Protokoll:
16111

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 111

  • date_rangeDatum: 12. September 2007

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 19:23 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/111 Bundeskanzleramt Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Klaas Hübner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auswärtiges Amt Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11477 B 11478 C 11484 C 11488 D 11493 C 11493 D 11497 C 11500 D 11505 B 11508 A 11509 A 11520 C 11522 D 11523 C 11526 C 11527 A 11528 C 11530 A 11530 C Deutscher B Stenografisch 111. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 I n h a l Begrüßung der Parlamentarischen Bundes- heer-Beschwerdekommission des österreichi- schen Nationalrats . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2008 (Haushaltsgesetz 2008) (Drucksache 16/6000) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2007 bis 2011 (Drucksache 16/6001) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 04 D M K H S K 11539 D 11477 A 11477 B Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11511 C undestag er Bericht ung 2. September 2007 t : Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . r. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . onika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . atrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . teffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . atrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 05 11512 C 11513 A 11513 D 11515 A 11517 A 11518 C 11519 C 11520 A 11520 B Walter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11531 B 11533 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 111. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. September 2007 Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 11534 B 11535 D 11561 A 11562 A DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Merten (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Susanne Jaffke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Gert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streit- kräfte im Rahmen der „United Nations Interim Force in Lebanon“ (UNIFIL) auf Grundlage der Resolutionen 1701 (2006) und 1773 (2007) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006 bzw. 24. August 2007 (Drucksachen 16/6278, 16/6330) . . . . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/6341) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . J N E N E H D D M T D J H H A N A L 11536 D 11537 D 11538 C 11540 A 11542 A 11544 B 11546 A 11547 B 11549 D 11550 D 11551 C 11553 C 11555 A 11556 A 11557 B 11557 D 11558 A 11558 B 11559 B 11560 B Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung eidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . r. Karl Addicks (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Karl Addicks (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . ichael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . hilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . artwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . eike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . lexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 11562 C 11563 A 11563 D 11565 A 11566 C 11567 C 11570 C 11568 A 11572 B 11574 B 11575 B 11575 D 11576 A 11577 B 11578 B 11578 D 11579 C 11581 A 11582 A 11582 D 11585 A 11586 B 11587 C 11589 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 111. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. September 2007 11477 (A) ) (B) ) 111. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 111. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. September 2007 11589 (A) (C) (B) ) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bluhm, Heidrun DIE LINKE 12.09.2007 Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 12.09.2007 Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2007 Fell, Hans-Josef BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2007 Ferner, Elke SPD 12.09.2007 Haibach, Holger CDU/CSU 12.09.2007 Hermann, Winfried BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2007 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2007 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ 12.09.2007 Hörster, Joachim CDU/CSU 12.09.2007* Lintner, Eduard CDU/CSU 12.09.2007* Meckel, Markus SPD 12.09.2007 Müller (Gera), Bernward CDU/CSU 12.09.2007 Ortel, Holger SPD 12.09.2007 Röring, Johannes CDU/CSU 12.09.2007 Schily, Otto SPD 12.09.2007 Dr. Stadler, Max FDP 12.09.2007 Dr. Stinner, Rainer FDP 12.09.2007 Strothmann, Lena CDU/CSU 12.09.2007 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich DIE GRÜNEN (D sammlung des Europarates 111. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 12. September 2007 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611100000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.

Ich begrüße Sie alle herzlich zum zweiten Tag der
Haushaltsberatungen.

Wir setzen die gestern eröffneten Haushaltsberatun-
gen – Tagesordnungspunkt 2 – fort:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2008 (Haushaltsgesetz 2008)

– Drucksache 16/6000 –

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Finanzplan des Bundes 2007 bis 2011
– Drucksache 16/6001 –

Ich darf daran erinnern, dass wir gestern für die heu-
tige Aussprache eine Redezeit von insgesamt siebendrei-
viertel Stunden beschlossen haben. Ich möchte schon
jetzt alle Rednerinnen und Redner dringend bitten, die
möglichst präzise Einhaltung dieser Gesamtredezeit im
Auge zu behalten.

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Redet
Wir beginnen die heutigen Haushaltsberatungen mit
dem Geschäftsbereich des Bundeskanzleramtes, Ein-
zelplan 04.

Als erstem Kollegen erteile ich das Wort dem Kolle-
gen Brüderle für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1611100100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zunächst

möchte ich im Namen der FDP-Bundestagsfraktion
Herrn Minister Gabriel recht herzlich zum Geburtstag
gratulieren. Alles Gute!


(Beifall)


Wir alle freuen uns, dass die Weltkonjunktu
mer recht stabil ist. Wir alle freuen uns, dass d

(C (D ung 2. September 2007 0 Uhr ingt auch bei uns die Arbeitslosenzahlen zurückgehen. afür kann zwar die Regierung wenig – es sind Wind all-Profits anderer –, aber wir freuen uns darüber. Es ist öchste Zeit, diesen Schwung von außen für immer noch ötige Strukturreformen zu nutzen. Aber die Regierung st in eine Partylaune verfallen. Seit Monaten macht sie olitik à la Woodstock: Jeder darf einmal spielen, was er ill. (Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das muss der Weinkönig gerade sagen!)


lle wollen die Welt verbessern, und Geld spielt keine
olle. In Woodstock kam aber am Ende der große Re-
en.

Das wichtigste Projekt dieser Regierung scheint der-
eit zu sein, den Bundesadler durch den Eisbären zu er-
etzen. Klimaschutz am Nordpol ist ohne Zweifel wich-
ig, aber das Reformklima in Deutschland eben auch.


(Beifall bei der FDP)


er Aufschwung muss bei den Bürgern ankommen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


as hat zwar auch der Bundeswirtschaftsminister er-
annt, aber ein einzelner Zwischenruf im Kabinett reicht

ext
nicht. Von der Teilhabe der Bürger am Aufschwung ist
weit und breit nichts zu sehen.

Groß war diese Regierungskoalition in den vergange-
nen zwei Jahren nur bei den Steuererhöhungen. Die Bür-
ger können aber nur dann am Aufschwung teilhaben,
wenn sie bei Steuern und Abgaben entlastet werden.


(Beifall bei der FDP)


Jetzt ist die Zeit für Steuersenkungen. Damit würde das
Wachstum gestärkt und der Aufschwung verstetigt. Der
Vorsitzende des Sachverständigenrates, Professor Rürup,
sagt, dass die Binnennachfrage flach wie ein Brett ist.
Das hat mit der großen Mehrwertsteuererhöhung und mit

ieser Regierungskoalition zu tun.

ei der FDP sowie des Abg. Oskar
Lafontaine [DIE LINKE])
r noch im-
adurch be-

dem Zickzack d


(Beifall b Rainer Brüderle Frau Bundeskanzlerin, wann setzen Sie die Steuersenkung um, die auch Ihr Wirtschaftsminister fordert? (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätten Sie doch gestern besprechen können!)





(A) )


(B) )


Sie reden davon, den Aufschwung stärken zu wollen.
Wenn Sie entsprechend handeln wollen, dann sollte sich
die Bundesregierung die Vorschläge zur Steuersenkung
aus dem Wirtschaftsministerium zu Herzen nehmen und
umsetzen. In diesem Fall bedeutet von Glos zu lernen,
besser zu werden.


(Beifall bei der FDP)


Trotz sprudelnder Steuerquellen behauptet der
Finanzminister, dass es keinen Spielraum für Steuersen-
kungen gibt. Dabei führen niedrigere Steuern zu mehr
Investitionen, mehr Wachstum, mehr Arbeitsplätzen und
mehr Konsum. All dies bringt auch mehr Steuereinnah-
men.


(Beifall bei der FDP)


Für neue Ausgabenprogramme hat die Regierung
Geld. Die Ausgaben des Bundes sollen um 4,7 Prozent
gesteigert werden. Die Schminkkoffer der Regierung
werden prall gefüllt. Da müssen sich die Bürger doch
verschaukelt vorkommen. Das Geld für die Entlastung
der Bürger ist nicht da. Aber neue Ausgabenprogramme,
das Füllen der Schminkkoffer können Sie finanzieren.
Das ist die falsche Politik.


(Beifall bei der FDP)

Die gute Konjunktur sorgt dafür, dass die Mängel der

Regierungspolitik nicht sofort auffallen. Das 50-Punkte-
Programm der Grillparty von Meseberg verdeckt aber
nur notdürftig, dass die Regierung ihr Pulver verschos-
sen hat. Ins Schwarze getroffen haben Sie mit Ihrer Poli-
tik bisher kaum.

Es ist ein historischer Fehler dieser Koalition, dass sie
ihre großen Mehrheiten im Bundestag und im Bundesrat
nicht konsequent nutzt. Dies ist ein Rückfall in die poli-
tischen Fehler früherer Zeiten. Sie machen wissentlich
große Fehler. Die Fehler werden beschönigt; dem Bürger
wird Sand in die Augen gestreut. Sie hätten die Chance,
notwendige Veränderungen in Deutschland vorzuneh-
men. Aus unterschiedlichen Motiven in den beiden Par-
teien spielen Sie mit kleiner Münze, statt Ihrer Aufgabe,
große Veränderungen zu schaffen, zu entsprechen. Es ist
Ihre historische Fehlleistung, dass Sie Chancen verpas-
sen, statt sie zu ergreifen und umzusetzen. Das Land ist
gut, die Regierung schwach.


