Protokoll:
15060

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 60

  • date_rangeDatum: 11. September 2003

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 18:55 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/60 Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2004 (Haushaltsgesetz 2004) (Drucksache 15/1500) . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Finanzplan des Bundes 2003 bis 2007 (Drucksache 15/1501) . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von den Fraktionen grundlagen (Existenzgrundlagengesetz – EGG) (Drucksache 15/1523) . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundge- setzes (Einfügung eines Art. 106 b) (Drucksache 15/1527) . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: 5102 B 5102 C 5103 A 5103 A Deutscher B Stenografisch 60. Sitz Berlin, Donnerstag, den I n h a l Gedenken an die Opfer der Anschläge am 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten von Amerika . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gedenken zum Tode der schwedischen Außen- ministerin Anna Lindh . . . . . . . . . . . . . . . . . Benennung des Abgeordneten Eckhardt Barthel (Berlin) als stellvertretendes Mitglied des Stiftungsrates der Kulturstiftung des Bundes Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines in Z 5101 A 5109 D 5105 B 5101 B 5102 A der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Dritten Gesetzes für mo- undestag er Bericht ung 11. September 2003 t : derne Dienstleistungen am Arbeits- markt (Drucksache 15/1515) . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Vierten Gesetzes für mo- derne Dienstleistungen am Arbeits- markt (Drucksache 15/1516) . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Existenz- 5102 C 5102 D Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel, Dr. Heinrich L. Kolb, weiterer Abgeordneter II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 60. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 11. September 2003 und der Fraktion der FDP: Arbeitslosen- hilfe und Sozialhilfe zu einem beschäfti- gungsfördernden kommunalen Sozial- geld zusammenführen (Drucksache 15/1531) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ludwig Stiegler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Anja Hajduk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Fuchtel CDU/CSU . . . . . . . . . Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Ute Berg SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Rachel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Grietje Bettin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marion Seib CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . K E D B D C A D H A E F D N W E J D A B F D A H D U E B B D 5103 B 5103 C 5106 A 5110 A 5113 B 5116 B 5119 B 5121 C 5123 D 5124 B 5126 C 5127 C 5129 A 5129 D 5131 B 5132 C 5135 B 5138 B 5140 C 5143 C 5145 D 5147 C 5149 B 5151 C 5153 B 5155 B 5156 A 5157 C 5158 A Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . laus-Peter Willsch CDU/CSU . . . . . . . . . . inzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen r. h. c. Manfred Stolpe, undesminister BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . r. Klaus W. Lippold (Offenbach) DU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lbert Schmidt (Ingolstadt) BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . nnette Faße SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . duard Oswald CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . ranziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orbert Königshofen CDU/CSU . . . . . . . . . olfgang Spanier SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . inzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . r. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . strid Klug SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . irgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . ranziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . lbrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . orst Kubatschka SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . oris Meyer (Tapfheim) CDU/CSU . . . . . . . lrich Kelber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inzelplan 07 Bundesministerium der Justiz rigitte Zypries, Bundesministerin MJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 5159 C 5162 D 5164 C 5167 B 5169 D 5171 D 5173 D 5175 D 5178 C 5179 D 5182 A 5183 B 5184 C 5186 C 5189 A 5190 D 5193 A 5194 C 5194 D 5197 A 5199 A 5201 A 5203 B 5205 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 60. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 11. September 2003 III Jerzy Montag BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Ingo Wellenreuther CDU/CSU . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 5208 D 5210 A 5211 A 5212 C 5215 B 5216 B 5218 C 5218 D 5219 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 60. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 11. September 2003 5101 (A) ) (B) ) 60. Sitz Berlin, Donnerstag, den Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Berichtigung 59. Sitzung, Seite 5085 (A), dritter Absatz, der letzte Satz ist wie folgt zu lesen: „Die vier Handelsminister dieser Länder haben dargestellt, wie 10 Millionen Men- schen in ihren Ländern von Subventionen zumal der USA – für ihre großen Farmer im Bereich der Baum- wolle in Höhe von 3,7 Milliarden US-Dollar – betroffen sind, weil sie keine Chance mehr haben, wettbewerbsfä- hig ihre Produkte auf dem Weltmarkt abzusetzen.“ Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 60. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 11. September 2003 5219 (A) (C) (B) ) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Bernhardt, Otto CDU/CSU 11.09.2003 Carstensen (Nordstrand), Peter H. CDU/CSU 11.09.2003 Daub, Helga FDP 11.09.2003 Leutheusser-Schnarrenberger, Sabine FDP 11.09.2003 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11.09.2003 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich * Ferner, Elke SPD 11.09.2003 Fritz, Erich G. CDU/CSU 11.09.2003* Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 11.09.2003* Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 11.09.2003 Goldmann, Hans-Michael FDP 11.09.2003 Hartnagel, Anke SPD 11.09.2003 Heinrich, Ulrich FDP 11.09.2003 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11.09.2003 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11.09.2003 Hustedt, Michaele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11.09.2003 Kopp, Gudrun FDP 11.09.2003 Künast, Renate BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11.09.2003 Dr. Kues, Hermann CDU/CSU 11.09.2003 Lensing, Werner CDU/CSU 11.09.2003 Dr. Leonhard, Elke SPD 11.09.2003 M P P R S S S D D W D W W (D für die Teilnahme am Parlamentariertreffen der Interparlamentari- schen Union üller (Düsseldorf), Michael SPD 11.09.2003 feiffer, Sibylle CDU/CSU 11.09.2003 flug, Johannes SPD 11.09.2003* eiche, Katherina CDU/CSU 11.09.2003 chmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 11.09.2003 chröder, Gerhard SPD 11.09.2003 inghammer, Johannes CDU/CSU 11.09.2003 r. Stadler, Max FDP 11.09.2003 r. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 11.09.2003 eisheit, Matthias SPD 11.09.2003 r. von Weizsäcker, Ernst Ulrich SPD 11.09.2003 ettig-Danielmeier, Inge SPD 11.09.2003 inkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11.09.2003 * 60. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 11. September 2003 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage 1
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506000000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Wir sollten mit unserer heutigen Debatte nicht begin-

nen, ohne uns ein Ereignis zu vergegenwärtigen, das
dieses Datum noch auf lange Sicht prägen wird. Am heu-
tigen Tage jähren sich die Terroranschläge vom
11. September 2001 zum zweiten Mal. Alle hier im
Raum werden sich noch daran erinnern, wie fassungslos
wir waren, als wir von den schrecklichen Ereignissen in
New York und Washington erfuhren. Wir denken heute
an die über 3 000 Menschen, die Opfer dieser verbreche-
rischen Taten wurden. Unser besonderes Mitgefühl gilt
den Angehörigen und Überlebenden, die noch viele Jahre
brauchen werden, um das Unfassbare zu verarbeiten.

Der 11. September erinnert uns daran, welche Folgen
gewalttätiger Fanatismus haben kann. Er verpflichtet uns
weiter zur Bekämpfung des politischen Terrorismus und
zur Verteidigung unserer freien Gesellschaften, wie der
Bundestag mehrfach unterstrichen hat. Unser Ziel muss
dabei auch sein, solchen Bewegungen weltweit den
Nährboden zu entziehen und die Versöhnung zwischen
Völkern, Volksgruppen und Religionen zu befördern.

Nun kommen wir zum Alltagsgeschehen. Die Frak-
tion der SPD teilt mit, dass der Kollege Dr. Peter Struck

Z

Redet
als stellvertretendes Mitglied aus dem Stiftungsrat der
Kulturstiftung des Bundes ausscheidet. Als Nachfolger
wird der Kollege Eckhardt Barthel (Berlin) vorge-
schlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Ich höre kei-
nen Widerspruch. Dann ist der Kollege Barthel als stell-
vertretendes Mitglied in den Stiftungsrat der
Kulturstiftung entsandt.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung soll die
Tagesordnung bei der Beratung des Einzelplanes 09
– Wirtschaft und Arbeit – um die in einer Zusatzpunkt-
liste aufgeführten Punkte erweitert werden:
ZP 7 Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/

CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Sicherung der Existenzgrundlagen
grundlagengesetz – EGG)
– Drucksache 15/1523 –

(C (D ung 11. September 2003 0 Uhr Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Innenausschuss Sportausschuss Rechtsausschuss Finanzausschuss Verteidigungsausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Ausschuss für Tourismus Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Ausschuss für Kultur und Medien Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO P 8 Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/ CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Einfügung eines Art. 106 b)

– Drucksache 15/1527 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Verteidigungsausschuss

ext
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

ZP 9 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dirk
Niebel, Dr. Heinrich L. Kolb, Daniel Bahr

(Münster), weiterer Abgeordneter und der Frak-

tion der FDP: Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe

beschäftigungsfördernden kommu-
zialgeld zusammenführen
sache 15/1531 –

(Existenzzu einem nalen So – Druck Präsident Wolfgang Thierse Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Innenausschuss Sportausschuss Rechtsausschuss Finanzausschuss Verteidigungsausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Ausschuss für Tourismus Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Ausschuss für Kultur und Medien Haushaltsausschuss Außerdem mache ich auf nachträgliche Überweisungen im Anhang zur Zusatzpunktliste aufmerksam: Der in der 53. Sitzung des Deutschen Bundestages überwiesene nachfolgende Gesetzentwurf soll zusätzlich dem Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO überwiesen werden. Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN zu Reformen am Arbeitsmarkt – Drucksache 15/1204 – überwiesen: Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Innenausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Der in der 58. Sitzung des Deutschen Bundestages überwiesene nachfolgende Gesetzentwurf soll zusätzlich dem Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO überwiesen werden. Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN zur Einordnung des Sozialhilferechts in das Sozialgesetzbuch – Drucksache 15/1514 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Auswärtiger Ausschuss Innenausschuss Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Verteidigungsausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Sind Sie damit einverstanden? – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Wir setzen nun die Haushaltsberatungen – Tagesordnungspunkt 1 – fort: 1 a)





(A) )


(B) )


gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die

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S

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2

(C (D Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2004 – Drucksache 15/1500 – Überweisungsvorschlag: Haushaltsausschuss b)


(Haushaltsgesetz 2004)

regierung
Finanzplan des Bundes 2003 bis 2007
– Drucksache 15/1501 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

Ich erinnere daran, dass wir am Dienstag für die heu-
ige Aussprache acht Stunden und für morgen eineinhalb
tunden beschlossen haben.
Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes-
inisteriums für Wirtschaft und Arbeit.
Außerdem rufe ich die Tagesordnungspunkte 2 a und
b sowie die Zusatzpunkte 7 bis 9 auf:
2 a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD

und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes für
moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt
– Drucksache 15/1515 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes für
moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt
– Drucksache 15/1516 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

ZP 7 Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/
CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur

(Existenzgrundlagengesetz – EGG)

– Drucksache 15/1523 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

ZP 8 Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/
CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur

(Einfügung eines Art. 106 b)

– Drucksache 15/1527 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

ZP 9 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dirk
Niebel, Dr. Heinrich L. Kolb, Daniel Bahr

(Münster), weiterer Abgeordneter und der Frak-

tion der FDP
Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zu einem be-
schäftigungsfördernden kommunalen Sozial-
geld zusammenführen
– Drucksache 15/1531 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung

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(C (D Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Ausschuss für Tourismus Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Ausschuss für Kultur und Medien Haushaltsausschuss Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort Bunesminister Wolfgang Clement. Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft nd Arbeit: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Ich grüße Sie alle sehr herzlich. Ich denke, wir ind uns im Wesentlichen darüber einig, was im Bereich er Wirtschaftsund Arbeitsmarktpolitik, aber natürlich uch der Finanzpolitik und der Sozialpolitik zu tun ist. s geht darum, die Wachstumsschwäche, die unser Land etzt bereits im dritten Jahr belastet, zu überwinden und m Arbeitsmarkt nach vielen Jahren endlich eine Trendende zu bewirken. Bei allen Maßnahmen, die dafür geroffen werden, dürfen die erheblichen demographischen eränderungen nicht außer Acht gelassen werden. Um unsere Ziele zu erreichen, brauchen wir neben ei er weltwirtschaftlichen Erholung, die wir zurzeit in nsätzen feststellen können, und neben einer angemesenen Geldpolitik in Europa vor allen Dingen kräftige mpulse zur Förderung der Erholung der Wirtschaft in eutschland. Wir brauchen tief greifende Strukturreforen, um die Wachstumskräfte zu stärken. Wir müssen ies alles im Rahmen eines – jedenfalls mittelfristig – onsolidierten Haushalts umsetzen, da sonst die konunkturellen Impulse verpuffen und Reformbemühungen ns Leere laufen würden. Wir haben in den letzten drei Jahren eine enttäu chende Wirtschaftsentwicklung erlebt. Nach dieser Zeit ind jetzt – sehr vorsichtig noch – die Signale für den eginn einer wirtschaftlichen Erholung auch in Deutschand erkennbar. Vor allem das Geschäftsklima, nach wie or ein zuverlässiger Frühindikator, hat sich in den letzen Monaten kräftig aufgehellt. Die Geschäftserwartunen haben sich im vierten Monat in Folge verbessert. ie Beurteilung der Geschäftslage hat sich gefestigt. Es ibt sogar – man glaubt es kaum – in Deutschland im rsten Halbjahr eine ganz leichte Verbesserung der Binennachfrage, was zur Hoffnung auf einen baldigen Aufchwung berechtigt. Für diese Einschätzung spricht auch die internationale ntwicklung. Es spricht dafür die Entwicklung in den SA, wo es wieder ein merkliches Wirtschaftswachstum ibt, auch wenn der Aufschwung dort noch labil ist und ine weitere Beschleunigung noch nicht sicher ist. Für eine positive Erwartung mit Blick auf die Weltirtschaft spricht auch die Entwicklung in Südostasien, ogar in Japan. Für eine solche Bewertung spricht auch ie – allerdings zurückhängende – Entwicklung in der urozone; der Bundeskanzler hat gestern darauf hingeiesen. EZB-Präsident Wim Duisenberg hat gestern geagt, er erwarte für das zweite Halbjahr dieses Jahres Bundesminister Wolfgang Clement eine Konjunkturerholung, die sich im kommenden Jahr verstärken werde. Trotz dieser deutlichen Signale für einen Aufschwung sind viele Unternehmen und viele Verbraucherinnen und Verbraucher in unserem Land noch unsicher. Es ist klar, dass dies das Risiko erhöht, dass sich die wirtschaftliche Erholung weiter verzögern könnte. Das ist der entscheidende Grund, weshalb die Bundesregierung vorgeschlagen hat, die dritte Stufe der Steuerreform auf 2004 vorzuziehen. Es geht darum, der Binnennachfrage im privaten Konsum und den Investitionen der Unternehmen den notwendigen Schub zu geben. Wir müssen etwas für den Aufschwung tun, und zwar auf allen Handlungsfeldern. Wir können nicht auf den Aufschwung warten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Deshalb ist mein Appell an die Mitglieder der Oppo-
sition und an den Bundesrat: Sorgen Sie mit uns gemein-
sam dafür, dass Bürgerinnen und Bürger und Unterneh-
men endlich Klarheit bekommen! Ein taktisches „Ja,
aber“, wie ich es während der letzten beiden Tage wahr-
genommen habe, reicht als Stellungnahme der Opposi-
tion nicht aus. Das ist kontraproduktiv.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Bitte an die Opposition ist – das ist in Anbe-
tracht der Stimmungslage zurzeit fast das Wichtigste –:
Bekennen Sie sich zu dieser Politik der Steuersenkun-
gen! Geben Sie damit den Weg für den wirtschaftlichen
Aufschwung frei!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Logik der Agenda 2010 ist mehr als eine behut-
same Neujustierung unserer sozialen Sicherungssys-
teme. Darum geht es auch. Das bewegt uns in vielen
Diskussionen. Insgesamt geht es darum, durch ein Bün-
del von Maßnahmen, durch die Steuerreform und die
Steuersenkungen, wie dargestellt, Dynamik und Initia-
tive freizusetzen. Es geht um die Verbesserung der kom-
munalen Finanzlage, damit die Kommunen wieder
investitionsfähig werden. Deshalb hat die Bundesregie-
rung ein Konzept mit einer Entlastung der Kommunen,
einer Stärkung ihrer Einnahmesituation und einer Entlas-
tung im Ausgabensektor von 5 Milliarden Euro ab dem
Jahr 2005 und 4,5 Milliarden Euro ab 2004, vorgelegt.
Auch deshalb brauchen wir eine Reform der sozialen
Sicherungssysteme.

Wenn wir über die Freisetzung von Dynamik und Ini-
tiative sprechen, dann geht es auch um die Liberalisie-
rung der Gütermärkte und der Dienstleistungsökonomie.
Deshalb haben wir die Regelungen zum Ladenschluss
weiter geöffnet, was offensichtlich nicht ohne Erfolg ist.
Deshalb müssen wir Bürokratie abbauen. Deshalb haben
wir beispielsweise die Arbeitsstättenverordnung geän-
dert. Wir gehen davon aus, dass wir im Bundesrat die
Zustimmung dafür finden, dass wir nicht mehr jeder Un-
ternehmerin und jedem Unternehmer vorschreiben, wel-

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(C (D he Türhöhe erforderlich ist, welcher Luftraum über eiem Arbeitsplatz sein muss, wie groß die Duschkabine u sein hat oder Ähnliches. Deshalb schaffen wir Statisikgesetze und ähnliche Gesetze ab. Wir müssen neue Kräfte – das sage ich an die Adresse er Herren Kollegen Brüderle und Hinsken sowie an alle nderen Kollegen von der Union und der FDP – im Beeich des Handwerks und im Bereich der berufsständichen Organisationen insgesamt freisetzen. Hier gibt es erfestigte Strukturen, die neu geordnet werden müssen nd in die ein frischer Wind einziehen muss. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass es in
eutschland eine tief greifende Debatte darüber geben
ann, einfache handwerkliche Tätigkeiten – das sind
ach der Rechtsprechung solche, die man binnen eines
ierteljahres erlernen kann – unter bürokratische Kuratel
u stellen. Frau Kollegin Merkel, es ist schwer vorstell-
ar, dass Sie dies tatsächlich wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn wir über Dynamik und das Anstoßen von Initia-
ive reden, dann müssen wir auch über eine wachstums-
nd verbraucherfreundliche Organisation der Finanz-
ärkte sprechen. Die Netzökonomie im Bereich der
ost, der Telekommunikation sowie im Bereich der
nformations- und Kommunikationstechnologien muss
benfalls wachstumsorientiert gestaltet werden. Das gilt
icht zuletzt für die Energiewirtschaft.
Es geht ferner um eine Stärkung der Finanzbasis der
ittelständischen Wirtschaft. Die mangelnde Finanzba-
is ist eines der Hauptprobleme, mit dem wir es gegen-
ärtig zu tun haben. Im Übrigen ist dies ein Problem,
m das sich die Kreditwirtschaft in Deutschland küm-
ern muss und mit dem die Politik als Letzte zu tun hat.
ch appelliere eindringlich an die Kreditwirtschaft, alles
ögliche zu tun, um den Rückstand aufzuholen, den un-
ere mittelständische Wirtschaft im Bereich der Kredit-
ergabe und der Eigenkapitalstärkung im Vergleich zu
nderen Volkswirtschaften derzeit hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es geht natürlich auch – das ist heute das Kernstück –
m eine wachstums- und beschäftigungsfördernde Re-
orm des Arbeitsmarktes. Es geht um eine Stabilisierung
nd eine qualitative Weiterentwicklung der dualen
erufsausbildung sowie um eine Modernisierung des
erufsbildungsrechts. Es geht nicht zuletzt – das wird an
nderer Stelle noch sehr viel intensiver diskutiert – um
ine wesentlich stärkere Förderung von Wissenschaft,
orschung und Entwicklung in Deutschland und in ganz
uropa. Diese ist notwendig, wenn wir das Ziel errei-
hen wollen, diese Region zur wachstums- und innova-
ionsstärksten Region der Welt zu machen.
Dass wir mit den angesprochenen Reformen, die ein
ündel von Maßnahmen enthalten, die weit über das hi-
ausgehen, was landläufig diskutiert wird, auf dem rich-






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

tigen Weg sind, zeigen nach meiner Meinung die jüngs-
ten Prognosen. Es ist zwar richtig, dass es sich im
Wesentlichen um Stimmungsindikatoren handelt. Aber
die realwirtschaftlichen Daten werden, wenn nicht alles
täuscht, in Kürze nachziehen.

Die ersten Institute haben bereits begonnen – seit ich
im Amt bin, ist es das erste Mal –, ihre Prognosen für
2004 nach oben zu korrigieren. Das gilt beispielsweise
für das Hallenser Institut für Wirtschaftsforschung, das
die Wachstumserwartungen für das Jahr 2004 von 1,7 auf
1,8 Prozent erhöht hat. Das gilt für das Ifo-Institut, das
seine Wachstumserwartung von 1,5 auf 1,7 Prozent er-
höht hat. Das gilt auch für das RWI, das im Juli ein
Wachstum von 1,8 Prozent für das nächste Jahr prognos-
tiziert hat. Angesichts dieser Zahlen frage ich mich: Wel-
cher Sinn soll darin liegen, die positiven Wachstums-
erwartungen für Deutschland – die Bundesregierung
geht im Übrigen von einem Wachstum in Höhe von
2 Prozent im nächsten Jahr aus – zu zerreden und perma-
nent infrage zu stellen?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Was sollen eigentlich diese ständigen Versuche, mit-
hilfe von Prognosen und anderen Kunstgriffen die Situa-
tion in Deutschland möglichst noch schwieriger zu re-
den, als sie tatsächlich ist? Ich jedenfalls stelle fest – für
andere scheint das fast schmerzhaft zu sein –, dass die
Prognosen für das nächste Jahr ein kräftiges wirtschaft-
liches Wachstum ankündigen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Schimpfen Sie mit Frau Scheel!)


– Mit Frau Kollegin Scheel würde ich gerne darüber
sprechen. Ich habe ihre Erwiderung im Bundestag nicht
verstanden. Ich würde ihr gerne klar sagen, dass ich
nicht verstehe, wie sie zu dieser Interpretation gekom-
men ist.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ein Kommunikationsproblem in der Regierung!)


So ist eben das Leben.

(Zuruf von der CDU/CSU)


– Selbstverständlich diskutiere ich mit Ihnen mit beson-
derem Vergnügen. Aber Ihre Äußerungen sind sehr „flä-
chendeckend“. Sie müssen also schon erlauben, dass ich
„flächendeckend“ darauf eingehe.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie von der Opposition reden so. Darin liegt der Un-
terschied: Frau Kollegin Scheel hat versucht, ihre Äuße-
rung zu interpretieren. Das tun Sie aber nicht. Wenn Sie
so weit wären, wären wir einen großen Schritt weiter.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Im Kern geht es bei allen Strukturreformen darum,

die innovativen Kräfte freizusetzen, die in der Eigenini-
tiative und im Wettbewerb stecken. Wir müssen diese
Kräfte für die Zukunft unseres Landes mobilisieren. Da-

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(C (D um geht es letztlich auch bei den Reformen am Arbeitsarkt. Um entscheidende Veränderungen am Arbeitsarkt erzielen zu können, brauchen wir ein gründliches mdenken. Wir brauchen einen Mentalitätswandel. Dieen Wandel zu bewirken und zu fördern ist wichtiges nliegen der vier Gesetze für moderne Dienstleistungen m Arbeitsmarkt, der so genannten Hartz-Gesetze, und es Gesetzes zu Reformen am Arbeitsmarkt. Die beiden ersten Gesetze für moderne Dienstleistun en am Arbeitsmarkt zielen auf die Verbesserung der nstrumente zur Vermittlung in Arbeit und die Erschlieung neuer Beschäftigungsfelder. Dazu muss ich allerings ständig Kritik hören und lesen, und zwar auch von hnen. Viele Maßnahmen laufen erst seit einem knappen alben Jahr, einzelne Maßnahmen erst seit zwei oder rei Monaten. Ich nenne nur die Ich-AG, Überrückungsgelder, Minijobs, Leihund Zeitarbeit und ernere an all die anderen Instrumente wie PSA und Kapil für Arbeit. Nicht jedes dieser Instrumente wirkt sofort nd so umfassend, wie man es sich vorstellt. Das ist im eben so. Das kennen vermutlich alle Bürgerinnen und ürger unseres Landes. Wir können aber feststellen, dass sich in Deutschland ersten Halbjahr dieses Jahres bis zum Juli 136 000 enschen, die bis dahin arbeitslos waren, aus der Areitslosigkeit in die Selbstständigkeit begeben haben, efördert durch Überbrückungsgeld oder Mittel im Rahen der so genannten Ich-AG. (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: HartzArbeit!)


ass Menschen den Mut haben, den Weg aus der Ar-
eitslosigkeit in die Selbstständigkeit zu gehen – das be-
achte ich als eine wesentliche Veränderung –, sollten
ir fördern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir wissen, dass von den Existenzgründungen dieser
enschen, die aus der Arbeitslosigkeit in die Selbststän-
igkeit gehen, etwa zwei Drittel bestehen bleiben – das
t die Erfahrung, die wir im Rahmen des Über-
rückungsgeldes gemacht haben – und dass dadurch
wei, drei oder vier Arbeitsplätze entstehen. Deshalb ist
ies als eine der wichtigsten Antworten zu bezeichnen,
ie wir auf die Herausforderungen geben können, die
urch die Arbeitslosigkeit entstehen. Meine Bitte ist
uch hier, nichts zu zerreden, sondern die Menschen zu
rmutigen, solche Wege zu gehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506000100

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Niebel von der FDP-Fraktion?

Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft
nd Arbeit:
Bitte sehr, Herr Kollege Niebel.






(A) )



(B) )



Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1506000200

Vielen Dank. – Herr Minister, würden Sie mir zustim-

men, dass das hervorragende Instrument des Überbrü-
ckungsgeldes, das es bereits gab, als ich 1990 in die
Bundesanstalt für Arbeit eingetreten bin, nicht ein Er-
gebnis der Hartz-Gesetzgebung ist? Würden Sie mir
weiterhin zustimmen, dass es Minijobs schon gegeben
hat, bevor Rot-Grün die Regierung übernommen hat,
und dass es in der Haltung dieser Regierung eine Verän-
derung im Vergleich zur Frühphase der ersten Legisla-
turperiode gegeben hat?


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft
und Arbeit:

Wenn es Sie beruhigt, Herr Kollege, bestätige ich Ih-
nen dies, allerdings mit dem Hinweis, dass Sie, anders
als wir, die Menschen nicht ermutigt haben, den Weg in
die Selbstständigkeit zu gehen. Das haben wir mit der
Ich-AG getan.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Wo leben Sie, Herr Minister?)


– Herr Kollege Hinsken, ich lebe in Deutschland, mitten
in Nordrhein-Westfalen. Das ist ein ziemlich starkes
Land. Ich lade Sie ein, dieses Land einmal zu besuchen.

Wir sind übrigens nicht nur bei der Ich-AG und bei
den Unternehmensgründungen erfolgreich, sondern auch
in anderen Dingen, wie zum Beispiel bei der gerne zer-
redeten Personal-Service-Agentur. Herr Kollege Merz
hat davon gesprochen, dass erst 600 Menschen in Arbeit
seien. Diese Zahlen sind mittlerweile überholt: Derzeit
sind über 15 000 Menschen in Personal-Service-Agentu-
ren. Über all diese Wege sind wir auf dem Kurs nach
vorne. Natürlich würden Sie und ich es gerne sehen,
wenn es noch etwas schneller ginge. Aber wir wissen,
dass wir auf diese Weise wichtige strukturelle Verände-
rungen am Arbeitsmarkt erreichen werden. Diese Wege,
die den Sektor der Dienstleistungen wie auch den Be-
reich der Jobs für gering Qualifizierte betreffen und auf
denen hoffentlich viele Menschen aus der Schwarzarbeit
kommen, um in den ersten Arbeitsmarkt hineinzuwach-
sen, sind außerordentlich erfolgsversprechend und wer-
den von uns genutzt und gefördert.

Das Gesetz zu Reformen am Arbeitsmarkt enthält ar-
beitsrechtliche Vorschriften insbesondere beim Kündi-
gungsschutz, um Beschäftigungshindernisse abzubauen.
Es begrenzt die Höchstdauer des Bezugs von Arbeits-
losengeld. Dabei geht es darum, den Weg in den Vorru-
hestand, der bisher von den Beitragszahlerinnen und
Beitragszahlern in wesentlichem Umfang mitfinanziert
worden ist, abzuschneiden, um auf diese Weise dazu bei-
zutragen, dass die tatsächliche Lebensarbeitszeit in
Deutschland steigt und dass wir über ein Renteneintritts-
alter von jetzt etwa 60 Jahren hinauskommen.

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(C (D Die Entwürfe, die das Bundeskabinett am 13. August eschlossen hat und die wir jetzt eingebracht haben das sind die Entwürfe des dritten und vierten Hartzesetzes –, öffnen der Bundesanstalt für Arbeit das Tor, m als künftige Bundesagentur für Arbeit wirkungsoll und kundenorientiert als der moderne Dienstleister m Arbeitsmarkt agieren zu können. Sie beseitigen – das st der Kern des vierten Hartz-Gesetzes – das ineffiziente ebeneinander von Arbeitslosenund Sozialhilfe. Wir üssen in Deutschland mit den beiden Fürsorgesysteen, dem einen auf der kommunalen Ebene und dem aneren auf der staatlichen Ebene, Schluss machen. Wir üssen auch die Widersprüche, die es zwischen diesen eiden System gibt, beenden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will hier, weil wir über den Haushalt sprechen,
arauf aufmerksam machen, dass diese Reformvorhaben
insbesondere Hartz IV – voraussichtlich im parlamen-
rischen Verfahren noch Änderungen im Einzelplan 09
rforderlich machen werden. Das ist vermutlich notwen-
ig, um die haushaltswirtschaftlichen Voraussetzungen
ür eine erfolgreiche Umsetzung der Reformen zu schaf-
en. Das ist eine inhaltlich wie technisch anspruchsvolle
ufgabe. Die unterschiedlichen Verfahrensstränge fol-
en unterschiedlichen Zeitvorgaben und müssen sinnvoll
ufeinander abgestimmt und gesteuert werden. Ich bitte
chon jetzt von hier aus die zuständigen Haushaltsbe-
ichterstatter um Unterstützung in diesem Prozess.
Wenn es uns gelingt, das Gesamtkonzept so, wie wir

s dargelegt haben, umzusetzen, dann werden Verschie-
ebahnhöfe für Menschen zwischen den verschiedenen
ozialen Sicherungssystem in Deutschland beendet.
ann gibt es, hoffe ich, keine unnötigen finanziellen
asten mehr. Wir werden dann vor allen Dingen
nnötige Bürokratie in diesem Sektor, der so viele
enschen betrifft und belastet, kräftig abbauen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, das Ziel der neuen Ar-
eitsmarktpolitik sind alle erwerbsfähigen Menschen. Es
eht um alle erwerbsfähigen Menschen, die Arbeit su-
hen und die arbeiten wollen, ganz unabhängig davon,
elche Leistung zur Sicherung des Lebensunterhaltes
ie beziehen – ob sie aus der bisherigen Arbeitslosen-
ilfe oder aus der Sozialhilfe kommen. Uns geht es da-
um, dass diejenigen, die arbeiten können und arbeiten
ollen, wenn es irgend geht, so schnell wie möglich in
rbeit vermittelt werden. Für diese Menschen – wir re-
en über einige Millionen; allein die Zahl der erwerbsfä-
igen Menschen, die heute in der Sozialhilfe sind, wird
uf 900 000 geschätzt – konzentrieren wir mit diesen
eiden Gesetzentwürfen die Vermittlungsarbeit in Job-
entern, die künftig die entscheidende und die aus-
chließliche Anlaufstelle für alle, die in Deutschland in
rbeit vermittelt werden wollen, sein werden. Das ist
as Kernstück. Wir wollen, dass selbstverständlich – um
iese Diskussion aufzunehmen – die Bundesanstalt für
rbeit, also die künftige Agentur für Arbeit, die fachlich
eilweise hervorragenden Einrichtungen der Städte und






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

Gemeinden – die Sozialämter, die Jugendämter, die Für-
sorgeämter – und auch die freien Träger in diesen Job-
centern, die teilweise in unseren Städten und Gemeinden
schon entstanden sind, sinnvoll zusammenarbeiten. Wir
wollen den Gegensatz, den es bisher gibt, dieses Laufen
von Behörde zu Behörde, das bisher den arbeitsuchen-
den Menschen zugemutet wird, mit dieser Bündelung
unter einem Dach – wenn es irgend geht, auch räumlich
unter einem Dach – überwinden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: 16 000 neue Stellen!)


– Nein, dazu braucht nicht eine einzige neue Stelle ein-
gerichtet zu werden. Herr Kollege, es ist gut, dass Sie
dazwischenrufen: Es brauchen nicht 16 000 Stellen und
auch nicht 11 800 Stellen neu eingerichtet zu werden.
Sie sind nicht dabei gewesen, aber in der Unterkommis-
sion der Eichel-Kommission, in der alle Ihre Fachleute
dabei waren, ist eine Modellrechnung aufgemacht wor-
den. Die Frage lautete: Was ist notwendig, damit wir
endlich ein Vermittlungsverhältnis von einem Vermittler
auf 75 Arbeitsuchende bekommen und nicht mehr, wie
früher, ein Verhältnis von einem Vermittler auf 800 Ar-
beitsuchende oder wie derzeit noch auf 350 Arbeitsu-
chende haben? Wir wollen auf ein Verhältnis von 1 : 75
kommen: ein Vermittler bzw. eine Vermittlerin auf 75 Ar-
beitsuchende. Das ist die wichtigste Veränderung, die
wir dort vornehmen, damit wirklich ein Mensch vermit-
telt werden kann und nicht mehr nur administriert und
finanziert wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dazu brauchen wir aber keine zusätzlichen Einstellun-
gen in der Bundesanstalt für Arbeit, Herr Kollege. Das
kann mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesche-
hen, die dort jetzt vor allen Dingen mit dem Administrie-
ren beschäftigt sind. Wenn wir allein die hohe Zahl von
Programmen auf ein vernünftiges Maß reduzieren, wer-
den nach anderen Modellrechnungen 3 000 Stellen ein-
gespart. Selbstverständlich werden wir die kompetenten
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kommunen und
der freien Träger einbeziehen. Das alles ist möglich. Das
alles wollen wir tun, und zwar so unbürokratisch wie ir-
gendwie möglich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir tun das übrigens schon jetzt, indem wir im Vor-
griff auf die Zusammenführung von Arbeitslosen- und
Sozialhilfe zwei Programme aufgelegt haben: JUMP
Plus für junge Leute – vor allen Dingen die, die heute in
der Sozialhilfe sind –, in der ersten Runde für
100 000 junge Leute, und darüber hinaus ein Programm
für Langzeitarbeitslose. Diese Programme laufen bereits.
Der Schwerpunkt der beiden Programme liegt in struk-
turschwachen Gebieten, vornehmlich in den neuen Län-
dern. Wir stellen dafür, trotz der angespannten Haus-
haltslage, im kommenden Jahr in meinem Haushalt
insgesamt über 700 Millionen Euro zur Verfügung, die
um 100 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozial-

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(C (D onds ergänzt werden. Hierzu führen wir eine sehr wichge Diskussion. Ich habe die Bitte, dass wir sie unideogisch und ganz praktisch führen. Ich habe den Eindruck – das haben auch die Vorge präche gezeigt –, dass wir bezüglich der Zusammenleung von Arbeitslosenund Sozialhilfe mit der Union eier Meinung sind. (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das müssen Sie Ihren Leuten sagen!)


ir müssen die beiden Fürsorgesysteme verschmelzen.
Wir diskutieren über die Einbeziehung der Kommu-

en. Ich kann nur davor warnen, daraus eine ideologi-
che Frage zu machen. Wir sind bereit, jeden Schritt zu
ehen. Die Praktiker und wir sind hoch interessiert da-
an, dass es zu einer ganz engen Zusammenarbeit zwi-
chen den Praktikern der Bundesanstalt für Arbeit, den
raktikern in den Kommunen und den Praktikern bei den
reien Trägern kommt. Soweit wir glauben, das gesetz-
ich regeln zu können, ist dies in dem Gesetzentwurf
uch so vorgesehen. Vielleicht haben Sie weiter gehende
orschläge. Wir sind für Verbesserungsvorschläge abso-
t offen.
Ich halte allerdings die Vorstellung für falsch, man

ollte den Kommunen in Deutschland die Vermittlungs-
erantwortung für alle Langzeitarbeitslosen in Deutsch-
nd geben. Meines Erachtens gibt es diese Möglichkeit
urch die Kommunen nicht; das würde ich dann gerne
elegt haben. Ich warne davor, die Kommunen zu über-
ordern. Sie wissen es: Mit Ausnahme des Landkreista-
es, bei dem es auch um die Kompetenzen und nicht nur
m die Praktikabilität geht, sagen Ihnen alle kommuna-
n Spitzenverbände und -institutionen und alle Städte
nd Gemeinden, dass sie dies nicht wollen und dass sie
ie Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Arbeit
elbstverständlich brauchen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ist das eine. Wir sind zu jedem praktischen Ge-
präch darüber bereit.
Um eines sehr deutlich zu sagen: Ich halte den Ver-

uch, der insbesondere von der hessischen Landesregie-
ung unter Herrn Koch unternommen wird, für falsch. Er
ersucht nach meinem Dafürhalten, daraus beinahe
chon eine programmatische Frage zu machen; das ge-
chieht schon seit zwei Jahren. Wir müssen doch das ge-
einsame Ziel haben, die Finanzierungsverantwortung
nd die Trägerschaft für die künftigen Jobcenter in einer
and zusammenzuführen. Das zweite Ziel ist, dass wir
uch die Leistungen aus einer Hand erbringen. Das
eißt, dass wir die Doppelstrukturen, die heute vorlie-
en, beseitigen müssen. Beide Punkte werden in dem
esetzentwurf aus Hessen, den Sie, Frau Kollegin
erkel, sich gestern in großen Teilen zu Eigen gemacht
aben, nicht eingelöst.
Nach dem Vorschlag aus Hessen soll der Bund zwei
rittel und im Niedriglohnsektor sogar 100 Prozent der
osten tragen. Die Trägerschaft soll aber bei den Län-
ern und teilweise bei den Kommunen liegen. Neben






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

den bestehenden Agenturen für Arbeit soll bei den Kom-
munen eine zweite Vermittlungsstruktur aufgebaut wer-
den. Beides soll durch öffentliche Mittel finanziert wer-
den. Eine solche Doppelstruktur ist genau das, was wir
gerade überwinden wollen. Das ist der eine Grund, wa-
rum dieser Vorschlag nicht vernünftig ist.

Der zweite Grund ist, dass die in dem Entwurf vorge-
sehene Kostenerstattung von zwei Dritteln durch den
Bund unter Ausschluss einer Einflussmöglichkeit durch
ihn – diese soll allein bei den Ländern liegen – natürlich
einen ungehinderten Griff der Länder und Gemeinden in
die Kassen des Bundes bedeutet. Sie werden kaum er-
warten können, dass dem irgendjemand auf der Bundes-
ebene zustimmen kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Der dritte Grund ist, dass Sie all diese Dinge – dazu

gehört auch die Zumutbarkeit – landesrechtlichen Rege-
lungen überlassen wollen. Sie werden mir zustimmen,
dass Sie sich damit haarscharf am Rande des verfas-
sungsrechtlich Möglichen bewegen. Sie werden damit
den Gleichheitsgrundsatz verletzen.

Nun komme ich zum Schlimmsten: Im Bereich der
finanziellen Arbeitsanreize, die Sie schaffen wollen
– Lohnfreistellung und Lohnzuschlag lauten die
Schlagworte dazu –, würde es durch die Realisierung Ih-
res Vorschlags der dauerhaften Subventionierung eines
Niedriglohnsektors, den Sie dauerhaft in Deutschland
einzurichten beabsichtigen, zu immensen Mehrausgaben
kommen. Nach überschlägigen Berechnungen lägen
diese im Milliardenbereich. Dieser soll von den Ländern
verwaltet und vom Bund zu 100 Prozent finanziert wer-
den. Wer kann einen solchen Weg allen Ernstes mitge-
hen wollen?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Hinzu kommt das, was Sie in dem Entwurf aus Hes-
sen vorsehen. Es geht um die Vermögensanrechnung bei
den betroffenen Arbeitsuchenden, die sich ausschließlich
am heutigen Bundessozialhilfegesetz orientiert. Ich habe
Frau Merkel gestern so verstanden, dass sie selbst damit
noch Probleme hat. Das ist für die betroffenen Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer mit Blick auf eine ange-
messene Alterssicherung schlicht nicht akzeptabel und
fällt weit hinter das zurück, was wir zu Anfang des Jah-
res mit den ersten Hartz-Gesetzen gemeinsam hier be-
schlossen haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In Ihrem Gesetzentwurf vermeiden Sie jede Aussage
darüber, wie Sie die Arbeitnehmer eigentlich vermitteln
wollen. Es steht dort kein Wort über Fallmanager, kein
ernsthaftes Wort über die nötige Veränderung der Ver-
mittlung in Arbeit und kein ernsthaftes Wort über die
Zusammenarbeit zwischen Arbeitsämtern und Vermitt-
lungsagenturen. Alles bleibt im Vagen. Der Katalog der
Eingliederungsleistungen enthält beispielsweise keine
einzige soziale Dienstleistung, die wir aber benötigen,

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(C (D enn wir etwa in der Schuldenoder Suchtberatung erolgreich sein wollen. Meine dringende Bitte ist, dass wir an diesem Punkt icht in eine Grundsatzdiskussion hineingeraten. Wichig ist, dass wir die Aufgaben der Bundesanstalt für Areit und der Vermittlungsagenturen und die Arbeit der ommunen in den Jobcentern zusammenführen. Lassen ie uns aber auch dafür sorgen, dass die Arbeitnehmeinnen und Arbeitnehmer in diesem Prozess der Rückehr in die Arbeit durch eine vernünftige Vermittlungstäigkeit begleitet werden können. Ein anderes Thema, das ich heute hervorheben will dies liegt uns allen besonders am Herzen –, ist der usbildungsmarkt. Es geht um die beruflichen Perpektiven für unsere junge Generation. Es geht um die ukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Die Lage st noch etwas schwieriger als im Vorjahr, wenngleich ich die Daten zurzeit verbessern. Wir haben eine Ausildungsinitiative in Zusammenarbeit mit den Spitzenerbänden der Wirtschaft gestartet. Wir werden unter anerem den Betrieben und insbesondere den jungen nternehmen den Erwerb der Ausbildungsbefugnis ereichtern. Von hier aus geht mein Appell an die deutsche Wirt chaft, an jeden einzelnen Unternehmer und jede einelne Unternehmerin, alle, die Verantwortung und Miterantwortung in den Unternehmen tragen: Prüfen Sie itte noch einmal, ob Sie einen zusätzlichen oder überaupt einen Ausbildungsplatz anbieten können. Wer sich eute als Unternehmer nicht ausreichend darum kümert, geeigneten Nachwuchs heranzubilden, der läuft efahr, in wenigen Jahren ohne Fachpersonal dazusteen. Machen Sie mit und sorgen Sie für die Zukunft vor! amit werden Sie Ihrer gesellschaftlichen Verantworung gerecht. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich appelliere von dieser Stelle aus ganz besonders an
ie DAX-Unternehmen in Deutschland, die etwa durch
en Aufbau von Finanzierungsfonds über ihre Ausbil-
ungsleistung hinaus die Möglichkeit haben, Mittel zur
erfügung zu stellen, damit junge Unternehmen, die aus-
ilden wollen, aber aus finanziellen Gründen noch nicht
usbilden können, in die Lage versetzt werden auszubil-
en. Ich appelliere an die Verwaltungen des Bundes, der
änder und der Kommunen: Fallen Sie in Ihrer Ausbil-
ungsleistung nicht zurück! Ungeachtet aller Finanzpro-
leme kann auch in den Kommunen, in den Ländern und
uf der Bundesebene, kann in allen Behörden über Be-
arf ausgebildet werden. Nach der Ausbildung können
ie jungen Menschen dann in anderen Jobs ins Arbeitsle-
en einsteigen.
Ich appelliere an die Kammern. Ich bin sehr dankbar

nd begrüße es, dass sich die Kammern bereit erklärt
aben, jeden ausbildungswilligen Jugendlichen anzu-
prechen, anzuschreiben oder anzurufen, um ihm einen
usbildungsplatz anzubieten. Wir müssen die Ausbil-
ungsmöglichkeiten in Deutschland buchstäblich durch-
ämmen, um ein ausgewogenes und vernünftiges






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

Verhältnis von angebotenen Ausbildungsplätzen und
nachfragenden Jugendlichen zu erreichen. Darum geht
es. Ich bin überzeugt, dass dies möglich ist.

Meine Bitte an die Jugendlichen ist, sich durch Hor-
rormeldungen und alle möglichen Zahlen – das ist
schwierig genug – nicht verwirren zu lassen und nicht zu
resignieren. Die Situation ist nicht schön. Es ist schwie-
rig, Dutzende von Bewerbungsschreiben zu verfassen
– dabei muss man auch viele Absagen hinnehmen –, um
einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Ich hoffe, dass
dies auch viele Unternehmer, Betriebs- und Personalräte
und Verwaltungsleute verstehen.

Aber die Situation ist nicht so dramatisch, wie sie sich
in manchen Horrorzahlen widerzuspiegeln scheint. Ich
bin für die Berichterstattung in den Medien über die
Ausbildung dankbar. Aber wenn ich zum Beispiel im
neuesten „Stern“ lese, dass 40 Prozent der Schulabgän-
ger keinen Ausbildungsplatz bekommen – das läuft unter
der Überschrift „Lehrstellenlüge“; anders geht es in
Deutschland heutzutage nicht mehr, als dass man jeman-
den, mit dem man nicht einer Meinung ist, der Lüge be-
zichtigt –, dann finde ich so etwas nicht hilfreich.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Den Begriff hat Ihre Partei erfunden!)


– Herr Schauerte, ich könnte Ihnen nachweisen, woher
der Begriff kommt. Der „Stern“ hat bei seiner Meldung
schlicht und ergreifend alle Abgänger allgemein bilden-
der Schulen mit denen, die sich tatsächlich um einen
Ausbildungsplatz bemühen, verwechselt. Daraus er-
wächst dann eine solch gigantische Zahl von angeblich
40 Prozent der Schulabgänger ohne Ausbildungsplatz.

Bitte – das sage ich insbesondere den jungen Leuten –
lassen Sie sich dadurch nicht irre machen. Es ist notwen-
dig – darauf bestehen wir alle –, dass eine ausreichende
Zahl von Ausbildungsplätzen zur Verfügung gestellt
wird. Wir erwarten und müssen auch erwarten, dass dies
im Laufe dieses Jahres geschieht. Das geht, wenn alle
wollen. Das geht, wenn die Unternehmen, die ausbilden
können, tatsächlich ausbilden. Deshalb ist meine Bitte
von hier aus, dies zu tun.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Im mexikanischen Cancun hat die Welthandels-
konferenz begonnen, an der auch 16 Abgeordnete die-
ses Hohen Hauses teilnehmen. Ich bitte um Verständnis,
wenn ich im Verlaufe dieser Debatte versuchen werde,
eine Reisemöglichkeit nach Cancun zu nutzen, um dort
dabei sein zu können, was wohl meine Pflicht ist.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Jawohl!)

In Cancun werden in den nächsten Tagen wichtige

Weichen für die weitere Entwicklung des Welthandels
und für die Entwicklungschancen weiter Teile der Welt
gestellt. Ich hoffe und gehe davon aus, dass wir ins-
besondere mit Blick auf die Entwicklungsländer einiges
erreichen können. Deutschland spielt im Rahmen der
Verhandlungsführung der Europäischen Union eine
wichtige Rolle. Diese Rolle ist gestärkt, seit klar ist, dass

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(C (D ir nicht nur in Deutschland die Reformdynamik vertärken, sondern auch in der Europäischen Union, etwa it dem Agrarkompromiss mit Frankreich, den der Buneskanzler Anfang Juni auf den Weg gebracht hat. ll dies hat in Europa vorsichtige Erleichterung ausgeöst. Das ist kein Wunder, denn die deutsche Volkswirtchaft ist führend in Europa und erbringt im Euroraum twa 30 Prozent der Wertschöpfung. Das ist weitaus ehr als die Wertschöpfung Frankreichs mit rund 2 Prozent oder Spaniens mit rund 10 Prozent. 1 Prozent Wachstum mehr in Deutschland bedeutet ehr als 20 Milliarden Euro Wertschöpfung für die uropäische Union. Die Verflechtung der Güterund der inanzmärkte in der EU ist inzwischen so stark, dass ein chwaches Wachstum in Deutschland unmittelbare Ausirkungen auf die konjunkturelle Lage der Nachbarstaaen hat. Ohne Deutschland kommt die Europäische nion nicht voran. Die Europäische Union wartet auf ositive Signale aus Deutschland. Wir müssen und weren Deutschland wieder zum Motor der europäischen irtschaft machen. Dafür tragen wir alle Verantwor ung. Meine Bitte ist, dass wir die unstreitigen Reformen uf den verschiedenen Feldern, ob das das Vorziehen der teuerreform ist, (Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Unstreitig ist das nicht!)


es geht um die Felder, Frau Kollegin – ob es um die
emeindefinanzreform geht, die Reform der sozialen
icherungssysteme und weitere Reformen, auf den Weg
ringen, damit wir die Chance, die sich jetzt aus der Ent-
icklung des Welthandels und der Erwartungen in
eutschland ergibt, wirklich nutzen.
Wir müssen durch Strukturreformen klare Signale

ür die Bewältigung der längerfristigen Zukunftsaufga-
en setzen, um die Märkte zu überzeugen und damit die
onjunkturerwartungen dauerhaft zu verbessern. Das ist
m Interesse Deutschlands und dafür bitte ich um Unter-
tützung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506000300

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Soeben wird ge-
eldet, dass die schwedische Außenministerin Anna
indh ihren Verletzungen erlegen ist, die ihr von einem
ttentäter zugefügt wurden. Noch haben wir keine In-
ormationen über Täter und Motiv. Ich kann nur unseren
bscheu über diese Tat ausdrücken und den Angehöri-
en unser Mitgefühl aussprechen. Unsere Solidarität gilt
em Volk, dem Parlament und der Regierung Schwe-
ens.
Ich danke Ihnen.
Nun erteile ich das Wort dem Kollegen Karl-Josef

aumann, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1506000400

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Herr Bundeswirtschaftsminister, Sie haben
am Anfang Ihrer Rede ein Bild der wirtschaftlichen Lage
in Deutschland gemalt, wonach sich alles bessert, und
Sie haben uns vorgeworfen, dass wir Ihnen das Wirt-
schaftswachstum von 2 Prozent, das Sie prognostizie-
ren, nicht gönnen. Sie sollten doch wissen, dass Christen
grundsätzlich nicht neidisch sind.


(Zurufe von der SPD: Oh! – Aber nur grundsätzlich!)


Dass wir das hinterfragen, liegt schlicht und ergrei-
fend daran, dass bis heute keine der Prognosen, die Sie
in den Monaten, in denen Sie im Amt sind, getroffen ha-
ben, Realität wurden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Daniel Bahr [Münster] [FDP] – Zuruf von der CDU/CSU: Leider, leider wahr!)


Die Wahrheit ist, dass Sie vor einem Jahr hier einen
Haushalt eingebracht haben, ihn genauso vehement wie
heute verteidigt haben und von einem Wachstum von
zweieinhalb Prozent ausgegangen sind. Dann haben Sie
im November, nach der Steuerschätzung, diese Prognose
auf 1,5 Prozent zurückgenommen. In einem dritten
Schritt haben Sie in Interviews gesagt, dass wir nur
1 Prozent erreichen.


(Zuruf von der SPD: Wie alle Institute!)

Sicher wird sein, dass wir dieses Jahr bestenfalls ein
Wachstum von 0,75 Prozent erreichen. Angesichts sol-
cher Vorgänge können Sie es uns doch nicht verübeln,
dass wir Ihre Prognosen hinterfragen.

Ich komme zu einem weiteren Punkt. Sie haben im
vorigen Jahr in einer ähnlichen Art, in der Sie heute ge-
redet haben, einen Haushalt eingebracht, der null Euro
Bundeszuschuss an die Bundesanstalt für Arbeit
vorsah. Dann wurden daraus 3 Milliarden, später 5 Mil-
liarden Euro. Am Ende dieses Jahres wird der Bundeszu-
schuss für die Bundesanstalt für Arbeit 11 Milliarden
Euro betragen.

Dass wir angesichts dieser Prognosen und der einge-
tretenen Entwicklungen den Haushaltsentwurf hinterfra-
gen, ist unsere Pflicht. Im Übrigen entspricht das auch
der Meinung innerhalb der deutschen Bevölkerung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Menschen haben längst begriffen, dass sich unser
Land nach fünf Jahren Rot-Grün leider Gottes in der
größten Wachstums-, Beschäftigungs- und Haushalts-
krise der Nachkriegszeit befindet. Die Menschen haben
den Eindruck, dass die Regierung statt mutigem Gegen-
steuern und mutigen Reformen nur Flickschusterei be-
treibt. Zudem gibt es innerhalb der Koalitionsfraktionen
einen großen Streit über wesentliche Reformziele. Das
führt zwangsläufig zu einem Vertrauensverlust.

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(C (D Die uns objektiv vorliegenden Zahlen lassen die Anahme eines Wirtschaftswachstums von 2 Prozent leider icht besonders solide erscheinen. Es gibt kein Forchungsinstitut, das Ihnen darin Recht gibt. Im ersten Halbjahr dieses Jahres gab es 19 200 Insol enzen. Insgesamt werden dieses Jahr – das bestätigen lle Fachleute – wahrscheinlich 40 000 Insolvenzen zu erzeichnen sein. Das ist die größte Pleitewelle, die wir e erlebt haben. Noch schlimmer gestaltet sich die Entwicklung der ahl der Erwerbstätigen. Seit dem Jahre 2000 – 1999/ 000 hat die Zahl der Erwerbstätigen sogar etwas zugeommen; das sei der Ehrlichkeit halber erwähnt – gibt es Deutschland 660 000 Erwerbstätige weniger. Für die olkswirtschaft bedeutet das 1,8 Milliarden Euro wenier Steuereinnahmen, 6 Milliarden Euro weniger Einahmen für die Sozialversicherungen und 6 Milliarden uro Mehrausgaben des Staates für Arbeitslosengeld, rbeitslosenhilfe oder schlimmstenfalls Sozialhilfe. Ich laube, dass diese Zahlen deutlich machen, dass dieser ntwicklung eine solide Politik bzw. eine Politik der Reormen und Veränderungen entgegengestellt werden uss. Herr Clement, Sie sind nach der Bundestagswahl in er Öffentlichkeit mit einem sehr großen Vertrauensvorchuss als Superminister gefeiert worden. ie werden verstehen, dass ich als nordrhein-westfälicher Bürger von Anfang an sehr skeptisch war, eil wir in Nordrhein-Westfalen schon wussten, dass Sie den Ankündigungen gut sind, aber im Ergebnis immer as Schlusslicht in Deutschland angeführt haben. Ich will nur einige Beispiele für die großen Fehler, die ie machen, nennen. Nehmen wir das Beispiel der andwerksordnung, von der Sie heute auch gesprohen haben. Im Handwerk finden 520 000 junge Menchen eine Ausbildung. Im Handwerk wird ein Umsatz on 417 Milliarden Euro erzielt. Mit seinen gut 5,3 Milionen Arbeitsplätzen ist das Handwerk – das ist unstreig – in Deutschland eine wesentliche Jobmaschine. Sie haben in Ihrer Rede die Verpflichtung der Unter ehmen zur Ausbildung angesprochen. Diese Auffasung teilen wir völlig. Aber warum Sie sich in der Frage, elches Gewerbe weiterhin in der Anlage A aufgeführt ird und dem Meisterzwang unterstellt bleibt, bis zum eutigen Tag weigern, neben dem Kriterium der Gefahengeneigtheit auch die Ausbildungsleistung mit anzuerennen, ist mir angesichts Ihrer Worte und Floskeln völg schleierhaft. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Zuruf von der SPD: Berechtigt! Immer noch!)


(Zustimmung bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich möchte ein zweites Beispiel anführen. Das, was
ie machen, geschieht in einer Weise, dass man darüber






(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

nur weinen kann. So haben Sie über Ihr Ministerium
schriftlich mitteilen lassen, dass der Baubereich der
Maurer in der Anlage A bleibt, dass aber der Steinmetz
aus der Anlage A herausfällt. Können Sie mir erklären,
welcher Unterschied hinsichtlich der Gefahrengeneigt-
heit zwischen einem Steinmetz und einem Maurer be-
steht? Das, was Sie machen, machen Sie schlecht. Da
liegt das Problem!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


Ein weiteres Beispiel: Vor einem halben Jahr haben
Sie in den deutschen Medien – das haben Sie heute nur
angedeutet – eine Debatte über die Gebühren- und
Honorarordnung der freien Berufe angestoßen. Auf
unsere Kleine Anfrage, die wir daraufhin an die Bundes-
regierung gerichtet haben, erhielten wir die amtliche
Mitteilung, man denke noch nach und habe sich noch
keine Meinung gebildet. Auf diese Weise – Sie kündigen
etwas an, um gleich wieder zurückzurudern – zerstören
Sie Vertrauen.


(Zuruf von der SPD: Was ist denn Ihre Auffassung?)


Sie sollten erst nachdenken und dann handeln; das wäre
wichtig. Ansonsten sorgen Sie nur für Verunsicherung.

Noch ein Beispiel: Seit gestern hat die Debatte über
eine Ausbildungsplatzabgabe durch den Vorschlag,
eine Stiftung zu gründen, eine neue Qualität bekommen.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das kann man wohl sagen!)


Aus den Reihen der Grünen gibt es sogar den Vorschlag,
bis zu 2,5 Prozent der Lohnsumme dafür einzusetzen.
Obwohl Sie genau wissen, was man alles machen muss,
um bei der Sozialversicherung nur 1 Prozent einzusparen,
reden Sie ganz locker über eine solche Größenordnung.
Wahrscheinlich erheben Sie eine solche Forderung, um
Ihre Parteifreunde in Deutschland, insbesondere in den
Bildungsträgern, in Lohn und Brot zu halten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich kann Ihnen dazu nur sagen: In der Bundesrepublik
Deutschland gibt es bereits eine Ausbildungsabgabe in
einem großen Wirtschaftsbereich, nämlich in der Bau-
industrie. Seit 1967 haben dort alle Betriebe eine Ausbil-
dungsabgabe von 1,2 Prozent der Lohnsumme zu ent-
richten. Trotz dieses Umlageverfahrens ist die Zahl der
Ausbildungsplätze im Baugewerbe innerhalb von fünf
Jahren von ehemals 100 000 auf 44 000 zurückgegan-
gen. Dieser Großfeldversuch in einem deutschen Indus-
triebereich hat also dazu geführt, dass die Zahl der Aus-
bildungsplätze nach Einführung einer solchen Abgabe
um mehr als die Hälfte abgenommen hat.


(Zuruf von der SPD: Aber nicht wegen der Umlage!)


– Sie sagen zu Recht: Aber nicht wegen der Umlage,
sondern wegen der schlechten Konjunktur im Baube-
reich! Das stimmt. Aber gerade deshalb werden wir das
Lehrstellenproblem nur dann nachhaltig lösen, wenn wir

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(C (D ns für eine Politik entscheiden, die die Wachstumsmpulse in unserem Land stärkt. Das ist doch das Prolem, das nicht angegangen wird. Angesichts all dieser Beispiele kann ich dem nieder ächsischen SPD-Landesvorsitzenden Wolfgang Jüttner ur völlig Recht geben, der in der in dieser Woche erchienenen Ausgabe des „Spiegel“ gesagt hat: Viele Leute glauben euch Berlinern nichts mehr, trauen euch aber alles zu. as ist nicht irgendeiner, der das sagt, sondern das ist der PD-Landesvorsitzende in Niedersachsen! Eines der itglieder dieses SPD-Landesverbandes ist Bundesanzler Schröder. Ausgerechnet der Vorsitzende dieses andesverbandes sagt – ich zitiere noch einmal –: Viele Leute glauben euch Berlinern nichts mehr, trauen euch aber alles zu. err Clement, dass dies ein SPD-Landesvorsitzender saen muss, dazu haben Sie in den letzten Monaten einen roßen Beitrag geleistet. Wenn man einige Minuten innehält und einmal da über nachdenkt, was wir in Deutschland tatsächlich rauchen, ann kommt man zu dem Ergebnis, dass wir einen inister für Wirtschaft und Arbeit bräuchten, der so viel ückhalt durch den Bundeskanzler im Kabinett hat, dass r alle politischen Entscheidungen, die in den einzelnen essorts getroffen werden, so ausrichten kann, dass sie u mehr Arbeitsplätzen und mehr Wachstum in Deutschand führen. (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das wäre gut!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Dirk Niebel [FDP]: Eine neue Regierung!)


ch möchte Ihnen in diesem Zusammenhang nur zwei
eispiele nennen, die Hunderttausende in Deutschland
uf die Palme bringen. Ich möchte heute Morgen nicht
ie ideologische Debatte darüber fortsetzen, ob das Do-
enpfand richtig oder falsch ist. Wenn man aber ein sol-
hes Pfand einführt, dann darf man es nicht so dilettan-
isch wie Sie machen; denn dadurch sind Tausende von
rbeitsplätzen in der Verpackungsindustrie vernichtet
orden. Zigtausend Menschen haben ihre Arbeitsplätze
egen dieses Wahnsinns verloren! Schauen Sie sich nur
ie Berichterstattung über die Firma Lekkerland an, die
iele Tankstellen in Deutschland beliefert. Aber der
undeswirtschaftsminister macht diesen ganzen Unfug
infach mit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der Bundesverkehrsminister will nun eine LKW-
aut einführen. Wir waren uns einig, dass die deut-

chen Speditionen eine Kompensation für die Maut
rauchen. Aber der Minister vergisst, die Kompensation
it der EU zu besprechen!


(Zuruf von der SPD: Das ist doch Quatsch!)







(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

Jetzt herrscht nur Verunsicherung bei Tausenden von Ar-
beitgebern und Hunderttausenden von LKW-Fahrern.
Was wird eigentlich am 2. November auf den deutschen
Straßen los sein?

Das betrifft Menschen und Arbeitsplätze. Es ist au-
ßerordentlich wichtig, dass die Menschen in Lohn und
Brot bleiben, aber wir haben einen Bundeswirtschafts-
minister, der nichts dazu beiträgt.


(Zuruf von der SPD: Wer ist denn verantwortlich in der Wirtschaft? – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie nicht!)


Ich muss heute einen weiteren Punkt ansprechen. In
der Sommerpause hat sich der Wirtschaftsminister damit
hervorgetan, dass er auf die Bedeutung der Energie-
politik für den Standort Deutschland hingewiesen und
Planungssicherheit für Kraftwerke gefordert hat:

Die Rahmenbedingungen sind so auszugestalten,
dass Deutschland auch künftig ein attraktiver
Standort für die Energiewirtschaft und die Industrie
bleibt und sich ein Energiemix ergibt, der den
gleichrangigen Zielen Versorgungssicherheit, Wirt-
schaftlichkeit und Klimaschutz gerecht wird... wir
können nicht gleichzeitig aus Kernenergie und
Kohle aussteigen.

Das ist richtig, das unterstützen wir. Aber was ist in den
Tagen und Wochen nach diesen Worten in Ihrer Regie-
rung und in Ihrer Bundestagsfraktion passiert? In diesem
Jahr werden die Ausgaben für die Förderung der regene-
rativen Energien die Höhe der Steinkohlesubventionen
erreichen. Das ist die Wahrheit.

Unser Anteil der staatlichen Belastung der Energie-
preise liegt bei 40 Prozent, in Schweden liegt er bei
36 Prozent, in England bei 6 Prozent und in Amerika bei
5 Prozent. Günstige Energiepreise sind für die wirt-
schaftliche Entwicklung in vielen Bereichen genauso
wichtig wie die Lohnnebenkosten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wieder einmal hat sich der Wirtschaftsminister nicht

durchgesetzt. Sie investieren weiterhin auch an unmögli-
chen Standorten in die Windenergie. Davon haben nur
die Leute etwas, die an Windenergiefonds beteiligt sind.
Ihre Energiepolitik belastet einen Haushaltsvorstand mit
einem durchschnittlichen Stromverbrauch und einer
durchschnittlichen Kilometerleistung seines Autos mit
rund 35 Euro im Monat. Würde man die 35 Euro in einer
Lebensversicherung anlegen, hätte man zumindest für
die zusätzliche Alterssicherung nach 30 Jahren über
17 000 Euro. Dort wäre das Geld besser angelegt als bei
denen, die hierzulande in Windparks investieren können.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ihre Politik können sich nur reiche Leute leisten, kleine
Leute nicht mehr.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Herr Clement, am Schluss Ihrer Rede haben Sie die
Zusammenführung von Arbeitslosenhilfe und Sozial-

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(C (D ilfe angesprochen. Ich darf Ihnen für die Union sagen: ir sind sehr an einer Lösung interessiert. ir tragen aber nur eine Lösung mit, die gewährleistet, ass sie von der Administration her funktioniert; denn ir reden über 4,3 Millionen Menschen. Das ist eine gealtige Zahl und eine große Verantwortung. Ich stelle die Reform der Zusammenführung von Ar eitslosenund Sozialhilfe in der Bedeutung für die Areitsmarktund Sozialpolitik in eine Reihe mit den groen Rentenreformen, die wir in der Geschichte unseres andes gemacht haben. Es ist eine gewaltige Reform, ie dort angestoßen wird. Sie muss so ausgestaltet sein, ass sie funktioniert und nicht nur Niveaus senkt. Wenn ch als jemand, der seit über zehn Jahren Arbeitsmarktolitik im Bundestag betreibt, eines weiß, dann ist es olgendes: Die Bundesanstalt für Arbeit ist dazu nicht in er Lage. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Dirk Niebel [FDP]: Wir auch!)


Deshalb, glaube ich, ist es richtig, eine regionale Ver-
nkerung der Verantwortlichkeiten vorzunehmen und
esetzestechnisch dafür zu sorgen, dass die beiden Ebe-
en zusammenarbeiten. Wir möchten, dass die Kommu-
en dabei den Hut aufhaben.
Sie sprachen den Niedriglohnbereich an. Führen wir

och darüber eine ganz offene und ideologiefreie Dis-
ussion! Die Hälfte der Menschen, die Arbeitslosenhilfe
der Sozialhilfe erhalten, hat keine Berufsausbildung.
as ist Fakt. Vielleicht werden wir durch Qualifizierung
en einen oder anderen auf das Niveau einer Berufsaus-
ildung oder eines Gesellenbriefes heben können, wir
erden das aber nicht bei allen schaffen.
Wissen Sie, worin seit Jahren und zunehmend unser

rößtes arbeitsmarktpolitisches Problem besteht? Es gibt
n Deutschland keine Arbeit mehr für Menschen, die nur
ine einfach strukturierte Tätigkeit ausüben können.
iese Arbeitsplätze sind heute in Osteuropa.
Ich habe hier einen Wahlkreis zu vertreten, in dem die

extilindustrie eine große Rolle spielt. Einfache Näh-
ätigkeiten, wie es sie in den Textilfabriken noch gab, als
ch meine Arbeit im Bundestag begonnen habe, gibt es
eute nicht mehr. Gehen Sie einmal in eine große Ma-
chinenbaufabrik! Wo gibt es noch einfache Schweißtä-
igkeiten? Ich habe den Job eines Maschinenschlossers
7 Jahre lang gemacht. Da kenne ich mich ein bisschen
us. Mittlerweile wird der allergrößte Teil dieser Arbei-
en in Osteuropa geleistet. Aber die Menschen, die diese
rbeit aufgrund ihres Anforderungsprofils noch vor
0 oder vor 15 Jahren gemacht haben, leben nach wie
or in diesem Land und sie können auch nicht wegge-
en.
Diese Arbeiten werden hier für Stundenlöhne von

0, 11 oder 12 Euro nicht stattfinden, auch wenn ich das
erne wollte. Das durch solche Arbeiten erzielbare Ein-
ommen wird, wenn man zu Hause eine Bedarfsgemein-
chaft, sprich: eine Familie, hat, nicht oberhalb der So-
ialhilfe liegen. Ich finde, deswegen ist es – auch für den






(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

Bundeswirtschaftsminister – lohnend, hier über die Förde-
rung des Niedriglohnbereiches und über das Wieder-
entstehen von einfach strukturierter Arbeit in Deutschland
nachzudenken und zu streiten.

Solche Jobs gibt es nicht mit Löhnen oberhalb der So-
zialhilfe, wenn die betreffenden Arbeitnehmer in einer
Bedarfsgemeinschaft leben. Deswegen glaube ich, dass
Hessen mit seinem kommunalen Ansatz und mit der För-
derung des Niedriglohnbereiches richtig liegt. Dort wer-
den die nötigen Voraussetzungen für einen funktionie-
renden Arbeitsmarkt geschaffen. Was wollen Sie denn
mit Ihrer ganzen Arbeitsmarktpolitik erreichen, wenn es
die entsprechenden Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt
gar nicht gibt? Einfach strukturierte Arbeit kann doch
wohl nicht nur in kommunalen Beschäftigungsgesell-
schaften stattfinden. Ich sage Ihnen: Deswegen müssen
wir an diesen ganzen Bereich herangehen; sonst werden
Sie dieses Problem nicht lösen.

Wenn Sie wirklich gemeinsam mit uns eine Lösung
finden wollen, dann werden wir das daran erkennen kön-
nen, dass Sie – das sollten Sie bitte tun – die Hartz-III-
Gesetze im Bundestag stoppen, bis man im Rahmen von
Hartz IV geregelt hat, wer die Trägerschaft übernimmt.
Solange diese Frage nicht entschieden ist, ist es verrückt,
eine Reform der Bundesanstalt für Arbeit zu beschlie-
ßen, die vorsieht, dass sie demnächst die Zuständigkeit
für 4,3 Millionen Menschen mehr hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Lassen Sie uns deswegen erst über Hartz IV oder über

Hartz IV und Hartz III zusammen reden! Vielleicht fin-
den wir dann eine Lösung. Das Einzige von dem, was
auf der Grundlage der bisherigen Hartz-Gesetze auf den
Weg gebracht worden ist – ich erinnere an unsere Ver-
handlungen im letzten Herbst mit Ihnen –, was funktio-
niert, ist das, was wir von der Union durchgesetzt haben:
die Minijobs. Alles andere war Schall und Rauch. Des-
wegen sollten Sie auch bei Hartz IV sehr auf uns hören.
Von Arbeitsmarktpolitik verstehen wir mehr, weil wir
den Arbeitsmarkt besser als Sie kennen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506000500

Ich erteile der Kollegin Thea Dückert, Bündnis 90/

Die Grünen, das Wort.


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506000600

Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Herr Laumann, ich war enttäuscht.

(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Zu Recht!)


Ich habe im Ausschuss immer wieder erlebt, dass Sie
viele fundierte, praktische Kenntnisse über den Arbeits-
markt haben. Sie haben hier Ihre Vorstellungen auf zwei
Punkte reduziert – Sie haben zum Schluss eine Zusam-
menfassung vorgenommen –: Niedriglohnsektor und die
Frage „Wer hat in den Jobcentern den Hut auf?“. Das hat
mit einem Konzept, das sich mit der schwierigen Situa-

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(C (D ion auf dem Arbeitsmarkt auseinander setzt nun wirkich nur entfernt zu tun. Gleichzeitig haben Sie hier beklagt – das war der roße Auftakt Ihrer Rede –, dass der Minister Prognosen orrigieren musste; das ist mein zweiter Hauptkritikunkt. Dazu kann ich nur sagen: Eine Konstante der letzen zwei Jahre war, dass alle Wissenschaftler und alle irtschaftswissenschaftlichen Institute ihren aktuellen rognosen immer eine Korrektur der alten voranstellen ussten. Das ist das Ergebnis der nicht prognostizierten chwierigen stagnativen Phase, die wir hatten. Herr aumann, nach Ihrer Rede kann ich nur sagen: Wir brauhen mehr Blaumänner und weniger Laumänner, wenn s um Arbeitsmarktpolitik geht. (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Primitiver gehts nicht mehr!)


Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist eine der zen-
ralen Gerechtigkeitsfragen, mit denen wir uns im Mo-
ent auseinander setzen müssen. Es ist eine bittere Situ-
tion für die Jugendlichen, immer noch unsicher darüber
u sein, ob sie überhaupt eine Ausbildungsstelle finden.
s ist eine bittere Situation für junge Frauen, die gut
ualifiziert sind, dass sie nicht arbeiten können, weil sie
eine Kinderbetreuung finden. Es ist eine bittere Situa-
ion, wenn Menschen in Betrieben arbeiten müssen, in
enen niemand über 50 Jahre eingestellt wird. Es ist eine
ittere Situation für alle Arbeitslosen in diesem Land,
ass wir eine durchschnittliche Dauerarbeitslosigkeit
on 32 Wochen haben, die weit über dem europäischen
urchschnitt liegt.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Nach fünf Jahren Ihrer Regierung!)


as hat sich über die letzten Jahrzehnte Jahr für Jahr so
ufgebaut.
Weil das so ist, ist es richtig, den Abbau der Arbeits-

osigkeit in das Zentrum der Politik zu stellen, vor allem
en Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit und den Abbau
er Schwarzarbeit.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das konnten Sie fünf Jahre tun!)


as ist die zentrale Frage, sozusagen das Zentrum der
genda 2010. Ihr Ziel ist es, die Investitionen in Arbeit
oranzubringen.
Wenn wir uns die Details dazu ansehen, dann müssen
ir erkennen, dass all die schwierigen Veränderungen
m Arbeitsmarkt, die wir eingeleitet haben – seien es
eue Instrumente wie Personal-Service-Agenturen oder
ine bessere Betreuung –, nur greifen können, wenn es
ns gelingt, aus der stagnativen Phase heraus- und in
ine Wachstumsphase hineinzukommen. Ohne wirt-
chaftlichen Aufschwung wird es keine neuen Arbeits-
lätze oder erfolgreiche neue Instrumente in der Arbeits-
arktpolitik geben können. Wir brauchen für neue
rbeitsplätze – das ist ganz klar – Wachstum.






(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert

Deswegen verstehe ich die ständige Polemik dazu, ob

zum Beispiel die Personal-Service-Agenturen funktio-
nieren oder nicht, überhaupt nicht. Im Moment sind wir
gar nicht in einer Situation, in der Zeitarbeit oder irgend-
etwas anderes zur Integration auf dem Arbeitsmarkt boo-
men kann.

Wir müssen den Aufschwung in Gang bringen. Des-
wegen müssen wir die Steuerreform vorziehen. Herr
Laumann, Sie können darüber reden, wer in den Jobcen-
tern den Hut aufhat, aber Sie wissen ganz genau, dass es
letztlich darum geht, die vorgezogene Steuerreform auch
zu einem konjunkturellen Erfolg zu machen, damit die
Jobcenter zukünftig auch wirklich vermitteln können. Es
geht darum, dass Sie im Bundesrat zum Beispiel den
Subventionsabbau unterstützen. Das wäre für die
Finanzierung der Steuerreform erforderlich und würde
dazu beitragen, die Neuverschuldung möglichst gering
zu halten. Da sind Sie in der Pflicht. Es ist eine arbeits-
marktpolitische Aufgabe auch für Sie, die Unterstützung
dafür im Bundesrat zu organisieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Diagnose ist einfach, aber bedrückend: Über die
letzten Jahrzehnte, etwa über die letzten 30 Jahre, haben
wir von Krise zu Krise eine zunehmende Sockelarbeits-
losigkeit zu verzeichnen gehabt. Aus jeder Krise sind
wir mit immer höherer Arbeitslosigkeit herausgekom-
men. Dieser Trend, der schon über Jahrzehnte geht, muss
durchbrochen werden.

Wir haben am Arbeitsmarkt Strukturprobleme, nicht
nur konjunkturelle Probleme. Die Reformen müssen die
Strukturprobleme angehen. Deswegen ist eine zentrale
Aufgabe der Agenda 2010: die Lohnnebenkosten sen-
ken, Strukturreformen in den sozialen Sicherungssyste-
men verwirklichen. Wir müssen die Spirale von höheren
Lohnnebenkosten, mehr Arbeitslosigkeit, wieder höhe-
ren Sozialversicherungsbeiträgen usw. durchbrechen.

Wir müssen die Beschäftigungsschwelle generell
senken. Selbst ein Wachstum von 2 Prozent kann nicht
zu mehr Beschäftigung führen, wenn die Beschäfti-
gungsschwelle weiterhin bei 2 Prozent Wachstum und in
den neuen Bundesländern sogar bei 3 Prozent Wachstum
liegt.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Donnerwetter! Welche Erkenntnis!)


Also müssen wir entbürokratisieren. Also müssen wir
auch die Handwerksordnung entrümpeln. Herr
Laumann, lassen Sie mich dazu ein Wort sagen: Vor
dem Hintergrund der Jugendarbeitslosigkeit, der Schwie-
rigkeiten der Jugendlichen, Ausbildungsplätze zu fin-
den, und vor dem Hintergrund dessen, dass der alte
Zopf Handwerksordnung – das ist ja noch aus dem Mit-
telalter –


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

dazu führt, dass neue Betriebe, die einfache Tätigkeiten
anbieten, nicht gegründet werden können, finde ich es
wirklich bemerkenswert, wie es Ihnen gelingt, beides ge-
geneinander auszuspielen. So sagen Sie, man dürfe die

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(C (D andwerksordnung nicht verändern, weil dann die Ausildungsbereitschaft des Handwerks sinke. (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Nachhaltigste Wirtschaftsform, die es gibt!)


Wir wissen, dass das Handwerk und die kleinen Be-
riebe viel ausbilden und die Stütze des Ausbildungs-
arktes sind. Trotzdem muss mit der Verkrustung und
erbürokratisierung des Arbeitsmarktes, die Sie gepflegt
aben – so waren zum Beispiel Existenzgründungen in
iesem Bereich nur sehr schwer möglich –, Schluss ge-
acht werden.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Nennen Sie doch einmal eine Verkrustung! – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Sie sind ideologisch verkrustet!)


Sie sind ideologisch verkrustet. Da haben Sie Recht.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich will es Ihnen mit einem anderen Beispiel belegen.
m die Schwelle für Beschäftigung zu senken, braucht
an zum Beispiel auch mehr betriebliche Bündnisse
ür Arbeit.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Wer verhindert sie?)


Sie fragen, wer sie verhindere. Ich will Ihnen einmal
agen, was Sie machen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sagen Sie doch lieber einmal, was Sie machen wollen!)


ir brauchen betriebliche Bündnisse für Arbeit. Das
önnen wir zum Beispiel über mehr Öffnungsklauseln in
en Flächentarifverträgen, die wir unbedingt brauchen,
egeln. Sie aber nutzen die schwierige Arbeitsmarkt-
ituation aus, um in Form von trojanischen Pferden den
lächentarifvertrag auszuhebeln.


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Harte Unterstellung!)


as wollten Sie ja schon immer. So sieht Ihre Arbeits-
arktpolitik aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Was wollen Sie damit aufzeigen?)


Wir müssen, um neue Beschäftigung zu schaffen, auf
llen Ebenen Reformen durchführen. Es handelt sich ge-
ade bei den anstehenden arbeitsmarktpolitischen Refor-
en um eine Operation auf hoher See. Da wird es übri-
ens auch große Übergangsprobleme geben, aber wir
üssen das tun.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: „Wir müssen, wir müssen“ – sagen Sie, was Sie tun! – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Sie müssen seit fünf Jahren! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie stellen doch die Regierung!)


Ich sage Ihnen, was wir tun. Aber Sie müssen bei dem,
as wir tun, mitmachen. Wir werden jetzt einen ganz






(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert

zentralen Schritt machen, den zu gehen Sie schon seit
langem fordern, aber wozu Sie nie den Mut hatten, näm-
lich die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und
Sozialhilfe. Hierbei handelt es sich um einen Paradig-
menwechsel in der Politik: weg vom Ausgrenzen, hin
zum Integrieren.

Die Arbeitslosenpolitik der vergangenen Jahrzehnte
hat dazu geführt, dass zum Beispiel arbeitslose Sozial-
hilfeempfänger von den Maßnahmen der aktiven Ar-
beitsmarktpolitik ausgegrenzt wurden. Wir hatten drei
Klassen von Arbeitslosen. Die Sozialhilfeempfängerin-
nen und -empfänger hatten keinen Zugang zu den Mit-
teln der aktiven Arbeitsmarktpolitik. Stattdessen muss-
ten sie ihre Zeit für demütigende Gänge nutzen, zum
Beispiel wenn ihr Kind einen Schulausflug machen
wollte. Wir regeln das jetzt anders.


(Dirk Niebel [FDP]: Warum haben Sie unseren Vorschlag 2002 denn abgelehnt?)


Wir werden durch die Zusammenlegung von Arbeits-
losen- und Sozialhilfe eine Hilfe aus einer Hand einfüh-
ren. Wir werden die Leistungen pauschalisieren und An-
laufstellen für alle Arbeitslosen einführen, nämlich die
Jobcenter; darauf komme ich noch zu sprechen. Wir
werden hier eine Regelung schaffen, wonach alle, die
mehr als drei Stunden arbeiten können, die also nicht zu
jung, nicht zu alt und nicht zu krank sind, eine Leistung
aus einer Hand bekommen, und zwar pauschaliert nach
klaren Vorgaben.

An der Stelle muss ich noch hinzufügen: Wir wollen,
dass die klare Regelung auch bezüglich des Rentenrechts
so umgesetzt wird und nicht per Verordnungsermächti-
gungen andere Kriterien wie Arbeitsmarktnähe einge-
führt werden können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Es geht bei dieser Reform um unheimlich viel: um

eine neue Denke, um gleichzeitiges Fördern und For-
dern. Gerade das steht insbesondere hinter dem Vorha-
ben der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozial-
hilfe.

Wie sieht Ihre Antwort darauf aus? Herr Laumann,
Sie haben ja eben noch einmal vorgetragen, was uns die
Opposition anbietet. Sie schlägt verschiedene Modelle
vor: Hessen sagt etwas, Niedersachsen sagt etwas, Ba-
den-Württemberg sagt etwas und Stoiber meint nun,
durch Lockerungen beim Datenschutz Sozialhilfebetrü-
ger aufspüren zu können und damit ein Mittel gegen die
Arbeitslosigkeit in der Hand zu haben. Das ist lächerlich.

Diese verschiedenen Vorschläge, die von Ihrer Seite
kommen, reduzieren sich eigentlich auf zwei Punkte:

Erster Punkt: Sie wollen das Arbeitslosengeld II für
arbeitsfähige Arbeitslose, die Arbeit suchen, generell un-
ter das soziokulturelle Existenzminimum absenken.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Das ist ja gar nicht wahr!)


