchertelefon mit Lotsenfunktion xistiert nach wie vor nicht. Ob Anlegerschutz oder pielzeugsicherheit, die Liste der leeren Versprechungen eße sich beliebig fortsetzen. Die PR des Ministeriums agegen läuft auf Hochtouren. Einmal verkündet der arlamentarische Staatssekretär Allgemeinplätze, und ein Konterfei lächelt freundlich von der gesponserten nzeige. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Er macht einen guten Eindruck!)


in anderes Mal lässt sich die Ministerin im Werbespot
uf der Internetseite einer Küchenfirma finden, oder es
erden Projekte von Zuwendungsempfängern genutzt,
m die Arbeit des Ministeriums zu bewerben. Aus dieser
cke werden wir möglicherweise noch einiges hören.
ieber wäre uns weniger PR, dafür mehr gute Politik für
ie Verbraucherinnen und Verbraucher.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712421300

Das Wort hat die Kollegin Dr. Happach-Kasan für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1712421400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s sollte über diesem büttenreifen Beitrag der Kollegin
robinski-Weiß nicht vergessen werden, dass wir hier
ber das Feld Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-
herschutz diskutieren. Ich danke dem Kollegen
riesmeier ausdrücklich, weil er festgestellt hat, dass es
sgesamt in der Landwirtschaft gut läuft. Es läuft in der
at bemerkenswert gut.

Ich vermisse allerdings in den Beiträgen der Opposi-
on die Überlegung, dass eine Haushaltsdebatte nicht
ur darüber geführt werden sollte, wie die Gelder, die
on den Steuerzahlern erwirtschaftet werden, verteilt
erden. Es sollte auch darüber diskutiert werden, welche

trukturellen Rahmenbedingungen wir schaffen. Die Op-
osition ist etwas blass geworden. Wir haben Rahmen-
edingungen geschaffen, die es unserer Landwirtschaft
rmöglichen, ein gutes Einkommen zu erwirtschaften.
err Priesmeier hat recht: Wir haben eine schlechte
rnte. Deswegen werden wir darüber nachdenken, Di-
ktzahlungen schneller zu leisten, damit keine Liquidi-
tsengpässe entstehen. Dies liegt im Interesse der Be-
iebe.

Ich vermisse bei der Kritik dessen, was gewesen ist
Frau Drobinski-Weiß war offensichtlich nicht da, sonst

ätte sie bemerkt, wie viel diese Bundesregierung be-
egt hat –,





Dr. Christel Happach-Kasan


(A) )


)(B)


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


dass man, wenn man gegen das Grünlandmilchpro-
gramm ist, sagt, wie den Landwirten in der Milchkrise
hätte geholfen werden können. Dazu kam absolut nichts.

Der Haushalt dieser Bundesregierung folgt der Leitli-
nie „Stabilität, Wachstum, Zukunftsfähigkeit“. Zukunfts-
fähigkeit ist das Thema. Das bedeutet im Bereich der
Landwirtschaft eine Steigerung von Effizienz. Wir müs-
sen das, was wir mit der GAP auf den Weg bringen, vor
dem Hintergrund der Steigerung der Effizienz der Land-
wirtschaft betrachten. An die Grünen gerichtet: Das gilt
auch für die Ökolandwirtschaft. Der Rat für Nachhaltige
Entwicklung hat ebenfalls gesagt: Bitte, liebe Ökobe-
triebe, auch ihr müsst effizienter werden, als ihr es bisher
wart. – Das ist eine Aufforderung an diese Betriebe. Es
reicht nicht, immerzu die bäuerliche Landwirtschaft
hochzuhalten und Museumslandwirtschaft zu fordern.
Wenn wir die Welt ernähren wollen – dazu müssen auch
wir als Deutsche einen Beitrag leisten –, dann müssen
wir Effizienzsteigerungen auf den Weg bringen, dann
darf es – das ist eine Forderung der FDP; ehrlich gesagt,
vermisse ich eine solche Forderung von der Linken –
auch keine Deckelung geben.


(Alexander Süßmair [DIE LINKE]: Wir sind doch gegen eine Deckelung!)


– Das hat er leider nicht gesagt. Das hätte er sagen müs-
sen.


(Alexander Süßmair [DIE LINKE]: Das hat er auch gesagt!)


– Nein, das hat er nicht.

Wir müssen feststellen, dass wir in Deutschland un-
terschiedliche Betriebsstrukturen in den verschiedenen
Landesteilen haben, und deswegen müssen wir für das
ganze Land und nicht nur für einige Teile Politik ma-
chen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Genau! Wir sind für alle da!)


Ich finde es außerordentlich bemerkenswert, dass es
dieser Bundesregierung – Frau Aigner gemeinsam mit
Herrn Niebel – erstmals gelungen ist, deutlich zu ma-
chen: Wer Welternährung will, der muss auch Landwirt-
schaft wollen.


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber was für eine Landwirtschaft!)


Nur über mehr Landwirtschaft werden wir in der Lage
sein, die Menschen auf der Erde zu ernähren; nur so wird
es gehen. Wenn wir uns einfach einmal bewusst machen,
dass sich die genutzte Ackerfläche pro Kopf von 1950 bis
2025 auf ein Drittel reduzieren wird – von 5 000 Quadrat-
metern auf 1 700 Quadratmeter –, dann wird uns klar,
welche Herausforderung die Steigerung der Effizienz be-
deutet.


(Marlene Mortler [CDU/CSU]: Richtig!)


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(C (D Die Bundesregierung hat die Ehec-Krise sehr sachgecht bewältigt. Ich bin betroffen, dass wir 50 Tote zu eklagen haben. Aber wir müssen auch feststellen, dass as Bundesgesundheitsministerium unter Herrn Bahr nd das Bundeslandwirtschaftsministerium unter Frau igner mit der Taskforce ausgesprochen gut gehandelt aben und dass wir diese Krise deswegen schnell beenet haben. Bundesgesundheitsministerium sind bereits Konseuenzen für die Gesetzgebung daraus gezogen worden. Ich möchte noch auf die landwirtschaftliche Unfallersicherung eingehen. Dieses Thema wird uns in Zuunft noch beschäftigen. Ich will einen Punkt ganz deutch machen: Ich bin der Meinung, der Unfall, der nicht eschieht, ist der beste Unfall. Deswegen müssen wir bei er landwirtschaftlichen Unfallversicherung darauf seten, dass wir mehr Anreize zur Vermeidung von Unfäln, also zu Vorsorgemaßnahmen, schaffen, damit die ohe Zahl der Unfälle im Bereich von Landund Forstirtschaft endlich effektiv gemindert wird. Danke schön. Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege chirmbeck für die Unionsfraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712421500


Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1712421600

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Ich möchte zuerst das aufgreifen, was der Kol-
ge Haustein schon getan hat: Er hat sich bei vielen
itstreitern bedankt. Lieber Peter, ich darf dich korrigie-
n: Du hast unsere Ministerin vergessen. Ihr gilt natür-
ch dein und mein ganz besonderer Dank. Ich darf er-
änzen: Ich möchte mich auch beim Finanzministerium,
esonders beim Staatssekretär Kampeter, bedanken;
enn wenn dort nicht die nötigen Mittel zur Verfügung
estellt werden, können wir hier zwar über vieles reden,
ber nichts machen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, auch wenn wir eine fröhli-
he Runde sind, lassen Sie mich versuchen, Ihnen hier
inen ganz ernsthaften Gedanken vorzutragen. Ich war
it dem Kollegen Peter Bleser vor einigen Tagen auf der

ogenannten Armuts- oder Hungerkonferenz der Afrika-
ischen Union in Addis Abeba, also in über 2 300 Meter
öhe. In Ostafrika gibt es 12 Millionen Menschen, die
em Hunger ins Auge sehen. In Ostafrika hat man die
esten Zuckerrübenböden. Man hat dort auch reichlich
asser. Politisch und agrarstrukturell herrschen dort

ber archaische Verhältnisse. Wäre dies nicht so und
ätte man dort unser landwirtschaftliches Können der
960er-Jahre, dann könnte man – das sagen unsere Fach-





Georg Schirmbeck


(A) )


)(B)

leute – nicht nur die Menschen in Somalia und in Äthio-
pien, sondern auch die in Ägypten ernähren.

Wir hier haben die erfolgreichste, leistungsfähigste
Landwirtschaft der Welt. Sie ist, wenn man das im inter-
nationalen Vergleich sieht, vergleichsweise kleinteilig.
Wir aber erwecken den Eindruck, als gäbe es hier Miss-
stände ohne Ende. Ich sage Ihnen: Wenn wir nicht eine
so leistungsfähige Landwirtschaft hätten, könnten wir
nicht dorthin fahren, um den Hungernden, den Sterben-
den dort so zu helfen, wie wir das tun. Italien kann es
schon nicht mehr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: So ist es! Endlich sagt das mal einer!)


Verehrter Herr Kollege Süßmair, ich hätte nicht ge-
dacht, dass wir das 21 Jahre nach der deutschen Einheit
hier noch einmal diskutieren müssen. Aber der Kollege
Claus hat ausgeführt, die Landwirtschaft sei nun der Be-
reich gewesen, in dem die DDR der Bundesrepublik
überlegen gewesen sei.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Ich war im Januar 1990 das erste Mal in Neustrelitz.
Damals funktionierte die DDR in ihren staatlichen
Strukturen ja noch. Da war ich beim Rat des Kreises. Da
war auch der Agrarkreisrat oder wie immer der sich da-
mals nannte. Der hatte ein Problem. Der hatte 1 000 fette
Schweine, die so fett waren, dass sie auf dem Hintern
sitzen mussten, weil sie nicht mehr stehen konnten. Das
war leibhaftige Tierquälerei. Der hatte das Problem, dass
diese fetten Schweine – dafür gab es auch gar keinen
Markt mehr – geschlachtet werden mussten. Da mussten
meine Freunde aus Südoldenburg kommen und das erle-
digen. Das ist die Überlegenheit gewesen! Ich sage es
einmal ein bisschen polemisch: Mit Ihrer Landwirtschaft
würde selbst in der Sahara der Sand knapp.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Lassen Sie mich etwas zu dem ländlichen Raum sa-
gen, dem geprügelten ländlichen Raum, der sich total
entvölkert, der erbärmlich dasteht. Ich komme – zusam-
men mit dem Kollegen Holzenkamp – aus einer Region,
in der vielleicht die moderne Landwirtschaft entwickelt
worden ist – das kann man vielleicht so behaupten –, in
der aber die Menschen vor zwei Generationen noch Sand
gefressen haben, weil das leichte Böden sind. Die älteren
Leute, die da leben, haben noch Hunger gekannt. Da ist
heute moderne Landwirtschaft.

Wenn ich dann höre, dass von einer Entvölkerung ge-
sprochen wird, dann muss ich sagen: Der Landkreis Os-
nabrück hat in den letzten 20 Jahren 75 000 Einwohner
zusätzlich gewonnen. Die Bevölkerung im Landkreis
Vechta ist erheblich gewachsen. Das gilt auch für den
Landkreis Cloppenburg oder das Emsland und die Graf-
schaft Bentheim. Die Arbeitslosenzahlen sind unter
4 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit ist an der Nach-
weisgrenze.


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Es muss auch andere Gegenden in Deutschland geben!)


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(C (D Das sind keine Regionen, in denen Not herrscht. Ich ann nur sagen: Wenn es denn Regionen gibt, in denen ie Strukturen heute nicht zu halten sind und die sich ntvölkern, dann möge man sich in diesen Räumen einal Gedanken darüber machen, warum das bei ihnen so t, und dann möge man vielleicht das eine oder andere ndern. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Alexander Süßmair [DIE LINKE]: Unverschämt! Sie schreiben doch selber in Ihrem eigenen Bericht, dass die Einkommen nicht ausreichen!)


Meine Damen und Herren, ich stelle fest, dass im
ndlichen Raum gebaut wird. Es werden Windräder ge-
aut. Es werden Solaranlagen gebaut. Die Außenwände
on Stallgebäuden werden sogar verklinkert hochgezo-
en. So kann man in anderen Regionen der Welt nicht
inmal Häuser bauen. Es gibt richtig Innovationen im
ndlichen Raum. Es besteht dort lediglich das Problem,
ass es keinen Handwerker, keinen Fliesenleger gibt, der
eitgerecht den einen oder anderen Auftrag ausführt.

Lassen Sie uns doch einmal ehrlich sein! Wir brau-
hen natürlich Verbraucherschutz. Wir brauchen Lebens-
ittelüberwachung. Jeder einzelne Fall, den wir in die-

em Zusammenhang diskutieren, ist einer zu viel; da
ind wir uns völlig einig. Aber können wir nicht auch
inmal feststellen, dass wir gesunde Lebensmittel in ei-
er Vielfalt haben, die es in keiner Generation vor uns
ab?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auch darauf können wir stolz sein; auch das können
ir erwähnen, statt immer nur den einen Fall so hochzu-

iehen, als ginge bald die Welt unter.


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Da klatschen nicht einmal die eigenen Leute!)


Ein Thema, für das ich, wie der eine oder andere
eiß, eine besondere Leidenschaft habe, ist die Forst-
irtschaft. Wir haben das Internationale Jahr der Wäl-
er. Wir dürfen feststellen, dass die deutsche Forstwirt-
chaft besonders leistungsfähig ist. Das sieht man auch
aran, dass im Biodiversitätsbericht der Bundesregie-
ng festgestellt wird, dass die Biodiversitätskriterien

erade in der Forstwirtschaft besonders erfolgreich ein-
ehalten werden.

Deutsche Forstleute sind in der ganzen Welt tätig. Ich
arf der Ministerin herzlich dafür danken, dass sie sich
eispielsweise an großen Kooperationswerken in Viet-
am, aber auch in China und in anderen Ländern betei-
gt.

Wenn man über Forstentwicklung in der Welt redet,
o ist es natürlich richtig, dass es an manchen Stellen
aldvernichtung gibt, bei der wir dagegenhalten müs-

en. Aber nehmen Sie bitte auch zur Kenntnis, dass es
urch deutsche Forstleute, durch Mittel, die wir in die-
em Bundeshaushalt zur Verfügung stellen, beispiels-
eise gelingt, in einem Zeitraum von zehn Jahren in
ietnam die Waldfläche wieder auf das Niveau von vor
em Vietnamkrieg zu bringen. Auch darauf können wir





Georg Schirmbeck


(A) )


)(B)

doch stolz sein. Das sollte man wissen; deshalb möchte
ich das hier erwähnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nachdem ich mir vorhin die Ausführungen zu For-
schung und Entwicklung angehört habe – ich finde es
toll, dass wir Exzellenzuniversitäten und Ähnliches ha-
ben –, sage ich durchaus ein bisschen kritisch: Es kann
doch nicht sein, dass wir an unseren Exzellenzuniversi-
täten junge Forstleute heranbilden, dann aber nicht in der
Lage sind, den Besten eines Jahrgangs einen Arbeits-
platz anzubieten – und das angesichts der Tatsache, dass
das derzeitige Forstpersonal im Schnitt über 50 Jahre alt
ist. Dieses Verhalten ist kurzsichtig und überzeugt nicht.
Ich hätte den Wunsch, dass sich die Länder an der einen
oder anderen Stelle etwas mehr in die richtige Richtung
bewegen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Herr Kollege Schwanitz hat hier gesagt, im ländlichen
Raum werde Geld verbrannt. Ich kann dem nur entge-
genhalten: Durch die Maßnahmen bei den Berufsgenos-
senschaften und beim Agrardiesel tragen wir dazu bei,
dass auch im ländlichen Raum Kaufkraft vorhanden ist.
Außerdem sorgen wir – das zeichnet diesen Einzelplan
besonders aus – für soziale Sicherheit im ländlichen
Raum, indem wir für diesen Bereich fast 4 Milliarden
Euro zur Verfügung stellen. Das ist ein Beispiel für Kon-
tinuität. Wir sind hier verlässliche Partner. Ich sage es
noch einmal: Der Kollege Haustein und ich werden si-
cherstellen, dass bei den Haushaltsplanberatungen die
eine oder andere Änderung noch eingearbeitet wird, uns
zugleich aber auch an dem Ziel orientieren, dass weiter-
hin kontinuierliche Politik für die Menschen in Deutsch-
land und weit darüber hinaus gemacht wird.

Herzlichen Dank für Ihre Geduld.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712421700

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

nicht vor.

Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Gesundheit, Einzelplan 15.

Das Wort hat der Bundesminister Daniel Bahr.


(Beifall bei der FDP)



Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1712421800

Guten Abend, Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolle-

ginnen und Kollegen! Heute beraten wir erstmals den
Bundeshaushalt 2012 für den Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums für Gesundheit. Der eigentliche Haus-
halt des Bundesgesundheitsministeriums ist auch im
kommenden Jahr mit einem Umfang von knapp 483 Mil-
lionen Euro ein eher kleinerer Etat, aber es zeigt sich,
dass man auch in diesem kleinen Etat schon richtige Pri-
oritäten setzen kann. Ich möchte Ihnen drei Beispiele
nennen:

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(C (D Erstes Beispiel: 12 000 Menschen warten in Deutschnd derzeit auf ein geeignetes Spenderorgan. Mir per önlich liegt das Thema Organtransplantation sehr am erzen. Deshalb sieht unser Etat auch für das Jahr 2012 iederum 2,5 Millionen Euro für Aufklärungsarbeit zur rganspende in der Bevölkerung vor. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir müssen es schaffen, meine Damen und Herren, dass
ich möglichst viele Menschen mit diesem wichtigen
hema befassen. Wir werden mit der Novelle des Trans-
lantationsgesetzes weitere Verbesserungen vornehmen,
m die Zahl der Organspenden zu erhöhen und den Ab-
uf zu verbessern. Ich bin dankbar und begrüße aus-
rücklich, dass sich der Deutsche Bundestag in diesem
ahr um das Thema Organspendebereitschaft kümmern
öchte, dass eine Debatte hier im Deutschen Bundestag

ber die Frage geführt werden soll, wie wir die Bereit-
chaft der Menschen noch erhöhen können, einen Organ-
pendeausweis auszufüllen.

Die Zahl derjenigen Menschen, die den Wunsch ha-
en, selbst ein Spenderorgan zu erhalten, wenn es nötig
t, ist hoch. Die Bereitschaft zur Organspende in
eutschland ist hingegen noch zu gering ausgeprägt.
ir wissen aber auch, dass jeder, der sich selbst nicht
it dem Thema Organspende beschäftigt, die Entschei-

ung später einem Angehörigen aufbürdet. Deswegen
erben wir für die Organspende und für das Ausfüllen

ines Organspendeausweises. Wir sagen den Menschen:
eder Organspender ist ein Lebensretter. Ich sage in die-
er Debatte: Wir sollten im Deutschen Bundestag ge-
einsam noch mehr dafür tun, dass sich die Menschen
it dem Thema Organspende persönlich beschäftigen

nd sich dafür entscheiden, einen Organspendeausweis
uszufüllen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Beispiel zwei: Wir dürfen beim Thema HIV/Aids
icht nachlassen. Diese Erkrankung darf nicht in Verges-
enheit geraten; sie stellt nämlich für viele Menschen

mer noch eine lebensbedrohliche Situation dar. Wir
ehen deshalb 12 Millionen Euro für Präventionsmaß-
ahmen in diesem Bereich vor.


(Elke Ferner [SPD]: Warum weniger?)


ir werden, wie schon im vergangenen Jahr, rund
,6 Millionen Euro für die Aidsforschung bereitstellen.
s zeigt sich, dass die Gefahren unterschätzt werden,
enn wir nicht durch fortwährende und gezielte Öffent-
chkeitsarbeit stetig informieren. Auch hier setzen das
undesministerium für Gesundheit und die Koalition
sgesamt eine klare Priorität und stellen für das Thema
IV/Aids weiterhin die erforderlichen Mittel zur Verfü-
ung.

Beispiel drei: Wir sind in vielen Bereichen unseres
esundheitswesens dringend auf Innovation angewie-

en: in der Pflege, der Kindergesundheit, der Arznei-
ittelsicherheit, aber auch bei Maßnahmen zur Quali-





Bundesminister Daniel Bahr


(A) )


)(B)

tätssicherung. Für den Bereich der Forschung sind
deshalb im Etat 25 Millionen Euro veranschlagt.

Neben dem Kernbereich des Haushalts macht den
größten Batzen dessen, was wir heute beraten, der Bun-
deszuschuss an die gesetzliche Krankenversicherung
aus. Er beträgt 14 Milliarden Euro für versicherungs-
fremde Leistungen und seit dem letzten Jahr auch für ei-
nen funktionierenden Sozialausgleich.


(Lachen der Abg. Elke Ferner [SPD])


Ich erinnere an die Ausgangssituation zu Beginn der Le-
gislaturperiode. Insofern, Frau Ferner, wird Ihnen das
Lachen gleich im Halse stecken bleiben.


(Elke Ferner [SPD]: Das glaube ich kaum!)


Denn das, was wir in dem zuvor sozialdemokratisch ge-
führten Haus vorgefunden haben, war ein drohendes
Milliardendefizit, das durch den Gesundheitsfonds mit
den gedeckelten Zusatzbeiträgen nicht hätte geschultert
werden können.


(Elke Ferner [SPD]: Es wird nicht richtiger dadurch, dass Sie es ständig falsch wiederholen! Sie lügen ganz bewusst!)


– Ihre Reaktion zeigt mir nur, dass Sie hier einen wun-
den Punkt haben,


(Elke Ferner [SPD]: Nein!)


dass Sie offensichtlich die Realität, die wir vorgefunden
haben, auch heute noch leugnen. – Es hätte bei den
Krankenkassen zur Masseninsolvenz geführt. Das Fi-
nanzierungssystem, das Ihre sozialdemokratische Füh-
rung uns hinterlassen hat,


(Elke Ferner [SPD]: Da war Ihr Koalitionspartner mit dabei, Herr Bahr!)


war nicht in der Lage, ein solches Defizit im Sinne der
Versicherten und der Stabilität des Gesundheitswesens
zu schultern.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Es war diese Koalition, meine Damen und Herren, die
für einen effizienten Einsatz der Versichertengelder ge-
sorgt hat. Wir haben mit der Neuordnung des Arzneimit-
telmarktes gezeigt, wie wir Wettbewerb auch im Arznei-
mittelbereich verstanden wissen wollen und wie wir ihn
voranbringen wollen, und wir bringen die Interessen der
Patienten und Beitragszahler zusammen. Wir brechen
das Preismonopol der Pharmaindustrie.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Lachen der Abg. Elke Ferner [SPD])


Wir sorgen dafür, dass die Patienten weiterhin wirkliche
Innovationen im Arzneimittelbereich auch schnell in der
Versorgung spüren. Aber wir sorgen gleichzeitig dafür,
dass das nicht zu einer einseitigen Preisfestsetzung durch
die Pharmaindustrie zulasten der Beitragszahler führt.
Wir sorgen für einen fairen Ausgleich der Interessen der
Patienten und der Interessen der Beitragszahler.

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(C (D (Elke Ferner [SPD]: Das glauben Sie ja selber nicht!)


Die Erfolge, Frau Ferner, geben uns recht.


(Elke Ferner [SPD]: Welche Erfolge denn? – Hilde Mattheis [SPD]: Na super!)


nter der Führung der Sozialdemokraten im Gesund-
eitsministerium wurde mehr Geld für Arzneimittel in
eutschland ausgegeben als für die ambulante Versor-
ung. Erst unter liberaler Führung im Gesundheitsminis-
rium können wir verzeichnen, dass wieder mehr Geld
r die ambulante Versorgung der Patienten ausgegeben
ird als für Arzneimittel, wie es unter Ihrer Führung der
all war. Das ist die richtige Prioritätensetzung dieser
oalition.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir haben eine entscheidende Grundlage für ein ge-
chtes, dauerhaft finanziertes, transparentes und wettbe-
erbliches Finanzierungssystem in der gesetzlichen
rankenversicherung geschaffen. Bei anderen Vorgaben
ätte die Regierung jedes Jahr einen Einheitsbeitragssatz
r alle Krankenkassen gleich festlegen müssen


(Elke Ferner [SPD]: Wir haben jetzt keinen Einheitsbeitrag?)


nd hätte damit entschieden, wie viel Geld die Politik
em Gesundheitswesen zur Verfügung zu stellen bereit
t. Aus dieser Planwirtschaft steigen wir aus; denn wir
aben den Beitragssatz einmalig festgelegt, und dieser
ilt bei guter wie bei schlechter Entwicklung. Damit ha-
en wir dafür gesorgt, dass steigende Gesundheitskosten
icht mehr automatisch die Arbeitskosten in Deutsch-
nd verteuern.


(Elke Ferner [SPD]: Nur bei den Versicherten! Die können es sich ja leisten, Herr Bahr!)


ie Krankenkassen erhalten unter unserer Führung ihre
eitragsautonomie zurück. Für die Versicherten wird
ehr Transparenz geschaffen. Sie können die Leistung

iner Krankenkasse transparent in Euro und Cent sehen
nd vergleichen, was die Krankenkassen ihren Patienten
ieten.

Das zeigt die andere Prioritätensetzung der christlich-
beralen Koalition in der Gesundheitspolitik.


(Elke Ferner [SPD]: Das stimmt allerdings!)


ir wollen keine Einheitskasse,


(Elke Ferner [SPD]: Nein, Sie wollen die gesetzlichen Kassen abschaffen, Herr Bahr! Das wollen Sie!)


eil wir wissen, dass die Patienten in einer Einheits-
asse zum Bittsteller einer Einheitsversorgung werden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ir gehen vom mündigen Patienten und vom mündigen
ersicherten aus. Dieser steht für uns im Mittelpunkt. Er
ann selbst entscheiden, wie er sich versichern möchte,
nd selbst auswählen, was eine Krankenkasse für ihn
isten soll, was sie ihm für seinen Beitrag bieten soll.





Bundesminister Daniel Bahr


(A) )


)(B)


(Elke Ferner [SPD]: Sie träumen ja! Wovon träumen Sie sonst noch?)


Deswegen sorgen wir mit dem anstehenden Versor-
gungsstrukturgesetz dafür, dass die Wahlfreiheit der Ver-
sicherten weiter gestärkt wird und der Versicherte Unter-
schiede bei den Krankenkassen feststellen kann, dass es
einen wohlverstandenen fairen Wettbewerb um die bes-
sere Versorgung gibt.

Das ist die logische Konsequenz unserer Politik, aus-
gerichtet an den Interessen der Versicherten und Patien-
ten.


(Elke Ferner [SPD]: Nein, an Ihrer Klientelpolitik ausgerichtet!)


Während Sie immer geleugnet haben, dass uns in
Deutschland ein Ärztemangel droht – Sie haben gesagt,
es gebe genügend Ärzte in Deutschland, sie müssten nur
zwangsweise besser verteilt werden –,


(Elke Ferner [SPD]: Das ist Unsinn, was Sie da erzählen!)


befassen wir uns mit der Versorgungsrealität der Men-
schen in Deutschland. Wir sorgen dafür, dass die Men-
schen sich auch in der Fläche künftig noch darauf verlas-
sen können, dass sie eine ausreichende, gute medizi-
nische Versorgung vor Ort vorfinden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Was kostet das?)


Denn wir setzen Anreize, damit junge Mediziner mit
Lust, Motivation und Freude in den Beruf einsteigen und
auch in der Fläche die Versorgung der Patientinnen und
Patienten gewährleisten.


(Elke Ferner [SPD]: Und Überversorgung hinnehmen!)


Die Versorgungsrealität der Menschen wollen wir
auch im Bereich der Pflege angehen. Diese Koalition hat
sich ehrgeizig darum gekümmert, während zum Beispiel
Rot-Grün es in zwei Legislaturperioden nicht geschafft
hat, auch nur eine Reform der Pflege wirklich zukunfts-
fest auf den Weg zu bringen.


(Elke Ferner [SPD]: Wir haben in der letzten Wahlperiode eine Pflegereform gemacht! Zwei Jahre haben Sie nichts gemacht! Null haben Sie gemacht! – Ewald Schurer [SPD]: Nicht mal Eckpunkte! Keine Strategie!)


Deswegen haben wir uns vorgenommen, jetzt die
Pflege für die Menschen zukunftsfest zu machen. Unser
Ziel bei der Pflege ist – darum geht es mir; denn wir füh-
ren auch eine gesellschaftliche Debatte –, den Zusam-
menhalt in der Gesellschaft auch weiterhin zu gewähr-
leisten; denn wir wissen, dass es künftig mehr
pflegebedürftige Ältere geben wird und dass immer we-
niger junge Beitragszahler nachkommen.


(Elke Ferner [SPD]: Warum lassen Sie sich dann zwei Jahre Zeit? – Hilde Mattheis [SPD]: Am 23. erwarten wir von Ihnen die Punkte!)


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(C (D Das ist eine Frage des Zusammenhalts in der Gesellchaft. Nicht jeder hat Kinder, aber jeder hat Eltern. Jeer, der in seiner Familie einmal erlebt hat, wie ein Anehöriger pflegebedürftig wird, wird wissen, was für ine Belastung das für den familiären Zusammenhalt beeutet und was für eine Anforderung plötzlich an den usammenhalt in der Familie gestellt ist. Deswegen geht es uns als christlich-liberale Koalition arum, mit der anstehenden Pflegereform Angehörige zu nterstützen und die Rahmenbedingungen für sie so zu etzen, dass sie mit der persönlichen Situation in der Failie umgehen können, wenn jemand pflegebedürftig ird, und wissen, dass sie sich darauf verlassen können. ir werden nun den Beirat, der bereits einen ersten Vor chlag zur Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs vorelegt hat, konkret mit der Umsetzung beauftragen. Weil ich ahne, dass Sie diesbezüglich gleich von Verögerung sprechen werden, darf ich Ihnen schon jetzt saen: Dieser Auftrag an den bisherigen Beirat wird von llen in der Pflegeszene als der richtige und nötige chritt erkannt. Es handelt sich nicht um Verzögerung, ondern es ist Voraussetzung für eine Umsetzungsstrateie. Der Beirat selber sagt, dass noch viele Fragen offen ind, die beantwortet werden müssen. Das zeigt, dass iese Koalition es ernst meint mit einer Pflegereform. ir werden das in den nächsten Monaten hier im Bun estag noch ausreichend debattieren. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat die Kollegin Elke Ferner für die SPD raktion. Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! err Bahr, Ihre Rede gerade hat eines gezeigt: In der Geundheitspolitik hat Schwarz-Gelb wenigstens genauso bgewirtschaftet wie in allen anderen Politikfeldern uch, und das in Rekordzeit. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh! – Heinz Lanfermann [FDP]: So müde für den frühen Abend!)


(Elke Ferner [SPD]: Nein, überhaupt nicht!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712421900

(Beifall bei der SPD)

Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1712422000

Im ersten Jahr hat der damalige Gesundheitsminister
ösler den netten Onkel Doktor gegeben und hat ver-

ucht, die Probleme im Gesundheitswesen wegzulä-
heln. Bis Sie auf den Trichter gekommen sind, im Arz-
eimittelbereich etwas zu machen,


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Mit großem Erfolg!)


ind schon Milliarden zu viel ausgegeben worden. Sie
atten gedacht, Sie könnten sich über die Landtagswah-
n in NRW hinüberretten. Das Ergebnis ist bekannt: Es





Elke Ferner


(A) )


)(B)

ging schief. Sie haben sich dann nach einem öffentlichen
Gewürge sondergleichen darauf verständigt, das Kopf-
pauschalengesetz durch den Bundestag zu ziehen.

Es ist nicht so, wie Sie es eben gesagt haben, dass je-
der frei entscheiden kann; vielmehr bedeutet Ihr Vorge-
hen ganz klar eine Verschiebung der Lasten auf die Ver-
sicherten, weil die Arbeitgeber in Zukunft keine
Kostensteigerungen mehr schultern müssen, die Versi-
cherten das Ganze über eine Kopfpauschale schultern
müssen, die zudem noch einkommensunabhängig ist.
Das ist Gesundheitspolitik à la Schwarz-Gelb. Das wer-
den die Menschen spätestens in zwei Jahren abwählen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Herr Bahr, Sie haben in der Opposition proklamiert,
dass Sie die gesetzliche Krankenversicherung abschaf-
fen wollen. Ich muss gestehen, Sie sind diesem Ziel ei-
nen guten Schritt näher gekommen; Sie werden es aber
nicht schaffen, weil Sie in den maximal zwei verbleiben-
den Jahren – das ist ja jetzt der vorletzte Haushalt, den
Schwarz-Gelb in diesem Haus vorlegt –


(Ewald Schurer [SPD]: Für immer!)


nicht dazu kommen werden, das Gesundheitssystem to-
tal zu zerschlagen. Bei der FDP als Klientelpartei der
Besserverdienenden


(Zurufe von der FDP: Oh!)


und der Versicherungswirtschaft wundert das alles nicht.
Bei der CDU und CSU, die angeblich Volksparteien sein
wollen, wundert das allerdings schon.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie haben die Klientel der Leichtgläubigen!)


Es scheint Ihnen völlig egal zu sein, ob Versicherte
wie Rentner und Rentnerinnen, Studierende, Geringver-
dienende oder auch Normalverdienende in Zukunft ihren
Krankenkassenbeitrag überhaupt noch bezahlen kön-
nen. Sie haben einmal einen automatischen steuerfinan-
zierten Sozialausgleich versprochen. Was ist denn davon
übrig geblieben? Den haben Sie jetzt erst einmal ver-
schoben.