(Beifall bei der FDP)

Wir reden unser Land nicht schlecht. Aber als größte

Oppositionspartei ist es unsere Aufgabe, die Schwächen
der Regierung aufzuzeigen.


(Zurufe von der SPD: Oh!)

Das ist unsere demokratische Pflicht; denn es geht um
unser Land. Der Dornröschenschlaf und das Herummo-
geln um wichtige Entscheidungen können so nicht wei-
tergehen. Nehmen Sie sich das zu Herzen!


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Das Wort hat nun die Bundeskanzlerin Frau r. Angela Merkel. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wie im er die Opposition es dreht und wendet: Deutschland at wieder allen Grund zur Zuversicht. ir sind dabei, eine lange Durststrecke zu überwinden. ie Wirtschaft wächst so stark wie seit sechs Jahren icht mehr. Seit Regierungsantritt ist die Zahl der rbeitslosen um mehr als 1 Million gesunken. Das ist er tiefste Stand seit 1995, das heißt seit nunmehr zwölf ahren. ir haben 1 Million mehr Erwerbstätige. Das ist der öchste Stand seit der Wiedervereinigung. Ebenfalls rstmals seit der Wiedervereinigung sind wieder ausgelichene Staatshaushalte ohne neue Schulden in Sicht. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611100200

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1611100300

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


as sind die Fakten; darauf bauen wir auf. Das ist eine
roßartige Entwicklung.

Es geht dabei im Übrigen um mehr als nur um ein
aar positive Wirtschaftsdaten. Es geht um etwas ganz
rundsätzliches – ich spüre das wie viele andere auch
ei meinen Besuchen vor Ort –: Deutschland ist dabei,
us eigener Kraft Schritt für Schritt die Lasten und auch
anches Versäumnis der letzten eineinhalb Jahrzehnte

ufzuarbeiten. Das ist die Botschaft der Zuversicht an
ie Menschen.

Alle Industrieländer waren in den 90er-Jahren einem
assiv erhöhten Wettbewerbsdruck durch die Globali-

ierung ausgesetzt. Doch Deutschland war zugleich in
iner historisch einmaligen Situation. Der Prozess der
eutschen Einheit gehörte und gehört ohne Zweifel zu
en glücklichsten Entwicklungen unserer Geschichte.
llerdings band er auch Ressourcen, Kraft und Auf-
erksamkeit, wie sie kein anderes Land zu bewältigen

atte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


In seinem Kern erzählt der Aufschwung, den wir jetzt
rleben, eine großartige Erfolgsgeschichte: die Ge-
chichte, wie Deutschland gleichzeitig Aufbauleistungen
ür die neuen Bundesländer und die Globalisierung be-
ältigen konnte. Meine Damen und Herren, wer das ge-

chafft hat, dem braucht auch vor den Veränderungen
es 21. Jahrhunderts nicht bange zu sein. Das ist der
eist, in dem wir Politik machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Jetzt sind wir dabei, die Chancen der Zukunft zu be-
chreiben und sie zu nutzen. Die Financial Times aus
ondon schrieb von einem neuen Wirtschaftswunder.






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Ich sage: Nein, das ist kein Wunder, sondern der Lohn
von harter Arbeit und Anstrengung, der Lohn der mit der
Agenda 2010 eingeleiteten Reformen


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


und der Lohn der Reformen dieser Bundesregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Vor allem ist dieser Aufschwung der Lohn der Arbeit der
Menschen in Deutschland: der Lohn von wagemutigen
Unternehmern und gut ausgebildeten Arbeitnehmern,
von engagierten Erziehern, Lehrern und liebevollen El-
tern, von international renommierten Wissenschaftlern
und kreativen Ingenieuren. Sie alle sind es, die diesen
Aufschwung möglich gemacht haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Aufgabe der Politik ist es dabei, die Weichen richtig
zu stellen


(Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


und dafür zu sorgen, dass das Land seine Kräfte bündelt.
Genau das macht die Bundesregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, in diesem Sinne haben wir
vor zwei Jahren den Kurs „Sanieren, Investieren,
Reformieren“ eingeschlagen und ihn gegen Kritik ver-
teidigt. Diese Kritik war zum Teil vernichtend, und die
Aussichten waren trübsinnig. Aber wir haben uns nicht
beirren lassen. Die Daten von heute zeigen: Es war rich-
tig, diesen Kurs einzuschlagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Jetzt wird sichtbar: Die Strategie wirkt. Ich sage aus-
drücklich: Das ist kein Grund zu Übermut, wohl aber zu
Selbstvertrauen, und zwar zu einem Vertrauen darauf,
dass sich Anstrengung lohnt. Wir ruhen uns nicht auf un-
seren Lorbeeren aus. Deutschland ist noch nicht überall
so gut, wie wir es uns wünschen. Dass wir heute bei In-
vestitionen und Bildung im internationalen Mittelfeld
liegen, ist gut, aber nicht ausreichend.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Vor allen Dingen: Da wir immer noch 3,7 Millionen Ar-
beitslose haben, heißt unsere Devise: 3,7 Millionen Ar-
beitslose sind 3,7 Millionen zu viel. Es muss unser Ziel
sein, hier voranzukommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Daraus leitet sich unsere Aufgabe für die kommenden
Jahre ab: nach innen die Grundlagen des Aufschwungs
stärken, Teilhabechancen verbessern und Quellen neuen
Wohlstands erschließen und nach außen für faire Regeln
und offene Märkte sorgen.

Auf der Kabinettsklausur in Meseberg haben wir
beschlossen, in fünf Zukunftsbereichen neue Impulse zu
setzen:

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(C (D Erstens. Wir wollen die Grundlagen des Aufchwungs stärken. Was heißt das? Der Aufschwung und eine Fortsetzung beruhen vor allen Dingen auf Verrauen. Vertrauen braucht Verlässlichkeit. Deshalb ist ine solide Finanzpolitik das Fundament, auf dem wir it weiteren Maßnahmen aufbauen. Es ist gestern in der allgemeinen Finanzdebatte gesagt orden: Allein der Bund hat über 900 Milliarden Euro chulden, und die Zinszahlungen betragen 40 Milliarden uro pro Jahr. Das kann uns nicht zufriedenstellen. Desalb hat die Bundesregierung dem Finanzminister ihre nterstützung zugesagt, wenn es darum geht, spätestens 011 einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen zu könen. Dann können wir sagen: Endlich leben wir nicht ehr über unsere Verhältnisse. Das muss dann auch in en Ergebnissen der Föderalismuskommission II veranert werden, damit das dauerhaft so bleibt. Deshalb beruht die Fortsetzung des Aufschwungs naürlich auch auf Entlastung dort, wo es möglich ist. Wir aben zum Beispiel gesagt: Wenn es nachhaltig vertretar ist, werden wir versuchen, die Beiträge zur Arbeitsosenversicherung auf unter 3,9 Prozent zu senken. Verrauenzerstörend wäre es aber, jetzt irgendetwas zu ersprechen, was man nicht einhalten kann. Der Erfolg ieser Bundesregierung besteht darin, dass wir nichts ersprochen haben, was wir nicht halten konnten, und ie Dinge so gemacht haben, dass sie am Ende im Zweiel besser waren. Das ist der Erfolg dieser Regierung. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Widerspruch bei der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Gegenteil haben Sie gemacht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ir werden alles daransetzen, den Menschen den Zu-
ang zum ersten Arbeitsmarkt durch Hinzuverdienstre-
elungen und die Bündelung der Arbeitsmarktinstru-
ente möglich zu machen. Wo immer es Spielräume

ibt, werden wir sie nutzen.

Wir werden den Aufschwung natürlich auch dadurch
ortsetzen, dass wir wettbewerbsfähige Rahmenbedin-
ungen für Investitionen schaffen. Dazu gehört die
nternehmensteuerreform, die wir bereits beschlossen
aben. Dazu gehört die Arbeit an der Erbschaftsteuer-
eform, die durch das Urteil des Bundesverfassungsge-
ichts nicht einfacher geworden ist, bei der wir aber nicht
us dem Auge verlieren, dass wir den mittelständischen
nternehmen, den Familienunternehmen den Übergang

m Erbfall erleichtern wollen, um Arbeitsplätze hier in
eutschland zu erhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


azu gehört die Arbeit des Normenkontrollrates, der
ich dem Bürokratieabbau verschrieben hat.

