Protokoll:
16175

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 175

  • date_rangeDatum: 17. September 2008

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 20:00 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/175 Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Erwin Huber, Staatsminister (Bayern) . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Erwin Huber, Staatsminister (Bayern) . . . . . . Ruprecht Polenz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Walter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/ 18638 D 18645 A 18649 B 18654 C 18659 B 18662 C 18667 A 18668 D 18670 C 18673 C 18673 D 18690 B 18691 D 18693 B 18694 B 18696 A 18697 A 18698 C 18699 B 18700 C Deutscher B Stenografisch 175. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 I n h a l Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009) (Drucksache 16/9900) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2008 bis 2012 (Drucksache 16/9901) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 04 Bundeskanzleramt Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, H M D D D M J 18637 A 18637 B 18637 B Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Ludwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18674 A 18674 B undestag er Bericht ung 7. September 2008 t : ubertus Heil (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . onika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 05 Auswärtiges Amt r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . onika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18676 B 18678 B 18679 D 18680 C 18683 D 18685 D 18687 D 18689 D DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Stephan Eisel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 18701 D 18702 B II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 175. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. September 2008 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Be- teiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grund- lage der Resolutionen 1701 (2006) und 1832 (2008) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006 bzw. 27. August 2008 (Drucksachen 16/10207, 16/10240) . . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/10241) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . E B T a b B M A H K P K U N E 18703 C 18705 B 18706 B 18708 A 18710 A 18711 C 18712 D 18714 A 18716 A 18717 C 18718 C 18718 D 18719 B 18719 D 18720 A 18720 B 18721 D 18722 D 18724 A 18725 A 18725 D 18726 C 18726 C 18727 A rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erichtigtes Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 5: ) – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem An- trag der Bundesregierung: Fortset- zung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der AU/ UN-Hybrid-Operation in Darfur (UNAMID) auf Grundlage der Re- solution 1769 (2007) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen vom 31. Juli 2007 und weiterer Mandats- verlängerungen durch den Sicher- heitsrat der Vereinten Nationen (Drucksachen 16/10106, 16/10242) – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/10243) . . . . . . . . . . . . ) – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem An- trag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung deutscher Streit- kräfte an der Friedensmission der Ver- einten Nationen im Sudan (UNMIS) auf Grundlage der Resolution 1590 (2005) des Sicherheitsrates der Ver- einten Nationen vom 24. März 2005 und weiterer Mandatsverlängerun- gen durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (Drucksachen 16/10104, 16/10244) . . – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/10245) . . . . . . . . . . . . runhilde Irber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . arina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . nke Eymer (Lübeck) (CDU/CSU) . . . . . . . . üseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . . . erstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . erstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rsula Mogg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . rgebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18729 C 18732 D 18727 B 18727 C 18727 C 18727 D 18728 A 18731 B 18732 C 18733 D 18734 D 18735 D 18736 A 18736 C A, B18737 B, C 18740 C, 18742 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 175. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. September 2008 III Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag: Fort- setzung der Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolutionen 1701 (2006) und 1832 (2008) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006 bzw. 27. August 2008 (Tagesordnungspunkt 4) 18737 D 18745 A 18746 A 18748 A 18749 C 18751 D 18754 C 18755 C 18755 D 18756 B 18758 C 18759 A 18759 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 175. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. September 2008 18637 (A) ) (B) ) 175. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 175. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 17. September 2008 18759 (A) (C) (B) ) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ahrendt, Christian FDP 17.09.2008 Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 17.09.2008 Stokar von Neuforn, Silke BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.09.2008 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * ** ** A i t b I E F t Dr. Bunge, Martina DIE LINKE 17.09.2008 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 17.09.2008 Evers-Meyer, Karin SPD 17.09.2008 Gerster, Martin SPD 17.09.2008 Hänsel, Heike DIE LINKE 17.09.2008 Dr. Happach-Kasan, Christel FDP 17.09.2008 Höger, Inge DIE LINKE 17.09.2008 Hörster, Joachim CDU/CSU 17.09.2008** Dr. Keskin, Hakki DIE LINKE 17.09.2008* Kramme, Anette SPD 17.09.2008 Kurth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.09.2008 Lenke, Ina FDP 17.09.2008 Link (Heilbronn), Michael FDP 17.09.2008*** Lintner, Eduard CDU/CSU 17.09.2008** Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.09.2008 Mücke, Jan FDP 17.09.2008 Staffelt, Grietje BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.09.2008 W W D Z (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE nlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Winfried Hermann (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Ab- stimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag: Fortsetzung der Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf Grundlage der Resolutionen 1701 (2006) und 1832 (2008) des Sicherheitsrates der Ver- einten Nationen vom 11. August 2006 bzw. 27. August 2008 (Tagesordnungspunkt 4) Meine Bedenken an einer deutschen Beteiligung, wie ch sie beim erstmaligen Beschluss des Mandats im Sep- ember 2006 im Deutschen Bundestag geäußert habe, leiben bestehen. Deutsche Soldaten können gegenüber srael nicht neutral handeln. Unabhängig von diesem inwand leistet dieser UN-Einsatz einen Beitrag zum rieden in der Region. Deshalb stimme ich für Enthal- ung. egener, Hedi SPD 17.09.2008*** ellmann, Karl-Georg CDU/CSU 17.09.2008*** r. Westerwelle, Guido FDP 17.09.2008 eil, Martin FDP 17.09.2008 175. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 17. September 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617500000

Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich begrüße Sie alle
herzlich. Ich wünsche uns einen guten Morgen und gute
Beratungen.

Wir setzen heute die Haushaltsberatungen – Tages-
ordnungspunkte 1 a und b – fort:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009)


– Drucksache 16/9900 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Finanzplan des Bundes 2008 bis 2012

– Drucksache 16/9901 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

Wir haben gestern für die heutige Aussprache eine
Redezeit von insgesamt acht Stunden beschlossen. Wir

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Redet
beginnen die heutigen Haushaltsberatungen mit dem Ge-
schäftsbereich des Bundeskanzleramtes, Einzel-
plan 04.

Das Wort erhält als Erster der Kollege Rainer
Brüderle für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1617500100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Som-

merpause ist in jeder Hinsicht vorbei. Die Temperaturen
sinken. Der Konjunkturhimmel hat sich mehr als be-
wölkt. Professor Walter von der Deutschen Bank spricht
davon, eine Rezession sei nicht mehr verm
gehe nicht ganz so weit. Aber der Abschwu
Wirtschaft erfasst. Selbst der Finanzminister h
tern eingeräumt. Es genügt daher nicht, im

(C (D ung 7. September 2008 0 Uhr ella Figura zu machen. Vielmehr muss in der Innenolitik entschieden gehandelt werden. Dies geschieht icht. Die drei Koalitionsparteien befassen sich mit sich elbst. Sie starren voller Angst auf ein Kanzlerphantom. igentlich regiert schon Oskar Lafontaine dieses Land. (Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der SPD)


r gibt den politischen Takt vor. Die historische Schuld
n dieser Entwicklung trägt diese wankelmütige Regie-
ung, der eine Orientierung fehlt.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Wann kommt denn euer Kanzlerkandidat mit den 18 Prozent?)


eutschland ist immer gut gefahren, wenn nicht die
änder, die Extreme die Politik bestimmt haben, son-
ern die Mitte. Wir stehen für eine Politik der Mitte in
eutschland.


(Beifall bei der FDP)


Frau Bundeskanzlerin, Sie haben versprochen,
eutschland zu reformieren. Sie wollten es für den Welt-
andel öffnen, das Arbeitsrecht weiter reformieren, die
arifautonomie zur Flexibilisierung nutzen, die Lohnne-
enkosten dauerhaft unter 40 Prozent senken und den

ext
Haushalt konsolidieren. Tatsächlich haben Sie bei jedem
Haushalt die Ausgaben erhöht. Was ist geblieben? Sie
können doch mit Reformieren nicht allen Ernstes Steuer-
erhöhungen, Mindestlöhne und Zwangsgesundheits-
fonds gemeint haben. Das ist keine Reform für
Deutschland.


(Beifall bei der FDP)


Ich kann dazu nur sagen: versprochen, gebrochen. Wel-
che auch immer Ihre Lieblingskoalition für 2009 sein
mag, mit der FDP kann es keine Fortsetzung dieser fal-
schen Politik geben.


(Beifall bei der FDP)


ering und Herr Steinmeier, Sie machen
en. Aber das ist für mich ein durchsichti-
ur Ablenkung von Ihrem Linkskurs. In
eidbar. Ich
ng hat die
at das ges-
Ausland

Herr Müntef
uns nette Avanc
ges Manöver z






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
Hessen wollen Sie mit Frau Ypsilanti Rot-Rot-Grün
durchsetzen. Sie träumen von der „Ampel“. Ich kann Ih-
nen nur sagen: Wenn Deutschland links fährt, wird es
zum Geisterfahrer. Das kann nicht gut gehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der weise ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt,
von Herrn Steinbrück gestern oft zitiert, hat in diesen Ta-
gen wieder bemerkenswerte Vorschläge zur Reform der
Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik gemacht. Herr
Steinmeier, mit einer Helmut-Schmidt-SPD können sich
die Liberalen wahrscheinlich auf gemeinsame Ziele ver-
ständigen. Aber die heutige SPD ist nicht regierungsfä-
hig.


(Beifall bei der FDP)


Wir lassen uns auch nicht für taktische Spielchen in
Anspruch nehmen. Sie wollen weiterregieren, obwohl
Sie längst einen Dauerwahlkampf eingeleitet haben.
Statt kraftvollen Regierens Dauerwahlkampf – das ist
das Letzte, was Deutschland gebrauchen kann. Neuwahl
wäre die sauberste Lösung, aber dazu geben Sie den Weg
nicht frei.


(Beifall bei der FDP)


Ich habe den Verdacht, Frau Merkel und Herr
Steinmeier, dass Sie am liebsten Ihre Kuschelkoalition
fortführen würden.


(Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Das ist wahr!)


Die Auswirkungen der Finanzmärkte, die Rückkehr der
Inflation, steigende Energiepreise – alles dies müsste die
Regierung zum Handeln veranlassen. Wir marschieren
auf eine Versorgungslücke im Energiesektor zu. Es gibt
kein nationales Energiekonzept; nichts geschieht in die-
sem Sektor. Alle Kernkraftwerke zu schließen, neue und
effiziente Kohlekraftwerke zu verhindern, beim Gas ein-
seitig auf Russland zu setzen und zu meinen, mit ein
paar Windrädern über die Runden zu kommen – das ist
kein Energiekonzept für Deutschland.


(Beifall bei der FDP)


Das Kerndilemma dieser Regierung ist, dass sie eine
Reihe relativ guter Jahre, in denen Gewaltiges in der
Wirtschaft geleistet wurde, in denen die Arbeitnehmer
Neustrukturierungen möglich gemacht haben und in de-
nen sich der Mittelstand neu aufgestellt hat, ungenutzt
hat verstreichen lassen. Die gute Stimmung und die rela-
tiv gute wirtschaftliche Situation, die es gab, hätten Sie
nutzen müssen, um Deutschland fit zu machen für das,
was bevorsteht. Man weiß schon aus der Bibel, dass
nach sieben fetten Jahren sieben magere Jahre kommen.
Sie haben die Zeit verstreichen lassen. Das ist die Tragik
der schwarz-roten Politik.


(Beifall bei der FDP)


Statt für ein weltoffenes Deutschland einzutreten,
schrecken Sie ausländische Investoren und hochqualifi-
zierte Arbeitnehmer ab. Das Trauerspiel dieser Koalition
hat seinen Höhepunkt erreicht. Die SPD irrt orientie-
rungslos umher, und die Union hat inhaltliche Fragen

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(C (D icht geklärt. Sie sind hinund hergerissen zwischen ettbewerb und Staatseingriff, zwischen Belastung der ürger und deren Entlastung. Herr Kauder hat inzwi chen gemerkt, dass der Aufschwung bei den Bürgern icht angekommen ist. Die Früchte des Aufschwungs at der Staat kassiert; das ist Ihre Politik. Bei den Bürern ist nichts geblieben. Der CSU steht vor der Bayernwahl das Wasser inzwichen bis zum Trachtenhut. rst macht sie von den größten Steuererhöhungen bis hin u dem Quatsch mit der Kilometerpauschale alles mit, nd jetzt bekämpft sie es. Politisch nennt man das cheinheilig. Ein Neurologe würde sagen, dass Sie schiophren sind. (Beifall bei der FDP sowie der Abg. Thomas Oppermann [SPD] und Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE])


(Beifall bei der FDP)


(Heiterkeit bei der FDP und der SPD)


Wenn Sie wollen, können Sie schnell handeln. Das
tabilitäts- und Wachstumsgesetz gibt Ihnen die Mög-

ichkeit, sogar ohne das Parlament Steuern schnell zu
enken. Sie können Steuerschecks, die in Amerika sehr
ohl gewirkt haben, in Betracht ziehen. Aber Sie lassen

s treiben. Sie starren auf Lafontaine und wollen weiter
n Ihren Sesseln sitzen. Sie vergeuden die Zeit, und
eutschland leidet. Das ist eine traurige Situation.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617500200

Das Wort hat nun die Bundeskanzlerin Frau

r. Merkel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1617500300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In diesen

agen, während wir hier im Parlament unsere Haushalts-
ebatte führen, verfolgen wir natürlich alle die Nach-
ichten vom amerikanischen Finanzmarkt. Es hat
assive Stützungsmaßnahmen und Hilfsmaßnahmen der

merikanischen Regierung gegeben, gerade wieder in
ieser Nacht in Bezug auf ein Versicherungsunterneh-
en. Es hat Übernahmen im Privatsektor gegeben und

en Konkurs einer bedeutenden amerikanischen Invest-
entbank. Die Börsen und natürlich auch der DAX ha-

en mit erheblichen Kursschwankungen und Kurskor-
ekturen reagiert. Wichtige internationale Banken haben
inen Stützungsfonds aufgelegt.

Die Bundesregierung verfolgt diese Entwicklung mit
roßer Aufmerksamkeit. Wir stehen in engem Austausch
it den Spitzen der deutschen Kreditwirtschaft ebenso
ie mit anderen Regierungen. Als ein Ergebnis haben
undesbank, Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-
ufsicht und das Bundesministerium der Finanzen schon
m Montag erklären können, dass sich im Fall des Kre-
itinstituts Lehman Brothers das Engagement deutscher






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Kreditinstitute glücklicherweise in einem überschauba-
ren Rahmen hält.

Aber wir spüren alle, dass die Dynamik der Weltwirt-
schaft beeinflusst wird. Wir können froh sein, dass in
den letzten Jahren neben dem amerikanischen Kraftzen-
trum andere Kraftzentren in Asien, in Lateinamerika und
im vereinten Europa erwachsen sind, sodass heute die
internationale Konjunktur auf sehr viel breiteren Beinen
steht, als das noch vor Jahrzehnten der Fall war. Deshalb
sind die Auswirkungen auf die übrige Wirtschaft in
Deutschland bislang moderat, und die Unternehmens-
kredite wurden in Deutschland im Gegensatz zur übrigen
EU erneut deutlich ausgeweitet.

Dennoch wird eine offene Volkswirtschaft wie die
deutsche, die von der Globalisierung im Übrigen mehr
als andere profitiert, nicht völlig unberührt bleiben kön-
nen. Wir spüren das auch an den Prognosen, die uns je-
den Tag erreichen. In einer solchen Situation werden die
Rufe nach Konsequenzen natürlich wieder lauter. Ich
will deshalb noch einmal auf die zwei grundsätzlichen
Möglichkeiten hinweisen, die wir haben, um auf eine
solche Situation zu reagieren. Die eine wäre, sich so weit
wie möglich von internationalen Einflüssen abzuschot-
ten; die andere ist: Wir begreifen die internationale Ver-
flechtung als Wesenszug des 21. Jahrhunderts. Dann al-
lerdings muss Politik einen klugen Ordnungsrahmen
schaffen, der die Chancen nutzt und der die Risiken be-
grenzt. Das heißt: Politik muss gestalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Bundesregierung hat sich entschieden, und zwar
von Beginn dieser Koalition an: Deutschland wird ein
offenes Land bleiben, ein Land, das sich der Welt zu-
wendet, ein Land, das seine Chancen nutzt. Die Bundes-
regierung wird von diesem Kurs auch in der jetzigen Si-
tuation nicht ablassen; ich finde, aus überragenden
Gründen. Deutschland lebt im Wesentlichen von Aus-
landsinvestitionen. Es sind etwa 600 Milliarden Euro,
die von ausländischen Unternehmen in Deutschland
jährlich investiert werden. Das ist doppelt so viel, wie
der Bundeshaushalt ausmacht. Deutschland lebt davon,
dass 700 Milliarden Euro von deutschen Firmen im Aus-
land investiert wurden. Das sichert uns Wohlstand, For-
schung, Innovation und neue Produkte.

Aber eines zeigt die Entwicklung natürlich: Wir brau-
chen dringend einen besseren Ordnungsrahmen, und
wir – wenn ich das sage, meine ich vor allen Dingen
auch den Bundesfinanzminister – fühlen uns in dem be-
stätigt, was wir sehr früh begonnen haben. Wir haben
nämlich bereits während unserer G-8-Präsidentschaft
eine Transparenzinitiative begonnen, die damals noch
belächelt und von vielen gleich wieder als Regulierung
abgetan wurde. Wir haben im September 2007 mit dem
französischen Präsidenten eine gemeinsame Erklärung
abgegeben, der sich dann Großbritannien, Italien und die
Kommission angeschlossen haben. Im April hat es end-
lich ein sehr bemerkenswertes Forum für Finanzmarkt-
stabilität gegeben, auf dem eine Reihe von Vorschlägen
gemacht wurden, die auf den Vorschlägen des G-8-Gip-
fels aufbauten. Man kann glücklicherweise jetzt schon
sagen, dass einiges in Gang gekommen ist. Es sind nicht

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(C (D ur Ideen, sondern es gibt Bewegung bei Bewertungserfahren, bei der Kooperation mit Aufsichtsbehörden nd bei einem verbesserten Verhaltenskodex vor allen ingen der Ratingagenturen. Es gibt zum ersten Mal uch Selbstverpflichtungen, zum Beispiel von Hedgeonds. Ich erinnere auch daran, dass sich Staatsfonds von 6 Ländern zusammengeschlossen haben. Ich sage ausrücklich: Es ist richtig, dass jetzt im Parlament die Vernderung des Außenwirtschaftsgesetzes beraten wird. ir können nicht tatenlos zusehen. Politik muss gestal en. Die Bürgerinnen und Bürger haben einen Anspruch arauf, dass wir die Dinge nicht laufen lassen, sondern ass wir Politik gestalten. Die Bundesregierung legt Ihnen heute einen Haushalt ur Beratung vor, der seinesgleichen sucht. (Lachen bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich kann Ihre Freude gut verstehen; denn die Bundes-
egierung schafft mit diesem Haushalt die Voraussetzun-
en zum Erreichen eines Kernziels, das wir fest im Blick
aben, nämlich im Jahre 2011 zum ersten Mal nicht
ehr auf Pump zu leben und keine neuen Schulden mehr

u machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ihr höhnisches Gelächter verdeckt doch bloß Ihr
chlechtes Gewissen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


enken Sie einmal daran, wie Sie 2005 aus der Regie-
ung herausgegangen sind: Über 30 Milliarden Euro
euverschuldung, das war die Bilanz der Grünen. Ich
ürde heute hier ganz still sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ie FDP sollte sich daran erinnern, dass 1998 auch nicht
lles vom Allerbesten war.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich finde, wir können ein Stück selbstbewusster in
iese Debatte gehen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Unsere absolute Mehrheit war beeindruckend! Wir haben Deutschland regiert, Grüne und FDP!)


Ich habe von 1998 gesprochen und damit auch die
nion einbezogen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Aber nur die FDP erwähnt!)


chauen Sie: Wir haben aus diesen Dingen gelernt. Wir
aben heute Regierungsverantwortung, und wir machen
s anders. Das ist der Punkt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mehrwertsteuererhöhung! Super!)







(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Ich möchte all denen, die daran mitwirken, meinen
Kolleginnen und Kollegen im Kabinett und ganz beson-
ders dem Bundesfinanzminister, ein herzliches Danke-
schön sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP], an die SPD gewandt: Jetzt klatscht ihr!)


Genauso möchte ich den Koalitionsfraktionen quasi im
Voraus im Hinblick auf die anstehenden Beratungen ein
Dankeschön sagen, weil ich weiß, dass wir uns gemein-
sam diesem Ziel verpflichtet fühlen.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Genau!)


Wir legen diesen Haushalt nicht vor, weil er ein
Selbstzweck ist. Es ist nicht so, dass wir das Thema
„ausgeglichener Haushalt“ sozusagen wie eine Mon-
stranz vor uns hertragen, sondern wir tun dies deshalb,
weil es darum geht, dass wir in den Zeiten der Globali-
sierung, die wir nun so sehr spüren, die Voraussetzungen
dafür schaffen, dass das zentrale Versprechen der so-
zialen Marktwirtschaft, nicht auf Kosten der nächsten
Generation zu leben, sondern jedem Einzelnen den Ein-
stieg in Arbeit und den Aufstieg durch Arbeit zu ermög-
lichen, auch heute erfüllt werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Auf eine Formel gebracht, hieß dieses Versprechen
der sozialen Marktwirtschaft zu Beginn der Bundesrepu-
blik Deutschland: Wohlstand für alle. Heute gehen wir in
Zeiten internationaler Verflechtungen, die wir mit dem
Wort „Globalisierung“ beschreiben, noch einen Schritt
weiter. „Wohlstand für alle“ heißt heute: Bildung für
alle. Dabei geht es wie bei den soliden Finanzen nicht
einfach um ein sektorales Politikfeld, das als Selbst-
zweck daherkommt. Das wäre ein grobes Missverständ-
nis. Nein, meine Damen und Herren, es geht um viel
mehr: Es geht um die Zukunft der Menschen in unserem
Land; denn Bildung für alle ist die entscheidende Vo-
raussetzung für Einstieg in Arbeit und Aufstieg durch
Arbeit, und zwar für jeden, der in diesem Land lebt, egal
aus welchem Elternhaus er kommt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich bin zutiefst überzeugt: Es ist gerade dieses zen-
trale Aufstiegsversprechen, das die Menschen an die
Kraft der sozialen Marktwirtschaft glauben lässt oder
– wo sie es im Augenblick nicht tun – wieder glauben
lässt. Es ist dieses zentrale Aufstiegsversprechen, das
wir gemeinsam im Blick haben müssen, Bund, Länder,
Kommunen. Es ist dieses zentrale Aufstiegsversprechen,
das uns zu der Aufgabe führt, die Bildungsrepublik
Deutschland zu gestalten. Einfach mehr Geld umzuver-
teilen, schafft nämlich Abhängigkeit vom Staat und ze-
mentiert die Menschen in ihrer Situation, die heute nicht
das schaffen können, was sie wollen. Bildung für alle er-
möglicht es dagegen allen, sich eigenen Wohlstand zu
erarbeiten. Daraus folgt, in einem Satz gesagt: Die Bil-
dungsrepublik ist der beste Sozialstaat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D Ich glaube, bei allem, was wir an Problemen haben, önnen wir sagen: Für dieses Ziel ist unser Land in den etzten drei Jahren stärker geworden. Wir haben ,6 Millionen neue Arbeitsplätze seit 2005. Das bedeutet ie niedrigste Arbeitslosigkeit seit 1992. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ir haben 100 000 abgeschlossene Ausbildungsverträge
ehr als zu unserem Amtsbeginn. Die Eigenkapital-

uote der Betriebe ist wieder angestiegen, und damit
erden Betriebe auch wieder ein Stück robuster. Dazu
aben viele beigetragen, aber die Politik der Großen Ko-
lition eben auch.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben die Neuverschuldung schrittweise gesenkt.
rstmals seit Ende der 80er-Jahre ist der gesamtstaatli-
he Haushalt wieder ungefähr ausgeglichen. Wir haben
ie paritätisch finanzierten Lohnzusatzkosten deutlich
nter 40 Prozent gesenkt. Wir werden dabei bleiben: Wir
aben Freiräume für Menschen und Betriebe geschaffen.
enn wir uns einmal die Staatsquote anschauen, erken-

en wir: Sie ist auf dem niedrigsten Stand seit 18 Jahren.

Die Bundesregierung hat diesen Kurs nicht nur des-
alb eingeschlagen, weil es die Vernunft gebietet, son-
ern auch deshalb, weil ich der Meinung bin, dass dies
ine zutiefst moralische Aufgabe ist. Das ist die Basis
afür, dass Vertrauen zwischen den Generationen wach-
en kann und dass wir nicht auf Kosten der zukünftigen
enerationen leben. Trotz schwächer werdenden Wachs-

ums werden wir auch im kommenden Jahr diesen Kurs
ortsetzen; dazu sind wir entschlossen.

Das heißt, es sind zwei Seiten einer Medaille, auf der
inen Seite den Konsolidierungskurs fortzusetzen und
uf der anderen Seite die Arbeitslosenversicherungsbei-
räge weiter zu senken, Familien stärker zu entlasten,
ntwicklungs- und Forschungsausgaben genauso zu er-
öhen wie die Mittel für die Verkehrsinfrastruktur oder
ie Investitionen in Kultur. Beides trägt dazu bei, dass
ir für die Zukunft stärker gerüstet sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir sind überzeugt – ich glaube, in den letzten Jahren
st diese Überzeugung noch gewachsen –: Die Bedeu-
ung von Politik nimmt in Zeiten der Globalisierung
icht etwa ab, sondern die Bedeutung von Politik nimmt
u und verlangt uns viel neues Denken ab.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


ür mich ist das allerdings kein Bruch und kein Neustart,
ondern es ist eine Weiterentwicklung; denn soziale

arktwirtschaft ist immer davon ausgegangen, dass Po-
itik gestalten muss. Ich erinnere nur an die Kämpfe, die
udwig Erhard hatte, als er das Kartellrecht durchsetzte –
egen den erbitterten Widerstand des Bundesverbandes
er Deutschen Industrie. Aber hinzugekommen ist eine
nternationale Dimension des Erfolgsmodells Bundesre-






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
publik Deutschland, der sozialen Marktwirtschaft. So-
ziale Marktwirtschaft hat immer gestaltend eingegriffen,
aber jetzt geht es darum, dass wir die internationale
Dimension ausarbeiten.

Es geht um eine Grundfrage. Soziale Marktwirtschaft
hat sich immer als ein Bündnis der Stärkeren mit den
Schwächeren in der Gesellschaft verstanden. Wer versu-
chen will, die Schwächeren in der Gesellschaft zusam-
menzunehmen und gegen die Stärkeren in der Gesell-
schaft aufzuhetzen,


(Widerspruch bei der LINKEN)


der wird in der internationalen Dimension der sozialen
Marktwirtschaft scheitern. Es geht um das Bündnis der
Stärkeren mit den Schwächeren.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Es geht also um ein glaubwürdiges Wohlstandsver-
sprechen. Deshalb muss Deutschland den Weg zur Bil-
dungsrepublik gehen. Was heißt das? Das heißt, dass
wir uns die vielen guten Beispiele, die ich jetzt auf mei-
ner Bildungsreise gesehen habe, einmal vor Augen füh-
ren sollten: Kindergärten – –


(Beifall des Abg. Dirk Niebel [FDP] – Lachen bei der LINKEN)


– Es hat eigentlich sowieso keinen Sinn, aber ich will es
noch einmal ganz ruhig versuchen: Wir leben in einer
Welt, in der viele Menschen darum ringen, ihren Platz zu
finden, um in Wohlstand zu leben. Wir sind in einem
Land, in dem vieles sehr gut gelungen ist und in dem
Millionen von Menschen jeden Tag ihren Beitrag dazu
leisten. Dazu gehören die Erzieherinnen in den Kinder-
gärten,


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Trotz Großer Koalition! Das stimmt!)


die eine gute Arbeit leisten, auch wenn vielleicht
70 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund ha-
ben. Dazu gehören die Lehrer. Dazu gehören die For-
scher.


(Dirk Niebel [FDP]: Dazu mussten Sie erst reisen?)


Dazu gehören die vielen Ehrenamtlichen. Ich möchte
diesen Menschen meine Anerkennung geben. Deshalb
besuche ich sie, und ich glaube, das ist richtig, meine
Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


Es geht um ein umfassendes Selbstverständnis unse-
res Landes. Dafür müssen wir drei Leitlinien einhalten,
die sich genau auch in der Politik der Bundesregierung
widerspiegeln: Nachhaltigkeit und Langfristigkeit als
Erstes, Eigenverantwortung und Ermutigung als Zwei-
tes, Durchlässigkeit und ein festes Wertefundament als
Drittes.

Nachhaltigkeit und Langfristigkeit. Es geht nicht
um Strohfeuer, sondern es geht um nachhaltigen Erfolg,

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(C (D icht nur in der Bildungspolitik, sondern insgesamt. eshalb wünsche ich mir zum Beispiel einen Erfolg bei er Haushaltskonsolidierung, nicht nur im Blick auf 011. Es geht nämlich auch um eine Verpflichtung im ahmen der Föderalismusreform II, nach der das ein rundprinzip unseres zukünftigen Handelns wird. Es ird sich in den nächsten Wochen zeigen, ob wir die raft dazu aufbringen. Ich wünsche es mir, meine Daen und Herren. Zu Nachhaltigkeit und Langfristigkeit gehören auch nvestitionen in Familien. Das Elterngeld ist ebenso ein rfolg wie die Vätermonate. Wir werden für 70 000 Failienhaushalte den Kinderzuschlag einführen, der Kin er und Eltern aus dem Bezug von Arbeitslosengeld II ntlässt. Wir werden die Betreuungsaufwendungen stärer steuerlich absetzbar machen; zum einen, um den aushalt als Arbeitgeber zu entwickeln, zum anderen ber auch, um Betreuung zu Hause zu ermöglichen. Wir aben zwischen Bund und Ländern einen gemeinsamen eg gefunden, die Betreuung der unter Dreijährigen uszubauen, und zwar nicht nur quantitativ, sondern uch qualitativ mit Blick auf die Weiterbildung von Erieherinnen und Erziehern. Ich glaube, das sind wichtige chritte. Vor uns liegen bessere Leistungen für Familien auf er Grundlage des Existenzminimumberichts. Hierüber erden wir in der Koalition noch Diskussionen führen, as hat sich gestern angedeutet. Ich persönlich halte 0 Euro für jedes Kind nicht für eine schlechte Sache, ber darüber werden wir uns auseinandersetzen müssen. ch glaube auch, dass ein Kind denselben Anspruch auf inen Freibetrag hat wie ein Erwachsener. Insofern müsen wir noch ein wenig darum ringen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Niemand wird bestreiten, dass Familien im Zentrum
er Politik der Großen Koalition stehen. Das ist eine
ichtige Schwerpunktsetzung. Nachhaltigkeit und Lang-
ristigkeit bedeuten auch, in die Bildungspolitik an sich
u investieren. Aus den internationalen Vergleichen wis-
en wir, dass wir nicht überall Spitze sind. Ich bitte aber
arum, diese Studien einmal genau zu lesen und nicht al-
es immer in Grund und Boden zu reden, sondern auch
as Positive zu sehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


m Bereich der abgeschlossenen Berufsausbildung gibt
s bei uns zum Beispiel hervorragende Leistungen. Auch
n der Frage des Abiturs oder der Postgraduiertenförde-
ung gibt es sehr gute Dinge, an die wir anknüpfen kön-
en. Wahr ist aber auch, dass andere aufholen. Deshalb
ind wir gefragt. Deshalb ist es auch wichtig, dass Bund
nd Länder in diesem Jahr am 22. Oktober in Dresden
inen Bildungsgipfel durchführen. Hierbei geht es aus-
rücklich nicht um eine Kompetenzverschiebung. Viel-
ehr geht es bei diesem Bildungsgipfel um die Frage,
ie wir in unserem Land Politik für die Menschen ge-

talten. Hier müssen wir den Blickwinkel der Menschen
der Eltern und der Kinder – einnehmen. Diejenigen,






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
die mit Bildungspolitik konfrontiert werden, überlegen
nicht ständig, ob der Bund, das Land oder die Kommune
für sie verantwortlich ist. Sie wollen Politik aus einem
Guss.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Genauso ist es!)


Deshalb müssen die verschiedenen politischen Ebenen
in ihrer Verantwortlichkeit so zusammenarbeiten, dass
für das einzelne Kind das Beste erreicht wird und dass
Eltern ihre Kinder optimal fördern können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


In diesem Zusammenhang müssen die Schulabbrecher-
quoten gesenkt werden. Es müssen Schulabschlüsse er-
möglicht werden, und Hochschulen müssen sich zum
Beispiel auch für Meister und ähnliche Qualifizierungen
öffnen. Wir müssen Ausbildungsbausteine so gestalten,
dass sie sich zu einem Ganzen zusammenfügen. Im
Grunde geht es nicht um Strukturdebatten, sondern um
die Frage des Erfolgs eines jeden Einzelnen mit seinen
Fähigkeiten und Fertigkeiten.

In diesem Zusammenhang wird auch deutlich, wie
richtig die Entscheidung der Bundesregierung war, Inte-
grationspolitik zu einer Querschnittsaufgabe zu ma-
chen. Wenn Sie sich den Bildungsbericht für Deutsch-
land anschauen, dann sehen Sie, dass der Anteil der
jungen Menschen unter 25 mit Migrationshintergrund in
den Regionen mit industrieller Struktur – im Ruhrgebiet,
im Bereich der Rhein-Main-Schiene, in Stuttgart, in
München und in der Region um Nürnberg – zwischen 40
und 50 Prozent liegt. Die Zukunft unseres Landes hängt
davon ab, ob auch diese jungen Leute, und zwar jeder
Einzelne von ihnen, eine Chance auf einen Aufstieg in
unserem Land haben. Ansonsten werden nicht nur diese
jungen Leute leiden, sondern unser ganzes Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben in Forschung und Entwicklung investiert
und streben dort einen Anteil von 3 Prozent am Brutto-
inlandsprodukt an. Gegenwärtig sind wir bei 2,8 Prozent
angelangt, wir haben noch einen Weg vor uns. Das ist
aber zu schaffen. Die Exzellenzinitiative hat sich be-
währt. Wir haben die Freiräume der Unternehmen ge-
stärkt. Wir haben die Wissenschaftsallianz, und wir ha-
ben viele neue Wege beschritten, bei denen Leistung
ganz ausdrücklich prämiert wird. Das ist richtig.

Natürlich hängt Nachhaltigkeit auch mit der Ressour-
cennutzung zusammen. Wir wissen, dass eines der drän-
gendsten Probleme für die Menschen der Anstieg der
Energiepreise und daraus folgend die Inflation ist. Wir
stehen natürlich vor der Frage, was wir da tun sollen.
Hier ist politische Gestaltung gefragt. Es ist sehr einfach,
das Falsche zu tun, indem man sich auf den Standpunkt
stellt, dass Energiepreise nicht nachhaltig steigen kön-
nen. Genau das machen wir nicht. Der Bundesfinanzmi-
nister hat es gestern noch dargestellt. Wir eröffnen viel-
mehr Wege zum effizienteren Umgang mit Energie, um
die Menschen in die Lage zu versetzen, weniger Energie
zu verbrauchen und damit mit den steigenden Kosten
klarzukommen. Ich glaube, die Förderung von Gebäude-

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(C (D anierung und viele andere Maßnahmen wie die Einfühung von intelligenten Stromzählern über die Novellieung des KWK-Gesetzes bis hin zu unseren limapaketen, die ja hart umstritten sind, sind langfristig nsgesamt die richtige nachhaltige Antwort auf die Eneriepreisentwicklung in der Welt. Wir werden jetzt auf der Ebene der Europäischen nion Verhandlungen über Europas Klimaschutzziele ühren. Die Bundesregierung steht ausdrücklich zu dieen Zielen. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich wiederhole es gerne noch einmal: Die Bundes-
egierung steht ausdrücklich zu diesen Zielen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Macht mal was! Nicht stehen, sondern laufen!)


m Gegensatz zu vielen anderen Mitgliedstaaten der
uropäischen Union werden wir die Kioto-Verpflichtun-
en einhalten. Andere werden das nicht tun. Vielleicht
önnten wir einmal gemeinsam diese kritisieren und
icht immer nur uns selber schlechtmachen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann dürfen Sie aber nicht in Europa alles blockieren, was dabei helfen könnte!)


Deutschland ist aber auch das Land in Europa, das ei-
es der breitesten industriellen Fundamente hat, und die
irtschaftliche Entwicklung Europas hängt auch von der
irtschaftlichen Entwicklung Deutschlands ab.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


eshalb werden wir strittige Diskussionen darüber füh-
en müssen – ich sage das hier ganz offen –, wie wir mit
nergieintensiven Branchen umgehen. Es ist für das
eltklima nichts gewonnen, wenn die Aluminium-,

tahl- oder Chemieindustrie bei uns verschwindet und
it schlechteren Standards außerhalb Europas ausgebaut
ird. Das werden wir nicht zulassen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Zustimmung von der FDP!)


Ich hoffe, auch den Klimaschutzzielen stimmt die FDP
u.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Begeistert!)


eides zusammenzubringen, macht nämlich gerade die
chwierigkeit des Themas aus, meine Damen und Her-
en. Das können nicht alle, das kann nur die Große
oalition.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Lachen bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wollen Sie die auf ewig fortsetzen? – Volker Beck [Köln] [BÜND Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel NIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen sie offensichtlich auf ewig fortsetzen! Aha!)





(A) )


(B) )


– Viel Heiterkeit heute Morgen hier.

Zu den Zukunftsinvestitionen zählen natürlich auch
Entwicklungshilfe und Einsatz für gutes Regieren.

Zu Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit gehört natür-
lich auch die Stabilisierung unserer sozialen Siche-
rungssysteme. Die Rentenfinanzen befinden sich in ei-
ner weit besseren Lage als vor Jahren. Wir haben
zusätzlich die Eigenheimrente verabschiedet – ein wich-
tiges Projekt. Bis heute wurden 11 Millionen Riester-
Renten abgeschlossen, aber angesichts von 27 Millionen
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern bleibt immer
noch viel zu tun. Dennoch wurde in diesem Bereich ein
gewaltiger Schritt nach vorn gemacht. Die Rente mit 67
war eine notwendige Maßnahme. Daran muss auch fest-
gehalten werden, weil uns die demografische Entwick-
lung keine andere Möglichkeit lässt.

Es zeigen sich nun die Erfolge, meine Damen und
Herren: Die Arbeitslosigkeit bei den über 55-Jährigen ist
deutlich zurückgegangen – seit 2005 um circa ein Vier-
tel. Das lässt sich sehen. Wir haben die Leistungen der
Pflegeversicherung ausgeweitet.


(Zuruf des Abg. Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE])


– Wir haben für Demenzkranke die Pflegezeit eingeführt
und sind weitere wichtige Schritte gegangen. – Wir ha-
ben außerdem in die Gesundheitsversorgung investiert.
Ich will an dieser Stelle sehr deutlich sagen: Es wird in
Zukunft mehr Wettbewerb und mehr Auswahlmöglich-
keiten geben. Wir haben uns aber auch sehr bewusst ent-
schieden, etwas für die Ärzte in Krankenhäusern, die
niedergelassenen Ärzte und für das Pflegepersonal zu
tun. Hier wird noch an den Feinheiten gearbeitet.

Wer aber den Eindruck erweckt, hervorragende Ge-
sundheitsversorgung sei sozusagen zum Nulltarif zu be-
kommen und Gehaltssteigerungen für die im medizini-
schen Bereich Beschäftigten seien möglich, ohne dass
sich das in irgendeiner Weise in den Beiträgen nieder-
schlägt, der trägt dazu bei, dass wir eines Tages nicht
mehr genug Ärzte bei uns haben – diese sind dann in
Norwegen oder sonst wo – und dass die Pflegekräfte ihre
Arbeit nicht mehr schaffen. Deshalb sage ich: Es ist rich-
tig, in ein gutes Gesundheitssystem zu investieren. Es ist
vielleicht die komplizierteste Aufgabe eines modernen
Industrielandes, das zugleich demografische Verände-
rungen zu bewältigen hat, für jeden eine gute Gesund-
heitsversorgung bereitzustellen. Wir fühlen uns aus tie-
fer Überzeugung bezüglich der Menschlichkeit unseres
Landes diesem Ziel verpflichtet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Bildungsrepublik gründet auf dem Willen – das
ist die Voraussetzung –, dass der, der immer es kann, das
eigene Leben in die Hand nimmt. Er soll natürlich, wenn
er scheitert, eine zweite Chance, vielleicht auch eine
dritte und vierte bekommen; aber es muss die innere Be-
reitschaft geben. Deshalb sind Eigenverantwortung
und Ermutigung das zweite wichtige Leitmotiv unserer
Arbeit. Das muss sich in der Arbeitsmarktpolitik wider-

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(C (D piegeln; „Fordern und Fördern“ ist deshalb unsere Maime. Die Arbeitsvermittlung ist modernisiert worden nd wird weiter modernisiert werden. Wer sich einmal it der Arbeit der Bundesagentur befasst hat, der weiß, ass da unglaublich viel passiert ist. Was die Betreuung us einer Hand angeht, müssen wir noch Regelungen reffen, um das Bundesverfassungsgerichtsurteil über die rgen umzusetzen. Das Prinzip der Eigenverantwortung gilt auch in dem inne, dass Tarifautonomie Vorrang hat. Wir werden die esetze, das Entsendegesetz und das Mindestarbeitsbeingungengesetz, beraten, aber immer in dem Geist, Taifautonomie, wo möglich, zu stärken. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD] und Klaus Uwe Benneter [SPD])


Wir haben einen wichtigen Schritt gemacht, um die
itarbeiterbeteiligung zu fördern. Das wird in der allge-
einen Diskussion oft unterschätzt. Aber schauen Sie

ich einmal die Vermögenssituationen an: Angesichts
essen, wie sich auf der einen Seite Einkommen und
öhne und auf der anderen Seite Kapitalerträge entwi-
keln, kann ich nur sagen, dass es langfristig gesehen
ichtig ist, dass wir jedem auch eine Beteiligung an den
apitalerträgen ermöglichen. Ansonsten werden die Un-
erechtigkeiten in unserem Land zunehmen. Hier sind
ir einen wichtigen Schritt miteinander gegangen; ich
laube, das sollte man an dieser Stelle sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wenn wir uns die Dinge anschauen, dann sehen wir
uch, dass Arbeitsmarkt- und Vermögenspolitik natür-
ich die Chancen in der Globalisierung verbessert haben.
estern ist eine Studie des DIW veröffentlicht worden,
ie mit aktuellen Zahlen arbeitet und aus der hervorgeht,
ass zwischen 2005 und 2006 – nur über diesen Zeit-
aum geht die Studie – über 1 Million Menschen aus
em Armutsrisiko herausgekommen ist. Das zeigt doch
ichts anderes, als dass Reformen sich vielleicht nicht
ofort, aber über eine bestimmte Zeitspanne gesehen
ohnen. Das ist doch das Ziel aller Veränderungen: mehr

enschen eine Chance zu geben und weniger Menschen
n ein Risiko hineinfallen zu lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir brauchen als drittes Leitmotiv Durchlässigkeit
nd ein festes Wertefundament, eine Offenheit der Ge-
ellschaft, einen Ansporn für die, die viel leisten können,
ie Eliten unseres Landes, damit wir dann auch mit-
inander Solidarität üben können. Wir brauchen ein
eutschland, das sich nicht abschottet, sondern seiner
erantwortung in der Welt gerecht wird. Deshalb wollen
ir auf der einen Seite offen sein, was wir zum Beispiel
adurch zeigen, dass wir die Zuwanderung für Hochqua-
ifizierte in unser Land geöffnet haben. Angesichts von
mmer noch 3 Millionen Arbeitslosen sind die Diskus-
ion und die Entscheidung darüber, wer zu uns kommen
arf und wer nicht, gar nicht einfach. Das ist eine quali-
ativ ganz andere Debatte, als wir sie in den Asylfragen
iteinander geführt haben. Wir haben immer auf kultu-

elle Toleranz gesetzt, um diese Offenheit voranzutrei-






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
ben. Ein Zeichen dafür ist, dass unser Kulturhaushalt,
der Haushalt des Staatsministers für Kultur, in den letz-
ten Jahren um 7,8 Prozent gewachsen ist, genauso wie
die auswärtige Kulturpolitik an Bedeutung gewonnen
hat, zwei wichtige Bereiche, in denen wir unsere Offen-
heit zeigen. Wir sind auch stolz auf unsere Kultur, und
wir wollen sie in der Welt bekannt machen. Das sind un-
sere Ansprüche.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Weil die Länder miteinander verflochten sind, ist es
wichtig, in Bündnissen zu arbeiten. Ein solches Bündnis
ist die Europäische Union. Da haben wir vieles vor uns,
wenn wir daran denken, dass Irland mit Nein gestimmt
hat; aber der Lissabon-Vertrag ist und bleibt die richtige
Grundlage für die Politik in der Europäischen Union.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben in diesem Sommer erlebt, wie wichtig
Europa ist und was Europa in dem Konflikt zwischen
Georgien und Russland im Falle von Südossetien und
Abchasien erreicht hat. Hier ist es gelungen – der Au-
ßenminister und ich waren natürlich sehr beschäftigt mit
dieser Frage –, Europa zu einer einheitlichen Position zu
bringen – das war nicht immer einfach angesichts der
unterschiedlichen Interessenslagen – und es gleichzeitig
handlungsfähig erscheinen zu lassen. Ohne die Europäi-
sche Union hätten wir heute weder einen Sechspunkte-
plan, mit dem wir arbeiten könnten, noch Fortschritte in
dieser gesamten Frage.

Deshalb kann ich nur sagen: Bei aller Mühe – wir
wissen ja, wie schwer es schon in diesem Parlament ist,
sich zu verständigen; wie soll es da zwischen 27 Staaten
einfach sein – hat sich die Europäische Union in diesem
Sommer in einer entscheidenden Frage als handlungsfä-
hig erklärt, und zwar auf einer vernünftigen Basis. Mit
keinem sind die Gesprächskontakte abgebrochen. Wir
haben gesagt: Reden gerade in schwierigen Zeiten ist die
richtige Antwort. Deshalb werden wir das auch am
2. Oktober bei den deutsch-russischen Konsultationen
wieder unter Beweis stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben im Zusammenhang mit dem Kampf gegen
den Terrorismus unsere Aufgaben zu leisten. Hier sind
wir nach innen besser gerüstet; es finden gerade die Be-
ratungen zum BKA-Gesetz statt. Ich bin optimistisch,
dass wir sie erfolgreich abschließen. Wir haben eine bes-
ser ausgerichtete Bundespolizei.

Wir müssen auch außen unsere Aufgaben erfüllen.
Wir haben bittere Erfahrungen mit dem Tod von Solda-
ten machen müssen – gerade kürzlich mit dem Tod eines
jungen Soldaten der Bundeswehr. Wir haben zivile Op-
fer, Verletzte. Deshalb möchte ich in dieser Stunde einen
herzlichen Dank an unsere Soldatinnen und Soldaten ge-
nauso wie an die Polizisten und die zivilen Aufbauhelfer
richten. Sie haben die Solidarität dieses Parlaments;
denn wir wissen um die Schwere, aber auch um die Not-
wendigkeit der Aufgabe.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir spüren alle, dass die Situation in Afghanistan
icht einfach ist, dass die Sicherheitslage auch im Nor-
en komplizierter wird. Aber wir wissen auch um unse-
en Auftrag. Ich glaube, dass die Bundesregierung mit
em Konzept der vernetzten Sicherheit die richtige Ant-
ort gefunden hat, um das Engagement in Afghanistan

ortzusetzen. Das heißt nicht, dass dieses Konzept der
ernetzten Sicherheit bereits in allen Fragen so funktio-
iert, wie wir uns das vorstellen können. Es ist ja so,
ass Afghanistan nun einmal eine Regierung, ein Parla-
ent hat. Wir haben die demokratischen Prozesse dort

orangebracht. Wir müssen schauen, dass dieses Kon-
ept der vernetzten Sicherheit auch von allen Akteuren
von denen, die aus dem Ausland helfen kommen, ge-

auso wie von denen, die in Afghanistan Verantwortung
ragen – umgesetzt wird.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr richtig!)


iese Aufgabe ist nicht beendet. Es hat aber keinen
inn, bei jedem schrecklichen Vorgang sofort das Kon-
ept infrage zu stellen. Deshalb sage ich hier: Das Kon-
ept der vernetzten Sicherheit ist nach meiner festen
uffassung ohne jede Alternative.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir werden im Oktober über die Fortsetzung des Af-
hanistan-Einsatzes in den nächsten Monaten debattie-
en müssen, genauso wie wir das heute für UNIFIL tun.
eutschland wird jedenfalls seiner Verantwortung für
en Kampf gegen den Terrorismus gerecht werden.

Meine Damen und Herren, für mich ist diese Bundes-
epublik als Bildungsrepublik ein Land, in dem die Poli-
ik verlässlich, langfristig und nachhaltig agiert; ein
and, das den Menschen in den Mittelpunkt rückt, ihn
rmutigt, seine Eigenverantwortung fordert, seine An-
trengungen belohnt in einer Gesellschaft, die durchläs-
ig ist und unvoreingenommen jedem seine Chance gibt;
in Land, das offen ist, neugierig, der Welt zugewandt
nd dabei zugleich selbstbewusst auf dem Boden seiner
igenen Erfolge und Werte steht.

Ich glaube, auf diesem Weg ist unser Land ein Stück
orangekommen. Jetzt kommt es darauf an, nicht stehen
u bleiben, sondern mit Geduld und Ausdauer diesen
eg fortzusetzen. Diese Bundesregierung hat wichtige
eiträge dazu geleistet. Sie wird auch in den kommen-
en Monaten weiter wichtige Beiträge leisten.

Herzlichen Dank, meine Damen und Herren.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617500400

Nächster Redner ist Dr. Gregor Gysi für die Fraktion

ie Linke.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])







(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617500500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Frau Bundeskanzlerin, Sie haben fast allen in
unserer Gesellschaft gedankt, nur die Linken haben Sie
vergessen. Aber das macht nichts, wir kennen ja unseren
Einfluss. Auf den ist von der FDP schon hingewiesen
worden.


(Beifall bei der LINKEN)


Lassen Sie mich mit einem außenpolitischen Thema
beginnen: mit Georgien. Die Situation war ja so: Der
Präsident von Georgien hat sich entschieden, kriegerisch
in Südossetien einzufallen. Niemand in diesem Haus
glaubt, dass er das ohne Genehmigung des amerikani-
schen Präsidenten gemacht hat.


(Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sagen Sie mal was zu den russischen Basen in der Region!)


Nun hört und liest man, ihm sei es wichtig gewesen, im
Wahlkampf seinen eigenen Kandidaten voranzubringen.
Wenn das stimmt, wenn jetzt schon Kriege wegen eines
Wahlkampfes geführt werden, dann ist die Politik dies-
bezüglich vollständig verrottet. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Russland handelte zunächst noch völkerrechtsgemäß,
als es Südossetien befreite. Es verletzte das Völkerrecht
aber grob, als es Tiflis bombardierte und sich in Kernge-
orgien festsetzte. Russland verletzte das Völkerrecht
auch, als es die Unabhängigkeit, die territoriale Abspal-
tung von Südossetien und Abchasien anerkannte.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was machen Sie da vorne eigentlich für Pirouetten! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es verletzte das Völkerrecht, dass sie russische Pässe ausgegeben haben!)


Es verletzte das Völkerrecht genauso wie die USA,
Großbritannien, Frankreich und Deutschland, als sie
Belgrad bombardierten, und genauso wie diese Länder,
als diese die territoriale Abspaltung des Kosovo entge-
gen einem Beschluss des Sicherheitsrates der Vereinten
Nationen beschlossen haben.


(Beifall bei der LINKEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich denke, die Völker sollen sich selbst befreien! Das sagen Sie sonst immer!)


Und nun passiert Folgendes: Vier Völkerrechtsverletzer
stehen da und werfen dem fünften Völkerrechtsverletzer
vor, dass er das Völkerrecht verletzt. Da kommt nicht
viel bei heraus. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der LINKEN)


Lassen Sie mich noch einen Satz dazu sagen: Richard
von Weizsäcker hat völlig recht, wenn er davor warnt,
die NATO bis an die Grenzen Russlands zu treiben. Was
sollen denn diese Provokationen? Man muss doch wis-

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(C (D en, dass auch Russland ein Sicherheitsdenken hat. Die rovokationen fingen mit den Stationierungen in Polen nd Tschechien an, und jetzt auch noch die Ausweitung er NATO. Lassen Sie das einfach bleiben. Wir sind och froh, den Kalten Krieg los zu sein. Wir müssen ihn och nicht unsererseits mit neu organisieren. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ch erkenne durchaus an, dass Sie in Europa einen Bei-
rag zur Deeskalation geleistet haben, der dringend er-
orderlich war.

Jetzt haben wir eine Finanzkrise in den USA.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie doch einmal etwas zu den Russen! Zu Russland fällt Ihnen nichts eine! Unglaublich!)


ir haben eine weltweite Finanzkrise. Ich kann nur sa-
en: Ich bin ziemlich entsetzt, was in diesem Zusam-
enhang alles passiert. Jetzt ist die nächste Großbank

leite, und alle tun so, als ob es Deutschland fast nichts
nginge. Heute früh habe ich in den Nachrichten gehört,
ass die Kreditanstalt für Wiederaufbau kurz vor der
leite der Bank noch einmal 300 Millionen überwiesen
at. Futsch sind sie! Tolle Experten, die da sitzen, kann
ch dazu nur sagen.

Folgendes ist passiert: Die größte amerikanische Ver-
icherung stand kurz vor der Pleite. Die Notenbank ge-
ährte einen Kredit von 85 Milliarden Dollar – das muss
an sich einmal überlegen –, übernimmt dafür aber

0 Prozent des Eigentums. Was macht unsere Bundesre-
ierung bei der Industriekreditbank? Sie übernimmt na-
ürlich auch die Schulden dieser Privatbank in Höhe von
,2 Milliarden Euro, aber ihr gehört hinterher kein Pro-
entpünktchen mehr. Ich weiß gar nicht, ob wir das Geld
e wiederbekommen oder ob das einfach so verschenkt
urde. Der Bundesfinanzminister stellt sich hier hin und

rklärt stolz, es gebe eine Neuverschuldung von nur
0 Milliarden Euro, und sagt ganz nebenbei: Wir haften
ier mit 9,2 Milliarden Euro mit.

Übrigens hat nicht nur die Industriekreditbank diesbe-
üglich Probleme – auch das muss ich sagen –, sondern
uch die Sächsische Landesbank und, ja, Herr Huber,
uch die Bayerische Landesbank. Herr Huber, Sie waren
er verantwortliche Finanzminister. Der Schaden liegt
ei 4,5 Milliarden Euro. Andere würden zurücktreten.
ie hingegen streben nach höheren Ämtern. Ich sage das
ur mal so.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Lachen von Staatsminister Erwin Huber [Bayern])


ll das müssen die Bürgerinnen und Bürger bezahlen.

Lassen Sie mich noch ein Wort zur Finanzkrise sagen:
er tiefe Konflikt zwischen Schröder und Lafontaine be-

og sich auf genau diese Frage. Als Rot-Grün, SPD und
rüne die Wahlen gewannen, da hat Schröder noch er-
lärt, er wolle die Finanzmärkte regulieren. In Abspra-






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
che mit Blair ist er aber völlig davon abgekommen und
wollte plötzlich die liberalisierten, freien Finanzmärkte.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deswegen ist Oskar zurückgetreten, ja?)


Lafontaine wollte den Finanzmarkt regulieren. Das war
der Zwist.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Jetzt stellen Sie sich als SPD doch einmal hier hin und
sagen: In dieser entscheidenden Frage hatte Lafontaine
recht und Schröder unrecht. So einfach ist das nämlich.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die Zeche bezahlen wir jetzt alle.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie waren auch schon mal besser!)


Heiner Geißler, zu früheren Zeiten Generalsekretär
der CDU, hat jetzt geschrieben: Die Politiker, die Profes-
soren, die Journalisten, die immer von der Freiheit der
Finanzmärkte gesprochen haben, können leider nicht zur
Verantwortung gezogen werden, obwohl sie eine Mitver-
antwortung für die gesamte Krise haben.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wenn wir uns die Situation in Deutschland ansehen,
erkennen wir, dass es Momente gibt, die Sie hier ausge-
lassen haben, Frau Bundeskanzlerin. In den letzten zehn
Jahren bis 2006 – die Zahlen liegen vor – sind die Real-
einkommen in Deutschland um 6 Prozent gesunken.
Das trifft nicht nur die Menschen, sondern auch die klei-
nen und mittleren Unternehmen, die auf den Binnen-
markt angewiesen sind. Denn wenn die Kaufkraft zu-
rückgeht, werden bei ihnen weniger Waren gekauft und
weniger Dienstleistungen in Anspruch genommen. Das
alles hat Folgen.

In derselben Zeit – das ist spannend, weil Sie immer
sagen, es sei ein internationaler Trend – sind die Real-
löhne in Frankreich, den USA, Großbritannien und
Schweden zwischen 10 und 29 Prozent gestiegen. In
Deutschland sind sie um 6 Prozent gesunken. Auch unter
Schröder und unter Merkel hat sich nichts daran geän-
dert. Jetzt gibt es eine Studie, die das genauer analysiert.
Auch das ist immer spannend. Das Ergebnis der Studie
lautet: In den letzten zehn Jahren sind bei den Geringver-
dienern die Realeinkommen um 10 Prozent gesunken,
bei Minijobbern und Teilzeitbeschäftigten sind sie um
14 Prozent gesunken und beim obersten Viertel, bei den
Bestverdienenden, sind sie um 4 Prozent gestiegen.
Wenn man das alles miteinander verrechnet, kommt ins-
gesamt ein Minus von 6 Prozent heraus. Aber man muss
wissen, dass unten viel mehr verloren wurde und oben
die Realeinkommen sogar gestiegen sind.

Wenn man sich dann noch die Unternehmens- und
Vermögenseinkommen ansieht, dann schlackern einem
die Ohren. Denn sie sind um 42 Prozent, um

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(C (D 77 Milliarden Euro, gestiegen. Deshalb spüren die eute genau, dass die Armut zunimmt, während der eichtum in dieser Gesellschaft maßlos wird. Dagegen nternehmen Sie gar nichts. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Es gibt immer das folgende Argument – das hat mich
uch beschäftigt –: Wir hatten zu hohe Löhne und muss-
en mit den Realeinkünften herunter, weil Deutschland
m internationalen Vergleich nicht mithalten konnte.
etzt haben wir uns das einmal angesehen. Die Deutsche
ank Research – Sie werden zugeben, dass dies keine

inke Einrichtung ist – hat das Pro-Kopf-Einkommen in
en alten 15 EU-Mitgliedsländern festgestellt. Wissen
ie, Herr Huber, auf welchem Platz wir liegen? Auf
latz zwölf. Ich bitte Sie! Spanien hat uns im letzten Jahr
berholt; da waren wir noch auf Platz elf. Jetzt sind wir
uf Platz zwölf. Hinter uns liegen nur noch Italien, Grie-
henland und Portugal; aber die geben sich Mühe.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN)


ch kann also nur sagen: Auf das Ergebnis, das Sie vorle-
en, können Sie nicht stolz sein.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Ich möchte auch erwähnen, dass die 20 Millionen
entnerinnen und Rentner seit Jahren nur Minusrunden
rleben. Denn auch das kleine Plus ist immer eine Mi-
usrunde, wenn Sie es mit der Mehrwertsteuererhöhung,
it der Inflationsrate und anderen Dingen verrechnen.

Nun sagen Sie: Die Linken kritisieren immer alles
nd versprechen das Blaue vom Himmel. Das alles sind
opulisten, die nichts einhalten können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Vollkommen richtig! – Joachim Poß [SPD]: Bei Ihnen beginnt ja die Selbsterkenntnis!)


Ich wusste es doch.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Sie sind nur verstockt!)


Verstehen Sie, diese billige Argumentation ist selbst
is zu mir schon vorgedrungen. Aber sie ist falsch.


(Heiterkeit bei der LINKEN)


enn wir müssen einmal einen Vergleich der Steuer-
nd Abgabenquoten wiederum in den 15 alten EU-Mit-
liedsländern machen. Im Schnitt liegt die Steuer- und
bgabenquote in diesen 15 Ländern bei 40 Prozent. In
eutschland liegt sie bei 36 Prozent. Das sind 4 Prozent
eniger. Hätten wir den Durchschnitt der alten EU-Mit-
liedsländer, hätten wir jährlich eine Mehreinnahme in
öhe von 100 Milliarden Euro. Damit ließe sich alles fi-
anzieren, was die Linke hier im Bundestag vorgeschla-
en hat.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Es fehlen immer noch 50!)







(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Was haben Sie stattdessen gemacht? Sie sind der
Deutschen Bank entgegengekommen. Sie haben die
Körperschaftsteuer von 45 auf 15 Prozent gesenkt. Sie
sind den Spitzenverdienern entgegengekommen. Sie ha-
ben den Spitzensteuersatz der Einkommensteuer von 53
auf 42 Prozent gesenkt. Das kostet den Staat übrigens
jährlich 11 Milliarden Euro, die einfach weg sind, weil
Sie dieses Geschenk verteilt haben. Was müssten wir
machen, um an den Durchschnitt heranzukommen? Man
sollte nicht die Mehrwertsteuer erhöhen. Welchen Weg
könnte man gehen?


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Gysi höher besteuern!)


Wir wollen wieder eine paritätische Beteiligung der Un-
ternehmen an der Rentenversicherung. Die Riester-
Rente ist doch nichts anderes als eine Entlastung der Un-
ternehmen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und der Staat
müssen das allein bezahlen.

Die Allianz macht mit der Riester-Rente ein tolles
Geschäft. Deshalb überweist sie jedes Jahr an die CSU,
an die CDU, an die FDP, an die SPD und auch an die
Grünen 60 001 Euro. Die einzige Partei, die nichts be-
kommt, sind wir.


(Joachim Poß [SPD]: Sie haben ja genug Vermögen im Hintergrund! Sie haben ja das SEDVermögen!)


Aber ich sage einmal: Ich bin relativ stolz darauf, dass es
noch eine nicht allianzgesponserte Partei im Deutschen
Bundestag gibt.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Joachim Poß [SPD]: Möglicherweise ist Ihr Geld auch in Liechtenstein!)


Wir schlagen Ihnen eine Börsenumsatzsteuer vor.
Hätten wir eine Börsenumsatzsteuer von 1 Prozent, hät-
ten wir jährlich eine Mehreinnahme in Höhe von
70 Milliarden Euro. Das lässt sich doch machen; auch
andere Länder haben Börsenumsatzsteuern.


(Zuruf von der FDP)


– Ach, Quatsch. Wir sollten vor allen Dingen auch die
Spekulationen ein bisschen reduzieren, die auf unserem
Erdball maßlos geworden sind.

Wir schlagen eine angemessene Vermögensteuer vor.
Wir haben in Deutschland Milliardäre. Ich bitte Sie! So
fleißig kann gar kein Einzelner sein, um sich eine Mil-
liarde legal zu erwirtschaften. Wie dem auch sei: Alle
Milliardäre sind doch Verfassungspatrioten und wissen,
dass das Eigentum auch dem Allgemeinwohl dienen
soll. Wir kommen ihnen solidarisch entgegen, nehmen
ihnen einen Teil ihres Geldes weg und verteilen es im In-
teresse des Allgemeinwohls. Das ist doch nachvollzieh-
bar.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ir wollen, dass der Spitzensatz der Einkommensteuer
ür Einkommen über 80 000 Euro im Jahr 50 Prozent be-
rägt. Das ist doch nicht unangemessen!

Sie behaupten, Sie hätten die Arbeitslosigkeit abge-
aut. Die SPD behauptet sogar, das liege an der
genda 2010. Das hat zwar nichts miteinander zu tun;

ber Sie können ja erzählen, was Sie wollen.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Quatsch! Dummes Zeug!)


er Aufschwung, der von Ihnen gepriesen worden ist,
am bei 16 Prozent der Leute an. 84 Prozent der Leute
aben von diesem Aufschwung nichts, aber auch gar
ichts mitbekommen.

Das Statistische Bundesamt – auch keine linke Ein-
ichtung – hat eine wunderbare Analyse vorgelegt und
arin Folgendes festgestellt: Die Zahl der Menschen in
eilzeitjobs, Leiharbeitsstellen, 400-Euro-Jobs und be-
risteten Arbeitsverhältnissen ist von 1997 bis 2007 um
,6 Millionen gestiegen. Jetzt liegt diese Zahl bei
,68 Millionen. In denselben zehn Jahren ist die Zahl der
ozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten um
,53 Millionen gesunken. Sie haben also keinen Grund,
tolz zu sein.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


bbau der Arbeitslosigkeit durch Verschiebung von
ollzeitbeschäftigung in prekäre Arbeitsverhältnisse –
as ist bei Ihrer Politik herausgekommen.

Herr Huber, Frau Merkel und Herr Steinmeier, ich
age Ihnen: CSU, CDU und SPD haben keinen Grund,
tolz zu sein auf 2,5 Millionen arme Kinder in Deutsch-
and. Sie haben keinen Grund, stolz zu sein auf
,4 Millionen Menschen, die von Hartz IV leben. Sie ha-
en keinen Grund, stolz zu sein auf 6,6 Millionen Men-
chen, die in Minijobs für ein Einkommen von 400 Euro
rbeiten. Sie haben keinen Grund, stolz zu sein auf wei-
ere 6,5 Millionen Menschen mit niedrigsten Einkom-

en. Sie haben keinen Grund, stolz zu sein auf
00 000 Menschen, die in Leiharbeit beschäftigt sind, in
iner modernen Form der Sklaverei.


(Dirk Niebel [FDP]: Glauben Sie denn, die wären lieber arbeitslos? Das ist doch unglaublich!)


ie haben keinen Grund, stolz darauf zu sein, dass die
nergiepreise um 14 Prozent gestiegen sind, dass bereits
00 000 Haushalten in Deutschland – ich wiederhole:
00 000 Haushalten! – der Strom abgestellt wurde und
ass die Nahrungsmittel um 8 Prozent teurer geworden
ind.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist doch Quatsch! – Dr. Peter Struck [SPD]: Wer hat das denn zu verantworten? Was soll dieser Mist?)


Frau Bundeskanzlerin, Sie haben viel über Bildung
eredet. Ich stimme Ihnen zu: Bildung ist ein zentrales






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Thema; denn Chancengleichheit kann nur über Bildung
erreicht werden. Sie haben aber nicht erwähnt, dass un-
ser Bildungsniveau im Vergleich in Europa mittlerweile
unterdurchschnittlich ist. Es geht nicht um Besuche, son-
dern um Investitionen. Die brauchen wir im Bildungsbe-
reich.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Frau von der Leyen, gelegentlich schätze ich, was Sie
sagen. Aber Ihre Elterngeldregelung ist ein starkes
Stück. Für die Hälfte der Bezieherinnen und Bezieher,
und zwar für die ärmere Hälfte der Bevölkerung, haben
Sie die Bezugsdauer des Elterngeldes um die Hälfte ge-
kürzt und den Bestverdienenden eine Erhöhung des El-
terngeldes zugebilligt. Eine so direkte Umverteilung von
unten nach oben, wie Sie sie an dieser Stelle organisiert
haben, habe ich in dieser Gesellschaft bisher selten er-
lebt. Das ist nicht hinnehmbar.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wo blieb eigentlich der Protest der SPD? Warum haben
Sie das zugelassen?

Frau Bundeskanzlerin, nun komme ich auf Ost-
deutschland zu sprechen. Nur ein Beispiel: Wir haben
vor einem Jahr 17 Anträge gestellt, um Überführungs-
lücken und -ungerechtigkeiten sowie Ungleichbehand-
lungen bei der Rente zu überwinden.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stasirenten zum Beispiel!)


Ihr Kanzleramtsminister hat uns seinerzeit mitgeteilt, es
gebe noch Beratungsbedarf.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Stasirenten!)


Also haben wir gewartet. Im Mai hat er uns dann mitge-
teilt, dass es immer noch Beratungsbedarf gibt. Wir ha-
ben wieder gewartet. Später haben wir das zwar in erster
Lesung im Plenum behandelt, aber noch nicht in den
Ausschüssen. Das Kanzleramt teilte uns nämlich mit,
dass es immer noch Beratungsbedarf gibt.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Stasirenten!)


– Herr Kauder, quatschen Sie doch nicht über etwas, von
dem Sie keine Ahnung haben! Lesen Sie lieber erst ein-
mal unsere 17 Anträge, bevor Sie sich leichtfertig dazu
äußern.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wir werden darauf drängen, dass dieses Thema jetzt
auch in den Ausschüssen behandelt wird, damit unser
Gesetzentwurf bald im Plenum des Bundestages in zwei-
ter Lesung beraten werden kann. Seit 1990 sind diese
Probleme bekannt. Noch länger kann Ihr Kanzleramt
nicht beraten. Jetzt müssen Sie dazu endlich einmal Ja
oder Nein sagen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


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(C (D Bald findet die Bayernwahl statt. Deshalb ist heute uch Herr Huber zu uns gekommen; das ist völlig okay, nd das ist Ihr gutes Recht. (Thomas Oppermann [SPD]: Wie bitte? Ist das wirklich der Grund, Herr Huber?)


ines geht aber nicht, Herr Huber: Sie können nicht in
ayern immer so tun, als wären Sie in Berlin in der
pposition. Denn hier in Berlin sind Sie an der Regie-

ung beteiligt; das müssen wir allen Bürgerinnen und
ürgern sagen. Die Mehrheit des Bundestages hat seit
005 keinen Beschluss gefasst, der nicht auch Ihre Zu-
timmung gefunden hat, einschließlich der dramatischen
nd unverantwortlichen Kürzung der Pendlerpauschale.
as ist die Wahrheit.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Ulrich Kelber [SPD]: Das war der erste richtige Satz!)


Der Bundesfinanzhof, der seinen Sitz in München
at, hält die Kürzung der Pendlerpauschale für grundge-
etzwidrig.

Daraufhin haben wir gesagt: Lasst uns doch selbst
olitik machen! Lasst uns diese Schwachsinnsregelung
urücknehmen! Wir müssen doch nicht warten, bis das
undesverfassungsgericht wieder ersatzweise für den
undestag Politik macht. – Dann haben wir eine na-
entliche Abstimmung durchgeführt. Herr Huber, ich
uss es Ihnen sagen: Alle CSU-Abgeordneten haben im
ovember 2007 dafür gestimmt, dass die Kürzung der
endlerpauschale erhalten bleibt. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Nun haben wir festgestellt, dass Sie jetzt eine andere
uffassung vertreten. Deshalb haben wir es wieder in
en Bundestag eingebracht. Am Donnerstag vor der
andtagswahl in Bayern können wir namentlich darüber
bstimmen. Mal sehen, wie Ihre Abgeordneten dann ent-
cheiden. Darauf dürfen wir gespannt sein.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Ich finde es toll, dass Sie plötzlich dafür sind, den
teuerfreibetrag bei der Einkommensteuer von
800 Euro auf 8 000 Euro zu erhöhen, dass Sie dafür

ind, den Steuerbauch bei der Einkommensteuer zu
eseitigen. Damit haben Sie völlig recht. Wenn man
ben bei den Bestverdienenden in der Steuer nachlässt,
ann muss das einer bezahlen. Das sind bei uns die
urchschnittsverdiener. Deshalb haben wir diesen Steu-

rbauch, der nicht gerechtfertigt ist. Herr Huber, Sie
üssen aber erwähnen, wer den Steuerbauch erfunden

at. Das war Theo Waigel unter Kanzler Kohl. Er war
udem Vorsitzender der CSU. Ich finde, darauf muss
an doch wenigstens hinweisen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Sie erwähnen auch nicht, dass wir im April 2008 im
undestag eine Debatte über die Erhöhung des Steuer-






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
freibetrags und über die Beseitigung des Steuerbauches
geführt haben und die CSU dagegen polemisiert und da-
gegen gestimmt hat. Einen Monat später fällt Ihnen ein,
dass Sie eine andere Auffassung vertreten. Diese Art des
Wahlkampfes ist zu billig.

Lassen Sie mich zum Schluss noch etwas zur SPD sa-
gen. Ich habe Ihre Personalentscheidung – zurück zu
Schröder – mitbekommen. Hierzu möchte ich Ihnen drei
Dinge sagen. Sie haben beschlossen, für einen gesetzli-
chen flächendeckenden Mindestlohn einzutreten. Sie
haben ferner beschlossen, dass Sie für eine Bürgerver-
sicherung sind. Irgendwann einmal haben Sie auch be-
schlossen, dass Sie die Vermögensteuer erheben wol-
len. Nun sagt Herr Müntefering, dass er unbedingt eine
Koalition mit der FDP eingehen möchte. Das heißt, es
gibt keinen Mindestlohn, es gibt keine Bürgerversiche-
rung, und es gibt keine Vermögensteuer. Ich nehme an,
diesbezüglich ist Verlass auf die FDP.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wenn das so ist, dann sage ich Ihnen: Wenn Sie wieder
im Wahlkampf für einen gesetzlichen Mindestlohn ein-
treten und gleichzeitig sagen, dass Sie mit der FDP zu-
sammengehen wollen, dann bereiten Sie den nächsten
Betrug der Wählerinnen und Wähler vor. Das werden
wir versuchen deutlich zu entlarven.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617500600

Das Wort erhält nun Dr. Peter Struck für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Peter Struck (SPD):
Rede ID: ID1617500700

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Herr Kollege Gysi, Sie haben sich
darüber beklagt, dass Sie keine Spende von der Allianz
bekommen haben. Diese brauchen Sie auch nicht; denn
Sie haben noch irgendwo altes SED-Vermögen ver-
steckt. Das wissen wir doch ganz genau.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der LINKEN)


Sie sind offenbar der Meinung, die Koalition mache
die Energiepreise und die Löhne.


(Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Nein!)


– So haben Sie es gesagt. – Da liegen Sie falsch, Herr
Kollege Gysi. Diese machen andere, aber nicht diese
Koalition.


(Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Schlimm ist, dass Sie das nicht machen!)


Sie müssen bei der Wahrheit bleiben, wenn Sie sich
hierzu äußern.

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(C (D (Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/ CSU: In der Gesellschaft, die Gysi vorschwebt, werden Löhne und Preise vom Staat gemacht!)


Meine Damen und Herren, die Bilder und Berichte
on der Wall Street haben die Finanzmärkte in den ver-
angenen Tagen sehr beunruhigt. In unseren und in an-
eren Medien sind wegen der allgemeinen Finanzkrise
n Amerika Katastrophenszenarien entwickelt worden.
n dieser allgemeinen Verunsicherung hat uns gestern Fi-
anzminister Peer Steinbrück eine solide Einschätzung
n die Hand gegeben,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


eine Verharmlosung, sondern eine sehr seriöse Analyse.
ch bin ihm sehr dankbar dafür.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


r hat uns in dem Wissen bestätigt, dass wir mit ihm ei-
en Chef des Finanzressorts haben, der die Tiefen und
ntiefen der weltweiten Finanzmärkte kennt


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN)


nd bei seinen Kollegen in Europa und vor allen Dingen
uch bei seinen Kollegen in der G-8-Gruppe höchste An-
rkennung genießt. Das respektieren wir, und dafür dan-
en wir ihm.


(Beifall bei der SPD)


Die Große Koalition braucht ihr Licht nicht unter den
cheffel zu stellen. Wir haben bei der Haushaltskonso-

idierung, der Stabilisierung der Wirtschaft und der
chaffung neuer Arbeitsplätze mehr erreicht, als wir
005 realistisch erwarten durften und als uns die Opposi-
ionsfraktionen mit ihren düsteren Prophezeiungen vo-
ausgesagt haben. Wir sind stolz auf das, was wir geleis-
et haben. Deutschland ist vorangekommen. Diese
oalition hat gute Arbeit geleistet.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


amit auch nicht der kleinste Zweifel aufkommt: Auch
m letzten Jahr ihrer Regierungszeit wird sie weiter gut
usammenarbeiten und in ihren Anstrengungen nicht
achlassen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Kein Beifall! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Nun kommt! Klatschen! Beifall!)


Ja, ich habe auch erwartet, dass Beifall kommt. Die
olleginnen und Kollegen müssen noch darüber nach-
enken.

Wir alle haben es aber versäumt, für die gemeinsamen
rfolge auch offensiv zu werben. Wir haben unsere gute
rbeit unter Wert verkauft. Ich bin jedenfalls dafür, dass
ir die Zeitspanne bis zum beginnenden Wahlkampf im
ächsten Frühsommer dafür nutzen, unsere gemeinsa-
en Erfolge deutlich herauszustellen.






(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
Wir sollten damit in dieser Haushaltswoche beginnen
und Finanzminister Peer Steinbrück für eine solide und
vorausschauende Konsolidierungspolitik danken. Es
stimmt, dass die Risiken eines Abwärtstrends der Welt-
wirtschaft näher gerückt sind und dass es keinen Anlass
zu leichtfertigem Optimismus gibt. Genauso gilt aber,
dass die Wachstumserwartungen in Deutschland dank ei-
ner einsichtigen Politik immer noch doppelt so hoch sind
wie in Frankreich und England. Deutschland ist und
bleibt die Konjunkturlokomotive in der Europäischen
Union; darauf sind wir stolz. Ist das nichts?


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da muss Herr Steinbrück einmal gelobt werden!)


Wenn wir über die Beschäftigungssituation in
Deutschland reden, dann müssen wir wissen, dass allein
im letzten Jahr über 600 000 Menschen eine reguläre so-
zialversicherungspflichtige Beschäftigung gefunden ha-
ben. Es besteht die Chance, dass die Zahl der Arbeitslo-
sen im Herbst unter 3 Millionen sinkt. Erstmals seit
Beginn der 90er-Jahre ist die Erreichung der Zielmarke
Vollbeschäftigung keine Utopie mehr. Ist das nichts?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sollen wir uns diese Erfolge kaputtreden lassen, nur weil
wir uns über den weiteren Weg hin zu guter Arbeit nicht
einig sind? Sollten wir nicht endlich dem Unsinn der
Linkspartei lauter widersprechen, die neuen Arbeits-
plätze ließen sich auf 1-Euro-Jobs reduzieren? Das ist
wieder eine dieser Propagandalügen, mit denen die
Linkspartei Unsicherheit schürt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Wahrheit ist: Die Zahl der Arbeitslosen ist seit 2005
um fast 2 Millionen zurückgegangen, während die Zahl
der 1-Euro-Jobber konstant bei 300 000 geblieben ist.

Wir haben es geschafft, die Sozialversicherungsbei-
träge seit 2006 radikal zu senken. Die Beiträge zur
Arbeitslosenversicherung sind von 6,5 Prozent im
Jahre 2005 bis zum Jahresende 2008 mehr als halbiert
worden. Ist das nichts?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Müssen wir diesen Erfolg durch eine Debatte darüber
zerreden, ob wir sie jetzt nicht noch weiter senken kön-
nen?

Wir sollten die Warnungen der Bundesagentur für Ar-
beit und ihres Präsidenten nicht einfach in den Wind
schlagen. Generell steht außer Frage, dass alle in dieser
Koalition bemüht sind, die Lohnnebenkosten zu senken.
Für uns Sozialdemokraten ist klar, dass gerade die Nor-
malverdiener weit mehr davon profitieren als von weite-
ren Steuersenkungen, die erst bei Empfängern höherer
Gehälter zu Buche schlagen. Deshalb wollen wir die
Lohnnebenkosten, auch den Arbeitslosenversicherungs-
beitrag senken.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Diese Koalition hat sich viel vorgenommen, und sie
at viel erreicht – mehr als uns die professionellen Beob-
chter zugetraut haben –: Unternehmensteuerreform,
flegereform, Teilprivatisierung der Bahn, Föderalis-
usreform, Haushaltskonsolidierung. Selbst mit der un-

er den Koalitionspartnern besonders umstrittenen
esundheitsreform haben wir die Grundlage dafür ge-

chaffen, dass auch in Zukunft für alle Menschen eine
ualitativ hochwertige Versorgung garantiert ist. Ist das
ichts?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


iele von uns sind im Ausland unterwegs und lernen da-
ei eines: Kein Land auf der Welt hat ein solches Ge-
undheitssystem wie die Bundesrepublik Deutschland.
ass wir darauf stolz sein können und dass wir das auch
ezahlen müssen, steht außer Frage.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Bei jedem dieser Projekte hat es massive öffentliche
weifel darüber gegeben, ob wir das schaffen und ob
ich die Koalition zusammenraufen kann. Sie hat es ge-
chafft; sie hat sich zusammengerauft. Ich will an dieser
telle den vielen Experten und Fachleuten der beiden
raktionen, die maßgeblich zum Gelingen dieser vielen
rojekte beigetragen haben, danken. Das ist eine
chwere, aber auch eine gute Arbeit gewesen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Diese Koalition – darauf muss ich als Sozialdemokrat
inweisen – hat auf vielem aufbauen können, was die
ot-grüne Vorgängerregierung angestoßen hat.


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])


ls Beispiel nenne ich die Familien- und Bildungspoli-
ik. Wir haben seinerzeit im Rahmen der Agenda 2010
ür die Ganztagsbetreuung von Kindern 4 Milliarden
uro zur Verfügung gestellt, und zwar gegen den Wider-
tand mancher christdemokratischer Ministerpräsiden-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


etzt ist dieser Schritt von allen als richtig erkannt wor-
en. Alle sind dankbar dafür, dass wir das gemacht ha-
en.


(Beifall bei der SPD)


400 Schulen sind inzwischen als Ganztagsschulen ein-
erichtet. Das hat dazu geführt, dass sich diese Koalition
arauf geeinigt hat, auch den Ausbau der Krippenplätze
ntensiv zu fördern, deren Zahl bis 2013 auf 750 000 er-
öht werden soll. Zudem soll ein Rechtsanspruch auf ei-
en Krippenplatz eingeführt werden. Damit sorgen wir
ür gleiche und damit bessere Bildungschancen von Kin-
ern vor allen Dingen aus sozial benachteiligten Fami-
ien.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
Bei dieser Aufgabe lassen wir die Kommunen nicht al-
lein, sondern wir garantieren eine dauerhafte Beteiligung
des Bundes an den Betriebskosten der Kindertagesstät-
ten.

In diesem Zusammenhang will ich darauf hinweisen,
dass die Kommunen wissen, dass sie mit der Sozialde-
mokratie einen starken Partner in der Regierung haben.
Wir haben ihnen versprochen, dass mit uns an der Ge-
werbesteuer nicht zu rütteln ist. Das Versprechen haben
wir im Zuge der Unternehmensteuerreform eingehal-
ten.


(Beifall bei der SPD)


Das bedeutet für die Kommunen in Deutschland: Es ist
wieder Geld da für den Ausbau der Straßen, für den Bau
von Schulen und für öffentliche Aufgaben vor Ort. Das
ist praktische und realistische Politik für die Menschen.

Wir haben in der Bildungspolitik durch eine Erhö-
hung des BAföG von diesem Wintersemester an ein Zei-
chen gesetzt, dass das Studium kein Privileg für diejeni-
gen sein darf, die es sich finanziell leisten können. Wir
wollen, dass jeder nach seinen Fähigkeiten studieren
kann, nicht nach dem Geldbeutel der Eltern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich finde es übrigens gut, Frau Bundeskanzlerin, dass
Sie das Thema Bildung – Sie haben eben lange darüber
gesprochen – zur Chefsache gemacht haben. Allerdings
bin ich gespannt, ob Ihre Ministerpräsidenten all das,
was Sie hier vorgetragen haben, so akzeptieren werden.
Ich wünsche Ihnen Erfolg. Wir wollen dabei helfen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


BAföG-Erhöhung, Wiedereinführung des Meister-
BAföG – wir machen keine leeren Versprechungen, son-
dern wir halten, was wir sagen. Das ist der Unterschied
zur Linkspartei. Mit seriöser Politik hat sie nichts zu tun.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Selbst Teilen der Linkspartei geht das Gefasel von Gysi
und Lafontaine allmählich gegen den Strich. „Luft-
schlösser“, mosert der sachsen-anhaltinische Landesvor-
sitzende Matthias Höhn, Die Linke. „Zutiefst unseriös“,
so warnen Finanzpolitiker der Linkspartei vor immer
neuen Milliardenversprechungen. Zu Recht: Von Sep-
tember 2007 bis Juni 2008 hat die Linkspartei über
120 Anträge und Gesetzentwürfe in den Deutschen Bun-
destag eingebracht, die ungedeckte Mehrkosten von gut
100 Milliarden Euro mit sich bringen würden.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Aha!)


Rechnet man hoch, was die Linkspartei über die gesamte
Legislaturperiode an Forderungen gestellt hat, so müss-
ten jährlich 255 Milliarden Euro zusätzlich her. Dann
muss man aber auch sagen, woher das Geld kommen
soll, Herr Kollege Lafontaine, Sie größter Finanzpoliti-
ker der Welt.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D as ist fast so viel, wie Peer Steinbrück für den Haushalt nsgesamt braucht. Schulden, Steuerund Abgabenerhöhungen, das ist as Gebräu, mit dem sich Herr Lafontaine aus dem Wirrarr ungedeckter Versprechungen herausreden will. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber da musst du auch Christa Müllers 100 Milliarden mitrechnen!)


Ich rede erst einmal über den Herrn. – Ein kenntnisrei-
her Journalist hat am Montag in einem Nachrichtenma-
azin die finanzpolitischen Ungereimtheiten, Verfäl-
chungen und Lügen treffend beschrieben. Nur der Titel
Die ökonomischen Märchen des Oskar Lafontaine“ ist
rreführend; denn im Märchen siegt am Ende immer das
ute. Aber mit Ihren ökonomischen Giftrezepturen wird

s nur ein ganz böses Erwachen geben, Herr Kollege
afontaine.

Lassen Sie mich eine persönliche Anmerkung zu dem
mgang von Lafontaine mit der Wahrheit machen. Er
at vor kurzem über die Zwangsvereinigung von KPD
nd SPD gesagt, dass es sie nie gegeben habe und dass
ie SPD freiwillig mitgemacht habe.


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Sie lügen!)


as ist eine geschichtliche Dreistigkeit und eine Beleidi-
ung eines jeden Sozialdemokraten, der dafür ins Ge-
ängnis musste.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Ich bezichtige Sie der Lüge!)


Sie sind ein Lügner, und Sie sollten sich schämen.
icht einmal diesen Rest Anstand, diesen Rest Moral
nd diesen Rest Respekt vor den DDR-Opfern hat sich
ieser Mann bewahren können. Sie halten Populismus
ür eine Primärtugend, Herr Kollege.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Ein bisschen mehr Niveau könnte man vom Vorsitzenden der SPD-Fraktion erwarten!)


Gestatten Sie mir einige Worte zur Außenpolitik.
aus aus der NATO, raus aus dem Kosovo, raus aus
fghanistan – mit diesem Weg in die internationale Iso-

ation kann man für Deutschland keine Politik machen.
nsere Partner und Freunde beobachten genau, was wir

uf internationaler Ebene tun und lassen.

In den nächsten Wochen werden wir vermutlich eine
eue Entscheidung über die Verlängerung des ISAF-
andats in Afghanistan treffen. Ich weiß – auch aus

ielen Veranstaltungen –, dass dieser Einsatz in der Be-
ölkerung sehr umstritten ist. Ich weiß aber auch, dass es
eine Alternative dazu gibt, wenn der Wiederaufbau des
andes vorangehen soll. Würde Deutschland sich zu-

ückziehen, dann hätte das einen Dominoeffekt für die
räsenz anderer Länder.