Sollte bis einschließlich 2014 ein Sozialausgleich not-
wendig sein, zahlen das die Beitragszahlerinnen und
Beitragszahler aus Beiträgen. Kommt er dann – da haben
Sie 700 Millionen in der mittelfristigen Finanzplanung –,
wird erst mal das abgezogen, was Ihr Versorgungsstruk-
turgesetz mehr kostet, als Sie selber hineingerechnet ha-
ben.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Soll ich Ihnen mal einen Rechenschieber leihen?)


Selbst der Finanzminister bestreitet, dass die Kosten
richtig ermittelt wurden, die Sie da angesetzt haben.


(Ewald Schurer [SPD]: So ist es!)


Das heißt, der Sozialausgleich würde, wenn er nötig
wäre, geringer ausfallen. Das ist eine klassische Milch-
bubenrechnung. Ich glaube aber, es braucht sich keiner

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(C (D orgen zu machen; denn wir werden dieses unsoziale esetz nach 2013 zurücknehmen. Herr Bahr, Sie haben eben wieder gesagt, Ulla chmidt habe Ihnen kein geordnetes Haus hinterlassen. (Mechthild Dyckmans [FDP]: Das kann man wohl sagen!)


(Beifall bei der SPD)


h will daran erinnern – wenn Sie lesen und schreiben
önnen, können Sie das in den Statistiken der Kranken-
ersicherungen nachlesen –: Ende 2009 hat die gesetzli-
he Krankenversicherung mit einem Überschuss von,
enn ich mich richtig erinnere, 1,4 Milliarden Euro ab-
eschlossen. Das war kein Defizit, sondern ein Plus. Sie
ind im ersten Jahr Ihrer Regierung wieder ins Minus ge-
tscht. Das ist die Wahrheit, Herr Bahr; da hilft Ihnen

uch das Kopfschütteln nicht.


(Beifall bei der SPD)


Herr Rösler hat versucht, sein negatives Image loszu-
erden, und das Jahr der Pflege ausgerufen. Wir reden
on diesem Jahr 2011; wir haben jetzt schon September.


(Ewald Schurer [SPD]: Es hat ja noch gar nicht begonnen! – Stefanie Vogelsang [CDU/ CSU]: Wir haben das Jahr des Waldes!)


as ist bis jetzt passiert?


(Steffen-Claudio Lemme [SPD]: Nichts!)


ine ganze Reihe von Gesprächen mit den Sozialverbän-
en; das ist sehr löblich.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Doch, durchaus!)


h glaube aber, in den Gesprächen sind keine großarti-
en neuen Erkenntnisse gewonnen worden. Denn wir
lle kennen die Probleme längst; dafür braucht man
eine Gespräche zu führen. Wir haben also kein Er-
enntnisdefizit, sondern ein Umsetzungsdefizit.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Deshalb haben Sie die Probleme nicht gelöst: weil Sie sie alle kennen!)


Im Gegensatz zu Ihnen, Herr Lanfermann, haben wir
der letzten Wahlperiode eine Pflegereform durchge-
hrt, die Sie, wenn ich mich recht erinnere, hier im
eutschen Bundestag abgelehnt haben.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Was ist mit dem Versprechen der Kapitalreserve? Das haben Sie doch gebrochen!)


Nein, nein. Stellen Sie doch eine Zwischenfrage, Herr
anfermann!


(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie haben Ihren eigenen Koalitionsvertrag gebrochen, Frau Ferner!)


Die Vorarbeiten für die Reform des Pflegebedürftig-
eitsbegriffs lagen bereits im Frühjahr 2009 vor. Leider
aben sich die Kollegen und Kolleginnen der Union da-





Elke Ferner


(A) )


)(B)

mals in der Großen Koalition geweigert, hier zum
Schluss der Wahlperiode noch etwas zu machen.


(Willi Zylajew [CDU/CSU]: Das ist unverschämt und unwahr!)


– Das ist nicht unwahr. Ich war in den Runden dabei,
Herr Zylajew, Sie nicht. Sie können Ihren Kollegen
Zöller fragen, ob er und Frau Widmann-Mauz es damals
abgelehnt haben, etwas zu tun, weil es in der Fraktion
nicht durchsetzbar war. – Es rächt sich jetzt, dass Sie
nichts gemacht haben; denn Sie sind sich beim Thema
Pflegereform überhaupt nicht einig.


(Zuruf von der CDU/CSU: Gar nicht wahr!)


Sie haben die Hälfte der Wahlperiode mit Nichtstun ver-
schenkt. Herr Rösler, der Erfinder des Jahres der Pflege,
ist nicht mehr zuständig; denn er muss sich jetzt um die
Richtlinien der Außenpolitik kümmern.

Was passiert jetzt? Jetzt übertragen Sie, Herr Bahr,
dem Pflegebeirat die Aufgabe, die Details auszuarbeiten.
Eigentlich liegt alles vor. Der Pflegebeirat kann Ihnen
doch nicht die politische Entscheidung darüber abneh-
men, welches Szenario Sie wählen wollen,


(Ewald Schurer [SPD]: So ist es! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das soll er ja auch nicht!)


welches Finanzbudget Sie zur Verfügung stellen wollen,
welche weiteren Leistungsverbesserungen es geben soll.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Das soll er auch gar nicht! Das hat doch niemand behauptet! Sie können doch nicht nur mit Fantasie arbeiten!)


Was glauben Sie denn! Die Kollegen und Kolleginnen
aus dem Pflegebeirat werden nächstes Jahr erwachen
und Ihnen etwas vorlegen. Dann werden Sie sagen:
Sorry! Tut uns leid. Wir kriegen das in der Koalition
nicht gewuppt. – Sie versuchen, sich über die Wahl hin-
wegzuretten. Sie werden in dieser Wahlperiode nicht viel
auf die Reihe kriegen.


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Das ist vielleicht auch gut so!)


Zu dem Kapitalstock, den Sie jetzt ansparen wollen,
sagt jeder etwas anderes: Die FDP möchte ihn individua-
lisiert, privat aufbauen lassen, Herr Spahn und andere
Neoliberale in der Union auch. Herr Kauder möchte im
System, aber dann doch individualisiert einen Kapital-
stock aufbauen, unter Einbindung der Versicherungs-
wirtschaft, damit Klientelpolitik betrieben werden kann.
Herr Seehofer sagt, dass es überhaupt keine Beitrags-
satzanhebung geben darf. Werden Sie sich doch erst ein-
mal darüber einig, was Sie wollen!

Sie produzieren das Problem, dass die Pflegebedürfti-
gen und ihre Angehörigen im Stich gelassen werden.
Wir haben vor der Sommerpause aus der Opposition he-
raus ein sehr umfassendes Papier zur Pflege vorgelegt.
Wo ist denn Ihr Papier? Wo sind denn Ihre Vorstellun-
gen? Zwei Jahre Regierungszeit wurden hoffnungslos
vertan; Sie haben nichts getan. Man könnte sagen: ein

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(C (D u-nix-Minister. Aber das wird nicht mehr lange anhaln; spätestens in zwei Jahren werden wir die Hausaufaben machen. Wir haben die Konzepte und werden dar sorgen, dass die pflegebedürftigen Menschen und re Angehörigen die Zeit, die Infrastruktur und die eistungen bekommen, die sie brauchen. Schönen Dank. Der Kollege Dr. Koschorrek hat für die Unionsfrak on das Wort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eine Damen und Herren! Die Gesundheitswirtschaft in eutschland ist mit 4,5 Millionen Beschäftigten und eiem Finanzvolumen von nahezu 3 Milliarden Euro soie einem erheblichen Wachstumspotenzial eine Kernranche unserer Volkswirtschaft. Sie ist ebenso ein entraler Bereich der sozialen Absicherung in unserem and. Wir haben eine sehr gute Versorgungssituation, ie aber permanent den aktuellen Bedürfnissen angeasst werden muss. In der laufenden Legislaturperiode haben diese Reierung und die sie tragenden Fraktionen – wie wir in ieser Haushaltswoche bei jedem Punkt unserer Tagesrdnung ausführlich darlegen konnten – in allen Feldern er Politik sehr viel und sehr Gutes geleistet. Dies gilt sbesondere für den Bereich der Gesundheitspolitik unr der Zuständigkeit des BMG, in dem auch mit einem leinen Etat Großes bewegt werden kann. Frau Ferner, eigentlich war Ihr Beitrag nicht des ommentierens wert. Einen Satz möchte ich Ihnen trotzem gönnen. Das hat mich schon erstaunt: Eigentlich aben wir nach meiner Überzeugung eine Legislaturpeode lang miteinander eine ganz ordentliche Gesundeitspolitik gemacht. (Elke Ferner [SPD]: Das sieht Ihr Koalitionspartner gerade anders!)


(Beifall bei der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712422100

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Rolf Koschorrek (CDU):
Rede ID: ID1712422200

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ass Sie die Errungenschaften, die wir in dieser Zeit eta-
liert haben, selbst derart kleinreden, ist schon ein erheb-
ches Armutszeugnis. Ich kann das nicht ganz verste-
en, aber damit müssen Sie selbst zurechtkommen.


(Elke Ferner [SPD]: Ich kann das gerade auch nicht verstehen! – Ewald Schurer [SPD]: Wo wollen Sie hin?)


Wir bringen den Mut zu strukturellen Änderungen auf
nd sorgen dafür, dass alle Beteiligten einen Beitrag
azu leisten, unser Gesundheitssystem in einer Gesell-
chaft mit immer mehr älteren Menschen zukunftsfähig
u machen. Wir machen eine zukunftsgerichtete Ge-
undheitspolitik mit soliden Finanzen und nachhaltigen
euen Strukturen. Das von der christlich-liberalen Koali-
on beschlossene Arzneimittelsparpaket – Stichwort





Dr. Rolf Koschorrek


(A) )


)(B)

„AMNOG“ – hat nicht nur den Kostenanstieg aufgehal-
ten, sondern sogar einen deutlichen Kostenrückgang be-
wirkt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben es durch vorausschauende Politik und die
daraus resultierenden guten Konjunkturdaten geschafft,
das für 2011 in der GKV erwartete Defizit zu verhindern
und sogar ein finanzielles Polster im Gesundheitsfonds
zu schaffen. Bisher kannte die deutsche Öffentlichkeit
nur wiederkehrende Meldungen über Fehlbeträge bei
den gesetzlichen Krankenkassen, die nachträglich ausge-
glichen werden mussten.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Genau!)


Die Rücklagen erlauben es uns, jetzt auch zukunfts-
weisende Projekte und Maßnahmen zu verfolgen, auf die
wir zuvor aus Kostengründen verzichten mussten. Die
Tatsache, dass einmal etwas mehr als unbedingt notwen-
dig in der Kasse ist, ist allerdings kein Anlass dazu, um-
gehend nach der Senkung von Beiträgen und Ähnlichem
zu rufen. Nein, wir brauchen in der gesetzlichen Kran-
kenversicherung ein Polster, um eine konstruktive und
zukunftssichernde Politik machen zu können.


(Elke Ferner [SPD]: Das würde noch schneller in die Kopfpauschale reinlaufen! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das ist nachhaltige Politik!)


Wir haben die Einrichtung der unabhängigen Patien-
tenberatung auf sichere Füße gestellt und sie als dauer-
hafte Institutionen der wohnortnahen Beratung in unse-
rem Gesundheitswesen installiert. Wir sorgen dafür, dass
das weltweit anerkannte deutsche Gesundheitssystem in
der älter werdenden Gesellschaft leistungsfähig bleibt,
und schaffen die Voraussetzungen dafür, dass das hohe
medizinische Niveau in Deutschland erhalten bleibt.

Kernpunkte sind in diesem Zusammenhang die Ver-
besserung der wohnortnahen Versorgung, eine bessere
Verzahnung von ambulanter und stationärer Behand-
lung, ein schnellerer Zugang zu Innovationen und mehr
Wettbewerb, damit Versicherte aufgrund ihrer persönli-
chen Prioritäten die Chance haben, zu wählen.

Jede realistische Betrachtung zeigt: Unsere finanziel-
len und personellen Ressourcen im Bereich der Pflege
sind begrenzt. Sie werden nicht ausreichen, um für alle
Bürger eine verlässliche Absicherung der Pflegekosten
im Alter zu gewährleisten. Wir blicken den Tatsachen
ins Auge und sorgen dafür, dass Rücklagen für den Zeit-
rahmen von circa 2030 bis 2055 angelegt werden, damit
der Beitragssatz für die Arbeitnehmer auch in diesen
Jahren, die aus demografischer Sicht in Zukunft sicher
die problematischsten Jahre sein werden, stabil und be-
zahlbar bleibt.

Um die Patienten besser vor Infektionen in Kranken-
häusern und bei medizinischen Behandlungen zu schüt-
zen, haben wir in das Infektionsschutzgesetz zusätzliche
Regelungen für die Hygienevorschriften und die Über-
prüfung ihrer Anwendung aufgenommen. Darüber hi-
naus werden Maßnahmen zur besseren Überwachung

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(C (D es Verbrauchs von Antibiotika und Prävention gegen sistente Erreger eingeführt. (Zuruf von der CDU/CSU: Jawohl! – Zuruf von der FDP: Sehr gut!)


Die Fortschritte und Innovationen der Transplanta-
onsmedizin müssen möglichst vielen Betroffenen, die
uf ein Spenderorgan warten, zugänglich gemacht wer-
en. Mit der Änderung des Transplantationsgesetzes ver-
essern wir die Voraussetzungen hierfür, damit sich
ehr Menschen für eine Organspende entscheiden und

ich die Wartezeiten durch bessere organisatorische
trukturen verkürzen.

Wir modernisieren die veralteten und zum Teil jahr-
ehntealten Verordnungen, nach denen Heilberufler,
rzte, Zahnärzte und Apotheker zurzeit noch arbeiten
üssen. Wir passen diese Grundlagen dem medizini-

chen Fortschritt und den neuen Methoden an. Diese Re-
elungen wurden über viele Jahre unter der SPD-Ägide

BMG verschleppt. Sie vermochten es nicht, die ent-
prechenden Verordnungen zu modernisieren. Wir
eschließen jetzt Neufassungen für zentrale Bestimmun-
en, Novellierungen von GOZ und GOÄ, der Appro-
ationsordnung, die Apothekenbetriebsordnung und des
ntgeltsystems für psychiatrische und psychosomatische
inrichtungen.

Wir bringen außerdem das lang erwartete Patienten-
chtegesetz auf den Weg,


(Elke Ferner [SPD]: Wann denn?)


as bei mehreren Anläufen in den letzten Jahren schon
Vorfeld an der Frage der Zuständigkeiten von BMJ

nd BMG scheiterte. Es wird die Rechte der Patienten,
ie zurzeit in vielen verschiedenen Gesetzen geregelt
ind, für die Patienten und Ärzte übersichtlich machen
nd eine Hilfe für die Wahrnehmung ihrer Rechte bieten.

Jedem Patienten und jedem, der in unserem Gesund-
eitssystem Verantwortung trägt, muss daran gelegen
ein, bewährte Strukturen der zahnärztlichen und ärztli-
hen Versorgung so weit wie möglich zu erhalten und
em Ärztemangel entgegenzuwirken. Die ambulante
ersorgung in unserem Gesundheitssystem basiert auf
ohem persönlichen Engagement der freiberuflichen
eilberufler und auf ihrer Eigenverantwortung und Un-

bhängigkeit, die ein besonderes Vertrauensverhältnis
um Patienten begründen. Deshalb wollen wir mit dem
KV-Versorgungsstrukturgesetz im kommenden Jahr

ine Reihe von Maßnahmen einführen, um junge Ärztin-
en und Ärzte verstärkt zur Niederlassung auf dem Land
nd in strukturschwachen Regionen zu motivieren.

Ziel von CDU und CSU in der Koalition ist es, die
ahmenbedingungen für die freiberuflichen Ärzte,
ahnärzte und Apotheker ebenso wie für alle im Ge-
undheitswesen Tätigen so zu gestalten, dass sie ihrer
esonderen persönlichen Verantwortung gegenüber den
atienten gerecht werden können. Unsere Prämisse lau-
t: Der Kostendruck im Gesundheitswesen, der sich in

iner älter werdenden Gesellschaft zweifellos verstärken
ird, darf nicht zu rein merkantil bedingten Patienten-

teuerungen, Qualitätsverfall oder Billigversorgung füh-





Dr. Rolf Koschorrek


(A) )


)(B)

ren. Um die freiberufliche und damit unabhängige Struk-
tur der Heilberufe zu erhalten, ist es unbedingt zu
vermeiden, unerwünschten Kartellbildungen oder Kon-
zentrationen auf lukrative Behandlungsbereiche Vor-
schub zu leisten.

Diesem Grundsatz haben wir mit der Festlegung, dass
Medizinische Versorgungszentren unabhängig bleiben
müssen, und mit der Novellierung der Gebührenordnung
im Bereich der Zahnmedizin, die jetzt vor ihrem Ab-
schluss steht, Rechnung getragen. Mit dieser neuen Ge-
bührenordnung ist es uns gelungen, die bewährten
Grundprinzipien, bei denen die freie Arztwahl an obers-
ter Stelle steht, in unserem Gesundheitswesen für alle
Beteiligten zu erhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Als Nächstes nehmen wir die Novellierung der GOÄ
in Angriff. Diese ist, wie die GOZ auch, seit langem
überfällig.

Unsere Gesundheitspolitik geht zugleich auf gesell-
schaftliche und demografische Veränderungen in der Be-
völkerung sowie in der Ärzteschaft ein. Wir müssen uns
der Herausforderung stellen, dass aufgrund einer altern-
den Bevölkerung und einer Zunahme an Multimorbidität
in der Bevölkerung in Zukunft ein deutlich verändertes
Gesundheitswesen zur Verfügung stehen muss. Sämtli-
che Sektoren müssen daraufhin überprüft werden, ob die
Sektorengeschlossenheit nach wie vor zu erhalten ist
oder ob es – das ist mein Petitum – zu einer deutlich ver-
besserten Zusammenarbeit über die Sektorengrenzen
hinweg kommen muss. Da darf es keine Besitzstände
und keine Tabus geben. Da muss es einzig und allein da-
rum gehen, den Patienten eine wohnortnahe, qualitativ
hochgesicherte Versorgung zu gewährleisten. Das muss
allerdings zu finanziell verantwortlichen Bedingungen
geschehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Dinge, die wir bereits in den ersten zwei Jahren
dieser Regierung auf den Weg gebracht haben, sind weg-
weisende Absichten. Wie ich bereits erwähnt habe, ha-
ben wir die Finanzierung auf sehr stabile, nachhaltige
Füße gestellt. Wir haben für Einsparungen und neue
Prinzipien des Arzneimittelzugangs gesorgt. Wir werden
im nächsten Anlauf die Situation hinsichtlich der flä-
chendeckenden Versorgung regeln und uns den Proble-
men der Pflegeversicherung stellen. Ich bin sehr zuver-
sichtlich, dass wir das vor dem Hintergrund des jetzt zur
Beratung stehenden Haushalts in guter Zusammenarbeit
der Fraktionen mit dem BMG zum Wohle der Patienten
und Versicherten in unserem Land leisten können.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Wovon träumen Sie denn nachts? – Heinz Lanfermann [FDP]: Sehr eindrucksvolle Bilanz, Herr Kollege!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712422300

Das Wort hat der Kollege Harald Weinberg für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Sehr geehrte Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kol gen! Sehr geehrte Damen und Herren! An dem Enturf des Haushalts des Bundesministeriums für Gesundeit sind vor allem zwei Dinge bemerkenswert: Erstens ist die Veranschlagung eines hohen Aufkomens an Sponsorengeldern bemerkenswert. Mit 61,2 Milonen Euro steht das Gesundheitsministerium in dieser insicht an der Spitze aller Ministerien. Darunter sind st 27 Millionen Euro vom Verband der privaten Kran enversicherung. Da bleibt das ungute Gefühl, daran önnten Gegenleistungen geknüpft werden. Zeitgleich ab es tatsächlich folgende Zeitungsmeldung – Zitat –: ie Zukunft der privaten Krankenversicherung sieht ach Ansicht von fast zwei Dritteln der Versicherungsntscheider in den kommenden zwei Jahren gut aus. Es eien deutliche Zuwächse zu erwarten. Sie stützen ihre rognose auf den Wegfall des Dreijahresmoratoriums, er den Wechsel von der gesetzlichen Krankenversicheng in die PKV wieder erleichtert. Seitdem hätten mehr ls 10 000 gesetzlich Versicherte zusätzlich zur PKV geechselt. – Für eine solch rettende Bluttransfusion kann an sich schon einmal erkenntlich zeigen. Zweitens ist der deutlich über 70-prozentige Rückang der Mittel für Präventionskampagnen bemerkensert. Nun sind wir gegenüber solchen Kampagnen urchaus kritisch eingestellt, da Kampagnen nicht die rsachen gesundheitlicher Ungleichheit beseitigen. iese Kürzung vermittelt aber das Signal: Der Bund ieht sich aus der Gesundheitsförderung zurück. Und das t aus unserer Sicht das falsche Signal. Im Übrigen ent pricht das nicht dem Koalitionsvertrag, der auf diesem ebiet einen Ausbau vorsah. Es ist Zeit für die Halbzeitbilanz der schwarz-gelben oalition, obwohl man natürlich nicht genau weiß, ob iese bürgerliche Wunschkoalition, wie sie sich selbst enannt hat, die zweite Hälfte überhaupt übersteht. Der oalitionsvertrag trägt den Titel: „Wachstum. Bildung. usammenhalt“. Das ist ein hoher Anspruch, der mit der ealität der schwarz-gelben Gesetzgebung in den letzten wei Jahren nichts zu tun hat; denn die Koalition gefähret den gesellschaftlichen und sozialen Zusammenhalt nd beschleunigt die Spaltung der Gesellschaft in viele rme und wenige Reiche und Superreiche. Das gilt gerade auch für die Gesundheitspolitik. Statt ie Solidarität zu stärken, hat die Koalition mit Einfühng der Kopfpauschale einen Systemwechsel vollzo en. Die Versicherten werden in Zukunft alleine für weire Ausgaben zur Kasse gebeten. Die Arbeitgeber erden geschont. Praxisgebühren und Zuzahlungen besten die Patientinnen und Patienten zusätzlich. Der usstieg aus der Solidargemeinschaft und der Wechsel die private Krankenversicherung wurden deutlich erichtert. Mit dieser Koalition geht es auf dem Weg in ie Zweiklassenmedizin schleunig voran, und das ist ein kandal. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Harald Weinberg (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712422400

(Beifall bei der LINKEN)






Harald Weinberg


(A) )


)(B)

Obwohl bislang nur wenige Kassen Zusatzbeiträge
erhoben haben, wirken diese Kopfpauschalen bereits
heute. Wir wissen, dass die DAK rund 20 Prozent ihrer
Mitglieder verloren hat. Die City BKK musste letztlich
wegen der Abwanderung von Versicherten aufgrund von
Zusatzbeiträgen Insolvenz anmelden. Die Bilder schlan-
gestehender älterer Ex-City-BKK-Versicherter, die von
anderen Kassen abgewimmelt wurden, sind uns allen
noch präsent.

Diese Beispiele vor Augen ist bei den Krankenkassen
ein Wettbewerb zur Vermeidung von Zusatzbeiträgen
ausgebrochen, der auf dem Rücken der Patientinnen und
Patienten ausgetragen wird. In ihrer Not nutzen die Kas-
sen alle Möglichkeiten aus, um Leistungen einzuschrän-
ken. In diesem Sommer habe ich mehrere Erfahrungsbe-
richte bekommen: Da wird der Krankentagegeldan-
spruch infrage gestellt, Rehamaßnahmen werden verzö-
gert, Eltern-Kind-Kuren nicht genehmigt usw., usf.

Im Kern läuft die Politik dieser Bundesregierung da-
rauf hinaus, die wesentlichen Bereiche des Sozialstaates
den Finanzmärkten auszuliefern. Das gilt für die Alters-
vorsorge, das gilt für weite Teile der Gesundheit, und das
ist auch das Leitmotiv für die Einführung einer Kapital-
deckung bei der Pflegeversicherung. Sie öffnen diese
Felder für die Geschäfts- und Profitinteressen privater
Finanzinvestoren und liefern sie damit dem Finanz-
marktgeschehen aus. Das erhält natürlich vor dem Hin-
tergrund der Finanz- und Wirtschaftskrise eine ganz be-
sondere Brisanz.

Ideologischer Wegbereiter für diese Politik der Ent-
solidarisierung, der Entkernung des Sozialstaates, der
Verherrlichung des Wettbewerbs und des Marktes, der
Deregulierung in allen Bereichen, also genau der Politik,
die uns in diese Finanzmarktkrise hineingeführt hat, war
und ist die FDP.


(Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der FDP: Hui!)


Doch zum Glück gibt es – das ist ganz offensichtlich –
eine kollektive Weisheit in der Bevölkerung; denn dies
wird dort glasklar so erkannt. Deshalb steht „FDP“ heute
als Abkürzung für „Fast drei Prozent“, und das ist gut so.


(Beifall bei der LINKEN – Otto Fricke [FDP]: Mal was richtig Neues, Herr Kollege! – Gegenruf des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Es trifft immer wieder!)


– Ja, es trifft offensichtlich immer wieder.


(Zuruf des Abg. Heinz Lanfermann [FDP])


– Da sind wir bei weitem noch nicht, Herr Lanfermann.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Noch drei Briefe nach Kuba, dann sind Sie unter 5 Prozent! – Otto Fricke [FDP]: Ja, in Kuba geht es den Leuten besser!)


Begleitet wurde und wird diese Politik von einigen
jungen Wilden in der Union, die in der Nachfolge von
Friedrich Merz an den Glaubenssätzen des Neoliberalis-
mus immer noch festhalten, obwohl sich dieser weltweit
völlig blamiert hat. Die Linke hingegen verteidigt den

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(C (D ozialstaat gegen Versuche der Aushöhlung und Zerstöng. Wir entwickeln Vorschläge, wie er solidarisch fort ntwickelt werden kann. Das gilt für die Alterssicheng; das gilt aber auch für die Bereiche Gesundheit und flege. Mit der solidarischen Bürgerinnenund Bürgerversiherung haben wir ein Konzept erarbeitet, das in eine öllig andere Richtung weist als das der Wettbewerbsnd Deregulierungsfetischisten von Schwarz-Gelb. as Konzept haben wir im Rahmen einer ökonometrichen Studie durchrechnen lassen. Das Ergebnis kann ich sehen lassen: Der Beitragssatz zur Krankenversiherung kann auf Jahre hinaus konstant niedrig gehalten erden. Er kann bei sofortiger Umstellung von derzeit 5,5 Prozent auf 10,5 Prozent abgesenkt werden. uf Löhne und Gehälter sowie Renten müssten die Vericherten nur noch einen Anteil von 5,25 Prozent statt erzeit 8,2 Prozent zahlen. (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Und die Griechen bezahlen alles!)


(Heinz Lanfermann [FDP]: Armut für alle!)


(Beifall bei der LINKEN)


uch die Arbeitgeber würden einen Anteil von 5,25 Pro-
ent statt bisher 7,3 Prozent zahlen. Das entlastet beson-
ers personalintensive Unternehmen.


(Beifall bei der LINKEN)


ersicherte mit einem Einkommen oberhalb der Bei-
agsbemessungsgrenze würden künftig gerecht in die
olidarische Finanzierung einbezogen. Durch den niedri-
eren Beitragssatz wären bis zu einem Einkommen von
800 Euro im Monat noch Entlastungen spürbar, die

eutlich über denen der geplanten Steuersenkung von
irtschaftsminister Rösler liegen.

In der sozialen Pflegeversicherung besteht dringender
andlungsbedarf. Die Pflege muss teilhabeorientiert,

elbstbestimmt und ganzheitlich werden und die Finan-
ierung langfristig gesichert sein. Die von uns in Auftrag
egebene Studie weist nach: Mit der solidarischen Bür-
erinnen- und Bürgerversicherung kann das geschehen
nd der Beitragssatz unter 2 Prozent gehalten werden.
as schafft finanzielle Sicherheit und Spielraum für eine
rundlegende Pflegereform.

Durch die Bürgerinnen- und Bürgerversicherung hät-
n die meisten Menschen mehr Geld zur Verfügung,
eld, das vor allem bei den Beziehern von kleinen Ein-
ommen fast vollständig in den Konsum fließt. Durch
ie höhere Kaufkraft stiege die Binnennachfrage, und
ber 500 000 Menschen zusätzlich kämen in Beschäfti-
ung.

Nun kommt häufig der Einwand – man kennt ihn ja –,
ie Abschaffung der privaten Krankenvollversicherung
ei verfassungswidrig. Dazu möchte ich Folgendes aus-
hren: In einer ganzen Reihe von Urteilen hat das Bun-

esverfassungsgericht klargestellt, die Finanzierbarkeit
es Sozialversicherungssystems stelle einen „überragend
ichtigen Gemeinwohlbelang“ dar. Der Gesetzgeber sei





Harald Weinberg


(A) )


)(B)

unter der Prämisse des Gemeinwohls weitgehend frei,
wie er die Sozialversicherung ausgestalte, um das Ziel
der Finanzierbarkeit zu erreichen. Um den Solidaraus-
gleich zwischen Gesunden und Kranken, Gutverdienen-
den und Geringverdienenden, Alleinstehenden und Fa-
milien zu gewährleisten, könne der Gesetzgeber den
Kreis der Pflichtversicherten so abgrenzen, wie er es für
eine leistungsfähige Solidargemeinschaft erforderlich
halte. Also, wenn die Abschaffung der privaten Kran-
kenvollversicherung nötig ist, um die finanzielle Stabili-
tät der solidarischen Krankenversicherung zu erhalten,
widerspricht das aus unserer Sicht nicht dem Grundge-
setz.


(Beifall bei der LINKEN – Heinz Lanfermann [FDP]: Mit der Meinung sind Sie aber ziemlich alleine in Deutschland! Lesen Sie einmal die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zu diesem Thema!)


Bisherige Eingriffe, Herr Lanfermann, in das Ge-
schäftsfeld der privaten Krankenversicherung – Basista-
rif, Rückkehrrecht, allgemeine Versicherungspflicht,
Einführung der verpflichtenden privaten Pflegeversiche-
rung – wurden allesamt durch das Bundesverfassungsge-
richt bestätigt. Doch jede Form der sozialpolitischen Re-
gulierung stößt auf erbitterten Widerstand der
Interessenvertreter der privaten Krankenversicherung,
die ihre Gewinne gefährdet sehen; das ist klar. Angebli-
che Grundrechtsverletzungen auszurufen, ist eine der
wesentlichen Verteidigungsstrategien der PKV-Lobby.
Die Privatversicherten selber sehen das oft anders.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie wollen die Rücklagen einkassieren und die Bürger enteignen!)


Viele haben genug von den immer höher steigenden Prä-
mien und den Leistungsverweigerungen der privaten
Versicherungsunternehmen.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Es geht nichts über ein klares Feindbild! – Heinz Lanfermann [FDP]: Genau! Kubanische Goldesel!)


Die solidarische Bürgerinnen- und Bürgerversiche-
rung ist sicher auch deswegen attraktiv, weil sie im Ge-
gensatz zu allen bisherigen Vorschlägen der FDP tat-
sächlich für eine große Mehrheit der Einkommens-
bezieher – übrigens auch der Leistungsträger, Herr
Spahn – deutlich mehr Netto vom Brutto lässt, weil sie
Selbstständige sowie kleine und mittlere Unternehmen
entlastet, weil sie eine deutliche Stärkung der Binnen-
nachfrage bedeutet und weil sie positive Wirkungen auf
die Sozialkassen und die Haushaltssituation hat.


(Beifall bei der LINKEN)


Dies ist auch ein Beitrag gegen die augenblickliche
Rezessionsgefahr. Jedes weitere Hineinsparen in die
Krise, jeder weitere Rückgang der Einkommen wirkt
krisenverschärfend, während die solidarische Bürgerin-
nen- und Bürgerversicherung die Einkommenssituation
vieler Haushalte deutlich stärkt und damit die Binnen-
nachfrage ankurbelt sowie rezessionsdämpfend wirkt.

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(C (D (Stefanie Vogelsang [CDU/CSU]: Sagen Sie das auf Ihrem Parteitag und reden Sie hier zum Haushalt!)


er das nicht sehen will, ist in seiner neoliberalen Ideo-
gie wohl so verblendet, dass er gar nichts mehr sehen
ill, und gehört daher abgewählt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN – Heinz Lanfermann [FDP]: Das war ein linkes Perpetuum mobile!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712422500

Das Wort hat die Kollegin Elisabeth Scharfenberg für

ie Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

en und Kollegen! Herr Minister, zur Gesundheit gehört
ie Pflege; das haben Sie in Ihrer Rede ganz richtig er-
annt. Aber wenn man sich die Pflegepolitik dieser
oalition anschaut, dann sieht man eigentlich nichts,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ichts außer einer totalen Orientierungslosigkeit, nichts
ußer einer totalen Zerstrittenheit


(Ewald Schurer [SPD]: So ist das!)


weier ehemaliger Wunschpartner.


(Elke Ferner [SPD]: Zwangsheirat! So sieht doch eine Zwangsehe aus!)


h muss wirklich sagen: Jegliche Substanz, mit der Sie
ielleicht gestartet sind, ist von einem schwarz-gelben
och aufgesogen worden.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Nein! Wir mögen uns weiterhin!)


