Protokoll:
15058

insert_drive_file

Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 58

  • date_rangeDatum: 9. September 2003

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 21:53 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/58 Abgeordneter und der Fraktion der Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2004 (Haushaltsgesetz 2004) (Drucksache 15/1500) . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Finanzplan des Bundes 2003 bis 2007 (Drucksache 15/1501) . . . . . . . . . . . . . FDP: Regierung muss Haushalts- sicherungsgesetz vorlegen (Drucksache 15/997) . . . . . . . . . . . . . . g) Antrag der Abgeordneten Dietrich Austermann, Friedrich Merz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Nachtragshaushalt um- gehend vorlegen (Drucksache 15/1218) . . . . . . . . . . . . . h) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag des Bundesminis- teriums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2001 – Vor- 4849 B 4849 D 4850 B 4850 B 4850 D 4850 D Deutscher B Stenografisch 58. Sitz Berlin, Dienstag, den 9 I n h a l Nachträgliche Gratulation zum 65. Geburtstag des Abgeordneten Dr. Wolfgang Bötsch . . . . Gratulation zum 60. Geburtstag der Abgeord- neten Erika Lotz und des Abgeordneten Peter Dreßen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Gratulation zum 60. Geburtstag der Abgeordneten Erika Steinbach und Dr. Herta Däubler-Gmelin . . . . . . . . . . . . . . Abwicklung und Erweiterung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . Begrüßung des Präsidenten des Bundesrech- nungshofes Dr. Engels . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zur Geschäftsordnung: 4847 B 4847 B 4847 B 4847 B 4848 C 4864 C c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Haus- haltsbegleitgesetzes 2004 (Haushalts- undestag er Bericht ung . September 2003 t : begleitgesetz 2004 – HBeglG 2004) (Drucksache 15/1502) . . . . . . . . . . . . . d) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform der Gewerbe- steuer (Drucksache 15/1517) . . . . . . . . . . . . . e) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Proto- kollerklärung der Bundesregierung zur Vermittlungsempfehlung zum Steuervergünstigungsabbaugesetz (Drucksache 15/1518) . . . . . . . . . . . . . f) Antrag der Abgeordneten Dr. Günter Rexrodt, Jürgen Koppelin, weiterer 4850 C 4850 C 4850 C lage der Haushaltsrechnung und Vermögensrechnung des Bundes (Jahresrechnung 2001) – II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 9. September 2003 – zu der Unterrichtung durch den Bundesrechnungshof: Bemerkungen des Bundesrech- nungshofes 2002 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung (ein- schließlich der Feststellungen zur Jahresrechnung des Bundes 2001) (Drucksachen 14/8729, 15/345 Nr. 43, 15/60, 15/973 Nr. 1, 15/1262) . . . . . . i) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Präsidenten des Bundesrechnungs- hofes: Rechnung des Bundesrech- nungshofes für das Haushaltsjahr 2001 – Einzelplan 20 – (Drucksachen 15/1047, 15/1258) . . . . j) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag des Präsidenten des Bundesrechnungs- hofes: Rechnung des Bundesrech- nungshofes für das Haushaltsjahr 2002 – Einzelplan 20 – (Drucksachen 15/1048, 15/1259) . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Soforthilfegeset- zes für die Gemeinden (SofortHiG) (Drucksache 15/1470) . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . Dr. Günter Rexrodt FDP. . . . . . . . . . . . . . . . . Antje Hermenau BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . Anja Hajduk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerda Hasselfeldt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Horst Schild SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . Jörg-Otto Spiller SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerhard Rübenkönig SPD . . . . . . . . . . . . . . . T in Z T Z 4851 A 4851 A 4851 B 4851 B 4851 C 4864 D 4868 C 4871 A 4874 D 4875 D 4878 D 4881 B 4886 A 4889 C 4890 B 4891 B 4893 C 4896 A 4897 C 4900 B 4902 A agesordnungspunkt 3: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung der Handwerksordnung und anderer handwerksrechtlicher Vorschriften (Drucksache 15/1481) . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu Reformen am Arbeits- markt (Drucksache 15/1509) . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll von Car- tagena vom 29. Januar 2000 über die biologische Sicherheit zum Überein- kommen über die biologische Vielfalt (Drucksache 15/1519) . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Cornelia Pieper, Ulrike Flach, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Stärkung der europäischen Raum- fahrtpolitik – Gewinn für den Wirt- schafts- und Forschungsstandort Deutschland (Drucksache 15/1230) . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Günter Baumann, Wolfgang Bosbach, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Unterstützung für ehemalige poli- tische Häftlinge umgehend sicher- stellen (Drucksache 15/1524) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 30. Juli 2002 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Französischen Repu- blik über die deutsch-französischen Gymnasien und das deutsch-franzö- sische Abitur (Drucksachen 15/717, 15/1364) . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 3: Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Zu- satzabkommen vom 5. November 2002 4903 D 4904 A 4904 A 4904 A 4904 B 4904 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 9. September 2003 III zum Abkommen vom 11. April 1967 zwischen der Bundesrepublik Deutsch- land und dem Königreich Belgien zur Vermeidung der Doppelbesteuerungen und zur Regelung verschiedener ande- rer Fragen auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen einschließlich der Gewerbesteuer und der Grundsteuern (Drucksachen 15/1188, 15/1401) . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD, der CDU/CSU und des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Modernisie- rung der gesetzlichen Krankenversiche- rung (GKV-Modernisierungsgesetz – GMG) (Drucksache 15/1525) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einordnung des Sozialhil- ferechts in das Sozialgesetzbuch (Drucksache 15/1514) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Dr. Dieter Thomae, Detlef Parr, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Zukunft ge- stalten statt Krankheit verwalten (Drucksache 15/1526) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit und soziale Sicherheit Ulla Schmidt, Bundesministerin BMGS . . . . Horst Seehofer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dieter Thomae FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Helga Kühn-Mengel SPD . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Storm CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D R D A H D M D E R M E O A A I D I C T E O T S D D R N W O E R I 4904 D 4905 A 4905 B 4905 C 4905 C 4908 C 4911 C 4913 B 4914 D 4917 C 4919 A etlef Parr FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olf Stöckel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . nnette Widmann-Mauz CDU/CSU . . . . . . ilde Mattheis SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ursula von der Leyen, inisterin (Niedersachsen) . . . . . . . . . . . . . . r. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . . . . . . inzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend enate Schmidt, Bundesministerin BMFSFJ aria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . kin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . tto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nton Schaaf SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ntje Tillmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . rmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . na Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristel Humme SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Dörflinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . inzelplan 06 Bundesministerium des Innern tto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . homas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . ilke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . üdiger Veit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . olfgang Zeitlmann CDU/CSU . . . . . . . . . . tto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . inzelplan 10 Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft enate Künast, Bundesministerin BMVEL . . lse Aigner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 4920 B 4921 B 4922 C 4923 C 4925 B 4926 B 2927 C 4929 A 4932 C 4933 D 4935 C 4936 A 4938 A 4939 C 4941 A 4943 B 4945 A 4946 B 4948 D 4951 A 4953 D 4955 D 4957 A 4958 C 4960 D 4962 B 4963 B 4964 A 4966 B IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 9. September 2003 Manfred Helmut Zöllmer SPD . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan FDP . . . . . . . . . Jella Teuchner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger CDU/CSU . . . . . . . . . . Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Jahr CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4968 C 4970 C 4973 A 4974 B 4975 B 4976 A 4976 D 4978 B 4979 B 4981 B 4983 A 4983 C 4985 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 9. September 2003 4847 (A) ) (B) ) 58. Sitz Berlin, Dienstag, den 9 Beginn: 10.0
  • folderAnlagen
    Berichtigung 57. Sitzung, Seite 4805 (A), dritter Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Wie im Tarifbereich werden die Dienst- und Versorgungsbezüge für die Beamten, Richter und Soldaten in drei Schritten linear um ins- gesamt 4,4 Prozent angehoben und die tariflich verein- barten Einmalzahlungen übertragen.“ (B) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 58. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 9. September 2003 4985 (A) (C) (B) ) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Adam, Ulrich CDU/CSU 09.09.2003 Bruckmann, Hans-Günter SPD 09.09.2003 Dr. Leonhard, Elke SPD 09.09.2003 Lintner, Eduard CDU/CSU 09.09.2003* Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich * ** ** Carstensen (Nordstrand), Peter H. CDU/CSU 09.09.2003 Daub, Helga FDP 09.09.2003 Dautzenberg, Leo CDU/CSU 09.09.2003 Ferner, Elke SPD 09.09.2003 Fritz, Erich G. CDU/CSU 09.09.2003*** Goldmann, Hans-Michael FDP 09.09.2003 Hartnagel, Anke SPD 09.09.2003 Heinrich, Ulrich FDP 09.09.2003 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 09.09.2003 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 09.09.2003 Hustedt, Michaele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 09.09.2003 Jonas, Klaus Werner SPD 09.09.2003** Kolbe, Manfred CDU/CSU 09.09.2003 Kopp, Gudrun FDP 09.09.2003 Dr. Kues, Hermann CDU/CSU 09.09.2003 Lensing, Werner CDU/CSU 09.09.2003 P D D S S S T D D W W D (D für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union * für die Teilnahme am Parlamentariertreffen der Interparlamentari- schen Union flug, Johannes SPD 09.09.2003*** r. Pinkwart, Andreas FDP 09.09.2003 r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 09.09.2003 chaich-Walch, Gudrun SPD 09.09.2003 chmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 09.09.2003 inghammer, Johannes CDU/CSU 09.09.2003 rittin, Jürgen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 09.09.2003 r. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 09.09.2003 r. von Weizsäcker, Ernst Ulrich SPD 09.09.2003 ieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 09.09.2003 inkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 09.09.2003 *** r. Zöpel, Christoph SPD 09.09.2003 58. Sitzung Berlin, Dienstag, den 9. September 2003 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage 1
Gesamtes Protokol
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505800000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Ich begrüße Sie sehr herzlich zur Wiederaufnahme

der Parlamentsarbeit nach der Sommerpause. Auf uns
warten intensive Arbeit und sicherlich heftige Diskussio-
nen. Ich wünsche mir für uns, dass trotz aller Kontrover-
sen Ergebnisse erzielt werden, die die gesellschaftliche
Situation in Deutschland verbessern.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, gratuliere
ich zunächst dem Kollegen Dr. Wolfgang Bötsch im
Namen des Hauses herzlich zu seinem gestrigen
65. Geburtstag.


(Beifall)

Ebenso herzlich gratuliere ich der Kollegin Erika

Lotz und dem Kollegen Peter Dreßen zu ihrem heuti-
gen 60. Geburtstag.


(Beifall)

Die besten Wünsche nachträglich gehen auch an die

Redet
Kolleginnen Erika Steinbach und Dr. Herta Däubler-
Gmelin, die während der Sommerpause ebenfalls ihren
60. Geburtstag feiern konnten.


(Beifall)

Wir kommen nun zur heutigen Tagesordnung. Nach

einer interfraktionellen Vereinbarung soll die Beratung
des Einzelplans 15 – Gesundheit und Soziale
Sicherung – heute erfolgen. Der Einzelplan 10 – Ver-
braucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft – soll
bereits heute als letzter Tagesordnungspunkt, der Einzel-
plan 07 – Justiz – in Verbindung mit Einzel-
plan 19 – Bundesverfassungsgericht – soll erst am Don-
nerstag als letzter Tagesordnungspunkt berate

Die Tagesordnung soll außerdem um die in
satzpunktliste aufgeführten Punkte erweitert w

(C (D ung . September 2003 0 Uhr 1 Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Soforthilfegesetzes für die Gemeinden – Drucksache 15/1470 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO 2 Weitere Überweisung im vereinfachten Verfahren Beratung des Antrags der Abgeordneten Günter Baumann, Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Unterstützung für ehemalige politische Häftlinge umgehend sicherstellen – Drucksache 15/1524 – (vom 8. September 2003)


(Ergänzung zu TOP 3)

Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe
Haushaltsausschuss

3 Weitere abschließende Beratung ohne Ausspra-

ext
che

(Ergänzung zu TOP 4)

Zweite Beratung und Schlussabstimmung des
von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zu dem Zusatzabkommen vom
5. November 2002 zum Abkommen vom
11. April 1967 zwischen der Bundesrepublik
Deutschland und dem Königreich Belgien zur
Vermeidung der Doppelbesteuerungen und
zur Regelung verschiedener anderer Fragen
auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen
und vom Vermögen einschließlich der Gewer-

und der Grundsteuern
sache 15/1188 –
eratung 53. Sitzung)
n werden.
einer Zu-
erden:

besteuer
– Druck

(Erste B Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses – Drucksache 15/1401 – Berichterstattung: Abgeordnete Lydia Westrich Leo Dautzenberg 4 Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Modernisierungsgesetz – GMG)





(A) )


(B) )

– Drucksache 15/1525 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

5 Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einord-
nung des Sozialhilferechts in das Sozialgesetz-
buch
– Drucksache 15/1514 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

6 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Dieter Thomae, Detlef Parr, Dr. Heinrich L.
Kolb, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
FDP: Zukunft gestalten statt Krankheit ver-
walten
– Drucksache 15/1526 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

w

b
n
v

li
s
s
c
s
C
s
R
A
r
d
s
s
g

g

ü
d
z

ü
l
s

ü
l

(C (D Von der Frist für den Beginn der Beratungen soll – soeit erforderlich – abgewichen werden. Interfraktionell ist darüber hinaus Folgendes verein art worden: Die Gesetzentwürfe der Koalitionsfraktioen und der Bundesregierung zur Verordnungsfähigkeit on Arzneimitteln in der vertragsärztlichen Versorgung Drucksachen 15/800 und 15/1071 – sowie die dazu voregende Beschlussempfehlung des Ausschusses für Geundheit und Soziale Sicherung auf Drucksache 15/1203 ollen an den Ausschuss für Gesundheit und Soziale Siherung zurücküberwiesen werden. In gleicher Weise oll mit dem Gesetzentwurf der Fraktionen von CDU/ SU und FDP zur Sicherung der Beitragssätze in der geetzlichen Krankenversicherung und in der gesetzlichen entenversicherung – Drucksache 15/542 – und einem ntrag der CDU/CSU-Fraktion zum Beitragssatzsicheungsgesetz auf Drucksache 15/652 azu vorliegenden Beschlussempfehlung des Ausschuses für Gesundheit und Soziale Sicherung – Druckache 15/1202 – verfahren werden. Erneute Mitberatunen anderer Ausschüsse sind nicht vorgesehen. Weiterhin mache ich auf nachträgliche Überweisun en im Anhang zur Zusatzpunktliste aufmerksam: Die in der 48. Sitzung des Deutschen Bundestages berwiesene nachfolgende Unterrichtung soll zusätzlich em Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen ur Mitberatung überwiesen werden. Unterrichtung durch die Bundesregierung Zweiunddreißigster Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ für den Zeitraum 2003 bis 2006 – Drucksache 15/861 – überwiesen: Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Finanzausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Tourismus Haushaltsausschuss Der in der 56. Sitzung des Deutschen Bundestages berwiesene nachfolgende Gesetzentwurf soll zusätzich dem Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO überwieen werden. Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN zur Förderung der Steuerehrlichkeit – Drucksache 15/1309 – überwiesen: Finanzausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Der in der 56. Sitzung des Deutschen Bundestages berwiesene nachfolgende Gesetzentwurf soll zusätzich dem Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms und Landwirtschaft zur Mitberatung überwiesen werden. Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN zur Änderung des Tabaksteuergesetzes und anderer Verbrauchsteuergesetze – Drucksache 15/1313 – überwiesen: Finanzausschuss Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO Die in der 56. Sitzung des Deutschen Bundestages überwiesenen nachfolgenden Anträge sollen zusätzlich dem Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe zur Mitberatung überwiesen werden. Antrag der Abgeordneten Hans Büttner (Ingolstadt)





(A) )


(B) )

rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie
der Abgeordneten Thilo Hoppe, Hans-Christian
Ströbele, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN
Unterstützung von Landreformen zur Be-
kämpfung der Armut und der Hungerkrise im
südlichen Afrika
– Drucksache 15/1307 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Antrag der Abgeordneten Reinhold Hemker,
Sören Bartol, Dr. Herta Däubler-Gmelin, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie
der Abgeordneten Thilo Hoppe, Volker Beck

(Köln), Katrin Göring-Eckardt, Krista Sager und

der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-
NEN
Verbesserung der Welternährungssituation
und Verwirklichung des Rechts auf Nahrung
– Drucksache 15/1316 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

Sind Sie mit diesen Vereinbarungen einverstanden? –
Ich sehe, es gibt eine Wortmeldung zur Geschäftsord-
nung. Frau Dr. Lötzsch, bitte schön.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1505800100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Hiermit beantrage ich im Namen meiner Kollegin
Petra Pau und im eigenen Namen, die Zusatzpunkte 4
und 6 nicht auf die Tagesordnung zu setzen.

Das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen
Krankenversicherung – Drucksache 15/1525 – ist ges-

t
G
S
e
a
r

s
A
B
z
m

g
d
v
c

d
m
s
g
k
ti
A
e
R

z
s
te
G
s
te

K
u
o

K
L

s
k
z
z
l

(C (D ern um 20.50 Uhr in mein Fach gelegt worden. Dieses esetz soll nun heute beraten werden. Es umfasst, wie ie alle wissen, 472 Seiten. Ich gebe ehrlich zu: Ich habe s nicht geschafft, heute Nacht das Gesetz zu lesen und ußerdem noch Expertinnen und Experten zu konsultieen. Nun werden Sie sagen: Das ist doch die erste Le ung. – Aber Ihr Fahrplan ist bekanntermaßen sehr eng. m 26. September soll das Gesetz bereits durch den undesrat gebracht werden. Ich denke, Sie werden mir ustimmen: Eine ordentliche Diskussion ist so nicht öglich. Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich würde ern einmal eine Blitzumfrage bei Ihnen machen, wer en Gesetzestext wirklich vollständig gelesen und ihn ielleicht auch mit vorhergehenden Entwürfen verglihen hat. Ich glaube, es wäre eine solide Minderheit. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Aber solide!)


Wir beantragen, die Zusatzpunkte 4 und 6 nicht auf
ie Tagesordnung zu setzen, weil wir darin eine Ent-
achtung des gewählten Parlaments sehen. Es darf nicht
ein, dass Experten und Kungelrunden der Parteiführun-
en das Parlament ersetzen. Wenn Sie in Ihre Wahlkreise
ommen, können Sie nicht Herrn Rürup oder den Frak-
onsvorsitzenden mitnehmen. Er wird Ihnen nicht die
rbeit abnehmen, es Ihren Wählerinnen und Wählern zu
rklären. Ich glaube, sie würden diesen Experten, Herrn
ürup, auch nicht verstehen.
Wir beantragen, die Zusatzpunkte 4 und 6 nicht auf-

usetzen, weil es hier nicht um irgendein Gesetz geht,
ondern um den radikalen Umbau des Gesundheitssys-
ms. Grundpfeiler dieses Systems werden mit diesem
esetz infrage gestellt. Ich nenne nur ein einziges Bei-
piel: die paritätische Finanzierung des Gesundheitssys-
ms durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
Ich bitte Sie, meine Damen und Herren, meine lieben
olleginnen und Kollegen: Nehmen Sie sich selbst ernst
nd setzen Sie das Gesetz nicht auf die heutige Tages-
rdnung!
Vielen Dank.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505800200

Zur Gegenrede Kollege Schmidt.


Wilhelm Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1505800300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe
olleginnen und Kollegen! Der Antrag der Kollegin
ötzsch geht ins Leere.
Erstens hat sie wie alle anderen Mitglieder des Hau-

es die Unterlagen in der vorigen Woche zugestellt be-
ommen. Das ist übrigens nachweisbar. Auch das ist
war relativ kurzfristig, aber ein ganz anderer Zeithori-
ont als der, den Sie gerade geschildert haben. Woran es
iegt, dass Sie diesen Gesetzentwurf erst gestern Abend






(A) )



(B) )


Wilhelm Schmidt (Salzgitter)


persönlich in die Hand bekommen haben, müssen Sie
bei sich und Ihren Informationsströmen untersuchen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wohl wahr!)

Zweitens mache ich im Namen aller Fraktionen des

Hauses darauf aufmerksam, dass wir uns diesem
Komplex der Gesundheitsreform nicht erst seit den ver-
gangenen Tagen und Wochen widmen. Vielmehr haben
wir uns schon vor der Sommerpause nach Einbringung
des Gesetzentwurfs der Koalition mit diesem Thema
auseinander gesetzt. Ganz frisch ist die Materie also je-
denfalls nicht.

Drittens haben wir gerade auch vor dem Hinter-
grund der Notwendigkeit sehr intensiver Beratungen
den Termin für die zweite und die dritte Beratung vom
23. auf den 26. September verlegt. Dadurch eröffnen
wir uns zusätzliche Möglichkeiten, uns in den zuständi-
gen Ausschüssen mit dem Gesetzentwurf auseinander
zu setzen.

Schließlich will ich auch darauf hinweisen, dass wir
alle – jedenfalls die Koalition; ich denke, alle hier in
Deutschland – darüber hinaus der Auffassung sind: Wir
brauchen Reformen, gerade auch auf diesem Sektor. Das
kann und darf nicht durch Verfahrenstricks und durch
solche Verfahrensweisen aufgehalten werden.

Deswegen bitte ich darum, die Tagesordnung in der
von allen Fraktionen vereinbarten Form zu beschlie-
ßen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505800400

Ich lasse jetzt über den Antrag auf Aufsetzung der

Zusatzpunkte 4 und 6 auf die Tagesordnung abstimmen.
Wer ist für die Aufsetzung der Zusatzpunkte? – Wer

ist dagegen? – Wer enthält sich? – Damit ist die Aufset-
zung so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 1 a bis c auf:
a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2004 (Haushaltsgesetz 2004)

– Drucksache 15/1500 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung
Finanzplan des Bundes 2003 bis 2007
– Drucksache 15/1501 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

1

(C (D c)

gebrachten Entwurfs eines Haushaltsbegleit-

(Haushaltsbegleitgesetz 2004 – HBeglG 2004)

– Drucksache 15/1502 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss (f)

Innenausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

Außerdem rufe ich die Tagesordnungspunkte 1 d bis
j sowie Zusatzpunkt 1 der Tagesordnung auf:
d) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform
der Gewerbesteuer
– Drucksache 15/1517 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Tourismus

e) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Um-
setzung der Protokollerklärung der Bundes-
regierung zur Vermittlungsempfehlung zum
Steuervergünstigungsabbaugesetz
– Drucksache 15/1518 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

f) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Günter Rexrodt, Jürgen Koppelin, Otto
Fricke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP
Regierung muss Haushaltssicherungsgesetz
vorlegen
– Drucksache 15/997 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

g) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dietrich
Austermann, Friedrich Merz, Volker Kauder,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Nachtragshaushalt umgehend vorlegen
– Drucksache 15/1218 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms

h) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

richts des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

– zu dem Antrag des Bundesministeriums der
Finanzen
Entlastung der Bundesregierung für das
Haushaltsjahr 2001 – Vorlage der Haus-
haltsrechnung und Vermögensrechnung des
Bundes (Jahresrechnung 2001)

– zu der Unterrichtung durch den Bundesrech-
nungshof
Bemerkungen des Bundesrechnungshofes
2002 zur Haushalts- und Wirtschaftsfüh-

(einschließlich der Feststellungen zur Jahresrechnung des Bundes 2001)

– Drucksachen 14/8729, 15/345 Nr. 43, 15/60,
15/973 Nr. 1, 15/1262 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Gerhard Rübenkönig

i) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

zu dem Antrag des Präsidenten des Bundesrech-
nungshofes
Rechnung des Bundesrechnungshofes für das
Haushaltsjahr 2001
– Einzelplan 20 –
– Drucksachen 15/1047, 15/1258 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Anja Hajduk
Iris Hoffmann (Wismar)

Bernhard Kaster
Otto Fricke

j) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

zu dem Antrag des Präsidenten des Bundesrech-
nungshofes
Rechnung des Bundesrechnungshofes für das
Haushaltsjahr 2002
– Einzelplan 20 –
– Drucksachen 15/1048, 15/1259 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Anja Hajduk
Iris Hoffmann (Wismar)

Bernhard Kaster
Otto Fricke

ZP 1 Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Soforthilfegesetzes für die Ge-
meinden (SofortHiG)

– Drucksache 15/1470 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

d
g
h
F
h

d

H

D
m

Z
R
i
t
i
t
H
m

d
H
g
E
g
W
l
w

c
t
F
g

(C (D Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie heutige Aussprache im Anschluss an die Einbrinung des Haushalts neun Stunden, für Mittwoch achteinalb Stunden, für Donnerstag acht Stunden und für reitag eineinhalb Stunden vorgesehen. – Dagegen erebt sich kein Widerspruch. Dann ist es so beschlossen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Freitag sind wir sparsam!)


Das Wort zur Einbringung des Haushalts hat der Bun-
esminister der Finanzen, Hans Eichel.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Der letzte Applaus!)



Hans Eichel (SPD):
Rede ID: ID1505800500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren!


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie sehen ja so geschminkt aus!)


ies ist der fünfte Haushalt, den ich als Bundesfinanz-
inister einbringe.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Schlimm genug!)


weifelsfrei ist es der Haushalt mit den bisher größten
isiken. Das größte Risiko besteht allerdings darin, dass
nsbesondere Sie von der Union in dieser kritischen Si-
uation unseres Landes überhaupt nicht wissen, was Sie
m Bundesrat, in dem Sie eine entscheidende Verantwor-
ung tragen, selbst wollen. Darauf werde ich im Zuge der
aushaltseinbringung im Einzelnen noch zurückkom-
en.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Da ruiniert ihr die Staatsfinanzen und dann so was! Beschimpfung der Opposition als Ersatz für die Regierungspolitik! – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Im ersten Satz so was!)


Ich habe gesagt, dass es in der Tat der Haushalt mit
en größten Risiken ist. Im Jahre 1999 sind wir mit einer
aushaltskonsolidierung gestartet, durch die wir, bezo-
en auf den Bund, in den Jahren 1999, 2000 und 2001
rfolge erzielt haben. Im Jahre 2000 hatten wir die mit
roßem Abstand geringste Neuverschuldung seit der
iedervereinigung. Sie betrug 1,2 Prozent des Bruttoin-

andsprodukts. Das war weniger als die Hälfte von dem,
as Sie drei Jahre vorher noch abgeliefert hatten.
Wahr ist aber, dass durch die dreijährige wirtschaftli-

he Stagnation das meiste von dem, was wir erreicht hat-
en, wieder infrage gestellt wurde. Die entscheidende
rage ist, wie wir da wieder herauskommen. Das ist Ge-
enstand unseres Konzepts.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Geben Sie doch mal eine vernünftige Antwort!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Im vorigen Jahr, also im zweiten Jahr der wirtschaftli-

chen Stagnation, belief sich das Defizit des öffentlichen
Gesamthaushalts nach der Maastricht-Abgrenzung auf
74 Milliarden Euro. In diesem Jahr wird es möglicher-
weise noch etwas mehr sein. Wenn wir nicht eingreifen,
wird dies im nächsten Jahr in gleicher Weise der Fall sein.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das haben Sie bisher immer bestritten!)


Diese Situation des Bundes, der Länder, der Gemeinden
und der sozialen Sicherungssysteme kann nicht hinge-
nommen werden.

Dabei ist eines klar: Wer sich die Haushaltspolitik ge-
nau ansieht, stellt fest, dass alle Konsolidierungsmaß-
nahmen, die wir 1999 eingeleitet haben, auch in den
Haushalten voll gegriffen haben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Er ist pleite und redet von Konsolidierung!)


Als Folge der Stagnation der letzten drei Jahre haben
sich zwei Dinge verändert: Die Steuereinnahmen sind
weggebrochen und die Ausgaben für den Arbeitsmarkt
sind wesentlich höher.

Das macht sich überall bemerkbar. Für den Bundes-
haushalt gilt dies in besonderer Weise, weil er sowohl
von der Einnahmeseite – den wegbrechenden Steuerein-
nahmen – als auch von der Ausgabenseite her – ich
nenne die Ausgaben für den Arbeitsmarkt – betroffen ist.
Die Länder werden an dieser Stelle übrigens nicht in
gleicher Weise belastet. Bei den Kommunen ist das
schon eher der Fall, weil die Kosten der Sozialhilfe voll
auf sie durchschlagen. Bei den sozialen Sicherungssyste-
men macht sich das durch Defizite – zum Beispiel bei
den gesetzlichen Krankenkassen – bemerkbar; heute
wird ja noch über die Reformen im Gesundheitswesen
beraten. Das sind die Folgen von drei Jahren Stagnation.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Rot-grüner Politik!)


Übrigens gibt es diese Stagnation nicht nur in
Deutschland, sondern überall in Europa. Wer jetzt nach
den Ursachen fragt, der kommt zu einem ganz einfachen
Ergebnis.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eichel!)

Sehen wir uns den Unterschied zwischen dem Jahr 2000
und dem Jahr 2001 an. Im Jahr 2000, in dem wir die mit
großem Abstand niedrigste Neuverschuldung seit der
Wiedervereinigung und ein Wirtschaftswachstum von
2,9 Prozent hatten, verzeichneten die Vereinigten Staaten
als Lokomotive der Weltwirtschaft ein Wirtschafts-
wachstum von 3,8 Prozent. In 2001 hatten sie nur noch
eines von 0,3 Prozent. Das war ein richtiges Entgleisen
der Lokomotive der Weltwirtschaft. Wie eng der Zusam-
menhang zwischen den Vereinigten Staaten, der Welt-
wirtschaft und uns ist, hat der Sachverständigenrat in
seinem entsprechenden Gutachten deutlich gemacht.
Das bedeutet auch bei uns einen Absturz von 2,9 Prozent
– das hatten wir ursprünglich berechnet – auf 0,6 Prozent
bzw. 0,8 Prozent, wie wir heute wissen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das transatlantische Unschuldslamm!)


w
a
a
d
s


K
Z
c
a
P

D
g
I
w
L
a
s
t
t
v
N
d

n
d
t
h
g

A
b
a
p
v
M
n
b
m
i

z
n
l

(C (D Die enge Verflechtung unseres Landes mit der Weltirtschaft und seine große Stärke im Welthandel wird uch in Zukunft Bestand haben. Diese Stärke hat sich uch in diesen schwierigen Zeiten bewährt; aber sie beeutet zugleich, dass wir das Auf und Ab der Weltwirtchaft mehr zu spüren bekommen als viele andere. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die amerikanische Volkswirtschaft wächst in diesem Quartal um 3,5 Prozent!)


Deutschland hat auch eigene Wachstumsschwächen.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aha!)


Seien Sie ganz vorsichtig! Wir haben nämlich die EU-
ommission gebeten, diese Wachstumsschwächen im
usammenhang mit der Wiedervereinigung zu untersu-
hen. Übrigens will ich mit diesem Thema keinen Streit
uslösen. Aber Sie werden schon merken, dass jeder sein
äckchen selber tragen muss.
Was ist das Ergebnis dieser Untersuchung? Etwa zwei
rittel der deutschen Wachstumsschwäche, also der
rößte Teil, sind Folgen der Wiedervereinigungspolitik.
ch meine das gar nicht negativ; denn eines ist klar: Das,
as wir politisch machen mussten, muss kein anderes
and in Mittel- und Osteuropa ökonomisch leisten. Alle
nderen Volkswirtschaften können sich der Europäi-
chen Union erst dann anschließen, wenn sie eine funk-
ionierende Marktwirtschaft und wettbewerbsfähige Be-
riebe haben. Beides war in der ehemaligen DDR nicht
orhanden. Trotzdem haben wir uns sozusagen über
acht wiedervereinigt und die ostdeutsche Wirtschaft
er Weltwirtschaft ausgesetzt.
Die Folgen, die politisch zwingend waren, aber öko-

omisch einen Prozess der Massenarbeitslosigkeit und
er Deindustrialisierung der alten DDR mit sich brach-
en, zu bewältigen dauert eine ganze Generation. Dies
ätte besser am Anfang gesagt werden sollen, damit klar
eworden wäre, wo die Probleme liegen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will das im Einzelnen gar nicht weiter ausführen.
ber eines muss deutlich gemacht werden: Dies ist ein
esonderes Paket, das wir zu tragen haben und das wir
uch gerne tragen. Man darf jedoch nicht, wie es damals
assiert ist, den Menschen vormachen, dass die Wieder-
ereinigung aus der Portokasse bezahlt werden könne.
an muss ehrlich sagen: Dies bedeutet, eine ganze Ge-
eration von Deutschen muss mehr als alle anderen ar-
eiten, um die Folgen der Wiedervereinigung wirklich
eistern und die Vereinigung vollziehen zu können. Das
st so.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Max Straubinger [CDU/CSU]: Der Eichel war dagegen!)


Jedes Jahr wird in der Größenordnung von 3,5 Pro-
ent des Bruttoinlandsprodukts für den Transfer in die
euen Bundesländer verwendet. Davon wird ein erheb-
icher Teil in die sozialen Sicherungssysteme gesteckt.






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Dieser Anteil wird nämlich als Ausgleich zwischen Ost
und West in Deutschland benötigt, weil es andernfalls zu
einem Auseinanderbrechen käme. Sie sollten sich daran
erinnern, dass Ihr Kanzlerkandidat genau diesen solida-
rischen Zusammenhang zwischen Ost und West infrage
gestellt hat. Eine Konsequenz davon war, dass man ihm
in Ostdeutschland nicht vertraut hat. Diese Solidarität
mit Ostdeutschland müssen wir aufbringen und auch
ökonomisch abarbeiten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es gibt auch hausgemachte Probleme, auf die ich
gleich zu sprechen komme. In einer solchen Lage – wa-
rum sollte man darum herumreden? – muss alles auf den
Tisch;


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Regierungsschwindler spricht von der Wahrheit!)


denn nur das, was klar angesprochen wird, kann auch ge-
löst werden. Allerdings muss klar sein: Unser Land steht
nicht am Abgrund. Es ist, gemessen am Weltmaßstab,
ein außerordentlich starkes Land, wie unsere Position im
Welthandel jedes Jahr erneut beweist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich verweise auf die Internationale Funkausstel-
lung, die gerade zu Ende gegangen ist, oder die Interna-
tionale Automobilausstellung, die vor uns liegt.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Weniger Auftragseingänge!)


Lesen Sie auch, was die Chefs der großen Unternehmen,
die in Deutschland investieren, über den Standort
Deutschland sagen, zum Beispiel Jürgen Schrempp. Man
muss zwar mit ihm nicht immer einer Meinung sein;
aber er weiß, wovon er redet, wenn er Standorte in der
Welt vergleicht. Wenn er den Standort Deutschland für
sehr gut hält und in Deutschland investiert, dann heißt
das: Wir haben eine Chance, unsere Probleme zu lösen.
Wir befinden uns nicht in einer Position der Schwäche,
sondern in einer Position der Stärke, aus der heraus wir
unsere Problem anpacken können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir stehen vor großen Herausforderungen. Die erste
Herausforderung – ich habe sie erwähnt – ist die Gestal-
tung der deutschen Einheit. Wo gibt es das denn, dass ein
Solidarpakt II, wie wir ihn ausgehandelt haben, mit
einer Laufzeit von 15 Jahren und fünf Jahre im Voraus
abgeschlossen wird? Das ist eine Zusage an unsere „ost-
deutschen Brüder und Schwestern“, wie wir früher
gesagt haben, an unsere Landsleute, dass sie sich darauf
verlassen können: Die innere Einheit Deutschlands wird
hergestellt! Aber das muss erarbeitet werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben eine besondere Chance und Herausforderung
durch die europäische Einigung, insbesondere durch die

O
r
o
s
V
c

w
n
h
S
k
s
n

F
J
s
w
Z

D
e
r
B
e
ti
s
S
k

D
d
A
d
v

w
b
e
d
d

D
f

n
d
d

(C (D sterweiterung der Europäischen Union. Ich will daauf hinweisen, dass die Wachstumsraten in den mittelsteuropäischen Reformstaaten relativ hoch sind und uner Handel mit ihnen bereits unseren Handel mit den ereinigten Staaten überschreitet. Daran sieht man, welhe Chancen in diesem Bereich liegen. Als Finanzminister sage ich aber auch, ohne gegenärtig über Zahlen zu reden: Von 2007 bis 2013, bei der ächsten finanziellen Vorausschau, wird es ein knüppelartes Geschäft werden, zu erreichen, dass der deutsche taatshaushalt dann die Kosten der Erweiterung tragen ann, die auf uns zukommen. Ich sage einmal an den panischen Ministerpräsidenten gewandt: So wie er könen auch wir verhandeln. (Lachen bei der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Das merkt man!)


Der entscheidende Punkt, die Konsequenz langer
ehlentwicklungen, ist der demographische Wandel.
etzt muss ich einmal einige Zahlen nennen. Schauen Sie
ich den Bundeshaushalt von 1961 an. Damals mussten
ir gerade einmal 16 Prozent des Bundeshaushalts als
uschuss an die Rentenversicherung zahlen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist allerdings 43 Jahre her!)


as war zu einem Zeitpunkt, als auf 100 Menschen im
rwerbsfähigen Alter, das heißt zwischen 20 und 60 Jah-
en, 33 kamen, die im Rentenalter waren. Heute ist der
undeszuschuss an die Rentenversicherung bereits bei
inem Drittel des Bundeshaushalts angelangt. Gleichzei-
g aber ist die Zahl der Rentner, bezogen auf 100 Men-
chen im erwerbsfähigen Alter, auf 44 gestiegen. Lassen
ie mich eine Generation oder noch etwas weiter den-
en, nämlich bis zum Jahr 2050.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Nicht zu weit!)


ann lautet das Verhältnis nicht mehr 44 zu 100, son-
ern mindestens 80 zu 100. Daran wird die Dramatik der
lterung unserer Gesellschaft sichtbar. Auch das wird in
iesem Herbst noch Gegenstand unserer Debatte und
on Vorschlägen der Bundesregierung sein.
Es ist schön, dass wir immer älter werden, und wir
ollen das genießen. Dass wir aber so wenig Kinder ha-
en und weltweit auf einem der letzten Plätze stehen, ist
in Drama für die Familien- und Gesellschaftspolitik in
iesem Lande. Das muss nicht so sein; das hätte auch an-
ers sein können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Er spricht zum Bundeskanzler! Herr Bundeskanzler, was ist los? Herr Bundeskanzler, Herr Fischer, wo sind Ihre Kinder?)


arauf geben wir Antworten, und zwar keine, die kurz-
ristig wirken. Das weiß wohl jeder.
Ich möchte ein Wort zu den innerdeutschen Verhält-

issen sagen. Man kann und muss vieles kritisch über
ie DDR sagen, weil sie eine Diktatur war und man
iese nicht akzeptieren konnte. Aber die Ostdeutschen






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

sind mit einer jungen Bevölkerung in das wiederverei-
nigte Deutschland gekommen. Die Frauen dort und fast
überall in Europa hatten und haben mehr Chancen, Kin-
derwunsch und Berufstätigkeit zu verbinden als bei uns
im Westen. Darüber muss nachgedacht und daraus müs-
sen Konsequenzen gezogen werden. Wir tun das.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir brauchen

(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Eine neue Regierung!)

Reformen für ein nachhaltiges Wachstum und für Kon-
solidierung.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir brauchen vor allem einen ehrlichen, ungeschminkten Finanzminister!)


Denn eines ist klar geworden: Es gibt – anders als ich zu
dem Zeitpunkt betont habe, der Konsolidierungskurs
eingeleitet wurde und wir ein Wirtschaftswachstum hat-
ten – keine Haushaltskonsolidierung ohne nachhaltiges
Wachstum. Es gibt allerdings auch kein nachhaltiges
Wachstum ohne konsolidierte Staatsfinanzen. Das eine
wie das andere sind zwei Seiten derselben Medaille.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Beides können Sie nicht!)


– Da müssen Sie ganz vorsichtig sein! Ich habe vorhin
noch ganz freundlich über den Bericht der EU-Kommis-
sion geredet.

Deswegen musste der Reformstau aufgehoben wer-
den, der Ihre Politik in den letzten 16 Jahren gekenn-
zeichnet hatte.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Jetzt haben wir 2003!)


Wir haben damit durch die Einleitung der Haushaltskon-
solidierung, die Steuerreform und die Einführung der ka-
pitalgedeckten Altersvorsorge begonnen. Aber ich stehe
nicht an zu sagen: Das war zu wenig. Es war zu wenig,
um unser Land durch diese Fährnisse zu bringen. Wir
müssen das Reformtempo drastisch erhöhen und wir
müssen unser Land auf allen Feldern der Gesellschaft
modernisieren. Das ist das Konzept, das wir Ihnen vorle-
gen. Das ist anstrengend und das muss in diesem Herbst
verabschiedet werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Was wir Ihnen vorlegen – übrigens liegt bereits ein
Großteil davon zur Beratung im Hause vor; ein weiterer
Teil ist schon im Bundeskabinett verabschiedet worden,
sodass nur noch wenige Punkte im Kabinett verabschie-
det werden müssen –, ist ein Dreiklang aus Strukturre-
formen, Haushaltskonsolidierung und Wachstumsimpul-
sen. Dieses Paket enthält Zumutungen für sehr viele, ja
für alle. Denn wenn im öffentlichen Gesamthaushalt ein
Defizit von 70 bis 80 Milliarden Euro besteht, dann kann
dies nicht beseitigt werden, ohne dass es alle merken. Es

k
f
p
W
e

z
d
s
d
d
tu

d

a
ü
F
u
e
P
S
te
b

I
s
le
h
s

f
g
M
w
m
w
D
u

n
s
z
e
I
d
b
m

d
t

(C (D ann auch nicht beseitigt werden, ohne dass alle – jedenalls die bedeutenden Gruppen dieses Landes, sofern sie olitische Verantwortung tragen – zusammenwirken. ir leben schließlich im Föderalismus und nicht in inem Zentralstaat. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dabei sind sehr viele Besitzstände nicht nur infrage
u stellen, sondern abzuschaffen. Das geht gar nicht an-
ers, wenn man die Zukunft gewinnen will. Ich glaube
chon, dass die Menschen dazu bereit sind, aber – das ist
er entscheidende Punkt – unter einer Voraussetzung:
ass sie sehen, dass auch wirklich jeder seiner Leis-
ngsfähigkeit entsprechend seinen Beitrag leistet.
Ich sage mit aller Freundlichkeit – zu der ich auch in

er Lage bin, meine Damen und Herren –,

(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜND NIS 90/DIE GRÜNEN)

ller Zurückhaltung und Vorsicht – wir werden noch
ber die Gesundheitsreform diskutieren –: Auch ich als
inanzminister stehe zu dem, was Sie verabredet haben
nd bin froh darüber, dass wenigstens an dieser Stelle
in Zeichen der Zusammenarbeit gesetzt werden konnte.
assen Sie aber bei dem, was Sie mitgestalten, auf, dass
ie die Klientel, von der Sie meinen, dass Sie sie vertre-
n müssen, genauso gerecht in die Zumutungen mit ein-
eziehen, wie auch alle anderen einbezogen werden!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ch bin Graf Lambsdorff und Herrn Professor Pinkwart
ehr dankbar dafür, dass sie dies auf der FDP-Seite in al-
r Offenheit ausgesprochen haben. Ich bitte Sie sehr
erzlich, dies auch in der großen Volkspartei CDU/CSU
o zu diskutieren.
Denn wir werden in einer Demokratie den großen Re-

ormprozess, der vor uns liegt und der enorm anstren-
end ist, nur dann bewältigen können, wenn ihn die
enschen akzeptieren und diesen Weg mitgehen. Sie
erden ihn aber nur dann akzeptieren, wenn sie nicht
einen, einige seien privilegiert und blieben außen vor,
ährend sie selbst das ganze Päckchen tragen müssten.
as geht nicht an. Es unterminiert den gesamten Prozess
nd damit unsere Zukunftsfähigkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zu dem ersten Punkt, den wir zu entscheiden haben,
ämlich zu den Strukturreformen, will ich nur wenig
agen, weil Ihnen bereits alles vorliegt oder in sehr kur-
er Zeit vorliegen wird. Worum geht es? Es geht zum
inen darum, die sozialen Sicherungssysteme – ich habe
hnen die Zahlen genannt – an die Herausforderungen
es demographischen Wandels anzupassen. Es ist eine
ittere und harte Entscheidung, die in diesem Zusam-
enhang fällig ist.
Es geht dabei auch um eine völlige Neubestimmung

es Verhältnisses von Solidarität und Eigenverantwor-
ung. Grundsätzlich muss Solidarität gewahrt bleiben.






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Der Kranke muss wissen, dass er das medizinisch Not-
wendige bekommt, ganz unabhängig davon, wie viel er
verdient. Jeder muss wissen, dass er im Alter nicht in
Armut fällt. Das haben wir geschafft und das muss auch
in Zukunft gelten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Aber gleichzeitig gilt vor dem Hintergrund dieser
Herausforderungen auch: Kleinere Risiken – die in der
Vergangenheit von der Allgemeinheit getragen werden
konnten – müssen wir wieder selber tragen.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Richtig!)

Sie, verehrter Herr Kollege Dr. Gerhardt, haben in die-
sem Zusammenhang einmal von der Vollkaskomentalität
unserer Gesellschaft gesprochen. Daran ist sehr viel
Wahres. Ich bitte nur um eines: Spitzen Sie das nicht auf
einzelne Gruppen der Bevölkerung zu! Es gilt nämlich
für alle. Diese Mentalität gibt es bei Arbeitnehmern wie
bei Unternehmern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deshalb gilt meine Feststellung, dass wir wieder bereit
sein müssen, kleinere Risiken selber zu tragen, wirklich
für alle.

Ich komme damit auf Ihren Zwischenruf zurück, Herr
Kollege Rexrodt. Sie werden nämlich in diesem Herbst
die Gelegenheit haben, bei den Strukturreformen zu be-
weisen, ob Sie das auch wirklich selber meinen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Können Sie mal etwas zum Haushalt sagen?)


Bei den sozialen Sicherungssystemen geht es darum, die
Lohnnebenkosten zu senken, weil nämlich hohe Lohn-
nebenkosten ein Einstellungs- und ein Jobhindernis sind.

Lassen Sie mich bei dieser Gelegenheit eine Grund-
satzbemerkung machen –


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Macht er die Arbeit von Herrn Clement oder was?)


ich könnte im Übrigen fast den Kollegen Waigel zitie-
ren –: Die Versuchung, in einer Reihe von Fällen – zum
Beispiel in den sozialen Sicherungssystemen – die Pro-
bleme nicht wirklich zu lösen, sondern nur nach anderen
Finanzquellen, nach Umfinanzierung zu suchen und die
Probleme in den Haushalt zu verschieben, ist nicht ge-
ring.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ökosteuer!)


– Seien Sie da einmal ganz vorsichtig. – Ich will auf die-
sen Punkt nur ausdrücklich hinweisen. Wenn die Pro-
bleme im System gelöst sind, kann man über die Frage
reden, was die günstigste – auch die volkswirtschaftlich
und für den Arbeitsmarkt günstigste – Finanzierung sei.
Die Voraussetzung ist aber, dass alle anderen Probleme
in den Systemen gelöst worden sind. Das darf nicht etwa

e
m

b
ti
Q
d
s

g
b
d
A
H

c
s

H
m
n
n
e
is
b
n
k
a
m
n
d

k
f
K


K

in
d
d
s
d

(C (D ine Ausflucht sein, weil man sich die Einschnitte, die an wirklich machen muss, nicht zutraut. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es geht außerdem um die Flexibilisierung des Ar-
eitsmarktes, um die Chancen für Ältere, um die Besei-
gung von Fehlanreizen, um die Chancen für gering
ualifizierte, wieder eine Arbeit zu bekommen. Das ist
as, was mit Hartz I bis IV vorliegt und zum Teil auch
chon beschlossen worden ist.
Es geht auch – Herr Dr. Rexrodt, das habe ich vorhin

emeint, als Sie „Richtig!“ gesagt haben – um die Flexi-
ilisierung der Handwerksordnung. Es gilt nicht nur
ann, verkrustete Strukturen aufzubrechen, wenn es um
rbeitnehmer geht. Es gilt auch dann, wenn es um das
andwerk und um viele andere Bereiche geht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich dazu eine Grundsatzbemerkung ma-
hen, die sehr viel mit der europäischen Einpassung un-
erer Politik zu tun hat.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt will er den Stellenmarkt auch noch ruinieren!)


err Kollege Clement hat ein paar Mal deutlich ge-
acht, dass Betriebe aus den Niederlanden oder dem-
ächst aus Polen, die die Anforderungen, die wir stellen,
icht stellen, bei uns auftreten und arbeiten können. Die
ntscheidende Frage, die wir uns jetzt stellen müssen,
t, ob dann nicht auch Inländer dieselben Chancen ha-
en sollten wie die Ausländer. Der Meisterbrief soll
icht abgeschafft werden. Im Gegenteil, ich denke, er
ann an Wert gewinnen, wenn er als Herausforderung
ngesehen wird, der sich jeder persönlich stellt, um da-
it sozusagen seinen Betrieb zu qualifizieren. Das ist es:
icht staatlich verordnet, sondern als eigene Herausfor-
erung, die man besteht. Da werden sie Chancen haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Miese Einbringungsrede!)


Es geht in der Agenda 2010 um die Investitionsfähig-
eit der Gemeinden. Es geht um die Gemeindefinanzre-
orm. Meine Damen und Herren, wir haben dazu ein
onzept auf den Tisch gelegt.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Schauen Sie in Ihre eigenen Reihen! Da sitzen Ihre Getreuen!)


Vorsicht! Ich komme gleich zu Ihnen, verehrter Herr
alb.
Darüber sind wir uns noch nicht in allen Teilen, aber
den Grundsätzen einig in der Koalition. Ich sage „in
en Grundsätzen einig“, weil wir genau dem folgen, was
ie große Mehrheit der Gemeindefinanzreformkommis-
ion beschlossen hat, nämlich die Gewerbesteuer zu mo-
ernisieren.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Fraktion hat Sie rausgeprügelt!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Bei uns ist das klar. Es gibt Streit – das wissen wir alle –
um die Frage, ob so genannte ertragsunabhängige Ele-
mente einbezogen werden sollen oder nicht, und in wel-
chem Umfang. Sie wissen, der Gesetzentwurf der Bun-
desregierung sieht das nicht vor. Er sieht aber – darin
sind wir uns einig – eine starke Verbreiterung der Be-
messungsgrundlage der Gewerbesteuer und damit eine
gewaltige Stabilisierung vor. Das ist, glaube ich, noch
nicht richtig bei den kommunalen Spitzenverbänden an-
gekommen. – Das ist die gemeinsame Grundlage. Jetzt
reden wir im Zusammenhang mit der Frage, ob noch et-
was hinzugerechnet wird oder nicht, über Einzelheiten.
Ich sage Ihnen: Wenn das Gesetzgebungsverfahren mit
den Anhörungen gelaufen ist, dann wird es dazu auch
eine einvernehmliche Position in der Koalition geben; da
bin ich mir ganz sicher.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Nun, meine Damen und Herren, komme ich zu Ihnen.
Das ist eine spannende Veranstaltung. In der Kommis-
sion sitzen alle Finanzminister oder auch Innenminister
der CDU- bzw. CSU-geführten Landesregierungen. Alle
beschließen – alle! –, es solle zum 1. Januar nächsten
Jahres eine grundlegende Reform geben. Die grundle-
gende Reform soll aufbauen auf einer modernisierten
Gewerbesteuer. Was passiert dann bei Ihnen? Ich sage an
dieser Stelle zum ersten Mal – und komme darauf zu-
rück –, wo das Risiko liegt, das Sie für den Konsolidie-
rungsprozess in Deutschland darstellen. Da sagt Herr
Merz: Die Gewerbesteuer muss weg; ich will das BDI/
VCI-Modell. Das ist ja eine ehrenwerte Position.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Das habe ich nie gesagt! Bleiben Sie bei der Wahrheit!)


– Gut, dann nehme ich es zurück. Herr Kollege Merz,
das mag eine Überinterpretation sein. Sie haben aber ge-
sagt, Sie wollten einen Zuschlag auf die Einkommen-
und die Körperschaftsteuer.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Das habe ich auch nicht gesagt!)


– Also nur die Gewerbesteuer weg? Herr Merz, das
macht die Sache nicht besser; denn das bedeutet, dass
Sie zwar wissen, was Sie nicht wollen, dass Sie aber
nicht wissen, was Sie wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Hören Sie auf, einen solchen Unsinn zu reden!)


Das ist doch das Problem. Das ist das Problem der ge-
samten Opposition.

Herr Stoiber, der sich in besonderem Maße als derje-
nige aufspielt, der die Kommunen schützt, bringt es glatt
fertig, dass die bayerischen Kommunen im vergangenen
Jahr weit vor allen anderen ihre Verschuldung erhöht ha-
ben. Warum weisen denn 2002 die Kommunen im wirt-
schaftsstarken Bayern im Vergleich zu allen anderen den
höchsten Zuwachs bei der Neuverschuldung auf? Weil
Bayern – das alles kann man im Einzelnen nachweisen –

m
A


l
v

i
b
1
n
l
d
l

E
H
E
d
m
w
w
I

Z
K
d
K
B
n
d
h
E
M
g

e
F
d
E
r
H


s
v
a

(C (D it seinen Kommunen noch nie gut umgegangen ist. ber das ist ein anderes Thema. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


Das ist so, weil es in Bayern den geringsten kommuna-
en Finanzausgleich gibt und weil dort Staatsaufgaben
on den Kommunen wahrgenommen werden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir warten gelassen den nächsten Sonntag ab!)


Was hört man aus Bayern? Obwohl Herr Faltlhauser
n der Kommission für die Modernisierung der Gewer-
esteuer und für das In-Kraft-Treten der Reform am
. Januar 2004 gestimmt hat, fordert der bayerische Mi-
isterpräsident ein Sofortprogramm. Aber die grundsätz-
iche Lösung wird in die Zukunft verschoben. Das hat in
er Kommission niemand gewollt, weder die kommuna-
en Spitzenverbände noch die Landesregierungen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Koch hat gefordert, dass ertragsunabhängige
lemente in die Gewerbesteuer einbezogen werden.
err Merz, Herr Stoiber und Herr Teufel sagen dagegen:
rtragsunabhängige Elemente sollen einbezogen wer-
en? Mit uns nie! – Sehr verehrte Frau Merkel, wie soll
an denn zu einer Verständigung mit Ihnen kommen,
enn nicht einmal im Grundsatz klar ist, ob Sie die Ge-
erbesteuer modernisieren wollen oder nicht, weil es bei
hnen so stark widerstreitende Auffassungen gibt?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


u einer Verständigung müssen wir aber kommen. Die
ommunalhaushalte zu sanieren ist aber zuallererst Län-
ersache; denn nach unserer Verfassung gehören die
ommunen zu den Ländern. Es gibt einen Vorschlag des
undes zur Sanierung der Kommunalhaushalte, den Sie
icht mögen müssen. Aber wo sind denn die Vorschläge
er Länder, aus denen hervorgeht, wie die Kommunal-
aushalte saniert werden können? Wo ist Ihr Vorschlag?
s gibt von Ihrer Seite keinen Vorschlag, obwohl Sie die
ehrheit im Bundesrat stellen. So kann das nicht weiter-
ehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir sind uns in der Koalition auch über die Summen

inig. Die Kommunen sollen im nächsten Jahr auf jeden
all um 4,5 Milliarden Euro – anwachsend auf 5 Milliar-
en Euro – entlastet werden. Eine leichte Steigerung der
ntlastung wird es auch in den Folgejahren geben. Da-
auf kommt es an. Wir werden den Kommunen mit dem
aushaltsstabilisierungskonzept


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Konzept ist übertrieben!)


jedenfalls wenn es auf die Kommunalhaushalte ent-
prechend übertragen wird – eine zusätzliche Entlastung
on knapp 2 Milliarden Euro verschaffen. Das bedeutet
lso, dass die Kommunalhaushalte bereits im nächsten






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Jahr um knapp über 6 Milliarden Euro – in den Folgejah-
ren ansteigend auf über 7 Milliarden Euro – entlastet
werden. Das ist ein Wort.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Zahlen stimmen doch vorne und hinten nicht!)


– Natürlich stimmen sie.
Natürlich können die Kommunalhaushalte nicht aus

dem Bundeshaushalt saniert werden. Der Bund leistet le-
diglich einen freiwilligen Beitrag. Aber nur in einem Ge-
samtpaket von Gewerbesteuerreform, Zusammenführung
von Arbeitslosen- und Sozialhilfe – auch das bedeutet
eine Entlastung für die Kommunen – und einem Konsoli-
dierungskonzept für alle öffentlichen Haushalte können
die Probleme des Bundes, der Länder, der Kommunen
und der sozialen Sicherungssysteme gelöst werden.


(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Müder Beifall!)


Jetzt komme ich auf einen weiteren Baustein unseres
Konzepts zu sprechen: das Haushaltsstabilisierungs-
gesetz im Vollzug der Haushalte 2003 und 2004. Ich
möchte darauf hinweisen, dass der Haushalt 2003 zwei-
felsfrei wieder eine wesentlich höhere Nettoneuver-
schuldung aufweist, die eine Verdoppelung dessen be-
deutet, was wir ursprünglich veranschlagt haben. Ich
werde im Spätherbst im Zusammenhang mit der Steuer-
schätzung im Kabinett und im Bundestag einen Nach-
tragshaushalt einbringen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der ist längst überfällig!)


Dieser Haushalt zeigt aber eindeutig: Alle Maßnahmen,
die wir zum Zwecke der Konsolidierung seit 1999 be-
schlossen haben, werden in vollem Umfang fortgesetzt.
Die unbereinigten Ausgaben des Bundes sind von 1999
bis 2004 insgesamt nur um 2 Prozent gestiegen. Das sind
gerade einmal 0,4 Prozent pro Jahr. Das gibt es in kei-
nem anderen Land. Hessen ist beispielsweise deswegen
in der Bredouille, weil es in den letzten vier Jahren über
die Stränge geschlagen hat. Es muss nun alle Leistungen,
die es gewährt hat, quasi wieder einsammeln. Das gilt in
der Tat für uns nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das, was uns große Probleme bereitet – darauf habe ich
schon hingewiesen –, sind das Wegbrechen der Steuer-
einnahmen und die Situation auf dem Arbeitsmarkt. Das
alles zusammen bringt den Bundeshaushalt sehr stark in
die Bredouille.

Wir werden aber – das ist auch mit Brüssel verabre-
det – in einer solchen, von Wachstumsschwäche ge-
kennzeichneten Situation dem Konjunkturabschwung
nicht noch „hinterhersparen“. In dieser Phase müssen die
automatischen Stabilisatoren wirken. Deswegen ist es in
dieser Situation richtig, Probleme nicht etwa durch zu-
sätzliche Sparmaßnahmen zu verschärfen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir haben doch keine Nachfragelücke in Deutschland! Das ist doch dummes Zeug!)


A
W
w
d
e

D
t
d
g
d
l
e
s
h

D
S
b
n

S
n
t
F
T
s
C
n

k
i
A
N
G
a
g
t
s

w
F
t
m
H
r
r
g

(C (D uch wenn das heute eher etwas fern erscheint, gilt: enn der Aufschwung kommt und es wieder richtig aufärts geht, dann muss in Deutschland das gemacht weren, was bisher zu wenig gemacht worden ist, nämlich ine beinharte Konsolidierung. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Damit komme ich zum Haushalt 2004.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Nach 40 Minuten!)


ie Grundlage der gesamtwirtschaftlichen Eckdaten lau-
et: 2 Prozent Wachstum nächstes Jahr. Dazu habe ich
ie unterschiedlichsten Äußerungen gelesen. Wir haben
esagt – darauf komme ich nun zurück –, dass wir mit
em Vorziehen der Steuerreform unseren Beitrag dazu
eisten wollen, dass es im nächsten Jahr wirklich zu
inem Wachstum von 2 Prozent kommt. Wir wollen die-
es Maß an sich verfestigender Arbeitslosigkeit nicht
innehmen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie täuschen doch schon wieder das Parlament!)


ieses Maß an Arbeitslosigkeit ist die entscheidende
törung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts, die
eseitigt werden muss, und zwar durch offensive Maß-
ahmen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wenn Sie wenigstens nur zu 2 Prozent die Unwahrheit sagen würden!)


Mittlerweile haben sich einige Indikatoren wieder ein
tückchen verändert. Auch das muss man festhalten. Am
ächsten Wochenende treffen wir, die EU-Finanzminis-
er, uns in Stresa. Eine Woche später treffen sich die
inanzminister im Rahmen der IWF-Tagung und des
reffens der G 7 in Dubai. Vermutlich werden wir fest-
tellen, dass zum ersten Mal seit über einem Jahr die
hancen etwas größer als die Risiken sind. Das ist noch
icht gesichert. Man muss das mit aller Vorsicht sagen.
Ich verweise auf den Ifo-Index zum Weltwirtschafts-

lima. Ich verweise darauf, dass der Ifo-Geschäftsklima-
ndex zum vierten Mal in Folge für Deutschland einen
nstieg – dieses Mal ist es ein starker – prognostiziert.
icht nur die Zukunftserwartungen, sondern auch die
egenwartsbeurteilungen sind positiv. Ich verweise
uch auf das, was das ZEW seit längerem sagt. Übri-
ens, es spiegelt nur das wider, was an den Aktienmärk-
en passiert. Derartige Prognosen werden in der Wirt-
chaft in der Regel nach einem halben Jahr real.
Außerdem verweise ich – ich tue das ganz vorsichtig,
eil ich noch nicht weiß, wie gefestigt das ist – auf harte
akten wie die Zahl der Auftragseingänge bei der Indus-
rie. Zum ersten Mal hat ein Institut, das Ifo in München,
it Hinweis auf unser Konzept – Strukturreformen,
aushaltskonsolidierung und das Vorziehen der Steuer-
eform – seine Wachstumsprognose – sie lag unter unse-
er – von 1,5 Prozent auf 1,75 Prozent nach oben korri-
iert. Das sind jedenfalls ein paar Hoffnungszeichen.






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Eines ist in Deutschland komplett out, sozusagen

mega-out, nämlich Schwarzmalerei. Die Wirtschaft hat
begriffen, dass auch Schwarzmalerei ein Standortnach-
teil ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Man soll die Dinge beim Namen nennen, aber nichts ka-
puttreden. Ich verweise noch einmal auf das Interview
mit Jürgen Schrempp.

Mein Ziel war,

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Öffent lichkeit zu täuschen!)

bei einer ohne Gegenmaßnahmen für das nächste Jahr zu
erwartenden Neuverschuldung des Bundes von 38 Mil-
liarden Euro zunächst die Neuverschuldung unter die
veranschlagten Investitionen zu drücken. Mein Ziel war
also, die Neuverschuldung auf 24 Milliarden Euro zu
senken. Das damit verbundene Sparpaket ist ein harter
Schritt. Er hat dieselbe Größenordnung wie die von uns
1999 mit allen Folgewirkungen eingeleitete Konsolidie-
rung. Allerdings hat dieser Schritt erhebliche positive
Folgewirkungen für die Entlastung der Landes- und
Kommunalhaushalte, wenn eine gleichgerichtete Über-
tragung erfolgt. Da sind sie dann wieder mit am Zuge.

Dabei wird klar, dass der Weg zur Haushaltskonsoli-
dierung von uns nicht verlassen wird – im Gegenteil.


(Lachen des Abg. Friedrich Merz [CDU/ CSU] – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Hauptsünder Europas spricht von Haushaltskonsolidierung! Der Schuldenmeister Nummer eins! Mit Grausen denkt die EU-Kommission an diesen Haushalt!)


Ohne dass man über den Stabilitäts- und Wachstums-
pakt im Einzelnen diskutieren muss, kann man fest-
stellen, dass es zum Beispiel zwischen den europäi-
schen Finanzministern und den Ländern in Europa
trotz mancher Differenzen eine grundlegende Überein-
stimmung gibt: dass die mit der alternden Gesellschaft
verbundenen Herausforderungen erzwingen, dass wir die
damit einhergehenden Belastungen in der Zukunft nicht
mit hohen Schulden aus der Vergangenheit kombinie-
ren dürfen. Deswegen müssen wir für einen ausgegli-
chenen Haushalt sorgen, sobald das irgendwie mög-
lich ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie nicht mehr!)


In einer Zeit der Wachstumsschwäche und der Stagna-
tion werden wir das allerdings nicht schaffen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deswegen müssen wir aus dieser Situation herauskom-
men.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


D
w

n

W
1
l
1
h
v
d
T


n

s
S
d
a
g
d
H
m
t
N
a
m

b
w
d
h
l
M
1

D
b
s
D
h

g
s

(C (D eswegen ist die Konsolidierung erforderlich. Desegen wird sie auch gemacht. Was sind die Wege zur Konsolidierung? Ich nenne zu ächst die Einschränkung des Staatsverbrauchs. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Explosion bei der Öffentlichkeitsarbeit! Explosion bei den Personalstellen!)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wo denn?)


ir haben den Haushalt des Bundes 2004 auf
1,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gedrückt. Der
etzte Haushalt, den Sie verantwortet haben, lag bei
2,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das ist in der
eutigen Währung eine Differenz in der Größenordnung
on 20 Milliarden Euro. Das ist die Konsolidierung auf
er Ausgabenseite! Die wischen Sie mit nichts vom
isch, weil die Zahlen ganz eindeutig sind.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben nur auf der Einnahmeseite etwas gemacht!)


Die Zahlen sind klar. Da hilft Ihr Zwischenruf auch
ichts mehr.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir hören Ihnen wenigstens noch zu – im Gegensatz zu Ihrer Fraktion!)


Wenn ich „Einschränkung des Staatsverbrauchs“
age, dann heißt das zum Beispiel: Eingriffe bei den
onderzahlungen im öffentlichen Dienst. Wir reduzieren
as Weihnachtsgeld sowohl für die Pensionsempfänger
ls auch für die noch aktiven Bediensteten. Das Urlaubs-
eld fällt weg. – Übrigens: Ich erinnere mich noch daran,
ass der hessische Ministerpräsident unmittelbar vor der
essenwahl noch der Meinung war, der Tarifabschluss
üsse sofort und in vollem Umfang auch auf die Beam-
en übertragen werden; da könne man nichts machen.
och nicht einmal ein halbes Jahr später sieht man das
uch dort ganz anders. Die Realität holt Sie überall ein,
eine Damen und Herren!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will auf etwas hinweisen, das im Land nur wenig
ekannt ist: Die Stellenzahl des Bundes liegt heute, im
iedervereinigten Deutschland, unter der Stellenzahl,
ie die alte Bundesrepublik vor der Wiedervereinigung
atte, und unter der, die die alte, kleinere Bundesrepub-
ik 1970 hatte. Es gibt 287 000 Mitarbeiterinnen und
itarbeiter im öffentlichen Dienst. 300 000 waren es
970 in der alten Bundesrepublik.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Weil Sie neue Gesellschaften gegründet haben!)


as ist eine wirkliche Einschränkung des Staatsver-
rauchs und das ist auch vernünftig; denn in einer
chrumpfenden Gesellschaft muss auch der öffentliche
ienst kleiner werden, weil wir anderenfalls Steuererhö-
ungen in der Zukunft vorprogrammieren.
Wir haben die Finanzhilfen – in dem Punkt sind wir

anz allein entscheidungsfähig, weil wir nicht die Zu-
timmung des Bundesrats brauchen – ordentlich abge-






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

baut, nämlich seit 1998 um mehr als 30 Prozent, von
11,4 Milliarden Euro auf 7,7 Milliarden Euro in diesem
Jahr. Im nächsten Jahr werden es 7 Milliarden Euro sein.
Das ist viel mehr, als sich Herr Steinbrück und Herr
Koch – darauf komme ich noch zu sprechen – vorge-
nommen haben. Wir müssen da sehr viel härter herange-
hen und wir werden es auch tun.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben die höchste Subventionierung eingeführt, die Ökosteuer!)


Ich bin gespannt, wie Sie reagieren, wenn wir zum
Beispiel über die Agrarsubventionen – es geht nicht um
die Steinkohle; da sinken die Subventionen systematisch
degressiv – reden. Ich habe dazu aus Bayern schon wie-
der die alten Töne vernommen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Bauernfeind!)

Wenn Sie sich als Schutzheiliger von einzelnen Subven-
tionen aufspielen, meine Damen und Herren, werden Sie
den Staatshaushalt nie in Ordnung bringen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Max Straubinger [CDU/CSU]: Windkraft! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Kohle!)


Damit komme ich zu den Subventionen, die sich auf
der Einnahmeseite finden. Da sind sie ja sehr schön ver-
steckt. Ich habe schon im Haushaltsausschuss gesagt:
Ich glaube, dass das bayerische Modell – nein, das gibt
es ja gar nicht; ich hätte aber nichts dagegen, wenn es
das gäbe, weil wir in Bayern dann schon einen Verbün-
deten hätten –, das Schweizer Modell, bei dem Subventi-
onen nicht mehr bei den Steuern versteckt werden –
Subventionen sollen, wenn sie überhaupt gegeben wer-
den, auf der Ausgabenseite stehen, damit sie jeder sehen
kann, damit man sie leichter überprüfen kann und damit
man leichter an sie herankommt –, ein vernünftiger Weg
ist. – Darüber müssen Sie bei Gelegenheit auch einmal
nachdenken.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Etwa bei der Ökosteuer! – Max Straubinger [CDU/CSU]: Windkraft! Ökosteuer!)


– Für die Windkraft ist nichts im Haushalt veranschlagt.
Das will ich hier gar nicht diskutieren. Das sollten Sie
diskutieren, wenn es um die Novellierung des Erneuer-
bare-Energien-Gesetzes geht.

Nun komme ich auf einzelne Subventionen zu spre-
chen. Da ist zunächst die Eigenheimzulage zu nennen.
Ich habe vorgeschlagen, sie gänzlich zu streichen.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Immer gegen die Eigentümer!)


Der Sachverständigenrat ist dafür. Die Bundesbank ist
dafür. Der gesamte ökonomische Sachverstand ist dafür.
Was, verehrte Frau Merkel, ist jetzt Ihre Position?


(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


I
I
C
A
g

v
g
ü

E
n
n
d

K
k


n
d
s

Ü
k

d
N
le
ti
s

W
s
S
D
ic
d
K
tr
d
A
E
e

f
m
s
s
a

(C (D ch höre Gemeckere an der einen oder anderen Stelle. ch habe von Herrn Merz gehört, als wir zusammen bei hristiansen waren, man könne vielleicht darüber reden. ndere – Herr Stoiber oder auch Herr Koch – sagen, das ehe überhaupt nicht. Meine Damen und Herren, wie können wir eine Sub ention vertreten in einem Markt, der überwiegend, von anz wenigen Regionen in Deutschland abgesehen, bersättigt ist? (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Eigenheimzulage streichen und Genossenschaftswohnungsbau neu auflegen!)


s geht um eine Subvention, die – da ist in diesem Jahr
och einmal ein ordentlicher Zuwachs zu verzeichnen –
achhaltig 8 bis 10 Milliarden Euro beträgt. Können Sie
as wirklich noch vertreten, meine Damen und Herren?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es hat mit Vermögensbildung zu tun! Sie bleiben eine rote Socke!)


önnen wir nicht in diesem Herbst zu dem Ergebnis
ommen, dass diese Subvention abgebaut wird?

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU!)

Wenn wir über Finanzpolitik reden, dann will ich dazu
och einen Satz sagen. Macht es eigentlich Sinn, dass
er Staat Schulden macht, damit Private Eigentum
chaffen können?


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

ber den Punkt müssen Sie einmal nachdenken. Das
ann doch keinen Sinn machen.
Nächster Punkt: Wir wollen die Subvention in Form

er Entfernungspauschale auf die Hälfte des bisherigen
iveaus zusammenstreichen. Auch daran wird nur an al-
n Ecken herumgemosert. Wie sieht denn nun Ihre Posi-
on aus? Das Defizit des Gesamthaushaltes liegt zwi-
chen 70 und 80 Milliarden Euro.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eher 90 Milliarden!)


ir können das nicht beseitigen, ohne dass die Men-
chen es merken und viele etwas abgeben müssen. Sind
ie bereit, diesen Weg mitzugehen, meine sehr verehrten
amen und Herren? In diesem Zusammenhang komme
h wieder auf die Landeshaushalte, für die Sie doch in
en meisten Fällen die Verantwortung tragen, und die
ommunalhaushalte zu sprechen. Alle sind ja davon be-
offen: zu 42,5 Prozent die Länder und zu 15 Prozent
ie Kommunen. Wir reden hier über richtig viel Geld.
llein die Entfernungspauschale macht 3 Milliarden
uro aus – jedes Jahr. Sie müssten doch irgendwann zu
inem Ergebnis kommen.
Oder wie stehen Sie zu der Abschaffung der Verein-

achungsregelungen bei den Abschreibungen? Wie soll
an denn jemandem erklären, dass im Dezember ange-
chaffte Wirtschaftsgüter rückwirkend ab Juli abge-
chrieben werden können? Das hat man früher gemacht,
ls die Buchführungsmöglichkeiten noch schlechter






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

waren; heute sind sie aber prima. Hierbei handelt es sich
um eine reine Steuersubvention, die schön für denjeni-
gen ist, der sie bekommt, die aber angesichts des Defizits
des öffentlichen Gesamthaushaltes nicht verantwortbar
ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Nächster Punkt: Der Kampf gegen die Schwarz-
arbeit ist ein schwieriges und sehr mühevolles Unter-
nehmen. Über die Maßnahmen hinaus, die wir auf dem
Verwaltungswege ergreifen können, werden wir Ihnen in
diesem Herbst in einem Gesetzentwurf Vorschläge un-
terbreiten. Ich hoffe, dass wir uns über die vorgesehenen
Maßnahmen gegen Schwarzarbeit und Steuerhinterzie-
hung verständigen können. Wir haben zwar eine Reihe
von Maßnahmen ergriffen, aber sie reichen nicht aus. So
ist mittlerweile ziemlich klar, dass dem Staat allein bei
der Umsatzsteuer durch den so genannten Karussellbe-
trug pro Jahr zwischen 12 bis 13 Milliarden Euro verlo-
ren gehen. Wir werden auch da viel härter eingreifen
müssen, um dieses Problem zu lösen.

Wenn es wahr ist, dass die Schattenwirtschaft in
Deutschland etwa 15 bis 16 Prozent des Bruttoinlands-
produkts ausmacht, dann ergibt sich daraus folgerichtig,
dass wir kein Problem mit unseren Staatsfinanzen hät-
ten, wenn jeder seine Sozialabgaben und Steuern so
zahlte, wie es gesetzlich vorgesehen ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es sind die ehrlichen Arbeitnehmer und die ehrlichen
Unternehmer, die geschädigt werden, wenn wir zulassen,
dass sich andere illegal bereichern. Deswegen müssen
wir diese Dinge angehen. Ich setze sehr darauf, dass Sie
alle dabei mitmachen denn allein durch Kontrolle kann
man diese Dinge nicht ausrotten. Das ist auch gar nicht
meine Vorstellung. Wir brauchen in diesem Lande wie-
der eine andere Kultur und eine andere Einstellung zu
diesen Dingen. Wir wollen die Steuern senken – der Vor-
schlag ist ja in unserem Paket enthalten –, aber umge-
kehrt muss dann auch jeder das, was er dem Staat schul-
det, geben, damit nicht die Ehrlichen die Dummen in
diesem Lande sind. Ansonsten schwindet nämlich die
Zustimmung zur Demokratie.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Darüber hinaus müssen wir natürlich auch weitere
Subventionen abbauen. Vorschläge hierfür erwarten wir
aus der von den Ministerpräsidenten Koch und Stein-
brück initiierten Arbeitsgruppe. Wenn die Arbeitsgruppe
nichts liefern sollte, werden wir selber Vorschläge ma-
chen. Grundsätzlich begrüße ich natürlich, dass es diese
Arbeitsgruppe gibt und sie sich dem Thema, wenn auch
in Trippelschritten, langsam nähert. Ich erwarte also
konkrete Vorschläge aus dieser Arbeitsgruppe, mache
mich davon aber – das sage ich ganz deutlich – nicht ab-
hängig.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Was haben Sie gegen Herrn Steinbrück?)


b
V
m
l
t
a
G
a
t
t

E
d
s

f
A

W
g
s
r
i
v
K
b
n
h
u
k


A
v

D
d
u
E
s
m

ö
2
E



M
V

(C (D Die Einsparungen auf der Ausgabenseite und den Abau von Steuersubventionen – das ist nicht das Ende der eranstaltung, ich komme gleich darauf zurück – nehen wir nicht allein um des Sparens willen vor – natürich muss das Defizit weg –, sondern auch, um Gestalungsspielraum für die Zukunft zu gewinnen. Die lternde Gesellschaft – darüber gibt es ja schon viele rundsatzdebatten – wird dann zu einem Albtraum für lle, wenn es uns nicht gelingt, deutlich höhere Wachsumsraten zu erzielen; denn ansonsten werden wir Vereilungskämpfe erleben, die ziemlich schaurig sind. (Max Straubinger [CDU/CSU]: Vertreibung von Arbeitsplätzen aus Deutschland!)


s stellt sich deswegen, meine Damen und Herren, jetzt
ie Frage, wie der Beitrag der Finanzpolitik aussieht. Ich
ehe hier zwei Schwerpunkte:
Zum einen brauchen wir mehr Mittel für Zukunfts-

elder wie Familienpolitik, Kinderbetreuung, Bildung,
usbildung, Forschung und Entwicklung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir haben in den letzten Jahren die entsprechenden Aus-
aben gegenüber 1998 schon um 30 Prozent erhöht. Wir
ind dabei auch besser als vergleichbare Staaten in Eu-
opa. Wir haben aber noch nicht das Niveau erreicht, das
n Skandinavien herrscht. Wir haben auch noch nicht so
iel erreicht wie die Amerikaner, die Japaner und die
anadier. An dieser Stelle müssen wir also noch viel
esser werden. Der Erfolg der Strategie Europas, zu ei-
er der wettbewerbsfähigsten Regionen zu werden,
ängt in großem Umfang davon ab, ob es uns gelingt,
nser Erneuerungspotenzial in allen Bereichen zu stär-
en.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Fangen Sie doch an!)


Ja, wir machen es ja, indem wir die entsprechenden
usgaben seit 1998 um 30 Prozent erhöht haben, alleine
on 2003 auf 2004 um 6 Prozent.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ihr macht nichts!)


azu muss man natürlich ausdrücklich sagen, dass in
iesen Zahlen das Ganztagsschulprogramm enthalten ist
nd auch die Kinderbetreuung für unter Dreijährige.
benso sind in das Finanztableau die Forschungsorgani-
ationen eingearbeitet, die wieder mehr Geld bekom-
en.
Dasselbe gilt – ich sage das ausdrücklich – für die

ffentlichen Investitionen. Die Verkehrsinvestitionen bis
007 belaufen sich immerhin auf knapp 10 Milliarden
uro


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Reden Sie doch mal von dem Mautbetrug!)


unter Einschluss der Maut.
Die bislang für die Eigenheimzulage verwendeten
ittel fallen nicht ersatzlos weg. Mit 25 Prozent dieses
olumens richten wir ein neues Investitionsförderpro-






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

gramm für die Städte und Gemeinden ein und wir schla-
gen den Ländern und Kommunen vor, dasselbe zu tun.
Das ist, denke ich, der richtige und moderne Weg, mit
dem auf die unterschiedlichen Situationen am Woh-
nungsmarkt reagiert werden kann.


(Beifall der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Worauf kommt es bei der Finanzpolitik an, wenn sie
zum Wachstum beitragen soll? Auf der einen Seite ste-
hen die Zukunftsaufgaben, auf der anderen Seite – das
sage ich mit allem Nachdruck – geht es um die Rente.
Es geht nicht so weiter, wie wir es bisher gemacht haben.
Ich habe Ihnen vorhin die Zahlen genannt. Deswegen
haben wir im Haushaltsentwurf eine Absenkung des
Bundeszuschusses um 2 Milliarden Euro vorgesehen.
Gleichzeitig muss eine Stabilisierung des Rentenversi-
cherungsbeitrages erfolgen. Das alles wird ein hartes
Geschäft.

Meine Damen und Herren, wir werden uns angesichts
der Dramatik der Zahlen darauf konzentrieren müssen,
sicherzustellen, dass Altersarmut, die wir heute Gott sei
Dank nicht mehr haben, trotz der dramatischen demo-
graphischen Veränderungen auch in Zukunft nicht ent-
steht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Damit wir das leisten können, werden wir uns in der
Finanzpolitik von vielen schönen Dingen verabschieden
müssen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Seit acht Jahren machen Sie alles zunichte!)


Auch das ist ein Argument dafür, warum wir uns die Ei-
genheimzulage und anderes nicht mehr leisten können.
Wir sind voll dadurch gefordert, Altersarmut in der Zu-
kunft zu vermeiden. Wenn Sie die vielen schönen großen
Umverteilungstöpfe, die wir im Steuersystem in der
Mitte der Gesellschaft eingerichtet haben, behalten wol-
len, dann kommen Sie um massive Steuererhöhungen
nicht herum. Das wäre die Alternative, aber das ist genau
der Weg, den ich nicht gehen will.

Ich bin froh, dass die Mehrwertsteuerdebatte einen
sanften Tod gestorben ist; denn der Subventionsabbau ist
in der Tat der richtige Weg.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jürgen Koppelin [FDP]: Weiß Frau Simonis das?)


Das Gesamtpaket, das wir zur Konsolidierung vor-
schlagen, umfasst 14 Milliarden Euro für den Bundes-
haushalt, 23 Milliarden Euro für den gesamtstaatlichen
Haushalt – Bund, Länder und Gemeinden außer Acht ge-
lassen; das geschieht im Rahmen der Agenda 2010 zur
Konsolidierung der sozialen Sicherungssysteme.

Man wird sich fragen müssen, meine Damen und Her-
ren – das ist der entscheidende Punkt –, wie Konsolidie-
rungspolitik in einer Phase der Stagnation aussieht.
Muss sie anders sein als in einer Phase des Wirtschafts-

w
te
e
li
h
tr

D
n

w
w

a
s
2
W
d
tr
H

n
s
s
v
d
S
d
h
d
h
m
v

z
S
h
d
D
T
W
w
h
z
G
d

b
v

(C (D achstums wie 1999/2000, als wir diese Politik eingeleit haben? Ich sage ausdrücklich: ja. Denn wenn wir in iner Phase der Stagnation 23 Milliarden Euro – 14 Milarden Euro allein für den Bund – aus dem Kreislauf erausnehmen, dann wirkt das natürlich zunächst konaktiv. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


as Wichtigste aber ist: Wir müssen heraus aus der Stag-
ation und hinein ins Wachstum,


(Lachen bei der CDU/CSU – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das machen Sie doch kaputt!)


eil wir anderenfalls unsere Probleme nicht lösen. Des-
egen legen wir dieses Konzept auf den Tisch.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Angesichts dieses Konsolidierungspaketes, das wir

uf den Tisch legen, ist es auch richtig, dass wir vor-
chlagen, die nächste Stufe der Steuerreform, die für
005 vorgesehen ist, um ein Jahr vorzuziehen, um einen
achstumsimpuls zu geben und dafür zu sorgen, dass
ie Finanzpolitik in einer stagnativen Phase nicht kon-
aktiv wirkt. Darauf kommt es an, meine Damen und
erren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Übrigens ist es schon verwunderlich, wie sich bei Ih-
en die Positionen ändern. Ich denke, diese Spielchen
ollten wir jetzt einmal lassen. Sie waren bereit, Steuer-
enkungen auch in ganz anderen Phasen vorzunehmen,
öllig unabhängig davon, welche Staatsverschuldung
as nach sich zieht. Ich erinnere mich lebhaft daran, was
ie hinsichtlich der Steuerreform 2000 gesagt haben –
as war Ihnen alles nicht genug. Ich erinnere mich leb-
aft daran, was Sie vorigen Sommer erzählt haben, und
aran, was Herr Koch noch vor der Landtagswahl gesagt
at, nämlich das sei eine Phase, in der man Schulden
achen müsse. Die Konsequenz ist jetzt, dass Hessen
on einer Ratingagentur heruntergestuft worden ist.
Ich wiederhole es: Wenn man den Mut hat, nicht aus-

uweichen und auch in Phasen der Stagnation harte
trukturreformen in den Sozialsystemen und im Haus-
alt durchzuführen, ist man quasi gezwungen, vonseiten
er Finanzpolitik einen Wachstumsimpuls zu geben.
eshalb wundere ich mich darüber, dass in den letzten
agen in der Presse zu lesen ist, wir würden unser
achstumsziel aufgeben. Wir geben es nicht auf; aber
ir sagen, dass es schwer zu erreichen ist. Das Vorzie-
en der nächsten Stufe der Steuerreform ist ein Element
ur Abwehr der Störung des gesamtwirtschaftlichen
leichgewichts und zur Erreichung des Wachstums und
es Beschäftigungsaufbaus. Darum geht es.
Den Vorteil haben der Mittelstand wegen seiner ver-

esserten Investitionsbedingungen und eine große Zahl
on privaten Haushalten.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Reiner Hohn!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Was die Finanzierung angeht, so sage ich: Wir bauen

Steuersubventionen ab. Ich habe schon wieder gehört:
Was Sie da machen, passt uns nicht. – Im Rahmen der
Umsatzsteuer beseitigen wir einige Ungleichbehandlun-
gen der Landwirtschaft.

Ferner setzen wir Privatisierungserlöse ein. Dadurch
werden die 7 Milliarden Euro, die der Bund braucht, um
2 Milliarden Euro reduziert. Das kann auch mehr wer-
den. Aber ich kann nur das veranschlagen, was ich jetzt
zusagen kann. Ich will die Märkte nicht negativ beein-
flussen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Bei Maastricht hilft Ihnen das nicht!)


Wenn es am Aktienmarkt so weitergeht, wie es gegen-
wärtig der Fall ist, dann wird man möglicherweise auch
früher über andere Privatisierungserlöse reden können,
aber auch nur dann. Ich privatisiere nur, wenn es vom
Kurs her vertretbar ist, andernfalls nicht.

Ferner haben wir eine Erhöhung der Nettokreditauf-
nahme vorgesehen. Eine der Bedingungen dafür lösen
wir selber ein, indem wir die Finanzhilfen weiter ab-
bauen, nämlich im Zeitraum der mittelfristigen Finanz-
planung jedes Jahr mindestens um 5 Prozent. Außerdem
bieten wir dem Bundesrat an, dass wir uns über einen
weiteren Abbau steuerlicher Subventionen ab 2005 ver-
ständigen, einen Abbau, der über das hinausgeht, was in
unserem Konzept steht und was die Herren Koch und
Steinbrück nach meinen Erwartungen vorlegen werden;
denn es ist vernünftig, diesen Weg des Abbaus von Sub-
ventionen konsequent weiterzugehen, egal welcher Lobby-
ist jeweils gerade dagegen ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich sage ausdrücklich: Das Vorziehen der Steuer-
reform, das die öffentlichen Haushalte mit insgesamt
16,6 Milliarden Euro belastet, ist mit dem 23-Milliar-
den-Paket längst abgegolten. Dass die Länder sagen,
sie wollten noch mehr zur Konsolidierung ihrer Haus-
halte tun, ist in Ordnung. Der Bund tut das ja auch.
Infolgedessen kann ich das nur begrüßen. Aber ich
betone: Der Bund hat die Bedingungen geschaffen,
die man vernünftigerweise schaffen kann. Es liegt am
Bundesrat und an den Länderregierungen, dem Vor-
ziehen der Steuerreform und damit einem Wachstums-
impuls in einer stagnativen Phase zuzustimmen. Da
wird auch die FDP, wenn die CDU nicht will, in den
Landesregierungen, in denen sie mitregiert, denke ich,
ein Wort mitzureden haben. Da werden Sie sich ent-
scheiden müssen.

Meine Damen und Herren, dies ist eine Politik, die
mit dem Dreiklang von Strukturreformen, Haushaltskon-
solidierung und Wachstumsimpulsen auch unsere euro-
päischen Verpflichtungen erfüllt.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

Sie können – das mag Ihnen nicht passen – gerade

heute Morgen im „Handelsblatt“ lesen, was der zustän-
dige Kommissar der Europäischen Union dazu sagt. Die

B
W


d
n
ü
h
g

d
S
S
r


h
P
g

E
9
g
s
h

n
r
m
g
k

n
t
h
l
S
h
H
z
g
i
t
d

b
s

(C (D undesregierung bekennt sich zum Stabilitätsund achstumspakt mit all seinen Elementen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nur noch formell!)


Ich komme gleich darauf zurück. – Wir werden alles
aransetzen, dass wir das 3-Prozent-Kriterium im
ächsten Jahr erfüllen. Das wird schwierig. Darum ist
berhaupt nicht herumzureden. Es bedarf auch eines hö-
eren Wirtschaftswachstums. Es bedarf aller Anstren-
ungen, die ich eben geschildert habe.
In Brüssel ist übrigens bekannt – man muss sich nur

ie Zahlen ansehen –, dass Deutschland bei all den
chwierigkeiten, die es hat, das Land mit den geringsten
chätzabweichungen bei der Projektion von Finanzie-
ungssalden ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt sind wir auch noch die Musterschüler in Europa!)


Seien Sie vorsichtig! Ich glaube nicht, dass Sie gelesen
aben, was der schwedische Ministerpräsident Göran
ersson, der die großen Länder zu Recht kritisiert hat,
esagt hat.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Spitzenpleitier als Musterschüler!)


r hat nämlich gesagt: Die großen Länder haben in den
0er-Jahren, als wir, die kleinen, die Konsolidierung ein-
eleitet haben, dies nicht gemacht. – Der Vorwurf richtet
ich nicht an uns; denn als wir an die Regierung kamen,
aben wir die Konsolidierung sofort eingeleitet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Sie sind ein übler Täuscher!)


Hätten Sie drei Jahre früher angefangen, wären wir
icht mit 1,2 Prozent Defizit, sondern – wie die kleine-
en Länder – mit einem ausgeglichenen Haushalt oder
it einem kleinen Überschuss in die Stagnationsphase
egangen und mit dem 3-Prozent-Kriterium gäbe es
eine Probleme. Deswegen sind jetzt alle gefordert.
Verehrter Herr Storm, Sie haben, wie in der Zeitung

achzulesen war, gesagt, die sozialen Sicherungssys-
eme seien nicht dazu da, dem Bundesfinanzminister zu
elfen, das 3-Prozent-Kriterium zu erfüllen. Das ist völ-
ig falsch. Das 3-Prozent-Kriterium ergibt sich aus der
ituation der sozialen Sicherungssysteme, des Bundes-
aushalts, der Länderhaushalte und der kommunalen
aushalte. Ich bin bereit, für all das die Verantwortung
u übernehmen, über was ich entscheiden kann. Aber es
ibt Dinge, über die andere entscheiden. Deswegen sage
ch ausdrücklich: Bei der Konsolidierung der Sozialsys-
eme, des Bundeshaushaltes, der Länderhaushalte und
er Kommunen ist ein Zusammenwirken aller gefordert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Was in Europa und in Deutschland fehlt, ist nicht Sta-
ilität. Deutschland ist in Sachen Stabilität der Muster-
chüler der Europäischen Union.


(Lachen bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Dabei bleibt es. Was aber fehlt, ist Wachstum – das ist
wahr –, und zwar im dritten Jahr infolge.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie sind ein Schauspieler! Ein schlechter obendrein!)


Deutschland hat als größte Volkswirtschaft in der Euro-
päischen Union eine besondere Verantwortung.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist schon tragisch! Diese Rede ist tragisch!)


Auch kleinere Länder, die sehr lange auf einem ziem-
lich hohen Roß gesessen haben, schauen inzwischen
sehr nachdenklich – das Pendel ist stark zur anderen
Seite ausgeschlagen – auf ihr Wachstum und ihre Haus-
haltsdefizite. Polen, die Beitrittsländer und die kleineren
Länder um uns herum stellen jetzt die Frage – es ist
nicht nur die eine von Herrn Balcerowicz, die ich gele-
sen habe –: Was ist mit eurem Wachstum? Wir wollen
aus diesem Loch endlich herauskommen. – Vor uns liegt
eine riesige Aufgabe.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Was ist denn mit dem Wachstum? – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ihre Politik wird in Schweden als Argument gegen die Einführung des Euro angeführt! Das ist die Wahrheit!)


– An dem Beispiel Schweden sehen Sie, dass Sozialde-
mokraten eine gute Politik machen; das ist überhaupt
keine Frage.

Wir müssen ein großes Paket schnüren. Unsere Ant-
wort liegt in dem Dreiklang von Strukturreformen,
Haushaltskonsolidierung und Wachstumsimpulsen. Es
wird in diesem Herbst für alle in diesem Lande sehr an-
strengend werden, übrigens auch für die gesetzgebenden
Körperschaften. Unsere Antwort wird in Brüssel wie
auch beim Internationalen Währungsfonds verstanden.
Stimmen von außerhalb Deutschlands sagen: Wir hätten
nicht gedacht, dass Deutschland in Bewegung kommt; in
Deutschland geht es richtig voran.


(Lachen bei der CDU/CSU)

Darauf kommt es an.


(Zuruf von der CDU/CSU)

– Ich will gar nicht mehr über die Vergangenheit reden.
Wenn ich das tun würde, dann müsste ich auch über Ihre
Vergangenheit reden. Was soll denn das? Wir müssen
vorankommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Dass Sie von Ihren Taten ablenken wollen, kann ich verstehen!)


Die Menschen wollen,

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eine neue Regierung! Das würde alle freuen!)

dass das Land für die Zukunft fit gemacht wird, auch
wenn es schmerzlich ist. Es gibt eben keine Medizin, die
nicht bitter schmeckt.

h
h
I
m
m
B
B
d
s

d
m
D
k
w
c
d
n



M
d
s
S
L

S
k
e

D
e
w
u
d
W
i

W
r
i
I
g
S
h

(C (D Unsere Vorschläge liegen, wie Sie es immer gefordert aben, auf dem Tisch. Sie müssen sie nicht mögen. Wir aben unsere Verhandlungsbereitschaft längst erklärt. ch habe dem Finanzplanungsrat angeboten, eine geeinsame Arbeitsgruppe von Bund, Ländern und Geeinden einzurichten und über die Folgekosten von undesgesetzen zu reden. Die B-Seite war aber vor der ayernwahl nicht in der Lage, zu verhandeln. Was ist enn das für ein Verständnis von den Problemen in dieem Land? (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Damit komme ich zu Ihrer Verantwortung. Man kann
er Meinung sein, dass die Opposition keine Vorschläge
achen muss; die Regierung muss Vorschläge machen.
as ist in Ordnung. Aber die meisten Entscheidungen
önnen im föderalen System – ich bin Föderalist, auch
enn ich inzwischen an manchen Stellen ein Fragezei-
hen setzen würde – von Bundestag und Bundesrat, in
enen es gegenwärtig unterschiedliche Mehrheiten gibt,
ur gemeinsam getroffen werden.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das ist ja ganz neu! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Haben Sie von Lafontaine gelernt?)


Ja, das ist ganz neu.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Als Sie im Bundesrat blockiert haben, hörten sich Ihre Ausführungen anders an!)


Es gibt drei Möglichkeiten, wie Sie sich mit Ihrer
ehrheit verhalten können. Sie können erstens die Lan-
esregierungen ihre verfassungsmäßige Pflicht tun las-
en. Das ist in Ordnung. Wir kommen damit klar, wenn
ie die Landesregierungen nicht an die parteipolitische
eine legen wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ie können zweitens eine Blockadepolitik machen – ich
omme gleich noch darauf zurück –, weil Sie sich nicht
inigen können.


(Widerspruch bei der CDU/CSU – Zurufe von der CDU/CSU: Schröder! Lafontaine!)


as ist aber unverantwortlich. Drittens können Sie ein
igenes Konzept vorlegen, weil Sie, Frau Merkel, nicht
ollen – das kann ich verstehen –, dass die Bundespartei
nd die Union in den Ländern nicht einig sind. Aber
ann müssen Sie auch ein Konzept auf den Tisch legen.
o sind denn Ihre Vorschläge zu den Strukturreformen

n diesem Land?

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

as ist denn Ihr Konzept zur Haushaltskonsolidie-
ung beim Bund, bei den Ländern und Gemeinden? Was
st Ihr Konzept zum Vorziehen der Steuerreform? Was ist
hr Konzept zur Gemeindefinanzreform? Wo sind die
emeinsamen Stellungnahmen der Union zu einigen
chwerpunkten der Haushaltskonsolidierung, zur Eigen-
eimzulage, zur Entfernungspauschale und zu anderen






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

Punkten? Wo ist das gemeinsame Konzept der Union,
sehr verehrte Frau Merkel? Man hat gedacht: Die mo-
geln sich durch – das kann ich politisch verstehen –, um
bei den Wählern besser dazustehen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Erledigen Sie endlich einmal Ihre Arbeit!)


Denn nichts, was man jetzt auf den Tisch legt, ist ange-
nehm. Das ist wahr; Medizin ist bitter.

Nach der Hessen- und der Niedersachsenwahl haben
eine Reihe Unionskollegen gesagt, nun könne man an-
fangen, miteinander zu reden. Nichts ist geschehen! Sie
haben wieder Zeit gebraucht. Einen ganz kleinen Teil
des Gesetzes zum Abbau von Steuervergünstigungen ha-
ben Sie schließlich zuwege gebracht.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Weil ihr nichts zustande bringt!)


Dann war die Frage: Vielleicht geht es nach der Bremen-
wahl? Es ging wieder nicht.

Jetzt heißt der neue Termin: Bayernwahl. Herr Koch
und Herr Steinbrück werden nichts vorlegen, bevor die
Bayernwahl nicht vorüber ist. Was heißt denn das? Das
heißt, dass Sie vor der Bayernwahl nicht sagen wollen,
was Sie im Hinblick auf die Eigenheimzulage, die Pend-
lerpauschale und viele andere Dingen vorhaben. Ist das
ein Verhalten, das in dieser Situation unseres Landes an-
gemessen ist?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir werden uns wohl damit abfinden müssen, dass das
so ist. Wir werden aber auch den Menschen im Lande sa-
gen müssen, dass das so ist.

Nach der Bayernwahl ist definitiv Schluss: Entweder
Sie versündigen sich an diesem Lande – ich hoffe das
nicht –


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das haben wir von Lafontaine gelernt! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Pfui!)


oder Sie kommen nach der Bayernwahl mit einem
schlüssigen Konzept oder Sie lassen die Landesregierun-
gen ihre verfassungsmäßige Pflicht tun.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


So viele Reformnotwendigkeiten und – auch das sage
ich – so viele Reformmöglichkeiten wie gegenwärtig hat
es nie zuvor in Deutschland gegeben. Wir müssen die
jetzige Situation, die verdammt schwierig ist, nutzen. Es
braucht eine große gemeinsame Kraftanstrengung in die-
sem föderalen Staat. Das erwarten die Menschen und das
ist unsere Verantwortung für dieses Land und für
Europa.

Die Chancen stehen besser als je zuvor in den letzten
drei Jahren, dass wir aus der Stagnation herauskommen,
dass wir, wenn wir das zart keimende Pflänzchen des
Aufschwungs mit einer entschlossenen Politik der Struk-
turreformen, der Haushaltskonsolidierung und der

W
t
l

E
s
V
n
a
b

L
p

T
H

H
g

W
F

r
a
K
n

D
n

h

3

D
t
O

e


(C (D achstumsimpulse richtig begießen, aus der Wachsumsschwäche herauskommen und wieder in ein ordentiches Wirtschaftswachstum hineinkommen. (Max Straubinger [CDU/CSU]: Mit Rot-Grün passiert das nie!)


s kann gelingen und es wird gelingen, wenn Sie bereit
ind, Ihren Teil der Verantwortung, der Ihnen nach der
erfassung über den Bundesrat zugewiesen ist, zu über-
ehmen. Wir sind zu jedem vernünftigen Gespräch und
uch zu Kompromissen, die in der Sache weiterführen,
ereit.
Dies ist der Weg, Deutschland aus einer schwierigen

age herauszuführen. Lassen Sie uns das gemeinsam an-
acken!


(Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505800600

Bevor ich die Aussprache eröffne, begrüße ich auf der

ribüne den Präsidenten des Bundesrechnungshofes,
errn Dr. Engels.


(Beifall)

err Engels, ich freue mich, dass Sie an diesen Beratun-
en teilnehmen.
Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat das
ort der Kollege Friedrich Merz von der CDU/CSU-
raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Friedrich Merz (CDU):
Rede ID: ID1505800700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion wurde
m Wochenende in verschiedenen Zeitungen aus der
lausurtagung der Fraktion der SPD am letzten Don-
erstag mit den Worten zitiert: Hans, das reicht erst mal!


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)

iese Worte hätte man auch heute Morgen sagen kön-
en. Wahrscheinlich reicht es bald endgültig.
Herr Eichel, das, was Sie heute Morgen dargeboten

aben, war eine bizarre Veranstaltung:

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)

0 Minuten Kritik an der Opposition!


(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Völlig zu Recht!)


as Einzige, was Sie offensichtlich noch mit Ihrer Frak-
ion und Ihrer Regierung verbindet, ist die Kritik an der
pposition.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie machen es uns auch leicht!)


Wer während Ihrer Rede – Herr Eichel, Sie konnten
s nicht beobachten – das Mienenspiel der Regierung
insbesondere das des Bundeskanzlers – gesehen hat,






(A) )



(B) )


Friedrich Merz

der konnte sich ein Bild davon machen, wie der Stand
des Bundesfinanzministers in der Regierung ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

Herr Bundeskanzler, Sie haben während dieser Rede ge-
nauso wie in den letzten Tagen vor dem Abgang Rudolf
Scharpings geschaut. Mit dem gleichen Gesichtsaus-
druck haben Sie hier auf der Regierungsbank gesessen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie wissen doch, dass das, was heute vorgelegt wor-

den ist, keinen Bestand hat. Sie wissen doch, dass wir
hier einen Haushaltsentwurf beraten, dessen Grundlage
schon überholt ist, bevor er überhaupt in der ersten Le-
sung im Deutschen Bundestag beraten worden ist. Sie,
Herr Eichel, wissen doch, dass es so ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie sich wohl aufschreiben lassen!)


