Protokoll:
16046

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 46

  • date_rangeDatum: 6. September 2006

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 19:46 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/46 Bundeskanzleramt Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD) . . . . . . . . Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . Ingo Schmitt (Berlin) (CDU/CSU) . . . . . . . . Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Eichel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingo Schmitt (Berlin) (CDU/CSU) . . . . . . . . Niels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4477 B 4479 A 4485 C 4490 B 4494 B 4499 A 4502 C 4507 B 4510 A 4512 A 4514 B 4532 B 4534 A 4534 D 4535 D 4537 A 4538 C 4539 C 4540 D 4541 B 4541 C Deutscher B Stenografisch 46. Sitz Berlin, Mittwoch, den 6 I n h a l Begrüßung des indischen Verteidigungsminis- ters Pranab Mukherjee . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2007 (Haushaltsgesetz 2007) (Drucksache 16/2300) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2006 bis 2010 (Drucksache 16/2301) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 04 K O D D D M 4554 C 4477 B 4477 B Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . . Monika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4515 C 4517 B undestag er Bericht ung . September 2006 t : atrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . laf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 05 Auswärtiges Amt r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . onika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 4518 D 4520 A 4520 D 4522 A 4523 D 4526 A 4527 D 4531 A Markus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4543 B 4544 B II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. September 2006 Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Josip Juratovic (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Hörster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Lothar Mark (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . . . Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Raidel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Susanne Jaffke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Andreas Weigel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Siebert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Jörn Thießen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . Hartwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4545 D 4547 A 4548 A 0000 A4549 B 4551 A 4552 B 4554 D 4556 C 4559 D 4562 C 4564 B 4565 D 4567 B 4569 C 4570 B 4571 C 4572 D 4574 B 4575 B 4577 A 4578 D 4580 D 4582 C 4582 D 4583 A 4584 B 4585 C 4586 D 4588 C 4589 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. September 2006 4477 (A) ) (B) ) 46. Sitz Berlin, Mittwoch, den 6 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 46. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 6. September 2006 4589 (A) (C) (B) ) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Adam, Ulrich CDU/CSU 06.09.2006* Ahrendt, Christian FDP 06.09.2006 Bär, Dorothee CDU/CSU 06.09.2006 Bätzing, Sabine SPD 06.09.2006 Dr. Bartels, Hans-Peter SPD 06.09.2006 Bellmann, Veronika CDU/CSU 06.09.2006 Bodewig, Kurt SPD 06.09.2006* Brase, Willi SPD 06.09.2006 Fell, Hans-Josef BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.09.2006 Hilsberg, Stephan SPD 06.09.2006 Dr. Hofreiter, Anton BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.09.2006 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 06.09.2006 Klug, Astrid SPD 06.09.2006 Kröning, Volker SPD 06.09.2006 Kühn-Mengel, Helga SPD 06.09.2006 Meckel, Markus SPD 06.09.2006 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 06.09.2006 Zapf, Uta SPD 06.09.2006 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * Golze, Diana DIE LINKE 06.09.2006 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 06.09.2006 (Dfür die Teilnahme an der 15. Jahrestagung der Ostseeparlamenta-rierkonferenz 46. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 6. September 2006 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604600000

Die Sitzung ist eröffnet.

Ich begrüße Sie alle herzlich, liebe Kolleginnen und
Kollegen, und wünsche uns gute, intensive, gelegentlich
auch fröhliche Beratungen. Ich erinnere daran, dass wir
gestern für die heutige Aussprache insgesamt neunein-
halb Stunden beschlossen haben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So wenig?)


– Der Wunsch des Kollegen Kampeter, die Beratungszeit
auszudehnen, ist vermutlich nicht mehrheitsfähig.

Wir setzen die Haushaltsberatungen – Tagesord-
nungspunkt 1 – fort:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2007

(Haushaltsgesetz 2007)


– Drucksache 16/2300 –

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung

Finanzplan des Bundes 2006 bis 2010

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Redet
– Drucksache 16/2301 –

Wir beginnen die heutigen Haushaltsberatungen mit
dem Geschäftsbereich des Bundeskanzleramtes, Ein-
zelplan 04. Ich erteile das Wort zunächst dem Kollegen
Brüderle für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1604600100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Bun-

deskanzlerin, Sie regieren das Land mittlerweile nach
dem Pippi-Langstrumpf-Prinzip: „Ich mache mir die
Welt, wie sie mir gefällt!“


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Zu von der CDU/CSU: Oh!)


Steuererhöhungen heißen bei Ihnen „Reforme

(C (D ung . September 2006 0 Uhr (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Können Sie das auch singen? Pippi Langstrumpf würde das singen!)


tillstand verkaufen Sie uns als „Bewegung in die rich-
ige Richtung“.

Am Anfang haben Sie, Frau Bundeskanzlerin, in der
ußenpolitik eine gute Figur gemacht. Die Außenpoli-

ik lenkt vielleicht ein wenig von den Problemen ab, die
nser Land hat. Nur, das funktioniert nicht auf Dauer.
ls Bundeskanzlerin, Frau Merkel, sollten Sie die Rich-

ung vorgeben. Doch Ihre Richtlinienkompetenz ist zu
iner Schlangenlinienkompetenz geworden, mit der Sie
ie Politik betreiben.


(Beifall bei der FDP)


Die Koalition hat nach eigenem Bekunden erhebli-
hen Diskussionsbedarf – bei jedem Thema und über
onate hinweg. Doch irgendwann muss selbst diese

roße Koalition des kleinsten gemeinsamen Nenners
ntscheidungen treffen, damit man weiß, was Sie denn
berhaupt wollen. Nehmen wir einmal die Gesundheits-
eform: Nach Monaten konnte sich die Bundesregie-
ung zu „Eckpunkten“ durchringen; doch schon diese
ießen erheblich zu wünschen übrig. Statt mehr Freiheit
nd Wahlfreiheit gibt es mehr Gängelung und mehr Bü-

ext
rokratie. Jetzt geht der Streit weiter über Details dieses
Kassensozialismus, der da offenbar betrieben wird.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Mit der Rückendeckung der Kanzlerin arbeitet das Ge-
sundheitsministerium an einer Art VEB Gesundheit.

Nur über eines war sich die Koalition erstaunlich
schnell klar und einig: Es wird teurer, die Krankenkas-
senbeiträge steigen. Beim Schröpfen der Bürger herrscht
bei Rot und Schwarz schnell Einigkeit. Was sonst noch
herausgekommen ist, sind bürokratische Monster, zum
Beispiel der Gesundheitsfonds und der Morbiditätszu-
schlag. Die Morbidität der Bundesregierung schreitet

oran. Es schreit an jeder Ecke und an je-
Knatsch und es kracht in manchen Berei-
sungserscheinungen sind schon mit Hän-
öglicherweise gibt es die Regierung gar
rufe

n“.

unaufhaltsam v
dem Ende nach
chen. Die Auflö
den greifbar. M






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
nicht mehr, wenn der neue Risikostrukturausgleich
zwischen den Krankenkassen in Kraft tritt.

In der Politik der Bundeskanzlerin sind weder Linie
noch Kompetenz zu erkennen. Die Kanzlerin tritt jetzt
als Duo mit dem Vizekanzler auf. Frau Merkel und Herr
Müntefering sind am Ende der Sommerpause gemein-
sam und in trauter Eintracht vor der Presse erschienen.
Es war eine Art Hochamt des neuen politischen Traum-
paares der Republik.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Kein Neid! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hochamt zusammen mit Pippi Langstrumpf!)


Frau Merkel, dabei haben Sie gesagt, die Richtung in Ih-
rer Regierungsarbeit stimme. Eine Richtung ist aber weit
und breit nicht erkennbar. Wo wollen Sie denn wirklich
hin?


(Beifall bei der FDP)


Wer sich bei Rekordschulden, bei explodierenden
Sozialbeiträgen und bei drastischen Steuererhöhungen
auf dem richtigen Weg sieht, der lebt in einer anderen
Welt.

Die erste Kabinettsitzung nach der Sommerpause
kam mir wie ein Treffen von Traumtänzern vor.


(Zuruf von der SPD: Waren Sie dabei?)


Vizekanzler Müntefering findet es unfair, an dem gemes-
sen zu werden, was in den Wahlkämpfen gesagt wurde.
Die Bundeskanzlerin sitzt neben ihm und nickt zustim-
mend. Das steht in der adenauerschen Tradition: Was in-
teressiert mich mein Geschwätz von gestern! Das ent-
spricht aber nicht einem fairen Umgang mit den
Bürgern. Deshalb dürfen wir uns über die Politikver-
drossenheit nicht wundern.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Woran, wenn nicht an ihren Wahlkampfaussagen, soll
die Regierung denn bitte schön gemessen werden? Dafür
ist sie ja gewählt worden. Der wenig ambitionierte
Koalitionsvertrag ist eben nicht die Messlatte, Herr
Müntefering. Die Messlatte für die Bürger ist vielmehr,
ob die Regierung eine gute Politik macht. Das ist offen-
sichtlich nicht der Fall. Das ist keine gute Politik.


(Beifall bei der FDP)


Es ist unfair, den Bürgern das Geld aus der Tasche zu
ziehen. Der private Konsum ist nach wie vor der
Hemmschuh für die Konjunkturentwicklung. Wenn man
sich einmal die Strukturen unserer Volkswirtschaft an-
sieht, dann erkennt man, dass er über 60 Prozent der
Nachfrage in diesem Land ausmacht. Sie nehmen den
Bürgern das Geld weg. Selbst Herr Struck hat einge-
räumt, dass man auf die Mehrwertsteuererhöhung hätte
verzichten können. Er sagte:

Es wären knallharte Einsparungen in jedem Ressort
nötig gewesen, aber es wäre gegangen.

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(C (D echt hat Herr Struck! Nur getan haben Sie es nicht. azu fehlte Ihnen der Mut. Nicht nur die Sozialdemokraten üben sich im Geldusgeben, auch einige Ministerpräsidenten der Union achen sich auf die Suche nach neuen Ausgabenpro rammen, um zu sehen, wie man die Überschüsse der undesagentur für Arbeit verteilen kann. Machen Sie ich doch endlich ans Sparen! Was tut jeder Bürger, enn er mehr ausgibt, als er einnimmt? Er streckt sich ach der Decke. Das Auto wird ein Jahr länger gefahren nd die Anschaffungen werden ein Jahr hinausgeschoen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt wollen auch Sie von der FDP uns noch den Urlaub vermiesen!)


(Beifall bei der FDP)


ur der Staat tut das Gegenteil dessen, weil er sich
wangsweise refinanzieren kann. Er langt bei den Bür-
ern zu und spart nicht. Sie müssen Vorbild sein. Die
reppe kehrt man von oben nach unten und nicht umge-
ehrt. Das gilt auch für die Politik.


(Beifall bei der FDP)


Den Konzernen wollen Sie dadurch etwas Gutes tun,
ass die Körperschaftsteuer kräftig reduziert wird. Eine
olche Unternehmensteuerreform nützt den Personen-
esellschaften und den Einzelunternehmen nichts. Für
ie Mittelständler und die Arbeitnehmer wäre eine Ein-
ommensteuerreform viel wichtiger.

Ich frage mich: Wie wollen die Sozialdemokraten
ies ihren Wählern erklären? Bei höheren Steuern, höhe-
en Energiepreisen, höheren Sozialversicherungsbeiträ-
en und höheren Krankenversicherungsbeiträgen zu er-
arten, dass eigenverantwortlich mehr Vorsorge für das
lter getroffen wird, ist wirklich irreal. Die Bürger auf-

ufordern, auf den Urlaub zu verzichten, um so Vorsorge
reffen zu können, aber selber beim Haushalt nicht zu
paren, ist schon zynisch. So wird man die Probleme
icht lösen können, sondern dazu gehört mehr Mut.


(Beifall bei der FDP)


Offensichtlich spielt die Ökonomie in der Regierung
eine Rolle. Auf die Idee einer Besteuerung der Kosten
on Unternehmen – eine unsinnige Debatte – muss man
rst einmal kommen. Der Einfall, Kosten zu besteuern,
uss schleunigst vom Tisch. Das ist absoluter Schwach-

inn.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Die SPD entdeckt die Leistungsträger und die CDU
st jetzt die Partei der Lebenslüge. Zum 30. Geburtstag
er Mitbestimmung haben Sie sich, Frau Bundeskanzle-
in, von Reformüberlegungen verabschiedet. Aber die
aritätische Mitbestimmung noch heute als große Er-
ungenschaft und Standortvorteil zu feiern, ist eine Le-
enslüge und eine völlig falsche Einschätzung, Frau
erkel.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
Die Bundesregierung verkündet Fahrpläne zu allen
möglichen Bereichen, wie etwa Gesundheit, Unterneh-
mensteuerreform und Arbeitsmarkt. Aber das Ziel dür-
fen keine Fahrpläne sein, sondern das Ziel muss eine
konsistente Politik für die Menschen in Deutschland
sein. Sie sprachen auf Ihrer Pressekonferenz vom Ge-
meinwohl; das ist richtig. Aber das Gemeinwohl ist nicht
das Wohl dieser Bundesregierung, sondern das Wohl der
Bürger, der Steuerzahler;


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


sie müssen im Zentrum der Politik stehen.

Die Steuererhöhung hilft vielleicht dem Finanzminis-
ter, aber sie hilft nicht dem Bürger im Land. Deshalb ist
Ihre Politik grottenfalsch und führt in die falsche Rich-
tung.


(Beifall bei der FDP)


Es muss eine Kurskorrektur geben. Sie sind falsch pro-
grammiert. Ändern Sie Ihre Politik für die Bürger im
Land!


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604600200

Das Wort hat nun die Bundeskanzlerin Dr. Angela

Merkel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1604600300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es gibt

immer wieder Tage, die unsere Welt verändern. Sie
zeichnen sich dadurch aus, dass sich jeder Einzelne von
uns genau daran erinnern kann, was er an einem solchen
Tag gemacht hat. Der 9. November 1989 war ein solcher
Tag: Die Mauer fiel und der Kalte Krieg war zu Ende.

Der 11. September 2001, dessen Jahrestag sich in der
nächsten Woche zum fünften Mal jähren wird, war eben-
falls ein solcher Tag. Dieser Tag hat die Welt erschüttert
und er hat sie auch verändert. Manche haben gesagt:
Nach dem 11. September ist nichts mehr so, wie es ein-
mal war. – Ich halte das für falsch. Richtig ist, dass wir
mit dem 11. September eine völlig neue Art der Bedro-
hung kennen gelernt haben – eine asymmetrische Bedro-
hung, wie wir das nennen –, eine Bedrohung, bei der wir
den Gegner nicht richtig fassen können, weil er bereit ist,
sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen. Auch ist er als
Staat nicht genau erkennbar, obwohl Staaten solche ter-
roristischen Attacken unterstützen.

Daraus hat sich ein neues Verständnis von Sicher-
heitspolitik ergeben, bei dem mehr als jemals zuvor in-
nere und äußere Sicherheit nicht mehr voneinander zu
trennen sind. Das hat uns vor die Aufgabe gestellt, neue
Antworten zu finden. Die Bundesregierung hat solche
Antworten gefunden. Wir alle in diesem Land sind uns
inzwischen einig – das hat der großartige Aufklärungser-
folg bezüglich der Kofferbomben gezeigt –, dass Video-
überwachung, zwar nicht flächendeckend, aber dort, wo
viele Menschen zusammenkommen, notwendig ist. Ich
bin froh, dass dieser Streit ausgestanden ist und dass wir

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(C (D issen: Videoüberwachung braucht man, um Terroristen dentifizieren zu können. Eine solche Maßnahme ist notendig. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte allen danken, zuvörderst dem Bundes-
nnenminister und auch der Bundesjustizministerin, die
aran mitgearbeitet haben, dass wir uns jetzt auf eine
ntiterrordatei einigen konnten. Das ist ein riesiger Er-

olg, ein Erfolg der großen Koalition und ein Erfolg der
usammenarbeit mit den Ländern. Es ist eine Antwort
uf das, was die Bürgerinnen und Bürger von uns erwar-
en.

Es ist eben so, dass uns im 21. Jahrhundert Kleinstaa-
erei alleine nicht mehr voranbringt.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben doch die Föderalismusreform gemacht!)


Das haben wir doch bei der Föderalismusreform ge-
einsam besprochen. – Es ist ein riesiger Erfolg, dass

ie Antiterrordatei jetzt auf den Weg gebracht werden
ann. Das erwarten die Menschen von uns.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich glaube, der Staat darf niemals den Eindruck erwe-
ken, er könne 100 Prozent Sicherheit garantieren. Aber
er Staat darf sich auch niemals dem Vorwurf aussetzen,
r hätte nicht alles versucht, um die Sicherheit der Bür-
erinnen und Bürger zu garantieren. Es geht nicht um
reiheit statt Sicherheit, es geht nicht um Freiheit oder
icherheit, sondern es geht im 21. Jahrhundert um Frei-
eit und Sicherheit in unserem Land. Dafür müssen wir
ns einsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn ich sage, wir brauchen neue Antworten, weil
ir vor neuen Bedrohungen stehen, warum halte ich
ann den Satz „Nach dem 11. September ist nichts ist
ehr so, wie es einmal war“ für falsch? Ich halte ihn

eshalb für falsch, weil sich das Motiv, der Grund unse-
es außen- und sicherheitspolitischen Handelns nicht
erändert hat, weder nach dem 9. November gegenüber
or dem 9. November noch nach dem 11. September ge-
enüber vor dem 11. September. Denn seit Gründung der
undesrepublik Deutschland ist klar: Wir haben eine
erantwortung vor der Geschichte – vor der deut-
chen Geschichte und der europäischen Geschichte –, ei-
er Geschichte jahrhundertelanger Kämpfe, einer Ge-
chichte von Erbstreitigkeiten, Kriegen, politischem
ersagen und Nationalismus. Dass die deutsche und die
uropäische Geschichte seit 1945 anders gestaltet wer-
en, das gehört zu den großen Leistungen der Vorgänger
er jetzt politisch Aktiven.

Der Impuls zur Gründung europäischer Institutionen,
on unseren Vorfahren richtig in Gang gesetzt, war, dass
an plötzlich zu der Erkenntnis kam – ich kann auch






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
sagen: endlich zu der Erkenntnis kam –, dass man nicht
am allerbesten dasteht, wenn man nur an sich denkt, son-
dern dass man selber besser dastehen kann, wenn man
auch an die Interessen anderer denkt. Man hat endlich
begonnen, über den eigenen Tellerrand hinauszu-
schauen. Man hat das, was man früher als Zumutung
empfand – sich mit dem Denken anderer auseinander zu
setzen, zum Beispiel unserer Nachbarn –, als eigene Be-
reicherung empfunden. Man hat erkannt: Was dem ande-
ren dient, ist auch richtig und gut für mich. Das war das
eigentlich Neue. Das sind die zwei Seiten der Medaille
unserer Außen- und Sicherheitspolitik. Das hat die Euro-
päische Union möglich gemacht. Diesem Motiv und die-
sem Grund fühlen wir uns weiterhin genauso verpflich-
tet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Deshalb haben sich die Ereignisse, die Herausforde-
rungen geändert. Der Kalte Krieg ist vorbei. Wir stehen
heute vor völlig neuen Aufgaben. Aber diese Aufgaben
sind genauso konkret, genauso fassbar und erfordern ge-
nau die gleiche Motivation, wie dies auch vor uns der
Fall war.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt mal konkret!)


– Es wird ganz konkret, Herr Kuhn.


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb haben wir uns entschieden: im Kosovo ge-
nauso wie in Bosnien-Herzegowina. Es gab in diesem
Hause lange Debatten darüber, dass wir nicht tatenlos
zusehen können, sondern bei der Lösung dieser Kon-
flikte mitmachen müssen, und zwar weil es besser ist für
die Menschen vor Ort genauso wie für uns, die wir mit
Flüchtlingen und vergewaltigten Frauen konfrontiert
wurden und die wir gefragt wurden: Wie vereinbart ihr
mit euren Werten, dass ihr tatenlos zuseht?

So haben wir uns nach dem 11. September – auch in
sehr schwierigen Debatten – entschieden, in Afghanis-
tan mit dabei zu sein, Verantwortung zu übernehmen,
damit sich ein Volk besser entwickeln kann und gleich-
zeitig unsere Sicherheit besser garantiert ist.

Wir werden in diesem Herbst über Afghanistan zu
sprechen haben. Wir wissen zwar, dass nicht alles so
läuft, wie wir uns das wünschen. Aber die Alternative,
ein Vakuum zu hinterlassen und Terroristen wieder freie
Ausbildungsmöglichkeiten zu geben, ist für mich keine
Alternative, weil es weder für die Menschen vor Ort
richtig ist noch unseren Sicherheitsinteressen dienen
wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben gemeinsam um eine Antwort auf die Frage
gerungen, ob wir uns in Afrika engagieren sollen. Wir
haben uns mehrheitlich im Bundestag – genauso wie die
Bundesregierung – dafür entschieden, Verantwortung im
Kongo zu übernehmen, und zwar über die politisch-hu-
manitäre Verantwortung im Rahmen der Entwicklungs-
hilfe hinaus mit einer militärischen Komponente. Auch
das halte ich für richtig, weil Afrika der Nachbarkonti-

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(C (D ent Europas ist. Wer nach Spanien und insbesondere ach Teneriffa schaut, der weiß, dass dorthin jeden Tag underte Flüchtlinge kommen. Wir müssen im Interesse er Afrikaner, aber auch im Interesse derjenigen, die in uropa davon betroffen sind, einen Beitrag zur Lösung es Problems leisten und Entwicklungsmöglichkeiten, eilhabe, Frieden, Freiheit und Wohlstand ermöglichen. Es gibt Fragen, auf die wir noch keine abschließende ntwort haben. Damit müssen wir uns befassen. Die undesregierung hat gemeinsam mit anderen europäi chen Staaten, den Vereinigten Staaten von Amerika, ussland und China dem Iran ein Angebot gemacht. ir erhofften uns von diesem Angebot, aus dem Kreis auf von nuklearen Aktivitäten und zunehmenden Verärtungen herauszukommen. Die Antworten des Iran ind aber nicht zufriedenstellend. Wir werden zwar die ür zu Verhandlungen nicht zumachen. Aber wir werden ls internationale Staatengemeinschaft nicht tatenlos zuehen können, wie der Iran Regeln der Internationalen tomenergiebehörde verletzt. Es geht hierbei nicht da um, dem Iran nicht das zuzugestehen, was ihm zugetanden werden muss. Vielmehr geht es darum, dass der ran immer wieder Regeln verletzt hat. An dieser Stelle st für uns, die Bundesregierung, ganz wichtig, die Gechlossenheit der internationalen Staatengemeinschaft u erhalten. Die militärische Option ist keine Option im ran. Deshalb geht es um Entschlossenheit und Gechlossenheit. Aber ich sage auch: Nichtstun kann nicht ie Antwort auf die Ablehnung des Iran sein. Das stellt ns vor große Herausforderungen. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben erlebt, auf welche Art und Weise die Fra-
en den Iran betreffend mit der Situation im Nahen
sten zusammenhängen. Wir haben im Sommer dieses

ahres eine Situation erlebt, in der plötzlich schreckliche,
ewalttätige Auseinandersetzungen auftraten und in der
ie internationale Staatengemeinschaft vor der Frage
tand, wie man eine Waffenruhe erreichen und Stabilität
n dieser Region herstellen kann. Daraus ist die Resolu-
ion 1701 des UN-Sicherheitsrates entstanden. Die Bun-
esregierung ist – genauso wie wir alle – vor die Frage
estellt, was wir tun wollen und können, um bei der Um-
etzung dieser Resolution mitzuhelfen. Wir haben sehr
chnell gesagt: Insbesondere aus historischen Gründen
teht für uns die Frage nach der Stationierung deutscher
ampftruppen an der libanesisch-israelischen Grenze
icht zur Debatte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Es muss verhindert werden, dass deutsche Soldaten
uf Israelis schießen, und sei es nur ungewollt. Wenn es
ber zur Staatsräson Deutschlands gehört, das Existenz-
echt Israels zu gewährleisten, dann können wir nicht
infach sagen: Wenn in dieser Region das Existenzrecht
sraels gefährdet ist – und das ist es –, dann halten wir
ns einfach heraus. Wenn wir uns an dem notwendigen
umanitären und politischen Prozess beteiligen wollen,
ann wird es sehr schwer sein, zu sagen: Die militärische
omponente sollen bitte schön andere übernehmen.






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Deshalb haben wir ein Angebot unterbreitet. Bei die-
sem Angebot kommt es für uns darauf an, dass wir ein
robustes Mandat haben, mit dem wir das Ziel, den Waf-
fenschmuggel zu beenden, erreichen können. Es kommt
des Weiteren für uns darauf an – über diesen Punkt ver-
handeln wir nun bzw. verhandelt der Libanon mit der
UN –, dass dieses Mandat gewollt ist. Das ist wieder Teil
des politischen Prozesses.

Es ist besser, zwei Tage zu warten und das Mandat im
Einvernehmen mit allen Akteuren und sorgfältig vorzu-
bereiten, als auf Schnelligkeit zu setzen. Wir werden un-
sere Soldaten nicht unnötigen Risiken aussetzen. Das
macht keine Bundesregierung; das wird auch diese Bun-
desregierung nicht tun. Wir werden aber alles daranset-
zen, dass das Mandat in der Region gewollt ist. Dazu
werden die entsprechenden Schritte im Augenblick ein-
geleitet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Es wird in der Öffentlichkeit diskutiert, in welcher
Reihenfolge die Maßnahmen zu treffen sind: Sollen erst
das Embargo zur See und die Blockade des Flughafens
Beirut aufgehoben und dann die UNIFIL-Truppen statio-
niert werden? Wir brauchen noch etwas Zeit. Wir sollten
uns die Zeit nehmen. Die Gründlichkeit der Entschei-
dung geht vor Schnelligkeit. Ich bitte auch um Verständ-
nis für die Urteilsfindung der Akteure in der Region. Wir
können uns manchmal nur schwer in die Lage im Liba-
non und in Israel versetzen. So wie wir von anderen
Respekt erwarten, wenn sie über uns urteilen, sollten wir
anderen Respekt zukommen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich für die
Gespräche mit den Vertretern der einzelnen Fraktionen
bedanken. Wir informieren Sie und sind miteinander im
Gespräch. Wir werden selbstverständlich intensiv disku-
tieren, wenn es um die parlamentarische Zustimmung
geht.

Es wird im Augenblick in Bezug auf den Nahen Os-
ten zu wenig über den politischen Prozess und zu viel
über die militärischen Aktionen gesprochen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Deshalb ist die Parallelität der Aktionen von äußerster
Wichtigkeit. Der Bundesaußenminister und ich und viele
andere wie zum Beispiel die Bundesentwicklungshilfe-
ministerin, wir alle werden Initiativen ergreifen und sind
zum Teil in Vorgesprächen, um den politischen Prozess
wieder in Gang zu bringen. Wir dürfen nicht weg-
schauen. Im Zusammenhang mit den Resolutionen 1559
und 1680, als es darum ging, ob die libanesische Armee
die Gewalt über ihr gesamtes Territorium bekommt, ha-
ben wir uns nicht genug darum gekümmert. Wenn ich
„wir“ sage, dann meine ich die gesamte internationale
Staatengemeinschaft. Das Ergebnis haben wir gesehen.
Deshalb darf man keinesfalls denken, mit der Stationie-
rung von UNIFIL-Truppen sei das Problem gelöst. Wir
müssen das Existenzrecht Israels sichern und wir müssen
eine Zweistaatenlösung erreichen, die einen palästinen-

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(C (D ischen Staat einschließt. Wir müssen auch für ein gutes erhältnis zwischen Israel und Libanon sorgen. Ich unterstütze ausdrücklich die Bemühungen des undesaußenministers, auch mit Syrien Kontakte zu flegen, wenn auch nicht um jeden Preis. Er hat neulich ine vollkommen richtige Entscheidung getroffen. Es ist ber wichtig, alle Akteure in der Region zu berücksichtien, damit wir sehen, was wir dazu beitragen können, m einen Friedensprozess in Gang zu bringen. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Auch wenn es noch so schwierig erscheint: Es gibt
eine Alternative. Deshalb muss es versucht werden: mit
eidenschaft und aus Überzeugung.

Nun fragen viele: Ist das nicht ein Fass ohne Boden?
o sollen wir uns noch überall engagieren? Was sind die
riterien, nach denen wir das tun? – Dazu will ich eine
emerkung machen: Wir können so lange, wie wir wol-

en, nach Kriterien suchen, die Welt wird sich nicht da-
ach richten, welche Art von Konflikten auftritt. Vor der
ommerpause hat keiner von uns gewusst, dass wir uns
eute mit UNIFIL und mit der Resolution 1701 aus-
inander setzen. Trotzdem wäre es unverantwortlich, zu
agen, wir beschäftigen uns nicht damit, weil wir das
icht auf dem Plan hatten. Wir müssen uns der Realität
tellen und gleichzeitig nach unseren Möglichkeiten
chauen.

Wir haben uns für ein Engagement im Kongo ent-
chieden und wir leisten beispielsweise in Darfur Logis-
ikhilfe. Ich sehe aber im Augenblick keine Möglichkeit,
ass wir neben unserem Engagement im Kongo ein zu-
ätzliches Engagement in Darfur übernehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir müssen schauen, was die Welt tut. Daraus ergibt
ich die Notwendigkeit der europäischen Kooperation.
s zeigt sich: Wenn wir unseren Interessen dienen wol-

en, dann können wir alleine sie nicht bedienen; das
chaffen wir nicht. Deshalb ist es gut und richtig, in Si-
herheitspartnerschaften, in Gemeinschaften, in der
uropäischen Union und in der NATO, gemeinsam Akti-
itäten zu ergreifen, Verantwortung zu übernehmen und
ich Verantwortung zu teilen. Anders werden wir unsere
nteressen nicht mehr durchsetzen können. Auch das ist
ine Lehre aus den Bedrohungen und Gefahren der heu-
igen Welt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Daraus ergibt sich dann die Notwendigkeit einer
andlungsfähigen, einer starken Europäischen Union.
eutschland wird im ersten Halbjahr 2007 die Präsident-

chaft haben. Wir werden darüber diskutieren. Aber
ines kann man schon voraussagen: Die außen- und
icherheitspolitischen Notwendigkeiten eines gemein-
chaftlich agierenden Europas haben in den letzten Jah-
en zugenommen und nicht abgenommen. Wenn man
ine Begründung für Europa jenseits des Binnenmarktes
raucht, dann ist es das gemeinsame europäische






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Interesse an Frieden und Freiheit, an Stabilität und
Wohlstand auf der Welt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dieses Europa kann und wird nur stark sein, wenn es
nicht nur sicherheitspolitisch, sondern auch wirtschaft-
lich stark ist. Deshalb ist es gut, dass der haushaltspoliti-
sche Befund zu dieser Debatte uns ermöglicht, zu sagen:
Deutschland macht seine Hausaufgaben. Wir können
zum ersten Mal seit Jahren wieder die Maastrichtkrite-
rien erfüllen. Der Bundesfinanzminister hat gestern da-
rüber Bericht erstattet. Wir haben gute Wachstumsraten.
Ich möchte die prognostizierten Kurven von hoch gelob-
ten Wirtschaftsinstituten jetzt nicht aufzeigen. Man weiß
nie, ob in acht Wochen alles nicht wieder ganz anders ist.
Wir sollten darauf nicht zu viel vertrauen. Aber es ist so,
dass wir sagen können: Es geht im Augenblick in die
richtige Richtung. Es gibt keinen Abbau der sozialversi-
cherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse mehr, es
gibt weniger Insolvenzen und zum ersten Mal seit 1988
gibt es einen Überschuss bei der Bundesagentur für Ar-
beit.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Weil Sie abkassiert haben!)


Das zeigt nicht mehr und nicht weniger, als dass es
aufwärts geht. Aber das zeigt natürlich auch, dass wir
uns mit 4,3 Millionen Arbeitslosen, mit vielen jungen
Menschen, die keinen Ausbildungsplatz haben, nicht zu-
frieden geben können. Wir dürfen auf gar keinen Fall die
Hände in den Schoß legen; vielmehr müssen wir die
richtigen Lehren auch aus den Fehlern vieler – ich be-
tone: vieler – vergangener Jahre ziehen.

Diese Lehre heißt für mich: Wir haben in den vielen
letzten Jahren die Dimension der Zukunft zu sehr in den
Hintergrund gedrängt. Wir haben uns immer wieder da-
mit abgefunden oder wir haben es zumindest nicht the-
matisiert, dass wir von der Substanz leben. Deshalb ist
diese Bundesregierung ganz bewusst angetreten, um das
Leben von der Substanz schrittweise zu beenden. Das ist
genau das, was man mit dem sperrigen Begriff der
Nachhaltigkeit beschreibt. Deshalb sage ich es etwas
anders, nicht ganz so sperrig: Es ist ganz einfach so, dass
wir unsere Zukunft nicht verbrauchen dürfen. Das ist die
Leitlinie, das ist der Maßstab, an dem wir unsere ge-
samte Politik ausrichten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir dürfen unsere Zukunft nicht verbrauchen. Das leitet
uns bei all unseren Entscheidungen. Deshalb sanieren
wir den Haushalt.

Ich möchte den Bundesfinanzminister ausdrücklich
unterstützen. Kaum dass eine Steuermehreinnahme
verkündet wird – unbeschadet der Frage, ob sie im Haus-
haltsansatz nicht schon längst eingepreist ist –, gibt es
eine breite Debatte darüber, was man damit machen
könnte. Lassen Sie uns erst einmal Geld haben! Wenn
das der Fall ist, können wir über Schuldenabbau reden.
Die Neuverschuldung in diesem Jahr ist sehr hoch. Las-

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(C (D en Sie uns dann diskutieren, ob wir noch Spielräume aben! Ich sehe das im Augenblick nicht. Wir wollen saieren. Wir wollen dafür sorgen, dass wir die Zukunft icht verbrauchen. Dem müssen wir uns verpflichtet ühlen. Wir könnten über Zuschüsse der Bundesagentur für rbeit nur reden, wenn sie auf Nachhaltigkeit ausge ichtet wären. azu brauchen wir erst einmal eine Endabrechnung. an muss sich anschauen, was im nächsten Jahr anfällt. uch an diesem Punkt bin ich der Meinung: Man soll icht über neue Programme diskutieren, sondern erst inmal verfolgen, was im Hinblick auf Nachhaltigkeit assiert. (Beifall des Abg. Carsten Schneider [Erfurt] [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Dr. Peter Struck [SPD]: Ja!)


Weil wir die Zukunft nicht verbrauchen wollen, refor-
ieren wir. Wir reformieren im Sinne der Gesundheits-

eform. Jeder, der sich einmal mit Gesundheitspolitik
eschäftigt hat – hauptsächlich macht es die Bundesge-
undheitsministerin; aber viele andere tun es auch – –


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist das Problem!)


Sie versuchen hier, das der Lächerlichkeit preiszuge-
en. Aber die Frage, ob die überwiegende Mehrzahl der
enschen in Deutschland den Eindruck hat, dass sie an

em medizinischen Fortschritt teilhaben kann, wird zu
er entscheidenden Frage werden. Es geht darum, ob die
oziale Marktwirtschaft und das Gerechtigkeitsempfin-
en in einer hoch entwickelten Gesellschaft überhaupt
och einen Platz haben. Deshalb ist das aller Mühe wert.
ch sage das aus voller Überzeugung, weil das die
chwierigste Aufgabe ist. In vielen anderen europäi-
chen Ländern können Sie sehen, dass es auch dort eine
chwierige Aufgabe ist.

Weil das so ist, sollten wir diese Diskussion mit gro-
er Ernsthaftigkeit führen, aber ohne die Interessen der
inzelnen Besitzstandsgruppen im Auge zu haben; es
ilt, im Interesse der Versicherten zu handeln.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Bravo! Dann fangen Sie doch mal an damit!)


ir sind nämlich dem Gemeinwohl verpflichtet


(Jürgen Koppelin [FDP]: Wie bei der Mehrwertsteuer! – Zuruf von der LINKEN: Das haben wir erlebt!)


nd nicht den Krankenkassen oder den Ärzten allein.
ir sind natürlich jedem einzelnen Akteur mit seinen In-

eressen, aber zum Schluss eben dem Gemeinwohl ver-
flichtet. Genau daran wird sich die Bundesregierung
rientieren.






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel

(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann müssen Sie ja Ihre Vorlage umschreiben! – Weitere Zurufe)


Jeder von Ihnen, meine Damen und Herren, darf sich
einmal fragen, ob die Selbstverwaltung der Krankenkas-
sen immer so prima funktioniert hat und wie viel Besitz-
standswahrung in dem ganzen System ist. Es geht da-
rum, den Menschen das zu geben, was sie brauchen.
Daran werden wir uns ausrichten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Deshalb werden wir die Eckpunkte umsetzen. Darüber
wird es natürlich Diskussionen geben. Wenn Neuland be-
treten wird, gibt es immer Diskussionen. Aber eine sol-
che Reform ist notwendig – genauso wie im nächsten
Jahr eine Reform der Pflegeversicherung, genauso wie
eine Neuordnung der Finanzbeziehungen zwischen Bund
und Ländern mit einer Föderalismusreform II, nachdem
die Föderalismusreform I jetzt in Kraft getreten ist.

Wir führen Strukturreformen wiederum deshalb
durch, weil wir die Zukunft nicht verbrauchen, sondern
gestalten wollen.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wann denn?)


Dazu gehört die Unternehmensteuerreform. Auch das
ist ein Vorhaben für den Herbst. Es geht uns nicht darum,
langfristig Unternehmen per se zu entlasten. Es geht uns
darum, Unternehmen in Deutschland zu halten. Deshalb
wird es am Anfang ein Entlastungsvolumen geben. Aber
Ziel ist, die Unternehmen in Deutschland auf Dauer wie-
der zu Steuerzahlern zu machen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Das muss auch so sein. Es hat keinen Sinn, zuzusehen,
wie Unternehmen in einer globalen Welt woanders hin-
gehen, weil sie dort besser dastehen. Wir müssen ein
wettbewerbsfähiger Standort sein – mit dem Ziel, dass
auch der Staat von den Gewinnen der Unternehmen pro-
fitiert. Dabei darf nicht die Substanz der Unternehmen,
sondern muss der Gewinn der Unternehmen besteuert
werden. Es darf nicht so sein, dass der woanders ver-
rechnet wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir werden Bürokratie abbauen. Es gibt bereits ein
Mittelstandsentlastungsgesetz. Es wird an einem zweiten
gearbeitet. Wir werden im Bereich der Hartz-IV-Refor-
men zu überlegen haben, wie wir angesichts von
4,3 Millionen Arbeitslosen Anreize so setzen, dass unser
Grundziel wieder erreicht wird: Wir wollen die Men-
schen in Arbeit bringen. Wir wissen, das gelingt nur,
wenn wir sicherstellen, dass jemand dann, wenn er arbei-
tet, mehr hat, als wenn er nicht arbeitet.

An diesem Grundsatz werden sich alle Entscheidun-
gen orientieren müssen. Wir wollen, dass sich Arbeit
lohnt, dass die, die in dieser Gesellschaft etwas leisten
wollen, sehen: Die Leistungsanstrengung trägt auch ihre
Früchte. Daran müssen sich alle Diskussionen – das geht
von Kombilohn über Hartz IV und Organisation von

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(C (D artz IV bis hin zu Niedriglohn und Mindestlohn – orintieren. So werden wir weitere Beschäftigungspotenziale freiegen können. Der Bundesarbeitsminister hat hierfür die otwendigen Arbeitsgruppen eingesetzt und die Arbeit egonnen. Wir werden natürlich alle Sachverständigenutachten und Weiteres mit Interesse zur Kenntnis nehen und einbeziehen. Aber ganz zum Schluss wird die olitik ihre Entscheidung fällen müssen. Den Grundsatz nd die Linie habe ich genannt. Um die Zukunft nicht zu verbrauchen, investieren ir. Wir investieren zum Beispiel mit der Hightechstra egie. In dem Rahmen stehen in dieser Legislaturperiode Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung. Die Mittel erden aber nicht einfach an die verschiedenen Akteure erteilt, sondern mit einem Ziel vergeben: In Deutschand müssen aus Ideen wieder verstärkt Produkte weren. s hat keinen Sinn, wenn wir ein schönes Patent haben nd anschließend das Geld mit dem Produkt irgendwo in er Welt verdient wird. Unser Anspruch lautet: von der dee bis zum Produkt. Dafür sind die Weichen gestellt. Wir werden deshalb vor allem die Forschungsaktiviäten mittelständischer Unternehmen stärken; denn der ittelstand in Deutschland forscht zu wenig, insbesonere der in den neuen Bundesländern. Die entsprechenen Maßnahmen sind in dieser Hightechstrategie enthalen. Wir werden ein nationales Energiekonzept entwikeln. Das wird eine anstrengende Aufgabe sein. In einelnen Fragen gibt es durchaus unterschiedliche Meiungen innerhalb der Koalition; aber die große Koalition ürde versagen, wenn sie sich dem zentralen Thema nergie nicht widmen würde. Wir werden das auch in er EU-Präsidentschaft in ganz besonderer Weise mit lick auf die europäische Dimension miteinander disku ieren. Wir haben uns dem Thema Integration gestellt, weil ir wissen, dass Deutschland nur eine Zukunft hat, wenn ie, die dauerhaft bei uns leben, auch dauerhaft die gleihen Chancen haben. Wenn Menschen die deutsche prache nicht beherrschen oder Schüler nicht am Sportnterricht in der Schule teilnehmen, wenn wir keine Geeinsamkeiten im Zusammenleben entwickeln, sondern arallelgesellschaft zulassen, dann werden wir das Ziel er Chancengleichheit nicht erreichen. Deshalb ist das hema Integration eines der zentralen Themen. Ich bin roh, dass wir hier über alte Gräben hinweggekommen ind. Meine Damen und Herren, im Zusammenhang mit er Gestaltung der Zukunft ist auch das Elterngeld ein ichtiges Projekt. Es wird am 1. Januar 2007 in Kraft reten. Dieses Elterngeld ist die Konsequenz aus der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel Notwendigkeit einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Unterstützung der Entscheidung für Kinder durch die Gesellschaft soll stärker in den Mittelpunkt gestellt werden. Ich sage, weil darüber eine breite Debatte stattfindet, ausdrücklich: Wir schreiben den Menschen nicht vor, wie sie leben sollen. Für uns ist jeder Lebensentwurf richtig und wichtig. Die Menschen sollen das alleine entscheiden. Aber wenn wir der Wahlfreiheit nahe kommen wollen, dann müssen wir für diejenigen, die Beruf und Familie vereinbaren wollen, auch die entsprechenden Bedingungen schaffen. Darum geht es; es geht nicht um das Richten über Lebensentwürfe, sondern um das Ermöglichen von gewünschten Lebensentwürfen. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE])


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


Wir haben uns damit auseinander zu setzen, wie wir
in einer globalen Welt, die immer mehr zusammen-
wächst, in der einzelne Regionen gar nicht mehr unter-
schieden werden können, Menschen Vertrauen in einen
vernünftigen Verbraucherschutz geben können. Ich
spreche das angesichts der Fleischskandale an. Meine
Damen und Herren, der Bundestag – insbesondere die
Bundesregierung, die in die Verantwortung genommen
werden wird, und in ganz besonderer Weise der Bundes-
landwirtschaftsminister,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


der für Verbraucherschutz zuständig ist – wird sich dazu
äußern müssen, wie wir in einer vernetzten Gesellschaft,
einem vernetzten Land vorgehen wollen. Wir brauchen,
auch wenn die Länder zuständig sind, allgemeine, glei-
che Standards für die gesamte Bundesrepublik Deutsch-
land; an dieser Stelle kann man heute nicht mehr lokal
agieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das heißt nicht, dass die Bundesregierung die Kon-
trollen übernimmt. Aber es hieße schon, dass sich die
Länder bereit erklären müssten, auf einer gemeinsamen
Informationsplattform die vorhandenen Informationen
auszutauschen. Es kann nicht sein, dass jeder sein Wis-
sen für sich behält und sich anschließend wundert, wenn
flächendeckend Verfehlungen auftreten. Ich plädiere
ausdrücklich für eine solche Informationsplattform und
unterstütze den Bundeslandwirtschaftsminister in dieser
Forderung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Meine Damen und Herren, ich fordere die Länder
auch von dieser Stelle aus auf, das Verbraucherinfor-
mationsgesetz jetzt endlich zu verabschieden.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach! Vier Jahre haben Sie gebraucht!)


Es hat keinen Sinn, länger darauf zu warten. Wir haben
dieses Gesetz im Kabinett verabschiedet und jetzt soll es
im Bundesrat verabschiedet werden. Ich glaube, die ak-

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(C (D uellen Diskussionen sind ein guter Grund, das zu forern. Wenn in dieser Hinsicht Einvernehmen zwischen ns besteht und wir mit den Ländern reden, dann kann as Gesetz auch im Bundesrat verabschiedet werden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden uns in diesem Herbst im Rahmen des
usbildungspaktes noch einmal sehr intensiv damit

useinander setzen müssen, wie wir den jungen Men-
chen in diesem Lande eine Chance auf einen Ausbil-
ungsplatz geben. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Ich halte
ichts von dauernd neuen Ausbildungsprogrammen. Erst
üssen wir – da hat die Bundesregierung vieles

emacht – die Rahmenbedingungen für den Mittelstand
o gestalten, dass dort die notwendigen Entscheidungen
ür Lehrlinge und Auszubildende gefällt werden können.

enn sich die Bedingungen dadurch verbessern, dass
as Wachstum verstetigt wird, dass Bürokratie abgebaut
ird, dass durch die Hightechstrategie Forschung und
ntwicklung in den Betrieben ermöglicht werden, dann
erden die Betriebe auch wieder stärker an ihre Zukunft
lauben und Auszubildenden wieder eine Chance geben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich glaube, die Bundesbildungsministerin, der Wirt-
chaftsminister und der Bundesarbeitsminister werden
och einmal – auch mit den Ländern – darüber reden
üssen, ob die vielen kleinen Zwischenprogramme ziel-

ührend sind oder ob sie nicht letztlich zu praxisfern
ind. Deshalb treten wir dafür ein, dass wir durchaus mit
en Ländern reden, aber nicht sofort wieder neue Pro-
ramme auflegen, sondern versuchen, die Mittel, die wir
aben, effektiv im Sinne der jungen Leute einzusetzen;
enn wir wollen jedem jungen Menschen eine Chance
eben, auf dem Ausbildungsmarkt einen Platz zu be-
ommen. Das ist entscheidend für seine persönliche Zu-
unft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Meine Damen und Herren, diese Bundesregierung hat
ine Vielzahl von Entscheidungen gefällt. Die Folgen
ieler dieser Entscheidungen sind für die Menschen
icht einfach.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das kann man wohl sagen!)


ir haben erlebt, dass Sparen – der Bundesfinanzminis-
er hat darauf hingewiesen, dass 60 Prozent unserer
aushaltsveränderungen auf Sparen zurückzuführen

ind – nicht einfach für die Menschen ist, sondern zum
eil sehr schmerzhaft. Dies können wir den Menschen
ur zumuten, weil wir uns davon leiten lassen, dass wir
lauben, alle sind zum Schluss davon überzeugt: Wir
ürfen unsere Zukunft nicht verbrauchen. Wir werden
iesen Konsolidierungskurs fortsetzen. Wir werden da-
ei Erfolge haben.

Ich muss feststellen: Von der Opposition ist wenig bis
ar nichts zu hören.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Realitätsverweigerung, Einfallslosigkeit, ein großes
Stück Selbstgerechtigkeit und ein Hang, dieses Land ne-
gativ zu reden: Das halte ich nicht für verantwortbar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gerade Sie wagen es! Sie haben es doch jahrelang schlecht geredet! Sie sind doch die Hohepriesterin des Schlechtredens! – Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist ja wohl der Gipfel!)


– Frau Künast, wenn Sie, was unsere Oppositionstätig-
keit betrifft, der Meinung sind, die Sie gerade geäußert
haben – ich teile diese Meinung ausdrücklich nicht; denn
wir haben im Bundesrat bei der Agenda 2010 viele, viele
Entscheidungen mitgetragen und ihnen eine Handschrift
gegeben, die wirklich in die richtige Richtung gewiesen
hat –,


(Beifall bei der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn Sie mal dem Verbraucherinformationsgesetz zugestimmt hätten, bräuchte Ihr Minister heute nicht auf Eiern zu laufen!)


dann gibt es nun gar keinen Grund, in die gleichen Feh-
ler zu verfallen, meine Dame. Das ist nämlich der Punkt:
Zeigen Sie doch, dass Sie besser sind, als Sie denken,
dass wir es waren. Diesem Anspruch werden Sie doch
nicht gerecht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir als Regierung sagen nicht, dass wir unsere Ziele
schon erreicht haben; das wäre vollkommen falsch. Aber
ich bin der festen Überzeugung: Wir haben die Grund-
lage für eine dauerhafte Entwicklung nach oben gelegt.
Nach außen hat die Koalition das Ansehen Deutschlands
in der Welt gemehrt. Deutschland ist wieder in der Mitte
und Deutschland hat Gestaltungsspielräume, bei den
großen Konflikten dieser Welt wieder mithelfen zu kön-
nen.

Nach Innen haben wir die Wende zum Besseren ein-
geleitet.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Wir nehmen uns bei allen Entscheidungen – auch das
will ich sagen – die Zeit, die wir brauchen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Drei Stunden!)

Wir lassen uns nicht treiben, sondern wir durchdenken
die Konzepte vernünftig. Wir handeln mit Entschlossen-
heit für das, was wir für richtig und wichtig halten, für
das, was den Menschen dient, für das, was endlich damit
Schluss macht, dass wir die Zukunft verbrauchen.

Wir haben das Ziel, dass Deutschland in den nächsten
zehn Jahren wieder unter die ersten drei kommt bei
Wachstum, bei Beschäftigung und bei Innovation. Das
steckt in den Menschen dieses Landes. Das sind wir die-
sem Land schuldig. Auf diesem Weg werden wir uns
nicht beirren lassen.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D Nächster Redner ist der Kollege Oskar Lafontaine für ie Fraktion Die Linke. (Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604600400


Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604600500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Zwei Fragen beschäftigen derzeit die deutsche Öf-
entlichkeit: zum einen die Frage, ob die Außenpolitik
er Bundesregierung geeignet ist, die Sicherheit in
eutschland zu erhöhen, und zum anderen die Frage, ob
ie Wirtschaftspolitik der Bundesregierung geeignet ist,
achstum und Beschäftigung zu unterstützen und zu

ördern. Zu beiden Fragen möchte ich für die Fraktion
ie Linke Stellung nehmen.

Die Bundeskanzlerin hat versucht, die Außenpolitik
hrer Regierung zu rechtfertigen, und ist, was nicht über-
ascht, zu dem Ergebnis gekommen, dass die Außenpoli-
ik sehr wohl geeignet ist, die Sicherheit in diesem
ande zu verbessern. Das Urteil der Öffentlichkeit fällt
ber ganz anders und sehr differenziert aus. Auch aus
en eigenen Reihen, meine sehr verehrten Damen und
erren von der Regierungsbank, werden in der Öffent-

ichkeit Aussagen getroffen, die Sie, Frau Bundeskanzle-
in, zumindest hätten ansprechen müssen, wenn Ihr har-
ches Urteil über die Opposition irgendeine Grundlage
ätte haben sollen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will mit einer Aussage beginnen. Wenn der Innen-
inister Bayerns feststellt, dass unsere Beteiligung am
ibanonkrieg die Terroranschlagsgefahr in Deutschland
rhöht, dann ist es nicht zulässig, dass Sie einen solch
ravierenden Vorwurf einfach übergehen und so tun, als
ei alles in bester Ordnung und als müsse überhaupt
icht über die Außenpolitik diskutiert werden.


(Beifall bei der LINKEN)


ätte er nämlich mit dieser Feststellung Recht, wäre dies
in vernichtendes Urteil über Ihre Außenpolitik.

Sie werden nicht überrascht sein, dass in den letzten
ahren auch aus den Sicherheitsdiensten immer wieder
ngemahnt worden ist, dass unser militärisches Engage-
ent am Hindukusch und sonst wo nicht dazu geeignet

st, die Terroranschlagsgefahr in Deutschland zu min-
ern, sondern dass es vielmehr so ist, dass durch dieses
ilitärische Engagement die Gefahr, dass terroristische
nschläge auch hier in Deutschland unternommen wer-
en, immer weiter steigt.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir kommen also zu einem ganz anderen Ergebnis.
ir glauben, dass die Außenpolitik Deutschlands sich

chon seit vielen Jahren auf einen Irrweg begeben hat.
chwerpunktmäßig auf militärische Einsätze zu setzen
nd die klassischen Traditionen der deutschen Außen-
olitik, mit denen sie jahrzehntelang Erfolg hatte, zu ver-
achlässigen, ist ein Irrweg, der nicht zu mehr Sicherheit
n Deutschland führt, sondern die Unsicherheit der






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
Bevölkerung eher erhöht. Damit handeln Sie eklatant ge-
gen Ihren Auftrag.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich hatte schon mehrfach die Frage aufgeworfen, ob
es nicht notwendig sei, Frau Bundeskanzlerin, dass Sie,
wenn Sie den Terrorismus bekämpfen wollen, einmal
sagen, was Sie unter Terrorismus verstehen. Sie sind
dazu nicht in der Lage; ich wiederhole diese Feststellung
hier im Deutschen Bundestag. Eine Kanzlerin, die nicht
in der Lage ist, zu definieren, was sie unter Terrorismus
versteht, ist ihren Aufgaben nicht gewachsen, weil sie
nicht fähig ist, eine Politik zu formulieren, mit der der
Terrorismus bekämpft werden kann.


(Beifall bei der LINKEN)


Dass dies schwierig ist, hat zuletzt die ehemalige Prä-
sidentin des Bundesverfassungsgerichtes dargelegt, als
sie auf das Gesetz zur Antiterrordatei zu sprechen ge-
kommen ist. Ich zitiere:

Der Gesetzentwurf offenbart, wie schwer es ist,
jene Personen hinreichend klar zu bestimmen, die
sich in einem terroristischen Kontext bewegen:
wenn zum Beispiel darin von Personen die Rede ist,
„die rechtswidrig Gewalt als Mittel zur Durchset-
zung international ausgerichteter politischer oder
religiöser Belange anwenden oder solche Gewalt-
anwendung unterstützen, befürworten oder durch
ihre Tätigkeiten vorsätzlich hervorrufen“.

So lautet also im Gesetzentwurf die Definition des Ter-
rorismus.

Die ehemalige Präsidentin des Bundesverfassungsge-
richtes sagt hierzu weiter:

Gewiss, es geht hier nicht um Sprachästhetik. Aber
was kann man nicht alles unter „international aus-
gerichteten politischen oder religiösen Belangen“
begreifen? Lässt sich darunter nicht auch ein Krieg
subsumieren, der die Absetzung eines Diktators
zum Ziel hat?


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich wiederhole: Es ist wirklich nicht möglich, eine in
sich konsistente Außenpolitik zu formulieren, wenn man
nicht in der Lage ist – Frau Bundeskanzlerin, Sie sind es
nicht –, zu definieren, was Terrorismus eigentlich ist. Ich
wiederhole: Terrorismus ist für viele, die sich auf inter-
nationaler Ebene an der Diskussion beteiligen, das Töten
von Menschen zum Erreichen politischer Ziele. Etwa so
lautet auch die Definition in dem angesprochenen Ge-
setzentwurf.

Vor diesem Hintergrund sind nicht nur das Attentat
auf das World Trade Center und Selbstmordattentate, an
die Sie erinnert haben, Terrorismus, sondern auch die
Kriegsführung im Nahen Osten, die Tausende unschuldi-
ger Menschen ums Leben bringt.


(Beifall bei der LINKEN)


Für die Linke erkläre ich hier: Man kann Terrorismus
nicht durch Terrorismus bekämpfen. Das tun zu wollen,
ist ein gravierender Irrtum der amerikanischen Politik

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(C (D nd es ist an der Zeit, dass Sie sich bereit finden, zu erlären, wie Sie Terrorismus definieren und wie Sie dieen Terrorismus bekämpfen wollen. Der Terrorismus kann nicht bekämpft werden, wenn an das Völkerrecht ignoriert. Sie tun das in ununter rochener Folge. Dass Sie das tun, ist keine Erfindung er Linken. Es wäre gut gewesen, wenn Sie sich hier einal zum Völkerrecht geäußert hätten. Eine deutsche Au enpolitik, die das Völkerrecht ignoriert, kann nicht rfolgreich sein. Dies galt nicht nur für den Jugoslawienrieg, wo das unstreitig ist; das gilt nicht nur für den Afhanistankrieg, wo das mehr und mehr unstreitig ist; das ilt vielmehr auch für den Irakkrieg, der mit Lügen und em Bruch des Völkerrechts begonnen wurde und der so mmer weiter geführt wird. Ich erinnere daran, dass das undesverwaltungsgericht festgestellt hat, dass wir urch die Bereitstellung von Flughäfen, das Einräumen on Überflugrechten, durch Waffenlieferungen usw. mitelbar am Bruch des Völkerrechts beteiligt sind. Das ist eine Grundlage für eine erfolgreiche Außenpolitik und an kann darüber nicht hinweglächeln und hinweg eden. Neben der Tatsache, dass Sie nicht in der Lage sind, u sagen, was Terrorismus ist, und neben der Tatsache, ass Sie eine Politik fortsetzen wollen, die das Völkerecht bricht, ist festzustellen, dass Sie bei Ihrem Handeln Vorderen Orient nicht konsistent sind. Wir hören it großem Interesse, dass wir ein robustes Mandat rauchen – so haben Sie das hier wieder formuliert – und ass dieses robuste Mandat angewendet werden soll, um affenlieferungen in den Libanon zu unterbinden. Bis ahin könnte man dieser Argumentation ja noch etwas bgewinnen. Wenn aber gleichzeitig die Bundesrepublik eutschland Israel Waffen liefert – und zwar U-Boote, ei denen nicht ausgeschlossen werden kann, dass sie uklear bewaffnet werden können –, dann ist das so wiersprüchlich, dass eine solche Außenpolitik schlicht nd ergreifend niemals Erfolg haben kann. Grundlage für die Veränderung der letzten Jahre ist, ass sich die deutsche Außenpolitik mehr und mehr auf as Militärische verlegt hat. Dies ist mit der Aussage beründet worden: Wir können uns in der Welt nicht heaushalten; wir haben eine größere Verantwortung und iese größere Verantwortung müssen wir wahrnehmen. – iese Redensarten, die zu dieser Fehlentwicklung ge ührt haben, beinhalten eine Verkennung der Erfolge der eutschen Außenpolitik nach dem Kriege. Ich möchte ier sagen, dass für mich die Westintegration Adenauers ehr wohl ein wichtiger Beitrag zu einer Weltaußenpoliik war, der weit über die deutschen Belange an der ahtstelle des Kalten Krieges hinausreichte. Ich möchte erner natürlich sagen, dass die Ostpolitik Willy Brandts, ie nicht darauf angewiesen war, Soldaten in alle Welt u schicken, sehr wohl ein ganz wesentlicher Beitrag eutschlands zum Frieden in der Welt war. Auch diese olitik war nicht auf deutsche Belange begrenzt. Ich Oskar Lafontaine möchte weiterhin erwähnen, dass die Politik Helmut Schmidts, Weltwirtschaftsgipfel zu initiieren, um auf diese Art und Weise zum Frieden in der Welt beizutragen, sehr wohl ein politischer Ansatz war, der durchaus in den Geschichtsbüchern erwähnt werden wird. Schließlich möchte ich sagen, dass Helmut Kohls europäische Integration ebenfalls ein politischer Ansatz war, der eine Bedeutung weit über die deutschen Belange hinaus hatte. Diese erfolgreichen Epochen der deutschen Außenpolitik heben sich wohltuend von einer Ära ab, in der immer mehr auf das Militär gesetzt worden ist und solche konzeptionellen Ansätze, wie ich sie eben erwähnt habe, nicht verfolgt wurden. Ich habe etwas zum Völkerrecht gesagt. Dazu noch zwei weitere Bemerkungen. Es ist für uns wohltuend, wenn ein Mitglied der Bundesregierung, Frau Wieczorek-Zeul, etwas zum Einsatz von Streubomben im Libanon sagt. Es verstößt gegen das Völkerrecht, wenn Streubomben über Wohngebieten abgeworfen werden, und es ist gut, dass wenigstens ein Mitglied der Bundesregierung an diesen Bruch des Völkerrechtes erinnert. Es wäre ebenfalls gut, wenn die Politik, die Sie gegenüber dem Iran verfolgen, einmal auf eine einigermaßen rational nachvollziehbare Grundlage gestellt würde. Wir haben es hier schon mehrfach erwähnt: Man kann keine Politik der Nichtverbreitung von Nuklearwaffen nach dem Motto betreiben: Wir brechen den Atomwaffensperrvertrag; er interessiert uns im Grunde genommen nicht. Aber Teile des Atomwaffensperrvertrages wenden wir an, um gegenüber dem Iran Politik zu betreiben. – Was meine ich damit? Der Atomwaffensperrvertrag hat nur eine Ratio; sie lautet: Wir wollen keine Nuklearwaffen in der Welt haben. Das heißt, dass die Staaten, die keine haben, keine bauen sollen, aber das heißt auch – das wird weitgehend vergessen –, dass die Staaten, die Nuklearwaffen haben, verpflichtet sind, abzurüsten. Das haben sie unterschrieben. Und wenn sie nicht abrüsten, dann brechen sie diesen Vertrag in Permanenz. Dieser Punkt ist eine Grundlage des Vertrages und muss berücksichtigt werden, andernfalls hätte dieser Vertrag überhaupt keinen Sinn. Man kann doch nicht sagen: Wir, die guten Nationen in der Welt, verfügen über Nuklearwaffen, aber die bösen Nationen dürfen keine haben. Auch in diesem Punkt ist die Anlehnung an die amerikanische Politik völlig widersprüchlich und überhaupt nicht akzeptabel. Wenn Amerika beispielsweise sagt, es möchte dazu beitragen, dass der Iran keine Atomwaffen produziert, dann ist doch zunächst einmal die Frage aufzuwerfen, warum die amerikanische Politik weiterhin n e a N m w f S w c g K z F – i w k b k r l a v t H I h D i v s n i d I n o E s d k i s s ß d g g r s (C (D eue Nuklearwaffen entwickeln lässt, die sogar schon insatzfähig sein sollen. Es stellen sich beispielsweise uch die Fragen, warum die Aufrüstung Indiens mit uklearwaffen von Amerika unterstützt wird, warum an Pakistan erlaubt, Nuklearwaffen zu besitzen, und arum selbstverständlich auch Russland Nuklearwaffen ür sich beansprucht. Wie kann man da sagen: „Einem taat verwehren wir den Besitz von Nuklearwaffen“? So ird man eine nuklearwaffenfreie Welt niemals errei hen können und so wird man nicht zum Frieden beitraen. Es tut mir Leid: Die gesamte Außenpolitik dieser oalition hat keine rationale Grundlage. Im Vergleich ur Außenpolitik früherer Jahre kann man von einer ehlentwicklung sprechen; denn in den letzten Jahren auch schon zu Zeiten der rot-grünen Koalition – wurde mmer mehr auf militärische Interventionen gesetzt, eil man glaubte, man könne damit etwas Gutes bewiren. Wie gefährlich militärische Interventionen sind, haen nicht zuletzt die drei Ehrenvorsitzenden der FDP ürzlich in einem Schreiben an Sie, Frau Bundeskanzlein, zum Ausdruck gebracht. Darunter sind zwei ehemaige Außenminister, Herr Genscher und Herr Scheel, die n der deutschen Außenpolitik beteiligt waren, die ich orhin erwähnt habe. Es ist ein Irrtum, deutsche Soldaen in alle Welt zu schicken. Deutschland wird nicht am indukusch verteidigt. Es ist ebenfalls ein gravierender rrtum, Kampftruppen in den Libanon zu schicken. Dort aben wir nun wirklich nichts zu suchen. ie Tatsache, dass die Soldaten nur auf See tätig werden, st kein Argument. Sie werden in Auseinandersetzungen erwickelt werden. Diejenigen haben gute Argumente, die darauf hinweien, dass die Libanonkrise im Zusammenhang mit Plaungen zu sehen ist, ebenfalls den Iran anzugreifen. Es st zwar gut, wenn Sie festgestellt haben, dass die Bunesregierung keine militärischen Optionen gegen den ran unterstützt. Aber man kann in einen Krieg auch hieinschlittern. In den letzten Monaten konnte man bebachten, dass von den Mitgliedern der Regierung unter inschluss der Bundeskanzlerin, die das Gespräch offenichtlich sehr liebt, immer wieder über Truppenentsenung schwadroniert wurde, sodass am Ende überhaupt eine Klarheit darüber herrschte, in welcher Stärke und n welchem Auftrag – wenn überhaupt – Truppen in diees Gebiet entsandt werden sollen. Das ist so unprofesionell, dass es einfach nicht mehr nachvollziehbar ist. Ich fasse zusammen. Es mag ja sein, dass Ihrer Auenpolitik gute Absichten zugrunde liegen. Wer würde as bestreiten und wer würde sich anmaßen, zu sagen, es ebe keine guten Absichten, die zu diesen Entscheidunen führen? Aber wenn man nicht in der Lage ist, Terroismus zu definieren, wenn man nicht in der Lage ist, zu agen, ob das Völkerrecht in Zukunft respektiert werden Oskar Lafontaine soll, wenn man den Atomwaffensperrvertrag einseitig interpretiert und wenn man die guten Traditionen der deutschen Außenpolitik zugunsten einer Außenpolitik verlässt, die immer mehr auf militärische Lösungen setzt, dann ist man auf dem falschen Weg und wird nicht zur Sicherheit Deutschlands beitragen. Insofern hat die schlichte Einsicht des Herrn Beckstein viel für sich: Wer sich überall einlässt – und zwar so einlässt wie Sie hinsichtlich des Libanon –, der erhöht die Gefahr für Terroranschläge in Deutschland und verletzt den Eid, den Sie hier geleistet haben, nämlich Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Ich möchte mich nun der zweiten Fragestellung zuwenden, ob Ihre Wirtschaftspolitik geeignet ist, den beginnenden Aufschwung zu unterstützen. Natürlich werden die Regierenden für sich immer in Anspruch nehmen – das kennen wir ja und das ist wohl unvermeidlich –, der Aufschwung sei ihr Werk. Amüsiert haben wir den Streit verfolgt, ob der Aufschwung ein Aufschwung Schröders oder ein Aufschwung Merkels ist. Es wäre allerdings gut, einmal in die deutsche Presse zu schauen. Auch heute kann man darüber Kommentare lesen, in denen eine andere Meinung vertreten wird und in denen darauf hingewiesen wird, dass die Wirtschaftspolitik der jetzigen Regierung überhaupt nicht geeignet ist, den Aufschwung zu unterstützen. Das ist die Wahrheit. Ein einfacher Blick auf die Zahlen zeigt, dass Ihre Wirtschaftspolitik nichts mit dem Aufschwung zu tun hat. Im zweiten Quartal gibt es gegenüber dem ersten Quartal 2006 folgende Bilanz: Die Bauinvestitionen – überwiegend Wirtschaftsbauinvestitionen – wachsen um 4,6 Prozent. Die Ausrüstungsinvestitionen mit einem Wachstum von 2,5 Prozent machen den Löwenanteil des Aufschwungs aus. Die Exporte wachsen nur noch schwach. Unter Berücksichtigung des Vorquartals sind es 0,7 Prozent. Die Importe sind um 0,5 Prozent gestiegen. Aber dann kommt das Entscheidende: Die Staatsausgaben sinken um 0,2 Prozent und der private Konsum um 0,4 Prozent. Die beiden Schwachpunkte des Wirtschaftsaufschwungs sind also die Staatsausgaben und der private Konsum. Wer in einer solchen Situation die Mehrwertsteuer erhöht und soziale Leistungen kürzt, zeigt, dass er das Einmaleins der Wirtschaftspolitik nicht verstanden hat. (Beifall bei der LINKEN – Ernst Hinsken [CDU/ CSU]: Sie haben es nicht kapiert!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist doch nun wirklich nicht zu viel verlangt, sich die
Statistiken anzusehen. Dann stellt man nämlich fest, wo
wir Schwächen haben. Und wir müssen genau dort etwas
tun. Es ist aber völlig unverständlich, dass diese Regie-
rung sich alle Mühe gibt, diese Schwächen weiter zu
verschärfen.

In größeren Industriestaaten ist – in kleineren kann
das anders sein – in den letzten Jahren kein Aufschwung
beobachtet worden, der nicht wesentlich vom privaten
Konsum gestützt wurde. Sie hingegen geben sich große
Mühe, den privaten Konsum abzuwürgen. Das ist der

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(C (D trukturfehler Ihrer Wirtschaftsund Finanzpolitik. Bald erden Sie sich streiten können, wem der Abschwung u verdanken ist: der Vorgängerregierung oder der jetzien Regierung. Für die Betroffenen ist das aber irreleant. Angesichts der hohen Zahl an Arbeitslosen und der ielen jungen Menschen, die keine Lehrstelle finden, andeln Sie schlicht und einfach falsch. Die Behauptung, die Arbeitsmarkreform sei die rundlage des Aufschwungs, wird durch die Statistiken iderlegt. Es gibt keinen Aufschwung, der nicht mit eier besseren Situation auf den Gütermärkten unterlegt st. Der jetzige Aufschwung basiert auf einer besseren ituation auf den Gütermärkten. Das „Fummeln“ am ündigungsschutz, am Arbeitslosengeld II oder an den arifverträgen führt überhaupt nicht zum Aufschwung. s ist nun einmal so – das zeigen die aktuellen Zahlen –, ass der Aufschwung von den Gütermärkten und nicht om Arbeitsmarkt induziert wird. Deshalb muss man ales tun, damit der Aufschwung auf den Gütermärkten rhalten bleibt. Das geht nur durch die Stärkung des priaten Verbrauchs. Die Bundesregierung hat das offenichtlich nicht verstanden. Frau Bundeskanzlerin, Sie haben gesagt – – (Gespräch zwischen der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und der Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul auf der Regierungsbank)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Vielleicht sind Sie ja gerade dabei, die Ministerin zu
nterstützen; dann will ich gerne innehalten. Das wäre
icherlich etwas Gutes.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie haben gesagt, dass in Deutschland derjenige, der
rbeitet, mehr Geld zur Verfügung haben müsse als der-
enige, der nicht arbeitet. Sie handeln aber eklatant ge-
en diesen Grundsatz. Ihre Regierung sagt, sie wolle kei-
en gesetzlichen Mindestlohn. Das zeigt, dass Sie nicht
egriffen haben, was Sie hier vortragen.


(Beifall bei der LINKEN)


n der Praxis liegt der Mindestlohn – zumindest in Ost-
eutschland – bei 3 Euro. Sie sagen, dass derjenige, der
rbeitet, so viel verdienen müsse, dass ihm mehr Geld
ur Verfügung steht als demjenigen, der soziale Leistun-
en bezieht. Sie haben nicht verstanden, was das bedeu-
et. Wenn Sie das wollen, müssen Sie zumindest
ebenso wie andere europäische Staaten – einen ange-
essenen Mindestlohn einführen, damit sichergestellt

st, dass die fleißige Arbeit nicht schlechter entlohnt
ird als der Bezug von sozialen Leistungen. Das ist eine
imension des Mindestlohns, der Sie sich nähern soll-

en.

Frau Bundeskanzlerin, Sie haben zwar sehr schöne
orte gefunden, Sie wurden aber nicht konkret. Ich habe

en Eindruck, dass Sie nicht verstanden haben, was Sie
ier eigentlich vorgetragen haben.






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine

(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sie haben es nicht kapiert!)


Sie haben gesagt: Wir müssen die Zukunft sichern.
Was tun Sie aber für die Sicherung der Zukunft? Wer
klatscht denn nicht Beifall, wenn jemand hier sagt: „Wir
müssen die Zukunft gewinnen“? Es gibt zwei Zahlen,
die Sie widerlegen: Die öffentliche Investitionsquote
Deutschlands ist – das gilt auch für diesen Haushalt,
Herr Bundesfinanzminister – nur halb so hoch wie die
der europäischen Nachbarstaaten. Das ist schon seit vie-
len Jahren so. Wie soll dieser moderne Industriestaat
denn die Zukunft gewinnen, wenn Sie nur halb so viel
investieren wie die Konkurrenz? Wir brauchen mehr öf-
fentliche Investitionen. Dieses Versäumnis ist ein gravie-
render Fehler Ihrer Wirtschafts- und Finanzpolitik.


(Beifall bei der LINKEN)


Was nützt all das schöne Gerede über das Gewinnen
der Zukunft, wenn wir bei den Bildungs- und For-
schungsausgaben nach wie vor – das zeigt die OECD-
Statistik – weit zurückliegen? Sie offenbaren einen Wi-
derspruch: Sie haben hier zwar hehre Absichten verkün-
det, aber keinen Ansatz vorgetragen, wie dieses Land,
das eine französische Dichterin früher einmal „das Land
der Dichter und Denker“ nannte, auf dem Gebiet der zu-
kunftsentscheidenden Investitionen gewinnen kann.

Früher hatten wir einmal hervorragende Forscher und
ein Bildungssystem, das beispielhaft in der Welt war.
Diese Situation können wir aber nicht wieder erreichen,
wenn die öffentlichen Haushalte, insbesondere die der
Länder, weiterhin unterfinanziert sind und wir keinen
Weg aufzeigen, wie die Höhe der Bildungsausgaben an
das internationale Niveau angeglichen werden kann.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich möchte einige kurze Ausführungen dazu machen,
wie man den privaten Konsum unterstützen kann. Die
Situation der Haushalte, die durch die seit vielen Jahren
stagnierende Lohnentwicklung ohnehin schlecht ist,
wurde durch die Entwicklung der Energiepreise weiter
verschärft. Durch die Deregulierung der Energiemärkte
haben Sie wesentlich dazu beigetragen.

Mittlerweile müssen Haushalte bis zu mehrere Mo-
natsmieten aufbringen, um die höheren Energiepreise
bezahlen zu können. Deswegen wäre es eine erstrangige
Leistung, zu erreichen, dass die Energiepreise in
Deutschland nicht weiter so steigen können und dass auf
Monopolmärkten nicht weiter so abgezockt werden
kann, wie es derzeit geschieht.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir haben zwar gehört, Sie hätten irgendein Konzept
im Kopf, mit dem Sie in diesem Bereich etwas verän-
dern wollen. Aber wie sieht es denn aus, Frau Bundes-
kanzlerin? Haben Sie irgendeinen Ansatz, wie Sie die
steigenden Energiepreise in den Griff bekommen wol-
len? Mittlerweile haben einige Länderregierungen den
Vorwurf der Linken aufgegriffen, die schon mehrfach
vorgetragen hat, dass es ein Fehler war, die staatliche
Energiepreiskontrolle auslaufen zu lassen. Jawohl, bei
monopolartigen Märkten hat das Gerede über Marktwirt-

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(C (D chaft wenig Sinn. Dort muss es eine staatliche Energiereiskontrolle geben. Ich begrüße es, dass drei CDU-geührte Länder das jetzt erkannt haben, entsprechende nitiativen machen wollen und unseren Ansatz insoweit ufgreifen. Dasselbe gilt – damit bin ich wieder beim geschätzten undesfinanzminister – hinsichtlich der Entwicklung er Mietpreise. Sie beglücken die deutsche Öffentlicheit immer wieder mit der Absicht, die REITs auch in eutschland zuzulassen, also private Immobilienfonds, ie hohe Renditen erwirtschaften. Verehrter Herr Bunesfinanzminister, glauben Sie mir, die hohe Renditen ommen nicht vom lieben Gott. Sie kommen woanders er, nd zwar von den Mieterinnen und Mietern. Anders ist as nicht zu machen. Irgendjemand muss für diese hoen Renditen zahlen. Das heißt, Ihre Kritiker in der eigeen Fraktion und die ehemalige Ministerin Anke Fuchs aben völlig Recht, wenn sie sagen, dass die Einführung olcher Fonds nur dazu geeignet ist, die Mietpreise anteigen zu lassen, was insbesondere für sozial schwähere Schichten unakzeptabel ist. Wenn man also diese Kombination sieht – auf der eien Seite stagnierende Löhne, auf der anderen Seite steiende Energiepreise und steigende Mietpreise; alles verrsacht durch das Handeln dieser Regierung –, dann tellt sich tatsächlich die Frage, welche Vernunft der Areit dieser Regierung zugrunde liegt. Ein Letztes. Wenn ich jetzt wieder lese, dass zum . September gemeldet worden ist, dass die Zahl der junen Menschen, die noch keine Lehrstelle haben, weiter m Anstieg ist, dann komme ich zu dem Schluss, dass as ein eklatantes Versagen Ihrer Regierung ist. s hat doch keinen Sinn, über Zukunft zu reden, wenn ir dieses Problem nicht in den Griff bekommen. Nun mögen die Ansätze für Lösungen, die hier vorgeragen werden, natürlich da oder dort auf Einwendungen toßen. Die Lösung, eine Ausbildungsplatzabgabe einuführen – sie wurde jahrzehntelang in der SPD mit groen Mehrheiten befürwortet –, funktioniert ja beispielseise in der Bauwirtschaft und auch in den nordischen taaten. Warum sind wir nicht in der Lage, auch in eutschland eine solche Lösung zu finden? Ich plädiere m Namen meiner Fraktion nachhaltig für eine solche ösung. ch begrüße es ausdrücklich, dass ein Ministerpräsident er CDU, Herr Koch aus Hessen, sagt: Wenn die Situaion so eng ist, wie sie derzeit ist, dann braucht es ein öfentliches Programm zur Bereitstellung von Ausbilungsplätzen. Auch dieser Ansatz wird von unserer raktion nachhaltig unterstützt. Oskar Lafontaine Ich fasse zusammen. Die zwei Fragen, die ich aufgeworfen hatte, lauteten: Trägt die Außenund Sicherheitspolitik der Bundesregierung dazu bei, die Sicherheit in unserem Lande zu erhöhen? Trägt die Wirtschaftspolitik dazu bei, das Wachstum zu fördern und die Arbeitslosigkeit abzubauen? Ich komme zu dem Ergebnis, dass beide Fragen verneint werden müssen. (Widerspruch des Abg. Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU])


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


– Ich an Ihrer Stelle wäre hier sehr vorsichtig.

Die Außenpolitik erhöht in nicht verantwortbarer
Weise die Gefahr terroristischer Anschläge in Deutsch-
land.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: So ein Blödsinn!)


Und die Wirtschafts- und Finanzpolitik verschärft die
Ungleichheiten und ist nicht dazu geeignet, einen dauer-
haften Aufschwung zu initiieren, den wir brauchen, um
die Arbeitslosigkeit nachhaltig abzubauen.


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN – Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Meine Güte!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604600600

Nächster Redner ist der Vorsitzende der SPD-Frak-

tion, Dr. Peter Struck.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Peter Struck (SPD):
Rede ID: ID1604600700

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Herr Lafontaine, Sie haben eine
Rede gehalten, die ich für beschämend halte für das
Hohe Haus.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was die Außenpolitik angeht, will ich Ihnen klar sagen:
Wer solche außenpolitischen Positionen vertritt wie die,
die Sie gerade vorgetragen haben, darf niemals Verant-
wortung in der Bundesrepublik Deutschland erlangen.
Niemals!


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Entscheidende, Herr Lafontaine, ist doch nicht
die Frage, ob die Außen- und Sicherheitspolitik der Bun-
desregierung der Bundesrepublik Deutschland nutzt.
Das Entscheidende ist die Frage, ob die Außen- und Si-
cherheitspolitik der Bundesregierung der Welt nutzt. Das
tut sie zweifellos. Gehen Sie doch einmal nach Afgha-
nistan! Sie halten hier Reden über Afghanistan, waren
aber noch nie dort. Fragen Sie einmal die Mädchen in
Afghanistan, die endlich zur Schule gehen und studieren
dürfen, wem sie das zu verdanken haben! Das haben sie

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(C (D ns, der internationalen Staatengemeinschaft, zu verdanen, aber nicht solchen Sprüchemachern wie Ihnen. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Herr Lafontaine, wir kennen uns schon lange. Wir
aren sogar einmal über unsere politische Zusammenar-
eit hinaus befreundet; das ist bekannt. Aber ich halte es
ür unglaublich, was für eine politische Entwicklung Sie
enommen haben. Dafür habe ich überhaupt kein Ver-
tändnis.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Dieses Kompliment kann ich zurückgeben!)


Meine Damen und Herren, die Attentate von London,
adrid und Ankara und natürlich auch der 11. Septem-

er 2001 sind zu Synonymen für die Verletzbarkeit der
estlichen Demokratien durch Angriffe von Terroris-

en geworden. Kein Land der Welt ist, was diesen ver-
lendeten Terror verstockter Ideologen betrifft, eine In-
el der Seligen. Das wird man auch nicht, indem man
ich aus der Weltverantwortung völlig heraushält. Das zu
enken, ist ein grundsätzlicher Irrtum. Glauben Sie
enn, es bestünde in Deutschland keine Gefahr durch
errorismus, wenn es auf der Welt keine Bundeswehr
äbe? Glauben Sie das ernsthaft? Das kann doch nicht
ahr sein! Das ist absoluter Unsinn, Herr Lafontaine,
nd völlig bescheuert.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Schon damals, im Jahre 2001, haben Bund und Län-
er mit der Optimierung der Sicherheitsmaßnahmen
egonnen. Diese Maßnahmen sind von den Innenminis-
ern immer wieder angepasst worden, zuletzt in dieser

oche, und zwar durch Einführung der Antiterrordatei,
ls Reaktion auf die Kofferbombenattentate und andere
otenzielle Gefährdungen.

Selbst wenn man alles tut, um ein möglichst hohes
aß an Sicherheit herzustellen, muss eines gesagt wer-

en – darüber sollten wir uns alle im Klaren sein –: Eine
undertprozentige Sicherheit wird es in einer freiheitli-
hen Demokratie nie geben. Keine Antiterrordatei der
elt, keine Videokamera und keine Sammlung von Fin-

erabdrücken können hundertprozentigen Schutz ge-
ährleisten. Das dürfen wir den Bürgerinnen und Bür-
ern auch nicht vorgaukeln.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Richtig!)