Das lehnen wir ab. Wir haben einen vollständig anderen
Ansatz. Die Menschen haben einen Anspruch auf das so-

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(C (D iokulturelle Existenzminimum. Sie müssen Angebote ekommen und diese Angebote müssen sie annehmen, as ist richtig. Wenn sie diese Angebote nicht annehmen, ird es Sperrzeiten und Sanktionen nach dem Grundsatz Fördern und fordern“ geben. (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das ist doch gar kein Unterschied! – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Endlich nehmen Sie unsere Vorschläge zumindest auf!)


hr Vorschlag ist unsozial.
Ihr zweiter Punkt: Sie wollen einen flächendeckenden
iedriglohnsektor einführen; dafür hat Herr Laumann
ben noch geworben. Erstens ist das nicht finanzierbar
Hessen oder andere Bundesländer, die das vorschla-
en, sagen überhaupt nichts zur Finanzierung, außer:
er Bund soll bezahlen –; zweitens werden wir dadurch
n eine arbeitsmarktpolitische Schieflage kommen, die
uf ein „working poor“, wie wir es aus den USA kennen,
inausläuft.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Können Sie auch deutsch sprechen?)


as ist verheerend, das wollen wir nicht.
Wir haben einen ganz anderen Ansatz.

(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Lieber Arbeitslose bezahlen!)

ir bieten Arbeitslosenhilfeempfängerinnen und -emp-

ängern eine gezielte Förderung zur Aufnahme von Ar-
eit, zur Integration. Wir setzen gezielt auf bessere Zu-
erdienstmöglichkeiten und auf ein Einstiegsgeld für
angzeitarbeitslose, und zwar – und das ist gut an die-
em Gesetz – abhängig vom Familienstatus.
Wir machen den ersten Schritt hin zu einer Kinder-

rundsicherung, weil Menschen nicht wegen ihrer Kin-
er in die soziale Abhängigkeit geraten dürfen. Mit die-
em Zuschuss von bis zu 140 Euro pro Kind können und
erden wir viele Menschen dazu bringen, ihren Lebens-
nterhalt selbst zu erarbeiten und dadurch nicht in die
ozialhilfe abzugleiten. Auch das fördert die Aufnahme
on Arbeit.
Ich will noch anmerken, dass wir mit einem Punkt in

iesem Gesetzentwurf nicht einverstanden sind. Wir
ollen nicht, dass beim Bezug von Arbeitslosengeld II,
o wie es jetzt im Gesetz steht, eine Unterhaltspflicht
um Beispiel von Eltern gegenüber Kindern oder umge-
ehrt begründet wird, weil es zu absurden Situationen
ühren würde. Es kann nicht sein, dass sich ein 50-Jähri-
er noch einmal an seine Kinder wenden muss, ehe er
rbeitslosengeld II beziehen kann. Die Situation ist et-
as anders als bisher bei der Sozialhilfe. Das wollen wir
o nicht.
Aber die Grundrichtung, die wir in den Eckpunkten

estgelegt haben, ist richtig: Fördern zur Aufnahme von
rbeit, unterstützen durch Einstiegsgelder – das ist der
nsatz, der bei der Arbeitslosenhilfe notwendig ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506000700

Kollegin Dückert, Sie haben Ihre Redezeit schon

deutlich überschritten.


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506000800

Ich komme zum Schluss, Herr Präsident.


(Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Jetzt wollte sie doch gerade inhaltlich werden!)


Ich will noch eine Bemerkung zu Hartz III, zu den
Jobcentern, machen. Herr Laumann, was Sie sagen, ist
richtig. Es wäre kontraproduktiv, die Kommunen auszu-
schließen.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Das sagen alle!)


Sie müssen eingebunden werden. Aber es ist falsch zu
glauben, die notwendige Kooperation zwischen Arbeits-
verwaltung und Kommunen könne dadurch hergestellt
werden, dass der Hut von der Bundesanstalt für Arbeit
zu den Kommunen wandert. Wir brauchen ein vernünf-
tiges Kooperationsmodell, wir brauchen einen gesetzli-
chen Auftrag für die Kommunen, damit sie bei dem An-
gebot für Langzeitarbeitslose partizipieren,


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Sie machen daraus ein Hütchenspiel!)


zum Beispiel bei der Drogenberatung und bei der Sucht-
hilfe.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Keine neue Behörde!)


Das müssen wir machen, das ist klar.

(Volker Kauder [CDU/CSU]: Die Redezeit ist abgelaufen! – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Einmal ist Schluss hier!)


Aber wir brauchen keinen Hutwechsel; der hilft über-
haupt nicht weiter.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506000900

Ich erteile dem Kollegen Rainer Brüderle, FDP-Frak-

tion, das Wort.


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1506001000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Mi-

nister Clement, Sie haben Recht: Unsere Aufgabe ist es,
die überfälligen tief greifenden Reformen in Deutsch-
land umzusetzen, sie zu debattieren. Aber Sie können
doch nicht allen Ernstes der Opposition vorwerfen, sie
würde die Lage schlechtreden, wenn wir die Ankündi-
gungen dieser Regierung hinterfragen.

Es war der Bundeskanzler, der schon 1997 verkündet
hat, man möge ihn am Abbau der Arbeitslosigkeit messen.


(Dirk Niebel [FDP]: Jederzeit!)


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(C (D ir tun das. Die Arbeitslosigkeit ist permanent gestieen. Sie sagen uns, der FDP, der Steuersenkungspartei, ir sollten uns zu Steuersenkungen bekennen. Das ist och ein Witz. ätten Sie die Steuern rechtzeitig vernünftig gesenkt, ätten wir nicht drei Jahre Stagnation und nicht aktuell ine Rezession. (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hätte, hätte!)


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP)


ie Verantwortung für die hohe Arbeitslosigkeit trägt
och diese Regierung, weil sie nicht richtig gehandelt,
eine Steuern gesenkt, kein Vertrauen geschaffen und
ein entscheidendes Signal für eine wirtschaftliche Ver-
nderung gesetzt hat.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Staat sollte sich zurückziehen. Stattdessen haben
ir in Deutschland einen Staatsanteil von rund
0 Prozent, genauer gesagt: von 48,6 Prozent. Das heißt
m Klartext: Von jedem Euro, der in diesem Land erar-
eitet wird, fließt die Hälfte in den Staatssektor. Das ist
iner der Gründe, weshalb wir nicht vorankommen.
Herr Solms hat es Ihnen in dieser Haushaltsdebatte

orgerechnet: Per saldo haben Sie keine steuerliche Ent-
astung geschaffen, sondern zusätzliche Steuern draufge-
nallt. Woher soll mehr Kaufkraft kommen? Wirtschaft-
iches Handeln beruht immer auf Rechnen: Die
enschen wissen nicht, ob sie ihren Job morgen noch
aben oder wieder einen Job finden. Der Mittelständler
eiß nicht, in welcher Höhe er Steuern draufgeknallt be-
ommt und ob endlich die vielfach versprochenen Maß-
ahmen bezüglich des Bürokratieabbaus Realität wer-
en. Ich stimme Ihnen darin zu. Tun Sie endlich etwas!
ehmen Sie dem deutschen Mittelstand die Handschel-
en ab, damit er Arbeitsplätze schaffen kann! Keiner hin-
ert Sie daran. Tun Sie das doch endlich!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU –Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Handwerk!)


Frau Dückert, ich komme jetzt zum Handwerk.
Sie führen hier eine typische Ablenkungsdebatte.


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


eil Sie wirtschaftspolitisch total versagt haben, zieht
rün-Rot wie immer ein neues Kaninchen aus der Ta-
che. Es ist ein Fehler, den deutschen Handwerkssektor
u „aldisieren“. Jawohl, es soll Reformen und Verände-
ungen geben, die Meisterprüfung soll erleichtert und so-
ar noch billiger gemacht werden und Quereinsteiger
ollen hinzukommen. Aber man sollte das Handwerk
icht zerschlagen. Nur weil es Grün-Rot nicht wählt,
ird es von Ihnen in die Geiselhaft Ihrer unfähigen Poli-
k genommen. Das ist die Scheinheiligkeit Ihrer Hand-
erks- und Mittelstandspolitik.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Rainer Brüderle

Das Handwerk leidet doch nicht darunter, dass es zu

wenig Meister und zu wenig Leute gibt, die die Qualifi-
kation haben, sich selbstständig zu machen. Es leidet
darunter, dass Sie zu viel abkassieren, dass Sie die Steu-
ern erhöht haben, dass Sie dem Handwerk keinen Frei-
raum geben und Sie nicht die notwendigen Rahmenbe-
dingungen schaffen. Das ist die Ursache dafür, dass wir
im Handwerk nicht das freisetzen können, was wir frei-
setzen wollen.

Sie drehen den Spieß um und zerschlagen die Struktu-
ren. Wollen Sie den Mittelstand in Deutschland völlig
platt machen? Im letzten Jahr gab es 40 000 Konkurse,
in den ersten fünf Monaten dieses Jahres schon rund
30 000. Grün-Rot aber beschimpft den Mittelstand, es
gebe zu wenig Ausbildungsplätze. Hätten Sie nicht letz-
tes Jahr 40 000 Mittelständler platt gemacht, hätten wir
in Deutschland 40 000 Ausbildungsplätze mehr. Das ist
die Ursache. Drehen Sie nicht einfach den Spieß um!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Man nennt es Dialektik, wenn man in alter sozialisti-
scher Manier versucht, durch eine Gegenthese die Reali-
tät zu verzerren.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist die Liebe zur Freiheit?)


Der Haushalt, den Sie jetzt vorlegen, ist wieder ein
Beleg für Verunsicherung. Sie schaffen keine Klarheit.
Sie gehen von einer Wachstumsprognose von real
2 Prozent im nächsten Jahr aus. Das ist völlig irreal; das
wissen auch Sie. Wichtige Risiken sind nicht erfasst. Sie
haben bei den Arbeitsmarktausgaben die vorgesehene
Grundsicherung nicht erfasst. Die Daten stimmen hinten
und vorne nicht; das wissen auch Sie. Sie könnten diesen
Haushalt eigentlich wegschmeißen. Er ist Makulatur,
weil die Zahlenwerke hinten und vorne nicht stimmen.


(Beifall des Abg. Dirk Niebel [FDP])

Sie werden ihn nachbessern müssen.

Sie sprechen von Verunsicherung. Wer verunsichert
denn permanent die Bevölkerung?


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Sie!)


Jeden Tag wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Sie
blasen noch häufiger neue Luftballons, die keine Realität
haben, auf, als ein hygienisch orientierter Mitteleuropäer
seine Unterwäsche wechselt. Es ist unglaublich, welche
Verunsicherung Sie bewirken. Die LKW-Maut ist ein
Beispiel für eine erneute Verunsicherung breiter Teile
der Wirtschaft.

Beispiel Dosenpfand. Selbst Herr Clement hat es er-
kannt und würde es am liebsten zum Teufel jagen. Nur
damit die Grünen ihre Ideologie durchsetzen können,
wird in Deutschland zwangsweise ein Dosenpfand ein-
geführt – und dies in einer Art und Weise, dass man nur
hoffen kann, dass Ihnen das die Europäische Union ver-
bietet. Das ist wohl die letzte Hoffnung.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ganz ruhig bleiben!)


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(C (D Beispiel Riester-Rente. Der Ansatz, die private Vororge zu stärken, ist richtig. Aber mit diesem Bürokraiemonster funktioniert das nicht. Beispiel Windkraft. Selbst das Wirtschaftsministe ium merkt, dass hier eine völlig überdrehte Förderung rfolgt. Es kann doch nicht richtig sein, dass die rentaelste Finanzanlage in Deutschland der Besitz von Aneilen an Windparks ist. Mit Windrädern werden Sie in ukunft nicht gewinnen. Bei näherem Betrachten ommt heraus, dass Sie für 1 Kilowattstunde Windkraft Kilowattstunde Atomstrom oder Kohlestrom vorhalten üssen. Schröder schickt seinen Lieblingsgewerkschafer Schmoldt vor, um das richtige Klima dafür zu schafen, dass die Kernenergie in Deutschland wieder hoffäig gemacht werden kann. Machen Sie es doch gleich ichtig! Was ich völlig vermisse, ist ein durchdachtes nergiekonzept der Bundesregierung. Dennoch werden die ganzen Inszenierungen – hier ind ja die Theaterkulissenschieber par excellence am erk – als Jahrhundertreform verkauft: Jahrhundertre orm Windkraft, Jahrhundertreform LKW-Maut, Jahrundertreform Riester-Rente, jetzt die Jahrhundertreorm Arbeitsmarkt. Diese ist für jeden Arbeitslosen in eutschland eine ernsthafte Bedrohung. Machen Sie die inge doch endlich richtig! Jedes Element des Hartz-Konzeptes wird als Wunderaffe verkauft, aber dann wird doch nichts umgesetzt. uss in Deutschland denn wirklich erst ein Massenblatt it „Florida-Rolf“ und „Viagra-Karl“ Fehlentwicklunen in der deutschen Sozialgesetzgebung deutlich mahen, damit auch die Frau Ministerin erkennt, dass etwas eändert werden muss? Warum machen Sie es nicht diekt richtig? Die Realität ist, dass wir uns bestimmte inge nicht mehr erlauben können. Sie müssen bei den Hartz-Reformen die Anreize ver tärken. Wenn jemand voll arbeitsfähig ist, hat er gegenber der Gesellschaft auch eine Bringschuld und darf icht darauf warten, dass er von der Solidargemeinschaft nterstützt wird. Das soll natürlich geschehen, aber enn er erwerbsfähig ist, muss er seinen Beitrag leisten. enn das auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht möglich ist, ann soll er bei der Stadtbibliothek die Bücher sortieren der die öffentlichen Gärten in Ordnung halten. Jedenalls kann sozialpolitisch nicht durchgehalten werden, ass diejenigen, die erwerbsfähig sind, nicht zur Arbeit erangezogen werden. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Dirk Niebel [FDP]: Hartzer Käse!)


Zum Thema Ausbildungsplätze; ich habe es schon
ngesprochen. Es bedrückt uns alle, dass es hier einen
ngpass gibt. Aber die Ursache liegt doch im Kern da-
in, dass die Wirtschaft nach drei Jahren der Stagnation
nd Rezession nicht in Gang kommt. Wollen Sie von
etrieben, die keine Umsätze machen, ernsthaft erwar-
en, dass sie auch noch über Bedarf ausbilden? Dennoch
roht Herr Müntefering, ein Männerfreund von Herrn






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle

Clement, mit der Ausbildungsplatzabgabe. Das ist exakt
das falsche Signal; denn damit locken Sie diejenigen, die
bisher nicht ausgebildet haben, mit Prämien und die Be-
triebe, die bisher, vielleicht sogar über Bedarf, ausgebil-
det haben, sind jetzt die Dummen, weil sie auf die Rege-
lungen des Staates vertraut haben.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie verdrehen alles!)


Die Folge ist, dass im nächsten Jahr noch weniger Be-
triebe ausbilden werden, weil sie lieber warten werden,
bis sie eine Prämie von Grün-Rot mitnehmen können,
weil sie schließlich nicht blöd sind.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Übrigens haben Sie eine Prämie vorgeschlagen! Herr Niebel war der Vorreiter dafür!)


Damit verunsichern Sie die Betriebe also nur und
schaffen auch keine Lösung. Wie will Herr Clement auf
seiner Bustour, wie er sie in NRW unternommen hat
– das ist ja lobenswert, ich finde das gut –, Betriebe
überzeugen, mehr auszubilden, wenn all die Faktoren,
die bei einer betrieblichen Entscheidung eine Rolle spie-
len, unsicher sind? Schaffen Sie doch die Klarheit, von
der Sie sprechen! Machen Sie nicht das Gegenteil, in-
dem Sie Menschen verunsichern!


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann haben Sie denn dafür gesorgt? 29 Jahre waren Sie an der Regierung!)


Sie sprechen von einem großen Erfolg beim Thema
Ladenschluss. Seit Jahrzehnten fordern wir, das Laden-
schlussgesetz zu ändern. Nun haben Sie die Öffnungs-
zeiten um vier Stunden verlängert. Warum geben Sie sie
nicht richtig frei? Warum haben Sie nicht den Mut, zu
erlauben, dass jeder die Öffnungszeiten an den Werkta-
gen selbst bestimmen kann?


(Beifall bei der FDP – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 29 Jahre FDP!)


Nun sind es nur vier Stunden. Der Erfolg zeigt aber, dass
eine Liberalisierung Fortschritte bringt. Damals wurden
wir noch von der linken Seite des Hauses wegen unserer
Vorschläge zum Ladenschluss beschimpft, wir würden
nur „Unfug“ vorschlagen.

Das Kernproblem sind die festgefahrenen Strukturen,
zum Beispiel bei dem Tarifkartell.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was haben Sie denn in 29 Jahren gemacht?)


Weshalb geben Sie den Mitarbeitern in den Betrieben
nicht mehr Entscheidungsrechte? Wenn 75 Prozent der
Mitarbeiter die Regelungen selbst in die Hand nehmen
wollen, ist das mehr als eine verfassungsändernde Mehr-
heit.


(Beifall bei der FDP)

Sie haben das Desaster bei der IG Metall erlebt, die

voll an die Wand gefahren ist. Wir haben in einer Ak-

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(C (D uellen Stunde im Bundestag genau das vorhergesagt, as dann im Osten auch eingetreten ist. Wir haben geagt, dass ein Streik genau das Falsche ist. Ein einziger ozialdemokrat, nämlich Dr. Wend, hatte damals den ut, Zweifel auszusprechen. Alle anderen haben die Pe ers’ und Bsirskes, diese Stalinisten der Wirtschaftspoliik, die die Realität noch nicht erkannt haben, (Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ier mit bebender Stimme verteidigt. Die Gewerkschaf-
en können es einfach nicht und die Menschen laufen ih-
en davon; jährlich treten 500 000 Mitglieder aus den
GB-Gewerkschaften aus, weil sie merken, dass diese
ie Realitäten nicht erkannt haben.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Projekt 18“ sage ich da nur!)


Die IG Metall hat sich bis auf die Knochen blamiert.
as muss denn noch passieren, bis es dort zur Erleuch-

ung kommt? Gebt doch den betroffenen Mitarbeitern
in Stück Freiheit! Lasst sie doch wenigstens selbst ent-
cheiden! Wenn 75 Prozent der Belegschaft in geheimer
bstimmung eigene Regelungen schaffen wollen, dann
üssen sie das Recht dazu haben. Sie wissen genauso
ut wie ich, dass im Osten Deutschlands zwei Drittel al-
er Arbeitsplätze außerhalb des geltenden Tarifvertrags-
echts existieren. Genau genommen sind die alle rechts-
idrig, aber keine Gewerkschaft und auch kein
ozialdemokrat greift dies an, weil es politisch unsinnig
st; denn sie wissen genau: Wer an diesen rechtswidrigen
ustand in Ostdeutschland herangeht, verdoppelt oder
erdreifacht die Arbeitslosigkeit.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU])


Seien Sie doch endlich bereit zu lernen! Wenn die Be-
riebe nur so zurande kommen, dann geben Sie den Be-
rieben doch den Spielraum. Sie kennen die Fälle von
iessmann und VW, wo alles verkrampft ist und man
icht zu Änderungen bereit ist, obwohl die Betriebsräte
ort einstimmig dafür sind und auch die Unternehmens-
eitung mitmacht. Da hat die IG Metall blockiert. Das
ann so nicht weitergehen. Darin liegen die Ursachen
er Zementierung in Deutschland. Jetzt den deutschen
andwerksmeister an den Pranger zu stellen, obwohl Sie
nfähig sind, eine berechenbare, überschaubare Politik
u machen und die Arbeitslosigkeit abzubauen, das ist
cheinheilig. Sie sollten dankbar dafür sein, dass in die-
em Sektor noch ein Stück Stabilität vorhanden ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Ich möchte nicht, dass wir am Schluss nur noch Groß-

onzerne in Deutschland haben, wie Eon/Ruhrgas, die
inen Marktanteil von 85 Prozent haben. Herr Müller,
er Vorgänger von Herrn Clement, hat im Rahmen der
teinkohlesubventionierung jahrelang Milliarden dort-
in getragen. Anschließend ist er dann mit Sondergeneh-
igung und gegen das Kartellamt und die Monopolkom-
ission Vorstandsvorsitzender in dem Unternehmen
eworden, und die Subvention auf europäischer Ebene
ird verlängert. Das ist die Kumpelschaft zwischen den






(A) )



(B)


Rainer Brüderle

Kohlekumpels. Herr Clement steht bei Herrn Müller
noch mit 1,4 Milliarden Euro in der Kreide; denn sie ge-
währen der Bundesregierung Kredite, weil sie die Sub-
vention nicht zahlen kann. Das ist die Verfilzung in
Deutschland. Hören Sie doch mit dem Quatsch auf!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lenken Sie nicht mit Verweisen auf das Handwerk
und den Mittelstand ab! Tun Sie nicht so, als ob dort die
Problemlösung läge; sie liegt darin, dass sich der Staat
endlich zurückzieht, dass endlich wirklich Steuern ge-
senkt werden, dass wirklich Bürokratie abgebaut wird
und wirklich Sozialreformen umgesetzt werden. Hören
Sie mit der Theaterinszenierung auf!

Alle Umfragen zeigen, dass heute niemand glaubt,
dass es ihm durch Ihre Steuerreform besser gehen wird
Kaum jemand glaubt, dass es Berechenbarkeit gibt.
90 Prozent sind verunsichert. Es nimmt eine staatspoliti-
sche Dimension an, wenn heute 60 Prozent sagen, sie
trauten allen Parteien nichts mehr zu. Die Ursache dafür
ist das Nichthandeln und dass sie keine seriöse Politik
machen. Sie aber stellen sich hierhin und sagen, die Op-
position sei schuld daran, dass die Lage schlecht ist, weil
sie Fragen stellt, und fordern uns auf, dass wir uns zur
Steuersenkung bekennen. Dabei sind Sie doch die Steu-
ersenkungsverweigerer. Sie weigern sich, Arbeitsplätze
zu schaffen. Sie tun das, was in Deutschland notwendig
ist, genau nicht.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben die Steuern angehoben!)


Der Bundeskanzler hat noch bei der Bundestagswahl
1998 den demographischen Faktor als soziale Sauerei
bezeichnet. Gestern hatte er den Mut, zu bekennen, dass
die Abschaffung des demographischen Faktors ein Feh-
ler war. Herr Bundeskanzler, haben Sie den Mut, auch
die anderen zahlreichen Fehler einzugestehen! Eine
Stunde der Wahrheit ist der Ausgangspunkt für eine
neue, bessere Politik.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506001100

Ich erteile dem Kollegen Ludwig Stiegler, SPD-Frak-

tion, das Wort.

(Beifall bei der SPD)



Ludwig Stiegler (SPD):
Rede ID: ID1506001200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Durch das

schon traditionelle Gezeter von Herrn Brüderle haben
wir jetzt zur Kenntnis genommen, dass er darunter lei-
det, dass die Serie der FDP-Wirtschaftsminister in
Deutschland vergessen ist und weniger zur Entwicklung
des Landes beigetragen hat als Wolfgang Clement in sei-
nem ersten Amtsjahr.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Heiterkeit bei der CDU/ CSU)


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(C (D as ist die Situation. Das waren doch die Wirtschaftsinister, die zu der Frage Anlass gaben: Wann kommt enn endlich einmal ein Fachmann? – Da sitzt er. Das ist ie Situation. Herr Brüderle und auch Herr Laumann, wir haben eute 500 000 Erwerbstätige mehr als am Ende der Ära ohl, Rexrodt und wie sie alle geheißen haben. Nehmen ie auch das bitte zur Kenntnis. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie leben nach wie vor von der Unkerei. Sie suhlen
ich bei Ihren Reden im Morast. Ich sage Ihnen: Sie wer-
en als Moorleiche enden.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

ie werden wirklich konserviert in die Geschichte einge-
en. Schauen Sie, vor einem Jahr haben Sie den Weltun-
ergang gepredigt. Aber die Leute wollten die Hoffnung
ählen. Sie haben uns gewählt.


(Lachen bei der CDU/CSU)

Schauen Sie sich doch an, wie Sie noch vor einem Jahr
agestanden haben. Dann waren Sie so klein mit Hut. In
ahrheit haben Sie bis heute nicht verwunden, dass die
enschen nicht Ihnen, sondern uns und Gerhard
chröder vertraut haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as ist doch die blanke Wahrheit. So machen Sie weiter
nd weiter und predigen den Untergang. Ich sage Ihnen
ber: Die Zukunft gehört den Hoffenden und nicht den
erzweifelten.


(Beifall bei der SPD – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Da hilft nur noch beten!)


Gestern hat sogar Herr Hundt, der weiß Gott kein För-
erer der rot-grünen Koalition ist, gesagt: Die Zeichen
es Aufschwungs mehren sich. – Er hat Sie, seine
chwarzen Brüder und Schwestern, aufgefordert, den
ufschwung nicht zu zerreden, sondern aus den Zeichen
es Aufschwungs wirklich einen Aufschwung zu ma-
hen. Unsere Aufgabe ist es, den Menschen Hoffnung zu
eben. Wir sollten der Europäischen Zentralbank mit ih-
en positiven Prognosen folgen, die steigenden Produk-
ionszahlen beachten, die nach oben korrigierten Vorher-
agen der Institute ernst nehmen und dafür sorgen, dass
onsum und Investitionen steigen. Wir müssen außer-
em zur Kenntnis nehmen, dass die Bullen an der Börse
us dem Stall sind und die Bären vertreiben. Das sollten
ie bitte zur Kenntnis nehmen, auch wenn Sie sich lieber
n Weltuntergangsstimmung suhlen wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Wir sehen uns in ein paar Monaten wieder!)


Unsere Aufgabe ist es, die Hoffnung zu verstärken.
einer von uns hat das Recht, schon heute das Jahr 2004
bzuschreiben, nach dem Motto: Diese faule Bande sagt,
s wird ja doch nichts; also bleiben wir im Bett liegen. –
ch sage: Raus aus den Federn und ran an die Arbeit,
)






(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler

damit das Wachstum kommt! Das ist die Aufgabe, vor
der wir stehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Ihr habt lange geschlafen! – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Manche bleiben besser im Bett!)


– Sie auf jeden Fall. Jeder Tag, an dem Sie aufstehen, ist
ein verlorener Tag.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

Diese Hoffnung ist auch makroökonomisch begrün-

det. Die Zinsen sind historisch niedrig. Die Investitions-
voraussetzungen sind also besser denn je, auch wenn die
Banken wegen ihrer eigenen Krise die Zinssenkungen
nur zögerlich weitergeben. Ich muss schon fragen: Wer
hat denn die Börsenblase, eine der größten Belastungen
unserer Wirtschaft, zu verantworten? War das die rot-
grüne Koalition?


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Selbstverständlich!)


Es waren Ihre Freunde in den Großbanken und die be-
rühmten Investmentbanker, die Ihre Lieblinge waren und
die Sie angebetet haben. Sie waren für die Börsenblase
verantwortlich und wollen nun uns die Schuld in die
Schuhe schieben. Sie sollten sich anstrengen und ihren
Saustall selber ausmisten.


(Beifall bei der SPD)

Wie gesagt: Wir haben historisch niedrige Zinsen.

Wir ermuntern die Europäische Zentralbank, diesen Weg
weiterzugehen.

Wir haben einen Investitionshaushalt wie schon lange
nicht mehr. Er ist höher als zu Ihrer Zeit.


(Lachen des Abg. Dietrich Austermann [CDU/ CSU])


Der Verkehrsetat ist größer als in früheren Zeiten.

(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Es ist nicht zu fassen!)

Ihre Häme angesichts der großen Schwierigkeiten
zweier großer deutscher Unternehmen in Sachen LKW-
Maut ist doch absurd. Lasst uns den Unternehmen hel-
fen, der gestellten Aufgabe gerecht zu werden, statt diese
tolle Investition, die ein Welterfolg werden soll, kaputt-
zureden, nur weil ein paar Stolpersteine aufgetaucht
sind! Wir müssen dieses Projekt zu einem Erfolg führen
und dürfen nicht unken, schreien oder jammern.


(Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Warum schreien Sie so? – Max Straubinger [CDU/CSU]: Wenn einer schreit, dann ist es der Stiegler!)


Brüderle und andere haben von der Steuerpolitik ge-
redet. Es ist wirklich unglaublich: Während der Kohl-
Zeit haben Sie für einen Spitzensteuersatz für Investoren
in Höhe von 53 Prozent gesorgt, aber nun regen Sie sich
über den von uns beschlossenen Satz in Höhe von 42

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(C (D rozent auf. Angesichts Ihrer Gedächtnislücke muss ich agen: Schämen Sie sich, Herr Brüderle! (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


enn Sie es geschafft hätten, die Gewerbesteuer mit der
inkommensteuer verrechenbar zu machen, dann hätten
ie Feste gefeiert. Im Vergleich dazu wäre der Tanz ums
oldene Kalb im Alten Testament nur ein kleiner Event
ewesen.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ber das wird verdrängt. Wir haben mit unserer Steuer-
olitik mehr getan als Sie in den 16 Jahren von Schwarz-
iberal. Wir brauchen uns nicht zu verstecken; denn wir
aben Reformen auf den Weg gebracht.

(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Verweigert ha ben Sie sich! Sie sind doch die Blockierer!)

Wir haben auch eine Antwort auf die Wachstums-

chwäche, eines der zentralen Probleme.

(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Die würden wir gerne hören!)

er mit Mittelständlern redet, weiß, Herr Schauerte,
ass sie zurzeit enorme Probleme haben, von den Ban-
en die gewünschten Kredite zu bekommen.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Genau! Was haben Sie getan?)


as wissen wir alle. Die Bilanzen der mittelständischen
nternehmen sind von ihren Steuerberatern zwar steuer-
ich optimal gestaltet worden. Aber die Eigenkapital-
usstattung der Unternehmen ist sträflich vernachläs-
igt worden. Darum haben sie heute ein Rating, das Gott
rbarme. Da müssen wir ansetzen. Wir müssen die Ei-
enkapitalausstattung der Mittelständler mit unserer
teuerpolitik – 25 Prozent Körperschaftsteuer, Rückla-
en auch für Personengesellschaften und für Investitio-
en – wieder verbessern.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Weil Sie die Eigenkapitalbildung die ganze Zeit behindert haben!)


Sie haben früher die Haltung gefördert, dass derjenige
in Held ist, der den Staat um Steuern bescheißt und des-
alb kein Eigenkapital ausweist. Wir unterstützen dieje-
igen, die als ordentliche Kaufleute ihr Unternehmen
it Eigenkapital ausstatten und der Gemeinde und dem
taat das geben, was ihres ist. Man betrügt einen stillen
esellschafter wie den Staat, der die Infrastruktur vor-
ält, nicht. Solch ein Vorgehen haben Sie lange Zeit ge-
ördert und geduldet. Sie haben die Leute ja sogar er-
untert, ihr Geld ins Ausland zu geben. Diese barmen
nd bitten jetzt, dass ihnen Hans Eichel den Weg zurück
n die Steuerehrlichkeit weist, was wir gnädigerweise
un, weil wir einen Vorteil davon haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler

Meine Damen und Herren, Sie jammern über die

Kreditfinanzierung. Jeder Euro Kredit ist mit 8 Cent an
Eigenkapital zu unterlegen. Stellen Sie sich angesichts
dieser Tatsache einmal vor, wie Meister Stoiber durch
seine Kirch-Kredite die Eigenkapitalausstattung der
Hypo-Vereinsbank und der Bayerischen Landesbank rui-
niert hat. Das war mehr, als an die mittelständischen Be-
triebe gegeben worden ist. Die Hypo-Vereinsbank hat
auch ein Problem beim Mittelstand, aber das Kirch-Pro-
blem lastet mehr auf der Bilanz und der Eigenkapitalaus-
stattung als alles andere. Das ist die Staatskunst von
Herrn Stoiber, der auf Kosten anderer seine Medienlieb-
linge gefördert hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Max Straubinger [CDU/ CSU]: Und Nordrhein-Westfalen?)


Wir adressieren das Problem. Durch verbriefte Si-
cherheiten haben wir dafür gesorgt, dass die Banken in
Zusammenarbeit mit der KfW ihre Bilanzen wieder so
strukturieren können, dass sie ausleihfähig werden. Das
war eine gewaltige Aufgabe, für deren Lösung ich Hans
Eichel ganz herzlich danke. Es geht nicht um Bad Loans,
sondern um ganz normale Kredite. Ich lade gerade auch
die kleinen Genossenschaftsbanken und die Sparkassen
ein, daran mitzuwirken.

Ich danke der KfW-Mittelstandsbank für ihre ge-
waltige Anstrengung bei der Förderung des Mittelstan-
des. Auf sie ist wirklich Verlass, sie ist auf vielen Fel-
dern aktiv. Mit der Zusammenführung von KfW und
DtA zur KfW-Mittelstandsbank steht uns ein Instrument
zur Verfügung, um Kapital und Kredite für Unternehmer
bereitzustellen.

Meine Damen und Herren, Sie haben über Nachrang-
kapital immer nur gelästert. In den ersten acht Monaten
dieses Jahres sind 690 Millionen Euro an Nachrangkapi-
tal vergeben worden. Das ist also alles andere als ein
Flop. Von den anderen Programmen für die Bauwirt-
schaft und die Kommunen brauche ich gar nicht zu re-
den. In diesem Rahmen werden 35 Milliarden Euro mo-
bilisiert. Das entspricht 275 000 Arbeitsplätzen. Sie
haben immer gesagt, das bringe nichts, aber von Mitte
April bis Ende August gab es 31 700 Zusagen, die ein
Volumen von rund 3 Milliarden Euro umfassen. Das ist
konkrete Politik für den Mittelstand und kein Unter-
gangsgerede.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506001300

Herr Kollege Stiegler, gestatten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Schauerte?


Ludwig Stiegler (SPD):
Rede ID: ID1506001400

Das ist wohl unvermeidlich.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506001500

Bitte schön.

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(C (D Für diese Frage bin ich sogar aufgestanden. (Dr. Rainer Wend [SPD]: Aber nicht aus dem Bett aufgestanden!)

Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1506001600


Ludwig Stiegler (SPD):
Rede ID: ID1506001700

Das schreibt die Geschäftsordnung vor, Herr Kollege

chauerte.

Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1506001800

Ich hatte vorhin den Zwischenruf gemacht, dass es in
anchen Fällen gut wäre, wenn jemand im Bett geblie-
en wäre. Das will ich jetzt aber nicht vertiefen.
Meine Frage. Sie haben gerade die Fusion der KfW
it der DtA zur KfW-Mittelstandsbank erwähnt. Kön-
en Sie mir ein einziges Beispiel dafür nennen, dass sich
eit dieser Fusion hinsichtlich der Finanzierung des Mit-
elstandes etwas verbessert hat?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Ludwig Stiegler (SPD):
Rede ID: ID1506001900

Ja, das kann ich. Sie müssen sich nur einmal die
ühe machen, mit der KfW zu reden. Die Programme
ind gestrafft worden. Es gibt jetzt Beteiligungskapital.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das gab es schon immer!)


s gibt jetzt nachrangiges Beteiligungskapital auf breiter
bene. Es gibt Mikrodarlehen, die für Existenzgründer
on kleinen Unternehmen eingeführt worden sind.


(Zuruf von der CDU/CSU: Ein konkretes Beispiel!)


ch empfehle einen Besuch, sie befindet sich in der
ähe. Lassen Sie sich das alles dort einmal vorstellen.
ch kann Ihnen auch gerne die Papiere schicken, aber ich
ann meine Redezeit nicht zum Thema KfW aufbrau-
hen.


(Zurufe von der CDU/CSU)

Ich sage Ihnen: Bei mir sind täglich Mittelständler, die
ich um Hilfe bitten, damit sie zum Beispiel die Bera-
ungskapazitäten der KfW in Anspruch nehmen können,
eil die Banken und Sparkassen sehr zögerlich die KfW-
redite weiterleiten, da deren Mitarbeiter oft nicht wis-
en, wie es funktioniert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


eswegen helfen wir mit, dass wir mit ausgefeilten
usiness-Plänen vorankommen. Herr Schauerte, wenn
ie schon aufstehen, wird es sich lohnen, den ersten Weg
ur KfW zu machen; ich glaube, das würde selbst Ihnen
och etwas bringen.


(Beifall bei der SPD)

Meine Damen und Herren, wir fördern den Mut zur

elbstständigkeit. Gerade die KfW bereitet von den






(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler

Kleinstunternehmen bis zu den Wachstumsbereichen et-
was vor. Wir haben jetzt auch den so genannten mezza-
ninen Bereich adressiert, also den Bereich zwischen
1 Million und 5 Millionen Euro, in dem es unglaublich
schwer ist, Beteiligungen zu gewinnen.


(Abg. Hartmut Schauerte [CDU/CSU] nimmt Platz)


– Sie müssen stehen bleiben, Herr Kollege Schauerte,
sonst geht das alles von meiner Redezeit ab. Ich beant-
worte immer noch Ihre Frage.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das ist doch keine Antwort!)


Es ist ja unfair, mir Fragen zu stellen, um mir Redezeit
zu stehlen.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Nein! Sie müssen antworten!)


Das ist nicht okay. Herr Präsident, er steht virtuell.

(Heiterkeit bei der SPD)


Ich beantworte immer noch die Frage von Herrn
Schauerte.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Aber jetzt zur Sache!)


Die KfW hilft gerade in diesem mittleren Bereich.
Wir starten jetzt zum Beispiel Beteiligungsgesellschaf-
ten, an denen sich die KfW beteiligt, damit die Unter-
nehmen an Eigenkapital kommen.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Was ist neu?)


Wir werden die ganze Mentalität der Unternehmens-
finanzierung zu ändern haben, damit wir die kleinen und
mittleren Unternehmen in der Übergangszeit so mit
Nachrangkapital versorgen, dass sie, wenn sie dank un-
serer Steuerpolitik Eigenkapital gebildet haben, in eine
gute Zukunft gehen.

Jetzt können Sie sich setzen.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Vielen Dank!)

Wir sichern mit unserer Steuerpolitik die Rendite

nach Steuern und haben dadurch ganz andere Standort-
voraussetzungen als früher. Wir sichern mit der Reform-
politik den EBIT, weil die Explosion der Lohnnebenkos-
ten gestoppt und der Lastenesel Arbeit von zusätzlichen
Abgaben befreit wird. Dies wird Klaus Brandner nach-
her noch beschreiben.

Ich sage Ihnen: Hören Sie auf, auf die Bundesanstalt
einzudreschen! Sie war in einem Zustand, den 20 Jahre
CDU-Herrschaft verursacht haben. Wir haben sie mit-
hilfe der Mitarbeiter in einem Jahr in Bewegung ge-
bracht. Lassen Sie uns den Mitarbeitern helfen, sich auf
die neue Zeit einzustellen, statt sie zu diffamieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Meine Damen und Herren, wir übernehmen Verantortung für dieses Land und fordern auch die so genannen Spitzenkräfte der Wirtschaft dazu auf. Das Thema usbildung wurde angesprochen. Für mich haben die irtschaftsverbände und die Kammern einen Sicherstel ungsauftrag für die Ausbildung. Es geht nicht darum, ie jetzt zu bedrohen, sondern darum, sie daran zu erinern, dass sie einen Sicherstellungsauftrag haben. Wir aben noch fünf geburtenstarke Jahrgänge vor uns. iese dürfen uns nicht „verderben“, weil wir sie in Zuunft dringend brauchen. Darum steht außer Frage, dass edes Unternehmen, das kann, auszubilden hat. Wenn ast 70 Prozent der Unternehmen überhaupt nicht mehr usbilden, dann stimmt etwas nicht. Deshalb muss man andeln. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Hundt hat sich gestern Abend dazu bekannt. Wir
üssen gelegentlich den Knüppel zeigen, weil sonst
ichts in Bewegung kommt. Die Unternehmen müssen
irklich wissen: Wir meinen es ernst. Keiner von uns hat
paß daran, eine Umlagefinanzierung – oder was auch
mmer – einzuführen. Wolfgang Clement hat Recht,
enn er die Unternehmen auffordert: Zahlt jetzt in einen
olchen Fonds oder bei euren Kammern ein; es darf kein
ub und kein Mädchen ohne Stellenangebot bleiben.
Wir tun als Bund mit dem Programm für die Jugend-

ichen unglaublich viel. Die Kultusminister bescheren
ns jedes Jahr 10 bis 15 Prozent nicht ausbildungsfähige
ugendliche. Eigentlich müssten die Kultusminister
ans Eichel Geld erstatten, weil Jugendliche die Haupt-
chulen ohne Berufsreife verlassen. Das ist doch die
ahre Situation, und zwar in allen Ländern. Da über-
immt der Bund ohnehin sehr viele Aufgaben.
Meine Damen und Herren, wir haben eine zweite
ufgabe: der Rationalisierung eine neue Richtung zu
eben. Wir erleben es zurzeit, dass die Automobilindus-
rie, aber auch die Maschinenbauindustrie mit ihren
reisvorgaben die Zulieferer geradezu zwingen, ferne
tandorte aufzusuchen. Wir erwarten von den Profis der
ation, dass andere Effizienzpfade begangen werden –
ei es nun der Energiepfad, die Materialwirtschaft oder
hnliches. Man kann auch in andere Richtungen gehen
nd muss nicht alles auf den Faktor Arbeit abladen. Wir
erringern die Lohnnebenkosten. Wir erwarten im Ge-
enzug von der Wirtschaft, dass neue Pfade der Effizi-
nzrevolution gegangen werden und dass wir das mitein-
nder anpacken.
Dazu gehört auch die Energiepolitik. Wir sind für

ersorgungssicherheit. Zustände wie in Amerika wird es
ei uns nicht geben. Hauptfaktoren sind die Umweltver-
räglichkeit, die Wirtschaftlichkeit und die Innovations-
ähigkeit. Die Steigerung der Effizienz steht dabei im
ittelpunkt. Dazu, dass es zwischen Wolfgang Clement
nd Hermann Scheer gelegentlich Diskussionen gibt,
age ich: Ja, mein Gott! Hermann Scheer ist der Stellver-
reter der Sonne auf Erden, er denkt in Äonen und Jahr-
illionen.


(Heiterkeit bei der SPD)







(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler

Wolfgang Clement sichert in den nächsten zehn Jahren
die wirtschaftliche Entwicklung. Die Strecke von Jahr-
millionen besteht aus einer beinahe unendlichen Anei-
nanderreihung von Zehnjahreszeiträumen. Wir sind hier
auf einem guten Weg.


(Beifall bei der SPD)

Ich schaue mir die Situation bei der CDU/CSU an.

Dass Herr Merz Frau Merkel gestern die erste Auseinan-
dersetzung mit dem Bundeskanzler abgenommen hat,
damit sie hinterher über Kirschkuchen reden konnte,
zeigt mir, wie es bei Ihnen aussieht. Bei Ihnen ist das
Glück des einen die Hölle des anderen. Wir sind demge-
genüber miteinander auf die Zukunft ausgerichtet. Das
ist das Entscheidende, was wir hier zu tun haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir als Sozialdemokraten wagen die Veränderung.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Na ja!)


Es wäre gelogen, zu sagen, dass uns das leicht fällt.
Zu Ihrem Herrn Laumann sage ich: Wie immer darf

einer von Ihnen den Sozialausschüssler, den Rächer der
Enterbten, mimen, während die anderen Drahtzieher die
Schweinereien machen und das Tarifvertragssystem bre-
chen dürfen.


(Beifall bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Herr Stiegler ist eine Dreckschleuder!)


Herr Laumann tut mir Leid. Er muss hier immer schein-
heilig sein und eine Wand, einen Paravent, vor Ihren
Hintergedanken aufbauen. Er ist ein armer und netter
Kerl. Deshalb sollte er sich für so etwas nicht zur Verfü-
gung stellen.


(Beifall bei der SPD – Ernst Hinsken [CDU/ CSU]: Es war eine großartige Rede von Herrn Laumann!)


Wir orientieren die Menschen um. Sie müssen ein
Bewusstsein für die veränderte Lage der Weltwirtschaft,
die veränderten Wachstumserwartungen und die Pro-
bleme, die mit dem demographischen Wandel verbunden
sind, entwickeln. Dass uns das vor allem dann, wenn Sie
sagen, dass die Welt gleich untergeht, nicht immer Zu-
stimmung bringt, ist klar. Wir stellen uns aber dieser
Aufgabe, und zwar ausgewogen. Dafür bekommen wir
keine Vorschusslorbeeren.

Ich sage unseren Freunden von den Gewerkschaften:
Wer uns wegen Kleinigkeiten kritisiert, der sollte bitte
im Auge behalten, was Sie vorhaben, nämlich die Zer-
störung der Tarifautonomie. Das wäre eine konservative
Revolution in diesem Lande,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: 5 Millionen Arbeitslose haben Sie zu verantworten!)


die rückwärts gerichtet wäre. Das werden auch unsere
Freunde in den Gewerkschaften begreifen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ernst a W v n N k b e P J D g s W z E h v F H d d s n s d g d g m n k k (C (D Hinsken [CDU/CSU]: Haltlose Unterstellung!)


Wir gehen also auch durch tiefe Täler,

(Max Straubinger [CDU/CSU]: Das ist richtig!)

ber wir nehmen unsere Verantwortung dabei wahr.
ir gehen an vielen Menschen mit fragenden Blicken
orbei, aber wir stehen fest zu unserer Zielsetzung eines
achhaltig wachsenden Wohlstandes im Frieden mit der
atur. Es muss zu einer Kultur der Selbstständigkeit
ommen, in der jeder, der für sich und andere einen Ar-
eitsplatz schafft, unsere Unterstützung und Förderung
rhält. Die Solidarität der Generationen bei Rente und
flege ist wichtig. Es darf nicht dazu kommen, was der
U-Vorsitzende gefordert hat, nämlich: Krücke ab 75.
as, was jemand medizinisch braucht, muss er unabhän-
ig von Alter und Einkommen auch erhalten. Das ist un-
er Weg der Erneuerung.
Franz Müntefering hat die Themen „Sicherheit im
andel“ und „Sicherheit durch Wandel“ vor Jahren hier
ur Diskussion gestellt. Genau das ist unser Programm.
s geht um Sicherheit durch Wandel und Wohlstand auf
ohem Niveau. Jammern auf einem erbärmlichen Ni-
eau, wie es die Opposition tut, hilft nicht weiter.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506002000

Ich erteile Kollegen Kurt Rossmanith, CDU/CSU-

raktion, das Wort.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1506002100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren Kollegen! Dies war an sich eine typische Rede
er heutigen Sozialdemokratie nach dem Motto: Haltet
en Dieb! Beschimpfungen und Angriffe, aber inhaltlich
chlicht und einfach nichts.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das, lieber Herr Kollege Stiegler, haben wir von Ih-
en und übrigens auch vom Bundesminister für Wirt-
chaft, zu dem ich gleich noch kommen werde, erwartet;
enn Sie haben schon mit Ihrem Einstieg völlig falsch
elegen: Die Zukunft gehört nicht dem Hoffenden, son-
ern sie gehört dem Handelnden. Handeln – das verlan-
en wir von der Regierung. Das hätte sie seit fünf Jahren
achen müssen, aber sie hat es bis heute sträflich ver-
achlässigt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Richtig handeln!)


Sie haben sich im Endeffekt genauso wie der Bundes-
anzler verhalten, der nur in Phrasen spricht und nie
onkret wird. Er erklärt Themen zur Chefsache, von






(A) )



(B) )


Kurt J. Rossmanith

denen hinterher – das sieht man – überhaupt nichts übrig
bleibt. Von ihm kommen immer nur Phrasen und Über-
schriften.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wohl wahr!)

Ich gestehe: Würden wir uns in der Tat mit dem beschäf-
tigen, was auf der Tagesordnung steht, nämlich der
Haushalt 2004, dann wäre das eine völlige Zeitver-
schwendung. Der Kollege Schöler könnte sich ansonsten
anderen wichtigen Aufgaben widmen. Deshalb hat Herr
Bundesminister Clement über den Haushalt gar nichts
gesagt.

Sein Ministerium hat zu diesem Haushalt Folgendes
erklärt – ich zitiere –:

Der vom Bundeskabinett im Juli beschlossene Re-
gierungsentwurf zum Haushalt 2004 des Bundes-
ministeriums für Wirtschaft und Arbeit bedarf im
parlamentarischen Verfahren in wesentlichen Punk-
ten einer Überprüfung und Überarbeitung.

Das sagt alles. Wenn wir hier permanent angegriffen
werden, dann müssen wir einfach sagen, dass dieser
Haushaltsentwurf von Haus aus in den Papierkorb gehört
hätte. Schon bei der Erarbeitung dieses Haushaltes wur-
den überhaupt keinerlei Fakten berücksichtigt. Selbst der
Begriff „geschönt“ ist hier noch weit untertrieben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gefälscht!)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506002200

Kollege Rossmanith, gestatten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Kröning, SPD-Fraktion?

Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1506002300

Aber selbstverständlich.

Volker Kröning (SPD):
Rede ID: ID1506002400

Herr Kollege Rossmanith, ich nehme an, dass Sie an

der Debatte von Anfang an teilgenommen haben und
dass Sie auch in den letzten Tagen in Ihrem Büro waren.

Erstens. Können Sie bitte einmal bestätigen, dass der
Bundeswirtschaftsminister vorhin davon gesprochen hat,
dass die Arbeitsmarktreformen Hartz III und IV, die
von der Bundesregierung am 13. August eingeleitet wor-
den sind und in den Haushaltsentwurf vom 2. Juli noch
nicht eingearbeitet werden konnten, auf Vorschlag seines
Ministeriums, abgestimmt mit dem Bundesministerium
der Finanzen, eingearbeitet werden müssen? Das hat er
angekündigt.

Zweitens. Ist Ihnen bekannt, dass zwischen unseren
Büros für den 30. Oktober bereits ein zweiter Berichter-
stattertermin zu diesem Thema einvernehmlich verabre-
det worden ist? Was Sie hier machen, ist Volksverdum-
mung.


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1506002500

Lieber Kollege Kröning,

(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Recht hat er gehabt!)


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(C (D en letzten Begriff weise ich mit Abscheu und Empöung zurück. (Volker Kröning [SPD]: Das sieht man Ihnen an!)


nsonsten bestätige ich Ihnen sehr gern – das ist
elbstverständlich –, dass ich in den letzten Tagen nicht
ur hier im Büro, sondern sogar hier im Plenum war, wie
s sich für einen Haushälter gehört.


(Abg. Volker Kröning [SPD] nimmt Platz)

Herr Kollege Kröning, ich bin mit meiner Antwort
och nicht fertig, bitte bleiben Sie stehen. Ansonsten
eht es mir wie dem Kollegen Stiegler, dem Redezeit ge-
trichen wurde, die aber der Beantwortung der Frage
iente.


(Abg. Volker Kröning [SPD] erhebt sich)

Selbstverständlich war ich heute bei dieser Debatte

on Anbeginn anwesend und habe dem Herrn Bundes-
irtschaftsminister sehr interessiert zugehört. Deshalb
erde ich auf einiges aus seiner Rede eingehen. Faktum
t aber, dass bestimmte Änderungen – ich meine nicht
ie Reformen zu Hartz III und IV; darin sind wir uns
inig – in den Entwurf schon hätten eingearbeitet oder
umindest genannt werden können. Es ist überhaupt ein-
alig in der Geschichte der Bundesrepublik Deutsch-
and, dass ein Haushalt beraten wird, in dem Gesetzent-
ürfe teilweise berücksichtigt werden, die noch nicht
inmal in erster Lesung im Parlament behandelt worden
ind. Diese Gesetzentwürfe bringen Sie erst heute in die
eratungen ein und sie müssen jetzt schon wieder korri-
iert werden.


(Walter Schöler [SPD]: Das haben Sie früher laufend gemacht! – Abg. Volker Kröning [SPD] nimmt Platz)


Ich bin noch nicht fertig, Volker Kröning.

(Heiterkeit – Abg. Volker Kröning [SPD] erhebt sich)

Ein wesentlicher Punkt ist das angebliche Wirt-

chaftswachstum von 2 Prozent. Kein einziges wirt-
chaftswissenschaftliches Institut hat auch nur annä-
ernd eine solche Zahl genannt.


(Volker Kröning [SPD]: Das hat nichts mehr mit meiner Frage zu tun!)


Das gehört alles noch zu der Frage, die Sie gestellt ha-
en. – Selbst die Kollegin Scheel – meines Wissens sind
ie Grünen mit Ihnen in einer Koalition – hat gesagt,
ass diese Zahl niemals erreicht werde und ein Wirt-
chaftswachstum in dieser Höhe illusorisch sei.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und zwar in einer guten Koalition!)


etzt bin ich fertig mit der Beantwortung Ihrer Frage. Ich
in ja anständig und will nicht Redezeit schinden.
Ich möchte ein Wort zur Kollegin Dückert sagen. Ich

in geradezu dankbar, dass die Grünen in der Zwischen-
eit einen Begriff kennen und nennen, bei dem sie früher
ine pawlowsche Reaktion der übelsten Art gezeigt ha-






(A) )



(B) )


Kurt J. Rossmanith

ben, nämlich Wirtschaftswachstum. Das war früher für
Sie immer das Übelste, was es überhaupt gibt. In der
Zwischenzeit sagen Sie selbst, dass wir Wirtschafts-
wachstum brauchen, um die äußerst schwierige Situation
in der Bundesrepublik Deutschland bewältigen zu kön-
nen.

Wir brauchen keine Worte und Luftblasen, sondern
konkretes Handeln. Sie verweisen auf die Steuerschät-
zung. Auch der Bundesminister der Finanzen hat das
diese Woche wieder getan und gesagt, dass die Steuer-
schätzung im November abgewartet werden müsse, um
dann neue Überlegungen anzustellen. Im November
wollen wir den Hauhalt 2004 in zweiter und dritter Le-
sung bereits beschlossen haben. Der Bundesrat will dann
auch darüber beschließen. Sie kennen doch schon jetzt
die Zahlen. Sie stehen doch nicht wie das Kaninchen vor
der Schlange und wissen nicht, was die Steuerschätzung
im November ergeben wird.

Im vergangenen Jahr war es genauso. Wir konnten
den Bundeshaushalt 2003 wegen der Bundestagswahl
erst in diesem Jahr beschließen. Dennoch haben Sie im
Frühjahr gesagt, wir müssten erst die Steuerschätzung
im Mai abwarten.

Wir haben in diesem Land – Gott sei es geklagt – die
niedrigste Investitionsquote, die es seit Bestehen der
Bundesrepublik Deutschland gab.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das Gegenteil hat Herr Stiegler behauptet!)


Herr Stiegler sagt noch, dass wir den Leuten Hoffnung
geben sollen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Sie sind ein hoffnungsloser Fall!)


Hoffnungslos war die Sozialdemokratie, weil sie jeden
Kredit verspielt hat. Sie konnte noch nie Hoffnung ge-
ben, aber die Leute haben das zu spät bemerkt und haben
sich im vergangenen Jahr noch einmal blenden lassen.
Es waren zwar nur etwas mehr als 7 000, die sich mehr
als die anderen haben blenden lassen, aber dennoch.


(Ludwig Stiegler [SPD]: In drei Jahren werden wir wieder gewinnen!)


Lieber Kollege Stiegler, ich sehe noch heute die Vor-
stellung des Hartz-Konzeptes kurz vor der Bundestags-
wahl bildlich vor mir, die wie eine kultische Weihehand-
lung im Französischen Dom am Gendarmenmarkt
zelebriert wurde.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Nur kein Neid!)

Schröder sagte: Das Hartz-Konzept wird eins zu eins
umgesetzt. Ich werde das machen. Basta! – Was ist da-
raus geworden? Gar nichts.


(Klaus Brandner [SPD]: Wenn man nicht wüsste, dass Rossmanith so ahnungslos ist, dann müsste man in der Tat sagen: Er weiß nicht, wovon er spricht! Er lebt auf einem anderen Stern!)


Lieber Herr Bundesminister Clement, ich schätze Sie
persönlich sehr, muss Ihnen aber sagen, dass mit den

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(C (D artz-Reformen und den Ich-AGs die Schwarzarbeit ehr oder weniger legalisiert wurde. Die Ich-AGs weren doch von denjenigen gegründet, die jetzt auf legaem Wege aus der Schattenwirtschaft heraus wieder in en ersten Arbeitsmarkt integriert werden und in diesem rsten Wirtschaftssegment arbeiten dürfen. (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollen Sie die Schwarzarbeit beibehalten oder was heißt das?)


as ist doch der Witz daran. Aber es ist leider Gottes so.

(Walter Schöler [SPD]: Das wirst du nachher noch einmal nachlesen müssen!)

Deshalb ist es auch richtig, dass Sie nicht nur Steuern

enken, sondern auch Subventionen zurückfahren wol-
en. Aber auch dabei ist nicht zu erkennen, dass Sie diese
bsicht umsetzen. Denn die Sparbemühungen dieser
undesregierung ergeben ein völlig anderes Bild. In der
estrigen Ausgabe der „Financial Times Deutschland“
st mit Recht festgestellt worden:

Das Einzige, woran diese Bundesregierung spart,
ist die Wahrheit.

em kann man nur zustimmen. Genau dies ist Fakt.
Ich frage mich, wie Sie die 5 Millionen Arbeitslosen

n den Griff bekommen wollen.

(Ludwig Stiegler [SPD]: Mit einer solchen Lahmarschigkeit mit Sicherheit nicht! – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sollen wir Ihnen dabei helfen?)


Mit Geschrei und Ihren Sprechblasen, Herr Stiegler,
ird das sicherlich nicht gelingen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das war ganz zurückhaltend!)


ir brauchen vielmehr eine Rückführung der Regle-
entierungen. Sie haben uns das doch in den vergange-
en fünf Jahren eingebrockt. Das sind die Fesseln – wie
er Kollege Brüderle mit Recht festgestellt hat –, die Sie
er Wirtschaft angelegt haben. Sie werden es mit Ihren
aßnahmen nicht schaffen, die Arbeitslosigkeit abzu-
auen – im Gegenteil. Der ehemalige stellvertretende
orsitzende Ihrer Fraktion, Ottmar Schreiner, wurde in
er gestrigen Ausgabe der „Welt“ wie folgt zitiert:

Wenn wir im Winter 5 Millionen Arbeitslose haben,
fängt die Richtungsdebatte von vorn an.

as heißt, er rechnet schon mit 5 Millionen Arbeitslo-
en.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Was ist die Botschaft? – Weitere Zurufe von der SPD: Was wollen Sie?)


Vonseiten anderer Kollegen aus Ihrer Fraktion ist
ich zitiere wieder aus der „Welt“ – von einem „extrem
utoritären Selbstverständnis des Kanzlers“,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das sagt der StoiberJünger!)







(A) )



(B) )


Kurt J. Rossmanith

von „mangelnder strategischer Weitsicht“ und „fehlen-
dem Respekt vor dem Parlament“ die Rede. Der Kanzler
gebe „seiner Fraktion keine Orientierung“. Das sind
Aussagen von Sozialdemokraten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ludwig Stiegler [SPD]: Eine schwache Sonthofener Rede! Der Strauß war besser!)


Wir brauchen zwar in der Tat eine Erneuerung, aber
nicht in der Form, wie Sie sie zu Papier bringen, die sich
aber im Endeffekt wieder nur an dem Alten orientiert.
Von einer wirklichen Erneuerung ist in diesem Haushalt
nichts zu finden.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Ich will kurz auf die Gemeinschaftsaufgabe „Ver-

besserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ zu
sprechen kommen. Für die neuen Bundesländer wird sie
massiv zurückgeführt, für die alten Bundesländer völlig
gestrichen. Aber die Förderung kann sich doch nicht
nach den Grenzen der Bundesländer richten. Sie muss
sich vielmehr an strukturschwachen Gebieten orientie-
ren, denen geholfen werden muss. Diesen Ansatz müs-
sen wir verfolgen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich möchte auch noch etwas zu den Werften sagen.

Herr Bundesminister Clement, Sie fahren heute nach
Mexiko zur WTO. Vielleicht können Sie bei dieser Gele-
genheit das Thema vorbringen. Wir können doch nicht
einfach hinnehmen, dass bei HDW 800 und bei der
Meyer Werft 750 Arbeitsplätze mir nichts, dir nichts ab-
gebaut werden. Wir liegen nach wie vor in Fesseln, weil
sich andere Staaten, in denen es auch eine Werftindustrie
gibt – zum Beispiel Korea –, nicht nach dem richten,
was international vereinbart wurde.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sehr gut!)

In dieser Konkurrenzsituation muss doch für Gleichheit
gesorgt werden. Wir verfügen auch auf diesem Gebiet
über Spitzentechnologie und müssen uns vor niemandem
verstecken.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das Gleiche gilt für die Luftfahrtforschung. Ich

möchte positiv hervorheben, dass es das Luftfahrtfor-
schungsprogramm III gibt, wenn auch mit zurückgeführ-
ten Daten. Aber angesichts der derzeitigen Situation will
ich mich dazu nicht negativ äußern. Ich will aber den Grü-
nen Folgendes ins Stammbuch schreiben: Die Luftfahrt-
forschung ist notwendig. Die Menschen haben nun einmal
eine hohe Mobilität, die sie auch beibehalten wollen. Die
Luftfahrtforschungsprogramme verfolgen aber nicht das
Ziel, die Umwelt zu zerstören; vielmehr ist das Gegenteil
der Fall: Mit diesen Programmen werden Maßstäbe im
Verbrauch gesetzt, der dadurch zurückgeführt werden
kann. Außerdem kommen sie der Lärmminderung zugute.
Sie sollten sich nicht ständig dagegen wehren.

Zum Steinkohlebergbau möchte ich noch Folgendes
sagen: 2,2 Milliarden Euro, die nach wie vor in eine
mehr oder weniger auslaufende Industrie gepumpt wer-
den, sind eine ganze Menge. Darüber müssen wir noch
einmal diskutieren; denn angeblich sollen 800 Millionen

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(C (D uro – wohlgemerkt Euro, nicht italienische Lire – manels Bedarf gar nicht ausgegeben werden können. Lieber Herr Kollege, ich muss versuchen, Sie zu stop en, weil Sie schon zwei Minuten über der Zeit sind. Frau Präsidentin! Ich bin am Ende (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506002600
Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1506002700

einer Ausführungen. – Ich sehe an der großen Freude
er Sozialdemokraten,


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Dass Sie am Ende sind!)


ass das, was ich gesagt habe, sie sehr getroffen hat. Das
ollte ich erreichen. Ich hoffe aber auch, dass ich Sie
it meiner Rede zum Umdenken gebracht habe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Uwe Küster [SPD]: Kann ich das nochmals hören?)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506002800

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Anja Hajduk.

Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506002900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der
irtschaftsminister hat am Anfang der Debatte gesagt
er musste jetzt leider gehen –, dass wir im Wesentlichen
ber die Herausforderungen im Bereich der Wirtschaft
nd des Arbeitsmarktes einig seien. Ich glaube, das kann
an bestätigen. Ich habe jedenfalls nichts Gegenteiliges
ehört. Wir müssen die Beschäftigung fördern, um
achstum zu ermöglichen. Das ist wahrscheinlich die

ichtige Reihenfolge. Hierbei ist ein Hauptprojekt die
usammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe.
enn ich Herrn Laumann richtig verstanden habe, dann
cheint eine Einigung möglich zu sein. Der Minister hat
ie sehr mutige Aussage gemacht, dass es deswegen
icht zu einer immensen Personalaufstockung bei der
undesanstalt für Arbeit kommen dürfe.
In Richtung Opposition möchte ich Folgendes sagen:
enn man zustimmt, dass die Herausforderungen von
ns allen richtig erkannt worden sind, dann macht es kei-
en Sinn – das betone ich besonders im Hinblick auf die
eden von Herrn Laumann und Herrn Brüderle –, in ers-
er Linie Schuldzuweisungen vorzunehmen und Vor-
ürfe zu machen nach dem Motto: Hätten Sie das anders
emacht, dann wäre vieles besser geworden. Außerdem
ei das Wachstum viel geringer als unsere Prognosen.
er Vorwurf, dass wir keine optimalen Ergebnisse mit
nserer Politik erzielt hätten, ist durchaus berechtigt.
ber die Menschen haben die Nase voll von einer billi-
en Schuldzuweisungspolitik. Im Klartext: Das geht den
enschen auf den Wecker, und zwar zu Recht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Manfred Grund [CDU/ CSU]: Woher wissen Sie das?)







(A) )



(B) )


Anja Hajduk

Gefragt sind stattdessen Lösungsalternativen.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Auch wir wollen sie hören!)


Ich war regelrecht geschockt, dass Herr Laumann, als
er über Reformen gesprochen hat – Herr Brüderle hat
seine Aussagen ganz aufgeregt bestätigt –, als Erstes die
Liberalisierung des Handwerks in einen unvereinbaren
Gegensatz zu der – zugegeben – großen Leistung des
Handwerks in der Ausbildung gebracht hat.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Weil das zusammenhängt!)


Es hat mich richtig erschüttert, dass Sie unsere Politik
zur Liberalisierung des Handwerks nicht positiv be-
gleiten können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Max Straubinger [CDU/CSU]: Handwerksbetrieb und Ausbildung sind untrennbar!)


Sie, meine Damen und Herren von der FDP, reden in
diesem Zusammenhang sogar von Zerschlagung und
verweigern sich. Ich frage mich, wo die Freiheitsliebe
der FDP geblieben ist.


(Rainer Brüderle [FDP]: Eine schöne Jacke haben Sie an!)


– Sie sollten nicht vom Thema ablenken. – Der Auftritt,
den Sie sich hier geleistet haben, war für einen Liberalen
peinlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich möchte nun auf ein Thema zu sprechen kommen,
das die CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende, Angela Merkel,
gestern zu Recht angesprochen hat, nämlich die Heraus-
forderung an die Politik, in Krisenzeiten eine klare Linie
zu beschreiben.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506003000

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Hinsken?


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506003100

Ich möchte diesen Gedankengang gerne zu Ende füh-

ren. Dann erlaube ich gerne eine Zwischenfrage.
Ich war gestern zusammen mit Herrn Schauerte auf

einer Veranstaltung, auf der es um Ordnungspolitik
ging. Dort sind die Opposition und die Regierung kriti-
siert worden, auch zu Recht; denn auch wir machen
nicht alles richtig. Wir müssen eine klare Linie verfol-
gen. Wenn wir eine stärkere Liberalisierung wollen – da-
für braucht man Mut; Frau Merkel hat gestern von „fair
ändern“ gesprochen –, dann können wir der Bevölke-
rung doch nicht im Ernst vorschlagen: Ihr müsst einen
Mentalitätswandel durchmachen, aber einige Gruppen
nehmen wir davon aus.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Was wollen Sie ausnehmen? – Manfred Grund [CDU/ CSU]: Windkraft zum Beispiel!)


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(C (D as ist nicht akzeptabel und ich verstehe es auch nicht. ie große Schwäche der Opposition besteht darin, dass ie mit Blick auf das Handwerk und das Gesundheitsween – das ist ein wachsender Markt und Sie haben Angst or dem Wettbewerb der Anbieter – Lobbyisten schüten. Damit werden Sie scheitern, damit werden Sie keien klaren Zukunftsentwurf entwickeln können. Das uss man in dieser Debatte deutlich feststellen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1506003200

Frau Kollegin Hajduk, Sie haben vom Zerschlagen

es Handwerks gesprochen. Ich möchte den Vorwurf er-
eben, dass das der Fall sein wird, wenn wir so vorge-
en, wie die Koalition es vorlegt. Wir haben nichts dage-
en,


(Hubertus Heil [SPD]: Was ist eigentlich die Frage?)


ass ein modernes, dynamisches, flexibles

(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Frage!)

nd europataugliches Handwerk in Zukunft maßgeblich
ein soll.


(Hubertus Heil [SPD]: Nur ändern soll sich nichts! Das stimmt doch nicht!)


Wir werden unseren Beitrag dazu leisten.
Ich bitte Sie, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen:


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frage!)


ir sind dagegen, dass das Kind mit dem Bade ausge-
chüttet und der Meisterbrief über Bord geworfen wird.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wird er ja gar nicht!)


as erwartet das Handwerk auch von uns.
Ich möchte daran erinnern,


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Frage an Frau Hajduk fehlt!)


as Herr Minister Clement – er ist jetzt nach Cancun ab-
eflogen und ich habe es ihm eben noch gesagt – als
estredner beim Deutschen Handwerkstag am 29. No-
ember 2002, also vor wenigen Monaten, gesagt hat:


(Hubertus Heil [SPD]: Er muss eine Frage stellen!)


Ich gehöre zu den Anhängern des Großen Befähi-
gungsnachweises.

(Dr. Uwe Küster [SPD]: Wo ist die Frage?)


Ich gehöre zu denen, die die Handwerksordnung,
die das Handwerk mit seinem Kammerwesen, mit
seinem Innungswesen für unverzichtbar halten.

(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bestes Beispiel von Lobbyistentum, Ernst Hinsken was diese angebliche Zwischenfrage betrifft! Unglaublich!)





(A) )


(B) )


Er sagt weiter:
Es wird durch diese Bundesregierung, jedenfalls
durch mich, keine Maßnahmen geben, die gewis-
sermaßen von oben herab Veränderungen im Hand-
werk erzwingen wollen.

(Hubertus Heil [SPD]: Ist das ein Vorlesewett bewerb?)

Das, was wir tun, was wir tun können, im Verhält-
nis zum Handwerk,

(Dr. Uwe Küster [SPD]: Jetzt ist es aber ge nug!)

was die Rechtsordnung angeht, die Handwerksord-
nung angeht, das wird nur so gestaltet werden, dass
Sie

– gemeint ist das Handwerk –
mitgehen. Wir werden das mit Ihnen tun – –


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506003300

Jetzt übersteigt das Maß des Vorlesens aber den Um-

fang einer Frage.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS SES 90/DIE GRÜNEN)


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1506003400

Ich möchte Sie bitten, das zur Kenntnis zu nehmen;

(Dr. Uwe Küster [SPD]: Sie haben zu fragen!)


denn die Grünen sind der Koalitionspartner der SPD.
Deshalb richte ich meine Frage an Sie:


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Unglaublich! Halten Sie sich an die Regeln!)


Wenn Clement solche Versprechungen macht, meinen
Sie dann nicht, dass Sie sie der Glaubwürdigkeit wegen
auch halten müssen, oder meinen Sie, man kann so vor-
gehen, wie Sie es jetzt beabsichtigen?


(Beifall bei der CDU/CSU)


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506003500

Herr Hinsken, ich bin dankbar, dass Sie diesen Punkt

angesprochen haben, weil ich glaube, dass gerade Sie
– aber auch wir – wegen Ihrer Eingebundenheit im
Handwerk eine besondere Verantwortung tragen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Kompetenz!)

– Auch Kompetenz.

Wir können auch über die eine oder andere grundsätz-
liche Sache unterschiedlicher Meinung sein, aber dass
der Kollege Brüderle und andere davon reden, es ginge
uns um die Zerschlagung des Handwerks,


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es!)

ist ausgemachter Quatsch.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich habe mit der Handwerkskammer in Hamburg ge-
prochen. Dort wurde deutlich gesagt: Wir wissen, auch
ir müssen uns bewegen, aber bitte nehmen Sie uns da-
ei mit. Vielleicht gehen wir in der Politik manchmal
tärker voran, als die Kammer das für ihren eigenen Be-
eich wünscht. Vertreter wie Sie, die in diesem Hause sit-
en, haben die besondere Verantwortung, das Vorange-
en zu fördern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn wir in einer ganz bestimmten Weise dem An-
pruch gerecht werden wollen – ich habe auf Frau
erkel verwiesen –, wenn wir den Leuten etwas zumu-

en und dabei faire Änderungen in Gang setzen wollen,
önnen wir nicht bei dem kleinsten gemeinsamen Nen-
er anfangen und nur Füßchen vor Füßchen setzen.
enn Sie in diesem Hause sitzen, haben Sie nicht nur
ie Verantwortung nicht nur für das Handwerk, sondern
ür die gesamte Gesellschaft.
Deswegen sage ich: Wir wollen den Meisterbrief

icht abschaffen und wir schaffen ihn auch nicht ab.

(Beifall bei der SPD – Max Straubinger [CDU/ CSU]: Doch!)

ir wissen, dass wir eine hohe Qualität im Handwerk
nd eine beispielhafte Ausbildung dort haben.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das muss geändert werden!)


ir wissen aber auch, dass im Handwerk nicht alles so
leiben kann, wie es ist.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Warum?)

as muss man hier deutlich sagen dürfen.
Wir müssen über Schritte der Veränderung reden und

as ist auch für die Zukunft des Handwerks mit Blick
uf den gesamten europäischen Markt notwendig. Wir
ürfen nicht immer nur den Blick zurückwerfen. Das
issen Sie doch auch, Herr Hinsken. Also machen Sie
it. Haben Sie ein bisschen mehr Mut. Von mir aus kön-
en wir in einigen Details ein wenig auseinander blei-
en. Aber wir brauchen keine Polemik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich möchte mit einem Punkt schließen, der hiermit im
usammenhang steht: Wenn wir den Wettbewerb und
ie Änderungsbereitschaft predigen, dann müssen wir
ufpassen, dass uns beim Subventionsabbau nicht der
ut verlässt. Sie wissen, dass wir es gerade bei diesem
aushalt – auch beim Haushalt für Wirtschaft und Ar-
eit, aber nicht nur dabei – mit Subventionen zu tun ha-
en. Das ist ein sensibles Thema, weil es mit Arbeits-
lätzen zusammenhängt. Wenn wir auf den Wettbewerb
etzen, dann müssen wir wissen: Subventionsabbau ist
icht nur ein fiskalisches Problem – das ist es wegen des
roßen Ausmaßes und der hohen Summen mit Sicherheit
uch –, sondern auch ein ökonomisches Problem.






(A) )



(B) )


Anja Hajduk

Deswegen wünsche ich mir, dass wir mit der Innova-

tionsbremse – Subventionen sind eine Innovations-
bremse – wirklich mutiger umgehen und mehr Ent-
schlossenheit beim Subventionsabbau zeigen. Das ist für
die Modernisierung unserer Wirtschaft mit Blick auf In-
novationen notwendig, um mehr Beschäftigung zu errei-
chen; denn von alleine wird sie nicht kommen. Wir brau-
chen dafür sehr viele Veränderungen. Wir brauchen
mehr Beschäftigung für die Förderung eines qualifizier-
ten und guten Wachstums; Sie haben darauf hingewie-
sen. Da drücken wir Grünen nicht auf die Bremse. Wir
akzeptieren, dass Wachstum in einem sinnvollen Aus-
maß geschaffen werden muss.

Danke.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506003600

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Dirk Niebel.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1506003700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Monat für Monat können wir Arbeitslosenzah-
len in den Medien verfolgen, die in aller Regel um meh-
rere Hunderttausend höher liegen als im Vorjahresmonat.
Wir debattieren hier den Haushalt für Wirtschaft und Ar-
beit zusammen mit anderen Gesetzen. Dieser Haushalt
ist genau wie im letzten Jahr ein Haushalt für Arbeitslo-
senhilfe und Steinkohlesubvention.

In diesem Haushalt sind keine Innovationen, aber
enorme Haushaltsrisiken – sie werden uns im Laufe des
Jahres noch begegnen – zu finden. Wir haben das schon
beim letzten Haushalt für dieses Jahr erkannt, in den
kein Bundeszuschuss für die Bundesanstalt für Arbeit
eingestellt wurde. Dieses Mal haben Sie wenigstens
5,2 Milliarden Euro als Zuschuss eingestellt; aber Ende
Juni dieses Jahres betrug das Defizit schon 5,6 Milliar-
den Euro. Das heißt, es ist absehbar, dass dieser Haushalt
bei einer schlechteren Arbeitsmarktentwicklung, von der
im Moment alle ausgehen müssen, schlichtweg Makula-
tur sein wird. Sie sollten ihn überarbeiten, und zwar
nicht erst, wenn Hartz III und IV beschlossen sind, son-
dern sofort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wir debattieren unter anderem Hartz III und IV. Ich

habe einmal das Sitzungsprotokoll der 243. Sitzung vom
14. Juni 2002 mitgebracht. Ich drohe ausdrücklich an,
daraus zu zitieren, wenn Sie mich dazu zwingen sollten;
denn damals haben Sie unseren Antrag auf Zusammen-
legung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe abge-
lehnt.


(Hubertus Heil [SPD]: Er war auch schlecht!)

Ich kann hier vorlesen, wie Sie uns dafür beschimpft ha-
ben. Ich freue mich, dass das Bundeswirtschaftsministe-
rium jetzt weiß, dass es sinnvoll ist, diese beiden steuer-
finanzierten Leistungen zusammenzulegen.

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(C (D Wir bieten unsere Zusammenarbeit, auch im Bundesat – dort sind wir stärker geworden –, an, um zu einem ernünftigen Konzept zu kommen. Ihr momentaner Vorchlag sieht allerdings die Schaffung eines Bundesozialamts vor. Wir alle wissen, dass die Bundesanstalt ür Arbeit dieses umfassende Dienstleistungsangebot das ist kein Vorwurf; sie hat schlichtweg keine Kometenz dafür – nicht erbringen kann. Deswegen brauchen wir eine Kommunalisierung des ozialgeldes, das sich aus der Zusammenlegung der beien steuerfinanzierten Leistungen ergibt, auch weil die ommunen – sie leisten im Bereich der Integration beonders Hilfsbedürftiger hervorragende Arbeit – nach hrem Modell sonst schlichtweg nicht mehr für die Areitsfähigen zuständig sind. Sie sagen: Die Träger sollen möglichst miteinander kooperieren. Ich frage mich: elchen Anreiz haben die Kommunen? Wenn sie nicht ehr zuständig sind, dann besteht für sie nicht mehr die otwendigkeit, ihre Tätigkeiten aufrechtzuerhalten. ach den Erkenntnissen, die man bei „MoZArT“ gesamelt hat, glauben Sie doch nicht allen Ernstes, dass die ommunen dies tatsächlich im Auftrag der Bundesantalt tun werden. Die Bundesanstalt mit ihrem neuen Vorstandsvorsit enden, Herrn Gerster, hat Strukturreformen angekünigt. Die einzige strukturelle Veränderung, die wir erennen können, wurde bei der Gehaltsstruktur der ührungsmannschaft vorgenommen. Die Bundesanstalt st in ihrer jetzigen Form schlichtweg nicht reformfähig. aher sollten Sie sie nicht auch noch mit dieser zusätzlihen Arbeit belasten. Kehren Sie um! Gehen Sie einen ernünftigen Weg! Stärken Sie die Kompetenzen der ommunen, der Landkreise und der Städte! Dann brauhe ich zur nächsten Sitzung, zur zweiten und dritten Leung, das Protokoll vielleicht nicht mitzunehmen, um Ihen nachzuweisen, wie kläglich Sie in der letzten egislaturperiode versagt haben. Vielen Dank. Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Hans-Joachim uchtel. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir be inden uns eigentlich noch in der Haushaltsdebatte. Desegen möchte ich zunächst ganz konkret etwas zu dieem Haushalt sagen. Es steht für jeden Fachmann außer Frage, dass in dem aushalt, den der Wirtschaftsund Arbeitsminister vorelegt hat, eine Zeitbombe tickt – anders kann man das ar nicht bezeichnen –; denn von diesem Haushalt gehen nsicherheiten auf den Gesamthaushalt über. Daher ist as gesamte Haushaltswerk auch so brüchig und stellt ich so unkomplett dar. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dirk Niebel [FDP])


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506003800
Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1506003900






(A) )



(B) )


Hans-Joachim Fuchtel

Was wir jetzt erleben, haben wir in vielen Jahren noch
nie erlebt.

Mit der Bekanntgabe der nächsten Eckwerte wird sich
zeigen, dass das ganze Gesundbeten, wie es der Wirt-
schaftsminister hier immer wieder macht, nicht hilft und
dass die Illusion bezüglich der Kostenentwicklung wie
eine Seifenblase zerplatzen wird. Es wird sich zeigen,
dass man damit keine Politik machen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Heute Morgen hat er wieder gesagt: Wir werden

Deutschland zum Motor machen. Ja, wenn die anderen
noch schwächer werden, dann werden wir vielleicht wie-
der zum Motor in Europa.

Ich erinnere daran, dass die Regierung Kohl mit ei-
nem Wirtschaftswachstum von 2,8 Prozent geendet
hat. Wo sind wir heute? Bei vielleicht 0,75 Prozent.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Nie! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Null oder Minus! Es schrumpft!)


Welche Diskrepanz! Die Leute wären froh, wenn wir
solche Wirtschaftsdaten hätten, wie wir sie damals, als
wir die Regierung beendet haben, gehabt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, haben Sie vom Minister

auch nur irgendetwas über die galoppierenden Kosten
und über seinen Haushalt insgesamt gehört? Der Mann
erliegt einer Illusion. Er denkt, man könne, wenn es not-
wendig sei, wieder einen großen Schluck aus der Schul-
denpulle nehmen und dann sei alles wieder vergessen.
Aber die nächste Generation muss alle diese Schlücke
bezahlen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das müsst gerade ihr sagen! 1 500 Milliarden Schulden hinterlassen! Der Einzige, der gespart hat, war der Eichel!)


Aus diesem Grund müssen wir bei der Aufstellung des
Haushalts mehr Seriosität einklagen. Sie ist leider nicht
gegeben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Im März hat sich der Wirtschaftsminister an dieser

Stelle darauf versteift, dass er keinen Zuschuss für die
Bundesanstalt für Arbeit braucht. Sein Genosse Gerster
bei der Bundesanstalt für Arbeit ist ihm beigetreten. Er
hat in der Sachverständigenanhörung damals gesagt:
Wenn die Politik es möchte, dass die Bundesanstalt ohne
Zuschuss auskommt, dann wird sie auch ohne Zuschuss
auskommen. – Das war im März. Jetzt, sechs Monate
später, zeigen die nackten Zahlen, dass wir bereits bei ei-
nem Defizit von 5,2 Milliarden Euro sind,


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Leider, leider wahr!)


und das Jahr ist noch lange nicht zu Ende. Wir prognosti-
zieren, dass der Bundeszuschuss am Ende des Jahres
11 Milliarden Euro betragen wird. Hier zeichnet sich ein
nicht hinzunehmender Skandal ab.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Man braucht nicht einmal einen Untersuchungsauschuss zum Thema Lügen. Hier wird jemand auf frischer at ertappt. Hier wird sichtbar, dass man den Grundsatz er Haushaltswahrheit nicht verletzen darf. Er wird hier ber permanent verletzt. Das werfen wir der Regierung usdrücklich vor. Ihnen, Herr Bundesfinanzminister, erfen wir vor, dass nicht wenigstens Sie die Stellung alten. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Dirk Niebel [FDP])


Damit verspielt man natürlich auch jeden Vertrauens-
redit. Das geht bis hinein in die Berichterstattergesprä-
he und in den Haushaltsausschuss. Mit einer solchen
aushalts- und Finanzpolitik können Sie nicht damit
echnen, dass man Ihnen einen Vertrauenskredit ge-
ährt, weder hier im Parlament noch in der Öffentlich-
eit. Darum – das ist das Schlimme – gibt es auch keine
offnung in der Wirtschaft. Alle Leute warten ab. Wenn
ich wieder einmal Vertrauen einstellen würde, dann
ätten wir schon ein wichtiges Mosaiksteinchen. Aber
as schaffen Sie mit diesem Bundeshaushalt ganz gewiss
icht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich habe bis jetzt nur über den Bundeszuschuss ge-
prochen. Bei der Arbeitslosenhilfe zeigt sich das glei-
he Bild. Auch hierzu werden mit treuem Augenauf-
chlag Zahlen präsentiert. Tatsächlich werden wir bis
um Jahresende 4 Milliarden Euro mehr brauchen. Die
umme, die zur Verfügung steht, ist bereits zu zwei Drit-
ln ausgeschöpft. Das ist die Wahrheit. Dieser Haushalt
ägt wesentlich dazu bei, dass die Maastricht-Kriterien
erletzt werden.
Weil Sie es nicht schaffen, die Arbeitslosigkeit wirk-

am zu bekämpfen, müssen zweistellige Milliardenbe-
äge als konsumtive Ausgaben im Bundeshaushalt ein-
estellt werden. Das ist das eigentlich Schlimme in der
inanzplanung. Wir brauchen zweistellige Milliardenbe-
äge im investiven Bereich und nicht so hohe im kon-
umtiven Bereich. Deshalb wird dies nicht zum Erfolg
ühren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Eines möchte ich noch ganz kurz anmerken: Die

achwelt hat eigentlich erwartet, dass von der Zusam-
enführung der Ministerien für Arbeit und Wirtschaft
ine Dynamik ausgeht. Wenn man aber fast ein Jahr
raucht, bis dieses Ministerium endlich einmal Gesetze
orlegt, dann kann man doch wirklich nicht von Dyna-
ik sprechen. Man muss sich schon wundern: Eine Aus-
age darüber zu treffen, ob man ab 2006 weiter gemein-
am regieren will, schaffen die Damen und Herren an
inem Tag. Bis sie aber endlich einmal in die Gänge
ommen, um in wichtigen Fragen für unser Volk Ge-
etze vorzulegen, dauert es ein Jahr.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Hubertus Heil [SPD]: Unterirdisches Niveau!)