Sie kämpfen hier ganz offenkundig Ihren letzten Kampf.
Sie stehen mit dem Rücken zur Wand.


(Joseph Fischer, Bundesminister: Peinlich!)

Sie sind politisch, fachlich und auch persönlich geschei-
tert.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Eine tragische Figur!)


Herr Eichel, in einer solchen Situation müsste die Oppo-
sition eigentlich den Rücktritt des zuständigen Finanz-
ministers fordern.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, das ist ja langweilig! Sagen Sie etwas zur Gemeindefinanzreform! – Joseph Fischer, Bundesminister: Peinlich!)


– Ich lasse mich durch Zwischenrufe normalerweise
nicht irritieren, aber die Art und Weise, in der Sie, Herr
Bundesaußenminister, sich auf der Regierungsbank auf-
führen, ist für einen Außenminister der Bundesrepublik
Deutschland unerträglich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es ist wirklich unerträglich, wie Sie auf der Regierungs-
bank herumröhren. So hat sich noch kein deutscher Au-
ßenminister benommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Uwe Küster [SPD]: So hat sich ein Herr Merz noch nie blamiert!)


Es ist noch kein Jahr her

(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie laufen ja davon!)

es war am 12. September 2002,


(Walter Schöler [SPD]: Da waren Sie noch Fraktionsvorsitzender!)


d
H
d
t
d
g

D
b

s
d
E
H
d
v

d
n
ü
H
v

d
s

S
z
n
e
1
S
l
w
s
s
p
R
R

b
b
S
S
L
S
j
n

d
b

(C (D ass wir über den Bundeshaushalt 2003 beraten haben. err Finanzminister, Sie haben damals Ihren Konsoliierungskurs verteidigt und zehn Tage vor der Bundesagswahl – wohl wissend, dass die Zahlen eine ganz anere Sprache sprachen – hier im Deutschen Bundestag esagt – ich zitiere –: Nach 21,1 Milliarden Euro in diesem Jahr bleibt es bei der für 2003 geplanten Neuverschuldung in Höhe von 15,5 Milliarden Euro. An diesem Wert werden wir festhalten. as Protokoll verzeichnet „Beifall bei der SPD sowie ei Abgeordneten des Bündnisses 90/Die Grünen“. Als wir den Haushalt im März dieses Jahres verab chiedeten – wissend, dass auch diese Zahlen schon wieer überholt waren –, haben wir über 18,9 Milliarden uro Neuverschuldung gesprochen und abgestimmt. eute hätten Sie zunächst einmal dem Deutschen Bunestag einen Nachtragshaushalt zum Haushalt 2003 orlegen müssen; enn als Sie Anfang September der EU-Kommission ach Brüssel richtigerweise die zu erwartende Defizitberschreitung meldeten, wussten Sie auch, wie sich der aushalt des laufenden Jahres 2003 bis zum Jahresende oraussichtlich entwickeln wird. Warum haben Sie heute keinen Nachtragshaushalt für as laufende Jahr 2003 vorgelegt? Sie hätten es tun müsen. ie hätten dabei eingestehen müssen, dass Sie die Defiitgrenze des laufenden Budgets wegen der Mindereinahmen bei den Steuern um 7 Milliarden und wegen des rhöhten Zuschusses an die Bundesanstalt für Arbeit um 0 Milliarden Euro noch einmal überschreiten werden. ie hätten eingestehen müssen, dass Sie bei der Arbeitsosenhilfe 2 Milliarden Euro drauflegen müssen und ahrscheinlich ein Liquiditätsproblem in der Rentenvericherung bekommen werden, sodass im Oktober wahrcheinlich – erstmalig in der Geschichte der Bundesreublik Deutschland – ein Zuschuss an die deutsche entenversicherung gewährt werden muss, damit die enten überhaupt noch ausgezahlt werden können. Sie hätten ferner darauf hinweisen müssen, dass Sie ereits im laufenden Haushaltsjahr 2003 ein unkalkulierares Zinsrisiko tragen; denn der Schuldendienst des taates hat sich in kürzester Zeit erheblich verteuert. Da ie zu Beginn Ihrer Amtszeit von den so genannten angläufern auf die Kurzläufer umgestellt haben, tragen ie kurzfristig ein Zinsrisiko für das laufende Haushaltsahr 2003 in einem beträchtlichen Umfang und in einem och höheren für das Jahr 2004. Das alles hätten Sie hier heute sagen müssen. Statt essen haben Sie eine halbe Stunde lang die Opposition eschimpft. Friedrich Merz Sie haben es erneut für richtig gehalten, die deutsche Einheit als Erklärung dafür heranzuziehen, warum Sie so große Schwierigkeiten haben. Im selben Atemzug haben Sie gesagt, dass wir in Deutschland im Jahr 2001 – zu diesem Zeitpunkt war die deutsche Einheit bereits zehn Jahre her – ein hohes Wachstum gehabt haben. Danach ist das Wachstum in diesem Land abrupt eingebrochen. Das hat doch nichts mehr mit der deutschen Einheit zu tun! Es ist geradezu perfide, 17 Millionen Deutsche in den neuen Bundesländern für die Erklärung der Probleme in Anspruch zu nehmen, die diese Regierung hat. Die Probleme haben nichts mit den Menschen dort und mit der deutschen Einheit zu tun, sondern mit Ihrer Regierung. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Franz Müntefering [SPD]: Sie sind frech und dumm! Das, was Sie hier gerade gemacht haben, ist nicht in Ordnung! Das hat der Finanzminister so nicht gesagt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


– Herr Müntefering, ich sage Ihnen das zum wiederhol-
ten Male von dieser Stelle aus: Wir lassen uns von Ihnen,
von denjenigen, die damals abseits gestanden haben, als
es darum ging, eine der größten Aufgaben dieses Landes
zu bewältigen, keine Vorwürfe hinsichtlich einer fal-
schen Finanzierung der deutschen Einheit machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Franz Müntefering [SPD]: Sie sind frech und dumm!)


Meine Damen und Herren, es gibt gegenwärtig einen
hochinteressanten Vortragszyklus an der Humboldt-Uni-
versität zu Berlin. Zu diesen Vorträgen werden diejenigen
Männer und Frauen eingeladen, die damals in der Treu-
handanstalt gesessen haben – es war parteiübergreifend
Konsens, dass das die richtigen Männer und Frauen ge-
wesen sind – und die schwierigste Aufgabe im Zusam-
menhang mit der deutschen Einheit – man muss besser
sagen: bei der Überwindung der deutschen Teilung – zu
bewältigen hatten. In dieser Vortragsreihe brachten alle
Beteiligten, die dort bisher gehört wurden, übereinstim-
mend zum Ausdruck, dass die Finanzierungsmethode,
wie sie von der Regierung Kohl/Waigel gewählt worden
ist, nämlich ein Drittel über höhere Verschuldung, ein
Drittel über die sozialen Sicherungssysteme und ein Drit-
tel über höhere Steuern – diese sind erhoben worden – zu
finanzieren, damals richtig gewesen ist und dass sie auch
aus der Rückschau zu keinerlei grundlegenden Korrektu-
ren Anlass gibt. Das muss hier gesagt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Franz Müntefering [SPD]: Darum geht es doch überhaupt nicht!)


Ich weiß, dass große Teile der Regierung dabei sind,
die deutsche Geschichte umzuschreiben.


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, hier geht es nicht nur um die
Details einer Haushaltsdebatte, hier geht es um ganz
grundlegende Richtungsentscheidungen für dieses Land.
Mit diesen stereotyp wiederholten Vorwürfen an die frü-

h
w
i
h

E
b
g

n
f
O
s
s
h
s
s
g

J
d
c
n
R
m
g
ü
b

w
B
a
t
B
R
z
d
l
a
E
h
L
d
s
k

e
t
M
g
s
s

(C (D ere Regierung versuchen Sie, vergessen zu machen, as Sie damals im Deutschen Bundestag – er war noch n Bonn – zur Bewältigung dieser Aufgabe beigetragen aben. (Franz Müntefering [SPD]: Darum geht es doch überhaupt nicht!)


s ist eine jämmerliche Leistung, die Sie damals er-
racht haben. Das wollen Sie heute alle miteinander ver-
essen machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Bevor ich auf die Haushaltsdaten eingehe, muss ich

och einige Bemerkungen machen, weil es der Bundes-
inanzminister wieder einmal für richtig gehalten hat, die
pposition und zum Teil auch mich persönlich zu kriti-
ieren. Sie haben völlig zu Recht auf die demographi-
che Entwicklung hingewiesen, Herr Eichel. Aber wer
at denn den demographischen Faktor in der Rentenver-
icherung eingeführt und wer hat ihn wieder abge-
chafft? Das war nicht die Opposition, das war Ihre Re-
ierung!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

etzt führen Sie lauthals Klage darüber, dass ein Drittel
er Ausgaben im Bundeshaushalt in die Rentenversi-
herung fließt. Wer hat das denn zu verantworten? Doch
icht die Opposition. Ihre fatale Fehlentscheidung, die
entenreform so zu strukturieren, hat dazu geführt, dass
ittlerweile mehr als ein Drittel der Rentenauszahlun-
en nicht mehr über Beiträge finanziert wird, sondern
ber Steuern finanziert werden muss. Das Problem ha-
en Sie verursacht, Herr Eichel, nicht die Opposition.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das wussten Sie vor der Wahl!)


Sie haben hier etwas zur Gewerbesteuer gesagt. Sie
aren nach den Koalitionsverhandlungen 1998 kein
undesminister – das wurden Sie erst später –, kennen
ber sicherlich den dort verabschiedeten Koalitionsver-
rag. In diesem Koalitionsvertrag zwischen SPD und
ündnis 90/Die Grünen gibt es eine Verabredung, zur
eform der Kommunalfinanzen eine Kommission ein-
usetzen. Das muss nicht immer falsch sein. Häufig stellt
ie Einsetzung einer Kommission die Flucht aus der po-
itischen Verantwortung dar, manchmal kann es aber
uch richtig sein. Ich vermute, in diesem Fall war diese
ntscheidung richtig. Aber hätten Sie es nur getan. Es
at über drei Jahre gedauert, bis diese Kommission ins
eben gerufen wurde. Sie ist im Juni 2001 berufen wor-
en. Dann haben Sie dort anderthalb Jahre beraten. Es
ind sieben verschiedene Modelle diskutiert, zwei sind
onkret gerechnet worden.
Als dann die Bundesregierung – am 13. August war

s wohl – ein eigenes Konzept vorlegte, waren alle Be-
eiligten dieser Kommission hoch überrascht, dass nicht
odell eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs oder sieben vor-
eschlagen wurde, sondern ein achtes Modell. Plötzlich
aßen Sie mit Ihrem Vorschlag zur Gewerbesteuer zwi-
chen allen Stühlen. Das ist doch nicht das Problem der






(A) )



(B) )


Friedrich Merz

Opposition. Es ist Ihr Problem, Herr Eichel, dass Sie die
Dinge nicht im Griff haben


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

und dass Sie selber nicht wissen, was Sie bei der Gewer-
besteuer nun wirklich machen wollen, dürfen, sollen
oder müssen. Ihr Entwurf ist Ihnen in der letzten Woche
doch nicht von unserer Fraktion aus der Hand genom-
men worden, sondern von Ihrer.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)

Herr Bundeskanzler, da Sie so fröhlich schauen:


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)

Sie haben es für richtig gehalten, die Grünen bei dieser
Fraktionsklausur zu kritisieren und zum Besten zu ge-
ben, was Sie da alles „zum Kotzen“ fänden. Mit Verlaub,
angesichts dessen, was wenige Tage später die „Leipzi-
ger Volkszeitung“ geschrieben hat, fällt es mir schwer,
dem zu widersprechen:

Politisch aber, um in des Kanzlers Sprachgebrauch
zu bleiben, darf man „zum Kotzen“ finden, was die
Mächtigen bei Rot-Grün in Sachen Vertrauen und
Verlässlichkeit zustande bringen. Allein die ange-
kündigte Nachbesserung des nachgebesserten
Eichel-Clement-Vorschlages zur finanziellen Bes-
serstellung der Gemeinden ist eine Zumutung.

Meine Damen und Herren, das richtet sich an Sie, nicht
an die Opposition im Deutschen Bundestag.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr Vorgehen war nicht gerade vertrauensbildend!)


Ich will Ihnen klar und deutlich sagen: Es gibt bei uns
bei diesem sehr komplexen Thema in der Tat unter-
schiedliche Auffassungen.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, immer noch? – Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie das immer noch nicht hingekriegt?)


– Entschuldigung, auch wir sind eine Volkspartei.

(Zuruf des Bundesministers Joseph Fischer)


– Jetzt meckert und lacht er wieder auf der Regierungs-
bank herum! Ich weiß nicht, ob Sie etwas von Gewerbe-
steuer und Kommunalpolitik verstehen, Herr Bundes-
außenminister.

Dies ist in der Tat ein komplexes Thema. Aber eines
ist doch klar – insofern gibt es hier eine gemeinsame
Verantwortung –:


(Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja ganz neu!)


Wir wollen mit Ihnen zusammen

(Zuruf der Abg. Christine Scheel [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])




d
m
s
b

W
d
E
m
b

g
te
g
w

g
d
w

u




B
s
A
s

t
s
r
d
D

n
i
r
w
s

(C (D Frau Scheel, auf Sie komme ich gleich auch noch – (Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Joseph Fischer, Bundesminister: Er ist aber empfindsam!)


en Gemeinden im Jahr 2004 helfen. Den Gemeinden
uss geholfen werden. Wir machen hier erneut den Vor-
chlag, die Gemeinden stärker an der Umsatzsteuer zu
eteiligen und die Gewerbesteuerumlage abzusenken.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die wollen aber etwas anderes, Herr Merz!)


ir machen auch den Vorschlag, den Gemeinden auf
er Ausgabenseite zu helfen. Denn nicht nur auf der
innahmenseite haben sie ein Problem, sondern nach
einer Einschätzung sogar ein größeres auf der Ausga-
enseite.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Aber glauben Sie denn im Ernst, dass nach einer lan-

en, fruchtlosen Debatte in der Regierung in den Mona-
n September, Oktober, November und Dezember eine
rundlegende Reform der Kommunalfinanzen noch
irklich möglich ist? Was Sie jetzt diskutieren, wäre
wenn es denn verabschiedet würde, wenn wir sozusa-
en völlig willenlos all dem zustimmen würden, was Sie
a machen – Pfusch und Flickwerk. Das ist doch keine
irkliche Reform.
Ich biete Ihnen deswegen noch einmal an: Lassen Sie

ns gemeinsam den Gemeinden helfen.

(Franz Müntefering [SPD]: Für wen sprechen Sie denn? – Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sprechen Sie für alle? Haben Sie sich jetzt mit Ihrem Vorschlag durchgesetzt? Das wäre neu!)


Für uns.

(Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Man kann nicht alle Papiere lesen, die im Deutschen
undestag vorgelegt werden. Herr Müntefering, das ge-
tehe ich Ihnen gerne zu. Aber lesen Sie doch einmal die
nträge, die die CDU/CSU-Bundestagsfraktion dazu ge-
tellt hat.
Wir haben Ihnen in Form eines Antrages den konkre-

en Vorschlag gemacht, den Gemeinden mit einer Ab-
enkung der Gewerbesteuerumlage und mit einer höhe-
en Umsatzsteuerbeteiligung zu helfen. Wir stehen zu
iesem Antrag. Sie brauchen dem nur zuzustimmen.
ann haben wir für das Jahr 2004 geholfen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, wir reden mit Ihnen leider

och nicht über den Nachtragshaushalt 2003; das wird
rgendwann im November kommen, im Nachhinein. Wir
eden jetzt über den Haushalt 2004. Jedenfalls sollten
ir den Versuch unternehmen, einmal wieder über die-
en Haushalt zu sprechen.






(A) )



(B) )


Friedrich Merz

Heute Morgen hat die Vorsitzende des Finanzaus-

schusses im Radio ein Interview gegeben. Sie hat dabei
erstaunlich offen eingeräumt,


(Michael Glos [CDU/CSU]: Das ist so ein Plappermäulchen!)


dass es erhebliche Probleme mit einer der ganz wesentli-
chen Grundvoraussetzungen für einen soliden Haushalt
gibt, nämlich mit den Wachstumserwartungen für das
Jahr 2004. In der dazugehörigen Agenturmeldung – ich
habe das Radiointerview nicht hören können – steht:

Nach Einschätzung der Grünen-Finanzexpertin
Christine Scheel

– Vorsitzende des Finanzausschusses des Deutschen
Bundestages –

ist auch die Konjunkturannahme von 2 Prozent
Wirtschaftswachstum für 2004 überholt. Gegen ein
solches Wachstum sprächen derzeit alle Indika-
toren ...

(Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört! – Michael Glos [CDU/CSU]: Das ist ja zum Kotzen!)


– Zu solchen Äußerungen fällt einem dann wieder der
Bundeskanzler ein.

Uns wird heute, am 9. September, der Haushaltsent-
wurf dieser Bundesregierung für das Jahr 2004 vorge-
legt. Dieser basiert auf einer Wachstumsannahme der
Bundesregierung von 2 Prozent. Am selben Tag, zwei
Stunden bevor die Beratungen im Parlament beginnen,
erklärt die Vorsitzende des Finanzausschusses des Bun-
destages – eine Abgeordnete der Grünen! –, dass eine
der wesentlichen Grundannahmen dieses Haushaltes
nicht zu halten sei, da derzeit alle Indikatoren gegen sie
sprächen.


(Michael Glos [CDU/CSU]: So ist sie! – Max Straubinger [CDU/CSU]: So sind die Grünen!)


Meine Damen und Herren, was sollen wir von einer
solchen Politik halten?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nichts! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist zum Kotzen!)


Ich sage Ihnen: Das, was Sie hier heute vorgelegt haben,
ist keine beratungsfähige Grundlage. Damit verschau-
keln und verladen Sie das ganze deutsche Parlament.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505800800

Herr Kollege Merz, erlauben Sie eine Zwischenfrage

der Kollegin Scheel?


Friedrich Merz (CDU):
Rede ID: ID1505800900

Gerne.

t
W
D


n

B

D
s

D
A
d
l

d
s
s
z
n

b
f
s
g
a

g

d
s
g
m
h
r
a

(C (D Bitte schön, Frau Scheel. (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Jetzt korrigiert sie sich!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505801000


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505801100

Herr Merz, ich finde es beachtlich, dass Sie die Agen-

urmeldungen so intensiv lesen. Ich bitte Sie allerdings:
enn Sie schon zitieren, dann zitieren Sie auch zu Ende!
a Sie das nicht getan haben, will ich es gerne tun.


(Zurufe von der CDU/CSU: Frage!)

Finden Sie nicht auch, dass es darum geht, was danach
och kommt?

Als wichtigsten Punkt für den Haushalt 2004 be-
zeichnete Scheel die anstehenden Entscheidungen
zum Subventionsabbau.

ezogen auf die Indikatoren steht dort vorher noch:
Es sei nun an der Politik, darauf zu reagieren.

iese Reaktionen hat Hans Eichel in seiner Rede vorge-
tellt.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)

ie Union ist aufgefordert – auch das steht in dieser
genturmeldung –, die Karten auf den Tisch zu legen,
amit das Wachstum, das wir erreichen müssen, tatsäch-
ich erreicht werden kann.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gott schütze mich vor einem solchen Koalitionspartner!)

Das gehört dazu, wenn man vollständig zitiert, und

azu stehe ich auch; ich halte es nämlich für richtig. Sie
ind am Zug. Sagen Sie uns endlich einmal Ihre Vor-
chläge zum Haushalt 2004, zum Subventionsabbau und
ur Gemeindefinanzreform. Davon haben wir bis heute
ichts gehört.


Friedrich Merz (CDU):
Rede ID: ID1505801200

Frau Scheel, ich bin mir nicht ganz sicher, ob es nicht

esser gewesen wäre, wenn ich Ihnen diese Zwischen-
rage nicht ermöglicht hätte; denn diese in eine Zwi-
chenfrage gekleidete Wortmeldung hat noch einmal das
anze Dilemma Ihrer rot-grünen Finanzpolitik schlag-
rtig beleuchtet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie haben in dem Interview, das Sie heute Morgen ge-

eben haben,

(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Sie sind das Risiko!)

ie Opposition aufgefordert, jetzt die Gesetze zu verab-
chieden, die Grundlage für die Haushaltsplanung der ei-
enen Regierung sind. Das zeigt doch das ganze Aus-
aß des rot-grünen Regierungschaos, mit dem wir auch
eute Morgen hier konfrontiert werden. Damit Sie in Ih-
er Koalition über die Runden kommen, appellieren Sie
n die Opposition, Gesetzen zuzustimmen, die noch gar






(A) )



(B) )


Friedrich Merz

nicht eingebracht, erst recht nicht verabschiedet sind, die
aber bereits heute die Grundlage für die Daten Ihres
Haushaltsplans für das Jahr 2004 darstellen.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Reden Sie mal mit Ihren Kollegen in den Ländern darüber, wie sie darüber denken!)


Frau Scheel, das, was Sie tun, ist abenteuerlich.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank,
nun legen Sie uns einen Haushalt vor, der, anders als im
letzten Jahr, schon von den Plandaten her Art. 115 unse-
res Grundgesetzes verletzt, weil die Ausgaben für In-
vestitionen niedriger sind als das bereits in den Daten
angelegte zusätzliche Defizit. Geplant sind Schulden in
Höhe von 30,8 Milliarden Euro, bei Investitionen in
Höhe von 24,8 Milliarden Euro.

Für das Jahr 2004 kommt erneut ein beachtliches zu-
sätzliches Haushaltsrisiko hinzu: Sie werden erneut
Steuerausfälle einbeziehen müssen; Sie werden einen
Zuschuss an die Bundesanstalt für Arbeit leisten müssen,
der um 5 Milliarden höher sein wird, als Sie planen; Sie
werden bei der Arbeitslosenhilfe drauflegen müssen und
Sie werden die Frage beantworten müssen, wie bei der
Rente Einsparungen in Höhe von 2 Milliarden realisiert
werden sollen.

Meine Damen und Herren, ich will Ihnen eine Kost-
probe davon geben, wie diese rot-grüne Bundesregie-
rung arbeitet.
Laut Haushaltsbegleitgesetz wird ein um 2 Milliarden
Euro niedrigerer Zuschuss des Bundes für die Renten-
versicherung veranschlagt. Das dafür notwendige Ge-
setz, mit dem dieser Zuschuss zur Rentenversicherung
um 2 Milliarden Euro reduziert werden soll, liegt uns
noch nicht vor. Trotzdem schreibt die Bundesregierung
in dem angesprochenen Haushaltsbegleitgesetz Folgen-
des:

Ausgehend von der beabsichtigten Stabilisierung
des Beitragssatzes zur Rentenversicherung in 2004
bei 19,5 v. H. werden die allgemeinen Bundeszu-
schüsse zur Rentenversicherung um 2 Milliarden
Euro jährlich reduziert. Einzelmaßnahmen zur Ab-
sicherung der Stabilisierung werden später durch
Änderungen des Sozialgesetzbuches umgesetzt.

Die dafür zuständige Ressortministerin, die es gar
nicht für nötig hält, heute Morgen hier anwesend zu
sein, denkt überhaupt nicht daran, Ihnen diese 2 Milliar-
den Euro zusätzlich zur Verfügung zu stellen, Herr
Eichel, damit Sie diese 2 Milliarden Euro in den Haus-
halt einstellen können. – So etwas nennt man unseriöse
Finanzpolitik, Herr Eichel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ganz unabhängig davon, wie Sie den Haushalt be-

schließen und im nächsten Jahr umsetzen: Sie werden in
jedem Falle das Grundgesetz verletzen. Nun enthält das
Grundgesetz eine Ausnahmebestimmung, die eine sol-
che Überschreitung der Defizitgrenzen erlaubt, und
zwar zur – nicht „bei“! – Abwendung der Störung des

g
c
G
l
2
s

v
m
w
G
S
d

a
s

d
N
n

W
n
r
d
f
a

w
m
m
S
w
a
m
W
d
u
g
s
i
l

u
B

(C (D esamtwirtschaftlichen Gleichgewichts. Wie immer mahen Sie es sich im Umgang mit Institutionen und esetzen – hier dem Grundgesetz – relativ leicht und assen einfach im Kabinett beschließen: Nach 2002 und 003 wird auch für 2004 die Störung des gesamtwirtchaftlichen Gleichgewichts festgestellt. (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Die Bundesregierung ist gestört!)


So einfach kann man dies nicht machen; es war auch
om Grundgesetz nicht so vorgesehen. Denn erstens
üssen die Maßnahmen, die Sie beschließen, zur Ab-
endung der Störung des gesamtwirtschaftlichen
leichgewichts geeignet sein und zweitens muss die
törung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts an
en Fakten bemessen werden können.
Dazu hat Ihnen der Sachverständigenrat Folgendes

ufgeschrieben, und zwar nicht vor drei oder vier Jahren,
ondern in seinem Gutachten 2002/2003:

Der Sachverständigenrat sieht nicht, wie eine hö-
here Nettokreditaufnahme geeignet sein könnte,
mögliche Zielverfehlungen in Form eines zu gerin-
gen Wachstums oder einer zu hohen strukturellen
Arbeitslosigkeit zu korrigieren. Allenfalls könnte
eine höhere Staatsverschuldung bei einer schweren
Rezession als geeignetes Instrument zur Abwehr ei-
ner solchen Störung in Erwägung gezogen werden.
Von einer Rezession kann gegenwärtig aber nicht
gesprochen werden.

Wir haben keine Rezession. Wir haben rezessive Ten-
enzen. In zwei Quartalen ist das Wachstum unter der
ulllinie geblieben. Aber eine schwere Rezession ist das
icht.
Im Übrigen befinden Sie sich in einem fundamentalen
iderspruch, wenn Sie auf der einen Seite für das
ächste Jahr ein Wachstum von 2 Prozent prognostizie-
en und auf der anderen Seite im Kabinett beschließen,
ie Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts
eststellen zu lassen. Diesen Widerspruch müssen Sie
uflösen. Das passt nicht zusammen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Was nun allerdings aus meiner Sicht noch schwerer
iegt als dieser rein innerstaatliche Vorgang – den kann
an vielleicht noch unterschiedlich beurteilen –, ist die
assive erneute Verletzung des Maastricht-Vertrages.
ie haben eben in einer Nebenbemerkung gesagt: Das,
as der spanische Ministerpräsident kann, können wir
uch. Es macht die Sache nicht besser, dass es um je-
anden geht, der uns politisch näher steht als Ihnen.
enn die Bundesregierung bei den Verhandlungen über
ie Agenda 2000 zu Beginn ihrer Amtszeit etwas härter
nd klarer verhandelt hätte, dann wäre das, was dort zu-
unsten Spaniens verabredet worden ist, nicht beschlos-
en worden. Das wird uns noch sehr lange belasten. Aber
n Wahrheit geht diese Bemerkung über diesen eigent-
ichen Sachverhalt weit hinaus.
Herr Bundeskanzler, Sie haben in der letzten Woche,

nbemerkt von großen Teilen der Öffentlichkeit, in der
eachtung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes eine






(A) )



(B) )


Friedrich Merz

Kurskorrektur eingeleitet, indem Sie darauf hingewiesen
haben, dass dieser Vertrag nicht Stabilitätspakt, sondern
Stabilitäts- und Wachstumspakt heißt. Das ist unter-
schwellig mehrfach gesagt worden, darüber ist keine
größere öffentliche Debatte geführt worden. Tatsächlich
aber verändern Sie mit dem, was Sie gerade machen,
nicht nur den Schwerpunkt innerhalb des europäischen
Stabilitäts- und Wachstumspaktes, sondern Sie walzen
ihn nieder.
Im Zusammenwirken mit Frankreich und Italien besei-
tigen Sie dieses Korsett, das wir Deutsche damals mit
besonderem Nachdruck gefordert haben, weil wir
wussten, was es bedeutet, eine stabile Währung haben
zu müssen. Das wird jetzt von Ihnen infrage gestellt.
Das Defizit wird nicht nur bei 3,8 Prozent, sondern bei
mehr als 4 Prozent im laufenden Jahr liegen und damit
überschreiten Sie die Defizitgrenze von 3 Prozent ein-
deutig.


(Franz Müntefering [SPD]: Wie heißt denn nun der Pakt?)


– Der Pakt heißt Stabilitäts- und Wachstumspakt.

(Franz Müntefering [SPD]: Richtig!)


– Danke für den Zwischenruf, Herr Müntefering.
Die Möglichkeit eines Defizits von bis zu 3 Prozent

ist eben einer der automatischen Stabilisatoren, die für
eine Zeit schwieriger Haushaltslage und Konjunktur im
Vertrag verankert wurden – in politisch normalen Zeiten
geht der Vertrag von ausgeglichenen Haushalten bzw.
Haushaltsüberschüssen aus –; diese 3 Prozent bedeuten
doch gerade die Möglichkeit, in schwieriger Zeit die
Staatsverschuldung etwas zu erhöhen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie überschreiten diese Grenze jetzt, was der Vertrag

ausdrücklich nicht zulässt. Im Zusammenwirken mit
Frankreich und Italien wollen Sie ihn in Wahrheit besei-
tigen, weil Ihnen Währungsstabilität weniger wichtig ist
als das Strohfeuer, das Sie mit dem, was Sie planen, in
der Volkswirtschaft entfachen wollen.

Das ist der Rückfall in die kreditfinanzierten Kon-
junkturprogramme der 70er-Jahre,


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr wahr!)

wie wir sie unter den Regierungen des Bundeskanzlers
Willy Brandt und des Bundeskanzlers Helmut Schmidt
schon einmal hatten.


(Joachim Poß [SPD]: Dummes Zeug!)

An den Lasten der massiven Überschuldung der öf-
fentlichen Haushalte tragen Bund, Länder und Gemein-
den 30 Jahre später immer noch. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD: Unglaublich!)


Sie, Herr Bundeskanzler, sind dabei, genau die Poli-
tik zu wiederholen, die Ihr Vorgänger Helmut Schmidt
einmal mit den Worten charakterisiert hat: „Mir sind
5 Prozent Inflation lieber als 5 Prozent Arbeitslosig-

k
d
b
u
z
b
V
b
U
d
r

D
s
K
e
H
d
g
G
m
n
m
w
d
u
s

n
g
a
l
t

O
b
T
n
h
S
n
r
g

w
g

S

(C (D eit.“ Am Ende seiner Regierungszeit hatte er von beiem mehr als 5 Prozent. Auf genau diesen Weg begeen Sie sich. Sie sind nicht mehr in der Lage, die für nser Land notwendigen Strukturreformen durchzuseten, weil Sie sich am Anfang völlig vergaloppiert haen und weil Sie plötzlich merken, dass Ihnen die olkswirtschaft zwischen den Fingern zerfließt und insesondere im Export und mit der Abwanderung von nternehmen aus Deutschland ein Trend eingesetzt hat, en Sie mit der Politik, die Sie machen, nicht korrigieen können. as ist die Wahrheit über die Lage unserer Volkswirtchaft: katastrophale Fehleinschätzungen hinsichtlich onjunktur, Wachstumserwartungen und Arbeitsmarktntwicklungen! err Eichel, Sie führen so beredt darüber Klage, dass ie Menschen im ersten Arbeitsmarkt nicht mehr genüend arbeiten. Ich will Ihnen sagen: Der wesentliche rund dafür ist, dass die Betroffenen, die Arbeitneher, die Arbeitgeber und die Verbraucher, das Verhältis von Leistung und Gegenleistung im ersten Arbeitsarkt nicht mehr als angemessen empfinden. Deshalb eichen sie in die Schattenwirtschaft aus. Das weren Sie mit noch so viel Reglementierung, Bürokratie nd 12 000 zusätzlichen Beamten bei der Bundesantalt für Arbeit iemals korrigieren können, wenn Sie nicht dafür soren, dass sich reguläre Arbeit im ersten Arbeitsmarkt zu kzeptablen Bedingungen für alle Beteiligten wieder ohnt. Das ist der entscheidende Zugang zu mehr Wachsum und zu mehr Beschäftigung. Ich möchte zum Abschluss sagen: Sie machen es der pposition mit der Art und Weise, wie Sie Politik betreien und diesen Haushalt vorlegen, ziemlich leicht. rotzdem macht es ziemlich wenig Freude, sich mit Ihen auseinander zu setzen, wenn man das hört, was Sie eute Morgen gesagt haben. Es erfüllt uns mit tiefster orge, was Sie diesem Land in den nächsten zwölf Moaten zuzumuten beabsichtigen. Was diese Bundesregieung anrichtet, wird dazu führen, dass sich die nachfolenden Generationen ünschen werden, dass Sie schon früher zum Teufel geangen wären, als es ohnehin bald der Fall sein wird. Danke schön. (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Bei fall bei der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei der FDP)


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: 16 000!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Lachen bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505801300

Das Wort hat jetzt der Kollege Joachim Poß von der

PD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )



Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1505801400

Herr Kollege Merz! Meine Damen und Herren! Herr

Präsident! Die 3 Prozent im Jahr 2004 können wir ein-
halten


(Lachen bei der CDU/CSU)

– wie Sie selbst wissen –, und zwar dann, wenn Sie Ihren
Kurs der Obstruktion aufgeben und endlich Ihrer staats-
politischen Verantwortung für Bund, Länder und Kom-
munen gerecht werden.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Böse Opposition!)


Dann können wir wirklich die 3 Prozent im Jahr 2004
einhalten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das hat der Bundesfinanzminister auch heute im Einzel-
nen dargestellt. Wünschenswert wäre es, wenn Sie sich
bewegen und schon heute – vor der Bayernwahl – Sig-
nale geben würden, dass Sie dieser Verantwortung end-
lich gerecht werden wollen.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Das hat doch mit der Bayernwahl überhaupt nichts zu tun!)


– Das ist doch das magische Datum.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie verstehen von Bayern überhaupt nichts! – Max Straubinger [CDU/CSU]: Die SPD kriegt sowieso 20 Prozent!)


Heute haben Sie im Übrigen bewiesen, dass ökonomi-
sche Zusammenhänge Ihre Sache nicht sind, finanzpoli-
tische ohnehin nicht. Eines muss deutlich gesagt werden:
Bei aller Härte in der Auseinandersetzung hat die Art
und Weise, in der Sie heute den Bundesfinanzminister
auch persönlich angegangen sind, Herr Merz,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Zu Recht!)

das Maß des Erträglichen und Akzeptablen bei weitem
überstiegen,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


im Übrigen auch wider besseres Wissen. Man muss sich
dabei schon die Frage stellen: Was bilden Sie sich ei-
gentlich ein?

Hans Eichel hat als Bundesfinanzminister seit 1999
Enormes geleistet und tut dies noch immer.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das gilt für die Haushaltskonsolidierung, den Umbau
und die Modernisierung des Steuersystems wie auch die
Reform des Bank- und Börsenwesens und der Finanz-
verwaltung. Dafür gebührt ihm unser aller Respekt,
meine Damen und Herren. Es ist schlicht unfair, die fi-
nanziellen Probleme, die sich aus der wirtschaftlichen
Situation – drei Jahre Stagnation – ergeben,


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Die ihr herbeigeführt habt!)


H

M
E
m
h
g
a
n

D
o
d
n

s
s
P

D
S
K
D
B

d
a
q
Z
M
h
J

h
d
m
E
n
g
S
in
n
s
z
p
u

(C (D ans Eichel anzulasten. Wenn ich mir dagegen Ihre Bilanz anschaue, Herr erz, komme ich zu dem Schluss, dass Sie mit Herrn ichel persönliche Probleme haben müssen. Ich kann ich an kein finanzpolitisches Gesetz erinnern, dem Sie ier oder im Vermittlungsausschuss Ihren Stempel aufedrückt haben. Sie sagen immer, was Sie nicht wollen, ber nie, was Sie wirklich wollen. Konstruktiv waren Sie ie, Herr Merz. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich glaube eher, dass Sie Probleme mit Herrn Merz haben! Die politische Größe von Friedrich Merz werden Sie nicht erreichen!)


as werden Sie noch lernen müssen. Gefragt sind sach-
rientierte Problemlösungen, aber außer blumigen Re-
en haben Sie nichts bewirkt, Herr Merz. Das aber reicht
icht!
Im Übrigen scheuen Sie nicht davor zurück, zu täu-

chen. Sie haben Hans Eichel vorgeworfen, dass er für
eine Finanzpolitik 17 Millionen Ostdeutsche in die
flicht genommen habe.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

as ist eine Täuschung, Herr Merz. Herr Eichel hat den
achverständigenrat zitiert, der auf die ökonomischen
onsequenzen der deutschen Einheit hingewiesen hat.
as ist die Wahrheit. Warum täuschen Sie im Deutschen
undestag die Öffentlichkeit?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben dem Einigungsvertrag im Deutschen Bun-
estag mit voller Überzeugung zugestimmt. Wir haben
ber stets auf die ökonomischen und sozialen Konse-
uenzen hingewiesen. Wir haben auch 1990 – zu einem
eitpunkt, als Sie systematisch getäuscht und mit diesen
itteln auch die Wahlen gewonnen haben – die Wahr-
eit gesagt. Das ist die historische Wahrheit über das
ahr 1990.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Im Übrigen zählen auch noch andere Tatsachen. Wir
aben tatsächlich in der Koalitionsvereinbarung 1998
ie Bildung einer Kommission zur Reform der Ge-
eindefinanzen in Aussicht gestellt. Dann aber zogen
dmund Stoiber und Herr Teufel – andere haben sich ih-
en angeschlossen – mit der Forderung, den Finanzaus-
leich neu zu ordnen, vor das Bundesverfassungsgericht,
tichwort Solidarpakt II. Das waren die Töne, die auch
Ostdeutschland für Verstörung gesorgt haben. Erst
achdem wir diese Neuordnung gemeinschaftlich ge-
chultert hatten, konnten wir uns der anderen Aufgabe
uwenden, wie jeder wissen müsste, der sich mit Finanz-
olitik beschäftigt. Das ist die Wahrheit, meine Damen
nd Herren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Joachim Poß

Hinsichtlich der Gemeindefinanzen gilt das, was

Petra Roth am 4. September nach dem Gespräch mit Ih-
nen, Frau Merkel und anderen festgehalten hat, nämlich
dass Sie über dieses Thema einen Grundsatzstreit füh-
ren. Wir setzen uns mit einem Modell auseinander; Sie
hingegen führen einen Grundsatzstreit. Frau Roth hat
völlig zu Recht festgestellt, dass ein Sofortprogramm
niemals das ersetzen kann, was die Kommunen fordern
und was wir ihnen gewähren wollen, nämlich eine um-
fassende Gemeindefinanzreform zum 1. Januar 2004.
Darum geht es. Davon lenken Sie ab.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Bundesregierung hat am 13. August in mehreren
Gesetzentwürfen ein umfassendes und detailliertes fi-
nanz-, arbeitsmarkt- und sozialpolitisches Maßnahmen-
bündel beschlossen, das von heute an Stück für Stück im
Bundestag beraten wird. Dieses Konzept bietet wichtige
Lösungsschritte für zentrale aktuelle und strukturelle
Probleme der Gesellschaft und der öffentlichen Finan-
zen. In einem sehr schwierigen ökonomischen Umfeld,
das der Bundesfinanzminister überhaupt nicht geleugnet
hat, hat Hans Eichel mit dem Haushaltsentwurf und dem
Haushaltsbegleitgesetz 2004 eine schlüssige und alterna-
tivlose Konzeption vorgelegt. Von großer Bedeutung
sind insbesondere seine Vorschläge zum nachhaltigen
Umbau der Haushaltsstrukturen.

Was die Opposition angeht, so herrscht leider nach
wie vor ein heilloses Durcheinander; es ist überhaupt
kein Lösungsansatz zu sehen. Auch Herr Merz hat einen
solchen Lösungsansatz nicht geliefert, wie jeder, der zu-
hören kann, gemerkt haben wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wo ist denn ein konkretes, ein realistisches, ein einver-
nehmliches Maßnahmenbündel der Union zur Sicher-
stellung der dauerhaften finanziellen Handlungsfähigkeit
von Bund, Ländern und Kommunen? Jede Maßnahme,
die wir hier vorschlagen und die helfen könnte, wird von
vornherein abgelehnt. Das ist weder konstruktiv noch
verantwortungsvoll und schon gar nicht zukunftssi-
chernd. Wo ist also die Strategie der Union zur nötigen
schnellen Belebung der Wirtschaft? Was ist aus den
Wahlversprechen der Union geworden, die Steuern stär-
ker und schneller zu senken? Haben Sie all Ihre Wahl-
versprechen – Programm „3-mal 40 Prozent“ etc. – ein-
gesammelt? Dann erklären Sie doch einmal deutlich,
dass Sie vor der Wahl Versprechungen gemacht haben,
von denen Sie wussten, dass Sie sie niemals würden ein-
halten können. Das ist die Wahrheit, meine Damen und
Herren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Im Bundestagswahlkampf galt Ihnen das Senken von
Steuern noch als ökonomisches Allheilmittel. Da müss-
ten Sie uns jetzt doch ohne Wenn und Aber zustimmen,
wenn die bereits vor Jahren beschlossene Steuerentlas-
tung 2005 um ein Jahr vorgezogen wird.

v
d
d
V
i

d
S
l
a
B
A
S
k
g
m
v
v
ä
s
p
a

f
b
M
H
l
v
t
A
h
A
r

d
n
i
M
g
w

H
t
A
u
P
A
2
b

(C (D Seit Jahren redet die Union vom notwendigen Subentionsabbau. Welche Maßnahmen sie aber konkret amit meint, verschweigt sie bis heute. Auch heute, in er Rede von Herrn Merz, war wieder kein konkreter orschlag zum Subventionsabbau, nur heiße Luft – das st das Programm der Union. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Immer wenn wir etwas vorschlagen – Hans Eichel hat
as heute Morgen noch einmal unterstrichen –, finden
ie sofort irgendwelche Gründe, diese Vorschläge abzu-
ehnen. Wann wollen Sie endlich mit dieser Blockade
ufhören? Wird das wirklich nach der Bayernwahl sein?
isher, noch im Frühjahr, war es doch so, dass jeglicher
bbau von steuerlichen Privilegien und steuerlichen
ubventionen von Ihnen gleich als Steuererhöhung dis-
reditiert und torpediert wurde. Damit haben Sie übri-
ens – was öffentlich gar nicht so bekannt ist – Maßnah-
en für eine größere steuerliche Gerechtigkeit
erhindert, zum Beispiel zur verstärkten Bekämpfung
on Steuerhinterziehung und zur Besteuerung von Ver-
ußerungsgewinnen. Sie, die Union, verhindern mehr
oziale und steuerliche Gerechtigkeit in der Bundesre-
ublik Deutschland. Das müssen die Menschen wissen,
uch diejenigen, die Ihnen in den Umfragen zustimmen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Union ist im Übrigen nicht erst im Bundesrat ge-
ragt, sondern bereits hier im Parlament. Wir brauchen
ereits hier verbindliche Antworten von Ihnen. Frau
erkel wird diese Antworten morgen sicherlich geben.
err Merz war dazu nicht in der Lage. Das war womög-
ich ein Grund, weshalb er von der Spitze der Fraktion
erschwinden musste: Er war nicht in der Lage, Antwor-
en zu geben. Frau Merkel ist jetzt aber gefordert, diese
ntworten zu geben. Wir warten also gespannt. Wenn
eute keine Antworten kommen, wollen wir morgen
ntworten von dieser Opposition hören. Die Bevölke-
ung hat ein Recht darauf, konkrete Antworten zu hören.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir brauchen also eine Oppositionsfraktion im Bun-

estag, die sich ihrer Verantwortung stellt. Es kann doch
icht sein, dass sich eine große Volkspartei wie die CDU
n fast allen wichtigen Fragen zu keiner eindeutigen
einung durchringen kann oder will, nur weil ihrem re-
ionalen bayerischen Partner, der CSU, Landtagswahlen
ichtiger sind.


(Lachen des Abg. Max Straubinger [CDU/ CSU])


Unsere Vorschläge zu den wichtigen Problemen und
erausforderungen liegen in detaillierten Gesetzesinitia-
iven auf dem Tisch. Zum einen geht es dabei um die
ntwort auf strukturelle Probleme. Zum anderen geht es
m die richtige Reaktion auf kurzfristige konjunkturelle
robleme.
uch wenn es bei den Strukturreformen der Agenda
010 erst um mittel- und langfristige Wirkungen geht,
edeutet das nicht, dass die Umsetzung der Struktur-






(A) )



(B) )


Joachim Poß

reformen noch weiter aufgeschoben werden darf. Verzö-
gerungen bei der Umsetzung der Strukturreformen – von
wem auch immer zu verantworten – werden zu einer
weiteren Verunsicherung der privaten Investoren und
Konsumenten führen und so die konjunkturelle Entwick-
lung in den nächsten Monaten negativ beeinflussen. Das
ist die Wahrheit.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

Wenn auch Sie die wirtschaftliche Entwicklung zum Gu-
ten wenden wollen, dann müssen Sie eine andere Hal-
tung einnehmen, dann müssen Sie die Haltung teilen,
wie sie zunehmend – das ist auch erkennbar – in der
Wirtschaft eingenommen wird. Ihr Weg des Schwarzma-
lens hat uns zusätzliche Probleme beschert. Ich hoffe,
dass Sie diesen Weg bei den jetzigen Haushaltsberatun-
gen verlassen werden. Es wird höchste Zeit.

Wir haben als Ergänzung zu unserer Haushaltskonso-
lidierungspolitik und der Agenda 2010 vorgeschlagen,
die für 2005 geplante Steuerentlastungsstufe auf den
1. Januar 2004 vorzuziehen. Nicht das Vorziehen, aber
die Entlastungsstufen hatten wir schon vor Jahren be-
schlossen. Herr Merz wird sich bestimmt noch gut an die
bemerkenswerte Bundesratssitzung vom 14. Juli 2000
erinnern.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Sie können das nicht mehr bezahlen, Herr Poß! Das ist Ihr Problem!)


Durch das Vorziehen der für 2005 geplanten Steuer-
entlastungsstufe – das ist keine übertriebene Maßnah-
me – sollen diejenigen Kräfte gestärkt werden, die eine
konjunkturelle Belebung in den nächsten Monaten er-
warten lassen. In diesem Zusammenhang werden wir
uns über die Auslegung von Art. 115 des Grundgesetzes
auseinander setzen müssen, also darüber, ob das eine ge-
eignete Maßnahme ist, um die Störung des gesamtwirt-
schaftlichen Gleichgewichts abzuwenden. Wir sind der
Meinung, dass das eine geeignete Maßnahme ist. Da der
Staat darüber hinausgehend nicht so viel im Köcher hat,
haben wir das vorgeschlagen.

Die Union scheint uns im Grundsatz zuzustimmen.
Bei dem vielstimmigen Chor der Unionssprecher ist es
aber nicht immer einfach zu erkennen – sicher ist es
schon gar nicht –, ob die Union das Vorziehen tatsäch-
lich will. Auch darüber gab es in der bisherigen Debatte
keinen Aufschluss von Herrn Merz. Die Steuerpflichti-
gen werden jedenfalls durch das Vorziehen bereits im
nächsten Jahr um 22 Milliarden Euro entlastet. Das ist
erheblich mehr als das, was im nächsten Jahr durch das
Konsolidierungspaket aus dem Wirtschaftskreislauf he-
rausgenommen wird. Deshalb wird der stagnierenden
Wirtschaft damit bereits kurzfristig ein starker positiver
Impuls gegeben, der helfen wird, das von uns ange-
strebte Wirtschaftswachstum von 2 Prozent zu erreichen.
Wir wissen, dass es keine Garantie für mehr Konsum
und Investitionen gibt. Aber das Vorziehen bietet eine
gute Chance auf eine notwendige Stimmungswende und
auf eine tragfähige Wirtschaftsbelebung. Bei ehrlicher
und realistischer Betrachtung hat die Finanzpolitik kurz-
fristig kein anderes Instrument, das ähnlich gute Erfolgs-

c
l

s
S
a
r
t
t

E
d
R
2
m
B
S
1
d
b
S
K
t


h
k

m
f
M
s
w
R
r

k
g
H
i
n
v

d
k
S
s
a
t
g
a
s

(C (D hancen bietet wie das Vorziehen der letzten Steuerentastungsstufe. Mit dem Vorziehen bleiben wir in der Kontinuität un erer Steuerpolitik seit 1998/99. Im Mittelpunkt unserer teuerpolitik stand und steht die stetige Entlastung vor llem der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, der Geingverdiener, der Familien mit Kindern sowie des Mitelstandes. Ich möchte Ihnen zwei Beispiele für Entlasungen nennen: in Ehepaar mit zwei Kindern und einem zu versteuernen Einkommen von 30 000 Euro wird nach geltendem echt 2005 im Vergleich zu 1998 bei den Steuern um 616 Euro entlastet. 2 616 Euro zusätzlich für die Failie eines Durchschnittsverdieners! Ein verheirateter äckermeister – Mittelstand! – mit einem Gewinn vor teuern von 35 000 Euro wird 2005 im Vergleich zu 998 um 2 202 Euro entlastet. Wenn es nach uns geht, ann wird es diese Entlastungen durch das Vorziehen ereits 2004 geben. Blockieren Sie also nicht diesen chritt, der für viele Normalverdiener, für Familien mit indern und für den wirtschaftlichen Mittelstand wichig ist. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: In der Demokratie Blödsinn zu verhindern ist keine Blockade!)


(Zuruf von der CDU/CSU: Ökosteuer!)


Herr Kampeter, Sie sind heute Morgen offenkundig
ierhin gesetzt worden, um nicht ganz saubere Bemer-
ungen zu machen.
Die Menschen jedenfalls werden die Entlastungen
erken. Ihre Blütenträume angesichts der schönen Um-
ragewerte werden sich schnell verflüchtigen, wenn die
enschen immer mehr begreifen, dass Sie aus eigen-
üchtigen, parteipolitischen und taktischen Gründen das,
as jetzt wirtschaftlich notwendig ist, blockieren. Diese
olle spielen Sie und das spricht sich immer mehr he-
um.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Unsere Bitte lautet deswegen: Sortieren Sie sich jetzt
onzeptionell und personell! Sie sind nämlich nicht auf-
estellt. Frau Merkel, Herr Stoiber, Herr Koch, auch
err Merz, Sie sollten endlich etwas mehr als den partei-
nternen Kampf um Ihre eigenen Karrieren in den Blick
ehmen. Das haben die Bürgerinnen und Bürger schon
erdient.
Auch im kommenden Jahr – das wissen wir – werden

ie Nachwirkungen der weltweiten und mehrjährigen
risenhaften Konjunkturentwicklung sowohl bei den
teuereinnahmen als auch bei den Sozialausgaben zu
püren sein. Das gilt für alle öffentlichen Haushalte. Da
lle öffentlichen Haushalte von der dreijährigen Stagna-
ion betroffen sind, bieten die Beschlüsse der Bundesre-
ierung vom 13. August dieses Jahres ganz folgerichtig
n mehreren Stellen Maßnahmen an, die zur fiskali-
chen Entlastung nicht nur des Bundes, sondern auch der






(A) )



(B) )


Joachim Poß

Länder und der Kommunen führen würden. Herr Eichel
hat diese Maßnahmen benannt.

Wenn Sie also auch den von Ihnen geführten Ländern
und Kommunen etwas Gutes tun wollen, dann verlassen
Sie Ihre bisherige Haltung. Was die Bundesregierung
vorgeschlagen hat, ist auch im Interesse der von Ihnen
geführten Länder und Kommunen.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Warum habt ihr es dann abgelehnt?)


Wie im Vermittlungsverfahren zum Steuervergünsti-
gungsabbaugesetz im Mai dieses Jahres zwischen den
Beteiligten parteiübergreifend vereinbart worden ist, soll
der nach wie vor erhebliche steuerliche Gestaltungs-
spielraum bei der Körperschaftsteuer vermindert und
somit das Körperschaftsteueraufkommen nachhaltig sta-
bilisiert werden. Ich hoffe, dass Sie Ihre Propaganda aus
dem Bundestagswahlkampf 2002 nicht vergessen, wenn
wir im Vermittlungsausschuss demnächst wieder darüber
verhandeln, dass Sie nicht alles wieder vergessen, was
Sie den Menschen erzählt haben, dass Sie wirklich mit-
machen, wenn es um die Stabilisierung des Körper-
schaftsteueraufkommens geht. Bei Ihnen sind Reden und
Handeln nämlich immer zweierlei. Wir werden Sie an
diesem Punkt stellen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zu diesen – erforderlichen – Maßnahmen liegen seit
dem 13. August dieses Jahres ausformulierte Gesetzes-
änderungen vor.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Schlampige Texte haben Sie vorgelegt!)


– Nein, ausformulierte, gute Texte,

(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das von Ihnen, Herr Poß! Oh Gott, oh Gott!)


auch zu den Sondertatbeständen Eigenheimzulage und
Entfernungspauschale. Dazu hat der Bundesfinanzminis-
ter hier ausreichend Stellung genommen.


(Dr. Uwe Küster [SPD] zu Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU] gewandt: Schlampige Zwischenrufe, Herr Kampeter!)


Wir werden uns in den weiteren parlamentarischen Bera-
tungen im Bundestag und auch im Bundesrat noch ein-
gehend damit beschäftigen. Wir werden uns damit auch
noch koalitionsintern beschäftigen. Dabei gilt eine Ziel-
richtung, der Sie sich eigentlich anschließen müssten:
Jede Änderung der Regierungsvorschläge muss sicher-
stellen, dass die beabsichtigten Entlastungen für die
Haushalte von Bund, Ländern und Kommunen so
weit wie möglich erhalten bleiben.

Ich gehe davon aus, dass sich die unionsgeführten
Länder – jedenfalls die meisten – im Bundesrat diesen
einnahmeverbessernden Maßnahmen nicht mehr verwei-
gern werden, nachdem ihnen ihre eigene Haushaltslage
in den letzten Wochen schmerzhaft deutlich geworden

is
e
U
w
w

t
a
d
s
h
le
z
v
E

I
m
li
n
la

E
W
n
li
d
e
ju
b

d

d

e
d
S
d
m
d
B
v
W
d

(C (D t. Da von Etatrisiken die Rede war, will ich hier noch inmal unterstreichen: Das größte Etatrisiko ist die nion selbst, und zwar auf allen staatlichen Ebenen, enn sie die notwendigen Einnahmeverbesserungen eiterhin blockiert. Bei den Ausführungen von Herrn Merz zum Stabili ätsund Wachstumspakt ist der Eindruck entstanden, ls trüge insbesondere der Bund die Verantwortung für ie Einhaltung der Kriterien. Auch Herr Austermann hat ich kürzlich in ähnlicher Weise geäußert. Nein, die Einaltung dieser Obergrenze liegt in der Verantwortung alr: des Bundes, der Länder, der Kommunen und der Soialversicherungen. Das Ergebnis wird eben nicht nur on der Haushaltspolitik des Bundes und von Herrn ichel bestimmt. (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Aber der größte Sünder ist der Bund!)


ch erinnere daran, dass die Länder diese Verpflichtung
it ihrer Zustimmung zum Maastricht-Vertrag ausdrück-
ch übernommen haben. Also kann diese Verantwortung
icht in billiger Weise beim Bundesfinanzminister abge-
den werden.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Wenn immer mehr Sozialhilfeempfänger produziert werden, dann können die Kommunen nicht sparen!)


s kann nicht sein, dass der europäische Stabilitäts- und
achstumspakt von den teilnehmenden Staaten ein „Hi-
einsparen in die Krise“ verlangt. Darüber sollte eigent-
ch bei allen Klarheit bestehen. Bei sorgfältigem Lesen
es Maastricht-Vertrages kann man feststellen, dass der
uropäische Stabilitäts- und Wachstumspakt den kon-
nkturellen Erfordernissen gegenüber alles andere als
lind ist.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505801500

Herr Kollege Poß, gestatten Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Schauerte?


Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1505801600

Ja, gern.


(Zurufe von der CDU/CSU)



Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1505801700

– Ich versuche es. Ich gebe die Hoffnung, dass er bei

er Wahrheit bleibt, einfach nicht auf.
Herr Kollege Poß, Sie haben gerade mit Recht auf

ine Mitverantwortung der Länder bei der Einhaltung
es Stabilitätspakts verwiesen. Das ist in Ordnung. Sind
ie mit mir der Meinung, dass die Hauptverantwortung
afür dennoch beim Bund liegt? Sind Sie nicht ebenfalls
it mir der Meinung, dass es besonders erstaunlich ist,
ass sich die sozialdemokratisch regierten Länder in der
undesrepublik bei der Überschreitung der für die Neu-
erschuldung geltenden Höchstgrenze in besonderer
eise schuldig machen, während das Land Bayern in
ieser Frage sehr gut dasteht und alle Kriterien einhält?






(A) )



(B) )



Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1505801800

Die bemerkenswertesten Abweichungen der letzten

Jahre sind eindeutig im Fall Hessen festzustellen. Sie
von der CDU/CSU haben in der Zwischenzeit leider das
Saarland sozusagen politisch erobert. Das Saarland und
Bremen waren Sonderfälle. Ansonsten kennen wir Län-
der mit besonderen Strukturproblemen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie stottern sich an der Wahrheit vorbei!)


Das Problem auf die Frage der Parteifarbe zu reduzieren,
wie Sie das wollen, lenkt hier ab. Der größte Sünder der
letzten Jahre, was die Abweichungen angeht,


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das ist Nordrhein-Westfalen!)


ist derjenige, der – so hat er es versprochen – „brutalst-
möglich“ sparen will, nämlich Roland Koch. So viel zu
Ihrer Frage.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Reden Sie mal mit Herrn Steinbrück!)


Es kann doch niemand ernsthaft behaupten, dass die
von der Regierung Kohl und insbesondere vom damali-
gen Bundesfinanzminister Waigel ausgegangene deut-
sche Initiative zu einem europäischen Stabilitäts- und
Wachstumspakt die europäischen Partner zu einem öko-
nomisch unsinnigen Verhalten zwingen wollte. Ich bin
sicher, dass die europäischen Partnerstaaten zusammen
mit der Europäischen Kommission für eine ökonomisch
und politisch verantwortungsvolle Anwendung des Pak-
tes und der mit ihm verbundenen Vorschriften sorgen
werden, die beidem gerecht wird, dem Stabilitäts- und
dem Wachstumsgedanken.

Von zentraler Bedeutung für das gesellschaftliche Le-
ben und auch für die ökonomische Entwicklung in
Deutschland ist, dass es uns gelingt – davon wurde
schon gesprochen –, den Kommunen eine nachhaltige
finanzielle Perspektive zu geben. Ich will hier noch ein-
mal unterstreichen: Die Kommunen – darüber sind sich
die Kommunalvertreter parteiübergreifend einig – brau-
chen eine stabile und nachhaltig sichere Einnahme-
quelle. Ein Sofortprogramm ist kein Ersatz dafür. Bun-
desregierung und Regierungskoalition wollen, dass die
Kommunen schon im nächsten Jahr erheblich und mit
nachhaltiger Perspektive entlastet werden. Auch dafür
gilt angesichts der Mehrheiten im Bundesrat: Wir kön-
nen im Sinne der Kommunen nur erfolgreich sein, wenn
die Mehrheit im Bundesrat mitspielt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es geht hier nicht um „spielen“, es geht um die Verantwortung für unser Land!)


Wenn Sie es mit den Bürgerinnen und Bürgern in den
Städten und Gemeinden gut meinen, meine Damen und
Herren, dann dürfen Sie nicht das machen, was sich hier
andeutet: Sie gönnen der Bundesregierung nicht, einen
politischen Erfolg zu erzielen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es geht doch nicht um „gönnen“, es geht um unser Land, Herr Poß!)


S
e
f
b
B

t
E
e
d
B

m
d
b
R
g

u
w
k
w

n
g
d
s
R
m
h
d
d
d
n
c
d
V

d

P
P
s
t
n

(C (D ie gönnen uns von der Koalition nicht, dass wir – zum rsten Mal seit 30 Jahren – eine umfassende Gemeindeinanzreform in Gang setzen. Deshalb wollen Sie hier lockieren. Das ist verantwortungslos! Das müssen die ürgerinnen und Bürger wissen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage das vor dem Hintergrund anstehender Pro-
este in den Städten und insbesondere hier in Berlin, wo
inrichtungen geschlossen werden müssen. Wir können
s für die Kommunen richten, wenn sich die Union und
ie FDP ihrer Verantwortung entsprechend verhalten.
isher ist das nicht gewährleistet.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Regieren Sie oder wir? Wer regiert denn?)


In dem Sinne, meine Damen und Herren, wünsche ich
ir noch viel Aufschluss und konstruktive Beiträge von
er Opposition im weiteren Verlauf der Haushaltsde-
atte. Ich bin gespannt, ob demnächst jemand aus Ihren
eihen das, was der Bundesfinanzminister konkret vor-
eschlagen hat, konstruktiv aufgreift


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Der hat doch nur die Opposition beschimpft!)


nd die Linie verlässt, die Herr Merz hier heute Morgen
ieder angedeutet hat: täuschen, diffamieren, aber jede
onkrete Antwort gegenüber der Wahlbevölkerung ver-
eigern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505801900

Bevor ich dem Kollegen Rexrodt als nächstem Red-

er das Wort erteile, möchte ich einen kleinen Hinweis
eben. Mir liegen aus gegebenem Anlass Auszüge aus
em Wortprotokoll der heutigen Sitzung vor, in denen
owohl aus den Reihen der Koalition als auch aus den
eihen der Opposition gelegentlich Zwischenrufe ver-
erkt sind, die man als persönlich herabsetzend verste-
en könnte. Ich will das zu Beginn dieser Debatte mit
em Energieüberschuss aus der Sommerpause entschul-
igen und nicht ausdrücklich rügen, werbe aber dafür,
ass wir im weiteren Verlauf der Haushaltsdebatte die
ötige Schärfe in der Auseinandersetzung mit persönli-
hem Respekt verbinden. Ich bin sicher, das bekommt
em Klima der Debatte und schadet der angestrebten
erdeutlichung der Standpunkte nicht.
Nun hat der Kollege Rexrodt für die FDP-Fraktion

as Wort.

(Beifall bei der FDP)



Dr. Günter Rexrodt (FDP):
Rede ID: ID1505802000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sie, Herr

räsident, geben mir ein gutes Stichwort. Herr Kollege
oß, anstatt über den Haushalt zu sprechen, stellen Sie
ich hier 25 Minuten hin und beschimpfen die Opposi-
ion. Nichts anderes haben Sie gemacht. Dann bezeich-
en Sie deren Kritik am Desaster Ihrer Finanz- und






(A) )



(B) )


Dr. Günter Rexrodt

Haushaltspolitik als im Maß überzogen. Das Einzige,
was alle Maßstäbe sprengt, ist das Ergebnis Ihrer Fi-
nanz- und Haushaltspolitik. Es ist nicht mehr akzeptabel
und ein Desaster, was Sie uns hier als Haushaltsentwurf
2004 vorlegen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Es handelt sich nicht mehr nur um ein Zahleninferno,

das einigen wenigen Fachleuten zugänglich ist, sondern
dieses betrifft die Menschen in unserem Land, die immer
häufiger über schlechte Straßen und unpünktliche Züge
klagen; es trifft die jungen Wehrpflichtigen, die nicht
einmal mehr eine Fortbildungsmaßnahme oder einen
Lehrgang bezahlt bekommen; es trifft die Unterneh-
mensgründer und die kulturellen Einrichtungen; es trifft
in besonderer Weise die neuen Länder.

Aus einem Land, das mit der Wiedervereinigung eine
große Herausforderung geschultert hat und nach vorne
orientiert war, ist in wenigen Jahren ein Gemeinwesen
geworden, in dem sich Verzagtheit breit gemacht hat und
dem es an Vertrauen in die Zukunft mangelt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Darüber kann sich niemand freuen. Ich bin, Herr Eichel,
sogar bereit, zuzugestehen, dass ich den allenthalben an-
zutreffenden Pessimismus in seiner überzogenen Form
und die Schwarzmalerei in ihrer überzogenen Form für
nicht berechtigt halte. Wir sind in vielen Bereichen im-
mer noch ein leistungsfähiges Land. Wir sind aber nicht
wegen, sondern trotz der rot-grünen Politik in den letz-
ten fünf Jahren so leistungsfähig. Das ist Fakt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die Art und Weise, wie Sie, Herr Eichel, die Misere er-

klären, indem Sie nämlich sagen, das Ganze sei mehr
oder weniger das Ergebnis einer schlechten weltwirt-
schaftlichen Lage und des von der alten Koalition über-
nommenen Schuldenberges, ist töricht und unverantwort-
lich. Es muss sich angesichts dessen niemand wundern,
dass der Vertrauensschwund in die Regierung immer
stärker wird. Die schlechte wirtschaftliche Lage in
Deutschland ist hausgemacht: Das Hinterherhinken in
den letzten drei Jahren hinter den USA um durchschnitt-
lich 2 Prozent und um etwa 1,5 bis 2 Prozent hinter dem
Durchschnitt der EU hat zu einer Wachstumslücke in
Deutschland, die in der Summe 70 Milliarden Euro aus-
macht, und zu einem Verlust von Arbeitsplätzen in einer
Größenordnung von mindestens 500 000 in diesen drei
Jahren geführt. Das ist das Ergebnis Ihrer Politik.


(Jörg-Otto Spiller [SPD]: Über zehn Jahre, Herr Rexrodt, nicht über drei Jahre!)


– Den Maßstab, den ich anlege, müssen Sie mir überlas-
sen. Tatsache ist, dass wir bedingt durch den Vereini-
gungsboom bis 1995 ein überdurchschnittliches Wachs-
tum hatten, dass wir im Jahre 1998 mit 2,7 Prozent
Wachstum wieder an der Spitze in Europa lagen, was
sich in 1999 und 2000 fortsetzte, aber das Wachstum da-
nach so tief wie noch nie zuvor einbrach. So stellen sich
die Fakten dar, Herr Spiller.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


n
tr
E
g
m
s
n
w

b
g
e
g
A
te
w
s
e
b
F
n
A
H

s
a
m
la
b
le

E
in
e
c
4
u
n
g
E

w
J
e
m
s
z
I
w
h
K
k
k

(C (D Dabei hat Rot-Grün in den ersten beiden Jahren, den och fetteren Jahren, die Haushaltspolitik wie eine Monsanz vor sich hergetragen. Der Bundeskanzler und Hans ichel konnten sich gar nicht einkriegen, als es darum ing, den Menschen weiszumachen, dass sie gewisseraßen die Erfinder der Konsolidierung und des Sparkures seien, und es ist so getan worden, als sei das Wort Geerationengerechtigkeit von Rot-Grün geradezu erfunden orden. Dabei waren Sie in den 90er-Jahren nie so fair ich erinnere mich noch an die Jahre 1999/2000 –, die esondere Herausforderung durch die Wiedervereiniung, die zu diesen hohen Schulden geführt hat, anzurkennen. Heute führen Sie in Ihrer Not ebendieses Arument für die Ergebnisse in Ihrer Regierungszeit an. ußerdem führen Sie als Argument – das zu drei Vierln falsch ist – die schlechte weltwirtschaftliche Enticklung an. Aber Deutschland ist im Weltmaßstab wirtchaftlich erfolgreich, weil die Zahl unserer Exporte norm hoch ist. Von den Exporten kommen eher beleende Impulse in unsere Volkswirtschaft. Das ist ein aktum. Deshalb kann die weltwirtschaftliche Lage icht zur Entschuldigung Ihrer verfehlten Wirtschafts-, rbeitsmarktund Finanzpolitik herangezogen werden, err Finanzminister. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Fakten sind sehr bitter für Sie; aber Sie können
ie hier nicht mit verwirrenden Relationen, wie sie vor
llen Dingen Herr Poß verwendet, verschleiern. Im Kern
uss sich Wirtschafts- und Finanzpolitik daran messen
ssen, wie sich das Bruttoinlandsprodukt und der Ar-
eitsmarkt entwickeln und ob wir am Ende auf Pump
ben oder nicht. Daran müssen Sie sich messen lassen.
Es bedarf nur weniger Bemerkungen, um das traurige

rgebnis Ihrer Politik zu beschreiben: Das Brutto-
landsprodukt hinkt hinterher und wird in diesem Jahr
her schrumpfen als wachsen. Die jahresdurchschnittli-
he Arbeitslosigkeit erreicht 2003 mit voraussichtlich
,4 Millionen Arbeitslosen ihren traurigen Höhepunkt
nd eine Besserung ist nicht abzusehen. Die Steuerein-
ahmen des Bundes sind in einer konjunkturell schwieri-
en Situation in etwa gleich geblieben; ich werde auf die
ffekte der Steuerpolitik noch eingehen.
Bei den Ausgaben, Herr Eichel, die im Haushaltsent-
urf 2004 um etwa 8 Milliarden Euro über denen des
ahres 1999 liegen, ist es Ihnen nie gelungen, wirklich
inschneidende Veränderungen nach unten vorzuneh-
en. Der Anteil der Sozialausgaben – Sie haben es
elbst gesagt – ist in dieser Zeit von 40,5 auf 45,4 Pro-
ent gestiegen. Herr Eichel, keiner bestreitet angesichts
hrer allgemeinen Zielbeschreibung, dass Sie sparen
ollen. Welcher Finanzminister wollte nicht sparen! Das
at hier jeder gesagt und das wollte auch jeder. Aber den
urs verkünden und am Ende an der richtigen Stelle an-
ommen, das ist zweierlei. Sie sind ganz woanders ange-
ommen, als Sie vorher verkündet haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Günter Rexrodt

Das Ganze musste in dem Desaster enden, das wir

nun haben. Sie veranschlagen 30,8 Milliarden Euro
Neuverschuldung für 2004; aber realistischerweise
werden es zwischen 40 und 50 Milliarden Euro sein. Das
bestreiten Sie nicht einmal mehr. Wer so angetreten war
wie Rot-Grün – und auch Sie, Herr Eichel – und nun so
dasteht, wie die Bilanz es widerspiegelt, der braucht sich
nicht zu wundern, wenn das Land gelähmt ist und nur
noch auf Impulse von außen wartet.

Die Gründe für dieses Desaster liegen in der Tatsache,
dass Sie die notwendigen Reformen, Ihren Ankündigun-
gen zum Trotz, nicht oder nur unzulänglich und immer
verbunden mit einem hohen Maß an Unberechenbarkeit
auf den Weg gebracht haben – Reformen, an denen ange-
sichts der globalen Entwicklung und des demographi-
schen Desasters kein Weg vorbeigeht.

Kernstück der Politik der letzten Legislaturperiode
war die Politik der Bündnisse und der runden Tische.
Diese Politik, die im Grunde darauf zielt, dringend not-
wendige Entscheidungen durch Konsensrunden zu um-
gehen, ist total gescheitert.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Ihre Politik der Bündnisse ist in den letzten vier Jahren
total gescheitert – vier vertane Jahre.

Jetzt ziehen Sie das Tempo an; das gebe ich zu. Aber
dabei sind Sie nicht der Treibende, sondern der Getrie-
bene.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sehr richtig!)

Sie werden von den Landtagswahlergebnissen der letz-
ten Jahre getrieben. Das ist der Punkt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was Sie veranstalten, ist vielstimmig und kontrovers
und den Bürgern am Ende, selbst wenn es einmal in die
richtige Richtung geht – ich bin bereit, das zuzugeben –,
nicht mehr vermittelbar. Diese Vielstimmigkeit und die
Unfähigkeit, sich auf einen Kurs zu einigen, haben zu
der Vertrauenskrise und der Lähmung geführt. Die Men-
schen begreifen das nicht mehr.

Das ist keine leere Aussage. Das ist zum Beispiel in
der Steuerpolitik so. Dort hatten Sie zwar mit Steuersen-
kungen den richtigen Ansatz, haben aber die Großunter-
nehmen über Jahre hinweg sehr viel stärker entlastet als
den Mittelstand.


(Joachim Poß [SPD]: Quatsch!)

Dies hat im Mittelstand zu Ärger, Verdrossenheit und
mangelnden Investitionen geführt.


(Joachim Poß [SPD]: Legendenbildung!)

Jetzt beginnen Sie das zu korrigieren. Aber es ist zu spät.
Noch dazu haben Sie den aktiven Teil des Mittelstands
und der Menschen mit Ihrer unseligen Ökosteuer über-
zogen. Sie haben also aus der einen Tasche wieder he-
rausgeholt, was Sie ihnen in der anderen Tasche belassen
hatten.

u
u
s
u
s
K
l
V

s
t
s
D
v
D

k
e


s
v
b
d
w
tu


h
S
s
u
w

W
r
d

s
u
R
s
b
D
g
K
f
d
u

r
d

(C (D Darüber hinaus verunsichern Sie die Konsumenten nd die Unternehmen mit der Erhöhung der Tabaksteuer nd dann noch einmal mit der Erhöhung der Tabaksteuer owie mit der Versicherungsteuer. Sie stellen sich hin nd sagen, das sei alles nicht so wichtig. Wichtig ist das chon; denn das verunsichert die Investoren und die onsumenten. Das eigentliche Desaster und das eigentiche Übel in diesem Land ist, dass die Menschen kein ertrauen mehr in diese Regierung haben. Dann haben Sie auch noch gesagt, die höhere Öko teuer würde zur Senkung der Rentenversicherungsbeiräge führen. Die Rentenversicherungsbeiträge sind getiegen. Die Krankenversicherungsbeiträge steigen auch. as Desaster in der Pflegeversicherung steht uns erst beor. Wer soll bei einer solchen Politik noch investieren? as ist das Übel. Meine Partei stellt einer solch erratischen Politik ein lares und berechenbares Konzept bei den Ertragsteurn entgegen das werden Sie nicht bestreiten, Herr Poß; Sie sind ein ehr dreister Mann, aber so weit können Sie nicht gehen –, erbunden mit konkreten Schritten zum Subventionsabau. Wir entwickeln ein System zur sauberen Reform er Gemeindefinanzen, das auf die systemfremde Geerbesteuer verzichtet und den Gemeinden mehr Gestalngsspielräume gibt. Das ist der richtige Ansatz. (Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das ist alles Wolkenkuckucksheim!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Joachim Poß [SPD]: Ach!)


Das ist nicht Wolkenkuckucksheim. Sie bringen über-
aupt nichts auf die Beine. Sie schaffen eine unmoderne
teuer, die ein Fremdkörper in unserem System ist. An-
tatt sie abzuschaffen, wird sie neu ausgestaltet. Das ver-
nsichert die Gewerbetreibenden zusätzlich. Das wird
iederum Arbeitsplätze vernichten.


(Beifall bei der FDP)

ir sagen Ja zum Vorziehen der dritten Stufe der Steuer-

eform, aber nicht auf der Basis von Verschuldung, son-
ern auf der Basis des Abbaus von Subventionen.
In die Rentenversicherung – Kollege Merz hat das

chon gesagt – fließen mittlerweile mehr als 30 Prozent
nseres Haushalts. Wir warnen davor, die Probleme der
entenversicherung durch eine Bürgerversicherung lö-
en zu wollen. Das begräbt jeden Leistungsanreiz. Das
estraft diejenigen, die für ihr Alter selbst vorsorgen.
ie Befürworter einer solchen Bürgerversicherung ver-
essen, dass die Rentenkassen – im Übrigen auch die
rankenkassen – mit einer solchen Versicherung allen-
alls für ein paar wenige Jahre entlastet werden können,
ass die Zahl der Anspruchsberechtigten dann aber steigt
nd wir von neuem dasselbe Desaster haben werden.


(Beifall bei der FDP)

Die FDP hat schon vor vielen Jahren eine Umsteue-

ung auf mehr private Vorsorge gefordert. Was sind wir
amals hier im Hause verteufelt worden. Heute nähern






(A) )



(B) )


Dr. Günter Rexrodt

sich die anderen Parteien unseren Vorstellungen, die wir
seit Jahren haben, unter Schmerzen und unter riesigen
Diskussionen an. Ich will hier gar nicht in Hybris verfal-
len. Für meine Partei, für die FDP – das ist die Wahrheit –,
sage ich mit Selbstbewusstsein, aber auch mit Stolz: Die
Prinzipien und Leitlinien der Politik, der Sie sich jetzt
unter Schmerzen annähern, sind von unserer Partei seit
langem am klarsten und deutlichsten vertreten worden.
Sie aber haben uns dafür gescholten.


(Beifall bei der FDP)

Das sage ich mit großem Ernst und ohne die parlamenta-
rische Schärfe, die hier manchmal angesagt ist.

Ich warne ausdrücklich davor, dass den Krankenkas-
sen die so genannten versicherungsfremden Leistun-
gen aus dem Bundeshaushalt vorab erstattet werden. Da-
mit wird die Büchse der Pandora mit unglaublichen
Folgen für den Bundeshaushalt, Herr Eichel, geöffnet.
Wenn man damit einmal anfängt, dann nimmt das kein
Ende.

Nun lassen Sie mich beim Haushalt 2004 – Wesentli-
ches hat Herr Merz schon gesagt – noch einmal die Risi-
ken in Erinnerung rufen. Das ist das eigentliche Kern-
stück. Die Risiken liegen in dem bei 2 Prozent
angesetzten Wachstum. Sie wissen, dass das nicht zu er-
reichen ist. Die Risiken liegen ferner darin, dass Sie er-
warten, aufgrund der Steueramnestie Steuern in Höhe
von 2,1 Milliarden Euro einzunehmen. Dieses Geld wird
nicht zurückfließen; das wissen auch Sie. Andere Risi-
ken liegen darin, dass Sie aufgrund der Bekämpfung der
Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit Mehreinnah-
men erwarten. Ich weiß leider nicht, wie Sie das errei-
chen wollen.

Weitere Risiken liegen in Ihrem Haushaltsbegleitge-
setz – die Vielstimmigkeit im Zusammenhang mit der
Eigenheimzulage und mit der Entfernungspauschale
kennen wir alle – und in der Unsicherheit, ob die Ar-
beitsgruppe Koch/Steinbrück überhaupt etwas Konkre-
tes liefert.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505802100

Herr Kollege Rexrodt, denken Sie bitte an die Rede-

zeit.


Dr. Günter Rexrodt (FDP):
Rede ID: ID1505802200

Ja, ich komme gleich zum Schluss, Herr Präsident. –

Die Risiken liegen außerdem in den notwendigen Nach-
besserungen, die Sie in Bezug auf die Finanzen der Ge-
meinden leisten müssen.

Am größten aber ist das Risiko bei den Arbeitsmarkt-
ausgaben. Bei der Umstellung auf das neue System in-
folge von Hartz IV müssen Sie 28 Milliarden Euro aus-
geben. Rechnet man die 19 Milliarden Euro dagegen, die
das alte System heute kostet, dann ergibt sich ein Risiko
von 8 bis 9 Milliarden Euro.

In der Summe ergibt sich also ein Risiko in Höhe von
40 bis 50 Milliarden Euro. Sie sprechen aber nur von
30,8 Milliarden Euro. Das ist unverantwortlich, Herr

E
d

M
S
v
w
d
z
x
L

V
E

A

m
e

h
v
m
d
n
Z
E
d
v

E
d
c
d
e

e
g
t
w

(C (D ichel. Ich sage Ihnen deswegen: So können Sie mit em Parlament nicht umgehen. Ich habe noch nicht von der 3-Prozent-Hürde von aastricht gesprochen, die wir zum dritten Mal reißen. ie führen dafür konjunkturelle Gründe an. Die Kriterien on Maastricht sind vor dem Hintergrund eingeführt orden, dass Volkswirtschaften damit gescheitert sind, as Wachstum durch eine höhere Nettoneuverschuldung u beschleunigen. Darum hat man eine Grenze von maimal 3 Prozent eingeführt. Viele Länder sind auf diese inie eingeschwenkt, Deutschland aber nicht. Herr Kollege, es hilft alles nichts. Das ist wahr, Herr Präsident. (Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505802300
Dr. Günter Rexrodt (FDP):
Rede ID: ID1505802400

Eine solche Politik funktioniert nur in einer offenen
olkswirtschaft. Ziehen Sie den Haushalt zurück, Herr
ichel! Am besten gehen Sie gleich mit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Jawohl! Sehr richtig!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505802500

Nächste Rednerin in der Debatte ist die Kollegin
ntje Hermenau, Bündnis 90/Die Grünen.


Antje Hermenau (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505802600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich
öchte nochmal mit dem Haushalt beginnen. Wenn man
inmal die Kosten durch das Vorziehen der Steuerreform
wir begleichen sie mit einer höheren Neuverschuldung –
erausrechnet, dann ist der Haushalt in Bezug auf die In-
estitionsgrenze, die uns das Grundgesetz vorschreibt,
it Ach und Krach verfassungsgerecht. Wenn wir uns
as aber nochmal genauer angucken, sehen wir, dass wir
och 14 Milliarden Euro einsparen müssen, um dieses
iel zu erreichen. Viele Punkte sind dabei noch unsicher.
s ist völlig korrekt – auch wir haben das heute getan –,
ieses zu erwähnen. Kein Mensch hat da irgendetwas
erheimlicht oder beschönigt.
Wir werden noch Entscheidungen zur Rente, weitere

ntscheidungen zum Arbeitsmarkt und auch zum Abbau
er Steuersubventionen treffen müssen. Die entspre-
henden Gesetzgebungsverfahren laufen parallel. Auf
er einen Seite schlagen Sie vor, diese Entscheidungen
rst im nächsten oder im übernächsten Jahr zu treffen
diesen Vorschlag kann ich Ihren merkwürdigen Reden
ntnehmen; Sie sind anscheinend der Meinung, das alles
inge zu schnell –, und auf der anderen Seite argumen-
ieren Sie, dass wir seit Jahren nicht das gemacht haben,
as hätte getan werden müssen. Dazu muss ich sagen:






(A) )



(B) )


Antje Hermenau

Ich verstehe Sie nicht; ich bin strategisch ratlos. Ich kann
nicht nachvollziehen, was Sie umtreibt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Als Haushälterin bin ich sehr erleichtert, dass wir
nach drei Sparhaushalten, in denen es immer darum
ging, in einem letzten Kraftakt den Beamten sozusagen
das Radiergummi aus den Händen zu winden, zu einem
Strukturumbau kommen, den auch die Haushälter der
rot-grünen Koalition seit langem immer wieder gefordert
haben. Ich bin stolz darauf und wäre dankbar, wenn es
den Haushältern aller Fraktionen gelänge, sich in den
Haushaltsberatungen darauf zu konzentrieren, die struk-
turellen Defizite endlich abzubauen.

Meine Erfahrung aus circa zehn Jahren Haushaltsbe-
ratungen im Bundestag ist, dass in dieser Zeit, also seit
1993, als Herr Waigel das Konsolidierungsprogramm
vorgelegt hat, der Abbau des strukturellen Defizits we-
der aufseiten des Bundes noch aufseiten der Länder nen-
nenswert vorangekommen ist. In dem, was wir vorlegen,
liegt die Chance, sowohl dem Bund als auch den Bun-
desländern die Möglichkeit zu geben, ihre Strukturpro-
bleme zu lösen, die sie daran hindern, konjunkturell ver-
nünftig zu reagieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn ich mir die Rede von Herrn Merz vor Augen
führe, dann muss ich ihn fragen: Warum lamentieren Sie
so, Herr Merz? Sie tun so, als ob wir Ihnen etwas wegge-
nommen hätten, weil wir das tun, was Sie schon immer
gefordert haben. Ihre Rede wirkte furchtbar wehleidig.
Ich habe nicht ein einziges Mal gehört, wohin Sie eigent-
lich wollen.

Mein Wunsch wäre, dass wir in der Lage sind – denn
der Haushalt ist nur ein Instrument, um Dinge deutlich
zu machen und Prozesse zu begleiten –, auch in der
Haushaltsberatung über folgende Fragen zu debattieren:
Wohin wollen wir eigentlich? Wie wollen wir leben?
Wie wollen sich die Deutschen in der Europäischen
Union verhalten? Diese Fragen müssen wir beantworten.

Wir als Koalition haben das Haushaltsbegleitgesetz
vorgelegt. Darin sind eine ganze Reihe von strukturellen
Veränderungen enthalten. Eigentlich ist das seit dem von
mir vorhin zitierten Konsolidierungsprogramm von
Theo Waigel aus dem Jahre 1993 die größte Verände-
rung der Finanzströme. Wie gesagt, hier findet eine ge-
samtstaatliche Entlastung statt. Nicht nur der Bund pro-
fitiert davon, wenn wir zueinander finden, sondern auch
die Länder. Ich glaube, dass das taktisch aufgehen wird –
egal ob Frau Merkel gestern vollmundig behauptet hat,
sie werde da eine Blockade oder sonst was betreiben.
Mir kam die Reaktion von Frau Merkel ein bisschen wie
bei Leonid Breschnew vor, von dem der Witz kursierte,
er habe, als der Zug stillstand, die Gardine zugezogen
und vorgetäuscht, der Zug fahre noch.

Die Öffentlichkeit ist weiter als eine ganze Reihe
von Politikern, die auf der rechten Seite des Parlaments
sitzen. Die Öffentlichkeit ist aufgrund der seit Monaten

a
s
D
g
a
l
u
h
Z
O
D
d

D
t

D
d
h
Z
s
d
r
z

l
4
b
V
o
d
m
s
w
g

l
h
l
6
c
s
b
m
e
F

E
s
s
9
te
S
W
E

(C (D nhaltenden Debatte gut über die fiskalischen und wirtchaftlichen Probleme, die dieses Land hat, informiert. ie Öffentlichkeit hat sehr wohl mit Bauernschläue und esundem Menschenverstand erkannt, welche Probleme ls Nächstes angepackt werden müssen. Sie will keine angen Debatten mehr darüber hören, wer 1997, 1995 nd 1993 welchen kleinen oder großen Fehler gemacht at. Sie will jetzt hören: Was sind die Ansagen für die ukunft? Wird das ordentlich durchgezogen? Wird die pposition mitmachen oder wird sie nicht mitmachen? ie Beantwortung dieser Fragen ist in diesem Herbst an er Reihe. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


er Haushalt begleitet das als Instrument finanzpoli-
isch, nicht mehr und nicht weniger.
Ich bin sehr darüber enttäuscht, dass Sie sich in dieser
ebatte einen schlanken Fuß machen und so tun, als ob
ie Länder hier keine Aktien hätten. Ich habe mir einmal
erausgesucht – man soll ja in Haushaltsdebatten mit
ahlen argumentieren –, wie hoch der Anteil der ge-
amtstaatlichen Schulden, das heißt der des Bundes,
er Länder, der Kommunen und der sozialen Siche-
ungssysteme, am Bruttoinlandsprodukt ist: 1970, also
wei Jahrzehnte vor der deutschen Einheit,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wir wollen doch nicht von der Vergangenheit reden!)


ag er bei 18 Prozent, 1980 bei 31 Prozent und 1990 bei
2 Prozent. Dann kam die deutsche Einheit. 2000 lag er
ei 60 Prozent. Helmut Kohl – dies zum Abschluss der
ergangenheitsdebatte – war eben nicht Maggie Thatcher
der Göran Persson. Diejenigen Länder, die wie Schwe-
en oder Finnland Mitte der 90er-Jahre Strukturrefor-
en angepackt haben, weil sie sich nicht selbst über-
chätzt und gedacht haben, das Wachstum werde ewig
eitergehen, haben inzwischen einen Substanzaufbau
eleistet, während wir unsere Substanz weiter verzehren.
Die gesamtwirtschaftliche Sparquote in Deutsch-

and von 1990 bis 2001 – auch diese Zahl habe ich mir
erausgesucht – ist um 3,5 Prozent gesunken. In Finn-
and ist sie um 11,5 Prozent und in Schweden um fast
Prozent gestiegen. Das heißt – wenn man es in einfa-
hes Deutsch übersetzen möchte –, Deutschland lebt von
einer Substanz, weil es ihm früher gut ging. Andere
auen neue Kapazitäten – auch in Richtung des Hu-
ankapitals – auf. Der PISA-Schock hat nicht Finnland
reilt, sondern Deutschland. Nokia hat seinen Sitz in
innland und nicht in Deutschland.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wo liegt jetzt unsere Zukunft? Wie bekommt man die

ntwicklung in den Griff, ohne eine exorbitante Ver-
chuldung machen zu müssen und ohne eine neue gesell-
chaftliche Spekulationsblase aufzubauen? Mitte der
0er-Jahre haben viele Privatanleger an den Aktienmärk-
n erlebt, was es heißt, wenn eine privatwirtschaftliche
pekulationsblase zusammenbricht. Damals ging der
ert der Aktien steil bergab; da platzte die Blase der New
conomy. Inzwischen besteht gesamtgesellschaftlich






(A) )



(B) )


Antje Hermenau

etwas Ähnliches: Die Überschätzung unserer Wachs-
tumskräfte hat zu einer Art gesellschaftlichen Spekula-
tionsblase geführt, weil wir alle dachten, wir könnten
uns weiter neu verschulden und bekämen irgendwann
ein wunderbares Bruttoinlandsprodukt und wahnsinnige
Zuwächse, sodass wir alles zurückzahlen könnten.

Ich gehe nicht davon aus. Ich gehöre einer Partei an,
die früher als sehr wachstumskritisch galt und inzwi-
schen, wie ich finde, sehr realistische Wachstumspfade
vorschlägt. Aber bei der Gegenseite höre ich eine
Wachstumsgläubigkeit heraus, die nicht gesund sein
kann.

Wenn man jetzt beides hinter sich lässt und sich über
realistische Wachstumspfade, und zwar über Jahre hin-
weg, unterhält und das Ganze mit den Zielen abgleicht,
die wir insgesamt in der Europäischen Union im Früh-
jahr 2000 in Lissabon vereinbart haben, als es darum
ging, ganz Europa zu der dynamischsten und wettbe-
werbsfähigsten Wirtschaftsregion der Welt zu machen,
dann ist festzustellen: Wir müssen uns jetzt zügig ranhal-
ten.

Sie können – vielleicht zu Recht – mit Häme anmer-
ken: Dieser Prozess hat bei Rot-Grün eine Weile gedau-
ert.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Fünf Jahre!)


Es fördert nicht gerade die Beliebtheit, wenn man keine
Zuwächse mehr verteilen kann, sondern wenn man im
Prinzip ganz intelligent und auch ermutigend den Man-
gel verwalten muss.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So ist es!)


Diesen aber haben wir alle zusammen über Jahrzehnte
hinweg – jede Partei, jedes Bundesland, jede Kommune
und auch der Bund, egal wer regiert hat – aufgehäuft.
Sie, Herr Rexrodt, waren einmal Wirtschaftsminister. Ich
habe das noch einmal nachgeschlagen: In den 90er-Jah-
ren gab es mehrfach – 1994, 1995 und 1998 – eine Zin-
seszinsfalle. Ganz so unschuldig, wie Sie gerade getan
haben, sind Sie also nicht, Herr Rexrodt; aber lassen wir
das.

Mir geht es um Folgendes: Wie können wir den Über-
gang von der Industriegesellschaft des 20. Jahrhunderts
in die globalisierte Wissensgesellschaft des 21. Jahrhun-
derts schaffen? Dabei sind die Haushalte die Steuerungs-
instrumente. Deswegen sind die Strukturreformen in
diesem Herbst so enorm wichtig.

Seien wir ehrlich: Wenn wir es schaffen, die Bürger in
öffentlichen Debatten davon zu überzeugen, dass die
Strukturreformen – ihnen stimmt nicht jeder in der Koa-
lition mit freudigem Herzen zu, das wissen Sie und ich
ganz genau; Sie haben das mit Schmerzen beschrieben –
unerlässlich sind, dann sollten auch Sie erkennen, dass
wir die Zukunft gewinnen müssen.

Ich erinnere daran, wie verquer Sie in der Debatte
über die Frage der Zuwanderung und bezüglich der Fa-
milienpolitik – beide Bereiche hängen mit unseren de-

m
b
W
R
O
w
Z

l
R
v
d
h
t

D
l
w
g
v
h
A
k
w
d
s
u
o
e
r

d
r
a
a
o
s

E
s
d
t
i
d

h

t

s
d
m

(C (D ographischen, aber auch unseren wirtschaftlichen Prolemen eng zusammen – argumentiert haben. Ich frage: ie wollen wir Zukunft moderner gestalten, wenn das egelungsgefüge in Deutschland die Zustimmung der pposition und der Länder in vielen Bereichen erzwingt, ährend diese programmatisch noch den Zeichen der eit hinterherhinken? (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Herr Austermann, Sie haben im April in einer Aktuel-
en Stunde gesagt – ich habe das herausgesucht –, die
egierung fabuliere bislang nur über Reformen, es sei
öllig ungewiss, ob sie sich gegen die Widerstände in
en eigenen Reihen durchsetzen könne. Aber immerhin
aben Sie die Agenda 2010 für einen Schritt in die rich-
ige Richtung gehalten.
Im Unterschied zum Frühjahr haben wir aufgrund der
ebatten der letzten Monate eine neue Geschäftsgrund-
age. Die Koalition hat sich nämlich durchgerungen. Wir
erden die Reformen umsetzen. Die Gesetzentwürfe lie-
en auf dem Tisch. Im Haushaltsbegleitgesetz sind sehr
iele Vorschläge enthalten. Jetzt sind Sie am Zug. Wir
aben nämlich den Spieß umgedreht, Herr Austermann.
uch die CDU/CSU muss jetzt damit anfangen, die Zu-
unft zu skizzieren, wenn sie unsere Skizzen ablehnen
ill. Als Haushälter wissen Sie ganz genau, dass Sie aus
er Debatte nicht herauskommen, wenn Sie nicht Vor-
chläge vorlegen, die genauso viel Geld erbringen wie
nsere Vorschläge. Wir können uns gern über die eine
der andere Sache unterhalten, aber in der Summe muss
s stimmen. Das ist Ihnen genauso klar wie allen ande-
en.
Ich kann Sie nur ermahnen: Dieser Herbst ist nicht

er Herbst der politischen Showeffekte. Jetzt geht es da-
um, einen neuen Politikstil zu etablieren, der vielleicht
uch mit den Herausforderungen des neuen Jahrhunderts
ngemessen verbunden werden kann. Die Gemeinwohl-
rientierung ist nun einmal wichtiger als das parteipoliti-
che Hickhack.
Wir haben einen Finanzplanungsrat, in dem Herr

ichel und die Länderfinanzminister Empfehlungen aus-
prechen können, wenn eine Landesregierung nicht in
er Lage ist, das Defizit zu begrenzen. Eine solche Situa-
ion gab es in den letzten zwei Jahren unter Herrn Koch
n Hessen. Herr Koch in Hessen kümmerte sich einen ...
arum.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wie soll Ihr Hüsteln im Protokoll vermerkt werden?)


Nachdem Herr Stoiber ihn richtig zusammengepfiffen
at, war Herr Koch ein paar Wochen später der größte
Sparminator“ des Jahrhunderts. Ich frage mich da na-
ürlich: Machen sie Sachpolitik oder Machtpolitik?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Herr Carstens, der Vorsitzende unseres Haushaltsaus-
chusses, hat in der Debatte im März gesagt, dass seitens
er Regierung, aber auch seitens der Opposition noch
ehr als bisher auf den Weg gebracht werden müsse. Ich






(A) )



(B) )


Antje Hermenau

kann ihm nur beipflichten. Herr Carstens hat 1993 in
sehr verantwortlicher Position gewirkt, er hat 1997 mit-
erlebt, wie Deutschland versucht hat, das Maastricht-
Kriterium einzuhalten. Er hat 1993 an Waigels Konsoli-
dierungsprogramm mitgearbeitet.

Was stand vor über zehn Jahren im Konsolidierungs-
programm Waigels? Da hieß es: Die zentrale finanzpo-
litische Aufgabe in der derzeitigen Phase wirtschaftlicher
Rezession ist es, mit erneuten überzeugenden Konsoli-
dierungsschritten die strukturellen Finanzierungsdefizite
des Bundes nachhaltig abzubauen und zugleich auf den
nationalen und internationalen Finanzmärkten keinen
Zweifel aufkommen zu lassen, dass die Bundesrepublik
Deutschland in der Lage ist, die Herausforderungen aus
der deutschen Einheit und der aktuellen Wirtschafts-
schwäche mittelfristig zu bewältigen.

Ich denke, zehn Jahre sind ein mittelfristiger Zeit-
raum. Wir haben die Strukturkrise nicht wirklich bewäl-
tigt; deswegen wurden wir von der Konjunktur so stark
in die Knie gedrückt. Ich sagte bereits, dass Länder und
Bund nicht wesentlich mit dem Abbau des strukturellen
Defizits vorangekommen sind. Ein Grund dafür liegt in
der Konjunkturschwäche seit 2001.

Nun liegen relevante Vorschläge auf dem Tisch. In ei-
nem Zukunftsentwurf, wie wir, Rot-Grün, uns die Zu-
kunft Deutschlands in der EU vorstellen, heißt es, Altes
so zügig, wie es nur geht, abzuarbeiten – inzwischen ha-
ben viele in der Bevölkerung begriffen, worum es geht –
und Neues anzupacken. Dazu haben wir jede Menge
Vorschläge unterbreitet, zu denen Sie Stellung nehmen
müssen. Es ist nicht so, wie Herr Merz gesagt hat, dass
wir es Ihnen zu leicht machen; vielmehr machen Sie es
sich selbst zu leicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505802700

Ich erteile das Wort dem Kollegen Dietrich

Austermann, CDU/CSU-Fraktion.

Dietrich Austermann (CDU):
Rede ID: ID1505802800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist

heute bereits mehrfach darüber gesprochen worden, dass
wir uns seit drei Jahren in einer Phase der Stagnation be-
finden. Dabei wurde der Eindruck vermittelt, als habe
die Politik, insbesondere die Bundespolitik, zu dieser Si-
tuation überhaupt keine Ursache geliefert. Ich denke, das
muss gründlich untersucht werden, um daraus Folgen für
künftiges Verhalten ableiten zu können. Das ist genauso
wichtig bei der Frage, welche Programme man für die
Zukunft entwickeln will. Wenn man sich nicht über die
Ursachen klar wird, wird man die Fehler, die in den letz-
ten vier Jahren gemacht wurden, möglicherweise wie-
derholen.

Sehen wir uns die Situation einmal an. 1998 gab es
in allen wesentlichen politischen Bereichen einen posi-
tiven Trend – ich will die Vergangenheit nicht zu lange
bemühen und aufrollen –: Die Gemeinden hatten da-
mals noch Überschüsse; auf dem Arbeitsmarkt ging die

A
E
l
w
I
P
b
g
r

w
i
f
m
w

D
K
Z
t
e
b
l
h
h
z
b
d

b
w
I
d
1
2
r
f
b

m
m
f
n
g
B
D
e
u
S
w
n
H
i

(C (D rbeitslosigkeit drastisch zurück; wir hatten bei den nergiepreisen eine positive Situation; die gesamtstaatiche Verschuldung lag etwa bei einem Drittel von dem, as wir in diesem Jahr zu verzeichnen haben werden. m Jahre 1999 gab es einen kräftigen Schluck aus der ulle – Lafontaine stand dafür –, man hat die Ausgaen aufgebläht. Heute liegt die Höhe der Ausgaben in ewaltigem Maße über der Höhe der Ausgaben des Jahes 1998. Weil man jetzt davon spricht, die Haushaltsstruktur erde verändert, möchte ich, da auch der Finanzminister mmer mit vielen unleserlichen Zetteln wedelt, eine Graik zeigen – das ist eigentlich nicht üblich und nicht eine Art –, die vielleicht deutlich macht, welche Enticklung wann eingetreten ist. (Abg. Dietrich Austermann [CDU/CSU] hält eine Grafik hoch)


ie eine Kurve zeigt die Steuereinnahmen, die andere
urve die festen Ausgaben wie Sozial-, Versorgungs-,
ins- und Personalausgaben. Darin ist kein Cent für Ver-
eidigung, für Familie, für Investitionen oder sonst etwas
nthalten. Ab dem Jahre 2000 ist ein deutlicher Knick
ei den Steuereinnahmen und ein Anstieg bei den sozia-
en Ausgaben zu sehen. Dieser zeigt, dass Sie eine Haus-
altsänderung, eine Richtungsänderung eingeschlagen
aben, die zu einer Aufblähung der konsumtiven, der so-
ialen Ausgaben führte, und dass immer weniger Ausga-
en für das bereitgestellt werden, was in der Zukunft von
en Menschen erwartet wird.
Das haben Sie durch eine regelrechte Orgie an Steuer-

elastungen und an Energiekostenbelastungen begleitet,
as natürlich jeden Mut zu Investitionen genommen hat.
ch kann das am Beispiel Ökosteuer und Energiepreise
eutlich machen: 1998 mussten wir für 1 Liter Sprit
,50 DM bezahlen, heute müssen wir umgerechnet etwa
,10 DM bis 2,20 DM bezahlen. Diese 60 Pfennig Diffe-
enz treffen jeden Arbeitnehmer, der morgens zur Arbeit
ährt, jeden, der investiert, jeden, der sich als Spediteur
etätigt usw.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Fordert die Industrie auf, die Entwicklung des Dreiliterautos voranzutreiben!)