Weil da überhaupt nichts zusammenpasst – da wird
Übrigen niemals etwas zusammenpassen –, ver-

chleppen Union und FDP seit 2009 die notwendige
flegereform.


(Elke Ferner [SPD]: Genau!)


s sind nun zwei wertvolle Jahre voller leerer Ankündi-
ungen, voller Pflegedialoge und voller Verzögerung
erstrichen. Wir befinden uns im Jahr der Pflege. Das
aben nicht wir erfunden; das wurde von Ihrem Ministe-
um erfunden. In diesem Jahr der Pflege, das bald um
t, ist nichts passiert, außer dass Sie sich pausenlos ge-
enseitig dementieren.

Sie verschleppen diese Reform lustig weiter. Sie, Herr
inister, setzen jetzt – nicht vor zwei Jahren, sondern

rst jetzt – erneut den Wissenschaftlichen Beirat zur
berarbeitung des Pflegebedürftigkeitsbegriffes ein.
ieser Beirat wird nach Aussage seines Vorsitzenden

ürgen Gohde ungefähr zehn Monate brauchen, um die
ielen offenen Fragen zu klären. Herr Bahr, Sie wussten
och ganz genau – wie Ihr Vorgänger Herr Rösler und
ie wir alle hier im Raum –, dass es mindestens zehn





Elisabeth Scharfenberg


(A) )


)(B)

Monate dauern würde, diese Fragen zu klären. Trotzdem
ist vorher nichts passiert. Sie wollen sich einfach über
die Zeit retten.


(Elke Ferner [SPD]: So ist es!)


Aber, Herr Minister, Sie haben keine Zeit mehr.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Der Verzögerungsgrund ist natürlich, dass Sie sich bei
der Finanzierung überhaupt nicht einig werden. Da spie-
len Sie seit Monaten nur noch Koalitionsmikado:


(Heiterkeit des Abg. Harald Weinberg [DIE LINKE])


Wer sich bewegt, verliert.

Im Koalitionsvertrag haben Sie noch einhellig den
Einstieg in den Ausstieg aus der Solidarität und den Be-
ginn der Privatisierung der Pflegeversicherung beschlos-
sen. Die FDP wünscht sich auch weiterhin nichts sehnli-
cher als das. Doch einige Kolleginnen und Kollegen in
CDU und CSU haben glücklicherweise bemerkt, dass sie
das lieber doch nicht wollen. Ich wünsche Ihnen ganz
herzlich: Bleiben Sie stark!

So reiht sich jetzt eine absurde Idee an die nächste.
Die CSU träumt von einem steuerfinanzierten Leistungs-
gesetz, über das übrigens aus gutem Grund seit Jahren
keiner mehr spricht. Seit ein paar Tagen ist nun von ei-
nem superkomplizierten, superbürokratischen und su-
perüberflüssigen Mischmodell die Rede, mit dem Sie ir-
gendwie – ich betone: irgendwie – einen kollektiven und
individuellen Kapitalstock miteinander verbinden wol-
len. Kein Mensch, Sie selbst übrigens auch nicht, weiß,
wie das überhaupt funktionieren soll. Das wirft extrem
viele fachliche und auch extrem viele rechtliche Fragen
auf. Bitte ersparen Sie uns einen solch konzeptionslosen
Mischmasch. Sie wollen doch nur mit heiler Haut aus
der Nummer herauskommen. Das hilft aber nicht, wenn
das Ergebnis nichts taugt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE])


Herr Bahr, Sie wollen noch in diesem September Eck-
punkte vorlegen. Ich weiß – Sie haben uns das vor der
Sommerpause gesagt –: Der Sommer ist noch lang, und
der September ist noch lange nicht zu Ende.


(Elke Ferner [SPD]: Na ja! Zwei Wochen noch!)


Aber was soll denn bitte Ende September in diesen Eck-
punkten stehen?


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Warten Sie es ab!)


Dass Sie mit zwei Jahren Verspätung einen Beirat einge-
setzt haben, dessen Ergebnisse diese Koalition dann
nicht umsetzen wird?


(Elke Ferner [SPD]: Das steht doch schon so ähnlich im Koalitionsvertrag!)


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(C (D der soll da drinstehen, dass Sie sich auch weiter wie ie Kesselflicker über ein Finanzierungskonzept streiten nd am Ende daran scheitern werden? Das haben die Pflegebedürftigen und die Pflegenden diesem Land nicht verdient. Diese Menschen interes iert nicht, ob mindestens einer der Koalitionspartner übrigens sehr berechtigte – Existenzängste hat. Diese enschen wollen nicht die Aufkündigung der solidari chen Pflegeversicherung. Die überragende Mehrheit er Menschen will mehr Solidarität. Die Mehrheit will ehr Gerechtigkeit im System. Das erreichen Sie nur it einem klaren Konzept, zum Beispiel mit unserem rünen Konzept der Pflege-Bürgerversicherung. Verehrte Kolleginnen und Kollegen, Ihre Koalition ist icht mehr zu retten. (Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Warten Sie es mal ab! – Alois Karl [CDU/CSU]: Sie auch nicht!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ennoch: Schwarz-Gelb hat für die Menschen in diesem
and eine politische Verantwortung übernommen. Die
etroffenen erwarten genauso wie wir, dass Sie Ihrer
erantwortung endlich gerecht werden.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Harald Weinberg [DIE LINKE])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712422600

Das Wort hat Heinz Lanfermann für die FDP-Frak-

on.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Heinz Lanfermann (FDP):
Rede ID: ID1712422700

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine sehr geehrten

amen und Herren! Frau Kollegin Scharfenberg, zuerst
aben Sie gesagt, dass Sie nichts sehen. Ihre Rede hat
ber auch bewiesen, dass Sie nichts wissen.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Oh!)


onst hätten Sie nicht spekuliert und würden die Geduld
ufbringen, abzuwarten.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr wisst doch selber nicht, wo es langgeht!)


s wurde doch angekündigt, dass wir noch im Sommer
ie Eckpunkte zur Pflegeversicherung vorlegen werden.


(Elke Ferner [SPD]: In welchem Sommer?)


o hat der Minister es versprochen, und das werden wir
uch halten.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Der ideologische Herbst hat schon angefangen!)






Heinz Lanfermann


(A) )


)(B)

Sie haben darauf hingewiesen, dass der Beirat in etwa
zehn Monaten Ergebnisse vorlegen soll. Wir danken
Herrn Gohde, dass er sich bereit erklärt hat, das, was
nach dem Gutachten, das der Beirat erstellt hat, noch zu
tun ist, zu liefern. Aber die Leitlinien muss natürlich die
Politik vorgeben. Das hängt wiederum mit den Eckpunk-
ten zusammen.


(Elisabeth Scharfenberg [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo sind denn die Eckpunkte?)


Deshalb tun Sie bitte nicht so, als würden Sie diesen Zu-
sammenhang nicht erkennen, und lassen Sie uns das
Stück für Stück abarbeiten.

Ich danke dem Kollegen Koschorrek ausdrücklich da-
für, dass er hier eine eindrucksvolle Liste dessen präsen-
tiert hat, was diese Koalition in zwei Jahren schon ge-
leistet hat.


(Elke Ferner [SPD]: Nein, er hat gesagt, was Sie noch machen wollen!)


Wenn Sie die magere Bilanz von sieben Jahren Rot-Grün
damit vergleichen, sollten Sie sich nachträglich dafür
schämen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


In sieben Jahren Rot-Grün ist bei der Pflegeversicherung
gar nichts getan worden.

Was die SPD angeht – Frau Ferner, es ist übrigens er-
staunlich, wie man in sieben Minuten so viel Unwahres
erzählen kann –: Sie haben in der Großen Koalition Ih-
ren eigenen Koalitionsvertrag vier Jahre lang liegen
gelassen, in dem Sie die Bildung einer Kapitalreserve
versprochen hatten, um endlich für Generationengerech-
tigkeit zu sorgen.


(Elke Ferner [SPD]: Die CDU hat versprochen, den Ausgleich zwischen privater und gesetzlicher Pflegeversicherung zu organisieren!)


Sie haben das nicht getan, weil Sie eine völlig falsche
Vorstellung von den Privatversicherten haben. Stattdes-
sen haben Sie verlangt, dass die Privatversicherten
900 Millionen Euro im Jahr an die soziale Pflegeversi-
cherung überführen.


(Elke Ferner [SPD]: Hat Ihr Koalitionspartner unterschrieben!)


Da die Gesamteinnahmen nur 2 Milliarden Euro betra-
gen, kann man sich leicht ausrechnen, dass dies die Zer-
störung dieses Versicherungszweiges bedeutet hätte.


(Elke Ferner [SPD]: Also, Sie haben wirklich keine Ahnung und davon eine ganze Menge!)


Aber das ist Ihnen ja sowieso vollkommen egal.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712422800

Kollege Lanfermann, gestatten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Seifert?

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(C (D Nein. Sie haben auch noch andere abenteuerliche Dinge erählt, zum Beispiel, dass wir den Sozialausgleich verchoben hätten. (Elke Ferner [SPD]: Das habe ich überhaupt nicht gesagt!)

Heinz Lanfermann (FDP):
Rede ID: ID1712422900

en kann man aber gar nicht verschieben. Der wird nach
em Gesetz dann fällig, wenn ein durchschnittlicher Zu-
atzbeitrag entsteht. Ein solcher ist aber nicht entstan-
en. Stattdessen liegen 2 Milliarden Euro auf der hohen
ante, die der Bundesfinanzminister bereits zur Verfü-
ung gestellt hat und die Sie zum Teil wieder ausgeben
ollen.


(Elke Ferner [SPD]: Sie sollten mal zum Ohrenarzt gehen, Herr Lanfermann!)


Ich will Ihnen deutlich machen, welchen Zustand der
inanzen wir vorgefunden haben, um auch Ihre diesbe-
üglich vorgetragene Unwahrheit ins rechte Licht zu rü-
ken: Es gab keinen Überschuss. Was bei Übergabe des
auses zählt, sind die Schätzungen für die nächsten

wölf Monate. Diese lagen bei minus 9 Milliarden Euro
is minus 11 Milliarden Euro, je nach Berechnung.


(Elke Ferner [SPD]: Was zählt, ist die Abrechnung, was ist!)


Wir haben diese Lücke beseitigt, und es war der lä-
helnde Herr Rösler, den Sie diesbezüglich nicht unter-
chätzen sollten, der der Pharmaindustrie zu deren gro-
er Freude einige Milliarden Euro abgenommen hat; um
s einmal ganz locker zu sagen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


achdem Ulla Schmidt es neun Jahre lang noch nicht
inmal gewagt hat, dieses Problem anzugehen, haben
ir mit dem Preisdiktat der Pharmaindustrie gebrochen
nd haben für faire Verhandlungen gesorgt, wie sie in
er Marktwirtschaft in Deutschland seit Jahrzehnten of-
nsichtlich funktionieren. Man kann sich nur an den
opf fassen, wenn man sich vor Augen führt, dass ein
nbieter die Preise festgesetzt hat und die andere Seite,
ie soziale Krankenversicherung, diese zu zahlen hatte.
an kann Philipp Rösler nicht oft genug für seine Re-
rm loben. Das war nicht nur ein Paradigmenwechsel,

ondern etwas ganz Großartiges.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Sie haben aber niedrige Ansprüche, Herr Lanfermann!)


Außerdem haben wir, ob es Ihnen gefällt oder nicht,
ie Finanzierung verbessert. Darüber sind Sie sehr trau-
g, weil Sie wissen, dass Sie das gar nicht so schnell än-
ern könnten, wenn Sie eines fernen Tages einmal regie-
n.


(Elke Ferner [SPD]: Nicht eines Tages! Das geht ganz schnell!)


Sie sollten übrigens nicht immer so viel Redezeit dafür
erschwenden, uns zu erzählen, dass Sie regieren wol-
n. Das sehen wir Ihnen ja an. Aber damit erreichen Sie





Heinz Lanfermann


(A) )


)(B)

Ihr Ziel noch lange nicht. Abgerechnet wird in zwei Jah-
ren.


(Elke Ferner [SPD]: Genau!)


Wenn wir weiter so gute Gesetze machen wie in den
ersten beiden Jahren unserer Regierungszeit,


(Lachen bei der SPD)


zum Beispiel das Versorgungsstrukturgesetz,


(Elke Ferner [SPD]: Das ist nicht der Rede wert, das Gesetz!)


auf das Sie schon neidisch sind, bevor es dieses Plenum
überhaupt erreicht hat – jedenfalls haben Sie nichts dazu
gesagt, was Hand und Fuß hat –, dann habe ich gar keine
Sorge, dass der Bundesgesundheitsminister auch über
den nächsten Wahltag hinweg im Amt bleibt. Die ersten
100 Tage im Amt hat er bravourös gemeistert:


(Elke Ferner [SPD]: Oh Gott, Ihre Ansprüche sind wirklich niedrig!)


Ehec-Krise gelöst und alle Gesetzesvorhaben vorange-
trieben.

Sie sind ja nicht dabei, wenn wir miteinander verhan-
deln.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das ist auch gut so!)


Deswegen geht Ihnen die Fantasie durch. Ich kann Sie
nur einladen, die Texte auch einmal zu lesen und dann
konstruktiv im Gesundheitsausschuss mitzuarbeiten.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712423000

Zu einer Kurzintervention hat der Kollege Seifert das

Wort.


Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712423100

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Kollege

Lanfermann, dass Sie uns zum x-ten Mal Ihre Spekula-
tionsreserve aufschwatzen wollen, ist wirklich nichts
Neues. Darüber brauchen wir nicht lange zu diskutieren:
Wir brauchen sie nicht.

Sie haben über die Pflege und die Gohde-Kommis-
sion, die Sie wieder einsetzen wollen, gesprochen. Sie
haben erklärt: Die Politik muss Vorgaben dazu machen,
was die Kommission an Ergebnissen liefern soll. Dann
machen Sie doch einmal eine Vorgabe. Diese könnte da-
rin bestehen, zu sagen: Wir brauchen einen neuen Pfle-
gebegriff – so wie ihn die Gohde-Kommission definiert
hat –, der die Teilhabe in den Mittelpunkt rückt und sich
nicht nur an „satt, sauber, trocken“ orientiert. Dieser
Pflegebegriff sollte Grundlage der zukünftigen Arbeit
sein. Alles sollte daran ausgerichtet werden, wie er um-
gesetzt wird, wie Menschen, die Pflege brauchen oder
vielleicht sogar inkontinent sind, am Leben teilhaben
können.

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(C (D Wenn das die Aufgabe der neuen Gohde-Kommission t, dann haben Sie eine gute Vorgabe gemacht. Dann eht es nicht nur darum, ob Sie eine Spekulationsreserve inrichten, sondern auch darum, wie Solidarität organiiert wird. Das wäre eine tolle Vorgabe. Sie haben das Wort zur Erwiderung. Vielen Dank. – Herr Kollege, Sie haben einige Selbst erständlichkeiten gesagt; darauf brauche ich nicht einugehen. Sie haben aber mit Ihrem Beitrag das Thema erfehlt, das vorhin Gegenstand war. Der Vorsitzende, Herr Gohde, hat selber gesagt: Es ibt einige Bereiche, die wir jetzt noch ausfüllen und onkretisieren müssen. as kann er tun. Sie wissen aber ganz genau, dass es in iesem Gutachten zur Umsetzung dieses Pflegebzw. flegebedürftigkeitsbegriffes verschiedene Szenarien ibt, weil man das unterschiedlich machen kann, weil an auch sehen muss, wie viel Geld was kosten soll. uch das müssen wir entscheiden. Deswegen gibt es narlich Arbeit bezüglich der Umsetzung und der Ausge taltung. Gleichzeitig müssen wir aber auch wissen, zwischen elchen Leitplanken wir uns bewegen sollen. Im Übrien ist das gar nicht unsere Idee gewesen, sondern die eteiligten in der Pflegeszene – das gilt auch für die rankenund Pflegekassen – haben selber gesagt: Wenn er Pflegebedürftigkeitsbegriff neu definiert wird, dann üssen bestimmte Dinge geändert werden, zum Beispiel egularien neu formuliert werden. Wir alle, die damit zu n haben, wissen: Das braucht seine Zeit. Deswegen ist die Ankündigung, dass man in etwa ehn Monaten diese Arbeit leisten will, sehr zu begrüen. Man muss sich schon jetzt für diese Bereitschaft beanken. Dieser Beirat wird nicht einfach dieselbe Arbeit eitermachen oder gar noch einmal machen, sondern iese Experten sind bereit, wie bei einer Rakete eine eitere Stufe zu zünden, um damit die ganze Pflege weirzubringen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712423200
Heinz Lanfermann (FDP):
Rede ID: ID1712423300

(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Vorgaben!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712423400

Das Wort hat der Kollege Ewald Schurer für die SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)



Ewald Schurer (SPD):
Rede ID: ID1712423500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen

nd Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
unächst einmal darf ich als Haushälter dem Herrn
inister meine Glückwünsche aussprechen, dass er erst-





Ewald Schurer


(A) )


)
mals als Minister den Haushalt einbringen kann. Sie wa-
ren ja bereits in den vergangenen Jahren als Parlamenta-
rischer Staatssekretär beteiligt. Ich darf mich auch beim
Ministerium dafür bedanken, dass die Unterlagen für die
Haushaltsberatungen umfänglich und rechtzeitig zur
Verfügung gestellt wurden. Das ist immerhin schon eine
Leistung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


So weit, so gut.

Ich darf dem Herrn Minister attestieren, dass er mit
einer Information richtig lag: Der für 2012 geplante
Steuerzuschuss von 14 Milliarden Euro erreicht eine
Höchstgrenze. Dieser Prozess wurde 2006 und 2007 be-
gonnen. Seit 2009 fließen Steuerzuschüsse in den Ge-
sundheitsfonds. Insoweit lagen Sie, fachlich gesehen,
richtig.

Die Rechtsgrundlage dafür findet sich in § 221
SGB V: Beteiligung des Bundes an Aufwendungen. Ge-
meinhin sagt man dazu: pauschale Abgeltung für ge-
samtgesellschaftliche Aufgaben. Diese wurden dem Ge-
sundheitswesen von der Politik übertragen.

Aber dann hört es mit dem Wahrheitsgehalt auf – das
tut weh –, weil Haushaltsberatungen nicht nur ein not-
wendiges Übel sind, das man irgendwie abspulen muss,
Herr Bahr, sondern den Minister bei seinen inhaltlichen
Ausführungen zu Wahrheit und Klarheit verpflichten.


(Elke Ferner [SPD]: Das wäre etwas Neues!)


Das habe ich im fachlichen Kontext vermisst. Herr
Lanfermann, Sie müssten als alter Hase schon wissen,
dass Haushaltsdebatten sich an der Richtschnur von
Wahrheit und Klarheit zu orientieren haben.

Neben diesen 14 Milliarden Euro haben wir einen
materiellen Kern. Das sind die verbleibenden 483 Mil-
lionen Euro. Sie stellen nur 3,4 Prozent des Gesamthaus-
haltes dar, sind aber als materieller Kern sehr wichtig.
Ich darf auch erwähnen, dass immerhin ein Fünftel von
diesen 483 Millionen Euro, nämlich 92,3 Millionen
Euro, durch Gebühren und Einnahmen gegenfinanziert
sind, vor allen Dingen durch das BfArM. Weil wir in der
Haushaltsdebatte sind, sei das noch angemerkt.

Aber jetzt kommt der für mich als Haushälter bittere
Moment. Dort, wo diese Bundesregierung inhaltlich ge-
stalten könnte, tut sie es definitiv nicht. Das haben die
Kolleginnen und Kollegen teilweise bereits aufgearbeitet
und angerissen. Das gilt zum Beispiel bei der Präven-
tion. Dort kürzen Sie bei den Titeln mit Programmcha-
rakter. Sie haben auch keine Präventionsstrategie vorge-
legt. Warum kürzen Sie bei dem wichtigen Feld der
Prävention? Das ist meine Frage. Darauf haben Sie in Ih-
rer Rede keine Antwort gegeben.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Des Weiteren darf ich das so wichtige Thema HIV/
Aids nennen. Wir wissen, dass die Ansteckungsquoten
nach wie vor auf hohem Niveau stagnieren. Sie haben
hier nicht die Wahrheit gesagt. Sie haben die Aufklä-
rungstitel um 1 Million Euro gekürzt. Das Programm zur

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(C (D ekämpfung von HIV/Aids in Osteuropa haben Sie ganz nd gar eingestellt. Vor dem Hintergrund der Bedrohung urch die schwierige Infektionskrankheit Aids ist das ein kandal. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das ist die Wahrheit, Herr Minister. Wissen Sie, wenn
an Minister ist, muss man auch eine Messe lesen kön-

en und darf sich hier nicht wie ein Ministrant gerieren.
ichts gegen Ministranten; aber man muss eine Messe
sen können. Das sei Ihnen kurz vor dem Besuch des
apstes in diesem Hohen Hause ins Stammbuch ge-
chrieben.

Beim Thema Alkohol- und Zigarettenmissbrauch
eigt sich das gleiche Bild. Sie kürzen bei den Program-
en zur Bekämpfung von Alkohol- und Zigarettenmiss-

rauch. Das ist wieder ein Bereich, bei dem man gestal-
n könnte. Sie können hier nicht gestalten, weil Sie die
otwendigen Mittel eindampfen.

Lassen Sie mich noch einmal über ein positives Mo-
ent reden. Es ist positiv, dass aus dem Bundespro-

ramm für Bildung und Forschung immerhin 7 Millio-
en Euro an das BMG gehen. Das ist schön. Meine
ngst ist aber, dass diese Gelder wieder mal an die In-
ustrie verhökert oder weitergeleitet werden, anstatt da-
it sinnvolle Programme für Kindergesundheit, für Arz-

eimittel- und Therapiesicherheit oder für die Pflege zu
nanzieren. Ich bin gespannt, was Sie dort substanziell
u leisten in der Lage sind. Allerdings habe ich kein gro-
es Vertrauen.

Wie schon gesagt worden ist, hat Herr Rösler im
erbst letzten Jahres ein großes Programm für Pflege

ngekündigt. Es gibt die Beiräte. Das ist ja gut und
chön. Die Kollegin hat es ausführlich ausgeführt. Es
ibt aber keinerlei eigene Definition. Sie stochern mit
er Stange im Nebel herum, was einen neuen und so
ichtigen Pflegebegriff angeht.

Wir wissen nur: Was kommen soll, wird die kapital-
edeckte Zusatzversicherung sein, und es wird zulasten
er Versicherten gehen. – Das sind die Optionen, mit de-
en Sie hier ins Spielfeld schreiten. Dies ist keine große
eistung.

Die Eckpunkte sind zum 23. September angekündigt.
as für einen Kalender haben Sie in der FDP oder im
inisterium? Für mich beginnt das Jahr am 1. Januar

nd nicht am 23. September. Auch das ist eine enorm
chwache Leistung.


(Beifall bei der SPD – Heinz Lanfermann [FDP]: Es war vom Sommer die Rede!)


Dann versuchen Sie, sich da auf den Beirat herauszu-
den. Herr Lanfermann, wo sind wir denn? Beiräte gibt

s überall. Sie bräuchten auch einen Beirat; das weiß ich.
as würde Ihnen persönlich sehr guttun.

Nun komme ich zum Versorgungsstrukturgesetz. Es
ibt endlich eine Vorlage aus dem Kabinett – aus der
ommerpause, vom August 2011. Immerhin haben Sie

(B)






Ewald Schurer


(A) )


)(B)

das geschafft. Reden wir aber über das, was wir bei der
Versorgungsstruktur und einer Gesetzgebung brauchen.

Erstens brauchen wir zunächst einmal eine Bedarfs-
planung, die sich am Wohle der Patientinnen und Patien-
ten orientiert.

Zweitens brauchen wir einen Abbau von Unter- und
gleichzeitiger Überversorgung im Lande.


(Beifall bei der SPD)


Daran werden übrigens Geldgeschenke an Mediziner in
keiner Weise substanziell etwas verändern.

Drittens brauchen wir mehr medizinische Versor-
gungszentren – machen wir uns nichts vor; betrachten
wir es ganz unideologisch – und pragmatische Lösungen
für deren Trägerschaft. Unter anderem natürlich die
Ärzte, aber auch Kommunen, Gebietskörperschaften und
Krankenhäuser könnten mögliche Träger sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Viertens – daran kommen wir nicht vorbei – brauchen
wir gestärkte Hausärzte, die als Lotsen die Patientinnen
und Patienten im Gesundheitssystem leiten können.

Zum Schluss möchte ich noch eine Aussage treffen.
Was Sie im letzten Jahr abgeliefert haben, ist in der Tat


(Zuruf von der FDP: Eine ganze Menge!)


nichts anderes als Verzögerung und Verschlimmbessern
der Situation, die wir bei Herrn Rösler vorgefunden ha-
ben. Sie zeigen nirgends auf, dass Sie ein Kompetenz-
zentrum sind. Ich erwarte von einem Gesundheitsminis-
terium, dass es auch ein Kompetenzzentrum ist, das
inhaltliche Lösungen anbietet und sie selbst in die Ge-
sellschaft hineinträgt. Es reicht nicht, zu sagen: Warten
wir ab, was der Beirat uns empfiehlt; dann haben wir
auch eine Meinung.

So kann es nicht gehen. Sie liegen weit unterhalb des
Niveaus, das man von einem Ministerium verlangen
kann.

Damit komme ich zu meiner abschließenden Aus-
sage: Die Risiken und Nebenwirkungen der FDP-Politik
tragen alleine die Versicherten. Das ist bitter genug. In
den nächsten zwei Jahren erwarte ich persönlich von Ih-
nen keine Aufhellung des getrübten Himmels. Ich er-
warte, dass Sie versuchen, sich über die Zeit zu retten.
Diese Zeit bedeutet, dass im September 2013 eine neue
Ära beginnt: ohne Schwarz-Gelb wieder in Richtung So-
lidargemeinschaft und Bürgerversicherung für Pflege
und Gesundheit.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Hochmut kommt vor dem Fall, Herr Schurer!)


Das ist der programmatische Ansatz, mit dem wir das
hohe Leistungsvermögen in dieser Volkswirtschaft si-
chern.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Manche haben die Arroganz der Macht, die die Macht gar nicht haben!)


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(C (D Im Übrigen sind es nicht 3 Milliarden Euro, Herr oschorrek, sondern 180 Milliarden Euro an GKV-Mitln insgesamt und 250 Milliarden Euro im Jahr an Wert chöpfungsleistung in der Volkswirtschaft. Das ist eine iertel Billion, und es sind 12 Prozent des volkswirt chaftlichen Volumens. Mittel, die in die Gesundheitsirtschaft fließen, bedeuten Wertschöpfung. Es sind icht nur Kosten, sondern sie dienen der Gesundheit und er Entwicklung von Arbeitsplätzen. Das ist richtig. Kollege Schurer, achten Sie bitte auf Ihre Redezeit. Die Erwartungen erfüllen Sie nicht. Das ist bitter. Das t weh. Das ist, denke ich, beschämend. Herzlichen Dank. Der Kollege Stephan Stracke hat nun für die Unions aktion das Wort. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten amen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Schurer, an den Risiken und Nebenwirkungen und or allem an den bitteren Pillen, die die SPD in den letzn Jahren verabreicht hat, vor allem was Ihre Verantortung für das BMG angeht, kauen die Versicherten nd Patienten immer noch. Wir sind dabei, entsprehende Maßnahmen durchzuführen, damit sich das wieer zum Positiven wendet. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712423600
Ewald Schurer (SPD):
Rede ID: ID1712423700

(Beifall bei der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712423800

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Stephan Stracke (CSU):
Rede ID: ID1712423900

Diese Koalition leistet insofern eine hervorragende
rbeit. Sie erfüllt sämtliche Herausforderungen, die an

ie gestellt werden, auch in zeitlicher Hinsicht. Bleiben
ie gelassen! Wir kriegen das alles gut hin, insbesondere
as die Pflege angeht.

Zu Beginn dieser Legislaturperiode drohte der gesetz-
chen Krankenversicherung ein Defizit von bis zu
Milliarden Euro. Das war die Ausgangslage. Es ist uns

elungen, dieses gewaltige Defizit zu überwinden und
as Blatt zu wenden.


(Elke Ferner [SPD]: Beitragssatzerhöhung!)


etzt sprechen wir nicht mehr von Defiziten, sondern
on einem Überschuss in der gesetzlichen Krankenver-
icherung. Beispielsweise wurde im ersten Halbjahr
011 in der gesetzlichen Krankenversicherung ein Über-
chuss von 2,4 Milliarden Euro erzielt.


(Elke Ferner [SPD]: Trotz dieser Regierung, nicht wegen!)


Diese positive Entwicklung ist alles andere als eine
elbstverständlichkeit. Sie ist das Ergebnis harter Arbeit





Stephan Stracke


(A) )


)(B)

und richtiger Weichenstellungen vor allem dieser christ-
lich-liberalen Koalition.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Nehmen Sie nur die Einnahmeseite bei der gesetzli-
chen Krankenversicherung. Sie profitiert selbstverständ-
lich von der positiven konjunkturellen Entwicklung.
Dass diese Entwicklung so positiv ist, ist vor allem da-
rauf zurückzuführen, dass wir eine kluge Wirtschafts-
politik betreiben. Dafür steht diese Koalition mit ihren
Entlastungen der Bürger und Unternehmen.


(Elke Ferner [SPD]: Sie wissen gar nicht, was das ist! Mövenpick! – Ewald Schurer [SPD]: Das ist die einzige spürbare Entlastung!)


– Ja, ich weiß, dass Sie das nicht hören wollen. Aber es
ist nun einmal die Realität.

Auch auf der Ausgabenseite hat sich vieles zum Posi-
tiven gewendet. Vor allem das Arzneimittelsparpaket
wirkt sich entsprechend aus. Seit Jahren müssen wir ei-
nen ungebremsten Ausgabenanstieg im Arzneimittelbe-
reich erleben. Uns ist es gelungen, zu Ausgabensenkun-
gen zu kommen. Erstmals ist ein Rückgang um
6,3 Prozent zu verzeichnen. Das bedeutet für die Kran-
kenkassen eine monatliche Entlastung von 100 Millio-
nen Euro. Wer von Ihnen, werte Opposition, hat das je-
mals hinbekommen? Außer in weinseligen Runden
zusammenzusitzen, kam wenig heraus.


(Ewald Schurer [SPD]: Sie wissen doch nicht, was wir trinken!)


Wir machen das als christlich-liberale Koalition insbe-
sondere, indem wir den Pharmarabatt eingeführt haben.
Die Pharmaindustrie leistet nun erstmals einen echten
Sparbeitrag. Das haben wir durchgesetzt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Am Anfang der Legislaturperiode mussten wir notge-
drungen viele kurzfristige Maßnahmen durchsetzen.
Diese hatten viel mit dem drohenden Milliardendefizit
zu tun. Es ist gelungen, dieses abzuwenden. Jetzt können
wir uns Strukturfragen zuwenden.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Genau! So ist es!)


Zur Skizzierung der Ausgangslage sei ganz kurz an-
gemerkt: Es ist eigentlich eine banale Erkenntnis, dass es
die demografische Entwicklung und der medizinisch-
technische Fortschritt sind, die die Strukturen und die
finanziellen Grundlagen unseres gesetzlichen Kranken-
versicherungssystems maßgeblich prägen und auch wei-
terhin prägen werden. Deswegen gibt es in der Gesund-
heitspolitik kein Weiter-so. Darüber besteht allgemeiner
Konsens in diesem Hohen Hause.

Darauf beschränkt sich aber auch der Konsens. Die
Rezepte der Opposition – schauen Sie sich die Vor-
schläge insgesamt an – bestehen in mehr Staat, mehr Re-
gulierung und mehr Planwirtschaft. Das alles hat keine
Zukunft.

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(C (D (Elke Ferner [SPD]: Was erzählen Sie für einen Unsinn?)


ies hat die Vergangenheit gezeigt. Wir betreiben seit
0 Jahren – insbesondere unter der Regentschaft von
lla Schmidt von der SPD war dem so – eine Ausgaben-
egrenzungspolitik.


(Elke Ferner [SPD]: Seit 30 Jahren?)


Das waren auf jeden Fall gefühlte 30 Jahre. – Trotz der
egrenzung von Ausgaben, trotz Budgetierung und trotz
eistungsverringerung sind die Beiträge immer weiter
estiegen. Dieser Weg kann daher nicht weiter beschrit-
n werden. Deshalb haben wir diesen Weg verlassen.
ir brauchen keine Planwirtschaft und keine Staatsme-

izin, wie Sie es wollen, sondern wir brauchen mehr so-
iale Marktwirtschaft. Kernelemente dieser sozialen
arktwirtschaft sind mehr Wettbewerb und Transpa-
nz; denn mehr Transparenz und Wettbewerb führen zu

öherer Effizienz und höherer Qualität. Das ist unser
nsatz. Diesen Ansatz machen wir in unserer gemeinsa-
en Politik deutlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ewald Schurer [SPD]: Wo haben Sie Wettbewerb?)


Nehmen wir das Arzneimittelneuordnungsgesetz. Ei-
ige Kollegen haben es angesprochen. Wir haben zum
rsten Mal das Preismonopol der Pharmaindustrie gebro-
hen. Das bedeutet für die Versicherten eine Entlastung
on jährlich rund 2 Milliarden Euro. Dafür können wir
ns loben, und auch Sie dürfen uns dafür loben, weil das
en Versicherten nützt.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Das kriegen die nicht über die Zunge!)