Zweitens. Wir wollen, dass alle Menschen am Auf-
chwung teilhaben können. Der Schlüssel zur Teilhabe
st heute zum einen Arbeit, zum anderen der Zugang zu
ildung. Deshalb haben wir eine nationale Qualifizie-

ungsoffensive gestartet, die wir auch weiterführen wer-
en. Wir wissen, dass wir – zum Teil aus dem Aufschwung






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
resultierend – bereits einen Mangel an Fachkräften haben.
Wir sagen: Zuerst müssen wir alles daransetzen, die
Möglichkeiten, die wir hier im Lande durch Qualifizie-
rung haben, zu nutzen. Das gilt für alle Bereiche: für die
einfachen genauso wie für die qualifizierten Tätigkeiten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir sagen dann aber auch: Wenn wir einen erkennba-
ren Mangel in bestimmten Bereichen haben, wenn zum
Beispiel in speziellen Ingenieurbereichen gar keine eige-
nen Arbeitskräfte vorhanden sind, dann ist es doch, ehe
die Betriebe ins Ausland abwandern, vernünftig, zum
Beispiel Menschen aus den mittel- und osteuropäischen
Staaten mit diesen speziellen Qualifizierungen das Ar-
beiten bei uns zu erlauben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben dann festgelegt, dass wir ein mittel- und
langfristiges Konzept erarbeiten, das auf dem Gedanken
beruht, dass es keine Zuwanderung in die sozialen Si-
cherungssysteme von Deutschland geben soll, sondern
dahin, wo die Besten der Welt gebraucht werden. Offen-
heit bei gleichzeitiger Qualifizierung aller Menschen in
unserem Land – das ist unsere nationale Bildungs- und
Qualifizierungsinitiative, und die ist wichtig.


(Zuruf des Abg. Dirk Niebel [FDP])


Wir werden neue Wege der Beteiligung der Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer am Investivkapital ge-
hen. Dazu werden wir in den nächsten Wochen Vor-
schläge unterbreiten. Für mich ist dies deshalb so
wichtig, weil die Bindung der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer an den Kapitalzuwachs ihres eigenen Un-
ternehmens ihnen die Möglichkeit gibt, neben der Lohn-
entwicklung auch am Wachstum teilzuhaben. Deshalb ist
das ein ganz wichtiger Bereich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Es ist kein Geheimnis, dass wir in der Koalition
durchaus darüber diskutiert haben, in welcher Weise wir
einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt, die Erhaltung
von Arbeitsplätzen und gleichzeitig faire Löhne umset-
zen können. Sicherlich gibt es da Unzufriedenheit. Aber
ich will darauf hinweisen: Wir haben uns für den Herbst
Schritte vorgenommen, die genau diesem Ziel dienen
sollen. Es geht auf der einen Seite um die Erweiterung
des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes und dort, wo Tarif-
partner nicht mehr in der Lage sind, Löhne festzulegen,
um das Mindestarbeitsbedingungsgesetz. Auf der ande-
ren Seite werden wir immer aufpassen, dass dann, wenn
Menschen Arbeit haben, diese Arbeitsplätze nicht verlo-
ren gehen. Das ist der Weg dieser Bundesregierung.

Drittens. Wir wollen die Quellen des Wohlstands von
morgen erschließen. Deshalb haben wir uns vorgenom-
men, 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Wissen-
schaft und Forschung auszugeben. Die Bundesregie-
rung leistet hierzu ihren Beitrag. Das wird in den
Haushaltszahlen deutlich. Denn es ist natürlich klar:
Wirtschaftswachstum führt dazu, dass auch die Ausga-
ben für Forschung und Entwicklung steigen müssen. Das
findet seine Berücksichtigung im Bundeshaushalt. Der-
zeit liegt Deutschland hier bei knapp 2,7 Prozent. Der

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(C (D und schafft jetzt seinerseits die Voraussetzungen für eien Anteil von 2,8 Prozent am Bruttoinlandsprodukt. irtschaft und Länder müssen allerdings nachziehen; uch darauf werden wir ganz konsequent achten. Wir haben uns Leuchtturmprojekte vorgenommen. ines davon wird im Bereich der Gesundheitsforschung iegen. Ich glaube, damit wir Menschen für Forschung egeistern können, müssen wir ihnen sagen, was Forchung leisten kann. Deshalb möchte Deutschland das and sein, das gerade im Bereich der Gesundheitsforchung, zum Beispiel bei der Forschung an Maßnahmen egen die Krankheit Alzheimer, eine Spitzenstellung in er Welt einnimmt. Wir wollen dort vorne sein. Das nehen wir uns vor, und wenn wir es uns vornehmen, wer en wir es auch schaffen können. Wir richten unsere Energieund Klimapolitik neu aus, eil wir glauben, dass hier die Arbeitsplätze der Zukunft iegen, dass wir hier unserer globalen Verantwortung geecht werden und wir gleichzeitig die Voraussetzungen m Lande schaffen, um unsere Energieversorgung mit rößtmöglicher Unabhängigkeit gewährleisten zu könen. Dazu haben wir – der Wirtschaftsund der Umweltinister gemeinsam – ein Paket von Maßnahmen entwi kelt, die wir jetzt Schritt für Schritt umsetzen. Dazu aben wir unsere Position in Europa eingebracht und azu werden wir uns auf der internationalen Bühne naürlich auch für ein Abkommen im Anschluss an das ioto-Protokoll einsetzen. Dabei spüren wir schon: Unser Weg kann nicht sein, en Ärmeren in dieser Welt Wohlstandsverzicht zu preigen und gleichzeitig in einer Art karitativer Veranstalung als reichere Länder etwas beizutragen. Die Zukunft ird vielmehr darin liegen, dass wir mit gutem Beispiel orangehen und damit die Standards für die Zukunft seten, gleichzeitig technologische Führer sind und damit ann auch Exportchancen für Deutschland eröffnen. Damit bin ich bei meinem vierten Punkt. Wir wollen er sozialen Marktwirtschaft einen internationalen rdnungsrahmen geben. Wir alle kennen die Diskussioen dieser Tage. Wir spüren, auf dieser Welt kann naezu nichts mehr passieren, ohne dass es uns beeinflusst: enn in China mehr Milch getrunken wird, hat das auch uf unsere Milchpreise Auswirkungen. Wenn es eine Imobilienkrise in den Vereinigten Staaten von Amerika ibt, wirkt sich das auch auf unsere Märkte aus. Deshalb age ich ganz klar: Deutschland wird niemals protektioistisch sein. Wir sind Exportweltmeister. Wir wollen afür Sorge tragen, dass unsere Unternehmen überall auf er Welt Chancen haben. Aber ich sage auch: Wir weren uns schützen – das gilt auch für die Europäische nion –, wenn andere uns keine freien Investitionsbeingungen geben, und wir werden dafür Sorge tragen, ass die Finanzmarktregeln international transparent ind. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel Denn wir werden den Menschen in unserem Land nicht erklären können, dass immer wieder Finanzmarktprodukte entstehen, deren Herkunft man nicht kennt, die man nicht durchschaut, die aber letztlich auf den Einzelnen in unserem Land und in vielen anderen Ländern zurückwirken. Die Demokratie kann nur erhalten werden, wenn ein Höchstmaß an Transparenz gegeben ist; das gilt heute nicht nur national, das gilt heute auch international. Dafür wird sich Deutschland einsetzen, der Bundesfinanzminister genauso wie ich als Bundeskanzlerin. Wir wissen, dass wir auf dem Weg, den Herausforderungen der Globalisierung zu begegnen, eine Vielzahl von eigenen Maßnahmen ergreifen müssen, bevor wir uns dem internationalen Rahmen zuwenden können. Deshalb haben wir die Lohnzusatzkosten gesenkt; deshalb haben wir Subventionen abgebaut. Deshalb haben wir schon zwei Mittelstandsentlastungsgesetze beschlossen; deshalb haben wir uns damit beschäftigt, wie wir das Auslaufen des deutschen Steinkohlenbergbaus vernünftig und sozialverträglich regeln können. Wir haben mehr Wettbewerb auf dem Strommarkt. Wir werden uns mit der Bahnprivatisierung befassen. Wir haben uns bei Airbus für eine marktkonforme Lösung eingesetzt. Der wichtigste Indikator ist – daran kommt niemand vorbei –: Die Staatsquote ist heute auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. 2005 lag sie bei 46,9 Prozent. 2007 sind es 44,5 Prozent. Wenn sich die Dinge weiter vernünftig entwickeln, können wir 2009 42,5 Prozent schaffen. Das heißt, wir haben einen starken, aber auch effizienteren Staat. Das ist es, woran wir arbeiten, um den Menschen möglichst viel Freiheit zu geben, sich in der Globalisierung zu entfalten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Fünftens. Wir wollen den Zusammenhalt und die So-
lidarität in Zeiten des Wandels stärken. Wir wissen:
Wirtschaftlicher Erfolg ist entscheidend für die Frage,
wie wir unseren Wohlstand in unserem Land erhalten
können. Aber wer Ludwig Erhard gelesen hat, weiß:
Wachstum und wirtschaftlicher Erfolg sind kein Selbst-
zweck.


(Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Es geht um ein lebenswertes Deutschland und eine freie
und gerechte Gesellschaft unter den Bedingungen des
demografischen Wandels. Aber nur dann – wir haben es
in den letzten zwei Jahren erlebt –, wenn die sozialen Si-
cherungssysteme besser dastehen, wenn mehr Menschen
Arbeit haben und in diese Systeme einzahlen, kann das
allen zugutekommen. Es wird oft so getan, als könne die
Teilhabe aller irgendwie vom Staat zentral geregelt wer-
den. Nein, nur dadurch, dass wir unsere Institutionen
und sozialen Sicherungssysteme auf eine gute Basis stel-
len, können wir alle Menschen am Wohlstand teilhaben

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(C (D assen. Deshalb ist Arbeit für alle der Schlüssel für das eitere soziale Zusammenleben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn wir über den Zusammenhalt unserer Gesell-
chaft reden, dann hat die Familie natürlich eine Schlüs-
elbedeutung. Wir stehen vor großen Herausforderun-
en, die wir auch angepackt haben. Wir haben gesagt:
ir wollen die Wahlfreiheit für Eltern, Beruf und Fami-

ie so zu gestalten, wie sie es möchten. Dabei ist erkenn-
ar, dass insbesondere bei der Betreuung von unter Drei-
ährigen heute keine Wahlfreiheit gegeben ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


eshalb haben wir gesagt: Hier machen wir einen gro-
en Schritt. Wir wollen den Rechtsanspruch bis zum
ahr 2013 umsetzen. Wenn wir das geschafft haben,
ann können wir uns auch wieder mit denen beschäfti-
en, die ihre Kinder zu Hause erziehen. Das heißt, prio-
itär bis 2013 ist erst einmal die Betreuung der Kinder
nter drei; das ist die klare Verabredung. Danach ma-
hen wir einen weiteren Schritt und sagen: Auch diejeni-
en, die sich anders entscheiden, bekommen ein Betreu-
ngsgeld.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Entscheidender Maßstab für die Menschlichkeit ist
uch der Umgang mit den Älteren und Schwächeren.
eshalb möchte ich an dieser Stelle Folgendes sagen: Es
ibt in diesen Tagen zwar viel Kritik an einzelnen Pfle-
eheimen und bestimmten Zuständen. Das müssen wir
ufnehmen; das macht die Bundesgesundheitsministerin.
ber die überwältigende Mehrheit der Menschen, die
on Pflegekräften gepflegt werden, wird gut behandelt.
iesen Pflegekräften gilt ein herzliches Dankeschön ge-
auso wie denen, die ihre Angehörigen zu Hause pfle-
en. Das ist eine Leistung der Menschlichkeit für unsere
esellschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir werden unseren Nationalen Integrationsplan
ortentwickeln. Er ist ein Beispiel für eine sehr gute ge-
einsame Arbeit von Bund, Ländern und Kommunen.
um ersten Mal ist es gelungen, hier eine Systematik hi-
einzubringen und zu sagen: Diejenigen, die bei uns le-
en und einen ausländischen Hintergrund haben, sind
icht irgendwelche Gäste auf kurze Zeit. Sie werden län-
er bei uns sein, und deshalb müssen wir sie integrieren.
ntegration ist keine Einbahnstraße; sie erfordert von al-
en in der Gesellschaft etwas. Aber dass wir uns jetzt ei-
ig sind, dass das Beherrschen der Sprache die Voraus-
etzung für die Integration ist, ist ein großer Fortschritt
n Deutschland. Das wird sich in Maßnahmen auf allen
benen wiederfinden, und das ist gut so.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben einen klaren Wertekanon für unser Zusam-
enleben in Deutschland. Das Bekenntnis zu unserer






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
nationalen Identität und Weltoffenheit sind überhaut
keine Gegensätze. Aber wir wissen: Wir leben in einer
Welt, in der es neue Bedrohungen gibt. Gestern war der
11. September, der sechste Jahrestag der Anschläge auf
das World Trade Center. Es waren damals am 11. Sep-
tember 2001 Anschläge von Menschen, die die Art, wie
wir leben wollen, und unseren Wertekanon, von dem ich
gesprochen habe, nicht akzeptieren und ihn vernichten
wollen, und zwar mit aller Konsequenz.

Wir wissen, dass in dieser Woche vielleicht ein
schrecklicher Anschlag in Deutschland hätte stattfinden
sollen. Glücklicherweise wurde er verhindert. Das ist ein
großer Erfolg der Sicherheitsbehörden. Ein herzliches
Dankeschön an alle, die daran mitgearbeitet haben.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir können die Augen nicht davor verschließen, dass
in den letzten Jahren sieben Terroranschläge mit islamis-
tischem Hintergrund verhindert worden sind oder ihre
Ausführung gescheitert ist. Das heißt, wir leben in einer
gefährdeten Sicherheit. Unsere Demokratie hat bisher
bewiesen – das ist die gute Botschaft –, dass sie sehr
wohl handlungsfähig ist, wenn es um den Schutz der Si-
cherheit der Bürger geht. Entscheidend ist bei allen
Ängsten und Ungewissheiten, die der 11. September mit
sich gebracht hat, dass es uns stets gelungen ist – natür-
lich mit kontroverser Diskussion –, die Balance von
Schutzmaßnahmen und Freiheitsrechten zu erhalten. Wir
haben eben kein Klima der lähmenden Angst zugelas-
sen, sondern wir haben Offenheit und Realitätssinn be-
wiesen. Die Befürchtungen oder die Vorwürfe, Deutsch-
land werde zu einem Polizei- oder Sicherheitsstaat, sind
offensichtlich Unsinn.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich bin deshalb auch optimistisch, dass es uns gelingt,
das, was das Bundeskriminalamt an Terrorbekämpfung
leisten muss, in einem Gesetz zusammenzufassen. Ich
verhehle nicht, dass für mich auch die Onlinedurchsu-
chung dazugehört.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich empfehle uns, die Diskussion in einem Klima zu
führen, in dem wir nicht falsche Fronten aufmachen,
sondern in dem wir uns alle gemeinsam – das ist das Be-
kenntnis der großen Mehrheit dieses Parlaments – für
Freiheit und Sicherheit gleichermaßen entscheiden. Aber
wir sollten uns auch vergegenwärtigen, dass es keine
Räume in dieser Gesellschaft geben darf, wo die Sicher-
heitsbehörden keine Möglichkeit des Zugriffs haben, na-
türlich immer auf rechtsstaatlicher Basis.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Sicherheit ist nicht nur im Zusammenhang mit dem
Terrorismus wichtig, sondern Sicherheit gehört zu dem
Grundlebensgefühl, das wir brauchen, um überhaupt in
Freiheit leben zu können. Deswegen möchte ich heute
einmal die Gelegenheit nutzen, den Polizisten auf den
ganz normalen Polizeirevieren in den Dörfern und den

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(C (D tädten für ihre tägliche Arbeit zu danken. Das Sichereitsgefühl, das sie ermöglichen, bedeutet Lebensqualiät für Millionen Deutsche, und zwar täglich rund um die hr. Dafür ein herzliches Dankeschön. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die rechtzeitigen Festnahmen in der vergangenen Wo-
he haben des Weiteren gezeigt – das ist ganz wichtig –:
ei uns haben die Sicherheitsbehörden gut gehandelt.
ber wir haben auch erlebt, dass es eine hervorragende
usammenarbeit zwischen den Sicherheitsbehörden ver-
chiedener Länder gibt. Damit kommen wir auf einen
unkt, der in einer global vernetzten Welt von entschei-
ender Bedeutung ist: Wenn wir Hilfe bekommen, muss
an sich auf Deutschland verlassen können, dass es auch
ilfe leistet. Wenn wir also die Lehren aus dem 11. Sep-
mber und den geplanten Anschlägen ernst nehmen,
ann ist der Weg nach Afghanistan nicht weit. Wir müs-
en alles tun, damit Afghanistan nie wieder in die Situa-
on kommt, dass Taliban und al-Qaida von dort aus – so-
usagen frei und ohne Struktur von staatlicher Stelle –
gieren können. Afghanistan zeigt uns deutlich, dass Si-
herheit und Entwicklung untrennbar verbunden sind.
as ist auch das Credo des Berichts der Bundesregie-

ung über die nachhaltige Entwicklung in Afghanistan:
eine Sicherheit ohne Entwicklung und keine Entwick-
ung ohne Sicherheit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Dr. Peter Struck [SPD]: Richtig!)


Der Deutsche Bundestag wird in den nächsten Wo-
hen wieder eine intensive Diskussion über die Fortset-
ung der Bundeswehreinsätze in Afghanistan führen. Ich
ill dieser Debatte an dieser Stelle nicht vorgreifen, aber
enauso wenig will ich heute Morgen mit meiner Mei-
ung hinter dem Berg halten. Erinnern wir uns daran,
ie die Situation in Afghanistan vor dem Fall der Tali-
an war. 23 Jahre Bürgerkrieg und Krieg unter der Herr-
chaft der Taliban haben das Land an den Abgrund ge-
racht. Die Menschenrechte wurden mit Füßen getreten.
l-Qaida fand in Afghanistan einen Ausbildungs- und
ückzugsraum. Nur weil es quasi keine funktionieren-
en staatlichen Strukturen in Afghanistan gab, waren die
nschläge vom 11. September mit Tausenden Menschen

ls Opfer möglich.