(A) )



(B) )


Hans-Joachim Fuchtel

Meine Damen und Herren, ich möchte als Nächstes

noch etwas zu dem Thema der Zusammenführung von
Arbeitslosen- und Sozialhilfe sagen. Wir sind uns in
dem Ziel einig. Ich behaupte, diese Thematik ist genauso
wichtig wie die Weichenstellungen, die auf Drängen der
Union in den 70er-Jahren im Zusammenhang mit der
neuen sozialen Frage vorgenommen wurden, die im Er-
gebnis zur Einführung von Erziehungsgeld und sonsti-
gen Leistungen für die Frauen führten. Aber wenn Sie,
meine Damen und Herren von Rot-Grün, dieses Gesetz
zusammen mit der Union beschließen und es bald be-
schließen wollen, dann müssen Sie auch ein wenig auf
die Vorstellungen eingehen, die die Union hat. Da dürfen
Sie den hessischen Gesetzentwurf nicht so einfach bei-
seite wischen. Er hat nämlich sehr viele Vorteile. Der
wichtigste ist der ordnungspolitische Vorteil.

Wir haben es ja bei der Arbeitslosen- und Sozialhilfe
mit einer Transfermasse von 28,9 Milliarden Euro zu
tun. Da ist schon die Frage, wer künftig die Verantwor-
tung für dieses viele Geld in die Hände bekommt.


(Dirk Niebel [FDP]: Engelen-Kefer!)

Da geht es, wenn man es jetzt einmal unter ordnungspo-
litischem Gesichtspunkt betrachtet, darum, ob wir mehr
kommunale Demokratie oder einen Verbändestaat wol-
len. Bei einer so wichtigen Angelegenheit wie der Da-
seinssicherung ist es doch gar keine Frage, dass der
kommunalen Ebene der Vorrang eingeräumt werden
muss, weil sie näher an den Menschen ist und von daher
besser organisieren kann, was notwendig ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Wie man an den diesjährigen Ergebnissen sieht!)


Von daher sollten Sie sich darauf einstellen, dass wir da-
rum kämpfen werden, dass der hessische Gesetzentwurf
den Gesamtberatungen zugrunde gelegt wird.


(Beifall des Abg. Dr. Heinz Riesenhuber [CDU/CSU])


Meine Damen und Herren, insgesamt möchte ich hier
noch einmal festhalten, was nach fünf Jahren Rot-Grün
auch einmal gesagt werden muss: Die Politik von Rot-
Grün macht arm und arbeitslos. So sieht das Ergebnis Ih-
rer Politik aus.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir können Ihnen nur dort die Hand reichen, wo es um
Gesetze geht, die aus dieser Misere herausführen, aber
nicht zu solchen, die uns noch tiefer in die Misere füh-
ren.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506004000

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Petra Pau.

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1506004100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir reden über die Hartz-Reformen,

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(C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein! Wir reden über den Haushalt!)


eute über die Teile III und IV. Weil zu viele Zahlen
llzu schnell verwirren, möchte ich noch einmal daran
rinnern, worum es angeblich geht: Die Arbeitslosen-
ahl soll binnen zwei bis drei Jahren auf weit unter
Millionen gedrückt werden. So lautete zumindest die
erheißung vor einem Jahr. Die aktuelle Tendenz ist eine
ndere. Die Zahl der Arbeitslosen nähert sich wieder be-
rohlich der Fünfmillionenmarke. Ich sage bewusst „wie-
er“, denn als die CDU/CSU und die FDP regierten, da
ar es schon einmal so weit. Die Opposition zur Rechten
erschweigt das gerne. Deshalb erinnert die Opposition
ur Linken gerade auch heute daran.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Unbestritten sollte hier im Hause sein: Die Massenar-
eitslosigkeit betrifft Millionen, trifft die Gesellschaft
nd untergräbt alle Solidarsysteme. Deshalb muss alles
ersucht werden, was Arbeitslosigkeit mindern könnte.
as betrifft auch das Hartz-Konzept. Deshalb: Wenn es
elingt, die Arbeitsämter besser zu organisieren – wir
ind dafür. Wenn es gelingt, die Bürokratie abzubauen –
ur zu. Wenn es gelingt, freie Stellen schneller zu beset-
en – umso besser.
Aber all das sind allenfalls die positiven Nebenwir-

ungen einer insgesamt negativen Medizin. Hartz ist
ein Allheilmittel und hat auf der politischen Positivliste
ichts verloren.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Die Hartz-Vorschläge haben zwei Kardinalfehler: Sie
ind nicht alltagstauglich und sie treffen die Falschen.
as ist auch bei Hartz III und IV so. Konkret: Arbeits-
osenhilfe und Sozialhilfe sollen zu einem Neuen, dem
rbeitslosengeld II, vereinigt werden. Das kann sinn-
oll sein, wenn damit Bürokratie abgebaut wird. Wesent-
icher aber ist, dass den Empfängern von Arbeitslosen-
ilfe das genommen wird, was ihnen bislang zustand.
adurch wird massenhaft Armut geschaffen, ja erzwun-
en.
Nehmen wir die neuen Bundesländer. Zwei Drittel al-

er Arbeitslosen im Osten leben inzwischen von Arbeits-
osenhilfe. Sie erhalten zurzeit im Schnitt 470 Euro im
onat, meist plus Kleidergeld und andere Hilfen.
ommt das Arbeitslosengeld II, bleiben ihnen noch
31 Euro im Monat. Ihnen wird also ein Viertel vom
ast-Nichts genommen. Das ist die einfache Rechnung,
eshalb übrigens auch die PDS-Arbeitsminister in Berlin
nd Mecklenburg-Vorpommern schlicht sagen: So nicht!


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann sollen sie aus der Koalition herausgehen!)


Die Betroffenen wären dreimal gekniffen: Sie sind
rm dran, weil sie arbeitslos sind. Sie sind ärmer dran,
eil sie lange arbeitslos sind. Und sie wären dann noch
rmer dran, weil Rot-Grün das so will.






(A) )



(B) )


Petra Pau

Laut Juni-Statistik betrifft dies allein in den neuen

Bundesländern knapp 1 Million Menschen. Ich könnte
aber dieselbe Rechnung auch für Regionen in Franken,
im Saarland oder in Bremerhaven aufmachen. Diese
Rechnung wird dadurch nicht besser, sie bleibt unter
dem Strich unsozial.

Nun haben die Arbeitsminister Ost, übrigens quer
über alle Parteigrenzen hinweg, eine weitere Rechnung
aufgemacht: Sollte das Arbeitslosengeld II kommen wie
von Rot-Grün geplant, bedeutet das für die neuen Bun-
desländer einen Kaufkraftverlust von 1,6 Milliarden
Euro. Teure Genossinnen und Genossen von der SPD,
dass Ihr soziales Herz erkaltet ist, wusste ich schon.
Aber was ist eigentlich aus Ihrem kühlen Verstand ge-
worden?


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


1,6 Milliarden Euro weniger Kaufkraft vernichtet noch
mehr Arbeitsplätze und schafft noch mehr Arbeitslose.
Sie beschleunigen also einen Teufelskreis, anstatt ihn
nun endlich zu durchbrechen. Im normalen Leben nennt
man so etwas Schwachsinn im Quadrat.

Das beginnt bei den einfachen Grundrechenarten.
Nehmen wir einmal eine simple Textaufgabe aus der
5. Klasse. Hier in Berlin kommen auf einen freien Ar-
beitsplatz über 50 Bewerberinnen und Bewerber. Von
den 50 Bewerbern wird einer erfolgreich vermittelt. Wie
viele Arbeitslose bleiben übrig? Sie brauchen dafür
nicht den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages zu
bemühen. Nach Adam Riese bleiben 49 übrig, also
98 Prozent. Diesen 49 wird mit Hartz die Zwinge ange-
setzt. Sie sollen künftig jede Arbeit leisten, egal, wie er-
niedrigend oder fernab sie auch sei.

Diese Rechnung hören Sie ungern. Stattdessen ma-
chen Sie eine andere Rechnung auf. Sie durchforsten die
49 Enttäuschten und finden mit Sicherheit darunter ein
schwarzes Schaf, einen, der den Sozialstaat betrügt oder
ganz legal seine Sozialhilfe unter Palmen verprasst. Ich
wette aber auch: Unter 49 Unternehmen finden sich min-
destens neun, die betrügen oder ganz legal keine Steuern
zahlen. Aber das ist wohl ein anderes Thema; es kommt
jedenfalls hier nicht zur Sprache.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat damit nichts zu tun!)


Ich würde mit Ihnen heute lieber über die Steuer-
geschenke reden, die Sie großen Unternehmen gemacht
haben, und über die Verluste, die Sie den Kommunen
und Ländern mit Ihren so genannten Reformen zumuten.
Aber das hören Sie natürlich auch nicht gern. Also blei-
ben wir bei Hartz III und IV und rechnen weiter.

50 Menschen bewerben sich auf eine freie Stelle. Ei-
ner hat Glück und ein zweiter gilt als Sozialhilfeempfän-
ger und Missbrauchsböser. Es bleiben nach Adam Riese
48 Arbeitsuchende, als 96 Prozent, übrig.

Das bleibt Ihr eigentliches Problem. Sie haben es
nicht gelöst. Sie kommen aus dieser Negativbilanz nicht
heraus.

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(C (D Deshalb möchte ich Sie zum Schluss an den Fehler hres Antritts von 1998 erinnern: Sie haben damals geagt, Sie wollten nicht alles anders, aber vieles besser achen. Besser haben Sie bisher nichts gemacht. ie sollten endlich einmal etwas anders machen als vorer die CDU/CSU und die FDP. Danke schön. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie reden wie die CDU/CSU! PDS und CDU/CSU, kein Unterschied mehr!)


(Beifall des Abg. Dirk Niebel [FDP])



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506004200

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Max Straubinger.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1506004300

Geschätzte Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kol-

egen! Wir haben heute vom Bundesminister die Einfüh-
ung zu seinem Haushalt gehört. Mir persönlich hat da-
ei gefehlt: Er hat keine Bilanz seines ersten Jahres als
undeswirtschaftsminister gezogen. Dies ist verständ-
ich. Angesichts von 300 000 Arbeitslosen mehr in unse-
em Land in dem Jahr, in dem er als Superminister im
insatz ist, ist seine Bilanz natürlich beschämend und
or allen Dingen für die Menschen im Lande frustrie-
end. Bei ein bisschen Selbstkritik hätte auch dies heute
ngesprochen werden müssen. Darüber hinaus wäre es
otwendig gewesen, einmal aufzuzeigen, wie die in
eutschland grassierende Arbeitslosigkeit bekämpft
erden soll.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Interessant ist auch – Kollege Stiegler hat darauf hin-
ewiesen –, dass es eine große Spannbreite zwischen
en Ansichten des Bundeswirtschaftsministers über die
nergiepolitik und denen des Kollegen Scheer gibt. Da-
ei steht nach Aussage des Kollegen Stiegler der Kol-
ege Scheer für In-Sonnenjahren-Rechnungen, während
er Bundeswirtschaftsminister nur für die nächsten zehn
ahre eine Vorstellung der Energiepolitik entwickelt. Wir
rauchen aber eine dauerhafte Versorgung mit Energie,
nd zwar im Rahmen einer nationalen Produktion und
or allen Dingen auf einer verlässlichen Produktionsba-
is. Angesichts dessen, dass 30 Prozent des Stromes aus
ernenergie erzeugt werden, ist es unannehmbar, dass
PD und Grüne ständig den Ausstieg aus der Kernener-
ie propagieren.


(Zuruf des Abg. Ludwig Stiegler [SPD])

ie Windräder werden diese Energie nicht ersetzen und
eine Versorgungssicherheit in Deutschland schaffen
önnen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ Max Straubinger DIE GRÜNEN]: Sagen Sie doch etwas zur Bayernwahl!)





(A) )


(B) )


Bundesminister Clement hat die verschiedensten In-
strumente der Hartz-Kommission dargestellt, auch man-
che, die bereits beschlossen wurden. Er hat dabei verges-
sen, zu erwähnen, dass in der ursprünglichen Fassung
des Hartz-Konzeptes stand – dies wurde damals der Öf-
fentlichkeit bzw. den Bürgerinnen und Bürgern so darge-
stellt –, dass die Arbeitslosigkeit innerhalb von zwei Jah-
ren halbiert bzw. um 2 Millionen abgebaut werden soll.
Im ersten Jahr Ihrer Amtszeit kam es zu einem Plus von
300 000. Angesichts der aktuellen Zahlen ist unsere Be-
fürchtung, dass es im Winter 5 Millionen Arbeitslose
sein werden.

Wir können die Arbeitslosigkeit garantiert nicht mit
noch so vielen Ich-AGs bekämpfen. Wir schränken da-
mit nur den Handlungsspielraum der Handwerker und
Selbstständigen in unserem Land ein. Vor dem Hinter-
grund der langen Ausbildungsphasen in den Berufen des
Handwerks ist es eine Diffamierung, wenn man sagt,
dass sich in Ich-AGs nur solche Berufe wiederfinden,
die man in drei Monaten erlernen kann. Das ist eine
Falschdarstellung; denn das gibt es nicht. Nur mit einem
fundierten Beruf kann man eine selbstständige Tätigkeit
ausüben. Die erfolgreichsten Selbstständigen in unserem
Land haben eine fundierte Ausbildung und eine lange
Arbeitserfahrung und haben sich dann selbstständig ge-
macht. Ich glaube, das ist der bessere Weg zu mehr
Selbstständigkeit, als jemanden zuerst in die Arbeitslo-
sigkeit zu verdammen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich war über die Auslassungen des Kollegen Stiegler

überrascht. Er hat uns dafür verantwortlich gemacht,
dass in unserem Land der Spitzensteuersatz nicht abge-
senkt werden kann.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Haben Sie etwas zustande gebracht, oder nicht?)


Herr Kollege Stiegler, ich kann mich noch an Ihre Re-
den im Bundestagswahlkampf 1998 erinnern.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Es geht um die Frage, wer etwas zustande gebracht hat!)


Damals haben Sie etwas völlig anderes gesagt. Sie haben
von Steuergeschenken für Großverdiener gesprochen
und diese vehement abgelehnt.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Die Frage ist: Haben wir etwas zustande gebracht oder nicht?)


Vielleicht gilt das nicht für Sie persönlich – das mag
durchaus sein –, aber auf alle Fälle haben Sie damals
eine völlig andere Politik betrieben: 1996 und 1998 ha-
ben Sie die Steuerreform von CDU/CSU und FDP unter
Bundeskanzler Helmut Kohl und Bundesfinanzminister
Waigel ständig blockiert. Der Inhalt dieser Reform war
doch, die steuerlichen Belastungen der Bürgerinnen und
Bürger in vielen Teilbereichen abzubauen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Aber nicht unten, u – W F s w H C f n b a r m p z d s W m 3 v ß n p f g E m o h l s r d e O 1 I i d (C (D während wir unten und oben Belastungen abbauen wollten!)


Verehrte Damen und Herren, uns wird auch immer
nterstellt, wir würden alles madig machen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, das stimmt!)


Nein, wir machen nichts madig.

(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch!)

ir halten uns nur an die Gegebenheiten.
Die Bundesregierung und auch die sie tragenden

raktionen verkünden jedes Jahr einen großartigen Wirt-
chaftsaufschwung für das jeweils folgende Jahr. Das
urde heute schon vom Kollegen Laumann dargestellt.
eute gibt es eine Tickermeldung von der Kollegin
hrista Randzio-Plath, SPD, in der sie zitiert wird, die
ür 2004 prognostizierten 2 Prozent Wachstum seien
icht zu erreichen. Sie können doch nicht die Opposition
eschimpfen, wenn schon Ihre eigenen Leute nicht mehr
n die Prognosen der Wirtschaftsentwicklung in unse-
em Land glauben.
Entscheidend ist aber auch, im Haushalt des Bundes-
inisteriums Impulse zur Schaffung von mehr Arbeits-
lätzen und zur Sicherung von bestehenden Arbeitsplät-
en zu geben. Das Bundesministerium hat im März
ieses Jahres einen Bericht bezüglich der Gemein-
chaftsaufgabe West „Verbesserung der regionalen
irtschaftsstruktur“ veröffentlicht. Darin steht, dass
it Unterstützung des Bundes in Höhe von rund
10 Millionen Euro in den vergangenen drei Jahren In-
estitionen im Umfang von 5,4 Milliarden Euro angesto-
en wurden. Mit diesen 5,4 Milliarden Euro wurden
ach Aussage der Bundesregierung fast 50 000 Arbeits-
lätze gesichert und 26 600 neue Arbeitsplätze geschaf-
en. Ich habe kein Verständnis dafür, dass die Bundesre-
ierung nun trotz der von ihr selbst dargestellten guten
rfolge dieses Instrumentes aus der Förderung im Rah-
en der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regi-
nalen Wirtschaftsstruktur“ aussteigen will. Das verste-
en auch die Bundesländer nicht.
Ich bin besonders verwundert, dass selbst Herr Kol-

ege Stiegler nicht darauf eingegangen ist, der sich hier
onst immer als Verfechter der Rechte der Oberpfalz ge-
iert.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Warte ab!)

Am 18. Dezember 2000 hat der Bundeskanzler nach

em EU-Gipfel von Nizza in Weiden ausgeführt, dass es
rfolgreiche Verhandlungen gegeben habe, dass die EU-
sterweiterung unter Dach und Fach sei und zum
. Mai 2004 Wirklichkeit werde.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Alles umgesetzt!)

n dieser Rede hat er auch verkündet, es müssten Förder-
nstrumente geschaffen werden, um die Entwicklung in
en Grenzregionen zu unterstützen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Es gibt auch einen Freistaat Bayern, der verantwortlich ist!)







(A) )



(B) )


Max Straubinger

Ich zitiere:

Das gehört zusammen: ein vernünftiges, auch mate-
riell unterlegtes Programm der Förderung der
Grenzregionen, aber auch die Chance, dass wir mit
unseren regionalen und nationalen Förderinstru-
menten, ohne dass dies als Beihilfe aus Brüssel be-
griffen wird, Strukturpolitik nicht nur bereden, son-
dern wirklich machen können.

Aber was macht die Bundesregierung denn nun?

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Warte ab bis zur zweiten und dritten Lesung!)


Eigentlich müsste es dem Kollegen Stiegler ange-
sichts dieser Aussage des Bundeskanzlers und des jetzt
vom Bundeskanzler und der Bundesregierung gebroche-
nen Versprechens nicht nur den roten Pullover, sondern
alles ausziehen, sodass er ganz nackt dastünde.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das täte dir wohl gefallen!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506004400

Aber das entspräche nicht der Kleiderordnung des

Hauses.

(Heiterkeit – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Es gibt Schöneres als den Stiegler!)


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1506004500

Gott sei Dank, Frau Präsidentin!
Verehrte Damen und Herren, es ist unbedingt notwen-

dig, die Gemeinschaftsaufgabe West „Verbesserung der
regionalen Wirtschaftsstruktur“ fortzuführen. Das for-
dern wir nicht nur als Bayern; das fordert nicht nur Mi-
nisterpräsident Edmund Stoiber.

Ich zitiere einmal aus einem Brief des Ministeriums
für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr des Landes Schles-
wig-Holstein. Wahrscheinlich hat dies kein CDU-Mit-
glied, sondern noch ein SPD-Mitglied verfasst; das wird
sich im übernächsten Jahr ändern. Darin wird ausge-
führt, auf Schleswig-Holstein würden bis zum Jahre
2006 rund 42 Millionen Euro Bundesmittel entfallen und
infolgedessen könnte die Wirtschaft im Rahmen des Re-
gionalprogramms nicht die entsprechende Unterstützung
erhalten. Sie kündigen bereits an, zusammen mit anderen
Bundesländern für den Erhalt dieser GAWest zu strei-
ten.

Für Bayern, Herr Kollege Stiegler, bedeutet das einen
Verlust von 30 Millionen Euro bzw. von jährlich 10 Mil-
lionen Euro. Der Erhalt dieser GAWest ist für die Unter-
stützung der regionalen Betriebe und angesichts der Ost-
erweiterung, die am 1. Mai 2004 Wirklichkeit wird,
unbedingt notwendig. Deshalb muss sie weitergeführt
werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich möchte noch ein zweites Thema ansprechen. Wir

sind uns in diesem Hause alle darin einig, dass unbedingt
Bürokratie abgebaut werden muss. Der Bundesminister

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(C (D at sich dazu heute ebenfalls bekannt. Die Bundesregieung hat ein entsprechendes Programm aufgelegt, das ngeblich 54 Punkte umfasst. Ich verstehe nicht, dass die gleiche Bundesregierung un das Baugesetzbuch in der Weise novellieren möchte, ass es den Gemeinden künftig ermöglicht wird, Anäge für Investitionen aus der Landwirtschaft oder aus nderen Bereichen, die ein bisschen Geruchsbelästigunen oder Immissionen zur Folge haben, im Rahmen der auleitplanung sieben Jahre auf Eis zu legen. Es ist auch nicht einzusehen, dass die geltende TA uft so gestaltet ist, dass es für landwirtschaftliche Beiebe leichter ist, Stallbauten in Dörfern als draußen in er freien Natur zu errichten, weil in der freien Natur aldbäume gefährdet werden könnten. Hier müssen Änerungen vorgenommen werden. Sie sind gefordert, in em Bereich etwas zu tun. Ein Blick in die Praxis lehrt ja immer am meisten. üngst hat mich ein Fahrlehrer angegangen. Er hatte eine eue Zweigstelle eröffnet. Dann kam ein Beamter aus er Oberpfalz, weil die Regierung der Oberpfalz für die berprüfung der Fahrlehrer zuständig ist. Er hat dann estgestellt, dass der Raum zwei Zentimeter zu niedrig t. (Ludwig Stiegler [SPD]: Ein bayerischer Beamter!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das entspricht einer Bestimmung des Bundesgesetzes,
ollege Stiegler. Wir sind nicht für die Bemessung von
aumhöhen bzw. von Quadratmetern zuständig. Das
ollte meines Erachtens geändert werden. Das wissen die
ahrlehrer selbst besser.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das war die Regierung der Oberpfalz!)


Ich glaube, dass es in diesem Bereich noch sehr viel
u tun gibt. Es kann nicht sein, dass die Bundesregierung
egelungen schafft, die zu einer Vermehrung der Büro-
ratie führen. Ich erinnere nur an Folgendes: So notwen-
ig eine Gemeindefinanzreform ist, so falsch ist es, die
reiberufler in die Gewerbesteuer mit einzubeziehen, die
ie – nach Ihren Aussagen, was wohl aber nicht ganz
timmt – hinterher bei der Einkommensteuer wieder ab-
iehen können. So etwas kann nur Sankt Bürokratissi-
us erfinden. Das ist Sozialismus pur.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: So ein Unsinn!)


Was die Bürokratie angeht, so müssen wir dafür sor-
en, dass nicht alles von großartigen Ministerialbürokra-
en vorgegeben wird. Wir sollten wirklich den Mut ha-
en, Zuständigkeiten auf die niedrigeren Ebenen zu
erlagern. Wenn auf der unteren Ebene etwas falsch ge-
acht wird, dann wird es einmal falsch gemacht. Wenn
on der Ministerialbürokratie etwas falsch gemacht wird,
ann wird es im gesamten Land falsch gemacht. Deshalb
ollte mehr Mut an den Tag gelegt werden und es sollten
ehr Zuständigkeiten nach unten verlagert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Max Straubinger

Es ist auch einmal wert, das Gebaren der Bundesan-

stalt für Arbeit zu beleuchten. Ich war erstaunt, als
mich ein Unternehmer aus meinem Wahlkreis angerufen
und mich gefragt hat, ob wir alle verrückt seien.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Das wundert mich nicht!)


Auf meine Frage „Warum?“ antwortete er: Weil die Bun-
desanstalt für Arbeit im Rahmen des Weiterbildungspro-
gramms einen – wohlgemerkt – in ungekündigter Stel-
lung stehenden Arbeitnehmer, der als Busfahrer seit
eineinhalb Jahren in einem Unternehmen beschäftigt ist,
eine Umschulungsmaßnahme zum Kfz-Mechaniker ge-
nehmigt hat. Er konnte nämlich in jungen Jahren leider
Gottes keine entsprechende Berufsausbildung absol-
vieren.

Wie kann es sein, dass auf der einen Seite um jede
Lehrstelle gekämpft wird, dass aber auf der anderen
Seite die Bundesanstalt für Arbeit die Ausbildung von
jemandem, der schon einen Beruf ausübt, mit hohen Zu-
schüssen fördert? Dies ist aufgrund der Gesetzeslage
zwar möglich. Aber es ist den Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern und auch den Betrieben – um deren Bei-
träge handelt es sich ja – nicht mehr zumutbar, wenn die
Bundesanstalt für Arbeit solche Ausbildungen – das
kann umgekehrt auch der Busführerschein sein – finan-
ziert.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506004600

Herr Kollege, Ihre Redezeit.

Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1506004700

Frau Präsidentin, ich komme zum Schluss.
Das zeigt sehr deutlich: Hier ist viel Arbeit zu tun.

Belasten wir die Bundesanstalt für Arbeit nicht mit zu-
sätzlicher Arbeit, sondern reformieren wir sie dahin ge-
hend, dass sie mit den Beiträgen effektiv umgeht!

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506004800

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Klaus Brandner.

Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1506004900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Die Haushaltsdebatte ist immer eine
gute Gelegenheit, über die grundlegenden Linien der Po-
litik zu sprechen. Sie ist auch eine gute Gelegenheit,
grundlegende Unterschiede zwischen den Parteien offen
zu legen. Wir haben mit der Agenda 2010 ein Reform-
tempo eingeschlagen, das Sie, meine Damen und Herren
von der Opposition, in den Jahren Ihrer Regierungszeit
nicht annähernd erreicht haben.

Neben einigen Gemeinsamkeiten gibt es auch grundle-
gende Unterschiede in der Wirtschafts- und Arbeitsmarkt-
politik. Sie wollen die Gewerkschaften nachhaltig schwä-
chen und die soziale Gerechtigkeit am liebsten beiseite
schieben. Da hilft, wie wir es heute wieder erlebt haben,

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(C (D uch das populistische Krähen vom Kollegen Laumann ls angeblichem Anwalt der kleinen Leute nicht. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Der versteht von den kleinen Leuten mehr als Sie!)


on sozialer Gerechtigkeit versteht Rot-Grün mehr. Das
üssen Sie zur Kenntnis nehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – HansJoachim Fuchtel [CDU/CSU]: Eine Frechheit gegenüber 5 Millionen Arbeitslosen!)


ir haben ein ausgewogenes Konzept, mit dem wir den
erausforderungen unserer Zeit begegnen werden.
Die Perspektiven sind gut. Aber die Opposition malt
ie üblich alles in düsteren Farben. Ich nenne nur ein
aar Fakten, die eine andere Sprache sprechen: Die In-
ustrieproduktion und auch der Ifo-Geschäftsklimaindex
dieser bereits zum vierten Mal hintereinander – sind
estiegen.


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Pleiten wie noch nie!)


ie weiteren Fakten sind: über 1 Million Minijobs und
ber 150 000 Existenzgründer, die aus der Arbeitslosig-
eit kommen, ein Exportanstieg im Juli gegenüber dem
ormonat um 2,2 Prozent – gegenüber dem Vorjahr so-
ar um 5,4 Prozent –, und das bei einem Dollarkurs von
ber 1,10 Euro.


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Aber auf welchem Niveau?)


Wir wollen die Menschen in Deutschland nicht weiter
erunsichern. Wir können ihnen Hoffnung machen, auch
enn die Lage noch nicht so rosig ist, wie wir sie uns
orstellen können. Aber mit Vernebeln helfen wir den
enschen in diesem Lande überhaupt nicht weiter.


(Beifall bei der SPD)

uversicht macht stark. Deutschland braucht Politiker,
ie die Lage nicht schlechtreden, sondern die den Men-
chen Hoffnung machen und die Zuversicht in das
achbare vermitteln. Nur so kommen wir aus der wirt-
chaftlichen Krise heraus.


(Beifall bei der SPD – Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Gesundbeten!)


Der Reformprozess ist in vollem Gange. Der Bun-
eskanzler hat mit der Agenda 2010 einen Reformpro-
ess angestoßen, der schon jetzt für eine positive Dyna-
ik in unserem Land sorgt. Es geht um grundsätzliche
eichenstellungen und weit reichende Umstrukturierun-
en in den Bereichen Finanzen, Wirtschaft und Arbeit
owie in der sozialen Sicherung. Am Ende werden wir
u einer neuen Balance zwischen ökonomischer Not-
endigkeit, sozialem Zusammenhalt und gesellschaft-
chem Aufbruch kommen.
Es geht um die Modernisierung unserer Wirt-

chaft, ohne dass das Gebot der sozialen Gerechtigkeit
reisgegeben wird. Es geht um das Wechselspiel von
trukturpolitik und Wachstumspolitik. Bei dem Bundes-
aushalt, den wir heute diskutieren, geht es letztlich auch






(A) )



(B) )


Klaus Brandner

um die Frage nach Wachstum und Beschäftigung einer-
seits und nach Zukunftsfähigkeit der sozialen Siche-
rungssysteme andererseits.

Von Ihnen, meine Damen und Herren in der Oppo-
sition, hängt in den nächsten Monaten vieles ab. Wir ste-
hen vor entscheidenden Weichenstellungen: Werden wir
einen Reformherbst oder einen Blockadeherbst haben?
Haben wir zukünftig Manchester-Kapitalismus pur oder
bewahren wir die soziale Balance?


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Ach du lieber Gott! Sie leben im vorigen Jahrhundert! – Dirk Niebel [FDP]: So ein Quatsch!)


Machen wir reine Klientelpolitik, wie Sie sie bei der
Handwerksordnung betreiben, oder Strukturreformen
mit Augenmaß? Das sind die Fragen, denen besonders
Sie aus der Opposition sich stellen müssen. Sie müssen
endlich Ihre internen Streitigkeiten aufgeben.

Die Wirtschaft hat sich längst entschieden. Auf Ihre
populistischen Reden hat sie nicht gehört; es geht näm-
lich wieder bergauf. Alle Indikatoren zeigen nach oben.
Auch die Entwicklung an der deutschen Börse reflektiert
die positive Erwartung der Marktteilnehmer.

Fakten, die Sie hier vortragen, müssen Sie auch bele-
gen können. Ich habe mit großer Verwunderung zur
Kenntnis genommen, dass Kollege Fuchtel gesagt hat,
Rot-Grün bedeute arm und arbeitslos,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ja!)

und den Vergleich zur Kohl-Regierung zieht. Herr
Fuchtel, haben Sie übersehen, dass die Realeinkommen,
die Nettoverdienste während der Regierungszeit von
Schröder und Fischer deutlich gestiegen sind? Von rela-
tiver Armut ist keine Spur.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist eindeutig falsch! Sie sind auf dem Niveau von 1991!)


Haben Sie verdrängt, dass wir die höchsten Arbeitslo-
senzahlen zur Regierungszeit Kohl hatten?


(Ludwig Stiegler [SPD]: Bei einer Welthochkonjunktur!)


Wenn Herr Fuchtel sagt, er würde sich freuen, wenn
wir wirtschaftliche Daten wie zu Kohls Regierungszeit
hätten, dann möchte ich daran erinnern: Den Stand der
Arbeitslosigkeit, den wir zu Kohls Regierungszeit hat-
ten, haben wir noch nicht erreicht. Wir haben die Steuer-
sätze gesenkt und nicht angehoben. Wir haben die Schul-
den abgebaut und die Sozialversicherungsbeiträge
gesenkt. Das sind die harten Fakten, die Sie nicht einfach
kleinreden können.


(Beifall bei der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Das ist doch unglaublich! Sehen Sie sich die Statistik an!)


Sie haben die Zahl der Erwerbstätigen angespro-
chen. Es ist richtig und nicht zu bestreiten, dass die
Zahl der Erwerbstätigen im letzten Jahr zurückgegan-
gen ist, und zwar von 38,73 Millionen Erwerbstätigen
im Juni 2002 auf 38,10 Millionen im Juni 2003.

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(C (D (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: 350 000 Arbeitslose haben Sie aus der Statistik schon herausgerechnet!)


s ist aber auch richtig, dass im Juni 1998, also zu Ihrer
egierungszeit, die Erwerbstätigenzahl bei 37,46 Millio-
en lag.


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Aber ohne Manipulation!)


as heißt, dass wir heute 640 000 Erwerbstätige mehr
aben als zu Ihrer Regierungszeit. Das können Sie nicht
infach wegreden.


(Beifall bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Durch einen statistischen Trick! Durch die Minijobs!)


Sie wissen so gut wie ich, dass die Minijobs damals
ie heute in diesen Daten eingerechnet sind. Vernebeln
ie nicht schon wieder! Stellen Sie sich einmal der
ahrheit und der Wirklichkeit! Sie haben heute in der
ebatte angemahnt, dass es einer christlichen Partei ge-
ührt, die Wahrheit zu sagen und nicht zu vernebeln.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Die Sozialdemokraten dürfen lügen?)


Beschäftigung hängt – das wissen wir – vom Arbeits-
arkt und von einer Vielzahl von Faktoren ab, zum Bei-
piel von der Konjunktur, der Außenwirtschaft, der priva-
en Nachfrage, privaten und öffentlichen Investitionen,
er Arbeitszeitgestaltung und nicht zuletzt der Arbeits-
arktverfassung, das heißt dem System aus Arbeits-
arktpolitik, Arbeitsrecht und Lohnersatzleistungen.
Das möchte ich anhand eines Vergleiches mit einem
uto erläutern. Wenn die Konjunktur dem Motor ent-
pricht, ist die Arbeitsmarktverfassung mit dem Antrieb
u vergleichen. Solange der Motor noch stottert, kann
uch der neue Antrieb nicht richtig zum Zuge kommen.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Sie stottern auch, nur mit der Regierung!)


enn der Motor aber richtig rund läuft, wird das Fahr-
eug bei gleicher Leistung schneller und verbraucht we-
iger Energie. Übertragen auf die Arbeitsmarktpolitik
eißt das: Als notwendige Voraussetzung für einen nach-
altigen Abbau der Arbeitslosigkeit brauchen wir Wirt-
chaftswachstum.
Mit unseren Reformgesetzen sorgen wir dafür, dass

as Wirtschaftswachstum beschäftigungsintensiver wird.
n Deutschland sind bisher fast 2 Prozent Wirtschafts-
achstum notwendig, um die Höhe der Beschäftigung
u halten. Unser Ziel ist es, diese „Beschäftigungs-
chwelle“ auf etwa 1 Prozent zu senken. Das ist realis-
isch, wenn man einen Vergleich mit anderen europäi-
chen Ländern heranzieht. Würde ein Wachstum von
Prozent erreicht werden, was wir prognostizieren,
ürde das die Zahl der Beschäftigten um immerhin
00 000 bis 400 000 anziehen lassen. Gerade weil wir
achstum nur begrenzt generieren können, ist eine sol-
he Strategie besonders wichtig. Das Vorziehen der
ächsten Stufe der Steuerreform sorgt dafür, dass es
004 einen richtigen Push beim Wachstum geben wird.






(A) )



(B) )


Klaus Brandner

Was Sie, meine Damen und Herren von der Opposition,
über ein Jahr lang gefordert haben, kann doch heute
nicht schlecht oder nachteilig sein.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Aber damals, vor einem Jahr, haben Sie gesagt, dass wir nahezu einen Ausgleich an Belastungen haben!)


Deshalb kann ich Sie auch von dieser Stelle aus nur noch
einmal auffordern, den Steuerentlastungen zuzustimmen
und dafür zu sorgen, dass das Wachstum in diesem Land
nicht gebremst, sondern positiv befördert wird.


(Beifall bei der SPD)

Eigeninitiative ist natürlich notwendig, weil die Be-

reitschaft zu Existenzgründungen bei Arbeitslosen mit
dafür sorgen kann, dass der Arbeitsmarkt deutlich ent-
lastet wird. Die Arbeitslosen verhalten sich nicht passiv,
sondern ergreifen Eigeninitiative. Das ist auch genau das
Richtige. Die Opposition aber spricht plötzlich, wie wir
auch heute wieder gehört haben, von Kümmerexisten-
zen. Sie widerspricht sich selbst aus lauter Angst, einen
Erfolg bei den Existenzgründungen zugeben zu müssen.

Wie bereits gesagt, haben sich allein in diesem Jahr
bereits über 150 000 Arbeitslose aus der Arbeitslosigkeit
heraus selbstständig gemacht. Herr Niebel, man muss
deutlich sagen: Die Ich-AG hat nicht zur Verdrängung
des Überbrückungsgeldes geführt; vielmehr ergänzen
sich beide Leistungen. Sie haben die Anzahl der Exis-
tenzgründungen deutlich in die Höhe getrieben. Beim
Überbrückungsgeld haben wir bisher schon 106 000 Be-
willigungen; damit wurde der Vorjahreswert um ein
Drittel überschritten. Das heißt auch, dass mehr Men-
schen Vertrauen in die Zukunft und in die Politik dieser
Regierung bekommen haben. Der Mut, sich selbststän-
dig zu machen, ist positiv zu bewerten. Wir können den
Menschen von dieser Stelle aus nur zurufen: Das ist der
richtige Weg, um mehr Dynamik in diesem Land zu er-
zeugen.


(Beifall bei der SPD)

Schon in der nächsten Sitzungswoche haben wir die

Gelegenheit, die kleine Novelle zur Handwerksord-
nung endgültig zu verabschieden und damit Unsicher-
heiten bei Existenzgründern zu beseitigen. Einfache Tä-
tigkeiten, die sich in drei Monaten erlernen lassen, sind
doch eindeutig kein Handwerk. Deshalb, meine Damen
und Herren, tun Sie gut daran, mit dafür zu sorgen, dass
dieser Teil der Gesetzesnovelle bald Rechtskraft erlangt,
damit mehr Menschen die Chance haben, durch Selbst-
ständigkeit aus der Arbeitslosigkeit herauszukommen.


(Beifall bei der SPD)

Lassen Sie mich zum Stichwort Bürokratieabbau kurz

das Thema Novellierung der Handwerksordnung anspre-
chen. Die seit 50 Jahren bestehende Handwerksordnung
behindert den Zugang zu einem bedeutenden Wirt-
schaftszweig in diesem Land. Diese Einschränkung der
Gewerbefreiheit ist in der EU nahezu einmalig. Mehr
noch, all unsere europäischen Nachbarn können ihre
Dienste in Deutschland anbieten, wenn sie in ihrem Hei-
matland fünf bis sechs Jahre in dem betreffenden Beruf


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(C (D tig waren. Wir jedoch verweigern unseren deutschen esellen den Zugang zur Selbstständigkeit, den wir uneren europäischen Nachbarn ermöglichen. Allein desalb müssen wir das System europatauglich machen. ir werden mit der Novellierung der Handwerksordung Existenzgründungen erleichtern und die Schwarzrbeit nachhaltig bekämpfen. Tüchtige Gesellen sollen ich schneller und unbürokratischer selbstständig mahen können. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir werden dem Handwerk einen zukunftsfähigen
echtsrahmen geben. Dazu sind wir zu konstruktiven
esprächen mit dem Handwerk bereit. Wir sagen auch
a zum Meisterbrief. Sie tun in Ihrer polemischen Kam-
agne ja so, als wollten wir den Meisterbrief abwürgen
nd abschaffen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es doch!)

Wir sagen Ja zu neuen Existenzen. Was Herr Kollege

aumann heute an falschen Behauptungen verbreitet hat,
uss richtig gestellt werden; denn das Handwerk ist zur-
eit leider kein Jobmotor in unserem Land.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

in RWI-Gutachten aus diesem Jahr stellt ausdrücklich
est: 1995 gab es 6 085 000 Beschäftigte im Handwerk,
002 gab es noch 4 515 000 Beschäftigte im Hand-
erk.

(Dirk Niebel [FDP]: Das liegt doch an eurer Poli tik! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

Können Sie die Wahrheit nicht hören? – Das ist ein Be-
chäftigungsabbau von 25,8 Prozent. Im gleichen Zeit-
aum sind die Beschäftigtenzahlen in der Gesamtwirt-
chaft leicht gestiegen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506005000

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Hinsken?

Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1506005100

Nein, ich gestatte jetzt keine Zwischenfrage. Diesen
edankengang will ich zu Ende bringen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Dann reden Sie etwas Vernünftiges!)


Diese Situation macht deutlich, dass hier dringender
eformbedarf gegeben ist.


(Beifall bei der SPD)

Diese Daten gelten auch hinsichtliche der Frage der
usbildungsplätze – leider, sage ich. 1997 hatten wir
30 000 Ausbildungsplätze im Handwerk; 2001 waren es
ur noch 564 000. Das ist eine rückläufige Zahl, die wir
edauern. Wir würden uns wünschen, wir hätten bei der
usbildung bessere Zahlen. Im Bereich der IHK hat sich
ie Zahl der Ausbildungsplätze im gleichen Zeitraum von
36 000 auf 876 000 erhöht. Insofern will ich deutlich sa-
en: Hier sind Reformen nicht gegen, sondern mit dem






(A) )



(B) )


Klaus Brandner

Handwerk angesagt. Für das Handwerk wäre es gut, wenn
Sie keine Frontalopposition betreiben würden, sondern
diesen Reformprozess konstruktiv begleiten würden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU]: Sie haben doch immer gesagt, Sie brauchen uns nicht! Mehrheit ist Mehrheit!)


Lassen Sie mich, bevor ich zum Schluss komme,
noch einige Dinge zur Arbeitsmarktreform sagen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506005200

Nein, Herr Kollege, das geht nicht mehr. Sie können

noch einen letzten Satz sagen, aber nicht einen neuen
Gedanken beginnen.


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1506005300

Ich möchte dem Ministerium – Staatssekretär Andres

ist noch anwesend – für die umfangreiche Arbeits-
marktreform danken. Es wurde sehr viel Arbeit, eine
Herkulesarbeit, in großer Eile, mit großem Fleiß und
Sachverstand sowie unter Einbeziehung wichtiger Ex-
perten geleistet, um ein solches Reformpaket auf den
Weg zu bringen.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das ist auch ein neuer Gedanke!)


Wir alle können nur hoffen, dass Hartz III und
Hartz IV recht bald in Gesetzesform gegossen werden.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist eine Notrede!)


Wir gehen dabei keinen einfachen Weg. Wir wissen aber
auch: Nur wer gegen den Strom schwimmt, kommt zur
Quelle. Wir brauchen dabei viel Kraft. Wir wollen zur
Quelle, damit in diesem Land mehr Wachstum und Be-
schäftigung sprudeln können.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Unglaublich!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506005400

Jetzt hat der Abgeordnete Hartmut Schauerte das

Wort.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Jetzt wird alles wieder geradegerückt!)



Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1506005500

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Vertrauen kann nur wachsen, wenn sich alle Be-
teiligten um Redlichkeit bemühen. Sehr geehrter Herr
Kollege Brandner, es ist doch auch mit noch so vielen
Worten einfach nicht wegzudiskutieren, dass das Ar-
beitsvolumen in Deutschland immer noch sinkt


(Klaus Brandner [SPD]: Hat einer etwas anderes behauptet?)


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(C (D nd dass wir nach Aussage der Bundesanstalt für Arbeit eute 770 000 Beschäftigte in Deutschland weniger haen als im letzten Jahr. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Jetzt guckt er ganz betreten! – Klaus Brandner [SPD]: Es ist nichts anderes behauptet worden!)


Bei dem Ernst der Lage will ich eine solch blöde Aus-
inandersetzung gar nicht führen. Warum strengen Sie
ich denn so an? Sie tun das, weil auch Sie wissen, dass
hnen alles weggebrochen ist. Niemand stellt doch in
brede, dass Sie sich anstrengen. Bleiben Sie bei dem
ogischen Vorgang und sagen Sie, dass die Lage drama-
isch ist und dass wir jetzt alle etwas tun müssen, damit
ir das in den Griff bekommen und damit wir neues
achstum und Zukunftsfähigkeit erhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Da hilft kein Schönreden. Um den Druck zu erhöhen,

amit die Veränderungsbereitschaft wächst und die Men-
chen das einsehen, hilft nur Realitätsnähe.


(Klaus Brandner [SPD]: Dann packen Sie doch mit an! Sie sind herzlich eingeladen!)


as sollen die Menschen denn glauben, wenn Sie sagen,
ass alles gut ist? Dann fragen sie, warum man denn
berhaupt etwas ändern muss. Wir müssen doch etwas
ndern.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Am besten die Regierung!)


Ich möchte noch einmal auf den Begriff Vertrauen
urückkommen. Warum wächst das Vertrauen nicht?
icher liegt das auch daran, dass in der Vergangenheit so
iele Enttäuschungen bereitet worden sind, sodass die
evölkerung – zum Teil auch uns gegenüber – skeptisch
ein muss. Das ist doch wahr. Vertrauen kann nur wach-
en, wenn wir versuchen, eine ehrliche Analyse vorzu-
ehmen. Das will ich in meinen Schlussbemerkungen in
er Kürze der Zeit versuchen.
Warum ist die Bevölkerung noch unsicher? Sie kennt
eder das Ziel noch das Ausmaß noch die Wirkung der
aßnahmen genau. Niemand zeigt ihr, was insgesamt
abei herauskommt und ob bei all den Anstrengungen
nd Zumutungen am Ende tatsächlich eine Besserung
intritt. Darüber reden wir zu wenig.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Sie reden nur schlecht! Das ist es!)


assen Sie uns hier eine Zwischenbilanz ziehen. Wir be-
inden uns noch in der Diskussion des Haushalts. Viel-
eicht können wir das eine oder andere ja noch korrigie-
en.
Ich rechne alles zusammen. Wenn wir all das tun, was

ie in Ihrer Agenda 2010 vorhaben, dann kommt es zu
olgenden Verbesserungen der Wettbewerbsfähigkeit der
eutschen Volkswirtschaft: Bei den Gesundheitskosten
eht es um einen Wert von plus/minus 1 Prozent und bei
en Kosten für die Arbeitslosigkeit um plus/minus
,5 Prozent. Bei den Beiträgen zur Rentenversicherung






(A) )



(B) )


Hartmut Schauerte

wird eine Erhöhung vermieden, das Niveau also gehal-
ten. Das heißt: Mit all den Anstrengungen, die Sie bisher
unternommen haben, erreichen Sie bei den Lohnzusatz-
kosten eine Verbesserung von maximal 2,5 Prozent. Das
ist ein Tropfen auf einen verdammt heißen Stein. Die
Bevölkerung sieht das und fragt sich: Hilft das oder wer-
den diese Maßnahmen wieder einmal nicht zu Ende ge-
führt?


(Klaus Brandner [SPD]: Erkennen Sie doch einmal die Trendwende!)


Wir können uns hier darüber streiten – ich finde die-
sen Streit ziemlich nutzlos –, ob die Prognose richtig ist.
Von der Richtigkeit der Prognose hängt ab, ob der Haus-
halt seriös aufgestellt ist; das ist klar. Aber selbst wenn
die Prognose der Bundesregierung stimmt, dürfte das
kein Signal dafür sein, auf Veränderungen und Reformen
zu verzichten. Das haben wir immer wieder erlebt: Die
Konjunktur zieht leicht an, alle lehnen sich erholt zurück
und das nächste Mal trifft es uns mit doppelter Wucht.
Wir müssen diesen Prozess der Veränderung lebendig
halten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ein Teil Ihrer Reden ist deshalb pädagogisch falsch, weil
Sie den Menschen die Illusion geben, wir wären über
den Berg.

Ich will ein neues Fass aufmachen und einen anderen
kritischen Bereich ansprechen, der meiner Meinung
nach die Debatten der nächsten Monate entscheidend
prägen muss. Wir werden mit dieser Absenkung der
Lohnnebenkosten um 2,5 Prozent – und das auch noch
auf einer nicht feststellbaren Zeitschiene – keine wirkli-
che Wettbewerbsfähigkeit der Arbeitsplätze in
Deutschland erreichen. Wir werden den Abwanderungs-
prozess von Unternehmen aus Deutschland – welcher
Art auch immer –, der täglich stattfindet, nicht stoppen.
Wir werden auch nicht erreichen, dass irgendein Unter-
nehmen zurückkommt. Genau das muss aber unser Ziel
sein. Also müssen wir die Dosis der Veränderung und
Verbesserung des Wettbewerbs erhöhen. Wir sind noch
keineswegs am Ende. Wir brauchen mit Schuldzuwei-
sungen gar nicht anzufangen.

Ich will Ihnen ein Feld nennen, das mir wichtig er-
scheint und auf dem Veränderungen nichts kosten. Im
Moment läuft unsere Reformpolitik darauf hinaus, dass
wir den Menschen ans Geld gehen oder Leistungen kür-
zen. Das ist unvermeidbar. Dadurch werden zum Teil ab-
surde Situationen herbeigeführt: Die Menschen müssen
höhere Beiträge zahlen und bekommen hinterher weniger
Leistungen. Das ist schon ein sehr kompliziertes System,
was man den Menschen nicht so einfach klar machen
kann. Das, was die Menschen zu wenig haben, ist Netto-
lohn. Das, was die Unternehmen zu viel kostet, ist Brut-
tolohn. Wovon die Menschen aber genug haben, ist Zeit.
Bevor wir den Menschen weiter ans Geld gehen, sollten
wir darüber nachdenken, ob wir in Deutschland nicht län-
ger arbeiten müssen. Das ist die entscheidende Frage.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Wenn ich heute Menschen in den Betrieben frage, ob ie eher bereit sind, 20 Minuten am Tag ohne Bezahlung änger zu arbeiten oder weitere finanzielle Einbußen in auf zu nehmen, dann entscheiden 80 bis 90 Prozent der itarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Betrieben: Wir ollen lieber länger arbeiten, besonders wenn dadurch nser Arbeitsplatz gesichert ist. – Warum reden wir nicht arüber? Warum verweigern Sie sich dieser Diskussion? Herr Clement hat es ganz vorsichtig angefangen; ich arf es auf den Punkt bringen: In Deutschland treten die ungen Menschen im Vergleich zu allen Industrieländern m spätesten ins Berufsleben ein und die Älteren scheien mit etwa 60 Jahren am frühesten aus dem Berufsleen aus. Ein deutscher Akademiker arbeitet durchchnittlich 32 Jahre, ein deutscher Arbeitnehmer urchschnittlich 38 Jahre. Wir haben also die kürzeste ebensarbeitszeit unter allen Industrienationen. Wir haen darüber hinaus die kürzeste Tagesarbeitszeit, die ürzeste Wochenarbeitszeit und die kürzeste Jahresrbeitszeit unter allen Industrienationen. In welcher Hyris leben wir eigentlich, dass wir meinen, mit so wenig rbeit wohlhabender sein zu können als andere, die eutlich mehr arbeiten? Was bilden wir uns eigentlich in? (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Warum diskutieren wir darüber nicht? An dieser
telle lohnt es, neu nachzudenken. Dieses Programm, zu
em wir in Kürze einen Antrag in den Bundestag ein-
ringen werden, müssen wir anpacken. Zur Arbeits-
arktpolitik haben wir eine ganze Menge konkreter Vor-
chläge vorgelegt. Also ohne Alternativen – das können
ie sich hinter die Ohren schreiben – sind wir nicht. Wir
ehen sogar weiter als Sie. Eine solche Opposition hätte
ch mir seinerzeit gewünscht. Ich hätte es gerne erlebt,
enn die SPD in den letzten 20 Jahren unter der CDU/
SU-Regierung einmal mehr Reformen als wir gefordert
ätte. Das wäre traumhaft gewesen. Aber Sie haben vor
llem auf der Bremse gestanden. Schön, dass Sie jetzt er-
ennen, dass es ein bisschen anders werden muss. Aber
hr Mut reicht noch nicht.
Kommen wir noch einmal zurück. Packen Sie das

hema der längeren Arbeitszeit an. Warum verkürzen
ir unsere Ausbildungszeiten nicht um ein Jahr? Im
aarland wird das Abitur nach zwölf Schuljahren ge-
acht. Der Ministerpräsident dieses Landes ist gerade
um Ministerpräsidenten des Jahres gewählt worden,
eil er in den letzten zwei Jahren die größten positiven
eränderungseffekte unter allen Bundesländern bewirkt
at. Fangen wir doch in diesem Bereich an! Warum er-
öhen wir denn das durchschnittliche Renteneintrittsal-
er nicht auf 63 Jahre, statt Phantomdiskussionen über
7 oder noch mehr Jahre zu führen? Wir müssen beim
intrittsalter von 60 Jahren weg und hin zu 63 Jahren
ommen. Dann ist Bewegung im Spiel und wir hätten et-
as erreicht. Dann könnte die Hoffnung auf neue Ar-
eitsplätze in Deutschland wachsen.
Diese Probleme müssen wir anpacken. Die Menschen

n diesem Lande sind dazu bereit. Ich lade Sie herzlich
in, auch über diesen Teil des Veränderungsprofils mit






(A) )



(B) )


Hartmut Schauerte

uns zu diskutieren. Das würde sich lohnen; denn dann
hätte diese Debatte möglicherweise doch noch einen
weitergehenden Sinn.

Ich behaupte: Die Kombinationswirkung aus dem,
was wir finanziell tun, und dem, was wir auf dem Ar-
beitsmarkt in Form von Flexibilisierung, mit betriebli-
chen Bündnissen sowie der Organisation von Wochen-
und Lebensarbeitszeiten tun, könnte zu einem nachhalti-
gen Vorwärtsschub führen. Dieser würde uns dann über
eine geraume Zeit in sicheres Fahrwasser bringen. Dann
könnten wir all die Dinge finanzieren, die wir für die Zu-
kunftssicherung unserer jungen Leute, unserer Arbeits-
plätze und unserer sozialen Sicherungssysteme brau-
chen.

Wenn wir auf halbem Wege stehen bleiben – das ist
unser Dilemma –, dann werden wir wieder scheitern.
Dann haben wir den Menschen wahrscheinlich mehr
Sorgen als tatsächliche Belastung zugemutet und das Er-
gebnis ist unter null.

Eine letzte Bemerkung zum Handwerk.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506005600

Nein, Herr Kollege, das war ein so schönes Schluss-

wort. Ich glaube, dabei sollten wir es belassen.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1506005700

Ich möchte meinen letzten Satz noch sagen dürfen,

verehrte Frau Präsidentin. Ich lade die Sozialdemokraten
herzlich ein, in einen konstruktiven Dialog mit der
Union über die Frage der Arbeitszeit und der Arbeits-
menge in Deutschland einzutreten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Uwe Küster [SPD]: Das ist doch ein Wort!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506005800

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Interfraktio-

nell wird Überweisung der Vorlagen auf den Druck-
sachen 15/1515, 15/1516, 15/1523, 15/1527 und 15/1531
an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse
vorgeschlagen. Abweichend von der Tagesordnung soll
die Vorlage auf Drucksache 15/1515 zusätzlich an den
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Land-
wirtschaft, jedoch nicht an den Ausschuss für die Angele-
genheiten der Europäischen Union überwiesen werden.
Außerdem sollen die Vorlagen auf Drucksache 15/1515
bzw. 15/1516 an den Haushaltsausschuss ausschließlich
gemäß § 96 der Geschäftsordnung überwiesen werden.
Gibt es anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Wir kommen nun zu dem Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Das
Wort hat zunächst Frau Bundesministerin Edelgard
Bulmahn.

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(C (D Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung nd Forschung: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten erren und Damen! Der vorliegende Haushaltsentwurf nthält eine klare Botschaft. Diese Botschaft lautet: Die undesregierung setzt auf Bildung und Forschung. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir halten damit an einem Kurs fest, den wir seit 1998
ingeschlagen haben.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Ist doch gar nicht wahr!)


ir erneuern unser Bildungssystem und wir investieren
n Bildung und Forschung. Qualifizierte Menschen, neue
rodukte, Dienstleistungen und Verfahren sind die wich-
igsten Schwungräder für wirtschaftliches Wachstum
nd für Wohlstand in Deutschland. Mit Innovationen
chaffen wir zukünftige Arbeitsplätze. Wir setzen diesen
urs, der für die Entwicklung unseres Landes die
öchste Bedeutung hat, auch unter schwierigen wirt-
chaftlichen Bedingungen konsequent fort.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Insgesamt stehen über 9,6 Milliarden Euro für Bil-
ung und Forschung zur Verfügung. Der Etat des BMBF
mfasst 8,2 Milliarden Euro, für das Ganztagsschulpro-
ramm steht zusätzlich 1 Milliarde Euro zur Verfügung.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Suppenküche!)


ür den Kredit für den Darlehensanteil beim BAföG ste-
en noch einmal 445 Millionen Euro zur Verfügung.
Mit dieser Politik haben wir auch in einem schwieri-

en konjunkturellen Umfeld in der Wirtschaft die not-
endigen Kräfte freigesetzt. Deutschland ist inzwischen
er zweitgrößte Technologieexporteur der Welt. Hatte
itte der 90er-Jahre nur jede vierte Firma ein neues Pro-
ukt im Angebot, das auf neuen Forschungsergebnissen
eruhte, drängt heute schon ein Drittel der Unternehmen
it einer Neuentwicklung auf den Markt.
Seit 1999 hält Deutschland in Europa den Spitzen-

latz bei der Anzahl der Biotechnologieunternehmen,
lso bei Unternehmen, deren Kerngeschäft Biotechnolo-
ie ist. Deutschland verfügt inzwischen über die höchste
ichte innovativer Unternehmen in Europa. Rund
75 Milliarden Euro – das waren im Jahr 2002 rund
4 Prozent des Bruttoinlandproduktes – gehen auf das
onto des Exports von forschungsintensiven Technolo-
iegütern. Diese Tendenz wird sich weiter fortsetzen.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Trotz RotGrün! – Gegenruf des Abg. Jörg Tauss [SPD]: Wegen!)


Das Fundament unserer Innovationsfähigkeit wird
n unseren Schulen, Ausbildungseinrichtungen und
ochschulen gelegt. Spätestens seit Anfang der 90er-
ahre wissen wir, dass es zu viele schlecht oder gering
usgebildete und zu wenig hoch qualifizierte Menschen






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

in unserem Land gibt. Unser Land lebt vom Know-how
und der Kreativität der Menschen. Bildung und For-
schung dürfen deshalb nicht gegeneinander ausgespielt
werden, wie es die Opposition leider zu häufig macht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Vielmehr sind beide Bereiche für unser Land von exis-
tenzieller Bedeutung.

Jedes Kind in unserem Land muss die Chance bekom-
men, alle seine Begabungen zu entfalten. Deutschlands
Schulen sollen besser werden und zu den besten gehö-
ren.


(Ulrike Flach [FDP]: Deshalb sind auch heute so viele da!)


Das gilt für alle Schulen und alle Bundesländer. Gute
Bildung braucht mehr Zeit, und zwar für individuelle
Förderung, für die Entwicklung von Kreativität, für eine
höhere Qualität des Unterrichts und für das gemeinsame
Lernen. Dieses Ziel verfolgen wir mit unserem Ganz-
tagsschulprogramm, dem größten bundesweiten Schul-
entwicklungsprogramm, das es in Deutschland je gege-
ben hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Hierfür stellen wir bis 2007 4 Milliarden Euro zur Ver-
fügung.

Eine Ganztagsschule darf nicht einfach eine Verlän-
gerung der üblichen Schule von fünf auf acht Stunden
bedeuten. Individuelle Förderung erfordert nicht nur ei-
nen anderen Zeitrahmen, sondern auch eine andere Or-
ganisation und eine bessere Qualität des Unterrichts.


(Beifall bei der SPD)

Wir brauchen keine Einrichtungen, in denen Kinder
„verwahrt“ werden, sondern Schulen, in denen Kinder
mit Freude und Neugier lernen, in denen ihr Wissens-
durst geweckt und am Leben gehalten wird.

Die Zeit ist reif für diesen Paradigmenwechsel.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Die Zeit ist reif für einen Wechsel! Ja!)


Ich bin froh darüber, dass dies nach einigem Zögern alle
Länder eingesehen haben.

Unser Bildungssystem zu modernisieren ist eine ge-
waltige Aufgabe und Herausforderung für uns alle, der
wir uns stellen müssen.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Die Länder vor allem!)


Dazu gehören im Übrigen die Einführung von bundes-
weiten Bildungsstandards, die für alle Jahrgänge und
Schulformen gelten müssen, die Einrichtung einer bun-
desweiten unabhängigen Evaluationsagentur,


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Schon wieder eine Agentur!)


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(C (D er Aufbau einer nationalen Bildungsberichterstattung, ie gezielte Förderung von Basiskompetenzen und nicht uletzt die verbesserte Bildung und Integration von Mirantenkindern. Der Wille und die Bereitschaft, diese Herausforderun en nicht zögerlich, sondern mutig anzugehen, müssen nser Handeln bestimmen, und zwar nicht nur in den ändern, sondern auch beim Bund, in den Städten und emeinden, bei den Eltern und in den Schulen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die aktuelle Situation auf dem Ausbildungsmarkt bie-
t Anlass zu größter Sorge.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Deswegen kürzen Sie da auch!)


ie Kluft zwischen Angebot und Nachfrage an Ausbil-
ungsplätzen ist weit mehr als ein arithmetisches Zah-
nspiel.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Ein Versagen von Rot-Grün! – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Rachel, es geht um junge Menschen, um ihren
erufsstart, ihre Lebenschancen und ihre Perspektive für
ie Zukunft.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Genau deswegen! Die werden von Rot-Grün um ihre Zukunft betrogen! – Gegenruf des Abg. Jörg Tauss [SPD]: So ein Schwätzer! – Thomas Rachel [CDU/CSU]: Entschuldigen Sie sich für diese Unverschämtheit! – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Ausgerechnet der Tauss!)


eshalb geht es auch um die Zukunft unseres Landes.
Wenn wir verhindern wollen, Herr Rachel, dass durch

en Mangel an qualifiziertem Nachwuchs Lebenschan-
en zerstört werden, wie es Mitte der 90er-Jahre der Fall
ar – 1998 hatten wir fast die gleiche Situation wie in
iesem Jahr –, und dass sich dies schon in wenigen Jah-
en zu einem gravierenden Innovationshemmnis für un-
ere Wirtschaft erweisen wird, dann müssen wir heute
it aller Kraft gegensteuern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ausbildungschancen dürfen nicht von Konjunktur-
gen abhängig sein.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Von was denn sonst?)


ür die Stabilität und auch für den Erfolg der beruflichen
ildung ist es unverzichtbar, dass auch in wirtschaftlich
chwierigeren Zeiten allen Jugendlichen, die ausgebildet
erden wollen und können, ein Ausbildungsangebot ge-
acht wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

Wir setzen alles daran, dass dieses Ziel auch in diesem

Jahr erreicht wird. Wir beteiligen uns zum Beispiel mit
95 Millionen Euro an der Finanzierung von 14 000 be-
triebsnahen Ausbildungsplätzen in Ostdeutschland. Wir
fördern des Weiteren Jugendliche mit schlechten schuli-
schen Voraussetzungen, damit sie den Sprung in die
Ausbildung schaffen. Wir fördern außerdem die Grün-
dung zusätzlicher Ausbildungsverbünde. Wir haben be-
reits die Ausbilder-Eignungsverordnung außer Kraft ge-
setzt und damit vielen Betrieben, die bereit und in der
Lage sind, auszubilden, den Zugang zur Ausbildung er-
leichtert. Ich möchte allerdings eines klarstellen: Wir
können nicht auf Dauer seitens des Staates und der Bun-
desregierung der Wirtschaft die Ausbildungsverantwor-
tung abnehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Wir können nicht ausbilden. Wir brauchen die Wirt-
schaft und die Betriebe. Die berufliche Ausbildung liegt
in der ureigenen Verantwortung der Wirtschaft und der
Betriebe. Es gibt rund 500 000 Betriebe, die ausbilden
dürften und könnten, die es aber nicht tun. Wenn nur die
Hälfte dieser Betriebe eine Lehrstelle anbieten würde,
dann gäbe es in Deutschland ein mehr als ausreichendes
Ausbildungsangebot.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich werde mich angesichts solcher Zahlen nicht mit
35 000 oder mehr unversorgten Jugendlichen abfinden.
Anfang Oktober werden wir zu einem Ausbildungsgipfel
einladen. Ich erwarte, dass die Wirtschaft dann einen
überzeugenden Vorschlag vorlegt, aus dem hervorgeht,
wie sie die Lehrstellenlücke bis zum Ende des Jahres
schließen will.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich halte nichts davon – um auch das klar zu sagen –,
jetzt über Instrumente zu diskutieren. Das Ziel soll viel-
mehr erreicht werden. Dieses lautet: Jeder Jugendliche
soll ein Ausbildungsangebot erhalten. Die Bundesregie-
rung schafft dafür die strukturellen Voraussetzungen.
Wir setzen auf moderne, zukunftsfähige Berufe. Wir ha-
ben inzwischen über die Hälfte der gängigen Berufe mo-
dernisiert. Wir setzen auf neue Qualifikationen und Fle-
xibilität. Die zweijährige berufliche Ausbildung sowie
die Einführung von Qualifizierungsbausteinen, die auf
eine vollwertige Berufsausbildung angerechnet werden
können, sind zwei wichtige, von der Wirtschaft selbst
immer wieder geforderte Instrumente. Sie müssen aller-
dings in den Betrieben auch genutzt werden.

Wir brauchen insgesamt mehr hoch qualifizierte Men-
schen in unserem Land. In den vergangenen Jahren ha-
ben wir hier spürbare Fortschritte erreicht. Die Zahl der
Studienanfänger gerade in den naturwissenschaftlichen
Fächern und insbesondere in der Elektrotechnik ist deut-
lich gestiegen. Trotzdem liegt Deutschland noch immer
deutlich hinter den wichtigsten Industrieländern; denn
wir haben den massiven Einbruch in der ersten Hälfte

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(C (D er 90er-Jahre bei weitem noch nicht kompensiert. Desalb gilt es, die Anstrengungen fortzusetzen. Die finanzpolitischen Spielräume für weitere Steige ungen im Hochschulbau sind in diesem Jahr nicht gegeen. Wir werden im Jahre 2004 hierfür 925 Millionen uro ausgeben. Das sind übrigens noch immer 5 Millioen Euro mehr als 1998. (Ulrike Flach [FDP]: Aber Sie fahren weiter runter! – Zuruf von der CDU/CSU: Reale Kürzung!)


s gibt an unseren Hochschulen aber vor allem Pro-
leme, die nicht baulicher Natur sind. Unser Pakt für
ochschulen setzt bei diesen Problemen an. Die Hoch-
chulentwicklung ist das Kernstück. Die Studienbedin-
ungen zu verbessern sowie die erfolgreich begonnene
nternationalisierung, die Nachwuchswissenschaftlerför-
erung und die Forschung an den Hochschulen zu stär-
en sind die Herausforderungen.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Da kürzen Sie doch auch!)


ie Förderung der Forschung an den Hochschulen durch
en Bund ist nach den Daten des Statistischen Bundes-
mtes allein in meinem Haus von 1998 bis heute um
2 Prozent gestiegen.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist ziemlich viel, Herr Rachel!)


ie Bundesförderung der Hochschulen einschließlich
es Hochschulbaus ist – ohne BAföG – um 23 Prozent
estiegen.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber bei den Fachhochschulen fahren Sie sie dann wieder runter!)


brigens, in Bayern stieg die Hochschulförderung um
anze 2,9 Prozent. Die Förderung der Hochschulen hat
ür die Bundesregierung einen hohen Stellenwert und
ird es auch in Zukunft haben.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber auf niedrigem Niveau!)


Frau Flach, angesichts von Steigerungen in Höhe von
3 bzw. 72 Prozent können Sie nicht allen Ernstes sagen:
uf niedrigem Niveau!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ulrike Flach [FDP]: Doch, Sie fahren runter! – Gegenruf des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD]: Der Name ist Programm!)


Das, was wir hier erreicht haben, ist ein deutlicher
chritt nach vorn. Wir werden aber, das sage ich aus-
rücklich, nicht stehen bleiben, sondern unsere Anstren-
ungen weiter fortsetzen, weil wir an dem Ziel festhalten
nd nicht daran rütteln lassen, dass jeder Mensch in un-
erem Land beste Bildungschancen haben muss. Das ist
nser Grundsatz, eines der Herzstücke der sozialdemo-
ratischen Politik.

(Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Aber es muss sich im Etat widerspiegeln!)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

Exzellente Forschung – das ist die zweite Säule – ist

die Voraussetzung für jedes neue Produkt und jedes neue
Verfahren. Vorsprung durch Innovation erreicht man
nicht durch Hinterherrennen,


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


sondern durch Überholen auf neuen Wegen. Deshalb ha-
ben wir die Forschung seit 1998 neu ausgerichtet und
systematisch gestärkt. Wie vom Bundeskanzler in der
Agenda 2010 angekündigt, werden wir die Etats aller
großen Forschungsorganisationen im kommenden Jahr
wieder um 3 Prozent erhöhen. Die institutionell geför-
derten Forschungseinrichtungen stehen damit so gut da
wie noch nie. Allein für die DFG bedeutet das seit 1998
eine Steigerung um 33 Prozent.


(Beifall bei der SPD)

Eine weitere wichtige Weichenstellung: Erstmals

wird der größte Teil der Forschungsförderungsmittel
im Wettbewerb vergeben; die Leistung zählt. Insgesamt
beträgt die Summe der so vergebenen Fördermittel rund
4,4 Milliarden Euro. Das sind über 53 Prozent der Mittel
im Einzelplan 30. Mir ist das so wichtig, weil Wettbe-
werb für mehr Qualität und mehr Effizienz sorgt. Das ist
eine wichtige Voraussetzung dafür, dass wir über For-
schungsförderung auch wirklich Qualitätsverbesserun-
gen und Innovationen in Gang setzen.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Eine spannende Rede!)


Im Vergleich zum Vorjahr sinkt die Projektförderung
– leider –, das ist eine Folge des Auslaufens der Mittel
aus den UMTS-Verkaufserlösen. Bevor Sie aber, liebe
Kolleginnen und Kollegen von der Opposition – ich höre
schon wieder Herrn Rachel –, die Backen aufblasen, sei
Ihnen Folgendes gesagt: Wir liegen mit den Mitteln für
die Projektförderung auch im Jahr 2004 gut eine halbe
Milliarde über dem Etatansatz, den Sie uns 1998 überge-
ben haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich finde, das kann sich sehen lassen, das ist nämlich
eine Steigerung um rund 32 Prozent.

Wir haben die Mittel für die Projektförderung, für
die themenorientierte Forschungsförderung neu gebün-
delt, um noch stärker interdisziplinär und in enger Verbin-
dung von Forschung und Anwendung agieren zu können.
Informations- und Kommunikationstechnik, Nanotech-
nologie und die Mikrosystemtechnik, optische Techno-
logie und die Biotechnologie bilden die Schwerpunkte.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber sie gehen runter!)

Die Förderung der Genomforschung wird verstetigt.

Die ostdeutschen Länder werden durch gezielte Inno-
vationsförderung weiter gestärkt. Hier haben wir im Üb-
rigen spürbare Erfolge erreicht. Ich will nur das Beispiel
Dresden nennen. Dort ist heute eine der modernsten
Technologieregionen in Europa. Durch unsere Förde-

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(C (D ung ist die Schaffung von 11 000 Arbeitsplätzen in ang gesetzt worden. (Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Die Sachsen sind fleißig!)


Zu einer Politik, die konsequent auf Wissen und Inno-
ation setzt, gibt es in Deutschland keine Alternative.
ine solche Politik gibt es seit 1999 und das wird unter
ieser Bundesregierung auch so bleiben.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Klaus-Peter Willsch [CDU/ CSU]: Pflichtschuldiger Applaus!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506005900

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Maria Böhmer.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1506006000

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

egen! Frau Ministerin, Sie haben ein ganz besonderes
alent,


(Beifall bei der SPD)

ie können unangenehme Wahrheiten einfach ausblen-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das, was wir hier erlebt haben, ist eine geschönte Bi-

anz. Ihre Zahlentricksereien werden wir Ihnen heute
nd auch in den anstehenden Haushaltsberatungen nicht
urchgehen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf,

u erfahren, wie die Bundesregierung mit den Verspre-
hungen, die sie einmal gemacht hat, umgeht. Sie haben
eute erneut vorgegaukelt – das hat der Bundesfinanzmi-
ister in der Haushaltsdebatte am Dienstag ebenfalls ge-
an –, dass Sie mehr Mittel zur Verfügung haben, als Ihr
aushalt aufweist. In den Zeitungen ist immer wieder zu
esen, die Steigerung Ihres Haushaltes betrage insgesamt
,3 Prozent. Aber die Ausgaben für das Bauprogramm
ür Ganztagsschulen gehören definitiv nicht in Ihren
aushalt, sondern in einen anderen Bereich. Das ist die
ahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Es ist eine bittere Wahrheit, dass die Mittel für Ihren
aushalt nicht steigen, nicht stagnieren, sondern im
weiten Jahr hintereinander zurückgehen. Sie können
och so lange an die Vergangenheit erinnern, Tatsache
st – schauen Sie sich an, was für heute und was für die
ukunft gilt –: Ihr Haushalt befindet sich in einer
bwärtsspirale.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Als ich diesen Haushaltsentwurf gelesen habe, hat
ich auch gewundert, dass Sie bei der Projektförderung






(A) )



(B) )


Dr. Maria Böhmer

besonders drastisch kürzen; die Mittel für diesen Bereich
sinken um immerhin 8,2 Prozent. Für den Hochschulbau
stehen 12,7 Prozent weniger zur Verfügung. Sie kürzen
in zwei Kernbereichen. Das kann man nicht machen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Mit diesem Streichkonzert nehmen Sie eine völlig fal-
sche Weichenstellung vor. Sie haben mit Recht gesagt,
dass Innovationen und Forschung wichtig sind, und zwar
nicht nur für diese Bereiche selbst, sondern auch für die
Zukunft unseres Landes, für Wachstum und für Arbeits-
plätze. Ohne Innovationen wird es kein Wachstum ge-
ben. Aber in genau diesen Bereichen treten Sie auf die
Bremse und damit verhindern Sie, dass es in unserem
Land wieder mehr Wachstum und Beschäftigung gibt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Frau Bulmahn, junge Menschen sind die Leidtragen-
den Ihrer Politik.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: So ist es! – Zurufe von der SPD: Oh!)


Das ist die katastrophale Botschaft, mit der wir derzeit
landauf, landab konfrontiert sind. Mehr als 160 000 Ju-
gendliche suchten Ende August noch einen Ausbil-
dungsplatz. Die Situation ist schlimmer als im Jahr zu-
vor. Das ist ein Skandal und den werden wir auch so
benennen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Es fehlen Zehntausende Ausbildungsplätze und Sie re-
agieren hilflos.

Am 18. März dieses Jahres haben Sie hier Folgendes
gesagt:

Jeder Jugendliche, der ausbildungswillig und aus-
bildungsfähig ist, soll eine Lehrstelle bekommen.


(Jörg Tauss [SPD]: Sehr gut!)

So lautete Ihr Versprechen. Das war eine wichtige Aus-
sage. Die Jugendlichen haben gedacht, sie könnten sich
darauf verlassen.


(Jörg Tauss [SPD]: Das können sie! – Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Bei der Regierung doch nicht!)


Ihr Kollege Clement hat vor kurzem erfahren, wie Ju-
gendliche mittlerweile reagieren. Nachzulesen ist das in
einem Artikel des „Stern“, der mit „Die Lehrstellenlüge“
überschrieben ist. Sie wissen genau, was diese Schlag-
zeile beinhaltet. Jugendliche haben Herrn Clement bei
einer Veranstaltung in Rostock auf sein Versprechen an-
gesprochen. Sie haben gesagt, dass sie „diese Heuche-
leien der Politik“ nicht mehr hinnehmen wollen. Fast die
Hälfte der Jugendlichen wird sich am Ende dieses Jahres
nicht in einer Lehrstelle wiederfinden, sondern in einem
Grundlehrgang, in einem Berufsgrundschuljahr, in ei-
nem Berufsvorbereitungsjahr, in einer Hauptschule oder
in einer Berufsfachschule, oft ohne Aussicht auf einen
Berufsabschluss. 40 Prozent der Jugendlichen in unse-

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(C (D em Land haben das Schicksal zu erleiden, in Wartechleifen geparkt zu werden. (Ulla Burchardt [SPD]: Und Sie wollen sie auf die Straße setzen!)


ch zitiere die Äußerung einer jungen Frau im „Stern“:
Wir wollen keine bescheuerten Warteschleifen oder
Praktika, wir wollen echte Lehrstellen.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)

iese Jugendliche hat Recht. Mit der Lehrstellenlüge
uss Schluss sein.
Weiße Salbe ist auch ihr JUMP-Programm: Nur je-

er dritte Jugendliche, der in diesem Programm war, hat
echs Monate nach Förderende einen Arbeitsplatz. Wir
issen, dass in weiten Bereichen der neuen Bundeslän-
er eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht und dass es dort
iele Jugendliche gibt, die händeringend einen Ausbil-
ungsplatz suchen. Durch JUMP sind 30 000 Jugendli-
he in Sachsen-Anhalt gefördert worden. Was ist das Er-
ebnis? – Nach Auslaufen der Förderung fielen ganze
2 000 zurück in die Arbeitslosigkeit.


(Ulla Burchardt [SPD]: Was ist denn Ihre Alternative? Sie haben doch überhaupt keine!)


ngesichts dessen nenne ich das JUMP-Programm nicht
ine Hilfe, sondern eine Katastrophe. Sie sollten es sein
ssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulla Burchardt [SPD]: Was ist denn Ihre Alternative? Sie haben doch überhaupt keine!)


Man muss einmal bedenken: Was sind die wahren Ur-
achen für diese Situation? – Es ist die trübe Auftrags-
ge der Betriebe. Es ist die hohe Zahl von Insolvenzen,
0 000 pro Jahr. Woher sollen denn noch die Ausbil-
ungsplätze kommen?
Werfen Sie doch einmal einen Blick in den Bereich

er Bundesregierung!

(Jörg Tauss [SPD]: Ständig!)


a merkt man, wie Sie es mit Ausbildungsversprechen
alten. Herr Clement bietet in diesem Jahr 20 Ausbil-
ungsplätze weniger an. Im Bundeskanzleramt gab es im
ergangenen Jahr fünf Ausbildungsplätze. In diesem
ahr ist es nur noch ein Ausbildungsplatz.


(Zuruf von der CDU: Es gibt nicht mehr so viele Sozis!)


Ich habe mir noch angesehen, was die Gewerkschaft
erdi anbietet. Da beträgt die Ausbildungsquote ganze
,3 Prozent. Das ist nicht nur blamabel, sondern entlar-
end.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Am Montag hat der Bundeskanzler im Verbund mit

en Gewerkschaften erneut mit einer Ausbildungsplatz-
bgabe gedroht. Dazu muss ich Ihnen sagen: Eine sol-
he Ausbildungsplatzabgabe, eine solche Zwangsabgabe






(A) )



(B)


Dr. Maria Böhmer

ist Gift – Gift für die Betriebe, aber auch Gift für alle
diejenigen, die einen Ausbildungsplatz suchen.


(Ulla Burchardt [SPD]: Ausbildungsplätze hat die Frau Reiche vernichtet!)


Lassen Sie die Finger davon und bieten Sie den Jugend-
lichen einen echten Ausbildungsplatz an! Den Anfang
sollte der Bundeskanzler machen, indem er die Ausbil-
dungsquote erfüllt und 20 Ausbildungsplätze anbietet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Christoph Hartmann [Homburg] [FDP])


An dieser Stelle möchte ich all denjenigen im Land
einen herzlichen Dank sagen, die trotz angespannter
wirtschaftlicher Situation einen Ausbildungsplatz zur
Verfügung stellen: den Handwerkern, den Unternehmen
und den Freiberuflern. All denjenigen, die jungen Men-
schen eine Chance geben, gilt unsere Anerkennung; wir
sagen Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Frau Bulmahn, ich will auch noch eine andere Seite

des Problems ansprechen. Viele, die sich um einen Aus-
bildungsplatz bewerben, bringen überhaupt nicht die Vo-
raussetzungen dafür mit. Mir hat ein Malermeister ge-
sagt: Die Bewerber können oftmals noch nicht einmal
den Umfang eines Rechtecks berechnen.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja, was machen wir jetzt mit denen?)


Das muss man sich einmal vorstellen! Sie sagen einfach:
Wir machen jetzt das Programm „Zukunft, Bildung und
Betreuung“. – Die SPD-Fraktion verteilt eine entspre-
chende Broschüre mit dem Titel „Lernen macht groß &
stark“.


(Jörg Tauss [SPD]: Gute Kampagne! – Nicolette Kressl [SPD]: Jawohl!)


Diese kostet übrigens 115 000 Euro. In meinen Augen
ist es unerhört, für eine derart dürre Broschüre Steuergel-
der zu verschleudern.


(Ulla Burchardt [SPD]: Frau Reiche ist ja mit Steuergeldern ganz anders umgegangen!)