Hundertprozentige Sicherheit vor zum Selbstmord
ntschlossenen Attentätern wäre nicht einmal zu ge-
ährleisten, wenn man die Prinzipien einer liberalen De-
okratie zugunsten derer eines Überwachungsstaates

ufgeben würde. Wir dürfen die freiheitlichen Prinzipien
nserer westlichen europäischen Demokratien im Kampf
egen diesen Terrorismus nicht opfern. Genau das ist
ämlich das Kalkül der Terroristen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
Wir müssen uns gegen das Klima von Angst und Hass
wehren, das sie schüren wollen.

Die Weltgemeinschaft hat den Kampf gegen den Ter-
ror im Herbst des Jahres 2001 aufgenommen. Für uns,
das Parlament, war es ein weit reichender und schwieri-
ger Schritt, die Bundeswehr nach Afghanistan zu schi-
cken. Ich erinnere mich – auch damals war ich Vorsit-
zender der SPD-Fraktion –, wie schwer wir uns in dieser
Debatte getan haben, alle anderen Fraktionen selbstver-
ständlich auch.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Alle!)


– Ja, alle.

Fünf Jahre später hat sich diese Entscheidung als
richtig erwiesen. Sie war notwendig, um die Kräfte zu
stärken, die nicht länger mit ansehen wollten, dass Af-
ghanistan weiterhin Brutstätte des internationalen Terro-
rismus bleibt. Diese Entscheidung war auch notwendig,
um den Aufbau zivilgesellschaftlicher und demokrati-
scher Strukturen in diesem Land zu sichern.

Der Einsatz unserer Soldaten in Afghanistan ist ge-
fährlich. Die Taliban sind auch nach fünf Jahren noch
längst nicht zerschlagen und al-Quaida ist nach wie vor
im Nachbarland Pakistan präsent. Eine Beendigung der
Mission ist nicht abzusehen. Deswegen wird der Bun-
destag dieses Mandat in den nächsten Wochen um ein
weiteres Jahr verlängern; dafür plädiere ich. Allerdings
bin ich dafür, meine Damen und Herren, das Mandat un-
verändert zu verlängern. Eine Ausweitung des deutschen
Einsatzgebietes auf den Süden des Landes lehne ich ab.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die Bundeswehr, die im Rahmen von ISAF das
größte Kontingent stellt, hat die Verantwortung für den
gesamten Norden übernommen. Für den Westen, den
Süden und den Osten sind jeweils andere NATO-Partner
verantwortlich. Das war die Vereinbarung. Dabei sollte
es auch bleiben.

Ich halte es übrigens für unerträglich, dass die PDS
behauptet – auch Herr Lafontaine hat das eben wieder
getan –, durch unseren Einsatz in Afghanistan würden
wir den Terror nach Deutschland holen.


(Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Das hat sogar Herr Beckstein gesagt! – Weiterer Zuruf von der LINKEN: So ist das aber!)


Die Damen und Herren Populisten sollten sich einmal
anschauen, welch verantwortungsvolle Arbeit unsere
Soldatinnen und Soldaten dort leisten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Sie sollten auch wissen: Das Recht auf Freiheit in unse-
rer Demokratie verteidigt man nicht dadurch, dass man
ungezügelte Angriffe auf die Grundfesten der Demokra-
tie zulässt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Ich habe übrigens genauso wenig Verständnis für die altung der FDP in der außenpolitischen Frage. Ich enke dabei an die Zeiten, in denen die FDP außenpoliisch große Verantwortung wahrgenommen hat, und alte es für einen schlechten Weg, den die FDP mit dem ein zu den Auslandseinsätzen gegangen ist. Über den ibanon werden wir noch reden. Ich glaube, dass sie sich icht auf dem richtigen Weg befindet. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Die meisten haben wir doch mitgemacht!)


ie Ablehnung der FDP beim Auslandseinsatz im
ongo, bei der Verlängerung des Mandats in Afghanis-

an und möglicherweise jetzt bei dem Mandat im Liba-
on ist falsch.


(Zurufe von der FDP: Nein!)


Eine Ablehnung würde uns im Kampf gegen den in-
ernationalen Terrorismus in der internationalen Ge-

einschaft isolieren. Sagten wir Nein, wäre Deutschland
soliert und spielte keine verantwortungsvolle Rolle in
uropa. Die Wahrnehmung einer verantwortungsvollen
olle wird von Deutschland allerdings erwartet.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ir sind außenpolitisch ein starkes Land in Europa.

Wir werden in den nächsten Tagen und möglicher-
eise auch Wochen – niemand weiß es genau; die Frau
undeskanzlerin hat soeben dargelegt, worüber im
ibanon entschieden werden muss – um Hilfe gebeten
erden. Die Vereinten Nationen bitten uns um Hilfe. Es
ar immer die Position der SPD, dass unter Obhut der
ereinten Nationen solche Mandate wahrgenommen
erden. Darüber hinaus bitten uns der Libanon und Is-

ael um Hilfe. Es wird in der Tat – das ist wahr – ein ro-
ustes Mandat, vermutlich wird es das robusteste wer-
en, das es für unsere Soldatinnen und Soldaten gibt.

Es soll ein Frieden stiftendes Mandat sein, das nach
en Kämpfen der vergangenen Wochen eine belastbare
affenruhe garantieren soll. Wir bieten Hilfe für diese
ission an, weil wir wissen, dass es von einem labilen
affenstillstand bis zu einer wirklichen Befriedung ein

ehr weiter Weg ist, der ohne die Unterstützung der
eltgemeinschaft nicht gelingen wird.

Meine Partei und Fraktion haben ausführlich über un-
ere Hilfe debattiert. Dabei ist die humanitäre Hilfe in
er Region vorrangig. Libanon wird wieder zu einem
artnerland unserer Entwicklungshilfe werden. Es
ommt auf den Wiederaufbau von Wohnungen und die
indämmung der Ölpest vor der libanesischen Küste an.
ir sind uns darüber im Klaren, dass ein militärischer
eitrag nur dann dauerhaft helfen kann, wenn ernsthaft
ach politischen Lösungen in Nahost gesucht wird. Ent-
cheidend wird die Lösung des israelisch-palästinensi-
chen Konfliktes sein. Ohne sie wird es keine Beruhi-
ung im Nahen Osten geben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat sich in
den letzten Wochen unermüdlich für Gespräche mit allen
Seiten eingesetzt. Wir danken ihm ausdrücklich für seine
Arbeit und unterstützen ihn nachhaltig.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Der Außenminister trägt mit seiner intensiven Diploma-
tie maßgeblich dazu bei, dass Deutschland als wichtiger
und vertrauensvoller Partner von allen Konfliktparteien
im Nahen Osten wahrgenommen wird.

Einige Kollegen aus meiner Fraktion haben in den
letzten Wochen Israel und Palästina, Libyen und Syrien
besucht. Sie sind mit der Erkenntnis zurückgekommen,
dass der Einsatz der Deutschen von allen Partnern ge-
wollt wird. Sie sind aber auch mit der Erkenntnis zu-
rückgekommen, dass die Nachbarn Israels Erwartungen
haben, die für das Gelingen des Friedensprozesses unab-
dingbar sind.

Entwicklungsministerin Heidi Wieczorek-Zeul hat
eine UN-Untersuchung des Einsatzes israelischer
Streumunition gefordert und ist dafür vom Zentralrat
der Juden kritisiert worden. Im Namen meiner Fraktion
weise ich diese Kritik zurück.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Eine Untersuchung kann für alle Seiten in der Krisenre-
gion von Nutzen sein. Israels Ministerpräsident Ehud
Olmert hat die große Freundschaft zwischen unseren
beiden Ländern hervorgehoben und gesagt, es gebe zur-
zeit keine Nation, die sich freundschaftlicher gegenüber
Israel verhalte. Das ist so und soll auch so bleiben, aber:
Freunde müssen auch wahrheitsgemäß miteinander um-
gehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Gerade Freunde!)


Die Lage im Nahen und Mittleren Osten ist beunruhi-
gend. Sie bereitet den Menschen hier Sorgen, weil wir
von ihren Auswirkungen unmittelbar betroffen sind. Die
Krisenregion ist drei Flugstunden von uns entfernt. Der
Irak kommt nicht zur Ruhe. Von Frieden ist dieses Land
weit entfernt, es ist zu einer Zufluchtsstätte für Terroris-
ten des al-Qaida-Netzwerks geworden. Fast täglich gibt
es dort Tod und neue Attentate. Meine Damen und Her-
ren, ich will an dieser Stelle noch einmal sagen: Die Ent-
scheidung der damaligen rot-grünen Bundesregierung,
diesen Krieg nicht zu befürworten, war und bleibt rich-
tig, zu jeder Zeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir sind in der Iranfrage – Sie haben das angespro-
chen, Frau Kanzlerin – strickt für Diplomatie und Ge-
spräch und schließen eine militärische Option aus; da
stimme ich Ihnen ausdrücklich zu.

Ich halte nichts davon, wenn immer öfter Begriffe wie
„gut“ und „böse“ Eingang in die internationale Debatte
finden. Eine solche Sicht ist fatal. Wenn ich im Gegen-
über nur das Böse erkennen will, kann ich nicht ernsthaft

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(C (D ösungen prüfen, kann ich keinen Ausgleich suchen. assen Sie es mich mit einem historischen Vergleich eutlich machen: Willy Brandt hat seine Entspannungsolitik nur entwickeln können, weil er die Kategorien on Gut und Böse der 50erund 60er-Jahre beiseite geegt und den zähen Dialog mit den Kommunisten geucht hat. Es war ein mühsamer, umstrittener, aber erolgreicher Weg. Mit Walter Scheel, selbstverständlich. – Seine Entpannungspolitik war gut für unser Land, für unsere achbarn und für Europa insgesamt. Nicht zuletzt Willy randts Verzicht/Walter Scheels Verzicht auf die damals wischen den Blöcken weit festgeschriebenen Kategoien von Gut und Böse verdanken wir, dass heute Feinde on gestern Partner und Freunde geworden sind. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Dirk Niebel [FDP]: Mit Scheel!)


Für den Nahen und Mittleren Osten heißt das nicht,
ass wir die Augen und Ohren vor unakzeptablen Hand-
ungen und Äußerungen verschließen. Wenn beispiels-
eise das Existenzrecht Israels geleugnet wird, wenn der
ntisemitismus darüber den deutschen Sumpf erreicht,

agen wir klipp und klar: Nein!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN)


nsere israelischen Freunde können sich auf uns verlas-
en; das will ich an dieser Stelle deutlich sagen, im Na-
en meiner Fraktion und auch der Koalition.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lassen Sie mich nur einige kurze Bemerkungen zum
rbeitsmarkt und zur Gesundheitspolitik machen, weil
edner meiner Fraktion auf diese Themen ausführlicher
ingehen werden.

Zum Arbeitsmarkt. Der Knoten ist geplatzt, eindeu-
ig. Deutschland ist im Aufschwung, die wirtschaftliche
ynamik gewinnt weiter an Fahrt. Nachdem die Wirt-

chaft gut in das laufende Jahr gestartet war, hat sich die
rholung im zweiten Quartal eindeutig fortgesetzt. Der
onjunkturfunke ist endlich vom Export auf die Binnen-
onjunktur übergesprungen, vor allem in der Bauwirt-
chaft; das haben Sie, Herr Lafontaine, zu Recht vorge-
ragen, korrekt diesmal – ausnahmsweise. Verstärkte
nvestitionen tragen zum Aufschwung bei.

Die Zahl der Arbeitslosen ist im August um
4 000 auf 4,3 Millionen gesunken. Seit Februar 2006
st die Zahl der Arbeitslosen von 5,0 auf 4,37 Millionen
esunken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Zahl
er Arbeitslosen um mehr als 400 000 gesunken. Die
ahl der Erwerbstätigen ist gestiegen: Im Vergleich zum
orjahreswert ergab sich im Juli eine Steigerung von
06 000 Erwerbstätigen. Das ist ermutigend, meine Da-
en und Herren, auch deshalb, weil sich die Entspan-

ung auf dem Arbeitsmarkt aus dem Zusammenspiel
on konjunktureller Entwicklung und dem Greifen ar-






(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
beitsmarktpolitischer Instrumente der Bundesregierung
ergibt.

Ganz sicher ist, dass das in Genshagen beschlossene
25-Milliarden-Euro-Wachstumsprogramm seine Wir-
kung jetzt entfaltet, langsam, aber sicher. Vor allem das
darin enthaltene CO2-Gebäudesanierungsprogramm ist
schon jetzt ein Erfolg auf ganzer Linie. Es wird bis 2009
ein Investitionsvolumen von 28 Milliarden Euro entwi-
ckeln. Bereits im letzten Monat, also im August, waren
die Mittel für dieses Jahr – für das ganze Jahr – bei der
Kreditanstalt für Wiederaufbau ausgeschöpft. Seit Früh-
jahr hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau im Bereich
der energetischen Gebäudesanierung ein Darlehensvolu-
men von 7 Milliarden Euro bewilligt. Das Programm hat
einen erheblichen Anteil an dem spürbaren Aufschwung
der Bauwirtschaft. Um diesen Erfolg nicht abzubremsen,
werden wir für dieses Jahr 350 Millionen Euro zusätz-
lich zur Verfügung stellen. Das belegt, dass das Gebäu-
desanierungsprogramm ein großer Renner ist, ein großer
Erfolg.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dass sich der Arbeitsmarkt entspannt, liegt aber auch
daran, dass die Vermittlung und die Betreuung des ein-
zelnen Arbeitslosen maßgeblich intensiviert worden
sind. In ihrer Breite greifen jetzt die Arbeitsmarkt-
reformen, die von der Regierung unter Gerhard
Schröder eingeleitet worden sind. Insofern profitiert die
große Koalition von diesen mutigen Reformschritten ih-
rer Vorgängerregierung, an der wir auch beteiligt waren,
wie man weiß.


(Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Los, CDU/CSU, Beifall! Das ist euer Partner!)


– Dass der Beifall des Koalitionspartners dafür etwas
verhalten ist, kann ich verstehen. Trotzdem ist es wahr.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: So wenig Unterstützung! Das ist skandalös!)


Ich bin mir sicher, dass wir diesen Weg mit Arbeits-
minister Franz Müntefering erfolgreich weitergehen
werden. Im Herbst wird er mit seinen Vorschlägen Ord-
nung in den Niedriglohnsektor bringen und damit auch
dem Arbeitsmarkt weitere Impulse geben. Wir sollten
diesen Bereich in Ruhe und gemeinsam angehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Es ist jetzt wichtiger, die Chancen wahrzunehmen, als
jetzt schon die Risiken zu beschreiben und das Vorhaben
nicht weiter zu verfolgen.

Ebenso wie die Kanzlerin möchte ich für meine Frak-
tion ein Wort zu den Überschüssen der Bundesagentur
sagen. Wir haben in der Koalition vereinbart, den Ar-
beitslosenversicherungsbeitrag zum 1. Januar 2007 um
zwei Punkte auf 4,5 Prozentpunkte zu senken. Ich unter-
stütze Franz Müntefering bei seiner Forderung, es dabei
zu belassen, und warne davor, zum jetzigen Zeitpunkt
eine weitere Absenkungsdebatte zu führen.

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(C (D eder weiß doch, dass sich der erwartete Überschuss der undesagentur zu einem Drittel aus einem Einmaleffekt rgibt, dass dieser Effekt in den nächsten Jahren nicht ieder auftreten wird und dass wir für die Absenkung es Arbeitslosenversicherungsbeitrags allein von der gentur rund 7 Milliarden Euro erwarten. Das heißt, wir önnen nicht über weiteres Geld verfügen, weil es nicht orhanden ist. Lassen Sie uns die Entwicklung in Ruhe abwarten. egen wir das Thema auf Wiedervorlage für das nächste rühjahr, bis wir einen Überblick darüber haben, wie ich die Finanzen der Bundesagentur gestalten. Auch ier sollten wir es halten, wie es in der Koalition eigentich immer gelten sollte: Solidität vor Schnelligkeit. Zu zwei Punkten möchte ich noch etwas sagen, nämich zur Gesundheitsreform und zur Unternehmensteuereform. Es war ein schwieriges Unterfangen, die Eckunkte für die Gesundheitsreform zu vereinbaren. Die xpertinnen und Experten und auch die so genannten pitzenkreise haben lange darüber beraten. Es ist jetzt ine Vereinbarung über die Eckpunkte der Gesundheitseform beschlossen worden. Die SPD-Bundestagsfrakion wird diese Eckpunkte einhalten. Ich erwarte das von er anderen Koalitionsfraktion natürlich auch. Es macht etzt also keinen Sinn, die vereinbarten Eckpunkte an inzelnen Stellen jeweils von der einen oder anderen eite infrage zu stellen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


Es ist auch klar, dass diese Eckpunkte auf heftigen
iderstand fast aller stoßen. Das war uns aber bereits

orher klar, als wir die Debatte begonnen haben. Wer un-
er Gesundheitssystem in Deutschland erhalten will – es
st das beste Gesundheitssystem der Welt, weil durch
ieses System dafür gesorgt wird, dass jeder, ob Arm
der Reich, ob Alt oder Jung, die gesundheitliche Ver-
orgung erhält, die er benötigt –, der muss das System
eformieren. Es kann nicht sein, dass die Krankenversi-
herungsbeiträge immer weiter steigen und dass für viele
inge immer mehr Geld ausgegeben wird, von dem wir

us strukturellen Gründen eine ganze Menge sparen
önnten.

Weil wir hier im Bundestag zum ersten Mal über die
ckpunkte reden, will ich für meine Fraktion sagen: Ich
ätte mir bei manchen Punkten natürlich mehr Entge-
enkommen vom Koalitionspartner gewünscht, zum
eispiel bei der Einbeziehung der privaten Krankenver-

icherung, den Strukturänderungen und vielen anderen
ingen. Ich weiß, dass es vergebliche Liebesmüh ist, das

nzusprechen, ich denke aber nicht, dass wir in Deutsch-
and 250 oder 260 Krankenkassen brauchen. Das muss
icht sein.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU])


Es war aber nicht zu erreichen, dass an diesen Punk-
en etwas geändert wird. Ich stehe zu den Eckpunkten.
s geht jetzt um die Formulierung des Gesetzentwurfes.






(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
Ich gehe davon aus, dass wir damit Ende September/An-
fang Oktober beginnen werden. Wir alle gemeinsam
müssen damit rechnen – das ist so; den Experten muss
ich das nicht erklären –, dass es nach wie vor Widerstand
dagegen geben wird.

Aber Politik kann nicht darin bestehen, dass man einer
großen Zeitung mit großen Buchstaben folgt oder die In-
teressen irgendeiner Lobbyistengruppe bedient, sondern
dass man das macht, was man für richtig hält. Das wer-
den wir bei der Gesundheitsreform tun.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Die Kollegin Elke Ferner, die für uns verhandelt, wird
dazu noch nähere Ausführungen machen.

Ein letztes Wort zur Unternehmensteuerreform. Es
ist wahr, dass unsere nominalen Sätze zu hoch sind. Die
Kanzlerin und auch der Finanzminister haben Recht,
wenn sie sagen, dass sie im europäischen Vergleich ein-
deutig einen Wettbewerbsnachteil darstellen. Diesen
Wettbewerbsnachteil werden wir zu beseitigen versu-
chen. Aber für mich ist auch klar, dass wir als Staat mit-
telfristig nicht auf Milliarden von Steuereinnahmen ver-
zichten können. Wir haben angesichts der Aufgaben, die
anstehen, nichts zu verschenken.


(Beifall bei der SPD)


Das heißt, eine Lösung muss mittelfristig aufkom-
mensneutral sein. Mittelfristig aufkommensneutral heißt
nach meiner Auffassung auch – ich richte mich „to
whom it may concern“, nicht an meine Fraktion, aber
vielleicht an eine andere –, dass wir die Verbreiterung
der Bemessungsgrundlage im Zusammenhang mit der
Unternehmensteuer durchsetzen müssen.


(Beifall bei der SPD)


Darüber haben wir geredet. Das werden schwierige
Verhandlungen werden. Aber wozu ist dann Politik da?
Wenn alles so einfach wäre, dann könnten es auch an-
dere machen. Aber wir machen es besser. Wir machen
unsere Arbeit weiter. Deutschland kann sich auf die SPD
verlassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU]: Und auf die Union! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Auf uns auch! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: „Deutschland kann sich auf die SPD verlassen“ und Kauder klatscht!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604600800

Für die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen

spricht nun deren Vorsitzender Fritz Kuhn.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604600900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

möchte mit der Außenpolitik beginnen und für meine
Fraktion klar sagen, dass wir in der Frage von Auslands-
einsätzen der Bundeswehr weder in einer Position des
pauschalen Jas noch in einer Position des pauschalen
Neins sind und jemals sein werden. Es kommt auf die
genaue Prüfung der einzelnen Umstände an. Deswegen

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(C (D abe ich, Herr Westerwelle, Ihren Weg und auch den von errn Lafontaine in den letzten Wochen nie nachvollzieen können. Herr Lafontaine, eines ist erstaunlich: Die deutsche icherheit wird doch nicht mehr wie in den 60erund 0er-Jahren an der deutschen Grenze verteidigt. Ob im ahen Osten eines Tages Frieden sein kann oder ob dort rieg herrscht oder ob in einem „Failing State“ wie ongo die Menschenrechte verletzt werden und der Ter or gedeiht, ist eine Frage auch unserer Sicherheit. Ich inde, hier vertreten Sie einen sehr rückwärts gewandten, er heute globalisierten Realität nicht gerecht werdenden egriff von Sicherheit. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir werden deswegen, Frau Merkel, genau hin-
chauen, was Sie aus der Anfrage der Libanesen in New
ork und der Bitte um Hilfe in Ihrem Kabinettsbeschluss
achen. Die Aufteilung in eine Zone, in der auf See nur

ie Libanesen kontrollieren, und eine andere Zone, in
er auch die Deutschen tätig werden sollen, macht es
icht einfacher, zuzustimmen. Da kommt es wirklich
ufs Detail an; das will ich klar sagen. Aber alle, die
ein sagen, müssen wissen, dass wir allmählich in eine
ituation geraten, bei der der deutsche Einsatz direkt mit
er Frage verbunden ist, ob und wie schnell die Israelis
ie Seeblockade aufheben werden, was für den Wieder-
ufbau und die humanitäre Hilfe, die im Libanon so
ringend notwendig sind, außerordentlich relevant ist.
iese Abwägung müssen wir alle zusammen vornehmen
nd wir werden uns nach bestem Wissen und Gewissen
ntscheiden.

Frau Bundeskanzlerin, Sie haben richtigerweise ge-
agt: Diskutiert nicht nur über Militäreinsätze, sondern
ragt nach dem politischen Rahmen, den ein Militärein-
atz notwendiger- und sinnvollerweise haben muss. –
arin wollen wir Sie ausdrücklich unterstützen. Aber
ir wollen in Zukunft konkretere Angaben, als dies in
er Vergangenheit und auch heute in Ihrer Rede der Fall
ewesen ist.

Ich glaube, dass Sie noch immer Schwierigkeiten ha-
en, die ganze Situation im Nahen Osten von der Ver-
angenheit her zu analysieren; denn Sie waren davon
berzeugt, dass die Haltung der rot-grünen Regierung
nter Schröder und Fischer, den Irakkrieg abzulehnen,
öllig falsch war. An diesen Punkt müssen Sie zurückge-
en, wenn Sie die heutige Situation beschreiben: Es gibt
icht mehr Sicherheit in der Region, sondern die Situa-
ion ist, wie von uns vorausgesagt, extrem instabil. Es
errscht Bürgerkrieg. Es ist sehr schwierig, in dieser Re-
ion zu einer friedlichen Lösung zu kommen.

Jetzt kommt der für mich wichtige Punkt: Ich ver-
ange von der deutschen Bundesregierung – und zwar
icht nur vom Außenminister, sondern auch von der
undeskanzlerin – ein klares Konzept für die friedliche
ntwicklung im Nahen Osten und vor allem für den
öglichen deutschen und europäischen Beitrag dazu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Fritz Kuhn
Ich habe nichts dagegen, wenn Sie gute Beziehungen
zum amerikanischen Präsidenten haben. Aber Sie müs-
sen – darauf kommt es an – diese jetzt auch in die rich-
tige Richtung umsetzen. Das heißt beim Iran, dass man
nur dann mit Sanktionen drohen kann, wenn man auch
bereit ist, die Sanktionen zu verhängen, und wenn man
die gestellten Ultimaten richtig begründet und es zeitlich
richtig befristet hat. Das heißt, dass Sie das Wahrneh-
mungsmuster, das bei Bush und noch stärker bei seinem
Verteidigungsminister vorherrscht – nämlich dass jedes
Problem auf der Welt irgendwie mit der Jagd gegen al-
Qaida-Terroristen in Verbindung steht –, brechen müs-
sen. Sie werden der Realität in Palästina bzw. zwischen
Palästinensern und Israelis nicht gerecht, wenn Sie sie
nur in Bezug auf den internationalen Terrorismus sehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie werden auch dem Hisbollah-Konflikt im Liba-
non nicht gerecht, wenn Sie ihn nur im Zusammenhang
mit dem Kampf gegen al-Qaida sehen. Eine politische
Lösung heißt, dass Sie die Konflikte zwischen Syrien
und Israel wie auch zwischen Syrien und dem Libanon
Schritt für Schritt konstruktiv angehen müssen. Sie müs-
sen darauf achten, dass es wirklich zur Zweistaatlichkeit
kommt. Dabei kommt es sehr auf die Amerikaner an.
Unsere Empfehlung ist, dass Sie diese Beziehungen
nicht nur in Ihrem Wahlkreis in Mecklenburg-Vorpom-
mern für Sommeraktivitäten nutzen, sondern wirklich
darauf drängen, dass mehr getan und verstärkt Druck zu-
gunsten von politischen Lösungen ausgeübt wird.

Dass die Rolle der EU gestärkt wird, ist die entschei-
dende Aufgabe, die Ihnen beim Vorsitz der EU-Ratsprä-
sidentschaft im nächsten Jahr zukommt. Dabei erwarten
wir Konzeptionen statt wie bisher nur allgemeine Ab-
sichtserklärungen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte noch etwas zur aktuellen Situation anmer-
ken. Das Auftreten und Agieren des Verteidigungs-
ministers hat uns sehr gestört. In einer Situation – das
war schon im Zusammenhang mit dem Kongo der Fall –,
in der Ruhe, Klarheit, Besonnenheit und Reflexion statt
Geschwätzigkeit gefragt waren, ist der Verteidigungsmi-
nister wie die größte Plaudertasche der Republik aufge-
treten. Das hat immer wieder zu neuen Verunsicherun-
gen geführt und auch unseren Soldaten geschadet, die
sich eine klare Orientierung wünschen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der frühe Jung erinnert mich an den späten
Scharping. Sie sollten aufpassen, dass es in der kriti-
schen Situation, die wir heute haben, nicht so weitergeht
wie in den vergangenen Wochen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht dass er am Ende auch noch baden geht!)


Ich möchte jetzt zur innenpolitischen Situation kom-
men, Frau Merkel. Übrigens ist Ihre Redestruktur nicht
nachhaltig.

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(C (D (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Rede auch nicht!)


ch will das einmal darstellen. In der Regierungserklä-
ung war das große, strukturprägende Motto „Mehr Frei-
eit wagen“. Heute ist davon nicht mehr die Rede.

Es ist noch nicht lange her, als Sie öffentlich vom
Sanierungsfall Deutschland“ gesprochen haben. Jetzt
erfen Sie der Opposition vor, wir würden alles

chlechtreden. Das ist ein starkes Stück. Nach dem, was
ie von der Union in den letzten sieben Jahren über
eutschland gesagt haben, sollten Sie besser nicht von
chlechtreden sprechen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich will Ihnen erläutern, wie wir die Situation sehen.
ie Konjunktur hat sich stark gebessert, aber
Lafontaine hat damit Recht – noch nicht wirklich in
ezug auf den Binnenmarkt. Wir haben große Sorge,
ass mit der Mehrwertsteuererhöhung im nächsten Ja-
uar diese Verbesserungen wieder geschliffen und ge-
ährdet werden.

In der gegenwärtigen Situation, die positiv ist und in
er sichtbar wird, dass die Agenda 2010 inzwischen an
er einen oder anderen Stelle greift, gibt es eine Anfor-
erung an die Regierung, nämlich klug und vernünftig
eiter zu reformieren und den Menschen im Land zu er-
lären, was sie als Nächstes machen will. Unser Vorwurf
n Sie ist, dass Sie genau das nicht tun.

Lassen Sie mich dafür Beispiele anführen. Das sind
unächst einmal die Eckpunkte – das Wort Eckpunkte
ird sicherlich auch noch mit einer neuen Bedeutung in
en deutschen Sprachschatz eingehen –: Nach wochen-
angen gemeinsamen Diskussionen beschließen Sie nach
iner Nachtsitzung Eckpunkte, die Sie müde und lä-
helnd vor den Kameras verkünden. Die Eckpunkte sind
ber solcher Art, dass sich schon ein Tag später niemand
ehr in Ihrer großen Koalition daran hält oder sie für ir-

endwie relevant hält.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


as war bei der Gesundheitsreform der Fall und ist auch
ei der Unternehmensteuerreform nicht anders. Frau
erkel, das, was Sie und die große Koalition machen, ist

icht kluges Reformieren, sondern organisierte Verunsi-
herung. Ich will es mit einem Bild sagen. Sie lassen
icht wie Klinsmann erfrischenden Angriffsfußball spie-
en, sondern spielen Querpässe und Rückpässe oder
auen den Ball ins Aus. Gelegentlich gibt es auch ein
igentor wie beim Gesundheitsfonds, an den niemand
ehr in der Regierung glaubt. Ich kenne niemanden, der

agt: Der Gesundheitsfonds ist toll. Ich habe noch keinen
ollegen getroffen, der dies zu Protokoll gegeben hat.
lle sagen vielmehr draußen in der Kantine: Das ist der
rößte Mist, den es jemals gegeben hat. Aber das müssen
ir vielleicht machen, weil sonst alles noch viel schwie-

iger wird. – So können Sie den Aufschwung nicht vo-
anbringen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Fritz Kuhn
Ich möchte konstruktive Vorschläge machen, was zu
tun ist; denn Herumjammern ist nicht Sache der Grü-
nen. Als Erstes sollten Sie darüber nachdenken, ob Sie
bei der Stabilisierung der Konjunktur den richtigen Weg
gehen oder vielleicht etwas anders machen müssen.
Aufgrund der politischen Zwänge können Sie die ange-
kündigte 3-prozentige Anhebung der Mehrwertsteuer
nicht mehr zurücknehmen. Übrigens sollten Sie Stur-
heit nicht mit Entschlossenheit verwechseln, Herr
Steinbrück. Die Steuereinnahmen des Staates haben sich
schließlich massiv verbessert. Aber warum, Frau
Merkel, strecken Sie die geplante 3-prozentige Anhe-
bung nicht auf drei Jahre?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Weil das alles Blödsinn ist! Das sollten Sie eigentlich wissen!)


Das Konjunkturrisiko würde dadurch deutlich gesenkt.
Warum verwenden Sie die Einnahmen aus der Mehr-
wertsteuererhöhung nicht konsequent zur Senkung der
Lohnnebenkosten? Sie wollen stattdessen die Senkung
der Lohnnebenkosten mit dem Aufkommen aus nur ei-
nem Mehrwertsteuerpunkt finanzieren. Das Aufkommen
aus zwei Mehrwertsteuerpunkten wollen Sie zum Stop-
fen von Haushaltslöchern verwenden. Diese Frage ist
nicht sauber beantwortet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Sie mit Vertretern von Firmen und insbeson-
dere mit Vertretern von kleinen Handwerksbetrieben
sprechen, dann sehen Sie doch, was los ist. Die Auf-
tragsbücher sind jetzt voll. Aber alle Auftraggeber beste-
hen darauf, dass die Renovierungen noch 2006 abgewi-
ckelt werden und dass auch die Rechnungen im gleichen
Jahr gestellt werden. Für 2007 haben die Firmen bislang
keinen einzigen Auftrag. Ein Wirtschaftsminister, der
seinen Namen verdient, muss darauf reagieren und etwas
für die konjunkturelle Entwicklung in der Bundesrepu-
blik Deutschland tun. Aber Wegtauchen, wie es bei
Herrn Glos die Regel ist, hilft uns nicht mehr weiter.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Merkel, eine Senkung der Lohnnebenkosten
werden Sie nicht erreichen. Hier gehe ich jede Wette ein,
egal was Sie einzusetzen bereit sind; denn der Renten-
versicherungsbeitrag wird voraussichtlich um 0,4 Pro-
zentpunkte steigen. Der Beitragssatz in der Krankenver-
sicherung wird sich wahrscheinlich um mehr als
1 Prozentpunkt erhöhen. Auch in der Pflegeversicherung
besteht das Risiko von Beitragssatzanhebungen. Sie
können sich das Ziel abschminken, die Lohnnebenkos-
ten auf unter 40 Prozent zu senken. Dafür ist Ihre Politik
zu inkonsequent. Ich fordere noch einmal, das Aufkom-
men aus der 3-prozentigen Mehrwertsteuererhöhung
konsequent zur Senkung der Lohnnebenkosten einzuset-
zen, vielleicht nach dem von uns vorgeschlagenen Pro-
gressivmodell, das eine stärkere Senkung der Lohnne-
benkosten bei den unteren Einkommensgrößen vorsieht.
Das brächte viel mehr Arbeit aus der Schwarzarbeit in
den legalen Erwerbsarbeitssektor. Das ist die Hauptauf-
gabenstellung, vor der Sie stehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



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(C (D Was der Finanzminister Steinbrück vorgelegt hat, ist darüber haben Sie in Ihrer Rede elegant hinweggese en – kein Konsolidierungshaushalt. Wer 20 Milliaren Steuereinnahmen zusätzlich hat, die Nettokreditaufahme aber nur um 16 Milliarden Euro senkt, der kann ns nicht weismachen, dass er gerade konsolidiert. Das un Sie in der Tat nicht. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist doch Blödsinn! Sie beherrschen noch nicht einmal die Grundrechenarten!)


chauen Sie sich einmal die Finanzplanung an! Daraus
eht hervor, dass Sie in den Folgejahren die jährliche
ettokreditaufnahme um 500 Millionen Euro senken
ollen. Weil heute „Nachhaltigkeit“ Ihr Lieblingswort

st: Mit der von Ihnen betriebenen nachhaltigen Politik
erden wir im Jahre 2051 einen ausgeglichenen Haus-
alt haben. Großartig! Das soll nach Auffassung der gro-
en Koalition nachhaltige Politik sein. Ausgerechnet
051, wenn wir schon lange die größten demografischen
robleme haben werden, wollen Sie einen ausgegliche-
en Haushalt vorlegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir müssen stattdessen mehr einsparen. Wir unter-
tützen ausdrücklich den Vorschlag, dass zusätzliche
teuereinnahmen zur Einsparung verwendet werden.
ir müssen das Thema Subventionsabbau wieder in der
reite angehen. Wir müssen zudem eine antizyklische
aushaltspolitik systematisch betreiben. Das heißt, dass
ir in Zeiten, in denen die Konjunktur gut läuft, mehr

paren als in Zeiten, in denen sie schlecht läuft; denn in
en schlechten Zeiten müssen wir mehr investieren. Sa-
en Sie klipp und klar – bislang ging es hin und her –,
ass die Unternehmensteuerreform aufkommensneu-
ral sein muss. Wenn Sie es bei der Frage der Finanzneu-
ralität, also der Gleichbehandlung von Fremdfinanzie-
ung und Eigenkapitalfinanzierung, ablehnen, die Zinsen
inzubeziehen, über die die großen Gewinne ins Ausland
ransferiert werden, dann müssen Sie sagen, was Sie
tattdessen machen wollen. Gegenwärtig sind wir in fol-
endem Spiel: Einer schlägt etwas vor, die anderen leh-
en es ab. Dann passiert gar nichts und das Problem ist
icht gelöst. Ich sage noch einmal: Es werden Milliar-
engewinne im Ausland erzielt, die hier nicht versteuert
erden. Dieses Verfahren muss geändert werden. Das ist
rganisierter Betrug am deutschen Steuerzahler, der mit
em Bündnis 90/Die Grünen nicht zu machen ist. Darauf
aben Sie, Frau Merkel, heute keine Antwort gegeben.
ch finde aber, Sie sollten das tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich will einen dritten Vorschlag machen, und zwar
um Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit wird bei denen
bgebaut, die nur kurz arbeitslos sind. Das ist gut, aber
en Langzeitarbeitslosen ist noch nicht wirklich gehol-
en. Da nützt auch das ganze Gerede von den Leistungs-
ereiten nicht. Die Menschen wollen arbeiten, aber sie
önnen es aufgrund der langen Arbeitslosigkeit bislang
icht tun. Wir sagen, dass wir für diese Menschen ge-
ielte neue Programme und gezielter eingesetzte Förder-
ittel als in der Vergangenheit brauchen. Herr






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn
Müntefering will Arbeitslose ab 50 Jahren besser för-
dern. Ich sage, das muss für alle gelten. Das 50-Plus-
Programm hat einen Grundfehler: Es wird so getan, als
sei die Wirtschaft nicht mehr dafür verantwortlich, Men-
schen ab 50 einzustellen, und als müsse daher der Staat
einspringen. Das ist eine völlig falsche Grundkonstruk-
tion. Wir vom Deutschen Bundestag müssen verlangen,
dass Beschäftigte aller Altersgruppen das Anrecht ha-
ben, auf dem normalen Erwerbsarbeitsmarkt eingestellt
zu werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage Ihnen, Frau Merkel: Das Fördern kommt zu
kurz. Der Fördertitel bei der Bundesagentur für Arbeit
ist die Sparkasse und er wird nicht extensiv dazu ver-
wendet, Menschen, die lange arbeitslos waren, eine neue
Chance zu geben. Deswegen will ich mehr fördern. Nur
dann ist das Fordern legitim. Das Paket der Hartz-
Gesetze umfasste ja die Kombination von beidem.
Übrigens ist der Vorschlag von Herrn Koch, jetzt, da
50 000 Jugendliche noch keine Lehrstelle haben, aus
den Überschüssen in Sonderprogrammen für diese etwas
zu tun, nicht so schlecht. Wir halten den für richtig. Sie
haben ihn weggebissen, weil er parteischematisch nicht
in das passt, was Ihnen gerade konveniert, aber es ist
doch richtig, den Jugendlichen jetzt eine Chance zu ge-
ben. Sie haben in Ihrer Rede keine Antwort auf die
50 000 Jugendlichen ohne Lehrstelle geliefert. Es gibt
aber eine Antwort auf die Frage, was zu tun ist. Sie kön-
nen den Streit einstellen. Es würde 600 Millionen Euro
kosten. Sie brauchen nicht vier Monate lang zu diskutie-
ren. Wir hätten vielmehr damit die Möglichkeit geschaf-
fen, dass jeder Jugendliche eine Chance auf eine Lehr-
stelle oder eine weitere Qualifikation hat. Das wäre eine
gute, konkrete Antwort einer Bundeskanzlerin gewesen
und nicht nur eine allgemeine.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich will etwas zur Gesundheitspolitik sagen. Frau
Merkel, ich kann Ihnen den Vorwurf nicht ersparen – da
hilft auch das Getuschel mit der Justizministerin nichts –,
dass Sie hier reinen Murks auf den Tisch gelegt haben.
Kein vernünftiger Mensch käme auf die Idee, einen
Gesundheitsfonds mit kleiner Kopfpauschale einzurich-
ten, wenn er nicht das technokratische Problem hätte, er
solle eine Bürgerversicherung und eine Kopfpauschale
irgendwie zu einem schwankenden arithmetischen Kom-
promiss führen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Er hat es noch nicht begriffen!)


– Sie haben es begriffen. Lassen Sie es doch patentieren,
wenn Sie es begriffen haben!


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr guter Vorschlag!)


Es ist doch Unsinn, was Sie dazwischenrufen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie bauen ein bürokratisches Monster auf, Sie lösen kein
Problem, die Beiträge steigen, Sie schaffen nicht mehr
Wettbewerb im Gesundheitssystem, Sie tun nichts für

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(C (D rävention und dann sagen Sie, wir hätten es nicht beriffen. Zeigen Sie mir den, der in Ihrer Koalition für en Gesundheitsfonds ist! Zeigen Sie mir die Schnittenge, die besteht! Ich kann nur sagen: Unser heutiges Gesundheitssysem ist schlecht, weil es den Wettbewerb nicht fördert nd weil es nicht effektiv ist. Es hat ein Qualitätsprolem. Die letzten Milliarden, die wir hineinstecken, fühen nicht zu einer Steigerung der gesundheitlichen Wohlahrt. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Unterstützen Sie uns doch bei der Lösung! – Ilse Aigner [CDU/CSU]: Was wollen Sie eigentlich?)


as Sie machen, ist nichts anderes als eine Verschlimm-
esserung. Sie machen es noch schlechter. Deswegen
age ich Ihnen klipp und klar: Lassen Sie den Gesund-
eitsfonds! Das ist Murks. Verfolgen Sie das Projekt
icht weiter! Kümmern Sie sich um die Wettbewerbs-
eite und um die Prävention! Machen Sie das Gesund-
eitssystem qualitativ besser! Sie müssen eigentlich ab-
ickeln. Alle merken, dass die große Koalition dieses
hema nicht verlupft. Sie machen Murks. Ich finde, dass
icht nur wir in diesem Hause, sondern in erster Linie
ie Bevölkerung dieses nicht verdient haben. Also stel-
en Sie das ein!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: „Murks“ war eine gute Zusammenfassung Ihrer Rede!)


Ich möchte einen weiteren Punkt ansprechen. Frau
erkel, eigentlich fehlt Ihrer Politik ein vernünftiges

iel. Eine große Frage – Sie waren einmal Umwelt-
inisterin – interessiert Sie gar nicht. Die ganze Welt

iskutiert über die Klimaschäden, über die globale Er-
ärmung und über die Notwendigkeit, viel mehr zu tun,

ls in Kioto festgelegt wurde, Stichwort „Erreichung der
ioto-plus-Ziele“. In Ihren Grundsatzreden, auch auf Ih-

em Strategiekongress spielte dieses Thema überhaupt
eine Rolle.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was hat denn der Trittin eigentlich dazu beigetragen?)


ch sage Ihnen: Die deutsche Politik, die Technologiepo-
itik, die Wirtschaftspolitik, die Ordnungspolitik, sollte
ich diesem zentralen Thema widmen; sie sollte es zu ei-
er Art Leitplanke machen. Ich fordere Sie eindringlich
azu auf.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zu all dem gehört auch, dass wir mehr für den Wett-
ewerb tun. Dieser Regierung ist der ordnungspolitische
ompass in der Marktwirtschaft vollständig verloren ge-
angen. Es tut mir wirklich Leid, dass ich Ihnen das sa-
en muss; das kann ich Ihnen nicht ersparen. Ihre Vor-
chläge, im Bereich des Stromnetzes mehr Wettbewerb
erbeizuführen, wurden bislang nicht gehört. Bei der Te-
ekommunikation – Stichwort „Hochgeschwindigkeits-
etz“ – haben Sie versagt, weil Sie im Bundesrat wieder
ine dreijährige Sonderregelung für die Telekom in






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn
Anspruch genommen haben. Was Sie vorhatten, hat
nicht funktioniert.


(Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin: Es stimmt nicht!)


– Da brauchen Sie nicht den Kopf zu schütteln.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Werfen Sie mal Ihren Referenten raus, der Ihnen so etwas aufschreibt!)


Jetzt komme ich zu einem aktuellen Thema, nämlich
zum Thema Bahn. Wir stehen vor einer entscheidenden
Frage, nämlich dem Börsengang. Frau Merkel, Sie ha-
ben sich bisher nicht – auch in dieser Diskussion nicht –
dazu geäußert, was Sie wirklich wollen. Ich sage Ihnen:
Mehr Verkehr auf der Schiene ist nur möglich, wenn es
insgesamt mehr Wettbewerb im Bahnsektor gibt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deswegen ist ein integriertes Modell vollkommen falsch
und vollkommen verkehrt.

Übrigens, die sich abzeichnende Lösung „kleines
Eigentumsmodell“ – der Bund überträgt der Bahn
30 Jahre lang vertraglich volle Nutzungsrechte bei der
Bewirtschaftung des Netzes – ist natürlich nichts ande-
res. Da soll sich die SPD nichts vormachen. Wenn man
die Bahn für 30 Jahre beauftragt, dieses Netz zu betrei-
ben, dann wird sich beim Wettbewerb nichts ändern. Ich
fordere Sie auf, hier zu einem echten Trennungsmodell
zu kommen. Kollege Struck, ich verstehe übrigens über-
haupt nicht, warum Sie sich von der Bahngewerkschaft
und deren politischer Streikdrohung so beeindrucken
lassen, dass Sie von dem, was Ihre Verkehrspolitiker for-
muliert haben, abrücken.

Frau Merkel, im Klartext: Eine gute marktwirtschaft-
liche Ordnungspolitik sorgt auf allen Ebenen, also auch
bei den Apotheken, für mehr Wettbewerb und sie ver-
steckt sich nicht hinter den Lobbys, die für die Aufrecht-
erhaltung des Bestehenden kämpfen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was den Immobilienstreit bei der Bahn angeht, will
ich hier eine klare Ansage an den Verkehrsminister ma-
chen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der fürchtet sich schon!)


Sie haben in der Haushaltsausschusssondersitzung nicht
richtig aufgeklärt. Immobilien, die eigentlich zum Be-
reich Bahnnetz gehören, sind falsch zugeordnet worden.
Eine falsche Zuordnung hätte auch für den Bund gravie-
rende Auswirkungen. Wenn Sie dies nicht bis nächste
Woche aufklären, dann werden wir in der übernächsten
Woche einen Untersuchungsausschuss beantragen; denn
das Parlament darf sich durch Ihr organisiertes Verne-
beln bei solchen Punkten nicht länger an der Nase he-
rumführen lassen. Ich sage klipp und klar: Wenn sich das
nicht ändert, dann wird es einen Untersuchungsaus-
schuss geben. Es liegt an Ihnen, ob sich zeigt, dass er nö-
tig ist oder nicht.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Frau Merkel, das, was Sie zum Verbraucherschutz
esagt haben, war nicht komplex genug. Wir finden die
olitik, die die Bayern da gemacht haben, schlicht zum
otzen; das darf man bei diesem Thema wohl so sagen.

Jetzt kommt plötzlich der Herr Seehofer und sagt:
as Verbraucherinformationsgesetz muss jetzt her; das

st wunderbar und löst alle Probleme. Die Union und die
DP haben einen entsprechenden grünen Gesetzentwurf
er ging übrigens weiter als der, den Seehofer mittler-
eile vorgelegt hat – im Bundesrat vier Jahre lang blo-

kiert und kaputtgemacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ätten sie dies nicht getan, wären wir jetzt schon weiter
nd das, was in Bayern insgesamt geschehen ist, wäre
icht möglich gewesen.

Ich kann zu Seehofer nur sagen: Herr Seehofer, man
at Ihnen angemerkt, dass Sie der Verbraucherschutz gar
icht interessiert. Ich finde, dass wir keinen Verbrau-
herschutzminister brauchen, der Gesundheitsminister
ein will; vielmehr muss er das, was seiner Aufgaben-
tellung entspricht, wirklich mit Herz und Verstand tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Für die Kinderpolitik, Frau Merkel, gilt: Die Betreu-
ng muss verbessert werden. Das Elterngeld ist das eine;
ber die Situation der Betreuung von Kindern unter drei
at sich dadurch nicht verbessert. Ich sage Ihnen:
chauen Sie sich unser Konzept der Kinderkarte und des
echtsanspruchs auf einen Kindertagesstättenplatz für
inder unter drei an! Nur wenn es eine bessere Betreu-
ng für diese Kinder gibt, werden wir es schaffen, auf
iesem Gebiet nicht mehr Entwicklungsland zu sein,
ondern voranzuschreiten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Unser letzter Vorschlag betrifft die Einwanderungs-
olitik. Wer sich die internationale Forschung darüber
nschaut, wo auf der Welt wirtschaftlich erfolgreiche
tandorte sind, wird feststellen: Überall da auf der Welt,
o Immigration von qualifizierten Menschen, aber auch
on solchen Menschen, die in Not sind, gewollt ist, wo
lso bewusst gewünscht wird, dass fremde Menschen
ommen und etwas Neues aufbauen, sind erfolgreiche
tandorte. Ihr Einwanderungsgesetz müssen Sie in wich-

igen Punkten dringend ändern, nämlich dort, wo Sie
lockiert haben. Ich nenne die Punkteregelung und die
rage, wie viel Geld diejenigen mitbringen müssen, die
ier einen Betrieb eröffnen wollen. Da haben Sie ein
odernisierungsdefizit. Wenn Sie das Gesetz nicht an-

assen, dann werden Sie Deutschland eben nicht im
inne unseres Mottos „Klug reformieren“ nach vorn
ringen, sondern der Entwicklung insgesamt schaden.

Damit komme ich zum Schluss. Liebe Frau Bundes-
anzlerin, Sie waren erschreckend unkonkret. Sie haben
ier sehr viel allgemeines Zeug erklärt,






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Na, na!)


aber nicht dargestellt, wie Sie Deutschland klug refor-
mieren wollen. Das verlangen wir von Ihnen; denn wir
müssen weiterkommen. Der zarte Aufschwung, den wir
heute haben, reicht da nicht.

Ich danke Ihnen.


(Anhaltender Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604601000

Nächster Redner ist der Vorsitzende der CDU/CSU-

Fraktion, Volker Kauder.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1604601100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Am 21. Juni, als wir den Haushalt 2006 beraten haben,
habe ich hier gesagt: Wir legen mit dem Haushalt 2006
ein Konzept vor, wie wir unser Land voranbringen wol-
len. Bei den Beratungen zum Haushaltsplan 2007 gehen
wir diesen Weg konsequent weiter.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


In den Beratungen zum Haushaltsplan 2006 im Juni
dieses Jahres und auch jetzt hat die Opposition herumge-
meckert und herumgemäkelt, es sei alles nicht in Ord-
nung und man könne bei dem, was in diesem Lande ge-
schehe, gar nicht erkennen, wohin es gehe.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Petra Pau)


Ich habe noch sehr gut in den Ohren, was Sie, Herr
Brüderle, hier vorgetragen haben. Was Sie heute, etwa
zehn Wochen später, gesagt haben, hat sich von dem,
was Sie im Juni dargelegt haben, eigentlich überhaupt
nicht unterschieden.


(Rainer Brüderle [FDP]: Es ist auch nichts besser geworden! – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Er hat wahrscheinlich die gleiche Rede gehalten! Falsches Manuskript!)


Aber jetzt liegen die Fakten auf dem Tisch. Die hätten
Sie sich einmal anschauen sollen, bevor Sie an dieses
Pult im Deutschen Bundestag getreten sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Peter Struck [SPD])


Es gibt 426 000 Arbeitslose weniger als noch vor ei-
nem Jahr. Zum ersten Mal seit vielen Jahren korrigieren
die Sachverständigen die Wachstumsprognose, die sie
im Januar und Februar gegeben haben, im Herbst nicht
nach unten, sondern nach oben. Wann hat es das schon
einmal gegeben?


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir legen einen Haushalt 2007 vor, der die Stabili-
tätskriterien von Maastricht nicht nur einhält, sondern
unterschreitet. Das hat uns niemand von Ihnen zu Be-

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(C (D inn des Jahres zugetraut. Es ist aber die Wahrheit, liebe olleginnen und Kollegen. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Steuererhöhungen!)


Zum ersten Mal seit vielen Jahren erleben wir in die-
em Sommer, dass darüber gestritten wird, was wir mit
berschüssen und zusätzlichen Steuereinnahmen ma-

hen sollen.

Alles das, was wir jetzt an positiver Entwicklung erle-
en, hat etwas mit dieser großen Koalition zu tun, hat et-
as mit der Kanzlerschaft von Angela Merkel zu tun
nd hat etwas damit zu tun, dass die Union in diesem
and wieder regiert.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jürgen Koppelin [FDP], zur SPD gewandt: Beifall!)


Lieber Kollege Struck, ich habe am Schluss Ihrer
ede aus Überzeugung geklatscht, als Sie nämlich ge-

agt haben, Deutschland könne zuversichtlich sein, denn
uf die SPD-Fraktion sei Verlass. Dem stimme ich zu.
olange Sie mit uns in einem Regierungsboot sitzen,
timmt diese Aussage.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der FDP: Oh!)


ber als Sie mit den Grünen regiert haben, sahen die
inge bei weitem anders aus.

Herr Kuhn, zu Ihnen muss ich Folgendes sagen:
enn Sie während Ihrer Regierungsbeteiligung solche
irtschaftsdaten erreicht hätten, wie wir sie in diesem

ommer haben, dann hätten Sie sich mehrere Tage lang
esoffen oder, wie ich Sie kenne, sich besoffen geredet,
err Kuhn.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)


ir bleiben aber ganz nüchtern, weil wir genau wissen,
ass wir den Weg, den wir uns vorgenommen haben,
och eine ganze Zeit lang gehen müssen.

Man muss der Frau Bundeskanzlerin und der ganzen
undesregierung dafür danken, dass wir einen Teil der
iele, die wir uns in der Koalitionsvereinbarung gesetzt
aben, erreicht haben. Neun Monate sind noch nicht ein-
al ein Viertel der Zeit, die wir uns dafür gesetzt haben.

ch bin überzeugt, dass der Weg richtig ist. Wenn wir so
eitermachen, gestaltet sich die Zukunft für Deutsch-

and besser als in den vergangenen Jahren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir stellen in diesen Tagen aber schmerzlich fest,
ass die Zukunft unseres Landes nicht mehr ausschließ-
ich davon abhängt, was wir hier in Deutschland tun,
ondern ganz stark auch von den Krisenherden in der
elt beeinflusst wird. Wenige Tage vor dem traurigen

ahrestag des 11. September müssen wir uns wieder da-
an erinnern, was Ausgangspunkt für das Engagement
er Bundeswehr in verschiedenen Teilen der Welt war.
ir müssen uns daran erinnern, dass es in Afghanistan






(A) )



(B) )


Volker Kauder
kräftige Entwicklungen gegeben hat, die den internatio-
nalen Terrorismus gespeist haben.

Natürlich, Herr Kuhn, übersehen wir nicht, dass es in
der Welt auch andere Entwicklungen gibt. Darüber kön-
nen wir gerne noch miteinander reden. Aber alles hat
nun einmal seine Zeit. Im Augenblick werden wir in ers-
ter Linie vom internationalen Terrorismus bedroht.
Darauf müssen wir eine Antwort geben und wir haben
eine Antwort gegeben. Was über viele Jahre hinweg
nicht gelungen ist, ist jetzt Wolfgang Schäuble gelungen
und dafür sind wir ihm dankbar. Er hat hinsichtlich der
Bekämpfung des Terrorismus eine gemeinsame Linie
von Bundesregierung und allen 16 Bundesländern er-
reicht. Das ist eine großartige Leistung. Herzlichen
Dank, Herr Innenminister!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das ist natürlich auch ein Ergebnis der Föderalis-
musreform. Vorhin wurde darüber etwas gelächelt.
Aber im Rahmen der Föderalismusreform haben wir
– das hat vielleicht mancher überhaupt nicht so richtig
wahrgenommen; da muss er einmal nachlesen; ein Blick
ins Gesetzbuch erleichtert die Rechtsfindung und die
Tatsachenfindung, Herr Kuhn – nicht nur Kompetenzen
an die Länder gegeben, sondern auch für den Bund eine
neue Kompetenz der Terrorismusbekämpfung geschaf-
fen. Deswegen ist diese Föderalismusreform in beiderlei
Hinsicht – Stärkung der Länder und Stärkung des Bun-
des dort, wo es notwendig ist – eine richtige Entschei-
dung gewesen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Diese Föderalismusreform ist übrigens einer der ganz
großen Erfolge in der kurzen bisherigen Regierungszeit
der großen Koalition.

Aber wenn wir uns ernsthaft an der Terrorismusbe-
kämpfung beteiligen wollen, dann ist auch völlig klar,
dass wir in diesem Herbst, wenn es um die Verlängerung
des Mandates in Afghanistan geht, ganz genau prüfen
müssen: Was haben wir in diesem Land erreicht? Was
haben wir in Bezug auf die Sicherheitslage erreicht? Da
hat Peter Struck doch völlig Recht: Natürlich sind wir
nicht mit allen Entwicklungen in Afghanistan zufrieden.
Aber was in diesem Land erreicht wurde, ist großartig,
vor allem für die Menschen, die dort leben. Da kann ich
nur sagen, Herr Lafontaine: Wer mit einem moralischen
Anspruch antritt, aber glaubt, die Menschenrechte in der
Welt seien teilbar, der hat keinen moralischen Anspruch.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Deutschland hat ein Interesse daran, dass aus Afgha-
nistan nicht wieder terroristische Entwicklungen kom-
men. Deswegen werden wir, wenn die Verlängerung des
Mandates ansteht, ganz genau prüfen, was wir tun.

Aber von einem bin ich schon jetzt überzeugt, ohne
meine Fraktion hier vorab binden zu wollen: Wir werden
die Menschen in Afghanistan nicht sich selbst und Af-
ghanistan nicht den Taliban überlassen dürfen, meine
sehr verehrten Damen und Herren.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Jetzt kommt der Einsatz im Nahen Osten, im Liba-
on, auf uns zu und es wird die Frage gestellt: Wo will
ich Deutschland noch überall beteiligen? Darauf muss
ch die Antwort geben: Wir suchen uns das ja nicht aus.
olitik beginnt mit der Betrachtung der Realität. Die
ealität ist manchmal grausamer, als sich das der eine
der andere vorstellen kann. Wir haben erlebt, was im
ahen Osten passiert ist. Jetzt kommt es darauf an, dass
ir dort den Beitrag leisten, den wir leisten können.

Frau Bundeskanzlerin, ich bin Ihnen außerordentlich
ankbar für die Umsicht und Sensibilität, mit der Sie
ieses Thema angegangen sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ch beziehe in diesen Dank den Bundesaußenminister
it ein. Aber auch unser Verteidigungsminister macht in

iner schwierigen Situation eine ausgezeichnete Arbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jürgen Koppelin [FDP]: Die SPD klatscht ja gar nicht!)


Meine Kolleginnen und Kollegen von der FDP, seien
ie ganz ruhig; ich komme gleich auf Sie zu sprechen.

Ich zitiere noch einmal einen meiner Lieblingslehr-
ätze: Politik beginnt mit der Betrachtung der Realität.
ie Realität ist doch, dass wir, was die Situation im Na-
en Osten betrifft, vor außerordentlich schwierigen Ent-
cheidungsvorgängen stehen. Diese Entscheidungsvor-
änge spiegeln das Problem wider, das wir schon immer
m Nahen Osten hatten: An einem Tag bekommt man die
ine Antwort und am nächsten Tag eine andere Antwort.
ie Regierung im Libanon hat es in der jetzigen Struktur

uch nicht leicht. Deswegen muss der Bundesverteidi-
ungsminister, muss die Bundesregierung ganz präsent
ein. Sie muss wissen: Heute kann es so kommen, mor-
en anders.

Bis jetzt sind wir noch gar nicht mit einer Entschei-
ung konfrontiert worden. Ich bin gestern Abend gefragt
orden – die Medien fragen ja so viel und wollen immer

ine Antwort, und zwar möglichst über Dinge, die noch
ar nicht anstehen –: Was glauben Sie denn, welchen
ntrag die Bundesregierung vorlegen wird, und wird die
undesregierung ein robustes Mandat verlangen? Da
ann ich nur sagen: So wie ich diese Bundesregierung
m Umgang mit diesem Thema erlebt habe, bin ich der
elsenfesten Überzeugung, dass sie uns einen Antrag
orlegen wird, der genau das ermöglicht, was in der kon-
reten Situation gefordert wird. Über diesen Antrag wer-
en wir dann beraten.

Heute, Frau Bundeskanzlerin, kann ich Ihnen eines
chon sagen: Wir werden die Details natürlich ganz ge-
au prüfen, aber das Angebot, das Sie und die Bundes-
egierung gemacht haben, kann unsere grundsätzliche
ustimmung finden. Wir wollen unseren Beitrag zur Lö-
ung der Probleme im Nahen Osten leisten.






(A) )


)

Volker Kauder

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Kolleginnen und Kollegen von der FDP, jeder
ist natürlich für sein Verhalten selbst verantwortlich.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist wahr!)


Ich habe eine Fraktion der Grünen in der rot-grünen
Koalition erlebt, die, was außenpolitische Verantwortung
anbelangt, in einem Maße gelernt hat, wie ich es nicht
für möglich gehalten hätte, Herr Kuhn – von der De-
monstration auf der Straße gegen „Kriegseinsätze“ bis
hin zur ersten Entsendung der Bundeswehr in ein Kri-
sengebiet. Bei der FDP erlebe ich im Augenblick etwas
anderes. Sie macht zwar den Eindruck, verantwortungs-
bewusst zu handeln; ich habe aber die Sorge, dass das
Gegenteil passiert. Das kann für die FDP und für die Kli-
entel, die Sie vertreten, nicht gut sein, Herr Westerwelle.


(Dirk Niebel [FDP]: Machen Sie sich mal keine Sorgen um unsere Wähler!)


Aber eines sage ich auch – in aller Ruhe, aber auch in al-
lem Ernst –: Man kann nicht ständig – was richtig ist –
das Existenzrecht Israels im Munde führen, dann aber,
wenn es ernst wird, zur Seite treten. Das kann nicht
funktionieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir werden einen solchen Einsatz sehr gewissenhaft
prüfen. Wir wissen natürlich sehr genau – auch Peter
Struck hat dies formuliert –, dass wir die Soldatinnen
und Soldaten mit jedem Auftrag, den wir der Bundes-
wehr übertragen, in eine Situation bringen, in der ihr Le-
ben gefährdet sein kann. Deswegen prüfen wir ganz ge-
nau, was wir tun. Es wird aber kein Weg daran
vorbeiführen, dass wir als großes Land in der Mitte
Europas unseren Beitrag zur Sicherheit leisten müssen.

Wolfgang Schäuble hat einmal formuliert, innere
und äußere Sicherheit seien nicht mehr voneinander zu
trennen. Da die Bundesregierung den Auftrag hat – das
ist die vornehmste Pflicht eines Staates –, für die Sicher-
heit der Menschen in diesem Land zu sorgen, und da die
Erkenntnis wächst, dass innere und äußere Sicherheit
nicht mehr voneinander zu trennen sind, müssen wir
schon im nationalen Interesse der Menschen in unserem
Land, die innere Sicherheit zu erhalten, etwas für die äu-
ßere Sicherheit tun. Deswegen sind unsere Beiträge, so
wie wir sie leisten, im deutschen Interesse.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden mit dem Haushalt 2007 den Weg, dieses
Land voranzubringen, konsequent weitergehen. Wir ha-
ben gesehen, dass wir mit einem Teil der Maßnahmen,
die wir umgesetzt haben, Erfolg haben. Peter Struck hat
das CO2-Gebäudesanierungssprogramm angespro-
chen. In den neun Monaten, in denen dieses Programm
nun aufgrund unseres gemeinsamen Beschlusses umge-
setzt wird, ist mit einem Mitteleinsatz der KfW von rund
250 bis 300 Millionen Euro ein Auftragsvolumen von

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(C (D twa 8 Milliarden Euro in diesem Land auf den Weg geracht worden. Ein Auftragsvolumen von 1 Milliarde uro sichert bzw. schafft 100 000 Arbeitsplätze, vor al em im gebeutelten Handwerk. Dort sind diese 8 Milliaren angekommen. Herr Lafontaine, einen größeren uatsch als Ihre Behauptung, der Staat investiere nicht eigentlich sollte man sich mit den Unwahrheiten, die ie hier verbreitet haben, gar nicht auseinander setzen –, abe ich noch nicht gehört. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Herr Kauder, Sie sollten mal zuhören, wenn man spricht!)


Wir werden die positive konjunkturelle Entwicklung
n unserem Land durch entsprechende Maßnahmen kon-
equent weiter unterstützen, zum Beispiel durch die
nternehmensteuerreform. Wir wollen, dass die Un-

ernehmen mit Steuersätzen antreten können, die zwar
icht mit denjenigen in Rumänien und Bulgarien, aber
it denjenigen in der Schweiz und Österreich wettbe-
erbsfähig sind, damit sie hier Arbeitsplätze schaffen.

Wir wollen vor allem den Mittelstand unterstützen.
eswegen muss eine Erbschaftsteuerreform durchge-

ührt werden, die den Mittelstand stärkt und durch die
ie jeweilige Erbschaft bei Fortführung eines Unterneh-
ens von der Erbschaftsteuer befreit wird. Dies sichert
rbeitsplätze und ist deswegen im Interesse der Arbeit-
ehmerinnen und Arbeitnehmer und der mittelständi-
chen Unternehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir wollen eine Unternehmensteuerreform, die einen
euen Anreiz schafft, in diesem Land zu investieren. Da-
ei ist für uns völlig klar: Wir wollen nicht – darüber
üssen wir noch reden –, dass in die ertragsabhängige
örperschaftsteuer substanzbesteuernde Elemente auf-
enommen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


enn dies ist ein völlig falscher Weg.

Dass wir natürlich dafür sorgen müssen – Peter
truck, Sie haben das angesprochen –, dass wir den
ommunen ausreichend Finanzmittel zur Verfügung

tellen, ist völlig klar. Das werden wir tun.

Ich habe mit großem Interesse vernommen, was der
eue Parteivorsitzende Kurt Beck zur Situation der Poli-
ik in Deutschland gesagt hat: Leistung solle sich wieder
ohnen und es solle für Hartz-IV-Empfänger eine Leis-
ungsverpflichtung geben. Solche Sätze haben wir in un-
erem Programm schon vor langer Zeit formuliert. Die
ußerung von Kurt Beck macht mich im Übrigen zuver-

ichtlich, dass wir in dieser großen Koalition noch mehr
rreichen und tun können als bisher.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es ist richtig, denjenigen, die Leistung erbringen, etwas
u geben. Wenn feststeht, dass bei der Bundesagentur
ür Arbeit Spielraum besteht, da ein Teil der Beiträge
icht für die Bezahlung von Leistungen benötigt wird,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das steht Ende Oktober fest!)


(B)







(A) )



(B) )


Volker Kauder
dann sollte dieser Teil der Beiträge meiner Meinung
nach – vergleichbar der Situation, dass die Beiträge,
wenn die Anforderungen nicht reichen, erhöht werden –
den Beitragszahlern zurückgegeben werden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Beifall des Abg. Dirk Niebel [FDP])


Das sollten wir uns aber erst einmal anschauen. Im
Grunde genommen sind wir uns darin einig. Auch Kurt
Beck hat formuliert, dass wir das tun können. Es kommt
jetzt auf die Entwicklung bei der Bundesagentur an. Sie
muss nachhaltig sein; das ist völlig richtig.

Zur Gesundheitsreform kann ich nur sagen: Wir sind
jetzt dabei, die Eckpunkte umzusetzen. Das werden wir
gewissenhaft machen. Wenn ich daran denke, dass Sie in
der rot-grünen Koalition noch nicht einmal Eckpunkte
hatten, sondern dass Sie aus einem Palaver heraus Ge-
setze gemacht haben, Herr Kuhn, dann kann ich nur sa-
gen: furchtbar, furchtbar. Deswegen lassen Sie uns in al-
ler Ruhe unsere Eckpunkte umsetzen. Wir werden den
Gesetzentwurf einbringen und dann werden Sie sehen,
dass das, was Sie jetzt sagen, Unsinn ist. Es wird mehr
Wettbewerb geben. Das, was wir mit Fonds und Prämie
machen, dient doch dem Wettbewerb. Es soll der Wett-
bewerb angekurbelt werden. Sie haben uns mit Ihren
Konzepten, die Sie in Ihrer Regierungszeit umgesetzt
haben, diese Situation hinterlassen. Da war von Wettbe-
werb überhaupt keine Rede. Sie hätten ja in den sieben
Jahren etwas in puncto Wettbewerb machen können.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Die hatten keine Konzepte! – Widerspruch des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich sehe diese große Koalition auf einem guten Weg.
Die große Koalition hat bereits jetzt mehr erreicht, als
ihr viele zugetraut haben. Sie ist im Übrigen viel besser,
als mancher in der Öffentlichkeit und in den Medien
über sie redet.

Wir sehen sehr wohl, welche Aufgaben noch vor uns
liegen; wir sehen sehr wohl, dass da noch das eine oder
andere gemacht werden muss. Wir haben aber noch nicht
einmal die erste Halbzeit dieser Legislaturperiode hinter
uns. Was wir in den ersten neun Monaten vorgelegt ha-
ben, liebe Kolleginnen und Kollegen von SPD und von
Union,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Spottet jeder Beschreibung!)


rechtfertigt noch einmal, dass wir im Herbst vergange-
nen Jahres diese Regierungskoalition eingegangen sind.
Sie bringt Deutschland voran.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ja Gesundbeten!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604601200

Das Wort hat der Vorsitzende der FDP-Fraktion,

Guido Westerwelle.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Frau Bundeskanzlerin, wenn Sie mir einen Auenblick lang Ihre Aufmerksamkeit schenken könnten? s redet jetzt Ihr Wunschpartner. (Heiterkeit bei der FDP und der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1604601300

Frau Bundeskanzlerin, ich stelle mir vor, wir hätten
ie Bundestagswahl zu dem ursprünglich geplanten Zeit-
unkt durchgeführt, also in drei Wochen. Wir hätten hier
ine Debatte. Sie würden zu diesem Zeitpunkt an diesem
latz sprechen, unmittelbar vorher hätte der Bundes-
anzler gesprochen; heute hat ja zu diesem Zeitpunkt
err Kauder gesprochen. Bundeskanzler Gerhard
chröder hätte der Opposition vorgeworfen – er hat das
ft genug getan –: Sie reden das Land schlecht. Das ha-
en ja auch Sie am Schluss Ihrer Rede an die Adresse
er Opposition formuliert. Deswegen meine ich: Es ist ja
in richtiges Déjà-vu, wie sich die Dinge wiederholen.
ch habe noch das Fernsehduell im Kopf. Fast auf den
ag genau vor einem Jahr standen Sie gegeneinander im
ernsehduell. Schröder: Sie reden das Land schlecht; das

st falsch und gefährlich. Merkel: Das ist der blanke
ohn.

Offensichtlich hat sich die Betrachtungsweise geän-
ert. Sie sind keine absolutistische Herrscherin. Wenn
ir Sie kritisieren, reden wir das Land nicht schlecht.
ir lieben unser Land, aber wir finden Ihre Regierung

chlecht. Das haben wir mit der Mehrheit der Deutschen
emeinsam.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es ist erstaunlich, mit welchen Reflexen Sie hier
ommen. Sie reden mittlerweile wie Herr Schröder. Das
roblem ist nur: Sie handeln auch so. Und das ist viel ge-
ährlicher.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE])


Ich habe gerade davon gesprochen, wie das vor einem
ahr gewesen ist. Wir waren fast auf den Tag vor einem
ahr – ein paar hundert Meter von hier – zu dritt und ha-
en darüber gesprochen, dass Deutschland einen Politik-
echsel braucht. Wir wollten einen Politikwechsel. So

ind wir damals angetreten; wir haben für einen Politik-
echsel geworben. Einen Regierungswechsel hat es ge-
eben. Auf den Politikwechsel wartet dieses Land im-
er noch, und zwar vergeblich.


(Beifall bei der FDP – Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Das Problem ist, dass Sie weitermachen wie unter
ot-Grün.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Schlimmer! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schön wäre es! Das stimmt doch gar nicht, Herr Kollege!)


Ehre, wem Ehre gebührt. Das Antidiskriminierungsge-
etz ist doch von euch gemacht worden. Jetzt wird es






(A) )



(B)


Dr. Guido Westerwelle
eins zu eins umgesetzt. Seid doch stolz auf das, was ihr
geleistet habt. Freut euch darüber, dass euer Geist immer
noch über dieser Regierung schwebt.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP – Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Ihr duzt euch ja schon!)


Sie wechseln jetzt wiederholt die Überschrift Ihrer
Agenda. Das hätte Schröder – er wechselte die Über-
schriften jedes Jahr – nicht besser gekonnt. Vor einem
Jahr sprachen Sie nach der Bundestagswahl in Ihrer ers-
ten Regierungserklärung von „mehr Freiheit wagen“. Et-
was später hieß es dann: „Deutschland ist ein Sanie-
rungsfall.“ Heute liefern Sie die dritte Überschrift: „Wir
dürfen unsere Zukunft nicht verbrauchen.“

Reden wir doch einmal über die Fakten, die im Haus-
halt, den Sie heute in dieser Haushaltsdebatte eigentlich
hätten verantworten müssen, enthalten sind. Frau Bun-
deskanzlerin, die Steinkohlesubventionen – das zu Ih-
rer Überschrift „Wir dürfen unsere Zukunft nicht ver-
brauchen.“ – steigen nach dem Haushaltsansatz Ihrer
Regierung vom Jahr 2006 auf das Jahr 2007 um
400 Millionen Euro. Sie verlängern die Vergangenheit
mit Subventionen und sprechen trotzdem davon, dass
wir die Zukunft nicht verbrauchen dürfen. Die Zukunft
wird dann verbraucht, wenn bei der Bildung gespart und
wenn das Geld in den Schächten versenkt wird.


(Beifall bei der FDP)


Reden wir nun über die mittelfristige Finanz-
planung – darüber sollten wir eigentlich debattieren;
viele von Ihnen und nicht nur die Vertreter der Opposi-
tionsparteien, die natürlich nichts anderes im Kopf ha-
ben, als das Land schlecht zu reden,


(Olaf Scholz [SPD]: Genau!)


sehen es genauso –: In der mittelfristigen Finanzplanung
von 2007 bis 2010 – es handelt sich nur um eine Pla-
nung; die Sondereinnahmen sind darin noch nicht ent-
halten – wird von Steuermehreinnahmen in Höhe von
16,6 Milliarden Euro ausgegangen. Im selben Zeitraum
sieht die mittelfristige Finanzplanung einen Abbau der
Neuverschuldung um 1,6 Milliarden Euro vor. Das Ver-
hältnis ist also wie folgt: Sie nehmen in den nächsten
Jahren zehnmal mehr an Steuern ein, als Sie für die
Rückführung der Neuverschuldung einsetzen möchten.
Da kann von einem echten Schuldenabbau überhaupt
nicht die Rede sein. Wer Schulden macht, verbraucht die
Zukunft. Sie verbrauchen die Zukunft in unserem Land.


(Beifall bei der FDP)


Das sind die Fakten, an denen Sie nicht vorbeikom-
men können. Wenn Sie es uns nicht glauben, hören Sie
doch auf die Vertreter der entsprechenden Institutionen
in Deutschland. Es ist doch keine oppositionelle Kritik,
wenn Vertreter sämtlicher Wirtschaftsinstitute, auch die
Sachverständigen der Bundesregierung und der Präsi-
dent der Deutschen Bundesbank davor warnen, dass die
jetzige Chance auf einen Aufschwung – jeder freut sich
darüber, dass sie da ist – durch die größte Steuererhö-
hung in der Geschichte der Republik zerstört wird. Sie

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(C (D ollen durch die Mehrwertsteuererhöhung etwa 9,5 Milliarden Euro mehr einnehmen. In diesem Jahr etragen allein die außerplanmäßigen Mehreinnahmen ufgrund der guten Konjunktur mehr als 20 Milliarden uro. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aber nicht beim Bund, Herr Westerwelle!)


ie Mehrwertsteuererhöhung ist nicht nur ökonomisch
alsch, sondern sie ist auch unsozial. Sie ist außerdem für
ie Staatsfinanzen gar nicht nötig.

Wenn Sie es mir nicht glauben, dann lesen Sie einmal
n Ihren eigenen Wahlkampfreden nach, meine Damen
nd Herren von der SPD.


(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist dummes Zeug! Sie unterscheiden nicht zwischen Bundesetat und Länderetats!)


Aber das wollen Sie ja nicht; denn Sie wollen nicht
it dem konfrontiert werden, was Sie im Wahlkampf zur
undestagswahl gesagt haben. Sie tun so, als ob sie im
orletzten Jahrhundert stattgefunden hätte. Herr
üntefering, der Vizekanzler dieser Regierung, vertritt

llen Ernstes die Auffassung: „Wir werden als Koalition
n dem gemessen, was in Wahlkämpfen gesagt worden
st. Das ist unfair.“ Kann sich noch irgendjemand in
eutschland über Politikverdrossenheit wundern, wenn
er Vizekanzler dieser Republik der Meinung ist, dass
as, was in Wahlkämpfen gesagt wird, durchaus gelogen
ein kann und dass man die Bürgerinnen und Bürger be-
rügen kann? Es ist egal, was wir da gesagt haben! Wenn
hr uns jetzt daran messt, dann ist das unfair! – Unfair ist
icht, wenn die Bürger Sie an dem messen, was Sie im
ahlkampf gesagt haben; unfair ist, wenn Sie das Ge-

enteil von dem tun, was Sie im Wahlkampf gesagt ha-
en.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sagen doch
ichts anderes als das, was viele, zum Beispiel der Bun-
esbankpräsident – das wird heute von den Agenturen
emeldet –, sagen: Die Chance auf einen Aufschwung,
ie wir jetzt in der Tat haben, sollten wir nicht durch die
rhöhung der Mehrwertsteuer, weiterer Steuern und Ab-
aben zum 1. Januar des nächsten Jahres zerstören. Wir
üssten doch alle ein Interesse daran haben, dass sich

us der Chance auf den Aufschwung – mehr ist es noch
icht – im nächsten Jahr ein wirklich nachhaltiger Auf-
chwung entwickelt, der zu einer wirklichen Erleich-
erung auf dem Arbeitsmarkt führt, damit sich die
ituation der Menschen, die einen Arbeitsplatz suchen
der um ihren Arbeitsplatz fürchten, verbessert.

Das, was wir vorschlagen – das wissen Sie –, machen
ns andere Länder vor. Muss ich Ihnen denn vorlesen,
as Herr Clement in der letzten Woche gesagt hat? Herr
lement saß bis vor einem Jahr als Wirtschaftsminister
uf der Regierungsbank. Sie haben ihm übrigens jedes
al zugejubelt, wenn er hier gesprochen hat. Herr
lement sagt, dass Sie sich in die Zeit vor der Agenda
010 zurückentwickeln. Der alte Wirtschaftsminister
)






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
sagt Ihnen: Sie predigen zwar „Mehr Freiheit wagen!“;
das Problem Ihrer Regierung ist aber, dass Sie das ge-
naue Gegenteil tun.


(Zuruf von der SPD: Hat er das wirklich gesagt?)


Der alte Wirtschaftsminister Clement schreibt das auch
den Sozialdemokraten ins Stammbuch.

Deswegen sage ich: Das ist kein Teufelszeug! Andere
Nachbarländer – auf die wird ausdrücklich hingewiesen –
machen es uns vor, wie durch niedrigere Steuern,
durch ein einfacheres und gerechteres Steuersystem
Arbeitsplätze geschaffen werden können. Die Rahmen-
bedingungen für Investitionen müssen verbessert und
die Kaufkraft gesteigert werden. Das ist der zwingende
Zusammenhang. Das ist das Problem, das wir in
Deutschland gemeinsam angehen sollten.

Hier im Hause haben wir einen bemerkenswerten
Streit erlebt. Ich meine damit nicht die kleinen Petitessen
am Rande. Es ist ein Aufschwung da, so heißt es zumin-
dest. Ich bin der Meinung, das ist bisher nur die Chance
auf einen Aufschwung. Ich hoffe, dass sich daraus ein
Aufschwung entwickelt. Sofort geht es los: Herr Kauder
sagt: Das ist der „Merkel-Aufschwung“. Herr Struck
sagt: Das ist der „Schröder-Aufschwung“.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist Deutschlands Aufschwung!)


Sie haben noch gar nicht verstanden, dass der Auf-
schwung in Wirklichkeit von den Menschen gemacht
wird. Ihre Regierung hat am allerwenigsten damit zu tun.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wenn es ein Aufschwung ist, dann ist es mit Sicherheit
kein „Merkel-Aufschwung“ und auch kein „Schröder-
Aufschwung“. Wenn, dann wurde die Situation durch
die Fußballweltmeisterschaft aufgehellt. Das ist die
Wahrheit. Bei der echten Kaufkraft, bei der Binnenkon-
junktur, bei dem, was unser Land nach vorne bringen
könnte, passiert leider immer noch gar nichts. Es wird
noch schlimmer, wenn Sie die Binnenkonjunktur jetzt
noch weiter schwächen und bei den Leuten abkassieren.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht, Herr Westerwelle! Lesen Sie die aktuellen Berichte! Kramen Sie nicht in Ihren alten Zettelkästen!)


– Herr Kollege Kampeter, bitte! Noch so ein Zuruf, und
das Wort „Flaschengeist“ bekommt eine ganz neue Be-
deutung.


(Zustimmung bei Abgeordneten der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Arroganter Kerl! – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Zwischenrufe gehören dazu!)


Wir wollen noch einmal auf den Punkt aufmerksam
machen, der in diesem Zusammenhang von Bedeutung
ist. Wir haben keine Verbesserung der Binnenkonjunk-
tur. Die Binnenkonjunktur wird im Gegenteil zur Jahres-
wende noch weiter beschädigt. Das muss man auf den

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(C (D unkt bringen und übersetzen: Eine vierköpfige Familie it einem durchschnittlichen Jahreseinkommen in Höhe on 40 000 Euro wird im nächsten Jahr allein durch die teuererhöhungen dieser Regierung im Schnitt um twa 2 000 Euro mehr belastet. Dieses Geld können die eute nicht mehr ausgeben, weder für den privaten onsum noch für die Altersvorsorge. Darauf antwor ete der Finanzminister in diesem Sommer: Wenn die eute mehr fürs Alter vorsorgen müssen, können sie halt icht mehr in Urlaub fahren. – Es ist übrigens besonders nappetitlich, wenn Politiker, die keinen einzigen Euro n ihre eigene Altersversorgung einzahlen müssen, so etas sagen. So viel zum Thema „Eigenverantwortung“. as sei an dieser Stelle einmal gesagt. Das muss in den hren der Bevölkerung wie Hohn klingen. (Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Als Finanzminister sollten Sie, wenn Sie sich diese
edanken schon machen, eine ganz andere Konsequenz

iehen. Die Konsequenz müsste lauten: Wenn man den
ürgern mehr Eigenverantwortung für das eigene Alter
bverlangen muss, dann muss der Staat auch für steuer-
iche Entlastungen sorgen,


(Elke Ferner [SPD]: Wo denn? Sagen Sie einmal, wo!)


ndem er sich bei den Ausgaben zurücknimmt, sonst ha-
en die allermeisten Familien nämlich gar keine Chance,
igenverantwortlich fürs Alter vorzusorgen.