(Zuruf von der LINKEN: Das glauben Sie doch wohl selber nicht!)


Gemessen an dieser Ausgangssituation, haben wir Er-
ebliches erreicht.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr richtig!)


Es gibt wieder staatliche Strukturen. Drei Viertel der
enschen können heute auf eine medizinische Grund-

ersorgung zurückgreifen. Die Zahl der Schüler hat sich
eit 2001 auf circa 6 Millionen mehr als verfünffacht.
avon sind ein Drittel Mädchen. Die Infrastruktur hat

ich deutlich verbessert.

Aber ich will gar nicht herumreden: Das sind die gu-
en Fakten. Dennoch bestreitet niemand, dass es trotz
ieser sichtbaren Erfolge in Afghanistan beträchtliche






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Herausforderungen gibt. Die Sicherheitssituation lässt
mancherorts mehr als zu wünschen übrig. Die afghani-
schen Sicherheitskräfte – das ist der Punkt – sind noch
nicht so weit, ihre Aufgaben allein erfüllen zu können.
Der Aufbau der staatlichen Institutionen, insbesondere
in der weiten Fläche des Landes, stockt, und die Ent-
wicklung der Drogenproduktion ist mehr als unbefriedi-
gend.


(Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Die Bundesregierung hat deshalb im Rahmen einer
hervorragenden Kooperation des Außenministers, des
Verteidigungsministers, der Entwicklungsministerin und
des Innenministers den Schluss gezogen, dass wir natür-
lich einen Schwerpunkt auf den zivilen Wiederaufbau
Afghanistans legen müssen. Deshalb werden wir darum
bitten, die Mittel für die Wiederaufbauhilfe für dieses
Land aufzustocken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Eines der wichtigen politischen Projekte war die Initia-
tive des Bundesaußenministers im Rahmen unserer G-8-
Präsidentschaft, Afghanistan und Pakistan an einen
Tisch zu bringen; denn nur wenn diese beiden Länder
vernünftig zusammenarbeiten, wird es gelingen, die
Quellen des Terrorismus zu bekämpfen. Deshalb gibt es
eine große Unterstützung für diese Initiative.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir wollen den Aufbau und die Ausbildung der afgha-
nischen Sicherheitskräfte verstärken. Das gilt sowohl für
den militärischen Bereich als auch für den Polizeiaufbau.
Wir haben wegen der Größe der Aufgabe EUPOL gebe-
ten, diese wichtige Aufgabe auf mehr Schultern zu vertei-
len. Wie häufig in Europa, sind Anfangsschwierigkeiten
nicht völlig auszuschließen. Aber wir werden mit großem
politischen Nachdruck dafür sorgen, dass die Arbeit, die
von Deutschland geleistet wurde, jetzt in europäischer
Zusammenarbeit stattfindet. Ich muss ganz unumwunden
sagen: Solange die afghanischen Sicherheitskräfte nicht
selbst für ein sicheres Umfeld sorgen können, halte ich
die internationale Truppenpräsenz für weiterhin notwen-
dig. So lange halte ich auch den Einsatz der Bundeswehr
in Afghanistan für notwendig.

Unser erfolgreicher zivil-militärischer Ansatz mit den
sogenannten Provincial Reconstruction Teams in Kun-
duz und Faizabad im Norden Afghanistans ist allgemein
anerkannt. Damit unterstützen wir eine Vielzahl von
Aufgaben und Projekten zusammen mit unseren Part-
nern. Ich möchte deshalb heute Morgen die Gelegenheit
nutzen, allen Angehörigen der Bundeswehr, Polizisten,
Diplomaten und Wiederaufbauhelfern aus Deutschland
für die Arbeit ein ganz herzliches Dankeschön zu sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte die Gelegenheit ebenfalls nutzen, im Rah-
men dieser Debatte an diejenigen zu erinnern, die ihr Le-
ben bei der Aufbauarbeit verloren haben. Wir werden sie
nicht vergessen, und ihr Einsatz war nicht vergebens. Ich
möchte an die Adresse derjenigen, die glauben, durch

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(C (D eiselnahmen unsere Entschlossenheit beim Wiederaufau in Zweifel ziehen, ganz unmissverständlich sagen: ir tun alles Menschenmögliche, um Geiseln zu retten, ber erpressbar ist Deutschland nicht, und erpressbar ird Deutschland nicht sein. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Unter den gegebenen Umständen halte ich deshalb
ie anstehende Verlängerung der drei Bundeswehrman-
ate als Komponenten, die wir brauchen, für erforder-

ich. Als drittgrößter Truppensteller für ISAF haben wir
m Norden Afghanistans regionale Führungsverantwor-
ung übernommen. Der in diesem Haus noch vor sechs

onaten heiß diskutierte Tornado-Aufklärungseinsatz
at sich als Erfolg erwiesen. Die NATO und die afghani-
che Regierung schätzen ihn. Er leistet einen wichtigen
eitrag zum Gesamtauftrag. Die Bundeswehr wird auch

n Zukunft den Schwerpunkt ihres Einsatzes im Norden
aben und nur fallweise, wenn es nach Lage der Dinge
nabweisbar und notwendig ist, in anderen Regionen tä-
ig werden. Allerdings warne ich vor der Vorstellung,
ir könnten uns im Norden vom Rest Afghanistans ab-
oppeln. Der Erfolg kann nur die Gesamtoperation ISAF
ein, und deshalb stehen wir in voller Solidarität zu die-
er Gesamtoperation. Ich weiß, dass über die Antiterror-
peration OEF in diesem Hause wie auch in der Bevöl-
erung unseres Landes die größten Sorgen bestehen.
iese Sorgen nehme ich sehr ernst.

Der Einsatz der Bundeswehr im Rahmen von OEF er-
olgt, wie wir wissen, auf Grundlage von Art. 51 der
harta der Vereinten Nationen und von Art. 5 des Nord-
tlantikvertrages. OEF – auch daran möchte ich erinnern –
urde in mehreren UN-Sicherheitsratsresolutionen be-

tätigt und bekräftigt und wird auch von der afghani-
chen Regierung unterstützt.

Ich bin überzeugt: Solange die Gefahr eines Wieder-
rstarkens von al-Qaida oder der Taliban nicht gebannt
st, muss die Stabilisierung des Landes durch ISAF wei-
erhin von OEF flankiert werden. Dass dabei eine Ge-
ährdung der Zivilbevölkerung so weit wie möglich aus-
eschlossen werden muss, will ich an dieser Stelle
usdrücklich betonen. Ich will auch darauf hinweisen,
ass wir alles unternehmen, um genau das zu verbessern,
nsbesondere die Kontakte zwischen ISAF und OEF.

In Afghanistan steht viel auf dem Spiel. Deutschland
at 2001 auf dem Petersberg richtigerweise versprochen,
ich langfristig für den Wiederaufbau in Afghanistan zu
ngagieren. Die Bundesregierung der Großen Koalition
ühlt sich an diese Verpflichtung gebunden. Es ist der
inzige Weg, zu zeigen, dass wir Terroristen bekämpfen,


(Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Das ist er nicht!)


nd zwar entschlossen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Entschlossenheit und multilaterale Einbindung, das
st das, was unsere Außenpolitik insgesamt kennzeich-






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
net, ob es um die Frage des Atomprogramms des Iran
geht, ob es um die Stabilisierung des Libanon geht, ob es
um die Weiterentwicklung der zarten Hoffnungsschim-
mer im Hinblick auf die Gespräche im Nahen Osten zwi-
schen Premierminister Olmert und dem palästinensi-
schen Präsidenten geht.

Ich werde in wenigen Tagen an der Generalversamm-
lung der UNO in New York teilnehmen. Für uns ist die
Frage „Wie können wir die Herausforderungen bewälti-
gen?“ immer verknüpft mit einer starken und handlungs-
fähigen UN und damit auch mit einem starken und hand-
lungsfähigen UN-Sicherheitsrat. Nur gemeinsam können
wir das durchsetzen, was wir versprochen haben, zum
Beispiel die Erreichung der Millenniumsziele. Im Haus-
halt findet dies durch die Erhöhung der Entwicklungs-
hilfeausgaben seinen Niederschlag. Wir gehen damit ei-
nen Schritt in die richtige Richtung. Wir haben
internationale Verpflichtungen, und wir sind internatio-
nale Verpflichtungen eingegangen. Es ist jetzt unsere
Aufgabe – es geht dabei um unsere Glaubwürdigkeit –,
die Erfüllung dieser Verpflichtungen auch wirklich
durchzusetzen.