(Widerspruch des Abg. Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE])







(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
Sicher reicht das nicht als Begründung für eine Ver-
längerung aus; denn schließlich müssen wir verantwor-
ten, ob wir unseren Soldaten den gefährlichen Einsatz
weiter zumuten können. Wir sollten uns deshalb immer
wieder in Erinnerung rufen, warum wir in Afghanistan
sind. Vor wenigen Tagen, am 11. September, hatten wir
Anlass dazu. Bei den Anschlägen in New York und Wa-
shington 2001 sind über 3 000 Menschen ums Leben ge-
kommen. Diese Anschläge waren das Werk islamisti-
scher Terroristen. Die Taliban in Afghanistan haben
diesen Terrorismus geduldet und gefördert. Deshalb war
es nicht nur im amerikanischen Interesse, dieses Regime
zu beseitigen.

Wir müssen heute verhindern, dass die Taliban weiter
erstarken und in Afghanistan an die Macht zurückkeh-
ren. Wir dürfen nicht sehenden Auges zulassen, dass
sich Afghanistan zu einem Exportland für Terrorismus
zurückentwickelt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir dürfen auch nicht ausblenden, wer hierzulande vor
Gericht des Terrorismus beschuldigt wird und sein
Handwerk in Afghanistan gelernt hat. Sind die beiden
Täter, die in Bahnhöfen Kofferbomben deponiert haben,
durch die Menschen getötet werden sollten, vergessen?
Deshalb arbeiten wir mit 40 anderen Staaten der Welt
zusammen an einer besseren Zukunft in und für Afgha-
nistan. Denn nur dann, wenn das Land wieder auf die
Beine kommt und die Menschen wieder eine Lebensper-
spektive haben, werden sie den Drohungen und haltlosen
Versprechungen der Islamisten widerstehen können. Der
zivile Aufbau muss dabei im Mittelpunkt stehen. Da-
rüber gibt es keine Diskussion und keinen Zweifel. Aber
ohne die Absicherung durch das Militär ist er nicht mög-
lich. Das wird jeder von uns bestätigen, der selbst vor
Ort war. Ohne das Militär geht es nicht.

Wir führen keinen Krieg gegen das afghanische Volk.
Wer das behauptet, redet blanken Unsinn. Aber es gibt
erstarkende Kräfte in Afghanistan, die den Wiederauf-
bau verhindern wollen, weil sie ihn zu Recht als Gefahr
für die eigene Daseinsberechtigung sehen. Denn wenn
wir zusammen mit Präsident Karzai und der Regierung
in Afghanistan erfolgreich sind, dann werden Terror und
Islamismus bei der afghanischen Bevölkerung keinen
Rückhalt mehr finden.

Ich bin deshalb der festen Überzeugung, dass wir un-
ser Engagement in Afghanistan in der ganzen Breite
– zivil und militärisch – fortsetzen müssen. Auch müs-
sen wir unseren Soldaten alle verfügbaren Mittel an die
Hand geben, um diesen Auftrag optimal erfüllen zu kön-
nen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das sollten wir übrigens auch bedenken, wenn wir in
den nächsten Tagen und Wochen im Bundestag über den
Einsatz von AWACS-Flugzeugen zu entscheiden haben
sollten.

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(C (D In der Außenpolitik angekommen will ich an dieser telle dem klugen und besonnenen Vorgehen der Bunesregierung in der Kaukasus-Krise meinen Dank ausprechen. Ihre Äußerungen dazu, Herr Gysi, waren völig wirr und für mich nicht erklärlich. Frau undeskanzlerin, Sie haben die erfolgreichen Bemühunen Ihres Außenministers optimal unterstützt. (Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Heiterkeit bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ielleicht können Sie dem einen oder anderen Kollegen
n Ihrer Fraktion erklären, dass es an dieser Politik nichts
u mäkeln gibt.

Wir Sozialdemokraten sind jedenfalls froh, dass wir
it Frank-Walter Steinmeier einen Außenminister ha-

en, der die Interessen Deutschlands mit Beharrlichkeit
nd Augenmaß vertritt.


(Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Das ist sogar dem Herrn Steinmeier peinlich, dem sonst wenig peinlich ist!)


ir sind stolz darauf, dass dieser Außenminister in der
radition des letzten sozialdemokratischen Außenminis-

ers Willy Brandt Deutschlands Ansehen als Volk der gu-
en Nachbarn gestärkt hat.


(Beifall bei der SPD)


Nach der Ernennung Frank-Walter Steinmeiers zum
anzlerkandidaten der SPD – nun komme ich zu dem,
as Sie hören wollen – gab es aus den Reihen unseres
oalitionspartners – zum Glück nur ein paar einzelne –
erwirrte und verirrte Stimmen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Dann können die nicht von uns sein!)


s hieß, der Außenminister müsse sich zu 100 Prozent
uf das Auswärtige Amt konzentrieren. Seien Sie sicher,
ass der Vizekanzler die Regierungsgeschäfte genauso
enig vernachlässigen wird wie die Bundeskanzlerin der
undesrepublik Deutschland!


(Beifall bei der SPD)


ür beide gilt, was für alle in der Koalition gelten sollte:
etzt ist Arbeit angesagt. Wahlkampf ist später, nicht
etzt. Bis dahin gibt es noch viel zu tun.

Wir haben uns in der letzten Woche intensiv damit be-
asst, wie wir uns wirkungsvoll gegen die zunehmende
ahl von Spekulationsgeschäften am Öl- und Gas-
arkt wappnen können; auch die Kanzlerin hat davon

esprochen. Die augenblickliche Entwarnung beim Preis
ür ein Barrel Öl darf nicht darüber hinwegtäuschen,
ass der zunehmende Energiehunger Chinas und Indiens
uf Dauer die Preise bestimmen und nach oben treiben
ird. Man kann es drehen und wenden, wie man will,

etztlich bleibt uns nur eine Option: Wir müssen unseren
nergieverbrauch verringern. Das kostengünstige Öl ist
as Öl, das wir erst gar nicht verbrauchen. Energieein-
parungen und höhere Energieeffizienz sind neben den
rneuerbaren Energien






(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Und der Atomkraft!)


unsere besten heimischen Energiequellen.


(Beifall bei der SPD)


Eine höhere Effizienz nutzt außerdem der Umwelt und
dem Klimaschutz.

Wir haben intensiv geprüft – das gilt auch für die
Unionsfraktion –, ob wir den Bürgerinnen und Bürgern
mit verbilligten Grund- und Sozialtarifen helfen können.
Diesen Weg haben wir verworfen, weil er entweder
durch bürokratischen Aufwand unattraktiv oder durch
erhebliche Mitnahmeeffekte unbezahlbar würde. Wir
werden in den nächsten Wochen unsere Arbeitsergeb-
nisse vorlegen. Aber schon jetzt sind wir der Meinung,
dass es mittelfristig am sinnvollsten ist, unsere Energie-
effizienz zu erhöhen sowie die Mittel für das erfolgrei-
che CO2-Gebäudesanierungsprogramm weiter aufzusto-
cken und bis mindestens 2015 zu verstetigen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Außerdem schlagen wir vor, in den nächsten Jahren
Großraumsiedlungen in Berlin, Hamburg und anderen
großen Städten Deutschlands in großem Stil energetisch
zu sanieren. Kurzfristig können wir Geringverdienern
Entlastung verschaffen, indem wir die beschlossene
Wohngelderhöhung auf Beginn der kommenden Heiz-
periode vorziehen. Ich höre, dass die Koalitionsfraktion
CDU/CSU diesem Vorschlag wohl folgen wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich weiß, dass sich die Union intensiv mit Fragen der
Energieeinsparung befasst; das ist gut. Aber ich rate
dringend dazu, das nicht mit dem im Koalitionsvertrag
festgeschriebenen Ausstieg aus der Kernenergie zu ver-
mischen und diesen nicht zu verwässern. Wir bleiben bei
dem Ausstieg aus der Kernenergie. Er ist für uns nicht
verhandelbar.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE])


Die Kanzlerin hat die Föderalismusreform II ange-
sprochen. Auch ich will einige Worte dazu sagen. Mit
dem Eckpunktepapier, das ich zusammen mit dem ba-
den-württembergischen Ministerpräsidenten Günther
Oettinger im Juni erarbeitet habe, ist die Arbeit der
Kommission in die Schlussphase gekommen. Ich
möchte gemeinsam mit Herrn Oettinger, dass es eine
Zielgerade wird. Es geht um eine komplizierte und sen-
sible Neugestaltung der Finanzbeziehungen. Dafür gibt
es keine günstigere Koalition als diese Große Koalition,
mit der die FDP-Kolleginnen und Kollegen und sogar
Fritz Kuhn von den Grünen in der Frage der Schuldenre-
gelung durchaus bereit sind zusammenzuarbeiten. Wir
brauchen für fast jeden Eckpunkt unserer Reform eine
verfassungsändernde Mehrheit im Parlament; das muss
jeder wissen. Also brauchen wir die Kollegen von der
FDP, die in manchen Bundesländern mitzuentscheiden
haben.

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(C (D Herr Oettinger und ich wollen so vorgehen, dass zurst die einvernehmlichen Punkte behandelt werden und ie Streitpunkte zugunsten eines Gesamtpaketes vorläuig zurückgestellt werden. Nur dann sehe ich überhaupt ine Realisierungschance für ein Paket, das eine enorme erbesserungschance gegenüber dem jetzigen Zustand edeuten würde. Das gilt zum Beispiel für die Schuldenegelung, die einerseits ambitioniert sein muss, anderereits aber auch Raum für Konjunkturpolitik und Wachsumsinvestitionen einräumen muss. Ich war und bin mir ewusst, dass es eine Herkulesaufgabe ist, die wir zu temmen haben, und kann nur appellieren: Lassen Sie ns die Chance nutzen – im Wissen um die Schwierigeiten, aber mit dem Willen zum gemeinsamen Erfolg ür die Zukunftsfähigkeit unseres Bundesstaates! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir müssen für die uns nachfolgenden Generationen
ine Regelung finden.

Wir haben noch genug zu tun. Die Erbschaftsteuer
ei als Beispiel genannt. Ich gehe davon aus, dass wir im
ktober den Knoten durchschlagen werden und ins par-

amentarische Verfahren gehen können.

Wir müssen im Blick haben, dass uns das Bundesver-
assungsgericht eine Neuregelung der Pendlerpau-
chale auferlegt. Es war richtig, dass wir uns auf das
erfahren geeinigt haben, nicht vorschnell aktiv zu wer-
en, auf die Gefahr hin, auf das Urteil reagieren zu müs-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Da ich gerade beim Bundesverfassungsgericht bin,
ill ich noch auf ein Thema eingehen, das mir persön-

ich sehr am Herzen liegt. Ich weiß, dass ich da keine
ustimmung bei der CDU/CSU-Fraktion finden werde.

ch will nicht verstehen, dass wir das gesammelte Mate-
ial zur NPD nicht nutzen, um noch einmal ernsthaft und
ntensiv die Möglichkeit eines erneuten Verbotsverfah-
ens zu prüfen. Das kann ich nicht verstehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


inige Landesinnenminister haben gute Vorarbeit geleis-
et, vor allem auch der CDU-Innenminister aus Meck-
enburg-Vorpommern. Aus meiner Sicht dürfen wir
ichts unversucht lassen, um diesen Neonazis politisch,
ber auch rechtlich endgültig das Handwerk zu legen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


onst besteht die Gefahr, dass sie in einigen Landstri-
hen die Oberhand gewinnen und die Arbeit aller demo-
ratischen Parteien erschweren oder sogar unmöglich
achen. Ich will mich jedenfalls nicht damit abfinden,

ass wir aus Steuermitteln eine Partei finanzieren, die
ie demokratische Grundordnung überwinden und zer-
tören will. Das kann nicht in unserem Interesse sein.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wenn der Schily nicht so geschlampt hätte!)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
Auf unserem Arbeitsplan stehen noch das Arbeitneh-
mer-Entsendegesetz und das Mindestarbeitsbedingun-
gengesetz. Darüber werden wir in Kürze auf der Frak-
tionsarbeitsebene zu beraten und zu entscheiden haben.
Wir müssen diesen Weg gehen, weil branchenübergrei-
fende Mindestlöhne mit unserem Koalitionspartner be-
kanntlich nicht zu machen sind. Das ändert allerdings
nichts daran, dass wir Sozialdemokraten über diese
Wahlperiode hinaus am Ziel eines flächendeckenden
Mindestlohnes, wie es ihn in den meisten europäischen
Ländern gibt, festhalten und dafür werben werden.


(Beifall bei der SPD)


Wir sind darin bestärkt worden durch einen Gast in
unserer letzten Fraktionssitzung, nämlich durch den ehe-
maligen Partei- und Fraktionsvorsitzenden Hans-Jochen
Vogel. Er hat sich beim Thema Mindestlohn nicht nur
auf die eigene Autorität verlassen, sondern uns als gläu-
biger Katholik die Argumentationskraft dreier Päpste für
den Mindestlohn als Gastgeschenk mitgebracht.
Leo XIII., Johannes XXIII. und Benedikt XVI., der aktu-
elle Papst, haben fast gleichlautend gerechten Lohn ge-
fordert. Einen gerechten Lohn beschreibt Johannes
XXIII. in seiner Enzyklika Pacem in terris als einen
Lohn, der dem Arbeiter und seiner Familie eine men-
schenwürdige Lebenshaltung gestattet. Lassen Sie uns
doch den Päpsten folgen und überwinden Sie Ihre christ-
lichen Bedenken dagegen.


(Beifall bei der SPD)


Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich zwei christli-
che Parteien solch gewichtigen Befürwortern sozialer
Politik noch anschließen werden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Tragen Sie doch einmal vor, was Helmut Schmidt zum Mindestlohn sagt!)


Sie sehen, dass die Unterschiede zwischen den Volks-
parteien noch nicht aufgebraucht sind. Niemand muss im
nächsten Sommer einen langweiligen Wahlkampf fürch-
ten. Jenseits des Trennenden haben wir in den letzten
drei Jahren viel Gemeinsames auf den Weg gebracht, ge-
treu dem Versprechen, das wir den Bürgerinnen und
Bürgern in unserem Koalitionsvertrag gegeben haben. In
dessen Präambel heißt es:

In gemeinsamer Verantwortung wollen wir das
Land voranbringen.

Das haben wir getan, und das werden wir in der noch
verbleibenden Zeit dieser Legislaturperiode weiterhin
tun.

Von da an gilt Kapitel 3, Buch der Prediger, als Weg-
weiser: Alles hat seine Zeit, Weinen und Lachen, Weh-
klagen und Feiern, sich Umarmen hat seine Zeit und sich
aus der Umarmung lösen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Fritz Kuhn ist der nächste Redner für die Fraktion ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! rei Jahre nach Beginn der Großen Koalition und jetzt ei der Lesung des Haushalts des Kanzleramts geht es ach meiner Überzeugung um eine Frage, nämlich ob ie, Frau Merkel, als Chefin der Großen Koalition das and in den entscheidenden Feldern, die die Menschen etreffen und berühren, nach vorne gebracht haben oder icht. Darauf will ich mich konzentrieren; denn das ist s, was man bei der Beratung des Haushalts des Bundesanzleramts eigentlich betrachten muss. Ich will mit der Frage anfangen, ob Sie den Haushalt m Sinne der Generationengerechtigkeit konsolidiert aben. Das war ein großer Anspruch. Ich erinnere mich n die Rede von Herrn Röttgen, mit der die Große Koaliion legitimiert werden sollte. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Erste Frage: Ja!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617500800
Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617500900

Meine Antwort ist: Wer sich die Zahlen anschaut, in-
lusive die der mittelfristigen Finanzplanung bis 2011,
er muss – trotz allem, was der Finanzminister gestern
ortreich dargestellt hat – feststellen: Sie haben dieses
iel der Konsolidierung bis zum Jahr 2011 nicht seriös
rreicht,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


nd zwar aus folgendem Grund: Wer in den Jahren 2005
is 2009 zusätzliche Steuern in Höhe von insgesamt
9 Milliarden Euro einnimmt und die Nettoneuverschul-
ung nur um 21 Milliarden Euro zurückfährt, der kann
icht sagen, dass er den Haushalt wirklich konsolidiert
abe.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Doch! Beides haben wir erreicht!)


bwohl Sie, Frau Merkel, in einer guten Konjunktur ge-
tartet sind, obwohl Sie die Mehrwertsteuer massiv
rhöht haben und obwohl Sie massive Privatisierungs-
rlöse in diesen Jahren im Haushalt und in der mittelfris-
igen Finanzplanung haben, haben Sie es nicht geschafft,
en Haushalt zu konsolidieren. Sie haben nichts für die
chwierigen Zeiten angelegt.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Genau das ist geschehen!)


Unser Vorwurf heißt: Herr Struck, Ihnen ist es nicht
elungen, die Maßnahmen umzusetzen, über die wir in
er Föderalismuskommission diskutiert haben, näm-
ich die Verschuldung zu bremsen und in guten Jahren
ür die schlechten Jahre vorzusorgen. Sie alle wissen,
ass bei einer Neuverschuldung von null für das
ahr 2011, die Sie in der mittelfristigen Finanzplanung
tatisiert haben, eine Vielzahl von Haushaltsrisiken
teckt, für die Sie nicht im Ansatz Vorsorge getroffen ha-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Fritz Kuhn
Ich nenne die globalen Minderausgaben im Arbeits-
ministerium, die Sie nur zulasten der kleinen Leute reali-
sieren können, nämlich beim Arbeitslosengeld II, bei der
Grundsicherung. Ich nenne die Pendlerpauschale mit
den Risiken in Karlsruhe. Ich nenne das Kindergeld, von
dessen Erhöhung Sie reden, die Sie aber nicht etatisiert
haben.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Doch, doch!)


Ich rede von den Konjunkturrisiken, die Sie nicht etati-
siert haben; denn Sie gehen von einem Wachstum von
1,2 bzw. 1,5 Prozent über die Jahre aus. Ich nenne auch
das Urteil aus Karlsruhe über die steuerliche Absetzbar-
keit von Beiträgen zur Kranken- und Pflegeversiche-
rung.

Das heißt im Klartext: Trotz massiver Haushaltsrisi-
ken und trotz eines möglichen Abschwungs der Kon-
junktur – man braucht gar nicht von Rezession zu reden –
setzen Sie für das Jahr 2011 eine Neuverschuldung von
null an, obwohl alle wissen, dass Sie dieses Ziel nicht
einhalten können. Frau Merkel, es tut mir leid: Wir kön-
nen gern über Schwierigkeiten auf dem Weg reden, aber
Sie können eines nicht machen: dass Sie sich erst einmal
den Beifall als Konsolidierer abholen, hinterher aber das
Konsolidierungsziel nicht erreichen. Das funktioniert bei
einer wachen Öffentlichkeit nicht, egal wie Steinbrück
hier an diesem Pult redet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich finde, wir müssen anders über Einsparungen re-
den, und wir müssen darüber reden, welche steuerlichen
Privilegien Sie eigentlich in den letzten Jahren nicht an-
getastet haben. Ich will ein Beispiel nennen. Es gibt
zahlreiche Ausnahmen bei der Ökosteuer in der Wirt-
schaft. Die Ökosteuer ist eine reine Verbraucherinnen-
und Verbrauchersteuer geworden. Sie sind nicht bereit,
diese Ausnahmen anzugreifen, obwohl dem Staat da-
durch jährlich Milliardenbeträge entgehen.

Ein zweites Beispiel: die Steuerprivilegien bei der
Nutzung von Dienstwagen. Bund und Länder geben da-
für zusammen jährlich rund 6 Milliarden Euro aus. Da-
rüber schweigt die Regierung trotz Klimaschutzanforde-
rungen. Ich erläutere das einmal, weil ich weiß, dass
viele über die Dimensionen nicht Bescheid wissen: Ein
Porsche Cayenne Turbo – um einmal ein größeres Fahr-
zeug zu nehmen –, der pro Kilometer 358 Gramm CO2
ausstößt und dabei 15 Liter Treibstoff verbraucht, hat ei-
nen Ladenpreis von 110 000 Euro. Ein Großbetrieb mit
einem entsprechenden Grenzsteuersatz, der dieses Auto
einem seiner Mitarbeiter zur Verfügung stellt, kann ihn
sechs Jahre lang abschreiben und hat dadurch einen
Steuervorteil von jährlich maximal 5 500 Euro, das heißt
insgesamt von etwas mehr als 33 000 Euro. Ein mittel-
ständischer Betrieb, der einen höheren Grenzsteuersatz
hat, hat in diesem Sechsjahreszeitraum einen Steuervor-
teil von 44 000 Euro. Da frage ich Sie alle zusammen:
Was sind wir eigentlich für ein Staat, der es für zumutbar
und akzeptabel hält, dass die Nutzung dieser Dreck-
schleudern, was den CO2-Ausstoß angeht, durch einen
Steuervorteil von maximal 44 000 Euro begünstigt wird?
Wo sind Sie denn da?

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Gerd Andres [SPD])


Dennoch sagte Herr Steinbrück gestern: Nennen Sie
ir Sparvorschläge! Wir können eine ganze Reihe sol-

her Sparvorschläge nennen. Wir müssen natürlich über
ie Fragen reden: „Stimmt die steuerliche Basis, oder
ind wir da zu großzügig? Subventionieren wir das Fal-
che?“ Frau Merkel, diese Sache müssen Sie sich an-
chauen, wenn Sie den Anspruch erheben, eine Große
oalition wirklich im Sinne von Haushaltskonsolidie-

ung geführt zu haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dann kommen die Bayern ins Spiel. Herr Huber, ich
ann nur sagen – Sie wollen nachher in der dritten
unde reden –: Was Sie gegenwärtig steuerpolitisch vor-

chlagen – Ihr Entlastungspaket bei der Einkommen-
teuer, 23 Milliarden Euro; die Wiedereinführung der
nfernungspauschale; das, wogegen Sie jetzt kämpfen,
aben Sie mit beschlossen, wovon Sie jetzt nichts wissen
ollen –, ist nicht finanzierbar. Sie verweisen immer auf

usätzliche Steuereinnahmen in Höhe von 60 Milliarden
uro. Aber Sie sehen doch, dass die von Ihnen mitgestal-

ete und mitgetragene Große Koalition trotz dieser
ehreinnahmen bei den Steuern aus diesem Jahr mit

ber 10 Milliarden neuen Schulden herausgehen wird.
as Geld, das Sie fordern, ist nicht vorhanden. Was Sie

n Bayern veranstalten, ist ein Wahlkampftheater. Ich
enne die Forderungen, die Sie aufstellen, und die Art,
ie Sie arbeiten, Panikpopulismus. Weil Sie Angst ha-
en, dass Sie die absolute Mehrheit verlieren, verkünden
ie jeden Unsinn – und wissen genau, dass es nicht geht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Gerd Andres [SPD])


Übrigens, an dieser Stelle sind der Politikstil der
inkspartei und der der CSU in Bayern einander nah. Es

st Ihnen völlig egal, wie man die Dinge realisieren
ann; dennoch stellen Sie erst einmal Forderungen, weil
ie denken, es komme irgendwie gut an.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Die CSU ist in einem komischen Zustand; Sie fordert
n Bayern etwas ganz anderes, als sie hier in Berlin tut.
ch will dafür ein weiteres Beispiel nennen, und zwar
us dem Bereich der Gentechnik; ich denke an die
rüne Gentechnik in der Landwirtschaft. Auf der
amsauer-Homepage – jetzt in Bayern – habe ich gele-

en: „Wir lehnen den Einsatz der … Gentechnik in unse-
er Heimat ab.“ Tatsächlich hat ihn zunächst der CSU-

inister Seehofer als Gesundheitsminister 1998 in Brüs-
el genehmigt, als er die genrechtliche Genehmigung im
ahmen der EU mit unterstützt hat. Die sortenrechtliche
enehmigung, die man bei der Aussaat braucht, hat er
ann im Jahr 2005 als eine seiner ersten Amtshandlun-
en erteilt, nachdem Renate Künast dieses Verfahren ge-
toppt hatte. Da fragt sich doch die aufgeklärte Bevölke-
ung in Deutschland und in Bayern: Was gilt nun?






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn
Gentechnik in der Heimat lehnt man ab, und in Berlin
pusht man sie mit Unterstützung der Kanzlerin.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich glaube, dass man so nicht vorgehen kann.

Im Übrigen, Herr Steinbrück, Stichwort „Sparen in
Deutschland, Gentechnik“: Im Rahmen der Hightech-
Strategie werden – das ist ein kleinerer Beitrag –
279 549 Euro dafür ausgegeben, dass gentechnisch ver-
änderte, kälteresistente Weihnachtssterne erprobt wer-
den. So etwas wird zur Förderung der Gentechnik über
den Bundeshaushalt finanziert. Ich würde einmal sagen:
Wenn Sie über Haushaltskonsolidierung reden, dann
schauen Sie noch einmal nach, ob Sie solche Beiträge
nicht einsammeln können! Es ist doch blanker Unsinn,
sich als Sparkommissar hinzustellen und insgesamt ei-
nen solchen Mist zu machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte Frau Merkel als Kanzlerin und Chefin der
Großen Koalition zweitens fragen, ob eigentlich die
sozialen Sicherungssysteme gerechter und zukunftsfä-
higer geworden sind. Auch das ist eine Frage, die die
Große Koalition beantworten muss.

Meine Antwort ist: In vielem sind die sozialen Siche-
rungssysteme nicht gerechter geworden. Wenn ich auf
das Gesundheitssystem schaue, dann stelle ich fest,
dass wir in Deutschland doch eine Zweiklassenmedizin
haben. Zu denken ist an die Wartezeiten, an die Leis-
tungskataloge für Kassenpatienten oder an die Überver-
sorgung von Privatpatienten. Weil die Praxen über beide
Systeme finanziert werden, laufen Privatpatienten ja
auch immer Gefahr, dass bei ihnen zu viel gemacht wird,
also auch etwas gemacht wird, was medizinisch gar
nicht notwendig ist. Wenn ich mir all dies anschaue,
dann kann ich aufgrund der Spaltung zwischen gesetzli-
cher und privater Versicherung nicht sagen: Unser Ge-
sundheitssystem hat nicht den Charakter einer Zweiklas-
senmedizin. Es besteht ein unterschiedliches Angebot, je
nachdem, um wen es sich handelt und wo er sich befin-
det. Daran hat die Große Koalition nichts verändert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben sich um die Finanzierung gekümmert, aber in
der Frage der Gerechtigkeit in der Krankenversicherung
sind Sie als Große Koalition keinen Schritt weiterge-
kommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Merkel sagt, es sei kompliziert, aber es hat sie nicht
interessiert, etwas zu verändern und mehr Gerechtigkeit
in die gesetzliche Krankenversicherung zu bringen.

Zur Frage der stabilisierten Finanzierung der sozia-
len Sicherungssysteme: Unter die Grenze von 40 Prozent
zu kommen, das erreichen Sie nicht. Herr Kauder, Frau
Merkel, Sie haben dies nicht wirklich erreicht. Ich nenne
Ihnen die Zahlen. Am 1. Juli 2008 betrug der Gesamt-
satz für die sozialen Sicherungssysteme 40,3 Prozent.
Am 1. Januar 2009 wird er, weil der Gesundheitsfonds
natürlich viel kosten wird, über 40,7 Prozent betragen.

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(C (D ch rechne übrigens die 0,9 Prozent, die die Arbeitneher in der Krankenversicherung allein bezahlen, dazu; a lasse ich Sie nicht heraus. Das ist der Satz, den man ugrunde legen muss, wenn man wissen will, wie hoch ie Belastung insgesamt ist. Von daher rührt auch der ganze Streit über die Frage, b Sie in der Arbeitslosenversicherung unter einen Satz on 3 Prozent gehen wollen. Sie müssen unter einen Satz on 3 Prozent kommen, wenn Sie das 40-Prozent-Verprechen einhalten wollen. Frau Merkel, gegenwärtig ist s nicht eingehalten. Ich sage Ihnen voraus: Auch in eiem Jahr werden wir feststellen, dass Sie dieses Versprehen nicht halten können. Ich möchte eine dritte Frage an die Chefin der Großen oalition, Frau Merkel, stellen, nämlich: Haben Sie im ereich der Energieund Verkehrspolitik das geacht, was aus Klimaschutzgründen notwendig, mög ich und sinnvoll ist? Unsere Antwort heißt: Sie haben es nicht gemacht. rau Merkel hat sich sehr mit diesem Thema beschäftigt, st auch Eisberge gucken gegangen, aber das, was das abinett zur CO2-Vermeidung beschlossen hat, ent pricht nicht dem, was man sich selbst als Ziel gesetzt at. 40 Prozent CO2-Reduktion haben Sie vorgehabt. enn ich das zum Maßstab nehme, was Sie im Kabinett nsgesamt beschlossen haben, können Sie nach vielen ntersuchungen, die jetzt vorliegen, maximal 30 Prozent eduktion erreichen. Das hat einen systematischen Grund, und den will ich ennen. Immer dann, wenn es von der Sonntagspredigt ns Eingemachte geht, wenn es um die Umsetzung erktags geht, haben Sie dicke Lobbys im Nacken, deen Sie am Schluss nachgeben. Das führt dazu, dass Sie as, was Sie ursprünglich wollten, nicht umsetzen könen. Sie haben keinen Top-Runner-Ansatz zur Effizienzteigerung bei Elektrogeräten. Der Neubau von Kohleraftwerken, den Sie vorantreiben, führt nicht dazu, dass er CO2-Ausstoß reduziert wird, weil Sie die alten Krafterke nicht abschalten können; dazu haben Sie nämlich ein Rechtsinstrument. Sie haben die Kraft-Wärmeopplung nicht so ausgebaut wie nötig, weil Sie einen eckel bei 750 Millionen Euro eingezogen haben. Beim rneuerbare-Energien-Wärmegesetz und bei der Enerieeinsparverordnung springen Sie deutlich zu kurz, eil Sie sich nicht trauen, die Altbauten konsequent in as Erneuerungsprogramm einzubeziehen, sondern eher ei den Neubauten ansetzen. Deswegen führen Sie eine Atomdebatte, die ich nur ls Ablenkungsdebatte sehen kann. Nach der Sitzung des orstands der CDU/CSU-Fraktion in München ist es eraus: Sie wollen die Kraftwerke zehn Jahre länger lauen lassen. Auch alte Pannenreaktoren wie Biblis A, eckarwestheim und Brunsbüttel sollen zusätzlich zehn ahre laufen. Frau Merkel, ich kann nur hoffen, dass die übel in Ihrer Wohnung besser und fachgerechter mon Fritz Kuhn tiert sind als die in Biblis, wo man Tausende von Dübeln auswechseln musste. Mit diesem Bild möchte ich deutlich machen: Wir reden nicht über Reaktoren ganz neuer Generation, sondern wir reden über alte Pannenreaktoren, die laufend stillgelegt sind, weil sie nicht dem technischen Stand entsprechen. Sie wollen 40 Milliarden Euro aus den Gewinnen der Energieerzeuger erlösen. Wenn man die Verantwortlichen kennt und ihre Kommentare jetzt, nachdem die Zahl von 40 Milliarden auf dem Tisch liegt, gehört hat, dann kann ich Ihnen nur vorhersagen, mit einem solchen Unsinn werden Sie bei denen scheitern. Der RWE-Sprecher kann zum Beispiel gar nicht nachvollziehen, wie Sie auf diese Zahl kommen. Die Begründungen waren auch gut. Noch vor einem halben Jahr haben Sie gesagt, dieses Geld sei für die regenerativen Energiequellen. Jetzt heißt es plötzlich, dieses Geld sei für die Senkung der Stromtarife. Warum haben wir denn in Bayern oder in Baden-Württemberg, wo es so viele Atomkraftwerke gibt, keine niedrigeren Stromtarife? Lassen Sie sich doch von der CDU nicht diesen Bären aufbinden! Herr Kauder, Sie sollten eigentlich vernünftiger sein als das, was von Ihnen in den Zeitungen steht. Uns stört die Art und Weise, wie Sie mit der Entsorgungsfrage umgehen. Wir haben in Deutschland kein Endlager. Diejenigen Ihrer Politiker, die dort leben, wo die Atomkraftwerke stehen, in Bayern und BadenWürttemberg, sagen jetzt: „Gorleben!“ Herr Kauder, es scheint, als würden Sie aus Asse keine Konsequenzen ziehen. Dort ist visuell und praktisch sichtbar, dass ein Salzstock nicht für die sichere Einschließung von radioaktivem Müll geeignet ist, auf den wir Zehntausende von Jahren aufpassen müssen. Herr Kauder, wir finden es billig, wie bei uns in Baden-Württemberg – ich komme selber aus Baden-Württemberg – und in Bayern mit dieser Frage umgegangen wird: Was wir nicht wollen, sollen doch die Fischköpfe in Niedersachsen gefälligst nehmen. – Das, was Sie da praktizieren, ist Heuchelei. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Herr Kuhn, das ist unter Ihrem Niveau!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zum Thema Verkehrspolitik. Frau
Merkel, 25 Prozent der weltweiten CO2-Emmissionen
entstehen durch den Verkehr. Sie aber haben so gut wie
keine Verkehrspolitik, die darauf auch nur irgendeine
Antwort gibt. Mit der Kfz-Steuerreform kommen Sie
nicht weiter, obwohl viele Leute darauf warten. Sie wür-
den ein sparsameres Auto kaufen, wenn sie wüssten, was
da geschieht. Ich sage Ihnen: Ein vernünftiges Auto mit
einem Spritverbrauch von 4 Litern muss Kfz-steuerfrei
sein. Das müssen Sie endlich machen, dann lösen Sie
auch einen Anreiz zum Kauf einer besseren Verkehrs-
technik aus. Das scheint Ihnen aber weitgehend egal zu
sein. Themen wie Tempolimit oder Dienstwagenbesteue-
rung scheinen Sie zu ignorieren. Das ist eine gute Dauer-
subvention, die Sie gern beibehalten wollen. Zu den

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(C (D lugbenzinprivilegien höre ich von der großartigen Groen Koalition nichts. Hier drücken Sie sich vor dem entcheidenden Umstand, dass wir in Deutschland das Verehrsmittel subventionieren, das in Bezug auf den CO2usstoß am schlechtesten dasteht. Schließlich frage ich nach der Bahn und der Ordungspolitik. Frau Merkel, wie lange wollen Sie als Chein der Großen Koalition eigentlich noch jemanden wie errn Mehdorn stützen, der gegenüber den eigenen undinnen und Kunden der Bahn nachweislich als Wieerholungstäter aufgetreten ist? Er „verkauft“ diese ween des Börsengangs. So jemanden kann man nicht stüten, das ist absoluter Unsinn. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Gerd Andres [SPD])


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ch frage mich auch, wann Herr Tiefensee endlich mit ei-
er Verkehrspolitik beginnt, die wirklich unter dem
ubrum „Klimaschutz“ steht. Ich frage mich, wann er
icht mehr diesen Mist macht, den wir aus diesem Hause
ewohnt sind. Frau Merkel, ich sage dies deswegen, weil
ch finde, eine Kanzlerin darf diese Fragen nicht so aus-
assen. Sie muss sich zentral mit diesen Fragen auseinan-
ersetzen.

Die nächste Frage, die ich ansprechen möchte, ist die
ildungspolitik. Es ist schön, dass Sie jetzt eine Bil-
ungsreise machen. Ich will mich ausdrücklich nicht
arüber lustig machen, denn es ist richtig, sich um die
ildungsinstitutionen zu kümmern. Die Lage ist ganz
lar: Deutschland ist als Bildungsland nicht an vorderer
telle. Im OECD-Vergleich schneiden wir sehr kritisch
b. Wir geben sehr viel weniger Geld aus, als die Länder
m Durchschnitt ausgeben. Wir geben erst recht sehr viel
eniger Geld aus als die Topländer. Dabei will ich sa-
en, dass es nicht allein ums Geld geht. In der Frage der
ildung geht es immer auch um die Struktur von Bil-
ung, also um die Qualität, die aus dem folgt, wie wir
ildung organisieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn ich mir unser Land im internationalen Ver-
leich anschaue, dann stelle ich fest, wir haben zu wenig
inderbetreuung für die unter Dreijährigen, wir haben
ualitätsdefizite in der Kinderbetreuung, wir haben zu
enig sprachliche und soziale Integration. Sie haben das

ngesprochen. Ich glaube, man muss diese Anstrengun-
en in der Vorschule und in den ersten Klassen der
chule verstärken. Wir haben in unserem Schulsystem
da wären Sie auch als CDU-Vorsitzende einmal ge-

ragt; Sie sind ja nicht nur Kanzlerin, sondern auch Vor-
itzende dieser Volkspartei – eine zu frühe Selektion der
inder nach der vierten Klasse mit negativen Auswir-
ungen auf das Lernklima ab der ersten Klasse. Der
eistungsdruck geht ja gleich nach der Einschulung der
inder los.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben eine lausig schlechte Situation an den
ochschulen, sowohl was die Lehre als auch was die






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn
Forschung angeht. Keine deutsche Hochschule steht im
internationalen Ranking an vorderer Stelle. Der Hoch-
schulpakt funktioniert einfach nicht, Frau Schavan. Ich
möchte nur einmal etwas zur Anzahl der Studienplätze
sagen: Für 2007 war vereinbart, 13 000 neue Studien-
plätze zu schaffen. Tatsächlich geschaffen wurden 3 400.
Sie müssen sich doch eingestehen, dass dies nicht so
funktioniert, wie es geplant war, und sich darum küm-
mern.

Frau Merkel, ich kann es Ihnen nicht ersparen: Das
Ergebnis der Föderalismusreform I, dass der Bund auf
wesentliche Punkte seiner ohnehin schwachen Kompe-
tenzen im Bildungsbereich verzichtet hat, war ein großer
Fehler. Dies war ein Fehler, den die Große Koalition ge-
macht hat und den Sie zusammen mit Herrn Müntefering
zu verantworten haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herrn Röttgen nicht zu vergessen!)


Wir stellen jetzt die Forderung an Sie, dass der Bil-
dungsgipfel, den Sie als Bund-Länder-Bildungsgipfel
für Oktober angesetzt haben, zu einem Ergebnisgipfel
werden muss. Er darf nicht zu einem Problemanalyse-
gipfel werden; davon haben Sie ja schon viele durchge-
führt. Wir wollen jetzt vielmehr konkrete Ergebnisse se-
hen, wie unser Bildungssystem verbessert werden soll,
wer dabei welche Aufgabe erhält und wie die Finanzie-
rung zwischen Bund und Ländern hier geregelt werden
soll. Es wird also zu prüfen sein, ob es sich um einen Er-
gebnisgipfel gehandelt hat oder ob man nur schön da-
rüber gesprochen hat, wie es eigentlich sein sollte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Damit komme ich zu einem wichtigen Punkt, den Sie
in Ihrer Rede, Frau Merkel, völlig ausgelassen haben.
Wir wissen, dass neben den Strukturreformen im Bil-
dungssystem die Fragestellung, wie wir all das finan-
zieren wollen, zentral und wichtig ist. Laut OECD-
Zahlen haben wir in der gesamten Bildungskette vom
Kindergarten bis zur beruflichen Weiterbildung und der
Universität in Deutschland eine Unterdeckung bezüglich
der eigentlich notwendigen Ausgaben in Höhe von
30 bis 40 Milliarden Euro, je nachdem, was man alles
dazunimmt. Sie müssen jetzt endlich einmal sagen, aus
welchem der noch nicht konsolidierten Haushalte und
mit welcher Methode Sie diese Lücke schließen wollen.
Wir als Grüne haben vor diesem Hintergrund gesagt, wir
hören damit auf, sonntags von mehr Bildung zu reden
und bei Finanzierungsfragen verträumt zum Himmel
über dem Reichstag oder sonst wohin zu schauen. Viel-
mehr schlagen wir vor, Mittel aus dem Soli, der ein Fi-
nanzvolumen von 50 Milliarden Euro umfasst und des-
sen Zweckbindung zur Verwendung in den neuen
Ländern von 2010 bis 2019 nach und nach ausläuft, dazu
zu verwenden, um die große Aufgabe zu stemmen, die
Infrastruktur unseres Bildungssystems endlich zu stär-
ken. Auf diese Weise könnten wir das, was wir machen
wollen, endlich auch finanzieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Man muss sich einmal die Gefechtslage beim Soli vor ugen führen: Die FDP will ihn abschaffen, Herr teinbrück braucht ihn im Haushalt; da ist er über die ahre ein wesentliches Konsolidierungsinstrument seiner ittelfristigen Finanzplanung. Er kommt ohne die 10 Milarden Euro jährlich, die bis 15 Milliarden Euro aufachsen, bei seinen Konsolidierungsbemühungen gar icht mehr aus. Ich stelle hier die Maxime auf: Wer unseren Vorchlag ablehnt, der soll einen Gegenvorschlag mit einem inanzvolumen in dieser Höhe machen, damit Bildung inanziert werden kann. er Wettbewerb zwischen den Parteien geht nicht so, ass Sie immer nur Vorschläge ablehnen. Vielmehr müsen Sie auch eigene Vorschläge machen, wie Sie auf undesund Länderebene dieses finanzieren wollen. Ich möchte einen Punkt in der Außenpolitik ansprehen, Frau Merkel, der mit Afghanistan zu tun hat. Sie aben hierzu ein bisschen was gesagt; Herr Struck hat etas mehr gesagt. Wir haben den Eindruck, dass Sie die es Thema ganz verschämt und versteckt anfassen. s gibt eine Sondersitzung des Deutschen Bundestages nfang Oktober, aber das Mandat liegt noch nicht vor. ie reden wenig darüber, ganz nach dem Muster: Das ollen besser Herr Struck oder der Außenminister mahen. Sie jedoch erklären der Bevölkerung nicht, was Sie n Afghanistan vorhaben und wie der Strategiewechsel unktionieren soll. Sie halten sich – im Vergleich zu aneren Themen, die Sie anpacken – merklich zurück. Wir haben eine ganze Reihe von Fragen. Wir versteen, dass Sie im Sinne eines Strategiewechsels langsam twas für den zivilen Aufbau tun. Aber ein großer chwung kommt da nicht rein; dazu sind zum Beispiel ie Bewegungen beim Polizeiaufbau viel zu langsam. ber unsere Hauptfrage an Sie, die Sie nicht beantwortet aben, ist: Was macht eigentlich die Bundesrepublik eutschland unter Ihrer Führung, wenn deutlich wird, ass die hohe Zahl der zivilen Opfer, die amerikanische uftschläge gegen die Taliban sehr oft mit sich bringen, icht kleiner wird, wenn es 70, 80 zivile Opfer gibt, Kiner, Frauen, die nichts mit diesen Taliban zu tun haben? o etwas kann einmal passieren; aber es passiert immer ieder. Aus Deutschland gibt es keine Antwort auf die rage, wann wir diese Strategie beenden. So wird das roblem nicht gelöst, Herr Struck, und die Bevölkerung ann nicht einsehen, warum wir da zustimmen sollten. Sie dürfen also, Frau Merkel, nicht nur sagen, dass ehr für den zivilen Aufbau getan werden muss, son ern Sie müssen uns auch die Frage beantworten, wann ie Doppelstrategie in Afghanistan – nämlich einerseits ivile Institutionen zu stärken, was wir unterstützen, anererseits aber viele zivile Opfer billigend in Kauf zu ehmen – aufhört. Das hätten Sie beantworten müssen ls Kanzlerin, die in diesem Hause über dieses Thema ebattieren will. Fritz Kuhn (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Zuruf von der CDU/CSU: Zuhören!)





(A) )


(B) )


Wenn wir dann lesen – ich verweise auf eine Bericht-
erstattung letzte Woche in der Neuen Zürcher Zeitung,
die eine hohe Objektivität in diesen Fragen hat –, dass
US-Präsident Bush beschlossen und den Befehl erteilt
haben soll, dass künftig auch in Pakistan mit Boden-
truppen angegriffen wird, ohne die pakistanische Regie-
rung um Erlaubnis zu fragen, dann kann ich nur sagen:
Ich will von einer Kanzlerin, die diesen Laden hier führt,
wissen, wie sie dazu steht, ob sie glaubt, dass das
stimmt, und was sie gegenüber der US-Administration
getan hat, um Aufschluss darüber zu erhalten, wie die
Dinge laufen, und ob wir eigentlich mit Zustimmung zu
ISAF und OEF diesen völkerrechtswidrigen Befehl,
wenn er denn erteilt worden ist, unterstützen wollen oder
nicht.

Solche Fragen haben wir Abgeordneten, und zwar in
allen Fraktionen, wenn wir über dieses Thema diskutie-
ren. Ich verstehe Ihren Dank an die Angehörigen der
Bundeswehr. Aber als einziges wesentliches Element in
Ihrer Rede war das wirklich zu wenig. An dieser Stelle
hätte ich mir mehr Führung, mehr Aufklärung, mehr In-
formation gewünscht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich komme zum Schluss.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617501000

Herr Kollege, Sie denken bitte an die Redezeit.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617501100

Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. – Wenn ich

ein Resümee ziehe, finde ich, dass Sie, Frau Merkel, das
Land in wesentlichen Fragen nicht ausreichend führen,
dass Sie sich zurückhalten, dass Sie warten, wie die
Streits ausgehen. Ich will am Rande hinzufügen: Manch-
mal habe ich bei Ihrem Regierungsstil den Eindruck, als
hätten wir nicht einen Bundespräsidenten, sondern eher
zwei. Für die Führung einer Kanzlerin ist das zu wenig.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617501200

Nächster Redner ist der Kollege Volker Kauder,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1617501300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Mit der Vorlage dieses Haushaltes für das Jahr
2009 verfolgt die Große Koalition konsequent das wei-
ter, was sie sich zum Start vorgenommen hat: sanieren,
reformieren, investieren.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Abkassieren!)


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(C (D Das Thema Sanieren ist für uns eine der ganz großen erausforderungen. Herr Kuhn, ich hätte mir geünscht, dass das Thema Sanieren uns nicht so in An pruch genommen hätte. Dazu wäre aber Voraussetzung ewesen, dass Sie in Ihrer Regierungszeit mehr Wert auf ie Konsolidierung des Haushaltes gelegt hätten, als Sie s getan haben. ie haben sich darin erschöpft, Geld rauszuwerfen und achhaltigkeit einzufordern. Dieser Bundeshaushalt ist m Gegensatz zu Ihrer Politik eine klare Aussage an die unge Generation. Wir sorgen für nachhaltige Chancen er jungen Generation, indem wir jetzt nicht alles verulvern, sondern durch einen konsolidierten Haushalt ie Möglichkeit schaffen, dass die junge Generation in ie Zukunft investieren kann. Wir handeln nicht wie Sie. ie haben in Ihre Ideologie investiert, Geld hinausgeorfen und der jungen Generation Schulden hinterlas en, die wir jetzt wegräumen müssen. Auf diesem Weg gehen wir weiter, weil es ganz entcheidend darauf ankommt, dass junge Menschen in dieem Land eine Perspektive sehen, dass sie spüren, dass an ihnen Angebote macht – Bildungspolitik ist hier das hema –, dass sie aber auch spüren, dass man sich um ie kümmert. Es kann uns nicht einfach kaltlassen, dass anze Jahrgänge junger Wissenschaftler, Mediziner uner Land verlassen, weil sie glauben, in anderen europäichen Ländern bessere Bedingungen zu haben. Dieser aushalt schafft die Voraussetzung dafür, dass wir junen Menschen sagen können: Bleibt in Deutschland, leibt in eurer Heimat. Wir schaffen die Voraussetzung ür eine gute Zukunft für euch in Wissenschaft, in Forchung und im Gesundheitswesen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Mit dieser Großen Koalition hat sich schon einiges
erändert. Es ist bereits mehrfach gesagt worden: Neben
em, was wir als knallharte Fakten sehen – dass wir nach
iner Neuverschuldung von 30, 40, 50 Milliarden Euro
edes Jahr jetzt auf eine Neuverschuldung von etwas

ehr als 10 Milliarden Euro kommen und dass wir im
aushalt 2010, der noch vor der Bundestagswahl im Jahr
009 beraten wird, auf 6 Milliarden Euro kommen –, ist
ie klare Aussage und Botschaft: Wir werden es nach
0 Jahren zum ersten Mal schaffen, keine neuen Schul-
en zu machen, um unsere Aufgaben leisten zu können.
ir schaffen einen ausgeglichenen Haushalt. Wir sorgen

afür, dass keine neuen Schulden und keine neuen Zins-
asten entstehen und es neue Chancen für die junge Ge-
eration gibt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dieser Weg war nicht einfach; er war anstrengend.
uch in beiden Koalitionsparteien, sehr geehrter Herr
ollege Struck, war es nicht einfach, weil natürlich in
eiden Parteien


(Hubertus Heil [SPD]: In drei!)







(A) )



(B) )


Volker Kauder
– in drei Parteien, auch in der CSU – befürchtet wurde,
dass wir zu viel von dem, was uns wichtig ist, nicht um-
setzen können.

Aber was ist in den letzten drei Jahren wirklich wich-
tig gewesen? Was neben der Haushaltskonsolidierung
wirklich wichtig war, wird uns heute in allen Tageszei-
tungen auf Seite eins bescheinigt.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


Vom DIW wird bescheinigt: Die erfolgreiche Bekämp-
fung der Arbeitslosigkeit ist der einzige Weg, um so-
ziale Ungerechtigkeit zu bekämpfen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Professor Zimmermann sagt heute in allen Zeitungen: Es
mag ja sein, dass nicht bei jedem etwas angekommen ist
von dem, was gemacht worden ist. Aber er sagt auch:
Bei denjenigen 2 Millionen Menschen und deren Fami-
lien, die aus der Arbeitslosigkeit herausgekommen sind
und neue Chancen in ihrem Leben haben, ist enorm viel
angekommen. Bei ihnen ist der Aufschwung angekom-
men.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Deswegen gilt es, diesen Weg weiterzugehen.

Mancher auch in unserem Land meint: Wenn wir über
die Erfolge, die zweifelsohne da sind, reden, dann wür-
den wir uns zurücklehnen. Überhaupt nicht! Die Erfolge,
die wir erreicht haben, dienen vielmehr als Beweis dafür,
dass es sich lohnt, sich anzustrengen, dass es sich lohnt,
das, was man als richtig erkannt hat, konsequent weiter-
zuführen. Wir werden uns nicht ausruhen, sondern den
Menschen Antworten auf die Fragen geben, die sie stel-
len.

Es sind natürlich bewegte Zeiten, in denen die Men-
schen uns schreiben. E-Mail-Eingang heute Morgen:
Herr Kauder, sagen Sie uns einmal: Sind unsere Sparein-
lagen noch sicher? Welcher Bank können wir noch ver-
trauen?


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was antworten Sie da?)


Die Antworten, die der Finanzminister und die Bundes-
kanzlerin gegeben haben, sind völlig richtig. Sie sagen:
Wir müssen dafür sorgen, dass es entsprechende Richt-
linien und Regeln gibt, damit das, was jetzt passiert ist,
nicht noch einmal passieren kann. Daran müssen wir ar-
beiten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es ist richtig, wenn der Bundesfinanzminister erklärt: Es
sind Dinge passiert, die natürlich nicht hätten passieren
dürfen; aber es besteht überhaupt kein Grund, den Men-
schen einzureden, dass wir diese Situation nicht beherr-
schen können.

Eines ist aber auch klar: All diejenigen, die uns noch
vor wenigen Monaten gesagt haben, Kontrollen und Re-

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(C (D eln in diesem Punkt seien falsch und würden die Marktirtschaft stören, werden jetzt eines Besseren belehrt. ie Marktwirtschaft schlechthin, die USA, weiß sich etzt nicht anders zu helfen als zu verstaatlichen und Miliarden zuzuschießen. Dazu sage ich: Lieber vorher einreifen, vorher regeln, um den Markt in die richtige ichtung zu lenken. Das ist unsere Aufgabe. Dabei, Frau undeskanzlerin und Herr Bundesfinanzminister, unter tützen wir Sie nach Kräften. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


In diesen Tagen werden wir in allen Interviews zum
hema Koalitionen befragt. Meine sehr verehrten Da-
en und Herren hier im Plenum und draußen an den
ildschirmen, wir wollen diese Diskussion nicht führen.

ch rate uns allen, sich an dieser Diskussion nicht zu be-
eiligen. Es geht doch jetzt nicht um uns. Wir machen
einen Wahlkampf. Wir müssen jetzt unsere Arbeit ma-
hen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Deswegen rate ich allen, auch wenn sie vor Kameras
efragt werden, sich nicht auf diese Diskussion einzulas-
en, sondern deutlich zu machen, was in den nächsten
ochen und Monaten noch vor uns liegt, was wir ma-

hen müssen, um dieses Land voranzubringen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


etzt konkret: Diese Große Koalition hat ihre Rechtferti-
ung darin, dass sie Aufgaben anpackt und sie löst. Da-
ei geht es um Themen, die für unser Land, für viele
enschen, für uns alle von besonderer Bedeutung sind.


(Dirk Niebel [FDP]: Pendlerpauschale!)


Das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, der Arbeits-
latzschaffer Nummer eins, derjenige, der die Ausbil-
ungsplätze für unsere Kinder zur Verfügung stellt, ist
er Mittelstand in Deutschland.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as sind vor allem unsere Familienunternehmen, die am
tandort bleiben und sich nicht wie jedes DAX-Unter-
ehmen in der ganzen Welt tummeln.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


iese Familienunternehmen müssen entlastet und nicht,
ie Herr Lafontaine meint, enteignet werden. Das ist ab-

oluter Unsinn, was da erzählt wird!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deswegen haben wir bei der Erbschaftsteuerreform
Herr Kollege Struck, Sie haben das angesprochen –
ine riesengroße Verantwortung. Das Bundesverfas-
ungsgericht hat uns vor ein Problem gestellt. Jetzt
ommt es darauf an, dass wir es lösen. Ich sage schon
etzt ganz klar – da sind wir uns Gott sei Dank einig –,
ass das, was als Gesetzentwurf vorliegt, in einigen ent-






(A) )



(B) )


Volker Kauder
scheidenden Punkten verändert und verbessert werden
muss. Da sind wir uns einig.


(Beifall bei der CDU/CSU)


In den nächsten Tagen werden wir uns zusammenset-
zen. Schon jetzt sage ich:

Erstens. Familienunternehmen müssen auch nach ei-
ner Erbschaftsteuerreform in der Lage sein, ihr Fami-
lienunternehmen ertragreich im Interesse von uns allen
fortzuführen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zweitens. Arbeitsplatzschaffende Maßnahmen dür-
fen nicht mit einer Erbschaftsteuer belegt werden. Des-
wegen bleibt es dabei, dass wir die Erbschaftsteuer ab-
schmelzen.

Drittens. Wir wollen, dass das Eigentum derjenigen,
die in ihrem Leben etwas geleistet haben, die ihr Geld
zusammengehalten haben, die es nicht hinausgeworfen
haben, sondern ein kleines Eigentum für die Familie ge-
schaffen haben, in die nächste Generation übertragen
werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Bravo! Endlich sagt das einmal einer!)


Ich bin sicher, dass wir nach intensiven Verhandlun-
gen und Gesprächen zu guten Ergebnissen kommen kön-
nen. In dieser Großen Koalition und auch in den Bundes-
ländern, die wir dazu brauchen, weil es letztlich ihre
Steuer ist und nicht eine des Bundes, die nur wir regeln
müssen, ist die Bereitschaft dazu vorhanden.

Wir haben in diesen Tagen natürlich auch mit dem ei-
nen Thema zu tun, das die Menschen in besonderer
Weise beschäftigt.


(Dirk Niebel [FDP]: Wann wählen wir endlich!)


– Genau das nicht. Sie haben von dem, was ich gesagt
habe, überhaupt nichts verstanden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir müssen arbeiten und nicht immer an die eigenen
Möglichkeiten der Macht denken. Kapieren Sie das end-
lich einmal!


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Menschen bewegt nicht die Frage, wann Sie in
eine Regierung eintreten wollen, sondern die Tatsache,
dass das Leben für sie immer teurer geworden ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der FDP: Ja!)


Für diese Frage haben wir Verständnis. Aber die Ant-
worten, die gegeben werden, sind vielfach die falschen.


(Zuruf von der FDP: Sie sind die Ursache!)


Wir können auf die gestiegenen Energiepreise nicht
mit hohen staatlichen Subventionen antworten. Denn das

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(C (D üssen die Menschen wieder bezahlen. Wir alle wissen och, dass die Schulden von heute die Steuern von moren sind. Solange wir einen Haushalt haben, in dem wir och immer 10 Milliarden neue Schulden machen, gibt s keine Möglichkeit für milliardenschwere Entlastunen. as wäre auch nicht richtig. Der Verbrauch der knapper erdenden Energie muss reduziert und nicht subventioiert werden. Deswegen werden wir all das tun, was gean werden kann, um den Menschen zu ermöglichen, den erbrauch zu reduzieren. 2 Liter Spritverbrauch weniger ringen mehr als jede staatliche Maßnahme. Deswegen sind energiesparende Autos die richtige ntwort. (Beifall des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


(Dirk Niebel [FDP]: Aha! Aha!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch fordere die Automobilindustrie auf: Macht jetzt end-
ich ernst mit dem Elektromotor als Zusatzaggregat auf
em Weg zum Elektroantrieb auf deutschen Straßen. Das
st der richtige Weg. Aber wenn man das macht, Herr
uhn, ist auch klar: Elektroautos fahren nicht durch
chieben, sondern durch Strom. Also brauchen wir dann
trom. Deswegen kann ich nur sagen: Es ist völlig un-
erantwortlich – nicht das, was Sie gesagt haben –, si-
her laufende Kernkraftwerke einfach vom Netz zu neh-
en. Das ist Vernichtung von volkswirtschaftlichem
igentum!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Zahlen, die wir genannt haben, sind Ihnen natür-
ich nicht recht; das ist mir völlig klar. Denn wir haben
etzt zum ersten Mal gesagt: Wir können den Menschen
0 Milliarden Euro zurückgeben. Da hat ein Sprecher
on RWE etwas erklärt, was kurze Zeit später zurückge-
ommen wurde. Ich sage Ihnen: Die Zahl 40 Milliarden
uro ist realistisch.


(Ulrich Kelber [SPD]: Alle Experten haben dem widersprochen! – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


amit die 40 Milliarden Euro nicht verloren gehen, sol-
en sie in einen Fonds gezahlt und dann den Menschen
urückgeben werden. Das passt Ihnen nicht, weil Sie den
enschen die Unwahrheit sagen. Politik beginnt mit

em Betrachten der Wirklichkeit und nicht mit grüner
deologie.


(Beifall bei der CDU/CSU)


as Problem bei der Energiefrage ist, dass Sie mehr
deologie als Realität in den Vordergrund stellen. Wir
ollen den Energiemix, weil wir den Menschen damit

ine breit gefächerte Energieversorgung zur Verfügung
tellen können.

Wir haben darüber hinaus gesagt: Wir werden das Ur-
eil des Bundesverfassungsgerichtes, das eine bessere
nrechenbarkeit der Krankenversicherungsbeiträge bei






(A) )



(B) )


Volker Kauder
der Steuer vorschreibt, umsetzen. Das wird zu einer Ent-
lastung führen.

Wir haben auch gesagt: Wir wollen eine deutliche
Senkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung.
Wir können uns eine Senkung um 0,5 Prozentpunkte
vorstellen. Dies ist gerechnet. Der Vorstandsvorsitzende
der Bundesagentur für Arbeit hat erklärt, dass dies mög-
lich ist. Im Übrigen will ich an dieser Stelle sagen: Ich
bin dem Chef der Bundesagentur dankbar. Denn nicht
nur wir und die Wirtschaft, sondern auch er hat durch die
Reformierung seiner Agentur einen Beitrag dazu geleis-
tet, dass die Senkung jetzt möglich geworden ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich sage: Die Bundesagentur ist keine Sparkasse. Das,
was nicht unmittelbar für die Aufgaben und eine
Schwankungsreserve gebraucht wird, wird an die Bei-
tragszahler zurückgegeben. Daher ist nach unseren
Rechnungen eine Beitragssenkung auf 2,8 Prozent mög-
lich.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dieses Entlastungspaket ist ein Angebot, den Menschen
zu helfen.

Die Große Koalition hat noch einige Zeit vor sich, um
Arbeit für unser Land zu leisten. Diese Zeit wollen wir
nutzen. Im nächsten Jahr wird der Wahlkampf beginnen.
Wahlkampf gehört zur Demokratie. Wir sollten den
Wahlkampf aber auf die unbedingt notwendige Dauer re-
duzieren.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wäre schön! Aber davon merkt man leider noch gar nichts!)


– Wenn auch Sie Ihren Beitrag dazu leisten, wird uns das
gelingen. – Bis dahin werden wir weiterarbeiten.

Dass die Große Koalition einiges verändert hat, und
zwar nicht nur im Hinblick auf die faktischen Chancen
der Menschen, kann man an zwei Einlassungen des Kol-
legen Struck erkennen:

Die Große Koalition hat zur Folge, dass der Kollege
Struck, wenn ich mich richtig erinnere, zum ersten Mal
aus der Heiligen Schrift zitiert hat.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)


Das ist gut! Weiter so, Herr Kollege Struck!

Außerdem, Herr Kollege Struck, haben Sie recht: Un-
ter der Führung von Bundeskanzlerin Angela Merkel
kann man gute Außenpolitik machen.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617501400

Das Wort hat nun der Kollege Dr. Guido Westerwelle

für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Bundesegierung und die Koalitionsfraktionen haben am heutien Vormittag vorgetragen, welche positiven Ergebnisse ie mit ihrer Arbeit bewirkt haben wollen; das ist ihr gues Recht. Sie haben eine Leistungsbilanz vorgetragen. ie haben zu Recht darauf hingewiesen, dass die Areitslosigkeit in Deutschland erfreulicherweise sinkt. ußerdem haben sie völlig zu Recht darauf hingewie en, dass die Zahl der Beschäftigten in Deutschland erreulicherweise steigt. (Zuruf von der CDU/CSU: Bravo! Das ist doch toll!)

Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1617501500

Das sind die Entwicklungen, die in den letzten drei
ahren stattgefunden haben. In diesen drei guten Jahren
aren Sie allerdings damit beschäftigt, die Frage zu klä-

en, ob der Aufschwung ein Merkel-Aufschwung oder
in Schröder-Aufschwung war.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Aber kein WesterwelleAufschwung! – Heiterkeit)


ch sage Ihnen: Der Aufschwung hat weder etwas mit
rau Merkel noch mit Herrn Schröder zu tun.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Noch mit Herrn Westerwelle!)


r hat übrigens auch nichts mit Herrn Kauder oder mit
ir zu tun,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


ondern er hat etwas mit der Weltwirtschaft zu tun.

Worüber Sie allerdings nicht gesprochen haben, ist
ie Verantwortung für den Abschwung, in dem wir uns
etzt befinden. Wenn der Aufschwung das Ergebnis Ihrer
rbeit war, wieso bekennen Sie sich dann nicht auch zu

hrer Verantwortung für den Abschwung, den wir gerade
rleben?


(Beifall bei der FDP)


Frau Bundeskanzlerin, meine Damen und Herren von
er Bundesregierung, wir, die Opposition, werfen Ihnen
icht vor, dass wir einen Abschwung erleben; wir wis-
en, dass Aufschwung und Abschwung viel mit der
eltkonjunktur zu tun haben. Was wir Ihnen aber vor-
erfen, ist, dass Sie die guten Jahre nicht genutzt haben,
m für schlechte Jahre vorzusorgen.


(Beifall bei der FDP)


ie haben Ihre Zeit in dieser Koalition verplempert. Be-
auerlicherweise wird von dieser Regierung der Ein-
ruck übrig bleiben: Es waren versäumte Jahre.

Wenn Sie es nicht einmal schaffen, die Kornkammer
n den berühmten fetten Jahren zu füllen, wie soll Ihnen
as dann in den mageren Jahren gelingen? Wie wollen
ie denn bei schlechter Konjunktur einen Haushalt ohne
chulden zustande bringen, wenn Sie einen Haushalt
hne Schulden nicht einmal bei guter Konjunktur zu-
tande gebracht haben?


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
Sie haben die Bürgerinnen und Bürger um die Früchte
des Aufschwungs gebracht, und zwar mit der größten
Steuer- und Abgabenerhöhung, die jemals eine Regie-
rung im Deutschen Bundestag durchgesetzt hat. CDU,
CSU und SPD sind verantwortlich dafür, dass das Leben
der Bürgerinnen und Bürger in den letzten drei Jahren
immer teurer, aber nicht besser geworden ist. Sie haben
alles verteuert, aber nichts verbessert. Sie reden über die
Preistreiber in der Wirtschaft. Aber die wahren Preistrei-
ber haben Steuererhöhungen beschlossen und sitzen auf
der Regierungsbank.


(Beifall bei der FDP)


Frau Bundeskanzlerin, Sie haben eine Rede gehalten,
der ich in weiten Teilen zustimmen konnte; ich glaube,
das gilt über die Grenzen der Koalitionsfraktionen hin-
weg sogar für einen großen Teil dieses Hauses. Natürlich
ist es gut, dass Sie die Bildungspolitik in den Mittel-
punkt Ihrer Politik rücken. Es muss aber doch einem Be-
obachter auffallen: Frau Bundeskanzlerin, Sie haben am
meisten über das Thema gesprochen, zu dem Sie poli-
tisch am wenigsten zu sagen haben, nämlich über die
Bildungspolitik. Da sind Sie natürlich mit unverbindli-
chen Reden schnell dabei.


(Beifall bei der FDP)


In Wahrheit ist es doch nicht so, als würde Ihre Bil-
dungsreise irgendeinen Kindergarten oder irgendeine
Schule verbessern. Diese Bildungsreise findet statt für
die Damen und Herren, die da oben in der ersten Reihe
stehen, nämlich für die Fotografen. Sie wollen auch le-
ben; das kann ich ja verstehen. Nur, mit Verlaub gesagt:
Bildungspolitik hätte bedeutet, dass man bei der Födera-
lismusreform mit den entsprechenden Mehrheiten diese
Zersplitterung nicht auch noch durchgesetzt hätte.


(Beifall bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wir haben eine Bundesregierung, die heute Morgen
einen auf Rosamunde Pilcher gemacht hat. Heute Nach-
mittag geht beim Wahlkampf das Kettensägenmassaker
weiter. Das ist ein außerordentlich bemerkenswerter Vor-
gang. Herr Kollege Kauder sagt: Wir machen keinen
Wahlkampf. – Das ist vermutlich genau der Grund, wes-
halb CSU-Chef Huber gleich hier sprechen wird.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das wird er uns an dieser Stelle noch erklären. Mit
Verlaub gesagt: Was der CSU-Chef als bayerischer Fi-
nanzminister in der Debatte über den Bundeshaushalt zu
suchen hat, das wird er uns zweifelsohne noch erklären.
Ich weiß, dass ein CSU-Chef gern hier sprechen möchte.
Er hat hier aber gar kein Rederecht. Rederecht hat die
Bayerische Staatsregierung. Diese ist beim Bundeshaus-
halt aber wirklich nicht gefragt, meine sehr geehrten Da-
men und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Peter Ramsauer w n l ü W c m z T g c m z c V D H d r g d c U n d – K s v d n f w g e t r D (C (D [CDU/CSU]: Ihre Belehrungen können Sie sich wirklich sparen!)


Der Zustand dieser Regierung ist bemerkenswert. Da
ird alles fröhlich verkleistert. Das ist alles menschlich
achvollziehbar. Aber, Frau Bundeskanzlerin, wir wol-
en Ihnen nicht ersparen, darauf hinzuweisen, was Sie
ber Ihren Vizekanzler und die SPD alles gesagt haben.
enn niemand mehr sagt, was vor vier Tagen gespro-

hen wurde, dann ist es die Aufgabe der fröhlichen, opti-
istischen und lebensbejahenden Opposition, dies ein-

ubringen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat vor vier
agen auf dem Parteitag der CDU in Rheinland-Pfalz
esagt: Mit den Sozialdemokraten ist kein Staat zu ma-
hen. – Bundeskanzlerin Angela Merkel: Wir haben es
it einem Koalitionspartner zu tun, der zunehmend un-

uverlässig wird.

Wenn mit den Sozialdemokraten kein Staat zu ma-
hen ist, dann verstehe ich nicht, wie ihr euch hier heute
ormittag küsst, herzt und schmust, meine sehr geehrten
amen und Herren.


(Beifall bei der FDP – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Bloß kein Neid!)


err Kollege Struck, ich bitte, das bildlich zu nehmen,
amit das auch gleich klargestellt ist.

Die Töne der Sozialdemokraten über ihren Regie-
ungspartner Union sind kein bisschen anders. Der desi-
nierte SPD-Vorsitzende, auf den ich mich persönlich
urchaus freue, weil ich glaube, dass sehr klar gespro-
hen wird, wenn er in Debatten eingreift, sagte zu der
nion: Die Union stellt zwar die Kanzlerin, aber sie hat
icht die Meinungsführerschaft. Frau Merkel hat nicht
ie Führung.


(Beifall des Abg. Hubertus Heil [SPD])


Der Generalsekretär der SPD klatscht pflichtbewusst.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Wie lange klatscht er noch?)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, gegen diese
oalition waren Kain und Abel eine friedliche Gesell-

chaft. Es ist abenteuerlich, was hier für ein Schauspiel
eranstaltet wird. Die Bürger sind aber viel zu klug, um
as durchgehen zu lassen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau Bundeskanzlerin, Sie haben gesagt: Das können
icht alle, das kann nur die Große Koalition. – Das ist
ür mich, wie man so schön sagt, das Wort des Tages ge-
esen. Morgens machen Union und SPD in den Sitzun-
en einen auf Miteinander, und ab Mittag machen sie
inen auf Gegeneinander. Das kann nur die Große Koali-
ion.

Deutschland hat aber mehr verdient als eine Halbtags-
egierung, die uns ein Jahr lang in dieser Republik mit
auerwahlkampf lähmt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
Die Opposition wirft Ihnen nicht vor, dass sich die
Welt so oder so entwickelt. Es bestreitet niemand, dass
die Regierung und die Koalition – auch in den Jahren zu-
vor – natürlich auch Positives bewirkt haben; es ist gar
nicht möglich, dass man drei Jahre lang regiert und alles
schlecht war. Das wird ausdrücklich anerkannt. Insbe-
sondere bei der Außenpolitik haben wir immer wieder
gesagt: Das erkennen wir an. Das große Problem ist
aber, dass diese Koalition die riesengroße Mehrheit, die
sie in diesem Hohen Hause und im Bundesrat hatte, nie
genutzt hat, um das Land wirklich zu erneuern und auf
schwächere Phasen vorzubereiten.

In den letzten drei Jahren war die wirtschaftliche
Weltlage für Sie als Koalition unglaublich gut, aber Sie
haben all das versäumt, was Sie im Hinblick auf schlech-
tere Zeiten zu tun gehabt hätten.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP] – Joachim Poß [SPD]: Das ist doch schlichtweg falsch!)


– Herr Kollege Poß sagt: „Das ist doch schlichtweg
falsch!“


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Da hat er auch recht!)


– Dass Sie das jetzt sagen, Herr Kauder, ist mir völlig
klar. Das ist eine ganze tiefe Freundschaft zwischen Ih-
nen; das weiß ja auch jeder.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Na ja!)


Man muss es an dieser Stelle doch einmal auf den
Punkt bringen: In der Zeit der alten Kanzlerschaft, zu der
ich in heftiger Opposition stand, haben wir wenigstens
den Versuch erlebt, mit der Agenda 2010 ein paar struk-
turelle Reformen auch für magere Zeiten durchzuset-
zen. Sie haben diese Reformen nicht nur nicht fortentwi-
ckelt, Sie haben sie sogar noch rückabgewickelt.


(Beifall bei der FDP)


Sie haben die strukturelle Lage in Deutschland mit Ihren
Steuer- und Abgabenerhöhungsorgien verschlechtert und
die Mittelschicht um die Früchte ihrer Leistung ge-
bracht.


(Joachim Poß [SPD]: Das deckt sich nicht mit den Zahlen!)


Das vergisst Ihnen die Mittelschicht auch nicht.

Erst haben Sie den Bürgerinnen und Bürgern nichts
vom Aufschwung abgegeben, jetzt lassen Sie sie mit
dem Abschwung alleine.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist der gefühlte Westerwelle! Nichts Konkretes!)


Das ist in Wahrheit der Ausdruck des wachsenden Miss-
trauens bei Ihnen.

Sie sagen, dass diese Bundesregierung bei der Erstel-
lung des Bundeshaushalts Entscheidungen getroffen hat.
Herr Bundesfinanzminister, ich habe Ihre Rede von ges-
tern gehört und aufmerksam verfolgt. Damit wir uns
nicht missverstehen: Es ist Ihres Amtes, dafür zu sorgen,
dass Panik nicht um sich greift. Es ist Ihres Amtes, dafür

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(C (D u sorgen, dass aus einer Krise keine Katastrophe wird. s ist auch Ihres Amtes als Finanzminister, dass Sie ementsprechend zur Vernunft mahnen. Das ist überaupt gar keine Frage. Was uns nicht gefällt und was wir nicht anerkennen, st, dass Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen so eichtfertig über das Versagen der privaten Wirtschaft reen – übrigens mit viel berechtigter Kritik –, dass Sie so eichtfertig über das Versagen der Manager privater Banen reden – übrigens auch mit viel berechtigter Kritik – nd dass Sie das Versagen bei Ihrer eigenen Staatsbank erschweigen, was in Ihrer eigenen Verantwortung liegt, o Milliarden Euro verbrannt wurden, die jetzt fehlen, eispielsweise um Steuern senken zu können. Wenn man am heutigen Tage liest, dass die Staatsank KfW, die zu 80 Prozent dem Bund und zu 20 Proent den Ländern gehört, dem Pleitier in Amerika sogar och 300 Millionen Euro mit der fabelhaften Begrünung rüberschiebt, das habe man bereits in der letzten oche angewiesen und man habe gar nicht mehr geusst, dass diese Anweisung in dieser Woche ausgeführt ird, dann muss man sagen: Bevor Sie über das Versaen in der privaten Wirtschaft reden – auch mit berechigter Kritik –, sollten Sie sich an Ihre eigene Nase fasen. Der Staat hat versagt, die Regierung hat versagt, die ankenaufsicht hat versagt. Dafür trägt der Finanzminis er die politische Verantwortung. (Beifall bei der FDP und der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Dafür kann der Finanzminister doch nichts! Das ist das Management!)


(Beifall bei der FDP)


In der Öffentlichkeit verbreiten Sie den Eindruck, das
ei ein solider Haushalt, weil weniger Schulden gemacht
erden. Das kann jeder auf den ersten Blick mit den
rundrechenarten widerlegen. Die jetzige Bundesregie-

ung, die bei der Regierungsübernahme rund 30 Milliar-
en Euro an neuen Schulden vorgefunden hat, gleichzei-
ig aber durch ihre Steuererhöhungen 60 Milliarden Euro
ährlich an zusätzlichen Steuern in ihre Staatskasse ein-
immt und immer noch – in diesem Jahr wieder – hohe
chulden macht, handelt nicht solide. Sie würden spa-
en, wenn Sie die Ausgaben senken würden. Sie nennen
s sparen, wenn Sie sich etwas weniger heftig neu ver-
chulden. Das ist eine babylonische Sprachverwirrung.

Noch niemals hat eine Regierung den Bürgerinnen
nd Bürgern so viel abgenommen wie diese Regierung.
chlimmer ist aber: Noch niemals hat eine Regierung so
iel ausgegeben wie diese Regierung. Wir haben kein
innahmeproblem, wir haben ein Ausgabeproblem des
taates. Hier ist eine Kehrtwende der deutschen Politik
ällig. Sie können nicht immer die Kuh schlachten wol-
en, die Sie für den Staat melken möchten. All die sozia-
en Wohltaten hängen davon ab, dass es noch Menschen
ibt, die anpacken und das alles erwirtschaften – die
ittelschicht –, um eine Zukunft zu haben. Das genau

erhindern Sie mit Ihrer Abkassiererei.


(Beifall bei der FDP)







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Dr. Guido Westerwelle
19 Steuererhöhungen haben Sie beschlossen: Das
war die insgesamt größte Steuererhöhung in der Ge-
schichte der Republik. Die Mehrwertsteuererhöhung ist
davon nur ein Teil. Die Kürzung der Pendlerpauschale
ist in aller Munde. Weitere Stichworte sind die Strei-
chung der Eigenheimzulage und der Sparerfreibetrag.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das waren keine Steuererhöhungen!)


Ich erinnere noch einmal an das, was im Bereich der so-
zialen Sicherungssysteme beschlossen worden ist: Die
Beiträge für die Kranken- und für die Pflegeversiche-
rung werden erhöht. Wir erleben, dass die Rentenbei-
träge steigen. Darüber hinaus sind Sie bei dem Versuch,
die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zu senken, so
mutlos, dass das, was auf der einen Seite erhöht worden
ist, auf der anderen Seite wenigstens wieder ausgegli-
chen werden könnte.

Das ist leider die Realität. Sie haben die Steuern er-
höht wie noch keine Regierung zuvor.


(Joachim Poß [SPD]: Wir haben Steuervergünstigungen abgebaut!)


Trotzdem machen Sie Schulden. Das ist keine seriöse
Politik.


(Beifall bei der FDP)


Nun hat uns Herr Kollege Kauder gesagt: Das Beste
kommt noch. Das habe ich mehr als Drohung denn als
Versprechen empfunden. Wenn Sie bei der Erbschaft-
steuer, meine Damen und Herren von den Regierungs-
parteien, wirklich etwas Gutes im Sinne hätten, dann ist
doch gar nicht erklärbar, warum Sie mit diesen angeblich
so guten Nachrichten für unser Volk nicht schon vor der
bayerischen Landtagswahl herauskommen.


(Beifall bei der FDP)


Jeder weiß, dass Sie die Bürger nach der bayerischen
Landtagswahl wieder hinter die Fichte führen wollen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein!)


Das wird so ablaufen, dass Sie genau die Wahlkampffor-
derungen, die die CSU im Augenblick durch die Bier-
zelte trägt, nach der bayerischen Landtagswahl wieder
beerdigen werden.

Im bayerischen Wahlkampf gab es eine Diskussion,
die mich fasziniert hat, Herr Kollege Huber. Es ist wirk-
lich bemerkenswert: Seitdem Sie merken, dass Ihnen ein
bestimmtes Körperteil auf Grundeis geht, seitdem Sie
merken, wie eng es für die CSU wird, fangen Sie mit ei-
nem Kreuzzug gegen die Linken an.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Was richtig ist!)


– Es ist immer richtig, gegen die Linken zu sein, da ha-
ben Sie völlig recht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die SPD kämpft mit der 15, die CSU mit der 50!)


Wenn das euer kleinster gemeinsamer Nenner ist: Bitte
schön!

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(C (D Aber dann haben Sie, lieber Herr Kollege Huber, eine Damen und Herren von der CSU, angefangen, ine Attacke gegen die FDP zu reiten. (Lachen bei der CDU/CSU, der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Herr Huber, das geht zu weit!)


as ist zu viel, das können wir nicht durchgehen lassen.


(Beifall bei der FDP)


Wir haben tolle Nachrichten gehört, die mir persön-
ich sehr viel Freude bereitet haben: Herr Beckstein und
err Huber bezeichnen die FDP als Sicherheitsrisiko.


(Zurufe von der LINKEN: Oh!)


as sagt der Ministerpräsident, der soeben erklärt hat,
an könne sich an einem Nachmittag nach zwei Litern
ier noch ans Steuer setzen. Nehmen wir das einmal als
ealität; der Mann bewirbt sich schließlich gerade als
inisterpräsident. Herr Huber spricht hier gleich noch,

nd ich möchte gerne die Meinung der bayerischen
taatsregierung dazu hören. Nehmen wir einmal ein ge-
tandenes Mannsbild: Herrn Huber.


(Heiterkeit im ganzen Hause)


Nehmen wir als Alter 62 Jahre und als Gewicht circa
2 Kilogramm an.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich weiß, wie man mit geringem Aufwand Freude be-
eiten kann. –


(Heiterkeit im ganzen Hause)


un möchte ich das einmal umrechnen. Wenn man also
achmittags um drei Uhr auf dem Oktoberfest anfängt,
wei Liter Bier zu trinken, und um 21 Uhr damit aufhört,
ann hat man knapp 0,8 Promille im Blut.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Er hat alkoholfreies Bier gemeint!)


enn wir als FDP ein Sicherheitsrisiko sein sollen, dann
ann ich dazu nur eines sagen: Jemand, der die Leute be-
runken hinters Steuer lassen will, ist ein Sicherheitsri-
iko in diesem Land.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Nun haben wir von Ihnen, lieber Herr Kollege Struck,
iel gehört. Ich höre Ihnen immer sehr gerne zu; das
acht viel Freude. Was ich auch immer genieße, sind

hre kleinen Sticheleien. Ich fand es herrlich, als Sie da-
on sprachen, dass Angela Merkel den Steigbügelhalter
ür Frank-Walter Steinmeier macht. Das hat große Be-
eisterung bei den Damen und Herren der Union ausge-
öst. Sie haben sich hier sehr lange und ausführlich geäu-
ert. Das müssen Sie auch, das gehört dazu. Schließlich
achen wir hier keinen Wahlkampf, Herr Kollege
truck und Herr Kollege Kauder, um das an dieser Stelle
och einmal klarzustellen.


(Lachen bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
Nichts von Ihnen, Herr Kollege Kuhn? Das Bodentur-
nen war wirklich großartig.

An dieser Stelle rechnet der Kollege Struck mit der
Linkspartei ab. Ich bin zwar als Liberaler sowieso der
größte Gegner der Idee der Unfreiheit durch Sozialismus
und Kommunismus, aber eines habe ich nicht verstan-
den. Wenn Sie die Repräsentanten der Linkspartei sozu-
sagen als gerade frisch der Hölle entsprungen darstellen,
dann verstehe ich nicht, warum Sie in einem Bundesland
nach dem anderen genau mit diesen Kommunisten zu-
sammen regieren wollen. Insofern sollten Sie einen
neuen Kurs finden, meine Damen und Herren Sozialde-
mokraten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ein Land nach dem anderen: Berlin, Hessen, Thürin-
gen, das Saarland und Nordrhein-Westfalen. Schleswig-
Holstein wird angekündigt. Ich habe eine traurige Nach-
richt für Sie: Dazu wird es nicht kommen.


(Heiterkeit bei der FDP)


Es ist aber ein Widerspruch in der Debatte.

Ich rate dazu, dass wir uns weniger mit den politi-
schen Persönlichkeiten auseinandersetzen. Ich habe
meine Zweifel, ob Nazivergleiche ein geeigneter Diskus-
sionsbeitrag sind. Aber wir sollten über etwas anderes
debattieren. Worum es in der Debatte eigentlich gehen
muss – meinetwegen auch gerne im Wahlkampf, aber
erst recht hier –, ist nicht die Beschimpfung von einzel-
nen Repräsentanten einer Linksaußenpartei; vielmehr
geht es darum, klarzumachen, dass wir bei aller Kritik,
die wir an unserem System der sozialen Marktwirtschaft
äußern, und bei allem, was wir besser machen wollen,
gemeinsam erkannt haben, dass es immer noch das beste
System ist, das es jemals auf deutschem Boden gegeben
hat. Die soziale Marktwirtschaft hat ihre Fehler, aber
sie ist zehnmal besser als eine bürokratische Staatswirt-
schaft und erst recht die Planwirtschaft.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Darüber muss die Debatte eigentlich geführt werden.
Es ist auch Ihre Aufgabe, die geistige und politische
Meinungsführerschaft auszuüben. Ich habe es wirklich
bedauert, meine Damen und Herren von der Bundesre-
gierung. Sie haben einen riesigen Etat für Öffentlich-
keitsarbeit. Er umfasst Millionen über Millionen Euro
und wird immer weiter aufgestockt. Sie beschließen, im-
mer mehr Geld für Propaganda auszugeben. Wofür ver-
wenden Sie dieses Geld? Warum nutzen Sie es nicht bei-
spielsweise für Wertedebatten? Warum gehen Sie nicht
mit dem Thema soziale Marktwirtschaft oder mit Infor-
mationen über die Zeit vor der deutschen Einheit in die
Schulen?


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wie kann man von einem 18-, 19- oder 20-Jährigen
erwarten, dass er das alles im Kopf hat? Diese geschicht-
lichen Lehren sind eine Bringschuld für uns, die wir das

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(C (D lles erlebt haben, aber keine Holschuld der Jüngeren. afür müssten Sie eine Offensive starten. 0 Jahre Einführung der Deutschen Mark – welche Geegenheit war das, in die Schulen und Hochschulen zu ehen. Auch das 60-jährige Jubiläum des Parlamentarichen Rates ist ein geeignetes Thema. An dem Festakt azu, der kürzlich stattgefunden hat, haben nur einige apfere Aufrechte teilgenommen. Wer das demokratische System der sozialen Marktirtschaft in unserer Republik auch in den Herzen der enschen verankern will, der muss wenigstens die gro en Geburtstage und Anlässe in unserer Republik nuten, um die Vorzüge dieses Systems gegenüber der Unreiheit immer und immer wieder zu vermitteln. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)


Sie haben in der Außenpolitik, um die es heute auch
och gehen wird, zweifelsohne vieles richtig gemacht.
ch kritisiere erneut – aus Zeitgründen kann ich es aber
ur streifen –, dass eigene Abrüstungsinitiativen Ihrer-
eits leider ausgeblieben sind. Ich halte übrigens den
atz, dass Außenpolitik kein Abenteuerspielplatz ist, den
ie, Herr Minister Steinmeier, von Hans-Dietrich
enscher übernommen haben, für völlig richtig.

Wir unterstützen die Regierung Merkel/Steinmeier
achdrücklich darin, auf der Fortsetzung des Dialogs zu
estehen und den Gesprächsfaden nicht zu durchschnei-
en. Wer nicht miteinander redet, kommt viel zu schnell
n die Gefahr, eines Tages aufeinander zu schießen. Des-
egen ist es völlig richtig, dass Sie die Verpflichtung

um Dialog als Ihre große Verantwortung anerkennen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


as wird Ihnen niemand nehmen, und das ist von uns
uch nie kritisiert worden. Das steht für mich außer
rage, und es ist mir offen gestanden auch gleich, ob es
ehr die Handschrift von Frau Merkel oder von Herrn
teinmeier trägt. Es ist einfach deutsche Staatsräson. Da-
an wird sich auch nichts ändern.

Wir blicken auf drei Jahre zurück, in denen eine rie-
ige Mehrheit und eine sehr starke Konjunktur alle Mög-
ichkeiten geboten haben. Von anderen Regierungen
leiben das Wirtschaftswunder, die neue Ostpolitik und
ie deutsche Einheit übrig. Von dieser Regierung bleibt
ie Steueridentifikationsnummer übrig. Das ist Klein-
lein. Aber das ist zu wenig für unser Land. Geistig-
olitische Führung wäre gefragt. Dieses Land braucht
ieder eine Richtung mit klaren Verhältnissen. Das Ge-
urstel muss ein Ende haben.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit.


(Anhaltender Beifall bei der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617501600

Für die SPD-Fraktion hat nun der Kollege Thomas

ppermann das Wort.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1617501700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lieber

Herr Westerwelle, ich räume ein, dass Ihre darstelleri-
schen Fähigkeiten immer besser werden. Aber vielleicht
hat das auch damit etwas zu tun, dass Sie nun schon län-
gere Zeit keine Gelegenheit hatten, das, was Sie hier Jahr
für Jahr vortragen, in die Tat umzusetzen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Es wird Zeit! Da haben Sie recht!)