(Beifall bei der FDP)


as ist der zwingende Zusammenhang.

Sie haben heute keinen Ton zu den Fragen, die eigent-
ich von Ihnen hätten angesprochen werden müssen, ge-
agt. Hinsichtlich der Unternehmensteuerreform bleibt
lles sehr nebulös. Was wird denn jetzt aus der Unter-
ehmensteuerreform? Kommt sie? Ich wäre sehr dafür.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das hat sie angesprochen! Sie haben nicht zugehört!)


ber was wird dann mit dem Vorschlag aus dem Finanz-
inisterium gemacht, der besagt, dass man für die Zin-

en demnächst quasi Steuern zahlen muss, weil man sie
ls Betriebsausgabe nicht mehr berücksichtigen kann?


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


ird das die Gegenfinanzierung oder nicht?


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein!)


Sie sagen Nein. Halten wir das einmal fürs Protokoll
est.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das hat er vorhin schon gesagt!)


Dann können Sie meine zweite Frage, Herr Kollege
auder, auch sofort beantworten.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Fragen Sie mich! Sie bekommen immer eine gute Antwort!)







(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
– Ich stelle Ihnen, wenn Sie möchten, gerne lauter Fra-
gen. Das gehört sich für eine bescheidene Opposition so.

Die Frage bezieht sich auf die Erbschaftsteuer: Was
passiert denn hinsichtlich der Erbschaftsteuer? Wir sind
uns doch alle darüber einig, dass die Übergänge von Be-
trieben auf die nächste Generation erleichtert werden
müssen; das ist sinnvoll. Aber was ist dann aus dem Vor-
schlag, der aus dem Finanzministerium und aus der SPD
ohnehin gekommen ist, geworden, der lautet, man könne
die Stundung der Erbschaftsteuer – jedes Jahr 10 Prozent
weniger, wenn der Betrieb fortgeführt wird – durchaus
machen, allerdings nur dann, wenn dieser Betrieb eine
Arbeitsplatzgarantie für die nächsten zehn Jahre gibt?
Ich kenne keinen Mittelständler in Deutschland, der in
der Lage wäre, schon jetzt eine Garantie dafür zu geben,
dass er dieselbe Anzahl an Arbeitsplätzen in zehn Jahren
hat.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist auch ein alter Zettelkasten!)


So macht man den Mittelstand pleite, statt ihn nach vorn
zu bringen.


(Beifall bei der FDP – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Herr Westerwelle, das ist vom Tisch! – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Die Rede ist ein halbes Jahr alt!)


Sie hätten dazu eine Menge zu sagen.

Sie haben von der Gesundheitspolitik gesprochen.
Auch das ist ein Punkt, den man nur kurz streifen muss.
Sie reden hier übrigens gegen die Meinung von
80 Prozent der Bevölkerung und auch gegen die Kritik,
die in Ihren eigenen Kreisen ausgesprochen wird. Sie lo-
ben die Gesundheitsministerin. Das müssen Sie als Bun-
deskanzlerin wahrscheinlich tun. Ich glaube nicht, dass
Sie dafür schon eine Mehrheit auf Ihrem eigenen Partei-
tag hätten.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das lassen Sie mal unsere Sorge sein!)


Aber das ist Ihre Angelegenheit; das werden Sie mit sich
selber ausmachen müssen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Genau!)


Beim Gesundheitsfonds geht es um etwas ganz an-
deres. Nur dieser Bereich soll einmal erhellt werden. Der
Gesundheitsfonds soll künftig zum Teil dafür zuständig
sein, Beiträge einzusammeln, und ist damit eine zweite
Bürokratie für Beitragszahlungen. Das heißt, die Kas-
sen müssen eine Bürokratie unterhalten, um Beiträge
einzunehmen, und der Gesundheitsfonds muss das künf-
tig auch tun. Es wäre das erste Mal in der Geschichte der
Menschheit, dass zwei Bürokratien preiswerter sind als
eine. Das kann nicht funktionieren.


(Beifall bei der FDP)


Sie haben das Thema innere Sicherheit zu Recht
prominent angesprochen. Alles, was Sie über die Ent-
wicklung der Welt in diesem Bereich und vor allen Din-

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(C (D en auch über die Bedrohungsszenarien gesagt haben, ist och Konsens. Das alles sehen wir genauso. Ich möchte nur darauf aufmerksam machen, dass es icht so ist, als käme die Videoüberwachung an neuralischen Punkten oder die Antiterrordatei jetzt plötzlich egen Widerstände in diesem Haus zustande. Wir wollen inmal auf Folgendes aufmerksam machen: Die Antierrordatei kommt deshalb zustande, weil die unionsgeührten Länder auf ihre Maximalposition der Volltextdaei verzichtet haben, übrigens deshalb, weil ihnen die raktiker gesagt haben, dass man mit Datenmüll die inere Sicherheit am Schluss überhaupt nicht mehr überachen kann. ie haben das doch vor allen Dingen in Bayern ausgeremst. Wir wollen nun noch einmal über das Thema Außenolitik sprechen und darüber diskutieren, was Sie dazu esagt haben. Sie, Frau Bundeskanzlerin, und auch Herr ollege Kauder haben sich hinsichtlich der Außenpolitik roße Sorgen um die Zuverlässigkeit und Berechenbareit der Freien Demokraten gemacht. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Ja! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Mit Recht!)


(Beifall bei der FDP)


issen Sie, mir persönlich können Sie gern alles unter-
tellen. Aber wenn Sie Persönlichkeiten wie Hans-
ietrich Genscher, Walter Scheel und Otto Graf
ambsdorff die außenpolitische Erfahrung und den inne-

en Kompass absprechen, wird es meiner Meinung nach
ur noch albern.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der CDU/CSU)


Ich möchte gern noch einmal die Gründe für unsere
altung nennen. Wir haben in diesem Hohen Hause die

llermeisten Auslandseinsätze der Bundeswehr unter-
tützt. Ich will Ihnen aber sagen: Angesichts der Tatsa-
he, die gestern veröffentlicht wurde, dass 92 Prozent
er Weltproduktion von Opium derzeit aus Afghanistan
ommen, erlauben Sie mir bitte die Frage, ob wir nicht
inmal in diesem Hohen Hause darüber reden müssten,
as dort wirklich stattfindet und passiert. Diese Fragen
erden wohl noch gestellt werden dürfen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ie es im Augenblick aussieht, schützen wir diese Pro-
uktion.

Der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte, ist der
ongoeinsatz, den wir bei der Abstimmung in der Tat

bgelehnt haben. Den Afghanistaneinsatz hingegen ha-
en wir unterstützt. Übrigens sind alle Bedenken, die die
raktion der Freien Demokratischen Partei gegen den
ongoeinsatz vorgetragen hat, in den letzten Wochen
estätigt worden. Sie waren der Überzeugung, die bloße
nwesenheit von europäischen Soldaten, darunter auch
eutschen, reiche aus, um demokratische Wahlen in ei-
em stabilen Umfeld stattfinden lassen zu können. Wir
aben Ihnen damals gesagt, was passieren wird, wenn es






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
wirklich zu Gefährdungen oder sogar Kampfeinsätzen
kommen sollte.

Genau das ist nach den ersten Wahlen bzw. vor der
Stichwahl geschehen. Unsere Befürchtungen sind einge-
treten, und das – nebenbei bemerkt –, während der deut-
sche Botschafter bei einem Außentermin war, von dem
er nur unter dem Schutz von Truppen in seine Residenz
zurückgebracht werden konnte, und während der zustän-
dige Kommandeur im Auslandsurlaub in Schweden war.
Das ist ein Stück aus dem Tollhaus. Viel schlimmer aber
ist, dass der Verteidigungsminister der Republik nichts
davon wusste. Sie sind in Ihrem Amt noch nicht ange-
kommen, Herr Verteidigungsminister. Das ist das Pro-
blem.


(Beifall bei der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann würde es ja noch schlimmer, wenn er da je ankommen würde!)


Nun will ich auf die Diskussion über den Nahen
Osten zu sprechen kommen. Frau Bundeskanzlerin,
Herr Kauder, Sie sprachen heute Vormittag von der
Staatsräson. Es war richtig, dass Sie die Staatsräson an-
gesprochen haben. Die Staatsräson ist für das gesamte
Hohe Haus unverändert. Sie beinhaltet sowohl das Exis-
tenzrecht Israels und das Recht der Bürger Israels, in
sicheren Grenzen zu leben, als auch das Selbstbestim-
mungsrecht der Palästinenser. Niemand in diesem
Hause wird auch nur ansatzweise Zweifel daran haben,
dass Selbstmordattentate und Raketenangriffe auf Israel
ein Verbrechen sind und dass die Völkergemeinschaft
sich hierzu klar und eindeutig äußern und handeln muss.

Nur: Bis zum Sommer dieses Jahres gehörte zur
Staatsräson der Bundesrepublik auch – das gilt für alle
Bundestage, alle Regierungen und alle Parteien, die bis-
her in diesem Hause vertreten waren –, dass es keinen
Einsatz bewaffneter deutscher Soldaten im Nahen Osten
geben sollte.


(Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Richtig!)


Eines möchte ich festhalten: Nicht die Freien Demokra-
ten stellen etwas infrage, sondern Sie. Sie ändern einen
Kurs, der in diesem Lande jahrzehntelang unumstritten
war.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Ich käme nie auf die Idee, Ihnen unlautere Motive zu
unterstellen oder die Entscheidung von Kollegen, die
diesem Einsatz zustimmen, im Menschlichen oder im
Politischen zu attackieren. Ich habe davor Respekt, wenn
Sie zu einem anderen Ergebnis kommen als ich. Aber
ich erwarte denselben Respekt gegenüber denjenigen,
die sagen, es sollte bei der Staatsräson bleiben, die bisher
in Deutschland gegolten hat: keine bewaffneten deut-
schen Soldaten im Nahen Osten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU]: Eine völlig falsche Behauptung, Herr Kollege!)


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(C (D aher, Herr Kollege Kauder, verbitte ich mir Hinweise uf irgendeine Art von Wankelmütigkeit oder Unzuverässigkeit in der Außenpolitik der FDP. (Beifall bei Abgeordneten der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Betrachten Sie erst einmal die Realität!)


Eines möchte ich im Hinblick auf die Bedenken, die
ir geäußert haben, feststellen: Ich persönlich habe ganz
rundsätzliche historische Bedenken gegen einen Ein-
atz deutscher Soldaten im Nahen Osten. Viele meiner
olleginnen und Kollegen, die weniger aus historischer
erspektive argumentieren, kritisieren vor allen Dingen
ie Undeutlichkeit des Mandates. Das Mandat der Ver-
inten Nationen ist nicht eindeutig.

Ich stelle nur folgende Fragen: Wer soll eigentlich die
isbollah entwaffnen?


(Dirk Niebel [FDP]: Eine gute Frage!)


ie soll die Entwaffnung durchgeführt werden? Was ge-
chieht, wenn die Bundeswehr auf See zum Einsatz
ommt und auf diesem Wege vielleicht das eine oder an-
ere verhindern kann, wenn sich aber die Situation auf
em Lande nicht ändert? Ist nicht die Gefahr viel zu
roß, dass wir selbst im Nahen Osten zu einer Art
riegspartei werden könnten? Ist damit nicht auch die
efahr viel zu groß, dass es tatsächlich zu militärischen
useinandersetzungen zwischen deutschen und israeli-

chen Soldaten kommen könnte? Wäre das nicht eine
urchtbare Vorstellung?

Es handelt sich auch dann um einen Kampfeinsatz,
enn er auf dem Wasser stattfindet. Deswegen benutzt
er Verteidigungsminister den Begriff „Kampfeinsatz“.
b es zu einem Kampfeinsatz auf dem Boden oder zu ei-
em Kampfeinsatz auf der See kommt, das ist wahrlich
icht der entscheidende politische Unterschied, übrigens
uch nicht für die Soldaten persönlich, die im Nahen Os-
en eingesetzt werden.

Frau Bundeskanzlerin, angesichts dessen, was wir
issen, werden wir diesem Einsatz nicht zustimmen,
nd zwar aus voller außenpolitischer Überzeugung und
erantwortung. Wir sind der Auffassung, dass es, was
en Einsatz deutscher Soldaten betrifft, bei der Staats-
äson bleiben sollte, die in Deutschland bisher gegolten
at.

Sie haben bestimmt zur Kenntnis genommen, wie
ich die Kolleginnen und Kollegen aus den anderen
raktionen verhalten haben oder, besser gesagt, sich
icht verhalten haben, als es um den Verteidigungs-
inister ging. Von dieser Kritik, die nicht nur von der
pposition geäußert wird, kann man auch Sie nicht aus-
ehmen.

Meine Damen und Herren, die Diskussion über be-
affnete deutsche Soldaten im Nahen Osten ist nicht
om Ausland an uns herangetragen worden, die haben
ir selber angefangen.


(Zuruf von der LINKEN: Sehr richtig!)


s muss einfach zur Kenntnis genommen werden, dass
er Verteidigungsminister schon im Juli über den Einsatz






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
bewaffneter deutscher Soldaten spekuliert hat. Er hat da-
bei offensichtlich nicht bedacht, dass seine Reden jetzt
anders als in seinem vorherigen Amt im Hessischen
Landtag internationale Konsequenzen haben. Sie, Frau
Bundeskanzlerin, hätten diese Debatte im Sommer nicht
laufen lassen dürfen, Sie hätten sie sofort beenden müs-
sen.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das sage ich nicht – das wissen Sie auch – aus irgend-
welchen pazifistischen Grundüberlegungen. Ich bin ein
Anhänger der wehrhaften Demokratie. Dennoch bleibt
festzuhalten: Das ist nicht gut gelaufen.

Jetzt hören wir immer mehr dazu, welche Briefe die
libanesische Regierung jetzt schreiben will. Das, was in
diesem Zusammenhang bekannt ist, bestärkt uns noch
mehr in unserer Skepsis. Wie soll der Einsatz vonstatten
gehen? Wie soll die Einhaltung einer Siebenmeilen-
schutzzone wirklich funktionieren? Wie sollen eigent-
lich heikle Situationen verhindert werden? In der Sie-
benmeilenschutzzone soll die libanesische Seite zur
Entwaffnung der Hisbollah eingesetzt werden und Waf-
fenschmuggeleien unterbinden. Wie sollen wir uns aber
verhalten, wenn das nicht geschieht und dann beispiels-
weise die israelische Seite eingreift? Wollen wir es den
Israelis wirklich übel nehmen, dass sie verhindern wol-
len, dass Waffen an die Hisbollah geschmuggelt werden?
Wie wollen wir uns in solchen Situationen verhalten?

Ich sage Ihnen: Wir müssen nicht bei jedem Einsatz
der Vereinten Nationen dabei sein.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Am besten weglaufen!)


Bei diesem Einsatz der Vereinten Nationen sollten wir
nicht dabei sein. Es ist kein guter Vorgang, dass Sie be-
haupten, Sie werden gerufen, obwohl Sie jetzt drei Mal
in der Woche im Libanon anrufen müssen, um nachzu-
fragen, wann denn endlich der Ruf an Deutschland
kommt.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Anhaltender Beifall bei der FDP – Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604601400

Für die SPD-Fraktion hat die Kollegin Elke Ferner

das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1604601500

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte
zunächst auf ein paar Äußerungen von Herrn
Westerwelle eingehen,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Bitte nicht!)


weil ich denke, dass man sie so nicht stehen lassen kann.

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(C (D Richtig ist: Die Rahmenbedingungen sind besser georden, wir haben im August dieses Jahres über 00 000 Arbeitslose weniger als im August des verganenen Jahres verzeichnet. Es gibt wieder mehr sozialvericherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse und uch die Steuereinnahmen der öffentlichen Hände steien. Wer aber so tut, als könne man jetzt sofort Steuerenkungsprogramme auflegen und die Verluste durch usgabenkürzungen kompensieren, greift nicht nur zu urz, sondern belügt auch die Menschen. (Jürgen Koppelin [FDP]: Da habt ihr ja Übung drin!)


as, was Sie heute gesagt haben, ist der blanke Populis-
us, Herr Westerwelle.


(Beifall bei der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Mehrwertsteuer!)


Zur Mehrwertsteuer komme ich auch noch, Herr
oppelin.

Sie, Herr Westerwelle, haben gerade von Déjà-vu ge-
prochen. Wenn Sie in der Opposition sind, fordern Sie
teuersenkungen und Ausgabenkürzungen, sagen aber
icht, wo genau gekürzt werden soll, ob es die Renten
ein sollen oder ob andere Leistungen gekürzt werden
ollen. Sie führen immer wieder die Steinkohlebeihilfen
n, obwohl Sie genau wissen, dass es rechtsverbindliche
uwendungsbescheide gibt und man nicht einfach kür-
en kann. Das, was Sie betreiben, ist blanker Populis-
us.

Wenn Sie aber in der Regierung sind, Herr
esterwelle, dann tragen Sie Steuererhöhungen mit.
err Steinbrück hat gestern vorgerechnet, dass es
0 Steuererhöhungen in Ihrer Regierungszeit gegeben
at. Ich habe noch einmal nachgeschlagen: Fünf von
cht Mehrwertsteuererhöhungen sind mithilfe der FDP
m Deutschen Bundestag beschlossen worden.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Und der Sozialdemokraten!)


Herr Koppelin, wir haben uns nie verweigert, wenn es
arum ging, sicherzustellen, dass dem Staat Einnahmen
ufließen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Ah ja!)


ur durch Einnahmen kann die öffentliche Daseinsvor-
orge auf Dauer gesichert werden. Was Sie wollen, ist
m Prinzip, dass es keine oder deutlich weniger öffentli-
he Daseinsvorsorge gibt. Das geht in den Bildungsbe-
eich hinein, das geht in den Bereich der Infrastruktur,
as geht in den Bereich der Forschung und, wenn es
ach Ihnen geht, auch in den Bereich der sozialen Siche-
ungssysteme. Deshalb ist es gut, dass Sie nicht regieren.


(Beifall bei der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Wie war das mit der Mehrwertsteuer?)


Herr Koppelin, hat irgendjemand in diesem Haus aus
rgendeinem Land, in dem die FDP mitregiert, den Vor-
chlag gehört, dass man dort auf den Anteil aus der

ehrwertsteuererhöhung verzichten wolle?






(A) )



(B) )


Elke Ferner

(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Damit die Roten das kriegen in Berlin?)


Ich habe nichts dergleichen gehört. Wenn die drei Län-
der, in denen Sie noch mitregieren, auf ihren Anteil ver-
zichteten, könnten wir vielleicht auf einen Teil der
Mehrwertsteuererhöhung verzichten – tun Sie es doch!


(Jürgen Koppelin [FDP]: Was hat denn Peter Struck gesagt? „Man kann auf die Mehrwertsteuererhöhung verzichten“!)


– Herr Koppelin, ich gehe davon aus, dass Sie in dieser
Haushaltsdebatte noch Gelegenheit bekommen, das
Wort zu ergreifen; Sie brauchen sich im Protokoll nicht
mit Zwischenrufen zu verewigen.

Wir haben mit dem Investitionsprogramm den
Grundstein dafür gelegt, dass das, was an Wachstums-
daten jetzt vorhanden ist, noch besser wird. Wir haben
bewusst darauf verzichtet, in diesem Jahr drastische Ein-
sparungen vorzunehmen, um mit dem Investitionspro-
gramm – die Union hat das etwas anders gesehen; aber
ich bin froh, dass wir uns an dieser Stelle durchsetzen
konnten –


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ein Mal!)


die Beschäftigung voranzubringen und zu sichern. Ge-
rade das CO2-Gebäudesanierungsprogramm macht das
sehr deutlich. Es ist nicht nur ein Beitrag zum Klima-
schutz, es sichert – das darf man an dieser Stelle nicht
vergessen – auch Beschäftigung: beim lokalen und re-
gionalen Handwerk, weil es sich hier um private Investi-
tionen handelt. Das, was wir an staatlichem Geld einset-
zen, bewirkt ein Vielfaches an privaten Investitionen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ich glaube, man darf nicht so pessimistisch sein, was
das Jahr 2007 anbelangt. Es ist nicht ohne Gefahr, das
wissen wir auch, aber wir hoffen, dass der Aufschwung
trägt und vor allen Dingen dass die Investitionen nicht
nur beim Bund auf sehr hohem Niveau, sondern auch
von den Ländern und Kommunen auf höherem Niveau
getätigt werden; denn die Investitionseinbrüche, die wir
haben, liegen nicht am Bund – der Bund hat wirklich ein
sehr hohes Investitionsniveau –, sondern es sind die Län-
der und Kommunen, wo die Investitionen nicht in dem
Umfang gemacht werden, wie es eigentlich notwendig
ist.

Wir haben nicht nur im Bundeshaushalt das Problem,
dass die Einnahmen nicht so sind, wie wir sie eigentlich
brauchen. Wir haben in den vergangenen zwei Wahl-
perioden einiges an Vorschlägen zum Abbau von Steuer-
subventionen gemacht. Diese Vorschläge sind im Bun-
desrat leider immer hängen geblieben. Wäre das nicht so
gewesen, würden wir heute besser dastehen. Wir haben
ein Einnahmeproblem auch bei den sozialen Sicherungs-
systemen, insbesondere bei der gesetzlichen Kranken-
versicherung. Ich habe mir die Zahlen einmal heraussu-
chen lassen bzw. das Gesundheitsministerium hatte sie der
Koalitionsarbeitsgruppe zur Verfügung gestellt: Wenn
die Pflichtbeitragseinnahmen der gesetzlichen Kranken-
versicherung sich von 1980 bis 2000 parallel zum Brut-

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(C (D oinlandsprodukt entwickelt hätten, hätte im Jahr 2000 in durchschnittlicher Beitragssatz von 11,6 Prozent ausereicht, um die Ausgaben zu decken. Das ist das eigentiche, strukturelle Problem der gesetzlichen Krankenvericherung. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Deswegen: Bürgerprämie!)


Wir haben in den Verhandlungen über die Gesund-
eitsreform versucht, da ein Stück weit Abhilfe zu
chaffen. Es ist leider nicht so gekommen, wie wir uns
as als SPD gewünscht hatten. Wir hatten vorgeschla-
en, mit bis zu 24 Milliarden Euro eine zusätzliche, steu-
rfinanzierte Säule des Gesundheitssystems aufzubauen –
icht um dieses Geld sofort wieder auszugeben, sondern
m ein Potenzial für Beitragssatzsenkungen zu bekom-
en. Das ist mit der Union leider nicht möglich gewe-

en.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)


uch wenn das in dieser Wahlperiode wohl nicht umge-
etzt werden kann, bleibt es für uns nach wie vor auf der
olitischen Tagesordnung.

Wir haben zum Zweiten versucht, zu erreichen, dass
ie Solidarität im Gesundheitssystem nicht nur zwischen
esetzlich Versicherten organisiert wird, sondern dass
ie doch sehr unterschiedlichen Einkünfte der privat
ersicherten mit in den Einkommensausgleich einbezo-
en werden und dass die unterschiedlichen Krankheits-
isiken – die in der PKV Versicherten haben bekanntlich
iel günstigere Krankheitsrisiken – zwischen diesen bei-
en Systemen ausgeglichen werden. Auch das ist leider
icht möglich gewesen; aber auch das bleibt nach wie
or politisches Ziel der SPD.

Wir haben uns natürlich auch mit der Ausgabenseite
eschäftigt. Im Moment diskutiert ja die ganze Welt über
en Fonds, den Beitragseinzug und alles Mögliche be-
üglich der Finanzen. Niemand würdigt aber das, was
ie Koalition vereinbart hat, um Strukturreformen
urchzuführen. Wir sind hier deutlich weiter gekommen,
ls wir selbst und viele andere das zu Beginn gedacht ha-
en. Herr Kuhn, es stimmt nicht, dass kein Wettbewerb
tattfindet. Mit der Gesundheitsreform werden wir es
en Kassen ermöglichen, mehr Wettbewerb zu organi-
ieren. Nach unserer Auffassung hätte dies noch mehr
ein können. Im Vergleich zum Gesundheitsmodernisie-
ungsgesetz sind wir aber ein gutes Stück weiter gekom-
en. Ich will Ihnen dazu ein Beispiel nennen:

Die Kassen werden künftig die Möglichkeit haben,
inzelne Arzneimittel und auch Wirkstoffe auszuschrei-
en und dafür günstigere Preise bei den Pharmaherstel-
ern zu erzielen. Diese werden Eingang in die besonde-
en Versorgungsformen haben. Das bedeutet ein Stück
ehr Wettbewerb, der zur Kostensenkung beiträgt,

hne dass es zu Einschränkungen bei den Patientinnen
nd Patienten kommt; denn wir haben mit dieser Reform
ichergestellt, dass es nicht zu Erhöhungen der Zuzah-
ungen und zu Leistungsausgrenzungen kommen wird.
lle werden auch künftig am medizinischen Fort-

chritt teilhaben und die medizinische Versorgung be-






(A) )



(B) )


Elke Ferner
kommen können, die notwendig ist, egal, bei welcher
Krankenkassen sie versichert sind und wie hoch ihr Ein-
kommen ist. Das ist das oberste Ziel dieser Reform ge-
wesen.


(Beifall bei der SPD)


Im Gegenzug haben wir den Leistungskatalog sogar
noch erweitert. Wir haben die Palliativversorgung, die
geriatrische Reha, die Eltern-Kind-Kuren und die Imp-
fungen, die die Ständige Impfkommission empfiehlt, in
den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversiche-
rung hineingenommen. Das ist das Gegenteil von dem,
was bei vielen anderen Gesundheitsreformen gemacht
worden ist: Leistungen, die notwendig sind und auch
Geld kosten, sind aufgenommen worden.

Trotz all dieser Maßnahmen haben wir es geschafft
– auch durch die Organisation des Wettbewerbs –, ein
Einsparpotenzial von 1,9 Milliarden Euro zu mobilisie-
ren. Das hätte an einigen Stellen mehr sein können. An
einigen Stellen wird es wahrscheinlich auch mehr sein,
weil wir vorsichtig gewesen sind, nur das beziffert ha-
ben, was man seriöserweise beziffern konnte, und keine
Luftbuchungen durchgeführt haben.

Dennoch kommen wir im nächsten Jahr nicht um eine
Beitragssatzanhebung herum. Das liegt einfach daran,
dass es uns nicht gelungen ist, die Einnahmebasis zu ver-
breitern. Man muss aber auch bedenken, was passieren
würde, wenn wir jetzt nichts täten. Wenn wir jetzt nichts
täten, dann würden die Beitragssätze höher steigen. Nie-
mand hat versprochen, dass die Beitragssätze durch die
Verwirklichung der Eckpunkte nicht steigen werden.
Kurt Beck und Frau Merkel haben nach der Runde, in
der die Einigung erzielt worden ist, ja deutlich gesagt,
dass es Beitragssatzanhebungen geben muss; denn eines
ist klar: Die Einnahmen müssen die Ausgaben beim
Fondsstart decken und die Kassen müssen entschuldet
sein. Das haben wir in der Koalition vereinbart. Die De-
tails werden derzeit von einer kleinen Arbeitsgruppe der
Koalition besprochen.

Für uns ist dabei wichtig, dass der Fonds erst dann
starten kann, wenn der Risikostrukturausgleich bezüg-
lich der Krankheitsrisiken, wie in den Eckpunkten ver-
einbart, so organisiert ist, dass er deutlich zielgenauer als
das ist, was wir heute haben.


(Beifall bei der SPD)


Das ist nämlich auch eines der Probleme, die wir haben:
Seit die Versicherten von Kasse zu Kasse wechseln kön-
nen, gibt es natürlich sehr unterschiedliche Situationen.
Die einzelnen Kassen zahlen sehr unterschiedliche Prä-
mien an die Kassenärztlichen Vereinigungen, unabhän-
gig davon, wie groß oder wie klein sie sind. Früher ging
das alles nach Größe. Daneben sind die Krankheitsrisi-
ken sehr unterschiedlich verteilt. Es ist eben nicht egal,
ob man junge oder alte Frauen oder Männer versichert,
ob sie gesund oder krank sind und ob sie Leistungen von
der Krankenkasse brauchen oder nicht. Deshalb beste-
hen wir darauf, dass der so genannte morbiditäts-
orientierte Risikostrukturausgleich, also der bessere und
zielgenaue Ausgleich der Krankheitsrisiken, mit dem

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(C (D ondsstart gewährleistet ist. Sonst kann der Fonds aus nserer Sicht nicht starten. Ein zweiter Punkt – darüber wird im Moment sehr eftig diskutiert – ist die Frage des Beitragseinzuges. igentlich hatte ich an dieser Stelle in meinem Manukript vermerkt, dass ich den Fonds nicht mehr erklären uss, weil sich alle damit beschäftigt haben. Aber offen ar gibt es auch hier im Haus einige, die Äpfel mit Biren vergleichen. Der Beitragseinzug hat mit dem Fonds unächst einmal überhaupt nichts zu tun. Der Fonds ist estandteil der neuen Finanzarchitektur für die gesetzlihen Krankenversicherungen. In Teilen gibt es diesen onds schon heute, nämlich in Form des Risikostrukturusgleichs, der über das Bundesversicherungsamt abgeickelt wird. Bezüglich des Beitragseinzugs haben wir vereinbart, ass dieser weiterhin dezentral erfolgen soll, damit die rbeitgeber vor Ort einen Ansprechpartner haben. Es oll keine zentrale Mammutbehörde aufgebaut werden. ie Frage ist natürlich: Wie soll die Zielstruktur für den eitragseinzug aussehen? Das wird derzeit zwischen em Gesundheitsministerium und dem Arbeitsund Soialministerium besprochen; denn es geht hier nicht nur m den Einzug der Krankenversicherungsbeiträge, sonern um den Einzug aller Sozialversicherungsbeiträge. Dafür bestehen mehrere Möglichkeiten. Eine Mögichkeit ist, die Kompetenz für den Einzug dort zu lasen, wo sie jetzt ist, und dann von dort aus die Gelder für en Fonds einzuziehen. Auch über diese Möglichkeit ird im Moment diskutiert. Eines aber ist klar: Das muss ezentral organisiert werden. Zu jeder Zeit, also auch zu eder Sekunde, muss sichergestellt sein, dass der Beiragseinzug funktioniert und das Geld pünktlich auf den onten der Sozialversicherungsträger landet. Ebenso muss sichergestellt werden, dass der vorhanene Sachverstand der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter n den Beitragseinzugsstellen weiterhin genutzt wird. as bezieht sich nicht nur auf den Beitragseinzug, sonern auf alle Aspekte, die mit den Arbeitgebern zu tun aben. Insofern werden wir sehr genau darauf achten, ie das ausgestaltet wird, damit es hier nicht zu Brüchen ommt, die niemand verantworten kann und die auch iemand will. (Beifall bei der SPD – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kein Beifall bei der Union!)


(Beifall bei der SPD)


Natürlich gibt es auch Kritik. Wir haben Probleme
it dem Zusatzbeitrag. Es wäre falsch, das hier zu ver-

chweigen. Aber eines ist klar: Wir haben dafür gesorgt,
ass der Zusatzbeitrag niemanden überfordert; er darf
analog zu der Chronikerregelung – nicht mehr als
Prozent des Einkommens betragen. Auch haben wir

afür gesorgt, dass der Fonds ausreichend gefüllt sein
ird, um den medizinischen Fortschritt weiterhin finan-

ieren zu können. Ebenso ist sichergestellt, dass dann,
enn die Beitragseinnahmen und die vorgesehenen
teuermittel nicht ausreichen, die Beiträge der Ar-
eitnehmer und der Arbeitgeber in gleichem Maße






(A) )



(B) )


Elke Ferner
angehoben werden. Es gibt keine Festschreibung der
Beiträge auf Dauer. Für die Menschen ist wichtig, zu
wissen: Sie werden auch in Zukunft mit den wachsenden
Kosten als Folge der demografischen Entwicklung und
des medizinischen Fortschritts nicht alleine gelassen.


(Beifall bei der SPD)


Wir werden über die Gesundheitsreform in diesem
Jahr mit Sicherheit noch öfter debattieren: bei der Ein-
bringung des Haushalts, in den Ausschussberatungen,
bei der Anhörung und in der Schlussberatung. Ich bin
mir aber sicher, dass wir das Ziel erreichen können, die
Reform zum 1. Januar 2007 in Kraft treten zu lassen.
Wer bessere Vorschläge hat, möge sie auf den Tisch le-
gen. Ich habe bisher noch keinen Vorschlag gehört, der
eine vernünftige Regelung für bezahlbare Krankenversi-
cherungsbeiträge enthält und gleichzeitig den medizini-
schen Fortschritt für alle – nicht nur für diejenigen, die
über ein gut gefülltes Portemonnaie verfügen – bezahl-
bar macht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604601600

Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Max

Straubinger das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1604601700

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Lassen Sie mich mit einer Vorbemerkung beginnen. Der
Kollege Westerwelle hat zum Schluss seiner Rede, die
ich aufmerksam verfolgt habe, den Eindruck zu vermit-
teln versucht, dass sich die Bundesregierung und die
Fraktionen, die die Bundesregierung in ihrem Bemühen
unterstützen, Friedenseinsätze aufgrund ihrer interna-
tionalen Verantwortung zu begleiten, aufdrängen wür-
den. Ich möchte dies ausdrücklich zurückweisen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Bundesregierung und die sie in dieser Frage unter-
stützenden Fraktionen im Haus handeln in Verantwor-
tung der außenpolitischen Gegebenheiten, auch der
entstandenen außenpolitischen Fragen und Herausforde-
rungen, und vor allen Dingen in Verantwortung für Frie-
den und Freiheit in gefährdeten Regionen dieser Welt.
Das ist meines Erachtens eine großartige Leistung der
Bundeskanzlerin und des Außenministers, die sie in den
vergangenen Wochen und Monaten zustande gebracht
haben. Dies sollte nicht in ein schiefes Licht gerückt
werden, Herr Kollege Westerwelle.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich gebe unserem Fraktionsvorsitzenden Volker
Kauder Recht: Man kann nicht große Reden darüber hal-
ten, dass das Existenzrecht Israels zu unterstützen ist,
aber dann, wenn es möglicherweise gefährdet ist, keinen
Beitrag leisten. Ich glaube, wir sind in der Verantwor-
tung, die nötigen Beiträge zu leisten. Darüber, wie diese
im Einzelnen aussehen sollen, kann man diskutieren. Ich

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(C (D in davon überzeugt, dass die Bundesregierung bisher ine großartige Leistung vollbracht hat und auch für die ukünftigen Entscheidungen dem Parlament die richtien Vorschläge unterbreiten wird, die wir dann sicherich unterstützen werden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich glaube, die bisherige Haushaltsdebatte zeigt sehr
eutlich, dass die Menschen der Bundesregierung und
en sie tragenden Fraktionen, der CDU/CSU und der
PD, Vertrauen entgegenbringen können. Die Wirtschaft
ächst, die Arbeitslosigkeit sinkt, die Zahl der sozialver-

icherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse nimmt
u und die Haushaltssanierung schreitet voran. Wer hätte
ich das vor einem Jahr vorstellen können? Ich glaube,
as konnten viele Bürgerinnen und Bürger in Deutsch-
and nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


as aber sind die wichtigen Botschaften und Signale, die
ie Politik der großen Koalition nach zehnmonatiger Re-
ierungstätigkeit den Bürgerinnen und Bürgern in unse-
em Land zu vermitteln vermag. Für die Menschen in
nserem Land wird sichtbar, dass wir den Koalitionsver-
rag – und damit auch den Koalitionsauftrag – in die Tat
msetzen. Das Investieren, Sparen und Reformieren
ird angegangen und punktgenau und zielorientiert um-
esetzt.

Auch der Haushalt 2007, der jetzt eingebracht worden
st, ist Ausdruck der Umsetzung des Koalitionsvertrages
nd er hat bereits großartige Erfolge vorzuweisen. Dass
ie Maastrichtkriterien bereits in diesem Jahr einge-
alten werden – das wurde bereits erwähnt, aber man
ann es nicht oft genug darlegen –, ist ebenfalls Aus-
ruck der Regierungspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ass sie auch 2007 eingehalten werden, weil die Grund-
age dafür heuer gelegt worden ist, ist wiederum ein
roßartiges positives Signal.

Auch dass nach mehreren Jahren, in denen der Haus-
alt nicht verfassungskonform war, jetzt ein verfas-
ungskonformer Haushalt eingebracht worden ist und
ie Nettoneuverschuldung geringer ist als die Investitio-
en, ist der neuen Bundesregierung, die seit Oktober im
mt ist, zu verdanken.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ass die Mehreinnahmen nicht nur über Steuern, son-
ern vor allen Dingen auch durch erhebliche Einsparun-
en erzielt werden, ist auch Ausdruck des Haushaltes,
en wir heute beraten.

Für mich ist aber auch entscheidend, dass in diesem
aushalt zum Ausdruck gebracht wird, dass die soziale
icherheit der Menschen in unserem Land nicht aus
em Blickfeld geraten ist. Im Gegenteil: Die soziale Si-
herheit der Menschen wird weiter gestärkt. Auch das ist
usdruck der Koalition von CDU/CSU und SPD.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Max Straubinger
Das alles sind Kennzeichen einer soliden Finanzpoli-
tik, der die Regierung Vorrang eingeräumt hat. Vielleicht
kann Bayern, das erstmals einen ausgeglichenen Haus-
halt verabschieden konnte,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


als Vorbild für unsere Politik dienen, um das auch auf
Bundesebene zu erreichen.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Wenn wir Bayern nicht hätten!)


– In Mecklenburg-Vorpommern und in Berlin, wo Sie
mitregieren, zeitigen sich ja die Ergebnisse. Wir wissen
auch, was die CDU in Sachsen-Anhalt aufzuräumen hat.
Das ist doch das Entscheidende.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Elemente des Dreiklangs „Investieren, Sparen,
Reformieren“ bedingen einander. Ohne Investitionen
gibt es kein Wachstum. Ohne Sparen gibt es keinen
Spielraum für zukünftige Investitionen in unserem Land.
Ohne die Reform der sozialen Sicherungssysteme gibt es
keine Senkung der Lohnnebenkosten. Das zeigt sehr
deutlich: Wachstum ist – früher gab es Parteistrategen,
die von Nullwachstum oder einem qualifizierten Wachs-
tum gesprochen haben; das meine ich aber nicht – die
Grundlage für mehr Arbeitsplätze in unserem Land. Das
nun vorhandene positive Wirtschaftswachstum von
1,8 Prozent – vielleicht gilt das sogar für das ganze Jahr;
im Süden Deutschlands ist es noch intensiver und
besser – ist also eine gute Voraussetzung für das Entste-
hen von Arbeitsplätzen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir werden diese Entwicklung mit dem Bundeshaus-
halt unterstützen. Wir fördern beispielsweise mit dem
25-Milliarden-Euro-Programm Innovationen. Die For-
schungsförderung hat ein Volumen von 6 Milliarden
Euro bis zum Jahr 2009. Das dient der Innovationsförde-
rung sowie der Stärkung des Wissenschaftsstandortes
Deutschland und der Zukunftsfähigkeit unseres Landes.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Entscheidend ist ebenfalls, dass der Mittelstand wei-
terhin in die Lage versetzt wird, große Investitionen zu
tätigen und dementsprechend die Zukunftsfähigkeit un-
seres Landes zu stärken. Die große Koalition hat bereits
entscheidende Wegmarken gesetzt. Die verbesserten Ab-
schreibungsbedingungen für bewegliche Wirtschafts-
güter sind ein entscheidender Faktor. Ich bin darüber
hinaus der Meinung, dass die teilweise steuerliche Ab-
setzbarkeit von Handwerkerrechnungen nichts anderes
als ein Impulsprogramm ist und dafür sorgt, dass wir uns
nun Gott sei Dank an einer besseren Auftragslage bei un-
seren Handwerksbetrieben erfreuen dürfen.


(Beifall des Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU])


Ich bin zudem überzeugt, dass der Abbau von bürokrati-
schen Hemmnissen ein Erfolg sein wird. Ich danke aus-
drücklich unserem Bundeswirtschaftsminister Michael
Glos für seinen Einsatz zugunsten der mittelständischen
Wirtschaft und unseres Wirtschaftsstandorts insgesamt.

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(C (D Der Herr Fraktionsvorsitzende und Parteivorsitzende er FDP hat vorhin das Allgemeine Gleichbehandungsgesetz kritisiert. Wir geben unumwunden zu, dass ir mit diesem Gesetz nicht ganz glücklich sind. Aber ch möchte herausstellen, dass wir im Vergleich zum urprünglichen Entwurf für entscheidende Änderungen georgt haben, damit der bürokratische Aufwand bei den etrieben massiv minimiert wird bzw. erst gar keiner ntsteht. Der Kollege Westerwelle hat des Weiteren kritisiert, ass die Kohlesubventionen nicht in ausreichendem aße abgebaut werden. Das mag sein. Aber in den Bun esländern, in denen die FDP in der Regierung ist, zum eispiel in Nordrhein-Westfalen, tritt man zwar für den bbau der Kohlesubventionen ein, um aber zugleich arauf hinzuweisen, dass ein Ausgleich aus dem Buneshaushalt zu erfolgen hat. Wenn das eine ehrliche Poliik im Sinne der Bürgerinnen und Bürger und wenn das ubventionsabbau sein soll, dann habe ich möglichereise den Begriff „Subventionsabbau“ nicht verstanden. Auf vielfältige Weise wurde heute schon die Entwickung auf dem Arbeitsmarkt dargelegt. Wir freuen uns naürlich über den Abbau der Arbeitslosigkeit und die Steierung der Zahl der sozialversicherungspflichtigen eschäftigungsverhältnisse um 130 000. Davon sind 0 000 in Bayern entstanden. Das zeigt sehr deutlich, oher die wirtschaftlichen Impulse kommen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Vergiss den Norden nicht! Auch wir sind anständig!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ch freue mich insbesondere über den Abbau der
ugendarbeitslosigkeit. Die Zahl der arbeitslosen Ju-
endlichen ist um fast 100 000 zurückgegangen. Das
eigt sehr deutlich, dass die Bundesregierung Jugendli-
hen großartige Zukunftschancen eröffnet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben vielfach über die Korrektur der Hartz-
esetze gestritten. Ich glaube, dass die Hartz-Gesetze
ehr Dynamik in die Vermittlung der Arbeitslosen ge-

racht haben und dass der Umbau der Bundesagentur für
rbeit, der bisher durchaus positive Effekte mit sich ge-
racht hat, weiter voranschreiten muss. Es wurden in
ielen Bereichen Korrekturen vorgenommen. Ich erin-
ere an die Ich-AG und andere Dinge. Eines ist für mich
ntscheidend: Wir sind ein sozialer Staat und wir treten
ür die ein, die der sozialen Unterstützung bedürfen. Es
ilt aber auch, dem Missbrauch von sozialen Leistungen
assiv entgegenzutreten.

Am 30. August gab es in der Sendung „ZDF-Repor-
er“ einen Bericht über zwei Sozialdetektive, –


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604601800

Kollege Straubinger, die Geschichte können Sie jetzt

icht mehr zu Ende erzählen. Ihr Fraktionsvorsitzender
at Ihnen schon Zeit überlassen.






(A) )



(B) )


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1604601900

– die 150 Missbrauchsfälle mit einem Volumen von

über 500 000 Euro in kürzester Zeit aufgedeckt haben.
Das zeigt sehr deutlich, dass die Verwaltungen noch ef-
fektiver arbeiten müssen. In diesem Sinne lasst uns die
Arbeit angehen.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU]: Die Geschichte wollte die Präsidentin nicht hören!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604602000

Das Wort hat die Kollegin Schwall-Düren für die

SPD-Fraktion.


Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD):
Rede ID: ID1604602100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Seit mehr als 50 Jahren ist Deutschland in die Euro-
päischen Gemeinschaften eingebunden. Das prägte die
Politik der Bundesregierungen und das prägt die Politik
auch dieser Regierung. Bundeskanzlerin Merkel hat das
heute Morgen eindrucksvoll dargelegt.

Die Mitgliedschaft in der Europäischen Union be-
deutet Chancen, aber auch Herausforderungen. Die
Chancen haben sich schon zu Beginn der Mitgliedschaft
ergeben. Es ist uns allen bekannt, dass wir Frieden und
Sicherheit, kulturelle Vielfalt und Reichtum dieser Mit-
gliedschaft zu verdanken haben, aber auch einen un-
glaublich gesteigerten Wohlstand. Ich darf nur die eine
Zahl nennen, dass wir allein in den Jahren 1992 bis 2002
900 Milliarden Euro zusätzlichen Wohlstand in Deutsch-
land erreicht haben. Das bedeutet 6 000 Euro pro Haus-
halt. Das ist sehr viel und das sollte von uns immer wie-
der betont werden. Das war der Bevölkerung in früheren
Jahren bewusster. Aber in den letzten Jahren ist die
Wahrnehmung der Chancen der Europäischen Union zu-
nehmend schwächer geworden, und zwar einmal, weil
die Errungenschaften selbstverständlicher sind, und zum
anderen, weil es in Mode gekommen ist, Kritik an der
EU zu üben.

Brüssel wird schnell als Geldvernichtungsmaschine
abqualifiziert, es wird Brüssel vorgeworfen, sich in na-
tionale Angelegenheiten einzumischen oder ein Büro-
kratiemonster zu sein. Auch wir Politikerinnen und Poli-
tiker des Deutschen Bundestages sind nicht ganz
unschuldig. Wenn Entscheidungen in Brüssel getroffen
werden, an denen wir über den Rat mitgewirkt haben,
dann schieben wir manchmal gern die Schuld auf Brüs-
sel und behaupten, an der Entscheidung nichts ändern zu
können, weil das die Entscheidung von Brüssel sei. Da
ist es kein Wunder, dass die Bürgerinnen und Bürger
verunsichert sind.

Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren immer stär-
ker die soziale Dimension infrage gestellt wird. Die Bür-
ger mussten den Eindruck gewinnen, dass die Kommis-
sion bei der Umsetzung des gemeinsamen Marktes
immer stärker von so genannten neoliberalen Vorstellun-
gen geleitet wurde. Ein uns allen bekanntes Beispiel ist

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(C (D ie Dienstleistungsrichtlinie, die den positiven Effekt ringen soll, dass der Dienstleistungsmarkt in der Euroäischen Union mehr Dynamik bekommt und damit Areitsplätze geschaffen werden, die aber gleichzeitig die efahr mit sich bringen könnte, dass Sozialund Quali ätsdumping betrieben wird. Aber glücklicherweise haen wir Einfluss auf diese Dinge. Gemeinsam, mit dem uropäischen Parlament und der deutschen Regierung, st es hier gelungen, im Rat ein gutes Stück voranzukomen. etzt steht im Parlament die zweite Lesung an. Wir sind uf einem guten Weg, damit sich in Europa das Prinzip gleicher Lohn und gleiche Standards für gleiche Arbeit m gleichen Ort“ wirklich durchsetzt. Wenn das nicht ereicht wird, dann sind die Bürger enttäuscht und verunsihert und dann haben wir in unseren jeweiligen Natioalstaaten die Konsequenzen zu tragen. Wir dürfen uns allerdings nicht der Illusion hingeben, ass diese Problematik allein mit einer veränderten ienstleistungsrichtlinie gelöst wird. Wir müssen auch nsere Hausaufgaben machen. Damit spreche ich das hema „Entsenderecht und Mindestlohn“ an. Wir sind erade dabei, die Entsenderichtlinie für das Gebäudeeinigerhandwerk in nationales Recht umzusetzen. Ich in aber sicher: Das kann nicht das Ende sein. Wir müsen hier weiterkommen (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


nd in diesem Herbst die Frage der Mindestlöhne nicht
ur sehr ernsthaft diskutieren, sondern auch entschei-
end beantworten.


(Beifall der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE])


8 Mitgliedstaaten in der Europäischen Union haben
indestlöhne. Ich will darauf aufmerksam machen, dass

in Land, das wir hier immer wieder wegen seiner wirt-
chaftlichen Dynamik positiv hervorheben, nämlich
roßbritannien, in diesem Zusammenhang sehr gute Er-

ahrungen gemacht hat.


(Otto Fricke [FDP]: Wollen Sie denn auch das britische Kündigungsrecht?)


Leistungsträger, über die im Augenblick wieder sehr
iel gesprochen wird – auch in meiner Partei –, sind
uch diejenigen, die als Geringqualifizierte täglich ihrer
rbeit nachgehen. Auch diese Menschen müssen für

hre Arbeit einen anständigen, existenzsichernden Lohn
ekommen. Deswegen kann ich auch dem Vorschlag des
achverständigenrates, das Arbeitslosengeld II zu kür-
en, um so für eine geringe Anzahl von Personen Ar-
eitsplätze zu schaffen, überhaupt nicht zustimmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Chancen, die die EU in der Vergangenheit mit
ich gebracht hat, müssen natürlich auch in der Zukunft
enutzt werden. Die EU ist für uns Impulsgeber und sie
ibt uns eine Leitorientierung. Ich möchte hier noch ein-
al das Beispiel des Stabilitäts- und Wachstums-






(A) )



(B) )


Dr. Angelica Schwall-Düren
paktes anführen. Dieser Pakt wurde vor allen Dingen
durch deutsche Politiker gestaltet. Zwischenzeitlich war
er für uns zu einer Last geworden. Letztendlich aber hat
er dazu beigetragen, dass der Druck, unseren Haushalt
zu konsolidieren, aufrechterhalten wurde. Mit großer
Wahrscheinlichkeit in diesem Jahr, aber auf alle Fälle im
kommenden Jahr wird es gelingen, das 3-Prozent-Defi-
zit-Kriterium zu erfüllen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Damit sichern wir die Chancen der zukünftigen Genera-
tionen. Gleichzeitig haben wir durch die Reform des Sta-
bilitätspaktes ermöglicht, dass in diesem Land wieder
Investitionen getätigt werden können und wir das von
der Koalition beschlossene 25-Milliarden-Euro-Pro-
gramm umsetzen.

Wir haben in diesem Herbst vor dem Hintergrund der
Lissabonstrategie noch das nationale Reformprogramm
zu verabschieden. Die Bundesregierung wird einen ent-
sprechenden Bericht in Brüssel vorlegen. Wir haben
nämlich erkannt – Frau Bundeskanzlerin hat das heute
Morgen schon ausgeführt –, dass die Globalisierung kein
Erfolg wird, wenn man nur die nationalen Interessen
vertritt und wenn man sich bei Löhnen, Steuern und
Standards gegenseitig unterbietet. Im Gegenteil. Was wir
tun müssen, ist: Standards sichern, Qualität produzieren,
Innovationen umsetzen. Das wird mit der Lissabonstra-
tegie und in dem Rahmen mit dem nationalen Reform-
programm angepackt. Dabei ist natürlich auch die wei-
tere Modernisierung unserer Sozialsysteme zu nennen.
Das haben wir im Bereich der Alterssicherung und des
Arbeitsmarktes schon angepackt und das müssen wir im
Bereich der Gesundheitspolitik weiter vorantreiben.

Ganz entscheidend ist neben dieser Reform aber die
Investition in die Köpfe. Die Lissabonstrategie hat uns
aufgegeben, 3 Prozent unserer Mittel in Bildung und
Forschung zu investieren. Genau das tun wir. Trotz
Haushaltskonsolidierung wird diese Regierung bis zum
Jahr 2010 dafür sorgen, dass die 3 Prozent in dem Be-
reich erreicht werden.

Ich möchte an dieser Stelle aber darauf hinweisen,
dass wir bei der Weiterbildung noch mehr tun müssen,
das stärker in den Blick nehmen müssen und diese He-
rausforderung ebenfalls annehmen müssen. Dazu brau-
chen wir aber auch die Unternehmen und dazu brauchen
wir die Gewerkschaften, die ich ausdrücklich auffordere,
sich dieser Aufgabe zu stellen.


(Beifall bei der SPD)


In der ersten Hälfte des Jahres 2007 steht die deutsche
Ratspräsidentschaft an. Wir wollen uns wie 1999 auch
bei dieser Ratspräsidentschaft wieder als gute Europäer
zeigen. Das ist eine große Herausforderung. Wie Sie alle
wissen, ist der Verfassungsprozess ins Stocken geraten.
Das ist ein Prozess, den wir aber unbedingt voranbringen
müssen, nicht um eines abstrakten Textes willen, son-
dern weil wir diese Verfassung brauchen, damit in der
Europäischen Union mehr Bürgernähe, mehr Transpa-
renz und mehr Effektivität erreicht werden können.

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(C (D Um hierbei voranzukommen, ist sehr viel Verhandungsgeschick notwendig. Aber ich bin ganz zuversichtich, dass wir es in der deutschen Ratspräsidentschaft chaffen werden, einen Weg, wenn auch noch keine endültige Lösung aufzuzeigen. Dieses Verhandlungsgechick haben die Vertreter unserer Regierung schon einrucksvoll bewiesen. Frau Merkel hat es seinerzeit eschafft, das ins Stocken geratene Verfahren zur finaniellen Vorausschau zu einem guten Abschluss zu brinen. Unser Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat nzwischen ein unerhört hohes Ansehen als guter Verandlungspartner erreicht, was man auch an der positien Rolle, die er im Nahostkonflikt spielt, ablesen kann. r wird von allen Seiten respektiert. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deutschland wird eine hohe Kompetenz zugeschrie-
en, etwas zur Friedenssicherung zu erreichen. Aber
assen Sie mich an dieser Stelle auch sagen: Diese hohe
ompetenz im Bereich der diplomatischen Verhandlun-
en ist nur dann weiter akzeptiert, wenn es auch die
ereitschaft Deutschlands gibt, sich aktiv, auch durch
urverfügungstellung von Bundeswehrkräften, an der
riedenssicherung zu beteiligen. Der Kollege Peter
truck hat sehr deutlich gesagt, dass wir das natürlich
ur unter ganz klaren Bedingungen tun werden.

Hierbei ist das Zusammenspiel mit den europäischen
artnern ebenfalls sehr wichtig. Auch die UN-Friedens-
esolution 1701 trägt sehr deutlich die europäische
andschrift. Das ist ein großer Erfolg, den wir mit unse-

en europäischen Freunden erreicht haben.

Lassen Sie mich noch einmal auf die Verfassung zu-
ückkommen, liebe Kolleginnen und Kollegen. Wir ha-
en hier nicht nur eine schwierige Situation mit den
eiden Ländern, in denen die Verfassung durch ein Refe-
endum abgelehnt wurde – Frankreich und die Nieder-
ande –, sondern wir haben auch Probleme mit anderen
artnern – da kann man Großbritannien nennen, aber
uch Polen –, mit denen es im Augenblick sehr schwer
st, zu gemeinsamer Politik zu kommen. Bei allem Ver-
tändnis für die polnischen Freunde, die besonders kri-
isch auf die deutsche Politik schauen, ist dort auch eine
ewisse Unfähigkeit bezüglich einer Kommunikations-
nd Kooperationsbereitschaft mit der deutschen Politik
u erkennen. Nichtsdestotrotz müssen wir immer wieder
in Dialogangebot machen; denn die Bevölkerung und
uch die wirtschaftlichen Akteure sehen die Beziehun-
en in keiner Weise kritisch. Im Gegenteil, das Ansehen
eutschlands ist in Polen in den letzten Jahren immer
eiter gestiegen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, neben dem Verfas-
ungsthema wird die deutsche EU-Ratspräsidentschaft
uch von wichtigen wirtschaftspolitischen und außen-
olitischen Themen geprägt sein. Es wird um Fragen der
euen Nachbarschaftspolitik gehen und darum, dass wir
it Russland unsere Kooperation optimal fortsetzen.

Am 25. März 2007 blicken wir auf die europäische
rfolgsgeschichte zurück, die mit der Unterzeichnung






(A) )



(B) )


Dr. Angelica Schwall-Düren
der Römischen Verträge vor 50 Jahren ihren Anfang
nahm. Frieden, Stabilität und Wohlstand wurden hart er-
arbeitet und erstritten. Der Jahrestag bietet die Möglich-
keit einer europäischen Standort- und Zielbestimmung.
Angesichts des historisch Erreichten sind wir in der
Pflicht, uns im weltpolitischen Maßstab neu zu verorten,
alte Denkmuster vielleicht zu erneuern und den Blick auf
die politische Verantwortung Europas nach innen und
außen zu schärfen. Die von Außenminister Steinmeier
„Generation Europa“ genannten jüngeren Menschen er-
warten zu Recht Klarheit über den zukünftigen politi-
schen Rahmen des europäischen Gesellschaftsmodells.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604602200

Kollegin Schwall-Düren, ich mache Sie nur darauf

aufmerksam, dass Sie jetzt auf Kosten Ihrer Kollegen
sprechen.


Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD):
Rede ID: ID1604602300

Ich komme zum Schluss. – Diese Klarheit können wir

nur gemeinsam mit unseren Partnern erreichen. Deswe-
gen gilt auch heute noch das Wort von Willy Brandt am
Ende seiner Regierungserklärung am 28. Oktober 1969:

Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn … werden
im Inneren und nach außen.

Das werden wir mit dieser Regierung auch bleiben.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Super!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604602400

Das Wort hat der Beauftragte für die Angelegenheiten

der Kultur und Medien, Herr Staatsminister Bernd
Neumann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


B
Bernd Neumann (CDU):
Rede ID: ID1604602500


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die
Bundesregierung wird der besonderen Stellung der Kul-
tur in unserer Gesellschaft und ihrer Verantwortung für
die europäische Kulturnation auch mit dem diesjährigen
Kulturetat gerecht. Für uns gilt: Kulturförderung ist
keine Subvention, sondern Investition in die Zukunft. So
haben wir es in den Koalitionsvertrag geschrieben und
so handeln wir.

Die Bundesregierung hat den Kulturhaushalt für das
Jahr 2007 im Vergleich zu den im Vorjahr zur Verfügung
stehenden Mitteln erneut erhöht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie hat damit deutlich gemacht, wie ernst sie die Förde-
rung von Kunst und Kultur in Deutschland auch ange-
sichts der schwierigen Haushaltslage nimmt. Dies kann

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(C (D m Übrigen vielen Bundesländern und Kommunen, die hre Haushalte kürzen, als Beispiel dienen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, ich sehe es als meine be-
ondere Aufgabe an, trotz der Notwendigkeit drastischer
parmaßnahmen im Gesamthaushalt positive Rahmen-
edingungen für Kultur und Medien zu sichern und sie
ort, wo sie ungenügend sind, zu verbessern. Hier
onnte die Bundesregierung in den vergangenen Mona-
en Beträchtliches erreichen. Ich erinnere an die Beibe-
altung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes für Kul-
urgüter, an das Folgerecht für den Kunsthandel, an die
msetzung der UNESCO-Konvention zum Schutz von
ulturgut, an die Beseitigung der unseligen Bagatell-
lausel im Urheberrecht, daran, dass wir die Deutsche
ationalbibliothek zukunftsfähig gemacht haben, an den
eubau des Literaturmuseums der Moderne in Marbach
nd nicht zuletzt an den Haushalt 2006, in dem wir für
en Kulturbereich im Verhältnis zu 2005 ebenfalls eine
teigerung zu verzeichnen hatten.

Mit diesem Haushaltsentwurf 2007 und dem Finanz-
lan 2010 setzt die Bundesregierung insgesamt – Herr
teinbrück hat das gestern ausgeführt – ihren Haushalts-
onsolidierungskurs fort. Gleichwohl konnte ich den
mfang des Kulturhaushalts steigern.

In einigen Bereichen konnten wichtige Erfolge erzielt
erden. Nicht immer lassen sie sich so konkret beziffern
ie bei der Förderung des deutschen Films, die das
abinett vor der Sommerpause beschlossen hat. Wie im
oalitionsvertrag festgelegt, werden unter dem Titel

Anreiz zur Stärkung der Filmproduktionen in Deutsch-
and“ ab 2007 für die Dauer der Legislaturperiode
ährlich 60 Millionen Euro für ein neues Konzept zur
ilmfinanzierung zur Verfügung gestellt. Das ist ein fan-

astischer Erfolg für den Erhalt der Filmkultur und für
ie Filmwirtschaft in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ier bedanke ich mich ausdrücklich bei Finanzminister
eer Steinbrück, der mich nicht gehindert hat, dies zu er-
eichen, sondern der mich dabei unterstützt hat. Das ist
ngewöhnlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das Lob hört er nicht mehr! Er ist schon gegangen! Aber man kann ihn nie genug loben!)


amit erfüllt die Bundesregierung den im Koalitionsver-
rag formulierten Auftrag, international wettbewerbsfä-
ige, mit anderen EU-Ländern vergleichbare Bedingun-
en für unsere Filmwirtschaft zu schaffen. Unsere
aßnahme ist ein Bekenntnis zum deutschen Film. Er-

olg und Qualität deutscher Filme in der letzten Zeit
echtfertigen, so denke ich, dieses Bekenntnis.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ein weiteres Bekenntnis der Bundesregierung gilt der
eutschen Welle. Für sie ist die Zeit der unverhältnis-
äßigen Sparauflagen vorbei. Der Auslandssender ist






(A) )



(B) )


Staatsminister Bernd Neumann
für die Bundesregierung nach wie vor Deutschlands
wichtigster Kulturbotschafter in der Welt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Der Sender kann sich jetzt, wie der Haushalt 2007 be-
weist, auf eine aufgabengerechte Finanzierung durch die
Bundesregierung verlassen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, die Bundesregierung hat
eine weitere wichtige Haushaltsentscheidung für die
Kultur getroffen, die ab 2008 und in den Folgejahren
wirksam werden kann: Der Bund wird sich mit bis zu
50 Millionen Euro an der Sanierung der Staatsoper
Unter den Linden in Berlin beteiligen. Diejenigen, die
den Zustand des historisch wertvollen Gebäudes kennen,
wissen, dass hier dringend gehandelt werden muss. Ber-
lin sieht sich allein nicht in der Lage, diese Aufgabe zu
bewältigen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das ist bedauerlich! – Weiterer Zuruf des Abg. Otto Fricke [FDP])


Der Bund kommt damit seiner Mitverantwortung für die
kulturelle Ausstrahlung seiner Hauptstadt wie auch der
Verpflichtung für die Kulturnation Deutschland vorbild-
lich nach.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, ich habe nur drei Beispiele
wegen ihrer besonderen finanziellen Dimension heraus-
gehoben. Unser Haushalt hat im Regierungsentwurf
2007 einen Gesamtumfang von rund 1,1 Milliarden
Euro. Wir haben zwar als Beitrag zur Haushaltskonsoli-
dierung eine globale Minderausgabe von rund 17 Millio-
nen Euro zu erbringen, aber der Gesamtrahmen des
Haushalts stellt sicher, dass wir auch in Zukunft unser fi-
nanzielles Engagement bei Einrichtungen und Projekten
von gesamtstaatlicher Bedeutung fortsetzen können. Das
gilt für die kulturellen Leuchttürme in den neuen Bun-
desländern ebenso wie für die bedeutenden Museen, die
Gedenkstätten und die vielen innovativen Projekte in Li-
teratur, Musik, darstellender und bildender Kunst.

Meine Damen und Herren, erlauben Sie mir abschlie-
ßend ein Wort zu einem Vorgang, der mich auch persön-
lich sehr beschäftigt. Ich bedauere außerordentlich die
durch eine deplacierte Rede meines Abteilungsleiters bei
der Eröffnungsveranstaltung des Kunstfestes Weimar
ausgelösten Irritationen und die Betroffenheit, insbeson-
dere bei den Opfern des KZ Buchenwald. Es war unver-
zichtbar, bei einem solchen Anlass in jedem Falle der
Opfer von Buchenwald würdig zu gedenken. Dies ist
Herrn Professor Schäfer klar; sein Versäumnis war ein
großer Fehler. Wer Herrn Professor Schäfer und seine
Arbeit als Historiker und langjähriger erfolgreicher Di-
rektor des Hauses der Geschichte kennt, kann allerdings
keinen Zweifel an seiner politischen und moralischen In-
tegrität haben.

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(C (D Meine sehr verehrten Damen und Herren, aus dieser ede eine inhaltliche Veränderung der Gedenkstättenolitik des Bundes im Hinblick auf die Bewertung und ufarbeitung der NS-Diktatur abzuleiten, ist völlig abegig. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ier steht die Bundesregierung in der Kontinuität ihrer
orgängerregierung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Die NS-Diktatur und der durch sie verursachte Holo-
aust sind in ihrer menschenverachtenden, grausamen
imension einzigartig und durch nichts zu relativieren.
ie Erinnerung hieran wach zu halten, bleibt eine he-

ausragende Aufgabe unserer Gedenkstättenpolitik. Hier
ehe ich von Ihrer aller Unterstützung aus.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604602600

Für die Fraktion Die Linke hat die Kollegin

ochimsen das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604602700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

unächst herzlichen Dank, Herr Staatsminister, dass Sie
ie Gelegenheit hier genutzt haben, auf die Vorfälle und
orgänge anlässlich des Kunstfestes in Weimar einzu-
ehen. Allerdings muss ich sagen: In der Weise, wie Sie
as getan haben, ist genauso wenig Klärung herbeige-
ührt worden wie durch Ihr Bedauern, das Sie nach den
ußerungen und der Entschuldigung von Herrn Profes-

or Schäfer zum Ausdruck gebracht haben. Wieder
ussten wir hören, dass vor allen Dingen bedauert wird,

ass Überlebende des Holocaust durch Äußerungen, wie
ie Herr Professor Schäfer gemacht hat, verletzt wurden.
ie haben kein Wort zum Grundsatzthema „Gedächtnis
uchenwald“ gesagt,


(Widerspruch bei der CDU/CSU – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Doch, hat er gesagt! Er hat zur Erinnerungskultur Stellung genommen! Ganz deutlich!)


egen das Herr Professor Schäfer in Weimar angeredet
at. Für das Verfehlen, nicht darauf eingegangen zu sein,
at er sich bisher nicht entschuldigt.


(Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Lesen Sie die Rede des Staatsministers noch einmal nach! Das ist unzutreffend!)


Ich möchte an dieser Stelle deutlich klarstellen: Auch
enn auf dieser skandalösen Veranstaltung in Weimar
ein einziger Überlebender anwesend gewesen wäre,






(A) )



(B) )


Dr. Lukrezia Jochimsen
wäre die Rede von Professor Schäfer genauso provozie-
rend und nicht hinnehmbar gewesen, wie sie es war.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In einigen Jahren werden wir die Situation haben, dass
leider niemand mehr da ist, der zu den Überlebenden
zählt. Deswegen ist es so wichtig, uns mit dem Thema
„Gedächtnis Buchenwald“ auseinander zu setzen und
uns auch dann zu entschuldigen, wenn wir gegen das
Gedenken an Buchenwald verstoßen, und nicht nur
dann, wenn wir Menschen, die betroffen sind, verletzen.
Darum geht es.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Entschuldigung von Herrn Professor Schäfer, die
Worte des Staatsministers bisher und eben zu diesem
Thema waren dem nicht angemessen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Sie waren ausgewogen und gut! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Worte des Staatsministers waren untadelig!)


Jetzt möchte ich mich mit dem Kulturetat und den
Kulturinvestitionen auseinander setzen. Kultur sei eine
Investition in die Zukunft. Von diesem Grundsatz der
Bundeskanzlerin, die leider nicht mehr da ist


(Zurufe von der CDU/CSU: Doch! – Sie sitzt da hinten!)


– ach, da ist sie –, ausgehend, den der Staatsminister ge-
rade wiederholt hat, möchte ich die Haushaltsdebatte
nutzen, um Regierung und Parlament


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Zu danken!)


einen Kulturinvestitionsvorschlag zu machen, der bit-
ter notwendig ist.

Gestern hat der Finanzminister von diesem Pult aus
verkündet, alle zurückfließenden Milliarden müssten um
unserer Kinder und deren Zukunft willen zum Abbau un-
serer staatlichen Schuldenlast verwandt werden. Das ist
ein richtiger Satz. Trotzdem kann ich ihn nicht mehr hö-
ren, wenn ich bedenke, was den Kindern dadurch in zu-
nehmendem Maße in unserem Land vorenthalten wird:


(Beifall bei der LINKEN)


wahrhafte Teilhabe und Teilnahme an der großartigen,
vielfältigen Kultur unseres Landes. Die kulturellen Defi-
zite der Kinder und Jugendlichen sind beängstigend; alle
Untersuchungen bestätigen dies. Dem muss endlich et-
was entgegengesetzt werden.

Deshalb mein Vorschlag: Nehmen Sie 1 Milliarde
Euro aus den zurückfließenden Geldern


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Was sind zurückfließende Gelder?)


und setzen Sie ein Programm „Kultur für Kinder“ auf,


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D o wie die Vorgängerregierung dies für Ganztagsschulen etan hat. Geben Sie den Kindern, die zu Hause keine Bücher, eine Möglichkeiten zum Musizieren und Gestalten haen, die Chance, in ihrem unmittelbaren Umfeld Musiknd Malschulen, Theaterund Tanzgruppen zu finden, benso wie Bibliotheken mit Lesezirkeln und -wettbeerben, Film-, Videound Computerclubs unter kreatier Anleitung, Museen als ständige Erfahrungsorte und unsthandwerksstätten. (Petra Merkel [Berlin] [SPD]: In Berlin haben wir das bereits!)


„In Berlin haben wir das“; der Einwurf kommt sehr zu
echt.

Kultur für Kinder überall und überall in gleichen Ma-
en – auf dem Land, in den Städten und in den Problem-
ierteln: Darum geht es.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist allerdings nicht Aufgabe des Bundeshaushalts, Frau Kollegin!)


ort, wo es das gibt – wie in Berlin, Frau Kollegin –,
uss es erhalten bleiben; wo es immer weniger wird
wie in Thüringen zum Beispiel –, muss es wiederher-

estellt werden; wo es fehlt – das ist vielerorts in unse-
em Land der Fall –, muss es endlich eingerichtet wer-
en.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was hat das mit dem Bundeshaushalt zu tun?)


as wäre eine Investition in die Zukunft.

Verweisen Sie jetzt bitte nicht auf die Kulturhoheit
er Länder.


(Zuruf von der SPD: Doch! – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das gehört dazu!)


ie Landesregierung möchte ich nämlich sehen, die da
eld vom Bund ablehnt.


(Widerspruch bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nur ein kleiner Verfassungsbruch, Frau Jochimsen!)


ie Eltern und die Kinder werden das nicht mitmachen;


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ein süßer kleiner Verfassungsbruch! – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Populistische Märchenstunde!)


ie Wählerinnen und Wähler werden das nicht mitma-
hen. Sie werden es einfordern.


(Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das geht an der Wirklichkeit vorbei!)


Denken Sie auch daran, dass Sie damit Arbeit schaf-
en würden, kostbare, kreative Arbeit. So viele junge
ualifizierte Fachleute für Musik, Theater, bildende
unst, Film, Kunsthandwerk warten auf Aufgaben und






(A) )



(B) )


Dr. Lukrezia Jochimsen
die Chance, mit ihrem Können auch ihren Lebensunter-
halt zu finanzieren.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604602800

Frau Kollegin Jochimsen, die Debatte darüber müssen

wir in die Ausschüsse verweisen. Sie müssen zum
Schluss kommen.


Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604602900

Ein Programm für Kinder, Jugendliche und junge

kreative Frauen und Männer wäre ein nationales Signal,
das unser Land als wahre moderne Kulturnation aus-
zeichnen würde.

Zum Schluss folgender Satz:

Man kann mit Politik keine Kultur machen, aber
vielleicht mit Kultur Politik.

Erinnert sich noch jemand, wer das gesagt hat? – Es war
Theodor Heuss, der erste Bundespräsident. Das wäre
auch eine Verpflichtung für uns heute.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN – Otto Fricke [FDP]: Das war das einzig Liberale an der Rede!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604603000

Für die SPD-Fraktion hat die Kollegin Monika

Griefahn das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Monika Griefahn (SPD):
Rede ID: ID1604603100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolle-

ginnen und Kollegen! Der Haushaltstitel für Kultur und
Medien ist mit einem Anteil von 0,4 Prozent am Ge-
samthaushalt sehr klein.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das schmälert aber nicht seine hohe Bedeutung!)


Deswegen müssen wir umso sensibler mit den einzelnen
Posten umgehen, gerade wenn uns – das haben Sie, Herr
Staatsminister, angekündigt – die globale Minderaus-
gabe trifft. Denn die vielen kleinen Projekte wären viel-
leicht gar nicht mehr lebensfähig, wenn die Mittel
gekürzt würden. Gerade diese vielen kleinen soziokultu-
rellen Projekte, die Erziehungsprojekte, die musikali-
schen Projekte – Sie haben sie erwähnt, Frau
Jochimsen – sind nämlich besonders wertvoll.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aber nicht im Bundeshaushalt!)


Das müssen wir uns noch anschauen.

Wir werden uns im Bundestag und auch im Kultur-
ausschuss sehr intensiv mit den politischen Schwerpunk-
ten beschäftigen. Auch da müssen wir schauen, wie die
Kürzungen umgesetzt werden.

Herr Staatsminister Neumann hat aber auch auf posi-
tive Aspekte hingewiesen. Ich möchte an dieser Stelle
meinen Dank sowohl an den Staatsminister als auch an
den Finanzminister dafür richten, dass die zusätzlichen

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(C (D 0 Millionen Euro für die Filmförderung im Haushalt ingeplant worden sind. Das ist nicht nur eine Chance ür das Kulturgut „deutscher Film“, sondern auch für das irtschaftsgut „deutscher Film“. Damit werden ja auch rbeitsplätze gesichert. Ich finde es prima, dass wir hier iese Kombination hinbekommen haben. Diese Chance bietet sich auch an anderen Bereichen. ch denke da an die Computerspiele. Vor zwei Wochen st die Computerspielmesse „Games Convention“, die inen riesigen Ansturm erlebt hat, zu Ende gegangen. Es amen nicht nur mehr Menschen, als erwartet worden st; es kamen im Durchschnitt auch ältere Besucher und ehr Mädchen und Frauen als in den letzten Jahren. Inzwischen kann keiner die gesellschaftliche und kulurelle Bedeutung von Computerspielen ignorieren. uch die wirtschaftliche Bedeutung ist wesentlich. Der msatz der Computerspielindustrie beträgt 1,5 Milliaren Euro – das ist einer der größten Märkte in Europa – nd übersteigt sogar den Umsatz der Filmindustrie. Es erden aber weniger als 10 Prozent der Spiele von deut chen Herstellern entwickelt, obwohl gerade diese häuig qualitativ besonders gut sind. Das muss man auch inmal hervorheben. Deswegen sollten wir dies untertützen. Das heißt, wir müssen von der Killerspieledeatte wegkommen. Es steht außer Frage, dass geltende inderund Jugendschutzregeln eingehalten werden üssen. Dafür haben wir uns auch eingesetzt. Ich laube, dass die USK, die Unterhaltungssoftware Selbstontrolle, insgesamt sehr gut funktioniert. Von insgeamt 2 686 geprüften Spielen wurde nur 30 wegen Juendgefährdung keine Altersfreigabe erteilt. Ich finde es uch gut, dass die Bundesregierung klargestellt hat, dass omentan kein gesetzgeberischer Handlungsbedarf im trafgesetzbuch gesehen wird. (Beifall des Abg. Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP] sowie der Abg. Grietje Bettin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der SPD)


as gibt uns die Möglichkeit zu schauen, wie wir diese
ranche unterstützen und welche Marktanreize wir ge-
en können. Ich denke zum Beispiel daran, dass ein
reis für die besten Computerspiele ausgelobt werden
ann.

Herr Neumann, Sie haben auch die Deutsche Welle
ngesprochen. Ich freue mich, dass Sie sich dafür einge-
etzt haben, dass im Kernhaushalt des Senders keine
eiteren Einsparungen erfolgen sollen. Ich glaube aber,
ass die Verringerung der Investitionen um 3 Millionen
uro schmerzhaft sein wird. Denn Investitionen in mo-
ernste Technik sind in diesem Bereich sehr wichtig.

Wenn wir über politische Schwerpunktsetzungen
prechen, muss auch die Frage der Integration, die in den
etzten Wochen intensiver diskutiert wurde, behandelt
erden. Da leisten Kultur und Medien einen besonders
ichtigen Beitrag. Ich erwähne das Projekt an der Rütli-
chule – dieses Projekt gibt es auch an vielen anderen
chulen, aber es ist durch die Rütli-Schule bekannt ge-
orden –, das durch den Einsatz von Musik, Tanz und






(A) )



(B) )


Monika Griefahn
Theater zu einer wesentlich besseren Stimmung in der
Schule beigetragen hat.


(Beifall bei der SPD)


Es gibt auch türkische Rapgruppen, die eine gute Ver-
mittlerrolle spielen. Das sind Projekte zur Integration,
die wir sehr stark fördern müssen.

Zu einem funktionierenden Zusammenleben gehört
das wechselseitige Verstehen kultureller Unterschiede.
Eine gezielte Förderung von interkultureller Kultur-
arbeit und der Kulturarbeit von Migrantinnen und
Migranten sowie – das ist das Wichtigste, was aber noch
zum Teil fehlt – die Einbindung der Migrantinnen und
Migranten in bestehende Strukturen ist eine wichtige
bundespolitische Aufgabe. Da müssen wir noch stärker
Kultur und Medien mit einbeziehen; wir dürfen nicht nur
über andere Bereiche diskutieren, wie das häufig der Fall
ist.


(Beifall bei der SPD)


Ich möchte in diesem Zusammenhang auch auf die so-
ziokulturellen Zentren hinweisen. Für diesen Bereich
gibt es eine Bundesförderung. Wir sollten hier einmal
anerkennen, dass mit wenigen Mitteln vor Ort viel ge-
leistet wird.


(Beifall bei der SPD)


Zu nennen ist auch die Kulturstiftung des Bundes, die
eine wichtige Bedeutung für die Vermittlung zwischen
den Kulturen hat. Aus Mitteln des Fonds Soziokultur,
der Stiftung Kunstfonds und des Deutschen Literatur-
fonds werden viele Projekte gefördert, die einerseits in-
novativ und von gesamtstaatlicher Bedeutung sind, die
andererseits im internationalen Kontext wesentlich zu ei-
ner weltoffenen Vermittlung von Kunst und Kultur bei-
tragen.

Auch die Finanzierung von Einzelprojekten ist wich-
tig – wie die Deutsche Akademie Villa Massimo in Rom,
das Deutsche Studienzentrum in Venedig oder die Villa
Aurora in Los Angeles und in Berlin –, weil diese dia-
logfördernd sind: Verschiedene Künstler aus verschiede-
nen Ländern kommen zusammen, tauschen sich aus und
sind hinterher Multiplikatoren in ihren Ländern. Diese
Zusammenarbeit zu verstärken und mit den anderen
deutschen Institutionen, die wir im Ausland haben, zu
vernetzen, ist eine wichtige Aufgabe und wird jetzt an-
gegangen. Zwischen Goethe-Institut und der Villa Au-
rora wird beispielsweise eine ganz enge Kooperation an-
gestrebt.

Die Verständigung über Zukunft – das ist in den letz-
ten Wochen deutlich geworden – ist abhängig von dem
Wissen über Vergangenheit. Deswegen ist es sehr wich-
tig, dass wir uns immer wieder vergegenwärtigen, wel-
che Einrichtungen wir haben, die uns die Vergangenheit
deutlich machen, und welche pädagogische Arbeit dort
geleistet wird. Vor diesem Hintergrund müssen wir Ge-
denkstätten, Gedenkorte, Museen, Institutionen und Pro-
jekte, die Geschichte veranschaulichen und die Erinne-
rung plastisch machen, ausreichend finanziell ausstatten.
Ich glaube, wir haben mit unserem Gedenkstätten-
konzept dafür eine sehr gute Grundlage geschaffen. Wir

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(C (D aben wichtige Einrichtungen für das Gedenken an die S-Diktatur, die wir ausreichend finanzieren müssen. ch danke in diesem Zusammenhang Staatsminister eumann, der auch in diesem Hohen Hause klargestellt at, dass das ein wichtiger Schwerpunkt unserer Arbeit st. Hinzu kommen neue Projekte. Wir diskutieren über ie Frage, wie man die SED-Diktatur am besten aufareiten kann. Diese Frage wird uns im nächsten Jahr siherlich sehr intensiv beschäftigen. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Ganz wichtig! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Der Berliner Senat hat uns ein Konzept zum Geden-
en an die Mauer vorgelegt, das auf eine Initiative von
bgeordneten aller Fraktionen des Deutschen Bundesta-
es zurückgeht. Es entstand sozusagen im Auftrag des
undestages. Deswegen müssen wir uns daran beteili-
en und gemeinsam dafür sorgen, dass dieses Projekt
rofessionell umgesetzt wird. Das Gedenken an die
auer sollte nicht von irgendwelchen Initiativen wild

ealisiert werden.

In den nächsten Jahren werden wir viel zu tun haben.
unst und Kultur sollen im Bundestag einen festen Platz
aben. Sie sind nicht nur „Lebensmittel“; sie haben auch
ine wichtige Funktion für das Verstehen und Verständi-
en. Vor allem in viel ärmeren Ländern ist der Wunsch
ehr groß, andere Kulturen kennen zu lernen und sich
ber kulturelle Fragen auszutauschen. Das Goethe-Insti-
ut hat diese Erfahrung in Afghanistan gemacht. In vie-
en Ländern, in denen die Not sehr groß ist, ist der

unsch, sich über Kultur auszutauschen, sehr stark. Ich
enke, der Bundestag sollte das aktiv unterstützen. Da-
über sollten wir konstruktiv diskutieren.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604603200

Für die Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen

pricht nun die Kollegin Katrin Göring-Eckardt.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

en! Natürlich ist es gut, dass die kulturellen Projekte in
inem ersten Schritt mehr Geld bekommen. Dazu kann
an ihnen nur gratulieren. Auch die Erhöhung der Bun-

esfördermittel für den deutschen Film um 60 Millionen
uro ist sehr erfreulich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Auf der anderen Seite muss man trotzdem sagen – das
ollte nicht verschwiegen werden –, dass dem auch Kür-
ungen gegenüberstehen. Ich denke beispielsweise an
ie Leuchttürme Ost, das Bachhaus in Eisenach oder die
rnst-Barlach-Stiftung, denen am Ende ein Drittel weni-
er Geld zur Verfügung steht.






(A) )



(B) )


Katrin Göring-Eckardt

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ist das eigentlich immer Bundesaufgabe, Frau Kollegin?)