Wahrscheinlich haben Sie die Broschüre schon in den
bayerischen Landtagswahlkampf geschickt. Aber die
bayerischen Eltern werden zu lesen wissen und sich auf
solch eine Mär nicht einlassen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Karlheinz Guttmacher [FDP])


Wenn Sie Ganztagsschulen heute als Alleskönner
propagieren, dann müssen wir schon einmal fragen: Was
können diese Schulen eigentlich leisten? Sie empfehlen
sie uns – das haben Sie auch am Montag wieder getan –
als Mittel gegen Analphabetismus, zur Überwindung
eines sozial ungerechten Schulsystems, für eine bessere
individuelle Förderung, für mehr Kreativität und für eine
höhere Qualität des Unterrichts.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Recht so!)


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(C (D ie behaupten das alles gegen besseres Wissen. Schauen ie sich einmal an, was Ihr Programm in der Realität beirkt! Es ist kein Schulprogramm, sondern ein Bauproramm. (Jörg Tauss [SPD]: Sollen wir es unter freiem Himmel machen? Das ist ja nicht zu fassen! Sollen die auf die Wiese gehen, Frau Böhmer? – Heiterkeit bei der SPD)


Herr Tauss, welche Situation trifft man denn in Ganz-
agsschulen an, die mit diesen Mitteln gefördert werden?
ach dem Unterricht wird ein Mittagessen angeboten.
ann gibt es Hausaufgabenbetreuung und Lockerungs-
bungen. Es kommt jemand vom Musikverein oder von
en Landfrauen, um mit den Schülern kochen zu üben.
nd Sie wollen uns erklären, das sei Unterricht!


(Ulla Burchardt [SPD]: Sie sind doch gegen alles!)


as ist nicht Unterricht, sondern Betreuung.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Betreuung am Nachmittag halte ich für vernünftig;
enn wir brauchen eine bessere Vereinbarkeit von Fami-
ie und Beruf. Aber die Ganztagsschule, die Sie hier pro-
agieren, ist kein Weg zu besserer Bildung. Diese Aus-
age ist von vielen Wissenschaftlern bestätigt worden.


(Nicolette Kressl [SPD]: Das ist doch Quatsch!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506006100

Erlauben Sie eine Zwischenfrage?

Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1506006200

Ja.

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506006300

Bitte.

Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1506006400

Frau Böhmer, ist Ihnen entgangen, dass dieses Ganz-

agsprogramm die Forderung an die Länder beinhaltet,
in pädagogisches Konzept zu erstellen?


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

nsofern ist das Ganze natürlich wesentlich mehr als ein-
ach ein Schulbauprogramm. Das wissen Sie auch, es sei
enn, Sie hätten in den letzten Wochen und Monaten
ermanent geschlafen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Nicolette Kressl [SPD]: Sie hätten einmal die Broschüre lesen sollen!)



Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1506006500

Ich habe die Broschüre gelesen. Ich will Ihnen gerne

twas daraus vorlesen. Da steht:
Ziel ist es, die Ganztagsbetreuung an Schulen zu
verbessern.
)






(A) )



(B) )


Dr. Maria Böhmer

Dann sagen Sie, dass durch die Betreuung die Qualität
des Unterrichts erhöht werden soll. Im nächsten Punkt
steht dann, was mit diesen Mitteln gemacht werden soll
– darauf spielen Sie ja an –:

Mit den Bundesmitteln können sowohl Aus- und
Umbaumaßnahmen als auch Ausstattungsinvestiti-
onen und Dienstleistungen,


(Jörg Tauss [SPD]: Ja, sehr gut!)

die mit den Investitionen verbunden sind …, finan-
ziert werden.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Gut, dass wir diese Broschüre gemacht haben!)


Warum soll denn die Qualität des Unterrichts allein
durch Baumaßnahmen steigen? In den neuen Bundeslän-
dern hat man genügend Räume, um die Schüler zu be-
treuen.


(Ulla Burchardt [SPD]: Sie wissen doch, dass das gar nicht anders geht! – Abg. Ute Berg [SPD] meldet sich zu einer weiteren Zwischenfrage)


– Sie wollen noch eine weitere Frage stellen? – Ja, bitte.


Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1506006600

Ich stelle die Frage noch einmal, da Sie nicht geant-

wortet haben: Wissen Sie, dass hinter jeder Ganztags-
schule ein pädagogisches Konzept stehen muss? Selbst
wenn das in der Broschüre nicht erwähnt wäre,


(Zurufe von der CDU/CSU: Mikrofon! – Ist das hier ein Dialog im Plenum? – Sie sind nicht zu hören!)


müssten Sie das wenigstens aus der Arbeit im Bundestag
wissen. Ich halte es für fahrlässig, das einfach zu unter-
schlagen.


Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1506006700

Ich richte meinen Blick jetzt einmal auf das Bundes-

land Nordrhein-Westfalen; das ist Ihnen sicherlich sym-
pathischer, als wenn ich jetzt auf Hessen oder Bayern
einginge. Wir wissen ja, dass dieses Programm in Nord-
rhein-Westfalen genutzt wird


(Jörg Tauss [SPD]: Alle nutzen es!)

und dass dort jetzt auch Nachmittagsangebote bzw. – in
Ihrer Ausdrucksweise – Ganztagsschulen eingeführt
werden. Wie geschieht das denn? Dort sind pro Gruppe
von 25 Kindern 0,1 Lehrerstellen vorgesehen. Wie wol-
len Sie mit einer Zehntellehrerstelle ein pädagogisches
Konzept am Nachmittag gewährleisten?


(Ute Berg [SPD]: Sie gehen schon wieder nicht auf meine Frage ein!)


– Sie können ja gleich gerne noch einmal fragen.

(Abg. Ute Berg [SPD] will wieder Platz nehmen)



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(C (D Ich bin noch nicht fertig. Sie dürfen ruhig noch ein enig Geduld aufwenden. – Es müssen also auch anere Kräfte eingesetzt werden, zum Beispiel ehrenamtiche Kräfte, die in der Regel für die Betreuung von indern und Jugendlichen nicht qualifiziert sind. Es acht einen Unterschied, ob ich abends in einem Sporterein mit Erwachsenen einen Trainingskurs abhalte der am Nachmittag im Rahmen von schulischen Freieitangeboten – – Ich bin aber noch nicht fertig, Frau Präsidentin. (Jörg Tauss [SPD]: Eine zweite Rede brauchen Sie hier nicht zu halten!)


(Abg. Ute Berg [SPD] nimmt Platz)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506006800

Es gibt keinen Grund zur Sorge. Ich habe die ganze

eit die Uhr angehalten. Inzwischen haben Sie schon
ehr viel Zeit für die Antwort benötigt. Sie sollten jetzt
uch wieder Ihre Rede fortsetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1506006900

Dieses vorgebliche pädagogische Konzept beinhaltet

lso nichts anderes, als dass am Nachmittag Hausaufga-
enbetreuung gewährleistet wird und außerunterricht-
iche Angebote gemacht werden. Das ist noch lange kein
nterricht. Damit kann man nicht von einer Qualitäts-
teigerung des Unterrichts sprechen.
Jetzt möchte ich noch auf etwas anderes hinweisen,
as Nordrhein-Westfalen macht: In Nordrhein-Westfa-
en müssen die Eltern für die Betreuung der Kinder am
achmittag in Ganztagsschulen 100 Euro zahlen. Es ist
as erste Mal, dass in Deutschland für ein schulisches
ngebot am Nachmittag Schulgeld zu bezahlen ist. Das
inde ich unsozial.


(Jörg Tauss [SPD]: Für das Essen! – Nicolette Kressl [SPD]: Soll ich Sie einmal nach BadenWürttemberg einladen?)


o sieht also das aus, was die SPD realisiert. So kann
an kein Ganztagsschulangebot machen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulla Burchardt [SPD]: Das ist falsch! Sie verdummen die Leute und Sie wissen das ganz genau! Ich lade Sie nach Dortmund ein! Da können Sie sich das ansehen!)


Jetzt möchte ich Ihnen noch eines sagen, weil Sie es
ns ja sonst nicht glauben. Das Deutsche Institut für In-
ernationale Pädagogische Forschung in Frankfurt am
ain sagt: Ganztagsschulen als solche beeinflussen das
eistungsniveau der Schulen in der Regel nicht. Viel-
ehr kann es – das ist der entscheidende Punkt – sogar
u einer „Nivellierung im Leistungsbereich“ kommen.
ie Schwächeren können vielleicht etwas davon profi-
ieren, aber die Stärkeren werden die Verlierer sein.
Deshalb sage ich: Hören Sie auf mit diesem Etiketten-

chwindel! Sagen Sie ehrlich, was Sie mit Ihrem Pro-






(A) )



(B) )


Dr. Maria Böhmer

gramm machen, nämlich Betreuung am Nachmittag. Das
wäre in Ordnung. Es handelt sich jedenfalls nicht um ein
Programm zur Steigerung der Bildungsqualität.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulla Burchardt [SPD]: Sie beleidigen alle Schulen und alle Kultusministerien, die das betreiben!)


– Das machen Sie mit Ihrem Programm.
Im Mittelpunkt dessen, was ich bisher gesagt habe,

stand die Ausbildung.

(Jörg Tauss [SPD]: Pure Demagogik und Hetze und Blödsinn!)

– Herr Tauss, würden Sie sich bitte mäßigen!?


(Jörg Tauss [SPD]: Nein!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506007000

Herr Kollege Tauss, den Begriff „Hetze“ wollen wir

in diesem Parlament in der Regel vermeiden und dazu
rufe ich Sie zur Ordnung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1506007100

Ich glaube nicht, dass wir uns in einer für unser Land

so wesentlichen Frage, nämlich wie es um die Bildung
von Kindern bestellt ist – und das hängt wahrlich nicht
vom Faktor Zeit ab, Herr Tauss, sondern von der Quali-
tät von Bildung –, auf einem solchen Niveau hier unter-
halten können.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Sehr richtig!)


Weil ich mich wegen der Diskussion zum Thema
Ganztagsschulen nun nicht mehr ausführlich dem Thema
Forschungsförderung zuwenden kann, will ich dazu nur
eines sagen: Frau Ministerin, das, was Sie uns heute in
punkto Forschungsförderung aufgezeigt haben, wird
völlig konterkariert von dem, was Sie tatsächlich ma-
chen. Sie haben im laufenden Haushalt völlig überra-
schend die Fördermittel für die großen Forschungsein-
richtungen in Deutschland gekürzt. Das war ein
Nackenschlag für die Forschung in unserem Land. Für
das nächste Jahr stellen Sie nun 3 Prozent mehr zur Ver-
fügung. Damit werden Sie die Delle nicht ausgleichen
können.


(Nicolette Kressl [SPD]: Das ist Ihre Delle! Daran müssen wir arbeiten!)


Was Sie machen, ist im Grunde genommen ein Nullsum-
menspiel; denn Sie nehmen die Mittel von der Projekt-
förderung weg, um sie den Forschungseinrichtungen zu
geben. Unter dem Strich bedeutet das keine Verbesse-
rung, sondern das heißt: Wissenschaft finanziert Wissen-
schaft. Das ist kein Weg in die Zukunft.

Mit Ihrem Programm kürzen Sie bei den Zukunftsfel-
dern. Wir haben minus 5 Prozent bei der Informati-
onstechnologie, wir haben minus 5 Prozent – –

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(C (D Frau Kollegin, denken Sie bitte an die Zeit! Ihre Re ezeit ist schon weit überschritten. Wir müssen ein bisshen mehr darauf achten, dass nicht jeder Redner seine edezeit um zwei Minuten oder sogar mehr überzieht. ann kommen wir in dieser langen Debatte nicht zum chluss. Darum möchte ich Sie herzlich bitten. Gern, Frau Präsidentin, ich komme gleich zum chluss. – Bei der Nanoelektronik kürzen Sie um 5 Proent, obwohl gerade dieser Bereich für die Zukunft unsees Landes so wichtig ist. Wir haben Vorschläge für neue Strategien vorgelegt. it Lavieren und Schönreden ist es hier nicht getan. Wir rauchen eine Politik, die Forschung, Wissenschaft und ildung wieder voranbringt. Wir werden einem Haushalt er gebrochenen Versprechen, einem Haushalt, der in wein Bereichen innovationsfeindlich ist, nicht zustimmen. Danke. Das Wort hat der Abgeordnete Reinhard Loske. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! iebe Frau Böhmer, bevor ich zu meiner Rede komme, in paar kurze Repliken: Erstens. Für die Ganztagsschulen sind 1 Milliarde uro in den Einzelplan 60 eingestellt. Ich frage mich, as Sie für ein Investitionsverständnis haben. Wenn wir ine bessere Infrastruktur in den Schulen schaffen, wenn ir mehr Zeit für Bildung aufwenden, wenn wir mehr hancengleichheit bieten, ist das natürlich eine Investiion in Bildung und muss auch als solche gerechnet weren. Das ist doch vollkommen klar. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506007200
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1506007300

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506007400

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506007500

Zweitens. Natürlich ist die Ganztagsschule nicht eine
ösung für alles. Das liegt doch auf der Hand.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Aha!)

ber Sie malen hier ein Schreckensbild an die Wand.
ffensichtlich haben Sie ein Problem damit, wenn man
itarbeiter aus Jugendzentren, Vertreter von Sportverei-
en, Handwerker und Landfrauen an den Nachmittagen
n die Schulen holt. Wir betrachten das als eine Chance,
eil so die Kinder realitätstüchtig gemacht werden. Sie
aben wirklich ein sehr eigentümliches Verständnis.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Drittens. Natürlich sind Forschung, Bildung und
nnovation für uns und für diese Regierung eine überge-
rdnete Aufgabenstellung. Die Mittel dafür finden sich






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

nicht nur im Einzelplan der Bildungsministerin Bulmahn,
sondern auch in den Einzelplänen vieler anderer Ministe-
rien. Es handelt sich eben um eine Querschnittsaufgabe,
die – das haben Sie in den letzten Tagen vielleicht den
Medien entnommen – auch vom Kanzler ernst genom-
men wird. Das unterscheidet diese Regierung in der Tat
von ihrer Vor-Vorgängerin, gar keine Frage.

Eine letzte Vorbemerkung. Man wird doch wohl noch
sagen dürfen – eigentlich will ich nicht Zahlen rauf- und
runterbuchstabieren –, dass zwischen 1994 und 1998 das
Haushaltsvolumen des damaligen BMFT unter Zu-
kunftsminister Rüttgers deutlich gesunken ist und dass
das Haushaltsvolumen des BMBF zwischen 1998 und
2002 um 20 Prozent gestiegen ist, wenn wir die Mittel
für das BAföG und die Einrichtung von Ganztagsschu-
len hinzurechnen, sogar um 30 Prozent. Das sind die
Fakten. Zwischen 1998 und 2003 kam es also zu einem
deutlichen Aufwuchs um fast ein Drittel und vorher zu
einer deutlichen Kürzung. Das sollte man der Öffentlich-
keit schon einmal sagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


In diesen Tagen wird viel von der Agenda 2010 ge-
sprochen. Das Ziel der Agenda 2010 ist, unsere sozialen
Sicherungssysteme bezahlbar zu halten und mehr Men-
schen Zutritt zum Arbeitsmarkt zu verschaffen. Das ist
sicherlich eine schmerzhafte Operation, aber bei allen
Unterschieden im Detail eine notwendige.

Einigkeit sollte aber darin bestehen, dass das bei wei-
tem nicht hinreichend ist. Denn für die Frage, ob wir es
schaffen, eine lebendige, gesunde und nachhaltige Wirt-
schaft, eine Gesellschaft mit mehr Chancen für alle hin-
zubekommen, ist etwas anderes genauso entscheidend
– vielleicht sogar viel entscheidender –: die Schlüssel-
stellung von Bildung, Forschung, Innovationen und
Qualitätsproduktion. Das macht den Standort Deutsch-
land aus. Die Phrase „Wir brauchen mehr Investitionen
in die Köpfe“ – das ist unser einziger Rohstoff – hat mitt-
lerweile jeder im Mund. Ich will dies nicht wiederholen;
aber es ist Realität.

Es ist doch klar: Wenn wir zu Hause, auf den Heimat-
märkten, zeigen, wie Innovationen funktionieren, dann
werden wir damit auch auf den Weltmärkten der Zukunft
eine wichtige Vorreiterrolle einnehmen. Die Innovati-
onsforscher nennen das First Mover Advantage, Ent-
wicklung von Lead-Märkten,


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das verstehen alle unsere Bürger draußen!)


also von Märkten, auf denen wir zeigen, dass unsere In-
novationen funktionieren.

Es ist doch vollkommen klar: Bei der Herstellung von
industriellen und standardisierten Massenprodukten
haben wir in Deutschland keine spezifischen Wettbe-
werbsvorteile. Unser Wettbewerbsvorteil liegt in der
Innovation, in modernen Dienstleistungen, in der Quali-
tätsproduktion. Darauf zielt unsere Politik ab.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Zum Haushalt habe ich bereits einiges gesagt. (Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Eigentlich noch nichts!)

wischen 1994 und 1998 kam es zu einem Rückgang der
ittelansätze, zwischen 1998 und 2002 zu einem Auf-
uchs um 20 Prozent. Es stimmt allerdings: In den Jah-
en 2003 und 2004 hat es, geschuldet dem allgemeinen
udgetdruck, eine Stagnation gegeben. Das ist zutref-
end und das ist durchaus kritisch zu hinterfragen.
Trotzdem ist es in diesem Kontext gelungen, einige
ichtige Akzente zu setzen. Ich nenne das Inno-Regio-
rogramm in den neuen Bundesländern, die Fortsetzung
es internationalen Austausches von Wissenschaftlern
nd Studierenden – das ist ganz zentral für uns – und
uch den Aufwuchs bei der institutionellen Förderung
er Forschungseinrichtungen, der Deutschen Forschungs-
emeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und der
elmholtz-Gesellschaft.
Ich will aber hinzufügen: Wir erwarten von der In-

ustrie, dass sie mehr für die Forschung tut. Denn For-
chung ist nicht nur eine Aufgabe des Staates. Ich halte
eispielsweise die im Rahmen des Gesundheitskonsen-
es – an dem auch die Grünen wahrlich Kritik anbringen
önnen – von der Pharmaindustrie ausgesprochene Dro-
ung, abzuwandern bzw. Forschungsaktivitäten einzu-
tellen, für vollkommen unakzeptabel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ulrike Flach [FDP]: Aber es ist so!)


Was das Geld betrifft, so muss man sagen: Wir haben
as Ziel, dass der Anteil der Mittel für Forschung und
ntwicklung am Bruttoinlandsprodukt bis 2010
Prozent betragen soll. Wir liegen jetzt bei 2,4 bzw.
,5 Prozent. Wir müssen also besser werden. Dieses Ziel
aben wir auf EU-Ebene und im Rahmen unserer natio-
alen Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen. Wenn wir
ies ernst nehmen, dann müssen wir in den nächsten Jah-
en über die Gesamtgesellschaft einen jährlichen Zu-
achs von 5 bis 6 Prozent im Bereich von Forschung
nd Entwicklung erreichen.
Wir müssen uns Gedanken darüber machen, woher

eben den öffentlichen Haushalten zusätzliches Geld
ommt. Für uns Grüne ist die Idee des Stiftungskapitals
ehr wichtig. In den nächsten Jahren werden gigantische
ermögen transferiert. Es ist zu fragen, ob man nicht ei-
en Teil dieses Transfers für Bildung und Forschung
utzbar machen kann. Entsprechende Rahmenbedingun-
en dafür zu setzen hätte einen sehr guten Zweck.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Eine zweite Maßnahme wäre: An den Staat fallende
rbschaften – auch diese Diskussion wird geführt – soll-
en für Bildung und Forschung zweckgebunden werden.
ch füge hinzu: Es wird in Zukunft eine höhere Eigenbe-
eiligung notwendig werden; das ist überhaupt keine
rage. Die Konsumbudgets bzw. der Warenkorb der Zu-
unft werden sich ändern. Es wird weniger Geld für
urzlebige Konsumgüter ausgegeben werden können
nd mehr Geld für hochwertige Güter wie Bildung, Wei-






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

terbildung und Qualifizierung ausgegeben werden müs-
sen.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Die neue Formulierung von Müntefering!)


Das ist für uns ein sehr zentraler Punkt.
Frau Präsidentin, ich sehe, die Lampe blinkt; meine

Redezeit läuft ab. Deswegen mein letzter Gedanke.
Zu den inhaltlichen Aspekten, die uns wichtig sind,

zur Energieforschung, Mobilitätsforschung und Umwelt-
forschung, habe ich jetzt nichts gesagt. Bezüglich der
Energieforschung gibt es unsererseits durchaus einige
Kritikpunkte.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Aber ein Aspekt ist mir noch sehr wichtig, und zwar
die Strukturfrage. Es nützt nichts, mehr Geld in die bis-
herigen Strukturen zu pumpen. Da ist es ähnlich wie bei
der Sozialstaatsdebatte: Wir brauchen beides, mehr Geld
und Strukturreformen. Wir sehen die Notwendigkeit,
endlich einen Wissenschaftstarifvertrag einzuführen;
denn das öffentliche Dienstrecht und der BAT haben sich
in diesem Bereich als Korsett erwiesen, wodurch der Be-
reich wenig dynamisch und flexibel ist.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Wo bleibt der Vorschlag von euch?)


Als endgültig letzten Punkt – dann bin ich fertig,
Frau Präsidentin – spreche ich die Internationalisie-
rung unserer Hochschulen an. Sie können nicht – das
richte ich an die Adresse der Union – einerseits fordern,
dass unsere Hochschulen internationaler werden, ihnen
aber andererseits gleichzeitig über das Aufenthaltsrecht
und das Arbeitsrecht einen Knüppel nach dem anderen
zwischen die Beine werfen. Das passt einfach nicht zu-
sammen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Ich kann nur sagen: Machen Sie den Weg frei für ein
modernes Einwanderungsrecht; dann verbessert sich
auch die Situation an unseren Hochschulen.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506007600

Nächste Rednerin ist die Kollegin Ulrike Flach, FDP-

Fraktion.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1506007700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau

Ministerin, Sie haben wirklich ein gutes Timing; das
muss man Ihnen lassen. Passend zur Landtagswahl in
Bayern haben Sie nun Ihr Viermilliardenprogramm „Bil-
dung und Betreuung“ auf den Weg gebracht, das Sie

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(C (D elbst das „größte bundesweite Investitionsprogramm ür Schulen“ nennen. (Jörg Tauss [SPD]: Sogar ohne Bayern, Frau Flach!)


Lassen Sie mich für die Liberalen dazu sagen: Größe
t nun wirklich nicht gleichbedeutend mit Qualität.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ieses Programm ist groß, aber vor allen Dingen im
inblick auf seine Unzulänglichkeit.
Ihr Ganztagsschulprogramm ist – da stimme ich

rau Böhmer zu, auf deren Seite ich selten stehe, wie die
achleute hier wissen – nicht mehr als ein Schulbaupro-
ramm.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Suppenküche!)


ie Konzepte, von denen Sie so gerne sprechen – sei es
as individuelle Lernen, sei es die Förderung von Lern-
chwachen und Hochbegabten, sei es mehr Kreativität –,


(Ulla Burchardt [SPD]: Wir realisieren das bei uns in der Kommune! Wenn man will, kann man das machen!)


iegen doch in den Schubladen. Schauen Sie sich die Si-
ation im Saarland an, aus dem der Kollege Hartmann
tammt: Da wird erst gar kein Kind gefunden, das in eine
olche Schule gehen möchte. Allein die 100 Euro – übri-
ens in einem CDU-geführten Land, Frau Böhmer –
chrecken die Leute ab. Dieses Konzept wird verpuffen,
eil die Länder wieder einmal nicht so reagieren, wie
ir uns das vorstellen.


(Beifall bei der FDP – Ulla Burchardt [SPD]: In Nordrhein-Westfalen ist das Gegenteil der Fall!)


enn ich nach links schaue und sehe, wie viele Länder-
ertreter dieser zentralen Bildungs- und Forschungsde-
atte beiwohnen, bin ich wieder einmal entsetzt, wie we-
ig Bund und Länder zusammenarbeiten.
Liebe Frau Bulmahn, ich sage Ihnen ganz offen: Wir

lauben, Sie werden als oberste Kinderbetreuungsminis-
rin der Nation in die Historie eingehen.


(Beifall bei der FDP – Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Wahrscheinlich nicht einmal das! – Zuruf von der SPD: Es gibt schlechtere Titel!)


hrer eigentlichen Funktion, als Innovationsmotor die-
em Land Anstöße für Kraftanstrengungen bei For-
chung und Entwicklung zu geben, werden Sie nur un-
ureichend gerecht.


(Beifall bei der FDP)

ie loben sich ob der Zuwächse seit 1998 in Ihrem Etat.
ie wissen, dass ich Ihre Einschätzung des Kollegen
üttgers teile. Aber ohne die 1 Milliarde Euro für die
anztagsschule liegt Ihr Haushalt natürlich unter dem
es Vorjahres. Da hat Frau Böhmer völlig Recht. Dem






(A) )



(B) )


Ulrike Flach

erklärten Ziel, 2010 3 Prozent des BIP für Forschung
und Entwicklung auszugeben, sind Sie mit den
2,5 Prozent im Haushalt 2004 noch nicht einmal einen
Trippelschritt näher gekommen.

Meine Befürchtung ist – das sage ich einmal ganz
flapsig –, dass Sie sich diesen 3 Prozent aufgrund der
verfehlten Wirtschafts- und Finanzpolitik dieser Bundes-
regierung wahrscheinlich von unten nähern werden. An-
sonsten sehe ich bei Ihrem Etat keine Chance, dieses
Ziel zu erreichen.

Sie haben im Haushalt eine Reihe von Veränderungen
vorgenommen, die aber nichts Kraftvolles oder Innovati-
ves enthalten. Ich mache das einmal in einem Bild deut-
lich: Sie ordnen wie eine besorgte Hausfrau die Geld-
scheine in Ihrem Portemonnaie; aber Sie bündeln sie
nicht für die wirklich wichtigen Aufgaben Ihres Amtes.

Gegenüber den großen Forschungsorganisationen
haben Sie zwar – Gott sei Dank! – Ihren Fehler vom
letzten Jahr, als Sie eine Nullrunde verordnet haben,
nicht wiederholt. Allerdings fragen sich die Wissen-
schaftler in diesen Organisationen nun schon seit Mona-
ten: Wo stehen Sie, Frau Bulmahn, eigentlich in dem
Prozess, der uns alle, die wir in dieser Wissenschafts-
landschaft tätig sind, seit langem umtreibt?


(Jörg Tauss [SPD]: Im Mittelpunkt!)

Wo sind Sie eigentlich in der Föderalismusdebatte? Wo
ist da die höchst gestellte und wichtigste Wissenschafts-
politikerin dieses Landes?


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist sie ja nicht!)


Das ist ein Ruf, der nun wirklich verpflichtet. Wo ist sie
bei dieser für uns essenziellen Frage: Wie ordnen wir
Wissenschaft und Wissenschaftsförderung in den nächs-
ten Jahren? Während Sie sich – diesen Vorwurf muss ich
Ihnen machen – dem ermüdenden und, ich glaube, in-
zwischen auch völlig erfolglosen Kampf mit den Län-
dern über Schule und Co. hingeben, sind Sie auf Ihrem
ureigenen Gebiet für uns Liberale und für dieses Land
viel zu wenig sichtbar.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wo ist Ihre Position bei der Neugestaltung der deut-

schen Forschungslandschaft? Seit Mai haben wir den
Vorschlag des Wissenschaftsrates zur strategischen For-
schungsförderung auf dem Tisch. Transparenter soll es
werden, effizienter und schlagkräftiger. Nichts haben wir
dazu von Ihnen gehört. Der Wissenschaftsrat weist zu
Recht darauf hin, dass von der Gestaltung der For-
schungsförderung abhängig ist, ob die Wissenschaft in
Deutschland in der Lage ist, in Teilbereichen der For-
schung eine internationale Spitzenstellung zu erringen
und zu behaupten.

Recht hat er damit, dass es an Möglichkeiten fehlt,
Förderinitiativen zu koordinieren, dass es keine Verfah-
ren gibt, um Lücken im Förderangebot aufzuspüren,
oder dass Doppelungen von Initiativen gang und gäbe
sind. Frau Bulmahn, ich sage Ihnen auch als Vorsitzende
des zuständigen Ausschusses: Hier erwarte ich Ihre Initi-

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(C (D tive, Ihre Gestaltungskraft, und zwar gerade zu Zeiten napper Kassen. Was aber machen Sie? Sie schweigen nicht nur in die er für die Wissenschaft geradezu lebenswichtigen trukturdebatte, sondern Sie geben in Ihrem Haushalt uch keine Innovationsschübe. Sie senken – Sie können arum herumreden, soviel Sie wollen – gerade die Förerung in den innovativen Technologiebereichen systeatisch ab: Biotechnologie: minus 3,9 Prozent, Technoogieund Innovationsförderung: minus 6,3 Prozent, rojektförderung: minus 16,3 Prozent, Nanotechnologie: atürlich ein Minus – ich wage gar nicht, nach links zu rau Reimann zu schauen, nachdem wir gemeinsam in en USA waren und gesehen haben, was die Amerikaner ort machen –, Informationstechnik: ein Minus, Multiedia: ein Minus, Forschung für Mobilität und Verkehr: inus 12,8 Prozent. (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Die ganze Regierung ist ein Minus!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


nsgesamt sind Sie bei der Förderung aller neuen Tech-
ologien heruntergegangen und haben nicht das getan,
as wir eigentlich alle von Ihnen erwartet haben.


(Beifall bei der FDP)

ie haben nämlich nicht das getan, was zum Beispiel
roßbritannien in der gleichen Zeit getan hat. Die Eng-
nder haben ihre Mittel für die Forschung verdoppelt,
rau Bulmahn. Das ist ein hoher Anspruch von Ihnen
ewesen, den Sie bis zum heutigen Tag leider nicht er-
üllt haben.
In Richtung USA zu schauen, wage ich als deutsche

orschungspolitikerin schon gar nicht mehr. Die Ameri-
aner haben die Mittel für die Nanotechnologie seit 2001
m 84 Prozent erhöht. Angesichts dessen sehen wir
irklich alt aus. Im Jahre 2003 gibt es erneut ein Plus
on 17 Prozent. Die Mittel sind auf inzwischen
79 Millionen Dollar erhöht worden. Innerhalb der
ächsten drei Jahre ist der Einsatz von 2,3 Milliarden
ollar für Forschungsprojekte in der Nanotechnologie
eplant.
Liebe Frau Bulmahn, mir ist klar, dass wir, was die

bsoluten Zahlen angeht, natürlich nicht mit den USA
onkurrieren können. Das werden wir nur im europäi-
chen Rahmen schaffen können. Aber mir und den Libe-
alen geht es um die Richtung, die wir hierbei einschla-
en. Frau Ministerin, ich vermisse in dieser Regierung
ie große und breit angelegte Innovations- und Techno-
giekampagne, die in anderen Ländern inzwischen gang
nd gäbe ist. Eine solche erwarten wir von Ihnen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Sie konzentrieren sich stattdessen auf die – wie Frau
öhmer es immer liebevoll bezeichnet – Schulküchen.


(Jörg Tauss [SPD]: Sollen die Kinder am Mittag verhungern? Auch das wäre natürlich eine Lösung des Problems!)







(A) )



(B) )


Ulrike Flach

Wir hätten es gerne gehabt – auch das will ich an dieser
Stelle sehr deutlich sagen –, wenn Sie noch einmal einen
Blick auf die Hochschullandschaft geworfen hätten. Was
hätten wir mit diesen Milliarden eigentlich alles tun kön-
nen, wenn wir sie in den Hochschulbau gesteckt hätten,
Frau Bulmahn?


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Was wäre da möglich gewesen? Da hätten wir doppelt so
viele Mittel für den Hochschulbau eingesetzt. Stattdes-
sen werden sie – das habe ich eben schon in einem Zuruf
deutlich gemacht – bis 2007 von 1,1 Milliarden Euro auf
760 Millionen Euro heruntergefahren. Ihr „Pakt für die
Hochschulen“ – ein schöner Name, wie es bei dieser Re-
gierung üblich ist – beinhaltet nur Mittel in Höhe von
32 Millionen Euro, Frau Bulmahn. Das ist doch über-
haupt nichts.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir brauchen Geld für die Hochschulen dieses Lan-
des. Ich kann vieles nachempfinden; denn in der Födera-
lismusdebatte ist manches unerträglich.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist wahr!)

Aber ich bitte Sie inständig, Frau Bulmahn: Steigen Sie
als Bund nicht aus der Hochschulbauförderung aus!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lassen Sie mich zum Schluss noch etwas zu einem
Problem sagen, das uns alle berührt und für das Frau
Böhmer vorhin sehr viel Zeit verwandte. Es geht um das
Thema Lehrstellen. Ich kann auch hier vieles nachemp-
finden, weil ich weiß, wie schwierig es für eine Regie-
rung ist, dafür zu sorgen, dass alle unsere Jugendlichen
eine Lehrstelle bekommen. Aber Sie müssen in Ihrem
Etat schon entsprechende Akzente setzen. Stattdessen
fahren Sie ihn herunter. Sie haben die Mittel sowohl für
das Programm zur Schaffung zusätzlicher Ausbildungs-
plätze in den neuen Ländern als auch die Mittel für die
überbetrieblichen beruflichen Ausbildungsstätten zu-
rückgefahren. Außerdem streichen Sie dem Institut, das
in diesem Bereich forscht, 12 Prozent der Gelder.

Wir Liberalen haben immer zu wenig Redezeit, um
die guten Rezepte, die wir für dieses Land haben, vorzu-
stellen. Lassen Sie mich zum Schluss aber noch Folgen-
des sagen: Eines steht fest, liebe Frau Bulmahn: Je län-
ger Sie im Amt sind, desto ähnlicher werden Sie leider
Ihrem Vorgänger, Herrn Rüttgers,


(Jörg Tauss [SPD]: Na, na! Das ist einen Ordnungsruf wert!)


nicht optisch, aber in Ihrer Unbeweglichkeit. Wir wollen
von Ihnen Reformen, Frau Bulmahn. Dafür sind Sie ge-
wählt worden. Wir wollen keinen Haushalt, in dem ein-
fach nur verwaltet wird. Wir wollen, dass sich dieses
Land bewegt. Wir sind die Ersten, die an Ihrer Seite ste-
hen, wenn Sie etwas Gutes auf den Weg bringen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Nächster Redner ist der Kollege Carsten Schneider, PD-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau lach, im Namen meiner Fraktion muss ich den Verleich mit Herrn Rüttgers ganz scharf zurückweisen, (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506007800
Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1506007900

icht nur was das Aussehen, sondern vor allen Dingen
as den Inhalt betrifft. Dazu gehören auch die Punkte,
ie Sie zum Schluss aufgeführt haben.
Der Etat 2004 ist ein Spar- und Reformetat. Machen

ie sich das bewusst: Als der Haushalt für 2004 aufge-
tellt wurde, gab es durch die Wachstumsschwäche der
ergangenen Jahre Steuermindereinnahmen, die zu ei-
em Konsolidierungsvolumen von 15 Milliarden Euro
eführt haben. Diese 15 Milliarden Euro müssen einge-
part werden, um einen verfassungsgemäßen Haushalt
ür 2004 vorlegen zu können.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Ist er ja gar nicht!)


Ich komme gleich noch darauf zu sprechen.
Die Einsparungen und damit die Verfassungsmäßig-

eit des Haushalts sind die Voraussetzung dafür, die
ritte Stufe der Steuerreform vorziehen zu können.
ls Haushälter sage ich – die Haushälter sind dafür be-
annt, eher konservativ zu sein –: An dieser Stelle ist es
ertretbar, mithilfe einer höheren Neuverschuldung – wir
ersuchen, sie so niedrig wie möglich zu halten; wir ste-
en ja erst am Beginn des Verfahrens – die Steuerreform
orzuziehen, um der Wirtschaft den Schub zu geben, den
ie meines Erachtens braucht, und um den Verbrauchern,
ie im nächsten Jahr 15 Milliarden Euro mehr in den Ta-
chen haben, Vertrauen zu geben.
Die Generaldebatte gestern sollte eigentlich ein

chlagabtausch sein. Ich hatte erwartet, auch im Rahmen
er Forschungsdebatte einiges von Ihnen zu hören.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Ich komme ja noch!)


ber ich muss sagen: Die gestrige Debatte war wirklich
ämmerlich. Nehmen Sie es mir nicht übel: Es war ein
ualitätsunterschied wie zwischen Bundesliga und Re-
ionalliga.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Thomas Rachel [CDU/ CSU]: Hochmut kommt vor dem Fall, Herr Schneider!)


ie haben kein Konzept. Ich hoffe für dieses Land, dass
ie sich nach der Bayernwahl endlich durchringen, Ent-
cheidungen mit zu treffen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

as Sie gestern und leider auch heute hier geliefert ha-
en, ist einer Opposition eigentlich nicht würdig.






(A) )



(B) )


Carsten Schneider

Wir befinden uns in der ersten Lesung des Haushalts

für Bildung und Forschung. Wir werden in den nächsten
Wochen Ihre Vorschläge entgegennehmen – vielleicht
sagt Herr Willsch gleich schon etwas dazu –, was Einzel-
posten des Etats betrifft. Einige Punkte, die schon ange-
sprochen wurden und die die Besonderheit dieses Haus-
halts darstellen, möchte ich jetzt herausgreifen.

Es ist richtig, dass Umschichtungen vorgenommen
wurden. Frau Böhmer, Sie haben schon den Punkt Ganz-
tagsschulprogramm angesprochen. Was anderes als Bil-
dungsausgaben sollen diese Ausgaben sonst sein? Wenn
ich mich recht entsinne, heißt das betreffende Ministe-
rium Ministerium für Bildung und Forschung. Daher ist
es doch egal, ob die Ausgaben im Einzelplan 60 oder im
Einzelplan 30 eingestellt werden.


(Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Im Etat für Bildung!)


Es tut mir wirklich Leid, dieses Argument verstehe ich
nicht. Das trifft im Übrigen – das darf ich mit Verlaub
sagen – auf die ganze Debatte zu, die Sie heute hier ge-
führt haben. Diese habe ich insgesamt nicht verstanden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was Sie über die Qualität der Leistungen gesagt ha-
ben, fand ich sehr diffamierend. Aber sei’s drum. Es sind
Ihre ideologischen Auffassungen, in denen Sie sich ver-
fangen haben. Ich hoffe für dieses Land insgesamt und
für die Länder, in denen Sie mitregieren, dass Sie we-
nigstens dort so viel Sachverstand zeigen, damit die
wirklich ordentlichen Konzepte, die wir an dieses Geld
geknüpft haben, auch umgesetzt werden.

Ihre Kollegin Reiche, die ich heute hier vermisse,

(Jörg Tauss [SPD]: Sie ist krank! Sie hat den „Spiegel“-Virus!)

hat im Jahr 2003 in der letzten Debatte zum Etat gesagt
– das habe ich mir extra aufgeschrieben –, dass wir ge-
rade für Sechs- bis Zwölfjährige mehr Betreuungsange-
bote am Nachmittag brauchen. Dafür haben wir im Jahr
2003 mit 300 Millionen Euro die Grundlage gelegt; im
Jahr 2004 sind es 1 Milliarde Euro. Die Länder haben
nach der Verfassung die Verantwortung für die inhaltli-
che Ausgestaltung. Ob das richtig ist und so sein sollte,
ist eine andere Frage. Aber das fordert die Verfassung
derzeit in unserem Land.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ihre Kommentare machen deutlich: Ihnen fehlen die
grundlegendsten haushaltspolitischen Grundverständ-
nisse.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Ja, Herr Oberlehrer!)


Denn es ist doch klar, dass wir jeden Euro im Haushalt
nur einmal ausgeben können.

Wir haben zum Beispiel im Bereich Ganztagsschulen
einen Schwerpunkt gesetzt. Das haben wir bereits im

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(C (D ahlkampf getan. Hierzu stand im Wahlprogramm eine er ganz wenigen Aussagen hinsichtlich der finanziellen ittel. Das wird auch erfüllt. Schließlich sind wir geählt worden und haben den Auftrag dazu bekommen. Dass wir auch andere Prioritäten setzen müssen, ist och logisch. Man kann nicht immer nur eingefahrene ege einschlagen, sondern muss in einigen Bereichen uch Änderungen vornehmen. Als Beispiel möchte ich ie Eigenheimzulage nennen. Ich komme damit wieder uf den Gesamthaushalt zu sprechen. Man muss überrüfen, ob man diese Subvention, gegen deren Abschafung Sie sich wehren, nicht neu konstruieren muss. Die igenheimzulage war in den 90er-Jahren sicherlich sinnoll; heute ist sie es nicht mehr. Deswegen muss sie berprüft und verändert werden. Ich hoffe, dass Sie im undesrat entsprechend Einsicht zeigen werden. (Jörg Tauss [SPD]: Lieber Beton statt Bildung, das ist das, was die wollen!)


Frau Böhmer hat den Punkt Ausbildungsplätze ange-
prochen. Sie wissen sicherlich, dass wir im Rahmen des
aushalts 2003 gerade in den neuen Bundesländern die
ahl der Stellen aus dem Ausbildungsplatzprogramm
on 12 000 auf 14 000 erhöht haben. Die aktuellen Zah-
n zeigen, dass es notwendig und richtig war, dass wir
iese Entscheidung getroffen haben.
Sie haben auch die Verantwortung des Bundes und

er öffentlichen Hand als Arbeitgeber angesprochen.
azu möchte ich Ihnen konkrete Zahlen nennen. Beim
und ist die Zahl der Ausbildungsplätze von 5 148 im
ahr 2002 auf 5 349 im Jahr 2003 gestiegen. Der Bund
st seiner Verantwortung damit nachgekommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: In welcher Welt leben Sie denn? Fragen Sie mal die jungen Leute, wie die das sehen!)


ir im Haushaltsausschuss haben gerade für das Minis-
erium für Bildung und Forschung und die nachgeordne-
n Einrichtungen wie die Fraunhofer-Gesellschaft und
ie Max-Planck-Gesellschaft festgelegt, dass sie diese
ahl von Ausbildungsplätzen bereitstellen sollen. Im
aus von Frau Bulmahn sind 55 Stellen hinzugekom-
en.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ch wünschte mir, dass auch die Privatwirtschaft ihrer
erantwortung in dem Maße nachkommen würde, wie
s im Moment der Bund tut.
Zum Abschluss eine kurze Einordnung in den Ge-

amthaushalt. Es ist richtig, dass bei der Projektförde-
ung die Mittel gesenkt wurden; da gebe ich Ihnen völlig
echt. Es ist aber auch richtig, dass wir gleichzeitig das
ersprechen eingelöst haben, das der Bundeskanzler ge-
eben hat, und die institutionelle Förderung bei der
ax-Planck-Gesellschaft und der Fraunhofer-Gesell-
chaft um 3 Prozent erhöhen. Ich glaube, dass das ein
ehr wichtiges Signal ist.






(A) )



(B) )


Carsten Schneider

Sehen Sie sich einmal die Entwicklung bei den Mit-

teln insgesamt an. Sie wissen, dass der Forschungsetat
im Jahr 2003 noch mit 300 Millionen Euro aus UMTS-
Mitteln gespeist worden ist. Im Jahr 2004 sind durch das
Auslaufen der UMTS-Gelder bzw. des Zinsvorteils – das
war die Absprache, die wir in der Koalition getroffen ha-
ben – diese Mittel zurückgegangen. Trotzdem steigt der
Etat für den Einzelplan 30 um 150 Millionen Euro. Es
sind also über 150 Millionen Euro hinzugekommen. Ich
freue mich, dass dieser Bereich trotz der Einsparanstren-
gungen in anderen Haushalten – ich denke an das Aus-
wärtige Amt oder das Verbraucherschutzministerium;
das sind grüne Ressorts; es sind aber auch SPD-Ressorts
betroffen –, die signifikante Senkungen aufweisen, mit
insgesamt über 6 Prozent Steigerung heraussticht.

Abschließend möchte ich sagen, dass ich gespannt auf
die Haushaltsberatungen im Ausschuss und darauf bin,
welche Vorschläge Sie dazu vorlegen, wo Sie einsparen
wollen. Darüber hinaus freue ich mich natürlich auf die
zweite und dritte Lesung, die wir hier mit Sicherheit er-
folgreich bestreiten werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506008000

Nächster Redner ist der Kollege Thomas Rachel,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1506008100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Lassen Sie mich mit einem Zitat beginnen:
Das Land muss sich anstrengen. Wir haben große
Defizite, bei der technologischen Innovation, bei
Bildung und Qualifizierung. Wir bilden viel zu we-
nig Naturwissenschaftler… aus. Uns fehlen schon
heute 70 000 Ingenieure… Wenn wir so weiterma-
chen, ist Deutschland nicht zukunftsfähig.

So SPD-Fraktionschef Franz Müntefering am 6. Septem-
ber in der „Berliner Zeitung“. Eine richtige Erkenntnis –
nur, die Verantwortung dafür trägt Rot-Grün.


(Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)

Was läuft tatsächlich? Zentralismus und Gängelung

ziehen sich wie ein roter Faden durch die Bildungs- und
Forschungspolitik von Rot-Grün. 2004 kommt keine Ini-
tialzündung, sodass der Bildungs- und Forschungs-
standort Deutschland im Wettbewerb auch nicht
gewinnen kann. Erwin Staudt, IBM-Aufsichtsratsvorsit-
zender, stellte in den VDI-Nachrichten vom 15. August
fest:

Die erste Runde im Rennen um Innovationen ist
verloren. Wegweisende Trends kommen aus ande-
ren Ländern.

Auch der Haushaltsentwurf 2004 bringt nicht den ent-
scheidenden Impuls. Die Ausgaben für Bildung und For-
schung sinken im Einzelplan 30 um 155 Millionen Euro,
also um 1,8 Prozent. Nach den Berechnungen von Frau

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(C (D ulmahn führt dieses Minus aber zu einem Plus von ,3 Prozent. Was wie ein Fall für PISA aus SPD-Zeiten n Niedersachsen aussieht, nämlich wie mangelnde mahematische Kenntnisse, ist in Wirklichkeit eine rotrüne Showeinlage, politische Hochstapelei. ie Zahlen aus dem Einzelplan 60 – Allgemeine Finanzerwaltung – werden einfach dem Bildungsund Forchungshaushalt hinzuaddiert. (Carsten Schneider [SPD]: Und zwar zu Recht!)


(Widerspruch bei der SPD)


a kann man gleich nachschauen, ob wir nicht auch in
nderen Einzelplänen, zum Beispiel dem Einzelplan 33
um Thema Versorgung, etwas Dienliches zum Aufpep-
en der eigenen Bilanz finden können. Das ist schon
ine recht dreiste Art der Politik.
So, wie Sie den Haushalt aufgebaut haben, greifen Sie

er anstehenden Föderalismusreform vor. Der Bund baut
nsätze aus, in denen er eigentlich kaum inhaltliche Zu-
tändigkeit hat – wie zum Beispiel in der Bildungsplanung
und verweigert seine heutige Verantwortung dort, wo er
ünftig den Ländern die Finanzierung in die Schuhe
chieben möchte. So erfährt allein der Hochschulbau mit
iner Kürzung von 135 Millionen Euro – minus 12,7 Pro-
ent – einen richtigen Kahlschlag. Das wird man an den
ochschulen in Deutschland spüren. Dank Ihrer Politik,
rau Bulmahn, wird es im nächsten Jahr keine neuen
ochschulbauprojekte mehr geben. Da ist es schon ein
ohn, wenn diese rot-grüne Bundesregierung in ihrer
genda 2010 ankündigt, den Anteil der Erstsemesterstu-
enten an den Abiturienten von 35 auf 40 Prozent steigern
u wollen, und gleichzeitig die Mittel für den Hochschul-
au reduziert. Das ist einfach eine Frechheit.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ie Studierenden sollen sich offensichtlich mit den chro-
isch unterfinanzierten und schlecht ausgestatteten
ochschulen abfinden. Das ist gegenüber den Studieren-
en schon verdammt unehrlich.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Zynisch!)

Mit 2,7 Millionen Euro für Hochglanzbroschüren und

ndere Werbemaßnahmen verkauft Frau Bulmahn das
anztagsschulprogramm als Allheilmittel gegen die
ISA-Defizite. Was hier stattfindet, ist teure Selbstbe-
eihräucherung auf Kosten der Steuerzahler.


(Beifall bei der CDU/CSU)

orum geht es bei den Ganztagsschulen? Sie sind ein
ichtiger Beitrag zur Vereinbarkeit von Beruf und Fami-
ie und müssen deshalb auch bedarfsorientiert ausgebaut
erden. Sie sind aber eben keine bildungspolitische Ant-
ort. Das ist das Missverständnis, dem Sie unterliegen.


(Ulla Burchardt [SPD]: Sie haben PISA nicht verstanden, Herr Rachel!)


ür Schüler verbessert sich nichts, wenn ein schlechter
nterricht am Vormittag auf den Nachmittag ausgedehnt
ird.


(Ulla Burchardt [SPD]: Beleidigen Sie doch die Lehrer und die Schulen nicht so!)







(A) )



(B) )


Thomas Rachel

Es geht vielmehr darum, eine Qualitätssteigerung aller
schulischen Angebote hinzubekommen. Das muss das
Ziel sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ihr Ganztagsschulprogramm ist in Wirklichkeit ein

reines Bauprogramm für zusätzliche Räume.

(Ulla Burchardt [SPD]: Das hatten wir heute schon gehört!)

Aus den Mitteln dürfen keine neuen Lehrer und Erzieher
finanziert werden. Räume ohne Lehrer – das ist Ihr
schulpolitisches Angebot.


(Ulla Burchardt [SPD]: Das hat Ihre Kollegin doch schon alles gesagt!)


Die Länder müssen ein Zehntel der Baukosten selbst
aufbringen und die gesamten Kosten für die Lehrer oder
die Betreuung tragen. In drei Jahren läuft Ihr Programm
aus. Die Kommunen und die Länder bleiben aber auf
diesen Kosten sitzen. Das ist die bittere Realität Ihrer
Politik.

Wir unterstützen das Vorhaben, Ganztagsschulange-
bote auszubauen. Dieses rot-grüne Programm ist aber
eine Eintagsfliege. Wir – das tun auch unsere Länder –
schlagen deshalb vor, dass die Länder und Kommunen
eine Erhöhung ihres Umsatzsteueranteils im gleichen
Volumen erhalten, damit sie Lehrerstellen finanzieren
können. Das würde die Selbstverantwortung der Kom-
munen und der Länder stärken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ihr Strohfeuer wird in den Kommunen viel Frust erzeu-
gen; denn diese wollen dauerhafte Angebote haben.

Frau Bulmahn, in Ihrer Politik ist keine Stringenz
feststellbar. Bildungs- und Forschungspolitik werden ge-
geneinander ausgespielt. Das Kerngeschäft Forschung
wird vernachlässigt. Frau Bulmahn hat sich in die Schul-
politik geflüchtet, obwohl sie dort im Prinzip gar nichts
zu suchen hat.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Taugt Deutschland zum Standort für Spitzentechno-

logie? Das fragt IBM-Chef Erwin Staudt. Er gibt auch
gleich die Antwort – Zitat –: „derzeit nicht“. Derzeit re-
gieren Sie, Frau Bulmahn. Es gibt im nächsten Jahr zwar
Erhöhungen für die Wissenschaftsorganisationen. Aber
das ist ein Jahr zu spät. Daneben gehen sie voll zulasten
der Projektforschung. Gerade diese Projektforschung
dient dazu, Kostenkontrolle zu gewährleisten und Wis-
senschaft und Wirtschaft zusammenzuführen.

Das Institut der deutschen Wirtschaft befürchtet, dass
der Forschungsstandort Deutschland in die Zweitklassig-
keit abrutscht. Vom Erreichen des Ziels, das Sie in der
EU und auch im Koalitionsvertrag unterschrieben haben,
nämlich bis zum Jahre 2010 Forschungs- und Entwick-
lungsausgaben in Höhe von 3 Prozent des Bruttosozial-
produkts zu realisieren, sind Sie mit Ihrem aktuellen
Haushalt meilenweit entfernt.

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(C (D Wir brauchen ein forschungsfreundliches Klima. Frau ulmahn, dazu haben Sie in Ihren jetzt fünf Amtsjahren aum etwas beigetragen. Im Gegenteil: Sie haben dem orschungsstandort Deutschland Fesseln angelegt. Ich enke nur an die Biotechnologiepolitik. Auf dem Gipfel n Barcelona wurden alle Regierungen aufgefordert, eine ationale Strategie für die Biotechnologie vorzulegen. (Jörg Tauss [SPD]: Strafbarkeit im Stammzellengesetz!)


islang ist hier Fehlanzeige zu verzeichnen. In der Bio-
chnologie ist es zur Stagnation gekommen, Firmen
rechen weg. Die grüne Gentechnik wird von Ihnen aus
eologischen Gründen ausgebremst. Das De-facto-Mora-
rium lähmt das Wachstum in dieser wichtigen Branche.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulla Burchardt [SPD]: Reden Sie doch einmal mit Ihrer Fraktion!)


Die Haushaltsmittel für das nationale Genom-
orschungsnetz – ein wichtiges Projekt – werden um
7 Millionen Euro, das sind 25 Prozent, gekürzt. Damit
erden die Chancen deutscher Forschung geschwächt;
pitzenforscher wandern ab. Beim nationalen Weltraum-
rogramm betragen die Kürzungen 3,5 Millionen Euro.
uch bei den Nanotechnologien wird gekürzt, nämlich
m 6 Millionen Euro. Das ist Ihre forschungspolitische
isitenkarte, Frau Bulmahn.
Von den Großprojekten mit strategischer Bedeutung
der Grundlagenforschung – ich nenne nur ITER und
ie Europäische Spallationsanlage – haben Sie sich, Frau
ulmahn, längst verabschiedet. Auch in diesen For-
chungsfeldern, in denen wir in Deutschland noch Vor-
prung haben, geht die wissenschaftliche Führungsrolle
n die USA und Japan verloren; dafür sind Sie verant-
ortlich.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch bei den Lehr-

tellen kann die rot-grüne Bundesregierung ihr Verspre-
hen nicht halten.


(Zuruf von der SPD: Woher wollen Sie das denn wissen?)


67 000 Jugendliche sind noch nicht versorgt und su-
hen bis zum 30. September noch eine Lehrstelle. Das
t ein trauriger Nachkriegsrekord. In einer solchen Situ-
tion legen Sie einen Haushalt auf den Tisch dieses Hau-
es, in dem die Zuwendungen für die überbetrieblichen
eruflichen Ausbildungsstätten um 5 Millionen Euro
nd das Programm für Ausbildungsentwickler im Osten
eutschlands um 1,5 Millionen Euro gekürzt werden.
as ist angesichts der gesamtgesellschaftlichen Auf-
abe, vor der wir gemeinsam stehen, grotesk.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Die Ausbildungsplatzabgabe ist der falsche Weg.
as hat auch die Bauindustrie gezeigt, in der es eine sol-
he Umlage gibt. Alle Betriebe zahlen seit 1987 in einen
onds. Aus diesem Fonds wird ein Teil der Ausbildungs-
ergütung für die Azubis erstattet. Trotz dieser Umlage






(A) )



(B) )


Thomas Rachel

ist die Zahl der Lehrstellen innerhalb von fünf Jahren
von 100 000 auf 40 000 zurückgegangen.


(Nicolette Kressl [SPD]: Blödsinn!)

Das zeigt: Eine Ausbildungsplatzabgabe schafft mehr
Bürokratie, aber keine zusätzlichen Ausbildungsplätze.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Sie wollen die Abgabe in Unternehmen erheben, bei
denen weniger als 6 Prozent der Beschäftigten Auszubil-
dende sind. Fangen Sie gleich im Bundeskanzleramt an;
denn dieses wäre zahlungspflichtig: Es hat zu wenig
Auszubildende.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: So ist es!)

So weit klaffen Anspruch und Realität Ihrer eigenen
Politik während Ihrer Regierungsverantwortung ausein-
ander.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506008200

Herr Kollege, achten Sie bitte auf Ihre Redezeit.


Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1506008300

Ich komme zum Schluss: Rot-Grün – das spüren wir

alle – hat kein Profil und schon gar keine Visionen. Es
gibt durch diesen Haushalt keine Initialzündung und
keine Aufbruchstimmung.

Lassen Sie mich mit einem Zitat Ihres Fraktionsvor-
sitzenden Franz Müntefering enden: Wenn wir so weiter-
machen, ist Deutschland nicht zukunftsfähig. – Recht hat
er. Aber die Konsequenzen wollen Sie bislang nicht zie-
hen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506008400

Nächste Rednerin ist die Kollegin Grietje Bettin,

Bündnis 90/Die Grünen.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS SES 90/DIE GRÜNEN)



Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506008500

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Die CDU/CSU verschließt mal wieder die Augen
vor der Realität. Fakt ist: Die rot-grüne Bundesregierung
plant, im Jahr 2004 insgesamt 9,6 Milliarden Euro für
Bildung und Forschung auszugeben. Das sind – das kön-
nen auch Sie nicht ignorieren – wieder 300 Millionen
Euro mehr als in diesem Jahr und 2,3 Milliarden Euro
mehr als 1998, dem letzten Jahr der schwarz-gelben Re-
gierung unter Helmut Kohl. Wir schultern dies trotz
knapper Kassen; denn eines ist zumindest Rot-Grün klar:
Die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands
und das Wohlergehen unserer Kinder hängen entschei-

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(C (D end von Chancengerechtigkeit und der Qualität unseres ildungswesens ab. Von diesen 9,6 Milliarden Euro kommt im nächsten ahr allein 1 Milliarde Euro dem Ausbau von Ganzagsschulen zugute. Gute Ganztagsschulen sind für uns rüne ganz klar ein unerlässlicher Beitrag, um den chulerfolg eines Kindes von seiner sozialen Herkunft, on Einkommen und Bildung der Eltern endlich abzuoppeln. Andere Staaten – auch das sollte die CDU/CSU icht ignorieren – sind uns hier weit voraus. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Wir fordern die unionsgeführten Landesregierungen
uf, unsere Anstrengungen auf diesem Gebiet nicht
urch eine rückwärts gerichtete Schulpolitik zu unterlau-
en. In Niedersachsen und Hamburg droht uns derzeit
ildungspolitisch ein Rückfall ins 19. Jahrhundert. Wir
ppellieren an Sie: Ignorieren Sie nicht länger die inter-
ationalen Erfahrungen.
Auch in anderen Bildungsbereichen investieren wir

räftig. Wir geben abermals mehr Geld für das BAföG
us. Die Erfolge, die wir schon in den letzten Jahren mit
er BAföG-Reform erzielt haben, wollen wir sichern
nd weiter ausbauen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Um unsere Unis für die Zukunft fit zu machen, benö-
igen wir grundlegend neue Wege der Hochschulfinan-
ierung. Unsere Hochschulen brauchen mehr als nur
ine Politik des Stopfens von Finanzlöchern. Wir müs-
en die Ausgaben für Forschung und Bildung auch in
en Ländern – das ignoriert die CDU/CSU in dieser De-
atte wieder völlig – endlich als die entscheidende In-
estition in unsere Zukunft begreifen. Studiengebühren
ind für die Haushaltskonsolidierung im Bildungsbe-
eich jedoch keine Lösung. Die Erfahrung zeigt, dass sie
n den defizitären Länderhaushalten versickern. So
ommt es mit Sicherheit nicht zu einer substanziellen
erbesserung für Hochschulen und Studierende.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Wir müssen den Zugang zu Bildung für alle Men-
chen verbessern. Eine private Beteiligung an den Aus-
ildungskosten ist nur dann gerechtfertigt, wenn sie uns
ilft, den Teufelskreis von sozialer Herkunft und Bil-
ungserfolg zu durchbrechen. Die Hochschulfinanzie-
ung ist aber nur eines der Probleme, mit denen wir uns
ei der Erneuerung des Föderalismus im Bildungsbe-
eich beschäftigen müssen. Insbesondere auch die beruf-
iche Bildung ist von der allzu großen Verflechtung von
undes- und Länderkompetenzen betroffen. Ich hoffe,
ass wir in den Verhandlungen zwischen Bund und Län-
ern über die Reform des Föderalismus zu tragfähigen
rgebnissen für den Bildungsbereich kommen. Ein von
achtpolitik bestimmtes sachfremdes Geschachere kön-
en wir uns hier wirklich nicht weiter leisten.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)







(A) )



(B) )


Grietje Bettin

Bildungspolitische Kompetenz darf nicht einfach

bloß als Verhandlungsmasse dienen, wie Sie es, liebe
Kolleginnen und Kollegen von der Union, mit Ihrem
Ausstieg aus der gemeinsamen Bildungsplanung beab-
sichtigen. Wir riskieren sonst, uns zulasten der jungen
Menschen und der Zukunftsfähigkeit bei allen wichtigen
bildungspolitischen Weichenstellungen von der Schule
bis zur Weiterbildung selbst zu blockieren. Das kann und
darf kein verantwortungsbewusster Politiker zulassen.
Ich appelliere an Sie, die Blockaden endlich aufzugeben.
Leider war heute in dieser Debatte wieder kein Zeichen
dafür erkennbar. Das bedauere ich ausdrücklich.

Ich fordere Sie auf, mit der Bundesregierung in den
Ländern gemeinsam zum Wohle unserer Kinder an
grundlegenden, notwendigen Reformen für unser Bil-
dungssystem mitzuarbeiten. Ich hoffe, dass Sie in den
nachfolgenden Debatten dazu bekehrt werden.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506008600

Das Wort hat die Kollegin Marion Seib, CDU/CSU-

Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Marion Seib (CSU):
Rede ID: ID1506008700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Für das Verständnis des Einzelplanes 30 benötigt man
vor allem zwei Fähigkeiten: erstens Einbildungskraft
und zweitens Forscherdrang. Das ist sehr passend für
den Haushalt der Bundesministerin Frau Bulmahn.

Einbildungskraft – das heißt auch Fantasie, was be-
kanntlich aus dem Griechischen kommt – braucht man,
um den Versprechungen der Bundesregierung auf dem
Gebiet der Bildung und Forschung Glauben schenken zu
können. Landauf, landab wird verkündet, 3 Prozent des
Bruttoinlandproduktes sollten in Bildung und Forschung
investiert werden und in zehn Jahren wollten wir an der
Spitze der Bildungsnationen stehen. Aber übrig geblie-
ben sind ganz dürre Zahlen.

Forscherdrang ist erforderlich, damit man nach allen
Verschiebungen im Haushaltsplan versteht, was über-
haupt noch wie finanziert wird. So sinken die Ausgaben
für die allgemeine Projektförderung um circa 16 Pro-
zent. Gleichzeitig steigen aber die Ausgaben des Minis-
teriums ganz erheblich an. Dies allein ist schon eine
Signalwirkung, die völlig falsch ist.

Werte Frau Ministerin, Sie stellen sich nicht nur der
Föderalismusdebatte nicht, mit Ihrem Verhalten und die-
sem Haushalt wird eines deutlich: Bildung soll zu einem
Schlachtplatz der Föderalismusdebatte werden. Mit Ih-
rem Vorgehen versuchen Sie, die Bildungspolitik – das
ist die eigentliche Katastrophe – zentralstaatlich einzu-
ebnen.

Sie haben am Montag verkündet, mit dem Ganztags-
schulprogramm werde das größte bundesweite Schul-

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(C (D rogramm aller Zeiten gestartet. Das ist ziemlich leicht, ind doch bisher die Länder dafür zuständig. Man kann ier nur von einer verlogenen Politik aus falscher Gnad nd Barmherzigkeit sprechen. Die Bundesregierung irft den Bundesländern für ihre ureigensten Aufgaben rosamen hin, verweigert aber eine anständige Finanzusstattung der Länder und Kommunen, und zwar auch ber das Jahr 2007 hinaus. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


An den Ganztagsschulen hängt nicht das Seelenheil
er Republik. Halbtagsschulen in Bayern haben in der
ISA-Studie besser abgeschnitten als viele Ganztags-
chulen in anderen Ländern,


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

ielleicht auch deshalb, weil der Bund bislang dort nicht
ineinschwätzen konnte.


(Beifall bei der CDU/CSU)

s wurde vielfach auf die Bildungsstandards hingewie-
en. Mit aller Macht will Frau Bulmahn hier die Kompe-
enz der Länder in Sachen Bildungspolitik umgehen.
elbst nach der Entscheidung der KMK über Bildungs-
tandards verkündete Frau Bulmahn unverdrossen die
rstellung eigener Bildungsstandards, wahrscheinlich
öglichst minimaler. Ich denke, die Kultusministerkon-
erenz ist hier auf dem richtigen Weg. Warten wir doch
inmal das Ergebnis im Dezember ab. Sehr geehrte Frau
inisterin, bevor Sie also weiter im Länderrevier wil-
ern, konzentrieren Sie sich auf Ihre eigentlichen Aufga-
enfelder. Da haben Sie verdammt viel zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Bereits in der nächsten Woche findet die Bologna-
achfolgekonferenz zur Schaffung eines europäi-
chen Hochschulraumes in Berlin statt. Im Rahmen des
ologna-Prozesses haben sich die über 30 europäischen
nterzeichnerstaaten zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr
010 einen gesamteuropäischen Hochschulraum zu ver-
irklichen. So begrüßenswert dieses Projekt ist, so
chwierig ist es sicher. Momentan steht für den Bologna-
rozess kein ständiges Büro zur Verfügung. Die Organi-
ation der Konferenzen wird immer von den jeweiligen
astgebern übernommen. Es fragt sich, ob angesichts
on mittlerweile 33 Unterzeichnerstaaten nicht dauer-
afte Strukturen erforderlich sind, um den Bologna-Pro-
ess zeitgemäß umzusetzen.


(Jörg Tauss [SPD]: Wir haben nächste Woche eine Debatte dazu!)


ier wäre die Bundesministerin gefragt. Welche Struk-
urziele verfolgen Sie? Ein schwieriger Punkt ist auch
ie Qualitätssicherung der einzelnen Bildungsangebote
m Rahmen des Bologna-Prozesses. Unterschiedliche
ildungssysteme aus der Türkei, Ungarn oder Deutsch-
and gilt es unter einen Hut zu bringen. Sogar Russland
nd die Ukraine haben ihr Interesse an der Mitglied-
chaft bekundet.
Der Bologna-Prozess steht auch als Synonym für

inen flächendeckenden Umstieg auf Bachelor- und






(A) )



(B) )


Marion Seib

Masterabschlüsse. Wenn die Idee von Bologna Bestand
haben soll, muss es baldmöglichst einen Qualitätskon-
sens über diese Studiengänge geben. Hierbei sind die
Tatkraft und das Engagement der Bundesministerin ge-
fragt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Fehlanzeige!)

In dieser Woche hat auch die neue WTO-Runde im

mexikanischen Cancun begonnen, bei der es wieder um
GATS – also um die Einbindung von Dienstleistungen
in den Welthandel – gehen wird.

Für Bildungs- und Kultureinrichtungen können sich
aus den geplanten GATS-Vereinbarungen zahlreiche Ge-
fahren ergeben. Darauf haben wir in diesem Haus bereits
hingewiesen. Zwar werden die Verhandlungen von der
Europäischen Kommission geführt, aber eine kritische
Beobachtung und Berichterstattung – auch und gerade
durch die Bundesministerin für Bildung und For-
schung – ist dabei dringend erforderlich.


(Zuruf von der SPD: Das macht sie doch auch!)


Frau Bundesministerin, auch im Bereich der beruf-
lichen Bildung ist Ihr Einsatz dringend gefragt: Die dra-
matischen Zahlen bei den fehlenden Ausbildungsstellen
zeigen, dass in diesem Bereich Reformbedarf herrscht.
Die Ausbildungsplatzabgabe ist jedoch – das müsste Ih-
nen auch bekannt sein – ein völlig falsches Mittel. Das
müssten Sie doch Ihren Kabinettskollegen nahe bringen
können. Nutzen Sie die schon lange versprochene Re-
form des Berufsbildungsgesetzes, um die Ausbildungs-
bereitschaft der Betriebe zu fördern und die Berufsausbil-
dung stärker an den innerbetrieblichen Arbeitsprozessen
zu orientieren! Denn nur mit Freiwilligkeit und einer ver-
nünftigen Steuer- und Wirtschaftspolitik können wir die
Krise im Ausbildungssektor meistern. Verpulvern Sie vor
allem nicht Millionen für erfolglose JUMP-Programme!
Stecken Sie das Geld lieber in die direkte Förderung be-
trieblicher Ausbildungsplätze!


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Ach ja, Subventionen! Auch das noch! Klasse!)


Beschäftigen Sie, sehr geehrter Kollege Schneider, sich
vor allem einmal mit unserem Antrag vom 1. Juli 2003,
der klar formulierte Forderungen enthält!

Lassen Sie mich noch etwas zur Nachhaltigkeit an-
merken. Angesichts der Fülle von Projekten, die sich
laut Haushaltsplan per se mit Nachhaltigkeit beschäfti-
gen, ist es wünschenswert, dass einmal konkret ange-
schobene Projekte weiter gefördert werden.

Unter dem Stichwort „Zukunftsinitiative Hochschule“
stellte der Bund für das Haushaltsjahr 2003 19 Millio-
nen Euro aus den UMTS-Erlösen für eine so genannte
Verwertungsoffensive zur Verfügung. Im Haushaltsplan
2004 ist aber von einer Verwertungsoffensive nicht mehr
die Rede. Das Patentwesen ist mit mehreren anderen
Punkten zusammengefasst und es ist sehr schwer nach-
zuvollziehen, wie die Mittel im Haushalt eingeplant wer-
den.

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(C (D Frau Kollegin, Ihre Redezeit ist zu Ende. Frau Präsidentin, ich sehe das Blinken. Ich hoffe, dass im Patentwesen keine Beerdigung weiter Klasse stattfindet. Ich hoffe auch, dass wir bei er Erstattung von Darlehensausfällen im Rahmen der AföG-Leistungen nicht mehr mit über 40-prozentigen usfällen rechnen müssen. Vielleicht sind Sie bereit, ine Änderung der Fragebögen für die betroffenen Stuenten zu befürworten. Das wäre eine dankenswerte ufgabe Ihres Hauses. Nächster Redner ist der Kollege Jörg Tauss, SPD raktion. (Peter Dreßen [SPD]: Jetzt kommt Leben in die Bude! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Aufmischen! – Gegenruf der Abg. Ilse Aigner [CDU/CSU]: Das Leben ist hart!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506008800
Marion Seib (CSU):
Rede ID: ID1506008900

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506009000


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1506009100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
ir werden in der nächsten Woche eine umfassende
ehrstellendebatte führen. Ich will mich deshalb jetzt
icht allzu ausführlich dazu äußern. Aber eines möchte
ch deutlich machen: Die Art und Weise, wie Frau
öhmer und Sie mit den Sorgen junger Menschen umge-
en, ist geradezu unglaublich. Ich glaube, das ist nicht
kzeptabel.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Bei all Ihren Schuldzuweisungen müssen Sie sich
berlegen, wem Sie eigentlich die Schuld zuschieben
ollen. Einerseits war die Regierung schuld, die be-
anntlich an allem schuld ist, wahrscheinlich auch daran,
ass es draußen regnet. Andererseits aber meinen Sie,
ie Jugendlichen seien nicht geeignet, die Ausbildungs-
lätze auszufüllen. In dieser Form mit den Jugendlichen
mzugehen ist meines Erachtens nicht anständig. Ich
ann Sie nur auffordern, das zurückzunehmen.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Ich glaube, Sie sollten sich selber mal zurücknehmen!)


Ich weise im Übrigen darauf hin, dass – das hat das
undesverfassungsgericht bestätigt – berufliche Bil-
ung in den Betrieben stattzufinden hat. Nicht die Re-
ierung oder sonst irgendjemand, sondern die Wirtschaft
at die Verpflichtung, Ausbildungsplätze zur Verfügung
u stellen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie Wirtschaft will diese Aufgabe wahrnehmen und wir
ollen das duale System. Die Wirtschaft hat – wie es der
anzler und unser Fraktionsvorsitzender gestern mit






(A) )



(B) )


Jörg Tauss

Recht deutlich gemacht haben – die Verpflichtung,
10 000 unversorgte Jugendliche endlich mit einem Aus-
bildungsplatz zu versorgen. Dann müssen wir uns auch
nicht über gesetzliche Maßnahmen unterhalten. So ein-
fach, wie Sie es sich machen, ist es nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506009200

Herr Kollege Tauss, gestatten Sie eine Zwischenfrage

der Kollegin Pieper?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1506009300

Von Frau Pieper habe ich schon lange nichts mehr ge-

hört. Bitte schön.

(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜND NIS 90/DIE GRÜNEN)



Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1506009400

Herr Tauss, ich wußte, dass Sie sich über meine Zwi-

schenfrage freuen werden.
Wie erklären Sie sich eigentlich, dass die Zahl der

fehlenden Lehrstellen in Deutschland in den letzten Jah-
ren dramatisch gestiegen ist und dass es das Phänomen
gibt, dass die Jugendarbeitslosigkeit – auch in den alten
Bundesländern – dreimal so stark gestiegen ist wie die
gesamte Arbeitslosigkeit in Deutschland? Meinen Sie
nicht, dass hier ein Zusammenhang mit den für die klei-
nen und mittelständischen Unternehmen gestiegenen
Kosten für Arbeitsplätze und Lehrstellen besteht?


(Zuruf von der SPD: Das ist doch grober Unfug!)


Sie haben doch diesen Anstieg mit Ihrer Politik der
Steuererhöhungen und der hohen Sozialabgaben verur-
sacht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1506009500

Liebe Frau Kollegin Pieper, Ihre Zwischenfrage gibt

mir Gelegenheit, einige Missverständnisse auszuräumen,
die es – das hat auch die heutige Rede von Herrn
Brüderle deutlich gemacht – in Ihrer Fraktion gibt. Ers-
tens. Es gab Entlastungen im steuerlichen Bereich. Es
wird weitere geben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zweitens zu den Ausbildungsplätzen: Ein neues
Gutachten beweist, dass Betriebe durchaus von Ausbil-
dung profitieren, und zwar nicht nur im Sinne der Nach-
wuchssicherung, sondern auch in finanzieller Hinsicht.


(Ulrike Flach [FDP]: Frau Pieper hat doch nichts Gegenteiliges gesagt!)



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(C (D Sie hat behauptet, dass die Kosten für Arbeitsplätze nd Lehrstellen gestiegen seien. Wir werben doch für Ausbildung und machen die Be riebe auf die positiven Wirkungen aufmerksam. Noch eines, Frau Pieper: Wir wenden inzwischen Milliarden Euro an öffentlichen Mitteln auf, um unverorgte Jugendliche in öffentlichen Einrichtungen unterubringen. So kann es nicht weitergehen. Natürlich aben wir im Moment ein Problem. Das ist nicht verunderlich; denn die Zahl der Ausbildungsplätze ist biser in jeder schwierigen konjunkturellen Situation zuückgegangen. Gerade deswegen sagen wir an die dresse der Betriebe: Denkt an die Zukunft und arbeitet ukunftsgerichtet. Es ist doch Unfug, in einer schwierien konjunkturellen Situation auf die Ausbildung junger enschen zu verzichten; denn in ein paar Jahren wird an sie händeringend suchen. Bildet also jetzt aus! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ch betone noch einmal: Die Wirtschaft profitiert von
usbildung, und zwar auch im betrieblichen Alltag.
Liebe Frau Pieper, es liegt also nicht an dem, was Sie

ngesprochen haben, sondern daran, dass ein Teil der
irtschaft – nur von diesem rede ich – seinen Aufgaben
icht nachkommt. Dieser Teil lässt den Tag einen guten
errn sein und schmarotzt; denn er wartet darauf, dass er
iejenigen bekommt, die von anderen ausgebildet wor-
en sind. Den Betrieben, die so verfahren, sagen wir in
ller Deutlichkeit: So geht es nicht! Auch ihr habt eure
erpflichtungen zu erfüllen! Darum geht es. Alle, die
usbilden, loben wir dagegen von morgens bis abends.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Liebe Frau Kollegin Böhmer, Sie haben die Ausbil-
ungsplätze im öffentlichen Bereich angesprochen. Ich
ann mich nicht in allen Bereichen auskennen. Aber ich
age Ihnen eines – Sie telefonieren wahrscheinlich ge-
ade mit einer Lokalzeitung; Sie sollten mir lieber zuhö-
en –: Die SPD-Bundestagsfraktion bildet seit zwei Jahr-
ehnten aus. In diesem Jahr haben wir 20 Auszubildende.
ehmen Sie sich ein Beispiel an dem, was meine Frak-
ion leistet. Sorgen auch Sie dafür, dass junge Menschen
n diesem Hause einen Ausbildungsplatz bekommen.
enn Sie das tun, leisten Sie einen wichtigen Beitrag.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin, um mir eine Rüge zu ersparen,
erde ich nicht das Wort „Hetze“ gebrauchen, sondern
on Ausfällen reden. Frau Böhmer, ich weise Ihre Aus-
älle gegen die Ganztagsschule zurück. Aber am meis-
en haben mich Ihre Ausfälle gegen die Musikvereine
eärgert. Es war über die Maßen unanständig, wie Sie
it den Musik- und Kulturvereinen in diesem Land um-
egangen sind. Ich fordere Sie deshalb auf, sich noch
eute – möglichst in dieser Debatte – dafür zu entschul-
igen. Es wäre verdienstvoll, wenn Sie das täten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Jörg Tauss

Denn wir haben nicht zu viel Musikunterricht, sondern
zu wenig künstlerischen Unterricht an unseren Schulen.
Ich bin für jede Musikerin und jeden Musiker sowie je-
den Dirigenten dankbar, der an eine deutsche Schule
geht, um den Kindern Unterricht zu erteilen, selbst dann,
wenn er nicht ein Studium von zehn Semestern hinter
sich gebracht hat; Hauptsache, er beherrscht sein Instru-
ment und kann Kindern etwas beibringen.

Liebe Frau Böhmer, ich weiß ganz genau, warum Sie
so sehr gegen die Ganztagsschulen sind. Sie haben mit
diesem Thema nämlich die Wahl in Rheinland-Pfalz
verloren, weil Sie an den Interessen der Eltern vorbei-
argumentiert haben. Diese haben uns gewählt, weil sie
gesehen haben, dass man mit dem überkommenen böh-
merschen Bildungsmodell – das haben Sie auch heute
wieder skizziert – keine Zukunft gestalten kann, dass
dieses Modell den Kindern schadet. Wir hingegen wol-
len etwas für die Kinder tun.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


Frau Böhmer, darüber habe ich mich erregt und jetzt
errege ich mich fast schon wieder. Ich werfe Ihnen als
CDU-Frau nicht vor, dass Sie Zitate und Studien verfäl-
schen – das sind wir gewohnt –, aber Ihnen als deutscher
Professorin werfe ich es vor, wenn Sie so etwas tun.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist eine Frechheit! Entschuldigen Sie sich dafür!)


Das schreibe ich Ihnen nun in aller Klarheit ins Stamm-
buch.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Eine Unverschämtheit!)


– Herr Rachel, verhalten Sie sich ein bisschen ruhiger.
Wenn Sie wissen wollen, was ich kritisiere, dann stellen
Sie eine Frage.

Frau Schmoll von der „Frankfurter Allgemeinen Zei-
tung“, die hier zitiert worden ist, hat einen Artikel ge-
schrieben, auf den sich Ihre stellvertretende Fraktions-
vorsitzende bezogen hat. Sie hat uns aus diesem Artikel
vorgetragen. Ich sage Ihnen jetzt, was Professor
Dr. Eckhard Klieme zu dem gesagt hat, was die „FAZ“
geschrieben hat:

Frau Schmoll greift einzelne Befunde – zum Bei-
spiel 30 Jahre alte Daten zur „Nivellierung“ von
Schülerleistungen – heraus und kommt zu einer
Kritik an Ganztagsschulen, die durch unsere Studie
keineswegs gedeckt ist.

So weit möchte ich aus der Studie vortragen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Ich kann dazu, dass Sie sich auf die „FAZ“ und nicht

auf die Studie beziehen, nur sagen: Das ist einer deut-
schen Professorin,


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Fälschen und Täuschen!)


die wissenschaftlich gearbeitet haben will, unwürdig.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Jetzt haben wir dieses Problem gelöst und können
ieder auf den Haushalt zu sprechen kommen.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506009600

Herr Kollege Tauss, Frau Kollegin Böhmer würde

ern eine Zwischenfrage stellen.

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1506009700

Vielleicht entschuldigt Sie sich dann gleich auch bei

en Musikvereinen; das wäre gut.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506009800

Sie würde gern eine Zwischenfrage stellen. Lassen

ie diese zu?

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1506009900

Ich lasse sie selbstverständlich zu.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506010000

Bitte schön, Frau Böhmer.

Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1506010100

Herr Tauss, ist Ihnen bekannt, dass in der „Frankfur-

er Rundschau“ und nicht in der „FAZ“ der Artikel er-
chienen ist, auf den ich mich beziehe? Dort wurde am
0. September unter der Überschrift „Ganztagsschule ist
tark und schwach“ geschrieben:

Hingegen fällt die elterliche Unterstützung von
Kindern aus sozial höher gestellten Familien weg.
„Beides zusammen kann eine Nivellierung im Leis-
tungsbereich bewirken.“

ch frage Sie, ob Sie weitergelesen haben; dort heißt es:
So ließen etwa Lehrerbefragungen den Schluss zu,
dass integrierte Gesamtschulen „im sozialen Be-
reich eher ermutigende, im Leistungsbereich eher
kritische“ Ergebnisse erzielten.
Das generelle Fazit der Forscher: „Aus empirischer
Sicht muss die Wirkung ganztägiger Schulorganisa-
tion auf die Entwicklung der Schüler als weitge-
hend ungeklärt angesehen werden.“

Wenn Sie hier behaupten, damit wäre eine Verbesse-
ung der Bildung verbunden, dann irren Sie, Herr Tauss.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Fragen Sie doch mal etwas!)


as wird auch durch Ihre Ausfälle hier nicht besser.

(Beifall bei der CDU/CSU)


ie haben bewusst das falsch interpretiert, was ich zu
usik- und Sportvereinen und zu den Landfrauen gesagt
abe. Dazu sage ich Ihnen: Sie arbeiten mit Unterstel-
ungen und dieses Verhalten weise ich klar zurück.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Abg. Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU] setzt sich)







(A) )



(B) )



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1506010200

Zunächst einmal bitte ich Sie, mir für die Beantwortung

der Frage freundlicherweise zur Verfügung zu stehen.

(Abg. Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU] erhebt sich)

Ich nehme zur Kenntnis, dass Sie sich fehlinterpretiert

fühlen, aber ich kann nur noch einmal sagen, dass ich
nur das interpretieren kann, was Sie hier gesagt haben.
Ich glaube, das ist im ganzen Haus gehört worden.

Ich entschuldige mich ausdrücklich bei der „Frank-
furter Allgemeinen Zeitung“.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Bei Frau Böhmer müssen Sie sich entschuldigen!)


Die „FAZ“ kam mir so in den Sinn. Ich habe mir in der
Tat gar nichts anderes vorstellen können.


(Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Sie sollten eine breitere Lektüre pflegen!)