Deshalb müssen wir daran erinnern, wie es war, als Sie
die letzte Gelegenheit hatten. Das Jahr 1998 erscheint in
Ihrer Betrachtung der Gegenwart als das absolute Kri-
senjahr in Deutschland. Als Sie 1998 die Regierung ab-
gegeben haben, hatten wir eine höhere Nettokreditauf-
nahme, eine deutlich höhere Staatsquote, höhere
Lohnzusatzkosten und eine höhere Arbeitslosigkeit.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Und die deutsche Einheit!)


– Die deutsche Einheit haben wir noch immer.

Sie sagen, wir hätten heute fette Jahre, und alles sei so
einfach. Können Sie sich vielleicht noch daran erinnern,
wie hoch der Ölpreis im Jahr 1998 war? Ich habe eben
nachgeschaut: 9,3 Dollar pro Barrel. Aus der damaligen
wirtschaftlichen Situation hätten Sie mehr machen kön-
nen.


(Beifall bei der SPD)


Es gibt durchaus viele Gemeinsamkeiten mit Ihnen,
zum Beispiel in der Außenpolitik. Aber Sie können auf
den übrigen Feldern im Ernst nicht den Eindruck erwe-
cken, als ob Sie den ganz großen Entwurf für Deutsch-
land in der Schublade hätten. Das glauben Sie nicht ein-
mal selber.

Ich möchte dem Bundesfinanzminister und der Bun-
deskanzlerin dafür danken, dass sie den in einer Situa-
tion der politischen Verzweiflung geborenen Versuch der
CSU abgelehnt haben, uns eine Steuerentlastung in
Höhe von 28 Milliarden Euro einzureden. Ich finde, das
wäre falsch gewesen; denn solange wir eine Nettokredit-
aufnahme haben, ist eine Steuersenkung eine Steuersen-
kung auf Pump. Wir wollen einen handlungsfähigen,
nicht unterfinanzierten Staat und eine leistungsfähige
Wirtschaft. Deshalb ist es gut, dass sich die CSU nicht
durchgesetzt hat.


(Beifall bei der SPD)


Im Übrigen, Herr Huber – ich meine das durchaus
freundschaftlich; auch ich war einmal Landespolitiker –,
hilft es in Landtagswahlkämpfen gar nichts, wenn man
nur auf bundespolitische Themen wie die Pendlerpau-
schale, die Einkommensteuer oder den Blutalkoholge-
halt setzt. Die Menschen merken natürlich, dass Sie ab-
lenken wollen, und glauben, dass Sie Ihre politischen
Hausaufgaben in Bayern nicht gemacht haben.


(Beifall bei der SPD)


So war es auch in Hessen. Sie setzen zwar nicht auf die-
selben Themen wie Roland Koch, machen aber die glei-
chen Fehler.

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(C (D Wir senken die Nettoneuverschuldung und gewinnen leichzeitig Handlungsspielräume für Zukunftsinvestiionen. Der Etat für Bildung und Forschung wird um agenhafte 730 Millionen Euro aufgestockt. Noch nie urde in Deutschland in einem Staatshaushalt so viel eld für Bildung und Forschung bereitgestellt. Mit der Hightech-Strategie, dem Pakt für Forschung nd Innovation und der Exzellenzinitiative mobilisieren ir neues Wissen und neue Kreativität. Damit gestalten ir die Zukunft. Die Forschung von heute ist die Innova ion von morgen und die Grundlage für die Arbeitsplätze nd den Wohlstand von übermorgen. Exzellente Forchung ist die Basis für Technologieführerschaft. Wie so etwas funktioniert, kann man am Beispiel des obwunders bei den erneuerbaren Energien sehr gut etrachten. Die politische Weichenstellung durch das rneuerbare-Energien-Gesetz in Kombination mit deutcher Ingenieurskunst hat einen dynamischen, welteiten Wachstumsmarkt erschlossen, in dem bis heute 50 000 neue Arbeitsplätze entstanden sind. Bei Umsäten von 25 Milliarden Euro wächst dieser Markt so chnell, dass sich die Zahl der Arbeitsplätze in den ächsten zehn Jahren verdoppeln kann. as unter Rot-Grün angeschoben und von vielen Koaliionsfreunden in der Union anfangs belächelt wurde, hat ich zu einer unglaublichen Erfolgsgeschichte entwikelt. Ich finde, die Grünen könnten etwas stolzer auf en Beitrag sein, den sie dazu geleistet haben. Aber man kann die damit verbundenen Chancen nur ann nutzen und realisieren, wenn es Fachkräfte gibt, die as Wissen anwenden und umsetzen können. Von Jahr u Jahr fehlen in Deutschland mehr Techniker und Ingeieure. Allein im nächsten Jahrzehnt werden wir ,5 Millionen Hochschulabsolventen, Meister und Techiker zusätzlich brauchen. Während im OECD-Durchchnitt 37 Prozent eines Jahrgangs die Hochschule mit inem Abschluss verlassen, sind es in Deutschland geade einmal 21 Prozent. Herr Huber, wie sollen wir interational Anschluss gewinnen und in Deutschland ebenalls eine Akademikerquote von 40 Prozent erreichen, enn Sie in Bayern nur 20 Prozent eines Jahrgangs zum bitur führen? Sie haben diesbezüglich die rote Laterne n Deutschland. Das liegt doch nicht daran, dass die enschen in Bayern weniger begabt sind. Es liegt an Ih em Bildungssystem, das zu selektiv ist, die Wege nach ben zu eng macht, zu wenige Chancen einräumt und icht ausreichend ermutigt. Damit müssen wir in eutschland aufhören. (Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU)


(Joachim Poß [SPD]: Sehr wahr!)


(Beifall bei der SPD)


Deshalb ist es wichtig, dass der Bildungsgipfel, den
ie Bundeskanzlerin für Oktober einberufen hat, ein Er-
olg wird. Denn wir brauchen nicht nur mehr Abiturien-
en, wir haben auch zu wenige gut ausgebildete Lehrer,
u viel Unterrichtsausfall, zu große Schulklassen, zu
iele Schulabbrecher, zu wenige Studienplätze und zu






(A) )



(B) )


Thomas Oppermann
wenige Studenten, insbesondere in den Natur- und Tech-
nikwissenschaften.

Wir wollen, dass auf dem Bildungsgipfel konkrete,
verbindliche Verabredungen getroffen werden. Dabei
sollte kein unproduktiver Streit über Zuständigkeiten ge-
führt werden. Aber es muss schon klargestellt werden,
dass Bund, Länder und Kommunen ihre jeweiligen Zu-
ständigkeiten kraftvoll ausschöpfen müssen. Wenn der
Bund mit Milliardensummen Krippen- und Studien-
plätze mitfinanziert, dann dürfen wir auch erwarten, dass
die in den Ländern aufgrund sinkender Schülerzahlen
frei werdenden Mittel in den Schulen bleiben und nicht
abgezogen werden.


(Beifall bei der SPD)


Es darf am Ende nicht heißen, der Bildungsgipfel kreißte
und gebar eine Maus.

Der kürzeste Weg von der Schule in die Arbeitslosig-
keit ist eine abgebrochene Schulausbildung. Ich bin dem
Bundesarbeitsminister Olaf Scholz sehr dankbar, dass er
diesen Zusammenhang deutlich in Erinnerung gerufen
hat. Dass 500 000 Menschen ohne Schulabschluss ar-
beitslos sind, ist ein Zustand, mit dem sich niemand in
diesem Lande abfinden kann.


(Beifall bei der SPD)


Wir sind für den Rechtsanspruch auf das Nachholen ei-
nes Schulabschlusses; dieser ist für uns unverzichtbar.

In keinem anderen industrialisierten Land der Welt ist
der Bildungserfolg von Schülerinnen und Schülern so
stark von ihrer sozialen Herkunft abhängig wie in
Deutschland. Bei gleichen Kompetenzwerten haben die
Kinder aus der sozialen Oberschicht eine fünfmal höhere
Chance, eine Gymnasialempfehlung zu bekommen, als
Kinder von un- und angelernten Arbeitern.

Das setzt sich an der Hochschule fort. Von 100 Aka-
demikerkindern landen 83 an der Hochschule, von
100 Kindern von Nichtakademikern sind es ganze 23.
Die Bildung wird in Deutschland gleichsam vererbt. Das
hat vor allem damit zu tun, dass wir unser Bildungssys-
tem dort am schwächsten ausgestattet haben, wo am
stärksten über die Chancen entschieden wird, nämlich in
den ersten zehn, insbesondere in den ersten fünf Lebens-
jahren. Was in dieser Zeit bei der Entwicklung von Spra-
che, Intelligenz und Kreativität versäumt wird, lässt sich
später nur sehr schwer aufarbeiten. Dazu hat der US-
Ökonom und Nobelpreisträger James Heckman gesagt,
es sei die größte Ungerechtigkeit der praktizierenden
Marktwirtschaften, dass Kinder aus armen, bildungsfer-
nen Familien sich noch so anstrengen könnten, sie kä-
men nicht nach oben.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Wenn Kinder nichtakademischer Eltern von höherer
Bildung ausgeschlossen werden, dann erschüttert das
nicht nur, wie die Bundeskanzlerin zu Recht gesagt hat,
den Glauben an die soziale Marktwirtschaft, sondern das
ist am Ende auch eine Gefahr für die Demokratie. Ein
demokratisches System wird auf Dauer nur dann akzep-

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(C (D iert, wenn jeder die Chance zum sozialen Aufstieg hat. o wie in einer Demokratie die Minderheit die Chance aben muss, zur Mehrheit zu werden, so muss der Einelne, der unten ist, die Chance haben, nach oben zu ommen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Unser Kollege Otto Schily hat hier einmal den denk-
ürdigen Satz gesagt: Wer Musikschulen schließt,
efährdet die innere Sicherheit. Das lässt sich leicht
bertragen: Wer es unterlässt, sozialen Aufstieg zu er-
öglichen, gefährdet die pluralistische Demokratie.


(Beifall bei der SPD)


Als wir schon einmal eine Bildungskatastrophe hat-
en, nämlich in den 60er-Jahren, hat die sozialliberale
egierung die richtige Antwort gefunden, Herr
esterwelle. Es kam zur größten Bildungsexpansion,

ie Deutschland jemals gesehen hatte. Viele von denen,
ie heute hier sitzen, haben davon profitiert und verdan-
en dieser Bildungsexpansion ihren eigenen Aufstieg.
ir wollen, dass Deutschland wieder zu einem Land der
hancen wird. Wir wollen, dass sozialer Aufstieg durch
ildung und Anstrengung wieder so selbstverständlich
nd so machbar wird, wie es zu Zeiten von Willy Brandt
nd Walter Scheel der Fall war.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617501800

Für die Fraktion Die Linke spricht nun der Kollege

skar Lafontaine.


(Beifall bei der LINKEN)



Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617501900

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Ich will mich in der verbleibenden Zeit auf we-
ige Themen konzentrieren, nämlich auf das Thema Bil-
ung und das Thema Haushalt.

Der Vorredner hat gerade ausgeführt, wie sich die Si-
uation im Bildungswesen entwickelt hat. Ich kann allen
usführungen zustimmen. Es ist eine bedauerliche Ent-
icklung, wenn immer weniger junge Menschen die
hance haben, einen entsprechenden Bildungsabschluss
u erreichen, und wenn internationale Organisationen
eststellen müssen, dass in Deutschland immer mehr
inder aus ärmeren Schichten ausgegrenzt werden.
olange das der Fall ist, verehrter Herr Kollege
esterwelle, können wir als Linke nicht in das Loblied

er sozialen Marktwirtschaft einstimmen.


(Beifall bei der LINKEN)


ine Wirtschaft, die Kinder bei der Bildung ausgrenzt,
st nach unserer Definition nicht sozial. Das will ich hier
inmal anmerken. Es mag sein, dass Sie eine andere De-
inition haben.






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
Nun hat die Bundeskanzlerin eben in ihrer Rede viel
über Bereiche geredet, bei denen sie wenige Kompeten-
zen hat. Aber nehmen wir doch einmal das Thema ernst.
Sie hat gesagt, dass sie neben der Verbesserung der Bil-
dungssituation den Haushalt konsolidieren wolle. Jeder
Praktiker in den Gemeinden und in den Ländern stellt
sich die Frage, wie sie das denn machen will: Haus-
haltskonsolidierung auf der einen Seite und ein deutlich
besseres Bildungsangebot auf der anderen Seite. Ich
kann Ihnen so viel verraten: In den Ländern und in den
Gemeinden wird so ohne Weiteres nicht verstanden, was
damit eigentlich gemeint ist.

Damit komme ich zu einer Kernausführung des Bun-
desfinanzministers, der in der ihm eigenen Klarheit eben
deutlich gemacht hat, dass der Zug der Politik seit eini-
gen Jahren in die völlig falsche Richtung fährt und dass
die Sozialdemokratische Partei Deutschlands heute Auf-
fassungen vertritt, die vor zehn Jahren noch von nieman-
dem vertreten worden wären.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Der Bundesfinanzminister hat dargestellt, dass die
Staatsquote gefallen ist. Das ist richtig; jeder kann das
überprüfen. Die Staatsquote ist von 48 Prozent im
Jahre 1999 auf 43,5 Prozent gesunken. Das kann man für
richtig oder für falsch halten. Nur, es hat natürlich erheb-
liche Konsequenzen, auch für das Bildungssystem in
Deutschland. Die Tatsache, dass wir im Vergleich zum
Durchschnitt der anderen OECD-Staaten, bezogen auf
das Sozialprodukt, 1 Prozent, also 25 Milliarden Euro,
weniger für Bildung ausgeben, hat etwas mit diesem
Credo zu tun, das Herr Steinbrück hier wieder vorgebetet
hat.


(Beifall bei der LINKEN)


Das heißt, wir haben hier von der fachlichen Seite her
die merkwürdige Situation, dass die Kanzlerin sagt, wir
müssen mehr für die Bildung tun, während ihr Finanz-
minister sagt: Aber ich werde eine Finanzpolitik durch-
setzen, die das völlig unmöglich macht. Da müssen Sie
irgendwann einmal wirklich wieder auf den Boden der
Tatsachen zurückkommen. Mit dem ständigen Absenken
der Staatsquote werden Sie in Deutschland niemals ein
verbessertes Bildungssystem durchsetzen können.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will Ihnen Zahlen nennen – ich zitiere die Bun-
desregierung und nicht uns –: Durch die Absenkung der
Staatsquote von 48 Prozent auf 43,5 Prozent sind die
jährlichen Ausgaben heute um 114 Milliarden Euro ge-
ringer. Das kann man für richtig oder auch für falsch hal-
ten. Nur, es hat Auswirkungen auf Rentnerinnen und
Rentner. Es hat Auswirkungen auf Hartz-IV-Empfänger.
Es hat Auswirkungen auf die Kinder, die in die Schulen
gehen müssen. Letztendlich hat es auch auf diejenigen
Auswirkungen, die Lohnempfänger usw. sind.

Sie haben in den letzten Jahren die Entstaatlichung
Deutschlands – so hat es Bofinger genannt – in dieser
Größenordnung – Senkung der Staatsquote um 114 Mil-
liarden Euro – durchgesetzt, und Sie erklären mit diesem
Haushalt, dass Sie diese Entstaatlichung weiterführen

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(C (D ollen. Das heißt, letztendlich erklären Sie hier, dass Sie ozialabbau und geringe Bildungsangebote im nächsten ahr fortführen wollen. Das ist die Essenz Ihrer Hausaltspolitik. Ich möchte Sie an Ihr Hamburger Grundsatzproramm – ich lese so etwas – erinnern, meine Damen und erren – liebe Genossinnen und Genossen, hätte ich beiahe gesagt. Darin steht der Satz – er steht in allen Prorammen –: „Nur Reiche können sich einen armen Staat isten.“ Wie bringen Sie das mit der Erklärung des Bunesfinanzministers, wir haben die Staatsquote von 48 Proent auf 43,5 Prozent abgesenkt, und wir wollen in dieem Sinne weitermachen, in Einklang? Was gilt denn etzt? Leider ist der geschätzte Herr Kollege Struck verchwunden; ich wollte ihm ein bisschen die Prozentrechung erläutern. Ich möchte ihm sagen, dass es früher elbstverständlich war, uns an skandinavischen Länern zu orientieren. Man kann die Politik der skandinaischen Länder für richtig oder für falsch halten. Dass ie FDP sie als Rechtsaußenpartei für falsch hält, wissen ir seit vielen Jahren. Aber wir sagen: Was sie etwa an ozialen Leistungen bieten und was sie insbesondere ihen Kindern an Bildungschancen bieten, das ist beispielaft, und wir hätten das auch gern für die Bundesrepulik Deutschland. Nur wissen die Skandinavier natürlich, dass man das it ständigen Steuersenkungen nicht erreichen kann. as Sie hier erzählen, ist natürlich ein Märchen. Ange ichts der sinkenden Staatsquote ist auch all das falsch, as Sie hier vorgerechnet haben. Es ist leider so: Bezoen auf das Sozialprodukt sinken die Staatsausgaben. ie können sich doch nicht hierher stellen und so tun, als äre immer nur abkassiert worden, als wären die Steu rn immer nur erhöht worden. Nein, in Ihrem Sinne sind ie Staatsausgaben gesunken. Zu Ihrer Regierungszeit da hat Herr Oppermann recht – war die Staatsquote eutlich höher. Das sind Tatsachen, an denen man nicht orbeigehen kann. Wenn die Skandinavier die Frage beantworten sollen, ie sie diese Projekte finanzieren wollen, dann sagen ie, dass sie für eine höhere Staatsquote oder für eine höere Steuerund Abgabenquote sind. Nun will ich Sie noch einmal mit der Prozentrechung konfrontieren. Herr Struck – ein sehr liebenswerter ensch; er ist jetzt leider nicht da – hat vorhin wieder esagt: Oh Schreck, wenn man alles addiert, was man in rgendwelchen Papieren der Linken findet, dann sind das 55 Milliarden Euro – der Untergang des Abendlandes. ann müssten Dänemark und Schweden längst in irendeinem Ozean versunken sein. Wenn man die Steuerund Abgabenquote Schwedens der Dänemarks auf Deutschland übertragen würde, ann hätte man 375 Milliarden Euro pro Jahr Mehreinahmen. Man mag das alles für falsch halten. Nur, wenn ie über internationale Vorgänge und über die Angebote, Oskar Lafontaine die die Menschen woanders haben, diskutieren wollen, müssen Sie sich in den Statistiken auskennen und können nicht stolz darauf sein, dass Sie jetzt in völliger Umkehr der ehemaligen Politik der deutschen Sozialdemokratie das Sinken der Staatsquote zum Kernziel Ihrer Politik machen. Das ist doch absurd, was Sie hier machen. (Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eine Mischung aus Eitelkeit und Selbstgerechtigkeit!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


Dennoch sagen Sie gleichzeitig: Hamburg gilt.

Demnächst werden Sie sich herausreden, indem Sie
sagen, dass Sie mit der sinkenden Konjunktur eigentlich
nichts zu tun hätten, denn dafür seien die internationalen
Finanzmärkte verantwortlich. Das ist natürlich ein gro-
ßer Irrtum. Wir haben seit Jahren eine gespaltene Kon-
junktur. Wenn der Export läuft, läuft letztendlich, also
im Saldo, auch unsere Wirtschaft. Aber wir haben im
Binnenmarkt überhaupt nichts dafür getan, dass die
Wirtschaft läuft. Wenn der Export jetzt abschmiert und
Sie im Binnenmarkt nicht gegensteuern, dann werden
Sie die Ergebnisse haben, die Sie immer hatten.

Nun will ich Ihnen sagen, was das im Binnenmarkt
heißt. Das heißt im Binnenmarkt: Wir haben sinkende
Löhne, immer noch. Auch in den neuerlichen Expertisen
der wirtschaftswissenschaftlichen Institute wird pro-
gnostiziert, dass das real so weitergeht. Wir haben sin-
kende Renten, immer noch, und das wird nach den Pla-
nungen, die bisher vorliegen, auch so weitergehen. Wir
haben sinkende soziale Leistungen. Wir haben nur – das
steht in jedem Jahreswirtschaftsbericht – einen Anstieg
der Vermögenseinkommen und einen Anstieg der Ge-
winneinkommen. Solange das so ist, können wir niemals
von sozialer Marktwirtschaft reden,


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


sondern müssen von einer Umverteilung von unten nach
oben reden; das hat in den letzten Jahren permanent
stattgefunden. Deshalb misstrauen so viele Menschen in
Deutschland – ihre Zahl nimmt zu – nicht nur der sozia-
len Marktwirtschaft, sondern auch unserer staatlichen
Ordnung. Sie glauben, es geht nicht mehr gerecht zu.

Es ist ja fast zum Lachen: Wenn in der Wall Street
jetzt mehr und mehr Banken verstaatlicht werden, was
sagen Sie denn da? Wenn der letzte Ausweg des Finanz-
kapitalismus die Verstaatlichung ist, was sagen Sie denn
da? Ich kann an eine bestimmte Adresse nur sagen:
Wenn die Wall Street rot wird, dann wird Deutschland in
den nächsten Jahren mit Sicherheit nicht schwärzer oder
gelber werden.


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617502000

Das Wort hat der Bayerische Staatsminister der Fi-

nanzen, Erwin Huber.

(Beifall bei der CDU/CSU – Ludwig Stiegler [SPD]: Warum?)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich telle fest, dass Redner aus vier Fraktionen schon meine loße Anwesenheit zum Anlass genommen haben, in allung zu kommen. ch stelle fest: Solange das so ist, brauche ich mir um die edeutung meiner Partei keine Sorgen zu machen. Herr Abgeordneter Westerwelle, Sie werden sich da an gewöhnen müssen, dass ich hier das mir nach der erfassung zustehende Rederecht ausübe. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie viel Maß haben Sie eigentlich vor der Rede getrunken, zwei oder mehr?)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1617502100

(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


m Übrigen: Wenn Ihre Partei am nächsten Samstag in
ünchen zusammen mit Linken und mit der DKP gegen

ie Sicherheitspolitik in Bayern demonstriert, dann
ollten Sie sich um Ihre eigene Partei Sorgen machen.
igentlich gehören Sie nicht in die Nachbarschaft von
inken und DKP.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der FDP)


Wenn die Gewalttäter von Weihnachten in der Münch-
er U-Bahn, die wegen Mordversuchs zu acht und zwölf
ahren Gefängnis verurteilt worden sind, von der FDP-
andesvorsitzenden verharmlosend als „Münchner
indl“ dargestellt werden, dann haben Sie ein eklatantes
efizit in all den Fragen der inneren Sicherheit.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Prost, Herr Huber!)

Deutschland steht im Sommer 2008 deutlich besser

a als im Sommer 2005. Wir haben wieder Wirtschafts-
achstum. Wir haben fast 2 Millionen Arbeitsplätze
ehr. Wir haben viele Arbeitsplätze für Jugendliche.
ir haben viele Lehrstellen. Wir haben gesicherte Siche-

ungssysteme in den Bereichen Rente, Gesundheit

(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Was?)

nd Arbeitslosigkeit. Das heißt, Deutschland ist in die-
en drei Jahren deutlich nach vorn gekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das ist nicht einheitlich in allen Ländern Deutsch-

ands. Ich kann für das Land reden, das die geringste Ar-
eitslosigkeit hat, das die geringste Jugendarbeitslosig-
eit und damit die besten Chancen für die junge
eneration hat. Der Redner vor mir vertritt eine Partei,
ie hier in Berlin in der Verantwortung ist. Berlin ist die
auptstadt der Arbeitslosigkeit. Berlin ist die Hauptstadt
on Hartz IV. Berlin ist die Hauptstadt von Kinderarmut.
roße Sprüche machen, aber in der Praxis versagen, das

st linke Politik.

(Beifall bei der CDU/CSU – Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Milliarden versenkt in Berlin!)


Sie verwenden, was Armut angeht, immer die Zahlen
us dem Armutsbericht, die Zahlen von 2004 und 2005.






(A) )



(B) )


Staatsminister Erwin Huber (Bayern)

In den Jahren vorher waren wir nicht in der Regierungs-
verantwortung. Für die rot-grüne Armut in Deutschland
lassen wir uns nicht verantwortlich machen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hubertus Heil [SPD]: Ihre geistige auch nicht!)


Heute sind eine Million Menschen weniger von Ar-
mut bedroht als vor drei Jahren. Das ist auch ein gutes
Ergebnis dieser Koalition und der Regierung Merkel.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Da Herr Struck schon die Bibel zitiert hat, muss auch ich
sagen: An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Berlin hat mit das größte Schuldenloch aller 16 Länder.
Die Situation hat sich in Berlin mit der Regierungsbetei-
ligung von Links dramatisch verschlechtert.


(Beifall bei der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Diepgen! Landowsky!)


Das ist das, was wir den Menschen auch vor der Land-
tagswahl in Bayern sagen: Links wählen heißt im
Grunde mehr Steuern, mehr Schulden und weniger Zu-
kunft.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Hubertus Heil [SPD])


Es ist richtig, dass dieser Bundeshaushalt unter dem
Motto der Konsolidierung steht. Natürlich wäre es
volkswirtschaftlich völlig falsch, die Konsolidierung in-
nerhalb eines Jahres herbeizuführen, denn das würde
dem wirtschaftlichen Kreislauf viel zu viel Geld entzie-
hen. Man muss hier einen längeren, verlässlichen und
stetigen Weg gehen. Diese Regierung hat 2005 eine hohe
Erblast mit einem strukturellen Defizit im Bundeshaus-
halt von 60 Milliarden Euro übernommen. Das ist jetzt
auf 10 Milliarden Euro zurückgeführt worden. Das ist
der richtige Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei 60 Milliarden Euro Steuereinnahmen!)


Der Kollege Kauder hat gesagt, dass damit die Chance
besteht, nach 40 Jahren einen ausgeglichenen Haushalt
und möglicherweise auch Überschüsse zu erreichen. Das
führt mich dazu, daran zu erinnern, dass vor 40 Jahren
Franz Josef Strauß Bundesfinanzminister war. Er hat im
Jahr 1969 einen Haushalt mit Überschuss übergeben.
Dann ging der Marsch in den Schuldenstaat unter Regie-
rungsbeteiligung der FDP los.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hubertus Heil [SPD]: Was war denn mit Kohl?)


Deutschland hatte 20 Jahre lang eine solide Finanzpoli-
tik. Der Dammbruch bei den Schulden begann seinerzeit
in der sozialliberalen Koalition.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist ja Kabarett!)


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(C (D ir haben 1998 in Bayern als erstes Land angekündigt, ass wir ausgeglichene Haushalte wollen. Wir haben as im Jahr 2006 erreicht. (Hubertus Heil [SPD]: In Berlin übrigens auch!)


ch darf daran erinnern, mein Vorgänger, Herr Faltlhauser,
nd Herr Eichel haben zur gleichen Zeit angekündigt,
ass 2006 die Marke für einen ausgeglichenen Haushalt
ein soll. Herr Eichel ist nicht mehr im Amt, und er hat
inen Haushalt mit dem größten Defizit in der Ge-
chichte der Bundesrepublik übergeben. Bayern hat
006 den ausgeglichenen Haushalt erreicht.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der LINKEN)


ir haben in den Jahren 2007 und 2008 500 Millionen
uro an Schulden zurückgezahlt. Ich werde dem Bayeri-
chen Landtag in diesem Jahr einen Haushaltsentwurf
009/2010 mit einer Neuverschuldung von ebenfalls
ull und 200 Millionen Euro Schuldentilgung pro Jahr
orlegen. Wir werden dann fünf Jahre lang einen ausge-
lichenen, schuldenfreien Haushalt haben. Das ist in
anz Deutschland vorbildlich.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jürgen Koppelin [FDP]: Sagen Sie etwas zur Landesbank!)


rau Bundeskanzlerin, deshalb stimmt, was Sie auf dem
arteitag der CSU in Nürnberg gesagt haben: Der Bund
oll dorthin kommen, wo Bayern heute schon ist.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Hubertus Heil [SPD])


as Kunststück besteht nicht darin, einfach nur zu spa-
en und zu kürzen. Das Kunststück besteht darin, zu-
leich zu investieren und für die Zukunft vorzusorgen.
ir haben gesagt: Wir konsolidieren, wir reformieren

nd wir investieren.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sehr gut!)


ir werden allein in diesem Jahr – in einem Land – die
nvestitionen gegenüber dem Vorjahr um fast eine Mil-
iarde Euro erhöhen. Wir werden diesen Weg fortsetzen.
eshalb ist es auch Aufgabe des Bundes, für das Wohl
er Menschen in ganz Deutschland, aber auch für das
ohl und die Entwicklung der Menschen in allen Län-

ern, neben der Konsolidierung auch Innovationen zu
etreiben.

Ich begrüße es sehr, dass die Forschungsausgaben in
iesem Bundeshaushalt ausgebaut werden und man zu-
leich die Entlastung der Bürger betreibt. Dieser Drei-
lang „Konsolidierung – Innovation – Entlastung“ ist
ichtig für die Zukunft des Landes; denn nur so sind wir
en Risiken der Globalisierung gewachsen. Es reicht
icht aus, zu sagen, Globalisierung ist unsere Chance
nd unser Schicksal. Wir müssen vielmehr dafür sorgen,
ass Leute, die die Gefahren und Risiken der Globalisie-
ung besonders zu tragen haben, von uns unterstützt und
efördert werden. Deshalb ist es richtig, dass der Bundes-
irtschaftsminister Michael Glos eine Politik betreibt,
ie vor diesem Hintergrund darauf abzielt, den Mittel-
tand zu entlasten und Bürokratie abzubauen. Damit






(A) )



(B) )


Staatsminister Erwin Huber (Bayern)

wird die Position von kleinen und mittleren Unterneh-
men im Wettbewerb gefestigt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hubertus Heil [SPD]: Den Seehofer noch loben! Nicht vergessen!)


Es war richtig, dass die Koalition zum 1. Januar 2008
die Unternehmensteuerreform in Kraft gesetzt hat.
Herr Westerwelle, es entspricht nicht der ganzen Wahr-
heit, wenn Sie die dazu notwendige Gegenfinanzierung
hier einfach nur als Steuererhöhung abtun. Es wäre ohne
Gegenfinanzierung nämlich nie möglich gewesen, den
durchschnittlichen Körperschaftsteuersatz auf unter
30 Prozent zu senken. Sie lassen sich gerne für Steuer-
senkungen loben, verschweigen dabei aber, dass diese
Maßnahmen auch bestimmte Gegenfinanzierungen er-
forderten. Der Weg, den wir gegangen sind, war richtig,
um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu erhöhen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich begrüße es sehr – dafür bedanke ich mich auch bei
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion –, dass mit dem in
München, also am richtigen Ort, geschnürten Entlas-
tungspaket ein Weg eingeschlagen wurde, der diese Poli-
tik auch in Zukunft fortsetzt. Zum 1. Januar 2009 werden
die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung auf 2,8 Pro-
zent reduziert. Dies entlastet Arbeitnehmer und Arbeit-
geber. Damit werden die Beitragszahler, die Arbeitgeber
und die Arbeitnehmer, im Vergleich zum früheren Satz
von 6,5 Prozent um 25 Milliarden Euro im Jahr entlastet.
Das ist die richtige Politik, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich begrüße es auch, dass wir zum 1. Januar 2009 das
Kindergeld erhöhen. Frau Bundeskanzlerin, Sie haben
den Betrag von 10 Euro genannt. Das ist wichtig und
war notwendig, da es lange Zeit nicht erhöht wurde. Der
Forderung von Teilen der SPD, stattdessen doch lieber
25 000 Kindergärtnerinnen einzustellen, entgegne ich:
Es kann nicht sein, Familieninteressen in dieser Form
gegeneinander auszuspielen, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Für uns ist es gleichermaßen notwendig, Möglichkeiten
zur Kinderbetreuung zu schaffen und Familien zu entlas-
ten. Man kann nicht einer alleinerziehenden Mutter mit
zwei Kindern, die jetzt unter den hohen Energiepreisen
zu leiden hat, die ja nicht um 3, sondern um 10 bis
30 Prozent gestiegen sind, damit kommen, dass in ihrer
Nachbarschaft ein Kindergarten gebaut wird. Diese Frau
muss unmittelbar entlastet werden. Das ist wichtiger Be-
standteil einer familienfreundlichen Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Hubertus Heil [SPD])


Wir werden mit den Verbesserungen im Bereich des
Wohngeldes die Bezieher von niedrigen Einkommen
von den höheren Ausgaben aufgrund der steigenden
Energiepreise zumindest teilweise entlasten. Das ist rich-
tig. Wir können selbstverständlich nicht den Preisbil-
dungsprozess beeinflussen. Hier ist der Staat im Grunde
ohnmächtig.


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(C (D (Zuruf des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Dazu komme ich gleich. – Wir müssen vielmehr dafür
orgen, dass das Energieangebot nicht reduziert wird.
er in einer Zeit von zurückgehenden Ressourcen und

teigenden Preisen am Ausstieg aus der Kernenergie
esthält, der verknappt das Angebot, treibt die Energie-
reise in die Höhe und macht uns abhängig.


(Hubertus Heil [SPD]: Nehmen Sie auch den Atommüll?)


as ist falsch. Dieser Beschluss muss korrigiert werden,
eine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hubertus Heil [SPD]: Nehmen Sie auch den Atommüll?)


Wenn wir die Bezieher niedriger Einkommen entlas-
en wollen, sollten wir, so meine ich, die Pendler entlas-
en. Es sind nicht ein Siebtel der Arbeitnehmer, sondern
und ein Drittel, nämlich 11 Millionen, die von der Wie-
ereinführung der alten Pendlerpauschale profitieren
ürden. Ich mache mich in Bezug auf das, was wir 2006
eschlossen haben, gar nicht aus dem Staub.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum machen Sie das erst jetzt?)


as war notwendig, weil sonst eine Konsolidierung der
undesfinanzen nicht möglich gewesen wäre. Da es aber
eute eine verbesserte Situation gibt und da die Spritkos-
en stark gestiegen sind, sind wir der Meinung, dass die
xistenzsichernde Fahrt zum Arbeitsplatz steuermin-
ernd geltend gemacht werden muss.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich habe für die CSU ein Steuerentlastungskonzept
ber 28 Milliarden Euro vorgelegt.


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Konzept“ ist das falsche Wort!)


Das nervt Sie; das freut mich. Da unterscheiden wir
ns. Die Grünen wollen die Energiesteuern erhöhen und
amit die Menschen belasten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ie SPD-Linke will die Erbschaftsteuer verdreifachen
nd die Vermögensteuer neu einführen, und die Linke ist
it Steuerbelastungen von 100 Milliarden Euro und
ehr sowieso jenseits aller wirtschaftlichen Vernunft;

as würde den wirtschaftlichen Zusammenbruch des
andes herbeiführen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben gesagt, das Konzept ist notwendig für ei-
en mittelfristigen Pfad. Das Konzept ist nicht eine Ent-
astung für ein Jahr,


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist überhaupt keine Entlastung, weil Sie es nicht umsetzen werden!)


ondern für 2009, 2010 und 2012. Denn wir wollen, dass
ie heimlichen Steuererhöhungen über die kalte Progres-
ion eingegrenzt werden. Es kann nicht sein, dass die






(A) )



(B) )


Staatsminister Erwin Huber (Bayern)

Mittelschicht immer mehr belastet wird, weil sich infla-
tionsbedingt beispielsweise ihr Bruttoeinkommen erhöht
und damit der Grenzsteuersatz immer mehr steigt.


(Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind in Berlin an der Regierung!)


Wir müssen gerade in einer Situation, in der die kon-
junkturelle Lage schwieriger wird, die arbeitenden Men-
schen, die Leistungsträger, den Mittelstand, die Hand-
werker, die Arbeitnehmer, mittelfristig entlasten, damit
von ihnen ein positiver Beitrag für die Konjunktur aus-
geht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das ist – das möchte ich ausdrücklich unterstreichen –
ein wichtiger Beitrag auch im Zusammenhang mit der
Erbschaftsteuer. Wer jetzt eine so gewaltige Erhöhung
der Erbschaftsteuer politisch in den Raum stellt wie die
SPD,


(Joachim Poß [SPD]: Was denn? Was hat denn die SPD gemacht? Das ist doch Unsinn! Das waren einige aus der SPD!)


der verschreckt den Mittelstand.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617502200

Herr Staatsminister, darf ich Sie darauf aufmerksam

machen, dass das Licht vor Ihnen das Ende der Redezeit
signalisiert?


(Hubertus Heil [SPD]: Ende der Regierungszeit! Letzte Rede im Bundestag!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1617502300

Ich trage noch zwei Gedanken vor: Erstens. Wir müs-

sen dafür sorgen, dass im Mittelstand, der sein Leben
lang arbeitet, spart und investiert, kein einziger Betrieb
und kein einziger Arbeitsplatz durch die Erbschaftsteuer
gefährdet wird.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war hoffentlich Ihr letzter Auftritt hier! Der 28. September wird hoffentlich bedeuten, dass das Ihr letzter Auftritt war!)


Zweitens begrüße ich, Frau Bundeskanzlerin, die Bil-
dungsrepublik Deutschland. Wir werden aus Bayern un-
seren Beitrag dazu leisten, dass jedes Kind eine gute
Chance hat. Die Qualifikation der Menschen ist das
Beste für die wirtschaftliche Zukunft. Deshalb gehen wir
mit Mut und Kraft entschlossen in die Zukunft.

Ich danke Ihnen.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Geh mit Gott, aber geh! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Abschied! Wiederschauen!)


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(C (D Zu einer Kurzintervention hat der Kollege Gregor ysi das Wort. (Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Jürgen Koppelin [FDP]: Ich dachte, Herr Seehofer hätte eine Kurzintervention angemeldet!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617502400


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617502500

Herr Huber, Sie hören, die Begeisterung ist nicht ganz

o groß wie bei Ihnen; aber den Beifall nach Ihrer Rede
and ich unverdient.

Lieber Kreuzritter Huber, bei Ihrem Kreuzzug gegen
ie Linke sind Sie, als Sie auf Berlin und bestimmte
ahlen verwiesen, in Ihre eigene Grube gefallen. Sie ha-
en es verabsäumt, darauf hinzuweisen, dass wir nur
eshalb in die Regierung gekommen sind, weil es vor-
er, verursacht von der CDU, die größte Bankenkrise in
er Geschichte der Bundesrepublik Deutschland gege-
en hat.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist leider wahr!)


ie Stadt war so etwas von pleite, dass es gar keinen an-
eren Weg mehr gab, als uns zu wählen und mit in die
egierung zu nehmen. Schritt für Schritt befreien wir die
tadt daraus.

So wie die CDU in Berlin bewiesen hat, von Geld
ichts zu verstehen, haben auch Sie in Bayern mit Ihrer
andesbank bewiesen, nichts von Geld zu verstehen.
as ist das ganze Problem.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Jürgen Koppelin [FDP]: Herr Seehofer hat sich auch zu einer Kurzintervention gemeldet!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1617502600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

rauche nur auf ein Faktum hinzuweisen: Bei der letzten
ahl in Berlin hat die Linke gewaltig verloren. Das ist

er richtige Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617502700

Zu einer weiteren Kurzintervention hat der Kollege

auder das Wort.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der ist doch gar nicht angegriffen worden! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das geht nicht!)







(A) )



(B) )


Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1617502800

Herr Kollege Gysi, Fakten des heutigen Tages haben

mich nach dem, was Sie hier gesagt haben, herausgefor-
dert, Sie im Deutschen Bundestag mit etwas zu konfron-
tieren, was eine Ungeheuerlichkeit ist. Wir haben dafür
gesorgt, dass für Hunderttausende von Menschen das
Wohngeld erhöht wird. Wir wollen, dass dieses Geld
auch ankommt. Der Berliner Senat, in dem Ihre Partei
mitregiert, sorgt dafür, dass noch 23 000 Menschen auf
die Erhöhung des Wohngeldes in diesem Jahr warten.
Kümmern Sie sich einmal darum! Es ist unsozial, Herr
Gysi, was Sie da machen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dort, wo Ihre Partei wie hier in Berlin an einer Regie-
rung beteiligt ist, bekommen die Menschen das Geld
nicht, das ihnen zusteht, das wir beschlossen haben. Das
ist unsozial. Dafür sind Sie verantwortlich.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ich möchte keine Kurzintervention halten! – Jürgen Koppelin [FDP]: Aber Huber soll noch einmal reden! Herr Seehofer hat sich zu einer Kurzintervention gemeldet!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617502900

Das Wort hat jetzt erst einmal wieder die Präsidentin,

welche einen Fehler gemacht hat. Da Herr Kauder nicht
direkt angegriffen und angesprochen wurde,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Natürlich!)


hätte ich an dieser Stelle keine Kurzintervention zulas-
sen dürfen. Das ist richtig.


(Abg. Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE] meldet sich zu einer Kurzintervention)


– Jetzt wird die Präsidentin diesen Fehler nicht fortset-
zen. Deshalb werden jetzt keine weiteren Kurzinterven-
tionen und Antworten mehr zugelassen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Schade!)


Wir setzen jetzt mit der Rednerliste fort, auch wenn das
der eine oder die andere bedauert.

Das Wort hat der Kollege Ludwig Stiegler für die
SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Ludwig Stiegler (SPD):
Rede ID: ID1617503000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der

CSU-Vorsitzende hat hinter der Maske des bayerischen
Finanzministers eine etwas angeberische Rede gehalten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Oh!)


Ich erinnere: Der letzte CSU-Vorsitzende hat zu uns in
der Maske des Ministerpräsidenten geredet und immer
gesagt: Die Bayern sind die Besten, die Größten und die
Schönsten. – Es hat ihm nichts geholfen. Huber und
Beckstein haben ihn von hinten erdolcht. Wenn ich sehe,

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(C (D ie Herr Seehofer schweigend hier sitzt, dann weiß ich: rwin Huber hat kein gutes Schicksal vor sich. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


a hilft alles nichts, da kann man ein noch so großes
aulheldentum hier betreiben.

Als Bayer sollte man, gerade weil es uns momentan
urchaus nicht schlecht geht, eher ein Stück Bescheiden-
eit haben. Wir hatten in der Geschichte unseres Landes
eiten, da haben uns andere Länder geholfen, vor allem
ordrhein-Westfalen. Wehe dem, der dann, wenn ihm

elber geholfen ist, auf die anderen mit Arroganz und
esserwisserei antwortet!


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as ist kein Stil. Dies wird sich rächen.

Auch wir in Bayern befinden uns darüber hinaus nicht
uf der Insel der Seligen. Ich möchte nicht wissen, was
uf Finanzminister Huber angesichts der von ihm so vor-
üglich verwalteten und so vorzüglich mit Kreditgaran-
ien versehenen Landesbank zukommt. Ich möchte nicht
issen, was bei den Lehman Brothers alles gelaufen ist.
er so tut, als würde bei uns Manna vom Himmel fallen

der als würde es wie bei Frau Holle Gold regnen – Ki-
eriki! Unsere goldene Jungfrau ist wieder hie! –, der tut
em Land keinen Gefallen.


(Beifall bei der SPD und der FDP)


Ich höre immer wieder: Wir sind schuldenfrei. –
ngeberei! In der Buchhaltung vielleicht schon, wenn

ch aber durch die Städte und Gemeinden und über die
örfer ziehe, höre ich, wie viele Städte und Gemeinden

uf Zuschüsse warten, und zwar so lange, bis die Kosten
ür die Zwischenfinanzierung den Zuschusswert fast auf-
efressen haben. Daher sage ich: Herr Huber, machen
ie sich erst schuldenfrei gegenüber Städten, Gemein-
en, Vereinen und allen anderen Zuwendungsempfän-
ern. Dann können Sie hierherkommen, den Auf-
chwung markieren und angeben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


aheim heimlich Schulden zu haben, aber mit Arroganz
ndere zu belehren, das haut nicht hin.

Wir hören vom Marsch in den Schuldenstaat. Die
SU hat schon immer gesagt: Nur wenn wir Schulden
achen, sind es gute Schulden; wenn andere das ma-

hen, ist das der blanke Sozialismus. Der frühere bayeri-
che Wirtschaftsminister August Lang hat mir einmal
esagt: Alles, was wir machen, ist soziale Marktwirt-
chaft. Was ihr macht, ist kruder Kommunismus.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


as ist das Weltbild der CSU. Sie können die Dinge
ben doppelt sehen. Sie sehen sich in ihrer vollen
cheinheiligkeit.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler
Sie sehen den Splitter im Auge des anderen, aber nicht
den Balken im eigenen Auge. Wer behauptet, nach zwei
Maß Bier noch nüchtern zu sein, dem kann so etwas
schon einmal passieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir werden den Kernenergiefetischismus in Bayern
nicht mitmachen.


(Beifall bei der SPD)


Wenn die Kernenergie wirklich so günstig wäre, müss-
ten die Stromkosten in Bayern halb so hoch sein. Wenn
die Kernenergie so vorteilhaft wäre, müsste das so sein.
Ich sage Ihnen auch: Was ist das für eine Nachbarschaft,
wenn der eine den Mist aus seinem eigenen Garten im
Garten des anderen entsorgt? Wer seinen Mist nicht
selbst entsorgen kann, kann nicht sagen: Die Nieder-
sachsen sollen ihn nehmen; wir wollen ihn bei uns nicht
haben. Das geht nicht. Das ist unanständig.


(Beifall bei der SPD)


Ein weiterer Aspekt kommt hinzu: Jetzt, wo die Ener-
gieunternehmen die erneuerbaren Energien für sich ent-
decken und bereit sind, zu investieren, sollten wir die
Chance nutzen, uns von fossilen Energien und der Kern-
energie unabhängig zu machen und das Land zu entwi-
ckeln. Die erneuerbaren Energien sollen durch die Nut-
zung intelligenter Netze grundlastfähig werden. Michael
Glos hat einen Förderbescheid vergeben. Wir sollten
diese Chance nutzen, und zwar jetzt. Je früher, desto bes-
ser. Man sollte nicht warten und die veraltete Kernener-
gie finanzieren.


(Beifall bei der SPD)


Es ist erstaunlich, wie „konsequent“ die CSU ist. Als
die Tschechen in Temelin mit westlicher Technik ein
Kernkraftwerk gebaut haben, da hat sie sich verhalten
wie die Laus am Strick. Sie hat so getan, als ob ganz
Niederbayern gefährdet wäre. Die Kraftwerke in Ohu
sind aber ein Wunderwerk der Technik! So etwas kann
man als schizophren bezeichnen, aber nicht als moderne
Entwicklungspolitik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Herr Huber kommt mit Steuervorschlägen und ande-
ren Ideen. Er ist ein Abstauber.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Abschreiber!)


– Ein Abstauber. Zu einer Sache, die von der Großen
Koalition ohnehin aus gesetzlichen Gründen beschlossen
werden muss, möchte er sagen: Ich habe das Tor ge-
schossen! Ich habe das gefordert!

Wir alle wissen: Der Existenzminimumsbericht
kommt. Wir alle wissen, dass daraus Folgerungen zu zie-
hen sind. Wir als Koalition – im Übrigen auch die Kolle-
gen von der CDU – sind diszipliniert genug, zu sagen:
Wir warten auf den gemeinsamen Erfolg. Aber dieser
Kerl kommt daher und sagt: Ich habe das Tor geschos-

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(C (D en. – Wer sich in einer Mannschaft so benimmt, steigert eine Beliebtheit nicht. (Beifall bei der SPD – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Ihr schießt Eigentore! Lieber Tor als Eigentor!)


s werden immer Dinge versprochen, die nicht in Ord-
ung sind. Dabei weiß man: Die CSU rennt immer Papp-
ameraden ein.

Nehmen wir den Gesundheitsfonds. Da erzählen Sie
ange, die Welt gehe unter, wenn der Gesundheitsfonds
ommt, obwohl alles verabredet ist. Am Ende müssen
ie dann klein beigeben; dann ist es vorbei. Sie wollen
alt die Landtagswahlen überstehen. Sie wollen den Ein-
ruck erwecken: Wir sind die Größten. Schon bei der
ommunalwahl war es so. Da wollten Sie die Krise bei
er Landesbank nicht offenbar werden lassen. Es war
audumm, dass es dieses Versehen bei der Kommunika-
ion gab. Jetzt werden Pappkameraden aufgebaut. Das ist
etrug an den bayerischen Wählerinnen und Wählern.
ir müssen ihnen die Wahrheit sagen.


(Beifall bei der SPD)


Wir sagen ihnen die Wahrheit, zum Beispiel dass wir
it der Erbschaftsteuer niemanden überfordern. Es

tand sogar in den Wahlprogrammen beider Parteien,
ass wir stunden wollen und dass wir denen, die Arbeits-
lätze schaffen, im Gegensatz zu allen anderen den
bergang erleichtern wollen. Dazu, dass manche von
enen glauben, sie müssten überhaupt keine Steuern
ahlen und das sollten nur die Arbeiter, die Angestellten
nd die Beamten, hat uns das Bundesverfassungsgericht
eutlich gemacht: Das geht nicht. Das soll auch nicht ge-
en, weil es nicht gerecht wäre. Kein Arbeitsplatz wird
ufgrund der Erbschaftsteuerreform scheitern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


arauf können sich die Menschen verlassen. Sie brau-
hen dazu keine schwarzen Zusagen.


(Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Doch! Eben darum!)


Ähnlich verhält es sich mit den Pendlern. Da hat die
SU ja Pirouetten gedreht; eine Achterbahn am Okto-
erfest ist ein Dreck dagegen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


enn schon Theo Waigel hatte damit begonnen, die
endlerpauschale abschaffen zu wollen. Das waren
Stichwort Professor Bareis – die berühmten Petersber-

er Beschlüsse. Dazu gab es schon einmal einen Gesetz-
ntwurf. Dann hat man sie wieder eingeführt, dann wie-
er abgeschafft. Es war also ständig ein Zick und Zack
nd Zack und Zick. Immer vor den Wahlen hat man ge-
agt: Da hat man einen wunderbaren Lockvogel, den hält
an hin, dann kriegt man einen Gelust, und nach den
ahlen hat man es wieder vergessen. Wer da auf die Zu-

agen baut, hat auf Sand gebaut. Ich baue da auf das
undesverfassungsgericht, das eine steuergerechte Ent-

cheidung treffen wird. Wer sich auf die CSU verlässt,
st verlassen, wie er bisher verlassen war.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler
Wir in der Großen Koalition sollten zum gemeinsa-
men Erfolg stehen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt kommt der Staatsmann!)


Wer immer nur selber glänzen will, ist kein Mann-
schaftsspieler. Ich denke, gerade mit den Koalitionsfrak-
tionen machen wir es richtig. Deshalb kann es nicht im
Interesse unserer CSU-Kollegen sein, dass da so ein An-
geber aus München kommt, Brotzeit daherredet


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


und so tut, als ob er die Welt einreißen könnte.


(Beifall des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir haben schon erlebt, dass Edmund Stoiber so geredet
hat. Alle Angeberei hat ihm nicht geholfen. Erwin Huber
wird es auch nicht retten. Das nächste Mal werden wir
einen anderen Angeber erleben. Aber wir sind Kummer
gewohnt.


(Beifall bei der SPD – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: So einen wie euren Maget? – Volker Kauder [CDU/CSU]: Maget wird es nicht sein!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617503100

Das Wort hat der Kollege Hubertus Heil aus der SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1617503200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

möchte noch einmal in Erinnerung rufen, dass wir ei-
gentlich über den Kanzleretat und die Rede der Kanzle-
rin sprechen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ein guter Hinweis!)


– Das gilt auch für Sie, Herr Westerwelle.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ja, klar!)


Frau Merkel hat sehr viel über Bildung gesprochen.

Als Sozialdemokrat freue ich mich natürlich, wenn sich
Christdemokraten der sozialdemokratischen Program-
matik verbal anpassen. Das ist eine gute Sache, sowohl
in der Familien- als auch in der Bildungspolitik.


(Beifall bei der SPD)


Ich sage aber sehr deutlich: Die Tatsache, dass der
Bildungsgipfel in Dresden stattfindet, sollte uns an einen
Schriftsteller erinnern, der in Dresden geboren wurde,
später in Berlin gelebt und auch in München gewirkt hat;
dort ist er auch gestorben. Die Rede ist von Erich
Kästner. Er hat den schönen Satz geprägt: „Es gibt nichts
Gutes, außer man tut es.“


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Herr Huber, vor diesem Hintergrund möchte ich die rogrammatik, die Frau Merkel in der Bildungspolitik ropagiert, mit dem Versagen Ihrer Staatsregierung in er Praxis konfrontieren; das kann man durchaus tun. (Beifall bei der SPD – Ernst Hinsken [CDU/ CSU]: Ach! Was soll denn das? Muss das wirklich sein?)


Frau Merkel hat zu Recht davon gesprochen, dass wir
ie frühe und individuelle Förderung von Kindern in
en Mittelpunkt rücken müssen. Als wir das in Bayern
rüher gefordert haben, haben Sie uns diffamiert und be-
auptet, wir wollten die Kinder verstaatlichen.


(Zurufe von der SPD: Ja! – Genau! – So war das!)


ine frühe und individuelle Förderung von Kindern ist
ber nur dann möglich, wenn es ein gutes Angebot an
rippenplätzen und Kindergärten gibt und wenn man,
ie es in den sozialdemokratisch geführten Ländern
ach und nach getan wurde, auch dafür sorgt, dass die
indergärten beitragsfrei gestellt werden. Hier haben Sie
ollständig versagt.


(Beifall bei der SPD)


Ich gehe in der Bildungskette einen Schritt weiter.
rau Merkel hat davon gesprochen, dass alle Menschen

m Leben eine Chance brauchen. In Bayern gibt es
andkreise, in denen 23 Prozent eines Jahrgangs keinen
chulabschluss haben.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist doch totaler Quatsch!)


s gibt in Bayern Landkreise, in denen es nicht einmal
as Angebot einer gymnasialen Oberstufe gibt.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ein Quatsch! Wovon reden Sie denn da?)


enn wir wirklich wollen, dass nicht die soziale Her-
unft bzw. der Geldbeutel der Eltern über die Bildungs-
nd Lebenschancen der Kinder entscheidet, dann gilt es,
n Bayern eine andere Politik zu machen; denn in der
ildungspolitik haben Sie komplett versagt.


(Beifall bei der SPD – Ernst Hinsken [CDU/ CSU]: Sie haben von Bayern doch gar keine Ahnung, Herr Heil!)


Erreichen dann aber einige Schulabgänger in Bayern,
enn auch im Vergleich zu anderen Bundesländern viel

u wenige – die Abiturientenquote ist in Bayern am
iedrigsten –, hohe oder sogar höchste Abschlüsse,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wissen Sie überhaupt, wo Bayern liegt?)


aben Sie für diesen Personenkreis zusätzliche Hürden
rrichtet. Denn Sie verlangen in Ihrem Bundesland Stu-
iengebühren in Höhe von 500 Euro pro Semester, und
as, ohne zumindest ein Stipendienwesen aufgebaut zu
aben; das wäre eigentlich das Mindeste, was Sie hätten
un müssen, wenn Sie schon diesen falschen Weg ein-
chlagen.






(A) )



(B) )


Hubertus Heil
Ich nenne diese Fakten, weil sie ein frappierendes
Licht darauf werfen, wie bei Ihnen Reden und Handeln
auseinander klaffen.


(Beifall bei der SPD)


Man kann nicht in Berlin mit schönen Worten über das
Thema Bildung reden, aber dort, wo man Verantwortung
trägt – die CSU also im Freistaat Bayern –, in dieser
Form versagen.

Herr Staatsminister, man kann auch das, was die Bun-
deskanzlerin in ihrer Rede zum Thema Mindestlöhne
gesagt hat, nicht befürworten, dass wir Mindestlöhne
nämlich wie verabredet durchsetzen werden – uns hat
das natürlich gefreut –, und Mindestlöhne in Bayern als
sozialistischen Unsinn bezeichnen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich habe einmal in der Bayerischen Landesverfassung
geblättert.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist sinnvoll! Sehr gut!)


In Art. 123 geht es um ein Thema, das uns sehr wohl be-
kannt ist – ich zitiere wörtlich –:

Die Erbschaftsteuer dient auch dem Zweck, die An-
sammlung von Riesenvermögen in den Händen
Einzelner zu verhindern. Sie ist nach dem Ver-
wandtschaftsverhältnis zu staffeln.

Das steht in der Landesverfassung, Herr Staatsminister,
auf die Sie einen Eid geleistet haben


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: Genau! Da steht nichts von Millionären, die am Starnberger See leben! – Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vielleicht kennt Herr Huber die Bayerische Landesverfassung nicht!)


Ich bin wie Frau Merkel der Meinung: Wenn in Bay-
ern etwas gut ist, dann kann man auch in Berlin daraus
lernen. Daher möchte ich einen weiteren Artikel der
Bayerischen Landesverfassung zitieren.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Lesen Sie uns jetzt etwa noch etwas über die Todesstrafe vor?)


In Art. 169 Abs. 1 steht:

Für jeden Berufszweig können Mindestlöhne fest-
gesetzt werden, die dem Arbeitnehmer eine den je-
weiligen kulturellen Verhältnissen entsprechende
Mindestlebenshaltung für sich und seine Familie er-
möglichen.

Das ist großartig!


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Huber, ich will Ihnen nicht unterstellen, dass die
CSU verfassungsfeindlich ist.

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(C (D (Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: Na ja! Halbwegs schon! – Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum nicht? Das ist doch offensichtlich!)


llerdings muss ich Ihnen sagen: Sie haben sich vom
eist der Bayerischen Verfassung, die nach dem Krieg
on Christdemokraten, Christlich-Sozialen und Sozial-
emokraten zur Grundlage unserer wirtschaftlichen, de-
okratischen und sozialen Ordnung gemacht wurde,

on der Geschichte und vom „S“ im Namen Ihrer Partei
sie heißt ja nach wie vor CSU – sehr stark distanziert.
as ist keine gute Idee. Das können wir momentan daran

rkennen, dass Ihnen – hier hat Herr Westerwelle recht;
as hat er schön formuliert – bestimmte Körperteile auf
rundeis gehen. Daher glauben Sie, Ihre Muskeln hier in
erlin spielen lassen zu müssen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und eine Maß nach der anderen zu trinken!)


Die Wahrheit aber ist: Sie setzen sich mit dem, was
ie sagen, gar nicht durch. Das wäre auch nicht gut.
ass Sie Frau Merkel auf Ihrem CSU-Parteitag auf den
eim gegangen sind und das sogar noch gut finden, ist
i
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1617503300
Mit Edmund Stoiber war es wenigstens lus-
ig.


(Heiterkeit bei der SPD)


ir erleben jetzt, dass Sie als die bajuwarische Ausgabe
er Kaczynski-Brothers, nämlich Beckstein und Huber,


(Heiterkeit bei der SPD)


ffensichtlich nicht mehr die Autorität haben, die früher
taatsparteien hatten. Das kennen andere Parteien auch.
m Herbst 1989 begannen die Leute, sich darüber lustig
u machen, was da so ist.

Ich sage Ihnen: Dieser Freistaat Bayern gehört keiner
artei, auch nicht Ihrer Partei, er gehört auch nicht mei-
er Partei, er gehört den Menschen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Auf die Idee ist noch gar keiner gekommen!)


iese werden darüber entscheiden, wie es in Bayern
eitergeht. Die Zeit Ihrer absoluten Mehrheit wird in ei-
igen Tagen vorbei sein. Das ist gut für Bayern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU])


Herr Hinsken, Sie sind doch eigentlich ein Lieber. Be-
uhigen Sie sich wieder.

Wir wollen und wir werden in dieser Verantwortung,
n der wir stehen, in dieser Bundesregierung weiter ar-
eiten. Das ist nicht immer leicht bei einer Drei-Par-
eien-Konstellation, Herr Westerwelle. CDU, SPD und
SU sind nun einmal drei Parteien. Trotzdem sage ich,
ass wir zu dem stehen, was wir im Koalitionsvertrag
ereinbart haben. Es gibt eine Fülle von Aufgaben, die






(A) )



(B) )


Hubertus Heil
nach der bayerischen Landtagswahl anzugehen sind,
nämlich die Umsetzung von Mindestlöhnen, die Frage
der Krankenhausfinanzierung, die Diskussion um die
Umsetzung der Erbschaftsteuer usw. Was vereinbart
worden ist, muss genauso gelten wie das, was das Ver-
fassungsgericht uns ins Stammbuch geschrieben hat.

Es gibt eine Fülle von Dingen zu tun. Auch in diesem
Zusammenhang gilt: Es gibt nichts Gutes, außer man tut
es. Wir dürfen uns nur nicht von der schwierigen Situa-
tion, in der die CSU am Tag nach der bayerischen Land-
tagswahl sein wird, aus dem Tritt bringen lassen, wenn
jemand anders Verantwortung trägt. Das ist klar. Deshalb
erkläre ich, dass wir zu dieser Koalition stehen.

Ich sage das sehr deutlich, weil die Menschen von uns
erwarten, dass dieses Land gut durch die möglicherweise
anstehenden Krisen aufgrund des rauen Wetters geführt
wird. Dass wir die Chance haben, die Schwierigkeiten zu
bewältigen, hat Peer Steinbrück gestern deutlich ge-
macht.

Wir haben uns nicht von der Industrie verabschiedet,
wie es uns einige vor einigen Jahren geraten haben. Wir
sind nicht dem Rat auf den Leim gegangen, eine reine
Dienstleistungs- und Finanzdienstleistungsgesellschaft
zu werden.

In den USA ist das anders gelaufen. In den 80er-Jah-
ren waren 18 Prozent der Wirtschaft von Finanzdienst-
leistungen abhängig. Heute sind es 40 Prozent. Deutsch-
land hat sich damals – viel verspottet – daran gemacht,
seine industrielle Basis zu erhalten und zu modernisie-
ren. Deshalb sind wir an diesem Punkt besser aufgestellt.

Wenn wir weiter so an dieser ökonomischen Basis ar-
beiten, wenn wir begreifen, dass soziale Gerechtigkeit
und wirtschaftliche Dynamik keine Gegensätze sind,
wie es einige erzählen wollen, sondern wechselseitige
Bedingungen, wenn wir begreifen, dass jedes Kind, je-
der Jugendliche und jeder Mensch in diesem Land ge-
braucht wird und deshalb die Ausgrenzung durch feh-
lende Bildungschancen nicht nur ungerecht ist, sondern
auch ökonomisch ein Problem wird, wenn wir diesen
Weg gehen, wenn wir sozialen Aufstieg und Gerechtig-
keit in dieser Gesellschaft ermöglichen, dann ist mir
nicht bange um unsere Republik.

Das gilt für Bayern, das gilt für Deutschland, und das
gilt speziell für die Arbeit dieser Großen Koalition. Wir
werden weiterarbeiten. Im nächsten Jahr steht ein Wahl-
kampf auf Bundesebene an. Dann geht es um die Frage,
wie es in Deutschland nach der Bundestagswahl weiter-
geht. Dann sehen wir uns wieder.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617503400

Das Wort hat die Kollegin Monika Griefahn für die

SPD-Fraktion.


Monika Griefahn (SPD):
Rede ID: ID1617503500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Mir juckt es in den Fingern, an der Stelle

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(C (D eiterzumachen, an der mein Kollege Heil aufgehört at. Ich möchte aber auch etwas hochhalten. Für die SPD st Kultur Lebensmittel. Sie ist weder aus dem täglichen eben noch aus dem Bundeshaushalt wegzudenken. eshalb ist es selbstverständlich, dass die Kultur in die er Debatte zur Sprache kommt, weil sie nämlich im anzleramt verankert ist und dort eine prominente Rolle pielen muss. Davon ist bei den anderen Parteien heute eider nichts zu sehen. Das finde ich schade. Ich werde ber hier für alle die Fahne hochhalten. Zur Sache. Viel Verwirrung hat es in den vergangenen agen um die Künstlersozialversicherung gegeben. aden-Württemberg hat im Bundesrat eine Initiative zur bschaffung der Künstlersozialkasse eingebracht. Eiige Länder haben sich irrtümlicherweise angeschlosen. Es kann sich nur um einen Irrtum handeln. Die von der sozialliberalen Koalition der 70er-Jahre ingeführte Künstlersozialversicherung ist eine der ichtigsten sozialund vor allen Dingen kulturpoliti chen Errungenschaften, um Kulturund Medienschafende abzusichern. Baden-Württemberg hat dabei leider ollstes Kulturunverständnis bewiesen. Die anderen Miisterpräsidenten müssen diesen Fehler jetzt schnellstens orrigieren. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Klar ist: Bürokratische Hemmnisse müssen abgebaut
erden. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales
nd die im Beirat der Künstlersozialkasse vertretenen
erbände sind gerade dabei, gemeinsame Lösungen zu
rarbeiten. Das nehmen wir ernst. Das und nicht die
olzhammermethode ist die richtige Art und Weise, hier
ositiv etwas zu bewegen und nicht alle zu verunsichern.

Die Förderung von Kultur und Medien durch den
und, der sich hier mit mehr als 1 Milliarde Euro im In-

and beteiligt, ist sinnvoll. Hinzu kommen noch einmal
00 Millionen Euro im Rahmen der auswärtigen Kultur-
nd Bildungspolitik. Das ist auch wichtig. Man muss
ich anschauen, wie das weitergeht. Hier wird ja immer
ieder von der Kulturhoheit der Länder gesprochen.
an muss einfach sehen: Diese senken ihre Kulturaus-

aben ständig. Der Bund ist der Einzige, der sie erhöht:
egenüber 2008 beträgt der Aufwuchs im Haushalt des
ulturstaatsministers 1,51 Prozent. Im Haushalt des
ußenministers beträgt der Anstieg sogar 7,5 Prozent.
amit machen wir deutlich, welche Bedeutung wir der
ultur und den Medien im In- und Ausland beimessen.

Ich wünsche mir sehr, dass sich die Ministerpräsiden-
en – insbesondere Peter Müller im Saarland, Peter
arry Carstensen in Schleswig-Holstein und Christian
ulff in Niedersachsen – einmal fragen, ob die finan-

iellen Mittel für die Kultur in ihren Ländern noch aus-
eichen, wenn sie schon immer auf ihrer Kulturhoheit
eharren und sagen, dass der Bund irgendetwas nicht
achen soll. Dann aber bitte auch Butter bei die Fische

nd Geld in den Etat!


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Das gilt übrigens auch für Herrn Beck!)







(A) )



(B) )


Monika Griefahn
– Er ist da relativ gut aufgestellt. Das kann ich Ihnen
gleich raussuchen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Was heißt „relativ“?)


Was tun wir im nächsten Jahr? Wir entwickeln das
Konzept zur Gedenkstättenförderung weiter. Als SPD
war uns dabei die Aufnahme der institutionellen Förde-
rung in den alten Bundesländern besonders wichtig, da-
mit zum Beispiel die Zahl der Führungen mit Schulklas-
sen in den Gedenkstätten erhöht werden kann. So
erhalten diese dann auch Planungssicherheit für ihre Ar-
beit.

Wir wissen, wie wichtig gerade bei der historisch-
politischen Bildung die Besichtigung authentischer
Orte ist, da wir ansonsten weiter Studien lesen werden,
in denen das mangelhafte Wissen vieler junger Men-
schen – übrigens auch und gerade hinsichtlich der SED-
Diktatur – offenbart wird. Das haben wir im fortge-
schriebenen Konzept zur Gedenkstättenförderung nie-
dergelegt. Die Sanierung von Haus 1 in der Normannen-
straße hier in Berlin, das in das Konzept eingebunden
werden soll, haben wir noch nicht erreicht. Wir wissen
noch nicht, wie viele Kosten dadurch entstehen werden.
Ich würde mich freuen, wenn wir hierfür zumindest ei-
nen Leertitel einfügen könnten, wie er auch für das
Deutsche Museum vorgesehen ist.

Ein weiteres Projekt, mit dem wir uns jetzt auch auf
der Zielgeraden befinden, ist die Vereinbarung, auch in
Berlin ein sichtbares Zeichen zu setzen, um im Geiste
der Versöhnung die Erinnerung bzw. das Gedenken an
Flucht und Vertreibung wachzuhalten. Wir wollten das
in öffentlicher Trägerschaft gestalten; das war wirklich
der sozialdemokratische Wunsch. Das wird jetzt gerade
vorangebracht.

Wir wollen eine internationale Konferenz, damit wir
die Grundlage der Ausstellung „Flucht, Vertreibung, In-
tegration“ vom Haus der Geschichte weiterentwickeln
können und somit eine Dauerausstellung im Deutsch-
landhaus erhalten; denn wir brauchen die Versöhnung
mit den europäischen Nachbarn. Gerade deswegen wol-
len wir, dass auch internationale Experten dabei sind, da-
mit diese Ausstellung wirklich der Versöhnung und nicht
der Spaltung dient.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Warum blockieren Sie das dann?)


An dieser Stelle möchte ich den neuen Intendantinnen
der Bayreuther Festspiele, Katharina Wagner und Eva
Wagner-Pasquier, meinen Glückwunsch übermitteln. Sie
wollen zusätzliche Projekte anpacken und die Festspiele
für weitere Menschen – vor allem auch für junge Men-
schen – erlebbar machen. Ich denke aber, es muss hier
ganz deutlich sein, dass zusätzliche Mittel von außen
und nicht aus dem Bundeshaushalt akquiriert werden
müssen.

Zum kulturellen Nachwuchs. Die kulturelle Bildung
wurde in der Enquete-Kommission diskutiert, die ein-
stimmige Forderungen dazu vorgelegt hat. Dies findet

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(C (D ich leider auch noch nicht im Haushalt wieder. Es geht um Beispiel um die Erhöhung der Mittel für das freiwilige soziale Jahr in der Kultur und für den Fonds Sozioultur. Diese Dinge müssen wir jetzt auch noch umseten. Damit haben wir noch einiges zu tun. Ich hoffe, ass wir das gemeinsam hinbekommen. Wir haben aber auch ganz viel erreicht. Mit dem ilmförderfonds haben wir zum Beispiel den Anteil des eutschen Films im Kino deutlich steigern können. Das ollen wir weiterführen. In einem Zwischenschritt muss an jetzt aber prüfen, welche genauen Effekte mit die em Instrument der Filmwirtschaftsförderung erzielt urden, damit man dort auch noch einmal nachjustieren ann. Kollegin Griefahn, gestatten Sie eine Zwischenfrage es Kollegen Börnsen? Im Moment möchte ich gerne weitersprechen. Herr ollege, das machen wir später. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Dem Wolfgang die Frage verwehren? Das gibt es doch gar nicht!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617503600
Monika Griefahn (SPD):
Rede ID: ID1617503700

Bitte schön.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das ist sonst eine schlechte Debattenkultur!)


as Problem ist, dass alle schon ganz ungeduldig auf
en Außenminister warten. Nur deshalb wollte ich die
rage nicht zulassen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617503800

Jetzt hat der Kollege Börnsen das Wort zur Zwischen-

rage.


Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1617503900

Verehrte Kollegin, ich möchte mich zuerst bei mei-

em Kollegen Hans-Joachim Otto für die kollegiale Un-
erstützung bedanken.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Du brauchst sie!)


ch möchte mich aber auch bei Dir, Monika, für Dein
erständnis bedanken, doch eine Zwischenfrage zuzu-

assen.

Es klang ein wenig an – deswegen möchte ich nach-
ragen –, dass einige mit dem Aufschwung in diesem
ereich in den letzten drei Jahren nicht zufrieden sind.

st es nicht zutreffend, dass gerade der Kulturbereich mit
inem Zuwachs von 7,6 Prozent in den letzten drei Jah-
en, also in jedem Jahr eine Zulage, die Unterstützung
er Großen Koalition und ganz besonders der Kanzlerin
rfahren hat und dass gerade die Kanzlerin in ihrer Re-
ierungserklärung deutlich gemacht hat, welchen Stel-
enwert die Kulturpolitik bei der Großen Koalition hat?






(A) )



(B) )


Monika Griefahn (SPD):
Rede ID: ID1617504000

Ich bin sehr dankbar – das habe ich am Anfang gesagt –,

dass wir hier einen Zuwachs zu verzeichnen haben. Die
Kanzlerin war heute Morgen die Einzige, die zu diesem
Themenkomplex etwas gesagt hat. Das finde ich richtig
und das ist auch gut so.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich glaube, hier haben wir in der Großen Koalition gute
Arbeit geleistet. Ich habe hervorgehoben, dass wir als
Bund diesen Bereich hochhalten. Aber ihr müsst euren
Ministerpräsidenten sagen, dass sie hier noch einmal
nachbessern müssen; genau das ist der Punkt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – HansJoachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Alle Ministerpräsidenten, liebe Frau Kollegin! Nordrhein-Westfalen hat sogar aufgestockt!)


– In den drei Ländern, die ich aufgeführt habe, sind die
Ausgaben für Kultur sehr niedrig.

Ich komme zur Initiative Musik. Hier stellen wir seit
zwei Jahren Mittel zur Verfügung. Inzwischen ist einiges
in Gang gekommen. Für das nächste Jahr erwarte ich die
in unserem Antrag geforderte Evaluation der Initiative,
damit wir prüfen können, ob den Zielen des Bundestages
mit den Förderrichtlinien entsprochen wird. Was noch
fehlt, ist der Spielstättenprogrammpreis, der insbeson-
dere an Jazzspielstätten vergeben werden soll. In dem
Antrag haben wir hierzu noch weitere Wünsche formu-
liert. Ich erwarte da entsprechende Signale. Ich hoffe,
dass wir auch bei diesem Punkt weiterkommen. Ich
freue mich, dass wir im nächsten Etat auch die Medien-
forschung verankert haben. Hier muss man sicherlich se-
hen, was aus diesen Mitteln konkret finanziert wird.

Ganz besonders freue ich mich – das habe ich am An-
fang schon gesagt –, dass nach einer langen Durststrecke
mit unserem Bundesaußenminister Frank-Walter
Steinmeier seit 2005 endlich das Interesse und die Wert-
schätzung von Kunst und Kultur wieder in die Außen-
politik der Bundesregierung eingekehrt sind. Wie ge-
sagt, wir haben in diesem Haushaltstitel eine Steigerung
von 7,5 Prozent zu verzeichnen. Ich möchte mich an die-
ser Stelle beim Außenminister ganz herzlich für sein per-
sönliches Engagement bedanken; denn er hat das Ganze
wirklich vorangebracht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP])


Er hat im Ausland die Wertschätzung für diesen Bereich
vorangetrieben, zum Beispiel die gemeinsame Neuauf-
stellung des Goethe-Instituts und die Stärkung der deut-
schen Schulen im Ausland. Das wollen wir im nächsten
Jahr mit einem Jahr der Außenwissenschaft fortführen.
Der Dialog mit anderen Kulturen funktioniert ganz ent-
scheidend über die Brücken von Studium und Wissen-
schaft. Dieser Schwerpunkt rundet das Engagement in
diesem Bereich ab.

Ich denke, auf diesen großen Schritt können wir stolz
sein. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit
den Kolleginnen und Kollegen, weil wir gerade im Kul-
turausschuss ein gutes Team sind. Wir beschließen sehr

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(C (D iel einvernehmlich. Daher werden wir auch die letzten ürden für die Lösung der anderen Probleme noch überinden. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617504100

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

icht vor.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Auswär-
igen Amtes, Einzelplan 05.

Das Wort hat der Bundesminister des Auswärtigen,
r. Frank-Walter Steinmeier.


(Beifall bei der SPD)


Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
uswärtigen:
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren Abgeordneten! In Deutschland und in Europa
erden Frieden und Stabilität als etwas empfunden,
as so selbstverständlich wie der Sonnenaufgang und
as tägliche Brot ist. In vielen Teilen der Welt – das wis-
en Sie – ist das leider nicht der Fall. Die Neuvermes-
ung der Welt, wie ich das nenne und wie Sie es alle er-
eben, geht leider mit neuen Unsicherheiten, Unruhe und
ielen neuen, auch gewaltsam ausgetragenen Konflikten
inher.

Ja, es ist richtig: Allgemeingültige Rezepte, nach de-
en wir fragen und suchen, um Frieden und Stabilität zu
ewährleisten oder schnellstmöglich wieder herzustel-
en, gibt es leider nicht. Deshalb muss sich kluge Außen-
olitik aus meiner Sicht noch mehr als in der Vergangen-
eit darauf konzentrieren, vorausschauend Risiken zu
inimieren und Chancen zu erkennen und zu ergreifen,
o immer die Verhinderung eines Konflikts möglich ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was braucht man dazu? Vor allen Dingen braucht
an richtige Analysen und – wo immer möglich – ein

nabhängiges Urteil. Dabei bedarf es der Fähigkeit, bei
er ganzen Flut von Informationen und – das haben wir
erade in der letzten Zeit wieder erlebt – Desinforma-
ionen die Übersicht zu behalten. In dieser immer un-
bersichtlicher werdenden Welt ist das in der Tat eine
on Jahr zu Jahr immer anspruchsvollere Aufgabe. Das
iegt daran, dass sozusagen die zynischen Gewissheiten
es Kalten Krieges nicht mehr bestehen und die USA als
inzig verbliebene Supermacht an Ansehen eingebüßt
aben und aus den heute bereits genannten Gründen mit-
en in einer Finanzkrise stecken. Wie auch immer der
ächste Präsident der USA heißen wird, er wird jeden-
alls die Führungsrolle der USA neu definieren und
darin bin ich mir sicher – verloren gegangene Autorität

urückgewinnen müssen.

Daneben gibt es neue Mächte. Wir reden von China
nd Indien. Wer ein bisschen in der Welt herumkommt,






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
weiß, dass das verkürzt ist. Hinzu kommen Mexiko und
Brasilien, langfristig vielleicht auch Südafrika und Viet-
nam. Alle diese neuen Mächte suchen nach einer neuen
Rolle jenseits der alten Gewissheit in ständig neuen Inte-
ressenkonstellationen. Das macht gegenwärtig vieles so
schwer voraussehbar.

Hinzu kommt, dass wir uns in einer sehr dynamischen
Wachstumsphase befinden – deren Vorteile haben wir
heute Morgen beschrieben; deren Nachteile sehen wir
derzeit kraft mangelnder Regelungen für die internatio-
nalen Finanz- und Kapitalmärkte –, die aber unzweifel-
haft neben den Chancen auch Risiken vom Klimawandel
bis hin zur Knappheit und Verteuerung von Energie und
Rohstoffen mit sich bringt.

Das führt uns in der Situation, in der wir jetzt – im
September 2008 – miteinander diskutieren, zu der Fest-
stellung: Eine neue und tragfähige Balance für Frieden
und Stabilität in diesem Jahrhundert ist uns noch nicht
gelungen. Daran müssen wir noch arbeiten. Ich sage das
bewusst in einer Generaldebatte jenseits der Einzelthe-
men, über die wir noch diskutieren werden, etwa im Zu-
sammenhang mit der Verlängerung des Afghanistan-
Mandats. Ich sage also vorweg, dass es mein Anspruch
an die deutsche Außenpolitik ist, dass wir uns nicht in
der Unübersichtlichkeit des täglichen Klein-Kleins er-
schöpfen, sondern die langfristigen Linien und Heraus-
forderungen in Erinnerung behalten. Ich wäre froh, wenn
wir Gelegenheiten wie diese dazu nutzen würden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bei den Auseinandersetzungen im südlichen Kauka-
sus in diesen Tagen ist mir jedenfalls gewiss geworden,
dass das, was an Herausforderungen in der Außenpolitik
auf uns zukommt, auch die menschliche Vernunft lang-
fristig auf die Probe stellen wird. Sie ist nicht immer in
so reichem Maße vorhanden, wie ich mir das wünsche.

Wenn wir mit Vernunft an die Außenpolitik herange-
hen, dann kann uns, glaube ich, etwas gelingen, was die
neue Herausforderung mit sich bringt, nämlich neue
Mächte zu integrieren. Wir brauchen eine Außenpolitik,
die neue Formen der Zusammenarbeit erprobt, neue For-
mate entwickelt und neue Instrumente bereitstellt. Wir
dürfen nicht verdrängen – das ist sozusagen meine Bot-
schaft –, dass es neue Mächte auf der internationalen
Bühne gibt. Selbst wenn wir manchmal verzweifelt um
Lösungen ringen, dürfen wir nicht auf Lösungsmuster
zurückgreifen, die seit Ende des Kalten Krieges nicht
mehr zur Verfügung stehen. Das wäre eine trügerische
Scheinsicherheit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es hilft nichts – ich kenne den beschwerlichen Weg –,
wir müssen das erreichen, was ich eine globale Verant-
wortungspartnerschaft nenne. Auf dieses Ziel müssen
wir Schritt für Schritt hinarbeiten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich komme zu den wichtigsten Linien, die ich im Au-
genblick erkenne und die die Politik in den nächsten Jah-

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(C (D en prägen werden. Einige wenige Sätze zu Europa: Die ertragsmisere, die Tatsache, dass uns die Ratifizierung es Lissabon-Vertrags – sie ist weiterhin notwendig – icht gelungen ist, darf uns nicht den Blick dafür verstelen, dass die Europäische Union von den Außengrenzen er betrachtet nach wie vor das leuchtende Beispiel für ersöhnung, Stabilität, Zivilität, sozialen Ausgleich und nneren Frieden ist. Richard Sennett hat das gestern in inem längeren Interview mit der Süddeutschen Zeitung us der amerikanischen Perspektive geschildert. Wenn ich mir die jüngere Geschichte der Europäichen Union anschaue, dann stelle ich fest, dass uns in er Tat einiges nicht gelungen ist, an dem wir gearbeitet aben. Aber nachdem ich vor ein paar Tagen Boris Tadic etroffen und mir vor Augen geführt habe, wie wir über as Verhältnis der Europäischen Union zum westlihen Balkan und insbesondere zu Serbien diskutiert aben, und heute sehe, dass es mit einer ganz klugen und usgewogenen Politik sowie sehr mutigen Demokraten uf der serbischen Seite gelungen ist, nicht nur Europa um Kernpunkt der innenpolitischen Auseinandersetungen in Serbien zu machen, sondern auch den gegenber Europa aufgeschlossenen Demokraten zum Wahlieg zu verhelfen, und dass nun Stabilität in dem größten and auf dem westlichen Balkan hergestellt wurde, dann inde ich, dass das eigentlich ein guter Weg ist. Dieser äre ohne Europa nicht zustande gekommen. Trotzdem bleibt die vielfach geäußerte Mahnung richig: Am Ende wird die Stimme der Europäischen Union ur gehört werden, wenn es uns gelingt, mit einer timme zu sprechen. Daher ist in der Tat die Frage beechtigt: Sind wir schon so weit? Ist die Definition der emeinsamen Interessen so weit fortgeschritten, dass sie ns wirklich zum gemeinsamen Handeln befähigt? Das st nach wie vor eine berechtigte Frage, wie ich finde. ir haben gerade im Kaukasus-Konflikt erlebt – alle, ie an den Lösungen und Befriedungen beteiligt waren, aben das erfahren –, wie schwierig und anspruchsvoll as in einem Konflikt ist, in dem sozusagen über Nacht n wenigen Stunden Menschen zu Opfern wurden und hr Hab und Gut verloren haben. Wenn wir ehrlich sind, aben viele von uns befürchtet, dass sich dieser Regioalkonflikt zu einem Flächenbrand zumindest im gesamen Kaukasus ausweitet. Ich will in aller Bescheidenheit nd angesichts der Kritik an der europäischen Außenolitik, die ich gut kenne, darauf hinweisen, dass dieser onflikt und das Sterben von Menschen im südlichen aukasus beendet wurden, weil sich Europa der Sache ngenommen hat, atürlich nicht ohne Unterstützung anderer; das weiß ich ehr wohl. Aber man muss sich in Erinnerung rufen, dass s für den französischen Präsidenten als EU-Ratspräsient weiß Gott keine Selbstverständlichkeit war – aus einer Sicht war es eher ein Risiko –, ohne jegliche Er olgsgarantien nach Tiflis und Moskau zu fahren und zu ersuchen, über Eckpunkte für einen Waffenstillstand zu erhandeln. Ich finde es angesichts dessen schäbig – das abe ich schon im Ausschuss gesagt –, in welcher Form Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier an dem zwischen Herrn Sarkozy und Herrn Medwedew ausgehandelten Sechspunkteplan herumgemäkelt wird. Natürlich war er unvollständig; das sehen wir. Aber ist es nicht zynisch, zu argumentieren, die Europäer hätten noch ein bisschen weiterverhandeln können und vielleicht wären in drei bis vier Wochen die letzten Details bereinigt und geklärt gewesen, während die Menschen in dieser Zeit weiter gestorben wären? Ich jedenfalls bin froh darüber, dass jemand hingefahren ist, dass es ein Europäer war und dass der Sechspunkteplan zum Ausgangspunkt dafür wurde, dass wir heute die Lücken in dem Dokument – allerdings bei Schweigen der Waffen – füllen können. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Ich will da nichts beschönigen. Die Stationen und Si-
tuationen, die wir in den letzten drei, vier Wochen durch-
lebt haben, haben wie in einem Brennglas gezeigt, dass
die 27 europäischen Mitgliedstaaten immer noch 27 na-
tionale, emotionale und sehr unterschiedliche Erzählun-
gen von der Geschichte ihrer Völker haben. Da wirkt die
Geschichte vergangener Jahrhunderte, insbesondere des
letzten Jahrhunderts, die Erinnerung an Kriege, an Be-
satzung, an systemischen und ideologischen Zwang so-
wie an die Verhinderung von Eigenständigkeit und
Selbstständigkeit. All das spielt eine Rolle beim Zusam-
menwirken in Europa, und das wird uns noch eine ge-
raume Zeit lang, über Jahre und Jahrzehnte, begleiten.
Es wird Teil der europäischen Außenpolitik sein, dies al-
les zu wissen und gleichwohl immer wieder eine
gemeinsame europäische Außenpolitik neu zu kon-
struieren.

Die zweite lange Linie betrifft das Verhältnis zu
Amerika. Die Vereinigten Staaten von Amerika werden
unser wichtigster Verbündeter bleiben. Was wir schon in
Bezug auf andere gesagt haben, gilt erst recht für die
USA. Wir werden die USA für die Lösung aller im Au-
genblick erkennbaren wichtigen Probleme brauchen,
auch für unsere gemeinsame Sicherheit. Weil das so ist,
wünsche ich gerade mir eine besonders tragfähige, zu-
kunftsfähige Beziehung zu den Vereinigten Staaten mit
einer Agenda einer – wie ich das einmal genannt habe –
erneuerten transatlantischen Partnerschaft, in der Sicher-
heit nach wie vor ihre wichtige und zentrale Rolle haben
wird, in der wir aber auch alle wichtigen und zentralen
Zukunftsfragen vereinbaren werden, von einer Techno-
logiepartnerschaft im Klimaschutz über Regeln auf den
internationalen Finanz- und Kapitalmärkten bis hin zu
einer gemeinsamen Abrüstungspolitik. Ich trete dafür
ein, dass wir diese neue transatlantische Agenda mög-
lichst bald mit viel Leben erfüllen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


Die neuen Partner in der Weltordnung – China, In-
dien und viele andere – beanspruchen ihren Platz in der
Weltgemeinschaft, und zwar einen Platz, der mindestens
ihrem gewachsenen ökonomischen Gewicht entspricht.
Wir brauchen viel außenpolitische Klugheit und Weit-

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(C (D icht, um die Ausbalancierung dieser neuen Gewichte ut hinzubekommen. Ich sage das nicht deshalb, weil ich ie Aufgabe unterschätze, sondern weil ich voraussehe, ass wir Deutsche – die deutsche Außenpolitik – bei dieer Ausbalancierung gefragt sein werden, manchmal soar jenseits unserer Leistungsmöglichkeiten. Wir kommen als Partner für diese neue Ausbalancieung offenbar auch deshalb in Betracht, weil wir erstens irtschaftlich viel zu bieten haben, zweitens über Erfah ung in einer Friedensordnung, als die die Europäische nion begriffen wird, verfügen und drittens – das ist für iele Länder Afrikas wichtig – keinen Schatten einer eienen deutlichen kolonialen Vergangenheit mit uns heumschleppen. Das lässt erwarten, dass wir bei der Ausalancierung dieser neuen Gewichte mehr denn je efragt sein werden. Ich habe den Satz von Karl Lamers in Erinnerung, der esagt hat: Außenpolitik bedeutet, die Welt mit den Auen des anderen zu sehen. – (Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


ch sage ähnlich: Um kluge Außenpolitik zu machen,
uss man nicht die Perzeption des Gegenübers überneh-
en, aber man muss sie jedenfalls kennen und in die ei-

ene Positionierung mit einbauen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


er das beherzigt – davon bin ich ganz fest überzeugt –,
er gibt nicht etwa irgendetwas auf, sondern der kann zu
einen Prinzipien und Positionen stehen, ohne anderen
ölkern vom hohen Ross aus zu begegnen.