Neben den Aufwüchsen muss meines Erachtens ein
anderer Aspekt, der im Koalitionsvertrag steht, ins
Blickfeld geraten, nämlich das, was Sie den Künstlerin-
nen und Künstlern bezüglich ihrer Existenzgrundlage
versprochen haben. Auf diesem Gebiet hat sich bisher
nichts getan. Wir stehen kurz davor, wieder von „brotlo-
ser Kunst“ reden zu müssen. Es hilft nichts, wenn sich
die Künstler in einzelnen Projekten wieder finden. Es
geht um die Frage der sozialen Absicherung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Man weiß, dass Künstlerinnen und Künstler, die vom
Arbeitslosengeld II leben, nicht auf der Suche nach ir-
gendeinem Arbeitsplatz sind, sondern üben, Kunst ma-
chen, sich selbst managen und versuchen, Aufträge zu
bekommen. Sie passen nicht in das Konzept der Bun-
desagentur für Arbeit. Wir müssen dringend eine bessere
Lösung finden. Sie haben das im Koalitionsvertrag ver-
sprochen. Das steht aber leider „nur“ im Kulturteil.
Wenn man – wie ich es getan habe – beim Arbeitsminis-
terium nachfragt, dann bekommt man von verschiedenen
Seiten gesagt, man könne hier keinen Handlungsbedarf
erkennen. Ich finde, darüber sollten Sie sich mit dem Ar-
beitsminister unterhalten. Hier muss sich tatsächlich et-
was ändern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das Gleiche gilt für die Frage der Standortschließun-
gen bei Künstlerdiensten und der Zentralen Bühnen-,
Fernseh- und Filmvermittlung. Das fällt in den Zustän-
digkeitsbereich der Bundesagentur für Arbeit. Für was,
wenn nicht für die Vermittlung von Jobs, ist sie eigent-
lich zuständig und mit welchem Recht sagt sie: Das
streichen wir jetzt!? Herr Neumann, auch dazu hätte ich
heute gerne etwas von Ihnen gehört. Denn dies ist ein
Punkt, an dem Sie das, was Sie im Koalitionsvertrag ver-
sprochen haben, endlich in die Tat umsetzen müssen.

Ich will an dieser Stelle auf die Ereignisse beim
Kunstfest Weimar zu sprechen kommen, die mich in
den letzten Wochen sehr beschäftigt haben. Dabei geht
es mir nicht nur um die Rede von Herrn Schäfer, sondern
vor allem um das, was danach passiert ist. Herr
Neumann, das bezieht sich übrigens auch auf Ihre heuti-
gen Einlassungen. Sich hier nur hinzustellen und zu sa-
gen, man bedaure die Irritationen, ist mir zu wenig. Ich
bedaure die Rede, die dort gehalten wurde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Sie wollen es nicht hören! Das ist die Wahrheit! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Was soll denn dieser Unsinn?)


Ich will genau wissen, welche Schlussfolgerungen Sie
eigentlich daraus ziehen. Sich hier nur hinzustellen und
zu sagen, dass Sie nichts anders machen, das reicht mir
nicht. Frau Jochimsen hat darauf hingewiesen. Die Ent-
schuldigungen wurden von Mal zu Mal immer schlim-
mer. Dem Ganzen die Spitze aufgesetzt hat, dass Herr

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(C (D chäfer dann gesagt hat: Ja, wenn ich gewusst hätte, dass berlebende anwesend sind, hätte ich eine andere Rede ehalten. (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


ir werden bald in einer Zeit leben, in der es keine
berlebenden mehr gibt und niemanden, der aus seiner

igenen Erfahrung heraus über die Zeit des Holocaust
erichten kann. Genau deswegen ist es so dringend und
ichtig, dass wir uns um eine neue Erinnerungskultur
nd neue Schritte bemühen. Dazu haben Sie nichts ge-
agt. Das halte ich für einen riesigen Fehler, Herr
eumann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Man muss sich auch ansehen, welche Reaktionen von
nderer Seite diese Rede provoziert hat. Herr Neumann,
err Schäfer hat in einer Pressemitteilung der NPD Un-

erstützung bekommen.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Was kann er denn dafür? An den Haaren herbeigezogen!)


ie laufen in Mecklenburg-Vorpommern damit herum
nd wollen deutlich machen, dass sich in der Bundesre-
ublik zum Glück etwas ändern wird. Ich will, dass wir
n diesem Haus alle sehr deutlich sagen: Nein, daran än-
ert sich nichts. Nein, wir haben unsere Verantwortung
ür die Zukunft in die Hand genommen, aus der machen
ir etwas, und gehen weitere Schritte, gerade was die

ugendlichen und die Kinder betrifft.

Die Fragen, die wir stellen müssen, lauten: Wie ma-
hen wir das, wenn niemand mehr da ist, der aus eigener
rfahrung berichten kann?


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Unsere Schulen machen seit 50 Jahren hervorragende Aufklärungsarbeit! Sehr verantwortungsbewusst!)


ie machen wir das, wenn wir über angebliches Nicht-
issen und Mitläufertum reden? Wie können wir damit
mgehen, sodass Kinder und Jugendliche das heute für
hre eigene Zukunft erfahren?


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Es ist in allen Fachkanons vorhanden! Als ob überhaupt nichts passiert wäre!)


Herr Neumann, ich möchte, dass wir unsere Ge-
chichte mit all ihren Aspekten weiter ernst nehmen.
azu gehören auch die Vertreibungen. Aber ohne eine
rinnerung in die Zukunft, ohne Klarheit, ohne Sensibi-

ität und übrigens auch Wissen und Weitergabe von Wis-
en über die nationalsozialistischen Gräueltaten ver-
ieren wir Zukunft.


(Zuruf von der CDU/CSU: Es hat keiner das Gegenteil gesagt!)


or allem verlieren wir einen ganz wichtigen Teil unse-
es eigenen Selbstverständnisses und unserer eigenen
dentität.






(A) )



(B) )


Katrin Göring-Eckardt

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das bedeutet weit mehr als fröhliche Fähnchen am Auto
und vor allem ist es weit wichtiger.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604603300

Das Wort hat der Kollege Olaf Scholz, SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1604603400

Meine Damen und Herren! Ich möchte zum Schluss

ein paar kurze Bemerkungen machen, damit wir gleich
in die nächste Debatte einsteigen können. Ich will Bezug
auf die Debatte, die wir bisher geführt haben, nehmen.

Ich glaube, es war ein sehr berechtigter Vorwurf an
die FDP, den Herr Kauder hier erhoben hat und der auch
in anderen Reden vorkam.


(Otto Fricke [FDP]: Ja! Wir sind die Bösen!)


Es wurde gesagt: Passen Sie auf, dass Sie die durchaus
großen und wichtigen außenpolitischen Traditionen Ih-
rer Partei nicht verspielen!


(Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Meinen Sie Herrn Genscher, Herrn Scheel oder Herrn Lambsdorff?)


– Ich meine Herrn Scheel, Herrn Genscher und Herrn
Kinkel. Das waren Vertreter der Bundesrepublik
Deutschland, die als Außenminister eine sehr verdienst-
volle Politik gemacht haben, übrigens in mehreren
Koalitionsregierungen, an denen Sie beteiligt waren.

Es ist etwas schwierig. Man kann sich vorstellen, dass
in ein paar Jahren Herr Scheel, Herr Genscher und Herr
Kinkel als Außenpolitiker und Außenminister dieser Re-
publik zwar noch in Erinnerung sein werden, dass man
sie aber nicht mehr mit der FDP in Verbindung bringen
wird.


(Beifall bei der SPD)


Daher glaube ich, dass Sie da ein wenig aufpassen müs-
sen. Ich denke nämlich, dass sich in den letzten Monaten
bei den verschieden außenpolitischen Debatten, die wir
geführt haben, immer wieder etwas abgespielt hat, das
man, wenn man Zeitung gelesen und hier im Haus disku-
tiert hat, wie folgt wahrnehmen konnte: Die Fachpoliti-
ker entwickelten eine durchaus konstruktive politische
Haltung und dann kam Herr Westerwelle dazwischen.
Damit muss man sich auseinandersetzen. Bei der Ent-
scheidungsfindung hinsichtlich des Libanonmandates ist
Ähnliches zu beobachten. Ich jedenfalls habe schon ab-
gewogenere Gedanken gehört als diejenigen, die nun für
die Freie Demokratische Partei gelten sollen.

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(C (D (Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ach, Leute!)


Im Übrigen glaube ich, es ist, wenn man eine Rede
it der Erinnerung an gemeinsame Oppositionszeiten

eginnt, ganz gut, sich die Frage zu stellen, ob man nicht
ielleicht auch gemeinsam mit dem ehemaligen Opposi-
ionspartner etwas lernen kann. Hier wende ich mich an
errn Brüderle, der einen Spruch aus der gemeinsamen
ppositionszeit von FDP und Union wiederholt hat, von
em die Union heute weiß und sogar sagt, dass er nicht
timmte.


(Rainer Brüderle [FDP]: Aha!)


ch rufe Sie dazu auf, sich dieser Erkenntnis anzuschlie-
en.


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Welcher war das denn?)


Die Behauptung, die nicht stimmt, die aber in gewis-
er Wiederholung immer wieder auftaucht, lautet, dass
ie Einzelunternehmen bzw. die Personenunterneh-
en die Gebeutelten der Steuerreformen der Vergangen-

eit gewesen seien, dass sie nicht entlastet worden seien
nd dass nun zuallererst für diese Gruppe etwas getan
erden müsse.

Heute wissen wir alle: Durch die Einkommensteuer-
enkungen der letzten Jahre und die verbesserte Berück-
ichtigung der Gewerbesteuer haben vor allem die Ein-
elunternehmen bzw. die Personenunternehmen und der
ittelstand eine ganz deutliche Entlastung erfahren. Auf

ieser Erfahrung und Gesetzgebung können wir heute
ufbauen.


(Beifall bei der SPD)


Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass es auch für
ie gut wäre, sich mit der neuen Wirklichkeit auseinan-
er zu setzen, die Erfolge der rot-grünen Koalition zur
enntnis zu nehmen und sich damit zu beschäftigen, wie
ir die Steuerpolitik weiterentwickeln können, statt über

twas zu reden, was sich so, wie Sie es darstellen, gar
icht ereignet hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604603500

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Brüderle?


Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1604603600

Ja.


(Jörg Tauss [SPD]: Vorsicht, Herr Brüderle! Gefährliches Eis! – Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Ja, dünnes Eis! Ganz dünn!)



Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1604603700

Lieber Kollege Scholz, wären Sie bereit, zur Kenntnis

u nehmen, dass ich von der beabsichtigten Unterneh-
ensteuerreform der Koalition und nicht von der Ver-

angenheit sprach?






(A) )



(B) )


Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1604603800

Sie haben die Vergangenheit nie zur Kenntnis genom-

men und eine falsche Bewertung der geplanten Unter-
nehmensteuerreform vorgenommen. Denn Sie haben so-
wohl unberücksichtigt gelassen, dass wir auch für die
Personenunternehmen noch etwas tun werden – das ist
übrigens in allen Beschlüssen der Regierung bzw. der
Koalition zu diesem Thema nachzulesen –, als auch au-
ßer Acht gelassen, dass die Steuersatzsenkungen der
Vergangenheit insbesondere dem Mittelstand große Ent-
lastungen gebracht haben.

Der Spitzensteuersatz bei der Einkommensteuer ist
von 52 Prozent auf 42 Prozent gesunken,


(Otto Fricke [FDP]: Der ist doch längst schon wieder hochgegangen!)


der Eingangssteuersatz ist ebenfalls gesunken und die
Anrechnung der Gewerbesteuer wurde neu geregelt und
verbessert. Darum glaube ich, dass es richtig ist – vor al-
lem für eine Partei, die sich dem Mittelstand verpflichtet
fühlt –, zu sagen: Der Mittelstand steht zu Recht im Mit-
telpunkt der Politik der Regierung. Das gilt für die Poli-
tik der vorigen Regierung wie auch für die Politik dieser
Regierung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Vor allem aber für diese! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Meint ihr das Antidiskriminierungsgesetz oder was?)


Meine Damen und Herren, ich will nicht lange auf die
Ausführungen von Herrn Lafontaine eingehen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das wäre auch verschwendete Zeit, Herr Scholz! – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Nein! Das ist wirklich nicht nötig!)


Aber ich will etwas zu der Idee sagen, dass vonseiten der
Regierung etwas unternommen werden müsse, um den
Konsum auf irgendeine Weise zu fördern. Das alles
klingt nach groß angelegten Konjunkturprogrammen.

Wenn man über solche Fragen diskutiert, macht es
schon Sinn, sich zu überlegen, was man eigentlich will.
Wir haben im Zusammenhang mit der Gebäudesanie-
rung neue Möglichkeiten geschaffen, die sich massiv
ausgewirkt haben, und die steuerliche Absetzbarkeit von
Handwerkerrechnungen eingeführt. Dadurch wollten wir
die Menschen dazu bringen, von der Schwarzarbeit zu-
gunsten legaler Arbeit Abstand zu nehmen,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


und darüber hinaus die wirtschaftliche Belebung unter-
stützen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Genau!)


Das waren wirksame Programme, durch die der Mittel-
stand, die Wirtschaft, die Konjunktur und der Konsum in
Deutschland gefördert wurden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hier hat Scholz Recht! Eindeutig!)


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(C (D Im Zusammenhang mit der Körperschaftund Unterehmensteuerreform diskutieren wir darüber, wie wir afür sorgen können, dass die Gemeinden dabei ordentich wegkommen. (Ulrich Maurer [DIE LINKE]: Was heißt denn „ordentlich“?)


uch das ist für unsere Konjunktur sehr wichtig. Denn
n den Gemeinden werden die für unser Land zentralen
nvestitionen getätigt.

Die abstrakte Forderung nach einem Konjunkturpro-
ramm kann man sich leicht ausreden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Oh ja!)


ch empfehle Ihnen, einmal den Hamburger oder den
remer Hafen zu besuchen und sich die Planungen für
en neuen Hafen in Wilhelmshaven anzuschauen. Im
esentlichen sind es nämlich die großen Häfen in
eutschland, die von konsumfördernden Konjunktur-
rogrammen profitieren. Mit der Frage, ob wir Arbeits-
lätze in Taiwan, Südkorea oder Vietnam schaffen soll-
en, muss sich Herr Lafontaine schon auseinander
etzen, wenn er solche Forderungen in den Raum stellt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Oh ja! Was für eine kluge Forderung! Eine sozialdemokratische Position!)


s wurde nicht dadurch klüger, dass die letzte Rednerin
er PDS diese eigenwilligen Vorstellungen mit einer
illiarde, die sie sich heute Morgen beim Frühstück

usgedacht hat, gestalten will. Sie hat gefordert, diese
ine Milliarde zusätzlich für Kulturleistungen auszuge-
en. Ich glaube, der geringe Ernst einer solchen Debatte
st offensichtlich und muss nicht weiter vertieft werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist bereits viel geschafft worden. Ich nenne das
tichwort Föderalismusreform. Für manchen Kritiker
nerwartet haben wir ein schwieriges Gesetz zustande
ebracht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da waren wir gut!)


ir haben aber auch bereits viel im Zusammenhang mit
em Abbau von Steuersubventionen erreicht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


ie lassen das in Ihren Reden immer außer Acht, weil
ie sich ausschließlich auf die Steinkohle beziehen. Ha-
en Sie denn nur Steinkohle vor den Augen? Tatsächlich
ibt es über die Kohlesubventionen hinaus seit Jahren
ine ganze Reihe von Steuersubventionen, die nicht ab-
ebaut wurden, weil es nicht möglich war, Mehrheiten
afür zu finden, die sowohl im Bundestag als auch im
undesrat gehalten hätten.

Ich bin daher froh, dass wir es bereits geschafft ha-
en, zahlreiche Steuersubventionen, die fast jede Partei
n diesem Hause hin und wieder einmal abschaffen
ollte, abzubauen. Wir haben damit das getan, was die






(A) )



(B) )


Olaf Scholz
Bürgerinnen und Bürger von der großen Koalition er-
warten. Sie erwarten von uns, dass wir die Dinge, über
die wir uns einig sind, auch wirklich umsetzen. An die-
ser Stelle ist uns das gelungen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Deshalb ist es schlecht, wenn Sie an der Idee vom Be-
ginn dieses Jahres, zur Mehrwertsteuer reden zu wol-
len, festhalten, obwohl das diesbezügliche Gesetz bereits
beschlossen worden ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Alte Rede!)


Diese Idee ist nicht gut; denn die schwierigen Verände-
rungen, die wir gemeinsam vornehmen wollten, haben
wir bereits eingeleitet. Man wird Ihnen nicht zuhören,
wenn Sie weiterhin Ihre alten Reden halten.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604603900

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wir kommen deshalb zum Geschäftsbereich des Aus-
wärtigen Amtes, Einzelplan 05.

Das Wort hat der Bundesaußenminister Dr. Frank-
Walter Steinmeier.


(Beifall bei der SPD)


Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
Auswärtigen:

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abge-
ordnete! Auf den fünften Jahrestag der schrecklichen Er-
eignisse von New York ist bereits hingewiesen worden.
Deshalb möchte ich nicht darauf zurückkommen.
Gleichwohl möchte ich daran erinnern, dass sich seit
diesem Tag vieles verändert hat. Auch den letzten
Zweiflern ist klar geworden, dass spätestens seit dem
11. September 2001 Außenpolitik mehr und mehr zur
Weltinnenpolitik geworden ist. Klar ist auch: Frieden
und Wohlstand in Deutschland hängen immer mehr da-
von ab, wie es der übrigen Welt ergeht.

Terroranschläge irgendwo auf der Welt können die
Weltwirtschaft insgesamt in Mitleidenschaft ziehen.
Heute reden wir über den Bundeshaushalt. Deshalb
möchte ich darauf hinweisen, dass auch die Zahlen eines
Bundeshaushaltes durch Ereignisse, wie beispielsweise
die Krise im Nahen Osten, schlagartig Makulatur wer-
den können. Mit Blick auf die jüngsten Ereignisse in
Deutschland sage ich, dass wir die Gefahren in Regio-
nalzügen und S-Bahnen nicht vollständig ausschließen
können. Ein weiteres Beispiel sind die Bürgerkriege in
Afrika. Sie lösen Flüchtlingsströme aus, die Europa,
auch uns, erreichen. Das macht deutlich: Es gibt keine
entfernten Weltregionen mehr. Bei uns in Deutschland
leben Menschen aus allen Regionen und Nationen. Da-
mit sind wir von Ereignissen in den Heimatländern die-
ser Menschen direkt betroffen.

Wir als Exportnation betreiben Handel mit fast je-
dem Land der Erde. Deshalb haben wir ein ganz beson-

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(C (D eres Interesse an stabilen, friedlichen Verhältnissen berall auf der Welt. Hinzu kommt: Die Deutschen machen Urlaub in fast edem Winkel der Welt. Darum wird fast jedes Unwetter, umindest jede größere Katastrophe, auch ein Fall für as Auswärtige Amt. Wir versuchen, uns mit unserer ußenpolitik auf diese veränderten Bedingungen einzu tellen, wir Deutsche mitten in Europa, auf einer Insel on Frieden, Wohlstand und Stabilität in einer leider iemlich unfriedlichen, ziemlich oft ungeordneten Welt ingsum. Welchen Schluss ziehen wir daraus? Ich laube, nicht den von Oskar Lafontaine, den der Ohneich-Haltung, anz im Gegenteil: Ich glaube, dass für uns aus unserer rfreulichen Situation hier in Mitteleuropa Verantworung erwächst. Aus den Erwartungen, die viele Menchen aus allen Regionen an uns richten, erwächst aus einer Sicht aber nicht nur Verantwortung, sondern uch Verpflichtung, nämlich die Verpflichtung, sich nach räften auch für Stabilität, Frieden und Demokratie in iesen Regionen einzusetzen, da, wo die eigenen Mittel ur Konfliktlösung ganz offenbar nicht ausreichen. Wir issen seit vielen Jahren: Es gibt leider zu viele solcher egionen. Ich sage das vorab, weil ich glaube, dass man ur so begründen kann, warum wir uns im Libanon und m Nahen Osten engagieren wollen, natürlich nicht alein, sondern Seite an Seite mit unseren europäischen artnern. Wir sollten bei der Diskussion hier im Deutchen Bundestag auch nicht vergessen, dass der Waffentillstand, der Gott sei Dank – wenn auch fragil – eingealten wird, ganz wesentlich auch mit europäischer Hilfe ustande gekommen ist. Bei aller Kritik an Europa und an europäischen Entcheidungsprozessen will ich hinzufügen: Wer war denn m Ende schneller bei der Zusammenstellung einer Frieenstruppe? Die Europäer sind doch die Ersten gewesen, ie mit dem Angebot von 7 000 Soldaten die Voraussetung dafür geschaffen haben, dass aus diesem fragilen ustand eine möglichst dauerhafte Lösung wird; sonst ürde im Nahen Osten noch heute gekämpft. Ich bin der Meinung, die Bundeswehr sollte gemeinam mit Soldaten anderer Länder dafür sorgen, dass die affen in dieser Region auch in Zukunft schweigen. onkreter haben wir wohl noch nie sowohl – aber nicht ur – das Existenzrecht Israels schützen als auch unseem Interesse an Stabilität in der gesamten Region des ahen Ostens Nachdruck verleihen können. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das sage ich auch, weil ich der Meinung bin, das hat
icht das Geringste mit einer Militarisierung der Außen-
olitik zu tun. Ich finde, das Gegenteil ist richtig:


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
Europäische Soldaten, vielleicht auch deutsche, könnten
ihren Beitrag dazu leisten, dass der Frieden im Nahen
Osten wieder eine Chance erhält. Wir könnten die Vo-
raussetzungen dafür schaffen, dass die Tür zu einer Fort-
setzung des Nahostfriedensprozesses wieder geöffnet
wird. Wir sind natürlich klug genug, um zu wissen, dass
das nicht allein mit Soldaten erfolgen kann. Deshalb
kommt es darauf an, einen möglichst klugen Mix aus mi-
litärischem Beitrag auf der einen Seite – natürlich – und
– natürlich auch – humanitärer Hilfe und unseren Ange-
boten zum Wiederaufbau im Libanon auf der anderen
Seite zu schaffen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ähnlich handeln wir auch in Afghanistan. Damit wir
uns nicht missverstehen: Ich bin – das habe ich seit mei-
ner Rückkehr aus Afghanistan gesagt – gegen jedes
Schönreden der dortigen Situation. Die Situation, erst
recht vor Ort betrachtet, gibt in der Tat immer noch An-
lass zu Sorge, in manchen Regionen Afghanistans sogar
Anlass zu wachsender Sorge. Ich sage dennoch: Nach
23 Jahren Krieg und Bürgerkrieg in diesem Land ist dort
etwas in Gang gekommen: eine gewisse Stabilisierung
politischer Institutionen. Die Flüchtlinge können Gott
sei Dank wieder in ihr Land zurückkehren, auch wenn an
manchen Stellen vielleicht mehr zurückkehren, als das
Land vertragen kann: Kabul hat eine Infrastruktur für
etwa 1 bis 1,5 Millionen Menschen; jetzt leben circa
4 bis 4,5 Millionen Menschen dort. Insofern kann es
nicht erstaunen, dass die Versorgungssituation mehr als
nur schwierig ist.

Wir tun mehr, als nur unseren militärischen Beitrag zu
leisten. Wir leisten Hilfe zur Wiederherstellung der Was-
serversorgung und der Elektrizitätsversorgung. Wie Sie
wissen, tun wir das gerade nicht nur mit Soldaten, son-
dern auch mit Regierungsberatern, Lehrern und Ent-
wicklungshelfern. Ich war froh, bei meinem Besuch zu
sehen, dass eine Schule mit insgesamt 7 000 Schülerin-
nen jetzt sogar um einen naturwissenschaftlichen Zweig
erweitert wird. Ich finde, diese Ergebnisse dürfen wir
nicht durch verantwortungslose Diskussionen in der Öf-
fentlichkeit preisgeben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich weiß sehr wohl, dass einer der umstrittensten
Punkte hier im Bundestag unser Engagement im Kongo
war und ist. Wir wollen nicht so tun, als sei das Engage-
ment bereits zu Ende und ohne jedes Risiko. Ich finde
aber, dass es sich bisher gelohnt hat. Nur durch die An-
wesenheit der europäischen Truppenkontingente konnte
nach dem beginnenden Aufruhr Schlimmeres verhindert
werden. Wären die europäischen Truppen nicht dort ge-
wesen, dann hätte die Unruhe nicht im Keim erstickt
werden können.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich füge hinzu: Auch dort sind unser Militär und unser
militärischer Beitrag nur der kleinere Teil. Auch dort

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(C (D ngagieren wir uns jetzt seit mehr als drei Jahren mit Beatung, mit der Hilfe bei der Wasserversorgung und in ielen Gesundheitsprojekten. Ich finde, auch das sollten ir nicht kleinreden. Nachdem ich das vorab gesagt habe, verstehen Sie uch bitte meinen Satz richtig, dass ich es nicht ertragen ann, dass mit dem Argument der Militarisierung der ußenpolitik unsere Bemühungen um verantwortungsolle Entscheidungen hier in Misskredit gebracht weren. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


u meinem Bedauern muss ich sagen, dass ich das von
er Linkspartei erwartet hatte. Ich hatte mir vorgenom-
en, nichts Weiteres dazu zu sagen. Ich finde nur, dass
an das, was Oskar Lafontaine in seiner Rede gesagt

at, so nicht stehen lassen kann.


(Jörg Tauss [SPD]: Unerträglich!)


s ist unerträglich, dass Oskar Lafontaine hier den Ein-
ruck erweckt, als seien diejenigen, die helfend ins Aus-
and gehen, diejenigen, die für Terrorismus verantwort-
ich sind. Das kann man nicht sagen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich finde es unredlich, dass gerade diejenigen, die je-
en Tag das Völkerrecht und die Vereinten Nationen
egen eine schlechte Realität ins Feld führen, den Ver-
inten Nationen dann die Hilfe versagen, wenn sie der
ilfe bedürfen. Das geht nicht. Das ist inkonsequent.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604604000

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Dehm?

Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
uswärtigen:
Ja.


Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604604100

Damit Ihr Zitat von Oskar Lafontaine nicht falsch ste-

en bleibt, frage ich mit Bezug auf den Zwischenruf
Unerhört!“: Wie unerhört ist es denn, wenn der bayeri-
che Innenminister sagt, dass mit dem militärischen En-
agement im Ausland die Wahrscheinlichkeit von An-
chlägen im Inland wächst?

Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
uswärtigen:
Ich habe den Zusammenhang der Sätze von Oskar

afontaine sehr genau gehört und ich hätte mich nicht
it einem Beitrag zu Wort gemeldet, wenn ich nicht der
einung wäre, dass hier gegenüber der deutschen Be-

ölkerung der Eindruck erweckt werden sollte, dass der
errorismus nicht die Ursachen hat, die wir landläufig
ffentlich diskutieren, sondern dass diese eher in






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
unseren Entscheidungen liegen. Das muss ich mit aller
Schärfe zurückweisen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Dehm, einen allerletzten Satz zu diesem Punkt.
Vielleicht gebe ich mir zu viel Mühe; aber lassen Sie
mich noch sagen, dass ich es am Ende auch zynisch
finde, dass Sie sagen, der internationale Beitrag zur Sta-
bilisierung könne und dürfe nicht kommen – jedenfalls
nicht mithilfe des Einsatzes deutscher Soldaten –, ob-
wohl Sie wissen, dass der Waffenstillstand und das Ende
der Kampfhandlungen nur durch eine Resolution er-
reichbar waren, mit der sich die internationale Staaten-
gemeinschaft zur Hilfe verpflichtet hat. Sie wissen sehr
genau: Wenn wir nicht so entschieden hätten, dann wäre
das Kämpfen weitergegangen und weitere Menschen
wären gestorben. Deshalb kann ich das so nicht ertragen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Bei der FDP – das habe ich verstanden – ist das keine
prinzipielle Haltung gegen Auslandseinsätze; ich
glaube, so habe ich das richtig gezeichnet. Aber auch da
habe ich den Hinweis auf Umfragewerte und öffentliche
Akzeptanz zu kritisieren. Es ist nicht unsere Aufgabe, je-
denfalls nicht die Aufgabe einer Regierung, auf Umfra-
gewerte zu schauen und danach zu entscheiden, ob wir
einen Auslandseinsatz billigen oder nicht.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Erst recht unverständlich finde ich das, was ich in den
letzten Tagen in der Presse gelesen habe, nämlich dass
uns angeblich das Gesamtkonzept fehlt. Das ist ein billi-
ges Argument. Die Wahrheit ist konkret: Den Schutz
brauchen die Menschen jetzt, nicht dann, wenn die FDP
zu diesem Thema irgendwann ihre Weltformel gefunden
hat.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Verzeihen Sie mir in diesem Punkt die Emotionen.
Aber ich finde schon, dass wir hier miteinander Klartext
reden müssen. Unsere Außenpolitik ist in sich konsis-
tent. Niemals ist ein Kontingent deutscher Soldaten in
eine Region mit dem Auftrag geschickt worden, dort
Land zu zerstören oder den deutschen Machteinfluss zu
vergrößern. Das war nie das Ziel deutscher Einsätze.
Diese Regierung und auch die Vorgängerregierungen ha-
ben mit ihren Entscheidungen immer versucht, entweder
Friedensverträge zu überwachen, für die Menschen Sta-
bilität zu schaffen oder Vertreibung und Massenmord zu
beenden. Das ist die Verantwortung deutscher Politik.

Das ist vielleicht auch das, was Europa als Botschaft
in die Welt aussenden kann: Wir in Europa haben ge-
lernt, auch über tiefe Gräben, über Mauern und auch
über Trümmerberge hinweg zusammenzufinden und zu-
sammenzuwachsen. Wenn das die europäische und auch

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(C (D ie deutsche Botschaft ist, dann will jedenfalls ich gerne afür arbeiten. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ganz in diesem Sinne verstehe ich unseren Beitrag,
en wir in den letzten drei bis dreieinhalb Jahren im
onflikt um das iranische Atomprogramm geleistet
aben. Sie wissen: Ich stehe für die Bemühungen und
uch für die Fortsetzung der Bemühungen um eine di-
lomatische Lösung. Wir sind uns im Kreise der Sechs
inig, dass es nicht hingenommen werden kann, dass
ich mit dem Iran im Mittleren Osten ein Staat atomar
ewaffnet, was zumindest in der ganzen Region ein ato-
ares Aufrüsten zur Folge haben könnte. Deshalb

reuen wir uns, dass vom Iran Verhandlungsbereitschaft
ignalisiert wird.

Wir brauchen aber belastbare Signale. Belastbare
ignale heißt, dass entsprechend der Bitte des Sicher-
eitsrates verhandelt wird. Das bedeutet aber auch:
enn wir am Verhandlungstisch sitzen, können nicht

äglich neue Fakten in Gestalt neuer Zentrifugen ge-
chaffen werden. Diese Voraussetzungen müssen erfüllt
erden. Dazu muss die iranische Regierung ein Wort sa-
en. Ich hoffe, dass dies in diesen Tagen im Gespräch
es iranischen Verhandlungsführers mit Solana ge-
chieht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ich möchte in aller Kürze noch zwei weitere Themen
nsprechen. Wie Sie wissen, haben wir die Chance und
ie Verpflichtung zugleich, im nächsten Jahr sowohl die
U-Ratspräsidentschaft wie auch die G-8-Präsident-

chaft auszuüben. Ich freue mich darüber, dass wir diese
hance haben. Wir sind noch nicht an dem Punkt ange-

angt, an dem wir in allen Details über die Agenda dieser
eiden Präsidentschaften reden sollten. Das werden wir
n anderer Stelle ausführlich tun.

Es geht um Folgendes: Wir müssen während der EU-
atspräsidentschaft versuchen, das sicherlich deutlich
esunkene Vertrauen der Menschen in Europa zurückzu-
ewinnen. Die Menschen wissen im Augenblick nicht
ehr so richtig, ob und zu welchem Vorteil die Europäi-

che Union für sie tätig ist. Viele empfinden Europa als
u bürokratisch. Manche sagen: Europäische Entschei-
ungen haben mit meinem Alltag nichts zu tun. – Das
etzte Argument scheint insbesondere mit Blick auf die
angelnde soziale Sensibilität der entscheidende Grund

afür gewesen zu sein, weshalb die Abstimmungen in
rankreich und in den Niederlanden so ausgegangen
ind, wie sie ausgegangen sind.

Man kann das im Augenblick nicht durch Befehl ver-
ndern; das wissen Sie. Deshalb kann ich Ihnen natürlich
etzt nicht sagen, wann die Verfassung, die wir nach mei-
er Überzeugung so dringend wie nie zuvor brauchen, in
raft treten wird.

Aber ich glaube, dass wir von heute an die Zeit nutzen
önnen, um auf der einen Seite die Sorgen und Ängste






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
der Menschen, die sie im Umgang mit Europa haben,
ernst zu nehmen und auf der anderen Seite mit ihnen zu
diskutieren, um dann im ersten Halbjahr 2007 ein hof-
fentlich substanzreiches Gespräch mit den neuen Mit-
gliedstaaten, die dann noch nicht den Verfassungsver-
trag ratifiziert haben, zu führen, um das, was nach
meiner Auffassung notwendig ist – die politische Sub-
stanz des Verfassungsvertrags –, zu erhalten. Aber das
wird nicht allein auf deutschen Schultern ruhen können.
Das wird nur dann möglich sein, wenn alle in Europa
mitmachen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Abschließend möchte ich noch einen Punkt anspre-
chen. Ich weiß, dass die Generaldebatte in erster Linie
dafür vorgesehen ist, einige Grundlinien der jeweiligen
Politikbereiche zu zeichnen. Das habe ich zwar getan,
aber etwas abweichend von den Usancen.

Auch wenn ich weiß, dass das eigentliche Gerangel
um Haushaltspositionen erst im Haushaltsausschuss
stattfindet, möchte ich einige Bemerkungen vorwegschi-
cken. Auch mit Blick auf das, was ich zu Beginn meiner
Rede ausgeführt habe, auf die wachsende Zahl der Kri-
senherde und das damit einhergehende verstärkte Enga-
gement des auswärtigen Dienstes, müssen wir, glaube
ich, noch einmal neu darüber nachdenken, ob wir auf
solche Situationen bestmöglich eingestellt sind.

Wenn das, was ich am Anfang festgestellt habe,
stimmt – dass Außenpolitik mehr und mehr Weltinnen-
politik geworden ist –, dann ist es ebenso logisch, dass
wir jenseits von militärischen Beiträgen ein immer brei-
teres und umfassenderes Herangehen an solche Situatio-
nen brauchen und dass wir uns verständlicherweise nicht
auf die jeweiligen Versuche werden beschränken kön-
nen, nur aktuelle Krisen zu bewältigen. Deshalb – darin
sind wir uns im Kabinett einig – werden wir uns mehr
und mehr auch mit präventiver Diplomatie in die Re-
gionen begeben müssen, um das Entstehen von Span-
nungen möglichst ganz außen vor zu lassen


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


bzw. soweit unter Kontrolle zu halten, dass sich keine
Krisensituationen wie jetzt daraus entwickeln können.

Sie wissen, dass über die Konfliktherde, die wir jetzt
berührt haben, hinaus die Aufgaben des auswärtigen
Dienstes immens gewachsen sind. Ich freue mich da-
rüber, dass die Botschaften bzw. der auswärtige Dienst
draußen in der Welt mehr und mehr als Türöffner für die
Interessen der Wirtschaft genutzt werden. Ich freue mich
auch darüber, dass der auswärtige Dienst zur Erarbeitung
von Konzepten etwa zur langfristigen Rohstoff- und
Energiesicherung in Europa herangezogen wird. Ich
freue mich auch darüber, dass die Mobilität der Men-
schen in Deutschland immer mehr zunimmt. Aber das
berührt uns, den auswärtigen Dienst, in doppelter Hin-
sicht. Je mehr Menschen unterwegs sind, umso stärker
werden auch die Visa- und Konsularstellen genutzt, je-
denfalls dann, wenn Notfälle auftreten. Sie haben gerade
am Beginn dieses Jahres gesehen, dass die Mobilität ver-
bunden mit den vielen Konfliktlagen letztendlich auch

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(C (D azu führt, dass der Krisenstab häufiger – aus meiner icht in diesem Jahr dreimal zu oft – einberufen werden uss. Sie haben vielleicht auch gesehen, dass es in einer adoc-Situation mit einer Kraftanstrengung möglich war, nnerhalb von wenigen Tagen 6 000 Deutsche über Beiut, Damaskus und Zypern aus dem Libanon – insbeondere aus dem südlichen Libanon – herauszuholen. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage das deshalb, um es mit einem Dank an dieje-
igen zu verbinden, die dafür Sorge getragen haben. Ich
öchte aber auch deutlich machen, dass sich auf Dauer

olche Situationen nicht mit der gegenwärtig vorhande-
en Ausstattung bewältigen lassen. Mit Hinweis darauf,
ass wir seit 1990 circa 25 Auslandsvertretungen mehr
nd 10 Prozent Beschäftigte weniger haben, sollten wir
jedenfalls für die Zukunft; ich weiß, dass das nicht in
inem Haushaltsverfahren erreicht werden kann – in ein
ehrjähriges offenes und etwas fruchtbareres Gespräch

ber die Ausstattung des auswärtigen Dienstes eintre-
en.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie wissen, dass es keine Macke von mir ist, wenn ich
m Ende meiner Rede auf die auswärtige Kultur- und
ildungspolitik hinweise.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ieses Thema ist in den Debatten vielleicht nicht in aus-
eichendem Maße vorgekommen. Ich jedenfalls halte die
uswärtige Kultur- und Bildungspolitik für eines der
ertvollsten Instrumente, die wir haben.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


m Ausland erfolgt der erste Kontakt mit Deutschland
ber die deutsche Kultur, weil die Menschen entweder
ie deutsche Sprache erlernen wollen, in eine deutsche
chule gehen oder ein Stipendium vom DAAD oder der
lexander-von-Humboldt-Stiftung haben. 50 Prozent
erjenigen, die im Ausland eine deutsche Schule besu-
hen, studieren später in Deutschland, gehen anschlie-
end in ihre Heimatländer zurück und gehören dort nach
inigen Jahren entweder zur wirtschaftlichen oder zur
olitischen Elite. Deshalb sage ich: Lasst uns das nicht
urzfristig betrachten! Hier lohnen sich Investitionen.
nders gesagt: Mittel für Straßen und Schienen sowie

ür Forschung und Bildung sind sicherlich Investitionen
n die Zukunft Deutschlands. Aber eine gute und gut
usgestattete Außenpolitik ist ebenfalls eine Zukunftsin-
estition.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604604200

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Werner Hoyer,

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1604604300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Außenpolitik hat einen solchen breiten Raum in der
Debatte über den Kanzlerinetat eingenommen, dass man
die vorbereiteten Manuskripte getrost vergessen kann
und sich lieber auf ein paar andere wichtige Punkte kon-
zentrieren sollte.


(Jörg Tauss [SPD]: Ein paar Korrekturen wären nicht schlecht!)


Der geplante Libanoneinsatz spielt in der heutigen
Debatte eine große Rolle. Ich war in der letzten Woche
von der Art und Weise beeindruckt, wie die Positionen
dazu bei uns intern aufeinander getroffen sind. Es sind
drei Argumentationslinien. Je mehr ich mich umhöre,
desto mehr finde ich diese Linien zumindest in den klas-
sischen Fraktionen wieder. Die Vertreter der ersten Ar-
gumentationslinie sagen, dass mit der deutschen Einheit,
dem Erreichen dieses großen Ziels, eine sehr große Ver-
antwortung verbunden ist. Angesichts dessen und vor
dem Hintergrund unserer Geschichte tragen wir Verant-
wortung für die Stabilität im Nahen Osten und müssen
die Lebensverhältnisse der dort lebenden Menschen ver-
bessern und ihnen eine Perspektive geben. Des Weiteren
haben wir eine große Verantwortung im Hinblick auf das
Existenzrecht Israels als jüdischen Staat in sicheren
Grenzen sowie das Selbstbestimmungsrecht der Palästi-
nenser. Das ist sicherlich richtig.

Die Vertreter der zweiten Argumentationslinie sagen:
Gerade wegen unserer geschichtlichen Verstrickungen
kommt ein solcher Einsatz gar nicht infrage; denn wenn
der Konflikt eskaliert und es ernst wird, dann ergreifen
wir selbstverständlich Partei und werden uns erst recht
nicht an einer Mission beteiligen, die Neutralität erfor-
dert. Ich finde, das ist eine respektable Position. Diese
darf man nicht als Fundamentalverweigerung abtun, erst
recht nicht bei denjenigen, die zuvor bei anderen Aus-
landseinsätzen deutlich gemacht haben, dass sie keine
Hemmungen haben, zuzustimmen, wenn es denn klug
erscheint.

Die Vertreter der dritten Argumentationslinie, zu de-
nen ich mich bekenne, sagen: Ich schließe spätestens
nach der Argumentation, die uns eine aktive Beteiligung
auf dem Balkan gebracht hat, eine aktive Mitwirkung an
der Problemlösung im Nahen Osten gar nicht aus. Für
mich ist es dann aber eine Frage der politischen Klug-
heit, mit welchen Instrumenten deutscher Außenpolitik
man sich engagiert.


(Beifall bei der FDP)


Ich komme dabei zu dem Ergebnis, dass Deutschland
gut beraten ist – gerade weil sich die Bundeskanzlerin
und der Bundesaußenminister heute dankenswerterweise
wieder sehr stark dem politischen Prozess, um den es
dort geht, zugewendet haben –, an die militärische Di-

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(C (D ension als Allerletztes zu denken und im konkreten all eine militärische Beteiligung sein zu lassen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ch gehe jetzt gar nicht auf die Fragen ein, die verteidi-
ungspolitischer Natur sind. Das kommt nachher.

Die Auseinandersetzung um Briefe, die gegenwärtig
rgendwo in der Welt kursieren, zeigt doch, dass sehr
eicht Situationen denkbar sind, in denen zweierlei pas-
ieren kann: Entweder steht ein deutscher Soldat tatsäch-
ich einmal einem israelischen Soldaten mit der Waffe in
er Hand gegenüber bzw. es steht ein deutsches Schiff
inem israelischen U-Boot gegenüber oder wir werden
ur Ersatzzielscheibe für Heißsporne unter arabischen
der islamistischen Gewalttätern, die uns letztlich doch
ls Partei wahrnehmen. Ersatzzielscheibe zu sein, ist et-
as, was ich den Soldaten der Bundeswehr nicht zumu-

en möchte. Lassen Sie uns also differenziert argumen-
ieren. Ich stelle fest, dass diese Diskussion in allen
arteien stattfindet. Deswegen sollte man nicht die große
eule schwingen.


(Beifall bei der FDP)


Die FDP hat im Übrigen eine Vergangenheit, was die
uslandseinsätze der Bundeswehr angeht. Den meisten
aben wir zugestimmt. Wir haben bei einigen mit Nein
estimmt, insbesondere beim Kongoeinsatz. Da hat sich
brigens an unseren Bedenken nichts geändert. Es gab
uch Einsätze, zum Beispiel die Entsendung der ISAF
ach Kabul, denen wir zugestimmt haben, wo wir aber
leichzeitig argumentiert haben, warum wir die Auswei-
ung des Einsatzes nach Kunduz für sehr bedenklich hal-
en, nämlich weil man nicht die Quadratur des Kreises
uwege bringen kann. Über Jahre hinweg sind die War-
ords und Drogenbarone in eine außerordentlich günstige
osition gebracht worden – es geht hier nicht in erster
inie um die Drogenanbauer, sondern um die Drogen-
ändler –,


(Beifall der Abg. Monika Knoche [DIE LINKE])


odass diese mittlerweile 85 Prozent des Sozialprodukts
n Afghanistan erwirtschaften, sie ihr Geld international
nd national anlegen und entsprechend ihre Machtposi-
ionen verfestigen. Man findet diese Damen und Herren
ich weiß, wie sehr Sie das in Ihren Gesprächen mit Ih-
en afghanischen Kollegen kritisieren – in den Kabinet-
en und den Verwaltungsstrukturen dieses Landes. Des-
egen muss es legitim sein, die Frage zu stellen, ob das
irklich in die richtige Richtung läuft. Ich betone dabei:
einer von uns unterschätzt oder verleugnet gar die rie-

ige Leistung, die Bundeswehr, Entwicklungshelfer und
iele andere in Afghanistan erbracht haben.


(Beifall bei der FDP)


Irgendwann aber kommt einmal der Punkt, an dem
ine Statusabfrage fällig ist: Wo stehen wir denn? Seien
ir ehrlich, meine Damen und Herren: Auf internationa-

er Ebene – übrigens ganz besonders stark in den Verei-
igten Staaten, die uns, zumindest was ihre Think Tanks
nd ihre Zeitungen angeht, in der kritischen Analyse der






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
Lage manchmal weit voraus sind – gibt es längst eine
Diskussion darüber, ob wir uns nicht möglicherweise auf
einer schiefen Ebene befinden und ob wir in der Be-
kämpfung des internationalen Terrorismus nicht biswei-
len mit den falschen Mitteln arbeiten. Möglicherweise
verprellen wir geradezu diejenigen, die in den verschie-
denen Ländern und Organisationen gutwillig sind oder
wären und die wir dringend brauchen, um zum Beispiel
einen Friedensprozess im Nahen Osten herbeizuführen,
wenn wir so vorgehen, wie manche vorgehen. Es steht
mir nicht an, ein Land, das um sein Überleben kämpft
und gegenüber dem wir eine ganz besondere Verantwor-
tung haben, hier billig zu kritisieren. Aber es macht mir
ganz einfach Sorge, dass unsere israelischen Freunde
kaum mehr jemanden in der Region haben, mit dem sie
einen vertrauensvollen Dialog führen könnten. Das war
vor kurzem noch anders.

Deswegen begrüße ich es, dass wir den politischen
Prozess in den Vordergrund rücken. Ich glaube, Deutsch-
land wird dort eine sehr wesentliche Rolle spielen. Es
gibt unter den größeren europäischen Partnern sehr we-
nige, die für sich in Anspruch nehmen können, in Israel
über jeden Zweifel erhaben zu sein und zugleich ein gro-
ßes Vertrauenskapital in der arabischen Welt zu besitzen.
Das Kapital muss Deutschland nutzen. Ich glaube, die
militärische Beteiligung kann da eher kontraproduktiv
sein.


(Beifall bei der FDP)


Wenn ich hier anreiße, ob beispielsweise in Afgha-
nistan manches schief läuft, dann meine ich damit nie-
mals – das läge meinem Denken völlig fern – unilaterale
deutsche Entscheidungen bzw. die Entscheidung, die
Bundeswehr zurückzuziehen. Darum kann es nicht ge-
hen. Ich sage aber gerade als Internationalist: Es geht
mir bisweilen auf den Keks – ich bin dankbar, dass Sie
von Schönreden gesprochen haben –, dass wir uns bei
den NATO-Treffen erst einmal versichern, wie toll und
wichtig unser gemeinsames Engagement in Afghanistan
ist. Ich habe manchmal den Eindruck, dass die NATO zu
Beginn der Periode nach dem 11. September 2001, als
der Bündnisfall festgestellt worden ist, unheimlich wich-
tig für Afghanistan war, obwohl sie hinterher als Institu-
tion nicht mehr genutzt worden ist. Heute scheint Afgha-
nistan für die NATO unheimlich wichtig zu sein. Die
Raison d’Être der NATO geht aber über das, was wir in
Afghanistan tun, weit, weit hinaus. Ich bin daran interes-
siert, dass dieses Bündnis aufrechterhalten und ausge-
baut wird. Das gilt erst recht, da in den Vereinigten Staa-
ten ein Paradigmenwechsel stattzufinden scheint, selbst
bei der Bush-Administration, die offenbar wieder mehr
auf Institutionen als auf Coalitions of the Willing setzen
will.

Man muss sich angesichts dessen die Frage stellen:
Geht in der Abrüstungspolitik nicht etwas granatenmä-
ßig schief? Kann es wirklich sein, dass unsere amerika-
nischen Freunde die indischen Atomwaffen aus nach-
vollziehbaren wirtschaftlichen und globalstrategischen
Erwägungen geradezu segnen?


(Lothar Mark [SPD]: Ja!)


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(C (D enn das so ist, führt es dazu, dass der Stopp von Prolieration wirklich ein Ende hat und dass demnächst eine ielzahl von weiteren Atommächten am Horizont er cheint. Deutschland hat auch hier eine besondere Rolle zu pielen. Wir haben frühzeitig und endgültig unseren Vericht auf Atomwaffen erklärt und dabei bleibt es. Desegen können wir anderen gegenüber argumentieren, ass es eine gute Zukunft ohne Atomwaffen geben kann. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


ch frage: Wo gibt es eine Initiative auf diesem Gebiet,
amit die Abrüstungspolitik endlich wieder in Gang
ommt?

Ich mahne, bezüglich noch manch anderer Frage eine
estandsaufnahme zu machen. Wir sollten uns kritisch

ragen: Sind wir auf dem richtigen Wege oder sollten wir
urskorrekturen vornehmen? Die Situation in Polen
acht mir außerordentliche Sorge. Polen ist für uns ein

anz besonders wichtiger Partner. Die gegenwärtig herr-
chende Sprachlosigkeit muss überwunden werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


as ist teilweise eine Generationenfrage, aber teilweise
eht es auch weit darüber hinaus.

Die Bedeutung des Verhältnisses zu Russland wird
on uns überhaupt nicht unterschätzt. Ich begrüße, dass
eutschland im Hinblick auf die Präsidentschaft dort ei-
iges vorbereitet. Aber eine werteorientierte Außenpoli-
ik muss ihre strategischen Partnerschaften natürlich
uch über einen Gleichklang bei Werten definieren. Ich
offe, dass es gelingt, auch das deutlich zu machen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604604400

Herr Kollege!


Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1604604500

Demokratieexport durch Wahlen und Marktwirt-

chaftexport durch einen freien Markt ohne eine funktio-
ierende Rechtsordnung können auf die Dauer nicht
unktionieren. Deswegen ist es wichtig, dass man sich
ber grundlegende Werte verständigt.

Danke schön.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604604600

Das Wort hat der Kollege Dr. Andreas Schockenhoff,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1604604700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir haben heute Morgen über die positiven Entwicklun-

en auf dem Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft nach
eun Monaten großer Koalition gesprochen. Ich möchte
it einer kurzen Zwischenbilanz im Hinblick auf die






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Schockenhoff
Außenpolitik beginnen. Schon vor einigen Monaten hat
die „FAZ“ dazu geschrieben – ich zitiere –:

Die Bilanz positiv zu nennen wäre eine Untertrei-
bung.

Lassen Sie mich kurz an drei Beispielen zeigen,
welch deutliche Veränderung in der Substanz es gegeben
hat:

Erstens. Deutschland ist wieder ein geachteter und ge-
fragter Partner in der internationalen Politik. Das
tiefe Misstrauen im Bündnis und in der EU ist überwun-
den. Wir können wieder der politischen und wirtschaftli-
chen Bedeutung unseres Landes entsprechend Einfluss
nehmen und unsere Interessen voll wahren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dafür, dass dies wieder möglich ist, möchte ich der Bun-
deskanzlerin, aber auch Ihnen, Herr Außenminister, ganz
besonders danken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Zweitens. In den transatlantischen Beziehungen
gibt es ein neues Vertrauensverhältnis. Weil das so ist,
können wir im Dialog auch wieder unterschiedliche Auf-
fassungen – selbst in sehr sensiblen Fragen – im Geiste
der Freundschaft und Partnerschaft austragen, so wie es
die Bundeskanzlerin zum Beispiel im Hinblick auf die
Situation in Guantanamo öffentlich getan hat. Das war
unter einem grünen Außenminister trotz aller Menschen-
rechtsbekenntnisse eben nicht möglich. So sehr war das
Vertrauensverhältnis zerrüttet, dass jede – auch berech-
tigte – Kritik gleich als Antiamerikanismus verstanden
worden wäre.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Immer auf die Grünen! Was anderes habt ihr nicht drauf!)


Weil dieses Vertrauensverhältnis wieder da ist, ist es
der Bundesregierung gelungen, die USA in der Iranfrage
wieder an den Verhandlungstisch zu bringen. Wie wert-
voll es ist, die großen Sechs, anders als im Irakkrieg, zu-
sammenzuhalten und eine Spaltung des Sicherheitsrats
zu vermeiden, zeigt sich gerade in diesen Tagen, in de-
nen es darum geht, dem Iran auch weiterhin geschlossen
gegenüberzutreten.

Drittens. Da wir heute über den Haushalt 2007 spre-
chen, möchte ich feststellen: Es ist gut, dass diese Bun-
desregierung endlich den dramatischen Personalabbau
im Auswärtigen Amt stoppt und umkehrt. 683 Stellen
sind in den letzten Jahren abgebaut worden mit der Folge
– Herr Steinmeier, Sie haben zu Recht darauf hingewie-
sen –, dass die Lücke zwischen dynamisch wachsenden
Aufgaben und personeller Leistungsfähigkeit immer
größer wird. Das ist nicht nur für die Mitarbeiter des Au-
ßenministeriums unzumutbar; es schadet auch der Wah-
rung und Durchsetzung deutscher Interessen.

Wir wissen, dass wir das angesichts der Haushaltslage
nur sehr mühsam korrigieren können. Gleichwohl müs-
sen wir uns daranmachen. Ich will Ihre Schlussbemer-

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(C (D ung, Herr Außenminister, ausdrücklich wiederholen: ie finanzielle Ausstattung unserer Außenund Sichereitspolitik ist eine gute Investition für die Zukunft. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Niels Annen [SPD])


Es gibt in der deutschen Außenpolitik keine Showef-
ekte mehr. Das mag manchem Beobachter weniger un-
erhaltsam erscheinen, aber dafür ist die deutsche Au-
enpolitik wieder seriös, berechenbar, effizient und
eshalb auch erfolgreich geworden.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Na, na, na! – Niels Annen [SPD]: Aber Herr Schockenhoff!)


Wenn wir in unserer Bevölkerung eine möglichst
roße Unterstützung für die Entscheidung finden wollen,
eutsche Soldaten in den Nahen Osten zu entsenden,
ann müssen wir deutlich machen, was dabei deutsche
nteressen sind. Was also sind unsere Interessen?

Erstens. Wir haben ein klares Sicherheitsinteresse,
ass die Region befriedet und stabilisiert wird. Jeder
onflikt dort hat unmittelbare Auswirkungen auf uns.
ie nahe die Bedrohung sein kann – auch dazu hat der
ußenminister schon Stellung genommen –, haben als

üngstes Beispiel die Verhaftungen im Zusammenhang
it den geplanten Kofferbombenattentaten gezeigt.

Zweitens. Wir haben ein klares Interesse an der
icherung des Existenzrechts Israels. Ich möchte in Er-

nnerung rufen, was wir im Bundestag am 12. Mai letz-
en Jahres mit großer Mehrheit beschlossen haben – ich
itiere –:

Der Deutsche Bundestag bekräftigt erneut, dass das
Recht der Bürger Israels, in sicheren Grenzen frei
von Angst, Terror und Gewalt leben zu können, für
uns einen elementaren Bestandteil der Solidarität
und Freundschaft darstellt.

Es war richtig und gut, finde ich, dass wir das damals
ast einstimmig beschlossen haben. Jetzt geht es darum,
u zeigen, dass dies nicht nur Sonntagsreden sind, son-
ern dass wir auch einen konkreten Beitrag leisten. Mit
esonderem Blick auf unsere historische Situation ist der
ilitärische Beitrag zur Überwachung der libanesischen
üste angemessen, damit nicht wieder auf dem Seeweg
affen, Raketen oder anderes militärische Gerät an die
isbollah geliefert wird.

Herr Westerwelle hat die ablehnende Haltung seiner
raktion geradezu als Staatsräson bezeichnet. Liebe Kol-

eginnen und Kollegen von der FDP, das Mandat zu
SAF haben Sie 2001 und 2002 mit beschlossen. Sie ha-
en es 2003 und 2004 abgelehnt. 2005 haben Sie dann
ieder zugestimmt.


(Zuruf des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


ie Operation Enduring Freedom, verehrter Herr Kol-
ege Hoyer, haben Sie 2001 abgelehnt. 2002 haben Sie
ugestimmt. 2003 haben Sie erneut abgelehnt und 2004
ieder zugestimmt. So viel zur Berechenbarkeit der Li-
eralen in der Außen- und Sicherheitspolitik.






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Schockenhoff

(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das nennt man beim Doppelkopf „genschern“!)


Im Übrigen: Herr Hoyer, Sie haben das wiederholt,
was auch der Kollege Westerwelle heute Morgen ge-
macht hat. Wenn Sie Ihre ablehnende Haltung damit be-
gründen, bei dem vorgesehenen deutschen Beitrag könne
es zu einem Feuergefecht zwischen deutschen und israe-
lischen Soldaten kommen, dann müssen Sie schon ein-
mal ganz konkret erklären, wie Sie das meinen und wie
Sie sich das vorstellen. Das haben Sie bisher nicht getan.
Wenn Sie das nicht können, Herr Kollege Hoyer, dann
sind abstrakte Spekulationen über eine militärische Aus-
einandersetzung zwischen Deutschland und Israel si-
cherlich kein Beitrag, in Israel das Vertrauen zu erzeu-
gen, von dem Sie zu Recht gesprochen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Werner Hoyer [FDP]: Geben Sie mir eine Minute von Ihrer halben Stunde Redezeit! Dann erkläre ich Ihnen das!)


Drittens liegt es eindeutig nicht in unserem Interesse
und auch nicht im Interesse der meisten Staaten der Re-
gion, dass der iranische Präsident in der arabischen
Welt an Popularität gewinnt, weil er dort als ein Führer
erscheint, der dem Westen die Stirn bietet. Es ist unser
Interesse, dass durch bessere Regierungsführung und
stabile Institutionen eine Grundlage geschaffen wird, auf
der Pluralismus, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Men-
schenrechte und Wohlstand entstehen und wachsen kön-
nen. Dies mit einem differenzierten und sensiblen An-
satz zu fördern, ist ein mühsamer Prozess, der langen
Atem braucht. Aber er ist, wie die Erfahrung gezeigt hat,
mit Sicherheit erfolgversprechender als lautstarke Rufe
nach schnellen Wahlen oder der Versuch, unliebsame
Regierungen zu destabilisieren und zu schwächen.

Viertens haben wir ein vitales Interesse daran, staat-
liche Strukturen zu stärken. Denn wenn die Menschen
die Erfahrung machen, dass der Staat ihnen Sicherheit,
Wohlfahrt und Rechtsstaatlichkeit bietet, werden sie sich
auch an staatlicher Politik und nicht an konfessionellen
Organisationen wie Hisbollah, Hamas oder Muslimbrü-
dern orientieren. Zum anderen ist mit schwachen Staaten
keine verlässliche wirtschaftliche oder politische Part-
nerschaft möglich; noch weniger lassen sich mit ihnen
regionale Sicherheitsstrukturen aufbauen.

Fünftens haben wir ein Sicherheitsinteresse an einer
Regelung des Nahostkonfliktes. Die Wiederbelebung
des Nahostfriedensprozesses steht in unmittelbarer
Wechselwirkung mit der Befriedung im südlichen Liba-
non und damit auch mit der Unterbindung der Waffenlie-
ferungen an die Hisbollah.

Sechstens haben wir aufgrund des Engagements vie-
ler deutscher Unternehmen ein berechtigtes wirtschaft-
liches Interesse an der Befriedung der Region.

Was ist zu tun? Die Resolution 1701 nennt indirekt
die Voraussetzungen für einen stabilen Frieden und da-
mit die Ziele im Libanon: einen Libanon ohne die waf-
fenstrotzende Hisbollah, einen Libanon außerhalb des
Einflusses Syriens oder Irans, einen Libanon befreit aus

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(C (D en Fängen des Islamismus. Das zeigt die ganze Größe er Herausforderung. Oberstes Ziel über die Befriedung der Situation im üdlichen Libanon hinaus muss es sein, den Einfluss der isbollah in der libanesischen Gesellschaft deutlich zu egrenzen. Ein weiterer Anstieg des Ansehens dieser om Iran protegierten und gesteuerten Terrororganisaion liegt nicht im Interesse des libanesischen Staates nd erst recht nicht in unserem Interesse. Deshalb muss alles getan werden, um die staatliche utorität der libanesischen Regierung zu stärken. Es eht dabei zum Ersten darum, über die jetzt angelaufene chnelle Hilfe zur Überwindung der Kriegszerstörungen inaus die libanesische Regierung dabei zu unterstützen, ine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen er Menschen zu schaffen. Das betrifft beispielsweise en Ausbau und die Modernisierung des Gesundheits-, chulund Bildungswesens, der Infrastruktur oder die ereitstellung von Wohnungen. Zum Zweiten geht es darum, die staatlichen Struktuen deutlich zu stärken, also dabei mitzuhelfen, Polizei nd Militär durch Training und Ausrüstungshilfe mögichst schnell durchsetzungsfähig zu machen und die echtsstaatlichkeit zu verbessern. Zum Dritten geht es darum, diejenigen Kräfte im Lianon zu unterstützen und wieder zu stärken, die sich für emokratie und Eigenständigkeit einsetzen, die aber urch den Krieg in eine schwierige Lage gekommen ind. Dies auch mit der langfristigen Unterstützung durch ie EU zu erreichen, ist kein utopisches Ziel, sondern ine realisierbare Möglichkeit. Wenn es gelingt, die Auorität des libanesischen Staates deutlich zu stärken, ann besteht auch die Chance, die Hisbollah durch eine ntensivierung des nationalen Dialogs zu einem daueraften Gewaltverzicht zu bewegen und sie, zumindest eilweise, in die regulären Streitkräfte zu integrieren. Meine Damen und Herren, eine nachhaltige Stabiliierung des Libanon wird nur zu erreichen sein, wenn es arallel dazu zu einer Wiederbelebung des regionalen riedensprozesses kommt. Wichtige Voraussetzungen afür sind eine umgehende Freilassung des in Gaza ntführten israelischen Soldaten und ein Ende des Rakeenbeschusses von Israel. Unverzichtbar sind das Beenntnis aller palästinensischen Gruppierung zum Gealtverzicht, die Anerkennung des Existenzrechts sraels und die Unterstützung des Friedensprozesses. Die jetzt in Stockholm beschlossene Hilfe ist ein ichtiges Signal an die palästinensische Bevölkerung: ir wollen sie nicht nur humanitär und wirtschaftlich, ondern auch beim Aufbau staatlicher Strukturen untertützen. Es soll nicht bei dieser Stockholmer Aktion bleien. Auch deshalb wäre die Bildung einer Regierung der ationalen Einheit wichtig. Doch auch Israel muss sein Beitrag leisten, beispielseise durch den Abzug seiner Militärkräfte aus dem Ga astreifen, durch die Freilassung der im Zuge der Krise Dr. Andreas Schockenhoff inhaftierten Hamasparlamentarier, sofern gegen diese nichts vorliegt, (Beifall der Abg. Monika Knoche [DIE LINKE])





(A) )


(B) )


und durch die Umsetzung des Abkommens über Bewe-
gung und Zugang, um in den palästinensischen Gebieten
die Voraussetzung für wirtschaftliche Entwicklung und
ein annähernd normales Leben zu schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Nicht nur um den Waffenschmuggel über die syrisch-
libanesische Grenze zu unterbinden, ist es notwendig,
Syrien in die Stabilisierungsbemühungen mit einzube-
ziehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Im Gegensatz zum Iran ruft Syrien nicht zur Zerstörung
Israels auf. Wiederholt haben sich die Syrer für eine
Rückkehr an den Verhandlungstisch ausgesprochen. Es
ist zu hoffen, dass die Syrer über die Unterbindung ille-
galer Waffenlieferungen hinaus einen überzeugenden
Beitrag zur Stabilisierung der Region leisten. Wenn dies
der Fall ist, sollte das Assoziierungsabkommen mit der
EU, das ein wichtiger Anreiz zur ökonomischen Stabili-
sierung des Landes ist, in Kraft gesetzt werden.

Zusammengefasst heißt das:

Erstens. Für die Befriedung der Region gibt es die Li-
banonresolution 1701 und die Roadmap. Diese müssen
in vollem Umfang angewendet werden. Nur dann wird
auch Vertrauen zwischen den Konfliktparteien entstehen
können.

Zweitens. Für die Existenz Israels ist es wichtig, bere-
chenbare Partner auf der anderen Seite zu haben. Des-
halb liegt es im Interesse Israels, dass die Regierung
Siniora stabil bleibt.

Drittens. Solange es in der Region keine Akzeptanz
Israels gibt, wird es auch keine Befriedung geben. Das
Ziel bleibt die Existenz zweier souveräner, lebensfähiger
und demokratischer Staaten Israel und Palästina, verbun-
den in gemeinsamer Sicherheit und garantiert durch die
internationale Gemeinschaft.

Hierzu müssen und wollen wir unseren Beitrag leis-
ten.

Das alles zeigt, liebe Kolleginnen und Kollegen: Die
nächsten Jahre werden nicht die Zeit großer gestalteri-
scher Visionen, sondern eine Periode harter Arbeit sein,
die uns klare Zielvorstellungen, viel Geduld, ein sen-
sibles Vorgehen und diplomatisches Geschick abverlan-
gen wird.

Das gilt auch für die Beziehungen zum Iran.

Es ist besorgniserregend, mit welcher Arroganz der
Iran sich gegen die internationale Gemeinschaft stellt
und deren Besorgnisse ignoriert. Auch wenn der Iran
zum wiederholten Male gesagt hat, er wolle die Atom-
energie nur zu friedlichen Zwecken nutzen, haben wir
überhaupt kein Vertrauen in solche Aussagen. Denn was

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(C (D ill der Iran mit angereichertem Uran anfangen, außer er lant den Bau der Atombombe? Wer wie der iranische räsident zur Auslöschung Israels aufruft und seine ggressiven Absichten bereits unter Beweis gestellt hat, ndem er die Hisbollah losschickte, um Terror gegen srael auszuüben, dem muss man auch unterstellen, dass r sich dafür die notwendigen Mittel, nämlich Atomwafen, beschaffen will. Dazu aber darf es nicht kommen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


nser Ziel muss bleiben, dass der Iran die Urananreiche-
ung nachprüfbar stoppt.

Deshalb ist es wichtig, dass die Sechs geschlossen
leiben, um mit diplomatischem Druck auf den Iran ein-
uwirken. Dafür sehe ich nach wie vor gute Chancen, so-
ohl mit Blick auf die USA wie auch mit Blick auf
ussland. Auch die Russen wollen keine Mullahs mit
tomwaffen in ihrer Nachbarschaft – das ist das ent-

cheidende gemeinsame Interesse –, und auch die Rus-
en wollen sich in ihrer Autorität als ständiges Mitglied
es Sicherheitsrates nicht als Papiertiger düpieren las-
en. Das sollte der Iran nicht übersehen.

Die Tür zu Verhandlungen steht noch offen, selbst
enn im Sicherheitsrat begonnen wird, über Sanktionen

u reden. Aber – auch hier will ich dem Außenminister
achdrücklich zustimmen – wir brauchen belastbare
ignale des Entgegenkommens.

Meine Damen und Herren, wie mein Vorredner will
uch ich zum Abschluss ein Wort zu unserem Nachbarn
olen sagen. Es gab in der letzten Zeit an verantwortli-
her Stelle in Polen Äußerungen zu Deutschland, die der
atsächlichen Situation in unserem Land nicht gerecht
erden. Bei aller Sorge über solche Äußerungen war es
ennoch klug, darauf nicht öffentlich zu reagieren; denn
iemand hier hat ein Interesse an einer Eskalation und an
iner Belastung des deutsch-polnischen Verhältnisses.
s gibt zu viele Herausforderungen, bei denen wir Euro-
äer Geschlossenheit und gegenseitiges Vertrauen brau-
hen, als dass wir uns einen unnötigen Streit leisten
önnten. Wenn aber dem Bundespräsidenten vorge-
chrieben wird, wo er auftreten darf und wo nicht, dann
st das für uns inakzeptabel und bedarf der öffentlichen
ommentierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Bundespräsident hat am Tag der Heimat eine sehr
usgewogene Rede gehalten. Es wäre zu wünschen ge-
esen, dass der polnische Ministerpräsident dazu Stel-

ung bezogen hätte. Denn der Bundespräsident hat dazu
ufgerufen, die in Polen bestehenden Sorgen ernst zu
ehmen, gerade weil wir sie für unbegründet halten.
eine ernst zu nehmende Kraft in Deutschland wolle die
eschichte umschreiben, wolle Ursache und Wirkung
erdrehen. Wörtlich sagte der Bundespräsident, dass es
keinen Zweifel“ daran gebe, „dass das nationalsozialis-
ische Unrechtsregime und der von Deutschland begon-
ene Zweite Weltkrieg auslösende Ursache von Flucht
nd Vertreibung“ gewesen seien.






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Schockenhoff
Ich bin mir sicher, dass der polnische Ministerpräsi-
dent an diesen Worten nichts auszusetzen hat. Umso un-
verständlicher ist es dann aber, dass er wortwörtlich sagt,
es bestehe „in Deutschland eine große, vom Staat unter-
stützte Struktur, die ständig die Frage der polnischen Ge-
biete anspricht, die einst zum Deutschen Reich gehört
haben“. Das ist falsch und kann nur zu einer Eskalation
führen, die wir vermeiden sollten.

Ich sage noch einmal: Deutschland und Polen haben
so viele gemeinsame Anliegen, die sie in der Europäi-
schen Union durchsetzen wollen, nicht zuletzt eine neue
EU-Ostpolitik insbesondere gegenüber der Ukraine und
Weißrussland. Hierauf sollten wir unsere Arbeit und un-
sere Emotionen konzentrieren.

Meine Damen und Herren, die Außen- und Sicher-
heitspolitik der Bundesregierung orientiert sich klug an
deutschen Interessen. Sie kann sich dabei auf die Unter-
stützung der CDU/CSU-Fraktion verlassen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604604800

Nächste Rednerin ist die Kollegin Monika Knoche,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604604900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Herren und Damen! Herr Steinmeier, ich darf mich an
Sie wenden. Sie haben Recht, wenn Sie heute auf den
11. September 2001 verweisen. Aber sind nicht fünf
Jahre nach dem Terroranschlag nahezu alle Beweise er-
bracht, dass der Kampf gegen den Terror nicht mit Krieg
zu gewinnen ist?


(Beifall bei der LINKEN)


Das sieht man deutlich in Afghanistan. Über die Situa-
tion dort ist zu sagen: Dies ist mit Waffen nicht zu schaf-
fen. Schauen Sie sich den Irak an: Die innenpolitische
Situation ist einfach grauselig.

Ich will auf den Libanon zu sprechen kommen. Am
12. Juli entführte die Hisbollah zwei israelische Solda-
ten. Stunden später antwortete Israel mit Krieg. Israel
schlug mit einer militärischen Härte zu, die erschüttert.
Israels Ziel: die Hisbollah zu zerschlagen. Dieses
Kriegsziel wurde verfehlt.

Wir hegen keinerlei Sympathie mit der Hisbollah. Die
Heimtücke der Anschläge durch Raketen der Hisbollah,
aber auch das Ausmaß der Kriegsführung Israels veran-
lassten uns Linke sofort zu einer zentralen Aussage: Die
Waffen müssen schweigen; eine Konferenz für Frieden
ist einzuberufen.


(Beifall bei der LINKEN)


Aber wollte die Regierung das? Ich denke, eher nein.
Weder die Frau Bundeskanzlerin noch Sie, Herr Außen-
minister Steinmeier, haben Ihre Ämter dazu genutzt, sich

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(C (D orbehaltlos für einen Waffenstillstand einzusetzen. Sie aben es weder in der EU noch auf der Ebene der Verinten Nationen getan. ielmehr haben Sie sich im Schlepptau der USA und Isaels so lange nicht hinter die Bemühungen des Generalekretärs Kofi Annan gestellt, bis klar war, dass Israel eine Kriegsziele nicht wie erwartet erreichen konnte. Das ist nicht die außenpolitische Rolle, die Deutschand im Nahen Osten einnehmen muss. Gerade weil eutschland eine besondere Verantwortung für die Si herheit Israels und die Eigenstaatlichkeit der Palästienser hat, darf es sich nicht zu einer einseitigen Parteiahme hinreißen lassen. ch sage ganz bewusst: Ohne die faschistischen Verbrehen, ohne den Holocaust gäbe es den Kernkonflikt Isael/Palästina nicht. Von Normalität sind wir entfernt. ie kann uns nicht durch die Regierung Israels zugesprohen werden. Das liegt allein in unserer Verantwortung. In der grundlegenden Frage deutschen Selbstvertändnisses hat die Kanzlerin geschwiegen. Ich habe erartet, dass sie die Debatte an sich zieht. Sie ließ den ußenminister und den Verteidigungsminister sprechen nd beide erzeugten mehr Unklarheiten als Orientierung, a mehr noch: Sie widersprachen sich ständig. Über seeeitige militärische Potenz wurde schwadroniert, als sei ie Vor-Ort-Präsenz eine ausgemachte Sache. Das war ehr daneben. Heute ist es so: Libanon legt größten Wert arauf, dass die 7-Meilen-Distanz eingehalten wird. Es st geradezu lächerlich, wenn sich auch noch Deutschand mit seiner maritimen Präsenz in dieser Zone dräneln würde. Also bitte kommen Sie etwas mehr in der ealität an! Ein parlamentarischer Ausfall waren auch die Frakionen der großen Koalition. Beide haben es verabsäumt, ie parlamentarischen Gremien zu befassen. Wir, die inke, haben eine Sondersitzung im Auswärtigen Auschuss verlangt; damit kam der Prozess in Gang. Jetzt rkennen Sie die Qualität unseres Vorschlages für eine SZ im Nahen Osten. Sie nehmen ihn in Ihre Rhetorik uf und das finden wir gut. Dem müssen Taten folgen. Der Krieg währte vier Wochen, bis die UN-Resoluion zustande gekommen ist. Israel behält die Lufthoheit nd die Seeblockade gegen Libanon bei. Allein die Wafenlieferungen an die Hisbollah unterbinden zu wollen, icht aber zum Beispiel die deutschen U-Boot-Lieferunen an Israel, das kann nicht angehen; das ist gefährlich. Immer mehr prominente Stimmen in Israel sprechen on einem zweiten Waffengang. Schon allein das müsste eutschland veranlassen, sich bei der Absicht zurückzualten, mit Soldaten in diese Region zu gehen. CDU/ SU, SPD und Grüne befleißigen sich aber, gerade das Monika Knoche parlamentarisch herbeizuführen. Davor warnen wir. Was ist, wenn der Waffenstillstand nicht hält? Was ist, wenn die USA Kriegspläne gegen den Iran hegen? – Beantworten Sie doch diese Fragen! Sie behandeln sie aber gar nicht, auch heute nicht. Und was ist, wenn der Libanon eigene Vorstellungen zur UN-Militärpräsenz hat? Mit dieser Selbstverständlichkeit haben Sie erst gar nicht gerechnet. Aber der Libanon muss natürlich Sorge dafür tragen, dass er seine Souveränität erhält und seine Integrität wahrt. (Markus Löning [FDP]: Es wäre schön, wenn er das mal schaffen würde!)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Widerspruch bei der SPD)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


Sonst hat er keine Autorität, um gegen die Hisbollah
vorzugehen und sie auf friedliche Weise in die Gesell-
schaft zu integrieren.

Wir haben also eine neue Lage. Die Eilfertigen in der
Regierung, die sofort nach maritimer Präsenz gerufen
und die gesamte Situation völlig unterkomplex behan-
delt haben, haben sich meines Erachtens kräftig bla-
miert. Lassen Sie also alle Pläne fallen, deutsche Schiffe
dorthin zu schicken! Machen Sie Berlin zum Austra-
gungsort für eine Konferenz für Sicherheit und
Zusammenarbeit im Nahen Osten. Das ist meines
Erachtens die anspruchsvollste Aufgabe, derer sich
Deutschland angesichts seiner Geschichte in diesem Kri-
sengebiet annehmen kann. Stellen Sie in das Zentrum
dieses politisch-diplomatischen Bemühens die Kultur
des Dialogs, die Sicherheitsinteressen Israels und das
Recht der Palästinenser auf einen eigenständigen lebens-
fähigen Staat. Denn neben den Folgeproblemen des Li-
banonkrieges gleicht das Leben in Gaza dem in der
Apartheid. Solange hier nicht Recht und Friede einkeh-
ren, gewinnt Israel keine Sicherheit.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604605000

Nächster Redner ist der Kollege Jürgen Trittin, Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604605100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lieber

Frank Steinmeier, ich habe eben genau hingeschaut, als
Ihr Koalitionspartner Herr Schockenhoff gesprochen hat.
Sie haben dabei ungefähr so ausgesehen wie Frau
Merkel heute Morgen, als Fritz Kuhn gesprochen hat:
leidend,


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


leidend angesichts von Formulierungen, mit denen ver-
sucht werden sollte, Sie in einen Gegensatz zu Ihrem
Amtsvorgänger zu bringen.


(Lothar Mark [SPD]: Halten wir hier ein psychologisches Seminar? – Markus Löning [FDP]: Er hat es als Kompliment verstanden!)


Deswegen will ich an dieser Stelle eines ganz deutlich
sagen, lieber Herr Schockenhoff: Diejenigen, die die Au-
ßenpolitik des damaligen Bundeskanzlers Schröder und
von Joschka Fischer als antiamerikanisch bezeichnet ha-

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(C (D en, waren nicht die USA, sondern das waren Sie. Sie aben die Weigerung der damaligen Regierung, den rakkrieg zu unterstützen, als Antiamerikanismus deunziert. Sie sind heute diejenigen, die in der Ecke steen und sagen: Leider hatten diese Antiamerikaner, wie ir sie genannt haben, Recht; denn es war falsch, diesen rieg gegen den Irak zu beginnen. – Deswegen sollten ie sich gerade mit Äußerungen hinsichtlich Kontinuität nd Diskontinuität in der Außenpolitik zurückhalten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Lieber Frank Steinmeier, ich hätte mir gewünscht, die
eutige Debatte hätte den Raum dafür gelassen, die Vi-
ion zu entwickeln, die Sie angekündigt haben. Aber
uch da stehen Sie im Widerspruch zu Herrn
chockenhoff, der gesagt hat, jetzt sei Durchwursteln,
ber keine Visionen angesagt. Sie haben eine Vision für
ine neue Ostpolitik angekündigt. Dieses Hohe Haus
ätte gerne einmal gehört, was sich hinter dem Begriff
iner neuen Politik gegenüber Russland verbirgt, was da
nders werden und was beim Alten bleiben soll. Eine
ntwort darauf sind Sie uns heute, wie gesagt, schuldig
eblieben.

Schuldig geblieben sind Sie uns auch die Vorstellun-
en der Bundesregierung – das ist viel ernster – mit
lick auf die EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr
es nächsten Jahres. Da gibt es eine ganze Reihe von
ragen, die zu thematisieren wären. Ich erwähne nur ein
esetzgebungsvorhaben: Wie wird sich die Bundes-

egierung in der Debatte um eine Energiestrategie und
ine Energiesicherheitsstrategie dieses Europas posi-
ionieren? Oder wollen Sie auch in Europa das auffüh-
en, was wir hier im Lande tagtäglich präsentiert bekom-
en, nämlich die Inszenierung von Zerrissenheit, die

adurch gekennzeichnet ist, dass der eine Minister nichts
nderes im Kopf hat als die Verlängerung der Laufzeiten
on Kernkraftwerken, während der andere Minister ver-
ucht, eine rationale, ressourceneffiziente und an Erneu-
rbarkeit orientierte Energiepolitik zu machen? Sie ha-
en auch dazu geschwiegen.

Sie haben auch zu Ihren Vorstellungen geschwiegen,
ie man die institutionelle Blockade überwinden kann.
as ist keine Diskussion über einen abstrakten Begriff,
ie man im Seminar führen kann. Es ist eine Tatsache,
ass es ohne eine Auflösung der institutionellen Blo-
kade der Europäischen Union keine Perspektive, auch
eine Friedensperspektive für den Balkan geben wird,
eil schlicht und ergreifend weitere Beitritte ausge-

chlossen wären. Auch dazu haben Sie geschwiegen.
as finde ich fatal.

Ich will noch auf einen weiteren Punkt zu sprechen
ommen. Sie haben zu Recht darauf hingewiesen, wel-
he wichtige Rolle Europa heute zukommt, wenn es um
en Umgang mit Krisen und insbesondere mit Krisen
or unserer Haustür geht. Ich nenne beispielsweise den
onflikt zwischen Israel und Libanon. Da stellen wir

est: Die Europäische Union spielt zwar eine positive
olle, sie ist aber in dieser Situation nicht so handlungs-

ähig, wie es notwendig wäre. Wir haben keinen euro-






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
päischen Außenminister; wir haben Javier Solana und
Frau Ferrero-Waldner.

Wir haben häufig eine sehr verzögerte Handlungsfä-
higkeit. Das sage nicht ich, sondern es war der amtie-
rende finnische Ratspräsident, der beklagte, dass es nicht
gelungen sei, Ende Juli und in den ersten Augusttagen
eine gemeinsame Position des Rates für einen sofortigen
Waffenstillstand zu verabschieden. Das zeigt, dass der
Zustand innerhalb der EU nicht überwunden worden ist,
der schon den G-8-Gipfel geprägt hat. Dort ist die Forde-
rung der Vereinten Nationen, sofort in einen beidseitigen
Waffenstillstand einzutreten und ihn durch eine interna-
tionale Schutztruppe abzusichern, am Widerstand der
USA gescheitert.

Es ist zwar schön, dass Sie am Ende eine Vereinba-
rung erreicht haben; da gibt es Verdienste gerade des
deutschen Außenministers. Aber angesichts dieser Zö-
gerlichkeit frage ich Sie: Was wäre eigentlich anders ge-
wesen, wenn man bereits am 19. Juli dazu gekommen
wäre, die Waffen zum Schweigen zu bringen und ent-
sprechende Truppen zur Verfügung zu stellen; ohne
diese Truppen geht es nämlich nicht?


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


– Danke, dass Sie dafür applaudieren.


(Monika Knoche [DIE LINKE]: Das war ein Versehen!)


– Ich glaube, dass viele von Ihnen wissen, dass ich dies-
bezüglich Recht habe.

Was wäre der Unterschied gewesen? Der Krieg hätte
weniger Menschen das Leben gekostet und es wäre we-
niger zerstört worden. Alles andere war zu diesem Zeit-
punkt schon offensichtlich, vor allen Dingen die Tatsa-
che, dass der Versuch, die Hisbollah militärisch zu
schlagen, ein aussichtsloses Unterfangen ist, weil es sich
nämlich nicht um ein rein militärisches Problem handelt.