Sie haben völlig Recht, der Artikel ist in der anderen
Frankfurter Zeitung erschienen; das macht ihn aber nicht
besser.

Ich kann noch ein wenig aus der Studie zitieren und
dabei auf Ihre Frage zurückkommen.

Rheinland-Pfalz ist mit 81 neuen Ganztagsschu-
len … gestartet.

(Abg. Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU] setzt sich)

– Ich bin noch bei der Beantwortung Ihrer Frage.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Sie beantworten nicht mehr die Frage! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Sie stellt eine Frage und hält die Form nicht ein!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506010300

Frau Kollegin Böhmer, der Kollege Tauss beantwortet

immer noch Ihre Frage.

(Abg. Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU] erhebt sich)


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1506010400

In Rheinland-Pfalz – das ist das Bundesland, aus dem

Sie kommen – hat die Zahl der angemeldeten Schüler
um ein Drittel zugenommen. Von „keinem Interesse“
kann also nicht die Rede sein.


(Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Das habe ich nie behauptet!)


In der Studie von Klieme steht ausdrücklich – ich
zitiere, dann haben wir die Frage geklärt –:

Es lohnt sich also, Ganztagsschulen gründlich zu
erproben und zu untersuchen. Dazu bietet das neue
Bund-Länder-Programm

– es wurde von der Bundesministerin angestoßen –
eine gute Basis.

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(C (D etzt ist Ihre Frage beantwortet. Herr Kollege Tauss, gestatten Sie eine weitere Zwi chenfrage der Kollegin Böhmer? Bitte schön, Frau Böhmer. Herr Kollege Tauss, ist Ihnen bekannt, dass das rhein and-pfälzische Konzept für Ganztagsschulen auschließlich bei der Betreuung ansetzt? Ist Ihnen bekannt, ass dieses Konzept die Gestaltung der Zeit nach dem ittagessen und die Einbindung von Vereinen umfasst? st Ihnen bekannt, dass dieses Konzept eine Nachmitagsbetreuung nur bis Donnerstag vorsieht, weswegen an am Freitag nicht mehr von einer Ganztagsschule prechen kann? Ist Ihnen weiter bekannt, dass die KMK ine Unterscheidung zwischen offenen und gebundenen anztagsschulen trifft? Ist Ihnen bekannt, dass wir es ort, wo es um Unterricht geht, mit gebundenen Ganzagsschulen zu tun haben? An diesen Schulen haben wir elbstverständlich Möglichkeiten, zu besserer Bildung u kommen. Alles, was wir hier diskutieren, zielt aber uf offene Ganztagsschulen, also auf mehr Betreuung, in. Darin liegt der große Unterschied. Ich will Sie auch fragen: Ist Ihnen deutlich gewor en – – Frau Kollegin Böhmer, Sie wollten eine Zusatzfrage tellen. Dann soll Herr Tauss doch bitte einmal antworten. Liebe Frau Kollegin Böhmer, ich bin auch für diese rage außerordentlich dankbar. Erstens. Die Bundesländer sind – ich kann darauf nur ochmals verweisen – für die Ganztagsschulen verantortlich. Ich finde es gut, dass in unterschiedlichen Länern unterschiedliche Konzepte verfolgt werden. Kollein Burchardt hat ein paar positive Beispiele aus NRW enannt. Ich kenne die Situation dort nicht ganz so gut, eil ich leichter in die Pfalz komme. (Ulla Burchardt [SPD]: Ich lade gern nach Dortmund ein, damit man die Begeisterung der Eltern sehen kann!)


(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506010500
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1506010600
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1506010700
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506010800
Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1506010900
Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1506011000

Ich schaue mir das in Dortmund gern einmal an.
Ich sage aber überall, wohin ich komme, ausdrück-

ich: Es muss selbstverständlich überall ein pädagogi-
ches Konzept geben. In Rheinland-Pfalz gibt es – ich
abe mir das tatsächlich angeschaut; vielleicht schauen






(A) )



(B) )


Jörg Tauss

wir uns einmal gemeinsam Ihren Bereich an – unter-
richtsbezogene Ergänzungen, themenbezogene Projekte,
Angebote für eine unterstützende Förderung und eine
Freizeitgestaltung unter pädagogischer Anleitung.


(Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Das bestreitet niemand, Herr Tauss!)


Das sind die vier Säulen des rheinland-pfälzischen Kon-
zepts. Ich wäre froh, wenn sie überall so realisiert wür-
den.


(Beifall bei der SPD)

Kommen wir zurück zum Haushalt. Bildungs-, For-

schungs- und Innovationspolitik haben auch in Zukunft
einen zentralen Platz in der Politik der SPD-geführten
Bundesregierung. Bei allen Haushaltsproblemen, die wir
haben: Wir scheuen den Vergleich mit Ihrer 16-jährigen
Regierungszeit in diesem Zusammenhang weiß Gott
nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Keine Rednerin und kein Redner von Ihnen hat zum

Thema Vergleichbares gesagt, auch Frau Merkel nicht,
wie gewohnt. Für sie ist das ein Randthema. Sie hat sich
Zeit dafür genommen, um auf die Frage einzugehen, wie
eine im Springer-Verlag erscheinende Berliner Zeitung
möglicherweise zu behandeln ist. Das ist aber ein Thema
für sich.

Der Kanzler hat deutlich gemacht – ich zitiere ihn an
dieser Stelle gerne –, dass über die Zukunft „bessere Be-
treuung unserer Kinder, mehr Investitionen in Bildung,
mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung“ ent-
scheiden. Der Kanzler hat mit seiner Schlussfolgerung
Recht, dass jetzt darüber zu entscheiden ist, ob Deutsch-
land in fünf, zehn oder 20 Jahren noch ein Land ist, in
dem es soziale Gerechtigkeit gibt, und ob der Wissen-
schafts- und Forschungsstandort Deutschland – das hat
unmittelbar etwas mit dem Wirtschaftsstandort zu tun –
in dieser Form fortbesteht. Das sind die Herausforderun-
gen, die diese Regierung angenommen hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will auf Ihr Gemäkel gerne eingehen. Auch in der
letzten Haushaltsberatung haben Sie uns hart kritisiert.
Damals haben Sie uns vorgeworfen, keine Anträge vor-
gelegt zu haben. Wir, die Ausschussmitglieder, haben
bei den letzten Haushaltsberatungen beispielsweise da-
für gesorgt, dass die Mittel für die DFG kräftig erhöht
werden. Diese Leistung haben wir Bildungs- und For-
schungspolitiker gemeinsam mit unseren Haushältern er-
bracht. Wir lassen uns also auch an diesem Punkt nichts
vorwerfen.

Ich werfe natürlich einen freundlichen Blick in Rich-
tung Finanzministerium. Staatssekretär Diller lächelt. Er
weiß, dass wir darüber oft diskutieren. Er ist in einer be-
klagenswerten Situation: Ihre Mehrheit im Bundesrat
verhindert, dass sein Ministerium das Geld bekommt,
das es braucht. Auch die Situation im Bereich Bildung
und Forschung wird besser, wenn diese Blockaden auf-
hören.

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(C (D Egal wie lange wir über 2006 hinaus regieren: Im Jahr 007 oder 2008 wird hier kein sozialdemokratischer eutscher Kanzler Fehler in der Wissenschaftsund Forchungspolitik einräumen müssen. Wir werden mit absouter Sicherheit dafür sorgen, dass dieser Fall nicht einritt, auch über die mittelfristige Finanzplanung. elbstverständlich gibt es darüber noch Diskussionen it dem Finanzminister. Das ist doch völlig klar. Eines st auch klar: Im Gegensatz zu Ihnen, die Sie bei Herrn aigel noch nicht einmal beim Pförtner vorbeigekomen sind, können wir mit denen diskutieren. Wir haben twas getan. Sonst wären wir zu den Aufwüchsen, die es eute gibt, nicht gekommen. Als Fachpolitiker würden ir gern mehr tun – das ist keine Frage –, aber die Untertützung des Finanzministeriums hatten wir in der Verangenheit. Ich bitte darum, Herr Staatssekretär, dass ir sie auch in Zukunft haben. Reformen im Bildungsbereich sind angesprochen orden. Sie haben gesagt, die Ministerin habe nichts gean. Frau Flach, bitte! Gucken Sie doch gelegentlich einal öffentlich-rechtliches oder auch privates Fernsehen! er allein die Nachrichtensendungen verfolgt, weiß, ass dieser Vorwurf gegenüber der Bildungsministerin icht aufrechtzuerhalten ist. Das ist nicht nur nicht fair; s ist auch nicht korrekt. Die Ministerin hat gemeinsam mit den Ländern das orum Bildung auf den Weg gebracht, in dem wir bilungspolitische Zielsetzungen verabredet haben, von deen sich ein Teil der Länder – auch solche, in denen Sie egierungsverantwortung tragen – heute leider verabchiedet. Ich hoffe, dass wir es bei der Föderalismusdeatte schaffen, den Bildungsbereich im Mittelpunkt zu alten. Sie können dabei mithelfen. Jetzt will ich noch etwas zur Forschung sagen. chade, dass Herr Glos nicht da ist. Ihr Müllermeister einte gestern, auch etwas zum Thema „Absolventenahlen in den Naturwissenschaften“ sagen zu müssen. ch werfe Herrn Glos, dem Müllermeister, nicht vor, dass r nicht alles weiß, aber sein Referent hätte es wissen üssen. Was er da nämlich gesagt hat, war – wie sagt err Westerwelle immer? – gaga; das ist nicht von mir, ondern von Westerwelle. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU, ir haben zu wenig Absolventen im Bereich der ngenieurwissenschaften und Naturwissenschaften, der hysik und anderer Fächer. Nur: Das sind die, die 1998 nd davor, also unter Ihrer Regierung, mit dem Studium ngefangen haben. Wenn es damals wenige Studienanänger waren, können es heute nicht mehr Absolventen ein. Das ist ein einfacher, logischer und auch ohne ISA erkennbarer Zusammenhang. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Jetzt sage ich Ihnen mal was! 1998, im letzten Jahr Ih-
er Regierungsverantwortung, hatten wir 40 000 Stu-
ienanfänger in den Naturwissenschaften. Im letzten
ahr hatten wir 62 000!


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Jörg Tauss

Von 40 000 auf 62 000 in den Naturwissenschaften unter
dieser technikfeindlichen Regierung, die dieses Land ins
Elend führt!

Ich kann es Ihnen auch für den ingenieurwissenschaft-
lichen Bereich sagen. Bei den Ingenieurwissenschaften
waren es zu Ihrer Zeit 47 000 Studienanfängerinnen und
-anfänger; übrigens kaum Studienanfängerinnen. Auch
das haben wir gesteigert. Wir haben etwas für die Frauen
in dem Bereich getan. Wir haben sie gefördert. Statt
47 000 haben wir heute 57 000 Studienanfängerinnen
und -anfänger in den Ingenieurwissenschaften. So viel
zu dem Elend, das Sie beschrieben haben.


(Beifall bei der SPD)

Wenn Sie hier schon so reden, dann möchte ich Ihnen

Folgendes sagen: Machen Sie in Bayern einmal Ihre
Hausaufgaben bezüglich der Ingenieurwissenschaften!
An der Münchner Universität, einer der renommiertes-
ten Technischen Universitäten, die wir neben Aachen
und Karlsruhe im Land haben, wurde einer der renom-
miertesten Lehrstühle im Bereich Maschinenbau nicht
wiederbesetzt. Man hat gesagt: Das ist alte Technik; das
wollen wir nicht mehr. In München streichen Sie Lehr-
stühle in den Ingenieurwissenschaften und uns werfen
Sie vor, nicht genügend für die Ingenieurwissenschaften
zu tun! Es ist unglaublich, mit welcher Frechheit Sie hier
im Deutschen Bundestag Reden halten!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lieber Herr Fischer, bleiben wir mal in Karlsruhe,
der Nachbaruniversität, weil Sie sich sonst noch den
ganzen Tag aufregen.


(Thomas Rachel [CDU/CSU], zur SPD gewandt: Das ist doch peinlich!)


Dort hat die Landesregierung die Mittel im Bereich In-
genieurwissenschaften um 50 Prozent reduziert. 50 Pro-
zent weniger für den Maschinenbau an einer der besten
deutschen Maschinenbauhochschulen mit der ältesten
Tradition in Deutschland! Landesregierung Baden-
Württemberg, schwarz-gelb! Kommen Sie nicht damit,
da wären auch wir schuld! Wahrscheinlich meinen Sie,
wir hätten in Baden-Württemberg irgendwie den Herrn
Teufel verhext oder so etwas. Nein, nein!

Das Problem dieser Debatte ist: Sie gehen in diese
Debatte hinein ohne eine Mindestmaß an Seriosität, was
die Zahlen angeht. Das müssen Sie sich vorwerfen las-
sen.


(Zuruf von der CDU/CSU)

– Was ist mit dem Tauss? Wenn Sie etwas wissen wol-
len, dann kommen Sie doch einfach einmal zu mir.

Dann hat Frau Merkel viel Zeit gebraucht, um einiges
zurechtzurücken. Sie hat gesagt – das ist auch eine ausge-
sprochene Unverschämtheit –, wir hätten ein HRG, ein
Hochschulrahmengesetz, gemacht, mit dem wir die
Langzeitstudierenden fördern. Entschuldigung, aber im
HRG steht ausdrücklich, dass von Langzeitstudierenden,
die ihren Hintern nicht mehr aus der Universität kriegen,
Gebühren erhoben werden können. Was ist eigentlich in

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(C (D er Folge unseres HRG-Entwurfs geschehen? – Von Ihen regierte Länder klagen dagegen! Sie klagen dagegen, ass wir die Frage der Studiengebühren inklusive der für angzeitstudierende regeln. Sagen Sie das bitte auch rau Merkel, da sie heute ja anscheinend keine Zeit hat. Dann haben wir noch das Thema Zuwanderung. Sie ammern immer darüber, dass uns die besten Köpfe verießen. In den USA ist es inzwischen so, dass 55 Prozent er Forschungsleistungen durch Ausländer erbracht weren. Ich will das hier nicht, das sage ich, damit kein issverständnis entsteht. Sie aber lehnen im Bundesrat lle sachlichen Vorschläge zur Zuwanderung von unseer Seite ab und hetzen in den Bierzelten gegen die Ausänder. Ein solches Verhalten ist nicht korrekt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Eine Unverschämtheit! – Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506011100

Herr Kollege Tauss, Ihre Redezeit ist abgelaufen.

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1506011200

Frau Präsidentin, ich danke Ihnen herzlich für diesen
inweis. Damit habe ich jetzt also keine Gelegenheit
ehr, zu BAföG, zu Inno-Regio, zum Pakt für Hoch-
chulen, zur Bedeutung der Wissenschaft in – –

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506011300

Herr Kollege Tauss, Ihre Redezeit ist wirklich abge-

aufen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1506011400

Deswegen habe ich das jetzt in einem Satz zusam-
engefasst.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit, liebe
olleginnen und Kollegen, Frau Präsidentin.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506011500

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege
laus-Peter Willsch, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1506011600

Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Meine sehr verehr-

en Damen und Herren! Liebe Kollegen! Herr Tauss, Sie
ind ja hinlänglich dafür bekannt, dass Sie die Schwäche
hrer Argumente durch die Lautstärke Ihres Vortrages zu
bertönen versuchen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Klaus-Peter Willsch

Heute hat das nun solche Ausmaße angenommen, dass
ich wirklich versucht war, die Parlamentsärztin anzuru-
fen. Ich dachte nämlich, Ihr Zustand würde kritisch.

Was Sie hier ansonsten an Beschimpfungen und
Schmähungen gerade auch gegenüber Damen meiner
Fraktion vorgetragen haben,


(Zurufe von der SPD: Oh!)

lässt mich an Ihrer guten Schule zweifeln. Sie sollten das
Unterrichtsfach für gutes Benehmen, sobald es irgendwo
gelehrt wird – über die Einführung eines Benimmunter-
richts wird ja in einigen Ländern diskutiert –, einige Se-
mester belegen. Das kann Ihnen nur gut tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Den Lehrstuhl besetzen!)


Ich möchte jetzt aber zur Haushaltsdebatte zurück-
kommen, meine Damen und Herren,


(Jörg Tauss [SPD]: Sehr gut!)

auch wenn das schwer ist. Denn was uns hier vorgelegt
worden ist, ist ja eigentlich nicht beratungsfähig. Uns
liegen Zahlen vor, die nicht annähernd der Realität ent-
sprechen. Das betrifft den ganzen Haushalt wie auch den
Einzelplan 30. Noch einmal zur Erinnerung – Herr Diller
ist ja da –: Es werden 2 Prozent Wachstum unterstellt;
das glaubt aber kein Mensch mehr, nicht einmal mehr
das Finanzministerium – das haben wir jetzt auch von
Ihnen selbst gehört, aber auch vorher gab es schon ent-
sprechende Verlautbarungen aus dem Ministerium. Ich
würde das als hartnäckige Realitätswahrnehmungsstö-
rung bezeichnen, wenn ich es höflich formuliere; wenn
man etwas härter zulangen wollte, könnte man sagen:
bei Rot-Grün wieder nichts als Lug und Trug.


(Ulla Burchardt [SPD]: Das ist aber sehr inhaltsschwer! Das beeindruckt unglaublich!)


Die Prognosen der Jahre zuvor haben sich alle nicht
erfüllt, die Wirtschaftsinstitute sehen für das kommende
Jahr durch die Bank Wachstumsaussichten in Höhe von
unter 1 Prozent. Sie wissen sehr genau, dass Sie Ihren
Haushalt auf völlig unrealistischen Grundlagen planen.
Ich könnte als Belege Aussagen von Welteke, der ja
nicht im Verdacht steht, uns nahe zu stehen, die „Frank-
furter Rundschau“ oder was auch immer zitieren. Ich
fordere die Bundesregierung auf: Stampfen Sie Ihr Mär-
chenbuch ein und legen Sie einen auf realistischen An-
nahmen basierenden Haushalt vor.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Weil aber die verantwortungslose Politik bei Rot-
Grün System hat und uns eine illusionsfreie Lagebewer-
tung wahrscheinlich nicht vorgelegt, sondern weiter ver-
weigert werden wird,


(Ulla Burchardt [SPD]: Ihre konsistente inhaltliche Diskussion beeindruckt wirklich!)


will ich quasi hilfsweise, um auch dem Kollegen
Schneider einen Gefallen zu tun, ein wenig auf die Ein-
zelheiten des Einzelplans 30 eingehen. Auch hier ma-
chen Sie, Frau Minister, das Täuschen und Tarnen mit.

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(C (D ie haben das auch in Ihrem heutigen Beitrag gemacht. ie täuschen ein Anwachsen des Haushaltsansatzes vor, ndem Sie auf der einen Seite die Mittel für Ganztagsanebote hineinrechnen. Auf der anderen Seite rechnen Sie ber die UMTS-Mittel heraus, weil das sonst angeblich lles verzerren würde. So stellen Sie keine Vergleichbareit her. Die Argumentation ist schief. Man kann nicht uf der einen Seite so und auf der anderen Seite anders erfahren. Man müsste Sie Ministerin für Schönfärberei ennen, wenn man diesen Titel nicht für alle Fälle für en Regierungschef aufheben müsste. Ich wünschte mir vor allem, dass Sie sich nicht nur als inisterin für Bildung sehen würden, sondern auch das eitere Substantiv in Ihrer Amtsbezeichnung berückichtigen würden. Sie sind nämlich auch Ministerin für orschung. Davon merken wir überhaupt nichts in dieem Land. ie Mittel für Projektförderung werden nach Ihren orgaben real um 8,2 Prozent gekürzt; die institutioelle Förderung wird dieses Mal angehoben, weil der anzler nicht zweimal nacheinander die Leute anlügen ollte; insofern hält er diesmal sein Versprechen. Aber en Zustand, dass die Schere zwischen institutioneller örderung und Projektförderung weiter aufgeht, haben och auch Sie immer beklagt. Insofern gehen wir in eine alsche Richtung. (Ulla Burchardt [SPD]: Falsche Tonlage, Herr Kollege!)


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506011700

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Tauss?


Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1506011800

Nein. Herr Tauss, Sie müssen jetzt einmal zuhören

nd meine Gedanken im Zusammenhang aufnehmen.
ie müssen versuchen, die Zellen im Kopf ein bisschen
u bewegen. Dann verstehen Sie es vielleicht auch.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Gibt es einen Zusammenhang?)


Herr Tauss, setzen Sie sich hin. Ich möchte jetzt keine
wischenfrage von Ihnen.
Es wird weiter an der Projektförderung geknabbert
erden. Es wird durch die mit 145 Millionen Euro zu
ohe, völlig unrealistisch festgesetzte globale Minder-
usgabe massiv in den Haushaltsvollzug eingegriffen
erden. Wo sollen die erwirtschaftet werden? Sie wer-
en sie erwirtschaften, indem weitere Projekte über die
upper gehen.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: So machen die das!)


Es wird weiter an der Projektförderung geknabbert
erden, weil auch die Zahl der BAföG-Empfänger stei-
en wird und die Ansätze dafür nicht ausreichen werden.
uch das wird wiederum zulasten der Projektförderung






(A) )



(B) )


Klaus-Peter Willsch

gehen. Ihr Haushalt ist Makulatur, er ist getürkt von
vorne bis hinten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Jetzt wollen wir uns das Thema BAföG noch einmal

ansehen. Im letzten Jahr waren Sie erfreut darüber, dass
die BAföG-Reform funktioniert hat und Sie mehr Mittel
ausgeben können. Dann müssen Sie die Mittel aber auch
im Haushalt bereitstellen und nicht, wie in diesem Haus-
halt, mit Wunschzahlen operieren. Wahrscheinlich wird
die Zahl der BAföG-Bezieher sogar noch weiter steigen.
Wenn nämlich Schüler wegen Ihrer miesen Politik in
diesem Land


(Widerspruch bei der SPD)

keinen Ausbildungsplatz bekommen, gehen sie entweder
noch ein Jahr in die Schule und drehen dort eine weitere
Runde oder sie studieren. Je nach Einkommenssituation
der Eltern bekommen sie dann BAföG. Wenn zusätzlich
Vater oder Mutter wegen Ihrer miesen Politik keinen Ar-
beitsplatz mehr haben, erhöht auch das wieder tendenzi-
ell den Anspruch auf BAföG. Das alles werden Sie in Ih-
rem Einzelplan zu verkraften haben. Wir wollen mal
sehen, ob Herr Diller oder Herr Eichel oder wer auch im-
mer Ihnen den Plafond erhöht. Ich glaube das nicht. Re-
den Sie sich die Situation nicht schön mit Geld, das sie
nicht haben. Es ist heute schon erkennbar, dass die Mit-
tel für Projektförderung so, wie Sie es darstellen, nicht
zur Verfügung stehen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506011900

Herr Kollege Willsch, Ihre Redezeit ist abgelaufen.


Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1506012000

Ich komme sofort zum Schluss. – Und hören Sie auf,

beim Thema Ausbildung mit dem Finger auf andere zu
zeigen. Unternehmen investieren und stellen Lehrlinge
ein, wenn sie Aussicht auf Gewinn haben, wenn der La-
den brummt. Aber wenn sie nicht wissen, ob sie morgen
ihre Gesellen noch beschäftigen können, fällt es ihnen
eben schwer, neue Auszubildende einzustellen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506012100

Herr Kollege Willsch, Ihre Redezeit ist deutlich abge-

laufen.


Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1506012200

Das muss ich noch beenden. – Dafür, dass die Lage

im Land so desperat ist, tragen Sie die Verantwortung
und deshalb müssen Sie weg.


(Ulla Burchardt [SPD]: Abschalten!)

Mein Appell an Sie alle auf der Bank: Machen Sie Platz
für Leute, die es können.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Weitere Wortmeldungen liegen zu diesem Geschäfts ereich nicht vor. Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Verkehr, Bauund Wohnungswesen. as Wort hat der Bundesminister Manfred Stolpe. Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister für Ver ehr, Bauund Wohnungswesen: Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Der Bundesverkehrsminister muss an einem 1. September zuerst an den Flugzeugterrorangriff vor wei Jahren in den USA denken. Das hat uns alle geroffen, aber – darauf will ich aufmerksam machen – es at in ganz besonderer Weise den Verkehrssektor geroffen. Die weltweite Mobilität, die ja eine der großen Errun enschaften des 20. Jahrhunderts ist, wurde an ihrer chillesferse, der Sicherheit, getroffen. Insbesondere die uftverkehrsbranche hat sich von den Ereignissen des 1. September 2001 noch lange nicht wieder erholt. ielmehr wurde sie durch den Beginn des Irakkrieges, ber auch durch die Krankheit SARS zusätzlich belastet. enn auch andere Länder weit mehr betroffen erscheien als Deutschland, kann uns dieser Zustand nicht zurieden stellen. Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir deshalb, uch die heutige Debatte des Bundestages dafür zu nuten, erneut der deutschen Luftverkehrswirtschaft die nterstützung der Bundesregierung zuzusagen. Ich unerstütze die von der Luftverkehrswirtschaft ins Leben erufene Initiative „Luftverkehr für Deutschland“ und abe mich gern bereit erklärt, hier moderierend mitzuirken. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506012300

ir brauchen neue Impulse für diese Branche. Ich bin
ir sicher, dass wir sie gemeinsam geben können.
Die Lufthansa hat übrigens – ich will das hier sagen,

hne werben zu wollen; was wahr ist, muss gesagt wer-
en – im Unterschied zu fast allen anderen großen Air-
ines auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten kön-
en. Das ist eine großartige Leistung des Unternehmens,
ber auch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


nser Ziel ist es, die Luftverkehrswirtschaft wieder zu
inem Jobmotor zu machen.
Meine Damen und Herren, Sie aber wollen heute mit
echt von mir wissen, wie es um den Einzelplan 12
teht, ob und wann die Maut kommt und wie wir der
ufgabe des Stadtumbaus in Ost und West gerecht wer-
en. Auch über die Deutsche Bahn, die Sorgen der deut-
chen Binnenschiffer und der Bauwirtschaft oder über
en Transrapid sollte ich eigentlich sprechen. Doch ehe
ch das alles ansprechen kann, wird mir die Präsidentin
as Wort entziehen.






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. h. c. Manfred Stolpe

Die Sicherung und Verstärkung der Verkehrsinfra-

struktur sind nach meiner Überzeugung eine Hauptauf-
gabe der Politik. Dies umfasst eine verlässliche langfris-
tige Planung, die Befreiung von Wachstumsregionen aus
der Staubehinderung, die Unterstützung benachteiligter
Gebiete durch bessere Erreichbarkeit und die Nutzung
der Potenziale aller Verkehrsträger und deren Verkno-
tung. Im Bundesverkehrswegeplan wollen wir das ge-
meinsam bis zum Jahre 2015 sichern.

Das alles braucht das Land. Das ist eine Vorausset-
zung für wirtschaftlichen Aufschwung. Dies sichert
4,5 Millionen Arbeitsplätze, betrifft also 15 Prozent aller
Beschäftigten in Deutschland. Im Übrigen verschafft
jede Milliarde, die wir für Investitionen in die Verkehrs-
infrastruktur ausgeben, 24 000 Menschen Arbeit. Das al-
les braucht Geld, mindestens 11 Milliarden Euro in je-
dem Jahr.

Bekanntlich muss der Bundeshaushalt die Ausfüh-
rung noch einiger anderer wichtiger Aufgaben sicher-
stellen. Alle Bundesregierungen der letzten Jahrzehnte
haben deshalb über zusätzliche Finanzierungsmöglich-
keiten nachgedacht und Schritte in diese Richtung einge-
leitet. Auch die Schröder-Regierung stand 1998 vor die-
ser Notwendigkeit. Sie beauftragte Wilhelm Pällmann
und andere Experten, eine Analyse zu machen und Lö-
sungsvorschläge zu erarbeiten. Das Ergebnis war sehr
eindeutig: Es muss mehr investiert werden, als es der
Haushalt hergibt. Eine Nutzergebühr für Schwerlast-
transporter auf Autobahnen ist nötig. Diese Einnahmen
sollen zusätzlich für Verkehrsinvestitionen eingesetzt
werden.

Aber damals war auch klar, dass die Einführung einer
Maut nicht vor 2003 zu erreichen ist. Gleichzeitig war
deutlich: Die Erhöhung der Verkehrsinvestitionen muss
früher erfolgen. Es ging im Interesse der Wirtschaft und
der Mobilität darum, den Zeitraum bis zum Jahre 2003
zu überbrücken. Es ist dann aufgrund von Zinsersparnis-
sen im Rahmen der Einnahmen aus der Vergabe der
UMTS-Lizenzen gelungen, ein befristetes Programm zu
gestalten: das Zukunftsinvestitionsprogramm, das
diese Überbrückung von 2001 bis Ende 2003 leisten
konnte.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


So konnte die Investitionssumme von 11,5 Milliarden Euro
erreicht werden.

Ab 2004, wenn diese UMTS-Zinsersparnisse nicht
mehr zur Verfügung stehen, werden wir die Einnahmen
aus der Maut zusätzlich zu den Haushaltsmitteln den
Verkehrsinvestitionen zuführen können.

Ich will es rundheraus sagen: Das reicht noch nicht.
Wir müssen über das Instrument der Maut private In-
vestoren für den Verkehrswegebau gewinnen. Die
rechtlichen Möglichkeiten sind jetzt mit dem Mautgesetz
und dem Fernstraßenbauprivatfinanzierungsgesetz gege-
ben. Ausbau, Betrieb und Finanzierung bereits bestehen-
der Strecken können an Private übertragen werden.

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(C (D Die Länder haben bereits grünes Licht für zwölf solher Projekte gegeben. Dabei geht es um ein Investitionsolumen von etwa 3,5 Milliarden Euro. Die ersten drei ind voraussichtlich – ich hoffe, dass sie bald in Gang ommen können – der Ausbau der A 5 zwischen Badenaden und Offenburg, der Ausbau der A 10 bzw. A 24 om Dreieck Schwanebeck über das Dreieck Havelland is nach Neuruppin und der Ausbau der A 1 vom Autoahndreieck Buchholz bis zum Bremer Kreuz. Außerdem können der Bau, der Betrieb und die Fi anzierung von Neubauten bei Brücken, Tunneln und ebirgspässen an Private übertragen werden. Im Gegenug erhalten die Betreiber das Recht zur Mauterhebung. iese Möglichkeit gilt auch für den Neubau von Bunesstraßen. Bereits morgen wird die Warnowquerung eröffnet. ie ist unmittelbar Realisierung der neuen Gesetzgebung ebaut worden. Den Hochmoselübergang bei Wittlich nd den Albaufstieg von Stuttgart nach Ulm wollen wir benfalls bald anpacken. Auch im öffentlichen Hochbau wollen wir den verehrten Einsatz von PPP-Projekten anstoßen. Ein Gutchten dazu ist jetzt erstellt worden. Es lässt mich hofen, dass die Sache angeschoben wird. Wir wollen es am 9. September dieses Jahres vorstellen. Die Maut ist der Einstieg in eine neue Finanzierungs rt, die die Chance eröffnet, unsere Pflicht bezüglich der ewährleistung von Mobilität zu erfüllen. So verstehe ch auch den gemeinsamen Beschluss des Bundestages nd des Bundesrates vom 23. Mai dieses Jahres. Dabei aben wir auch die berechtigten Sorgen deutscher Güterraftverkehrsunternehmen berücksichtigt und beschlosen – ich darf das in Erinnerung rufen –, dass aufgrund er Wettbewerbsbedingungen im europäischen Güterraftverkehr ein Harmonisierungsvolumen in Höhe on 600 Millionen Euro erreicht wird und verschiedene aßnahmen – Mautermäßigungsverfahren, Änderung es Kfz-Steuergesetzes, Innovationsprogramm sowie eitere geeignete Harmonisierungsmaßnahmen einchließlich der Änderung der Emissionsklassenzuordung – eingeleitet werden. Ebenfalls ist beschlossen orden, dass das Mautermäßigungsverfahren prioritär u verfolgen ist, um die angestrebte Harmonisierung mfassend und zeitnah zu erreichen. Das alles wird vorereitet. Weiterhin wurde beschlossen – auch das muss in Er nnerung gerufen werden –, dass zur Erreichung dieses iels die Mauthöhe zunächst mit einem Eingangssatz on durchschnittlich 12,4 Cent pro Kilometer festgesetzt ird. Je nach Wirksamwerden und Umfang der Maßnahen, die ich eben aufgeführt habe und die teilweise der orherigen Zustimmung durch die EU-Kommission beürfen, wird der Mautsatz auf das ursprünglich angeeilte Niveau von 15 Cent pro Kilometer festgelegt. Ich erwähne das hier deshalb so ausführlich, weil ich ufgrund verschiedener Debatten, auch in der Öffentichkeit, den Eindruck habe, dass dieser gemeinsame Bechluss von Bundestag und Bundesrat ein wenig aus dem uge verloren wurde. Bundesminister Dr. h. c. Manfred Stolpe Meine Damen und Herren, die Europäische Kommis sion hat ihre Bedenken gegen eine Maut in Deutschland inzwischen zurückgestellt. Sie prüft nun das von uns notifizierte und – entgegen manchen Gerüchten, die verbreitet worden sind – niemals zurückgezogene Mautermäßigungsverfahren. Wir werden in Brüssel in Kürze weitere, intensive Gespräche darüber führen. Wir werden, was die Harmonisierung angeht, den Unternehmen gegenüber Wort halten. Das sei hier noch einmal in aller Deutlichkeit gesagt. Dazu stehen wir. Die Harmonisierung muss erfolgen. Kommt die Maut? Das ist die Frage, die viele, auch in der Öffentlichkeit, bewegt. Deshalb sage ich in aller Klarheit: Die Maut kommt. Daran habe ich gar keinen Zweifel. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: In welchem Jahr?)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)


Unsere Partner – Daimler-Chrysler-Services, Deutsche
Telekom und Cofiroute, Frankreich – streben als Einfüh-
rungstermin den 2. November dieses Jahres an, obwohl
noch viele Fragen zu klären sind. In dieser Stunde, in der
wir hier beisammen sind, sitzen Mitarbeiter unseres
Hauses, des Bundesamtes für Güterverkehr und vom
TÜV mit Experten der genannten Firmen zusammen,


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Die werden ja auch dafür bezahlt!)


um zu prüfen, ob Mitte September eine Probephase star-
ten kann.

Sie wollen sicher wissen, meine Damen und Herren,
was geschieht, wenn der Termin wieder nicht eingehal-
ten wird.


(Zuruf von der CDU/CSU: Genau das wollen wir wissen!)


Parallel zur Technik verhandeln wir auch über die Fol-
gen der Nichteinhaltung des Starttermins 31. August
2003, der im Vertrag festgelegt ist. Jeder weiß, dass der
31. August schon eine Weile vorbei ist. Es muss also
darüber gesprochen werden, welche Auswirkungen die
Verzögerung für die vertragliche Regelung hat. Es muss
ebenfalls darüber gesprochen werden, dass inzwischen
klar geworden ist, dass die benötigte Zahl der automati-
schen Erfassungsgeräte, der so genannten On-Board-
Units, die ursprünglich auf 150 000 veranschlagt war,
deutlich höher liegt: Es werden 450 000 Geräte ge-
braucht, damit die Erfassung überhaupt in Gang kom-
men kann.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Das wissen wir schon lange! – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Es sind noch nicht einmal 150 000 da! Noch nicht einmal die Hälfte!)


Darüber muss klar verhandelt werden. Wir haben bereits
eine Checkliste aufgestellt, so genannte Eckpunkte, an-
hand derer zu prüfen ist, welche Folgerungen sich daraus
ergeben.

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(C (D Es muss auch über die Frage gesprochen werden, ob ich aus der Tatsache, dass 450 000 statt 150 000 Geräte enötigt werden, Auswirkungen auf die Befreiung von iner Vertragsstrafe bei Störungen – nicht bei Ausfall es Systems, sondern bei Störungen – ergeben. Darüber erden wir zu sprechen haben. Natürlich werden wir in diesen Verhandlungen auch arüber zu reden haben, was denn nun mit den Einnaheausfällen ist, zu deren Verursachung die Bundesegierung und alle, die die Beschlüsse mitgetragen haen, ja gar nicht beigetragen haben. Ich habe dem Vorsitzenden des Ausschusses und den bleuten angeboten, sie über das Vertragswerk, die Abichtserklärung – genannt Eckpunkte – für einen Ergänungsvertrag umfassend zu informieren. Ich werde mich abei natürlich an die Modalitäten des Hauses halten. ch werde also nicht Erwartungen aussprechen, die das espräch unmöglich machen. Ich denke da an einen atz, in dem von Schriftform oder Ähnlichem die Rede st. Wenn das hier im Hause nicht erforderlich ist und die ertraulichkeit gegenüber den Partnern, zu der ich natürich stehen muss, dennoch gewährleistet ist, werden wir ns sicherlich verständigen können. Mir liegt einfach daan, dass wir in ein intensives Gespräch kommen und Sie ie Chance haben, das, was vorliegt, auch beurteilen zu önnen. Nach meiner Überzeugung ist es ein sehr ausgeogener Vertrag. Bitte bedenken Sie dabei, dass es der rste große Vertrag in Deutschland ist, bei dem Public rivate Partnership versucht worden ist. Das kann hofentlich bald zu einem vernünftigen Ergebnis geführt erden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wichtig ist mir noch, an dieser Stelle darüber zu in-
ormieren, dass wir mit dem Bundesfinanzministerium
ereinbaren konnten, dass mögliche Einnahmeverluste
ich sagte ja, dass wir darüber noch verhandeln – nicht
ulasten von Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen gehen
erden. Trotz der Verzögerung bei der Einführung der
KW-Maut werden wir die jetzt anstehenden dringli-
hen Maßnahmen durchführen können. Das ist überein-
timmende Auffassung.
Nur vorsorglich will ich darauf hinweisen, dass die

KW-Maut kein Grund für deutliche Preiserhöhungen
ei Endprodukten sein darf.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


s kann sich hierbei höchstens um Promille handeln. Die
aut darf nicht als Argument für Preiserhöhungen miss-
raucht werden, wie wir das ja beim Euro erlebt haben.
ie Maut gibt das nicht her. Wir können das widerlegen.
ir können das berechnen. Ich kann Sie nur herzlich bit-

en: Werden auch Sie mit tätig, wenn Sie den Eindruck
aben, dass die Maut für Preiserhöhungen benutzt wird.


(Zuruf der CDU/CSU: Die Post fängt doch damit an! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Wer soll denn die Kosten tragen?)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. h. c. Manfred Stolpe

Die Menschen sind nicht nur Käufer oder Transpor-

teure, sondern sie wollen sich in ihren Dörfern und Städ-
ten auch wohl fühlen. Für die Städte fühle ich mich mit
verantwortlich. Deshalb möchte ich noch etwas zur
Stadtentwicklung sagen.

Wir werden 2004 für die Förderung des Städtebaus,
für das Stadtumbauprogramm Ost und die Fortsetzung
des Programms „Soziale Stadt“ insgesamt 458 Millionen
Euro zur Verfügung haben. Wir streben an, die Mittel für
die Städtebauförderung aufzustocken, insbesondere um
die immer stärker werdenden Probleme in den alten Län-
dern in den Griff zu bekommen.

Teil unseres Konzepts ist auch der umfassende Um-
bau der Wohnungsbauförderung. Einen Teil der bishe-
rigen Eigenheimzulage wollen wir zur Erhöhung der
Städtebauförderung für die alten Länder und für das Pro-
gramm „Soziale Stadt“ verwenden.

Zusätzlich soll ein neues Programm „Stadtumbau
West“ aufgelegt werden, für das Bundesfinanzhilfen in
Höhe von 85,9 Millionen Euro vorgesehen sind. Ich bin
zuversichtlich, dass es auch in der Städtebauförderung
gelingen wird, Haushaltskonsolidierung mit einer Kon-
zentration der Investitionen auf besondere Problemsitua-
tionen zu verbinden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, damit muss es für heute
genug sein. Ich habe meine Redezeit bereits ein bisschen
überschritten. Ich brauche – ich bitte Sie darum – Ihre
kritisch-konstruktive Mitarbeit. Dies ist ein Platz, auf
dem gelegentlich auch die Polemik zu Hause ist. Das ge-
hört dazu. Das belebt in der Nachmittagsstunde auch das
Geschäft. Aber am Ende müssen wir eng zusammenar-
beiten. Ich bin bereit, mich diesbezüglich voll und ganz
einzubringen.

Ich bin davon überzeugt, dass Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen Aufgabenfelder sind, auf denen wir
alle dafür sorgen müssen, dass wir dort vorankommen.
Wir brauchen zumindest 11 Milliarden Euro für Ver-
kehrsinvestitionen. Helfen Sie da ein bisschen mit!

Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506012400

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Klaus Lippold,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Klaus W. Lippold (CDU):
Rede ID: ID1506012500

Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Herr Minister Stolpe, lassen Sie mich ganz kurz
vorweg bilanzieren, was ich aus dieser Woche mit-
nehme. Der Bundeskanzler hat Fehler bei der Rente und
Herr Eichel hat erhebliche Risiken beim Haushalt einge-
räumt. Seine Fraktionskollegen haben ihm dabei assis-
tiert und gesagt, seine Annahmen seien unrealistisch.

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(C (D err Clement hat heute Morgen die Konjunkturentwickung beschönigt. Er hat die 25. Wachstumsprognose in ussicht gestellt, obgleich es für ein Wachstum keine nhaltspunkte gibt. Bislang haben keine seiner Prognoen zugetroffen. Sie, Herr Minister, haben im Ausschuss wenigstens annen eingeräumt. Heute haben Sie hier allerdings Ihre offnung verstärkt zum Ausdruck gebracht, dass dieses nd jenes klappt. Herr Stolpe, ich habe ein wenig das efühl, Sie kommen ins Stolpern. Ich habe Ihnen schon einerzeit gesagt: Wir werden Sie unterstützen; es gibt ei uns keine Blockade. Aber Sie müssen effizient haneln und auch durchgreifen. – Nach einem Jahr muss ich anz offen sagen, dass ich das vermisse. Wir haben fünf Jahre lang beim Thema Maut mit der egierung konstruktiv zusammengearbeitet. Ich kann ein Anzeichen irgendeiner Blockade erkennen. Das age ich an die Adresse derjenigen, die immer glauben, it solchen Schlagwörtern die Diskussion bestreiten zu önnen. Wir haben uns konstruktiv verhalten. Trotzdem aren Sie nicht in der Lage, die Einführung der Maut in em vorgegebenen Zeitrahmen zu realisieren. Ich füge noch einen Punkt hinzu. Wir wollten aus den chnischen Einrichtungen zur Erfassung der Maut nicht ur einen europäischen, sondern sogar einen weltweiten xportschlager machen. Sie haben daraus leider eine achnummer gemacht. Herr Kollege Stiegler hat heute orgen davon gesprochen, dass die Maut jetzt nicht zer edet werden darf, weil die Technologie ein Exportschlaer werden soll. Wir wollen die Maut nicht zerreden; das anze soll ein Exportschlager werden. Trotzdem können ir nicht alle Pannen unter den Teppich kehren, die bei er Einführung von Ihnen gemacht worden sind. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Dann sagen Sie mal, bei wem Pannen passiert sind! Nennen Sie Ross und Reiter! – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Pleiten, Pech und Pannen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Pannen, Pannen, Pannen. Das Ganze endet in einer
leite. Wenn wir Fehlentwicklungen, die diese Regie-
ung zu verantworten hat, nicht mehr analysieren dürf-
n, dann hätten wir im Bundestag überhaupt nichts
ehr zu diskutieren.
Es läuft doch alles schief. Erst wird ein Termin festge-
gt. Dann gibt es ein Hin und Her, ob daran festgehalten
erden kann. Bei Ihrem Auftritt mit Vertretern der In-
ustrie erlebten wir Ähnliches. Erst sagten Sie, dass der
. November als Einführungstermin garantiert wird.
ann sagte die Industrie, dass sie diesen Termin nicht
arantieren kann. Im Ausschuss sprachen Sie davon,
uch Sie hätten den 1. Januar lieber gehabt. Freunde, so
ann man doch nicht vorgehen! Das ist nicht die straffe
ührung, die benötigt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Man kann natürlich sagen, das Ganze sei nicht Ihre

chuld. Ich gebe zu, Herr Bodewig hat einiges falsch
emacht. Wir haben damals Herrn Bodewig vor dem






(A) )



(B) )


Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach)


überhasteten Vertragsabschluss gewarnt. Aber er wollte
daraus einen Wahlkampfschlager machen. Vor diesem
Hintergrund war ihm eine weniger solide Arbeit recht.
Für ihn war nur entscheidend, den Vertrag noch vor der
Wahl zu präsentieren. Das war falsch. Wenn damals sau-
ber gearbeitet worden wäre, dann hätten wir diese Pro-
bleme nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Herr Minister, Sie hätten zu Beginn ein vernünftiges

Projektmanagement und ein effizientes Kontrollmanage-
ment einrichten können. Aber das haben Sie nicht getan.
Sie haben jetzt angekündigt, uns eine Liste vorzulegen,
in der die Vorgänge enthalten sind und die aufzeigt, wie
was gelaufen ist. Wir werden diese Liste sorgfältig prü-
fen und dann zu einer Bewertung kommen.

Was mich gewundert hat: Jeder, der mit der Automo-
bilindustrie Verträge abschließt, weiß, dass darin Ver-
tragsstrafen enthalten sind. Aber hier wurden, wenn ich
das richtig sehe, für Terminüberschreitungen und für
Einnahmeausfälle weder Konventional- noch Vertrags-
strafen vereinbart. Das kann doch nicht sein! Das ist eine
stümperhafte Arbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das stimmt überhaupt nicht! Das ist gelogen! Woher wollen Sie das wissen, Herr Lippold?)


Nachdem wir bislang keine Einsicht in die Verträge
hatten, wollen wir jetzt wissen, was dort festgelegt ist.
Das muss in einer ganz vernünftigen Art und Weise ge-
schehen. Es darf nicht sozusagen ein Schweigen im
Walde herrschen. Wenn das der Fall ist, müssen wir uns
andere Maßnahmen einfallen lassen. Wir könnten den
Rechnungsprüfungsausschuss oder das Prüfungsamt des
Bundes einschalten.

Das wollen wir aber nicht, weil wir mit Ihnen, Herr
Stolpe, kooperieren wollen. Dazu müssen wir aber wis-
sen, dass die Verträge offen gelegt werden.

Im Übrigen muss ich feststellen, dass die Verantwort-
lichen bei der Verschiebung des Termins, was für uns an-
gesichts mangelnder Vertragsstrafen usw. mit einem
weiteren, ganz eminenten Einnahmeausfall verbunden
ist, für einen weiteren Monat freigestellt werden. Das be-
deutet, dass sie für die Schlamperei bei der abgelieferten
Arbeit auch noch belohnt werden. Was ist das eigentlich
für ein Prinzip?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Derjenige, der schlampig arbeitet, müsste eigentlich ab-
gestraft werden, bei Ihnen jedoch wird er belohnt. Dass
wir in der Bundesrepublik Deutschland mit einer solchen
Politik nicht auf die Beine kommen, ist doch ganz klar.
So kann es wirklich nicht gehen.

Sie haben das Thema Harmonisierung angespro-
chen. Herr Minister, die Harmonisierung im Bereich
Verkehrsgewerbe hat für uns Priorität. Alles andere
bringt für das Verkehrsgewerbe nicht den Vorteil, den
wir brauchen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Ich unterstelle Ihnen, Herr Minister, noch nicht einal, dass Sie mit Unwollen an die Sache herangehen. ch sage Ihnen aber ganz offen: Wenn Ihr Kanzler bei eiem Glas Rotwein dem italienischen Ministerpräsidenen sagt: „Wenn es mit der Einigung mit de Palacio nicht lappt, dann klappe es eben nicht“, dann zeigt das nach einem Dafürhalten, dass Sie nicht die Rückenstärkung aben, die Sie brauchen, wenn Sie in Brüssel erfolgreich rbeiten wollen. Das kann es doch nicht sein. Nach dem, was man gelesen hat, soll es ein wunder chönes Konzert in Verona gewesen sein. Das ist klasse, s erinnert mich an die Toskana-Fraktion. Aber es geht och nicht darum, ein schönes Konzert zu besuchen und otwein zu trinken, sondern darum, die Interessen des eutschen Verkehrsgewerbes mit hinreichender Schärfe nd Stärke zu vertreten. Das hat Ihr Kanzler nicht geacht, was Ihre Position schwächt. Sie dürfen sich aber icht nur hinterher damit auseinander setzen, sondern ätten sich etwas früher dafür einsetzen können und häten es auf der Beamtenebene nicht laufen lassen dürfen. adurch ist übrigens auch die Public-private-Partnerhip-Idee geschädigt worden, die Sie noch einmal eingeracht haben. Ich kann Ihnen natürlich auch nicht nachsehen, dass ie sich gegenüber dem zunehmend geschwächten Fianzminister als nahezu einziger Minister nicht durchetzen konnten, was den Haushalt angeht. ie Maut sollte zusätzlich zur Finanzierung dienen. Jetzt rleben wir, dass nach Abzug der Bruttokosten erheblihe Beträge doch nicht zusätzlich ausgegeben werden ollen. Im Gegenteil: Trotz der erwarteten Einnahmen us der Maut sinken die Ausgaben für die Verkehrsinfratruktur. Das ist eine völlig falsche Entwicklung. err Stolpe, Ihr Bundeskanzler hat am Mittwoch hier esagt, er wolle keine prozyklischen Entwicklungen. enn Sie jetzt die Bürger zusätzlich belasten – das ist eine minimale Belastung –, dann muss es am Ende Inestitionen geben. Bei Ihnen kommt es bei einer zusätzichen Belastung der Bürger nicht zu mehr Investitionen, ondern zu weniger Investitionen. Das ist falsch, Herr inister. Das geht so nicht. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


n diesem Punkt hätten Sie sich durchsetzen müssen.
as lassen wir Ihnen so nicht durchgehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich sage ganz deutlich: Ich hoffe, dass jetzt an Pro-

rammen gearbeitet wird für den Fall, dass Sie die Har-
onisierung nicht durchsetzen. Ich gehe davon aus, dass
ie von der CDU/CSU-Fraktion mehr Unterstützung bei
er Harmonisierung bekommen als von Ihrem Kanzler.
enn Sie das aber nicht schaffen, wollen wir ein Aus-
leichsprogramm haben. Ich hoffe, dass daran gearbei-






(A) )



(B) )


Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach)


tet wird und dass später nicht gesagt wird, dass man
noch nicht so weit sei.

Meine Fraktion will die Maut nicht zur Frachtverlage-
rung von der Straße auf die Schiene missbrauchen. Das
kann ich für meine Fraktion ausschließen. Die Schiene
muss durch Schnelligkeit, Flexibilität und Leistung
überzeugen, aber nicht dadurch, dass wir andere Ver-
kehrsträger belasten. Das ist der völlig falsche Weg. Das
kann so nicht gehen. Das werden wir nicht mitmachen.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Jahrzehntelang ist die Straße bevorzugt worden! Da ist es höchste Zeit, dass wir einen Ausgleich schaffen!)


In diesem Punkt vermisse ich, Herr Minister, dass Sie
sich, da Sie im Aufsichtsrat des Unternehmens Bahn,
auch wenn es unternehmerisch geführt wird, sehr stark
sind, nachdrücklich darum kümmern, wenn die Bahn In-
vestitionen vermindert, wie ich Mitteilungen entnehme.
Sie vermindert ihre Investitionen, um Windowdressing
für den nächsten Abschluss zu machen, den sie der Öf-
fentlichkeit präsentieren will. Ihr Kanzler hat sich für
mehr Investitionen ausgesprochen. Die Bahn vermindert
die Investitionen, nur um nach außen ihre Bilanz zu ver-
bessern. Das kann es doch nun wirklich nicht sein. Wir
brauchen bei der Bahn Investitionen, und zwar Investitio-
nen in der Fläche – wo sie sich doch schon aus der Flä-
che zurückzieht. Auch da erwarte ich, Herr Minister, in
Zukunft Ihren Einsatz. Es kann nicht angehen, dass sich
die Bahn aus der Verantwortung für den Verkehr in der
Fläche entzieht und trotz aller Sprüche, die sie macht,
keinen hinreichenden Wettbewerb zulässt. Der Wettbe-
werb muss nach wie vor verstärkt werden. Darauf sollten
Sie etwas stärker den Daumen halten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie

mich einen weiteren Punkt ansprechen. Beim Woh-
nungsbau und der Eigenheimzulage erwarten wir kein
prozyklisches Verhalten. Es kann nicht angehen, dass
jetzt in diesen Bereichen durch Kahlschlag ein Einbruch
erfolgt. Wir halten immer noch daran fest, dass die
Quote junger Menschen, die Immobilienbesitzer sind, in
der Bundesrepublik relativ niedrig ist. Ich glaube, dass
gerade Immobilienbesitz in Anbetracht des Sachver-
halts, dass Ihre Rentenpolitik zunehmend in die Sack-
gasse gerät, ein ganz wichtiger Faktor ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es! Sehr wahr! Das passt denen nicht in die Ideologie!)


Deshalb soll durch die Änderungen bei der Eigenheim-
zulage diese Position nicht beeinträchtigt werden. Das
kann es nicht sein, Herr Minister. Wenn wir das damit
verbinden, dass der Altstadtbereich etwas stärker einbe-
zogen wird, dann kommt mir das unter Umweltschutz-
aspekten entgegen. Darüber wird man diskutieren und
nachdenken können.

Herr Minister, ich erwarte von Ihnen, dass Sie sich
stärker als in der Vergangenheit der europäischen Ebene
zuwenden. Das gilt zum Beispiel für die Mautfrage, über

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(C (D ie ich gerade gesprochen habe und bei der ich meine, ass das unabweisbar notwendig ist. Es gilt aber auch für ie Frage der transeuropäischen Netze, die Sie intensier angehen und intensiver vorbereiten müssten. Ich age das deshalb – für die Bürger sind zwei Jahre sehr ng, aber im politischen Geschäft sind zwei Jahre nicht ehr viel –, weil die Vorbereitungen in der Infrastruktur traße und in der Infrastruktur Bahn für die EU-Ostrweiterung einfach nicht vorhanden sind. Das muss sich ndern; ansonsten werden wir zwar die EU-Osterweiteung haben, aber keine entsprechende Infrastruktur. (Karin Rehbock-Zureich [SPD]: So ein dummes Zeug! Herr Lippold, informieren Sie sich doch!)


as ist insbesondere zum Schaden der neuen Bundeslän-
er. Auch das kann nicht sein. Ihre investive Zurückhal-
ng führt dazu, dass die neuen Bundesländer nicht die
usstattung bekommen, die sie brauchen. Vor dem Hin-
rgrund der EU-Osterweiterung ist dies noch wesentlich
ichtiger, als es je der Fall gewesen ist. Das heißt, hier
uss ein Stück mehr Vision, muss ein Stück direkter
ontakt mit Brüssel, muss ein Stück mehr Umsetzung
inein, damit wir der Verantwortung, vor der wir stehen,
erecht werden.
Ich sage es noch einmal, Herr Minister: Wir werden

ie dabei nicht blockieren, auch nicht im Bundesrat. Wir
erden aber schon sehr deutlich einfordern, dass die
inge laufen. Ansonsten – ich denke, das sehen Sie ge-
au so wie ich – kann der 2. November für Sie zu einem
chicksalstag werden, wenn die Einführung der LKW-
aut dann wiederum in eine ungewisse Zukunft ver-
choben wird.
Lassen Sie uns daran arbeiten, dass im Sinne der Bun-

esrepublik Deutschland, im Sinne der Bürgerinnen und
ürger unseres Landes eine erneute Verschiebung nicht
otwendig ist und dass die Infrastrukturinvestitionen für
ie Arbeitsplätze und für den Aufschwung getätigt wer-
en. Wir werden Ihnen dabei die Hand reichen, werden
ber auch dafür sorgen, dass, wenn Sie das nicht leisten,
ie entsprechende Kritik hier im Deutschen Bundestag
eäußert wird.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506012600

Nächster Redner ist der Kollege Albert Schmidt,
ündnis 90/Die Grünen.
Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE
RÜNEN):
Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Es gibt in der Verkehrspolitik Autos, LKWs, Züge
nd Flieger – und es gibt Überflieger in der Verkehrspo-
itik. Der Überflieger in der deutschen Verkehrspolitik
eißt Klaus Lippold.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Albert Schmidt (Ingolstadt)


Es fällt mir unheimlich schwer, auf Ihre Ausführungen
einzugehen; denn Überflieger sehen die Dinge immer
von ganz weit oben und erkennen gar nicht, um was es
wirklich geht. Ich spare mir das also einfach. Ich möchte
Ihnen einfach nur empfehlen, Herr Kollege: Kommen
Sie doch einmal in den Verkehrsausschuss und machen
Sie sich einfach einmal kundig. Es kostet nichts, wir ha-
ben noch Platz und Sie verstünden dann das, was Sie
hier sagen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die eigentliche
Herausforderung für den Verkehrshaushalt 2004, den wir
heute in erster Lesung beraten, besteht darin, das Re-
kordniveau an Investitionen in die Verkehrsinfrastruk-
tur, das unter Rot-Grün erreicht worden ist, zu halten
und fortzuschreiben, obwohl das Sonderinvestitionspro-
gramm – das so genannte Zukunftsinvestitionsprogramm –,
das aus UMTS-Zinsen gespeist wird, plangemäß zum
Ende dieses Jahres ausläuft. Da geht es um richtig viel
Geld. Mit dem Ende des ZIP entfallen allein für den Ver-
kehrsträger Schiene 875 Millionen Euro an Investitio-
nen. Für die Straße sind es immerhin rund 450 Millio-
nen Euro. Dies auszugleichen wäre ohne die Einnahmen
aus der LKW-Maut nicht möglich.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Die Einnahmen aus der LKW-Maut stehen noch in weiter Ferne!)


Dennoch, für beide Verkehrsträger zusammen wird
im Haushalt 2004 das Investitionsvolumen nicht nur ge-
halten, sondern sogar von derzeit 9,3 auf dann 9,8 Mil-
liarden Euro gesteigert. Das funktioniert aber nur mit der
LKW-Maut. Deshalb ist es in der Tat in höchstem Maße
ärgerlich, dass sich das reale Volumen der Investitionen
noch in diesem Jahr – allein im September und Okto-
ber – faktisch um über 300 Millionen Euro reduziert,
weil das Betreiberkonsortium für die LKW-Maut nicht
in der Lage ist, die vertraglich zugesagten Fristen für die
Bereitstellung des Inkassosystems auch wirklich einzu-
halten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Herr Kollege Lippold, ich verstehe jeden, den das auf die
Palme bringt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition,
die Selbstgerechtigkeit, die ich dabei manchmal heraus-
höre, verstehe ich allerdings nicht.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Unter der leiden Sie ja auch ganz schön, Herr Kollege!)


Ich kann mich noch ganz gut daran erinnern: Der letzte
Verkehrsminister der Union – Matthias Wissmann heißt
er – hat jahrelang von der Einführung einer LKW-Maut
geträumt.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Er hat es gemacht und nicht nur geträumt!)


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(C (D urchgesetzt hat er davon nichts. Es war derselbe Verehrsminister, der auch von einer Verdreifachung der ebühren für die EU-Vignette gesprochen hat, die er urchsetzen wollte. Wissen Sie, was er davon durchgeetzt hat? Nichts. (Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Quatsch! Das, was Sie da erzählen, ist doch völliger Unsinn!)


Lieber Herr Kollege, bei manchen von Ihnen habe ich
eute das Gefühl, dass bei der Kritik ein Stück Schaden-
reude mitklingt, weil Sie die LKW-Maut in Wahrheit
ar nicht mit Nachdruck wollen und Sie froh sind, dass
s aus technischen Gründen noch eine Zeit lang dauern
ird.


(Zuruf von der CDU/CSU: Blödsinn!)

Es war dieser Minister,

(Zuruf von der CDU/CSU: Der Vorgänger war das!)

er es entgegen der erklärten Fundamentalopposition der
ommissarin durch eine, so finde ich, beharrliche und
onsequente Strategie gegenüber der EU in Brüssel
urchgesetzt hat, dass die Vorbehalte aufgegeben wur-
en, sodass wir die LKW-Maut einführen können.
Sie von der Opposition haben es uns im Mai dieses

ahres – ich selbst war bei den Verhandlungen dabei –
it Ihrer Bundesratsmehrheit aufgenötigt, dem deut-
chen Gewerbe zu versprechen, die so genannte Maut-
rmäßigung von 300 auf 600 Millionen Euro aufzusto-
ken. Als Wink mit dem Zaunpfahl an die Kommissarin
urde das dann aufgeschrieben, damit auch der Letzte
egreift, dass es möglicherweise eine unzulässige Bei-
ilfe ist. Dieselben Herrschaften vergießen jetzt Kroko-
ilstränen, weil genau dieser Punkt Schwierigkeiten
acht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Das ist doch völliger Schwachsinn!)


Sie von der Opposition tun heute so, als hätten Sie
on Anfang an gewusst, dass die beiden führenden deut-
chen Technologiekonzerne, nämlich Telekom und
aimler-Chrysler, nicht in der Lage sein würden, ein
olches Projekt auf die Beine zu stellen, sodass man ge-
au diese Unfähigkeit von vornherein zur Grundlage al-
r Planungen hätte machen müssen. Sollen wir jetzt ei-
en Minister dafür tadeln, dass On-Board-Units ohne
pannungsregler ausgeliefert werden? Ist der Minister
aran schuld, meine Herrschaften? Lassen wir die Ver-
ntwortlichkeiten doch einmal da, wo sie wirklich lie-
en.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Wer hat den Vertragspartner denn ausgesucht? Etwa die Opposition?)


Wie Sie vielleicht wissen, haben wir die Geräte nicht
usgesucht, sondern wir haben eine europaweite Aus-
chreibung durchgeführt; dies geschah in einem nach-
ollziehbaren Verfahren.






(A) )



(B) )


Albert Schmidt (Ingolstadt)


Sie erleben hier nicht nur die granatenmäßige Bla-

mage eines Konsortiums großer Konzerne, die sich als
Marktführer verstehen. Diese vergeigen damit Ex-
portchancen von morgen. Das ist ärgerlich und für den
Bund unerträglich; denn es kann nicht hingenommen
werden, dass die Konzerne vertraglich Versprechungen
machen und diese dann – womöglich wiederholt – nicht
einhalten können, sodass der Bund das Nachsehen hat.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Ja, da hat er Recht!)


– Der Kollege Kalb nickt sogar. – Wissen Sie, wem die
Rechnung am Ende präsentiert wird? Den Steuerzahle-
rinnen und Steuerzahlern wird sie vorgelegt, weil die
Mindereinnahmen natürlich zulasten der Bundeskasse
gehen. Mit allem Ernst: Hier muss die Haftungsfrage
gestellt und beantwortet werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Bleiben Sie bei der Wahrheit!)


– Kollege Fischer, Sie brauchen sich gar nicht aufzure-
gen. Ich habe immer die Wahrheit und das, was ich
denke, gesagt. Im Vergleich zu anderen kann ich damit
sehr zufrieden sein.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Ali Baba und die 40 Räuber wird hier aufgeführt!)


Diese Frage muss, wie gesagt, mit allem Ernst gestellt
werden. Vertrag hin oder her: Wenn die Leistungen nicht
fristgerecht, nämlich überhaupt nicht, geliefert werden,
dann greift – so viel verstehe ich mit meinem juristi-
schen Hausverstand – das Bürgerliche Gesetzbuch, in
dem für diesen Fall die volle Schadensersatzpflicht vor-
gesehen ist.

Herr Minister, ich fordere Sie auf, die Schadenser-
satzpflicht in den anstehenden Verhandlungen im Be-
darfsfalle auch gegenüber den Konsorten mit allem
Nachdruck deutlich zu machen. Dieses Thema gehört
auf den Tisch;


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

denn es kann nicht sein, dass die Industrie versagt und
die Steuerzahler am Ende die Angeschmierten sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Lassen Sie mich zum Schluss noch wenigstens einige
Sätze zur Bahn sagen. Wir erleben seit Wochen eine Ge-
spensterdebatte über einen bevorstehenden Börsengang
der Bahn. Es ist wie Weihnachten: Der Weihnachtsmann
kommt auf jeden Fall. Die Frage ist nur, wann. Kommt
er vielleicht erst ein Jahr später oder doch überhaupt
nicht?

Ich will Ihnen eines in aller Deutlichkeit sagen: Es ist
nicht Aufgabe des obersten Angestellten der Deutschen
Bahn AG, dem Eigentümer und denjenigen, die den Ei-
gentümer vertreten – das sind unter anderem wir –, Zeit-

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(C (D läne für derartige strategische Entscheidungen mitzueilen und sie in die Welt zu posaunen. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Oder einstweilige Verfügungen zu erlassen!)


Hier findet eine Rollenverwechslung statt. Die Auf-
abe, darüber zu entscheiden, liegt beim Eigentümer und
icht beim Chiefmanager. Daran sollte man sich endlich
alten.


(Zuruf von der CDU/CSU: Wer hat denn den Vertrag gemacht?)


nsere Aufgabe ist es, die Voraussetzungen dafür zu
chaffen und die Investitionen dauerhaft zu gewährleis-
en. Das tun wir wieder mit 4 Milliarden Euro, die wir
diesem Haushaltsplan 2004 veranschlagen. Hinzu
ommt 1 Milliarde Euro aus anderen Haushaltstöpfen,
ie auch bei der Schiene landen. Es geht hier meines Er-
chtens nur um die Kapitalmarktfähigkeit, nicht um ei-
en Börsengang. Würden Sie derzeit eine DB-Aktie
aufen, Herr Kalb?


(Zurufe von der CDU/CSU: Nein!)

Sehen Sie, ich auch nicht. – Ich hoffe dringend, dass in
ieser Frage endlich Realismus und eine klare Einsicht
ber die Zuständigkeiten und Entscheidungsbefugnisse,
ie dort hingehören, wo sie sind, einkehren.
Ich freue mich, wenn sich die Bahn um das kümmert,
as ihr Job ist, nämlich mithilfe der wieder eingeführten
ahncard 50 und der CitiTickets die vergraulten Kunden
urückzuholen. Die Nachricht von den CitiTickets – sie
ind eine große Errungenschaft – gibt es seit gestern. Er-
reulicherweise bleibt auch der Speisewagen. Das ist der
ichtige Weg für Innovation. Dafür sind wir gerne zu je-
er Unterstützung bereit.
Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506012700

Nächster Redner ist der Kollege Horst Friedrich,

DP-Fraktion.


Horst Friedrich (FDP):
Rede ID: ID1506012800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Herr Minister! Eigentlich wollte ich dem Kol-
egen Schmidt heute ein bisschen Ruhe gönnen, da er ge-
ade erst von einer Krankheit genesen ist. Aber nach
em jetzigen Vortrag kann ich es ihm nicht ersparen, ihm
in paar Antworten zu geben.
Herr Minister, ich will allerdings mit einem Gedanken

nfangen, den Sie richtigerweise gebracht haben, näm-
ich mit den Auswirkungen des 11. September auf die
uftfahrt. Völlig zu Recht hat die Bundesregierung da-
als erklärt: Die Lufthansa muss im Hinblick auf die Ge-
ühren so gestellt werden, dass sie keine Nachteile hat.
llerdings muss dann beachtet werden, dass in Deutsch-
and an der Luftfahrt nicht nur die Lufthansa und andere
luggesellschaften, sondern auch die Flugsicherung






(A) )



(B) )


Horst Friedrich (Bayreuth)


beteiligt ist. Eine Flugsicherung, die bestimmte gesetzli-
che Vorgaben und eine entsprechende Kapitalausstattung
erhält und der dann, wenn ihr Vollkostendeckung vorge-
schrieben wird, politisch untersagt wird, genau diese
Vollkostendeckung umzusetzen, muss dann ebenfalls die
entsprechende Rückendeckung des Ministers und der
Regierung erhalten. Da sehe ich bisher noch Defizite. Sie
wissen, ich bin gerne bereit, über dieses Thema zu disku-
tieren, aber dann bitte richtig und mit allen am Flugver-
kehr Beteiligten. Das ist der erste Punkt.

Der zweite Punkt. Sehr verehrter Herr Minister, Sie
haben heute hinsichtlich der Maut und dem Glauben an
die Zusagen wie die Gebrüder Grimm angefangen. Um
in der Diktion weiterzufahren, könnte man sagen: Es war
einmal ein wunderschönes Märchen, ein Mautkompro-
miss von Bundestag und Bundesrat,


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Jetzt kommt die Märchenstunde!)


in dem es hieß, dass die Einnahmen aus der geplanten
LKW-Maut dem Verkehrshaushalt zusätzlich zugeführt
und in vollem Umfang zweckgebunden für die Verbesse-
rung der Verkehrsinfrastruktur verwendet werden sollen.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Das war einmal! – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Überwiegend für die Straße!)


– Überwiegend für den Straßenbau. Das kommt noch
hinzu. Richtig, Herr Kollege Kalb.

Diese frohe Kunde hat zunächst dafür gesorgt, dass
das ganze Land begeistert jubelte. Doch mitten in diesen
Jubel hinein trat der Finanzminister Hans der Glücklose.
Er begann, in diesem Jubel zu zaubern. Er zauberte die
Einnahmen aus der LKW-Maut aus seinem neuen Haus-
halt und seinem neuen Finanzplan so gründlich weg,
dass hinterher für Verkehrsinvestitionen sogar noch we-
niger Geld als vorher in seinen alten Finanzplänen zur
Verfügung stand.


(Beifall bei der FDP – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Darum reimt sich das jetzt nicht mehr!)


So viel zum Märchen.

(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das war wirklich ein Märchen!)


Jetzt fragen Sie, Herr Minister: Wer trägt denn dafür
die Verantwortung, dass das alles nicht funktioniert?


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kein Stück davon ist wahr!)


– Ach, Herr Kollege Schmidt, Ihre Zwischenrufe sind
auch nicht besser geworden.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ich bin noch nicht so gut in Form! Das kommt schon!)


Sie waren genauso wie ich bei den Mautverhandlungen
dabei. Genau die von mir genannten Vereinbarungen ha-
ben wir in den Text aufgenommen. Der Unterschied zwi-

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(C (D chen uns ist nur, dass ich es damals schon nicht gelaubt habe. Deswegen haben wir nicht zugestimmt. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Deswegen seid ihr jetzt im politischen Abseits!)


Kommen wir wieder zur Verantwortung des Minis-
ers. Er ist der Ansicht, dass er den ersten Vertrag nicht
nterschrieben hat. Das ist richtig. Wenn er allerdings
en Vertrag übernimmt – wenigstens dazu steht er –,
ollte man erwarten, dass er auch die Bedingungen liest.
n dem Vertrag steht unter anderem, dass ab 16. Juni die-
es Jahres ein zweimonatiger Probebetrieb hätte begin-
en sollen. Er hat aber nicht stattgefunden. Er konnte
icht stattfinden, weil all die anderen Bedingungen, die
afür notwendig sind, noch nicht erfüllt waren.


(Zuruf von der CDU/CSU: Woher kennen Sie denn den Vertrag?)


Im Juli sagt dieser Minister noch immer, dass die
aut am 31. August eingeführt wird, und das wider bes-
eres Wissen, weil er bereits Ende Juni vom Bundesamt
ür Güterverkehr schriftlich informiert wurde, das die
aut nie und nimmer zum 31. August eingeführt werden
ann.
Der Minister schreibt in seiner Antwort auf eine
leine Anfrage von uns, zum 31. August seien vom
onsortium 150 000 so genannte On-Board-Units ver-
raglich fest zugesichert worden. Hervorragend! Aber
ie kommen Sie, Herr Minister, zu der Annahme, dass
s am 2. November mehr als die jetzt eingebauten sein
ollen und dass am 2. November überhaupt 150 000 ein-
ebaut sein werden? Nach dem heutigen Stand sind
napp 80 000 eingebaut.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Er hat nicht gesagt, dass er sicher ist! Die Industrie verspricht das!)


avon funktioniert, wenn man gutwillig ist, bestenfalls
ie Hälfte. Das ist eine sehr optimistische Annahme. Ich
enne Fälle aus der Praxis, wonach es noch viel schlim-
er aussieht. Da sind Ausfallraten von 80, 90 und teil-
eise fast 100 Prozent zu verzeichnen. Das ist die Situa-
ion!
Gleichzeitig sagt das Konsortium aber: Wenn die On-
oard-Units zu dem genannten Zeitpunkt nicht vorhan-
en sind, sorgen wir dafür, dass die Terminals installiert
ind. Fehlanzeige, kann ich nur sagen. Keine Zusage des
onsortiums über eine bestimmte Zahl ist eingehalten
orden.

(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch das Problem!)

eswegen ist ein „Exportschlager“ zu einem Schlag ins
ontor geworden, bevor er überhaupt in den Export ge-
en konnte. Dann aber noch immer blauäugig zu glau-
en – das ist die politische Verantwortung, Herr Kollege
chmidt –,


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Von blauäugig ist keine Rede!)







(A) )



(B) )


Horst Friedrich (Bayreuth)


es würde irgendwann eine Zusage eingehalten, ist nicht
hinnehmbar. Man glaubt, man könne dem Konsortium
und der deutschen Industrie – das sind ja nicht irgend-
welche Unternehmen, sondern dazu gehören Daimler-
Chrysler und die Deutsche Telekom – nicht öffentlich
sagen, dass sie das nicht hinbekommen. Dabei geht es im
Übrigen auch um Aktienkurse und Aktienpflege. Ein
Schelm, wer Böses dabei denkt.

Die Unternehmen können sich selbstverständlich al-
leine blamieren. Das wird sich in den Aktienkursen nie-
derschlagen. Das Problem ist aber, dass wir politisch von
dieser Zusage abhängig sind. Sie haben es aufgezeigt.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist in der Tat das Problem!)


Am Jahresende werden die UMTS-Mittel wegfallen.
Kein Mensch in diesem Haus glaubt hoffentlich, dass
diese Mittel aus einem anderen Topf ersetzt werden kön-
nen, wenn man sich die Haushaltszahlen insgesamt an-
sieht. Man geht schon von einer Neuverschuldung von
30,8 Milliarden Euro aus. Das ist deutlich mehr als die
Investitionssumme. Und diese Zahl spiegelt noch Ihre
positive Sicht der Dinge wider. Am Jahresende wird die
Verschuldung noch höher sein.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Weil wir immer noch drauflegen!)


Die Antwort der Bundesregierung auf die Frage, wie
die Verschiebung der Maut finanzpolitisch zu bewerten
ist, ist bezeichnend. Es heißt, dass die Bundesregierung
durch die Verschiebung für den Bundeshaushalt 2003
Einnahmeausfälle in Höhe von 163 Millionen Euro pro
Monat erwarte. Wenn das am 2. November nicht funk-
tioniert, dann beläuft sich am Jahresende die Summe der
geplanten Einnahmen, die aber nicht erzielt wurden, auf
rund 700 Millionen Euro.

Dazu heißt es ganz lapidar:
Dieser Einnahmeausfall wird durch Minderausga-
ben in den Jahren 2003 bis 2005 im Einzelplan 12
erwirtschaftet. Es ist nicht geplant, Infrastruktur-
vorhaben zu verschieben, Mittel aus dem Schienen-
bereich in den Straßenbereich umzuschichten oder
die Kreditaufnahme zu erhöhen.

So viel Blauäugigkeit, Herr Minister, ist schon fast
strafbar.


(Beifall bei der FDP)

Das kann doch nicht die Realität sein. Sie können doch
nicht glauben, dass das in irgendeiner Form auf die
Reihe zu bringen ist, es sei denn, Sie glauben tatsächlich
daran, dass die von Ihnen gesetzte Prämisse für den Bun-
desverkehrswegeplan, dass die Bahn bis 2015 eine Stei-
gerung im Güterverkehr um 100 Prozent erzielen
könnte, eintritt. Das reicht erkennbar nicht aus, aber das
scheint der einzige Strohhalm zu sein, an dem Sie sich
festhalten. Sie glauben, dass ein Verkehrsträger, der be-
reits jetzt im Verhältnis zur Verkehrsleistung zehnmal
höher gefördert wird als der Straßenverkehr, die Lösung

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(C (D er Probleme von Mitteln ist, die Sie durch die dilettantiche Handhabung der ganzen Angelegenheit im Straßenau nicht einnehmen und damit auch nicht ausgeben önnen. Deswegen finde ich es geradezu grotesk, wenn Sie ereits jetzt auf das so genannte A-Modell hinweisen. ie haben angeblich große Verträge in Vorbereitung. iese leben aber ausschließlich davon, dass die Maut ingeführt wird und die Einnahmen fließen. Sie treiben och genau das gleiche Possenspiel wie Ihr Vorgänger odewig. Er hat bereits im Jahr 2000 den Beginn des nti-Stau-Programms als unmittelbar bevorstehend veründet, obwohl er genau wusste, dass er dafür die auteinnahmen braucht und die Zeitpläne, die er damals ufgestellt hat, nicht stimmten. In seiner Abschiedserklärung vom Juni 2002 hat er en 1. Januar 2003 genannt. Das war vollkommen illusoisch. Damals haben Sie noch an den Beginn zum 1. Juli 003 geglaubt. Nun sind wir am Jahresende und ich sage hnen voraus, Herr Minister: Der 1. Januar 2004 ist ein ehr ehrgeiziges Ziel. Im Interesse des Wirtschaftsstandrtes Deutschland hoffe ich, dass Sie dieses Ziel erreihen. (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Ich will mit einem Zitat von Ihnen schließen. Sie ha-
en am Montag im Ausschuss gesagt, Sie seien gegen-
ber bestimmten Argumenten argwöhnisch wie eine alte
atze. Ich hoffe nur, dass Sie auch so viel Erfahrung wie
ine alte Katze haben und erkennen, wann die Industrie
ie im Zusammenhang mit der Maut auf den Arm nimmt
nd wann Ihnen Herr Mehdorn als Vorstandsvorsitzen-
er der Deutschen Bahn hinsichtlich seiner Börsen- oder
apitalmarktfähigkeit Schalmeienklänge vorspielt, de-
en seine Leistungen erkennbar nicht gerecht werden.
anz zu schweigen davon – das wird eine interessante
iskussion –, dass in der mittelfristigen Planung der
ahn jährlich 5 Milliarden Euro für verlorene Zuschüsse
ür den Investitionsausbau eingesetzt worden sind. Diese
ahl ist durch Ihren Haushalt erkennbar nicht gedeckt.
ch frage mich in diesem Zusammenhang, wer diese
ittel zugesagt hat und wie Sie die Differenz erklären
ollen.
Den aktuellen Zahlen Ihres Haushalts kann man nur

ntnehmen: Dieser Haushalt ist nicht zustimmungsfähig,
eil er kein einziges Problem löst, aber jede Menge neue
robleme schafft.
Danke sehr.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506012900

Das Wort hat jetzt die Kollegin Annette Faße von der

PD-Fraktion.

Annette Faße (SPD):
Rede ID: ID1506013000

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Den Herren von CDU/CSU und FDP rate ich, die
irche im Dorf zu lassen. Die LKW-Maut wirft im






(A) )



(B) )


Annette Faße

Einzelplan 12 zwar Schwierigkeiten auf, aber es liegt
keine haushaltspolitische Katastrophe vor.


(Lachen bei der CDU/CSU)

Vielmehr handelt es sich eindeutig um eine industriepo-
litische Blamage erster Ordnung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich habe zwar ein bisschen Verständnis dafür, dass es
für Opposition und Presse ein gefundenes Fressen ist,
jede nicht funktionierende On Board Unit aufzugreifen
und dem Minister die Schuld zu geben, wenn wieder et-
was nicht geklappt hat, aber ich möchte Sie dennoch bit-
ten, sich zunächst einmal auf die Fakten des Einzel-
plans 12 zu besinnen und die Verantwortung für die
Mautmisere dort zu belassen, wo sie hingehört, nämlich
bei der Industrie.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zunächst zu den Fakten: Der Einzelplan 12 ist besser,
als er hier dargestellt wird.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das würde ich an Ihrer Stelle auch sagen!)


Mit knapp 26,5 Milliarden Euro ist er der drittgrößte
Einzeletat. In diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten
ist es wichtig zu betonen, dass dieser Einzelplan der mit
Abstand größte Investitionshaushalt des Bundes ist. In-
vestitionen im Verkehrs- und Baubereich machen mehr
als die Hälfte der gesamten Investitionsausgaben aus. Je-
der weiß, welche Bedeutung die Verkehrsinvestitionen
für den Standort Deutschland haben. 11,5 Milliarden
Euro stehen dafür zur Verfügung. Ich möchte daran erin-
nern, dass es 1998 nur 9,5 Milliarden Euro waren. Das
machte 25 Prozent der Gesamtinvestitionen aus. Heute
sind wir bei einer Quote von 50 Prozent. Nicht vergessen
werden darf, dass wir die niedrigeren Zahlen von Ihnen
übernommen und daran gearbeitet haben, sie zu erhöhen.

Wir werden im kommenden Jahr über einen neuen
Bundesverkehrswegeplan und Ausbaugesetze für
Straße und Schiene zu beschließen haben. Uns liegt ein
glänzender Entwurf vor, der die Handschrift des Parla-
mentarischen Staatssekretärs Großmann trägt. Hut ab
vor dieser schwierigen Arbeit und Dank an Achim
Großmann!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte nicht versäumen, Ihnen kundzutun, dass
der Verkehrsausschuss des Bundesrates nicht eine Ände-
rung mit Mehrheit beschlossen hat. Es muss also ein her-
vorragender Entwurf sein.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Jeder weiß um die Bedeutung eines jeden Projekts in
seinem Wahlkreis und die Menschen vor Ort warten da-
rauf, dass wir hier zukunftsweisende Entscheidungen
fällen. Mit dem Haushalt 2004 und der mittelfristigen Fi-

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(C (D anzplanung schaffen wir Sicherheit. Die gewünschten nvestitionen werden realisiert. Alle Wünsche und räume können aber nicht erfüllt werden. Das wissen ie ebenso gut wie wir. (Matthäus Strebl [CDU/CSU]: Davon sind wir aber weit entfernt!)


Ein Ziel der rot-grünen Koalition ist erreicht, nämlich
as Ziel, Investitionsmittel in gleicher Höhe für Schiene
nd Straße einzustellen. Die Investitionsmittel im Rah-
en des GVFG und des Regionalisierungsgesetzes kön-
en in diesem Zusammenhang durchaus addiert werden.
Es war klar, dass die heutige Diskussion hauptsäch-

ich von der Debatte über die LKW-Maut geprägt wird.
ch sage dazu ganz deutlich: Die Industrie hat seit über
inem Jahr die Regierung und auch uns in Sicherheit ge-
ogen.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Dazu gehören immer zwei!)


s kamen aber immer mehr Proteste aus den Wahlkrei-
en. Die Speditionen haben uns schließlich darauf hinge-
iesen, dass sie den geplanten Start des Mautsystems
m 31. August nicht für möglich halten. Ich erinnere
ich noch gut daran, dass uns die Vertreter von Toll Col-
ect in der Ausschusssitzung vom 7. Mai das Gegenteil
ersichert haben. Wir, aber auch Sie haben diese Aus-
age von Toll Collect ernst genommen.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Nein!)

ir hätten vielleicht an dem einen oder anderen Punkt
tutzig werden können, als die Sprache auf die techni-
chen Voraussetzungen kam. Aber unser Vertrauen – das
age ich ganz bewusst – in unsere Weltkonzerne Daim-
er-Chrysler und Telekom war damals noch nicht so ram-
oniert wie heute.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Was haben die nicht alles behauptet! Dabei stand in Bayern noch keine einzige Kontrollbrücke!)