Weil Sie gemerkt haben, dass das für die Arbeitneh-
er fatal ist, haben Sie einen Teil davon den Arbeitneh-
ern als Entfernungspauschale zurückgegeben. Jetzt
ordern Sie uns auf, mit Ihnen zusammen die Entfer-
ungspauschale zu streichen. Was bedeutet das im Er-
ebnis? Sie kommen mit Konzepten, die eine zusätzliche
elastung für die Menschen darstellen, die zusätzlichen
ruck auf die Menschen ausüben, und sagen, das könnte
ine positive Perspektive sein, Sie hätten den Haushalt
mstrukturiert. Nein, das ist es nicht. Das wiederholen
ie auch für das kommende Jahr, so wie wir es bei dem,
as ersichtlich ist, erkennen können. Es sind nämlich
ur Rudimente eines Haushaltes erkennbar. Das ist kein
aushalt, was vorgelegt worden ist. Ein Schweizer Käse
st dagegen ein Betonklotz.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dietrich Austermann

Oder wie andere sagen: Sie legen Rührei vor und wir
sollen nachträglich Spiegelei daraus machen. Das, was
Herr Eichel vorgelegt hat, kann kein Mensch als einen
vernünftigen Ansatz bezeichnen, auf dessen Grundlage
man seriös miteinander diskutieren kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich glaube, Sie sollten zunächst einmal die eigene Arbeit
machen.

Das betrifft auch andere Dinge. Frau Kollegin
Hermenau, Sie haben gesagt, ich hätte in der Aktuellen
Stunde gesagt, wir hielten das, was der Bundeskanzler
im März als Agenda 2010 beschrieben habe, für einen
brauchbaren Ansatz. – Das ist richtig. Das haben wir da-
mals, im April, noch so gesehen. Aber mittlerweile ist
aus der Zusammenführung von Arbeitslosen- und Sozi-
alhilfe ein bürokratisches Monstrum geworden. Jetzt
verlangen Sie den Ländern ab, mal eben 7 Umsatzsteuer-
prozentpunkte an den Bund abzutreten, um das Ganze
auszugleichen. Man sehe sich auch die anderen Vor-
schläge an, soweit sie überhaupt vorliegen.

Die so genannte Agenda 2010 – Friedrich Merz sagt
immer, sie reiche gerade bis zum 20.10.; dann müsse et-
was Neues vorgelegt werden – ist bis heute nicht als ein
fertiges, schlüssiges Konzept erkennbar, das den Weg
aus der Krise, in der sich unser Land befindet, aufzeigen
kann. Insofern kann man gar nicht Ja sagen. Zu nichts
kann man keine Alternative entwickeln – und das, was
vorgelegt wurde, ist nichts.


(Beifall bei der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Detaillierter!)


– Ich werde detailliert etwas zu unseren Plänen sagen.
Machen Sie sich darum keine Sorgen!

Ich hätte eigentlich erwartet, dass sich der Bundes-
finanzminister heute als Erstes beim deutschen Volk da-
für entschuldigt, dass er es über drei Jahre lang durch
falsche Prognosen und falsche Zahlen in die Irre geführt
hat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Angelogen hat!)


Heute hat er das erste Mal die Wahrheit gesagt –

(Zuruf von der CDU/CSU: Eine Teilwahrheit!)


Nettoneuverschuldung 70 bis 80 Milliarden –, weil es
gar nicht anders geht und weil wir ihm die Zahlen vor-
halten. In der letzten Woche klang das noch etwas an-
ders. Vorletzte Woche hat er noch von 3,5 Prozent Defi-
zit gesprochen.

Der „Spiegel“ hat Recht. Er hat am 19. Mai dieses
Jahres getitelt: „Die Stunde der Wahrheit im Land der
Lügen“. Herr Eichel, Sie tragen einen erheblichen Teil
Verantwortung für diesen Titel. Er ist gewissermaßen die
Überschrift für Ihre Finanz- und Haushaltspolitik.

Heute ist die Stunde der Wahrheit. Sie müssen endlich
damit aufhören, die Menschen darüber zu täuschen, was
Sie machen und welche Wirkungen das entfaltet. Ich bin

d
n
e
g

w
A
g

D
M
h
s
J
a
h

n
d
m
u
b
n
u
s
d
t

l
S
s
c

E
w

I
h
k
b
m
n
e

v
d
g
m
v
w
m
S
s

(C (D er Meinung, Sie sollten sich entschuldigen – ich gebe Ihen gerne die zwei Minuten von meiner Redezeit ab, die s dafür braucht –: Liebe Landsleute, ich habe das falsch emacht. Ich habe euch getäuscht. Ich habe euch belogen. Sie können auch sagen: Ich habe es nicht besser geusst und nicht besser gekonnt. – Allein das wäre ein nlass dafür, zu sagen: Jetzt ist es an der Zeit, dass er eht. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das wäre einmal ein Anfang!)


enn es gibt so viele Sachverständige, die von Monat zu
onat stärker gewarnt haben. Was wir zu diesem Haus-
alt gesagt haben, gilt auf Punkt und Komma. Jeder un-
er Redner hat Ihnen das vorgehalten. Es hat vor einem
ahr gegolten. Es hat vor der Bundestagswahl gegolten,
ls die Menschen mit den Zahlen, die Sie vorgetragen
aben, systematisch belogen worden sind.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Eichel, Sie haben vorhin gesagt: Wir können es

icht tun, ohne dass alle etwas merken. – Es mag ja sein,
ass es so ist. Aber wenn alle etwas merken, dann nimmt
an allen etwas weg. Wenn man allen etwas wegnimmt
nd gleichzeitig eine Steuersenkung ankündigt, die ein
isschen ausgleicht, dann kann man sich davon doch
icht versprechen, dass die Menschen mit großer Freude
nd großem Elan vor Weihnachten die Konsumtempel
türmen. Das täten sie vielleicht, wenn sie mehr Geld in
er Hand hätten und sie sicher wären, dass es im nächs-
en Jahr bergauf geht.
Nein, Sie verfolgen das gleiche Prinzip wie bisher:

inke Tasche, rechte Tasche. Auf der einen Seite hängen
ie eine Wurst ins Schaufenster und auf der anderen Seite
tehlen Sie den Menschen den Schinken. Genau so ma-
hen Sie es auch mit Ihrer vorgezogenen Steuerreform.


(Joachim Poß [SPD]: Sie reden doch weiter schwarz!)


s ist an der Zeit, die Dinge so deutlich zu benennen,
ie sie sind.
Jetzt sage ich konkret etwas zu den Haushaltszahlen.

n unserer Verfassung sind die Prinzipien von Haus-
altsklarheit, Haushaltswahrheit, Haushaltsvollständig-
eit und Wirtschaftlichkeit vorgeschrieben. Es gibt darü-
er hinaus das Prinzip, dass man nicht mehr Schulden
achen darf, als man an Investitionen tätigt. Das hat ei-
en Sinn: Schulden darfst du nur machen, wenn du wie
in Häuserbauer dafür einen Wert schaffst.
Herr Eichel, Sie haben für das nächste Jahr eine Neu-

erschuldung veranschlagt, die 6 Milliarden Euro über
en Investitionsausgaben liegt. Das heißt, Sie verstoßen
egen die Verfassung. Wir haben mehrfach deutlich ge-
acht, dass es dafür keine Ausnahmegründe gibt. Sie
erstoßen aber auch gegen die Grundsätze der Haushalts-
ahrheit und der Haushaltsklarheit, indem Sie Einnah-
en veranschlagen, die mit Sicherheit nicht kommen.
ie wissen, welche Haltung wir zur Entfernungspau-
chale und zur Eigenheimzulage haben.






(A) )



(B) )


Dietrich Austermann

Sie können in Ihrem Haushalt doch nicht davon aus-

gehen, dass Sie das nötige Geld vom Bundesrat schon
gebilligt bekommen. Sie können das auch an anderen
Beispielen sehen.


(Joachim Poß [SPD]: Was schlagen Sie als Opposition denn vor?)


– Herr Poß, auf der Tribüne wurde der Präsident des
Bundesrechnungshofes begrüßt.


(Joachim Poß [SPD]: Sie haben sich über die Umsatzsteuer mokiert!)


Der Bundesrechnungshof hat in diesem Jahr etwa fünf Be-
richte vorgelegt, in denen massive Verstöße der Verwal-
tung gegen die Sparsamkeit und den wirtschaftlichen Um-
gang mit dem Geld in Deutschland festgestellt wurden.

Herr Poß, der erste Vorschlag wäre,

(Joachim Poß [SPD]: Umsatzsteuer erhöhungen!)

dass Sie sich mit uns die Berichte des Rechnungshofes
anschauen. Wiederholen Sie nicht ständig die alten Feh-
ler, die Sie in der Vergangenheit gemacht haben!


(Beifall bei der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Welche Vorschläge machen Sie denn? Machen Sie doch einmal Vorschläge!)


In dem Haushaltsentwurf ist eine Reihe von Vorschlä-
gen enthalten – –


(Joachim Poß [SPD]: Welche Vorschläge machen Sie denn?)


– Passen Sie auf, ich bin jetzt bei Ihren Vorschlägen. – In
dem Haushaltsentwurf des Finanzministers, den Sie wie
immer abnicken, ist eine Reihe von Vorschlägen enthal-
ten, bei denen noch nicht einmal Ihre eigene Zustim-
mung sichergestellt ist. Wie soll der Haushalt auf dem
Konzept für die Gemeindefinanzen aufgebaut werden,
wenn dieses Konzept in Ihrer Koalition nicht Konsens
ist? Wie soll durch die Rentenreform, die noch nicht ein-
mal als Gesetzentwurf in den Köpfen vorhanden ist, ein
Nachlass bei den Rentenausgaben um 2 Milliarden Euro
erreicht werden?

Nein, Sie haben mit Ihrem Entwurf einen Haushalt
aufgestellt, der nicht akzeptiert werden kann und der ge-
gen die Verfassung verstößt. Sie werden uns nicht abver-
langen können, dass wir sagen, dass auf der Basis dieser
Reform – –


(Joachim Poß [SPD]: Sie haben doch nichts Konkretes gesagt! Ihre Rede war erwartungsgemäß schwach!)


– Herr Poß, Sie brauchen sich hier nicht als Brüllwurst
darzustellen. Das, was Sie vorhin hätten sagen können,
haben Sie nicht gesagt und das, was gemacht werden
muss, haben Sie nicht erkannt.


(Joachim Poß [SPD]: Wir haben konkrete Gesetzentwürfe!)


Sie müssen nicht versuchen, anderen, die die Dinge so
beschreiben, wie sie tatsächlich sind, ins Wort zu fallen.

c
N
w
k

w
W
w
w

w
d
h
d
b
H
w
d
w
v
v

D

u
s
V
n

D
W
w
t

i

D
R
s

(C (D (Joachim Poß [SPD]: Nennen Sie doch einmal Ihre Alternativen!)


Herr Poß, im Übrigen haben Sie bei der Frage, wel-
hes Land die meisten Schulden macht, Unrecht gehabt.
icht weil jetzt die Wahlen in Bayern anstehen, sondern
eil es den Fakten entspricht, will ich Ihnen das ganz
onkret sagen.


(Joachim Poß [SPD]: Ich habe Ihnen die Abweichungen genannt!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505802900

Herr Kollege Poß, Sie haben sich vorhin mit einer be-
undernswerten Disziplin an Ihre Redezeit gehalten.
enn Sie die vorhin nicht vorgetragenen Bemerkungen
ährend der Reden von Kollegen vortragen wollen,
äre das nur begrenzt überzeugend.


(Joachim Poß [SPD]: Herr Lammert, weil Sie das sagen, akzeptiere ich das! – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Sehr liebevoll gesagt!)



Dietrich Austermann (CDU):
Rede ID: ID1505803000

Ich glaube, dass man einmal deutlich machen muss,
ie die Situation bezüglich der Verschuldungspolitik in
en einzelnen Bundesländern aussieht. Unsere Haus-
altsgruppe war in Bayern – die Grünen waren auch
ort; das hat aber offensichtlich nicht zur Erleuchtung
eigetragen – und hat festgestellt, dass der bayerische
aushalt eine Verschuldungsquote von 1 Prozent auf-
eist, während der Bundeshaushalt nicht eine Verschul-
ungsquote von 2, 3 oder 4, sondern von 16 Prozent auf-
eist. Es ist also eindeutig falsch, den Bundesländern
orzuwerfen, sie würden gegen die Maastricht-Kriterien
erstoßen.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ja, Bayern, aber sonst?)


as gilt im Übrigen auch für das Land Hessen.
Schauen Sie sich bitte einmal Nordrhein-Westfalen

nd andere Länder an. Welchem Land musste denn
chon mehrfach bescheinigt werden, dass es gegen die
erfassung verstößt? Das war Hessen, als Hans Eichel
och Finanzminister war.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: So ist es!)

arauf muss Koch aufbauen. Jetzt ist es in Nordrhein-
estfalen so, wo Steinbrück Finanzminister war. Des-
egen muss man sagen: Versuchen Sie nicht, von der
atsächlichen Situation abzulenken.
Meine Damen und Herren, unser Land befindet sich

n der stärksten Finanzkrise der Nachkriegszeit.

(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Leider wahr!)


iese stärkste Finanzkrise der Nachkriegszeit wurde von
ot-Grün verursacht – ich habe das nachgewiesen – und
ie wird von Rot-Grün nicht beherrscht.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Auch wahr! – Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht!)







(A) )



(B) )


Dietrich Austermann

In den Reihen der Wirtschaft wird diese Finanzkrise so
definiert – dies sagte der Vorstandsvorsitzende der
Linde AG –, dass diese Regierung dabei ist, den Staats-
bankrott für die nächste Generation zu organisieren.

Ich will das an Zahlen deutlich machen. Wir hatten in
diesem Jahr – –


(Heiterkeit auf der Regierungsbank)

– Dass die Leute bei diesem Thema lachen können,
zeigt, dass sie das, was sie den Bürgern in der Zukunft
zumuten, nicht ernst nehmen.


(Zuruf von der SPD: Sie lachen über Sie!)

Auf der Regierungsbank wird bei der Frage gefeixt, ob
diese Regierung dabei ist, den Staatsbankrott für die
nächste Generation zu organisieren, wie es der Vor-
standsvorsitzende der Linde AG gesagt hat.

Ich will Ihnen das anhand konkreter Zahlen demons-
trieren: Das gesamtstaatliche Defizit gemäß den
Maastricht-Kriterien wird in diesem Jahr 90 Milliarden
Euro, oder, in richtigem Geld ausgedrückt, etwa 180 Mil-
liarden DM betragen.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das ist zweimal der NRW-Haushalt! – Zuruf von der SPD: Das ist ein altes Ding!)


– Ein altes Ding? Schauen Sie sich doch an, wie es sich
entwickelt hat. 1998 lagen wir nicht einmal bei einem
Drittel dieses gesamtstaatlichen Defizits. Jetzt liegen wir
– gemessen anhand der Maastricht-Kriterien – bei 90 Mil-
liarden Euro. Dieser Betrag wurde auch mit den Schul-
den, die allein in diesem Jahr gemacht werden, ange-
häuft.

Man muss davon ausgehen, dass sich das gesamt-
staatliche Defizit – gemessen anhand der Maastricht-
Kriterien – im nächsten Jahr um 10 Milliarden Euro
erhöhen, das heißt, sich in Richtung 95 bis 100 Milliar-
den Euro bewegen wird. Sie können feststellen, dass in
den letzten drei Jahren das Defizit jedes Jahr um etwa
10 Milliarden höher war. Die Entwicklung zeigt also
ganz klar in eine dramatische Richtung. Diese Entwick-
lung können Sie auch nicht dadurch beherrschen, dass
Sie immer mehr Schulden machen, um die Hauptkrise,
nämlich die Zunahme der Arbeitslosigkeit und das Weg-
brechen der Steuereinnahmen, aufzufangen. Dies ist mit
zusätzlichen Schulden nicht möglich. Aber dies ist Ihre
Antwort.

Ich sage Ihnen ganz klar: Bei dem, was Sie bisher
vorgelegt haben, diesem Schweizer Haushaltskäse, ist
die finanzielle Basis für das, was Sie Agenda 2010 nen-
nen, eindeutig weggebrochen. Wie unzuverlässig Sie als
Vertrags- und Verhandlungspartner sind, können Sie da-
ran erkennen, dass Herr Eichel noch im Mai dieses Jah-
res – er hat es wie immer etwas später gemerkt, er ist ge-
wissermaßen die Regierungsschnecke – erklärte: Die
nächste Stufe der Steuerreform vorzuziehen kommt
überhaupt nicht infrage. Diese Forderung ist abwegig.
Schröder hat dies noch am 14. März abgelehnt. – Heute
will man uns dafür beschimpfen, dass wir nicht dabei

h
r

m
a
N
g

S
P
t
S
z
P

g
g
F
d
s
t
F
h
W
u
d
d

O
n
d


n
s

U
w
N
s


a
d
e
h
M

(C (D elfen, dieses Vorziehen der Steuerreform zu finanzieen. Sie haben die Finanzen in die Krise geführt. Sie gehen it den Wörtern „Nachhaltigkeit“ und „Reform“ so um, ls hätten Sie sie erfunden. Sie aber haben das Thema achhaltigkeit in der Finanzpolitik wie keine andere Reierung in Europa vor Ihnen verraten. ie haben die Situation immer weiter verschärft. Diese olitik hat Deutschland im Vergleich zu anderen Indusriestaaten Jahr für Jahr ein Stückchen ärmer gemacht. ie haben den Haushalt nicht saniert, sondern die Defiite immer weiter ansteigen lassen. Dies ist eine falsche olitik. Angesichts dieser Entwicklung, die kein einziger Bür er positiv beurteilt – schauen Sie sich doch die Umfraen an –, empfinde ich die Ansage von Schröder und ischer, bei der nächsten Wahl wieder anzutreten, geraezu als Drohung. Das muss doch jeder Mensch als beorgniserregend empfinden. Der Kanzler an der Spitze rägt doch die Verantwortung für die Regierung und der inanzminister die Verantwortung für Finanz-, Hausaltsund Steuerpolitik. Beide wollen nach den nächsten ahlen weitermachen, nachdem ein Jahr vergangen ist nd sie das Land in die Krise geführt haben. Das kann och nicht wahr sein und kann auch nicht akzeptiert weren. Damit Sie mir nicht hinterher wieder vorwerfen, die pposition habe nicht gesagt, was sie will, will ich Ihen ganz konkrete Vorschläge nennen. Dazu werde ich ie mir verbleibenden vier Minuten nutzen. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das haben Sie gerade auf dem kleinen Zettel gefunden!)


(Joachim Poß [SPD]: Ist das Ihr letztes Wort?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Schmidt, dafür brauche ich keinen Zettel, dafür
ehme ich die Rückseite. Was auf diesem kleinen Zettel
teht, ist Ihre Politik.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Nein, Sie wollten gerade Ihre vortragen!)


nsere Politik ist ganz eindeutig. Dieser Haushaltsent-
urf ist unbrauchbar. Sie müssen für das Jahr 2003 einen
achtragshaushalt vorlegen. Sie müssen einen Kassen-
turz machen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie wollten doch jetzt zu Ihren Vorschlägen kommen!)


Es gehört doch mit dazu, dass ich auf der Basis der Re-
lität Haushaltspolitik mache und in diesem Jahr mit
em Sparen anfange. Ein Kassensturz muss gemacht,
ine Haushaltssperre verhängt und ein Nachtrags-
aushalt vorgelegt werden. Das ist der erste Vorschlag.
erken Sie es sich.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist doch kein Vorschlag!)







(A) )



(B) )


Dietrich Austermann

– Natürlich ist das ein Vorschlag. Herr Eichel lehnt ihn
aber ab. Schon im Mai hätte er eine Haushaltssperre ver-
hängen können. Damit hätte man viele Milliarden ge-
spart.

Unser zweiter Vorschlag ist: Sie müssen erst einmal
mit dem Sparen anfangen.


(Joachim Poß [SPD]: Heiße Luft!)

– Wieso „heiße Luft“? Mit diesen Vorschlägen können
Sie mindestens 4 Milliarden Euro im Verwaltungsvoll-
zug sparen.


(Joachim Poß [SPD]: Werden Sie einmal konkret!)


Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass in der Ver-
waltung bisher die Rückseite von Blättern beschrieben
und Bleistifte angespitzt werden. Die Regierung nimmt
bei der Öffentlichkeitsarbeit sogar noch einen kräftigen
Schluck aus der Pulle. Die Ausgaben hierfür werden im
nächsten Jahr steigen. Das Motto lautet wohl: Je
schlechter die Regierung, umso mehr muss für Öffent-
lichkeitsarbeit ausgegeben werden. Dort können Sie zig
Millionen sparen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie können auch dadurch sparen, dass Sie eine ver-

lässliche Politik machen und mit der Bekämpfung des
Umsatzsteuerbetruges endlich anfangen. Das, was der
Rechnungshof vor etwa 14 Tagen festgestellt hat, Herr
Eichel, ist den Eingeweihten, den Mitarbeitern in Ihrem
Hause seit langem bekannt. Ich meine diese Karussellge-
schäfte in Form von Verschieben der Vorsteuern. Wir ha-
ben hier seit langem Änderungen gefordert. Die Länder-
finanzminister sprechen bei der Bekämpfung dieses
Umsatzsteuerbetrugs von einem Einsparpotenzial – Herr
Poß, hören Sie gut zu – von 20 Milliarden Euro. An
diese Sache muss man allerdings herangehen. Es reicht
nicht, nur ein paar kleinere Korrekturen vorzunehmen.


(Joachim Poß [SPD]: Sie haben doch blockiert!)


– Nein, dazu liegt doch von Ihnen gar kein Vorschlag
vor. Die Regel im Parlament ist: Die Regierung macht
Vorschläge und die Opposition macht die Alternativen
deutlich.


(Joachim Poß [SPD]: Schutzpatron der Steuerhinterzieher!)


Aber wenn nichts auf dem Tisch liegt, können wir keine
Alternative entwickeln.

Sie müssen ganz konkret die Entscheidung treffen,
dass Sie nicht – ich habe das anhand der Grafik gezeigt –
ständig die Sozialausgaben ausweiten. Mit Ihrem Kon-
zept zum Arbeitslosengeld II werden zunächst einmal
800 000 bis 1 Million Sozialhilfeempfänger Arbeitslo-
sengeld II beziehen. Das heißt, sie bekommen eine hö-
here Leistung. Anstatt das Lohnabstandsgebot zu be-
achten, schöpfen Sie auch hier aus der falschen Quelle.

Wir sind der Meinung, dass man bei der aktiven Ar-
beitsmarktpolitik, die in einer Weise ausgeufert ist, die

b
M
s
ti

g
B
w
D
s
m
e

D
k
b

h

d
W
z
e

J
f
m
u
w
v
e
M
z
g
v
d
q

U
k
D
e
b
b
m

S

(C (D isher nicht bekannt war, ansetzen sollte. Wir sind der einung, dass man durchaus noch entschieden privatiieren kann. Wir sind der Meinung, dass man eine richge Steuerreform machen sollte. Wenn Sie einen verfassungsgemäßen Haushalt vorle en, wenn im Ergebnis nicht eine Mehrbelastung der ürger, sondern eine Entlastung herauskommt, und enn die Entlastung nicht nur für ein Jahr, sondern auf auer gilt, dann machen wir die vorgezogene Steuerenkung mit. Aber ich vermute, dass es dazu nicht komen wird. Dann werden wir als Alternative unser Steurkonzept vorlegen. as bedeutet: Abschaffung der Ausnahmen und Senung der Tarife, was einen gewaltigen Impuls für die Areit ergeben wird. (Joachim Poß [SPD]: Ein sehr konkreter Vorschlag!)


(Jörg-Otto Spiller [SPD]: Ja, wann denn?)


Für solch stümperhafte Steuerkonzepte, wie Sie sie
aben, werden wir keine Vorschläge machen.
Das entscheidende Thema im Zusammenhang mit

er Finanz- und Haushaltspolitik, dem wirtschaftlichen
achstum und dem Arbeitsmarkt ist Folgendes: Es gibt
urzeit kein Vertrauen der Bürger in diesem Land in
ine verlässliche Regierungsarbeit.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr!)


eder von uns stellt bei seinen Besuchen in Betrieben
est, dass der eine oder andere jetzt eigentlich investieren
üsste und investieren könnte. Die Unternehmer sagen
ns aber alle übereinstimmend: Solange so gewurstelt
ird und solange ich nicht weiß, welches Gesetz, das
ielleicht noch heute gilt, aber morgen eine Veränderung
rfährt, mich trifft, investiere ich nicht. Solange für die
enschen kein klarer Regierungskurs erkennbar ist, der
urzeit nicht da ist – das Schädlichste an der gegenwärti-
en Situation ist der Missbrauch des Vertrauens der Be-
ölkerung –, konsumieren sie nicht, sondern sie halten
as Geld zurück. Wir haben zurzeit die höchste Spar-
uote aller Zeiten.


(Beifall des Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU])

nter dieser Regierung und diesen Rahmenbedingungen
onsumieren die Leute nicht.
eshalb ist unsere wichtigste Forderung: Betreiben Sie
ine verlässliche und vertrauenswürdige Politik. Dann
ekommen Sie auch mehr Investitionen und mehr Ar-
eitsplätze. Dann bekommen Sie auch unsere Zustim-
ung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Kein konkreter Vorschlag! Heiße Luft!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505803100

Ich erteile das Wort dem Kollegen Walter Schöler,

PD-Fraktion.






(A) )



(B) )



Walter Schöler (SPD):
Rede ID: ID1505803200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das

waren also die „knallharten Sparvorschläge“, mit denen
die Union jetzt aus der Deckung kommen wollte. Das ist
der Originalton vom Kollegen Dietrich Austermann in
der „Welt am Sonntag“ vom 31. August.


(Joachim Poß [SPD]: Knallharte Sparvorschläge!)


Ich war im Übrigen noch hoffnungsvoll, als ich zu un-
serer Klausur fuhr, dass Sie sich nicht wie in den letzten
Jahren verweigern, sondern wirklich mit eigenen Vor-
schlägen aufwarten werden. Aber als ich dann nach Ihrer
Klausur Ihre Presseverlautbarung am 5. September las
– viel Text, wenig Inhalt –, da zerbarst Ihre Ankündi-
gung als Fata Morgana, weil sie nur aus heißer Luft be-
stand, wie Ihre Rede gerade auch, in der Sie überhaupt
keinen Vorschlag gebracht haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich habe die Befürchtung, auch nach dieser Rede wird
der Ruf in das Schattenkabinett Ihres Kollegen Peter
Harry Carstensen aus Schleswig-Holstein problematisch
sein. Kollege Austermann wird uns sicherlich noch bis
zum Ende dieser Legislaturperiode erhalten bleiben. Wir
werden damit leben können.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Sie gehen davon aus, dass die Wahl schon gewonnen ist!)


Die sich nun in das dritte Jahr hinziehende Sta-
gnation belastet alle öffentlichen Haushalte auf der Ein-
nahmen- und der Ausgabenseite mit noch nicht erlebter
Wucht. Um die Größenordnung des Problems einmal zu
verdeutlichen: Das Bruttoinlandsprodukt liegt um 80 bis
100 Milliarden Euro niedriger, als wenn wir ein mittel-
fristiges durchschnittliches Wachstum von jährlich
1,5 Prozent gehabt hätten. Die dadurch klaffende Lücke
ist, abgesehen von den Kosten der Wiedervereinigung,
die größte Herausforderung, vor der die Finanzpolitik je
gestanden hat. Dieser Herausforderung wollen wir uns
mit dem Bundeshaushalt 2004 und dem Gesamtpaket der
Reformgesetze der Agenda 2010 annehmen und wir
wollen dieses Problem meistern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Bundeshaushalt ist Teil eines Modernisierungs-
programms, das auf die Förderung von Wirtschafts-
wachstum und Beschäftigung zielt, ein Dreiklang, wie es
der Finanzminister hier darstellte, von Strukturreformen,
Haushaltskonsolidierung – –


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das glauben Sie noch nicht einmal selbst!)


– Sorg du einmal dafür, dass der Eurofighter so ausge-
stattet wird, dass wir ihn auch einsetzen können, wenn
der Ernstfall eintreten sollte! Ich habe in diesem Zusam-
menhang große Befürchtungen. Das ist auch ein Finanz-
problem, das ihr uns in den Jahren, in denen ihr regiert
habt, ins Nest gelegt habt. Davon wollt ihr heute nichts
mehr wissen.


(Beifall bei der SPD)


t
g
S
b

D
w

e
e
s
D

s
a
R
m
R
b
e
w
r
h
b

h
n
k
n
S
t

w
I
d
t
M
t
l
E
H

f
h
d
d
W
T

d
h
n

(C (D Kerngedanke des von der Bundesregierung vorgelegen Pakets ist es, die von Hans Eichel vor vier Jahren beonnene Konsolidierung der Staatsfinanzen mit einer tärkung von Wachstum und Beschäftigung zu verinden. (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Was verstehen Sie unter Konsolidierung?)


ie Stärkung von Wachstum und Beschäftigung muss
ieder mehr Menschen in Lohn und Brot bringen.
Wir sind die Probleme angegangen. Wenn sich jemand

ntschuldigen müsste, wie es der Kollege Austermann
ben verlangt hat, dann müssten das diejenigen aus der
chwarz-gelben Regierungszeit sein, die uns 1998 ein
esaster hinterlassen haben.


(Beifall bei der SPD)

Das Angehen der Probleme, die vor uns liegen, ist mit

chmerzhaften Einschnitten verbunden. Das wissen wir
lle. Es funktioniert auch nicht wie in einer chemischen
einigung nach dem Motto „Heute gebracht, morgen ge-
acht“. Wir wissen doch alle, dass die Wirkung von
eformgesetzen – ob Hartz I, II, III oder IV – ihre Zeit
raucht. Das beweisen auch Entwicklungen in anderen
uropäischen Staaten, über die heute schon gesprochen
orden ist und die seinerzeit, als die damalige Regie-
ung versagt hat, rechtzeitig ihre Reformen begonnen
aben. Das hat in manchen Fällen einige Jahre ge-
raucht.
Ich weiß, dass in Deutschland eine große Ungeduld

errscht. Das ist auch verständlich. Aber dass Sie Maß-
ahmen schon zerreden, bevor sie in das Gesetzblatt
ommen und Wirkung entfalten können, ist nicht in Ord-
ung. Das aber ist Ihre Politik: Sie schaffen Verwirrung.
ie schaffen kein Vertrauen; Sie wollen vielmehr Miss-
rauen schüren. Das ist Ihr kurzsichtiges Ziel.


(Beifall bei der SPD)

Wir können mit der Konsolidierung nicht warten, bis
ir wieder ein ordentliches Wachstum erreicht haben.
m Jahr 2003 wird – das ist bereits dargestellt worden –
ie Neuverschuldung des Bundes durch die konjunk-
urell bedingten Steuermindereinnahmen wie auch durch
ehrbelastungen am Arbeitsmarkt mit einem Nach-

ragshaushalt, den wir im Dezember beraten und sicher-
ich auch verabschieden werden, auf rund 38 Milliarden
uro steigen. Dieses Niveau verlassen wir mit dem
aushalt 2004 schleunigst wieder.
Was die Konsolidierung angeht, erfüllen wir den Ver-

assungsgrundsatz aus Art. 115 Grundgesetz – zu dem
eute die seltsamsten Interpretationen aus den Reihen
er Union vorgetragen worden sind – und zugleich auch
as Maastricht-Kriterium. Daran führt kein Weg vorbei.
ir sichern die Handlungsfähigkeit des Staates über den
ag hinaus.


(Beifall bei der SPD)

Sehr interessant ist – man höre und staune –, dass es

afür auch einen neuen Kronzeugen gibt, nämlich den
essischen Ministerpräsidenten Koch. In den vergange-
en Jahren ist er sehr exzessiv in die Verschuldung ge-






(A) )



(B) )


Walter Schöler

gangen und hat nun dafür seine Quittung bekommen. Er
ist von den Ratingagenturen heruntergestuft worden; das
Triple A ist futsch. Das hat ihm wohl einen gehörigen
Schrecken eingejagt. Denn der Verlust der Bonität ist
eine äußerst schlechte Empfehlung für einen Kanzler-
kandidaten in spe. Nun reiße er das Ruder herum, be-
hauptet er: Er will brutalstmöglich sparen. Der brutalst-
mögliche Aufklärer mutiert jetzt zum brutalstmöglichen
Sparer. Festzuhalten ist in jedem Fall: Hessen hat mit
Koch sein Triple A verloren. Die Bonität des Bundes
steht hingegen außer Frage. Der Bund mit Finanzminis-
ter Eichel hat sein Triple A.

Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
Kollegen, die Regierungskoalition im Bund betreibt seit
Jahren Konsolidierung mit Nachdruck, aber auch mit
Augenmaß. Indikator dafür ist die Entwicklung bei den
Ausgaben; denn die bereinigten Ausgaben liegen im
Entwurf 2004 rund 8,6 Milliarden Euro oder 4 Prozent
niedriger als 1998, dem letzten Jahr von Schwarz-Gelb.
Das Bruttoinlandsprodukt ist hingegen im gleichen
Zeitraum um 15 Prozent gewachsen.

Der Anteil der Bundesausgaben am Bruttoinlandspro-
dukt betrug 1998 unter Kohl und Waigel noch 12,2 Pro-
zent. Wir haben ihn über die Jahre bis zu dem Entwurf
2004 auf 9,8 Prozent zurückgeführt. Das heißt, wir ha-
ben auf der Ausgabenseite schon gewaltig konsolidiert.

Insofern ist unser Konzept, das sich auf dem schma-
len Grat zwischen dem Konsolidierungserfordernis und
der unstreitig existierenden Gefahr kontraktiver Effekte
bewegt, ausgewogen. Aber das Konzept entlastet den
Bund schon 2004 mit rund 14 Milliarden Euro. Es ent-
lastet aber auch – das ist genauso wichtig – die Länder
und Gemeinden 2004 um 9,1 Milliarden Euro, anstei-
gend auf 11,6 Milliarden Euro bis zum Jahre 2007.

Mit dem Haushaltsstabilisierungskonzept wird der
Zuwachs der Sozialausgaben gebremst und es werden
Subventionen abgebaut. Glauben Sie mir, wir bemühen
uns, die notwendigen Belastungen sozial gerecht auf
viele Schultern zu verteilen. Das fällt uns auch nicht
leicht; wir machen das schweren Herzens. Das Erforder-
nis einer Konsolidierung ließ uns aber keine andere
Wahl. Dazu gehören auch die hier schon erwähnten
4 Milliarden Euro im Bereich des Arbeitsmarktes und
die 2 Milliarden Euro jährlich als Zuschuss an die Ren-
tenkassen. Kürzungen beim Weihnachtsgeld und Strei-
chungen beim Urlaubsgeld für Beamte, Richter und
Soldaten gehören ebenso dazu wie der Abbau von Sub-
ventionen in dreistelliger Millionenhöhe. Wir bitten alle
Gruppen, die davon betroffen sind und die ihren Anteil
– gerecht verteilt – erbringen müssen, dafür um Ver-
ständnis, dass wir handeln müssen.

Auf der Einnahmenseite werden Steuervergünstigun-
gen abgebaut oder gekürzt – ich nenne noch einmal die
Eigenheimzulage und die Entfernungspauschale.
Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit werden ver-
stärkt bekämpft. Das sind doch Handlungsfelder, die die
Oppositionsfraktionen während ihrer Regierungszeit
über Jahre sträflich vernachlässigt haben. Wir ändern das
jetzt mit unserem Entwurf eines Gesetzes zur Bekämp-

f
v

w
U
t
r
b
K
d
v
k
W
r
h

D
A
V
d

s
d
W
d
w
H
I
w
d
l
t

ü
Z
s
S
g
s
h

W
d
K
s

A
B

W
u
s
b

(C (D ung von Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit, der on der Regierung in Kürze hier vorgelegt wird. Der Bundesrechnungshof – sein Präsident ist hier anesend – ist erwähnt worden. Er hat für den Bereich der msatzsteuer dargelegt, dass durch wirksame adminisrative und auch gesetzliche Maßnahmen zur Verhindeung der Steuerhinterziehung und des Umsatzsteueretruges hohe Mehreinnahmen für Bund, Länder und ommunen erwirkt werden können. Dazu erwarten wir ie Vorschläge für den weiteren Abbau von Steuerergünstigungen und Subventionen auf der Basis der Anündigung der Ministerpräsidenten Koch und Steinbrück. ir sind hier zu einer konstruktiven Zusammenarbeit be eit. Es geht aber nicht, dass Sie, wie in der Vergangeneit, einfach Ihre Mitarbeit verweigern. ie Reden von Herrn Merz und auch vom Kollegen ustermann soeben haben gezeigt, dass überhaupt keine orschläge gekommen sind. Das ist nichts anderes als ie Verweigerung einer Mitarbeit durch die Opposition. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir werden die Kon-
olidierung durch schon umgesetzte Gesetze, aber auch
urch ein Paket von Maßnahmen, das in den nächsten
ochen vor Verabschiedung des Haushaltes beraten und
ie zweite und dritte Lesung hier im Parlament erreichen
ird, begleiten. Die Konsolidierung der öffentlichen
aushalte ist nur durch Strukturreformen zu schaffen.
ch nenne hier die moderne Arbeitsmarktverfassung, die
ir vorgesehen haben. Auch die Gesundheitsreform, auf
ie wir uns verständigt haben und die heute einvernehm-
ich – zumindest was die Koalitions- und die Unionsfrak-
ionen betrifft – eingebracht wird, gehört dazu.
Ich will noch auf Folgendes hinweisen. Ich bin davon

berzeugt: Wir dürfen nicht in den Fehler verfallen, in
ukunft weiter das von manchen Sozialpolitikern ange-
trebte Ziel einer verstärkten Steuerfinanzierung der
ysteme der sozialen Sicherung auf Kiel zu legen. Es
eht nicht so weiter. Wir werden auf Dauer – das zeigt
ich bei den Renten – von diesem hohen Zuschuss
erunterkommen müssen.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Irrglaube!)

ir können deshalb aus keinem Grunde auch noch an-
ere Systeme, zum Beispiel gerade das System der
rankenversicherung, auf Dauer durch Schulden, ge-
chweige denn durch Staatsschulden finanzieren.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Richtig!)

uch da sind Sie aufgefordert, mitzuarbeiten. – Gut,
artl, machen wir das. Wir werden ja die Debatte erleben.
Wir brauchen also keine Finanzierung aus Schulden.
ir brauchen keine Verlagerung der Finanzprobleme in
nsolide Lösungen. Wir brauchen eine umfassende Kon-
olidierung der Sozialversicherungssysteme. Daran ar-
eiten wir.


(Beifall des Abg. Bartholomäus Kalb [CDU/CSU])







(A) )



(B) )


Walter Schöler

Das gilt auch für die Vorschläge zur weiteren Reform in
der Rentenversicherung im Sinne der Generationenge-
rechtigkeit, die gewährleistet sein muss.

Sie sehen also, meine Damen und Herren, liebe Kol-
leginnen und Kollegen: Wir haben ein Konsolidierungs-
konzept. Die Opposition hingegen steht völlig blank da.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Jetzt war es gerade so gut!)


Außer leeren Ankündigungen – wir haben es eben wie-
der erlebt – ist nichts zu bieten. Herr Austermann wollte
bis zu 4 Milliarden Euro einsparen. Das sollte dann ein
knallharter Vorschlag sein. Der Vorschlag ist nicht ge-
kommen, es war heute nichts davon zu hören.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Zuhören!)

Wir hingegen haben ein Paket von 14 Milliarden Euro in
den Haushalt eingearbeitet. 14 bei uns, 4 bei Ihnen – das
ist ein ganz eindeutiges Ergebnis.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Null im Haushalt!)


Das ist die Wahrheit, von der der Kollege Austermann
eben gesprochen hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie fordern gleichzeitig, die Neuverschuldung zu
senken. Wie soll das denn zusammenpassen? Bei Ihnen
wäre eine Neuverschuldung doch – nach Adam Riese –
eine um 10 Milliarden Euro höhere Zusatzverschuldung.
Damit lägen wir dann schon beim Basishaushalt – ohne
das Vorziehen der Steuerreform, das wir beschließen –
über der Verfassungsgrenze.


(Dietrich Austermann 10 Milliarden Risiken!)


Ohne das Vorziehen der letzten Steuerentlastungsstufe
läge die Neuverschuldung im Haushalt 2004 unterhalb
der Verfassungsgrenze. Aber Sie, die Sie schon unter
Kohl und Waigel in sehr fahrlässiger Weise auf Pump
gelebt und den Staat aus den Sozialkassen finanziert ha-
ben, wollen jetzt das Schuldengebirge erhöhen, das Sie
seinerzeit aufgebaut haben. Eine solch unsolide Politik
machen wir nicht mit.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das ist der Unterschied zwischen Ihnen und uns: Sie
sind unsolide und wir konsolidieren.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Was denn?)

Im laufenden Haushalt 2003 wird die Neuverschul-

dung das Volumen der Investitionsausgaben wegen des
Vorziehens der dritten Stufe der Steuerreform deutlich
übersteigen. Das ist verfassungsgemäß, da das gesamt-
wirtschaftliche Gleichgewicht angesichts eines viel zu
geringen Wachstums bzw. von Stagnation sowie ange-
sichts einer viel zu hohen Arbeitslosigkeit ganz offen-
sichtlich gestört ist. Das bekämpfen wir mit unseren
Maßnahmen, unter anderem durch das Schaffen von In-
vestitionsanreizen und das Vorziehen der dritten Stufe

d
v

u
d
d
w
u
D
A
s
d
e
s
n
k

h
w
A
D
m
t
h
d
z

D
d
i
D
d
b
P
e
n
w
Z

g
G
D
f
n
s

c
t
S
S
t
n
d
D
g

(C (D er Steuerreform. Art. 115 des Grundgesetzes wird also on uns auch 2004 eingehalten. Auch die Grundregel das Maastricht-Defizitkriteri ms wird von uns eingehalten. Wir arbeiten hart daran, ass die diesjährige Überschreitung – 3,8 Prozent wuren nach Brüssel gemeldet – im nächsten Jahr abgebaut ird. Wir wollen das nicht noch einmal erleben. Das tut ns selber weh. Dieser Wert muss zurückgeführt werden. ie Maastricht-Kriterien sind sicherlich kein Fetisch. ber aus Sicht eines Haushälters muss ich sagen, dass ie für uns nicht zur Disposition stehen, und zwar auch ann nicht, wenn wir Hauptzahler in der EU sind und als inziger Staat in Europa zusätzlich die Lasten der deutchen Einheit zu finanzieren haben. Diese wollen wir gar icht erst herausrechnen. Wir wollen uns auch in Zuunft an die Vereinbarungen halten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Überschreitung der Defizitgrenze im Jahr 2003
at konjunkturelle Effekte, die nicht kompensierbar sind,
ollten wir die Konjunktur nicht vollends abwürgen.
ber das wollen Sie offensichtlich tun. Wir können das
efizit nur durch die von uns geplanten Strukturrefor-
en zurückführen. Brüssel hat uns ausdrücklich bestä-
igt, dass wir hier den richtigen Weg beschreiten. Des-
alb wird von dort letztlich keine Rechnung kommen,
as heißt, es droht kein Ungemach in Form von Straf-
ahlungen.
Wir sind beim Bundeshaushalt 2004 von der knappen
efizitgrenze von 3 Prozent ausgegangen. Wir halten
ieses Ziel nach wie vor für erreichbar, auch wenn sich
n den letzten Tagen – das gilt ebenfalls für die heutige
ebatte – mehr oder weniger ausgewiesene Sachverstän-
ige mit höheren Schätzungen geradezu überboten ha-
en. Kollege Austermann spricht inzwischen von über 4
rozent. Das ist zumindest seiner Presseerklärung zu
ntnehmen. Aber wir wissen ja, was wir von den Prog-
osen des Kollegen Austermann zu halten haben. Sie
aren in der Vergangenheit falsch und werden es auch in
ukunft sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich meine, dass es durchaus Grund für Optimismus
ibt. Die Konjunktursignale stehen zwar noch nicht auf
rün, können aber bald von Gelb auf Grün umspringen.
ie binnenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind
ür den weiteren Konjunkturverlauf günstig. Finanzmi-
ister Eichel hat dies eben in seiner Rede noch einmal
ehr eingehend nachgewiesen.
Entscheidend wird aber neben der weltwirtschaftli-

hen Entwicklung sein, Bürgern und Unternehmern Ver-
rauen in die zukünftige Entwicklung zu geben. Das, was
ie heute gesagt haben, bewirkt das genaue Gegenteil.
ie schüren Misstrauen. Wir alle brauchen aber Ver-
rauen. Sie sollten nicht so tun, als ob die Opposition
icht genauso auf das Vertrauen der Bevölkerung in
ie Parteien angewiesen wäre wie wir in der Regierung.
as ist nun einmal unabdingbar. Wir haben noch ein
anzes Paket an Lasten zu tragen, bis wir das Vertrauen






(A) )



(B) )


Walter Schöler

der Bevölkerung wiederhergestellt haben. Wir wollen es
durch unsere Politik und auch mit dem Haushalt 2004
fördern. Wir werden das in den Beratungen über die Ein-
zelpläne – dafür haben wir bis Mitte November noch ei-
nige Wochen Zeit – hinreichend belegen. Das Vertrauen
der Menschen in die Zukunft – davon bin ich fest über-
zeugt – wird sich mit der Realisierung unserer Reform-
politik wieder festigen. Wenn Vertrauen vorhanden ist,
wird die aufgestaute Nachfrage sehr schnell wirksam
werden. Sie können davon ausgehen, dass die Binnen-
konjunktur anspringen wird. Dafür werden unsere Mo-
dernisierungspolitik und insbesondere unsere Reformen
Impulse geben.

Die Opposition behauptet, der Bundeshaushalt 2004
enthalte Risiken. Sie versteigt sich dabei in abenteuerli-
che Größenordnungen.


(Dirk Niebel [FDP]: Alles wird gut!)

Herr Austermann konnte noch nie rechnen; er hat mit
seiner Schwarzmalerei immer völlig danebengelegen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Immer Recht gehabt!)


Kollege Austermann, immer wenn Sie sich korrigieren
mussten – das war beim letzten und auch beim vorletzten
Haushalt so –, dann war das Ihre Stunde der Wahrheit.

Richtig ist aber natürlich – das wollen wir gar nicht
verschweigen; so ist das nun einmal –: Es gibt Risiken.
Es gibt in diesem Lande keinen Propheten, der Konjunk-
turentwicklungen zuverlässig voraussagen kann. Leider
haben auch wir noch keine Methode für zuverlässige Vo-
raussagen erfunden. Deshalb muss immer wieder nach-
gesteuert werden.

Das war auch zu Zeiten Ihrer Regierung nicht anders;
auch da ist nachgesteuert worden. Ich erinnere mich an
die von Ihnen immer wieder beschriebene goldene Zeit
der 80er-Jahre unter Stoltenberg, als Steuern gesenkt
worden sind. Aber um welchen Preis? Der Preis war eine
absolute Erhöhung der Staatsverschuldung, und zwar zu
einem Zeitpunkt, als überhaupt noch niemand von der
deutschen Einheit geredet hat.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Nein, nein, nein!)


Sie – kein anderer – haben die Staatsverschuldung in
dieser Höhe zu verantworten. Davon wollen Sie immer
wieder ablenken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Kurt J. Rossmanith [CDU/ CSU]: Die Zeit unter Stoltenberg liegt doch schon fast zwanzig Jahre zurück!)


Im Übrigen hat im Frühjahr die Konjunktur- und
Steuerschätzung stattgefunden. Im Herbst wird diese
Schätzung wieder durchgeführt. Wenn es notwendig sein
wird, dann werden wir wieder nachsteuern. Richtig ist
auch, dass im Haushalt einige Schätzansätze enthalten
sind, für die es keine absolut sichere Berechnungsbasis
gibt, zum Beispiel bei der „Brücke zur Steuerehrlich-
keit“, für die es acht gute Gründe gibt, wie das „Handels-
blatt“ geschrieben hat. Alle Sachverständigen erwarten,

d
ü

d
l

i
t
s
h
z
r
h
U

K
1
g

t

S
H
z
w
e
e
d
a
S
a
h
d
w
S

t
s
u
b

(C (D ass unsere Prognose eintreffen wird. Ich bin davon berzeugt, dass sie sogar überschritten werden kann. Herr Kollege Schöler, ich habe den Eindruck, dass Sie ie vom Kollegen Kalb gewünschte Zwischenfrage zuassen wollen. Das ist so, Herr Präsident. Bitte schön. Herr Kollege Schöler, können Sie bestätigen, dass es n den Jahren von 1982/83 bis 1989 gelungen ist, die uner einer SPD-geführten Regierung geplante Neuverchuldung von – ich hoffe es richtig in Erinnerung zu aben – etwa 54 Milliarden DM auf 19 Milliarden DM urückzuführen? Können Sie bestätigen, dass Waigel beeits im Jahre 1990 einen absolut ausgeglichenen Hausalt hätte vorlegen können, wenn nicht der glückliche mstand der Wiedervereinigung eingetreten wäre? (Lachen bei Abgeordneten der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Das ist aber eine Legende!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505803300
Walter Schöler (SPD):
Rede ID: ID1505803400
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505803500
Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1505803600

önnen Sie außerdem bestätigen, dass in den Jahren von
986 bis 1989 die Zahl der Arbeitsplätze in Deutschland
leichzeitig um 3,5 Millionen gestiegen ist?

Walter Schöler (SPD):
Rede ID: ID1505803700

Wir können uns über verschüttete Milch so lange un-

erhalten, wie wir wollen.

(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wer hat denn damit angefangen?)

Fakt ist natürlich: Die Regierung Schmidt hat damals

chulden in Höhe von 300 Milliarden DM hinterlassen.
err Merz hat heute im Zusammenhang mit der Finan-
ierung der deutschen Einheit über Drittelung – Stich-
ort Portokasse – gesprochen: ein Drittel über Schulden,
in Drittel über Mittel der Sozialversicherungssysteme,
in Drittel über Steuern usw. Auch wenn man die Kosten
er deutschen Einheit berücksichtigt: Sie haben zu ver-
ntworten, dass in den 16 Jahren Ihrer Regierung die
taatsverschuldung und die Belastung der Bürger eine
bsolute Rekordhöhe erreicht haben. Daran gibt es über-
aupt nichts zu deuteln. Es nützt nichts, wenn Sie durch
iese Zwischenfrage ablenken und sich rechtfertigen
ollen. Wir können das anhand der Jahresdaten in der
tatistik überprüfen.


(Beifall bei der SPD – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wir gleichen die Daten ab!)


Kollege Kalb, auch nach den Reden Ihres stellvertre-
enden Fraktionsvorsitzenden und Ihres haushaltspoliti-
chen Sprechers Dietrich Austermann ist das Problem
nverändert; Sie haben keine Vorschläge gemacht. Es
leibt dabei: Das größte Risiko für den Haushalt sind






(A) )



(B) )


Walter Schöler

Sie, die Neinsager, die Hü-und-hott-Sager von der Op-
position.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat – wir ken-
nen sie – sind, wie sie sind; wir werden damit leben müs-
sen. Aber Sie haben eine Verantwortung, wenn nicht in
diesem Parlament, wo Sie in der Minderheit sind, so
doch im Bundesrat, wo Sie die Mehrheit haben. Dieser
Verantwortung werden Sie gerecht werden müssen. Sie
müssen Ihre Vielzüngigkeit und Ihre Konzeptlosigkeit
beenden. Sie veranstalten – leider Gottes, wie ich sagen
muss – ein Machtgerangel um eine chancenlose Kanzler-
kandidatur für 2006. Egal wer Ihr Kandidat wird: Diese
Person wird in diesem Machtgerangel untergehen.

Sie können sich nicht erlauben, Ihre bisherige Hal-
tung beizubehalten. Ich glaube, auch die Bevölkerung
nähme Ihnen das nicht ab. Sie können sich auch nicht er-
lauben, wie im Frühjahr noch einmal Nein zu sagen. Sie
haben im Frühjahr zum Steuervergünstigungsabbauge-
setz Nein gesagt, wodurch den Gemeinden 6 Milliarden
Euro – Geld, das sie dringend brauchen – vorenthalten
wurden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich kann Sie von der Opposition nur auffordern: Tra-
gen Sie unsere Politik zur Schaffung von Wachstum und
Beschäftigung bei Wahrung sozialer Gerechtigkeit mit!


(Lachen bei der CDU/CSU)

Stimmen Sie unseren Gesetzentwürfen und auch dem
Haushaltsentwurf 2004 zu!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Eckart von Klaeden [CDU/ CSU]: Treten Sie alle in die SPD ein!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505803800

Nun hat der Kollege Dr. Hermann Otto Solms, FDP-

Fraktion, das Wort.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505803900

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-

nen und Kollegen! Ich habe nur wenige Minuten und
will deswegen auch nur ganz wenige Bemerkungen ma-
chen.

Das verloren gegangene Vertrauen – Sie erkennen
selbst an, dass es verloren gegangen ist – ist nur durch
eine Verbesserung der Fakten zurückzugewinnen. Das
Schattenboxen hier im Parlament wird Ihnen dabei nicht
helfen. Auch die Versuche, die Opposition in die Verant-
wortung zu ziehen, werden Ihnen nicht helfen. Das Ver-
trauen werden Sie nur zurückgewinnen, wenn Sie als
Endergebnis nachhaltige Verbesserungen auf dem Ar-
beitsmarkt erreichen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


I
i
m
r

t
p
u

I
d
g

d

z
g
D
E
1

A
r
S
M
B
z
B

B
n
g
k
u
b

S
w
r
w

E
a
P
g

(C (D hre Aufgabe ist, nun konkret zu überlegen: Wie erreiche ch solche Verbesserungen? Die Ansätze, die Sie dazu achen, sind – das ist das Entscheidende – völlig unzueichend. Ich stimme Herrn Eichel zu: Der Dreiklang – Struk urreformen, Haushaltskonsolidierung, Wachstumsimulse – hört sich gut an. Aber man muss das eben auch msetzen. ch bedaure Sie ein wenig, Herr Eichel, weil ich weiß, ass Sie in dem, was Sie erreichen wollen, durch Ihre eiene Fraktion gehemmt werden, (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Und durch das fehlende Können!)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Nur, wie?)


ie nicht bereit ist, die notwendigen Schritte mitzugehen.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich will mich auf die Steuer- und Finanzpolitik kon-

entrieren. Mir liegt hier eine Liste der Steuerbelastun-
en und der Steuerentlastungen von 1999 bis heute vor.
anach kommen wir im Saldo – ich will das nicht im
inzelnen vortragen – zu einer Mehrbelastung von rund
5 Milliarden Euro.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


ber darin sind schon die Entlastungen durch die Steuer-
eform insgesamt enthalten, obwohl die zweite und dritte
tufe noch gar nicht in Kraft getreten sind. Das heißt: Im
oment haben wir es mit einer Steuermehrbelastung der
ürger von 30 bis 40 Milliarden Euro gegenüber damals
u tun. Deswegen ist das verfügbare Einkommen der
ürger ganz stark zurückgegangen.


(Joachim Poß [SPD]: Wie rechnen Sie denn?)

Wie kommen Sie eigentlich zu der Überzeugung, die
ürger würden jetzt den zurückgestauten Verbrauch
achholen und einen Boom auslösen? Das können sie
ar nicht, weil sie das Geld dafür nicht haben. Dazu
ommen noch die gestiegenen Beiträge zur Kranken-
nd Rentenversicherung. Das ist dabei noch gar nicht
erücksichtigt.


(Jörg-Otto Spiller [SPD]: Was rechnen Sie da eigentlich?)


ie werden die Bürger nur zum Verbrauch ermutigen,
enn sie bei den Beiträgen zu den gesetzlichen Siche-
ungssystemen und bei den Steuern konkret entlastet
erden. Beides erreichen Sie trotz Steuerreform nicht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Leider wahr!)


Jetzt komme ich zum Subventionsabbau. Herr
ichel, ich stimme Ihnen zu: Man muss natürlich über
lle diese Punkte reden. Man kann auch über alle diese
unkte reden. Aber Sie können die steuerlichen Ver-
ünstigungen nur im Zusammenhang mit einer insge-






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms

samt durchgreifenden Steuerreform und Steuerentlas-
tung abbauen.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Nur so geht es!)


Wenn Sie die Steuerbelastung so hoch lassen und
gleichzeitig die Vergünstigungen abbauen, dann werden
Sie natürlich ökonomischen Schaden anrichten. Wenn
Sie die Eigenheimzulage jetzt unabhängig von einer
breiteren Steuerentlastung abbauen, dann wird sich das
auf dem Wohnungsmarkt niederschlagen,


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sinken der Immobilienpreise!)


der gegenwärtig ohnehin der schwächste Teil unserer
Wirtschaft ist.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Bartholomäus Kalb [CDU/CSU])


Das müssen Sie im Auge haben, nicht deshalb, weil ich
das sage, sondern deshalb, weil das faktisch so ist. Des-
wegen kann man so, wie Sie es tun, nicht vorgehen. Man
muss die Dinge im Zusammenhang sehen. Die Steuern
müssen gesenkt, die Vorschriften und die Bürokratie
müssen abgebaut und die Systeme der sozialen Siche-
rung müssen in sich reformiert werden, sodass sie nach-
haltig wieder tragfähig sind.

Bei Ihnen von den Grünen denken viele ähnlich, nur
handeln Sie nicht entsprechend. Deswegen verlieren
auch Sie an Glaubwürdigkeit, wenn Sie diese unent-
schlossene, mutlose Politik weiter betreiben, obwohl die
ökonomisch denkenden Kräfte in Ihren Reihen wissen,
was die Stunde geschlagen hat und was Sie tun müssten.

Ich will abschließend nur noch Folgendes anmerken:
Herr Eichel, wenn das Ihre erste Haushaltseinbringungs-
rede gewesen wäre, hätte ich gesagt: Respekt; Sie haben
die Probleme erkannt. Da das aber Ihre fünfte gewesen
ist, haben Sie Ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Die Leute
wissen: Er hat das jedes Jahr gesagt, aber es ist nicht so
gemacht worden.

Jetzt ist die Zeit zu handeln. Die Regierung muss han-
deln oder sie wird abgelöst werden. So ist das Gesetz der
Demokratie. Ihre Vorschläge, so wie sie jetzt auf dem
Tisch liegen, sind absolut unzureichend – in allen De-
tails.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505804000

Ich erteile das Wort der Kollegin Anja Hajduk,

Bündnis 90/Die Grünen.


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505804100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich

möchte anfänglich kurz etwas zum Haushalt 2004, über
den wir hier heute sprechen, skizzieren. Den Entwurf des
Haushaltsplans für das Jahr 2004, der insgesamt circa
250 Milliarden Euro umfasst, kann man grob in sechs
Teile zerlegen: 101 Milliarden für die Alterssicherung,

3
g
S
s
I
d
a
d
d
g

Z
6
T
b
l
a

k
t
n
a
w
g
g
a
k
d

s
w
n
s
v
s
e
i
t
i

3
S
u
l
t
r
w
1
1
J
d
0
d
f

(C (D 8 Milliarden für Zinsen – wenn man aus diesen verganenheitsbezogenen Kosten, nicht unbedingt Lasten, eine umme bildet und sie in Bezug zum Gesamtvolumen etzt, macht das schon 55 Prozent aus –, 24,8 Milliarden für nvestitionen, 24,2 Milliarden für Verteidigung, 30 Milliaren für sonstige soziale Sicherung – dieser Posten soll ufgrund der geplanten Hartz-Reformen ja geringer weren – und 30 Milliarden für den Rest. Wenn man sich iesen Haushalt insbesondere auch unter Berücksichtiung der perspektivischen Weiterentwicklung anschaut so werden aus den 55 Prozent für Alterssicherung und insen bis zum Ende der Finanzplanperiode 2007 0 Prozent –, dann erkennt man deutlich, dass wir in der at einen großen Strukturreformbedarf haben. Darüer werden wir in diesem Herbst zum Beispiel hinsichtich der Rente noch diskutieren; dabei sollte man dann uch Versorgungsleistungen mit einbeziehen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


An der Stelle gebe ich angesichts der heutigen Dis-
ussionen übrigens gerne zu, dass wir mit dem Nachhal-
igkeitsfaktor bei der Rente etwas einführen, was zwar
icht identisch, aber in der Zielrichtung in einer durch-
us ähnlichen Form schon von Ihnen vorgeschlagen
orden war. Ich persönlich halte nämlich nichts davon,
egenteilige Entscheidungen, die man vor fünf Jahren
etroffen hat, stur gesundzubeten. Umgekehrt hoffe ich
ber, dass wir dann bei der Einführung des Nachhaltig-
eitsfaktors auch zusammenarbeiten. Ich denke, dass Sie
iesen Weg auch mitgehen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bevor ich auf den Anspruch dieses Haushaltes zu
prechen komme, gestehe ich im Übrigen auch eine ge-
isse Schwäche ein. So wurde vorhin bemängelt, dass
och nicht erkennbar ist, wodurch die angestrebte Kon-
olidierung im Rentenbereich in einer Größenordnung
on 2 Milliarden unter Zugrundelegung eines Beitrags-
atzes von 19,5 Prozent erreicht werden soll. Dass wir
ntsprechende Vorschläge im Herbst vorlegen müssen,
st richtig. Einen Teil der diesbezüglichen Kritik akzep-
iere ich. Ich akzeptiere aber nicht die in meinen Augen
nsgesamt überzogene Kritik; darauf gehe ich noch ein.
Wir haben im Haushalt eine Nettokreditlinie von

0,8 Milliarden, auch bedingt durch das Vorziehen der
teuerreform. Auch ich halte diese 30,8 Milliarden für
nbefriedigend. Nachdem Sie hier vorhin sehr groß und
aut getönt haben, möchte ich Ihnen aber vor Augen hal-
en, dass Sie von 1996 bis 1998, in den letzten drei Jah-
en, in denen Sie Regierungsverantwortung trugen und
o wir ein durchschnittliches Wachstum von rund
,5 Prozent hatten, neue Schulden von etwas über
00 Milliarden Euro gemacht haben. Wir haben in den
ahren 2001, 2002 und 2003, also in den vergangenen
rei Jahren, wo es ein durchschnittliches Wachstum von
,3 Prozent gab – zwar kennen wir für 2003 noch nicht
ie genauen Zahlen, aber sie werden nicht sehr hoch aus-
allen –, 90 Milliarden Euro neue Schulden gemacht.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Plus 50 Milliarden UMTS!)







(A) )



(B) )


Anja Hajduk

Das ist keine Leistung, mit der man zufrieden sein kann,
aber ich möchte Sie nur darauf hinweisen – –


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Entscheidend ist der Trend, Frau Kollegin, der bei uns nach oben zeigte und bei Ihnen nach unten zeigt!)


– Lassen Sie einmal die UMTS-Milliarden außen vor. Es
geht um die reine Neuverschuldung. Wir haben diese
Milliarden ja auch zum Abbau der Verschuldung ver-
wendet, was in der Sache ganz richtig war.

Ich will nur darauf verweisen, dass Sie zuzeiten eines
viel höheren Wachstums viel mehr Schulden aufgehäuft
haben; denn zwischen 1,5 Prozent Wachstum und Stag-
nation besteht eine erhebliche Differenz.


(Zurufe von der CDU/CSU)

Seien Sie also ein bisschen vorsichtig mit Ihrer Kritik
und überziehen Sie sie nicht. Ich lege Ihnen das nur noch
einmal dar, damit Sie zu einer gerechten Beurteilung
kommen, wenn wir demnächst weiter darüber beraten.
Sie können sich nicht davon freisprechen: Diese Ver-
schuldung ist auch Ihre Geschichte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Man erkennt daran – deswegen habe ich am Anfang
von den Säulen gesprochen –: Wir haben in diesem
Haushalt strukturelle Mängel, angesichts derer wir uns
auch bei besserer konjunktureller Lage nicht einfach
ausruhen können. Sie haben, wie gesagt, bei besserer
konjunktureller Lage schlechter gewirtschaftet als wir
heute.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: 2 Prozent Wachstum für 2004 sind mehr als 1,5 Prozent!)


Sie drohen jetzt mit der Blockade des gesamten
Haushalts. Das halte ich für eine schwerwiegende An-
kündigung. Wenn Sie das machen, setzen Sie eine Ver-
antwortungslosigkeit fort, die sich vielleicht in den Vor-
jahren schon gezeigt hat; ich habe gerade die Zahlen
genannt. Sie werden bei den Wählern damit nicht durch-
kommen. Auch Sie haben eine Verantwortung für die
wirtschaftliche Erholung im Lande, die sich abzeichnet.

Sie haben uns jahrelang gesagt, wir sollten die Steu-
ern senken, und sind bei diesem Thema, auch zusammen
mit der FDP, immer gerne vorangegangen. Wir haben
seit 2001 in mehreren Stufen Steuersenkungen vorge-
nommen. Das halte ich für ganz wesentlich und richtig;
aber wir sollten ehrlicher in dem Punkt argumentieren,
dass die heute vorhandenen Ausnahmetatbestände abge-
schafft werden müssen, und zwar auch aus Gründen der
Gerechtigkeit. Nach der Steuerreform haben wir nicht
das Problem zu hoher Steuertarife; dann haben wir gute
Tarife. Aber ein Steuersystem ist dann gerecht, wenn die
Leute ihre Steuern wirklich zahlen.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wenn sie es nur verstehen! – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Erst einmal müssen sie Arbeit haben!)


D
ta
s

b
a
n
ic
m
S
D
s
le
k
b
r
in
ß

b
s
h
s
E

S
p

d
u
k
m
li
g
k
E
W
m
A
m
d
e
H

d
p

(C (D afür muss ein System transparent sein und Ausnahmetbestände müssen abgeschafft werden. Deswegen müsen Sie beim Subventionsabbau mitmachen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Für Sie schlägt nun die Stunde der Wahrheit. Sie ha-
en gesagt, die Steuerreform solle vorgezogen werden,
ber nicht durch höhere Schulden. In diesem Punkt kön-
en Sie mitwirken und Alternativen formulieren; aber
h halte es für eine unverantwortliche Volksverdum-
ung, Herr Austermann, die Sie nicht nötig haben, wenn
ie den Vorwurf „linke Tasche, rechte Tasche“ erheben.
ie Einführung niedriger Tarife für alle und die Ab-
chaffung von Ausnahmetatbeständen sind gerecht, weil
tztere nur einige betreffen. Wenn Sie sagen, die Sen-
ung der Tarife und die Abschaffung der Ausnahmetat-
estände geschehe nach dem Prinzip „linke Tasche,
echte Tasche“, dann plädieren Sie für eine ungerechte,
transparente Steuerpolitik. Das halte ich für einen gro-
en Fehler. Da gehen wir Ihnen voran.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Von „linke Tasche, rechte Tasche“ zu reden ist eine
illige Politikpolemik, die man sich bei diesem Haushalt
trukturell nicht mehr leisten kann. Ich bitte Sie, ernst-
aft darüber nachzudenken, ob Sie auf der Höhe der Zeit
ind, wenn Sie sich bei der Eigenheimzulage und der
ntfernungspauschale prinzipiell sperren.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das sind doch bei weitem nicht alle Ausnahmetatbestände! Das ist doch Willkür! Wir brauchen eine grundlegende Steuerreform!)


ie sind unglaubwürdig in Ihrer finanzpolitischen Kom-
etenz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich finde es durchaus richtig, dass wir noch begrün-
en müssen, was es mit dem Vorziehen der Steuerreform
nd der Neuverschuldung auf sich hat. Wir sind bereit,
ritisch über die Ausgabenstreichungen, die wir vorneh-
en, zu reden. Aber Sie wissen, dass das Haushaltsstabi-
sierungskonzept, das wir Ihnen vorlegen, schon eine
anze Menge an Ausgabenkürzungen beinhaltet. Wir
ürzen stark im öffentlichen Dienst. Wir haben enorme
insparungen im Arbeitsmarktbereich vorgesehen.
enn Sie uns da mit guten Vorschlägen toppen können,
üssen wir uns im Zweifel damit auseinander setzen.
ber wenn Sie ernsthaft glauben, dass dieser Haushalt
it der Verkleinerung des Etats der Öffentlichkeitsarbeit
er Bundesregierung saniert werden kann – das war der
inzige konkrete Vorschlag in der 20-minütigen Rede von
errn Austermann; ich habe Ihnen genau zugehört –,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das war nur ein ganz kleines Beispiel!)


ann ist das in einer so ernsten Situation lächerlich und
einlich; es tut mir Leid.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Weitere Zurufe des Abg. Anja Hajduk Dietrich Austermann [CDU/CSU] – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Da nutzt auch das Herumschreien nichts, Herr Austermann!)





(A) )


(B) )


Ich möchte auch etwas zum Thema Maastricht sagen.
Das Maastricht-Kriterium ist im Moment sehr in der
Diskussion. Ich vertrete die Auffassung, man soll nicht
in dem Moment Kriterien infrage stellen, in dem man
gerade Probleme mit ihnen hat. Das sage ich bezüglich
der Diskussion, die es auch in unseren Reihen gibt. Ich
formuliere es so: Mit Blick auf den Haushalt 2004 muss
man ins Auge fassen, dass wir an diesem Maastricht-
Kriterium scheitern können, weil noch nicht klar ist, wie
das Vermittlungsverfahren ausgehen wird und wie das
Wachstum im November geschätzt wird. Wir haben eine
Zielrichtung, in der ich dem Finanzminister nicht wider-
sprechen will; aber der Finanzminister weiß selber, wel-
che Risiken es da gibt. Er hat sie fairerweise vor dem
Parlament und der Öffentlichkeit beschrieben.

Aber bei dem Maastricht-Kriterium wollen wir uns
darum bemühen, es einzuhalten. Wenn wir das nicht
schaffen, dann – dafür plädiere ich – sollten wir die Auf-
forderungen der EU ernst nehmen und die Auflagen an-
nehmen. Das ist wichtig für das Zusammenspiel und Zu-
sammenwirken der verschiedenen europäischen Länder
im Wachstums- und Stabilitätspakt. Es nützt uns in dem
Bemühen, unseren Haushalt strukturell auf die Beine zu
stellen; denn die Empfehlungen der EU und die Beob-
achtung unserer Haushaltsentwicklung haben uns Haus-
hältern in den letzten Jahren immer genützt. Deswegen
hat die Diskussion um Maastricht meiner Ansicht nach
eine unterstützenswerte Richtung, auch wenn wir im Er-
gebnis noch nicht zufrieden sein dürfen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich möchte zum Schluss betonen: Wenn Sie meinen,
Sie könnten mit der Androhung einer Blockade gegen-
über der Öffentlichkeit erfolgreiche Oppositionspolitik
machen, dann, glaube ich, haben Sie sich geschnitten.
Wir werden Sie an Ihre Verantwortung erinnern. Wir
werden einklagen, dass Sie Alternativen vorlegen. Sie
kommen nicht so davon, dass Sie sagen können – wie
Herr Koch es im Sommer getan hat –: „keine Steuerre-
form zu Lasten unserer Kinder“, aber bei den Finanzie-
rungsvorschlägen passen.

Insbesondere dürfen Sie nicht – Sie haben ja noch
Zeit, darüber nachzudenken – die Hoffnung und die
Chance, die in der wirtschaftlichen Erholung liegt, die
sich jetzt ein bisschen zeigt, gefährden. Aber Sie hätten
die Möglichkeit dazu, sie zu gefährden. Deswegen plä-
diere ich dafür: Nehmen Sie Ihre Verantwortung anders
wahr, nämlich in der Nennung von Alternativen und
nicht in der Ankündigung einer Blockade.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505804200

Das Wort hat nun die Kollegin Gerda Hasselfeldt,

CDU/CSU-Fraktion.

r
H
b
i
G
s
g
H

f
b
e
w
R
w
g
t
i
s
r
s
d

A
d
a
d
d
v
g
b
L
E
g
d
t

i
l
d
Z

G
a

(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der bishe ige Verlauf der Debatte hat deutlich gemacht, dass der aushaltsentwurf auf einer äußerst maroden Grundlage eruht. Er beruht auf Daten, an die selbst diejenigen, die hn vorgelegt haben, nicht mehr glauben. Er beruht auf esetzen, die noch nicht einmal eingebracht, gechweige denn verabschiedet sind. Vor diesem Hinterrund macht es auch keinen Sinn, dass wir zu diesem aushaltsentwurf Änderungsanträge einbringen. (Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1505804300

Nun versprechen die Regierung und die Koalitions-
raktionen den Gemeinden im Land seit Monaten, sie
ekämen finanzielle Hilfe vonseiten des Bundes. Letzt-
ndlich ist uns heute ein Gesetzentwurf dazu vorgelegt
orden. Aber siehe da: Kein einziger Redner hat im
ahmen der Debatte etwas zum Inhalt dieses Gesetzent-
urfs gesagt. Alles hat sich nur in Überschriften vollzo-
en. Sowohl der Finanzminister als auch der stellvertre-
ende Fraktionsvorsitzende haben bei diesem Punkt nur
n Überschriften geredet. Sie haben von einer Moderni-
ierung der Gewerbesteuer und von einer Revitalisie-
ung gesprochen. Sie haben von einer Gemeindewirt-
chaftssteuer geredet. Sie haben davon gesprochen, dass
ie Kommunen finanzielle Hilfen bekommen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wir haben noch drei Redner, Frau Kollegin!)


ber wo, bitte sehr, sind diese Hilfen konkret? Sie sind
ie Antwort darauf schuldig geblieben. Ich sage Ihnen
uch, warum: Sie sind sie schuldig geblieben, weil Sie in
en eigenen Reihen keine Einigkeit haben. Wir haben in
ieser und in der vergangenen Legislaturperiode schon
iel erlebt. Aber nun ist ein Gesetzentwurf von den Re-
ierungsfraktionen und der Regierung gemeinsam einge-
racht worden, von dessen Inhalt sich nicht erst im
aufe der Debatte, sondern bereits zum Zeitpunkt der
inbringung, ja sogar schon vor der offiziellen Einbrin-
ung maßgebliche – nicht nur irgendwelche – Leute aus
er Regierungskoalition distanzieren. So wird hier Poli-
ik gemacht!


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Kakophonie geht weiter. Vor wenigen Tagen war

n der „Süddeutschen Zeitung“ zu lesen, dass ein Kol-
ege aus dem Lager von Bündnis 90/Die Grünen Folgen-
es gesagt haben soll – ich zitiere aus der „Süddeutschen
eitung“ vom 5. September 2003 –:

Diese Reform sei symptomatisch für den Politikstil
Schröders, moserte ein Grüner: „Erst interessiert er
sich nicht dafür. Dann spricht er mit drei Wirt-
schaftsbossen, und plötzlich sagt er: Jetzt machen
wir da mal eine Reform – und genau so sieht das
Ergebnis dann auch aus.“

enau das ist Ihre Politik: Schnell wird eine Reform
ngekündigt, eine Überschrift und eine Botschaft






(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt

produziert. Wenn es aber ans Eingemachte geht, dann
bleibt man die Antwort schuldig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wenn die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Frau

Sager, sagt, das Zahlenwerk von Hans Eichel sei untaug-
lich, dann muss man sich schon fragen: Wer soll dem
Zahlenwerk des Finanzministers glauben, wenn dies
schon die eigene Koalition nicht tut? Sollen etwa die
Bürger im Land den Finanzminister für glaubwürdiger
halten als die eigene Koalition? Das kann es doch nicht
sein!


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Peinlich! Peinlich!)


Der Fraktionsvorsitzende der SPD hat gestern gesagt:
Wenn es den Kommunen finanziell so schlecht geht,
dann müssen sie halt mehr Schulden machen. – Wenn es
ein Problem auf dieser Ebene gibt, dann fällt Ihnen als
Einziges ein, mehr Schulden zu machen. Der Bundes-
kanzler hat in seinem Sommerinterview auf die Frage,
wie er die Gebührenerhöhungen der Kommunen be-
werte, geantwortet, das sei nicht sein Problem, das liege
in der Verantwortung der Kommunen. Ich sage ganz
deutlich: Es ist schäbig, sich so aus der Verantwortung
zu ziehen, da doch bekannt ist, dass diese Regierung die
schlechte Finanzsituation der Kommunen, die sie zu ei-
nem derartigen Handeln zwingt, verursacht hat. Das ist
der eigentliche Punkt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Kollege Solms hat in seinen Ausführungen deut-

lich gemacht, wie sich die wirtschaftlichen Rahmenbe-
dingungen und vor allen Dingen die Steuerbelastungen
in den Jahren seit Ihrer Regierungsübernahme entwickelt
haben. Diese negative Entwicklung ist ein wesentlicher
– wenn auch nicht der einzige – Grund dafür, dass die
wirtschaftliche Situation nahezu von einem Nullwachs-
tum und von einer Zurückhaltung der Investoren ge-
kennzeichnet ist. Es ist doch nicht von Gott gegeben,
dass es kein Wachstum im Lande mehr gibt.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)

Sie haben zu Beginn Ihrer Regierungszeit aufgrund

der guten Arbeit der Regierung Kohl eine hervorragende
wirtschaftliche Situation vorgefunden. Sie haben aber
diese positive Entwicklung durch Ihre Maßnahmen ka-
putt gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Damit haben Sie dazu beigetragen, dass die Steuerein-
nahmen des Bundes, der Länder und der Gemeinden zu-
rückgegangen sind. In den ersten Jahren Ihrer Regierung
gab es noch steigende Steuereinnahmen, gerade auch bei
der Gewerbesteuer. Die Gewerbesteuer ist dann aber in
den Jahren 2001 und 2002 eingebrochen. Der Grund
liegt zum einen in Ihrer Steuerreform und zum anderen
in der permanenten Verschlechterung der wirtschaftli-
chen Rahmenbedingungen im gesamten Land, für die
Sie verantwortlich sind.

Bei dem, was wir an Reformen für die Gemeinden
vorsehen, muss die Maxime sein, alles zu tun, um Wachs-

tu
s
d
tu

z
e
lu
M
K
m
g
D
u
d

r
F
n
m

z
f
1
w
2
m
s
s
a

g
n
e
g
b

E
d
k
e
d

m
z
g
S
m
n

e
k

(C (D m zu stimulieren und um die Wachstumskräfte freizuetzen. Wir dürfen aber nicht das Gegenteil tun, nämlich ie Steuern erhöhen und damit zusätzliche Steuerbelasngen schaffen, wie Sie es mit Ihrem Gesetzentwurf tun. Man muss deutlich darauf hinweisen, dass die finan ielle Not der Städte, Gemeinden und Landkreise nicht rst seit wenigen Monaten bekannt ist. Diese Entwickng war schon im Jahr 2001 deutlich sichtbar. Friedrich erz hat heute ebenfalls darauf hingewiesen, dass in der oalitionsvereinbarung aus dem Jahre 1998 eine Komission in Aussicht gestellt wurde, die an einer grundleenden Reform der Gemeindefinanzen arbeiten sollte. as war richtig so. Dieser Vorschlag war damals völlig nabhängig von der akuten Finanznot der Kommunen, ie sich erst später einstellte. Ich möchte in diesem Zusammenhang besonders da auf hinweisen, dass in der Diskussion die aktuelle inanznot der Kommunen mit der Notwendigkeit eier grundlegenden Reform der Gemeindefinanzen verischt wird. Wir haben zwei unterschiedliche Probleme! Wir haben bei den Gemeindefinanzen zwei Probleme: um einen die Notwendigkeit einer grundlegenden Reorm der Gemeindefinanzen. Dies ist spätestens seit 998 bekannt, aber eigentlich auch schon zuvor. Auch ir hatten vor, eine ähnliche Arbeit anzugehen. Seit 001 besteht zum anderen eine akute Finanznot der Geeinden, die im Wesentlichen durch eine falsche Wirtchafts-, Finanzund Steuerpolitik der Regierung veruracht wurde. Deshalb muss auch dort der Hebel ngesetzt werden. Wenn man akzeptiert, dass es diese zwei Probleme ibt, dann genügt die Ausrede des Herrn Poß von vorhin icht, dass die Gemeindefinanzreformkommission nicht ingesetzt werden konnte, weil man ein anderes Anlieen, die Arbeit am Finanzausgleichsgesetz, zu Ende ringen wollte. rstens hatten wir dazu einen eigenen Unterausschuss, er sich damit intensiv beschäftigt hat, und zweitens ann man die Probleme, die auf der Hand liegen, nicht infach beiseite schieben und sagen: Wir haben jetzt aneres; um dieses Problem kümmern wir uns danach. Sie haben es durch die verspätete Einsetzung der Komission verzögert, die Lösung dieser beiden Probleme anugehen. Sie haben durch eine einseitige Auftragsübertraung an diese Kommission nur Teilergebnisse erreicht. ie versuchen jetzt letztlich, das alles miteinander zu verischen und die grobe Überschrift „Hilfe für die Kommuen“ zu erhalten, ohne ins Detail zu gehen. Unser Ansatz liegt auf dem Tisch. Er stand schon vor inigen Monaten, schon vor der Sommerpause, zur Disussion. Gerda Hasselfeldt In ihm wird deutlich gemacht, dass wir die Problematik, die aus zwei Gesichtspunkten besteht, nämlich die akute Finanznot zu lindern und grundlegende Reformen durchzuführen, mit unterschiedlichen Maßnahmen zu lösen haben. Wir bleiben dabei: Eine Soforthilfe ist notwendig. Denn die Kommunen sind in weiten Bereichen nicht mehr in der Lage, einen rechtmäßigen Haushalt vorzulegen. Dies hat gravierende negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung und auch auf die Situation der Bürger in vielen Gemeinden. Wir bleiben dabei, dass neben diesem Soforthilfeprogramm – ich sage bewusst: neben diesem und zusätzlich zu diesem Soforthilfeprogramm – eine grundlegende Reform auf der Basis einer sauberen und von allen anerkannten Berechnungsgrundlage angepackt werden muss. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Genau!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Jörg-Otto Spiller [SPD]: Ein Strohhalm!)





(A) )


(B) )


Ihr Gesetzentwurf, meine Damen und Herren von der
SPD und von den Grünen, wird – mit Verlaub – keinem
dieser Anliegen gerecht. Er wird nicht dem Anliegen ge-
recht, sofort zu helfen, und nicht dem Anliegen, eine
grundlegende Reform durchzuführen.

Ich will das an einigen Beispielen deutlich machen:
Sie wollen jetzt – das ist zumindest bei Ihnen Konsens –
die freien Berufe in die Gewerbesteuer mit einbeziehen.
Ich weise darauf hin, dass der Bundeskanzler noch im
vergangenen Jahr aus Anlass des Tages der freien Berufe
das Gegenteil verkündet hat.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das macht ihm nichts! Das ist lange her! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


Mittlerweile sind wir es aber gewohnt, dass man auf das
Wort des Bundeskanzlers nicht vertrauen darf.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Rechts blinken, links abbiegen!)


Unabhängig davon sollte man sich einmal vor Augen
halten, welche Konsequenzen damit verbunden sind:
700 000 zusätzliche Steuerpflichtige,


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Da kommt Freude auf!)


die neben ihrer Einkommensteuererklärung zusätzlich
eine Gewerbesteuererklärung abgeben müssen, die ande-
ren Regularien unterliegt als die Einkommensteuererklä-
rung. Wenn sie die Gewerbesteuererklärung abgegeben
haben, dann können sie einen Teil der von ihnen zu zah-
lenden Gewerbesteuer pauschal auf die Einkommen-
steuer anrechnen. Unter dem Strich ist dies eine riesige
Umverteilungsaktion von den Haushalten des Bundes
und der Länder auf die Kommunen. Das könnten wir
viel einfacher haben, nämlich durch eine Änderung der
Gewerbesteuerumlage und ohne diesen umständlichen
und verwaltungsintensiven Weg der Einbeziehung in die
Gewerbesteuer.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


f
i
s

S
m
r
d
s
g
u
h
s
n
r
b
a
E
m
t
i
e
g

E

g
P
s
a
z
d
d
A

n
S

h
h
f
s
A

t
v
s
u

E
w

(C (D Das, was Sie da vorhaben, ist ein Arbeitsbeschafungsprogramm für Finanzbeamte und Steuerberater. Es st keine Reform, die auch nur ansatzweise die Überchrift „Vereinfachung“ verdient und die sachgerecht ist. Im Rahmen der Reform der Gewerbesteuer verkaufen ie noch eine ganze Reihe unterschiedlicher Maßnahen: beispielsweise die Einführung der Mindestbesteueung, die Abschaffung des Betriebsausgabenabzugs oder ie Hinzurechnung von Zinsen im Hinblick auf Gesellchafter, die einer Gesellschaft Fremdkapital zur Verfüung stellen. Es handelt sich dabei um eine Reihe ganz nterschiedlicher Maßnahmen, die jedoch eines gemein aben: Sie belasten zusätzlich insbesondere den Mitteltand aufgrund der Gewerbesteuerpflicht. Dadurch wird ichts einfacher, stattdessen ist es eine Politik, die geade in einer Zeit, in der wir zusätzliches Wachstum rauchen, kontraproduktiv wirkt. Das Schlimmste daran ber ist, dass es Flickwerk ist. Es geht um verschiedene inzelmaßnahmen, die herausgegriffen werden und einal Bund und Länder zugunsten der Kommunen belasen, während andere Maßnahmen umgekehrt wirken. So st für jeden etwas dabei. Tatsache ist: Unterm Strich ist s eine zusätzliche Belastung. Es steckt auch keine strinente Idee, kein schlüssiges Konzept dahinter. (Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Außer Abkassieren!)


s ist reine Flickschusterei.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)

Ich kann daher nicht oft genug betonen, dass es darum

eht, zweigleisig zu fahren und die zwei unterschiedlichen
robleme, nämlich die Finanznot der Kommunen einer-
eits und die grundlegende Reform der Gemeindefinanzen
ndererseits, getrennt durch unterschiedliche Maßnahmen
u lösen. Unser Programm liegt auf dem Tisch: Senkung
er Gewerbesteuerumlage mindestens auf das Niveau,
as vor Ihrer Steuerreform bestand, und Erhöhung des
nteils der Gemeinden an der Umsatzsteuer.
Sie haben mittlerweile eingesehen, dass das Letztere

otwendig ist. Noch vor Wochen, als wir darüber vor der
ommerpause diskutierten,


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sind wir verunglimpft worden!)


aben Sie, als wir diesen Vorschlag auf den Tisch gelegt
aben, gesagt: Das können wir nicht machen, es ist nicht
inanzierbar. Die Erhöhung des Anteils an der Umsatz-
teuer ist im jetzigen Programm enthalten. Das ist gut.
uf dieser Basis können wir weiterarbeiten.
Uns sind auch Signale einiger Mitglieder der Koali-

ionsfraktionen bekannt – zum Teil kommen sie hinter
orgehaltener Hand –, dass man auch bei der Gewerbe-
teuerumlage unseren Vorschlag als richtungsweisend
nd zielführend betrachtet.
Auf eines möchte ich noch hinweisen: Nicht nur die

innahmenseite ist wichtig, sondern mindestens genauso
ichtig ist die Ausgabenseite.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt

Auch hierzu liegen konkrete Vorschläge in dem Antrag,
den wir im Sommer eingebracht haben, für die Bereiche
Jugendhilfe, Sozialhilfe, Arbeitslosenhilfe und Grund-
sicherung vor. Sie haben in diesen Bereichen durch Ihre
Gesetzgebung zusätzliche Lasten auf die Gemeinden
übertragen.

Lassen Sie uns zunächst einmal an dem Sofortpro-
gramm arbeiten, damit wir eine schnelle Entlastung zu
Jahresbeginn 2004 für die Gemeinden erreichen können.
Danach müssen wir an die Arbeit gehen, um eine grund-
legende Reform durchzuführen. Dabei ist es notwendig,
dass wir ohne ideologische Scheuklappen auf der Basis
solider und von allen anerkannter Berechnungen ge-
meinsam mit den Kommunen an langfristig tragbaren
Lösungen zur Verbesserung und Verstetigung der Fi-
nanzsituation der Gemeinden arbeiten. An diesen Krite-
rien sollten wir uns alle miteinander messen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505804400

Nächster Redner ist der Kollege Horst Schild, SPD-

Fraktion.

Horst Schild (SPD):
Rede ID: ID1505804500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Kol-

lege Merz hat heute Morgen schon mit der Legendenbil-
dung angefangen und die Kollegin Hasselfeldt hat das
soeben fortgesetzt. In der Tat – Kollege Merz hat es
heute Morgen gesagt – stand in der Koalitionsvereinba-
rung von 1994,


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: 1998!)

dass wir in der laufenden Wahlperiode


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Ihr regiert erst seit 1998, nicht seit 1994!)


– stimmt, seit 1998, aber ich glaube, der Kollege Merz
sprach heute von 1994 – die Gemeindefinanzreform an-
packen wollten.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


In diesem Zusammenhang muss man aber auch daran er-
innern, weshalb eine Reform in dieser Wahlperiode nicht
gelingen konnte. In sehr hohem Maße hat dazu beigetra-
gen, dass Ihre Parteifreunde in Bayern und Baden-
Württemberg in dieser Zeit vor das Bundesverfassungs-
gericht gezogen sind und den Länderfinanzausgleich in
Zweifel gezogen haben.


(Zuruf von der CDU/CSU: War Hessen nicht dabei?)


Erst als wir in der letzten Wahlperiode den Länderfi-
nanzausgleich auf neue Füße stellen konnten – das war
eine unabdingbare Voraussetzung –, bestand auch die
Möglichkeit, den Bereich der Kommunalfinanzen neu zu
regeln.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Diese Ausrede fällt Ihnen fünf Jahre zu spät ein!)



d
c

z

I
d

s
l
n
W
M
n
d
S
s

r
P
w
M
z
w
te
Z
Z
tr
m
n
w
w

g
k
g
w
n
d
S
u
b
d
m
g
k

o
w
b
G

(C (D Auch Sie, Herr Kollege Kalb, haben in dieser Zeit urchaus die Möglichkeit gehabt, sich Gedanken zu mahen. Was ist dabei herausgekommen? Ich darf die Hannoversche Allgemeine Zeitung“ vom 27. August itieren: Und dann ist da noch die Union, die ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hat. Was sie will, bleibt … ein Rätsel. Den Kommunen wird mehr Geld aus dem Umsatzsteuertopf versprochen, was immer gut ankommt. Den Freiberuflern will man die neuen Steuerbescheide der Stadt ersparen, was Anwälte freut. Aber Details? Fehlanzeige. Man wird wohl schlicht Nein sagen. ch kann im Interesse der Kommunen nur hoffen, dass es azu nicht kommt. Die Bundesregierung hat, nachdem sich die Kommis ion zur Reform der Gemeindefinanzen auf kein einheitiches Modell hatte einigen können, ihr Konzept für eine achhaltige Stärkung der Gemeindefinanzen vorgelegt. ie die beiden in der Kommission intensiv behandelten odelle sieht auch der Regierungsentwurf in der persoellen Verbreiterung der Bemessungsgrundlage durch ie Einbeziehung der Freiberufler einen wesentlichen chlüssel zur Stabilisierung der kommunalen Steuerbais. Das Ganze machen wir doch nicht aus Jux und Tolle ei. Sie wissen genauso gut wie wir, wie viele Tausende rozesse hinsichtlich der Abgrenzung geführt werden, as freiberufliche und was gewerbliche Tätigkeit ist. an muss doch die Augen verschließen, um nicht wahrunehmen, dass die derzeitige Regelung zu Wettbeerbsverzerrungen führt. Warum soll der eine Zahnchnikermeister gewerbesteuerpflichtig sein und der ahntechniker in der Praxis eines Zahnarztes oder einer ahnärztin nicht? Niemand, der ein wirklich langfristig agfähiges Konzept umsetzen will, wird an diesem Eleent vorbeikommen. Gefälligkeiten allein gegenüber eier Gruppe in diesem Staat helfen den Gemeinden nicht eiter und tragen nicht zu einer Stabilisierung der Geerbesteuer oder der Gemeindewirtschaftsteuer bei. Ich will nicht verheimlichen: Das, was die Bundesre ierung vorgelegt hat, ist auf Kritik gestoßen, bei den ommunalen Spitzenverbänden wie auch – das sage ich anz freimütig – in meiner Fraktion. Wir alle, die wir issen, wie angespannt die Finanzsituation der Kommuen ist, verstehen die Erwartung der Städte und Gemeinen an eine solche Reform. Wir alle wissen auch um die chwächen und Probleme der Gewerbesteuer. Es gibt nterschiedliche Auffassungen, in meiner Fraktion wie ei den kommunalen Spitzenverbänden. Aber gerade eswegen, meine ich, müssten wir zum Wohle der Geeinden und Städte jenseits von parteitaktischen Überleungen zu einer konstruktiven gesetzgeberischen Arbeit ommen. Das Ziel der Bundesregierung wie auch der Koaliti nsfraktionen ist und bleibt: Zum 1. Januar 2004 wollen ir die kommunale Finanzsituation verbessern. Wir rauchen eine dauerhaft und umfassend verstetigte rundlage der kommunalen Finanzen. Die wesentlichen Horst Schild Zielsetzungen haben wir mit der Annahme des Antrags der Koalitionsfraktionen am 4. Juli im Deutschen Bundestag beschlossen. Die Ausräumung der bestehenden Zweifel, ob der Gesetzentwurf, den die Bundesregierung jetzt vorgelegt hat, diesen Zielen, die der Deutsche Bundestag mit Mehrheit beschlossen hat, gerecht wird, wird Aufgabe der zukünftigen parlamentarischen Beratungen im Gesetzgebungsverfahren sein. Wo es notwendig ist, werden wir Änderungen vornehmen. Maßstab dafür sind die vom Bundestag im Juli beschlossenen Eckpunkte. Vorhin hat der Kollege Rexrodt auf den Vorschlag der FDP-Fraktion verwiesen. Dieser Vorschlag ist in der Öffentlichkeit offensichtlich nicht wahrgenommen worden; selbst der Innenminister fragte, wo denn dieser Vorschlag sei. Es ist sicherlich gerechtfertigt, dass man diesem Vorschlag nicht über Gebühr Aufmerksamkeit schenkt; denn er geht letztlich davon aus, dass bei der Umsatzsteuerverteilung zehn Punkte zusätzlich verschoben werden. Ich habe von der FDP noch keine Aussage darüber gehört, woher diese zehn zusätzlichen Punkte für eine Umsatzsteuerverteilung kommen sollen. Wer soll das bezahlen? Der Bund oder die Länder oder Bund und Länder zusammen? Dann hätten wir, im Gegensatz zu dem, was die Opposition zum Haushalt gesagt hat, wirklich ein Problem mit diesem Haushalt. Frau Kollegin Hasselfeldt, die Union preist natürlich wieder ihr Sofortprogramm: mehr Umsatzsteuer für die Gemeinden und weniger Gewerbesteuerumlage – allerdings erst einmal nur für ein Jahr, zumindest was die Umsatzsteuerbeteiligung anbelangt. Dieses Sofortprogramm ist doch letztlich nur ein Alibi. Es verschleiert, dass die Union kein Konzept für die Zukunft hat. Auch Sie hätten doch in all den Jahren ein Konzept entwickeln können. Sie haben nach fünf Jahren nicht einmal einen Gesetzentwurf, sondern nur ein kurzatmiges Sofortprogramm. Dieses Sofortprogramm ist der kleinste gemeinsame Nenner, allerdings auf Kosten der Haushalte von Bund und Ländern, die ebenfalls nichts mehr verkraften können. Wir haben in den Eckpunkten, die wir hier im Deutschen Bundestag im Juli beschlossen haben, ausgeführt, wie wir dieses Sofortprogramm beurteilen. Man kann sicherlich über eine Senkung der Gewerbesteuerumlage im Rahmen des Gesamtpaketes zur Zukunft der Gewerbesteuer diskutieren. Eine Senkung der Gewerbesteuerumlage macht aber nur dann Sinn, wenn man die Steuer selbst wieder zu einer für die Kommunen akzeptablen Einnahmequelle macht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dann kann man darüber reden. Dann können wir auch
einschätzen, was das bringt.

Das Gleiche gilt für einen höheren Umsatzsteueran-
teil zugunsten der Kommunen. Die Bundesregierung hat
das vorgeschlagen. Aber wir müssen zur Kenntnis neh-
men, dass seit 1997, als wir die Umsatzsteuerbeteiligung
der Kommunen als Äquivalent für die abgeschaffte Ge-

w
K
e

in
N
s

B
ic
f

C

H
I
d
v
W
d
s
h
e
n

w
a
u
v

D
s
n
g
e
m

a
w
d

(C (D erbekapitalsteuer geschaffen haben, kein vernünftiger ommunalsteuerschlüssel zur Verteilung dieser Mittel ingeführt wurde. Meine Damen und Herren, wir stehen alle gemeinsam der Verantwortung, in den kommenden Wochen das ötige zu beraten, zu verabschieden und dann auch chnell umzusetzen. (Max Straubinger [CDU/CSU]: Ihr habt ja nicht einmal eine Mehrheit!)


ei allem Für und Wider und allen Nuancierungen hoffe
h, dass wir am Ende zu einem Ergebnis kommen. Da-
ür möchte ich hier noch einmal werben.
Danke schön.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505804600

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Michael Meister,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1505804700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Wir stehen am Beginn einer Haushaltswoche.
ch hätte mir zunächst einmal gewünscht, dass die Bun-
esregierung einen Bundeshaushalt für das Jahr 2004
orlegt, der auf der Basis unseres Grundgesetzes steht.
ir haben im Jahr 2002 erlebt, dass die Neuverschul-
ung höher als die Investionen war. Sie werden in die-
em Jahr mit einer Neuverschuldung abschließen, die
öher als die Investitionssumme ist. Sie legen uns jetzt
inen Haushaltsentwurf für 2004 vor, der wieder mehr
eue Schulden als Investitionen vorsieht.


(Walter Schöler [SPD]: Dann gehen Sie doch vor das Bundesverfassungsgericht!)


Dem Selbstverständnis des Deutschen Bundestages
ürde es entsprechen, wenn der Bundesfinanzminister
uf den Boden unseres Grundgesetzes zurückkehren und
ns einen verfassungsgemäßen Haushalt zur Beratung
orlegen würde.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

as, was er hier vorlegt, entspricht nicht dem Grundge-
etz. Das müssen Sie sich anheften lassen. Ich will jetzt
icht auf die Gerichtsurteile in Nordrhein-Westfalen ein-
ehen. Aber wenn man das in drei Jahren auf Bundes-
bene tut, ist man von der Verfassungswidrigkeit nicht
ehr weit entfernt.


(Zuruf von der SPD: Wenn das so ist, dann müssen Sie aber klagen!)


Der Bundesfinanzminister ist 1999 mit einer Vision
ngetreten: ausgeglichener Bundeshaushalt 2004. Dann
urde gesagt: 2006. Ich frage mich heute: Was ist von
ieser Perspektive übrig geblieben?


(Zurufe von der CDU/CSU: Nichts!)







(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister

Seit 2001 steigt in jedem Jahr die Neuverschuldung. Das
heißt, wir bewegen uns nicht auf den ausgeglichenen
Haushalt zu, sondern von ihm weg.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Leider wahr!)

Ich verlange, dass die Bundesregierung entweder ihre
Perspektive einhält und darlegt, wie wir die Neuver-
schuldung auf null senken, oder offen sagt, was ihre
künftige finanzpolitische Perspektive ist. Wir können
doch hier keine Haushaltsberatungen führen, in denen
diese Fragen offen bleiben.

Der Bundesfinanzminister hat uns vor zwei Jahren
hier gesagt: Die Schulden von heute sind die Steuern von
morgen. Jetzt steigert er seit drei Jahren die Schulden.
Das hat doch mit nachhaltiger Finanzpolitik nichts mehr
zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Meine Damen und Herren, Sie wissen alle, dass ich

aus Hessen komme. Heute ist im Laufe der Debatte Hes-
sen mehrfach angesprochen worden. Der Herr Bundesfi-
nanzminister hatte ja, als er sein Amt antrat, seine Refe-
renzen aus Hessen. Er war dort acht Jahre lang
verantwortlicher Ministerpräsident. In diesen acht Jah-
ren hat er es geschafft, die Gesamtverschuldung des
Landes Hessen um rund 40 Prozent zu erhöhen.


(Nina Hauer [SPD]: Sie haben es nötig!)

Ich weiß nicht, ob ihn das qualifiziert, hier jetzt aufzutre-
ten und zu sagen, er sei der Sparkommissar. Entspre-
chende Referenzen aus Hessen kann er nicht vorweisen.
Mit dieser Altlast haben wir heute zu kämpfen.

Ich würde mir wünschen, dass wir einen Bundeskanz-
ler hätten, der eine Operation Zukunftssicherung betrei-
ben und ein ähnlich entschlossenes Programm wie die
hessische Landesregierung vorlegen würde, um endlich
den Schuldenabbau und eine seriöse Haushaltsplanung
voranzutreiben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Bundesregierung finanziert momentan die Wer-

bekampagne „Deutschland ist in Bewegung“.

(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Im freien Fall!)