Leider hat die Weigerung der G-8-Staaten, frühzeitig
zu handeln, diesen Krieg meines Erachtens unnötig ver-
längert. Dann ist es aber gelungen, ihn zu beenden. An
dieser Stelle will ich anmerken, dass ich sehr deutlich
sehe, dass sich Deutschland alle Mühe gibt, dieses Pro-
blem in einen politischen Prozess einzubinden.

Die Agenturen haben heute gemeldet, Frau Merkel
habe gesagt, man brauchte mehr Geld für die Bundes-
wehr. Dazu sage ich mit Verlaub: Strukturiert die Bun-
deswehr erst einmal um und modernisiert sie; haltet
nicht länger am Alten fest und finanziert nicht das Neue
mit zusätzlichem Geld. An einem solchen Tag muss
doch die Frage erlaubt sein, ob die Zusage Deutschlands,
von den 730 Millionen Euro Soforthilfe für den Libanon
22 Millionen Euro, also nicht einmal 3 Prozent, zu über-
nehmen, der politischen Rolle Deutschlands eigentlich
angemessen ist. Ich finde, nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Der Friedensprozess im Libanon wird meines Erach-
tens – das unterscheidet mich von den Mitgliedern der
beiden anderen Oppositionsfraktionen – nur dann erfolg-

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(C (D eich sein, wenn UNIFIL ein robustes Mandat erhält. mgekehrt ist aber auch richtig, dass dieses robuste andat von UNIFIL nur dann Bedeutung haben wird, enn UNIFIL in den Friedensprozess eingebettet wird. as sind die beiden Kriterien, die unseres Erachtens zurunde gelegt werden müssen. Man muss sich fragen: Ist diese internationale Truppe eeignet, die Sicherheit Israels und die territoriale Interität des Libanons wieder herzustellen? Gibt es eine erspektive für eine Zweistaatenlösung, für Israel und alästina, für einen Ausgleich zwischen Syrien und Isael? Was das deutsche Engagement angeht, ist unter miitärischen Gesichtspunkten eine Frage zentral: Ist auseschlossen, dass es zu Kampfhandlungen zwischen eutschen und israelischen Soldaten kommt? – Das sind ie drei Kriterien, auf deren Grundlage meine Fraktion hre Haltung zu diesem Mandat bestimmen wird. Jeder at eine persönliche Entscheidung zu treffen. Lieber Herr Bundesverteidigungsminister, wir lassen ns bei dieser sachlichen Prüfung – das sage ich ganz usdrücklich – durch Ihr, wie ich finde, an vielen Stellen ahrlässiges und vorschnelles Gerede nicht in eine leichtertige Ablehnung treiben. ch will mit allem Nachdruck sagen: Unsere Soldaten erarten von dem Inhaber der Befehlsund Kommandoewalt, dass er Orientierung bietet. Er sollte sie nicht erwirren und den Eindruck erwecken, der Bendlerblock ei eine Neuausgabe des „Blauen Bocks“. Zu den politischen Lösungen will ich ausdrücklich saen: Lieber Frank Steinmeier, wir halten den Ansatz, yrien einzubeziehen, nicht nur für dringend geboten, ondern loben ihn ausdrücklich. Dieser Ansatz basiert icht auf der Vorstellung, dass man es mit einem Kampf er Guten gegen die Bösen zu tun hat. Wir müssen jetzt, ünf Jahre nach dem 11. September 2001, sagen: Diese orm der Bekämpfung des Terrorismus ist gescheitert. m Irak ist sie leider sogar spektakulär gescheitert. Das führt mich zu einer anderen Fragestellung: Wir üssen einmal darüber nachdenken, wie sich die unter chiedlichen Vorgehensweisen bei der Bekämpfung des errorismus – die eine geht von einem umfassenden Siherheitsbegriff aus, die andere, die unilaterale, setzt fast usschließlich auf militärische Macht – miteinander verragen. Stellen Sie sich einmal vor, was die Fantasien, ie in einigen Kreisen der Neokonservativen in den USA iskutiert werden – Raketenangriffe und Luftangriffe auf en Iran –, für die Sicherheit der 10 000 europäischen oldaten der UNIFIL heißen würden. Hier merkt man och, dass solch ein unilaterales Vorgehen und ein multiateraler Friedenseinsatz Ansätze sind, die in einen chwersten Konflikt miteinander geraten können. In einem Bereich fürchten wir, dass genau dieser onflikt schon eingetreten ist, nämlich in Afghanistan – icht dadurch, dass wir dort Drogen bekämpfen, und icht dadurch, dass Aufständische militärisch von ihren ntaten abgehalten werden, sondern durch die Art und Jürgen Trittin Weise, in der das in letzter Zeit geschehen ist. Man hat sich beispielsweise vor allen Dingen auf das Abbrennen von Mohnfeldern konzentriert und nicht darauf, den Mohnbauern wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten zu geben. Das hat im Ergebnis dazu geführt, dass der integrative Ansatz, den Deutschland im Norden Afghanistan umsetzt, heute in seiner Sicherheit gefährdet ist. Deswegen müssen wir in der Diskussion mit unseren Verbündeten klar sagen, dass sich ein multilateraler Ansatz einer politischen Friedensstiftung über Institutionenbildung nicht mit einem simplifizierten Modell des Kampfes gegen den Terrorismus ausschließlich mit militärischen Mitteln verträgt. Ich glaube, das wird die Herausforderung der nächsten Zeit sein. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN)


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)





(A) )


(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604605200

Das Wort hat der Kollege Gert Weisskirchen, SPD-

Fraktion.


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1604605300

Frau Präsidentin! Lieber Kollege Trittin, am Anfang

Ihrer Rede haben Sie den Außenminister ein wenig kriti-
siert. Ich möchte ganz deutlich sagen: Im ersten Mo-
ment, als der Krieg von Hisbollah auf Israel angefacht
worden war, hat der Außenminister, als die Reaktion aus
Israel kam, sofort gehandelt. Er hat die Region besucht.
Er war in Israel und Jordanien. Er hat versucht, mit
Syrien zu sprechen. Er war überall in der Region und hat
versucht, Fäden anzuknüpfen, wodurch die UN-Resolu-
tion 1701 erst in Kraft gesetzt werden konnte. Wie kann
er denn anders handeln, als zu versuchen, dagegen, dass
alle anderen sich unilateral verhalten, das heißt, auf ihre
eigene Kraft und Stärke setzen, ein multilaterales,
internationales Konzept zu stellen? Das hat er ge-
macht. 1701 ist nicht zuletzt deswegen zustande gekom-
men, weil er so unermüdlich dafür gekämpft hat. Lieber
Kollege Trittin, das ist nicht zu vergessen.


(Beifall bei der SPD – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Habe ich auch gesagt!)


So etwas dauert nun einmal seine Zeit. Wir haben
doch gesehen, wie es in New York gelaufen ist. Jeder
von uns hat gesehen, wie die Schockstarre in Europa nur
Schritt für Schritt überwunden werden konnte. Ich
möchte ein Land nennen, das sich mit der Konferenz in
Rom zur Libanonkrise wirklich an die Spitze gestellt hat.
Italien hatte den Mut, sich als erstes Land deutlich zu
positionieren und zu sagen: Wir schicken unsere Solda-
ten im Rahmen des UNIFIL-Mandats sogar in den Liba-
non selbst. Ich finde, dass gerade Europa mit diesem
Moment zeigt, dass es bereit ist, gemeinsam zu handeln.
Der Anfang wurde von Frank-Walter Steinmeier ge-
macht. Dafür danken wir.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Nun will ich nicht übertreiben, wenn ich sage, welche hancen in diesem Prozess deutlich werden. Aber ich öchte gern Martin Indyk vom Saban Center zitieren, rüher war er Botschafter der USA in Israel. Er hat geagt: Jetzt ist der Moment für Europa gekommen. – Gern offe ich, dass das so ist oder so sein wird. Aber wenn ch mir beispielsweise die Tageszeitung „Ha‘aretz“ von eute anschaue, dann sehe ich, dass es drei Artikel gibt, ie sich kritisch mit der Entwicklung des seit 33 Tagen auernden Krieges auseinander setzen. Ich bitte Sie, iese drei Artikel ganz genau zu lesen. In ihnen wird ersucht, deutlich zu machen, dass das unilaterale Haneln falsch gewesen ist und dass es jetzt eine gute und eue Chance gibt, ein wirkliches internationales Konept zu entwickeln, um einen überschaubaren Prozess inzuleiten, der politisch dazu führt, dass das Schlüsselroblem Israels endlich angegangen werden kann: Die ürger Israels müssen in garantierten, international gesiherten und anerkannten Grenzen leben können. Diese Chance ist jetzt gegeben, weil alle in der Reion – so schrecklich die 33 Tage und Nächte des Kriees auch waren – in den Abgrund geblickt haben. Das ntsetzen darüber wird in den drei Artikeln – aber nicht ur in ihnen – deutlich gemacht. Mag sein, dass Nasrallah ein Zyniker ist. Mag sein, ass er sich in der einen oder anderen Situation sogar ie ein Terrorist verhält. (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Ach, jetzt doch?)


ber, lieber Kollege Gehrcke, er sagt: Unser Problem im
ibanon ist, dass wir einen schwachen Staat haben; wir

assen uns entwaffnen, wenn der libanesische Staat stark
ird. Sind das nicht Anzeichen dafür, dass in der gesam-

en Region ein Nachdenken eingesetzt hat? So schlimm
ieser Krieg, diese 33 Tage und Nächte, auch waren,
etzt besteht wirklich die Chance, einen neuen Prozess
inzuleiten. Die UN-Resolution 1701 kann der Anfangs-
unkt dafür sein, dass dieser neue Prozess eine stabile
rundlage findet.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604605400

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Gehrcke?


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1604605500

Bitte.


Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604605600

Herr Kollege Weisskirchen, Ihre Feststellung, die ich

ehr vernünftig finde, kann ich nur unterstreichen. Ich
rage Sie: Wenn sich selbst bei der Hisbollah der Ton än-
ert, die Beurteilungen kritischer werden und man kei-
en Siegesjubel anstimmt wie damals, als Israel aus dem
üden Libanons ausmarschiert ist bzw. als man Israel
ngeblich aus dem Süden Libanons vertrieben hat – Sie
ennen diese Töne –, wäre es dann nicht vernünftig und
ngemessen, wenn auch wir unseren Ton gegenüber die-
en politischen Kräften ändern und auf einen Dialog set-






(A) )



(B) )


Wolfgang Gehrcke
zen, um diese Entwicklung zu bestärken, statt, wie in der
Vergangenheit, nicht mit den Verantwortlichen zu reden?


(Beifall bei der LINKEN)



Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1604605700

Herr Kollege Gehrcke, ich würde Ihnen gerne glau-

ben. Wir müssen uns aber auch vor Augen führen, wie
zerklüftet das Land Libanon ist. Dort gibt es quasi-staat-
liche Strukturen, die sich mit Terror identifizieren lassen
und die vielleicht sogar die Ursache dafür sind, dass die
Probleme, die Israel jetzt militärisch beantwortet hat, so
sehr haben wachsen können.

Wenn Nasrallah in der Tat beginnt, sich politisch zu
verhalten, wenn er nicht versucht, auf die militärische
Karte zu setzen, und wenn er beginnt, darüber nachzu-
denken, ob Israel nicht doch ein Existenzrecht in der Re-
gion hat, damit seine Bürger in gesicherten Grenzen le-
ben können, statt ständig durch terroristische Angriffe
bedroht zu werden, dann, so meine ich, könnte hier ein
neuer Friedensprozess beginnen. Niemand wäre darüber
glücklicher als wir.

Ich finde es gut, dass Kurt Beck gesagt hat: Am Ende
eines solchen Prozesses brauchen wir so etwas wie eine
KSZE,


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


eine Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit, wie
wir sie aus Europa kennen. Wir brauchen eine Nachbar-
schaft, bei der der eine Nachbar dem anderen Nachbarn
ein guter Nachbar ist. Das haben wir in Europa gelernt.
Warum sollte das nicht auch in dieser Region möglich
sein? Dafür kämpfen wir und dafür ist die UN-
Resolution 1701, wie ich finde, ein guter Anfangspunkt.

Nun, Kollege Gehrcke, komme ich auf den prakti-
schen Teil zu sprechen: Wenn es um das Mandat geht,
das zur Sicherheit auch durch Militär geschützt werden
muss, dann dürfen Sie sich nicht verweigern. Denn da-
durch würde die Art und Weise, wie Sie sich jetzt verhal-
ten, unglaubwürdig. Man kann nicht das eine wollen und
zum anderen Nein sagen. Das geht nicht. Auch das ge-
hört dazu.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Was die Frage betrifft, ob es einen Siegesrausch gebe,
empfehle ich Ihnen, lieber Kollege Gehrcke: Schauen
Sie sich die öffentliche Debatte bis in die Knesset und in
die Regierung hinein in Israel genau an. Dort gibt es kei-
nen Triumphalismus, vielleicht besteht dort sogar aus
der Sicht Kadimas die Gefahr, dass die Partei zerbrö-
ckelt. In der „Ha’aretz“ von heute wird ein Artikel über-
schrieben: Bye-bye Kadima. – Auf Wiedersehen
Kadima.

Was war denn der neue Konsens, nachdem Netanjahu
damals gesagt hat: Wir haben keinen Partner, deswegen
müssen wir unilateral handeln? Der Konsens bestand da-
rin, dass die Linke in Israel gesagt hat – Sie kennen die
Debatte –: Wir gehen raus aus den besetzten Gebieten.
Die Rechte hat gesagt: Wir können nur unilateral heraus-

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(C (D ehen. Dieser Paradigmenwechsel hat in Kadima seine olitische Form gefunden. Das war der Grund dafür, waum Kadima so überragend gewählt worden ist. Dieser nnere Konsens zerbricht jetzt. Das ist zu erkennen. Wir müssen allerdings kritisch nachfragen: Ist der inere Konsens, den beispielsweise Hisbollah bisher zuammengehalten hat, nämlich Israel von der Landkarte usradieren zu wollen, inzwischen auch zerbrochen? Bis uf die selbstkritischen, vielleicht auch zynischen Beerkungen von Nasrallah ist hiervon noch nichts zu er ennen. Ich will das nicht kleinreden, wir kommen jetzt n einen neuen Prozess. Katsav hat gestern erklärt, dass, wenn die Soldaten reigesetzt werden können und sollen, eine Verhandlung wischen Hisbollah und Israel, möglicherweise mit gypten als Mediator, stattfinden muss. Das ist der Beinn eines Prozesses, auf den wir setzen, der aber nur ann möglich ist, wenn die jetzt durch die Resolution 701 gegebene Chance auch wirklich realisiert werden ann. Darum geht es. Um es ganz deutlich zu sagen: Die etzige Situation kann sich für uns Europäer als sehr chwierig erweisen. Die Resolution 1701 zu realisieren, ird in der Tat sehr schwierig werden; das können wir uch daran erkennen, dass zwei Hisbollahminister in eirut versuchen, auf die Bremse zu treten. Wir Euroäer werden jetzt lernen müssen: Der Nahe Osten ist icht mehr von uns getrennt. Es ist nicht mehr der Nahe sten, der irgendwo dahinten verschwindet, sondern er st Mittelpunkt unserer Außenpolitik. Wir müssen uns in nserem Handeln auf die Roadmap stützen, wir müssen sraels Existenzrecht sichern und dafür sorgen, dass das ernproblem gelöst wird und Palästina die Möglichkeit rhält, ein eigener, selbstbestimmter, unabhängiger Staat u werden. Diese Aufgaben haben wir uns gemeinsam estellt. Lieber Kollege Trittin, ich bin nach wie vor dankbar, ass die Blaupause für die Roadmap hier in Berlin ertellt worden ist. Joschka Fischer war für die frühere undesregierung daran beteiligt. Ich bin froh, dass die egenwärtige Bundesregierung mit Frau Merkel und errn Steinmeier genau an dieser Roadmap mitarbeitet. ie ist der Schlüssel zur Lösung des Problems, damit iese Region, die so nahe liegt, eine Region des Friedens erden kann. Nächster Redner ist der Kollege Dr. Wolfgang erhardt, FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es be teht hier im Hause wirklich kein Streit, dass die Region es Nahen Ostens für uns bedeutsam ist, dass sie in unere Sicherheitsinteressen hineinspielt: Dort wird das etter der Welt gemacht, diese Region bestimmt mit arüber, was in unseren Innenstädten geschehen kann der nicht. Dr. Wolfgang Gerhardt Ich glaube nicht, dass uns die Geschichte am Ende einen überzeugenden Grund liefert, uns aus allem herauszuhalten. Verantwortung verpflichtet, wenn man es so sieht. Aber wahr ist auch, dass es eine Frage der politischen Klugheit ist, dass wir entscheiden, welcher Beitrag Deutschlands am sachgerechtesten und am konstruktivsten für diese Region ist. Wenn eine Fraktion erklärt, nach ihrer Überzeugung ist das nicht der militärische Beitrag, und sie es für besser hält, auf die Verhandlungen Einfluss zu nehmen, humanitäre und medizinische Hilfe zu leisten und Kontakte aufzubauen, dann ist das eine genauso legitime Hilfe, die unserer Verantwortung gerecht wird, wie ein militärischer Beitrag. Viele der Kolleginnen und Kollegen, die sich heute für einen militärischen Beitrag aussprechen, drücken die große Hoffnung aus – sie benutzen das Wort „endlich“ –, dass es mithilfe dieses Beitrags gelingt, dass in der Region endlich die Fähigkeit entwickelt wird, miteinander zu kommunizieren; diese Fähigkeit ist ja reichlich unterrepräsentiert. Das ist eine schmale Hoffnung. Es war keine Schockstarre, die mich getroffen hat, als ich gesehen habe, was in der Region vor sich geht. Wir wissen seit Jahrzehnten, was dort gemacht werden muss. Das weiß auch die amerikanische Außenpolitik. Ich bin ein überzeugter Transatlantiker, aber ich muss sagen: Unsere amerikanischen Freunde können dort die Trümmer ihrer Außenpolitik – der fehlgeschlagenen Versuche, Bewegungen zu isolieren; so wie das jetzt im Grunde auch mit dem Iran ist – besichtigen. Sie können die Folgen einer grandiosen Fehleinschätzung besichtigen, was den Irak angeht. In „Foreign Policy“ ist diese Woche eine Kritik erschienen, wie sie kein Kollege hier ausdrücken würde: Die Rede war von Amerikas Unfähigkeit, im Irak etwas aufzubauen. Die Double-Standards des Westens, die viele im Nahen Osten kritisieren, machen auch mir zu schaffen. Amerika antwortet bis heute auf das Atomprogramm von Nordkorea mit vielen Verhandlungen und manchem Achselzucken, Indien hingegen, das den Atomwaffensperrvertrag nie unterschrieben hat, wird eine besondere Rolle gegönnt. Verehrte Kolleginnen und Kollegen, wo sind denn die Anstrengungen der Atomwaffen besitzenden Mächte – auch der mit uns verbündeten –, der Welt zu zeigen, dass sie ihre Arsenale wirklich abrüsten? (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604605800

(Beifall bei der FDP)

Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP):
Rede ID: ID1604605900




(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP sowie bei der LINKEN)


Das zu bedenken, gehört zu wirkungsvoller Politik,
wenn neben der Stationierung von Soldaten am Ende et-
was herauskommen soll. Jeder von uns weiß: Die
Hamas ist eine Organisation, die zu terroristischen Mit-
teln gegriffen hat und auch gegenwärtig greift. Jeder
weiß, dass sie eine zutiefst soziale Verankerung hat. Egal
aus welchem Grund: Jeder von uns weiß, dass sich die
Palästinenser in den besetzten Gebieten zutiefst verletzt
gefühlt haben – auch die Israelis haben sich verletzt ge-
fühlt – durch die terroristischen Angriffe. Aber wahr ist,
dass in Gaza die soziale Lage der Palästinenser verbes-
sert werden muss und dass Israel einen großen Beitrag
dazu leisten muss. Sonst werden auch Tausende von Sol-
daten nicht helfen können, die Region zu stabilisieren.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Hans Eichel [SPD])


as muss man gegenüber dieser Region offen sagen dür-
en.

Wer von den großen Staatsmännern der Welt kann
chon sagen, wie Russland und China am Ende reagie-
en, nicht nur hinsichtlich Irans, sondern auch, was die
inanzierung der Hisbollah durch Iran und Syrien an-
eht. Russland und China zeigen uns bisher nur, dass
hne sie international nichts zu erreichen ist. Wir erwar-
en aber, dass mit ihnen etwas gelingen kann. Beide ha-
en erklärt, nach ihrer Überzeugung bräuchte man keine
anktionen, sie seien in der Lage, das mit einem – wie
an das neudeutsch nennt – Containment zu einem gu-

en Ende zu bringen. Dann muss einmal ernsthaft mit ih-
en gesprochen werden, dass sie uns das zeigen. Ich höre
ber von keiner internationalen Konferenz, dass so etwas
eschehen würde. Dass Verschwiegenheit und eine ge-
isse Konferenzsprache zu den Gepflogenheiten der in-

ernationalen Diplomatie gehören, ist jedem klar. Aber
as darf nicht dazu führen, dass überhaupt kein Wort
ehr an die Öffentlichkeit dringt, wie das Problem tat-

ächlich gelöst werden kann. Israel erweitert jetzt mit ei-
igen Baumaßnahmen seine Siedlungen wieder. Der Re-
ierungschef erklärt: Ob man bei der Westbank im
ahre 2010 reagieren könnte, sei noch höchst fraglich.

Wir haben es zur Staatsräson gemacht, das Existenz-
echt Israels zu schützen. Dabei bleibt es. Aber wir ha-
en die eindringliche Bitte an unsere israelischen
reunde, es uns nicht so schwer zu machen, ihnen beizu-
tehen!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Walter Kolbow [SPD])


uch das gehört zu einer offenen Aussprache hierher.

Die bisherigen Erfolge und Bewertungen, die mein
ollege Hoyer angesprochen hat, will ich mangels Zeit
icht mehr ausführen.

Eine nüchterne Überprüfung der militärischen Ent-
endung zeigt uns, dass wir sie am Balkan und auch in
fghanistan und anderswo weiter brauchen. Sie zeigt
ns aber eben auch – das ist mein Eindruck –, dass die
olitische Mühsal der entsprechenden Ebenen gewaltig
achlässt, wenn in den Hauptstädten dieser Welt die Ent-
cheidung, Militär zu entsenden, getroffen worden ist.
nsere amerikanischen Freunde entsenden gerne Solda-

en, aber ihre politische Anstrengung, in einer Region
ahmenbedingungen zu schaffen, durch die das Leben
er Menschen verbessert wird, und dafür Verbündete zu
inden, ist etwas geringer ausgeprägt. Wir sollten uns
icht daran gewöhnen, dass sich die einzige deutsche
ntwort, die diskutiert wird – das war in diesem Fall be-
erkenswert; jeden Tag wurde ja diskutiert, wie der Bei-

rag aussehen könnte –, darin erschöpft. In diese Gefahr
ollten wir nicht kommen.

Deshalb werbe ich für ein Bewusstsein bei uns allen
afür – das ist insbesondere denjenigen gegenüber vor-






(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Gerhardt
zutragen, die jetzt entsenden wollen –, dass nicht ein
Entsendebeschluss gefällt wird und dann wieder Funk-
stille in Sachen Beitrag zur entscheidenden politischen
Lösung in der Region herrscht. Wer entsendet, muss sich
hinterher umso mehr um einen politischen Beitrag be-
mühen. Mein Eindruck heute ist leider, dass die Haupt-
städte dieser Welt diesen Beitrag zur Lösung der Grund-
probleme nicht leisten. Das Israel-Palästina-Problem ist
fast ein symbolhaftes Beispiel, aber es kreiert nicht das
Übel aller Welt. Alle anderen Beziehungen werden da-
durch aber so schwierig. Das Problem muss im Kern ge-
löst werden. Dafür wäre jetzt der Zeitpunkt.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604606000

Herr Kollege, denken Sie bitte an Ihre Redezeit.


Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP):
Rede ID: ID1604606100

Ich höre sofort auf. – Ich glaube, ich bin verstanden

worden.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604606200

Nächster Redner ist der Kollege Ingo Schmitt, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ingo Schmitt (CDU):
Rede ID: ID1604606300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle-

gen! Es ist heute bereits viel über die Frage gesprochen
worden, inwieweit es gerechtfertigt und geboten ist, UN-
Friedenstruppen in den Libanon zu entsenden. Deswe-
gen will ich mich schwerpunktmäßig auf die Entwick-
lung der Europäischen Union und auf das, was dort in
der nächsten Zeit wichtig ist, konzentrieren.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Auch ein wichtiges Thema! Sehr gut!)


Lassen Sie mich vorneweg aber eine Anmerkung zum
Thema Libanon machen. Ich war heute Morgen etwas
überrascht, als von Kollegen aus der Opposition der Ein-
druck vermittelt worden ist, dass sich die Bundesregie-
rung geradezu darum gerissen hat, ein entsprechendes
Mandat zu erhalten. Ich glaube, wer das behauptet, der
wird der Situation nicht gerecht. Alles andere ist nämlich
richtig: Zutreffend ist, dass wir uns der dortigen Situa-
tion nicht entziehen können und dass wir auch und ge-
rade im wiedervereinigten Deutschland bereit sein müs-
sen, bestimmte Vorhaben in der Weltgemeinschaft
mitzutragen.

Ich verbinde das auch mit einer persönlichen Situa-
tion. Als ich dem Bundestag noch nicht angehört habe,
habe ich immer relativ schnell für mich entschieden,
dass es richtig und klug ist, dass der Bundestag entspre-
chend entscheiden wird. Beim Mandat für den Kongo
hatte ich zum ersten Mal selbst darüber zu entscheiden
und ich rede bewusst nicht von einer Verlängerung von
Aufträgen. Ich habe mir sehr viele Gedanken gemacht

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(C (D nd ich hatte sehr gemischte Gefühle, als ich mich dafür ntschieden habe. Heute sage ich, dass diese Entscheiung richtig war, und ich bin der Meinung – deshalb erde ich das auch unterstützen –, dass sich die Bundesehr auch an einem UN-Mandat im Libanon beteiligen ollte. Nun aber zu dem Thema, das ich eigentlich ansprehen wollte, nämlich zur Europäischen Union. Lassen ie mich vorwegschicken, dass ich sehr froh darüber bin, ass der Stabilitätspakt zum ersten Mal seit Jahren endich wieder eingehalten wird. Ich darf Ihnen aus meiner rfahrung im Europäischen Parlament berichten. Es war icht so, dass die Kollegen geradezu voller Häme durch ie Reihen gingen und sich freuten, dass auch einmal der usterknabe Deutschland die Hausaufgaben nicht erle igen konnte, sondern bei den Kollegen aus den anderen uropäischen Staaten war eher die Sorge erkennbar, ieso nun gerade Deutschland über Jahre hinweg nicht n der Lage war, diesen Stabilitätspakt einzuhalten, und arum es Deutschland nicht gelang, Wirtschaftsdaten zu roduzieren, durch die deutlich wird, dass hier eine okomotivfunktion der Deutschen gegeben ist. Ich sage rotz unserer Koalition mit allem Verlaub: Herr Kollege ichel, ich glaube, Sie haben in diesem Bereich auf der U-Ebene keine besonders glückliche Rolle gespielt. (Abg. Hans Eichel [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Ich möchte aber an dieser Stelle dem Minister für Fi-
anzen, Herrn Steinbrück, Dank sagen, der es geschafft
at, die Maastrichtkriterien einzuhalten. Aber ich sage
uch: Wer lobt, kann auch einmal eine kritische Anmer-
ung machen. Ich halte es für nicht besonders klug und
uch nicht für richtig, dass man die Europäische Zen-
ralbank, die aus meiner Sicht in den vergangenen Jah-
en durch ihre große Weitsicht, Vorsicht und Umsicht ge-
eigt hat, dass sie einerseits dem Wirtschaftswachstum,
ndererseits aber auch der Stabilität gerecht wird, warnt:
ie Europäische Zentralbank sollte eine nicht zu straffe
eldpolitik betreiben.

Es ist angesprochen worden: Der Regierungsstil hat
ich gerade in der Außen- und Europapolitik verändert.
eshalb glaube ich, dass wir gute Chancen haben, die
atspräsidentschaft im nächsten Jahr positiv zu gestal-

en. Es gibt eine Vielzahl von Themen: von illegaler Zu-
anderung über die Frage Energiesicherheit, Bekämp-

ung des internationalen Terrorismus bis hin zum Abbau
on Bürokratie. Das bedeutet für mich weniger den Ab-
au von Personal, sondern den Abbau einer Vielzahl von
esetzen, Verordnungen und Richtlinien, die ihre Funk-

ion in dieser Form nicht erfüllen.

Ein ganz zentrales Thema wird sein: Gelingt es der
eutschen Ratspräsidentschaft, den Verfassungsvertrag
ieder anzuschieben, ihn so zu beleben und zu bewegen,
ass es endlich zu einer positiven Entscheidung aller
taaten zu diesem Verfassungsvertrag kommt? Ich weiß
ehr wohl, dass einige Punkte in diesem Verfassungsver-
rag als nicht so gut gelungen gelten können. Aber man
uss sich immer wieder vergegenwärtigen: Dieser Ver-

assungsvertrag wurde nicht nur zwischen den Parteien






(A) )



(B) )


Ingo Schmitt (Berlin)

mit ihren ganz unterschiedlichen Auffassungen ausge-
handelt, sondern letztlich waren daran 28 Staaten betei-
ligt, die ganz unterschiedliche Ausgangspositionen, auch
politisch unterschiedliche Traditionen und unterschiedli-
che Staatsaufbauten haben.

Wenn man all das berücksichtigt, so kommt man zu
dem Schluss, dass dies ein gelungener Vertrag ist.
Schließlich werden dadurch wesentliche Ziele erreicht.
Zunächst einmal wird der Vertrag von Nizza abgelöst,
von dem wir alle wissen, dass er nicht gelungen war. Wir
schaffen eine transparente und klare Kompetenzrege-
lung. Der Menschenrechtskatalog wird in Kraft gesetzt
werden. Wir würden damit auch ernsthaft – das ist ge-
rade in der heutigen Debatte ein wichtiges Thema – in
eine verbindliche gemeinsame Außenpolitik einsteigen.

Es gibt natürlich auch Defizite, die wir in den nächs-
ten Jahren angehen müssen. Ein Defizit dieser Verfas-
sung war, dass man bestimmte Teile ausgeklammert hat.
Wir sind längst weg von der Wirtschaftsgemeinschaft
und haben uns – wie wir das alle wollten – zu einer Poli-
tischen Union entwickelt. Das ging mal schneller, mal
langsamer und mal war es ein schleichender Prozess.
Wir wissen aber bis heute nicht – darüber diskutiert kei-
ner laut, es sei denn im wissenschaftlichen Bereich –,
was das Ziel sein soll.

Wir sitzen in einem Zug und wir fahren in eine Rich-
tung, aber wir wissen nicht, welches der Endbahnhof
sein soll. Auch wissen wir nicht, wer während der Fahrt
unter welchen Voraussetzungen zusteigen darf. Ich frage
also: Wie weit kann sich Europa erweitern? Wo sollten
die natürlichen Grenzen sein? Die Frage, wohin die
Fahrt mit wem geht, muss irgendwann einmal diskutiert
und als Vision festgelegt werden. Was in 40 oder
50 Jahren sein wird, sei dahingestellt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Für mich gehört dazu auch die Frage, Herr Minister:
Wie gehe ich mit den Anrainern um? Sie haben da das
entsprechende Signal gegeben. Beide Themenbereiche
müssen miteinander kombiniert werden. Gleiches gilt
für die Frage, wie die EU zukünftig mit Russland um-
geht. Von daher gibt es in dem Jahr der Ratspräsident-
schaft viele Chancen. Ich bin zuversichtlich, dass diese
Bundesregierung diese Chancen auch aufgrund der vor-
genommenen Klimaverbesserungen nutzen wird.
Nichtsdestotrotz sollten wir neben dem halben Jahr, das
vor uns liegt, die großen Themen, die für die Gestaltung
dieses Kontinents von Bedeutung sind, nicht aus den
Augen verlieren, sondern irgendwann den Dialog da-
rüber beginnen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604606400

Das Wort hat der Kollege Alexander Ulrich, Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ein Vorredner hat dankenswerterweise die Außenpoli ik in Richtung Europa gelenkt. Ich möchte das an dieser telle fortsetzen. Europa ist in der Krise. Das kann man überall lesen nd hören. Wurde das zu Beginn nur von Journalisten ffentlich diskutiert, so geben mittlerweile alle Regieungen Europas zu, dass Europa tatsächlich in der Krise st. Als bedürfte es noch eines weiteren Beweises, hat an auf dem letzten EU-Gipfel erklärt, dass der selbster annte Sanierungsfall Deutschland nun zum Retter Euopas werden soll. Ich glaube, daran zeigt sich, wie tief uropa tatsächlich in der Krise ist. Denn Deutschland ist it Ihrer Politik nicht geeignet, Europa ein menschliches ntlitz zu verleihen. Es ist grandios, wie die an sich tolle Idee der Europäichen Union von Europas Regierungen in die Sackgasse eführt worden ist. Man muss sich die Frage stellen, err Bundesaußenminister, was Deutschland in dem eien Jahr der Reflexionsphase getan hat. Man hat oftmals en Eindruck gehabt, dass die Regierung tatenlos war nd sich die Phase eines Denkverbots auferlegt hatte. ls man im Sommer wieder zusammengekommen ist, m zu beraten, wie der EU-Verfassungsvertrag zu retten st, hat man unreflektiert die Reflexionsphase um ein eiteres Jahr verlängert. Ich glaube, wenn Deutschland Impulse für die EUerfassung setzen will, dann muss man akzeptieren, ass mit dem Ratifizierungsprozess und dem Nein der ranzosen und der Niederländer die EU-Verfassung in er vorliegenden Form gescheitert ist. Ich glaube auch, ass es nicht möglich ist, den Ländern schmackhaft zu achen, möglicherweise aufs Neue darüber zu entschei en. Man nimmt hier und da einige Änderungen an dem ntwurf vor und formuliert noch den einen oder anderen nhang zum Verfassungsvertrag. So kann man aber die U-Verfassung nicht retten. Wir brauchen einen Neutart in der Debatte um die EU. Ich möchte noch einmal betonen, dass die Linke im undestag beglückwünscht, dass zwei Länder – Frank eich und die Niederlande – zu dieser EU-Verfassung ein gesagt haben, weil uns das die Chance gibt, endlich ber eine andere Verfassung nachzudenken, in der auch er soziale Charakter der Europäischen Union verankert erden kann. Deshalb meinen herzlichen Glückwunsch n die Länder Frankreich und die Niederlande für dieses lare Nein bei der Abstimmung! ir haben die Chance, dass die EU dadurch wieder deokratischer, friedlicher und sozialer werden kann. Herr Steinmeier, ich hätte mir von Ihnen konkretere usführungen darüber gewünscht, wie Sie die Ratsprä identschaft im ersten halben Jahr zu nutzen gedenken, m neue Impulse zu setzen. Beschädigen Sie nicht die emokratie und versuchen Sie nicht, während der deut Alexander Ulrich schen Ratspräsidentschaft mit neuen Tricks die gescheiterte Verfassung wieder aufzulegen! Wir – der EU-Ausschuss des Bundestags – waren im Frühjahr in Paris und haben uns mit dem EU-Ausschuss des französischen Parlaments getroffen. An die anderen Fraktionen gerichtet sage ich deutlich: Die Ignoranz, mit der Sie mit der Tatsache umgehen, dass die Franzosen klipp und klar und auch parteiübergreifend gesagt haben, diese Verfassung könnten sie in ihrem Land nicht mehr vorlegen, ist beschämend. Man kann nicht einfach feststellen, dass 15 Länder dem Verfassungsvertrag zugestimmt und dass ihn einige Länder abgelehnt haben. Wir müssen erkennen, dass wir für eine EU-Verfassung alle Länder brauchen. Deshalb war es sehr ignorant, wie Sie sich in Paris verhalten haben. Der Verfassungsvertrag ist gescheitert. Der vorliegende Verfassungsvertrag verfestigt Demokratiedefizite der EU, verstärkt die Dominanz der großen Mächte über die kleinen Mitgliedstaaten und legt die EU auf einen wirtschaftsund währungspolitischen Kurs des rigorosen Neoliberalismus fest, bei dem der Profit der Großkonzerne das oberste Gebot ist. (Markus Löning [FDP]: Da kennen Sie aber einen anderen Verfassungsvertrag als wir!)

Alexander Ulrich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604606500

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


Er begünstigt den europaweiten Sozialabbau und erhebt
die Militarisierung der EU in den Rang einer Verfas-
sungspflicht.

Wir wollen eine neue Debatte anschieben. Wir brau-
chen eine neue verfassungsgebende Versammlung,
weil der Zivilgesellschaft mit der außerparlamentari-
schen Bewegung ein Neustart für die europäische Ver-
fassung gelingen muss. Wir brauchen ein Europa, das
demokratisch, friedvoll und sozial ist und eine ökologi-
sche und solidarische Gemeinschaft darstellt. Wir wollen
keinen europäischen Superstaat, sondern einen Verbund
europäischer Staaten und Völker auf der Basis des
Gleichheitsgrundsatzes und des Selbstbestimmungs-
rechts.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir brauchen die europäischen Grundwerte Frieden
und Wohlergehen der Völker. Diese müssen in der Ver-
fassung verankert sein. Wir brauchen ein nachhaltiges
Europa mit ausgewogenem Wirtschaftswachstum, Preis-
stabilität, Vollbeschäftigung und sozialem Fortschritt.
Wir brauchen ein Europa, das tatsächlich die Armut be-
kämpft und ein hohes Maß an Umweltschutz garantiert,
ein Europa, in dem Wirtschaft und Wissenschaft geför-
dert werden und andere Antworten auf energiepolitische
Fragen gegeben werden als gegenwärtig in der Europäi-
schen Union.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Die Zustimmung der Bürger zu Europa hängt aber
nicht nur von einer Verfassung ab. Vielmehr muss die
Politik auch bei aktuellen Entscheidungen die Ängste
und Sorgen der Menschen um Arbeitsplatzverluste und
Arbeitsplatzverlagerungen in die neuen EU-Länder ernst
nehmen. Wir dürfen nicht akzeptieren, dass Beitrittslän-

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(C (D er auf Unternehmensteuern verzichten, aber gleichzeiig in den Topf der EU-Subventionen greifen. Damit geinnt man die deutsche Bevölkerung nicht für die uropäische Union. Die Lissabonstrategie ist gescheitert. Es wäre lohenswert zu überprüfen, warum sie gescheitert ist, waum man die Ziele nicht erreicht hat. Ich kann dazu nur agen: Wer glaubt, dass man diese Strategie unverändert eiterverfolgen kann, wird sehen, dass Europa noch eiter in die Sackgasse gerät. Die Linke im Bundestag wird gemeinsam mit der Ziilgesellschaft und der außerparlamentarischen Beweung die deutsche Ratspräsidentschaft nutzen, um für ine demokratische, friedvolle und soziale Europäische nion zu kämpfen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat jetzt die Kollegin Kerstin Müller vom ündnis 90/Die Grünen. Kerstin Müller EN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604606600
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich will

uerst auf die Debatte eingehen, die von einem mögli-
hen Libanoneinsatz stark geprägt ist. Herr Gerhardt und
err Hoyer, ich habe Ihnen sehr aufmerksam zugehört
nd gebe zu, dass ich Ihnen in Ihrer Analyse inhaltlich
eilweise folgen kann. Dazu trägt auch Ihre Art und

eise – Herr Gerhardt, Sie ganz bedächtig, und Sie,
err Hoyer, recht erfahren – bei. Aber die Konsequen-

en, die Schlussfolgerungen, zu denen Sie kommen, sind
iemlich katastrophal. Man spürt förmlich, wie unwohl
ie sich fühlen, dass Ihr Vorsitzender Westerwelle dabei

st, die außenpolitische Tradition der Genscher-FDP zu
ertrümmern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


r tut das beispielsweise dann, wenn er konsequent je-
en UNO-Einsatz mit der Begründung ablehnt, Deutsch-
and könne nicht ständig dabei sein. Tatsächlich steht
eutschland an 32. Stelle, was solche Einsätze angeht.
udem ist ISAF kein UNO-Einsatz. Wenn er etwas an-
eres behauptet, dann zeugt das von außenpolitischer
nkenntnis.

Sie haben sicherlich zu Recht darauf hingewiesen,
ass die internationale Truppe im Libanon ohne einen
olitischen Prozess keinen Erfolg haben kann. Aber Sie
üssen doch wissen, dass es ohne eine solche Truppe

nd die entsprechende Resolution gar keinen Waffen-
tillstand in dieser Region gäbe. Dass man der PDS er-
lären muss, dass man einen Waffenstillstand braucht,
evor man politisch aktiv werden kann, wissen wir im
eutschen Bundestag. Aber, meine Damen und Herren
on der FDP, Ihnen mit Ihrer Tradition sollte man das ei-
entlich nicht erklären müssen. Unabhängig vom deut-
chen Beitrag ist die internationale Truppe – dazu habe






(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

ich von Ihnen nichts gehört – absolut erforderlich. Die
Entscheidung der Europäer in diesem Fall ist richtig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es stimmt, dass der politische Prozess entscheidend
ist. Wir brauchen eine Wiederbelebung des Quartetts der
Außenminister. Und wir möchten Sie, Herr Außenminis-
ter, darin bestärken, auf dem Weg der Einbindung Syri-
ens fortzuschreiten. Wir brauchen eine Fortsetzung des
innerlibanesischen Dialogs; denn die Entwaffnung der
Hisbollah ist überhaupt nur im Rahmen eines politischen
Prozesses vorstellbar. Militärisch ist dazu niemand wil-
lens und in der Lage.

Wenn das nicht passiert – das ist für uns auch eine
ganz wichtige Bedingung –, dann wird man möglicher-
weise spätestens in einem halben Jahr vor der Situation
stehen, dass der Konflikt wieder aufbricht. Auch ein
neuer Bürgerkrieg im Libanon ist nicht ausgeschlossen.
Es ist fast unvorstellbar, dass dann internationale Trup-
pen, darunter möglicherweise deutsche, zwischen den
Fronten stehen. Von uns geht ganz klar die Aufforderung
an die Bundesregierung, alles dafür zu tun, dass wir in
diesem politischen Prozess weiterkommen.

Mich treibt aber noch etwas anderes um, nämlich dass
angesichts der Libanonkrise die Krisen in Afrika wieder
in Vergessenheit geraten. Die Wahlen im Kongo haben
trotz der EU-Mission und der deutschen Beteiligung
kaum noch interessiert. Selbst der deutsche Oberkom-
mandierende weilte im Urlaub, während es vor Ort zu
ersten Unruhen kam. In Darfur im Sudan geht der schlei-
chende Völkermord vor den Augen der Weltöffentlich-
keit weiter, aber es findet dazu weder eine Debatte in der
deutschen Öffentlichkeit statt, noch bereitet die Bundes-
regierung dazu eine Diskussion vor. Wir haben doch bei
der Kongodebatte gesehen, wie fahrlässig und kurzsich-
tig das ist.

Ich habe hier damals ein politisches Gesamtkonzept
für meine Fraktion und eine strategische Debatte darüber
gefordert, ob und warum es im europäischen und deut-
schen Interesse ist, sich auch an friedenssichernden Ein-
sätzen in Afrika zu beteiligen. Da ist leider Fehlanzeige.
Stattdessen – das muss ich jetzt zitieren – kündigt der
Staatssekretär des Herrn Jung, Herr Schmidt, vor der
CSU-Landesgruppe an, man werde in jedem Fall nach
vier Monaten aus dem Kongo abziehen. Begründung:
die zusätzliche Belastung durch den Libanoneinsatz,
nicht etwa die Sicherheitslage im Kongo. Jeder weiß,
dass es nach den Stichwahlen im Oktober erst so richtig
losgehen kann, wie man im August gesehen hat.

Ich meine, das ist nun wirklich das Gegenteil von
konzeptioneller Politik, ganz zu schweigen von einer ko-
härenten Afrikastrategie. Das bedeutet, dass Sie immer
noch von Einsatz zu Einsatz stolpern, dilettantisch vor-
bereitet durch den Herrn Verteidigungsminister und
seine Mannen, ohne darzulegen, was die außen- und si-
cherheitspolitischen Ziele sind, ohne eine Strategie für
den Nachbarkontinent Afrika zu entwickeln und ohne
sich zum Beispiel im Rahmen der Debatte über das
Weißbuch Gedanken darüber zu machen, wie man denn

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(C (D ie Bundeswehr auf diese neuen Herausforderungen vorereitet. Eine der schwersten Krisen weltweit findet zurzeit in arfur statt. Es gibt schwerste Menschenrechtsverlet ungen und mehr als 300 000 Tote und 2 Millionen Verriebene. Ich glaube, es war überfällig, dass die UNO etzt endlich eine robuste Blauhelmtruppe nach Darfur chicken will, die nicht die Fehler der AU-Mission wieerholt und zu schwach ist. Ich finde es angesichts der Dimension des Konfliktes ewagt, dass man, wie heute Morgen von der Kanzlerin eschehen, vorsorglich schon einmal ankündigt, man erde sich da vollständig heraushalten. Das ist ein Aus pruch der Kanzlerin, der an die eigenen Reihen gerichet ist und der mit der Außenpolitik gar nichts zu tun hat. ch erwarte aber zumindest, dass man sich, wenn man as nicht will, in diesem Konflikt politisch engagiert und ass man zum Beispiel alles dafür tut, dass die sudanesiche Regierung der Blauhelmmission zustimmt. Das önnte man machen, indem der Außenminister und die anzlerin mit Putin oder in der nächsten Woche mit dem hinesischen Premier reden; denn China und Russland üssen endlich bei der sudanesischen Regierung auf ine Zustimmung zur UNO-Mission drängen. Das wäre anz konkrete Politik, ohne dass es um Militär geht. Darfur gehört ganz oben auf die politische Tagesordung, auch während der deutschen Ratspräsidentschaft. a wird es nicht nur um den europäischen Beitrag zu der ission gehen, sondern auch um diplomatische Initiati en, um unter anderem das geschlossene Friedensabommen zu retten. Wir müssen generell, was Afrika berifft, endlich die vorhandene europäische Afrikastrategie om Dezember mit Leben füllen. Ich erwarte Konzepte on der Bundesregierung. Ein letzter Satz: Der 11. September 2001, über den eute viel geredet wurde und über den nächste Woche och einmal geredet wird, hat doch eines gezeigt, nämich dass es im Kampf um den Terror um langfristig anelegte und nachhaltige politische Strategien gehen uss. Man muss rechtzeitig dafür sorgen, dass geschei erte Staaten erst gar nicht entstehen. Damit sind wir ieder bei Afrika, wo wir das gerade wieder verpassen. rieden und Sicherheit in Afrika entsprechen unseren nmittelbaren Sicherheitsinteressen. Tun wir endlich etas dafür! Vielen Dank. Zu einer Kurzintervention erteile ich dem Kollegen ans Eichel das Wort. Vielen Dank, Herr Präsident. – Ich habe mich schon u Wort gemeldet, als der Kollege Schmitt gesprochen at. Das ist leider übersehen worden. Hans Eichel Herr Kollege Schmitt, ich will auf Folgendes hinweisen: Erstens. Wenn der Abbau der Steuersubventionen, den Sie und die Mehrheit des Bundesrates unmittelbar nach Bildung der großen Koalition mit beschlossen haben, schon beschlossen worden wäre, als die rot-grüne Bundesregierung entsprechende Gesetzentwürfe eingebracht hat, dann hätten wir, wie die Zahlen des Statistischen Bundesamtes jetzt ausweisen, bereits 2005 die 3-Prozent-Grenze wieder unterschritten. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604606700
Hans Eichel (SPD):
Rede ID: ID1604606800




(A) )


(B) )


Zweitens. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt ist
nach einem einstimmigen Beschluss der Staats- und Re-
gierungschefs – die Finanzminister waren anwesend –
geändert worden. Die Lobreden auf diese Änderungen
haben der österreichische Bundeskanzler Schüssel und
der niederländische Ministerpräsident Balkenende, be-
kanntlich Vertreter christlich-demokratischer bzw. kon-
servativer Parteien, gehalten.

Drittens. Der bayerische Ministerpräsident Stoiber,
Vorsitzender der CSU, war unmittelbar vor der Verab-
schiedung der Reform des Stabilitäts- und Wachstums-
pakts beim Treffen der Parteivorsitzenden der konserva-
tiven Parteien, um gegen diese Änderung zu protestieren.
Ihm wurde dort von allen anderen Vertretern der konser-
vativen Parteien nachdrücklich gesagt, dass diese Ände-
rung in Ordnung sei, insbesondere von Herrn Jean-
Claude Juncker – Sie können ihn danach befragen – und
von Herrn Schüssel.

Letztens. Die von uns gemeinsam getragene Bundes-
regierung profitiert von der Reform des Stabilitäts- und
Wachstumspaktes; denn erst mit dieser Reform war es
möglich, ein weiteres Jahr bei schlechter Konjunktur zu
gewinnen und nicht bereits in diesem Jahr eine Politik
machen zu müssen – darauf hat Herr Steinbrück in seiner
Rede hingewiesen –, durch die die 3-Prozent-Grenze
zwingend unterschritten wird. Nur dadurch wurde es
möglich, eine Politik zu betreiben, durch die erst die
Wachstumskräfte stimuliert werden und dann die Konso-
lidierung vorangebracht wird.

Ich weise Sie darauf hin, dass die Einhaltung des Sta-
bilitäts- und Wachstumspaktes – seine Kriterien sind
nicht weich gemacht worden – für unsere Regierung
noch härter werden wird, weil wir das strukturelle Defi-
zit jedes Jahr um 0,5 Prozent abbauen müssen. Das ist in
der mittelfristigen Finanzplanung noch nicht voll abge-
bildet. Das wird noch zu machen sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604606900

Herr Kollege Schmitt, zur Erwiderung, bitte schön.


Ingo Schmitt (CDU):
Rede ID: ID1604607000

Herr Kollege Eichel, Herr ehemaliger Finanzminister,

ich glaube, man muss dabei zwei Dinge sehr sorgfältig
auseinander halten.

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(C (D Das eine ist Tatsache – das will ich gar nicht vorurfsvoll sagen –, dass Deutschland den Stabilitätspakt n den letzten Jahren nicht erfüllt hat. Man kann sicherich Gründe dafür finden, warum das nicht der Fall war. uf jeden Fall ist es eine Tatsache. Daraus hat sich dann die zweite Problematik entwikelt: Derjenige, der den Stabilitätspakt nicht erfüllt, ängt an, an diesem Pakt herumzumäkeln und ihn aufzueichen. Dabei findet er sehr viele, die gerne mitma hen. Schließlich war die 3-Prozent-Hürde vielen ein orn im Auge. Dieser Punkt ist, Herr Eichel, in Brüssel nd bei vielen Kollegen, auch im Europäischen Parlaent, nicht sehr gut angekommen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604607100

Als nächster Redner hat das Wort der Kollege Niels

nnen von der SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Niels Annen (SPD):
Rede ID: ID1604607200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Mit Ihrer Erlaubnis werde ich mich wieder der
ußenpolitik zuwenden. Ich will klar sagen: Die deut-

che Außenpolitik, liebe Kolleginnen und Kollegen von
er Linksfraktion, ist Friedenspolitik. Ich finde, das hat
er Außenminister während der 32 Tage der Kampf-
andlungen im Libanon eindrucksvoll unter Beweis ge-
tellt.

Die Priorität galt – da kann es gar keinen Zweifel ge-
en – den Bemühungen um die Beendigung der Feind-
eligkeiten. Spät, aber nicht zu spät konnte die Reso-
ution 1701 verabschiedet werden. Auch ohne dass
eutschland Mitglied des UN-Sicherheitsrats ist, haben
ir, vor allem der Außenminister, sehr viel zum Zustan-
ekommen dieser Resolution beigetragen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


as ist ein Grund für die Erwartungen, die heute an un-
er Land gerichtet werden.

Ich weiß aus sehr vielen Gesprächen, dass es in der
evölkerung durchaus eine Verunsicherung über die
eltweiten Einsätze der Bundeswehr gibt. Deutsche Sol-
aten sind in der Tat am Horn von Afrika, auf dem Bal-
an und sogar in Afghanistan im Einsatz. Ich sage an
ieser Stelle ausdrücklich: Es geht auch darum, über die
olitischen Kriterien für solche Einsätze zu diskutieren.
ier ist der Ort dafür, weil wir als Mitglieder des Bun-
estags letztlich auch darüber entscheiden müssen, wo
eutsche Soldatinnen und Soldaten eingesetzt werden.
s geht also um unsere Verantwortung und es geht um
ie Frage: Was liegt im deutschen Interesse? Ich will an-
and der aktuellen Krise darstellen, warum ich glaube,
ass unser Engagement in der Region im Nahen Osten
innvoll und richtig ist.

Diese Region hat seit 1948 durchschnittlich alle
echseinhalb Jahre einen Krieg durchlitten – mit






(A) )



(B) )


Niels Annen
dramatischen Folgen für die betroffenen Menschen, die
Infrastruktur, die wirtschaftliche Entwicklung und die
Stabilität in einer Weltregion, die – bei ein wenig
Rückenwind – nicht mehr als dreieinhalb Stunden Flug-
zeit von uns entfernt liegt.

Es besteht kein Zweifel – das ist hier schon gesagt
worden; ich stimme dem zu –: Auslöser der jüngsten
Krise war die Entführung von zwei israelischen Soldaten
durch die Hisbollah. Aber war die Entführung auch die
Ursache für diesen Konflikt oder hat vielmehr der ehema-
lige amerikanische Sicherheitsberater Brent Scowcroft
Recht, wenn er sagt – ich zitiere ihn –:

Die Quelle des Problems ist nicht die Hisbollah.
Das ist nur ein Ableger der Ursache, nämlich des
tragischen Konflikts über Palästina, …


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Genau!)


Wie dem auch sei: Es ist richtig, glaube ich, dass un-
sere Politik die Probleme des Libanon nicht isoliert be-
trachtet. Wir müssen die Probleme um den besetzten Go-
lan und um die Scheba-Farmen einbeziehen und wir
müssen letztlich auch die Debatte um die Eigenstaatlich-
keit Palästinas berücksichtigen.


(Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD] sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Für mich ist klar: Die Lösung der Palästinafrage
steht im Mittelpunkt unserer Bemühungen.


(Beifall der Abg. Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD])


Umgekehrt ist auch eindeutig: Die Lösung des palästi-
nensischen Konflikts beinhaltet keine Zauberformel für
die Lösung aller Konflikte in der Region.


(Beifall bei der SPD)


Aber die Lösung des Konflikts würde – darauf kommt
es mir an – all denjenigen die politische Legitimation
entziehen, die heute ihre extremistische Politik mit dem
Verweis auf den Befreiungskampf des palästinensischen
Volkes betreiben und begründen; die meisten von ihnen
im Übrigen, ohne sich jemals wirklich um das Schicksal
der palästinensischen Menschen gekümmert zu haben.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Richtig! – Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das ist leider wahr!)


Hier geht es auch und nicht zuletzt um die Hisbollah.
Das bedeutet, es geht um eine historische Entscheidung
dieser Miliz, Bewegung, Partei – wie immer Sie
wollen –, ob sie sich zu einer zivilen politischen Kraft
weiterentwickeln möchte – einiges deutet darauf hin; die
Äußerungen von Herrn Nasrallah sind erwähnt worden –
oder ob sie den Weg in den Terrorismus weiter verfolgen
möchte.

Das führt zu der Frage: Was für einen Charakter hat
eigentlich die aktuelle Auseinandersetzung an der Nord-
grenze Israels? Die Israelis sehen sich mit einer dramati-
schen Situation konfrontiert. Nach dem Rückzug der Ar-

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(C (D ee vor sechs Jahren aus dem besetzten Südlibanon ieht sich Israel weiterhin andauernden Angriffen auf ein Territorium und seine Bürgerinnen und Bürger ausesetzt. Die aus meiner Sicht leider in weiten Teilen unerhältnismäßigen Militärschläge der letzten Wochen ann man – davon bin ich überzeugt – nur dann versteen, wenn man sich klar macht, dass es aus Sicht Israels n diesem Krieg nicht nur um eine Auseinandersetzung n einem besetzten Territorium, sondern um die Existenz es Staates Israel geht. In Deutschland akademische Diskussionen darüber zu ühren, wie man die Hetzreden des iranischen Präsidenen bewerten soll, ist eine Sache; angesichts von bis zu 50 Raketeneinschlägen pro Tag darüber zu diskutieren, st eine andere Sache. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


a bekommen die antisemitischen Hetzreden von Herrn
hmadinedschad im wahrsten Sinne des Wortes eine ex-
losive Bedeutung.

Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass Teheran
ine Mitverantwortung an der gegenwärtigen Krise zu-
ommt. Deshalb habe ich persönlich großes Verständnis
ür diejenigen in Israel, die den Kampf gegen die Hisbol-
ah auch als einen Kampf gegen einen bewaffneten Arm
eherans verstehen. Die Reden von Ahmadinedschad al-

ein beantworten aber nicht die Frage, ob die Hisbollah
un eine libanesische oder eine Agenda der schiitischen
eltrevolution verfolgt.

Wir müssen kurz vor dem fünften Jahrestag des
1. September leider feststellen, dass die US-Politik des
rieges gegen den Terrorismus eine ehrliche Analyse
er Politikentwicklung in der Region behindert.


(Beifall des Abg. Lothar Mark [SPD])


ie unterscheidet bei der Beurteilung der Politik von
amas und Hisbollah nicht zwischen regionalen und
öglichen globalen Zielen, sondern subsumiert ganz un-

erschiedliche Parteien, Bewegungen und Beweggründe
nter den Begriff des Terrorismus und kommt so leider
wangsläufig häufig zu falschen Schlüssen.

Mein Eindruck ist zudem, dass die Auswirkungen des
ürgerkriegs im Irak auf die Region auch bei uns unter-

chätzt werden. Die Bilder von tödlichen Anschlägen im
rak werden in ihrer Dramatik von uns doch kaum noch
ur Kenntnis genommen. Was bei uns in wenigen Sekun-
en im Nachrichtenüberblick zusammengefasst über den
ildschirm flimmert, wird jeden Tag in brutaler De-

ailtreue über al-Dschasira und andere Netzwerke in Mil-
ionen arabischer Haushalte übertragen. Welche Wir-
ung das auf die benachbarten Länder mit all ihren
omplizierten politischen Gemengelagen und Minder-
eitensituationen hat, brauche ich, glaube ich, an dieser
telle nicht weiter auszuführen.

Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten stel-
en heute ohne jede Genugtuung fest, dass die Politik
on Bundeskanzler Gerhard Schröder, sich nicht am
rieg im Irak zu beteiligen, richtig gewesen ist.






(A) )



(B) )


Niels Annen

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es gibt heute mehr Instabilität und mehr Terrorismus als
vor dem Irakkrieg. Hinzu kommt – ich glaube, das ist
wichtig – in den letzten Monaten ein mangelndes Enga-
gement bezüglich der Lösung des Nahostkonfliktes. Das
untergräbt die Legitimation der amerikanischen Politik.
Wir brauchen die amerikanische Rolle. Aber gleichzeitig
müssen wir die europäische Rolle in dieser Situation
stärken.

Ich meine – um das abschließend zusammenzufas-
sen –, dass der Außenminister die unterschiedlichen
Komponenten des Konfliktes in dieser Situation betont
hat.


(Beifall des Abg. Lothar Mark [SPD])


Es ist auch richtig, dass wir die Bereitschaft signalisiert
haben, uns an einem UNIFIL-Mandat zu beteiligen. Die
politischen Voraussetzungen muss jedoch die libanesi-
sche Regierung schaffen. Ich sage es auch mit Blick auf
den Verteidigungsminister: Wir drängen uns nicht auf;
aber wir beteiligen uns schon heute an der Lösung des
Problems, und zwar mit ehrenamtlichen Helfern bei-
spielsweise des THW, mit Entwicklungshelfern, durch
technische und anderweitige Unterstützung. Meine sehr
verehrten Damen und Herren, diesen Menschen, die
schon dort in der Region unterwegs sind, sollte unser ge-
meinsamer Dank gelten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604607300

Das Wort hat der Kollege Markus Löning von der

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Markus Löning (FDP):
Rede ID: ID1604607400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Frau Müller, erlauben Sie mir eine kurze Bemerkung zu
Ihren Anmerkungen zu unserer Tradition. Es ist immer
Tradition der Liberalen gewesen – und so wird es auch
weiterhin sein –, Dinge differenziert zu betrachten.


(Lothar Mark [SPD]: Ui!)


Wir haben diese Debatte sehr intensiv geführt und die
Kollegen sind in der Bewertung zu unterschiedlichsten
Ergebnissen gekommen. Aber wir lassen uns von Ihnen
nicht eine undifferenzierte Haltung vorwerfen.

Wir sind alle froh, dass die Tradition Joschka Fischer
endlich beendet ist; es wurde Zeit, dass diese Tradition
Ihrer Partei beendet wurde, auch an dieser Stelle.


(Beifall bei der FDP)


Aber ich möchte daran erinnern, dass dieser Außen-
minister noch bei seinem Amtsantritt die NATO infrage
gestellt hat. Ebenso möchte ich daran erinnern, dass Herr
Trittin noch kurz vor seinem Amtsantritt die Bundes-

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(C (D ehr auf Demonstrationen gegen Gelöbnisfeiern in rund und Boden verdammt hat. Jetzt fordert er ihren insatz an jeder Stelle dieser Erde, wo es möglich ist. as sind Brüche in Traditionslinien, die Sie sich vorhal en lassen müssen, Frau Müller, nicht wir. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie des Abg. Alexander Ulrich [DIE LINKE])


Meine Damen und Herren, mein Thema ist aber die
U-Präsidentschaft. Wir brauchen eine erfolgreiche
U-Präsidentschaft. Herr Außenminister, Sie haben
eute schon die erste Chance verspielt. Wir reden von
ransparenz, wir wollen die Bürger mitnehmen, wir wol-

en einen offenen politischen Prozess. Warum sagen Sie
ann hier, zu den Themen der Präsidentschaft könnten
ie jetzt leider noch nicht sehr viel sagen? Es wäre die
hance gewesen, hier im Bundestag darüber eine De-
atte zu führen. Es wäre die Chance gewesen, die Bürger
itzunehmen und eine öffentliche Resonanz hinsichtlich

hrer Ziele in der Europäischen Union zu erzeugen. Ich
ätte mir gewünscht, dass Sie diese Chance heute hier
rgriffen hätten.

Wir sind – da sind wir uns, glaube ich, alle einig – der
einung, dass wir die Bürger stärker mitnehmen müs-

en. Wir brauchen ein Europa der Erfolge; auch das ha-
en wir hier schon öfter gesagt. Lieber Herr Schmitt, da
öchte ich Ihnen ausdrücklich widersprechen: Ich

laube nicht, dass wir eine Debatte über Ziele und Gren-
en brauchen. Wir können nicht nachfolgenden Genera-
ionen vorschreiben, wie sie mit der EU umzugehen ha-
en. Auch wir nehmen für uns in Anspruch, die EU nach
nseren Vorstellungen und anders als vor 20 Jahren zu
estalten. Eine Debatte, wie Sie sie einfordern, würde
ehlgehen. Es wird an den zukünftigen Generationen lie-
en, zu entscheiden, ob etwa die Ukraine Mitglied der
U werden kann oder nicht. Es ist Unfug, das jetzt ab-
chließend beschreiben zu wollen.

Wir unterstützen die Bundesregierung, wenn sie den
erfassungsprozess neu in Gang setzen will, Herr
teinmeier. Wir brauchen in Europa mehr Transparenz
nd mehr Demokratie. Wir brauchen eine gemeinsame
ußenpolitik. Aber – auch das ist wichtig – wir können
as klare Votum der Franzosen und der Holländer nicht
öllig ignorieren. Das muss man sehr klar sehen.


(Beifall des Abg. Alexander Ulrich LINKE)


ir drücken der Bundesregierung die Daumen, dass es
ier wirklich zu Ergebnissen kommt. Diese Debatte
uss beendet werden; denn unsere Bürger fordern zu
echt von Europa mehr als eine für sie in vielen Berei-
hen theoretische Verfassungsdebatte. Sie fordern prak-
ische Ergebnisse.

Zu einem praktischen Ergebnis können auch wir als
undestag beitragen. Wir haben mit der Bundesregie-

ung eine Vereinbarung über die frühzeitige Beteiligung
es Bundestages geschlossen. Wir als Opposition werden
iese Beteiligung immer wieder einfordern. Aber es wird
ei einer Koalition mit einer so erdrückenden Mehrheit in
iesem Hause auch darauf ankommen – da appelliere ich
n die Kollegen aus den Koalitionsfraktionen –, dass die






(A) )



(B) )


Markus Löning
Kollegen den Mut haben, auch ihrer eigenen Regierung
zu sagen: Wir wollen beteiligt werden. Darüber muss im
Ausschuss diskutiert und im Plenum debattiert werden.
Es hängt von Ihnen ab, ob Sie diese Vereinbarung, die
wir mit der Bundesregierung getroffen haben, auch
wirklich mit Leben erfüllen. Wir werden darauf dringen
und Sie mahnen, diese Forderung auch weiterhin zu un-
terstützen.


(Beifall bei der FDP)


Ich möchte einen weiteren Punkt ansprechen, die
Transparenzinitiative der Europäischen Kommis-
sion. Sie ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie wir
Europa den Bürgern näher bringen können. Legen wir
doch offen, wer welches Geld aus der europäischen
Kasse bekommt! Was spricht denn dagegen, dass wir sa-
gen: Es ist öffentliches Geld und wer öffentliches Geld
bekommt, soll dies auch nach außen darstellen können.
Ich wünschte mir – die FDP hat einen entsprechenden
Antrag in den Bundestag eingebracht –, diese Bundesre-
gierung würde aus vollem Herzen und mit voller Über-
zeugung die Europäische Kommission an dieser Stelle
unterstützen. Wir können eine Offenlegung sehr gut ver-
tragen. Dann wird sich nämlich auch im Agrarbereich
herausstellen, dass die vielen Behauptungen, die Bauern
bekämen so viel, gerade für die kleinen bäuerlichen Be-
triebe eben nicht zutreffen und dass dort oft und zu Un-
recht Vorurteile gepflegt werden.


(Beifall bei der FDP)


Der Lissabonprozess wurde bereits angesprochen.
Wir haben schon oft darüber debattiert und ich will das
Thema an dieser Stelle nicht vertiefen. Eines muss man
allerdings dieser Bundesregierung immer wieder sagen
und ins Stammbuch schreiben: Wir werden nicht zu ei-
nem Erfolg in der Europäischen Union kommen, wenn
diese Bundesregierung im wirtschaftlichen Bereich ihre
Hausaufgaben nicht macht. Ich werde wieder und wieder
von europäischen Kollegen angesprochen: Meine Güte,
was macht ihr denn bei euch zu Hause? Die Nachbarn
machen es und sind erfolgreich. Warum kriegt ihr das in
Deutschland nicht auf die Reihe?

Die Rezepte liegen vor. Ich fordere Sie auf: Tun Sie
das Notwendige! Nur so bekommen wir auf Dauer auch
wieder unser politisches Gewicht in der Europäischen
Union.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604607500

Das Wort hat der Kollege Thomas Silberhorn von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1604607600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die Außenpolitik trägt das Momentum in sich,
dass wir uns mit Aufgaben konfrontiert sehen, die wir
uns nicht selbst ausgesucht haben. Dennoch müssen wir
Antworten finden auf Fragen, die uns berühren, und des-

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(C (D alb in jedem Einzelfall klären, warum es uns angeht, as außerhalb unseres Landes geschieht. Bei europäi chen Fragen fällt uns das nicht mehr schwer, bei Einsäten der Bundeswehr im Ausland dagegen umso mehr. Ich meine, wir müssen definieren, welche Interessen ir verfolgen, wenn wir die Bundeswehr zu Auslands insätzen entsenden, und wir müssen uns darüber klar erden, welche Kapazitäten wir an Personal, an Material nd an Finanzen dafür bereithalten wollen. Ich plädiere afür, dass wir unabhängig von konkreten Einsätzen obektive Kriterien entwickeln, die uns als Orientierungs aßstab dienen können. Das Weißbuch des Bundesvereidigungsministers zur Sicherheitspolitik bietet uns im erbst dazu die Gelegenheit. Ich darf im Rahmen der Haushaltsdebatte anfügen: ch bin der Überzeugung, dass sich jedes internationale ngagement auch in unsere Grundlinie der Konsolidie ung des Bundeshaushaltes einfügen muss. Auch dieser spekt muss Berücksichtigung finden. Im Ergebnis eine ich, dass eine solche Konzeption, bei der versucht ird, objektive Maßstäbe zu konkretisieren, nicht nur in Beitrag zur Berechenbarkeit und damit zur Glaubürdigkeit unserer Außenpolitik ist, sondern auch zum usdruck bringt, dass wir gar nicht erst den Eindruck ntstehen lassen wollen, Getriebener internationaler Enticklungen zu sein. Vielmehr wollen wir einen Gestal ungsanspruch in der internationalen Gemeinschaft ahrnehmen. Durch den Nahostkonflikt wird unmittelbar einsichig, dass es eine Illusion wäre, zu glauben, wir könnten egsehen bei dem, was in unmittelbarer Nachbarschaft er Europäischen Union vor sich geht. Nicht zuletzt die n Deutschland versuchten Attentate, die schon vor dem usbruch des Libanonkonflikts geplant waren, bringen um Ausdruck, dass es offenbar das Ziel von Fundamenalisten und Terroristen ist, die Schauplätze ihres Terrors n die westliche Welt zu verlagern. Deswegen können ir nicht wegsehen, sondern müssen hinsehen, wenn es twa das erklärte Ziel des Iran als Mitglied der Vereinten ationen ist, Israel als Mitglied der Vereinten Nationen on der Landkarte zu tilgen. Meine Damen und Herren, ich meine, dass es auch, ber nicht nur in der besonderen historischen Verantworung Deutschlands gegenüber Israel liegt, diesen Konlikt als sehr ernsthaft wahrzunehmen. Die gesamte inernationale Gemeinschaft muss ein Interesse daran aben, den Frieden im Nahen Osten wiederherzustelen und damit auch die Autorität des Systems der Vereinen Nationen sicherzustellen. Ich denke, dass die Bundesregierung einen bemerenswerten Beitrag dazu geleistet hat – ich will das ausrücklich anerkennen –, dass es tatsächlich zu der Wafenruhe, die wir seit einigen Wochen haben, gekommen st. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


enn wir uns vor Augen halten, dass dieser Konflikt ein
anz enormes Eskalationspotenzial beinhaltet, dann ist
s eben keine Selbstverständlichkeit, dass es relativ zü-






(A) )



(B) )


Thomas Silberhorn
gig zu dieser Waffenruhe gekommen ist und dass bei-
spielsweise keine israelische Bodenoffensive mit
30 000 Soldaten mehr stattgefunden hat, weil der Druck
und die Geschlossenheit der internationalen Gemein-
schaft die Beteiligten dazu bewogen haben, der jetzt vor-
liegenden UN-Resolution zuzustimmen.

Das Ziel, um das es jetzt geht, ist schlichtweg, diese
Waffenruhe zu stabilisieren und in einen politischen
Prozess überzugehen, der sicherstellt, dass die Sicher-
heit Israels und die Unabhängigkeit eines selbstständi-
gen palästinensischen Staates gewährleistet werden kön-
nen und die Stabilität in der gesamten Region weiter
gefestigt wird. Mir scheint, dass ein militärischer Beitrag
eine Komponente ist, um dieses Ziel zu erreichen. Wir
sind uns sicher darin einig, dass das keine hinreichende
Komponente ist. Aber es ist eine notwendige.

Mit einigem Bedauern sehe ich, dass die Kolleginnen
und Kollegen von der FDP sich in dieser Frage ausge-
rechnet mit der PDS


(Monika Knoche [DIE LINKE]: Der Linken!)


in einem Boot wiederfinden.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Ziemlich dümmlich!)


Vor dem Hintergrund der langen Tradition liberaler
Außenpolitik von Theodor Heuss bis Otto Graf
Lambsdorff, der sich bei der Entschädigung jüdischer
Verfolgter Verdienste erworben hat, sollten Sie Ihre
Position nochmals überdenken.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Jetzt wird es langsam unerträglich!)


Immerhin nehme ich zur Kenntnis, Herr Hoyer und Herr
Gerhardt, dass Sie sich deutlich vorsichtiger geäußert
haben als manche Kolleginnen und Kollegen aus der
zweiten Reihe, wie in den Medien immer wieder zu le-
sen und zu hören war.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Seit wann ist Westerwelle bei Ihnen zweite Reihe, Herr Kollege? – Zuruf des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


– Sie weiten meine Kritik noch aus, Herr Hoyer. Ihren
Zuruf lasse ich unkommentiert.

Infrage steht, ob sich Deutschland an einer seeseiti-
gen Sicherung der Grenze des Libanon beteiligt. Ich
bin der Auffassung: Das kann ein angemessener Beitrag
für Deutschland sein, um die UN-Resolution 1701 um-
zusetzen. Ich möchte aber auch deutlich machen, dass da
kein Automatismus entstehen kann, sondern dies eine
autonome Entscheidung des Bundestages bleibt.

Dafür fehlen uns derzeit noch die Voraussetzungen.
Die erste Voraussetzung ist ein klares Mandat, mit dem
die Kontrolle des Waffenembargos effektiv umgesetzt
werden kann, einschließlich der Einsatzregeln, die wir
noch erwarten. Die zweite Voraussetzung ist – das
möchte ich ausdrücklich erwähnen –, dass die libanesi-
sche Regierung eindeutig den politischen Willen zum

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(C (D usdruck bringt, den Waffenschmuggel in den Libanon uch selbst zu unterbinden. Das ist die Geschäftsgrundlage für eine Beteiligung er Bundeswehr. Das werden wir bereden können, wenn ine Anfrage der Vereinten Nationen an die Bundesreierung vorliegt und die Bundesregierung uns, dem Bunestag, ein entsprechendes Mandat zur Beratung übereist. Meine Damen und Herren, wir streben an, dass eine ögliche Beteiligung der Bundeswehr an dem Einsatz m Nahen Osten auf eine breite Zustimmung in diesem ause stößt. Wir streben auch eine möglichst breite Un erstützung der deutschen Bevölkerung für die Soldaten n, die wir möglicherweise in einen solchen Einsatz entenden. Ich möchte aber hinzufügen, dass ich erwarte, ass die Staaten der Region, die für die Situation, in der ir stecken, Mitverantwortung tragen, einen eigenen eitrag leisten. Sie müssen sich in die politischen Bemüungen um Wiederbelebung des Friedensprozesses eininden lassen und sie müssen, beispielsweise Syrien, ein nteresse daran haben, nicht isolationistische Tendenzen u stärken, sondern auf Alternativen einzugehen, die die uropäische Union ihnen bieten kann. Ich möchte zum Schluss kommen. Die Europäische nion zieht ihre Autorität in diesem Konflikt aus meiner icht auch daraus, dass Europa Krieg und Nationalismus urch die Kooperation in der Europäischen Union überunden hat. Europa hat nach dem Zweiten Weltkrieg die tunde null erlebt und erfolgreich den Wiederaufbau geeistert. Deswegen meine ich, die Europäische Union st ein gelebtes Beispiel dafür, wie sich aus Vernichtung nd Niederlage wieder eine gute Nachbarschaft entwikeln kann. Das ist die Ursache für die Autorität, die die uropäische Union hier einbringen kann. Die Europäiche Union wird deshalb im Nahostkonflikt das besonere Vertrauenskapital, das sie genießt, das namentlich eutschland und Frankreich genießen, einbringen müs en, um diesen Konflikt einzudämmen, ihn eingedämmt u halten und in einen politischen Prozess zu überführen. Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604607700

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Norman Paech von

er Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norman Paech (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604607800

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

ch erinnere mich noch an Ihre Rede auf dem Münchener
ongress für Sicherheitspolitik im Februar dieses Jah-

es, Herr Außenminister. Da stellten Sie Ihre Politik un-
er die Devise des Einsatzes für Freiheit und Demokra-
ie. Das klang alles etwas amerikanisch, aber das ist
och keine Kritik.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Norman Paech
Dass Sie damit Ihre gesamte Nahost- und Mittelost-
politik in das Fahrwasser der US-Administration lenk-
ten, das allerdings verdient entschiedenen Widerspruch.


(Beifall bei der LINKEN)


Denn Sie besiegelten dadurch einen gravierenden Wan-
del in der deutschen Außenpolitik. Militäreinsätze in
der ganzen Welt – zur Sicherung welcher deutschen Inte-
ressen eigentlich? –, das hat weder mit dem Grundgesetz
noch mit Verteidigung zu tun. Sie holen sich damit auch
alle Schwierigkeiten ins Haus, mit denen die Amerika-
ner derzeit zu kämpfen haben, nämlich zunehmende Ge-
walt, bürgerkriegsähnliche Zustände und Chaos in ihren
De-facto-Protektoraten Irak und Afghanistan sowie
wachsende Terrorgefahr auch im eigenen Land.

Ihre sonst so sympathische Devise „Reden statt schie-
ßen“ hat sich gefährlich gewendet. Nehmen wir nur
Afghanistan, wo sich die Bundeswehr derzeit eingräbt,
um offensichtlich die nächsten zehn Jahre dort für De-
mokratie und Freiheit zu sorgen. Nach fünf Jahren hat
sich dort eine Situation entwickelt, vor der wir immer
gewarnt haben. Sie war voraussehbar. Jetzt beklagt die
Truppe in Afghanistan selbst die dramatisch sinkende
Zustimmung der Bevölkerung zum Einsatz der Bundes-
wehr. Die Truppe fordert das, was wir immer schon ge-
fordert haben, nämlich mehr zivile Entwicklungshilfe
und Unterstützung für die zivilen Strukturen beim Auf-
bau des Landes.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie, Herr Außenminister, preisen die neuen demokra-
tischen Institutionen der Regierung Karzai. Das mag für
Kabul so zutreffen, aber überhaupt nicht für ganz Afgha-
nistan. Dort blühen der Mohn und die Freiheit der Dro-
genhändler. Eine Steigerung der Ernte um fast 60 Pro-
zent in diesem Jahr hat Afghanistan unter dem Schutz
der ISAF und von „Enduring Freedom“ zum größten
Opiumlieferanten der Welt gemacht. Der Preis dafür ist
nicht etwa Stabilität, Sicherheit und Demokratie, son-
dern Angst vor irakischen Zuständen. Alle Erfahrung der
vergangenen Jahre hat uns gelehrt, dass man dem eben
nicht mit Militär begegnen kann.


(Beifall bei der LINKEN)


Auch in der Auseinandersetzung mit dem Iran hat die
viel beschworene Geschlossenheit mit den USA Sie
letztlich in eine Sackgasse geführt. Denn es ist eine Illu-
sion, immer noch zu glauben, dass Teheran von seinem
Atomprogramm zu zivilen Zwecken abrücken wird.
Vielleicht werden Sie ein Moratorium erreichen, nicht
aber einen definitiven Verzicht. Es ist reine Symbolpoli-
tik, wenn Sie Sanktionen fordern, Sanktionen, die in der
Geschichte nachweisbar noch nie zu einem Erfolg ge-
führt und nie einen Politikwechsel herbeigeführt haben.
Sie schaden damit der Bevölkerung, ohne aber Ihr Ziel
zu erreichen.

Ein Ausweg zeigt sich derzeit unseres Erachtens nur,
wenn zwei Punkte erfüllt werden: Anerkennung des
Rechts auf Urananreichung zu zivilen Zwecken und un-
ter der Kontrolle der IAEO sowie eine umfassende Si-
cherheitsgarantie durch die USA. Doch die USA haben

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(C (D ich offensichtlich noch nicht von ihren Plänen zu einem ewaltsamen Regimewechsel im Iran distanziert. Sie, err Steinmeier, werden wohl noch viel Arbeit zu leisten aben, um die USA von der Wirksamkeit des diplomatichen Weges zu überzeugen. Im äußersten Fall müssten ie, wenn Sie und die Frau Bundeskanzlerin es wirklich rnst meinen, der Bush-Administration erneut die Geolgschaft verweigern. Sie haben ja genug Erfahrung mit iner solchen Mission aus der Zeit der vorherigen Regieung. Schließlich komme ich zu dem Punkt Israel, Paläsina und Libanon. Man konnte schon den Eindruck ewinnen, dass Ihr voreiliges Vorpreschen mit der Entendung von Marineeinheiten über Ihre Ratlosigkeit hinegtäuschen sollte, ie Sie die tief verfeindeten Gegner zwischen Gaza und eirut zu einem Frieden bewegen können. Sie haben ieder einmal nur unsere Verantwortung gegenüber Is ael, nicht aber die gegenüber den Palästinensern, die wir a auch haben, berücksichtigt. Wir haben wiederholt beont: Deutsche Soldaten und Polizisten haben aufgrund nserer historischen Verantwortung nichts in dieser Reion zu suchen. Sie sind, wie wir erfahren haben, auch ar nicht notwendig; denn es gibt genügend Angebote on anderen Staaten. Um auch hier nicht missverstanden zu werden: Wir enden uns nicht gegen die Stationierung von UNOruppen zwischen den verfeindeten Gegnern. Wirklich eutral können UNO-Truppen aber nur sein, wenn sie uf beiden Seiten der Grenzen stationiert werden, was ber nicht der Fall ist. ie jetzige Parteilichkeit gegen den Libanon und für Isael verstärken Sie nur, indem Sie zwar auf der einen eite Waffenlieferungen an die Hisbollah verhindern, as richtig ist, aber auf der anderen Seite neue Waffen ysteme und U-Boote an Israel liefern, was falsch ist. o verspielen Sie unseres Erachtens die Glaubwürdigeit als ehrliche Makler. Dabei gibt es auch bei diesem letzten Punkt eine Alernative, auf die wir seit Beginn dieses Jahres nicht üde werden hinzuweisen. Herr Außenminister, ver rauen Sie da doch Ihrem neuen Parteichef, der unseren orschlag aufgenommen hat. eden Sie nicht nur von einem politischen Prozess, sonern konzentrieren Sie alle Ihre Kräfte und auch die Fianzen auf eine Nahostkonferenz nach dem Vorbild der SZE. Nur dort werden auch die Wurzeln des Streits, es Konflikts und des Krieges Israels mit seinen Nacharn zur Sprache gebracht. Alle Teilnehmer sind dort leichberechtigt, ohne von Gewalt, Terror und Drohunen beeinflusst zu werden. Dann wird Ihre Devise „Re Dr. Norman Paech den statt schießen“ wieder uneingeschränkt gelten. Auf dieser Konferenz wird dann die Existenz beider Staaten, nämlich Israels und Palästinas, gesichert werden. Danke schön. Als nächster Redner hat der Kollege Josip Juratovic von der SPD-Fraktion das Wort. Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Als jemand, der den Balkankrieg unmittelbar erleben musste und der Hass und Gewalt nicht ausstehen kann, muss ich zugeben: Wir als größte Nation der Europäischen Gemeinschaft können uns nicht unserer gemeinsamen Verantwortung für eine Stabilisierung des Friedens im Nahen Osten entziehen. Ich denke, es ist für keinen von uns einfach, Soldatinnen und Soldaten mit einem Auftrag zu versehen, ohne die Garantie bieten zu können, dass sie nach der Erfüllung des Auftrags wieder gesund nach Hause zurückkehren. Deshalb möchte ich mein ausdrückliches Lob an unseren Außenminister für seine diplomatischen Bemühungen, die Gefahren der uns bevorstehenden Mission möglichst gering zu halten, richten. Das gibt Mut und Hoffnung vor allem für diejenigen, die in diesen Einsatz gehen müssen. Viele Menschen stellen uns die berechtigte Frage: Wie viele Soldaten noch an wie viele Brennpunkte? Ich muss gestehen: Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wo das nächste Mal ein Brand entsteht und wo wir Zerstörung, Verfolgung oder Mord verhindern müssen. Was ich weiß, ist, dass man präventiv handeln kann und muss. Es ist wichtig, der Weltgemeinschaft zu vermitteln, dass wir Europäer nicht nur eine Wirtschaftsgemeinschaft, sondern vor allem eine Wertegemeinschaft sind. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604607900

(Beifall bei der SPD)

Josip Juratovic (SPD):
Rede ID: ID1604608000

(Beifall bei der SPD)


Die OSZE-Schlussakte, die Charta der Grundrechte der
EU und viele andere europäische Beschlüsse sind eine
wichtige Grundlage dafür. Sie sind eine Grundlage für
unsere gemeinsamen Ideen, Überzeugungen und Hoff-
nungen. In unserem politischen Handeln müssen wir in
der globalen Politik zu verstehen geben, dass für uns
Freiheit, Frieden und Wohlstand für alle Menschen
wichtig sind.