Lieber Herr Kalb, auch die Opposition hat sich ähnlich
erhalten.
Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und

ntsorgung hat gesagt, auch die CDU/CSU habe sich
on der Industrie blenden lassen. Auch Sie haben in öf-
entlichen Erklärungen an der pünktlichen Mauteinfüh-
ung festgehalten. Deswegen kann ich es überhaupt nicht
rnst nehmen, wenn Sie heute so tun, als ob Sie schlauer
ewesen wären.
Ich finde es richtig, dass nach den Meldungen, die

ns, aber auch das Ministerium zum Handeln gezwun-
en haben, die Reißleine gezogen worden ist. Es ist rich-
ig gewesen, den ursprünglich am 31. August geplanten
tart zu verschieben. Um es aber noch einmal ganz klar
nd deutlich zu sagen: Es war die Industrie, die uns ge-
äuscht hat, nicht der Minister.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)







(A) )



(B) )


Annette Faße

Wir werden im Laufe der Haushaltsberatungen zu über-
prüfen haben, welche Auswirkungen die Verschiebung
der Mauteinführung haben wird. Wir wissen, dass sich
die Einnahmeausfälle in diesem Jahr auf schätzungs-
weise 380 Millionen Euro summieren werden. Wir, die
Koalitionsfraktionen, bestehen trotzdem darauf, dass die
Projekte aus dem Anti-Stau-Programm ungeschmälert
realisiert werden. Es wird nicht einfach sein, das durch
die Einnahmeausfälle verursachte Minus, wie vereinbart,
über drei Jahre auszugleichen.


(Markus Grübel [CDU/CSU]: Das hat der Minister aber anders gesagt!)


Meine Herren Vorredner, es ist schon ein starkes
Stück, dass Sie davon ausgegangen sind, dass die Rege-
lungen betreffend die UMTS-Mittel weiter laufen wür-
den. Sie haben sich offensichtlich nicht informiert und
nicht zur Kenntnis genommen, dass damit 2003 Schluss
sein wird. Es ist daher unglaublich, wenn Sie heute be-
haupten, es sei vereinbart worden, die fehlenden Mittel
durch eine höhere Maut auszugleichen. Davon war nie
die Rede. Sie werden mir nicht das Gegenteil beweisen
können. Hier ist auch die Glaubwürdigkeit der Opposi-
tion gefragt.

Lassen Sie mich noch einige Ausführungen zum Har-
monisierungsbeitrag des deutschen Transportgewerbes
machen. Wir wollten von Anfang an einen Mautsatz von
15 Cent pro Kilometer. Aus den Mauteinnahmen wollten
wir das gesamte Harmonisierungspaket im Umfang von
zunächst 300 Millionen Euro – später 600 Millionen
Euro – finanzieren. Im Bundesrat haben Sie dafür ge-
sorgt, dass es nun eine andere Regelung gibt. Der an-
fängliche Mautsatz liegt nun bei 12,4 Cent pro Kilome-
ter und wird – je nachdem welche Fortschritte die
Harmonisierung macht – auf 15 Cent angehoben. Jede
einzelne Maßnahme ist aber abhängig von dem Votum
der EU. Ich sage deshalb ganz deutlich: Sie glauben
doch wohl nicht, dass wir automatisch eine Erhöhung
der Maut auf 15 Cent auf der EU-Ebene durchsetzen
können, wenn wir in Deutschland die LKW-Kfz-Steuer
auf das europäische Minimum senken.

Man kann diese Entwicklung heute betrauern. Aber
das allein reicht nicht aus. Frau de Palacio ist Ihre Partei-
freundin, meine Damen und Herren.


(Enak Ferlemann [CDU/CSU]: Eine sehr gute!)


Also reden Sie mit ihr, gehen Sie in die Offensive und
nutzen Sie Ihre Kontakte innerhalb der Partei, damit sie
uns nicht weiter Steine in den Weg legt.


(Enak Ferlemann [CDU/CSU]: Sie regieren doch, nicht wir!)


Wir verfolgen mit der Einführung der Maut ein europäi-
sches Ziel und Deutschland soll weiter eine Vorreiter-
rolle spielen.

Wir werden uns im Ausschuss auch noch darüber zu
unterhalten haben, wie wir mit weiteren Themen umge-
hen. Ich führe das jetzt nur noch schlagwortartig aus.

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(C (D ir werden sicherlich über die Frage der Finanzierung es Metrorapids zu diskutieren haben. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Der ist tot! – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Aus, vorbei!)


ch freue mich, dass wir das Versprechen beim mariti-
en Bündnis gehalten und ein eindeutiges Zeichen für
ie Seeschifffahrt in Deutschland gesetzt haben.
Meine Damen und Herren, Sie unterstellen heute

inen Vertragsinhalt, den wir alle im Detail nicht ken-
en, Sie nicht und wir nicht.


(Renate Blank [CDU/CSU]: Das ist ja das Schlimme!)


ch halte es auch nach der Diskussion von heute Morgen
ür sehr gut, dass der Minister angeboten hat, eine Offen-
egung im gesetzlich möglichen Rahmen für uns und die
pposition zu ermöglichen. Das ist der richtige Weg.
ier gibt es nichts zu verdecken und nichts zu verste-
ken.
Es gibt keinen regulierungsfreien Zeitraum und es

eht eindeutig um Vertragsstrafen und um Schadenser-
atz.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Ich denke, Sie kennen den Vertrag nicht! Woher wissen Sie das alles so ausführlich?)


in Tohuwabohu hat es weder auf den Straßen gegeben,
och gibt es das im Ministerium.
Danke schön.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506013100

Das Wort hat jetzt der Kollege Eduard Oswald von

er CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1506013200

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
er Optimismus, den die rot-grüne Koalition zu verbrei-
en versucht, steht im Gegensatz


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Zur Opposition!)


u den Sorgen, die die Menschen in unserem Land um-
reiben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ie katastrophale Lage in der Bauwirtschaft, die
chwierigkeiten im Wohnungswesen und die Probleme
n nahezu allen Verkehrsbereichen machen deutlich, wo-
in uns fünf Jahre Rot-Grün in Deutschland gebracht ha-
en.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Peter Danckert [SPD]: Aber Herr Oswald!)







(A) )



(B) )


Eduard Oswald

Ihr Arbeitsmotto lautet: Statt gestalten allenfalls ver-

walten.

(Dr. Peter Danckert [SPD]: Jetzt übertreiben Sie!)

Gestalten wollten Sie bei der LKW-Maut, sie sollte Ihre
große Erfolgsstory werden. Zwei Tage vor der Bundes-
tagswahl wurde noch schnell der Vertrag unterschrieben:
erst hopp, hopp!, jetzt flopp, flopp!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das war gut!)


Das, was Sie hier darstellen, mag allenfalls zu Ihrer
inneren Beruhigung beitragen, aber es löst die drängen-
den Probleme in Deutschland nicht. Die Schwachpunkte
Ihrer Politik im Bau- und Wohnungswesen und im Ver-
kehrsbereich sind unübersehbar. Abermals ist die Inves-
titionsquote im Bundeshaushalt insgesamt weiter abge-
rutscht.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht im Verkehrsetat!)


1998 waren es noch 12,5 Prozent, jetzt liegt sie unter
10 Prozent.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wir reden vom Verkehrsetat!)


Die Bauindustrie befindet sich in ihrer schwersten
Krise. Die Anzahl der Insolvenzen nimmt zu, mit der
Folge weiter steigender Arbeitslosigkeit. Die deutsche
Bauindustrie sieht die deutsche Bauwirtschaft im
schwärzesten Jahr der Nachkriegsgeschichte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der Wohnungsbau bricht als tragende Säule der

Bauwirtschaft weg. Schuld daran sind die Investitions-
hemmnisse, die vor allem den Mietwohnungsbau zum
Erliegen bringen. Die Angebotsverknappung in weiten
Teilen unseres Landes führt zu steigenden Mietkosten;
Leidtragende sind die Familien mit Kindern, die preis-
werten Wohnraum brauchen, ihn aber immer weniger
bekommen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wo denn? In München vielleicht!)


– Wer solche Zwischenrufe macht, kennt sich in
Deutschland nicht aus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wer solche Reden hält, hat von der Sache keine Ahnung!)


Mit dem Verwirrspiel um die Wohnungsbauprämie
und die Eigenheimzulage verunsichern Sie die Immobi-
lienbranche und die Bauwilligen. Wer die Eigenheimzu-
lage infrage stellt, verschärft den negativen Trend in der
Baubranche und gefährdet Arbeitsplätze.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ u P L d g g d M r n S b D l f g d ß g D g M t z I e b a 5 u E D k l a d s i b Ü e S a (C (D DIE GRÜNEN]: Mein lieber Mann! Dieser Satz wird Ihnen noch Leid tun!)


Nicht nur der Wohnungsbau, sondern auch der Neu-
nd Ausbau der Bundesverkehrswege geraten durch Ihre
olitik immer mehr ins Stocken. Die Einnahmen aus der
KW-Maut – dazu ist heute schon viel gesagt worden –,
ie für die Verkehrsinfrastruktur zusätzlich zur Verfü-
ung gestellt werden sollten, haben Sie im Haushalt re-
elrecht untergegraben. 2004 – wir gehen davon aus,
ass die Mauterhebung dann wirklich beginnt – wird mit
auteinnahmen in Höhe von 2,8 Milliarden Euro ge-

echnet. Nach Abzug der Systemkosten von 700 Millio-
en Euro – es soll auch einmal gesagt werden, was das
ystem kostet – stehen 2,1 Milliarden Euro zweckge-
unden für die Verkehrsinfrastruktur zur Verfügung.
ies war im Übrigen eine der Bedingungen der Bundes-
änder, der LKW-Maut zuzustimmen.
Es fließen zwar 1,06 Milliarden Euro in den Bundes-

ernstraßenbau; jedoch hat die Bundesregierung im Ge-
enzug – auch dies muss einmal dargestellt werden –
en allgemeinen Haushaltsansatz für die Bundesfernstra-
en um 724 Millionen Euro gegenüber dem Soll 2003
ekürzt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

as halte ich für unseriös.
Sie wissen ganz genau, dass die Zustimmung zu dem

anzen Mautpaket von der verbindlichen Zusage, die
auteinnahmen abzüglich der System- und Kontrollkos-

en für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur zusätzlich
ur Verfügung zu stellen, abhängig gemacht worden ist.
hre verbindlichen Aussagen jetzt für unverbindlich zu
rklären, ist eigentlich nicht hinnehmbar.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir alle wissen: Der Autofahrer in unserem Lande

ezahlt beim Tanken 71 Cent Steuern je Euro. Alles in
llem fließen von den Abgaben der Autofahrer jährlich
1 Milliarden Euro in die verschiedenen Staatshaushalte
nd nur ein Drittel dieser Summe, rund 16 Milliarden
uro, wird Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen zugeleitet.

(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Uralte ADAC-Propaganda!)

iese Zahl muss ebenfalls einmal – auch draußen – dis-
utiert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Statt die Verkehrsinfrastruktur – auch mithilfe zusätz-

icher Mauteinnahmen – auszubauen, gehen Sie einen
nderen Weg. Die Tatsache, dass die Ausgabenquote für
en Erhalt der bestehenden Infrastruktur im Bundesfern-
traßenhaushalt über jener für den reinen Neubau liegt,
st doch eigentlich bedenklich. Ein Viertel des Auto-
ahnnetzes in Deutschland gilt schon heute als Engpass.
ber 200 Streckenkilometer sind so stark belastet, dass
s täglich zu großen Staus kommt. Täglich verursachen
taus in Deutschland 30 Millionen Liter mehr Verbrauch
n Kraftstoff und entsprechend zusätzliche Emissionen.






(A) )



(B) )


Eduard Oswald

Wenn Engpässe durch Investitionen beseitigt werden,

dann bedeutet dies einen ökologischen Nutzen. Deswe-
gen brauchen wir Investitionen in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der heute bereits bestehende Fehlbedarf an Investitions-
mitteln von mindestens 2 Milliarden Euro pro Jahr wird
von Ihnen fortgeschrieben. Wenn sich an diesen Finan-
zierungsansätzen nichts ändert, bleibt der Stau in
Deutschland vorprogrammiert. Sie verwalten, statt zu
gestalten.

Der LKW – das kann nicht oft genug gesagt werden –
ist für das Wirtschaftsleben unverzichtbar, um Waren-
ströme flexibel und bedarfsgerecht flächendeckend zu
verteilen. Gerade deshalb wäre es notwendig gewesen,
dass Sie für das deutsche mittelständische Transportge-
werbe faire Bedingungen in Europa erstreiten.

Ich sage Ihnen: Auf Deutschlands Straßen wird im-
mer gefahren; aber ich möchte, dass eine Chance auch
für das deutsche Transportgewerbe – damit für die
Schaffung von Arbeitsplätzen in Deutschland – im euro-
päischen Wettbewerb besteht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wenn ich Ihnen sage, dass schon heute nur noch
25 Prozent der Transporte von oder nach Deutschland
von deutschen Spediteuren gefahren werden, dann sollte
uns das allen zu denken geben.

Die Deutsche Bahn hat Umsatzeinbußen und einen
Rückgang im Personenfernverkehr präsentiert. Hoffen
wir, dass das korrigierte Preissystem für die Bahn wieder
Akzeptanz schafft!


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Jawohl!)


Ich sage aber eines: So wie das Image der Bahn nicht
von den Werbeagenturen, sondern ausschließlich von der
Zufriedenheit ihrer Kunden geprägt wird, so ist die Bun-
desregierung für die politischen Rahmenbedingungen
für die Bahn verantwortlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das stimmt! Richtig!)


Nun stelle ich die Frage: Wo bleibt Ihr Schienenver-
kehrskonzept? Wir wollen, dass die Bahnreform von
1994 ein Erfolg wird. Dazu bedarf es einer ehrlichen und
offenen Bestandsaufnahme. Nicht nur der Bahnchef
muss eine solche vorlegen,


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Richtig!)


sondern auch die Bundesregierung muss ihre Vorstellun-
gen zur Zukunft der Bahn äußern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Deshalb brauchen wir aus Anlass von zehn Jahren Bahn-
reform eine ausführliche Debatte hier im Bundestag.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Situation im Baugewerbe ist erschütternd. Für
ich ist bedrückend, wie wenig Betroffenheit die Lage
m Bau in Ihren Reihen auslöst.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Das wissen Sie doch gar nicht! – Zuruf von der CDU/CSU: Gar keine!)


s geht um Betroffenheit nicht nur über den Zustand
iner Branche, sondern auch über den Zustand eines
andes, in dem das Wegbrechen von Bauinvestitionen
ffensichtlich Ursache eines spürbar sinkenden Lebens-
tandards ist. Ohne Bau gibt es kein Wachstum.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: So ist ist!)


as muss man begreifen.
Dabei geht es nicht um Subventionen. Ziel muss eine

olitik sein, die Deutschland als Investitionsstandort
egreift.


(Beifall des Abg. Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP])


hne eine nachhaltige Wende in der Investitionspolitik
ommen wir aus dieser Situation nicht heraus. Wir alle
iteinander müssen begreifen: Investitionen sind wirt-
chafts- und arbeitsmarktpolitische Initialzündungen. Je-
er Euro, der in Investitionen fließt, zahlt sich mehrfach
us. Bauinvestitionen finanzieren sich zu zwei Dritteln
elbst: über Steuermehreinnahmen, höhere Sozialversi-
herungsbeiträge und sinkende Arbeitslosenunterstüt-
ung. Diese Zusammenhänge muss man begreifen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ganz bestimmt sind wir uns darüber einig, dass die
ualität des Standorts Deutschland entscheidend von der
ualität seiner Verkehrsinfrastruktur abhängt. Dabei
ommt dem Austausch mit den Mitgliedstaaten der EU
esondere Bedeutung zu. Hier liegen die mit Abstand
edeutendsten Absatzmärkte der deutschen Exportwirt-
chaft.
Hinzu kommt jetzt die Verkehrsanbindung der Bei-

rittsstaaten. Lassen Sie uns gemeinsam alles tun, dass
ie bestmöglichen Verbindungen, Straße und Schiene, zu
en Beitrittsländern zustande kommen. Da müssen wir
lle miteinander nachbessern. Helfen Sie mit! Hier muss
twas getan werden. Sonst stehen wir dort in Zukunft im
tau.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir brauchen jeden unserer Verkehrsträger. Dabei
uss die Vernetzung der unterschiedlichen Verkehrsträ-
er – ob es um die Anbindung von Straße und Schiene
n die Flughäfen oder an die Wasserstraßen und Häfen
eht – einer der Schwerpunkte sein. Ich bedauere sehr,
ass auch in diesem Jahr noch kein Wasserstraßenaus-
augesetz vorgelegt worden ist.






(A) )



(B) )


Eduard Oswald

In einem weiteren Bereich müssen Sie nacharbeiten.

Sie müssen auch Verantwortung für die bundesweite
Rahmenplanung im Bereich der Flughäfen übernehmen.
Wir brauchen eine klare Aussage zur Kapazitätsentwick-
lung der deutschen Flughäfen. Bei den Maßnahmen zum
bedarfsgerechten Ausbau der Luftverkehrsinfrastruktur
müssen Sie Farbe bekennen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber bitte nicht Schwarz!)


Die Diskussion um den zukünftigen Flughafen der Bun-
deshauptstadt Berlin ist bezeichnend. Was sich hier in
Berlin abspielt, zeugt nicht gerade davon, dass man eine
Vision für den Standort Deutschland hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das zeugt von Visionen, aber nicht von Realismus!)


Herr Bundesminister, zumindest den Transrapid
zwischen dem Münchner Flughafen und Hauptbahnhof
in München könnten wir realisieren. Ich begrüße nach-
drücklich Ihre Bereitschaft, Herr Minister Stolpe, den
Bundeszuschuss für den Transrapid zu erhöhen. Dabei
würden endlich die Benachteiligung Bayerns bei der
Förderung des Transrapid ausgeglichen und die Voraus-
setzungen für ein stimmiges Finanzierungskonzept ge-
schaffen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Toll Collect lässt grüßen!)


Herr Bundesminister Stolpe, wenn Sie in Bayern Pro-
bleme mit Landes- und oder Kommunalpolitikern von
Rot-Grün haben, kann ich Ihnen einen guten Rat geben:
Halten Sie sich an die CSU! Da liegen Sie goldrichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Bahn braucht verlässliche Perspektiven und faire

Wettbewerbsbedingungen. Wir brauchen Planungssi-
cherheit für die Bundesschienenwege, damit das beste-
hende Netz auf ein leistungsfähiges Niveau gebracht
werden kann und mehr Kapazität auf der Schiene er-
reicht werden kann.

Sie müssen aber auch dafür sorgen, dass die deut-
schen Bahnen im europäischen Wettbewerb nicht weiter
benachteiligt werden. Keine andere Bahn in Europa wird
mit dem vollen Mineralölsteuersatz belastet. Einzig und
allein der deutsche Schienentransport zahlt eine so hohe
Mineralölsteuer wie die LKWs. Hinzu kommt die Be-
lastung der deutschen Eisenbahn durch die Ökosteuer in
Höhe von 400 Millionen Euro jährlich. Allein die fiska-
lische Mehrbelastung der DB AG gegenüber der euro-
päischen Konkurrenz liegt bereits bei deutlich über
1 Milliarde Euro. Also: Gestalten und nicht verwalten!


(Beifall bei der CDU/CSU – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der liest alle Lobbyzettel vor, vom ADAC genauso wie von der DB!)


Schaffen Sie im Haushaltsausschuss – Sie haben jetzt
Zeit, auch wir werden uns in unserem Ausschuss in-
tensiv damit beschäftigen – die haushaltsrechtlichen

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(C (D oraussetzungen, damit im Bereich Verkehr und Bau ukunftschancen eröffnet werden. Geben Sie dem Wirtchaftsstandort Deutschland – um nichts anderes geht es ei Verkehr, Bau und Wohnungswesen – die notwendien Impulse, blockieren Sie nicht weiter die Investitioen, die wir für unser Land dringend brauchen. Wir weren, wenn die Richtung stimmt, ganz konstruktiv itarbeiten, denn es geht um die Infrastruktur, die wir lle gemeinsam in unserem Land brauchen. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zu ruf von der CDU/CSU: Bravo!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506013300

Das Wort hat die Kollegin Franziska Eichstädt-Bohlig

on Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als

rstes doch ein Wort zu den Ausführungen des Kollegen
swald.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sie können mir auch Ihre ganze Rede widmen!)


ch hatte Frau Merkel, Herrn Merz, Herrn Austermann
nd viele andere in der Haushaltsdebatte bisher so ver-
tanden, dass sie die Bundesregierung und die Koalition
ufgefordert haben, mehr Geld einzusparen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: In Investitionen zu lenken!)


on Ihnen und von Herrn Lippold habe ich wieder die
orderung nach mehr Geld gehört. Spätestens nach dem
1. September müssen Sie sich endlich entscheiden, ob
ie mehr Geld ausgeben oder mehr Sparleistungen er-
ringen wollen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wir brauchen mehr Investitionen!)


ch behaupte, nur mit mehr Sparleistungen werden wir
er Zukunft gerecht. Erst dann, wenn Bund, Länder und
ommunen wieder handlungsfähig sind, also nicht mehr
n ihren Schulden ersticken, werden wir wieder eine
tarke Wirtschaft und Wachstum haben. Ich glaube, dass
a ein innerer Zusammenhang besteht.
Ich will mich jetzt aber mit einem anderen Thema be-

chäftigen und auch nicht auf die Mautdebatte eingehen.
ch wende mich der Eigenheimzulage zu. Es geht ja hier
m das Ressort für Verkehr, Bau und Wohnungswesen.
Zunächst stelle ich fest: Die Eigenheimzulage bedeu-

et 10,3 Milliarden weniger Steuereinnahmen; das be-
rifft Bund, Länder und Kommunen gemeinsam, davon
ntfallen nämlich 4,4 Milliarden auf den Bund,
,4 Milliarden auf die Länder und 1,5 Milliarden auf die
ommunen. Auf allen drei Ebenen sind Einsparungen
ringend nötig. Wenn man über die Gemeindefinanzen






(A) )



(B) )


Franziska Eichstädt-Bohlig

redet, ist nicht nur die Gestaltung der Gewerbesteuer ein
Thema, sondern es muss dann auch darum gehen, wie
wir mit dieser Zulage, diesen Subventionen umgehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, sowie bei Abgeordneten der SPD – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da können die ihr Herz für die Gemeinden beweisen!)


In Zeiten, wo wir den Arbeitslosen so deutlich in die
Tasche greifen, wo die Versicherten für Zahnersatz und
andere Gesundheitskosten extra bezahlen müssen, wo
die Maastricht-Kriterien wanken, können wir nicht stän-
dig so tun, als könnten wir Subventionen, die der priva-
ten Vermögens- und Eigentumsbildung dienen, so wie
bisher aufrechterhalten.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wir sind kein Nikolaus!)


Das ist auch eine Frage der Gerechtigkeit gegenüber all
denen, denen zurzeit sehr schmerzliche Kürzungen zu-
gemutet werden und für die die Frage der Eigentumsbil-
dung nicht jetzt und erst recht nicht in Zukunft ein
Thema sein wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, sowie bei Abgeordneten der SPD)


Insofern halte ich das Konzept, was sich die Regie-
rung, nachdem Sie das Steuervergünstigungsabbauge-
setz und die darin enthaltene Reform der Eigenheimzu-
lage abgelehnt haben – bis heute haben Sie es ja nicht für
nötig gehalten, Alternativvorschläge zu unterbreiten –,
nun ausgedacht hat, angesichts der Haushaltslage und
auch angesichts unserer städtebaulichen und sozialen Si-
tuation in den Städten und Regionen für sehr sinnvoll.
So soll die Eigenheimzulage vollständig auslaufen und
25 Prozent der eingesparten Gelder sollen einer aktiven
Förderung der Innenstädte und der Eigentumsbildung
von Familien in den Innenstädten zugute kommen.

Ich will Ihnen ein paar Begründungen dafür nennen,
die sich nicht in dem Argument des Geldbedarfs er-
schöpfen:

Erstens. Die Eigenheimzulage fördert am Bedarf vor-
bei.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Es handelt sich um eine Gießkannenförderung, die nicht
mehr zeitgemäß ist. Sie ist auch im Bestand nicht mehr
zeitgemäß. Es handelt sich überwiegend um reinen Kauf-
erwerb; dadurch werden die Preise hochgetrieben, es wer-
den keine Investitionen gefördert. Hinzu kommt, dass
angesichts des demographischen Wandels die Häuser,
die wir heute fördern, in 20 bis 30 Jahren an vielen Stel-
len nicht mehr veräußerbar sein werden. Auch darüber
muss man nachdenken.

Zweitens. Die Eigenheimförderung ist eine Zersied-
lungszulage, die zulasten der Kernstädte und Innenberei-
che unserer Städte geht. Das kostet die Kommunen In-
frastrukturmaßnahmen in enormen Maße. Das ist etwas,

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(C (D as wir uns angesichts der kommunalen Finanzen nicht ehr leisten können. Drittens. Die Eigenheimzulage ist sozial unausgewo en. Es ist nachgerechnet worden, dass über 50 Prozent er Haushalte, die die Eigenheimzulage in Anspruch ehmen, zu den 20 Prozent der Haushalte mit den höchsn Einkommen gehören und dass kaum Schwellenhausalte dabei sind, weil die sich das überhaupt nicht leisten önnen. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Es ist erfreulich, dass sie selbst Eigentum erwerben und schaffen!)


Letzter Punkt: Die Eigenheimzulage löst eine Reihe
on Mitnahmeeffekten aus.
Bei all diesen inhaltlichen Argumenten geht es nicht

egen die Bauwirtschaft. Wir haben sehr viel für die
auwirtschaft getan: Energieeinsparmaßnahmen, För-
erung von Wohnungsmodernisierung für Selbstnutzer
benso wie im Mietwohnungsbau. Das sind die richtigen
aßnahmen. Sie sind inhaltlich treffsicher und kosten
ine knappe, schlanke Förderung. Zudem ist die öffentli-
he Hand auch praktisch in der Lage, das zu steuern. Das
t richtig; das nützt der Bauwirtschaft und gleichzeitig
er Umwelt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU]: Allein für das Wohngeld zahlt der Bund 2,5 Milliarden!)


Insofern möchte ich ganz konkret dafür werben, beim
hema Eigenheimzulage nicht länger eine ideologische
ebatte zu führen. Die gehört in eine alte Bundesrepu-
lik, in der man sich das Verteilen von Geld noch leisten
onnte. Heute sind wir in einer anderen Situation. Wer-
en Sie Ihre Ideologie über die Schulter und machen Sie
it! Unterstützen Sie die Städtebauförderung, den Stadt-
mbau Ost wie West und die Stärkung der Innenstadt-
uartiere, wie wir sie auf der Ebene von Bund, Ländern
nd Kommunen mit der 25-Prozent-Regelung planen. Es
äre wirklich toll, wenn wir uns darauf in diesem Winter
inigen würden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506013400

Das Wort hat jetzt der Kollege Norbert Königshofen

on der CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Norbert Königshofen (CDU):
Rede ID: ID1506013500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe
ollegen und Kolleginnen! Am 5. Dezember haben Sie,
err Minister Dr. Stolpe, bei der Beratung des Haushalts
003 eine zukunftsorientierte Investitionspolitik im Ver-
ehr, Bau- und Wohnungswesen angekündigt. Heute,
eun Monate später, kommen uns Ihre Ankündigungen
ie Worte aus einer fernen Epoche vor. Heute kann von






(A) )



(B) )


Norbert Königshofen

einer zukunftsorientierten Investitionspolitik kaum noch
die Rede sein.

So sind die Ansätze für Investitionen in die Wasser-,
Straßen- und Schienenwegeinfrastruktur, die aus den
klassischen Finanzmitteln, nämlich letztlich aus Steuern
finanziert werden, von rund 9,6 Milliarden Euro auf
rund 7,4 Milliarden Euro, also um 2,2 Milliarden Euro,
gekürzt worden.


(Georg Brunnhuber [CDU/CSU]: Das ist allerhand!)


Das ist eine Kürzung um 22,9 Prozent, also um mehr als
ein Fünftel.

Mit den Einnahmen aus der Maut versuchen Sie,
Herr Minister, diese Kürzung zu kaschieren. Aber selbst
wenn man die Mittel aus der Maut hinzurechnet, Herr
Schmidt, werden die Investitionen für 2004 sinken, und
zwar um genau 111 Millionen Euro.

Sie, Herr Minister, und ich wissen wie wir alle, dass
die Einnahmen aus der Maut nicht dazu gedacht sind, die
Kürzungen bei den steuerfinanzierten Verkehrsinfra-
strukturinvestitionen zu kompensieren. Die Einnahmen
aus der Maut sollen nach dem Mautgesetz, das ja geän-
dert worden ist, zusätzliche Mittel für die Verkehrsinfra-
struktur mobilisieren. So ist es im Vermittlungsaus-
schuss am 21. Mai 2003 gemeinsam beschlossen
worden.

Sie tun nun zweierlei, Herr Minister: Zum einen kür-
zen Sie radikal bei den steuerfinanzierten Verkehrsinves-
titionen und zum anderen brechen Sie die Vereinbarung,
die im Vermittlungsausschuss getroffen wurde.


(Annette Faße [SPD]: Das ist falsch!)

Weniger Investitionen, gebrochene Vereinbarungen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Minister, das ist keine tragfähige Grundlage für
eine zukunftsorientierte Verkehrspolitik.

Wenn ich vorher den Betrag kürze, kann ich natürlich
die kompletten Mauteinnahmen einsetzen.


(Zuruf von der SPD: Das war aber Ihr Vorschlag!)


– Ja, sicher. Wir haben gesagt: Die gesamten Mautein-
nahmen sollen hinzukommen. Aber der Ansatz darf vor-
her nicht gekürzt werden. Sie kürzen zunächst, tun dann
die Maut dazu und sagen: Wir haben ja alles erfüllt. Da-
bei haben Sie nur das eine durch das andere ersetzt. Das
war nicht unsere Absicht. Das war auch nicht gemäß der
Vereinbarung, die getroffen worden ist. Die Mauteinfüh-
rung hatte ja insgesamt zum Ziel, zusätzliche Gelder zu
mobilisieren. Das setzen Sie nicht um.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Steht im Gesetz, in § 11 des Mautgesetzes!)


– Richtig, das steht in § 11 des Mautgesetzes.
Dieses Verhalten wird Langzeitwirkung haben. Es

schadet nämlich weiteren Reformvorhaben. Der sicher-
lich vernünftige Schritt hin zu einer Nutzerfinanzierung

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(C (D ird dadurch diskreditiert. Die Autofahrer zahlen jährch über Sonderabgaben – Herr Oswald hat darauf hinewiesen – rund 51 Milliarden Euro, von denen bisher ur ein Bruchteil für den Bau und den Unterhalt von traßen ausgegeben wird. Wenn diese Mittel, weil mit er Maut eine neue Finanzierungsquelle erschlossen urde, sogar gekürzt werden, dann verlieren die Bürger as Vertrauen in die Politik. Das deutsche Güterkraftgewerbe – immerhin Arbeit eber von 400 000 Menschen – hat sein Vertrauen in die erkehrspolitik der rot-grünen Bundesregierung ohnehin chon lange verloren. Als Ausgleich für internationale ettbewerbsverzerrungen sind dem deutschen Güterraftgewerbe unter dem Stichwort „Harmonisierung“ 00 Millionen Euro pro Jahr – so der Beschluss des Verittlungsausschusses – zugesagt worden. Sie haben echt, Sie wollten nur 300 Millionen Euro. Wir wollten 00 Millionen. (Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wie viel haben Sie bisher aus Brüssel gekriegt? Gar nichts!)


ber die Intention war auf beiden Seiten gleich: Kom-
ensation für die Wettbewerbsverzerrungen, die wir in
uropa vorfinden. Dann kamen Sie, Herr Minister, aus
rüssel zurück und verkündeten, dass die Kommissarin
e Palacio diese Harmonisierung verbietet.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie hätten auch 3 Milliarden verlangen können! Die hätten Sie auch nicht gekriegt!)


Sie wollten 300 Millionen. Die haben Sie nicht bekom-
en. Ob Sie 600 Millionen oder 300 Millionen nicht be-
ommen, Herr Schmidt, ist doch egal.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist Ihr Unverständnis von jeder Technik!)


ntscheidend ist, dass wir eine Kompensation zugesagt
aben, die dem Gewerbe jetzt nicht gegeben wird.


(Beifall bei der CDU/CSU – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es kommt doch nicht auf die Höhe der Forderungen an!)


Wir müssen fragen, wie sorgfältig diese Entscheidung
orbereitet worden ist und wie sehr man sich um eine euro-
äische Zustimmung zu dieser Kompensation geküm-
ert hat. Wir befürchten, dass Sie sich zu spät darum ge-
ümmert haben. Auch wenn wir jetzt die Maut auf
2,4 Cent pro Autobahnkilometer gekürzt haben, haben
auch die ausländischen Wettbewerber etwas davon.
as ist kein Vorteil für das deutsche Gewerbe.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das wollten Sie doch! Das ist Ihr Vorschlag gewesen! Das ist Ihre Handschrift, 12,4 Cent!)


as deutsche Gewerbe hat nur dann einen Vorteil, wenn
s in Deutschland besser gestellt wird als die ausländi-
chen LKW-Fahrer, die seit geraumer Zeit von ihren na-






(A) )



(B) )


Norbert Königshofen

tionalen Parlamenten besser gestellt worden sind. Das
kann uns nicht gleichgültig sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Was sagt der Bundeskanzler dazu? Herr Schröder

lässt sich im „Tagesspiegel“ vom 25. August dieses Jah-
res wie folgt zitieren: „Und wenn sie“ – er meint die
Kommissarin de Palacio – „negativ votiert, gibt es gar
nichts.“ Gemeint ist hier das Güterkraftgewerbe.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Es gilt das gesprochene Wort!)


Offensichtlich sind 100 000 bedrohte Arbeitsplätze für
den Bundeskanzler eine zu vernachlässigende Größe.

Herr Minister, bis vor kurzem war auch der Metrora-
pid Teil Ihrer zukunftsorientierten Investitionspolitik.
Jetzt ist er im Bermudadreieck rot-grüner Schachereien
verschwunden.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Machen Sie doch einmal einen anderen Vorschlag, Herr Königshofen!)


Natürlich war der Metrorapid im Ruhrgebiet von vorn-
herein eine Fehlplanung; denn er wäre dort verkehrspoli-
tisch unsinnig gewesen. Aber deswegen haben Sie ihn
nicht fallen gelassen. Sie haben ihn fallen gelassen, weil
er dem Koalitionsfrieden in Düsseldorf im Wege stand.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Wir haben ihn gar nicht fallen gelassen!)


Zu Ihrer Auffassung von einer zukunftsorientierten
Investitionspolitik passt auch, dass Sie die Mittel für die
praktische Erprobung der Magnetschwebebahntech-
nik radikal gekürzt haben, und zwar im Vergleich zu
2003 um sage und schreibe 43,1 Prozent. Meine Damen
und Herren von der Koalition, wenn Sie in Deutschland
wirklich eine Referenzstrecke haben wollen, dann dür-
fen Sie das Geld für die praktische Erprobung nicht radi-
kal zusammenstreichen.

Bei der Diskussion um die Anwendung der Ma-
gnetschwebebahntechnik hat Herr Mehdorn, der Vor-
standsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, wieder ein-
mal wie bei der Strecke Hamburg–Berlin eine unrühmli-
che Rolle gespielt. Dabei hätte Herr Mehdorn guten
Grund, sich auf das ihm anvertraute Unternehmen zu
konzentrieren. Im letzten Jahr machte die Deutsche
Bahn AG 493 Millionen Euro Verlust. Das Güter-
verkehrsaufkommen sank um 3 Prozent, während das
Personenverkehrsaufkommen sogar um 6,2 Prozent
schrumpfte. Die Preisreform entpuppte sich als Megaflop.
Die Schulden des Konzerns stiegen zwischen Ende 1994
und Ende 2002 von 6,1 Milliarden Euro auf 24,5 Milliar-
den Euro. Seit der Bahnreform vor zehn Jahren hat der
Bund bereits 94 Milliarden Euro in den Konzern ge-
steckt. Im Klartext: Die Deutsche Bahn AG ist ein Sa-
nierungsfall. Wer glaubt, die Deutsche Bahn AG könne
2005 börsenreif sein, verwechselt Wunschdenken mit
Realität. Das hat unser Sprecher, Dirk Fischer, am
7. August dieses Jahres in der „Financial Times
Deutschland“ bereits überzeugend nachgewiesen.


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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der SPD)


Ja, Sie würden sich freuen, wenn Sie da einmal zitiert
ürden, Herr Kollege, und sei es auch nur als Fußnote.
Deshalb ist auch die im Vorgriff auf den Börsengang

ingerichtete Abteilung „Investor Relations“ überflüs-
ig; der Bund wird nämlich auf absehbare Zeit Alleinei-
entümer und damit auch alleiniger Investor bleiben.
ill man einen echten Wettbewerb auf der Schiene er-

eichen, muss das Großkombinat Deutsche Bahn aufge-
palten werden. Nur durch eine konsequente Trennung
on Netz und Betrieb lässt sich echter Wettbewerb auf
er Schiene zwischen verschiedenen Gesellschaften her-
tellen.


(Reinhard Weis [Stendal] [SPD]: Da hat euer Kanzlerkandidat aber etwas anderes gesagt!)


Ich bin fest davon überzeugt, dass uns nur ein perso-
eller Wechsel an der Spitze der DB AG weiterhilft.
onst wird uns die Bahn weiterhin Ärger und Sorge be-
eiten. Aber anstatt Herrn Mehdorn zu feuern, lassen Sie
ie Sache treiben. Das ist nicht die Politik, die wir uns
ür die Bahn AG wünschen.
Wie sieht die zukunftsorientierte Politik der Bundes-

egierung im Wohnungswesen und im Städtebau aus?
aut Entwurf des Haushaltsbegleitgesetzes will Rot-
rün die Eigenheimzulage abschaffen. Das hätte gra-
ierende Folgen für den Arbeitsmarkt, wie vorhin schon
ngesprochen wurde. Noch mehr Arbeitsplätze würden
erloren gehen, als ohnehin schon verloren gegangen
ind, und das, obwohl wir bereits unter Massenarbeitslo-
igkeit leiden. Darüber hinaus würde die Abschaffung
er Eigenheimzulage dazu führen, dass sich normal ver-
ienende Familien kein Eigenheim mehr leisten könn-
en. Dabei waren wir uns doch einig, dass gerade dieser
evölkerungsgruppe geholfen werden müsse, Wohnei-
entum zu erwerben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

n Deutschland haben 41,5 Prozent der Bevölkerung
ohneigentum, in Frankreich 56,2 Prozent, in Großbri-

annien 69,7 Prozent, in Spanien sogar 86 Prozent.
elbst das 40 Jahre kommunistisch regierte Polen
ommt auf eine Wohneigentumsrate von 74,9 Prozent.


(Karin Rehbock-Zureich [SPD]: Und die Schweiz?)


Über Änderungen des Gesetzes lassen wir mit uns re-
en, aber einem generellen Kahlschlag bei der Eigen-
eimzulage werden wir im Bundesrat nicht zustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Minister, Sie haben während der Beratungen

ine zukunftsorientierte Verkehrs- und Wohnungsbaupo-
itik angekündigt. Wir stellen fest, dass Ihren Worten lei-
er keine Taten folgen. Wer zukunftsorientierte Politik
etreiben will, darf die Investitionen in die Verkehrsin-
rastruktur nicht kürzen, darf die Maut nicht anstatt, son-
ern muss sie zusätzlich zu den bisherigen Finanzmitteln
inplanen. Wer zukunftsorientierte Politik betreiben will,






(A) )



(B) )


Norbert Königshofen

muss seine Hausaufgaben machen, bevor er – wie Sie –
in Brüssel vorstellig wird; anderenfalls fällt er dort auf
die Nase.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir halten Ihre Politik nicht für zukunftsorientiert.

Die Einschränkungen im Haushalt schaden dem Standort
Deutschland. Bei Ihrer Politik haben die Menschen in
Deutschland nach unserer Auffassung keine Aussicht
auf eine bessere Zukunft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506013600

Als letzter Redner zu diesem Geschäftsbereich hat

nun der Kollege Wolfgang Spanier von der SPD-Frak-
tion das Wort.


Wolfgang Spanier (SPD):
Rede ID: ID1506013700

Verehrter Präsident! Meine sehr verehrten Damen!

Meine Herren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Ich
möchte zwei Vorbemerkungen machen, die ich an Sie
richten möchte, Herr Oswald.

Ich schätze Sie als Ausschussvorsitzenden sehr.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Aber als Redner hier im Bundestag werfen Sie uns Opti-
mismus vor. Glauben Sie denn allen Ernstes, dass wir
unser Land voranbringen, wenn wir uns – wie Sie und
viele andere Redner der Opposition in Pessimismus und
Schwarzmalerei geradezu suhlen? Glauben Sie, dass uns
das voranbringt?


(Beifall bei der SPD – Eduard Oswald [CDU/ CSU]: Ich habe nur zu Investitionen aufgerufen!)


Es ist hochinteressant, von Ihnen als langjährigem
Wohnungspolitiker zu hören, die Krise der Bauwirt-
schaft, die ernst und schlimm genug ist, sei im Wesentli-
chen durch Investitionshemmnisse im Mietwohnungs-
bau verursacht. Mein lieber Herr Oswald, das sagen Sie
in einer Stadt, in der 140 000 Wohnungen leer stehen.
Wir können gern Hand in Hand durch die Städte in die-
sem Land gehen, um die Wirklichkeit wahrzunehmen.
Wir werden überall das Gleiche feststellen, nämlich
wachsende Leerstände. – Angesichts dessen zu sagen,
Investitionshemmnisse beim Mietwohnungsbau seien
die wesentliche Ursache für die Krise der Bauwirtschaft,
ist nun völlig daneben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es ist richtig: Bei diesem Haushalt und auch beim
Einzelplan 12 haben wir ganz besondere Unwägbarkei-
ten. Aber die wesentliche Ursache für diese Unwägbar-
keiten ist Ihre Unberechenbarkeit, weil Sie wesentliche
politische Entscheidungen offensichtlich verschleppen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Wer regiert denn?)



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(C (D Wer regiert? Sie regieren über den Bundesrat mit, enn es um Steuerfragen geht. Sie regieren über den undesrat mit, wenn es um die Eigenheimzulage geht. ber dazu sagen Sie hier kein Wort. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


m Gegenteil, Sie geben Ihre Mitverantwortung an die
erren Stoiber und Koch ab, so als hätten Sie als
nionsbundestagsfraktion hier überhaupt nicht mehr
itzureden. Ich habe von Ihnen zum Beispiel kein kon-
retes Wort zum Thema Eigenheimzulage gehört. Das
berlassen Sie offensichtlich Herrn Stoiber und Herrn
och. Das ist ein Stück weit eigene Entmündigung von
olitischem Handeln.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir müssen gerade über den Einzelplan 12 einen Bei-
rag leisten, um aus der schon zu lange anhaltenden
ituation mangelnden Wirtschaftswachstums ein Stück
eit herauszukommen. Wir tun das trotz schwierigster
inanzlage, die auf allen Ebenen festzustellen ist, indem
ir die Verkehrsinvestitionen auf Rekordniveau halten,
ndem wir darüber hinaus in diesem Jahr verstärkt und
m nächsten Jahr genauso zusätzliche kräftige Investi-
ionsanreize über die Programme zur Wohnraummoder-
isierung geben. Dies hat einen doppelten Effekt. Es
ührt nämlich zu einer CO2-Minderung und zu einerertsteigerung im Wohnungsbestand.
Unsere erfolgreichen Programme „Städtebauförde-

ung“, „Soziale Stadt“ und, ganz besonders wichtig,
Stadtumbau Ost“ laufen und sie werden erfolgreich
eiterlaufen. Es ist nicht einfach, in dieser Zeit dieses
ohe finanzielle Niveau zu halten.
Wir wissen, dass noch manches zu verbessern ist,

ass wir noch effizienter werden können. Ich will ein
eispiel nennen: Es ist schon eine Krux, dass wir Ver-
altungsvereinbarungen nur für ein Jahr – das ist Tradi-
ion – treffen. Es wäre hilfreich, wenn wir sie für längere
eiträume vereinbaren könnten. Natürlich kann man die
erschiedenen Förderinstrumente auch noch besser mit-
inander verzahnen.
Lassen Sie mich schwerpunktmäßig noch etwas zur
igenheimzulage sagen. Es ist richtig, dass – alle drei
benen zusammengenommen – fast 11 Milliarden Euro
ierfür ausgegeben werden. Die Bundesregierung hat
ierzu einen Vorschlag gemacht, ein in sich schlüssiges
onzept vorgelegt. Die Argumente, die dafür sprechen,
at meine Kollegin Franziska Eichstädt-Bohlig hier vor-
etragen.
Wie ist die Haltung der Opposition dazu? Bisher ha-

en Sie sich massiv gegen jede Veränderung, gegen jede
ürzung gewandt. Herr Lippold hat noch vor einem hal-
en Jahr festgestellt – ich bitte Sie, es im Protokoll nach-
ulesen; ich habe es vorsichtshalber getan, lieber Herr
ippold –, jegliche Veränderung, jegliche Kürzung gehe
esellschaftspolitisch in die völlig falsche Richtung.
err Minkel hat von einem Betrug an jungen Familien
esprochen.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Wolfgang Spanier

Herr Oswald hat vorgeschlagen, finanziell noch draufzu-
satteln.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506013800

Herr Kollege Spanier, gestatten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Fischer?


Wolfgang Spanier (SPD):
Rede ID: ID1506013900

Ich möchte diese Ausführungen noch zu Ende brin-

gen. Dann beantworte ich gerne eine Zwischenfrage.

(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Sie sa gen die Unwahrheit! Das wissen Sie!)

– Darüber reden wir nachher.

Ich gehe einmal davon aus, dass sich in Ihren Reihen
mittlerweile etwas bewegt hat. Die von mir zitierten
Aussagen, die in den Protokollen des Deutschen Bun-
destages nachzulesen sind, spiegeln Ihre Position vor
einem halben Jahr wider, als wir hier über das Steuer-
vergünstigungsabbaugesetz diskutiert haben. Ich weiß
allerdings nicht, wie Sie sich letztendlich verhalten wer-
den. Das entscheiden offenbar nicht Sie, sondern Herr
Stoiber und Herr Koch.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Er kann es!)

Wenn Sie an der Eigenheimzulage festhalten wollen,

dann muss es zumindest folgende Veränderungen geben:
die Gleichstellung von Neubau- und Bestandserwerbs-
förderung sowie ein Absenken der Fördersätze und der
Einkommensgrenzen. Sinnvoll wäre zudem eine Zulage
für den Erwerb im innerörtlichen Bereich. Man kann na-
türlich auch über eine Befristung nachdenken.

Jetzt habe ich eigentlich mit zumindest verhaltenem
Jubel in Ihren Reihen gerechnet. Was ich hier vorgetra-
gen habe, entspricht nämlich nahezu wortgleich dem
Antrag des Landes Thüringen im Bundesrat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Das gibt zur Hoffnung Anlass, dass Sie die Steinzeitpo-
sition, die Sie hier immer vertreten haben, möglicher-
weise doch noch korrigieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Nun, Herr Fischer, zu Ihrem Lügenvorwurf. Bitte.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506014000

Herr Fischer, bitte schön.


Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1506014100

Herr Kollege, ist Ihnen bewusst, dass Sie eben die

Position meiner Fraktion falsch dargestellt haben?
Meine Fraktion hat sich gegen eine völlige Abschaffung
der Eigenheimzulage gewehrt. Sie wissen genauso wie
die Kollegin Eichstädt-Bohlig – in den Gesprächen in
Bad Zwischenahn haben wir das immer wiederholt –,
dass wir eine Strukturreform mit regionaler Differenzie-
rung, mit besserer Ausgewogenheit zwischen Neubau-
und Bestandserwerb und mit der Beseitigung von Mit-

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(C (D ahmeeffekten ausdrücklich für sinnvoll halten und unere Zusammenarbeit angeboten haben. Wir haben die Bundesregierung in Person von Herrn taatssekretär Großmann aufgefordert, alsbald eine Noelle vorzulegen. Wir würden sie, wenn sie Kosteneinparungen zur Folge hat, sehr gerne unterstützen. Ich rage Sie also: Sind Sie sich darüber im Klaren, dass Sie ben die Position meiner Fraktion falsch dargestellt haen? Mein lieber Herr Fischer, ich bin es von Ihnen ewohnt – das ist sozusagen Ihr Standardverhalten –, ass Sie den Kolleginnen und Kollegen Lügen und das erbreiten der Unwahrheit unterstellen. (Renate Blank [CDU/CSU]: Das hat er doch nicht gemacht!)

Wolfgang Spanier (SPD):
Rede ID: ID1506014200

Ich habe vorhin wörtlich aus der Debatte in diesem
ause zitiert. Erst zwei oder drei Monate später haben
ie bei dieser berühmten Podiumsdiskussion in Bad
wischenahn von Strukturreformen gesprochen.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Und immer wieder in der Folgezeit!)


ber Sie haben hier im Deutschen Bundestag, beispiels-
eise in der Aktuellen Stunde zur Eigenheimzulage


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Auch!)

entschuldigen Sie einmal! – und auch heute, kein Wort
arüber verloren. Bei der Diskussion in Bad Zwischen-
hn haben Sie allerdings angekündigt, dass Sie am
ontag der nächsten Woche mit Ihrer Arbeitsgruppe
inen entsprechenden Antrag vorbereiten werden.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Nein! Nein! Die Bundesregierung sollte einen Entwurf liefern!)


Ich betrachte Ihre Frage hiermit als beantwortet.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Blamabel!)


Ich frage Sie, Herr Minkel: Sind die Vorschläge des
andes Thüringen Betrug an jungen Familien? Ich frage
ie, Herr Lippold: Ist das ein Schritt, der gesellschafts-
olitisch gesehen in die völlig falsche Richtung geht?
der ist es nicht doch ein Hoffnungszeichen, dass wir
ndlich sach- und fachgerecht auch über die Eigenheim-
ulage miteinander ins Gespräch kommen können? Ich
offe, das Letztere ist der Fall.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir sind hier wie auch in der Steuerpolitik auf eine
emeinsame Entscheidung, also auf einen Kompromiss,
ngewiesen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Richtig!)

enn Sie schon nicht bereit sind, dem Konzept der Bun-
esregierung zu folgen, dann darf aber auf gar keinen






(A) )



(B) )


Wolfgang Spanier

Fall passieren, dass sich, wie es beim Steuervergünsti-
gungsabbaugesetz der Fall war, nichts verändert. Das
wäre die denkbar schlechteste Lösung. Das habe ich Ih-
nen schon vor einem halben Jahr gesagt. Damals ist es
leider so eingetroffen.

Meine Damen und Herren, der Einzelplan 12 ist dies-
mal auch deshalb von besonderen Unwägbarkeiten ge-
kennzeichnet, weil die Entscheidungen, die in diesem
Bereich zu treffen sind, eng mit Entscheidungen zusam-
menhängen, die in ganz anderen Bereichen getroffen
werden. Ich nenne als Beispiel das Wohngeld. Die
Frage, wie wir das Wohngeldgesetz gestalten, hängt
ganz entscheidend davon ab, wie die Zusammenlegung
von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe und wie die Re-
form der Sozialhilfe aussehen wird. Sie sind in dieser
Frage also auch mit im Boot.

Ich kann an Sie nur appellieren, Ihrer Mitverantwor-
tung gerecht zu werden. Das ist an dieser Stelle auch
schon von anderen, die vielleicht berufener sind als ich,
so ausgesprochen worden. Natürlich ist es Ihr gutes
Recht, die Bundesregierung und auch uns zu kritisieren.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Es ist unsere Pflicht!)


Angesichts der Beschreibung der Situation, die Sie, Herr
Oswald, und viele weitere Redner Ihrer Fraktion hier ab-
gegeben haben, ist es umso wichtiger, dass wir uns be-
mühen, uns dieser Verantwortung gemeinsam zu stellen
und die notwendigen Entscheidungen – es sind struktu-
relle Entscheidungen und keine Diskussionen um ein
paar Euro mehr oder weniger – zu treffen.

Weil die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag und im
Bundesrat so sind, wie sie sind, sind Sie in der Mitver-
antwortung. Es ist zu wünschen, dass Sie sich beim
Thema Städtebau- und Wohnungspolitik endlich an der
politischen Diskussion beteiligen. Sie haben heute – das
sage ich noch einmal – inhaltlich kein einziges Wort
dazu gesagt. Es gab geradezu ein lautes, ein beredtes
Schweigen, zum Beispiel zur Eigenheimzulage.


(Dr. Klaus W. Lippold [Offenbach] [CDU/ CSU]: Das ist falsch! – Dr. Peter Danckert [SPD]: Herr Oswald hat ein paar Mal genickt!)


Ich glaube, dass wir uns angesichts der ökonomischen
Situation, angesichts der Finanzkrise,


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: In die Sie das Land geführt haben!)


aber auch angesichts des demographischen Wandels in
der Städtebau- und Wohnungspolitik vor einem Para-
digmenwechsel befinden. Wir sind mittendrin in dieser
Entwicklung. Das ist eine Aufgabe, der wir uns gemein-
sam stellen können. Deswegen nutze ich heute wieder
die Gelegenheit, wie schon zwei Mal an diesem Podium,
an Sie zu appellieren, dieser Verantwortung gemeinsam
mit uns gerecht zu werden.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktoricherheit. Als erstem Redner erteile ich das Wort dem undesminister Jürgen Trittin. Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Naturchutz und Reaktorsicherheit: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die De atte um den Haushalt kann man auch unter dem Geichtspunkt zusammenfassen, wer in diesem Land reormfähig ist und wer nicht. (Beifall der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506014300

Während meiner Abwesenheit in den letzten Tagen
ab es wieder ein Beispiel dafür, auf welcher Seite es
andlungsfähigkeit und Reformfähigkeit gibt und auf
elcher nicht. Ich musste nämlich zur Kenntnis nehmen,
orauf sich die Unionsmehrheit im Bundesrat sowohl
Agrarausschuss wie auch im Wirtschaftsausschuss

nd im Umweltausschuss nach all den Debatten, die im
runde genommen seit Anfang der 90er-Jahre geführt
urden, nach den ausführlichen Konsultationen verstän-
igt hat. Die Mehrheit der CDU- bzw. CSU-regierten
änder hat sich entschlossen, die Novelle der Ver-
ackungsverordnung nicht etwa abzulehnen, nein, sie
öchte die Entscheidung vertagen. Wenn es etwas gibt,
as ich für einen wirklichen Ausweis von Politikunfä-
igkeit und Reformunfähigkeit halte, dann ist es, sich
eige in die Büsche zu schlagen und zu sagen, man wisse
s nicht so genau und vertage die Entscheidung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


s geht noch weiter. Der Bundesumweltminister hat ja
iese Novelle der Verpackungsverordnung nicht aus
igener Motivation betrieben, sondern auf ausdrück-
ichen Wunsch auch und gerade von CDU-Ländern. Er
at sogar die CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende hinter
ich, die in einem großen Interview erklärt hat, die Ver-
ackungsverordnung


(Werner Wittlich [CDU/CSU]: Muss abgeschafft werden!)


ei eigentlich viel zu kompliziert. Sie wusste, wovon sie
edet; denn für die meisten Komplikationen war sie in
hrer Amtszeit verantwortlich.


(Werner Wittlich [CDU/CSU]: Erzählen Sie doch nicht so einen Schwachsinn! Wie immer nur dummes Zeug, was Sie hier erzählen!)


Nun kommt der Bundesumweltminister dem Wunsch
er CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden nach und verein-
acht die Verpackungsverordnung. Er sorgt dafür, dass
ein nicht bepfandet wird. Er stellt sicher, dass im
ächsten Jahr zum Beispiel Saft in Getränkekartons
icht bepfandet wird. Was machen die Unionsländer? –
ie vertagen.






(A) )



(B) )


Bundesminister Jürgen Trittin

Meine Damen und Herren, ich habe der Debatte von

gestern entnommen, dass sich Frau Merkel zur der Frage
des Backens von Kirschkuchen geäußert hat. Wenn ich
das Verhalten der Union im Bundesrat sehe, dann kann
ich Ihnen nur sagen: Sie sind selbst zu blöde, nach Ihrem
eigenen Rezept Kirschkuchen zu backen.


(Werner Wittlich [CDU/CSU]: Das ist ja flegelhaft! Unverschämter Lümmel! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


Das ist es nämlich, was Sie an dieser Stelle praktizieren.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506014400

Herr Kollege Trittin, den politischen Gegner als „zu

blöde“ zu bezeichnen, entspricht nicht dem parlamenta-
rischen Sprachgebrauch.

Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit:

Herr Präsident, ich nehme das „blöde“ mit Bedauern
zurück. – Sie sind unfähig, die nach Ihren eigenen Vor-
stellungen gestalteten Regelungen der Verpackungsver-
ordnung umzusetzen.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Gut, dass es Trittin gibt! Ein Segen für das ganze Land! – Werner Wittlich [CDU/CSU]: Sie hören doch bald auf!)


Ich will an dieser Stelle zu einem zweiten Punkt kom-
men, der bei der Umweltpolitik und insbesondere auch
in Bezug auf die Zukunft des Standorts Deutschland so-
wie die Reformfähigkeit eine besondere Rolle spielt. Ich
glaube, wir sind uns einig, dass die größte umweltpoliti-
sche Herausforderung, die nicht nur wir uns, sondern der
ganze Globus sich vergegenwärtigen muss, der globale
Klimawandel ist.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Jetzt wird den Leuten wieder Angst gemacht, was?)


Wir müssen alles tun, damit die Prognosen des interna-
tionalen Wissenschaftlerpanels zum Klimaschutz – diese
Prognosen zeichnen sich übrigens nicht durch Angstma-
che, sondern durch wissenschaftliche Seriosität aus –,
die gesagt haben, bis zum Jahre 2100 könnte sich das
globale Klima um bis zu 5,5 Prozent erwärmen, nicht
Wirklichkeit werden.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Es zieht sich schon zusammen über uns! Rapider Wetterwandel!)


Die ökonomischen und nicht nur die ökologischen Fol-
gen einer solchen Entwicklung will ich an dieser Stelle
nicht ausmalen. Wir müssen alles tun, damit dieses Sze-
nario nicht Wirklichkeit wird. Wir stehen in der Verant-
wortung, dafür Sorge zu tragen, dass die globale Erwär-
mung bis zum Ende dieses Jahrhunderts den Wert von
zwei Grad nicht überschreitet. Das ist ein realistisches
Ziel. Wenn wir dieses realistische Ziel erreichen wollen,
dann können wir uns mit der erreichten Einsparung von

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(C (D reibhausgasen nicht zufrieden geben. Das ist der rund, warum diese Koalition gesagt hat: Bis zum ahre 2020 wollen wir 40 Prozent der CO2und derreibhausgasemissionen insgesamt einsparen. Das ist as Ziel. Nun hat es in den letzten Tagen in der Öffentlichkeit elegentlich eine Debatte darüber gegeben, was dabei igentlich wichtiger ist: die Förderung von erneueraren Energien, Energieeinsparung oder die Energieffizienz. Meine Damen und Herren, ich kann nur sagen: iese Debatte führt völlig in die falsche Richtung. Es ibt hier kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-alsuch. Nur wer massiv den Kurs fortsetzt, erneuerbare nergien in den Markt zu bringen und für sie einen achsenden Anteil sicherzustellen, wer Energie einspart nd wer dafür sorgt, dass wir zu mehr Energieeffizienz ommen, der wird der umweltpolitischen Herausfordeung des Klimaschutzes gerecht werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dafür legen wir auch in diesem Haushalt die Instru-
ente und die Mittel bereit.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Die Folterinstrumente!)


Wir steigern noch einmal das Marktanreizprogramm
ür erneuerbare Energien, weil wir der Auffassung sind,
ass bestimmte Formen der erneuerbaren Energien an
ieser Stelle – Energiepolitik wird ja leicht und leichtfer-
ig oft auf Elektrizitätspolitik reduziert – nicht vernach-
ässigt werden dürfen. Ich verweise auf die Solarthermie,
ei der wir in den letzten Jahren beachtliche Fortschritte
emacht haben. Diese Regierung hat dafür gesorgt, dass
ich die Fläche, auf der solarthermische Anlagen, also
onnenkollektoren, stehen, in Deutschland verdreifacht
at. Dies muss fortgesetzt werden.
In den nächsten Monaten werden wir in diesem Hause

ber eine Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes
u reden haben, durch die dieses bewährte Instrument
ielgenauer wird. Dieses Instrument hat sich immerhin
o bewährt, dass eine ganze Reihe von Ländern in
uropa auf dieses Instrument zugreift und andere Mo-
elle, wie Ausschreibungen, in den Aktenschrank legt,
eil damit das Ziel nicht erreicht wird. Zielgenauer heißt
ür mich, dass wir dort, wo wenig Wind weht und wo es
emnach nicht effizient ist, mit der Förderung herunter-
ehen. Dort, wo künftig die Masse des Aufwuchses zu
erzeichnen sein wird, nämlich zum Beispiel im Bereich
er Offshore-Technologie, müssen wir zu bestimmten
erbesserungen kommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Meine Damen und Herren von der Opposition, Fol-
endes begreifen Sie nicht: In der Zwischenzeit – bis die
nlagen draußen im Meer stehen – dürfen wir eine
anze Branche nicht zusammenbrechen lassen. An
indgünstigen Standorten benötigt sie zwar nicht mehr
ie Einspeisevergütung, die bisher gezahlt wurde, aber
iese Vergütung muss der Technik angemessen sein.






(A) )



(B) )


Bundesminister Jürgen Trittin

Wir müssen mit dem Gerede von der Subventionie-

rung Schluss machen. Die Einspeiseregelung stellt keine
Subventionierung dar.


(Zurufe von der CDU/CSU)

Wer behauptet, dass das subventioniert wird, der muss
mir erklären, wie man mit einem Haushaltsanteil von
3 Promille – das ist der Anteil des Haushaltes des Bun-
desumweltministeriums am Gesamthaushalt – eine Sub-
vention leisten soll, die angeblich über der für die Stein-
kohle liegt.


(Dr. Klaus W. Lippold [Offenbach] [CDU/ CSU]: Vom Inhalt her ist es eine! – Zuruf von der FDP: Das ist eine Haushaltssubvention!)


Lassen Sie sich hier nicht Bange machen.
Nun komme ich zu der Frage, was im Bereich der Ef-

fizienz eigentlich notwendig ist. Wir wissen: In Deutsch-
land muss eine Kraftwerksleistung von 40 000 MW
und in ganz Europa eine von 200 000 MW ersetzt wer-
den. Das ist also kein rein deutsches Problem. Es ist ein
Problem für uns, wenn wir nicht solche Verhältnisse wie
in den USA haben wollen. Dort können Atomkraftwerke
und ineffiziente Kohlekraftwerke sowie ein marodes
Netz Versorgungssicherheit nicht mehr gewährleisten.
Deshalb müssen wir Investitionen in diesen Kraftwerks-
park in Europa sicherstellen.

Heute müssen wir entscheiden, in was wir investieren
wollen. Ich sage Ihnen: Ich bin nachdrücklich dafür, dass
wir in effiziente Technik investieren, und ich bin nicht
dafür, dass wir, so wie Sie es vorschlagen, Altanlagen
möglichst lange laufen lassen. Das wäre gerade vor dem
Hintergrund der Herausforderungen für die Wirtschaft
und die Umwelt ein fataler Fehler.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Werner Wittlich [CDU/ CSU]: Sie erzählen Schwachsinn!)


Das richtige Instrument dafür ist der Emissionshan-
del. Durch den Emissionshandel werden Investitionen in
effiziente Techniken begünstigt, nämlich zum Beispiel
im Bereich der Kraft-Wärme-Kopplung und im Bereich
von Gas. Daneben werden aber gerade auch Investitio-
nen begünstigt, die zur höheren Effizienz von Kohle-
kraftwerken führen. An dieser Stelle werden wir dieses
Instrument so zuschneiden müssen, dass genau dieser
Effekt erreicht wird.

Dafür haben wir eine gute Grundlage, nämlich die
Selbstverpflichtung der deutschen Industrie. Sie hat sich
selbst das Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen bis zumJahre 2010 um 35 Prozent zu reduzieren. Ich kann Ihnen
an dieser Stelle sagen: Diese Regierung wird beim Emis-
sionshandel nicht draufsatteln. Die Selbstverpflichtungs-
erklärung wird Grundlage der Allokation der Emissions-
rechte sein. Wir werden keine Schlupflöcher zulassen,
weil diese dazu führen würden, dass nicht investiert
wird. Um der Versorgungssicherheit und des Klima-
schutzes willen wollen wir, dass in effiziente Technik in-
vestiert wird.

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(C (D Eines können Sie festhalten: Es ist ziemlich antiuiert, Umwelt und Arbeit gegeneinander auszuspielen. erade die Energiepolitik, die erneuerbaren Energien nd die Effizienz beweisen, dass moderne Umweltpoliik mit Wachstum und Arbeitsplätzen einhergeht. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506014500

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Peter Paziorek von

er CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1506014600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr ge-

hrter Herr Minister, Sie haben nach dem Hinweis des
räsidenten Ihre Worte zurückgenommen und geändert.
ber ich muss schon sagen: Ich war sehr betroffen, dass
ie einen aktuellen politischen Streit mit der Abqualifi-
ierung politisch Andersdenkender verbinden. Das halte
ch nicht für gut. Das ist nicht sinnvoll, wenn wir in der
eutschen Umweltpolitik den Weg gemeinsam beschrei-
en wollen. Ich kann auch im Namen unserer Fraktion
agen: So werden wir in Sachen Umweltpolitik nicht ge-
einsam vorankommen. Dafür haben Sie die persönli-
he Verantwortung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Sie haben gestern noch geklatscht, als Ihre Fraktionsvorsitzende von „Lügen“ gesprochen hat!)


Man muss klar und deutlich sagen: Es wird nicht ge-
ingen, durch solche Auftritte von der fehlenden Erfolgs-
ilanz rot-grüner Umweltpolitik in Deutschland abzulen-
en. Wir können sagen, dass diese Umweltpolitik, wie
ie sich auch im Haushaltsplan niederschlägt, weit von
iner Umweltpolitik entfernt ist, die den Problemlagen
n Deutschland tatsächlich gerecht wird.
So standen bei Ihnen in den letzten Wochen und Mo-

aten – es war auch bezeichnend, welchen Beginn Sie
ür Ihre Rede gewählt haben – zwei Themen im Mittel-
unkt Ihrer umweltpolitischen Diskussion: das Dosen-
fand und der Streit mit Minister Clement in Sachen er-
euerbare Energien. Bei diesen Themen – deshalb kann
ch Ihre Aufregung und innere Aufwallung gut verste-
en, Herr Minister – engagieren Sie sich persönlich.
ber es stellen sich nun ganz schlicht die Fragen: Reicht
as? Sind damit die Schwerpunkte der Umweltpolitik in
eutschland ausreichend und richtig gesetzt? Wo blei-
en denn andere wichtige Bereiche, die in den letzten
onaten nicht ausreichend bearbeitet worden sind?
So fragen wir Sie, Herr Bundesumweltminister: Wa-

um gibt es keine Klimaschutzpolitik dieser rot-grünen
undesregierung, die auf einem geschlossenen Energie-
onzept fußt und damit eine verlässliche Grundlage für
erbraucher, Firmen, Unternehmen und Investoren dar-
tellt? Diese wollen nämlich wissen, wohin die Reise






(A) )



(B) )


Dr. Peter Paziorek

geht. Wir fragen weiter: Wo war in den letzten Wochen
und Monaten in Brüssel – ich sehe einmal von der Ak-
tion des Kanzleramtes im März ab – der entscheidende
Einfluss dieser Bundesregierung, um eine Verordnung
im Bereich der Chemikalien zu verhindern, die eindeutig
zulasten der mittelständischen chemischen Industrie in
Deutschland geht?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wann haben Sie endlich den Mut – auch davon haben

Sie gerade nicht gesprochen –, Ihre eigene Koalitions-
vereinbarung umzusetzen und eine grundlegende Re-
form der Abfallwirtschaft in Deutschland auf den Weg
zu bringen?


(Birgit Homburger [FDP]: Das steht da nicht mehr drin!)


Sie haben dazu weder den Mut noch die Kraft.

(Birgit Homburger [FDP]: Deswegen steht es nicht mehr drin!)

Herr Minister, warum weichen Sie immer wieder einer
endgültigen Entscheidung – Sie haben bis jetzt nur einen
Fahrplan vorgelegt – in Sachen Aufstellung eines atoma-
ren Endlagerkonzeptes aus? Wann veröffentlichen Sie
endlich Ihre Haltung zur konkreten Ausgestaltung und
Umsetzung der wichtigen EU-Richtlinie zur Einführung
des Emissionshandels?

Ich habe gerade mit Interesse Ihre Ausführungen ge-
hört. Das war eine volkswirtschaftlich-betriebswirt-
schaftliche Vorlesung zum Emissionshandel und seiner
Bedeutung. Das wissen wir seit zwei, drei Jahren. Jeder,
der die EU-Richtlinie liest, kann das nachvollziehen. Die
spannenden Fragen sind doch: Welche Rechte teilen Sie
den deutschen Firmen und Unternehmen zu? Wie setzen
Sie das um? Es wird bei Ihnen ohne Ende diskutiert, ob-
wohl alle wissen, dass Sie den Allokationsplan bis zum
31. März des nächsten Jahres in Brüssel vorlegen müs-
sen. Inhaltlich haben wir über die Frage der Zuteilung
und der Umsetzung des Emissionshandels weder im
Ausschuss noch in diesem Hause diskutiert. Sie aber
philosophieren hier über wunderbare Angelegenheiten,
wobei wir gar nicht wissen, welche konkreten Vorstel-
lungen Sie haben. Ist das Grundlage einer verlässlichen
Klimaschutzpolitik?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wann legen Sie ein Hochwasserschutzkonzept vor,
das nicht nur inhaltlich einige Probleme richtig angeht?
Dass das nicht leicht ist, will ich Ihnen konzedieren. Wir
brauchen ein Konzept, das auch die Frage klärt, welche
Entschädigungen für Grundeigentümer und Nutzungsbe-
rechtigte konkret geleistet werden, wenn diese zukünftig
durch ein Hochwasserschutzkonzept in ihrer Nutzung
beeinträchtigt werden. Warum sagen Sie nichts zu der fi-
nanziellen Entschädigung in diesem Bereich? Sie haben
gerade all das, was Sie besonders bewegt, angesprochen.
Die Bandbreite der Probleme der Umweltpolitik haben
Sie außer Acht gelassen. Das ist Ihr Problem. Das ist im
Augenblick leider auch das Problem der deutschen Um-
weltpolitik.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Im Übrigen kann man diese Liste noch weiter fortset-
en. Was ist mit dem Fluglärmschutzgesetz? Davon ha-
en Sie doch in Ihren Wahlkämpfen immer groß gespro-
hen. Was ist mit einer Lärmschutzkonzeption? All das
urde groß angekündigt. In der Realität der deutschen
mweltpolitik unter Ihrer Führung finden wir von die-
en Stichworten nichts. Deshalb muss ich Ihnen, Herr
inister, nach Ihrer Einführungsrede sagen: Das ist für
ie deutsche Umweltpolitik zu wenig. Sie haben die
esslatte deutscher Umweltpolitik nicht erreicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ie haben gerade wieder Ihre Haltung zu den erneuer-
aren Energien angesprochen. Es ist einfach nicht
achvollziehbar, warum Sie versuchen, bei den erneuer-
aren Energien und der Klimaschutzpolitik zu polarisie-
en. Dass Sie in dieser Frage so einseitig Position bezie-
en, könnte man vielleicht noch verstehen und sagen:
as muss der Umweltminister machen. Ich bezweifle
ber, dass der Bundesumweltminister das machen muss,
enn es zielführend sein soll. Ich bin der Ansicht, dass
er Kurs, den Sie in Sachen erneuerbare Energien einge-
chlagen haben, wenig hilfreich zur Erhöhung des An-
ils erneuerbarer Energien ist.
Der Streit, den Sie zum Teil vom Zaun gebrochen ha-

en, ist zudem überflüssig. Denn wir brauchen wirt-
chaftlich effiziente erneuerbare Energien und wir brau-
hen ökologisch und ökonomisch effiziente neue
raftwerke nach 2010.


(Zuruf von der FDP: Richtig!)

ir brauchen beides. Man muss wissen, dass es verschie-
ene Investitionsträger für diese Maßnahmen geben
ird. Wie will man solche wichtigen Entscheidungen, bei
enen es um Beträge in Höhe von Milliarden Euro geht,
efördern, wenn man eine konfrontative Politik betreibt?
an muss versuchen, die verschiedenen Interessengrup-
en an einen Tisch zu bringen, damit man belastbar pla-
en und bis zum Jahr 2010 auch bei den erneuerbaren
nergien ein gemeinsames Konzept entwickeln kann.
an muss bereit sein, die interessierten Vertreter an einen
isch zu bringen. Das haben Sie nicht gemacht.
Dadurch drängt sich für uns und auch für mich per-

önlich der Eindruck auf, dass es Ihnen vor allen Dingen
m Klientelpflege geht. Es geht Ihnen darum, Ihrem ei-
enen Anhang und dem Anhang der Grünen zu zeigen,
ass Sie für bestimmte parteipolitische Programme ste-
en. Dabei wissen Sie nicht, ob Sie das auch gegen den
iderstand der anderen durchsetzen können. Für einen
erantwortungsbewussten Umweltminister ist das der
alsche Weg. Gehen Sie weg von der Konfrontation. Ge-
ensätze aufzubauen ist falsch. Wir brauchen in dieser
rage keine Gegensätze. Sie müssen alles tun, damit
rücken gebaut werden. Das tun Sie aber nicht. Sie rei-
en sogar Brücken ein. Das ist der konkrete Vorwurf,
en wir Ihnen machen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Paziorek

Dass das Geschäft mit dem Bundesfinanzminister

schwierig ist, weiß man. Ich muss zugeben – Klaus
Lippold wird das auch zugeben –, dass wir das während
unserer Regierungszeit auch erlebt haben, als es um
Maßnahmen zur Wärmedämmung ging. Man muss aber
immer wieder anfangen. Da hilft auch nicht der Ein-
wand, dass jetzt die Mittel für das Kreditprogramm der
KfW mit etwas besseren Zinssätzen erhöht worden sind.
Wir müssen ein klares Konzept dafür haben, wie wir an
die Sanierung des Altbaubestandes in Deutschland he-
rangehen wollen. Denn 25 Prozent des C02-Ausstoßeswerden in diesem Bereich produziert.

Es hat keinen Zweck, einerseits auf die Industrie ein-
zuprügeln, sie andererseits – wie bei dem Teil Ihrer Rede
über die Selbstverpflichtung – indirekt zu loben. Dort,
wo wir wirklich nach vorne kommen könnten und etwas
für die mittelständischen Baufirmen tun könnten, tau-
chen Sie weg, weil Sie gegen den Finanzminister verlo-
ren haben. Das ist der falsche Ansatz. Bitte, machen Sie
eine realistische Klimaschutzpolitik.

Die Bundesregierung hat kein Konzept, wie sie beim
Rohstoffeinsatz und beim Energieeinsatz Effizienzstei-
gerungen bewirken kann. Sie streiten sich darüber. Aber
diese Frage ist entscheidend für eine nachhaltige wirt-
schaftliche Entwicklung. Von einer überzeugenden Pro-
grammatik kann bei dieser Regierung leider keine Rede
sein. Kurz zusammengefasst muss man sagen: Der Kli-
mapolitik dieser rot-grünen Bundesregierung fehlt jede
zielführende Systematik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Was die Abfallpolitik betrifft, so sagen auch die

Fachleute des Ministeriums, es fehle zum Beispiel eine
klare Abgrenzung der Begriffe Abfallverwertung und
Abfallbeseitigung. Alle warten auf eine Novellierung
des Abfallrechts. Aber aus Ihrem Hause wird immer
wieder gesagt, dass kein Handlungsbedarf gesehen
werde. Wenn man mit Vertretern der Kommunen und
Entsorgungsunternehmen spricht, stellt man fest, dass
händeringend darum gebeten wird, rechtliche Klarstel-
lungen zu treffen.

Sie sagen aber auch im Ausschuss nur, dass Sie hier
und da einige Verordnungen auf den Weg bringen wer-
den. Das ist Flickschusterei. Das ist kein geschlossenes
neues Abfallkonzept. Sie weichen diesem Konflikt aus,
weil Sie der Ansicht sind, dass es hier oder da Wider-
spruch geben werde. Noch einmal: Diese Widersprüche
sind manchmal zielführend. Bringen Sie die Menschen
an einen Tisch und versuchen Sie, auch im Bereich der
Abfallpolitik endlich die Antworten auch auf die neuen
europarechtlichen Fragen zu geben. Wenn Sie das tun
würden, wären wir sicherlich ein Stückchen weiter.

Die Chemikalienpolitik habe ich vorhin schon ange-
sprochen.

Ich will noch einmal kurz auf die Endlagerung zu
sprechen kommen. Es hat inhaltlich einen Dissens zwi-
schen uns über die Frage gegeben, ob es sich lohnt, in
dem Arbeitskreis Endlager mitzuarbeiten oder nicht. Die
Zusammenarbeit wäre beinahe zustande gekommen. Auf
unserer Seite war nicht von vornherein ein Nein da.

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(C (D Eine entscheidende Frage für die Arbeit in dem Areitskreis Endlager ist, ob die Regierung bereit ist, naturissenschaftlichen Kriterien, die der Sicherheit dienen, rundsätzlich Vorrang gegenüber den sozialwissenchaftlichen Akzeptanzproblemen einzuräumen. Dazu aben wir leider keine klare Geschäftsgrundlage aus Ihem Hause erhalten. Ich betone in diesem Zusammenhang: In Deutschland st keine erfolgreiche Endlagerpolitik möglich, wenn eide Kriterien – die Frage der naturwissenschaftlichen icherheit und damit der Schutz der nachfolgenden Geerationen und sozialwissenschaftliche Akzeptanzproleme, die beispielsweise im Zusammenhang mit der erorderlichen Zustimmung durch Gemeinderäte auftreten önnen – eine gleich hohe Bedeutung zugesprochen beommen. Es wäre in höchstem Maße unverantwortlich, enn vor Ort eine falsche Entscheidung getroffen ürde. Warum haben Sie als Umweltminister nicht den Mut, lar und deutlich zu sagen, worauf es bei der Endlageruche ankommt, und warum versuchen Sie nicht, den eitplan zu beschleunigen? Der SPD-Bundestagsabgeordnete Scheer ist in der resse mit folgendem Satz zitiert worden: Wegen des hohen Zeitdrucks können wir auf die Eitelkeiten der Minister keine Rücksicht mehr nehmen. r bezog sich dabei auf die Auseinandersetzung zwichen Herrn Clement und Ihnen. Bezogen auf die geamte Umwelt-, Klimaschutzund Energiepolitik müsste er Satz eigentlich lauten: Wegen des hohen Zeitdrucks önnen wir auf die Eitelkeiten und ideologischen Festleungen der Minister keine Rücksicht mehr nehmen. Das äre eine umfassende Beschreibung der derzeitigen Beindlichkeit dieser Regierung in der Umweltpolitik. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Birgit Homburger [FDP])


Vor dem Hintergrund, dass – wie gestern der Presse
u entnehmen war – Ihnen der Firmenchef eines großen
utomobilunternehmens in Deutschland vorwirft, dass
ie nach Lust und Wimpernschlag – nicht nach Lust und
aune – seit langem vereinbarte Ziele ändern, stellt sich
ie Frage, ob dieser Weg richtig ist.
Umweltziele müssen ehrgeizig sein und klare Vorga-

en für die Wirtschaft beinhalten. Es darf aber nie der
indruck entstehen, Herr Minister, dass solche Zielver-
inbarungen eventuell eines Tages einseitig aufgekün-
igt werden können, es sei denn, es liegen gewaltige ge-
undheitspolitische Probleme vor. Mit rechtlichen
uflagen und Zwangsmaßnahmen allein werden wir das
chwierige Feld der Umweltpolitik nicht erfolgreich be-
ckern können.
Wir brauchen einen anderen Stil, Herr Minister. Wir

rauchen einen Umweltpakt für Deutschland. Wir brau-
hen Zielvereinbarungen mit den wichtigen gesellschaft-
ichen Gruppen. Nur so werden wir in Deutschland wei-
erkommen. Dazu brauchen wir einerseits ehrgeizige
mweltpolitische Zielvorstellungen, andererseits auch






(A) )



(B) )


Dr. Peter Paziorek

die Bereitschaft zum Dialog und zum Konsens. Wenn
Sie, Herr Umweltminister, es an dieser Bereitschaft feh-
len lassen, dann ist zu befürchten, dass die Umweltpoli-
tik in Deutschland knapp zehn Jahre nach Töpfer und
wenige Jahre nach Merkel durch eine verfehlte Politik
vor dem Scheitern steht. Herr Minister, für eine solche
unverantwortliche Politik können Sie die Zustimmung
der Union nicht erhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Birgit Homburger [FDP])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506014700

Das Wort hat jetzt die Kollegin Astrid Klug von der

SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD)



Astrid Klug (SPD):
Rede ID: ID1506014800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Der Haushalt des Bundesumweltministeriums, den
wir heute beraten, ist mit seinen 791,4 Millionen Euro
ein bescheidener und kleiner Haushalt. Er macht nur
0,3 Prozent des Gesamthaushalts aus. Das Gewicht der
Umweltpolitik sowohl im Haushalt als auch in der Poli-
tik der Koalition und die Bedeutung der Umweltpolitik
für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes sind dagegen
um ein Vielfaches größer.

Umweltschutz beginnt nämlich im Kopf. Hierbei gilt
nicht in erster Linie die Logik: je höher die Ausgaben,
desto besser die Umweltpolitik. Zutreffend ist vielmehr:
Je besser und mutiger die Ideen und je konsequenter ihre
Umsetzung, desto besser, verantwortlicher und nachhal-
tiger sind die Ergebnisse der Politik. Die Ideen in der
Umweltpolitik kamen in den vergangenen Jahren nicht
von der Opposition in diesem Hause, sondern von der
Koalition.