Das führt mich zur letzten Schlüsselfrage, die ich hier
urz ansprechen will: Terrorismus. Der Terrorismus
irgt hier, in einer offenen Gesellschaft, Risiken, die wir
lle uns gegenseitig viele Male beschrieben haben. Ich
ill nicht auf Afghanistan im Einzelnen zu sprechen
ommen, aber daran erinnern, dass der Terrorismus der
rund ist – der Jahrestag des 11. September liegt erst
enige Tage hinter uns –, warum deutsche Soldatinnen
nd Soldaten nach wie vor in Afghanistan sind. Meine
itte ist einfach – ich sage das mit Blick auf die Bemer-
ungen von Fritz Kuhn von heute Morgen –, dass wir
iese Debatte hier im Hohen Hause ehrlich miteinander
ühren. Ich gehe davon aus, dass in keiner der Fraktionen

andate ein Selbstläufer sind. Jede Fraktion muss diese
rage sorgfältig diskutieren, aber mit den richtigen Ar-
umenten. Wir entscheiden über den deutschen Beitrag,
nd deshalb bitte ich Sie erstens, nicht das entgegenzu-
alten, was nach Ihrer Ansicht andere bei ihren Einsät-
en möglicherweise anders oder falsch machen. Zwei-
ens bitte ich, in der Debatte, die wir im Detail noch zu
ühren haben, nicht entgegenzuhalten, dass man deshalb
en Mandaten keine Zustimmung geben kann, weil wir
ine neue Strategie brauchen. Wir haben oft – auch hier
n diesem Platz – über eine neue Strategie gesprochen.
ch will vorab nur sagen: Für diese neue Strategie mit ei-
er deutlichen Betonung unseres Engagements für den
ivilen Aufbau ist diese Bundesregierung gemeinsam
ingetreten, auch in den NATO-Räten. Das kann ich für






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
Franz Josef Jung wie für mich sagen. Wir haben diese
Strategieänderung hinbekommen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie ist ablesbar, Fritz Kuhn, nicht nur in unseren eigenen
Haushalten. Wenn man sich bei all den Mitgliedsländern
umschaut, die in Afghanistan engagiert sind, wird man
feststellen, dass der Anteil der Mittel für den zivilen
Wiederaufbau deutlich angestiegen ist. Deshalb sage ich:
Lasst uns doch nicht einfach immer nur die alten Argu-
mente und Vorwürfe wiederholen, sondern lasst uns da-
von ausgehen, dass gelernt ist, dass militärische Präsenz
allein die Probleme in Afghanistan nicht beseitigen wird,
sondern dass wir Engagement beim zivilen Wiederauf-
bau brauchen, und dieser findet statt. Wir brauchen aller-
dings, soweit ich das sehe, für die nächste Zeit weiterhin
militärische Präsenz, um die Sicherheit und die Rahmen-
bedingungen zu garantieren.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Natürlich!)


Ich komme zur Abrüstung. Ich spreche sie deshalb
an,


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Indien!)


weil ich ahne, dass jemand gleich das Thema Indien auf-
rufen wird.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist das Gegenteil von Abrüstung!)


– Eben nicht, lieber Kollege Trittin. Ganz im Gegenteil. –
Sie wissen von mir, dass ich engagiert dafür eintrete,
dass wir das Thema Abrüstung auf die internationale Ta-
gesordnung zurückholen. Das ist uns gelungen,


(Beifall bei der SPD)


nicht nur bei Kleinwaffen und bei Streumunition; auch
im Bereich der atomaren Abrüstung haben Sie Vor-
schläge von mir für die Internationalisierung des Brenn-
stoffkreislaufes gesehen, die jedenfalls bei der Interna-
tionalen Atomenergiebehörde und den beteiligten
Staaten auf großes Interesse gestoßen sind. Ich habe da-
mals bei der ersten Auseinandersetzung zu dem Nuklear-
handel mit Indien, die wir hier in diesem Hause hatten,
schon gesagt: Das, was wir üblicherweise zu der Frage
der Bedeutung multilateraler Einbindung austauschen,
gilt auch in diesem Fall.

Mit anderen Worten – das habe ich damals gesagt,
und daran halte ich mich –: Wenn die IAEO und wenn
al-Baradei, mit dem wir auch bei verschiedenen anderen
Konflikten eng zusammenarbeiten, es durch den Ab-
schluss eines Safeguard-Abkommens zustande bringen,
Indien näher an die Zusammenarbeit mit der internatio-
nalen Atomaufsicht heranzuführen, dann ist das auch für
mich ein Argument, das ich in die Bewertung über-
nehme. Deshalb ist Indien nicht weiter entfernt oder
wird nicht etwa belohnt für eine Missachtung des Atom-
sperrvertrags; vielmehr wird es mit geeigneten Mitteln
näher an die Kontrolle durch die Internationale Atom-
energiebehörde herangeholt.

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(C (D (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In keiner Weise!)


as gilt zwar nicht für 100 Prozent, aber für etwa zwei
rittel seiner Anlagen. Ich jedenfalls bin froh darüber,
ass der Konsens auch unter denjenigen, die, Jürgen
rittin, noch kritischer als wir waren, in der Nuclear
uppliers Group am Ende gefunden worden ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Jetzt wird Monika Griefahn zum Abschluss wieder
agen: Nun haben wir über viele Themen gesprochen,
ber nicht über die Kultur. Deshalb möchte ich einige
bschließende Sätze dazu sagen. Ich habe in den vergan-
enen Haushaltsberatungen immer gesagt: Zu den Ver-
nderungen in dieser Welt, die ich beschrieben habe, ge-
ört auch, dass wir an uns selbst den Anspruch stellen
üssen, uns mit unseren Argumenten, mit unserer Hal-

ung besser verständlich zu machen. Dazu gehört die
uswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Ich freue mich,
ass wenigstens festgestellt wird, dass uns beim Goethe-
nstitut eine Wende gelungen ist, dass wir nicht mehr
ber die Schließung von Goethe-Instituten reden, son-
ern – dank Ihrer Hilfe – heute dabei sind, von einer
onsolidierten Basis aus über eine Erweiterung unseres
ngagements zu reden.

Wir haben in den letzten Jahren viel bei deutschen
uslandsschulen getan. Wenn ich sage „viel getan“,
eißt das nicht nur „staatliches Geld bereitstellen“, son-
ern auch, Kooperationen mit der Wirtschaft zu suchen,
ort Überzeugungsarbeit zu leisten, sodass diejenigen,
ie ihre Abschlüsse auf deutschen Schulen machen,
ann auch eine Perspektive haben für ein Praktikum, für
in Studium, für eine Lehre in Deutschland. Ich freue
ich, dass das auf gutem Wege ist.

Herzlichen Dank Ihnen allen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Harald Leibrecht [FDP])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617504200

Das Wort hat nun der Kollege Dr. Werner Hoyer für

ie FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1617504300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ich nicht in der Unübersichtlichkeit des Klein-Klein
erlieren, stattdessen die langen Linien sehen, dazu hat
ns der Außenminister aufgefordert. Versuchen wir ein-
al, dem gerecht zu werden. Es ist in der Tat so – das

eunruhigt mich gegenwärtig mit am meisten –: Ein alt-
ekannter gefährlicher Virus wird in Europa und in der
elt wieder erkennbar, ein Virus, gegen den wir uns in

uropa einigermaßen immunisiert zu haben glaubten: Es
st der Nationalismus, der seine hässliche Fratze überall
n der Welt zeigt, leider auch wieder verstärkt in Europa.

Ein einzigartiger politischer Prozess hatte uns in
uropa zu der Anerkennung einer Reihe von elementa-

en Prinzipien friedlichen und kooperativen Zusammen-






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
lebens gebracht. Es war ein Prozess, der mit der Doppel-
strategie der NATO, wie sie im Harmel-Bericht zum
Ausdruck gekommen war, auf das Engste verbunden
war. Dieser Prozess hat immer auch Abrüstung, Rüs-
tungskontrolle und Vertrauensbildung beinhaltet und
nicht nur militärische Vorsorge. Er war eingebettet in das
große Friedensprojekt der europäischen Integration. Er
erzielte seinen katalytischen Durchbruch mit der
Schlussakte von Helsinki. Für uns fand er seinen Höhe-
punkt im Zwei-plus-Vier-Vertrag, der uns die deutsche
Einheit brachte. Einen weiteren Höhepunkt fand er in
der Charta von Paris, die in Vergessenheit geraten zu
sein scheint.

Voraussetzung für den Erfolg dieses Prozesses war
die Überwindung des blanken Nationalismus in Europa,


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


dieser Geißel der Europäer nicht nur im vergangenen
Jahrhundert. Wir schienen dem großen Ziel doch ein gu-
tes Stück näher gekommen zu sein.

Heute flammt dieser Nationalismus an vielen Stellen
wieder auf. Er schürt regionale Konflikte, Gefahren für
den Weltfrieden, und er entfaltet seine zerstörerische
Wirkung innerhalb vieler Gesellschaften. Man denke nur
daran, wie schwer es Minderheiten, Menschenrechtlern,
Verfechtern von Presse- und Meinungsfreiheit, Advoka-
ten von Rechtsstaatlichkeit und demokratischer Teilhabe
gemacht wird, wenn mit den verführerischen Argumen-
ten nationalistischer Überhöhung jeder in die vermeint-
lich patriotische Solidarität hineingepresst wird.

Was wir in diesem Zusammenhang unlängst beim Be-
such von Kolleginnen und Kollegen des Auswärtigen
Ausschusses in Moskau von vielen aufrechten Demokra-
ten und Menschenrechtlern gehört haben, beunruhigt.
Ebenso beunruhigend ist das bedrückende Schweigen
derer, die noch bis vor kurzem als aufrechte Oppositio-
nelle gegen gravierende demokratische und rechtsstaatli-
che Fehlentwicklungen in Georgien auf die Straße ge-
gangen sind.

Grenzen in Europa nicht mehr anzutasten, sie zu über-
winden, ihnen ihre Bedeutung zu nehmen, das war we-
sentliches Element der Charta von Paris. Heute werden
neue Grenzen gezogen und wird ihre Überwindung un-
möglich gemacht. Da ist etwas gewaltig schiefgelaufen.


(Beifall bei der FDP)


Wir alle müssen uns die Frage stellen, ob wir denn al-
les richtig gemacht haben. Die Historiker werden eines
Tages zu bewerten haben, ob die Entscheidungen im Zu-
sammenhang mit der Unabhängigkeit des Kosovo und
die Entwicklung im Zusammenhang mit Südossetien
und Abchasien – sagen wir einmal so – die ersten oder
die letzten Sündenfälle gewesen sind. Ich weiß, man
kann diese Fälle nicht eins zu eins miteinander verglei-
chen. Die Unterschiede sind riesig. Es war im Kosovo
auch aus unserer Sicht wohl allenfalls die am wenigsten
schlechte Lösung. Selbst ihr wohnte wahrscheinlich eine
gravierende Fehleinschätzung inne. Wichtigste Berater,
die uns auf unserem Weg begleitet haben, haben immer

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(C (D ieder den Eindruck vermittelt, als würden die Russen m Ende schon beidrehen und einer Gesamtlösung zutimmen. Jedenfalls sind wir gut beraten, über die Bewältigung ieser konkreten Probleme, unter die man hoffentlich inmal einen Strich wird ziehen können, zu den Grundrinzipien von Paris zurückzukehren, und zwar nicht ur nach den Buchstaben, sondern auch nach dem Geist; enn der war es, der uns damals die große Entwicklung in zur deutschen Einheit ermöglicht hat. Zu diesen rinzipien, übrigens auch zu den Voraussetzungen für ie Mitgliedschaft in EU und NATO, gehören Rechtstaatlichkeit und Demokratie sowie die Fähigkeit und ereitschaft zu friedlicher Konfliktlösung. Ich finde es in diesem Zusammenhang erstaunlich um nicht zu sagen: befremdlich –, dass bei aller notendigen Verurteilung rechtswidrigen Verhaltens Russ ands in den Schlussfolgerungen des letzten Europäichen Rats erneut einseitig Russland kritisiert und rmahnt wird. (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN sowie des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


uch ein klares Wort an die Adresse der georgischen
ührung wäre angezeigt gewesen. Die Solidarität der
ATO kann man nicht durch Zündeln erzwingen.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


igentlich müsste sich die Bundeskanzlerin bestätigt
ühlen, was ihre Haltung auf dem Bukarester NATO-
ipfel angeht. Ich glaube, es gibt überhaupt keine Veran-

assung, an dieser Linie der Bundesregierung vom Früh-
ahr etwas zu verändern.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Jetzt höre ich das Schulterklopfen bezüglich der Rolle
er Europäischen Union. Auch ich freue mich, dass die
uropäische Union plötzlich zu gemeinsamem Handeln
usammengefunden hat. Ganz toll! Aber wo war denn
ie Handlungsfähigkeit der Europäischen Union in den
agen Anfang August? Da war schlicht niemand erreich-
ar. Nach und nach lässt sich das Mosaik all dessen, was
a schiefgelaufen war, zusammensetzen. Schön, dass wir
em französischen Staatspräsidenten gratulieren können.
um Schluss hat er eine Vereinbarung mit Präsident
edwedew und anderen hinbekommen. Allerdings war

as eine unbedingt erforderliche Aktion, um die Fehler
er ersten Bemühungen schnellstens zu korrigieren;
enn das war schlicht und ergreifend ein Flop. Man
ollte es nicht schöner malen, als es ist.

Im Übrigen gilt das auch für die Rolle der Vereinig-
en Staaten. Ich habe es irgendwie als bedrückend emp-
unden, wie hochanerkannte amerikanische Diplomaten
ie Dan Fried bis zum letzten Moment versucht haben,
as Schlimmste zu verhindern, während gleichzeitig An-
ehörige amerikanischer Dienststellen und mit Weisun-
en aus anderen Ämtern als dem State Department den






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
georgischen Staatspräsidenten nach allem, was wir wis-
sen, nicht gerade daran gehindert haben, diesen unver-
antwortlichen Unsinn anzurichten.

Zu den Wahlen in Amerika hat der Minister einiges
gesagt. Ich begrüße das sehr, weil ich in der Tat glaube,
dass wir uns immer wieder klarmachen müssen, wie
wichtig die deutsch-amerikanische und die europäisch-
amerikanische Beziehung ist. Egal wer diese Wahlen ge-
winnt, wir werden es mit einem völlig neuen Partner zu
tun haben. Leider dürfen wir ja nun einmal nicht mit-
wählen. Neben den großen Unterschieden, die ich weiß
Gott sehe, gibt es eine ganze Reihe von Gemeinsamkei-
ten zwischen diesen beiden Kandidaten, die uns gefallen
können. Ich erinnere an die durchaus mutige Absage von
John McCain an die Politik von Präsident Bush und Vi-
zepräsident Cheney in Sachen Folterverbot. Ich erinnere
an manches andere, was uns im Hinblick auf das Thema
Rechtsstaatlichkeit in jedem Fall unseren amerikani-
schen Freunden wieder näher bringen wird.

Es gibt aber auch einige Themen, bei denen man sich
wirklich fragt, wann wir die große Debatte über das, was
in den nächsten Jahren strategisch zu entscheiden ist, mit
den Vereinigten Staaten beginnen. Auch da kommt es
auf die langen Linien an, zum Beispiel in der Frage der
Raketenabwehr. Die gehört in die große Strategiede-
batte hinein, die wir mit den Vereinigten Staaten und mit
unseren anderen Partnern im Bündnis führen müssen.
Von der Bundesregierung höre ich zu dem bemerkens-
werten Beitrag von Sam Nunn, George Shultz, Henry
Kissinger und anderen zur Frage der Zukunft der
Nuklearwaffen keinen einzigen Beitrag. Darauf müssen
wir eingehen. In diesem Zusammenhang stellt sich die
Frage, welche strategische Rolle ein System spielt, das
den Eindruck von Unverwundbarkeit erweckt. Wie pas-
sen Verhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten,
der Tschechischen Republik und Polen da hinein? Dies
nicht in den Gesamtkontext einzuordnen, finde ich fatal.
Ich finde, hier muss man in der Tat sehen, dass die Ge-
fahr, dass das Wettrüsten wieder beginnt, gegeben ist
und dass wir alles dafür tun müssen, um das zu verhin-
dern.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe den Bundesaußenminister immer unterstützt,
wenn er gesagt hat, es gebe jetzt neue Abrüstungsinitia-
tiven aus Deutschland. Das war überfällig, und ich be-
grüße diese Ankündigung sehr. Was ist das eigentlich
noch wert, nachdem Indien bei der Nuclear Suppliers
Group unter dem Vorsitz Deutschlands den Blanko-
scheck bekommen hat? Ich finde, das ist der Total-
absturz der Glaubwürdigkeit der deutschen Abrüstungs-
politik.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Minister, ich erinnere daran, was Sie 2006 auf
dem Abrüstungskongress der SPD dazu gesagt haben.
Sie haben die Aussagen al-Baradeis aufgegriffen und ge-

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(C (D agt, wir brauchen die Übernahme von verbindlichen erpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag durch ndien. Sie haben dann Ihre Kriterien genannt: erstens mfassender Teststoppvertrag und Beitritt Indiens zu iesem; zweitens Produktionsmoratorium für Spaltmateial für Waffenzwecke; drittens Verpflichtungen zur Bechränkung und letztendlich zur Abrüstung seines Kernaffenprogramms. Das sind die Kriterien, die Sie für ndien genannt haben. Das entspricht übrigens weitgeend dem, was im amerikanischen Senat dazu gesagt orden ist. Keines dieser Kriterien ist erfüllt. Trotzdem ind Sie stolz darauf, dieses Abkommen ermöglicht zu aben. Ich finde das sehr bedauerlich. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die Bundesregierung ist dringend aufgefordert, nicht
infach abzuwarten, mit welchen Erwartungen die neue
merikanische Administration auf die Europäer und
uch auf Deutschland zukommt. Wir müssen unsere Er-
artungen an die neue amerikanische Administration

ormulieren und citissime dort auch kommunizieren, da-
it wir Einfluss nehmen können. Dabei geht es um mehr

ls die Frage des Verhältnisses zu Russland und zu China
nd um mehr als die Frage der Strategie unseres Bünd-
isses. Letztlich geht es um eine ganz große Wertefrage
nd damit wieder um große, lange Linien. Sind wir in
er Lage, uns der Gemeinsamkeit der aufgeklärten
echtsstaatlichen Demokratien zu vergewissern? Können
ir den Westen noch einmal neu begründen? Ich halte
ies für dringend erforderlich und wünschenswert. Sind
ir uns einig, dass die Grundlage unseres Handelns die
ekenntnisse nicht nur allgemein zur Aufklärung, son-
ern ganz konkret zur Toleranz, zur Rechtsstaatlichkeit,
ur Priorisierung der Rolle und der Würde des einzelnen
enschen und auch der Respekt vor den Erkenntnissen

er Naturwissenschaften ist? Hier sind in den letzten
ahren die großen Zweifel aufgekommen. Diese Ge-
einsamkeit der aufgeklärten westlichen Demokratien
üssen wir dringend wieder beleben. Wir werden den
esten noch brauchen.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617504400

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Andreas

chockenhoff für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1617504500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der

ußenminister hat, auch mit Blick auf den Konflikt im
üdlichen Kaukasus, darauf hingewiesen, wie unüber-
ichtlich die Welt geworden ist. Ohne den laufenden Prü-
ungen vorzugreifen, können wir heute feststellen: Es
ibt eine georgische Mitverantwortung für die Eskala-
ion dieses Konflikts; aber russische Behauptungen, das
eorgische Vorgehen sei vergleichbar mit den Anschlä-
en in New York und Washington am 11. September
001, sind völlig absurd. Sie ändern vor allem nichts an
er Tatsache, dass Russlands Vorgehen in Georgien und
ie Anerkennung von Südossetien und Abchasien eine






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Schockenhoff
grobe Verletzung des Völkerrechtes darstellen. Beson-
ders beunruhigend ist, dass der Einsatz militärischer
Mittel wieder zu einem Instrument russischer Nachbar-
schaftspolitik geworden ist und dass der Schutz russi-
scher Bürger im Ausland als Legitimation für den Ein-
satz von Gewalt dient. Die Kaukasus-Krise stellt damit
eine seit dem Ende des Ost-West-Konfliktes nicht mehr
dagewesene Bedrohung für Stabilität und Sicherheit in
Europa durch Russland dar. Deshalb waren die Reaktio-
nen von NATO, EU und G 7 notwendig und angemes-
sen. Wir konnten nicht einfach zur Tagesordnung über-
gehen.

Russland hat durch sein Verhalten international er-
heblich an Glaubwürdigkeit, Ansehen und Vertrauen
verloren. Zudem haben die Chancen auf mehr Pluralität
und auf innere Modernisierung in Russland einen schwe-
ren Rückschlag erlitten. Das ist kontraproduktiv für
Russlands eigene Interessen, es liegt aber vor allem auch
nicht im europäischen Interesse. Russlands Modernisie-
rung ist ein gemeinsames Anliegen. Europa braucht ein
modernes, verlässliches, kooperativ handelndes Russ-
land. Wir wollen mit einem Russland zusammenarbei-
ten, das seine Stärke im Sinne weltpolitischer Verant-
wortung einbringt. Stärke im 21. Jahrhundert stellen
eben nicht Kanonen und Panzer dar, sondern sie liegt in
dem Potenzial, zu internationaler Konfliktlösung beizu-
tragen, in globaler Wettbewerbsfähigkeit, in gesell-
schaftlicher Attraktivität. Dazu gehören auch gleichbe-
rechtigte Beziehungen zu den Nachbarn, nicht aber eine
hegemoniale Politik eingeschränkter Souveränität. Russ-
lands Nachbarn wollen nicht wie Vasallen behandelt
werden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lothar Mark [SPD]: Georgien hat aber auch dagegen verstoßen!)


Ebenso braucht Russland den Westen, auch wenn man-
che in Moskau derzeit das Gegenteil behaupten.

Russland hat sich selbst immer wieder gegen neue
Trennlinien in Europa ausgesprochen. Es wird entschei-
dend von Russland abhängen, ob solche entstehen. Russ-
land muss sich entscheiden, ob es Partner oder Widerpart
Europas sein möchte. Aus unserer Sicht ist klar: Es gibt
keine wünschenswerte Alternative zu starken Beziehun-
gen, die auf Zusammenarbeit, Vertrauen, Dialog und
Achtung des Völkerrechtes sowie den Grundsätzen der
Charta der Vereinten Nationen und der OSZE beruhen.


(Michael Leutert [DIE LINKE]: Wo kommen Sie denn her?)


Um wieder dorthin zurückzukommen, müssen alle vor-
handenen Foren der Zusammenarbeit so intensiv wie
möglich genutzt werden.


(Zuruf von der LINKEN: Das kann man sich ja nicht anhören!)


In ihrem neuen außenpolitischen Konzept bekennt
sich Russlands Führung zu einer offenen, verlässlichen
und pragmatischen Außenpolitik, zu einer positiven
Agenda für die internationalen Beziehungen, zu konse-
quenter Einhaltung der Regeln und Ziele der VN-Charta

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(C (D nd zur Stärkung des Völkerrechts. Wir begrüßen diese rinzipien als Grundlage für unsere Zusammenarbeit. azu muss sich die russische Außenpolitik jedoch von ltem Nullsummendenken verabschieden. Es ist in den vergangenen Wochen wiederholt geforert worden, als Reaktion auf das Vorgehen in Georgien aßnahmen gegen Russland zu ergreifen. Ich glaube, ie internationalen Reaktionen haben bereits wichtige ntworten gegeben: erheblicher Kapitalabfluss aus ussland, aktuelle Schwierigkeiten, an westliche Investionen und Kapital heranzukommen, und eine internatioale Isolierung Russlands. Außer Nicaragua ist niemand em russischen Beispiel der Anerkennung Abchasiens nd Südossetiens gefolgt. Diese Isolierung hat Russland ürzlich bei der Schanghai-Organisation besonders chmerzhaft erfahren. Das sind, glaube ich, Beispiele, ie Moskau deutlich machen, wie sehr es die Zusamenarbeit und Partnerschaft mit dem Westen braucht. eshalb stellt sich für uns die Frage: Was tun bzw. was icht tun? Erstens ist es vor allem wichtig, dass NATO und EU eschlossen sind, zumal es zu weiteren Herausforderunen an unsere Geschlossenheit kommen wird. Deswegen üssen wir vor allem innerhalb der EU unsere Positio en zur Russlandpolitik noch besser abstimmen. Dies ilt insbesondere für den Fall, dass Russland Absprahen nicht oder nicht vollständig einhält, etwa wenn es m den Rückzug auf die Positionen vor dem 7. August eht. Das gilt auch für die transatlantischen Beziehunen. Wir brauchen mit der neuen amerikanischen Regieung einen kontinuierlichen Dialog zu Russland. Wir üssen sie dazu ermutigen, die Russland-Politik als eine igenständige außenpolitische Herausforderung anzuehmen. Zweitens sollten wir uns vor falschen Maßnahmen egen Russland hüten, wie einem G-8-Ausschluss, der lockade eines russischen WTO-Beitritts oder der Ver chärfung des Visaregimes. Wir würden damit nur unseem eigenen Ziel schaden, durch Zusammenarbeit den andel in Russland zu erreichen. Gerade die Menschen n Russland, die sich heute unter erschwerten Bedingunen für mehr Demokratie, Pressefreiheit und Rechtstaatlichkeit einsetzen, müssen wir jetzt umso stärker unerstützen. (Dr. Karl Addicks [FDP]: Und was ist mit den Drohungen gegen die Ukraine?)


Drittens. Ziel muss bleiben, Russland in ein Netz
emeinsamer Sicherheit und wirtschaftlicher Zusam-
enarbeit einzubinden. Das gilt für die EU-Russland-
usammenarbeit und ebenso für die NATO-Russland-
eziehungen. Die NATO ist kein Instrument zur Ein-
reisung Russlands,


(Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Nein?)


ondern eine demokratische Organisation, um beste-
ende Sicherheitsherausforderungen in Europa zu be-
ältigen.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Das ist ja was ganz Neues!)


as gilt auch für die NATO-Politik der offenen Tür.






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Schockenhoff
Auch die Ukraine und Georgien haben, wie jeder sou-
veräne Staat in Europa, das Recht, unter Achtung des
Völkerrechts und gutnachbarschaftlicher Beziehungen,
der NATO beizutreten, wenn die Voraussetzungen dafür
erfüllt sind. Wenn sie erfüllt sind, werden sie Mitglieder
der NATO werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist wichtig, dass Russland konsequenter als bisher
auf den Iran einwirkt, um in unserem gemeinsamen Si-
cherheitsinteresse auf diplomatischem Wege eine Bedro-
hung durch iranische Nuklearwaffen und eine wach-
sende Proliferation im Nahen und Mittleren Osten zu
verhindern.

Zudem sollten wir uns um neue gemeinsame Mecha-
nismen für multilaterales Peacekeeping im Südkauka-
susraum bemühen. Das wird übrigens ein wichtiger
Testfall sein, wieweit eine abgestimmte Nachbarschafts-
politik zwischen der EU und Russland möglich ist. Denn
wachsende Berührungen im postsowjetischen Raum sind
eine Realität. Die Gefahr von Bipolarität und Antagonis-
mus in dieser Region gemeinsamer Nachbarschaft muss
vermieden werden.

Viertens. Über die Wiederaufbauhilfe für Georgien
hinaus muss die Zusammenarbeit mit der Schwarzmeer-
Region und den Kaukasus-Staaten erheblich intensiviert
werden. Das gilt insbesondere für die Ukraine, auch
wenn diese es durch überflüssige Machtspiele in der
Koalition schwer macht. Ziel muss eine demokratische,
rechtsstaatlich gefestigte und wirtschaftlich prosperie-
rende Region sein, die als attraktives Zukunftsmodell
Ausstrahlung auf ihre Nachbarschaft haben wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)


In den letzten Wochen haben die Reaktionen der Länder
des Kaukasus und Zentralasiens gezeigt, dass der Wett-
bewerb dort mit Russland um die besseren politischen
und wirtschaftlichen Lösungen für uns lohnenswert ist.

Fünftens. Die Europäische Union muss jetzt endlich
die vor mehr als einem Jahr beschlossene gemeinsame
Energieaußenpolitik in die Praxis umsetzen. Wir brau-
chen eine Strategie dazu, wie wir unsere Energieversor-
gung sicherstellen wollen. Russland hat eine gesamt-
europäische Energiestrategie; die EU hat sie nicht. Das
können wir uns nicht länger leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Wir brauchen eine europäische Energiesicherheitsunion,
die bei Versorgungsproblemen eines Mitglieds solida-
risch füreinander einsteht. Dazu ist es erforderlich, dass
die Mitgliedstaaten vernetzt sind und gleiche Bevorra-
tungsstandards einhalten.

In der Energiezusammenarbeit mit Russland sollte
noch viel stärker der Grundsatz der Reziprozität gelten.
Das westliche Know-how kann dafür von uns als ein
politisches Instrument genutzt werden. Zugleich muss
die EU alles unternehmen, um die Abhängigkeit von rus-
sischer Energie zu begrenzen. Nabucco ist eine echte
Alternative. Deshalb muss dieses Projekt jetzt auch mit

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(C (D ller Entschiedenheit vorangetrieben werden. Ich sage ber auch: Wer als Vergeltungsmaßnahme gegen Mosau die Ostseepipeline infrage stellt, muss erst einmal chlüssig nachweisen, woher die EU stattdessen die nergieversorgung nehmen will, die durch diese Pipe ine ermöglicht wird. Sechstens. Der Schlüssel zu Russlands Zukunft liegt n seiner inneren Entwicklung. Es geht nicht nur um eine irtschaftlich-technische, sondern auch um die gesell chaftliche Modernisierung dieses riesigen Landes. Für edes seiner immensen inneren Probleme – Demografie, achsendes Wohlstandsgefälle, Gesundheit, aber auch achsende Gewalt und Xenophobie – braucht Russland nnere Kohärenz und eine starke, aktive, moderne Zivilesellschaft, die nicht vom Staat gelenkt wird, sondern ich von unten entfalten kann. Deswegen sollte die zwichengesellschaftliche Zusammenarbeit zunehmend zum ernbereich unserer Beziehungen zu Russland werden. Siebtens. Nicht zuletzt sollten wir den Dialog über as Werteverständnis offensiv angehen, vor allem mit enjenigen Kräften in Russland, mit denen er besonders chwierig ist. Russland und die EU haben sich auf die niversellen Werte des Europarates verpflichtet. Desween müssen wir in klarer, aber angemessener Form die inhaltung dieser Werte immer wieder einfordern. In ertefragen kann es keine Kompromisse geben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Markus Meckel [SPD])


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Russland sei „aus der Kälte zurückkehrt“, hat Präsi-
ent Medwedew kürzlich in seiner Berliner Rede gesagt.
er Wandel begann erst vor rund 20 Jahren mit Glasnost
nd Perestroika. Der Zusammenbruch der Sowjetunion
das sollten wir unseren russischen Partnern immer
ieder sagen – war für Russland keine Tragödie, son-
ern die historische Chance für einen Neubeginn auf
em Weg zu einem demokratischen und modernen Staat.
ussland sollte diese Chance nicht verspielen, und wir

ollten Russland in unserem eigenen Interesse dabei un-
erstützen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617504600

Für die Fraktion Die Linke spricht nun die Kollegin
onika Knoche.


(Beifall bei der LINKEN)



Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617504700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Herren und

amen! Ich komme zuerst auf Georgien zu sprechen.
taatspräsident Saakaschwili hat den Krieg in Südosse-

ien begonnen. Er hat unter dem Schutz der USA eine in-
ernationale Krise heraufbeschworen, in deren Zentrum
eute bedenkliche neue antirussische Reflexe stehen.






(A) )



(B) )


Monika Knoche
Es ist offenkundig, dass die NATO-Expansionsstrate-
gie für die georgische Primäraggression ursächlich ist.
Militärische Aufrüstung und jetzt Wiederaufrüstung
durch den Westen sowie das Versprechen der Aufnahme
in die NATO waren das zentrale Motiv für Saakaschwilis
Angriff auf russische Friedenstruppen und gegen die ei-
gene Bevölkerung. Diese Wahrheit sei hier noch einmal
ausgesprochen, gerade weil verantwortungsblinde Politi-
ker eine neue Ära des Kalten Krieges herbeireden
wollen. Deutschland muss an gutnachbarschaftlicher
Kooperation mit Russland arbeiten und darf den neokon-
servativen Kreisen, die auf Konflikt und Konfrontation
mit Russland setzen, nicht nachgeben.


(Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Was hat denn Russland gemacht?)


Das gilt für die Raketenabwehrbasis und für das Radar-
abwehrsystem in Osteuropa.


(Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Waren das russische Panzer in Georgien, oder was war das?)


Dem Kriegsauslöser Georgien die NATO-Mitgliedschaft
zu versprechen, den NATO-Rat damit zu befassen, Russ-
land durch die Ausweitung der NATO auf die Ukraine
weiter einzukreisen und der Umstand, dass die Ukraine
kriegstauglicher gemacht wird, das kann nur als nach-
trägliche Belohnung für den kriegsauslösenden Überfall
verstanden werden, um das einmal klar zu sagen.


(Beifall bei der LINKEN)


Von Russland wird das als Brüskierung aufgefasst.
Diese Auffassung kann man teilen oder auch nicht. Je-
denfalls muss jeder verantwortlich handelnde Politiker
und jede verantwortlich handelnde Politikerin das in die
eigene Politik einbeziehen. Wer das nicht tut, will be-
wusst provozieren und mit dem Feuer spielen. Ich plä-
diere für hochverantwortungsvolle Politik gegenüber
Russland. Deshalb sage ich: Weder die Ukraine noch
Georgien dürfen in die NATO aufgenommen werden.
Das würde den Frieden nicht sicherer machen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Karl Addicks [FDP]: Am besten erkennen Sie Südossetien erst einmal an!)


Es liegt nicht im deutschen Interesse und dient nicht
der europäischen Friedens- und Sicherheitspolitik, wenn
Konfrontation und nicht Entspannungspolitik und Ab-
rüstung die Ostpolitik kennzeichnen. Gerade wenn es
um die Energiesicherheit geht – das macht den Kaukasus
und die Transitwege des kaspischen Öls so bedeutsam –,
können militärische Macht und militärisch gestützte Zu-
griffsbefugnisse der NATO nicht die friedenssichernden
Antworten auf die Ressourcenfrage sein.

Deutschland hat gut daran getan, im aktuellen Kauka-
sus-Konflikt gemeinsam mit Sarkozy einen Weg der Ob-
jektivierung zur Lösung der Krise zu beschreiten. Alle
Fakten dieses Krieges müssen auf den Tisch. Dazu ist
die OSZE befähigt. Sie muss aber auch gestärkt werden.
Gerade weil sich die NATO immer mehr in europäische
Fragen hineindrängt, muss Deutschlands Aufgabe darin
bestehen, die UN und die OSZE zu stärken. Sicherheit

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(C (D nd Zusammenarbeit in Europa mit Russland, das ist die lternative zur Einkreisung Russlands durch die NATOxpansion. (Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Es waren doch russische Panzer, oder?)


s gilt, dem NATO-Weltordnungsanspruch eine Absage
u erteilen.

Russland muss aber auch deutlich kritisiert werden.
icht der militärische Gegenschlag in Südossetien war
ölkerrechtswidrig,


(Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Der war in Ordnung?)


ohl aber die Bombardierung georgischer Städte und die
ruppenpräsenz in Georgien. Völkerrechtswidrig ist und
leibt die Anerkennung Südossetiens und Abchasiens.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Gut, dass Sie das einmal feststellen!)


ass Moskau hierfür die ebenfalls völkerrechtswidrige
nerkennung des Kosovo durch über 40 Staaten der
elt, maßgeblich des Westens, als Referenz heranzieht,

st in der Tat unlauter.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Da gab es vorher eine Befragung! Das können Sie gar nicht vergleichen!)


ahr ist aber auch: Hätten Deutschland, andere EU-Mit-
liedsstaaten und die USA den Völkerrechtsbruch im
alle des Kosovo nicht begangen, gäbe es den Präze-
enzfall nicht. Dann wäre ihre harte Position gegenüber
ussland zumindest glaubwürdig.


(Beifall bei der LINKEN)


Niemand, der für die Anerkennung des Kosovo das
chleifen des Völkerrechts in Kauf genommen hat, kann
eute mit dem moralischen Zeigefinger auf Russland
eigen. Das Unverzeihliche daran ist, dass das Völker-
echt und die UN die wahren Verlierer sind. Dazu hat
uch der Westen beigetragen. Die Linke hat als einzige
artei vor dem Präzedenzfall Kosovo gewarnt und auf
ie eingefrorenen Territorialkonflikte, zum Beispiel im
ostsowjetischen Raum, hingewiesen. Es schmerzt sehr,
ier recht behalten zu haben, sind es doch Tausende
enschen, die aus Südossetien fliehen mussten, die dem
rauen des Krieges ausgesetzt waren, die ihr Zuhause,

hre Familien oder gar ihr Leben verloren haben.

Alle politischen Anstrengungen müssen jetzt in einem
ünden: Zurück zum Völkerrecht um des friedlichen
usammenlebens der Völker willen.

Als Völkerrechtspartei sieht die Linke mit Sorge,


(Lachen bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das schlägt dem Fass den Boden aus!)


ie das Gewaltmonopol der UN immer häufiger umgan-
en wird. Die EU soll entsprechend dem Lissabon-Ver-
rag aufgerüstet werden, um ohne UN-Mandat weltweit






(A) )



(B) )


Monika Knoche
Ressourcensicherung betreiben und exterritorial präven-
tiv tätig werden zu können.


(Gerd Andres [SPD]: So ein Quatsch! Das wird auch durch Wiederholen nicht besser! – Unruhe bei der CDU/CSU)


– Was regt Sie eigentlich auf? Ich habe hier in diesem
Parlament ganz klar unsere Position zum Kosovo vorge-
tragen. Wir klagen vor dem Verfassungsgericht gegen
die Präsenz deutscher Soldaten im Kosovo. Was haben
Sie an der Position, die ich hier vertrete, auszusetzen?

Ich kritisiere Russland für völkerrechtswidriges Han-
deln. Sie haben gar keine Grundlage für eine Argumen-
tation gegen Russland, weil primär Sie und auch die
FDP mit der Anerkennung Kroatiens unter Genscher be-
gonnen haben, den Nationalismus in Europa wieder sa-
lonfähig zu machen. Bleiben wir doch bei den Fakten!


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Wir haben sogar DDR-Bürger als Staatsbürger anerkannt! – Zuruf von der FDP)


– Um ihn davon abzuhalten und ihn zu bitten, die UN-
Truppen ins Land zu lassen. Bitte, bleiben Sie bei der
historischen Wahrheit!

Es wird Ihnen nicht gelingen, die Linke hier zu dis-
kreditieren. Wir haben eine stringente Position, und die
vertreten wir in jeder Sache. Wir sind nicht des einen
Freund und des anderen Feind. Wir haben eine sehr neu-
trale und objektive Haltung gegenüber Russland.


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)


Ich komme zu einem anderen wichtigen Thema, das
uns und die deutsche Bevölkerung sehr beschäftigt. Es
ist das verhängnisvolle Wort – es wurde unter rot-grüner
Regierung gesprochen – von der bedingungslosen Soli-
darität mit den USA, als es darum ging, Deutschland in
einen Krieg nach Afghanistan zu schicken. Der Einsatz
der OEF wird vom deutschen KSK unterstützt. Er war
von Anfang an von keinem UN-Sicherheitsratsbeschluss
gedeckt. Immer lauter wird gefordert, dass der ISAF-
Einsatz der NATO mit dem OEF-Einsatz zusammenge-
legt wird. Das bedeutet in der Tat nichts anderes als eine
Ausweitung des Krieges.

Dieser Krieg gegen den Terror bringt eines hervor:
Terror und Tod. Nach sieben Jahren sehen wir an der täg-
lich wachsenden Zahl der Anschläge, wie verheerend die
Sicherheitslage ist und wie stark der Fundamentalismus
wächst. Die NATO schließt Allianzen mit lokalen
Kriegsherren. Drogenbarone haben ungebremste Macht
und Einfluss und halten die Bauern unter ihrer Knute.
Die Regierung ist korrupt, die Hilfsgelder versickern in
dunklen Kanälen oder gehen gleich an die Geberländer
zurück.


(Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Wollen Sie die Taliban wiederhaben?)


Es herrschen Hunger und eine Müttersterblichkeit un-
vorstellbaren Ausmaßes, Schulen stehen leer, Mädchen
werden verkauft, Bin Laden ist nicht gefasst. Ich könnte
die Aufzählung weiterführen.

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(C (D (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Muss nicht sein!)


as ist die verheerende Bilanz von sieben Jahren Krieg
n Afghanistan. Das ist nicht unser Krieg. Das ist der fal-
che Krieg. Krieg ist das falsche Mittel. Mit Krieg kann
an Terror nicht bekämpfen. Deshalb sagen wir heute

mso deutlicher: Deutsche Soldaten müssen heraus aus
fghanistan!


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn Sie jetzt weitere 1 000 Soldaten dort hinschi-
ken wollen,


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Nein, nur ein Mandat verlängern!)


ann heißt das nicht anderes, als dass wir immer tiefer in
inen Krieg der NATO verstrickt werden, wobei es auch
m die NATO-Präsenz in Zentralasien geht.


(Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Wollen Sie, dass die Taliban zurückkehren?)


as soll hier niemand schönreden. Bei der Präsenz der
ATO, die ja angeblich nicht scheitern darf, geht es gar
icht um Afghanistan, sondern um den Einfluss der
ATO im erdölreichen Raum Zentralasien. Wir müssen
ns damit befassen, dass sich Deutschland in eine
ATO-Strategie begeben hat, sich von US-amerikani-

chen Interessen nicht emanzipiert und nicht den frie-
enssichernden Weg geht, sondern der Militarisierung
as Wort redet. Diese Ausrichtung deutscher Außenpoli-
ik im Rahmen der NATO und der transatlantischen Be-
iehungen lehnen wir ab. Wenn der nächste US-Präsi-
ent gewählt sein wird, werden wir sehen, dass er mehr
ngagement in Afghanistan fordern wird. Dann will ich
ehen, ob Sie noch das Rückgrat haben, das zu verwei-
ern.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Es gibt schlechte Reden, und es gibt schlimme Reden! Das war eine schlimme Rede!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617504800

Nächster Redner ist der Kollege Jürgen Trittin für die

raktion Bündnis 90/Die Grünen.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617504900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

ollegin Knoche, wenn man etwas für sich in Anspruch
immt, muss man immer aufpassen, dass man es anderen
icht abspricht. Wenn Sie sagen, die Linke sei die Völ-
errechtspartei, ist das die gleiche arrogante Anmaßung,
ie sie die CSU gerade pflegt, wenn sie in Bayern plaka-

iert: „Bayern wählen“. Es gibt Bayern, die wählen nicht
SU,


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aber wenige!)


nd es gibt in diesem Hohen Hause viele Mitglieder an-
erer Parteien, die sich nachdrücklich und ausdrücklich
um Völkerrecht bekennen.






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Zuruf des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/CSU])


Gelegentlich hat man sogar aus den Reihen der Re-
gierungsparteien die Warnung gehört: Wenn der Kanz-
lerkandidat der SPD, der Außenminister, und die Kanz-
lerin in einen Wettkampf treten, dann kann dabei keine
gemeinsame Außenpolitik herauskommen. – So habe je-
denfalls ich Herrn von Klaeden verstanden. In einem
Punkt muss man ihm widersprechen: Gelegentlich sind
sich beide einig. Sie waren sich zum Beispiel einig, als
es um den US-Indien-Atomdeal ging. Sie haben ein
Pferd, das totgeritten war und schon über dem Zaun
hing, vom Zaun heruntergenommen und durch das Ziel
getragen. Alle Welt wartete auf das Ende der Bush-Ad-
ministration. Aber was machte Deutschland in der
Nuclear Suppliers Group? Deutschland, das derzeit den
Vorsitz hat, hat nicht etwa ein Veto eingelegt, sondern
die Länder, die dagegen waren, zum Beispiel Irland und
Norwegen, massiv unter Druck gesetzt


(Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister: Ach, Jürgen! Was soll denn das?)


und diesen Deal durchgewunken.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Ja! So war es!)


Die Behauptung, dies sei ein Mehr an Kontrolle bei
der Rüstungsverbreitung, ist falsch. Lieber Frank-Walter
Steinmeier, überlegen Sie einmal, was es bedeuten
würde, wenn der Iran erklärte: Zwei Drittel unseres
Nuklearbestandes lassen wir euch kontrollieren, aber das
letzte Drittel dürft ihr euch nicht ansehen.


(Heiterkeit des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


Das entspräche der Vereinbarung, die Sie mit Indien ge-
troffen haben. Sie beliefern Indien nun mit Atommate-
rial und Uran. Das ist kein Gewinn, sondern ein Verlust
an Rüstungskontrolle. Das ist ein Anschlag auf alle Be-
mühungen für mehr Rüstungskontrolle. Aus diesem
Grunde kritisieren wir das.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617505000

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Polenz?


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617505100

Bitte.


Ruprecht Polenz (CDU):
Rede ID: ID1617505200

Herr Trittin, ist Ihnen bekannt, dass der Generaldirek-

tor der Internationalen Atomenergie-Organisation, al-
Baradei, den USA-Indien-Deal im Hinblick auf die Stär-
kung des NVV als Fortschritt bewertet, und wie erklären
Sie diesen Widerspruch zu Ihren Aussagen?

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(C (D Lieber Kollege Polenz, das ist mir bekannt. Ich habe it Herrn al-Baradei schon bei verschiedenen Gelegeneiten darüber diskutiert. Dass man einen Teil des indichen Nuklearprogramms kontrollieren kann, ist natürich ein Fortschritt. (Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Ja, allerdings!)

Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617505300

ass Indien aber weiterhin die Gelegenheit hat, be-
timmte Teile dieses Programms der Kontrolle zu entzie-
en, indem zivile zu militärischen Bestandteilen erklärt
erden, wodurch die Kontrolle ins Leere läuft, bestreitet

uch al-Baradei nicht.

Die Alternative zu dem von Ihrer Regierung abgeseg-
eten Deal liegt auf der Hand. Indien hatte bei der nukle-
ren Stromproduktion einen akuten Versorgungsengpass
nd war darauf angewiesen, mit Uran beliefert zu wer-
en. Sie haben es versäumt, das auszunutzen. Deswegen
st und bleibt das, was Sie getan haben, im Hinblick auf
as Abrüstungsregime ein Rückschritt. Hier hat die
roße Koalition einen großen Fehler gemacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


Gelegentlich kann man den Eindruck haben – hier
ebe ich Herrn von Klaeden recht –, als gäbe es nicht
ine deutsche Außenpolitik, sondern mehrere deutsche
ußenpolitiken. Die eine ist für den Dalai-Lama, der an-
ere für die chinesische Regierung zuständig. Was Sy-
ien angeht, so streitet der Außenminister für eine Öff-
ung, und die CDU/CSU kritisiert ihn dafür. Ich würde
ie gerne fragen: Wie ist eigentlich die Position der
egierung zur Stationierung weiterer US-Raketen in Eu-

opa? Auch in dieser Frage hat die Regierung keine kon-
istente und einheitliche Position.

Als wäre diese Dissonanz zwischen der Kanzlerin
nd dem Vizekanzler noch nicht genug, gibt es auch
och Streitigkeiten zwischen den Koalitionsparteien,
eilweise sogar innerhalb der Koalitionsparteien. Ich er-
nnere mich noch gut daran, was los war, als es um das
nselige, im Geiste Carl Schmitts geschriebene Strate-
iepapier der CDU/CSU zur Sicherheitspolitik ging. Der
taatsminister hat vernichtende Kritik an diesem Papier
eübt. Fairerweise muss ich an dieser Stelle aber sagen,
ass ihm der Kollege Polenz dafür wohl im Hintergrund
nd still Beifall zollte.

Ein anderes Beispiel sind die unterschiedlichen Posi-
ionen von Herrn von Klaeden und Herrn Schockenhoff.
err von Klaeden ist einer derjenigen, die McCains Vor-

chläge hinsichtlich einer Allianz der Demokraten und
ines Ausschlusses Russlands im Zweifelsfall zumindest
erständlich finden, während der Russlandversteher
chockenhoff hier und heute eine Rede gehalten hat, zu
er ich sagen muss: Im Vergleich dazu waren die Bemer-
ungen des Kollegen Gysi geradezu russlandkritisch.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE])







(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
Ich glaube, diese konzeptionellen Widersprüche ma-
chen Sie als Große Koalition auch an einem anderen
Punkt außerordentlich schlecht handlungsfähig, und zwar
wenn es um elementare Interessen der Bundesrepublik
Deutschland geht und diese Interessen gegebenenfalls
im Konflikt mit anderen und insbesondere im Konflikt
mit den Vereinigten Staaten diskutiert, durchgestanden
und vertreten werden müssen. Dann nützt es nichts, nach
Obelix’schem Vorbild das eine oder andere Wildschwein
gemeinsam zu verspeisen. Es war doch keine Bagatelle,
die zu dem Widerspruch zwischen der Bundesrepublik
Deutschland und Frankreich auf der einen und den USA
auf der anderen Seite geführt hat. Vielmehr war es eine
strategisch unterschiedliche Vorstellung darüber, wie
man in einer multipolar gewordenen Welt künftig für Si-
cherheit sorgen soll, ob über ideologisch motivierte
Kriege gegen den Terrorismus oder über den Aufbau
multilateraler Strukturen und Systeme gegenseitiger Si-
cherheit. Das war der Konflikt, den wir um und mit dem
Irakkrieg ausgetragen haben.

Schauen wir uns einmal die Konflikte an, die in die-
sen Tagen bis vor unsere Haustür ausgetragen werden.
Ich gebe dem Außenminister recht, dass es eine große
Leistung der Europäischen Union gewesen ist, diesen
Konflikt beendet zu haben. Wir sind vollkommen damit
einverstanden, wie sie dabei agiert hat. Das eigentliche
Problem begann aber nicht mit dem Ausbruch der Feind-
seligkeiten; das eigentliche Problem dieses Konflikts be-
gann vorher.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wie konnte es eigentlich passieren, dass wir als Euro-
päer zugelassen haben, dass direkt vor unserer Haustür
– sozusagen im eigenen Patio – ein Kampf um Einfluss-
sphären stattfindet, anstatt des Aufbaus einer Nachbar-
schaft und verlässlicher Strukturen gemeinsamer Sicher-
heit?


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Der Ikea-Katalog ist da!)


– Wenn Sie das Wort „Patio“ nicht verstehen, dann kann
ich das auch auf Deutsch übersetzen, liebe Kollegen.
Patio heißt Innenhof.


(Gerd Andres [SPD]: Es geht doch nichts über Lateiner!)


Das Problem bleibt aber doch: Wollen wir als Euro-
päer tatsächlich zulassen, dass ein Streit über Einfluss-
sphären zu unseren Lasten in der Form ausgetragen
wird, wie es im Konflikt zwischen Russland und
Georgien passiert ist? Welche Signale setzen wir darauf-
hin? Setzen wir das Signal, wie es de Hoop Scheffer die-
ser Tage getan hat, dass derjenige, der einen Krieg ange-
fangen oder zumindest provoziert hat, anschließend
dafür auch noch belohnt wird, oder verabschieden wir
uns endlich von einer Politik der Einflusssphären und
kommen zurück zu den gemeinsamen Grundüberlegun-
gen des Hauses Europa und einer gegenseitigen Sicher-
heit? Das ist doch die Herausforderung.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


Es gibt weitere Beispiele der Konfliktunfähigkeit.
ine Agenda des vorsätzlichen Regimesturzes im Iran
nd der Versuch, mit diesem Regime zu einer Vereinba-
ung zu kommen, gehen nicht zusammen. Man muss
ich entscheiden und gegenüber solchen Hardlinern, die
icht eine Verhinderung des Atomprogramms, aber ei-
en Regimewechsel betreiben wollen, Klartext reden.

Ich glaube, über Afghanistan werden wir noch viele
ebatten führen. Lieber Frank-Walter Steinmeier, wenn
ie für einen Strategiewechsel in Afghanistan eintreten,
ann frage ich Sie, was denn gerade in Pakistan pas-
iert. In Pakistan wird nicht die Strategie gewechselt; in
akistan bauen die USA jene Strategie aus, die in Afgha-
istan spektakulär gescheitert ist. Das ist das Problem.
ie können doch nicht sagen: Kritisiert uns doch nicht
afür, was andere tun! – Die USA operieren dort nicht
lleine. Es handelt sich, liebe Völkerrechtspartei, um ei-
en durch die Vereinten Nationen mandatierten Einsatz
er NATO. Ein NATO-Mitglied wiederholt in Pakistan
lle Fehler, die es im Vietnamkrieg schon einmal ge-
acht hat, und Sie sagen: Das geht uns nichts an. Da-

über müssen wir uns nicht auseinandersetzen. – Ich
age: Das geht uns sehr viel an,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


eil davon abhängt, ob die Ziele, die der Sicherheitsrat
ieser Koalition vorgeschrieben hat, zum Beispiel der
ufbau stabiler Verhältnisse in Afghanistan, tatsächlich
mgesetzt werden. Deswegen kann und darf eine deut-
che Regierung zu dem in Pakistan durch die USA prak-
izierten Völkerrechtsbruch nicht schweigen. Hier
auchen Sie regelmäßig ab. Das ist der große und grund-
egende Fehler Ihrer Außenpolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617505400

Nächster Redner ist nun der Kollege Walter Kolbow

ür die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Walter Kolbow (SPD):
Rede ID: ID1617505500

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Präsidentin!

ieber Herr Kollege Trittin, neben nicht wenigen ande-
en hier im Raum habe auch ich den Eindruck, dass auch
ie schon im Wahlkampf sind und deswegen natürlich
esonders auf das Gaspedal drücken. Das ist erlaubt, und
s ist eine Freude, sich mit Ihnen auseinanderzusetzen.
ie kennen Koalitionsverträge und die Abläufe in Koali-

ionen, und Sie wissen genau, dass sich diese Koalition,
ieser Außenminister und diese Frau Bundeskanzlerin
ei der Außenvertretung unserer nationalen und der in-
ernationalen Interessen nicht übertreffen lassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben das Abkommen zwischen Indien und den
SA über die nuklearen Entwicklungen intensiv stu-






(A) )



(B) )


Walter Kolbow
diert. Auch wir haben natürlich Bedenken, aber ich sage
Ihnen, dass ein Kompromiss, wonach 75 Prozent der
Nukleartätigkeit der Kontrolle unterzogen werden, bes-
ser ist als das blanke Chaos ohne Kontrolle.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben erreicht, was möglich war. Dieses Thema
muss aber weiterhin auf der Agenda stehen. Internatio-
nal muss darum gerungen werden, dass der Atomtest-
stoppvertrag wieder zu dem Maßstab gemacht wird, der
er sein soll und muss, um international zu vertretbaren
und gerechten Verhältnissen für diejenigen zu kommen,
die ihn unterzeichnet haben. Wir müssen zudem auf die-
jenigen einwirken, die ihn noch nicht unterzeichnet ha-
ben, für die es aber höchste Zeit wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Im Übrigen ist es auch wichtig – das sage ich in Rich-
tung des verehrten Koalitionspartners –, unsere Positio-
nen im Inland, also bei uns, gemeinsam zu vertreten und
keinen halben Außenminister, wie gestern das Handels-
blatt titelte, zuzulassen. Herr Kollege zu Guttenberg, Sie
sind ja gleich an der Reihe und können dazu auch einmal
etwas sagen; denn ich bin immer dafür, am Ort der Aus-
einandersetzung Ross und Reiter zu nennen und sich
nicht über diese in der Tat auch wichtigen Blätter einzu-
lassen. Kehren Sie also zurück zu einer vernünftigen Ge-
meinsamkeit; die Sache verdient es, und der Außen-
minister allemal.


(Beifall bei der SPD)


Herr Außenminister, ich gratuliere Ihnen im Übrigen
zu den strategischen Linien. In der SPD-Fraktion, in Ih-
rer Fraktion, finden Sie personell und inhaltlich einen
Resonanzboden. Ich gehe davon aus, dass die verantwor-
tungsbewussten Fraktionen hier im Deutschen Bundestag
– alle außer einer, versteht sich – bereit sind, sich mit Ih-
nen einzulassen und mit uns darüber zu diskutieren, wie
das von den Kollegen Hoyer, Trittin und Schockenhoff
gerade verantwortungsbewusst getan wurde. Ein Streit
lohnt sich allemal, aber es muss ein Ergebnis heraus-
kommen, das Deutschland nützt und durch das die in-
haltlichen Werte und Interessen der Außenpolitik reprä-
sentiert werden.


(Beifall bei der SPD)


Ich stimme den Rednerinnen und Rednern zu, die ge-
sagt haben, dass wir sehr betrübt sein müssen, dass es
überhaupt zu der Georgienkrise gekommen ist. Obwohl
die Hängepartie seit 1992 bestand, waren wir nicht in der
Lage, Stabilität zu entwickeln, sodass die Ereignisse an
diesem 8. August 2008 hätten vermieden werden kön-
nen. Das muss uns ernsthaft beschäftigen. Bei allem Lob
an die Europäische Union: Wir müssen zu einer interna-
tionalen Behandlung des Konflikts kommen. Die Kon-
ferenz, die für den 15. Oktober 2008 in Genf vorgesehen
ist, muss so vorbereitet werden – möglicherweise müs-
sen auch Nachfolgekonferenzen stattfinden –, dass über
die Internationalisierung eine regionale Stabilität er-
reicht wird, die mit der Friedensfähigkeit der Beteiligten

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(C (D erbunden ist. Die Aufgaben der Europäischen Union, ie Konfliktlinie nach einem Rückzug Russlands aus em kerngeorgischen Gebiet und der Pufferzone zu berwachen sowie den wirtschaftlichen Aufbau Georiens und eine umfassende, von mir gerade angesprohene Regionalpolitik mitzugestalten, gehören ganz ben auf die Agenda. Mich hat sehr beeindruckt, was in der heutigen Ausabe der Süddeutschen Zeitung vom Dekan der Fakultät ür Internationale Beziehungen, David Aprasidze, gechrieben worden ist. Für mich ist es wichtig, das hier zu itieren. Er schreibt: Georgien muss als moderner, westlicher Staat überleben. Es geht jetzt nicht mehr um Saakaschwili und seine Regierung. Es geht auch nicht mehr um Konflikte mit Südossetien und Abchasien. Es geht um eine Frage, die für viele Nationen in der Welt von höchster Relevanz ist, vor allem für diejenigen auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion: Welchen way of life wollen sie, und dürfen sie souverän darüber entscheiden? abei müssen wir Georgien helfen. Wir müssen auch der Ukraine dabei helfen. Kollege Grund, Sie wissen darüber wie Frau Kofler ehr gut Bescheid. – Aber die Ukraine muss sich auch elber helfen. Sie muss ihre inneren Spaltungen überinden und aus Gründen der nationalen Bedeutung end ich zur konstruktiven Gemeinsamkeit in ihrem eigenen and kommen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Die SPD-Bundestagsfraktion – ich gehe davon aus,
ass dies auch für andere gilt – wird Delegationen in
iese, aber auch in andere Länder schicken, die in diese
onflikte eingewoben und davon betroffen sind. Wir
ollen auch nach Schweden fahren. Ich hoffe nicht,
ass Carl Bildt seine eigene Agenda über die politische
tellt. Es ist schon interessant, zu sehen, dass sich dort
egen die Ostseepipeline Gegner formiert haben, die mit
olchen Konflikten in Zusammenhang gebracht werden.

anchmal denke ich, das beste NATO-Mitglied für die-
enigen, die dort ihre Interessen verfolgen, nämlich die
ereinigten Staaten von Amerika, ist das Nicht-NATO-
itglied Schweden. Auch dies müssen wir aufzuarbei-

en versuchen.

Der Beitrag Deutschlands auf dieser internationalen
onferenz mit dem Außenminister und der Kanzlerin
ird zeigen, dass wir stabil genug sind, die Sache in den
ittelpunkt zu stellen und den Wahlkampf hintanzustel-

en. Die Zeit bis zur Wahl wird eh immer kürzer. Juli,
ugust und September geht es richtig los. Franz
üntefering ist gerade mitten unter uns.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich will in der verbleibenden Zeit darauf hinweisen
gleich wird mich Kollege Weisskirchen für die SPD-
raktion bewährt ergänzen –, dass wir über das Afgha-






(A) )


)

Walter Kolbow
nistan-Mandat – darin stimme ich Kollegen Trittin zu –
noch sehr viel diskutieren müssen. Diese Arbeit müssen
wir auf der Grundlage leisten, dass das, was wir bisher
getan haben, richtig ist. Dieses Mandat muss natürlich
aufgrund unserer Erfahrungen modifiziert werden.
Wichtig ist, dass wir die Afghaninnen und Afghanen
nicht alleinlassen können. All das, was auf afghanischer
Seite von Autoritäten und Zuständigkeiten bei der Koor-
dinierung, aber auch auf internationaler Ebene an Feh-
lern gemacht worden ist, muss aufgearbeitet werden.
Wir müssen schauen, was andere bisher falsch gemacht
haben, und ihnen in geeigneter Weise sagen, wie wir ver-
hindern können, dass Menschen bei diesen schlimmen,
aber manchmal notwendigen Auseinandersetzungen zu
Schaden kommen. Wir werden die Debatten um Afgha-
nistan inhaltlich zu führen haben, und zwar konstruktiv
und mit dem Willen, in der internationalen Gemeinschaft
unsere Rolle zu spielen und das Problem einer Lösung
zuzuführen.

Ich danke.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617505600

Für die FDP-Fraktion spricht nun der Kollege Jürgen

Koppelin.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1617505700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Zunächst einmal finde ich es sehr erfreulich, dass es in
der heutigen Diskussion zum Einzelplan 05 eine sehr
große Übereinstimmung der Fraktionen der Sozialdemo-
kraten, von Bündnis 90/Die Grünen, Union und auch der
FDP in der Außenpolitik gibt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das halte ich nicht nur für die Arbeit des Bundesaußen-
ministers, sondern auch für das Auswärtige Amt und
seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für wichtig.

Erlauben Sie mir an dieser Stelle eine ganz persönli-
che Bemerkung. Ich habe bewusst die Linken nicht mit
eingeschlossen, obwohl ich weiß, dass der eine oder an-
dere sich gerne an dem Konsens beteiligen würde. Ich
bin froh darüber, dass ich in meiner Fraktion immer die
Möglichkeit gehabt habe, zu begründen, warum ich nicht
für den Afghanistan-Einsatz bin. Wir tauschen die Ar-
gumente aus. Aber so, wie Sie argumentieren, Kollegin
Knoche – das muss ich leider feststellen –, schämt man
sich fast, so abgestimmt zu haben. Ich sage Ihnen ganz
offen: So geht es nicht. Ich habe immer Respekt vor den-
jenigen gehabt, die zu einer anderen Entscheidung ge-
kommen sind, weil ich davon überzeugt bin, dass es in
der Frage des Afghanistan-Einsatzes kein Schwarz-Weiß
gibt. Insofern fand ich Ihren Beitrag ausgesprochen
peinlich. Ich weiß, dass andere dies besser könnten. Ihre
Fraktion sollte sich überlegen, ob Sie bei solchen The-
men noch einmal ans Rednerpult geschickt werden.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Unsere Botschaften und Generalkonsulate – wir ha-
en weltweit 148 Botschaften, 53 Generalkonsulate und
5 Konsulate – arbeiten hervorragend. Trotzdem ist
das liegt zum Teil daran, was in der Vergangenheit in

hrem Amt gelaufen ist, Herr Bundesaußenminister; ich
ill an dieser Stelle nur andeuten, dass dafür ein Staats-

ekretär zuständig war, der jetzt woanders Dienst tut –
ei den Botschaften Personal abgebaut worden, aus
elchen Gründen auch immer. Ich könnte sie Ihnen nen-
en. Es kann nicht angehen, dass in unseren Botschaften
nd Konsulaten fast mehr Ortskräfte beschäftigt sind als
eutsche Mitarbeiter.

Ich will ein weiteres Beispiel nennen. Wir alle loben
ie dafür, dass Sie sich sehr für die auswärtige Kultur-
nd Bildungspolitik engagieren. Auch das wurde schon
ehrfach angesprochen, zum Beispiel von der Kollegin
riefahn im Zusammenhang mit dem Etat des Bundes-
anzleramts. Ihr Engagement ist zu begrüßen. Aber ha-
en Sie auch die kleinen Botschaften vor Augen? Wer
oll sich denn in diesen kleinen Botschaften, von denen
s viele gibt, bei einer so knappen personellen Besetzung
it der auswärtigen Kulturpolitik befassen? Sie würden

iese Aufgabe unglaublich gerne wahrnehmen, aber es
ehlt an notwendigem Personal. Insofern wäre ich sehr
ankbar, wenn Sie bei dem, was Sie erreichen wollen,
uch das im Blick hätten. Sie sollten sich fragen, ob das,
as Sie wollen, auch umgesetzt werden kann oder ob die
itarbeiter das in ihrem Tagesablauf gar nicht schaffen

önnen.


(Beifall bei der FDP)


Ich nenne ein anderes Beispiel. Ich bitte Sie, Herr
undesaußenminister, bei den kommenden Beratungen
er Frage nachzugehen, ob das noch akzeptabel ist. Im
uswärtigen Amt gibt es 150 Stellen im einfachen
ienst, deren Besoldung beschämend ist. Ich wäre Ih-
en sehr dankbar, wenn in Ihrem Haus überlegt würde,
as in diesem Bereich geändert werden kann. Die Be-

chäftigten sind genauso engagiert wie alle anderen. In
iesem Bereich muss dringend etwas geschehen. Das
ann nicht so bleiben.

Ich nenne noch einen anderen Bereich. Wir haben
iele Botschaften aus den 50er- und 60er-Jahren, und wir
aben viele Liegenschaften aus der ehemaligen DDR
bernommen. Hierfür müssen unglaublich schnell
norme Mittel eingesetzt werden. Außerdem muss ge-
lärt werden, wie wir uns in diesem Bereich engagieren
ollen, ob weiter gemietet werden soll, ob die Häuser re-
ovierungsbedürftig sind, ob sie gekauft werden sollen.

Ich bitte Sie sehr herzlich, Herr Bundesaußenminister
vielleicht haben Sie trotz Ihres vollen Programms die
öglichkeit dazu –, ein ernsthaftes Gespräch mit Ihrer
auabteilung zu führen. Vieles geht nicht an. Ich will
as an einem Beispiel verdeutlichen. In einem asiati-
chen Land gibt es eine kleine Botschaft mit einem Feu-
rlöschteich, der aus Sicherheitsgründen dringend erwei-
ert werden müsste. Was meinen Sie, wie viele Leute aus
er Bauabteilung schon erschienen sind, um sich diesen

(B)







(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin
kleinen Löschteich anzusehen? Es darf doch nicht wahr
sein, dass so viele Leute damit beschäftigt sind. Man
muss doch nur ein paar tausend Euro einsetzen, damit
die Erweiterung finanziert werden kann.

Die Beispiele ließen sich fortsetzen. Es gibt Bürokra-
tie noch und noch, leider auch in Ihrem Hause. Das
werfe ich Ihnen nicht vor, aber ich will Sie darauf hin-
weisen. Vielleicht können Sie einen Staatssekretär be-
auftragen, sich um diese Fragen zu kümmern.

Für wichtig halte ich vor allem, dass wir uns mit der
Besoldung unserer Mitarbeiter in den Botschaften befas-
sen. Gerade dann, wenn sich die Konjunktur gut entwi-
ckelt, stehen wir in Konkurrenz zur Wirtschaft. Wir wol-
len schließlich nach wie vor gute Leute bekommen.

Hier können Sie mit unserem Engagement rechnen.
Wenn wir gute Leute haben wollen, dann müssen wir sie
auch angemessen bezahlen. Die Berichterstatter zum
Einzelplan 05 sind gerne bereit, in den Auswärtigen
Ausschuss – Herr Kollege Polenz ist heute anwesend –
zu kommen. Ich bitte aber um eine gute Zusammenarbeit
und darum, uns nicht zu lange warten zu lassen.

Wir sind bereit, zusammen mit Ihnen und dem Aus-
wärtigen Ausschuss alles für die Angehörigen des Aus-
wärtigen Dienstes herauszuholen, was geht. Nach wie
vor bin ich der Auffassung, dass der Etat des Auswärti-
gen Amtes im Vergleich zum Gesamtetat viel zu klein ist.
Seine großen Aufgaben spiegeln sich nicht im Etat wider.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617505800

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Freiherr zu

Guttenberg für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



(CDU/ CSU)


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Herr Trittin, es ist eine Freude, von Ihnen so lie-
bevoll bemuttert zu werden. Sie befassen sich offenbar
mehr mit einzelnen Halbsätzen und Äußerungen aus
meiner Partei als mit dem außenpolitischen Wirrwarr in
Ihrer eigenen Partei. Davon haben wir in Ihrer leider nur
wenige Minuten dauernden Rede wenig gehört. Aber das
wäre durchaus darstellbar gewesen. Vor dem Hinter-
grund des Hinterhofs kann man sagen: viel Patio, aber
wenig Ratio in Ihren Äußerungen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich komme zu einem weiteren Thema, mit dem wir
uns dieser Tage befassen. Vielleicht sollte man Ihre hüb-
sche Pferdemetapher, die Sie für den amerikanisch-indi-
schen Nukleardeal benutzt haben, weiterdenken. Eine
Partei, der eigentlich etwas am Tierschutzgedanken gele-
gen ist, sollte auch ein Interesse an der Wiederbelebung
eines halb toten Gauls haben. Dieser Anspruch sollte
und kann erhoben werden. Die Alternative wäre im
Zweifelsfall – damit müsste man sich dann ernsthaft aus-

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(C (D inandersetzen –, im Status quo zu verharren, trotz der ünsche, die Sie geäußert haben und die nicht ganz alsch sind. Daran müssen wir weiter arbeiten. Herr Bundesaußenminister, diese Haushaltsdebatte ibt mir die seltene Gelegenheit, im Namen des ganzen auses den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Ausärtigen Amt sowie ihren Familien für eine entbeh ungsreiche und harte Arbeit von Herzen zu danken. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ch beziehe in meinen Dank auch die Helfer im zivilen
nd im militärischen Bereich ein, die im Ausland einge-
etzt sind und dort die Interessen unseres Landes vertre-
en und das Geltendmachen des Völkerrechts unterstüt-
en. Auch sie verdienen unseren Dank.

Im Hinblick auf das Auswärtige Amt – dort wird erst-
lassige Arbeit geleistet – sollten wir alle den Anspruch
rheben, die Traditionslinie aufrechtzuerhalten, wonach
ie Geeignetsten und die Besten für diesen Bereich zu
inden sind. Diese Tradition sollte fortgeführt werden.

ir sollten – das ist sowohl eine Aufgabe der Parlamen-
arier als auch der Bundesregierung – den Dienst wei-
erhin so attraktiv gestalten, dass man auch die
eeignetsten bekommt. Hierfür müssen natürlich Mittel
ereitgestellt werden – ich greife hier auf das zurück,
as Herr Koppelin gesagt hat –, und zwar nicht nur für
en Dienst hier in Berlin, sondern auch für die Auslands-
osten. Dieser Aufgabe haben wir uns alle zu stellen. Ich
laube, wir könnten hier noch etwas mehr Kraft investie-
en. Es darf nicht passieren, dass der Auswärtige Dienst
eine Attraktivität mehr entfaltet. Ich glaube, er ist wei-
erhin attraktiv. Aber er bedarf der entsprechenden Aus-
tattung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ein weiterer auch in meinen Augen sehr wichtiger
spekt, den Sie, Herr Bundesaußenminister, angespro-

hen haben und den auch die Bundeskanzlerin heute
orgen glücklicherweise dargestellt hat, ist die Stärkung

er auswärtigen Kulturpolitik. Das ist kein Orchi-
eenthema, sondern ein Thema, das als gesellschaftli-
her Brückenkopf weltweit unseren Interessen und der
urchsetzung gewisser kultureller Werte, die für uns im-
er eine Rolle spielen, dient. Hier ist der Abwärtstrend

estoppt worden. In den letzten beiden Jahren ist eine
eichte Aufwärtsbewegung erkennbar. Aber auch hier
arf noch mehr geschehen. Das sollten wir noch weiter
nterfüttern.

Diese Punkte und die Herausforderungen unserer
eit, vor denen wir stehen, sowie die großen Linien, die
eute angesprochen wurden, bedürfen weiterhin einer
ußenpolitik – Herr Kolbow, nun komme ich zu dem
on Ihnen angesprochenen Punkt; ich winde mich nicht
eraus –, die eine engstmögliche Abstimmung zwischen
en unterschiedlichen Planeten im Sonnensystem Bun-
esregierung gewährleistet; das ist richtig. Den einen
der anderen parlamentarischen Meteoriteneinschlag
erden sie schon aushalten, aber eine enge Abstimmung

st weiterhin entscheidend. Ich habe relativ wenig Sorge,






(A) )



(B) )


Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg
dass es allen Protagonisten in der ihnen eigenen sportli-
chen Eleganz auch in der derzeitigen Phase gelingt, den
Spagat zwischen gelegentlich notwendigem innenpoliti-
schen Gemurmel und außenpolitischer Verantwortung
darzustellen.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Er spricht über sich!)


Für das Gemurmel sorgen dann auch wir immer wieder
zuverlässig. Aber das sollte einer gewissen Gelassenheit
in dieser Frage nicht entgegenstehen.

Die nächsten zwölf Monate erfordern unabgelenkte
Aufmerksamkeit. Deswegen ist es aus unserer Sicht, si-
cherlich aber auch aus Ihrer, Herr Außenminister, so
wichtig, dass die Konzentration im Wesentlichen auf
dem außenpolitischen Geschehen bleibt. Keiner von uns
hat ein Interesse an einer Ausweitung der Konfliktsze-
narien, die heute schon angesprochen wurden, sei es der
Kaukasus, sei es der Nahe Osten, sei es Afghanistan, sei
es – hoffentlich nicht wiederkehrend – auf dem Balkan,
sei es in Teilen Afrikas oder sei es – das ist nicht nur eine
Fußnote wert – in leider wieder vergessenen Teilen
Asiens. Im Hinblick auf Asien haben wir uns in diesem
Jahr mit einem Bereich beschäftigt, der im Grunde schon
wieder gänzlich aus dem Blickwinkel verschwunden ist.

Dafür brauchen wir weiterhin eine starke, vernehm-
bare Stimme im manchmal doch – das wird sich leider
nie ganz verhindern lassen – polyphonen europäischen
Konzert, gerade auch gegenüber dem einen oder anderen
zu Hyperaktivität neigenden Nachbarn in Europa. Da
wird unsere Stimme von hohem Gewicht sein. Das gilt
gerade vor dem Hintergrund weiterhin schwelender klei-
nerer, aber manchmal auch größerer Friktionspotenziale,
die von näheren und ferneren Partnern gerne für ihre In-
teressen in Anspruch genommen werden. Die Bundes-
republik Deutschland, aber auch Europa sollte diesen In-
teressen keinen Vorschub leisten.

Wenn wir als starke und vernehmbare Stimme gehört
werden wollen, müssen wir in der Lage sein, zusammen-
zuführen. In diesem Zusammenhang sollte der Umstand
hervorgehoben werden, dass es dieser Bundesregierung
gelungen ist, die Kontinuitätslinie wieder herzustellen,
keine Exklusivpartnerschaften oder Ähnliches zu bilden
und das Zusammenführen in Europa und darüber hinaus
in den Mittelpunkt zu stellen. Das hat uns durchaus zur
Stärke gereicht und ist Ausdruck der gelungenen Außen-
politik der letzten drei Jahre. Das unterscheidet diese
auch von der Außenpolitik der Vorgängerregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir werden weiterhin eine Außenpolitik brauchen,
die das oft zitierte Wechselspiel zwischen Interessen
und Werten in eine verantwortungsvolle und darstell-
bare Balance bringt. Herr Bundesaußenminister, Sie
sprachen von der Ausbalancierung der neuen Kräfte im
globalen Geschehen. Darin muss sich aber auch die Ba-
lance der beiden genannten Faktoren passgenau einfü-
gen. Von daher ist es sicher richtig, dass in den vergan-
genen Jahren oftmals klar formulierte Interessen auch
von Ihnen, Herr Bundesaußenminister, dargestellt wur-
den. Aber wir können durchaus auch stolz sein auf den

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(C (D on der Bundeskanzlerin umgesetzten Anspruch, eine erteorientierte Außenpolitik zu gestalten. Das steht uns ls Land gut zu Gesicht und hat insgesamt zu einer kohäenten Außenpolitik geführt. Ohne in historisches Pathos zu verfallen, glaube ich agen zu können, dass sich die Außenund Sicherheitsolitik der letzten drei Jahre durchaus sehen lassen kann. s bleibt allerdings weiterhin erforderlich, die stets notendige strategische Fortschreibung vorzunehmen. azu müssen auch die nächsten Monate bis zu den Bunestagswahlen genutzt werden. Das gilt angesichts der symmetrien, vor denen wir stehen, aber auch ange ichts der einen oder anderen wiedergekehrten Symmerie. Wir haben in den letzten Jahren immer nur über symmetrien gesprochen. Das eine oder andere taucht etzt aber wieder symmetrisch am Horizont auf. Wir steen weiterhin vor Bedrohungsszenarien, die mittlerweile atalerweise schon eine klassische Trias darstellen: interationaler Terrorismus, Massenvernichtungswaffen und cheiternde oder gescheiterte Staaten. Beim Stichwort Massenvernichtungswaffen sei noch in Wort zur Abrüstung und Rüstungskontrolle gestatet. Wir sehen mit Freuden, dass dieses Thema eine Prioität in der Politik der Bundesregierung darstellt; über Inien wurde heute schon diskutiert. Gelegentlich ist es aber doch so, dass wir uns aus paramentarischer Sicht etwas mehr Schubkräfte wünschen ürden, gerade wenn es um die internationalen Prozesse nd Verhandlungen geht. Mit Verlaub, Herr Bundesußenminister, so stolz wir alle auf den Erfolg im Zuammenhang mit den Streubomben sind, wenn wir ganz hrlich sind, dann müssen wir feststellen, dass das eine arlamentarische Initiative war und wir Parlamentarier ie Bundesregierung letztlich zum Jagen getragen haen. Über das Ergebnis freuen wir uns, aber die Initiative am aus dem Bundestag. Den Stolz in dieser Frage sollen wir uns nicht nehmen lassen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es erwächst eine Vielzahl neuer Herausforderun-
en. Viele sind genannt worden. Dazu gehören der Kli-
awandel und die Demografie, dazu zählt die Ressour-

enversorgung. Wir sollten die Frage des Wassers nicht
änzlich ausklammern. Diese Frage befindet sich kaum
uf unserem Schirm, wenn wir über Konfliktszenarien
eden. Dazu gehören auch die Sicherheit unserer Kom-
unikationsnetze und andere Dinge. Insgesamt müssen
ir die eine oder andere konzeptionelle Lücke schließen,
ie wir noch sehen. Wir haben bislang tatsächlich – da
ebe ich den Vorrednern recht – keine grundsätzliche
trategische Neubewertung Pakistans. Lateinamerika
ürde noch etwas mehr Aufmerksamkeit nach richtigen
nd wichtigen Reisen vertragen. Ähnliches gilt für den
ran. Hier sind wir in einer kreativen Stagnation, aber
och nicht furchtbar viel weiter.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es gibt Auf-
aben über Aufgaben, die nicht in den Bereich der
nnenpolitik fallen, aber die uns, die wir in der Außen-






(A) )



(B) )


Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg
politik tätig sein dürfen, in den nächsten Monaten be-
schäftigen werden. Diese Felder erfordern unsere ganze
Konzentration. Ich bin sicher, dass es uns allen gelingen
wird, diese Konzentration aufzubringen, Ihnen, Herr
Bundesaußenminister, mit der Ihnen eigenen Kraft ganz
bestimmt. In diesem Sinne stehen wir nicht vor einem
schlechten Jahr, sondern vor einem, das uns fordern
wird.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das war jetzt weder Ratio noch Patio!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
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Nächster Redner ist nun der Kollege Michael Leutert

für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617506000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Beim Lesen des Haushaltsplanes dieses Jahres ging mir
ein Gedanke nicht mehr aus dem Kopf, und zwar das
neue Motto der Koalitionsfraktionen: Ja, wir brechen,
was wir versprechen. – Das können Sie gerne als Slogan
nächstes Jahr im Wahlkampf verwenden. Es ist traurig,
aber wahr. Am Ende der Wahlperiode muss festgestellt
werden, dass die schwarz-rote Regierung nicht nur die
Hoffnung der Bürger bitter enttäuscht hat, sondern noch
nicht einmal ihren eigenen Ansprüchen gerecht werden
konnte. Sie können gerne einen Blick in den Koalitions-
vertrag werfen. Dort steht schon in der Präambel:

CDU, CSU und SPD treten dafür ein, dass Deutsch-
land darauf dringt, Konflikte friedlich zu lösen.

Weiter im Hauptteil heißt es:

Gemeinsam ... setzen wir uns auch künftig für Frie-
den, Demokratie und Freiheit in der Welt ein.

Weiterhin werden die Stärkung der Abrüstung und Rüs-
tungskontrolle genannt. Auch heißt es – das wurde heute
schon mehrmals angesprochen –:

Die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik ist die
dritte Säule der deutschen Außenpolitik.

Das liest sich fast wie ein Flyer auf einer Linken-Demo.
Im Gegensatz zu uns Linken hatten Sie in den letzten
Jahren sowohl die Macht als auch das Geld, dies in Taten
umzusetzen.

Wenn man dagegen die Fakten betrachtet, ist die Bi-
lanz ernüchternd. In den vier Jahren, seitdem Schwarz-
Rot regiert, haben wir über 30 Milliarden Euro mehr an
Ausgaben zu verzeichnen, die natürlich der Bürger über
seine Steuern aufbringt.


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und die Bürgerinnen!)


– Entschuldigung, natürlich auch die Bürgerinnen! – Da-
von wurden rund 150 Millionen Euro innerhalb von vier

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(C (D ahren in die auswärtige Kulturund Bildungspolitik geteckt. Das ist nicht einmal ein halbes Prozent dieser ehrausgaben. Nicht einmal ein halbes Prozent dieser ehrausgaben wurde in vier Jahren zur Verfügung ge tellt, um die wichtige zivile dritte Säule – die auswärige Kulturund Bildungspolitik – zu stärken. Für eine andere Säule Ihrer Außenpolitik, nämlich en Verteidigungsetat, mobilisierte man dagegen – völig mühelos – innerhalb dieser vier Jahre über 7 Milliaren Euro. Auch das betrifft verantwortungsvolle Außenolitik. Sie haben einen mit 24 Milliarden Euro ohnehin chon hohen Verteidigungsetat übernommen und diesen etztendlich um ein Drittel auf die Summe von 31 Miliarden Euro aufgepumpt. So regiert die Friedensmacht PD, wie einmal plakatiert wurde, unter einer schwarzen anzlerin. Wenn aber China seinen Verteidigungsetat inerhalb von wenigen Jahren um einen solchen Anteil eröhen würde, dann wäre das Geschrei hier in diesem ohen Hause groß. Wir können uns an das Jahr 2006 er nnern. Damals ist das geschehen. Je mehr man ins Detail geht, desto bitterer wird es infach. Der heute hier zur Beratung anstehende Hausalt des Auswärtigen Amtes umfasst magere 3 Milliaren Euro. Das ist gerade einmal 1 Prozent des Gesamttats. Was die Bürgerinnen und Bürger nicht wissen, ist, as sich dahinter noch alles versteckt. So zahlt der Auenminister allein aus diesem Etat zum Beispiel 500 Milonen Euro für UN-Militäreinsätze. Weitere 10 Millioen Euro werden für die sogenannte Ausstattungshilfe ür andere Streitkräfte zur Verfügung gestellt. Unter dem euen Titel „Afrika-Initiative im Rahmen der deutschen 8-Präsidentschaft“ – man könnte denken, dass sich dainter etwas Gutes verbirgt – ist unter anderem die Fianzierung der African Standby Forces zu finden. Diese ahlen sprechen eine klare Sprache. Man kann durchaus on einer Militarisierung der deutschen Außenpolitik prechen. (Jürgen Koppelin [FDP]: Ach, komm! Aber doch nicht mit 1 Prozent!)


Von wirklich nachhaltiger und verantwortungsvoller
riedens- und Präventionspolitik ist keine Spur zu fin-
en.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Wer hat dir denn das aufgeschrieben? – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Das war der Referent aus dem Rosa-Luxemburg-Haus!)


Die Zahlen sprechen eine klare Sprache, oder nicht?
,5 Prozent gegenüber 20 Prozent im Verteidigungsetat. –
it diesen 33 Milliarden Euro hätte man wesentlich
ehr erreichen können, wenn man nachhaltig investiert

ätte, zum Beispiel in den Kampf gegen Aids, in die
berwindung des Hungers, in die Überwindung der Ar-
ut, in den Klimaschutz, in Demokratisierungsprojekte

sw. usf. Hätte man diese Projekte ambitioniert in An-
riff genommen, dann hätte man außenpolitisch höchst-
ahrscheinlich mehr Effekte erzielen können als das,
as in Afghanistan derzeit zu verzeichnen ist.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Michael Leutert
Nichtsdestotrotz haben Sie ein Versprechen sicherlich
gehalten. Im Koalitionsvertrag steht nämlich auch: „Wir
werden mutig sparen ...“ Gespart haben Sie natürlich,
aber, wie wir eben gesehen haben, an den falschen Stel-
len, an Stellen, an denen eh nichts mehr zu holen ist, und
nicht an Stellen investiert, durch deren Unterstützung die
Welt friedlicher und sicherer gemacht wird. Dort waren
Sie sehr zögerlich. Beim Verteidigungsminister haben
Sie dagegen kräftig draufgelegt. Damit haben Sie letzt-
endlich nicht nur Ihre Wahlversprechen gebrochen, son-
dern auch Ihren eigenen Koalitionsvertrag. Ich bin sehr
gespannt, wie Sie das nächstes Jahr Ihren Wählerinnen
und Wählern erklären möchten. Der neue Slogan der
Koalition „Wir brechen, was wir versprechen“ hat sehr
wohl seine Berechtigung. Viele Menschen werden Ihnen
allerdings nicht mehr Glauben schenken. Ich freue mich
schon jetzt sehr auf die Haushaltsverhandlungen in der
nächsten Legislaturperiode. Ich bin mir relativ sicher:
Die Linke wird hier dann in doppelter Mannschafts-
stärke vertreten sein.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617506100

Nächste Rednerin ist die Kollegin Kerstin Müller für

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr ge-
ehrter Herr Kollege Leutert, ich möchte noch etwas zu
Ihrem Beitrag sagen. Wenn ich mich richtig erinnere, ge-
hören die Beiträge an die Vereinten Nationen übrigens
auch zum Einzelplan, den wir hier beraten. Diese Bei-
träge als „Militarisierung der deutschen Außenpolitik“
zu bezeichnen, ist, finde ich, für eine Völkerrechtspartei
schon ziemlich danebengegriffen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Gerd Andres [SPD]: Die ganze Rede war doch Quatsch!)