Ich weiß, dass die das nicht hinbekommen, aber an-
tändig wäre es auf jeden Fall. – Jetzt müssen die Her-
teller beweisen, dass ihre neuen Arzneimittel tatsäch-
ch einen zusätzlichen Nutzen haben. Daran orientiert
ich von nun an die Preisfindung; denn wir wollen tat-
ächlichen Fortschritt bezahlen und nicht bloß verspro-
henen. Das verstehen wir unter Transparenz und Wett-
ewerb. Aber zum Wettbewerb gehört auch Fairness.
eswegen erwarten wir, dass die Parteien bei der Nut-

enbewertung fair miteinander umgehen. Dazu gehört,
ass der gesetzlich verankerte Beratungsanspruch der
ersteller nicht ins Leere läuft, sondern in der Praxis ge-
bt wird.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Exakt! Sehr richtig!)


eratung heißt Dialog, heißt Austausch und nicht Mono-
g auf dem Schriftwege. Ich erwarte, dass der Gemein-

ame Bundesausschuss diesem Gesetzeswillen Rech-
ung trägt und ihn nicht unterläuft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Transparenz und Wettbewerb prägen in Zukunft nicht
ur den Arzneimittelmarkt, sondern auch die Finanzie-
ngsgrundlagen der gesetzlichen Krankenversiche-
ng. Die Zusatzbeiträge entfalten erstmals ein echtes

reissignal. Jetzt kann der Versicherte auf Euro und Cent





Stephan Stracke


(A) )


)(B)

genau erkennen, was ihn die Krankenversicherung kos-
tet. Damit haben wir zusätzlich ein Wettbewerbselement
eingefügt. Keiner, insbesondere keiner von der Opposi-
tion, hat für möglich gehalten, dass dieses Element eine
solche wettbewerbliche Wirkung entfaltet. Ich halte das
insgesamt für gut, weil das dem Gesundheitswesen gut-
tut.

Zum Wettbewerb gehört aber auch die Möglichkeit
des Scheiterns. Die Insolvenz der City BKK zeigt das.
Das muss man akzeptieren. Man muss allerdings auch
die Rahmenbedingungen akzeptieren. Das heißt, dass die
Versicherten zu Recht erwarten dürfen, dass sie das Soli-
darsystem in einem solchen Fall auffängt. Das Schau-
spiel, das einzelne Krankenkassen aufgeführt haben, war
daher schlicht und ergreifend unwürdig. Das war unan-
ständig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Deswegen werden wir diesbezüglich zu Veränderungen
kommen und die Befugnisse der Aufsichtsbehörden er-
weitern. Wir werden dabei bis zum Mittel der Amtsent-
hebung von Vorstandsmitgliedern bei grober Pflichtver-
letzung greifen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Harald Weinberg [DIE LINKE]: Das will ich sehen, dass das kommt!)


Neben den strukturbestimmenden Merkmalen von
Wettbewerb und Transparenz geht es in Zukunft auch
darum, die Gesundheitspolitik immer wieder an der kon-
kreten Versorgungssituation der Patienten zu messen.
Maßstab muss die erlebte Versorgungsrealität der Patien-
ten mit ihren Bedürfnissen, Sorgen und Ängsten sein.
Genau das greifen wir auf. Ziel muss es sein, dass wir
weiterhin eine hervorragende Gesundheitsversorgung
flächendeckend, wohnortnah und bedarfsgerecht ge-
währleisten. Dazu verändern wir die Rahmenbedingun-
gen, auch die der Leistungserbringer. Das ist aber nie
Selbstzweck, sondern dahinter steht immer das Ziel, eine
noch bessere Versorgungsqualität der Patienten zu errei-
chen.

Viele Menschen haben einfach die Sorge, dass sich
die medizinische Versorgung auf dem Land verschlech-
tert. Ich komme aus dem Allgäu, einem wunderschönen
Landstrich. Dort liegt der Versorgungsgrad bei 110 Pro-
zent. Dazu würden Sie sagen: Alles wunderbar, alles
prima. Wenn man aber einmal genau hinschaut, etwa bei
den Hausärzten, stellt man fest, dass beispielsweise in ei-
nem Landkreis meines Wahlkreises fast ein Drittel der
Hausärzte über 60 ist. Ich weiß, dass diese – wunder-
schöne – Region für Deutschland sicherlich nicht reprä-
sentativ ist; dennoch zeigt sie eine gewisse Entwicklung
auf. Deswegen ist es richtig, den Bedarf vom Patienten
her zu denken. Genau das tun wir, indem wir zum Aus-
gangspunkt unseres Versorgungsstrukturgesetzes den
tatsächlichen Bedarf der Menschen machen.

Was heißt das? Wir geben mit unserem Versorgungs-
strukturgesetz den Ländern mehr Mitwirkungsrechte.
Regionale Besonderheiten können künftig besser be-
rücksichtigt werden. Wir müssen hierbei auch darauf

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(C (D chten, dass die Balance gewahrt bleibt. Es darf nicht so ein, dass derjenige, der bestellt, ein anderer ist als derjeige, der die Rechnung bezahlt. Darauf, dass es hier icht zu Disparitäten kommt, achten wir. Junge Mediziner haben vor allem die Sorge, dass sie oppelt bestraft werden, gerade in unterversorgten Geieten. Zum einen haben sie dort mehr Arbeit, mehr Paenten und einen höheren Aufwand, und zum anderen erdienen sie im Einzelfall weniger, weil unser Honorarystem mehr Leistung eher bestraft als belohnt. Hinzu ommt die Angst vor Regressen. Das gehen wir an, inem wir die Niederlassung attraktiver gestalten. Das eht nicht mit planwirtschaftlichen Elementen, wie viele s sich vorstellen. Eine Landverschickung per Gesetz ird nicht funktionieren. Wir setzen auf Anreize: Menenabstaffelung, Abbau von Regressängsten und vor alm Regionalisierung der Honorare. Meine sehr verehrten Damen und Herren, diese Kolition hat in den vergangenen beiden Jahren gute Arbeit eleistet. Wir haben jetzt einen guten, einen hervorraenden Minister. Daher werden wir all den Herausfordengen voll und ganz gerecht werden. Seien Sie versi hert: Diese Koalition tut Deutschland gut. Das werden ir tagtäglich zeigen. Herzlichen Dank. Die Kollegin Birgitt Bender hat für die Fraktion ündnis 90/Die Grünen das Wort. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der vor erige Gesundheitsminister sah eines Tages die Chance, eine Partei zu retten, indem er ihren Vorsitz übernahm. b ihm das geholfen hat, sei dahingestellt. Dabei war m das Gesundheitsressort offensichtlich lästig, und er at es flugs hingeworfen. Angekündigt hat er dann: Ab tzt wird geliefert. Man sollte annehmen, das habe sich uch auf die Gesundheitspolitik bezogen und sei demntsprechend Ihre Aufgabe, Herr Minister Bahr. Nun haben wir schon gehört, dass jedenfalls in der flege gar nichts außer dem Modell „lange Bank“ geliert wird. Da ist also schon einmal nichts mit Lieferung. (Heinz Lanfermann [FDP]: Schon wieder jemand, der nicht zugehört hat!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712424000
Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712424100

(Jens Ackermann [FDP]: Aber er liefert doch!)


s hat sich nämlich gezeigt, dass das, was die FDP so
erne als Lösung hätte – die private Zusatzzwangsversi-
herung als neuen Markt für die PKV –, auch bei CDU
nd CSU Stirnrunzeln hervorgerufen hat – zu Recht.
un fällt Ihnen gar nichts mehr ein, und deswegen pas-

iert nichts.

In anderen Bereichen sieht es so aus, als ob Sie liefer-
n; aber in der Verpackung ist nicht das, was Sie ver-

prechen. Angeblich haben wir jetzt den Entwurf eines
andärzteförderungsgesetzes auf dem Tisch liegen. Was





Birgitt Bender


(A) )


)(B)

enthält es für die Landärzte? Es wird versprochen, dass
die Honorarregelung, die dazu führt, dass das Honorar
desjenigen, der besonders viele Patienten behandelt, am
Ende niedriger ausfällt, aufgehoben wird.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Sind Sie dagegen?)


– Nein, ich bin nicht dagegen. –


(Heinz Lanfermann [FDP]: Wunderbar! Bravo!)


Aber wissen Sie, werter Herr Kollege Lanfermann, wie
viele Ärztinnen und Ärzte das zurzeit betrifft? Es sind
exakt 37.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Donnerwetter!)


37 Ärztinnen und Ärzte werden von dieser Regelung
profitieren. Das soll eine Förderung der Landärzte sein?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jens Spahn [CDU/CSU]: Das ist doch Quatsch!)


Was passiert stattdessen? Es ist ja nicht so, als würden
Ärzte nicht profitieren. Schauen wir einmal einen Mo-
ment lang zurück: In der Zeit von 2007 bis 2010 ist das
ärztliche Honorarvolumen um rund 4,3 Milliarden Euro
gestiegen.


(Rolf Schwanitz [SPD]: Hört! Hört!)


In diesem Jahr kommt noch einmal 1 Milliarde Euro
hinzu. Wenn das Versorgungsgesetz tatsächlich so kommt,
dann erhalten die Ärzte noch einmal 600 bis 800 Millio-
nen Euro und die Zahnärzte noch einmal 400 Millionen.
Dass bei der spezialisierten fachärztlichen Versorgung
die Steuerungsinstrumente hinsichtlich Menge und Qua-
lität gleich vom Tisch gewischt werden, kostet noch ein-
mal zusätzlich eine halbe Milliarde Euro. Das heißt, ab
2013 haben wir dann wiederum Mehrkosten von 2 Mil-
liarden Euro, die bei der Ärzteschaft ankommen und dann
die Startrampe für weitere Honorarverhandlungen für die
nächsten Jahre bilden. Das nenne ich ein Ärztebeglü-
ckungsgesetz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Nur hat das mit der Förderung des ländlichen Raums
und der gesundheitlichen Versorgung dort rein gar nichts
zu tun.


(Ewald Schurer [SPD]: Exakt!)


Bezahlen werden diesen Goldrausch die Versicherten.


(Elke Ferner [SPD]: Mit einer Kopfpauschale!)


Sie haben ja dafür gesorgt, dass jede weitere Kostenstei-
gerung einseitig in Form von Zusatzbeiträgen bei den
Versicherten abgeladen wird.

Nun ist Ihnen offenbar auch aufgegangen, dass man
denen wenigstens versprechen müsste, dass die Versor-
gung sich verbessert. Da haben Sie dieser Tage einen
Joker aus dem Ärmel gezogen, der hieß: Wir verbessern

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(C (D en Zugang zum Facharzt für die GKV-Versicherten; die riegen schneller einen Termin. – Das hörte sich glatt so n, als würden Sie einen Praxiskalenderüberwachungsspektor hinter jeden Arzt setzen wollen; eine beson ers kluge Idee. (Jens Spahn [CDU/CSU]: Wir heißen ja nicht SPD! – Stephan Stracke [CDU/CSU]: So etwas macht nur die SPD!)


Als Ihnen das aufgegangen ist, haben Sie den Vor-
chlag gleich wieder eingesammelt. Aber was Sie nicht
n, ist, das Problem, das es ja gibt, nämlich dass die ge-

etzlich Versicherten je nach Region und je nach Fach-
rztgruppe deutlich länger auf einen Termin warten als
ie Privatversicherten, von der Wurzel her anzugehen.


(Beifall bei der SPD)


Es ist für Ärzte nun einmal ökonomisch rational, dass
ie diejenigen vorziehen, für deren Behandlung sie bes-
er bezahlt werden. Deswegen muss man das ändern und
ie Ärztinnen und Ärzte gleichermaßen für die Behand-
ng bezahlen. Die Kosten für die Behandlung dürfen

ich nicht nach dem Versicherungsstatus der Patienten
chten, sondern nach der Krankheit, die diese haben.
ir brauchen eine einheitliche Honorarordnung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Wir brauchen auch gleiche Spielregeln. Das ist der
eg zur Bürgerversicherung. Genau das wollen Sie

icht.


(Stephan Stracke [CDU/CSU]: Das ist der falsche Weg!)


Was wir auch brauchen, ist eine vernetzte Versorgung.
a, wo nämlich Haus- und Fachärzte und möglichst
och andere Gesundheitsberufe zusammenarbeiten, im
VZ, bei den Hausarztverträgen, in der integrierten Ver-

orgung, da klappt es auch mit der Terminvergabe. Da
raucht man nicht irgendwelche Sanktionsmechanismen.
ber genau daran krankt es doch. Sie haben nur wieder
ie ärztliche Einzelpraxis im Blick und dass es so weiter-
ehen soll wie bisher. Sie denken nicht daran, dass eine
ut strukturierte Versorgung eine vernetzte Versorgung
t und auch eine Versorgung, bei der die Allzuständig-
eit der Ärzte aufgehoben wird und auch einmal anderen
esundheitsberufen mehr Verantwortung zugetraut und

ugemutet wird, wodurch die Patienten bessergestellt
erden, so wie das in anderen Ländern auch der Fall ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Kurz gesagt: Hier wird nichts anderes abgeliefert als
ie alte Klientelpflegepolitik, und damit hat dieser Ge-
undheitsminister gar nichts abgeliefert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Harald Weinberg [DIE LINKE] – Heinz Lanfermann [FDP]: Schreiben Sie doch einmal Kinderbücher! Bei der Fantasie ist das noch drin!)







(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712424200

Das Wort hat der Kollege Lothar Riebsamen für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Lothar Riebsamen (CDU):
Rede ID: ID1712424300

Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Vergleicht man den Bundeshaushalt mit ei-
nem Haus, dann ist das Ressort Gesundheit sicher nicht
das Fundament oder das wichtigste Geschoss, sondern
das Ressort Gesundheit hat eine ganz andere, besonders
wichtige Funktion, nämlich dafür zu sorgen, dass es le-
benswert ist, in diesem Haus zu leben und in diesem
Haus gesund zu bleiben, vom Kind bis zum Greis.

70 Millionen Versicherte in unserem Land: Das steht
hinter diesem Haushalt. Diesem Anspruch werden wir
mit allen Maßnahmen gerecht, die wir für diesen Haus-
halt vorbereitet haben und die wir in diesem Haushalt
umsetzen.

Dadurch ist die Gesundheitswirtschaft natürlich auch
ein bedeutender Wirtschaftszweig in unserem Land.
4,3 Millionen Menschen erwirtschaften 10 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts.


(Ewald Schurer [SPD]: 12!)


Wir lesen zurzeit in den Medien, dass sich die Ge-
sundheitswirtschaft weltweit verdreifachen wird. Zu
Recht haben der Bundesgesundheitsminister und der
Bundeswirtschaftsminister die Gesundheitswirtschaft für
die nächsten Jahre und Jahrzehnte als wichtiges Export-
angebot erkannt.

Diese Entwicklung ist jedoch kein Selbstläufer. Sie ist
nicht zum Nulltarif zu haben. Es ist notwendig, an den
Konzepten und an der Richtung, die wir zur langfristigen
Finanzierung des Gesundheitssystems und zur kurzfristi-
gen Sicherung der Haushalte eingeschlagen haben, fest-
zuhalten.

Der Etat im Haushalt des Bundes ist von 1 Milliarde
Euro im Jahr 2004 auf nunmehr über 14 Milliarden Euro
aufgewachsen. Er fällt 2012 allerdings um circa 2 Mil-
liarden Euro geringer aus als in den beiden vorhergehen-
den Jahren, und zwar ganz einfach deshalb, weil in die-
sem Jahr keine Stützung des Gesundheitsfonds
notwendig ist. Das liegt daran, dass wir einen hervorra-
gend florierenden Arbeitsmarkt haben und wir die Ar-
beitslosigkeit deutlich reduzieren konnten.


(Elke Ferner [SPD]: Sie doch nicht! – Gegenruf des Abg. Heinz Lanfermann [FDP]: Nein, das hat nur die Opposition gemacht, Frau Ferner! Das wissen wir doch!)


Das haben wir unseren fleißigen Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern zu verdanken. Das haben wir unseren
Tarifpartnern zu verdanken, die vernünftig gehandelt ha-
ben. Das haben wir einer vernünftigen Wirtschaftspoli-
tik, aber auch einer vernünftigen Gesundheitspolitik zu
verdanken.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: So ist es! Genau!)


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(C (D Wir haben die Arbeitgeberbeiträge festgeschrieben, m Arbeitsplätze zu erhalten. Wir haben die Beiträge in er Krise reduziert. (Elke Ferner [SPD]: Sie haben die Beiträge erst einmal erhöht!)


Wir haben sie in der Krise reduziert.


(Elke Ferner [SPD]: Die haben wir in der Großen Koalition abgesenkt! Das hat nichts mit der FDP zu tun!)


on den 14,5 Milliarden Euro, die wir im Haushalt ver-
nschlagt haben, investieren wir 14 Milliarden Euro in
ersicherungsfremde Leistungen und in eine angemes-
ene Steuerbeteiligung zur sozialen Abfederung von Zu-
atzbeiträgen.

Auch die Sofortmaßnahmen, die wir notwendiger-
eise ergreifen mussten, weil ein Defizit von 11 Milliar-
en Euro zu erwarten war, haben Wirkung gezeigt. Die
parpakete im Arzneimittelbereich haben Wirkung ge-
eigt. Wir haben schon wenige Monate nach Übernahme
er Regierungsverantwortung mit dem GKV-Ände-
ngsgesetz die Zwangsrabatte erhöht. Dadurch spart die
KV 1,5 Milliarden Euro pro Jahr ein. Hinzu kommen

eit dem 1. Januar 2011 durch das AMNOG weitere
Milliarden Euro im Jahr. Die Auswirkungen sind also

eutlich sichtbar. Die Medien, die das im vergangenen
ahr noch kritisiert haben, müssen heute eingestehen
sie tun dies teilweise auch –, dass wir sinnvolle und
chtige Maßnahmen ergriffen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Gegenüber dem ersten Halbjahr 2010 hat sich im Jahr
011 die Gesamtsituation der GKV um 2,3 Milliarden
uro verbessert. Im ersten Quartal 2011 konnten allein
ie Arzneimittelausgaben um 5 Prozent reduziert wer-
en. Der Schätzerkreis der gesetzlichen Krankenversi-
herung erwartet, dass es zum Ende dieses Jahres eine
iquiditätsreserve in Höhe von 6,9 Milliarden Euro im
esundheitsfonds geben wird.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das war noch nie da! – Elke Ferner [SPD]: Sie haben die Beiträge mehr als nötig erhöht!)


iese Liquiditätsreserve brauchen wir allerdings auch.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag hat
Juni 2011 eingeräumt, dass das AMNOG keine nega-

ven Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in der Ge-
undheitsbranche hat. Das AMNOG war demnach nicht
ur im Interesse der Beitragszahler, sondern stellte um-
ekehrt auch keinen Schaden für die Industrie in unse-
m Land dar. Auch das GKV-Finanzierungsgesetz, das

um 1. Januar dieses Jahres in Kraft getreten ist, hat die
innahmen und die Ausgaben der GKV stabilisiert. Mit
eiträgen, die sich auf dem Niveau von vor der Krise be-
egen, mit der Weiterentwicklung der Zusatzbeiträge
nd mit einem steuerfinanzierten Sozialausgleich wird
iemand überfordert,


(Ewald Schurer [SPD]: Das hat doch der Herr Schäuble widerrufen! Was erzählen Sie? Das Lothar Riebsamen )





(A) )

ist nicht gesichert! – Weiterer Zuruf der Abg.
Elke Ferner [SPD])

und es entsteht eine Knautschzone für die gesetzlichen
Krankenkassen.

Kurzum: Wir haben langfristige und wir haben kurz-
fristige Verbesserungen erzielt, ohne in den Leistungska-
talog einzugreifen und ohne Priorisierungen vorzuneh-
men, wie dies in anderen Ländern teilweise üblich ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es zeigt sich allerdings auch, dass die Arbeit in diesem
Bereich nicht ausgehen wird. Weitere Vorhaben sind für
2011/2012 in der Pipeline: Ich rede vom Versorgungs-
strukturgesetz. Ich rede von einer zielgenaueren ärztli-
chen Versorgung im ländlichen Raum. Liebe Frau
Bender, das soll nur 37 Ärzte betreffen? Dazu kann ich
nur sagen: Wenn die neu definierten statistischen Vorga-
ben erst einmal gelten, dann werden diese 37 Ärzte al-
lein in meinem Wahlkreis sein.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Illusion haben Sie? Ihr stellt euch das Leben immer so einfach vor!)


Das wird ein großer Wurf im Sinne einer Verbesserung
der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Zudem werden wir mit diesem Gesetz eine bessere
Verzahnung zwischen dem stationären und dem ambu-
lanten Bereich herbeiführen. Außerdem werden wir für
mehr Transparenz sowie für mehr Haushaltswahrheit
und Haushaltsklarheit sorgen, nicht im Bundeshaushalt
– da sind diese gegeben –, sondern in den Abschlüssen
der gesetzlichen Krankenversicherung ab 2014, damit
die Versicherten die Zahlen ihrer Krankenversicherung
einsehen können.

Persönlich sehe ich Handlungsbedarf auch in dem
größten Bereich in der gesetzlichen Krankenversiche-
rung, nämlich im Krankenhausbereich. Auch dort sehe
ich die Notwendigkeit, nachzujustieren. Das DRG-Sys-
tem hat sich bewährt. Der Begleitbericht, den wir im
Frühjahr hier debattiert haben, bestätigt dies. Trotzdem
gibt es an der einen oder anderen Stelle Disparitäten,
weil der Preis nicht am Markt gebildet wird, was wir
auch nicht wollen. Aber deswegen ist es nötig, dass wir
vonseiten der Politik eingreifen.

Wir haben, regional unterschiedlich, zu viele Kran-
kenhausbetten und zu viele Pflegetage. Hier hat die Lan-
desplanung teilweise versagt. Deswegen werden wir die
Vorschläge, auch der Krankenkassen, die auf dem Tisch
liegen, prüfen, um für mehr Qualität zu sorgen, auch
dort, wo Leistungen angeboten werden, die manchmal
vielleicht auch deswegen angeboten werden, weil sie das
meiste Geld einbringen.


(Elke Ferner [SPD]: Viel Spaß mit den Ländern!)


Ich sehe auch Handlungsbedarf, bei der Einführung
der Psych-Entgelte in dieser Richtung vorzugehen. Die

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(C (D eltgesundheitsorganisation bestätigt, dass in Deutschnd 16 psychisch Kranke im stationären Bereich auf 000 Einwohner fallen. In den Niederlanden ist es ein atient pro 1 000 Einwohner. Da kann etwas nicht stimen. Es liegt mit Sicherheit daran, dass hier der ambunte und der stationäre Bereich – ich habe es bereits erähnt – nicht so verzahnt sind, wie es notwendig wäre. eswegen müssen wir, wenn wir das Psych-Entgeltsysm einführen, darauf achten, mittelfristig die psychiatri chen Institutsambulanzen in die neuen Entgeltüberleungen mit einzubeziehen und das Mittel der integrierten ersorgung, das es ja bereits gibt, noch intensiver zu nuten, als es bisher der Fall ist. Bemerkenswert an diesem Bundeshaushalt ist auch, ass 26,4 Milliarden Euro – das sind gerade einmal ,4 Prozent – für Investitionen ausgegeben werden, Inestitionen in Straße, Schiene, Klimaschutz, Küstenchutz und anderes, aber über 50 Prozent in Soziales inlusive der Gesundheit. Deswegen kann keine Rede von ozialer Kälte sein, wie es von der linken Seite angelungen ist. Vielmehr ist es notwendig, dafür zu sorgen, ass wir diesen hohen Standard im sozialen Bereich haln können, indem wir investieren und dafür sorgen, dass ir vernünftige Verkehrsinfrastrukturen und insgesamt ine vernünftige Infrastruktur in unserem Land halten önnen. (Elke Ferner [SPD]: Diskutieren wir jetzt über den Gesundheitsoder den Verkehrshaushalt?)


Dieser Haushalt ist ein gutes Fundament auf dem Weg
eine generationengerechte Zukunft.


(Lachen der Abg. Elke Ferner [SPD])


s ist ein gutes System, und wir werden den Mut haben,
en Sie sieben Jahre lang in der rot-grünen Koalition
icht gehabt haben, weitere Verbesserungen anzustreben
nd durchzuführen, damit wir auch in Zukunft sagen
önnen, dass das Gesundheitssystem in Deutschland ei-
es der besten der Welt ist und bleibt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712424400

Vielen Dank, Herr Kollege. – Nächste Rednerin ist

r die Fraktion der Sozialdemokraten unsere Kollegin
ärbel Bas. Bitte schön, Frau Kollegin.


(Beifall bei der SPD)



Bärbel Bas (SPD):
Rede ID: ID1712424500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber

err Minister Bahr, es ist, glaube ich, hinlänglich be-
annt, dass Ihre Partei ein Lieferproblem hat. Allerdings
ilt das auch für Sie, und das ist heute bereits angeklun-
en. Damit meine ich nicht nur die Pflegereform, son-
ern auch Ihre Präventionsstrategie bzw. das Präven-
onsgesetz, das Sie einführen wollen, und das Patienten-
chtegesetz. All das haben Sie uns vor der Sommer-

ause versprochen. Bei einem Blick in den Kalender
tellt man fest: Die Frist ist in 14 Tagen vorbei. Wir wol-
n sehen, was uns dann erwartet.





Bärbel Bas


(A) )


)(B)

Das einzige, was Sie bisher geliefert haben, ist dieser
Haushaltsentwurf. Wie der Kollege Schurer bereits ge-
sagt hat, stehen in dem Entwurf 14 Milliarden Euro
Steuerzuschuss, die bereits in der Großen Koalition be-
schlossen waren. Ihr Gestaltungsspielraum erschöpft
sich somit auf 7 Millionen Euro für Forschungsförde-
rung.

Zusammengekratzt haben Sie das Geld ausgerechnet
aus ganz wichtigen Bereichen, nämlich bei der Förde-
rung der Prävention, bei der Aidsaufklärung und bei der
Kindergesundheit. Es ist sehr kurzsichtig, wenn
Schwarz-Gelb gerade bei diesen wichtigen Bereichen
kürzt.


(Beifall bei der SPD – Elke Ferner [SPD]: Der kennt noch nicht mal seinen Haushalt!)


Ich will deshalb das Thema Kindergesundheit noch
einmal aufgreifen. Noch im Juni hat sich der Bundesge-
sundheitsminister mit den Erfolgen einer Strategie seiner
Vorgängerin Ulla Schmidt als seine eigenen gebrüstet.
Sie erinnern sich an dieser Stelle vielleicht noch an die
kleine Plagiatsaffäre.


(Elke Ferner [SPD]: Mit Plagiaten hat die FDP ja Erfahrung!)


Möglicherweise wussten Sie schon damals, dass Sie
den Haushaltsansatz für die Förderung der Kinderge-
sundheit sowieso kürzen wollten; denn der Etat für die
dringend notwendige Förderung der Kindergesundheit
– das haben Sie als Minister gerade selber angesprochen –
lag 2011 bei 1,15 Millionen Euro, und im jetzigen Ent-
wurf ist er heruntergefahren auf 650 000 Euro. Wie Sie
sich hier hinstellen und sagen können: „Wir tun mehr für
die Kindergesundheit“, kann ich persönlich nicht nach-
vollziehen.


(Beifall bei der SPD – Elke Ferner [SPD]: Der hat ein kindliches Gemüt, der Herr Minister!)


Leider setzen Sie damit einen unseligen Trend der
vergangenen zwei Jahre fort. Seit zwei Jahren erzählen
Sie uns das Gleiche. Sie wollen kein Präventionsgesetz.


(Elke Ferner [SPD]: Genau! Dann sagen Sie uns das doch!)


Gut, dieser Meinung kann man sein. Dann sollten Sie
aber an Ihrer Präventionsstrategie arbeiten. Zu erkennen
ist bislang überhaupt nichts, außer dass sie scheinbar so
gut sein wird, dass Sie kein Geld mehr dafür brauchen
werden; denn Sie sparen ja jetzt Jahr für Jahr bei der Prä-
vention ein.


(Beifall und Heiterkeit bei der SPD)


Das ist auch eine Strategie. Warten wir mal ab, was da
kommt. Noch stehen 30 Millionen Euro für die Präven-
tion zur Verfügung. Ein Blick ins Gesetz zeigt uns aber
auch, dass dort schon einmal 41 Millionen Euro gestan-
den haben.

Viele gute Programme und Kampagnen der Vorgän-
gerregierung laufen jetzt aus. Anstatt dort anzusetzen
und die Ideen, die bei Ihnen auf dem Tisch liegen, aufzu-
greifen und mit der Umsetzung zu beginnen, liefern Sie

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(C (D ar nichts. Im Gegenteil: Die Vorschläge, die wir bisher ehört haben, sind altbacken und überholt – und nicht ur die Fachwelt reibt sich verwundert die Augen. Schlimmer noch: Seit 2009 – dem Jahr Ihrer Regiengsübernahme – haben die Krankenkassen jedes Jahr eniger Geld für Prävention und Gesundheitsförderung usgegeben. Diesem Trend setzen Sie nichts entgegen; tattdessen lassen Sie das Ganze einfach laufen und hön nicht auf die Aufforderungen, diese Vorschläge und nsätze durchzusetzen. Alle Beteiligten warten darauf, ass endlich mehr für die Prävention getan wird. Das äre langfristig eine vernünftige Strategie. (Beifall bei der SPD – Elke Ferner [SPD]: Darauf werden wir noch zwei Jahre warten müssen!)


Der eigentliche Sprengsatz für die Gesundheitspolitik
ndet sich aber nicht in diesem Haushalt: das Versor-
ungsstrukturgesetz. Darüber haben wir bereits vorhin
usführlich diskutiert. Es bleibt festzustellen: Sie schla-
en Irrwege ein, die kaum noch zu überbieten sind und
ie Sie überdies von Ihrem eigenen Bundesfinanzminis-
r vor der Sommerpause bescheinigt bekommen haben.
aran will ich noch einmal erinnern; denn das war wirk-
ch hervorragend. Der Bundesfinanzminister hat gesagt,
er Entwurf sei schlecht gemacht, die Wirksamkeit, die
ie hier gerade gepriesen haben, sei zweifelhaft und die
bschätzung der Folgen genüge nicht einmal den ge-

etzgeberischen Mindeststandards.


(Elke Ferner [SPD]: Setzen! Sechs!)


as hat er Ihnen in Ihr Stammbuch geschrieben, und ich
nde, da hat er recht.

Wer nun gedacht hätte, der Gesundheitsminister
ürde sich dieser Kritik stellen, sie ernst nehmen, ent-

prechend nachbessern und – wie wir heute immer sagen –
efern, sieht sich getäuscht. Stattdessen kaufen Sie sich
eim Finanzminister frei.


(Elke Ferner [SPD]: Verschachert den Sozialausgleich!)


Das muss man sich einmal genau anschauen: Die
usgabenrisiken bei der ambulanten Versorgung sollen

infach durch den Beitragszahler gedeckt werden. Ge-
auer gesagt: Absehbare Mehrausgaben für die Honorie-
ng von Vertragsärzten und die finanziellen Folgen der
bschaffung von Kostensteuerungsinstrumenten werden
014 mit dem Steuerzuschuss für die Liquiditätsreserve
es Gesundheitsfonds verrechnet. Eine ganz einfache
echnung.

Zur Liquiditätsreserve. Hatten Sie damit nicht etwas
nderes vor? Ich erinnere an Ihren „Feigenblatt-Sozial-
usgleich“ für Ihre Kopfpauschale. Ich übersetze das
inmal für die Versicherten, die mir hoffentlich auch zu
ieser späten Stunde noch zuhören: Liebe Versicherte,
er versprochene Sozialausgleich bei der Kopfpauschale
t gar nicht steuerfinanziert. Sie müssen ihn mit Ihren
eiträgen selbst bezahlen; denn das Geld hat Herr Bahr

chon den Ärzten versprochen. Der Sozialausgleich, den





Bärbel Bas


(A) )


)(B)

Sie bekommen würden, wird mit dem Versorgungsge-
setz schon verbraucht.


(Ewald Schurer [SPD]: Und nichts bleibt mehr über!)


Man muss es deutlich sagen: Es wird nichts mehr für
den ach so fairen steuerlich finanzierten Sozialausgleich
übrig bleiben. Damit kann man endgültig sagen: Unter
Ihren Sozialausgleich kann man einen Strich machen;
das ist die Farce schlechthin und grenzt fast schon an
Volksverdummung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Harald Weinberg [DIE LINKE] – Zuruf des Abg. Heinz Lanfermann [FDP])


– Herr Lanfermann, ich hoffe, Sie haben das verstanden.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Ich fürchte, Sie haben die Systematik nicht so ganz verstanden! – Gegenruf der Abg. Elke Ferner [SPD]: Sie verstehen gar nichts, Herr Lanfermann! – Ewald Schurer [SPD]: Und da sage ich: Üben!)


– Herr Lanfermann, wir werden uns da noch auseinan-
dersetzen. Es wird genau so kommen, wie ich es ange-
deutet habe.