(Beifall bei der SPD)

Wir freuen uns darüber, was in den vergangenen Jah-

ren in der Energiepolitik, im Umweltschutz, für die Luft-
reinhaltung, beim Wasser- und Bodenschutz und in der
internationalen Zusammenarbeit erreicht und bewegt
wurde. Herr Kollege, ich habe auch heute von Ihnen
keine einzige Idee gehört, wie Sie Umweltpolitik in die-
sem Lande gestalten wollen.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das kommt noch! Seien Sie vorsichtig!)


Sehr geehrte Damen und Herren, der Bundeshaushalt
folgt dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit
heißt, die Lebensgrundlagen für die kommenden Gene-
rationen zu wahren und die vorhandenen Ressourcen zu
schonen. Sie heißt auch, nicht unbegrenzt Schulden zu
machen und die nachfolgenden Generationen mit unse-
rer Zinslast zu erdrücken. Vielmehr soll ihnen das Recht
auf eigene Entscheidungs- und Handlungsspielräume zu-
rückgegeben werden. Nachhaltigkeit heißt ferner, heute
in die ökologische Modernisierung unseres Landes und
in umweltfreundliche Technologien zu investieren.
Nachhaltigkeit heißt schließlich, der Globalisierung eine
Richtung zu geben, Armut in der Welt zu bekämpfen,

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(C (D isiken zu begrenzen sowie in den Schutz von Umwelt, atur und Mensch zu investieren. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Koalition, insbesondere die SPD, begreift Um-
eltpolitik als Querschnittsaufgabe. Den Anspruch,
ine ökologische Politik zu machen, finden Sie deshalb
icht nur im Umwelthaushalt, sondern im gesamten
aushalt, in allen Ressorts. 4,3 Milliarden Euro Um-
eltausgaben in allen Einzelplänen sprechen eine deutli-
he Sprache und zeigen, dass die Umweltpolitik kein
chattendasein mehr führt, sondern dass sie zur Selbst-
erständlichkeit wird, und zwar aus Verantwortung für
iese Erde, die es nur einmal gibt, und aus Verantwor-
ung für die Menschen, vor allem für diejenigen, die
och nicht geboren sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im Interesse der noch nicht geborenen Generationen
ntzieht sich der BMU-Haushalt auch nicht der Gesamt-
erantwortung für die Konsolidierung der Staatsausga-
en. Deshalb nimmt der Einzelplan 16 um 2,6 Millionen
uro ab. Wir freuen uns, dass es trotz der notwendigen
insparungen gelungen ist, die großen Programmtitel
och immer auf einem sehr hohen Niveau fortzuführen.
ber 15 Millionen Euro werden für Naturschutzgroßpro-
kte, über 4 Millionen Euro für Erprobungs- und Ent-
icklungsvorhaben auf dem Gebiet des Naturschutzes,
ber 57 Millionen Euro für die Umweltforschung und
00 Millionen Euro für das Marktanreizprogramm für er-
euerbare Energien bereitgestellt. Wir fördern außerdem
ie Umwelt- und Naturschutzverbände mit über 4 Millio-
en Euro. Das sind über 70 Prozent mehr als zu der Zeit,
ls Sie, liebe Kollegen von der Opposition, Verantwor-
ng in diesem Land hatten. Das zeigt den hohen Stellen-
ert, den wir den Umweltverbänden bei der ökologischen
rneuerung unserer Gesellschaft beimessen. Wir wissen
ämlich, dass wir dabei auf sie angewiesen sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Umweltrisiken machen nicht an nationalen Grenzen
alt. Deshalb steht ebenfalls die grenzüberschreitende
usammenarbeit im Mittelpunkt unserer Politik. Mit
em Beratungshilfeprogramm für die Staaten Mittel-
nd Osteuropas und mit den Pilotprojekten „Ausland“
xportieren wir deutschen Sachverstand, Umwelt-
now-how und unsere Erfahrungen, die für unsere inter-
ationale Vorreiterrolle im Umweltschutz stehen. Der
issens- und Technologietransfer sichert deutsche und
uropäische Umweltstandards vor allem im Zusammen-
ang mit der EU-Osterweiterung und verbessert außer-
em die Chancen Deutschlands auf dem größer werden-
en europäischen Markt.
Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen der Opposition,
alen aus ideologischen Gründen immer das gleiche
orrorszenario an die Wand: Umweltschutz vernichtet
rbeitsplätze, Umweltschutz also als Jobkiller.


(Widerspruch bei der FDP)







(A) )



(B) )


Astrid Klug

Dabei ist in unserer Republik das genaue Gegenteil die
Wahrheit. Die natürlichen Lebensgrundlagen, also die
Umwelt, sind das Fundament, auf dem die wirtschaftli-
che Entwicklung und unser Wohlstand aufbauen. Wer
heute am Umweltschutz spart und nicht die richtigen
Weichen stellt, verringert den Wohlstand von morgen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Eine fortschrittliche Umweltpolitik sichert wichtige
Wachstumsmärkte der Zukunft und schafft damit neue
Arbeitsplätze. Der Markt für Umweltschutzgüter und
Umweltdienstleistungen zählt zu den am stärksten wach-
senden Wirtschaftsbereichen des 21. Jahrhunderts. Der
Umweltmarkt ist weltweit sehr innovativ. Deutsche Un-
ternehmen haben dank einer vorausschauenden Umwelt-
politik und dank hoher deutscher Umweltstandards einen
Technologievorsprung in diesem Bereich und haben des-
halb hervorragende Ausgangsbedingungen auf dem glo-
balen Markt. Die Zahl der Umweltschutzarbeitsplätze
liegt in Deutschland inzwischen weit über der 1-Millio-
nen-Grenze. Deshalb ist Umweltschutz kein Jobkiller,
sondern ein wichtiger Jobmotor, den wir gerade in der
heutigen Zeit dringend brauchen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


So wird es auch bei dem Thema Rußpartikel sein,
wenn wir mit der Fortschreibung der Grenzwerte durch
die Euronorm V darauf bestehen, dass technologische
Anwendungen in Fahrzeugen, die die gesundheitsschäd-
lichen und lungengängigen Kleinstpartikel zu über
99 Prozent aus den Dieselabgasen herausfiltern können,
zum Standard werden. Wir unterstützen deshalb nach-
drücklich die Initiative von Umweltminister Jürgen
Trittin und seiner französischen Kollegin. Wir freuen
uns darüber, dass in den letzten Wochen endlich auch die
deutschen Automobilunternehmen die Zeichen der Zeit
erkannt und den Einbau von Partikelfiltern in Fahrzeu-
gen angekündigt haben. Hier befinden wir uns mittler-
weile auf einem guten Weg. Wir freuen uns auf die ent-
sprechende EU-Initiative.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wie man bei der Dieseltechnologie sieht, weisen Um-
weltschutzmaßnahmen fast immer eine hohe gesamt-
wirtschaftliche Rentabilität auf. Durch die Förderung
der viel diskutierten erneuerbaren Energien entsteht für
den Durchschnittshaushalt einerseits eine Mehrbelastung
von derzeit 8 Euro pro Haushalt und Jahr. Die volkswirt-
schaftliche Ersparnis infolge vermiedener Umwelt- und
Gesundheitsfolgeschäden liegt andererseits bei 65 Euro
pro Haushalt und Jahr. Daran sieht man: Umweltschutz
rechnet sich und er ist eine Investition in die Zukunft.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Heute ist der 11. September. Das ist ein denkwürdi-
ges Datum. Spätestens seit den Ereignissen vor zwei
Jahren wissen wir, dass Sicherheit ein hohes, aber auch
sehr zerbrechliches Gut ist, dass es in einer Welt, in der

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(C (D as reichste Fünftel 80 Prozent der Ressourcen für sich eansprucht, in der 90 Prozent der Menschen von endlihen fossilen Brennstoffen abhängig sind und in der jeer zwölfte Mensch keinen Zugang zu sauberem Trinkasser hat, keine Sicherheit und keinen Frieden geben ird. Wir alle sitzen in einem Boot. Umwelt, Entwickung und die gerechte Verteilung von Ressourcen sind ntrennbar mit Friedenspolitik verbunden. Deshalb ist lobaler Umweltschutz immer auch Armutsbekämpfung nd Friedenspolitik. Auch deshalb ist die deutsche Voreiterrolle für die Welt und für uns in Deutschland so ichtig. Die Bundesregierung und das Parlament haben vor ei em Jahr die nationale Nachhaltigkeitsstrategie bechlossen. Sie ist der Fahrplan für unsere vorausschaunde Politik. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass wir die iele – es sind ehrgeizige Ziele –, die wir uns gesteckt aben, auch erreichen. Deshalb brauchen wir im politichen Entscheidungsprozess effiziente Instrumente, die egative ökologische und ökonomische Nebeneffekte on Entwicklungen minimieren und dafür sorgen, dass lle Entscheidungen, die wir in diesem Hause treffen, eiem ehrlichen Nachhaltigkeitscheck unterzogen werden nd diesen durchlaufen. Zur Zielfestlegung gehört imer auch eine Zielkontrolle. Das Parlament muss aus einer Sicht dabei eine zunehmend aktivere Rolle überehmen. Sehr geehrte Damen und Herren, Umweltschutz und achhaltigkeit fangen im Kopf an. Umweltschutz und achhaltigkeit müssen nicht teuer sein. Sie müssen geebt und praktiziert werden. Wir müssen heute das säen, as wir morgen ernten wollen. Dafür setzen wir im Buneshaushalt die notwendigen Prioritäten. Der ökologiche Umbau unserer Gesellschaft ist noch ein weiter eg; aber wir sind auf dem richtigen Weg. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506014900

Das Wort hat jetzt die Kollegin Birgit Homburger von

er FDP-Fraktion.

(Beifall bei der FDP)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1506015000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
enn man dieser Debatte folgt, dann kann man ins Grü-
eln kommen. Ich habe mich doch schon sehr gewun-
ert, Herr Minister, dass Sie vorhin erklärt haben, in den
etzten Tagen habe sich wieder einmal gezeigt, wer re-
ormfähig sei und wer nicht, und dies an der Verpa-
kungsverordnung festmachen.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Ist das nicht erstaunlich?)


ie tun so, als könne man an dem Zwangspfand für Ein-
eggetränkeverpackungen die Reformfähigkeit dieses






(A) )



(B) )


Birgit Homburger

Landes festmachen. Da gibt es doch nun wirklich ganz
andere Themen!


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist wirklich zum Lachen! Das ist zum Schmunzeln und zum Kopfschütteln! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Das ist ein dickes Ei!)


Sie behaupten, die Verpackungsverordnung sei auf
Wunsch der Opposition hin neu eingebracht worden. Ja,
Herr Minister Trittin, wir haben in der Tat eine kom-
plette Novellierung der Verpackungsverordnung ge-
fordert: weil wir neue Erkenntnisse haben, weil es neue
technologische Entwicklungen gibt, die sich in den Vor-
schriften widerspiegeln müssen. Der Schwachsinn, den
Sie vorgelegt haben, hat aber weder Hand noch Fuß. Sie
schaffen mehr Bürokratie, aber die Grundprobleme wer-
den nicht beseitigt. Deswegen ist das nicht das, was wir
wollen. Wir haben Ihnen das schon tausendmal gesagt.
Es ist unsinnig, das durchziehen zu wollen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Sie verkennen noch etwas anderes: Sie haben ein

europarechtliches Problem.

(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Und wie! – Widerspruch des Bundesministers Jürgen Trittin)


– Natürlich. Sie brauchen gar nicht mit dem Kopf zu
schütteln. Vielleicht muss ich einmal einen Rechtsanwalt
vorbeischicken, der es Ihnen erklärt. – Die EU-Kommis-
sare Wallström und Bolkestein haben Ihnen nämlich
mitgeteilt, man erwarte aus wettbewerbsrechtlichen
Gründen ab dem 1. Oktober ein einheitliches, flächen-
deckendes Rücknahmesystem in Deutschland. Wo ist
denn das, bitte schön? – Nirgends, weil es überhaupt
nicht eingeführt werden kann. Da es auf europäischer
Ebene diese Rechtsunsicherheit gibt, wäre jedes Unter-
nehmen, das jetzt investierte, irrsinnig. Ich kann Sie nur
noch einmal auffordern – Sie haben dieses Chaos zu ver-
antworten –: Nehmen Sie den von Ihnen angeordneten
Sofortvollzug endlich zurück! Verlassen Sie diesen Irr-
weg und novellieren Sie die Verpackungsverordnung
nach den neuesten Erkenntnissen! Wenn Sie das tun,
dann haben Sie uns an Ihrer Seite.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Frau Kollegin Klug, ich möchte auf das zu sprechen

kommen, was Sie gesagt haben. Sie haben der Opposi-
tion in diesem Hause vorgeworfen, immer wieder zu be-
haupten, Umweltpolitik koste Arbeitsplätze.


(Ulrich Kelber [SPD]: Jetzt kommt ein Kalauer!)


In dieser Pauschalität behauptet das hier niemand. Nur,
schauen Sie sich doch die Regelungen an, die Sie durch-
ziehen wollen: Sie haben oftmals ökologisch keinen Ef-
fekt, sind ökonomisch unsinnig und kosten unter dem
Strich – die Verpackungsverordnung und das Zwangs-
pfand sind dafür die besten Beispiele – Arbeitsplätze.
Das kritisieren wir, und zwar, wie ich finde, zu Recht.
Wir brauchen in diesem Land nichts dringender als zu-
sätzliche Arbeitsplätze. Die aber gibt es nur, wenn es

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(C (D ernünftige umweltpolitische Regelungen gibt, die mit em Arbeitsmarkt verträglich sind. Dafür stehen wir ein. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ulrike Mehl [SPD]: Es gibt Leute, die das ganz anders sehen!)


Herr Minister Trittin, die fünf Jahre Ihrer rot-grünen
mweltpolitik sind ein Synonym für fünf Jahre Ideolo-
ie und ökologischen Stillstand.


(Ulrike Mehl [SPD]: Aus der Mottenkiste! Frau Homburger, was ist das für ein Niveau?)


as drückt sich auch in Ihrem Haushalt aus. Wie schon
o oft haben Sie auch heute wieder vehement über erneu-
rbare Energien gesprochen. Damit wir nicht wieder
chwierigkeiten miteinander bekommen, sage ich Ihnen
ehr deutlich: Die FDP steht für die Förderung erneu-
rbarer Energien,


(Ulrich Kelber [SPD]: Guter Witz!)

eil wir das für eine klimapolitisch sinnvolle Zukunfts-
echnologie halten.


(Beifall bei der FDP)

Wir haben bereits in der letzten Legislaturperiode hier

m Deutschen Bundestag ein eigenes marktwirtschaftli-
hes Fördermodell vorgelegt. Das haben Sie abgelehnt.


(Ulrich Kelber [SPD]: Richtig! Weil es im Ausland probiert wurde und zu teuer ist!)


ie können uns nicht vorwerfen, dass wir Ihren Weg
icht mitgehen. Wir haben uns nicht darauf beschränkt,
ein zu sagen; sondern wir haben eine Alternative vor-
elegt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Horst Kubatschka [SPD]: Aber es war nur ein kläglicher Versuch!)


ch finde, das ist aller Ehren wert.
Auf die Dauer sind auch die erneuerbaren Energien

icht ohne Probleme. Die Netze beispielsweise müssen
das möchte ich an dieser Stelle schon einmal deutlich
achen – ausgebaut werden. Ganz besonders gilt das für
ie Offshore-Windparks, von denen Sie, Herr Minister,
esprochen haben. Auch regenerative Energien verursa-
hen also zusätzliche Kosten; da können wir womöglich
anz schnell an Grenzen stoßen. Wer für Zukunftsfähig-
eit sorgen und die Potenziale erneuerbarer Energien
usschöpfen will, der muss nach unserer Auffassung
uch in die Energiespeicherforschung investieren, bei-
pielsweise in die Wasserstofftechnologie.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Passiert doch!)


Ich möchte von Ihnen einmal eine Erklärung haben,
arum Sie in der letzten Legislaturperiode unseren An-
rag dazu abgelehnt haben. – Sie sagen, Sie wollen das
a.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wir wollen es nicht nur, es passiert!)







(A) )



(B) )


Birgit Homburger

Sie können sicher sein, dass wir in diesen Haushaltsbera-
tungen einen entsprechenden Antrag einbringen werden.
Dann können Sie zeigen, ob es Ihnen damit ernst ist oder
nicht.


(Ulrich Kelber [SPD]: Steht schon drin!)

Wenn wir die erneuerbaren Energien zukunftsfähig

machen wollen, dann muss jetzt auch an der Schaffung
neuer Modelle gearbeitet werden. Man darf dabei nicht
auf garantierte Preise und auf die Vorgabe von Techni-
ken setzen. Deswegen fordern wir ein marktwirtschaft-
liches Fördermodell. Es kann nicht sein, dass Bürgerin-
nen und Bürger durch die Garantie überhöhter Preise im
EEG die Renditen bei Investitionen in Windkraftanlagen
zahlen, die weit über dem liegen, was man bei einer An-
lage am Kapitalmarkt erwirtschaften könnte. Diese Vor-
gehensweise ist, finde ich, unredlich und sorgt im Übri-
gen dafür, dass sich immer mehr Menschen gegen die
Windenergie wenden. Unser aller Ziel muss es doch aber
sein, diesen Unsinn abzustellen und die Akzeptanz er-
neuerbarer Energien bei den Bürgerinnen und Bürgern
durch vernünftige Maßnahmen zu erhöhen. Dazu for-
dern wir Sie auf.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Stattdessen, Herr Trittin, streiten Sie sich jetzt mit

Herrn Clement über die Frage: Kohle oder Windkraft?
Das ist doch beileibe nicht die Alternative! Wir brauchen
ein zukunftsfähiges Energiegesamtkonzept.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)

Das sind Sie immer noch schuldig geblieben. In einem
solchen Konzept haben die regenerativen Energien einen
Anteil. Man kann darüber reden, ob man bestehende
Kohlekraftwerke durch effizientere ersetzt. Im Sinne des
Klimaschutzes kann es aber nicht sein, stärker als bisher
auf fossile Energieträger zu setzen.

Schließlich und endlich muss in der langfristigen
Konzeption auch die Kernfusion eine Rolle spielen.
Deswegen fordern wir Sie auf, das ITER-Projekt euro-
päisch zu unterstützen.


(Horst Kubatschka [SPD]: Das erleben nicht einmal Sie, Frau Kollegin!)


– Herr Kollege Kubatschka, es mag sein, dass wir das
nicht mehr erleben.


(Horst Kubatschka [SPD]: Nicht einmal Sie als junge Frau!)


Ich will Ihnen eines sagen: Wer in der Energiepolitik
über Zukunftskonzepte redet, darf nicht nur über die
nächsten 10 oder 20 Jahre reden, sondern muss über die
nächsten 50 bis 100 Jahre reden.


(Horst Kubatschka [SPD]: Wir reden schon 100 Jahre darüber!)


Für diesen Zeitrahmen muss auch schon jetzt Forschung
betrieben werden. Wenn Sie dazu nicht bereit sind, dann
zeigt das ein weiteres Mal, dass Sie sich dem verwei-
gern, was für die Zukunft nötig ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Viel schlimmer ist allerdings noch, dass Sie sich hier instellen und sagen, der Klimaschutz und der Emissionsandel seien wichtig. Herr Minister Trittin, warum fühen Sie dann eigentlich nicht die modernen Instrumente es Kioto-Protokolls in Deutschland ein? Warum haben ir sie nicht schon längst? Warum verhindern Sie eientlich, dass heute schon Maßnahmen ergriffen werden önnen, um Investitionen in Windenergieund Biogasnlagen auch in anderen Ländern zu tätigen; warum verindern Sie Investitionen in die Solartechnik in Ländern, ie in anderen Breitengraden liegen, dort, wo die Sonne ehr scheint als bei uns? Da könnten Sie auch einen rieigen Markt für die deutsche Industrie erschließen. Wir aben in Deutschland nach wie vor keine Regelung daür; kein einziger solcher Vertrag wurde abgeschlossen. as liegt einzig und allein daran, dass Sie sich dem missionshandel verweigern, Herr Minister. Ich will abschließend auf das Desaster im Bereich der ndlagerung radioaktiven Abfalls zu sprechen komen. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum ie jetzt eigentlich noch einmal alternative Endlagertandorte erkunden wollen. Sie haben bereits im Atomonsens unterschrieben, dass der Salzstock Gorleben als ndlager überhaupt keine Probleme hat, dass die Eigungshöffigkeit gegeben ist. Es gibt keine naturwissenchaftlichen oder technischen Erkenntnisse, die gegen orleben sprechen. In Konrad und Gorleben sind Miliardenbeträge investiert worden. Allein für den Offenaltungsbetrieb der beiden Anlagen sind in diesem Jahr m Haushalt 39 Millionen Euro veranschlagt. Das ist ein ertrag zulasten Dritter. Das zahlen nämlich die Enerieversorgungsunternehmen. Sie als zukünftige Nutzer üssen dieses Geld aufbringen. Hinzu kommt, dass der Planfeststellungsbeschluss für chacht Konrad aller Voraussicht nach bestandskräftig st. Wenn Rot-Grün trotzdem auf einer weiteren Suche esteht, dann wird sie mit Steuermitteln finanziert weren müssen, Herr Minister. Mit dieser Ein-Endlagerdeologie, der Sie anhängen, die außer Ihnen niemand ill, bringen Sie neuen Sprengstoff in den Bundeshausalt. Frau Kollegin Homburger, denken Sie an die Rede eit! Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. Herr Minister Trittin, Sie setzen Prioritäten nicht nach achlichen Erwägungen, sondern – das zeigt sich auch eim Hochwasserschutz – nach Öffentlichkeitswirksameit. Sie reiten ideologische Steckenpferde und vernachässigen wichtige Bereiche. Das spiegelt sich im Hausalt wider. Sie fügen den allgemeinen Haushaltsrisiken it Ihrem Verhalten weitere Risiken hinzu. Deswegen st dieser Haushalt schon jetzt Makulatur. Deswegen önnen wir Sie nur auffordern: Ziehen Sie diesen Haus Birgit Homburger halt zurück oder bitten Sie Herrn Minister Eichel, ihn zurückzuziehen, wenn Sie es nicht selbst können! Vielen Dank. Das Wort hat jetzt die Kollegin Franziska Eichstädt Bohlig vom Bündnis 90/Die Grünen. Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506015100
Birgit Homburger (FDP):
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(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506015300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! De-
batten über Umweltpolitik finde ich hier immer höchst
spannend. Es ist fast jedes Mal das Gleiche: Herr
Paziorek für die CDU/CSU und Frau Homburger für die
FDP haben wunderbare umweltpolitische Ideen, entfal-
ten sie hier und haben die allerbesten Konzepte, ihr je-
weiliges Führungspersonal aber will davon überhaupt
nichts wissen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


Bevor ich nun auf Aussagen von Frau Merkel ein-
gehe, möchte ich zu Ihren Klagen, Herr Paziorek, dass
wir Altbausanierungen zu wenig unterstützen und zu
wenig Geld für CO2-Minderungsmaßnahmen ausgeben,ganz kurz anmerken, dass es unter den Umweltministern
Töpfer und Merkel für CO2-Minderungsmaßnahmen imGebäudebestand zwischen 16 und 20 Millionen DM gab.
Sie haben wahrscheinlich nur den Einzelplan 16 für Um-
welt, aber nicht den Einzelplan 12 gelesen, denn wir ha-
ben hierfür im Haushalt einen Verpflichtungsrahmen von
304 Millionen Euro vorgesehen.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Euro!)


– Das ist ein unheimliches Volumen, mit dem wir for-
ciert Umweltschutz und Klimaschutz am Bau fördern.
Diese Größenordnung hätten Sie erst einmal vorsehen
sollen, bevor Sie solche Sätze wie vorhin wiederholen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Darauf kommen wir 2006!)


Mehr Sorge macht mir, dass Frau Merkel, wenn sie
drankommt, wie ich am 6. September in der Zeitung ge-
lesen habe, das Atomausstiegsgesetz wieder zurückneh-
men will.


(Ulrich Kelber [SPD]: Keine Gefahr!)

Dazu hätte ich gerne von Ihrer Seite ein paar Sätze ge-
hört. Gestern habe ich von anderer Seite – so etwas hört
man ja nicht nur von Frau Merkel – die Klage gehört,
dass die Windenergie vom Verbraucher mit 1,3 Milliar-
den Euro gefördert werde. Insofern muss ich hier doch
einmal ein wenig Aufklärung betreiben. Ich habe näm-
lich das Gefühl, dass die Opposition das Erneuerbare-
Energien-Gesetz nach wie vor nicht begreifen will.

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(C (D Das Marktanreizprogramm und das 100 000-Dächerrogramm, das bis Ende dieses Jahres läuft, sind die beien Programme, die direkt aus Steuergeldern gefördert erden. Die Windenergie aber wird vom Verbraucher ur mit ungefähr 1 Euro pro Haushalt und Monat mitinanziert. Das ist der Beitrag zum Klimaschutz über den trompreis. Wenn Sie meinen, dass durch diesen sensaionellen Verbraucherbeitrag unsere Konjunktur in die nie ginge – so musste man ja gestern Frau Merkel vertehen –, dann verstehe ich angesichts der wirklichen onjunkturprobleme unseres Land die Welt nicht mehr. nsofern bitte ich Sie, sich das Erneuerbare-Energienesetz einmal genau anzuschauen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich möchte schon noch ein paar Sätze zu diesem ei-
enartigen Streit sagen, der sich in diesem Sommer an
er Windkraft und damit indirekt auch an den erneuerba-
en Energien insgesamt hier im Lande entzündet hat.
ass Sie sich sofort darauf gestürzt haben, halte ich
irklich für unverantwortlich. Man muss nämlich sehen,
ass atomare und fossile Energien im Gegensatz zu den
rneuerbaren Energien sehr hohe volkswirtschaftliche
osten nach sich ziehen. Das UBA hat ausgerechnet,
ass für Waldsterben, Flutschäden, Dürreschäden, Berg-
auschäden, Gesundheitskosten, Atomtransporte usw.
indestens 5 Euro pro Haushalt und Monat anzusetzen
ind. Dieses Geld wird beim Einsatz von erneuerbaren
nergien unmittelbar und handfest eingespart. Diese in-
irekten Kosten sollte man also auch einmal einkalku-
ieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Auch für etwas anderes tragen Sie, die Sie lange Jahre
egierten, direkt Verantwortung. Lange Zeit sind Kohle
nd Atomenergie in ganz anderer Weise gefördert wor-
en als heute die erneuerbaren Energien. Wir fördern sie
ämlich nicht direkt, sondern durch eine Umlage bei den
tromkosten. Das ist genau der entscheidende Unter-
chied. Die Atomenergie hat nach Schätzungen in den
ergangenen Jahren über 80 Milliarden Euro an Subven-
ionen bekommen. Von diesem Vorteil profitiert sie bis
eute. Deshalb ist man in diesem Bereich ja auch so da-
an interessiert, die bereits abgeschriebenen Atomanla-
en so lange wie möglich laufen zu lassen. Irgendwie
cheint es da allen egal zu sein, ob wir dann vielleicht
uch irgendwann einmal solche Probleme wie in Tscher-
obyl bekommen.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist eine Unterstellung! – Widerspruch des Abg. Otto Fricke [FDP])


ch verstehe wirklich nicht, dass Ihre Partei letztlich im-
er wieder einem so leichtsinnigen Umgang mit der
tomkraft das Wort redet. Das ist wirklich unverant-
ortlich.
Die Kohlesubventionen, die wir bis 2005 noch zahlen,

aben Sie – das sollten Sie doch wissen – bereit gestellt.
n diesem Jahr sind es noch über 3 Milliarden Euro. Ab
em nächsten Jahr wird es stufenweise weniger. Wir






(A) )



(B) )


Franziska Eichstädt-Bohlig

bemühen uns zumindest, sie auslaufen zu lassen, weil
wir der Meinung sind, dass in den fossilen Energieträ-
gern nicht die Zukunft der Energieversorgung liegt.

Dass die erneuerbaren Energien zurzeit ein ganz we-
sentlicher Faktor zum Schaffen von Arbeitsplätzen sind,
hat meine Kollegin eben schon dargestellt. Wir haben in
den letzten vier Jahren tatsächlich mehr als 130 000 Ar-
beitsplätze in diesem Bereich geschaffen, allein in der
Windkraftindustrie 40 000. Das ist nicht wenig in Zeiten,
in denen überall Arbeitsplätze abgeschafft werden.

Ich will noch etwas sagen, was viele immer wieder
unter den Teppich kehren: Hinter dem Streit um Kohle
und Atom auf der einen Seite versus Wind, Sonne, Bio-
masse, Wasserkraft und Geothermie auf der anderen
Seite steckt auch die Frage, ob für die Energieerzeugung
im Wesentlichen nur Großkonzerne zuständig sein sollen
oder ob nicht auch unsere Landwirte, unsere Gewerbe-
treibenden und unsere Hausbesitzer das Recht haben,
Energiewirte zu sein. Dann nämlich hätten wir eine
dezentrale Energieerzeugung, an der viele Akteure in
der Gesellschaft in vielen Regionen und Wirtschafts-
zweigen beteiligt wären. Insofern geht es auch um einen
Kampf vieler kleiner Davids gegen wenige große
Goliaths. Dazu sage ich ganz klar: Unsere Fraktion ist
auf der Seite der Davids und ich hoffe, dass wir damit
den Mittelstand und die vielen, die für den Mittelstand
eintreten, auch einmal konkret unterstützen.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist schon wieder so ein Zerrbild von Lagerund Frontdenken!)


Ich möchte, dass diese für unser Land wirklich schäd-
liche Diskussion, in der Sie meinen, die erneuerbaren
Energien in ihrer Bedeutung herunterreden zu können,
beendet wird. Auch ich finde, dass man bei der Nutzung
der Windkraft auf die richtigen Standorte achten muss.
Das sollte – dafür engagiere auch ich mich – im Bauge-
setzbuch entsprechend geregelt werden. Länder und
Kommunen müssen dies entscheiden können und auch
die Regionen ausgucken, in denen es nicht passt. Aber es
ist unverantwortlich, gerade in diesen Zeiten die Bedeu-
tung der regenerativen Energien abwerten zu wollen.
Das schadet den Branchen, die mit Wind- und Solarener-
gie zu tun haben. Insofern bitte ich Sie: Kommen Sie zu-
rück, unterstützen Sie das, was in diesem Bereich nötig
ist. Uns ist bekannt, dass auch in Ihren Reihen einige
sehr genau wissen, wie wichtig das wäre.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506015400

Frau Eichstädt-Bohlig, auch wenn Sie Ihre Rede of-

fenbar gerade beenden wollten: Erlauben Sie noch eine
Frage?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ja.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506015500

Bitte schön, Herr Paziorek.

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(C (D Frau Eichstädt-Bohlig, können Sie sich daran erin ern, dass zur Zeit der Verhandlungen über den letzten ohlekompromiss sehr viele Vertreter auch Ihrer Partei, is hin zu den Spitzen, die jetzt für die Außenpolitik zutändig sind, in Bonn dafür demonstrierten, dass ein solher Kohlekompromiss zustande kommt? Und können ie bestätigen, dass die Landesregierung in Nordrheinestfalen – in der die grüne Fraktion in der Koalition ist – einerzeit sogar noch mehr gefordert hat? Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1506015600
Erstens kann ich mich erinnern, dass es diese De-
onstration gegeben hat und dass auch Grüne dabei wa-
en. Es wäre völlig falsch, das zu leugnen. Zweitens be-
tätige ich, dass die Auseinandersetzungen zum Thema
ohle nicht immer nur im Sinne von Schwarz-Gelb ver-
us Rot-Grün verlaufen.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Ruhrgebiet gegen den Rest der Welt!)


Aber angesichts der Tatsache, dass Sie und die FDP
mmer wieder mit unschuldigem Augenaufschlag be-
aupten, die Kohleförderung sei das Böse schlechthin,
uss ich drittens sagen: Egal, was wir und die SPD ge-
acht haben und was Nordrhein-Westfalen gewünscht
at – Sie sollten sich daran erinnern, dass die Verantwor-
ung für die Finanzierung bis 2005 bei Ihnen liegt. Inso-
ern bin ich für Fairplay. Jeder soll zu seiner Verantwor-
ung stehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Deshalb habe ich gefragt!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506015700

Das Wort hat jetzt der Kollege Albrecht Feibel von

er CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Albrecht Feibel (CDU):
Rede ID: ID1506015800

Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen! Ver-

hrte Kollegen! Zum Ersten ein Wort zu meiner Lands-
rau, die hier das Thema Neuverschuldung angespro-
hen hat: Verehrte Kollegin Klug, Sie hätten besser
eschwiegen. In diesem Jahr haben wir eine gigantische
euverschuldung von über 40 Milliarden Euro. Eigent-
ich hätte Herr Eichel, bevor wir den Haushalt 2004 be-
aten, einen Nachtragshaushalt 2003 vorlegen müssen.
rst dann hätten wir den Haushalt auf einer vernünftigen
rundlage beraten können. Das hat er nicht gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Zum Zweiten: Wir werden auch 2004 eine giganti-

che Neuverschuldung erleben. Deshalb wäre es sinn-
oller gewesen, das Thema auszulassen. Denn diese er-
eute Neuverschuldung in Milliardenhöhe – eigentlich
st diese Regierung angetreten, um Schulden abzubauen






(A) )



(B) )


Albrecht Feibel

– werden nachhaltig auf die nächsten Generationen über-
tragen.

Ein Wort zu meiner Kollegin aus dem Haushaltsaus-
schuss: Liebe Kollegin Eichstädt-Bohlig, ein zweites
Tschernobyl möchte niemand.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)

Aber gerade weil wir das verhindern wollen, müssen wir
Kernforschung betreiben. Nur so können die noch vor-
handenen Atomkraftwerke sicherer gemacht werden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Horst Kubatschka [SPD]: Aussteigen!)


– Dann machen Sie einmal die 360 Kraftwerke, die auf
der Welt bestehen, dicht, und nicht nur die besten, die es
gibt, nämlich die in Deutschland.


(Horst Kubatschka [SPD]: Die werden auch dicht gemacht!)


Nun zur Frage nach der Reformfähigkeit, die der
Minister angesprochen hat. Herr Minister Trittin, Re-
formfähigkeit drückt sich nicht darin aus, dass man alles
anders macht, sondern Reformfähigkeit drückt sich darin
aus, dass man es besser macht. Auch bei genauerer Be-
trachtung des Haushaltsentwurfs für den Einzelplan 16,
den Sie vorgelegt haben, sehe ich nicht, dass da etwas
besser geworden ist. Wer diesen Haushalt kritisch be-
trachtet, stellt fest, dass Schröder, Fischer und andere im
Kabinett zwar über Sparen reden, aber nicht so handeln.

Das drückt sich in vielem aus, insbesondere darin,
dass Sie mehr verwalten als gestalten. Das heißt, die Ver-
waltungskosten nehmen seit fünf Jahren kontinuierlich
zu und die Ausgaben für Programme im Haushalt neh-
men kontinuierlich ab. Damit stellen Sie nicht gerade
Ihre Reformfähigkeit unter Beweis; damit hängen Sie
den alten Methoden grüner Politik an.

Der Anteil der Programme am Stammhaushalt des
Umweltministers beträgt heute 43 Prozent. 1998, als die
Bundesumweltministerin Merkel hieß, machte dieser
Anteil 53 Prozent aus; entsprechend kleiner war der An-
teil für die Verwaltung. In absoluten Zahlen ausgedrückt
heißt das: Im Vergleich zu 1998 gibt Herr Trittin circa
50 Millionen Euro mehr für die Verwaltung aus, wäh-
rend der Programmhaushalt um 25 Millionen Euro zu-
rückgefahren wurde. Es bleibt leider dabei, dass die Ver-
waltungskosten ständig steigen und die Aufwendungen
für die eigentlichen Umweltausgaben sinken. Gleichzei-
tig kann festgestellt werden, dass die Arbeit vom Hause
Trittin trotz dieser höheren Ausgaben qualitativ eher
schlechter denn besser geworden ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Für Rot-Grün ist es bequemer, neue Schulden zu ma-
chen und die Probleme auf die nächste Generation zu
verlagern, wie ich das hier mit Blick auf die Kollegin
Klug schon ausgeführt habe. Allerdings gibt es doch
noch Einsparungen im Einzelplan 16, und zwar in erster
Linie im Programmbereich, nämlich dort, wo es darum
geht, ehrenamtliche Arbeit und Verbände, die sich um
die Umwelt kümmern, finanziell zu unterstützen. Bereits

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(C (D m letzten Jahr haben Sie die Förderung für den Bund eimat und Umwelt um 50 Prozent zurückgefahren. Das leiche erfolgt in diesem Jahr wieder. Ähnlich geht es em Deutschen Rat für Landespflege. Wenn man diese Mittelkürzungen genauer untersucht, ann heißt es: Die institutionelle Förderung fahren wir urück, aber dafür werden wir Projekte fördern. Jetzt urchforsten Sie einmal den Haushalt und suchen bei en Ausgaben nach diesem Grundsatz – die institutioelle Förderung wird zurückgefahren, Projekte werden erstärkt gefördert –: Obwohl die institutionelle Fördeung bei diesen Verbänden zurückgefahren wurde, ist ier keinerlei Programmförderung bzw. nur geringe Proektförderung erfolgt. In den Erläuterungen zum Hausalt findet sich sogar die Aussage, dass diese Kürzungen it den Verbänden vereinbart worden seien. Das halte ch angesichts dessen, dass mit den Verbänden überhaupt ein Kontakt aufgenommen und mit ihnen darüber gar icht gesprochen wurde, für sehr verwegen. ennoch ist in den Erläuterungen von der Zustimmung er Verbände die Rede. Das ist meiner Meinung nach icht im Sinne von Haushaltswahrheit und Haushaltslarheit. Wie schön, wenn dagegen ein Verband das Wohlwol en des Umweltministers genießt, wie etwa der Deutsche aturschutzring, in dessen Präsidium immerhin der tellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Michael üller sitzt. Die Institution DNR bekommt 2004 eine örderung von 456 000 Euro. Zudem hat dieser Verband on 1999 bis 2002 mehr als doppelt so viele Fördergeler wie jeder andere Verband erhalten. (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber kein Einzelverband, sondern ein Dachverband!)


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Typisch!)


Auch der VCD, in dessen Verbandsspitze sich Besit-
er roter und grüner Parteibücher tummeln, wird gut be-
acht, obwohl er in der Zeitschrift „Öko-Test“ wegen zu
oher Personal- und Verwaltungsausgaben eine vernich-
ende Kritik erfuhr. Übrigens hat er für die Jahre 2000
nd 2001 keine Jahresabschlüsse vorgelegt. Dieser Ver-
and wird zusätzlich gefördert. Ich finde, die Auswahl
er zu fördernden Verbände, die hier getroffen wird, ist
ußerordentlich fragwürdig. Regierungsnah und regie-
ungsfreundlich bedeutet zusätzliche Förderung, regie-
ungskritisch heißt Abstrafung: kein Geld oder weniger
eld.
In der von Minister Trittin mitbestimmten Energiepo-

itik scheint Geld ohnehin keine große Rolle zu spielen.
anchmal hat man den Eindruck, es sei unendlich viel
erfügbar.
Damit komme ich auf die Endlager Gorleben und

chacht Konrad zu sprechen. Mehr als 40 Millionen Euro
ntgehen uns, weil der Minister nicht zulässt, dass in
orleben und im Schacht Konrad endgelagert wird. Die
innahmen tendieren gegen null, die Ausgaben für die
ffenhaltung liegen bei über 40 Millionen Euro pro
ahr. Nach trittinscher Auffassung ist Gorleben ein






(A) )



(B) )


Albrecht Feibel

„verbrannter Standort“; schließlich geht es nicht so sehr
um die Sicherheit bei der Endlagerung, sondern um Ide-
ologie. Deshalb hat der Minister den AK „End“, heute
seine Lieblingsveranstaltung, ins Leben gerufen. Ob-
wohl er vermutlich keine andere Lösung für eine Endla-
gerung finden wird, wird hier zulasten der Stromkunden
ein ideologisches Spielchen weitergetrieben. Sie haben
gesagt, dabei gehe es nur um 1 Euro im Monat.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

Aber es kommen ja noch die Ökosteuer und andere
Dinge hinzu, sodass sich das, was Rot-Grün den Fami-
lien zumutet, summiert.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das erhöht das Verantwortungsbewusstsein in dem Bereich!)


Für die Erschließung von Gorleben wurde bereits
mehr als 1 Milliarde Euro ausgegeben. Folgt das BMU
den Empfehlungen der Kommission AK „End“, einen
neuen Standort zu suchen – wenn es diese Empfehlun-
gen denn gibt; das Ganze ist ja angeblich noch nicht
ausgewertet –, dann kommen nach Expertenschätzungen
3 bis 5 Milliarden Euro zusätzliche Kosten auf die
Stromkunden in Deutschland zu.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So teuer ist Atomstrom! – Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat denn Gorleben ausgeguckt?)


Herr Minister, machen Sie dem Spielchen ein Ende
und belasten Sie die Stromkunden nicht unnötig mit zu-
sätzlichen Kosten! Gorleben ist ohnehin einer der bester-
kundeten und sichersten Standorte weltweit.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Es ist ein Skandal, wie verschwenderisch hier mit den

Milliarden der Steuerzahler und der Stromkunden umge-
gangen wird.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr!)


Diese Politik zeugt nicht von besonderer Verantwortung
für die Energieversorgung in Deutschland. Dass der
Kanzler von Ihrer persönlichen energiepolitischen Kom-
petenz nicht überzeugt ist, hat er bewiesen, indem er Sie
zu dem Gespräch mit den großen Energieversorgungsun-
ternehmen gar nicht erst eingeladen hat.

Ein weiteres Thema bewegt die Bürger. Das Stich-
wort lautet: Über-Förderung der Windkraft. Sicher
brauchen wir erneuerbare Energien, aber: müssen es im-
mer die teuersten sein? Muss es immer in dieser Menge
sein? Der Minister hat ja heute zugegeben, dass er die
Dinge zurückfahren will. Es ist das erste Mal gewesen,
dass er so etwas zugegeben hat. Es ist notwendig, die
Standorte sorgfältiger auszuwählen und dort, wo kein
Wind weht, nicht zu bauen, bzw. dort, wo weniger Wind
weht, auch weniger zu fördern.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Gucken Sie sich einmal das Erneuerbare-Energien-Gesetz an!)


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(C (D Es gibt in der Bevölkerung – das haben wir hier auch chon gehört – immer mehr Stimmung gegen die Windühlen. Ich zitiere jetzt einmal einen Bürger, der für iele spricht. Er sagte: Ganze Landstriche werden zugepflastert mit diesen Windspargeln und die Stromtarifzahler kommen für Milliardenzuschüsse auf. Das kann auf Dauer nicht so bleiben. Sie kennen diesen Bürger. Das ist nämlich der Miniserpräsident von Nordrhein-Westfalen, Peer Steinbrück. r hat das am letzten Sonntag erklärt. Selbst Ministerräsidenten der SPD haben inzwischen Sorge, wie es enn mit der Windenergie weitergeht. Mit 3,3 Milliarden Euro subventioniert der Bund die tromerzeugung aus deutscher Steinkohle. Aber die Tenenz ist sinkend. Im Jahre 2005 wird die Vergütung allein für die indenergie nach Angaben der Bundesregierung ,342 Milliarden Euro betragen. Dort ist die Tendenz teigend. (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Einspeisevergütung! Das ist nicht die Subvention! – Ulrich Kelber [SPD]: Sind die Einsparungen abgerechnet? – Horst Kubatschka [SPD]: Auch für Wasserkraft!)


Nein, das ist nicht die Wasserkraft. Das sind nur die
inspeisevergütungen für die Windenergie.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506015900

Herr Kollege, denken Sie bitte an die Redezeit.


Albrecht Feibel (CDU):
Rede ID: ID1506016000

Ja. – Ich bin also der Meinung: Wir müssen auch da-

an denken, dass die Verteuerung von Energie auch ei-
en Export von Arbeitsplätzen zur Folge hat. Durch
ine Verteuerung von Energie werden keine neuen Ar-
eitsplätze geschaffen, sondern Arbeitsplätze ins Aus-
and verlagert. Deshalb möchte ich den Minister auffor-
ern, dort, wo er im Energiebereich Verantwortung trägt,
ür eine entsprechende Wende und dafür zu sorgen, dass
ezahlbare erneuerbare Energie produziert wird.
Zum Abschluss noch eine Empfehlung, die nicht so

anz ernst gemeint ist, aber vielleicht trotzdem zum
achdenken anregt.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Witz mit Ankündigung!)


as die Bioenergie angeht, so stellt sich die Frage, ob
an auch dort, wo die meiste Biomasse produziert wird,
ine Umwandlung in Strom vornimmt. Das sollte viel-
eicht beim Umweltministerium in Zukunft möglich
ein. Dort wird nämlich sehr viel Mist produziert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD: Ha, ha!)







(A) )



(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506016100

Das Wort hat der Kollege Horst Kubatschka, SPD-

Fraktion.


Horst Kubatschka (SPD):
Rede ID: ID1506016200

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Umweltpolitik ist für uns Sozialdemokraten
Vorsorge für die kommenden Generationen. Unsere Kin-
der und unsere Enkel sollen nicht für unsere Unterlas-
sungen teuer bezahlen müssen.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Darum die nachhaltige Finanzpolitik!)


Ihr Wohlstand soll nicht dadurch verzehrt werden, dass
sie zum Beispiel die Folgen des Klimawandels ausba-
den müssen.

Als Umweltpolitiker steht für mich Energiepolitik un-
ter dem Vorzeichen des Klimawandels. Die Lösung der
Energiefrage ist entscheidend für das zukünftige Klima,
aber auch für den zukünftigen Wohlstand.


(Beifall bei der SPD)

Bei der Lösung der Energiefrage müssen drei Ziele

erreicht werden: erstens Umweltverträglichkeit, zwei-
tens Versorgungssicherheit und drittens Wirtschaftlich-
keit.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Das ist in Bayern alles erfüllt!)


Dafür sind drei Ansätze entscheidend: erstens Ener-
giesparen, zweitens Energieeffizienz und drittens erneu-
erbare Energien. Wir sollten darüber streiten, liebe Kol-
leginnen und Kollegen, wie wir diese Ziele erreichen. Es
geht nicht darum, eine Energieart gegen eine andere aus-
zuspielen. In der letzten Zeit hat es sich in den Medien
auf den Schaukampf „Kohle oder Wind“ verkürzt.

Wenn dann noch die Frage personalisiert werden
kann, geht bei uns die Diskussion richtig los. Diese Per-
sonaldiskussion ist zwar bei uns beliebt, aber sie ist kon-
traproduktiv. Nicht zwischen Personen, sondern über
den richtigen Weg sollte gestritten werden. Wir brauchen
sowohl effiziente Kohlekrafttechnologie als auch erneu-
erbare Energien. Es geht also nicht um ein Entweder-
Oder.

Die rot-grüne Koalition hat die Energiewende einge-
leitet. Wir haben in den letzten fünf Jahren die Erfolgs-
story „erneuerbare Energien“ geschrieben. Die Koalition
wird diese Erfolgsstory einvernehmlich weiterschreiben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deswegen werden wir in nächster Zeit das Erneuerbare-
Energien-Gesetz novellieren. Wir werden aus den bishe-
rigen Erfahrungen die notwendigen Schlussfolgerungen
ziehen. Dabei werden wir die Effizienzfragen nicht aus
dem Auge verlieren.

Interessenvertreter wollen nicht zur Kenntnis neh-
men, dass nach dem EEG eine Degression der Vergütung
sowie kein Inflationsausgleich erfolgt. Der Verband

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(C (D eutscher Maschinenund Anlagenbau e. V. stellt dazu est: Die Stromgestehungskosten aus Windenergie sind bereits im letzten Jahrzehnt um mehr als 50 Prozent gesunken. Die im EEG vorgeschriebene Degression der Vergütung sowie die Inflation erfordern bei Neuanlagen einen kontinuierlichen Innovationsschub von mehr als 3 Prozent pro Jahr, der von kaum einer anderen Branche erreicht wird. as ist wahrlich vorbildlich für andere Energiearten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Wir haben uns vorgenommen, bis zum Jahre 2010 den
nteil der erneuerbaren Energien zu verdoppeln. Wir
ind auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen.
angfristig hat die Energie-Enquete des Deutschen Bun-
estages eine anspruchsvolle Zielmarke gesetzt, näm-
ich: Im Jahre 2050 sollen 50 Prozent des Energiebedarfs
urch erneuerbare Energien gedeckt werden. Dieses Ziel
st realistisch und muss erreicht werden. Die notwendi-
en Grundlagen legen wir jetzt. Das 21. Jahrhundert
ird einen grundlegenden, allmählichen Wandel in der
nergieversorgung mit sich bringen. Wir werden weg-
ommen von den fossilen und hinkommen zu den erneu-
rbaren Energien.
Als Chemiker sei mir ein Einschub erlaubt: Öl, Gas

nd Kohle sind eigentlich viel zu schade, um verbrannt
u werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir brauchen diese Grundstoffe für hochwertige Pro-
ukte.
Einige große Ölmultis wie BP und Shell scheinen das

ängst erkannt zu haben. Unsere deutschen Energiever-
orger hinken aber noch etwas hinterher. Sie sind in alten
echnologien und in Großstrukturen verfangen. Ihre Per-
pektiven scheinen der kurzfristige Ertrag und der Fir-
enzukauf im Ausland zu sein. Dabei haben gerade die
entralen Strukturen in der letzten Zeit bewiesen, wie an-
ällig sie sind. Großkraftwerke hatten in diesem heißen
ommer Schwierigkeiten mit dem Kühlwasser. Die Netz-
törungen in den USA ließen viele im Dunklen sitzen.
Um aber keine falsche Diskussion aufkommen zu las-

en: Die Amerikaner haben mit ihrem Blackout ein haus-
emachtes Problem: Nirgends wird so viel Strom ver-
raucht, dazu kommt noch ein hoffnungslos veraltetes
nd überlastetes Verteilernetz. Der ehemalige US-Ener-
ieminister Bill Richardson hat es mit dem verrotteten
eitungsgewirr einer Dritten-Welt-Nation verglichen.
Zentrale Strukturen sind auch anfälliger für Terroran-

chläge. Manche ziehen aus dem 11. September immer
och keine Konsequenzen. Deswegen wird die Zukunft
en dezentralen Strukturen gehören. Diese kleinteilige
nergieversorgung bietet dem Handwerk sowie den klei-
en und mittleren Unternehmen eine Chance und bedeu-
et Arbeitsplätze.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Horst Kubatschka

Wir haben die Chance zur Erneuerung und Umstruk-

turierung. Bedingt durch den Ausstieg aus der Kernener-
gie und der Alterung des Kohlekraftwerkparkes entsteht
bis 2020 ein 50-prozentiger Ersatzbedarf. Es geht darum,
den Energiestandort zu sichern. Deutschland darf nicht
zu einem Stromhandelsland werden; denn dies würde
noch mehr Importabhängigkeit bedeuten.

Über unsere Importabhängigkeit sollten wir einmal
diskutieren. Ich weiß, dass das schwieriger ist, als über
Personen zu streiten. Die Fakten lauten: Es werden
97 Prozent des Erdöls importiert, 74 Prozent des Erdga-
ses, 56 Prozent der Steinkohle und 100 Prozent des
Urans für Uranbrennstäbe. Uran ist also wirklich keine
einheimische Energie, obwohl es manche anders darzu-
stellen versuchen.

Dagegen ist die erneuerbare Energie eine einheimi-
sche Energie. Wir haben die Fähigkeit, diese Chance zu
nutzen. Unser Land ist Technologieführer bei den erneu-
erbaren Energien, bei effizienter Kraftwerkstechnik und
bei dezentralen Energieanlagen. Diesen Vorsprung müs-
sen wir weiter ausbauen, indem wir die Technik anwen-
den, aber auch, indem wir die Forschung auf diesem Ge-
biet intensivieren. Unser Technologievorsprung ist
ganz entscheidend, um auf dem Weltmarkt existieren zu
können. Diese Chance können wir aber auch verspielen,
wenn wir auf überholte Techniken setzen.

Der Haushalt des Bundesministeriums für Umwelt,
Naturschutz und Reaktorsicherheit gibt die Möglichkeit,
dass diese Chancen genutzt werden. Wir können diese
Zukunftsindustrien, beispielsweise bei der Windenergie,
aber auch gefährden, wenn wir die falschen Rahmenbe-
dingungen setzen. Das Gejammer über die Subventionen
ist kurzsichtig und unehrlich. Jede neue Energieart muss
am Anfang gefördert werden, um am Markt eine Chance
zu haben. Das beste, nein, ich korrigiere, das schlech-
teste Beispiel ist die Kernenergie. Sie wurde mit zwei-
stelligen Milliardenbeträgen gefördert. Die Förderung
hält noch immer an. Denken Sie zum Beispiel an die viel
zu niedrigen Versicherungssummen für Kernkraftwerke.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zum Schluss sei mir noch eine Anmerkung zur Kern-
energie erlaubt. Das Ministerium ist ja schließlich auch
für Reaktorsicherheit zuständig. Dass diejenigen, die ihr
Leben lang auf Kernenergie gesetzt haben, dieser Ener-
gie des 20. Jahrhunderts nachtrauern, ist für mich ver-
ständlich.


(Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Das war die SPD!)


Dass die Kernenergie eine Zukunft hat, wie sie voraussa-
gen, wird nicht eintreten. Die Kernenergiefreaks aus der
CDU/CSU-Fraktion und andere Einzelstimmen melden
sich immer wieder zu Wort. Auch dies war zu erwarten.
Frau Kollegin Angela Merkel hat in einem „Bild“-Inter-
view auf die Frage, ob sie Kernkraftwerke wieder zulas-
sen würde, geantwortet – ich bitte, das genau zu
wägen –:


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(C (D Eine CDU/CSU-Regierung würde es den Betreibern ermöglichen, Kernkraftwerke so lange zu betreiben, wie sie es wollen. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Recht hat sie!)

Ich halte Ihren Zwischenruf und diese Aussage für ge-
ährlich und verantwortungslos.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


icht das Wollen der Kernkraftbetreiber ist entschei-
end, sondern die Sicherheit.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Das ist Voraussetzung!)


ollegin Merkel hat sich um die Sicherheit von Kern-
raftwerken anscheinend noch keine ernsthaften Gedan-
en gemacht;

(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Herr Kubatschka, das entwertet Ihre ganze Rede!)

enn sonst käme sie nicht zu solchen Aussagen, die ich
ür leichtsinnig halte.
Frau Kollegin Homburger, zu Ihnen. Sie sind ein be-

onderer Freak der Kernfusion; davon träumen Sie.

(Birgit Homburger [FDP]: Ich träume von an deren Dingen!)

hre Träume werden bloß nicht wahr werden. Ich kann
ich noch an meine Vorlesungen in Atomphysik Anfang
er 60er-Jahre erinnern.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Haben Sie das verstanden?)


ie Professoren haben gesagt, bis zum Jahr 1985 wür-
en wir über die Kernfusion verfügen. Jetzt ist man der
einung, man wisse vielleicht im Jahr 2050, ob es über-
aupt möglich ist, diese in den Griff zu bekommen. Die
erspektive lag in den 60er-Jahren bei 25 Jahren. Wie
an sieht, haben sich die Perspektiven verschoben und
ir investieren viel Geld.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Woher wollen Sie jetzt wissen, ob es möglich sein wird oder nicht?)


Das ist für mich die falsche Frage. – Ich bitte Sie, liebe
olleginnen und Kollegen, das noch einmal zu überden-
en.
Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Sozialistische Planwirtschaft!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506016300

Der amtierende Präsident schließt sich mit besonde-

em Dank für die eingehaltene Redezeit an.
Ich erteile nun der Kollegin Doris Meyer für die
DU/CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



Doris Meyer (CSU):
Rede ID: ID1506016400

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

und Herren! Ihr Haushalt 2004, sehr geehrter Herr
Trittin, zeigt eines ganz klar: Das Umweltressort hat in
der rot-grünen Koalition eindeutig weiter an Bedeutung
verloren.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Von großen Erfolgen ist weit und breit keine Spur. Ange-
sichts der vorgelegten Zahlen für 2004 ist mir schleier-
haft, wie von der Fortsetzung einer angeblich so erfolg-
reichen Politik gesprochen werden kann.


(Dr. Peter Paziorek selbst schleierhaft! Wo nichts war und ist, kann auch nichts fortgeführt werden. (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Genau so ist das! Richtig!)


Denken Sie bei Ihrem Umwelthaushalt gelegentlich
einmal an die Herkunft des Wortes „haushalten“. Es be-
deutet: das Haus bewahren. Das würde aber vorausset-
zen, dass es etwas Gutes zu bewahren gibt. Besser wäre
meines Erachtens, Sie davor zur warnen, dem Haus wei-
ter das Fundament zu nehmen.

Gegenüber dem Jahr 2003 steigt der Umfang des Ver-
waltungshaushalts. Der Programmhaushalt, der Haus-
haltsbereich zur Fortführung von Projekten zur Ressort-
forschung und für die internationale Zusammenarbeit,
sinkt. Ihr gesamter Haushalt, Herr Trittin, sinkt um
2,6 Millionen Euro gegenüber 2003, und das, obwohl
die Zuständigkeit für die erneuerbaren Energien vom
Wirtschaftsministerium in Ihr Haus gekommen ist.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Deshalb steigt auch der Verwaltungsaufwand!)


Wo bleiben da die Impulse für den Umweltschutz und
für erneuerbare Energien, die Impulse für die Forschung,
aber auch die Impulse für die Wirtschaft? Wenn schon
keine Impulse gegeben werden, dann wollen wir uns mit
den Zielen beschäftigen. Ein konsequenter Ausbau der
erneuerbaren Energien ist notwendig und findet auch die
Unterstützung der Union.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich möchte mich im Folgenden auf einige wenige As-

pekte insbesondere der erneuerbaren Energien konzen-
trieren. Im Rahmen des Programmhaushaltes sinken die
Ausgaben für die Forschungsvorhaben um 13,4 Prozent
im Vergleich zu 2003. Diese Ausgaben sind aber unver-
zichtbar. Warum wollen Sie nicht mit Forschungsvorha-
ben eine Schrittmacherfunktion übernehmen? Dies ist
vor allem bei der Photovoltaik bedauerlich. Wie schaffen
Sie es, Herr Trittin, vor diesem Hintergrund von einer er-
folgreichen Fortführung Ihrer Politik zu sprechen? Er-
folgreich ist ja noch nicht einmal die Zusammenarbeit
mit Ihrer eigenen Koalition, allen voran mit Superminis-
ter Clement.

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(C (D Eine sichere, nachhaltige, umweltschonende und soit auch langfristig zukunftsfähige Energieversorgung ird nur mit einem Energiemix aus herkömmlichen und egenerativen Energien möglich sein. er Ausbau der erneuerbaren Energien muss immer uner wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet werden, icht nur unter ideologischen. Dabei sind Ökologie und konomie gut miteinander vereinbar. Nehmen Sie zum eispiel die Photovoltaik: Die Kosten für die Produkion von Photovoltaikanlagen sind gesunken – das ist ehr erfreulich. (Ulrich Kelber [SPD]: Das hat ein bisschen mit dem Gesetz zu tun!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb möchte ich heute nicht nur kritisieren, son-
ern auch ausdrücklich dafür danken, wie Sie, Herr
rittin, und Ihre Kabinettskollegen Deutschland offen
nd ungeniert zeigen, wie verfahren und zerstritten die
egierungspolitik ist. Das nennt man Ehrlichkeit der Po-
itik.


(Beifall bei der CDU/CSU)

a kommt mir sofort wieder der Energiegipfel mit Bun-
eskanzler Schröder in den Sinn. Dazu waren Sie ja
icht eingeladen. Als Reaktion darauf haben Sie kurz
orher noch Ihre Eckpunkte zu den erneuerbaren Ener-
ien vorgelegt. Einzelne Streitereien sind dabei sympto-
atisch für den Gesamtzustand des Kabinetts Schröder
nd zeigen deutlich die Konzeptionslosigkeit. Streiten
ie nur ruhig weiter. Die Wählerinnen und Wähler wer-
en es Ihnen danken,


(Beifall bei der CDU/CSU)

unächst am 21. September bei den Landtagswahlen in
ayern und dann bei der nächsten Bundestagswahl.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Vorher auch bei uns in Nordrhein-Westfalen!)


a bin ich mir ganz sicher.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Wenn Sie aber noch Zeit für die Regierungsarbeit er-
brigen können, so möchte ich Ihnen hierzu einige Vor-
chläge machen. Nehmen wir zum Beispiel die Photo-
oltaik. Warum wird die Forschung auf diesem Gebiet
icht wesentlich verstärkt? Warum wird nicht noch mehr
uf den Export unserer deutschen Technik in Länder mit
iner hohen Sonnenintensität gesetzt?


(Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

Ihr Vorschlag, auch Freiflächen in das EEG-Vergü-

ungssystem aufzunehmen, birgt Gefahren. Vor der Ver-
iegelung von Flächen durch Anlagen der Photovoltaik
arne ich. Anlagen an oder auf Gebäuden sind sinnvoll,
a sie weniger Fläche und Aufwand erfordern. Sie sto-
en bei der Bevölkerung auf ungleich mehr Akzeptanz
nd können zudem als architektonische Elemente gezielt
ingesetzt werden und eine Bereicherung darstellen.
Ich komme nun zum Thema Wasser, meinem heuti-

en Hauptthema. Die so genannte Große Wasserkraft






(A) )



(B) )


Doris Meyer (Tapfheim)


soll nach dem vorliegenden EEG-Entwurf erstmalig in
das Gesetz aufgenommen werden. Ich gebe zu beden-
ken, dass damit lediglich einige wenige große Energie-
versorgungsunternehmen unterstützt werden. Das erin-
nert mich sehr stark an die Härtefallregelung, die zum
Wohle einiger weniger Unternehmen in Deutschland ins
EEG eingefügt wurde. Wo blieben die anderen? Die an-
deren blieben auf der Strecke. Sie war ebenso wie die
geplante erstmalige Aufnahme der Großen Wasserkraft
ein Zugeständnis an einige wenige Unternehmen. Ich be-
fürchte, dass dies zulasten der Kleinen geschieht.

Zur Kleinen Wasserkraft ist zunächst einmal anzu-
merken, dass die Bezeichnung als „klein“ nicht automa-
tisch zur Diskriminierung führen darf. Es geht um eine
zumeist mittelständische Energiesparte, in der bis zu
5 Megawatt erreicht werden. Herr Trittin, Mittelstand
war aber noch nie Ihr Thema.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Durch den Entwurf zum EEG in der vorliegenden

Form wird die Kleine Wasserkraft erheblich einge-
schränkt. Ein vernünftiger Grund für die restriktive und
nachteilige Behandlung ist mir nicht ersichtlich.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr Kollege hat das ganze Gesetz als Subvention beschimpft! Das verstehe ich nicht! Das ist doch nicht logisch!)


Die Große Wasserkraft ab 5 MW wird von diesen ge-
setzlichen Einschränkungen nicht betroffen. Das ist ein
weiteres Zugeständnis an große Energieversorger. Die
Technik der Anlagen der Kleinen Wasserkraft ist aus-
gereizt. Die Preise für diese Anlagen können nicht mehr
gesenkt werden.

In der Begründung zum Entwurf wird angeführt, es
sei nur noch zu geringen Zuwächsen gekommen, das Po-
tenzial sei erschöpft. In dieser Begründung verschwei-
gen Sie, dass ein wesentlicher Grund für den zögerlichen
Zubau oder die Wiederinbetriebnahme von Anlagen an-
derswo liegt. Der Grund dafür liegt nämlich in der res-
triktiven Genehmigungspraxis.


(Ulrich Kelber [SPD]: In Bayern! – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Ländersache!)


– Auch in anderen Bundesländern. – Die nationale Um-
setzung der Wasserrahmenrichtlinie stellt für die Anla-
genbetreiber ebenfalls ein Problem dar. Zahlreiche zu-
sätzliche Vorgaben müssen beachtet werden.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das macht doch nicht der Umweltminister!)


Somit ist der zögerliche Zuwachs lediglich Ausfluss der
rechtlichen und tatsächlichen Hürden bei der Planung
und Genehmigung solcher Anlagen.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Landesgesetz!)


– Für Nordrhein-Westfalen gilt dies auch; erkundigen
Sie sich.

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(C (D In der Begründung zum EEG-Entwurf wird anders arumentiert. Danach könne wegen des fehlenden Zuachses die Vergütung eingeschränkt werden. Dies ist ber schlicht falsch. Es widerspricht auch der Gesetzesystematik. Im Rahmen des EEG und der Zielsetzung, ie mit ihm verfolgt wird, ist es völlig unerheblich, ob in Potenzial erschöpft ist. Sollte kein Zuwachs mehr öglich sein, wird auch kein neues Kraftwerk mehr geaut werden. Solange aber gebaut werden kann, gelten ür die Anlage das EEG und die in ihm enthaltenen Verütungssätze. Daneben kann sie am Netzzugang teilnehen. Damit wird das Ziel, das mit dem Gesetz verfolgt ird, erreicht. Die Diskriminierung der Kraftwerke ab dem 1. Dezember 2005, wonach Anlagen nur noch unter betimmten Voraussetzungen in den Anwendungsbereich es EEG fallen, ist rechtlich nicht haltbar. Mit diesen orderungen in dem vorliegenden Entwurf übertreffen ie die Regelungen des Wasserhaushaltsrechts und des aturschutzrechts. Damit würde das Gesetz zustimungspflichtig. Ich möchte nur zu bedenken geben, dass ie Belange und Interessen der Bundesländer vielfältig nd höchst unterschiedlich sind. Ich bitte Sie, auf diese inschränkungen zu verzichten. Nach übereinstimmenden Aussagen von Sachverstän igen haben die Wasserkraftanlagen ökologisch wertolle Funktionen. Die Wasserkraftnutzung bietet und ealisiert enorme Chancen. Sie hält Wasser in der Landchaft, hilft, den Ausstoß von CO2 zu vermeiden, undann eine Befeuchtung der Landschaft, vor allem auch n Trockenzeiten, vorhalten. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


uch im Sinne des Hochwasserschutzes haben die Was-
erkraftanlagen eine regulierende Funktion.
Die Benachteiligung der Kleinwasserkraftanlagen ist

ngerechtfertigt und unzulässig. Die zeitliche Verzöge-
ung durch die Zustimmungspflicht würde den Zeitplan
ohl noch weiter durcheinander bringen.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist so!)

s ist mit einer Verzögerung bis etwa Mitte Mai 2004 zu
echnen.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Eben!)

Für die hohen Energiepreise wird allzu häufig das

EG verantwortlich gemacht. Doch scheint schon wie-
er in Vergessenheit geraten zu sein, dass der Kern des
reisanstiegs die Ökosteuer ist. Diese Steuer hat mit Öko
ber nur so viel gemeinsam wie Herr Trittin mit Herrn
lement.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

ehlende energiepolitische Konzepte, Streit in der Re-
ierung, nicht eingehaltene Zeitpläne, Verunsicherung
ei den Menschen in Deutschland – nicht nur im Um-
eltbereich –, all dies bietet uns die Regierung Schröder.
ch appelliere an Sie, Herr Trittin, als Vertreter der Bun-
esregierung: Sorgen Sie für ein auch mit Clement abge-
timmtes und stimmiges Energiekonzept! Geben Sie






(A) )



(B) )


Doris Meyer (Tapfheim)


nicht nur uns, sondern auch der Wirtschaft mit einem
Konzept ein Stück Planungssicherheit für die Zukunft!
Geben Sie den Menschen in Deutschland eine Orientie-
rung, wohin die Reise in der Energieversorgung gehen
soll! Sorgen Sie für einen zukunftsfähigen Haushalt!

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506016500

Letzter Redner zu diesem Geschäftsbereich ist der

Kollege Ulrich Kelber für die SPD-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1506016600

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Wer sich für politische Debatten interessiert, wird
mir in einem Punkt leicht zustimmen können: Es ist im-
mer wieder spannend, vor allem die Rednerinnen und
Redner der CDU/CSU bei Debatten über die Umweltpo-
litik zu beobachten. Es wird schnell klar, dass sie nicht
dürfen, was sie wollen. Sie wollen durchaus mehr Um-
weltschutz, aber sie dürfen nicht.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Woher wissen Sie das denn?)


Deswegen haben sie eine interessante Strategie entwi-
ckelt: Sie fordern von der Regierung und den Koalitions-
fraktionen immer mehr Umweltschutzinitiativen,


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Immer und immer mehr!)


um sie danach im Parlament ablehnen zu können. Ich
weiß nicht, wie lange sie das noch durchhalten wollen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dabei sollten wir uns doch im Bundestag darüber
einig sein, dass sich die Rolle von Umweltpolitik und die
Art, wie man Umweltpolitik machen muss, in den letzten
Jahren zunehmend verändert hat. Es geht nicht mehr um
den „Schadstoff der Woche“, weil man beim Filtern, Ab-
dichten und Entsorgen seit den 70er-Jahren durchaus be-
achtliche Erfolge erreicht hat, und zwar zweifellos und
für jeden zu bemerken. Aber diese Art von Umweltpoli-
tik ist hinsichtlich der Kosten und der Bürokratie an
Grenzen gestoßen. Deswegen müssen wir heute eine an-
dere und modernere Umweltpolitik machen, indem wir
Richtlinien setzen, die Produktverantwortung erhöhen
und Innovationen gezielt fördern. Das war gerade schon
bei den erneuerbaren Energien ein Thema.

Ein gutes Beispiel für solche neuen Herausforderun-
gen ist der Klimaschutz. Klimaveränderungen kommen
sehr langsam und unmerklich, aber eben immer schnel-
ler. Sie sind nur mit Verzögerungen aufzuhalten oder ab-
zumildern. Natürlich lösen nationale Alleingänge das
Problem nicht. Aber das ist kein Grund, so wie die Op-
position in Deutschland untätig und ideenlos zu bleiben,
weil man dieses Problem mit nationalen Alleingängen

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(C (D icht lösen kann. Für die Treibhausgase wird es in der raxis keine Filter geben. Produkte und Produktionsweien müssen angepasst werden. Das Verhalten und die ielsetzungen müssen sich ändern. Man muss sich einmal die Temperaturen im letzten onat anschauen. Die Durchschnittstemperatur im ugust 2003 lag um etwa 4 Grad über dem langjährigen ittel. Wer den Wissenschaftlern zuhört, weiß, dass es inen Anstieg der Durchschnittstemperaturen von bis zu oder 6 Grad bis Ende dieses Jahrhunderts geben kann. Grad mehr haben schon zu Hitzetoten, Dürre und Teilbschaltungen von Großkraftwerken geführt. Jetzt müsen wir sogar von einem Anstieg der Durchschnittstemeraturen um 5 oder 6 Grad ausgehen. Da können heiße ahre noch einmal verstärkend wirken. Wer an dieser telle Klimaschutz zum Luxus erklären will, hat entweer keinen Verstand oder keinen Anstand. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In kaum einem anderen Politikfeld sind die Unter-
chiede zwischen Koalition und Opposition so groß wie
eim Klimaschutz. Auf der einen Seite ist die Koalition
mit nachweisbar mutigen Initiativen und belegbaren
rfolgen, die in anderen Ländern als vorbildlich darge-
tellt werden. – Herr Paziorek, Sie kommen doch viel in
nderen Ländern herum.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist nur da, wo Sie hinfahren!)


ndere Länder wollen unseren Beispielen folgen. Deren
mweltinitiativen fordern Deutschland auf, auf der
ächsten Konferenz weitere Initiativen vorzustellen,
eil sie hoffen, dass andere Länder folgen.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Man weint Herrn Töpfer nach!)


Auf der anderen Seite ist die Opposition, die zwar
och die Notwendigkeit von Klimaschutz in Sonntagsre-
en betont, aber weder politische noch wirtschaftliche
nstrengungen dafür unternehmen will.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

s ist eine Opposition, die regelmäßig gegen wichtige
nitiativen für den Klimaschutz stimmt, sei es gegen das
rneuerbare-Energien-Gesetz, die Energieeinsparver-
rdnung, die Kraft-Wärme-Kopplung, den nationalen
limaaktionsplan oder auch gegen die Ökosteuer. Daran
uss man immer wieder erinnern.
Die CDU/CSU hat wenigstens bei einigen Punkten
itgestimmt. Die FDP allerdings hat gegen jede ein-
elne Klimaschutzinitiative der letzten fünf Jahre im
eutschen Bundestag gestimmt.
Die Opposition präsentiert zu unseren Initiativen im-
er nur nutzlose Gegenmodelle. Ich nenne als Beispiel
as Ausschreibungsmodell für erneuerbare Energien.
chauen Sie sich doch Ihr wettbewerbliches Modell an,
rau Homburger!


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das schlägt Herr Clement auch vor!)







(A) )



(B) )


Ulrich Kelber

Es gibt Länder, die das machen, allerdings mit einem
Bruchteil der deutschen Erfolge bei den erneuerbaren
Energien und einem Mehrfachen an Kosten. Schauen Sie
sich doch einige unserer europäischen Nachbarländer
an!


(Birgit Homburger [FDP]: Warum sagt Clement das auch?)


Dort ist der Vergütungspreis für Windenergie doppelt so
hoch wie in Deutschland – und das bei Anwendung eines
angeblich marktwirtschaftlichen Instrumentes. Informie-
ren Sie sich doch einmal, was erfolgreiche Modelle sind,
und schließen Sie sich diesen an! Stellen Sie nicht immer
extra einen Antrag, um zu beweisen, dass die FDP noch
existiert!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Das müssen Sie Herrn Clement sagen! – Birgit Homburger [FDP]: Clement, sage ich nur!)


Ich möchte eine Ausnahme bei der Kritik an der Kli-
mapolitik der Opposition machen. Bei internationalen
Konferenzen treten wir geschlossen auf. Das ist gut so.
Umso unverständlicher finde ich es, dass wir uns auf na-
tionaler Ebene über diese Frage so streiten.

Dabei gibt es doch in den Reihen der CDU/CSU und
der FDP längst Menschen, die diese Notwendigkeit ein-
gesehen haben. Ich rede nicht nur von Herrn Töpfer,
sondern auch von Herrn Ramsauer und Frau Meyer von
der CDU/CSU, zumindest was die Wasserkraft betrifft.

Bei der FDP gibt es solche Menschen auch. Die baye-
rische FDP fordert im Landtagswahlkampf, den CO2-Ausstoß bis 2050 um 80 Prozent zu reduzieren. Will-
kommen im Club! Vielleicht kommt die Bundes-FDP
auch einmal auf den Trichter.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Horst Kubatschka [SPD]: Die denkt an Fusion!)


Ein weiteres Beispiel für Unterschiede in der Um-
weltpolitik ist der Naturschutz. Auch das ist eigentlich
ein mögliches Feld für Gemeinsamkeiten. Schließlich
gehören viele engagierte Naturschützerinnen und Natur-
schützer der konservativen Klientel an. Aber die CDU/
CSU reduziert den Naturschutz auf möglichst viele zu-
sätzliche Subventionen für die Landwirtschaft und tarnt
das als angeblichen Vertragsnaturschutz.


(Birgit Homburger [FDP]: Herr Kelber, Sie sind doch intelligent! Ich bitte Sie!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU,
Vertragsnaturschutz bedeutet, Landwirte dafür zu bezah-
len, dass sie zusätzliche, gesellschaftlich gewünschte
Aufgaben übernehmen, sie aber nicht dafür zu bezahlen,
dass sie sich korrekt verhalten.


(Ulrike Mehl [SPD]: Sehr richtig!)

Was soll das, was Sie hier fordern, noch mit Umwelt-
schutz zu tun haben?

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Sie wollen sie faktisch enteignen!)


Im Naturschutz müssen wir uns endlich gemeinsam
m ein weiteres Hauptthema kümmern, nämlich um den
lächenfraß, um die Versiegelung des Landes. 129 Hek-
ar verschwinden pro Tag nach Angaben des Umwelt-
undesamtes unter Steinen und Asphalt.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Aber mit Ausgleichsflächen!)


as heißt, betroffen ist die dreifache Fläche der Stadt
onn; um eine kleine Anleihe an meine Heimatstadt zu
achen. Wir müssen über neue Wege nachdenken.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Nein, machen!)


ir müssen die Zubetonierung der Heimat stoppen. Die
erpflichtung zu den Ausgleichsmaßnahmen – auch das
uss man erkennen – hat es allein nicht gebracht. Wäre
s nicht gerechtfertigt, Effizienzvorgaben zu machen,
lso als Genehmigungskriterium die Minimierung von
lächenverbrauch einzuführen?


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das wäre im Ruhrgebiet richtig!)


ann man nicht angesichts einer in Zukunft schrumpfen-
en Bevölkerung bei Bauvorhaben eine Entsiegelung in
leicher Größenordnung verlangen? Kann es nicht eine
ersiegelungsabgabe geben, die von Jahr zu Jahr steigt
nd deren Ertrag dazu verwendet wird, eine Entsiege-
ung an anderer Stelle zu finanzieren? Das sind die Mo-
elle, über die wir jetzt nachdenken müssen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Als drittes Feld will ich die additive Wirkung von
mweltbelastungen gerade auf den Menschen und
xemplarisch die Wirkung überall vorkommender kleiner
engen an Chemikalien nennen. Die rapide Zunahme
er Zahl an Allergien bei unseren Kindern muss doch
achdenklich machen. Die Verdoppelung bzw. Verdrei-
achung der Zahlen in den fünf neuen Ländern nach der
iedervereinigung macht das deutlich. Dieser Anstieg
at nichts mit der verbesserten medizinischen Beobach-
ng zu tun. Vielmehr ist er Ausdruck der Vielzahl neuer
hemikalien, denen die Menschen ausgesetzt sind.
Ist es denn wirklich ein Fortschritt, wenn unsere Tex-

ilien jedes Jahr ein Dutzend neue Chemikalien enthal-
en?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


orin besteht der Fortschritt, wenn in Wachsmalstiften
nd Kindergummistiefeln problematische Stoffe enthal-
en sind? Was haben diese Stoffe eigentlich darin zu su-
hen? Schließlich gibt es fast immer preisgünstige Alter-
ativen.
Wir müssen einsehen, dass die herkömmliche Gesetz-

ebung in diesem Bereich an ihre Grenzen stößt. Wir
önnen nicht die Wirkung jeden Stoffes verfolgen. Ein






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber

Parlament kann die Reaktion von Dutzenden solcher
Stoffe nicht abschätzen.


(Horst Kubatschka [SPD]: Auch die Wissenschaft nicht!)


Warum ersetzen wir einen Teil der Vorschriften in die-
sem Bereich nicht durch ein strengeres und klareres Haf-
tungsrecht?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Vielleicht wird dann die eine oder andere Firma bereit
sein, 10 Cent mehr für die Produktion einer Packung
Wachsmalstifte auszugeben, weil sie die hohen Kosten
im Falle einer möglichen Haftung für die Wirkung der
bisher verwendeten Inhaltsstoffe fürchtet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Umweltschutz mag zwar heute nicht mehr das
Topthema in den Nachrichten sein, aber die Aufgaben
sind deshalb nicht weniger geworden.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr!)


Deswegen würde ich mich durchaus freuen, wenn die
Opposition mit aufs Tempo drücken würde,


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das tun wir doch!)


statt immer wieder zu bremsen. Wir zumindest haben
uns vorgenommen, auch weiterhin in der Umweltpolitik
Gas zu geben.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506016700

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.
Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-

ministeriums der Justiz.
Das Wort hat zunächst die Bundesministerin Brigitte

Zypries. – Es wäre schön, wenn unvermeidliche Platz-
wechsel zügig erfolgen könnten. – Bitte schön, Frau Mi-
nisterin.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1506016800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Nicht erst seit dem Eintreten der schwierigen Situa-
tion der öffentlichen Haushalte ist immer wieder von der
knappen Ressource Recht die Rede. Die Kapazitäten der
Justiz gelten als knapp. Insbesondere für die Recht su-
chenden Bürgerinnen und Bürger ist das Recht ein kost-
bares Gut.

Unsere Gesellschaft schätzt den Rechtsfrieden, den
gute Gesetze sowie leistungsfähige Verwaltungen und
Gerichte vermitteln. Die Justiz in unserem Land hat ein
hohes Ansehen. Nicht zuletzt das besondere Ansehen
des Bundesverfassungsgerichts zeugt davon.

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(C (D Zu den Kernaufgaben des Staates gehört es, die Jusizgewährung zu garantieren und die richtigen Rahmenedingungen für die Pflege und Fortentwicklung des echts zu schaffen. Die Bürgerinnen und Bürger haben ogar einen verfassungsrechtlich garantierten Justizgeährungsanspruch. Daraus folgen zwei Verpflichtungen des Staates. Ers ens muss er unabhängige und funktionierende Gerichte ur Verfügung stellen, die Rechtsstreite in angemessener eit entscheiden. Zweitens muss er allen den Zugang zu en Gerichten ermöglichen. Die Rechtsgewährung gilt uch für diejenigen, die nicht ohne weiteres dafür zahlen önnen. Aus dieser Verpflichtung und auch Errungenschaft nseres Rechtsstaates erwächst für uns die Verantworung, mit dem Justizhaushalt nicht nach der Rasenmäermethode umzugehen. Ich möchte mich bei allen aushaltsberichterstattern recht herzlich dafür bedanen, dass sie das bei dem vorliegenden Haushaltsentwurf enauso gesehen haben und bei der Erstellung des Jusizhaushalts entsprechend verfahren sind. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die von mir skizzierten Rechte bedeuten aber keinen
reibrief für die Justiz, mit den Mitteln nach eigenem
utdünken zu verfahren. Auch die Justiz ist gefordert,
ittel einzusparen sowie die vorhandenen Mittel zusam-
enzuhalten und sie effektiver einzusetzen.
Dass das Justizministerium kostenbewusst vorgeht,

eigt die Refinanzierungsquote des Haushalts. Der Jus-
izhaushalt hat eine Deckungsquote von deutlich mehr
ls 90 Prozent und liegt damit weit über allen anderen
essorts. Trotz allem werden wir auch 2004 wieder ei-
en Einsparbeitrag von 6,7 Millionen Euro erwirtschaf-
en. Das sind immerhin fast 2 Prozent des Volumens des
aushalts. Das ist für einen Haushalt, mit dem überwie-
end Personalkosten gedeckt werden müssen, kein Pap-
enstiel.
Unabhängig von der Einnahmeseite muss auch die
usgabeseite betrachtet werden. Wir müssen im Hin-
lick sowohl auf den Bundeshaushalt als auch auf die
aushalte der Länder – mit ihnen sollten wir hier zusam-
enarbeiten; denn sie sind ja in einer ähnlichen Situa-
ion wie wir – die Justiz modernisieren, und zwar in drei
tufen: Erstens. Wir müssen die Abläufe innerhalb der
ustiz vereinfachen. Zweitens. Wir müssen prüfen, wel-
he Aufgaben innerhalb der Justiz übertragen werden
önnen, zum Beispiel von Richtern auf Rechtspfleger
der auf andere Mitarbeiter des Justizdienstes. Drittens.
ir müssen auch prüfen, inwieweit Privatisierungen von
ufgaben möglich sind.
Lassen Sie mich im Zusammenhang mit der Verein-

achung von Abläufen kurz auf den von uns vorgelegten
ntwurf eines Justizmodernisierungsgesetzes eingehen.
it diesem Gesetz wollen wir weniger dem Bund als
ielmehr den Ländern die Möglichkeit geben, die Ver-
ahren zu vereinfachen bzw. – so habe ich es bereits an
iner anderen Stelle formuliert – viele kleine Sandkörner
us dem Getriebe der Justiz zu entfernen und stattdessen






(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries

Öl hineinzugießen. Wir wollen Vereinfachung, ohne die
Rechtsstaatlichkeit der Verfahren in irgendeiner Form zu
beeinträchtigen. Derzeit müssen beispielsweise im Zivil-
prozess Beweise oft ein zweites Mal erhoben werden,
obwohl es in gleicher Sache bereits einen Strafprozess
gegeben hat, in dem Zeugen vernommen, Gutachten ein-
geholt und die Beweise eingehend gewürdigt wurden.
Wir wollen deshalb den Beweiswert eines rechtskräfti-
gen Urteils in einem Strafprozess erhöhen: Das Zivilge-
richt soll in gleicher Sache an das Urteil in einem Straf-
prozess gebunden sein. Selbstverständlich soll der
Gegenbeweis zulässig sein. Wir meinen, dass wir damit
sowohl die Rechtsposition des Opfers stärken als auch
den Zivilprozess effizienter machen werden.