(Beifall der Abg. Gabriele Groneberg [SPD])


Durch unsere G-8-Präsidentschaft weiß ich, dass die
Menschen auf der Welt genau hinschauen, ob die Ver-
sprechen der Industrieländer leere Versprechen sind oder
ob wir das, was wir versprochen haben, auch einhalten.
Dem gerecht zu werden, gehört zur Glaubwürdigkeit
und zu unserem Wertekanon.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Gewichte in der Welt verschieben sich. Wir spü-
ren das, wenn wir das Wirtschaftswachstum von China
und Indien sehen, und wir spüren es, wenn wir uns die
Bevölkerungsentwicklung der Welt anschauen. Während
am Anfang des 20. Jahrhunderts jeder Vierte ein Euro-
päer war, so wird es am Ende des 21. Jahrhunderts nur
jeder Vierzehnte sein.

Wenn wir unsere Art, zu leben, wenn wir unsere Vor-
stellung von Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit in
der Welt durchsetzen wollen, dann müssen wir ent-
schlossen dafür eintreten. Deshalb steht diese Bundesre-
gierung für eine wertebewusste Politik und für einen
Kurs der Orientierung am einzelnen Menschen. Wir wol-
len mehr Chancen für alle. Wir betreiben eine zukunfts-
fähige Politik, indem wir weniger Schulden machen. Wir
schaffen Raum für Nähe und Geborgenheit in unserer
Gesellschaft durch eine Politik für Kinder, Kranke und
Pflegebedürftige. Wir stärken die soziale Marktwirt-
schaft, insbesondere in der internationalen Dimension,
und wir übernehmen internationale Verantwortung, in-
dem wir für unsere Wirtschaft, unsere Umwelt und un-
sere Sicherheit die neue Verbindung zwischen Innen-
und Außenpolitik erkennen und gestalten.

Dieser Kurs bringt Deutschland voran, nach innen ge-
nauso wie nach außen. Damit schaffen wir die Funda-
mente unseres Wohlstands, und damit können wir die
Erfolgsgeschichte dieser Bundesrepublik Deutschland
fortsetzen. Wir tun dies im Interesse und zum Wohle der
Menschen in unserem Land.


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(C (D Herzlichen Dank. (Langanhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Anhaltender Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ist die Zeit gestoppt worden?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611100400

Ja, selbstverständlich.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ist sie auch bei der SPD gestoppt worden? – Heiterkeit)


Herr Kollege Westerwelle, ich versichere Ihnen feier-
ich, dass ich auch Ihre Zeit stoppen werde,


(Heiterkeit)


alls Sie beabsichtigen, im Laufe des Tages das Wort zu
rgreifen.


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Bei der FDP braucht nicht gestoppt zu werden!)


Zunächst erhält nun aber das Wort der Vorsitzende der
raktion Die Linke, Oskar Lafontaine.


(Beifall bei der LINKEN)



Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611100500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! „Deutschland hat wieder allen Grund zur Zuver-
icht.“ Mit diesem Satz hat die Bundeskanzlerin ihre Er-
lärung zum Haushalt heute begonnen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr zu Recht!)


rau Bundeskanzlerin, wir würden diesem Satz gern zu-
timmen, wir können ihm aber nicht zustimmen, weil
ir die Frage aufwerfen müssen: Wer ist „Deutschland“?


(Beifall bei der LINKEN – Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Ihr nicht!)


Verstehen Sie unter „Deutschland“ auch die Arbeit-
ehmerinnen und Arbeitnehmer, zu denen ich gleich et-
as sagen werde? Gehören zu „Deutschland“ auch die
entnerinnen und Rentner, zu denen ich gleich etwas sa-
en werde? Gehören zu „Deutschland“ auch die Emp-
änger sozialer Leistungen, zu denen ich gleich etwas sa-
en werde? Und gehören zu „Deutschland“ auch die
,5 Millionen Kinder, die in Armut leben? Haben die
rund zur Zuversicht? Wen haben Sie denn gemeint,
erehrte Frau Bundeskanzlerin, als Sie hier vollmundig
on Zuversicht gesprochen haben?


(Beifall bei der LINKEN)


Ich beginne mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
ehmern und zitiere die Tageszeitung Die Welt, damit
icht irgendjemand auf die Idee kommt, ich würde hier
ppositionelle Texte verbreiten, die böswillig verfasst
eien, um Ihre tolle Bilanz infrage zu stellen. Sie konn-
en darin vorgestern über die Entwicklung des Arbeits-
arkts in Deutschland lesen:

Als „prekäre Beschäftigung“ bezeichnen Soziolo-
gen unsichere, schlecht bezahlte Arbeitsverhält-






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
nisse. Nach Zahlen des DGB breitet sich die pre-
käre Beschäftigung immer weiter aus. So hat sich
die Zahl der Zeitarbeiter seit 2003 auf 650 000 ver-
doppelt; 18 Prozent der Erwerbstätigen sind Mini-
jobber, weitere 600 000 Menschen arbeiten als Ein-
Euro-Jobber, und 440 000 Vollzeitbeschäftigte ver-
dienen so wenig, dass sie auf Hartz IV angewiesen
sind. Mit den Arbeitsmarktreformen sei ein „un-
erträgliches Maß“ an Deregulierung erreicht wor-
den, kritisiert der DGB.

Sie haben sich hier hingestellt und die Arbeits-
marktreformen als Grundlage für die Zuversicht
Deutschlands dargestellt. Sie reden völlig über die
Köpfe der Menschen hier in Deutschland hinweg.


(Beifall bei der LINKEN)


Millionen sind in prekären Arbeitsverhältnissen. Wir
haben keinen Grund zur Zuversicht. – Falls die Men-
schen Sie jetzt sehen könnten, Frau Bundeskanzlerin,
hätten sie kein Verständnis dafür, dass Sie an dieser
Stelle lächeln.

Ich möchte hier noch einmal sagen, was prekäre Ar-
beitsverhältnisse eigentlich bedeuten; ihre Zahl nimmt
weiter zu. Der französische Soziologe Pierre Bourdieu
hat einmal gesagt: Prekäre Arbeitsverhältnisse rauben
den Menschen die Zukunftsplanung. – Das müsste jeder
nachvollziehen können, der sich einmal die Mühe macht,
das nachzuempfinden.

Was heißt es, wenn man am Monatsende nicht weiß,
ob man noch genug Geld hat, um Nahrungsmittel einzu-
kaufen? Was heißt es, wenn man am Monatsende nicht
weiß, ob man Geld hat, um die Miete zu bezahlen? Was
heißt es, wenn man am Monatsende nicht weiß, ob man
Geld hat, um die Stromrechnung zu bezahlen? Und wie
demütigend ist es für Eltern, wenn sie feststellen müs-
sen, dass sie ihrem Kind den Schulausflug nicht bezah-
len können? Das hat nichts mit Zuversicht zu tun.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Diese Menschen haben keine Zukunft. An dieser Stelle
müssen wir mit Reformen beginnen, meine sehr geehr-
ten Damen und Herren.

Ergänzend ist hier noch auszuführen, dass die Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland vom
Wohlstandszuwachs abgekoppelt sind. Seit zehn Jahren
gibt es in Deutschland keinen realen Lohnzuwachs, und
auch die relativ guten Tarifabschlüsse in diesem Jahr
können nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein anderer
Prozess weitergeht, nämlich der Prozess der permanen-
ten Lohnsenkung. Deswegen wäre es eine wichtige Re-
form, einen gesetzlichen Mindestlohn in Deutschland
durchzusetzen, wie in Frankreich 8,44 Euro. Was in
Frankreich geht, geht auch in Deutschland.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Steffen Reiche [Cottbus] [SPD] und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Es gibt keinen vernünftigen Grund, die Ausbeutung, die
in Deutschland aufgrund Ihrer Zögerlichkeit und Ihrer

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(C (D andlungsunfähigkeit nach wie vor Wirklichkeit ist, icht zu beenden. Ein humanes Land, ein Land, in dem uversicht herrschen soll, muss die Ausbeutung von Areitnehmerinnen und Arbeitnehmern beenden, die für nter 2 Euro beschäftigt werden. Wo leben wir eigentich, meine sehr geehrten Damen und Herren? (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Zum zweiten Punkt, den Rentnerinnen und Rent-
ern. Wenn sie Ihnen zugehört haben, werden sie nicht
nbedingt Ihre Auffassung geteilt haben, dass sie Grund
ur Zuversicht haben. Die Rentnerinnen und Rentner
ussten in den letzten Jahren Nullrunden verkraften. Sie

aben in diesem Jahr eine lächerliche Erhöhung bekom-
en, die noch nicht einmal die Preissteigerung aus-

leicht. Wenn man mit Rentnerinnen und Rentnern
pricht, dann wird man nicht hören, dass sie dies als
rund zur Zuversicht empfinden.