Herr Bahr, letztendlich kann man sagen: Egal, wo
man hinschaut, findet man nur offene Fragen und unge-
löste Probleme. Sie entscheiden nicht, Sie schieben alles
vor sich her und – ich erinnere an die Wartezeiten – sor-
gen für Verwirrung. Sie haben die Gesundheitspolitik
nicht im Griff, und nicht nur das. Mein Fazit für Sie,
Herr Minister: Sie brauchen nicht mehr zu liefern; Sie
sind gesundheitspolitisch bereits geliefert.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Harald Weinberg [DIE LINKE])



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712424600

Vielen Dank, Frau Kollegin Bas. – Nächster Redner

für die Fraktion der CDU/CSU ist unser Kollege Alois
Karl. Bitte schön, Kollege Alois Karl.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Alois Karl (CSU):
Rede ID: ID1712424700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Wenn man in den letzten eineinhalb Stunden die
Diskussion verfolgt hat, so meint man doch, manchmal
herauszuhören, dass bei Ihnen ein gewisses Unverständ-
nis für die Situation der letzten zwei Jahre herrscht. Wir
haben in der Tat für eine sehr gute Entwicklung der Si-
tuation gesorgt. Uns sind Dinge geglückt, die Ihnen nicht
geglückt sind. Ich meine, Sie sollten auch in den nächs-
ten zwei Jahren gut aufpassen. Ich traue dem neuen Bun-
desgesundheitsminister zu, dass er außerordentlich gute
Ergebnisse abliefern wird.

Liebe Frau Bas, Ihre Rede hat nicht dazu beigetragen,
uns weiterzubringen.


(Bärbel Bas [SPD]: Ich finde schon!)


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(C (D h muss schon sagen: Den Beginn der Rede habe ich chon wieder vergessen, den mittleren Teil habe ich icht ganz verstanden, das Ende habe ich, wenn ich ehrch bin, fast herbeigesehnt. (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Ewald Schurer [SPD]: Das sehe ich ganz anders!)


Meine Damen und Herren, ich möchte daran erinnern,
ass Wolfgang Schäuble hier vor zwei Tagen den Bun-
eshaushalt in seiner Gesamtheit vorgestellt hat. Er hat
arauf verwiesen, dass wir uns in einer außerordentlich
tabilen Situation befinden: Die Ausgaben im Haushalt
teigen so gut wie gar nicht. Wir führen die Konsolidie-
ngsbemühungen fort. Wir stellen unseren Haushalt auf
irtschaftlich gesunde Beine.

Niemand hätte gedacht, dass wir die Situation nach
er Wirtschaftskrise vor zwei Jahren so schnell in den
riff bekommen und wir schon 2011, nicht erst 2013,
nsere Arbeit erledigt haben.


(Ewald Schurer [SPD]: Welche Arbeit, Herr Kollege?)


ie Nachrichten sind gut: In Deutschland haben mehr
enschen als jemals zuvor Arbeit. Wir haben die we-

igsten Arbeitslosen seit der Wiedervereinigung.
erhard Schröder hatte 3 Millionen Arbeitslose verspro-

hen; zum Schluss waren es 5 Millionen. Wir haben
eute unter 3 Millionen Arbeitslose. Wir haben in der
at dort geliefert – so haben Sie das gesagt –, wo andere
loß leeres Stroh gedroschen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Sie dreschen gerade leeres Stroh!)


Wir sind glücklich darüber, dass wir das Haushaltsde-
zit auf deutlich unter 3 Prozent herunterführen, dass
ir die veranschlagten Schuldenbeträge, von denen wir

u Beginn der Legislaturperiode geglaubt haben, sie aus-
eben zu müssen, in jedem Jahr dramatisch unterschrit-
n haben. Das sind hervorragende Zahlen.

Es ist zum Greifen nah, dass wir in der mittelfristigen
inanzplanung etwas erreichen, was es in Deutschland
eit 40 Jahren nicht mehr gegeben hat, nämlich einen
usgeglichenen Haushalt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


h darf daran erinnern. Es war damals Willy Brandt
969 in der sozialliberalen Koalition, der die Haushalts-
isziplin verlassen hat. Seinerzeit hat man den Wohl-
hrtsstaat zum Maß der Dinge erklärt. Diese Haus-

altsunethik hat ein Ende. Ich bin stolz darauf und froh
arüber, dass wir als Mitglieder des Haushaltsausschus-
es nicht erst 2016, sondern vielleicht schon im Verlauf
es Jahres 2014 mit dem Haushaltsentwurf für das Jahr
015 einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen können.


(Ewald Schurer [SPD]: Das machen wir dann!)


Der Haushalt des Bundesgesundheitsministers fügt
ich in diese große Linie des Haushaltens, des Konsoli-





Alois Karl


(A) )


)(B)

dierens und des Sparens ein und wird seinen Beitrag leis-
ten. Wir sparen heute gegenüber dem letzten Jahr
1,3 Milliarden Euro, das sind 8,2 Prozent des Haushalts.
Das kommt dadurch zustande, dass wir den Steuerzu-
schuss zum Gesundheitsfonds um 1,3 Milliarden Euro
senken können bzw. keinen Sonderzuschuss geben müs-
sen. Wir bezahlen die planmäßigen 14 Milliarden Euro
und müssen nicht – wie in den letzten Jahren – Sonder-
zuschüsse geben. Das freut den Haushälter schon.

Frau Ferner, Ihre Wortmeldung habe ich nicht ganz
verstanden.


(Elke Ferner [SPD]: Das wundert mich nicht!)


– Ja, Sie drücken sich in Ihrer Argumentation manchmal
etwas undeutlich aus. – Man hat den Eindruck gehabt,
als wäre ein Überschuss für Sie so etwas wie Teufels-
zeug. Ich bin der Meinung, dass wir dann, wenn wir
sparsam und ordentlich wirtschaften, eigentlich gelobt
werden müssten.


(Elke Ferner [SPD]: Sie haben die Beiträge zu viel erhöht! Das Geld kommt nicht angeflogen!)


Überschüsse sind etwas Besonderes und etwas Gutes.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben
natürlich große Aufgaben vor uns. Die Fachpolitiker
werden das hier vortragen, und die Haushaltspolitiker
werden das begleiten. Die Pflegeversicherung ist ange-
sprochen worden. Frau Scharfenberg, Sie haben gesagt:
„Man sieht nichts“. In der Tat waren Sie sieben Jahre
lang in der Regierung, und man hat nichts davon gese-
hen, dass die Pflegeversicherung irgendein Jota weiter-
gekommen wäre. Es war die CDU/CSU, die zusammen
mit der FDP seinerzeit unter Norbert Blüm die Pflege-
versicherung eingeführt hat. Es war die Große Koalition,
die auch die Demenzkranken mit hineingenommen hat.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: So war es!)


Das waren großartige Leistungen, die an Ihnen, Frau
Scharfenberg, und an den Grünen insgesamt vorüberge-
gangen sind.

Natürlich muss etwas gespart werden, aber nicht in
fundamentalen Dingen.


(Elke Ferner [SPD]: Nur bei der Prävention!)


Wir sind weiterhin kampagnenfähig. Es ist in der Tat
nichts Verderbliches und nichts Verwerfliches, wenn
Kampagnen auch mit Sponsorengeldern gefahren wer-
den.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Sehr richtig!)


Wir haben zum Beispiel im Bundesgesundheitsministe-
rium eine Nichtraucherkampagne durchgeführt, die über
20 Jahre hinweg von der Zigarettenindustrie gesponsert
wurde. Die Einstiegsrate der jungen Leute in das Rau-
chen ist von 28 Prozent auf 13 Prozent zurückgegangen.
Ich frage Sie: Warum sollen diejenigen, die die Gesund-
heitsschäden mit verursachen, also die Unternehmen der

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(C (D igarettenindustrie, nicht mit bezahlen? Warum soll all as immer den Steuerzahlern aufgebürdet werden, also enjenigen, die das nicht verursacht haben? (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712424800

Herr Kollege, Sie wissen, warum hier die Lichter

uchten?


Alois Karl (CSU):
Rede ID: ID1712424900

Mit Ihrer Genehmigung komme ich fast zum Schluss.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich darf Ihnen sagen, dass der Minister gerade ein
ierteljahr im Amt ist. Er ist Minister, er ist kein Hexer
nd kein Zauberer. Er wird die Pflegereform vorlegen.
h bin auf den 23. September gespannt. Das ist der Tag

ach dem Papstbesuch.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


h hoffe, das wirkt sich positiv aus.


(Elke Ferner [SPD]: Da hat er die Erleuchtung!)


Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss.
it Ihrer Erlaubnis, Herr Präsident, noch ein Satz: –


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712425000

Ich bitte dringend darum.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)



Alois Karl (CSU):
Rede ID: ID1712425100

– In der Koalition mit Willy Brandt – um dieses Bei-

piel noch einmal zu bemühen – gab es bereits einen
inister Bahr, nämlich Egon Bahr. Aufgrund seiner Bei-

äge zur Ostpolitik ist er seinerzeit als „Minister Son-
erbahr“ bezeichnet worden. Herr Präsident, Sie können
ich vielleicht erinnern?


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712425200

Ja.


Alois Karl (CSU):
Rede ID: ID1712425300

Herr Minister Bahr, wenn wir all das hinkriegen, was

ir heute zum Thema Pflegereform, Transplantationsge-
etz und Versorgungssicherheit angesprochen haben,
ann werden wir „wunderbahre“ Ergebnisse haben. Von
sonderbahr“ zu „wunderbahr“; wenn das kein gutes Er-
ebnis ist!

Vielen herzlichen Dank. Ich freue mich auf die Haus-
altsberatungen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712425400

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Personalwech-

el hier zeigt, dass wir zu einem anderen Geschäftsbe-
ich kommen.





Vizepräsident Eduard Oswald


(A) )


)(B)

Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Ju-
gend, Einzelplan 17.

Wenn wir wieder etwas Ruhe haben, würde ich gern
dem ersten Redner das Wort geben. – Das Wort hat der
Parlamentarische Staatssekretär Dr. Hermann Kues für
die Bundesregierung. Bitte schön, Herr Parlamentari-
scher Staatssekretär Dr. Kues.

D
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1712425500


Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
Der Einzelplan 17 des Haushaltsentwurfs für 2012 zeigt,
dass intelligente Haushaltspolitik zwei Komponenten
hat: Auf der einen Seite wird gespart, und auf der ande-
ren Seite erfolgen gezielte Investitionen zur Bewältigung
der Auswirkungen des gesellschaftlichen Wandels und
in faire Zukunftschancen, gerade für die junge Genera-
tion. Dies ist kein Gegensatz, sondern vielmehr eine He-
rausforderung. Ich glaube, mit diesem Haushaltsentwurf
haben wir diese Herausforderung bewältigt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir leisten einen Beitrag zum Abbau der Staatsver-
schuldung. Trotzdem investieren wir da, wo es notwen-
dig ist. In diesem Haushaltsjahr 2012 investieren wir
zum Beispiel insgesamt 6,48 Milliarden Euro im Bereich
gesellschaftlicher Wandel. Für den gesellschaftlichen
Wandel steht vor allem das Elterngeld. Wir sind fest da-
von überzeugt, dass die jungen Familien – das beweisen
alle Expertisen, die wir kennen – das Elterngeld wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Sie beweisen auch, dass sie das Elterngeld brauchen, um
nach der Geburt eines Kindes wirtschaftlich stabil zu
bleiben. Deswegen planen wir für 2012 rund 4,6 Milliar-
den Euro ein. Das sind 215 Millionen mehr als 2011.
Diese Steigerung ist Ausdruck des Erfolges des Eltern-
geldes. Deswegen legen wir Wert darauf.


(Beifall bei der CDU/CSU – Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie das mal der FDP!)


Wir wissen auch, dass die Kostentreiber – im positi-
ven Sinne – die Väter sind. Es nimmt heute schon jeder
vierte Vater Partnermonate, also eine Auszeit vom Beruf.
Die Väter wickeln, und die Väter füttern. Ich habe ge-
hört, dass die Väter das häufig genauso gut machen wie
die Mütter.


(Caren Marks [SPD]: Kommt vor! Alles ausbaufähig!)


Sie können es offenkundig. Es wird auch gesagt, dass
Väter aus der Elternzeit verändert zurückkommen. Das
sagen die Arbeitgeber. Die Väter haben nämlich in der
Zeit andere Verhaltensweisen gelernt. Das ist das, was
wir wollen. Elternzeit und Elterngeld tragen maßgeblich
dazu bei, dass sich etwas ändert und dass man beiden
Geschlechtern etwas zutraut. Ich finde, darauf sollten
wir stolz sein. Das ist gesellschaftlicher Wandel, wie wir
ihn uns wünschen.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage ausdrücklich: Der Staat und die Politik haben
en Menschen nicht vorzuschreiben, wie sie leben sol-
n. Sie müssen ihnen aber helfen, dass sie so leben kön-
en, wie sie leben wollen. An dieser Stelle setzen wir an.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das Elterngeld bietet die Möglichkeit, Verantwortung
ahrzunehmen. Das Elterngeld festigt die Eltern-Kind-
eziehung. Es festigt auch die Aufgabenteilung zwi-

chen Mann und Frau, zwischen Vater und Mutter. Es
erändert außerdem – auch das ist ein wichtiger Punkt –
ie Kultur in unserer Arbeitswelt. Es macht unsere Ar-
eitswelt und unsere Gesellschaft insgesamt familien-
eundlicher. Es beflügelt Fantasien. Man lässt sich in
ezug auf Dinge, von denen man lange meinte, sie wä-
n nicht möglich, etwas einfallen und macht sie dadurch
öglich. Das ist unsere Absicht, die hinter dem Eltern-

eld und der Elternzeit steht.

Ich möchte ausdrücklich betonen, dass wir am gesell-
chaftlichen Wandel weiterarbeiten werden. Ministerin
chröder wird noch in diesem Jahr ein Flexi-Quoten-Ge-
etz vorlegen.


(Beifall der Abg. Rita Pawelski [CDU/CSU])


ieses Gesetz soll dazu beitragen, dass Frauen bessere
hancen auf Führungspositionen in Unternehmen und
m Arbeitsplatz im Allgemeinen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Eine weitere Investition mit Blick auf den gesell-
chaftlichen Wandel – das will ich auch ausdrücklich sa-
en – ist die Familienpflegezeit. Das ist noch nicht die
ntwort auf alle Fragen. Es ist aber ein ganz wichtiger
chritt, da insbesondere Vollbeschäftigte die Möglich-
eit bekommen, Pflege und Beruf miteinander zu verein-
aren. Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht
s zum einen um die Betreuung von Kleinkindern und
um anderen um die Pflege von Angehörigen. Ich
laube, an dieser Stelle haben wir einen ersten ganz
ichtigen Akzent gesetzt, den wir jetzt gemeinsam mit
en Tarifparteien weiterentwickeln müssen.

Ich möchte einen zweiten Punkt unserer Gesell-
chaftspolitik nennen: faire Chancen für Kinder und Ju-
endliche. Union und FDP sind davon überzeugt, dass es
r die Herstellung sozialer Gerechtigkeit nicht entschei-

end ist, wo wie viel Geld ausgegeben wird, sondern
ntscheidend ist, wie Bildungs- und Aufstiegschancen
erteilt sind. Die Frage ist, ob jeder einen Zugang zu ei-
er fairen Chance hat. Es gibt einen schönen Leitgedan-
en, der in einer Werbekampagne des Zentralverbands
es Deutschen Handwerks zum Ausdruck kommt. Er
utet: Entscheidend ist nicht, woher jemand kommt;

ntscheidend ist, wo jemand hin will. Dabei müssen wir
en jungen Leuten helfen.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen Sie aber nicht!)


as ist unser Ansatz.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Miriam Gruß [FDP])






Parl. Staatssekretär Dr. Hermann Kues


(A) )


)(B)

Wir wissen, dass der Grundstein in der Kindheit ge-
legt wird und die erste und wichtigste Verantwortung die
Eltern tragen; das ist völlig klar. Wir wollen aber auch in
der Kindheit helfen. Deswegen war es uns wichtig, im
Rahmen des neuen Kinderschutzgesetzes die Arbeit von
Hebammen in Familien deutlich auszuweiten. Wir tun
dies, weil Hebammen das Vertrauen der jungen Mütter
und Väter genießen und sie die Eltern zu einem frühen
Zeitpunkt erreichen, an dem die Eltern ansprechbar und
für Hilfsangebote offen sind. Deswegen wollen wir, dass
Hebammen den Eltern nach der Geburt eines Kindes bis
zu einem Jahr zur Seite stehen. Wir haben auch dafür
Geld lockergemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Von 2012 bis 2015 werden dafür insgesamt 120 Millio-
nen Euro bereitgestellt. Das ist eine wirkliche gesell-
schaftspolitische Innovation.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ein wichtiger Baustein für faire Chancen in unserem
Land ist die Kinderbetreuung. Wir investieren nicht nur
in den Ausbau des Betreuungsangebots, also in die
Quantität, sondern auch in die Qualität. Trotz einer
schwierigen Haushaltslage haben wir die Investitionen
deutlich aufgestockt. Ich erinnere an die Offensive
„Frühe Chancen“: Bis 2014 investieren wir 400 Millio-
nen Euro. Allein in diesem Jahr sind 3 000 Schwer-
punktkitas Sprache & Integration eingerichtet worden.


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Sehr positiv!)


Diese Kitas wurden mit einer zusätzlichen halben Erzie-
herstelle ausgestattet. Ich war gestern Abend auf einer
Veranstaltung in einem Berliner Bezirk. Dort hat mir die
Vertreterin einer bestimmten Partei gesagt, dass auf die-
sem Gebiet viel mehr getan werden müsse. Zuständig
dafür sind aber in erster Linie die kommunale und die
Landesebene.


(Zurufe von der CDU/CSU: Richtig!)


Diese Ebenen müssen Geld zur Verfügung stellen. Wenn
man sich die Haushalte von Kommunen und Ländern an-
schaut, stellt man fest, dass für diesen Bereich auch auf
diesen Ebenen mehr Geld eingesetzt werden kann. Wir
jedenfalls tun etwas.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Florian Bernschneider [FDP])


Das sind 3 000 Schwerpunktkitas. Im nächsten Jahr wer-
den 1 000 weitere hinzukommen. Dafür werden
102 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Noch nie hat
der Bund auf diese Art und Weise unmittelbar die Kitas
unterstützt und etwas in den Bereichen Sprachförderung
und Integration getan. Das ist eine sehr konkrete Unter-
stützung.

Ich freue mich auch darüber, dass es gelungen ist
– zugegebenermaßen nach einigen Diskussionen –, die
erfolgreichen Programme „Kompetenzagenturen“ und
„Schulverweigerung – Die 2. Chance“ im Rahmen der
Initiative „Jugend stärken“ fortsetzen zu können. Das

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(C (D ar uns sehr wichtig. Dahinter steht der Grundgedanke, ass jeder eine Chance verdient hat, dass jeder aber auch ine zweite und gegebenenfalls eine dritte Chance verient hat, weil wir es uns nicht leisten können und woln, dass junge Menschen mehr oder weniger aussortiert erden. Sie sollen die Möglichkeit haben, eine Qualifiation zu erhalten. 80 Millionen Euro stehen dafür bis 013 aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds zur Vergung. Mit dem Ausbau der Kinderbetreuung, der Offensive Frühe Chancen“ und einer Kinderund Jugendpolitik er fairen Chancen stellt die christlich-liberale Koalition ie Weichen in Richtung Zukunftsfähigkeit unseres Lanes. Wir sind stolz darauf, dass wir das hinbekommen aben. Wir setzen uns auch dafür ein, dass Kinder und Juendliche frühzeitig für Demokratie begeistert werden. as ist ein wesentliches Element des Kinderund Juendplans, in dessen Rahmen wir viel für die politische ildung tun. 2012 unterstützen wir aber auch mit insge amt 27 Millionen Euro Initiativen zur Rechtsextremisusprävention owie Initiativen zur Prävention gegen Linksextremisus und islamistischen Extremismus. Wir machen hier eine Unterschiede. Wir halten Extremismus, gleich ob on links oder rechts, für gefährlich für unsere Demoratie. Wir werben für eine tolerante, pluralistische, deokratische Gesellschaft. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Caren Marks [SPD]: Warum kürzt ihr dann?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Caren Marks [SPD]: Da kürzen Sie auch!)


Lange Zeit bestand der Konsens, dass Extremismus,
gal von welcher Seite er kommt, bekämpft werden
uss.

Ich erinnere auch an die Diskussion über die Demo-
ratieerklärung. Das sind viele völlig überhitzte Diskus-
ionen gewesen.


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Echt? Das hört man aber anders von den Leuten! – Caren Marks [SPD]: Da haben Sie aber nicht mit den Kirchen gesprochen!)


ort hat man Stimmung gemacht. Ich sage Ihnen ganz
usdrücklich: Ich habe mir gestern in einem Bezirk in
erlin darüber berichten lassen. Dort haben sich die
ommunalvertreter bedankt, dass sie diese Erklärung

bverlangen konnten; denn auf diese Art und Weise ist
s gelungen, bei einer Initiative gegen rechts ein Mit-
lied des Verbands der ehemaligen Stasioffiziere rauszu-
chmeißen. Solche Personen haben in diesen Initiativen
ichts zu suchen. Diese Erklärung hat ganz konkret dazu
eigetragen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Monika Lazar [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ging auch vorher ohne Klausel!)







(A) )


)(B)


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712425600

Herr Staatssekretär, gestatten Sie eine Zwischenfrage

aus der Fraktion Die Linke?

D
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1712425700


Ja.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712425800

Bitte schön, Herr Kollege.


Steffen Bockhahn (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712425900

Sehr geehrter Herr Staatssekretär, habe ich Sie jetzt

richtig verstanden, dass es Ihnen nicht egal ist, wer sich
gegen Rechtsextremismus einsetzt? Ist es richtig, dass es
für Sie inakzeptabel ist, wenn sich jemand, der vielleicht
sogar aus seinen Fehlern gelernt hat, die er in der Ver-
gangenheit in der DDR begangen hat, heute gegen
Rechtsextremismus und für den Erhalt der Demokratie
engagiert? Habe ich das richtig verstanden?


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


D
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1712426000


Wissen Sie, wenn sich jemand, der in der DDR einen
großen Fehler gemacht und zum Verband der ehemali-
gen Stasioffiziere gehört, für Demokratie und für Plura-
lismus, für Toleranz und Respekt gegenüber anderen
Meinungen einsetzt und in diesem Sinne gegen Rechts-
extremismus mitarbeitet, aber genauso ein klares Wort
gegen Linksextremismus findet, ist das in Ordnung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Herr, lass Hirn regnen!)


In diesem Zusammenhang möchte ich auch die Dis-
kussion über die in Berlin in Brand gesetzten Autos er-
wähnen. Der sozialdemokratische Innensenator Körting
hat gesagt, in einigen Fällen gebe es ganz offensichtlich
auch einen linksextremen Hintergrund.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Oh! Oh!)


Ich kann das nur so zur Kenntnis nehmen. Es ist doch
absolut klar – man müsste ja Tomaten auf den Augen ha-
ben, wenn man das nicht sieht –, dass es Linksextremis-
mus genauso gibt wie Islamismus.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Das streitet ja niemand ab!)


Dagegen wenden wir uns, dagegen sollten wir uns ge-
meinsam wenden. Wenn Sie das gelernt haben, sollten
Sie dies auch tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – SvenChristian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Pseudowissenschaftlicher Quatsch! – Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Das ist absurd! Sie vergleichen Dinge, die miteinander nichts zu tun haben!)


– Das ist nicht absurd.

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(C (D Herr Staatssekretär, gestatten Sie eine weitere Zwi chenfrage des Kollegen Ilja Seifert? D Ich möchte jetzt gerne meine Rede fortführen. – Ich laube jedenfalls, dass es höchste Zeit war, dass wir iese Dinge klargestellt haben. Wir sind gegen Extremisus jeglicher Art, egal von wem. (Zurufe von der SPD: Wir auch! – Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Wir auch!)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712426100
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1712426200

as ist unsere Auffassung.

Wir nehmen eine Menge Geld in die Hand für die
örderung des bürgerschaftlichen Engagements. Wir ha-
en es geschafft, nach der Aussetzung des Zivildienstes
emeinsam mit den Wohlfahrtsverbänden und den Trä-
ern eine neue Kultur der Freiwilligkeit in Deutschland
u etablieren. Dazu gehört, dass jeder, der es möchte,
gal, ob Mann oder Frau, ob jung oder alt, einen Freiwil-
genplatz bekommt. Es ist noch nie so viel Geld dafür
ingesetzt worden. Immerhin stellen wir 350 Millionen
uro zur Förderung der Freiwilligendienste zur Verfü-
ung. Ich glaube, das ist ein klares Zeichen. Wir haben
och nie so viel Geld für die Förderung des Freiwilligen
ozialen Jahres und des Freiwilligen Ökologischen Jah-
s eingesetzt.

Wir können feststellen – jetzt möchte ich Ihnen eine
chöne Zahl nennen –, dass wir beim Bundesfreiwilli-
endienst jetzt Gott sei Dank erfolgreich sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


meinem Manuskript stand noch eine Zahl vom 1. Sep-
mber 2011: 8 114 eingegangene Verträge. Heute, am
. September, sind bereits über 12 000 Verträge beim
undesfreiwilligendienst eingegangen. Ich finde, das ist
ine tolle Entwicklung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


s deutet also alles darauf hin, dass wir es trotz aller
chwierigkeiten schaffen. In meiner niedersächsischen
eimat gibt es einen plattdeutschen Spruch. Ich nenne
n auf Hochdeutsch, damit alle ihn verstehen: Reden

önnen alle, tun ist ein Ding. Etwas hinzukriegen, zu
andeln, ist ein Ding. Das tut diese Bundesregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir fördern Zeit für Verantwortung. Wir investieren
faire Chancen für Kinder und Jugendliche, für Jung

nd Alt. Wir stärken auch das gesellschaftliche Engage-
ent und damit das Miteinander in unserer Gesellschaft.
ie Mittel dafür stehen zur Verfügung. Ich finde, es ist

in Haushalt, den auch die Opposition unterstützen kann.


(Lachen der Abg. Caren Marks [SPD] – Zuruf von der SPD: Das ist ein schlechter Scherz! – Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Aber Humor hat er schon! Das ist mir vorhin schon aufgefallen! Denn das kann er nicht ernst gemeint haben!)






Parl. Staatssekretär Dr. Hermann Kues


(A) )


)(B)

Es ist ein Haushalt für die Zukunft unserer Gesellschaft.
Ich glaube im Übrigen – das möchte ich noch sagen –,
Familienpolitik und Politik für Kinder und Jugendliche
und auch Politik für Demokratie, Herr Kollege, müssen
langfristig angelegt sein. Es muss Verlässlichkeit für die
Menschen geben. So ist das bei uns.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712426300

Vielen Dank, Herr Staatssekretär Dr. Hermann Kues. –

Jetzt für die Fraktion der Sozialdemokraten unsere Kol-
legin Dagmar Ziegler. Bitte schön, Kollegin Dagmar
Ziegler.


(Beifall bei der SPD)



Dagmar Ziegler (SPD):
Rede ID: ID1712426400

Vielen Dank. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! „… für das große Projekt Europa ist diese
Koalition zu klein“, schreibt heute der Tagesspiegel. Ich
füge hinzu, sehr verehrter Herr Kues: Auch für die Poli-
tikfelder, über die wir heute gesprochen haben und über
die wir insbesondere jetzt sprechen, ist diese Koalition
zu klein.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Ja! Noch mehr Mandate für die Koalition! – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Oh! Sie wünscht uns noch mehr Abgeordnete!)


Ihnen fehlt es tatsächlich an Ideen und Konzepten, von
einer Gesamtstrategie, wie Sie sie uns gerade weiszuma-
chen versucht haben, ganz zu schweigen.


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Es ist immer schlecht, wenn man die Rede nur abliest und nicht weiß, was der andere gesagt hat!)


Sie haben keine Vorstellung davon – Ihr Koalitions-
partner wahrscheinlich auch nicht –, wie Sie für die
Menschen in Deutschland bessere Lebensbedingungen
schaffen können. Das bisschen, das Sie machen – Sie ha-
ben es vorgetragen; zum Teil haben Sie es noch nicht
einmal richtig vorgetragen –, machen Sie zaudernd, zö-
gernd und noch dazu handwerklich schlecht;


(Erwin Rüddel [CDU/CSU]: Sie haben das falsche Manuskript!)


ich komme noch ganz konkret auf die einzelnen Punkte
zu sprechen.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Was hat Ihnen denn Ihr Büro da eingepackt?)


Erstens. Es gibt keine wirkliche Gleichstellungspoli-
tik unter der Regierung Merkel. Sie haben keine Idee,
wie Sie endlich für die gleiche Bezahlung von Frauen
und Männern sorgen können. Sie verweigern einen Min-
destlohn, der gerade Frauen helfen würde.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Aha! Jetzt kommt der Mindestlohn! Endlich!)


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(C (D der gibt es da einen konkreten Ansatz, von dem wir eute nur nichts gehört haben? Sie haben kein wirkungsolles Konzept, damit Frauen in den Chefetagen ankomen. Aber die Zeche für diesen Haushalt zahlen die rauen. Wir haben Lösungen auf den Tisch gelegt: für ie Durchsetzung der gleichen Bezahlung von Frauen nd Männern, für einen gesetzlichen Mindestlohn und r eine 40-Prozent-Quote für Frauen in Führungsposi onen. All das liegt vor, aber kein Handeln dieser Regieng. Zweitens. Es gibt keine Jugendpolitik der Regierung erkel und keine Jugendpolitik des Bundesjugendinisteriums. Sie wollten das erfolgreiche Programm Schulverweigerung – Die 2. Chance“ vor die Wand fahn lassen; Sie haben zugegeben, dass Sie da gerade och die Kurve bekommen haben. Jetzt legen Sie uns eien Haushalt vor, in dem Sie ausgerechnet beim Kindernd Jugendplan kürzen. Ich verstehe gar nicht, sehr verhrter Herr Kues, wie Sie sich noch lobend zu diesem lan äußern können, wenn Sie dort so viel Geld gestrihen haben. Obendrein – das haben Sie einfach unterchlagen – haben Sie die Mittel für benachteiligte Juendliche drastisch gestrichen. (Caren Marks [SPD]: Ja! Das hat er alles verdrängt! – Florian Bernschneider [FDP]: Wo haben wir das denn gemacht? Wo denn?)


an muss sich einmal vorstellen, dass Sie sich hier hin-
tellen und sagen: Wir machen etwas für Kinder und Ju-
endliche. – Das trifft den Kern der Sache ja wohl nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Nennen Sie mal einzelne Maßnahmen!)


Drittens. Sie haben heute offensichtlich die aktuells-
n Zahlen zum Bundesfreiwilligendienst genannt. Die-

es Thema sind Sie tatsächlich angegangen. Es hat aller-
ings lange gedauert, bis Sie in die Pötte gekommen
ind.


(Dr. Hermann Kues, Parl. Staatssekretär: Zwei Monate!)


h weiß nicht, ob das Kindergeldproblem schon gesetz-
ch gelöst ist


(Caren Marks [SPD]: Nach wie vor nicht!)


der ob es dazu einen Antrag Ihrerseits gibt.


(Caren Marks [SPD]: Ach was! Wozu? – Markus Grübel [CDU/CSU]: Beitreibungsrichtlinie-Umsetzungsgesetz!)


Ja, ich weiß. Aber die Eltern rufen bei uns an, schrei-
en uns Mails und fragen uns: Welche Regelung trifft
iese Koalition?


(Markus Grübel [CDU/CSU]: Frau Ziegler, dann sagt den Eltern, sie sollen bei mir anrufen! Ich sage es ihnen und erkläre es ihnen! – Gegenruf der Abg. Caren Marks [SPD]: Die trauen sich nicht!)


Ja, hoffentlich sagen Sie das noch, damit die Eltern das
orgen nachlesen können.





Dagmar Ziegler


(A) )


)(B)


(Markus Grübel [CDU/CSU]: Ja, genau!)


Auf diese Aussage warten sie bis heute.


(Markus Grübel [CDU/CSU]: Das Finanzministerium hat dazu auch einen Erlass herausgebracht!)


– Ja, okay; aber es dauert bei Ihnen. Das ist die hand-
werkliche Schwäche, die bei Ihnen leider festzustellen
ist und die auch den Bundesfreiwilligendienst zum Rohr-
krepierer gemacht hat.


(Markus Grübel [CDU/CSU]: Oh nein! Ein Rohrkrepierer ist das nicht! Der startet durch!)


Ich hoffe, die Zahlen steigen. Wir hätten uns gewünscht,
dass die Freiwilligendienste, die es schon gab, gestärkt
worden wären, sodass die Jugendlichen klare Ziele vor
Augen gehabt hätten und das, was gut läuft, auch weiter-
hin hätte gut laufen können. Diese Chance haben Sie
vertan.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Norbert Geis [CDU/CSU]: Wie gut, dass schon längst keiner mehr zuhört!)