Ein weiteres Beispiel für eine Vereinfachung der Ab-
läufe ist der elektronische Rechtsverkehr. Sie wissen,
dass hier bereits etliche Modellprojekte laufen. Ab dem
15. Oktober dieses Jahres können nun auch verfahrens-
relevante Erklärungen in Verfahren des gewerblichen
Rechtsschutzes sowohl beim Bundesgerichtshof als auch
beim Bundespatentgericht und beim DPMA rechtswirk-
sam als elektronische Dokumente eingereicht werden.

Vorschläge zur Übertragung von Aufgaben haben wir
auch in unserem Entwurf eines Justizmodernisierungs-
gesetzes gemacht. Wir schlagen vor, beim Erbschein und
beim Handelsregister Aufgaben auf Rechtspfleger zu
übertragen, um insbesondere den Ländern mehr Spiel-
raum zu geben.

Privatisierungen im Rahmen der Justiz sind schwie-
rig. Ich bin zwar stets dafür, dass sich der Staat überall
dort zurückhält, wo gesellschaftliches Engagement zu
gleichen oder besseren Ergebnissen führt. Der moderne
Staat ist nicht dann stark, wenn er alles selbst macht. Er
ist es vor allen Dingen dann, wenn er Wirtschaft und Ge-
sellschaft stark macht, aber eben nur dort, wo es möglich
und besser ist. Deshalb muss man mit Privatisierungen
im Justizbereich besonders vorsichtig umgehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Privatisierung des Strafvollzugs oder der Gerichts-
vollzieher ist nicht das, was wir unbedingt brauchen. Ins-
besondere hier gilt es, der Privatisierungshysterie entge-
genzutreten, die im Übrigen oft damit endet, dass die
Gewinne privatisiert werden, dass aber die Verluste bzw.
die Kosten für die Aufsicht über die privaten Unterneh-
men der Steuerzahler trägt. Das können wir nicht wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Justiz braucht die staatliche Autorität, die für die
Schaffung des Rechtsfriedens erforderlich ist, und sie
braucht dort, wo sie in die Rechte der Menschen ein-
greift, feste rechtsstaatliche Bindungen.

Ich habe eingangs gesagt: Der verfassungsrechtlich
garantierte Justizgewährungsanspruch umfasst nicht nur
den Zugang zu den Gerichten an sich. Die Gerichte müs-
sen vielmehr auch in der Lage sein, in angemessener
Zeit ihre Entscheidungen zu treffen. Deshalb sind die
obersten Gerichte des Bundes schon seit Jahren von der

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(C (D inearen Stelleneinsparung ausgenommen. Wir hatten ber nicht alle notwendigen Mittel für die Stellen eingetellt. Ich danke Ihnen, dass Sie das in diesem Haushalt achgeholt haben. Dem BGH sind bereits 2003 zusätzich 2 Millionen Euro bereitgestellt worden. 2004 erhält r weitere 1,4 Millionen Euro für Personalausgaben. em Bundesfinanzhof stehen sogar zusätzlich 1,6 Millinen Euro zur Verfügung. Ich nehme an, dass sich die Situation beim Bundesge ichtshof, die durch zusätzliche Arbeitsbelastung geennzeichnet ist – das hat nichts mit den Etaterhöhungen u tun –, in Kürze entspannen wird. Sie wissen, dass es ine erhöhte Arbeitsbelastung durch die ZPO-Reform or allem in den Bereichen des Miet-, des Kostenund es Insolvenzrechts gibt. Wir haben aber die schöne Bebachtung zu machen, dass der BGH gerade in Mietsahen mehrere Grundsatzentscheidungen gefällt hat, die ich sozusagen nach unten durchdeklinieren und somit uch bei den Instanzgerichten zu Arbeitsvereinfachunen führen werden. Das ist ebenfalls ein Beitrag des undes zur Justizgewährung in den Ländern, damit auch ort die schwierige Ressource Recht gehandhabt werden ann. Der Zugang zu den Gerichten muss bezahlbar sein. ußerdem muss die Rechtspflege so ausgestattet sein, ass sie ordnungsgemäß funktioniert. Beide Gesichtsunkte haben wir bei der grundlegenden Reform des ostenrechts, die wir in Kürze auf den Weg bringen weren, berücksichtigt. Ich möchte mich an dieser Stelle anz herzlich bei der Opposition, namentlich bei Ihnen, err Dr. Röttgen, für die gemeinsame Erörterung und ür die Zusage, dass der Entwurf mit Ihrer Zustimmung urch die parlamentarischen Gremien getragen wird, beanken. (Dirk Manzewski [SPD]: Das glaube ich erst, wenn der Finger oben ist!)


Ich habe das gesagt, damit das einmal im Protokoll
estgehalten wird.
Zum 1. Juli 2004 wollen wir die Regelungen für die
erichtskosten ebenso wie die Entschädigung für Zeu-
en, Sachverständige und ehrenamtliche Richter neu
estalten. Wir wollen die in Teilen über 120 Jahre alte
undesrechtsanwaltsgebührenordnung durch ein neues
echtsanwaltsvergütungsgesetz ersetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


nser gemeinsames Ziel ist es, das Kosten- und Vergü-
ungsrecht einfacher und transparenter zu machen. Wir
ollen die Gerichte auch dadurch entlasten, dass wir die
ergütung des Anwalts im vorgerichtlichen Verfahren
erbessern. Dadurch soll der Anreiz geschaffen werden,
icht zu Gericht zu gehen.
Wir werden den Ostabschlag auf Gebühren und Ent-

chädigungssätze in Höhe von 10 Prozent abschaffen.
as ist ein weiterer Beitrag zur Schaffung gleichwertiger
ebensverhältnisse in den östlichen und westlichen Bun-
esländern.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries

Ich meine, dass es gerechtfertigt ist, die seit über zehn

Jahren ausstehende Erhöhung der Anwaltsgebühren end-
lich anzugehen. Wir sehen vor, dass die Anwälte pro
Jahr eine Erhöhung um etwa 1,4 Prozent erhalten. Das
ist kein besonders hoher Einkommenszuwachs, wenn
man bedenkt, dass er in der gewerblichen Wirtschaft an-
sonsten bei jährlich durchschnittlich 2,6 Prozent lag. Wir
müssen berücksichtigen, dass Rechtsanwältinnen und
Rechtsanwälte sehr häufig auch Arbeitgeber sind, denen
dadurch höhere Lohnkosten, höhere Mietkosten und hö-
here Bürokosten entstehen. Ich bin der Auffassung, dass
die Erhöhung, auf die wir uns verständigt haben, sehr
moderat ist. Ich hoffe sehr, dass die Anwaltschaft bei ih-
ren bisherigen relativ positiven Aussagen bleibt.

Um das Ziel, die Anzahl der Verfahren bei den Ge-
richten zurückzuschrauben, setzen wir zum einen auf die
vorhin erwähnten vorgerichtlichen Streitentscheidungen.
Zum anderen haben wir festgestellt, dass durch die Ein-
führung des gemeinsamen Sorgerechts der Eltern für
ihre Kinder im Scheidungsfall ein deutlicher Rückgang
der Zahl an familiengerichtlichen Streitigkeiten zu ver-
zeichnen ist. Das heißt, dass man auch das materielle
Recht danach durchforsten muss, wo man Hilfestellun-
gen geben kann.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dazu gehört auch die Arbeit des Deutschen Patent-
und Markenamtes, die an dieser Stelle schon mehrfach
gewürdigt wurde. Sie wissen, dass wir das so genannte
Stauabbauprogramm auf den Weg gebracht haben, weil
die Anzahl der Prüfer bis 1997 kontinuierlich verringert
wurde und weil wir festgestellt haben, dass die enormen
Rückstände im Sinne der Interessen der deutschen In-
dustrie und Patentanmelder dringend aufgearbeitet wer-
den mussten.

In diesem Haushaltsgesetzentwurf ist die letztmalige
Schaffung von 60 zusätzlichen Stellen für Patentprüfer
vorgesehen. Wir sind zuversichtlich, dass wir es schaf-
fen, innerhalb kurzer Zeit gerichtsfeste, belastbare und
vernünftige Bescheide zu erlassen, um so den notwendi-
gen Rechtsrahmen für die Wirtschaft zu setzen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Last, but not least ist dazu zu sagen, dass damit natür-
lich auch eine Steigerung des Gebührenaufkommens des
Bundes verbunden ist: Im Jahre 2004 werden wir durch
die verbesserte Erledigung beim DPMA – prognos-
tisch – 12 Millionen Euro mehr einnehmen als in den
Jahren zuvor.

Zum Bereich der Justiz kann man am heutigen Tage
keine Rede halten, ohne an den schrecklichen Terroran-
schlag von vor zwei Jahren in New York zu erinnern.
Wir haben heute Morgen im Bundestag eine allgemeine
Gedenkminute dazu abgehalten. Dieses Attentat hat uns
nicht zuletzt gezeigt, dass der Justizgewährungsanspruch
nicht mehr nur national ist, sondern dass internationale
Verpflichtungen bestehen, gemeinsam gegen Terroristen

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(C (D orzugehen und die Bekämpfung des internationalen errorismus abzustimmen. Wir in Deutschland haben unseren Beitrag dazu ge eistet: § 129 b StGB wurde eingeführt. Mit dem Rahenbeschluss Terrorismus und dem europäischen Haftefehl (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Da steht noch was aus!)


aben wir weitere wichtige gesetzgeberische Vorausset-
ungen geschaffen, um dem internationalen Terrorismus
n Zukunft besser begegnen zu können.
Wir haben in Deutschland das weltweit einzige Ver-

ahren gegen einen Täter des 11. September – mit einer
erurteilung – abgeschlossen. Ein weiteres Verfahren
efindet sich in der Hauptverhandlung. Ich würde mir
ünschen, dass auch andere Nationen den Weg der
echtsstaatlichen Anklage konsequent umsetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Otto Fricke [FDP])


Zudem sind wir das Land – lassen Sie mich das an
ieser Stelle auch einmal erwähnen –, das das weltweit
ichteste Angebot in Sachen Rechtshilfe hat, sowohl
as die Ersuchen als auch was das Antworten bei
echtshilfeverfahren anbelangt. Wir haben auch inso-
eit mit den USA nach dem 11. September sehr gut zu-
ammengearbeitet und ein Rechtshilfeabkommen ausge-
andelt, das wir im nächsten Monat unterzeichnen
önnen.
Wir haben also allen Anlass, auch für den Bereich der

ustiz sagen zu können: Wir haben unseren Beitrag zur
ekämpfung des internationalen Terrorismus geleistet.
Ich habe eingangs von der knappen Ressource Recht

esprochen. Sie gilt es zu bewahren, und zwar, wie ich
eine, mit intelligenten und effizienten Mitteln. Ich
enke, dass der Haushalt, der hier heute eingebracht
ird, ein wichtiger Beitrag dazu ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506016900

Ich erteile dem Kollegen Dr. Wolfgang Götzer, CDU/
SU-Fraktion, das Wort.


Dr. Wolfgang Götzer (CSU):
Rede ID: ID1506017000

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
ie Haushaltsdebatte ist immer ein Anlass, eine Zwi-
chenbilanz zu ziehen, in diesem Fall über knapp ein
ahr rot-grüne Rechtspolitik. Liebe Frau Ministerin,
uch wenn ich Sie persönlich schätze und wir alle den
m Vergleich zu Ihrer Vorgängerin neuen Umgangsstil
nerkennen, kann ich Ihnen nicht ersparen, dass ich
iese Bilanz als sehr mager bezeichnen muss. Unter Ih-
er Vorgängerin herrschte bisweilen hektisch aufkom-
ender Aktionismus. Davon kann jetzt wahrlich keine
ede sein.






(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Götzer

Die Koalitionsvereinbarung ist bis jetzt größtenteils

nicht umgesetzt worden und wenn doch, dann sehr dürf-
tig.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind hier ja noch nicht mal ein Jahr! Ein Dreivierteljahr!)


Es gibt viele Ankündigungen und wenig Taten.
Liebe Frau Zypries, wir entdecken bei Ihnen zwar ei-

nige begrüßenswerte Ansätze. Ihr Problem ist aber: Sie
können sich nicht durchsetzen, weder gegenüber der
SPD-Fraktion noch gegenüber dem Koalitionspartner.
Dazu kommt die Uneinigkeit innerhalb der Koalition.
Die Leidtragenden sind die rechtsuchenden und rechts-
treuen Bürger sowie die Opfer von Straftaten.

Ich möchte ausdrücklich positiv erwähnen: Während
Ihre Vorgängerin doch deutlich von Ideologie umgetrie-
ben war, können wir sehr sachbezogen und ideologiefrei
miteinander diskutieren.

Das kann man von den Vertretern der Koalitionsfrak-
tionen im Rechtsausschuss nicht immer behaupten.


(Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)

Wir erleben dort nach wie vor und immer wieder, dass
die Mehrheitskarte gespielt wird, wenn Argumente aus-
gehen, wenn eine Initiative der Union abgeblockt, verzö-
gert bzw. abgewürgt werden soll oder wenn Sie Ihre ei-
genen Vorhaben durchpeitschen wollen. Immer wieder
gibt es Fälle von ideologischer Schlagseite.

Ich spreche in diesem Zusammenhang noch einmal
das traurige Beispiel des Entschädigungsfonds für Opfer
rechtsextremer Gewalt an, bei dem Sie sich ausdrücklich
geweigert haben, Entschädigungsleistungen auch für
Opfer linksextremistischer Gewalt zur Verfügung zu
stellen. Das ist an Schlagseite, an ideologischer Einsei-
tigkeit, wirklich nicht zu überbieten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben Sie um Beispiele gebeten! Wir haben Sie um Bedarf gebeten!)


– Herr Kollege Montag, es wundert einen nicht, wenn
man sieht, dass der Verfassungsschutz im SPD-geführten
Nordrhein-Westfalen mit Linksradikalen zusammen-
arbeitet.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Das ist ja schrecklich!)


– Ja, Sie wissen es genau. Das ist auch hier schon zur
Sprache gekommen.

Was ist seitens Rot-Grün bisher gelaufen? Was ist bis-
her wirklich in trockenen Tüchern? Zu nennen ist die
Novelle des Urheberrechts – mit unserer Zustimmung
verabschiedet. Das war aber erst der eigentlich weniger
problematische Teil.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Der war schon schwierig genug!)


Der wirklich problematische Teil kommt erst noch.

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(C (D Die Novelle zum Sexualstrafrecht ist beschlossen. ber wie? Ein Trauerspiel! Die Kernpunkte sind bis eute nicht umgesetzt, sind nicht Gesetz geworden. nsere Forderung, den Kindesmissbrauch generell vom Vergehen“ zum „Verbrechen“ hochzustufen, ist im Geetz nicht verwirklicht. Das wäre aber gerade als Signal o wichtig gewesen. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein falsches Signal!)


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: So ist es!)


ie haben sich dem verweigert. Stattdessen gab es eine
einliche Panne. Kindesmissbrauch als Wiederholungs-
at war im Entwurf zunächst sogar zum Vergehen herun-
ergestuft.


(Joachim Stünker [SPD]: Das war keine Panne!)


Oh! Sie wollten das? Danke, Kollege Stünker. Im Pro-
okoll steht jetzt – das ist gut –, dass das keine Panne,
ondern Ihre Absicht war.


(Joachim Stünker [SPD]: Sie haben es nur nicht verstanden!)


Warum haben Sie es dann bei der Schlussdebatte im
echtsausschuss korrigiert, sozusagen gerade noch in
etzter Sekunde?


(Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/ CSU]: Er versteht es noch immer nicht! – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Entscheidend ist, was hinten rauskommt!)


Was die DNA-Analyse angeht, haben Sie bei weitem
icht das gemacht, was notwendig wäre. Wir erleben
och jetzt ständig, welche großen Erfolge wir bei Fällen
erzeichnen können, die jahre- und jahrzehntelang nicht
ufgeklärt werden konnten. Dank der DNA-Analyse
önnen sie jetzt aufgeklärt werden. Hier wäre eine Aus-
eitung auf sozusagen Schwerkriminelle in spe notwen-
ig gewesen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Taschendiebe!)


Auch die Möglichkeit der nachträglichen Siche-
ungsverwahrung, so wie wir sie verlangt haben, ist im
esetz nicht verwirklicht.


(Joachim Stünker [SPD]: Das ist gut so!)

erehrte Kolleginnen und Kollegen von der Regierungs-
oalition, Menschenleben, Kinderleben hätten gerettet
erden können, wenn die Möglichkeit der nachträgli-
hen Sicherungsverwahrung, so wie wir sie gefordert ha-
en, auf Bundesebene Gesetz geworden wäre.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist falsch! – Joachim Stünker [SPD]: Den Beweis müssen Sie erst noch antreten!)







(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Götzer

Was die Anzeigepflicht angeht, eines Ihrer wichtigs-

ten Anliegen, Frau Ministerin, sind Sie total eingebro-
chen. Ihre Devise „Hinschauen und nicht wegschauen“
teilen wir voll, aber so konnte es nicht gehen. Deshalb ist
dieses Desaster zu Recht erfolgt.

Das war dann eigentlich auch schon die Antwort auf
die Frage, was so über die Bühne gegangen ist;


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Mager!)

denn was zur Umsetzung des EU-Rahmenbeschlusses
zur Terrorismusbekämpfung beschlossen wurde – das
muss man gerade heute am Jahrestag des 11. September
sagen –, verdient keine besondere Erwähnung.


(Zuruf von der SPD: Das ist abgearbeitet!)

Nichts geschehen ist bisher zum Thema Graffiti. Seit

Jahren gibt es Vorstöße und Gesetzentwürfe der Union
im Bundestag – über den Bundesrat – und jahrelang wur-
den diese Vorstöße von den Alt-68ern in Ihren Reihen
blockiert.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und des – Ich weiß, es sind nicht alle Alt-68er. Es gilt nicht der Satz: Einmal 68er, immer 68er. Der Beweis sitzt auf der Regierungsbank. Dort sitzen welche, die mittlerweile ganz gewichtige Vertreter des einst so bekämpften Establishments sind. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mann, haben sie ein Feindbild!)


(BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Also: Man muss das sehr differenziert sehen. Es gibt na-
türlich auch den Kollegen Ströbele, der da immer noch
an vorderster Front steht.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich stehe an keiner Front!)


Nun habe ich gehört, Frau Zypries, dass Sie sich im
Sommer in dem Sinne geäußert haben, Sie sähen Hand-
lungsbedarf.


(Otto Fricke [FDP]: Nur, das nützt nichts!)

Wir freuen uns sehr darüber und hoffen, dass es bald zu
einer Regelung kommt. Bei diesem Thema geht es um
200 bis 250 Millionen Euro Schaden im Jahr bundes-
weit, aber insbesondere hier in Berlin. Herr Ströbele, Sie
werden sich damit abfinden müssen, dass Sie bei Ihren
Veteranentreffen in Zukunft andere Geschichten erzäh-
len müssen.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war der erste Beifall, den Sie von den Kollegen bekommen haben!)


Thema Opferschutz. Nachdem die Union einen Ge-
setzentwurf zum Opferschutz eingebracht hat, hat jetzt
auch das BMJ einen Referentenentwurf vorgelegt; jahre-
lang war ja nichts geschehen. Unser Gesetzentwurf wird
im Ausschuss blockiert. Ein konkreter Anhörungstermin
wird bisher verweigert. Geht man so mit diesem Thema
um? Dabei sind wir uns doch eigentlich einig darüber,
dass Handlungsbedarf besteht, dass wir die Rechte der

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(C (D pfer stärken müssen, im Strafverfahren genauso wie im ivilverfahren, und dass wir eine Lücke schließen müsen. Wir brauchen nämlich eine Entschädigung für diejeigen Deutschen, die Opfer von Straftaten im Ausland erden. Da wäre wirklich etwas zu tun. Schutz der Privatsphäre. Es gibt einen Entwurf der DU/CSU-Fraktion. (Dirk Manzewski [SPD]: Ihr Entwurf ist ein Trauerspiel!)


ei der Koalition: Fehlanzeige.
Jugendstrafrecht. Im Koalitionsvertrag steht meines
issens, dass eine Überprüfung stattfinden soll. Bis jetzt
ann ich davon nichts erkennen – und das bei steigender
ugendkriminalität. Unserer Meinung nach muss etwas
etan werden. In Zukunft muss die Verurteilung von He-
anwachsenden im Grundsatz nach Erwachsenenstraf-
echt erfolgen.


(Zuruf von der SPD: Das kommt überhaupt nicht Frage!)


uch der Warnschussarrest für jugendliche Wiederho-
ungstäter, den Bayern ins Gespräch gebracht hat, ist be-
enkenswert. Über diese Dinge muss man reden, da auch
n dieser Frage angesichts der steigenden Kriminalitäts-
ahlen Handlungsbedarf besteht.


(Joachim Stünker [SPD]: Nur Sie meinen, dass man darüber reden muss, wir nicht!)


Werte Kolleginnen und Kollegen, jetzt ist gerade der
eferentenentwurf zum Sanktionensystem vorgestellt
orden, den wir lange gefordert haben.


(Joachim Stünker [SPD]: Was?)

Herr Kollege Stünker, Sie haben offensichtlich die
iesbezüglichen Debatten nicht mehr im Kopf. – Wenn
an den Entwurf querliest, stellt man fest, dass er so
anche Vorschläge enthält, die die Union in der
4. Wahlperiode im Bundesrat eingebracht hat. Das soll
ns recht sein, wenn es der Sache dient. Wir sind auch in
ukunft gerne bereit, Ihnen unsere Vorschläge zur Verfü-
ung zu stellen und mit Ihnen da zusammenzuarbeiten,
o es sinnvoll ist; die Frau Ministerin hat ja das RVG
nd das Urheberrecht genannt.


(Joachim Stünker [SPD]: Sehr gut!)

Nicht mitmachen werden wir bei dem geplanten An-

idiskriminierungsgesetz, wenn es so kommen sollte,
ie man hört und liest.


(Joachim Stünker [SPD]: Was hört man denn? – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kommt doch noch gar nicht!)


Ach so, es kommt noch gar nicht, wie so vieles andere,
err Kollege Montag.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie kennen es noch gar nicht!)


ie müssen sich langsam einmal einigen, was kommen
oll und was nicht. In diesem Fall ist es zweifellos bes-
er, wenn von Ihrer Seite nichts kommt.






(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Götzer

Hier zeigt sich wieder einmal blanke Ideologie. Es

geht hierbei nämlich nicht darum, dass man das Recht
den gesellschaftlichen Verhältnissen anpasst, sondern
hier sollen mithilfe eines Gesetzes die gesellschaftlichen
Verhältnisse geändert werden. Frau Zypries, auch Sie ha-
ben das angesprochen und ganz klar so gesehen. Die
Grünen wollen nämlich nicht etwa die EU-Richtlinie
eins zu eins umsetzen – da gibt es ja nun erheblichen
Sprengstoff für Ihre Koalition –, sondern sie wollen eine
allgemeine zivilrechtliche Ausweitung der Nichtdiskri-
minierungskriterien über die EU-Richtlinie hinaus auf
Religion, Weltanschauung, Geschlecht, Behinderung,
sexuelle Identität und Alter – also ein allgemeines Anti-
diskriminierungsgesetz. Wir hatten ja schon in der letz-
ten Wahlperiode befürchtet, dass so etwas kommt. Es ist
dann Gott sei Dank nicht dazu gekommen. Wollen Sie
vielleicht auch noch wieder den alten Gedanken der Be-
weislastumkehr aufnehmen und dann vielleicht das
Ganze auch noch mit dem Instrument der Verbandsklage
bewehren?


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Steht alles in den EU-Richtlinien! – HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir brauchen ein anderes Europa!)


Frau Zypries, Sie haben Recht, wenn Sie sagen, das he-
bele die Privatautonomie aus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Grundrechtliche Freiheit besteht auch und gerade da-

rin, Unterschiede machen und ungleich behandeln zu
dürfen. – Jetzt hätte ich gedacht, Sie klatschen, denn der
Satz stammt nicht von mir, sondern vom Kollegen
Hartenbach. Da sollten Sie eigentlich zustimmen. Das
Protokoll registriert also: keine Zustimmung für diesen
Satz des Parlamentarischen Staatssekretärs Hartenbach.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir stimmen dem zu. Ich finde, dass der Zivilrechtler
Professor Picker von der Universität Tübingen Recht
hat, wenn er sagt, dass damit der Gebrauch der Mei-
nungsfreiheit unter Strafe gestellt wird. Er spitzt das sehr
stark zu. Aber mit dem, was hier manche planen, wird
Art. 5 des Grundgesetzes meiner Meinung nach wirklich
in unzulässiger Weise eingeschränkt.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506017100

Herr Kollege.

Dr. Wolfgang Götzer (CSU):
Rede ID: ID1506017200

Vielen Dank, Herr Präsident. Ich komme zum

Schluss. – Liebe Frau Zypries, setzen Sie sich bitte in
diesem Punkt gegenüber dem Koalitionspartner durch.
Wir sind der Meinung, dass es ohnehin keinen Umset-
zungsbedarf für diese Richtlinie gibt, weil die §§ 134
und 138 BGB ausreichen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach du liebe Zeit! Die sind uralt! – Gegenruf des Abg. Otto Fricke [FDP]: Seit wann ist Alter etwas Schlechtes, Herr Ströbele?)


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(C (D Ich fasse zusammen: eine äußerst dürftige Bilanz, fast ichts in die Tat umgesetzt, nur einige Ankündigungen, roße Uneinigkeit in der Koalition und eine Ministerin, ie sich nicht durchsetzen kann. Das bedauern wir sehr. eil ich Sie, Frau Zypries, aber persönlich sehr schätze, öchte ich mit Genehmigung des Präsidiums zum chluss aus einem Aufsatz von Ihnen zitieren. Wenn es ein Satz ist, lasse ich es gerade noch zu. enn Sie den ganzen Artikel vorlesen wollen, kann ich as mit Blick auf die vereinbarten Redezeiten nicht zuassen. Natürlich nicht. – Vor wenigen Tagen ist uns ein Buch it einem Aufsatz von Ihnen, den ich natürlich bereits elesen habe, in die Hände gefallen. Ich darf Sie zitieren: Die Bundesregierung hat den moderierenden Staat zum Prinzip gemacht. ieses Zitat trifft nicht zuletzt auf den Bundeskanzler u; das ist leider wahr. – Ich darf Sie aber noch weiter ziieren. Nein, das dürfen Sie nun wirklich nicht. Es wird ja al es goldrichtig sein und kann an geeigneter Fundstelle achgelesen werden. Jetzt kommt aber ein Satz, der das Parlament betrifft. Das mag ja sein, Herr Kollege. Dieser Satz lautet, ich zitiere: Dabei darf aber die Politik nicht zu kurz kommen. ehr richtig, Frau Zypries. Wir brauchen Führungskraft. rau Ministerin, darauf warten wir. Vielen Dank. Das Wort hat der Kollege Jerzy Montag, BÜNDIS 90/DIE GRÜNEN. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her en Kolleginnen und Kollegen! Die Zahlen im Haushalt es Justizministeriums, Einzelplan 07, und des Bundeserfassungsgerichts, Einzelplan 19, sind schnell dargetellt. Das Bundesjustizministerium, die Bundesgerichte, er Generalbundesanwalt, das Deutsche Patentund arkenamt brauchen seit Jahren konstant weniger als Jerzy Montag 15 Tausendstel des Gesamthaushalts. Sie finanzieren sich – das wurde von der Ministerin bereits gesagt – zu über 90 Prozent aus eigenen Einnahmen und erbringen die geforderte globale Minderausgabe vollständig durch Einsparungen. Das Bundesjustizministerium verdient für diese vorbildliche Haushaltsführung auch im Haushalt 2004 keine Kritik, sondern Anerkennung und Dank des ganzen Hauses. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506017300
Dr. Wolfgang Götzer (CSU):
Rede ID: ID1506017400
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506017500
Dr. Wolfgang Götzer (CSU):
Rede ID: ID1506017600
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506017700
Dr. Wolfgang Götzer (CSU):
Rede ID: ID1506017800

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506017900
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506018000




(A) )


(B) )


Ohne andere damit hintanzustellen will ich sagen,
dass die Bundesgerichte, insbesondere das Bundesver-
fassungsgericht, ihre wichtigen Aufgaben der Rechtsge-
staltung und Rechtsfortbildung wie auch das Wächter-
amt des Grundrechtschutzes hervorragend und effektiv
wahrnehmen. Die Bürgerinnen und Bürger und den Staat
kosten diese so wichtigen Leistungen der Bundesjustiz
vergleichsweise wenig, ohne dass es damit zu einem bil-
ligen Recht im Sinne minderer Qualität kommen würde.

Aber uns allen muss klar sein: Wir reden von nicht
weniger als von den Kosten des Rechtsstaates und der
Rechtsstaatlichkeit und dies muss uns in Zukunft mehr
und nicht weniger wert sein. Deshalb nicht nur Dank und
Anerkennung, nein, auch Geld und Ausstattung müssen
stimmen, wenn wir wollen, dass die Bundesjustiz die im-
mer weiter wachsenden Anforderungen, besonders im
europäischen Vereinigungsprozess, auch meistern kann.

Rechtspolitik ist Gesellschaftspolitik und Gesell-
schaftspolitik braucht einen Anker und einen Kompass,
wenn sie nicht bestehenden und gemachten Stimmungen
nachjagen und sich dabei verbiegen und missbrauchen
lassen will. Unsere Politik ist dem Schutz und dem Aus-
bau der Grund- und Bürgerrechte der Menschen ver-
pflichtet. Wir wollen mehr und nicht weniger Rechts-
staat, mehr und nicht weniger Freiheit und mehr und
nicht weniger bürgerschaftliches Engagement und Ein-
mischung erreichen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Da sind Sie aber in der falschen Partei!)


Damit haben Sie, meine Damen und Herren von der
CSU, trotz Ihrer gegenteiligen Beschwörungen nichts
am Hut. Bei Ihnen heißt es in der Rechtspolitik immer:
rauf mit den Strafen und runter mit den Rechten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn Sie Recht in die Hand nehmen, dann geriert das
immer zu einer Schlagwaffe. Den besten Beleg liefern
Sie mit Ihren Vorschlägen zum Jugendstrafrecht ab.
Pünktlich zur Wahl in Bayern kommt aus dem von Ihnen
majorisierten Bundesrat der Entwurf eines Gesetzes zur
Verbesserung der Bekämpfung der Jugenddelinquenz.
Sie wollen die Jugendstrafe von zehn auf 15 Jahre erhö-
hen. Sie wollen bereits 12-Jährige statt wie bisher 14-Jäh-
rige vor Gerichte zerren und Sie wollen das Erwachse-
nenstrafrecht nicht erst ab 21, sondern ausnahmslos ab
18 Jahren einführen.

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(C (D Glauben Sie denn ernsthaft, meine Damen und Herren on der Opposition, die Jugenddelinquenz würde zuückgehen, weil das Höchstmaß der Jugendstrafe auf 5 Jahre erhöht werden soll? (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Das glauben wir nicht!)


ie oft wird denn das bisherige Höchstmaß von zehn
ahren überhaupt erreicht? Wo sind die empirischen Da-
en, die belegen, dass dieses Höchstmaß von zehn Jahren
ugendstrafe nicht ausreichen würde? Wenn, wie Sie es
ollen, Heranwachsende ausschließlich nach Erwachse-
enrecht bestraft werden, müssen Sie sich darüber im
laren sein, dass Sie damit den jungen Menschen die Er-
iehungsmöglichkeiten des Jugendstrafrechts entziehen
nd die Strafrichter vielfältiger Einwirkungsmöglichkei-
en auf diese jungen Menschen berauben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dabei ist es ja nicht so, dass Heranwachsende nicht
ereits jetzt im Einzelfall nach Erwachsenenstrafrecht
estraft werden könnten. Die Instrumente für sachge-
echte Entscheidungen sind im Gesetz vorhanden. Aber
ie setzen vielmehr auf Signale, die die eigentlichen
dressaten, nämlich delinquente junge Menschen, ohne-
in nicht erreichen.
Die Fachwelt diskutiert seit Jahren über Möglichkei-

en der Ausweitung und der Entfaltung des Jugendstraf-
echts. Konkrete Vorschläge des Juristentages, der Ju-
endstrafrichter


(Otto Fricke [FDP]: Des Bundesverfassungsgerichts!)


nd der Wissenschaft liegen auf dem Tisch. Das alles
gnorieren Sie, um billig und auf dem Rücken junger
enschen Punkte bei Ihrer Klientel zu machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Was seit Jahrzehnten gebraucht wird, meine Damen
nd Herren von der Opposition, ist ein Jugendstrafvoll-
ugsgesetz. Bei uns ist das in Arbeit; bei Ihnen Fehlan-
eige.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/ CSU: Wann kommt es denn?)


Warten Sie einmal ab. Wir, lieber Kollege, haben von
iner vierjährigen Wahlperiode noch nicht einmal
5 Prozent hinter uns. Sie können sich gar nicht so
chnell ansehen, was wir bisher in der Rechtspolitik in
ang gesetzt haben, wie wir neue Gesetze vorlegen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Lachen bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506018100

Herr Kollege Montag, gestatten Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Fricke?






(A) )



(B) )



Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506018200

Wenn es mir von meiner Redezeit nicht abgezogen

wird, dann sehr gern.

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506018300

Nein, selbstverständlich nicht.

Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1506018400

Herr Kollege Montag, ich finde es sehr toll, dass Sie

als Bayer hier sagen, dass da ein schlechter Vorschlag
gemacht wird. Aber angesichts dessen, dass Sie so groß
davon reden, was man alles im Jugendstrafvollzug tun
muss, würde ich mich freuen, wenn Sie mir eine Antwort
auf die Frage geben können, wieso Sie es fünf Jahre lang
nicht geschafft haben,


(Joachim Stünker [SPD]: 30 Jahre!)

obwohl das Bundesverfassungsgericht uns alle wieder-
holt ermahnt hat, ein Jugendstrafvollzugsgesetz mit Ihrer
Koalition auf den Weg zu bringen.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506018500

Herr Kollege, ich bin erst seit einem knappen Jahr

Mitglied dieses Hohen Hauses.

(Otto Fricke [FDP]: Ich meinte Ihre Koali tion!)

Deswegen erlauben Sie mir, dass ich Ihnen ganz persön-
lich auf diese Frage antworte. Ich persönlich halte ein
Jugendstrafvollzugsgesetz für absolut vordringlich. Ich
werde das, was in meiner Kraft steht, tun, damit wir ein
solches Gesetz in dieser Legislaturperiode auch tatsäch-
lich bekommen. Aber das Problem ist ja nicht erst fünf
Jahre alt. Die Rüge ist fünf Jahre alt; das Problem ist
Jahrzehnte alt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es gab viele in der Regierungsverantwortung, doch kei-
ner hat das bisher angepackt. Wenn Sie solche Fragen
stellen, dann schauen Sie dabei auch in den eigenen
Spiegel, das heißt, in den Spiegel Ihrer Partei, die
29 Jahre lang Gelegenheit dazu hatte und keine Aktivitä-
ten in dieser Richtung unternommen hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die CDU/CSU will das gesprochene und das ge-
schriebene Wort sowie das Verhalten der Menschen im-
mer mehr überwachen. Nach der Verschandelung der
Verfassung durch den so genannten großen Lauschan-
griff wollen sie jetzt nach den Wanzen auch noch Video-
kameras in Wohn- und Schlafzimmern installieren. Die
ausufernde Telefonüberwachung wollen sie im polizei-
präventiven Bereich der Aufsicht der Staatsanwaltschaft
entreißen und gegen jeden Beliebigen richten.

Wir werden uns stattdessen daran machen, die not-
wendigen Ermittlungsmaßnahmen in diesem Bereich
zielgenau und unter justizieller Kontrolle auszurichten.
Telefonabhörungen in begründeten Fällen müssen sein,

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(C (D ber wir wollen kein überwachtes, abgehörtes oder aufezeichnetes Land, welches Sicherheit suggeriert und nfreiheit praktiziert. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie, meine Damen und Herren von der CDU/CSU,
ollen die Justiz nicht besser oder moderner machen,
ie wollen sie nur schneller machen, und das mit dem
bbau von Verfahrensrechten der Beteiligten.


(Beifall des Abg. Joachim Stünker [SPD])

Sie wollen es erschweren, sich gegen einen befange-

en Richter zu wehren. Sie machen sich an den Kern der
erteidigung heran, nämlich an das Recht, Beweisan-
räge zu stellen. Sie wollen Strafen ausweiten in Verfah-
en ohne volle Schutzgarantie für Beschuldigte. Diese
orschläge stehen alle in Ihrem Justizbeschleunigungs-
esetz. Weiterhin wollen Sie eine sachgerechte Verteidi-
ung durch eine Aushebelung des Akteneinsichtsrechts
nmöglich machen. Sie wollen die Hauptverhandlung zu
iner Zuschauerveranstaltung mit Liveeinspielungen von
ideos machen.


(Dr. Albert Röttgen [CDU/CSU]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


ie wollen das Fragerecht in der Hauptverhandlung ab-
chneiden.
Das sind alles Vorschläge aus Ihrem so genannten Ge-

etz zur Stärkung der Rechte der Opfer im Strafprozess.
ch könnte diese Liste spielend verlängern. Alle Punkte
elegen: Auf der nach oben offenen Repressionsskala
lettern Sie höher und höher und sagen uns und den
enschen, das sei Rechtspolitik.
Wir lassen uns von diesem Geschrei –


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Sie sind doch der Einzige, der schreit!)


ch denke da an die gestrige Debatte in diesem Hohen
ause – nicht anstecken. Wir werden die bestehenden
robleme nüchtern und sachlich analysieren und an ge-
igneten Lösungen für diese Probleme arbeiten.
Zum Sexualstrafrecht wird mein Kollege von der

PD sicherlich noch etwas sagen. Zum Urheberrecht ist
ier schon etwas gesagt worden. Auch die zweite No-
elle dieses Gesetzes werden wir anpacken. Das Justiz-
odernisierungsgesetz ist in Arbeit. Die Umsetzung des
ahmenbeschlusses des Rates zur Bekämpfung des Ter-
orismus ist bereits abgeschlossen. Im gleichen Sinne
rbeiten wir an einem umfassenden Antidiskriminie-
ungsgesetz sowie einer Gesamtreform der Strafprozess-
rdnung.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Was steht denn drin?)


Meine Damen und Herren, die Sie für die CDU/CSU
m Rechtsausschuss sitzen, wenn Sie sich auf Sacharbeit
inlassen, sind Sie eingeladen, mitzuwirken.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Können die nicht!)







(A) )



(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506018600

Herr Kollege, das wäre ein schöner Schlusssatz gewe-

sen.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506018700

Wenn nicht, Herr Kollege Dr. Röttgen, wenn Sie auch

rechtspolitisch auf Krawall gebürstet sind, so wie es Ihr
Bayern-Glos gestern vorgemacht hat, dann bleiben Sie
draußen vor der Tür, was dann weder für den Rechtsstaat
noch für die Menschen in Deutschland ein Schaden
wäre.

Danke.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506018800

Ich erteile dem Kollegen Otto Fricke, FDP-Fraktion,

das Wort.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1506018900

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Ich muss schon sagen: Das war ein schöner langer
Satz, Herr Montag.

Kurze Replik zu dem, was Sie eben gesagt haben,
Herr Montag. Sicher, die FDP war 29 Jahre an der Re-
gierung. Aber auch ich bin erst ein Jahr als Abgeordneter
in diesem Parlament. Ich finde es bemerkenswert, dass
Sie in Ihrem Fall herausstellen, dass Sie erst ein Jahr in
diesem Parlament sind, aber mir die 29 Jahre vorhalten.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ging gegen Ihre Partei!)


Wir können hier ewig das Spielchen treiben, wer in
der Vergangenheit der Schuldige war.


(Zuruf von der SPD: Hat er doch gar nicht!)

Wir alle sind gemahnt worden. Ich halte es für falsch,
wenn man sich hier hinstellt und sagt, die anderen hätten
alles schlecht gemacht – meine Fraktion lehnt auch man-
che Vorschläge von der CDU/CSU ab –, aber dann,
wenn man selber hinterherhinkt – Herr Ströbele, Sie sind
ja schon etwas länger dabei, Sie hätten das schon ma-
chen können –, so tut, als sei alles so schwierig.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)

Liebe Frau Ministerin, es ist richtig: Die Haushaltsge-

spräche funktionieren gut, auch schon in der letzten Le-
gislaturperiode. Der Haushalt ist nach meiner Meinung
trotz der Sparbedingungen, denen wir unterliegen, fair.
Wir müssen schauen, an welcher Stelle wir etwas tun
können und wo noch kleine Veränderungen möglich
sind. Ich begrüße auch ausdrücklich, dass Sie auch dies-
mal angekündigt haben, bei den Berichterstattergesprä-
chen dabei sein zu wollen; denn es ist für die Berichter-
statter wichtig, zu merken, dass diese Gespräche nicht
nur auf der Ministerialebene ankommen, sondern bis
nach oben durchkommen.

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(C (D Trotzdem will ich in Richtung Koalition einen Aspekt nsprechen. Wir hatten aufgrund des Job-AQTIV-Gesetes im Entwurf eine Sperre für das Bundesverfasungsgericht und den Bundesrechnungshof vorgeseen, die wir nach Rücksprache im Haushaltausschuss ieder gestrichen haben. Wir müssen meiner Meinung ach aufpassen, dass die Gewaltenteilung nicht dazu ührt, dass bei einem Haushalt, der vom Parlament aufestellt wurde, die Exekutive, gerade im Fall eines uns lle kontrollierenden Organs, anschließend auf der rundlage ihres Rechtes zum Haushaltsvollzug Kürzunen vornimmt, auf die das Parlament keinen Einfluss ehmen kann. Ob man eine gesetzliche Regelung raucht, um das zu verhindern, weiß ich nicht. Ich hoffe ur, dass dieser Fall nicht wieder vorkommt. Meine Damen und Herren, das Bundesverfassungs ericht ist deswegen für mich ein so wichtiges Thema wir diskutieren in dieser Debatte ja nicht nur über den ustizhaushalt –, weil wir bei all den Reformen, die nun uf uns zukommen, mit Sicherheit damit rechnen könen, dass das Bundesverfassungsgericht mit zunehmend ehr Verfassungsbeschwerden, Organklagen und Ähnlihem befasst werden wird. Das Thema Graffiti ist eben angesprochen worden. abei handelt es sich um ein ewiges Thema. Man kann tzt darüber nachdenken, wer es zuerst entdeckt hat. ber ich finde die Richtung, die die SPD hier einschlägt, twas zynisch. In meiner Heimatstadt Krefeld, wo die DP und die SPD in der Opposition sind, wird jetzt im ommunalwahlkampf darauf hingearbeitet, dass das prühen von Graffiti unter Strafe gestellt wird und somit in Ende findet. (Dirk Manzewski [SPD]: Das ist in der Regel doch schon so!)


Jetzt hören Sie doch auf damit. Wir wissen doch alle,
orum es geht. Ihre Leute werben damit, noch einen
traftatbestand zu schaffen, und veräppeln die Wähler,
ndem sie so tun, als würden sie entsprechende Maßnah-
en ergreifen, obwohl sie seit fünf Jahren sagen, dass
ier nichts unternommen werden soll. Wo der Grund da-
ür sitzt, wissen wir.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dirk Manzewski [SPD]: Das ist schon ein Straftatbestand! Einfach mal ins Gesetz gucken!)


Jawohl, Herr Vorsitzender Richter! Selbstverständlich,
err Vorsitzender Richter!
Frau Ministerin, natürlich hat der Kollege Götzer
echt: Es ist weniger passiert. Ob es immer so schlecht
st, wenn es in einem Rechtsstaat weniger Gesetze gibt,
eiß ich nicht; das kommt auf die Gesetze an. Aber
eien wir doch einmal ehrlich: Sie haben im Endeffekt
esagt, besser keine Gesetze, es sei denn, die CDU/CSU
acht mit.


(Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


ie CDU/CSU macht bei entscheidenden Gesetzen
erne mit, nicht nur bei der Gesundheitsreform, die






(A) )



(B) )


Otto Fricke

verfehlt ist, sondern auch bei anderen Gesetzen, die ver-
fehlt sind. Ich würde mir schon überlegen, ob ich bei al-
lem Möglichen mitmache, was aufseiten der Regie-
rungskoalition gemacht wird, und mich dann nachher
mit stolz geschwellter Brust dagegen wende, wenn es
um andere Themen geht.


(Beifall bei der FDP)

Frau Ministerin, die FDP erwartet von Ihnen nicht nur

ein neues Strafvollzugsgesetz, sondern Sie sind – das
wissen Sie – auch mit dem Untersuchungshaftvoll-
zugsgesetz hinterher. Auch da sei mir ein freundlicher
Hinweis an die Grünen gestattet, in diesem Fall an Herrn
Ströbele und nicht an Herrn Montag, weil der ja erst seit
einem Jahr im Bundestag ist. Da ist fünf Jahre lang
nichts passiert. Auch da könnte man etwas tun. Die Ver-
hinderer sitzen eher auf der Bank der SPD. Warum das
nicht klappt, wissen wir auch alle.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine gute Erkenntnis!)


Zwar sitzen die Verhinderer da, aber was machen wir?
Entweder legen wir keinen Gesetzentwurf vor oder es ist
wie bei der von der FDP begrüßten, jetzt endlich stattfin-
denden Gebührenreform. Dass wir jetzt eine Gebüh-
renreform bekommen werden, ist doch nicht darauf zu-
rückzuführen, dass wir uns alle jetzt einig sind, sondern
es ist darauf zurückzuführen, dass die Länder sagen: Wir
kriegen genug Knete, deswegen darf es auch für die
freien Berufe nach zehn Jahren eine Gebührenerhöhung
geben. – So liegt doch der Fall.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist das im Leben!)


– So ist das im Leben, Herr Montag. Aber dann frage ich
Sie einmal: Halten Sie es für richtig, dass die Höhe der
Einnahmen für jemanden mit einem freien Beruf, den
Sie der Gewerbesteuer unterwerfen wollen, künftig da-
von abhängt, dass die Länderfinanzminister sagen:
„Aber nur, wenn ich auch Geld kriege“? Wir erwarten
von einem Anwalt – anders als von einem Gewerbetrei-
benden –, dass er nicht nur danach schaut, wie er seinen
Gewinn maximieren kann, sondern wir erwarten von
ihm, dass er Beratunghilfe macht, dass er Pflichtverteidi-
gungen macht und dass er Verfahren im Rahmen der
Prozesskostenhilfe übernimmt.

Wenn wir all das tun, meine Damen und Herren von
Rot-Grün, aber gleichzeitig sagen, dass das ein Gewerbe
ist und der Gewerbesteuer unterfällt, dann ist das ein
Widerspruch. Wenn die Frage, wie viel Gebühren man
dafür erheben kann, auch noch davon abhängt, wie viel
zusätzliches Geld die Länder bekommen, dann beschädi-
gen wir auf Dauer eine der wesentlichen Säulen unseres
Rechtsstaates. Das kann es nicht sein.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Ich komme zum Schluss. Wir werden bei den Haus-

haltsverhandlungen mit Sicherheit noch einige Einspa-
rungen vornehmen müssen. Das ist wohl zu erkennen.
Aber wir müssen aufpassen, an welcher Stelle wir sie
vornehmen. Frau Ministerin, ich sage einmal so: Sie
werden aufseiten der FDP teilweise eine größere Unter-

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(C (D tützung finden – das wissen Sie aus den vorhergehenen Gesprächen – als aufseiten Ihrer eigenen Koalitioäre. Ich hoffe, dass wir Sie nicht zu sehr unterstützen üssen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506019000

Nun hat der Kollege Joachim Stünker für SPD-Frak-

ion das Wort.

Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1506019100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Kollege
ötzer hat hier heute – zumindest im ersten Teil – die
ede gehalten, die der Kollege Röttgen am 18. März die-
es Jahres hier auch schon gehalten hat.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das spricht für uns beide! – Zuruf von der CDU/CSU: Wir ändern unsere Meinung nicht so schnell!)


ie haben damals gesagt, unsere Politik sei geprägt von
echtspolitischer Lustlosigkeit, wir hätten keinen Elan
nd uns würden die Rezepte fehlen. Sie haben uns Hand-
ungsschwäche auf dem Gebiet der Rechtspolitik vorge-
orfen. Ich habe Ihnen damals bereits erwidert – und tue
as auch heute –, dass blinder rechtspolitischer Aktionis-
us und vor allem purer rechtspolitischer Populismus
icht unsere Politik sind. Das überlassen wir gerne Ih-
en.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich gebe zu, dass wir mit unserem Koalitionspartner
anchmal eine etwas quälende Diskussion zu dem
hema Graffiti haben; das will ich gar nicht in Abrede
tellen. Aber wie populistisch man das handhaben kann,
as haben Sie gestern wieder mit einer Presseerklärung
ewiesen. Ich gebe zu, sie stammt nicht von einem Ihrer
echtspolitiker, sondern von MdB Peter Götz. Ich
laube er ist kommunalpolitischer Sprecher. Er hat eine
olle Erklärung abgeben: Die Graffiti-Szene wird immer
rimineller. Rot-Grün verweigert sich einer maßvollen
erschärfung des Strafrechts.
Das ist völliger Unsinn. Es geht darum, wie eine mög-

icherweise bestehende Lücke in einem Straftatbestand
eschlossen werden kann; darüber streiten wir. Aber es
eht hier nicht um schärfere Gesetze oder Ähnliches. So
erdummen Sie die Menschen mit Populismus. Dem
erden wir uns nicht anschließen.


(Beifall bei der SPD – Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Heißt das, dass Sie es wieder nicht machen? – Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU]: Machen Sie es jetzt oder nicht?)


Ich habe mein Büro gebeten, für die heutige Debatte
inmal die rechtspolitischen Initiativen herauszusuchen,
it denen Sie uns in dieser Legislaturperiode bereits be-
lückt haben. Wenn man da einmal nachblättert, dann






(A) )



(B) )


Joachim Stünker

stellt man fest, dass es sich – entgegen Ihren vollmundi-
gen Erklärungen – nur um wenige, sehr übersichtliche
Initiativen handelt, die im Wesentlichen durch drei
Merkmale gekennzeichnet sind:

Erstens. Sie machen immer wieder Vorschläge für
eine Verschärfung der Kriminalpolitik, so auch heute
Abend.

Zweitens. Sie fordern uns auf, Reformen aus der letz-
ten Legislaturperiode rückgängig zu machen.

Drittens. Sie versuchen wiederholt, einen Aufguss der
gescheiterten Rechtspolitik der Regierung Kohl aus den
90er-Jahren vorzunehmen. Der Hinweis auf Ihr Justiz-
beschleunigungsgesetz ist bereits erfolgt.


(Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Viertens, dass Sie zurücktreten!)


Zusammenfassend sage ich Ihnen dazu: Es handelt
sich bei Ihren rechtspolitischen Initiativen nicht einmal
um neuen Wein, sondern ausschließlich um alten Wein
in alten Schläuchen.


(Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Alter Rotwein ist etwas Gutes!)


Hiermit werden Sie den Herausforderungen des
21. Jahrhunderts nicht gerecht werden.

Ich wiederhole: Wir werden auch weiterhin eine hu-
mane, rationale und effiziente Kriminalpolitik vorantrei-
ben und werden uns dabei von Ihnen überhaupt nicht be-
irren lassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Wann geht es los?)


In Übereinstimmung mit der überwiegenden Meinung
der Praxis haben wir nicht die geringste Veranlassung,
Reformen aus der letzten Legislaturperiode zurückzu-
nehmen. Die gescheiterten Justizentlastungsgesetze aus
den 90er-Jahren – Herr Funke hat es jedes Mal dankens-
werterweise bestätigt; er war ja daran beteiligt – werden
durch fortwährende Wiederholung und durch vielleicht
andere Formulierungen nicht besser. Wir werden diesem
Weg nicht folgen.

Wir werden vielmehr die in der letzten Legislatur-
periode begonnenen Justizreformen mit Augenmaß und
bedächtig fortsetzen.


(Lachen bei der CDU/CSU)

Die Justizpolitik, die in den Jahren 1982 bis 1998 eher
träge und zögerlich war, ist durch diese Reformen tat-
sächlich in Fahrt gekommen. Sie sehen dies an den Dis-
kussionen in der Fachöffentlichkeit, aber auch an Bei-
trägen in der Presse. Wir dürfen und werden diese
Reformen daher nicht bremsen; denn die Folgen Ihres
Versagens – das zeigt die Diskussion über das Untersu-
chungshaftvollzugsgesetz und den Jugendstrafvollzug –
tragen wir alle gemeinsam noch heute.


(Otto Fricke [FDP]: Die Konsequenzen müssen Sie jetzt ziehen!)




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(C (D Die werden wir ziehen. (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Rücktritt! Neuwahl!)

Unsere Politik zeichnet sich seit 1998 durch drei
ernbereiche aus, die bei allem, was wir tun, im Vorder-
rund stehen. Daran werden wir uns auch weiter messen
ssen. Die Frau Ministerin hat in ihrer Rede dankens-
erterweise auf einige Punkte bereits hingewiesen.
Erstens. Wir wollen die Leistungsangebote der Justiz

uch für Schwächere optimieren. Dazu gehört unsere
PO-Reform mit der Stärkung der ersten Instanz. Wenn
ir mit Vertretern aus der Praxis reden, dann stellen wir
der Tat fest, dass diese Stärkung eingetreten ist. Wir
erden dieses Gesetz wie versprochen im Jahr 2004 eva-
ieren. Danach reden wir darüber, was wir möglicher-
eise verändern und verbessern können. Aber davor
darauf kann sich die Praxis verlassen – wird die Ver-
unft siegen und wir werden keine Veränderungen vor-
ehmen, da mögen Sie Anträge stellen, so viel Sie wol-
n.
Zweitens. Wir wollen die Chancengleichheit der
ürger beim Zugang zum Recht auch weiterhin sichern.
ierzu gehören der Ausbau von Prozesskostenhilfe und
er Pflichtverteidigung ebenso wie die Mediationskos-
nhilfe. Zu diesen Zugangschancen gehört auch die
ringend notwendige Modernisierung des Rechtsbera-
ngsgesetzes. Die Vorarbeiten hierzu sind angelaufen.
ch bin überzeugt, dass wir die Novellierung des Rechts-
eratungsgesetzes noch in dieser Legislaturperiode ab-
chließen werden.


(Otto Fricke [FDP]: Aha!)

Wir werden die Informations- und Beteiligungsrechte

er Opfer im Rahmen der anstehenden StPO-Reform
tärken und wir werden den Opferschutz ausbauen. Wir
ind fest entschlossen, künftig den Opfern einer Straftat,
enn sie es denn wollen, den doppelten Weg über Straf-
nd Zivilgerichte in den dafür angezeigten Fällen zu er-
paren. Darauf hat die Frau Ministerin schon hingewie-
en.
Die Novelle zum Kostenrecht liegt Ihnen vor. Hierzu

ehört auch der gesamte Bereich der freiwilligen Ge-
ichtsbarkeit. Das ist in der Tat ein gewaltiges Reform-
orhaben, das wir in der letzten Legislaturperiode be-
onnen haben. Wir können das Gestrüpp bei den
erfahrensordnungen nicht so belassen, wie es sich
eute darstellt. Wir werden Ihnen auch hierzu rechtzeitig
dieser Legislaturperiode eine Novelle vorlegen.
Sie sehen, die Aufgabenfelder sind im Wesentlichen

bgesteckt. Das kann man allerdings nicht alles in einem
ahr bewältigen. Aber wir werden die Reformen in ver-
ünftigen Schritten vorantreiben.


(Otto Fricke [FDP]: Da gibt es doch noch ein bisschen mehr!)


Gestatten Sie mir, den folgenden dritten Punkt etwas
ründlicher zu behandeln, da er mir sehr wichtig ist.
ehmen Sie das, was ich dazu sage – ich bitte um Nach-
icht –, nicht unbedingt als Verkündung von rot-grüner






(A) )



(B) )


Joachim Stünker

Programmatik. Teilweise handelt es sich um einen The-
menbereich, der mir persönlich sehr am Herzen liegt und
zu dem ich Ihnen einige Gedanken mitteilen möchte.

Drittens. Wir wollen die Effizienz der Justiz durch
neue Steuerungsmodelle und auch durch Aufgabenverla-
gerung in der Zukunft sichern. Das ist sicherlich das
schwierigste Thema, dem wir uns zu widmen haben, und
vor dem Hintergrund der immer knapper werdenden
Ressourcen, wie ich meine, auch das wichtigste Thema.

Die Justiz und hier in erster Linie die Richterinnen
und Richter müssen zukünftig in noch größerem Maße
bereit sein, sich einer Qualitätsdiskussion zu stellen, die
auch Wirtschaftlichkeitsüberlegungen einschließt. Es
darf unter Berufung auf die richterliche Unabhängigkeit
nicht jedwede Qualitätsdiskussion und Überprüfung der
Tauglichkeit der neuen Steuerungsmodelle scheitern.
Ich bin davon überzeugt, dass dort noch sehr viele Res-
sourcen liegen, die wir nutzen sollten.

Zur Frage der Effizienz und der Wirtschaftlichkeit der
Justiz gehört aber auch, Aufgaben, die nicht unbedingt
in Richterhand sein müssen, auf andere Laufbahnen zu
übertragen. Deshalb haben wir mit der Binnenreform der
ordentlichen Gerichtsbarkeit begonnen. Ich hoffe, Sie
werden uns in diesem Punkt bei dem demnächst zu bera-
tenden Justizmodernisierungsgesetz unterstützen. Wir
übertragen richterliche Aufgaben auf die Rechtspfleger
und setzen damit Ressourcen frei.

Kein Tabu dürfen in diesem Zusammenhang Überle-
gungen sein, ob bestimmte Bereiche, die nicht den Kern
hoheitlicher justizieller Aufgaben betreffen, gegebenen-
falls nicht doch aus dem Bereich Justiz herausgenom-
men werden könnten. Die Ministerin hat dieses Thema
hier angesprochen. Für mich gehören in diesen Zusam-
menhang Überlegungen, ob nicht die Zusammenlegung
von Fachgerichtsbarkeiten oder die Eingliederung der
Arbeitsgerichtsbarkeit in die ordentliche Gerichtsbarkeit
ein Weg ist, durch den wir erhebliche Synergieeffekte er-
wirtschaften könnten und den wir deswegen gemeinsam
diskutieren sollten.

Ich weiß, dass ich mit den Überlegungen, die ich hier
vorzustellen versuche, heiße Eisen anfasse. Ich weiß
auch, dass ich mit diesen Überlegungen nicht überall auf
Gegenliebe stoßen werde. Aber, liebe Kolleginnen und
Kollegen, jetzt einmal Spaß beiseite:


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)

Wie sieht denn heute die Wirklichkeit aus, insbesondere
in der ordentlichen Gerichtsbarkeit, aber auch in anderen
Gerichtsbarkeiten, und das bundesweit? Die Wirklich-
keit ist nicht zum Lachen. Die Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeiter dort sehen sich auf allen Ebenen in ihrer tägli-
chen Arbeit immer weiter wachsenden Aufgaben bei
immer weniger Personal gegenüber.


(Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Und einer immer schlechter werdenden Regierung!)


Das demotiviert und Demotivierung wirkt nicht gerade
leistungsfördernd, wie wir wissen. Das ist die allgemeine
Stimmung in den Gerichten und in den Staatsanwalt-
schaften, egal in welchem Bundesland wir uns befinden.

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(C (D Ich stimme daher dem neuen Vorsitzenden des Deutchen Richterbundes zu, der anlässlich seiner Wahl geußert hat, wir sollten grundsätzlich darüber nachdenen, welche Aufgaben Richter und Staatsanwälte nach em Grundgesetz und nach den Verfahrensordnungen erüllen müssen. Er hat hinzugefügt, auf dieser Basis solle an versuchen, ein neues Gebäude „Justiz“ zu entweren. – Darüber möchte ich mit Ihnen gerne diskutieren. eiter teile ich seine Schlussfolgerung, dass man bei ieser Vorgehensweise den Veränderungsbedarf besser rkennen kann, als wenn man das bisherige System imer nur Stückchen für Stückchen verändert. Das betrifft hre Entlastungsgesetze, die gescheitert sind. Ich teile aber ebenso die von Herrn Kollege Funke am 8. März in diesem Hohen Hause geäußerte Auffassung, ass die Wahrung des Rechtsstaates Kernaufgabe des taates sei. Er hat hinzugefügt, dass im Interesse unserer emokratie der Haushalt des Justizministeriums nicht en allgemeinen Sparzwängen geopfert werden dürfe. (Rainer Funke [FDP]: Das ist nach wie vor richtig!)


Genau. – Für den Bund hat die Frau Ministerin – wie
h meine, überzeugend – darauf hingewiesen, dass wir
as nicht getan haben, und ich hoffe, sie wollen das auch
icht tun.
Diese Warnung von Ihnen, Herr Kollege Funke – das
issen Sie genauso gut wie ich –, müssen wir eindring-
ch und zunehmend an die Bundesländer weitergeben.
ch sehe mit großer Sorge, wie dort die Justizhaushalte
on Jahr zu Jahr mehr ausgedünnt werden, und zwar un-
bhängig davon, wer wo regiert. Das ist keine Frage der
arbe der Partei. Die Finanzminister dominieren die
echtspolitik.


(Dirk Manzewski [SPD]: Ja, leider!)

ch bin überzeugt: Dies ist im Interesse des Rechtsstaates
in falscher, ein verhängnisvoller Weg.


(Beifall bei der SPD und der FDP)

ir dürfen die Fragen nach Effizienz durch neue Steue-

ungsmodelle und Aufgabenverlagerungen nicht aus-
chließlich vor dem Hintergrund von Personalkosten dis-
utieren. Wir müssen uns vielmehr die Strukturen
rundlegend ansehen und zu mutigen Reformschritten
ommen.
Lassen Sie mich zur Verdeutlichung ein Beispiel nen-

en, das uns alle gegenwärtig in der Diskussion beschäf-
gt und das hier heute noch nicht angesprochen worden
t. Ich halte das Ansinnen einiger Länder an den Bun-
esgesetzgeber für verfehlt, die Führung der Handels-
egister in der Zukunft von den Amtsgerichten auf die
ndustrie- und Handelskammern zu verlagern.


(Beifall bei der SPD)

iese hoheitliche Aufgabe im Wege der Auftragsverwal-
ng mit Fach- und Rechtsaufsicht erfüllen zu wollen be-
eutet meines Erachtens eine Verkennung der Kernberei-
he der Justiz


(Dirk Manzewski [SPD]: Richtig!)







(A) )



(B) )


Joachim Stünker

und schafft im Ergebnis nicht weniger, sondern, wenn
man genau hinsieht, mehr Bürokratie.


(Beifall bei der SPD)

Andererseits scheint im Betreuungsrecht eine Aufgaben-
verlagerung von Vormundschaftsgerichten auf Betreu-
ungsbehörden, die mit der sozialen Kompetenz einer
spezialisierten Behörde ausgestattet sind, ein gangbarer
Weg zu sein.


(Otto Fricke [FDP]: Auch bei Sterbehilfe?)

Im erstgenannten Falle müsste nämlich die Justiz Perso-
nal für eine neue Behörde abgeben; denn dort ist kein
Personal dafür vorhanden. Im zweiten Falle würde die
Justiz vorhandenes Personal zur Bewältigung des stän-
dig wachsenden Aufgabenanfalles zusätzlich einsetzen
können. Das wäre meines Erachtens der richtige Weg.
Wir werden ja noch in diesem Jahr – der Schlussbericht
der Bund-Länder-Kommission zum Betreuungsrecht
liegt vor – oder Anfang des nächsten Jahres einen Ent-
wurf in diesem Hause zu beraten haben. Vielleicht erin-
nern wir uns dann einmal an die Gedanken, die ich zu
formulieren versucht habe.

Ich würde mich freuen, wenn es uns gelingen könnte,
diese grundlegende Frage eines neuen Gebäudes der Jus-
tiz vorurteilsfrei unter uns, mit den Ländern und mit der
Fachöffentlichkeit zu diskutieren, auch wenn das
schwierig ist und sicherlich zunächst einmal Wider-
stände hervorruft.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506019200

Herr Kollege, auch wenn das schwierig ist – –

Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1506019300

Ja, Herr Präsident, noch ein Satz. – Ich bin mir ganz

sicher: Der Rechtsstaat wird es uns danken.
Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506019400

Das Wort hat der Kollege Norbert Barthle von der

CDU/CSU-Fraktion.

Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1506019500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Kollege Stünker, ich bin Ihnen als Haushälter aus-
gesprochen dankbar, dass Sie Ihre Überlegungen zu
mehr Wirtschaftlichkeit und Effizienz so humorvoll und
lebendig vorgetragen haben.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich stimme Ihnen aber zu, dass bei dem Einzelplan 07,

den wir als letzten in einer langen Haushaltswoche bera-
ten, nicht mehr viel Einsparpotenzial besteht. Ihr Etat,
Frau Ministerin, umfasst gerade einmal 1,4 Promille des
Gesamtetats; da könnte man auf die Idee kommen, er sei
unwichtig. Das ist er selbstverständlich nicht. Im Gegen-
teil, das Bundesjustizministerium leistet eine ganz wich-

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(C (D ige Aufgabe zur Aufrechterhaltung unseres Rechtsstaaes und zur Pflege des Rechts. Das will ich auch als aushälter betonen. Deshalb muss dieser Etat nicht unedingt den allgemeinen Sparzwängen geopfert werden. Lassen Sie mich aber noch etwas zu Ihrem Etat sagen. rau Ministerin, Sie haben es schon angesprochen: Für 004 sind Ausgaben von 345 Millionen Euro vorgeseen – etwa 1 Million Euro weniger als in diesem Jahr. amit, denke ich, ist auch schon das Ende der Fahnentange in diesem Bereich erreicht; denn übertriebene parsamkeit könnte im Bereich des Justizetats eher zum igentor werden. Den Gesamtausgaben von 345 Millioen Euro stehen Einnahmen von 312 Millionen Euro geenüber. Das heißt – Sie haben es erwähnt –, Sie erwirtchaften 90 Prozent selber. Das muss man positiv rwähnen und hervorheben. Deshalb unterstützen wir als Union auch ganz aus rücklich, dass Sie gerade den Bereich des DPMA, des eutschen Patentund Markenamtes, für 2004 noch inmal mit 80 neuen Stellen, davon 60 Patentprüfer, verehen wollen. Ich begrüße es sehr, dass sich die Hartnäkigkeit aller Berichterstatter in diesem Bereich so nieerschlägt. Das wird sich sehr schnell wieder als Rendite uszahlen. Selbstverständlich sind damit auch höhere erwaltungsausgaben verbunden; denn neue Arbeitsräfte brauchen auch neue Computer. Aber das muss an so akzeptieren. Alles in allem kann man sagen: Es liegt uns ein bera ungsfähiger Entwurf – zumindest in diesem Bereich – or. Ich wünsche uns allen konstruktive Haushaltsberaungen. Ein kleines ceterum censeo muss ich allerdings doch och anfügen – da geht es mir wie Cato dem Älteren –: as ist der bereits erwähnte Härtefonds für die Opfer echtsextremistischer Übergriffe. Frau Ministerin, Million Euro wollen Sie diesem Fonds wieder zufühen. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gut angelegt!)


ch halte es wirklich für fehl am Platze, Opfer unter-
chiedlich zu behandeln, ob sie nun von rechts oder von
inks oder ob sie religiös oder rassistisch motiviert ange-
riffen werden – dem Opfer ist das ziemlich egal. Ich
itte Sie, diesen ideologisch verbrämten Irrweg aufzuge-
en; er passt nicht zu Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


arum schaffen Sie nicht einen Titel, der einfach „Här-
eleistungen für Opfer extremistischer Übergriffe“ heißt?
ann wären alle bedacht und dann könnte allen geholfen
erden. Das wäre meine Bitte an Sie, auch für die kom-
enden Haushaltsberatungen.
Lassen Sie mich noch einen Satz zu den Haushalts-

eratungen generell anfügen. Es macht einem Haushäl-
er wenig Spaß, wenn man insgesamt einen Haushalts-
ntwurf vorgelegt bekommt, der im Grunde genommen
icht beratungsfähig ist. Davon wird natürlich auch ein
tück weit der Justizetat tangiert. Die Risiken wurden






(A) )



(B) )


Norbert Barthle

bereits angesprochen. Es ist wenig ersprießlich, wenn
die Vorlage zu einem Zeitpunkt erscheint, an dem das
Ganze eigentlich schon wieder überholt ist, weshalb die
Beratungen wenig Sinn machen.

Was mich, mit Verlaub, an der rot-grünen Bundesre-
gierung aber am meisten ärgert und anwidert, um das
Kanzlerwort zu vermeiden, ist die Tatsache, dass das
trotz alldem immer noch mit der Attitüde der Groß-
mannssucht und der Großspurigkeit vorgetragen wird.
Das ist wirklich ärgerlich. Es werden Jahrhundertrefor-
men en masse, eine nach der anderen, propagiert. Bis die
Reformen in Kraft treten, ist meist alles schon wieder
überholt.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil Sie sie verhindern! Stimmen Sie immer zu, dann wird es richtig gut und toll!)


Das finde ich lästig. Davon heben Sie sich aber in ange-
nehmer Weise ab. Ich hoffe, das bleibt so. In diesem
Sinne wünsche ich uns gute Beratungen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506019600

Als letztem Redner in der Aussprache erteile ich dem

Kollegen Ingo Wellenreuther für die CDU/CSU-Frak-
tion das Wort.


Ingo Wellenreuther (CDU):
Rede ID: ID1506019700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Als ehemaliger Richter aus der schönen Stadt Karls-
ruhe, der deutschen Residenz des Rechts, freut es mich
besonders, heute zum Justizhaushalt sprechen zu kön-
nen. Bevor ich mich aber zur Rechtspolitik äußere,
möchte ich auf die Justiz- und Rechtspflege im Allge-
meinen und auf ihren Stellenwert in unserem Land zu
sprechen kommen. Herr Stünker und Frau Zypries, Sie
haben das auch schon getan.

Es ist gerade einmal etwas mehr als zehn Jahre her,
als es im Zuge der Wiedervereinigung offensichtlich
und bald auch allen klar wurde, dass Wirtschaftsent-
wicklung und Wachstum in den neuen Bundesländern
ohne gesicherte Rechte, ohne funktionierende Gerichte
und ohne ein leistungsstarkes Vollstreckungs- und
Grundbuchwesen nicht möglich sind. Das gilt auch noch
heute für den gesamten Wirtschaftsstandort Deutsch-
land. Deshalb ist eine gut funktionierende Infrastruktur
im Recht und in der Justiz für unser Land von elementa-
rer Bedeutung.

Ich denke – das wurde gerade angesprochen –, die
circa 350 Millionen Euro, die in den Justizhaushalt des
Bundes eingestellt worden sind, stellen im Verhältnis zu
den circa 250 Milliarden Euro des Gesamthaushaltes ein
Minimum dar, um dieser Bedeutung gerecht zu werden.
Bei aller Notwendigkeit zum Sparen – Herr Barthle hat
es gerade angesprochen – sollte uns ein funktionierender
Rechtsstaat einen Nettobedarf von unter 0,2 Prozent des
Bundeshaushaltes wert sein. Die Justiz braucht ausrei-

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(C (D hende Mittel, um ihrer Gemeinschaftsaufgabe nicht nur m Bund, sondern natürlich auch in den Ländern gerecht u werden. Es gilt aber auch der Satz: Schnelles Recht ist gutes echt. Der Faktor Zeit ist gerade bei der Gewährung nd Durchsetzung von Recht ganz entscheidend. Es ist ichtig, dass die Justiz effektiver wird und die Abläufe eschleunigt werden. Dazu haben wir von der Union mit em bereits angesprochenen Entwurf eines Justizbechleunigungsgesetzes einen konkreten Vorschlag vorelegt. Ich möchte kurz auf das Strafverfahren eingehen. ach unserer Überzeugung muss die Unterbrechungsrist bei Hauptverhandlungen verlängert werden – hier ind wir mit Ihnen einer Meinung –, die Möglichkeiten m Strafbefehlsverfahren müssen erweitert werden, es üssen – auch im Erwachsenenstrafrecht – Wahlrechtsittel eingeführt werden und im Adhäsionsverfahren ollte ein Wiedergutmachungsvergleich ermöglicht weren, um nur einige Punkte herauszugreifen, die den trafprozess betreffen. Dem sollten Sie sich nicht verchließen. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tun wir ja nicht!)


Das werden wir sehen, Herr Ströbele.
Für das Zivilverfahren möchte ich zwei Punkte he-

ausgreifen, die von ganz entscheidender Bedeutung
ind und die die Verfahren behindern. Das eine ist die
eu eingeführte Dokumentationspflicht für richterliche
inweise und das andere ist die obligatorische Gütever-
andlung. Diese beiden Dinge müssen gestrichen wer-
en. Letzteres bringt den Parteien lediglich mehr Forma-
smus und Aufwand.


(Joachim Stünker [SPD]: Warum?)

– Herr Stünker, es ist so. Ich habe zweieinhalbtausend

ivilprozesse geführt. Ich glaube, ich weiß, wovon ich
ede.


(Beifall bei der CDU/CSU – Joachim Stünker [SPD]: Nein!)


Die erweiterte Dokumentationspflicht hat dazu ge-
ührt, dass Protokolle länger und Gerichtstermine zeit-
aubender werden. Das ist sicherlich nicht im Sinne ei-
er effizienteren Justiz. Deswegen bitte ich Sie
usdrücklich, dass Sie nicht an Regelungen festhalten,
ie sich in der Praxis tatsächlich als verfehlt herausge-
tellt haben. Um das zu wissen, hätte man kein Prophet
ein müssen.


(Dirk Manzewski [SPD]: Was denn zum Beispiel?)


Das habe ich gerade gesagt, Herr Manzewski.
Daneben ist es dringend erforderlich, die neuen Be-

astungen, die auch durch die ZPO-Reform auf den Bun-
esgerichtshof zukommen, zu korrigieren. Lassen Sie
s mich ganz plastisch ausdrücken, Frau Zypries: Der
GH ist bereits abgesoffen; er ertrinkt in Zulassungsre-
isionen und Nichtzulassungsbeschwerden.


(Otto Fricke [FDP]: Da haben wir die richtige Ministerin da!)







(A) )



(B) )


Ingo Wellenreuther

– Ja, eben. – Die richtige Lösung läge hier in der Einfüh-
rung einer Antragsrevision. Dies würde es dem Bundes-
gerichtshof auch ermöglichen, seine Arbeitskapazität
wieder auf die wirklich wesentlichen und relevanten Fra-
gen zu konzentrieren.


(Otto Fricke [FDP]: Vielleicht bekommen wir einen neuen Strafsenat!)


Eine Aufstockung der Zahl der Bundesrichter im Zi-
vilbereich wäre nicht nur aus Kostengründen der falsche
Weg; denn dann – ich muss es ansprechen – käme die so
genannte Rutschklausel zur Anwendung. Frau Zypries,
wir haben schon darüber gesprochen. Dies hätte sowohl
für die Stadt Karlsruhe als auch für den Bundesgerichts-
hof nicht hinnehmbare Folgen, nämlich die Spaltung des
BGH. Ich nehme Sie beim Wort und darf Sie auffordern,
sich dafür einzusetzen, dass der BGH mit allen Strafse-
naten in Karlsruhe bleibt, da gerade diese das Bild des
Gerichtshofes in der Öffentlichkeit prägen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Im Sinne der Kosteneinsparung – wir sind ja gerade

in der Haushaltswoche – sollte sogar über eine Wieder-
eingliederung des 5. Strafsenates des BGH von Leipzig
nach Karlsruhe nachgedacht werden. Beim Bundesver-
waltungsgericht wurden ähnliche Wege schon gegangen.

Lassen Sie mich zu weiteren Themen kommen, die
von rechtspolitischer Bedeutung sind und die der Kol-
lege Herr Dr. Götzer noch nicht angesprochen hat. Es
sind weitere Beispiele dafür, dass es Rot-Grün an ent-
sprechender Kompetenz fehlt.

Zunächst nenne ich das leidige Gesetz zur Vereinfa-
chung und Vereinheitlichung der Verfahrensvorschriften
zur Wahl und Berufung ehrenamtlicher Richter. Das
Gesetzesvorhaben wurde bereits in der letzten Wahlperi-
ode vom Bundesrat eingebracht. Passiert ist nichts, weil
Rot-Grün das Verfahren verzögert hat. Auch in dieser
Wahlperiode wurde das Gesetzeswerk – inhaltlich un-
verändert – vom Bundesrat erneut eingebracht. Eine Ver-
abschiedung vor der Sommerpause ist aber wieder an
plötzlichen Änderungsvorschlägen von Rot-Grün ge-
scheitert, sodass es für die Bundesländer im Jahre 2004
noch immer keine einheitliche und vereinfachte Wahl-
möglichkeit gibt, um die Tausenden von ehrenamtlichen
Richtern zu wählen.

Ein noch schlimmeres Trauerspiel – auch das wurde
gerade schon angesprochen – ist die Geschichte der Ver-
wirklichung der Reform der Bundesrechtsanwaltsge-
bührenordnung. Ich möchte kurz darauf hinweisen,
dass die 120 000 Anwälte dieses Landes seit Jahren auf
eine Anpassung und Änderung der BRAGO an die allge-
meinen Lebenshaltungskosten warten. Das haben Sie
verschleppt, und zwar seit sechs Jahren.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Auch dieses Gesetzgebungsverfahren ist in der letzten

Wahlperiode von Regierungsseite aus immer wieder da-
durch torpediert worden, dass kurzfristig Änderungen
nachgeschoben wurden, die weder von der Anwaltschaft
noch von unserer Seite akzeptiert werden konnten. Mit
der Beteiligung der Union ist es nun endlich gelungen


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(C (D Sie haben es angesprochen –, Ende August dieses Jahes den Referentenentwurf fertig zu stellen. Somit kann ie Anwaltschaft darauf hoffen, dass die Anpassung im ächsten Jahr tatsächlich durchgeführt wird. (Beifall des Abg. Dr. Karl A. Lamers [Heidelberg] [CDU/CSU] – Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Ohne uns geht nichts! – Gegenruf des Abg. Dirk Manzewski [SPD]: Mit euch leider auch nicht!)


Sie sagen es, Herr Dr. Götzer, so ist es.
Der heutige Tag bietet Anlass dafür, dass noch einige
orte zum 11. September gesprochen werden. Uns al-

en sind die grausamen Ereignisse und die schrecklichen
ilder noch gut im Gedächtnis. Wir werden sie wahr-
cheinlich nicht vergessen können. Ich möchte dies zum
nlass nehmen, um auf die gravierenden inhaltlichen
nterschiede in den Bereichen Terrorismusbekämpfung
nd Bekämpfung der organisierten Kriminalität zwi-
chen der Union und Rot-Grün hinzuweisen und diese
nzusprechen. Dieser Anschlag sollte für uns alle eine
ahnung sein, gegen den internationalen Terrorismus
ntschieden vorzugehen, um die Menschen vor ähnli-
hen Attentaten besser zu schützen und auch zukünftig
nsere demokratischen und freiheitlichen Gesellschafts-
trukturen zu sichern. Herr Stünker, ich hoffe, Sie ma-
hen das.


(Joachim Stünker [SPD]: Das machen wir!)

Bisher waren Sie nicht in der Lage, den Rahmenbe-

chluss der Europäischen Union zur Terrorismusbe-
ämpfung fristgerecht umzusetzen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Quatsch! Das ist eine Beleidigung!)


rst nach unserer Aufforderung im März haben Sie im
pril einen Entwurf vorgelegt. Aber dieser ist völlig un-
ureichend und ungenügend, um einen weit reichenden
chutz der Bevölkerung und unserer freiheitlichen Ge-
ellschaft vor Terrorismus zu gewährleisten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Üble Nachrede!)


Herr Ströbele, das müssen Sie so hinnehmen.
Nachbessern müssen Sie auch bei der Bekämpfung

er organisierten Kriminalität. Frau Zypries, Sie ha-
en es trotz Ausweitung der Taten im Bereich der orga-
isierten Kriminalität noch nicht fertig gebracht, den
trafverfolgungsbehörden ausreichend geeignete Mittel
ur Verfügung zu stellen.
Was getan werden muss, liegt meines Erachtens auf

er Hand:
Erstens. Eine neue Kronzeugenregelung muss her.
Zweitens. Es muss eine Rechtsgrundlage für den Ein-

atz verdeckter Ermittler geschaffen werden, damit auch
ie Beamten für ihr notwendiges Handeln Rechtssicher-
eit haben.






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Ingo Wellenreuther
Drittens. Eine Ausweitung der Telefonüberwachung

ist notwendig.

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine Ausweitung? – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auf was wollen Sie denn ausweiten?)


– Herr Ströbele, auch wenn es wehtut, Sie haben richtig
gehört: eine Ausweitung.

Frau Zypries, lassen Sie die Ermittlungsbehörden
nicht länger im Stich. Tun Sie etwas, damit der Terroris-
mus und die organisierte Kriminalität bekämpft werden
können. Reden Sie nicht nur davon, sondern handeln Sie
endlich, vor allem ideologiefrei. Die Menschen in
Deutschland erwarten es zu Recht von Ihnen.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1506019800

Herr Kollege Wellenreuther, dies war Ihre erste Rede

im Plenum des Deutschen Bundestages,

(Beifall)


zu der ich Ihnen herzlich gratuliere, verbunden mit allen
guten Wünschen für die weitere parlamentarische Ar-
beit. Sie haben sich in Ihrer ersten Rede eine Zeitgut-
schrift von 30 Sekunden erarbeitet, die ich Ihnen bei
nächster Gelegenheit, wenn Sie mich daran erinnern,
gerne verrechne.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Bundestages auf
morgen, Freitag, den 12. September 2003, 9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.