Ich hätte noch ein paar andere Stellen – zivile Konflikt-
prävention und Ähnliches – nehmen können.

Ich möchte mich in meinem Beitrag auf Afghanistan
konzentrieren. Wenn es hier um die Grundlinien der
deutschen Außenpolitik geht, dann ist das ein Thema,
das wir nicht nur im Zusammenhang mit der Mandats-
verlängerung diskutieren sollten. Die eher schlechten
Nachrichten häufen sich in letzter Zeit. Im Zeitraum
vom 6. bis zum 31. August kam es auch im deutschen
Verantwortungsbereich, im Norden, zu Anschlägen. Es
gab zwei IED-Anschläge und ein Selbstmordattentat auf
Patrouillen der deutschen Soldaten, bei dem ein Soldat
starb, sowie den schrecklichen Vorfall an einem Check-
point, bei dem eine Frau und zwei Kinder ums Leben ka-
men.

Das zeigt: Die Sicherheitslage in Afghanistan, auch
im Norden des Landes, verschärft sich. Ich glaube, da
gibt es nichts zu beschönigen. Liebe Frau Kollegin

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(C (D noche, ich finde es dennoch – auch gegenüber unseren oldaten – absolut unangemessen, dass Sie diese Vorälle sofort für Ihre immer gleiche Forderung nach einem bzug aus Afghanistan instrumentalisieren (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


nd damit diesen Tod junger Soldaten dazu benutzen,
m in der Bevölkerung weiter Stimmung gegen diesen
insatz zu machen. Ich finde es unerträglich, das ausge-

echnet immer an dieser Stelle zu tun.

Auch wenn es eine Verschärfung der Sicherheitslage
ibt, ist es falsch und unverantwortlich, zu behaupten
auch das will ich hier sehr klar sagen –, deutsche Sol-

aten würden im Norden Krieg führen. Jeder, der sich
us vermeintlich noch so guten Gründen in der Art an
ieser Debatte beteiligt – das sind nicht nur die Linken;
s gibt auch andere in der Gesellschaft, die das tun –,
rägt meiner Meinung nach nicht zur Aufklärung bei,
ondern erweist der ganzen Sache einen Bärendienst.
as war jedenfalls ganz klar das Ergebnis einer Reise,
ie der Herr Kollege Nachtwei und ich im August unter-
ommen haben.

Die Bundeswehr führt im Norden nach wie vor kei-
en Krieg gegen Aufständische – aggressive Gegnerbe-
ämpfung, Terroristenjagd, das findet im deutschen Ver-
ntwortungsbereich unter ISAF nicht statt –, sondern sie
emüht sich um Gewalteindämmung und leistet, übri-
ens immer häufiger, schlicht Sicherheitsunterstützung
ür die afghanische Armee, die ANA.

Allerdings – das will ich an die Adresse der Bundes-
egierung sagen – geht die verschärfte Sicherheitslage
it einer extrem schlechten Stimmungslage in der Be-

ölkerung einher – das will ich von unserer Reise hier
inmal zur Kenntnis geben; das muss man sehr ernst
ehmen –, einer schlechten Stimmungslage gegenüber
er Regierung Karzai und damit verbunden zunehmend
uch gegenüber der internationalen Gemeinschaft. Von
nfänglicher Aufbaueuphorie ist also nichts mehr zu
püren. Der Vorwurf „massive Korruption“ ist in jedem
espräch ein Thema, ebenso der Vorwurf „Kollabora-

ion mit den Warlords“. Auch wird beklagt, dass kaum
twas von den Aufbaumitteln vor Ort ankommt.

Deshalb sage ich an uns alle und aus der Sicht einer,
ie den Einsatz deutscher Soldaten im Grundsatz unter-
tützt und will, dass er erfolgreich wird, sehr klar: Wenn
ir angesichts der Dynamik von sich verschärfender Si-

herheitslage und sich verschlechternder Stimmungslage
icht endlich einen Kurswechsel einleiten, dann – das ist
eine ganz große Befürchtung – wird dieser Afghanis-

an-Einsatz scheitern.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb ist es meiner Meinung nach – um es vorsich-
ig zu formulieren – nicht klug, dass die Antwort der
undesregierung, etwa mit dem letzte Woche beschlos-

enen Afghanistan-Konzept, ein schlichtes „Weiter so“
st.


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Ja!)







(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

Meiner Meinung nach fährt man damit den Einsatz vor
die Wand.

Herr Außenminister, Sie haben auf der Geberkonfe-
renz im Juni in Paris noch einmal klar gesagt, ein „Wei-
ter so“ dürfe es in Afghanistan nicht geben.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister: Gibt es auch nicht!)


– Doch. An den meisten Stellen gibt es das. Deshalb will
ich erneut sagen, was unserer Meinung nach „Kurswech-
sel“ bedeutet.

Gestern haben die UN noch einmal erklärt: Es gab
noch nie so viele zivile Opfer wie im August, und ich er-
innere an den Vorfall in Schindand, wo 90 Zivilisten, da-
von 60 Kinder durch Luftangriffe starben. Sie sagen, der
Strategiewechsel habe stattgefunden. Ich kann Ihnen
von unserer Reise nur berichten: Dieser Strategiewech-
sel hat am Boden nicht stattgefunden.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


Ich finde es falsch, zu sagen: Wir dürfen anderen
nicht vorhalten, was sie in ihrem Einsatzbereich viel-
leicht falsch oder anders machen. – Glauben Sie nicht,
dass die Afghanen im Norden oder im Westen oder in
Kabul nicht ganz genau beobachten, was im Süden und
im Osten passiert? In jedem Gespräch bekommen Sie
genannt, was wieder passiert ist, dass es zivile Opfer ge-
geben hat. Deshalb glaube ich, dass es ganz entschei-
dend ist, den Kurswechsel, der innerhalb der NATO viel-
leicht diskutiert wurde, aber im Süden und im Osten von
einigen Partnern offensichtlich nicht umgesetzt wird,
vorzunehmen. Diesen Kurswechsel müssen Sie von den
anderen Partnern in der internationalen Gemeinschaft
dringend einfordern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der zweite Punkt beim Kurswechsel ist, dass der zi-
vile Aufbau endlich Priorität bekommen und ins Zen-
trum des Unterstützungsmandats von ISAF gestellt wer-
den muss. Nur erwähnen möchte ich – wir werden es im
Rahmen der Diskussion des Mandats noch ausführlicher
darlegen –: Wenn wir zu einer sich selbst tragenden Si-
cherheit kommen wollen, dann muss der Aufbau von Ar-
mee und Polizei ins Zentrum. Armee, das ist eine rela-
tive Erfolgsgeschichte – das bekommt man überall zu
hören –; die Polizei, das ist immer noch ein Desaster.
Wir haben Interesse daran, dass die Polizei in Afghanis-
tan aufgebaut wird. Die EUPOL-Mission ist immer noch
nicht auf der richtigen Schiene. Wir sind massiv dafür,
dass das bilaterale Polizeiprojekt, das gut, aber immer
noch zu klein ist, ganz intensiv ausgebaut wird. Das ist
entscheidend, wenn es in naher Zukuft um eine Exit-
Strategie gehen und wenn dieser Einsatz erfolgreich sein
soll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617506200

Nächster Redner ist der Kollege Gert Weisskirchen

für die SPD-Fraktion.

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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! iebe Kerstin Müller, ein Blick in den Haushaltsentwurf eigt, dass ein Plus von 170 Millionen Euro bereitgetellt wird, um genau das zu untermauern und zu bestären, was der Herr Außenminister hier sagt, nämlich daür zu sorgen, dass der zivile Aufbau in Afghanistan estärkt und unterstützt wird und weitere Projekte in ang gesetzt werden. Das ist die Absicht, wenn wir saen, wir müssen im Land selbst einen Strategiewechsel oranbringen. Das betrifft die Bereiche Polizei, Schulen, asserprojekte, Elektrizität und Verkehr. Es geht darum, ie Infrastruktur zu stärken und zu unterstützen und daür mehr Finanzmittel in die Hand zu nehmen. Genau as ist der Strategiewechsel, der sich jetzt zusätzlich im aushaltsentwurf, den wir später verabschieden werden, bzeichnet. Ich möchte noch einen Gedanken des Kollegen u Guttenberg aus seiner Rede von vorhin zu werterientierter Außenpolitik aufgreifen. Man kann dies hetorisch immer wunderbar beschreiben. Es kommt ber immer darauf an, was das konkret bedeutet. Ich age mit aller Klarheit: Wer zum Beispiel durch die Mitel des Bundeshaushalts, durch die Unterstützung des ußenministers und beispielsweise auch durch die Un erstützung der SPD und der SPD-Bundestagsfraktion afür gesorgt hat, dass Boris Tadic eine Chance hat, als räsident gewählt zu werden, der ist dann auch derjeige, der versucht hat, die Demokratie und den europäichen Gedanken in Serbien zu unterstützen, zu verstären und nachher auch zu einem politischen Sieg zu erhelfen. Ich darf zurückfragen: Wer hat Kostunica als artner in der eigenen Parteifamilie? Liebe Kollegin Beck, Sie wissen es genauso gut, es eht immer darum, das konkret und präzise zu machen nd sich dann richtig für die Kräfte der Demokratie und ür die Kräfte zu entscheiden, die in die Europäische nion führen. Das kann man immer nur an konkreten eispielen machen. In Serbien haben wir das sehr deut ich gemacht. Das ist werteorientierte Außenpolitik. Lassen Sie mich noch einmal auf den Konflikt im üdlichen Kaukasus zurückkommen. Wir alle haben eien Moment lang in den Abgrund geblickt, als wir saen, was Anfang August dort stattgefunden hat. Ja, es ist o, Südossetien und Abchasien sind Teile eines ineinaner verhakten Bündels von ungelösten, nationalistisch egeneinander gerichteten und aufgeladenen Konflikten. n den 90er-Jahren wurde der Begriff „eingefrorene onflikte“ erfunden. Welche Verharmlosung! Diese wa en nicht eingefroren, sondern sie waren immer fast an er Oberfläche. Im Inneren gab es immer die Angst, dass ie explodieren könnten. Es ist der internationalen Staaengemeinschaft leider nicht gelungen – weder der insk-Gruppe der OSZE noch anderen –, das Bewusstein dafür, dass dort etwas explodieren kann, so ernst zu ehmen, dass wir darauf eine andere Antwort gegeben ätten, als wir sie gegeben haben. Gert Weisskirchen Das ist ein Versäumnis gewesen. Vielleicht sollten wir in der Außenpolitik zu den 90er-Jahren zurückkommen. Damals wurde immer versucht, Balance zu halten. Da, wo Länder das Recht haben, Mitglied der NATO zu werden, konnte immer ausgeglichen werden, denn es wurden Balancesysteme entwickelt, sodass Russland eine Chance hatte, sich politisch daran zu beteiligen. Ein Beispiel dafür ist der NATO-Russland-Rat. Ab einem bestimmten Zeitpunkt der Entwicklung ist dies versäumt worden. Deswegen gibt es jetzt einen Widerspruch. Wir unterstützen und unterstreichen unsere Politik vollständig berechtigt mit Absichten. Das sind natürlich die Absichten, die ausdrücken, dass wir der festen Überzeugung sind, dass die NATO-Mitgliedschaft auch im Interesse Russlands ist. Aber es gibt umgekehrt auch eine Art Perzeption in Russland, dass sich diese Entwicklung gegen die Interessen Russlands richtet. Es ist leider so. Wir müssen nun einerseits diesen Widerspruch erkennen und außenpolitisch andererseits versuchen – Kollege Hoyer hat vorhin indirekt darauf hingewiesen, ohne dass er den Namen der entsprechenden Person genannt hat –, dass die andere Seite, also Saakaschwili, zu einer Politik zurückkehrt, die Hans-Dietrich Genscher folgendermaßen charakterisiert hat: Außenpolitik ist kein Abenteuerspielplatz. Außenpolitik ist also kein Abenteuerspielplatz, bei der jeder einmal seine Muskeln zeigt. Wir alle müssen mithelfen, dass alle Beteiligten und alle Akteure auch die Interessen der anderen berücksichtigen und daraus richtige und vernünftige Schlüsse ziehen. Ich bin dankbar dafür, dass von der Bundeskanzlerin und vom Außenminister sich leidenschaftlich darum bemüht wurde, dafür zu sorgen, dass in dieser Krise alle zur Vernunft zurückkehren. Hier gibt es eine Gemeinsamkeit des Denkens und Handelns, die den Willen deutlich macht, dass die Europäer in solchen Krisensituationen vernünftig handeln, um zu versuchen, die gefährliche Gewaltspirale zu durchbrechen und in solchen Situationen dem Frieden eine Chance zu geben. Ich bin dankbar dafür, dass die Frau Bundeskanzlerin und der Außenminister in der entscheidenden Situation das Richtige getan haben. Herr Kollege, darf ich Ihren Redefluss unterbrechen? Mir liegt die Bitte nach einer Zwischenfrage der Kollegin Beck vor. Gerne. Marieluise Beck GRÜNEN)

Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1617506300

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: So ist es!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617506400
Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1617506500

Lieber Kollege Weisskirchen, wir sind ja als Obleute
zusammen unterwegs gewesen und haben versucht,
diese Krisenregion zu bereisen. Sie haben eben davon
gesprochen, dass Politik kein Abenteuerspielplatz sei.
Ich frage Sie, ob Sie damit darauf abgestellt haben, dass
die Saakaschwili-Regierung möglicherweise – wir wis-

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(C (D en das ja bis heute nicht definitiv – eine Dummheit beangen hat, indem sie russische Truppen und die Stadt chinwali angegriffen hat. Ich habe bewusst „möglichereise“ gesagt und möchte das auch noch einmal betoen. Teilen Sie auch meine Einsicht, dass wir bisher noch eine belastbaren Erkenntnisse darüber haben, was sich m Zeitraum zwischen dem 1. und 8. August abgespielt at? Meines Wissens hat die OSZE bisher noch keine Inormationen darüber nach außen gegeben. Teilen Sie vielleicht auch meine Überlegung, dass die on Medwedew aufgestellten fünf außenpolitischen rinzipien, die beunruhigenderweise wieder das Recht uf Einflusssphären reklamieren, durchaus strategisch arauf angelegt gewesen sein könnten, aus dem Südkauasus wieder einen Teil herauszubrechen und in die Einlusssphäre Russlands zurückzuholen? Teilen Sie auch meine Auffassung, dass das Austeilen on russischen Pässen in Abchasien und Südossetien ölkerrechtswidrig war und von daher ein bedenklicher chritt der russischen Außenpolitik gewesen ist? Liebe Kollegin Beck, zunächst einmal glaube ich, ass es richtig wäre – wenn ich es richtig sehe, hat sich ie Bundesregierung insbesondere im Europäischen Rat it anderen darauf verständigt –, eine unabhängige nternationale Untersuchung durchzuführen, um heauszufinden, was wirklich geschehen ist. Ich teile diese uffassung. Auch wir haben uns, als wir zusammen in oskau und Kiew waren – Sie waren später auch noch n Tbilissi –, diese Auffassung zu eigen gemacht. Es ist lso verfrüht, eine Entscheidung darüber zu treffen, wer n dem Konflikt schuld ist. (Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Das ist sehr gut!)

Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1617506600

Ja, ja.

Hinzuzufügen wäre allerdings, dass aufgrund des Be-
ichts der OSZE – ich denke, Sie können ihn sicherlich
ekommen –, in dem chronologisch festgehalten ist, was
eschehen ist, durchaus die Frage berechtigt ist, inwie-
eit Saakaschwili eine bestimmte Situation – Sie haben
ieses Verhalten als „möglicherweise eine Dummheit“
eschrieben – ausgenutzt hat. Das mag so sein. Ich
ürde sagen, lasst uns das sorgfältig prüfen und dann zu

inem Ergebnis kommen.

Das Dritte, was ich sagen will: Sie fragten nach
edwedews fünf Prinzipien. Wenn Sie sich diese fünf

rinzipien genau anschauen, werden Sie feststellen, dass
s einen inneren Widerspruch zwischen den ersten drei
nd den letzten beiden Prinzipien gibt.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das stimmt!)


ch finde, dass es jetzt unserer Seite obliegt, im Gespräch
it Moskau präzise darüber zu debattieren. Nummer

ins besagt: Internationales Recht hat immer Vorrang.
ie ist das mit dem fünften Prinzip in Übereinstimmung

u bringen, nach dem es, wenn Sie so wollen, so etwas






(A) )



(B) )


Gert Weisskirchen (Wiesloch)

wie eine nachbarschaftsorientierte Einflusspolitik geben
darf? Darüber müssen wir mit Moskau debattieren, da-
mit uns klar wird: Was will Moskau eigentlich künftig?
In Punkt drei der Prinzipien von Medwedew heißt es,
Russland will eine konstruktive, nicht konfrontative
Rolle im multipolaren System der Welt spielen. Das
passt alles nicht zusammen und ist, denke ich, eine gute
Gelegenheit, uns mit Moskau darüber zu unterhalten:
Was wollt ihr? Welche Rolle wollt ihr künftig spielen,
und welche Möglichkeiten haben wir als EU und
Deutschland, zu beeinflussen, dass Moskau zurückkehrt
zur politischen Rationalität, die wir alle in Europa brau-
chen?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


Ich möchte, liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn
das gestattet ist, noch auf einen bestimmten Punkt hin-
weisen, der mir am Herzen liegt; denn der Konflikt im
südlichen Kaukasus ist möglicherweise – jemand hat das
vorhin angesprochen – nicht das Ende einer Konflikt-
situation und bestimmter Prozesse, sondern der Anfang.

Liebe Kollegin Beck, Sie wissen so gut wie ich: Man-
che von uns haben analytisch noch gar nicht verstanden,
wo der innere Konflikt wirklich liegt. Er liegt darin be-
gründet, dass das Stalin’sche System der Herrschaft mit
Territorium, Nationalität, Grenzen und hierarchischer
Rolle der Russen zusammenhängt. Das war ein teufli-
sches hierarchisches System, das er erfunden hat.


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die Intervention war jetzt keine Beseitigung von Stalin’scher Politik!)


– Vorsicht, Frau Beck! Das sind alles „longues durées“,
lange Linien der Geschichte, die jetzt wieder zum Vor-
schein kommen.


(Gerd Andres [SPD]: Wie heißt der Genosse?)


– Entschuldigung, das ist ein Begriff aus der französi-
schen Geschichtswissenschaft; es sind die langen Linien,
die der Außenminister hier vorhin beschrieben hat.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Die Schlangenlinien?)


– Die langen Linien, Herr Kollege Kauder! Für Schlan-
genlinien sind andere zuständig, nicht der Außenminis-
ter.


(Beifall des Abg. Axel Schäfer [Bochum] [SPD] – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zwei Maß!)


Ein zentraler Punkt ist, dass das geschichtliche Erbe,
wenn Sie so wollen, des Stalin’schen Missverständnisses
von Ethnien, Territorien und Nationalität in Russland
noch nicht aufgearbeitet ist. Es kommt darauf an, alles
zu tun, dass nicht unter ganz bestimmten Bedingungen
genau diese Gefahrenmomente wieder hervorkommen,
hervorgezogen werden, und so in Russland ein neues fal-
sches außenpolitisches Verständnis erzeugt wird. Wenn
es uns gelingt, in den Debatten mit Russland deutlich zu
machen, dass Russland eine Chance hat, sich selbst in-
nerlich zu modernisieren, wenn es die Partnerschaft mit

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(C (D er Europäischen Union innerlich akzeptiert und diese artnerschaft im eigenen Land durchsetzt, dann wird ussland für uns der Partner der Zukunft bleiben. Ich enke, das müsste die Hoffnung von uns allen sein. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617506700

Nun hat das Wort die Kollegin Erika Steinbach für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Erika Steinbach-Hermann (Plos):
Rede ID: ID1617506800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ie Debatte über den Einzelplan 05 des Auswärtigen
mtes hat deutlich gemacht – ich fand, sie war auf ei-
em sehr hohen Niveau; wir sind ja fast am Ende –, dass
ie Bundesregierung eine abgewogene Außenpolitik
acht, dass Kanzlerin und Bundesaußenminister mit
aß und Mitte handeln und die Bundesregierung im

uropäischen Konzert diejenige Kraft ist, die versucht,
berschießende Emotionen wieder einzufangen und un-
ere europäische Gesamtpolitik auf dem richtigen Wege
u halten.

Zu den Aufgaben unserer Außenpolitik gehört auch,
ass wir über Deutschlands Beitrag zur Förderung von
emokratie und Menschenrechten weltweit sprechen
nd uns darin engagieren, eine wertegebundene Außen-
olitik zu betreiben. Wir sollten über Deutschlands
umanitären Beitrag für die Opfer von Notsituationen
prechen – seien es nun Naturkatastrophen wie Über-
chwemmungen, Erdbeben, Epidemien, seien es die Fol-
en von kriegerischen Auseinandersetzungen. Wir wis-
en: Menschenrechte und humanitäre Nothilfe sind ein
ntegraler Bestandteil unserer deutschen Außenpolitik.

In Gesprächen mit unseren Bürgern vor Ort können
ir feststellen, dass die humanitäre Nothilfe auf ein

echt hohes Maß an Akzeptanz stößt. Etwas anders – das
rlebe jedenfalls ich immer wieder – sieht es leider im
ereich der Förderung der Menschenrechte aus. Wir

ollten uns erst einmal um unsere eigenen Probleme
ümmern, so ein häufiger Kommentar dazu. Diese Sicht-
eise verkennt jedoch – das muss man deutlich machen –,
ass die Missstände in anderen Ländern auch uns in
eutschland früher oder später einholen werden, wenn
ir uns nicht frühzeitig darum kümmern und versuchen,
as Übel an der Wurzel zu packen und die Not zu be-
ämpfen, um zu verhindern, dass wir am Ende davon
berrollt werden – unabhängig davon, dass wir dies na-
ürlich auch aufgrund unseres eigenen Werteverständnis-
es weltweit tun.

Wenn wir uns den Globus anschauen, dann sehen wir
nendlich viele Brennpunkte. Allein die letzten Wochen
nd Monate sowie die Debatte heute haben gezeigt, wo
berall es knirscht und es Verwerfungen gibt.

China war lange ein Thema für uns. Mit Ende der
lympischen Spiele ist es etwas aus dem Fokus geraten.
ber ungeachtet aller sportlichen Erfolge muss man
onstatieren, dass die Menschenrechtssituation in China






(A) )



(B) )


Erika Steinbach
bei Gott kein Ruhmesblatt ist. Die in- und ausländischen
Medien konnten nicht frei berichten. Eine spürbare Ver-
besserung der Freiheitsrechte, was der chinesischen Be-
völkerung und den Initiatoren der Olympischen Spiele
versprochen wurde, hat es am Ende nicht gegeben. Ein
Land, das sich so wenig um den Schutz der Menschen-
rechte kümmert – das sollten wir als ein großes Wirt-
schaftsland wissen –, kümmert sich noch viel weniger
um den Schutz der Patentrechte, was für unsere deutsche
Wirtschaft wichtig ist.

Schauen wir nach Afrika. Das Elend der verfolgten
Menschen im Sudan und insbesondere in Darfur ist un-
aussprechlich. Ich erinnere an die Flüchtlingsbewegun-
gen aus Afrika. In vielen Teilen Afrikas machen sich die
Menschen tagtäglich auf den Weg und kommen an den
europäischen Küsten an. Die Ausläufer erreichen auch
uns hier im Lande.

Ein anderes Spielfeld: Nicht nur im Irak, sondern
auch im Südosten der Türkei, in einem Land, das Mit-
glied der Europäischen Union werden will, gibt es neue
Fälle von Verfolgungen und Rechtlosigkeit von Chris-
ten. So wird das Kloster Mor Gabriel, geistlicher Mittel-
punkt der syrisch-orthodoxen Kirche, mit Strafprozessen
überzogen und ist aktuell von Enteignung bedroht. Dazu
muss man wissen: Es ist eines der ältesten Klöster. Es
wurde 397 nach Christus gebaut. Diese Art des Um-
gangs mit Religionsfreiheit ist, wie ich meine, eine
Schande für einen EU-Aspiranten, für ein Land, das Mit-
glied der Europäischen Union werden will.

Schauen wir nach Indien. Jüngst gab es dort Verfol-
gungen von Christen durch Hindus. Christen werden bei
Gewaltaktionen zunehmend zur Zielscheibe. Kirchen,
Schulen, Häuser werden angezündet; Priester und Non-
nen auf offener Straße ausgezogen und nackt dem Pöbel
vorgeworfen. All das ist etwas, was uns nicht kaltlassen
kann und nicht kaltlassen darf. Der Erzbischof von Neu-
Delhi, Vincent Concessao, hat etwas sehr Richtiges ge-
sagt: Fundamentalisten haben keinen Respekt vor den
Menschenrechten. Ich sage: Nicht nur vor Christen ha-
ben sie keinen Respekt; sie haben auch vor der Würde
des Menschen keinen Respekt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das, was wir in Georgien und im Kaukasus gesehen
haben, das Elend des Krieges und die Not der Bevölke-
rung bei Flucht und Vertreibung, all das geschieht vor
unserer Haustür, auf unserem Kontinent. Wir alle wis-
sen, dass dieser Konflikt das Potenzial hat, weitere ethni-
sche Konflikte nach sich zu ziehen.

Herr Kollege Weisskirchen, ich glaube, dass die For-
mulierung „eingefrorene Konflikte“ den Sachverhalt
richtig beschreibt. Die neuen Freiheiten lassen all das
auftauen, was sich über Jahrzehnte angestaut hat. Dahin-
ter stecken viele Befindlichkeiten, und zwar sowohl auf
der russischen Seite – die Russen fühlen sich in ihrer
Seele verletzt, sie fühlen sich entwertet und entmachtet;
sie haben das Gefühl, dass ihnen etwas von ihrer Würde
genommen wurde – als auch bei den kaukasischen Völ-

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(C (D ern, die sagen, dass sie unterdrückt wurden. Jeder will ich entfalten. Angesichts dessen ist es gut, dass die undeskanzlerin und der Bundesaußenminister versuhen, mäßigend einzuwirken und es nicht zu weiteren skalationen kommen zu lassen. Bei all dem Leid, das wir auf der Welt vorfinden, düren wir eines aber nicht verkennen: Es gibt Fortschritte, enn sie auch nicht immer so groß sind, wie wir uns das ünschen. Die Verhaftung von Radovan Karadzic ässt hoffen, dass eines der dunkelsten Kapitel der jüngsen kerneuropäischen Geschichte demnächst aufgearbeiet wird. Die Familien der Opfer können endlich einen ewissen Trost finden und darauf hoffen, dass ihr Famiienschicksal nicht untergeht. (Beifall des Abg. Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg [CDU/CSU])


In Usbekistan hat die Regierung Anfang des Jahres
ie Todesstrafe abgeschafft. Es gibt zwar noch immer
iele Defizite in diesem Land, das ist aber ein erster
chritt. Auch dies ist ein Zeichen dafür, dass jahrelanger

nternationaler Druck Wirkung erzeugt hat.

Indem man etwas lobt und hervorhebt, kann man
anchmal mehr erreichen, als wenn man tadelt. Deswe-

en sollten wir uns, so glaube ich, hin und wieder dazu
ntschließen, solch positive Dinge beim Namen zu nen-
en.

Ständig wird an uns die Frage gerichtet: Warum
ischt sich Deutschland überhaupt ein? Diese Frage

ennt jeder Politiker in diesem Saal aus der eigenen Fa-
ilie oder der Nachbarschaft. Die Antwort ist aus-

ahmsweise, was in der Politik sehr selten ist, wirklich
infach: Die Menschenrechtsverletzungen auf dieser
elt machen nicht vor Deutschlands Haustür halt. In ei-

er globalisierten Welt spüren wir alle früher oder später
ie Auswirkungen von Konflikten, sei es in Form von
rmutsflüchtlingen, sei es durch Asylbewerber oder
urch terroristische Anschläge. Deshalb ist es für uns
lle zwingend erforderlich, Menschenrechte einzufor-
ern und Demokratien zu stabilisieren. Das liegt im Inte-
esse der Menschlichkeit und nicht zuletzt in unserem
reigenen Interesse.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617506900

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort der

ollegin Marieluise Beck von Bündnis 90/Die Grünen.

Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE
RÜNEN):
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Am Ende dieser

ebatte möchte ich noch einmal deutlich festhalten, dass
ir uns bezüglich des Kaukasus-Konflikts darüber im
laren sind, dass eines vollkommen unumstößlich ist,
ämlich das Recht der Menschen auf Rückkehr in ihre
äuser. Es gibt keine Toleranz gegenüber nationalen Se-

essionsbewegungen, die auf künstlich geschaffene, eth-






(A) )



(B) )


Marieluise Beck (Bremen)

nisch homogene Staaten abzielen, die nur existieren kön-
nen, weil vorher in massivem Maße Vertreibung
stattgefunden hat. Wir müssen uns noch einmal klarma-
chen, dass das auch für Abchasien und Südossetien gilt.

In Abchasien haben 1989 noch über 500 000 Men-
schen gelebt. 95 000 davon waren Abchasen. 400 000 wa-
ren Armenier, Russen, Griechen, Georgier, also andere
Ethnien. In einem Gebiet wie dem Kaukasus mit hundert
unterschiedlichen Ethnien besteht keine Chance, Staaten
entstehen zu lassen, quasi zu basteln, die nicht multi-
ethnisch sind. Das sollten wir hier noch einmal deutlich
unterstreichen.

Wir werden nicht vergessen, dass alle georgischen
Dörfer in Südossetien zerstört und niedergebrannt wur-
den. Die Menschen können nicht dorthin zurückkehren.
Bisher ist das Recht auf Rückkehr von der internationa-
len Gemeinschaft nicht verhandelt worden.

Ich wünsche mir, dass wir hier sehr deutlich betonen:
Die Rückkehr der Flüchtlinge nach Südossetien und
Abchasien als auch in die sogenannte Pufferzone ist das
Erste, was passieren muss.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617507000

Frau Kollegin Steinbach, wollen Sie erwidern?


(Erika Steinbach [CDU/CSU]: Nein!)

– Das ist nicht der Fall.

Dann hat das Wort der Kollege Dr. Stephan Eisel von
der CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Stephan Eisel (CDU):
Rede ID: ID1617507100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich zum
Schluss dieser Debatte noch zum Stichwort „Europapoli-
tik“ kommen. Auf dem Stimmzettel des irischen Refe-
rendums vom 12. Juni 2008 – ich habe ihn einmal mit-
gebracht –


(Der Redner hält ein Schriftstück hoch)


findet sich weder das Wort „Europa“ noch das Wort
„Lissabonner Vertrag“. Die gestellte Frage lautete: Sind
Sie einverstanden mit dem Vorschlag, die Verfassung um
den im unten genannten Gesetz genannten Zusatz zu er-
weitern? – Wer wollte, konnte im Wahllokal dieses
28. Verfassungsänderungsgesetz einsehen, ein 18-seiti-
ges rechtstechnisches und unverständliches Dokument.
So kann man Europa den Bürgern nicht nahebringen.
Europas Zukunftsfragen darf man nicht verstecken, son-
dern man muss sie offen ansprechen, wenn man die Un-
terstützung der Bürger für die europäische Integration
haben will.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diese Fragen liegen auf der Hand: Warum soll es mit
der europäischen Integration überhaupt weitergehen?
Wie kann Europa demokratischer werden? Wo liegen die

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(C (D renzen der Erweiterung? Wo muss Europa sein Geicht in der Weltpolitik stärker einbringen? Nie wieder rieg, nie wieder Diktatur – das war ursprünglich das iel der Gründung der Europäischen Union, und es war rfolgreich. Krieg und Diktatur in ganz Europa auszulöchen, Demokratie und Frieden zu etablieren, das war as zweite große Ziel. Auch dies wurde verwirklicht. eichen diese Erfolge nicht aus? Wozu brauchen wir berhaupt die weitere europäische Integration? Wir alle sind mit einem eurozentristischen Weltbild ufgewachsen, aber uns Europäern muss klarer werden, ass wir nur ein kleiner Teil dieser Welt sind. Nur etwa ,5 Prozent der Weltbevölkerung leben in den Mitgliedtaaten der Europäischen Union. Wir können als Mindereit in der Weltgesellschaft unsere Werte, unsere politiche Kultur, unsere Lebensweise und unseren Wohlstand ur bewahren, wenn wir noch enger zusammenarbeiten. ach der Selbstfindung der Europäer durch die Veranke ung von Frieden und Freiheit auf dem eigenen Kontient ist die Selbstbehauptung Europas in der zusammenachsenden Welt neue Legitimation für den Fortgang er europäischen Integration. Für diese Aufgabe braucht uropa mehr Handlungsfähigkeit und bessere demokra ische Kontrolle. Dabei ist der Lissabonner Vertrag nicht as Problem, sondern unverzichtbarer Teil der Problemösung. Deshalb brauchen wir diesen Vertrag. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Auch die EU-Erweiterungspolitik muss vom Kopf
uf die Füße gestellt werden. Die sogenannten Kopenha-
ener Kriterien legen fest – ich zitiere mit Erlaubnis des
räsidenten –:

Als Voraussetzung für die Mitgliedschaft muss der
Beitrittskandidat eine institutionelle Stabilität als
Garantie für demokratische und rechtsstaatliche
Ordnung, für die Wahrung der Menschenrechte so-
wie die Achtung und den Schutz von Minderheiten
verwirklicht haben; …

Es ist nach meiner Meinung nicht richtig, Beitrittsver-
andlungen mit Ländern aufzunehmen, die diese Voraus-
etzungen nicht erfüllen. Beitrittsverhandlungen sind
ein pädagogischer Prozess, um die Voraussetzungen für
en Beitritt zu erreichen, sondern verhandelt wird da-
über, wie der Beitritt mit den Ländern organisiert wird,
ie diese Voraussetzungen erreicht haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


eswegen sehen wir heute, dass die aus meiner Sicht
bereilte Aufnahme von Rumänien und Bulgarien uns
interher Probleme macht. Herr Außenminister, ich
tehe auch verfrühten Beitrittsofferten, zum Beispiel an
erbien, skeptisch gegenüber.

Es gibt eine andere Unehrlichkeit in der Erweite-
ungspolitik, die angesprochen werden muss. Ich plä-
iere dafür, dass wir diese Frage enttabuisieren. Im EU-
ertrag heißt es:

Jeder europäische Staat … kann beantragen, Mit-
glied der Union zu werden.

Die geografische Komponente ist also ein Beitrittskri-
erium und muss endlich enttabuisiert werden. Geogra-






(A) )



(B) )


Dr. Stephan Eisel
fisch nicht zu Europa zu gehören, ist keine Diskriminie-
rung. Das gilt auch für die Türkei. Wer nicht auf dem
europäischen Kontinent liegt, hat keinen Anspruch auf
Mitgliedschaft in der Europäischen Union, sehr wohl
aber auf freundschaftliche Nachbarschaft und bei glei-
chem Wertefundament auch auf privilegierte Partner-
schaft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In diametralem Gegensatz zu dieser freundlichen
Nachbarschaft steht die völkerrechtswidrige russische
Militärintervention in Georgien. Man kann durchaus
Kritik an der georgischen Regierung üben. Aber nichts
an ihrem Verhalten rechtfertigt, dass russische Truppen
in Georgien einmarschiert sind.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es war wichtig, dass die EU darauf einheitlich re-
agiert hat. Wir sollten wirklich besorgt sein, welche Mo-
tivation hinter diesem Schritt der russischen Regierung
stand. An dieser Stelle möchte ich in Erinnerung rufen,
was Wladimir Putin in seiner Rede zur Lage der Nation
am 25. April 2005 gesagt hat – ich zitiere –:

Der Zusammenbruch der Sowjetunion war geopoli-
tisch die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts.

Was ist das eigentlich für ein Geschichtsbild? In diesem
Jahrhundert sind andere Katastrophen geschehen. Der
Zusammenbruch der Sowjetunion war gar keine Kata-
strophe, sondern eröffnete die Chance auf Freiheit und
Demokratie, die Michail Gorbatschow und Boris Jelzin
ergriffen haben. Ich bedaure sehr, dass die innere Ent-
wicklung Russlands nun wieder hin zu mehr Autokratie
geht.

Wir Deutsche sollten die Sorgen der Nachbarn Russ-
lands ernst nehmen und dürfen ihre Erfahrungen nicht
geringachten. Wenn es darum geht, wie man innerhalb
der Europäischen Union mit diesem Thema umgeht, ist
wichtig, dass sich die Europäische Union einig ist. Aller-
dings muss man immer das Ziel im Blick haben, wofür
diese Einigkeit besteht. Wir müssen das Gewicht der
Europäischen Union für Demokratie und Achtung des
Völkerrechts in der Welt einsetzen. Wenn wir uns nicht
auch nach außen für die Werte, die bei uns im Innern
gelten, einsetzen, dann relativieren wir ihre Bindungs-
kraft auch in unseren Gesellschaften.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617507200

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

nicht vor.

Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums der Verteidigung, Einzelplan 14.

Als erster Redner hat der Bundesminister Dr. Franz
Josef Jung das Wort.

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(C (D Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidiung: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Eine angemessene Finanzausstattung der Buneswehr ist Grundvoraussetzung für die Einsatzfähigkeit nd die Leistungsfähigkeit unserer Armee und damit rundvoraussetzung für die Gewährleistung von Sichereit sowie von Frieden und Freiheit der Bürgerinnen und ürger in der Bundesrepublik Deutschland. Deshalb ist s notwendig und richtig, dass wir der Bundeswehr mit iesem Haushalt die finanzielle Unterstützung geben, ie sie braucht, um ihren Auftrag auch in Zukunft optial erfüllen zu können. Meine Damen und Herren, ich hatte während der ommerpause die Gelegenheit, an 35 Standorten in eutschland und auch in Afghanistan Truppenbesuche urchzuführen und mich davon zu überzeugen, wie gut usgebildet, wie gut ausgerüstet und wie gut motiviert nsere Soldatinnen und Soldaten sind. Ich denke, es ist otwendig, dass wir die finanziellen Grundlagen schafen, um diesen Zustand aufrechterhalten zu können. Da häufig darauf hingewiesen wird, dass die Mittel es Verteidigungshaushaltes wieder erhöht werden, öchte ich unterstreichen, dass auch die Aufgaben der undeswehr gestiegen sind. Ich möchte an Folgendes er nnern: Im Rahmen des Afghanistan-Einsatzes hat eutschland die Luftaufklärung für Gesamtafghanistan bernommen und ist für Tornadoeinsätze zuständig soie für die schnelle Einsatztruppe im Norden des Lanes, die Quick Reaction Force. Außerdem wollen wir nsere Ausbildungsanstrengungen erheblich verstärken. Wie Sie wissen, ist Deutschland auch auf dem Balkan it dem größten Kontingent vertreten. Neu hinzuge ommen sind das UNIFIL-Mandat vor der Küste des Lianon – darüber haben wir bereits gestern gesprochen, nd darüber werden wir auch heute noch diskutieren –, NMIS und UNAMID, die Einsätze im Sudan und in arfur. Darüber hinaus leisten wir im Rahmen der Ope ation Enduring Freedom am Horn von Afrika einen Beirag. Vor uns liegt noch ein Mandat zur Pirateriebekämpung, über das auf europäischer Ebene noch diskutiert ird. Man muss ehrlich miteinander umgehen und feststelen: Weitere Aufgaben im Interesse der Sicherheit unsees Landes erfordern auch weitere finanzielle Unterstütung. Nur dann können unsere Soldatinnen und Soldaten hre Aufgaben optimal erfüllen. Meine Damen und Herren, hierbei geht es auch daum, dass wir immer wieder aktualisieren, was die Frage es Schutzes im Bereich der Ausrüstung für unsere Solatinnen und Soldaten ausmacht. Wir haben derzeit 00 geschützte Fahrzeuge in Afghanistan. Zudem haben ir die Aufklärung verstärkt. Außerdem haben wir die echnischen Mittel verstärkt. Wir haben Planungen, die eispielsweise einen zusätzlichen Schutz für die Feldlaer einbeziehen. Bundesminister Dr. Franz Josef Jung Ich halte es für notwendig und wichtig, dass, wenn wir Soldatinnen und Soldaten in unserem Auftrag, im Auftrag des Deutschen Bundestages, in riskante Auslandseinsätze entsenden, wir ihnen auch den optimalen Schutz mitgeben, um diesen Auftrag erfüllen zu können. Deshalb werden wir uns weiterhin finanziell engagieren, um diesen Schutz für unsere Soldatinnen und Soldaten immer wieder zu optimieren. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch eine Bemerkung zu der aktuellen Situation in Afghanistan machen. Es ist unbestritten, dass sich die Sicherheitslage verschärft hat. Auf der anderen Seite darf man aber nicht verkennen, welche zusätzlichen Aktivitäten die Bundesregierung im Hinblick auf den zivilen Wiederaufbau vorgenommen hat. Ursprünglich hatten wir 80 Millionen Euro vorgesehen. Mit der Pariser Konferenz sind es 140 Millionen Euro geworden. Im Zusammenhang mit dem Afghanistan-Konzept haben wir zusätzliche 30 Millionen Euro unter dem Aspekt der Nahrungsmittelversorgung vorgesehen. Insgesamt sind also 170 Millionen Euro eingeplant. Ich halte es für notwendig und wichtig, dass wir insbesondere im Rahmen unserer regionalen Verantwortung diese zivilen Wiederaufbauprojekte weiter vorantreiben können. Im Norden Afghanistans haben wir über 800 Projekte umgesetzt. Energieversorgung, Wasserversorgung, Infrastruktur, Straßenbau, Schulen, Kindergärten und medizinische Versorgung, all das sind entscheidende Punkte, um das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. Deshalb sage ich noch einmal: Wir brauchen keinen Strategiewechsel, sondern wir müssen unsere Strategie der vernetzten Sicherheit im gesamten Land Afghanistan umsetzen. Was wir beim NATO-Gipfel gemeinsam erreicht und vereinbart haben – in der NATO-Sprache heißt dies Comprehensive Approach, also umfassender Ansatz –, muss in Afghanistan umgesetzt werden. Außerdem muss die Ausbildung weiter vorangetrieben werden, damit Afghanistan selbst in der Lage ist, für seine Sicherheit zu sorgen. Dann werden wir aus meiner Sicht auf dem Weg, der kein einfacher ist, in Afghanistan letztlich erfolgreich sein. Auch dafür bitte ich Sie um Ihre Unterstützung. Meine Damen und Herren, auch das will ich sagen, weil in der Öffentlichkeit oft die Frage nach dem Sinn des Einsatzes gestellt wird. Wir dürfen nicht vergessen, dass sich die Bedrohungslagen für unser Land erheblich verändert haben. Wir haben den Kalten Krieg zum Glück überwunden. Wir haben aber die neuen Bedrohungslagen durch den internationalen Terrorismus, durch Massenvernichtungswaffen, durch Krisensituationen und durch Staatsverfall. Meine Damen und Herren, die Anschläge des 11. September 2001 in New York und Washington – wir haben ihrer vor wenigen Tagen gedacht – sind von afghanischem Boden ausgegangen. Afghanistan war das Ausbildungszentrum für den Terrorismus. Deshalb ist es we s w D i B d L t n r b e n e n g t U u z s s s w g w g j i W a r n K e U t w h d s d E n f K r w s (C (D entlich klüger, die Gefahr an der Quelle zu beseitigen, o die Risiken entstehen, als wenn sie in viel größerer imension unser eigenes Land betreffen. Deshalb ist es m Interesse der Sicherheit unserer Bürgerinnen und ürger, wenn wir uns in Afghanistan engagieren, um erartige terroristische Entwicklungen auch für unser and in Zukunft zurückzudrängen. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich einen weieren Aspekt vortragen. Ich denke, dass es wichtig und otwendig ist, dass wir trotz der Haushaltskonsolidieung im Rahmen dieses Etats 1,6 Milliarden Euro mehr ekommen. Damit haben wir die Chance, die Tarifverinbarungen des Jahres 2008/2009 für unsere Soldatinen und Soldaten umzusetzen. Ich denke, auch das ist in wichtiger Punkt; denn die Mehrheit unserer Soldatinen und Soldaten ist in den unteren Gehaltsgruppen einestuft. Ich kann nicht immer Einsatzfähigkeit und Leisungsfähigkeit verlangen, ihnen aber nicht die finanzielle nterstützung zuteilwerden lassen, die notwendig ist, m entsprechende – auch materielle – Voraussetzungen u erfüllen. Deshalb bin ich dankbar dafür, dass wir dieen Tarifvertrag auch und gerade mit Unterstützung diees Parlaments für unsere Soldatinnen und Soldaten umetzen können. Ich füge ein Zweites hinzu: Ich finde, wir haben – das ird oft zu wenig registriert – die Integration zweier geeneinander ausgebildeter Armeen in die eine Bundesehr für die Bundesrepublik Deutschland in hervorraender Art und Weise erreicht. Deshalb ist es gut, dass etzt die Angleichung der Ostan die Westbesoldung m Interesse der Soldatinnen und Soldaten möglich ist. ir haben eine Armee der Einheit, und ab jetzt gibt es uch nur noch eine Besoldung. Ich denke, dies ist der ichtige Weg – auch im Hinblick auf die Integration inerhalb der Bundeswehr. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Dr. Werner Hoyer [FDP]: Sehr spät, aber immerhin!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich will ein Weiteres hinzufügen: Wir haben mit dem
asernensanierungsprogramm West, wie ich finde,

inen entscheidenden Schritt hin zur Verbesserung der
nterkunftssituation für unsere Soldatinnen und Solda-

en getan. In den beiden Jahren 2008 und 2009 werden
ir immerhin rund 300 Millionen Euro investieren. Wir
aben 900 Bauprojekte in Angriff genommen. Ich
enke, dass auch dies ein wichtiger Punkt ist. Wir müs-
en auch die sozialen Rahmenbedingungen so gestalten,
ass wir, wenn wir von den Soldatinnen und Soldaten
insatzfähigkeit und Leistungsfähigkeit verlangen, ih-
en auch eine adäquate Unterkunftsmöglichkeit zur Ver-
ügung stellen können. Deshalb ist es notwendig, dieses
asernensanierungsprogramm West weiterhin zu forcie-

en und umzusetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich kann das fortführen: Ein ganz wichtiger Punkt
ar die Umsetzung des Einsatz-Weiterverwendungsge-

etzes.






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
Noch in dieser Legislaturperiode wird das Ehrenmal
realisiert. Ich denke, dass es richtig und notwendig ist,
dass denjenigen, die im Einsatz für die Bundeswehr ihr
Leben lassen mussten, ein würdiges und ehrendes An-
denken gewahrt wird. Deshalb werden wir in dieser Le-
gislaturperiode das Ehrenmal errichten. Ich denke, auch
damit leisten wir einen wichtigen Beitrag, um denjeni-
gen, die im Einsatz für unsere Sicherheit ihr Leben ge-
lassen haben, auch in Zukunft ein ehrendes und würdi-
gendes Andenken bewahren zu können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Mit Blick auf die Uhr möchte ich nur noch schlag-
wortartig sagen: Wir setzen das Programm Familie und
Dienst um und beschäftigen uns weiterhin mit dem
Thema Kinderbetreuung. Mittlerweile tun 15 000 Solda-
tinnen innerhalb der Bundeswehr ihren Dienst. Auch
dieses Thema ist weiter voranzutreiben. Dies bedarf na-
türlich auch einer finanziellen Unterstützung.

Die Ausstattung mit dem entsprechenden Ausrüs-
tungsmaterial ist ein wichtiger Punkt – auch unter den
Aspekten Erhaltung der wehrtechnischen Industrie und
der Arbeitsplätze in Deutschland. Wir erhöhen die Inves-
titionen weiter und versuchen, den Personalanteil weiter
zu reduzieren. Wir liegen jetzt bei 39 Prozent, womit
wir, so glaube ich, in die richtige Richtung gehen.

Zusammengefasst denke ich, dass die Bundeswehr
mit diesem Haushalt die finanzielle Grundlage erhält,
die sie braucht, um ihren Beitrag für Sicherheit, Frieden
und Freiheit im Interesse unserer Bürgerinnen und Bür-
ger in der Bundesrepublik Deutschland auch weiterhin
leisten zu können.

Haben Sie recht herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617507300

Das Wort hat jetzt die Kollegin Elke Hoff von der

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1617507400

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
Mit dem Haushalt, über dessen Entwurf wir heute debat-
tieren, wird eine Legislaturperiode beendet, die von sehr
großen und sehr schwierigen Herausforderungen an
die Bundeswehr geprägt ist: Auf der einen Seite sind die
Auslandseinsätze der Bundeswehr zur größten Heraus-
forderung geworden, und auf der anderen Seite stellt der
marode Zustand der Infrastruktur hier zu Hause eine
Dauerbelastung für den Haushalt dar, der der Minister
aufgrund der vorgelegten Zahlen auch mit seiner Ankün-
digung, sich diesem Thema jetzt besonders zu widmen,
leider nicht wirksam begegnen kann. Auch die Nach-
wuchsgewinnung der Bundeswehr wird zu einem politi-
schen Dauerbrenner.

Sehr geehrter Herr Minister, leider ist Ihre Bilanz der
bisherigen Amtszeit eher nüchtern. Das vielgepriesene

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(C (D eißbuch gerät in den Schubladen Ihres Hauses zunehend in Vergessenheit. Beim Ehrenmal für unsere toten oldatinnen und Soldaten wird die Tatsache ignoriert, ass die Bundeswehr eine Parlamentsarmee ist. Die eisterdebatte über den potenziellen Abschuss entführ er Passagierflugzeuge hat die Bundeswehrpiloten nachaltig verunsichert. Das uneingeschränkte Fortschreiben er Beschaffung unnötiger Großprojekte beraubt die undeswehr all derjenigen finanziellen Spielräume, die ie zur Beschaffung der im Einsatz dringend benötigten usrüstung braucht. All das sind Ecksteine Ihrer Hand ung als Minister. Wenn sich heute über 40 Prozent der aktiven Berufsoldaten nicht mehr für den Soldatenberuf entscheiden ürden, müssten in Ihrem Haus eigentlich sämtliche larmglocken schrillen. Doch diese Alarmsignale weren entweder schöngeredet oder ignoriert. Die tragichen Ereignisse der letzten Wochen haben leider, aber uch mit Recht die öffentliche Diskussion wieder daüber angeheizt, wie die tödlichen Gefahren für unsere oldatinnen und Soldaten im Einsatz auf ein Mindestaß reduziert werden können. Zu Beginn dieser Legislaturperiode haben wir aus hrem Hause immer wieder gehört, dass beispielsweise as Geländefahrzeug Wolf auch in der geschützten Vaiante nicht den Erfordernissen des Afghanistan-Einsates genügt und daher schnellstmöglich durch ein bessees und geeigneteres Fahrzeug ersetzt werden müsste. Es urde damals in Aussicht gestellt, dass dies schon 2007 eschehen sollte. Doch was ist bis heute tatsächlich gechehen? Sie haben in Ihrem Hause einen Wettbewerb ur Auswahl eines geeigneten Fahrzeuges beenden müsen, weil die aufgestellten technischen Kriterien nicht erüllt werden konnten. Der verzögerte Zulauf dieser ichtigen oder sogar wichtigsten Fahrzeugklasse im insatz wird jetzt mindestens bis in das Jahr 2010 auf ich warten lassen. Sie haben heute bereits versucht, die zusätzlichen ,6 Milliarden Euro im Verteidigungshaushalt als Erfolg u verkaufen. Leider werden Sie durch diesen Zugewinn icht einen einzigen Euro zusätzlichen Spielraum für ringend notwendige neue Projekte erhalten. Allein die estiegenen Personalausgaben in Höhe von rund 00 Millionen Euro, die zusätzlichen Ausgaben für die regatte 125, für SATCOM Bw, für die Flugbereitschaft er Bundesregierung, für den A400M und die Preisfortchreibungen bei anderen Vorhaben zehren diesen Spielaum auf, ohne dass dringend benötigte Projekte, wie eispielsweise Geräte zur Freund-Feind-Erkennung oder ringend benötigte zusätzliche Transporthubschrauber, arstellbar wären. Sie könnten dies ändern, wenn Sie endlich die Fehler er Vergangenheit korrigieren würden, statt sie weiter ortzuschreiben. Beispielsweise sollten Sie schleunigst us dem Projekt MEADS aussteigen, bevor daraus ein eues Milliardengrab von zweifelhaftem Nutzen wird. is heute sind bereits 600 Millionen Euro Steuergelder usgegeben worden, ohne dass dieses Projekt einen erennbaren Fortschritt angenommen hätte. Viel schlim Elke Hoff mer: Es wird immer offensichtlicher, dass das Management dieses Projektes miserabel ist und die einkalkulierten finanziellen Spielräume bis heute bereits aufgezehrt worden sind. Sehr geehrter Herr Minister, Sie werden sich auch an Ihren bereits im Februar dieses Jahres geäußerten Ankündigungen messen lassen müssen, die dem Bund zustehenden Schadensersatzansprüche bei der verzögerten Auslieferung des A400M vollständig einzufordern. Das würde bei den vereinbarten Stückzahlen von 60 Stück rund 280 Millionen Euro ausmachen. Bisher haben Sie jedoch nur wie jedes Jahr für diesen Bereich Preissteigerungen in Höhe von 200 Millionen Euro in den Haushalt eingestellt. Über 50 Prozent Ihres Investitionshaushaltes werden durch Fluggeräte belegt, deren Stückzahlen zu hoch sind, die nicht oder nicht ausreichend zur Verfügung stehen, die zu spät geliefert werden, die ständige Preisanpassungen erfordern und deren Kosten für die Ausbildung nicht annähernd gedeckt sind. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


Es ist jetzt endlich an der Zeit, damit aufzuhören, die
Parlamentarier und die Steuerzahler für dumm zu ver-
kaufen. Verträge sind keine Einbahnstraße. Vor allem
sind sie dazu da, von beiden Seiten eingehalten zu wer-
den. Dies gilt auch für die Industrie. Herr Minister, ich
bin gespannt, wie Sie auf das Schreiben von Herrn
Gallois reagieren werden. Sie haben sich dazu in der
Presse sehr dezidiert geäußert. Ich denke, wir alle wer-
den Sie dabei unterstützen, diesen Weg einzuhalten,
Kurs zu halten und die berechtigten Interessen des deut-
schen Steuerzahlers bei der Abwicklung und Erfüllung
von Verträgen durchzusetzen.


(Beifall bei der FDP)


Nutzen Sie wenigstens das letzte Jahr Ihrer Amtszeit
für eine nachhaltige Korrektur Ihrer Haushaltspolitik
zum Nutzen der Bundeswehr und vor allen Dingen auch
zum Nutzen unserer Steuerzahlerinnen und Steuerzah-
ler!

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617507500

Das Wort hat jetzt der Kollege Johannes Kahrs von

der SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1617507600

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Kameraden!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der LINKEN)


– Wer gedient hat, darf auch so reden.

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(C (D Der vorliegende Verteidigungshaushalt weist einen ufwuchs von 1,53 Milliarden Euro auf. Damit setzen ir im Großen und Ganzen die von Peter Struck begonene Linie fort. Ich glaube, das ist gut für die Bundesehr, für die nötigen Investitionen, für die Infrastruktur nd insbesondere für die Soldatinnen und Soldaten. Frau Hoff, wenn Sie sagen, dass der Minister den ähler für dumm verkauft, bitte ich Sie, sich daran zu rinnern, dass der Eurofighter damals unter Schwarzelb und damit unter Beteiligung der Liberalen bestellt orden ist. Gerade bei solchen langfristigen Verträgen ird man immer auch daran erinnert, was man einst seler mitbeschlossen hat. Man kann über vieles verhaneln, aber ich finde es etwas seltsam, das dann als dumm verkaufen“ zu bezeichnen. (Elke Hoff [FDP]: Aber die Verträge müssen eingehalten werden!)


Aber wenn man sie selber mitbeschlossen hat, dann
ann man sie jetzt nicht bemängeln. Werden Sie nicht
ektisch! Seien Sie einfach ruhig, und hören Sie zu!
ann können Sie etwas lernen.

Des Weiteren haben Sie angesprochen, dass es an ge-
chützten Fahrzeugen fehlt. Wir haben in den letzten
ahren sehr viele geschützte Fahrzeuge gekauft. Ich erin-
ere nur an die Dingos, die wir in regelmäßigen Abstän-
en beschaffen. Beim Fuchs haben wir einige Nachbes-
erungen vorgenommen, damit auch dieses vorzügliche
ahrzeug entsprechend zum Einsatz kommen kann. Wir
aben 25 Eagle bestellt. Weitere werden folgen.

Ich glaube, im Großen und Ganzen ist das, was der
inister gesagt hat, richtig: Die Opposition kann immer

ritisieren, aber sie muss auch ein bisschen bei der
ahrheit bleiben; sonst wird es langweilig.

Wir haben im Zuge der Haushaltskonsolidierung mit
iesem Haushalt einen anständigen Stand erreicht. Mit
em Aufwuchs von 1,53 Milliarden Euro können wir für
ie Soldaten vieles vorantreiben, was wichtig und not-
endig ist. Man darf nicht vergessen, dass wir keine
undeswehr haben, mit der wir sozusagen den Großen
aterländischen Krieg erwarten; die Bundeswehr ist
ielmehr zu einer Einsatzarmee geworden. Das macht
iele Veränderungen nötig. Dies ist nicht immer ganz
infach. Im Bereich Material wurde schon viel getan.
udolf Scharping, Peter Struck und Herr Jung setzen
iese Kette fort. Das läuft nicht immer optimal. Da Ver-
räge einzuhalten sind, sind auch Kompromisse nötig.
rotzdem glaube ich, dass wir für die Bundeswehr das
estmögliche Material zum Einsatz gebracht haben. Ein
usreichender Schutz ist nämlich das Wichtigste.

Bei all der Begeisterung für das Gerät darf man aber
icht vergessen, dass dieses Gerät von Menschen be-
ient wird, um die man sich kümmern muss, damit der
ienst attraktiv bleibt. Der Wehrbeauftragte, der heute

nwesend ist, hat das immer wieder angemahnt. Ich
laube, dass man das nicht zu gering schätzen darf. Un-
ere Soldaten im Einsatz sind oft genug auch Diploma-
en, Polizisten, Aufbauhelfer und vieles mehr. Dafür
uss man sie ausrüsten und motivieren. Man muss sie

ber auch entsprechend bezahlen.






(A) )



(B) )


Johannes Kahrs
Wir brauchen intelligente, körperlich belastbare
Frauen und Männer, die es nicht an jeder Ecke gibt. Die
Situation auf dem Arbeitsmarkt ist bekannt.

Der Bundeswehr-Verband hat ebenso wie der Reser-
vistenverband, dessen Präsident anwesend ist, in ver-
dienstvoller Weise darauf hingewiesen, dass wir Gefahr
laufen, in Zukunft nicht mehr ausreichend attraktiv zu
sein, um den notwendigen Nachwuchs zu gewinnen. Wir
müssen zurzeit zusehen, wie teuer ausgebildete Spezia-
listen, Piloten und Ärzte die Bundeswehr verlassen, um
in die Privatwirtschaft zu gehen. Das kann und darf uns
nicht kaltlassen.

Einige fordern Insellösungen für diese betroffenen
Berufsgruppen. Das halte ich für falsch. Man darf nicht
immer nur in bestimmten Bereichen nachbessern. Da-
durch erhöhen sich die Ungerechtigkeiten im System.
Man muss vielmehr zu einer Lösung kommen, von der
alle profitieren. Wenn nur 500 oder 1 000 Personen von
einer Insellösung profitieren, dann fühlt sich der Rest der
Truppe nicht zu Unrecht ungerecht behandelt. Das wol-
len wir nicht. Das kann keine Lösung sein. Stattdessen
müssen wir Strukturveränderungen erreichen. Das ist un-
ter Rudolf Scharping geschehen, indem etwa die Besol-
dungsstufen A 1 und A 2 als Eingangsbesoldung abge-
schafft wurden. Ich glaube, dass auch mit A 3, A 4 und
A 5 niemand mehr ernsthaft begeistert werden kann, der
sich in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes um-
sieht.

Hier muss sich das Bundesinnenministerium bewegen
und uns entgegenkommen. Dann muss man schauen,
was man machen kann. Es kann nicht angehen, dass wir
so weitermachen wie bisher. Wir brauchen eine vernünf-
tige Gehaltsstruktur. Otto Schily hat bei der Bundespoli-
zei gezeigt, wie man das macht. Dort hat man nun eine
vernünftige Gehaltsstruktur. Wenn wir sie für die Bun-
deswehr übernähmen, stünden die Soldaten sehr viel
besser da. Das würde sicherlich mehr Geld kosten. Wenn
man aber leistungsfähige und motivierte Soldaten haben
will, muss man auch investieren, gerade in die Bezah-
lung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Personalentwicklung und Personalführung sind eine
weitere Stellschraube, mit der wir die Attraktivität erhö-
hen können. Jeder Soldat muss wissen, welche Chancen
und Perspektiven er hat. Wenn die Kameraden mit ihren
Personalbearbeitern sprechen, wollen sie meistens wis-
sen, wie die nächsten drei Stationen ihrer Laufbahn aus-
sehen, wo sie eingesetzt werden, ob sie am Standort ein
Haus bauen und dort ihre Kinder einschulen können und
ob sie Planungssicherheit haben. Das heißt, der Perso-
nalbereich der Bundeswehr muss ein Dienstleistungsap-
parat werden. Manchmal hat man das Gefühl, dass Per-
sonalbearbeiter immer nur auf ihre Stellenlisten schauen.
Wichtig ist aber, dass die Menschen zufrieden und
glücklich sind. Planungssicherheit ist ein hohes Gut.
Auslandseinsätze verlangen den Soldaten und ihren Fa-
milien unendlich viel ab. Daher muss man wenigstens
dort für Planungssicherheit kämpfen, wo sie möglich ist.
Das kann man hier im Land machen. Wenn die personal-

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(C (D earbeitenden Dienststellen nicht nur sagen, dass der oldat im Mittelpunkt – und damit jedem im Weg – teht, ondern das auch umsetzen und jedem helfen, dann ommen wir voran. Herr Minister, ich bitte Sie, dafür zu orgen. Junge Wehrpflichtige müssen Zeitsoldaten werden ollen. Zeitsoldaten müssen sich weiterverpflichten ollen, müssen Berufssoldaten werden wollen. Aber da ür muss man ihnen etwas bieten und ihnen entgegenommen. Man kann als Dienstherr nicht nur fordern und eanspruchen, sondern muss auch zeigen, dass einem as etwas wert ist. Wir, das Parlament, sollten dies untertützen, weil es sich um eine Parlamentsarmee handelt. Herr Minister, Sie haben dankenswerterweise darauf ingewiesen, dass wir etwas im Bereich der Unterbrinung tun müssen. Das finde ich richtig. Es wird auch ehr Geld eingesetzt. Aber das Problem, das wir seit ahren im Parlament ansprechen, ist: Im Ministerium beegt sich das Ganze zu lahmarschig, um es noch freund ich zu sagen. Wenn Sie sich die Strukturen anschauen, ann stellen Sie fest: Das geht einfach nicht. Wir haben ine Superabteilung für Modernisierung. Sie produziert iel Papier, aber in der Sache ändert sich nichts. Selbst enn neu gebaut wird, geschieht das nach uralten Bauorschriften. Man hat dann eine Steckdose pro Stube. ber heutzutage brauchen vier Soldaten, die dort wohen, durchaus mehr. Unsere IT-Einrichtung ist nicht in er Lage, den Soldaten auf den Stuben, auf denen sie in er Woche wohnen müssen, einen Internetanschluss zu ewähren. Zum Teufel, welcher junge Mensch kommt enn ohne einen Internetanschluss aus? Das ist doch einlich. Das muss man doch hinbekommen, wenn man oldaten halten will. Wenn man junge Soldaten in Eindstandorte in Hessisch-Sibirien schickt, lieber Kollege iebert, dann muss man den Soldaten auch etwas bieten. Herr Minister, wir haben uns den Standort in Schwarenborn angeschaut. Uns wurde versprochen, dass etwas assiert. Nach vielen Telefonaten im Hause kann ich Ihen sagen: Es passiert nichts. Der zuständige Oberst bei hnen in Schwarzenborn hat behauptet, alles sei eigentich in Ordnung, und die Soldaten seien ganz glücklich, enn sie in Holzbaracken wohnen dürften. Aber wir üssen uns deutlich vor Augen führen, unter welchen mständen wir Wehrpflichtige, Zeitsoldaten und Offi iere unterbringen. Eigentlich müsste man alle Holzbaacken abreißen und gleichzeitig mindestens fünf, sechs eue Unterkunftsgebäude errichten, und zwar so schnell, ass nicht erst Ihr Nachfolger oder dessen Nachfolger ie Gebäude einweihen kann, sondern dass wir alle das och erleben. Für die betroffenen Menschen ist das ichtig. Wir brauchen auf jeden Fall ein vernünftiges eizkraftwerk und eine gute Infrastruktur. Das muss geacht werden. Die Soldaten pendeln in der Regel. Aber s gibt keine Feldwebelund Offizierwohnheime mehr. ennoch gilt die Kasernenpflicht. Wir müssen uns an trengen, mehr zu tun, damit die Soldaten zufrieden sind. Johannes Kahrs Wir müssen die Bauvorschriften vereinfachen, damit schneller gebaut werden kann. Ich habe viel zu schnell geredet. Man möge das entschuldigen. Ich danke allen, die zugehört haben. Herr Minister, ich hoffe, dass wir das alles gemeinsam in die Hand nehmen und machen. Geben Sie Ihrem Apparat ein bisschen Schwung! Für die Truppe im Einsatz ist das wichtig. Vielen Dank. Glück auf! Das Wort hat jetzt der Kollege Paul Schäfer von der Fraktion Die Linke. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In einem Punkt hat die Bundesregierung recht: Der Verteidigungshaushalt wird immer mehr zu einem Einsatzhaushalt. Aber lassen Sie uns von dem Schönsprech weggehen und Klartext reden. Denn Einsatz klingt ein wenig nach bürgerschaftlichem Engagement, aber hier geht es nicht zuletzt um die Herstellung von Kriegsführungsfähigkeiten, und diese sollen gegebenenfalls – Stichwort: Armee im Einsatz – auch eingesetzt werden. Wofür sonst wollen Sie in der Wittstocker Heide Bomben abwerfen lassen, wofür sonst stellen sie in Kalkar ein Hauptquartier für Luftkriegsoperationen auf, das weltweit verlegt werden kann, und wofür sonst lassen Sie in Manching den Eurofighter bauen? Man sollte weniger vom Einsatzhaushalt und noch weniger vom Verteidigungshaushalt reden, sondern vielmehr von einem Kriegsertüchtigungsetat. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617507700

(Beifall bei der LINKEN)

Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617507800

Genau aus dem Grund lehnt Die Linke diesen Etat ab.

Kriegsführungsfähigkeit ist teuer. Nach NATO-Krite-
rien geben wir jetzt 33,5 Milliarden Euro dafür aus. Es
kann nicht oft genug gesagt werden: Wer hochrüstet, ent-
zieht der Wirtschaft und der Gesellschaft Ressourcen,
Finanzen und Arbeitskraft. Das sind 33,5 Milliarden
Euro, die woanders sinnvoller eingesetzt werden kön-
nen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das kennen Sie alles noch aus der DDR!)


Wir müssen diese Ausgaben senken, statt sie immer wei-
ter nach oben zu treiben.

Frieden schaffen mit immer weniger Waffen – das hat
einmal ein CDU-Bundeskanzler gesagt.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das hat die DDR ja vorgemacht!)


Aber Sie machen genau das Gegenteil. Die Große Koali-
tion hat den Rüstungshaushalt seit 2006 um insgesamt

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(C (D ,2 Milliarden Euro erhöht, und in den nächsten Jahren oll es weiter nach oben gehen. Allein dieser Haushaltslan weist eine Steigerung von 1,6 Milliarden Euro auf. er größte Teil davon fließt in die investiven Ausgaben. as sind vor allem die militärischen Beschaffungen. 33,5 Milliarden Euro für die Rüstung sind keine gute nvestition in die Zukunft, nicht zuletzt deshalb, weil mit er langfristigen Verpfändung der Steuergelder die Mögichkeiten künftiger Haushaltsgestaltung stark eingeengt erden. Die Verpflichtungsermächtigungen steigen in iesem Haushalt wieder um knapp 10 Milliarden Euro. ür die Zeit ab 2010 sind damit bereits 56 Milliarden uro festgelegt, über die der künftige Bundestag gar icht mehr entscheiden kann. Das ist einfach nicht hinehmbar. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Ich hänge nicht der naiven Vorstellung an, man könne
on einem Tag auf den anderen von einem Topf in den
nderen verschieben. Aber es ist trotzdem hilfreich, sich
infach einmal klarzumachen, wo wir Prioritäten setzen
der wie Prioritäten anders gesetzt werden müssten. Wir
ordern zum Beispiel, die Kinderbetreuung flächende-
kend auszubauen; das fordern andere Fraktionen auch.
ie geschätzten Kosten dafür betragen 9 Milliarden
uro. Allen Kindern in der Schule eine warme Mahlzeit
u ermöglichen, wird mit Kosten in Höhe von 4 Milliar-
en Euro veranschlagt. Die Kosten für die Anhebung des
artz-IV-Regelsatzes auf 435 Euro werden auf 9 Mil-

iarden Euro geschätzt. Diese drei Maßnahmen wären
it der Summe des Wehretats locker zu finanzieren. Und
ie hätten noch mehr als genug übrig, um die Summe für
en zivilen Teil der Afghanistan-Hilfe zu verdreifachen.


(Widerspruch bei der SPD)


Ja, das wäre drin.

Ich sage noch einmal, dass ich nicht der Vorstellung
nhänge, man könne von einem Tag auf den anderen
mschichten. Aber wir müssen doch endlich einmal an-
angen, die Prioritäten neu zu setzen und von den hohen
üstungsausgaben herunterzukommen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Ich weiß, dass der Einwand kommen wird, dass Si-
herheit ein teures Gut ist. Die Frage ist aber, ob der
reis stimmt. Worum geht es denn, wenn heute von Si-
herheit die Rede ist? Drei Dinge werden genannt:
chutz vor militärischer Gewalt, Sicherung unserer
nergieversorgung, Schutz der Bürgerinnen und Bürger
or terroristischen Anschlägen.

Der erste Punkt führt zu der Frage, ob wir in absehba-
er Zeit militärisch bedroht sind. Nein, das sind wir
icht, und niemand hier wird das ernsthaft behaupten.
rotzdem wurden während des Krieges in der Kaukasus-
egion Versuche unternommen, eine solche Wahrneh-
ung zu erzeugen. Aber sehen wir die Sache nüchtern.
eder die Balten noch die Polen sind durch Russland
ilitärisch bedroht. Russland hat heute weder die Fähig-

eiten noch im Geringsten die Absicht, diese Länder an-






(A) )



(B) )


Paul Schäfer (Köln)

zugreifen und zu besetzen. Das gilt für Deutschland erst
recht.

Richtig ist allerdings, dass die Russen sich dank Erdöl
und Erdgas wieder als starke Macht sehen, und sie wol-
len den Zustand permanenter Demütigung nicht länger
akzeptieren. Es geht jetzt mitnichten darum, sich die In-
teressen Moskaus zu eigen zu machen oder sich ihnen
gar zu unterwerfen. Von uns steht niemand auf der
Gazprom-Gehaltsliste.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Aber man muss schlicht zur Kenntnis nehmen, dass eu-
ropäische Sicherheit nur mit Russland zu haben ist. In
besseren Zeiten ist gerne von einer strategischen Partner-
schaft mit Russland gesprochen worden. Mir würde eine
ehrliche Partnerschaft schon genügen. Denn dann würde
man darauf verzichten, neue Raketen in Polen zu statio-
nieren, dann würde man darauf verzichten, rund um
Russland Militärbasen der NATO aufzubauen, und dann
würde man darauf verzichten, die NATO bis nach Zen-
tralasien auszudehnen. Dann würde sich auch das Thema
neue Angst vor Russland zumindest tendenziell erledi-
gen. Grund zur Hochrüstung ist das jedenfalls nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Zum Zweiten: Dass wir es mit wachsenden Ressour-
cenkonflikten zu tun haben, spricht sich herum. Der
Kaukasus und Zentralasien sind dafür Beispiele. Es
stimmt, wir haben eine wachsende Konkurrenz um die
zur Neige gehenden fossilen Brennstoffe, und es gibt ei-
nen Wettlauf um den Zugang zu den sogenannten strate-
gischen Rohstoffen. Dieser reicht von der Arktis über
den Nahen Osten bis ins südliche Afrika. Aber allein die
Vorstellung, man könne Erdölquellen, Pipelines und
Schifffahrtsrouten mit militärischer Gewalt dauerhaft
absichern, ist schlicht abwegig. Es geht um ökologisches
Umsteuern in der Energiepolitik, um eine gerechtere in-
ternationale Wirtschaftspolitik. Es geht also um zivile
Antworten auf das Ressourcenproblem, nicht um militä-
rische.


(Beifall bei der LINKEN)


Was drittens die Terrorgefahr und den notwendigen
Schutz unserer Bürgerinnen und Bürger anbetrifft, so ist
bei anderen Gelegenheiten hier schon alles gesagt wor-
den. Man kann dem Terror nicht mit militärischer Ge-
walt und Gegenterror begegnen. Das nährt ihn, statt ihn
auszutrocknen. Der siebenjährige Krieg, der Global War
on Terrorism, hat genau dies gezeigt. Dass Gewalteska-
lation die falsche Antwort ist, zeigt auch und gerade der
Schauplatz Afghanistan. Nach sieben Jahren Krieg wird
die Sicherheitslage immer prekärer. Selbst dem US-Ge-
neralstabschef sind jetzt Zweifel am Erfolg der Mission
gekommen. Es ist, wie es ist: Die NATO kann diesen
asymmetrischen Krieg ebenso wenig gewinnen wie die
Taliban.

Es wird eine wirklich neue Strategie gebraucht. Wir
brauchen einen Waffenstillstand, der von den afghani-
schen Konfliktparteien selbst ausgehandelt werden
muss. Da sollten Sie genauer auf die Meinung von circa

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(C (D 000 Stammesvertretern – inzwischen sind es sehr viel ehr – vor allem aus den Paschtunengebieten hören, die ich im Mai als afghanische Friedensdschirga konstituert haben. Diese Friedensversammlung sagt klar: Der fghanische Dialog wird nur zu einem Erfolg geführt erden können, wenn klar ist, dass die auswärtigen ruppen möglichst rasch abziehen. Das ist der Punkt. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Monika Knoche [DIE LINKE]: Wie peinlich!)


Die NATO hat nicht nur in Afghanistan gezeigt, dass
ie das ungeeignete Instrument für eine gedeihliche Frie-
ensentwicklung in der Welt ist. Diese Debatte werden
ir im nächsten Jahr führen. Ich freue mich darauf, und
ann wird man sehen, ob es sinnvoll ist, an einer Militär-
llianz festzuhalten, die zwei Drittel der Weltmilitäraus-
aben bestreitet und die doch, wie sich jetzt gezeigt hat,
em alten Freund-Feind-Denken verhaftet bleibt. Wir
erden darüber streiten, ob man die NATO nicht durch
ooperative Sicherheitsstrukturen überwinden muss.
as ist die Position der Linken.

Zum Schluss: Wir fordern erstens, dass sich die Bun-
eswehr auf den Grundgesetzauftrag konzentrieren soll.
er Militärinterventionismus Out of Area muss beendet
erden.

Das bedeutet zweitens, dass dann die neuen U-Boote,
regatten und Einsatzgruppenversorger oder auch
ampfhubschrauber nicht mehr gebraucht werden. Wir
erden in diesem Sinne Einsparvorschläge im Umfang
on circa 10 Prozent des Wehretats machen. Diese Ein-
parungen können für soziale, entwicklungspolitische
wecke, für den sozialverträglichen Umbau der Streit-
räfte und für die soziale Besserstellung gerade der
annschaften und der Unteroffiziere verwendet werden.

Drittens braucht die Bundesrepublik keine Hand an
uklearen Vernichtungswaffen. Deshalb kann die Torna-
ostaffel in Büchel außer Dienst gestellt werden.


(Beifall des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Viertens ist die Aufhebung der Wehrpflicht überfällig.


(Johannes Kahrs [SPD]: Na, na!)


ie greift ohne äußere Not in das Leben junger Männer
in – in diesem Fall nur Männer.


(Johannes Kahrs [SPD]: Wir brauchen die Wehrpflicht!)


ie ist sicherheitspolitisch nicht mehr begründbar.


(Johannes Kahrs [SPD]: Ständig!)


Fünftens sind die deutschen Truppen aus Afghanistan
bzuziehen, und zwar so schnell wie möglich. Es ist in
iesem Zusammenhang gut, wenn an diesem Samstag
iele Menschen in Berlin und Stuttgart für diese Forde-
ung auf die Straße gehen und demonstrieren.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])







(A)



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617507900

Das Wort hat der Kollege Alexander Bonde von der

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617508000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Eigentlich müssten wir heute bei dieser Debatte sehr in-
tensiv über die verschiedenen Fragen, die sich im Zu-
sammenhang mit dem Afghanistan-Mandat und dessen
Verlängerung stellen, diskutieren. Dass wir es heute
nicht tun, ist ein Stück symptomatisch für die Politik, die
wir vom Minister und der Bundesregierung in dieser
Frage erleben. Wir diskutieren heute nicht über Afgha-
nistan, weil Sie entschieden haben, dass das wichtigste
Mandat und der wichtigste internationale Einsatz der
Bundeswehr und die wichtigen Fragen, die sich stellen,
nämlich ob der zivile Wiederaufbau im Zentrum steht
und die militärische Strategie richtig gepolt ist oder
nicht, weniger wichtig sind als die Bitte von zwei Land-
tagswahlkämpfern in Bayern, nämlich dem CSU-Vorsit-
zenden und dem Ministerpräsidenten.

Aus diesem Grund haben Sie diese Debatte heute
nicht geführt. Aus diesem Grund wollen Sie diese De-
batte nächste Woche nicht führen. Sie wird vielmehr in
einer Sondersitzung nach der Wahl in Bayern geführt.
Ich glaube, allein dieser Vorgang macht deutlich, mit
welcher komischen Haltung und mit welchen Trickse-
reien diese Bundesregierung und dieser Bundesverteidi-
gungsminister in zentralen sicherheitspolitischen Fragen
unterwegs sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


Im Rahmen dieser Debatte reden wir über den letzten
Haushalt dieses Verteidigungsministers. Insofern muss
man die Bilanz dieser gesamten Amtszeit durchgehen.
Der Haushalt der Bundeswehr ist seit 2005 um über
3 Milliarden Euro gestiegen. Allein dieses Jahr gibt es
einen ordentlichen Schluck aus der Pulle mit 1,6 Milliar-
den Euro mehr. Die Ursprungsbegründung für diese Er-
höhung war übrigens, man brauche 1 Milliarde Euro, um
die Tarifsteigerungen einzuarbeiten. Interessanterweise
fließen von diesem Aufwuchs jetzt nur knapp mehr als
500 Millionen Euro ins Personal. Aber auch das ist ein
Stück weit symptomatisch für diesen Haushalt.

Herr Minister, ich will nicht verhehlen, dass Sie in Ih-
rer Amtszeit auch Erfolge hatten. Zwei davon werden in
die Geschichte sicherlich als die große Legacy Ihrer
Amtszeit eingehen: Es ist Ihnen zweimal gelungen
– beim Ehrenmal und bei der Frage des öffentlichen Ge-
löbnisses –, das Grünflächenamt Berlin-Mitte im
Rechtsstreit zu besiegen. Herzlichen Glückwunsch!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – HansJoachim Fuchtel [CDU/CSU]: Primitiv!)


Ich muss offen sagen: In anderen Bereichen suchen wir
diesen Einsatz, diese Reformkraft und auch den Erfolg.

Nach wie vor unbeantwortet sind die Fragen: Wie
setzt sich eigentlich der Transformationsprozess der

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(C (D undeswehr fort? Was sind eigentlich die Konsequenzen araus, dass die Bundeswehr mit heute 250 000 Soldatinen und Soldaten an ihr Limit stößt, wenn 7 000 davon bei insätzen im Rahmen eines UN-Mandats international ur Stabilisierung beitragen? An dieser Baustelle arbeitet einer. Da ist nicht Mittagspause, sondern Sendepause, nd das schon Ihre gesamte Amtszeit über. In Wirklichkeit haben Sie in Sachen Wehrpflicht das ad zurückgedreht. Sie haben mit einer ideologischen egründung dafür gesorgt, dass 5 000 Wehrpflichtige ehr zur Bundeswehr eingezogen werden. Das klingt im rsten Moment nicht nach einer zentralen Fragestellung. enn man sich aber einmal anschaut, welche Ausgaben as mit sich bringt, wie viel Personal zur Ausbildung nd Betreuung dieser 5 000 Zusätzlichen, die in der Kaerne hinterher von niemandem gebraucht werden und uch in der Stabilisierungsmission nicht einsetzbar sind, rforderlich ist, dann wird es interessant. Ich will darauf inweisen, dass die OECD in einer Studie vor kurzem eröffentlicht hat, was die Wehrpflicht volkswirtschaftich kostet. Nach Angaben der OECD mindert sie das achstum um 0,5 Prozent. Ich finde, das ist schon etas, angesichts dessen man in der finanzund wirt chaftspolitischen Diskussion, die wir gerade führen, inmal aufhorchen müsste. Reden wir noch einmal über die 5 000 Wehrpflichtien, die zusätzlich zur Bundeswehr eingezogen werden. ie haben vorhin die Situation von gering bezahlten eistungsträgern in der Bundeswehr beklagt; auch der ollege Kahrs hat dieses Argument zu Recht angeführt. an sollte sich heute einmal die Standorte der Bundesehr anschauen, an denen Ausbildungskompanien aus em Boden gestampft wurden. Wenn man mit den Leuten ort spricht, erfährt man Interessantes. Die Kapazitäten erlagern sich zum Teil von Einheiten, die in Einsätze geen, hin zur Ausbildung von neuen Wehrpflichtigen, die iemals ein Einsatzland sehen werden. Genau die Gruppe von schlechtbezahlten Leistungsrägern in der Bundeswehr, die keinen Rechtsanspruch uf Übernachtung in der Kaserne haben, muss die Kaerne verlassen, bevor die Wehrpflichtigen kommen. Sie ahlen dann ein paar Hundert Euro für eine Stube außeralb der Kaserne. Sie wissen genau: Das sind die Leisungsträger, die gemeint sind, wenn Sie hier immer über ttraktivität reden. Aber ideologisch wichtiger ist Ihnen m Ende dann doch, die Wehrpflicht aufrechtzuerhalten. ch glaube, das Kernproblem ist: An den richtigen Stellchrauben dreht diese Regierung einfach nie. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das sehen wir auch in anderen Bereichen, etwa bei
er zivilen Krisenprävention. Man stelle sich einmal
ie Frage: Wie kommt man eigentlich bei der Ressortab-
timmung voran? Bei den Einsätzen der Bundeswehr ist
as nicht das Problem. Wenn man sich anschaut, wie
oldatinnen und Soldaten, Vertreterinnen und Vertreter
es Auswärtigen Amtes sowie des Entwicklungsministe-
iums – bei diesen beiden muss man sagen: wenn sie
enn einmal im Einsatzland sind – und NGOs zusam-
enarbeiten, dann stellt man fest: Das funktioniert. Aber
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(A) )



(B) )


Alexander Bonde
in dem Moment, wo es wieder auf die ministerielle
Ebene geht, sind wir mitten im Kampf der Ministerien.

Sie haben auch noch etwas dazu beigetragen, dass das
nicht besser wird. Den Ansatz für strukturelle Krisen-
vorsorge, den Sie bisher im Einzelplan hatten und von
dem Sie uns immer berichtet haben, die Resonanz sei
gut, die Erfahrung damit sei in hohem Maße zu loben,
setzen Sie auf null. Dieses wichtige Instrument für die
Zusammenarbeit wird in Ihrem Haushalt einfach gestri-
chen. Auch da ist die Bilanz: Es geht rückwärts in der
strukturellen Krisenvorsorge. Es geht rückwärts in der
koordinierten Krisenprävention. – Auch das ist eine
schlechte Bilanz Ihres Hauses, Herr Jung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Rüstungspriorisierung hat die Kollegin Hoff zu
Recht angesprochen. Was ist uns in den letzten Jahren
von Ihnen alles an dicken Rüstungsprojekten auf den
Tisch gelegt worden! Was den Eurofighter angeht, wol-
len Sie demnächst die dritte Tranche bestellen. Einen
Gegner für diesen alten Flieger gibt es bis heute nicht.
Ihre Argumentation in den letzten Jahren war auch klar:
Wir reden hier über Industriepolitik und nicht über si-
cherheitspolitische Anforderungen.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sollen die einen Luftballon fliegen?)


Ähnlich ist es bei der Fregatte F 125, die wir zum
Dreifachen des üblichen Preises gekauft haben, damit
deutsche Werften bauen. Ich nenne weiter die Abwehrra-
kete PARS 3, und das zweite Los U-Boote. Am Ende ist
Ihre Amtszeit davon geprägt, dass die Bundeswehr am
Bedarf vorbei Industriepolitik betreibt – und das milliar-
denschwer auf dem Rücken der Steuerzahlerinnen und
Steuerzahler.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Brauchen wir den Dingo nicht?)


Wenn wir uns anschauen, in welchen Bereichen ge-
nau diese Bugwelle an Investitionen Schaden hinterlässt,
welche Projekte auf die lange Bank geschoben werden,
dann erkennen wir: Das ist wieder genau dort, wo es
vielleicht nicht spannend ist, weil es kleine Dinge sind,
die man nicht in einer großen Eröffnung auf dem Roll-
feld im Blitzlichtgewitter vorstellen kann. Das sind
Dinge, die die Soldatinnen und Soldaten dort brauchen,
wo wir sie brauchen, nämlich in den von den UN gebil-
ligten Einsätzen für Stabilisierung. Es sind die Kleinig-
keiten, die bei dieser Rüstungsbeschaffung am Ende im-
mer hinten runterfallen, weil die Milliardenprojekte den
Haushalt 2009 blockieren und weil Sie die Bugwelle
weiterschieben auf 2010 und 2011. Das ist auch genau
der Grund dafür, dass das zusätzliche Geld, das Sie in
den letzten Jahren bekommen haben, keinerlei Entspre-
chung in dem hat, was die Bundeswehr für das leisten
kann, für das wir sie wollen.