Aber an einer Stelle ist Ihre Bemerkung geradezu
bszön, nämlich dann, wenn es um die Zukunftserwar-
ung derjenigen Menschen in Deutschland geht, die
iedrige Löhne haben. Die OECD hat festgestellt, dass
iese Menschen – die Zahl nimmt zu; es sind Millionen –
ie schlechteste Rentenerwartung aller Industriestaaten
aben. Das ist doch kein Grund zur Zuversicht, sondern
er Nachweis, dass Ihre Rentenpolitik total gescheitert
t.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


enn alle seriösen Prognosen nachweisen, dass immer
ehr Rentnerinnen und Rentner in Zukunft Armutsren-

en haben werden – das sind nicht 10 Prozent; das sind
icht 20 Prozent; das sind mehr –, dann ist völlig unvor-
tellbar, wieso Sie sich hier hinstellen und sagen können:
eutschland hat Grund zur Zuversicht.

Wir müssen die Rentenformel in Deutschland wieder-
erstellen. Die Dämpfungsfaktoren müssen wieder zu-
ückgenommen werden. Der Rückschritt in das vorletzte
ahrhundert war ein sozialer Kahlschlag ersten Ranges.

enschen, die ein Leben lang gearbeitet haben, haben
inen Anspruch auf armutsfeste Rente. Die Linke wird
icht aufhören, dies hier immer wieder auf die Tagesord-
ung zu setzen.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun komme ich zu den Menschen, die arbeitslos sind.
s sind immer noch – hierin stimme ich Ihnen zu – viel
u viele, die in Deutschland arbeitslos sind. Aber wir
önnen nicht darüber hinwegsehen, dass die Lebensbe-
ingungen dieser Menschen durch Ihre verfehlte Politik,
ie Sie hier auch noch ausdrücklich gelobt haben, erheb-
ich beschädigt worden sind. Sie haben gelobt, dass man
eispielsweise die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes
rheblich gekürzt hat. Sie haben gelobt, dass man
artz IV durchsetzt und beispielsweise Menschen

wingt, zu Bedingungen zu arbeiten, zu denen sie vorher
icht arbeiten mussten. Sie haben gelobt, dass man Men-
chen ihr Vermögen nimmt, das sie fürs Alter gespart ha-






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
ben. Das alles haben Sie hier gesagt. Glauben Sie tat-
sächlich, diese Menschen hätten Grund zur Zuversicht?

Wenn jemand Angst hat, arbeitslos zu werden, über
50 ist und dann gleich nach einem Jahr nach Hartz IV
zurückfällt, hat er keinen Grund zur Zuversicht; dann hat
er Angst. Deshalb muss Hartz IV weg, deshalb muss es
überwunden werden, und ein erster Schritt dazu wäre ein
längerer Bezug von Arbeitslosengeld, wie es im Übrigen
auch viele Kollegen aus den Koalitionsfraktionen öfter
gefordert haben.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Im Übrigen, um noch ein aktuelles Thema aufzugrei-
fen: Sie haben die Zahlen hier ausgebreitet, aber zu den
prekären Arbeitsverhältnissen gehört eben auch die
Leiharbeit. Ich sage hier einmal, was Leiharbeit heißt.
Kürzlich hat mir der Betriebsratsvorsitzende eines Me-
tallbetriebes in Saarbrücken gesagt, dass der niedrigste
Lohn in der Belegschaft 15 Euro pro Stunde ist, dass
aber die Leiharbeiter mit der Hälfte dessen entlohnt wer-
den, nämlich 7,50 Euro pro Stunde. Dies betrifft nicht
nur einen einzelnen Betrieb. Diese Methode, Kosten zu
senken, breitet sich immer weiter aus. Stimmen Sie doch
dem Antrag der Linken zu, endlich durchzusetzen, dass
Leiharbeiter genauso wie die Stammbelegschaft bezahlt
werden müssen! Dann würden Sie hier einmal eine Re-
form durchführen, die diesen Namen verdient.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun komme ich zur Kinderarmut. Wie können Sie
bei 2,5 Millionen Kindern, die in Armut leben, sagen,
Deutschland habe Grund zur Zuversicht? Sind Millionen
Kinder nicht auch Deutschland? Wäre es nicht unsere
Aufgabe, eben für diese Kinder etwas zu tun? Warum
gab es in der Sommerpause Diskussionen aus den Koali-
tionsfraktionen, man solle den Kinderzuschlag erhöhen?

Wir haben diese Diskussion begrüßt. Aber warum ist
dem nichts gefolgt? Warum lehnen Sie den Antrag der
Linken ständig ab, den Kinderzuschlag zu erhöhen?


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Kinderbetreuung, Herr Lafontaine!)


Das, was in diesem Antrag enthalten ist, wäre wirklich
einmal ein Fortschritt für Millionen Kinder, die in
Deutschland in Armut leben.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun haben Sie hier mit viel Stolz verkündet – oder
der Referent hat es Ihnen aufgeschrieben –,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Pfui! Schäbig!)


dass wir eine niedrige Staatsquote haben. Ich habe hier
schon mehrfach an Sie die Frage gestellt, welche Steuer-
und Abgabenquote Sie eigentlich für Deutschland
anstreben. Das ist eine Kernfrage jeder Haushaltsbera-
tung. Wenn man die nicht beantworten kann, sollte man
eigentlich nicht zum Haushalt sprechen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Oberlehrer Napoleon!)


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(C (D ie Antwort auf diese Frage bestimmt ja letztendlich die öglichkeiten, was man in Deutschland tun kann, um ie Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. ines ist auf jeden Fall klar: Wenn die Politik der Umerteilung von unten nach oben – Mehrwertsteuererhöung plus Unternehmensteuersenkung – fortgesetzt ird, dann verarmen immer mehr Menschen in Deutsch and, sehen keine Zukunft mehr in Deutschland und haen keine Zuversicht. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wir wollen natürlich auch an die Facharbeiter und die
leinbetriebe denken. Deshalb möchte ich hier noch ein-
al einen Vorschlag wiederholen, den ich schon in zwei

rüheren Debatten vorgetragen habe: Wir wollen den so-
enannten Bauch im Steuertarif beseitigen; wir wollen
inen linearen Steuertarif. Dieser lineare Steuertarif
ürde Facharbeiter und Kleinbetriebe entlasten. Jedem,
er wie der Bundesfinanzminister sagt, das könnten wir
ns jetzt nicht erlauben, halte ich entgegen: Dann müs-
en wir eben den Spitzensteuersatz wieder anheben, um
o die Verluste auszugleichen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


uf jeden Fall ist es nicht zulässig, Facharbeiter und
leinbetriebe überproportional zu belasten.

Dies wäre nun wirklich eine Struktur- bzw. Steuer-
eform, die ökonomische Wirkung entfalten und insbe-
ondere diejenigen belohnen würde, die in Deutschland
twas leisten. Leistung lohnt sich in Deutschland schon
ange nicht mehr. Sie lohnt sich nicht für diejenigen, die
rotz einer Vollzeitbeschäftigung auf Hartz IV angewie-
en sind, und sie lohnt sich nicht für die Facharbeiter, die
berproportional zur Kasse gebeten werden. Leistung
oll sich wieder lohnen in Deutschland. Damit würden
ir die Kräfte freisetzen, die den wirtschaftlichen Auf-

chwung in Gang bringen können.


(Beifall bei der LINKEN)


An ein Zweites möchte ich in diesem Zusammenhang
och erinnern: Die Unternehmensteuer muss natürlich so
estaltet werden, dass Investitionen begünstigt werden.
ch fordere hier noch einmal für meine Fraktion, die de-
ressive Abschreibung wieder einzuführen. Es ist un-
innig, mit der Gießkanne Steuergeschenke zu verteilen.
innvoll wäre es, den investierenden Unternehmer zu
elohnen und beispielsweise den spekulierenden zu be-
trafen und zur Kasse zu bitten.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


as wäre eine sinnvolle Steuerreform. Deshalb habe ich
ies hier noch einmal angesprochen.

Nächster Punkt: Obwohl da und dort etwas getan
ird, liegt die Quote der öffentlichen Investitionen in
eutschland viel zu niedrig. Wir haben es immer wieder

ngemahnt: Wer wirklich für die Zukunft vorsorgen will,
uss die Quote der öffentlichen Investitionen in
eutschland anheben. Da gibt es ein Maß, an dem sich






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
jeder orientieren kann: Das ist das Maß der Euro-
päischen Gemeinschaft. Deutschland als moderner
Industriestaat sollte doch den Ehrgeiz haben, bei den öf-
fentlichen Investitionen in Infrastruktur zumindest den
Durchschnitt der Europäischen Gemeinschaft zu errei-
chen. Das ist doch nicht zu viel verlangt. An dieser Stelle
war das systematische Kürzen von Investitionen aus
Spargründen falsch. Mit öffentlichen Investitionen
sichert man auch die Zukunft. Wir fordern: Zieht mit
dem europäischen Durchschnitt gleich!


(Beifall bei der LINKEN)


Nächster Punkt: Bei den Bildungsausgaben sollten
wir den Ehrgeiz haben, nicht den Durchschnitt der Aus-
gaben in den OECD-Staaten zu erreichen, sondern viel-
leicht noch etwas mehr.