Frieden braucht Vertrauen. Vertrauen schaffen wir
nur, wenn wir die nationalen und kulturellen Unter-
schiede der Menschen respektieren und nach gemeinsa-
men Werten und Interessen suchen. An dieser Stelle
möchte ich ausdrücklich dem diplomatischen Korps, den
politischen und den anderen Stiftungen sowie den vielen
zivilen Organisationen meinen Dank für ihren Einsatz

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(C (D nd ihre Bemühungen beim Vermitteln der von mir zuor erwähnten Ziele aussprechen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


an kann ihre Leistung nicht hoch genug würdigen.
urch den Einsatz vieler Organisationen weltweit blei-
en der Menschheit viele militärische Auseinanderset-
ungen und damit verbundene Opfer erspart.

Dennoch muss ich zugeben, dass manch eine Organi-
ation vor Ort für große Verwirrung sorgt, unter Umstän-
en sogar kontraproduktiv arbeitet. Bei meiner langjäh-
igen Friedensarbeit auf dem Balkan musste ich oft
eststellen, dass Menschen, die in ihrer Not auf Hilfe von
ußen angewiesen waren, zu Opfern gesellschaftspoliti-
cher Experimente wurden. Ein Beispiel: Es kann nicht
ein, dass wir in Europa vom „Sozialmodell Europa“ re-
en, während Vertreter der Wirtschaftsverbände in den
risengebieten von „Marktwirtschaft pur“ sprechen und
ns die Ergebnisse als angebliche Erfolgsmodelle anbie-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Meine Damen und Herren, Sie glauben nicht, wie
iele Glücksritter ich während meiner Friedensarbeit vor
rt erleben musste. Es war beschämend, beobachten zu
üssen, dass manch ein so genannter Entwicklungshel-

er nicht begriffen hat, dass er es mit am Boden zerstör-
en Menschen zu tun hat.

Deshalb möchte ich angesichts der kommenden deut-
chen EU-Ratspräsidentschaft die Schaffung einer EU-
oordinationsstelle für zivile Einsätze in Krisen-

ebieten empfehlen. Diese soll in den Krisengebieten
emeinsame europäische Werte und politische Ziele ver-
itteln, sich vor Ort am Aufbau der zivilen Gesellschaft

eteiligen sowie die vor Ort aktiven Hilfsorganisationen
eraten, unterstützen und ihre Einsätze sinnvoll koordi-
ieren.

Das Ziel Deutschlands und der EU muss es sein, die
nnere Stabilität zu sichern, ohne die globale Sicherheit
u vernachlässigen. Deshalb müssen wir zur EU-Erwei-
erung und zur europäischen Nachbarschaftspolitik in
ukunft klar Position beziehen. Gerade für den West-
alkan muss die Beitrittsperspektive unmissverständlich
efiniert werden. Es ist wichtig, den dortigen politischen
räften deutlich zu machen, dass wir nicht tolerieren,
ass die Menschenrechtsfragen nur auf dem Papier ge-
öst werden, sondern eine aktive Bekämpfung der Natio-
alismen vor Ort erwarten.


(Beifall bei der SPD)


Wir müssen deshalb die demokratischen Kräfte unter-
tützen. Diesbezüglich liegt mir die Jugend besonders
m Herzen. Es kann nicht sein, dass der Jugend in man-
hen Teilen Europas die Teilhabe an unseren Werten für
mmer verwehrt bleiben soll. Es ist wichtig, dass wir die
U-Nachbarschaftspolitik klar definieren und uns vor
llem den jungen Menschen widmen. Sie müssen






(A) )



(B) )


Josip Juratovic
begreifen, dass sie für die Gestaltung der Demokratie in
ihrem Land der wichtigste Hoffnungsträger sind.


(Beifall bei der SPD)


Sie müssen begreifen, dass es in einer Demokratie nicht
ausreicht, nur das private Leben zu organisieren, sondern
dass sie sich auch an der Organisation der Gesellschaft
beteiligen müssen. Dabei müssen wir ihnen helfen.

Recht vielen Dank.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604608100

Als nächster Redner hat das Wort der Kollege

Joachim Hörster von der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Joachim Hörster (CDU):
Rede ID: ID1604608200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bitte

die verehrten Kolleginnen und Kollegen um Nachsicht,
dass ich mich, obwohl ich Vorsitzender der Deutsch-
Arabischen Parlamentariergruppe bin, heute nicht zum
Nahostkonflikt äußere. Dazu ist schon sehr viel gesagt
worden. Außerdem denke ich, dass wir noch eine inten-
sive Debatte darüber haben werden, wenn die Entschei-
dung aufgrund eines konkreten Antrages der Bundes-
regierung ansteht.

Deswegen will ich unter dem Gesichtspunkt der
Nachhaltigkeit in der Politik zwei Themen ansprechen,
die bereits bei der Verabschiedung des Bundeshaushaltes
für das Jahr 2006, also für dieses Jahr, in der außenpoliti-
schen Debatte eine Rolle gespielt haben. Einen Teil mei-
ner Rede, die ich am 27. März gehalten habe, könnte ich
jetzt wiederholen, weil der Herr Bundesaußenminister
zum Schluss seiner Rede die auswärtige Kulturpolitik
angesprochen hat, die so genannte dritte Säule der deut-
schen Außenpolitik.

Ich will jetzt nicht fragen, was aufgrund der Erkennt-
nisse, die am 27. März dieses Jahres vorgelegen haben,
bis heute geschehen ist. Denn es braucht einen gewissen
Vorlauf, um feststellen zu können, wie alle an der aus-
wärtigen Kulturpolitik Beteiligten – das ist nicht der
Bundesaußenminister allein – sich bemühen, die auswär-
tige Kulturpolitik mehr in den Mittelpunkt unserer aus-
wärtigen Tätigkeit zu stellen und vielleicht auch die frü-
here Philosophie über Bord zu werfen, dass dort, wo die
deutsche Sprache auf kommerzielle Weise durch pri-
vate Institute erlernt werden kann, unsere Präsenz durch
das Goethe-Institut und ein entsprechendes Angebot
nicht mehr notwendig seien. Man sollte vielmehr auf die
richtige Erkenntnis, die der Herr Bundesaußenminister
heute kundgetan hat, zurückgreifen, nämlich die, dass
die Vermittlung von Führungskräften aus aller Welt nach
Deutschland am ehesten dann zustande kommt, wenn sie
zuerst die deutsche Sprache gelernt haben. Deswegen
muss man ihnen das erleichtern. Genauso muss man es
Ausländern, insbesondere aus Staaten der Dritten Welt,
erleichtern, in Deutschland studieren zu können. Denn

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(C (D ie können später in Führungsfunktionen in ihren Länern in der Wirtschaft oder in der Politik helfen, zu Good overnance beizutragen, was vor allem in diesen Länern gebraucht wird. Wir werden das auf Wiedervorlage egen. Vielleicht gibt es dann eine Möglichkeit, plastiche und griffige Erfolge und Verbesserungen vorzuleen. Ich will einen anderen Punkt ansprechen, der damals uch eine Rolle gespielt hat, nämlich die Parlamentariche Versammlung des Europarates. Die Parlamentaische Versammlung des Europarates führt ja bei uns im eutschen Bundestag ein Schattendasein. Das wollen ir doch einmal ganz ehrlich sagen. Das ist eigentlich ngerechtfertigt, weil die Parlamentarische Versammung des Europarates immerhin die Versammlung von ationalen Abgeordneten aus 46 Ländern in Europa bis in zu Georgien und Aserbaidschan ist. Die Parlamentaische Versammlung des Europarates befasst sich damit, änder, die nicht der Europäischen Union angehören, an ewisse Mindeststandards – ich sage es einmal vereinfahend – einer zivilisierten Gesellschaft, wie wir sie vertehen, heranzuführen. Es gibt die Europäische Menschenrechtskonvention, ie der Europarat umzusetzen hat. Es gibt die Antifolteronvention, die er beachtet. Es gibt zum Beispiel auch erschiedene Konventionen zur Harmonisierung der soialen und rechtlichen Praktiken der Mitgliedstaaten, die as Bewusstsein für eine europäische Identität untertreichen. Der Europarat hat ganz unzweifelhaft nach 1989 esentlich mit dazu beigetragen, dass in den postkomunistischen Ländern der Gedanke des Herankommens hrer politischen Kultur an die europäischen Mindesttandards nicht nur verkündet worden ist, sondern dass uch versucht worden ist, das umzusetzen. In diesem Zusammenhang und unter Berücksichtiung der Wünsche vieler Länder in Europa, möglichereise Mitgliedstaaten der Europäischen Union zu weren – das sehen wir allerdings mit großer Skepsis, weil an die Europäische Union nicht überdehnen darf –, önnte dem Europarat sehr wohl auch in der nationalen olitik eine viel beachtete Rolle zukommen. Er könnte ls Bindeglied fungieren zwischen den europäischen nrainerstaaten, hauptsächlich aus dem früheren Ost uropa bis zum Gebiet der früheren südlichen Sowjetnion, und der Europäischen Union. Auf diesem Wege önnte man versuchen, bestimmte Standards zu etablieen – auf sozialem und rechtlichem Gebiet, was die Einaltung der Menschenrechte betrifft sowie im Hinblick uf die demokratische Entwicklung insgesamt –, ohne ass sofort die Frage der Mitgliedschaft in der Europäichen Union gestellt würde. Immerhin muss man folgende Unterscheidung trefen: Die Europäische Union ist ein Verbund von Staaten, ie ihrerseits Souveränitätsrechte an die Union abtreten, odass die Union der Entscheidungsträger ist, während er Europarat ein Verbund von Staaten ist, die sich in erträgen, die sie miteinander geschlossen haben, verflichtet haben, bestimmte Regeln einzuhalten, die der Joachim Hörster Europarat durch die Parlamentarische Versammlung dann durchzusetzen versucht. Das wichtigste Instrument ist in diesem Zusammenhang der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte. Wir haben schon bei früherer Gelegenheit über die Frage diskutiert, wie sich die Situation nach Gründung der Europäischen Menschenrechtsagentur darstellen wird. Mir ist, wie auch meinen Kolleginnen und Kollegen in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, bekannt, dass die Dinge bereits so weit gediehen sind, dass man sie nicht gänzlich rückgängig machen kann. Mit Zuversicht habe ich aber festgestellt, dass Sie, Herr Bundesaußenminister, das Petitum des Europaausschusses bzw. der Delegation der Parlamentarischen Versammlung des Europarates zur Kenntnis genommen haben und nun versuchen, die Richtung einzuschlagen, die wir von Ihnen erbeten haben, um dafür zu sorgen, dass keine Doppelstrukturen entstehen und dass sich die Europäische Union auf ihre ureigenen Aufgaben konzentrieren und die anderen Aufgaben wie die Überwachung der Einhaltung der Menschenrechte im Wesentlichen dem Europarat überlassen kann, der auf diesem Gebiet auch die größeren Kompetenzen und die besseren Erfolgsaussichten hat. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche der weiteren Debatte einen guten Verlauf. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)





(A) )


(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604608300

Das Wort hat jetzt der Kollege Lothar Mark von der

SPD-Fraktion.


Lothar Mark (SPD):
Rede ID: ID1604608400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Wir haben bereits heute früh, als es um den Einzelplan
des Bundeskanzleramtes ging, eine außenpolitische De-
batte geführt. Jetzt führen wir erneut eine außenpoliti-
sche Debatte zum Einzelplan des Auswärtigen Amtes.
Ich weise allerdings darauf hin, dass wir uns eigentlich
in der ersten Lesung des Entwurfs des Bundeshaushalts
für das Jahr 2007 befinden.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist richtig!)


Ich bin dem Außenminister sehr dankbar, dass er, wie
zwei weitere Kollegen, den Haushalt angesprochen hat.
Ich denke, das dient der Würdigung der Arbeit derer, die
hierfür die Verantwortung tragen.

Der Haushalt des Auswärtigen Amtes steigt von
2006 auf 2007 um 6 Prozent an. Das macht insgesamt
140 Millionen Euro aus. Davon sind bereits 81 Millionen
Euro für Erhöhungen im Rahmen von VN-Pflichtbeiträ-
gen reserviert. 34 Millionen Euro mehr als im vorigen
Haushalt hängen mit der EU- und der G-8-Präsident-
schaft zusammen, wobei schon heute abzusehen ist, dass
diese Mittel sehr wahrscheinlich nicht ausreichen wer-
den.

7,5 Millionen Euro der genannten Summe werden für
den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds zur Verfü-

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(C (D ung gestellt. Darüber hinaus wurden einige kleinere ositionen erhöht oder sie sind hinzugekommen, zum eispiel Mittel für die Biometrie. Der Anteil des Haushalts des Auswärtigen Amtes m gesamten Bundeshaushalt macht nur 0,95 Prozent us, und dies trotz wachsender Aufgaben, einer zunehenden Bedeutung der auswärtigen Politik und der in ernationalen Wertschätzung; der Außenminister hat auf iese Thematik bereits hingewiesen. Es muss das Ziel ein – darin sind sich zumindest die Haushälter, die für as Auswärtige Amt zuständig sind, einig –, dass wir die -Prozent-Marke erreichen und in nicht allzu ferner Zuunft geringfügig überschreiten. Die Kosten des Ausärtigen Amtes belaufen sich pro Kopf der Bevölkerung mgerechnet auf 28,99 Euro. Ich glaube, dass es nur anz wenige Haushalte gibt, bei denen der Pro-Kopf-Berag so niedrig angesiedelt ist. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe in allen aushaltsberatungen immer wieder Haushaltsklarheit nd Haushaltswahrheit angemahnt. Ich habe diesbeüglich auch heute drei Beispiele, die ich ansprechen öchte. Das erste Beispiel sind die Stabilitätspakte Afghanisan und Südosteuropa; der eine mit 30 Millionen Euro usgestattet, der andere mit 15 Millionen Euro, wobei er Haushaltstitel für den Stabilitätspakt Südosteuropa m Vergleich zu 2006 um 15 Millionen Euro gekürzt urde und damit zu niedrig angesetzt ist. Diese beiden aushaltstitel sind im BMZ angesiedelt. Wir sind der einung, dass hier ein Transfer der bislang dem Ausärtigen Amt nur zur Bewirtschaftung zur Verfügung estellten Ansätze in den Haushalt des Auswärtigen Ames erfolgen müsste, weil auch der politische Zugriff eim Auswärtigen Amt liegt. Das gehört einfach zur aushaltsklarheit und Haushaltswahrheit. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Markus Löning [FDP]: Transferieren Sie doch gleich das ganze BMZ ins Auswärtige Amt!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das zweite Beispiel ist die Streulage einzelner Posi-
ionen für eine Maßnahme oder einen Empfänger in ver-
chiedenen Einzelplänen, und da selbst nach derzeitiger
aushaltsstrukturvorgabe in verschiedenen Titelgruppen
nd Titeln. Ich denke, dass dies beim Lesen des Haus-
altes sehr unübersichtlich ist, und rege an, dass man
arüber nachdenkt, dies neu zu ordnen. Ich nenne nur als
tichwort die Budgetierung.


(Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Ein dritter Hinweis ist, dass verschiedene Fußnoten
nd Anmerkungen in den jeweiligen Titeln enthalten
ind, die nicht unbedingt zielführend sind. Ich möchte
ier – man möge mir die Nennung der Zahl verzeihen –
uf den Haushaltstitel 687 17, die Pflege kultureller Be-
iehungen, hinweisen. Darin wird, wie auch in vielen an-
eren Titeln, zwei Mal auf das Goethe-Institut Bezug ge-
ommen. Das Goethe-Institut kommt aber auf der






(A) )



(B) )


Lothar Mark
gesamten Seite nicht mehr vor, obwohl insgesamt
16 verschiedene Positionen aufgezählt sind.

Kollege Juratovic hat vorhin das Thema Prävention
angesprochen. Ich wollte zu diesem Thema einige Aus-
führungen machen. Da aber meine Redezeit etwas ge-
schrumpft ist, will ich dies beiseite lassen und lediglich
darauf hinweisen, dass wir insgesamt gesehen verstärkt
über Fragestellungen der Prävention nachdenken müs-
sen.

Wir haben uns im Juni dieses Jahres auf die Umset-
zung eines Aktionsplans „Zivile Krisenprävention“ ver-
ständigt, in dem aufgezeigt wird, wie wir mit der Krisen-
prävention umgehen sollen. Darin sind so viele
Handlungshinweise enthalten, dass wir das Thema ver-
stärkt in Angriff nehmen müssen. Wir müssen auch die
vielen kritischen Anmerkungen, die hier immer wieder
gemacht werden, sehr ernst nehmen. Es darf nicht der
Eindruck entstehen, dass die militärische Komponente
an erster Stelle steht. Vielmehr sollten wir zeigen, dass
integrativ gearbeitet wird, um die Probleme in der Welt
zu lösen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben bereits im Jahr 2006 und für die Folgejahre
den Haushaltstitel für humanitäre Hilfsmaßnahmen
auf 50 Millionen Euro verstetigt. Den Haushaltsansatz
für Maßnahmen des humanitären Minenräumens haben
wir auf 8,4 Millionen Euro festgezurrt. Wir wissen, dass
dies nicht ausreichend ist. Andererseits muss der Haus-
halt natürlich auch in diesen Bereichen den Gegebenhei-
ten angepasst werden.

Ich bin sehr dankbar, dass der Kollege Hörster und
auch der Außenminister in ihren Beiträgen auf die Kul-
turpolitik und auf die Bedeutung der Kultur hingewie-
sen haben. Ich möchte darauf hinweisen, dass für die
Auslandskulturarbeit im Haushalt 2007 ein Zuwachs von
4,4 Millionen Euro vorgesehen ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die institutionelle Förderung für die allgemeine Aus-
landskulturarbeit sinkt in 2007 auf die ursprüngliche Fi-
nanzplanung, da 2006 aus besonderen Gründen eine ein-
malige Verstärkung der institutionellen Förderung beim
GI vorgenommen wurde.

Ich will auch darauf hinweisen, dass wir eine Versteti-
gung der Mittel für Maßnahmen der politischen Stiftun-
gen im Ausland durchgeführt haben. Ihre Arbeit muss
immer wieder als segensreich für die Bundesrepublik an-
gesehen werden. Wir sollten uns hierfür wieder verstärkt
einsetzen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Zum Goethe-Institut wäre viel zu sagen; in den letz-
ten Wochen und Monaten ist in den Medien viel darüber
geschrieben worden. Ich denke, die Kernaufgaben des
Goethe-Instituts sind unbestritten. Die Zielformulierun-
gen sind klar: Das Goethe-Institut muss zukunftssicher

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(C (D ufgestellt werden. Die Strukturen des Goethe-Instituts üssen modernisiert, Synergien in vielfältiger Weise er eicht werden. Auch eine Erweiterung seiner Finanzbais muss erfolgen. Einige Bereiche des Goethe-Instituts ind Gott sei Dank inzwischen budgetiert. Wir hoffen, ass diese Prozesse weitergeführt werden (Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


nd dass ab 2008 eine Totalbudgetierung des Goethe-In-
tituts erfolgt. Meine Forderung war immer, alle Mittler-
rganisationen zu budgetieren,


(Beifall des Abg. Herbert Frankenhauser [CDU/CSU])


eil dadurch mehr Flexibilität entsteht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


ur Arbeit der weltweit 144 Goethe-Institute insgesamt
ann ich weiter nichts ausführen, weil meine Redezeit
llmählich zu Ende geht.

Ich möchte noch darauf hinweisen, dass wir über die
onzeptionellen Umstrukturierungen hinaus eine
eform des Auslandsschulwesens ins Auge fassen
üssen. Das Schulwesen insgesamt muss effizienter

estaltet werden. Mit den 117 Schulen und 364 geför-
erten Bildungseinrichtungen erreichen wir immerhin
30 000 Schülerinnen und Schüler. Hier wären der Deut-
che Akademische Austauschdienst, die Alexander-von-
umboldt-Stiftung, das Deutsche Archäologische Insti-

ut und viele andere Einrichtungen zu erwähnen.

Ich darf einen Satz zur ODA-Quote sagen, weil sie
mmer eine große Rolle spielt. Die Maßnahmen, die für
ie ODA-Quote angerechnet werden, sind nicht nur
eim BMZ angesiedelt, sondern auch in verschiedenen
nderen Ministerien. Auch das Auswärtige Amt trägt mit
en Mitteln für humanitäre Einsätze seinen Teil dazu
ei.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604608500

Herr Kollege, Sie haben die Zeit schon weit überzo-

en. Ich bitte Sie, jetzt zum Schluss zu kommen.


Lothar Mark (SPD):
Rede ID: ID1604608600

Ich darf zum Schluss dem Außenminister danken für

eine ausgezeichnete Arbeit, die das Ansehen Deutsch-
ands weiter hebt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch danke dem Haushaltsreferat des AA für die gute Zu-
ammenarbeit. Ich danke auch allen Mitarbeiterinnen
nd Mitarbeitern im Auswärtigen Amt für ihren enga-
ierten Einsatz weltweit. Schließlich danke ich meinen
erichterstatterkollegen, insbesondere dem Kollegen
erbert Frankenhauser, für die faire Verständigungsbe-

eitschaft.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604608700

Das Wort hat jetzt der Kollege Herbert Frankenhauser

von der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Herbert Frankenhauser (CSU):
Rede ID: ID1604608800

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Ich über-

nehme gerne die Ausführungen meines geschätzten Vor-
redners Lothar Mark, inklusive aller Dankadressen;


(Heiterkeit)


das kann meine Redezeit etwas verkürzen.

Ich habe dieser ebenso kurzen wie kurzweiligen De-
batte über den Einzelplan 05


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


aufmerksam zugehört und festgestellt, dass zumindest in
zwei Fragen völlige Übereinstimmung im Hause herrscht
– zumindest von halb links bis zu den Liberalen –,


(Markus Löning [FDP]: Na, na! Nichts Falsches sagen!)


nämlich dass die deutsche Außenpolitik von herausra-
gender Bedeutung ist und die auswärtige Kulturpolitik
einen ganz besonderen Stellenwert hat.


(Beifall des Abg. Markus Löning [FDP] – Karl Diller, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, betritt den Saal)


– Es freut mich, dass an dieser Stelle meiner Rede auch
der Vertreter des Bundesfinanzministers den Saal wieder
betritt.


(Heiterkeit)


Ihn betrifft das nämlich am meisten; denn er ist der Ein-
zige, der sich dieser allgemeinen Erkenntnis des Hohen
Hauses bislang widersetzt hat.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Wenn wir aber weiter so geschlossen voranmarschieren,
dann könnte es uns durchaus gelingen, auch noch den
Bundesfinanzminister in die Knie zu zwingen. Dazu for-
dere ich Sie alle sehr herzlich auf.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Ich glaube, ich bin heute der einzige, der von der Op-
position beklatscht worden ist. Vielleicht hält das ja an,
sodass wir endlich sowohl dem Einzelplan 05 als auch
der darin enthaltenen auswärtigen Kulturpolitik eine
halbwegs angemessene Dotierung zukommen lassen
können. Ich hoffe, dass sich die Kolleginnen und Kolle-
gen, die sich immer in Feuilletons äußern, wenn über die
Schließung eines Goethe-Instituts nachgedacht wird, bei
der entsprechenden Abstimmung so verhalten werden,
dass solche Schließungen gar nicht angedacht werden
müssen.

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(C (D Da ich Haushälter bin, muss ich natürlich auch etwas ber die Kostensituation sagen. Herr Außenminister, ich abe in den zurückliegenden Jahren und auch heute wieer festgestellt, dass wir sehr viel über das Engagement m Ausland – ob direkt oder über die UNO – reden. Dait kein Missverständnis entsteht: Ich unterstütze die berlegungen der Bundesregierung zur deutschen Betei igung im Libanon nachhaltig. Wir reden auch sehr viel ber diese Auslandsbeteiligungen, und zwar darüber, ie und ob wir hineingehen. Was ich aber vermisse, ist ine Diskussion darüber – wenn auch nur bescheidener rt –, ob und wann wir wieder hinausgehen. Ich lese Ihnen einmal vor – jeder wird es wissen und mit inem Aha begleiten –, woran wir beteiligt sind: MINURSO, NOMIG, UNFICYP, UNMIK, UNOCI, MINUSTAH. Das st ein Beispiel von vielen; ich brauche die Abkürzungen icht im Detail zu erklären, weil das allgemein bekannt st. Wir sollten aber wieder einmal darüber reden, ob das och sinnvoll ist. Wenn ich mich recht entsinne, gab es m 19. März 1978 die erste UNO-Resolution zum Libaon. Ich kenne mich in der großen Außenpolitik nicht us – wie gesagt: Ich bin nur Haushälter – und weiß icht, ob diese Resolutionen, nachdem sie verabschiedet urden, von irgendjemandem noch einmal gelesen und öglicherweise auch kontrolliert werden. (Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Aber ja doch!)


(Walter Kolbow [SPD]: Sehr wahr!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dann sind Sie wahrscheinlich eine Ausnahme.

In der UN-Resolution zur Gründung der UNIFIL
die Kosten dieser Mission, an denen wir auch beteiligt

ind, betragen etwa 268 Millionen Dollar pro Jahr –
tand zwar, dass die Hisbollah entwaffnet werden soll.
llgemein ist aber feststellbar, dass es in der Zeit, seit
ie UNIFIL vor Ort tätig ist, zur größten Wiederbewaff-
ung und Aufrüstung der Hisbollah aller Zeiten gekom-
en ist.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Das lag am Mandat!)


err Außenminister, ich bitte darum, nicht nur auf die
aufzeiten solcher Mandate zu achten, sondern viel-

eicht auch etwas auf die Qualität.


(Beifall des Abg. Markus Löning [FDP])


Ich möchte noch etwas zur Europäischen Union
zw. zur Europäischen Gemeinschaft sagen. Sie haben
eklagt, dass sich die Bürgerinnen und Bürger etwas da-
on entfernen. Das ist wohl wahr. Ich habe manchmal
en Eindruck, die EU-Kommission sieht ihre Arbeit
ielgerichtet darin, die EU bewusst von den Bürgern zu
ntfernen. Ich darf Ihnen ein Beispiel aus der Praxis nen-
en: Ich finde nur wenige Leute, die begeistert darüber
ind, dass die Europäische Union dafür sorgt, dass die
iersteuer erhöht wird. Das verstehen die Leute einfach
icht; sie empfinden es auch nicht als besonders europa-
örderlich. Daher bitte ich Sie dringend, Herr Staats-
ekretär, sich dagegen auszusprechen.






(A) )



(B) )


Herbert Frankenhauser
Auch die neue Kennzeichnungspflicht in Bezug auf
Bier- und Weinflaschen freut die Leute nicht und fördert
auch nicht ihre Nähe zu Europa. Ich weiß nicht, wel-
chem Gehirn dies eingefallen ist; ich muss mich ja parla-
mentarisch ausdrücken. Diese Pflicht fördert die ange-
sprochene Einstellung der Bürger, insbesondere solange
die EU-Kommission bei gleichen oder noch stärkeren
Gefährdungspotenzialen keine Warnhinweise gibt, zum
Beispiel bei Eisenbahnlokomotiven, die bekannterma-
ßen auch gefährlich sind, wenn man gegen sie läuft,
während sie in Fahrt sind, oder bei den durchaus belieb-
ten Schwarzwälder Kirschtorten,


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


wobei ich als Nichtmediziner der festen Überzeugung
bin, dass acht Schwarzwälder Kirschtorten gesundheits-
schädlicher sind als acht Seidel Bier.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In diesem Sinne bitte ich Sie herzlich, daran mitzuwir-
ken, dass die Europäische Union mehr auf ihre Bürger
zielt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604608900

Weitere Wortmeldungen zum Geschäftsbereich des

Auswärtigen Amtes liegen nicht vor.

Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums der Verteidigung, Einzelplan 14.

Bevor ich das Wort erteile, bitte ich diejenigen Kolle-
gen, die jetzt die Plätze wechseln wollen, dies zu tun, da-
mit wir dem Verteidigungsminister anschließend unsere
Aufmerksamkeit schenken können. – Ich erteile jetzt
dem Bundesminister der Verteidigung, Dr. Franz Josef
Jung, das Wort.

Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidi-
gung:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Der Verteidigungshaushalt ist insbesondere
durch die aktuellen Diskussionen im Hinblick auf die
Auslandseinsätze wieder etwas mehr in den Blickpunkt
der Öffentlichkeit geraten. Ich halte es für richtig und
gut, dass wir uns hier inhaltlich über die Fragen der
Sicherheits- und Verteidigungspolitik auseinander set-
zen; denn ich bin durchaus der Auffassung, dass die
Bundeswehr auch und gerade durch die Auslandsein-
sätze einen erheblichen Beitrag für unsere Sicherheit
leistet. Aber von der Bundeswehr können nicht immer
mehr dieser Einsätze verlangt werden, wenn die dafür
erforderlichen finanziellen Grundlagen nicht vorhanden
sind.

Bevor diese Regierung ins Amt kam, musste inner-
halb der letzten fünfzehn Jahre eine Reduzierung des
Anteils des Verteidigungsetats am Gesamthaushalt um
circa ein Drittel hingenommen werden. Angesichts die-

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(C (D er Tatsache bin ich froh und dankbar, dass wir im Hausalt 2006 eine Stabilisierung der Mittel erreichen konnen und dass wir im Haushaltsplanentwurf für das Jahr 007, über den wir hier diskutieren, eine Steigerung festtellen können. Wir haben insgesamt – einschließlich der Versorgung, ieber Kollege Kampeter – einen Etat von 28,4 Milliaren Euro, (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist doch schon was!)


er um 525 Millionen Euro ansteigt – ohne Versorgung
ind dies 480 Millionen Euro – und in der Perspektive
is 2009/2010 um 1 Milliarde Euro. Dies ist auch not-
endig; denn wenn wir unsere Soldatinnen und Soldaten

m Interesse unserer Sicherheit in gefährliche Einsätze
chicken, haben sie es verdient, eine gute Ausbildung
nd eine gute Ausrüstung zu bekommen. Dafür brau-
hen wir die notwendige finanzielle Grundlage.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Teilweise wurde die Frage angesprochen, woran sich
ie Auslandseinsätze der Bundeswehr eigentlich orien-
ieren sollten. Diesbezüglich sollten wir schon eine
bereinstimmung erzielen. Die Auslandseinsätze sind
ertorientiert; sie dienen den nationalen Interessen und

ie entsprechen unseren internationalen Verpflichtungen.

Aktuell befinden sich 7 850 unserer Soldatinnen und
oldaten in Auslandseinsätzen. Wie Sie wissen, sind wir
it dem stärksten Kontingent in Bosnien-Herzegowina

owie im Kosovo vertreten. Ich kann nur hoffen, dass
ich nach den im Oktober anstehenden Wahlen in Bos-
ien-Herzegowina und den hoffentlich positiven Ergeb-
issen der Statusverhandlungen hinsichtlich des Kosovo
ort eine Entwicklung abzeichnen wird, aufgrund deren
ie Region ihre Sicherheit und Stabilität in einer euro-
äischen Perspektive selbst mit gewährleisten kann.

Wir sind in einer nicht einfachen Mission in Afgha-
istan. Es darf nicht vergessen werden, dass Afghanis-

an ein Ausbildungszentrum für den Terrorismus war.
ort sind jetzt erstmals seit mehr als 30 Jahren demokra-

ische Parlaments- und Präsidentenwahlen durchgeführt
orden. Die Strategie, die die Bundesrepublik Deutsch-

and und unsere Soldatinnen und Soldaten jetzt dort ver-
irklichen, nämlich im Norden Afghanistans mit fünf
iederaufbauteams Stabilität und Sicherheit zu gewähr-

eisten, aber auch die zivile Komponente – das heißt den
ufbau von Sicherheitsstrukturen der Polizei sowie

ntwicklungspolitische und wirtschaftspolitische Initia-
iven – mit im Blick zu behalten, lässt die Menschen
püren, dass die Stabilisierung und der Wiederaufbau er-
olgen und damit letztlich Sicherheit und eine positive
ntwicklung gewährleistet werden. Ich glaube, das ist
ie richtige Strategie einer vernetzten Sicherheitspolitik,
ie wir in Afghanistan umsetzen. Ich hoffe und wünsche,
ass sie auch Ihre Unterstützung findet, weil ich glaube,
ass das der richtige Weg für einen Erfolg in Afghanis-
an ist.






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben über 2 700 Soldatinnen und Soldaten in
Afghanistan. Herr Trittin ist nicht mehr da,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist kein Verlust! – Gegenruf der Abg. Undine Kurth [Quedlinburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann man so und so sehen!)


sonst hätte ich ihm sagen können, dass wir die Verant-
wortung für den Norden übernommen haben, die italie-
nischen Freunde die Verantwortung für den Westen, die
Briten die Verantwortung für den Süden und die Ameri-
kaner die Verantwortung für den Osten. Insgesamt sind
dort 37 Nationen engagiert.

Ich habe das, was wir aus meiner Sicht dort beispiel-
haft umsetzen, gerade mit meinem italienischen Kolle-
gen besprochen. Unsere Freunde – auch unsere briti-
schen Kollegen – sehen das genauso. Inzwischen denken
auch unsere amerikanischen Freunde so, sodass ich
hoffe und wünsche, dass wir dort zu einer Stabilisierung
der Lage und zu einer guten Entwicklung kommen. Man
muss aber auch deutlich machen, dass sich die Zahl der
Anschläge gegenüber dem Vorjahr verdoppelt hat und
dass im Hinblick auf die Sicherheit eine Risikolage be-
steht. Deshalb habe ich angeordnet, dass wir dort nur
noch mit geschützten Fahrzeugen fahren, und deshalb ist
die Aufklärung zusätzlich verstärkt worden. Der Schutz
unserer Soldatinnen und Soldaten muss uns ein besonde-
res Anliegen sein – auch und gerade in schwierigen Ein-
sätzen wie in Afghanistan.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Über den Kongoeinsatz ist hier teilweise kritisch dis-
kutiert worden. Aber ich glaube, man muss in aller Ruhe
feststellen, dass dieser Einsatz dazu geführt hat, dass in
der Zeit vom 21. bis 22. August der erneute Ausbruch ei-
nes Bürgerkriegs verhindert werden konnte. Die Situa-
tion war mehr als kritisch, als die Truppen Kabilas die
Villa des Vizepräsidenten Bemba umstellt hatten und es
dort zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam. In der
Villa waren auch Botschafter. Als sich die Frage der
Evakuierung stellte, haben sowohl die spanischen als
auch die polnischen Freunde mit unserer Unterstützung
bei der Aufklärung dazu beigetragen, dass die Situation
nicht in einen Bürgerkrieg umgeschlagen ist. Vielmehr
können wir jetzt wieder davon ausgehen, dass sich die
Situation stabilisiert hat. Ich hoffe und wünsche, dass
wir diese Situation bis zu den Stichwahlen aufrechterhal-
ten können, damit sie in einem friedlichen und stabilen
Umfeld stattfinden können und die ersten demokrati-
schen Wahlen nach über 45 Jahren in diesem Land ihren
positiven Niederschlag finden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich könnte noch alle anderen Einsätze, an denen die
deutsche Bundeswehr beteiligt ist, darstellen. Wie Sie
wissen, sind wir in beobachtender Mission im Sudan, in
Darfur, und in Äthiopien und Eritrea. Wir sind im Rah-

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(C (D en von Enduring Freedom am Horn von Afrika in schibuti. Wir sind an der Operation Active Endeavour m Mittelmeer beteiligt, die als Folgewirkung des 1. September aufgrund des Bündnisfalls nach Art. 5 des ATO-Vertrags zustande kam. Wir sind beispielsweise uch in Georgien im Einsatz. Gegenwärtig diskutieren wir über eine weitere Untertützung einer Friedenstiftenden Mission im Libanon. rlauben Sie mir vorab eine Bemerkung. Wir leisten uch einen wichtigen Beitrag zu humanitären Hilfen. ir haben bis zum heutigen Tag mit über 20 Flügen ehr als 135 Tonnen Hilfsgüter – von Babynahrung ber Medizin und Zelte bis zu UNO-Fahrzeugen – sowie ilfspersonen in die Region gebracht und damit einen ichtigen humanitären Beitrag geleistet. Nun geht es darum, dafür Sorge zu tragen, dass eine m Hinblick auf die Gewährleistung des Waffenstillstanes Frieden stiftende Mission erfolgreich ist. Ich halte es ür richtig, dass wir uns in einer Situation nicht verweiern, in der es um das Existenzrecht des Staates Israel, ie Souveränität des Libanon und das Verhältnis Palästias zu Israel im Hinblick auf die Umsetzung der oadmap geht. Die notwendige und vorrangige politi che Lösung kann aber nur erzielt werden, wenn die affen weiter schweigen, wenn die Einhaltung des Waf enstillstandes unterstützt wird. ie Sie wissen, warten wir auf die Anforderung des ibanon. Wenn sie eingetroffen ist, werden die Vereinten ationen gegebenenfalls unsere Unterstützung bei der ewährleistung der Seesicherheit beschließen. Wenn das er Fall ist, werde ich bei Ihnen für ein entsprechendes andat werben. Das sind die Verpflichtungen der Bundeswehr in den uslandseinsätzen. Aber wir sollten uns keine Illusionen achen. Es sind zwar Frieden stiftende Missionen. Aber ie sind mit Risiken und teilweise mit Gefahren für Leib nd Leben unserer Soldatinnen und Soldaten verbunden. 4 Soldatinnen und Soldaten haben bereits ihr Leben in uslandseinsätzen verloren. Deshalb muss man aus meier Sicht, wenn es um einen neuen Einsatz geht, darauf inweisen, dass es gefährliche Situationen geben kann, n denen unsere Soldaten kämpfen müssen. Das gilt benfalls im Hinblick auf eine eventuelle Evakuierung m Kongo. Wir haben das bereits beispielsweise in Afhanistan erlebt, wo unsere Soldaten angegriffen wuren. Das kann man bei neuen Einsätzen nicht ausschlieen. Das sollte man auch in der Öffentlichkeit deutlich nsprechen. Ich erachte es für falsch, die wahre Situation icht zu beschreiben, sondern Illusionen zu verbreiten, enn es um gefährliche Auslandseinsätze geht. Unsere oldatinnen und Soldaten leisten, wie ich finde, einen ervorragenden Dienst. Sie mehren das Ansehen der undesrepublik Deutschland in den unterschiedlichen ulturen. Wir sollten ihnen für den Einsatz dankbar sein, en sie für unsere Sicherheit leisten. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
Zu den Aufgaben der Bundeswehr gehört natürlich
auch der Schutz Deutschlands. Die Bundeswehr hilft bei
jeglicher Art von Katastrophen. Ihr Einsatzspektrum
reicht – ich kann es nur schlagwortartig skizzieren – von
der Schneekatastrophe über die Vogelgrippe bis zum
Hochwasserschutz. Die Bundeswehr soll sicherlich nicht
originäre Polizeiaufgaben übernehmen. Da man aber
heute nicht mehr ohne weiteres zwischen innerer und äu-
ßerer Sicherheit trennen kann, halte ich es für notwen-
dig, dass die Bundeswehr dann, wenn die Fähigkeiten
der Polizei nicht mehr ausreichen, wenn es beispiels-
weise um terroristische Anschläge aus der Luft oder von
See oder um eine asymmetrische Bedrohung geht, ihre
Fähigkeiten zur Gewährleistung der Sicherheit und zum
Schutz unserer Bürgerinnen und Bürger einsetzt. Dies
werden wir auch in Zukunft gewährleisten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir zählen im Rahmen des Konzepts der zivil-militä-
rischen Zusammenarbeit auf die Unterstützung der
Reservisten. Wir brauchen weiterhin Reservisten.
1 800 finden jedes Jahr Verwendung in Auslandseinsät-
zen. Die Reservisten sind ein wichtiger Transmissions-
riemen für die Bundeswehr in die Gesellschaft. Sie ha-
ben weiterhin unsere Unterstützung verdient. Deshalb
möchte ich hier meinen Dank an die Reservisten für den
Beitrag, den sie zur Gewährleistung unserer Sicherheit
leisten, zum Ausdruck bringen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Weil das angesprochen wurde, möchte ich es aufgrei-
fen: Ich bin dankbar, dass wir im Koalitionsvertrag
vereinbart haben, an der Bundeswehr als eine Wehr-
pflichtarmee festzuhalten. Von der Richtigkeit dieses
Beschlusses bin ich felsenfest überzeugt; denn die Wehr-
pflicht hat sich in mehr als 50 Jahren Bundeswehr be-
währt. Sie stellt eine Verbindung der Bundeswehr mit
unserer Gesellschaft dar.

Zur Bundeswehr gehört nicht nur die innere Führung,
sondern auch die Wehrpflicht. Die Bundeswehr hat sich
als Wehrpflichtarmee über 50 Jahre hinweg positiv ent-
wickelt. Ich bin der Auffassung, wir sollten auch in Zu-
kunft an der Wehrpflichtarmee festhalten, weil die Ver-
bindung mit der gesellschaftlichen Entwicklung für
unsere Armee positiv ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Von 60 000 Wehrpflichtigen, die wir im Jahr einzie-
hen, verpflichten sich 25 000 freiwillig weiter. Auch das
ist ein Gesichtspunkt, den man nicht aus dem Auge ver-
lieren darf, wenn es um Strukturentwicklungen der Bun-
deswehr geht. Ich möchte noch hinzufügen, dass wir
auch im Hinblick auf die Investitionen einen erheblichen
Beitrag leisten. Der Jahreswirtschaftsbericht beziffert sie
mit 6 Milliarden Euro.

Natürlich befindet sich die Bundeswehr in einem
Transformationsprozess. Natürlich müssen wir uns auf
aktuelle Einsatzlagen einstellen und tun dies auch. Die
Bundeswehr steht vor einer enormen Herausforderung.
Wenn ich aber in dem einen oder anderen Bericht lese


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(C (D ich sehe Sie gerade, Herr Kollege Kahrs –, dass unsere chiffe für den Einsatz in warmen Gewässern wie zum eispiel dem Mittelmeer nicht vorgesehen sind, dann uss ich sagen: Unsere Schiffe fahren vor Dschibuti, wo ie Gewässer noch ein Stück wärmer sind. Das heißt, unere Bundeswehr ist schon ordentlich ausgerüstet und ir bieten ordentliche Fähigkeiten an. Deshalb sollte an konkret werden, wenn man über diese Dinge redet. Tatsache ist, dass unsere Soldatinnen und Soldaten ut ausgebildet, gut ausgerüstet und auch hoch motiviert ind. Deshalb haben sie unsere politische Unterstützung nd im Rahmen der Haushaltsberatungen auch unsere fianzielle Unterstützung verdient. Ich bitte Sie um Zutimmung zu diesem Haushaltsentwurf, im Interesse der icherheit unserer Bürgerinnen und Bürger und im Inteesse der Sicherheit unseres Landes. Besten Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der letzte Satz war sehr gut, Herr Minister!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604609000

Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort erteile, be-

rüße ich in Ihrer aller Namen den indischen Verteidi-
ungsminister Pranab Mukherjee mit seiner Delegation,
ie auf der Diplomatentribüne Platz genommen haben.


(Beifall)


Herr Minister, wir freuen uns sehr über Ihren Besuch.
ir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Aufenthalt in
erlin und fruchtbare Gespräche. – Vielen Dank.

Das Wort hat jetzt die Kollegin Birgit Homburger von
er FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1604609100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

eisten Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ver-
ichten ihren Dienst im Moment in den Kasernen und auf
en Übungsplätzen in Deutschland, aber doch sind na-
ezu 8 000 Soldatinnen und Soldaten heute schon im
insatz in Afghanistan, in Usbekistan, in Bosnien-Her-
egowina, im Kosovo, in Georgien, im Kongo und am
orn von Afrika. Ihnen allen gebührt unser Dank für

hre hohe Leistungsbereitschaft und ihre vorbildliche
flichterfüllung, die sie oft genug unter widrigen Um-
tänden beweisen müssen.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Diese widrigen Umstände sind einerseits im Zusam-
enhang mit den Einsatzländern zu sehen, andererseits,
err Minister, beruhen sie auf mangelnder Führungsleis-

ung Ihrerseits.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])







(A) )



(B) )


Birgit Homburger
Eine mangelhafte Führungsleistung ist es zum Beispiel,
wenn Aufträge und Mittel nicht im Einklang stehen. Wir
haben im Jahr 2000 drei Auslandseinsätze der Bundes-
wehr bei einem Etat von 23,2 Milliarden Euro gehabt.
Im Jahr 2006 gibt es acht Auslandseinsätze bei einem
Etat von 23,88 Milliarden Euro. Der erste Eindruck: eine
Steigerung von 3 Prozent, zumindest nominal. Wenn
man allerdings die Inflationsrate herausrechnet, dann er-
gibt sich real eine Reduzierung um über 10 Prozent, und
das vor dem Hintergrund mehrerer zusätzlicher gefährli-
cher Aufträge.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Unglaublich!)


Das geht zulasten der Ausrüstung. Das ist für die Truppe
unzumutbar und politisch nicht mehr hinnehmbar.


(Beifall bei der FDP)


Sie, Herr Minister, sagen, Sie brauchten mehr Geld.
Das haben wir im Übrigen vor dem Beschluss über den
Kongoeinsatz auch schon von Ihnen gehört. Aber durch-
gesetzt haben Sie es nicht. Jetzt wird die Forderung wie-
der erhoben. Herr Minister, Forderungen allein nützen
nichts. Sie dürfen sich vom Finanzminister eben nicht
wieder über den Tisch ziehen lassen. Sie müssen sich
endlich einmal durchsetzen – bisher weit gefehlt!

Der Gesamthaushalt 2007 steigt nach dem vorliegen-
den Entwurf um 2,3 Prozent. Der Einzelplan 14 steigt
um 2 Prozent, in Zahlen ausgedrückt: um 480 Millionen
Euro. Herr Minister, 2007 wird die Mehrwertsteuer um
3 Prozentpunkte erhöht. Das bedeutet für den Verteidi-
gungshaushalt eine Zusatzbelastung von 300 Millionen
Euro. Für die Bundeswehr heißt das unterm Strich, dass
im nächsten Jahr trotz gestiegener Anforderungen real
weniger Mittel zur Verfügung stehen als in diesem Jahr.
Das, Herr Minister, ist nicht weiter zu verantworten.


(Beifall bei der FDP)


Deshalb müssen Sie dafür sorgen, dass sich die Bun-
desregierung hier eindeutig erklärt. Am saubersten wäre
eine Lösung, die vorsieht, dass zusätzliche Einsätze aus
dem allgemeinen Haushalt bezahlt werden. Das Ganze
liegt ohne Wenn und Aber in Ihrer Verantwortung. Ich
sage Ihnen ganz deutlich: Sie schulden der Truppe Klar-
heit in der Forderung und auch Durchsetzungsfähigkeit.
Beides vermissen wir, nicht nur beim Haushalt.

Beispielhaft verweise ich auf all das, was beim Ein-
satz im Kongo schief gelaufen ist. Zuerst waren Sie ei-
gentlich eher ablehnend und haben gesagt: nur Sanitäter
oder nur Transport. Dann haben Sie gesagt: keine Füh-
rungsrolle. Heute haben wir eine Führungsrolle. Dann
haben Sie gesagt: 500 Soldaten. Jetzt sind es 780. Dann
haben Sie gesagt: Der Einsatz ist auf vier Monate be-
grenzt. Sie haben in der Vorbereitung des Kongoeinsat-
zes einen Hickhack abgeliefert. Wenn man sich heute an-
schaut, was in der Vorbereitung des von Ihnen geplanten
Nahosteinsatzes geschieht, dann muss man schlicht fest-
stellen: Sie haben daraus nichts gelernt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Sämtliche von uns vorgetragenen Bedenken sind betätigt worden. Ihre Prognose, dass deutsche Soldaten im ongo höchstens vier Monate stationiert sind, ist nicht altbar. Schauen Sie sich doch einmal die Situation nach em ersten Wahlgang an! Sie haben sie gerade selbst gechildert. Heute wurde bekannt, dass das oberste Gericht es Kongo die Bekanntgabe der endgültigen Ergebnisse er Präsidentschaftswahl auf unbestimmte Zeit verschoen hat, weil dagegen geklagt wird. Wir hören auch, dass ie Milizen im Kongo aufrüsten. Das alles gibt doch Anlass zur Sorge. Ihre einzige Rektion lautet: Ich verspreche den Soldatinnen und Soldaen, dass sie in vier Monaten zu Hause sind. Für das ontingent, das vor Ort ist, gilt das auf jeden Fall, Herr inister. Aber ich prophezeie Ihnen: Wenn die Situation ach dem zweiten Wahlgang eskaliert und international ruck dahin gehend ausgeübt wird, dass deutsche Solda en weiterhin im Kongo stationiert sind, dann werden Sie uch in diesem Punkt einknicken. Das wird passieren. ch wiederhole: Schon jetzt ist absehbar, dass diese Aufabe in vier Monaten nicht zu erledigen ist. (Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Frau Homburger ist jetzt unter die Prophetinnen gegangen!)


Was die Wahlen angeht, haben Sie sich nach wie vor
icht um ein politisches Konzept gekümmert. Ich finde
s bemerkenswert, dass sich die Bundesregierung nach
em Beschluss im Deutschen Bundestag – ein wesentli-
her Grund, warum wir, die FDP, ihm nicht zustimmen
onnten, war, dass unserer Meinung nach ein politisches
onzept für die Stabilität des Landes nach den Wahlen

ehlt – um das Thema Kongo schlicht und ergreifend
icht mehr gekümmert hat. Dieses ganze Thema ist erst
ieder auf Ihrem Plan gewesen, als der deutsche Bot-

chafter und andere in dieser gefährlichen Situation wa-
en.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Stuss! Unglaublich!)


orher haben Sie sich darum nicht gekümmert. Das ist
icht hinnehmbar. Wer deutsche Truppen ins Ausland
chickt, muss sich auch um eine politische Lösung küm-
ern.


(Beifall bei der FDP)


Das gilt im Übrigen auch für die Vorbereitungen eines
insatzes im Nahostkonflikt. Wir haben die Grundsatz-
ebatte dazu im Rahmen der Beratung des Etats des
uswärtigen Amtes geführt. Die Bundesregierung hat
ier in den letzten Wochen aus unserer Sicht Vorschläge
ür eine politische Lösung und Hilfsangebote durch eine

ilitärangebotspolitik ersetzt. Herr Minister, Sie waren
erjenige, der hier zuvorderst klar gesagt hat: „Wir kön-
en uns dem nicht entziehen!“ und damit die Bundesre-
ublik Deutschland in diese schwierige Situation ge-
racht hat.

Sie haben dann nahezu täglich für weitere Irritationen
esorgt. In einem für den Auftrag und die Truppe ent-
cheidenden Moment fehlen wieder Klarheit und Durch-
etzungsfähigkeit. Ich wundere mich schon, dass Sie hier






(A) )



(B) )


Birgit Homburger
nichts zu der aktuellen Debatte über diese Sechs-Meilen-
Zone sagen. Herr Minister, das hätte in diese Debatte ge-
hört.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Das ist eine Haushaltsdebatte!)


Wir stellen fest, der Libanon stellt Bedingungen. Ich
hätte von Ihnen erwartet, dass Sie auch sagen: Diese Be-
dingung ist nicht akzeptabel, weil eine effektive Kon-
trolle und die Unterbindung von Waffenschmuggel es
nicht zulassen, dass die libanesische Armee in einer
Sechs-Meilen-Zone zuständig ist. Das sagen Ihnen alle
Fachleute.


(Rainer Arnold [SPD]: Kennen Sie die Bedingungen schon? Kennen Sie die Papiere?)


Beispielsweise hat Herr Gertz vom Bundeswehr-Ver-
band deutlich gesagt, dass das nicht geht. Herr Minister,
deswegen erwarte ich von Ihnen, dass Sie klar und deut-
lich sagen, dass das nicht infrage kommt. Solange die
Einsatzregeln nicht klar sind und solange das Ziel eines
Einsatzes, wie Sie es definieren, aufgrund der Rahmen-
bedingungen gar nicht erreichbar ist,


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Wer hat Ihnen das aufgeschrieben? – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Kennen Sie die Anforderung schon?)


ist es unverantwortlich, deutsche Soldaten in Gefahr zu
bringen.


(Dr. Karl Lamers [Heidelberg] [CDU/CSU]: Das tun wir doch gar nicht!)


Dazu erwarte ich eine klare Stellungnahme von Ihnen.


(Beifall bei der FDP)


Ich möchte eine letzte Bemerkung zum Thema
Afghanistan machen. Herr Minister, die Situation in Af-
ghanistan – auch Sie haben das angesprochen – hat sich
verschärft. Ich erwarte, dass wir im Deutschen Bundes-
tag im Rahmen der Diskussion über die Verlängerung
des ISAF-Mandats, das am 13. Oktober abläuft, endlich
einmal darüber sprechen,


(Zuruf von der CDU/CSU: Das machen wir doch!)


welche politischen Ziele und welche Ziele im Land ei-
gentlich erreicht sein müssen, damit die Bundeswehr
wieder abziehen kann. Das sind Fragen, die beantwortet
werden müssen. Auch hierbei geht es um ein politisches
Gesamtkonzept und eine Diskussion mit unseren Part-
nern. Das muss im Rahmen dieser Debatte im Deutschen
Bundestag gewährleistet werden.

Hierzu müssen wir alle Möglichkeiten nutzen, auch
Gespräche beispielsweise in Afghanistan. Sie waren
dort. Sie haben die Truppe besucht. Sie waren nicht in
Kabul. Das ist einer der weiteren großen Fehler Ihrer
Amtszeit.

Herr Minister, in der heutigen Debatte geht es nicht
nur um die Einbringung des Haushalts 2007, sondern
auch um die Bilanz über ein Jahr Regierungstätigkeit.

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(C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt jetzt wieder nicht!)


ine klare Linie ist nicht erkennbar. Sie stolpern von ei-
em Einsatz in den nächsten. Die dringend nötige
rundsatzdebatte über Kriterien für einen Auslandsein-

atz, die eigentlich anhand des Weißbuchs geführt wer-
en müsste, haben Sie durch desaströses Management
nd unnötige Alleingänge an die Wand gefahren. Des-
alb bitte ich die Bundeskanzlerin um eine Regierungs-
rklärung zur Sicherheitspolitik. Die Bundeswehr und
ie Sicherheitspolitik sind zu wichtig, um sie weiter ei-
em angeschlagenen Minister allein zu überlassen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Widerspruch bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604609200

Das Wort hat der Kollege Rainer Arnold von der

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1604609300

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Für

ns Verteidigungspolitiker ist es eine neue Erfahrung,
ass in einer solchen Haushaltsdebatte eigentlich durch-
ängig von morgens bis abends über deutsche Sicher-
eits- und Verteidigungspolitik gesprochen wird.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Außenpolitik haben wir auch ein bisschen besprochen!)


as begrüßen wir. Das spiegelt auch die Veränderung in
er Welt, in der Staatengemeinschaft wider.

Frau Homburger, die sicherheitspolitische Welt, die
ich rasant verändert, verändert sich nicht nach den Vor-
aben der FDP. Das können Sie nicht steuern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Birgit Homburger [FDP]: Aber die kann man mit Ihrer Art und Weise der Politik auch nicht gestalten!)


ie machen es sich hier in einer Art und Weise leicht mit
er Kritik, dass ich das, was Sie an Pfeilen losgesendet
aben, zurückgeben will.

Sie erheben hier den Vorwurf, Deutschland isoliere
ich durch sein internationales Engagement in der inter-
ationalen Staatengemeinschaft. Darüber müssen Sie in
hrer Partei schon noch einmal nachdenken.


(Walter Kolbow [SPD]: Sehr wahr!)


ürden wir Ihren Ratschlägen folgen, wäre Deutschland
n der Staatengemeinschaft allein


(Bernd Siebert [CDU/CSU]: So ist die Wahrheit!)


nd würde sich nicht mehr mit seinen Freunden und
artnern auf gemeinsame Vorgehensweisen gegen ge-






(A) )



(B) )


Rainer Arnold
meinsam erkannte Risiken verständigen. Das wäre un-
verantwortlich.

Wenn Sie genau nachdenken, werden Sie merken,
dass Sie inzwischen manchmal doch nahe an der Argu-
mentation der Kollegen der PDS bzw. der Linken sind.
Da würde ich mich an Ihrer Stelle schon fragen, ob ich
nicht etwas falsch mache.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Bleiben Sie auf dem Teppich! – Birgit Homburger [FDP]: Völlig daneben!)


Als ich heute Morgen den Sprecher aus dem Saarland
gehört habe, ist mir eingefallen, dass Willy Brandt
– vielleicht haben wir ihn mal gemeinsam geschätzt –
gesagt hat: links und frei. Er hat aber nicht gemeint: frei
von Verantwortung. Diese Art der Politik „frei von Ver-
antwortung“ betreiben diese beiden Oppositionsparteien,
Linke und FDP, gerade miteinander.


(Beifall bei der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist doch Ihr Koalitionspartner in Mecklenburg-Vorpommern!)


So viel zum Einstieg.

Wir alle merken, was sich auch für die Bundeswehr
verändert hat. Wir haben in den Einsatzgebieten verän-
derte Bedingungen und neue Aufgaben. Das gilt in ho-
hem Maße für die Sicherheitslage in Afghanistan. Bei
allen Erfolgen, die der Außenminister heute hier zu
Recht beschrieben hat, gibt es keinen Grund, um die ei-
gentlichen Probleme herumzureden. Im Süden des Lan-
des herrscht in diesen Tagen letztlich wieder Krieg.
Auch wenn es noch keine Irakisierung des Landes gibt,
die Methoden sind in Afghanistan die gleichen wie im
Irak: Sprengstofffallen, Selbstmordattentäter und vieles
andere mehr. Dass dies auch im Norden durchschlägt,
macht die Arbeit für die Soldaten und für die Bundes-
wehr dort nicht einfacher. Deshalb ist es selbstverständ-
lich, dass wir Politiker, aber auch die Truppe selbst, im-
mer wieder darüber nachdenken, wo dieses Mandat ein
Stück weit nachgebessert und neu justiert werden muss,
wo neue Fähigkeiten benötigt werden, wo zusätzlicher
Schutz für die Soldaten erforderlich ist.

Aber am Ende bleibt doch die Erkenntnis, dass dieser
Auftrag wirklich ohne Alternative ist.


(Birgit Homburger [FDP]: Das ist aber anmaßend!)


Wenn wir diesen Auftrag nicht hinbekommen, fragen
uns die Menschen eines Tages: Warum habt ihr zugelas-
sen, dass sich Drogenkartelle, Terroristenausbildungs-
camps und schlimmste Menschenrechtsverletzungen un-
ter euren Augen wieder ausgebreitet haben? – Das wäre
die Frage, die uns die nachfolgenden Generationen stel-
len würden. Deshalb sage ich ausdrücklich: Wir müssen
und werden alles tun, damit dieses Mandat zum Erfolg
geführt wird.

Ich weiß, dass das nicht primär eine militärische Auf-
gabe ist. Es ist wichtig, dass die Soldaten das bekom-
men, was sie brauchen. Sie haben dort 480 geschützte
Fahrzeuge. Es ist also keinesfalls so, dass wir sie ohne
Schutz und alleine lassen. Wir wissen, dass das Basisla-

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(C (D er verstärkt werden muss. Aber entscheidend bleibt: enn es uns nicht gelingt, die Lebensbedingungen der enschen in Afghanistan wirklich zu verändern, wenn s uns nicht gelingt, zu erreichen, dass die Menschen in en Dörfern etwas anderes hören und erfahren als islaistische Propaganda, dann wird das Mandat am Ende icht erfolgreich sein. Wir brauchen eine sehr viel stärer vernetzte Debatte über den politischen und ökonomichen Prozess in Afghanistan. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


ir werden in der nächsten Sitzungswoche ausführlich
elegenheit haben, diese ein Stück weit zu verbreitern.

ch denke, das ist die richtige Antwort angesichts der
erausforderungen.

Die zweite neue Herausforderung, die wir haben, ist
as Mandat im Kongo. Bei allen Schwierigkeiten
aber wir sind ja dort, weil es schwierig ist – ist der
ahlprozess wie geplant verlaufen. Die Entsendung der

uropäischen Truppe war richtig. Eines hat sich doch ge-
eigt: Beim Aufkeimen von Unruhen hat sich die These
er Staatengemeinschaft, dass eine stabile Gruppe benö-
igt wird, die möglicherweise von außen noch verstärkt
erden kann, bestätigt und damit hat sich die Entsen-
ung bewährt. Deshalb gibt es keinen Grund für Verän-
erungen.

Noch weniger Grund gibt es, schon jetzt über eine
erlängerung des Mandats zu diskutieren. Ich glaube,
ass die Verlässlichkeit bezüglich der Einhaltung des
andats von vier Monaten für die Soldaten in der

ruppe, aber auch für die deutsche Öffentlichkeit ein
ehr hohes Gut ist. Wenn die Situation sich wirklich ver-
ndert, dann muss auch in New York neu nachgedacht
erden, wie MONUC ausgestaltet wird. Wir würden
ern zu den im Einsatzbeschluss vorgesehenen vier Mo-
aten stehen. Dies ist für die Verteidigungspolitiker na-
ürlich ein sehr wichtiger Punkt.

Frau Homburger, wenn Sie hier immer die angeblich
ehlenden politischen Konzepte anmahnen,


(Birgit Homburger [FDP]: Ist doch so!)


ann ist das keine Kritik am Verteidigungsminister und
uch keine Kritik an der Bundesregierung. Es ist eine an-
aßende Kritik der Weltmacht FDP an allen internatio-

alen Organisationen und der internationalen Staatenge-
einschaft insgesamt. Die Konzepte für den Kongo
dieses Mandat ist ja nur ein kleines Mosaiksteinchen;

s gibt ein breites Konzept für den Kongo – und für Af-
hanistan müssen hinterfragt und auch verändert wer-
en. Ihre Kritik richtet sich in einer überheblichen Art
nd Weise an all die Akteure,


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das ist eine schulmeisterliche Art, das ist ja nicht auszuhalten!)


ie sich in der internationalen Politik um diese Prozesse
emühen. Ich halte die Kritik wirklich für absolut nicht
n Ordnung.

Es gibt eine dritte Veränderung – sie wurde schon an-
esprochen –, und zwar den möglichen Einsatz im






(A) )



(B) )


Rainer Arnold
Libanon. Wir wissen alle, dass das in erster Linie eine
humanitäre Aufgabe ist, die schnell angegangen werden
musste. Das Blutvergießen dort musste gestoppt werden.
Der Maßstab, nach dem wir entscheiden, sollte nicht so
sehr die historische Verantwortung sein. Die haben wir;
ganz klar. Daraus kann man aber zwei unterschiedliche
Erkenntnisse ziehen: Man kann sagen, wegen unserer
Geschichte müssen wir uns dort heraushalten. Aber ge-
nauso ethisch ist es zu sagen, gerade wegen unserer Ge-
schichte müssen wir uns dort engagieren.

Deshalb ist mein Maßstab – und ich denke, auch der
vieler Kollegen – die Frage: Können wir einen ernsthaf-
ten Beitrag zur Stabilisierung in dieser Region leisten?
Können wir kurzfristig einen ernsthaften Beitrag zum
Beenden des Blutvergießens leisten und langfristig einen
Prozess mit unterstützen, der zu einer nachhaltigen Frie-
denslösung führt? Ich glaube, wenn wir gefragt werden
und das Mandat so ausgestaltet wird, dass es wirksam
ist, dann wird es keinen Dissens geben und dann werden
alle dieses Mandat unterstützen, auch der Verteidigungs-
minister.


(Birgit Homburger [FDP]: Dann kann man es auch sagen!)


Dann werden wir am Ende gut daran tun, diese Aufgabe
zu übernehmen.

All diese Veränderungen werden sich natürlich auf
die Bundeswehr auswirken. Ich glaube nicht, dass die
Reform deshalb falsch ist. Aber wir haben ein objektives
Problem: Die Reform zielte auf das Jahr 2010 ff. ab; die
Welt hat sich aber schneller verändert. Deshalb glaube
ich, dass wir sehr sorgsam miteinander über die Frage
reden müssen: Welche Veränderungen sind kurzfristig
erforderlich? Ich würde es für richtig halten, wenn wir
sorgsam die Fragen untersuchen: Welchen zusätzlichen
Schutz braucht die Truppe? Was kann die Truppe aus ei-
gener Kraft noch zusätzlich erwirtschaften? Es gilt si-
cherlich das Prinzip, dass man das Geld nur einmal aus-
geben kann, aber es lohnt sich schon, zweimal darauf zu
gucken, wie man es ausgibt. Ich persönlich glaube aller-
dings, dass das Strecken von Investitionen, das Setzen
von Prioritäten in den letzten Jahren sehr gut und schlüs-
sig war und dass es daher nicht mehr viel Spielraum ge-
ben wird.

Auch wenn wir über 600 Millionen Euro für Aus-
landseinsätze vorgesehen haben, gehe ich davon aus,
dass dieses Geld am Ende für die neuen Aufgaben nicht
reichen wird. Ich wäre auch nicht damit zufrieden, wenn
die Bundeswehr gerade so mal eben alle diese Aufträge
erledigen kann. Soll die Truppe auch in Zukunft ein In-
strument der Außen- und Sicherheitspolitik sein, muss
sie auch weitere Spielräume haben und darf in diesem
Bereich nicht von vornherein Einschränkungen unterlie-
gen. Ich glaube, wir sind gut beraten, wenn wir sehr kon-
zentriert, projektbezogen quantifizierbar im Etat nach-
steuern und die Dinge beschaffen, die notwendig sind.
Das ist der richtige Prozess, der dann auch nicht die be-
fürchteten Kaskaden bei den anderen Ressorts wecken
wird mit der Folge, dass die Begehrlichkeiten überall
steigen. Ich glaube, diesen Weg sollten wir miteinander

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(C (D ehen. Der Verteidigungsminister hat hierbei unsere olle Unterstützung. Nach wie vor gelten die folgenden vier Grundsätze: Erstens. Die Reform der Bundeswehr war richtig. Wir üssen sie jetzt aber auch durchhalten. Zweitens. Wir sehen allerdings, dass es schneller geen muss. Nicht alles kann man der Politik an den Hut ängen; auch die Industrie ist manchmal langsamer, als ir uns wünschen – das muss man ganz deutlich agen –, und enttäuscht uns gelegentlich auch. Es kann uch nicht alles mit der Bereitstellung von Mitteln gelärt werden. Hubschrauberpiloten und qualifizierte rzte kann man nicht einfach kaufen. Das braucht seine eit. Drittens. Die Koalition hat im Koalitionsvertrag verinbart: Wir werden für die Auslandseinsätze die notendigen Ressourcen bereitstellen. Dieser Koalitionsertrag gilt. Viertens. Wir werden – ich sagte es schon – dafür soren, dass die Bundeswehr als Instrument für den Spielaum in der internationalen Politik erhalten bleibt. (Birgit Homburger [FDP]: Man kann es sich auch einfach machen! Man kann es sich wirklich verdammt einfach machen, Herr Arnold!)


Bei all diesen Diskussionen vergessen wir nicht die
enschen in der Truppe. Wir müssen die Attraktivität

teigern. Wir müssen jetzt das Personal für morgen an-
erben. Wir müssen uns jetzt Gedanken darüber ma-

hen, dass es bei einem veränderten Arbeitsmarkt für die
undeswehr nicht einfacher wird, qualifiziertes Personal
u bekommen. Wir müssen jetzt auch darüber nachden-
en, ob Zeitsoldaten nicht vielleicht ein bisschen länger
ienen sollten. Ich halte das für richtig. Ich halte auch
ie Feststellung des Ministers für richtig, dass wir in der
rage der Wehrpflicht das Thema Dienstgerechtigkeit im
interkopf haben müssen. Das darf am Ende aber auf
einen Fall zulasten der Zahl der Zeit- und Berufssolda-
en gehen. An diesen Stellschrauben entlang gilt es zu
iskutieren.

Eines wissen wir aber auch: Alle diese materiellen
ragen sind wichtig, aber wir brauchen in unserer Ge-
ellschaft eine breite Debatte über die Legitimation von
uslandseinsätzen. Das Weißbuch kann dazu einen
eitrag leisten. Ich appelliere deshalb sehr dafür, den
okus auf diese Frage und nicht so sehr auf eine Ver-
engung zwischen äußerer und innerer Sicherheit zu le-

en. Wir werden das tun müssen, was der Minister sagt,
ämlich die Einsätze in der Luft und auf See verfas-
ungsmäßig regeln. Dann ist es aus sozialdemokratischer
icht aber auch gut.

Wir müssen den Fokus auf die Frage der Legitimation
egen. Ich glaube, es ist nicht so schwer, diese Debatte zu
ühren. Ich habe heute hier ein paar Mal die Forderung
ach einem Kriterienkatalog gehört. Einen solchen Kata-
og mit Häkchen für einen Einsatz wird es nicht geben
önnen.






(A) )



(B) )


Rainer Arnold

(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch!)


Aber etwas muss geben.


(Birgit Homburger [FDP]: Aber Grundsätze wird es geben!)


– Das sage ich doch gerade, Frau Homburger. – Man
muss sich die Maßstäbe, nach denen wir entscheiden,
noch einmal klar machen. Diese Maßstäbe beruhen bei
allen Einsätzen auf drei Säulen:

Die erste Säule ist die ethische Verantwortung. Wir
dürfen nicht wegsehen, wenn Menschen in der Welt in
Bedrängnis sind, wenn Massenmord und Völkermord
drohen. Das ist eine Legitimation für Auslandseinsätze.

Die zweite Säule ist die Frage von Interessen. Dabei
geht es nicht um partikulare nationale Interessen, son-
dern um gemeinsame europäische Interessen. Frieden im
Libanon und im Kongo liegt im Interesse eines jeden
vernünftigen Menschen auf der ganzen Welt. Bei der Ge-
wichtung von Interessen müssen wir aber auch fragen:
Wo hat Deutschland eine besondere Verantwortung in
der Welt, vielleicht weil das Krisengebiet in der Nähe
liegt oder aufgrund unserer besonderen Geschichte? Für
andere Länder stellen sich diese Fragen im Zusammen-
hang mit ihrer Verantwortung gegenüber früheren Kolo-
nien. So definiert würde die Debatte um Interessen eine
richtige Debatte.

Wir sollten den Fehler vermeiden, ökonomische Inte-
ressen missverständlich herüberzubringen. Den Zugriff
auf Ressourcen mit militärischer Gewalt will niemand
hier. Aber es geht um ökonomische Interessen in folgen-
dem Sinne: Die Stabilität im Kongo – um dieses Beispiel
zu nennen – ist eine Voraussetzung dafür, dass die deut-
sche Wirtschaft die Türen geöffnet bekommt und mit ei-
nem fairen Handel beginnen kann, der letztlich den
Menschen im Kongo hilft und verhindert, dass mafiöse
Strukturen dieses Land ausbeuten. Insofern geht es auch
um ökonomische Interessen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die dritte Säule schließlich kommt in der Legitima-
tion der deutschen Politik oftmals vielleicht zu kurz. Es
gibt auch ein politisches Interesse für Einsätze. In der
Vergangenheit haben wir die ethisch-moralische Frage
manchmal ein bisschen überhöht. Vielleicht war dies
aufgrund der deutschen Geschichte auch notwendig; es
war nicht einfach, plötzlich in den Kongo zu ziehen.
Dies hat es manchmal nicht leichter gemacht. Aber na-
türlich war der Einsatz in Osttimor in erster Linie poli-
tisch und nicht operativ begründet.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604609400

Herr Kollege Arnold, denken Sie an Ihre Zeit.


Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1604609500

Ja, ich komme zum Ende. – Ich halte es für richtig,

dass wir uns zu diesem politischen Interesse bekennen.
Denn dieses wirtschaftsstarke, wichtige Land in Mittel-
europa muss den Anspruch haben, bei internationalen

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(C (D rozessen mit am Tisch zu sitzen, sie mitzugestalten und itzudiskutieren. Wenn ich dies alles werte, muss ich feststellen: Die inken haben Recht: Die Bundeswehr ist eine Interven ionsarmee geworden. Sie interveniert für Frieden auf er Welt und nicht, um jemandem etwas wegzunehmen. ie Bundeswehr ist seit 50 Jahren die Armee für Frieden nd Freiheit. Darauf bauen ihr Auftrag, ihre Struktur, hre Aufgaben auf. In diesem Sinne begreifen auch die oldaten ihren Dienst. Das gilt für diejenigen, die zu ause in den Kasernen ihre Arbeit verrichten. Das gilt ber besonders für diejenigen, die an den schwierigen uslandseinsätzen teilnehmen. Das ist eine Belastung, ine Gefahr für die Familien. Herr Kollege Arnold! Ich möchte mich am Ende – Nein, Sie müssen bitte zum Schluss kommen. – bei den Soldaten und allen Mitarbeitern der Truppe ür dieses Engagement recht herzlich bedanken und bei hnen für die Geduld, mit der Sie mir zugehört haben. Das Wort hat der Kollege Paul Schäfer von der Frak ion Die Linke. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Dass der Bundesfinanzmiister, wenn es um öffentliche Ausgaben geht, eher nausert, ist bekannt. Dass deshalb ein Fachminister, enn sich das steinbrücksche Füllhorn über ihm öffnet, ls Franz Josef im Glück vorkommen muss, kann ich achvollziehen. Ob sich allerdings die Bürgerinnen und ürger mit dem Minister über diese Entwicklung freuen önnen, steht auf einem ganz anderen Blatt. In den Verteidigungsetat werden 480 Millionen Euro ehr eingestellt. Das ist kein Pappenstiel. Warten wir rst einmal ab, aus welchen Töpfen der Libanoneinsatz ezahlt wird. Wir haben eben gehört, das Geld reiche icht. In der Tat ist schon eingeplant, bis 2011 Milliarde Euro draufzupacken. Jeder Euro kann nur inmal ausgegeben werden. Die über 400 Millionen uro, die Sie jetzt allein für die Munitionsbeschaffung orsehen, fehlen natürlich für Infrastrukturinvestitionen, ie Bildung oder die Gesundheitsreform. Der Kollege von Klaeden von der Union hat jetzt efordert, uns der NATO-Maßgabe hinsichtlich des nteils der Rüstungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt Paul Schäfer anzunähern. Wir liegen gegenwärtig bei 1,21 Prozent. Die NATO-Vorgabe lautet: 2 Prozent. Da sollen wir also hin. Das ist nun wirklich kühn. Aber es ist folgerichtig, wenn in diesem Zusammenhang vorsichtig angedeutet wird, dass wir uns bestimmte Dinge wohl nicht mehr leisten können, weil wir viel mehr in die Sicherheit investieren müssen. Beispielsweise eine Rente, die den Lebensstandard sichert, ist dann einfach nicht mehr drin. Mehr als 60 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass wir, bevor wir die Bundeswehr überall hinschicken, erst einmal die hiesigen wirtschaftlichen und sozialen Probleme lösen müssen. Diese Meinung muss man nicht teilen. Aber es entspricht den Erfahrungen vieler Menschen, dass für die Anschaffung von neuen Panzerhaubitzen problemlos Geld bereitgestellt wird, während die Mittel für die öffentliche Förderung von Schulbussen – ich rede von den Regionalisierungsmitteln im ÖPNV – zusammengestrichen werden. Friedensgruppen sammeln derzeit Unterschriften unter der Überschrift „Spart endlich an der Rüstung“ und fordern Abrüstung statt Sozialabbau. Die Linke unterstützt diesen Aufruf. Auch wenn der inflationäre Gebrauch des Wortes „Transformation der Bundeswehr“ suggeriert, es gebe ein langfristiges, stringentes und durchdachtes Konzept für die Modernisierung der Bundeswehr: Dieses Konzept gibt es nicht. Was Sie hier machen, ist Stückwerk auf hohem Niveau. Vorwiegend aus rüstungswirtschaftlichen Gründen werden Projekte durchgezogen, die nicht mehr in die heutige Zeit passen, die aber auf lange Jahre hinaus die Möglichkeiten des Gesetzgebers, das heißt unsere Möglichkeiten, zur Haushaltsgestaltung einschränken. Allein die Verpflichtungsermächtigungen für neues Kriegsgerät belaufen sich derzeit auf 25 Milliarden Euro. Es ist praktisch ein gesamter Verteidigungsetat, der dadurch festgelegt wird. Zu den Rüstungsantiquitäten gehören das Panzerabwehrrakentensystem PARS III, bestellt und entwickelt in den 80er-Jahren – ein Schuss Munition aus dieser Waffe kostet die Kleinigkeit von 1 Million Euro –, das Raketenabwehrsystem MEADS, der Schützenpanzer Puma, aber auch die 180 Eurofighter. Als Relikt des Kalten Krieges ist auch die Tornado-Bomberstaffel anzusehen, die bereit steht, um gegebenenfalls atomare Waffen der USA einzusetzen. Es ist ein gefährlicher Unsinn, wenn Sie, Herr Minister, nach dem Motto „So haben wir es gestern gemacht; so machen wir es auch heute und morgen“ in Ihrem Weißbuchentwurf an dieser Doktrin festhalten. Wir wollen keine nukleare Teilhabe und wir brauchen sie auch nicht, um in der Nato in atomaren Angelegenheiten mitreden zu können. Diese Flugstaffel kann aufgelöst werden. m r S s u l t g r d n d f t e w k t K d d B d w g d F l s m v d d W n D w j S w d s (C (D (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604609600
Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1604609700
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604609800
Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1604609900

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604610000

(Beifall bei der LINKEN)

Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604610100




(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Aus den Einsatzszenarien des Kalten Krieges stam-
en auch die Cluster- und Streubomben, deren verhee-

ende Wirkung wir gerade im Libanon gesehen haben.
ie werden von der Bundeswehr noch vorgehalten. Die-
es gesamte Arsenal sollte unverzüglich ausgemustert
nd vernichtet werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Um das zusammenzufassen: Ihre Losung scheint zu
auten: Wir wollen alles, die alten schweren Waffensys-
eme und Plattformen, zweites Los U-Boote, neue Fre-
atten, Korvetten. Sie wollen die beste Hightech-Aus-
üstung und Sie wollen die maximalen Anforderungen
er Nato für alle denkbaren Einsatzspektren bedienen.

Eine wirkliche Konzeption der Streitkräfte sieht mei-
er Überzeugung nach ganz anders aus. Es wäre rational,
abei auch an tiefe Einschnitte in die vorhandenen Waf-
enarsenale zu denken. Die Wahrheit ist nämlich: Rüs-
ungsbarock können wir uns nicht mehr leisten. Dass
ine solche Konzeption mit Überlegungen über die Um-
idmung militärischer Potenziale für zivile Zwecke ver-
nüpft werden muss, das liegt auf der Hand. Wir müss-
en also auch einmal wieder über Konversion reden,
onversion bei Liegenschaften, Personal, Rüstungspro-
uktion. Wir werden jede Initiative unterstützen, die in
ieser Richtung aktiv wird. Dies gilt nicht zuletzt für die
ürgerinitiative, die sich für eine alternative Nutzung
es Bombodroms in der Wittstocker Heide einsetzt; das
erden wir unterstützen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ferner werden wir beantragen, in diesem Einzelplan
ut 2 Milliarden Euro einzusparen und die frei werden-
en Mittel in Konversionsmaßnahmen, in den zivilen
riedensdienst, in die Friedensforschung und nicht zu-

etzt in die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit zu
tecken. Da sind wir auch in guter Gesellschaft. Der ehe-
alige amerikanische Präsident Bill Clinton wird heute

on den Nachrichtenagenturen mit den Worten zitiert,
ass eine deutliche Aufstockung der Entwicklungshilfe
och entschieden billiger sei, als in den Krieg zu ziehen.
o der Mann Recht hat, hat er Recht.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich komme auf ei-
en Punkt zurück, den ich eingangs erwähnt habe: Die
eutschen sind überwiegend skeptisch bis kritisch,
enn es um Bundeswehreinsätze wie im Kongo oder

etzt im Libanon geht.


(Dr. Karl Lamers [Heidelberg] [CDU/CSU]: Sie tragen zu einem guten Teil dazu bei, dass das so ist!)


teigende Rüstungslasten sind gewiss nicht das, was sie
ünschen. Ich muss leider feststellen, dass im Gegensatz
azu der Hauptstrom der Meinungsmacher bei der Lo-
ung „Mehr Geld für die Bundeswehr“ einen gewissen






(A) )



(B) )


Paul Schäfer (Köln)

Sexappeal entdeckt hat. Ich wundere mich nur, dass die-
selben Autoren im gleichen Atemzug sagen: Es gibt
Klärungsbedarf: Wo gehen wir mit der Bundeswehr
hin? Warum? Was liegt in unserem Interesse, was nicht?
Wenn wir nicht überall dabei sein können und wollen
– andere tun das ja auch nicht –: Nach welchen Kriterien
entscheiden wir über deutsche Beteiligung? Wo hat mili-
tärisches Krisenmanagement geholfen, wo versagt?