Wenn ich mir anschaue, was am Arbeitsmarkt, im Be-
reich der Neuverschuldung und im Bereich der Insolven-
zen geschieht, dann muss ich sagen: Ja, Deutschland ist
in Bewegung, nämlich in einer massiven Abwärtsbewe-
gung. Dafür braucht man nicht zu werben; das muss man
beenden und umkehren. Das müsste das Ziel sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Als der Bundeskanzler – er ist jetzt leider nicht anwe-

send – 1998 angetreten ist, hat er gesagt, dass der Arbeits-
markt, der ja einer der größeren Haushaltsrisiken ist – wir
reden an dieser Stelle über ein Haushaltsrisiko in Höhe
von mehr als 5 Milliarden Euro, das im Haushalt nicht
gebucht ist –, Chefsache ist. Ich nehme an, er kümmert
sich gerade darum, dass die Arbeitslosigkeit in Deutsch-
land zurückgeht. Deshalb ist er wohl auch nicht hier.

k
n
u
ü
c
d
k
g

n
s
h
d
v
s
l
a

u
D
d
H
D
i
s

f
b
v
4

I
B
w
t
D
t
h
e

d

f
n

d
F
f
D
n

(C (D Das Ziel, das er persönlich zu seiner Chefsache erlärt hat, nämlich das Sinken auf 3,5 Millionen, wird icht erreicht. Die zuständige Bundesanstalt für Arbeit nd alle Institute sagen, dass wir im nächsten Jahr auf ber 5 Millionen zumarschieren. Was ist mit der Chefsahe, wo sind die Lösungen und wo sind – damit verbunen – die Antworten im Bundeshaushalt darauf? Ich ann hier nichts erkennen. Der Chef ist an dieser Aufabe offensichtlich gescheitert. Weiterhin will ich sagen: Diese Bundesregierung immt die Realitäten nicht mehr wahr. Heute Morgen ind die Risiken des Haushaltes dargelegt worden. Wir aben einen Bundesfinanzminister, der sich im Bereich es Arbeitsmarktes und im Bereich des Wachstums weit on jeglicher Realität entfernt hat. Wenn wir aber hier eriös miteinander diskutieren wollen, brauchen wir endich wieder seriöse Grundannahmen, die sich an den Relitäten und nicht an den Wunschträumen orientieren. Drei Jahre lang haben Sie bei den Arbeitsmarktzahlen nd den Wachstumserwartungen vollkommen falsche aten zugrunde gelegt, weswegen Sie sich nicht wunern dürfen, dass die ganzen Debatten, die wir hier über aushaltspläne führen, nicht zielführend sein können. eshalb fordere ich Sie auf: Haben Sie endlich Einsicht n die Realitäten und kommen Sie von Ihren Luftschlösern wieder ein Stück weit auf den Boden zurück! Herr Poß, Sie haben von der Opposition Konzepte ge ordert und gesagt, dass wir eine Mitverantwortung haen. Ich sage Ihnen hier deutlich: Ich bin gerne dafür erantwortlich, dass wir zu Jahresbeginn über 0 Steuererhöhungen in Deutschland verhindert haben. ch bin der Meinung, dass das für das Wachstum und die eschäftigung in Deutschland eine gute Entscheidung ar. Wir wären heute in einer noch viel schlimmeren Siuation, wenn Sie diese über 40 Steuererhöhungen in eutschland durchgesetzt hätten, weil dann das Wachsum noch bescheidener gewesen wäre. Dann könnten Sie eute nicht mehr von Stagnation, sondern müssten von iner Rezession reden. Das wäre das Ergebnis gewesen, wenn Sie ihre Pläne amals durchgesetzt hätten. (Walter Schöler [SPD]: 6 Milliarden Euro zu sätzlich für die Gemeinden!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)

Sie haben nach den Konzepten der Opposition ge-

ragt. Ich nenne Ihnen die 400-Euro-Jobs. Wer hat denn
ach 1998 diesen Mist bei den 630-Mark-Jobs gemacht,


(Max Straubinger [CDU/CSU]: So ist es!)

er dann korrigiert werden musste? Es gibt jetzt ja eine
rau Ministerin Schmidt, die lobend erwähnt, dass es
ast 1 Million neue Beschäftigte in diesem Bereich gibt.
as ist kein Wunder. Hätten Sie diesen Mist nach 1998
icht gemacht, dann hätten wir diese Beschäftigten






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister

schon lange. Es waren Ihre Fehler, die wir jetzt mit ei-
nem hohem Aufwand korrigieren müssen.

Im Deutschen Bundestag liegt ein Gesetzentwurf der
CDU/CSU-Fraktion zum Bereich des Arbeitsrechts vor;
wir haben einen konkreten Gesetzentwurf vorgelegt.
Herr Poß, wo ist Ihre Mitwirkung und wo ist die Zustim-
mung Ihrer Fraktion, sodass wir Deutschland im Bereich
des Arbeitsrechts voranbringen können?

Bezüglich der Zusammenführung von Arbeits-
losen- und Sozialhilfe haben wir einen Gesetzentwurf
der hessischen Landesregierung über den Bundesrat ein-
gebracht. Wir werden ihn auch hier im Deutschen Bun-
destag in Form eines konkreten Gesetzentwurfs zur De-
batte stellen. Frau Kollegin Hasselfeldt hat eben unsere
Vorschläge vorgetragen, die wir selbstverständlich in die
Beratungen einbringen.

Auch bezogen auf die Zukunft der Gewerbesteuer lie-
gen konkrete Gesetzestexte und ein Sofortprogramm der
Opposition vor. Herr Poß, es ist eine Schimäre, wenn Sie
einfach behaupten, wir hätten keine Konzepte. Wir tun
mehr, als es eigentlich Aufgabe der Opposition ist. Wir
legen konkrete Anträge und Gesetzentwürfe vor. Es
wäre an Ihnen, sie nicht einfach wegzuwischen, sondern
sich mit diesen Vorschlägen ernsthaft auseinander zu set-
zen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Zu Haushalt und Finanzen nichts Konkretes!)


– Herr Poß, zum Haushalt und zu den Finanzen: Wir ha-
ben auch zur Steuerreform und zum Vorziehen der drit-
ten Stufe klare und deutliche Ansagen gemacht. Wir ha-
ben gesagt, dass wir der Meinung sind, dass ein
Vorziehen der dritten Stufe unter vier Bedingungen mög-
lich ist.


(Nina Hauser [SPD]: Koch sagt Nein!)

Die vier Bedingungen sind:
Erstens. Keine Neuverschuldung. Wir wollen keine

Steuerreform auf Kosten der Zukunft finanzieren. Mit
dem Haushalt, den Sie uns heute vorlegen, sind Sie an
diesem Kriterium gescheitert. Sie treiben die Neuver-
schuldung über die Verfassungsgrenze und auch über die
Verschuldungsgrenze des Maastricht-Vertrages.


(Walter Schöler [SPD]: Was denken Sie, was Sie sagen würden, wenn wir das machen würden, was Sie vorschlagen!)


Zweitens. Wir wollen keine Steuererhöhungen, die ei-
ner Entlastung dauerhaft entgegenstehen. Was Sie zum
Beispiel bei der Pendlerpauschale machen, ist nichts
anderes, als über mehrere Jahre die Steuern zu erhöhen,
um das Vorziehen der Steuerreform für ein Jahr zu finan-
zieren.

Die Menschen in Deutschland werden von Ihrer Poli-
tik hinters Licht geführt, indem sie dauerhaft stärker be-
lastet werden. Dies wird zwar als Entlastung verkauft, ist
aber auf längere Sicht gesehen eine Mehrbelastung. Das
haben die Menschen in Deutschland auch gespürt: bei
der Ökosteuer, der Erhöhung der Tabaksteuer, der Versi-

c
d

D
n
U
b
w

b
e
g
p
D
s

ti
W
w
h
ju
s
W
e

S
v
S
n

M
F
n
w
a
M
b
s
w
m

s
h
n
z
B
n
s
W
b
ü
la
u
G

(C (D herungsteuer. All diese Steuern haben Sie erhöht und amit die Entlastungen mehr als kompensiert. (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das ist falsch!)


ie Menschen in Deutschland merken, dass Ihre Politik
icht zu Entlastungen führt, sondern dass Ihre Politik die
nternehmen, die Menschen heute und in der Zukunft
elastet. Deswegen ist sie falsch und muss verändert
erden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Drittens. Sie haben weiterhin deutlich gemacht: Wir

rauchen Strukturreformen in Deutschland. Ich habe
ben einige Gesetzentwürfe angesprochen, die wir ein-
ebracht haben. Im Bereich Arbeitsmarkt, Wirtschafts-
olitik und Sozialsysteme müssen wir vorankommen.
azu gibt es konkrete Vorlagen; aber sie müssen umge-
etzt werden.
An dieser Stelle unterliegen Sie, Herr Poß und Frak-

on, einem gewaltigen Irrtum. Sie sind der Ansicht:
enn diese dritte Stufe der Steuerreform vorgezogen
ird, dann wird damit die Konjunktur angeschoben. Wir
aben aber in Deutschland im Wesentlichen kein Kon-
nkturproblem, sondern ein Strukturproblem. Wir müs-
en die Strukturprobleme lösen, wenn wir dauerhaftes
achstum und eine dauerhafte wirtschaftliche Erholung
rreichen wollen.


(Joachim Poß [SPD]: Beides!)

ie versuchen, sich der Lösung der Strukturprobleme zu
erweigern, und setzen an dieser Stelle auf kurzfristige
trohfeuerprogramme. Diese werden aber die Probleme
icht lösen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das hängt doch aufs Engste zusammen!)


Sie fordern, dass wir uns zu den steuerpolitischen
aßnahmen äußern. Ich nehme einmal das Gesetz zur
örderung der Steuerehrlichkeit heraus, die so ge-
annte Brücke in die Steuerehrlichkeit. Das Gesetz
urde ebenso wie die Kapitalertragsbesteuerung lange
ngekündigt und dann verschoben. Sie glauben, dass die
ehreinnahmen – diese Summe ist im Haushalt fest ge-
ucht –, die Sie an dieser Stelle für den Bundeshaushalt
owie für die Haushalte der Länder und Kommunen er-
arten, ein wesentlicher Teil der Entlastung für Kom-
unen und Länder werden, die Sie propagieren.
Ich sage Ihnen: Solange bei Ihnen die Frage der Erb-

chaftsteuer virulent ist und ständig jemand eine Erhö-
ung dieser Steuer vorschlägt und solange Ihre Positio-
en zur Vermögensteuer nicht geklärt ist – Ihre Position
ur Vermögenssteuer wollen Sie irgendwann auf einem
undesparteitag klären –, werden Sie zu keinem Ergeb-
is kommen. Unsere Position ist, diese Steuer abzu-
chaffen und sie aus dem Grundgesetz zu streichen.
enn Sie nicht klären, wie die Frage der Kapitalertrags-
esteuerung beantwortet wird, werden Sie niemanden
ber diese Brücke der Steuerehrlichkeit nach Deutsch-
nd zurücklocken. Das, was Sie als Gesetz beschließen
nd im Haushalt gebucht haben, hat keine seriöse
rundlage. Deshalb werden Sie am Ende wieder Löcher






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister

im Bundeshaushalt haben und zu keinem positiven Er-
gebnis kommen.

Abschließend lassen Sie mich etwas zum Korb II sa-
gen. Auch mit ihm werden viele finanzpolitischen Fra-
gen aufgeworfen. Wir wollen in Deutschland keine Min-
destbesteuerung. Deshalb werden wir als Union
Vorschlägen, die eine Mindestbesteuerung vorsehen,
nicht zustimmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir sind bereit, mit Ihnen konstruktiv zu diskutieren.
Dies darf aber nicht zu Beschlüssen führen, mit denen
die Zahl der Insolvenzen in Deutschland nach oben ge-
trieben wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Bei der Frage der Fremdfinanzierung bin ich der Auf-

fassung, dass wir nicht nur einfach den EuGH-Beschluss
umsetzen müssen, sondern dass wir auch dafür sorgen
müssen, dass Unternehmen in Deutschland investieren
können. Deshalb muss Ihr Gesetzentwurf in diesem
Punkt geändert werden.

Wir müssen uns auch um das Thema Lebens- und
Krankenversicherungen kümmern. Dafür muss eine
Lösung gefunden werden. Ansonsten werden wir in eine
sehr heikle Lage kommen. Wir alle müssen uns Gedan-
ken darüber machen, wie wir das Problem der Alters-
sicherung und der Demographie lösen. Wenn wir die Un-
ternehmen, die dazu Angebote machen, behindern,
werden wir es nicht lösen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505804800

Herr Kollege, Ihre Redezeit ist zu Ende.

Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1505804900

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich hoffe, dass ich

auch Herrn Poß und seiner Truppe einige Gedanken nä-
her gebracht habe


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist aussichtslos!)


und dass sie in Zukunft den Herrn Bundesfinanzminister
stärken und ihm bei den weiteren Debatten nicht in den
Rücken fallen werden.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505805000

Nächster Redner ist der Kollege Jörg-Otto Spiller,

SPD-Fraktion.

Jörg-Otto Spiller (SPD):
Rede ID: ID1505805100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Kollege Dr. Meister, ich bescheinige Ihnen
neidlos: Sie können schnell sprechen.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Und intelligent!)


E
m
e

M
d
w
l

M
d

I
B
i
l
g

D
z

i
f
g
ü

E
R

h
w
l
p
d
J

W
d
h
w

(C (D s wäre aber besser gewesen, Sie hätten etwas langsaer gesprochen und dafür deutlicher gemacht, was Sie igentlich wollen. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Eingeschlafen, oder was?)


ir ist das nicht klar geworden. Ich glaube auch nicht,
ass den Besuchern auf den Tribünen klar geworden ist,
as Ihr Konzept ist. Ich habe nicht erkannt, was Sie wol-
en.
Wir haben im ersten Teil – das hat mit dem Kollegen
erz angefangen – überwiegend Polemik gehört. Von
er Opposition kam nur Polemik.


(Gerda Hasselfeldt [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


ch glaube allerdings nicht, dass die Bürgerinnen und
ürger in Deutschland Polemik hören wollen, sondern
ch glaube, dass sie wissen wollen, was die unterschied-
ichen Konzeptionen sind, um unser Land voranzubrin-
en.
Wir haben dafür eine klare Konzeption vorgelegt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Da muss er selber lachen!)


iese stützt sich auf drei Säulen: Wir müssen die finan-
iellen Handlungsspielräume zurückgewinnen,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Mehr Schulden, mehr Pleiten, mehr Arbeitslosigkeit sind die drei Säulen!)


ndem wir eine mittelfristige Konsolidierung der öf-
entlichen Haushalte betreiben, wir müssen Beschäfti-
ung fördern und wir müssen die Wachstumsschwäche
berwinden.


(Zuruf von der CDU/CSU: Seit fünf Jahren wissen wir das!)


ine Wachstumsschwäche – jetzt ist der Kollege
exrodt leider nicht mehr da –


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Der ist eingeschlafen! Der musste rausgetragen werden!)


aben wir in Deutschland seit zehn Jahren. Seit 1993
ar das gesamtwirtschaftliche Wachstum in Deutsch-
and jedes Jahr niedriger als im Durchschnitt der Euro-
äischen Union. Es macht überhaupt keinen Sinn, über
ie letzten drei, die letzten fünf oder die letzten sieben
ahre zu reden.


(Zuruf von der CDU/CSU: Die kann man vergessen! Da haben Sie vollkommen Recht!)


ir müssen uns vielmehr mit der Frage beschäftigen, wo
ie strukturellen Belastungen liegen, die dazu geführt
aben, dass wir anders als in früheren Zeiten schwächer
achsen als der Durchschnitt der Europäischen Union.


(Zuruf von der CDU/CSU: 2 Prozent sind doch gut!)







(A) )



(B) )


Jörg-Otto Spiller

Es ist ganz offenkundig, dass ein Teil der Ursachen mit
den Lohnnebenkosten zusammenhängt und dass es da-
rauf ankommt, dass wir unsere sozialen Sicherungssys-
teme auch unter schwierigen demographischen Bedin-
gungen zukunftssicher machen und Arbeit nicht noch
mehr verteuern, als das ohnehin der Fall ist.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Macht das doch!)


Deswegen ist die erste Aufgabe unserer Politik, die für
die strukturelle Schwäche verantwortlichen Faktoren zu
beseitigen. Das haben wir mit der Agenda 2010 konkret
auf den Weg gebracht.


(Zuruf von der CDU/CSU: Welche Erkenntnis! Das habe ich schon vor zehn Jahren gesagt!)


Der zweite Bereich ist die Konsolidierung der öffent-
lichen Finanzen. Dazu zählen nicht nur die Einnahmen,
sondern natürlich auch die Ausgaben. In Bezug auf die
Einnahmen habe ich beim Kollegen Merz wie beim Kol-
legen Austermann – auch beim Kollegen Dr. Meister –
konkrete Vorschläge vermisst. Wir haben oft genug bei
vielen Debatten von Ihrer Seite gehört, das Prinzip
müsse sein, Sonderregelungen und Subventionen, insbe-
sondere Steuersubventionen, abzubauen und dafür die
Tarife zu senken.

Wir senken die Tarife. Wir haben die Tarife auch
schon gesenkt.

Wir haben erlebt: Jedes Mal, wenn es beim Abbau
von Steuersubventionen konkret wurde,


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ging es in die Hose!)


haben Sie, auch Sie, Herr Thiele, gesagt: Aber meine
Klientel darf nicht geschädigt werden.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Meinen Sie Nachtarbeit?)


Gestern haben wir wieder eine Erklärung von Frau
Merkel zum Bundeshaushalt und zur Einhaltung der
Kriterien des Stabilitäts- und Wachstumspaktes lesen
können. Sie sagt, für die vorgezogene Tarifsenkung
müsse eine seriöse Finanzierung verlangt werden. Man
fragt sich, was die seriöse Finanzierung ist. Sie sagt, es
dürfe aber in keinem Punkt irgendwo einen Abbau von
Subventionen geben. Das passt überhaupt nicht zusam-
men.

Die CDU/CSU ist eine zu bedeutende Partei, als dass
sie solche Sprüche machen und ihrer Verantwortung aus-
weichen könnte.


(Joachim Poß [SPD]: Macht sie aber!)

Man kann vielleicht sagen: Es ist nicht schlimm, wenn
Herr Merz reine Polemik macht; auf Herrn Merz kommt
es letzten Endes nicht an. Das trifft auch für Herrn
Austermann zu. Wir brauchen im Deutschen Bundestag
nicht unbedingt Ihre Zustimmung. Das ist wahr.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wir brauchen mehr Spiller!)


A
F

D
v
d
B
s
B
f
w
B
P


i
z
A
b
s
B
n

d
a
g
p
E

d
G
n
A
W
G
R
W
s
w
B
d
l
r
a

s
e
P
z
e
W

H
m
E
s
p

(C (D ber bei Frau Merkel verhält sich das schon anders. rau Merkel ist die Vorsitzende der CDU. ie Entscheidungen im Bundesrat müssen, meine ich, erantwortungsbewusst erfolgen. Es trifft nicht zu, dass ie Union im Bundesrat die Opposition darstellt. Im undesrat gibt es nämlich keine Opposition; vielmehr ind im Bundesrat nur Landesregierungen vertreten. Der undesrat ist ein Organ des Bundes. Die Verantwortung ür den Gesamtstaat muss auch dort wahrgenommen erden. Täuschen Sie sich nicht: Die Bürgerinnen und ürger unseres Landes erwarten, dass Sie nicht nur in olemik ausweichen. Im Zusammenhang mit dem Stichwort Polemik auch Herr Dr. Meister hielt sie für notwendig – will ch etwas zu den Defizitkriterien ausführen, und zwar um einen zu dem innerstaatlichen Kriterium nach rt. 115 Grundgesetz und zum anderen zu dem im Stailitätsund Wachstumspakt innerhalb der Europäichen Union aufgeführten Kriterium der 3 Prozent des ruttoinlandsprodukts. Herr Dr. Meister, Sie wissen geau, dass Art. 115 Grundgesetz geradezu verlangt, (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Dass man ihn beachtet!)


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ach was!)


ass im Haushalt – und zwar von Bund und Ländern –
uf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Rücksicht
enommen wird und dass Bund und Länder ihre Finanz-
olitik im Sinne einer gesamtwirtschaftlich vernünftigen
ntwicklung ausrichten.
Wir können uns nicht der Verantwortung entziehen,

ass bei einer Störung des gesamtwirtschaftlichen
leichgewichts eine Steuerung durch die Finanzpolitik
otwendig ist. Wer will denn bei mehr als 4 Millionen
rbeitslosen und einem derzeit äußerst schwachen
achstum leugnen, dass das gesamtwirtschaftliche
leichgewicht gestört ist? Dafür gibt es – Sie haben
echt – vier Kriterien: die Stabilität des Preisniveaus, das
achstum, den Beschäftigungsgrad und das außenwirt-
chaftliche Gleichgewicht. Derzeit sind zwei Kriterien
irklich beeinträchtigt, nämlich das Wachstum und die
eschäftigung. Es ist durchaus verantwortungsbewusst,
ie Haushaltspolitik danach auszurichten. Wir wissen al-
erdings, dass es sich nicht ausschließlich um konjunktu-
elle Nachfrageschwankungen handelt. Ich habe bereits
usgeführt, dass es auch strukturelle Ursachen gibt.
Es wäre verkehrt, sich nur auf Defizitsteuerung zu be-

chränken. Aber das machen wir nicht. Wir betreiben
ine auf die Verbesserung der Strukturen ausgerichtete
olitik, die von einer auch auf Wachstumsimpulse set-
enden Haushalts- und Finanzpolitik begleitet wird. Das
rfolgt in Übereinstimmung mit dem Stabilitäts- und
achstumspakt der Europäischen Union.
Ich halte es für völlig unangemessen, dass heute von
errn Merz und gestern von Frau Merkel mit einer Pole-
ik begonnen worden ist, derzufolge die Stabilität des
uro gefährdet erscheint. Wir haben eine im EU-Durch-
chnitt harmonisierte Steigerungsrate der Verbraucher-
reise von 2 Prozent. Wir haben in Deutschland eine






(A) )



(B) )


Jörg-Otto Spiller

Inflationsrate von knapp 1 Prozent; das ist die niedrigste
Inflationsrate in Europa. Wir haben einen stabilen und
starken Euro im Außenwert.

Angesichts dessen ist es völlig deplatziert, von einer
Destabilisierung der Währung zu reden. Machen Sie den
Leuten keine Angst! Tragen Sie vielmehr dazu bei, dass
das Vertrauen wieder wächst! Auch die Union hat eine
Mitverantwortung für die Entwicklung in unserem Land
insgesamt. Wenn Sie diese Mitverantwortung im Bun-
destag nicht wahrnehmen wollen, kann ich das nur be-
dauern. Aber ich baue darauf, dass auch im Bundesrat
eine verantwortungsbewusste Mehrheit zustande kommt.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505805200

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

Gerhard Rübenkönig, SPD-Fraktion.

Gerhard Rübenkönig (SPD):
Rede ID: ID1505805300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Als Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses
habe ich jetzt die Aufgabe, losgelöst von der aktuellen
Debatte die Entlastung der Bundesregierung für das
Haushaltsjahr 2001 zu beantragen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

In diesem Zusammenhang begrüße ich ganz herzlich

den Präsidenten des Bundesrechnungshofes, Herrn Pro-
fessor Dr. Dieter Engels, bei dem ich mich gleichzeitig
ganz herzlich für die gute Zusammenarbeit bedanken
möchte.


(Beifall bei der SPD)

Dank sagen möchte ich auch den Kolleginnen und

Kollegen im Ausschuss für die sachbezogenen und fai-
ren Debatten und auch den Mitarbeiterinnen und Mitar-
beitern des Sekretariats.

Die Entlastung der Bundesregierung ist auf den ersten
Blick ein Routinevorgang, der in der Öffentlichkeit
kaum zur Kenntnis genommen wird. Dies ist eigentlich
schade; denn das Thema Haushalts- und Wirtschaftsfüh-
rung des Bundes verdient durchaus mehr Aufmerksam-
keit. Es geht um die wirtschaftliche und ordnungsge-
mäße Verwendung aller Einnahmen und Ausgaben des
Bundes, also um die korrekte Verwendung von Steuer-
mitteln. Wir reden hier immerhin über 243,1 Milliarden
Euro, die der Bund im Jahre 2001 eingenommen und
verausgabt hat.

Der Bundesrat hat bereits im Februar grünes Licht für
die Entlastung der Bundesregierung gegeben. Der Rech-
nungsprüfungsausschuss hat die Anträge des Finanzmi-
nisteriums sowie die Bemerkungen des Bundesrech-
nungshofes in sieben Sitzungen ausführlich beraten und
dem Haushaltsausschuss einvernehmlich die Entlastung
empfohlen. Der Haushaltsausschuss hat ebenso einver-
nehmlich dem Bundestagsplenum, also Ihnen, empfoh-
len, die Entlastung zu erteilen.

J

2
l
m
d
D
m
K
v
d
l
g
2

m
M
h
u

d
B
H
s
s
r

n
e
l
h
n
l
e
t
A
Z
A
2
d
t
f
D
r
N
i
n
a
a
d
l
s

d
B
s
z
i
d

(C (D Lassen Sie mich nun einige kurze Ausführungen zur ahresrechnung 2001 machen: Die Ausgaben lagen nach dem Jahresabschluss für 001 mit umgerechnet 243,1 Milliarden Euro um 0,7 Miliarden Euro unter dem veranschlagten Soll. Die Einnahen unterschritten mit 220,2 Milliarden Euro ebenfalls as veranschlagte Soll, und zwar um 1,2 Milliarden Euro. ie in Anspruch genommene Nettokreditaufnahme lag it 22,8 Milliarden Euro um 0,5 Milliarden Euro über der reditermächtigung im Haushaltsgesetz. Die Nettoneuerschuldung war um 4,5 Milliarden Euro niedriger als ie Summe der Investitionsausgaben von rund 27,3 Miliarden Euro. Die verfassungsrechtliche Kreditoberrenze wurde damit auch im Haushaltsvollzug des Jahres 001 eingehalten. Die überund außerplanmäßigen Ausgaben erreichten it 4,9 Milliarden Euro wieder ein erhebliches Volumen. ehrausgaben gab es vor allem bei der Arbeitslosenilfe, beim Zuschuss für die Bundesanstalt für Arbeit nd bei den Münzausgaben. Die seit 1998 bestehende Haushaltsflexibilisierung in en Verwaltungskapiteln hat nach Einschätzung des undesrechnungshofes positive Auswirkungen auf den aushaltsvollzug. Das Bundesministerium der Finanzen ollte hier aber am Ball bleiben und die haushaltswirtchaftlichen Instrumente zugunsten einer zukunftsgeichteten Haushaltspraxis weiterentwickeln. Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Bundesrech ungshof hat bereits in seiner letztjährigen Bemerkung inige Probleme aufgegriffen, die uns auch in der aktuelen finanzwirtschaftlichen Diskussion beschäftigen. So at er darauf hingewiesen, dass die Haushaltsprobleme icht nur auf die enttäuschende wirtschaftliche Entwickung zurückzuführen sind, sondern dass sie – wir haben s eben in der aktuellen Diskussion gehört – auch strukurelle Ursachen haben. Da ist zum einen der hohe nteil der Sozialausgaben und der Zinsausgaben. Die inslast ist dabei das Ergebnis einer jahrzehntelangen ufnahme immer neuer Schulden. Zum Ende des Jahres 002 betrugen die Schulden des Bundes und seiner Sonervermögen rund 779 Milliarden Euro. Die Bundesleisungen an die gesetzliche Rentenversicherung übertrefen in ihrer Dynamik alle anderen Ausgabenbereiche. er Bundeshaushalt trägt bereits jetzt einen Anteil von und einem Drittel der Rentenversicherungsausgaben. ach der Finanzplanung werden die Rentenleistungen m Bundeshaushalt weiter überproportional steigen. Daeben fließen zusätzliche Haushaltsmittel des Bundes in ndere Alterssicherungssysteme wie die Versorgungsusgaben für Beamte und Soldaten, die Leistungen für ie Versorgungsempfänger aus dem Bereich der ehemaigen Bahn und Post sowie die Ausgaben für die Altersicherung der Landwirte. Der Bundesrechnungshof weist zu Recht darauf hin, ass sich der Bund im Vergleich zum Durchschnitt der undesländer keinesfalls in einer besseren finanzwirtchaftlichen Lage befindet. Eher das Gegenteil dürfte utreffen. So ist der Bundesanteil am Steueraufkommen n den letzten zehn Jahren vor allem zugunsten der Läner deutlich zurückgegangen, und zwar von 48,5 Prozent Gerhard Rübenkönig im Jahr 1994 auf 43,5 Prozent im Jahr 2003. Die Länder sind daher auch in einer besonderen Pflicht bei der Umsetzung der finanzpolitischen Ziele des europäischen Stabilitätsund Wachstumspaktes. Wir stehen in der laufenden Wahlperiode vor gewaltigen Reformaufgaben. Für den Rechnungsprüfungsausschuss sehe ich einige interessante Themenkreise, mit denen wir uns in nächster Zeit intensiv befassen sollten. Das betrifft zum Beispiel die Fortsetzung der eingeleiteten Verwaltungsreform. Zu dieser Thematik gehört die weitere Modernisierung des Haushaltsrechts. Hier sind wir mit der Haushaltsflexibilisierung, mit der Einführung einer Kosten-Leistungs-Rechnung in weiten Bereichen der Bundesverwaltung sowie mit den Pilotprojekten betreffend den Einsatz von Produkthaushalten auf einem guten Weg. Wir sollten aber mögliche Probleme, die mit einer verstärkten Privatisierung öffentlicher Aufgaben verbunden sind, nicht aus den Augen verlieren. Ich denke hierbei insbesondere an den Verlust oder zumindest die Einschränkung parlamentarischer Kontrollrechte. Ich bin sicher, dass der Bundesrechnungshof uns dabei wie bisher fachkundig beraten wird. Wir werden noch genügend Gelegenheit haben, diese Themen im Rechnungsprüfungsausschuss eingehend zu erörtern. Für heute möchte ich aufgrund meiner kurzen Redezeit hiermit schließen und mich für Ihre Aufmerksamkeit bedanken. Ich bitte Sie um Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2001. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505805400

Weitere Wortmeldungen zur allgemeinen Finanzde-

batte liegen nicht vor.
Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf

Drucksache 15/1502 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Die Federführung ist
jedoch strittig. Die Fraktionen von SPD und Bündnis 90/
Die Grünen wünschen Federführung beim Haushaltsaus-
schuss. Die Fraktionen der CDU/CSU und der FDP wün-
schen Federführung beim Finanzausschuss. Ich lasse zu-
erst über den Überweisungsvorschlag der Fraktionen der
CDU/CSU und FDP abstimmen, also die Federführung
beim Finanzausschuss. Wer stimmt für diesen Überwei-
sungsvorschlag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-
gen? – Der Überweisungsvorschlag ist mit den Stimmen
der Koalition und der beiden fraktionslosen Abgeordne-
ten gegen die Stimmen der CDU/CSU und der FDP abge-
lehnt.

Wer stimmt für den Überweisungsvorschlag der Frak-
tionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen, also die
Federführung beim Haushaltsausschuss? – Wer stimmt
dagegen? – Enthaltungen? – Dieser Überweisungsvor-
schlag ist mit dem gleichen Stimmenverhältnis wie zu-

v
H

w
c
d
g
1
d
G
e
w

H
t
r
k
u
u
l
e
h

H
d
h
s
E
S

H
d
h
s
u
l
w

d
d
g
n
s

Z

(C (D or angenommen. Damit liegt die Federführung beim aushaltsausschuss. Tagesordnungspunkte 1 d bis 1 g: Interfraktionell ird die Überweisung der Vorlagen auf den Drucksahen 15/1517, 15/1518, 15/997 und 15/1218 an die in er Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlaen. Die Vorlagen auf den Drucksachen 15/1517 und 5/1518 sollen abweichend von der Tagesordnung an en Haushaltsausschuss ausschließlich gemäß § 96 der eschäftsordnung überwiesen werden. Sind Sie damit inverstanden? – Das ist der Fall. Dann sind die Übereisungen so beschlossen. Tagesordnungspunkt 1 h: Beschlussempfehlung des aushaltsausschusses zu dem Antrag des Bundesminiseriums der Finanzen zur Entlastung der Bundesregieung für das Haushaltsjahr 2001 sowie zu den Bemerungen des Bundesrechnungshofes 2002 zur Haushaltsnd Wirtschaftsführung, Drucksachen 14/8729, 15/60 nd 15/1262. Wer stimmt für diese Beschlussempfehung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussmpfehlung ist mit den Stimmen der Koalition bei Entaltung der CDU/CSU und der FDP angenommen. Tagesordnungspunkt 1 i: Beschlussempfehlung des aushaltsausschusses zu dem Antrag des Präsidenten es Bundesrechnungshofes zur Rechnung für das Hausaltsjahr 2001, Drucksachen 15/1047 und 15/1258. Wer timmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den timmen des ganzen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 1 j: Beschlussempfehlung des aushaltsausschusses zu dem Antrag des Präsidenten es Bundesrechnungshofes zur Rechnung für das Hausaltsjahr 2002, Drucksachen 15/1048 und 15/1259. Wer timmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe nd Enthaltungen entfallen, weil die Beschlussempfehung mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen orden ist. Zusatzpunkt 1: Interfraktionell wird die Überweisung es Gesetzentwurfs auf Drucksache 15/1470 an die in er Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlaen. Gibt es dazu anderweitige Vorschläge? – Das ist icht der Fall. Dann sind die Überweisungen so bechlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 3 a bis 3 d sowie usatzpunkt 2 auf: 3 a)


gebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur
Änderung der Handwerksordnung und ande-
rer handwerksrechtlicher Vorschriften
– Drucksache 15/1481 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu Refor-
men am Arbeitsmarkt
– Drucksache 15/1509 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung

c) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Pro-
tokoll von Cartagena vom 29. Januar 2000
über die biologische Sicherheit zum Überein-
kommen über die biologische Vielfalt
– Drucksache 15/1519 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Cornelia

(Homburg)

der FDP
Stärkung der europäischen Raumfahrtpoli-
tik – Gewinn für den Wirtschafts- und For-
schungsstandort Deutschland
– Drucksache 15/1230 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

ZP 2 Beratung des Antrags der Abgeordneten Günter
Baumann, Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Unterstützung für ehemalige politische Häft-
linge umgehend sicherstellen
– Drucksache 15/1524 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe
Haushaltsausschuss

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfach-
ten Verfahren ohne Debatte.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
überweisen. Die Vorlage auf Drucksache 15/1509 – Ta-
gesordnungpunkt 3 b – soll zusätzlich gemäß § 96 der
Geschäftsordnung an den Haushaltsausschuss überwie-

s
g
s
ü
D
s

p
z
is

s
b
l
i
s

u
G
D
s

(C (D en werden. Die Vorlage auf Drucksache 15/1230 – Taesordnungspunkt 3 d – soll zusätzlich an den Auschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen berwiesen werden. Sind Sie damit einverstanden? – as ist der Fall. Dann sind die Überweisungen so bechlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 4 sowie Zusatz unkt 3 auf. Es handelt sich um die Beschlussfassung u Vorlagen, zu denen keine Aussprache vorgesehen t. Tagesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 30. Juli 2002 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Französischen Republik über die deutsch-französischen Gymnasien und das deutsch-französische Abitur – Drucksache 15/717 – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses – Drucksache 15/1364 – Berichterstattung: Abgeordnete Monika Griefahn Dr. Andreas Schockenhoff Claudia Roth Harald Leibrecht Der Auswärtige Ausschuss empfiehlt auf Druckache 15/1364, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich itte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wolen, um das Handzeichen. – Der Gesetzentwurf ist damit n zweiter Beratung mit den Stimmen des gesamten Haues angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – er Gesetzentwurf ist mit den Stimmen des ganzen Haues angenommen. Zusatzpunkt 3: Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Zusatzabkommen vom 5. November 2002 zum Abkommen vom 11. April 1967 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien zur Vermeidung der Doppelbesteuerungen und zur Regelung verschiedener anderer Fragen auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen einschließlich der Gewerbesteuer und der Grundsteuern – Drucksache 15/1188 – Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses – Drucksache 15/1401 – Berichterstattung: Abgeordnete Lydia Westrich Leo Dautzenberg Der Finanzausschuss empfiehlt auf Drucksache 15/1401, den Gesetzentwurf anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen und Enthaltungen entfallen, da der Gesetzentwurf in der zweiten Beratung mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen worden ist. Dritte Beratung und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Damit ist der Gesetzentwurf mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Wir setzen die Haushaltsberatungen fort und kommen zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung. Außerdem rufe ich die Zusatzpunkte 4 bis 6 auf: ZP 4 Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Modernisierungsgesetz – GMG)


(Erste Beratung 40. Sitzung)


(Erste Beratung 53. Sitzung)





(A) )


(B) )

– Drucksache 15/1525 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

ZP 5 Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einord-
nung des Sozialhilferechts in das Sozialgesetz-
buch
– Drucksache 15/1514 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

Z

S

D
W

d
s
i
d
d
l
u
s
r
t
s
a
s
K
g
G
d
k
e
d

n
Z
H
d
K

(C (D P 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Dieter Thomae, Detlef Parr, Dr. Heinrich L. Kolb, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Zukunft gestalten statt Krankheit verwalten – Drucksache 15/1526 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Innenausschuss Sportausschuss Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss Das Wort hat die Bundesministerin Ulla Schmidt. Ulla Schmidt, Bundesministerin für Gesundheit und oziale Sicherung: Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! er Präsident hat die Sitzung heute Morgen mit den orten eröffnet: Auf uns warten intensive Arbeit und sicherlich heftige Diskussionen. Ich wünsche mir für uns alle, dass trotz aller Kontroversen Ergebnisse erzielt werden, die die gesellschaftliche Situation in Deutschland verbessern. Der vorliegende Gesetzentwurf zur Modernisierung er gesetzlichen Krankenversicherung dokumentiert ein olches Vorgehen; denn mit ihm nehmen die Fraktionen m Deutschen Bundestag, die Regierungsfraktionen und ie Opposition, gemeinsame Verantwortung wahr, um ie drängendsten Probleme des Gesundheitswesens zu ösen: die Beiträge zu senken, die Ausgaben zu bremsen nd die Qualität und Effizienz im Gesundheitswesen zu teigern. Koalition, CDU/CSU-Fraktion, Länderregieungen und Bundesregierung haben sich der Verantworung für eine Erneuerung des Gesundheitswesens getellt. Das Ergebnis wochenlanger Verhandlungen, die in ußergewöhnlich kollegialer und konstruktiver Atmophäre stattgefunden haben, ist ein für alle annehmbarer ompromiss. Ich stelle das hier ganz nüchtern fest. Es ibt keinen Grund für Euphorie, aber es gibt auch keinen rund, diesen Kompromiss kleinzureden; denn er dient en Gesunden und den Kranken, er hilft den Krankenassen und er verbessert die Situation der Leistungsrbringer in diesem Bereich. Diese Reform ist notwenig, damit Gesundheit auch morgen noch bezahlbar ist. Ohne Kompromiss geht es in der Gesundheitspolitik icht; denn alle wichtigen Entscheidungen bedürfen der ustimmung des Bundestages und des Bundesrates. ätte eine Seite allein die Mehrheit gehabt, dann sähe as Konzept wahrscheinlich anders aus. Was jetzt durch ompromissbereitschaft erreicht wurde, ist mehr, als Bundesministerin Ulla Schmidt jede Seite allein gegen die andere hätte durchsetzen können. Das ist das Entscheidende. Wer das leugnet, der verschließt die Augen vor politischen Realitäten. Es war bedauerlich, dass die FDP kurzfristig nicht der Versuchung widerstehen konnte, Klientelpolitik vor das Gemeinwohl zu setzen. Otto Graf Lambsdorff hat hierzu alles gesagt – ich zitiere das „Handelsblatt“ vom 8. Juli 2003 –: Dass die FDP-Führung Internetapotheken, die Aufhebung des Mehrbesitzverbots für Apotheken und die Lockerung des Vertragsmonopols der Kassenärztlichen Vereinigungen bei der ambulanten ärztlichen Versorgung ablehnt, ist mir unverständlich. Recht hat er. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)


(Widerspruch bei der FDP)

Ich danke all denjenigen, die zum Kompromiss ge-

standen haben und stehen – trotz unterschiedlicher poli-
tischer Auffassungen. Ich danke an dieser Stelle auch all
denjenigen, die in unermüdlicher Arbeit hinter den Ku-
lissen immer dafür gesorgt haben, dass das, was auf der
politischen Ebene entschieden wurde, auch tatsächlich in
Gesetzesform gegossen wurde. Das waren nicht nur die
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Gesundheitsminis-
teriums, sondern auch die der Fraktionen und der Län-
derministerien. Wir haben allen Grund, ihnen zu danken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der CDU/CSU)


Mit dem Kompromiss bei der Gesundheitsreform
setzt das Parlament eine gute Tradition in unserem Land
fort, die Tradition, für das Wohlergehen der Menschen
grundlegende sozialpolitische Fragen möglichst im Kon-
sens zu beantworten. Die Bürgerinnen und Bürger kön-
nen schwierige Entscheidungen akzeptieren, aber sie
wollen in den sozialen Sicherungssystemen in der Regel
Sicherheit und Planbarkeit über den Wahltermin hinaus,
also jenseits der jeweiligen politischen Mehrheiten. In
der Regel ist das bei Dingen, die im Kompromisswege
entschieden wurden, in den vergangenen Jahren auch so
gehandhabt worden. Niemand hat das mehr grundsätz-
lich infrage gestellt. Unabhängig davon muss natürlich
jedes Gesetz entsprechend der Entwicklung angepasst
werden.

Der Kompromiss mit der Union zur umfassenden Re-
form des Gesundheitswesens ist ein Baustein zur Umset-
zung der Agenda 2010. Er ist ein wichtiger Eckpfeiler
zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für eine wirt-
schaftliche Belebung und zur Schaffung von Arbeitsplät-
zen in Deutschland. Alle am Kompromiss beteiligten
Fraktionen und Parteien bekennen sich zu dem Ziel, Ar-
beitskosten und Lohnnebenkosten zu verringern, damit
es gelingt, in Deutschland Beschäftigung zu schaffen.
Denn eines ist klar: Alles, was im Gesundheitswesen

v
e

g
s
l
c
a
n
u
s
r
n

w
d
v
G
h
l
R
h
v
d
s
a
b

ü
t
s
f
k
u
m
r
d
E
g
r

W
i
o
W
d
s
s
ä
g
t
i
W
s
f
W
g
r

(C (D erteilt wird, muss erst erwirtschaftet werden. Nur was rwirtschaftet wird, kann zur Finanzierung dienen. Mit dieser Reform werden wir die Beitragssätze zur esetzlichen Krankenversicherung schon im Jahre 2004 pürbar senken und in den Folgejahren den durchschnittichen Beitragssatz unter die 13-Prozent-Grenze drüken. Dabei handelt es sich um eine riesengroße Kraftnstrengung, die nicht kleingeredet werden sollte. Sie ist otwendig, um die Arbeitskosten zu senken, aber auch, m die Akzeptanz der solidarischen Versicherung zu tärken. Es sollte nämlich nie vergessen werden: Solidaität hat auf Dauer nur Bestand, wenn sie den Einzelnen icht überfordert. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wer den Gesetzenturf genau studiert, wird feststellen: Es ist kein Entwurf, er die Versicherten und Patienten einseitig belastet, wie ielfach geschrieben wird. Pharmazeutische Industrie, roßhandel und Apotheker haben schon im Zusammenang mit dem Beitragssatzsicherungsgesetz einen erhebichen Beitrag geleistet und werden ihn auch zu dieser eform leisten. Bei aller Diskussion um die Einbezieung der Leistungserbringer sollten wir aber niemals ergessen, dass das Gesundheitswesen ein entscheidener Wirtschaftsfaktor ist und dass die 4,2 Millionen Bechäftigten in diesem System auch einen Anspruch auf ngemessene Bezahlung und humane und sichere Areitsplätze haben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Mit den vorliegenden Maßnahmen wird niemand
berfordert. Es ist richtig, dass die Patienten und Patien-
innen mehr Zuzahlungen als heute werden leisten müs-
en, aber für die Versicherten sinken die Beiträge. Es gilt
ür alle eine einkommensabhängige Überforderungs-
lausel. Es gibt besondere Erleichterungen für Familien
nd chronisch Kranke und – das kommt als neues Instru-
ent hinzu – die Krankenkassen erhalten das Recht, An-
eize für kosten- und gesundheitsbewusstes Verhalten
er einzelnen Versicherten zu setzen. Damit hat es jeder
inzelne in der Hand, die jetzt vorgesehenen Zuzahlun-
en zu reduzieren. Ich bin überzeugt, dass dieser Weg
ichtig ist.
Mit der Gesundheitsreform werden entscheidende
eichen für umfassende strukturelle Erneuerungen

m Gesundheitswesen gestellt. Ich gebe zu: Die Koaliti-
nsfraktionen hätten sich mehr Wettbewerb gewünscht.
enn auch beispielsweise die Details zur Neuregelung
er ärztlichen Vergütung komplex und schwierig zu ver-
tehen sind, so kann niemand mit Sachverstand davon
prechen, dass sich mit dieser Reform nichts positiv ver-
ndern würde. Im Gegenteil: Wir öffnen in allen Versor-
ungsbereichen kollektivvertragliche Strukturen zuguns-
en wettbewerblicher Lösungen. Wir fördern die
ntegrierte Versorgung bis an die Grenze des Möglichen.
ir geben vielfache Anreize zur Förderung von Wirt-
chaftlichkeit und Qualität in besonderen Versorgungs-
ormen wie zum Beispiel den Chronikerprogrammen.
ir schaffen Anreize für die Teilnahme an diesen Pro-
rammen, die ja ein Quantensprung bei der Verbesse-
ung der medizinischen Versorgung chronisch kranker






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt

Menschen sind, indem Krankenkassen mit Bonuspro-
grammen oder auch mit besonderen Tarifen werben kön-
nen.

Wir geben den Krankenkassen mehr Möglichkeiten
zur Steuerung. Wir verlangen aber auch etwas: So müs-
sen die Krankenkassen in Zukunft stärker als bisher Re-
chenschaft über die Verwendung der Beiträge zum ei-
nen bei den Leistungs-, zum anderen bei den
Verwaltungs- und Personalausgaben ablegen. Damit er-
höhen wir auch die Transparenz für die Versicherten. Sie
können selbst darauf achten, ob ihre Kasse effizient ar-
beitet. Angesichts der Steigerung der Verwaltungskosten
in den letzten Jahren ist eine solche Maßnahme mehr als
überfällig.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, wir können als Gesetzge-
ber nur die Rahmenbedingungen setzen; handeln müssen
die Akteure selbst.

Es ist mir in der Diskussion sehr wichtig: Diese Ge-
sundheitsreform ist, anders als es oft behauptet wird,
kein Einstieg in den Ausstieg aus der Solidarität. Auch
wenn gerade für unsere Seite die Neuregelung des
Zahnersatzes eine der bittersten Pillen unseres Kompro-
misses ist, lassen wir die Menschen mit der jetzt gefun-
denen Lösung nicht allein. Eine Privatisierung von Leis-
tungen und Risiken findet mit dem Kompromiss nicht
statt. Die Menschen erhalten Wahlmöglichkeiten. Sie
können selbst entscheiden, ob sie den Zahnersatz in der
gesetzlichen oder in der privaten Krankenversicherung
absichern wollen. Für diejenigen, die sich für die GKV
entscheiden, bleiben der gesetzliche Leistungsumfang
mit der medizinisch notwendigen Regelversorgung und
die beitragsfreie Familienmitversicherung erhalten. Wir
sind uns alle darin einig, dass wir als Gesetzgeber sehr
genau darauf achten werden, dass die Ansprüche der
Versicherten durchgesetzt werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, viele wollen es
nicht glauben, aber die Gewinner und Gewinnerinnen
werden die Patienten und Patientinnen sein. Sie erhalten
mehr Wahl- und Mitsprachemöglichkeiten. Sie können
sich endlich erkundigen, wo sie die beste Behandlung ih-
rer Erkrankungen bekommen. Wir überwinden die stren-
gen Strukturen und starren Grenzen zwischen ambu-
lanter und stationärer Versorgung. Wir öffnen überall
dort, wo es notwendig ist und gewünscht wird, die Kran-
kenhäuser für die ambulante Versorgung, zum Beispiel
zur Behandlung schwer kranker Menschen, die heute
zwischen Krankenhaus und ambulanter Versorgung pen-
deln müssen. Wir schaffen für diese Menschen auch in
der integrierten Versorgung mehr Möglichkeiten. Wir
führen Hausarztmodelle ein.

Außerdem entsprechen wir einem alten Anliegen ge-
rade der Bürgerinnen und Bürger der neuen Bundeslän-
der: Wir werden in Deutschland künftig medizinische
Versorgungszentren, die insbesondere in Brandenburg
als Gesundheitszentren bekannt sind, zulassen. Sie sind
klassische Zentren der integrierten Versorgung. Damit
werden erstmals auch angestellte Ärzte und Ärztinnen in

g
l
i
d
S
p

n
d
d
s
v

s
g
n
B
w
g
b
Ä
d
D
z
d
p
h
s
T
u
m
f
d
h

g
k
b
t
n
D
d
s
g
c
s
r
h

m
g
w
d

(C (D anz Deutschland in der ambulanten Versorgung zugeassen. Dabei freut mich besonders – diese Freude spüre ch auch bei den Menschen, mit denen ich auf verschieenen Veranstaltungen diskutiere –, dass endlich ein tück Erfahrung aus Ostdeutschland in den Westen exortiert wird. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der Gesetzentwurf enthält viele Regelungen, mit de-
en wir die besondere Situation in den neuen Bundeslän-
ern berücksichtigen und die medizinische Versorgung
ort stärken wollen. Unser Ziel ist, auch im medizini-
chen Bereich die Angleichung der Lebensverhältnisse
on Ost und West voranzubringen.
Lassen Sie mich einen Punkt ansprechen, bei dem oft

o getan wird, als hätten wir ihn vergessen. Inzwischen
ibt es ein Urteil zur Arbeitszeit der Ärzte und Ärztin-
en. Auch darüber haben wir ausführlich gesprochen.
ereits vor dem Urteil waren wir uns einig, dass wir er-
arten, dass die Hierarchie in den Krankenhäusern ab-
ebaut werden muss und dass die Krankenhäuser Ar-
eitszeitmodelle schaffen, durch die den Ärzten und
rztinnen Schichtarbeit ermöglicht wird. Wir wollen für
ie Beschäftigen keine Arbeitszeiten von 30 Stunden.
aher gibt es in diesem und im kommenden Jahr Geld
ur Unterstützung der Krankenhäuser, die hier einen an-
eren Weg beschreiten wollen. Die Einführung der Fall-
auschalen und der neuen Finanzierung in den Kranken-
äusern ist ein integraler Bestandteil der Reform. Ich
age ganz klar und spreche für alle Teilnehmerinnen und
eilnehmer der Konsensrunde: Wir wollen, dass Ärzte
nd Ärztinnen nicht mehr 30 Stunden am Stück arbeiten
üssen. Wir setzen darauf, dass das, was schon heute in
ast 40 Prozent aller Krankenhäuser möglich ist, auch in
en übrigen 60 Prozent endlich entsprechend gehand-
abt wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Nicht nur in der Gesundheitspolitik, sondern in der
esamten Sozialpolitik sind Sicherheit und Bezahlbar-
eit für uns die entscheidenden Leitplanken. Im Alter,
ei Krankheit oder in anderen schwierigen Lebenssitua-
ionen kann es für jeden von uns Momente geben, in de-
en wir auf die Solidarität der anderen angewiesen sind.
iese Solidarität unter veränderten ökonomischen Be-
ingungen in einer globalisierten Welt, aber auch ange-
ichts der veränderten demographischen Entwicklung zu
ewährleisten ist unsere Aufgabe. Dass wir alle glückli-
herweise immer älter werden und die Lebenserwartung
teigt, auf der anderen Seite aber zu wenig Kinder gebo-
en werden, ist die größte Herausforderung des 21. Jahr-
underts.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Aus diesem Grund sind die anstehenden Sozialrefor-
en notwendig. Sie sind notwendig, damit die Solidarität
ewahrt bleibt und damit – das sollte nicht unterschätzt
erden – Gemeinsinn und Zusammengehörigkeitsgefühl
er Menschen gestärkt werden; denn ohne Solidarität






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt

bricht eine Gesellschaft auseinander. Dass wollen wir
nicht.

Deshalb werden wir auf dieser Grundlage eine breite
gesellschaftliche Diskussion nicht nur um die langfris-
tige Finanzierung unseres Gesundheitswesens führen
müssen. Es wird viel über die Bürgerversicherung disku-
tiert. Ich habe den Eindruck, dass die Modelle noch nicht
entscheidungsreif sind und dass wir noch sorgfältig prü-
fen und abwägen müssen, um eine klare Perspektive auf-
zuzeigen. Aber wir werden die Diskussion über die
nachhaltige Finanzierung der Pflegeversicherung führen
müssen und auch Beschlüsse zur nachhaltigen Finanzie-
rung der Alterssicherung in Deutschland fassen müssen.
Auch dabei gelten für uns die beiden Gesichtspunkte Si-
cherheit und Bezahlbarkeit.

Wir haben in der letzten Legislaturperiode bereits
Strukturreformen in der Rentenversicherung umge-
setzt. Wir haben den Einstieg in die kapitalgedeckte Zu-
satzversorgung geschaffen, der damals vom Kollegen
Seehofer als Quantensprung in der Rentenpolitik be-
zeichnet worden ist. Gleichwohl müssen wir weiterge-
hen und weitere Maßnahmen auf den Weg bringen. Da-
her werden wir im Herbst Maßnahmen vorstellen, die
sowohl die kurz- als auch die mittelfristige Stabilisie-
rung der Beitragssätze zur gesetzlichen Rentenversiche-
rung zur Folge haben und die zugleich eine langfristige
Konsolidierung der gesetzlichen Rentenversicherung si-
chern. Auch das wird nicht einfach. Es wird unbequem.
Aber es ist der einzige Weg, der dazu führt, dass die Alters-
sicherung für die Jungen bezahlbar und für die Älteren
verlässlich bleibt; denn eines sollten wir nie vergessen:
Nur bezahlbare Renten sind sichere Renten.

Mit der anstehenden Reform der Sozialhilfe stellen
wir einfache und transparente Hilfeleistungen zur Verfü-
gung. Einmalige Leistungen der Hilfe zum Lebensunter-
halt werden in den Regelsatz mit einbezogen. Dies
bringt neben der Stärkung der Eigenverantwortlichkeit
der Leistungsberechtigten für die Verwaltung erhebliche
Vereinfachungen. Leistungen müssen künftig nicht mehr
einzeln bewilligt werden und der Einzelne kann besser
mit einem eigenen Budget haushalten und eigene Priori-
täten setzen.

Sicherheit und Bezahlbarkeit als Leitplanken unserer
Sozialpolitik sind auch Kennzeichen des vorliegenden
Haushalts. Wir garantieren auf der einen Seite die Be-
reitstellung der notwendigen Mittel für die Sicherung
und Fortentwicklung der Systeme der sozialen Siche-
rung. Auf der anderen Seite trägt dieser Haushalt zu-
gleich dem Kurs der strikten Haushaltskonsolidierung
Rechnung.

In der Zukunft wird es keine Sozialpolitik mehr nach
dem Motto geben: Wasch mir den Pelz, aber mach mich
nicht nass. Dieses Motto macht unsere sozialen Siche-
rungssysteme nicht zukunftsfähig. Es verschiebt Pro-
bleme, löst sie aber nicht. Wir haben keine Wahl. Wir
müssen uns den notwendigen Reformen stellen, und
zwar heute. Dies sage ich auch als Mutter und Großmut-
ter; denn ich möchte, dass auch unsere Kinder und En-
kelkinder im Alter noch ein vergleichbares Stück Sicher-

h
g

C

H
t
s
z
s
v
h
l
m

b
w
d
v
g
T
s
G
w

h
d
a
s
t
w
w
o
h

n
k
m
d
h
n
u
S
d
K
b

s
a
l

(C (D eit haben, das für uns alle so selbstverständlich eworden ist. Auch sie haben ein Recht darauf. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505805500

Nächster Redner ist der Kollege Horst Seehofer,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Horst Seehofer (CSU):
Rede ID: ID1505805600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Das deutsche Gesundheitswesen ist in den letz-
en Monaten – wie selten zuvor – in den Mittelpunkt der
ozialpolitischen Diskussion gerückt. Ich glaube, es ist
u Beginn dieser Beratungen über den Gesundheitskon-
ens ganz wichtig, dass wir uns einmal Klarheit darüber
erschaffen, wo wir mit unserem Gesundheitswesen ste-
en und wo die eigentlichen Probleme liegen. In den
etzten Wochen und Monaten ist nämliches vieles ver-
ischt worden.
Wir haben es in Deutschland nicht mit einer Krise

ei der Versorgung kranker Menschen zu tun. Uns be-
egt – nicht zum ersten Mal, aber immer drängender –
ie Finanzierungskrise in der gesetzlichen Kranken-
ersicherung. Wir können auch im internationalen Ver-
leich feststellen, dass unser Gesundheitswesen in allen
eilen Deutschlands einen sehr hohen Versicherungs-
chutz bietet, ein beinahe flächendeckendes Angebot an
esundheitsleistungen bereitstellt und einen vergleichs-
eise hohen Versorgungsgrad aufweist.
Wenn wir also im Zusammenhang mit der Gesund-

eitsreform über die Versorgungsqualität diskutieren,
ann diskutieren wir nicht darüber, wie wir sozusagen
us dem Keller in eine obere Etage gelangen können,
ondern darüber, wie wir es schaffen können, dass wir
rotz der vielen Veränderungen in der Arbeitswelt, der
irtschaftlichen Schwäche, der steigenden Lebenser-
artung und trotz des medizinischen Fortschritts in einer
beren Etage bleiben, vielleicht sogar noch eine Etage
öher kommen können.
Diejenigen, die im Gesundheitsbereich in verschiede-

en Berufen insbesondere als Mediziner oder als Pflege-
räfte tagtäglich einen sehr kompetenten und auch hu-
anen Dienst für kranke Menschen leisten, sind nicht
ie Verursacher der Probleme im deutschen Gesund-
eitswesen. Deshalb möchte ich die Gelegenheit wahr-
ehmen, den Frauen und Männern zu danken, die rund
m die Uhr, ständig konfrontiert mit dem Leid, mit dem
chicksal von kranken Menschen und nicht selten mit
em Tod, ihren Dienst für kranke Menschen mit hoher
ompetenz und mit sehr viel Humanität leisten. Sie ha-
en unseren Dank verdient.


(Beifall im ganzen Hause)

Wenn ich sage, dass wir weniger Probleme in der Ver-

orgungsqualität haben, dann heißt das nicht, dass dort
lles perfekt ist. In Menschenhand ist nichts perfekt; al-
es kann noch verbessert werden. Aber in der Versor-






(A) )



(B) )


Horst Seehofer

gungsqualität liegt nicht der Ansatzpunkt für eine Ge-
sundheitsreform. Unser primäres Problem ist die
Finanzierungskrise. Bei allem Konsens und bei aller
Konsensbereitschaft kann ich Rot-Grün die Feststellung
nicht ersparen, dass die Finanzierungskrise in der gesetz-
lichen Krankenversicherung Deutschlands in den letzten
Jahren politisch verschuldet worden ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätte jetzt nicht sein müssen!)


– Frau Bender, wenn Sie sagen, das hätte jetzt nicht sein
müssen, dann muss ich erwidern: Bei allem Konsens und
bei allen gegenwärtigen Konsensbemühungen muss man
schon deutlich machen, wo die Ursache für die Krise
liegt, damit man in der Zukunft die Fehler aus der Ver-
gangenheit nicht wiederholt. Einer Ihrer größten Fehler
ist, 1997 und 1998 gegen mehr Eigenverantwortung im
deutschen Gesundheitswesen politisch zu Felde gezogen
zu sein und 1999 die Gesundheitsreform zurückgenom-
men zu haben. Wir hätten einen ganzen Rucksack weni-
ger Probleme in Deutschland, wenn Sie 1999 unsere So-
zialreformen nicht zurückgenommen hätten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD])


– Wir haben 1998 Überschüsse übergeben und die Bei-
träge waren deutlich niedriger. Jetzt haben wir die
höchsten Beitragssätze in der Geschichte der gesetzli-
chen Krankenversicherung. Die gesetzlichen Kranken-
kassen sind enorm verschuldet, nämlich mit zwischen
7 und 8 Milliarden Euro. Viele Krankenkassen können
die Leistungen nur noch finanzieren, weil sie Schulden
aufnehmen.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Oder sie zahlen nicht!)


Es gibt überhaupt keine Krankenkasse mehr, die die ge-
setzlich vorgeschriebenen Rücklagen vorweisen kann.

Ich neige bei Bewertungen nicht zum Superlativ; aber
hier muss man von einer Finanzierungskrise sprechen.
Es gibt sicher externe Faktoren. Aber ein Hauptgrund
sind die fehlerhaften politischen Entscheidungen. Des-
halb bin ich froh, dass sich Rot-Grün bei diesem Kon-
sens in vielen Bereichen, was Eigenverantwortung, Frei-
heit sowie Rücknahme des Staates und Rücknahme von
Paragraphen betrifft, im Grundsatz in die richtige Rich-
tung bewegt hat.

Ich halte es für einen ganz großen Ertrag der Konsens-
verhandlungen, dass es uns geglückt ist, die freie Arzt-
wahl, die freie Krankenhauswahl und die freie Kranken-
kassenwahl der Bürger in Deutschland zu erhalten.


(Peter Dreßen [SPD]: Das stand doch nicht zur Diskussion!)


Dies ist ein großes Bürgerrecht. Qualität und Effizienz
können Sie im Gesundheitswesen nicht mit Planwirt-
schaft, sondern nur mit Wettbewerb und freier Arztwahl
erhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


d
t
d

W
s

z
z

h
E
s
d
m
b
h
n
K
K
u
c

s
n
t
d
d
M
k
w

s
D
D
m

w
d
k
I
P
h

ü
t
d
a
s
j
u

c
k
t
t

(C (D Der Europäische Gerichtshof hat heute ein Urteil mit em Inhalt gefällt, dass Bereitschaftsdienstzeiten künfig bezahlte Arbeitszeiten sein müssen. Wir haben uns in er Konsensrunde darauf verständigt, ein solches Urteil dessen Inhalt wir nicht kannten – nicht abzuwarten. ir haben vielmehr gesagt: Unabhängig von der Rechtprechung wollen wir dieses brennende Problem lösen Frau Schmidt hat schon darauf hingewiesen –, und war indem wir die Bereitschaftsdienstzeiten als beahlte Arbeitszeiten anerkennen. Deshalb ist im vorliegenden Gesetzentwurf vorgese en, dass wir bis zum Jahre 2009 jährlich 100 Millionen uro, also insgesamt 700 Millionen Euro, zur Verfügung tellen, damit dieses Problem finanziell bewältigt weren kann. Die andere Hälfte – auch das sagen wir offen – uss durch eine Eigenleistung der Krankenhäuser erracht werden. Es gibt in Deutschland viele Krankenäuser, die bereits eine Optimierung des Arbeitszeitmaagements durchgeführt haben. Es sind sogar rankenhäuser dafür prämiiert worden. Diejenigen rankenhäuser, die jetzt glauben, sie stünden vor einem nlösbaren Problem, sollten sich bei diesen vorbildlihen Krankenhäusern umsehen. So kann man auch in Zukunft die Probleme richtig lö en: auf der einen Seite ermöglichen, dass Dinge, die och nicht effizient genug sind, in der Eigenverantworung der Krankenhäuser gelöst werden, und auf der aneren Seite Unterstützung durch den Gesetzgeber bzw. urch die Krankenkassen gewähren, damit zusätzliche ittel zur Verfügung gestellt werden, sodass künftig eine überlasteten Ärzte für kranke Menschen eingesetzt erden müssen. Überhaupt möchte ich feststellen: Bei der Lösung die es Problems haben wir nicht das Urteil abgewartet. iese Vorgehensweise steht schon im Gesetzentwurf. er Gesetzentwurf ist bekanntlich vor diesem Urteil foruliert worden. (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Vorausschauend!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Auch ich teile das Urteil, dass in diesem Gesetzent-
urf viel mehr Strukturelemente enthalten sind, als es in
er öffentlichen Diskussion gelegentlich zum Ausdruck
ommt. Ich sage manchmal scherzhaft zu Journalisten:
ch habe Verständnis dafür, dass sie einfach nicht den
latz haben, auch über die Strukturelemente der Gesund-
eitsreform zu schreiben.
Meine Damen und Herren, wir haben jahrzehntelang

ber die Finanzierung der versicherungsfremden Leis-
ungen diskutiert. Ich finde, es ist ein großer Fortschritt,
ass versicherungsfremde Leistungen künftig nicht mehr
us Beitragsmitteln, aus Sozialversicherungsbeiträgen,
ondern aus Steuermitteln finanziert werden. Das wird
etzt Wirklichkeit. Dies wird die Krankenversicherungen
m fast einen halben Prozentpunkt entlasten.
Ich finde es gut, dass wir bei der Reform der ärztli-

hen Vergütung Einigkeit erzielt haben. Ärzte werden
ünftig für gute Qualität und nicht mehr für die Auswei-
ung der Leistung bezahlt. Das wird übrigens zu qualita-
iv wesentlich verbesserter medizinischer Versorgung






(A) )



(B) )


Horst Seehofer

führen. Es wird also die Qualität finanziert und nicht die
Menge, die Ausweitung der Leistung.

Die Budgetierung wird auch im ambulanten Bereich
– im Krankenhaus ohnehin – abgeschafft. Denn sosehr
man die Budgetierung zeitlich befristet als Steuerungsin-
strument wählen kann, sie führt, wenn sie auf Dauer ein-
geführt wird, bei den kranken Menschen zur Rationie-
rung, zur Einschränkung von Leistungen. Dies hat in
Deutschland in der Praxis zu der absurden Situation ge-
führt – die Dauerbudgetierung war in diesem Zusam-
menhang das Hauptproblem –, dass Sozialhilfeempfän-
ger medizinisch umfassender versorgt wurden als die
beitragszahlenden Krankenversicherten. Denn für die ei-
nen gab es ein Budget und für die anderen nicht. Deshalb
ist es eine zweite wichtige strukturelle Maßnahme, dass
Sozialhilfeempfänger künftig medizinisch wieder ge-
nauso behandelt werden und die gleichen Zuzahlungen
zu leisten haben wie beitragszahlende Krankenversi-
cherte. Das ist ein Stück mehr Gerechtigkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Nach jahrelanger Diskussion wird jetzt das Wahl-

recht der Versicherten im Hinblick auf die Kostener-
stattung eingeführt. Nicht Funktionäre und Institutionen,
sondern niemand anders als der Versicherte, der Beiträge
zahlt, hat zu entscheiden, ob er eine Kostenerstattung
oder eine Sachleistung will. Es kommt zu einer Stärkung
der Patientenrechte mit dem Recht auf Ausstellung einer
Rechnung und mit einer Beteiligung der Selbsthilfegrup-
pen und Patientenverbände in Gesundheitsinstitutionen,
Krankenkassen und Bundesausschüssen, wo sie mitre-
den können. Denn es wird zwar oft über den Patienten
gesprochen; aber die Patienten sind viel zu wenig in die
Entscheidungsprozesse der deutschen Gesundheitspoli-
tik eingebunden. Das ändert sich jetzt. Wir stärken die
Patientenrechte massiv, ohne dass damit Bürokratie ver-
bunden ist. Wir öffnen die Krankenhäuser teilweise wie-
der bei schwierigen medizinischen Indikationen und bei
hoch spezialisierter Versorgung für die ambulante Be-
handlung. Wir konnten den Menschen nicht mehr länger
erklären, warum eine Frau nach einer Brustamputation
mit wochenlangem stationären Aufenthalt nicht zur am-
bulanten Behandlung in das Krankenhaus zurückkann,
in dem sie Vertrauen zum Pflegepersonal und zu den
Ärzten hat. Dass sich dies jetzt ändert, ist ein großer
Wunsch der Bevölkerung.

Wir öffnen die integrierte Versorgung mit weniger
gesetzlichen Vorgaben. Ein großes Problem des deut-
schen Gesundheitswesens besteht in der starren Tren-
nung von stationärer und ambulanter Behandlung. Diese
wird jetzt gesetzgeberisch deutlich erleichtert. Wir
schreiben nicht für ganz Deutschland vor, wie das zu ge-
schehen hat, sondern die Ärzte, Krankenkassen und an-
dere vor Ort sollen darüber im Sinne eines freiheitlichen
selbstverwalteten Gesundheitswesens entscheiden, wie
sie es für richtig halten.

Wir lassen medizinische Versorgungszentren zu, und
zwar nicht als Spielwiese für gescheiterte Sozialingeni-
eure, nicht für die Sozialversicherungen und nicht für die
öffentliche Hand. Sie kommen in unternehmerische Ver-
antwortung und junge Ärzte erhalten somit die große

C
V

t
k
d
P
m
k
v
m

h
je
c
w
m
g

d
d
s
g
m
n
w
K
K
v
le

M
n
d
h
f

D

n
G
m
n
v
w
a
k
V

R
m
D
r

(C (D hance, vor der Niederlassung in einem medizinischen ersorgungszentrum tätig zu sein. Wir stärken die Prävention. Wer an seriösen Präven ionsmaßnahmen teilnimmt, der kann von seiner Kranenkasse einen Bonus bekommen. Wir haben verabreet, dem Deutschen Bundestag noch in diesem Jahr ein räventionsgesetz vorzulegen; denn bei allem Lob, das an dem deutschen Gesundheitswesen aussprechen ann und muss, muss man sagen: Wir sind bei der Präention immer noch zurückhaltend. Die Präventionen üssen wir verstärken. Einige strukturelle Maßnahmen, die in der gesund eitspolitischen Diskussion lange umstritten waren und tzt im Konsens auf den Weg gebracht werden, ermöglihen eine grundlegende strukturelle Umorientierung eg von immer weiter wachsender Bürokratie hin zu ehr Freiheit und eigenverantwortlichen Entscheidunen der Betroffenen im Gesundheitswesen. Ich bin bei diesem Konsens am glücklichsten darüber, ass wir den Trend gerade der letzten vier, fünf Jahre urchbrechen, bei dem mehr für die Bürokratie im Geundheitswesen und immer weniger für die Medizin ausegeben wurde. Die Beitragsmittel sind dafür da, damit it ihnen kranke Menschen versorgt werden. Sie sind icht dafür da, damit mit ihnen Bürokratie finanziert ird. Deshalb ist es richtig, die Verwaltungskosten der rankenkassen bis zum Jahre 2007 einzufrieren und die rankenkassen zu verpflichten, die Vorstandsgehälter zu eröffentlichen. Das hat präventiveren Charakter als als andere. Es war richtig, eine Bundesbehörde für Qualität in der edizin zu verhindern. In diesem Institut wären ohnehin ur die gescheiterten Ärzte, die darüber frustriert sind, ass sie nicht Chefarzt geworden sind, tätig gewesen. Sie ätten sich als Oberlehrer für diejenigen aufgespielt, die ür die kranken Menschen ihren Dienst tun. as haben wir vermieden. Ich weiche auch der Frage der Selbstbeteiligungen icht aus. Ich bleibe dabei: Wenn Sie Rationierung von esundheitsleistungen vermeiden wollen, wenn Sie vereiden wollen, dass kranken Menschen das Notwendige icht mehr zuteil wird, dann kommen Sie an einer sozial erträglichen Zuzahlung nicht mehr vorbei. Es ist sozial eitaus gerechter, die Menschen in verträglicher Weise n den Gesundheitskosten zu beteiligen, als chronisch ranke Menschen durch Leistungsausschlüsse von der ersorgung auszugrenzen. Das ist weitaus verträglicher. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Widerspruch bei der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben auf die soziale Situation der kleinen Leute
ücksicht genommen. Kein chronisch kranker Mensch
uss mehr als 1 Prozent seines Einkommens zuzahlen.
as ist Eigenverantwortung, die zumutbar ist. Alle ande-
en Menschen müssen nicht mehr als 2 Prozent aufbrin-






(A) )



(B) )


Horst Seehofer

gen. Wir haben Freibeträge für die Kinder eingeführt.
Für die Kinder und Jugendlichen gibt es keine Zuzah-
lungspflicht und auch ein nicht berufstätiger Ehegatte
bekommt Freibeträge. Es gibt die klare Definition, dass
die 1 bis 2 Prozent des Einkommens Eigenverantwor-
tung darstellen und der Rest in solidarischer Absiche-
rung erfolgt. Es ist gewissermaßen gesetzlich definiert,
was Eigenverantwortung und was Solidarität ist.

Weil wir die Kraft dazu haben, werden wir auch das
oberste gesundheitspolitische Ziel in den nächsten Jah-
ren finanzieren können – und zwar bei sinkenden Beiträ-
gen –: Das Allerwichtigste ist – das ist noch wichtiger
als die Lohnnebenkostenfrage –, dass kranke Menschen
darauf vertrauen können, auch in Zukunft medizinisch
und pflegerisch erstklassig versorgt zu werden.

Wir werden keine Unterschiede hinsichtlich des
Finanzstatus, des Einkommens oder des Alters machen.
Es muss beim Prinzip der Solidarität bleiben, das in
der Bevölkerung hohen Respekt und hohe Wertschät-
zung genießt, nämlich Jung für Alt, Stark für Schwach
und Gesund für Krank. Das ist mit dieser Gesundheits-
reform realisiert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, Beteiligte an einem Kon-
sens neigen immer dazu, den Konsens höher zu bewer-
ten, als er tatsächlich ist. Trotzdem kann ich als Beteilig-
ter an vielen Reformen sagen, dass es zumindest vom
Finanzvolumen her – die Kostenersparnis wird in den
nächsten vier Jahren über 20 Milliarden Euro betragen –
ein sehr großes Werk ist. Ich darf an den Kompromiss
von Lahnstein aus dem Jahr 1992 erinnern, bei dem es
um ein Volumen von 5 Milliarden ging.

Zum Schluss möchte ich noch auf einen Punkt hin-
weisen. Eine Beitragssatzsenkung, die zu Ersparnissen
und zu einer Erleichterung bei den Lohnnebenkosten
führt, sowie die Einlösung unseres politischen Verspre-
chens, eine erstklassige Medizin für alle sicherzustellen
– das ist unsere Absicht –, werden auf Dauer nur gelin-
gen, wenn die Quelle, aus der die Sozialsysteme finan-
ziert werden, in der Zukunft wieder zum Sprudeln ge-
bracht wird. Erstklassige Wirtschaft ist Voraussetzung
für erstklassige Gesundheitsleistungen. Deshalb sage ich
an die Adresse von Rot-Grün: Sie müssen Ihre Wirt-
schafts-, Finanz-, Haushalts- und Steuerpolitik funda-
mental ändern;


(Beifall bei der CDU/CSU)

denn wir können im Gesundheitswesen nicht so viel re-
formieren, wie uns durch eine verfehlte Wirtschaftspo-
litik auf der Einnahmeseite wegbricht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich bleibe dabei: Das Werk, das durch unsere gemein-

samen Reformen entsteht, ist ein großes Werk. Es war
im Augenblick, in der Notsituation der gesetzlichen
Krankenversicherung, parteiübergreifend zu leisten.
Aber dieses Werk wird am Ende nicht gelingen, wenn es
nicht zu positiven Impulsen für Wachstum und Beschäf-

t
d
m
d
e
s
n

a
h
ic
m

s
T
r
g
h
s
B
u

B

K
T
v
d

S
e
w
m
f
D
Z
K
u

t
u
F
D
w
d
d

d
A

(C (D igung und durch einen Abbau der Arbeitslosigkeit wieer zu mehr Beitragszahlern und somit zu mehr Einnahen für die Krankenversicherung kommt. Noch nie war er Satz „Sozial ist, was Arbeit schafft“ so richtig. Ein rstklassiges Medizinwesen ohne eine erstklassige Wirtchaft ist nicht vorstellbar. Darauf wollte ich am Schluss och hinweisen. Abschließend richte ich einen herzlichen Dank an lle, die mitgewirkt haben. Es war ein einmaliges Vorgeen. Frau Schmidt, es waren ja einige schöne Nächte, die h erlebt habe. Trotzdem meine ich: Es sollte im Rahen eines Gesetzgebungsverfahrens der Regelfall sein das kann ich aus der Erfahrung der letzten Tage agen –, dass man sich in der Zukunft wieder auf die ransparenz eines parlamentarischen Beratungsverfahens besinnt. In diesem Fall war es eine Ausnahme ween der Notsituation. Aber aus der eigenen Erfahrung eraus plädiere ich, der ich voll zu diesem Konsens tehe, dafür, dass wir künftig wieder Bundestag und undesrat als Plattform für parlamentarische Beratungen nd die Ausarbeitung von Gesetzentwürfen wählen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505805700

Das Wort hat die Kollegin Birgitt Bender,
ündnis 90/Die Grünen.

Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505805800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr
ollege Seehofer, ich hätte erwartet, dass Sie beim
hema erstklassige Finanzierung das Stichwort Bürger-
ersicherung nennen. Ich denke, darüber werden wir
emnächst noch reden.
Vor wenigen Tagen meldete sich von unerwarteter

eite ein Kronzeuge dafür, dass der vorliegende Gesetz-
ntwurf so schlecht nicht ist, wie gelegentlich behauptet
ird. Herr Hoppe, der Präsident der Bundesärztekam-
er, prognostizierte, dass diese Reform in kurzer Zeit
ür sehr viel mehr Wettbewerb als bisher sorgen werde.
as liege, so Herr Hoppe weiter, insbesondere an der
ulassung von Gesundheitszentren und den erweiterten
ooperationsmöglichkeiten zwischen Krankenhäusern
nd dem ambulanten fachärztlichen Bereich.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zugegeben, Herr Hoppe hat diese Äußerungen kri-
isch gemeint. Er beschwor die aus unserer Sicht völlig
nrealistische Gefahr herauf, dass die niedergelassenen
achärzte durch die neue Konkurrenz verdrängt würden.
och ich sage Ihnen: Diejenigen, die für mehr Wettbe-
erb und mehr Kooperation im Gesundheitswegen plä-
ieren, hat er mit seiner Äußerung nicht schrecken, son-
ern nur ermutigen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, im Kern hat der Präsident

er Bundesärztekammer Recht: Diese Reform wird allen
kteuren größere Chancen für Strukturveränderungen






(A) )



(B) )


Birgitt Bender

bieten als jede Gesundheitsreform vor ihr. Die Diagnose,
dass das Gesundheitswesen in Deutschland vor allen an
der starren Abschottung der Leistungsbereiche lei-
det – und daran die Patientinnen und Patienten leiden –,
wird allgemein geteilt. Die Behebung dieses Leidens
wird umso drängender, als wir alle wissen, dass die Zahl
der chronisch Kranken zunimmt und dass gerade sie es
sind, die aufeinander abgestimmte Versorgungsketten für
eine gute Behandlung brauchen.

Wir haben deswegen bereits im Rahmen der Gesund-
heitsreform 2000 versucht, mit der Einführung der inte-
grierten Versorgung einen Bereich zu schaffen, aus
dem heraus allmählich mehr Kooperation zwischen Ärz-
ten, anderen Gesundheitsberufen und Krankenhäusern
entsteht. Aber es hat sich in den letzten Jahren gezeigt,
dass die rechtlichen und wirtschaftlichen Barrieren für
diese Zusammenarbeit so hoch sind, dass keine große
Zahl neuer Versorgungsnetze entstanden ist.

Genau hier liegt die wichtigste Strukturveränderung
in diesem Gesetzentwurf: Zusammenarbeit wird mög-
lich, sie wird sogar gefördert. Wir haben die rechtlichen
Schranken abgebaut. Darüber hinaus werden bis zum
Jahr 2006 bis zu 600 Millionen Euro bereitgestellt, um
den schlafenden Riesen Integrationsversorgung zu we-
cken. Das ist auch ein Weg zu mehr Qualität.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Die Botschaft, dass mehr Zusammenarbeit möglich

wird, senden auch andere Reformmaßnahmen. Die in
den neuen Bundesländern erfolgreich erprobten Ge-
sundheitszentren werden zur Regelversorgung zugelas-
sen und endlich überall möglich. Das kommt dem Be-
dürfnis der Patientinnen und Patienten nach kurzen
Wegen und Versorgung aus einer Hand entgegen. Durch
die Ausweitung der Hausarztmodelle erhalten die Pa-
tientinnen und Patienten die Gelegenheit, selbst etwas
zum Zusammenwachsen des Versorgungssystems beizu-
tragen. Durch die Teilöffnung der Krankenhäuser für die
fachärztliche ambulante Versorgung wird gerade für
schwer erkrankte Patientinnen und Patienten die Konti-
nuität der Behandlung sichergestellt.

Dieses Gesetz macht vieles möglich. Es verordnet
nicht von oben herab mehr Zusammenarbeit. Aber es
bietet allen Akteuren im Gesundheitswesen, den Leis-
tungserbringern, den Kassen und den Patienten, die
Möglichkeit, sich für mehr Zusammenarbeit zu entschei-
den. Ob diese Chance genutzt wird, wird von den Akteu-
ren im Gesundheitswesen abhängen.

Meine Damen und Herren, einen großen Schritt nach
vorn bedeutet das Gesetz auch für die Weiterentwick-
lung der Beteiligungsrechte von Patientenverbänden,
Selbsthilfezusammenschlüssen und Behindertenorgani-
sationen. Seit den 80er-Jahren haben wir aus der Ge-
sundheitsbewegung heraus immer wieder die Kritik ge-
hört, dass das Gesundheitswesen eine der letzten
demokratiefreien Zonen dieser Gesellschaft sei, dass Pa-
tienten nicht als Beteiligte, sondern als Objekte von Be-
handlungsprozessen behandelt würden, dass das System
einseitig auf Kostenträger und Leistungserbringer ausge-

r
V

U
u
b
r
A
d
h
s
f
G
d
v
f

h
l
i

s
r
s
b
d
D
s
m
w
u
G
i
s

b
d
e
Q
s
w
E
w

v
H
a
A
D
t
f
g
t
b
Z

(C (D ichtet sei, dass die Beteiligungsrechte von Patienten und ersicherten gegen null gingen. Nun können wir als Gesetzgeber den alltäglichen mgang mit Patientinnen und Patienten in den Praxen nd Krankenhäusern nur bedingt beeinflussen. Wir haen auch gar nicht vor, hier durch eine staatliche Steueung einzugreifen. Aber ob Patienten als Partner oder als bhängige behandelt werden, hängt neben der Ausbilung auch von Lernprozessen in der Ärzteschaft ab. Da at sich in den letzten Jahren etwas getan. Aber es ist unere Aufgabe, die institutionellen Rahmenbedingungen ür die Beteiligung der Betroffenen zu schaffen. Dieses esetz trägt dazu bei. Endlich werden in allen Gremien es Gesundheitswesens die Betroffenen-, die Patientenerbände beteiligt. Auf diese Weise werden aus Betrofenen Beteiligte. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Damit tun wir auch etwas für die Qualität im Gesund-
eitswesen. Denn wer wüsste besser etwas über die Qua-
ität von Behandlungen zu sagen als diejenigen, die sie
m wahrsten Sinne des Wortes hautnah erleben?


(Beifall des Abg. Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Meine Damen und Herren, dieses Gesetz ist – das
age ich für die Grünen – einerseits gut, da es den Akteu-
en den notwendigen Bewegungsspielraum gibt, um un-
er Gesundheitswesen gemeinsam und auf Augenhöhe
esser zu machen. Andererseits – auch dies sage ich
eutlich – weist das vorliegende Gesetz ein Defizit auf.
ieses Defizit wird offensichtlich, wenn man den Ge-
etzentwurf, den die Koalitionsfraktionen hier ins Parla-
ent eingebracht haben, und den jetzigen Konsensent-
urf einmal nebeneinander legt; denn wir sind mit
nserem Gesundheitssystem-Modernisierungsgesetz der
rundidee gefolgt, dass mehr Wettbewerb erforderlich
st, um im Gesundheitswesen mehr Qualität und Wirt-
chaftlichkeit hervorzubringen.
Dazu sollten in allen Leistungsbereichen die Rahmen-

edingungen geschaffen werden, um neben den Kassen,
ie ja bereits im Wettbewerb stehen, auch die Leistungs-
rbringer in den Wettbewerb zu bringen, sodass sie um
ualität und Wirtschaftlichkeit wetteifern. Leider ist die-
er Wettbewerbsgedanke im vorliegenden Gesetzent-
urf stark reduziert worden. Ich sage aber auch deutlich:
r wurde zwar reduziert, aber nicht eliminiert. Es ist mir
ichtig, das an dieser Stelle festzuhalten.
Auch die nun vorgesehenen Reformmaßnahmen – hier

erweise ich wieder auf den eingangs zitierten Professor
oppe – werden zu weitaus mehr Wettbewerb führen,
ls das Gesundheitswesen bisher kennt. Das liegt an dem
usbau der Integrationsversorgung – das sind letztlich
irektverträge –, an weiteren Flexibilisierungen im Ver-
ragsrecht und an der Zunahme der Wahlmöglichkeiten
ür die Versicherten zwischen verschiedenen Versor-
ungsformen. Zudem ist es in der Arzneimitteldistribu-
ion gelungen, mit der wenngleich begrenzten Aufhe-
ung des Mehrbesitzverbotes bei den Apotheken, der
ulassung des Arzneimittelversandhandels und der






(A) )



(B) )


Birgitt Bender

Preisfreigabe für verschreibungsfreie Arzneimittel wich-
tige Wettbewerbselemente einzuführen. Hier wurde eine
Tür aufgestoßen, damit die Schutzzäune, die den Wett-
bewerb bisher verhindert haben, fallen.

Trotzdem sind auf dem Weg vom ursprünglichen Ge-
setzentwurf zum Konsens einige Reformmaßnahmen für
mehr Wettbewerb über Bord gegangen. Ich sage hier für
die Grünen: Wir wollen dafür sorgen, dass diese Maß-
nahmen wieder ins Boot kommen; denn wir brauchen
diese Wettbewerbselemente, um Wirtschaftlichkeitsre-
serven zu erschließen und die unvermeidbaren zusätzli-
chen Belastungen für die Versicherten in einem sozial-
staatlich akzeptablen Rahmen zu halten. Daneben
brauchen wir sie als Suchverfahren, um zu Innovationen
zu kommen, die unser Gesundheitswesen dringend be-
nötigt, um zukunftsfähig zu sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Kurzum: Dieses Gesetz ist nicht das Nonplusultra.

Man merkt ihm an, dass zu seiner Durchsetzung ein Par-
teienkonsens über die Koalitionsgrenzen hinaus erfor-
derlich war. Große Koalitionen sind in ihrer Reformfä-
higkeit nun einmal begrenzt.


(Horst Seehofer [CDU/CSU]: Oh! Oh!)

– Herr Seehofer, auch Sie werden es hinter den Kulissen
zugeben. – Dieses Gesetz stößt aber Türen auf, die bis-
her verschlossen waren. Deswegen sagen wir: Es ist ein
Kompromiss mit Perspektiven.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505805900

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Dieter Thomae,

FDP-Fraktion.


Dr. Dieter Thomae (FDP):
Rede ID: ID1505806000

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Seit 1998 erleben wir, dass die Gesetzgebung
von Rot-Grün permanent in das System eingreift. Wir
stellen fest: Die Intervention funktioniert nicht.

Wenn man diesen Gesetzentwurf sehr sorgfältig liest,
muss man eindeutig feststellen, dass es auch hier ent-
scheidende Punkte gibt, deren Umsetzung weiter in die
Planwirtschaft führen würde. Herr Seehofer, ich bin
nicht so euphorisch wie Sie und viele andere; denn wenn
Sie zum Beispiel die Befugnisse des Bundesausschusses
analysieren, stellen Sie fest, welchen Einfluss letztlich
die Bundesregierung auf die Genehmigungsbehörde hat.
Der Bundesausschuss wird eine staatliche Genehmi-
gungsbehörde mit massivem Einfluss darauf, ob neue In-
vestitionen getätigt und Innovationen erreicht werden
können oder nicht – ein bürokratisches Monster!


(Beifall bei der FDP)

Zudem zeigt der Gesetzentwurf eine Diskriminie-

rung der Leistungserbringer in allen Bereichen auf.

(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oje! Mir kommen die Tränen!)



a
2
t
s
s
G
s
g
n
i
u

M
d
l
m
a
t
ü
A
n
s
l

W
w
m
w

a
r
i
t
g
m
s
v
G
m
S
K
a
s

K

t

(C (D Ich habe diesen Gesetzentwurf mit Experten genau nalysiert. Sie sprechen davon, die Budgetierung bis 007 abzuschaffen. Aber die Budgetierung wird nicht atsächlich abgeschafft. Wenn sie abgeschafft werden oll, dann ist es für mich unverständlich, dass laut Geetzentwurf nicht nur die bestehende Budgetierung der esamtvergütung auf Landesebene beibehalten wird, ondern diese Budgetierung auf landesweite Facharztruppen ausgeweitet wird und schließlich bis hin zu eiem Praxisbudget reicht. Wenn das keine Budgetierung n vollendeter Form ist, dann begreife ich nicht, was man nter Regelleistungsvolumina versteht. So einfach, wie Sie sich das machen, werden sich die aßnahmen im Gesetz nicht umsetzen lassen. Die westeutschen Ärzte sollen nach diesem Gesetzentwurf kolektiv für die Ostärzte haften – Ende, fertig, aus! Man uss sich fragen: Was haben Sie in der Vergangenheit uf den Weg gebracht? Hinzu kommt noch eine Themaik, von der ich glaube, dass sie in der Öffentlichkeit berhaupt noch nicht bekannt ist: In Zukunft wird das rzneimittelbudget noch strenger gehandhabt. Wenn ämlich irgendwo eingespart wird, dann wird die eingeparte Summe teilweise auf die Honorare der Ärzte veragert. enn Sie dieses Wechselspiel tatsächlich betreiben, erden Sie feststellen, welche Probleme bei der Arzneiittelversorgung demnächst auftreten werden. Leiden erden die Patienten. (Beifall bei der FDP – Peter Dreßen [SPD]: Die FDP ist ein Bedenkenträger!)


(Beifall bei der FDP)


(Peter Dreßen [SPD]: Ach Gott!)


Sie wollen – darüber kann man mit Recht diskutieren;
uch ich bin dafür – die integrierte Versorgung einfüh-
en. Aber wie Sie das finanziell organisiert haben, finde
ch unverantwortlich. Jedes Krankenhaus, ob Transplan-
ationszentrum, Kreiskrankenhaus oder Kinderonkolo-
ie, muss die nächsten drei Jahre 1 Prozent seines Volu-
ens für die integrierte Versorgung zur Verfügung
tellen. Ähnliche Regelungen sind für die Ärzteschaft
orgesehen. Diejenigen, die aus den unterschiedlichsten
ründen an der integrierten Versorgung nicht teilneh-
en können, werden zu Zahlungen verpflichtet. Wenn
ie wissen, was es bei der finanziellen Situation der
rankenhäuser heute für ein Kreiskrankenhaus bedeutet,
uf 1 Prozent seines Volumens zu verzichten, können Sie
ich die Folgen ausrechnen.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505806100

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Kirschner?


Dr. Dieter Thomae (FDP):
Rede ID: ID1505806200

Nein, ich möchte meine Rede im Zusammenhang hal-

en.






(A) )



(B) )


Dr. Dieter Thomae

Finstere Kostendämpfung führt zur Missachtung

marktwirtschaftlicher Prinzipien. Ich kann mich gut an
Gesetzentwürfe in diesem Haus erinnern, die ähnliche
Ziele hatten und mit denen man es vermieden hätte, in-
novative Pharmaunternehmen mit Abschlägen zu bestra-
fen. Wir haben 1997/98 solche Gesetzentwürfe einge-
bracht. Wenn Sie glauben, die finanziellen Engpässe des
gesetzlichen Systems damit zu beseitigen, dann irren Sie
sich. Sie können zwar ein bestimmtes Einsparvolumen
fordern, aber damit können Sie keine vernünftige For-
schungs- und Arbeitsmarktpolitik in Deutschland betrei-
ben.


(Beifall bei der FDP)

Die Unternehmen werden in Deutschland nicht mehr

forschen und das Land verlassen. Die ersten Signale da-
für haben Sie schon bekommen. Das liegt an Ihrer ver-
fehlten Politik. Hätten Sie 1998 – Herr Seehofer hat es
Ihnen schon deutlich gesagt – nicht die Zuzahlung zu-
rückgenommen und Leistungen verlagert, dann wären
diese Maßnahmen nicht notwendig gewesen.


(Beifall bei der FDP)

Sie reden immer von der Förderung des Wettbewerbs

in diesem System. Sie verstehen unter dem Begriff Wett-
bewerb doch nur eines, nämlich die Macht der Kranken-
kassen zu stärken, das heißt, den Krankenkassen eine
monopolartige Stellung zu übertragen. Das kann nicht
die Zielsetzung sein.


(Peter Dreßen [SPD]: Wo denn?)

– Beispielsweise bei Einzelverträgen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie verteidigen die Kartelle!)


Wenn einer Ihrer Eckpunkte schon „fairer Wettbe-
werb“ lautet, dann hätten Sie auch für den Versandhan-
del fairen Wettbewerb organisieren müssen. Das tun Sie
nicht. Fairer Wettbewerb mit dem Versandhandel ist
nicht gegeben: unterschiedliche Mehrwertsteuersätze,
unterschiedliche Zuzahlungen, gar nicht zu reden davon,
dass sich die traditionelle Apotheke an Öffnungszeiten
halten muss.

Wenn Sie schon von Fairness reden, dann sollten Sie
entsprechende Gesetze machen. Es gibt kein Land in
dieser Welt, das bei Arzneimitteln den Versandhandel
über die Landesgrenzen hinweg zulässt, auch nicht die
Schweiz oder Amerika. Sie aber wollen jetzt mit diesem
Gesetz den Versandhandel von anderen europäischen
Staaten nach Deutschland organisieren. Warten Sie ab,
bis demnächst die Arzneimittel aus Polen und Tsche-
chien kommen! Dann möchte ich sehen, wie Sie die
Leistungen sicherstellen wollen.


(Horst Seehofer [CDU/CSU]: Das geht gar nicht!)


– Doch, wenn sie in der Europäischen Union sind, geht
das.


(Horst Seehofer [CDU/CSU]: In zehn Jahren! – Zuruf von der SPD: Ein fundamentaler Beitrag!)


V
s
v
u
z


is

D
s
d

v
h
d
v
a
s

S
h
d
l

r
s
n
w

D
V
s
s

l
Ü

M

l
g

(C (D Nun zur schönsten Thematik, Ihrem Finanztableau. (Horst Seehofer [CDU/CSU]: Du kannst das normalerweise besser!)

ersicherungsfremde Leistungen sollen über die Tabak-
teuer finanziert werden. Bisher haben wir kein Signal
on Herrn Eichel, dass er diese Differenz übernimmt,
m die versicherungsfremden Leistungen gegenzufinan-
ieren.


(Marion Caspers-Merk [SPD]: Ein Blick in das Gesetzbuch erleichtert die Rechtsfindung!)


Wir werden es sehen, wenn das Gesetz verabschiedet
t.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist die Rede von Juni!)


ie Finanztableaus von Rot-Grün haben noch nie ge-
timmt und so wird es auch in diesem Fall sein. Sie wer-
en sich noch wundern!
Die Krankenkassen sind nicht mit 7 Milliarden Euro

erschuldet, sondern die Krankenkassen sind erheblich
öher verschuldet. Denn hinzugerechnet werden müssen
ie Verbindlichkeiten gegenüber Leistungserbringern,
or allen Dingen gegenüber Krankenhäusern, die mehr
ls 2 Milliarden Euro ausmachen. Wie wollen Sie ange-
ichts dessen Ihr Finanztableau halten?


(Beifall bei der FDP)

chon heute können die Krankenkassen die Kranken-
äuser nicht bezahlen, mancherorts sind die ausstehen-
en Zahlungen seit mehr als drei oder vier Monaten fäl-
ig. Wie wollen Sie dieses Problem lösen?
Ich bin nicht so optimistisch wie viele meiner Vor-

edner; ich bin pessimistisch. Wenn Sie dieses Tableau
eriös analysieren, dann stellen Sie fest, dass es in den
ächsten Jahren keine Beitragssatzsenkungen geben
ird.


(Horst Seehofer [CDU/CSU]: Worum wetten wir?)


ass ich nicht so falsch liege, sehen Sie daran, dass die
orstände der Krankenkassen nicht bereit sind, die Aus-
age zu treffen, dass in der nächsten Zeit eine Beitrags-
atzsenkung erfolgt.
Mit diesen Maßnahmen werden Sie das Ziel verfeh-

en. Schauen Sie unseren Leitantrag an. Wir sind der
berzeugung, dass unser Weg der richtige ist.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505806300

Nächste Rednerin ist die Kollegin Helga Kühn-
engel, SPD-Fraktion.

Helga Kühn-Mengel (SPD):
Rede ID: ID1505806400

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

egen! Herr Thomae, ich war doch etwas überrascht. Ei-
entlich wollte ich meine Rede mit einem Dank an die






(A) )



(B) )


Helga Kühn-Mengel

Mitglieder der Konsensrunde beginnen und mich aus-
drücklich für die gute, wenn auch anstrengende Arbeit
bedanken. Ich wollte auch Ihnen danken, Herr Thomae,
weil Ihre Beiträge immer sehr deutlich machen, wohin
die Reise gehen würde, wenn Sie nur könnten.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Das ist auch gut so!)


Ich muss gleichzeitig Ihre Begrifflichkeiten weit zurück-
weisen. Von planwirtschaftlichem Denken kann in die-
sem Gesetz weiß Gott keine Rede sein.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Warten wir es ab!)

Wir wollten mehr Wettbewerb, den Sie, solange Sie am
Tisch saßen, vehement bekämpft haben.


(Zurufe von der SPD: Hört! Hört!)

Wir haben natürlich den Ausgleich zwischen den Ärzten
in Ost und West mit diesem Gesetz befördert. Das ist
aber ein Ausgleich, keine Haftung. Wenn wir das Arz-
neimittelbudget strenger fassen, dann ist das ein wichti-
ger Schritt zur Konsolidierung desjenigen Bereiches, der
erheblich zu den Ausgabensteigerungen der gesetzlichen
Krankenkassen beigetragen hat. Wir befördern die inte-
grierte Versorgung durch eine Anschubfinanzierung und
bauen bürokratische Hemmnisse ab. Das ist ein deutli-
cher und wichtiger Fortschritt.

Der Kompromiss ist vor dem Hintergrund einer
Schritt für Schritt gewachsenen Einsicht zustande ge-
kommen, dass wir den Sozialstaat umbauen müssen,
wenn wir ihn erhalten wollen. Wir alle nehmen diesen
Sozialstaat als etwas Selbstverständliches hin. Wir ver-
lassen uns darauf, dass unser Lebensstandard im Falle
von Arbeitslosigkeit nicht abrupt abnimmt und dass wir
ärztlich versorgt werden, wenn wir krank sind.

Es ist richtig, Herr Kollege Seehofer, dass wir – auch
im weltweiten Vergleich – ein sehr gutes System haben.
Aber es ist auch ein teueres System, das nicht in allen
Facetten wirksam und effektiv ist. Deswegen ist festzu-
stellen, Herr Kollege Seehofer – diesen Ball spiele ich
zurück –: Sie hätten diese Strukturreformen auch in Ihrer
Amtszeit längst durchführen können. Denn in den Gut-
achten der Sachverständigen haben sich auch schon da-
mals Hinweise auf Ineffizienzen aufgetan. Sie hätten
echte Reformen durchführen können, statt sich auf Kos-
tendämpfungsgesetze zu beschränken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Im Übrigen – auch das muss ich noch kurz anmerken –
hat das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale
Sicherung bereits im vergangenen Jahr, also noch vor
dem erzielten Konsens, Zuschüsse für flexible Arbeits-
zeitmodelle zur Verfügung gestellt, und zwar im Vorgriff
auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofes.

In Deutschland vertrauen mehr als 70 Millionen Men-
schen auf das System der solidarischen Krankenversi-
cherung, in dem Jüngere für Ältere, Alleinstehende für
Familien, Gesunde für Kranke und Einkommenstärkere
für Einkommenschwächere einstehen. Dieses solidari-

s
m

E
s
d
W
m
a
n
b
m
li
w
S

t
lu
s
S
a
K
V
t

h
D
u
e
F
s

la
r

D
in
s

u
o
e
te
h
P
s
r

le
g
U

(C (D che Grundprinzip ist und bleibt richtig. Alle Reformen üssen an dieser Stelle ansetzen. Gleichzeitig müssen wir uns aber auf zukünftige ntwicklungen vorbereiten. Wir müssen den medizinichen Fortschritt, die demographische Entwicklung und en damit verbundenen Ausgabenanstieg bewältigen. ir müssen uns den veränderten wirtschaftlichen Rahenbedingungen mit den entsprechenden Auswirkungen uf den Arbeitsmarkt anpassen, unser stark lohnbezogees System abfedern und nicht zuletzt auch die Lohnneenkosten senken. Um all das gewährleisten zu können, üssen die vorhandenen Mittel effizient und wirtschaftch eingesetzt werden. Die Finanzierungslücke wollen ir nicht durch höhere Beiträge decken; denn steigende ozialbeiträge schwächen die Arbeitsmarktpolitik. Die Rationierung der Leistungen zulasten von Patien innen und Patienten gehörte nicht zu unserer Verhandngsmasse. Auch die freie Arztund Krankenhauswahl tand nicht zur Disposition. Für uns stand und steht fest: ozial gerechter ist eine – für die Schwächeren maßvoll bgefederte – Beteiligung der Versicherten an den rankheitskosten, durch die auch weiterhin ein hohes ersorgungsniveau bei gleichzeitig angemessenen Beiragssätzen gesichert wird. Reformieren wir dieses System nicht oder nur halb erzig, geraten wir über kurz oder lang unter die Räder. eswegen haben wir uns gemeinsam mit der CDU/CSU nd den Vertretern und Vertreterinnen der Länder auf ine umfassende und nachhaltig wirksame Reform zur örderung von Qualität und Wirtschaftlichkeit im deutchen Gesundheitswesen verständigt. Das GMG sendet das Signal aus, dass die Deutschnd AG nicht erstarrt und verkrustet, sondern reformbeeit, reformwillig und reformfähig ist. ieses Gesetz bietet den Auftakt für weitere Reformen den Sozialsystemen, die den Standort Deutschland tärken werden. Gleich im Anschluss an diese Beratung bringen SPD nd Bündnis 90/Die Grünen den Gesetzentwurf zur Einrdnung des Sozialhilferechts in das Sozialgesetzbuch in, um auch dieses Recht weiterzuentwickeln. Die weiren Sozialsysteme Rente und Pflegeversicherung steen zur Beratung für diesen Herbst an, zudem ist ein räventionsgesetz geplant. Hierdurch befördern wir tatächlich Veränderungen und die Zukunftsfähigkeit unseer Systeme. Wir wissen, dass wir uns den Herausforderungen steln müssen, und wir packen sie an. Wir werden mit Arusaugen darüber wachen, dass die Gerechtigkeit beim mbau des Sozialstaates nicht auf der Strecke bleibt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Helga Kühn-Mengel

Die breiteren Schultern müssen auch in Zukunft mehr
tragen als die schwachen.
Das darf nicht mit Besitzstandswahrung verwechselt
werden. Wir wollen aber eine solidarische Gesellschaft
erhalten, in der soziale Gerechtigkeit als essenzielles
Ziel anerkannt ist. Wir werden auch dafür sorgen, dass
die Gesundheits- und Sozialpolitik wegen des Anpas-
sungsdruckes nicht zum bloßen Anhängsel der Wirt-
schaftspolitik verkommt. Gesundheits- und Sozialpolitik
muss auf den ökonomischen Gegebenheiten basieren,
das ist richtig, sie darf aber nicht zur Variablen der Wirt-
schaftspolitik herabgestuft werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Jetzt noch etwas zum Kompromiss. Dieser Begriff

hat hier oftmals einen negativen Beigeschmack; „fauler
Kompromiss“ und „kleinster gemeinsamer Nenner“ sind
häufig gebrauchte Redewendungen. Das war aber nicht
unser Ansatz. Wer das Wünschbare verabsolutiert und
das Machbare gering schätzt, ist in der Politik fehl am
Platz. Wir sagen: do ut des – ich gebe, damit du gibst.
Kompromisse sind gelebter Pragmatismus. Sie sind der
Kitt, der die Gemeinschaft zusammenhält. Das gilt für
Staat und Gesellschaft.