Herr Minister, die Transformationspause hat uns ein
paar Milliarden gekostet. Die darf man sich aber nicht
länger leisten. Es ist wirklich an der Zeit, die nächste
Stufe der Transformation der Bundeswehr in Angriff zu
nehmen. Es ist wirklich an der Zeit, die Personenzahl zu

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(C (D eduzieren. Wir brauchen eine spezialisierte Bundeswehr it 200 000 Leistungsträgerinnen und Leistungsträgern, ie für Stabilisierungsmissionen ausgerüstet und darauf onzentriert ist. Und bei der für die schwere Arbeit, die a geleistet wird, entsprechend bezahlt wird. Da haben ir keinen Platz für Wehrpflichtige. Die können in solch omplizierten Missionen keinen Beitrag leisten. Das ist er Weg, der dringend eingeschlagen werden muss. uch diese große Chance hat die angeblich Große Koali ion in den letzten Jahren nicht wahrgenommen. Ich ürchte, wir haben da wichtige Zeit verloren. Ich kann ur hoffen, dass die Koalition am Ende ihren sicherheitsolitischen Stillstand und die Verweigerung eines sichereitspolitischen Diskurses beendet und wir in die Lage ommen, hier eine ehrliche Diskussion zu führen: Wofür rauchen wir die Bundeswehr? Wofür brauchen wir sie icht? Was heißt das dann für die Frage, welche Bundesehr wir eigentlich brauchen? Vielen Dank. Das Wort hat der Kollege Bernhard Kaster von der DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! assen Sie mich mit einer Vorbemerkung beginnen. Der inzelplan 14, der Verteidigungshaushalt, ist auch als in Beispiel dafür zu nennen, dass es sehr wohl möglich nd kein Widerspruch ist, wenn der Gesamthaushalt uner der Überschrift „Haushaltskonsolidierung“ steht. aushaltskonsolidierung und gleichzeitige Investitionen n Bereichen, in denen sie unabdingbar notwendig sind, ehen zusammen. Dafür ist der Verteidigungsetat durchus ein gutes Beispiel, denn die Verteidigungsund icherheitspolitik unseres Landes in einer globalisierten elt steht schon seit Jahren vor großen Herausforde ungen. Ich nenne hier den internationalen Terrorismus nd damit die Verschmelzung von innerer und äußerer icherheit, nach wie vor vorhandene Gefahren der Verreitung atomarer, biologischer oder chemischer Waffen, as Nuklearprogramm des Iran, aber auch die neuen Heausforderungen, vor denen die Gemeinsame Außennd Sicherheitspolitik der Europäischen Union steht. ie jüngste Kaukasuskrise hat uns dies noch einmal ge eigt. Diesen Herausforderungen können wir uns nicht alein stellen. Die Bundeswehr ist in die transatlantische icherheitsarchitektur der NATO eingebettet. Sie nimmt hre Verantwortung innerhalb der europäischen Sichereitsund Verteidigungspolitik wahr und leistet ihren ienst im Auftrag der Vereinten Nationen. Als Union, ls CDU und CSU, stehen wir für diese transatlantische, uropäische und globale Einbindung unserer Streitkräfte in. Bernhard Kaster Wird der vorliegende Wehretat diesen Herausforderungen gerecht? Ich antworte mit einem klaren Ja. Als Union sind wir uns unserer Verantwortung bewusst, innere und äußere Sicherheit als Grundvoraussetzung für eine freiheitliche Gesellschaft zu gewährleisten. Hier beziehe ich den Verteidigungsetat, aber auch den Innenetat mit ein. Der Verteidigungsetat steigt um 1,6 Milliarden Euro auf nun insgesamt 31,1 Milliarden Euro. Allein die Ausgaben für militärische Beschaffungen, Wehrforschung, militärische Anlagen etc. steigen um rund 700 Millionen Euro auf jetzt 10,2 Milliarden Euro. Die eingestellten Verpflichtungsermächtigungen, auch das ist wichtig, ermöglichen auch für die Folgejahre, dass die entsprechenden Beschaffungsmaßnahmen stetig fortentwickelt und in Auftrag gegeben werden können. Eine moderne Ausstattung und Ausrüstung sind ein absolutes Muss. Das Wichtigste aber sind unsere hoch motivierten Soldatinnen und Soldaten sowie die zivilen Mitarbeiter. Unsere Soldatinnen und Soldaten leisten wirklich Großartiges. Ihr Ruf und ihr Ansehen sind weltweit beispielhaft. Deshalb sind wir verpflichtet, unseren Soldatinnen und Soldaten Dank zu sagen. Wir sind verpflichtet, mit großer Verantwortung über das Ob und das Wie von Auslandseinsätzen zu entscheiden. Wir sind verpflichtet, sie bestmöglich auszustatten. Als Arbeitgeber sind wir auch verpflichtet, Perspektiven zu geben. Die Tarifund Gehaltserhöhungen waren daher ebenso wichtig wie die Wehrsolderhöhung. Das war uns als Union wichtig. Dafür haben wir uns eingesetzt. Wir haben uns für die Wehrsolderhöhung und für die entsprechende Tariflohnerhöhung eingesetzt. Die Personalkosten steigen um rund 800 Millionen Euro. Tausende zusätzliche Beförderungen sind im Rahmen der Stellenstruktur jetzt möglich. Es ist mehrfach schon angesprochen worden, dass die Unterbringung der Truppe durch die Fortführung des Sondersanierungsprogramms für lange vernachlässigte Kasernen erheblich verbessert wird. Die Kasernen müssen natürlich zeitgemäß verbessert werden, das ist richtig. Lassen Sie mich jetzt noch auf einen Punkt zu sprechen kommen, den ich für wichtig halte. Die notwendigen Antworten auf die Herausforderungen heutiger Sicherheitspolitik, konkret auf die gefährlichen Aufgaben, die unsere Bundeswehr in einer globalisierten Welt wahrnehmen muss, sind heute sehr viel schwieriger vermittelbar. Unsere Soldatinnen und Soldaten müssen aber wissen, dass Politik und Gesellschaft, dass die Bürger unseres Landes hinter ihnen stehen und ihren Einsatz schätzen. Das müssen wir deutlich machen. Deshalb begrüße ich es auch ausdrücklich, dass der Herr Minister die Truppe so ausgiebig besucht und vor Ort ist. Auch die Sommerreise mit dem Besuch von über 30 Standorten war ein wichtiger Beitrag, um zu zeigen, dass die Politik und die Gesellschaft hinter unseren Soldatinnen und Soldaten stehen. D k b W l z Z t K d z H C a c W t u w d d A l d H w g f d S k e h w W d w m P (C (D eswegen wird die Wehrpflicht jetzt und auch in Zuunft einen ganz entscheidenden Beitrag zur festen Einindung der Bundeswehr in unsere Gesellschaft leisten. ir, die Union, stehen fest zu dieser Wehrpflicht. (Beifall bei der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Da klatschen aber relativ wenige!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617508100

(Beifall bei der CDU/CSU)

Bernhard Kaster (CDU):
Rede ID: ID1617508200

(Zuruf von der CDU/CSU: Genauso ist es!)





(A) )


(B) )


(Zuruf von der FDP: Das überrascht!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Birgit Homburger [FDP]: Wer?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Bundeswehr ist heute fester Bestandteil transat-
antischer und europäischer Kooperationen. Der Weg hin
u einer europäischen Armee ist noch weit. In diesem
usammenhang will ich aber gern den Straßburger Ver-

rag, die Eurocorps und das Deutsch-Niederländische
orps nennen. Ich halte es für unverzichtbar, diesen Weg
er sehr konkreten europäischen Zusammenarbeit weiter
u festigen und durch neue Initiativen zu vertiefen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die konkreten
aushaltsberatungen im Ausschuss beginnen jetzt. Die
DU/CSU-Bundestagsfraktion ist sich dabei ihrer Ver-
ntwortung für das hohe Gut der inneren und äußeren Si-
herheit unseres Landes sehr bewusst.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir wissen, welch große und oft auch gefährliche Bei-
räge unsere Soldatinnen und Soldaten für die Sicherheit
nd den Frieden in der Welt leisten. Hierfür bedanken
ir uns.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617508300

Das Wort hat jetzt die Kollegin Birgit Homburger von

er FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1617508400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In

er Tat sollten wir heute oder in dieser Woche über
fghanistan debattieren. Der Kollege Bonde hat das völ-

ig zu Recht angesprochen. Wieder einmal ist das verhin-
ert worden. Jetzt könnte man natürlich einmal mehr die
aushaltsdebatte genau dazu nutzen. Aber genau das
erde ich heute nicht tun. Wir haben nämlich in den ver-
angenen Jahren immer wieder die Haushaltsdebatten
ür Debatten über Einsätze der Bundeswehr genutzt, und
abei sind viel zu oft die Interessen der Soldatinnen und
oldaten, die hier in Deutschland ihren Dienst tun, zu
urz gekommen. Ich glaube, man sollte schon einmal
ine Gesamtschau vornehmen. Diese wird bei mir des-
alb heute auch im Mittelpunkt stehen.


(Beifall bei der FDP)


Herr Minister, Sie haben einen Etat, der deutlich an-
ächst. Wir haben das jetzt schon mehrfach gehört.
enn man sich aber einmal die Steigerung anschaut,

ann war es zumindest in den letzten Jahren nominal so,
ährend der Etat real eigentlich rückläufig war. Das hat
it vielen Dingen zu tun. Das hat damit zu tun, dass die
reise gestiegen sind, dass die Energiekosten drastisch






(A) )



(B) )


Birgit Homburger
gestiegen sind, dass die Mehrwertsteuer erhöht wurde,
was natürlich auch bei der Bundeswehr massiv zu Buche
schlägt. Es hat aber auch damit zu tun, dass immer mehr
Militäreinsätze beschlossen worden sind, die jeweils aus
dem Etat des Bundesministers der Verteidigung erst ein-
mal erwirtschaftet werden müssen.

Heute, Herr Minister, haben Sie en passant von einer
EU-Mission zur Bekämpfung der Piraterie gespro-
chen. Wir als Deutscher Bundestag kennen das bisher
nur aus den Zeitungen. Wir haben von Ihnen noch nicht
eine einzige Unterrichtung darüber bekommen, was Sie
da vorhaben und wie das im Etat untergebracht werden
soll, um festzustellen, ob das Sinn macht, ob wir das
brauchen und ob das nötig ist. Stattdessen gab es nur en
passant einen Satz dazu. Das, Herr Minister, ist zu we-
nig.


(Beifall bei der FDP)


Wenn man sich anschaut, wohin das Geld im Etat
fließt, dann stellt man fest, dass falsche Schwerpunktset-
zungen vorgenommen werden. Die Kollegin Hoff hat
das schon angesprochen.

Sehr geehrter Herr Kollege Kahrs, an dieser Stelle
möchte ich nur eine Bemerkung dazu machen: Beim
Großprojekt A400M – das hat die Kollegin Hoff völlig
zu Recht gesagt – muss man sich an Verträge halten. Ja,
Herr Kahrs, aber nicht nur der Bund muss sich an Ver-
träge halten, sondern bitte schön auch die Industrie!


(Beifall bei der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Da sind wir uns doch einig!)


Dem jetzt geäußerten Wunsch, auf Schadenersatzforde-
rungen zu verzichten, können wir nicht zustimmen. Wir
erwarten von Ihnen als Haushälter, dass Sie das ebenfalls
unterstützen.


(Beifall bei der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Da sind wir uns doch einig!)


– Es ist wunderbar, wenn wir uns da einig sind. Dann ha-
ben wir das ja an dieser Stelle klargestellt, Herr Kahrs.


(Johannes Kahrs [SPD]: Unnötigerweise!)


Tatsache ist, dass auch der Bedarf zur Materialer-
haltung ständig steigt, und zwar insbesondere für War-
tung und Reparatur alten Geräts. Das liegt daran, dass
sich der Zulauf neuen Geräts verzögert, und zwar mit
dramatisch steigender Tendenz. Oder um es anders zu
sagen: Weil wir auf einen Ersatz für den Tornado warten,
müssen derzeit für eine Flugstunde ungefähr 80 War-
tungsstunden aufgewandt werden. Das kostet natürlich,
und diese Kosten schlagen sich im Etat nieder. Die Folge
all dieser Probleme ist, Herr Minister, dass Sie im Etat
nicht genügend Geld für Beschaffung dessen haben, was
dringend nötig ist: beispielsweise gepanzerte Fahrzeuge,
Lufttransportkapazitäten – dieser Mangel wird insbeson-
dere bei Einsätzen offenbar –, aber eben auch Material
für die Ausbildung im Inland. All das fehlt.

Herr Minister, Sie haben davon gesprochen, man
müsse den Soldatinnen und Soldaten einen optimalen
Schutz geben. Ja, wir stimmen Ihnen zu. Ich sage Ihnen
an dieser Stelle aber auch: Sie sollten es nicht nur wol-

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(C (D en, sie können es auch machen. Und das erwarten wir on Ihnen. (Beifall bei der FDP – Otto Fricke [FDP]: Net schwätze, schaffe!)


Ich möchte einige Bemerkungen zum Thema Attrak-
ivität der Bundeswehr machen. Diese Frage hat heute
n der Debatte zu Recht eine wesentliche Rolle gespielt.
ie Realität ist, dass viele hochqualifizierte Soldatinnen
nd Soldaten kündigen, zumindest innerlich, weil der
oldatenberuf nicht mehr in dem Maße attraktiv ist, wie
r es früher war: Sie müssen oft zu Einsätzen. Sie verdie-
en weniger als ihre zivilen Kolleginnen und Kollegen.
ie fühlen sich oft vom Dienstherrn und teilweise auch
on der Politik im Stich gelassen, setzen aber Leben und
esundheit ein. Ich bin der Auffassung, dass das – nicht
ur für den Unterausschuss „Innere Führung“ im Vertei-
igungsausschuss des Deutschen Bundestages, sondern
nsgesamt für den Bundestag und insbesondere für Sie,
err Minister – Grund genug sein muss, über Attraktivi-

ätssteigerung in den Streitkräften nachzudenken und
en Soldatinnen und Soldaten, die hier ihren Dienst ver-
ichten, nicht nur die Dinge schönzureden, sondern ih-
en die nötige Unterstützung und die Möglichkeit zu ge-
en, sich in diesen Streitkräften wieder wohlzufühlen.

Dazu gehört das Programm „Sanierung Kasernen
est“. Es reicht nicht aus; das wissen Sie ganz genau.
uch das Trennungsübernachtungsgeld gehört dazu,
err Minister. Wir haben immer noch die Situation, dass
ie Soldatinnen und Soldaten für vier Monate in den
insatz geschickt werden, aber nur für drei Monate
rennungsübernachtungsgeld bekommen. Das bedeutet,
ass oft genug die Wohnung am Dienstsitz wegen eines
onats gekündigt werden muss. Vor einem Jahr haben

ie Besserung versprochen. Wir erwarten, dass jetzt end-
ich etwas passiert und dass die Probleme, die die Solda-
innen und Soldaten ganz konkret haben, behoben wer-
en.

Dazu gehört auch die Vereinbarkeit von Familie und
eruf. Sie haben das hier angekündigt, Herr Minister.
uch dazu kann man nur sagen: Im Haushalt sind die

ntsprechenden Mittel nicht vorgesehen. Bitte auch in
achen Kinderbetreuung nicht nur ankündigen, Herr
inister, sondern handeln!

Darüber hinaus sollten Sie endlich akzeptieren, dass
ie Wehrpflicht nicht die Struktur für die Zukunft der
undeswehr ist.


(Beifall bei der FDP)


ie Bundeswehr ist eine Armee im Einsatz geworden.
ir haben weder Wehr- noch Dienstgerechtigkeit. Ge-

ade einmal 17 Prozent der jungen Männer leisten über-
aupt Wehrdienst. Circa 60 Prozent aller tauglichen jun-
en Männer leisten weder Wehr- noch Zivildienst. Vor
iesem Hintergrund ist dieses System nicht mehr auf-
echtzuerhalten.

Das, Herr Minister, ist also Ihre Bilanz: immer mehr
insätze, steigende Unzufriedenheit in der Truppe, im-
er stärkerer Verfall der Infrastruktur in Deutschland

nd ein stures Festhalten an veralteten Strukturen. Wir






(A) )



(B) )


Birgit Homburger
schließen den Haushalt heute nicht ab. Sie können bis
zur Endabstimmung im Deutschen Bundestag noch neue
Schwerpunkte setzen. Sie haben noch eine Chance –


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617508500

Frau Kollegin Homburger, bitte!


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1617508600

– letzter Satz, Herr Präsident –, Herr Minister, die Sie

nutzen können, nämlich das nächste Jahr.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617508700

Das Wort hat der Kollege Rainer Arnold von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der SPD: Der muss jetzt wieder einiges richtigstellen!)



Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1617508800

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Seit knapp zehn Jahren ist die Bundeswehr in einem
schwierigen Umgestaltungsprozess. In dieser Zeit haben
200 000 Soldaten ihren Dienst im Einsatz für Stabilität
und Frieden geleistet. Dieser Auftrag bestimmt bei der
Bundeswehr das Denken, die Konzepte, die Ausbildung,
die Organisation und die Ausrüstung. Der diesjährige
Haushalt mit einer Erhöhung von 1,6 Milliarden Euro
trägt dem Rechnung, auch wenn es richtig ist, dass ein
großer Teil des Geldes für zusätzliche personelle Maß-
nahmen und Gehaltserhöhungen notwendig ist. Den-
noch: Die Mittel reichen aus, damit die Bundeswehr so-
wohl die Transformation weiterführen als auch ihren
internationalen Verpflichtungen gerecht werden kann.

Gelegentlich ist es schon so, dass die Wirtschaft zum
Helfer wird, damit das Geld reicht. Das freut uns nicht,
sondern das ist ein Ärgernis. Jahr für Jahr fließen für
wichtige große Vorhaben Mittel, die die Soldaten drin-
gend bräuchten, nicht ab, weil die Wirtschaft ihre Ver-
einbarungen nicht einhält. Dies macht uns sehr ernst-
hafte Sorgen, und das muss man auch ganz deutlich
ansprechen. Ich glaube, wir sollten uns alle in diesem
Haus einig sein, dass Vertragstreue keine Einbahnstraße
ist. Aber falsch ist, Frau Kollegin Homburger, dass das
Geld für den Schutz der Soldaten fehlt. Jeder Soldat
und jeder Bürger in Deutschland muss wissen: All das,
was die Bundeswehr an Anforderungen zur Sicherheit
und zum Schutz der Soldaten gestellt hat und was auch
beschaffbar war, weil es auf den Märkten verfügbar war,
ist nie am Deutschen Bundestag gescheitert. Diese Zu-
sage gilt auch für die Zukunft.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dennoch: Einfach die Augen zumachen und die
Transformation immer nur weiterführen, wird in der Tat
nicht ausreichen. Es ist Zeit, zu reflektieren, wo nachjus-
tiert werden muss. Das gilt für Material, das vor
15 Jahren bestellt wurde und das wir heute möglicher-

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(C (D eise nicht mehr in dem Umfang brauchen. Es gilt für ie innere Organisation der Bundeswehr. Das gilt für inernationale Organisationen, wenn ich an die NATOesponse-Force denke. Das gilt im Übrigen auch für die ehrpflicht, die im Grundsatz die richtige Ansage ist, ie aber in einer veränderten Sicherheitswelt und einer eränderten Arbeitsund Ausbildungswelt für junge enschen selbstverständlich so weiterentwickelt werden uss, dass sie in Zukunft überhaupt tragen kann und ak eptiert wird. Dazu haben die Sozialdemokraten Vorchläge gemacht. Bei all diesen technischen Debatten ist eines entscheiend: Die Bundeswehr wird in erster Linie von den enschen, die bei ihr Dienst tun, geprägt. Es gibt Solda en, die zehnmal in einem Auslandseinsatz waren. Das erändert Menschen, das verändert deren familiäre ituation, deren Einbettung in das lokale soziale Gefüge. arüber sollten wir uns an erster Stelle Gedanken ma hen. Das Materielle ist zweifellos wichtig. Aber klar ist: en Beruf eines Soldaten wird niemand nur mit Blick uf die Gehaltsstruktur des öffentlichen Dienstes wähen. Die Menschen, die wir kennenlernen, haben viel ehr immer noch andere Beweggründe, sich dieser Verntwortung zu stellen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir ie Attraktivität der Bundeswehr im Auge haben. Noch gehören der Bundeswehr Jahr für Jahr 60 000 Personen an. In zehn Jahren werden es nur noch 50 000 sein. Wir haben eine veränderte Arbeitsmarktituation – auch wegen der Reformen, die Sozialdemoraten vorangebracht haben. Die Bundeswehr steht in eiem härteren Wettbewerb um kluge und qualifizierte öpfe. Deshalb ist es höchste Zeit, dass die Weichen neu estellt werden. Ich bedauere es sehr, dass die Verbände, ie die Soldaten vertreten, sich unserer Idee einer S-Beoldung nicht nähern konnten. Ich bin ziemlich sicher, ass das allgemeine Beamtenrecht nicht mehr zu einer rmee im Einsatz passt. Die Große Koalition könnte ine Chance bieten, in dieser Sache weiterzukommen. ir werden darüber nachdenken müssen. Der Minister at den Vorschlag gemacht – wir begrüßen ihn –, dass es ür Soldaten auf Zeit ähnliche Mechanismen gibt, eine usätzliche Altersversorgung zu bekommen, wie für enschen im zivilen Berufsleben. Kollege Kahrs hat deutlich gemacht, wie wichtig es st, die Infrastruktur voranzubringen. Ich glaube, es ist ut, dass es das Sonderprogramm „Sanierung Kasernen est“ gibt. Wir müssen allerdings schauen, dass es auch ut umgesetzt wird. Sechs-Mann-Stuben entsprechen icht mehr dem Standard, den junge Menschen heute on ihrem Arbeitsplatz erwarten. Natürlich gehört auch ie Bereithaltung von Pendlerwohnungen dazu. Nach diesem engagierten Vortrag des Kollegen Kahrs ls Haushälter sage ich sehr gelassen: Wenn alle Hausälter dies so sähen wie du, Johannes, dann müssten wir as miteinander hinbekommen und bewerkstelligen könen. Ich glaube, das ist ein Angebot. Wir sollten in den Rainer Arnold nächsten Wochen versuchen, das eine oder andere in Form von Anträgen in die Diskussion zu bringen. Zu dieser Überprüfung der Transformation gehört natürlich auch, dass die Frage der Einsätze stets zu überprüfen ist. Nun haben die Linken heute in dieser und in der Debatte über den Etat des Auswärtigen Amtes ein Bild abgegeben, das deutlich macht: Sie wollen Deutschland in die außenund sicherheitspolitische Isolation führen. (Katrin Kunert [DIE LINKE]: So ein Quatsch!)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


Herr Kollege Schäfer, Sie reden davon, dass die NATO
zu einem kooperativen Sicherheitsinstrument weiterent-
wickelt werden muss. Was anderes ist denn die NATO
sowohl von ihren Verträgen als auch vom Urteil des Ver-
fassungsgerichtes her? Das Bundesverfassungsgericht
hat genau diesen Punkt herausgegriffen und bestätigt,
dass die NATO ein kooperatives Sicherheitsinstrument
ist.


(Zuruf des Abg. Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE])


– Nein, Sie wollen die NATO abschaffen. Sie wollen am
Ende auch die Bundeswehr abschaffen.

Um es auf den Punkt zu bringen: Sie sind mit dieser
Position in der Berliner Politik nicht einmal ein Partner
für ernsthafte Gespräche in der Sicherheits- und Außen-
politik.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Zur Debatte darüber, ob wir uns in Afghanistan in ei-
nem Krieg befinden, die hier auch eine Rolle gespielt
hat: Die Kollegin Knoche hat es innerhalb weniger
Sekunden geschafft, den Begriff „Krieg“ circa 10- bis
15-mal zu verwenden. Auch der Chef des Bundeswehr-
Verbandes hat darüber reflektiert. Ich glaube, dass es bei
den Menschen in der Bundeswehr wichtigere Sorgen
gibt, dass die Menschen, die durch die Einsätze Leid er-
fahren und Angehörige verlieren, keine Debatte über
Krieg und Frieden benötigen.


(Zuruf des Abg. Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE])


– Passen Sie einmal auf. – Wir müssen in der Wortwahl
präzise bleiben. Da ist doch ganz klar: Weder nach unse-
rer Verfassung noch nach dem internationalen Völker-
recht befinden wir uns im Krieg.

Man kann darüber reden, wie wir mit dem Wort
„Krieg“ im Alltagssprachgebrauch umgehen. Da ist es
schon gut, dass wir Deutsche nicht den Weg der Anglo-
amerikaner gehen, die ganz schnell Krieg gegen alles
Mögliche führen, sondern dass der Begriff „Krieg“ in
unserem Sprachalltag immer mit den Bildern und den
Erinnerungen, was Krieg in Deutschland und in der Welt
wirklich bedeutet hat, verwoben bleiben wird. Das unter-
scheidet uns von anderen Ländern, und so soll das auch
bleiben. Ich fürchte, wer ständig von Krieg redet und ei-
ner Gesellschaft einredet, sie befinde sich im Krieg, der
wird am Ende die Gesellschaft, die Politik und auch die

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(C (D treitkräfte durch seine Rhetorik verändern. Das wäre alsch. Das wollen wir nicht. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Bei unserem Einsatz in Afghanistan können wir uns
atürlich nicht aussuchen, ob deutsche Soldaten kämp-
en oder Aufbauhilfe leisten. Das wird uns von Aufstän-
ischen aufgezwungen. Damit das ganz klar ist: Das ist
in Kampf gegen Aufständische. Das ist die richtige Be-
rifflichkeit. Das ist kein Krieg. Die Bundeswehr ist aber
uch kein bewaffnetes Technisches Hilfswerk. Die
inge sind nicht wirklich kompliziert.

Wir debattieren hier immer wieder über Afghanistan
nd die sogenannte Exit-Strategie. Natürlich gibt es für
fghanistan immer wieder neue Konzepte und Strate-
ien: von den Petersberger Beschlüssen über den in Lon-
on beschlossenen Afghanistan-Compact über die Paris-
onferenz bis zur NATO-Tagung in Bukarest. Ich
laube nicht, dass wir eine völlig neue Strategie suchen
üssen. Wir müssen es vielmehr schaffen, das als richtig
rkanntes zu unterfüttern und in Afghanistan mit aller
onsequenz umzusetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as gilt für den zivilen wie den militärischen Bereich
nd für den Aufbau der Polizei gleichermaßen. Das ist in
fghanistan angesagt. Das ist das Entscheidende.

Ich glaube, dass wir die Position, die Deutschland be-
üglich des Kampfes gegen den Drogenanbau bisher
ertreten hat, überdenken müssen. Wenn im Norden, wo
ie Deutschen Verantwortung tragen, die Afghanen in
rster Linie selbst gegen den Drogenanbau vorgehen,
nd die Deutschen nur logistisch unterstützen, dann ist
as ein guter Weg. Wenn wir aber erkennen, dass die
rogenwirtschaft im Süden und Osten des Landes nicht
ur die Terroristen von morgen nährt, sondern diese sich
uch zunehmend im afghanischen Staatsapparat breitma-
hen, und die Polizei im Süden und Osten gleichzeitig
och nicht in der Lage ist, für Sicherheit zu sorgen, dann
uss in der NATO in der Tat eine ernsthafte Debatte da-

über geführt werden dürfen, ob die ISAF nicht doch
zusammen mit den Afghanen – mehr Verantwortung

ür diesen Bereich erhalten sollte.

Eine letzte Bemerkung dazu: Aufgrund der vielen zi-
ilen Opfer, die es in Afghanistan gegeben hat – übri-
ens wurden 800 Soldaten von Terroristen umgebracht –,
erden wir nie einfach zur Tagesordnung übergehen
önnen. Afghanistan muss ständig auf der Tagesordnung
er NATO stehen. Ich weiß, dass unser Außen- und un-
er Verteidigungsminister dafür sorgen. Die NATO muss
lles Menschenmögliche tun, um zivile Opfer zu vermei-
en.

Heute wurde den Soldaten häufig gedankt. Das ist
ehr wichtig. Ich glaube aber, dass es in einer Parla-
entsarmee auch um etwas anderes geht, nämlich um
irkliches Vertrauen, um Vertrauen in zwei Richtun-
en. Bei meinen vielen Gesprächen mit Soldaten in
nternationalen Einsätzen habe ich den Eindruck gewon-






(A) )



(B) )


Rainer Arnold
nen, dass wir Parlamentarier täglich neu um das Ver-
trauen der Soldaten werben müssen. Sie müssen sehen,
dass wir bei den Entscheidungen über Einsätze mit uns
ringen, dass sich jeder von uns diese Entscheidung nicht
einfach macht. Wir müssen die Soldaten besuchen und
uns ihre Sorgen anhören. All dies geschieht.

Andererseits haben wir aber auch allen Grund, den
Menschen, die bei der Bundeswehr Dienst tun, zu ver-
trauen. Mit 255 000 Soldaten ist das eine große Organi-
sation. Da wird es immer einzelne Fehler geben. Für
diese Fehler gibt es eine große demokratische Errungen-
schaft: Soldaten können sich im Zweifelsfall unter das
Regime des deutschen Rechtsstaates stellen.

Es ist etwas Neues, es ist Teil der jüngeren deutschen
Geschichte, dass Soldaten, die für Deutschland in der
Welt unterwegs sind, das Ansehen der Bundesrepublik in
der Welt mehren.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617508900

Das Wort hat der Kollege Thomas Silberhorn von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1617509000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Im Einzelplan 14 des Haushaltsentwurfs 2009
legen wir ein klares Bekenntnis zur Bundeswehr ab.
Auch wenn nicht alle Wünsche erfüllt werden können,
wird doch die notwendige finanzielle Ausstattung der
Bundeswehr gesichert. Das ist bei den Personalausgaben
der Fall. Das betrifft die Übernahme des Tarifabschlus-
ses im öffentlichen Dienst – das ist schon erwähnt wor-
den –, die Wehrsolderhöhung und die Angleichung der
Besoldung zwischen Ost und West. Es ist aber auch bei
Betrieb und Investitionen der Fall. Ich darf Ihnen, Frau
Homburger, mitgeben, dass Ihr Vorwurf, es würde nicht
ausreichend lange Trennungsgeld gezahlt, aufgenommen
wurde und sich das Problem auf dem Weg zu einer guten
Lösung befindet.


(Birgit Homburger [FDP]: Das ist schon ein Jahr!)


Der Bundesverteidigungsminister hat auf den Weg ge-
bracht, dass über die gesamte Einsatzdauer Trennungs-
geld gezahlt wird.

Der Haushaltsentwurf ist insgesamt ein Beitrag dazu,
die begonnene Modernisierung und Transformation
der Streitkräfte fortzusetzen. Das ist von besonderer
Bedeutung für unsere Auslandseinsätze. Unterschätzen
wir jenseits mancher Vorwürfe in diesem Hause nicht,
dass es eine breite öffentliche Unterstützung dafür gibt,
dass unsere Soldaten im Einsatz bestmöglich ausgerüstet
und ausgestattet werden. Dem trägt dieser Haushaltsent-
wurf Rechnung.

Am Beispiel Afghanistans lässt sich besonders he-
rausstellen, welche Bedeutung bestmögliche Ausrüstung

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(C (D nd Ausstattung unserer Soldaten haben. Dazu, dass uns ier Grüne und FDP vorwerfen, wir wollten aus wahlaktischen Gründen nicht über Afghanistan diskutieren, ann ich nur sagen: Wenn Sie in der Sache einen Beitrag azu leisten wollten, dann hatten Sie die Gelegenheit azu. (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann legt doch das Mandat vor, wenn es kein Wahlkampfthema ist!)


ch will die Gelegenheit nutzen und ausführlich Stellung
azu nehmen. Die Lage in Afghanistan ist sicherlich
chwieriger geworden. Sie ist in weiten Teilen des Lan-
es instabil. Ich meine, dass es jetzt notwendig ist, dass
ir unsere Erfolge, die wir etwa im Bildungswesen oder

m Gesundheitssektor durchaus erreicht haben, nicht ge-
ährden. Deshalb müssen alle Bemühungen darauf ge-
ichtet sein, für unser Engagement in Afghanistan das
ertrauen der dortigen Bevölkerung zu erhalten und zu
ertiefen.

Wir haben eine sehr klare Zielvorstellung für unser
fghanistanengagement, die im ISAF-Mandat des letz-

en Jahres deutlich formuliert ist – ich zitiere –: Es geht
arum, „die afghanischen Sicherheitskräfte zu befähi-
en, Sicherheit im eigenen Lande zu gewährleisten.“ Es
eht darum, die Verantwortung in afghanische Hände
bergeben zu können und die Voraussetzungen dafür zu
chaffen.

Dazu gehört, dass wir auch die afghanische Regie-
ung stärker in die Pflicht nehmen. Wir dürfen sie als
mpfänger umfangreicher Hilfen nicht aus der Verant-
ortung entlassen, aus eigener Kraft Drogenanbau, Kri-
inalität und Korruption zu bekämpfen und demokrati-

che und rechtsstaatliche Strukturen aufzubauen. Wir
rinnern uns: Die Bundeswehr ist auf Einladung der af-
hanischen Regierung dort im Land. Deswegen muss
iese Regierung das Ihre zur Stabilisierung und zum
iederaufbau des eigenen Landes beitragen.

Deutschland leistet als drittgrößter Truppensteller ei-
en substanziellen Beitrag zur Stabilisierung Afghanis-
ans, der im Übrigen von der dortigen Bevölkerung hoch
eschätzt wird. Aber wir wissen: Afghanistan ist mit
ilitärischen Mitteln allein nicht zu stabilisieren. Eine

inseitige Betonung der militärischen Komponente
ürde Widerstände in der Bevölkerung provozieren und
en Taliban möglicherweise in die Hände spielen. Des-
egen vertreten wir übereinstimmend einen vernetzten
nsatz. Ich glaube, dass es wichtig ist, mit der anstehen-
en Mandatsverlängerung dafür Sorge zu tragen, dass
er Umfang der zivilen Hilfe nun annähernd in Einklang
it dem militärischen Beitrag gebracht wird.

Ich halte es auch für notwendig, dass wir nicht nur in
fghanistan, sondern bei allen Auslandseinsätzen der
undeswehr eine schlüssige Gesamtkonzeption vorle-
en. Ich denke, dass das Afghanistan-Konzept der Bun-
esregierung, das vor wenigen Tagen vorgestellt worden
st, ein Schritt in die richtige Richtung ist. Mir fällt auf,
ass, wenn ich es richtig sehe, erstmals alle beteiligten
essorts als Autoren des Afghanistan-Konzepts benannt
erden und dass für jede Aufgabe, die wir dort überneh-






(A) )



(B) )


Thomas Silberhorn
men wollen, Ziele formuliert worden sind. Das ist kei-
neswegs eine Marginalie, sondern konzeptionell und
qualitativ ein Fortschritt, bei dem wir aber nicht stehen-
bleiben dürfen.

Ich halte es für notwendig, dass wir bei der Formulie-
rung des Afghanistanmandats und aller weiteren Man-
date genauso vorgehen, nämlich bei der Erarbeitung die-
ser Mandate alle Ressorts einbeziehen. Es ist keineswegs
nur eine Angelegenheit des Verteidigungsministeriums
und des Auswärtigen Amtes. Das Innenministerium und
das BMZ müssen genauso in die Erarbeitung der Man-
date einbezogen werden. Die zivile Komponente muss
ebenso wie die militärische in dem Mandat, das uns im
Bundestag zur Beschlussfassung vorgelegt wird, Be-
rücksichtigung finden.

Ein Weiteres: Ich meine, dass sich jedes einzelne Res-
sort auf messbare Zielvorgaben verständigen sollte, die
wir dann auch mit Haushaltsmitteln unterlegen können
und die wir uns im nächsten Jahr, wenn die Mandatsver-
längerung nochmals ansteht, wieder vorlegen können,
um überprüfen zu können, ob die Ziele, die sich die Bun-
desregierung selbst gesetzt hat, tatsächlich erreicht wor-
den sind.

Eine letzte Bemerkung zu diesem Thema. Ich finde,
dass wir unseren zivil-militärisch vernetzten Ansatz
auch in der öffentlichen Debatte über die Auslandsein-
sätze der Bundeswehr zum Tragen bringen müssen.
Dazu gehört, dass wir nicht allein über die Anzahl der
Soldaten streiten, sondern den ganzheitlichen Ansatz un-
seres Einsatzes in Afghanistan und an anderen Orten der
Welt auch in der Kommunikation über unser militäri-
sches und ziviles Engagement deutlich machen sollten.

Ich möchte allen Soldatinnen und Soldaten, aber auch
den zivilen Wiederaufbauhelfern ausdrücklich für ihren
Einsatz danken. Sie genießen für ihren Dienst internatio-
nal höchste Reputation. Ich denke, für ihre gefährliche
Aufgabe verdienen sie auch den geschlossenen Rückhalt
unserer Bevölkerung und des Deutschen Bundestages.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, lassen Sie mich diese Ge-
legenheit nutzen, in wenigen Sätzen einige Ausführun-
gen zum komplexen Thema Georgien zu machen. Ich
halte es für wichtig, darauf hinzuweisen, dass es sich
hierbei nicht um einen neuen Ost-West-Konflikt handelt.
Gerade die Reaktion der Shanghai-Gruppe zeigt, dass
wir es mit einem internationalen Konflikt zu tun haben.
Die internationale Gemeinschaft muss ungeachtet der je-
weiligen Verantwortlichkeiten der Beteiligten ihren An-
spruch deutlich machen, dass ihre Rechtsgrundlagen ge-
achtet und durchgesetzt werden.

Es ist begrüßenswert, dass die Europäische Union
nach der Eskalation in Georgien die Initiative ergriffen
hat: mit dem Sechspunkteplan der französischen Ratsprä-
sidentschaft, der Einsetzung einer zivilen Beobachtermis-
sion und der Ernennung eines Georgienbeauftragten, aber
auch mit der Forderung nach einer unabhängigen interna-
tionalen Untersuchungskommission. Das geschlossene
Auftreten der Europäischen Union stärkt ihre Rolle im
Rahmen des internationalen Krisenmanagements. Das

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(C (D ind die Aufgaben, für die wir die Europäische Union rauchen, nicht für eine Nabelschau, die immer neue orschriften zur Folge hat. Nach diesem Exkurs möchte ich auf den Haushalt zuückkommen. Im Entwurf des Haushalts 2009 werden ie richtigen Prioritäten gesetzt. Wir leisten einen Beirag zur Stärkung der Bundeswehr und zum Schutz unseer Sicherheitsinteressen. Damit bleiben wir handlungsähig. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der LINKEN: Dann ist ja alles in Ordnung!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617509100

Als letzter Redner zu diesem Einzelplan hat der Kol-

ege Dr. Hans-Peter Bartels von der SPD-Fraktion das
ort.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1617509200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ine Haushaltsdebatte im Parlament ist dazu da, die Un-
erschiede zwischen Regierung und Opposition und

anchmal auch die Unterschiede zwischen Parlaments-
ehrheit und Regierung deutlich zu machen.


(Elke Hoff [FDP]: Und zwischen sich selbst und dem Koalitionspartner!)


nverändert gilt nämlich das Struck’sche Gesetz, dass
eine Vorlage den Bundestag so verlässt, wie sie von der
egierung eingebracht wurde. Manchmal war allerdings
uch die Regierung klüger, wenn sie aus dem Bundestag
erauskam.

Vorweg: Dieser Verteidigungsetat weist einen tüchti-
en Zuwachs aus. Das ist notwendig, aber nicht selbst-
erständlich. Mein Dank gilt den verantwortlichen
inistern Jung und Steinbrück. Sie haben gemeinsam

ine vernünftige Linie gefunden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


In der Bundeswehr hört man die Klage, dass das Geld
ennoch nicht ausreicht, insbesondere nicht für alle nur
enkbaren Beschaffungsprogramme. Das ist wahr, aber
nvermeidlich und war nie anders. Das zwingt uns dazu,
rioritäten zu setzen. Dafür bilden die heutige sicher-
eitspolitische Bedrohungsanalyse und die tatsächlich
tattfindenden Einsätze den Maßstab, nicht irgendeine
tückzahlkalkulation von 1997.

Wenn das Geld nicht für alles reicht, gibt es drei Mög-
ichkeiten, damit umzugehen: erstens, mehr Geld zu be-
orgen; zweitens, die Strukturen der Realität anzupassen
nd dabei auch europäisch zu denken; drittens, zu fra-
en, wo immer noch Mittel verschwendet werden, von
er Materialerhaltung über die Infrastruktur bis hin zu
innlosbeschaffungen. Das sind die Möglichkeiten, die
an hat. Ich empfehle, die zweite und die dritte Mög-

ichkeit nicht zu vernachlässigen.






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Bartels
Jetzt möchte ich etwas zum Thema Verschwendung
sagen. Die Beschaffung von Zusatzausrüstung für vier
vorhandene Airbusse der Luftwaffe, die zur militäri-
schen Luftbetankung eingesetzt werden sollen, kostet
uns 210 Millionen Euro. Diese Zusatzausrüstung sollte
ab 2003 zur Verfügung stehen. Bis heute ist sie aber
nicht über das Versuchsstadium hinaus. In vier oder fünf
Jahren müsste allerdings der A400M, der ebenfalls über
die Fähigkeit der Luftbetankung verfügt, bereitstehen.
Da fragt man sich: Brauchen wir diese Übergangslösung
jetzt noch? Müssen wir dieses Geld wirklich zahlen?

Anderes Beispiel: P-3C ORION, der Seefernaufklärer
der Marine. International fliegen 500 Maschinen dieses
Typs. Sie werden weltweit in drei Servicezentren gewar-
tet. Deutschland baut nun ein eigenes viertes Wartungs-
zentrum auf, exklusiv für unsere acht Flugzeuge. Die
erste Instandsetzung dauert 14 Monate. Zudem wird es
richtig teuer. Für solche Sonderwege haben wir eigent-
lich kein Geld übrig.

Ein dritter Fall: Die Marine wollte ursprünglich auf
ein einziges Hubschraubermuster umrüsten, den sagen-
umwobenen MH-90. Alle diese Hubschrauber sollten
auf einem Fliegerhorst stationiert werden, weil das ef-
fektiv ist.

Gegenwärtig gibt es zwei Hubschraubertypen und
zwei Stützpunkte. Weil nun aber immer noch kein Proto-
typ des MH-90 existiert, werden trotzdem schon einmal
alle 43 Hubschrauber – SEA LYNX und SEA KING
plus acht ORION – auf einem Platz zusammengefasst.
Man baut dann eben fürs Erste Provisorien – man kann
auch sagen: Investitionsruinen – und schaut, was die Zu-
kunft bringt. Hauptsache teuer umziehen, war ja lange
geplant. Herr Minister, ich meine, das sollten Sie sich
noch einmal anschauen.

Das gilt auch für das Eurofighter-Programm als sol-
ches. Wir Sozialdemokraten meinen, dass die Hälfte der
dritten Tranche für Deutschland ausreichend wäre. Wir
hätten dann 146 hochmoderne, zweirollenfähige Kampf-
flugzeuge in vier statt in fünf Geschwadern. Über den
Rest der dritten Tranche müsste eine Einigung mit den
Partnernationen sowie den Herstellern möglich sein. Das
Zauberwort heißt Anrechnung des Exports. Wenn das für
Großbritannien und Italien gehen sollte, warum dann
nicht für alle, also auch für uns?

Weil die alten Preise nicht mehr auskömmlich sind,
werden wir neue Verträge beschließen müssen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617509300

Herr Kollege Bartels, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Kampeter?


Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1617509400

Gern.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617509500

Bitte schön, Herr Kampeter.

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(C (D Danke schön, Herr Kollege. – Ich entnehme einer genturmeldung, dass Sie die Halbierung der Beschafung und den möglichen Weiterverkauf der Hälfte der ritten Tranche bereits dem Handelsblatt mitgeteilt haen. Vor diesem Hintergrund frage ich Sie, ob Sie dem ohen Hause erläutern können, welche Regelungen für ie Nichtabnahme in diesem Vertrag enthalten sind, ob s gegebenenfalls Sanktionen gibt und ob Sie allen Ernses der Auffassung sind, dass Sie für den Fall des Nichteiterverkaufs, statt Flugzeuge zu bezahlen, Konventioalstrafe zahlen wollen. Lieber Herr Kollege Kampeter, vielen Dank für die rage, die es uns ermöglicht, das Thema noch etwas zu ertiefen. (Zuruf von der CDU: Und Ihre Redezeit zu verlängern!)

Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1617509600
Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1617509700

Genau.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So ist man unter Koalitionären!)


Ich habe Vertrauen in Regierungen, auch in die briti-
che Regierung, die auf dem Rechtsstandpunkt steht, sie
önne 72 Eurofighter aus der von ihr bestellten Gesamt-
asse an ein drittes Land weiterverkaufen. Auf diesem
tandpunkt steht die britische Regierung.

Ich bin gespannt, ob es Sonderlösungen geben wird,
m den anderen Partnernationen – auch die Italiener ha-
en ähnliche Vorstellungen – Reduzierungen zu ermögli-
hen, die wir aus unserer Sicht als Deutsche auch wahr-
ehmen sollten. Wir wollen gleiches Recht für alle.
nzwischen haben sich die Rahmenbedingungen geän-
ert. Wir denken, wir kommen heute in unserer Bundes-
ehr mit weniger Eurofightern aus, aber natürlich mit
urofightern, den besten momentan verfügbaren Flug-
eugen.

Es wird also verhandelt werden müssen. Gleiches
echt für alle heißt, unsere Regierung mit der britischen
nd der italienischen Regierung gemeinsam.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617509800

Nun haben sich noch einmal Herr Kampeter und zu-

ätzlich der Herr Kollege Stinner zu einer Zwischenfrage
emeldet. Ich darf Herrn Bartels fragen, ob er auch diese
ulässt.


Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1617509900

Wenn Sie die Reihenfolge geregelt bekommen, dann

a.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617510000

Jetzt ist Herr Stinner an der Reihe.


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1617510100

Herr Kollege Bartels, in der von Herrn Kollegen

ampeter angesprochenen Agenturmeldung wird für
en Fall, dass die Halbierung nicht eintritt, gesagt, an-






(A) )



(B) )


Dr. Rainer Stinner
sonsten – Zitat von Ihnen im morgigen Handelsblatt –
gebe es von der SPD-Bundestagsfraktion keine Zustim-
mung, Flugzeuge der dritten Tranche abzunehmen.

Dem entnehme ich, dass es sich nicht um Ihre persön-
liche Meinung, sondern um eine in der Bundestagsfrak-
tion der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands ab-
gestimmte Meinung handelt. Ich frage Sie, ob das der
Fall ist.

Herzlichen Dank.


Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1617510200

Herr Kollege Stinner, die Verträge hat die durch

CDU/CSU und FDP gebildete Regierung im Jahr 1997
abgeschlossen. Wir wollen, dass noch einmal über die
Gesamtzahl der Flugzeuge und darüber verhandelt wird,
was mit der dritten Tranche geschieht. Eine Export-
anrechnung auf die Abnahmeverpflichtung der Länder
ist eine Möglichkeit. Andere Länder wollen das. Ich
denke, wir können es auch wollen.

Die Arbeitsgruppe der SPD-Bundestagsfraktion hat
bereits im Frühjahr auf einer Klausurtagung ein Papier
beschlossen, das damals auch veröffentlicht wurde, in
dem wir genau diese Position vertreten. Da ich das heute
hier in der Debatte so sage, können Sie davon ausgehen,
dass wir das in den Ausschüssen entsprechend verhan-
deln.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617510300

Lassen Sie auch noch die zweite Zwischenfrage des

Kollegen Kampeter zu?


Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1617510400

Gerne.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617510500

Herr Kollege Kampeter, bitte schön.


Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1617510600

Herr Kollege Bartels, Sie haben meine Frage durch

Ihre Sachverhaltsdarlegung charmanterweise nicht be-
antwortet. Sie lautete: Können Sie dem Hohen Hause
einmal darlegen, welche Konventionalstrafe bei Nicht-
abnahme von Flugzeugen, die Sie laut Pressemeldungen
nach Indien oder in die Schweiz weiterverkaufen wollen
– also für den Fall, dass Ihnen dies nicht gelingt, zumal
es ja noch keine gemeinsame Koalitionsauffassung dazu
gibt –, vorgesehen ist?

Vor diesem Hintergrund würde ich gerne hören, wel-
che Zahl sich bei Halbierung der Tranche ergibt. Wie
soll die Dislozierung aussehen?


Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1617510700

Wir kennen ja die daran beteiligte Industrie. Ich emp-

fehle, dass wir einmal darüber reden, ob wir beim
A400M von der Industrie Konventionalstrafen fordern
wollen. Mit der gleichen Industrie reden wir auch da-
rüber, wie das Eurofighter-Programm in Zukunft gestal-
tet sein soll.

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(C (D Es gibt vertragliche Klauseln, durch die es uns schwer emacht wird. „Schwer“ bedeutet aber nicht „unmögich“. Wir müssen jetzt über keine Zahl abstimmen. Ich laube, wir können eine Lösung finden, die für alle Beeiligten – die Industrie und die vier Nationen – besser st, als wenn wir das Programm einfach nur durchlaufen assen würden. Es gibt auch Bedürfnisse der flugzeugbauenden Inustrie in Europa, neue Programme auch wieder aus unerem Haushalt und den Haushalten der Partnernationen inanziert zu bekommen. Genauso gibt es das Interesse nderer Länder an Lösungen, die ich auch für uns vorchlage und mir vorstellen kann. Das wird also eine Verandlungssache sein. Sie haben aber recht: Darüber ist noch keine Einigkeit ergestellt. Wir werden aber darüber reden können. Desalb sage ich, dass die Beratung über den Haushalt eine ute Gelegenheit dazu bietet. (Hellmut Königshaus [FDP]: Habt Ihr eigentlich noch einen Koalitionsausschuss? Warum müsst Ihr das hier verhandeln?)


Abschließend noch ein paar Sätze zur Wehrpflicht,
ber die wir an der einen oder anderen Stelle auch schon
twas gehört haben. Wir Sozialdemokraten erkennen an,
ass der Verteidigungsminister absolut problembewusst
st. Die Wehrgerechtigkeit ist ein Problem, wenn fast die
älfte eines Jahrgangs aus gesundheitlichen Gründen

usgemustert wird. Wir glauben aber, dass es keine Dau-
rlösung sein kann, dann einfach ein paar Tausend Wehr-
flichtige außerhalb der Struktur zusätzlich einzuziehen.
ie notwendigen Mittel dafür sollten wir lieber in die
erbesserung der Attraktivität des Dienstes in der Bun-
eswehr investieren. Hier müssen wir in Zukunft mehr
un. Darüber besteht in diesem Hause große Einigkeit.


(Birgit Homburger [FDP]: Aber nicht in der SPD!)


Um die Wehrpflicht, die wir gemeinsam wollen, Herr
inister, auf Dauer verfassungsfest zu sichern, brauchen
ir ein neues Wehrpflichtmodell. Die SPD hat Vor-

chläge dafür gemacht. Lassen Sie uns auf dieser Grund-
age einen neuen Konsens finden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617510800

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

icht vor.

Ich unterbreche an dieser Stelle die Haushaltsberatun-
en und rufe Tagesordnungspunkt 4 auf:

– Beratung der Beschlussempfehlung und des

(3. Ausschuss)


Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter
deutscher Streitkräfte an der United Nations
Interim Force in Lebanon (UNIFIL) auf
Grundlage der Resolutionen 1701 (2006)







(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
und 1832 (2008) des Sicherheitsrates der
Vereinten Nationen vom 11. August 2006
bzw. 27. August 2008

– Drucksachen 16/10207, 16/10240 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Eckart von Klaeden
Niels Annen
Dr. Werner Hoyer
Wolfgang Gehrcke
Jürgen Trittin


(8. Ausschuss)


– Drucksache 16/10241 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Lothar Mark
Jürgen Koppelin
Dr. Gesine Lötzsch
Omid Nouripour

Hierzu liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen vor. Über die Beschlussempfeh-
lung werden wir später namentlich abstimmen.

Ich mache darauf aufmerksam, dass bei dem darauf-
folgenden Tagesordnungspunkt über zwei weitere Be-
schlussempfehlungen ebenfalls namentlich abzustimmen
ist, sodass wir heute insgesamt drei namentliche Abstim-
mungen durchführen werden.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Gibt es Wi-
derspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das so be-
schlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Kollegen Dr. Rolf Mützenich von der SPD-
Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1617510900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Anwesenheit deutscher Soldaten vor der libanesischen
Küste ist nicht selbstverständlich. Angesichts der deut-
schen Vergangenheit bleibt die Stationierung deutscher
Soldaten an Israels Grenzen ein Wagnis. Deshalb lehnten
einige Kolleginnen und Kollegen meiner Fraktion vor
zwei Jahren den Einsatz deutscher Soldaten ab. Wenige
Abgeordnete werden dies heute wieder tun. Ich respek-
tiere deren Entscheidung. Gleichwohl komme ich bei der
Gewichtung der Argumente zu einem anderen Ergebnis.

Wir wissen, dass gewaltsam ausgetragene Konflikte
nur politisch befriedet können werden. Vorher müssen
aber die Waffen schweigen. Nach meinem Verständnis
ist die Absicherung der Waffenruhe der Kernauftrag von
UNIFIL.

Die Mission im Libanon bleibt gefährlich. Rund
50 Soldaten der internationalen Schutztruppe kamen in
den vergangenen zwei Jahren ums Leben oder wurden
verletzt. Im Südlibanon sterben weiterhin Menschen

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(C (D urch Minen und Streubomben. Das ist das schreckliche rbe eines Krieges, den unverantwortliche Männer prooziert und geführt haben. Die politische Bilanz von UNIFIL ist gemischt: Der affenschmuggel wurde nicht unterbunden, und die age an der Blauen Linie bleibt angespannt. Israel hält ebiete im Libanon weiterhin besetzt und überfliegt lianesisches Hoheitsgebiet. Das Grenzmanagement steckt och in den Anfängen. Dennoch gibt es Erfolge: Es konnte vor allem ein iederaufflammen der Kämpfe verhindert werden, lüchtlinge kehrten zurück, Kriegsschäden wurden beeitigt und Minen geräumt. Die Menschen müssen nicht tündlich um ihr Leben fürchten. Die Kinder gehen wieer zur Schule. Der mühsame Alltag gewinnt neue Konuren. Die Libanesen hoffen auf eine bessere Zukunft. Das hat UNIFIL nicht allein geschafft. Doch ohne die riedensmission wären diese Fortschritte kaum möglich ewesen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Erst vor wenigen Wochen konnte der Libanon eine
efährliche innenpolitische Krise bewältigen. Zahlreiche
lutige Anschläge, die Unfähigkeit gewaltbereiter liba-
esischer Politiker zum Kompromiss und der Einfluss
xterner Akteure brachten das Land an den Abgrund ei-
es neuen Bürgerkrieges.

Heute hat der Libanon eine begrenzte Stabilität er-
eicht. Obwohl die Lage angespannt bleibt, sind die

ahl eines Staatspräsidenten und die Bildung einer All-
arteienregierung wichtige positive Signale. Die größten
erausforderungen aber bleiben eine handlungsfähige
nd verantwortungsvolle Regierung in Beirut, der Wille
ur Verständigung und die Demilitarisierung des Alltags
owie gewaltbereiter Gruppen. Ich setze große Hoffnun-
en in den nationalen Dialog und die bevorstehenden
arlamentswahlen.

In diesem Zusammenhang möchte ich mit Erlaubnis
es Präsidenten einige Kolleginnen und Kollegen aus
em Libanon ganz herzlich begrüßen, die auf Einladung
er Bundesregierung im Rahmen des Gästeprogramms
nsere heutige Debatte auf der Zuschauertribüne verfol-
en.


(Beifall)


ch freue mich, dass sie gerade zum Thema Wahlrechts-
eform bei uns sind. Es ist wichtig, dass wir unsere Hoff-
ungen äußern und den Libanon unterstützen.

Eine wichtige Voraussetzung für das Aufweichen der
lockaden im Nahen Osten war ein Umdenken in den
SA. Nach Jahren der Gleichgültigkeit engagiert sich
ie Regierung in Washington wieder mit diplomatischen
itteln und Initiativen. Auch die Verantwortlichen in
ashington mussten akzeptieren, dass es ohne Syrien

eine Fortschritte geben kann. Die Einladung einer syri-
chen Delegation nach Annapolis war daher folgerichtig
nd notwendig.






(A) )



(B) )


Dr. Rolf Mützenich
Es war der deutsche Außenminister, der seine ameri-
kanische Kollegin von dieser Geste überzeugen konnte,
und es war Frank-Walter Steinmeier, der in Syrien für
eine konstruktive Mitarbeit geworben hat.


(Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Supertyp!)


Das waren kluge, starke und ausgewogene Botschaf-
ten. Sie waren nicht ohne Risiko. Doch eine Außenpoli-
tik, die nur auf schöne Bilder setzt, schafft keine Verän-
derungen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wenn man sich in der Politik an Kriterien wie Zunei-
gung/Abneigung oder gut/böse ausrichtet, verleitet dies
zu Fehlurteilen, gerade im Nahen Osten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


In Zeiten neuer Spannungen brauchen wir eine Politik,
die zur Entspannung beiträgt. Deshalb hätte ich mir ge-
wünscht, dass Frank-Walter Steinmeier von Anfang an
die Unterstützung der gesamten Bundesregierung gehabt
hätte.


(Beifall bei der SPD)


Vor wenigen Wochen haben Syrien und der Libanon
die Absicht geäußert, diplomatische Beziehungen zu-
einander aufzunehmen; das ist eine gute Nachricht.
Mehr noch: Syrien und Israel verhandeln unter Vermitt-
lung der Türkei über Frieden. Hätte die Waffenruhe im
Länderdreieck nicht gehalten, wären solche Fortschritte
unwahrscheinlich gewesen. UNIFIL hat hier politische
Lösungen mit ermöglicht.

Bei uns haben einige die Mission allein mit Sicher-
heitsinteressen Israels begründet. Diese Aussage ist aus
meiner Sicht missverständlich und engt den Handlungs-
spielraum der Politik ein. Zweifellos fördert die Waffen-
ruhe auch die Sicherheit Israels. Aber das Mandat ist
ebenso ein Instrument, um die Integrität und die Souve-
ränität des Libanon zu stärken. Ohne UNIFIL hätte Is-
rael die Seeblockade nicht beendet. Erst die internatio-
nale Mission hat der libanesischen Innenpolitik neue
Spielräume eröffnet.

Im Übrigen wird Israel erst dann Sicherheit finden,
wenn es mit seinen Nachbarn in Frieden lebt. Dafür
braucht es politischen Willen und Mut sowie die Fähig-
keit zum Kompromiss auf allen Seiten.

UNIFIL ist im Kern eine klassische Blauhelmmis-
sion. Das Mandat unterstreicht die Verantwortung der
Vereinten Nationen als Hüter der internationalen Sicher-
heit. Deshalb war ich vor zwei Jahren enttäuscht, als die
FDP nahezu geschlossen das Mandat ablehnte. Es waren
damals ganz offensichtlich innenpolitische Gründe, die
ihr Nein motivierten. Ihr Spielraum, ihr Verhalten heute
zu ändern, ist deshalb begrenzt. Das ist bedauerlich;
denn UNIFIL hätte eine breite Mehrheit im deutschen
Parlament verdient.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Auch die Linke hätte UNIFIL zum Beginn eines auenpolitischen Lernprozesses machen können. Andere inksparteien hatten dem Mandat von Beginn an zugetimmt. Im Gegensatz zu Ihnen wissen diese Parteien, ass UN-Friedenstruppen dann sinnvoll sind, wenn sie as Töten stoppen und den Rahmen für Stabilität bilden. ie Linke wird an dieser grundsätzlichen Frage nicht orbeikommen. Konstruktiver Pazifismus erschöpft sich icht im Antimilitarismus. Begrenzte militärische Beiräge können den Aufbau ziviler Strukturen und Mentaliäten erleichtern. Das kann aber nur erkennen, wer erantwortlich handeln will. Doch die Linke ist die Geangene eines Mannes, der Verantwortung scheut. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Bundeswehrangehörigen, die im Rahmen von
NIFIL ihre Arbeit tun, tragen Verantwortung. Wir kön-
en ihnen die Last nicht abnehmen. Wir können aber
azu beitragen, dass die Mission breite Akzeptanz fin-
et. Wenn es dann noch gelingt, zu helfen, den Libanon
u stabilisieren und Frieden im Nahen Osten zu fördern,
ann haben wir die Chancen der UNIFIL-Mission ge-
utzt. Deshalb ist die Verlängerung des Mandats um
eitere 15 Monate gerechtfertigt. Ich bitte um Ihre Zu-

timmung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1617511000

Das Wort hat jetzt die Kollegin Birgit Homburger von

er FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1617511100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

enn wir heute über die UNIFIL-Mission sprechen,
ann möchte ich zu Beginn für die FDP-Bundestagsfrak-
ion klarstellen, dass wir UNIFIL damals sehr wohl als
inen Beitrag zum Waffenstillstand gesehen haben. Wir
ls FDP haben nicht UNIFIL an sich infrage gestellt; wir
aben vielmehr infrage gestellt, ob die maritime Kompo-
ente tatsächlich der richtige deutsche Beitrag ist.

Das sind die Fragen, die wir stellen. Wir haben gefor-
ert, den Schwerpunkt auf die zivile Unterstützung zu
egen. In der Debatte gestern ist deutlich gemacht wor-
en, dass man erreichen will, den Libanon in die Lage zu
ersetzen, selbst die Seeseite zu sichern. Dafür hat man
nterstützung gewährt. Auch das unterstützen wir als
DP-Bundestagsfraktion, aber wir halten diese Bemü-
ungen bei weitem nicht für ausreichend.

Der Bundesverteidigungsminister hat gestern gesagt,
ass die Mission erfolgreich war. Ich denke, man muss
wischen dem, was die Soldatinnen und Soldaten tun,
nd der politischen Bewertung unterscheiden. Die Sol-
atinnen und Soldaten leisten eine exzellente Arbeit. Sie






(A) )



(B) )


Birgit Homburger
verdienen Respekt und Anerkennung für die Art ihres
Auftretens und für die Erfüllung der Aufgaben. Wir sa-
gen von unserer Seite ein herzliches Dankeschön für
diese Arbeit.


(Beifall bei der FDP)


Aber die Wirksamkeit der Mission ist begrenzt, so-
lange es keinen Fortschritt bei der Sicherung der land-
seitigen Grenzen gibt. Die Hisbollah weist immer wieder
darauf hin, dass sie jetzt mehr Waffen hat als vor dem
Krieg. Man kann einwenden, dass man auf das, was die
Hisbollah sagt, nichts geben muss. Aber in einem UN-
Bericht aus dem letzten Jahr, der nach wie vor Gültigkeit
hat, wird eindeutig festgestellt, dass es an der landseiti-
gen Sicherung der Grenzen mangelt und damit dem
Waffenschmuggel Tür und Tor geöffnet sind. Hier be-
dürfte es einer zentralen Unterstützung, um landseitig
eine Sicherung aufzubauen. Aber das ist bislang nicht
der Fall. Fazit ist, dass die Landseite für den Waffen-
schmuggel offen wie ein Scheunentor ist und dass der
Einsatz auf der Seeseite aus diesem Grund eher wie ein
Placebo wirkt.


(Beifall bei der FDP – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Unglaublich!)


Die entscheidende Frage ist, ob die Resolution 1701
erfüllt ist. Das ist bislang bei weitem nicht der Fall.
Noch immer führen die Israelis Überflüge über dem Li-
banon durch. Diese hätten längst eingestellt werden
müssen. Ich erwarte, dass die internationale Gemein-
schaft dafür deutliche Worte findet. Zudem gibt es kei-
nen Fortschritt bei der Entwaffnung der Hisbollah; das
habe ich bereits angesprochen. Auch das ist Bestandteil
der Resolution 1701. Es gibt den nationalen Dialog, der
gestern eine Rolle gespielt hat. Seit langer Zeit geht es
wieder um die Entwaffnung der Hisbollah. Aber ich
möchte Sie auf die Regierungserklärung der neuen Re-
gierung im Libanon vom August dieses Jahres aufmerk-
sam machen. In dieser wurde „das Recht des Libanon,
seiner Regierung, des Volkes und des Widerstandes zum
Gebrauch aller möglichen Mittel, um vom Libanon be-
anspruchtes Gebiet wiederzuerlangen“, festgelegt. Das
bedeutet nichts anderes, als dass die Hisbollah aus dieser
Regierungserklärung das Recht ableitet, ihre Waffen be-
halten zu dürfen. Das liegt nicht im Interesse der interna-
tionalen Gemeinschaft und entspricht nicht der UN-Re-
solution.


(Beifall bei der FDP)


Das alles zeigt, wie zerbrechlich die Situation ist.

Ich komme zum – aus Sicht meiner Fraktion – zentra-
len Punkt. Die Entsendung von Soldatinnen und Sol-
daten darf immer nur das letzte Mittel sein. Wer aller-
dings Soldatinnen und Soldaten entsendet, hat die
Pflicht, in besonderem Maß politisch initiativ zu werden.
Aber wir erkennen nicht, dass die Bundesregierung die
Initiative ergreift. Fehlanzeige! Wie sieht die politische
Situation im Libanon aus? Im Libanon wurde nach einer
langen Hängepartie ein Präsident gewählt. Es gibt eine
neue Regierung, in der die Hisbollah gestärkt ist und die
Opposition eine Sperrminorität hat. Die politische Lage
ist weiter fragil. Das zeigen auch die Anschläge in den

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(C (D etzten Wochen. Es gibt einen Hoffnungsschimmer im erhältnis zu Syrien. Aber nach wie vor ist die Rolle des ran – auch mit Blick auf Waffenlieferungen an die Hisollah – völlig ungeklärt. In der Region gibt es in Israel eine Regierung mit Prolemen, eine schwache Palästinenserführung und seit eginn der UNIFIL-Mission eine Trennung in Gaza und estjordanland, also eine größere Zerrissenheit. Interna ional gesehen befinden sich die USA im Wahlkampf. om Nahostquartett haben wir schon lange nichts mehr ehört. (Dr. Rolf Mützenich [SPD]: Deswegen stimmen Sie nicht zu?)


eswegen gibt es ein Vakuum. Aber dieses Vakuum
ann nicht mit Soldatinnen und Soldaten ausgefüllt wer-
en. Es bedarf eines massiven politischen Engagements.
ine nachhaltige Lösung des Nahostkonflikts kann nur
in tragfähiger, umfassender politischer Prozess gewähr-
eisten. Wir fordern daher eine umfassende regionale
riedensinitiative nach dem Vorbild der KSZE, näm-

ich eine KSZNO. Wir haben dazu immer wieder An-
räge eingebracht. Wir sind nach wie vor der Meinung,
ass das richtig wäre.

Ich fasse zusammen: Solange die Wirksamkeit des
andats nicht gewährleistet ist und solange der politi-

che Begleitprozess völlig unbefriedigend ist, so lange
ieht sich die FDP-Bundestagsfraktion nicht in der Lage,
er Verlängerung des Mandats zuzustimmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Schade, Frau Homburger!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617511200

Ich gebe das Wort dem Kollegen Eckart von Klaeden,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1617511300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle-

en! Was die Lage im Libanon sowie die Wirksamkeit
nd den – wenn auch beschränkten – Erfolg der
NIFIL-Mission angeht, beziehe ich mich auf das, was
er Kollege Mützenich beschrieben hat. Ich glaube, er
at die Situation einfühlsam und zutreffend dargestellt.
ersetzen wir uns in die Zeit von vor zwei Jahren zu-

ück, als wir das erste Mal über das Mandat abgestimmt
aben. Wir haben damals angesichts der Schwierigkeiten
icht angenommen – das gilt jedenfalls für die Kollegin-
en und Kollegen meiner Fraktion sowie des Koalitions-
artners im Auswärtigen Ausschuss –, dass das Mandat
o erfolgreich sein wird, wie es heute ist. Das kann man
ei allen Schwierigkeiten, die hier geschildert worden
ind, feststellen.

Welches sind die wesentlichen Einwände gewesen,
rau Kollegin Homburger? Es sind nicht diejenigen ge-
esen, die Sie eben neu vorgetragen haben. Der wesent-

iche Einwand der FDP vor zwei Jahren ging auf einen
erquasten Neutralitätsbegriff und die Sorge zurück,






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
dass Deutschland durch die Entsendung der Marine Par-
tei im Nahostkonflikt werden könnte. Das hat sich ein-
deutig als falsch erwiesen. Sowohl die israelische Regie-
rung als auch die libanesische Regierung begrüßen das
Mandat und unser Engagement und halten es für richtig,
dass wir uns nicht nur mit der Bundesmarine auf der
Seeseite engagieren, sondern dass wir auch die langsa-
men Fortschritte bei der Grenzsicherung mit Bundespo-
lizei und anderen unterstützen. Ich fände es gut, wenn
die FDP angesichts dieser Entwicklung in der Lage
wäre, zu sagen: Die Entwicklung hat sich anders darge-
stellt, als wir befürchtet haben, und


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


deswegen sind wir bereit, zuzustimmen.

Ihr Generalsekretär, Frau Homburger, hat Ihrer Frak-
tion schon vor einem Jahr empfohlen, dem Mandat zuzu-
stimmen, weil diese Entwicklung vor einem Jahr schon
abzusehen war. Wenn man einmal die Zustimmung bzw.
Ablehnung vonseiten der FDP in Bezug auf die Auslands-
einsätze der Bundeswehr betrachtet, muss man bedauer-
licherweise feststellen, dass Sie gerade die erfolgreichs-
ten Einsätze – nämlich die in Mazedonien, im Kongo
und im Rahmen von UNIFIL – ablehnen. Wenn man
sich Ihre Zustimmung bzw. Nichtzustimmung zu den
Afghanistan-Einsätzen vor Augen führt, erkennt man,
dass diese nicht einer klaren Linie folgt, sondern eher
der eines Riesenslaloms gleicht. Das ist keine verant-
wortungsvolle außenpolitische Position.


(Beifall bei der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das zweite Argument, das immer zu hören gewesen
ist, war das der angeblichen Militarisierung unserer
Außenpolitik. Dieses wird mit besonderer Vorliebe von
der Linken vorgetragen. Wie man allerdings von einer
Militarisierung der Außenpolitik sprechen kann, wenn
wir helfen, Waffenschmuggel in den Libanon auf der
Seeseite zu unterbinden


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Es gab gar keinen Waffenschmuggel!)


und die Landesgrenze zu sichern, wird auf lange Zeit das
Geheimnis der Linkspartei bleiben.

Der dritte Einwand ist vor zwei Jahren immer wieder
gewesen, dass es keinen politischen Prozess gibt, in den
der Einsatz eingebettet ist. Auch wir haben vor zwei Jah-
ren gesagt, dass ein Waffenstillstand – wie der Kollege
Mützenich zutreffend ausgeführt hat – Voraussetzung
dafür ist, dass dieser politische Prozess beginnen kann.
Dieser ist in der UN-Resolution 1701 entsprechend be-
schrieben. Wir können heute feststellen, dass dieser poli-
tische Prozess trotz aller Schwierigkeiten begonnen hat
und dass der UNIFIL-Einsatz eine nicht hinwegzuden-
kende Voraussetzung für diesen politischen Prozess ist.

Es gibt im Libanon wieder einen Präsidenten. Es gibt
Kontakte zwischen Israel und Syrien sowie zwischen
dem Libanon und Syrien. Wir haben die Annapolis-
Konferenz, die, wenn Sie die Dinge etwas mehr im Zu-
sammenhang beurteilen würden, Frau Homburger, Ihrem

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(C (D orschlag einer Konferenz für den Nahen Osten nach em Vorbild der KSZE relativ nahe kommt. Wir haben s mit einem schwierigen Prozess zu tun. Deswegen ann ich verstehen, dass der eine oder andere sagt, es inge ihm nicht schnell genug. Aber gerade in dieser chwierigen Situation brauchen wir Geduld. Das Abkommen von Doha vom 21. Mai dieses Jahes ist ein weiterer wichtiger Schritt in diesem Prozess. s ist gelungen, im Libanon eine Regierung der nationa en Einheit zu bilden. Der bisherige Kommandant der ibanesischen Armee, Michel Suleiman, ist zum Präsienten gewählt worden. Für die im nächsten Jahr ansteenden Parlamentswahlen soll ein Wahlgesetz verabchiedet werden. In den innenpolitischen useinandersetzungen soll auf Gewalt verzichtet weren, und die Milizen sollen entwaffnet werden. Diese unkte sind noch nicht alle durchgesetzt, aber sie sind eschlossen, und die wesentlichen innenpolitischen räfte im Libanon haben sich auf dieses Abkommen ge inigt und auf diese Prinzipien verständigt. Das ist angeichts der Lage in diesem Land ein deutlicher Fortschritt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Rolf Mützenich [SPD])


Man kann nun sagen, die Hisbollah habe sich durch
ie Verzögerung dieses Prozesses mit ihrer Blockade-
olitik durchgesetzt. Ich glaube, dass das nicht ganz
ichtig ist, sondern dass die Minderheit durch diesen
ompromiss, durch dieses Abkommen, durch diesen
rozess in die Pflicht genommen worden ist und dass
as im Libanon geltende Konsensprinzip nicht länger
on der Hisbollah gegen das nationale Interesse des
ibanon instrumentalisiert werden kann.

Wir müssen die Politik der syrischen Regierung wei-
er kritisch begleiten und Syrien ermutigen, eine kon-
truktive Rolle in diesem Prozess zu spielen. Es ist rich-
ig, dass es ohne eine konstruktive Rolle Syriens nicht
ird gehen können. Deswegen ist es ein gutes Signal,
ass Syrien jetzt nach langer Zeit seine Bereitschaft er-
lärt hat, mit dem Libanon diplomatische Beziehungen
ufzunehmen. Unsere Syrien-Politik ist von zwei we-
entlichen Prinzipien geprägt: Zum einen muss das Maß
er Kooperation mit Syrien davon abhängen, wie sehr
yrien selber zu einem konstruktiven Beitrag in der Re-
ion, insbesondere in Bezug auf seine Beziehungen zum
ibanon, bereit ist, und zum anderen: Wenn wir als Eu-

opäer Erfolg haben wollen, dann müssen wir bereit sein,
yrien gegenüber mit einer Stimme zu sprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


s gibt einige Aspekte, die bei allem Positiven genannt
erden müssen. Wir erwarten von Syrien die Freilas-

ung der unzähligen libanesischen Gefangenen aus syri-
chen Gefängnissen, die Aufklärung über das Schicksal
er Verschwundenen, die Bereitschaft Syriens, sich aus
en inneren Angelegenheiten des Libanon herauszuhal-
en und die Souveränität des Libanon anzuerkennen.

Wie groß das internationale Interesse am Frieden im
ibanon ist und wie groß die Bereitschaft der internatio-
alen Gemeinschaft ist, sich an UNIFIL zu beteiligen,
eigt die beeindruckende Liste von 26 teilnehmenden






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
Nationen. Wenn die Linke glaubt, der Bundesregierung,
den sie tragenden Fraktionen und in diesem Fall auch
den Grünen die Militarisierung der Außenpolitik unter-
stellen zu müssen, dann kann sie die Frage bei ihren Be-
suchen in China, in Kroatien, in Mazedonien, in Guate-
mala, in Malaysia, in Irland, in Indien, in Polen oder in
Korea stellen, ob auch diese Nationen tatsächlich an ei-
ner Militarisierung ihrer Außenpolitik interessiert sind
und sich deswegen an UNIFIL beteiligen. UNIFIL ist
eine wichtige Mission, gerade weil der beschriebene
Prozess fragil ist, gerade weil dieser Prozess unsere Un-
terstützung verdient, nicht nur für die Menschen dort
– für sie zu allererst –, aber auch deshalb, weil er in un-
serem Interesse ist; denn die Region liegt – deswegen
heißt sie Naher Osten – direkt vor unseren Grenzen. Er-
neute Kriegshandlungen bedrohen die Sicherheit auch
Europas. Deswegen gibt es viele gute Gründe, dieser
Mission zuzustimmen. Ich darf noch einmal an die FDP
appellieren, es sich zu überlegen und mit Ja zu votieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617511400

Ich gebe das Wort dem Kollegen Wolfgang Gehrcke,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617511500

Schönen Dank, Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen

und Kollegen! Ich will noch einmal die Argumente der
Linken zusammenfassen. Ich halte erstens fest: Aus un-
serer Sicht ging und geht der UNIFIL-Einsatz in Ord-
nung. Er war notwendig, und ohne diesen Einsatz hätte
es den Waffenstillstand wahrscheinlich nicht gegeben.
Er war Voraussetzung, um überhaupt miteinander ver-
handeln zu können. Diese Meinung teile ich völlig. Die
Waffen müssen schweigen, damit über Frieden gespro-
chen werden kann. Das ist die Grundlage dazu. Waffen-
stillstand heißt aber noch nicht Frieden. Bis dahin ist
noch ein gewaltiger Weg zurückzulegen. Selbstverständ-
lich ist die völkerrechtliche Basis für den UNIFIL-Ein-
satz gegeben.

Jetzt gibt es aber bei Ihnen, so meine ich, einen Denk-
fehler. Nicht jeder Einsatz der Vereinten Nationen, der
völkerrechtlich in Ordnung geht, ist auch politisch gebo-
ten und politisch sinnvoll. Ein Beschluss der Vereinten
Nationen ersetzt nicht das Nachdenken darüber, was
man politisch will. Dann muss man die Frage stellen, ob
es unter diesen Bedingungen gut ist, dass sich Deutsch-
land militärisch an einem solchen Einsatz beteiligt. Letz-
teres haben wir verneint.


(Beifall bei der LINKEN)


Dafür hatten wir sehr gute Gründe, und ich will Ihnen
zumindest drei noch einmal vortragen. Kollege von
Klaeden und ich kennen uns jetzt so lange, dass er
glaubt, immer zu wissen, was ich sagen werde. Das
werde ich aber nicht. Du hast dich getäuscht. Ich habe
ganz andere Gründe, die ich anführen möchte.

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(C (D Wir haben uns überlegt, dass es gerade für diesen Einatz im Nahen Osten notwendig wäre, Staaten zu gewinen, die für beide Konfliktparteien erkennbar neutral ind. Dieses Neutralitätsargument hat gestern heftigen iderspruch gefunden. Ich will es noch einmal erklären ich habe gedacht, es erklärt sich von selber –: Deutschand hat immer formuliert, dass es ein besonderes Verältnis zu Israel hat. Das Verständnis für dieses besonere Verhältnis wird nicht von allen Akteuren in der egion geteilt. Kollege Annen hat mir gestern selbst die isbollah vorgehalten, die glaubt, dass Deutschland neu ral ist. Hisbollah als Kronzeuge für Deutschland, glauen Sie wirklich, dass das ein überzeugendes Argument st? Einen überzeugenden Beleg dafür hat die Frau Buneskanzlerin geliefert. Sie hat in ihrer Begründungsrede esagt – ich zitiere sie –: Ich sage ganz deutlich: Ja, wir sind nicht neutral und wir wollen auch gar nicht neutral sein. as stimmt, was sie hier festgestellt hat. Ich glaube, dass an als nicht neutrale Kraft im Nahen Osten nicht mit ilitär agieren sollte. Unser zweites Argument – ich bitte Sie, auch darüber in bisschen mehr nachzudenken –: Ich glaube, dass der insatz der Bundeswehr im Libanon auch ein Türöffner ür künftige Forderungen an Deutschland sein kann, uch bei weiteren Militäreinsätzen im Nahen Osten räsent zu sein. Es kann doch jeder wissen, was sich dort usammenbraut. Ich sage sehr salopp, aber sehr klar: us meiner Sicht hat Deutschland, hat die Bundeswehr m Nahen Osten, an den Grenzen Israels nichts zu suhen. (Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Das sehen die Israelis anders!)


(Beifall bei der LINKEN)


as ist eine sehr wichtige Position.

Drittes und letztes Argument. Wir wissen, dass der ei-
entliche Hintergrund des Libanon-Konflikts ein anderer
st, nämlich der Konflikt Israel/Palästina, der gelöst
erden muss. Schon dieser Ausgangspunkt gebietet ein

ehr vorsichtiges Agieren. Viele sagen: Der Annapolis-
rozess wird scheitern. Es gibt aber auch Stimmen, die
agen, dass er eine Chance hat – was ich glaube und was
ch befördern möchte. Dann muss aber auch die Richtig-
eit folgender Behauptung geklärt werden – ich habe
ine entsprechende Frage an den Herrn Außenminister
erichtet; er beantwortet sie in diesem Parlament nie –:
olange der Iran mit Militäraktionen, mit Krieg bedroht
ird, werden wir keine Stabilität in der Region haben.

ch möchte, dass die deutsche Bundesregierung verbind-
ich sagt: Deutschland will, dass die militärische Option
om Tisch kommt, damit Frieden einkehrt.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein letzter Gedanke – Kollege Mützenich, das, was
ie gesagt haben, hat mich natürlich gereizt und provo-
iert –: Ich teile Ihre Auffassung, dass sich ein konstruk-
iver Pazifismus nicht im Antimilitarismus erschöpft. Ich






(A) )



(B) )


Wolfgang Gehrcke
sage Ihnen aber: Ohne Antimilitarismus bekommen Sie
überhaupt keinen Pazifismus, schon gar keinen kon-
struktiven.


(Beifall bei der LINKEN)


Vielleicht sollten Sie über diesen Aspekt auch einmal
selber nachdenken.

Danke sehr.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617511600

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

Jürgen Trittin, Bündnis 90/Die Grünen.


(Beifall des Abg. Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617511700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! UNIFIL

war notwendig, um den Krieg zwischen Libanon und
Israel zu beenden. Der Einsatz der deutschen Bundes-
wehr auf der Seeseite war die Voraussetzung dafür, dass
die Seeblockade gegen Libanon aufgehoben wird. Die
Erfolge von UNIFIL sind hier unübersehbar. Die Sicher-
heit Israels ist größer geworden. Selbst der politische
Prozess, der zäh ist, ist ein Stück vorangekommen; viele
Vorredner haben darauf hingewiesen. Deswegen glaube
ich: UNIFIL und die deutsche Beteiligung daran sind
richtig. Sie sind notwendig. Sie sollten fortgesetzt wer-
den.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Aus dem Argument, dass etwas notwendig ist, aber
nicht hinreichend, kann man nicht die Schlussfolgerung
ziehen, liebe Frau Homburger, Nein zu sagen.


(Birgit Homburger [FDP]: Doch!)


Auch ich kritisiere, was die Vereinten Nationen zu Recht
feststellen, dass das Grenzmodell zur Sicherung der
Landgrenze nicht so vorangekommen ist, wie es übri-
gens die deutsche Bundesregierung zugesagt und ver-
sprochen hat. Nur, was ist das für eine Logik, zu sagen:
„Weil man die Landgrenze noch nicht geschlossen hat,
öffnen wir die halt die Seegrenze wieder“? Das leuchtet
mir in keiner Weise ein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich habe mir die Mühe gemacht, mir noch einmal die
Argumente anzuschauen, die Sie zu Anfang genannt ha-
ben. Ihr Fraktions- und Parteivorsitzender hat zu Recht
gesagt – wie alle hier im Hause, glaube ich –: Wir sind
gegenüber Israel nicht neutral. – Dann hat er erklärt: Wir
müssen aufpassen, ob es zu einer Konfrontation kom-
men kann, weil wir nicht neutral sind. – Das war Ihr tra-
gendes Argument dafür, Nein zu sagen.


(Birgit Homburger [FDP]: Eines von vielen!)


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(C (D r hat dann die Frage gestellt: Kann man eine Konfronation ausschließen? Dazu sage ich Ihnen: Wir haben jetzt zwei Jahre NIFIL. Es gibt eine Entwicklung vor Ort, die all die efürchtungen, die Sie hier geäußert haben, nicht bestä igt, sondern weitgehend widerlegt hat. Da frage ich ich schon, wie es um die außenpolitische Lernfähigkeit er FDP und ihres Fraktionsvorsitzenden bestellt ist. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ann nehmen Sie endlich zur Kenntnis, dass Ihre Be-
ürchtungen nicht eingetreten sind? Wann folgen Sie
hrem geschätzten Generalsekretär – an dieser Stelle klü-
er – und erklären: „Wir sagen nunmehr Ja. Wir korrigie-
en unsere Einschätzung. Gott sei Dank – so können Sie
a sagen – sind unsere Befürchtungen nicht eingetreten“?

Letzte Bemerkung. Selbstverständlich ist die Situa-
ion im Libanon und dort vor Ort nach wie vor nicht zu-
riedenstellend.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617511800

Herr Kollege Trittin, ich muss Sie fragen, ob Sie eine

wischenfrage des Kollegen Niebel zulassen?


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617511900

Gern.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1617512000

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Kollege, ich

timme Ihnen natürlich ausdrücklich darin zu, dass ich
in kluger Generalsekretär bin, und bitte darum, das im
rotokoll hinreichend zu unterstreichen.

Ich möchte Sie allerdings fragen, ob Sie bereit sind,
as zur Kenntnis zu nehmen: In einer Diskussion im
orfeld der letzten Mandatsverlängerung habe ich auf
olgendes hingewiesen: Wenn wir die Entscheidung

reffen, müssen wir bei einer Verlängerung immer be-
ücksichtigen, dass die Situation dann eine andere ist als
ei einer Erstmandatierung. Bei einer Erstmandatierung
eht es darum, hinzugehen. Wenn man da sagt „Wir soll-
en es lassen“ und dieser Meinung weiter folgen möchte,
ämlich dass man gegen das Mandat ist, ist das bei einer
andatsverlängerung konsequenterweise mit dem Weg-

ehen verbunden.

Dieser Punkt – darauf wollte ich im Vorfeld der da-
aligen Entscheidung hinweisen – führte bei dem über-
iegenden Teil der Mitglieder meiner Fraktion zu einer
blehnung dieses Mandats – genau wie heute völlig zu
echt.


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hat das jemand verstanden?)



Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617512100

Lieber Herr Kollege Niebel, Sie sind klug, aber in ers-

er Linie Generalsekretär.






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin

(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist nicht immer ein einfaches Amt, wie wir bei
Herrn Pofalla oder Herrn Hintze – auch Herr Heil erfährt
das gerade – immer wieder erlebt haben. Die wesentli-
che Funktion eines Generalsekretärs ist, bei Kurskorrek-
turen im Zweifelsfall dafür zu sorgen, dass es nicht so
auffällt, dass man eine Kurskorrektur macht.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Walter Kolbow [SPD]: Sehr gut!)


Das ist auch undankbar.