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind das jetzt Fragen für euch?)


– Das sind Fragen, die sich alle stellen müssen; völlig
klar. Ich denke nur: Man darf nicht den zweiten Schritt
vor dem ersten tun, lieber Kollege Nachtwei. Wenn man
für mehr Auslandseinsätze und auch für mehr Geld für
die Rüstung ist und erst danach fragt: „Wozu?“, ist das
etwas abstrus.

Richtig ist: Deutschland ist wichtig in der Welt; das
internationale Engagement der Deutschen ist wichtig.
Aber richtig ist damit noch lange nicht, dass wir überall
militärisch dabei sein müssen. Bewaffnete deutsche Sol-
daten im Nahen Osten – das ist heute auch schon ein
paarmal gesagt worden –, das ist nicht nur hoch riskant.
Vielmehr würden sie auch einen Problemfaktor darstel-
len. Wenn es daneben ginge, könnte das auch unsere be-
sonderen Möglichkeiten zur Konfliktvermittlung gefähr-
den. Deshalb sagen wir: Wir sollten uns auf unseren
Beitrag zu diesem politischen Friedensprozess


(Beifall bei der LINKEN)


und zu einer Konferenz für Sicherheit und Zusammen-
arbeit in Nahost konzentrieren. Deshalb sagen wir:
UNO-Mission ja, aber deutsche Beteiligung nein.

Dass wir uns beschränken müssen, gilt erst recht für
die Rüstungsexportpraxis. Wenn ich das richtig sehe,
scheint diese Regierung aber mit dem Grundsatz, dass
man keine Waffen in Spannungsgebiete liefern darf, end-
gültig brechen zu wollen. Der Waffenhandel mit Indien
kommt in Schwung. Während man auf der einen Seite
Waffenlieferungen an die Hisbollah unterbinden will,
bekommt Israel zwei U-Boote zum Subventionspreis. Es
tut mir leid: Das ist keine Friedenspolitik.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir müssen darüber diskutieren, ob die Voraussetzun-
gen für die weitere Erhöhung der Ausgaben für Rüstung
und Bundeswehr gegeben sind. Dazu gehört an erster
Stelle eine genaue und schonungslose Bilanz der bisheri-
gen Bundeswehreinsätze. Auch das ist schon oft hier ge-
sagt worden; wir müssen es nun endlich tun.

Man könnte jetzt damit beginnen, darüber zu diskutie-
ren, welche Kriegsziele im Kosovo ausgegeben wurden
und was unter dem Strich geblieben ist. Ich will mir das
an dieser Stelle ersparen. Tatsache ist jedenfalls: Die
Zahl der Militäreinsätze nimmt zu, die Bundeswehr
bleibt überall länger als vorgesehen und eine nachhaltige
Befriedung ist oft nicht in Sicht. Daher muss doch die
Frage nach alternativen Krisenlösungskonzepten gestellt
werden dürfen. Dazu gehört zum Beispiel die Frage, ob
man mehr hätte erreichen können, wenn man einen Teil
der Summe von circa 9 Milliarden Euro, die seit 1992

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(C (D ür Auslandseinsätze ausgegeben wurden – ich lasse einal die sächliche Umrüstung außen vor –, in Mittel für ivile Projekte der Konfliktbearbeitung gesteckt hätte. ie setzen stattdessen auf ein „Weiter so!“. Ich glaube, ass das keine Antwort auf die Herausforderung der Zuunft ist. Dass diese Rechnung nicht aufgehen wird, zeigt die ntwicklung in Afghanistan. Alle sagen, die Sichereitslage dort werde immer prekärer. Dabei liegen 0 Prozent des afghanischen Haushalts in den Händen remder Mächte, die die Lage dort beeinflussen könnten. fghanistan ist ein Protektorat der USA und in zweiter eihe der UNO. Aber an dieser Stelle beginnt mögliherweise genau das Problem. Es bleibt ein Widerpruch, dass man durch extreme Fremdbestimmung zur elbstbestimmung kommen will. Es funktioniert offenar nicht so, wie sich manche Leute das State Building orstellen. azu braucht man ein klares Konzept. Besonders schlimm ist auch, dass es zwischen den auptakteuren offenkundig unterschiedliche Vorstellunen gibt, was Afghanistan betrifft. Nehmen wir einmal as Beispiel Drogen. Einigen Akteuren, Regierungen nd NGOs, ist völlig bewusst, dass die Entwicklung von lternativen Erwerbsquellen in der Landwirtschaft – daauf kommt es an – ein länger andauernder Prozess ist. enn sich aber die gegenwärtige Linie weiter durchetzt, nämlich eine rabiate und schnelle Bekämpfung des rogenanbaus voranzutreiben, dann werden wir unweierlich mit neuen sozialen Verwerfungen zu rechnen haen. Eine weitere Eskalation der Gewalt ist unausweichich. Kollege Arnold, Sie sagen, dass es in Afghanistan ein rogenparadies geben würde, wenn wir von dort abzieen. Aber die Drogenkartelle haben sich unter ISAF ausebreitet. In diese Zeit fiel die Rekordernte. Das ist die ntwicklung in den letzten Jahren. Ich glaube aber, am aller schwersten wiegt, dass der on George Bush ausgerufene globale Krieg gegen den errorismus, der vor allem im Süden Afghanistans exeutiert werden soll, seine langen Schatten auf die Stabiliierungsversuche andernorts wirft. Statt weniger haben ir mehr Gewalt. Afghanische Menschenrechtler spre hen von einer „Entwicklung zurück“. Ein Vertreter der eutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit eklagt, dass die Paschtunen im Süden pauschal als Taliananhänger bekämpft worden seien; sie seien „mehr it Bomben bedeckt worden als mit Entwicklungshilfe“. ch finde, es ist schlicht fatal, wenn in dieser Lage die inernationale Stabilisierungsmission ISAF und der Antierrorkrieg mehr und mehr verquickt werden. Wenn SAF-Soldaten jetzt Opfer von NATO-Luftangriffen erden, dann ist der Tritt auf die Notbremse angesagt. Ich sage Ihnen voraus, dass diese Mission, wenn sich SAF weiter amerikanisiert, nicht zu einem guten Ende eführt werden kann. Ich halte es für aberwitzig, wenn Paul Schäfer jetzt unter diesen Bedingungen laut über eine erhebliche Verstärkung der Militärkontingente nachgedacht wird. Das heißt, die Karre noch mehr in den Sumpf zu reiten. Ich finde, das Mandat des Bundestages, das nicht ausschließt, dass Bundeswehreinheiten temporär im Süden eingesetzt werden können, kann so nicht bestehen bleiben. Sie tun gut daran, wenn Sie dem Parlament stattdessen Ende des Monats eine Ausstiegsstrategie vorlegen und Vorschläge präsentieren, wie man die zivilgesellschaftlichen Kräfte im Lande selber stärken kann. Vor dem eben erörterten Hintergrund ist die Vorlage eines Weißbuches zur deutschen Sicherheitspolitik wie auch eine offene und breite Debatte darüber überfällig. Wir werden einige wichtige Aspekte in diese Diskussion einbringen: Erstens. Vernünftige Sicherheitspolitik muss sich darauf konzentrieren, gewaltförmige Konflikte im Vorfeld zu verhindern. Präventive Diplomatie ist angesagt. Zweitens. Wer darauf setzt, mehr Sicherheit durch militärische Stärke und Überlegenheit erreichen zu können, der ist auf dem Holzweg. Es gibt kein besseres Beispiel dafür als die Geschichte des Staates Israel. Drittens. Selbstverteidigung darf nicht in eine militärisch gestützte Durchsetzung außenpolitischer Interessen des Landes umdefiniert werden. Wir werden uns strikt gegen eine solche Grundgesetzänderung wehren. Wir sind für eine Begrenzung des Militärischen und nicht für die Entgrenzung. Viertens. Sicherheit gibt es nur, wenn die Grundlagen des Völkerrechts strikt beachtet und umgesetzt werden. Zu dem, was darüber im Weißbuch des Ministers steht, haben wir kritische Fragen. Fünftens. Die sich zuspitzenden Konflikte um die Verteilung knapper werdender Ressourcen in der Welt sind nur durch entschieden mehr Gerechtigkeit und durch einen multilateralen Interessenausgleich zu lösen, nicht mit Gewalt. Auch in dieser Hinsicht befindet sich das Weißbuch auf der völlig falschen Spur. Im Zusammenhang mit Ressourcen und Energiequellen müssen wir über regenerative Energien, über das Energiesparen und über die Diversifizierung unserer Bezugsquellen reden. Vor allem müssen wir endlich darüber reden, wie wir in der WTO und den internationalen Finanzeinrichtungen zu einer Wirtschaftsund Handelsordnung kommen, die eine gerechtere Güterverteilung in der Welt mit sich bringt. Die Vorstellung, dass man unsere Ressourcen und unseren way of life mit Militär verteidigen kann, ist schlicht abwegig. Das wird im 21. Jahrhundert nicht mehr funktionieren. Streichen Sie zumindest das aus dem Weißbuch. Über den Rest können wir dann hart streiten. Danke. t V s f d D S S d z t S S g g d s V V m h d J i p h v S S w u m A g f e D e n P a g P A d t (C (D Ich erteile das Wort Kollegen Alexander Bonde, Frak ion Bündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der erteidigungsminister hat in seiner Rede zu Recht an unere internationale Verantwortung erinnert. Er hat, ebenalls zu Recht, geschildert, an welchen Stellen der Erde eutsche Soldaten dieser Verantwortung nachkommen. aran hat meine Fraktion nichts zu kritisieren, weil wir ie in dieser Verantwortung durch Mandatierung der oldaten oftmals unterstützt haben, auch wenn Sie uns as in letzter Zeit nicht immer einfach gemacht haben. Nicht einverstanden bin ich damit, dass Sie Ihre Rede um Verteidigungshaushalt, den Sie erstmals verantworen, nicht genutzt haben, um darauf einzugehen, wie die treitkräfte strukturell auf die veränderte internationale ituation reagieren können und wie die Bundeswehr insesamt strukturell auf die zusätzlichen Belastungen reaieren kann. Sie haben keinerlei Ideen formuliert, wie ie Struktur der Bundeswehr in Zukunft aussehen ollte. Sie haben sich kaum dazu geäußert, inwiefern die eränderungen in der Welt in den letzten Jahren auch zu eränderungen bei unseren Streitkräften hätten führen üssen. Sie haben sich nicht zu dem veränderten Bedro ungsszenario geäußert. Man hatte nicht den Eindruck, ass hier ein Minister spricht, dessen Haushalt in diesem ahr um knapp eine halbe Milliarde Euro aufgewachsen st. Dieses Geld ist offensichtlich schon lange in den Aparaten des Ministeriums versickert. Sonst hätten Sie ier nicht eine solche Betteltour antreten müssen. Wir müssen festhalten, dass die Bundeswehr zwar iele Probleme hat, die Höhe der Finanzmittel aber mit icherheit nicht das größte ist. Das ist höchstens ein ymptom für die doppelte Krise, in der sich die Bundesehr befindet: Sie befindet sich in einer Strukturkrise nd zunehmend in einer Führungskrise. Beides hängt iteinander zusammen. Sie können kaum jemandem vermitteln, warum eine rmee aus 250 000 Soldaten bereits völlig am Limit anekommen ist, wenn sich 8 000 Soldaten im Einsatz beinden. Wir alle wissen, welche Infrastruktur an jedem ingesetzten Soldaten notwendigerweise dranhängt. ennoch ist dieses Missverhältnis eklatant. Man kann es rklären: Spezialisten fehlen und die Struktur stimmt icht. Man kann aber nicht erklären, warum sich die olitik so schwer tut, darauf zu reagieren. Herr Minister, Sie beteiligen sich seit Ihrem Amtsntritt nur als Beobachter der Planungen Ihres Vorgäners Peter Struck und vor allem als Bremser ebendieser lanungen. Sie sind nie für das eingetreten, was Ihre ufgabe gewesen wäre: Es ist Ihre Aufgabe, die Buneswehr in der nächsten Stufe auf die veränderte Situaion einzustellen. Alexander Bonde Die Erklärungen lauten, es mangele an Spezialisten, sei es im Bereich Sanität, bei den Fernmeldern, Feldjägern oder auch bei den Transporthubschraubern. Das ist das Problem der Struktur und der Strukturanpassungen, die wir vermissen. Die SWP, die renommierte Stiftung „Wissenschaft und Politik“, kommt in ihrer Studie zu Recht zu dem Ergebnis: Die Rüstungsplanungen sind nicht an die Anforderungen der heutigen sicherheitspolitischen Lage angepasst. Das ist richtig. Strukturproblem Nummer eins der Bundeswehr ist, dass sie Vorbereitungen für Kriege trifft, die es nicht mehr gibt. Unter Ihre Ägide, Herr Verteidigungsminister, fällt das Comeback der Landesverteidigung; zumindest lesen wir es in Ihrem ersten Entwurf des Weißbuches so und deuten wir Ihre bisherigen Entscheidungen in der Bundeswehr so. Die wirklichen Bedrohungsszenarien werden bei der Modernisierung der Ausrüstung kaum berücksichtigt und wenn, dann nur am Rande mit zusammengekratzten Mitteln. Umzingelt von Freunden und gleichzeitig in der Situation, in der internationale Missionen Lebensrealität sind, kaufen Sie immer noch teure Waffensysteme, die ausschließlich der Landesverteidigung dienen. Es geht hier nicht nur um Beschaffungskosten, sondern auch darum, dass diese Dinge strukturbildend wirken. Denn jeder Eurofighter, den wir nicht brauchen und trotzdem kaufen, bindet nicht nur Gelder für den Kauf, sondern auch über Jahrzehnte für Unterhaltung und Betrieb. Das gleiche gilt für PARS III und für eine ganze Reihe anderer Maßnahmen, die Sie fortschreiben. Sie finden nicht den Mut, nun endlich neue Prioritäten bei den Beschaffungen zu setzen. Strukturproblem Nummer zwei: die Wehrpflicht. Die Bundeswehr hat dieses Jahr erneut mehr in die Wehrpflicht investiert, obwohl wir wissen, dass wir für unsere Einsätze eine Armee aus Profis brauchen und keine Armee bestehend aus schnell ausgebildeten Kurzzeitsoldaten. Strukturproblem Nummer drei liegt in der Beschaffung. Ich habe es bereits angesprochen. Was ist eigentlich die Gesamtkonzeption für die Rüstungsplanungen? Wir erkennen vieles für die Landesverteidigung und wenig für das, worauf es wirklich ankommt. Im Sommer konnten wir Sie wieder einmal im Fernsehen bewundern. Sie waren beim BWB und im Hintergrund surrten munter gepanzerte VW-Touaregs durch die Landschaft. Es ist vielleicht richtig, dass es bei der Bundeswehr einen Mangel an geschützten Fahrzeugen gibt. Aber gleichzeitig erkennen wir in den konkreten Beschaffungsplanungen der Bundeswehr keine entscheidende Erhöhung der Stückzahl, sondern eine Ausweitung der unterschiedlichen Typen geschützter Fahrzeuge. Wenn die Bundeswehr etwas nicht braucht, dann sind es viele verschiedene Fahrzeugtypen mit zusätzlicher Logistik und einer zusätzlichen Bindung an Infrastruktur. Das führt nicht dazu, dass die Truppe besser einsetzbar ist. Vielmehr haben Sie einen größeren Apparat und vor allem Auslastungen in der Rüstungsindustrie geschaffen. Sie haben d s T w b W u O r b M d b g l m M d f v s n k d d l E d u d g t w S t W w z H v u w m b b f h t O (C (D ort wieder Exportargumente geschaffen, die aber unere konkrete Einsatzsituation nicht verbessern. Strukturproblem Nummer vier. Ihr Vorgänger hat die ransformation angeschoben; nicht immer so sehr, wie ir es uns gewünscht hätten. Aber unter Ihnen herrscht ei der Modernisierung, bei der Kooperation mit der irtschaft und bei der Frage, wie man effizient mit Geld mgehen kann – mit PPP, zum Teil auch mit utsourcing und Privatisierung –, die Parole: Das Impe ium schlägt zurück. Die GEBB ist in ihrer Kompetenz eschnitten. Die Modernisierungsstrategie wird an das inisterium zurückverlagert, in dem die Leute sitzen, ie am wenigsten Interesse an der Modernisierung haen. Bei den Truppenküchen haben wir es erfolgreich eschafft, einen Feldversuch gegen die Wand laufen zu assen. Auch hinsichtlich des Facilitymanagements hat an nicht den Eindruck, dass Modernisierung in diesem inisterium groß geschrieben wird. Damit sind wir bei Strukturproblem Nummer fünf: em Minister, der diese Politik zu verantworten hat. Ich inde es richtig, festzustellen, dass die Bundeswehr in ielen Auslandseinsätzen Belastungen aushält. Wir müsen uns ehrlich fragen, wie viele Kriseneinsätze wir uns och leisten können. Aber, ich finde, ein Krisengebiet önnen wir uns auf keinen Fall länger leisten, nämlich ie Krise im Bendlerblock, also die Führungskrise an er Spitze des Ministeriums. Denn keines der strukturelen Probleme wird vom Minister wirklich angegangen. s gibt keine stimmige Analyse und keine stimmige Idee er Transformation. Es ist Stückwerk; es sind Folgen nd Bremsen von Plänen aus Peter Strucks Amtszeit. Da der Minister in den letzten Wochen zielsicher jeen Fettnapf angesteuert hat, wird man immer wieder efragt: Muss so ein Minister nicht eigentlich zurücktreen? Ich finde es sehr schwierig, auf diese Frage zu antorten. Denn wie soll jemand zurücktreten, der mentale chwierigkeiten hat, das Amt mental gar nicht angetre en hat? Was sind Ihre politischen Akzente? Sie wollen bei der ehrpflicht wieder draufsatteln und haben auch hier ieder über den Heimatschutz und die Frage des Einsat es der Bundeswehr im Innern gesprochen. Das Hin und er bei den Einsätzen ist hinreichend benannt. Wenn etwas schief lief, haben Sie bisher die Strategie erfolgt, Ihre Informationspolitik restriktiv zu gestalten nd uns, das Parlament, immer später zu informieren, enn überhaupt. Ich glaube, das schadet der Zustimungsfähigkeit zu einer gemeinsamen und verantwort aren Außenund Sicherheitspolitik und trägt nicht dazu ei, dass wir als Opposition Ihnen mit gutem Gewissen olgen können. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





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(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604610200

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604610300

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Inzwischen sind auch aus den Reihen der Koalition
inreichend viele Äußerungen zu vernehmen, die bestä-
igen, dass es sich hierbei nicht nur um ein Problem der
pposition handelt.






(A) )



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Alexander Bonde

(Zuruf von der CDU/CSU: Wie lange doch neun Minuten sein können!)


Ein schwacher Minister ist ein Problem für die Sicher-
heitspolitik. Aber ein genauso großes Problem ist eine
Kanzlerin, die zu schwach ist,


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh ja! Sie ist ja so schwach! – Von wegen!)


daraus Konsequenzen zu ziehen und diesen Minister
dementsprechend zu behandeln.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das glauben Sie doch selbst nicht!)


– Herr Kampeter, Sie und ich wissen doch, dass die
Kanzlerin aus Rücksichtnahme auf Roland Koch über-
haupt nicht daran denken darf, diesen Minister anzutas-
ten.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Bundeskanzlerin wird keinen einzigen Minister je antasten! Das kann ich Ihnen versichern! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: So ein Schwachsinn! – Dummes Zeug!)


Ich komme zum Schluss. Vielleicht können wir es uns
in den Einsatzgebieten leisten, der Bundeswehr zuzumu-
ten, mit Ministern umgehen zu müssen, die ihre Funk-
tion der Loyalität zu lokalen Stammesfürsten und War-
lords verdanken. Wenn es aber um die Spitze des
eigenen Ministeriums geht, können wir das nicht tun.

Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben teilweise eine sachliche Rede gehalten, aber der Schluss hat alles umgehauen!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604610400

Das Wort hat nun Kollege Hans Raidel, CDU/CSU-

Fraktion.


Hans Raidel (CSU):
Rede ID: ID1604610500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Minister, zuerst darf ich mich sehr herzlich
bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie die Probleme ganz
klar, offen und deutlich ansprechen. Ich wünsche mir,
dass Sie auch weiterhin allen Winden trotzen. Lassen Sie
sich nicht beirren.

Lieber Herr Kollege Bonde, es kann sich keiner mehr
blamieren, als dass man ihn reden lässt. Das haben Sie in
hervorragender Weise geschafft.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Frau Kollegin Homburger, wenn man Ihnen zuhört,
sehnt man sich nach unserem ehemaligen und großarti-
gen Kollegen Günther Nolting zurück. Das waren noch
Zeiten in der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jawohl! Das ist ein anständiger Ostwestfale!)


Meine Damen und Herren, ich möchte mich heute der
Transformation der Bundeswehr, die im Mittelpunkt

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(C (D teht, und den Strukturfragen zuwenden. Die Behaupung, wir wüssten nicht, wohin die Reise gehen soll, ist anz einfach falsch. In unserer Arbeitsgruppe, aber auch emeinsam mit den Kollegen von der SPD – das wurde n den Redebeiträgen deutlich – haben wir uns sehr wohl it den Strukturfragen befasst, auch gemeinsam mit em Ministerium. Wir wissen, wie der derzeitige Sachstand ist und welhe neuen Perspektiven folgen müssen. Deshalb waren ir übereinstimmend der Meinung, dass jetzt der Zeitunkt gekommen ist, erneut Bilanz zu ziehen. Herr Miister, Sie selbst haben neulich angeboten, jetzt alles auf en Prüfstand zu stellen, um entscheiden zu können, was ut ist und beibehalten werden kann und was neu justiert erden muss. Wir sind gerne bereit, diese Schritte nun emeinsam zu gehen. Zur Transformation der Bundeswehr gibt es keine Alernative. Wir sind sogar der Auffassung, dass sie bechleunigt werden muss, um den internationalen Anprüchen insgesamt gerecht werden zu können. atürlich steht bzw. fällt das Ziel der Modernisierung it der Finanzlinie; auch das ist unbestritten. Der Entwurf des Haushalts 2007 weist in die richtige ichtung. Aber man muss offen eingestehen: Im Lichte er Transformation hat er, genauso wie der Haushalt 006, ein enges Korsett. Jetzt muss man ganz objektiv ur Kenntnis nehmen: Mit der Transformation wurde vor ier Jahren begonnen. Damals hat man in den Finanzinien Perspektiven zugestanden, aber man hat sie nie ingehalten. Das sind die Fakten, das sind die Tatsachen. n diesen Dingen haben wir noch heute ein bisschen zu nabbern, wenn man von Versäumnissen spricht. Wie ist denn der Sachstand? Die Bundeswehr hat die ötigen Rahmenbedingungen bei Umfang, Struktur und tationierung und bei der Aussonderung von Gerät gechaffen. Wir haben gemeinsam festgestellt, dass wir an ieser Grundstruktur festhalten wollen, weil die Richung nun insgesamt stimmt. Sie haben dazu ein Stichort herausgegriffen, nämlich die Stationierungsplaung. Wenn wir den Betrieb aber insgesamt sehen, dann üssen wir natürlich feststellen, dass bei den Streitkräf en im Betrieb nicht mehr allzu viel zu holen ist; denn ie Kosten für die Einsätze, die Erhöhung der Mehrwertteuer, die Versorgungsausgaben, der nicht planmäßig erlaufende Abbau des Zivilpersonals – da haben wir ein roblem –, die höheren Kosten für den Betrieb des zu aufenden modernen Geräts und steigende Energiepreise ind natürlich neue Risiken für die Betriebskostenberachtung insgesamt. Da könnte möglicherweise ein ehrbedarf entstehen. Hierbei kommt es darauf an, wie er Haushalt nun insgesamt gefahren wird. Ein Risiko sehe ich natürlich auch bei den Investitionen. ie alle wissen, dass wir bei den Investitionen ein Prolem auf der Zeitachse haben. Wir wollen das im Lichte er letzten Entwicklungen neu betrachten und werden ls Verteidigungspolitiker natürlich einfordern, dass die nvestitionslinie neu nach oben korrigiert wird. Ohne das nsteigen dieser Linie ist es nicht möglich, den Erwar ungen – auch bei den internationalen Einsätzen – geecht zu werden. Sie wissen, dass wir einen Verdrän Hans Raidel gungswettbewerb an der einen oder anderen Stelle nicht ausschließen können. Zusammengefasst brauchen wir also mehr Mittel für den Betrieb und für die Modernisierung. Wir müssen aufpassen, dass sowohl die Modernisierung als auch der Betrieb ausreichend finanziert werden, damit keine Konkurrenzsituation zwischen Betrieb und Investitionen entstehen kann; denn einen solchen Spagat kann die Bundeswehr in ihrer Transformation nicht aushalten. Da muss man ein bisschen aufpassen. Wir müssen auch das unterstreichen, was Sie, Herr Minister, gesagt haben: Die Armee ist seit langem eine Armee im Einsatz. Der Libanoneinsatz wäre bereits die zwölfte Mission, mehr oder weniger parallel zu den anderen Missionen. Das heißt, die Transformation ist eine Reparatur am laufenden Motor. Ich sage bewusst: Wir müssen uns diese Einsätze finanziell leisten können; denn bei Ausbildung und Übung darf nicht gespart werden. Wir brauchen leistungsfähiges und leistungsbereites Personal. Vor allem müssen wir den Personalabbau stoppen. Das ist auch geschehen. Die Zahl der Soldaten soll erhöht werden. Den Weg der Personalreduzierung dürfen wir nicht gehen, vor allem deshalb, weil wir sonst hohle Strukturen schaffen würden. Dadurch könnte die Einsatzfähigkeit der Truppe gefährdet werden; zumindest aber würde die Truppe in ihrer Kraft geschmälert. Da, glaube ich, müssen wir aufpassen. Wir – und insbesondere der Generalinspekteur – haben hier ein Aufbauproblem und kein Abbauproblem. Die Bundeswehr muss attraktiv bleiben. Fundierte Ausbildung, gerechte Bezahlung und attraktiver Dienst sind hier die Schlüsselbegriffe. Wir können nicht mit Modernität werben und dieses Versprechen dann nicht einhalten; denn wir stehen in Konkurrenz – künftig noch mehr – mit der hoffentlich weiter gut verlaufenden Wirtschaft. Das kleiner werdende Potenzial an jungen Männern und Frauen bereitet uns in diesem Bereich künftig sicherlich Probleme. Ich sage es noch einmal, bei der finanziellen Ausstattung und Besserstellung der Bundeswehr muss Folgendes berücksichtigt werden: Wir können die einsatzbedingten Kosten, die Erhöhung der Mehrwertsteuer, die Versorgungslasten und die steigenden Energiepreise nicht allein dem Verteidigungshaushalt anlasten. Spätestens mit dem nächsten Haushalt muss hier der Einstieg in eine weiter verbesserte Finanzlinie erfolgen. Aber auch die Bundeswehr selbst muss natürlich ihre Aufgaben machen: Sie muss bekannte Synergiepotenziale nützen und neue erschließen. Dabei muss gesichert sein, dass finanzielle Synergien bei der Bundeswehr bleiben. Nach meiner Auffassung gibt es nicht ein Sparziel, sondern es gibt ein Reinvestitionsziel – das ist ein Unterschied! Wenn wir uns da einig sind, haben wir für die Bundeswehr schon eine ganze Menge an Verbesserungen erreicht. Neben der uniformierten Seite der Bundeswehr muss auch ihre zivile Seite ihren Beitrag leisten. Ich meine, hier gibt es noch erhebliche Redundanzen: Betriebs a k W f b n M s M z I I t A w s d g ä W w l z I V t D S v w g s L (C (D bläufe können gestrafft werden, die Bedarfsdeckung ann noch flexibler und effizienter werden. Mit der irtschaft müssen neue Kooperationen gesucht und ge unden werden. Neue Wege sind hier einzuschlagen. Insesondere sollte das Augenmerk stärker auf die so geannten Lifecycle-Kosten gerichtet werden; denn das aterial muss ja nicht nur in der Beschaffung bezahlbar ein, sondern auch im Betrieb bezahlbar bleiben. Herr inister, ich würde gerne eine strategische Partnerschaft wischen Bundeswehr und Industrie anregen. Auch die ndustrie muss hieran ein besonderes Interesse haben. ch glaube, dass es aus der Wirtschaft entsprechend posiive Signale gibt. Zusammengefasst: Zur Transformation gibt es keine lternative, sie muss fortgeführt werden. Die Bundesehr braucht eine bessere finanzielle Ausstattung. Wir ind auf gutem Wege. Wenn das so fortgesetzt wird und ie Bundeswehr ihre Synergiepotenziale ausschöpft, laube ich nicht, dass die Kritik, die heute von vielen geußert worden ist, in der Substanz berechtigt ist. Kollege, Sie müssen zum Ende kommen. Ich kann alle nur einladen, gemeinsam mit uns diesen eg der Modernisierung der Bundeswehr konsequent eiter zu beschreiten. Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen. Das heißt im Klartext: Ich bitte alle Kollegen, trotz al er Schwierigkeiten, auch im Haushaltsausschuss, dafür u sorgen, dass wir den Etat weiter aufstocken können. Ich bedanke mich sehr für Ihre Aufmerksamkeit und hre Geduld, Herr Präsident. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die war am Ende!)





(A) )


(B) )

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604610600
Hans Raidel (CSU):
Rede ID: ID1604610700
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604610800
Hans Raidel (CSU):
Rede ID: ID1604610900

ielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604611000

Ich erteile das Wort Kollegin Elke Hoff, FDP-Frak-

ion.


(Beifall bei der FDP)



Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1604611100

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

amen und Herren! Sehr geehrter Herr Minister Jung,
ie legen heute einen weiteren Verteidigungshaushalt
or, der leider längst Makulatur ist. Er ignoriert die Ent-
icklung der Materialerhaltungskosten, der Betriebsaus-
aben und der Kosten für die laufenden Auslandsein-
ätze. Der zu erwartende Einsatz der Bundeswehr im
ibanon kann, wenn überhaupt, in diesem Haushaltsjahr






(A) )



(B) )


Elke Hoff
nur überplanmäßig finanziert werden. Die in Ihrem Haus
als dringend notwendig bezeichneten Maßnahmen zum
Eigenschutz der Soldaten in Afghanistan sind überhaupt
noch nicht dargestellt.

Genauso schwer wiegt, dass Sie mit diesem Haushalt
in keiner Weise dem Anspruch gerecht werden, die Vor-
gaben des Bundeswehrplanes 2007 umzusetzen. Damit
setzen Sie das Gelingen des Transformationsprozesses
aufs Spiel, der doch der Dreh- und Angelpunkt der Neu-
ausrichtung der Bundeswehr ist. Wenn man konservativ
rechnet, ergibt sich eine Unterdeckung des Verteidi-
gungsetats bis 2010 von 3,34 Milliarden Euro. Die Fach-
presse, in diesem Fall die August-Ausgabe der „Europäi-
schen Sicherheit“, benennt sogar ein Defizit von
15 Milliarden Euro bis zum Jahre 2011.

Die große Koalition schreitet von einer Steuererhö-
hung zur nächsten und entfernt sich trotzdem immer
weiter von einer seriösen Finanzplanung für die Bundes-
wehr. Zwar entdeckt nun auch die Bundeskanzlerin
– man möchte sagen: endlich – ihr Herz für unsere Sol-
datinnen und Soldaten, sie bleibt aber konkrete Verbes-
serungs- und Finanzierungsvorschläge schuldig. Es ist
schon eine verkehrte Welt, wenn die amtierende und da-
mit verantwortliche Regierungschefin den Zustand ihrer
Bundeswehr kritisiert, als lebe sie auf einem anderen
Stern.


(Beifall bei der FDP)


Die Einbringung eines solchen Haushaltsentwurfs ist
Ausdruck des mangelnden Rückhalts, den Sie, Herr Ver-
teidigungsminister Jung, im Kabinett und in der großen
Koalition genießen. Der Verteidigungsetat steigt in Rela-
tion zum Gesamthaushalt unterdurchschnittlich, obwohl
die Anforderungen an die Bundeswehr in rasantem
Tempo wachsen. Der investive Anteil steigt um magere
1,5 Prozent. Sie können eine Neujustierung bei den
wichtigsten Beschaffungsvorhaben nicht durchsetzen,
obwohl der Generalinspekteur deren Notwendigkeit
deutlich anmahnt – wenn auch mit bedauernswerter Ver-
spätung.

Ohne eine Reduzierung der Stückzahl bei den Groß-
projekten Eurofighter und A400M werden Sie im Haus-
halt nicht die Spielräume erreichen, die notwendig sind,
um kurzfristig das beschaffen zu können, was für die
Einsätze der Bundeswehr am dringendsten benötigt
wird. Eine klare Priorisierung zugunsten der Sicherheit
unserer Soldatinnen und Soldaten im Einsatz ist notwen-
dig. Sie sind mit dem besten und sichersten Material,
welches zur Verfügung steht, auszurüsten. Die Entschei-
dung für Einsätze der Bundeswehr im Ausland ist nur
dann zu verantworten, wenn für die Soldaten ein Opti-
mum an Schutz und Wirkung gewährleistet wird.


(Beifall bei der FDP)


Insofern sind der Mangel an gepanzerten Fahrzeugen,
Hubschraubern und Transportkapazitäten sowie der
mangelnde Feldlagerschutz unverantwortlich.

Dem Vernehmen nach sollen in Ihrem Haus all dieje-
nigen Beschaffungsvorhaben noch einmal auf den Prüf-
stand gestellt werden, die noch keiner vertraglichen Bin-

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(C (D ung unterliegen. Dies ist eine ständig wiederholte orderung meiner Fraktion. ie sollten aber auch die Angst vor einer Konfrontation it Ihren Auftragnehmern bei bestehenden Beschaf ungsvorhaben überwinden. Verzögerungen und Qualiätsmängel bieten auch hier die Möglichkeit für Anpasungen und Nachverhandlungen. Diese mangelnde Flexibilität, die Ausrüstungsplaung der Bundeswehr bedarfsgerecht anzupassen, geährdet zunehmend die Einsatzfähigkeit dieser Bundesehr. So führt der zeitgleiche Zulauf neuer Fluggeräte ei Weiternutzung der bestehenden in den nächsten Jahen zu einer Explosion der Betriebskosten. Schon jetzt st absehbar, dass sich die Bundeswehr nicht einmal die rforderlichen Flugstunden zur Schulung ihres Personals eisten kann. Es ist abenteuerlich, dass die Bundeswehr war teures Gerät beschafft, den Betrieb jedoch nicht beahlen kann. Kein Mensch in Ihrem eigenen Hause glaubt, dass die inanziellen Belastungen durch die Auslandseinsätze im ächsten Jahr um beinahe 30 Millionen Euro sinken erden. Wie soll das funktionieren, wenn man in Bosien-Herzegowina, im Kosovo, in Afghanistan, im ongo, am Horn von Afrika, im Sudan, in Georgien und ald auch im Nahen Osten dabei ist? Ist nicht allmählich er Zeitpunkt erreicht, die umfassende Interventionsbeeitschaft der 90er-Jahre zur wohlgemeinten Schaffung iner neuen Weltordnung zu überprüfen, wenn diese orstellung bei nüchterner Betrachtung längst auch an en enormen Kosten zu scheitern droht? Zu Beginn dieses Jahrhunderts steht eine schnell anachsende Anzahl an Krisengebieten einer eng begrenz en Anzahl an interventionsfähigen Mächten gegenüber. ährend die gewaltbereiten Akteure in den Krisenge ieten von der Möglichkeit der Verbilligung der Kriegsosten durch den ungehemmten Zulauf von Kleinwafen, den Einsatz von Kindersoldaten und das schier nerschöpfliche Reservoir religiös fanatisierter und ökoomisch enttäuschter junger Menschen profitieren, beinden sich die interventionsfähigen Staaten auf dem eg in eine nicht mehr finanzierbare Verteuerung ihrer ilitäreinsätze, ohne dass es letztlich gelingt, schnelle ilitärische Erfolge in einen dauerhaften politischen Geinn umzusetzen. Die nicht mehr zu verleugnende Verschlechterung der icherheitslage in Afghanistan scheint die Bundesregieung nunmehr zu Überlegungen über ein deutlich offeniveres Vorgehen vor Ort zu veranlassen. Anders sind rwägungen hinsichtlich einer gepanzerten Reserve mit chützenpanzern und eines Einsatz von RECCE-Tornaos nicht zu erklären. Ein solches Vorgehen und Auftreen würde den ohnehin kaum noch vorhandenen Rückalt in der Bevölkerung weiter verringern und die eutschen Soldaten noch mehr zum Ziel gefährlicher nschläge machen. Elke Hoff Außerdem ist es für mich in diesem Zusammenhang und vor allen Dingen auch vor dem Hintergrund der Debatte am heutigen Vormittag völlig unverständlich, dass die Bundesregierung den durch das Verteidigungsministerium formulierten Bedarf, die zivilen Aufbauund Hilfeleistungen zu intensivieren, nicht mittragen will. Sich hier auf fehlende Finanzmittel zurückzuziehen, ist fahrlässig und lässt vor allem auch den bisherigen Einsatz von Steuergeldern fraglich erscheinen. Die ganze Last des Engagements in Afghanistan kann und darf nicht allein der Bundeswehr aufgebürdet werden. Es gibt bisher keine nachhaltigen Erfolge bei der Drogenbekämpfung, bei der Eindämmung der organisierten Kriminalität, beim Aufbau der fehlenden Polizeiund Justizstrukturen und vor allem bei der Verbesserung der wirtschaftlichen Lebenssituation für die Menschen. Nicht nur wir, sondern auch das verantwortliche Führungspersonal der Bundeswehr vor Ort vermissen eine klare Exit-Strategie, damit der Einsatz der Bundeswehr in absehbarer Zeit auch wieder beendet werden kann. Dieser Haushaltsentwurf ist das sichtbare Zeugnis des mangelhaften Stellenwerts, den die Bundeswehr bei der Bundesregierung hat; da hilft auch die plötzliche Umarmungsstrategie der Bundeskanzlerin nichts. Er gibt die Transformation de facto auf, führt zu einer Gefährdung der Einsatzfähigkeit und nimmt in Kauf, dass die Arbeit bei der Bundeswehr immer unattraktiver wird. Herr Minister Jung, nehmen Sie endlich die längst überfälligen umfassenden Korrekturen in Ihrer Finanzplanung vor, denn anderenfalls ist zu befürchten, dass die Bundeswehr an ihren vielfältigen Herausforderungen scheitert. Ich danke für die Aufmerksamkeit. Ich erteile das Wort Kollegen Johannes Kahrs, SPD Fraktion. Geschätzter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! – Ja, so soll das sein. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: „Hohes Haus“, bitte!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604611200

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1604611300

(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


– Ich freue mich über so viel Zuspruch, obwohl ich noch
gar nichts Inhaltliches gesagt habe.

Zu Beginn eine kurze Anmerkung zur Kollegin Hoff:
Ich halte Ihre Ausführungen zur Unterfinanzierung der
Bundeswehr für sehr interessant; allerdings passen Ihre

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(C (D usführungen ganz schlecht dazu, dass die FDP in Beug auf den Haushalt 2006 vorgeschlagen hat, Hunderte on Millionen zu streichen. Das halte ich für kritisch, eil man letztendlich auch gegenüber der Truppe sein esicht wahren muss. Daher kann ich mich meinem ollegen nur anschließen: Das wäre Herrn Nolting nicht assiert. Im Moment geht es um die Einbringung des Hausalts in das Parlament. Manchmal habe ich das Gefühl, n einer außenpolitischen Debatte zu sein; hier jedoch eht es um die Bundeswehr und ihre realen Probleme soie darum, wie wir damit umgehen. Bei der Betrachtung des Haushalts zeigt sich ein Aufuchs gegenüber dem letzten Jahr. Das entspricht der ittelfristigen Finanzplanung, die Peter Struck noch it eingeleitet hat. Ich freue mich, dass wir sie in der roßen Koalition gemeinschaftlich fortführen. Im Ergebis bekommt die Bundeswehr mehr Geld, aber das sind ie Mittel, die man im Rahmen des Inflationsausgleichs raucht. Bei genauer Betrachtung stellt man fest, dass ir immer noch 71 Prozent unseres Haushaltes für Be riebsausgaben ausgeben, insbesondere 48 Prozent für ersonal. Das sollte eigentlich zu denken geben. 8,1 Proent geben wir für Materialerhalt aus, 15,1 Prozent für etriebsausgaben wie Betriebsstoffe, die Bewirtschaf ung von Liegenschaften und Ähnliches. Betreiberverräge sind nur mit 2,6 Prozent beteiligt. Darin, dass wir in diesem Jahr für Forschung und ntwicklung weniger ausgeben als im letzten Jahr, zeigt ich eine Veränderung gegenüber den Haushalten der etzten Jahre. Wir haben immer darauf geachtet, mehr eld für militärische Beschaffung sowie für Forschung nd Entwicklung auszugeben. Beide Ausgabenansätze ind in diesem Jahr rückläufig. Hinzu kommen – das uss man der Genauigkeit halber sagen – allerdings ersorgungsausgaben in Höhe von ungefähr 4 Milliaren Euro. Hierzu ist festzustellen, dass der Verteidiungshaushalt anders strukturiert ist als die anderen aushalte, weil die Bundeswehr andere Probleme hat: eitsoldaten und Berufssoldaten, die deutlich eher abgeen, sowie den Abbau von Zivilbeschäftigten. In Bezug darauf müssen wir aufpassen, dass uns die xtralasten, die in der Struktur der Bundeswehr begrünet liegen, auch zukünftig vom Bundesfinanzminister eretzt werden. Ansonsten wird der Übergang der Versorungsausgaben in den Einzelplan 14 ein großes Problem ür diesen Einzelplan. Ich bitte insbesondere meine Kolegen im Fachausschuss, diesem Hinweis entsprechend achzugehen. An dieser Stelle bedanke ich mich ganz herzlich für ie Zusammenarbeit in den jeweiligen Arbeitsgruppen it den Kollegen von SPD und CDU, insbesondere der ollegin Jaffke und dem geschätzten Kollegen von der SU, der mich jetzt gerade anlächelt. lldieweil wir in diesem Fall zu dritt sind – zwei Christemokraten und ein armer Sozialdemokrat –, muss man eststellen, dass es trotzdem gut zusammengeht. Johannes Kahrs An dieser Stelle möchte ich mich auch dafür bedanken, dass das Engagement der Soldatinnen und Soldaten hervorgehoben wurde. Ich möchte mich insbesondere bei all denjenigen bedanken, die sich für die Ableistung der Wehrpflicht entscheiden. Das halte ich für wichtig. In diesem Zusammenhang möchte ich mich insbesondere für die vorzügliche Arbeit – insbesondere in den letzten Monaten im Zusammenhang mit dem Kongoeinsatz – des Wehrbeauftragten Reinhold Robbe bedanken, der heute auch zugegen ist. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Lassen Sie mich darauf eingehen, was heute ausgeführt
wurde. Der Kollege Raidel hat die Transformation als
eine Reparatur am laufenden Motor bezeichnet. Das ist
zwar eine gängige, aber nicht die formale, offizielle Be-
gründung. Darin heißt es, dass Transformation die Ver-
besserung der Einsatzfähigkeit und die Anpassung an die
Lage ist. Ich glaube, das beschreibt es genauer. Die Bun-
deswehr wird nie fertig sein. Wir werden nie eine Armee
haben, die wir nach einem Bauplan erstellen nach dem
Motto „Wenn sie irgendwann fertig ist, stellen wir sie ir-
gendwohin und sind stolz darauf“. Vielmehr werden wir
die Bundeswehr ständig anpassen müssen. Deswegen
wird es ständig zu Veränderungen kommen. Darüber zu
streiten, wie sinnvoll diese Veränderungen sind, ist sehr
ehrenvoll. Ich glaube jedoch nicht, dass man sich gegen-
seitig etwas vorwerfen muss. Für mich sind verschie-
dene Standpunkte durchaus möglich.

Ein Blick in den Haushalt zeigt aber, dass die Risiken
in diesem Haushalt größer geworden sind als die beste-
henden Handlungsspielräume. Jetzt müssen wir uns da-
mit auseinander setzen, wie man damit umgeht.

In diesem Zusammenhang will ich aber auch darauf
eingehen, dass wir neue Belastungen bewältigen müs-
sen. Wir haben in der Vergangenheit mehr Geld für For-
schung und Entwicklung und für militärische Beschaf-
fung ausgegeben. Diese Mittel werden inzwischen
insbesondere von Auslandseinsätzen aufgefressen, die
die Bundeswehr durchführen muss. Dafür werden keine
zusätzlichen Mittel zur Verfügung gestellt, sodass wir
das Geld anderweitig aufbringen müssen. Deshalb muss
man diese Ausgaben näher betrachten.

Der Einsatz in Afghanistan – das wurde schon er-
wähnt – wird auf jeden Fall gefährlicher und teurer und
wird stärkere Belastungen für die Soldatinnen und Sol-
daten mit sich bringen. Hinzu kommen neue Einsätze im
Kongo und Libanon. Darüber und über die Sinnhaftig-
keit dieser Einsätze ist schon viel gesagt worden. Des
Weiteren wird über einen weiteren Auslandseinsatz in
Darfur diskutiert.

Ich glaube – so sinnstiftend der jeweilige Einsatz der
Bundeswehr in all diesen Regionen auch immer sein
mag –, man muss sich genau überlegen, was der Bundes-
wehr noch zugemutet werden kann und was wir finan-
zieren können. Deswegen glaube ich, dass die Feststel-
lung Gerhard Schröders immer noch gilt: Wer
irgendwann irgendwo hineingeht, muss auch wissen, wie

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(C (D r wieder herauskommt. – Das wird meiner Meinung ach nicht immer berücksichtigt. (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist der Philosoph Schröder!)


Das hat mit Philosophie nichts zu tun, Herr Kollege.
ch finde, das hat vielmehr etwas damit zu tun, wie man
it der Planbarkeit bei der Bundeswehr umgeht. Es ist
ichtig, künftig stärker zu bedenken, wie man aus Aus-

andseinsätzen wieder herauskommt – ein Blick auf Bos-
ien zeigt, wie man Entwicklungen verändern kann –
nd wie wir alle dazu beitragen können. Ich persönlich
laube, dass wir uns verstärkt darum kümmern müssen,
ie Einsätze der Bundeswehr enger mit den Maßnahmen
er Entwicklungshilfe zu verknüpfen. Wenn zum Bei-
piel afghanische Bauern ihr Geld nicht mehr mit dem
rogenanbau verdienen können, dann müsste eigentlich

ofort die GTZ einfliegen und sich um gemeinsame
aßnahmen bemühen.

Die viel stärkere Verknüpfung der Entwicklungshilfe
it den Einsätzen der Bundeswehr kann auch das Na-

ion-Building und den Wiederaufbau vor Ort erleichtern.
ie Aufgabenkritik in der Entwicklungshilfe ist auch
eshalb nötig, um zu erkennen, inwiefern beides zusam-
enpasst. Denn nur so kann man eine Perspektive schaf-

en, dass der Einsatz der Bundeswehr bei Abwesenheit
on Krieg dazu führt, dass vor Ort etwas passiert, was
ns alle weiterbringt. Diese Aufgabe werden wir in den
ächsten Jahren verstärkt wahrnehmen müssen. Es ist
war schon einiges passiert, aber ich glaube, dass noch
ehr viel mehr notwendig ist.

Ich möchte noch einige Punkte ansprechen, die ich für
ichtig halte. Die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr

elber muss verbessert werden. Ich glaube, dass man an-
esichts der Haushaltsrisiken darüber diskutieren kann,
b wir die durch die Mehrwertsteuererhöhung entste-
enden Mehrausgaben ersetzt bekommen und ob wir die
insätze der Bundeswehr refinanzieren lassen. Es geht
ber nicht an, zu fordern, dass der bei der Bundeswehr
ntstehende Mehrbedarf extern ausgeglichen werden
uss. Als Haushälter versichere ich Ihnen, dass das

icht funktioniert. In einem solchen Fall würden jedes
essort und jeder Fachpolitiker folgen. Vielmehr sollte
an in Zukunft nachweisen, dass die für die vom Parla-
ent beschlossenen Einsätze benötigten Mittel auch zur
erfügung stehen.

Das, was innerhalb der Bundeswehr erledigt werden
ann, muss die Bundeswehr selber machen. Wir müssen
ns aber die Möglichkeiten genau anschauen und darü-
er im Klaren sein, was wir wollen. Darüber, was wir
ollen, sind wir uns einig: mehr Schutz vor Ort durch
eue Fahrzeuge, egal ob sie Dingo, Boxer oder Puma
eißen. Hier haben wir allerdings ein Problem. Wir be-
tellen zwar alles. Aber das militärische Gerät steht erst
n zehn bis zwölf Jahren zur Verfügung. Das heißt, alles,
as bestellt wurde, wird erst dann vorhanden sein, wenn
ie zurzeit bekannten Konflikte hoffentlich schon lange
eendet sind. Das hilft der Truppe aber jetzt nicht. Was
ir brauchen, sind größere Stückzahlen, die in kürzerer
eit geliefert werden. Dabei muss man über die Finan-
ierung nachdenken.






(A) )



(B) )


Johannes Kahrs
Zurzeit haben wir verschiedene Systeme, die parallel
laufen. Wir haben beispielsweise den Eurofighter und
den Tornado. Die Eurofighter werden sicherlich planmä-
ßig ausgeliefert werden. Aber es wird noch über ein
Jahrzehnt dauern, bis der letzte Tornado verwertet wird,
also nicht mehr fliegt. In diesem Zeitraum muss man auf
die Entwicklungskosten und die Materialerhaltungskos-
ten genau achten. Das wird sich entsprechend summie-
ren. Beim Heer ist die Situation ähnlich. Als ich 1984
zur Panzergrenadiertruppe gekommen bin, war der Mar-
der noch in Ordnung. Inzwischen ist er kein modernes
Gerät mehr. Aber er wird noch lange im Einsatz sein;
denn bis der letzte Puma an die Truppe ausgeliefert ist,
wird wieder eine Dekade vergehen. Es ist vielleicht
nachdenkenswert, kurzfristig Fähigkeitslücken in Kauf
zu nehmen. Beim Materialerhalt und bei den Betriebs-
kosten haben wir jedenfalls ein echtes Problem. Dieses
können wir nur lösen, wenn wir bestimmtes Gerät früher
außer Dienst stellen.

Eine Anmerkung sei mir zum Schluss noch gestattet.
Der Staatssekretär Wichert ist gerade dabei, eine Ziel-
struktur für die 75 000 Zivilbeschäftigten aufzubauen;
das ist richtig. Aber wir müssen genau schauen, ob das,
was dann kommt, auch das ist, was wir wollen. Ich habe
mir sagen lassen, dass daran gedacht wird, Dienstleis-
tungszentren einzurichten. Das klingt nach Kundenori-
entierung und Kundennähe. Das scheint also eine wun-
derbare Sache zu sein. Aber in der Praxis bedeutet das,
dass die Truppenverwaltung beispielsweise aus den Ba-
taillonen vor die Tore der Kasernen verlagert und mit der
Standortverwaltung zu einem Dienstleistungszentrum
verschmolzen wird. Für den Standort Koblenz gibt es
bereits ein solches Zentrum. Dorthin müssen die Solda-
ten nun fahren. Andere müssen von Appen nach Ham-
burg fahren. Für Hin- und Rückfahrt besorgt man sich im
Fuhrpark ein Fahrzeug. So etwas darf meines Erachtens
nicht unter dem Begriff „Dienstleistung“ laufen; denn
Dienstleistung bedeutet Nähe zum Kunden. Ich bitte
deshalb darum, das noch einmal zu überprüfen.

Ich hoffe, dass wir die Transformation gemeinsam
und vernünftig bewältigen – mit den Kollegen von der
Union werden wir es schon schaffen – und dass wir in
der Lage sein werden, den Soldaten all das zur Verfü-
gung zu stellen, was sie für ihre Einsätze benötigen. Ich
bitte Sie, ernsthaft darüber nachzudenken, ob wir uns
weitere Auslandseinsätze leisten können, solange andere
Auslandseinsätze noch nicht beendet sind; denn das eine
passt nicht zum anderen. Das habe ich schon im Zusam-
menhang mit dem Kongoeinsatz gesagt. Hier sind wir im
Wort. Die an diesem Einsatz beteiligten Soldaten müssen
Weihnachten zu Hause sein. Ansonsten haben wir alle
ein Problem.

Ich möchte mich ganz herzlich bedanken, dass Sie
mir ausnahmsweise ruhig zugehört haben. Glückauf!


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604611400

Ich erteile das Wort Kollegen Winfried Nachtwei,

Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.

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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In en letzten Wochen gab es für die Bundesrepublik eine euartige außenpolitische Konstellation. Wir haben es it mindestens drei Großkrisen gleichzeitig zu tun, in enen wir jeweils stark engagiert sind – Afghanistan, ongo und nun Libanon –, bei denen das Risiko hoch ist nd es auf der Kippe steht bzw. eine Eskalation schon tattgefunden hat. Dabei entsteht eindeutig der Eindruck on Überforderung, und zwar zum einen aufseiten der ffentlichkeit, die langsam nicht mehr nachvollziehen ann, wo überall wir uns engagieren, und zum anderen ufseiten der Politik. Damit meine ich nicht die politichen Fähigkeiten, sondern die politischen Kapazitäten. n dieser Situation müssen wir sehr aufpassen, dass wir ei aller Konzentration auf den Libanon auf keinen Fall ie brenzligen Situationen in Afghanistan, im Kongo nd möglicherweise im Kosovo übersehen und vernachässigen. Sie gestatten, dass ich jetzt, auch wenn wir uns in der aushaltsdebatte befinden – hier geht es darum, wofür nd in welchem Kontext das Geld ausgegeben wird –, twas zu dem Brennpunkt Afghanistan sage, weil es ämlich dort brennt und weil die, so finde ich, brenzlige ituation, die sich seit einiger Zeit anbahnte, während er Sommerpause kaum beachtet wurde. Seit 2001 urde in Afghanistan – das sage ich ausdrücklich – sehr iel Positives und Erstaunliches geschaffen, wenn man as mit der Zeit davor vergleicht. Dazu haben deutsche iplomaten, Soldaten, Entwicklungshelfer und Polizis en vorbildlich beigetragen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD)

Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604611500

Mir ist bewusst, dass die Entwicklung in Afghanistan
eist selektiv wahrgenommen wird. Es werden vor al-

em die spektakulären Bad News wahrgenommen, aber
icht das, was sich langfristig und hinter den Kulissen
ut. Wer nimmt zum Beispiel die 7 Millionen Schülerin-
en und Schüler wahr, die es inzwischen gibt? Das ist
norm hoffnungsvoll, aber nicht so bilderträchtig.

Trotzdem sind die Indikatoren inzwischen unüberseh-
ar: Der Stabilisierungsprozess in Afghanistan steht auf
er Kippe. Er droht innerhalb kurzer Zeit zu scheitern.
eit der ISAF-Ausweitung nach Süden befinden sich
ATO-Truppen in Bodenkämpfen. Es ist überra-

chend, dass das heute noch nicht erwähnt – da mögli-
herweise nicht wahrgenommen – wurde. NATO-Trup-
en befinden sich zum ersten Mal in der NATO-
eschichte in Bodenkämpfen. Zum Drogenanbau gibt es

nzwischen die neuesten Zahlen. Die Drogenanbaufläche
st in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr um 59 Prozent
estiegen. Das ist ein Desaster in dem Schlüsselbereich
er Stabilisierung in Afghanistan.

Was sind die Mindestschritte? Erstens brauchen wir
ine wirklich nüchterne, schonungslose Zwischenbilanz
essen, was in den letzten fünf Jahren geschaffen wurde,
ine Bilanz der Leistungen, aber auch der Defizite. Wir
rauchen an sich gar nicht so viele Konzepte. „Afghanis-
an Compact“ zum Beispiel gibt es, mit ehrgeizigen






(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei
Zielen. Was notwendig ist, ist die Überprüfung der Stra-
tegie am Boden. Die Umsetzung ist das Entscheidende.

Zweitens. Die Drogenbekämpfung ist mit ihrem An-
satz eindeutig gescheitert. Es kommt darauf an, jetzt die
bisher prioritäre Feldervernichtung auszusetzen und al-
les für die Entwicklung und Förderung alternativer Er-
werbsquellen zu tun. Man muss die Entwicklungshilfe
entsprechend breiter unterstützen. Die GTZ hat da fan-
tastische Erfahrungen.

Drittens. Wenn man vor Ort gewesen ist, dann weiß
man, was in der Entwicklungspolitik insgesamt schon
Gutes geleistet worden ist. Vieles ist aber noch zu wenig
sichtbar, zum Beispiel in den Paschtunengebieten. Da
müssen die internationale Gemeinschaft und wir bereit
sein, der Entwicklungszusammenarbeit mehr Mittel an
die Hand zu geben, um breiter angelegt und sichtbarer
für die Bevölkerung zu sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Viertens. Der Polizeiaufbau ist bekanntlich von stra-
tegischer Bedeutung. Die Bundesrepublik leistet in ihrer
Führungsrolle sehr viel Gutes. Aber die quantitativen
und qualitativen Herausforderungen sind hier so riesig,
dass wir nicht mehr mit 40 Beamten auskommen. Hier
müssen wir schlichtweg aufstocken. Es geht nicht um
große Beträge, aber die wenigen Millionen Euro sind das
Geld wert.

Schließlich wird all das, was ich gerade genannt habe
– die Aufzählung ist nicht vollzählig –, nur ein Kampf
gegen Windmühlenflügel sein, wenn die direkte Terror-
bekämpfung im Süden und Osten nicht überprüft und
nicht korrigiert wird. Bisher – die Meldungen sind ziem-
lich eindeutig – scheint sie mehr zur Aufstandsförderung
beigetragen zu haben. Das ist von deutscher Seite aus
– das muss man nüchtern sagen – schwierig zu themati-
sieren, muss aber unter Verbündeten auf den Tisch. Sie
wissen: Ich neige nicht zu Alarmismus, aber wenn in den
kommenden Monaten nicht zentrale Korrekturen und
neue Anstrengungen unternommen werden, dann kann
es im nächsten Jahr zu spät sein, und das darf es nicht.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604611600

Ich erteile das Wort Kollegin Susanne Jaffke, CDU/

CSU-Fraktion.


(Johannes Kahrs [SPD]: So, Susi, zeig’s Ihnen!)



Susanne Jaffke (CDU):
Rede ID: ID1604611700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ge-

statten Sie mir zu Beginn, sicherlich im Namen aller, den
7 700 Soldatinnen und Soldaten, welche sich im Aus-
landseinsatz befinden, für ihr Engagement, für ihre Ein-
satzbereitschaft und für ihre hervorragende Arbeit zu
danken.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


nter zunehmend unruhigen und instabilen Bedingun-
en leisten sie für die Bundesrepublik Deutschland einen
ichtigen und notwendigen Dienst und sie haben unsere
nerkennung und unseren Respekt verdient.

Ich bedanke mich beim Kollegen Johannes Kahrs für
eine charmante Einleitung und möchte in diesem Sinne
ortfahren.

Nachdem wir uns mit unseren Haushaltsberatungen
etzt in einem normalen Verfahren befinden und wir uns
n der großen Koalition zusammengefunden haben,
öchte ich hier darauf verweisen, dass der Etat des Fi-

anzministers einen Aufwuchs erfährt. Dieser Aufwuchs
rklärt sich zugegebenermaßen unter anderem dadurch,
ass die Versorgungslasten aufgeteilt wurden. Dennoch
rfährt er im investiven Bereich einen Aufwuchs von
,9 Prozent. Das bedeutet, dass er trotz der Mehrwert-
teuererhöhung real wächst.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das musste einmal gesagt werden!)


r wird auch nach der mittelfristigen Finanzplanung
ährlich um 1,2 Prozent aufwachsen.

Die Haushälter der großen Koalition stimmen mit der
ffentlichen Positionierung der Bundeskanzlerin, Frau
r. Merkel, überein, dass die Finanzausstattung der Bun-
eswehr, gemessen an den zunehmenden Aufgaben im
ahmen der internationalen Einsätze, verbesserungsbe-
ürftig ist. Vergleiche mit europäischen Partnern wie
ngland, Holland und Norwegen, die im Verhältnis zum
ruttoinlandsprodukt prozentual weit höhere Ausgaben
ls Deutschland in ihren Verteidigungsetats haben, müs-
en deshalb gestattet sein.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das spricht für die Effizienz der Truppe hier!)


Trotzdem: Innerhalb des Einzelplans 14 verzeichnen
ie verteidigungsinvestiven Ausgaben den stärksten
ufwuchs. Auch die sonstigen Betriebsausgaben und die
usgaben für Materialerhaltung steigen, während die
ersonalausgaben durch Personaleinsparungen erfreuli-
herweise sinken.

In diesem Zusammenhang möchte ich hier noch ein-
al hervorheben, dass die Weisung des Ministers an die
insatzkontingente, ihre Verpflichtungen ausschließlich

n geschütztem Transportraum vorzunehmen, von den
aushältern der Regierungskoalition uneingeschränkt
nterstützt wird. Erst im Juni hat die große Koalition im
aushalt weiteren Beschaffungsvorhaben im Bereich
eschützter Transportkapazität zugestimmt.

Lassen Sie mich an dieser Stelle einen weiteren
chwerpunkt, das Thema Finanzierung internationaler
insätze, ansprechen. Die Haushälter der großen Koali-

ion sind sich dahin gehend einig – da befinde ich mich in
bereinstimmung vor allen Dingen mit dem Kollegen
ahrs; wir kämpfen darum in unseren Gruppen –, dass

unehmende internationale Verpflichtungen für humani-






(A) )



(B) )


Susanne Jaffke
täre und Friedenseinsätze, die durch die Bundeswehr ge-
leistet werden, nicht mehr durch den aktuellen Etat des
Einzelplans 14 zu erwirtschaften sind, wenn sie in einem
laufenden Haushaltsjahr als zusätzliche Aufgabe parla-
mentarisch beschlossen werden. Es ist mit meinem parla-
mentarischen Verständnis nicht in Übereinstimmung zu
bringen, zusätzliche Verantwortung zu übernehmen und
dazu auch zu stehen, das Bundesministerium der Vertei-
digung bei der Finanzierung aber allein zu lassen.

Wir erwarten als Parlamentarier, dass die Administra-
tive darauf reagiert und Lösungsvorschläge unterbreitet,
wie sie mit beschlossenen, in Kraft getretenen Etats in
Zukunft verfahren will, um entsprechend Vorsorge für
solche außerplanmäßigen Finanzierungen zu treffen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir erwarten als Haushälter deshalb in Zukunft, dass in
den entsprechenden Regierungsvorlagen zu zusätzlichen
Auslandseinsätzen ein entsprechender haushalterischer
Nachweis erbracht wird.


(Beifall des Abg. Johannes Kahrs [SPD])


Gestatten Sie mir weiterhin einige Bemerkungen zum
Thema Betreiberlösungen. Die CDU/CSU im Haus-
haltsausschuss wird den Prozess der Betreiberlösungen
und der damit zusammenhängenden Finanzierung und
Kooperation mit der Industrie weiter kritisch begleiten.
Die Devise „Outsourcing gleich billiger“ ist nicht immer
gültig. Die Beendigung des Modellversuchs „Truppen-
verpflegung“ zeigt, dass es nicht immer wirtschaftlicher
ist, Aufgaben an Private zu geben.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn man es nicht will!)


Auch die Umstrukturierung des Bundeswehrfuhr-
parks und das Kooperationsmodell für das Bekleidungs-
management werden weiterhin in der Überprüfung blei-
ben. Sie sind organisationsmäßig in der Abteilung M gut
aufgehoben. Für mich ist allerdings wichtig, dass in Zu-
kunft dem Controlling in diesen Bereichen mehr Auf-
merksamkeit gewidmet wird.

Ein weiterer Schwerpunkt bleibt für mich die
Neustrukturierung der zivilen Verwaltung der Bun-
deswehr. Auch im Regierungsentwurf 2007 stehen den
210 000 Berufssoldaten, 55 000 Wehrpflichtigen und
freiwillig länger dienenden Wehrdienstleistenden sowie
2 500 Reservisten 106 800 zivile Mitarbeiter zur Seite.
Das bedeutet, dass auf circa 2,5 Soldaten immer noch
eine Verwaltungskraft kommt. Das ist einfach zu viel.

Nun steht eine neue Strukturgröße von 75 000 Zivil-
stellen im Raum. Bei der eben genannten Zahl von Mili-
tärbediensteten bedeutete das, dass auf 3,5 Soldaten eine
Verwaltungskraft kommt. Ich halte auch das für zu viel.

Zum Jahresende soll uns Haushältern – so der Auf-
trag – seitens des Verteidigungsministeriums eine Orga-
nisationsstruktur für die Zivilbeschäftigten vorgelegt
werden. Ich gehe davon aus, dass man sich für den Be-
reich der zivilen Verwaltung des Bundesverteidigungs-
ministeriums wie in allen anderen Ressorts bei der Erar-

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(C (D eitung einer Strukturkonzeption an die Vorgaben des eauftragten für die Wirtschaftlichkeit in der Bundeserwaltung, Herrn Professor Dr. Engels, Präsident des undesrechnungshofs, hält. Die Zielstruktur von 5 000 Zivilbeschäftigten kann also kein Dogma sein. Wenn sich alle Ressorts an den Vorgaben „Entbüroratisierung“ und „schlanke Verwaltungsstrukturen“ rientieren müssen, so gilt das auch für das Verteidiungsministerium. Wichtig wird für uns Haushälter aber ein, dass die in diesem Zusammenhang frei werdenden erwaltungsmittel im Etat verbleiben und dem investien Bereich zugeordnet werden können. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit, habe die ine Minute hereingeholt; Bernd, sie steht dir wieder zur erfügung. Nun hat das Wort Kollege Andreas Weigel, SPD raktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Freitag vergangener Woche hat im Kosovo der eutsche Generalleutnant Kather das Oberkommando bernommen. Die Diskussion um die Tagesordnung des erteidigungsausschusses der nächsten Wochen – Libaoneinsatz, Verlängerung des Afghanistanmandats, ituation im Kongo – zeigt, dass Deutschland seine Rolle efunden hat, in der Staatengemeinschaft Zug um Zug ehr Verantwortung übernimmt und sicherheitspolitisch ine Mittelmacht geworden ist. Die Bundeswehr ist als Bündnisarmee konzipiert und ie europäischen Streitkräfte wachsen zusammen. Das eigen die Einsätze, die durchweg multinational organiiert sind. Aus diesen Einsatzstrukturen folgt zwangsläuig, dass es zu multinationalen Strukturen bei der Fianzierung, Ausrüstung, Durchführung, Verteilung und bstimmung der Fähigkeiten kommt. Es geht darum, ass die Streitkräfte unserer Verbündeten und ihre jeweiigen Fähigkeiten mit denen der Bundeswehr bestmögich aufeinander abgestimmt werden. Schwerpunkte sind ierbei die Festlegung auf Kernfähigkeiten, die Bereitchaft zur Integration auf europäischer Ebene und die rhöhung der verteidigungsinvestiven Aufgaben. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Bernd Siebert [CDU/CSU])


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604611800
Andreas Weigel (SPD):
Rede ID: ID1604611900

iese Gesichtspunkte werden in Zukunft ohne Frage we-
entlich stärker ihren Niederschlag in unserer Haushalts-
truktur finden.

Gemeinsam mit unseren Verbündeten denken wir
ber neue Formen der europäischen Finanzierung nach.
uch im Rahmen der NATO werden wir unsere Anstren-
ungen verstärken, durch Bündelung militärischer Fä-
igkeiten, gemeinsame Beschaffung von Gerät und ge-
einsame Finanzierung von Rüstungsvorhaben gegen

ine Zersplitterung zu arbeiten.






(A) )



(B) )


Andreas Weigel
Ein gutes Beispiel hierfür ist die NAMSA, die seit
Frühjahr dieses Jahres auf dem Flughafen in Leipzig
zwei geleaste Antonov-Maschinen bereithält, um die
Bundeswehr und ihre NATO-Verbündeten für den Luft-
transport zu verstärken und dann in die Einsatzgebiete,
zum Beispiel nach Afghanistan, zu fliegen. Das sind
Großraumflugzeuge aus Russland und der Ukraine. Das
bedeutet, dass wir hier einen erheblichen Rationalisie-
rungseffekt haben. Solche Projekte machen auch in Zu-
kunft Sinn. Es ist zum Beispiel sinnvoll, für logistische
Leistungen oder Beschaffungsvorhaben immer mehr
europäische oder transatlantische Organisationen einzu-
binden.

Das Gleiche gilt für die Aufgabenverteilung. Hier ha-
ben zum Beispiel die Niederländer bereits eine Lösung
gefunden, die, wie ich meine, Modellcharakter hat. Statt
sich eigene Flugzeuge für den Lufttransport zu beschaf-
fen und sich Folgekosten wie deren Wartung einzuhan-
deln, haben sie ein Transportabkommen mit der Bun-
desrepublik Deutschland geschlossen. Für ungefähr
50 Millionen Euro nehmen sie entsprechende deutsche
Transportleistungen in Anspruch. Dieses Transport-
abkommen hat aus meiner Sicht allein deswegen Mo-
dellcharakter, weil es erhebliches Einsparungspotenzial
bietet. Natürlich führen Aufgabenverteilung und Spezia-
lisierung zu gegenseitigen Abhängigkeiten im Handeln
und Entscheiden. Dennoch liegen die Vorteile auf der
Hand.

Es gilt, nationale Barrieren zu überwinden und inter-
nationale Organisationen in die Finanzierung von Rüs-
tungsprojekten stärker einzubinden. Vergaberechtliche
Fragen dürften dabei kein Hindernis sein. Damit werden
unsere Streitkräfte so aufgestellt und ausgerüstet, dass sie
die von der Politik übertragenen Aufgaben und Aufträge
erfüllen können. Im Vordergrund steht hier aber nicht
mehr die Optimierung der Fähigkeiten der einzelnen
Teilstreitkräfte, sondern die Zusammenarbeit der Streit-
kräfte. Das erfordert Interoperabilität in einer neuen Qua-
lität.

Dieses Anforderungsprofil hat weitreichenden Ein-
fluss auf die notwendige Ausrüstung unserer Streitkräfte.
Von zentraler Bedeutung sind hier die Bereiche For-
schung, Entwicklung und Erprobung. In der Sicher-
heitsforschung werden wir neue Wege beschreiten. In
Deutschland existieren hervorragende wehrtechnische
Kapazitäten. Zur Sicherstellung dieser Fähigkeit gilt es,
zwei Aspekte zu berücksichtigen, und zwar einerseits
die Anerkennung der Wehrtechnik als Hightechfähigkeit
im Rahmen nationaler Wirtschaftspolitik, also die Erhal-
tung industrieller Kernfähigkeiten, und andererseits die
Koordination der Verteidigungsforschung mit der Si-
cherheitsforschung. Die Förderpolitik der Bundesregie-
rung setzt hier neue Akzente.

Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, ein Blick auf
die Forschungslandschaft zeigt uns, dass wir noch eini-
gen Diskussionsbedarf haben. Es ist zu fragen, ob For-
schungsgelder noch effizienter aufgeteilt werden können
und wie viel wir für Grundlagenforschung und wie viel
für angewandte Forschung bereitstellen. Im Übrigen
muss auch die Finanzierung der Forschungsinstitute

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(C (D berprüft werden. Ich glaube, hier gibt es erheblichen ationalisierungsbedarf. Wichtig ist insbesondere, solche Forschungsprogramme oranzutreiben, die dem Schutz der Soldaten dienen. So ind die Robotik und die Entwicklung unbemannter lugzeuge Bereiche, denen wir besondere Aufmerksameit zuteil werden lassen sollten. Auf europäischer bene wird dabei die Europäische Verteidigungsagentur n Brüssel eine besondere Rolle übernehmen müssen. ie Entwicklung einer eigenen europäischen Verteidiungsund Rüstungsidentität sollten wir vor dem dargetellten Hintergrund auch für den Bereich Forschung und ntwicklung als Chance begreifen und nutzen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, im Einzellan 14 haben wir Ausgaben in Höhe von 642 Millioen Euro für die internationalen Einsätze der Bundesehr vorgesehen. Das sind Ausgaben, die zusätzlich für ie Anforderungen des jeweiligen Einsatzes unmittelbar or Ort entstehen. Der weitaus größte Teil der Aufwenungen für unsere internationalen Verpflichtungen ist ber im gesamten Verteidigungshaushalt verteilt. Der aushalt garantiert, dass unsere Streitkräfte überhaupt in er Lage sind, die Aufträge optimal auszuführen. Genau ier gilt es, darauf zu achten, dass unsere fiskalischen nstrengungen in allen Bereichen so ausgelegt sind, ass sie die größtmögliche Effizienz für die Bundeswehr ls Armee im Einsatz haben. Die Steigerung von Effizienz ist auch das Ziel der rojektgruppe „Öffentliche und private Partnerschaft“. uf dem Feld der öffentlichen und privaten Partner chaft gibt es weitere Rationalisierungspotenziale, um ie verteidigungsinvestiven Ausgaben zu verstärken. Ich laube, da sind wir auf einem richtigen Weg, der allerings, wie das Beispiel des Pilotprojektes „Verpflegung“ n München zeigt, nicht ohne Rückschläge verläuft. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich komme zum chluss. Nach meiner Auffassung liegt einer der entcheidenden Schlüssel für eine ausreichende Finanierung der Bundeswehr in der Kooperation – in der ooperation mit der Wirtschaft, in der Kooperation mit ündnispartnern bei der Beschaffung und bei der Durch ührung von Einsätzen sowie in einer intelligenten Aufabenverteilung, insbesondere zwischen den europäichen Partnern. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604612000

Ich erteile das Wort Kollegen Bernd Siebert, CDU/

SU-Fraktion.


Bernd Siebert (CDU):
Rede ID: ID1604612100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

öchte am Anfang ein paar Worte zu dem Redebeitrag
on Kollegin Homburger sagen. Ich habe Ihre Aussagen,
iebe Frau Homburger, für maßlos gehalten. Sie entspre-
hen nicht der Realität in unserem Land.


(Rainer Arnold [SPD]: Wohl wahr!)







(A) )



(B) )


Bernd Siebert
Sie eignen sich höchstens für die Stammtische bestimm-
ter freidemokratischer Mitglieder.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Auch das, was Sie zum Kongo gesagt haben, halte ich
für unverantwortlich, gerade weil wir in den letzten Wo-
chen erlebt haben, welche hervorragende Leistung un-
sere Soldatinnen und Soldaten und ihre europäischen
Kameraden im Kongo erbracht haben, sodass dort eine
friedliche Situation erhalten werden konnte.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Mit Ihren Bemerkungen schaden Sie der Bundeswehr,
den Soldaten und – ich gehe noch weiter – auch dem An-
sehen Deutschlands in der Welt.


(Johannes Kahrs [SPD]: Und der FDP!)


– Das ist ein Problem, das die FDP mit sich selbst auszu-
machen hat. Aber wir haben ja vorhin schon an einer
Zwischenbemerkung erkannt, dass sie hier sicherlich nur
für einen Teil ihrer Fraktion geredet hat.


(Rainer Arnold [SPD]: Ein stilles Licht!)


Ich möchte am Anfang – auch der eine oder andere
Kollege hat das getan; ich denke, es ist wichtig – auf die
Soldatinnen und Soldaten insgesamt eingehen. Sie
leisten überall dort, wo sie eingesetzt sind – inzwischen
schon viele Jahre in den Einsatzgebieten in Afghanistan
und im ehemaligen Jugoslawien, nun seit einigen Wo-
chen im Kongo –, hervorragende Arbeit. Diese hervorra-
gende Arbeit muss auch hier entsprechend gewürdigt
werden. Das hat der Minister vorhin getan, das haben ei-
nige andere getan, und auch ich möchte das für die Frak-
tion der CDU/CSU und für meine Arbeitsgruppe in aller
Deutlichkeit hier tun.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Sie haben mit ihren Leistungen das Ansehen der Bun-
desrepublik Deutschland international gestärkt und ge-
festigt, und sie haben den politischen Auftrag umgesetzt,
den wir ihnen hier im Deutschen Bundestag gegeben ha-
ben.

Gerade unsere Soldatinnen und Soldaten im Einsatz
haben es verdient, dass wir den Verteidigungshaushalt
mit besonderer Sorgfalt prüfen und gestalten. Sie haben
ein Anrecht darauf, dass die Politik sie mit dem best-
möglichen Material zu ihrem Schutz ausstattet. Diese
Verpflichtung und besondere Verantwortung hat jeder
Einzelne von uns übernommen, der den Einsätzen der
Bundeswehr zugestimmt hat. Weil wir diesen Einsätzen
zugestimmt haben, stellen wir uns dieser Verantwortung
in aller Deutlichkeit und nehmen am Prozess der Verän-
derung der Bundeswehr und auch an der Veränderung
der Haushaltsvolumina des Verteidigungshaushaltes teil.

Mit dem Entwurf des Verteidigungshaushaltes 2007
stehen dem Bundesminister der Verteidigung insgesamt
28,4 Milliarden Euro zur Verfügung. Das sind zwar rund
4,4 Milliarden Euro mehr als 2006. Aber mit dem Weg-

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(C (D all des Einzelplans 33 werden als Ausgleich für die ensionslasten über 4 Milliarden Euro mehr zur Verfüung gestellt. Es bleiben dem Bundesverteidigungsinister also netto rund 480 Millionen Euro mehr für 007. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass es in den letzen Jahren in der mittelfristigen Finanzplanung auch anere Zahlen für 2007 gab. Die lagen bei etwa der doppelen Summe. Wenn man diese Zahlen vergleicht, dann edeutet das, dass für die Bundeswehr auch im Jahre 007 der Spielraum bei den Finanzen stark eingechränkt bleiben wird – und dies angesichts einer Einatzrealität für die Bundeswehr, die sich in den letzten onaten grundlegend verändert hat. Da ist die spürbar verschlechterte Sicherheitslage in fghanistan zu nennen, die mit dem Wiedererstarken er Taliban auch in dem von der Bundeswehr kontrolierten Norden des Landes einhergeht. Diese Risiken ürfen nicht unterschätzt werden. Bisher war es zu verntworten, dass die Wiederaufbauteams ihren Auftrag it ungeschützten Geländewagen erfüllten. So hat uns ie zugespitzte Lage allerdings dazu gezwungen – hier at Verteidigungsminister Franz Josef Jung schnell und ichtig gehandelt –, die Aufträge in Afghanistan nur och unter besonderem Schutz, das heißt in geschützten ahrzeugen, auszuführen. Hier wird deutlich, dass wir ür mehr geschützte Fahrzeuge sorgen müssen, damit die icherheit unserer Soldaten auch in Zukunft gewährleis et werden kann. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass zum Beispiel ie vom Deutschen Bundestag noch vor der parlamentaischen Sommerpause beschlossene Anschaffung von 49 Dingo 2 sich über einen Zeitraum von drei Jahren inziehen wird. Dies dauert mir eindeutig zu lange. Das bedeutet: Über die zeitlichen Perspektiven und ie notwendige Anzahl muss in den nächsten Wochen in en Beratungen der Ausschüsse und Fraktionen gesprohen werden. Ziel muss es sein, zwischen notwendigem, chnell zu beschaffendem Material und vorhandenem inanziellen Spielraum nicht zuungunsten der Soldaten m Einsatz zu entscheiden. Das heißt, wir brauchen den chutz der Soldaten schneller als bis jetzt geplant. Man uss realisieren, dass die heutige Lage sich deutlich von er vor einem Jahr erwarteten unterscheidet. Das gilt für ie zukünftige Risikoanalyse in Afghanistan, für die sihere Durchführung des neuen Einsatzes im Kongo und öglicherweise für den Einsatz vor der Küste des Liba on. Nach dieser nüchternen Analyse bleibt die Erkenntis, dass die Bundeswehr aufgrund ihres Engagements in fghanistan, auf dem Balkan, im Kongo und in anderen eilen der Welt und aufgrund ihrer begrenzten Ausstat ung vor allem mit geschützten Fahrzeugen und Hubchraubern nicht vollständig in der Lage sein wird, zuätzliche Einsätze ohne weiteres zu schultern. Das edeutet auch – das ist vorhin mehrfach angeklungen –, ass die neuen Einsätze nicht aus dem Verteidigungsetat ezahlt werden können. Bernd Siebert Ich bin überzeugt, dass dies der richtige Weg ist. Es geht nicht um die Anschaffung von Prestigeobjekten, sondern um den Schutz unserer Soldaten und um die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr insgesamt. Es geht mir nicht um das Ausspielen einer Teilstreitkraft gegen die andere, sondern um eine ganzheitliche Betrachtung der Bundeswehr. Die Messlatte muss sein, dass die Bundeswehr das Spektrum möglicher Einsätze zu Lande, zu Wasser und in der Luft abdecken können muss, um die im Rahmen internationaler Verpflichtungen zugesagten Fähigkeiten für die NATO Response Force, die EU-BattleGroups und die Anforderungen der Vereinten Nationen bereitstellen zu können. Die Alternative des Schiebens und Streckens hätte zur Folge, dass sich die Bugwelle der Ausrüstungsdefizite in der Bundeswehr verstärken würde. Diese Art der Mangelverwaltung ist für mich keine ernsthafte politische Option. Ich komme zum Schluss. Aus meiner Sicht gibt es keine Alternative zu dem eben aufgezeigten Weg. Ziel muss ein Vollschutz für unsere Soldatinnen und Soldaten sein, der das Risiko für sie beherrschbar macht und mit dem wir unserer Verantwortung gegenüber den Angehörigen der Bundeswehr und ihren Familien gerecht werden. Herzlichen Dank. Ich erteile das Wort Kollegen Jörn Thießen, SPD Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich zu Beginn meines Schlussbeitrages auf einen Satz des verehrten Kollegen Siebert und des Bundesministers eingehen. Ja, Herr Bundesminister, in Afghanistan setzen wir die Soldaten zu Recht nur noch in gepanzerten Fahrzeugen ein. Das ist richtig, weil so die Soldatinnen und Soldaten geschützt werden. Wir müssen aber auch wissen, dass das Konzept der PRTs im Wesentlichen ein Konzept der Kommunikation, der Offenheit ist, das ins Land hinein wirken soll. Deswegen ist die Frage, ob wir dieses Konzept auf Dauer verfolgen können, eine ernsthafte Debatte unter Fachleuten wert. Das heißt, wir müssen auf der einen Seite über den optimalen Schutz der Soldaten, auf der anderen Seite über Kommunikationskonzepte, die der Philosophie unseres Landes und Europas entsprechen, diskutieren. In diesem Zusammenhang eine Bemerkung an die Kolleginnen und Kollegen der FDP: Mit Abschiedsreden an die gemeinsame Verantwortung tragen Sie zu dieser ernsthaften Diskussion nicht bei. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





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(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604612200
Jörn Thießen (SPD):
Rede ID: ID1604612300

Ich bitte Sie: Kehren Sie zu manchen guten Traditionen
Ihrer eigenen Partei in der Außenpolitik – Sie können es
nachlesen – zurück.