Es ist richtig: Die Bürger werden stärker an den
Krankheitskosten beteiligt – an vielen Stellen neu und
auch schmerzhaft. Wir haben aber dafür gesorgt, dass die
Kosten verträglich sind und dass Bürgerinnen und Bür-
ger in vielen Feldern auch auf der Habenseite ein Plus
verzeichnen.

Die gesetzliche Krankenversicherung – das ist unser
Ansatzpunkt – dient den Versicherten und den Patientin-
nen und Patienten. Ihre Belange standen deshalb für uns
im Mittelpunkt der Reform. In diesem Gesetz werden
Patienten stärker in die Entscheidungsprozesse der ge-
setzlichen Krankenversicherung eingebunden. Die ent-
scheidende Voraussetzung ist die Herstellung von
Transparenz über Angebote, Leistungen, Kosten und
Qualität. Wenn das gewährleistet ist, erhöhen sich auch
Wirtschaftlichkeit und Qualität im Gesundheitswesen.
Dabei – ich sage es noch einmal – bleibt die freie Arzt-
wahl erhalten. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir in
diesem Gesetz die Patientensouveränität durch mehr
Transparenz, Wahlmöglichkeiten und Beteiligungsrechte
gestärkt.

Folgende Instrumente stehen den Versicherten ab
2004 zur Verfügung: die Einführung einer Patientenquit-
tung, die Einführung der intelligenten Gesundheitskarte,
ein Versichertenbonus für viele Bereiche – auch für prä-
ventives Verhalten; Anreize, die die Krankenkassen ih-
ren Versicherten geben können –, ein Patientenbeauf-
tragter als Sprachrohr für Patienteninteressen, die
Inanspruchnahme von Leistungserbringern auch im EU-
Ausland, Wahlmöglichkeiten bei Versicherungskonditio-
nen und qualifizierte Anhörungsrechte für Patientenver-
bände. Zusammen ergibt sich ein breites Spektrum von
Verbesserungen und Beteiligungen für Patienten und Pa-
tientinnen.

In vielen Diskussionen wird dieses Gesetz als Kosten-
dämpfungsgesetz abqualifiziert. Wer das tut, hat den

E
Q
d
i
v
r
B
t
d
g
u
m
s
U
d
V

r
d
t
I
s
a
v
l
n
s
U
I
w
u
g

d
d
t
P
n
d

D
f
F
p
Ä
v
F
E
D
W
d

d
i
G
g
2
d
a

(C (D ntwurf nicht gelesen. Ihm ist entgangen, dass es die ualitätsund die Wirtschaftlichkeitsoffensive fortsetzt, ie Rot-Grün schon mit einem entsprechenden Gesetz m Jahre 2000 eingeleitet hat; denn wir müssen nach wie or sagen: Unser Gesundheitswesen leidet an struktuellen Überkapazitäten. Auch hier setzt das Gesetz an. ettenüberhänge und überlange Verweildauern der Paienten in Krankenhäusern, eine vielfach zu hohe Arztichte, die daraus resultierende medizinisch nicht beründete Mengenausweitung der Versorgungsleistungen nd knallharte innerärztliche Verteilungskämpfe, die dait zu tun haben, belegen Ineffizienzen in unserem Geundheitswesen. Hinzu kommen die bekannten Über-, nterund Fehlversorgungen, die gerade bei den besoners behandlungsund kostenintensiven chronischen olkskrankheiten gehäuft auftreten. An dieser Stelle kann ich lediglich auf einige struktu elle Weichenstellungen des GMG näher eingehen, die as Preis-Leistungs-Verhältnis unseres Gesundheitssysems verbessern. Eine Schlüsselrolle nimmt hier das nstitut für Qualität und Wirtschaftlichkeit ein. Es oll unter anderem den Nutzen von Therapien, zu denen uch Arzneimittel gehören, bewerten. Es soll die Spreu om Weizen trennen, indem es Scheininnovationen endich entlarvt. Außerdem soll es Patienten und Patientinen in einer verständlichen Sprache über aktuelles Wisen zu bestimmten Krankheiten informieren. rsprünglich hatten wir uns ein noch schlagkräftigeres nstitut gewünscht. Aber auch die abgespeckte Version ird zu einer Einbeziehung neuer wissenschaftlicher nd praktischer Erkenntnisse in die medizinische Versorung führen. Wir sind des Weiteren der Meinung, dass die Qualität er medizinischen Versorgung ganz entscheidend von er beruflichen Qualifikation der im Gesundheitswesen ätigen Menschen abhängt. Deswegen stärken wir die rofessionalität und fordern, dass die Ärzte Patienten ach dem jeweils aktuellen Stand der Medizin behaneln. a wir wissen, dass sich das medizinische Wissen ungeähr im Fünfjahresrhythmus verdoppelt, fordern wir eine ortbildungspflicht für Ärzte und Ärztinnen; denn davon rofitieren die Patienten und Patientinnen. Denjenigen rzten, die sich dieser Forderung nicht stellen und sich erweigern, kann sogar die Zulassung entzogen werden. ortbildung muss außerdem industrieunabhängig sein. s gilt neutrales und objektives Wissen zu vermitteln. ie Fortbildung der Ärzte darf nicht im Rahmen von erbeveranstaltungen für Geräte oder Präparate stattfinen. Durch weitere Strukturveränderungen im GMG wer en, wie schon geschildert, Hindernisse im Bereich der ntegrativen Versorgung beseitigt. Wir werden in dem esetz eine Anschubfinanzierung für integrative Versorungsformen verorten; das ist wichtig. In den Jahren 004 bis 2006 hat jede Krankenkasse bis zu 1 Prozent er von ihr zu entrichtenden Gesamtvergütung für die mbulante ärztliche Vergütung sowie bis zu 1 Prozent Helga Kühn-Mengel der Vergütung für stationäre Versorgung einzubehalten, sodass diese Bereiche gestärkt werden können. In den medizinischen Versorgungszentren werden Ärzte endlich zugunsten der Patienten und Patientinnen kooperieren und Medizin aus einer Hand anbieten können. Hier werden Synergieeffekte genutzt, was Qualitätsund Effizienzsteigerungen befördern wird. Darüber hinaus gibt es, wie bereits erwähnt, die Teilöffnung der Krankenhäuser für hoch spezialisierte Leistungen. Wir erhöhen damit die Wahlfreiheit der Patienten und Patientinnen; denn sie können zukünftig wählen, in welchen konkurrierenden Versorgungsformen sie sich behandeln lassen wollen. Sie können mit den Füßen darüber abstimmen. Des Weiteren wird der Arzneimittelvertrieb liberalisiert. Versandapotheken können den lokalen, den regionalen oder den überregionalen Versand organisieren. Auch damit sorgen wir für Bewegung auf dem Arzneimittelmarkt. Allen, die hier schwarz malen, sage ich: Ihnen geht es nicht um die Arzneimittelsicherheit – diese ist gewährleistet –, sondern nur ums Geschäft. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


Neue Wege gehen wir auch beim Zahnersatz. Seine
Ausgliederung aus dem Leistungskatalog der GKV war
für uns sehr problematisch; das muss hier deutlich gesagt
werden. Die befundorientierten Festzuschüsse werden
den Patienten und Patientinnen in Zukunft auch dann ge-
zahlt, wenn sie eine prothetische Versorgung wählen, die
über die Regelversorgung hinausgeht, die der Bundes-
ausschuss für die jeweilige Zahnlücke festgelegt hat. Wir
werden darauf achten, dass die entstandenen Freiräume
nicht missbraucht werden. Wir werden ein Abzocken der
Patienten und Patientinnen durch Zahnärzte nicht dul-
den.

Last, but not least öffnet das GMG die Tore für mehr
Transparenz im Gesundheitswesen und für eine bessere
Mitbestimmung der Patienten.

Mein Fazit lautet: Es gibt Licht und Schatten in dem
vorliegenden Gesetzentwurf.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Mehr Schatten!)

Aber insgesamt bringen wir etwas voran. Beide Seiten
haben Federn gelassen und Kröten geschluckt. Natürlich
hätten wir lieber unseren ursprünglichen Gesetzentwurf
umgesetzt, lieber das Zuzahlungsmodell der Ministerin
in der ersten Fassung gehabt und lieber die Möglichkeit
gestärkt, Einzelverträge abzuschließen. Auch die Posi-
tivliste halten wir nach wie vor für ein wirksames Instru-
ment. Natürlich ist es uns nicht leicht gefallen, dem
Verhandlungseckpfeiler der CDU/CSU nachzugeben,
wonach der Zahnersatz aus dem Leistungskatalog der
gesetzlichen Krankenversicherung ausgegliedert wer-
den soll. Insgesamt spiegelt der vorliegende Gesetzent-
wurf aber die Schnittmenge an Gemeinsamkeiten wider,
die in der Gesundheitspolitik zwischen Koalition und
Union bestehen. Hier wird das geregelt, was zurzeit ge-
regelt werden kann.

t
B
s
e
d
s

C

E
G
S
S
z

I
s
f
B

m
c
s
n
n
t
m
E
a
k

i
h
d
R
i

Z
E
te
R
c
v
s
m
te
a

(C (D Es stehen aber weitere Reformen an. Ich bin der fesen Überzeugung, dass in nächster Zeit auch über die ürgerversicherung als solidarischer Beitrag aller in dieer Gesellschaft geredet werden kann. Dann geht es noch inmal um die zukünftige Finanzierbarkeit. Wir sind jeenfalls diejenigen, die Gesetze voranbringen, die die ozialen Systeme stärken und zukunftsfest machen. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505806500

Nächster Redner ist der Kollege Andreas Storm,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1505806600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Mit der

inbringung dieses gemeinsamen Gesetzentwurfes zur
esundheitsreform beraten wir heute auch über den
ozialetat. Dabei muss man feststellen: Die Lage der
ozialversicherungen ist so dramatisch wie noch nie
uvor in der Geschichte dieses Landes.


(Horst Seehofer [CDU/CSU]: Leider!)

n allen drei großen Systemen – bei der Rente, im Ge-
undheitswesen und bei der Pflege – stehen wir nach
ünf Jahren Rot-Grün vor den gleichen Problemen: Die
eitragssätze steigen, die Rücklagen schmelzen dahin.
Die Bundesregierung hat in den letzten beiden Jahren
assiv in die Rücklagen der gesetzlichen Rentenversi-
herung gegriffen. Das Ergebnis ist, dass die Beitrags-
ätze trotzdem völlig aus dem Ruder laufen. Ohne er-
eute Notoperationen wird der Rentenbeitrag im
ächsten Jahr auf 20,3 Prozent steigen. Das wäre ein his-
orischer Rekordwert. Wir hatten diesen Wert schon ein-
al 1998; aber damals sind noch nicht 16 Milliarden
uro aus dem zweiten Rentenbeitrag an der Tankstelle,
lso den Einnahmen aus der Ökosteuer, in die Renten-
asse geflossen.
Wenn der Finanzminister, nachdem er fünf Jahre lang

mmer mehr Steuergelder in die Rentenkasse gegeben
at, nun – in einer Lage, in der die Beiträge aus dem Ru-
er laufen – ankündigt, dass die Bundesmittel für die
ente gekürzt werden sollen, dann ist dies töricht. Das
st das Gegenteil einer nachhaltigen Rentenpolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Auch die Pflegeversicherung kommt aus den roten

ahlen nicht mehr heraus. Es gibt noch keine endgültige
inschätzung – wir sind erst in der zweiten Jahreshälf-
–, aber es zeichnet sich ab, dass wir in diesem Jahr ein
ekorddefizit von mindestens 700 Millionen Euro errei-
hen werden. Das bedeutet: Die Rücklage in der Pflege-
ersicherung, die Norbert Blüm hinterlassen hat,
chmilzt dahin wie Eis in der Sonne. Die Rürup-Kom-
ission, die der Bundeskanzler eingesetzt hat, sagt: Spä-
stens im Jahre 2007 ist der freie Teil dieser Rücklage
ufgebraucht; dann müssen die Beitragssätze steigen.






(A) )



(B) )


Andreas Storm

Das bedeutet: Im nächsten Jahr brauchen wir eine grund-
legende Strukturreform der Pflegeversicherung, damit
sie nicht gegen die Wand fährt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Der Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversiche-

rung lag beim Regierungswechsel im Jahre 1998 noch
bei 13,6 Prozent.


(Horst Seehofer [CDU/CSU]: 13,5 Prozent!)

Heute liegt er bei 14,3 Prozent. Ohne diese Notoperation
würde er im kommenden Jahr mindestens die 15-Pro-
zent-Marke erreichen, wenn nicht gar übersteigen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Die Ursache für die katastrophale Finanzlage des ge-

samten Sozialversicherungssystems liegt aktuell weniger
auf der Ausgabenseite denn auf der Einnahmeseite. Dass
dies so ist, zeigt gerade die Notoperation von Rot-Grün
aus dem vergangenen Spätherbst. Das Beitragssatzsi-
cherungsgesetz sollte dazu beitragen, dass die gesetzli-
che Krankenversicherung in diesem Jahr konsolidiert
wird. In der Tat sind die Ausgaben im ersten Halbjahr
2003 nur um 1 Prozent gestiegen. Das Problem liegt da-
rin, dass die Einnahmen wegen der dramatisch schlech-
ten Arbeitsmarktentwicklung aufgrund einer verfehlten
rot-grünen Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik mitt-
lerweile rückläufig sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ein Gesundheitssystem kann noch so leistungsfähig

sein: Bei einer so dramatischen Einnahmeentwicklung
kann es ohne Reformen nicht aufrechterhalten werden.
Dies ist der Grund, weswegen die Union bereit ist, in ei-
ner derart dramatischen Situation die Hand zu einer Re-
form zu reichen. Es muss zumindest darum gehen, im
Gesundheitswesen einen Beitrag dazu zu leisten, dass
die verhängnisvolle Spirale aus steigenden Sozialabga-
ben, wegbrechenden Arbeitsplätzen und erneut steigen-
den Lohnnebenkosten gestoppt wird.

Diesen Beitrag können wir mit diesem Gesetz leisten.
Es wird bereits im nächsten Jahr in der gesetzlichen
Krankenversicherung eine Konsolidierung in der Grö-
ßenordnung von fast 10 Milliarden Euro ermöglichen.
Der Konsolidierungsbeitrag steigt bis zum Ende dieser
Wahlperiode auf etwa 20 Milliarden Euro. Das bedeutet:
Die Perspektive ist, dass der Beitragssatz im nächsten
Jahr unter die 14-Prozent-Marke und bis zum Ende die-
ser Wahlperiode auf 13 Prozent oder weniger sinken
kann.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Optimist!)

Natürlich kann kein Mensch eine Garantie dafür über-
nehmen.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Aha!)

Aufgrund wirtschaftspolitischer Fehler kann die Arbeits-
losigkeit im nächsten Jahr weiter dramatisch ansteigen.
Aber wenn die Annahmen zutreffen, die zugrunde gelegt
worden sind, dann werden die Beiträge in den nächsten
Jahren spürbar gemindert werden können. Das ist ein
entscheidender Fortschritt.

r
W
l
r
h
A
w
e
r
B
t

d
z
e
c
r
w


l

D
i
4
B

e
a
g
s
c
h
m
t
w
s
L
c

b
A

S
b
d
r

g
l
g

(C (D Dies bedeutet auch, dass wir einen zeitlichen Spielaum gewinnen, nämlich bis zum Beginn der nächsten ahlperiode, um dann die entscheidenden Fragen der angfristigen Entwicklung des Gesundheitswesens kläen zu können, so etwa die Frage, wie unser Gesundeitswesen die Herausforderungen der Verschiebung der lterspyramide und des demographischen Wandels beältigen kann. Ohne weitere Reformen droht langfristig in Beitragssatzanstieg auf 20 Prozent oder mehr. Hieauf kann die jetzige Reform noch keine Antwort geben. ei ihr geht es darum, die aktuelle Finanzkrise zu bewäligen. Es gibt aber eine Reihe von wichtigen Maßnahmen, ie jene weitere Reform überdauern werden. Ich will nur wei nennen. Eine wirkliche Innovation ist, dass zum rsten Mal in der 120-jährigen Geschichte der gesetzlihen Krankenversicherung Steuermittel für die Finanzieung versicherungsfremder Leistungen bereitgestellt erden. Das wird im Gesetz nun wirklich klar geregelt, Kolege Thomae. er Finanzminister mag ein Problem haben, aber es wird n der Endstufe eine Beitragsentlastung von mehr als Milliarden Euro geben. Das entspricht einem halben eitragssatzpunkt. Ein weiterer Punkt ist entscheidend. Es ist gelungen, inen ganzen Leistungsbereich von den Arbeitskosten bzukoppeln. Das ist der Bereich des Zahnersatzes. Es eht darum, dass diejenigen, die die Leistung in der geetzlichen Krankenversicherung wählen, einen einheitlihen Beitrag zahlen müssen, der vom Einkommen unabängig ist und bei dem die Familienangehörigen itversichert bleiben. Der Beitrag wird etwa 6 Euro beragen. Die Versicherten bekommen beim Zahnersatz eiterhin das bisherige Leistungsniveau. Sie können ich aber auch privat absichern, wenn die versicherte eistung mindestens so hoch ist wie die in der gesetzlihen Krankenversicherung. Entscheidend ist, dass mit diesem Ansatz die Lohnne enkosten gesenkt werden, ohne dass die Versicherten bstriche beim Leistungsniveau hinnehmen müssen. ie erhalten in Zukunft mehr Wahlmöglichkeiten, als das isher der Fall war, und sie erhalten vor allem Zugang zu en modernsten Therapieformen, die es in diesem Beeich gibt. Herr Kollege, denken Sie bitte an die Redezeit. Ich komme sofort zum Schluss. – Derjenige, der sich esundheitsbewusst verhält, wird auch in Zukunft beohnt. Prävention wird beim Zahnersatz auch in Zukunft roß geschrieben. Andreas Storm Diese Reform ist zwar keine Jahrhundertreform, aber sie ist deutlich besser als alles, was Rot-Grün in den vergangenen fünf Jahren zustande gebracht hat. Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Markus Kurth. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch beim Umbau des Sozialstaates wollen wir Verlässlichkeit und Stabilität der sozialen Sicherungssysteme gewährleisten und verhindern, dass diese, wie Frau Kühn-Mengel ganz richtig sagte, zu bloßen Variablen des wirtschaftlichen Handelns werden. Aber wir haben auch im Blick, dass solide finanzierte soziale Sicherungssysteme Voraussetzung für ein erfolgreiches wirtschaftliches Handeln in einer Volkswirtschaft sind. Zu Verlässlichkeit und Stabilität trägt auch der heute vorliegende und hier zu behandelnde Entwurf zur Reform des Sozialhilferechts und seine Einordnung als Zwölftes Buch in das Sozialgesetzbuch bei. Es stärkt und unterstreicht die Bedeutung der Sozialhilfe als letztes Auffangnetz in wirtschaftlichen Notlagen und hebt sich mit seinen Inhalten positiv von den unqualifizierten Einlassungen zur Sozialhilfe, die uns in den letzten Tagen leider begegnet sind, ab. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Zuruf des Abg. Dr. Dieter Thomae [FDP])


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Warten wir es ab!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505806700
Andreas Storm (CDU):
Rede ID: ID1505806800




(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505806900
Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505807000

Was legen wir vor? Im Zusammenhang mit der an-
stehenden Zusammenlegung von Arbeitslosen- und
Sozialhilfe erhält die Sozialhilfe nun wieder die Auf-
gabe, die ihr auch ursprünglich zugedacht war: Sie stellt
das letzte Auffangnetz in individuellen Notlagen dar und
wird von der Bewältigung der Folgen der Massenarbeits-
losigkeit – wofür sie nie konzipiert worden war – entlas-
tet. Wer nur wegen Arbeitslosigkeit Sozialhilfe bezieht,
also erwerbsfähig ist, wird in Zukunft in Form des
Arbeitslosengeldes II Hilfe und Unterstützung erhalten.
Damit schaffen wir systematische Klarheit und entlasten
die Kommunen von ihren Ausgaben für die Hilfe zum
Lebensunterhalt. Sozialhilfe bekommen in Zukunft nur
noch diejenigen Menschen, die etwa aufgrund einer Be-
hinderung ergänzende staatliche Hilfe benötigen oder
die vorübergehend voll erwerbsgemindert sind.

Auch wenn in Zukunft wesentlich weniger Menschen
direkt Sozialhilfe beziehen werden, gewinnt sie als Refe-
renzsystem für rund 4 Millionen Empfänger des neuen
Arbeitslosengeldes II erheblich an Bedeutung. Mit der
Kombination von Grundsicherung, Arbeitslosengeld II
und der neu geordneten Sozialhilfe unterstreichen wir
die Bedeutung einer steuerfinanzierten und damit ge-
meinschaftlichen Absicherung von Lebensrisiken und
von bedürftigen Menschen. Die rot-grüne Mehrheit in
diesem Hause unterstreicht damit ihre tiefe Überzeu-
gung, dass das Gebot der Sozialstaatlichkeit keine Kann-
leistung, die je nach Kassenlage variiert, ist, sondern
eine Verfassungsaufgabe ersten Ranges.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


k
s
H
S
D
a
z
d
i
d
D
I
S
l
d
ä
a

b
N
B
w
t
u
a
V
m
f
s
L
u
S
p

s
a


d
in

u
A
P
a
R
k
w
F
z
d

(C (D Wir erreichen mit der neuen Systematik Verlässlicheit, Klarheit und auch Stabilität der sozialen Sicherungsysteme. Diese Klarheit lassen Sie, meine Damen und erren von der Opposition, leider vermissen. Herr toiber etwa wärmt uralte Vorschläge auf und möchte den atenschutz für Sozialhilfebezieher beseitigen. Einmal bgesehen von der inhaltlichen Unterstellung, die hier um wiederholten Male zum Vorschein kommt, indem ie alte Platte von der Hängematte abgespielt wird, frage ch mich, was denn da überhaupt noch aufgehoben weren soll. Mittlerweile haben doch die Sozialhilfeträger urchgriff bis zu den Daten der Kfz-Zulassungsstellen. ch frage mich wirklich, welche zusätzlichen Reserven ie da noch sehen. Besonders interessant finde ich natürich, dass der Vorschlag von einer Seite kommt, die etwa ie Einführung von Kontrollmitteilungen an die Finanzmter, um Steuerhinterziehungen zu vermeiden, immer uf das Heftigste bekämpft hat. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doppelmoral!)


Herr Koch möchte ja am liebsten alle Sozialhilfe-
ezieher mit gemeinnützigen Aufgaben befasst sehen.
un halte ich ja den Aufbau eines öffentlich geförderten
eschäftigungssektors – mit angemessener Entlohnung,
ie sich von selbst versteht – durchaus für ein ehrenwer-
es Ziel. Zu dem Verhältnis von Vollzeitarbeitsentgelten
nd Sozialhilfesätzen will ich mich gar nicht äußern,
ber dann stünden doch die Länder wenigstens in der
erantwortung, auch entsprechende Arbeitsangebote ge-
einnütziger und anderer Art vorzuhalten bzw. zur Ver-
ügung zu stellen. Im Moment kämpfen wir doch haupt-
ächlich mit dem Problem, dass Kommunen, aber auch
änder ihre Programme der aktiven Arbeitsmarktpolitik
nd damit die Hilfestellungen für diejenigen, die jetzt
ozialhilfe beziehen, herunterfahren und kürzen. Das
asst nicht zusammen.
Meine Damen und Herren, mit dem vorliegenden Ge-

etzentwurf stärken wir die Verlässlichkeit, wir fördern
ber auch die Selbstbestimmung


(Widerspruch des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


doch, Herr Kolb –, denn der Regelsatz beinhaltet nach
em neuen System auch die einmaligen Leistungen, die
Form einer Pauschale zusammengefasst werden


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


nd vorher häufig nur unter erheblichem bürokratischen
ufwand gewährt wurden. Wir wissen, dass es absurde
rozesse darüber gab, ob diese oder jene Einzelleistung
ngemessen ist oder nicht. Das ist jetzt automatisch in den
egelsatz mit einbezogen und aus unserer Sicht ein wir-
ungsvolles Instrument zur Stärkung der Eigenverant-
ortung. Auch die Möglichkeit, einen höheren eigenen
rei- und Sparbetrag zu erhalten, sollte für Sozialhilfebe-
ieher und Arbeitslosengeld-II-Bezieher geschaffen wer-
en.






(A) )



(B) )


Markus Kurth

Man muss auch nach Möglichkeiten suchen, um zu

vermeiden, dass Leute aus Scham, Unwissenheit oder
schlichtweg aus Überforderung nicht die Ansprüche gel-
tend machen, die ihnen zustehen. Nicht mehr und nicht
weniger wollen wir.

Auch Herr Stoiber sollte endlich einsehen, dass unser
Sozialgesetzbuch kein Leistungskatalog ist, aus dem
sich der Hilfeempfänger frei seine optimale Versorgung
zusammenstellen kann; so ist es mitnichten. Es ist leider
noch immer ein bürokratisierter Paragraphendschungel,
der bislang eher Sachbearbeiter und Verwaltungsjuristen
beschäftigt hat. Hier wollen wir Kapazitäten freimachen,
um auch für diejenigen, die in der Sozialhilfe verbleiben,
Unterstützung und Hilfe gewährleisten zu können.


(Horst Seehofer [CDU/CSU]: Das sieht Herr Stoiber genauso wie Sie!)


Für sie stellen wir in diesem Haushalt 150 Millionen
Euro bereit, um ihnen die Möglichkeit zu geben, die
neue Leistung des Arbeitslosengeldes II in Anspruch zu
nehmen.

Lassen Sie mich noch einige Sätze zu einem neuen
Element sagen, das wir in das Sozialhilferecht einführen
wollen und das ebenfalls Selbstbestimmung und Eigen-
verantwortung stärken soll, und zwar dem persönlichen
Budget. Mit dem neuen Instrument des persönlichen
Budgets, das in Rheinland-Pfalz bereits in Modellversu-
chen erprobt worden ist, wollen wir Pflegebedürftigen
und Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit er-
öffnen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Damit
setzen wir einen wesentlichen Paradigmenwechsel in der
Sozialpolitik fort, denn wir machen Hilfeempfänger un-
abhängig und lassen sie ihren individuellen Bedarf, so-
weit es möglich ist, selbst gestalten. Sie können etwa
selbstbestimmt Assistenzleistungen auf dem freien
Markt einkaufen und damit die alltäglichen Einschrän-
kungen überwinden.

Mit dieser Neuerung verbessern wir nicht nur die Le-
bensbedingungen dieser Menschen, sondern schaffen
auch die Grundlagen dafür, den Kostenanstieg in diesem
Bereich zu begrenzen. Denn in der Tat sind die Kosten
der Eingliederungshilfe mittlerweile höher als die Kos-
ten der Hilfe zum Lebensunterhalt. Wir verbinden Ver-
lässlichkeit und Selbstbestimmung, Effizienz und Ziel-
genauigkeit der Hilfe. Das sind die Leitlinien, nach
denen wir unsere Sozialpolitik vorantreiben.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505807100

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Detlef Parr.

(Horst Seehofer [CDU/CSU]: Bleiben Sie bloß ehrlich, Herr Parr!)


Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1505807200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lassen

Sie mich mit einem Dank beginnen.

(Horst Seehofer [CDU/CSU]: An uns?)


W
d
j
h
d
g

g
s
w
d
m
s
d

E
d
d
t
d
t
a
b

W
W
e
W
l
b

e
w
g

g
G
f
W
b
m
l
h
4
n
H
m

s
k
n
F

(C (D ir haben befürchtet, dass das Verfahren im Eiltempo urchgezogen wird. Die beiden großen Fraktionen haben etzt aber doch unserem Petitum zugestimmt, eine Anörung durchzuführen. Dafür herzlichen Dank! Ich enke, es ist wichtig, dass das Parlament mehr einbezoen wird, als es ursprünglich vorgesehen war. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Horst Seehofer [CDU/CSU]: Wir haben ein gutes Gewissen!)


Ich will mich zunächst mit dem Vorwurf beschäfti-
en, dem wir uns unmittelbar nach Beendigung der Kon-
ensgespräche ausgesetzt gesehen haben, nämlich dass
ir mehr Wettbewerb verhindert hätten. Für die FDP ist
ie Förderung des Wettbewerbs nicht gleichbedeutend
it einem einseitigen Machtzuwachs der Krankenkas-
en. Wir wollen die Entscheidungs- und Nachfragemacht
er Versicherten und Patienten stärken.


(Beifall bei der FDP)

Wenn man sich die ursprüngliche Absicht ansieht,

inzelverträge zwischen Kassen und Ärzten zuzulassen,
ann muss man sich fragen: Wie wollen Sie eigentlich
en Versicherten erklären, dass sie zwar an hausarztzen-
rierter Versorgung teilnehmen können, aber nur, wenn
er Hausarzt ihrer Wahl mit der Kasse auch einen Ver-
rag hat? Herr Seehofer, da ist die freie Arztwahl nicht
bsolut und uneingeschränkt gewährleistet, wie Sie es
eschrieben haben, sondern doch eingeschränkt.


(Beifall bei der FDP)

Für uns bedeutet Wettbewerb Angebotsvielfalt und
ahlfreiheit für den Einzelnen auf der Grundlage fairer
ettbewerbsbedingungen. Wenn Sie sich den Gesetz-
ntwurf ansehen, dann stellen Sie aber fest, dass faire
ettbewerbsbedingungen nicht an allen Stellen gewähr-

eistet sind. Dieter Thomae hat die Versandhandelspro-
lematik angesprochen.
Wahlfreiheiten, die geschaffen worden sind, Kosten-

rstattung oder Selbstbehalts- oder Beitragsrückge-
ährangebote finden in dem Gesetzestext leider nur zö-
erlich und mit Einschränkungen Ausdruck.
Wettbewerb hat für uns auch etwas mit Leistungs-

erechtigkeit zu tun. Wir halten es für falsch, dass der
esetzentwurf arztbezogene Regelleistungsvolumina
estlegt. Damit wird stark beschnitten, was in einem
ettbewerb zwingend notwendig ist, nämlich Leistungs-
ereitschaft und Leistungsmöglichkeiten. Ärzte, die von
ehr Patienten aufgesucht werden, die mehr leisten wol-
en, sind in diesem System offenbar nicht mehr vorgese-
en. Dann darf man sich nicht wundern, dass bereits
0 Prozent unserer Absolventen des Medizinstudiums
icht mehr den Arztberuf ergreifen. Wie wir vor diesem
intergrund das Urteil des EuGH umsetzen wollen, ist
ir schleierhaft.


(Horst Seehofer [CDU/CSU]: Das steht in dem Gesetz!)


Mit fairem Wettbewerb hat auch die dreijährige pau-
chale Budgetkürzung um 1 Prozent, damit die Kran-
enkassen in die integrierte Versorgung investieren kön-
en, nichts zu tun. Dieter Thomae hat bereits auf die
olgen dieser Zwangsfinanzierung hingewiesen.






(A) )



(B) )


Detlef Parr

Jetzt kommen wir zu dem wichtigsten Teil, der uns

am meisten Probleme bereitet hat, weshalb wir den Weg,
den Sie gemeinsam gegangen sind, nicht weiter mitge-
hen können: Bei der halbherzigen, ja fast widerwilligen
Ausgliederung des Zahnersatzes werden die Grund-
sätze des Wettbewerbs besonders mit Füßen getreten.
Statt konsequent als ersten Schritt dort auf Wettbewerb
und Privatisierung zu setzen, wo es einfach und über-
schaubar gewesen wäre, bleiben die gesetzlichen Kran-
kenversicherungen bei dem Spiel mit der wettbewerbs-
und gesetzeswidrigen Möglichkeit der Quersubventio-
nierung. Man kann eben zwischen zwei Systemen mit
völlig unterschiedlichen Preisbildungsmechanismen
nicht zu einem fairen Wettbewerb kommen.


(Beifall bei der FDP – Horst Seehofer [CDU/ CSU]: Das ist wahr!)


Für uns stellt sich die Frage, ob der Zahnersatzkarren
wohl so in den Dreck gefahren werden soll, dass selbst
das zarte Pflänzchen der Ausgliederung nicht wachsen
kann, und der Weg hin zur Bürgerversicherung freige-
macht werden soll. Wenn wir heute in die Presse
schauen und die Äußerung von Generalsekretär Scholz,
der die Bürgerversicherung als Zukunftsprojekt bezeich-
net, bewerten, dann müssen wir schon sehr kritisch hin-
terfragen, ob das ein wettbewerblich orientiertes Zu-
kunftsobjekt sein kann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte für die FDP nur noch erklären, dass wir
zutiefst davon überzeugt sind, dass kein Weg an einer
sofortigen Stärkung kapitalgedeckter Versicherungs-
formen vorbeiführt, wenn wir die Chance bewahren
wollen, die demographische Entwicklung erträglich ab-
zufedern. Unserer Ansicht nach gewährleistet der Geset-
zesvorschlag die Nachhaltigkeit nicht. Zur Generatio-
nengerechtigkeit haben wir überhaupt nichts finden
können.

Wir sind auch zutiefst davon überzeugt, dass kein
Weg an weiteren Ausgliederungen von Leistungen aus
der GKV vorbeiführt. Über das Krankengeld, wie vom
Kanzler noch am 14. März dieses Jahres selbst gefordert,
private Unfälle und die gesamte Zahnheilkunde werden
wir zu diskutieren haben, wenn wir eine wirklich nach-
haltige Gesundheitsreform durchsetzen wollen. Wir wol-
len den Schmusekurs, die Schmusepolitik, die hier mit
viel Lächeln betrieben worden ist,


(Horst Seehofer [CDU/CSU]: Was?)

nicht fortsetzen. Wir können diesen Weg nicht weiterge-
hen. Wir hoffen, dass Ihr Optimismus greift. Aber ich
fürchte, der Pessimismus und die Skepsis von Dieter
Thomae werden der Realität eher gerecht werden.


(Horst Seehofer [CDU/CSU]: Was haben Sie gegen Freundlichkeit in der Politik?)


Ich danke auch für die gemeinsamen Gespräche. Es
war ein angenehmes Miteinander mit falschem Ergebnis.


(Beifall bei der FDP)


P
K
E
h

E
z
S
s
u

A
n
d
m
s
m
k

l
e
m
f
s
i
l

b
s
a
t
d
d
e
S
u
ü
z
t
D
ü
h
M
s
f
u

u
f
d
w
d

(C (D Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Rolf Stöckel. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr arr, ich bin mir sicher: Mit dem jetzt vorliegenden ompromiss zur Gesundheitsreform schaffen wir den instieg in eine nachhaltige Strukturreform im Gesundeitswesen. So sehe ich das auch in Bezug auf den vorliegenden ntwurf zur Einordnung des Sozialhilferechts in das Soialgesetzbuch. Er erfüllt die Kriterien, die wir an unsere trukturreform stellen, nämlich Nachhaltigkeit, Wirtchaftlichkeit und vor allem auch soziale Gerechtigkeit nd Generationengerechtigkeit. Wir reden hier über den Kern des sozialstaatlichen uftrags gemäß Art. 20 unseres Grundgesetzes, über die achrangige, unterste Sicherung des Existenzminimums, ie nach Art. 1 unserer Verfassung auch denjenigen ein enschenwürdiges Leben in der Mitte unserer Gesellchaft ermöglichen soll, die das aus eigener Kraft oder it den ihnen gebotenen Möglichkeiten nicht schaffen önnen. Die Modernisierung des Sozialhilferechts steht natür ich in einem engen Zusammenhang mit dem heute benfalls einzubringenden Gesetzentwurf zur Zusamenlegung der Arbeitslosenhilfe und der Sozialhilfe ür erwerbsfähige hilfebedürftige Personen. Beide Geetzentwürfe, der zu SGB II und der zu SGB XII, sind nhaltlich-systematisch aufeinander abgestimmt und solen zum 1. Juli 2004 in Kraft treten. Das jahrzehntelange Abschieben von immer mehr ar eitslosen Menschen, von allein erziehenden oder überchuldeten Personen in die Sozialhilfe der Kommunen, ber auch die grassierende Mentalität der Armutsverwalung, die Transferzahlungen, die Doppelzuständigkeiten er Kommunen und der Bundesanstalt für Arbeit für enselben Personenkreis – das alles hat eine krasse Fehlntwicklung und eine Abkehr vom wichtigsten Ziel der ozialhilfe, nämlich der Hilfe zur Selbsthilfe, verrsacht. Das hat nicht nur die Kommunen finanziell berlastet. Das hat auch für die Betroffenen und das Soialamtspersonal zu einem unwürdigen Klima des Missrauens und zu einem bürokratischen Kleinkrieg geführt. as hat aber vor allem den Konsens der Gesellschaft ber die Solidarität mit den wirklich Bedürftigen nachaltig gestört. Es hat bis zum heutigen Tag unsägliche issbrauchsdebatten verursacht, die in immer populisticherer und meist in schamloser Weise von den Medien ür machtpolitische Kampagnen nach dem Motto: „Teile nd herrsche“ genutzt werden. Die Eigenverantwortung der Hilfesuchenden wird in nserem Gesetzentwurf nach dem Grundsatz „Fördern und ordern“ gestärkt. Die finanziellen Leistungen werden bearfsgerechter und nachvollziehbarer bemessen. Die Veraltungsvereinfachung wird konsequent fortgesetzt und er Grundsatz „Ambulant vor stationär“ gestärkt. Rolf Stöckel Kollege Kurth hat schon etwas zur praktikablen Ab grenzung der Leistungsberechtigten in der Sozialhilfe von den erwerbsfähigen Sozialhilfeempfängern gesagt, für die die Arbeitslosenhilfe und die Sozialhilfe zusammengelegt werden. Wir gehen davon aus, dass nach dem heutigen Stand in Zukunft nicht mehr 2,7 Millionen, sondern nur noch 1,2 Millionen Personen und ihre bedürftigen Angehörigen in Bedarfsgemeinschaften von den Kommunen über die Sozialhilfe versorgt werden müssen. Die Sozialhilfe bleibt Referenzsystem für alle steuerfinanzierten und bedürftigkeitsabhängigen Sozialleistungen, also auch für das Arbeitslosengeld II. Diese werden auf der Basis der alle fünf Jahre erhobenen Verbrauchsstatistik des unteren Viertels der Einkommensgruppen angepasst. Wir werden auch für die Familien eine Vereinfachung einführen. Die vier Altersstufen bei minderjährigen Kindern werden auf zwei Regelsatzstufen reduziert. Wir glauben, dass das gerechter und praktikabler ist. Auch die Einspareffekte bei größeren Haushalten sollen zukünftig berücksichtigt werden. Die von den Trägern der Sozialhilfe seit Jahren geforderte, aber auch selbst eingeleitete Verwaltungsmodernisierung und -vereinfachung wird durch unsere Reform unterstützt. Zahlreiche Forderungen werden in die Praxis umgesetzt. Die wesentlichen Stichworte hierzu sind: Die Einbeziehung der weitgehend pauschalisierten einmaligen Leistungen in den Regelsatz. Dadurch entfallen detaillierte Bedarfsprüfungen, Kontrollen, Widerspruchsund Gerichtsverfahren. Die Fälle der Kostenerstattung zwischen Trägern der Sozialhilfe werden deutlich reduziert. Die Pauschalisierung der Wohnund Heizungskosten durch die örtlichen Träger – nicht durch den Bundesgesetzgeber – wird ermöglicht. Im Übrigen werden bisher fehlende Regelungen zu den Lebenspartnerschaften ergänzt. Diese Strukturreform schafft eine neue Sozialhilfe, die nicht nur den Bedürftigen mehr Würde und einen verlässlichen sozialen Schutz für die Zukunft gibt. Kurzfristig führen diese Verwaltungsvereinfachungen zu Einsparungen in Höhe von circa 60 bis 70 Millionen Euro. Die Kommunen werden vom Bund durch die Reform der Arbeitsförderung im SGB II von den Zahlungen für circa 1 Million bisher sozialhilfeberechtigte Erwerbsfähige und ihre Angehörigen entlastet. Uns ist bekannt – auch mir ist das bewusst –, dass viele aus der Praxis, aus den Verbänden und vor allen Dingen aus den Ländern die sofortige Zusammenfassung der Grundsicherung, der Sozialhilfe und des Arbeitslosengeldes II wünschen. Ich sage Ihnen: Es sprechen viele Gründe für die Leistung aus einer Hand. Ich sage Ihnen aber auch: Voraussetzung dafür ist, dass wir uns in diesem Hause, aber auch mit den staatlichen Ebenen und mit den Verbänden zunächst über die Grundregeln und Werte des aktivierenden Sozialstaates verständigen, in dem Solidarität selbstverständlich keine Einbahnstraße ist. Wir müssen aber auch einen Konsens darüber herstellen, dass die Würde des Menschen nicht von der Konjunktur und der öffentlichen Kassenlage abhängen darf. d L D n v n k t S S H v E – S A W s O v S f c d s l D G N E w r (C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505807300
Rolf Stöckel (SPD):
Rede ID: ID1505807400

(Horst Seehofer [CDU/CSU]: Jawohl!)





(A) )


(B) )


Mit dieser weit gehenden Reform der Sozialhilfe, die
iesen Namen wirklich verdient, wird der Weg zu einer
eistung aus einer Hand nicht versperrt. Im Gegenteil:
ie ersten wichtigen Schritte sind gegangen. Das wird
icht nur die Lebens- und Teilhabechancen derjenigen
erbessern, die die öffentliche Hilfe zur Selbsthilfe be-
ötigen. Das wird auch die Solidarität derjenigen stär-
en, die ihren Lebensunterhalt aus eigener Kraft bestrei-
en können und die diese notwendigen Hilfen über ihre
teuern finanzieren müssen.
Deshalb fordere ich Sie auf: Unterstützen Sie unsere

ozialreform in diesem Hause, aber auch im Bundesrat!
Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505807500

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Gesine Lötzsch.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1505807600

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Sehr geehrte Gäste! Eine ganz große Koalition
on SPD, CDU/CSU und Bündnis 90 hat sich zu einer
inheitsfront zusammengeschlossen.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)

Gut, dass Sie alle noch wach sind. – Der Kollege
eehofer hat zwar geschworen, dass das die absolute
usnahme sein werde. Aber ich frage mich natürlich:
arum braucht es diese Einheitsfront, um eine angeblich
o sinnvolle Reform durchzusetzen?


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Duo infernale!)

ffensichtlich sind die beteiligten Parteien selbst nicht
on ihrem Handeln überzeugt und jeder sucht den
chutz beim anderen. SPD, CDU/CSU und Bündnis 90
ürchten den Zorn der Menschen, die von dieser angebli-
hen Reform betroffen sein werden. Die Menschen wer-
en zu Recht zornig sein.
Sie haben den Entwurf eines Gesetzes zur Moderni-

ierung der gesetzlichen Krankenversicherung vorge-
egt. Schon der Titel ist Blasphemie.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)

enn es geht Ihnen nicht um die Modernisierung des
esundheitssystems. Was wird hier modernisiert?
ichts! Nennen wir doch lieber das Kind beim Namen:
s ist ein Patientenabzockegesetz. Der Patient soll für
eniger Leistung mehr bezahlen.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Leider ist die Zeit viel zu kurz, um alle Zuzahlungs-

egelungen im Detail aufzuzählen.

(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Es gibt eben doch Gerechtigkeit auf dieser Welt!)







(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch

Die Patienten können davon ausgehen, dass sie im Jahr
2004 im allergünstigsten Fall circa 130 Euro extra zu-
zahlen müssen. Im Jahre 2007 werden es im Durch-
schnitt 280 Euro an Extrazuzahlungen sein.


(Horst Seehofer [CDU/CSU]: Rechenfehler!)

Das deutsche Gesundheitssystem verschlingt Milliar-

den. Einige verdienen sich eine goldene Nase; andere
zahlen drauf. OECD-Studien belegen, dass unser Ge-
sundheitssystem zwar sehr teuer ist, dass aber die Men-
schen in Deutschland nicht gesünder sind als die Men-
schen in den Ländern, in denen weniger Geld in das
Gesundheitssystem fließt.

Was Sie uns vorgelegt haben, ist ein Pharmakonzern-
umsatzförderungsgesetz. Nicht umsonst haben Sie von
der Koalition sich die Positivliste abschwatzen lassen.
Die Pharmalobby und die Kassenärztliche Vereinigung
haben sich wieder einmal durchgesetzt. Der Gesund-
heitsmarkt wird weiter geöffnet und die Konzerne der
Pharmaindustrie können mit ordentlichen Umsatzsteige-
rungen rechnen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sprechen Sie jetzt vom gleichen Gesetz wie wir?)


Aber auch die Arbeitgeber können sich freuen. Denn
es ist gelungen, den Ausstieg aus der paritätischen Fi-
nanzierung festzuschreiben. Das Krankengeld und der
Zahnersatz sollen in Zukunft nicht mehr durch Arbeitge-
ber und Arbeitnehmer gemeinsam finanziert werden.
Die Arbeitnehmer sollen die größte Last übertragen be-
kommen. In Zukunft zahlt der Arbeitnehmer 53 Prozent
und der Arbeitgeber nur noch 47 Prozent des Versiche-
rungsbeitrages. Ich wage die Prognose, dass es nicht so
bleiben wird. Ein Kollege von den Grünen hat ja schon
verkündet, dass er den Faktor Arbeit weiter entlasten
möchte. Es wird laut über Kopfpauschalen nachgedacht.

Wenn von der Entlastung des Faktors Arbeit gespro-
chen wird, dann ist das immer nur ein anderer Ausdruck
für Lohnkürzungen. Die Kopfpauschale, die Herr Rürup
und Herr Kuhn von den Grünen ins Gespräch gebracht
haben, wäre der komplette Ausstieg der Arbeitgeber aus
der paritätischen Finanzierung.

Doch die paritätische Finanzierung hat einen tieferen
Sinn. Die Arbeitgeber haben eine Verantwortung für die
Gesundheit ihrer Beschäftigten. Nachtarbeit, Überstun-
den und Stress führen zu Krebs, Herzinfarkt und Depres-
sionen, sagen uns die Arbeitsmediziner. Allein psychisch
bedingte Krankheiten verursachen jährlich 24 Milliarden
Euro an Kosten. Diese 24 Milliarden Euro – um nur
diese Zahl zu benutzen – würden ausreichen, um die Fi-
nanzierungslücke zu schließen, die Sie mit diesem Ge-
setz beseitigen wollen. Ich frage Sie, liebe Kolleginnen
und Kollegen: Warum der Ausstieg aus der Parität? Wa-
rum soll hier nicht das Verursacherprinzip gelten? Wa-
rum muss derjenige, der Menschen krank macht, nicht
dafür bezahlen?


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Raucht der Arbeitgeber oder der Arbeitnehmer?)


Mit dem vorliegenden Gesetz greifen Sie nicht nur
die Gesundheit der Menschen – insbesondere die derje-

n
d

s
G
s

W

g
P
n
p
l
V

d
G
r
W
f
e
h

m
Z
t
z
g
l
M
z
h
A
b
t
s
g
w

e
r
W
s
h
m
S
u
u

(C (D igen, die arm sind – an, sondern auch ein Grundprinzip: as solidarische Gesundheitssystem. Solidarität ist noch – ein konstituierendes Moment in dieser Gesellchaft. Wer dies infrage stellt, greift die Gesellschaft als anzes an. Dagegen werden wir von der PDS Widertand leisten. Vielen Dank. Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Annette idmann-Mauz. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle en! Frau Lötzsch, wie erfolgreich Sie und Ihre Partei olitik, insbesondere Haushaltspolitik, betreiben, könen die Menschen in Berlin und in Mecklenburg-Vorommern sehen. Bevor Sie die Deutschen insgesamt beehren, wie man die Dinge besser macht, sollten Sie da erantwortung übernehmen, wo Sie sie tragen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505807700
Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1505807800

Wir beraten heute über den Bundeshaushalt und über
en parteiübergreifend gefundenen Kompromiss in der
esundheitspolitik. Beides gehört zusammen. Denn ge-
ade dieser desolate Staatshaushalt und seine negativen
irkungen auf Arbeit und Beschäftigung sowie die of-

ensichtliche Hilflosigkeit in der Gesundheitspolitik sind
s gewesen, die die Union dazu bewogen haben, in Ver-
andlungen mit der Bundesregierung einzutreten.
Aus eigener Kraft hätte diese Bundesregierung es nie-
als geschafft, ein Paket zu schnüren, das über einen
eitraum von vier Jahren den durchschnittlichen Bei-
ragssatz der gesetzlichen Krankenversicherung von
urzeit noch 14,3 auf 13 Prozent drücken kann. Ob dies
elingt, hängt nicht nur von der Bereitschaft aller Betei-
igten im Gesundheitswesen ab, die Instrumente und
öglichkeiten anzunehmen und auch wirklich zu nut-
en, die dieses Gesetz ihnen an die Hand gibt, sondern es
ängt vor allem auch von der weiteren Wirtschafts- und
rbeitsmarktpolitik dieser Bundesregierung ab. Wir
rauchen wieder ein nennenswertes Wirtschaftswachs-
um, damit die Spirale der Arbeitslosigkeit endlich ge-
toppt wird. Denn sonst werden die Beitragssatzsenkun-
en nur auf dem Papier stehen, aber niemals Realität
erden.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: So ist es!)

Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang einmal

in Wort zur landwirtschaftlichen Krankenversiche-
ung sagen; sie ist heute noch nicht erwähnt worden.
ir von der Union erwarten, dass auch die Krankenver-
icherungsbeiträge der Landwirte sinken können. Das
aben wir in den Verhandlungen immer wieder ange-
ahnt. Es darf doch nicht sein – es wäre aus unserer
icht auch überhaupt nicht gerecht –, dass die Landwirte
nd ihre Angehörigen durch die höheren Zuzahlungen
nd die Leistungseinschränkungen in gleichem Maße






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz

betroffen wären wie alle anderen gesetzlich Krankenver-
sicherten, aber im Gegensatz zu diesen nicht von den er-
warteten Beitragssatzsenkungen profitieren könnten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir fordern Frau Künast und Herrn Eichel auf: Neh-
men Sie die Kürzung der Zuschüsse zur landwirtschaftli-
chen Krankenversicherung zurück! Sie können doch den
ohnehin stark gebeutelten Bauern


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: So ist es!)

keine zusätzlichen Beitragssatzsteigerungen von teil-
weise 40 Prozent und mehr zumuten. Meine Damen und
Herren von Rot-Grün, wir wollten in diesen Verhandlun-
gen gemeinsam niedrigere Beiträge für alle schaffen.
Verzichten Sie auf diese Kürzung der Zuschüsse, sonst
fehlt diesem Konsens die Glaubwürdigkeit und somit
eine wirklich wichtige Grundlage.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Was uns heute vorliegt, ist ein Kompromiss der Ver-

nunft. Wir haben eine Übereinkunft durch gegenseitige
Zugeständnisse getroffen. Das ist aus unserer Sicht ein
Pflichtprogramm, keine Kür. Wir haben nicht alles ver-
hindern, aber wir haben vieles abmildern und Entschei-
dendes in die richtige Richtung durchsetzen können. Ne-
ben einem spürbaren Beitragssatzsenkungspotenzial
haben wir wesentliche Richtungswechsel bewirken und
auch einige zentrale Kritikpunkte ausräumen können.
Wir haben vor allen Dingen die Bevormundung, die Ihr
erstes Gesetz noch durchzogen hat, eliminiert. Wir ha-
ben die Verantwortlichkeiten der Anbieter und das Ver-
antwortungsbewusstsein der Patienten durch mehr Frei-
heit, mehr Wettbewerb und Selbstbeteiligung gestärkt.

Wir sind uns bewusst, dass wir allen Beteiligten viel
zumuten. Aber wir haben das Zutrauen in die Fähigkei-
ten der Menschen. Wir sehen in den Patienten keine Bitt-
steller, sondern wirkliche Beteiligte im System. Deshalb
bekommen Patientinnen und Patienten sowie Selbsthil-
fegruppen deutlich mehr Mitsprache- und Beteiligungs-
möglichkeiten im Bundesausschuss, wenn es um Fragen
ihrer medizinischen Versorgung geht.

Zudem eröffnen wir neue Gestaltungsmöglichkeiten
für den Versicherungsschutz: angefangen bei der Mög-
lichkeit, zwischen der privaten und der gesetzlichen
Krankenversicherung bei der Absicherung des Zahner-
satzes zu wählen, über die Wahl der Kostenerstattung bis
hin zur Auswahl von spezifischen Versorgungsangebo-
ten, der integrierten Versorgung, der hausarztzentrierten
Versorgung und Bonusmodellen für gesundheitsbewuss-
tes und präventionsorientiertes Verhalten. Hinzu kom-
men Beitragsrückgewähr und Selbstbehalte für freiwillig
Versicherte. Das bedeutet mehr Gestaltungs- und Mit-
wirkungsmöglichkeiten für Patienten und Versicherte
und mehr Wettbewerb in der gesetzlichen Krankenversi-
cherung.

Wir von der Union konnten der angestrebten Zentrali-
sierung und Verstaatlichung des Gesundheitswesens ein
Ende setzen. Es wird kein staatliches Institut zur Steue-
rung der medizinischen Behandlung von über

7
p
a
w
s

w
d

p
t
w
m
k
w

A
u
D
d
Ä
r
F
s

S
z
i
h
s
z
p

c
b
V
J
r
s
P
g
Ä
d
d

D
M
g
w
w
V
c

h

(C (D 0 Millionen Versicherten geben. Das heißt, die Theraiefreiheit in unserem Land bleibt erhalten. Es wird uch keine bevormundende Listenmedizin geben, auch enn sie in noch so positive Worte gekleidet werden ollte. Die Freiberuflichkeit in unserem Gesundheitswesen ird nicht zu Grabe getragen. Das konnten wir verhinern, die Glocken sollten es ja schon einläuten. Es wird keine marktbeherrschenden Einkaufsmono ole der Kassen zulasten einer flächendeckenden, qualiativ hochwertigen Versorgung geben; denn es ist bei eitem kein Wettbewerb, wenn der einzelne Arzt einem arktbeherrschenden Einkaufsmonopol einer Krankenasse gegenübersteht. Das wollten Sie von Rot-Grün. Es ird aber nicht kommen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


uch künftig wird es eine flächendeckende Qualitäts-
nd Leistungssicherung durch Kollektivverträge geben.
as Wettbewerbsmodell der Union wird dafür sorgen,
ass innerhalb der Kollektivverträge ein Wettbewerb der
rzte um die beste Qualifikation stattfindet und im Be-
eich der integrierten Versorgung ein Wettbewerb um die
rage, ob die kollektiv- oder die einzelvertragliche Ver-
orgung die bessere Alternative ist.
Wir haben es geschafft, den Qualitätswettbewerb im

ystem zu stärken, und zwar unter fairen Bedingungen
wischen gleichberechtigten Marktteilnehmern; das sage
ch ganz bewusst. Wer immer wieder davon redet, wir
ätten zu wenig Wettbewerb, der weiß nicht, wovon er
pricht, oder will nur kaschieren, dass er ein Monopol
ugunsten eines anderen, nämlich eines Kassenmono-
ols, etablieren will.


(Horst Seehofer [CDU/CSU]: So ist es!)

An anderer Stelle beenden wir endlich einen unsägli-

hen Zustand, nämlich die Budgetierung. Budgetierung
edeutet in unserem System verdeckte Rationierung. Die
erunsicherung der Ärzte, nicht zu wissen, was sie am
ahresende für ihre Arbeit bekommen, und die Verlage-
ung des Krankheitsrisikos der Versichertengemein-
chaft auf die Ärzteschaft haben ein Ende. Fallende
unktwerte gehören ab dem Jahr 2006/2007 der Vergan-
enheit an. Es gibt wieder Planungssicherheit. Nicht die
rzte müssen das Risiko der Morbidität tragen, sondern
er gesundheitliche Bedarf wird von der Gemeinschaft
er Kassen getragen. Dort gehört dieses Risiko auch hin.


(Beifall des Abg. Horst Seehofer [CDU/CSU])

amit haben wir wieder mehr Verlässlichkeit und mehr
otivation in diesem Bereich geschaffen. Gerade jün-
ere Ärztinnen und Ärzte müssen nicht mehr um ihre
irtschaftliche Existenz bangen. Das ist wichtig, damit
ir auch in Zukunft eine flächendeckende ambulante
ersorgung gerade auch in den neuen Bundesländern si-
herstellen können.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Beim Zahnersatz ist der Einstieg in die lohnunab-

ängige, beschäftigungsfördernde Versicherung eines






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz

medizinischen Leistungsbereichs geschafft. Das ist ein
gesundheitspolitisches Novum von weitreichender Be-
deutung insbesondere für die gesetzliche Krankenversi-
cherung. Wer die Abhängigkeit der gesetzlichen Kran-
kenversicherung von Lohn und Gehalt problematisiert
– aus meiner Sicht zu Recht –, der erlebt jetzt zum ersten
Mal die Wirklichkeit der Abkopplung. Das ist ein echter
Beitrag, damit Arbeit in Deutschland endlich billiger
wird.

Den Versandhandel konnten wir zwar nicht ganz
verhindern, haben aber für Rahmenbedingungen gesorgt,
die einen fairen Wettbewerb zwischen Versand- und Of-
fizinapotheke ermöglichen. Ich erwarte jetzt von der
Bundesregierung, dass sie mit dem heutigen Tag auch
die Notifizierung gegenüber der EU-Kommission einlei-
tet.

Wir wissen, dass dieser Kompromiss den Versicher-
ten und Patienten erhebliche Lasten auferlegt.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505807900

Frau Kollegin, denken Sie bitte an Ihre Redezeit.


Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1505808000

Ich komme zum Schluss. – Dies gilt nach Beitrags-

satzsicherungsgesetzen, Zwangsrabatten und Nullrunden
im Übrigen auch spürbar für die Ärzte und Krankenhäu-
ser, die Apotheker und die Pharmaindustrie.

Meine Damen, meine Herren, wir tragen den Kom-
promiss nicht aus Begeisterung über ein Jahrhundertre-
formwerk mit, sondern aus Verantwortung für die Versi-
cherten und die Patienten in unserem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505808100

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Hilde Mattheis.


(Horst Seehofer [CDU/CSU]: Es ist alles gesagt!)



Hilde Mattheis (SPD):
Rede ID: ID1505808200

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Sie von der Opposition sind zum Beispiel noch nicht auf
das Thema Sozialhilfereform eingegangen. Es ist also
noch nicht alles gesagt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte nun den Blick auf diesen Bereich wenden,
denn es handelt sich um ein weiteres wichtiges Reform-
gesetz von SPD und Grünen.

„Armut bedeutet, dass über einen verfügt wird“. Die-
ser Satz stammt von dem Vorsitzenden des Stuttgarter
Vereins Tafelladen. Der Tafelladen verkauft an Bedürf-
tige sehr billig Lebensmittel, die umsonst von Bäcke-
reien, Großmärkten und Supermärkten kommen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Umsonst nicht, aber kostenlos!)


S
S
P
s
i

n
S
m
e
P

H
g
s
f
d
a
d
v
n
a
d

m
u
s
a
f
f
n
d
e

F
b
d
L
j
D
s
d
n
m
t

s
k
t
m
n
i

(C (D olche Einrichtungen gibt es – das wissen Sie – in vielen tädten. In ihnen wird nichts verschenkt. Die niedrigen reise decken meist gerade die Unkosten. Aber die Menchen, die dort einkaufen, können selbst wählen. Es wird hnen nichts zugeteilt. Durch den vorliegenden Gesetzentwurf zieht sich ge au dieser rote Faden. Bezieherinnen und Bezieher von ozialhilfe werden einbezogen statt bürokratisch bevorundet. Mit diesem Gesetz aktivieren wir die individullen Ressourcen der Betroffenen und beziehen sie als artner in den Hilfeprozess ein. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Bislang standen die ausreichende Bemessung der
ilfe und die effiziente Abwicklung der Transferleistun-
en im Mittelpunkt des Verwaltungshandelns. Mit die-
em Gesetz werden – Herr Stöckel hat es bereits ausge-
ührt – die Kommunen entlastet. Die Zahlen gehen
eutlich zurück. Die Träger der Sozialhilfe können sich
uf eine Personengruppe konzentrieren, die ganz indivi-
uelle Fördermaßnahmen benötigt. Dass sich die Akti-
ierung außerhalb des Arbeitsmarktes für die Kommu-
en mittel- und langfristig rechnet, wurde uns unter
nderem von dem Leiter des Sozial- und Jugendamtes
er Stadt Freiburg bestätigt.
Darüber hinaus kann festgestellt werden: Sozialamts-
itarbeiterinnen und -mitarbeiter sind hoch qualifiziert
nd sehr erfahren, was die Beratung und Betreuung die-
es Personenkreises mit sehr vielschichtigen Problemen
nbelangt. Die Sozialstrukturen und -netze zum Beispiel
ür psychisch Kranke und für Personen mit anderen Auf-
älligkeiten sind über Jahre hinweg gewachsen und kön-
en umso intensiver genutzt werden. In diesem Geist ist
as neue Sozialhilfegesetz geschrieben, das wir heute in
rster Lesung zu beraten haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ein weiterer wichtiger Baustein des Förderns und
orderns ist die Neubemessung der Regelsätze. Dabei
estand folgender Handlungsbedarf: Seit Jahren hat sich
ie bisherige Abgrenzung laufender und einmaliger
eistungen als nicht sachgerecht erwiesen. Für alles und
edes musste bisher ein neuer Antrag gestellt werden.
ies ist nicht nur ein ungeheurer Verwaltungsaufwand,
ondern bedeutet auch eine große Bevormundung für
iejenigen, die von Sozialhilfe abhängig sind. In den
euen Regelsatz sind hingegen bis auf wenige Ausnah-
en die einmaligen Leistungen der Hilfe zum Lebensun-
erhalt einbezogen.
Außerdem wurde bislang nur unzureichend berück-

ichtigt, dass größere Haushalte günstiger wirtschaften
önnen als kleinere. Das Ungleichgewicht zwischen äl-
eren und jüngeren Kindern, Alleinerziehenden und Fa-
ilien musste ausgeglichen werden. Unsere Forderung
ach einem Mehrbedarfsfaktor für Alleinerziehende ist
n diesem Zusammenhang richtig und gerecht.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])







(A) )



(B) )


Hilde Mattheis

Fest steht: Durch die Pauschalierung der Regelsätze

und die andere Gewichtung der Struktur wird das Ver-
fahren zur Bemessung der Regelsätze schlüssig und ein-
fach.

Ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen zu kön-
nen ist ein berechtigtes Anliegen, das auch kranke, be-
hinderte und pflegebedürftige Menschen haben. Dazu
dient die Einrichtung eines trägerübergreifenden per-
sönlichen Budgets, das es den Menschen erleichtert,
selbstständig Betreuungsleistungen zu organisieren und
zu bezahlen. In dieses Budget, das im SGB IX verankert
wird, fließen alle in Betracht kommenden Leistungen
ein. Das persönliche Budget wird aus der Hand eines
Leistungsträgers erbracht. Das ist überschaubar und
spart Verwaltungskosten. Das Gesamtbudget wird den
Betroffenen auf Antrag zur Verfügung gestellt. Wir wer-
den es zunächst bis 2007 zu testen und wissenschaftlich
zu begleiten haben. So entsteht eine solide Datenbasis,
auf deren Grundlage wir dann weitere Entscheidungen
fällen können.

Fördern statt Gängeln, Aktivieren statt Wegschieben,
Fordern statt lediglich Anklagen – das sind die aus dem
Gesetzentwurf erkennbaren Grundlinien. Es ist gelun-
gen, ein Maßnahmenpaket zu schnüren, durch das die
Menschen, die auf unsere Solidarität angewiesen sind,
nicht im Stich gelassen werden. Im Gegenzug erwarten
wir zu Recht, dass sich alle im Rahmen ihrer Fähigkeiten
und Möglichkeiten bemühen, aus dieser Bedürftigkeit
auch wieder herauszukommen.

In diesen Tagen wird immer wieder einmal populis-
tisch gegen die Empfängerinnen und Empfänger der So-
zialhilfe gehetzt. Dabei geht es nie um sachliche Infor-
mationen und um Argumente. Nein, vielmehr sollen
Vorurteile bedient werden. Es soll der Eindruck entste-
hen, als ob alle Leistungsempfängerinnen und -empfän-
ger ihre Leistungen zu Unrecht beziehen, um sich ein
schönes Leben unter Palmen zu machen. Unsere Bun-
desministerin Ulla Schmidt hat sofort und konsequent
gehandelt.

Wir verfolgen mit dieser Sozialhilfereform das Anlie-
gen, Menschen Wege zu zeigen, wie sie mehr Eigenver-
antwortung tragen und den Weg aus der Sozialhilfe fin-
den können.

Ich danke.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505808300

Das Wort hat jetzt die Ministerin für Soziales, Frauen,

Familie und Gesundheit des Landes Niedersachsen, Frau
Ursula von der Leyen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ina Lenke [FDP])



(Niedersachsen)


Frau Präsidentin! Sehr geehrte Abgeordnete! Vor we-
nigen Tagen traf ich einen früheren gesundheitspoliti-

s
m
m
t

T
l
t
e
t
k
u
d
R
z
D
c
b

K
e
d
d
b
l
a
te
a
z
d
P
S

h
N
m

D
d
t
s
k
B
s
E
d
s
G

G
s
te
a
F
n
p
Z
s

(C (D chen Sprecher der Union, der in den 80er-Jahren so anche Debatte hier im Hause miterlebt hat. Er sagte ir: Damals hat sich niemand für Gesundheitspolitik ineressiert. Das war ein Nischenthema. Heute ist die Gesundheitspolitik eines der zentralen hemen. Das Gesundheitswesen ist mit mehr als 4 Milionen Beschäftigten der dynamischste und zukunftsrächtigste Sektor in unserem Land. Dennoch sind wir in iner Situation, in der der Gesundheitssektor eine Belasung für unser Land ist. Er ist für jene hohen Lohnnebenosten mitverantwortlich, die den Faktor Arbeit belasten nd den Wirtschaftsmotor in diesem Lande abzuwürgen rohen. Deshalb steht die Gesundheitspolitik heute zu echt im Zentrum des Interesses. Es geht darum, den soialen Charakter unserer Marktwirtschaft zu wahren und eutschland gleichzeitig international wieder fit zu mahen. Ich bin überzeugt: Diese Reform bringt uns diesen eiden Zielen ein Stück näher. Meine Damen und Herren, es konnte nicht nur ein onsens zwischen den Koalitionsfraktionen auf der inen und der Union auf der anderen Seite erzielt weren, vielmehr wurde auch eine Übereinstimmung mit en Bundesländern erzielt. Das möchte ich ausdrücklich etonen. Vor allem ist es den Ländern in den Verhandungen gelungen – deshalb sind wir natürlich auch ngetreten –, zentrale bürokratische Strukturen zugunsn von mehr föderaler Vielfalt und mehr Wettbewerb ufzubrechen. Ich nenne das einen wichtigen Erfolg für wei wesentliche Grundprinzipien, auf denen unsere eutsche Krankenversicherung beruht, nämlich für das rinzip der Selbstverwaltung und für das Prinzip der ubsidiarität. Die Subsidiarität fängt beim Patienten an. Patienten aben einen Anspruch auf Beteiligung und Transparenz. ur dann ist ihnen auch mehr Eigenverantwortung zuzuuten. (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Genau!)


urch diese Reform wird die Transparenz hinsichtlich
er Angebote, der Leistungen, der Kosten und der Quali-
ät ganz wesentlich erhöht. Die Stichpunkte sind vielfach
chon genannt worden: Patientenquittung, Gesundheits-
arte, die Möglichkeit zur Kostenerstattung, Tarife mit
eitragsrückgewähr oder Selbstbehalten und Bonuslö-
ungen. Das macht es den Patienten möglich, auch selbst
ntscheidungen treffen zu können. Damit stärken wir
ie einzige Instanz, die Angebot und Nachfrage im Ge-
undheitswesen unbürokratisch und wirkungsvoll ins
leichgewicht bringen kann, nämlich die Patienten.
Wir alle wissen doch auch aus Erfahrung, woran unser
esundheitssystem vor allem krankt – das es ist heute
chon mehrfach thematisiert worden –: Der Hausarzt un-
rsucht gründlich und schickt den Patienten zum Fach-
rzt. Dieser lotet erst einmal alle Möglichkeiten aus. Vom
acharzt geht es ins Krankenhaus. Das Krankenhaus ord-
et seine Palette von Untersuchungen an. Es gibt Dop-
eluntersuchungen und Informationsverluste. Das kostet
eit – kostbare Lebenszeit – und Geld. Wir haben
chlechte Erfahrungen mit Patienten gemacht, die zwi-






(A) )



(B) )


Ministerin Dr. Ursula von der Leyen (Niedersachsen)


schen ambulantem und stationärem Budget, zwischen
Rehabilitation und Pflege hin- und hergeschoben wur-
den.

Deshalb haben wir in dieser Reform – das sollte man
betonen – mit der integrierten Versorgung einen wich-
tigen Schritt zu einer Behandlung im Verbund und damit
einer Behandlung für die Menschen und ihre Krankheit
als Ganzes getan. Wir öffnen in der integrierten Versor-
gung die Option, Einzelverträge abzuschließen. Das er-
möglicht es uns, in diesem Segment gewissermaßen als
deutschlandweites Modell Erfahrungen mit mehr Wett-
bewerb zu sammeln, die wir auch brauchen – wir müs-
sen in diesem System lernen –, ohne gleich das Kind mit
dem Bade auszuschütten und das gesamte System auf
Wettbewerb pur umzustellen. Auch da gibt es internatio-
nal negative Erfahrungen. Ich halte diesen Teil des Ge-
setzes für eine wichtige und wegweisende Innovation.

Aus Ländersicht ist mir zudem wichtig, dass die Pla-
nungshoheit der Länder in der Krankenhausversor-
gung unangetastet geblieben ist.


(Horst Seehofer [CDU/CSU]: Da haben Sie uns über den Tisch gezogen!)


– Jawohl, das ist eine entscheidende Voraussetzung für
die flächendeckende Krankenhausversorgung. Wenn wir
die ländlichen Räume – ich bin Ministerin eines Landes
mit vielen ländlichen Räumen – am Leben erhalten wol-
len, dann brauchen wir dort vor allem Schulen und Kran-
kenhäuser. Das muss weiterhin Landesaufgabe bleiben
und das ist auch gut so.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Diese Gesundheitsreform ist ein wichtiger Schritt. Sie

wird kurz- und mittelfristig die Stabilisierung der Finan-
zen bewirken. Aber sie ist kein Endpunkt. Gesundheits-
reform ist ein kontinuierlicher Prozess in einer alternden
Gesellschaft. Langfristig werden auch aus Gründen der
Generationengerechtigkeit weitere Weichenstellungen
zur nachhaltigen Reform der gesetzlichen Krankenversi-
cherung notwendig sein. Die Diskussion darüber hat
längst begonnen. Wir müssen in absehbarer Zeit zu Ent-
scheidungen kommen. Ich hoffe sehr, dass diese Ent-
scheidungen bei aller Unterschiedlichkeit der berechtig-
ten Interessen von einer breiten Mehrheit getragen
werden können.

Die gemeinsame Gestaltung des für die ganze Gesell-
schaft so wichtigen Gesundheitssystems für einen langen
Zeitraum muss uns allen ein hohes Gut sein. Es lohnt die
Anstrengung; denn das sind wir den zukünftigen Patien-
tinnen und Patienten schuldig.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP und der Abg. Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505808400

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Dr. Michael

Luther.

K
s
m
j

t
m
a
e
d
a
d
g
r

W
h
Ö
l
E
t
H
h
S
1
b
i

l
s
W
s
d
n
0
n
v
g
J
z

d
l
e
d
F
a
G

J
v
m
U

(C (D Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Man wird es kaum glauben: Bei der ersten Leung des Bundeshaushalts gibt es tatsächlich noch jeanden, der zum Bundeshaushalt redet. Das will ich etzt an dieser Stelle tun. Schließlich ist dieser Haushalt nicht der unbedeu endste, sondern der mit dem größten Ausgabevolumen, it immerhin 81,9 Milliarden Euro, also 32,6 Prozent m Gesamthaushalt. Leider ist es so, dass es dort einen inzigen riesengroßen Haushaltsposten gibt, nämlich en Bundeszuschuss zu den Rentenkassen: 76,3 Millirden Euro. Das ist nicht neu. Es ist auch nicht neu, dass ieser Bundeszuschuss in den letzten Jahren dramatisch ewachsen ist. Neu ist allerdings, dass die Bundesregieung nun plant, hier einen Kurswechsel vorzunehmen. Ich will erinnern: 1999 hat die Bundesregierung einen eg eingeleitet, den Bundeszuschuss dramatisch zu eröhen, und zwar durch die Finanzierung mithilfe der kosteuer. 1999 betrug der Bundeszuschuss 60,5 Miliarden Euro. In diesem Jahr sind es 77,3 Milliarden uro. Das Ziel der Bundesregierung war, damit die Beiräge zur Rentenversicherung zu senken. Die Frage ist: at die Bundesregierung dieses Ziel erreicht? – Nein, sie at es nicht. Sie hat die Beiträge höchstens stabilisiert. ie betrugen 1999 19,5 Prozent, betragen in diesem Jahr 9,5 Prozent und sollen im nächsten Jahr 19,5 Prozent etragen. Das Wahlziel, sie auf 18,9 Prozent zu senken, st auf jeden Fall nicht erreicht. Womit wurde diese Scheinstabilität erkauft? Zusätz ich zu diesem enormen Anwachsen des Bundeszuschuses durch eine Aushöhlung der Schwankungsreserve. as ist die Schwankungsreserve? Die Schwankungsreerve ist die Tageskasse der Rentenkasse. Sie garantiert ie Stabilität der Rentenauszahlung. 1999 betrug sie och eine Monatsrate, 2002 wurde sie auf 0,8, 2003 auf ,5 gesenkt und nächstes Jahr soll sie auf 0,3 einer Moatsrate gesenkt werden. Es ist ein erhebliches Finanzolumen, das den Rentenkassen entzogen wird. Die eplante Senkung der Schwankungsreserve für nächstes ahr soll immerhin einen Beitragsanstieg um 0,3 Proentpunkte verhindern. Was wird hier gemacht? Sie greifen in die Tageskasse er Rentenkasse. Lassen Sie mich an einem Beispiel beegen, was das heißt. Wenn der Bäckersfrau die Tagesinnahmen samt Wechselkasse entwendet werden, ist as Diebstahl nach § 242 des Strafgesetzbuches, der mit reiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe gehndet wird. Sagen Sie mir, was der Unterschied zum riff in die Schwankungsreserve ist. (Beifall bei der CDU/CSU – Erika Lotz [SPD]: Die karnevalistische Pirouette!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1505808500

Der Bundesrechnungshof hat bereits im vergangenen
ahr auf die Risiken hingewiesen, die mit einer Senkung
erbunden sind. Erfahrungsgemäß ist der Oktober im-
er der schwierigste, weil einnahmeschwächste Monat.
nd der kommt noch. Das stetige Abschmelzen der






(A) )



(B) )


Dr. Michael Luther

Schwankungsreserve ist ein Tanz auf dem Vulkan. Ich
will an dieser Stelle als Haushälter sagen: Es entstehen
hiermit erhebliche Risiken für den Bundeshaushalt.

Aber es kommt noch schlimmer. Ich zitiere aus einer
Information des VdK:

Durch die Kürzung der Schwankungsreserve
könnte die Rentenkasse in einnahmeschwachen
Monaten mangels Rücklagen zahlungsunfähig wer-
den. In diesem Fall müsste der Bund mit Steuermit-
teln einspringen. Um dies zu verhindern, plant die
Regierung laut „Spiegel“, Gelder aus dem Risiko-
strukturausgleich zwischen finanzstarken und fi-
nanzschwachen Krankenkassen künftig auch zu
nutzen, um Löcher bei der Rentenversicherung zu
stopfen.

Was heißt das? Die Schwankungsreserve dient auch
zum Handling des Risikostrukturausgleichs. Das heißt:
Die Kassen zahlen ein und schwache Kassen kriegen
Geld. Jetzt soll im Zweifelsfalle dieses Geld zurückge-
halten werden, damit man die Renten finanzieren kann.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Afrika!)

Das ist ein „Spiegel“-Bericht. Wir sollten das zumindest
in den Haushaltsberatungen thematisieren.

Eines ist sicher: Noch mehr kann man die Schwan-
kungsreserve nicht senken. Spätestens wenn keine Sen-
kung mehr möglich ist, steht die Bundesregierung vor
dem Offenbarungseid und muss sagen, wie die Renten
langfristig und ohne Tricks zu finanzieren sind.

Weiterhin wurde die Scheinstabilität durch den dra-
matischen Anstieg des Bundeszuschusses erkauft. Die
Zahlen hatte ich bereits genannt. Hier sehe ich allerdings
einen Kurswechsel der Bundesregierung, die erkennt,
dass ein maßloses Wachsen des Bundeszuschusses an
die Rentenkassen nicht zu finanzieren ist und eine struk-
turelle Rentenreform her muss. Spät kommt die Erkennt-
nis, aber sie kommt.

Deshalb sollen nun angesichts leerer Kassen jährlich
2 Milliarden Euro beim Bundeszuschuss eingespart wer-
den. Das ist bereits im Bundeshaushalt 2004 etatisiert
und im Haushaltsbegleitgesetz festgestellt. Was fehlt, ist
die Umsetzung. Im Haushaltsbegleitgesetz steht ledig-
lich:

Die zur Stabilisierung des Beitragssatzes notwendi-
gen Maßnahmen werden später durch entspre-
chende Änderungen des Sozialgesetzbuches umge-
setzt.

Ich frage Sie, Frau Schmidt: Wie wollen Sie im nächsten
Jahr 2 Milliarden Euro bei den Rentnern einsparen? Wa-
rum haben Sie heute dazu nichts gesagt?


(Horst Seehofer [CDU/CSU]: Sie will es nicht!)


Wir beraten heute den Bundeshaushalt. Der Einzel-
plan 15 des Bundeshaushaltsentwurfs ist Makulatur,
wenn das nicht in diesem Jahr beschlossen wird. Legen
Sie aus diesem Grunde die Zahlen und Fakten auf den
Tisch und ziehen Sie bis dahin den Bundeshaushalt zu-

r
a
H

s
b
v

M
s
z
c
n
B


w

I
w
d

A
D
h
s
c
s
d
w
o
i
w
m
m

m
n
B
T
z
f

s
d

(C (D ück. Legen Sie ihn dann wieder vor, wenn Sie die Hausufgaben gemacht haben. Denn erst dann ist dieser aushalt beratungsfähig. Lassen Sie mich als Haushälter noch etwas zur Ge undheitsreform sagen. Im Bundeshaushalt 2004 erleen wir den Einstieg in die steuerfinanzierte Krankenersicherung: durch die Tabaksteuer. (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Davon sind wir aber mit 4 Milliarden von 140 Milliarden noch weit entfernt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


eine Kritik – besser gesagt: meine Mahnung – richtet
ich an alle Gesundheitspolitiker. Dieser steuerfinan-
ierte Weg wird schnell zum Holzweg, wenn im Versi-
herungssystem keine strukturellen Änderungen vorge-
ommen werden. Die Rente soll hierbei als mahnendes
eispiel dienen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann wenden Sie sich mal vertrauensvoll an Herrn Seehofer!)


Ich habe mich als Haushälter ausdrücklich an alle ge-
andt.


(Beifall des Abg. Wolfgang Zöller [CDU/ CSU])


ch denke, im Rahmen des Konsenses, der heute immer
ieder erwähnt worden ist, ist auch mir als Haushälter
ieses mahnende Wort erlaubt.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vielleicht klären Sie das in Ihrer eigenen Fraktion! – Horst Seehofer [CDU/CSU]: Musste das sein?)


Ein weiteres Thema, das mir Sorgen bereitet, ist das
nspruchs- und Anwartschaftsüberführungsgesetz.
ie neuen Bundesländer sollen in diesem Zusammen-
ang 2004 1,84 Milliarden Euro zahlen, und zwar mit
tark steigender Tendenz. Das ist auf eine Rechtspre-
hung zurückzuführen, die zur Folge hat, dass eine ur-
prünglich vernünftige Kostenlösung für die neuen Bun-
esländer zu einer fiskalischen Falle wird. Ich denke,
enn wir in den neuen Bundesländern den Aufbau Ost
rganisieren wollen, dann ist es nicht in Ordnung, wenn
hnen auf diese Art und Weise wieder viel Geld entzogen
ird. Es lohnt sich vielleicht, darüber zu reden, wie da-
it in Zukunft umzugehen und was in diesem Zusam-
enhang möglich ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Lassen Sie mich noch eine abschließende Bemerkung
achen. Es wurde angemahnt, dass seitens der Union
ichts zum SGB XII gesagt worden ist. Im Rahmen des
undeshaushalts kam heute eine Vielzahl von wichtigen
hemen zur Sprache. Auch das SGB XII ist ein Thema,
u dem man viel hätte sagen können, aber leider war da-
ür nicht genug Zeit.
Aber wer sich den Gesetzentwurf ansieht, wird fest-

tellen, dass es eine Vielzahl von offenen Fragen gibt,
ie noch geklärt werden müssen. Das muss zwar leider






(A) )



(B) )


Dr. Michael Luther

dem Ausschuss vorbehalten werden, aber dort ergeben
sich noch genug Gelegenheiten.

Recht herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505808600

Weitere Wortmeldungen zu diesem Geschäftsbereich

liegen nicht vor.
Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen

auf den Drucksachen 15/1525, 15/1514 und 15/1526 an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Wir kommen zu dem Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst
die Frau Bundesministerin Renate Schmidt.

Renate Schmidt, Bundesministerin für Familie, Se-
nioren, Frauen und Jugend:

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kollegen! Liebe
Kolleginnen! Meine sehr geehrten Herren! Meine sehr
geehrten Damen!

Dem Zwang zum Sparen konnte sich ... auch der
Etat des Familienministeriums nicht entziehen. Ich
will hier kein Missverständnis aufkommen lassen.
Keine Mark, die den Familien zugute kommt, ist zu
viel. Wir werden uns sicher auch in der Zukunft
noch weitere Gedanken machen müssen, wie wir
den Familienlastenausgleich noch gerechter gestal-
ten können. Mir sind deshalb die Entscheidungen,
die wir treffen mussten, mit Sicherheit nicht leicht
gefallen, aber ich denke, dass es uns im Ergebnis
nicht nur gelungen ist, unabwendbare Einsparungen
sozial verträglich zu gestalten, vielmehr wurde so-
gar die Familienförderung ein Stück gerechter.


(Beifall bei der SPD)

Ich wundere mich darüber, auf welcher Seite ge-

klatscht wird; denn dies ist ein Zitat der damaligen Fa-
milienministerin Hannelore Rönsch vom 8. Septem-
ber 1993,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Damals wird es gestimmt haben!)


als die damalige Bundesregierung insgesamt für das
volle Jahr des Wirksamwerdens 660 Millionen DM beim
Erziehungsgeld eingespart hat.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gegen Ihren Widerstand!)


Ich stelle Ihnen die Zitate der damaligen Opposition,
die ähnlich ausfielen wie Ihre heutigen Reaktionen,
gerne zur Verfügung. Ich meine aber, dass diese immer
gleichen Rituale überflüssig sind. Wenn Mittel knapp
sind, wird unabhängig von der Parteifarbe – übrigens
auch bei Ländern und Kommunen – gespart. Dann

b
L
w
G
n
K
4
t
b
h
d
4
e
te

f
1
b
v
h

ic
A
g
d
G
k
a
E
I
c

d
E
w
E
w
a
d
s

n
F
e
Z
z
e
a
1
z
li
S

z
1
tu
r

(C (D raucht man ein klares Konzept: Zielgenauigkeit der eistungen, Anreize zur Eigeninitiative, soziale Ausgeogenheit. Das sind die Leitlinien der Agenda 2010. enau diese Leitlinien habe ich umgesetzt. Ich halte es ämlich für vertretbar, wenn eine Familie beim ersten ind bei einem jährlichen Bruttoeinkommen von 0 500 Euro desoder derjenigen, der oder die keine Elernzeit in Anspruch nimmt – also von einem der eiden –, für die ersten sechs Monate noch volles Erzieungsgeld in Anspruch nehmen kann. Bei der Geburt es zweiten Kindes liegt der Grenzwert dann bei 5 000 Euro. Rund 95 Prozent aller Eltern, die es bisher rlebt haben, werden in den ersten sechs Monaten weirhin volles Erziehungsgeld bekommen. Übrigens waren wir es, die die Einkommensgrenzen ür den Zeitraum ab dem 7. Monat erstmals nach 5 Jahren angehoben haben. Diese Einkommensgrenzen leiben selbstverständlich unangetastet, sodass genauso iele Familien wie bisher ab dem 7. Monat volles Erzieungsgeld bekommen werden. Ich halte es für vertretbar, und nicht nur das, sondern h halte es sogar für ein Gebot der Gerechtigkeit, dass rbeitslosengeld und andere Lohnersatzleistungen anerechnet werden; denn diese können bei einem gut verienenden Angestellten deutlich höher ausfallen als das ehalt einer teilzeitbeschäftigten allein erziehenden Veräuferin, die lieber erwerbstätig ist, als von Sozialhilfe bhängig zu werden. Ich halte es auch für vertretbar, das rziehungsgeld von 307 Euro auf 300 Euro abzusenken. ch habe bisher keine Eltern getroffen, die davon gesprohen hätten, sie bekämen 307 Euro Erziehungsgeld. Ich möchte aber ehrlicherweise zugeben, dass mich as stufenweise Absenken des einkommensabhängigen rziehungsgeldes ab dem 7. Monat schmerzt, das notendig wurde, um das Einsparziel zu erreichen. Diesem insparziel stimme ich im Übrigen uneingeschränkt zu, eil es richtig ist, Investitionen von den Einsparungen uszunehmen, und weil es richtig ist, Ausgaben für Bilung und Forschung nicht zu kürzen; denn letztendlich ind beides Investitionen zugunsten unserer Kinder. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe im Einzelplan 17 beim Erziehungsgeld nicht
ur, aber im Wesentlichen zulasten der gut verdienenden
amilien einsparen müssen. Ich habe aber im Gegenzug
rreicht, dass für diejenigen, die es besonders brauchen,
usätzliches getan wird. Der neu eingeführte Kinder-
uschlag von bis zu 140 Euro für diejenigen Eltern, die
rwerbstätig sind, aber so wenig verdienen, dass es nicht
uch noch für den Unterhalt ihrer Kinder reicht, wird
50 000 Kinder aus dem Arbeitslosengeld II holen. Vom
usätzlich erwirtschafteten Einkommen bleibt den Fami-
en etwas übrig. Eigeninitiative lohnt sich also – das
icheinrichten in der Sozialhilfe nicht.
Vielleicht sollten Sie bei all Ihrer Kritik gerade hier

u Ihrer eigenen Verantwortung stehen. 1998 lebten
,1 Millionen Kinder in der Sozialhilfe. Die Verantwor-
ng dafür trägt allein die heutige Opposition. In 16 Jah-
en Regierungsverantwortung haben Sie kein einziges






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Schmidt

Mal irgendeine Initiative ergriffen, um Armut von Kin-
dern zu bekämpfen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Mit solchen Frechheiten werden Sie nie die Präsidentin! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


– Ich weiß, dass Sie das schmerzt, genauso wie mich an-
deres schmerzt.

Das Fraunhofer-Institut hat nun eine Zahl von zusätz-
lich 220 000 Kindern im neuen Arbeitslosengeld II er-
rechnet. Diese Kinder – auch das sollte uns klar sein –
haben aber zuvor nicht in Wohlstand gelebt, sondern von
Arbeitslosenhilfe. Diese war für Familien nicht selten
geringer als das, was sie an Anspruch in der Sozialhilfe
gehabt hätten.

Ich behaupte auch gar nicht – das wäre eine Übertrei-
bung –, dass mit dem Kinderzuschlag, der für 2004 mit
125 Millionen Euro und für die Folgejahre mit 250 Mil-
lionen Euro im Einzelplan 17 enthalten ist, das Problem
Kinderarmut gelöst sei. Es ist aber ein erster wichtiger
Schritt. Diese Sicht wird von Fachleuten und Sozial-
verbänden ausdrücklich geteilt. Es ist im Übrigen ein
Schritt, dem weitere folgen müssen, sobald sich finan-
zielle Spielräume ergeben. Leistungen zielgenau denen
zugute kommen zu lassen, die sie wirklich benötigen:
Das ist die Maxime dieser Bundesregierung. Vor diesem
Hintergrund konnte ich dank der Unterstützung Hans
Eichels und vor allem auch des Bundeskanzlers eine auf
Dauer geltende steuerliche Regelung für tatsächlich Al-
leinerziehende erreichen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Wo steht die denn? Die steht doch nirgendwo!)


Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts
hatte uns dazu gezwungen, den bisherigen Haushalts-
freibetrag für alle Alleinerziehenden abzuschmelzen.
Ein Ausdehnen dieses Freibetrags auf alle Familien wäre
zwar verfassungsrechtlich, nicht aber finanziell darstell-
bar gewesen; denn das hätte zweistellige Milliarden-
beträge an Steuerausfällen beim Bund, aber auch bei
Ländern und Kommunen bedeutet. Ich kenne keinen ein-
zigen Ministerpräsidenten eines unionsgeführten Lan-
des, der eine solche Forderung gestellt hätte. Das bleibt
offenbar eine typische Oppositionsforderung und nicht
mehr.


(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Zeigen Sie mir die Bundestagsdrucksache, wo die Regelung steht! Wo ist denn der Gesetzentwurf dafür? Das sind alles virtuelle Ankündigungen!)


Zwischen tatsächlich Alleinerziehenden und denen in
nicht ehelichen Lebensgemeinschaften Lebenden müssen
wir ebenfalls wegen dieses Urteils des Bundesverfas-
sungsgerichts unterscheiden. Ich darf dazu den damali-
gen Richter und Berichterstatter des Bundesverfassungs-

g
z

s
z
E
W
lu
l

tr
h
s
h
r
D
s
h
a

li
H
p
tu
r

G
b

tu
f
s
m
li

h
d
b
e
e
D
4

(C (D erichts, Professor Paul Kirchhof, vom 26. Januar 1999 itieren. Er sagte damals: Die Forderung, die Alleinerziehenden steuerlich zu entlasten, besteht fort. Nur haben wir jetzt festgestellt, dass die steuerliche Entlastung der unverheiratet Zusammenlebenden ein Nachteil ist für die verheirateten Eltern. Und deshalb wird man hier Gleichheit herstellen müssen. Wenn nun Frau Kollegin Stewens aus Bayern kritiiert, dass eine Prüfung, ob jemand tatsächlich allein eriehend ist, schwer sei, dann verweise ich auf das übrige uropa und unsere eigenen gesetzlichen Sozialhilfe-, ohngeld-, Arbeitslosenhilfeund Erziehungsgeldregengen. Was dort geht, muss auch im Steuerrecht mögich sein. Der neue Freibetrag (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Den gibt es doch gar nicht! Es gibt noch nicht einmal einen Gesetzentwurf dazu!)


ägt der erschwerten Haushaltsführung von Alleinerzie-
enden Rechnung, die mangels Synergieeffekten im Zu-
ammenleben mit anderen Erwachsenen zwangsläufig
öhere Ausgaben haben. Abstand haben wir von Ände-
ungen des Unterhaltsvorschussgesetzes genommen.
as Einführen von Einkommensgrenzen hätte nämlich
o gut wie nichts gebracht; denn diejenigen Alleinerzie-
enden, die Unterhaltsvorschuss beziehen, bewegen sich
m unteren Ende der Einkommensskala.


(Beifall der Abg. Antje Tillmann der [CDU/ CSU])


In Deutschland reduziert sich allzu häufig die fami-
enpolitische Diskussion auf den materiellen Aspekt.
ier liegen aber nicht unsere größten Defizite. Im euro-
äischen Vergleich liegen wir bei den materiellen Leis-
ngen im oberen Drittel, was nicht zuletzt ein Erfolg der
ot-grünen Bundesregierung ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Familienpolitik hat nicht erst mit Ihnen angefangen!)


emeinsam mit Luxemburg liegen wir zum Beispiel
eim Kindergeld an der Spitze. Bei Quantität und Quali-
t der Betreuungs-, Bildungs- und Erziehungseinrich-
ngen sind wir aber europäisches Schlusslicht. Diese
alsche Prioritätensetzung, verbunden mit einer ideologi-
ierten Debatte über den angeblichen Niedergang der Fa-
ilien durch staatlich ergänzende Betreuung und angeb-
ch verantwortungslose Rabenmütter,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

at zu folgenden Ergebnissen geführt: Wir haben eine
er niedrigsten Geburtenraten, eine niedrige Erwerbs-
eteiligung von Frauen, schlechte PISA-Ergebnisse und
ine beschämend hohe Kinder- und Familienarmut im
uropäischen Vergleich. Das müssen wir ändern.
eshalb bin ich froh, dass trotz aller Sparzwänge das
-Milliarden-Euro-Programm für Ganztagsschulen im






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Schmidt

Haushalt von Edelgard Bulmahn genauso unangetastet
ist


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das gibt es doch gar nicht! Sie haben überhaupt keine Ahnung!)


wie der bis zu 1,5 Milliarden Euro jährlich umfassende
Ansatz für den Betreuungsausbau zugunsten der
Kleinsten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNISS 90/ DIE GRÜNEN)


Beides sind Maßnahmen des Bundes, für die er keine ei-
gene Zuständigkeit hat.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Keine Mark ist bisher aufgebracht worden! Auch kein Euro!)


Aber die Bundesregierung hat erkannt, dass der Moder-
nisierungsbedarf unseres Landes in diesem Bereich ge-
nauso dringend ist und dass hier entsprechende Maßnah-
men genauso überfällig sind wie im Bereich der
Gesundheits-, der Arbeitsmarkt- oder der Rentenpolitik.

Wir wollen, dass sich junge Menschen ihre Kinder-
wünsche erfüllen können. Wir wollen, dass damit eine
aktive Bevölkerungsentwicklung eingeleitet wird, die
uns vom viertletzten Platz in der EU und von einem der
schlechtesten Plätze weltweit wegbringt. Wir wissen,
dass wenig Kinder nicht erst in drei oder vier Jahrzehn-
ten zu Problemen in den Sozialversicherungssystemen
führen werden, sondern schon heute, also ganz aktuell,
weniger Wachstum und damit weniger Wohlstand für
unser Land bedeuten. Deshalb werden wir die Rahmen-
bedingungen für Familien verbessern. Dies ist noch
wichtiger, als dauernd über die Höhe materieller Leis-
tungen zu reden.

Im nächsten Jahr werde ich die notwendigen gesetzli-
chen Regelungen dazu in Absprache mit Ländern und
Kommunen vorlegen. Dabei wird es nicht nur um Quan-
titäten, sondern auch um Qualitäten gehen müssen; denn
es geht nicht nur um mehr Möglichkeiten zur Vereinbar-
keit für die Eltern – hierbei ist auch die Wirtschaft in er-
heblichem Maße gefordert –, sondern vor allem auch um
eine verbesserte Bildung und Erziehung unserer Kinder.
Diese findet an erster Stelle selbstverständlich in der Fa-
milie statt; sie muss aber durch öffentliche Einrichtun-
gen ergänzt werden.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genauso ist es!)


Wir geben in Deutschland das meiste für die Ober-
stufen der Gymnasien und das wenigste für den frühen
Elementarbereich aus. Das ist einer der Gründe dafür,
warum bei uns wie in keinem anderen Land die Herkunft
so sehr über die Bildungschancen der Kinder entschei-
det. Das eine Ziel heißt deshalb: mehr und bessere Kin-
derbetreuungseinrichtungen. Das zweite Ziel heißt: in
der „Allianz für die Familie“ mit den Wirtschaftsverbän-
den und dem DGB familienfreundliche Arbeitsbedin-
gungen erreichen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


D
u
U

W
g
i
e
v

m
d
b
d
t
L
b

E
v
m
a
s

m
k
a

I
n
p
z
t

r
b
m

m
s

G
t
i
a

I
l
b
s
n

(C (D as nützt Eltern und Kindern. Das rechnet sich volksnd betriebswirtschaftlich und nützt deshalb auch den nternehmen. Diese Erkenntnis ist in den Spitzen der deutschen irtschaft und in den Gewerkschaften inzwischen Allemeingut. Wir werden sie gemeinsam und beispielhaft n lokalen Bündnissen für Familie mit der Unterstützung ines dafür eingerichteten Büros in meinem Ministerium or Ort umsetzen. Meine sehr geehrten Herren, meine sehr geehrten Daen, für mich ist im Rahmen dieser Debatte wichtig, ass nicht die Frauen durch das Zusammenlegen von Areitslosenhilfe und Sozialhilfe bei der Eingliederung in en Arbeitsmarkt benachteiligt werden. So haben künfig alle erwerbstätigen Personen einen Anspruch auf eistungen der Jobcenter, gleichgültig ob sie Leistungsezieher bzw. Leistungsbezieherinnen sind oder nicht. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


rwerbsfähige Unterhaltsberechtigte haben zudem einen
orrangigen Anspruch auf Vermittlung, auch auf Ver-
ittlung eines Kinderbetreuungsplatzes. Die Bundes-
gentur für Arbeit soll sicherstellen, dass dies auch reali-
iert wird.
Auf mein Drängen hin wurde geregelt, dass Müttern
it einem schulpflichtigen Kind keine Nachmittagstätig-
eit zugemutet werden kann, wenn der Arbeitsmarkt
uch Vormittagsstellen hergibt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Schon wieder ein Beschäftigungshindernis für Frauen!)


nsbesondere allein erziehende Sozialhilfeempfängerin-
en, deren Schlechterstellung wir vermieden haben,
rofitieren davon, dass zukünftig für Bezieher und Be-
ieherinnen des Arbeitslosengeldes II Beiträge zur Ren-
enversicherung gezahlt werden.
Dies alles sind Beispiele dafür, dass mein Ministe-

ium bei allen Reformen die Auswirkungen auf Frauen
erücksichtigt, Nachteile verhindert und, wo immer
öglich, Verbesserungen erreicht hat.
Meine sehr geehrten Herren, meine sehr geehrten Da-
en, auch auf der Seite des Zivildienstes kann ich Ent-
pannung melden.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU – Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Sie wollen ihn ja abschaffen!)


leichzeitig will ich mich bei den Wohlfahrtsorganisa-
ionen und den anderen Trägern des Zivildienstes für
hre Geduld und Kooperationsbereitschaft im Hinblick
uf das Einberufungsjahr 2002/2003 bedanken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ch habe mein Versprechen gehalten: Die Kostenauftei-
ung zwischen Bund und Trägern liegt für 2004 wieder
ei 70 Prozent zu 30 Prozent. Die Bundesarbeitsgemein-
chaft der Freien Wohlfahrtspflege begrüßt die Pla-
ungssicherheit. Im Zivildienstjahr 2003/2004 werden






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Schmidt

im Jahresdurchschnitt circa 95 000 Zivildienstleistende
einberufen.

Ein Beispiel für erfolgreiche Schwerpunktsetzung ist
unser Engagement für die soziale und berufliche Inte-
gration von Jugendlichen. Mit dem freiwilligen sozia-
len Trainingsjahr haben wir ein Angebot geschaffen, mit
dem es gelingt, diejenigen Jugendlichen zu integrieren,
für die es bisher keine Angebote gab.

Die bisherige Bilanz ist sehr vielversprechend. Die
Mittel wurden aufgestockt und in 2004 wird die erreichte
Höhe erhalten bleiben. Ich erwarte von diesem Konzept,
dass diejenigen Jugendlichen nachhaltig integriert wer-
den, die wir bisher nicht erreicht haben oder die oft ohne
den erwünschten Erfolg von Maßnahme zu Maßnahme
geschickt wurden.