Ich gebe Ihnen jetzt einen Tipp. Mit der Begründung
„Das ist jetzt die Realität; das hat sich so entwickelt“
hätten Sie als FDP Ihre Position ändern können und
müssen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der CDU/CSU)


Ich gebe Ihnen einen weiteren Tipp. Sollten Sie je-
mals – sagen wir mal: in 10 oder 15 Jahren – wieder in
die Situation kommen, nicht auf den Oppositionsbänken
zu sitzen, spätestens dann – das garantiere ich Ihnen –
nehmen Sie diese Kurskorrektur vor.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD)


Letzte Bemerkung, und zwar zur Kontinuität der heu-
tigen Debatte. Lieber Wolfgang Gehrcke, wenn man sich
dazu bekennt, wie ihr gesagt habt, Partei des Völker-
rechts sein zu wollen, dann muss man sich klarmachen,
was da im Libanon passiert. Eine der herausstechendsten
Leistungen, die UNIFIL an Land erbracht hat, war neben
der Sicherung der Grenze die Beseitigung der Kriegs-
schäden, also das Abräumen der Streubombenreste und
der Minen. Wer hat das gemacht? Das waren unter ande-
rem Blauhelme aus Spanien und aus China.

Ich sage an dieser Stelle in aller Deutlichkeit: Wer
sich zum Völkerrecht bekennt, wer sich zum Primat der
Vereinten Nationen bekennt, der darf solche praktische
Friedensarbeit – um nichts anderes geht es – nicht in
eine Reihe stellen mit Interventionen im Rahmen von
Kriegseinsätzen. Das ist nicht zulässig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD)


Wer sich zu den Vereinten Nationen bekennt, der muss
sich auch zu solcher praktischer Friedensarbeit bekennen
und kann in diesem Fall zu UNIFIL und zur deutschen
Beteiligung nur Ja sagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617512200

Ich gebe das Wort zu einer Kurzintervention der Kol-

legin Monika Knoche.

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(C (D Angesichts des vollen Hauses mache ich die Kurzin ervention auch ganz kurz. Herr Abgeordneter Trittin, ie hatten gestern und heute die Möglichkeit, dem Reder unserer Fraktion Wolfgang Gehrcke zuzuhören. Er at ausdrücklich gesagt, dass die Fraktion Die Linke dieen UNIFIL-Einsatz für richtig und notwendig hält. Er at heute noch einmal ausführlich begründet, warum wir ie deutsche Beteiligung an dieser seeseitigen Mission us historischen und aus aktuellen Gründen ablehnen. ns daraus einen Strick drehen zu wollen, ist so ober lächlich und so platt populistisch, dass das wirklich icht greift. Wir sollten uns über Völkerrechtsfragen unerhalten, und zwar dort, wo es am Platz ist. Das werden ir in der Frage des OEF-Einsatzes in Afghanistan tun. Herr Kollege Trittin. Liebe Kollegin Knoche, was den Populismus angeht, asse ich mich von Ihnen gern übertreffen. (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617512300

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617512400
Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617512500

Ich habe sehr genau gehört, was Wolfgang Gehrcke
esagt hat. Sie werden sich aber dieser Frage stellen
üssen – wir werden gleich noch einen Tagesordnungs-

unkt haben, bei dem Sie sich dieser Frage erneut wer-
en stellen müssen –: Was ist das eigentlich für eine Hal-
ung für eines der reichsten Länder der Erde? Wenn ich

ir die Bemerkung erlauben darf: Ihr Kollege hat vorhin
ritisiert, dass die Bundesrepublik Deutschland solche
riedenseinsätze wie UNIFIL durch einen Beitrag in
öhe von 500 Millionen Euro an die Vereinten Nationen

inanziert. Das hat er hier deutlich und scharf kritisiert
nd als Militarisierung der Außenpolitik bezeichnet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Monika Knoche [DIE LINKE]: Das hat er nicht gesagt! Das ist Quatsch!)


avon einmal abgesehen, frage ich Sie: Was ist das für
ine Haltung, wenn ein wohlsituiertes Land sagt: „Wir
inden das okay, dass solche Einsätze stattfinden, wir be-
eiligen uns aber nicht daran?“ Die Argumente dafür
ind schlicht Vorwände. Es ist eine Tatsache, dass keine
er Konfliktparteien dort die Anwesenheit von Deutsch-
and kritisiert; die Israelis nicht und die Hisbollah nicht.
ie Frage der Neutralität ist eine andere als die, die wir
ns stellen. Die Frage der Neutralität wird nicht von ei-
em selbst, sie wird immer von den Konfliktparteien be-
ntwortet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn man in einer solchen Situation sagt: „Wir sind
icht dabei, wir überlassen diese Einsätze den Chinesen,
en Bangladeschis und anderen“, dann stellt man sich
icht der internationalen Verantwortung. Man stiehlt






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
sich aus dieser internationalen Verantwortung und den
damit verbundenen Anforderungen, deren Erfüllung eine
große Welt von einem Land wie Deutschland erwartet.
Das ist der Kern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf der Abg. Monika Knoche [DIE LINKE])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617512600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf Druck-
sache 16/10240 zu dem Antrag der Bundesregierung zur
Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit-
kräfte an der United Nations Interim Force in Lebanon.
Zu dieser Abstimmung liegt uns eine persönliche Erklä-
rung des Kollegen Winfried Hermann vor.1) Der Aus-
schuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 16/10207
anzunehmen. Es ist namentliche Abstimmung verlangt.
Bei der Stimmabgabe bitte ich alle Kolleginnen und Kol-
legen, sorgfältig darauf zu achten, dass die Stimmkarten,
die sie verwenden, ihren Namen tragen.

Ich bitte nun die Schriftführerinnen und Schriftführer,
die vorgesehenen Plätze einzunehmen. Sind alle Plätze
an den Urnen besetzt? – Das ist der Fall. Ich eröffne die
Abstimmung.

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall.

Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schriftfüh-
rerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu begin-
nen. Das Ergebnis der namentlichen Abstimmung wird
Ihnen später bekannt gegeben.

Vielleicht ist es möglich, dass die Kolleginnen und
Kollegen ihre Plätze einnehmen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie-
ßungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf
Drucksache 16/10246. Wer stimmt für diesen Entschlie-
ßungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der Ko-
alition bei Gegenstimmen von Bündnis 90/Die Grünen
und bei Enthaltung der Fraktionen Die Linke und FDP
abgelehnt.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 5 a und 5 b auf:

a) – Beratung der Beschlussempfehlung und des
Berichts des Auswärtigen Ausschusses

(3. Ausschuss) zu dem Antrag der Bundesre-

gierung

Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter
deutscher Streitkräfte an der AU/UN-Hy-
brid-Operation in Darfur (UNAMID) auf
Grundlage der Resolution 1769 (2007) des
Sicherheitsrates der Vereinten Nationen
vom 31. Juli 2007 und weiterer Mandats-

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k1) Anlage 2

(C (D verlängerungen durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen – Drucksachen 16/10106, 16/10242 – Berichterstattung: Abgeordnete Eckart von Klaeden Brunhilde Irber Marina Schuster Dr. Norman Paech Kerstin Müller – Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)


– Drucksache 16/10243 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Lothar Mark
Jürgen Koppelin
Dr. Gesine Lötzsch
Omid Nouripour

b) – Beratung der Beschlussempfehlung und des
Berichts des Auswärtigen Ausschusses

(3. Ausschuss) zu dem Antrag der Bundesre-

gierung

Fortsetzung der Beteiligung deutscher
Streitkräfte an der Friedensmission der
Vereinten Nationen im Sudan (UNMIS) auf
Grundlage der Resolution 1590 (2005) des
Sicherheitsrates der Vereinten Nationen
vom 24. März 2005 und weiterer Mandats-
verlängerungen durch den Sicherheitsrat
der Vereinten Nationen

– Drucksachen 16/10104, 16/10244 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Eckart von Klaeden
Brunhilde Irber
Marina Schuster
Dr. Norman Paech
Kerstin Müller (Köln)



(8. Ausschuss)


– Drucksache 16/10245 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Lothar Mark
Jürgen Koppelin
Dr. Gesine Lötzsch
Omid Nouripour

Zu den Anträgen liegt je ein Entschließungsantrag der
raktion Bündnis 90/Die Grünen vor.

Ich weise darauf hin, dass wir später über beide Be-
chlussempfehlungen namentlich abstimmen werden,
lso zwei namentliche Abstimmungen unmittelbar hin-
ereinander durchführen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Ich eröffne die Aussprache.

Bevor ich der Kollegin Bruni Irber das Wort gebe,
möchte ich jetzt alle Kollegen und Kolleginnen bitten,
ihre Gespräche außerhalb des Saales fortzusetzen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, solange Sie Ihre
Plätze nicht einnehmen, können wir die Aussprache
nicht fortsetzen, und umso mehr verschiebt sich auch die
namentliche Abstimmung nach hinten.


(Beifall des Abg. Dr. Rainer Stinner [FDP])


Ich gebe das Wort der Kollegin Bruni Irber, SPD-
Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Brunhilde Irber (SPD):
Rede ID: ID1617512700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Nun zu einem ernsteren Thema. Nach jahr-
zehntelangem Bürgerkrieg herrscht im Süden des Sudan
heute ein fragiler Waffenstillstand. Menschen, deren ge-
samtes Leben durch Krieg und Anarchie geprägt war,
lernen wieder, in Frieden miteinander zu leben. Auch
wenn dieser Prozess noch lange nicht abgeschlossen ist,
zeigen sich doch einige hoffnungsvolle Entwicklungen.
Dank der logistischen Unterstützung durch UNMIS
konnte im Mai 2008 die lang geplante Volkszählung er-
folgreich durchgeführt werden. Das sudanesische Parla-
ment hat im Juli 2008 ein grundlegendes Wahlgesetz
verabschiedet. Damit sind die beiden wichtigsten Vorbe-
dingungen für die landesweiten Wahlen im kommenden
Jahr erfüllt.

Wir sind heute an einem Punkt, von dem wir im letz-
ten Jahr noch nicht wussten, ob wir ihn jemals erreichen
würden. Trotz der jüngsten Kämpfe um die Ölstadt
Abyei besteht heute die Chance, dass die Menschen im
Sudan im nächsten Jahr erstmals demokratisch über ihre
Zukunft abstimmen können. Auch der Aufbau der
südsudanesischen Verwaltung und die Reform des Si-
cherheitssektors gehen voran. Tausende von Flüchtlin-
gen sind in den Südsudan zurückgekehrt. Entsprechend
groß ist der Bedarf an Unterstützung für den Aufbau der
Wasser- und Energieversorgung, von Schulen und Kran-
kenhäusern sowie für den Aufbau staatlicher Strukturen.
Es gilt, in diesen Bereichen möglichst rasch für die Be-
völkerung greifbare Fortschritte zu erzielen, um eine
Friedensdividende sichtbar zu machen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das ist wichtig, um einen Rückfall in den Bürgerkrieg zu
verhindern.

UNMIS hat sich dabei in den vergangenen Jahren als
verlässliche Kraft und als Stabilitätsanker erwiesen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Mit ihrer Beteiligung an UNMIS zeigt die Bundesregie-
rung, dass sie bereit ist, aktiv am Friedensprozess mitzu-
arbeiten. In Verbindung mit den großzügigen finanziel-
len Beiträgen für den Nord-Süd-Friedensprozess ist
Deutschland zu einem der wichtigsten Unterstützer für
eine politische Lösung im Sudan geworden.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


ch freue mich, wenn wir diese Vorreiterrolle auch wei-
erhin ausüben können, und bitte dafür um Unterstüt-
ung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Im Gegensatz zum Südsudan gibt es über die Krisen-
rovinz Darfur nach wie vor nichts Erfreuliches zu be-
ichten. Auch wenn ich die Hoffnung hege, dass sich die
ositive Entwicklung im Südsudan mittelfristig stabili-
ierend auf die Bürgerkriegsregion Darfur auswirkt, so
leibt die aktuelle Situation leider weiterhin katastro-
hal. Ich möchte daher hier und heute die Gelegenheit
utzen, um für eine weitere Beteiligung deutscher Solda-
en in der Friedensmission UNAMID zu werben. Das ist
ir besonders wichtig, weil im Zusammenhang mit dem

erzögerten Aufwuchs der Mission auch immer wieder
ritik an der geringen Präsenz deutscher Soldaten geübt
ird. Die Kritik ist verständlich; doch sie beruht auf ei-
em Missverständnis, das ich ausräumen möchte. Laut
undestagsmandat können bis zu 250 Soldaten in Darfur

tationiert werden. Zu ihren Aufgaben gehört der Luft-
ransport von UNAMID-Einsatzkräften; das heißt, sie
ind für das Einfliegen von Truppen und Material ande-
er Staaten zuständig. Für diese Aufgabe hat die Bundes-
ehr erhebliche logistische und technische Kapazitäten
ereitgestellt. Da das Einfliegen von Truppen anderer
taaten aber bislang unterblieb, sind die von Deutsch-

and bereitgestellten Kapazitäten nicht in Anspruch ge-
ommen worden.

Ein weiteres Problem besteht in der andauernden Be-
inderung unserer Einsatzkräfte durch die Regierung
aschir. Infolge der ständigen Verschleppung der Visa-
earbeitung, der Nichterteilung notwendiger Start- und
andeberechtigungen sowie der Blockade der Nach-
chubwege bleibt unser Beitrag weit hinter unseren Ka-
azitäten zurück.

In Anbetracht dieser Tatsachen halte ich den Vorwurf
angelhaften Engagements für ungerechtfertigt.


(Beifall bei der SPD)


ass die Bundesregierung gewillt ist, aktiv zur Stabili-
ierung der Provinz Darfur beizutragen, zeigt sich an der
ntsendung von Polizeikräften in die Region. Seit An-

ang des Jahres bereiten deutsche Polizeitrainer, alle mit
frika-Erfahrung, ihre Kollegen aus Ghana, Senegal,
angladesch und Sambia auf ihren Einsatz vor. Darüber
inaus unterstützt das Auswärtige Amt die Ausbildung
frikanischer Polizisten im Kofi-Annan-Peacekeeping-
raining-Center in Ghana. Eine weitere finanzielle Un-

erstützung für UNAMID-Polizeikontingente ist geplant.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, mir ist bewusst,
ass diese beiden Missionen im Sudan keine idealen In-
trumente zur Überwindung der dortigen Krise sind.
rotzdem möchte ich eines zu bedenken geben: Zur
lankierung aller politischen Lösungsversuche sind die
eiden Missionen ohne Alternative.






(A) )



(B) )


Brunhilde Irber

Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig

Ursula Heinen
Uda Carmen Freia Heller

Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold

Dr. Wolfgang Schäuble
Hartmut Schauerte
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Georg Brunnhuber
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Dr. Stephan Eisel
Anke Eymer (Lübeck)

Ilse Falk

Jürgen Herrmann
Bernd Heynemann
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Klaus Hofbauer
Franz-Josef Holzenkamp
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Susanne Jaffke-Witt
Dr. Peter Jahr
Dr. Hans-Heinrich Jordan

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r. Michael Luther
tephan Mayer (Altötting)

olfgang Meckelburg
r. Michael Meister
r. Angela Merkel
riedrich Merz
aurenz Meyer (Hamm)

aria Michalk
r. h. c. Hans Michelbach
hilipp Mißfelder
r. Eva Möllring
arlene Mortler
arsten Müller

(Braunschweig)


Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Georg Schirmbeck
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt (Fürth)

Andreas Schmidt (Mülheim)

Ingo Schmitt (Berlin)

Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian
Kurt Segner
Michael Brand Michael Hennrich Patricia Lips Dr. Annette Schavan

(Beifall bei Abgeordnete CDU/CS Ohne eine politische Lösung, des Comprehensive Peace Ag dauerhaften Frieden in der Reg Im Namen der Menschen in bitte ich Sie daher um Zustimm daten für die weitere Beteiligun Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD sowi der CDU/C Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 567; davon ja: 451 nein: 107 enthalten: 9 Ja CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Albach Peter Altmaier Dorothee Bär Thomas Bareiß Norbert Barthle Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck Veronika Bellmann Dr. Christoph Bergner Otto Bernhardt Clemens Binninger Renate Blank Peter Bleser Antje Blumenthal Dr. Maria Böhmer Jochen Borchert Wolfgang Börnsen D E In H D A D K D E J D H D N E R J P D U H M M M M D O H G n der SPD und der U)


(Reutlingen)


(Bönstrup)


ohne die Unterstützung
reement wird es keinen
ion geben.

Darfur und im Südsudan
ung zu den beiden Man-
g deutscher Soldaten.

e bei Abgeordneten
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r. Hans Georg Faust
nak Ferlemann
grid Fischbach
artwig Fischer (Göttingen)

irk Fischer (Hamburg)


(KarlsruheLand)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


rich G. Fritz
ochen-Konrad Fromme
r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
r. Jürgen Gehb
orbert Geis
berhard Gienger
alf Göbel

osef Göppel
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r. Wolfgang Götzer
te Granold
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ichael Grosse-Brömer
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r. Karl-Theodor Freiherr
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erda Hasselfeldt

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Ich komme zurück zu Ta

ebe das von den Schriftführer
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ber die Beschlussempfehlung
chusses zu dem Antrag der B
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räfte an der United Nations I
ekannt, Drucksachen 16/1020
ene Stimmen 507. Mit Ja habe
aben gestimmt 101, Enthaltu
mpfehlung ist damit angenom

ndreas Jung (Konstanz)

r. Franz Josef Jung
artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
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ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


olker Kauder
ckart von Klaeden
ürgen Klimke
ulia Klöckner
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ristina Köhler (Wiesbaden)

anfred Kolbe
orbert Königshofen
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
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r. Günter Krings
r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues
r. Karl Lamers (Heidelberg)

ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
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r. Max Lehmer
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(C (D usanne Kastner: gesordnungspunkt 4 und innen und Schriftführern entlichen Abstimmung des Auswärtigen Ausundesregierung zur Fortffneter deutscher Streitnterim Force in Lebanon 7 und 16/10240: abgegen gestimmt 451, mit Nein ngen 9. Die Beschluss men. tefan Müller r. Gerd Müller ildegard Müller ernd Neumann ichaela Noll r. Georg Nüßlein ranz Obermeier duard Oswald enning Otte ita Pawelski lrich Petzold r. Joachim Pfeiffer ibylle Pfeiffer eatrix Philipp onald Pofalla uprecht Polenz aniela Raab homas Rachel r. Peter Ramsauer eter Rauen ckhardt Rehberg atherina Reiche laus Riegert r. Heinz Riesenhuber ranz Romer ohannes Röring urt J. Rossmanith r. Norbert Röttgen r. Christian Ruck lbert Rupprecht eter Rzepka nita Schäfer ermann-Josef Scharf Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Marion Seib Bernd Siebert Thomas Silberhorn Johannes Singhammer Jens Spahn Erika Steinbach Christian Freiherr von Stetten Gero Storjohann Andreas Storm Max Straubinger Thomas Strobl Lena Strothmann Michael Stübgen Hans Peter Thul Antje Tillmann Dr. Hans-Peter Uhl Arnold Vaatz Volkmar Uwe Vogel Andrea Astrid Voßhoff Gerhard Wächter Marco Wanderwitz Kai Wegner Marcus Weinberg Peter Weiß Gerald Weiß Ingo Wellenreuther Anette Widmann-Mauz Klaus-Peter Willsch Willy Wimmer Elisabeth Winkelmeier Becker Dagmar Wöhrl Wolfgang Zöller Willi Zylajew SPD Dr. Lale Akgün Gerd Andres Niels Annen Ingrid Arndt-Brauer Rainer Arnold Ernst Bahr Doris Barnett Dr. Hans-Peter Bartels Sören Bartol Sabine Bätzing Dirk Becker Uwe Beckmeyer Klaus Uwe Benneter Dr. Axel Berg Ute Berg Lothar Binding Volker Blumentritt Kurt Bodewig Clemens Bollen Gerd Bollmann Dr. Gerhard Botz Klaus Brandner Willi Brase Bernhard Brinkmann Edelgard Bulmahn Marco Bülow Ulla Burchardt Martin Burkert Dr. Michael Bürsch Christian Carstensen Marion Caspers-Merk D K M D G D S S H D P A E G R G D P S Ir G A D M K G A W W H B K A M N H R D G S G Ir F E K C L B J J J U D U C H A D W F K R N V A D J r. Herta Däubler-Gmelin arl Diller artin Dörmann r. Carl-Christian Dressel arrelt Duin etlef Dzembritzki ebastian Edathy iegmund Ehrmann ans Eichel r. h. c. Gernot Erler etra Ernstberger nnette Faße lke Ferner abriele Fograscher ainer Fornahl abriele Frechen agmar Freitag eter Friedrich igmar Gabriel is Gleicke ünter Gloser ngelika Graf ieter Grasedieck onika Griefahn erstin Griese abriele Groneberg chim Großmann olfgang Grotthaus olfgang Gunkel ans-Joachim Hacker ettina Hagedorn laus Hagemann lfred Hartenbach ichael Hartmann ina Hauer ubertus Heil olf Hempelmann r. Barbara Hendricks ustav Herzog tephan Hilsberg erd Höfer is Hoffmann rank Hofmann ike Hovermann laas Hübner hristel Humme othar Ibrügger runhilde Irber ohannes Jung osip Juratovic ohannes Kahrs lrich Kasparick r. h. c. Susanne Kastner lrich Kelber hristian Kleiminger ans-Ulrich Klose strid Klug r. Bärbel Kofler alter Kolbow ritz Rudolf Körper arin Kortmann olf Kramer icolette Kressl olker Kröning ngelika Krüger-Leißner r. Hans-Ulrich Krüger ürgen Kucharczyk H U D C C D W H G L C K H M P U D U M G F D T H H J J C D F D M S M G D C W R D K M M A A M O U S R D H C O O R S F D D R R W D J elga Kühn-Mengel te Kumpf r. Uwe Küster hristine Lambrecht hristian Lange r. Karl Lauterbach altraud Lehn elga Lopez abriele Lösekrug-Möller othar Mark aren Marks atja Mast ilde Mattheis arkus Meckel etra Merkel lrike Merten r. Matthias Miersch rsula Mogg arko Mühlstein esine Multhaupt ranz Müntefering r. Rolf Mützenich homas Oppermann olger Ortel einz Paula ohannes Pflug oachim Poß hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe echthild Rawert teffen Reiche aik Reichel erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel alter Riester ené Röspel r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth ichael Roth arlene Rupprecht nton Schaaf xel Schäfer arianne Schieder tto Schily lla Schmidt ilvia Schmidt enate Schmidt r. Frank Schmidt einz Schmitt arsten Schneider laf Scholz ttmar Schreiner einhard Schultz wen Schulz rank Schwabe r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz ita Schwarzelühr-Sutter olfgang Spanier r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller D D A L R C D J D J J D J F J D H A P G G D L D A H D E D H U M F G M D B D K M V C B A E D D H K K B P U B T U S F M A J K W O (C (D r. Ditmar Staffelt ieter Steinecke ndreas Steppuhn udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer r. Peter Struck oachim Stünker r. Rainer Tabillion örg Tauss ella Teuchner r. h. c. Wolfgang Thierse örn Thießen ranz Thönnes örg Vogelsänger r. Marlies Volkmer edi Wegener ndreas Weigel etra Weis unter Weißgerber ert Weisskirchen r. Rainer Wend ydia Westrich r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz ngelbert Wistuba r. Wolfgang Wodarg eidi Wright ta Zapf anfred Zöllmer DP udrun Kopp arkus Löning r. Rainer Stinner ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN erstin Andreae arieluise Beck olker Beck ornelia Behm irgitt Bender lexander Bonde kin Deligöz r. Thea Dückert r. Uschi Eid ans Josef Fell ai Gehring atrin Göring-Eckardt ritta Haßelmann riska Hinz lrike Höfken ärbel Höhn hilo Hoppe te Koczy ylvia Kotting-Uhl ritz Kuhn arkus Kurth nna Lührmann erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei mid Nouripour Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Ernst Kranz Dirk Manzewski Detlef Müller Detlef Parr Gisela Piltz Dr. Gesine Lötzsch Ulrich Maurer SPD Rüdiger Veit Waltraud Wolff FDP Jens Ackermann Dr. Karl Addicks Daniel Bahr Uwe Barth Rainer Brüderle Angelika Brunkhorst Ernst Burgbacher Patrick Döring Mechthild Dyckmans J F D D D C F C D D H D H (Beifall bei Abgeordneten der SPD Ich gebe das Wort der Ko FDP-Fraktion. (Beifall bei d Frau Präsidentin! Liebe Ko Es gibt nach wie vor einige Mandaten für den Sudan. Ich schweife und auch in großer Punkte hingewiesen. Denn es i dass wir nicht blauäugig sind, wicklung dort betrifft, und das auf uns zukommen wird. Bei aller Kritik, die ich vo aber auch, dass es keine Alte gibt. Beide Mandate – gerade örg Rohde rank Schäffler r. Konrad Schily r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler arl-Ludwig Thiele lorian Toncar hristoph Waitz r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff IE LINKE üseyin-Kenan Aydin D K W D P B E P V D D D F D der CDU/CSU und )





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(Hildesheim)


(Wackernheim)


(Tuchenbach)


(Everswinkel)


(Wiesloch)





(A) )


(B) )


(Frankfurt)


(Wolmirstedt)

Marina Schuster (FDP):
Rede ID: ID1617512800

llegin Marina Schuster,

er FDP)

lleginnen und Kollegen!
kritische Punkte bei den
habe gestern ohne Um-
Deutlichkeit auf diese
st mir besonders wichtig,
was die politische Ent-
s wir uns klar sind, was

rgetragen habe, sehe ich
rnative zu den Einsätzen
das UNAMID-Mandat –

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(Saarbrücken)

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r. Ilja Seifert
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ind vom Charakter her vorw
ehr wichtig, den kriegsgebeu

inimalschutz zu bieten. Leid
o, wie er sein sollte, und leider

Eines dürfen wir nicht verke
chwierigen Zeiten stattfinden.
en, man hätte das Gröbste sch
ns zum Beispiel den Nord-
chauen, dann kann man zwar
icklungen stattgefunden habe

ürchtungen; diese hat auch
estern im Ausschuss geäußert
endum heranrückt, desto gefäh
erden. Viele Fragen sind noc

piel Fragen der Grenzziehung
lreichtum aufgeteilt werden

in Pulverfass. Wenn die Lage v
ann wird auch für die Solda
NAMID ihren Dienst tun, die

(D r. Peter Danckert abriele Hiller-Ohm önke Rix rtwin Runde wald Schurer DP arina Schuster ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN infried Hermann ans-Christian Ströbele iegend humanitär. Es ist telten Flüchtlingen einen er ist dieser Schutz nicht ist er auch sehr löchrig. nnen: Der Einsatz wird in Ich warne davor, zu glauon hinter sich. Wenn wir Süd-Friedensvertrag an sehen, dass einige Entn. Es gibt aber große Beder Herr Außenminister . Denn je näher das Referlicher wird die Situation h nicht geklärt, zum Beien und die Frage, wie der soll. Es ist nach wie vor or Ort gefährlicher wird, ten, die bei UNMIS und Situation gefährlicher. Brigitte Pothmer Claudia Roth Krista Sager Manuel Sarrazin Elisabeth Scharfenberg Christine Scheel Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Gerhard Schick Rainder Steenblock Dr. Wolfgang Strengmann Kuhn Jürgen Trittin Wolfgang Wieland Josef Philip Winkler Nein SPD Gregor Amann Klaus Barthel Renate Gradistanac Dr. Reinhold Hemker Petra Hinz Jörg van Essen Ulrike Flach Otto Fricke Paul K. Friedhoff Dr. Edmund Peter Geisen Dr. Wolfgang Gerhardt Miriam Gruß Joachim Günther Heinz-Peter Haustein Elke Hoff Birgit Homburger Dr. Werner Hoyer Michael Kauch Dr. Heinrich L. Kolb Hellmut Königshaus Jürgen Koppelin Heinz Lanfermann Sibylle Laurischk Harald Leibrecht Horst Meierhofer Patrick Meinhardt Burkhardt Müller-Sönksen Dirk Niebel Hans-Joachim Otto D K D H E R S D W D K W L H C D U D K M J K M U (Cr. Dietmar Bartsch arin Binder r. Lothar Bisky eidrun Bluhm va Bulling-Schröter oland Claus evim Dağdelen r. Diether Dehm erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann laus Ernst olfgang Gehrcke utz Heilmann ans-Kurt Hill ornelia Hirsch r. Barbara Höll lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen atja Kipping onika Knoche an Korte atrin Kunert ichael Leutert lla Lötzer Dr. Axel Troost Alexander Ulrich Jörn Wunderlich Sabine Zimmermann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Peter Hettlich Dr. Anton Hofreiter Monika Lazar Dr. Harald Terpe fraktionslose Abgeordnete Henry Nitzsche Gert Winkelmeier Enthalten CDU/CSU Dr. Wolf Bauer Marina Schuster Deswegen ist es unsere oberste Pflicht, dem entgegenzuwirken, bei der Umsetzung der Wahlgesetze und der Schaffung organisatorischer Voraussetzungen mitzuhelfen, aber auch internationale Wahlbeobachter vorzubereiten. Hier ist die Bundesregierung gefragt. Hier ist sie gefordert, diesen Prozess in Gang zu bringen und zu unterstützen. Denn eines ist klar: Sicherheit für die Bevölkerung muss Hand in Hand mit politischen Initiativen gehen. Was den Aufbau von UNAMID betrifft – meine Vorrednerin hat es angesprochen –: Er ist wahrlich kein Ruhmesblatt für die internationale Gemeinschaft; er ist ein Armutszeugnis. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Viele fragen sich auch, warum es denn so lange dauert,
die erforderliche Zahl von 26 000 Soldaten und Polizis-
ten zusammenzubekommen. Ein Grund dafür sind
– Kollegin Irber hat dies schon angesprochen – die Be-
hinderungen der sudanesischen Regierung. Der andere
Grund ist, dass die einzelnen Länder nicht bereit sind,
Kontingente zu stellen. Das kratzt an der Glaubwürdig-
keit der Vereinten Nationen. Beides können wir nicht
länger hinnehmen. Auch hier sind Initiativen der Bun-
desregierung gefragt.

Noch viel wichtiger ist, dass wir aktiv werden, um
den politischen Prozess, den es noch nicht gibt, in Gang
zu setzen. Wo ist denn der Darfur-Darfur-Dialog? Das
Darfur Peace Agreement ist nicht tragfähig. Es stand von
Anfang an auf schwachen Füßen angesichts der Tatsa-
che, dass nur eine Rebellengruppe unterzeichnet hat.
Nach einer weiteren Zersplitterung haben wir es jetzt mit
20 bis 30 Rebellengruppen zu tun. Es ist zu fragen: Mit
welchen Gruppen muss verhandelt werden? Sind die
Gruppen überhaupt bereit, Vereinbarungen einzuhalten,
und in der Lage, diese Vereinbarungen durchzusetzen?
Für eine politische Lösung, die von der Bevölkerung, der
Regierung und den vielen Rebellengruppen akzeptiert
wird, läuft uns die Zeit davon. Umso wichtiger ist es,
dass die Bundesregierung tätig wird.

Wir haben heute im Ausschuss erfahren, dass die
Bundesregierung Gespräche führt, auch auf China ein-
wirkt. Das sind aber bei weitem nicht die einzigen Ge-
sprächspartner. In der jetzigen Situation ist es besonders
wichtig, die Nachbarländer und die anderen Staaten in
der Region einzubeziehen. Die unterschiedlichen Inte-
ressen müssen berücksichtigt werden. Die Bundesregie-
rung hat die Pflicht, in der internationalen Gemeinschaft
auf eine Lösung zu drängen und neue Initiativen anzu-
mahnen.

Als Parlamentarier haben wir das Recht, genau zu er-
fahren, wie und wo deutsches Personal eingesetzt wird.
Aus einem Brief war zu erfahren, dass acht Offiziere für
UNAMID eingesetzt werden sollen. Nach meinem
Kenntnisstand ist derzeit kein einziger vor Ort. Wenn wir
dem vorgelegten Antrag trotz der Kritikpunkte zustim-
men, dann müssen wir im Sinne unserer Soldaten aller-

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(C (D ings klipp und klar erfahren, welche weiteren Pläne die undesregierung hat, wie der Zeitplan aussieht und welhe eigenen Initiativen sie einbringen will. Diesbezügich sind einige Fragen offen. Der Herr Außenminister hat richtigerweise gesagt: eutschland ist im Sudan kein „Major Player“. Das darf ber keine Ausrede dafür sein, dass wir nicht alle Hebel n Bewegung setzen. Sonst wird die Situation noch chlimmer. Der gesamte Sudan würde uns auf die Füße allen, und wir würden einen Flächenbrand noch größeen Ausmaßes erleben. Das müssen wir verhindern. Wir üssen die Bundesregierung in die Verantwortung und n die Pflicht nehmen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617512900

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich muss Ihnen das

erichtigte Ergebnis der namentlichen Abstimmung
itteilen – das war vorhin für mich nicht gut lesbar –:

bgegebene Stimmen 567. Mit Ja haben gestimmt 451,
it Nein haben gestimmt 107, Enthaltungen 9. Die Be-

chlussempfehlung ist damit angenommen.1)

Jetzt gebe ich das Wort der Kollegin Anke Eymer,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Anke Eymer (CDU):
Rede ID: ID1617513000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

amen und Herren! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen!
ir führen eine Debatte über die Verlängerung der deut-

chen Beteiligung an zwei internationalen Missionen im
udan, UNMIS und UNAMID.

Der Sudan, Afrikas größter Flächenstaat, ist Schau-
latz einer der größten humanitären Katastrophen. Wa-
um ist der Sudan für uns ein so wichtiges Land? Zu der
roßen humanitären Herausforderung kommt hinzu,
ass der Sudan ein Land mit großen Energieressourcen
st. Der Sudan ist darüber hinaus eine Schnittstelle zwi-
chen dem arabisch-muslimischen Einflussgebiet und
em schwarzafrikanischen Teil des Kontinents. Der Su-
an ist aber auch ein Land, das seit Jahrzehnten unter
ürgerkriegen und deren Folgen leidet. Der Sudan wird
on einer offensichtlich skrupellosen Regierung immer
iefer in eine Zerreißprobe geführt. Nachbarstaaten wie
er Tschad oder die Zentralafrikanische Republik dro-
en, in diesen Sog der Gewalt hineingerissen zu werden.
ie Frage, wie der Konflikt gelöst und Frieden erreicht
erden kann, betrifft die gesamte Region.

Vor allem geht es aber darum, dass viele Menschen
nter der katastrophalen humanitären Situation, unter
er schlechten Versorgung und unter ständig stattfinden-
en Gewaltverbrechen leiden. Zu einem wesentlichen
eil hat dies die Regierung unter Präsident al-Baschir zu
erantworten. Er meint, sich aus der Verantwortung ge-

Abstimmungsliste siehe Seite 18729






(A) )



(B) )


Anke Eymer (Lübeck)

genüber den Vereinten Nationen und der Gemeinschaft
der afrikanischen Länder herauslavieren zu können.

Das Handeln der internationalen Gemeinschaft ist
alternativlos. Unsere Beteiligung an UNMIS und
UNAMID ist wichtiger Teil der deutschen Gesamt-
anstrengungen für Frieden im Sudan.


(Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Am 22. April 2005 hat der Deutsche Bundestag der deut-
schen Beteiligung an UNMIS zugestimmt und das Man-
dat seitdem regelmäßig verlängert. Unsere heutige Zu-
stimmung zum Regierungsantrag ermöglicht den Einsatz
bis zum 15. August nächsten Jahres. An dem internatio-
nalen Einsatz sind knapp 20 000 Soldaten und mehr als
3 500 Polizisten beteiligt.

Diese Mission unterstützt die Umsetzung des Frie-
densvertrages von Nairobi. Die Bedrohung im Südsudan
ist immer noch erheblich, wie die Übergriffe im März
dieses Jahres gezeigt haben. Eine Bewährungsprobe für
die Bereitschaft der Konfliktparteien zu einer friedlichen
Lösung sind die Festlegung des Grenzverlaufs und die
Parlamentswahlen im kommenden Jahr. Am Ende des
Friedensprozesses wird in einem Referendum über die
mögliche Unabhängigkeit des Südsudan entschieden.
Auf diesem Weg ist UNMIS ein unverzichtbarer Faktor
für Stabilität. Unsere deutschen Kräfte haben unter
schwierigen Bedingungen bisher sehr gute Arbeit geleis-
tet. An dieser Stelle sage ich ihnen unseren herzlichen
Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zu den Kernaufgaben gehört der Beitrag zur Entwaff-
nung und Demobilisierung. Dazu kommen ein Pro-
gramm zur Wiedereingliederung der ehemaligen Kom-
battanten sowie das Räumen von Minen und der Aufbau
einer zivilen Polizei. Obwohl es sich hier um zwei unter-
schiedliche Missionen handelt, stehen UNMIS und
UNAMID inhaltlich in einem engen Zusammenhang.
Ein erfolgreicher Friedensprozess im Nord-Süd-Konflikt
wird auch Einfluss auf die Krise in Darfur haben.

Am 15. November des vergangenen Jahres haben wir
hier im Hause mit großer Mehrheit beschlossen, dass
sich Deutschland mit bis zu 250 bewaffneten Einsatz-
kräften an der Hybridmission der Vereinten Nationen
und der Afrikanischen Union, UNAMID, beteiligt. Die-
sen Rahmen haben wir bisher noch nicht ausgeschöpft.
Die Entwicklung von UNAMID gestaltet sich schwieri-
ger, als wir es gewünscht und erwartet haben. Wichtig
ist: UNAMID hat ein afrikanisches Gesicht. Die Masse
der truppenstellenden Nationen sind afrikanische Län-
der. Dieses große Engagement Afrikas ist ein wichtiges
Element für die Akzeptanz der Mission vor Ort.

Der von uns heute zu fassende Beschluss verlängert
das Mandat, wie schon gesagt, bis zum 15. August 2009.
Der deutsche Einsatz hat Anteil an strategisch wichtigen
Bereichen der Mission. Es geht um strategischen Luft-
transport, um unsere Beteiligung an der Arbeit der Stäbe

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(C (D nd Hauptquartiere, um die Wahrnehmung von Verbinungsund Beratungsfunktionen und um wichtige techische Hilfe bei der Ausrüstung und bei der Ausbildung. amit unterstützen wir andere truppenstellende Natioen, die diese Kapazitäten nicht haben, und leisten leichzeitig einen unverzichtbaren Beitrag. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Vereinten Nationen berichten, dass mehr als
,5 Millionen Menschen auf Hilfe von außen angewie-
en sind. Die Zahl der Vertriebenen beläuft sich auf über
,5 Millionen Menschen. Fortdauernde schwere Kämpfe
wischen Regierungstruppen und Rebellen und räuberi-
che Überfälle behindern zunehmend die Arbeit der
ilfsorganisationen. Die Lage in der Krisenregion Dar-

ur ist so kritisch geworden, dass Hilfsorganisationen
hre Arbeit teilweise einstellen müssen und dass UN-
ersonal abgezogen werden muss. Neben Lebensmitteln
nd Wasser werden vor allem Schutzmaßnahmen sowie
eitere umfassende Betreuung dringend benötigt.

Das Darfur-Friedensabkommen von 2006 ist nicht
ehr das Papier wert, auf dem es steht. Eine politische
ösung im Darfur-Konflikt – anders als im Nord-Süd-
onflikt – ist nicht in Sicht. Dennoch müssen die politi-

chen Gespräche dringend fortgesetzt werden, um zu ei-
er neuen tragfähigen Friedensvereinbarung zu kom-
en.

Den beiden vorliegenden Regierungsanträgen nicht
u folgen und die deutschen Einsätze nicht zu verlän-
ern, wäre unverantwortlich. Es gibt zu diesen beiden
issionen keine sinnvolle Alternative. Dass militärische
issionen allein nicht genügen, um einen verlässlichen

rieden zu erzielen, ist klar. Bei unserer Bereitschaft,
erantwortung in der Welt zu übernehmen, werden wir
ber auch in Zukunft nicht ausschließen können, dass
ilitärische Komponenten dazugehören. Daher bitte ich
ie um Unterstützung der beiden Regierungsanträge. Sie

ragen dazu bei, dass einer der großen Krisenregionen
frikas eine Zukunftsperspektive gegeben wird.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617513100

Ich gebe das Wort dem Kollegen Hüseyin-Kenan

ydin, Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617513200

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

egen! Der Krieg in Darfur ist mit der Sommeroffensive
er Regierung in eine neue, verschärfte Runde gegan-
en. Luftangriffe, Kämpfe und gezielte Gewalt aller be-
affneten Gruppen gegen die Zivilbevölkerung haben

ine neue humanitäre Katastrophe heraufbeschworen.

Die Gründe für die neue Eskalation sind vielfältig.
ie Regionalisierung des Konflikts, die fortschreitende
ersplitterung der Konfliktparteien und die mangelnde






(A) )



(B) )


Hüseyin-Kenan Aydin
Gesprächsbereitschaft der Akteure sind die wichtigsten
internen Gründe. Externen Friedensbemühungen fehlten
tragfähige Konzepte, politischer Wille und Geschlossen-
heit.

Vor diesem Hindergrund ist die schlecht ausgestattete
Hybridmission von AU und UNO, UNAMID, fast
zwangläufig zwischen die Fronten geraten. Auch im Sü-
den eskalierten im Mai Gefechte zwischen der Regie-
rungsarmee und der SPLM, die sich an der umstrittenen
Grenzziehung in der ölreichen Abyei-Region entzünde-
ten. Die vorerst entschärfte Krise hat uns die Instabilität
des im Jahre 2005 initiierten Friedensprozesses zwi-
schen Nord und Süd klar vor Augen geführt.

Die Lage im Sudan ist der Bundesregierung bekannt.
Doch die heute zur Abstimmung vorliegenden Anträge
zu UNAMID und UNMIS zeigen, dass sie falsche
Schlussfolgerungen gezogen hat. Die Linke wird keinem
der Anträge zustimmen; denn beide stehen für ein militä-
risches „Weiter so“. Die veränderten politischen Bedin-
gungen wurden nicht ausreichend reflektiert.

In Bezug auf UNMIS vermissen wir ein angepasstes
Konzept zur Unterstützung des Friedensprozesses, der in
seine entscheidende und kritische Phase tritt. Unsere Ab-
lehnung des UNAMID-Antrags ist grundlegender. Hier
fehlt jeder Hinweis darauf, wie sich die Mission in eine
politische Konfliktbearbeitungsstrategie einfügen soll.
Damit ist die entscheidende Voraussetzung nicht erfüllt.
Denn durch Militäreinsätze, auch durch solche mit
UNO-Mandat, werden Konflikte nicht gelöst.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


UNAMID trägt nicht zur Lösung des Darfur-Kon-
flikts bei. Daran wird auch eine Aufstockung der Mis-
sion nichts ändern. Denn ihre entscheidenden Probleme
sind die fehlende politische Grundlage und die man-
gelnde Akzeptanz durch die Konfliktparteien.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Das Darfur-Friedensabkommen von 2006, das von wich-
tigen Rebellengruppen nie unterzeichnet wurde, ist poli-
tisch tot, und die seither eingeleiteten Vermittlungspro-
zesse sind gescheitert.

Die Blockadeversuche des Baschir-Regimes und die
zunehmenden Angriffe von Rebellengruppen und Mili-
zen belegen, dass UNAMID vor Ort als Kriegspartei
wahrgenommen wird. Daher ist eine Fortsetzung des
Einsatzes aus unserer Sicht kontraproduktiv.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Der Linken und der Friedensbewegung wird wegen
der Ablehnung von Kriegseinsätzen oft Verantwortungs-
losigkeit vorgeworfen. Ich sage Ihnen aber: Verantwor-
tung zu übernehmen heißt, die nötigen Konsequenzen
aus dem gescheiterten militärischen Engagement zu zie-
hen. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon unterstrich in
seinem letzten Missionsbericht, dass UNAMID kein Er-
satz für einen politischen Prozess sein darf.

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(C (D Wir fordern die Bundesregierung auf, die Initiative zu rgreifen und den politischen Prozess wiederzubeleben. u unseren Forderungen gehören Waffenstillstandsund riedensgespräche auf der nationalen, der regionalen nd der lokalen Konfliktebene, in denen auch zivilgeellschaftliche Kräfte Gehör finden; hier gibt es bereits ewegung. Unerlässlich sind eine verbesserte Verzahnung und oordination der Initiativen durch permanent tätige Verittler der AU und der UNO sowie die stärkere Einbe iehung der Arabischen Liga. Vermittlung erfordert glaubwürdigen politischen ruck auf Rebellenführer, Regierungsmitglieder und ilitärs. In diesem Zusammenhang plädiere ich in Über instimmung mit Kräften der sudanesischen Opposition ür ein vorläufiges Aussetzen weiterer Ermittlungen des nternationalen Strafgerichtshofes gegen al-Baschir. ies ist nach Art. 16 der Römischen Statuten zulässig nd politisch geboten, wenn sich al-Baschir in Richtung riedensprozess bewegt. Parallel zu den Friedensgesprächen muss unter Beteiigung lokaler Kräfte ein Entwicklungsplan für den geamten Sudan erarbeitet werden, um die sozioökonomichen Konfliktursachen zu überwinden. Meine Damen und Herren, Betätigungsfelder für ein ktives und wirksames friedenspolitisches Engagement m Sudan gibt es genug. Die Beteiligung an UNAMID ehört nicht dazu. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617513300

Ich gebe das Wort der Kollegin Kerstin Müller, Bünd-

is 90/Die Grünen.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr

ydin, da Sie, obwohl Sie zu den Enthaltern Ihrer Frak-
ion gehören, doch wieder die gesamte Antikriegsrheto-
ik bemüßigt haben, kann ich es Ihnen nicht ersparen, zu
eginn kurz aus einem Brief zu zitieren, den Ihr Kol-

ege, Herr Schäfer, nach einer Reise in den Sudan an Sie
lle geschrieben hat, und zwar zu den UNMIS- und
NAMID-Mandaten. Dort heißt es:

Die UNMIS-Mission hat dort erheblich zur Stabili-
sierung des Friedensprozesses … beigetragen. Ihre
Präsenz wird wohl auch in den nächsten Jahren not-
wendig sein, da die Sicherheitslage nach wie vor
sehr labil ist.

s heißt:

Eine Verlängerung des UNMIS-Mandats erscheint …
unproblematisch.






(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Er begründet in diesem Brief übrigens – auch das will
ich nicht verheimlichen – seine Enthaltung damit, „eine
kategorische Ablehnung von UNMIS ist gerade unter
friedens- und abrüstungspolitischen Vorzeichen nicht zu
begründen und nicht zu verantworten.“ Meine Damen
und Herren, dem können wir nur aus vollem Herzen zu-
stimmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich denke, diese Rhetorik ist hier völlig fehl am
Platze. Wir müssen uns mit der Lage im Sudan auseinan-
dersetzen. Meine Fraktion wird den Anträgen der Bun-
desregierung zustimmen. Wir halten die Mandate für
einen notwendigen, aber in keinem Fall für einen hinrei-
chenden Beitrag – das sage ich auch sehr deutlich –, um
das Leiden der Menschen in Darfur endlich zu beenden.

UNAMID kann die Menschen vor allen Dingen in
Darfur immer noch nicht schützen, weil die internatio-
nale Gemeinschaft und die Bundesregierung ihre Zusa-
gen nicht einhalten und der Aufbau zu schleppend vo-
rangeht.

An dieser Stelle muss ich leider auch etwas zu dem
deutschen Beitrag sagen, der sich in der Theorie – wir
stellen für UNAMID 250 Soldaten und Lufttransporte –
gut anhört, in der Praxis aber leider nicht viel mehr als
ein symbolischer Beitrag ist. In dem Brief vom August,
den der Außenminister und der Verteidigungsminister an
die Fraktionsvorsitzenden geschrieben haben, wird uns
berichtet, dass ein deutscher Soldat als Transportplaner
seinen Dienst im UNAMID-Headquarter in al-Faschir
tut. Es wird ausgeführt:

Damit wird Deutschland unter den europäischen
Nationen zu den größten Truppenstellern gehören.

Das ist leider nicht zum Lachen. Ich finde, das ist – um
mit den Worten von Kofi Annan aus einem Interview der
vergangenen Woche zu sprechen – angesichts von Völ-
kermord und der verheerenden Situation in Darfur be-
schämend.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es kann doch nicht sein, dass in einer solchen Situa-
tion weder die Europäer noch die Mitglieder des Sicher-
heitsrates noch andere Mitglieder der UNO, die alle
diese Mission beschlossen haben, in der Lage sind, den
Aufwuchs dieser Mission zu gewährleisten. Sie sind
noch nicht einmal in der Lage, zwölf dringend benötigte
Hubschrauber zur Verfügung zu stellen. Das darf nicht
sein. Wir fordern, dass das endlich passiert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Kofi Annan hat der internationalen Gemeinschaft
mangelnden politischen Willen vorgeworfen. Wir brau-
chen endlich Gespräche mit den Partnern, wie die Statio-

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(C (D ierung von UNAMID vorangehen kann. Wir brauchen ber auch endlich – da gebe ich Frau Kollegin Schuster echt – den Dreiklang aus Friedensmission, Waffenstilltand und Friedensgesprächen. Uns ist völlig klar, dass ine Friedensmission allein keinen Frieden schaffen ird. Das behauptet übrigens niemand und hat auch nieand behauptet. Wir fordern aber – und das ist wichtig –, ass dieser Friedensprozess endlich wieder aufgenomen wird; denn das DPA, das Friedensabkommen für arfur, wird allgemein als gescheitert betrachtet. Desalb brauchen wir ganz dringend einen neuen Anlauf. Ich glaube – Fachleute sagen das auch –, dass es im oment aus verschiedenen Gründen ein Window of Op ortunity gibt, unter anderem übrigens auch aufgrund es Haftbefehls gegen al-Baschir. Dies ist meines Erachens ein richtiger und konsequenter Schritt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ch sehe auch die Schwierigkeit; ich weiß, dass dies zu
ehr Spannungen im Land und im Verhältnis zum Su-

an geführt hat. Von den Befürchtungen ist aber nicht
iel wahr geworden. Es ist sogar eine neue Dynamik ent-
tanden, durch die der Verhandlungsdruck auf die Kon-
liktparteien erhöht werden kann. Ich meine, dass die
nternationale Gemeinschaft dieses Window of Opportu-
ity endlich nutzen muss.

Wir fordern, dass sich die Bundesregierung innerhalb
er UNO und auch im Rahmen des in Lissabon be-
chlossenen EU-Afrika-Dialogs für eine neue Sudan-
riedensinitiative einsetzt und sich vielleicht einmal
berlegt, einen Sudan-Beauftragten einzusetzen, wie es
ndere Länder schon lange getan haben. Es geht hier um
ölkermord, um die schwerste humanitäre Krise welt-
eit. Die Menschen werden seit 2005 alleingelassen.
ir brauchen mehr Engagement. Wir dürfen das nicht

ulassen; wir müssen diesen Völkermord beenden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617513400

Zu einer Kurzintervention gebe ich dem Kollegen

aul Schäfer das Wort.


Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617513500

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Müller, vielen

ank, dass Sie meine Position hier zitiert haben. Man ist
a immer froh, wenn die eigene Position bekannt ge-

acht wird.

Lassen Sie uns einmal zwischen UNAMID und
NMIS unterscheiden. Zu UNAMID. Ich bin der festen
berzeugung, dass es nicht sinnvoll ist, in einer Situa-

ion, in der es keinen vereinbarten Friedensschluss gibt,
ruppen in das Land zu schicken, die nicht klar wissen,
as ihr Auftrag ist. Bei unserem Besuch im Sudan vor
rei, vier Wochen wurde uns in Khartoum von einer
eihe von Gesprächspartnern bestätigt, dass man sich
icht in solche Situation begeben sollte.






(A) )



(B) )


Paul Schäfer (Köln)

Zu UNMIS. Sie haben recht, dass es diesbezüglich ei-
nen Diskussionsprozess innerhalb der Linken gibt. Mir
wäre es sehr lieb, wenn auch in anderen Fraktionen über
diese Frage, bei der es um den Einsatz militärischer Mit-
tel geht, so intensiv diskutiert würde und man sich mit
der Entscheidung sehr schwer tun würde. Es wäre ja
auch einmal interessant, wenn die Positionen von Herrn
Gauweiler und Herrn Wimmer in der Union ausführlich
erörtert und hier zur Sprache gebracht würden.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie haben meine Position, die sich auch in meinem
Abstimmungsverhalten niederschlagen wird, korrekt
wiedergegeben. Ich sage Ihnen aber: Mir ist es lieber,
wenn sich eine Fraktion in dieser Frage verdammt
schwer tut und sagt, dass sie selbst bei so kleinen Punk-
ten aufpassen muss, nicht auf die schiefe Bahn zu gera-
ten und dann zu denjenigen zu gehören, die zu Militär-
interventionen immer wieder Ja sagen. Dass wir an
dieser Stelle erst einmal ein striktes und sehr fundamen-
tales Nein sagen, ist mir verdammt sympathisch. Das
wollte ich an dieser Stelle einmal gesagt haben.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617513600

Frau Müller.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Kollege Schäfer, damit Sie mich nicht missver-
stehen: Ich finde diese Debatte absolut notwendig. Ich
denke, dass ich für alle hier sagen kann, dass wir es uns
bei den Mandatserteilungen und -verlängerungen nicht
leicht machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Es ist und bleibt eine Gewissensentscheidung. Jeder und
jede überlegt und wägt ab, was die richtige Entscheidung
ist, die man persönlich verantworten kann.

Noch einmal zu UNMIS und UNAMID. Da es hier
um eine Entscheidung im Einzelfall geht, verstehe ich
eines ganz am Ende Ihres wirklich sehr gut durchargu-
mentierten Briefes nicht. Hinsichtlich UNMIS schreiben
Sie dort, dass Ihnen aus fachpolitischer Sicht völlig klar
ist, dass man eigentlich zu einer Zustimmung kommen
müsste. Gleichzeitig schreiben Sie – ich zitiere Sie noch
einmal –:

Wir

– die Linke –

müssen … eine Form finden, wie wir unserer
grundsätzlichen Funktion als Antikriegspartei ge-
recht werden können …

Herr Schäfer, wenn es eine Einzelfallentscheidung ist,
dann erwarte ich, dass Sie im Einzelfall, wenn es wirk-
lich sachgerecht erscheint, auch zu einem Ja kommen


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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


das ist nämlich der kritische Punkt –, und das sollten
ie dann auch hier und in der Öffentlichkeit vertreten
nd nicht wieder aus innenpolitischen populistischen
ründen Nein sagen, weil man das am Fernseher besser
erkaufen kann und Lafontaine diese Parole ausgerufen
at. Das ist dann eben nicht mehr die individuelle Ge-
issensentscheidung, von der Sie gesprochen haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617513700

Ich gebe der Kollegin Ursula Mogg von der SPD-

raktion das Wort.


Ursula Mogg (SPD):
Rede ID: ID1617513800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

m Ende dieser zuletzt doch noch recht spannenden De-
atte möchte ich einige Punkte zusammenfassen. Ich
ange mit den letztgenannten Aspekten an.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Linken, ich
ehme in vielen Debatten zur Kenntnis, dass es möglich
st, mit Ihnen über schwierige Fragen im Bereich der
ußen- und Sicherheitspolitik und über den Einsatz mi-

itärischer Kräfte zu diskutieren. Ich hatte gerade, als es
m UNMIS und UNAMID ging, den Eindruck, dass dies
öglich ist. Es geht nicht nur darum, die gigantische hu-
anitäre Katastrophe im Sudan zu erkennen und zu ana-

ysieren, sondern auch darum, die geeigneten Mittel zu
inden, um dieses Problem zu lösen; das wurde heute be-
eits angesprochen.


(Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Ich möchte aus einem Papier zitieren, das den Deut-
chen Bundestag vor circa zehn Jahren beschäftigt hat.
arin heißt es:

Unruhe und Not werden weiterhin große Teile der
Erde erschüttern. … Massenmigration als Folge
von Unterentwicklung, Überbevölkerung und Hun-
ger oder als Folge von Krieg im Kampf um Gren-
zen, Ackerland oder Wasser; die pandemische Aus-
breitung von Krankheiten; Umweltzerstörung und
Klimawandel.

inige Vertreter der Wissenschaft sprechen davon, dass
ir im Sudan den ersten Klimakrieg erleben. Das hat

uch die Weizsäcker-Kommission „Gemeinsame Sicher-
eit und Zukunft der Bundeswehr“ in ihrem Papier for-
uliert. Man kann annehmen, dass der Blick bereits da-
als auf den Sudan gerichtet wurde. Vor diesem
intergrund fordere ich sowohl Sie, liebe Kolleginnen
nd Kollegen von der Linken, als auch alle anderen auf,
ehr als bisher zu tun, um den richtigen Weg zu finden.

Worüber entscheiden wir heute? Wir entscheiden über
en Einsatz von 75 Soldaten im Rahmen von UNMIS
nd von bis zu 250 Soldaten im Rahmen von UNAMID.






(A) )


)

Ursula Mogg
Es besteht eine Diskrepanz zwischen den festgelegten
Obergrenzen und den tatsächlich eingesetzten Soldaten;
das haben wir in der heutigen Debatte bereits gehört.
Das hat nichts mit dem Willen der Bundesrepublik
Deutschland zu tun, sondern damit, dass wir nicht in
dem Maße gefordert werden, wie es im Mandat vorgese-
hen ist. Dies hat auch etwas mit den Behinderungen
durch die sudanesische Regierung zu tun. An dieser
Stelle müssen wir noch entschiedener arbeiten.

Ich denke, dass es sehr wichtig ist, den deutschen Sol-
datinnen und Soldaten, die im Sudan im Einsatz sind, an
dieser Stelle für ihre Arbeit und ihren Einsatz ein ganz
herzliches Dankeschön zu sagen. Im August letzten Jah-
res hatte ich die Gelegenheit, mich vor Ort über die Ar-
beit und die Einsatzbedingungen zu informieren. Dort
wird in der Tat eine schwierige und herausfordernde Ar-
beit geleistet, um die Grenzziehung zwischen dem Nord-
und dem Südsudan sowie den Status dieser ölreichen Re-
gion zu klären.

Es geht unter anderem um Bodenschätze. Die Situa-
tion muss geklärt werden, damit wir unsere politischen
Analysen verbessern und in unserem Handwerk besser
werden können. Es geht auch um die Bekämpfung von
Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und
Kriegsverbrechen. Das hat der Internationale Gerichts-
hof festgestellt, als er den Haftbefehl gegen die sudane-
sischen Staatspräsidenten erlassen hat. Auch daran wird
deutlich, worüber wir sprechen.

Wenn man Mandate beschließt, die im Kern in der
Breite unseres Parlamentes nicht umstritten sind – sie
sind nur ein kleiner symbolischer Beitrag, aber im Kern
alternativlos –, dann sollte man meinen, dass das für eine
große Mehrheit eine gute Nachricht ist. Für die Men-
schen im Sudan, die von einer gigantischen humanitären
Katastrophe bedroht sind, ist es aber nach wie vor keine
gute Nachricht. An diese Menschen sollten wir in dieser
Stunde, in der wir im Deutschen Bundestag über die
Mandate entscheiden, in besonderer Weise denken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617513900

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf Druck-
sache 16/10242 zu dem Antrag der Bundesregierung zur
Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher
Streitkräfte an der AU/UN-Hybrid-Operation in Darfur.

Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Druck-
sache 16/10106 anzunehmen. Es ist namentliche Ab-
stimmung verlangt. Ich weise die Kolleginnen und
Kollegen darauf hin, dass unmittelbar nach dieser Ab-
stimmung noch eine namentliche Abstimmung stattfin-
det. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer,
die vorgesehenen Plätze einzunehmen. – Das ist der Fall.
Ich eröffne die erste namentliche Abstimmung zu die-
sem Tagesordnungspunkt.

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(C (D Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine timme nicht abgegeben hat? – Ich schließe die Abstimung und bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, it der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis der Ab timmung wird Ihnen später bekannt gegeben. Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlieungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf rucksache 16/10247. Wer stimmt für diesen Entschlieungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – er Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der Frak ionen Die Linke, SPD und CDU/CSU bei Gegenstimen von Bündnis 90/Die Grünen und Enthaltung der raktion der FDP abgelehnt. Wir fahren mit einer weiteren namentlichen Abstimung fort. Wir kommen zur Abstimmung über die Be chlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf rucksache 16/10244 zu dem Antrag der Bundesregie ung auf Fortsetzung der Beteiligung deutscher Streiträfte an der Friedensmission der Vereinten Nationen im udan. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf rucksache 16/10104 anzunehmen. Es ist wiederum naentliche Abstimmung verlangt. Ich bitte die Schrift ührerinnen und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze inzunehmen. – Sind die Plätze an den Urnen besetzt? – as ist der Fall. Ich eröffne die Abstimmung. Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine timme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Ich chließe die Abstimmung und bitte die Schriftführerinen und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. as Ergebnis der namentlichen Abstimmung wird Ihnen päter bekannt gegeben. Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlieungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf rucksache 16/10248. Wer stimmt für diesen Entschlieungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – er Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der Frak ionen Die Linke, SPD und CDU/CSU bei Gegenstimen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und Enthal ung der FDP abgelehnt. Wir setzen die Haushaltsberatungen Tagesordnungsunkte 1 a und 1 b, fort und kommen nun zum eschäftsbereich des Bundesministeriums für wirt chaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Einelplan 23. Das Wort hat die Bundesministerin Heidemarie ieczorek-Zeul. Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für irtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! er Haushalt unseres Ministeriums für das Jahr 2009 erzeichnet einen Zuwachs von über 12 Prozent. Mit ,7 Milliarden Euro haben wir einen Höchststand der Fianzierung in unserem Ministerium erreicht. In den zehn ahren, die ich für das BMZ zu verantworten habe, haen wir die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit fast erdoppelt. Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul Das ist ein großer Fortschritt für die Menschen. Damit erreichen wir, dass Menschen von Armut und Hunger befreit werden. Wir haben aber nicht nur die Quantität gesteigert. Wir haben auch die Qualität verbessert und sind auf dem Weg zur Erreichung des 0,7-Prozent-Ziels vorangekommen. Wir sind – um das alpinistisch auszudrücken – noch nicht auf dem Gipfel, aber auf dem Hochlager davor. Wir haben in der Debatte heute und auch gestern mehrfach besprochen, dass ein krasses Missverhältnis zwischen dem Verbrennen von Milliardenbeträgen in der US-Finanzkrise und der Situation von Armen in der Welt klafft. Niemals mehr werden die Verantwortlichen für Spekulationsmärkte, Kurzfristökonomie und, wie es der indische Finanzminister ausgedrückt hat, Infectious Greed den Entwicklungsländern einreden können, sie sollten auf die Segnungen der Liberalisierung der Finanzmärkte und deren Produkte setzen. Wir müssen und werden alles dafür tun, die Entwicklungsländer bei der Stärkung ihrer Finanzinstitutionen zu unterstützen, sie vor den schädlichen Auswirkungen dieser Finanzkrise zu schützen und verpflichtende Transparenzregeln und Offenlegungspflichten international zu verankern. Das sind wir diesen Ländern schuldig. Das sind wir im Übrigen auch uns und den Menschen in unserem Land schuldig. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(B)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir stehen eine Woche vor der Konferenz zur Bewer-
tung der Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten
Nationen in New York. Wir haben in unserem Weißbuch,
das wir Ihnen vorgelegt haben, eine Darstellung der Per-
spektiven der deutschen Entwicklungspolitik geleistet.
Ich will deshalb nur drei dieser Millenniumsentwick-
lungsziele besonders ansprechen.

Zunächst will ich auf die Bekämpfung von HIV/
Aids eingehen. Ich bin froh, dass die diesbezüglichen
Anstrengungen Wirkung zeigen. Von 2001 bis 2007 ist
die Zahl der HIV-Infizierten, die lebensverlängernde
Medikamente erhalten, von 200 000 auf 3 Millionen ge-
stiegen. Durch den globalen Fonds zur Bekämpfung von
Malaria, Tuberkulose und HIV/Aids erhielten 40 Millio-
nen Menschen Hilfe, und täglich werden 3 000 Menschen
vor dem Tod gerettet. Darum sind die Bekämpfung von
HIV/Aids und die Stärkung der Gesundheitssysteme, zu
der uns auch der Deutsche Bundestag in einer gemeinsa-
men Initiative aufgefordert hatte, Schwerpunkt unserer
Politik.

Ein zweiter Kernbereich wichtiger globaler Entwick-
lungserfolge ist Bildung. Darum ist es gut, dass die
Schulbesuchsquote im Primarbereich in Subsahara-
Afrika von 1999 bis 2005 um 36 Prozent gestiegen ist.
Darum ist es gut, dass durch die Entschuldung der ärms-
ten Entwicklungsländer 29 Millionen Kinder zusätzlich
in die Schule gehen können. Darum fördern wir auch die
Grundbildung – das ist heute in der außenpolitischen De-

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(C (D atte angesprochen worden –, und zwar gerade bezogen uf Afghanistan, zum Beispiel durch Fortbildung für 30 000 Lehrerinnen und Lehrer und 10 000 Führungsräfte. Damit wird auch in diesem Bereich ein Schwerunkt im Interesse der Menschen gesetzt. Trotz solcher Erfolge gibt es – wie man sie nennt – ergessene oder auch vernachlässigte Millenniumsenticklungsziele, was wir nicht verschweigen und nicht chönreden dürfen. Nirgends ist der schreiende Gegenatz zwischen Arm und Reich so empörend wie bei der ituation von werdenden Müttern. Tag für Tag sterben 600 Frauen durch Komplikationen in der Schwanger chaft oder bei der Geburt, rund 600 000 Frauen im Jahr – 9 von 100 in Entwicklungsländern, davon der größte eil im südlichen Afrika. Was mich besonders bedrückt: ie Zahl nimmt zu, nicht ab. Die Gefahr für ein Mäd hen, bei Schwangerschaft und Geburt zu sterben, liegt n den Industrieländern bei 1 : 7 300, im südlichen frika bei 1 : 26. Diese Frauen erleiden einen leicht vereidbaren Tod. Die Ansatzpunkte, ihr Leben zu retten, ind bekannt, und wir engagieren uns: Frauen stärken, erhütungsmittel verfügbar machen und den Frauen meizinische Betreuung gerade bei Schwangerschaft und eburt zur Verfügung stellen. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


ir helfen auch dabei, Krankenversicherungssysteme
nd soziale Netze aufzubauen, damit Frauen die Chance
aben, bei der Geburt betreut zu werden.

Unser Haushalt bildet einen Beitrag zu einer gerech-
eren, friedlicheren und nur so nachhaltigen Welt-
ntwicklung. Wir erfüllen die Zusagen von Gleneagles
nd haben den Beitrag für Afrika um über 44 Prozent in
iesem Haushalt gesteigert. 85 Prozent der Steigerung
er Verpflichtungsermächtigungen kommen Subsahara-
frika zugute. Wir haben die Zusagen von Heiligen-
amm gerade im Bereich Gesundheit eingehalten. Erst-
als hat der globale Fonds zur Bekämpfung von Aids,
alaria und Tuberkulose einen eigenen Titel mit

00 Millionen Euro in unserem Haushalt. Wir fördern
das habe ich eben angesprochen – den zivilen Wieder-

ufbau Afghanistans mit weiteren 30 Millionen Euro,
ie wir insbesondere für die Bekämpfung von Hunger
nd von Mangelernährung in diesem Land zur Verfü-
ung stellen. Das heißt, allein unser Ministerium stockt
ie Mittel damit auf insgesamt 100 Millionen Euro auf.
ie Bundesregierung erbringt einen Betrag von insge-

amt 170 Millionen Euro für den zivilen Wiederaufbau.
as ist eine große Anstrengung. Ich bedanke mich für
ie Unterstützung gerade auch der Haushälter in diesem
ereich.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ein weiterer wichtiger Bereich, in dem wir Steigerun-
en haben, betrifft die Auswirkungen des Klimawan-
els. Hier spielen wir eine Führungsrolle und verzeich-
en einen Zuwachs von fast 25 Prozent. Wir haben für
inen besonderen Fonds, der schon jetzt den Entwick-
ungsländern Zugang zu Finanzierungsmaßnahmen für






(A) )



(B) )


Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul
erneuerbare Energien und Anpassungsmaßnahmen bei
der Weltbank geben soll, Verpflichtungsermächtigungen
in Höhe von 300 Millionen Euro im Haushalt vorgese-
hen. Ganz wichtig – ich weiß, da spreche ich auch in
Ihrem Sinne – sind die ländliche Entwicklung und die
Ernährungssicherung. Für Nothilfe haben wir eine Stei-
gerung um 40 Prozent. Wir haben übrigens den Verhand-
lungsrahmen für die Wiederauffüllung des Internationa-
len Fonds für Landwirtschaftliche Entwicklung, der eine
hervorragende Arbeit leistet, um 75 Prozent gesteigert,
auch um einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von
Hunger und Unterernährung in Afrika zu schaffen.

Ich hatte angekündigt, dass wir unsere Zusammen-
arbeit mit China im Herbst dieses Jahres überprüfen
würden und die Zusammenarbeit und das Portfolio neu
positionieren wollten. Wir halten unsere Kooperation
mit den sogenannten Ankerländern – China ist eines da-
von – für wichtig. Sie sind für die regionale und globale
Entwicklung von besonderer Bedeutung. In unserer Ko-
operation wollen wir künftig chinesische Reformpro-
zesse, insbesondere in den Bereichen Recht, Gesell-
schaft und Klimaschutz, im Rahmen einer strategischen
Partnerschaft der Bundesregierung gemeinsam mit allen
Ressorts, die in diesem Bereich tätig sein können, voran-
bringen helfen. Im Rahmen einer solchen Dialogpartner-
schaft werden wir sehr stark auf Beratung und den
Ausbau von Wirtschaftspartnerschaften setzen. Wir wol-
len zugunsten dieses Dialogprozesses die klassische fi-
nanzielle Zusammenarbeit beenden. Die Bundesregie-
rung wird in China verstärkt PPP-Maßnahmen fördern
und unterstützen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Bekanntlich ist die Explosion der Nahrungsmittel-
preise – ich habe es eben angesprochen – für die Armen
besonders dramatisch. Es darf nicht sein, dass angeblich
saubere Abgase auf der einen Seite der Welt weniger
Essen auf der anderen Seite bedeuten. Je nach Szenario
wird bis 2020 zum Beispiel bei Mais mit Preissteigerun-
gen von bis zu 72 Prozent gerechnet. Wir sagen: Agrar-
treibstoffe sind nur dann verantwortbar, wenn sie die
kleinbäuerliche Produktion nicht behindern und den
ländlichen Raum nicht abhängen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das ist unsere ganz klare Position, die wir gemeinsam
vertreten.

Auch wenn die Ölpreise mittlerweile ein Stück zu-
rückgegangen sind, trifft die Ölpreisentwicklung die ar-
men Länder besonders hart. Allein die ärmsten Entwick-
lungsländer haben im Jahr 2008 einen zusätzlichen
Betrag von 50 Milliarden US-Dollar für Importe von Öl
leisten müssen. Das ist mehr, als sie offiziell im Rahmen
der Entwicklungszusammenarbeit erhalten. Deshalb
sage ich: Niemand kann wollen, dass wirtschaftliche
Entwicklungen an unbezahlbaren Energierechnungen
scheitern und Menschen zu Hungerrevolten getrieben
werden.

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(C (D Ich habe daher einen Vorschlag gemacht, den wir in llen anstehenden Konferenzen verfolgen werden. Wir ufen die ölexportierenden Länder auf, einen Teil der urch die Preisexplosion erzielten Überschüsse wieder n die ländliche Entwicklung zu investieren, etwa in orm von Krediten. Wir haben dazu ein Konzept entwikelt. In dieses Konzept wollen wir die Staatsfonds eineziehen, die ein entsprechendes Interesse daran haben nd mit unseren Partnern zusammenarbeiten. Das ist ernünftig, macht Sinn und führt dazu, dass die ärmsten ntwicklungsländer auch in die ländliche Entwicklung nvestieren können. Dieser Haushalt soll auch in dieser Phase der finaniellen Bewegungen und Entwicklungen in den USA wir alle beobachten sie – ein Signal geben. Ende No ember/Anfang Dezember dieses Jahres wird die Konfeenz „Financing for Development“ stattfinden, auf der ie gesamte Breite der Finanzierung von Entwicklungsusammenarbeit gemeinsam bewertet wird. Ich habe den indruck, dass die Menschen in den Entwicklungslänern ungeduldig werden. Ich möchte Ihnen dieses Gefühl von Ungeduld, das ch auf der Konferenz von Accra bei vielen von ihnen abe feststellen können, noch einmal deutlich machen. ir müssen unsere Zusagen einhalten. Wir als Bundes egierung werden sie einhalten: die Steigerung der Mittel ür Entwicklungszusammenarbeit entsprechend unserem tufenplan, die Nutzung von innovativen Finanzinstruenten, die Auktionierung von CO2-Verschmutzungs ertifikaten für Klimaschutz und internationale Klimaaßnahmen. Ich möchte einen Punkt aufgreifen, der in der öffentlihen Diskussion bisher viel zu wenig beachtet worden st: Allein durch Steuervermeidung und Steuerflucht ntgehen den Entwicklungsländern Jahr für Jahr 00 Milliarden US-Dollar. Übrigens entgehen auch den ndustrieländern Jahr für Jahr 500 Milliarden US-Dollar urch Steuerflucht und Steuervermeidung. Mit dafür zu orgen, dass wir auf der großen Konferenz Ende dieses ahres einen Global Compact zur Bekämpfung von Steurflucht verankern, dass sich alle diesem Thema stellen, st eine sinnvolle Investition in die Bekämpfung von Arut, in die Schaffung von Arbeitsplätzen, in den Kampf egen den Klimawandel und in die Erhaltung unserer mwelt, in Bildung und in Gesundheit. Lassen Sie uns ll diese Mittel mobilisieren! Mein Eindruck ist – das kann man in Lateinamerika eilweise feststellen –: Wenn wir nicht schnell handeln nd wenn die Menschen nicht sehen, dass wir unsere Zuagen auch einhalten, dann wird die Gefahr bestehen, ass Populisten der verschiedensten Kategorien oder uch extremistische Gruppen um sich greifen. Wir wolen mit dafür sorgen, dass wir in einer Welt leben, die on weniger Gewalt und mehr Frieden geprägt ist. Wir aben die Chance, dazu einen Beitrag zu leisten. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Ilse Falk Siegfried Kauder (VillingenRuprecht Polenz Gerald Weiß Enak Ferlemann Ingrid Fischbach Hartwig Fischer Dirk Fischer Axel E. Fischer (Karlsruhe Land)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )

Dr. Maria Flachsbarth

Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Manfred Kolbe

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r. Peter Ramsauer
eter Rauen
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

laus Riegert
r. Heinz Riesenhuber

Anette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth Winkelmeier-

Becker
Dagmar Wöhrl
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew
Dr. Hans Georg Faust Schwenningen) Daniela Raab Ingo Wellenreuther
Vizepräsidentin Dr. h. c. S
Ich komme zu den Tagesord

zurück und gebe zunächst das
nen und Schriftführern ermittel
lichen Abstimmung über die B
Auswärtigen Ausschusses zu d

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 565;
davon

ja: 510
nein: 43
enthalten: 12

Ja

CDU/CSU

Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Renate Blank
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Monika Brüning
Georg Brunnhuber
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Dr. Stephan Eisel
Anke Eymer (Lübeck)


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nungspunkten 5 a und 5 b
von den Schriftführerin-
te Ergebnis der nament-

eschlussempfehlung des
em Antrag der Bundesre-

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r. Karl-Theodor Freiherr
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olger Haibach
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da Carmen Freia Heller
ichael Hennrich

ürgen Herrmann
ernd Heynemann
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eter Hintze
hristian Hirte
obert Hochbaum
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
oachim Hörster
nette Hübinger
ubert Hüppe
usanne Jaffke-Witt
r. Peter Jahr
r. Hans-Heinrich Jordan
ndreas Jung (Konstanz)

r. Franz Josef Jung
artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
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ernhard Kaster

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ierung zur Fortsetzung der Bet
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arfur bekannt, Drucksachen

bgegebene Stimmen 546. Mit
it Nein haben gestimmt 23, E

chlussempfehlung ist damit an

orbert Königshofen
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
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ichael Kretschmer
unther Krichbaum
r. Günter Krings
r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues
r. Karl Lamers (Heidelberg)

ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
elmut Lamp
atharina Landgraf
r. Max Lehmer
aul Lehrieder
ngbert Liebing
duard Lintner
r. Klaus W. Lippold
atricia Lips
r. Michael Luther
tephan Mayer (Altötting)

olfgang Meckelburg
r. Michael Meister
r. Angela Merkel
riedrich Merz
aurenz Meyer (Hamm)

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r. h. c. Hans Michelbach
hilipp Mißfelder
r. Eva Möllring
arlene Mortler
arsten Müller

(Braunschweig)


tefan Müller (Erlangen)

r. Gerd Müller
ildegard Müller
ernd Neumann (Bremen)

ichaela Noll
r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
duard Oswald
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r. Joachim Pfeiffer
ibylle Pfeiffer
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(C (D eiligung bewaffneter deutUN-Hybrid-Operation in 16/10106 und 16/10242: Ja haben gestimmt 511, nthaltungen 12. Die Be genommen. ranz Romer ohannes Röring urt J. Rossmanith r. Norbert Röttgen r. Christian Ruck lbert Rupprecht eter Rzepka nita Schäfer ermann-Josef Scharf r. Wolfgang Schäuble artmut Schauerte r. Annette Schavan r. Andreas Scheuer arl Schiewerling eorg Schirmbeck ernd Schmidbauer hristian Schmidt ndreas Schmidt go Schmitt r. Andreas Schockenhoff r. Ole Schröder ernhard Schulte-Drüggelte we Schummer ilhelm Josef Sebastian urt Segner arion Seib ernd Siebert homas Silberhorn ohannes Singhammer ens Spahn rika Steinbach hristian Freiherr von Stetten ero Storjohann ndreas Storm ax Straubinger homas Strobl ena Strothmann ichael Stübgen ans Peter Thul ntje Tillmann r. Hans-Peter Uhl rnold Vaatz olkmar Uwe Vogel ndrea Astrid Voßhoff erhard Wächter arco Wanderwitz ai Wegner arcus Weinberg eter Weiß Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner SPD Dr. Lale Akgün Gerd Andres Niels Annen Ingrid Arndt-Brauer Rainer Arnold Ernst Bahr Doris Barnett Dr. Hans-Peter Bartels Klaus Barthel Sören Bartol Sabine Bätzing Dirk Becker Uwe Beckmeyer Klaus Uwe Benneter Dr. Axel Berg Ute Berg Lothar Binding Volker Blumentritt Kurt Bodewig Clemens Bollen Gerd Bollmann Dr. Gerhard Botz Klaus Brandner Willi Brase Bernhard Brinkmann Edelgard Bulmahn Marco Bülow Ulla Burchardt Martin Burkert Dr. Michael Bürsch Christian Carstensen Marion Caspers-Merk Dr. Peter Danckert Dr. Herta Däubler-Gmelin Karl Diller Martin Dörmann Dr. Carl-Christian Dressel Garrelt Duin Detlef Dzembritzki Sebastian Edathy Siegmund Ehrmann Hans Eichel Dr. h. c. Gernot Erler Petra Ernstberger Annette Faße Elke Ferner Gabriele Fograscher Rainer Fornahl Gabriele Frechen Dagmar Freitag Peter Friedrich Sigmar Gabriel Iris Gleicke Günter Gloser Renate Gradistanac Angelika Graf Dieter Grasedieck Monika Griefahn Kerstin Griese Gabriele Groneberg Achim Großmann Wolfgang Grotthaus Wolfgang Gunkel Hans-Joachim Hacker Bettina Hagedorn Klaus Hagemann A M N H D R D G G S G Ir F E K C L B J J J U D U C H A D W F K R E N V A D J H U D C C D W H G D L C K H M P U D U M D G F D T H H J J lfred Hartenbach ichael Hartmann ina Hauer ubertus Heil r. Reinhold Hemker olf Hempelmann r. Barbara Hendricks ustav Herzog abriele Hiller-Ohm tephan Hilsberg erd Höfer is Hoffmann rank Hofmann ike Hovermann laas Hübner hristel Humme othar Ibrügger runhilde Irber ohannes Jung osip Juratovic ohannes Kahrs lrich Kasparick r. h. c. Susanne Kastner lrich Kelber hristian Kleiminger ans-Ulrich Klose strid Klug r. Bärbel Kofler alter Kolbow ritz Rudolf Körper arin Kortmann olf Kramer rnst Kranz icolette Kressl olker Kröning ngelika Krüger-Leißner r. Hans-Ulrich Krüger ürgen Kucharczyk elga Kühn-Mengel te Kumpf r. Uwe Küster hristine Lambrecht hristian Lange r. Karl Lauterbach altraud Lehn elga Lopez abriele Lösekrug-Möller irk Manzewski othar Mark aren Marks atja Mast ilde Mattheis arkus Meckel etra Merkel lrike Merten r. Matthias Miersch rsula Mogg arko Mühlstein etlef Müller esine Multhaupt ranz Müntefering r. Rolf Mützenich homas Oppermann olger Ortel einz Paula ohannes Pflug oachim Poß C D F D M S M G D C W S R D K M O A A M O U S R D H C O O R S E F D D R R W D J D D A L R C D J D J J D J F R J D H A P G G D L D hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe echthild Rawert teffen Reiche aik Reichel erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel alter Riester önke Rix ené Röspel r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth ichael Roth rtwin Runde nton Schaaf xel Schäfer arianne Schieder tto Schily lla Schmidt ilvia Schmidt enate Schmidt r. Frank Schmidt einz Schmitt arsten Schneider laf Scholz ttmar Schreiner einhard Schultz wen Schulz wald Schurer rank Schwabe r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz ita Schwarzelühr-Sutter olfgang Spanier r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt ieter Steinecke ndreas Steppuhn udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer r. Peter Struck oachim Stünker r. Rainer Tabillion örg Tauss ella Teuchner r. h. c. Wolfgang Thierse örn Thießen ranz Thönnes üdiger Veit örg Vogelsänger r. Marlies Volkmer edi Wegener ndreas Weigel etra Weis unter Weißgerber ert Weisskirchen r. Rainer Wend ydia Westrich r. Margrit Wetzel A H D E D W H U M F J D D U R A E P J U O P D M H E B D M H G H S H M H P B D H D C G J F D M D D D C F C D D H B D K M V C B (C (D ndrea Wicklein eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz ngelbert Wistuba r. Wolfgang Wodarg altraud Wolff eidi Wright ta Zapf anfred Zöllmer DP ens Ackermann r. Karl Addicks aniel Bahr we Barth ainer Brüderle ngelika Brunkhorst rnst Burgbacher atrick Döring örg van Essen lrike Flach tto Fricke aul K. Friedhoff r. Wolfgang Gerhardt iriam Gruß einz-Peter Haustein lke Hoff irgit Homburger r. Werner Hoyer ichael Kauch ellmut Königshaus udrun Kopp einz Lanfermann ibylle Laurischk arald Leibrecht arkus Löning orst Meierhofer atrick Meinhardt urkhardt Müller-Sönksen irk Niebel ans-Joachim Otto etlef Parr ornelia Pieper isela Piltz örg Rohde rank Schäffler r. Konrad Schily arina Schuster r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele lorian Toncar hristoph Waitz r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN erstin Andreae arieluise Beck olker Beck ornelia Behm irgitt Bender Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Claudia Roth die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses haben gestimmt 504, mit Nein haben gestimmt 33, Ent zu dem Antrag der Bundesregie Beteiligung deutscher Streitkräf Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 556; davon ja: 504 nein: 34 enthalten: 18 Ja CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Albach Peter Altmaier Dorothee Bär Thomas Bareiß Norbert Barthle Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck Veronika Bellmann Dr. Christoph Bergner Otto Bernhardt C R P A D J W W K M H D M G C G L H T M M D A rung zur Fortsetzung der te an der Friedensmission h f lemens Binninger enate Blank eter Bleser ntje Blumenthal r. Maria Böhmer ochen Borchert olfgang Börnsen olfgang Bosbach laus Brähmig ichael Brand elmut Brandt r. Ralf Brauksiepe onika Brüning eorg Brunnhuber ajus Caesar itta Connemann eo Dautzenberg ubert Deittert homas Dörflinger arie-Luise Dött aria Eichhorn r. Stephan Eisel nke Eymer I D E I H D A D K D E J D H D N E R J P D U altungen 18. Die Beschlussem alls angenommen. lse Falk r. Hans Georg Faust nak Ferlemann ngrid Fischbach artwig Fischer irk Fischer xel E. Fischer (KarlsruheLand)





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(Wackernheim)


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(Wolmirstedt)


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(Reutlingen)


(Bönstrup)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


rich G. Fritz
ochen-Konrad Fromme
r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
r. Jürgen Gehb
orbert Geis
berhard Gienger
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r. Wolfgang Götzer
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(D r. Kirsten Tackmann r. Axel Troost Bodo Ramelow Dr. Petra Sitte er Vereinten Nationen im Sudan, Drucksachen 16/10104 nd 16/10244, lautet: abgegebene Stimmen 545. Mit Ja Krista Sager Heidrun Bluhm Frank Spieth Michael Leutert Alexander Bonde Ekin Deligöz Dr. Thea Dückert Dr. Uschi Eid Hans Josef Fell Kai Gehring Katrin Göring-Eckardt Britta Haßelmann Winfried Hermann Peter Hettlich Priska Hinz Ulrike Höfken Dr. Anton Hofreiter Bärbel Höhn Thilo Hoppe Ute Koczy Sylvia Kotting-Uhl Fritz Kuhn Markus Kurth Monika Lazar Anna Lührmann Jerzy Montag Kerstin Müller Winfried Nachtwei Omid Nouripour Brigitte Pothmer C Ir D R D H D J W J N C W S G P D H K hristine Scheel mingard Schewe-Gerigk r. Gerhard Schick ainder Steenblock r. Wolfgang StrengmannKuhn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe ürgen Trittin olfgang Wieland osef Philip Winkler ein DU/CSU illy Wimmer PD regor Amann etra Hinz IE LINKE üseyin-Kenan Aydin arin Binder D W D K W L H C U D K M J K U U D K W D P E P V D r. Diether Dehm erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann laus Ernst olfgang Gehrcke utz Heilmann ans-Kurt Hill ornelia Hirsch lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen atja Kipping onika Knoche an Korte atrin Kunert lla Lötzer lrich Maurer orothée Menzner ersten Naumann olfgang Nešković r. Norman Paech etra Pau lke Reinke aul Schäfer olker Schneider r. Herbert Schui A J S fr A H G E C D N F D J D J D D R (Clexander Ulrich örn Wunderlich abine Zimmermann aktionslose bgeordnete enry Nitzsche ert Winkelmeier nthalten DU/CSU r. Wolf Bauer orbert Schindler DP r. Edmund Peter Geisen oachim Günther r. Heinrich L. Kolb ürgen Koppelin IE LINKE r. Dietmar Bartsch oland Claus Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Susanne Jaffke-Witt Dr. Peter Jahr Dr. Hans-Heinrich Jordan Andreas Jung Dr. Franz Josef Jung Bartholomäus Kalb Hans-Werner Kammer Steffen Kampeter Alois Karl Bernhard Kaster Siegfried Kauder (Villingen Schwenningen)


(Saarbrücken)





(A) )


(B) )

Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl Lamers (Heidelberg)

Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Helmut Lamp
Katharina Landgraf
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Eduard Lintner
Dr. Klaus W. Lippold
Patricia Lips
Dr. Michael Luther
Stephan Mayer (Altötting)

Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Friedrich Merz
Laurenz Meyer (Hamm)

Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Philipp Mißfelder
Dr. Eva Möllring
Marlene Mortler
Carsten Müller


(Braunschweig)

Stefan Müller (Erlangen)

Dr. Gerd Müller
Hildegard Müller
Bernd Neumann (Bremen)

Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla

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r. Peter Ramsauer
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laus Riegert
r. Heinz Riesenhuber
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r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
lbert Rupprecht (Weiden)

eter Rzepka
nita Schäfer (Saalstadt)

ermann-Josef Scharf
r. Wolfgang Schäuble
artmut Schauerte
r. Annette Schavan
r. Andreas Scheuer
arl Schiewerling
orbert Schindler
eorg Schirmbeck
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hristian Schmidt (Fürth)

ndreas Schmidt (Mülheim)

go Schmitt (Berlin)

r. Andreas Schockenhoff
r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
ilhelm Josef Sebastian
urt Segner
arion Seib
ernd Siebert
homas Silberhorn
ohannes Singhammer
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rika Steinbach
hristian Freiherr von Stetten
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ndreas Storm
ax Straubinger

homas Strobl (Heilbronn)

ena Strothmann
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ans Peter Thul
ntje Tillmann
r. Hans-Peter Uhl
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olkmar Uwe Vogel
ndrea Astrid Voßhoff
erhard Wächter
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arcus Weinberg

eter Weiß (Emmendingen)

erald Weiß (Groß-Gerau)

go Wellenreuther
nette Widmann-Mauz
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illy Wimmer (Neuss)


lisabeth Winkelmeier-
Becker
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lemens Bollen
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r. Gerhard Botz
laus Brandner
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ernhard Brinkmann

(Hildesheim)


delgard Bulmahn
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r. Michael Bürsch
hristian Carstensen
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r. Peter Danckert
r. Herta Däubler-Gmelin
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r. Carl-Christian Dressel
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Wilhelm Priesmeier lorian Pronold Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Dr. Sascha Raabe Mechthild Rawert Steffen Reiche Maik Reichel Gerold Reichenbach Heidemarie Wieczorek-Zeul Dr. Dieter Wiefelspütz Engelbert Wistuba Dr. Wolfgang Wodarg Waltraud Wolff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Kerstin Andreae Marieluise Beck Volker Beck Werner Dreibus Dr. Dagmar Enkelmann Klaus Ernst Wolfgang Gehrcke Lutz Heilmann Dr. Carola Reimann Christel Riemann Hanewinckel Walter Riester Sönke Rix René Röspel Dr. Ernst Dieter Rossmann Karin Roth Michael Roth Ortwin Runde Marlene Rupprecht Anton Schaaf Marianne Schieder Otto Schily Ulla Schmidt Silvia Schmidt Renate Schmidt Dr. Frank Schmidt Heinz Schmitt Carsten Schneider Olaf Scholz Ottmar Schreiner Swen Schulz Ewald Schurer Frank Schwabe Dr. Angelica Schwall-Düren Dr. Martin Schwanholz Rolf Schwanitz Rita Schwarzelühr-Sutter Wolfgang Spanier Dr. Margrit Spielmann Jörg-Otto Spiller Dr. Ditmar Staffelt Dieter Steinecke Andreas Steppuhn Ludwig Stiegler Rolf Stöckel Christoph Strässer Dr. Peter Struck Dr. Rainer Tabillion Jörg Tauss Jella Teuchner Dr. h. c. Wolfgang Thierse Jörn Thießen Franz Thönnes Rüdiger Veit Jörg Vogelsänger Dr. Marlies Volkmer Hedi Wegener Andreas Weigel Petra Weis Gunter Weißgerber Gert Weisskirchen Dr. Rainer Wend Dr. Margrit Wetzel Andrea Wicklein H U M F J D D U R A E P M J U O P D M H E B D M H G H S H M H P B D H D C G J F D M D D D C F C D D H eidi Wright ta Zapf anfred Zöllmer DP ens Ackermann r. Karl Addicks aniel Bahr we Barth ainer Brüderle ngelika Brunkhorst rnst Burgbacher atrick Döring echthild Dyckmans örg van Essen lrike Flach tto Fricke aul K. Friedhoff r. Wolfgang Gerhardt iriam Gruß einz-Peter Haustein lke Hoff irgit Homburger r. Werner Hoyer ichael Kauch ellmut Königshaus udrun Kopp einz Lanfermann ibylle Laurischk arald Leibrecht arkus Löning orst Meierhofer atrick Meinhardt urkhardt Müller-Sönksen irk Niebel ans-Joachim Otto etlef Parr ornelia Pieper isela Piltz örg Rohde rank Schäffler r. Konrad Schily arina Schuster r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele lorian Toncar hristoph Waitz r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff C B A E D H K K B W P P U D B T U S F M M A J K W O B C K M E C I D R D H D J W J N S G P D K D H E S D ornelia Behm irgitt Bender lexander Bonde kin Deligöz r. Thea Dückert ans Josef Fell ai Gehring atrin Göring-Eckardt ritta Haßelmann infried Hermann eter Hettlich riska Hinz lrike Höfken r. Anton Hofreiter ärbel Höhn hilo Hoppe te Koczy ylvia Kotting-Uhl ritz Kuhn arkus Kurth onika Lazar nna Lührmann erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei mid Nouripour rigitte Pothmer laudia Roth rista Sager anuel Sarrazin lisabeth Scharfenberg hristine Scheel rmingard Schewe-Gerigk r. Gerhard Schick ainder Steenblock r. Wolfgang StrengmannKuhn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe ürgen Trittin olfgang Wieland osef Philip Winkler ein PD regor Amann etra Hinz IE LINKE arin Binder r. Lothar Bisky eidrun Bluhm va Bulling-Schröter evim Dağdelen r. Diether Dehm H C U D K M J U D K W D E V D D D D J S fr A H E C D F D J D J D H D R D K M P B P D F A fr A G (D ans-Kurt Hill ornelia Hirsch lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen atja Kipping onika Knoche an Korte lla Lötzer orothée Menzner ersten Naumann olfgang Nešković r. Norman Paech lke Reinke olker Schneider r. Herbert Schui r. Ilja Seifert r. Kirsten Tackmann r. Axel Troost örn Wunderlich abine Zimmermann aktionsloser bgeordneter enry Nitzsche nthalten DU/CSU r. Wolf Bauer DP r. Edmund Peter Geisen oachim Günther r. Heinrich L. Kolb ürgen Koppelin IE LINKE üseyin-Kenan Aydin r. Dietmar Bartsch oland Claus r. Barbara Höll atrin Kunert ichael Leutert etra Pau odo Ramelow aul Schäfer r. Petra Sitte rank Spieth lexander Ulrich aktionsloser bgeordneter ert Winkelmeier Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Nächster Redner ist der Kollege Jürgen Koppelin, FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Ministerin Wieczorek-Zeul, ich muss eingestehen: Ich habe schon oft Ihre Reden zum Haushalt gehört. Ich habe Sie heute kaum wiedererkannt, aber im Positiven. Ich komme gleich darauf zurück. Ich muss jetzt aufpassen, dass ich Sie in meiner kurzen Redezeit nicht zu viel lobe. Ich möchte mit einem wirklich ernsthaften Lob beginnen. Ich fand es sehr engagiert und sehr mutig, dass Sie sich – das sollte hier nicht vergessen werden – als einziges Kabinettsmitglied mit dem Dalai-Lama getroffen haben, während andere sich in die Büsche geschlagen haben. Alle Achtung, dafür haben Sie unseren Respekt. Herzlichen Dank, dass Sie das gemacht haben! (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Wackernheim)





(A) (C)


(B) )


(Tuchenbach)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)


(Frankfurt)


(Saarbrücken)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1617514000

Ich finde es positiv, dass Sie unsere Kritik aufgegrif-
fen haben, was die Entwicklungshilfe an China angeht,
auch wenn das – das darf man dann ruhig sagen – sehr
lange gedauert hat. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Darüber können wir vernünftig reden. Sie haben sich be-
wegt. Bei den letzten Debatten hat sich das noch ganz
anders angehört. Da wurde das aus der Koalition noch
verteidigt. Sie haben sich bewegt, und das ist in Ord-
nung.