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(C (D Wir haben uns in diesem Hause vor wenigen Monaten ber erhöhte Ansätze für Forschung und Technologie m Haushalt 2006 gefreut. Auch der Einzelplan 14 muss einen Beitrag dazu leisten, die Forschungslandschaft in er Bundesrepublik und in Europa zu beleben. Der Kolitionsvertrag enthält dazu die richtigen Worte. Der ern des Ansinnens ist, die drei Säulen der Forschung u fördern. Im Einzelplan 14 fördern wir grundfinanierte Institute. Wir erhalten – das ist besonders wichtig die interne Beratungsund Analysefähigkeit. Wir erroben technische Demonstratoren. Das Ziel der gesamten Forschung und Technologientwicklung der Bundeswehr ist, die Wirksamkeit der undeswehr einerseits durch Technik und andererseits urch Analyse, Beratung und Strategie zu erhöhen. Entprechend der Tradition unserer Streitkräfte suchen wir ämlich den Frieden nicht allein mit stets besseren Wafensystemen zu erhalten, sondern mit einer Verbindung on politischer und diplomatischer Strategie mit den echnischen Möglichkeiten, deren Nutzung wir für geignet halten. Deswegen hat die Bundeswehr, die sich wandelt und tets wandeln wird, immer neue Fragen zu beantworten. er über Forschung und technologischen Wandel redet, eiß: Diese Fragen werden am Ende nicht beantwortet ein. Die Kernfähigkeit der Bundeswehr, über sich und hre Wirksamkeit in der Welt nachzudenken, müssen wir ringend erhalten. Wir dürfen nicht aufgeben, die Fordeung zu stellen, dass dieser zentrale Teil des Etats der undeswehr nicht abgesenkt wird. Es gilt, die Forschungslandschaft des Verteidigungsinisteriums einer genauen Analyse zu unterziehen. Bei en Ressortforschungseinrichtungen sind wir auf eiem richtigen Wege. Wir warten ab, was der Wissenchaftsrat uns, dem Parlament, berichten wird. Eines ber sei schon heute gesagt: Die Kapazitäten der gesamen Ressortforschung der Bundesregierung können nicht uf dem freien Markt eingekauft werden. Wer glaubt, ass wir alles an den Universitäten erledigen können und eine interne Expertise brauchen, der irrt. Eigene Anayse, interne Beratung und eigenes Controlling gehören u den Führungsfähigkeiten einer guten Regierung. Dies at die große Koalition verstanden. Auch deswegen tellt sie eine gute Regierung. Die grundfinanzierte Forschung an einigen Instituten er Fraunhofer-Gesellschaft oder bei der FGAN muss ich folgenden Fragen stellen: Wie nahe an den Mögichkeiten des Marktes arbeiten die Institute? Wie kann ie Vermarktung unserer Fähigkeiten noch besser weren? Diese Fragen stellen sich auch den Universitäten er Bundeswehr. Wer beide Universitäten zusammen berachtet, kommt leicht zu dem Schluss, dass das Aufommen an Drittmitteln mit Intelligenz und gutem Wilen durchaus noch steigerbar ist. Diese Universitäten ind über alles gesehen wirklich gut ausgestattet und önnen im Einwerben dritter Mittel deutlich mehr leisten ls bisher. Wir müssen über verstärkte Forschungsund Enticklungsaufträge die Löcher in der produktiven Aus astung mancher Firmen mildern. Dies ist auch mit weni Jörn Thießen ger Finanzmitteln machbar; das sollten wir tun. Mit ausreichenden F-und-T-Mitteln können Firmen Ingenieurleistungen halten und damit auch das Abwandern von hoch qualifiziertem Personal verhindern. Frankreich und Großbritannien verfolgen das Ziel, ihre F-und-T-Haushalte noch weiter zu steigern. Wir wissen, dass diese beiden Länder noch andere Lasten tragen als andere Länder Europas. Der Ansatz der Bundesrepublik lässt sich noch so weiterentwickeln, dass wir Augenhöhe erreichen können. Dies ist wichtig, weil wir in der EDA und anderen Gremien als gleichberechtigte und ernst zu nehmende Partner wahrgenommen werden wollen. Ein wichtiger Schritt dahin ist, dass wir im Rahmen des 6-Milliarden-Euro-Programms der Bundesregierung und des Programms der Europäischen Union auch in der Sicherheitsforschung auf militärischer Seite endlich von den zivilen Beteiligten ernst genommen werden. Am Ende steht auch im Bereich der Forschung und Technologie nicht die Technik im Vordergrund. Am Ende kommt es nämlich darauf an, zugunsten der Streitkräfte und ihrer Entwicklungsfähigkeit zu arbeiten. Das kommt vor allem den Menschen in den Streitkräften zugute. Die Bundeswehr wird viel mehr durch die Frauen und Männer konstituiert, die in ihr arbeiten, als durch alle fiskalischen und technischen Faktoren. Mit diesen Menschen sorgsam und zuverlässig umzugehen, ist unser hohes – und meist gemeinsames – politisches Ziel. Es gibt nicht neben anderen Aspekten auch eine soziale Dimension der Transformation. Sozialität ist der Kern der Transformation; denn wer nach außen den Frieden schaffen und erhalten will, der darf seine innere und soziale Dimension nicht vergessen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Weitere Wortmeldungen zu diesem Geschäftsbereich liegen nicht vor. Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Einzelplan 23. Ich erteile das Wort der Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte von dieser Stelle aus herzliche Grüße und Genesungswünsche an den Vorsitzenden des Entwicklungsausschusses, unseren Kollegen Herrn Hoppe, richten, der heute wegen Krankheit nicht anwesend sein kann. Wir wünschen ihm von hier aus alles Gute und gute Genesung. t M W a O s T s r l i s d ü s S m ß i N i u n l B w i P O t h n b t b b D v d m d d h g g l s (C (D Wir alle haben in den Wochen der entsetzlichen miliärischen Auseinandersetzungen mit den betroffenen enschen in Israel, in Palästina und im Libanon gelitten. ir haben auf einen Waffenstillstand gehofft und wir lle wünschen einen dauerhaften Frieden für den Nahen sten. Uns ist klar: Es gibt keine Klärung durch Krieg, ondern nur durch politische Lösungen. eil einer politischen Lösung muss die Stärkung der taatlichen Autorität des Libanon für sein gesamtes Teritorium sein. Ziel muss es sein, funktionierende Staatichkeit herzustellen. Ich habe in Absprache mit Bundeskanzlerin Merkel m Vorfeld der Konferenz für den Libanon, zu der die chwedische Regierung und die UN eingeladen hatten, en Libanon besucht und mir einen eigenen Eindruck ber die Notwendigkeit der Wiederaufbauhilfe verchafft. Ich möchte an dieser Stelle sagen: Präsident iniora braucht internationale Unterstützung; er ist ein utiger Mann, vor dessen schwieriger Aufgabe ich gro en Respekt habe. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604612400

(Beifall im ganzen Hause)


(Beifall bei der SPD und bei der LINKEN)


Wir müssen der Hisbollah, die kaltblütig zivile Opfer
n Kauf genommen hat und sich nun als Helfer in der
ot gibt, den Nährboden entziehen. Bei dieser Aufgabe

st das Land auf internationale Unterstützung, auch auf
nsere Unterstützung angewiesen. Wir werden den Liba-
on deshalb wieder zum Partnerland unserer Entwick-
ungszusammenarbeit machen. Das möchte ich für die
undesregierung an dieser Stelle ausdrücklich sagen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich weiß, dass es Menschen gibt, die fragen: Müssen
ir eigentlich wiederaufbauen? Diesen Menschen sage

ch: Dort, wo Leid und Elend sind, ist es eine humanitäre
flicht, den Menschen zu helfen. Der Frieden im Nahen
sten wird auch für unsere eigene Sicherheit von Bedeu-

ung sein. Israel hat durch die Angriffe der Hisbollah in
ohem Umfang Schäden erlitten, für die es keine inter-
ationale Hilfe anfragt. Israel will diese Schäden selber
eseitigen. Aus all diesen Gründen sage ich: Es ist wich-
ig, dass wir auf dem Gebiet des Wiederaufbaus des Li-
anon gemeinsam tätig sind.

Auf der Konferenz in Stockholm wurden für den Li-
anon Mittel in Höhe von insgesamt 940 Millionen US-
ollar zugesagt. Über die Hälfte davon kommt übrigens
on arabischen Staaten. Das ist richtig und gut so. Auf
ieser Konferenz habe ich für die Entwicklungszusam-
enarbeit in 2006 – Bereiche Wasserversorgung im Sü-

en des Libanon und Förderung der beruflichen Bil-
ung – 10 Millionen sowie weitere Mittel aus dem Haus-
alt des Finanzministers für die Kontrolle an den Land-
renzen zugesagt.

Wir erbringen in diesem Jahr Unterstützungsleistun-
en in Höhe von mindestens 22 Millionen Euro. Wir
eisten Unterstützung bei der Beseitigung der Ölver-
chmutzung. Weitere finanzielle Unterstützung werden






(A) )



(B) )


Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul
andere Ressorts unserer Regierung beschließen, sodass
die Mittel seitens der Regierung, auch meines Ministe-
riums, im nächsten Jahr aufgestockt werden.

Im Moment gefährdet nicht explodierte Streumunition
das Leben von zurückkehrenden Flüchtlingen im Süden
des Libanon. Blindgänger töten unschuldige Menschen,
spielende Kinder und gefährden UNIFIL-Truppen. Sie
sind ein Problem für den Wiederaufbau. Lassen Sie uns
an dieser Stelle gemeinsam sagen: Wir müssen alles da-
für tun, dass Streubomben weltweit verboten werden!


(Beifall im ganzen Hause)


Das muss eine unserer Schlussfolgerungen sein.

Den Frieden in der Region werden wir aber nur errei-
chen – das ist heute immer wieder deutlich geworden –,
wenn der Kernkonflikt zwischen Israel und Palästina
eine Lösung findet. Israel hat ein selbstverständliches
Recht, in Frieden und ohne Furcht vor entsetzlichen An-
griffen zu leben. Das Existenzrecht des Staates Israel
muss gesichert werden. Gleichzeitig geht es darum, ei-
nen eigenständigen palästinensischen Staat zu verwirkli-
chen, der in Frieden mit seinen Nachbarn lebt und Israel
anerkennt.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auf der Konferenz in Stockholm wurden für die
humanitäre Hilfe in Palästina – die Situation dort ist
insbesondere für die Jugendlichen dramatisch – 450 Mil-
lionen US-Dollar bereitgestellt. Wir haben den so ge-
nannten Temporären Internationalen Finanzierungs-
mechanismus mitfinanziert, dessen Ziel es ist, trotz der
bestehenden Hamas-Regierung dafür zu sorgen, dass zu-
mindest die Bedürftigsten eine Unterstützung erhalten.
Auf diese Art und Weise werden bis Ende September
immerhin rund 600 000 Menschen in Palästina Hilfe er-
halten. Das ist richtig und gut so.

Die europäische Erfahrung zeigt doch, dass es mög-
lich ist, Hass und Gewalt zu überwinden. Warum sollte
das, was in Europa, in der KSZE gelungen ist – wenn
auch unter völlig anderen Bedingungen –, nicht auch im
Nahen Osten möglich sein, wo doch die große Mehrheit
der Menschen Frieden will. In einer dauerhaften Konfe-
renz für Sicherheit und Zusammenarbeit im Nahen
Osten könnten Fragen der Sicherheitspolitik, der wirt-
schaftlichen Zusammenarbeit und des menschlichen Zu-
sammenlebens besprochen und geregelt werden. Enga-
gieren wir uns gemeinsam für diesen Weg zum Frieden!


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Nun zu einem Thema, das uns jeden Tag beschäftigt
und immer aufs Neue beschäftigen muss. In dieser Welt
sterben pro Tag 8 000 Menschen an Aids; so viele wür-
den auch sterben, wenn jeden Tag zwanzig vollbesetzte
Jumbojets abstürzen würden. Die Aidskonferenz in To-
ronto war wichtig, um die Aufmerksamkeit wieder auf
diese dramatische Situation zu lenken. Was tun wir ge-
gen Aids? Wir werden – das habe ich auf der Konferenz

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(C (D uch deutlich gesagt – unsere Maßnahmen gegen HIV nd Aids verstärken, die Mittel für die Jahre 2007 und 008 um rund 100 Millionen Euro auf jährlich 00 Millionen Euro aufstocken, unsere bilateralen Mittel nd die Schuldenumwandlungen einsetzen und den Gloalen Fonds zur Bekämpfung von HIV, Aids, Malaria nd Tuberkulose entsprechend finanziell stärken. Warum? Das möchte ich an dieser Stelle noch einmal rläutern. Es handelt sich vor allen Dingen für junge rauen und Mädchen um eine dramatische Situation. ährend sie noch vor zehn Jahren 12 Prozent aller Infi ierten ausgemacht haben, machen Frauen heute fast die älfte aller Infizierten aus. Das hängt damit zusammen, ass sie schwächer sind und sich in vielen Situationen icht mit ihren eigenen Schutzmöglichkeiten durchseten können. Deshalb haben wir ausdrücklich die Mittel ugesagt, die für die Entwicklung von Mikrobiziden ichtig sind, die es den Frauen ermöglichen, sich selbst u schützen und nicht auf den Schutz durch Männer anewiesen zu sein. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger spekt, um den Frauen in den Entwicklungsländern zu elfen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Gleichzeitig geht es auch darum, dass wir die Pro-
ramme stärker auf Frauen orientieren. Wir müssen uns
nsere Programme sehr genau ansehen und vor allen
ingen mit dafür sorgen, dass in den Partnerländern die
remien, die über die Verteilung dieser Mittel entschei-
en, tatsächlich mit Frauen besetzt sind und sie damit
hre Stimme erheben können.

Die deutliche zweite Steigerung des Haushalts nach
em Haushalt 2006 zeigt, dass wir unsere internationale
erantwortung und auch unseren Stufenplan zur Steige-

ung der Entwicklungszusammenarbeit ernst nehmen.
as sind keine Kosten, sondern Investitionen in die Zu-
unft unserer Kinder, Investitionen in Gerechtigkeit, in
ine friedlichere Welt, in Armutsbekämpfung und die
ewahrung der Schöpfung. Es sind gut investierte Mit-

el. Es ist auch ein Signal in Richtung der EU-Ratspräsi-
entschaft und der Präsidentschaft der G 8 durch unsere
undesregierung im nächsten Jahr. Ich bin überzeugt,
ass wir im nächsten Jahr weitere entschlossene Schritte
n diesem Sinne machen werden.

Ich möchte mich bei der Koalition für die Unterstüt-
ung bedanken. Eine breite parlamentarische Mehrheit
at in diesen Fragen große Vorteile. Ich möchte mich
ber auch bei der Opposition bedanken. Denn es ist im-
er gut, wenn es weiteren Druck und weitere Unterstüt-

ung gibt.

Ich möchte zum Abschluss Kofi Annan zitieren. Er
at gesagt: „Ob es Afrika gelingt, dem Ziel der Halbie-
ung der extremen Armut näher zu kommen, wird in ho-
em Maße von der Führungsrolle Deutschlands im
ächsten Jahr abhängen.“ – Dazu sollen dieser Haushalt
nd unsere Verantwortung in EU und G 8 beitragen. Ich
öchte an dieser Stelle Kofi Annan danken. Er wird
nde dieses Jahres aus seinem Amt ausscheiden. Er hat






(A) )



(B) )


Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul
Großes für die Entwicklung und für den Frieden in die-
ser Welt geleistet. Wir erwarten von ihm jetzt in seinem
Amt, aber auch danach Großes für das gemeinsame Ziel.

Ich bedanke mich sehr herzlich.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604612500

Ich erteile das Wort Kollegen Hellmut Königshaus,

FDP-Fraktion.


Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1604612600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich

möchte mich zunächst von ganzem Herzen den Gene-
sungswünschen für den Kollegen Thilo Hoppe anschlie-
ßen. Er soll bald wieder unter uns sein. Ich will Ihnen,
Frau Ministerin – jedenfalls für unseren Teil der Opposi-
tion –, gern zusagen, dass wir weiterhin Druck machen
werden, den Sie offenbar begrüßen.

Frau Ministerin, Sie haben im Übrigen – wie häufig in
der vergangenen Zeit – den Einsatz von Streubomben
durch Israel kritisiert. Darüber kann man sicherlich dis-
kutieren.

Aber eines will ich Sie in diesem Zusammenhang fra-
gen: Warum klagen Sie nur andere an? Vielleicht haben
die Israelis ja lediglich das getan, was die Koalitions-
fraktionen erst am 28. Juni dieses Jahres, allerdings für
die Bundeswehr, gefordert haben: Streumunition einzu-
setzen, allerdings nur dann, „wenn geeignete alternative
Munition nicht verfügbar ist“? Vielleicht hatten die
Israelis auch nichts anderes, was geeignet war, zur Ver-
fügung. So geht das jedenfalls nicht, meine Damen und
Herren. Sie müssen schon Konsequenzen ziehen.


(Zuruf von der SPD: Das ist doch völlig absurd, was Sie da sagen!)


Sehen Sie sich Ihren Antrag an dieser Stelle noch einmal
an und gehen Sie mit gutem Beispiel voran.

Frau Ministerin, in den vergangenen Wochen konnte
man häufig den Eindruck gewinnen – auch heute haben
Sie ihn wieder erweckt –, als seien unsere Haushalts-
beratungen im Grunde genommen entbehrlich. Man hat
immer wieder gehört, was Sie alles versprochen haben
– das haben Sie eben bestätigt –: 100 Millionen Euro
mehr für die Aids-Bekämpfung, wohlgemerkt aus künf-
tigen Haushalten, 22 Millionen Euro hier, andere Be-
träge dort usw. Sie haben Versprechungen gemacht – das
ist okay –, aber dem Parlament haben Sie erst in aller-
letzter Minute die Erläuterungen und Projektlisten zur
Beratung Ihres Haushalts übersandt. Dafür mag es
Gründe geben. Aber eigentlich hätten wir schon eine Er-
klärung erwartet.

Ich weiß nicht, liebe Kolleginnen und Kollegen aus
den Koalitionsfraktionen, wie Sie das sehen, aber so
kann man eigentlich keinen Haushalt beraten. Vielleicht
haben Sie sich damit abgefunden, dass die Regierung
„durchregiert“ und Sie faktisch nur noch zum Abnicken
bestellt werden. Ich jedenfalls finde das nicht normal

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(C (D nd denke, wir sollten wieder zum normalen Verfahren urückkehren: dass der Haushalt zunächst beschlossen nd erst dann die Mittel verteilt werden. edes der genannten Vorhaben mag sinnvoll sein. Aber n den Haushaltsberatungen sollten wir zumindest die hance haben, uns mit ihnen zu befassen. Diese Oberflächlichkeit und dieser Mangel an Konretheit sind auch in den Strukturen des Haushalts festustellen. Nehmen Sie nur die Neustrukturierung der urchführungsorganisation. Das ist natürlich ein ichtiges Thema. Denn nur eine wirksame Organisation ann politische Vorgaben tatsächlich kostengünstig und ffizient umsetzen. Aber bisher liegt bloß eine Ausarbeiung – anders kann man das nicht nennen – eines Beraungsunternehmens vor, die handwerklich so dürftig ist das muss ich so sagen –, dass man sich scheut, das nstitut namentlich zu nennen. In dieser Ausarbeitung wurde überhaupt keine tragfäige Istanalyse vorgenommen. Noch schlimmer: Auch ie Ausgangslage ist völlig falsch. Sie beginnt mit der etrachtung an der Außengrenze der Ministerien. Das igentliche Problem ist aber nicht die unzureichende msetzung, sondern zunächst einmal die mangelhafte olitische Steuerung. Der Kollege Mark hat vorhin am Beispiel des Ausärtigen Amtes erläutert, dass es auch dort Entwick ungsaktivitäten gibt. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass ier auch andere Ressorts mitmischen. Was wir brauhen, ist deshalb eine Reform, die die Steuerungsfähigeit der Politik vergrößert und das unproduktive und ufreibende Nebeneinander sowie das eifersüchtige Mitinander-Rangeln der Ministerien beendet. Diesem Anpruch kommen Sie mit Ihrem Haushaltsansatz allerings ganz gewiss nicht nach. Selbst wenn der Haushalt olide und nachvollziehbar wäre, müsste man also schon eshalb bezweifeln, dass Sie die Mittel überhaupt effiient einsetzen können. Aber auch inhaltlich schreibt dieser Haushaltsentwurf lte Übel fort. Da sind insbesondere die ausufernden lobalzuweisungen. Es handelt sich insgesamt um 8 Milliarden Euro – ich habe die Liste hier –, die aus em Bundeshaushalt global zugewiesen werden; ein groer Teil davon sind Mittel für die Entwicklungszusamenarbeit. Wofür diese Mittel eingesetzt werden sollen, as sollen wir uns im Rahmen der Haushaltsberatungen elbst heraussuchen. Meine Damen und Herren, das uss anders eingetaktet werden. Ich glaube, wir müssen in Zukunft auch im Hinblick uf die Struktur unserer Entwicklungspolitik anders areiten. Denn die Globalzuweisungen haben zur Folge, ass es letztlich nur darum geht, die ODA-Quote zu erüllen. Hauptsache ist, das Geld fließt ab, egal wohin nd egal wie: ob Weltbank, EU oder ADB. Kein Wuner, dass hier der Überblick verloren geht! Der krasseste Punkt ist der Europäische Entwickungsfonds – dazu habe ich schon oft etwas gesagt –: 00 Millionen Euro wollen Sie im kommenden Jahr an Hellmut Königshaus diese Organisation überweisen. Das ist eine vollkommen undurchsichtige und parlamentarisch nicht kontrollierte Geschichte. Das kann im Grunde genommen so nicht weitergehen. Niemand weiß, was mit diesem Geld tatsächlich passiert. Wir wissen nur eines: 25 Prozent dieser Mittel, 175 Millionen Euro, fließen als Budgethilfen in die Haushalte einiger weniger AKP-Staaten. Ich habe kürzlich mit einem führenden Europapolitiker aus dem Kreise der Koalition gesprochen – ich sage jetzt nicht, wer es war –, dem ich gesagt habe: Es ist doch unglaublich, dass es so etwas gibt, was parlamentarisch nicht kontrolliert wird. Darauf sagte er, das sei interessant und ich solle ihm Informationen darüber zukommen lassen. Es kann doch wohl nicht richtig sein, dass wir solche Institutionen haben und niemand davon wirklich weiß. Aus diesem Fonds werden auch die überseeischen Gebiete und Länder unserer EU-Nachbarn mit finanziert – jedenfalls zum Teil –, beispielsweise Guadeloupe, Martinique und Französisch-Guayana. Ist es wirklich die Aufgabe unserer Entwicklungspolitik, dass wir den französischen, den niederländischen oder andere Staatshaushalte entlasten? Das ist doch verrückt. So etwas muss doch aufhören. Zahlen denn die Franzosen für uns Straßen in Mecklenburg-Vorpommern? (Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr populistisch!)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


Das ist ziemlich abstrus, meine Damen und Herren.
Obendrein zahlen wir in diesen Topf noch mehr als die
Franzosen selbst.


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wollen Sie MecklenburgVorpommern als Kolonie bezeichnen?)


– Nicht aus dem Entwicklungsfonds, sondern aus Struk-
turfonds. Diese Mittel kommen noch dazu, Frau Kolle-
gin.

Noch schlimmer sind im Übrigen die Haushalts-
risiken – über die ich hier schon mehrfach gesprochen
habe –, die das BMZ beim EEF in den letzten Jahren
heimlich, still und leise angehäuft hat. Sie, Frau Ministe-
rin, haben per 1. Januar 2006 die offenen Forderungen
des EEF auf über 4 Milliarden Euro beziffert – über
4 Milliarden Euro! Nur ein Bruchteil davon ist gedeckt,
nämlich das, was wir dieses Jahr in die Haushalte ein-
stellen, also 661 Millionen Euro. Der Rest ist ungedeckt.
Selbst wenn es stimmt, was Sie nun behaupten, die ab-
sehbaren Abrufe des EEF seien im Haushalt des kom-
menden Jahres berücksichtigt – 2005 stimmte es be-
kanntlich nicht –, verschieben Sie doch damit die
Probleme nur in die Zukunft und lösen sie nicht. Das soll
uns hier dann als seriöse Haushaltsplanung verkauft wer-
den? Das kann so nicht weitergehen.

Deshalb ist es auch kein Wunder, dass Ihnen jetzt
wieder nur einfällt, in Zukunft tiefer in die Taschen der
Bürger zu greifen, diesmal mit der geplanten Ticket-
abgabe und anderen – wie Sie es dann nennen – innova-
tiven Instrumenten. Wie wäre es stattdessen einmal mit
Sparen?

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(C (D (Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie, Sie wollen doch aufsatteln!)


tampfen Sie beispielsweise das Ankerländerkonzept
in. – Frau Kollegin, helfen Sie dabei mit. Das kostet nur
eld und führt zu Zuständigkeitsstreitigkeiten mit dem
uswärtigen Amt, die Sie nicht gewinnen können. Hö-

en Sie auf, immer mehr Geld in undurchschaubare
öpfe und Fässer zu schütten. Setzen Sie Prioritäten, die
en Kernanliegen gerecht werden, die wir in der Ent-
icklungspolitik durch die MDG vorgegeben haben:
eine U-Bahnen, Autobahnen und sonstigen Prestige-
rojekte mehr, weniger Beton, mehr für die Bürger in
en Nehmerländern, mehr Impfstoffe, Medikamente
sw.

Sichern Sie den Haushalt ab gegen die Risiken, die
ch angesprochen habe. Wir sind gern bereit, Ihnen von
er Opposition dabei zu helfen und gemeinsam nachzu-
essern, wenn Sie zur Kooperation bereit sind. In der jet-
igen Form jedenfalls – das kann ich Ihnen vorhersa-
en – werden wir diesem Haushalt nicht zustimmen
önnen.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604612700

Das Wort hat nun der Kollege Christian Ruck, CDU/

SU-Fraktion.


(Abg. Dr. Christian Ruck [CDU/CSU] begibt sich mit geschientem Bein zum Rednerpult – Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich wünsche Ihnen eine gute Genesung, Herr Kollege! – Hellmut Königshaus [FDP]: Das habe ich nicht gesehen, sonst hätte ich mich dem angeschlossen!)



Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1604612800

Vielen Dank. – Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe

olleginnen und Kollegen! Es gibt keinen Grund zur
ufregung. Ich bin Innenverteidiger der Bundestagsfuß-
allmannschaft; ab und zu kracht es halt entsprechend.


(Walter Kolbow [SPD]: Die Blutgrätsche eines oppositionellen Freundes!)


Aber jetzt zum Thema, Herr Kolbow.

Mit dem Haushaltsentwurf für 2007 – das möchte ich
etzt nach den Ausführungen meines Vorredners voran-
tellen – unterstreicht die schwarz-rote Koalition unter
undeskanzlerin Merkel erneut ihr klares Bekenntnis,
en Spielraum der Entwicklungspolitik zu erhöhen.
urch das Engagement der Ministerin und ihres Hauses

st es erneut gelungen, den Etat für den Einzelplan 23 im
aushaltsentwurf signifikant zu erhöhen, und zwar weit
ber dem Wachstum des Gesamthaushalts.

Damit hat Schwarz-Rot in zwei Jahren Haushaltsfüh-
ung Steigerungen um fast 18 Prozent im Entwick-
ungsetat beschlossen, während der Entwicklungshaus-
alt unter Rot-Grün von 1998 bis 2005 um 1 Prozent






(A) )



(B) )


Dr. Christian Ruck
gesunken ist. Das, glaube ich, ist schon ein starkes Stück
unserer neuen schwarz-roten Koalition.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Damit können wir bisher insgesamt 600 Millionen Euro
mehr einsetzen, um den gestiegenen entwicklungspoliti-
schen Herausforderungen gerecht zu werden. Das ist
eine Meldung, die man, glaube ich, gut vertreten kann
und mit der wir uns auf dem richtigen Weg befinden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Ereignisse in diesem Jahr unterstreichen, dass das
strategische Gewicht der Entwicklungspolitik gewach-
sen ist. Die Entwicklungen im Kongo, in Afghanistan,
im Nahen Osten, die Migrationsbewegungen in Afrika
zeigen doch, wo die neuen, internationalen Herausforde-
rungen für Deutschland liegen: Es gibt keine friedliche
Welt ohne Entwicklung.

Die Steigerung der ODA-Quote, die wir alle anstre-
ben, für die wir alle kämpfen, dient deshalb nicht nur der
Herstellung von Gerechtigkeit in der Welt, sondern ist
auch ein signifikanter Beitrag für unsere eigene Sicher-
heit. Der Haushalt des BMZ ist darüber hinaus ein in-
vestiver Haushalt: Er sichert mindestens 200 000 Ar-
beitsplätze im Jahr in der Bundesrepublik Deutschland.
Deswegen hat er massive ökonomische Auswirkungen
im eigenen Land. Das sollten wir auch der Öffentlichkeit
immer wieder sagen: Es geht nicht etwa um entwick-
lungspolitische Träumereien, es geht auch um Sicherheit
und es geht auch um unsere eigenen Arbeitsplätze.

Mit dem Haushalt 2007 werden diese neuen, strategi-
schen Ansätze konsequent fortentwickelt. Wir stehen im
Vorfeld des G-8-Gipfels und unserer Präsidentschaft im
Europäischen Rat. Da müssen wir – und werden wir
auch – sowohl konzeptionell als auch finanziell etwas
auf den Tisch legen. Herr Königshaus, ich gebe Ihnen
Recht – da habe ich Ihnen schon immer Recht gegeben
und Sie mir auch, Gott sei Dank –, wenn Sie sagen: Geld
ist natürlich nicht alles, es geht auch um Effizienz. Wir
– auch die Koalition – sind ständig aufgefordert, die Ef-
fizienz gerade auch in diesem Politikbereich zu diskutie-
ren.

Da möchte ich etwas zu dem schon zitierten Gutach-
ten sagen. Die Akteure der deutschen Entwicklungszu-
sammenarbeit leisten Großartiges. Sie genießen großes
Ansehen in der Welt; daran gibt es nichts zu rütteln.
Aber die Strukturen auch der deutschen Entwicklungs-
politik sind vielfach noch Strukturen, die vor 20,
30 Jahren begründet worden sind, zum Teil kann man sa-
gen: Strukturen vor dem Hintergrund der Notwendigkei-
ten des Kalten Krieges. Die neuen Herausforderungen
erfordern ein Umsteuern in der Zusammenarbeit – das
haben wir ja auch alle beteuert –: weg von der Projekt-
arbeit allein hin zur Strukturpolitik, zum Verändern und
zum Überwinden gesellschaftlicher und politischer
Strukturen. Aus diesem Grunde ist es natürlich wichtig,
dass wir immer wieder auch an der Optimierung der
Durchführungsstruktur arbeiten, sie durchdenken. Dafür
stellt das vorliegende Gutachten meiner Ansicht nach
eine gute Diskussionsgrundlage dar für weitere Schritte

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(C (D ur Gestaltung einer zukunftsfesten Aufstellung deutcher EZ. Wir wollen natürlich eine EZ aus einem Guss, wie sie uch von außen deutlich sichtbar werden muss. Was wir icht wollen, sind Teillösungen oder eine Organisationseform mit Siegern und Besiegten; darüber sind wir uns uch in der Koalition einig. Für Effizienzsteigerungen üssen wir Lösungen finden, die von allen als besser als er Status quo angesehen werden. Da, glaube ich, sollten ir sensibel vorgehen. Aus unserer Sicht muss neben der etrachtung der einzelnen Instrumente – TZ, FZ, KfW, TZ – auch nach der Einbettung dieser Instrumente in as Gesamtsystem gefragt werden. Zu klären ist auch, ie in einer modernen Aufstellung die Zuordnung von MZ und den Durchführungsorganisationen aussehen oll und was mit den Teilen der EZ betreffend Ausund ortbildung und personelle Zusammenarbeit passieren oll. Vor allem müssen wir klären, wie die Außenstruktur ussehen soll; das ist für uns, SPD und CDU/CSU, ganz ichtig. Das sind Dinge, bei denen man nicht einfach us der Hüfte schießen kann, da muss man zwar zügig nd konsequent, aber doch auch mit der nötigen Vorsicht ns Werk gehen. Effizienzsteigerung bedeutet für mich ber auch – auch das ist schon angeklungen –, die regioale und die sektorale Konzentration voranzutreiben. err Königshaus, Sie haben die Ankerund die Schwel enländer angesprochen. Ich sage Ihnen eines: Etwas ehr Selbstbewusstsein im Umgang mit dem Auswärti en Amt tut auch der FDP gut. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ir ist um die Auseinandersetzung mit dem Auswärti-
en Amt nicht bange, wenn die besseren Argumente auf
nserer Seite sind. Da befinden wir uns auch untereinan-
er in der Diskussion darüber, was die Kriterien für diese
uswahl sein sollen. Ich glaube, das darf nicht nur die
edürftigkeit sein, sondern es müssen auch Kategorien
ie das Gefahrenpotenzial und das Potenzial für strate-
ische Partnerschaften eine Rolle spielen. Man kann sich
it wichtigen Schwellen- oder Ankerländern natürlich

ehr wohl über die weitere Zusammenarbeit unterhalten.

Bei den begrenzten Mittel müssen wir natürlich im-
er wieder auch die Frage stellen, was wirklich eine
ntwicklung bewirkt und was die Armut wirklich be-
ämpft. Gerade im islamischen Bereich existiert allein
chon durch die Vielzahl der arbeitslosen Jugendlichen,
eren Anzahl jedes Jahr größer wird und die in die Welt
nd in diese Gesellschaften drängen, ein Pulverfass. Ich
laube, viele islamische Länder sind auf die Zusammen-
rbeit mit uns und darauf angewiesen, dass wir unsere
onzepte im gegenseitigen Interesse austauschen. Es ist
och vor allem für Entwicklungspolitiker völlig unbe-
riedigend, wenn man zuerst zum Aufbau eines Landes
eiträgt und danach dann alles zusammengeschossen
ird, sodass man wieder sagen kann: Gut, wir sind be-

eit, das wieder aufzubauen. Das kann ja nicht das Ende
om Lied sein. Vielmehr müssen wir eine vorausschau-
nde Entwicklungspolitik betreiben und Strukturen ver-
ndern. Das ist unsere Aufgabe.






(A) )



(B) )


Dr. Christian Ruck

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Dazu ist es natürlich auch erforderlich – das ist klar –,
dass wir unsere Anstrengungen für ressortübergreifende
Konzepte und Koordinationen fortsetzen. Komplexe Si-
tuationen wie im Kongo und im Nahen Osten erfordern
natürlich, dass alle Ressorts parallel an den richtigen
Stellschrauben drehen. Es reicht nicht allein aus, dass
man Soldaten schickt oder die dortige Polizei ausbildet.
Die Menschen in diesen Entwicklungsländern müssen
auch spüren, dass sich der Einsatz für Demokratie, dass
sich Wahlen und dass sich die Beachtung der Menschen-
rechte lohnen. Deswegen ist es auch eine ganz entschei-
dende Kernaufgabe der Entwicklungspolitik, in der Post-
konfliktphase die Probleme schneller und besser zu
lösen, als das bisher gelungen ist.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Herr Königshaus, noch ein Punkt, in dem wir uns alle
einig sind: Zu dem Bereich der Effizienzsteigerung ge-
hört auch eine bessere internationale Arbeitsteilung.
Auch hier rennen Sie offene Türen bei uns ein. Das ist
aber eine Knochenarbeit. Wir müssen ja nicht uns selber
von der Notwendigkeit einer besseren Koordination in
der EU überzeugen, sondern wir müssen vor allem die
EU-Partner davon überzeugen. Das ist eine Knochenar-
beit. Wir haben uns heuer aber vorgenommen, gerade
diesen Punkt anzugehen. Lassen Sie uns doch erst ein-
mal abwarten, wie weit die Ministerin und wir mit dieser
Knochenarbeit kommen. Wir werden sie dabei jedenfalls
tatkräftig unterstützen.


(Beifall des Abg. Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU])


– Danke.

Dasselbe gilt natürlich auch für die Versuche, das
UN-System transparenter zu machen und zu straffen.
Auch hier sind wir uns einig. Aber auch das ist eine
Knochenarbeit. Das können wir nicht par ordre du mufti
im Bundestag entscheiden, sonst hätten wir Koalitionäre
das schon abgewickelt. Das dauert halt eine Weile. Hier
muss uns Kofi Annan auch noch zur Seite stehen.

Wir wollen die Präsidentschaften – sowohl hinsicht-
lich der G 8 als auch hinsichtlich der EU – nutzen, um
auch unsere Themen vorwärts zu bringen. Das gilt vor
allem für das Problem der Arbeitsteilung in der EU.
Auch auf Afrika soll ein bestimmter Fokus gelegt wer-
den. Wir treten aber auch dafür ein, dass die Diskussion
tiefer gehen muss. Es darf nicht nur um Geldfragen ge-
hen. Mit Geld allein sind die Probleme Afrikas eben
nicht zu lösen. Ganz im Gegenteil: Wir müssen weiter
denken und Konzepte anbieten und darüber diskutieren,
wie ein mit Rohstoffen so reich gesegneter Kontinent
wie Afrika viel mehr aus eigenen Kräften in der Lage
sein kann, etwas daraus zu machen. Ich glaube, wir müs-
sen einfach erkennen, dass eine schlechte Regierungs-
führung auch in Afrika ein Hauptübel ist. Der Run auf
das Öl und andere Rohstoffe macht viele – auch unsere

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(C (D igenen – Anstrengungen für eine gute Regierungsfühung oft kaputt. Meine Damen und Herren, ich möchte natürlich auch ie vielen nicht staatlichen Akteure, die für die Entwickungszusammenarbeit so wichtig sind – Kirchen, Nichtegierungsorganisationen, Stiftungen und viele andere – rwähnen. Sie sind für diesen Prozess des Strukturwanels, für den Aufbau von Zivilgesellschaften und für die nitiierung von gesellschaftlichen Prozessen, die für eine uf Entwicklung zielende Politik entscheidend sind, ichtig. Herr Königshaus, ich ziehe mir Ihren Schuh nicht an, ass wir in den zukünftigen Haushaltsberatungen alles bnicken. Das ist ein Schmarren. Wir werden über die ine oder andere Änderung in den weiteren Beratungen m Detail und sehr konstruktiv diskutieren. Wir sollten erade diese Nichtregierungsorganisationen und Stiftunen, die im Koalitionsvertrag erwähnt sind, und andere adurch stärken, dass wir hier Akzente setzen. Daneben üssen wir neue Akzente in dem Bemühen setzen, die chöpfung zu bewahren. So ist der Regierungsentwurf für das Haushaltsjahr 007 ein Entwurf, der neue Akzente setzt. Herr Kollege Ruck, sehen Sie bitte auf die Uhr. Jawohl, Frau Präsidentin. – Selbstverständlich wer en auch wir Akzente setzen. Darauf können Sie sich erlassen. Vielen Dank. Das Wort hat die Kollegin Heike Hänsel, Fraktion Die inke. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! er Entwicklungsetat soll für 2007 erhöht werden. Das st natürlich zu begrüßen. Wer könnte etwas dagegen saen? Wir selbst fordern das auch. Allerdings ist völlig lar, dass allein mehr Geld überhaupt nichts über die ualität von Entwicklungszusammenarbeit aussagt und eine Garantie für die friedliche Entwicklung und die erbesserung von Lebensverhältnissen bietet. Entwick ungspolitik findet immer vor dem Hintergrund konkreer politischer Rahmenbedingungen statt, die vor allem urch wirtschaftsund außenpolitische Entscheidungen estgelegt werden. Wir haben heute viel über den Krieg im Libanon und ie Situation im Nahen Osten gehört. Dort zeigt sich, ass wir im Grunde eine völlig andere Außenpolitik beötigen, wenn wir ernsthaft Entwicklung für die Menchen in der Region ermöglichen wollen. Herr Kauder Heike Hänsel hat in diesem Zusammenhang heute mehrmals einen Spruch verwandt, den er von Erwin Teufel abgekupfert hat: „Politik beginnt mit dem Erkennen der Realität.“ (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Jetzt hat es auch bei Ihnen gedämmert!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604612900
Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1604613000

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604613100

(Beifall bei der LINKEN)

Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604613200




(A) )


(B) )


Allerdings hat er dabei selbst Teile der Realität einfach
ausgeblendet.

Der Nahe Osten ist eine der am höchsten gerüsteten
Regionen der Welt. Nur ganz wenige aber sprechen da-
rüber, woher diese Waffen kommen. Zahlreiche deutsche
Firmen liefern mit Genehmigung der Bundesregierung
Waffen in diese Krisenregion, und zwar an alle Seiten.
Bereits im Juli listete ein sehr guter Bericht des Magazins
„Monitor“ zahlreiche dieser Waffenexporte auf, die un-
ter anderem nach Ägypten, Jordanien, Kuwait und Saudi-
Arabien gingen. Bilder zeigten palästinensische Hamas-
Kämpfer mit deutschen Maschinenpistolen und G-3-
Sturmgewehren. Es ist interessant, dass ausgerechnet
Volker Kauder immer ein Lobbyist von Heckler & Koch
war, dem Hersteller der G-3-Gewehre,


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Na, na! Das müssen Sie nachweisen!)


weil er sich stets für den Erhalt deutscher Arbeitsplätze
in dieser Firma eingesetzt hat.

Wer weiß, wo diese G-3-Gewehre sonst noch gelan-
det sind? Es gab nämlich auch offizielle Lizenzen für de-
ren Produktion in Pakistan, Saudi-Arabien und Iran. Wo-
her kommen die Waffen der Hisbollah?


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Sie wissen, dass das vor 1975 war!)


Iran ist der Hauptwaffenlieferant der Hisbollah. Ange-
sichts dessen stellt sich die Frage, wer die Verantwor-
tung für die Aufrüstung in dieser Region übernimmt.

Wir fordern einen sofortigen Stopp sämtlicher Waffen-
exporte in diese Region und in sämtliche andere Krisen-
regionen. Wer Waffen exportiert, ist immer mit dafür
verantwortlich, dass sie eingesetzt und mit ihnen Men-
schen getötet werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Das betrifft natürlich auch die andere Seite, in diesem
Fall Israel. Es gibt Lieferungen deutscher U-Boote an Is-
rael und von deutscher Technik für israelische Kampf-
panzer und Kampfjets. Diese Waffen wurden im Krieg
gegen den Libanon und sie werden in den besetzten pa-
lästinensischen Gebieten eingesetzt, zum Beispiel im
Gazastreifen. In zahlreichen Fällen wurde zivile Infra-
struktur bombardiert; ebenso wird die Zivilbevölkerung
bombardiert. Es ist ganz klar, dass auch wir Verantwor-
tung dafür tragen.

Herr Ruck hat es gesagt: In den betroffenen Regio-
nen, so in den palästinensischen Gebieten und im Liba-
non, bauen wir mit EU-Geldern Entwicklungsprojekte
auf – also auch mit deutschen Steuergeldern –, die an-
schließend bombardiert und zerstört werden. Das Ab-
surde daran ist, dass dies zum Teil mit deutschen Waffen

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(C (D eschieht. Was ist das für eine Politik? Dies lehnen wir ntschieden ab. Die Verantwortlichkeiten müssen hier och einmal klar benannt werden. iese Politik hat sehr viele Menschen in der Region das eben gekostet. Übrigens hat Herr Steinmeier geäußert, dass er unsere ritik an der Entsendung deutscher Soldaten in den Lianon nicht ertragen könne. Als viel unerträglicher erchte ich das Schweigen der Bundesregierung in den etzten Wochen hinsichtlich der Forderung nach einem ofortigen Waffenstillstand sowie die Bilder von Angela erkel und George Bush beim Grillfest in Stralsund just n dem Tag, an dem der Krieg gegen den Libanon beann. In diesem Zusammenhang möchte auch ich – wie chon zahlreiche andere heute – Ihnen, Frau Wieczorekeul, unsere Unterstützung dafür zum Ausdruck brinen, dass Sie sich im Kabinett als Einzige für einen soortigen Waffenstillstand eingesetzt haben nd dass Sie bei der UNO eine Untersuchung über den insatz von Streubomben gefordert haben. Wir haben heute viel über internationale Verantortung gehört. Das ist eine Standardvokabel, die auch err Arnold vorhin benutzt hat. Vor allem die Kollegen us dem Verteidigungsausschuss, aber auch die Außenolitiker verwenden den Begriff „internationale Verantortung“ gerne. Was aber bedeutet der Begriff, wenn es onkret wird? Es geht immer nur um Militäreinsätze, im runde für deutsche Interessen. Das Wort Verantwor ung wird nicht mehr anders verstanden. Wir sind jedoch gewählt worden, um politische Verntwortung zu tragen und politische Lösungen für politiche Probleme zu entwickeln, aber nicht, um unsere Verntwortung an das Militär abzugeben. Das ist kein eichen von Verantwortung; es ist vielmehr ein deutlihes Zeichen von politischer Schwäche. Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der ollegin Beck? Nein, das gestatte ich nicht. Ich möchte jetzt fortfah en. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Dann geht es auch schneller zu Ende!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604613300
Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604613400

ir sind jetzt fast am Ende der Debatte und ich habe
eute selber schon sehr viel anhören müssen.

Ich möchte noch von unserer Ausschussreise berich-
en. Wir waren mit dem Ausschuss in Israel und in den






(A) )



(B) )


Heike Hänsel
besetzten palästinensischen Gebieten. Ich denke, die
Kolleginnen und Kollegen können es bestätigen: Mit ge-
sundem Menschenverstand kann man erkennen, dass die
Situation der Unterdrückung bei den Palästinensern und
Palästinenserinnen ständig Hass und damit auch Gewalt-
bereitschaft erzeugt. Deshalb ist es überfällig – wir
fordern das schon seit langem –, einen neuen umfassen-
den Friedensprozess in der Region einzuleiten, an des-
sen Ende zwei lebensfähige Staaten in sicheren Grenzen
stehen müssen.

Es war viel vom Existenzrecht Israels die Rede, das
wir ganz klar unterstützen. Aber das Existenzrecht allein
ist noch keine Garantie für die Sicherheit der israeli-
schen Bevölkerung. Dafür brauchen wir eine umfas-
sende Friedenspolitik. Denn die Sicherheit der israeli-
schen Bevölkerung und die Sicherheit der Palästinenser
und der Libanesen sind zwei Seiten einer Medaille. Wir
müssen beide zusammen bedenken. Deshalb haben wir
die Verantwortung, uns für eine Friedenspolitik in dieser
Region einzusetzen.

Für mich war auf unserer Reise interessant, dass wir
sehr viele mutige Menschen getroffen haben – Israel ist
auch eine multikulturelle Gesellschaft mit unterschiedli-
chen Vorstellungen; Zehntausende haben gegen den
Krieg in Israel demonstriert; das wird viel zu wenig er-
wähnt –, die sich für einen Dialog auf palästinensischer
wie auf israelischer Seite einsetzen. Diese Kräfte müssen
wir unterstützen. Deshalb halte ich es für entscheidend,
dass wir viel mehr Ressourcen in den Aufbau der Zivil-
gesellschaft auf allen Seiten investieren.

Sparen wir uns die unsinnige Libanonmission, die
überhaupt keinen Sinn hat! Wir sollten das eingesparte
Geld stattdessen direkt in Friedensprojekte in der Region
und den Aufbau des Libanon investieren.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir brauchen dringend eine Logik des Friedens gegen
die Logik des Krieges. Das haben wir in den letzten Wo-
chen erlebt.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Wir brauchen eine Logik der Vernunft!)


Dazu kann die Entwicklungspolitik unserer Ansicht nach
einen entscheidenden Beitrag leisten. Es kann nicht sein,
dass Militärmissionen uns jetzt sogar als humanitärer
Beitrag und als Entwicklungsbeitrag verkauft werden.

Es ist entscheidend, dass wir konsequent eine zivile
Politik entwickeln.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604613500

Frau Kollegin, Ihre Redezeit ist überschritten.


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604613600

Viele Stimmen weltweit haben das längst erkannt. Sie

wurden bereits zitiert. Auch wir stehen auf dieser Seite
und halten es für unsinnig, wenn der Bundeswehretat
noch erhöht werden sollte. Wir setzen uns für eine aktive
Friedenspolitik ein.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Jetzt müssen Sie noch etwas zum Einzelplan sagen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604613700

Das Wort zu einer Kurzintervention gebe ich der Kol-

egin Beck.

Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE
RÜNEN):
Frau Kollegin, wer laut und aufgeregt argumentiert,

at nicht allein deswegen Recht. Wenn Sie vom Krieg
egen den Libanon sprechen, dann möchte ich das im
eutschen Bundestag so nicht stehen lassen.

Jeder, der sich mit der Frage beschäftigt, muss wissen
auch Sie als Parlamentarierin sollten das wissen –, dass
ie Hisbollah über Jahre hinweg im Süden des Libanon,
ls dort nach dem Abzug der israelischen Truppen ein
olitisches Vakuum entstanden war, Raketen aufgebaut
at, mit denen ständig, und zwar über einen langen Zeit-
aum, Angriffe auf den Norden Israels geflogen worden
ind.

Es war dann die Entführung von zwei israelischen
oldaten auf israelischem Boden und die Tötung von
cht Soldaten, die dazu geführt haben, dass Israel ange-
angen hat, sich zur Wehr zu setzen. Das will ich in die-
em deutschen Parlament richtig stellen. Es ging nicht
m einen Krieg gegen den Libanon. Wir wissen, dass die
ibanesische Regierung mit der schwierigen Situation le-
en musste, nicht mehr die Souveränität über das ganze
and zu haben. Das ist die Situation, in der nun die inter-
ationale Truppe ihre Funktion erfüllen soll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604613800

Frau Kollegin Hänsel, Sie dürfen erwidern.


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604613900

Frau Beck, das sehe ich ganz anders. Die Menschen

m Libanon, die fast vier Wochen bombardiert wurden,
ürften das ebenfalls anders sehen. In meinen Augen
ar es ein Angriffskrieg gegen die gesamte Bevölkerung
es Libanon. Hat dieser Krieg die Hisbollah in irgendei-
er Form ausgeschaltet? Nein. Die Hisbollah existiert
eiter. Es war ein gezielter Krieg gegen die zivile Infra-

truktur – das sagt Amnesty International –, und zwar
nter Inkaufnahme von über 1 000 toten Menschen in
er Region. Das kann man nicht als einen Krieg gegen
ie Hisbollah bezeichnen. Egal welche internationale
timme Sie nehmen, es war ein Krieg gegen die gesamte
evölkerung des Libanon.


(Beifall bei der LINKEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Es ist schrecklich, dass so eine im Deutschen Bundestag sitzt!)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604614000

Das Wort hat die Kollegin Ute Koczy, Bündnis 90/

Die Grünen.


Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604614100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Damen und

Herren! Zum Haushalt des Bundesministeriums für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:
7,8 Prozent Steigerung der Barmittel, ich finde, dies ist
ein Schritt in die richtige Richtung. Dass auch Mittel be-
treffend die Verpflichtungsermächtigungen für die bila-
terale staatliche Entwicklungszusammenarbeit 2007 um
430 Millionen Euro angehoben werden, ist ebenfalls
richtig.

Ein Blick zurück, auf den Haushalt 2006, zeigt aber,
in welchem Zustand sich die Finanzierung der Entwick-
lungszusammenarbeit der Bundesregierung befindet: in
dem der Orientierungslosigkeit; denn noch in diesem
Jahr haben Sie die Mittel betreffend die Verpflichtungs-
ermächtigungen für die bilaterale Entwicklungszusam-
menarbeit um 130 Millionen Euro gekürzt. Das nenne
ich einen Zickzackkurs. Die Regierung müsste doch wis-
sen: Um nach dem EU-Zeitplan das 0,7-Prozent-ODA-
Ziel zu erreichen, kann sich Deutschland ein solches
Hott und Hü gar nicht leisten. Uns läuft nämlich schon
jetzt die Zeit davon. Unser gemeinsames Ziel ist die Um-
setzung der Millennium Development Goals. Dabei ist
es wichtig, die Verpflichtungsermächtigungen genau ins
Visier zu nehmen; denn sie sind die Barausgaben von
morgen und die Grundlage für neue Kooperationsange-
bote, die Sie heute den Entwicklungsländern in den Re-
gierungsverhandlungen machen können.

Tun Sie, was Sie sich selbst im Koalitionsvertrag vor-
genommen haben! Sie wollen den EU-Stufenplan mit der
Erhöhung der Haushaltsmittel, der Entschuldung der Ent-
wicklungsländer und mittels der Einführung innovativer
Finanzierungsinstrumente umsetzen. Wir unterstützen
Sie dabei nach besten Kräften. Damit Sie aber in Bewe-
gung kommen, haben wir Ihnen eine Brücke gebaut und
einen Antrag auf Einführung einer Flugticketsteuer in
den Bundestag eingebracht. Mit diesem Antrag tun wir
nichts anderes, als Ihnen Ihre Koalitionsvereinbarung
und die Erklärungen Ihrer Kanzlerin zur Entwicklungsfi-
nanzierung ins Gedächtnis zu rufen. Aber was tun Sie?
Sie verhindern mit der Koalitionsmehrheit die Befassung
mit diesem Antrag in den Ausschüssen, auch im AwZ-
Ausschuss.

Sie begehen damit einen großen Fehler. Sie machen
sich international unglaubwürdig. Sie können nicht jah-
relang mit unseren Partnern über innovative Finanzie-
rungsinstrumente diskutieren und sich in der Pilotgruppe
für die Einführung von Solidaritätsbeiträgen zugunsten
von Entwicklung tummeln, um dann, wenn andere wie
beispielsweise Frankreich, Brasilien und Südkorea Ernst
machen, unterzutauchen. Mittlerweile sind es schon
18 Länder, die eine Ticketabgabe eingeführt oder diese
verbindlich beschlossen haben. Dabei ist zum Beispiel
Schweden gar nicht mitgezählt. Sie könnten in Deutsch-
land durch eine Flugticketsteuer – wenn wir das Mini-

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(C (D almodell Frankreichs zugrunde legen – mindestens 00 Millionen Euro jährlich mobilisieren. Würden Sie es so machen wie die Schweden, käme ogar knapp 1 Milliarde Euro heraus. Die Briten haben ereits seit 1994 eine Flugticketabgabe und erwirtschafen damit heute jährlich 1,45 Milliarden Euro. Es sind nicht allein die zusätzlichen Mittel, die die lugticketabgabe so bedeutend machen. Das Besondere aran ist – das wissen Sie –, dass es eine international erabredete gemeinsame Initiative von Industrieund ntwicklungsländern ist und dass die Mittel sehr kontiuierlich und sehr verlässlich sprudeln. Weder in Großritannien noch in Schweden hat die Abgabe zu Einbrühen im Flugverkehr geführt. Das sage ich denen, die agegen sind. Ganz im Gegenteil, der Flugverkehr ist ehr gewachsen und bedarf schon allein aufgrund der erechtigkeit gegenüber anderen Transportmitteln einer usätzlichen Besteuerung. Lassen Sie mich zum Haushaltsentwurf 2007 hinzuügen: Wir brauchen mehr Mittel für die ländliche Enticklung, für Grundbildung, für die Bekämpfung von IV/Aids, Malaria und Tuberkulose. Wir müssen Frauen tärken, dafür sorgen, dass Frauen Verantwortung in der esellschaft übernehmen können, und den Kampf gegen ewalt und Vergewaltigung intensivieren. Wir brauchen msetzungsstrategien für die Einführung erneuerbarer nergien und den Ressourcenschutz in den Entwick ungsländern. Ich sehe in Richtung Christian Ruck und nterstreiche, dass wir mit der Ausrichtung der Vertragstaatenkonferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt 008 in Deutschland eine große Verantwortung haben, nsere Kooperation aufzubauen. Wir müssen sowohl die staatliche Entwicklungszusamenarbeit als auch die wertvolle Arbeit von Nichtregie ungsorganisationen entschieden stärken. Wenn ich mir den aushaltsentwurf anschaue, dann stelle ich fest: Für diese ruppen, für die Nichtregierungsorganisationen – nicht ür die Kirchen und Stiftungen; die meine ich nicht –, für ie nicht staatlichen zivilen gesellschaftlichen Gruppen aben wir nichts im Haushalt. Dem Titel für private Träer wurden weder 2006 noch 2007 zusätzliche Barmittel ur Verfügung gestellt. Hier besteht dringender Nachholedarf. (Dr. Sascha Raabe [SPD]: Das heißt nicht, dass wir nichts haben!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Alle anderen wurden erhöht, Herr Kollege, aber in die-
em Bereich gibt es nur gute Worte und keine Taten.


(Dr. Sascha Raabe [SPD]: Da ist aber etwas!)


ch finde, das ist verkehrt. Das muss geändert werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


benso meine ich, dass die entwicklungsorientierte Not-
nd Übergangshilfe besser ausgestattet werden muss.
ier muss endlich etwas passieren.






(A) )



(B) )


Ute Koczy
Ich wiederhole es gerne: Der von Ihnen vorgelegte
Entwurf für den Einzelplan 23 weist zwar in die richtige
Richtung; trotzdem wird nicht erkennbar, wie Sie das
0,7-Prozent-Ziel erreichen wollen. Dafür ist ein jährli-
cher Mittelzuwachs von 1 Milliarde Euro für die ge-
samte öffentliche Entwicklungszusammenarbeit bis
2015 nötig. Mit Trippelschritten ist dies nicht zu ma-
chen.

Die Kanzlerin hat hier im Bundestag ihr Bekenntnis
zum EU-Stufenplan mit folgenden Worten bekräftigt:

Ich weiß, was ich da sage. Das sind ganz anspruchs-
volle Ziele. Aber wir müssen lernen: Die Probleme
ereilen uns im Inland, wenn wir es nicht schaffen,
die Probleme anderswo einer Lösung zuzuführen.

Das ist ein Auftrag auch an die Entwicklungszusam-
menarbeit. Das ist ein Auftrag an uns. Wir haben eine
ganze Menge zu tun. Den Sätzen ist nichts hinzuzufü-
gen, außer dass wir nicht nur schöne Worte hören wol-
len, sondern couragierte Taten erwarten. Die stehen im-
mer noch aus.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604614200

Das Wort hat die Kollegin Dr. Bärbel Kofler, SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1604614300

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Wenn man den Worten der Opposition gefolgt ist,
dann könnte man meinen, zu dem Haushaltsentwurf, der
jetzt eingebracht worden ist und über den wir heute in
erster Lesung, Herr Königshaus, diskutieren, wäre nichts
Positives anzumerken oder es wäre ein schlechter Ent-
wurf. Ich muss sagen: Das Gegenteil davon ist der Fall.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Lassen Sie uns auf den Haushaltsentwurf zurückkom-
men. Wir haben im Haushalt 2007 einen Aufwuchs von
7,8 Prozent. Das sind 324 Millionen Euro, um es deut-
lich zu machen. Das ist neben dem Etat des Familienmi-
nisteriums der zweitgrößte Aufwuchs aller Ministerien.
Auch das ist wichtig und richtig. Wie die Ministerin zu
Recht betont hat, ist es eine Zukunftsinvestition, ein in-
vestiver Haushalt, ein Haushalt, in dem sich die Aus-
einandersetzung mit den Problemen dieser globalisierten
Welt widerspiegelt. Deshalb ist dieser Aufwuchs von
ganz besonderer Bedeutung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Dieser Haushalt ist auch ein Zeichen dafür, dass wir
als Regierungskoalition das im Aktionsplan festge-
schriebene Ziel, die ODA-Quote bis 2015 auf
0,7 Prozent zu erhöhen, ernst nehmen, Frau Koczy. Da
können Sie uns etwas Vertrauen entgegenbringen.

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(C (D (Gabriele Groneberg [SPD]: Eben! Das wäre einmal angebracht!)


Wir haben in diesem Haushalt einige wesentliche
unkte aufgegriffen, die die bilaterale Entwicklungszu-
ammenarbeit angehen. Ich verweise auf die Technische
usammenarbeit. Die entsprechenden Verpflichtungs-
rmächtigungen wurden ganz deutlich aufgestockt, näm-
ich um 430 Millionen Euro. Das war ebenfalls richtig
nd wichtig. Es ist lange gefordert worden. Auch das
uss man der Ehrlichkeit halber sagen. Es war dringend

ötig und verschafft den Durchführungsorganisationen
ie nötige Planungssicherheit für ihre zukünftigen Pro-
ekte. Auch daran wird die langfristige Planung sichtbar.


(Beifall bei der SPD)


Frau Hänsel, Sie haben sicherlich Recht: Allein mehr
eld bringt es noch nicht. Ich möchte anhand einiger
unkte, die gerade unsere bilaterale Entwicklungszu-
ammenarbeit betreffen, deutlich machen, dass wir beim
aushalt sehr wohl auf Qualität setzen. Der Barmittelan-

atz bei der bilateralen EZ steigt um 10 Prozent. Wa-
um steigt er? Weil wir mit diesen Mitteln zu Recht die
ute Arbeit unserer Durchführungsorganisationen för-
ern wollen und müssen.

An dieser Stelle möchte ich vonseiten der SPD-Frak-
ion den Durchführungsorganisationen – seien es KfW,
TZ, INWENT, DED, CIM, Stiftungen, Kirchen oder
iele andere Nichtregierungsorganisationen – noch ein-
al ein Lob für ihre wirklich hervorragende Arbeit aus-

prechen. Ich denke, auch in einer Haushaltsdebatte ist
s angemessen, dies einmal zu sagen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP – Hellmut Königshaus [FDP]: Wer will da widersprechen?)


Herr Königshaus, bei Ihnen bin ich mir nicht so sicher.
ie widersprechen bei allem.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Ich habe geklatscht! Sogar ganz laut!)


Unser Ausschuss hat sich für seine Arbeit sehr wich-
ige Ziele gesetzt. Sehr wichtige Ziele enthält auch die-
er Haushaltsentwurf: Bekämpfung der Armut,

illennium Development Goals. Wir waren auf unse-
en Reisen zum Beispiel in China und haben gesehen,
ie sinnvolle Projekte durch die Arbeit der Durchfüh-

ungsorganisationen, durch das, was wir für die bilate-
ale Zusammenarbeit finanziell zur Verfügung stellen,
eschaffen werden, die gerade den ländlichen Raum un-
erstützen, die gerade dazu beitragen, nachhaltige Wirt-
chaftsentwicklungen zu fördern, Menschen in die Situa-
ion zu versetzen, sich selbst zu helfen, aber auch
emokratie und zivilgesellschaftliche Strukturen zu för-
ern. Das sind wichtige Punkte, die man nicht einfach
it dem Satz „Na ja, durch unsere EZ passiert ja nichts
ichtiges“ abtun kann. Wir tragen hier wirklich zu

trukturveränderungen in den Partnerländern, auch im
ialog mit diesen Ländern, bei. Auch damit leisten wir

inen Beitrag zur Erreichung der Millennium Develop-
ent Goals.






(A) )



(B) )


Dr. Bärbel Kofler
Ich möchte anhand von zwei Haushaltstiteln noch
darauf eingehen, dass wir sehr wohl Strukturveränderun-
gen anstoßen und besondere Beiträge leisten. Frau
Koczy, Sie haben angesprochen, dass Zuhörer den Ein-
druck haben könnten, dass keine Mittel für zivilgesell-
schaftliche Organisationen und private Träger in diesem
Einzelplan vorgesehen sind. So mag es jemandem er-
scheinen, der diesen Haushalt nicht kennt. Ich darf daran
erinnern, dass dafür ungefähr 480 Millionen Euro zur
Verfügung stehen.

Ein Titel betrifft die Förderung der Sozialstrukturen.
Auch dieser Titel wird in diesem Haushaltsentwurf auf-
gestockt. Ich finde übrigens, es ist ein sehr wichtiger Ti-
tel, weil durch ihn Mittel gerade für Institutionen zur
Verfügung gestellt werden – ich verweise in diesem Zu-
sammenhang auf das Bildungswerk des DGB –, die sich
mit den Fragen von Sozialstandards, von Kernarbeits-
normen auseinander setzen. Das sind Fragen, die wahr-
scheinlich sehr viele Menschen innerhalb und außerhalb
dieses Saales bewegen. Dabei geht es darum, wie wir
weltweit das Verbot von Kinderarbeit und Zwangsarbeit
durchsetzen, wie wir entsprechende Arbeitnehmerrechte
und Verbote der Diskriminierung am Arbeitsplatz orga-
nisieren.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Christian Ruck [CDU/CSU])


Auch das ist ein Titel, der in diesem Haushaltsentwurf
aufwächst. Ich finde das positiv. Das ist auch etwas, was
von der SPD-Arbeitsgruppe sehr positiv aufgenommen
wurde.

„Ziviler Friedensdienst“ ist ein weiterer Titel, der
deutlich aufwächst. In vielen Beiträgen, auch außenpoli-
tischen Beiträgen, heute ist deutlich angeklungen, wie
wichtig die Arbeit ziviler Friedensdienste in den ver-
schiedensten Krisenregionen dieser Erde ist. Ich bin sehr
froh darüber, dass dieser Titel aufwächst, bei den Bar-
mitteln und noch deutlicher bei den Verpflichtungser-
mächtigungen. Damit wird eine Richtung für die nächste
Zeit aufgezeigt und deutlich gemacht, dass wir Krisen-
prävention, Konfliktnachsorge bei traumatisierten Men-
schen und Ausgleich zwischen ehemaligen Konfliktpar-
teien mit den Mitteln in unserem Haushalt besonders
unterstützen wollen.

Wenn man das alles in einer Zusammenschau sieht,
dann stellt man fest: Der Entwurf des Haushalts 2007,
den wir jetzt diskutieren, weist einen ordentlichen Mit-
telaufwuchs auf. Die Verpflichtungsermächtigungen si-
chern ordentliche Beiträge für die Zukunft. Mit dem
Barmitteleinsatz für die bilaterale EZ werden deutliche
Akzente gesetzt. Deshalb ist dieser Haushalt ein richti-
ger und wichtiger Schritt für unsere Entwicklungszu-
sammenarbeit in der Zukunft.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Lassen Sie mich noch ein paar Bemerkungen zur mul-
tilateralen EZ und zur künftigen Finanzierung machen.
Herr Königshaus, ich habe schon fast befürchtet, dass
Sie wieder den EEF ansprechen. Es ist richtig und wich-
tig, dass man sich mit europäischen Themen und euro-

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(C (D äischen Fonds auseinander setzt. Der Kollege Ruck hat ber sehr richtig gesagt: Man muss dabei bereit sein, uch einmal Knochenarbeit zu leisten. Man darf Kritik icht nur in der Form üben, dass man den Fonds in ausch und Bogen verurteilt. Zur Erinnerung sollte man noch einmal sagen: 8 Länder, die AKP-Staaten – Afrika, Karibik, Pazifik –, ind die Hauptprofiteure des EEF. Es ist richtig und ichtig, dass wir uns mit diesen Ländern beschäftigen nd ihnen Mittel zur Verfügung stellen. Wer, wenn nicht ie Europäische Union, sollte das tun? Es betrifft chließlich unseren Nachbarkontinent Afrika. Wir weren mit den Problemen Afrikas konfrontiert und werden uch mit europäischer Entwicklungspolitik dort tätig erden müssen. Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Königshaus? Natürlich. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das verlängert doch nur die Redezeit!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604614400
Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1604614500

Eben.


Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1604614600

Wir hatten, glaube ich, gar keinen Dissens darüber,

ass alle diese Länder im Fokus sein müssen und dass
ir dort, wenn erforderlich, auch helfen müssen. Die
rage ist nur: Muss das außerhalb der öffentlichen Haus-
alte stattfinden? Muss das in einer Konstruktion ge-
chehen, die parlamentarischer Kontrolle entzogen ist?

uss das in einer Form passieren wie hier, wo völlig un-
urchschaubar ist, wer entscheidet, wie entschieden wird
nd wann Mittel abgerufen werden? Darüber habe ich
esprochen. Ich habe doch gar nicht über die Ziele gere-
et.


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1604614700

Das ist die alte Strategie: Zuerst stellt man pauschal

twas in den Raum und im Nachhinein, bei der ersten
eplik, rudert man mit seinen Äußerungen ein bisschen
urück. Aber ich antworte gerne auf die Frage.

Es geht natürlich darum: Wie können wir die Politik
ür die AKP-Staaten – Afrika, Karibik, Pazifik – in euro-
äische Politik integrieren? Wenn es nicht sofort und
infach möglich ist, dies im EU-Haushalt zu tun – auch
as bedarf der Abstimmung und der Koordination mit
nderen Staaten –, dann ist es wichtig, weiter die finan-
iellen Mittel und die Möglichkeiten zu haben, die der
EF bietet.

Was beim 10. EEF erreicht worden ist, was zum Bei-
piel die Frage der so genannten Sunset-Clause angeht,
teht in der Antwort auf die Anfrage der FDP.


(Gabriele Groneberg [SPD]: Das hat er nicht gelesen!)







(A) )



(B) )


Dr. Bärbel Kofler
– Das ist meist der Punkt. Aber ich zitiere das gerne
noch einmal.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Ich rede über die 4 Milliarden aus dem 8. und 9.!)


– Dann auch dazu noch einmal. Gehen wir auf den
9. und 10. EEF ein. Nach dem Ende der Laufzeit sind
keine Mittel mehr abrufbar. Deckungsfähigkeit besteht
nur noch mit Titeln des VN-Etats, nicht mehr mit sol-
chen der bilateralen EZ.

Was die Evaluierung anbelangt: In der Antwort, die
Sie von der Bundesregierung bekommen haben, steht
deutlich, dass zum Beispiel Europe-Aid jährlich eine
Evaluierung von Projekten vornimmt. Diese Evaluie-
rung kann man sich auf der Internetseite von Europe-Aid
ansehen. Auch das ist ein Beitrag zur Transparenz. Es
besteht durchaus die Möglichkeit, einmal einen Blick
darauf zu werfen, Herr Königshaus.


(Beifall bei der SPD – Hellmut Königshaus [FDP]: Dann können wir ja gleich das Parlament abschaffen und alles Europe-Aid überlassen! – Walter Riester [SPD]: Setzen, fünf!)


Auch zur Flugticketabgabe einige Ausführungen;
denn es ist natürlich eine wichtige Frage, wie wir zu-
künftige Haushalte gestalten und wie wir den Mittelauf-
wuchs, den wir alle dringend wollen und brauchen, für
unseren Etat bewerkstelligen können. Sie wissen alle,
dass sich die Regierung im Februar/März dieses Jahres
in Paris ganz aktiv an der Diskussion über innovative
Finanzierungsinstrumente beteiligt hat. Sie wissen, dass
wir an der Leading Group beteiligt sind und dort ganz
entscheidend mitwirken, um diese innovativen Finanzie-
rungsinstrumente umsetzen und aufgreifen zu können,
möglichst auf breiter Basis; denn je mehr mitmachen,
umso erfolgreicher ist das Ganze.


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Andere machen es schon!)


Sie haben ja selber gerade ein paar Beispiele dafür aus-
geführt.

Wer sich den Finanzplan der Bundesregierung an-
sieht, wird feststellen, dass die innovativen Finanzie-
rungsinstrumente auch dort deutliche Erwähnung finden.
Es ist vollkommen unstrittig, dass wir zur Erreichung
des 0,7-Prozent-Kriteriums diese innovativen Finanzie-
rungsinstrumente brauchen. Das haben wir als SPD-Ar-
beitsgruppe bei der letzten Haushaltsberatung gesagt und
das sagen wir selbstverständlich auch bei dieser Haus-
haltsberatung. Ebenso stehen wir nach wie vor unverän-
dert zur Flugtickettax.

Ich möchte noch auf Ihren Antrag eingehen. Der An-
trag, den Sie gestellt haben, ist nicht verhindert – er wird
im Ausschuss debattiert –, sondern vertagt worden, weil
es da um eine Entscheidung geht, die man nicht übers
Knie brechen kann, die man nicht am Rande einer Sit-
zung kurz vor der Sommerpause in fünf Minuten abhan-
deln kann, sondern die gebührender Aufmerksamkeit in
den Beratungen bedarf. Die wird sie in der nächsten Zeit

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(C (D n den Ausschussberatungen auch bekommen; da bin ich ollkommen sicher. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Christian Ruck [CDU/CSU] – Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es hieß, wir bekommen es nach der Sommerpause, und jetzt haben wir nach der Sommerpause und es ist nichts! – Gegenruf des Abg. Dr. Sascha Raabe [SPD]: Wir haben Haushaltswoche, Frau Koczy!)


Frau Koczy, es ist die erste Woche nach der Sommer-
ause; wir klären das.

Zusammenfassend möchte ich –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604614800

Frau Kollegin, Sie sehen aber schon, dass Sie Ihre Re-

ezeit deutlich überschritten haben.


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1604614900

– ich bin beim letzten Satz – deutlich darauf hinwei-

en, dass der Haushalt 2007 ein guter Haushalt ist. Ich
enke, wir werden in den Beratungen noch einige As-
ekte der Fachpolitiker positiv einbringen können. Ich
reue mich auf die interessante Debatte zur Flugticket-
bgabe und zu anderen Punkten in den nächsten Wochen
m Ausschuss.

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und ein
ank geht an die Ministerin für ihr Engagement.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604615000

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

artwig Fischer, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1604615100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir sind am Ende eines Debattentages, an dem wir den
anzlerhaushalt, den Haushalt des Außenministeriums,
es Verteidigungsministeriums und jetzt der wirtschaftli-
hen Zusammenarbeit diskutieren. Wer die Debatte über
en gesamten Tag verfolgt hat, hat festgestellt, dass
iese Koalition ganz deutlich Politik aus einem Guss
acht. Das begann bei der internationalen Diplomatie,

ie die Kanzlerin angesprochen hat, ging über die Prä-
entionsdiplomatie, von der der Außenminister gespro-
hen hat, und das Einbinden der Friedensmission durch
erteidigungsminister Jung in diese Diplomatie bis hin
ur Eröffnung dieser Debatte durch unsere Ministerin für
irtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Nach meiner persönlichen Überzeugung zeigt sich für
ns ein großes Problem. Wir haben in den vergangenen
ahren Naturkatastrophen erlebt, bei denen unser Minis-
erium als Reparaturbetrieb herhalten musste. Es gibt
ine Vielzahl von bewaffneten Konflikten; auch da wird
ieses Ministerium zu Reparaturarbeiten herangezogen.






(A) )



(B) )


Hartwig Fischer (Göttingen)

Das heißt, wir machen humanitäre Entwicklungspolitik
und Krisenreaktion. Leider werden dadurch die Mittel
eingeschränkt, die man bräuchte, um stärker perspekti-
visch tätig zu werden. Wir müssen versuchen, auf dem
Wege internationaler Diplomatie dahin zu kommen, dass
wir mehr Mittel und Kapazitäten in den Bereich der Prä-
vention einbringen können.

Man muss sich einmal vor Augen führen, wie viele
Konflikte wir derzeit auf dieser Erde haben. Insgesamt
sind es 39 Konflikte; die meisten in Entwicklungslän-
dern. 90 Prozent der Konflikte seit 1945 haben in der
Dritten Welt stattgefunden. 15 kriegerische Konflikte
gibt es derzeit in Asien und elf in Afrika.

Meine Damen und Herren, das zeigt die besonderen
Herausforderungen in der Folge der Konflikte für die Di-
plomatie, aber auch für uns alle. Das heißt: Wir müssen
die Entwicklungszusammenarbeit in Teilbereichen zen-
tralisieren und effektiver gestalten.

Wir haben beschlossen, in Zukunft mit weniger Staa-
ten zusammenzuarbeiten. Wir wollen die Zusammenar-
beit auf 60 Staaten reduzieren. Das bedeutet eine stär-
kere Kooperation mit der EU und eine stärkere
Kooperation mit anderen Ländern. Wir müssen eine in-
ternationale Arbeitsteilung vornehmen. Nicht jeder kann
in jedem Land arbeiten; vielmehr sollten wir uns auf die
Bereiche konzentrieren, in denen wir am besten Schwer-
punkte setzen können, also insbesondere auf die Berei-
che Infrastruktur, Grundversorgung bei Wasser und Nah-
rung sowie Bildung und Gesundheit. Es bedeutet
insbesondere aber auch Capacity-Building bei der Unter-
stützung von Staaten, um in weiten Bereichen von
schlechter Regierungsführung zu besserer Regierungs-
führung zu kommen.

Wir müssen uns multilateral engagieren. Dazu gehört
auch – das ist eine besondere Aufgabe, der wir uns stär-
ker stellen müssen –, dass wir personell in den interna-
tionalen Institutionen mit eingebunden sind, damit wir
frühzeitig auf diese Projekte einwirken können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir sollten bei der Auseinandersetzung um die Ent-
wicklungszusammenarbeit die deutschen Interessen mit
in den Vordergrund stellen, damit die Partner wissen,
dass wir Entwicklungspolitik auch im eigenen Interesse
machen. Es gibt humanitäre Gründe, aber es gibt vor al-
len Dingen auch Gründe, die wir derzeit jeden Tag an
unseren Grenzen oder im Augenblick auf den kanari-
schen Inseln erleben.

Die Migration hat erschreckende Ausmaße ange-
nommen. Migration ist ein Zeichen von Armut und von
Hoffnungslosigkeit. Lassen Sie mich nur die Zahlen der
letzten Tage noch einmal nennen: 399 Flüchtlinge am
4. September, 1 433 Flüchtlinge am vergangenen Wo-
chenende, 5 880 Flüchtlinge derzeit auf den kanarischen
Inseln. Weltweit gibt es zurzeit zwischen 20 Millionen
– nach Angaben des UNHCR – und 40 Millionen – nach
Angaben anderer Stellen – Flüchtlinge, davon über
10 Millionen Flüchtlinge in Lagern. Das sind Menschen,

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(C (D ie keine Hoffnung haben, und am meisten leiden daruner die Kinder. Wir wissen, dass von den 15 Ländern mit der höchsen Kindersterblichkeit allein 14 Länder in Afrika sind. ir wissen, dass jährlich 4 Millionen Kinder an Krankeiten sterben, die auf verschmutztes Trinkwasser und uf mangelnde Hygiene zurückzuführen sind. Was sind enn die Folgen der Mangelernährung? Jährlich sterben och immer 1,5 Millionen Babys, weil sie nicht gestillt nd daher nicht ausreichend versorgt werden. Rund 0 Millionen Kinder bleiben durch Jodmangel in ihrer eistigen Entwicklung zurück. Jährlich erblinden über 00 000 Kinder infolge von Vitamin-A-Mangel. Armut fördert Migration. Armut macht anfällig für eid und Hass. Armut bereitet einen Nährboden für undamentalismus, wie wir das im Umfeld von Flücht ingslagern erleben. Arme in der Dritten Welt erleben in ernsehbildern virtuell unseren Wohlstand. In manchen ändern sehen die Menschen aus den Townships, die icht genügend zu essen haben, über Satellit das Werbeernsehen, wenn sie zufällig an einem Fernsehgeschäft orbeikommen. Dass ihre Hoffnungslosigkeit sie dann azu verleitet, unter Lebensgefahr in Booten ihre Länder u verlassen, ist klar. Aber gleichzeitig können diese enschen zu einem Risiko in unseren Ländern werden. eshalb müssen wir einen Schwerpunkt dabei setzen, ilfe zur Selbsthilfe zu leisten und diese Mittel konseuent einzusetzen. In diesem Zusammenhang will ich sagen, dass die eutschen Nichtregierungsorganisationen, die von der TZ umgesetzten Projekte und die Finanzierungspro ekte ebenso wie die Unterstützung zum Beispiel durch eutsche Polizisten beim Aufbau von Sicherheitssysteen und durch deutsche Juristen beim Aufbau von echtssystemen in diesen Ländern ein hohes Ansehen enießen. Auch wenn das keine Sachprodukte, sondern enschliche Leistungen sind, wird das in diesen Län ern als „made in Germany“ angesehen und außerrdentlich positiv besetzt. Deshalb erhoffe ich mir von er Konzentration der Entwicklungszusammenarbeit auf iese 60 Länder gleichzeitig eine Konditionierung des erhaltens derjenigen Staaten, mit denen wir im Hinlick auf Good Governance zusammenarbeiten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Beifall bei der FDP)


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Wieso denn?)


Lassen Sie mich noch auf Folgendes hinweisen: Wer
ie einige von Ihnen nicht nur die Situation in den
riegsgebieten in Asien – in Indien allein in fünf Provin-

en –, sondern auch im Kongo persönlich erlebt hat, wer
ie Hoffnung darauf setzt, dass dort durch die Wahlen
in Friedensprozess in Gang gesetzt wird, der wird mit
ir darin einig sein, dass wir jetzt eine Nachwahlstrate-

ie zur Stabilisierung der dann gewählten Regierung
orbereiten müssen.

Das wäre zum Beispiel ein Projekt, bei dem man sich
emeinsam mit anderen europäischen Staaten so






(A) (C)



(B) (D)


Hartwig Fischer (Göttingen)


engagieren kann, dass aus dieser Krisenregion mit über
4 Millionen Toten in den vergangenen Jahren eine Zu-
kunftsregion wird. Wenn man dann begleitend eine Roh-
stoffökonomie betreibt, in deren Rahmen sich die Län-
der international verständigen sollten – ich will dies
ausdrücklich sagen –, damit nicht ein Land wie China
dort unkonditioniert Rohstoffe ausbeutet und andere
Länder konditionierte Hilfen geben, wäre das nach mei-
ner Überzeugung – ich sehe das Zeichen, dass ich aufhö-
ren muss – einer der Ansätze für eine konstruktive Ent-
wicklungszusammenarbeit.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604615200

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Donnerstag, den 7. September 2006, 9 Uhr,
ein.

Ich wünschen allen hier im Hohen Hause einen schö-
nen Abend.

Die Sitzung ist geschlossen.