Auch den Kurs der schon beschlossenen und, wie ich
finde, modernen Familienpolitik, den es einmal gab, hal-
ten Sie nicht; ich spreche den Kitaausbau und das Eltern-
geld an. Sie haben heute sehr lange über das Elterngeld
gesprochen; das hat mich gefreut. Ich hoffe, das Proto-
koll, in dem nachzulesen ist, dass Sie sich so positiv über
die Wirkung des Elterngeldes geäußert haben, wird auch
Herrn Kauder zugänglich gemacht. Wie Sie wissen, hat
Herr Kauder das Elterngeld infrage gestellt. Er will es
abschaffen. Vielleicht können Sie ihm mitteilen, was Sie
heute dazu gesagt haben. Vielleicht weiß man bei Ihnen
in der Frühe nicht, was abends gesagt wird.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Ach! So ein Blödsinn!)


Jeder 30. Vater hat wegen der Geburt eines Kindes
vor der Einführung des Elterngeldes tatsächlich eine be-
rufliche Auszeit genommen. Diese Situation hat sich
stark verbessert. Jetzt tut es jeder vierte. Herr Kues hat
richtigerweise darauf hingewiesen, dass das Elterngeld
wirkt und dass es eine bessere Aufteilung von elterlicher
Arbeit und Sorge ermöglicht. Aber wir stehen erst am
Anfang; auch das muss man deutlich sagen. Wir wün-
schen uns noch mehr Partnerschaftlichkeit bei der Be-
treuung von Kindern. Hierzu werden wir auch einen ent-
sprechenden Antrag einbringen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, zum Be-
treuungsgeld haben Sie gar nichts gesagt. Ich bin ge-
spannt, ob die Koalition ihre Pläne in die Tat umsetzen
wird. Hier haben Sie ein Gegenmodell zum Elterngeld
entwickelt. Ich hoffe, diese 2 Millionen Euro sparen Sie
ein und setzen sie für sinnvolle Projekte ein. Sie könnten
das Geld zum Beispiel für den Kitaausbau einsetzen. Wir
wissen alle, dass der Bedarf an Kitaplätzen größer ist, als
wir damals gemeinsam veranschlagt haben. Wir wissen,
dass das 35-Prozent-Ziel aufgrund der klammen Haus-
halte der Länder und Kommunen nicht erreicht werden

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(C (D ann. Ab 2013 gibt es aber einen gesetzlichen Anspruch uf einen Kitaplatz. Wir haben immer wieder einen Krippengipfel geforert: Holen Sie die verschiedenen Ebenen – Bund, Läner und Kommunen – an einen Tisch und besprechen Sie as Problem. Sie warten aber einfach nur ab und tun gar ichts. (Markus Grübel [CDU/CSU]: Die 4 Milliarden Euro sind ja eine Hausnummer!)


Ja, natürlich sind 4 Milliarden Euro eine Hausnummer.
ber entweder hat man einen gesetzlichen Anspruch und
erwirklicht diesen auch, oder man lässt alles schleifen
nd hofft, dass sich das Problem von allein erledigt. Da
ir Letzteres gerade nicht denken, sind wir dafür, dass
er Bund noch einmal Geld in die Hand nimmt. Auch
azu wird es einen Antrag geben.

Gute Familienpolitik braucht Ideen und Konzepte. Es
edarf einer gesellschaftspolitischen Idee, die auch fis-
alisch fundiert ist. Beides vermissen wir bei Ihnen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712426500

Vielen Dank, Frau Kollegin Ziegler. – Bevor ich der

ächsten Rednerin das Wort gebe, erteile ich dem Kolle-
en Ilja Seifert zu einer Kurzintervention das Wort. Bitte
chön, Kollege Seifert.


Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712426600

Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Staatssekretär,

ie haben in Ihrer Rede leider kein Wort dazu verloren,
ie in Ihrem Ministerium die UN-Konvention über die
echte von Menschen mit Behinderungen umgesetzt
ird.

Uns liegt jetzt der Nationale Aktionsplan der Regie-
ng zur Umsetzung der UN-Konvention über die
echte von Menschen mit Behinderungen vor. Bisher
urde immer gesagt, man könne noch kein Geld in den
aushalt einstellen, weil der Aktionsplan noch nicht
orliege. Jetzt liegt er vor. Bedauerlicherweise finde ich
Ihrem Haushalt aber nichts dazu, wie Sie diesen Ak-
onsplan umsetzen wollen.

Es geht in Ihrem Ressort um Kinder, Frauen, Senioren
nd Jugendliche. Menschen mit Behinderung dieser
ruppen sind in der UN-Konvention ausdrücklich ge-
annt und müssen gefördert werden, damit sie so wie
lle anderen auch teilhaben können. Welche Gelder für
elche Programme gibt es diesbezüglich in Ihrem Res-

ort? Frau Ministerin von der Leyen hat vorhin vollmun-
ig verkündet, dies sei in jedem Ressort etatisiert. Kön-
en Sie mich bitte darüber aufklären, wo das in Ihrem
aushalt der Fall ist?


(Beifall bei der LINKEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712426700

Zur Antwort der Herr Parlamentarische Staatssekre-

r. Bitte schön.






(A) )


)(B)

D
Dr. Hermann Kues (CDU):
Rede ID: ID1712426800


Ich will dazu gerne etwas sagen. Es handelt sich um
einen Haushaltsplanentwurf, ein erstes Konzept, das wir
in den Haushaltsberatungen noch diskutieren.

In bestimmten Bereichen, zum Beispiel beim Bundes-
freiwilligendienst, gibt es sogar einen Zuschlag, wenn
man Menschen mit Behinderung einstellt. Ähnliche An-
sätze verfolgen wir auch beim internationalen Jugend-
austausch. Wir legen ausdrücklich Wert darauf, dass die-
jenigen, die davon profitieren, sich Gedanken darüber
machen, wie man diejenigen integrieren kann, die bis-
lang nicht zum Zuge gekommen sind. Diese Programme
waren über viele Jahre sehr stark – ich will es mal so sa-
gen – mittelschichtorientiert, sodass bestimmte Jugendli-
che gar nicht zum Zuge gekommen sind. Dazu zählen
auch Jugendliche mit Behinderungen.

Wir werden die unterschiedlichen Maßnahmen
– Bundesfreiwilligendienst, Kinder- und Jugendplan
usw. – zusammenstellen, damit wir eine umfassende
Antwort auf die Frage geben können, wo wir Angebote
in der von Ihnen angesprochenen Richtung machen. Wir
haben das sehr wohl im Blick.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712426900

Wir fahren in unserer Rednerliste fort, und ich gebe

Frau Kollegin Miriam Gruß für die Fraktion der FDP das
Wort. Bitte schön, Frau Kollegin Miriam Gruß.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Miriam Gruß (FDP):
Rede ID: ID1712427000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Im Familienhaushalt gibt es einen Aufwuchs
von 9,27 Millionen Euro, und wir geben insgesamt
6,48 Milliarden Euro aus. Ich muss der Opposition wi-
dersprechen: Wir setzen auf viele zukunftsweisende Pro-
jekte und investieren auch in diese Projekte.


(Caren Marks [SPD]: Da haben Sie wenig Ansprüche an die Zukunft!)


Das betrifft zum Beispiel die Umgestaltung des Zivil-
dienstes zum Bundesfreiwilligendienst; der Herr Staats-
sekretär hat das bereits erklärt, und mein Kollege Herr
Bernschneider wird in seiner Rede noch ausführlich da-
rauf eingehen. Auch die Familienhebammen sind bereits
genannt worden. Außerdem ist eine Familienpflegezeit
geplant.

Diese Dinge werden gesellschaftliche Veränderungen
hervorrufen und Antworten auf gesellschaftliche Frage-
stellungen geben.

Ich will bei den Kindern beginnen. Kinder brauchen
Schutz und Chancen. Die Chancen sind im Zusammen-
hang mit der Initiative „Offensive Frühe Chancen“ er-
wähnt worden. Damit machen wir genau das, was von
allen immer gefordert wird, bei der Betreuung nicht nur
auf die Quantität, sondern auch auf Qualität zu setzen.
Wir fördern den Spracherwerb benachteiligter Jugendli-
cher. Das ist für eine erfolgreiche Integration das Wich-

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(C (D gste. Integration kann nur gelingen, wenn die Sprache rlernt wird. Deswegen ist das genau die richtige Initiave mit Blick auf die aktuellen gesellschaftspolitischen ragestellungen. Auch das Bundeskinderschutzgesetz, ein Schutzgeetz für die Kinder, ist auf den Weg gebracht. Demnächst ird dazu die Anhörung stattfinden. Etwas ist schon erähnt worden, was mir persönlich sehr am Herzen liegt: ie Familienhebammen. Die Familienhebammen werden on uns gefördert werden. Das ist eine Initiative mit Vorildcharakter, mit der man gerade jungen Familien früheitig hilft, bevor es zu spät ist. Genau diesen präventien Ansatz verfolgt die schwarz-gelbe Koalition. Das ist er richtige Ansatz. Familien brauchen Zeit, Geld und Infrastruktur. Zum tichwort Zeit: Ich habe das Familienpflegezeitgesetz ngesprochen. Auch dazu wird es demnächst eine Anhöng geben. it diesem Gesetz werden sicherlich nicht alle Pflegerobleme gelöst werden, aber es wird ein Mosaikstein ei der Bewältigung von Pflege sein. Von daher ist es ein chtiger Schritt auf dem Weg zu einer besseren Vereinarkeit von Pflege und Beruf. Deswegen ist auch das der chtige Ansatz. Stichwort Geld: Das Elterngeld macht im Etat den rößten Anteil aus. Der Aufwuchs von 215 Millionen uro spricht dafür, dass es angenommen wird. Ganz beonders freut es mich – das ist schon erwähnt worden –, ass auch mehr Väter Verantwortung übernehmen und u Hause bleiben. Dieser gesellschaftliche Wandel wird on unserer Fraktion ausdrücklich begrüßt. Auch das Thema Infrastruktur ist schon angesprochen orden. Ich sehe nicht, dass wir hier Defizite haben. Von undesseite erfüllen wir die Vorgaben und lösen unsere ersprechungen ein. Man muss aber ganz klar auch als ppell an die Länder sagen: Von den Ländern werden ie Gelder zur Verbesserung der Infrastruktur ganz unrschiedlich abgerufen. Manche Länder rufen das Geld ur zu 60 Prozent ab, andere rufen zu 100 Prozent ab. ie Gelder, die wir zur Verfügung stellen, sollten wirkch angenommen werden. Hier müssen auch die Länder nd Kommunen ihren Anteil leisten und ihre Hausaufgaen machen. Auch für die Mehrgenerationenhäuser haben wir Geler zur Verfügung gestellt und ein Folgeprogramm aufelegt. Ich hoffe, dass das Folgeprogramm funktionieren ird und dass sich hier Strukturen etablieren. Allerdings das muss ich an dieser Stelle sagen – muss das keine inanzierung für die Ewigkeit werden. Wenn sich die äuser irgendwann einmal selbst tragen, dann ist das mso besser. Dann können sie vor Ort entsprechend nanziert werden. Miriam Gruß )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Caren Marks [SPD]: Die wird vernichtend!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )

Unterstützung und Perspektiven für Frauen sind ange-
mahnt worden. Ich kann nur sagen: Ich begrüße es au-
ßerordentlich, dass wir beispielsweise ein Hilfetelefon
bei Gewalt gegen Frauen einrichten werden. Auch das
wird kommen. Dafür haben wir insgesamt 3,1 Millionen
Euro eingestellt.

Wir planen eine Initiative, um Frauen den Wiederein-
stieg in den Beruf zu erleichtern, insbesondere Allein-
erziehenden. Wir machen hier unsere Hausaufgaben. Ich
bin der Meinung, es ist richtig, wie wir es machen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712427100

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Nächster Redner ist für

die Fraktion Die Linke unser Kollege Steffen Bockhahn.
Bitte schön, Kollege Steffen Bockhahn.


(Beifall bei der LINKEN)



Steffen Bockhahn (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712427200

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Dieser Haushaltsentwurf ist nicht vom Minis-
terium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, son-
dern eher einer gegen sie.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Rita Pawelski [CDU/CSU]: Schlaumeier! – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Nur weil es kurz vor 10 ist, muss das Niveau nicht so schlecht sein!)


Dieses Ministerium ist unter anderem für Frauen- und
Gleichstellungspolitik zuständig bzw. sollte es sein. Die
Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern in
der Bundesrepublik Deutschland sind nach wie vor be-
schämend. Laut Statistischem Bundesamt sind es nach
wie vor 23 Prozent, die Frauen für die gleiche Arbeit wie
Männer im Schnitt weniger verdienen.


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Nein!)


Das heißt, Frauen müssen 84 Tage länger arbeiten, um
den gleichen Lohn zu bekommen.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


Allerdings hat auch für Frauen das Jahr nur 365 Tage,
um korrekt zu sein: in Schaltjahren 366 Tage.


(Markus Grübel [CDU/CSU]: Die Statistik muss man richtig angucken, Herr Kollege Bockhorn! Sie unterschreiten Ihre intellektuellen Fähigkeiten erheblich!)


– Mein Name ist Bockhahn, Herr Kollege Grübel. Wenn
Sie mir zuhören, können Sie noch etwas lernen.

Das heißt, dass Frauen beim Einkommen generell be-
nachteiligt sind. Wenn wir uns das genauer anschauen,
stellen wir fest, dass dies nicht nur mit der Bezahlung am
konkreten Arbeitsplatz zu tun hat, sondern natürlich
auch mit den Berufsbildern und der Geschlechtervertei-
lung.

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(C (D Nun gibt sich das Ministerium viel Mühe, mit diveren Programmen Männer in klassische Frauenberufe zu ringen. Das kann man auch richtig finden. Eigentlich üsste der Ansatz aber doch sein, nicht Männer in chlecht bezahlte Frauenberufe zu bringen, sondern rauenberufe so attraktiv zu machen, dass auch Männer ie für sich attraktiv finden. Das wäre doch einmal ein nsatz, meine Damen und Herren. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Im Übrigen ist ganz erstaunlich, dass nach wie vor
icht wirklich, also richtig ernst gemeint, etwas unter-
ommen wird, um Frauen den Zugang in klassische
ännerberufe zu erleichtern. Aber es ist auch relativ

lar, warum das passiert; denn natürlich – ich weiß, wo-
on ich rede – blockieren Männer gerne, wenn andere
ich nähern und wenn es darum geht, den eigenen Platz,
as eigene Revier zu verteidigen, gerade dann, wenn es
m viel Geld geht.

Die Bundesregierung, die Bundesbehörden und die
usammensetzung der Fraktionen von Union und FDP
ind abschreckende Beispiele dafür, wie es nicht laufen
ollte. Die Frauenquote bei Ihnen ist abenteuerlich
chlecht.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Meine Damen und Herren, nach wie vor gibt es ein
anz großes Karrierehemmnis. An ihm konnten alle
chönen Reden hier nichts verändern. Dieses Karriere-
emmnis ist so ziemlich das Schönste, was einem pas-
ieren kann. Es sind Kinder. Ja, das Elterngeld ist ein
leiner Erfolg. Aber Sie haben diesen kleinen Erfolg in
en Jahren, in denen Sie jetzt regieren, bereits noch klei-
er gemacht. Sie konzipieren eine vernünftige Maß-
ahme, fangen damit an und kündigen sogar an, sie aus-
ubauen. Aber anstatt das zu tun, kürzen Sie.

Das Erste, was Sie getan haben, war die Umsetzung
er klugen Idee, Empfängern von Hartz IV diese Leis-
ng gleich erst mal zu streichen.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unerhört!)


as ist nach wie vor etwas ganz Unsoziales und etwas
nanständiges, weil Sie damit Kinder von Geburt an un-
rschiedlich machen.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Kollegin Ziegler hat schon vorhin kurz das Be-
euungsgeld, liebevoll auch Herdprämie genannt, ange-
prochen.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das wird nur von Leuten gemacht, die Familienpolitik kaputt machen wollen, Herr Kollege! So ist es!)


as ist ja nicht etwa nur eine schöne Idee, um irgend-
em zu helfen, sondern es ist eine gigantische Ausrede.
ußerdem stecken dahinter ein Rollenbild und ein Fami-





Steffen Bockhahn


(A) )


)(B)

lienmodell, die, mit Verlaub, definitiv nicht in das
21. Jahrhundert gehören.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Es können auch Männer zu Hause bleiben! Es heißt: Wahlfreiheit!)


Auf der einen Seite sorgen Sie damit nämlich dafür,
dass gerade in strukturschwachen Regionen der Kitaaus-
bau gar nicht vorangetrieben werden muss, weil es die
Inanspruchnahme nicht gibt. Damit können Sie dann be-
gründen, dass es keine Bedarfe gebe und man deswegen
gar nicht die Plätze für 35 Prozent der Kinder vorhalten
müsse.

Das alleine wäre schon schlimm genug. Das eigent-
liche Drama ist aber – –


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: So eine perfide Denke!)


– Über kranke Denke sollten wir beide uns besser nicht
unterhalten, Frau Bär. Das geht nämlich nicht zu Ihren
Gunsten aus. Aber davon abgesehen – –


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: „Kranke“ habe ich nicht gesagt, sondern „perfide“! Schauen Sie bitte einmal ins Protokoll!)


– Hören Sie doch einmal zu. Ich weiß, dass Sie ein lautes
Organ haben. Aber Sie sind ja nachher auch noch an der
Reihe. Dann können Sie versuchen, sich verständlich zu
machen. Das ist in Ordnung.


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Sie hat höchstens eine laute Stimme! Ein lautes Organ hat sie nicht!)


Lassen Sie mich also noch einmal zu dem kommen,
was ich wirklich absurd finde, weil es eine soziale Aus-
grenzung sondergleichen ist, nämlich zu dem, was Sie
mit dem Betreuungsgeld tun.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Reden wir jetzt einmal über den Haushalt für nächstes Jahr!)


Sie stellen nämlich sozial benachteiligte Familien mit
geringem Einkommen vor die Frage, 150 Euro zu neh-
men oder sich für einen Kitaplatz zu entscheiden, den sie
sich nicht leisten können.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Diejenigen, die sich das nicht leisten können, bekommen es doch bezahlt!)


Vor diese Wahl stellen Sie sozial benachteiligte Fami-
lien. Das hat aber weder etwas mit dem Anspruch auf
frühkindliche Bildung zu tun, noch ist es familienpoli-
tisch sinnvoll. Dies ist definitiv der falsche Weg. Der
richtige Weg wäre, dass Sie überall in Deutschland be-
zahlbare Kitas schaffen.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Genau! Weil die Eltern sich nicht um ihre Kinder kümmern können! Das ist Ihre Denke! Sie glauben, dass das Kind in der Ein n p W In e te D m e L e – re s s D re K e s g is D n g m b – d h e s la (C (D richtung besser aufgehoben ist als zu Hause! Das denken Sie!)


Nun möchte ich Ihnen einmal einige Beispiele nen-
en, wie das laufen kann.

Ein schlechtes Beispiel kommt aus Mecklenburg-Vor-
ommern, dem bekanntlich schönsten Bundesland der
elt. Dort regiert die SPD noch zusammen mit der CDU.
Mecklenburg-Vorpommern beträgt das Durchschnitts-

inkommen 1 500 Euro brutto, und ein Krippenplatz kos-
t 300 Euro im Monat – 300 Euro im Monat bei einem
urchschnittsbruttoeinkommen von 1 500 Euro: Ich kann
ir nicht vorstellen, wer sich das leisten können soll.


(Zuruf von der CDU/CSU: Da habt ihr doch mal mitregiert!)


Allerdings darf ich Ihnen auch sagen: In Berlin sieht
s ganz vorbildlich aus. Dort haben wir eine rot-rote
andesregierung. Die Krippenbeiträge in Berlin sind
rstens sozial gestaffelt und zweitens – –


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Da gibt es die höchste Kinderarmut! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


Wissen Sie, was ich wirklich abenteuerlich finde? Sie
den hier in einer ganz abwertenden Art und Weise über

oziale Leistungen. Das macht deutlich, dass Ihnen die
ozialen Belange dieses Landes einen Dreck wert sind.
afür sollten Sie sich schämen, meine Damen und Her-
n. Das ist abenteuerlich.


(Beifall bei der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU)


Sie können sich das ruhig anhören. In Berlin sind die
indergärten für die Eltern komplett kostenfrei, weil es

inen Anspruch gibt, dass frühkindliche Bildung umge-
etzt wird, dass frühkindliche Bildung für alle Kinder
ewährt wird, dass Chancengleichheit tatsächlich real
t.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Weil Bayern das bezahlt! So sieht es nämlich aus! Haben Sie schon einmal etwas vom Ausgleich gehört? Bayern bezahlt!)


as ist vernünftige Familienpolitik. Davon können Sie
och eine Menge lernen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich möchte etwas zum Thema Rechtsextremismus sa-
en. Ich komme, wie gesagt, aus Mecklenburg-Vorpom-
ern, wo letztes Wochenende Wahlen stattgefunden ha-

en.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Elf Minuten! Das ist ein Witz!)


Sie sollten sich langsam wieder dämpfen. – 6 Prozent
er Menschen in Mecklenburg-Vorpommern, die über-
aupt zur Wahl gegangen sind, haben sich für die rechts-
xtreme NPD entschieden.

Herr Staatssekretär Kues, ich muss mit einigem Er-
chrecken noch einmal vor meinem geistigen Auge ab-
ufen lassen, was Sie vorhin auf meine Zwischenfrage





Steffen Bockhahn


(A) )


)(B)

gesagt haben. Wenn es Ihnen nicht egal ist, wer sich ge-
gen Rechtsextremismus engagiert, dann finde ich solche
Äußerungen absurd, abenteuerlich und gemeingefähr-
lich. Fahren Sie nach Gnoien, Lassan, Lübtheen und La-
lendorf und fragen Sie die Menschen, die dort tagtäglich
unter Nazis leiden, ob es ihnen recht wäre, wenn jemand,
der sich heute für Demokratie und Toleranz und gegen
Rechtsextremismus einsetzen will, das nicht tun darf,
weil es Ihnen nicht genehm ist. Eine solche Ignoranz
kann man nur haben, wenn man nicht oft genug nach
draußen kommt.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Rita Pawelski [CDU/CSU]: Hat denn jemand das Gegenteil gesagt?)


Ich verweise darauf, dass es besonders junge Männer
ohne Perspektive waren, die die neuen Nazis gewählt ha-
ben. Bei den unter 30-Jährigen haben gerade die Männer
die NPD gewählt. Das Traurige daran ist, dass Sie genau
die Maßnahmen, die dazu geeignet sind, die Abwande-
rung und Perspektivlosigkeit junger Menschen in Ost-
deutschland zu beenden, gestrichen und eingestellt ha-
ben.

Schöne Projekte in der Zivilgesellschaft sind in Ord-
nung. Wir brauchen aber endlich auch Projekte, die aus
Ihrem Haus zu finanzieren wären und sich mit guten
Strukturen, hochqualifiziertem Personal und anständigen
Sachmittelbudgets genau dieser Arbeit in den schwieri-
gen Bereichen zuwenden, die wir als Zivilgesellschaft
schon lange nicht mehr erreichen. Das ist eine Aufgabe,
und das hat der letzte Sonntag einmal mehr deutlich ge-
macht.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es gibt aber auch einige Bereiche, von denen man sa-
gen kann, dass es eine gute Idee war, zum Beispiel die
Mehrgenerationenhäuser. Sie sind ein Beleg für eine gut
funktionierende Zivilgesellschaft. Sie sind ein Ort, an
dem sich verschiedene Generationen begegnen und viele
gute Projekte stattfinden.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Wer hat es verlängert? Wir! – Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Eine Initiative der CDU/CSU!)


– Das bestreite ich doch gar nicht. Sie können auch mal
etwas Gutes machen. Das habe ich nicht abgestritten. Ich
habe schließlich gesagt, dass Sie gut angefangen haben.
Warum Sie aber jetzt 6 Millionen Euro streichen und da-
mit definitiv das Aus für viele Mehrgenerationenhäuser
besiegeln, habe ich noch nicht richtig verstanden.

Projekte wie die Mehrgenerationenhäuser sind eine
Möglichkeit, um völlig ideologiefrei etwas für Demo-
kratie und Toleranz und damit auch gegen Rechtsextre-
mismus zu tun. Das hätten Sie vorher bedenken müssen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich möchte noch auf die Mittel eingehen, die Sie für
die Jugendpolitik zur Verfügung stellen. Nach wie vor


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(C (D auch das hat Kollegin Ziegler schon angesprochen – ermissen wir von der Bundesregierung ein integriertes onzept zur Jugendpolitik. Das gibt es einfach nicht. Wenn man sich fragt, was Sie im Bereich der Jugendolitik machen, dann muss man feststellen, dass inzwichen ein Drittel Ihres Budgets für die Qualifizierungsffensive aufgewendet wird. Ich habe selten etwas gegen ualifizierungsmaßnahmen. Die Schwierigkeit besteht ber darin, sich darüber zu informieren, was Sie darunter erstehen. Wenn Sie die Suchfunktion auf der Website Ihres eienen Ministeriums nutzen, Herr Kues, um zu erfahren, as Sie unter dem Begriff „Qualifizierungsoffensive“ ngezeigt bekommen, dann ist das Ergebnis: null Treffer. as scheint mir eine sehr genaue Angabe zu sein. Denn ie Qualifizierungsoffensive macht inzwischen ein Dritl aller Maßnahmen der Jugendpolitik aus. Was aber wird konkret getan? Es wird nicht etwa etas dafür getan, die Träger von Programmen im Kindernd Jugendplan weiter zu qualifizieren oder junge Menchen in den Bereichen Demokratie und Toleranz oder rganisationsarbeit auszubilden. Das alles findet nicht tatt. Vor allem findet etwas statt, das definitiv nicht in r Ressort gehört, nämlich Erwachsenenförderung. Erachsenenförderung gehört aber aus meiner Sicht ins MAS und nicht in dieses Ministerium. Kurzum: Es ist eigentlich eine gute Nachricht, dass as Budget dieses Ministeriums gewachsen ist. Denn es at große gesellschaftliche Aufgaben. Aber es ist traurig, u sehen, wie schlecht Sie die zur Verfügung stehenden ittel einsetzen und dass Sie mehr ideologische Scheu lappen haben, als Sie es mir jemals vorwerfen können. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Wir haben überhaupt keine Ideologien! Wir haben Ideale! Das ist der Unterschied!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712427300

Vielen Dank, Herr Kollege. – Wir fahren mit unserer

ednerliste fort. Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
en spricht unser Kollege Sven-Christian Kindler. Bitte
chön, Kollege Sven-Christian Kindler.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Diesen Haushalt, über den wir zu später
tunde sprechen, kann man zu Recht als Haushalt für die
ivilgesellschaft beschreiben. Wir finden im Haushalt
en Kinder- und Jugendplan, die Mehrgenerationenhäu-
er, die Freiwilligendienste und die Bundesprogramme
egen Rechtsextremismus. Ich will in meiner Rede auf
wei Punkte zur Zivilgesellschaft eingehen.

Zum Ersten zu den Freiwilligendiensten. Es war eine
chtige, ganz wichtige und längst überfällige Entschei-
ung, die ungerechte Wehrpflicht endlich auszusetzen.





Sven-Christian Kindler


(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dadurch musste auch der Zivildienst abgeschafft wer-
den. Deswegen brauchen wir ein konsistentes Konzept,
wie man die vielen Zivis, die in den sozialen Einrichtun-
gen sind, sinnvoll ersetzen kann. Wir begrüßen, dass die
Koalition endlich unserer Forderung nachgekommen ist,
mehr Gelder für den Freiwilligendienst beim FSJ und
beim FÖJ einzustellen. Allerdings hätten Sie jetzt, da der
Zivildienst zu Ende ist, die Chance nutzen müssen, alte
Strukturen zu überwinden und Neues zu gestalten. Sie
hätten eine Lösung aus einem Guss liefern müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Was haben Sie stattdessen gemacht? Sie schaffen ei-
nen neuen Dienst, den sogenannten Bundesfreiwilligen-
dienst, von dem wir schon jetzt wissen, dass dieser
Ersatzzivildienst nicht funktionieren wird. Der Bundes-
rechnungshof hat zu Recht scharf kritisiert, dass mit dem
ehemaligen Bundesamt für Zivildienst überkommene
Strukturen beibehalten werden. Wir brauchen dringend
mehr Engagement für den Freiwilligendienst. Was wir
allerdings nicht brauchen, sind teure und ineffiziente
Doppelstrukturen und noch mehr Bürokratie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich komme zum zweiten Teil meiner Rede zur Zivil-
gesellschaft. Am Wochenende wurde uns wieder einmal
klar vor Augen geführt, dass wir ein Problem haben. Wir
haben ein Problem mit Nazis in dieser Gesellschaft. In
Dortmund sind mehrere Hundert Nationalsozialisten auf
die Straße gegangen, und die Nazipartei NPD ist wieder
in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern eingezo-
gen. Zu Recht gab es große Empörung darüber, wenn
man auch feststellen musste, dass diese Empörung zum
Teil leider ritualisiert abläuft. Für uns muss klar sein,
dass wir dieses Wahlergebnis niemals akzeptieren dür-
fen. Wir müssen alten und neuen Nationalsozialisten ent-
schlossen und konsequent entgegentreten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Doch zur Wahrheit gehört auch, dass wir nicht nur ein
Problem mit militanten Nazis, mit Gewalttaten und
Wahlerfolgen der NPD haben, sondern dass sich Rechts-
extremismus auch im alltäglichen Leben zeigt. Wir ken-
nen die Studien der Friedrich-Ebert-Stiftung und die von
Wilhelm Heitmeyer von der Uni Bielefeld. Wir wissen:
Wir haben in unserer Gesellschaft menschenverach-
tende, demokratiefeindliche, rassistische und antisemiti-
sche Einstellungen. Diese reichen bis weit in die Mitte
der Gesellschaft. Auch darum müssen wir uns kümmern.

Ich war erstaunt, als ich heute in der Berliner Mor-
genpost einen sehr interessanten, bemerkenswert offenen
Brief gelesen habe. Der US-Botschafter Philip Murphy
– einige von Ihnen werden ihn bestimmt kennen – hat

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(C (D eute geschrieben, dass ein afroamerikanischer Mitareiter der Botschaft bei einem Spiel von Hertha BSC ar und danach von einfachen Passanten rassistisch beidigt, angepöbelt und mit Bier überschüttet wurde. Das eigt, dass es auch um Rassismus in der Mitte der Geellschaft geht. (Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Das in Berlin!)


urphy schreibt zum Ende des Briefes:

Rassismus gehört nicht der Vergangenheit an … Er
bleibt ein Problem unserer Zeit. Wir müssen Rassis-
mus entschieden entgegentreten …

enau so ist es; recht hat der Mann. Wir brauchen eine
tarke Zivilgesellschaft gegen Rassismus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN sowie der Abg. Ewa Klamt [CDU/CSU])


Jetzt schauen wir uns einmal an, was diese Bundes-
gierung und diese Ministerin gegen Nazis, gegen Ras-

ismus und Antisemitismus machen. Die Ministerin
flegt das Misstrauen. Heribert Prantl hat am Montag in
er Süddeutschen Zeitung einen Kommentar zum Wahl-
usgang in Mecklenburg-Vorpommern und zum Wahler-
lg der NPD verfasst. In seinem Kommentar lobt er zu
echt die bewundernswerte Arbeit der Amadeu-
ntonio-Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
ier in Berlin. Er schreibt auch, wie sich die Ministerin
afür bedankt. Ich zitiere Heribert Prantl:

Zum Dank traktiert die zuständige, aber ansonsten
desinteressierte Bundesministerin Kristina Schröder
diese Arbeit mit Misstrauensklauseln.

Prantl hat recht. Einmal davon abgesehen, dass der
taatsrechtler Professor Battis und der Wissenschaftliche
ienst dieses Hohen Hauses klargemacht haben, dass sie
ie Extremismusklausel für verfassungswidrig halten,
issen wir, dass viele Initiativen darüber klagen, dass es
isstrauen gibt, dass sie ihre Partner überprüfen und

usspionieren müssen, obwohl eine vertrauensvolle Zu-
ammenarbeit zwischen den Partnern wichtig wäre. Das
eigt: Das Arbeitsklima bei diesen Initiativen wird ver-
iftet. Diese Extremismusklausel ist verfassungswidrig.
ie schafft Misstrauen und muss deswegen so schnell
ie möglich weg.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Ich rate Ihnen: Reden Sie einmal mit den Initiativen
egen Rechtsextremismus, und fragen Sie sie, was da los
t. Viele sind schwer enttäuscht und frustriert. Sie kla-
en über das Misstrauen und natürlich auch über die dra-
atische Unterfinanzierung. Als ob das alles nicht schon

chlimm genug wäre, kürzen Sie auch noch 2 Millionen
uro bei den Mitteln für den Kampf gegen den Rechts-
xtremismus. Zugegeben: Diese Kürzung erfolgt vor al-
n Dingen bei der Regiestelle und den Steuerungsmit-
ln. Diese Kürzung zeigt aber auch, was Ihnen der
ampf gegen den Rechtsextremismus wert ist; das ist

in Symbol: Es gibt nicht mehr Geld, sondern weniger.