Respekt auch dafür: Sie haben für Ihren Etat enga-
giert gekämpft. Sie haben mehr Mittel bekommen. Nur
– da beginnt dann vielleicht doch meine Kritik, Frau
Ministerin –: Mit Geld allein ist es bei der Entwick-
lungshilfe nicht getan. Ich will das an einem Beispiel
deutlich machen, weil ich da selber engagiert bin.

Es geht um das Thema Demokratisierung. Ich denke
da an Kambodscha oder an Birma, das ja schon wieder
aus dem Blickfeld verschwunden ist. Da waren wir
plötzlich engagiert. Was geschieht dort weiter? Ich bin
fest davon überzeugt, dass wir – das gilt gerade für
Birma – mit Menschen sprechen müssen, die vielleicht
nach diesem Regime kommen. Gibt es solche Menschen
dort? Haben wir die Kontakte? Ich bin fest davon über-
zeugt, dass unsere Stiftungen dabei eine wichtige Arbeit
leisten müssen. Wir müssen an solche Menschen heran-
kommen, die eines Tages das Regime ablösen können.
Es hat keinen Zweck, zu sagen: „Ich löse das Regime
ab“, wenn ich dann nicht die entsprechenden Menschen
dafür habe.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie haben zu Recht hohe Preissteigerungen bei Le-
bensmitteln thematisiert. Ich kann das, was Sie dazu ge-
sagt haben, nur unterstützen.

Ich will einen anderen Punkt ansprechen, der mir
wichtig ist: Entschuldungsprogramme. Grundsätzlich

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(C (D in auch ich dafür. Das erste Land, das wir entschuldet aben, war, wenn ich mich richtig erinnere, Bolivien. ie Kommunen dort – nicht alle, wie ich zugebe, aber iele – haben so viel Geld, dass sie es gar nicht ausgeben önnen. Das liegt allerdings auch an der Zentralregieung. Dort gibt es Erdöl und große Energiereserven. Die erden an andere Länder Südamerikas und darüber hiaus verkauft. Wir haben also ein Land entschuldet, das elber sehr viel Geld hat. Das ist nun geschehen. Man ollte eben nicht einfach sagen: „Ich halte die Fahne der ntschuldung hoch“, nur weil von allen möglichen Leu en, etwa von Kirchenvertretern, Druck vorhanden ist: hr müsst entschulden. – Land für Land, Fall für Fall uss entschieden werden. Ganz souverän müssen wir agen: Das geht, und das geht nicht. Demokratiebeweungen und auch manches andere müssen vorhanden ein, bevor wir sagen: Wir entschulden euch. Das trifft auch auf die Budgethilfe zu, Frau Ministein. Sie wollen die Budgethilfe steigern. Meine Zustimung bekommen Sie dafür nicht. (Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Fehler! Ein großer Fehler!)


(Beifall bei der FDP)


n den Ländern, die wir so unterstützen, kann ich wenig
n Demokratie entdecken. Ich kann wenig von dem ent-
ecken, was unsere Werte sind. Wir pumpen Geld direkt
n einen Haushalt hinein und haben noch nicht einmal
ie Kontrolle.


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt ja gar nicht!)


Ich will das an einem Beispiel deutlich machen. Es ist
icht von mir. Es gab ein sehr interessantes Interview im
DR Info. Es bezog sich auf Kamerun. Auf die Frage:

Was halten Sie von der Budgethilfe in Richtung Kame-
un?“, sagte ein Kirchenvertreter:

Dem Schwerpunktland der bilateralen Kooperation
wurden für das zurückliegende Jahr 34 Millionen
Euro zugesagt. Dieser jährliche Zuschuss soll bis
2010 verdoppelt werden. Beobachter im Lande be-
urteilen das sehr kritisch, weil das Geld nicht an be-
stimmte Projekte gebunden ist, sondern direkt in
den kameruanischen Staatshaushalt fließt. Zyniker
fragen, warum die deutschen Steuermillionen nicht
gleich in die Schweiz überwiesen werden. Schließ-
lich verbringt Präsident Biya einen Großteil des
Jahres in einem Genfer Hotel statt in einem seiner
pompösen Paläste in Kamerun.

Nach Kamerun überweisen wir direkt Budgethilfe.
ch bitte, solche Zahlungen wirklich zu überlegen.

Sie haben jetzt mehr Geld bekommen. Nennen Sie
itte auch konkrete Programme! Ich stelle nicht fest,
ass Sie für all das Geld, das Sie mehr bekommen ha-
en, konkrete Programme haben. Darüber werden wir
ei den Haushaltsberatungen weiter sprechen müssen.

Vielleicht finde ich doch die Zustimmung der Sozial-
emokraten, wenn ich einen Wunsch äußern darf, denn
ies ist ein Thema, das wir freien Demokraten bei allen






(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin
Haushaltsberatungen der letzten Jahre angesprochen ha-
ben. Ich meine den entwicklungspolitischen Freiwilli-
gendienst. Ich bin sehr für diese Dienste, denn wir ha-
ben schon zu unserer Koalitionszeit so etwas Positives
eingerichtet. Wie können Sie es zulassen, dass all diese
Menschen, die für vielleicht ein Jahr hinausgehen, keine
Altersversorgung und Ähnliches haben? Sie haben dafür
gesorgt, dass für jede Putzfrau eine Altersversorgung ge-
macht werden muss. Für diese jungen Menschen, die
sich draußen engagieren, tun Sie es nicht. Überprüfen
Sie das noch einmal! Wir haben auch andere soziale
Dienste für junge Menschen. In anderen Ministerien ma-
chen wir so etwas. Das ist mein Wunsch. Sie können da-
von ausgehen, dass wir bei den Haushaltsberatungen mit
großem Engagement und hoffentlich in gemeinsamer
Sache etwas für Ihr Haus tun. Wir werden uns jedenfalls
bemühen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617514100

Nächster Redner ist der Kollege Arnold Vaatz, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1617514200

Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Meine sehr verehr-

ten Damen und Herren! Frau Ministerin, zunächst
möchte ich mich uneingeschränkt dem Lob anschließen,
das der Herr Kollege Koppelin für Sie zu formulieren
wusste, denn ich halte es in der Tat für ein sehr wichtiges
Zeichen, dass beide Parteien der Großen Koalition in
Bezug auf die Menschenrechtssituation in China ein kla-
res Zeichen gesetzt haben. Ich finde es auch gut, wie Sie
auf die öffentliche Diskussion zu dem Thema Schwel-
lenländer in unserer Entwicklungspolitik reagiert haben.
Hierzu sage ich noch einmal: Mein Kompliment!

Ich glaube, wir haben etwas Wichtiges zu konstatie-
ren, wenn wir über den Entwicklungshilfehaushalt re-
den. Bei der Veränderung der internationalen Land-
schaft, bei der Veränderung des Charakters der
internationalen Herausforderungen, der Konflikte und
der Art, wie sie ausgetragen werden, zeigt sich immer
deutlicher, dass die Entwicklungszusammenarbeit nach
und nach zu einem unserer wichtigsten vertrauensbil-
denden Instrumente in der Außenpolitik wird. Demzu-
folge müssen wir ganz besonders sorgsam damit umge-
hen. Es ist meines Erachtens ein außerordentlich
wichtiges Signal, dass der Haushalt des BMZ zusammen
mit dem der Bildungspolitik von allen unseren Berei-
chen die höchste Steigerungsrate ausweist. Ich denke,
das ist ein richtiges Zeichen. Ich denke allerdings auch,
dass damit eine große Verantwortung verbunden ist.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Damit haben Sie recht!)


Ernährungssicherung, globale Sozialstandards, welt-
weiter Klimaschutz, Hilfe zur Selbsthilfe, insbesondere
auch im landwirtschaftlichen Bereich, Unterstützung auf
dem Weg zu Good Governance, Stabilisierung von Ge-

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(C (D undheitssystemen, Implementierung von Antikorrupionsmechanismen und vieles andere mehr sind Aufgaen der Zeit. Wir können unsere Motivation eigentlich icht mehr allein aus vielen allgemeinen Solidaritätsflichten ableiten. Es ist zunehmend eine Überlebensrage unserer gesamten Gesellschaft, ob uns das gelingt der nicht. Daraus zieht der Entwicklungshilfeetat meies Erachtens den richtigen Schluss. Er räumt der Enticklungskooperation künftig einen noch höheren Stel enwert als im Vorjahr ein. Die Mittelausstattung ist ämlich gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Meine Damen und Herren, damit die Harmonie hier icht allzu sehr überhandnimmt, lassen Sie mich sagen: as war nicht immer so. In der Zeit von Rot-Grün, also on 1998 bis 2005, ist der Haushaltsansatz für das Enticklungshilfeministerium, für das BMZ, um 130 Mil ionen Euro gesunken. Auch daran sollten wir uns einal erinnern. Das kann man allerdings nicht Ihnen, Frau inisterin, anlasten. Sie haben damals mit demselben ngagement wie heute für Ihren Haushalt gefochten. as sich geändert hat, ist die Besetzung des Bundes anzleramtes. ir können nun feststellen, dass Ihnen mit unserer Buneskanzlerin Angela Merkel eine Mitstreiterin erwachen ist, die sich ganz enorm für die Entwicklungszusamenarbeit als wesentliches Element der Politik einsetzt. Ich denke, das gibt uns auch perspektivisch eine ganz esondere Sicherheit. Es zeigt sich nämlich, dass Frau erkel die Verpflichtung zur Entwicklungszusammenar eit nicht als Lippenbekenntnis betrachtet. Ich kann mir orstellen, dass aus ihrer eigenen Biografie heraus, aus er Kenntnis der Lage, wie wir sie 1990 gehabt haben, ass man Hilfe von außen braucht, ihre ganz besondere erantwortung für diesen Politikbereich erwächst, und as ist gut so. Die Bundesregierung hat also in nur vier Jahren die nsätze für den BMZ-Haushalt um 1,85 Milliarden Euro esteigert. Dazu kommen natürlich auch noch erhebliche teigerungen bei auf die ODA-Quote anrechenbaren ositionen in den anderen Ressorts. Das muss auch einal gesagt werden. So kann die Bundesregierung im ahre 2009 fast 2,5 Milliarden Euro mehr für Entwickungshilfe ausgeben als noch 2005. Wir sind damit inwischen das Land mit den zweithöchsten Entwickungsausgaben weltweit. Das halte ich für eine Tatsache, uf die wir in diesem Hause stolz sein können. llein im letzten Jahr haben wir gut 12,2 Milliarden USollar in die Entwicklungszusammenarbeit gegeben. ur die USA haben sich mit 21,7 Milliarden US-Dollar och mehr engagiert. Meine Damen und Herren, wichtig ist allerdings nicht llein, dass wir mehr Geld bereitstellen. Viel wichtiger st, wofür wir die bereitgestellten Mittel einsetzen, ob Arnold Vaatz wir sie effizient einsetzen und ob sie wirklich bei den Menschen, für die sie gedacht sind, ankommen. Da sind natürlich solche Nachrichten, wie sie der Kollege Koppelin vorhin vorgetragen hat, keineswegs vertrauensfördernd. Die Politik muss deshalb danach trachten, dass solche Fehler unterbleiben. Wo wir solche feststellen, müssen wir dafür sorgen, dass sie in Zukunft nicht mehr geschehen. Wenn wir das nicht tun, wird die Entwicklungspolitik in eine Legitimationskrise kommen, die sich in erster Linie nachteilig auf unsere Empfänger, also die armen Länder in der Welt, auswirkt. Deshalb muss es möglich sein, kritisch über die Dinge zu reden, die uns einer Kritik wert erscheinen. Das BMZ gibt für das sogenannte Instrument der programmorientierten Gemeinschaftsfinanzierung mittlerweile mehr als 560 Millionen Euro pro Jahr aus. So wird zum Beispiel direkt in die Staatshaushalte von Uganda, Tansania, Ruanda, Benin, Mosambik, Liberia und Äthiopien eingezahlt. Auch Peru, Guatemala und Vietnam werden bedacht. Ich will überhaupt nicht abstreiten, dass es durchaus vorzeigbare Fälle gibt, bei denen diese Finanzierung Positives für die Empfängerländer bewirkt hat. Aber mit Afghanistan erhält zum Beispiel ein Land Budgethilfe, das im Bertelsmann Transformation Index zur wirtschaftlichen und politischen Entwicklung auf Platz 119 von insgesamt 125 untersuchten Staaten liegt. Liberia und Äthiopien sind kaum besser eingestuft. Es ist deshalb aus meiner Sicht sehr bedenklich, dass wir in Haushalte von Ländern einzahlen, in denen es offensichtlich keine ausreichende Kontrolle über die Staatsfinanzen gibt. Wir werden hier sehr intensiv darüber diskutieren müssen, welche Konsequenzen, ohne dabei das Kind mit dem Bade auszuschütten, aus den ersten Erfahrungen mit diesem umstrittenen Instrument zu ziehen sind. Richtig ist zunächst einmal, dass sich das Parlament jetzt jede einzelne geplante Budgethilfe vom BMZ zur Prüfung vorlegen lässt. Das halte ich auch für gut. Bei der Frage, wie wir das Geld am besten einsetzen, müssen wir uns Gedanken machen, wie wir die bilaterale Zusammenarbeit weiter stärken können; denn das ist ein sehr erfolgreiches Instrument der Entwicklungszusammenarbeit. Wenn vom Erfolg der Entwicklungszusammenarbeit auch andere Interessen, die wir in der deutschen Politik haben, etwa im Umweltschutz, abhängen, müssen wir unsere Mittel für Vorhaben einsetzen, auf deren Ausgestaltung wir später Einfluss nehmen können. Bei multilateralen Institutionen ist das eher selten der Fall. Das gilt umso mehr, als kaum noch eine Weltkonferenz ins Land gehen kann, ohne dass am Ende ein neuer Fonds gegründet wird. Zum Teil ist die Abgrenzung zwischen Aktion und Aktionismus da nicht immer ganz einfach. Die Folge ist: Die multilaterale Institutionenlandschaft wird immer unübersichtlicher und handlungsunfähiger. Allein für den globalen Klimaund Umweltschutz gibt es schon heute gut zwei Handvoll multilaterale Fonds, und ein Ende des Aufwuchses ist nicht absehbar. Unsere Hauptaufgabe s c m S n s s w s r a w i t z c b e M h S z s s s w i c d n b s d w s t B ü S W d l Ü d d t z i R u R (C (D cheint mir daher zu sein, die heutige Entwicklungsarhitektur zu reformieren. Die multilateralen Institutionen üssen endlich schlagkräftiger werden. Ein erster chritt dazu ist, die Zuständigkeiten eindeutig zuzuorden und sie auf wenige Stellen zu konzentrieren. Vor dieem Hintergrund werden wir, glaube ich, in Zukunft orgfältig prüfen müssen, ob und in welchem Umfang ir uns an immer neuen multilateralen Fonds beteiligen ollen und an welcher Stelle wir künftig mehr auf bilateale Kooperation setzen wollen. Eine wichtige Eigenschaft des EZ-Haushaltes ist uch, dass er flexibel sein muss. Er muss auf neue Enticklungen reagieren können. Er muss vor allen Dingen n der Lage sein, auch andere Kräfte in eine Koordinaion zu bringen, wenn ein koordiniertes Vorgehen in Beug auf ein Weltproblem notwendig ist. Ich will das an einem einzigen Beispiel deutlich mahen, der Lage in Simbabwe. Wir beobachten das Prolem seit vielen Jahren. In jüngster Zeit haben wir dort inen Fortschritt beobachten können: Es gibt jetzt eine achtteilung zwischen Regierung und Opposition. Ich alte es für notwendig und wichtig, dass wir an dieser telle prüfen können, inwieweit wir diese Situation nuten können, um den Demokratisierungsprozess dort zu tabilisieren und diesem Land zu einer wirklichen Perpektive zu verhelfen. Das muss unsere haushaltspolitiche Grundkonstruktion hergeben. Ich halte es für notendig, dass wir die Lage dort so einschätzen, wie sie st, ganz bestimmt ohne allzu viel Optimismus. Es ist siher so, dass Herr Mugabe sich offenbar gedacht hat, ass er am besten handelt, indem er seinem Rivalen eiige unlösbare Aufgaben aufgibt, um ihn dann öffentlich loßstellen zu können. Aber gerade diesen Misserfolg ollte der demokratische MDC nicht haben. Wenn wir azu beitragen können, ihn abzuwenden, dann sollten ir das tun. Wenn unsere entwicklungspolitischen Instrumente so ind, dass sie es eher schwierig machen, in solchen Siuationen zu reagieren, dann sollten wir sie überprüfen. udgethilfe beispielsweise nützt in einem solchen Fall berhaupt nichts. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Hellmut Königshaus [FDP]: Ja!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


tattdessen müssen wir die Lage im Land analysieren.
ir müssen insbesondere den Rat der politischen Kräfte,

ie wir unterstützen wollen, aus dem Land selbst einho-
en, zur Kenntnis nehmen und ihn zur Grundlage unserer
berlegungen machen. Das ist nicht allein eine Frage
es Geldes; vielmehr ist es eine Frage der Einstellung,
er Flexibilität und der Fantasie.

Ich denke, Frau Ministerin, es wird uns in den nächs-
en Wochen und Monaten glükken, dieses Problem lösen
u helfen. Ansonsten hoffe ich, dass unser Haushalt auch
n anderen Fragen eine gute Grundlage für die Arbeit im
est der Legislaturperiode eröffnet. Ich will Sie bei allen
nseren Vorhaben, insbesondere bei der institutionellen
eform, so weit, wie uns das möglich ist, unterstützen.






(A) )



(B) )


Arnold Vaatz

(Hellmut Königshaus [FDP]: Wenn Sie können! – Jürgen Koppelin [FDP]: Wie weit ist es denn möglich?)


Ich hoffe, wir kommen zu einem vernünftigen Ende.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617514300

Das Wort hat der Kollege Hüseyin-Kenan Aydin,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617514400

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Wir beraten heute über den Etat des Entwicklungs-
hilfeministeriums für das Jahr 2009. Er soll um
12 Prozent steigen. Das haben wir mit Freude zur Kennt-
nis genommen.

Herr Vaatz, die viel gelobte Frau Merkel hat in Heili-
gendamm die Verpflichtung, die ODA-Quote bis zum
Jahr 2010 auf 0,51 Prozent und bis zum Jahr 2015 auf
0,7 Prozent zu erhöhen, feierlich bekräftigt. Aufgrund
der in den letzten beiden Jahren und derzeit geltenden
0,37 Prozent – dies gilt im Jahre 2009 ebenfalls – wird
allerdings im Jahr 2010 festgestellt werden, dass diese
Bundesregierung einen Wortbruch begangen hat, weil
die vorgesehenen 0,51 Prozent mit der jetzt geplanten
Steigerung des Etats nicht zu erreichen sein werden.
Dementsprechend empfehle ich Ihnen, mehr Anstren-
gungen zu unternehmen, damit die zugesagten Quoten
erreicht werden, um glaubwürdig gegenüber den Ent-
wicklungsländern zu sein.


(Beifall bei der LINKEN)


Zudem ist es so – das habe ich von diesem Pult aus
schon mehrfach kritisiert –, dass auf die ODA-Quote die
Schuldenerlasse, Studienplatzkosten für Studierende und
sogar die Kosten für die Abschiebung unerwünschter
Asylbewerber angerechnet werden. Ich halte das für ei-
nen Skandal. Dies sollte die Bundesregierung dringend
korrigieren. Zumindest die Kosten für abgeschobene
Asylbewerber sollten nicht in die ODA-Quote einge-
rechnet werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Entwicklungszusammenarbeit muss sich daran
messen lassen, ob sie tatsächlich eine Armutsverminde-
rung erreicht. Die bisherigen Mittel und Instrumente be-
wirken leider das Gegenteil. Das hat uns die Hunger-
katastrophe in diesem Jahr ganz deutlich gezeigt. Zu
Beginn dieses Jahres haben sich die Preise für lebensnot-
wendige Grundnahrungsmittel wie Reis und Getreide in
nur drei Monaten verdoppelt, verdreifacht und vervier-
facht.

Was waren die Folgen? Ein direkter Anstieg der Zahl
der Hungernden auf mehr als 900 Millionen Menschen,
Hungerrevolten, Fluchtwellen und Angst vor einer unge-
wissen Zukunft. Es ist mittlerweile unbestritten, dass es

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(C (D ehr als genug Nahrung für alle auf der Welt gibt. Laut er UN-Ernährungsorganisation FAO reicht die vorhanene Nahrungsmittelproduktion für die Ernährung von 2 Milliarden Menschen aus, wenn man 2 700 Kilokaloien pro Tag zugrunde legt. Das sind fast doppelt so viele enschen, wie derzeit auf dieser Welt überhaupt leben. Warum waren alle von dieser Krise so überrascht? Es ab Ernteausfälle und leere Getreidespeicher; davor haen viele Wissenschaftler schon längst gewarnt. Auch ie steigenden Energiepreise haben einiges dazu beigeragen. Die strukturellen Ursachen der Ernährungskrise aren jedoch schon lange bekannt. Sie sind auf politi che Fehleinschätzungen und eine verfehlte Agrarund andelspolitik zurückzuführen. Die Liberalisierungsolitik und die Marktöffnung für Agrarprodukte haben afür gesorgt, dass lokale Märkte im Süden zerstört wuren. Die Exportsubventionen haben zu Dumpingpreisen on EU-Produkten geführt. Staaten wie Haiti, Burkina Faso, Ägypten oder auch exiko sind nun von Nahrungsmittelimporten abhängig. in Beispiel: Der Milchkonzern Campina hat in den letzen fünf Jahren allein in Deutschland Agrarbeihilfen in öhe von 12,7 Millionen Euro geschenkt bekommen. ugleich wurden seit den 80er-Jahren in Westafrika un er dem Druck von WTO, IWF und Weltbank, aber auch er Regierungen der reichen Länder die Zölle auf Milchrodukte fast völlig auf null gesetzt. Folge: 2005 ostete in Burkina Faso 1 Liter Milch auf Basis subvenionierten europäischen Milchpulvers 30 Cent, die rischmilch der heimischen Viehhirten 45 Cent. Jetzt ra en Sie einmal, was passiert: Pulvermilch erobert die ärkte; die Produktion von Frischmilch und damit die eimische Marktentwicklung werden mit diesen Politien ganz klar zerstört. Das führt nicht zu einer besseren ntwicklung und trägt auch nicht zur Ernährungssouve änität dieser Länder bei. Ein anderes Beispiel: Haiti hat den Import von Reis wischen 1992 und 2003 um mehr als 150 Prozent geteigert. 95 Prozent der Importe kommen aus den USA. uch das ist subventionierter Reis. Seit Mitte der 80er ahre ist dadurch die Nahrungsmittelproduktion in Haiti ro Kopf um ein Drittel geschrumpft. Das sind die Ursahen des Hungers. Ein weiterer Faktor, der sträflich vernachlässigt urde, ist der Agrarsektor. Frau Ministerin, es hat mich ehr gefreut, dass Sie darauf eingegangen sind. Im Auschuss haben wir des Öfteren darüber debattiert. Die örderung der Landwirtschaft im globalen Süden wurde ährend der letzten 20 Jahre komplett vernachlässigt. as ist umso erstaunlicher, als der Kampf gegen Hunger nd Armut das erste und wichtigste der sogenannten illenniumsziele ist. Doch zwischen dem seither wie erholt bekräftigten Anspruch und der Wirklichkeit lafft eine große Lücke. Der Anteil der Landwirtschaftsörderung an der Entwicklungshilfe der Industrieländer st von 17 Prozent im Jahre 1980 auf 3,7 Prozent im ahr 2007 gesunken. Das sind die Tatsachen. Die Agrarreibstoffe haben die Preise für Nahrungsmittel in die öhe getrieben. Das ist unbestritten. Deutschland hat it seiner Quotenpolitik massiv dazu beigetragen, die Hüseyin-Kenan Aydin Anbauflächen für Palmöl, Mais und Soja auszudehnen. Das ist keine kohärente Entwicklungspolitik. Ich möchte auf ein weiteres Gebiet der Zusammenarbeit verweisen, das die Regierung in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt hat: die Sicherstellung einer obligatorischen, gebührenfreien und qualitativ guten Grundschulbildung. Frau Ministerin, es freut mich, dass Sie gerade auch auf diesen Punkt eingegangen sind. Die Zahl der Kinder, die zur Schule gehen, ist in den letzten Jahren zwar gestiegen, sie sagt aber nichts über die Qualität der Schulbildung aus. Die Tatsache, dass nur 20 bis 30 Prozent dieser Kinder einen Schulabschluss erwerben, hat mit der Ausstattung mit Lehrmaterialien und Lehrkräften zu tun. Es bedarf größerer Anstrengungen. Hierzu haben wir einen Antrag in den Bundestag eingebracht, über den wir in den nächsten Wochen beraten. Er wird, wie ich hoffe, dank Ihrer Zustimmung beschlossen, damit wir vorankommen. Es gäbe viel zum entwicklungspolitischen Haushalt zu sagen, den wir in den nächsten Wochen im Ausschuss beraten werden, ich will aber nur noch einen weiteren Punkt kurz ansprechen: Entwicklungspolitik soll Prävention sein. Wenn Entwicklungspolitik Prävention sein und einen längerfristigen, nachhaltigen Frieden sicherstellen soll, dann muss manchen Projekten von Entwicklungspolitikern eine Absage erteilt werden. Vor allem der CDU/CSU-Fraktion rufe ich zu: Mit dem Bau des IlisuStaudamms in der Türkei, der mit Hermesbürgschaften der Bundesregierung sichergestellt wird, verstößt man nicht nur gegen soziale Standards und gegen die Menschenrechte der Menschen am Tigris; der Staudamm in der Türkei wird auch dazu führen, dass das Wasser für die Iraki und die Syrer im Jahr 2020 oder 2030 möglicherweise so knapp sein wird, dass aufgrund dessen ein Flächenkrieg in der Region entsteht. Dafür werden Sie mit zur Verantwortung gezogen. Das tue ich hiermit. Ich hoffe, das macht Sie nachdenklich. Ich hoffe, dass die CDU/CSU bei ihrem Wirtschaftsminister interveniert, damit die Hermesbürgschaft endlich entzogen wird. (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


Dieses Projekt in der Türkei, das Menschenrechte ver-
letzt, Sozialstandards ad absurdum führt und die Ursache
eines möglichen Krieges darstellt, muss endlich beendet
werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



(Abg. Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617514500

Ich kann keine Zwischenfrage mehr zulassen, da der

Kollege seine Redezeit bereits weit überschritten hat.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Ich habe gedacht, das sei nur gefühlt! – Hartwig Fischer A s B t l m w n M h w n l w V – z m M h s t s g r f L g V s g c H g r E r (C (D [Göttingen] [CDU/CSU]: Das ist ja wohl der Hammer!)



Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617514600

Wir werden im Rahmen der Haushaltsberatungen im

usschuss noch detaillierter über die Entwicklungszu-
ammenarbeit miteinander sprechen. Ich hoffe, dass die
undesregierung mit neuen nachhaltigen und kohären-

en Konzepten endlich viel mehr tut, um die Entwick-
ung in den armen Ländern so zu stabilisieren, dass Ar-
ut vermieden wird und Fluchtursachen ganz bekämpft
erden.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617514700

Ich gebe das Wort dem Kollegen Thilo Hoppe, Bünd-

is 90/Die Grünen.


Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617514800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
üsste ich meinen Kommentar zum vorgelegten Haus-

altsentwurf in einem Slogan zusammenfassen, dann
ürde ich sagen: Gut, aber nicht gut genug. Wir erken-
en an und begrüßen ausdrücklich, dass die entwick-
ungsrelevanten Mittel um 800 Millionen Euro steigen
erden. Doch es gilt: Versprochen ist versprochen, und
ersprechen muss man halten.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Ach!)


Ja, natürlich. Das ist klar.

Das, was die Bundesregierung auf vielen Konferen-
en versprochen hat, zum Schluss die Kanzlerin sehr
edienwirksam in Heiligendamm, würde bedeuten, die
ittel Jahr um Jahr um 1 Milliarde Euro zu steigern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir nehmen Sie da beim Wort und werden im Haus-
altsverfahren Anträge einbringen, die die Kluft zwi-
chen dem Versprochenen und dem tatsächlich Eingehal-
enen zumindest etwas kleiner machen. Denn wenn wir
o weitermachen wie bisher, dann wird die Lücke immer
rößer. Die Europäische Kommission hat genau ausge-
echnet, dass bereits in diesem Jahr 1,6 Milliarden Euro
ehlen. Wenn keine Kurskorrektur erfolgt, dann wird die
ücke im nächsten Jahr bereits 3 Milliarden Euro betra-
en. Der Regierung geht die Puste aus, und sie wird ihre
ersprechen nicht erfüllen können, da sie nicht dafür
orgt, eine solide Finanzierung für die zugesagten Stei-
erungen auf die Beine zu stellen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben uns immer für einen Dreiklang ausgespro-
hen, um die ODA-Mittel steigern zu können: höhere
aushaltsmittel, weitere Entschuldung und – das ist jetzt
anz besonders wichtig – neue innovative Finanzie-
ungsinstrumente. Sich dabei ausschließlich auf den
missionshandel zu stützen, wie das die Bundesregie-

ung tut, wird nicht ausreichen. Es rächt sich, dass die






(A) )



(B) )


Thilo Hoppe
Koalition es nicht geschafft hat, sich auf die Einführung
einer Flugticketabgabe zu einigen. Auch das Projekt De-
visenumsatzsteuer hat sie wahrscheinlich ad acta gelegt.
Eine Flugticketabgabe, wie sie die Franzosen bereits
praktizieren, würde allein 300 Millionen Euro pro Jahr
einbringen. Wenn man eine Devisenumsatzsteuer ein-
führen würde – ich weiß, das geht nur im Einklang mit
vielen anderen Playern –, brächte ein Satz von nur
0,005 Prozent Mehreinnahmen in zweistelliger Milliar-
denhöhe.


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, warum darauf verzichten?)


Wir haben diese Vorschläge auf den Tisch gelegt.
Wenn die Regierung unsere Vorschläge ablehnt – das
kann sie tun –, muss sie aber Alternativen vorlegen


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


und deutlich machen, mit welchen Instrumenten und
welchen Finanzierungsmöglichkeiten sie diese Erhöhun-
gen erreichen will. Oder seien Sie bitte ehrlich und sagen
Sie: Wir können uns nicht auf andere Finanzierungs-
instrumente einigen, wir können uns die zusätzlichen
Milliarden nicht aus den Rippen schneiden. Dann lässt
sich aber das 0,7-Prozent-Ziel bis 2015 nicht erreichen.

Wir stehen vor zwei riesengroßen globalen Heraus-
forderungen, die wir nur stemmen können, wenn wir
erstens deutlich mehr Geld in die Hand nehmen, wenn
wir zweitens die Qualität der Entwicklungszusammen-
arbeit entscheidend verbessern und wenn wir drittens
endlich damit aufhören, Erfolge der Entwicklungszu-
sammenarbeit durch krasse Fehlentscheidungen auf an-
deren Politikfeldern, wie im Handels- und Agrarbereich,
wieder zunichtezumachen. Wir haben da von den Kolle-
gen einige Beispiele gehört. Ich nenne nur die Wieder-
einführung von Agrarexportsubventionen für Schweine-
fleisch. Das ist völlig kontraproduktiv zu dem, was wir
in der Entwicklungspolitik machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Diese Inkohärenz muss beseitigt werden.

Die beiden Megaherausforderungen sind der Klima-
wandel und die Erreichung der Millenniumsziele. Durch
die sich dramatisch zuspitzende Welternährungskrise
aufgrund der stark ansteigenden Preise sind wir gerade
beim wichtigsten Millenniumsziel – der Halbierung der
Zahl der Hungernden – weit weg von der Erfolgsspur.
Entwicklungspolitik kann nur dann erfolgreich sein,
wenn sie Armutsbekämpfung und globalen Umwelt- und
Klimaschutz konsequent zusammenbringt und nicht ge-
geneinander ausspielt.

Lassen Sie mich zum Klimawandel nur so viel sagen:
Maßnahmen, die den Klimawandel eindämmen sollen,
wie etwa große Programme zum Schutz der tropischen
Regenwälder, können nicht allein aus den Etats der Ent-
wicklungshilfeministerien finanziert werden. Es kann
höchstens ein Anfang sein, dass man Pilotprojekte auf
den Weg bringt.

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(C (D onst fehlt das Geld für die Verfolgung der anderen ichtigen Millenniumsziele: für die Aids-Bekämpfung, ie Hungerbekämpfung, die Bildung und die Gesundeit. Das Klima zu retten und die Erderwärmung zu berenzen, ist eine große globale Gemeinschaftsaufgabe. afür brauchen wir dringend neue Finanzierungsmechaismen. Das geht nicht allein aus den Kassen der Enticklungspolitik. Was die klassischen Millenniumsziele betrifft – das urde bereits erwähnt –, sind wir gerade bei der Hunerbekämpfung von der Erfolgsspur noch sehr weit enternt. Die Hunger Task Force, die sich auf Initiative von an Ki-moon neu gebildet hat, geht davon aus, dass wir ielleicht schon im nächsten Jahr die 1-Milliarde-Grenze rreichen, was die Zahl der Menschen angeht, die chroisch bedrohlich unterernährt sind. Ich bin mir nicht sicher, ob wir alle uns darüber im laren sind, was das bedeutet; das gilt auch für die breite ffentlichkeit. Um nur einige Konsequenzen zu nennen: eben den vielen schrecklichen Einzelschicksalen hunernder und verhungernder Menschen wird es zu Wanerbewegungen und zu einem verstärkten Druck auf die älder kommen, die im Hinblick auf die biologische ielfalt und das Klima eigentlich geschützt werden üssten. Es werden Aufstände stattfinden, und die Hun erfrage wird sich zu einer Sicherheitsfrage entwickeln. Auf dem Welternährungsgipfel im Rom wurde endich die entscheidende Rolle der Kleinbauern herausgetellt und betont, dass gerade sie auf nachhaltige Art und eise gefördert werden müssen, um für lokale und re ionale Märkte Nahrungsmittel zur Verfügung stellen zu önnen. Wir haben das seit langer Zeit gefordert, schon u Zeiten von Rot-Grün, (Hellmut Königshaus [FDP]: Da wurde aber nichts gemacht!)


aben uns gegenüber unserem Koalitionspartner aber
eider nicht immer durchsetzen können. Schon damals
st die ländliche Entwicklung leider vernachlässigt wor-
en.


(Zuruf von der SPD: Zugunsten anderer Schwerpunkte!)


Zur Bekämpfung des Hungers sind viele Maßnahmen
otwendig. Dazu gehört die schnellstmögliche Abschaf-
ung der Agrarexportsubventionen. Was diese Maß-
ahme betrifft, werden wir Entwicklungspolitiker einer
einung sein. Davon müssen wir eher die Agrarlobby

berzeugen.

Weitere wichtige Punkte sind die Eindämmung der
pekulation mit Lebensmitteln, die Einführung von ver-
indlichen Menschenrechts- und Nachhaltigkeitskrite-
ien für die gesamte Agrarpalette – nicht nur für die
grotreibstoffe, sondern auch für die Futtermittelpro-
uktion, für Kaffee, Baumwolle usw. –, damit es nicht zu
iner Flächenkonkurrenz kommt und das Recht auf Nah-
ung nicht ausgehöhlt wird.

Für uns Entwicklungspolitiker spielt insbesondere in
en Haushaltsberatungen auch Folgendes eine Rolle:
ir brauchen mehr Geld und bessere Konzepte für die






(A) )



(B) )


Thilo Hoppe
ländliche Entwicklung. In diesem Bereich sind zwar
große Steigerungsraten zu verzeichnen, allerdings ausge-
hend von einem sehr geringen Niveau. Bisher sind ge-
rade einmal etwas mehr als 3 Prozent der bilateralen EZ
in den ländlichen Bereich geflossen. Jetzt sollen es
5 Prozent werden.

Die Hunger Task Force der Vereinten Nationen for-
dert ein Zehn-zu-zehn-Abkommen, das wir mit Nach-
druck unterstützen. Sie möchte, dass 10 Prozent der na-
tionalen Entwicklungsetats in den Agrarsektor fließen.
Allerdings sollten auch die afrikanischen Staaten ihre
Zusage, die sie auf einer Konferenz in Maputo gegeben
haben, einhalten und 10 Prozent ihrer nationalen Haus-
haltsmittel in die Förderung des Agrarsektors stecken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zusammenfassend ist zu sagen: Wir fordern mehr
Mittel und tragfähige Konzepte für Ernährungssiche-
rung, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. Außer-
dem fordern wir mehr Mittel für den zivilen Aufbau in
Afghanistan; in den nächsten Wochen werden wir über
dieses Thema noch viele Debatten führen. Wir fordern
pro Jahr mindestens 200 Millionen Euro, um die große
Diskrepanz zwischen zivilen und militärischen Anstren-
gungen ein wenig auszugleichen. Außerdem fordern wir
mehr Geld für den Erhalt der tropischen Regenwälder
und für Maßnahmen, die den Klimawandel aufhalten
und die biologische Vielfalt schützen.

Um die Millenniumsziele zu erreichen und die Quali-
tät sowie die Quantität der Entwicklungszusammen-
arbeit zu verbessern, sind große Anstrengungen notwen-
dig. Was die Qualität angeht, warten wir noch immer auf
die versprochene institutionelle Reform. Leider mussten
und müssen wir mit ansehen, dass sie im Koalitionsstreit
steckengeblieben ist. Wir halten es für dringend notwen-
dig, GTZ und KfW zu einer schlagkräftigen bundeseige-
nen Entwicklungsagentur zusammenzuführen. Wir hof-
fen, dass sich die Koalition auf den letzten Metern doch
noch einigt und sich zu einem entsprechenden Projekt
durchringt.

Wie ich sehe, läuft mir die Zeit davon. Allerdings
möchte ich noch kurz darauf hinweisen, dass zur Quali-
tät der Entwicklungszusammenarbeit auch gehört, dass
dieses Haus zur Kenntnis nimmt, über was auf den gro-
ßen Konferenzen, zum Beispiel auf der Konferenz in
Accra, diskutiert wird. Denn die Diskussion über die
Qualität klafft international und national weit auseinan-
der.


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


In Accra – wir sind mit einer Delegation dort gewesen –
haben alle Player – Nichtregierungsorganisationen, Ver-
treter der Entwicklungsländer und Vertreter anderer Ge-
bernationen – darauf hingewiesen, dass gerade die Mittel
für die Instrumente, die Sie sehr kritisch beurteilt haben,
zum Beispiel die programmorientierte Gemeinschafts-
finanzierung und die Budgethilfe, gesteigert werden
müssten, natürlich nicht unkonditioniert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D n diese Richtung geht die internationale Diskussion. ier aber streiten besonders viele – nicht alle, aber viele on Union und FDP – eher für eine Nationalisierung der ntwicklungspolitik, ganz stark für das bilaterale Eleent, an das wieder die deutsche Flagge geheftet werden ann. Zudem gibt es eine große Diskussion über die Lieerentbindung, also darüber, Entwicklungspolitik und ußenwirtschaftsförderung nicht miteinander zu verzahen. Bei Union und FDP zeigt sich immer wieder das estreben, diese beiden Bereiche, die beide ihre Berech igung haben, aber sauber getrennt werden sollten, mitinander zu verzahnen. Die Entwicklungsaufgaben, die DGs, sind so wichtig, so lebensnotwendig, dass jeder uro so effizient wie möglich genutzt werden muss. Anere Ziele wie die Sicherung von Arbeitsplätzen in eutschland sind auch wichtig und erstrebenswert. Das ollte aber bitte nicht aus den Kassen des Entwicklungsinisteriums bezahlt werden. Herr Kollege Hoppe, ich muss Sie jetzt wirklich an hre Zeit erinnern. Quantität und Qualität der Entwicklungszusammen rbeit müssen verbessert werden. Vor allen Dingen muss ndlich eine kohärente Politik angestrebt werden, bei der lle Politikbereiche an einem Strang ziehen. Ich danke Ihnen. Für die SPD-Fraktion spricht nun Frau Kollegin r. Bärbel Kofler. Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle en! Auch ich möchte zu Beginn den sehr erfreulichen orliegenden Haushalt loben. Ich denke, es ist sehr wichig, noch einmal deutlich festzustellen, dass der Haushalt m Vergleich zum Vorjahr um 12,4 Prozent aufwächst. as ist eine positive Entwicklung, und das ist von allen ednern in diesem Haus begrüßt worden. Mittlerweile ind wir bei einer Summe von knapp 5,8 Milliarden Euro ür die Entwicklungszusammenarbeit – für Entwickungszusammenarbeit, Herr Kollege Vaatz, nicht für Enticklungshilfe. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Hellmut Königshaus [FDP]: Oh, mein Gott!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617514900
Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617515000

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617515100

(Beifall bei der SPD)

Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1617515200

Es ist auch erfreulich, dass die Entwicklungszusam-
enarbeit nicht nur in unserem eigenen Ressort, im
undesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit
nd Entwicklung, sondern auch in anderen Ressorts Fuß
asst und greifen kann. Ich halte es für wichtig, dass an-
ere Ressorts in die Entwicklungszusammenarbeit ein-






(A) )



(B) )


Dr. Bärbel Kofler
bezogen werden. Das hat etwas mit Politikkohärenz und
mit einem vernünftigen Mitteleinsatz in den verschiede-
nen Ressorts zu tun. Es bedarf allerdings einer ordentli-
chen Abstimmung der Ressorts untereinander und der
Erkenntnis, dass Entwicklungspolitik eine Querschnitts-
aufgabe ist, die in allen Politikbereichen von enormer
Bedeutung ist.

Lassen Sie mich zu einem Punkt Stellung nehmen,
der sehr kritisch angemerkt worden ist. Das Thema der
Budgethilfe geistert seit Wochen, Monaten und Jahren
durch unsere Debatten. Es ist erstaunlich, mit welcher
Hartnäckigkeit man manchmal an lieb gewordenen Vor-
urteilen festhält, auch wenn man es besser wissen
könnte.


(Zuruf von der SPD: Manche sind eben unbelehrbar!)


Ich beziehe mich auf eine Anfrage, die Herr Kollege
Koppelin gestellt hat. In dieser fragt er die Bundesregie-
rung zur Budgethilfe mit Kamerun, ob es richtig sei, die
von Ihnen zitierten 34 Millionen Euro bis zum Jahr 2010
als Budgethilfe auszugeben. Die Bundesregierung ant-
wortet mit Nein; dies treffe nicht zu. Die Bundesregie-
rung erläutert detailliert, dass die gesamte Zusammen-
arbeit mit Kamerun 34 Millionen Euro ausmache,
22 Millionen Euro finanzielle Zusammenarbeit, 12 Mil-
lionen Euro TZ. Im Rahmen der finanziellen Zusam-
menarbeit sei dies eine Frage der sektoralen Budgethilfe;
man muss hier sehr sauber trennen. Für die Forstpolitik
wird geprüft, ob man das in diesem Bereich so umsetzen
kann.

Ich finde es unlauter, wenn mit Beispielen gegen das
Instrument der finanziellen Zusammenarbeit argumen-
tiert wird, obwohl man ganz andere Zahlen, ganz andere
Informationen und ganz andere Antworten vorliegen hat.


(Beifall bei der SPD – Dr. Sascha Raabe [SPD]: Und das wollen Haushälter sein! Gut, dass die nicht an der Regierung sind!)


Das Gleiche gilt für die Frage, ob wir eine Budget-
hilfe für Afghanistan leisten. Auch das tun wir nicht. Das
möchte ich bei dieser Gelegenheit nur einmal feststellen.

Vielleicht ist es notwendig, noch einmal einige Takte
zum Thema der Budgethilfe generell zu sagen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Sehr gut!)


Niemand behauptet, dass Budgethilfe das allein selig
machende Mittel der Entwicklungszusammenarbeit ist.
Das Ganze ist aber in einem internationalen Kontext mit
Partnern abgestimmt worden. Herr Kollege Hoppe hat
die Diskussion auf internationaler Ebene geschildert.
Die Budgethilfe ist ein vernünftiges Instrumentarium zur
Zusammenarbeit mit Ländern, die man auswählt und bei
denen man genau prüft, ob mit ihnen eine solche Form
der Zusammenarbeit möglich ist.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Das haben Sie bei Kamerun aber nicht getan!)


– Herr Kollege Addicks, ich habe gerade erläutert, was
wir hinsichtlich Kamerun tun. Es wäre schön, wenn Sie
irgendwann auch einmal zuhören würden.


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(C (D (Jürgen Koppelin [FDP]: Wie war das mit Kamerun? – Dr. Karl Addicks [FDP]: Noch einmal zurück zu Kamerun, Frau Kollegin!)


Stellen Sie eine Frage, oder lassen Sie mich weiterre-
en.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Bloß keine Frage mehr!)


Unsere bilaterale Durchführungsorganisation sagt,
ass dort ein ganz anderer und wesentlich entspannterer
mgang mit dem Thema Budgethilfe herrscht, als Sie

hn hier geschildert haben. Warum ist das so? Das ist so,
eil die meisten Maßnahmen, die wir durchführen, or-
entlich begleitet werden. In Kamerun gibt es zum Bei-
piel einen Mitarbeiter der GTZ, der die Regierung im
ereich der Forstpolitik berät


(Jürgen Koppelin [FDP]: Ich habe jetzt nicht von Kamerun gesprochen!)


die Kollegin Koczy und ich haben ihn kennengelernt
nd mit ihm und dem Forstminister gesprochen – und
ür eine ordentliche begleitende Technical Assistance
orgt, wie das bei solchen Projekten, bei Projekten der
llgemeinen und sektoralen Budgethilfe und bei soge-
annten PGF-Programmen, im Allgemeinen auch üblich
st.

Was ist das Wesentliche an der Budgethilfe? Ich
inde, man sollte den Dialog auf Augenhöhe suchen.

as machen wir denn in der Entwicklungspolitik? Be-
timmen wir, wie die Entwicklung in anderen Ländern
uszusehen hat, weil wir alleine das Wissen haben und
ort Projekte auflegen? Haben wir so unsere Entwick-
ungspolitik zu gestalten? Nein, das Gegenteil ist der
all. Wir haben ein Instrumentarium, mit dem man auch
emeinsam mit den Partnern notwendige Strukturverän-
erungen angehen und besprechen sowie Strukturpolitik
etreiben kann. Ich glaube, auch das ist ein wichtiges
ennzeichen moderner Entwicklungspolitik, die im
brigen vor zehn Jahren durch Rot-Grün eingeleitet
orden ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Natürlich wird die Budgethilfe kontrolliert. Selbstver-
tändlich ist es auch möglich, die Budgethilfe für Länder
u beenden, wenn entsprechende Voraussetzungen nicht
egeben sind:


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das hat der Rechnungshof aber anders festgestellt!)


iehe Nicaragua. Das ist eines der Beispiele.

Ich denke, wenn wir über den Entwicklungshaushalt
iskutieren, dann ist es ganz entscheidend, auch darüber
u diskutieren, wie wir die Mittel verwenden wollen, wie
ie Entwicklungspolitik in den nächsten Jahren generell
estaltet und strukturiert werden soll und welche Defi-
ite man noch sieht. In Accra wurde aufgezeigt, dass die
oordination aller Beteiligten sicher verbessert werden
ann: im Sinne von mehr Wirksamkeit und mehr Effi-
ienz in der Entwicklungszusammenarbeit.






(A) )



(B) )


Dr. Bärbel Kofler
Ich glaube aber auch, dass es an der Zeit ist, von rück-
wärtsgewandten Ideen und Diskussionen, die in den Me-
dien manchmal herumgeistern, in denen zum Beispiel
von einer Entscheidungsbefugnis hinsichtlich der bilate-
ralen EZ und einer Übertragung dieser Befugnis auf die
deutschen Botschaften gesprochen wird, Abstand zu
nehmen, weil das einer Entwicklungspolitik, die sich als
Strukturpolitik im Zusammenwirken mit den Partnerlän-
dern versteht, einfach nicht gerecht wird und weil man
mit solchen Ideen nicht auf der Höhe der Zeit ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Christian Ruck [CDU/CSU])


Wir brauchen ein Mehr an Dialog auf Regierungs-
ebene, auf Parlamentsebene und zwischen den zivilge-
sellschaftlichen Institutionen der Länder und ein Mehr
an Transparenz. Auch dafür kann mit der viel gescholte-
nen Budgethilfe durchaus der eine oder andere Anreiz
gegeben werden. Wir brauchen beim Aufbau der Struk-
turen eine Unterstützung unserer Partnerländer.

In den Zeitungen war ein sehr schönes Zitat des
Staatspräsidenten von Ghana darüber zu lesen, wie er die
Entwicklungszusammenarbeit sieht. Dort stand: Ent-
wicklungszusammenarbeit muss die Kapazitäten von
Regierungen und Verwaltungen stärken und in den Emp-
fängerländern ökonomische Muskeln aufbauen lassen. –
Ich finde, das ist eine sehr richtige Aussage. Damit wird
ausgesagt, dass nicht nur Veränderungen bei Projekten,
die im Einzelnen sehr sinnvoll sein können – das möchte
ich nicht bestreiten –, sondern auch der Strukturen ange-
gangen werden müssen, der Strukturen, die dazu führen,
dass Menschen in Armut leben, die in den Ländern
selbst nicht nachhaltig bekämpft werden kann. Hierfür
müssen wir geeignete Instrumentarien und geeignete
Mittel finden.


(Beifall des Abg. Dr. Sascha Raabe [SPD] – Dr. Karl Addicks [FDP]: Die Wirtschafterländer stärken!)


– Um auf den Zwischenruf einzugehen: Die Wirtschaf-
terländer kann man nur stärken, indem die Gesamtstruk-
tur der einzelnen Länder in einem vernünftigen Maße
gestärkt wird. Dazu müssen zuvor Verwaltungen ge-
stärkt und ein Rechtssystem aufgebaut werden, die ver-
nünftig funktionieren.

Das kann man am Beispiel Ghana erkennen, wenn
man sich das dortige Justizwesen anschaut und sich die
Diskussionen über die Boden- und Landrechtsreform so-
wie darüber anhört, welche begleitenden Beiträge man
hier wirklich leisten kann, damit die Streitfragen in die-
sem Land zum Wohle der Bürger beantwortet werden
können und – das ist nichts Ehrenrühriges; dagegen hat
ja niemand etwas – damit in diesen Ländern später auch
investiert werden kann.

Im Rahmen der Debatte um den Strukturaufbau
sollte man den Blick auch auf Ruanda richten. Die Kol-
legen, die an der Reise teilgenommen haben und viel-
leicht mit einigen neuen Erkenntnissen nach Hause ge-
kommen sind, können bestätigen, dass Ruanda ein Land
ist, das sehr viel dafür tut, seine eigenen Strukturen zu

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(C (D erändern, um die Armut aus eigener Kraft und nachhalig bekämpfen zu können. Das Land braucht auf dem eg dorthin Unterstützung und Hilfe. Dazu gehören die ermittlung von Know-how, Beratung und finanzielle owie humanitäre Unterstützung. Was passiert dort? Durch den Besuch des Landes onnten wir es beobachten: Durch das Know-how und ie Mittel, die wir Ruanda bereitstellen, werden Steuerehörden, Rechnungshöfe und eine dezentrale Verwalung aufgebaut. Außerdem werden Parlamente gestärkt nd eingerichtet. Dies ist ein ganz elementares Zeichen afür, dass es eine Regierung mit der Armutsbekämpung ernst meint. Außerdem wird das notwendige Personal in den entprechenden Bereichen bereitgestellt. Dies ist gar nicht o einfach, da qualifiziertes Personal benötigt wird. Das urde uns vom Rechnungshof berichtet: Man braucht ualifizierte Mitarbeiter, die so gut bezahlt sind, dass sie eim Rechnungshof bleiben und nicht von anderen Firen abgeworben werden. Diese Mitarbeiter werden ge raucht, damit die eben genannten Institutionen aufgeaut werden können. Das muss allerdings finanziert erden. Diese Institutionen sind die Basis dafür, dass Länder hre eigenen Einnahmen steigern können. In Ruanda das möchte ich nebenbei einmal erwähnen – hat man n den letzten zehn Jahren eine Versechsfachung der teuereinnahmen verzeichnet, weil die Basis für Steuerinnahmen mittlerweile eine andere ist. Außerdem stellt sich folgende Frage – da geht es um achhaltige Armutsbekämpfung –: Wie geben diese änder die Mittel aus? Es muss überprüft werden, ob in inem Land vernünftige Ansätze gewählt werden, zum eispiel die sogenannte Community-based Insurance. Es uss untersucht werden, ob soziale Versicherungssys eme auf das ganze Land ausgedehnt werden, sodass die 5 Prozent der im informellen Sektor beschäftigten enschen in Ruanda etwas davon haben. Für die Men chen wäre das eine Absicherung. Außerdem würde daurch der soziale Frieden im Land aufgebaut und stabiliiert. Ich bin sehr stolz, dass es der SPD-Fraktion, aber uch insgesamt den Koalitionsfraktionen im letzten Jahr elungen ist, die sozialen Sicherungssysteme durch eien gemeinsamen Antrag voranzubringen. Ich bin stolz arauf, dass er vom Ministerium im Haushalt aufgegrifen worden ist. Man kann an vielen Ländern in Ansätzen ehen, wie man an dieser Stelle zu einer positiven Weierentwicklung kommt. Man kann es an vielen Beispielen sehen: Entwickungspolitik ist wesentlich mehr als nur Nothilfe; dies ollte man an dieser Stelle deutlich machen. Der Haushaltsplan ist aus meiner Sicht sehr positiv zu ewerten. Zu vielen Punkten wird es spannende und länere Diskussionen geben. Ich finde es sehr schön, dass er Zivile Friedensdienst deutlich mehr Mittel zur Verügung gestellt bekommt. Ich weiß, dass durch diesen Dr. Bärbel Kofler Beitrag nicht alle Konflikte in den Konfliktregionen gelöst werden können. Ich war vor kurzem im Ostkongo. Mir ist sehr wohl bewusst, dass dadurch die Probleme bezüglich der Verteilung von Ressourcen, der Verteilung von Armut und Reichtum, der Rechtlosigkeit und Rechtsstaatlichkeit sowie der Rebellenbewegungen nicht gelöst werden können. Aber es gilt auch Folgendes zu beachten, was uns von einem Wissenschaftler eines Instituts in Goma gesagt wurde: Der Krieg hat die Psyche der Menschen nachhaltig verändert und geschädigt. Bevor wir mit irgendwelchen Arbeiten beginnen können, müssen wir den Menschen, die nicht mehr dieselben sind wie vor dem Krieg, helfen, damit sie wieder unter menschlichen Bedingungen, einschließlich einer gesunden Psyche, einer gesunden Seele, leben können. Gerade in diesem Bereich leistet der Zivile Friedensdienst, auch in so schwierigen Regionen wie dem Ostkongo, eine sehr gute Arbeit. Ich bin sehr froh, dass der Etat in diesem Bereich deutlich aufgestockt wurde. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617515300

Frau Kollegin Kofler, auch Sie muss ich an Ihre Re-

dezeit erinnern.


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1617515400

Ich komme zum Schluss und kann leider nicht mehr

über Afghanistan, über „weltwärts“ und über die Bil-
dung diskutieren. Das können wir nächste Woche ma-
chen.

Herr Kollege Aydin, wir haben einen besseren Antrag
vorgelegt als Sie. Damit befassen wir uns nächste Wo-
che.

Ich glaube, dass es sinnvoll ist, in der Entwicklungs-
politik endlich etwas anderes zu sehen als ein punktuel-
les Helfen in einzelnen Situationen. Wir müssen uns
vielmehr darauf konzentrieren, Entwicklungspolitik mit
Strukturpolitik zu verbinden, die notwendigen finanziel-
len Mittel zur Verfügung zu stellen, über einen intelli-
genten Instrumentenmix nachzudenken –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617515500

Frau Kollegin Kofler!


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1617515600

– und bei allen unseren Kollegen um Verständnis für

diese Änderungen in der Entwicklungspolitik zu werben.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617515700

Das Wort hat der Kollege Hellmut Königshaus, FDP-

Fraktion.

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(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau inisterin, vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, Ihnen u einem einschneidenden Ergebnis im Laufe eines Leens zu gratulieren. Auch heute will ich Ihnen eine Graulation zukommen lassen. Sie sind seit nunmehr fast ehn Jahren im Amt und damit die dienstälteste Ministein. Das nehme ich zum Anlass, Ihnen zu gratulieren. Ich glaube, an dieser Stelle ist es auch an der Zeit, estzustellen, dass Sie auch eine der durchsetzungskräfigsten Persönlichkeiten in der vorangegangenen wie uch in dieser Regierung sind. Das wollen wir Ihnen erne konzedieren, verbunden mit einem speziellen ompliment und einem besonderen Hinweis an Herrn iller. Das Problem dabei ist allerdings, dass Ihr Modell o erfolgreich war, dass nicht nur Sie ein Neben-Ausärtiges-Amt aufgebaut haben, sondern inzwischen uch Herr Gabriel und einige andere damit beginnen. amit wird die Lage immer unübersichtlicher, und es ommt zu Reibungsverlusten. Wenn wir uns dem vorliegenden Haushalt und dem inzelplan Ihres Ministeriums zuwenden, dann müssen ir mit Respekt feststellen, dass es einen stattlichen ufwuchs gibt, im Übrigen auch mit Zustimmung der DP. Vielleicht können Sie, Herr Diller, Herrn Minister teinbrück mitteilen, dass er sich irrt, wenn er glaubt, ass wir als FDP etwas dagegen hätten. Auch wir forern, die Bemühungen in diesem Bereich zu verstärken. Der Aufwuchs ist tatsächlich begründet. Er ist aber in er Sache, was die Instrumente angeht, in vielen Bereihen unausgewogen. Vom Instrument der Budgethilfe ar bereits die Rede. Wir lehnen die Budgethilfe als In trument nicht ab, aber wir verlangen, dass bestimmte oraussetzungen erfüllt sind, wie auch der Kollege aatz eben festgestellt hat. Zuerst müssen ordentliche trukturen entstehen. Erst muss das Fass einen Boden aben, bevor man Geld hineintun kann. Das gilt auch für ffentliche Mittel aus Deutschland. Das ist die richtige eihenfolge. (Beifall bei der FDP – Dr. Karl Addicks [FDP]: So wird ein Schuh daraus!)

Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1617515800

(Beifall bei der FDP)


Deshalb lehnen wir auch entsprechende Quoten ab.
an kann beispielsweise nicht davon ausgehen, dass

rundsätzlich 66 Prozent der finanziellen Hilfe als Bud-
ethilfe zu gewähren sind – das ist eine der Zahlen, die
m Raum stehen –, weil das auf irgendeiner Konferenz
eschlossen worden ist. Ich weiß aber, dass in
6 Prozent der Fälle die Voraussetzungen nicht erfüllt
ind. Es ist doch Unfug, eine solche Quote festzusetzen.

an muss jeweils im Einzelfall prüfen, ob die Voraus-
etzungen gegeben sind und ob die Budgethilfe nötig ist.
arum geht es uns.

Deshalb müssen wir an dieser Stelle sagen, dass wir
alsch liegen, wenn wir davon ausgehen, dass wir eine
uote – egal welche – erreichen müssen. Das gilt im
brigen auch für die Quotenversessenheit der EU, die
ir für genauso verfehlt halten.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Hellmut Königshaus
Wenn wir Sie also dafür loben, dass Sie einen Haus-
halt aufgestellt und durchgesetzt haben, der einen stattli-
chen Umfang hat, dann müssen wir aber auch hinzufü-
gen, dass es in diesem Haus leider immer noch eine
falsche Schwerpunktsetzung gibt. Wir wissen das, und
wir haben mit großer Freude zur Kenntnis genommen,
dass Sie derzeit dabei sind, das Ankerländerkonzept und
auch die finanzielle Hilfe für China unter diesem Ge-
sichtspunkt zu prüfen.

China ist ein griffiges Beispiel, über das wir immer
wieder reden müssen, insbesondere wenn es um die Re-
lation zu anderen Bereichen geht. Wenn wir bei der
ODA-Quote die Hilfeleistungen an China zusammen-
rechnen – die neuesten Zahlen liegen noch nicht vor;
aber die letzte gemeldete Zahl betrug etwa 200 Millio-
nen Euro –, dann müssen wir feststellen: Gemessen da-
ran ist das, was wir für ein strategisch so wichtiges Land
wie Afghanistan ausgeben – das haben wir heute mehr-
fach gehört –, einfach zu wenig. Wir erkennen zwar an,
dass ein Aufwuchs bei den Mitteln für Afghanistan statt-
findet. Das reicht aber überhaupt nicht aus, insbesondere
nicht im Vergleich zu anderen Ländern. Wir bitten Sie
daher, eine Überprüfung vorzunehmen.

Wir sind sicherlich sehr froh, dass einiges in dieser
Richtung passiert ist. Aber die 30 Millionen Euro Nah-
rungsmittelhilfe beispielsweise sind auf dieses Jahr
begrenzt. Sollen die Menschen also nicht dieses Jahr,
sondern erst nächstes Jahr verhungern? Das kann nicht
richtig sein. Das spricht doch für einen dauerhaften Auf-
wuchs. Wie ist es beispielsweise um das Verhältnis von
militärischen und anderen Sicherungsmaßnahmen zur
konkreten Aufbauhilfe bestellt? Wir sichern in Afgha-
nistan militärisch, um aufbauen zu können. Also kann es
nicht sein, dass wir nur minimal aufbauen, während wir
gleichzeitig mit enormem Aufwand sichern. Um
schnellstmöglich wieder abziehen zu können, müssen
wir den Aufbau voranbringen; das ist doch das Ziel.

Sie halten uns immer entgegen, das Land sei gar nicht
aufnahmefähig. Ich war vor einigen Wochen mit dem
Außenminister dort. Wir haben ganz gezielt – ich bin
dem Außenminister dankbar, dass er sich dieser Sache
mit solchem Nachdruck gewidmet hat – nach Projekten
geschaut, die man zusätzlich und unmittelbar in Angriff
nehmen könnte. Wir mussten nicht lange suchen, um
welche zu finden: Stromtransportstrecken, Staudämme,
Straßen, landwirtschaftliche Unterstützung, Kleinhandel
und Kleingewerbe, Mikrofinanzierung und vieles andere
mehr. All das sind Bereiche, in denen wir zusätzliche
Hilfe leisten können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Sascha Raabe [SPD]: Machen wir doch!)


Frau Präsidentin, ich sehe mit tiefem Bedauern, dass
meine Redezeit zu Ende geht. Wenn Sie gestatten und
dulden, erlaube ich mir noch eine Schlussbemerkung.

Ich freue mich, dass das Ministerium zu einer Verän-
derung der Betrachtungsweise gekommen ist. Ich muss
allerdings der Kollegin, die nicht fertig wurde, obwohl
sie mehr Zeit hatte, sagen: Auch hier müssen wir einiges

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(C (D ernachlässigen, zum Beispiel die Frage nach den innoativen Finanzierungsinstrumenten. Herr Kollege Königshaus! Ich bin schon am Ende. Es wäre ein gutes Ende, Herr Königshaus. Was, bitte schön, ist eine Institutionenreform? Diese nd viele andere Fragen wollen wir Ihnen gerne stellen. eshalb bitte ich Sie: Helfen Sie uns mit zusätzlichen uskünften! Sie haben die Chance zu einem Politikechsel, weil Sie einen entsprechenden Aufwuchs zu erzeichnen haben. Nutzen Sie sie! Ich danke Ihnen. Das Wort zu einer Kurzintervention gebe ich der Kol egin Wieczorek-Zeul. Herr Kollege Königshaus, ich möchte Sie darauf hin eisen, dass die Zahlen, die Sie im Zusammenhang mit hina genannt haben, überhaupt nichts mit meinem Etat u tun haben. Die Zahlen, die Sie genannt haben, sind nter anderem Zahlen, die die Bundesländer als Studienlatzkosten für in Deutschland studierende Chinesen, als fficial Development Assistance, gemeldet haben. Das ar schon immer so. Das habe nicht erst ich eingeführt; ielmehr haben das Regierungen verankert, an denen uch Sie als FDP beteiligt waren. Die von Ihnen genannen Zahlen kann man nicht auf andere Ressorts übertraen. Die Mittel sind jedenfalls nicht in meinem Haushalt essortiert. Nehmen Sie das bitte zur Kenntnis, und veruchen Sie nicht dauernd, solche Zahlen in die Welt zu etzen, die nur dazu dienen, die Entwicklungspolitik zu iffamieren. Das hat mit uns überhaupt nichts zu tun. Herr Kollege Königshaus, Sie dürfen erwidern. Aber ine Kurzintervention ist auf drei Minuten beschränkt. Ich bin mir dessen bewusst. Ich bin überrascht, Frau Ministerin, weil die ODAuote von verschiedenen Seiten bereits angesprochen urde. Wenn es ein entscheidendes Momentum ist, ob ir die ODA-Quote erreichen – wie lauten die Prozent ahlen? –, dann können Sie jetzt nicht sagen, die ODAuote, die die Bundesregierung selbst bei der OECD an Hellmut Königshaus gemeldet hat, sei eigentlich zu vernachlässigen. Nein, Sie ist es nicht. Es handelt sich um die Zusammenfassung staatlicher Mittel. (Dr. Sascha Raabe [SPD]: Es sind auch Bundesländer, in denen die FDP an der Regierung ist!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617515900
Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1617516000

(Heiterkeit im ganzen Hause)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617516100
Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1617516200

(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617516300
Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD):
Rede ID: ID1617516400

(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617516500
Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1617516600




(A) )


(B) )


Niemand, auch ich nicht, hat behauptet, dass die Mittel
aus dem Haushalt des BMZ kommen. Ich habe nur die
staatlichen Leistungen Deutschlands für China denen für
Afghanistan gegenübergestellt. Diese Gegenüberstellung
ist korrekt, und deshalb verstehe ich überhaupt nicht,
warum Sie sich darüber aufregen. Niemand hindert ins-
besondere die Bundesländer daran, ihrerseits für afgha-
nische Studenten unterstützend entsprechende Kapazitä-
ten zur Verfügung zu stellen.

Mir geht es darum, deutlich zu machen, dass wir zu
wenig für Afghanistan tun, aus welchen Gründen auch
immer.


(Widerspruch bei der SPD)


Sie sind diesbezüglich nicht nur durchsetzungsfähig,
sondern manchmal fast an der Grenze zum Starrsinn.
Wir könnten mehr für Afghanistan tun. Ich verstehe nach
wie vor nicht, warum Sie sich dieser Forderung, die wir
heute und bei jeder Diskussion über Afghanistan von
verschiedenster Seite hören, verschließen. Es gibt Pro-
jekte. Wir könnten mehr tun, und wir könnten eine an-
dere Schwerpunktsetzung wählen.

Danke schön.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617516700

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

Dr. Christian Ruck, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1617516800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Auch als letzter Redner möchte ich noch einmal beto-
nen, dass die Bundesregierung mit dem Haushaltsansatz
2009 erneut die Bedeutung der Entwicklungspolitik als
Instrument für eine friedliche und nachhaltige Entwick-
lung in unserer Welt unterstreicht, und zwar sowohl als
Beitrag unseres Landes zur Linderung von Not und
Elend in anderen Ländern und Kontinenten als auch als
Beitrag für die Sicherheit und das Wohlergehen der Bür-
ger in unserem eigenen Land, in Deutschland.

Der Haushalt geht mit seinen Hauptaugenmerken auf
die besonderen internationalen Herausforderungen ein:
die Stabilisierung und Transformation fragiler Staaten,
Ernährungssicherheit, bessere Gesundheit, Klimawandel
und das Auseinanderdriften von Arm und Reich. Zum
vierten Mal in Folge steigt der Haushalt unter Bundes-
kanzlerin Angela Merkel weit überproportional an. Mitt-
lerweile haben wir ein Wachstum des Haushalts um die
Hälfte des Betrags von 2005 erreicht. Dazu kommen
noch Mittel im Rahmen der ODA-Quote, zum Beispiel
aus dem Auswärtigen Amt und dem BMU.

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(C (D Wir unterstützen auch die deutliche Aufstockung der ilfe für Afrika, die in den neuen Haushaltsansätzen trukturell vorhanden ist. Afrika hat besondere Schwieigkeiten, und Afrika hat eine besondere Nähe zu uns. ir unterstützen außerdem nachdrücklich den Aufuchs bei der ländlichen Entwicklung und bei der Bilung und Ausbildung. Das sind zwei Bereiche, die wir ls Union schon in den Koalitionsverhandlungen ganz assiv gegenüber der SPD angemahnt haben. Jetzt ist es en Koalitionären auch durch eine gemeinsame Anstrenung im AwZ gelungen, diese beiden wichtigen Themen nzuschieben. Natürlich unterstütze ich außerdem mit roßem Nachdruck den Aufwuchs beim internationalen limaschutz und Tropenwaldschutz. Jetzt möchte ich auf das eingehen, was Herr Hoppe esagt hat. Herr Hoppe, Sie haben nicht nur heute davon esprochen, dass man Versprechen halten muss. Sie haen auch in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung geagt, die Kanzlerin müsse aufpassen, dass sie sich nicht ächerlich mache. Das finde ich nicht sehr lustig. Wenn an sich anschaut, was zwischen 1998 und 2005 ge chehen ist, als die Grünen die Regierungsarbeit wesentich mitbestimmen wollten, dann sieht man genau das, as der Kollege Arnold Vaatz schon angesprochen hat: nter Ihrer Mitverantwortung ist der Haushalt in diesem ereich um 146 Millionen Euro gesunken. Unter Ihrer itverantwortung sind vor allem die Bereiche Klima chutz und Umwelt und Ressourcenschutz massiv eingerochen. Ich habe mir die Zahlen heraussuchen lassen. 998 lagen wir bei 425 Millionen Euro und im Jahr 2005 ei 193 Millionen Euro. Jetzt sind wir wieder bei fast 00 Millionen Euro. Das bedeutet zweierlei: Die Enticklungspolitik kann in der Tat glücklich sein – ich bin icher, die Ministerin Wieczorek-Zeul auch –, dass wir ngela Merkel statt Gerhard Schröder als Bundeskanz er haben. er Umweltund Klimaschutz kann glücklich sein, dass etzt die Union in Mitverantwortung ist und nicht mehr ie Grünen. Ich möchte Ihnen noch etwas sagen: Natürlich weiß uch ich, dass es ein gewisses Risiko ist, wenn wir saen, wir wollten das Versprechen, die ODA-Quote zu rfüllen, einhalten. Ich sage Ihnen auch: Ich stehe dazu, nd ich trage sicher die Mitverantwortung, wenn wir cheitern sollten. Aber im Gegensatz zu Ihnen haben wir s wenigstens versucht, im Gegensatz zu Ihnen haben ir wenigstens gekämpft, und zwar mit großem Erfolg. ie sind damals nicht einmal aus den Startlöchern heausgekommen. (Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch wir haben gekämpft, und jetzt fehlen die Instrumente, um die Versprechen einzuhalten!)


(Dr. Sascha Raabe [SPD]: Oh!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Hoppe, ich verstehe nicht die Diskussion über die
nnovativen Instrumente. Ich denke, es kann auch Ihnen
icht entgangen sein, dass wir – auch die Umweltpoliti-
er der Union waren daran maßgeblich beteiligt – ein in-
ovatives Finanzierungsinstrument haben, nämlich den






(A) )



(B) )


Dr. Christian Ruck
Emissionshandel. Es gibt kein besseres Instrument, Um-
weltpolitik mit Entwicklungspolitik zu verbinden, als
den Emissionshandel. Es kann auch Ihnen nicht verbor-
gen geblieben sein, dass die Einnahmen aus diesem
Emissionshandel Jahr für Jahr steigen.


(Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das reicht aber nicht aus!)


Da haben Sie ein innovatives Instrument. Deswegen sind
Ihre Anmahnungen überflüssig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte auch bestätigen, dass wir weiter für das
Wachstum der EZ kämpfen werden. Genauso wichtig ist
aber, das wir uns ständig fragen, ob die Qualität und die
Effizienz stimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


In diesem Zusammenhang ist die Doha-Runde ein
wichtiger Punkt. So viel wie mit einer erfolgreichen
Doha-Runde – erfolgreich auch für die Entwicklungslän-
der – kann man mit Entwicklungshilfe gar nicht direkt
erreichen. Hier kommt es auch darauf an, dass wir un-
sere Hilfe für eine bessere Handelspolitik, für einen bes-
seren Süd-Süd-Handel und vieles andere mehr in diesem
Haushalt umsetzen.

Ich denke an die Ergebnisse der Konferenz von Accra
– oder auch an die Nichtergebnisse –, und ich denke da-
ran, dass wir eine weitere, vielleicht noch wichtigere
Konferenz in wenigen Wochen, auch in Doha, vor uns
haben. Diese betrifft die Harmonisierung und Koordinie-
rung und die Effizienz im internationalen Bereich. Es ist
ein Gebot der Stunde, dass in der internationalen Politik
endlich mehr Ordnung in das wachsende Chaos von
staatlichen, internationalen, halbstaatlichen und privaten
Geberstrukturen kommt. Es ist kontraproduktiv, dass
manche Länder inzwischen von einer Unzahl von ver-
schiedenen Helfermissionen völlig überfahren werden.
Diese Ordnung hineinzubringen, ist noch viel wichtiger
als die Frage, wie viel Geld es mehr im Haushalt gibt.

Auch bei der Budgethilfe muss sich jeder fragen, ob
diese für die Politik, die wir betreiben, ein Gewinn ist
oder nicht. An dieser Frage kann man sich locker ent-
langhangeln, wenn man sauber diskutiert. Man muss
darüber diskutieren, was der Rechnungshof gesagt hat,
welche positiven und welche negativen Beispiele es gibt,
und dann können wir Kriterien aufstellen. Ich glaube,
das ist eine ganz saubere Methode.

Was ich aber nicht will, ist erstens, dass Budgethilfe
dann zum Katalysator wird, wenn man Abflussprobleme
hat – das ist geradezu irrsinnig –,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


und zweitens, dass man sagt: Das ist inzwischen gängige
Praxis im Ausland. Das ist für mich auch kein Argu-
ment;


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


denn gerade die Praxis in Europa ist für mich eher ab-
schreckend als ein gutes Beispiel.

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(C (D Worauf es ankommt, ist, dass wir eine bessere Areitsteilung finden. Es ist dringend notwendig, dass wir nsere Kräfte auf das Wesentliche konzentrieren. Wir aben einen Einstieg in die Diskussion über eine Konentration auf Länder gefunden. In Zeiten des Terrorisus und auch angesichts der Vorgänge in Georgien sage ch ganz ehrlich, dass für uns ein wichtiges Kriterium eben Fragen der Bedürftigkeit, neben Fragen der Signiikanz die Bedeutung der Partnerländer für die eigene icherheit ist, zum Beispiel gegenüber den Mittelmeer ändern, zum Beispiel gegenüber den Nachbarstaaten usslands. Dabei ist Afghanistan natürlich eine wichtige Bautelle; das wurde schon gesagt. Auch ich stehe dazu, dass an in den Haushalt dafür mehr Geld einstellt. Jetzt ird gefordert, sofort Summen von 200 Millionen Euro nd mehr zur Verfügung zu stellen. Angesichts dessen öchte ich schon sagen, dass gerade Afghanistan ein eispiel dafür ist, dass man genau abwägen muss, ob an einem Land mit mehr Geld wirklich etwas Gutes tut der ob es nicht besser wäre, darauf zu achten, dass das orhandene Geld besser eingesetzt wird. Es gibt Geber, um Beispiel die Vereinigten Staaten, die ein Vielfaches ehr als wir nach Afghanistan pumpen. Ich kann nicht ehen, dass damit mehr Effizienz erzielt wird, als wenn an den Geldzufluss an der Ausprägung der Absorp ionsfähigkeit eines Landes ausrichtet. (Beifall des Abg. Dr. Sascha Raabe [SPD] – Hellmut Königshaus [FDP]: Deshalb muss man hinfahren und gucken!)


Das Gleiche gilt für Pakistan. Pakistan wird von
anchen als ein noch größeres Risiko als Afghanistan

ingeschätzt. Auch hier müssen wir uns gut überlegen,
as wir zusätzlich machen. Für mich gibt es einen ganz
laren Zusammenhang zwischen der Stärke der Taliban
n den Nordwestprovinzen und der hohen Arbeitslosig-
eit, die dort seit vielen Jahren herrscht und die immer
rößer wird. Auch das ist für uns Entwicklungspolitiker
in Hinweis auf das, was man in Pakistan zusätzlich tun
önnte.

Ich möchte im Rahmen dieser Haushaltsdebatte noch
uf etwas zu sprechen kommen, was uns gerade im Hin-
lick auf Afghanistan, Pakistan, aber auch Afrika sehr
m Herzen liegt: Es kommt entscheidend darauf an, ent-
icklungsfeindliche politische und gesellschaftliche
trukturen zu überwinden


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Sascha Raabe [SPD])


nd unsererseits Impulse zu setzen, dass dies aus der
itte der jeweiligen Gesellschaften selbst geschieht.
azu brauchen wir Instrumente, auch im vorpolitischen
aum, die besser sein müssen als die bisherigen. Solche

nstrumente sind zum Beispiel unsere Stiftungen, die an
olchen Nahtstellen ganz entscheidend arbeiten. Da kön-
en wir noch viel mehr tun. Wir können in mehr Ländern
rbeiten und auch konzentrierter zu Werke gehen. Ich
enke an die Kirchen, die völlig recht haben, wenn sie
agen: Uns geht es nicht um die jeweiligen Länder, son-






(A) (C)



(B) )


Dr. Christian Ruck

dern um die Individuen in den jeweiligen Ländern selbst
und auch um Partnerschaften in der Wirtschaft.

Für meine Fraktion sage ich: Ich habe keine Berüh-
rungsängste, auch mit der deutschen Wirtschaft viel
mehr zu arbeiten, und zwar aus zwei Gründen: Erstens.
Wir können in der Öffentlichkeit sagen, dass unsere Ent-
wicklungszusammenarbeit auch Arbeitsplätze im Inland
sichert. Das ist so.

Zweitens. Ich glaube, wir könnten Synergien herstel-
len, indem wir zusammen mit der Wirtschaft viel mehr
– zum Beispiel PPP-Projekte, aber auch anderes – auf
die Beine stellen. Wir können es uns nicht leisten, diese
Synergien einfach außen vor zu lassen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617516900

Herr Kollege Ruck!


Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1617517000

Jawohl, ich weiß, was Sie sagen wollen. Ich schaue,

dass ich zum Schluss komme.

Wir werden in den Beratungsverfahren, die wir jetzt


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617517100

Herr Kollege Ruck, ich wollte heute eigentlich nicht

mehr abendfüllend diskutieren.


Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1617517200

Jetzt wünsche ich allen einen schönen Abend.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617517300

Danke.


Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1617517400

Ich wünsche Ihnen, Frau Präsidentin, ausdrücklich ei-

nen schönen Abend.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1617517500

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

nicht vor.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-

vor uns haben, auf die Punkte, die ich genannt habe,
noch eingehen. Ich bin sicher, wir werden uns auch mit
unseren Kollegen von der SPD wieder gütlich einigen.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Was?)


Wir werden natürlich an einer besseren Verknüpfung
der einzelnen Instrumente festhalten. Wir werden natür-
lich auch einen Dauerbrenner diskutieren: bilateral, wo
möglich, und multilateral, wo sinnvoll und notwendig.
Darüber können wir abendfüllend diskutieren. Wir wer-
den das tun. Darauf freue ich mich schon jetzt.

o

d
2

G
M
(D

rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf morgen, Donnerstag, den 18. September
008, 9 Uhr, ein.

Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen, unseren
ästen auf der Tribüne und den Mitarbeiterinnen und
itarbeitern noch einen schönen Abend.

Die Sitzung ist geschlossen.