Keinerlei Kürzungen gibt es auch im Bereich der Se-
niorenpolitik. Schutz und Sicherheit für das hohe Alter
bleiben weiter ein Schwerpunkt der Arbeit. Daneben ist
die Konzentration auf eine Zukunftsfrage eingeleitet:
Welche Entscheidungen brauchen wir, um die Erfahrun-
gen und Potenziale der Älteren für unsere Gesellschaft
nachhaltig zu nutzen? Ich wehre mich dagegen, dass Al-
ter mit „hilfsbedürftig“, „krank“ und „ohne Nutzen für
die Gesellschaft“ gleichgesetzt wird.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Alte Menschen mit ihrer Lebenserfahrung werden in
unserer Gesellschaft genauso wie junge Menschen ge-
braucht, und zwar sowohl in der Wirtschaft als auch in
der gesamten Gesellschaft. Es wäre gut, die Diskussion
intensiver auf diesen Punkt zu konzentrieren, als sich mit
Nützlichkeitsaspekten in Bezug auf alte Menschen oder
mit Kosten, die Alte verursachen, zu beschäftigen. Das
würde dem gesamten Parlament wohl anstehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich freue mich auf die Diskussion in den Ausschüssen
mit Ihnen über den Einzelplan 17. Ich bin gespannt, ob
Sie, meine Herren und Damen von der Union, diesmal
finanzierbare Alternativen vorlegen werden, zum Bei-
spiel zu Ihrem Familiengeld, das Sie ausweislich der
letzten Pressemeldungen angeblich immer noch wollen,


(Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Natürlich!)

oder ob Sie Konzepte zur Anerkennung von zusätzlich
drei Rentenversicherungsjahren pro Kind mit einem Fi-
nanzbedarf von 12 Milliarden Euro vorlegen werden. Es
wird aber dabei bleiben, glaube ich, dass dies nur Äuße-
rungen ohne Substanz für Wahlreden, Presseerklärungen
und Talkshows sind.

Sie werden im Rahmen der Debatten erkennen: Wir
unterstützen Familien als Leistungsträger der Gesell-
schaft in ihrer wirtschaftlichen Eigenständigkeit durch
zielgenaue Förderung. Wir schaffen eine Infrastruktur,
die es jungen Menschen erlaubt, sich Kinderwünsche zu
erfüllen,


(Ina Lenke [FDP]: Nein!)


u
w
tu

W
d
d
D
s

H
s
h
l

A
J

g
t
s

f
m
d
h
g

f

(C (D nd unterstützen damit eine aktive Bevölkerungsenticklung. Wir nehmen die Wirtschaft in die Verantworng für die Familien und das ist überfällig. ir ermöglichen eine bessere Förderung unserer Kinder; enn wir wissen: Auf den Anfang kommt es an. Das ist er Weg zu mehr Familienund Kinderfreundlichkeit in eutschland. Diesen Weg werden wir gehen und durchetzen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505808700

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Maria Eichhorn.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Maria Eichhorn (CSU):
Rede ID: ID1505808800

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Frau Ministerin, Ihre Rede, auch wenn sie noch
o forsch vorgetragen worden ist, kann nicht darüber
inwegtäuschen, dass Sie die Familien ins Abseits stel-
en.


(Widerspruch bei der SPD)

uch eine Zeitschrift wie der „Spiegel“ hat in diesem
ahr, im Mai, geschrieben:


(Ute Kumpf [SPD]: Seit wann liest die CSU den „Spiegel“ so intensiv?)


Niemand scheint sich mehr für Familienpolitik zu
interessieren, auch weil es Renate Schmidt ver-
säumt hat, das Land für Familienpolitik zu interes-
sieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ihre Auftritte im Kabinett oder in der Fraktion be-
schränken sich auf Appelle, mehr für Familien und
Frauen zu tun. Dann nicken alle zustimmend und
wenden sich wieder anderen Dingen zu.


(Zuruf von der SPD: So ein Blödsinn!)

Die Familienpolitik wurde bei Ihnen aufs Abstellgleis

eschoben. Jetzt versuchen Sie, den bayerischen Land-
agswahlkampf zu nutzen, um angebliche familienpoliti-
che Erfolge zu vermarkten.
Die Lebenswirklichkeit von Familien sieht nach

ünf Jahren Rot-Grün aber anders aus. Sie hat sich dra-
atisch verschlechtert. 1998 waren 1 Million Kinder in
er Sozialhilfe – auch das war natürlich schon zu viel –;
eute sind es aber 1,1 Millionen Kinder, Tendenz stei-
end.


(Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Schockierend!)


Wir haben in unserer Regierungszeit die Leistungen
ür Familien verdreifacht.


(Nicolette Kressl [SPD]: Wer hat denn das Verfassungsgerichtsurteil eingefahren?)







(A) )



(B) )


Maria Eichhorn

Wir haben mit dem Erziehungsgeld und dem Erzie-
hungsurlaub sowie mit der Anrechnung von Kinderer-
ziehungszeiten in der Rentenversicherung bahnbre-
chende Neuerungen eingeführt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie jedoch streichen und kürzen. Mit der geplanten kom-
pletten Streichung der Eigenheimzulage treffen Sie in
erster Linie Familien. Mit der Kappung der Pendlerpau-
schale greifen Sie Familien nochmals in die Tasche. Mit
der Einführung der Ökosteuer haben Sie Familien weit-
aus stärker belastet als andere Bevölkerungsgruppen.

Bei der Beratung des Haushalts 2003, also im letzten
Jahr, haben Sie, Frau Schmidt, noch behauptet, dass in
keinem Ressort zulasten von Familien gespart wird.
Noch kürzlich haben Sie getönt, bei Familien würden
keine Kürzungen vorgenommen. Die Realität sieht an-
ders aus. Ihr Haushalt wurde um 7 Prozent gekürzt. Das
sind 345 Millionen Euro. Knapp 70 Prozent davon ent-
fallen allein auf die Kürzung des Erziehungsgeldes.


(Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Das ist schlimm!)


Bekanntlich sind die finanziellen Einschnitte nach der
Geburt eines Kindes besonders hoch; das Erwerbsein-
kommen der Eltern sinkt. Trotzdem sanieren Sie Ihren
Haushalt auf Kosten junger Eltern durch drastische Re-
duzierung der Einkommensgrenzen beim Erziehungs-
geld. Das halten Sie noch für vertretbar? Das kann doch
nicht wahr sein!


(Beifall bei der CDU/CSU – Nicolette Kressl [SPD]: Wie viele sind betroffen? – Ute Kumpf [SPD]: Was ist mit Kindergeld? Was ist mit BAföG? Was ist mit Ganztagsbetreuung?)


Mit diesen Einsparungen treffen Sie vor allem die El-
tern, die sich entscheiden, zumindest eine bestimmte
Zeit bei ihrem Kind zu Hause bleiben zu wollen. Dann
sagen Sie doch gleich, dass Sie das Erziehungsgeld ganz
streichen wollen. Das wäre wenigstens eine ehrliche
Aussage. Schönreden hilft nicht, Frau Ministerin.

Noch bei den Beratungen zum Haushalt 2003 haben
Sie gesagt – da zitiere ich Sie aus dem Bundestagsproto-
koll –, es gebe keinerlei Einschränkungen beim Erzie-
hungsgeld. So lautete Ihre Aussage. Die Realität sieht
heute ganz anders aus. Sie, Frau Ministerin, richten Ihre
Politik doch völlig daran aus, dass beide Eltern erwerbs-
tätig sein müssen.


(Ute Kumpf [SPD]: Das ist Quatsch!)

Das kann doch nicht richtig sein. Ich habe immer ge-
dacht, dass auch Sie der Meinung wären, dass Eltern
Wahlfreiheit besitzen sollen, also selbst entscheiden,
wie sie Familie und Erwerbstätigkeit vereinbaren wol-
len. Sie aber verschlechtern zunehmend die Rahmenbe-
dingungen und schränken damit diese Wahlfreiheit ein.
Einsparungen auf Kosten derjenigen, die Kinder erzie-
hen, gehen zulasten der Zukunftsfähigkeit unseres Vol-
kes.

m
d

S
v
S
r

I

I
f
d

s
b
l
g
f
h
g
d
S
z
d

t
g
e
3
2
n
r
s
d

l
s

d
e

(C (D Sie haben die Geburtenrate angeführt. Wir liegen it 1,34 Kindern unter 191 Staaten, die verglichen weren, an 180. Stelle. (Erika Lotz [SPD]: Aber nicht erst seit RotGrün!)


ie müssten doch eigentlich das Ja zum Kind erleichtern,
ielmehr bestrafen Sie aber die jungen Familien.
chauen Sie nach Frankreich. Dort liegt die Geburten-
ate bei 1,8.


(Erika Lotz [SPD]: Ganztagsschulen haben die!)


n den skandinavischen Ländern liegt sie bei 1,7.

(Zuruf von der SPD: Kinderbetreuung!)


n Frankreich werden Familien nicht nur durch ein viel-
ältiges Betreuungsangebot unterstützt – das ist richtig,
as haben die –,


(Anton Schaaf [SPD]: Eine vernünftige Infrastruktur haben die, die haben Sie aus ideologischer Verblendung nicht aufgebaut!)


ondern der Erfolg des französischen Familienkonzeptes
asiert auch auf der finanziellen Förderung von Fami-
ien in den ersten Lebensjahren eines Kindes. In Norwe-
en zahlt der Staat beispielsweise für jedes Kind unge-
ähr 425 Euro im Monat. Dieser Satz liegt dreimal so
och wie die 154 Euro, die wir in Deutschland zahlen,
anz abgesehen davon, dass Ihre Kindergelderhöhung
en Familien nichts gebracht hat, weil Sie an anderer
telle den Familien das Geld wieder aus der Tasche ge-
ogen haben. Sie machen Politik nicht für Familien, son-
ern gegen sie.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Um von Ihrem völligen Versagen in der Familienpoli-

ik abzulenken, haben Sie nach Ausgleichsmaßnahmen
esucht. Schauen wir uns doch an, was bei den Allein-
rziehenden passiert ist. Zunächst haben Sie den
00 000 Alleinerziehenden den Freibetrag von
900 Euro weggenommen. Jetzt wollen Sie wieder ei-
en neuen Freibetrag von 1 300 Euro einführen. Wer
echnen kann, stellt aber fest, dass das keinen Ausgleich,
ondern eine Verschlechterung um mehr als 50 Prozent
arstellt.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505808900

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage?


Maria Eichhorn (CSU):
Rede ID: ID1505809000

Den lächerlichen Vorschlag, pro Kind 20 Euro zu zah-

en, haben Sie schnell wieder fallen gelassen. – Bitte
ehr.


Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1505809100

Vielen Dank, aber ich glaube, es erteilt immer noch

ie Präsidentin das Wort, wenn ich mir diese Bemerkung
rlauben darf.






(A) )



(B) )


Nicolette Kressl

Frau Eichhorn, sollten Sie vielleicht bei den Beratun-

gen in der letzten Legislaturperiode übersehen haben,
dass der Haushaltsfreibetrag für die Alleinerziehenden
nicht einfach gestrichen, sondern durch einen Freibetrag
für Betreuung, Erziehung und Ausbildung ersetzt wor-
den ist? Ich kann Sie hier nur auffordern, diese Heuche-
lei zu lassen,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was ist das denn hier für ein Umgangston?)


zu behaupten, der Freibetrag sei einfach gestrichen wor-
den und nicht durch einen fast gleich hohen Freibetrag,
der pro Kind und nicht pro Haushalt gilt, ersetzt worden.
Das heißt, sobald Sie zwei Kinder in einer Familie ha-
ben, liegt die Höhe des neuen Freibetrages schon über
dem damaligen Haushaltsfreibetrag.


(Beifall bei der SPD)

Ich kann Sie nur auffordern, richtig zu rechnen und in
Zukunft bei der Wahrheit zu bleiben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter (CDU/ CSU)



Maria Eichhorn (CSU):
Rede ID: ID1505809200

Frau Kollegin, wenn das stimmen würde, was Sie ge-

rade gesagt haben,

(Lachen bei der SPD)


dann verstehe ich nicht, warum die Alleinerziehenden
und allen voran die Halbschwester von Herrn Schröder
auf die Barrikaden gegangen sind und sich dagegen ge-
wehrt haben, dass der Freibetrag für Alleinerziehende
gestrichen wird. Ich denke, die haben Recht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Jetzt unterscheidet das Ministerium – und versteht

dies als Beitrag zum Abbau von Bürokratie – zwischen
echten und falschen Alleinerziehenden.


(Zuruf von der SPD: Ja, sowas soll’s geben!)

Ich frage Sie: Wie wollen Sie denn feststellen, wer ein
echter und wer ein falscher Alleinerziehender ist?


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die echten haben nur eine Zahnbürste!)


Wollen Sie Detektive anstellen? Damit könnten Sie dann
vielleicht auch gleich die Arbeitslosigkeit etwas verrin-
gern, Frau Ministerin.

Nicht nur Alleinerziehende, sondern auch verheiratete
Eltern mit Kindern sind von Armut betroffen. Nun wol-
len Sie einen Kinderzuschlag für Geringverdiener in
Höhe von 140 Euro einführen und damit 150 000 Kinder
aus der Sozialhilfe holen. Es ist gut, dass Sie unsere Idee
des Familiengeldes,


(Lachen bei der SPD)

die genau dieses Ziel verfolgt, aufgreifen. Kinder aus der
Sozialhilfe zu holen ist ja das gemeinsame Ziel. Deswe-
gen werden wir Ihren Vorschlag konstruktiv begleiten.

W
d
w
h
z
t
b
u
V

i

I
n
k
d
K
F
A
K
w
D
S
w

a
w
c
g
o
u
m
s

1
K
g
a
s
d
r
l

D
q
L
m

J
s
s
S
te
in

(C (D ir werden aber unser Gesamtkonzept dagegenstellen, as mit der Einführung eines Familiengeldes – ich iederhole es bewusst – erstens eine echte Wahlfreiheit insichtlich verschiedener Lebensentwürfe ermöglicht, weitens die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstäigkeit durch einen bedarfsgerechten Ausbau der Kinderetreuungsmöglichkeiten für alle Altersgruppen fördert nd drittens die Erziehungskompetenz von Müttern und ätern stärkt. Meine Damen und Herren von den Grünen – ich sehe m Moment allerdings nur Damen bei den Grünen –, (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie wollen doch keine Männer diskriminieren!)


hre Sozialexpertin Thea Dückert kam vor kurzem in ei-
em Artikel in der „Welt“ zu der wegweisenden Er-
enntnis: „Heute stehen Mütter mit zwei und mehr Kin-
ern bei der Rente sogar besser da als Frauen ohne
inder.“ Da frage ich Sie schon: Wo lebt denn diese
rau? Das kann doch nicht ernst gemeint sein! Diese
uffassung ist eine Diskriminierung von Eltern, die ihre
inder ganz oder zeitweise selbst erziehen wollen. Weil
ir uns für diese Eltern stark machen, wirft uns Frau
ückert ein „antiquiertes Frauenbild“ vor. An anderer
telle hingegen beklagt sie die demographische Ent-
icklung.
Das Bundesverfassungsgericht ist anderer Meinung

ls Frau Dückert. Es hat im April 2001 für verfassungs-
idrig erklärt, dass Mitglieder der sozialen Pflegeversi-
herung, die Kinder betreuen und erziehen, mit einem
leich hohen Pflegeversicherungsbeitrag wie Mitglieder
hne Kinder belastet werden. Wir von der Union setzen
ns bei den jetzt anstehenden Reformen für eine ange-
essene Berücksichtigung der Erziehungsjahre ein. Das
ind wir den Müttern schuldig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Seit einem Jahr rühmt sich die Bundesregierung eines

,5-Milliarden-Euro-Programms zur Finanzierung der
inderbetreuung. Aber Sie sind die Antwort schuldig
eblieben, wie Sie das finanzieren wollen. Um von sich
bzulenken, verbreiten Sie Zahlen über angeblich
chlechte Kinderbetreuung in Bayern. Tatsache ist: Bei
er Betreuung der unter Dreijährigen und im Hortbe-
eich steht Bayern schon längst an der Spitze aller west-
ichen Flächenländer in Deutschland.


(Ute Kumpf [SPD]: Bayern ist doch katholisch! Lügen verboten!)


as Kinderbetreuungsangebot wurde und wird konse-
uent ausgebaut. Frau Schmidt, auch wenn Sie das im
andtagswahlkampf immer wieder so darstellen, stim-
en die Zahlen, die Sie bringen, einfach nicht.
Eines ist interessant: In der Haushaltsrede im letzten

ahr haben Sie von 24 Ganztagsschulen in Bayern ge-
prochen. Da darf ich Sie korrigieren. Sie haben offen-
ichtlich nur die Hauptschulen gezählt; denn bereits im
chuljahr 2001/2002 gab es laut Statistik der Kultusminis-
rkonferenz 314 offene und gebundene Ganztagsschulen
Bayern. Im laufenden Schuljahr sind es sogar






(A) )



(B) )


Maria Eichhorn

570 Ganztagsschulen. Kümmern Sie sich also um richtige
Zahlen und bleiben Sie bei der Wahrheit, Frau Ministerin.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Im Übrigen sollten Sie sich einmal um die Kinderbe-

treuung in Berlin kümmern. Hier haben die Vertreter der
Wirtschaft und der Wissenschaft kürzlich die familien-
feindliche Politik von Wowereit kritisiert.

Meine Damen und Herren, die rot-grüne Regierung
war mit dem Anspruch angetreten, die Gleichberechti-
gung der Frauen zu verwirklichen. Doch bereits zwei
Jahre später hat der Deutsche Frauenrat festgestellt, eine
Frauenpolitik finde bei Rot-Grün nicht statt. Haben Sie
heute von Frauenpolitik viel gehört? Frau Ministerin,
wir vermissen Frauenpolitik nach wie vor.


(Zustimmung bei der CDU/CSU)

Bei der Einbringung des Haushalts 2003 beklagte die

SPD, dass Deutschland bei der Erwerbstätigkeit der
Frauen am unteren Ende der Skala in Europa sei. Sie
verschweigen jedoch, dass Bayern im Vergleich zu ande-
ren Bundesländern mit 63 Prozent die höchste Erwerbs-
quote von Frauen in Deutschland aufweisen kann.

Meine Damen und Herren von Rot-Grün, die Anlie-
gen junger Menschen haben Sie sträflich vernachläs-
sigt. Wir haben über den Bundesrat einen ergänzenden
Gesetzentwurf eingebracht, um der wachsenden Gewalt-
bereitschaft insbesondere der jungen Menschen zu be-
gegnen. Die Erfüllung unserer Forderungen nach Ver-
besserungen im Jugendschutzgesetz haben Sie aber
abgelehnt. Auch beim drängendsten Problem, der Ju-
gendarbeitslosigkeit, hat die Bundesregierung versagt.
Eine falsche Arbeitsmarktpolitik hat die Interessen der
Jugend völlig außer Acht gelassen.

Frau Ministerin, Sie waren vor kurzem in meiner Hei-
matstadt Regensburg und haben die Koordinierungs-
stelle für die deutsch-tschechische Jugendarbeit be-
sucht. Sie haben dort versprochen, dass die Mittel für
den Jugendaustausch erhöht werden. Ich bin froh da-
rüber, dass Sie damit auf mein Schreiben vom April rea-
giert haben; denn Tandem, diese deutsch-tschechische
Koordinierungsstelle, leistet hervorragende Arbeit. Sie
wurde von Frau Nolte eingerichtet und konnte im Jahre
2002 über 250 Begegnungen mit etwa 7 500 Jugendli-
chen veranstalten bzw. organisieren. Deswegen ist es
gut, dass die Mittel hierfür erhöht worden sind.

Ich würde gerne noch über Seniorenpolitik sprechen.
Aber Seniorenpolitik, Frau Ministerin, hat in dieser Le-
gislaturperiode nicht stattgefunden. Sie haben zwar ein
Altenhilfestrukturgesetz angekündigt, aber weiter haben
wir nichts gehört. Wir brauchen eine Politik, die sich an
den individuellen Bedürfnissen der älteren Generation
orientiert. Ich stimme Ihnen zu, dass wir dabei natürlich
auch die aktiven Älteren im Blick haben müssen. Dabei
ist es besonders wichtig, dass die älteren Arbeitnehmer
durch eine Verbesserung der Arbeitsmarktpolitik, durch
Qualifizierung und Weiterbildung wieder eine Chance
bekommen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist richtig!)


A
g
K
z

l
a
s
m
k
u
I
w
h

F
i
v

h
d
n
d
Z

B
2
e

g

n
l
a


n

z
S

(C (D ber auch die Förderung des bürgerschaftlichen Enagements ist wichtig. Es ist unverantwortlich, auf die enntnisse und Fähigkeiten älterer Menschen zu verichten. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

Bei der Suche nach Lösungen sind alle gesellschaft-

ichen Gruppen gefordert. Jung und Alt müssen bei den
nstehenden Reformen zusammenarbeiten. Wir müs-
en gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft
eistern. Frau Ministerin, Ihr Haushalt ist nicht zu-
unftsfähig. Er wird den großen Aufgaben, die sich
ns stellen, nicht gerecht. Ich bin gespannt darauf, was
hnen in den Haushaltsberatungen noch einfällt, um
enigstens noch eine kleine Anleihe zur Zukunftsfä-
igkeit zu erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der fällt nichts mehr ein!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505809300

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Ekin Deligöz.


Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505809400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

rau Eichhorn, als Tochter einer Mathematikerin muss
ch mit Zahlen anfangen, und zwar mit der Korrektur
on Zahlen.
Die Zahl von 1,1 Millionen Kindern in der Sozial-

ilfe ist das Ergebnis nicht dieser Bundesregierung, son-
ern Ihrer Bundesregierung. Das war nämlich das Ergeb-
is im Kinder- und Jugendhilfebericht 1998, das Sie vor
er Wahl nicht veröffentlichen wollten, weil Ihnen die
ahl zu unangenehm war.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Zweitens. Die Zahl von 341 Ganztagsschulen in
ayern stimmt nicht. Die reale Zahl ist 30, und das seit
003 durch den Einsatz der Bundesregierung. Ich kann
s Ihnen nachweisen. Vor mir liegt ein Artikel der
Augsburger Zeitung“ vom 6. September 2003, in dem
enau das steht,


(Zuruf von der CDU/CSU: Sie zitieren aus Medien, wir aus fundierten Daten! Das ist der Unterschied!)


ämlich dass eine Neu-Ulmer Schule eine von 30 Schu-
en in Bayern und eine von vier in Schwaben ist. Es sind
lso nicht 300, sondern 30.


(Abg. Maria Eichhorn [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Ich möchte erst diese Punkte abhandeln. Danach kön-
en Sie gerne eine Zwischenfrage stellen.
Drittens. Die Reform der Freibeträge für Alleiner-

iehende war nicht der Wunsch dieser Bundesregierung.
ie wurde deswegen notwendig, weil Sie nicht in der






(A) )



(B) )


Ekin Deligöz

Lage waren, ein Gesetz verfassungskonform zu formu-
lieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Habt ihr nicht im Bundesrat mitgemacht?)


Erst danach kam es zu der Entscheidung des Bundesver-
fassungsgerichts, wodurch wir gezwungen waren, diese
Änderung auf den Weg zu bringen. Das ist die Wahrheit.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Eichel war schon ein schlimmer Täuscher! Aber Sie übertreffen ihn!)


Meine Kollegin Kressl hatte Recht. Was Sie gesagt ha-
ben, ist nicht richtig.

Jetzt dürfen Sie gerne eine Zwischenfrage stellen.


Maria Eichhorn (CSU):
Rede ID: ID1505809500

Frau Deligöz, ich kann jetzt nicht überprüfen, was ge-

nau in der Zeitung gestanden hat. Es muss aber richtiger-
weise heißen, dass es eine von 30 neuen Ganztagsschu-
len ist,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

die im Rahmen eines 313-Millionen-Euro-Programms,
das Bayern zur Förderung und Betreuung von Schü-
lern am Nachmittag aufgelegt hat, zusätzlich eingerich-
tet werden. Zu diesem Programm gehört auch die Ein-
richtung von zusätzlichen Ganztagsschulen.

Wenn Sie diese Zahl nicht glauben, dann bitte ich Sie,
sich bei der Kultusministerkonferenz zu erkundigen. Ich
denke, die Zahlen der Kultusministerkonferenz sind
nicht anzuzweifeln; denn diese Konferenz ist nicht aus-
schließlich mit Vertretern aus CDU und CSU besetzt.
Dort sind vielmehr alle Parteien vertreten.

Ich darf Sie noch dahin gehend aufklären, dass es ver-
schiedene Formen von Ganztagsschulen gibt. Die KMK
unterscheidet drei verschiedene Formen: Es gibt Ganz-
tagsschulen in gebundener Form, die von morgens bis
abends durchgehend Unterricht machen. Daneben gibt
es Ganztagsschulen in offener Form, wobei die Betreu-
ung und Förderung der Schüler am Nachmittag im Vor-
dergrund steht. Alle Schulen dieser Formen zählt die
KMK zu den Ganztagsschulen. Demnach gibt es in Bay-
ern in diesem Schuljahr 570 Ganztagsschulen, die den
Schülerinnen und Schülern am Nachmittag unterstüt-
zend zur Seite stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505809600

Liebe Kollegin Eichhorn, Sie kommen wie ich aus

Bayern. Ich komme aber zu dem Schluss, dass es unter
diesen 570 Schulen nur einige Ganztagsschulen gibt. Die
„Augsburger Allgemeine“ nennt die Zahl 30. Sie wollen
sicherlich nicht die Angaben dieser Zeitung anzweifeln.


(Lachen bei der CDU/CSU – Abg. Maria Eichhorn [CDU/CSU] meldet sich zu einer weiteren Zwischenfrage)



n

E
a
n
g
H
S

s
u
e
w
d
G

r
n
g
A

s
B
ta



H
D

r
J
L
K
te
g
u
k
K
d
L
s
w
F

(C (D Ich möchte Ihre Frage erst zu Ende beantworten. Daach können Sie eine weitere Zwischenfrage stellen. Ich zitiere die „Augsburger Allgemeine“: Die Emil-Schmid-Schule ist eine von 30 Schulen in Bayern und vier in Schwaben, die Ganztagsklassen anbieten. (Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Ja! Aber neu eingerichtet!)

s geht also um Ganztagsschulen. Sie beziehen sich aber
uf ein Programm der Bayerischen Staatsregierung, das
icht Ganztagsschulen umfasst, sondern eine Hausauf-
abenbetreuung am Nachmittag, die vorwiegend von
ausfrauen, Rentnern und Rentnerinnen, Schülern und
chülerinnen durchgeführt wird.
Ein Modellversuch läuft in Regensburg. Sie können

ich das gerne einmal anschauen. Dort findet die Betreu-
ng, durchgeführt von nicht qualifiziertem Personal, in
inem heruntergekommenen Haus statt. Diese Betreuung
ird aber als Ganztagsangebot deklariert. Die Qualität
ieses Angebots ist aber jenseits der Qualität, die von
anztagsschulen erbracht wird.


(Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Das ist genau das, was Sie propagieren!)


Wir verstehen unter einer Ganztagsschule etwas ande-
es, nämlich eine qualitativ hochwertige Betreuung, die
icht einfach nebenher läuft und bei der nicht geringfü-
ig Beschäftigte ein paar Stunden am Nachmittag das
nfertigen der Hausaufgaben betreuen.


(Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Pädagogische Betreuung!)


Es ist also nicht richtig, was Sie sagen. Es handelt
ich vielmehr um 30 Schulen; das ist die richtige Zahl.
ei allen anderen Schulen handelt es sich um Nachmit-
gsangebote, wie zum Beispiel der Arbeitskreis „Aus-
ndische Kinder“ und Ähnliches.


(Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt bekommen Sie den Medienpreis der „Augsburger Allgemeinen“ überreicht!)


Ich mag die „Augsburger Allgemeine“. Das ist meine
eimatzeitung. Sie sollten sie ab und zu einmal lesen.
as würde Ihnen guttun.
Ich will Ihnen nun aber erklären, was das Ergebnis Ih-

er Politik war. Laut Shell-Studie sagen 16-, 17- und 18-
ährige auf die Frage, was junge Menschen in diesem
and wollen: Wir hätten gerne einen Beruf und auch ein
ind. – Wenn man sie zehn Jahre später noch einmal in-
rviewt und fragt: „Was ist aus euren Lebensträumen
eworden?“, sagen sie: Entweder wir haben ein Kind
nd sind zu Hause oder wir haben einen Job und dann
önnen wir leider keine Kinder bekommen, weil die für
inder notwendigen Rahmenbedingungen nicht vorhan-
en sind. 41 Prozent der Akademikerinnen in diesem
and bekommen keine Kinder – nicht deswegen, weil
ie sie nicht wollen, sondern deswegen, weil sie nicht
issen, wie sie Kinder mit ihrem Job vereinbaren sollen.
rauen in meinem Alter, Frauen um die 30, sagen: Ich






(A) )



(B) )


Ekin Deligöz

hätte gerne ein Kind; aber ich kann keines bekommen,
weil ich dann umsonst studiert bzw. umsonst meine
Lehre gemacht hätte.

Deshalb setzt die Bundesregierung darauf, Rahmen-
bedingungen, die Sie nicht geschaffen haben, einzurich-
ten. Unter „Rahmenbedingungen“ verstehen wir nicht,
Anreize zu schaffen, um zu Hause zu bleiben. Mit den
notwendigen Rahmenbedingungen setzen wir Anreize
zur Erwerbstätigkeit. Genau das ist auch die Formel,
mit der Armut bekämpft werden kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ja, wir sparen auch; das ist in der Tat richtig. Wir spa-
ren beim Erziehungsgeld, wobei man festhalten muss:
95 Prozent der betroffenen Haushalte bleiben davon un-
berührt; lediglich 5 Prozent, die Gutverdienenden, erhal-
ten weniger Geld. Wir sparen auch, um zu gestalten, was
Sie in all den Jahren aufgrund Ihrer ideologischen De-
batten vermieden, verpasst und nicht zugelassen haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dazu gehören die Ganztagsbetreuung, die Betreuung im
Kindergarten und die Betreuung von Kindern zwischen
null und drei Jahren, Qualitätsinitiativen und das 4-Mil-
liarden-Programm für die Einrichtung von Ganztags-
schulen.

Ich möchte noch einmal die „Augsburger Allge-
meine“ von heute zitieren. Dort steht nämlich:

Die Ganztagesklassen
– die von der Bundesregierung finanziert werden –


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da wird keine Klasse finanziert! Da wird eine Baumaßnahme finanziert! Wie kann man nur mit einem solchen Beitrag an das Rednerpult gehen!)

an der Emil-Schmid-Schule sind … ein Hit: Mittler-
weile ist die Nachfrage so groß,

– also die nach Ganztagesklassen –
dass es schon eine Warteliste gibt …

Derzeit gibt es dort drei Ganztagesklassen. Weiter wird
darauf hingewiesen, dass die Zeugnisse derjenigen
Schülerinnen und Schüler, die eine Ganztagsklasse besu-
chen, deutliche Notenverbesserungen aufweisen.

Das ist das Ergebnis unserer Politik. Wir investieren
in die Kinder; wir investieren in die Bildung und in die
Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf und
Familie. Wir schaffen Rahmenbedingungen, von denen
Sie nur träumen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Manfred Grund [CDU/ CSU]: Nur zu!)


Nun möchte ich darauf eingehen, was die bayerische
Antwort auf diese Rahmenbedingungen ist.


(Otto Fricke [FDP]: Meine Güte: Ihr mit eurem Bayern!)


B
Z
K
s

D
t
g
B
S

I
I
k
b
u

b
M
w
a

A
r
s
a
a
U

d
s
p
d
d
o
V

D
i
u
d
i

s
d
v

(C (D ayern hat ein Kindergartengesetz eingebracht mit dem iel, 9 000 Stellen im Bereich der Kindergärten und der inderkrippen einzusparen und 3 800 Gruppen zu chließen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt muss aber Schluss sein mit dem bayerischen Landtagswahlkampf der Grünen!)


as ist das, was wir wollen: Kernzeiten in die Kinderbe-
reuung aufnehmen. Genau dazu sagt Ihnen jeder Päda-
oge: Das muss sein; Kinder brauchen feste Punkte in
ezug auf Mittagessen, Mittagsschlaf, Aufstehen und
pielen. – Genau das wollen Sie abschaffen.


(Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Es geht um Bundespolitik!)


hre Antwort auf die Investition in Kinder und auf die
nvestition in die richtigen Rahmenbedingungen ist: Sie
ürzen, wo es nur geht, nämlich dort, wo es um die Le-
enswirklichkeit der jungen Frauen, der jungen Mütter
nd der jungen Männer in diesem Land geht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Liberalitas Bavariae ist ja in Ordnung! Aber die Geschäftsordnung fordert, zur Sache zu reden!)


Wir investieren, um die Armut zu beseitigen. Wir ha-
en ein Modell, das Anreize zur Erwerbstätigkeit setzt.
it einem Zuschlag von 140 Euro pro Kind investieren
ir in ein Grundsicherungsmodell für Familien, um sie
us der Armut herauszuholen und um Anreize zu setzen.
Wir machen ein Weiteres: Wir unterstützen die echten
lleinerziehenden. Ich verstehe überhaupt nicht, wa-
um es so verpönt sein soll – Sie haben das gerade darge-
tellt –, das zu tun. Wenn eine Mutter bzw. ein Vater es
uf sich nimmt, ein Kind allein zu erziehen und die Ver-
ntwortung dafür zu übernehmen, kann sie oder er nicht
nterstützung genug von diesem Staat bekommen.
Sie haben gesagt, die Familienministerin sei nicht

urchsetzungsfähig. Ich habe Ihnen nur einen Teil des-
en aufgezählt, was alles in dieser Wahlperiode ange-
ackt wurde. Ich bezeichne sie erstens sehr wohl als
urchsetzungsfähig. Zweitens möchte ich mich aus-
rücklich bei ihr dafür bedanken, dass wir als Fachabge-
rdnete eine so gute Unterstützung von ihr bekommen.
ielen Dank!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Jetzt kommt der notwendige Kotau!)


enn im Gegensatz zu Ihnen ist die Familienministerin
n der Realität verwurzelt, in der Wirklichkeit der Mütter
nd Väter. Sie ist dort, wo Kinder aufwachsen. Sie ist
ort, wo Kinder erzogen werden. Sie investiert mit uns
n die Gesellschaft.
Rot-Grün setzt Rahmenbedingungen – auch in

chwierigen Zeiten. Es gehört sich, dass auch Sie von
er Opposition uns darin unterstützen und uns nicht da-
on abhalten, unsere Politik fortzusetzen.


(Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Rahmenbedingungen gegen die Familien!)







(A) )



(B) )


Ekin Deligöz

Ich fände es schön, wenn Sie es endlich einmal schaffen
würden, gerade in diesem Bereich Ihre Ideologien zu
verlassen und in der Lebenswirklichkeit der Mütter und
Väter anzukommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505809700

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Otto Fricke.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1505809800

Frau Präsidentin, mit der Bitte um ebenso rücksichts-

volle Berücksichtigung meiner kurzen Redezeit!

(Zuruf von der SPD: Das war doch die Ant wort auf die Zwischenfrage!)

Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich

muss schon sagen, ich komme mir hier ein bisschen vor,
als wären wir im Maximilianeum. Es geht ständig um
Bayern und die Frage, was irgendwo steht. Warum
wohl? Das muss ich mich dann wirklich fragen. Das gilt
auch für das, was Frau Deligöz gemacht hat: diese De-
tailfragen und dieses Sich-daran-Festhalten. Wir unter-
halten uns hier über einen Haushaltsplan. Das Komische
ist: Wenn man versucht, den Landtag da hineinzuziehen,
dann ist man wohl an der Kernpolitik, um die es eigent-
lich geht – Frauen, Familie, Jugend, Senioren –, nicht
wirklich interessiert. Dann liegt es am Redner, das zu
stoppen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben einen Sparhaushalt. Frau Ministerin, ich
gebe Ihnen Recht: Es ist einer, und zwar so, wie ein Ein-
zelhaushalt sein muss. Jetzt geht es nicht um die Frage,
dass gespart werden muss, sondern darum, wie gespart
werden muss. Da müssen wir Wege finden.


(Zuruf von BÜNDNISS 90/DIE GRÜNEN: Wo will denn die FDP sparen?)


– Jetzt kommt die Frage, wo die FDP spart. Es wird so
sein wie in der letzten Legislaturperiode, dass wir ein-
zelne Vorschläge zum Sparen machen. Das Komische
wird dann sein, dass Sie die ablehnen.


(Nicolette Kressl [SPD]: Es sind bisher nur welche gewesen, die extra gekostet haben!)


– Dass sie die nicht kennen, liegt daran, dass Sie nicht
im Haushaltsausschuss sind; aber das macht ja nichts.

Wir haben eigentlich großes Glück – auf der anderen
Seite beklagen wir es wieder –, dass dieser Haushalt
überhaupt noch am Leben ist und einigermaßen funk-
tionsfähig ist. Das liegt an der sinkenden Geburtenrate.
Hätten wir wirklich die Geburtenraten, die wir für unsere
Sozialsysteme bräuchten, dann möchte ich nicht wissen,
wie hoch die Ausgaben beim Erziehungsgeld, beim Un-
terhaltsvorschussgeld und in anderen Bereichen wären.
Das müssen wir einfach so sehen. Das ist etwas zynisch
– das gebe ich sehr gern zu –, aber so ist die Lage im
Moment.

w
a
s
d
k
m
A
L
n
m

a
n
s
g
g
w
M
t
F
1
n

d
t
d
f
i
e
h
7
t
Z

q
g
A
l
d
m
c
V
d
l
g
i
a
r

B
g
l
w
B

(C (D Zum Erziehungsgeld selbst sage ich ganz kurz: Ich erde hier nicht in Bausch und Bogen behaupten: Nein, uf gar keinen Fall, das können wir nicht machen. Ich age Ihnen ganz ehrlich: Meine Frau und ich haben für ie ersten beiden meiner drei Kinder Erziehungsgeld beommen. Ich habe mich darüber gefreut. Es hat das failiäre Leben in den ersten sechs Monaten erleichtert. ber ich sage Ihnen auch ganz klar: Es war zum Teil ein uxus, den ich für meine Familie gern in Anspruch geommen habe; denn er hat auch dafür gesorgt, dass eine Frau und ich Zeit für die Familie hatten. Wenn es uns allen schlechter geht, dann müssen wir ber auch gucken, wo wir an dieser Stelle einsparen könen. Wo hier die richtigen Grenzen sind, möchte ich vorichtigerweise nicht sagen. Das wissen wir noch nicht enau. Das Ministerium hat seine Vorstellungen bekannt emacht. Wir werden wahrscheinlich auch sagen, wo ir die Grenzen sehen. Aber wir müssen noch schauen. it einem generellen Nein – das sage ich auch in Rich ung CDU/CSU – bin ich nicht einverstanden. – Zu der rage, was den anderen Bereich gerade der letzten 8 Monate betrifft, wird die Kollegin Lenke sicherlich achher noch ein paar Worte finden. Die globale Minderausgabe, die beim Bundesamt für en Zivildienst vorliegt, ist – auch da wollen wir realisisch sein –, auch noch ein Riesenbrocken. Zum Zivilienst selbst: Frau Ministerin, Sie haben hier sehr nett ormuliert, dass mit den Wohlfahrtsverbänden nun alles n Ordnung ist. Aber jetzt wollen wir doch einmal ganz hrlich sein: Der Grund dafür, dass wir diese Zahl überaupt halten können, obwohl wir wieder auf die 0 Prozent gehen, weil die alte Regelung wieder in Kraft ritt, liegt doch schlichtweg darin, dass wir weniger ivildienstleistende haben. Dann erinnere ich mich an die leider etwas ver uaste Diskussion, die wir darüber hatten, dass wenier Zivildienstleistende weniger Hilfe für die Kranken, lten und Schwachen bedeuten. Dafür sind Zivildiensteistende nicht da. Ich finde es aber bemerkenswert, ass diese Diskussion hier bisher so nicht aufgekomen ist. Letztlich – das wissen Sie auch aus Gesprähen, die wir geführt haben – finde ich diese komische orstellung von Gerechtigkeit, nämlich dass die Zahlen er Wehrpflichtigen und Zivildienstleistenden mögichst gleich sein sollen, nicht so ganz angenehm. Ich ebe aber andererseits aus Sicht der FDP gern zu, dass ch froh darüber bin, dass dadurch ein weiterer Druck uf die Frage von Wehrgerechtigkeit und Zivildienstgeechtigkeit kommt. (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


(Beifall bei der FDP)


Es wird nachher so sein, dass junge Leute sagen:
eim Zivildienst werden nur 60 Prozent der Bewerber
ezogen, bei der Bundeswehr 70 Prozent, dann gehe ich
ieber in den Zivildienst; vielleicht habe ich Glück und
enn ich dann vier, fünf oder sechs Jahre später beim
ewerbungsgespräch bin, habe ich den Vorteil, dass ich






(A) )



(B) )


Otto Fricke

ein Jahr jünger bin und der andere seine Wehrpflicht
oder seinen Zivildienst absolviert hat. Das kann nicht
sein.

Ich bin gespannt, liebe Kolleginnen und Kollegen von
der SPD, wie Sie dieses Problem auf Ihrem Parteitag lö-
sen werden. Ich kann es mir vorstellen. Denn leider ist es
so, dass, obwohl wir dieses Ministerium seit fast 50 Jah-
ren haben, es aufgrund dieses so dünnen Haushaltspla-
nes – wir tun hier so, als wäre das ein ganz großer Haus-
haltsplan und als ginge es um sehr viele Dinge – nicht
für wichtig genommen wird. Es wird wichtig geredet
und angeblich für wichtig gehalten, aber es wird nicht
für wichtig genommen, weil der Haushalt wenig Bedeu-
tung hat. Die meisten finanziellen Mittel – das wissen
Sie ganz genau – laufen über Steuern und Finanzen und
an ganz anderer Stelle, nur nicht in dem Ministerium.
Außerdem muss es darum gehen, dass sich die Ministe-
rin gegen einen Kanzler durchsetzen kann, der manch-
mal auch unschöne Worte – in dem Falle ein G-Wort –
für diese Art der Politik benutzt hat.

Eine letzte Bemerkung. Ich habe gedacht, dass wir in
der Bundesrepublik Deutschland bei der Frage der
Eigenverantwortung in die richtige Richtung gehen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nicht mit dieser Regierung!)


Der Finanzminister hat heute Morgen gesagt, eine Voll-
kaskoversicherung – das sei einmal von der FDP gekom-
men – könnten wir uns nicht mehr leisten. Das stimmt.

Ich finde es aber interessant, nun zu sehen, was es für
Sie bedeutet, wenn mehr Verantwortung übernommen
werden muss. Ich habe immer gedacht, das fänden alle
gut, bis ich erfahren habe, welche Stellung die Grünen
auf ihrer Tagung in Miesbach zu der Frage bezogen ha-
ben, wer für wen wie lange unterhaltspflichtig ist. Wenn
wir damit anfangen würden, dass Kinder zukünftig für
ihre Eltern nach einer bestimmten Zeit nicht mehr unter-
haltspflichtig sind oder umgekehrt – die Frage nach
möglicher staatlicher Leistung ist in diesem Falle egal –,
dann entbinden wir sie von der gegenseitigen Verantwor-
tung, die es in den Familien gibt.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Eine Grundsicherung im Alter haben wir jetzt schon!)


Diese wollen wir aber doch gerade fördern und stärken,
deswegen brauchen wir doch die Familien.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist richtig! Fricke hat Recht!)


Ich komme zum Schluss, Frau Präsidentin. – Sie sind
der Meinung, dass das richtig ist. Ich bin gespannt, wie
die Ministerin es begründen wird, warum es falsch ist.
Ich hoffe jedenfalls, dass sie das tun wird.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


F

H
w
s

I
t
t
a

D
h
1
s
g
m
M
d
m
1


g

r
s
t
a
z
Z
i
s
S
d
d

U
r

s
E
s
m
i
l
r

(C (D Nächster Redner ist der Kollege Anton Schaaf, SPD raktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und erren! Sehr geehrte Frau Eichhorn! Vieles von dem, as Sie heute hier vorgetragen haben, ist dem bayerichen Wahlkampf geschuldet. Sei es drum. In einem Punkt möchte ich aber sehr deutlich werden. n den fünf Jahren, in denen wir gemeinsam Verantworung tragen, haben wir im Bereich der materiellen Leisungen für Familien mit Kindern deutlich mehr getan ls Sie in den 16 Jahren zuvor. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505809900
Anton Schaaf (SPD):
Rede ID: ID1505810000

as ist vielerlei Dingen geschuldet und ich nehme es
in. Es ist aber nicht hinnehmbar, dass Sie in den
6 Jahren, in denen Sie in der Verantwortung waren, ver-
äumt haben, sich anzuschauen, was in anderen Ländern
emacht wurde. Dort ist die Infrastruktur für Familien
it Kindern deutlich verbessert worden und damit die
öglichkeit, Familie und Beruf miteinander zu verbin-
en. Hier liegen Ihre größten Versäumnisse. Wir müssen
it riesengroßen Anstrengungen aufarbeiten, was Sie in
6 Jahren versäumt haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Abg. Maria Eichhorn [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Ich möchte im Zusammenhang vortragen, komme
leich aber gerne auf Sie zurück.
Wirksame Politik hängt unter anderem vom zielge-

ichteten Einsatz vorhandener Mittel ab. Das gilt insbe-
ondere in Zeiten knapper Kassen. Die Einnahmesitua-
ion der öffentlichen Haushalte macht es notwendig,
uch die Fördermöglichkeiten in zentralen Politikfeldern
u überprüfen und gegebenenfalls neu zu justieren. Das
iel darf dabei nicht aus den Augen verloren werden,
nsbesondere diejenigen zu unterstützen, die wirklich auf
taatliche Hilfe angewiesen sind. Sparen ist aber kein
elbstzweck. Was macht es für einen Sinn, diejenigen,
ie man heute besonders fördert, in Zukunft die Schul-
en dafür zahlen zu lassen?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


nsere Prämisse lautet also: konsolidieren und zielge-
ichtet fördern.
Wir gehen diesen Weg. Wir wissen, was die Men-

chen bewegt. Wir setzen um, was Verlässlichkeit und
ntfaltungsmöglichkeiten schafft. Für das Jahr 2004
piegelt das der Einzelplan 17, der Haushalt des Bundes-
inisteriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend,
m Besonderen wider. Themen, an denen sich das zeigen
ässt, sind zum Beispiel der Zivildienst, die Verbesse-
ung der Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches






(A) )



(B) )


Anton Schaaf

Engagement und unsere Aktivitäten für benachteiligte
Jugendliche.


(Ina Lenke [FDP]: Was ist da gut?)

Trotz der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage

müssen die Träger des Zivildienstes im kommenden Jahr
anstatt 50 Prozent nur noch 30 Prozent der Kosten für
die Zivildienstleistenden tragen. Die befristete Änderung
bei der Kostenverteilung für das laufende Jahr hat er-
möglicht, dass die Zahl der Zivildienstleistenden im Jah-
resdurchschnitt nicht dramatisch sinken musste. Die
Wohlfahrtsverbände hatten so die Möglichkeit, sich auf
die vorgesehenen Veränderungen einzustellen. Im Jahr
2002 wurde der Zivildienst auf zehn Monate verkürzt.
Darüber hinaus werden jährliche Obergrenzen für die
Einberufungszahlen festgelegt. Im Zivildienstjahr 2003/
2004 werden es im Jahresdurchschnitt circa 95 000
Dienstleistende sein. Damit gehen wir einen weiteren
Schritt in Richtung Wehrgerechtigkeit.


(Lachen der Abg. Ina Lenke [FDP])

Gleichzeitig sind unsere konkreten Vorgaben die Voraus-
setzung für Planungssicherheit in den Verbänden und für
die Zivildienstleistenden. Strukturelle Veränderungen
wird es aber nicht geben.

Lassen Sie mich an dieser Stelle mit einer Legende
aufräumen, die im Laufe dieser Debatte mit Sicherheit
zu stricken versucht werden wird. Die Absenkung des
Etatansatzes für den Zivildienst beruht im Wesentlichen
auf zwei Gründen. Der eine Grund ist, wie Sie alle wis-
sen – zumindest trifft das auf die Mitglieder des Aus-
schusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zu –,
ein Computerfehler, der in diesem Jahr behoben werden
musste, wofür 30 Millionen Euro veranschlagt wurden.
Der zweite Grund ist – die Diskussion stammt noch aus
dem letzten Jahr –, dass wir generell um 20 Millionen
Euro senken müssen. Nichts anderes ist der Grund für
den veränderten Ansatz im Zivildienst. Ich bitte Sie, an
dieser Stelle keine Legenden zu bilden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir werden den Zivildienst weiterentwickeln. Dazu
wurde die Kommission „Impulse für die Zivilgesell-
schaft“ beim Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend eingerichtet. Hier werden Perspekti-
ven für die Freiwilligendienste und den Zivildienst erar-
beitet.

Damit einher geht die Förderung von Maßnahmen
und Organisationen des Ehrenamtes und der Selbsthilfe.
Für das Jahr 2004 steigt auch hier der Ansatz. Hinzu
kommen noch die Mittel für die Freiwilligendienste im
sozialen und im ökologischen Jahr. Wir unterstützen die
Fähigkeit zur Selbstorganisation und stärken damit die
Zivilgesellschaft nachhaltig. Unsere Maßnahmen rei-
chen von der Unterstützung und der Förderung von Pro-
jekten bis zu der Frage, wie der Staat seine eigenen
Strukturen engagementfreundlicher gestalten kann.

Meine Damen und Herren, wir haben mit dem not-
wendigen Umbau des Sozialstaates begonnen. Gleich-
zeitig müssen und werden wir benachteiligten Jugendli-

c
p
s

B
g
s
n
P
K
g

d
v
n
z
s

I
d
1
w
1

A
b
w
ö
i
n
s

ju
d
tu

D
O
v
p

w
n

D
g
n
l

s
d

(C (D hen weiterhin helfen. Das Sonderprogramm „JUMP lus“ soll 100 000 Jugendlichen den Einstieg in Bechäftigung und Qualifizierung ermöglichen. (Otto Fricke [FDP]: Wie viele sind es? – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Kaum einer hat dadurch eine anständige Beschäftigung erhalten!)


is zum Dezember 2004 wird das Programm den Über-
ang vom jetzigen zum neuen Leistungssystem – Zu-
ammenführung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe – eb-
en. Daneben führt das Familienministerium weitere
rogramme in Zusammenarbeit mit Arbeitsämtern und
ommunen durch, die die soziale und berufliche Inte-
ration Jugendlicher zum Ziel haben.
Bei der Fortführung der Kinder- und Jugendplanför-

erung auf hohem Niveau geht es um den Erhalt einer
erlässlichen Förderung für die Träger und Organisatio-
en, aber auch darum, mit innovativen Modellprojekten
u einer Weiterentwicklung der Hilfe für junge Men-
chen beizutragen.


(Beifall der Abg. Kerstin Griese [SPD])

n der mittelfristigen Finanzplanung für 2004 waren für
en Kinder- und Jugendplan des Bundes insgesamt
01,19 Millionen Euro vorgesehen. Im Regierungsent-
urf sind 102,19 Millionen Euro veranschlagt, also
Millionen Euro mehr.
Lassen Sie mich noch ein paar Worte zum Thema
usbildung sagen. Ohne staatliche Hilfe wäre das Aus-
ildungssystem kaum noch aufrechtzuerhalten. Mittler-
eile erbringt 40 Prozent der Ausbildungsleistung die
ffentliche Hand. Nur noch ein Drittel der Unternehmen
n Deutschland bildet aus, aber 100 Prozent der Unter-
ehmen sind auf gut ausgebildete Mitarbeiter angewie-
en.
Es kann nicht sein, dass der Staat bei der Ausbildung
nger Menschen die Wirtschaft ersetzen muss. Ausbil-
ung muss eine grundlegende Aufgabe und Verantwor-
ng der Wirtschaft bleiben.


(Beifall bei der SPD)

eshalb sollten Sie, meine Damen und Herren von der
pposition, endlich die Notwendigkeit einsehen, dass
erbindliche Übereinkommen für die Ausbildung in der
rivaten Wirtschaft zu treffen sind.
Wir haben angekündigt, dass wir handeln werden,
enn die Ergebnisse zu Beginn des Ausbildungsjahres
icht zufriedenstellend sind.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Total verqueres Denken!)


ie Mittel, die staatlicherseits für Ausbildung zur Verfü-
ung gestellt werden müssen, weil die Wirtschaft so we-
ig ausbildet, könnten wir jetzt an anderer Stelle wirk-
ich gut gebrauchen.
Trotz Sparnotwendigkeiten können wir unsere politi-

chen Schwerpunkte vernünftig setzen. Wir schaffen mit
er Ausarbeitung dieses Haushaltes eine gute Grundlage






(A) )



(B) )


Anton Schaaf

für die politischen Entscheidungen in diesem und im
nächsten Jahr.

Wenn Sie unsere Vorschläge nicht teilen, ist das Ihr
gutes Recht. Es ist dann aber auch Ihre Pflicht, andere
Vorschläge zu machen und den Menschen im Lande zu
sagen, was Sie wollen. Sie sind am Zuge.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505810100

Nächste Rednerin ist die Kollegin Antje Tillmann,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Antje Tillmann (CDU):
Rede ID: ID1505810200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sehr geehrte Frau Ministerin! Ich habe die Vorstellungen
der Familienministerin zur Familienpolitik mit sehr viel
Interesse gehört. Leider passen ihre Vorstellungen weit
überwiegend weder zu den Gesetzentwürfen, die uns
vorliegen, noch zum Einzelplan 17, den wir zur Haus-
haltsberatung vorgelegt bekommen haben. Die meisten
dieser Vorstellungen stehen weder im Gesetz noch im
Haushalt.

Beispiel Erziehungsgeld. Der Haushaltsentwurf sieht
eine Kürzung von 245 Millionen Euro vor. Mittelfristig
sind es sogar 400 Millionen Euro, das ist eine Kürzung
um 12 Prozent. Die Einkommensgrenzen werden ge-
senkt. Frau Ministerin hat eben wieder behauptet, dass
davon nur die gut verdienenden Familien betroffen
seien. Ich hoffe, sie weiß selber, dass das nicht stimmt.
Denn mit der gleichzeitigen Absenkung der Ausgaben-
pauschale von 27 auf 24 Prozent schließt sie gerade die
Familien aus, die den berühmten Euro mehr verdienen,
damit aus allen Förderprogrammen fliegen und de facto
sogar weniger haben als die tatsächlich sozial Schwa-
chen.

Völlig verschwiegen hat sie auch, dass von der Ent-
scheidung über die Entfernungspauschale auch die Ein-
kommensgrenzen beim Erziehungsgeld betroffen sind.
Die Kilometerpauschale für die Fahrt zur Arbeit konnte
bei der Einkommensberechnung in Bezug auf das Erzie-
hungsgeld bisher nämlich abgezogen werden. Das ist
eine weitere erhebliche Kürzung der Einkommensgren-
zen um fast 1 500 Euro. Frau Ministerin, es stimmt eben
nicht, dass die Empfänger niedriger Einkommen nicht
betroffen sind.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört! Dann hat uns die Ministerin hier ja getäuscht!)


Sie haben die Ausgaben- und die Entfernungspauschale
unterschlagen. Das sind fast 5 000 Euro für die Betroffe-
nen.

Geradezu zynisch finde ich die Begründung zur Kür-
zung des Erziehungsgeldes. Ich bin froh, dass Sie das
eben nicht wiederholt haben. Im Gesetzentwurf steht,
dass die Kürzung von 307 Euro auf 300 Euro bzw. von

4
s

1
u
b
s

I

g
s
d
n
o
w
d

w
l
g
4
f
1
I
b
t
s
k
b
E
g

N

W
n
e

i
5
w
g
s
n
U
n
d
d
k

g
s

(C (D 60 Euro auf 450 Euro eine Glättung im Sinne der Konolidierung sei. (Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Das ist ein Skandal!)


Als Sie das Kindergeld vor wenigen Jahren um
0 Mark erhöht haben, war Ihnen kein Plakat zu groß,
m diese Errungenschaft zu verkaufen. Jetzt gibt es auch
ei den niedrigen Einkommensgruppen massive Ein-
chnitte und Sie reden von Glättung.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Pfui!)

ch glaube, die Familien werden das nicht verstehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Meine letzte Bemerkung zum Erziehungsgeld: Ein

roßer Teil derjenigen, die durch die von Ihnen ange-
trebten Änderungen aus dem Bezug des Erziehungsgel-
es herausfallen, werden demnächst als arbeitslos, aber
icht vermittelbar verkauft bzw. geführt. Ich weiß nicht,
b wir uns die Gleichstellung nicht sparen können, wenn
ir den Eltern, die diese Leistungen auf sich nehmen,
iesen Stempel aufdrücken.
Das nächste Beispiel ist der Haushaltsfreibetrag. Sie
urden im vergangenen halben Jahr nicht müde, öffent-
ich zu verkünden, dass die Alleinerziehenden als Aus-
leich für durch den Wegfall des Haushaltsfreibetrages
90 Millionen Euro erhalten sollen. Sie haben ausge-
ührt, dass zum 1. Januar 2004 ein Steuerfreibetrag von
300 Euro eingeführt werden soll. Ich gebe zu, dass ich
hre Meinung, dass man das auf allein wohnende Eltern
eschränken sollte, teile. Das Problem ist nur, dass Sie
rotzdem 190 Millionen bei den Alleinerziehenden ein-
paren und dass die 300 Millionen Euro, die Sie hier ver-
ündet haben, nirgendwo im Haushalt auftauchen. Dane-
en ist auch im Rahmen der Änderungen des
inkommensteuergesetzes in Art. 8 des Haushaltsbe-
leitgesetzes kein Haushaltsfreibetrag enthalten.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

irgendwo im Etat ist das Geld dafür bereitgestellt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

enn Sie beides nicht während der Haushaltsberatungen
achholen, können Sie Ihr Versprechen auf keinen Fall
inhalten.
Das nächste Beispiel ist der Unterhaltsvorschuss. Es

st völlig abstrus: Im Etat sehen Sie eine Kürzung von
0 Millionen Euro vor. Gott sei Dank haben Sie eben
ieder bestätigt, dass Sie im Gegensatz zu Ihrem Kolle-
en Eichel keine Gesetzesänderungen vorsehen. Offen-
ichtlich konnten Sie sich bei den Haushaltsansätzen aber
icht durchsetzen; denn der Gesetzentwurf sieht beim
nterhaltsvorschuss Kürzungen in Höhe von 40 Millio-
en Euro vor. In den Erläuterungen steht – ich zitiere –,
ass „im parlamentarischen Verfahren angestrebt wird,
ie im Haushaltsentwurf 2004 bereits vollzogene Absen-
ung“ um 40 Millionen Euro rückgängig zu machen.
Was sind das für Beratungsgrundlagen, wenn die Re-

ierung die Politik auffordert, bei den Bereinigungs-
itzungen mal eben 40 Millionen Euro zu finden. Sie






(A) )



(B) )


Antje Tillmann

wissen genau, dass wir das bei diesem Etat nicht leisten
können. Das ist auch nicht unsere Aufgabe. Die Haus-
haltsaufstellung ist Aufgabe der Regierung.

Mein nächstes Beispiel ist der Kinderzuschlag. Hier
kann man Sie für Ihre Öffentlichkeitsarbeit eigentlich
nur loben. Alle Zeitungen titelten: Familienministerin
Schmidt führt Kinderzuschlag für bedürftige Familien
von 140 Euro ein. Ich war positiv überrascht. Leider
wich diese Überraschung eher einer Verwunderung darü-
ber, mit welchem Beifall man eine solche Augenwische-
rei betreiben kann. Auch dem, was Sie eben gesagt ha-
ben, kann ich nicht entnehmen, dass Sie wissen, dass bei
den Familien so gut wie kein Euro von den 140 Euro an-
kommt. Ich zitiere aus dem Gesetzentwurf, mit dem der
Kinderzuschlag eingeführt werden soll:

Die Einführung des Kinderzuschlags führt dazu,
dass geringere Leistungen in der Grundsicherung
für Arbeitssuchende erforderlich sind.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aha!)

Nur etwa ein Drittel der hier ausgewiesenen Kos-
ten... sind echte Mehrkosten, die anderen zwei Drit-
tel werden durch entsprechend geringere Ausgaben
bei der Grundsicherung für Arbeitssuchende kom-
pensiert.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist schon wieder ein Täuschung! Pfui, kann man da nur sagen!)


Es gibt für die Familien also nur wenig bis kein Geld zu-
sätzlich; das wird eingespart.


(Nicolette Kressl [SPD]: Das ist nicht so!)

Der Name ist natürlich freundlicher: Kinderzuschlag
hört sich besser an als Sozialhilfe.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aha!)

Übrigens: Auch diese erforderlichen Mittel sind im Etat
nicht eingestellt; sie stehen nicht im Haushalt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist ja nicht beratungsreif!)


Das nächste Beispiel ist der Ausbau der Kinder-
betreuung. Leider gibt es auch hierzu kein belastbares
Material bezüglich der Mehrkosten. Als Frau Eichhorn
eben gesprochen hat, haben Sie auf den Haushalt ver-
wiesen. Die Zahlen kenne ich sehr gut. Dort wird vorge-
rechnet, dass aufgrund der Einsparungen durch Hartz bei
den Kommunen 1,5 Milliarden Euro übrig bleiben sol-
len, die für den Ausbau der Ganztagsbetreuung verwen-
det werden können.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Virtuelle Einsparung!)


Der Städtetag hat Sie aber mittlerweile darauf hingewie-
sen – Herr Eichel hat das bestätigt –, dass in diesen
1,5 Milliarden Euro 1 Milliarde Euro Drittmittel aus der
EU und dem Bund eingerechnet sind, die den Kommu-
nen gar nicht mehr zur Verfügung stehen. Auch diese
Zahl ist nicht belastbar und kann im Haushalt nicht nach-
vollzogen werden.

li
z
s
g
d
B
z
J
a
d
n
w
im

s
li
d
1
s
H
d
s
w
h

r
l
H
k
P
w
i

m
c
z
E
I
E
J
te
w
L
B

g
N
w

d
P
in

(C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Schon wieder eine Täuschung dieser Regierung! – Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Unerhört!)


Es bleiben weitere recht traurige Tatsachen. Der Fami-
enetat muss neben dem Verbraucherschutz mit 8,38 Pro-
ent die höchsten Kürzungen hinnehmen. Dieser Trend
etzt sich aus den Vorjahren fort. Seit 2001 sind die Aus-
aben im Etat 17 von 5,5 Milliarden Euro auf 4,7 Milliar-
en Euro gesunken, eine Kürzung von fast 14 Prozent.
eim Kinder- und Jugendplan schlagen Sie uns eine Kür-
ung von 8,5 Prozent vor. Warum eigentlich nur bei den
ugendlichen und nicht in anderen Bereichen? Ich nenne
ls Beispiel den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit oder
er öffentlichen Begleitung neuer Programme. Hier ist
icht gekürzt worden, aber vielleicht könnten wir uns die
irklich doofe Plakataktion mit den kleinen Kindern, die
Moment läuft, sparen.

(Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

Der einzige Bereich, in dem zusätzliche Mittel bereit

tehen, ist Ihr eigenes Ministerium. Ich sage ganz ehr-
ch: Ich bin kein Freund der pauschalen Kürzung bei
en Personalkosten. Auch in diesem Jahr sind wieder
,5 Prozent pauschal einzusparen. Ich halte das für keine
innvolle Lösung. Wir sollten beim Personaletat in den
aushaltsberatungen genau prüfen, ob sie überhaupt
urchsetzbar ist. Ich denke, wir sollten nicht prozentual,
ondern anhand konkreter Vorgaben kürzen. Deshalb
erden wir uns den Stellenplan besonders genau anse-
en.
Aber es wird auch deutlich, dass in dem Bereich ge-

ade für das letzte Jahr erhebliche Mehrkosten angefal-
en sind. Dazu sage ich: Einen von Ihnen mitgetragenen
aushalt muss man einhalten. Auch die freien Träger
önnen nicht einfach über 2 Millionen Euro mehr für
ersonalkosten bei Ihnen einfordern. Von daher müssen
ir das, was wir den freien Trägern abverlangen, auch
m eigenen Haus einhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Mittel für den Zivildienst werden weiter zusam-
engestrichen, obwohl noch 5 Millionen Euro zusätzli-
he globale Minderausgabe im Etat vorgesehen sind und
eitgleich die Mittel für freiwillige Jahre um 1 Million
uro gekürzt werden. Ich erinnere mich noch sehr gut an
hre Vorstellung im letzten Jahr, als Sie erklärt haben:
in Ziel könnte sein, den Zivildienst durch freiwillige
ahre zu ersetzen. – Diese Auffassung kann man vertre-
n. Aber wenn zeitgleich in beiden Bereichen gekürzt
ird, wird beides nicht erreicht werden. Die jungen
eute wissen nicht, wohin mit ihrem Engagement, zum
eispiel in freiwilligen Jahren.
Es werden zulasten bekannter und anerkannter Pro-

ramme immer wieder neue Programme aufgelegt. Die
achhaltigkeit – das Lieblingswort des Bundeskanzlers –
ird gerade bei der Jugendpolitik völlig missachtet. So
uft zum Beispiel das Programm Sondermaßnahmen in
en neuen Bundesländern aus. Ersetzt wird es durch das
rogramm „Jugend bleibt“, das – ich zitiere – „eine
tensivere Identifizierung der Jugendlichen mit ihren






(A) )



(B) )


Antje Tillmann

Heimatregionen ermöglichen“ soll. Ich habe Ihnen
schon im letzten Jahr gesagt: Den Thüringer Jugendli-
chen fehlt es nicht an Identifizierung mit ihrer Heimat,
sondern ihnen fehlt es an Arbeits- und Ausbildungsplät-
zen. Dabei hilft ihnen dieses 2-Millionen-Euro-Pro-
gramm nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich finde es ausgesprochen schade, dass das Verspre-

chen, das im letzten Jahr in den Haushaltsberatungen
gemacht wurde, die Bundesprüfstelle für jugend-
gefährdende Medien werde entsprechend dem erhöh-
ten Aufgabenzuwachs auch einen Personalaufwuchs be-
kommen, nicht eingehalten wurde. Es ist gesagt wor-
den, die zusätzlichen Aufgaben, die wir alle gemein-
sam beschlossen haben, wären dadurch zu bewältigen,
dass Personal eingestellt wird. Ich habe schon damals
angekündigt, dass ich eine Gebührenerhebung für die
Prüfung von jugendgefährdenden Medien und Filmen
sehr wohl mittragen werde. Aus diesen Einnahmen
könnte sich das Personal gegebenenfalls selbst finanzie-
ren. Der Gesetzentwurf ist im Haushaltsbegleitgesetz
enthalten. Die Einnahmeposition habe ich nirgendwo
gefunden und die daraus zu bezahlenden Personalstel-
len leider auch nicht.

Sehr geehrte Frau Ministerin Schmidt, Ihr Einzelplan
beinhaltet Unklarheiten in Höhe von 690 Millionen
Euro: Gesetzentwürfe, die nicht vorliegen, Gesetzent-
würfe, die im Haushalt nicht eingestellt sind und Gesetz-
entwürfe, die noch nicht verabschiedet sind.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Einzelplan ist noch gar nicht beratungsreif!)


Das sind 15 Prozent Ihres Etats. Dies macht eine
Beratung annähernd unmöglich. Ich hoffe sehr, dass
die aufgeworfenen Fragen und die Gesetzentwürfe bis
zum Berichterstattergespräch vorliegen, damit wir
gemeinsam sehen können, wie wir Familienpolitik be-
treiben. Sie können ganz sicher sein, dass Sie bei den
Vorstellungen, die wir für vernünftig halten, unsere
Unterstützung erhalten werden und wir gegen den
Finanzminister vielleicht das eine oder andere durch-
setzen können.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gute Rede!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505810300

Das Wort hat die Kollegin Irmingard Schewe-Gerigk,

Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-
gen! Um es vorweg zu sagen: Haushaltskonsolidierung
macht bei einem gesellschaftspolitisch so relevanten Mi-
nisterium, das zudem nur einen Etat von 3 Milliarden
Euro hat, überhaupt keinen Spaß. Aber wir sind nicht in
den Bundestag gewählt worden, um Spaß zu haben, son-

d
n

Z
m

k
n
m
g

m
r
h
f
w
d
z
S
w

D
g
s

n
A
m
m
l
A
J


b
s
S
f
c
t

u

R
e
k
d

s
h

(C (D ern um die Probleme für die jetzige und die nächste Geeration zu lösen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


um Sparen gibt es überhaupt keine Alternative, will
an nicht auf Kosten der nächsten Generation leben.
Bis 2002 ist es uns gelungen, die Neuverschuldung

onsequent zurückzufahren, was angesichts der über-
ommenen Schulden notwendig war. Dass die Situation
it der vorgezogenen Steuerreform jetzt eine andere ist,
ebe ich gern zu.
Auf den ersten Blick erbringt das Ministerium für Fa-
ilie, Senioren, Frauen und Jugend mit einer Reduzie-
ung von 7 Prozent einen der höchsten Einsparhaus-
alte. Schaut man allerdings genauer hin, so stellt man
est, dass es lediglich 4 Prozent sind. Frau Tillmann, ich
erde Ihnen das gleich erläutern. Im Wesentlichen wer-
en die Kürzungen durch Änderungen beim Bundeser-
iehungsgeldgesetz und dem Zivildienst erreicht. Bevor
ie sich pflichtgemäß lautstark aufregen, gebe ich unum-
unden zu:


(Antje Tillmann [CDU/CSU]: Ich rege mich nie lautstark auf!)


ie Zustimmung zur Änderung des Erziehungsgeld-
esetzes war für uns Bündnisgrüne und für die SPD eine
chwere Entscheidung.


(Ina Lenke [FDP]: Habt ihr aber trotzdem gemacht!)


Vielleicht gelingt es im parlamentarischen Verfahren,
och die eine oder andere Veränderung zu ermöglichen.
ber natürlich müssen Sie die neuen Leistungen für Fa-
ilien gegenrechnen. Ich nenne den Kinderzuschlag von
onatlich bis zu 140 Euro, die Steuerentlastung für Al-
einerziehende in Höhe von 1 300 Euro im Jahr und den
usbau von Betreuungsangeboten für Kinder unter drei
ahren.


(Ina Lenke [FDP]: Wann denn?)

Das werde ich gleich sagen. – Mit diesen Maßnahmen
ewahren wir 150 000 Kinder vor der Sozialhilfe, unter-
tützen Alleinerziehende finanziell und sorgen mit der
chaffung von Kinderbetreuungseinrichtungen nicht nur
ür eine Frühförderung von Kindern, sondern ermögli-
hen überhaupt erst einmal die Erwerbstätigkeit von El-
ern,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


nd das mit 200 Millionen Euro zusätzlich.
Dieses Geld wird – das ist eine Vereinbarung – im
ahmen des parlamentarischen Verfahrens zwischen der
rsten und dritten Lesung des Haushalts eingestellt. Sie
önnen sicher sein, dass es dann enthalten ist, sonst wür-
en wir es hier nicht verkünden.
Das ist eine Familienpolitik, die den Menschen tat-

ächlich eine Wahlfreiheit bietet. Frau Eichhorn, Sie
atten von Wahlfreiheit gesprochen. Bisher hatten die






(A) )



(B) )


Irmingard Schewe-Gerigk

Frauen sie nicht. Sie mussten sich entscheiden, ob sie
eine Familie gründen, zuhause bleiben oder in den Beruf
gehen wollten. Sie kennen das Resultat: Jede dritte Frau
ist heute kinderlos. Das ist das Ergebnis.


(Zuruf des Abg. Otto Fricke [FDP])

– Überhaupt nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Hier muss die Politik Rahmenbedingungen schaffen,
die beides ermöglichen, nämlich Erwerbstätigkeit und
Kinder. Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen haben wir
heute einen großen Beitrag dazu geleistet.

Es wäre allerdings viel zu kurz gesprungen, glaubte
man, dass die Gleichstellung von Frauen in der Er-
werbsarbeit erledigt wäre, wenn die Kinderfrage gelöst
ist. Ich glaube, es war August Bebel, der sagte: Wenn die
Kinderfrage gelöst ist, ist auch die Frauenfrage gelöst.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Typisch Mann!)


Aber dem ist nicht so. Der Anteil von 40 Prozent kinder-
losen Akademikerinnen spricht dagegen; obwohl sie
keine Kinder haben, erhält nur jede zehnte von ihnen
eine Professur oder eine Führungsposition in der Wirt-
schaft. Von der tatsächlichen Gleichstellung sind wir
Lichtjahre entfernt.

Und was die Frauen so kränkt: Trotz besserer Schul-
abschlüsse und Ausbildung verdienen sie im Durch-
schnitt fast 30 Prozent weniger als Männer. Gesetzliche
Regelungen wären hier sicher notwendig gewesen. Die
stattdessen erfolgte Vereinbarung mit den Spitzenver-
bänden der Wirtschaft hat außer verlorener Zeit nun
wirklich überhaupt nichts gebracht. Das Institut für Ar-
beitsmarkt- und Berufsforschung hat herausgefunden,
dass in 4,1 Prozent der Privatunternehmen tatsächlich
betriebliche oder tarifliche Maßnahmen der Gleichstel-
lung erfolgt sind.

Diese Zahlen verdeutlichen, dass es sich hier nicht nur
um ein Demokratieproblem handelt, sondern dass dies
auch nachhaltig Innovationen behindert. Denn mit den
Frauen sind die Innovationen zu haben. Wenn wir die gut
ausgebildeten Frauen außen vor lassen, werden sie uns
nicht gelingen. Was macht es für einen Sinn, in die Aus-
bildung von Frauen zu investieren, aber ihre Potenziale
nicht zu nutzen? Ich frage Sie ganz ernsthaft: Welche Ge-
sellschaft kann sich das überhaupt auf Dauer leisten?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Deshalb brauchen wir nicht nur Maßnahmen zur Be-
wusstseinsbildung – die sind auch nötig –, sondern die
verpflichtende Gleichstellung in den Betrieben und die
Kopplung der Vergabe öffentlicher Aufträge an Maßnah-
men zur Gleichstellung. Das ist das Lieblingsthema
meiner Kollegin Ina Lenke. Ein erster Schritt dazu ist die
zügige Umsetzung der EU-Richtlinien zur Antidiskrimi-
nierung.


(Otto Fricke [FDP]: Ja, sehr zügig!)



d
e

b
t
e
j
5
n

m
A
a
d
K
n
p
w

d
z
h
d

S
r
v
w

D
h

s
f
A

W
k
d

W
t
v
u

(C (D Im April 2004. Das verspreche ich Ihnen. – Diese moerne Gleichstellungspolitik wird durch die Einrichtung ines Gender-Kompetenzzentrums unterstützt. Ich komme nun zu den Senioren. Die gestiegene Le enserwartung bietet die Chance, die Potenziale der äleren Generation auch im Interesse der Gesellschaft zu rhalten und zu fördern. Trotzdem gibt es bekanntlich in edem zweiten Betrieb keine Beschäftigten über 0 Jahre. Ich meine, dies stellt eine massive Diskrimiierung älterer Beschäftigter dar. Denjenigen, die auf Hilfe und Pflege angewiesen sind, üssen wir ein selbstbestimmtes und würdiges Leben im lter garantieren. Wir werden – dazu gibt es bereits Vorrbeiten – die Altenhilfestrukturen besser vernetzen und en Bedürfnissen der Menschen anpassen. Eine Enqueteommission „Menschen in Heimen“ wäre meiner Meiung nach ein entscheidender Beitrag dazu. Die Grünen räferieren dieses Vorhaben und wir werden sehen, wie ir es gemeinsam mit Ihnen umsetzen können. Meine Damen und Herren, auch wenn beim Zivil ienst die Ansätze reduziert sind, gibt es keine substaniellen Kürzungen. Der Kollege Schaaf hat eben darauf ingewiesen. Weil weniger Wehrpflichtige benötigt weren, reduziert sich auch die Zahl der Zivildienstleistenden. (Ina Lenke [FDP]: Wieso das denn? – Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Das ist eine Milchmädchenrechnung, die Sie aufmachen!)


ie haben bereits darauf hingewiesen. Die alte Finanzie-
ungsregelung 70 : 30 wurde, wie von der Ministerin
ersprochen, wiederhergestellt, sodass – das halte ich für
ichtig – die Träger jetzt Planungssicherheit haben.


(Otto Fricke [FDP]: Die haben sie! Bei weniger Plätzen!)


ie Verbände haben sich dafür bedankt, dass Wort ge-
alten wurde.
Lassen Sie mich noch einen Satz zu den jungen Men-

chen sagen, die jetzt die Schulen verlassen. Ich halte es
ür einen Skandal, dass immer noch mehr als 100 000
usbildungsplätze fehlen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Also machen die besser Zivildienst, oder was?)


enn die Wirtschaft ihrer Verantwortung nicht nach-
ommt, sollten wir konsequent sein und eine Ausbil-
ungsplatzumlage beschließen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich komme zum Schluss. Reformen sind notwendig.
ir stellen die Weichen und übernehmen die Verantwor-

ung für das Leben mit Kindern, für bessere Chancen
on Jugendlichen, für eine gerechte Teilhabe von Frauen
nd für ein Alter in Würde.
Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505810400

Nächste Rednerin ist die Kollegin Ina Lenke, FDP-

Fraktion.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1505810500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Schaaf, Sie haben keine Zwischenfragen zum Zivildienst
zugelassen und Sie wissen auch, warum.


(Anton Schaaf [SPD]: Das habe ich doch alles erklärt!)


Denn obwohl nur noch jeder zweite junge Mann zum
Zwangsdienst – zum Zivildienst oder zur Wehrpflicht –
einberufen wird, sprechen Sie immer noch von Einberu-
fungsgerechtigkeit. Sie ist aber extrem ungerecht und
das dürfen wir nicht zulassen. An dieser Stelle muss die
Opposition immer wieder den Finger auf die Wunde le-
gen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wie Sie wissen, will die FDP die Wehrpflicht und so-
mit auch den Zivildienst abschaffen. Wir haben in der
vergangenen Legislaturperiode auch schon eine Konzep-
tion erstellt, Herr Schaaf.


(Anton Schaaf [SPD]: Dafür bekommen Sie im Hause keine Mehrheit, Frau Lenke!)


Wenn das auch Ihre Fraktion und die Fraktion der Grü-
nen getan hätten, dann wären wir schon weiter und
bräuchten keine Unterausschüsse und Ähnliches.

Der Ministerin will ich zum Thema Zivildienst eines
sagen: Frau Ministerin, Sie sollten ehrlich sein. Wenn
Sie die Anzahl der Zivildienstleistenden in den Einrich-
tungen kürzen, dann fehlen sie dort. Wenn Sie ihnen
dann statt 50 Prozent bis zu 70 Prozent der Kosten für
die Zivildienstleistenden in Aussicht stellen, dann kön-
nen sie sich sozusagen ein Ei darauf pellen.


(Anton Schaaf [SPD]: Die sehen das anders, Frau Lenke!)


– Nein, die sehen das nicht anders. Wenn Sie mit ihnen
reden, dann merken Sie, dass sie das genauso sehen wie
ich.


(Otto Fricke [FDP]: Was sollen die denn sagen?)


– Sie haben völlig Recht, Herr Fricke. Die hängen doch
am Tropf; was sollen sie denn sagen?

Ich komme jetzt zum Haushalt. Der Gesamthaushalt
von Rot-Grün ist von der schlechten Wirtschaftslage und
der hohen Arbeitslosigkeit gekennzeichnet.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505810600

Frau Kollegin, lassen Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Dümpe-Krüger zu?


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1505810700

Nein, die lasse ich jetzt nicht zu.

B

v
F
b
H
r
d
g
g
E
d
n
m
3
E
d
k
z

h
d
g


G
I

w
A
S
n
h
w


H
g

f
R

b
b
l
u
H
d

(C (D Meine Damen und Herren, zu Beginn der rot-grünen elagerung des Volkes durch die Bundesregierung (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


erkündeten Sie sehr selbstbewusst: Wir fangen mit der
rauen- und Familienpolitik jetzt erst richtig an. 1998
egann also der Aufbruch in die neue Zeit. Was ist im
aushalt 2004 davon zu spüren? – Die ziel- und orientie-
ungslose Familienpolitik der Bundesregierung wird an
rei Beispielen deutlich. Beim Bundeserziehungsgeld-
esetz haben Sie 2001 großmäulig die Einkommens-
renzen für das Erziehungsgeld erhöht. Jetzt sollen die
inkommensgrenzen mit Ihrem Haushaltsbegleitgesetz
rastisch abgesenkt werden. Für die ersten sechs Monate
ach Geburt des Kindes wollen Sie die Einkom-
ensgrenzen der Eltern von bisher 51 000 Euro auf
0 000 Euro senken. Die monatlichen Zahlungen an die
ltern – das hat auch eine andere Kollegin gesagt – wer-
en bei Ihnen von 460 auf 450 Euro geglättet. Das ist
ein Glätten. Seien Sie bitte ehrlich und sagen Sie „kür-
en“.
Zweitens: der Haushaltsfreibetrag für Alleinerzie-

ende. Bei der Unterstützung der Alleinerziehenden ist
er Bundesregierung wirklich peu à peu die Puste ausge-
angen.


(Kerstin Griese [SPD]: Wir haben das doch erst erkämpft! Bundesverfassungsgerichtsurteil!)


Natürlich! Sie haben das in den letzten Jahren, Frau
riese, auch begründen müssen, damit Sie noch hinter
hrer Regierung stehen.
Wir suchen jetzt die echten Alleinerziehenden. Wir
erden im Ausschuss einmal schauen: Was sind echte
lleinerziehende, was sind unechte Alleinerziehende?
ie werden dann die Prüfungen bestätigen. Ich sage Ih-
en: Schlüssellochprüfungen, wo eine echte Alleinerzie-
ende und wo eine unechte Alleinerziehende ist, lassen
ir als Liberale nicht zu.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Aber dem Lauschangriff haben Sie zugestimmt! – Weiterer Zuruf der Abg. Kerstin Griese [SPD])


Frau Griese, die Erklärung Ihres Finanzstaatssekretärs,
errn Halsch, dass es verfassungsrechtliche Probleme
eben könnte, teile ich.
Sie sind augenscheinlich bisher nicht in der Lage, ein-

ache und für die Bürger und Bürgerinnen verständliche
egelungen einzuführen.
Drittens. Jetzt komme ich zur steuerlichen Absetz-

arkeit von Haushaltshilfen. Neid und Missgunst ha-
en Sie mit dem fiesen Ausdruck „Dienstmädchenprivi-
eg“ geschürt. Die FDP will aber, dass Frauen, die Beruf
nd Familie miteinander vereinbaren wollen, personelle
ilfe im Haushalt haben. Wir, Frau Böhmer, wollen
och keine Schwarzarbeit.


(Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Mitnichten!)







(A) )



(B) )


Ina Lenke

Von daher wollen wir da etwas ändern. Sie haben 2002
die steuerliche Absetzbarkeit von sozialversicherungs-
pflichtigen Arbeitsplätzen in Privathaushalten gestri-
chen. Die Verwirrung ist groß.


(Nicolette Kressl [SPD]: Haben Sie vielleicht mitgekriegt, was neu dazugekommen ist?)


Sie schenken doch der Bevölkerung keinen reinen Wein
ein, wo Sie sparen müssen. Ermöglichen Sie den Men-
schen, ihre familiäre Zukunft auf langfristig verlässli-
chen politischen Rahmenbedingungen zu planen!

Zur versprochenen Kinderbetreuung, Frau Ministe-
rin, hätte ich gerne noch ein Wort von Ihnen gehört. Sie
haben gesagt: 1,5 Milliarden Euro ab 2004. Jetzt lese ich
in Ihrer Pressemitteilung vom 19. August: Aus dem Jahr
2004 wird das Jahr 2005. In den sechs Jahren, die Sie in
der Regierung sind, haben Sie also nur Luftschlösser pro-
duziert. Wenn Sie erst im Jahre 2005 anfangen, dann frage
ich mich, was aus Ihren Versprechungen geworden ist.

Ich will zum Schluss sagen: Wir von der FDP haben
gute, wir haben bessere Konzepte: gleiche Freibeträge
für Kinder, volle steuerliche Absetzbarkeit der Kinder-
betreuungskosten, Abschaffung der Steuerklasse V,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Abschaffung der FDP!)


Vielfalt der Kinderbetreuung durch bessere ganzheitli-
che Konzepte mit Tagesmüttern und gleiche Chancen für
Frauen auf dem Arbeitsmarkt.


(Anton Schaaf [SPD]: Und einen guten Finanzierungsvorschlag!)


Dazu haben wir detaillierte Konzepte in den Bundestag
eingebracht, mit frauenpolitischen Schwerpunkten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505810800

Frau Kollegin, Ihre Redezeit ist zu Ende.

Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1505810900

Danke, Frau Präsidentin. Ich komme jetzt zum

Schlusssatz.
Meine Damen und Herren, solange eine verfehlte

Wirtschafts- und Steuerpolitik unser Land lähmt und das
Jobwunder ausfällt, wird es auch für Frauen schwierig
sein, sich auf dem Arbeitsmarkt durchzusetzen. Denken
Sie daran: In der Wirtschafts- und in der Steuerpolitik
haben Sie bisher noch nichts erreicht. Da sehen Sie ganz
alt aus.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505811000

Nächste Rednerin ist die Kollegin Christel Humme,

SPD-Fraktion.

Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1505811100

Frau Präsidentin! Liebe Kollegen! Liebe Kollegin-

nen! Was haben wir uns alles in dieser Debatte anhören

m
u
Z
N

g
K
s

N
N
m

I
b

S
g
a
B
p
f
l
z
R
g
F
w
d
v
i

L
s
K
k

d
k
h
K
v
u

D
A

(C (D üssen! Frau Eichhorn, vor allen Dingen mussten wir ns heute einen Verweis auf die Familienpolitik aus Ihrer eit anhören, die vom Bundesverfassungsgericht die ote „ungenügend“ bekommen hat. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich habe die Debatte mit Spannung verfolgt und ei-
entlich erwartet, dass ich heute auch von Ihnen einmal
onzepte bekomme und nicht immer ein großes, fett ge-
chriebenes Nein.


(Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Frau Schmidt hat damit angefangen, nicht wir! Frau Schmidt wollte ablenken von ihren Versäumnissen!)


ein zum Erziehungsgeld, Nein zur Eigenheimzulage,
ein zur Kilometerpauschale – Nein war das bestim-
ende Element Ihrer Reden.


(Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Quatsch!)

ch glaube, das ist nicht das, was wir brauchen. Was wir
rauchen, sind schlüssige familienpolitische Konzepte.
Frau Eichhorn, ich habe wirklich nicht erwartet, dass

ie heute das Familiengeld noch einmal ins Spiel brin-
en. Deshalb bin ich darauf gar nicht vorbereitet. Aber
uch das wird wahrscheinlich dem Wahlkampf in
ayern geschuldet sein; denn wenn man sich das Wahl-
rogramm der CSU in Bayern anschaut, dann stellt man
est, dass es im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Fami-
ie und Beruf überhaupt kein familienpolitisches Kon-
ept enthält. Dort ist nur von einem Familiengeld die
ede. Aber wie Sie das finanzieren wollen, steht nir-
endwo. 31 Milliarden Euro würde es kosten, wenn das
amiliengeld, wie Sie es fordern, umgesetzt würde. Das
äre unseriös, aber auch ungerecht; denn Sie würden
as Geld nach dem Gießkannenprinzip an alle Familien
erteilen, egal wie viel Einkommen sie haben. Das wäre
n höchstem Maße ungerecht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ast, but not least: Ein Familiengeld ist unmodern. Das
agt Ihnen sogar der sozialpolitische Berater von Roland
och, Herr Professor Jürgen Borchert. Er hat eindeutig
lar gemacht, dass das Familiengeld ein Irrweg ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Maria Eichhorn [CDU/ CSU]: Fragen Sie einmal Professor Kirchhof! Der wird Ihnen etwas anderes sagen!)


Ich gebe Ihnen Recht, wenn Sie darauf hinweisen,
ass die Rahmenbedingungen schwierig sind. Das ist
eine Frage. Wir können das nicht leugnen. Aber des-
alb dürfen wir nicht wie Sie, liebe Kolleginnen und
ollegen von der CDU/CSU, die Augen vor der Realität
erschließen. Wir sind diejenigen, die handeln müssen,
m den Tanker Deutschland wieder flott zu machen.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Das sollten Sie! Schließlich sind Sie an der Regierung!)


as tun wir in der Tat – hören Sie genau zu – mit unserer
genda 2010. Mit ihr reformieren wir heute unsere So-






(A) )



(B) )


Christel Humme

zialsysteme, damit der Sozialstaat morgen weiter rei-
bungslos funktionieren kann. Wir machen heute eine
Haushaltskonsolidierung und sparen Mittel ein, damit
wir auch in Zukunft über den notwendigen Handlungs-
spielraum verfügen. Wir machen heute eine Steuerreform
und verzichten auf Steuereinnahmen, damit die Konjunk-
tur wieder anspringt und gleichzeitig neue Arbeitsplätze
geschaffen werden. Das alles tun wir im Interesse der Fa-
milien. Wir stellen die Familien nicht ins Abseits, wie
Sie, Frau Eichhorn, behaupten. Im Gegenteil: Die Fami-
lien stehen nach wie vor im Mittelpunkt unserer Politik.


(Beifall bei der SPD)

Die Erneuerungskur, die ich gerade beschrieben habe,

ist aber nicht – das ist klar – zum Nulltarif zu haben.
Manche Einsparungen und Entscheidungen – darauf
wurde schon hingewiesen – sind sicherlich auch für uns
schmerzhaft. Ich möchte aber in Erinnerung rufen, dass
wir bisher eine Familienpolitik gemacht haben, die die
Familien in höchstem Maße unterstützt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Schauen Sie sich einmal an, was wir bisher geleistet ha-
ben! Keine andere Bundesregierung hat das bisher ge-
schafft: mehr Kindergeld, mehr Freibeträge und mehr
BAföG auch für Alleinerziehende. Daher ist der Haus-
haltsfreibetrag – das wurde vorhin schon deutlich ge-
macht – nicht vollkommen weggefallen. Wir haben die
Familien finanziell in höchstem Maße unterstützt, wie es
vorher keine andere Regierung getan hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir setzen unsere Politik fort. Die Bundesregierung
– auch das ist neu – stellt Geld zur Verfügung bzw. ver-
zichtet auf Geld für den Ausbau der Betreuung von unter
Dreijährigen und der Ganztagsschulen.

Frau Lenke, Sie behaupten, dass Kinder nicht geför-
dert würden. Schauen Sie sich doch einmal genau an, was
das Vorziehen der letzten Stufe unserer Steuerreform
bringt. Wenn man als Beispiel eine Familie nimmt, die
über ein jährliches Einkommen von rund 40 000 Euro
brutto verfügt – das ist die Grenze, ab der es künftig viel-
leicht kein Erziehungsgeld mehr geben wird; davon wer-
den 5 Prozent der Familien betroffen sein –, dann stellt
man fest, dass diese Familie ab 2004 ganze 3 000 Euro
mehr im Portemonnaie haben wird als noch zu Zeiten Ih-
rer CDU/CSU-FDP-Regierung. Ich denke, das ist ein
ganz wichtiger Erfolg für alle Familien mit Kindern und
für Alleinerziehende. Man darf nicht vergessen, dass das
nicht nur für 2004, sondern auch für alle Folgejahre gilt.


(Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Das ist das Märchen, das man den Kindern vor dem Einschlafen erzählt!)


Richtig ist, dass wir zum ersten Mal viel für die Familien
ausgeben. Richtig ist aber auch, dass die knappen Fi-
nanzmittel uns jetzt zwingen, unsere Maßnahmen mehr
denn je auf Zielgenauigkeit und Effizienz zu überprüfen.
Diese Hausaufgabe haben wir gemacht.

Wir wollen – das ist das Ziel des Haushalts 2004 – un-
sere Familienpolitik noch wirksamer machen. Unsere

F
d
H

z
m

I
v
d
k
s
A
h

I

I
i
e

t
B
u


S
m
v
r
z
a
N
n
s

f
v


u
n
a

(C (D amilienpolitik wird wirksamer durch die Konzentration er Förderung auf diejenigen Familien, die auf unsere ilfe dringend angewiesen sind. Frau Eichhorn, es ist eine Lüge, dass wir, was den Be ug von Erziehungsgeld angeht, drastische Einkomensgrenzen setzen. (Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Ja, schauen Sie doch rein, was Sie vorhaben! Kennen Sie Ihre Vorhaben nicht?)


ch habe es gerade gesagt: Ganze 5 Prozent werden da-
on betroffen sein. Wir werden aber gleichzeitig – auch
as wurde schon gesagt – die Familien im unteren Ein-
ommensbereich fördern. Wir werden damit – das ist
ehr wichtig – ihre Selbsthilfekräfte stärken, wir werden
rbeitsanreize schaffen und wir helfen den Alleinerzie-
enden mit einem Steuerfreibetrag.


(Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Den haben Sie vorher abgeschafft! Das ist ja lächerlich!)


ch denke, das ist gerechte Familienpolitik.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

ch danke der Ministerin, dass es ihr gelungen ist, genau
n diesem Bereich zusätzliche Mittel in den Haushalt
inzustellen.
Wir machen die Familienpolitik auch durch Investi-

ionen in die Zukunft wirksamer. Deshalb bauen wir das
etreuungsangebot für Kinder unter drei Jahren aus
nd schaffen mehr Ganztagsschulen.


(Ina Lenke [FDP]: Wann?)

Wann schaffen wir die Rahmenbedingungen? Lassen
ie mich an dieser Stelle einmal feststellen: Ich freue
ich darüber, dass der Ausbau der Ganztagsschulen in
ollem Gange ist. Ich nenne als Beispiel das Land Nord-
hein-Westfalen, aus dem ich komme: Ute Schäfer, die
uständige Ministerin, hat unser mit 4 Milliarden Euro
usgestattetes Programm als Initialzündung genutzt.
ordrhein-Westfalen hat eigenes Geld in die Hand ge-
ommen, den Bundeszuschuss obendrauf gepackt und
chafft jetzt Hunderte neuer Ganztagsschulen.


(Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Das ist die schlechteste Meldung, die es gibt! 100 Euro müssen die Eltern da bezahlen! – Otto Fricke [FDP]: Das sind die mit dem verfassungswidrigen Haushalt!)


Ich muss natürlich auch noch ein paar Wermutstrop-
en verteilen: Meine sehr verehrten Damen und Herren
on der Union


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)

ich würde jetzt nicht so lachen –, acht von den neun
nionsgeführten Ländern beteiligen sich bisher leider
icht an diesem Programm und haben noch kein Geld
bgerufen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Hört! Hört! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Die haben vielleicht schon Ganztagsschulen!)







(A) )



(B) )


Christel Humme

Diejenigen Länder, die Geld abgerufen haben, stehen
unter sozialdemokratischer Verantwortung. Ich denke,
das verdeutlicht, dass Sozialdemokraten und Sozialde-
mokratinnen eine Familienpolitik machen, die gewähr-
leistet, dass Eltern diejenigen Rahmenbedingungen vor-
finden, die sie brauchen, um so leben zu können, wie sie
es wünschen, und nicht so, Frau Eichhorn, wie andere es
ihnen vorschreiben wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Folgende kann man nicht oft genug sagen, damit
es endlich einmal in alle Köpfe geht: Es geht tatsächlich
um die Entscheidungsfreiheit; denn 80 Prozent der jun-
gen Menschen – Frauen und Männer – wollen beides,
Erwerbsarbeit und Familie. Ich empfehle Ihnen: Lesen
Sie die jüngste Studie des Instituts für Wirtschaftsfor-
schung von Ende August! Dort steht, dass teilzeitbe-
schäftigte Mütter mit ihrem Leben sehr zufrieden sind,
viel zufriedener als Mütter, die wegen der Kinder auf Er-
werbsarbeit verzichten. Das bestätigt die Richtigkeit un-
seres Weges in der Familienpolitik.


(Otto Fricke [FDP]: Viel zu pauschal!)

– Das ist nicht pauschal.

Sind Familie und Beruf vereinbar, stimmt nicht nur
die Lebenszufriedenheit der Mütter, sondern stimmen
auch die Bildungschancen der Kinder. Das lehrt uns
PISA; denn in allen europäischen Ländern, wo in Ganz-
tagsschulen und in die elementare Bildung von Kindern
schon von klein an investiert wird, überzeugt der Bil-
dungserfolg.

Die Herkunft darf auch bei uns nicht länger über die
Bildungschancen von Kindern entscheiden. Ich füge
hinzu: Über die Bildungschancen darf auch nicht ent-
scheiden, in welchem Bundesland ein Kind geboren
wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Maria Eichhorn [CDU/ CSU]: Warum sind die Kosten in NordrheinWestfalen so hoch?!)


Unsere Politik schafft Chancengleichheit. Die frühe
Förderung der Kinder und Ganztagsschulen schaffen den
Rahmen dafür, jedes Kind entsprechend seinen Fähig-
keiten zu fördern. Für die Kinder bedeutet das bessere
Lebenschancen, für die Frauen bedeutet das bessere Er-
werbschancen und für die deutsche Wirtschaft bedeutet
das besser ausgebildete Fachkräfte.

Die ökonomischen Vorteile liegen auf der Hand:
Stimmt die Kinderbetreuung, werden mehr Frauen er-
werbstätig. Frau Lenke, eine höhere Frauenerwerbsquote
führt zu einem stärkeren Ausbau des Dienstleistungssek-
tors und damit zu mehr Arbeitsplätzen. Neue Arbeits-
plätze bedeuten Abbau der Arbeitslosigkeit und eine
bessere Bewältigung des demographischen Wandels.
Auch hier zeigt sich: Unser Ansatz ist der richtige!

Ein Drittel der 1965 geborenen Frauen wird kinderlos
bleiben. Die meisten davon verzichten freiwillig auf
Kinder, weil sie ihrem Beruf Priorität einräumen. Aber:

K
D
B
g
G
r
u
u

i
u
H
F
B
q
m
d

s
H
e
d

a

T

H
r
r
d
T
h
v
g
n
b
d
d
g

R
Z
c
k

(C (D inder und Karriere, beides lässt sich für Frauen in eutschland nur schwer realisieren. Das ist die traurige ilanz einer rückwärts gewandten Politik der Verganenheit. Das muss nicht so sein. Andere Länder wie roßbritannien oder Schweden machen uns das erfolgeich vor. Überall dort, wo die Vereinbarkeit von Familie nd Beruf möglich ist, sind mehr Frauen erwerbstätig nd kriegen zudem mehr Kinder. Der Haushalt 2004 legt den Grundstein für Zukunfts nvestitionen. Mit dem Ausbau von Kinderbetreuung nd Ganztagsschulen beseitigen wir den wesentlichen emmschuh für die Gleichstellung von Männern und rauen. Wir sorgen für bessere Bildung und mehr ildungsgerechtigkeit für Kinder. Wir sorgen für mehr ualifiziertes Personal für die Unternehmen. Unsere Failienpolitik ist ein Mittel, den Tanker Deutschland wieer in Schwung zu bringen. Meine Damen und Herren von der Opposition, unter tützen Sie uns dabei! Legen Sie uns keine unnötigen emmnisse in den Weg, sondern ziehen Sie mit uns an inem Strang! Die Bürgerinnen und Bürger dieses Lanes erwarten Lösungen: von uns – wir haben sie –, (Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Zulasten der Familie!)


ber auch von Ihnen.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505811200

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

homas Dörflinger, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Thomas Dörflinger (CDU):
Rede ID: ID1505811300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Ministe-
in, über weite Strecken Ihrer Rede zur Einbringung Ih-
es Einzelplans war ich etwas erstaunt, weil die Worte,
ie Sie gefunden haben, dem geähnelt haben, in weiten
eilen zumindest, was Ihr Kabinettskollege Hans Eichel
eute Morgen geboten hat. Wie der Kollege Kampeter
orhin zutreffend bemerkte, sind Sie zwar präsidial ein-
estiegen, was auch an die Worte erinnerte, die Sie kurz
ach der Bundestagswahl im Ausschuss gefunden ha-
en, aber Sie haben dann große Teile Ihrer Redezeit
arauf verwandt, den Versuch zu unternehmen, es so
arzustellen, als habe die Familienpolitik 1998 erst be-
onnen.


(Anton Schaaf [SPD]: Eine gute Familienpolitik!)


Nun gehöre ich nicht zu denjenigen, die sagen, die
egierung aus Union und FDP hätte 1998 paradiesische
ustände hinterlassen. Wir haben vieles geschafft, man-
hes aber auch nicht. Diesen Schuh – ich bin da selbst-
ritisch – ziehe ich mir durchaus an. Aber komplett aus-






(A) )



(B) )


Thomas Dörflinger

zublenden, dass beim Regierungsantritt von Helmut
Kohl im Herbst 1982 das Kindergeld bei 50 DM


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

und beim Amtsabtritt der Regierung von Helmut Kohl
1998 bei 220 DM lag,


(Maria Eichhorn [CDU/CSU]: So ist es!)

dass in dieser Zeit Kinderfreibeträge im Steuerrecht erst
wieder eingeführt werden mussten,


(Maria Eichhorn [CDU/CSU]: So ist es! Das ist die Wahrheit!)


dass Kindererziehungszeiten in der Rente zunächst ein-
mal ins Recht Eingang finden mussten, dass auch der
Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz erst veran-
kert werden musste – ich könnte noch vieles andere nen-
nen –,


(Maria Eichhorn [CDU/CSU]: So ist es!)

finde ich nicht in Ordnung und das lasse ich Ihnen so
auch nicht durchgehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Nun ist es ja nicht so, Frau Humme, dass 1998 die Fa-

milienpolitik begonnen hätte. Wenn es so wäre, wie Sie
es dargestellt haben,


(Christel Humme [SPD]: So war es in der Tat!)

dann müsste die Fanpost zur Familienpolitik dieser Bun-
desregierung täglich waschkörbeweise entweder im
Ministerium oder aber im Kanzleramt eingehen


(Christel Humme [SPD]: Kommen Sie doch mal in mein Büro!)


und hätten Sie kein Problem damit, im Unterschied zu
anderen in diesem Haus, Ihr Projekt 18 in wenigen Ta-
gen zumindest in einem Bundesland erfolgreich umzu-
setzen.


(Otto Fricke [FDP]: Na, na, na!)