Sven-Christian Kindler


(A) )


)(B)

Man könnte dieses Geld auch Antinazigruppen in Vor-
pommern geben. Davon halten Sie aber nichts. Nach
zwei Jahren Schwarz-Gelb ist klar: Diese Regierung ar-
beitet gegen die Zivilgesellschaft, gegen engagierte Bür-
gerinnen und Bürger. Ihr Extremismusansatz ist falsch
und gefährlich. Damit muss Schluss sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Wir brauchen endlich ein Bundesprogramm – ihm
muss mehr Geld zur Verfügung stehen –, das sich gezielt
gegen Menschenfeindlichkeit und gegen Rechtsextre-
mismus wendet. Die Zivilgesellschaft braucht wieder
mehr Vertrauen, wieder mehr Unterstützung und keine
schwarz-gelben Störaktionen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712427400

Vielen Dank, Herr Kollege. – Nächste Rednerin für

die Fraktion der CDU/CSU ist unsere Kollegin Dorothee
Bär. Bitte schön, Frau Kollegin Dorothee Bär.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1712427500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich freue mich
sehr, dass wir heute, auch wenn zu fortgeschrittener
Stunde, über unseren Haushalt diskutieren. Vor allem
freue ich mich, weil wir trotz der angespannten Haus-
haltslage – die Kollegin Gruß hat es angesprochen – ei-
nen Aufwuchs von mehr als 9 Millionen Euro haben.
Das zeigt ganz deutlich, dass wir als christlich-liberale
Koalition diesen Politikbereich wertschätzen und dass
wir den Themenfeldern Familie, Senioren, Frauen und
Jugend Priorität einräumen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Den größten Teil unseres Etats nimmt mit 4,6 Milliar-
den Euro unser Erfolgsmodell, das Elterngeld, ein. Wie
bereits dargestellt, wünschen wir uns natürlich, es noch
weiter auszubauen; das ist noch nicht von der Agenda
genommen. Es ist haushalterischen Zwängen geschuldet,
dass wir es noch nicht so erweitern konnten, wie wir uns
das vorgestellt haben. Trotzdem möchte ich noch einmal
ganz vehement dafür werben. Ich freue mich, wenn wir
mehr Geld brauchen. Dass wir immer mehr Geld brau-
chen – das ist schon öfter angesprochen worden –, ist ein
positives Zeichen. Denn warum brauchen wir mehr
Geld? Weil die Zahl der Geburten steigt und das Eltern-
geld daher verstärkt in Anspruch genommen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das Elterngeld ist ein zentraler Baustein unserer Fa-
milienpolitik. Es erleichtert das Ja zu Kindern. Unsere
Familienpolitik setzt sich aus vielen Bausteinen zusam-
men. Aber wenn wir den Baustein Elterngeld wegnäh-
men, würde unser familienpolitisches Gebäude sehr in-
stabil werden.

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(C (D Ein unschätzbarer Vorteil des Elterngeldes ist, dass mer mehr Väter die Möglichkeit haben, sich den unsch zu erfüllen, befristet aus dem Erwerbsleben aus usteigen, um sich partnerschaftlich an der Betreuung er Kinder zu beteiligen. Ich freue mich außerordentlich, ass die Zahl der Väter, die die Partnermonate in Anpruch nehmen, insbesondere in Bayern im Vergleich zu en anderen Bundesländern sehr hoch ist. adurch wird sich natürlich nicht nur die Einstellung inerhalb der Familie ändern, sondern mittelund langfrisg hoffentlich auch die Einstellung der Arbeitgeber: enn junge Bewerber vor ihnen sitzen, wissen sie eben icht, ob sie einmal Partnermonate nehmen werden, ob ie Mütter oder die Väter länger zu Hause bleiben. Es ilft den Frauen gleichstellungspolitisch sehr, wenn ein nger Mann eben nicht bevorzugt wird. Früher hatte an Angst, dass eine eingestellte junge Frau einmal ausllen könnte, wenn sie ein Kind bekommt. Mit einem rbeitsausfall muss man mittlerweile Gott sei Dank bei ewerbern beider Geschlechter rechnen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte auch an dieser Stelle sagen, dass ich sehr
ankbar bin, dass die Bundeskanzlerin unbeirrt am El-
rngeld festhält. Sie hat vor einigen Tagen nochmals be-
nt, dass diese familienpolitische Leistung nicht zur
isposition steht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dass es richtig ist, dass wir daran festhalten, belegt
ine aktuelle Studie des Max-Planck-Instituts für demo-
rafische Forschung. Die Demografen haben herausge-
nden, dass die Geburtsjahrgänge ab 1970 jetzt die

rendwende einläuten. Die Frauen und auch die jungen
änner, die nach 1970 auf die Welt gekommen sind, sa-

en verstärkt Ja zu Kindern und setzen auch mehr Kin-
er in die Welt. Neben dem Ausbau der Betreuungs-
lätze hat auch das Elterngeld dazu beigetragen, dass wir
sgesamt ein kinderfreundlicheres Klima haben, sagen

ie Forscher.

Schauen wir uns einmal die Umfragen dazu an, was
ie Bevölkerung zu diesem Instrument sagt. Allensbach
at in dieser Woche herausgefunden, dass knapp 80 Pro-
ent der Befragten dem Elterngeld positiv gegenüberste-
en. Dies zeigt, dass es in der Bevölkerung angekommen
t und angenommen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Obwohl in der Studie festgestellt worden ist, dass
ieder mehr Kinder in die Welt gesetzt werden, möchte
h an dieser Stelle eine kritische Anmerkung machen.
an kann sich überlegen, ob man da sofort etwas macht

nd ob man überhaupt über den Haushalt etwas errei-
hen kann. Ich glaube nicht, dass wir alleine da etwas
achen können. Das ist mehr eine gesamtgesellschaftli-

he Diskussion. Aber ich möchte es trotzdem anspre-
hen.





Dorothee Bär


(A) )


)(B)

Zwar ist die Geburtenrate jetzt höher; sie liegt bei 1,6,
was allerdings immer noch nicht ausreichend ist. Nicht
schön ist aber, dass das Durchschnittsalter der Erstgebä-
renden in Deutschland immer höher wird. Obwohl das
auch insgesamt im europäischen Vergleich so ist, ist das
eine Entwicklung, die nicht so positiv ist. Wünschens-
wert wäre, wenn die Eltern bei der Geburt ihres ersten
Kindes und hoffentlich auch der weiteren Kinder jünger
wären, und zwar aus verschiedenen Gründen. Leider
reicht die Zeit heute nicht, um das auszudiskutieren.
Aber ich glaube, es wäre schon an uns, einmal zu überle-
gen, ob wir da nicht etwas Bewegung hineinbringen
können, ob wir es für junge Berufsanfänger, auch für
Studentinnen und Studenten noch attraktiver machen
können, bereits in den 20ern und nicht erst in den 30ern
oder gar in den 40ern an Familienplanung zu denken.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Was hat das jetzt mit dem Haushalt zu tun?)


Ein weiterer Haushaltsposten, der angesprochen
wurde, betrifft die Freiwilligendienste. Der Staatssekre-
tär konnte die Zahlen heute Gott sei dank weiter nach
oben korrigieren; das ist sehr erfreulich. Wir hoffen, dass
dieses Modell – wie das Elterngeld – zu einem Erfolgs-
modell wird. Wir haben damit etwas Einmaliges ge-
schaffen, indem nicht nur jüngere Menschen im Rahmen
dieses Modells tätig werden können, sondern wirklich
alle gesellschaftlichen Schichten und auch alle Alters-
schichten. Der Anteil der Seniorinnen und Senioren ist
sehr hoch; es wird gut von ihnen angenommen. Ich bin
mir sicher: Je länger das Modell läuft, desto besser wird
es angenommen werden.

Wer sich bundesweit umschaut und einmal mit den
Betreffenden in den Einrichtungen spricht, der stellt fest,
dass sie von den Bufdis noch wesentlich begeisterter
sind als von den Zivildienstleistenden. Zur Begründung
wird angeführt: Wir wurden ganz gezielt ausgesucht,
und wir werden im Vergleich zu vorher noch stärker an-
genommen. Die Zivildienstleistenden haben schon eine
hervorragende Arbeit gemacht. Aber diejenigen, die das
jetzt machen, tun dies absolut freiwillig. – Dies zeigt,
dass es richtig war, diesen Ansatz zu wählen. Sicherlich
gab es einige Anlaufschwierigkeiten. Aber das haben die
Träger, die Einsatzstellen und auch diejenigen, die die-
sen Bundesfreiwilligendienst angenommen haben, er-
kannt. Künftig muss kein einziger Interessent, der eine
freiwillige Arbeit leisten will, mehr abgewiesen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Einen weiteren wichtigen Titel hat der Staatssekretär
schon angesprochen. Aber ich glaube, man kann gute
Nachrichten gar nicht oft genug wiederholen; denn sie
bleiben leider nicht so hängen wie negative Nachrichten.
Für unsere Bundesinitiative Familienhebammen wurde
eigens ein neuer Titel mit einem Ansatz von 30 Millio-
nen Euro geschaffen. Das ist der Kernbestandteil des
Bundeskinderschutzgesetzes, das am 1. Januar 2012 in
Kraft treten wird. Wir werden in der Zeit von 2012 bis
2015 120 Millionen Euro dafür in die Hand nehmen. Wir
haben uns über dieses Thema hier schon einmal geson-
dert unterhalten. Ich glaube, es ist ein ganz wichtiger und
richtiger Schritt, dass wir das in Angriff nehmen und ins-

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(C (D esondere da ansetzen, wo es am Notwendigsten ist, ass wir Familien, in denen es Schwierigkeiten gibt, beleiten, teilweise auch schon vor der Geburt. Ich weiß, ass es gerade seitens der Länder an dieser Stelle entprechende Kosteneinwände gibt. Ich sage es aber noch inmal: Kinderschutz gibt es nicht zum Nulltarif, Kinerschutz gibt es nicht umsonst. Deswegen ist es völlig chtig, dass wir als Bund jetzt einmal 120 Millionen uro in die Hand nehmen und an die Länder appellieren, ns in diesem Bereich beizustehen. In dieselbe Kategorie der Maßnahmen, die wir in den tzten beiden Jahren nach Verabschiedung des Koalionsvertrages ergriffen haben – ich sage nur: versprochen, ehalten –, fällt das Thema Mehrgenerationenhäuser. Wir aben dieses Thema im Koalitionsvertrag aufgenommen nd haben entsprechende Maßnahmen umgesetzt, wie ben alles so wunderbar in dieser christlich-liberalen Kolition funktioniert. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zurufe von der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir bringen jetzt das Nachfolgeprogramm „Mehrge-
erationenhäuser II“ auf den Weg. Mehrgenerationen-
äuser stehen für mich wirklich exemplarisch für funk-
onierendes Engagement im kommunalen Bereich. Es
ar eine hervorragende Idee von der Vorgängerministe-
n Ursula von der Leyen, und diese wird jetzt auch mit
egeisterung von Ministerin Schröder weiter umgesetzt.
ir haben es geschafft, dass die entsprechenden Häuser

icht nur erhalten werden, sondern sogar noch weitere
azukommen. Die funktionierenden Strukturen haben
ir übrigens gemeinsam mit den Kommunen, die wir
afür mit ins Boot geholt haben, ausgebaut. Der Erhalt
er Mehrgenerationenhäuser ist uns also ein ganz beson-
ers wichtiges Anliegen.

Ein Letztes darf ich noch ansprechen, das wir schon
die letzten Beratungen mit aufgenommen haben:
uch im Haushalt 2012 wird die Bundesstiftung „Mutter
nd Kind – Schutz des ungeborenen Lebens“ wieder mit
ehr als 92 Millionen Euro unterstützt. Das Bundesfa-
ilienministerium ist im Moment dabei, die Arbeit der
tiftung zu evaluieren. Es wird untersucht, in welcher
eise durch die Mittel der Bundesstiftung auch langfris-

g positive Wirkungen für die Antragstellerinnen und
re familiären und sozialen Netzwerke erzielt werden.
h halte es für sehr wichtig, dass wir uns ganz beson-

ers für das im Entstehen begriffene Leben einsetzen
nd Geld in die Hand nehmen, um Frauen, die nicht wis-
en, wie sie mit Konfliktsituationen wie einer Schwan-
erschaft umgehen sollen, zu vermitteln, dass sie auf uns
auen können, weil wir die Kinder schon schützen wol-
n, bevor sie auf die Welt kommen. Ich bin froh, dass
ieser ganz wichtige Titel in den Bundeshaushalt einge-
tellt worden ist.

Ansonsten freue ich mich jetzt auf die Beratungen
nd darüber, dass wir die Koalition sind, die wirklich et-
as für Familien in diesem Land tut.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712427600

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Der Nächste auf unse-

rer Rednerliste ist für die Fraktion der Sozialdemokraten
unser Kollege Rolf Schwanitz. Bitte schön, Kollege Rolf
Schwanitz.


(Beifall bei der SPD)



Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1712427700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die Möglichkeiten, kritische Anmerkungen zum
Einzelplan von Frau Ministerin Schröder zu machen,
sind schier unerschöpflich. Ich will mich heute auf drei
Anmerkungen beschränken.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Sagen Sie auch einmal etwas Gutes!)


Als Allererstes ein paar Bemerkungen zur vorgeleg-
ten Finanzplanung 2012 bis 2015. Das, was hier abgebil-
det wird, würde man in der Wirtschaft einen Offenba-
rungseid nennen. Der Etat für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend gehört zu den Einzelplänen im Bundeshaus-
halt mit den geringsten Zuwächsen auf dieser Vierjahres-
leiste.


(Caren Marks [SPD]: Wohl wahr!)


Gegenüber den Eckwerten, die im März verbindlich aus-
gegeben wurden – es gab ja dieses Jahr ein neues Haus-
haltsaufstellungsverfahren –, ist der gesamte Plafond für
2012 noch einmal um 30 Millionen Euro abgesenkt wor-
den. Obwohl der Gesamthaushalt mehr Steuereinnahmen
vorsieht, obwohl die Nettokreditaufnahme noch einmal
gelockert worden ist, wird im Einzelplan 17 die Schraube
noch einmal angezogen. Die jetzt vorgelegte Finanzpla-
nung sieht gegenüber den im März vorgelegten Eckwer-
ten ein Minus von 30 Millionen Euro im Jahr 2012, ein
Minus von 31 Millionen Euro im Jahr 2013, ein Minus
von 32 Millionen Euro im Jahr 2014 und ein Minus von
33 Millionen Euro im Jahr 2015 vor. Die Gesamtausga-
ben des Bundeshaushaltes steigen in diesem Zeitraum,
also von 2012 bis 2015, im Jahresdurchschnitt fünfmal so
stark wie die des Einzelplans 17. Der Einzelplan 17 ist
also ein Verliererhaushalt. Das zeigt, welchen Stellen-
wert dieses Thema bei Ihnen hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die zweite Bemerkung, die ich machen will, ist eine
Kritik an der Passivität der Ministerin und des Ministe-
riums in Bezug auf das Thema Rechtsanspruch auf einen
Betreuungsplatz für Kinder. Das Kinderförderungsge-
setz hat klar den Anspruch formuliert, dass es ab 2013
für Kinder ab einem Jahr einen Rechtsanspruch auf ei-
nen Betreuungsplatz geben soll. Das ist eigentlich die
wichtigste politische Aufgabe, die die Ministerin aus der
Zeit der Großen Koalition mitbekommen hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir wissen längst, dass die Angebotsquote von
35 Prozent in höchstem Maße gefährdet ist. Wir wissen,
dass die Bedarfssätze insbesondere in den städtischen
Bereichen mit hoher Wahrscheinlichkeit weit darüber hi-

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(C (D ausgehen werden. Die Bundesministerin verweigert ine realitätsbezogene Bedarfsermittlung. Sie schiebt uasi den Schwarzen Peter den Ländern und der komunalen Ebene zu. Die Bundesministerin hat mindesns eine Mitverantwortung hinsichtlich der Erfüllung ieses Auftrages, wenn nicht mehr. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


tattdessen gefährdet diese Vogel-Strauß-Politik den
echtsanspruch ab 2013. Ich sage ausdrücklich: Das
ird der zentrale Prüfstein werden, an dem wir die poli-
sche Leistung dieser Ministerin messen werden.


(Beifall bei der SPD)


Die dritte Bemerkung – die ich Ihnen nach all den an-
erslautenden Einschätzungen aus der Koalition nicht
rsparen kann – bezieht sich darauf, was Sie beim Über-
ang vom Zivildienst zum Bundesfreiwilligendienst an-
estellt haben. Wir als Sozialdemokraten – und auch an-
ere – haben vor dem Weg, den Sie gegangen sind,
ewarnt. Wir haben davor gewarnt, Doppelstrukturen
ufzubauen, und die Chance deutlich gemacht, den be-
ährten Freiwilligendienst der Länder zu stärken. Wir
aben empfohlen, diese Chance zu nutzen. Sie haben die
arnungen ignoriert. Sie haben Bürokratien in Ihrem

uständigkeitsbereich konserviert. Sie haben Doppel-
trukturen geschaffen, und Sie haben den Bundesfreiwil-
gendienst schlampig vorbereitet und eingeführt, übers
nie gebrochen. Zum Schluss haben Sie sogar vor ei-
em Angriff auf den Freiwilligendienst der Länder nicht
urückgeschreckt.


(Caren Marks [SPD]: Ein Skandal war das!)


ie Zwangsquote 2 : 3 bei der Förderung des Freiwilli-
endienstes ist zunächst eine Erpressung der Träger des
reiwilligendienstes, nichts anderes.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ie Krönung ist meiner Meinung nach aber, dass das
inisterium dann noch ein Muster für einen Änderungs-

ertrag zur Verfügung gestellt hat, damit bereits abge-
chlossene Freiwilligendienstverträge quasi in Bufdi-
erträge umgewandelt werden können. Das muss man
ich noch einmal vergegenwärtigen: Hier haben sich
nge Leute freiwillig entschlossen, einen Freiwilligen-

ienst zu machen, und sind dazu ein Vertragsverhältnis
ingegangen. Dann kommen Sie mit Anweisungen und
usterverträgen, mit denen die jungen Leute genötigt
erden,


(Dr. Peter Tauber [CDU/CSU]: Wer nötigt denn da jemanden?)


inen Änderungsvertrag abzuschließen, weil Ihr Bundes-
eiwilligendienst sich als Flop entwickelt hat. Das ist
ine Sauerei,


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)






Rolf Schwanitz


(A) )


)(B)

und es widerspricht dem Grundgedanken des Freiwilli-
gendienstes schlechthin.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: So ein Quatsch! Sie haben nichts kapiert!)


Ich möchte zum Schluss noch eine Bemerkung zur
Bürokratie beim Bundesfreiwilligendienst machen.


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Wissen Sie es nicht, oder lügen Sie da?)


Wir haben im Haushaltsausschuss über alle Fraktionen
hinweg beschlossen, dass Sie einen Bericht über die Ab-
wicklung und Gestaltung des Bundesamtes vorlegen. Sie
haben drei Monate lang zunächst nicht geliefert,


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht, was Sie hier alles erzählen!)


dann haben Sie geliefert. Der Bundesrechnungshof hat
den Bericht kommentiert und faktisch in der Luft zerris-
sen.


(Caren Marks [SPD]: Zu Recht!)


Es ist nicht nur so, dass der Bundesfreiwilligendienst
sich als Flop entwickelt hat. Darüber hinaus haben Sie
dafür in Ihrem Ministerium und im Bundesamt für Fami-
lie und zivilgesellschaftliche Aufgaben – daran muss
man sich erst einmal gewöhnen –


(Caren Marks [SPD]: Kräuteramt! Da wissen alle, was gemeint ist!)


eine Bürokratie vorgesehen, die jeder Beschreibung
spottet. Da werden Aufgaben künstlich aufgebläht und
sachfremde Aufgaben zugeordnet. Über 50 Personen
wissen bis heute nicht, was sie machen sollen. In diesem
Kräuteramt werden Dinge kreuz und quer, ohne dass da
irgendein roter Faden zu erkennen wäre, organisiert. Da-
rüber werden wir im Haushaltsausschuss noch sehr kri-
tisch zu reden haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der Name „Kräuteramt“ etabliert sich übrigens bei
uns in der Fraktion langsam, nicht wegen des Namens
des Vorgesetzten, sondern weil die Aufgaben schlicht
und einfach an Kraut und Rüben erinnern und keinerlei
roten Faden haben.


(Beifall bei der SPD)


Der Gestaltungsauftrag ist völlig in den Sand gesetzt
worden. Wir werden ihn in den nächsten Wochen kri-
tisch auseinandernehmen und mit Änderungsanträgen
versehen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712427800

Vielen Dank, Herr Kollege. – Der nächste Redner auf

unserer Liste ist für die Fraktion der FDP unser Kollege
Florian Toncar. Bitte schön, Herr Kollege.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! iese Koalition hat sich das Thema Haushaltssanierung uf die Tagesordnung gesetzt. Wir wollen die Verschulung reduzieren, und das tun wir in atemberaubendem empo. (Caren Marks [SPD]: Da kommen Sie aber schnell außer Atem!)

Dr. Florian Toncar (FDP):
Rede ID: ID1712427900

ir sind vor zwei Jahren bei 86 Milliarden Euro Neu-
erschuldung gestartet – übrigens ein Vorschlag, der von
er SPD kam. In diesem Jahr werden wir es schaffen, bei
7 Milliarden Euro zu landen. Dieses Tempo bei der Re-
uzierung der Verschuldung ist, so glaube ich, beispiel-
s. Das ist sicherlich die Klammer, die um diese Haus-

altsberatungen zu ziehen ist.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei den Ärmsten sparen!)


Warum machen wir das? Weil wir die Handlungsfä-
igkeit des Staates auch in Zukunft sichern wollen, weil
ie Verschuldung der letzten Jahre nicht dauerhaft funk-
onieren kann, weil ein Staat nicht über seine Verhält-
isse leben sollte.


(Caren Marks [SPD]: Sie versprechen auch weiter Steuersenkungen! Alles klar!)


as ist vor allem im Interesse der jungen Menschen, der
inder und Jugendlichen, die auch in 10, 20, 30 oder
0 Jahren einen handlungsfähigen und finanziell leis-
ngsfähigen Staat brauchen.


(Beifall bei der FDP)


Trotz aller Sparbemühungen setzen wir aber einen
chwerpunkt im Bereich von Bildung und Forschung,
r den diese Koalition in vier Jahren die Rekordsumme

on zusätzlich 12 Milliarden Euro bereitstellt. Das ist
as zweite Element unserer Zukunftsvorsorge. Wir sa-
ieren den Staat auch für zukünftige Generationen. Wäh-
nd der Haushalt konsolidiert wird, investieren wir aber
Bildung und damit in Chancen für die Zukunft. Das ist
Interesse der Kinder und der Jugendlichen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Herr Kollege Schwanitz, deswegen verbietet sich, so
nde ich, eine rein ausgabenfixierte Betrachtung dieses
aushalts, zumal man festhalten muss, dass die Sozial-
uote des Haushalts bei 52 Prozent liegt und damit – das
issen Sie – deutlich höher als beispielsweise unter Rot-
rün, und das, obwohl unter Rot-Grün ein deutlich hö-
erer Betrag für den Arbeitsmarkt nötig war. Wenn Sie
chon rein quantitativ auf die Sozialquote schauen, dann
ollten Sie wirklich genau hinschauen. Wir geben dafür
denfalls nicht weniger aus, als Sie zu Ihrer Regierungs-

eit ausgegeben haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich denke, dass wir uns von einer solchen rein quanti-
tiven Betrachtung lösen müssen. Stattdessen müssen
ir uns heute fragen: Wo kann man sinnvoll Schwer-
unkte setzen? Wo kann man ansetzen, damit man zu ei-
er qualitativen Betrachtung kommt? Genau das tun wir





Florian Toncar


(A) )


)(B)

im Einzelplan 17. Die Gelder aus unserer Bildungsoffen-
sive werden insbesondere für die Sprachförderung in
Kinderbetreuungseinrichtungen eingesetzt. Das werden
laut Ansatz im nächsten Jahr 102 Millionen Euro sein.
Ich glaube, es ist ein guter Schwerpunkt, zu sagen: Wir
investieren nicht nur – was wir im Konsens beschlossen
haben – in den Ausbau der Kinderbetreuung, in die Ge-
bäude genauso wie in die Betriebskosten. Das machen
wir schon seit einigen Jahren. Wir prüfen darüber hi-
naus, wo es Brennpunkte gibt, wo besondere Notlagen
bestehen oder wo man mit speziell qualifiziertem Perso-
nal Sprachförderung von Kindern betreiben muss. Diese
102 Millionen Euro sind gut angelegt. Den Kindern wer-
den Chancen verschafft, die sie sonst nicht hätten. Damit
tun wir auch im Sinne der sozialen Gerechtigkeit und des
sozialen Zusammenhalts Gutes.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Darüber hinaus möchte ich kurz auf das eingehen,
was insbesondere unsere Fraktion beim letzten Haushalt
angeregt hat und was jetzt umgesetzt werden soll: das
Hilfetelefon im Falle von Gewalt gegen Frauen. Es gibt
regional sehr unterschiedliche Hilfsangebote. Wichtig ist
aber, dass es bundesweit eine Anlaufstelle bzw. einen
Ansprechpartner gibt, wohin sich Frauen anonym wen-
den können. Dort bekommen sie entweder Hilfe oder
werden von dort an eine geeignete Beratungsstelle oder
ein geeignetes Hilfsprojekt in der Gegend vermittelt, in
der sie wohnen. Das werden wir sicherstellen. Dieses
Projekt werden wir dauerhaft betreiben, weil wir hier
eine Lücke schließen, die im Kampf gegen Gewalt in der
Familie oder in Beziehungen wichtig ist.

Ich möchte auf einen weiteren Aspekt eingehen
– Herr Kollege Schwanitz hat das schon angesprochen –:
die künftige Struktur des Bundesamts für Familie und
zivilgesellschaftliche Aufgaben. Ich glaube, dass das
Thema eine genaue und sensible Betrachtung verdient.
Das Amt ist vor große Herausforderungen gestellt, für
die die Mitarbeiter nichts können. Die Mitarbeiter haben
in den letzten Jahren ihren Job gemacht und ihre Aufga-
ben erfüllt. Diese Aufgaben sind aber nunmehr wegge-
fallen. Sie wissen auch, Kollege Schwanitz, dass es dort
nicht nur Beamte gibt, die nicht kündbar sind, sondern
dass auch viele Angestellte nicht kündbar sind. Im Übri-
gen bin ich der Meinung, dass ein fürsorglicher Arbeit-
geber auch nicht kündigen sollte.


(Sönke Rix [SPD]: Es hat ja keiner von Kündigung gesprochen! – Caren Marks [SPD]: Es geht um sinnvolle Tätigkeit!)


– Nein, Moment. Ich möchte nur für die Mitarbeiter des
Bundesamtes, die sich vielleicht anschauen, worüber wir
hier diskutieren, klarstellen, dass das jedenfalls für mich
keine Option ist.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muss man bei der FDP auch klarstellen!)


Gleichzeitig möchte ich aber auch sagen: Diese Be-
hörde soll angemessen ausgestattet sein; aber die Perso-
nalkapazität sollte nach Möglichkeit nicht größer sein,
als für die Erledigung der Aufgaben benötigt wird.

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(C (D (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie halten Sie es mit dem Bürokratieabbau?)


as zu erreichen, wird ein wenig Kreativität erfordern.
a werden wir Übergangslösungen finden müssen. Wir
erden uns natürlich auch anschauen, wie realistisch der
ersonalbedarf berechnet ist. So sehr sich die Mitarbei-
r darauf verlassen können, dass wir ein fürsorglicher
nd verantwortungsvoller Arbeitgeber bleiben werden,
o deutlich sagen wir auch: Es ist weder im Sinne der

itarbeiter noch der Steuerzahler, wenn wir eine Be-
örde haben, in der die Menschen eigentlich nicht genug
u tun haben, um dort dauerhaft zu bleiben. Ich würde
ls Gegenleistung dafür, dass wir unseren Verpflichtun-
en als Arbeitgeber nachkommen, Einsatzbereitschaft
nd Flexibilität erwarten.

In diesem Sinne glaube ich, dass wir für das Bundes-
mt eine vernünftige Lösung finden sollten. Wir müssen
ns überlegen, ob wir diese Menschen nicht in anderen
ereichen, in denen wir Personalknappheit haben, sinn-
oller einsetzen können. Das können wir gerne gemein-
am machen. Ich denke jedenfalls, dass das eines der
hemen ist, um die wir uns bei den Haushaltsberatungen
rnsthaft kümmern sollten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712428000

Vielen Dank, Herr Kollege. – Jetzt spricht für die

raktion Bündnis 90/Die Grünen unsere Kollegin Frau
atja Dörner. Bitte schön, Frau Kollegin Dörner.


Katja Dörner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712428100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

iebe Kollegen! Herr Bockhahn, Sie haben in Ihrer Rede
war einiges Richtiges gesagt; aber es ist doch wohl ein
itz in Tüten, hier Berlin als Kitawunderland zu präsen-

eren.


(Michaela Noll [CDU/CSU]: Ja! – Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


iesen Hinweis kann ich Ihnen hier nicht ersparen.


(Sönke Rix [SPD]: Sind demnächst Wahlen in Berlin?)


Die Zerrüttung der Regierungskoalition ist in allen
ereichen sichtbar, leider auch in der Kinder- und Fami-
enpolitik. Der Dauerstreit beim Elterngeld ist ein sehr
utes Beispiel dafür.


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Wer streitet denn darüber?)


or zwei Tagen haben wir die neuen Zahlen zum Eltern-
eld bekommen. Man kann ganz klar sagen: Diese Zah-
n belegen, dass sich das Elterngeld als gleichstellungs-
nd familienpolitisches Instrument sehr bewährt hat.
rotzdem ist das Elterngeld von der FDP sozusagen zum
bschuss freigegeben worden.


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Was?)






Katja Dörner


(A) )


)(B)

Ich erinnere daran, dass Christian Lindner, der General-
sekretär, sagte, das Elterngeld sei zum Besitzstand ge-
worden, und er die Abschaffung forderte; das ist wenige
Monate her. Herr Solms sagte, das Elterngeld sei „eine
Sozialleistung für Leute, die es nicht nötig haben“, wes-
wegen man es, bitte schön, abschaffen könne.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Da
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1712428200
Es
nützt nichts.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Es ist total unwichtig, was die Kanzlerin so gesagt hat, oder was?)


Herr Kues, Sie haben heute Abend ein Drittel Ihrer
Redezeit darauf verwandt, die FDP doch davon zu über-
zeugen; ich weiß nicht, ob es Ihnen gelungen ist. Frau
Bär hat sehr lange und, wie ich finde, sehr gut zum El-
terngeld gesprochen. Ich wünsche Ihnen sehr gutes Ge-
lingen beim Überzeugen der FDP-Fraktion.


(Caren Marks [SPD]: Aber Herr Kauder war nicht da!)


Man muss einfach sagen: Es gibt in dieser Regierungs-
koalition keine Verlässlichkeit für Familien. Das ist ein
riesengroßes Problem.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das Elterngeld ist aber nur eine Seite der Medaille;
nur mit einem garantierten und auch guten Kitaplatz
wird familienpolitisch ein Schuh daraus. Auch hier ver-
sagt die Regierung; sie steckt weiterhin den Kopf in den
Sand und ist nicht bereit, beim Kitaausbau mehr zu in-
vestieren, wenn absehbar ist – es ist absehbar –, dass ab
2013 mehr Eltern von unter Dreijährigen den Rechtsan-
spruch wahrnehmen werden, als es ursprünglich geplant
war. Die Regierung lässt die Kommunen und auch die
Länder bei der Aufgabe, Kitaplätze zu schaffen, im Re-
gen stehen. Man muss nun wahrlich keine Prophetin
sein, um zu wissen, dass das am Ende zulasten der Kin-
der und Familien geht.


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Darf ich nachfragen, was Rot-Grün gemacht hat? Sie haben es finanziert, aber nicht richtig!)


Die Diskussion, die wir über das Betreuungsgeld füh-
ren, ist völlig bizarr. Im Ausschuss gab es unlängst eine
Anhörung zu unserem Gesetzentwurf, der darauf abzielt,
das Betreuungsgeld aus dem Gesetz zu streichen. Diese
Anhörung hat völlig klar gezeigt: Das Betreuungsgeld ist
eine bildungs- und gleichstellungspolitische Katastro-
phe. Es muss stark bezweifelt werden, ob es überhaupt
verfassungskonform umgesetzt werden kann. Zudem
würde es jährlich 2 Milliarden Euro kosten. Dieses Geld
würde in unserem Haushalt wirklich an allen Ecken und
Enden für Kinder und Familien fehlen. Bizarr ist, dass
sich die Koalition einen Dauerstreit um die Abschaffung
des Elterngelds leistet, gleichzeitig aber – zumindest of-
fiziell – am Betreuungsgeld festhält.

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(C (D Dabei muss man sagen: In letzter Zeit haben sich iele vernünftige Leute zum Betreuungsgeld geäußert nd gesagt, dass sie es überhaupt nicht für sinnvoll haln. Ich möchte an die neue Ministerpräsidentin des aarlands erinnern, die sich dazu sehr klug geäußert hat. h kenne aber auch viele andere Kolleginnen und Kolle en, die unter der Hand sagen: Von diesem Betreuungseld ist überhaupt nichts zu halten. Fakt ist, dass sich alin die CSU mit ihrem ewig gestrigen Familienbild an ieses Betreuungsgeld gekettet hat. Hier tanzt die CSU er Regierung leider auf der Nase herum. Ich wünsche ir, dass sich die Regierung dies nicht länger gefallen sst. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Abschließend: Die Halbzeitbilanz von Schwarz-Gelb
t ein Trauerspiel. Es ist höchst unschön, dass wir es
ventuell noch zwei weitere Jahre erleben müssen.

Ich möchte zum Schluss noch ganz kurz ein Thema
nsprechen, von dem ich glaube, dass es vielen von uns
m Herzen liegt. Das ist die Entschädigung für die
eimkinder. Dieses Thema ist heute Abend noch gar
icht angesprochen worden.

Im Haushaltsentwurf sind die 40 Millionen Euro, die
ir interfraktionell als Entschädigungsleistung für die
eimkinder vereinbart haben, noch gar nicht etatisiert.
ach der unsäglichen Aktion von Schwarz-Gelb im
aushaltsausschuss


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war wirklich schlimm!)


üssen wir Fachpolitiker jetzt gemeinsam sehen, dass
as Familienministerium nicht auf den Kosten für diese
ntschädigungen sitzen bleibt. Die Entschädigungen für
ie ehemaligen Heimkinder sind eine gesamtgesell-
chaftliche Aufgabe. Ich glaube, hier sind wir alle einer

einung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es kann nicht sein, dass die Heimkinderentschädi-
ung vollständig oder zu einem großen Teil aus dem Etat
eleistet werden soll, mit dem heute die Maßnahmen für
inder und Familien finanziert werden. Ich hoffe auf

ine gemeinsame Aktion, damit wir es hinbekommen,
ass die Heimkinder die Entschädigung bekommen, die
nen zusteht, dass diese jedoch nicht auf Kosten der

eutigen Kinder und Familien geht.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712428300

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Nächster Redner für

ie Fraktion der CDU/CSU ist unser Kollege Erwin
üddel. Bitte schön, Kollege Rüddel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Erwin Rüddel (CDU):
Rede ID: ID1712428400

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

und Herren! Die Familienpolitik dieser Koalition war er-
folgreich, sie ist erfolgreich, und sie wird auch die
nächsten zwei Jahre und darüber hinaus erfolgreich blei-
ben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Mit dem Haushalt 2012 und dem Finanzplan bis 2015
beweist die christlich-liberale Koalition, dass sie es ernst
meint mit der Einhaltung der Schuldenbremse und mit
einer nachhaltigen Haushalts- und Finanzpolitik, die sich
ihrer Verantwortung für kommende Generationen be-
wusst ist. Dank unserer erfolgreichen Wirtschafts- und
Arbeitsmarktpolitik hat sich der wirtschaftliche Auf-
schwung zunehmend positiv auf den Bundeshaushalt
ausgewirkt. Wir haben eben über Extremismus gespro-
chen. Ich denke, Menschen eine Perspektive zu geben,
ist das beste Modell gegen Extremismus jeder Art.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Steuermehreinnahmen auf der einen Seite und Fort-
schritte auf dem Arbeitsmarkt mit der Folge von Minder-
ausgaben auf der anderen Seite helfen uns bei der Kon-
solidierung der Staatsfinanzen. Wir sind entschlossen,
das strukturelle Defizit bis – ich betone – spätestens
2016 auf maximal 0,35 Prozent des Bruttoinlandspro-
dukts zu reduzieren. Gleichzeitig stellen wir die Weichen
für eine an Wachstum und Beschäftigung orientierte
Politik.

Ich schicke diese Bemerkungen mit Bedacht voraus,
denn der Konsolidierungskurs der christlich-liberalen
Koalition ist zugleich die beste Familienpolitik im Sinne
des Generationenvertrags.


(Beifall bei der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welcher Konsolidierungskurs?)


Gleichwohl ist es uns gelungen, alle wichtigen Projekte
im Einzelplan 17 nahezu unverändert fortzuführen und
sogar eine Reihe bedeutender neuer Vorhaben zu finan-
zieren. Wir beweisen, dass Sparen und Gestalten sich
nicht ausschließen. Wir konsolidieren den Haushalt, und
wir investieren in die Zukunft unserer Gesellschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich erwähne die Initiative „Frühe Chancen“ für die
sprachliche Frühförderung in unseren Kitas. Das Ange-
bot gilt vor allem für Kinder von Migranten, aber auch
für deutsche Kinder mit Sprachschwierigkeiten. Gerade
auf die frühe Förderung kommt es an. Die Sprache ist
die Grundlage für den späteren Bildungserfolg und für
eine gelungene Integration.

Ich erwähne das Elterngeld, das unangetastet bleibt,
und die Zuschüsse zur Wohlfahrtspflege, an denen wir
ebenfalls nicht sparen. Ich erwähne den Aufbau des
neuen bundesweiten Hilfetelefons für Gewalt gegen
Frauen, für den im Haushalt gut 3 Millionen Euro zur
Verfügung stehen. Ich erwähne das Folgeprogramm für
die Mehrgenerationenhäuser, die sich als Knotenpunkt
für bürgerschaftliches Engagement zu einer großen Er-

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(C (D lgsgeschichte entwickelt haben und deshalb auch im ächsten Jahr mit gut 10 Millionen Euro unterstützt weren. Die engagierte Arbeit der Ehrenamtlichen in den ehrgenerationenhäusern wird also weitergehen, wobei eilhabe, Pflege und Integration Schwerpunkte des euen Förderprogramms sind. Ich erwähne die Erhöhung der Ausgaben für die Freiilligendienste um rund 44 Millionen Euro gegenüber 011. Auf diese Weise werden die Freiwilligendienste ach der Aussetzung des Zivildienstes nachhaltig getärkt. Die Mittel für den neuen Bundesfreiwilligenienst, der auch Frauen und älteren Menschen offenteht, belaufen sich auf fast 270 Millionen Euro. Damit isten wir einen bedeutenden Beitrag zur Stärkung des ürgerschaftlichen Engagements, und zwar nicht nur im ozialen Bereich, sondern auch in den Bereichen Sport, ultur und Integration. Die bewährten Jugendfreiwilliendienste bleiben davon unberührt. Der Bund ist Rückalt für diese Freiwilligendienste. Er finanziert nicht nur en Bundesfreiwilligendienst, sondern ist auch der auptgeldgeber für das Freiwillige Soziale Jahr. Man sollte einmal nachschauen, was der Bund für die reiwilligen Sozialen Jahre leistet und was alle Länder usammen für ihre Programme leisten. Das alles sind Bausteine zu der Zivilgesellschaft, die ir wollen, einer Gesellschaft, in der ehrenamtliche ienste und Freiwilligendienste dazu beitragen, die Fäigkeiten und Kenntnisse aller Altersgruppen für den usammenhalt in unserem Land zu mobilisieren. Wir rdern damit die soziale Teilhabe, den Austausch von rfahrungen und ein möglichst breites bürgerschaftlihes Engagement. Unser besonderes Augenmerk gilt dem Kinderschutz. ier legen wir das neue Programm „Familienhebamen“ mit jährlich 30 Millionen Euro auf. Wir verstehen iese Initiative vor allem als einen Beitrag zu den frühen ilfen. Es geht uns dabei im Rahmen des Kinderschut es um niederschwellige und frühe Hilfsangebote, die ich gerade an Familien in prekären Lebensverhältnissen chten, und zwar ausdrücklich sowohl während der chwangerschaft als auch nach der Geburt. Wir wollen ie während der Schwangerschaft und Geburt aufgebaun Vertrauensstrukturen auf diese Weise auch für die ilfe und Unterstützung in den ersten Lebensmonaten es Kindes nutzen. Davon versprechen wir uns eine irksame Stärkung des Kinderschutzes. Deshalb wollen ir mit dieser Initiative eine Basis für den bundesweiten insatz von Familienhebammen durch Länder und Komunen schaffen. Gestatten Sie mir abschließend noch ein Wort zur Failienpflegezeit. Unsere Gesellschaft wird immer älter. ie Prognosen hinsichtlich des künftigen Pflegebedarfs ind bekannt. Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ird daher in den kommenden Jahren ein Thema von tetiger Bedeutung sein. Nach dem Vorbild der Altersilzeit wird die künftige Familienpflegezeit es den Be chäftigten erlauben, ihre Arbeitszeit zwei Jahre lang zu duzieren, um zu Hause Eltern, Großeltern, Ehepartner der Kinder zu pflegen. Ich bin sicher, dass diese Initia Erwin Rüddel )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

tive, für die wir der Frau Ministerin sehr dankbar sind,
ein Erfolg werden wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das wird nicht alle Probleme bei der Pflege lösen. Es
ist aber ein Meilenstein auf dem Weg, das große Thema
der bedarfsgerechten Pflege in einer rasch alternden Ge-
sellschaft zu bewältigen. Deshalb fügt sich das Konzept
der Familienpflegezeit in die vielfältigen Vorhaben ein,
die wir im Einzelplan 17 ansprechen und mit denen wir
die Familie, die Generationen und das bürgerschaftliche
Engagement in unserer Gesellschaft fördern. Wir sind
mit diesem Haushaltsentwurf auf einem guten Weg für
unser Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712428500

Vielen Dank, Herr Kollege. – Nächste Rednerin ist

für die Fraktion der Sozialdemokraten unsere Kollegin
Caren Marks. Bitte schön, Frau Kollegin Marks.


(Beifall bei der SPD)



Caren Marks (SPD):
Rede ID: ID1712428600

Vielen Dank. – Sehr geehrter Herr Präsident! Meine

lieben Kolleginnen und Kollegen! Der Etat des Bundes-
ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
bietet ebenso wie die Etats der anderen Ministerien, die
heute schon beraten wurden, keine Hinweise auf eine zu-
kunftsweisende oder gar soziale Politik.

Wohin treibt die Politik für Familien? Wohin treibt
die Politik für junge Menschen oder für Seniorinnen und
Senioren? Worauf können sich Familien bei dieser Bun-
desregierung überhaupt noch verlassen? Wie ernst meint
diese Bundesregierung es mit einer konsequenten
Gleichstellungspolitik, die diesen Namen verdient hat,
Herr Staatssekretär? Wie ernst meint sie es mit einer ei-
genständigen Jugendpolitik? Immer deutlicher wird:
Diese Bundesregierung gestaltet Gesellschaftspolitik
nicht. Nein, sie verwaltet sie allenfalls. Sie haben Fami-
lien verunsichert, indem Sie das Elterngeld gekürzt ha-
ben. Stimmen aus den Koalitionsfraktionen stellen das
Elterngeld sogar immer wieder infrage; das haben wir
auch heute des Öfteren gehört. Familien können sich auf
diese schwarz-gelbe Regierung nicht verlassen, weder
beim Elterngeld noch beim Krippenausbau noch beim
Kinderzuschlag noch beim Unterhaltsvorschuss. Das ist
Politik frei nach dem Motto: Was kümmern diese Minis-
terin ihre Ankündigungen von gestern?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Zuschüsse für Maßnahmen der Familien- und
Gleichstellungspolitik sowie für Ältere werden mal eben
um 3,4 Millionen Euro gekürzt. Im Kinder- und Jugend-
plan werden Mittel zur Förderung der Gleichstellung
von Mädchen und Jungen komplett gestrichen. Maßnah-
men der Frauenpolitik – ich denke, das kann man so
deutlich sagen – fristen unter dieser Ministerin ein
Schattendasein. Demgegenüber wird eine eigenständige
Jungen- und Männerpolitik ausgebaut. So sollen zum
Beispiel Maßnahmen wie „Generationsdialoge – Neue
Orte für Väter und Großväter“ mit fast 1 Million Euro

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(C (D efördert werden. Die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme rschließt sich, glaube ich, nur wenigen. Deutlich wird, ass diese Ministerin Gleichstellungspolitik überhaupt icht verstanden hat; denn Gleichstellungspolitik chließt immer Frauen und Männer ein. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Natürlich sind Initiativen, mit denen beispielsweise
er Männeranteil in Kitas erhöht werden soll, zu begrü-
en – das ist gar keine Frage –, doch die Tatsache, dass
ur wenige Männer in Kitas oder Pflegeberufen arbeiten,
at nichts, aber auch rein gar nichts mit einer unzurei-
henden Männerpolitik oder gar einer Benachteiligung
on Männern zu tun. Männer wählen diese Berufe sehr
elten, weil sie erstens schlecht bezahlt und zweitens
icht ausreichend gesellschaftlich anerkannt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as sind die Fakten, die Sie, die Ministerin und die Kol-
ginnen und Kollegen von der schwarz-gelben Regie-
ngskoalition, einfach ignorieren. Sie blenden die struk-
relle Benachteiligung von Frauen im Erwerbsleben

chlicht und ergreifend aus.


(Beifall bei der SPD – Rita Pawelski [CDU/ CSU]: Darf ich einmal fragen, wie das vor fünf oder sechs Jahren aussah? Sah das da anders aus? Was erzählt ihr hier für ein Zeug!)


Liebe Rita, du weißt selbst, dass die strukturelle Be-
achteiligung von Frauen im Erwerbsleben von deiner
egierung ausgeblendet wird. Da brauchst du dich jetzt
ar nicht aufzuregen.

Frauen verdienen im Durchschnitt etwa ein Viertel
eniger als Männer. Das ist hinreichend belegt. Das ha-
en wir hier, im Plenum, oft genug miteinander festge-
tellt. Warum gibt das Ministerium trotzdem erneut Geld
r Studien, Datenerhebungen und Analysen zur Entgelt-

ngleichheit aus? Mit Ausnahme der Ministerin haben
ir, denke ich, kein Erkenntnis-, sondern ein Umset-

ungsproblem. Die Bundesregierung muss endlich han-
eln, sage ich Ihnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die SPD hat bereits Vorschläge unterbreitet. Sie
üssten diese einmal gründlich lesen. Es wäre schön,
enn Sie sich unseren Vorschlägen anschließen würden;
ann würde es für die Frauen auch wieder bergauf ge-
en.


(Beifall bei der SPD)


Kommen wir zur Jugendpolitik. Vor Monaten hat die
inisterin ein langes Papier mit der Überschrift „Allianz
r die Jugend“ veröffentlicht; das klingt ja klasse. Pa-

ier ist allerdings bekanntlich geduldig. Das Ministe-
um beschreibt sich darin als „Anwalt der Jugend“. Ich
age Sie: Wie glaubwürdig ist das Ministerium, Herr
ues, wenn es im Kinder- und Jugendplan mehr als
Millionen Euro zur Förderung von Jugendlichen mit
igrationshintergrund, mit Benachteiligungen und mit





Caren Marks


(A) )


)(B)

Behinderungen kürzt? So sieht für mich kein „Anwalt
der Jugend“ aus, und so erreichen wir keine Allianz für
die Jugend in unserem Land.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ganz aktuell hat die Nationale Armutskonferenz an-
gemahnt, dass wir dringend die Förderung von Kindern
mit Migrationshintergrund verbessern müssen. Stattdes-
sen kürzen sowohl Frau Schröder als auch ihre Kollegin
Frau von der Leyen drastisch Mittel, die im Kampf so-
wohl gegen Bildungsarmut als auch gegen Perspektivlo-
sigkeit dringend gebraucht werden.

Bei der politischen Bildung, Herr Staatssekretär, be-
dienen Sie sich wirklich Taschenspielertricks. Wenn wir
diesen Bereich im gesamten Haushalt gründlich betrach-
ten, stellen wir fest, dass die Mittel unter dem Strich ge-
kürzt werden. Vielleicht haben Sie gedacht, dass wir es
nicht merken. In Ihrer Koalition ist es vielleicht durchge-
gangen, aber wir haben es gemerkt.

Auch bei der Bekämpfung von Rechtsextremismus
setzen Sie erneut den Rotstift an. Macht nicht auch der
Wiedereinzug der NPD in den Landtag von Mecklen-
burg-Vorpommern deutlich, dass wir alle gemeinsam in
diesem Hohen Hause nicht weniger, sondern mehr Enga-
gement für politische Bildung und mehr Engagement ge-
gen Rechtsextremismus in unserem Land brauchen?


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Wenn nur die Hälfte der Leute zur Wahl geht!)


Wie sieht es bei dem Thema „Vereinbarkeit von
Pflege und Beruf“ aus? Richtig ist, wir brauchen mehr
Angebote für Menschen, die sich um pflege- und hilfs-
bedürftige Angehörige kümmern. Doch das sogenannte
Familienpflegezeitgesetz geht ganz klar, und zwar in je-
dem Punkt – das werden wir bei der Anhörung, denke
ich, mehr als deutlich hören –, an der Lebenswirklichkeit
der allermeisten Menschen vorbei. Es enthält keine ge-
schlechtergerechten Ansätze und es fehlen jegliche
Rechtsansprüche. Stattdessen enthält es nur eine private
Pflichtversicherung und – das ist mehr als interessant –
einen Bußgeldkatalog für pflegende Angehörige. So
droht eine Geldbuße bis zu 1 000 Euro, wenn Ände-
rungsmitteilungen nicht rechtzeitig oder nicht vollstän-
dig an die Behörde weitergegeben werden.


(Zuruf von der SPD: Hört! Hört!)


Ich frage Sie: Was wollen Sie Angehörigen, die ohnehin
schon einen großen Spagat zwischen Berufsleben und
Pflege zu meistern haben, eigentlich zumuten? Ich
denke, über diesen Punkt werden wir noch ausreichend
zu reden haben. Das ist alles andere als hinnehmbar.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Im Gegensatz zu Ihnen, meine lieben Kolleginnen
und Kollegen von Union und FDP, haben wir Antworten


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(C (D r eine zukunftsweisende und sozial gerechte Politik. avon werden Sie in den weiteren Haushaltsberatungen och hören. Wir werden entsprechende Änderungsanäge vorlegen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712428700

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Als Nächster spricht

r die Fraktion der FDP unser Kollege Florian
ernschneider. Bitte schön, Kollege Florian
ernschneider.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Florian Bernschneider (FDP):
Rede ID: ID1712428800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine sehr geehrten Damen und Herren! Die Bilder und
achrichten, die uns in den letzten Wochen in der parla-
entarischen Sommerpause erreicht haben, machen,

laube ich, die große Herausforderung deutlich, vor der
ir heute stehen, wenn wir über die Ausgaben für Ju-
endliche in unserem Land beraten. Die Aufstände in
panien und in England zeigen uns, dass wir uns eines
uf keinen Fall leisten dürfen, nämlich an den Chancen
r Jugendliche zu sparen. Deswegen sind die deutlichen
ufwüchse im Bereich der Jugendpolitik und allein die
4 Millionen Euro mehr für die Jugendfreiwilligen-
ienste ein gutes Zeichen und Beweis für unsere jugend-
eundliche Politik.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


leichermaßen waren diese Bilder auch Beweis, dass
ir genau den richtigen Weg eingeschlagen haben, näm-
ch gemeinsam mit den Akteuren vor Ort eine eigen-
tändige Jugendpolitik mit Leben zu füllen. Auch dafür
urden Mittel in diesen Haushalt eingestellt.


(Caren Marks [SPD]: Ja, ich habe gerade etwas dazu gesagt!)


Die aktuelle Diskussion über die Stabilität unserer
ährung zeigt, dass es nicht nur darum geht, in die Zu-

unftschancen von jungen Menschen zu investieren,
ondern vor allem darum, zu verhindern, dass Schulden
nen von vornherein den Weg verbauen.


(Caren Marks [SPD]: Steuern senken!)


enn man sich diesen Haushaltsentwurf anschaut, dann
ieht man, glaube ich, dass wir bewiesen haben, dass wir
iesen Herausforderungen gerecht geworden sind, dass
s uns gelungen ist, Einsparungen dort zu leisten, wo sie
icht auf Kosten Jugendlicher gehen.

Ich will die Kürzungen von 1,8 Millionen Euro im
inder- und Jugendplan gar nicht wegreden. Aber ich

age auch: Sie sind im Vergleich zu den Aufwüchsen
um Beispiel bei den Jugendfreiwilligendiensten vertret-
ar. Vor allem muss man auch sagen: Wir haben unser





Florian Bernschneider


(A) )


)(B)

Versprechen an die im Rahmen des Kinder- und Jugend-
planes handelnden Akteure gehalten, keine Strukturen
kaputtzusparen und die gute Arbeit vor Ort nicht zu ge-
fährden, sondern da zu sparen, wo es möglich ist. Die
Beispiele zeigen, dass das gelungen ist.

Sie haben völlig recht, wenn Sie sagen, dass nicht nur
die Entwicklungen in Spanien und England in unserem
politischen Handeln Niederschlag finden müssen, son-
dern auch die schrecklichen Wahlergebnisse der NPD
vom vergangenen Wochenende in Mecklenburg-Vor-
pommern. Ich sage übrigens: Auch die schrecklichen
Bilder aus Oslo, die wir in der Sommerpause sehen
mussten, sollten uns als Jugendpolitiker Anlass zur Dis-
kussion geben. Wir alle müssen mit den Programmen ge-
gen Rechtsextremismus verantwortlich umgehen.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na, dann tun Sie das doch!)


Was Sie machen, ist nicht verantwortlich. Sie sugge-
rieren schon wieder, wir würden bei diesen Programmen
kürzen.


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Stimmt ja! – Caren Marks [SPD]: Das stimmt ja auch!)


Wir sparen bei der Verwaltung der Programme, wir spa-
ren nicht 1 Cent bei der Umsetzung vor Ort. Ich kann
Ihre Aufregung, ehrlich gesagt, gar nicht verstehen.
Auch zu rot-grünen Zeiten war die NPD in manchen
Landtagen der Bundesrepublik. Auch zu rot-grünen Zei-
ten gab es rechtsextreme Straftaten,


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Ja! Und auch da war es zu wenig! Dann lassen Sie uns doch jetzt endlich mehr tun!)


übrigens nicht viel weniger als heute.


(Caren Marks [SPD]: Aber wir haben immer für eine Aufstockung gekämpft!)


Zu schwarz-gelben Zeiten investieren wir immer noch
doppelt so viel in die Prävention von Rechtsextremismus
wie Sie damals.


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Das ist unwahr!)


Deswegen kann ich Ihre Aufregung nicht verstehen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich kann, ehrlich gesagt, auch Ihre Kritik am Bundes-
freiwilligendienst nicht verstehen. Es ist völlig klar, dass
es bei einem so großen Projekt immer zu Problemen bei
der Umsetzung kommt. Keinen ärgert es mehr als mich,
dass wir zu lange gebraucht haben, um auch den Kinder-
geldanspruch umzusetzen. Aber das alles ändert nichts
daran, dass wir als erste Koalition den Mut aufgebracht
haben, auf einen Pflichtdienst zu verzichten und stattdes-
sen auf die Kraft von Freiwilligkeit zu setzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Auch wenn Sie nach wie vor hoffen und sich wün-
schen, dass der Bundesfreiwilligendienst erfolglos
bleibt: Die Bürger haben sich längst anders entschieden.

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(C (D as zeigen die Bewerberzahlen, die Herr Kues heute orgestellt hat. ir haben mit dem Bundesfreiwilligendienst auf das chtige Pferd gesetzt, Sie auf das falsche. Das wird auch den nächsten zwei Jahren so bleiben. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. Vielen Dank, Herr Kollege. – Für die Fraktion der DU/CSU spricht jetzt unser Kollege Andreas attfeldt. Bitte schön, Kollege Andreas Mattfeldt. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Es ist für mich ein Novum, um diese Zeit als etzter sprechen zu dürfen. Das hat man nicht allzu häug. Wir hatten heute bei den Beratungen zum Haushalt es Familienministeriums den Eindruck, dass für die inke der wohl wichtigste Ausgabentitel die Bekämpng des Extremismus – Herr Bockhahn, bei Ihnen narlich nur die des Rechtsextremismus – ist. Seit einem ericht in der Presse über die Selbstbedienungsmentalit Ihrer Parteivorsitzenden im Hinblick auf diesen Titel t mir auch bewusst, wieso. Ich halte es für in keiner eise hinnehmbar, dass der laut Satzung angeblich paripolitisch unabhängige Verein „Gemeinsam in Lichtenerg“ Gelder aus dem vom Ministerium geförderten Proramm „Vielfalt tut gut“ für die Erstellung einer inderzeitung zum Thema „Vielfalt, Toleranz und Deokratie im Kindergarten“ erhält. (Dorothee Bär [CDU/CSU]: Was für ein Verein ist das denn?)


(Caren Marks [SPD]: Oh ja! 2,8 Prozent!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712428900

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Andreas Mattfeldt (CDU):
Rede ID: ID1712429000

uf den ersten Blick mag es scheinen, als sei hieran an
ich nichts auszusetzen. Wenn man allerdings hört, dass
lle Posten in diesem Verein mit engsten Mitarbeitern
on Frau Lötzsch besetzt sind


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Hört! Hört! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Oh nein! – Wirklich?)


nd Frau Lötzsch nicht nur Vorsitzende des Vereins ist,
ondern auch die Telefonnummer ihres Wahlkreisbüros


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Ja! Das auch!)


ls Kontaktadresse des Vereins angegeben ist,


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Skandal!)


o hat das nicht nur einen bitteren Beigeschmack,


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Nein! Das ist skandalös! – Zuruf von der CDU/CSU: Das ist ja roter Filz!)


ondern hört sich in meinen Ohren nach einer extrem
reisten Form von Selbstbedienungsmentalität in Bezug





Andreas Mattfeldt


(A) )


)(B)

auf den Titel „Maßnahmen zur Extremismusbekämp-
fung“ an.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das ist typisch!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1712429100

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage aus

der Fraktion Die Linke, vom Kollegen Bockhahn?


Andreas Mattfeldt (CDU):
Rede ID: ID1712429200

Sehr gerne.


Steffen Bockhahn (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712429300

Sehr geehrter Herr Kollege Mattfeldt, ist Ihnen be-

kannt, dass die Junge Union im letzten Jahr im Rahmen
von Titeln aus diesem Programm Jugendbelustigungs-
fahrten nach Berlin machen wollte,


(Lachen bei der CDU/CSU – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das ist ja Wahnsinn! Die Lötzsch holt sich ihre Kohle ab und der sagt so etwas! Das ist ja wirklich der absolute Oberhammer!)


und können Sie sich erinnern, dass Sie damals kein Pro-
blem damit hatten?


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Echt peinlich!)


Ohne das gleichsetzen zu wollen: Ist Ihnen etwas zu der
inhaltlichen Arbeit dieses Vereins bekannt? Dies ist
nämlich ein deutlicher Unterschied, was das Niveau die-
ser beiden Geschichten betrifft: Das eine war eine Spaß-
fahrt einer parteilichen Jugendorganisation, und das an-
dere ist ein Verein, in dem sich ehrenamtlich tatsächlich
auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Gesine
Lötzsch engagieren.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das war ja wieder typisch! Er bestätigt das ja!)



Andreas Mattfeldt (CDU):
Rede ID: ID1712429400

Herr Bockhahn, wir haben im letzten Jahr intensiv

über diesen einen Titel sowie über die Junge Union Köln
– nicht die Junge Union im Allgemeinen – gesprochen.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Er bestätigt es ja!)


Das Ganze ist damit ausgeräumt worden. Wir haben
deutlich gemacht, dass auch das nicht hinnehmbar ist.
Das hat die Junge Union akzeptiert, was ich in Ihrem
Fall allerdings nicht sehe.

Wir haben hier keinerlei Selbstkritik von Frau
Lötzsch gehört. Ich könnte weitere Punkte nennen, zum
Beispiel „Rechtshilfetipps bei Demos, Übergriffen und
Strafverfolgung“ von Bon Courage e. V.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Entschuldigt er sich jetzt für Frau Lötzsch oder nicht?)


Ich sage Ihnen ganz deutlich: Wir werden uns alle
Programme, die aus dem Extremismustitel finanziert
werden, anschauen und prüfen, wer sich daraus bedient

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(C (D nd ob das Geld wirklich eine Wirkung bei den Menchen vor Ort entfaltet. Wichtig ist – und da unterscheien wir uns ganz massiv –, dass wir nicht eigene Leute ersorgen, (Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Das macht Ihr nicht?)


ondern Extremismus in jeder Form intensiv bekämpfen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Mit ihrem Verhalten hat Frau Lötzsch nicht nur sich
elbst einen Bärendienst erwiesen, sondern auch allen
nderen, die Geld aus diesem Titel erhalten. Wie sagte
ark Twain so schön: Der Jammer mit den Weltverbes-

erern ist, dass sie nicht bei sich selber anfangen. – Das
ilt für Sie ganz besonders.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Linkspartei,
ährend Sie Ihr Hauptaugenmerk darauf legen, wie Sie

ich gegenseitig Geld zuschustern können, machen wir
on der Regierungskoalition Politik, die bei den Men-
chen ankommt.


(Caren Marks [SPD]: Bei den Hoteliers zum Beispiel!)


ristina Schröder und ihr Haus haben einen sehr guten
aushaltsentwurf vorgelegt. Sie möchte im nächsten

ahr 6,48 Milliarden Euro für Kinder, Jugendliche, Fa-
ilien und Senioren ausgeben. Das sind 9,27 Millionen
uro mehr als im laufenden Jahr.

Sie führt zum Beispiel für die Bundesinitiative Fami-
enhebammen einen neuen Titel ein, für den 30 Millio-
en Euro bereitgestellt werden. Diese im noch zu verab-
chiedenden Bundeskinderschutzgesetz vorgesehene
itiative soll den Aus- und Aufbau der Arbeit der Fami-

enhebammen so stärken, dass wir gefährdete Kinder
on Beginn an besser schützen können. Dabei wollen
ir sowohl bestehende Aktivitäten zu Familienhebam-
en als auch die Erprobung neuer Modelle fördern.

Es gilt aber nicht nur, die Kinder zu schützen, sondern
ir wollen den Kindern gleiche Startchancen ins Leben

rmöglichen. Um das zu erreichen, hat Kristina Schröder
ereits in diesem Jahr die Qualifizierungsoffensive zur
prachförderung im Kindergarten erfolgreich gestartet.
ährend 2011 immerhin schon 82 Millionen Euro dafür

ur Verfügung gestellt wurden, werden es 2012 sogar
02 Millionen Euro sein, die in frühkindliche Bildung
nd in die Bildung benachteiligter Schülerinnen und
chüler investiert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich freue mich sehr, dass in meinem Wahlkreis na-
ezu Vollbeschäftigung herrscht. Mit Stolz sage ich, dass
s der christlich-liberalen Koalition durch die Verbesse-
ng der Rahmenbedingungen gelungen ist, die Arbeits-
senzahlen derart in den Keller zu drücken, dass wir

icht nur insgesamt weniger als 3 Millionen Arbeitslose
aben, sondern dass in vielen Teilen unseres Landes
ittlerweile Vollbeschäftigung erreicht wurde.





Andreas Mattfeldt


(A) (C)


)(B)



(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – René Röspel [SPD]: Das hat alles Herr Schröder gemacht!)


Das führt allerdings auch dazu, dass wir die wenigen
jungen Menschen gut qualifizieren müssen, damit wir
dem Fachkräftemangel nicht nur durch Zuwanderung
begegnen können. Bildung ist der beste Weg zu einem
guten Beruf und damit zur Bekämpfung von Armut.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Miriam Gruß [FDP])


Während Sie, meine vereh
legen von der Opposition, sic
schäftigen, den Titel für Extr
zustocken, und sich gleichze
Armen aufspielen, legt Mini
Programm den Grundstein da
erst entstehen kann. Das nenn


(Beifall bei der CDU/C Ein weiteres Thema, das u anpackt, ist die Hilfe für Frau geworden sind. Bereits im let parlamentarischen Beratungen zierung für die Einrichtung ein Prüfstand stellen und analysieren, ob jeder einzelne von den Bürgern hart erarbeitete Euro gut investiert ist oder ob es sich um einen Verein wie den von Frau Lötzsch handelt. Wir müssen gezielt ansetzen und dafür sorgen, dass das Geld wirklich bei den Menschen ankommt. Wenn ich sogar den Medien entnehme, dass auch FKKProjekte mit Mitteln aus diesem Etat finanziert werden, so muss ich mich doch sehr wundern und bin mir umso sicherer, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Uns ist wichtig, dass wir durch kluge Entscheidungen dort investieren, wo wir die Menschen erreichen, und nicht dort Geld verplempern, wo ausschließlich parteipolitisch ambitionierte Gruppen erreicht werden. ch freue mich auf sachtungen. Ich darf Ihnen . U und der FDP)


ald:
on deutlich, dass er der
lle ich fest, dass es keine
gibt. Es wird sich wohl
fons „Gewalt gegen Frauen“ bereitgestellt. Dieses Tele-
fon wird rund um die Uhr erreichbar sein: mehrsprachig,
anonym und barrierefrei. Gewaltopfer sollen so frühest-
möglich beraten und dorthin gelotst werden, wo sie Hilfe
bekommen. Ende 2012 soll diese Nummer freigeschaltet
werden. Dafür werden wir in diesem Jahr 3,1 Millionen
Euro und in den kommenden Jahren 6 Millionen Euro zur
Verfügung stellen.

Auch dieses Mal werden wir – hier spreche ich als
Haushälter aus tiefster Seele – in den parlamentarischen
Beratungen jeden einzelnen Ausgabeposten auf den

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9

Berichtig
123. Sitzung, Seite 14523

dritte Satz ist wie folgt zu lese
des Hauses wurde daraufhin s
uns noch um die Trinkwasserv
und um die Betreuung von Flüc
lästina kümmern.“
(D


(Heiterkeit)


Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf morgen, Freitag, den 9. September 2011,
Uhr, ein.

Damit ist die Sitzung geschlossen.

Ich wünsche allen eine gute Nacht.