Ich will ein paar Beispiele dafür nennen, was mir an

diesem Haushalt aufgefallen ist. Zunächst einmal fällt
auf, dass das einzige Kapitel, das einen deutlichen Auf-
wuchs erfährt, das Bundesministerium selbst ist. Das
wird begründet mit Fehlplanungen zum Personalhaus-
halt, die offensichtlich im Jahr 2002 passiert sind. Ich
stelle zunächst einmal fest, dass dies der buchhalterische
und haushälterische Beleg des eigenen Versagens und
der schlampigen Arbeit im Bundeshaushalt 2003 ist. Das
ist nun einmal Fakt. Ich bin gespannt, ob ich in den Aus-
schussberatungen erfahre, ob denn beispielsweise die
Personalkosten, die 2002 zu wenig etatisiert worden
sind, zumindest für 2004 fortfolgende ausreichend ein-
geplant werden; sonst haben wir in den Beratungen zum
Etat 2005 – für den Fall, dass Sie die noch erleben –


(Anton Schaaf [SPD]: Keine Sorge! – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei bester Gesundheit!)


das gleiche Problem wie heute.

i
z
h
r
j
s
Ö
s
n
g
s

g
f
d
F
m
V
V
G
z
w
Z
i

I
z
u
d
r
K

S
u
d

d
1
e
g
v
E
i
m
F
s
d
w
E
k
d
s
k
d

(C (D In diesem Zusammenhang werden wir – das kündige ch jetzt schon an, damit Sie Zeit haben, sich darauf vorubereiten – die eine oder andere Frage zum Personalaushalt, die wir schon bei den Etatberatungen des Jahes 2002 gestellt haben, nochmals stellen. Es interessiert a nicht nur uns als Bundestagsfraktion von CDU/CSU, ondern vielleicht auch den einen oder anderen in der ffentlichkeit, wieso Beamte, die auf einer B-2-Plantelle sitzen, aufgrund einer besonderen Vereinbarung ach B 5 bezahlt werden. Eine Erklärung dafür hätte ich erne. Ich bin gespannt, was Sie im Ausschuss dazu agen. Ich will ein zweites Thema ansprechen, das auch Ge enstand der heutigen Debatte war, nämlich die Sprachörderung von jugendlichen Migranten, soweit das in en Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums für amilie, Senioren, Frauen und Jugend fällt. Ich erinnere ich noch sehr genau an wiederholte Erklärungen Ihrer orgängerin im Amte, Christine Bergmann, die auf die orhaltungen seitens der Unionsfraktion, wo denn ein esamtsprachkonzept für diesen Bereich, abgestimmt wischen den verschiedenen Ressorts, bleibe, sagte, das erde in Bälde vorgelegt. Nun wissen wir alle, dass das uwanderungsgesetz aus den bekannten Gründen nicht n Kraft getreten ist. (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: An wem liegt das wohl?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ch frage mich, warum Sie eigentlich nicht die Zeit nut-
en, in der das Zuwanderungsgesetz noch beraten wird,
m das von uns und von vielen Betroffenen eingefor-
erte Gesamtkonzept für eine Sprachförderung von Mig-
antinnen und Migranten vorzulegen. Wo bleibt das
onzept?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

tattdessen schreiben Sie die Kürzungen der Jahre 2001
nd 2002 fort. Auch das ist eine Form von Kontinuität in
er Politik.
Der dritte Punkt ist haushälterisch bestimmt nicht be-

eutend; denn es geht um 260 000 Euro. In der
3. Legislaturperiode des Deutschen Bundestages hat
ine Enquete-Kommission getagt, die den Namen „So
enannte Sekten und Psychogruppen“ trug, geleitet
on meiner früheren Fraktionskollegin Ortrun Schätzle.
iner der Aufträge, den die Kommission seinerzeit in
hrem Abschlussbericht formulierte, bestand darin, dass
an auf diesem Gebiet forschen und sich das in dieser
rage federführende Bundesministerium engagieren
ollte. Beim Blick in den Haushalt stellte ich fest, dass
ie 260 000 Euro, die 2003 noch im Haushalt enthalten
aren, im Etatentwurf für 2004 gestrichen wurden.
ine Enquete-Kommission ist nicht irgendein Debattier-
lub, der irgendetwas auf einem Blatt aufschreibt, son-
ern ein Organ des Deutschen Bundestages, dessen Be-
chlüsse nicht so einfach beiseite gewischt werden
önnen. Ich wünschte mir, Sie würden dem Auftrag,
en die Kommission seinerzeit in der 13. Legislatur-






(A) )



(B) )


Thomas Dörflinger

periode formuliert hat, auch im Etatentwurf für 2004
Rechnung tragen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Vierter Punkt. Ich war heute Nachmittag mit einer
Gruppe von Kommunalpolitikern aus meinem Wahlkreis
zusammen und habe an die Adresse der Damen und Her-
ren des Gemeinderates die Frage gerichtet: Was würden
Sie sagen, wenn Ihr Bürgermeister Ihnen einen Haushalt
vorlegt, in dem bei der Gewerbesteuer sowie der Grund-
steuer A und B Beträge stehen, die wesentlich höher lie-
gen als die im Haushalt des Vorjahres und für die die
rechtliche Grundlage aber eigentlich erst noch geschaffen
werden muss? Die Kommunalpolitikerinnen und Kom-
munalpolitiker sagten: Dann würden wir ihm helfen – der
Bürgermeister war dabei. Im Einzelplan 17 sind eine
Fülle von Haushaltsansätzen enthalten, die ausgehend
von Gesetzesvorhaben ermittelt wurden, die dem Deut-
schen Bundestag entweder erst seit gestern vorliegen
oder erst in den kommenden Wochen vorgelegt werden.
Das ist alles andere als eine seriöse Haushaltspolitik,
meine sehr verehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Anton Schaaf [SPD]: Genau an der Stelle sind Sie gefragt, Herr Dörflinger! Da können Sie mithelfen!)


Ich nenne beispielsweise die, wenn ich mich richtig
erinnere, von Ihnen auch angesprochene Neuerung beim
Unterhaltsvorschussgesetz. 250 Millionen Euro sind
2003 etatisiert worden, 200 Millionen Euro sind für
2004 vorgesehen. Das ist nicht Gegenstand des Haus-
haltsbegleitgesetzes. Deshalb frage ich: Wann kommt
die gesetzgeberische Vorlage, die Sie ermächtigt, diesen
Betrag hier im Haushalt zu veranschlagen? Ein zweites
Beispiel: Die Neuerungen im Zusammenhang mit dem
Bundeserziehungsgeld, die im Haushaltsbegleitgesetz
stehen, hängen bekanntermaßen von der Zustimmung
des Bundesrates ab. Nach den Erfahrungen, die Sie mit
dem so genannten Steuervergünstigungsabbaugesetz ge-
macht haben, ist es alles andere als seriös, vielmehr grob
fahrlässig, einen Betrag, der sich erst aus einem Geset-
zesvorhaben ergibt, eins zu eins in den Bundeshaushalt
zu übertragen. Im Zusammenhang mit dem so genannten
Steuervergünstigungsabbaugesetz mussten wir ja erfah-
ren, dass von dem, was das BMF wollte, nach den Bera-
tungen im Bundestag und im Bundesrat so gut wie nichts
übrig geblieben ist.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Durch Ihre Blockade!)


Sich auf eine konkrete Buchung in dieser Hinsicht einzu-
stellen ist bestenfalls abenteuerlich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich will ein Wort zum Zivildienst sagen, weil dieses

Thema auch Gegenstand einer Korrespondenz zwischen
Ihrem Hause, Ihnen persönlich und mir war. Ich fand es
schon sehr erstaunlich – um das einmal ganz vorsichtig
zu formulieren –, dass bei der konstituierenden Sitzung
der parlamentarischen Begleitkommission zu der von

I
d
s


F
m
B
a
d
u
n

a
T
t
z
n
g
i
M
a
l
m
w
d
m
n
F
d

g
e
H
l
a

E
m
n
g
r
l
e
w

m
O

(C (D hnen eingesetzten Kommission zur Zukunft des Zivilienstes – ich habe die Einrichtung dieser Kommission einerzeit begrüßt – zu Recht, zugestanden, Herr Kollege Schaaf – auf die rage der Kollegin Tillmann und meine Frage, was denn it Blick auf 2004 an Haushaltsauswirkungen in diesem ereich zu erwarten sei, keine Antwort kam, wir dann ber zwei Tage später, als wir den Haushaltsentwurf mit er Post bekamen, klüger waren bezüglich dessen, was ns Staatssekretär Ruhenstroth-Bauer zwei Tage zuvor icht sagen konnte oder wollte. Es war dann mehr als interessant, wenige Tage später, m 16. Juli dieses Jahres, in einer Berichterstattung in der ageszeitung „Die Welt“ zu lesen, dass Sie, Frau Miniserin, planten, den Zivildienst im Jahre 2004 zu verküren. Nun war von diesen Plänen – bislang jedenfalls – icht mehr die Rede. Ich stelle die Frage, ob das Thema egebenenfalls wieder in der Versenkung verschwunden st; das mag ja sein. Interessant wäre allerdings für die itglieder dieser Kommission, auch wenn sie sich nur ls eine parlamentarische Begleitkommission der eigentichen Kommission versteht, wenigstens über die Rahenbedingungen des Umstands, über den dort diskutiert erden soll, informiert zu werden, und zwar nicht durch ie Tagespresse, sondern durch die Stelle, die diese Komission erstens einberufen und zweitens eingeladen hat, ämlich das Bundesministerium für Familie, Senioren, rauen und Jugend. Das sind Sie den Damen und Herren, ie Mitglieder dieses Hohen Hauses sind, schuldig. Letzter Punkt, meine Damen und Herren. Ich möchte erne wissen, ob dieser Etat im Einzelplan 17 tatsächlich ine ausreichende und verlässliche Grundlage für eine aushaltsberatung des Deutschen Bundestages ist. Ich asse die Frage ganz bewusst offen und stelle sie an uns lle. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Schönes Offenlassen!)


(Anton Schaaf [SPD]: Zu Recht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


s ist keine Arbeitsgrundlage für ein deutsches Parla-
ent, wenn derart viele Luftbuchungen Gegenstand ei-
es Haushalts sind, dass man sich schier an den Kopf
reifen und sich fragen muss, wer da schlussendlich ge-
echnet hat. In den Ausschussberatungen haben Sie Ge-
egenheit, aus dieser bisher sehr löchrigen Grundlage
ine beratungsfähige Haushaltsvorlage zu machen. Ich
ürde mich freuen, wenn Sie dies tun.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505811400

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.
Wir kommen zu dem Geschäftsbereich des Bundes-
inisteriums des Innern. Das Wort hat Bundesminister
tto Schily.






(A) )



(B) )



Otto Schily (SPD):
Rede ID: ID1505811500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle-

gen!

(Unruhe)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505811600

Herr Minister, einen Augenblick bitte noch. Ich bitte

die Kolleginnen und Kollegen, die dieser Debatte nicht
beiwohnen wollen, den Saal zu verlassen.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Wir haben uns alle so lange nicht gesehen! – Gegenruf des Abg. Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Gerade Herrn Wiefelspütz nicht! Nach dem hatte ich Sehnsucht!)


Bitte schön, Herr Minister.

Otto Schily (SPD):
Rede ID: ID1505811700

Die Zahlen des Einzelplanes 06 im Haushalt 2004,

den wir heute beraten, sind Ausweis einer soliden, ver-
lässlichen und erfolgreichen Innenpolitik der Bundesre-
gierung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie können insbesondere bei den Sicherheitsinstitutionen
eine kontinuierlich gute finanzielle Ausstattung ver-
zeichnen, zum Teil sogar mit einem deutlichen Zuwachs.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Das ist in Zeiten knapper Haushaltsmittel bekanntlich
keine Selbstverständlichkeit, sondern ein klarer Beweis
für das entschiedene Engagement der Bundesregierung
für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in
Deutschland.

Selbstverständlich muss sich auch das Innenressort
solidarisch an der Konsolidierung der Staatsfinanzen be-
teiligen. Daher haben wir in einigen Bereichen Ein-
schränkungen vornehmen müssen. Wir haben uns aber
auch dadurch finanzielle Spielräume verschafft, dass wir
die Verwaltungsstrukturen gestrafft und modernisiert ha-
ben.

Wenn Sie sich die Haushaltspositionen im Einzelnen
anschauen, dann stellen Sie fest, dass der Einzelplan 06
insgesamt 4,093 Milliarden Euro umfasst. Das ist gegen-
über dem Ansatz im Finanzplan 2004 eine Erhöhung um
168 Millionen Euro oder rund 4,3 Prozent.

Unser besonderes Augenmerk galt selbstverständlich
der Gewährleistung der inneren Sicherheit. Die Gewähr-
leistung der inneren Sicherheit ist eine Schwerpunktauf-
gabe meines Ressorts.


(Beifall bei der SPD)

Ich glaube, angesichts der Bedrohungslage ist das

auch eine pure Selbstverständlichkeit. Aber wir dürfen
angesichts der Bedrohungslage durch den internationa-
len Terrorismus nicht darüber hinweggehen, dass es den
Menschen auch Sorgen bereitet, wenn ihnen im Alltag

K
d

d
s
1
b
e
s
v
b
v

s
V
P
s
g
e
e
z
K
d
s
g

a
z
f
b

g
r
b
z
W
f

h
u
t
l
d
G
h

d
b
e
w

a
l
f
A

(C (D riminalität begegnet. Deshalb müssen wir uns besoners auch der Alltagskriminalität zuwenden. Wir haben für eine wichtige Institution des Bundes, en Bundesgrenzschutz, gegenüber dem bisherigen Anatz im Finanzplan 2004 eine Erhöhung um rund 02 Millionen Euro erreicht. Der Gesamtansatz für 2004 eträgt nunmehr rund 2 Milliarden Euro. Das entspricht iner Steigerung von rund 5,4 Prozent. Darin enthalten ind die Ausgaben für die Erhöhung der Personalstärke on rund 30 150 auf 31 600 Polizeivollzugsbeamte, insesondere für den wichtigen Bereich Sicherheit im Lufterkehr. Ich will in dem Zusammenhang auch darauf hinwei en, dass es uns gelungen ist, das Hebungsprogramm zur erbesserung der Personalund Planstellenstruktur im olizeivollzugsdienst des Bundesgrenzschutzes fortzuetzen. Ich will offen bekennen: Das war in den Chefesprächen mit dem Herrn Finanzminister nicht immer ine einfache Übung. Umso froher bin ich darüber, dass s uns gelungen ist, dieses Hebungsprogramm fortzuseten. Das ist eine gute Nachricht für die Kolleginnen und ollegen beim Bundesgrenzschutz. Für 2004 bedeutet ies rund 2 860 zusätzliche Beförderungsmöglichkeiten owie rund 700 Beförderungsmöglichkeiten aus der reulären Personalfluktuation. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Aufgrund des guten finanziellen Rahmens haben wir
uch die technische Ausstattung des Bundesgrenzschut-
es verbessern können, indem wir die Hubschrauber-
lotte modernisiert und hochseetüchtige Patrouillenboote
eschafft haben.
Wir haben beim Bundeskriminalamt für eine sehr

ute finanzielle Ausstattung sorgen können. Ich will da-
auf hinweisen: Im internationalen Vergleich ist die Ar-
eit des Bundeskriminalamtes hoch anerkannt. Es gehört
u den besten Einrichtungen der Polizei auf der ganzen
elt. Deshalb, glaube ich, bedarf es auch einer soliden

inanziellen Ausstattung.
Ich will das Bundeskriminalamt bei dieser Gelegen-

eit dazu beglückwünschen, dass das neue Auskunfts-
nd Fahndungssystem, Inpol-neu, jetzt seinen Wirkbe-
rieb aufnehmen konnte. Ich habe in der Presse vieles ge-
esen, was mit der Realität und den Qualitätsmerkmalen
ieses Systems nichts zu tun hat. Ich wiederhole: Mein
lückwunsch geht an das Bundeskriminalamt für diese
ervorragende technische Einrichtung,


(Beifall bei der SPD)

ie sich nicht zuletzt dadurch auszeichnet, dass sie aus-
aufähig ist. Das ist kein abgeschlossenes, sondern ein
ntwicklungsfähiges System, das auch weiterentwickelt
erden wird.
Lassen Sie mich von dieser Stelle aus allen Polizeibe-

mtinnen und Polizeibeamten – das gilt selbstverständ-
ich nicht nur für die Polizei des Bundes, sondern auch
ür die Polizei der Länder – für die von ihnen geleistete
rbeit sehr herzlich danken.


(Beifall im ganzen Hause)







(A) )



(B) )


Bundesminister Otto Schily

Wir können froh darüber sein, eine so zuverlässige und
rechtsstaatlich denkende Polizei zu haben, die eine hoch
professionelle und engagierte Arbeit leistet. Sie gewähr-
leistet nicht nur die Sicherheit der Bürgerinnen und Bür-
ger in unserem Vaterland, sondern auch außerhalb unse-
rer Landesgrenzen.

Es gibt eine große Zahl von Bundeskriminalbeamten
und Bundesgrenzschutzbeamten als Verbindungsbeamte
in vielen Ländern. Es gibt in anderen Staaten Einsätze
von Polizeibeamten des Bundes und der Länder, die ich
in mein Lob einbeziehe. Besonders hervorheben möchte
ich die hervorragende Arbeit der Polizeibeamtinnen und
-beamten in Afghanistan, einem sehr gefährlichen Ge-
biet.


(Beifall im ganzen Hause)

Ihre Arbeit findet international allerhöchste Anerken-
nung. Sie dient zwar in erster Linie der Sicherheit Af-
ghanistans, aber indirekt auch der Sicherheit unseres
Landes.

Bei dem Entführungsfall in Algerien, der sich später
nach Mali verlagert hat und der in den letzten Monaten
viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit gefunden hat,
ist ebenfalls die Arbeit vieler Sicherheitsbeamten zu
würdigen. Ich glaube, es ist nicht zuletzt – ich sage so-
gar: zuallererst – diesen Beamtinnen und Beamten zu
verdanken, dass dieses Entführungsdrama glücklich be-
endet werden konnte. Deshalb schulden wir auch diesen
Beamtinnen und Beamten großen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte an dieser Stelle eine Bemerkung machen.
Wer sich mutwillig einer Gefahr aussetzt und dann
glaubt, wir würden in jedem Fall das Leben unserer Poli-
zeibeamtinnen und -beamten aufs Spiel setzen, der irrt
sich gewaltig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)

CSU): Da haben Sie Recht! Die sollten auch
zahlen!)

Ich kann einige sehr provokante Bemerkungen, die ich
gelesen habe, nicht akzeptieren. Ich will in diesem Zu-
sammenhang darauf hinweisen, dass niemandem ein
Leid geschehen oder ein Haar gekrümmt worden ist, der
die Leistungen von Touristikunternehmen, die in Alge-
rien tätig sind, in Anspruch genommen hat. Nur die Per-
sonen, die glaubten, sich auf eigene Faust in dieses Ge-
biet begeben zu müssen, sind in Schwierigkeiten
geraten.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das ist wahr!)

Diese Bemerkung möchte ich als klaren Hinweis für die
Zukunft verstanden wissen.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Gegenüber vielen anderen Ländern in Europa und in
der Welt haben wir den Vorzug, dass wir ein Bundesamt
für Sicherheit in der Informationstechnik eingerichtet

h
h
5
Z
ti
B
u
L
A

d
g
a
z
L
B
d
d
s
v
s

h
f
m
u
d
p
w
n

s
d
b


s
A
g
n
d
s


s


d

d
n

(C (D aben, das meine besondere Aufmerksamkeit findet. Wir aben den Etat dieses Bundesamtes um rund 2 Millionen Euro erhöhen können. Wir leben in einer eit, in der die moderne Informationsund Kommunikaonstechnik auch im Alltag für die Sicherheit unserer ürgerinnen und Bürger eine immer größere Rolle spielt nd von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist. Viele änder beneiden uns um diese Institution, die eine gute rbeit leistet, worüber ich sehr froh bin. Zu dem großen Bereich der inneren Sicherheit gehört er Katastrophenschutz – früher wurde er Zivilschutz enannt –, den wir nicht vernachlässigen dürfen. Wir lle wissen, dass wir aufgrund der veränderten Situation u einer anderen Zusammenarbeit zwischen Bund und ändern kommen müssen. Dankenswerterweise haben und und Länder eine Rahmenkonzeption entwickelt, urch die die Institutionen neu organisiert werden und urch die die Zusammenarbeit auf eine neue Basis getellt wird. Auch in diesem Bereich müssen wir selbsterständlich dafür sorgen, dass eine entsprechende Austattung vorhanden ist. Dazu gehört ein Thema, über das wir in diesem Ho en Hause des Öfteren diskutiert haben und wo ich erreulicherweise von allen Seiten unterstützt wurde: Ich eine den Aufbau eines modernen digitalen Sprechnd Datenfunknetzes. Ich bin froh darüber, dass sich er Bundeskanzler in meinem Beisein mit den Ministerräsidenten der Länder geeinigt hat. Diese Einigung erden wir jetzt umsetzen. Das ist eine schwierige orgaisatorische Aufgabe. Ich sage an dieser Stelle: Wenn einer meint, er wolle ich diesem Vorhaben noch nicht anschließen, dann weren wir mit denjenigen Ländern vorangehen, die dazu ereit sind. Ich glaube, das ist die richtige Entscheidung. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Mit 0 Euro im Haushalt! – Thomas Strobl [CDU/CSU]: Was haben Sie im Etat?)


Wir haben eine entsprechende Arbeitsgruppe einge-
etzt, die alle organisatorischen Vorbereitungen für die
usschreibung trifft. Sie werden sehen, dass wir entge-
en einigen Unkenrufen – ich hoffe, Sie beteiligen sich
icht daran – zumindest in den Regionen, in denen 2006
ie Fußballweltmeisterschaft ausgetragen wird, über die-
en modernen Polizeifunk verfügen werden.


(Beifall bei der SPD – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das sagen Sie zu?)


Ich bin ein Optimist und nicht ein Pessimist; das wis-
en Sie doch von mir.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Dann sollten Sie Geld etatisieren!)


Auch die haushaltsmäßige Absicherung wird stattfin-
en, Herr Kollege.
Heute beschränken sich Innenpolitik und die Fragen,

ie uns dabei beschäftigen, wahrlich nicht auf unsere
ationalen Grenzen. Innenpolitik ist vielmehr im inter-






(A) )



(B) )


Bundesminister Otto Schily

nationalen Raum, insbesondere im europäischen Raum,
angesiedelt. Auch dort sind wir gut aufgestellt. Wir sind
der Motor der europäischen Innenpolitik; das können wir
mit großem Selbstbewusstsein sagen. Das wird in den
europäischen Mitgliedstaaten anerkannt. Wir haben ge-
rade zur Verbesserung der inneren Sicherheit entspre-
chende Vorschläge gemacht. Wir sind an vielen Initiati-
ven nicht nur im Rahmen der Europäischen Union,
sondern auch im Rahmen der Zusammenarbeit der G-8-
Staaten beteiligt.

Meine Damen und Herren, mein Schicksal ist es, dass
ich in den 14 Minuten, die mir zur Verfügung stehen,
alle Bereiche meines Ressorts abdecken soll. Das ist mir
wie immer nicht möglich. Ich sehe auf die Uhr: Es blei-
ben mir gerade noch 37 Sekunden, um meine Rede abzu-
schließen.

Deshalb mache ich an dieser Stelle eine Schlussbe-
merkung, die auf ein Datum zielt, das zwei Jahre zurück-
liegt. Ich kann mich noch gut erinnern: Am
11. September vor zwei Jahren war ich bei der Vorberei-
tung meiner Haushaltsrede. Dann erreichte mich die
Nachricht von dieser Katastrophe. Wenn wir an diesen
Tag zurückdenken, erschauern wir alle über diese
schrecklichen Verbrechen.

Wir müssen leider sagen, dass diese Bedrohung unge-
achtet großer Erfolge, die wir im Kampf gegen den in-
ternationalen Terrorismus erzielt haben, wahrlich
nicht aus der Welt ist. Diese Bedrohung ist nach wie vor
ernst zu nehmen. Aber wir sollten darüber nicht verges-
sen, dass wir in diesem Kampf auch Erfolge erzielt ha-
ben. Dies ist nicht zuletzt auf die Entschlossenheit dieses
Hohen Hauses – dafür bedanke ich mich – zurückzufüh-
ren, gesetzliche Grundlagen für unsere Sicherheitsinsti-
tutionen im Kampf gegen diesen Terrorismus zu schaf-
fen.

Dass das nicht umsonst war, entnehme ich einem
Satz, den ich vor einigen Wochen in einer Agenturmel-
dung gelesen habe:

Ich bin sicher, dass die Sicherheitsgesetze eins und
zwei und die massive Alarmierung der Sicherheits-
behörden nach dem 11. September uns bisher vor
weiteren Anschlägen bewahrt haben.

Das ist ein Satz von Günther Beckstein, dem bayeri-
schen Innenminister. Ich stimme ihm zu.

Das darf aber nicht heißen, dass wir nicht nach-
schauen – darüber werden wir in den Ausschüssen und
hier in diesem Hause zu reden haben –, ob an der einen
oder anderen Stelle gesetzlicher Ergänzungsbedarf be-
steht


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

und ob es nicht an der einen oder anderen Stelle im ad-
ministrativen Bereich Veränderungen bedarf. Wir haben
zwar viel erreicht und haben die Zusammenarbeit der Si-
cherheitsinstitutionen erheblich optimieren können.
Aber sicherlich gibt es noch an der einen oder anderen
Stelle etwas zu tun. An Arbeit fehlt es nicht.

f
n
r
s
z

d
K
w
m
a
h
R
e
d
d
m
A
h
I

C

H
9
A
g
m
s
W
ü
T
m

g
a
u
a
N
d
l
Z
r
n
s
t
h
A
d

G

(C (D Vor allen Dingen darf es uns nicht an Wachsamkeit ehlen. Es darf uns auch an einer Erkenntnis nicht fehlen, ämlich dass der Kampf gegen den internationalen Terorismus nicht allein durch die Polizei, die Staatsanwaltchaften und die Gerichte zu gewinnen ist, sondern nicht uletzt durch die geistig-politische Auseinandersetzung. Deshalb lassen Sie mich mit dem Hinweis schließen, ass im Rahmen der italienischen Präsidentschaft mein ollege und Freund Giuseppe Pisanu dankenswertereise in diesem Jahr in Rom eine Konferenz der Inneninister unter Beteiligung von Führern aus den großen brahamitischen Weltreligionen veranstalten wird. Das alte ich für ein hervorragendes Vorhaben. Er wird einen abbi aus Deutschland – auch das ist eine gute Idee –, inen Imam aus Frankreich und einen kirchlichen Würenträger des Christentums aus Italien einladen. Auch er Papst wird vermutlich an dieser Konferenz teilnehen. Das ist eine Gelegenheit, dieser geistig-politischen useinandersetzung eine neue Tiefe zu verleihen. Ich offe, Sie beteiligen sich daran an der Stelle, an der es hnen möglich ist. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505811800

Das Wort hat der Kollege Thomas Strobl von der
DU/CSU-Fraktion.

Thomas Strobl (CDU):
Rede ID: ID1505811900

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Wir führen diese Debatte heute, am
. September 2003, zwei Jahre nach den schrecklichen
nschlägen von New York und Washington. Übermor-
en ist der zweite Jahrestag des 11. September 2001. Wir
üssen feststellen, dass unser Land und wir als Deut-
che keinesfalls außer Gefahr sind. Wir dürfen in unserer
achsamkeit nicht nachlassen. Wir stimmen mit Ihnen
berein, Herr Bundesinnenminister: Vor internationalem
errorismus und insbesondere vor gewaltbereitem Isla-
ismus muss nach wie vor gewarnt werden.
In den Düsseldorfer Terroristenprozessen haben An-

eklagte ausgesagt, dass es al-Qaida-Terrorzellen unter
nderem in Düsseldorf, Köln, Essen und Krefeld gebe
nd dass in der Vergangenheit ein Sprengstoffanschlag
uf die Düsseldorfer Altstadt geplant worden sei. Diese
achricht wurde zwar publiziert, aber sie hat lange nicht
ie öffentliche Aufmerksamkeit erfahren, die sie eigent-
ich verdient hätte. Leider kann es keinen ernsthaften
weifel daran geben, dass Deutschland für gewaltbe-
eite Islamisten und für den internationalen Terrorismus
icht nur Ruhe- und Rückzugsraum war oder ist, was
chon schlimm genug wäre. Wir dürfen uns nicht der
rügerischen Illusion hingeben, wir könnten nicht von
eute auf morgen vom Ruhe- und Rückzugsraum zum
ktionsraum und zum Ziel terroristischer Angriffe wer-
en.
Der stereotype Hinweis auf eine erhöhte abstrakte
efährdungslage reicht zur Gefahrenabwehr nicht aus.






(A) )



(B) )


Thomas Strobl (Heilbronn)


Selbstverständlich ist es richtig, dass man eine Gefah-
renlage nicht unnötig dramatisieren und hierdurch die
Bevölkerung nicht unnötig in Angst und Schrecken ver-
setzen sollte. Richtig ist aber auch, dass die Menschen
einen Anspruch darauf haben, über drohende Gefahren
rechtzeitig, vollständig und wahrhaftig unterrichtet zu
werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Nicht nur das: Die Bevölkerung verlangt von den po-

litisch Verantwortlichen zu Recht, dass sie all jene Maß-
nahmen ergreifen, die in einem demokratischen Rechts-
staat ergriffen werden können – und nach unserer
Auffassung auch ergriffen werden müssen –, um das
Land so gut wie eben möglich vor terroristischen Angrif-
fen und Verbrechen aller Art zu schützen. Dieser Ver-
pflichtung wird Rot-Grün bis zur Stunde nur unzurei-
chend gerecht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Das wird durch nichts untermauert! – Weiterer Zuruf von der SPD: Dann müssen Sie es besser machen!)


Dabei verkennen wir nicht, dass die Bundesregierung
nach dem 11. September 2001 zwei Gesetzespakete zur
Bekämpfung terroristischer Bedrohungen vorgelegt hat,
die – im Übrigen mit den Stimmen der Union –


(Rüdiger Veit [SPD]: Na also!)

vom Deutschen Bundestag beschlossen worden sind.
Richtig ist aber auch, dass die Koalition bis zur Stunde
nicht das beschlossen hat, was eigentlich zur Abwehr
terroristischer Gefahren hätte beschlossen werden kön-
nen und müssen, sondern nur das, worauf man sich mit
Mühe und Not bei Rot-Grün hat einigen können. Das ist
erkennbar zu wenig.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Mit Ihrer Zustimmung!)


Es genügt im Übrigen nicht, die Bedrohung durch den
internationalen Terrorismus in regelmäßigen Abständen
wortreich zu beklagen. Was alleine zählt, sind Taten.
Herr Bundesinnenminister, ich habe am vergangenen
Sonntag mit Interesse Ihr Interview im „Tagesspiegel“
gelesen.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich auch! – Dr. Michael Bürsch [SPD]: Das bildet enorm!)


Was Sie zur Biometrie und zur Rasterfahndung ausge-
führt haben, findet meine volle Zustimmung. Zwischen
dem, was Sie sagen, und den Taten der Koalition und der
Bundesregierung gibt es allerdings einen himmelweiten
Unterschied. Wenn ich Ihre Aussagen zur Biometrie
nehme und in den Einzelplan 06 schaue, den wir heute
beraten, muss ich beim Thema Bundesgrenzschutz unter
dem Titel 0625 auf Seite 139 lesen:

Gegenüber dem Vorjahr entfallene Titel: Kosten für
eine biometrisch unterstützte Grenzkontrolle.

D
T
s
s

r
B
E
i
k
A
u
B
G
a
a
a

a
g
u

V
e
Z

Z
s
W
m
s
d
g
g
d
G
S

(C (D as ist in diesem Punkt zu wenig. Sie haben soeben das hema Digitalfunk angesprochen. Auch hier ist festzutellen, dass im Haushalt dafür keine Mittel eingestellt ind. Dies können wir so nicht akzeptieren. Wir können Ihnen, Herr Bundesinnenminister, im Üb igen nicht zustimmen, wenn Sie sagen, ein Beitrag zur ekämpfung des internationalen Terrorismus sei der U-Beitritt der Türkei. Dies ist ein Argument, bei dem ch Ihnen ehrlich gesagt nicht folgen kann. Zur Beämpfung des Terrorismus brauchen wir ein weiteres ntiterrorpaket und eine Änderung des Grundgesetzes, m auf sicherer verfassungsrechtlicher Grundlage die undeswehr im Inland zur Abwehr schwerwiegender efahren dann einsetzen zu können, wenn nur sie, nicht ber unsere Polizeikräfte die Fähigkeiten dazu hat. Das ngekündigte Luftpolizeigesetz alleine reicht dafür nicht us. Ruhig bis zur Untätigkeit ist es in den Reihen der Ko lition aber nicht nur beim Thema Terrorbekämpfung eworden, sondern auch beim Thema Zuwanderung nd Integration. (Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


orbei sind die Zeiten, in denen der Innenminister mit
inem geradezu kuriosen Argument für das rot-grüne
uwanderungsgesetz geworben hat.


(Rüdiger Veit [SPD]: Ich wünsche Ihnen einen begnadeten Ohrenarzt!)


ur Erinnerung: Nach zunächst erfolgreichem Verfas-
ungsbruch durch den damaligen Bundesratspräsidenten
owereit war das rot-grüne Zuwanderungsgesetz zu-
indest schon teilweise in Kraft getreten. Endgültig
ollte dies am 1. Januar dieses Jahres geschehen. Nach-
em im ersten Halbjahr 2002 die Asylbewerberzahlen
egenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres zurück-
egangen waren, wusste der Bundesinnenminister mit
er ihm eigenen Brillanz hierfür sofort den wahren
rund. Originalzitat des Bundesinnenministers Otto
chily:

Offensichtlich haben die Verabschiedung des Zu-
wanderungsgesetzes und die intensive Diskussion
auch nach außen hin deutlich gemacht, dass miss-
bräuchliche Asylaufenthalte in Deutschland künftig
erheblich rascher beendet werden können. Nach
der Umsetzung des Zuwanderungsgesetzes ist mit
einem weiteren signifikanten Rückgang der Zahl
der Asylanträge zu rechnen. Wer – wie die Union –
das Zuwanderungsgesetz aus wahltaktischem
Kalkül ablehnt, verhindert eine wirkungsvolle
Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung in
Deutschland.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Thomas Strobl (Heilbronn)


Im Juli vergangenen Jahres haben Sie, Herr Bundes-

innenminister, noch einen draufgesetzt – ich zitiere –:
Die weiter rückläufigen Zahlen sind die Vorauswir-
kungen des Zuwanderungsgesetzes.

(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: So etwas gibt es! Rüdiger Veit [SPD]: So ist es! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt Nachwirkungen und Vorauswirkungen!)

Mit In-Kraft-Treten des Gesetzes wird sich dieser
Trend noch verstärken.

Am 18. Dezember vergangenen Jahres hat das Bun-
desverfassungsgericht das Zuwanderungsgesetz für
verfassungswidrig und nichtig erklärt.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Nicht das Gesetz, sondern die Zustimmung im Bundesrat!)


Wäre auch nur ein einziger Satz des Innenministers rich-
tig gewesen, hätten die Asylbewerberzahlen nach seiner
Logik sprunghaft ansteigen müssen. Tatsächlich ist je-
doch genau das Gegenteil eingetreten. Sie sind nach der
Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes noch
weiter zurückgegangen. In den offiziellen Verlautbarun-
gen seines Ministeriums hieß es in der Folgezeit diesbe-
züglich nur noch kurz und trocken: Asylbewerberzahl
weiter rückläufig; Asylbewerberzahlen auch im April
rückläufig; Asylbewerberzahlen auf geringstem Stand
seit 1987; Asylzugang unverändert auf niedrigem Ni-
veau usw. usw.


(Rüdiger Veit [SPD]: Hätten Sie es gern anders, oder was?)


Einen Hinweis auf das Zuwanderungsgesetz konnte man
in Ihren Pressemitteilungen, Herr Bundesminister
Schily, in der Folgezeit erstaunlicherweise nicht mehr
finden. Gäbe es wirklich gute und überzeugende Argu-
mente für das rot-grüne Zuwanderungsgesetz, hätte der
Bundesinnenminister sicherlich darauf verzichtet, ein so
kurioses Argument wie die Vorauswirkung des Zuwan-
derungsgesetzes auf Asylbewerberzugangszahlen zu
strapazieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Der Vorgang zeigt, dass es selbst für den Bundesinnen-
minister schwer ist, Argumente für das rot-grüne Zu-
wanderungsgesetz zu finden.

Wir haben keinen Mangel an Zuwanderung, sondern
leider – das ist wahr – einen unübersehbaren Mangel an
Integration.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Auch darum brauchen wir das Zuwanderungsgesetz!)


Deshalb ist nicht mehr Zuwanderung, sondern mehr In-
tegration das Gesetz der Stunde.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir wollen die ohnehin große Zuwanderung nach
Deutschland steuern und begrenzen und in puncto Inte-

g
is

V
r
w
a
v
a
o
s
z

w
g
t

W
u

n
l
f
d
n

N

G
e
w
D
v
n
d
d
s
s
r

d
v
d

(C (D ration weit mehr tun, als Rot-Grün bislang zu tun bereit t. (Lachen bei der SPD – Rüdiger Veit [SPD]: vor allen Dingen als die Regierung Kohl!)


In Kürze werden wir im Vermittlungsausschuss die
erhandlungen über das Gesetz beginnen. Unsere Ände-
ungsvorschläge liegen auf dem Tisch. Wir als Union
erden sachlich und konstruktiv verhandeln. Es ist nun
n der Koalition, auf Argumente wie das eben zitierte
on Herrn Bundesminister Schily zu verzichten und vor
llen Dingen die entscheidende Frage zu beantworten,
b man nicht nur zu redaktionellen und kosmetischen,
ondern auch zu substanziellen Änderungen des Geset-
es bereit ist.
Einem Gesetz, das Zuwanderung nach Deutschland
eiter ausweiten würde, einem Gesetz, das bei der Inte-
ration weit hinter dem zurückbleibt, was dringend ge-
an werden müsste, werden wir nicht zustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ir werden einem Gesetz, das unserem Land schadet
nd nicht nützt,


(Lachen und Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


icht zustimmen. Einem Gesetz, welches letztlich Aus-
änderfreundlichkeit nicht fördert, sondern ausländer-
eindlichen Parolen Zulauf verschafft, können und wer-
en wir nicht zustimmen, heute nicht und morgen auch
icht.


(Rüdiger Veit [SPD]: Das wird ja immer grausamer!)


Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505812000

Das Wort hat jetzt die Kollegin Silke Stokar von
euforn, Bündnis 90/Die Grünen.

(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Kein Er-

ignis der vergangenen Jahre hatte so tief greifende Aus-
irkungen auf die Innenpolitik wie der 11. September.
ie schrecklichen Anschläge des 11. September haben
or zwei Jahren – der Herr Innenminister hat daran erin-
ert – hier zu einer Unterbrechung der Beratungen über
en Haushalt des Innenministeriums, geführt. Ich denke,
ass die rot-grüne Koalition gerade im gesetzgeberi-
chen Bereich alles Notwendige getan hat, um eine
chnelle und geschlossene Antwort auf diese neue He-
ausforderung zu finden.
In der Diskussion um den 11. September vermisse ich

ie Einbeziehung der vielen Fachtagungen und Beiträge
on Fachleuten, die es in den vergangenen zwei Jahren
azu gegeben hat. Ich habe viele Dinge nachgelesen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das hat aber nicht geholfen!)







(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn

In all diesen Diskussionen ist mir deutlich geworden,
dass nach dem 11. September von einem erweiterten
Sicherheitsbegriff ausgegangen wird. Ich merke, dass
die insbesondere von der CDU/CSU vertretene traditio-
nelle Meinung, Innenpolitik bedeute, nationale Gesetze
immer weiter zu verschärfen, nichts, aber auch gar nichts
mit dem erweiterten Sicherheitsbegriff zu tun hat, der
auf den Fachtagungen von Sicherheitsexperten aus den
verschiedensten Richtungen vertreten wird.

Ihre Innenpolitik orientiert sich an Grundsätzen, die
in Friedenszeiten gut waren. Wir haben aber nicht nur
die Anschläge des 11. September gehabt. Wir erleben
auch zunehmend regionale Konflikte und leider auch zu-
nehmende Kriege. Es ist einfach so, dass die innere
Sicherheit Deutschlands heute auch zum Beispiel in Af-
ghanistan verteidigt wird.

Zu einem erweiterten Sicherheitsbegriff gehört – das
hat der Innenminister hier auch noch einmal sehr deut-
lich gemacht – heute auch der Dialog zwischen den Reli-
gionen und ein Ausgleich zwischen Arm und Reich.
Diese Erkenntnis fehlt in Ihrem Denken und in Ihren
Überlegungen. Die alte, ausgrenzende Debatte zum Zu-
wanderungsgesetz, die Sie, Herr Strobl, gerade wieder
eröffnet haben, gehört dagegen gerade nicht dazu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Deutschland ist ein Einwanderungsland; das ist
Realität. Der Islam ist die drittgrößte Religion in Europa.
Ich denke, ein EU-Beitritt der Türkei würde einen wich-
tigen Weg eröffnen und einen Beitrag dazu zu leisten,
dass der Islam und die Kultur der westlichen Rechtsstaa-
ten, die wir hier im guten alten Europa haben, miteinan-
der vereinbar werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich bitte Sie, das bei dieser Auseinandersetzung um das
Zuwanderungsgesetz zu bedenken.

Sie haben hier in Ihrer Rede deutlich gemacht, dass
Sie in weiteren Verhandlungen eine Verschlechterung
des jetzt bestehenden Ausländergesetzes erreichen wol-
len. Das macht für uns keinen Sinn. Das Ausländerge-
setz ist veraltet. Wir brauchen in Deutschland ein moder-
nes Zuwanderungsgesetz. Wir sagen deutlich: Wie alle
gesellschaftlichen Gruppen – von der großen Mehrheit
der Kirchen, Gewerkschaften und insbesondere auch der
Wirtschaft wird dies so vertreten – wollen auch wir eine
Verbesserung des Status quo.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Reinhard Grindel [CDU/ CSU]: Wir auch!)


Herr Strobl, ich möchte noch auf zwei andere interes-
sante Bereiche zu sprechen kommen, die Sie angespro-
chen haben, nämlich auf den Digitalfunk und die Bio-
metrie. Ich bin nicht ganz glücklich damit, wie in diesem
Haushalt die Bund-Länder-Finanzierung gelöst wurde.
Ich denke, dass wir uns einmal Gedanken darüber ma-
chen müssen, ob es so weitergehen kann, dass der Bund
die Hauptlasten für die Auslandseinsätze der Polizei

ü
w
k
s
d
b

D
L


A
u

w
b
d
s
g

r
s
b
d
P
b
te
m
k
d
h
D
d
s
P
n

g

W
e
d
S
w
F

ic
w

u
S
z

(C (D bernimmt und die Bereitschaftspolizeien der Länder eiterhin mit hohen Summen unterstützt werden. Es ann nicht sein, dass die Bundesländer die Inhalte betimmen – Sie wollen bestimmen, mit welcher Technik er Digitalfunk eingeführt werden soll – und der Bund, itte schön, bezahlen soll. (Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Das ist doch überhaupt nicht wahr!)


as funktioniert so nicht. Ich bin sehr für eine andere
ösung.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Welches Bundesland will das denn?)


Das will ich Ihnen sagen. Gerade in Bayern gab es eine
useinandersetzung darüber. Dort heißt es: Wir schützen
nsere Grenzen in einem vergrößerten Europa selbst
das sollen die Gebirgsjäger tun – und deshalb müssen
ir Wert darauf legen, dass wir beim Digitalfunk densel-
en Standard haben wie Österreich. – Welches System
er BGS oder die anderen Länder einführen, ist Bayern
chnurzegal. Sie müssen einmal etwas mehr ins Detail
ehen!
Ich möchte auch etwas zur Biometrie sagen und da-

auf hinweisen, vor welcher Auseinandersetzung wir hier
tehen. Wir haben als Grüne längst beschlossen, dass ein
iometrisches Merkmal in den Pass aufgenommen wer-
en kann. Das ist schon lange kein Streitpunkt mehr.
riorität hat für mich die Frage der Finanzierung. Wir ha-
en in Deutschland ungefähr 7 000 Einwohnermeldeäm-
r; meiner Meinung nach sind das erheblich zu viele. Ich
öchte von Ihnen wissen, warum in diesen Zeiten der
nappen Kassen – dies gilt ja nicht nur für den Bund, son-
ern auch für die Länder – dieses Thema für Sie Priorität
at. Unser deutscher Pass ist absolut fälschungssicher.
ie USA haben gerade beschlossen, dass der EU-Pass
en Sicherheitsbedürfnissen der USA entspricht. Warum
ollten wir heute 7 000 Einwohnermeldeämter und die
olizei, die ja entsprechende Lesegeräte bräuchte, mit ei-
er nicht ausgereiften Technik ausstatten?
Ich möchte erst einmal wissen, an welches Merkmal

edacht wird.

(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Sind Sie jetzt dafür oder dagegen?)

ir Grüne wollen eine Sicherheitstechnik, die nicht zu
inem Ausbau der Überwachung führt. Wir stimmen für
ie Einführung eines biometrischen Merkmals, wenn es
inn macht, wenn die Finanzierung möglich und es not-
endig ist. Zuvor habe ich aber noch eine Reihe von
ragen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Sie sind also doch dagegen!)


Meine Redezeit ist leider gleich zu Ende. Herr Strobl,
h habe mich darauf eingelassen, auf Ihre Rede zu ant-
orten.
Ich möchte zum Schluss ein Wort zu den Beamtinnen

nd Beamten, insbesondere zu den Polizeibeamten und
oldaten sagen. Es ist uns schwer gefallen, die Novelle
um Sonderzuwendungsgesetz mit ihren Kürzungen






(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn

auf den Weg zu bringen. Ich möchte hier auch im Namen
meiner Fraktion deutlich machen: Wir möchten über die-
sen Bereich, über eine soziale Staffelung und die Siche-
rung von Leistungsprämien, im Innenausschuss ein offe-
nes Gespräch führen. Wir strecken gegenüber den
Gewerkschaften und dem Deutschen Beamtenbund zu
einem konstruktiven Dialog die Hand aus.

Es wäre gut, wenn wir im Innenausschuss zu all den
Fragen der Reform des öffentlichen Dienstrechtes in
großer Einigkeit sehr schnell eine Anhörung vereinbar-
ten, um über fundierte Vorschläge beraten zu können.

Herr Präsident, meine Damen und Herren, ich danke
Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505812100

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Max Stadler von

der FDP-Fraktion.


Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1505812200

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Frau Stokar ist immerhin lernfähig; denn ich darf
daran erinnern, dass die Anhörung, die die FDP zu der
geplanten Reform im Beamtenrecht und den einschnei-
denden Kürzungen bei der Beamtenbesoldung beantragt
hatte, von Ihnen vor wenigen Wochen noch abgelehnt
worden ist. Wenn Sie nun plötzlich doch dazu bereit
sind, dann kann ich das nur begrüßen.


(Beifall bei der FDP)

In einer Haushaltsdebatte wie der heutigen ist zu

Recht von mehreren Rednern der Opposition immer wie-
der der Rücktritt dieser Bundesregierung oder einzelner
Minister gefordert worden. Vielleicht wird es Sie daher
überraschen, dass ich sage: Wenn diese Bundesregierung
schon nach wie vor im Amt ist, bin ich froh, dass ein
Wechsel im Amt des Bundesinnenministers in der Som-
merpause nicht in der Weise vollzogen worden ist, wie
dies in manchen Teilen der Presse angekündigt worden
war.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Er wollte zurück zu seinen Oliven!)


Beizeiten wurde kolportiert, dass man den SPD-General-
sekretär in dieses Amt wegloben wolle, weil man mit
ihm und seiner Amtsführung als Generalsekretär nicht
mehr einverstanden sei.

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Welche Zeitung lesen Sie denn?)

Das hätte dieses Bundesinnenministerium nicht ver-

dient. Dazu ist es zu wichtig und die Aufgabe zu verant-
wortungsvoll. Dafür braucht man schon einen Minister
von politischer Statur. Das heißt nicht, Herr Minister
Schily, dass wir mit allem, was sich in der Innenpolitik
abspielt, zufrieden sein könnten.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Warum nicht?)


p
d
B
g
o

d
z
s

t
r
g
j
u
c
D
s
g

z
li
l
s
G
a
a
r
d
li
g
te
b
v
w
w
a

Ü
P
h
w
W
W
c
g
n

(C (D In der kurzen Zeit kann ich nur einige wenige Kritikunkte ansprechen: Es zeugt schon von einem merkwürigen Verständnis von der Bedeutung des Amtes des undesdatenschutzbeauftragten – dies hat aber wenier der Innenminister als vielmehr sein grüner Koalitinspartner zu verantworten; (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schon wieder die Grünen!)


enn dieser hat das Vorschlagsrecht für die Neubeset-
ung –, dass die grüne Fraktion nicht in der Lage gewe-
en ist,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


ermingerecht einen Vorschlag für die Nachfolge einzu-
eichen. Sie wissen, dass die Amtszeit von Dr. Jacob ab-
elaufen ist und dass wir aufgrund Ihres Zögerns erst
etzt in der Lage sind, über seinen Nachfolger zu beraten
nd zu entscheiden. Dabei wird – dafür sehe ich deutli-
he Anzeichen – der Datenschutz, so wie er von
r. Jacob verdienstvollerweise vertreten worden ist, in
einem Stellenwert erhalten und vielleicht sogar gestei-
ert werden müssen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


Im Zuge der innenpolitischen Debatte der letzten
wei Jahre haben – nach dem 11. September war das völ-
g verständlich – in der alten Abwägung zwischen staat-
ichen Eingriffsbefugnissen und der Achtung der Privat-
phäre die staatlichen Eingriffsmöglichkeiten deutlich an
ewicht gewonnen. Daher ist es nicht falsch, wenn nun
llmählich eine Gegenbewegung einsetzt, und zwar un-
bsichtlich von denjenigen gefördert – ich meine, es wa-
en nicht die Innenminister, sondern die Justizminister
er Länder –, die den absurden Vorschlag in die Öffent-
chkeit gebracht haben, dass man künftig Schornsteinfe-
er – oder wie wir sagen: Kaminkehrer – und Hausmeis-
r dazu verpflichtet, Wohnungen zu verwanzen. Ich
ringe das als ein Beispiel dafür, dass seither in der Be-
ölkerung die Sensibilität für den Schutz der Privatheit
ieder gestiegen ist; denn dieser Vorschlag ist vielen zu
eit gegangen. Deswegen wird diese Diskussion um das
lte Spannungsverhältnis neu zu führen sein.


(Beifall bei der FDP)

brigens sieht man auch an anderen Beispielen in der
raxis, dass manches, was man auf den Weg gebracht
at, vielleicht doch nicht so wirkungsvoll ist oder zu
eit geht. Ich habe mir von der Justizministerin
erwigk-Hertneck sagen lassen, dass in Baden-
ürttemberg Videokameras zur Überwachung öffentli-
her Plätze wieder abgebaut werden, weil sie nicht den
ewünschten Erfolg erbracht haben und sich die Krimi-
alität auf andere Plätze verlagert.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Weil sie so erfolgreich sind! Wenn es keine Kriminalitätsschwerpunkte mehr gibt, brauchen wir sie auch nicht!)







(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler

Zu weit gegangen sind Sie, eine sehr große Koalition

von SPD, Grünen und Union, bei der Neugestaltung des
Waffengesetzes. Das ist so bürokratisch geblieben wie es
immer war, aber es enthält auch Neuerungen, die rechts-
staatlich bedenklich sind. Bei dem Begriff der Unzuver-
lässigkeit, der für den Jagdschein von Bedeutung ist,
werden neuerdings Straftaten herangezogen, die keiner-
lei Bezug zum Waffenführen haben.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Es geht um die Verlässlichkeit der Person!)


Die Regelung ist so ausgestaltet worden, dass Straftaten
herangezogen werden, die mehr als zehn Jahre zurück-
liegen. Das halte ich wirklich für rechtsstaatlich bedenk-
lich.


(Beifall bei der FDP – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind Sie jetzt Waffenlobbyist? Herr Stadler, Sie enttäuschen mich!)


Die FDP vertritt in der Innenpolitik immer die Auf-
fassung, dass wir weniger neue Gesetze brauchen als
vielmehr eine optimale Ausstattung der Sicherheitsbe-
hörden. Deswegen ist die Einführung des Digitalfunks
sehr wohl ein Thema, egal ob man in diesem Haushalts-
entwurf schon dafür Mittel benötigt oder nicht. Auf kei-
nen Fall darf Wirklichkeit werden, was heute in der
„Welt“ dargestellt worden ist, nämlich dass man mit der
Einführung des Digitalfunks bis zum Jahr 2010 warten
müsste. Ich will der Fairness halber aber auch sagen:
Dies ist ein kompliziertes Thema, das nicht in der allei-
nigen Verantwortung des Bundesinnenministers liegt,
sondern auch der Mitarbeit der Länder bedarf.

Zwei Anmerkungen noch am Schluss in Kürze. Frau
Stokar von Neuforn hat am Ende das Beamtenrecht an-
gesprochen. Ich will nur eines sagen: All die vollmundi-
gen Versprechen, Öffnungsklauseln im Tarifbereich wür-
den auch benutzt werden, um Verbesserungen in der
Besoldung einzuführen, haben sich nicht bestätigt.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Da haben Sie Recht!)


Es handelt sich vielmehr um eine reine Sparmaßnahme,
was wir schon immer vorhergesagt haben.

Ein letzter Punkt – das ist in dieser Debatte noch nicht
erwähnt worden –: Ich bin wegen des Art. 28 Abs. 2 des
Grundgesetzes der Meinung, dass auch wir als Innenpo-
litiker Verantwortung für die Selbstverwaltung der Kom-
munen und damit für die Finanzausstattung der Kommu-
nen tragen. Sie gehen leider den völlig falschen Weg,
wenn Sie die Freiberufler in die Gewerbesteuer einbezie-
hen


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagt der Anwalt!)


und somit entweder deren Steuerlast erhöhen wollen
oder dort, wo diese verrechnet wird, mehr Bürokratie
einführen, was wir auch nicht brauchen können.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mein Anwalt findet das völlig okay!)


E
F
s
E
F

D
i
w
z
C
Z
K
d

D
b
z

S

H
K
s
a
R
g
p
g
s

I
B

d
i

d
w
r

u
d

(C (D rgreifen Sie doch die Chance, sich auf das Modell der DP einzulassen und durch einen höheren Mehrwertteueranteil und ein eigenes Hebesatzrecht auf die inkommenund Körperschaftsteuer eine verlässliche inanzausstattung der Kommunen herbeizuführen. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Das war pro domo, Herr Stadler!)

as wäre ein Modell für eine vernünftige Innenpolitik,
n der die FDP die ihr gemäße Rolle mit Erfolg ausüben
ürde, nämlich zwischen Ihren fehlerhaften Ansichten
u vermitteln, die leider sowohl die SPD als auch die
DU haben. Dasselbe gilt für das, was Herr Strobl zum
uwanderungsgesetz gesagt hat. Auch dazu liegt ein
ompromissvorschlag der FDP vor. Wir laden Sie ein,
arauf zuzugehen.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das finde ich auch ganz gut!)


enn Sie sehen: In der Innenpolitik ist viel zu tun. Wir
eteiligen uns an der Debatte wie immer konstruktiv und
ielführend.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505812300

Das Wort hat jetzt der Kollege Rüdiger Veit von der

PD-Fraktion.

Rüdiger Veit (SPD):
Rede ID: ID1505812400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Lieber Kollege Max Stadler, als ehemaliger
ommunalpolitiker, aber auch als immer noch zugelas-
ener Rechtsanwalt und damit Freiberufler stimme ich
usdrücklich zu, dass wir den Kommunen durch eine
evitalisierung der Gewerbesteuer Finanzkraft zurück-
eben wollen, aber bitte schön nicht mit einem Schon-
ark und einem Artenschutz für Freiberufler. Auch die
ehören dazu, aber auch die Kapitalgesellschaften sollen
ich beteiligen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ch darf mich etwas flapsig äußern, weil ich selber dieser
erufsgruppe angehöre.
Ansonsten hat bei den Vorrednern die Anerkennung

er Politik bzw. die Zustimmung zur Politik des Bundes-
nnenministers und auch zu diesem Haushalt überwogen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Na ja!)


Deswegen wird es Sie nicht wundern, dass sich auch
ie rot-grüne Koalition mit diesem Haushaltsplanent-
urf wie auch mit dem Minister und seinen Mitarbeite-
innen und Mitarbeitern zufrieden erklärt


(Zurufe von der CDU/CSU: Na ja! – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Die Frage ist doch, ob der Minister mit Ihnen zufrieden ist!)


nd ihnen ausdrücklich für all die Mühe dankt, die in
iesem Entwurf zum Ausdruck gekommen ist.






(A) )



(B) )


Rüdiger Veit

Lieber Herr Zeitlmann und lieber Herr Strobl, Sie ha-

ben geglaubt, zwei Punkte haushaltstechnisch kritisieren
zu können. Dazu möchte ich Ihnen eine Erwiderung zu-
teil werden lassen; denn vielleicht sind Sie wenigstens
bereit, die Faktenlage zur Kenntnis zu nehmen.

Sie haben bemängelt, dass es keine Haushaltsansätze
im Bereich des Digitalfunks gebe. In der Tat weist
Seite 14 des Einzelplans einen Leertitel aus. Die Frage
ist aber, warum das so ist. Der Einzelplan enthält diesen
Leertitel, weil der maßgebende Beschluss der Minister-
präsidenten erst nach der Drucklegung erfolgte und die-
ser Titel erst jetzt mit Leben erfüllt werden kann.
Schließlich kann man in diesem Bereich nicht im Wege
des vorauseilenden Gehorsams tätig werden.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Aber noch ist der Haushalt nicht beschlossen! Da kann man noch etwas tun! – Gegenruf des Das machen wir auch!)

Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1505812500

Auch was die Biometrie angeht, liegen Sie ein biss-
chen schief. Wir haben für den Einsatz der Biometrie am
Flughafen Frankfurt im Haushaltsjahr 2003 2 Millionen
Euro und 2004 500 000 Euro veranschlagt.

Im Zusammenhang mit dem Haushalt des BSI darf
ich Ihnen kurz vortragen, für welche Studienmaßnahmen
Mittel vorgesehen sind: BioFace IV und V, BioISO-
Standardisierungsaktivitäten und smartcardbasierte bio-
metrische Zutrittskontrolle, abgekürzt BioKON.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Wie viel?)

Soweit hier aber darüber diskutiert wird, dass noch

sehr viel Entwicklungsarbeit vor uns liege und dass alles
so unklar sei, möchte ich darauf hinweisen – das möchte
ich meiner Kollegin Stokar sagen –: Beim Besuch des
Innenausschusses bei der Bundesdruckerei durften wir
doch miterleben, wie technisch zuverlässig die Gesichts-
felderkennung schon ist. Wenn der gute Eindruck sicher
auch damit zusammenhing, dass es bei einer sympathi-
schen Person, nämlich unserer Ausschussvorsitzenden,
vorgeführt wurde, so denke ich doch, dass wir gar nicht
mehr so viel Pionierarbeit leisten müssen.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Herr Veit, sind Sie dafür oder dagegen?)


– Ich bin dafür. Das halte ich für die am wenigsten ein-
schneidende Maßnahme.


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Bei Frau Stokar war das nicht so klar!)


Ich schäme mich meines Gesichtes nicht und kann ande-
ren nur empfehlen, das gleiche gemäßigte Selbstbe-
wusstsein an den Tag zu legen. Wenn man erkannt wird,
ist es doch vergleichsweise egal, ob es durch einen
Freund oder eine Videokamera geschieht oder ob ein
Polizeibeamter feststellt, dass eine Person mit dem Ge-
sicht auf ihrem Ausweis übereinstimmt. Mit einem ha-
ben Sie nämlich Recht, Frau Stokar: Wir haben bei der
Bundesdruckerei auch erfahren, dass unsere Personal-
dokumente absolut fälschungssicher sind. Problematisch

i
d

a
G
l
t
t
I
Ä
n
l
B

g
4
b
g
M
n
h
t
d
d
G
b

B
b
e
d
n
v

S
d
r
k
W
d
T
l
a
b
i
d
r
e
r

r
g
w
u

(C (D st gegebenenfalls eher die Identität der Person, auf die as Dokument ausgestellt ist. (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das löst man doch nicht durch ein „Facelifting“!)


Die 4,093 Milliarden Euro, die im Einzelplan 06 ver-
nschlagt sind, machen zwar lediglich 1,63 Prozent des
esamthaushaltes aus, aber wir von der rot-grünen Koa-
ition sind letztlich der Überzeugung, dass der so gestal-
ete Haushalt maßvoll ist und den Reformnotwendigkei-
en unserer Gesellschaft im Kompetenzbereich des
nnern durch manche Straffungen und organisatorische
nderungen gerecht wird. Er vernachlässigt nicht die in-
ere Sicherheit – das haben Sie auch anerkannt – vor al-
em aber gefährdet er auch nicht die Freiheitsrechte des
ürgers.
Ich denke, es ist bemerkenswert, dass bei einer Stei-

erung von saldierten 168 Millionen Euro – nämlich
,3 Prozent für den gesamten Einzelplan – der Personal-
estand im Geschäftsbereich des BMI seit 1998 um ins-
esamt 17,2 Prozent reduziert werden konnte. Allein im
inisterium selbst wurden rund 2,4 Prozent des Perso-
alkörpers abgebaut. Das allein ist an sich noch kein ho-
er Wert. Wenn es – auch im Interesse der Beschäftig-
en – um soziale Gerechtigkeit geht, bedeutet dies, dass
ie breiten Schultern mehr tragen sollen und müssen als
ie schwachen und dass wir allen gesellschaftlichen
ruppen nur das zumuten können, wozu wir auch selbst
ereit sind.
Es heißt aber – etwa im Bereich des BGS oder beim
SI – auch, dass wir an neuen oder erweiterten Aufga-
en orientiert sehr wohl Personaleinsparungen oder Ver-
infachungen vornehmen und entsprechende Zuwächse
ort zu verzeichnen sind, wo sie nötig sind. Das ist mei-
es Erachtens in der Tat Ausdruck eines verantwortungs-
ollen Sparens.
Noch nicht ausreichend erwähnt wurde an dieser

telle, dass im Rahmen der Umsetzung des Beschlusses
er Bundesregierung vom 9. Juli 2003 unter Federfüh-
ung des BMI eine Reihe von Maßnahmen zum Büro-
ratieabbau auf folgenden Handlungsfeldern auf den
eg gebracht worden ist: Arbeitsmarkt und Selbststän-
igkeit, Wirtschaft und Mittelstand, Forschung und
echnologie, Zivilgesellschaft und Ehrenamt, Dienst-
eistungen und Bürgerservice. Das BMI selbst ist mit
cht Projekten an der Initiative beteiligt, die allesamt
ürgerorientiert sind und die gute Fortschritte machen,
ndem sie die amtliche Statistik vereinfachen, das Bun-
esreisekostengesetz novellieren, die Reform des Tarif-
echts im öffentlichen Dienst oder beispielsweise auch
ine Vereinfachung des Melde- und des Passwesens vo-
antreiben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zur inneren Sicherheit wurde angesichts eines histo-
ischen Datums einiges gesagt. Ich bitte meinen Kolle-
en und Freund Gerold Reichenbach um Verständnis,
enn ich deswegen die Bereiche THW, Katastrophen-
nd Zivilschutz bei der Gelegenheit ausklammere und in






(A) )



(B) )


Rüdiger Veit

den verbleibenden drei Minuten Redezeit abrupt zu ei-
nem anderen Feld komme.

Jetzt zitiere ich nicht wie Otto Schily Herrn
Beckstein, sondern jetzt zitiere ich Otto Schily selbst. Er
hat einmal gesagt:

Wer unsere Musikschulen schließt, gefährdet die in-
nere Sicherheit.

Er hat damit gemeint, dass wir uns Gedanken darüber
machen müssen, in welcher Vielfalt im musischen Be-
reich, bei der Sportförderung oder bei Maßnahmen zur
politischen Bildung, schließlich aber auch bei Maßnah-
men der Integrationsleistung und damit bei Sprachkur-
sen Leistungen im Sinne der Gewährleistung des inneren
Friedens erbracht werden können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Ernst Burgbacher [FDP])


Jetzt ruft Herr Burgbacher mir zu und gibt mir das
nächste Stichwort: Viel zu wenig! – Ich verkneife mir an
der Stelle allzu ausführliche Bemerkungen zu den be-
merkenswerten Höhenflügen, Herr Kollege Strobl, zu
denen Sie eben angesetzt haben. Ich habe den Eindruck
gehabt, Sie haben sich da ein bisschen verheddert. Das
klang so, als hätte der Bundesinnenminister sagen müs-
sen: „Um Gottes willen, jetzt kommen mehr Asylbewer-
ber, weil das Zuwanderungsgesetz nicht kommt“. Viel-
leicht haben Sie aber auch umgekehrt allen Ernstes die
Auffassung vertreten – ich habe gedacht, das sei ein
Hörfehler –, das Zuwanderungsgesetz und das neue Aus-
länderrecht seien ausländerfeindlich. Das war, mit Ver-
laub gesagt, krauses Zeug und nicht sehr logisch.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das diente dazu, Redezeit zu füllen. Ich bin fest davon
überzeugt, dass selbst Sie das besser können.

Wir wollen zurückkommen zum Haushalt. Im Be-
reich des Bundesamtes für die Anerkennung auslän-
discher Flüchtlinge, BAFl, ist das Plansoll von
128 Millionen Euro im Jahre 2002 auf 298 Millionen
Euro im Jahre 2003 erhöht und im vorliegenden Haus-
haltsentwurf nur noch ganz geringfügig reduziert wor-
den. Mit In-Kraft-Treten des Zuwanderungsgesetzes
wird das BAFl zu einem umfassenden Kompetenzzen-
trum für Migration und Integration ausgebaut. Zur Um-
setzung ist vorgesehen, dem dann so genannten BAMF,
also dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, für
die Durchführung von Sprachfördermaßnahmen insge-
samt 171,5 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.

Mit dem Förderkonzept wird die Integration der Aus-
länder und Spätaussiedler, für die der Bund die alleinige
Verantwortung trägt, aufeinander abgestimmt. Künftig
wird es daher möglich sein, für beide Zuwanderungs-
gruppen die gleichen Kurse anzubieten und eine gemein-
same Beschulung durchzuführen. Mittel zur Integration
von Ausländern stehen auch dem BMI seit dem Jahr
2000 zur Verfügung, nämlich zunächst 511 000 Euro,
dann aufwachsend bis zu 1 Million Euro im Jahre 2004.

n
m
t
d
d
d
d
t
k
S
I
h
h
r
S
z



s
P
t
h
a
n
w
t
e
n
c

M
t
H

d

b
w
S
s
k

I
d
g

(C (D Meine sehr verehrten Damen und Herren, darüber hiaus widmen wir uns, widmet sich das BAMF und widet sich auch der Haushalt Projekten wie etwa der Beraungshilfe für Ausländerrecht und Staatsbürgerschaft, er Integration muslimischer Frauen und Jugendlicher, er Stärkung von Selbsthilfepotenzialen von Migranten, er Förderung des Zusammenlebens im Wohnumfeld, er Stärkung des ehrenamtlichen Engagements, dem inerkulturellen Konfliktmanagement und der Öffentlicheitsarbeit. Das alles mag ja noch zu wenig sein. Die PD-Fraktion hätte es gerne, wenn wir ein Jahrzehnt der ntegration, auch der nachholenden Integration, hausaltsmäßig so unterlegen könnten, dass wir bei der Beebung von Defiziten wesentlich vorankommen. Im Übigen erkennen Sie diese Defizite heute an, aber gerade ie haben die Defizite in Ihrer 16-jährigen Regierungseit – sträflicherweise, wie ich finde – selbst verursacht. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


Diese Platte mögen Sie nicht hören, aber es ist ja wahr.
Lassen Sie sich nun doch einmal loben, wenn ich

age: Wenigstens die Selbsterkenntnis hinsichtlich des
roblems ist da. Sie können jetzt aber nicht sagen: „Hal-
et den Dieb“; denn wir können unter schwierigen Haus-
altsbedingungen weniger Geld zur Verfügung stellen,
ls wir eigentlich wollen. Das können Sie jedenfalls
icht als Mittel und als Argument nehmen, um das Zu-
anderungsgesetz auszubremsen. Deswegen bin ich gu-
er Hoffnung, dass wir uns im Vermittlungsverfahren auf
inen vernünftigen Kompromiss werden einigen kön-
en – vielleicht und gerade auch mithilfe der FDP; sol-
he Angebote nehmen wir gerne an.
Insgesamt richte ich noch einmal einen Dank an den
inister und an alle Mitarbeiter. Sie haben die volle Un-

erstützung seitens der Koalitionsfraktionen für diesen
aushalt.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505812600

Das Wort hat jetzt der Kollege Norbert Barthle von

er CDU/CSU-Fraktion.


Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1505812700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

eraten heute über den Einzelplan 06, zu dem auch der
ichtige Bereich des Sports gehört. Herr Minister
chily, dass Sie keine Zeit gefunden haben, etwas zu die-
em Bereich zu sagen, möchte ich Ihnen angesichts Ihrer
nappen Redezeit nicht vorwerfen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Zur Leichtathletik!)


ch werfe Ihnen auch nicht vor, dass Sie kein Herz für
en Sport hätten. Im Gegenteil: Ich attestiere Ihnen so-
ar, dass Sie eines haben. Aber, Herr Minister, der Sport






(A) )



(B) )


Norbert Barthle

braucht nicht nur Ihr Herz, sondern auch Ihren Daumen
und Ihren Zeigefinger; denn darum geht es bei den Haus-
haltsberatungen.

In diesem Zusammenhang lohnt sich vielleicht auch
ein Blick über den Tellerrand hinaus. Bei der vorange-
gangenen Debatte über den Einzelplan 17 ist darauf hin-
gewiesen worden, wie wichtig der Koalition die Ganz-
tagsbetreuung ist und dass trotz der katastrophalen
Haushaltslage – man muss fast von organisiertem Staats-
bankrott reden – zusätzliches, frisches Geld für solche
ideologischen Lieblingsprojekte zur Verfügung steht.
Deshalb bitte ich Sie, Herr Minister, dass Sie nicht nur in
Sonntagsreden darauf hinweisen, wie wichtig der Sport
für unsere Gesellschaft ist, wie groß seine Erziehungs-
leistungen, die in den Vereinen stattfinden, bei den Ju-
gendlichen sind und wie sehr sein Beitrag zur Integration
zu würdigen ist, sondern dass Sie auch den Sportetat ent-
sprechend ausstatten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt will ich etwas von Ihnen zu Rudi Völler hören!)


Wer sich über den Zustand des deutschen Sports kun-
dig machen wollte, der hat in den vergangenen Tagen
reichlich Gelegenheit dazu gehabt: die Leichtathletik-
WM in Paris, das Fußballspiel gegen Island und die Aus-
fälle unseres Nationaltrainers. Gerade jetzt sind unsere
Basketballer bei der EM in Schweden ausgeschieden.
Bei der Universiade in Daegu waren wir froh, dass
Deutschland überhaupt im Medaillenspiegel erschienen
ist. Man kann diese Beispielkette beliebig fortsetzen.

Die Menschen fragen, wo eigentlich die Ursachen da-
für liegen. Liegt es an mangelndem Fortune oder an der
Bundesregierung? Spaß beiseite, es liegt nicht nur an der
Bundesregierung. Aber es gibt – hören Sie gut zu, Herr
Wiefelspütz – folgende drei Parallelen zwischen der Si-
tuation im Sport und den Etatberatungen bzw. der Situa-
tion im Bundeshaushalt: Viel zu lange hat man von der
Substanz gelebt und sich in Sicherheit gewiegt, ein
Stück weit das Erbe vervespert. Viel zu lange hat man
sich vor einer realistischen Bestandsaufnahme gedrückt.
Und viel zu lange hat man es versäumt, umzusteuern, da-
mit auch künftig Erfolge gesichert sind; denn Erfolge
fallen weder im Sport noch in der Finanz- und Haus-
haltspolitik vom Himmel.


(Beifall bei der CDU/CSU)

In Ihrem Schwerpunktpapier zum Sporthaushalt ist zu

lesen:
Auch die Sportförderung leistet ihren Beitrag zur
Konsolidierung des Bundeshaushalts.

Die Sportler dürfen sich also freuen. Auch wenn keine
sportlichen Leistungen mehr möglich sind, leisten sie
doch etwas für den Bundeshaushalt. Die doppelte Ironie
wird besonders deutlich, wenn man fragt, was eigentlich
konsolidiert wird; denn die Verschuldung wächst Jahr
für Jahr. Sie nimmt 2003 zu und steigt 2004 ins Uner-
messliche. Wenn gespart wird, dann tut man es an der

f
b



1
n
w
d
t
t
n
z
g
w
h
H
u
g
n
m
A
g
d
E
S


z
s
g
l
s

e

E
z
S
e
K
e
v
d

w
a
d
t
v
l
m
n
W

(C (D alschen Stelle, zum Beispiel beim Sport; denn dieser ist ereits bis auf den letzten Blutstropfen ausgequetscht. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann man bei den Bundesligaspielern wirklich nicht sagen!)


Die werden auch nicht von Herrn Schily bezahlt.
Die Sportförderung soll im Jahr 2004 gerade noch

10 Millionen Euro betragen. Das sind 23 Millionen we-
iger als 2003 und 90 Millionen weniger als 2002. Nun
eisen Sie zu Recht darauf hin, dass hier die Mittel für
ie Förderung der Stadien in Berlin und Leipzig enthal-
en sind. Ich darf Sie daran erinnern, dass Sie diese Mit-
el im vergangenen Jahr in den Etat eingestellt und sie
icht als Sondertitel geführt haben, um Ihre Kürzungen
u kaschieren und um den Vereinen weiszumachen, wie
roßzügig die Bundesregierung den Sport fördert. Jetzt,
o diese Förderung ausläuft, können Sie also nicht be-
aupten, dass das damit nichts zu tun habe. Hier fehlen
aushaltsklarheit und Haushaltswahrheit an allen Ecken
nd Enden. Auch im Vergleich zu 1998, als Sie die Re-
ierungsverantwortung übernommen haben, ist ein Mi-
us von de facto 4 Millionen Euro festzustellen. Rechnet
an die Ausgaben für die Bewerbung Leipzigs für die
ustragung der Olympischen Spiele 2012 und die Aus-
aben für die Fußball-WM 2006 heraus, dann zeigt sich,
ass dem Sport gegenüber 1998 sogar 11,7 Millionen
uro weniger zur Verfügung stehen. Das hat also mit den
tadien nichts zu tun.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Was ist Ihr Vorschlag?)


Unser Vorschlag ist, bei den Investitionen nicht weiter
u kürzen. In diesen Bereich fließen pro Jahr im Durch-
chnitt mehr als 10 Millionen Euro weniger als 1998. Ins-
esamt stehen für Sportinvestitionen also über 40 Mil-
ionen Euro weniger zur Verfügung. Dafür haben Sie ge-
orgt.
Wir schlagen vor, dass das Geld, das durch den Sport

ingenommen wird, in den Sport zurückfließt.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s gibt zum Beispiel zur Fußball-WM 2006 Sportmün-
en, die verkauft werden. Durch den Verkauf dieser
portmünzen erzielt die Bundesregierung einen Brutto-
rlös von 185,9 Millionen Euro. Zieht man davon die
osten von 95,5 Millionen Euro ab, verbleibt ein Netto-
rlös von 90,4 Millionen Euro. Diese Münzen werden
on Sportfans in der Annahme gekauft, dass das Geld,
as sie dafür ausgeben, dem Sport zur Verfügung steht.
Was passiert damit in Wirklichkeit? 30 Millionen Euro
erden für das Organisationskomitee der Fußball-WM
usgegeben; das ist sozusagen Kulturprogramm. Und
er Rest von über 60 Millionen Euro? Der Finanzminis-
er kann natürlich auf die rechtlichen Zusammenhänge
erweisen und sagen: Das verschwindet in meinen Etat-
öchern. Ich meine, aus Sicht des Sports wäre es ange-
essen, dass das Geld, das durch diesen Verkauf einge-
ommen wird, dem Sport zur Verfügung gestellt wird.
enn das geschähe, könnten Sie nicht nur die zentralen






(A) )



(B) )


Norbert Barthle

Maßnahmen des Sports und vor allem den Sportstätten-
bau wieder besser ausstatten, sondern auch den „Golde-
nen Plan Ost“ wieder aufleben lassen.

Im Wahlkampf haben Sie für den „Goldenen Plan
Ost“ 50 Millionen Euro versprochen. Es wurden dann
zunächst 15 Millionen Euro. Dann wurden die Mittel auf
10 Millionen Euro gekürzt und jetzt soll dieser Plan ganz
gestrichen werden. Für die neuen Bundesländer ist das
ein ganz fatales Signal. Es ist höchste Zeit, das zu än-
dern. Wir fordern Sie auf, wenigstens wieder 15 Millio-
nen Euro einzustellen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505812800

Herr Barthle, kommen Sie bitte zum Schluss.


Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1505812900

Ich schließe mit meinem Appell sowohl an Herrn

Schily als auch an die gesamte Bundesregierung an: Zei-
gen Sie nicht nur ab und zu bei großen Veranstaltungen
ein Herz für den Sport, sondern geben Sie den Adern des
Sports das Blut, das gebraucht wird, um künftig wieder
Erfolge erzielen zu können.

Danke.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505813000

Als letzter Redner zu diesem Geschäftsbereich hat der

Kollege Wolfgang Zeitlmann von der CDU/CSU-Frak-
tion das Wort.


Wolfgang Zeitlmann (CSU):
Rede ID: ID1505813100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Der Bundesinnenminister hat hier – wie kann es an-
ders sein? – einen zeitlichen Bogen zum 11. September
vor zwei Jahren geschlagen. Natürlich haben wir uns alle
an das Grauen und an das Gefühl des Schreckens von da-
mals erinnert. Es ist sicherlich richtig, zu fragen: Haben
wir in den vergangenen zwei Jahren wirklich alles ge-
tan? Ist die Bedrohungslage in der Tat so, dass man sich
zurücklehnen und vielleicht glauben machen kann, wir
hätten alles zur Abwendung jeglicher Gefährdungen ge-
tan?

Wenn ich mir den letzten Verfassungsschutzbericht
anschaue, dann stelle ich fest, dass wir in Anbetracht der
dort geschilderten Gefährdungen durch Extremisten
nicht von Entwarnung sprechen können. Ich bin der
Letzte, der hier irgendeine Verunsicherung kundtun will,
indem er behauptet, es gebe irgendeine konkrete Gefähr-
dung. Ich frage mich aber manchmal: Muss in einem
Land immer erst irgendetwas passieren, bevor man zu
handeln beginnt? Wenn wir wüssten, dass wir in absehba-
rer Zeit ein schreckliches Ereignis zu bewältigen hätten,
würden wir dann nicht rückblickend feststellen, dass wir
eigentlich noch dieses und jenes hätten vorlegen müssen?


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was denn?)




n
M
i
b

d
e
z
n
m
c
l
w

d
n
T
c

s
b
E
F

z
R
b
w


d
v
d
h
n
d

b
ü
m
d

(C (D Ich komme gleich darauf zu sprechen. Ich habe einer Tickermeldung der letzten Tage ent ommen, dass der Vorsitzende der GdP, Freiberg – kein ann der Union –, die Auffassung vertritt, man müsse m Bereich der Videobeweise vorankommen und man rauche ein drittes Sicherheitsgesetz. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch ein Gewerkschafter kann irren!)


Herr Schily, Sie selbst haben in einem Interview mit
er „FAZ“ gesagt – heute haben Sie es bestätigt –, dass
s bei biometrischen Merkmalen hier und da Ergän-
ungsbedarf gibt. Ich halte das für richtig. Ich frage mich
un: Muss es zwei Jahre dauern, bis wir zu Stuhle kom-
en? Auch jetzt ist noch gar nicht klar, ob ein entspre-
hender Gesetzentwurf mehrheitsfähig ist. Zwei Jahre
ang ist im Grunde nichts passiert, außer dass geprüft
urde. Muss das immer so lange dauern?


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Du hast nicht zugehört!)


Angesichts dessen, wie sich bei uns – zugegeben:
urch die Rechtsprechung – Extremisten tummeln kön-
en, hätte ich erwartet, Herr Minister, dass Sie das
hema nicht wie der Weihnachtsmann nur so ein biss-
hen streifen,


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na, na, na!)


ondern dass Sie die Kernprobleme etwas eingehender
ehandeln. Zu den Kernproblemen zählt, wie wir mit
xtremisten umgehen. Da nenne ich zum Beispiel den
all Kaplan.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich glaube nicht, dass wir im bilateralen Verhältnis

ur Türkei die dortigen Verhältnisse quasi deutschem
ichterrecht entsprechend verändern können. Das Pro-
lem, dass die Maßstäbe, die deutsche Richter anlegen,
eltweit – –


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das hier eine Richterschelte oder was?)


Das können Sie nehmen, wie Sie wollen. Wenn aus
eutscher Sicht beurteilt wird, ob irgendwo auf der Welt
ergleichbare Maßstäbe wie bei uns gelten, dann wird
as im Zweifel immer zu unseren Lasten gehen. Das
eißt: Leute wie Kaplan werden immer hier bleiben kön-
en. Da frage ich mich, Herr Minister: Hätten Sie hier
azu nicht einiges ausführen müssen?
Für völlig unwürdig halte ich – da nehme ich Sie ein

isschen aus – die Debatte in den vergangenen Monaten
ber das geplante Zentrum gegen Vertreibungen. Für
ich ist zutiefst unverständlich, dass in unserem Land,
essen Volk ein solches Schicksal


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Anderen zugefügt hat!)







(A) )



(B) )


Wolfgang Zeitlmann

ertragen hat – bei uns leben 15 Millionen Menschen, die
vertrieben wurden; der Leidensdruck ist nach diesen vie-
len Jahrzehnten vielleicht nicht mehr in dem ursprüngli-
chen Maße vorhanden; meine Generation hat da im
Grunde kein eigenes Erleben mehr –, überhaupt darüber
diskutiert wird,


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Es ist gut, dass es diskutiert wird!)


ob man so etwas machen kann, ob man das international
abstimmen muss. Das ist doch überhaupt keine Frage! In
einer freien Gesellschaft wird ein solches Zentrum gegen
Vertreibungen natürlich gemäß der historischen Wahr-
heit aufgebaut werden müssen. Kein Mensch diskutiert
etwas anderes. Die Ursachen für das Kriegsgeschehen
müssen klargestellt werden. Man kann nicht einseitig ir-
gendwelche Aufrechnungen betreiben. Aber dass man
sich abhängig macht


(Hubertus Heil [SPD]: Na, na, na!)

und ausländische Meinungen dazu hört, ob es ein sol-
ches Zentrum in Berlin geben kann, halte ich für unmög-
lich. So etwas wird in der Bevölkerung in Anbetracht
unserer Vergangenheitsdebatten nicht verstanden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Herr Schily, eine letzte Bitte, weil wir uns dem

3. Oktober nähern. Ich beobachte seit vielen Jahren die
Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag. Wir sollten uns
intern oder parteiübergreifend einmal darüber unterhal-
ten, ob das bisherige Prozedere, dieser Wanderzirkus,
dass am 3. Oktober jeweils ein anderes Bundesland Ort
der Feierlichkeiten ist, beibehalten werden sollte. Zu
überlegen wäre doch, nach Ablauf der 16 Jahre, wenn je-
des Land einmal dran war – das ist ja noch einige Jahre
hin –, in einem neuen Zyklus eine zentrale Feierlichkeit
durchzuführen, sodass wir von diesem Wanderzirkus ab-
kommen.


(Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast [SPD]: Wanderzirkus, was soll das heißen? – Weitere Zurufe von der SPD)


Das ist als Vorschlag gedacht. Wir sollten die Dinge viel-
leicht ein bisschen sinniger gestalten. Wir haben in der
Vergangenheit einmal überprüft, wer sich von uns Bun-
despolitikern denn dieser Last des Wanderns unterzogen
hat. Die Präsenz war nicht sehr gut. Das sollte Ansatz-
punkt zum Nachdenken sein.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505813200

Zu einer Kurzintervention erteile ich dem Kollegen

Otto Schily das Wort.


Otto Schily (SPD):
Rede ID: ID1505813300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Kollegen!

Ich kann ja verstehen, dass Sie von mir eigentlich erwar-
ten, dass ich in 14 Minuten alle diese Fragen wie „Gol-

d
g

a
g
D
s
M

E
r
S
d
s
E
e
Z
d
e
F
i
a
k
e
v

g
g
d
m
E

a
h
T
b
n
r
E

n
g
n
f
z
i
a

d
g

M
n
s
S

(C (D ener Plan Ost“, „Sportfinanzierung“ oder „Zentrum geen Vertreibungen“ abhandele. Ich will nur eine Bemerkung des Kollegen Zeitlmann ufgreifen. Auch ich bin durchaus der Meinung, dass es eboten ist, über die Entscheidung im Fall Kaplan im eutschen Bundestag zu sprechen. Ich teile die Auffasung derer, die sagen, es ist unerträglich, dass dieser ensch einstweilen in unserem Lande bleiben muss. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


in Mann, der wegen Anstiftung zum Mord zu vier Jah-
en Freiheitsstrafe verurteilt worden ist – auch diese
trafe kann man mit einem Fragezeichen versehen, denn
iese Anstiftung hat zu einem Mord geführt –, hat in un-
erem Lande nichts zu suchen. Deshalb bedauere ich die
ntscheidung des Verwaltungsgerichtes Köln, von der
in Innenministerkollege, den Sie kennen, Herr
eitlmann, gesagt hat, sie sei eine skandalöse Entschei-
ung. Ich mache mir zwar diesen Wortgebrauch nicht zu
igen, weil ich natürlich auch vor einer richterlichen
ehlentscheidung den nötigen Respekt habe, aber auch
ch halte die Entscheidung für falsch. Sie beruht nämlich
uf der Unterstellung, dass Kaplan, wenn er in die Tür-
ei zurückbefördert würde, dort keinen fairen Prozess
rhielte, weil man durch Folter erzwungene Aussagen
erwerten würde.
Die Türkei hat unter Hinweis auf die in der Türkei

eltende Rechtslage erklärt, dass durch Folter erzwun-
ene Aussagen in einem Strafprozess dort nicht verwen-
et werden dürfen. Übrigens steht das auch im Zusam-
enhang mit dem Besuch des Ministerpräsidenten
rdogan in Deutschland, der sich vorgenommen hat
man mag die neue Regierung ja sehen, wie man will;
uch die weltpolitischen Zusammenhänge kann man se-
en, wie man will –, rechtsstaatliche Standards in der
ürkei durchzusetzen. Da er selber in Haft gesessen hat,
ringt er vielleicht auch Erfahrungen mit, die ihn bei sei-
em Engagement in dieser Richtung besonders motivie-
en. Auch deshalb müssen wir dafür sorgen, dass die
ntscheidung dieser Richter korrigiert wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Unabhängig davon, dass der Bundeskanzler und Mi-

isterpräsident Erdogan bereits noch einmal miteinander
esprochen haben, werde ich mit meinem türkischen In-
enministerkollegen Aksu Gespräche aufnehmen – hof-
entlich kommt das Treffen in wenigen Tagen
ustande –, um noch einmal eine zusätzliche Erklärung
n dieser Richtung herbeizuführen. Ich hoffe, dass dann
lle politischen Kräfte in dieser Frage zusammenstehen,


(Thomas Strobl [Heilbronn] [CDU/CSU]: Bei den Grünen habe ich meine Zweifel!)


amit wir diesen Fall so abschließen können, wie es ihm
ebührt.
Ich verbinde das mit einem Hinweis: Ich bin nicht der
einung, dass wir alle gesetzlichen Möglichkeiten, die
ach dem geltenden Ausländerrecht heute bestehen, aus-
chöpfen, um Personen, die eine Gefahr für die innere
icherheit Deutschlands darstellen, die Tür zu weisen.






(A) )


)

Otto Schily

An der einen oder anderen Stelle sollte man da vielleicht
auch einmal schauen, ob im Landesvollzug immer all
das geschieht, was geboten ist.

Danke schön.

(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505813400

Herr Kollege Zeitlmann, wollen Sie erwidern? –

Nein. Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.
Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-

ministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung
und Landwirtschaft.

Bevor ich der Bundesministerin Renate Künast das
Wort erteile, sollten wir noch einen Augenblick warten,
damit der Austausch der Abgeordneten stattfinden
kann. – Frau Künast, bitte.

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
schutz, Ernährung und Landwirtschaft:

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-
ren Abgeordnete! Die bisherigen Debatten zum Haushalt
2004 haben ja gezeigt, dass es zur nachhaltigen Konsoli-
dierung der Staatsfinanzen keine Alternative gibt. Das
war ja wohl das Thema des Tages. Dabei geht es insbe-
sondere um Generationengerechtigkeit, dass wir also
nicht sorglos auf Kosten künftiger Generationen leben
dürfen, und um Nachhaltigkeit in allen Politikbereichen.

Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit be-
deuten in der Finanzpolitik – vor finanzpolitischen Er-
wägungen kann sich auch dieser Haushalt nicht
schützen – zweierlei, nämlich dass man einerseits Aus-
gaben kontrolliert – das heißt, man muss auch manche
lieb gewonnenen Subventionen abbauen, vor allem
wenn sie der Umwelt schaden oder nicht zu rechtfertigen
sind – und andererseits Zukunftsinvestitionen in Struktu-
ren tätigt, die auch den nachfolgenden Generationen, den
jungen Landwirten Möglichkeiten eröffnen.

Deshalb war klar, dass auch das BMVEL seinen Bei-
trag zum Subventionsabbau leisten muss. Das trifft
hauptsächlich jenen Bereich, in den bislang viele Mittel
geflossen sind: den Agrarbereich. Insbesondere müssen
wir uns fragen, ob – und wenn ja, warum – hier Leistun-
gen gewährt werden, die über das hinausgehen, was an-
dere gesellschaftliche Gruppen vom Staat erhalten, ob
also keine Gleichbehandlung stattfindet. Insgesamt
schließt der Regierungsentwurf des Einzelplans mit
5,2 Milliarden Euro ab, das sind 430 Millionen Euro we-
niger als im Etat 2003. Damit kann und muss man sagen,
dass dieser Einzelplan einen ganz erheblichen Beitrag
zur Haushaltskonsolidierung leistet.

Bei diesen Summen kommen wir an der Agrarsozial-
politik nicht vorbei, für die in diesem Haushalt aber noch
immer über 70 Prozent der Mittel des Einzelplans 10
veranschlagt werden.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Und dennoch den Tod vieler Bauern bedeutet!)



m



k
s
K


w
m
h
m

D

S
c
v
t
s
B
s
K
h
h

w
z

v
f
n
s
r
G

e
z
g
d

v
n
a

(C (D Schön, dass auch Sie vom Bayernfest zurückgekomen sind. (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Ich war nicht beim Bayernfest, aber Sie sollten sich hier einmal deutlich äußern!)


Und in entsprechender Stimmung sind!
Wir erbringen die Einsparungen auch bei der Kran-

enversicherung der Landwirte. Ziel ist es, die landwirt-
chaftliche Krankenversicherung der gesetzlichen
rankenversicherung anzupassen.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist doch grundfalsch, gnädige Frau! – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Unerhört!)


„Gnädige Frau“ dürfen Sie schon sagen; ich finde es
underbar, wenn wir hier mittelenglische Umgangsfor-
en pflegen – was bei dem letzten Redebeitrag zum vor-
erigen Thema nicht der Fall war. Ich finde es gut, wenn
an hart in der Sache und immer fein im Benimm ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Benehmen wie in der Grundschule!)


ann streitet es sich auch besser.
Der Gesetzentwurf der Bundesregierung sieht an der

telle vor, dass der Bundeszuschuss zur landwirtschaftli-
hen Krankenversicherung künftig auf der Grundlage
on 85 Prozent statt von bisher 100 Prozent der Leis-
ungsaufwendungen der Altenteiler berechnet werden
oll. Darüber reden wir in vielen Gesprächen mit den
etroffenen, den Verbänden und den Ländern. Dabei
ind auch die Ergebnisse der im Konsens zwischen der
oalition und der CDU/CSU beschlossenen Gesund-
eitsreform zu berücksichtigen, die auch für den Bund
öhere Einsparungen bringen.
Ich möchte diesen Bereich besonders ansprechen,
eil ich glaube, dass er im Moment ein Kernthema ist –
u Recht.
Wir haben erste Gespräche dazu geführt, die mich zu-

ersichtlich stimmen, dass wir eine vertretbare Lösung
inden können, die nicht so aussieht wie das, was Sie an-
ehmen, indem Sie schlicht und einfach die Einspar-
umme umlegen und behaupten, es käme in einigen Be-
eichen zu Beitragserhöhungen von bis zu 40 Prozent.
enau das wollen wir vermeiden.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Aber das ist die Tatsache!)


Ich wollte Ihnen aber nicht mit dem Haushaltsentwurf
ine schnell gestrickte Lösung vorlegen, weil eine Viel-
ahl von Gesprächen, auch mit den Krankenkassenträ-
ern, erst nach Einbringung des Haushalts geführt wer-
en können.
Es geht in diesem Haushalt zudem um den Abbau

on Steuervergünstigungen. Das bezieht sich zum ei-
en auf die Begrenzung der Umsatzsteuerpauschalierung
uf nicht buchführende Betriebe und die Senkung des

(B)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

Durchschnittssatzes der Pauschalierung von 9 auf
7 Prozent. Zum anderen bezieht es sich auf die Verringe-
rung der Steuervergünstigung beim Agrardiesel um ins-
gesamt 157 Millionen Euro. Dazu führen wir eine be-
triebliche Obergrenze ein. Auch das war keine einfache
Entscheidung. Aber die Obergrenze von 10 000 Litern
pro Betrieb bedeutet, dass kleinere Betriebe an dieser
Stelle nicht belastet werden.

Wenn man Gelder einsparen muss, kommt man nicht
umhin, sich zu überlegen, wie man eine ausgewogene
Belastung oder Entlastung schaffen kann und wer an
welcher Stelle eher einen Ausgleich benötigt als andere.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Franzosen wird stark leiden!)


Meine Damen und Herren, das ist nur die eine Seite,
der schwierige Teil der Finanzpolitik. Viel schöner ist
der andere Teil, nämlich das Tätigen von Zukunftsin-
vestitionen. Wir haben in diesem Zusammenhang in die-
sem Jahr einiges erreicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das ist ja nicht zu fassen!)


Die Ergebnisse von Luxemburg sind von der Landwirt-
schaft durchaus positiv aufgenommen worden.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Von wem?)

Ich will Ihnen auch sagen, warum.

Sie haben selbst gesehen, dass der Bauerntag in die-
sem Jahr in Freiburg in weiten Teilen anders abgelaufen
ist als das, was man normalerweise gewohnt ist. Es war
ein nachdenklicher Bauerntag, der sich auch mit der
Frage beschäftigt hat: Wie kann man die finanziellen
Planungen und Festlegungen bis 2013 und die Luxem-
burger Beschlüsse mit der Entkoppelung und der obliga-
torischen Modulation umsetzen?

Wir haben einen finanziellen Rahmen geschaffen. Mit
der Stärkung der zweiten Säule haben wir im Übrigen
auch Perspektiven für die ländliche Entwicklung ge-
schaffen. Das ist in Ost und West gleichermaßen wich-
tig. Es gibt dort eine inhaltliche Neuausrichtung, zum
Beispiel ein Mehr an Möglichkeiten, Qualitätspro-
gramme zu unterstützen. Es geht um Dinge, die die
Landwirte heute schon tun. Aber für diese Bemühungen,
dass sie in einem hohen Qualitätssegment produzieren
und damit auch bei der internationalen Konkurrenz ihren
Teil auf dem Markt finden, kann man sie in Zukunft
auch finanziell ausstatten.

Wir haben auch die Möglichkeit – darüber wird mit
den Bundesländern aktiv geredet –, die Betriebsprämie,
die einige Nachteile hat, in Flächenprämien umzuwan-
deln. Ich bin recht sicher, dass wir noch vor Weihnachten
mit den Bundesländern gemeinsam ein System vereinba-
ren, damit die Landwirte klar sehen, wo es langgeht. Es
geht also darum, keine lange Debatte im Bundesrat zu
führen, sondern schon vorher eine Einigung zwischen
Bund und Ländern darüber herzustellen, wie wir aus die-

s
d
w
V
g
k


s
w
m



s
e

k
u
d
a
W

B
r
m
d
s
v
g
A
a
d

g
d
b

d
l
n
f
s
B
c
w

i
B
M
8
t

(C (D em System eine gute regionale Flächenprämie machen, ie im Übrigen – ich gehe davon aus, dass das alle hier ollen – auch dazu führt, dass Ungerechtigkeiten bei der erteilung der Gelder innerhalb der Landwirtschaft aufehoben werden. Ich denke zum Beispiel an eine Stärung der Grünlandstandorte, was Sie wollen müssten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Nicht „wollen müssten“, sondern was notwendig ist!)


Jetzt rufen Sie dazwischen: „Nicht wollen müssten,
ondern was notwendig ist!“. Dann frage ich mich aber,
arum mich Ihre Fraktion noch vor zwei Jahren so vehe-
ent bekämpft hat.


(Albert Deß zige Bundesland, das eine Grünlandprämie zahlt!)


Genau, wunderbar. Ich weiß es. Deshalb wird Bayern
wie andere Länder auch – sicherlich eine große Unter-
tützung dabei leisten, die Grünlandprämie bundesweit
inzuführen.
Wir haben in diesem Haushalt Prioritäten für Zu-

unftsinvestitionen geschaffen; denn wir überlegen
ns: Wie kann man Qualität verstärken? Wie kann man
ie gemeinsame Verarbeitung und Vermarktung, auch
uf dem Erzeugergenossenschaftssektor, unterstützen?
ie kann man zusätzliche Standbeine aufbauen?
Das heißt erstens: Es ist nicht nur im Haushalt des
MVEL, sondern auch im Haushalt des Bundesministe-
iums für Umweltschutz eine breite Palette an Förder-
aßnahmen für die erneuerbaren Energien enthalten,
ie, wenn man diese zusammen sieht, auch im Biomas-
ebereich viele Möglichkeiten und Chancen bietet, die
iele Landwirte längst nutzen. Des Weiteren haben wir
ünstige Fördermöglichkeiten für Biogasanlagen im
grarinvestitionsförderprogramm der Gemeinschafts-
ufgabe. Das ist ein Standbein, das man nutzen kann und
as zukünftig gute Chancen hat.
Zweitens: der ökologische Landbau. Dieses Pro-

ramm wird in Zukunft mit einigen Veränderungen in
en Bereichen fortgeführt, in denen besonderer Förder-
edarf besteht.
Drittens: der Verbraucherschutz. Kernstück bleibt

er vorsorgende Verbraucherschutz. Das heißt, wir wol-
en die Risikobewertung und das effektive Risikoma-
agement, mit dem wir, glaube ich, gut gefahren sind,
ortführen. Ich hoffe auch in diesem Jahr auf Ihre Unter-
tützung beim Ausbau der beiden Einrichtungen, dem
undesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsi-
herheit und dem Bundesinstitut für Risikobewertung,
eil wir da noch Personal- und Sachmittel brauchen.
Der Verbraucherpolitik messen wir – ich glaube, das

st einhellige Auffassung in diesem Haus – eine große
edeutung zu. Deshalb bleiben in diesem Haushalt die
ittel für die Verbraucherzentrale Bundesverband bei
,8 Millionen Euro, der Zuschuss an die Stiftung Waren-
est bei 6,5 Millionen Euro. Ich glaube, in diesen Tagen






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

kann man sagen, dass ein Gleichbleiben der Beträge fast
schon eine Steigerung ist.

Der vierte Punkt, der mir in diesem Haushalt – auch
inhaltlich – wichtig ist, ist das Thema „gesunde Ernäh-
rung“. Auch das ist eine Investition in die Zukunft.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr richtig!)


Wir alle wissen, dass das Thema „massives Überge-
wicht“ nicht mehr allein ein Problem der USA ist, woher
wir es aus Film, Fernsehen oder eigener Anschauung
kennen, sondern wir haben das Problem hier auch. Die
Zahl der chronischen Erkrankungen bei Jugendlichen
nimmt zu: Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes Typ 2.
Das alles sind Dinge, die wir bitte schön nicht später im
Rahmen der Krankenkassendebatte hinsichtlich der Kos-
ten für eine langjährige Chronikbehandlung diskutieren
wollen. Deshalb fördern wir mit unseren Mitteln zur
Verbraucheraufklärung in Höhe von 12,5 Millionen Euro
im nächsten Jahr speziell Maßnahmen der Ernährungs-
aufklärung bei den Verbraucherzentralen. Voraussetzung
dafür ist eine Kofinanzierung durch die Bundesländer.
Ich sehe mit Sorge, dass diverse Bundesländer glauben,
dies sei eine gute Sparmöglichkeit.
Ich glaube, dass Verbraucheraufklärung und das Vermit-
teln von Informationen über Ernährung bis hin zu Ver-
tragsgestaltungen im Alltag ganz wichtige Punkte sind.
Wir alle wissen, dass es immer mehr Insolvenzen von
Privatpersonen gibt. An der Stelle sollten wir diese Pri-
vatpersonen unterstützen und aufklären.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Angesichts der Vorgaben, die wir beachten müssen,
und angesichts der Finanzprobleme, die wir haben,
glaube ich, dass wir einen ganz guten und auf die Zu-
kunft ausgerichteten Haushalt vorgelegt haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505813500

Das Wort hat die Kollegin Ilse Aigner von der CDU/

CSU-Fraktion.

(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Sehr gut!)



Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1505813600

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Ich möchte zunächst ein paar grund-
sätzliche Anmerkungen zum Haushalt machen. Wie
heute in der Finanzdebatte schon angesprochen, beraten
wir einen Haushalt, der auf ziemlich tönernen Füßen
steht, um nicht zu sagen: Er ist auf Sand gebaut.


(Walter Schöler [SPD]: Na!)

– Er ist wirklich auf Sand gebaut. Herr Schöler, Sie
selbst müssten es am besten wissen. – Obwohl der Haus-
halt auf Sand gebaut ist und sozusagen das Erdgeschoss
schon einsturzgefährdet ist, beraten wir über die Innen-

e
d

g
k
t
w
a
g
b
a

g
7
b
I
d
a
K

s
g
r
P
g
r
Z
n
c
w
d
t

w



c
B
p
ß
v
n
t
h

e
u
v
B
u

(C (D inrichtung der Obergeschosse. So verlaufen im Moment ie Haushaltsberatungen. Die Unionsfraktion und insbesondere die Haushälter lauben, dass dieser Haushalt nicht beratungsreif ist. Wir önnen Änderungsanträge, die kleinere oder größere Beräge beinhalten, rauf und runter stellen. Am Schluss erden sich aber aufgrund von Steuerschätzungen oder nderen Gegebenheiten wesentliche Veränderungen ereben. Dann können wir mit den Beratungen von vorne eginnen. Dieser Haushalt ist also das Papier nicht wert, uf dem er gedruckt ist. Das muss man wirklich sagen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


Frau Ministerin, Sie haben den Einzelplan 10, der die
rößte Kürzung aller Einzelpläne in Höhe von
,4 Prozent aufweist, zu verantworten. Diese Kürzung
etrifft nicht, wie man vielleicht meinen könnte, eines
hrer Prestigeobjekte. Nein, es geht bei den Landwirten
irekt an die Substanz, nämlich – Sie haben es selbst
ngesprochen – im Bereich der landwirtschaftlichen
rankenversicherung.
Sie haben die Situation – um es etwas freundlich zu

agen – schöngeredet. Sie haben auch die Zahlen schön-
erechnet. Sie rechnen nämlich mit Beitragssatzsteige-
ungen von durchschnittlich 32 Prozent. In Rheinland-
falz kann die Steigerung aber sogar 48 Prozent betra-
en, wie es in Ihrer Unterlage steht. Die Sozialversiche-
ungsträger haben uns glaubhaft versichert, dass Sie Ihre
ahlen schöngerechnet haben; denn Sie kalkulieren
icht ein, dass diejenigen, die momentan freiwillig versi-
hert sind, sehr schnell diese Versicherung verlassen
erden. Die Belastung aufgrund der Erhöhung wird
ann also auf weniger aktive Landwirte verteilt. Bei-
ragssatzsteigerungen von durchschnittlich 45 Prozent
in der Spitze können es 68 Prozent sein – sind zu er-
arten.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Leider wahr!)


Das ist in der Tat leider wahr.

(Peter Bleser [CDU/CSU]: Eine Unverschämt heit!)

Auf der anderen Seite sollen die Beiträge zur gesetzli-

hen Krankenversicherung gesenkt werden. Bei den
äuerinnen und Bauern steigen sie aber durch die ge-
lante Kürzung der Zuschüsse auf bis zu 22 Prozent. Au-
erdem haben die Landwirte noch die Zuzahlungen zu
erkraften. Mir soll mal einer erklären, wie das funktio-
ieren soll. Es ist unglaublich. So machen Sie das Sys-
em kaputt. Wenn das Ihre Absicht ist, dann sagen Sie es
eute offen, damit man sich darauf einstellen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ihr Handeln ist auch deshalb so unverständlich, weil

s sich um einen der wenigen Bereiche handelt, der EU-
nd WTO-verträglich ist. Die Zuschüsse zur Kranken-
ersicherung sind Bestandteil der so genannten Green
ox, eine der wenigen Maßnahmen, die den Bäuerinnen
nd Bauern direkt helfen, die Benachteiligungen, die es






(A) )



(B) )


Ilse Aigner

aufgrund der hohen Standards in der Bundesrepublik
Deutschland gibt, auszugleichen. Sie begründen die Kür-
zung damit – Herr Staatssekretär Diller hat dies in einem
Schreiben ausgeführt –, dass die Zuschüsse eine Subven-
tion seien.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Der versteht von den Bauern nichts!)


Herr Staatssekretär, in Ihrem eigenen Subventionsbe-
richt ist die landwirtschaftliche Krankenversicherung
nicht explizit aufgeführt. Ich kann es Ihnen zeigen.


(Karl Diller, Parl. Staatssekretär: Da können wir mal nachschauen!)


– Ja, da schauen wir mal auf der nächsten Sitzung nach.
Interessant ist auch, dass in diesem Bericht andere

Versicherungsträger, wie zum Beispiel die Knappschaft,
nicht aufgeführt werden.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

Darüber steht nichts im Subventionsbericht. Es geht ei-
gentlich immer nur um die landwirtschaftliche Kranken-
versicherung. Sie haben in diesem Bereich der Sozial-
versicherung in den letzten Jahren, in denen Sie die
Verantwortung tragen, Kürzungen in Höhe von
755 Millionen Euro vorgenommen. Angesichts dieser
Kürzung für einen einzigen Berufsstand drängt sich ei-
nem schon der Verdacht auf, dass es ein Rachefeldzug
gegenüber einem Berufsstand ist, der Ihre Partei offen-
sichtlich nicht wählt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP] — Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Auch das ist leider wahr!)


Sie setzen sehr auf die bäuerliche Landwirtschaft, der
auch ich sehr nahe stehe. Mich stört, dass Sie mit diesen
Maßnahmen insbesondere die bäuerliche Landwirt-
schaft, die sehr personalintensiv ist, treffen. Durch Ihre
Maßnahmen werden hauptsächlich mitarbeitende Fami-
lienmitglieder getroffen.

Ich nenne ein anderes Beispiel. In den Erläuterungen
zum Entwurf des Haushaltsbegleitgesetzes steht – ich
zitiere –:

Entscheidende wirtschaftliche Wachstumsimpulse
werden mit dem Vorziehen der dritten Stufe der
Einkommensteuerreform von 2005 auf 2004 ver-
bunden sein … Die Finanzierung der entstehenden
Zinsbelastung wird durch eine Änderung des Um-
satzsteuergesetzes sichergestellt. Hier soll die
Durchschnittssatzbesteuerung für buchführende
Landwirte wegfallen. Gleichzeitig wird die Vor-
steuerpauschale von 9 auf 7 Prozent bei Land- und
Forstwirten abgesenkt.

Es kommen noch mehrere Tatbestände hinzu. Es ist aber
bezeichnend, dass die ersten zwei Tatbestände allein die
Landwirtschaft treffen.

Diese Maßnahme trifft wiederum in erster Linie die
kleinen und mittleren Betriebe. Die Pauschalierung war
eine Verwaltungsvereinfachung, die für beide Seiten, so-

w
s
r
S
S
w
i
S
s

R
la
A
s
d
s
f
tr
ß
b
s

s

f
S
r
in
g
r
E
a
K
g
c

v
d
g
h

E
c
d

in

b
la
2
r
d
n
w
w
u

(C (D ohl für die staatliche Seite als auch für die Landwirtchaft, Vorteile hatte. Die Einzigen, die von dieser Ändeung wahrscheinlich profitieren werden, sind die teuerberater. Aufgrund der Absenkung werden die teuererklärungen vermehrt von Steuerberatern erstellt erden. Ob der Staat durch diese Maßnahme mehr Geld n die Kasse bekommt, wage ich zu bezweifeln. Die teuerberater aber haben vielleicht mehr Geld in der Tache. Diese Maßnahmen sind nur ein Teil einer ganzen eihe von Ihnen vorgeschlagener Maßnahmen, die zusten der Landwirtschaft gehen. Die Regelungen zum grardiesel – Sie haben ihn selbst schon angesprochen – tellen auch eine Wettbewerbsverzerrung gegenüber aneren EU-Ländern dar. Sie haben – natürlich – die Ökoteuer verschwiegen, die mit 460 Millionen Euro ebenalls insbesondere die kleinen und mittleren Betriebe ifft, weil sie unterhalb der Sockelbeträge liegen und auerdem keinen Ausgleich über die Lohnersatzleistungen ekommen können. Das geht zulasten der Landwirtchaft. Zu den landwirtschaftlichen Sozialversicherungs ystemen insgesamt möchte ich eines sagen: Sie sind wie es in anderen Bereichen auch der Fall war – eingeührt worden, um den demographischen Wandel, den trukturwandel in der Landwirtschaft zu begleiten. Wäen alle Nachkommen, die Kinder und Enkelkinder von der Landwirtschaft Tätigen, innerhalb des Systems eblieben, hätten die landwirtschaftlichen Sozialsicheungssysteme wahrscheinlich überhaupt keine Probleme. s sind aber viele – natürlich – aus der Landwirtschaft bgewandert. Sie finanzieren nunmehr die gesetzlichen rankenversicherungssysteme mit und belasten sozusaen dadurch auf der anderen Seite die landwirtschaftlihen Krankenversicherungen. Zum Vergleich: Bei den landwirtschaftlichen Sozial ersicherungssystemen reden Sie von Subventionen; bei er gesetzlichen Rentenversicherung sprechen Sie hinegen von einem Zuschuss. Können Sie mir sagen, wo ier eigentlich der Unterschied ist? (Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Da ist kein Unterschied!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


s werden über 70 Milliarden Euro in die Rentenversi-
herungssysteme transferiert. Ich frage mich, warum bei
er Landwirtschaft andere Maßstäbe angelegt werden.
Ein weiteres Lieblingskind von Ihnen – ich sage das
Anführungsstrichen – ist die Gemeinschaftsaufgabe
Agrarstruktur und Küstenschutz“. Auch hierbei ha-
en Sie erneut Kürzungen vorgenommen. Insgesamt be-
ufen sich die Kürzungen während Ihrer Amtszeit auf
30 Millionen Euro. Dadurch entgehen uns Kofinanzie-
ungsmittel vonseiten der Länder. Wir wissen natürlich,
ass nicht alle Länder die vollen Summen abrufen kön-
en; auf alle Fälle gehen aber Mittel verloren. Auch Sie
issen, dass Mittel, die vonseiten der EU bereitgestellt
erden, ebenfalls verloren gehen. Baden-Württemberg
nd Bayern haben für ihre Umweltprogramme die






(A) )



(B) )


Ilse Aigner

bereitstehenden Mittel der EU abgerufen, die ansonsten
ebenfalls verloren gegangen wären.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ihre Streichungen beziehen sich auf die Titel, die di-

rekt an die betroffenen Bäuerinnen und Bauern gehen.
Ihre Prestigeobjekte halten Sie hingegen aufrecht. Das
Programm „Zuschüsse zur Förderung des ökologi-
schen Landbaus“, das Sie selbst angesprochen haben,
möchte ich herausstellen: Sie haben den Eindruck er-
weckt, es handele sich um eine Hilfe zur Umstellung.
Wenn ich mir in der Auflistung die einzelnen Titel an-
sehe, stelle ich fest, wofür die 20 Millionen vorgesehen
sind, nämlich für reine Informationskampagnen: Infor-
mationsveranstaltungen, Ökolandbau auf Messen, Öko-
verarbeitung auf Messen, Inno- und Informationspreis,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Informationskampa-
gne und so weiter und so fort. Ich könnte Ihnen das alles
vorlesen.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Reine Schaumschlägerei!)


Im Grunde sind die 20 Millionen Euro rein für Öffent-
lichkeitsveranstaltungen vorgesehen. Im Öffentlichkeits-
titel sind aber lediglich 1,35 Millionen Euro vorgesehen.
Das ist eine Irreführung der Bevölkerung. Sie legen ein
riesiges Programm auf, das nichts anderes als Öffent-
lichkeitsarbeit ist.


(Beifall bei der CDU/CSU – Albert Deß [CDU/CSU]: Das muss der Rechnungshof einmal prüfen! – Kurt J. Rossmanith [CDU/ CSU]: Unerhört!)


– Unerhört!
Sehr geehrte Frau Ministerin, abschließend sei mir ein

Hinweis gestattet. Sie waren in der vergangenen Woche
in meinem Wahlkreis, im Landkreis Miesbach. Die ört-
lichen Grünen haben sich gerühmt, dass der Ökoanteil
an der bäuerlichen Landwirtschaft dort bei über 20 Pro-
zent liegt. Das stimmt. Das ist aber mit Sicherheit nicht
der Erfolg Ihres Ökolandbauprogramms und nicht der
Erfolg der örtlichen Grünen. Das ist gute Strukturpolitik
bei uns in Bayern gewesen. Das muss ich Ihnen ehrlich
gesagt einmal ins Stammbuch schreiben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Nicht zuletzt haben Sie den Ökolandbauern mit Ihrem
Ökosiegel mit Sicherheit keinen Gefallen getan. Letztes
Wochenende haben nicht wenige Landwirte ihre Milch
verschenkt oder verschüttet, weil sie von der Molkerei
keine Preise mehr bekommen, die kostendeckend sind.
Durch die Einführung Ihres Ökosiegels haben Sie einen
Preisverfall auf dem Ökomarkt herbeigeführt, der sozu-
sagen sagenumwoben ist.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Ein PseudoÖkosiegel!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505813700

Kommen Sie bitte zum Schluss, Frau Aigner.

T
a
a
s
w
r
w

d

D
d
h
S
t
I
s
g



is
v
Ü
S
a
s


S
ti
n

G
m
w

s
V
h
a
P

(C (D Ich könnte noch vieles dazu sagen; es gibt noch viele itel, die mir am Herzen liegen. Eines kann ich Ihnen uf alle Fälle sagen: Sie haben ein schönes Programm ufgelegt, das „Aktionsprogramm bäuerliche Landwirtchaft“, mit 0 Euro. Sie können sich solche Programme ahrscheinlich in Zukunft sparen, wenn Sie den Bäueinnen und Bauern weiterhin den Boden unter den Füßen egziehen. Herzlichen Dank. Das Wort hat jetzt der Kollege Manfred Zöllmer von er SPD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eutschland hatte einmal einen Kanzler, der einem Teil er Bevölkerung blühende Landschaften versprochen at, dem anderen Teil warf er vor, in einer Freizeitund paßgesellschaft zu leben. Seine Nachfolgerin als Pareivorsitzende wird derzeit nicht müde, zusammen mit hnen von der Opposition den Standort Deutschland chlecht zu reden. Sie hat nun vorgeschlagen: Alle sollen efälligst mehr arbeiten. (Manfred Grund [CDU/CSU]: Sind Sie heute Morgen nicht im Parlament gewesen?)

Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1505813800

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505813900
Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1505814000

Genau dazu komme ich jetzt.
Dies soll Deutschland dann vor dem Ruin retten. Das
t im Übrigen neben der Abschaffung des Flächentarif-
ertrages der einzige konkrete Vorschlag der CDU zur
berwindung der Wachstumsschwäche der Wirtschaft.
onst hören wir vonseiten der Opposition nichts anderes
ls einen vielstimmigen Chor völlig gegensätzlicher Vor-
chläge. Diese Vorschläge haben nur eines gemeinsam
die Debatte heute hat das eindeutig nachgewiesen –:


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Sie sind doch die Regierung!)


ie zeigen die völlige Handlungsunfähigkeit der Opposi-
on, wenn die Zeiten schwieriger werden, wenn es
ichts mehr zu verteilen gibt.


(Beifall bei der SPD – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Wer regiert denn? Die Opposition oder die Regierung?)


äbe es eine Technische Anleitung „Heiße Luft“,
üsste die CDU/CSU-Fraktion insgesamt stillgelegt
erden.


(Lachen bei der CDU/CSU)

Die Konjunkturschwäche in Deutschland dauert an,

elbst wenn erste Anzeichen für eine Belebung der
olkswirtschaft wahrzunehmen sind. Verbunden mit der
ohen Arbeitslosigkeit gibt es erhebliche Einnahme-
ber auch Ausgabeprobleme. Deshalb dürfen wir das
flänzchen Konjunktur nicht kaputtsparen, müssen aber






(A) )



(B) )


Manfred Helmut Zöllmer

gleichzeitig die notwendigen Konsolidierungsmaßnah-
men durchführen. Es wird mit uns keinen Marsch in den
Verschuldungsstaat geben, wie das die CDU/CSU-ge-
führte Bundesregierung 16 Jahre praktiziert hat.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Keinen Marsch? Wird sind doch mittendrin!)


Vor uns liegt ein Haushaltsentwurf, der sich diesen
Herausforderungen stellt und nicht den Eindruck er-
weckt, alles könne so bleiben wie bisher. Zur Konsoli-
dierung müssen alle Bereiche beitragen. Keiner kann
hiervon ausgenommen werden. Mit diesem Haushalt
bringen wir Strukturreformen auf den Weg und betreiben
Wachstumskonsolidierung.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Wachstumskonsolidierung?)


– Ja, das wäre doch gar nicht so schlecht. Das wäre doch
einmal was. Ich meinte jedoch Haushaltskonsolidierung.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: So einen Quatsch habe ich noch nicht gehört!)


Der Bundeshaushalt 2004 sieht dabei auch für den
Einzelplan des Bundesministeriums für Verbraucher-
schutz, Ernährung und Landwirtschaft erhebliche Kür-
zungen vor. Diese schmerzlichen Einschnitte sind ge-
nauso notwendig wie angesichts der skizzierten
Rahmenbedingungen unvermeidbar. Neben diesen Ein-
sparungen muss dieser Bereich auch seinen Beitrag zur
Finanzierung des Vorziehens der dritten Stufe der Steu-
erreform leisten.

Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger in diesem
Land – dazu gehören natürlich auch die Landwirte –
deutlich entlasten und damit das zarte Pflänzchen Kon-
junktur düngen.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Was für ein Bild am späten Abend!)


– Wir sind ja im Landwirtschaftsbereich. – Dies bedeutet
aber auch, dass eingefahrene Wege verlassen werden
müssen. Subventionen, deren Kürzung von der Opposi-
tion gebetsmühlenartig gefordert werden, müssen dann
eben auch gekürzt werden. Hier muss sich die Opposi-
tion einmal eindeutig erklären. Denn oft genug machen
wir die Erfahrung: Wenn es konkret wird, sind immer
andere Subventionsbereiche gemeint. Das haben wir bei
ganz vielen Bereichen deutlich gesehen und jetzt eben
auch. Welche Subventionen nach Ihrer Meinung gekürzt
werden sollen, das sagen Sie uns nicht.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Jetzt sagen Sie etwas zum Thema! – Ursula Heinen [CDU/CSU]: Zum Thema, Kollege!)


– Ich spreche zum Thema. Das ist das Thema, bei dem
die CDU/CSU in eine Denkstarre verfallen ist und kei-
nerlei konkrete Vorschläge machen kann.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Bundesregie-

rung verfolgt – das wird mit diesem Haushalt deutlich –
weiterhin konsequent das Ziel einer Neuausrichtung
der nationalen Agrarpolitik hin zu einer wettbewerbsfä-

h
t
D
p
s
t
L

p
e
d
w
N
w
m
b

m

A
m
ü
d
in
e
f

A
k
C
s

s
n

I
li
v
A
h

L
D
d

2
in
s
m

(C (D igen und nachhaltigen Landwirtschaft, in deren Zenrum der Mensch, seine Gesundheit und die Natur in eutschland stehen. Ob BSE, Schweineoder Hühnerest, all diese Auswüchse einer fehlgeleiteten Landwirtchaftspolitik sind nicht vergessen. Eine ökologisch verrägliche, aber gleichwohl wirtschaftlich erfolgreiche andwirtschaft ist möglich und kann erreicht werden. Wir arbeiten weiter an der Neuausrichtung der Agrar olitik. Das wird auch mit dem vorgelegten Haushaltsntwurf deutlich. Bei allen notwendigen Kürzungen weren wir die Ausweitung des ökologischen Landbaus eiter vorantreiben, den Tierschutz verbessern sowie die utzung nachwachsender Rohstoffe fördern. Wir fördern eiterhin die Entwicklung ländlicher Räume. Die Geeinschaftsaufgabe „Agrarstruktur und Küstenschutz“ leibt, Frau Aigner, auf einem hohem Niveau. Wer die Landwirtschaft zukunftsfähig machen will, uss auf Reformen setzen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ngesichts der EU-Osterweiterung, angesichts der im-
er kritischer werdenden Diskussion in Deutschland
ber Subventionen, angesichts unserer Interessen bei
en WTO-Verhandlungen war ein Paradigmenwechsel
der Landwirtschaft notwendig. Er ist in Luxemburg
rreicht worden. Frau Bundesministerin Künast hat dort
ür Deutschland klug und erfolgreich agiert.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Da sollten Sie einmal Ihren Parteifreund Funke fragen!)


uf der Basis dieser Beschlüsse werden wir die Zu-
unftsfähigkeit der Landwirtschaft sichern. Es gilt, die
hancen zu nutzen und sie zum Wohle der Landwirt-
chaft umzusetzen.
Was macht die Opposition? Sie von der CDU/CSU

pielen Ihr traditionelles Doppelspiel und hoffen, dass es
iemandem auffällt.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Aber Ihnen ist es aufgefallen! Sie sind jetzt darauf gekommen!)


hr Wirtschaftsflügel setzt sich für umfassende Handels-
beralisierungen und den Abbau bestehender Agrarsub-
entionen ein. Der Agrarflügel der CDU/CSU versucht,
ttac beim Blockieren von Veränderungen noch zu über-
olen. Das ist die Situation.


(Beifall des Abg. Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


iebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition:
iese Art der Arbeitsteilung werden wir Ihnen nicht
urchgehen lassen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Vorschläge der Bundesregierung für den Haushalt
004 liegen auf dem Tisch. Wir werden diese Vorschläge
den weiteren Beratungen sorgfältig prüfen. Wir wis-
en, dass das Einsparvolumen erreicht werden muss. Es
acht doch wenig Sinn, den Agrardiesel dauerhaft zu






(A) )



(B) )


Manfred Helmut Zöllmer

subventionieren, wenn die Landwirtschaft mit dem Bio-
diesel über eine eigene Energiequelle verfügt.


(Beifall der Abg. Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Null Ahnung vom Bauernhof!)


Eine solche Dauersubvention ist gesellschaftlich nicht zu
vermitteln. Wir wollen im Rahmen der parlamentari-
schen Beratungen auch die Chance für strukturelle Re-
formen nutzen. Unzumutbare Belastungen wird es mit
uns nicht geben. Ihre Kritik werden wir erst dann ernst
nehmen können, wenn Sie wirklich alternative Einspar-
vorschläge vorlegen. Das haben Sie bisher nicht ge-
macht.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, immer wieder
gewinnt man den Eindruck, viele betrachten den Ver-
braucherschutz als eine Dreingabe, als eine Art Sahne-
häubchen für einige wenige. Viele meinen, der Verbrau-
cherschutz störe nur eine erfolgreiche Wirtschaft. Dies
ist ein grundlegender Irrtum. Verbraucherschutz zieht
sich durch nahezu alle Lebensbereiche unserer Bürgerin-
nen und Bürger und durch die unterschiedlichsten Poli-
tikfelder und ist eine wichtige Aufgabe. Dabei wollen
wir vom reinen Verbraucherschutz zu einer aktiven und
gestaltenden Verbraucherpolitik kommen. Verbrauche-
rinnen und Verbraucher müssen in allen Bereichen gut
informiert sein. Es muss ihnen die Möglichkeit gegeben
werden, sich für qualitativ hochwertige und nachhaltige
Produkte und Dienstleistungen zu entscheiden. Dies gilt
nicht zuletzt im Hinblick auf das Zusammenwachsen der
Europäischen Union und durch die Globalisierung.

Transparenz und Information sind die schärfsten Waf-
fen wirksamer Verbraucherpolitik. Deshalb fließen wei-
terhin die notwendigen Mittel an die wichtigen Verbrau-
cherinstitutionen wie die Stiftung Warentest und die
Verbraucherzentralen, die in diesem Sinne tätig sind.
Hier finden keinerlei Kürzungen statt. Auch für weiter-
gehende Maßnahmen zur Aufklärung der Verbraucherin-
nen und Verbraucher stellen wir erhebliche Mittel zur
Verfügung. Dies wird auch in Zukunft so bleiben. Dies
macht deutlich: Diese Bundesregierung macht Ernst mit
dem Verbraucherschutz.

Das haben wir auch in vielen anderen Bereichen deut-
lich gemacht, etwa bei der Änderung des Telekommuni-
kationsgesetzes. Dort wurde dem Missbrauch der 0190-
Nummern ein Riegel vorgeschoben.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Auch da sind die Bauern schuld!)


Aber auch in vielen anderen Bereichen, etwa im Bereich
der Finanzdienstleistungen, wird der Verbraucherschutz
eine entscheidende Rolle spielen. In einem Zehnpunk-
teprogramm der Bundesregierung zur Stärkung von
Unternehmensintegrität und zum Anlegerschutz geht es
gerade auch um die Verbraucherthemen Haftung, Vergü-
tung, Transparenz, Qualität und Unabhängigkeit.

Wir nehmen die Verbraucherinnen und Verbraucher
ernst. Uns geht es darum, dass Verbraucherinnen und
Verbraucher als gut informierte Partner auf Augenhöhe

d
g
S
g
r
w

b
c
n
i
s
n
w

K

H
d
s
w

n
r
s
w
f

s
e
K
s
s
k

S
n
i
e


M
e
s

g
M
s
D
W

(C (D en Anbietern von Produkten und Dienstleistungen geenübertreten können. Wir sind zutiefst überzeugt: Eine tärkung der Verbraucherinteressen führt zu einer Steierung der Produktqualität. Dies treibt die Modernisieung der Wirtschaft voran und erhöht damit ihre Wettbeerbsfähigkeit. Liebe Kolleginnen und Kollegen, eine aktive Ver raucherpolitik, wie sie unsere Fraktion in ihrer verbrauherpolitischen Strategie formuliert und in der vergangeen Woche mit über 300 Experten und Interessierten hier n Berlin diskutiert hat, ist ein wichtiger Bestandteil unerer Reformpolitik und gleichzeitig Motor einer moderen Wirtschaftspolitik für unser Land. Darauf können ir stolz sein. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505814100

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Christel Happach-
asan, FDP-Fraktion.

Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1505814200

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
err Zöllmer, ich habe den Eindruck, Ihnen hat ein an-
erer Einzelplan vorgelegen als mir. Ich finde viele Bei-
piele, die Sie genannt haben, in meinem Exemplar nicht
ieder.
Frau Ministerin, es kann bei diesem Haushalt nicht

ur um eine Konsolidierung der Finanzen gehen. Das
eicht nicht aus. Wir brauchen eine Stärkung der Wirt-
chaftskraft. Wir brauchen ein stärkeres Wirtschafts-
achstum, um die Arbeitslosigkeit abzubauen. Dafür
inde ich keine Signale im Einzelplan 10.
An der Haushaltspolitik der Regierung lässt sich able-

en, wohin die Reise gehen soll. Der Einzelplan 10 weist
in Minus von 7,4 Prozent auf. Das ist kritisiert worden.
onkret heißt das: Landwirtschaft und Ernährungswirt-
chaft sowie die rot-grüne Wortschöpfung „Verbraucher-
chutz“ sind für diese Bundesregierung – egal was sie er-
lärt – Marginalien von nur noch untergeordnetem Wert.
Sie, Frau Ministerin, spüren das. Weshalb sonst haben

ie zum Beispiel das Übergewicht von Kindern zu ei-
em Thema gemacht? Ich stimme Ihnen durchaus zu: Es
st ein ganz wichtiges Thema. Aber es ist durchaus nicht
in klassisches Thema der Landwirtschaft.


(Zuruf von der CDU/CSU: Aber populär!)

Es ist nicht populär, sondern wichtig. Ich möchte die
inisterin in diesem Punkt durchaus unterstützen. Aber
s ist natürlich kein immanentes Thema der Landwirt-
chaft.
In Deutschland hat die Landwirtschaft eine sehr viel

rößere Bedeutung, als dieser Haushalt widerspiegelt.
aßnahmen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe
chwächen, werden sehr viel mehr Menschen in
eutschland zu spüren bekommen als nur die Landwirte.
er die Landwirtschaft zerstört, nimmt dem ländlichen






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan

Raum seine Lebenskraft, nimmt Menschen in ländlichen
Regionen ihre Heimat, zerstört eine in Jahrhunderten ge-
wachsene Kulturlandschaft. Die Heckenstruktur in
Schleswig-Holstein gründet sich auf die Mitte des
18. Jahrhunderts.

Die Hälfte der Menschen in Deutschland lebt in länd-
lichen und halbstädtischen Regionen. Jeder Bildband
von Deutschland zeigt ganz selbstverständlich Kultur-
landschaften als Beispiele für die Schönheit unseres
Landes: Rapsfelder am Nord-Ostsee-Kanal, Weinberge
an der Mosel, die Kirschblüte im Alten Land, Almwie-
sen am Alpenrand. Die Liste ließe sich verlängern.
Selbst die Bundeshauptstadt Berlin brüstet sich mit ihren
acht landwirtschaftlichen Betrieben.

Doch von der Schönheit des Landes können Land-
wirte nicht leben. In dem Agrarbericht der Bundesregie-
rung wird ausgewiesen, dass das Einkommen je Arbeits-
kraft in den landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben
zurzeit 17 Prozent unter dem gewerblichen Vergleichs-
lohn liegt. Das heißt, Landwirte sind nicht auf Rosen ge-
bettet. Im Schnitt arbeiten sie mehr als andere und ver-
dienen weniger. Landwirte sind damit nicht die
klassischen Subventionsempfänger, als die Sie sie hier
dargestellt haben, Herr Zöllmer.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die Stimmung in der Landwirtschaft ist vielerorts von

Resignation gekennzeichnet.
Jede Skandalmeldung, egal wie berechtigt sie ist,

wird pauschal allen Betrieben angelastet, auch wenn sie
nichts damit zu tun haben. Das erzeugt ein Gefühl der
Ohnmacht. Die BSE-Krise hat 2 Milliarden Euro gekos-
tet. Sie steckt den Landwirten noch immer in den Kno-
chen. Sie hatte ihren Ausgangspunkt in Großbritannien.
Die Ausbreitung der Krankheit wurde durch ein eklatan-
tes Versagen der EU-Veterinäre verursacht.


(Albert Deß [CDU/CSU]: So ist es!)

Herr Zöllmer, Sie haben hier eine falsche Darstellung
der Dinge abgegeben.

Die rot-grüne Agrarpolitik hat einen entscheidenden
Anteil an der schlechten Stimmung in der Landwirt-
schaft. Darauf geben Sie mit diesem Haushalt keine an-
gemessene Antwort. Es sind verschiedene Kürzungen
vorgesehen, die so nicht stehen bleiben dürfen.

Zunächst nenne ich die Kürzung des Zuschusses zur
landwirtschaftlichen Krankenkasse. Der landwirt-
schaftliche Strukturwandel ist seit der Gründung der
Krankenkasse im Jahre 1972 die Begründung für den
Zuschuss. Der Strukturwandel hat sich beschleunigt. Die
Kürzung des Zuschusses bedeutet eine Erhöhung des
Beitragssatzes um im Schnitt 40 Prozent. Diese Maß-
nahme ist unsozial, sie belastet die Betriebe, die um ihre
Existenz kämpfen.

Daneben nenne ich die Kürzungen bei der Gemein-
schaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur
und des Küstenschutzes“. Ich finde es zynisch, dass die
Regierung darauf hofft, dass die Länder zu wenige Fi-

n
e

z
r
s
b
la

r

k
L
n
n
R
n
W
d
V
n
A

H
d
r
c
s
i
z
n

L
E
K
v
d
d
H
g
w

n
h
is
Z
k
p

n

(C (D anzmittel haben, um den erforderlichen Eigenanteil zu rbringen. Als Drittes weise ich auf die Erhöhung des Steuersat es für den Agrardiesel hin. Der Vergleich mit Frankeich zeigt: Die Wettbewerbsfähigkeit unserer landwirtchaftlichen Betriebe wird geschwächt. In Frankreich eträgt der Steuersatz 5,5 Prozent pro Liter, in Deutschnd sind es 26 Prozent; das ist knapp fünfmal mehr. Daneben ist noch auf die Umsatzsteuerpauschalie ung hinzuweisen, die bereits erwähnt worden ist. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Regierungs oalition, in der Koalitionsvereinbarung heißt es, das eitbild der Regierung sei eine wettbewerbsfähige und achhaltige Landwirtschaft. Weder der Agrarhaushalt och das Handeln der Regierung spiegeln das wider. Die egierung fühlt sich dem eigenen Koalitionsvertrag icht verpflichtet und die Koalition fordert es nicht ein. o sind denn die Vorschläge von Rot-Grün zur Stärkung er unternehmerischen Landwirtschaft? Wo sind die orschläge für wettbewerbsneutrale Einsparungsmaßahmen? Auch wir von der FDP meinen, dass es im grarhaushalt Einsparungen geben muss. (Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Welche denn konkret?)


Ein Kürzungsvorschlag genügt diesem Kriterium,
err Kollege Zöllmer: Die Rückführung der Mittel in
en Bundesprogrammen „Tiergerechte Haltungsverfah-
en“ und „Ökolandbau“ ist richtig. Der äußerst zögerli-
he Mittelabfluss zeigt, dass Rot-Grün mit seinen Vor-
tellungen von der so genannten Agrarwende gescheitert
st. Weder für gute Worte noch für Geld sind die Betriebe
u diesen Maßnahmen bereit; denn sie rechnen sich
icht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Schon jetzt sind die Beihilfen des Staates an die

andwirtschaft in Deutschland niedriger als in anderen
U-Mitgliedstaaten. Nach Angaben der Europäischen
ommission gewährt Deutschland Beihilfen in Höhe
on 0,08 Prozent des Sozialproduktes, die Niederlande
agegen 0,26 Prozent. Die Botschaft dieses Haushalts an
ie Landwirte heißt doch: Zieht euch warm an. – Die
aushaltspolitik für 2004 entspricht damit der bisheri-
en Leitlinie rot-grüner Politik: Schwächung der Land-
irte, wo immer es geht.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Leider wahr!)


Herr Kollege Ostendorff, die Grünen schielen dabei
ach dem Beifall der Umweltverbände, die alle wieder-
olt sagen, dass eine Maßnahme nur dann in Ordnung
t, wenn die Landwirtschaft jammert. Herr Kollege
öllmer, die Landwirte zahlen den Preis für die Unfähig-
eit der SPD, mit dem grünen Partner tragfähige Kom-
romisse auszuhandeln.
Ich komme nun zu einigen eklatanten Beispielen für

ationale Alleingänge und ein Politikversagen der SPD:






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan

Zunächst nenne ich die Hennenhaltungsverordnung.

Der Tierschutzbeauftragte der SPD machte auf die ver-
heerenden Folgen dieser Verordnung aufmerksam.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Er versteht halt was davon!)


Die Schweinehaltungsverordnung ist ein weiteres
Beispiel für die gleiche Problematik. Daneben nenne ich
das Tierarzneimittelgesetz. Die gemeinsame Initiative
der vier Fraktionen, das Gesetz in sieben Punkten zu än-
dern und es praxistauglich zu machen, ging ins Leere;
die SPD setzte sich nicht durch. Schließlich sind die No-
velle des Baugesetzbuches und die Modulation zu nen-
nen. Es gibt weitere Beispiele.

Herr Zöllmer, Sie kritisieren bei der CDU/CSU, dass
sie einmal Hü und einmal Hott sagt und nach zwei Sei-
ten argumentiert. Das machen Sie doch ganz genauso.


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Was heißt hier „genauso“?)


Sie sind die Opposition in der Regierung. Die SPD folgt
damit dem Beispiel der Grünen, die zum Beispiel in
Schleswig-Holstein den Ausbau der Infrastruktur im Ko-
alitionsvertrag unterschreiben, gleichzeitig dagegen aber
einen Protest organisieren. Den Grünen bringt das Wäh-
lerstimmen, der SPD ein Umfragetief. Liebe Kollegin-
nen und Kollegen, darüber sollten Sie einmal ein wenig
nachdenken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Im Agrarbericht von Schleswig-Holstein führt der zu-

ständige grüne Minister aus, dass 20 Prozent der Arbeits-
plätze im nördlichsten Bundesland direkt oder indirekt
von der Landwirtschaft abhängen. Das dürfte in anderen
Bundesländern ähnlich sein. Das macht deutlich: Die
Ausgleichszahlungen der EU werden von den Landwir-
ten nicht genutzt, um in der Toskana Urlaub zu machen,
sondern sie werden investiert. Die Aufträge stärken die
mittelständischen Betriebe im ländlichen Raum.

Arbeitsplätze in der Landwirtschaft sind kapitalinten-
siv. Im Vorfeld von Basel II bekommen Landwirte die
Zurückhaltung der Banken bei der Vergabe von Krediten
zu spüren. Die rot-grünen Wettbewerbsverzerrungen,
insbesondere für Veredelungsbetriebe, führen dazu, dass
jeder Landwirt einmal mehr überlegt, ob er angesichts
des in Deutschland bestehenden Politikrisikos weitere
Investitionen wagt. Das ist kein Plan für den Abbau der
Arbeitslosigkeit. Dies führt vielmehr zur Verlagerung
von Arbeitsplätzen ins Ausland.

Damit sind wir unmittelbar beim Thema Verbrau-
cherschutz. Es ist Ziel der Landwirtschaft und muss es
bleiben, gesundheitlich einwandfreie Produkte bei gerin-
ger Belastung der Umwelt herzustellen, und Ziel der Er-
nährungswirtschaft, sie zu hochwertigen Endprodukten
zu verarbeiten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung
stellt der heimischen Obst- und Gemüseproduktion ein
glänzendes Zeugnis aus. Für Importware gilt das nicht
im selben Umfang. Im „Focus“ der letzten Woche wurde
über unerlaubt hohe Mengen an Pflanzenschutzmitteln
bei Importware berichtet. Pflanzenschutzmittel, die bei
uns verboten sind, gelangen über den Import von Obst

a
D

r
h
S
f
a
v


k
d
n
g

b
s
t
c

d
d
d
j
A
d

i
d
i
b
t
i
f
S
r
g

a
li
p
u

K
d

v

(C (D uf den Teller der Verbraucherinnen und Verbraucher. as kann doch so nicht gewollt sein. Damit wird deutlich, dass die Politik der Bundesregie ung, der deutschen Wirtschaft in Alleingängen besonders ohe Standards aufzuerlegen, nicht automatisch zu mehr icherheit für die Verbraucherinnen und Verbraucher ührt. Im Gegenteil: Es wird ein besonders hoher Kontrollufwand notwendig, der im Übrigen, wie wir alle wissen, on den Bundesländern nicht geleistet werden kann. (Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Deshalb Ökolandbau!)


Auch der Ökolandbau – das wissen Sie selbst – ist dafür
eine Alternative; denn für ihn werden Produktionsbe-
ingungen vorgeschrieben, aber die Endprodukte werden
icht geprüft. Dies garantiert zum Beispiel das Gütesie-
el in Schleswig-Holstein – ein wundervolles Beispiel.
Über Kontrolle allein kann die Sicherheit von Le-

ensmitteln nicht gewährleistet werden; denn Kontrollen
ind immer nur punktuell. Die rot-grüne Misstrauenskul-
ur schafft nicht Sicherheit, sondern vermehrt die Unsi-
herheit.
Der Aktionismus in einigen Bereichen verschleiert,

ass es durchaus Felder gibt, bei denen Handlungsbe-
arf besteht, die ich zwar sehe, die aber nicht öffentlich
iskutiert werden. Thema Verbraucherschutz: Es gibt in
edem Jahr Todesfälle durch Salmonelleninfektionen.
uch der vermehrte Medikamenteneinsatz bei der Bo-
enhaltung von Geflügel ist ein wichtiges Thema.
Thema Ökolandbau: Im Ökolandbau werden noch

mmer historische Pflanzenschutzmittel wie Kupferhy-
roxid angewandt, die den Boden schädigen. Auch das
st keine nachhaltige Produktion. Es fehlen Fortschritte
ei der Nachhaltigkeit der Lebensmittelproduktion. Be-
riebsmitteleinsatz und Umweltbeeinträchtigung müssen
n Bezug zur Erntemenge gesetzt werden. Eine Überprü-
ung der Maßnahmen in der BSE-Bekämpfung auf ihre
innhaftigkeit ist dringend überfällig. Wir brauchen An-
eize für eine Landwirtschaft, die sich von EU-Forderun-
en unabhängig macht.
Vor diesem Hintergrund braucht die Regierung nicht

uf andere Aktionsfelder auszuweichen, die ohne wesent-
che Probleme sind. Der Wald braucht bessere Holz-
reise, aber keine Novellierung des Waldgesetzes mit dem
nvermeidlichen Mehr an bürokratischen Regelungen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505814300

Kommen Sie bitte zum Schluss, Frau Kollegin.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1505814400

Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. – Ministerin
ünast hat mit ihrer unqualifizierten Aussage vom Ende
es Waldsterbens keine Basis für Vertrauen geschaffen.
Aus meinen Ausführungen folgt: Die FDP lehnt den

orgelegten Einzelplan 10 ab.
Danke.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1505814500

Das Wort hat jetzt die Kollegin Jella Teuchner von der

SPD-Fraktion.


Jella Teuchner (SPD):
Rede ID: ID1505814600

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und

Kollegen! Wenn Sie sich den Einzelplan 10 anschauen,
dann werden Sie feststellen, dass wir bei der Verbrau-
cherpolitik – das ist keine rot-grüne Wortschöpfung,
Frau Kollegin Happach-Kasan – einen klaren Schwer-
punkt gesetzt haben. Alle Ausgaben werden auf demsel-
ben hohen Niveau fortgeschrieben. Davon ausgenom-
men ist lediglich die Biosiegelkampagne, die wie
geplant ausläuft. Angesichts der Rahmenbedingungen ist
dieses Bekenntnis zum Verbraucherschutz ein klarer Er-
folg.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

Ziel unserer Politik ist es, den Verbraucherinnen und

Verbrauchern eine eigenverantwortliche Konsument-
scheidung zu ermöglichen. In vielen Bereichen ist dies
relativ problemlos möglich. Der technologische Fort-
schritt sorgt aber genauso wie die wichtiger werdende
Eigenverantwortung in der Daseinsvorsorge für kom-
plexe Produkte, deren Qualität oft nicht wirklich einge-
schätzt werden kann. Kaum jemand versteht einen Ver-
trag über eine Lebensversicherung wirklich, obwohl das
für die meisten Menschen der wichtigste Vertragsab-
schluss überhaupt ist. Informationspflichten sind hier
eine Maßnahme, die andere ist eine unabhängige Infor-
mation. Das kostet Geld und das haben wir in diesen
Haushalt eingestellt.


(Beifall bei der SPD)

Letzte Woche veranstaltete die SPD-Bundestagsfrak-

tion einen Kongress zur Verbraucherpolitik. Im Rahmen
dieses Kongresses hat der Präsident des Ifo-Instituts,
Professor Dr. Hans-Werner Sinn, auf die Notwendigkeit
einer aktiven Verbraucherpolitik hingewiesen. Auf
zahlreichen Märkten gibt es ein Informationsungleichge-
wicht, das dazu führt, dass sich gute Qualitäten nicht auf
den Märkten durchsetzen können. Die notwendigen
Preise können derzeit nicht erzielt werden. Um gegenzu-
steuern, bedarf es – so die Aussage von Hans-Werner
Sinn – unabhängiger Informationen.

Er hat dabei explizit die Stiftung Warentest und Qua-
litätslabels genannt. Bei uns hat er damit offene Türen
eingerannt. Die Stiftung Warentest und der vzbv werden
auf dem Niveau von 2003 gefördert. Die Aufklärung der
Verbraucher wird nach dem Auslaufen der Biosiegel-
Kampagne auf dem Niveau von 2002 fortgesetzt. Das
heißt, dass wir die Finanzierung der Verbraucherarbeit
verstetigt haben. Im Gegensatz zu den Ländern, die viel-
fach die Mittel für die Verbraucherzentralen streichen,
sind wir damit ein verlässlicher Partner der Verbrauche-
rinnen und Verbraucher.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


D
s
b

n
d
P
a
b
t
B
r
m
r
z

z
d
P
b
D
z
f
w
g
f
v
n

g
m
u
d
n
w
d
w
t
B
n

T
e
u
c
s
L
d
P
r
d
l
F
m
F
v
c

(C (D as ist notwendig. Aber auch die Länder sollten dafür orgen, dass die Verbraucherzentralen funktionsfähig leiben. Die Stiftung Warentest gibt mit ihren Produkttests icht nur den Verbrauchern eine Entscheidungshilfe an ie Hand, sondern sie trägt auch dazu bei, dass sich die roduktqualität insgesamt verbessert. Auch wenn nicht lle die Zeitschrift „Test“ lesen – diese unabhängige Verraucherberatung sorgt dafür, dass sich bessere Qualitäen am Markt durchsetzen können. Wir brauchen diese eratung nicht nur bei den klassischen Produkten. Geade bei Dienstleistungen besteht Beratungsbedarf. Auch it der Beratung zur Energieeinsparung, deren Fördeung wir auf hohem Niveau unverändert fortsetzen, seten wir Impulse für moderne und nachhaltige Produkte. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Verbraucherpolitik kann damit ein Motor für die Er-
eugung qualitativ hochwertiger Produkte sein. Wenn
ie Verbraucherinnen und Verbraucher die Qualität von
rodukten nicht wirklich einschätzen können, dann
leibt der Preis als alleiniges Entscheidungskriterium.
as heißt, bessere Produkte werden sich nicht durchset-
en, weil sie mehr kosten. Erst wenn die bessere Qualität
ür die Verbraucherinnen und Verbraucher sichtbar wird,
ird sie auch zu einem Entscheidungskriterium. Die Ener-
ieverbrauchskennzeichnung bei Hausgeräten ist ein er-
olgreiches Beispiel. Daraus müssen wir lernen, eine
erständliche und auch eine vergleichbare Kennzeich-
ung herzustellen. Das ist möglich.
Hier sind vor allem die Unternehmen gefordert. Sie

eben viel Geld für die Werbung aus, die kaum Infor-
ationen über Produktqualitäten enthält. Solange wir
ns aber laut Werbung zwischen einem Auto entschei-
en müssen, das steile Berge hinauffahren kann, und ei-
em, das enge Kurven fahren kann, solange brauchen
ir diese notwendigen Informationen von anderen. Bei
en Autos übernehmen die Medien diese Information,
ie zum Beispiel die Berichterstattung über die Interna-
ionale Automobilausstellung zeigt. In vielen anderen
ereichen muss die Verbraucherpolitik diese Informatio-
en bereitstellen.
Finanzierung von Beratung und Vertretung ist nur ein

eil der Verbraucherpolitik. Eingebettet muss dies in
ine Politik sein, die die Interessen der Verbraucherinnen
nd Verbraucher ausreichend berücksichtigt. Wir brau-
hen in vielen Bereichen Transparenz. In der Landwirt-
chaft diskutieren wir ständig über Kennzeichnung und
abels, in der Gesundheitspolitik haben wir gerade mit
er Gesundheitsreform Regelungen vorliegen, die den
atienten besser über die Versorgung informieren. Da-
über hinaus brauchen wir einen rechtlichen Rahmen,
er es den Verbraucherinnen und Verbrauchern ermög-
icht, ihre Rechte durchzusetzen. Auch hier haben wir
ortschritte erzielt. Verwiesen sei auf die Schuldrechts-
odernisierung oder auf die laufende Überprüfung der
ahrgastrechte. Auch in diesem Bereich sind wir ein
erlässlicher Partner der Verbraucherinnen und Verbrau-
her.






(A) )



(B) )


Jella Teuchner

Wir haben auf unserem verbraucherpolitischen Kon-

gress von den Verbraucherverbänden viel Zuspruch für
unsere Politik bekommen. Es wurde aber vor allem eines
deutlich: Die Diskussion um die Verbraucherpolitik hat
zwar an Bedeutung gewonnen, Verbraucherinteressen
sind aber weiterhin schwer organisierbar. Auch deshalb
ist die Förderung der Vertretung der Verbraucherinnen
und Verbraucher wichtig. Wir brauchen ein starkes Ver-
braucherministerium in Verbindung mit einem schlag-
kräftigen vzbv, damit die Verbraucherinnen und Ver-
braucher eine hörbare Stimme bekommen.

Mit dem Haushalt 2004 führen wir fort, was wir in
den letzten Jahren aufgebaut haben: eine verlässliche
Finanzierung der Verbraucherpolitik auf einem hohen
Niveau. Gleichzeitig setzen wir verschiedene Initiativen
um. Der Aktionsplan der Bundesregierung oder das Stra-
tegiepapier der SPD-Bundestagsfraktion sind neue Im-
pulse innerhalb der Verbraucherpolitik.


(Ursula Heinen [CDU/CSU]: Die armen Verbraucherinnen und Verbraucher!)


Die Verbraucherpolitik hat damit an Bedeutung gewon-
nen. Dem tragen wir im Haushalt 2004, aber auch in un-
serer täglichen Politik Rechnung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505814700

Nächster Redner ist der Kollege Albert Deß, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Albert Deß (CSU):
Rede ID: ID1505814800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Debatte zum Haushalt bietet die Gelegenheit, zwei Jahre
nach der so genannten Agrarwende Bilanz


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: „Agrarende“ wäre besser!)


zu ziehen und über die Haushaltsansätze zu diskutieren.
Ilse Aigner hat die Haushaltsansätze angesprochen. Ich
möchte mich deshalb auf die Bilanz aus der agrarpoli-
tischen Entwicklung in unserem Land konzentrieren.

Laut Agrarbericht 2003, den wir vor der Sommer-
pause diskutiert haben, hatten die deutschen Landwirte
im vergangenen Wirtschaftsjahr ein Einkommensminus
von 7 Prozent. Für das heutige Wirtschaftsjahr ist ein
Einkommensrückgang von bis zu 20 Prozent angekün-
digt worden.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Unglaublich!)


Statt weitere Kürzungen, Belastungen und Einschnitte
im Agrarhaushalt anzukündigen, müsste die Bundes-
ministerin an das Rednerpult treten und einen agrarpoli-
tischen Offenbarungseid leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


D
D
1
d
m
g
e

i
n
d
m
w

B
l
K
d
t
L
h
h
m
5

v
c
u
d
g

w
D
e
G
b
E
l
M
l
d

j
K
d
D
u
e
n
g
i
A

m

(C (D ie angedachten Belastungen werden das Höfesterben in eutschland weiter beschleunigen, Frau Ministerin. 998, dem letzten Jahr unserer Regierungszeit, betrug er Strukturwandel 1,7 Prozent. Derzeit ist er fast dreial so hoch. Wenn die angekündigten Maßnahmen umesetzt werden, werden noch wesentlich höhere Werte rreicht. (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Leider wahr!)


Bei der Einkommensminderung von 20 Prozent, die
m Agrarbericht aufgeführt war, sind aber – dafür kön-
en Sie allerdings nichts, Frau Ministerin – die Folgen
er Dürre, die sich auf die deutsche Landwirtschaft, zu-
indest in den betroffenen Gebieten, massiv auswirken
ird, noch nicht berücksichtigt.
Das Verhalten der Bundesregierung – auch was die
ehandlung der Landwirte in den Dürreregionen anbe-
angt – können die Landwirte nur mit Verbitterung zur
enntnis nehmen. Ich habe der Presse entnommen, dass
er französische Landwirtschaftsminister durch die be-
roffenen Regionen gereist und sich in Gesprächen mit
andwirten und ihren Familien vor Ort ein Bild gemacht
at, nach Paris zurückgekehrt ist und dann angekündigt
at, dass die französischen Bauern in den Dürreregionen
it einem nationalen Hilfsprogramm in Höhe von
00 Millionen Euro rechnen können.
Sie, Frau Ministerin, sollten einmal angeben, wie

iele Dürreregionen Sie schon besucht haben. Sie besu-
hen lieber Bioeisveranstaltungen mit Informationen
nd Spaß, wie es in der Einladung geheißen hat. Aber
en Bauern in Deutschland ist längst der Spaß vergan-
en, wenn sie den Namen Künast hören.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Auch den Verbrauchern wird der Spaß noch vergehen,
enn ein immer größerer Teil der Agrarproduktion von
eutschland ins Ausland verlagert wird. Dafür gibt es
in konkretes Beispiel. An der bayerisch-tschechischen
renze ist auf tschechischer Seite eine große Hühnerfa-
rik gebaut worden. Dort werden über 63 Millionen
ier produziert. Diese 63 Millionen Eier werden vor al-
em auf dem bayerischen und dem übrigen deutschen
arkt landen und werden unsere Hühnerhalter – vor al-

em unsere bäuerlichen Hühnerhalter – in große Be-
rängnis bringen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, es wäre

etzt notwendig, dass die Ministerin, statt dass sie über
limawandel schwadroniert, Programme auflegt, so
ass auch in Deutschland den Bauern in den betroffenen
ürreregionen geholfen werden kann. Ich finde, dass es
nverantwortlich ist, in dieser schwierigen Zeit den Bau-
rn in Deutschland weitere 400 Millionen Euro wegzu-
ehmen. Frau Ministerin, was Sie hier tun, sind Tritte
egen jemanden, der bereits am Boden liegt. Das finde
ch nicht in Ordnung, gerade was die Kürzungen im
grarsozialbereich anbelangt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ilse Aigner hat die Zahlen schon angesprochen; ich
öchte sie wiederholen. 218 Millionen Euro Kürzun-






(A) )



(B) )


Albert Deß

gen in der landwirtschaftlichen Krankenkasse bedeuten
massive Beitragssteigerungen. Die Landwirtschaft
– deshalb ärgert mich das so – zahlt laut Rheinisch-
Westfälischem Wirtschaftsinstitut netto bereits über eine
halbe Milliarde Euro Ökosteuer, damit im übrigen So-
zialbereich das Geld vorhanden ist. Der Landwirtschaft
wird hier Geld weggenommen, ohne dass in den Agrar-
sozialbereich etwas zurückfließt. Hier wird jetzt zusätz-
lich Geld weggenommen.

Der Kollege Rudi Kraus sitzt hier. Er war Staatssekre-
tär bei Norbert Blüm und wir haben damals die Agrar-
sozialreform beschlossen. Diese Agrarsozialreform
1995 ist mit der damaligen Opposition, der SPD, abge-
stimmt worden. Der Kollege Ottmar Schreiner war in al-
len Verhandlungen dabei. Die SPD hat damals im Bun-
destag und im Bundesrat zugestimmt. Kaum war die
SPD, war Rot-Grün in der Regierungsverantwortung,
sind massive Kürzungen beim Altersgeld vorgenommen
worden, was zum 1. Januar 1999 zu Beitragssteigerun-
gen von bis zu 110 Prozent geführt hat. Jetzt werden die
Kürzungen im Agrarsozialbereich in der Krankenkasse
vorgenommen. Nehmen Sie diese Kürzungsvorschläge
zurück! Ich stelle hier schon ernsthaft die Frage an Rot-
Grün, ob Sie Ihr soziales Gewissen an der Garderobe des
Deutschen Bundestages abgegeben haben. Diese Kür-
zungen können den Bauern nicht zugemutet werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich weiß, dass sich auch viele Kolleginnen und Kollegen
in der SPD über das, was hier vorgeschlagen wird, är-
gern. Wir werden dies so nicht hinnehmen.

Wir haben jetzt wochenlang die Debatte mitverfolgt,
dass im übrigen Krankenkassenbereich der Beitragssatz
von etwas über 14 auf 12,5 Prozent abgesenkt werden
soll. In der Landwirtschaft würde diese Kürzung dazu
führen, dass der Beitrag von 14 auf 20 Prozent des Ein-
kommens ansteigen würde. So kann man mit der Land-
wirtschaft nicht umgehen! Wir werden dies entspre-
chend anprangern und werden auch versuchen, dort, wo
uns Einflussmöglichkeiten gegeben sind, diese unsoziale
Kürzung zu verhindern.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505814900

Herr Kollege, ganz offenkundig sind Sie mit einer

Zwischenfrage einverstanden! – Bitte schön.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch wenn es schon spät ist, muss ich noch eine
Frage stellen. Herr Deß, heute Morgen haben die Kolle-
gen aus Ihrer Fraktion der Koalition vorgeworfen, der
Haushalt sei nicht ausreichend konsolidiert und da
müsste es noch viel mehr Anstrengungen geben.


(Zuruf von der CDU/CSU: Mehr Wachstum!)

Ich höre jetzt von Ihnen den Vergleich mit den Franzo-
sen, die 500 Millionen Euro für den Dürreausgleich be-

r
s


w
s
l
m
m

d
e

D
d
b
J
s
m
r
h
B
d
u
s
z

a
e
g
r
d
w

o
v

w
n

(C (D eitstellen. Ich höre Ihre Ausführungen zur Krankenvericherung. (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Frage, keinen Beitrag!)


Ja, natürlich, ich musste aber sagen, was ich fragen
ill. – Insofern möchte ich Sie fragen, wie Sie die Kon-
olidierungsforderungen Ihrer haushaltspolitischen Kol-
egen mit Ihren ständigen eigenen Forderungen nach im-
er mehr Geld, in diesem Fall für den Agrarbereich,
iteinander vereinbaren wollen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Das bleibt ein bayerisches Wunder!)



Albert Deß (CSU):
Rede ID: ID1505815000

Frau Kollegin, wenn die ganzen Ökospielereien aus

em Haushalt herausgenommen werden, kommt schon
ine ganz beträchtliche Summe zusammen.


(Beifall bei den Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der SPD)


as, was von Frau Künast im Haushalt eingeplant ist,
ient auch nicht den Ökobauern. Im Gegenteil, die Öko-
auern sind heute schlechter gestellt, als dies vor zwei
ahren der Fall war. Dieses Geld ist auch in den Sand ge-
etzt; denn wir können aus der Presse überall entneh-
en, dass der Absatz von Ökoprodukten europaweit
ückläufig ist. Die größte schwedisch-dänische Molkerei
at beispielsweise erst vor kurzem alle Verträge mit den
iobauern in Schweden und Dänemark gekündigt, weil
er Absatz nicht mehr gegeben war. Ich finde es deshalb
nverantwortlich, dass bei uns so viel Geld herausge-
chmissen wird, ohne dass es den Ökobauern wirklich
ugute kommt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sollten sich den Haushalt angucken!)


Frau Kollegin Eichstädt-Bohlig, es ist mit Sicherheit
uch möglich, darüber nachzudenken, ob es tatsächlich
ine Gleichbehandlung von ähnlichen Sozialsystemen
ibt. Deshalb müsste ich an Sie eigentlich die Frage zu-
ückstellen: Ist im Haushalt eine Kürzung der Mittel für
ie Knappschaft in gleicher Größenordnung eingeplant,
ie es bei der Landwirtschaft der Fall ist?


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505815100

Herr Kollege, glücklicherweise sieht die Geschäfts-

rdnung Rückfragen des Redners an das Plenum nicht
or.


(Heiterkeit)

Dafür eröffnet sich aber nun die Möglichkeit, eine
eitere Zusatzfrage – diesmal aus den Reihen der eige-
en Fraktion – zu beantworten.


Albert Deß (CSU):
Rede ID: ID1505815200

Bitte, Herr Kollege Straubinger.






(A) )



(B) )



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1505815300

Herr Kollege Deß, sind auch Sie der Meinung, dass

alle Programme für Aufklärung und Ökolandwirtschaft,
die im Einzelplan 10 aufgeführt sind, nur Subventions-
programme für Werbeagenturen darstellen?


Albert Deß (CSU):
Rede ID: ID1505815400

Ich kann Ihre Frage in aller Kürze mit Ja beantworten,

lieber Kollege Max Straubinger. Der Bundesrechnungs-
hof sollte einmal genau prüfen, wohin die für diese Pro-
gramme eingestellten Gelder fließen. Er hat ja Frau
Künast bereits wegen ihrer Personalpolitik kritisiert.
Vielleicht wird er auch hier Kritik an der Bundesministe-
rin üben.

Angesichts meiner kurzen Redezeit möchte ich noch
auf einen anderen Punkt hinweisen, nämlich auf das
Agrardieselgesetz. Frau Kollegin, ich bin damit einver-
standen, dass die deutschen Landwirte einen bestimmten
Steuersatz beim Agrardiesel zahlen müssen. Er ist übri-
gens der höchste in ganz Europa. Ich verlange zwar
nicht, ihn zu senken. Aber ich fordere Frau Künast auf,
sich dafür einzusetzen, dass Agrardiesel europaweit
gleich besteuert wird. Damit könnten wir leben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich habe noch nie gehört, dass Frau Künast hier beson-
dere Aktivitäten in Brüssel entwickelt hat. Tatsache ist,
dass die deutschen Bauern beim Agrardiesel 135 Prozent
mehr zahlen als ihre französischen Kollegen. Das ist
knallharte Wettbewerbsverzerrung. Damit kann die deut-
sche Landwirtschaft nicht leben.

Des Weiteren schlage ich vor, dass die Bundesregie-
rung Verordnungen und Gesetze zurücknimmt, die sie
im nationalen Alleingang erlassen hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Den deutschen Bauern werden doch nur Knüppel zwi-
schen die Beine geschmissen. Ich kann kurz einige auf-
zählen: Die Bundesregierung sollte sofort das nationale
Modulationsgesetz von Januar dieses Jahres zurückneh-
men; denn der bürokratische Aufwand, den dieses Ge-
setz verursacht, kostet mehr Geld, als aufgrund dieses
Gesetzes verteilt wird. Die Bundesregierung sollte
außerdem die Legehennenhaltungsverordnung zu-
rücknehmen.


(Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Bayern hat doch zugestimmt!)


Hier werden Tierschutz und Verbraucherschutz nur vor-
gegaukelt. Es gibt in Berlin ein Gauklerfest, auf dem
kann die Ministerin auftreten. Sie sitzt hier doch am fal-
schen Platz.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Jetzt besteht die große Gefahr, dass die Schweinever-

haltungsverordnung

(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



t
w
S
li
s
n
d

m
w
v
v
tu

s
w
W
d
te

v
B
f
F
f
W

h
d
K

n

N

K
w

L
m
s

(C (D Entschuldigung, ich meine natürlich die Schweinehalungsverordnung – wieder nicht eins zu eins umgesetzt ird. Sie brauchen gar nicht zu lachen, nur weil ich chweineverhaltungsverordnung gesagt habe. Schließch hat die grüne Ministerin in Nordrhein-Westfalen chon vorgeschrieben, wie viele Minuten man täglich eiem Schwein widmen muss, damit man merkt, wie sich ie Schweine im Stall verhalten. (Jella Teuchner[SPD]: Vielleicht sollten Sie sich auch einmal streicheln lassen!)


Weiteren Belastungen der deutschen Landwirtschaft
uss Einhalt geboten werden. Durch das UVP-Gesetz
ird beispielsweise das Errichten von Stahlbauten un-
erhältnismäßig erschwert. Die geplante Baurechtsno-
ellierung wird in Zukunft Investitionen in der Tierhal-
ng verhindern.
Die Rücknahme all dieser Maßnahmen, die den deut-

chen Bauern massive Nachteile bringen – das dürfen
ir nicht zulassen –, würde überhaupt kein Geld kosten.
enn Knüppelwerfen eine olympische Disziplin wäre,
ann wären Sie, Frau Ministerin, Goldmedaillenanwär-
rin. Das sage ich Ihnen in aller Deutlichkeit.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)

Wir leiden unter einer dilettantischen und ideologisch

erbrämten Agrarpolitik. Der größte Wunsch unserer
auern ist, dass die rot-grüne agrarpolitische Geister-
ahrt schnellstens gestoppt wird. Rot-Grün, insbesondere
rau Künast und der Kanzler, sorgen sonst bis 2006 da-
ür, dass die deutschen Bauern mit Karacho gegen die
and gefahren werden.
Frau Ministerin, irgendwo müssen Sie besondere Fä-

igkeiten haben: Es ist schon ein besonderes Kunststück,
ass man bei dieser Trockenheit den agrarpolitischen
arren so in den Dreck fährt, wie Sie das fertig bringen.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jella Teuchner [SPD]: War das Ihre Oktoberfestrede? – Ute Kumpf [SPD]: Das war beinahe Nockherberg!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505815500

Ich erteile dem Kollegen Friedrich Ostendorff, Bünd-

is 90/Die Grünen, das Wort.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Nach so viel Schimpfe von der Opposition
ollen wir zur Sachlichkeit zurückkehren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


In den nächsten Wochen wird an vielen Orten im
and das Erntedankfest gefeiert. Eine gute Ernte kann
an – das weiß jeder von uns – nicht fordern; man kann
ie aber auch nicht garantieren oder genehmigen. Natur,






(A) )



(B) )


Friedrich Ostendorff

Dürre und Flut sind etwas, womit Bäuerinnen und Bau-
ern schon immer gelebt haben. Das gehört zu unserem
Beruf, auch wenn es in diese Zeit, in der wir an Sicher-
heit gewöhnt sind, nicht so recht passen will.

Ich glaube, es ist gut und richtig, dass die Gesellschaft
den Landwirten, die durch die Dürre in ihrer Existenz
gefährdet sind, Hilfe gewährt. Dementsprechend handelt
unsere Ministerin und das findet unsere volle Unterstüt-
zung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn diese Woche in Cancún bei der WTO über den
Abbau der weltweiten Handelshemmnisse verhandelt
wird, dann werden es insbesondere die Agrarsubventio-
nen sein, die wiederum im Zentrum der Kritik stehen.
Dieser Kritik haben wir uns zu stellen. Wenn wir für un-
sere Landwirtschaft weiterhin etwas tun wollen, dann
müssen wir es schon so einrichten, dass es auch vor der
WTO Bestand hat. Auch deshalb ist das Ergebnis, das
Ministerin Künast im Juni in Luxemburg erzielt hat
– nämlich die Hilfen produktionsunabhängig und mög-
lichst als Flächenprämien zu gewähren –, so wichtig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn wir denjenigen aus der Opposition, die diese Re-
form verhindern wollten, gefolgt wären, hätten wir am
Ende jeden Handlungsspielraum verloren.

Warum steht denn die Landwirtschaft – sie wird in ei-
nem Atemzug mit der Steinkohle genannt, die quasi das
Synonym für negative Subventionierung ist –


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Und mit der Windkraft!)


immer wieder so heftig in der Kritik, wenn es um Sub-
ventionen geht? Die Agrarlobby und die Agrarpolitik
haben in den vergangenen Jahrzehnten ein System ge-
schaffen, das für niemanden mehr zu durchschauen ist.
Sie haben sich nicht die geringste Mühe gemacht, das
System der Öffentlichkeit plausibel zu erklären. Der
Grund dafür, dass denjenigen immer wieder zugestimmt
wird, die den Agrarhaushalt als Steinbruch nutzen wol-
len, ist, dass man es nicht besser weiß.

Die Zeiten haben sich aber geändert. Bloßes Beharren
auf alten Besitzständen reicht nicht mehr aus. Ange-
sichts der Haushaltslage muss den Mitbürgern jede Hilfe
neu erklärt und gerechtfertigt werden. Das ist gut so;
denn in Wahrheit brauchen wir Landwirte uns nicht zu
verstecken:

Zum einen sind die Subventionen für die Landwirt-
schaft bereits in den vergangenen Jahren überproportio-
nal gesunken. Die neuesten Zahlen des Subventions-
berichts belegen: Die Subventionen in Deutschland sind
von 2000 bis 2002 in einem Umfang von
800 Millionen Euro abgebaut worden. Die Landwirt-
schaft hat die Hälfte davon getragen.

Zum anderen gibt es sehr gute Gründe dafür, dass
Landwirte einen Teil ihres Einkommens direkt von der
Gesellschaft erhalten; denn die Landwirtschaft, zumin-

d
L
w
l
d
P
w
u
i
s

m
r
d

u

u
G
E
t
e
t
D

V
d
w
s
U
w
M
S
d
L
p
u
B
u
a
H
c
e
v
A

v
r
r
m
P
f
K
l

A
s

(C (D est eine bestimmte Art von Landwirtschaft, erbringt eistungen für die Gesellschaft, die sonst nicht entgolten ürden. Ich spreche von der Pflege unserer Kulturandschaft, von Beiträgen zum Umweltschutz und von er Schaffung von Erholungsraum. Auch deshalb ist der aradigmenwechsel, der in Luxemburg eingeleitet urde, so wichtig. Es ist der Weg zu mehr Transparenz nd zum Abbau von Benachteiligungen – zum Beispiel n Bezug auf Grünland – in der gemeinsamen europäichen Agrarpolitik. Die Opposition erklärt an dieser Stelle, was sie immer eint erklären zu müssen, dass nämlich die Bundesegierung Unsummen für den ökologischen Landbau aus em Fenster herauswerfe (Max Straubinger [CDU/CSU]: Für die Werbung!)


nd den anderen Bauern das Geld wegnehme.
Was wir von Rot-Grün tun, ist eine Förderung der

mweltfreundlichen Landwirtschaft – sie ist von der
esellschaft gewollt – durch Beratung, Forschung und
ntwicklung. Meine Damen und Herren von der Opposi-
ion, das ist die Zukunft für unsere Bäuerinnen und Bau-
rn. Sie von der CDU/CSU glauben immer noch. Sie tä-
en der Landwirtschaft etwas Gutes, wenn Sie blind dem
eutschen Bauernverband das Wort reden.
Auf der anderen Seite müssen sich natürlich auch die

erbraucherinnen und Verbraucher sowie insbesondere
er Handel fragen lassen, welche Landwirtschaft sie
ollen. Zu Dauertiefstpreisen kann kein Betrieb die ge-
ellschaftlichen Leistungen erbringen, die uns laut der
mfragen so viel wert sind. Rund 40 Prozent der land-
irtschaftlichen Wertschöpfung sind im Bereich der
ilcherzeugung angesiedelt. Milch ist das wesentliche
tandbein der bäuerlichen Landwirtschaft; doch gerade
ie Milchbetriebe trifft es derzeit besonders hart: Aldi,
idl und Co. lassen sich von ihrem unerbittlichen Milch-
reiskampf nicht abbringen. Im Gegenteil: Sie zwingen
ns Bauern immer mehr in die Knie. Dass selbst wir
iomilchbauern am letzten Wochenende gestreikt haben
nd unsere Milch für zwei Tage nicht an die Molkerei
bgegeben haben, ist ein deutliches Warnsignal an den
andel, aber auch an Verbraucherinnen und Verbrau-
her. Für 31 Cent pro Liter können wir keine Biomilch
rzeugen. Ebenso wenig deckt ein Milcherzeugerpreis
on 25 Cent pro Kilogramm Milch die Kosten und den
rbeitslohn auf konventionellen Betrieben.
Wir haben in Deutschland und in der EU allerdings

or Jahrzehnten den Fehler gemacht, dass wir als Vo-
aussetzung für maßvolle Lohnabschlüsse die Nah-
ungsmittelpreise niedrig gehalten haben. In der Folge
ussten die sinkenden und nicht kostendeckenden
reise, die die Bauern erhielten, durch staatliche Beihil-
en aufgestockt werden. Aus heutiger Sicht war dies ein
ardinalfehler. Als Bauer sage ich: Ich würde lieber al-
eine vom Preis für meine Produkte am Markt leben.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist richtig!)

ber das war eine Entscheidung auf politischer Ebene und
chmerzte auch so lange nicht, wie der Staatshaushalt






(A) )



(B) )


Friedrich Ostendorff

genügend abwarf. Das ist heute anders. Aus dieser Situa-
tion wieder herauszukommen tut weh.

Verschärft wird die Herausforderung noch dadurch,
dass die Landwirtschaft seit Jahrzehnten einen rasanten
Strukturwandel durchlebt. Das merken wir besonders
bei den Sozialversicherungen, wo auf einen aktiven
Landwirt mittlerweile ein Altenteiler, sprich: landwirt-
schaftlicher Rentner, kommt. Zusammen mit den mitver-
sicherten Familienangehörigen sind das drei Leistungs-
empfänger pro aktivem Landwirt. Demgegenüber sind
die Zahlen der allgemeinen Renten- und Krankenversi-
cherung noch glänzend. Dies macht die besondere Pro-
blemlage der Landwirtschaft und die enorme Herausfor-
derung, vor der wir stehen, deutlich.

Aber anstatt sich dieser Aufgabe zu stellen und kon-
struktiv mitzuarbeiten, wollen Sie von der CDU/CSU
einfach jede Reform verhindern und fordern stattdessen
in alter Manier vollmundig mehr Geld für die Landwirt-
schaft. Wo leben Sie denn eigentlich?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Bundesregie-
rung hat mit ihrem Haushaltsentwurf 2004 und dem Ent-
wurf des Haushaltsbegleitgesetzes einen Vorschlag ge-
macht, wie der Sparzwang umgesetzt werden kann. Ich
kann Ihnen versichern, dass das Verbraucherschutzminis-
terium und die Fraktionen der Regierungskoalition inten-
siv alle Möglichkeiten diskutieren und alles daransetzen
werden, um den Beitrag, den auch die Landwirtschaft zur
Konsolidierung des Bundeshaushalts leisten muss, für
die Gesamtheit der bäuerlichen Betriebe so sozial ausge-
wogen wie möglich zu gestalten. Dies wird nicht leicht,
aber wir werden es schaffen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505815600

Das Wort hat nun der Kollege Dr. Peter Jahr, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Peter Jahr (CDU):
Rede ID: ID1505815700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Erste Vorbemerkung. Der Haushalt ist die in
Zahlen gegossene Politik einer Regierung. Das trifft
selbstverständlich auch auf den Haushaltsentwurf des
Bundes 2004 zu. Dieser Entwurf – das sei hier nur am
Rande bemerkt – würde sich vorzüglich als Anlage zur
Begründung eines Insolvenzantrags eignen. Der Bundes-
haushalt dokumentiert keinen Willen zu einer aktiven
Politik. Deutschland ist nahezu insolvent. Der Verfasser
hat es leider noch nicht gemerkt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Zweite Vorbemerkung. Agrarpolitik und Politik für
den ländlichen Raum gehören nicht zum Schwerpunkt
dieser Bundesregierung. Während sich das Volumen des

G
h
D
m
w
k
2
s
1
f
d
L

d
r
s
7
E
d
2
r
D
r
r
ß

s
s
s
h
s
S
l
2

M
m
m
e
ü
F
n
n


w

D
d
z
n
z
F
s

f

(C (D esamthaushalts um 1,5 Prozent erhöht, soll der Agraraushalt laut Entwurf um 7,5 Prozent reduziert werden. ies hält die Bundesregierung für angemessen und zuutbar. Im Haushalt sollen 418 Millionen Euro gespart erden, davon allein bei der landwirtschaftlichen Kranenkasse – das ist schon mehrfach erwähnt worden – 43 Millionen Euro. Im Rahmen des Haushaltbegleitgeetzes soll die Steuerrückerstattung bei Agrardiesel um 57 Millionen Euro gesenkt werden. Durch die Deacto-Abschaffung der Umsatzsteuerpauschalierung will er Finanzminister noch weitere 320 Millionen aus der andwirtschaft abziehen. Ich erwähne diese drei Zahlen nur deshalb, weil diese rei Komponenten – Krankenkasse, Mineralölsteuerückerstattung bei Agrardiesel, Abschaffung der Umsatzteuerpauschalierung – im Gesamtumfang von 20 Millionen Euro direkt einkommenswirksam werden. inkommenseinbußen von 720 Millionen Euro mutet ie Bundesregierung einem Berufsstand zu, der mit 0 000 Euro Jahreseinkommen de facto bereits im Niediglohnsektor angekommen ist. Das muten Sie, meine amen und Herren von der Bundesregierung, einem Beufsstand zu, der in diesem Jahr aufgrund von Witteungsunbilden mehr als 15 Prozent Einkommenseinbuen zu beklagen hat. Die Einkommenssituation der deutschen Landwirt chaft ist miserabel. Was tut die Bundesregierung? Antatt Wettbewerbsnachteile der deutschen Landwirtchaft abzubauen, wird wieder einmal der Agrardiesel öher besteuert. Zum Vergleich – auch das ist schon geagt worden –: Der dänische Landwirt zahlt 3,24 Cent teuern pro Liter, der französische 5,5 Cent und der holändische 6,0 Cent; der deutsche Landwirt dagegen muss 6,56 Cent pro Liter Diesel berappen. Im Übrigen war mir bisher nicht klar, wie Sie, Frau inisterin, zu einer Obergrenze von 10 000 Litern komen. Sie haben das heute erklärt, indem Sie sagten, man üsse den Großen etwas wegnehmen, um den Kleinen twas zu geben. Wenn man Ihre Logik auf die Luftfahrt bertragen würde, bedeutete das, dass man die großen lugzeuge vom Himmel holen müsste und nur die kleien weiterfliegen dürften. Irgendwie ist das alles nicht achzuvollziehen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Bei Ihnen auch nicht alles! – Weiterer Zuruf von der SPD: Vielleicht ist das in Sachsen anders!)


Ja, bei uns in Sachsen dürfen die großen Flugzeuge
eiterfliegen. Da können Sie ganz beruhigt sein.
Anstatt endlich eine Mehrgefahrenversicherung in
eutschland zu etablieren und diese, wie in fast allen an-
eren europäischen Ländern, auch staatlich zu unterstüt-
en, nehmen Sie, Frau Künast, unseren Landwirten im
ationalen Alleingang noch einmal 2 Prozent der Direkt-
ahlungen weg. Schon aus diesen Gründen wird meine
raktion den vorliegenden Entwurf ablehnen. Außerdem
ehen wir erheblichen Nachbesserungsbedarf.
Unser Standpunkt und unsere Forderungen sind ein-

ach nachvollziehbar: Uns geht es schlicht und ergrei-






(A) )



(B) )


Dr. Peter Jahr

fend darum, Wettbewerbsnachteile für die deutsche
Landwirtschaft innerhalb der Europäischen Union abzu-
bauen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das heißt im konkreten Fall: keine Kürzung beim
Agrardiesel, keine Kürzung der Zuschüsse zur landwirt-
schaftlichen Krankenkasse, keine Abschaffung der Um-
satzsteuerpauschale und Einführung einer Mehrgefah-
renversicherung.


(Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Sehr originell, Ihre Vorschläge! – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Und was sollen wir Ihrer Meinung nach machen?)


Die entsprechenden Änderungsanträge wird meine Frak-
tion vorlegen. Wir gehen dabei von Folgendem aus:
Wenn es um die Konsolidierung des Haushaltes durch
Kürzungen geht, dann sollten diese Kürzungen auch ge-
recht und nachvollziehbar sein. Ich kann ganz einfach
nicht verstehen, dass die Landwirte überproportional zur
Konsolidierung beitragen sollen. Das ist ungerecht und
unserem Berufsstand nicht zu vermitteln.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Wir sind keine Gelddruckmaschine!)


Ich möchte Sie, meine Damen und Herren von der SPD
und von den Grünen, bitten, diesen Anträgen unserer
Fraktion, die gut für die deutsche Landwirtschaft sind,
zuzustimmen. Dazu haben Sie im Ausschuss die Chance.

Zum Schluss noch ein Wort an die Bundeslandwirt-
schaftsministerin. Zu meiner Studienzeit in Leipzig gab
es einen Professor Else, der gelegentlich zu uns Studen-
ten, wenn er mit unserer Leistung unzufrieden war, ge-
sagt hat: „Auch Sie, meine Damen und Herren, werden
die deutsche Landwirtschaft nicht kaputtkriegen. Das
haben vor Ihnen schon ganz andere versucht.“


(Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Die CDU hat ja lange regiert!)


Wenn ich an Sie denke, liebe Frau Künast, muss ich Ih-
nen gestehen, dass ein Großteil meiner politischen Moti-
vation diesem Zitat entspringt, weil es haargenau auf die
derzeit von Ihnen betriebene Agrarpolitik zutrifft.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505815800

Nächste Rednerin in der Debatte ist die Kollegin

Waltraud Wolff, SPD-Fraktion.

Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1505815900

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

ren! Gemäß der alten Weisheit: „Wer schnell hilft, hilft
doppelt“ würde ich gerne auf einige Punkte aus der Rede
von Deß eingehen. Wenn Sie zuhören, Herr Deß, erhal-
ten Sie vielleicht eine Antwort auf Ihre Frage nach Kom-
pensationsleistungen für Dürreschäden. Ich kann sie Ih-
nen beantworten: Die Mittel, die von Länderseite

a
v
K
W
f
D


B

w
r
n
D
p
g
V
f
z
u
r

A
d
p
r
d
o
z
u
A
R
w
u
v

w
D
S
d
s
w

S
g
L
d
ti
B
o
b
w

A
s
w

(C (D ngefordert worden sind, werden auch in diesem Jahr om Bund gegenfinanziert. An dieser Stelle hat Frau ünast also schnell alles Nowendige in Gang gesetzt. enn die Bauern diese Mittel noch in diesem Jahr abru en wollen, haben sie alle Hände voll zu tun. – Schönen ank, Frau Künast! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich hätte jetzt auch von Ihnen, Herr Deß, ein wenig
eifall erwartet.
Dass dieses Jahr nicht einfach zu bewältigen sein
ird, habe ich schon im Frühjahr in meiner Haushalts-
ede gesagt. Die Gründe dafür sind ganz schnell ge-
annt: Das liegt zum einen an der wirtschaftlichen Lage
eutschlands, an der Reform der gemeinsamen Agrar-
olitik in Europa und an den WTO-Verhandlungen. Die
emeinsame Agrarpolitik Europas und die jetzige WTO-
erhandlungsrunde sind für die hiesigen Bauern sowie
ür die europäische und die weltweite Agrarwirtschaft
ukunftsweisend. Man kann sagen: Dieses Jahr stand
nd steht voll im Zeichen der internationalen Verände-
ungen.
Meine Damen und Herren, was die europäische
grarpolitik angeht, so hat die Gemeinschaft Ende Juni
ieses Jahres den Rahmen bis 2013 gesteckt. Schwer-
unkte sind die weitgehende Entkoppelung von den Di-
ektzahlungen – das wissen wir –, die Stärkung der För-
erung der ländlichen Räume, die Einführung der
bligatorischen Modulation und die Bindung der Direkt-
ahlungen an die Einhaltung von Umwelt-, Tierschutz-
nd Lebensmittelstandards. Damit wird die künftige
grarpolitik immer mehr gesellschaftspolitischen Zielen
echnung tragen. Außerdem ist sie ein weiterer und sehr
ichtiger Schritt, um die Landwirtschaft zu unterstützen
nd auch ihr Bild in der Gesellschaft weiter positiv zu
erändern.
Meine Damen und Herren von der CDU/CSU, ich
eiß, dass sich viele von Ihnen gerne als Sprachrohr des
eutschen Bauernverbandes benutzen lassen und dass
ie ihm gern dienen. Der Bauernverband bemängelt,
ass die vorgesehenen GAP-Regelungen unzureichend
eien und dass es zu Einkommensverlusten kommen
erde.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das stimmt auch!)

ie benutzen auch die kommenden WTO-Verhandlun-
en schon jetzt dazu, den Untergang der europäischen
andwirtschaft zu beschreien. Solche Bilder werden lei-
er immer und immer wieder gern von CDU/CSU-Poli-
kern und Funktionären benutzt, die entweder keinen
lick für gesellschaftspolitische Veränderungen haben
der ihre vermeintliche Klientel mit schäbigen Parolen
edienen wollen, ganz nach dem Motto: Landwirtschaft
ie vor 50 Jahren, das ist das, was wir wollen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Was Sie erzählen, ist doch lächerlich!)


ber das ist anmaßend und erfolgt wider besseres Wis-
en. Seien Sie doch ehrlich und sagen Sie den Bauern,
as Sie wissen, nämlich dass für die grüne Branche






(A) )



(B) )


Waltraud Wolff (Wolmirstedt)


genauso wie für alle anderen Wirtschaftsbereiche gilt:
Wer nicht innovativ ist und hohe Standards einhält, der
wird sich auf dem Markt nicht behaupten können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich bin der festen Überzeugung, dass wir mit der Re-
form der gemeinsamen Agrarpolitik den Standard fest-
gesetzt haben, den wir brauchen, um international beste-
hen zu können. Wir wissen, dass die WTO gerade im
Bereich der Amber- und der Blue-Box Subventionsab-
bau verlangt. Das heißt, die beschlossenen Subven-
tionsumschichtungen sind wichtig. Wir müssen weg
von Marktstützungen und wir müssen Prämienzahlungen
verringern. Wir müssen Einkommenszahlungen entkop-
peln und weiter Umweltprogramme unterstützen. Das ist
notwendig, um die Landwirtschaft zu erhalten.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Was in Bayern bereits der Fall ist!)


Positiver Nebeneffekt ist, dass die Landwirtschaft auch
noch umweltgerechter wird.


(Albert Deß [CDU/CSU]: In Bayern gibt es diese Programme längst!)


Meine Damen und Herren, die EU-Agrarreform kam
genau zum richtigen Zeitpunkt, um jetzt optimal vorbe-
reitet in die WTO-Verhandlungen gehen zu können.
Auch der Opposition dürfte bekannt sein, dass ein inter-
nationales Ziel der vierten Welthandelsrunde ist, den
Handel weiter zu liberalisieren. Ich bin mir sicher, dass
kein Politiker einer Oppositionspartei die WTO-Ver-
handlungen tatsächlich wegen der Landwirtschaft schei-
tern lassen will. Aus diesem Grund finde ich es ganz per-
sönlich umso trauriger, dass gerade Ihre Fraktion in der
letzten Zeit nicht ein einziges Mal zu konstruktiver Zu-
sammenarbeit in der Lage war.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, für die Gegenfinanzierung
der EU-Programme steht auch in Zukunft die Gemein-
schaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des
Küstenschutzes“ mit 770 Millionen Euro zur Verfügung.
Auch im Einzelplan 10 werden wir Kürzungen vorneh-
men müssen. Ich weiß, liebe Kolleginnen und Kollegen
von der Opposition, dass Sie von der schwierigen Welt-
wirtschaftslage nichts wissen wollen. Sie gehen auch
nicht mit einem einzigen Wort auf die besonders schwie-
rige Lage Deutschlands ein. Kein anderes europäisches
Land musste wie wir zur Überwindung der deutsch-deut-
schen Teilung billionenschwere Kosten schultern. Dass
Sie den Schuldenberg ausblenden, den Sie uns aus Ihrer
Regierungszeit hinterlassen haben,


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Den die SED hinterlassen hat!)


ändert nichts, aber auch überhaupt nichts an der Tatsa-
che, dass er unserer Volkswirtschaft enorm geschadet hat
und noch immer schadet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Albert Deß [CDU/CSU]: – w k k w a c d d l g w l h o g l u P t r K n w B m c 5 I g a s d w z v E g v g b d (C (D Wenn die DDR so erfolgreich gewesen wäre wie der Westen, hätten wir keine Wiedervereinigungskosten!)


Herr Deß, Sie könnten jetzt ruhig einmal zuhören.
Sie greifen den Bundesfinanzminister zum einen an,
eil er Ihrer Ansicht nach zu wenig spart. Andererseits
ritisieren Sie, wenn er spart, dass er spart. Ich finde das
urios. Das ist ganz nach der Manier: Wir wissen nicht,
as wir wollen, aber das mit ganzer Kraft.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Einsparsumme, die wir in unserem Haushaltsplan
ufbringen müssen, beläuft sich im nächsten Jahr auf
irca 418 Millionen Euro. Ich bin der Auffassung, dass
iese Einsparungen möglichst sozial gerecht verteilt wer-
en sollten. Der Kabinettsentwurf sieht im Bereich der
andwirtschaftlichen Krankenversicherung Kürzun-
en von circa 218 Millionen Euro vor. Seit Jahren reden
ir über den Erhalt eines eigenständigen landwirtschaft-
ichen Sozialversicherungssystems. Aus Einspargründen
aben wir schon in der letzten Legislaturperiode die Neu-
rganisation der Träger vorgenommen. Ich sage hier aber
anz deutlich, dass Einsparungen in Höhe von 218 Mil-
ionen Euro bei der Krankenversicherung schlichtweg
nmöglich sind. Da stimme ich der Opposition zu. Aus
arlamentariersicht muss ich das ganz kritisch betrach-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich will Ihnen sagen, warum. Durch die Gesundheits-

eform entlasten wir die Beitragszahler der gesetzlichen
rankenkassen. Deshalb ist es natürlich im Gegenzug
icht zu vermitteln, wenn die Versicherten in der land-
irtschaftlichen Krankenversicherung durchschnittliche
eitragssteigerungen von circa 30 Prozent hinnehmen
üssen. Durch die Besonderheiten im landwirtschaftli-
hen Bereich würde es sogar zu Steigerungen von bis zu
0 Prozent kommen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Mehr!)

ch meine, dieser Einsparvorschlag des Kabinetts muss
eändert werden. Dazu haben wir das Parlament.
Frau Ministerin, ich habe Ihren Ausführungen sehr

ufmerksam zugehört. Ich bin sehr froh, dass Sie sich
chon mit den Trägern ins Benehmen gesetzt haben. Ich
enke, wenn wir die Träger ins Boot holen, dann werden
ir es gemeinsam schaffen, hier zu einer guten Lösung
u kommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich bitte Sie von der Opposition, mich nicht falsch zu
erstehen: Ich will nicht an der Einsparsumme rütteln.
s geht mir einzig und allein darum, wo wir sparen. Da
ibt es vonseiten der SPD keine Tabus und keine Denk-
erbote. Wir werden hart zu arbeiten haben, um sozial
erechte Lösungen hinzubekommen. Aber wir wollen
ei der Krankenversicherung die einseitige Belastung
er Landwirte in den alten Bundesländern vermeiden.






(A) )



(B) )


Waltraud Wolff (Wolmirstedt)


Genauso wichtig ist es dann aber auch, eine einseitige

Belastung der Betriebe im Osten der Republik zu verhin-
dern. Deshalb kann beim Agrardiesel nur eine lineare
Kürzung und nicht die Einführung einer Subventions-
obergrenze von 10 000 Litern pro Betrieb die Lösung
sein.

Wir reden über den Haushalt des Ministeriums für
Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Das
heißt, dass ökologisch und verbraucherschutzpolitisch
relevante Bereiche weiterhin inhaltliche Schwerpunkte
bilden. Beispielsweise setzen wir uns auch in Zukunft
für die Mineralölsteuerbefreiung in Bezug auf Biodiesel
ein.

Der Haushalt, sehr geehrte Frau Ministerin, ist unter
den Einsparvorgaben sehr schwierig aufzustellen. Des-
halb möchte ich Ihnen herzlich Danke sagen für die in
Ihrem Hause geleistete Arbeit. Ich bin sicher, wir wer-
den gemeinsam eine gute Lösung finden.

Zum Schluss wünsche ich Ihnen persönlich, dass Sie
ab morgen bei den WTO-Verhandlungen in Cancun
ebenso große Erfolge für Deutschland erzielen können,
wie Sie das bei der EU-Agrarreform getan haben.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505816000

Letzte Rednerin in der Debatte ist die Kollegin Ulla

Heinen, CDU/CSU-Fraktion.

Ursula Heinen (CDU):
Rede ID: ID1505816100

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!

Frau Teuchner, die Verbraucherpolitik, die Sie vorhin
hier skizziert haben, ist wirklich fern jeder Realität und
meines Erachtens ein reines Traumgebilde. Schön wär’s,
könnte man dazu auch sagen. Sie haben beispielsweise
die 0190er-Nummern erwähnt und dargestellt, was für
einen tollen Erfolg Sie mit Ihrer Politik auf diesem Ge-
biet erreicht haben.

Dazu muss ich eines sagen: Wenn wir nicht gewesen
wären, wenn die von uns regierten Bundesländer nicht
gewesen wären, wenn meine Kollegin Martina
Krogmann im Wirtschaftsausschuss nicht gewesen wäre,
dann wäre aus dem 0190er-Gesetz niemals ein wirkli-
ches Schutzgesetz für die Verbraucherinnen und Ver-
braucher geworden, sondern reines Larifari.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jella Teuchner [SPD]: Wenn Sie nicht gewesen wären, hätte es die 0190er-Nummern gar nicht gegeben! So ein Schwachsinn!)


Ihre Verbraucherpolitik ist bestenfalls eine reine Ankün-
digungspolitik. Mittlerweile finden wir diese reine An-
kündigungspolitik auch im Bundeshaushalt wieder. Das
möchte ich Ihnen gerne einmal anhand von ein paar Bei-
spielen erläutern.

Es gibt die Projektliste zum Thema Verbraucherauf-
klärung, die schon von mehreren Rednern erwähnt

w
n
a
g
I
w
n
a
g
V
t
z
b

m
d
u
b
b
e
f
m
w
o
m

c
S
m
d
z
n
H
w

F
n
S
g
c
w
D
z
d
e
d
c

w
g
w
e
h
e
v

(C (D urde. Für Aufklärungsmaßnahmen zum so genannten achhaltigen Konsum werden 3,75 Millionen Euro vernschlagt. Dabei geht es inhaltlich um einen nachhaltien Warenkorb – was immer dies auch ist – und um eine nformationskampagne für fairen Handel. Aber deutlich eniger Geld – deshalb, Frau Teuchner, verstehe ich Sie icht – wird für Maßnahmen zur Verbraucheraufklärung ußerhalb des Ernährungsbereichs ausgegeben, nämlich erade einmal 2,9 Millionen Euro. Noch einmal zum ergleich: 3,75 Millionen Euro allein für die Informaion über nachhaltigen Konsum und 2,9 Millionen Euro ur Verbraucherinformation außerhalb des Ernährungsereichs. Bei dieser Verbraucherinformation geht es um Theen wie die Liberalisierung des Stromund Gasmarktes, ie Verbesserung der Verbraucherinformation für Postnd Bahnkunden oder um allgemeine Themen wie Verraucherrechte neue neue Medien, Verbraucherrechte ei Finanzdienstleistungen – auch das ist schon einmal rwähnt worden – oder um die Unterstützung eines Inormationssystems zur Produktsicherheit. Ich frage ich, warum diese Schlagworte im Haushalt aufgeführt erden, ohne dass tatsächlich Geld dahinter steckt und hne dass die Bereitstellung der entsprechenden Inforationen finanziert wird. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Noch mehr Geld!)


Frau Ministerin, Sie haben uns angekündigt, Verbrau-
herpolitik als Querschnittsaufgabe zu sehen. Nennen
ie das eine Querschnittsaufgabe? Ist das die Wahrneh-
ung der Verbraucherinteressen in allen Bereichen? Ist
er nachhaltige Konsum für Sie wichtiger als Initiativen
um elektronischen Geschäftsverkehr oder zum Inter-
et? Wir erleben doch zurzeit, welche Dimensionen der
andel im Internet mittlerweile angenommen hat und
elche Probleme damit verbunden sind.
Lassen Sie mich ein anderes Beispiel nennen: die
achbeiräte. Dass der Verbraucherschutz in Ihrem Mi-
isterium eine wichtige Rolle einnehmen soll, haben
ie uns bei den vergangenen Haushaltsberatungen mit-
eteilt. Schon damals haben Sie auf den wissenschaftli-
hen Beirat „Verbraucher- und Ernährungspolitik“ ver-
iesen, der neu eingerichtet wurde. So weit, so gut.
ieses Vorhaben findet ganz klar unsere Unterstüt-
ung. Umso verwunderter war ich, nun zu lesen, dass
er Mittelbedarf bei den Mitgliedern von Fachbeiräten
rhöht worden ist, und zwar wegen der Intensivierung
er Arbeiten des Agrarbeirats, aber auch des Verbrau-
herbeirats.
Ich habe mir das Heft angeschaut, in dem aufgeführt
orden ist, wie viel Geld für welche Maßnahmen ausge-
eben worden ist und welche Arbeiten Sie intensivieren
ollen. Dabei habe ich unter dem Punkt „Fachbeiräte“
ntdeckt, dass Sie die Formulierungen aus dem Haus-
altsentwurf 2003 wortgleich übernommen haben, aber
ine Anhebung der Beiträge für 2004 verlangen. Das
erstehe ich nicht. Ich wäre dankbar, wenn Sie uns






(A) )



(B) )


Ursula Heinen

zumindest in den Ausschussberatungen dafür eine Erklä-
rung geben würden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ein weiteres Thema, bei dem Sie sich ebenfalls keinen

großen Ruhm erworben haben, ist die Neuorganisation
der Behörden in Ihrem Aufgabenbereich. Es geht insbe-
sondere um das Bundesamt für Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit bzw. um das Bundesinstitut für
Risikobewertung. In diesem Bereich ist ein zusätzlicher
Bürokratieaufwand entstanden. So sind etwa Zuständig-
keiten der Biologischen Bundesanstalt für Land- und
Forstwirtschaft auf das Bundesamt für Verbraucher-
schutz und Lebensmittelsicherheit übertragen worden.


(Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zu Recht!)


Aber es wird nicht eine Behörde durch die andere er-
setzt. Die Biologische Bundesanstalt bleibt weiterhin am
Genehmigungsverfahren beteiligt. Das heißt, es ist eine
zusätzliche Genehmigungsstufe eingeführt worden. Das
hat nun wirklich nichts damit zu tun, dass man die Zahl
der Behörden verringern und Bürokratiehemmnisse be-
seitigen will, um es für die Unternehmen in Deutschland
einfacher zu machen.


(Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das sind zwei Themen! – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Verbraucherschutz ist eingeführt worden!)


Damit haben Sie mehr und nicht weniger Bürokratie in
Deutschland geschaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


Wie ist Ihr Anliegen, ein Bundesinstitut für Produkt-
sicherheit zu gründen, mit Ihren Vorstellungen vereinbar,
die Zahl der Bundesbehörden insgesamt zu verringern?
Die Bundesregierung schreibt in ihrem aktuellen Bericht
von August 2003, dass das Institut nach wie vor geplant
sei. Aber daran schließt sich folgende Anmerkung an:

Die fachlichen und strukturellen Überlegungen zur
Errichtung des Instituts sind noch nicht abgeschlos-
sen.

Da bleibt noch Hoffnung, dass dieses Institut nicht
kommt.

Wir haben schon bei der Neuorganisation der Behör-
den darauf hingewiesen, dass sowohl das Bundesamt für
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit als auch
das Bundesinstitut für Risikobewertung personell durch-
aus in der Lage sind, nicht nur im Bereich der Lebens-
mittelsicherheit zu arbeiten. Sie haben die Strukturen,
auch in anderen Bereichen tätig zu werden. Ich meine,
wir brauchen hierfür kein zusätzliches Bundesinstitut.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Allen Rednerinnen und Rednern hier im Haus ist die

Unabhängigkeit der Stiftung Warentest – Frau
Teuchner hat das schon erwähnt – ein wichtiges Anlie-
gen. Wir stimmen der Koalition durchaus zu. Auch wir

s
6
e
u
d
t
k
S
m

z
b
S
h
a
s
b

d
r
e
g
e
r
g
n
b

te
b
k
f
n
p
s

n
g
g
M
v

(C (D agen: Es ist gut, dass die Zuwendungen in Höhe von ,5 Millionen Euro für die Arbeit der Stiftung Warentest rhalten geblieben sind. Nichtsdestotrotz wünschen wir ns, dass wir uns in den nächsten Monaten Gedanken arüber machen, wie wir die Stiftung Warentest in eine atsächlich vom Staat unabhängige Stiftung überführen önnen. Ich glaube, es ist allmählich an der Zeit, die tiftung von den Zuschüssen des Staates unabhängig zu achen. (Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wo finden Sie das Geld?)


In Ihrer Rede haben Sie die Arbeit der Verbraucher-
entralen angesprochen. In der Tat stehen viele Ver-
raucherzentralen in den Bundesländern leider vor der
chließung, weil sie kaum noch Mittel zur Verfügung
aben. Das hat etwas damit zu tun, dass die Länder, aber
uch viele Kommunen aufgrund Ihrer Finanzpolitik
chlicht und ergreifend nicht mehr in der Lage sind, Ver-
raucherzentralen angemessen mitzufinanzieren.


(Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: Herr Koch zum Beispiel!)


Die Verbraucherzentralen in den Bundesländern wer-
en vom Bund unterstützt, aber nur im Ernährungsbe-
eich. Eine Kollegin von der FDP, Frau Kopp, hat eine
ntsprechende Frage an den zuständigen Staatssekretär
estellt, der das in seiner Antwort bestätigt hat. Letzt-
ndlich bedeutet das, dass die Bundesregierung nur be-
eit ist, die Ernährungsberatung zu finanzieren – sie ist
ut und wichtig und sie wird zunehmend wichtiger –,
icht aber andere Beratungen, die bei der Arbeit der Ver-
raucherzentralen ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Ländersache! – Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Rechnen Sie aus, was das alles kostet!)


Keine Spur von Projekten zur Beratung bei der Al-
rsvorsorge! Frau Teuchner, Sie haben vorhin die Le-
ensversicherungen erwähnt. Die Bundesregierung
önnte doch genauso gut Projekte zu den Themen Miet-
ragen oder Produkt- und Energieberatung fördern und
icht nur Projekte im Ernährungsbereich. Verbraucher-
olitik ist nicht nur Ernährungspolitik, sondern betrifft
chlicht und ergreifend alle Bereiche.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und die Länder? Die dürfen ihr Geld abbauen!)


Die Haushaltslage insgesamt ist prekär. Sie bietet kei-
en Anlass und keinen Spielraum für politisch-ideolo-
isch motivierte Eskapaden. Vielmehr ist solide Arbeit
efragt. Wir wünschen uns, dass Sie in den nächsten
onaten an diesem Haushalt arbeiten und dann einen
ernünftigen Plan vorlegen.
Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) (C)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1505816200

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich schließe

damit die Aussprache.
Wir sind am Schluss unserer heutigen Tagesordnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-

destages auf morgen, Mittwoch, den 10. September
2003, 9 Uhr, ein.

Dann beginnen wir mit der Beratung des Etats des
Kanzleramtes. Wer auf den Plätzen sitzen bleibt, die er
gerade eingenommen hat, ist morgen früh nah am Ort
des Geschehens. All denen, die von dieser Option keinen
Gebrauch machen wollen, wünsche ich noch einen schö-
nen Abend und eine gute Nacht.

Die Sitzung ist geschlossen.