(Otto Fricke [FDP]: Da dann doch mehr?)


Wir wurden einmal von einer französischen Schriftstel-
lerin als Land der Dichter und Denker bezeichnet. Ich
weiß nicht, ob sie das heute noch so formulieren würde,
wenn sie denn noch leben würde. Auf jeden Fall können
wir eines nicht zulassen, nämlich dass die Bildungsaus-
gaben ständig unter dem Durchschnitt der Ausgaben in
den OECD-Staaten liegen. Wir müssen an dieser Stelle
etwas tun. Hier ist das fröhliche Bekenntnis zu einer
niedrigen Staatsquote völlig fehl am Platz. Wir sollten
mit Blick auf diesen Bereich eine höhere Staatsquote an-
streben und mehr Ausgaben für Bildung tätigen; dann
würden wir auch bei PISA nicht derartige Ergebnisse er-
zielen.


(Beifall bei der LINKEN)


Können Sie sich vorstellen, dass irgendein Regie-
rungschef eines nordischen Staates hier einen entspre-
chenden Vortrag halten würde? Was glauben Sie, warum
in Dänemark, Schweden und Finnland weitaus bessere
Bildungsergebnisse erreicht wurden? Etwa, weil die eine
niedrige Staatsquote haben und wenig Geld für Bildung
ausgeben? Auf eine solche Idee käme dort niemand. Ich
rate dazu, doch einmal die Schülerweisheit anzuwenden,
dass man, wenn man selbst nicht weiß, wie es gemacht
wird, beim Nachbarn, der es besser weiß, abschreiben
sollte. An dieser Stelle wäre das dringend geboten,
meine sehr geehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun haben Sie, verehrte Frau Bundeskanzlerin, gar
nichts dazu gesagt, dass man international nicht mehr
der Auffassung ist, dass die Konjunktur sehr gut läuft.
Vielleicht war das in der Presse heute Morgen noch nicht
deutlich genug. Denn international wird mittlerweile
darauf hingewiesen, dass die amerikanische Hypothe-
kenkrise Auswirkungen auf die Weltkonjunktur hat. Mitt-
lerweile beraten andere Staaten bereits Gegenmaßnah-
men. Deshalb rate ich dazu, dass auch wir überlegen,
was wir tun können, um solche Krisenentwicklungen zu
vermeiden.

Nun haben Sie hier gesagt – das ist lobenswert; vor
Jahren wurde das von Ihrer Partei noch als völliger Un-
sinn verworfen –, wir bräuchten einen internationalen

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(C (D rdnungsrahmen. Ich kann dem nur zustimmen. Wir rauchen einen internationalen Ordnungsrahmen, der er Weltwirtschaft Regeln auferlegt, nach denen sie unktioniert. Solche Regeln fordern wir schon seit vielen ahren. Nur genügt es dann nicht, wenn man brav mehr ransparenz fordert. Meinen Sie, irgendein Hedgefonds nteressiert sich für solche braven Forderungen? Meinen ie, irgendeine Private-Equity-Gesellschaft interessiert ich dafür? (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ein, wir brauchen Regeln, nach denen die internationa-
en Finanztransaktionen abgewickelt werden; sonst wer-
en wir niemals Ordnung in die Weltfinanzmärkte be-
ommen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wir hätten von Ihnen gern wenigstens eine Andeu-
ung gehört, wie Sie sich das vorstellen. Ich frage Sie:
ind Sie beispielsweise für die Stabilisierung der Wech-
elkurse, wie es die Bretton-Woods-Kommission, an der
eute wie Lambsdorff, Pöhl und andere mitgewirkt ha-
en, schon vor vielen Jahren vorgeschlagen hat? Wenn
a, wie wollen Sie dies erreichen? Oder wollen Sie wei-
erhin der weltweiten Spekulation Tür und Tor öffnen?
ind Sie bereit, wie es etwa James Tobin vorgeschlagen
at und wie es auch viele Staatsmänner der Welt gefor-
ert haben, die internationalen Finanztransaktionen
urch eine Steuer einzudämmen?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Alles alte Hüte, Herr Lafontaine!)


ind Sie bereit, zur Regulierung des internationalen Ka-
italverkehrs andere Regeln vorzuschlagen? Wir hätten
ern irgendetwas dazu gehört. Lediglich mehr Transpa-
enz zu fordern, ist angesichts der Zustände auf den in-
ernationalen Finanzmärkten schlicht naiv.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Transparenz ist die Grundvoraussetzung für die Funktionsfähigkeit von Märkten!)


Das gilt im Übrigen auch für die Europäische
emeinschaft. Ich möchte hier ausdrücklich feststellen,

ass die Vorschläge des französischen Staatspräsidenten
arkozy besser sind als das, was von Ihrer Regierung ge-
ußert wird. Wenn beispielsweise der französische
taatspräsident und viele andere fordern, die Europäi-
che Zentralbank nicht nur auf Preisstabilität zu ver-
flichten, sondern auch auf Wachstum und Beschäfti-
ung, dann hat er recht. Wenn Sie den antiquierten
tandpunkt der Preisstabilität vertreten, dann haben Sie
nrecht. Europa hat in den letzten Jahren Wachstumsein-
ußen gehabt, weil die Europäische Zentralbank es nicht
er amerikanischen Notenbank gleichgetan hat. Es wäre
ut, wenn Sie Ihren Standpunkt an dieser Stelle revidie-
en und auf Frankreich zugehen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])







(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
Wenn der französische Staatspräsident beispielsweise
fordert, eine europäische Wirtschaftsregierung einzuset-
zen, um die Wirtschaftspolitik der europäischen Staaten
zu koordinieren, dann findet er unsere Unterstützung.
Bei immer enger verflochtenen europäischen Volkswirt-
schaften ist das nur logisch. Es wäre sinnvoll, die Inves-
titionen und die Finanzpolitik aufeinander abzustimmen,
ebenso die Lohnpolitik, damit das Lohndumping nicht
fortgesetzt wird. Sinnvoll wäre auch, die Steuerpolitik
abzustimmen; dazu hätten wir ebenfalls gern etwas
gehört. Wir brauchen eine Steuerharmonisierung in
Europa, damit das Dumping an der Steuerfront nicht
fortgesetzt wird.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wenn der französische Staatspräsident beispielsweise
etwas zum Stabilitätspakt sagt, dann sollte man ihn nicht
so abbügeln, wie es laut Presse jetzt geschehen ist. Wir
hatten schon einmal eine Regierung, der man sagen
musste, dass eine enge Zusammenarbeit mit Frankreich
vielleicht besser sei als das ständige Schüren von Kon-
flikten; das liegt schon etwas zurück. Irgendwann hat
man das gelernt. An dieser Stelle rate ich dringend dazu,
einen engeren Schulterschluss mit Frankreich zu suchen.

Aus Zeitgründen nur noch ein paar Worte zur Außen-
politik. Wir, die Fraktion Die Linke, befürworten eine
andere Außenpolitik. Wir befürworten eine Außenpoli-
tik, die das Völkerrecht zu ihrer Grundlage macht.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Es ist auf Dauer nicht hinnehmbar, dass Deutschland das
Völkerrecht nicht zur Grundlage der Außenpolitik
macht.

Ich beginne mit dem Irakkrieg. Das Bundesverwal-
tungsgericht hat Ihnen bescheinigt, dass Sie am Irak-
krieg mittelbar beteiligt sind. Das Bundesverwaltungs-
gericht hat Ihnen bescheinigt, dass dies ein Bruch des
Völkerrechts ist. Sie tun so, als ginge Sie das alles nichts
an. Es ist etwas Neues in Deutschland, dass eine Regie-
rung von einem höchsten Gericht bescheinigt bekommt,
das Völkerrecht zu brechen, und dass sie dafür nur ein
Achselzucken übrig hat. Das ist eine Fehlentwicklung,
die korrigiert werden muss.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Dasselbe gilt für Afghanistan. Es genügt nicht, auf
ISAF zu verweisen. Wir müssen auch „Enduring
Freedom“ und den Tornadoeinsatz in diesem Hause dis-
kutieren. Daran darf man sich nicht vorbeimogeln. Es ist
ja richtig, dass das eine oder andere von den Soldaten in
Afghanistan positiv auf den Weg gebracht worden ist.
Wer wollte das bestreiten? Für meine Fraktion aber ist es
nicht hinnehmbar – ich sage dies hier noch einmal in al-
ler Klarheit –, dass auf der Grundlage von Fotos, die
mithilfe deutscher Tornados aufgenommen werden, un-
schuldige Menschen umgebracht werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


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(C (D Wenn dies nicht der Fall ist, dann seien Sie Frau geug, sich hier hinzustellen und zu sagen: Das stimmt icht; die von diesen Tornados aus aufgenommenen Foos werden nicht für die NATO-Bombardierungen verandt. Solange Sie dies aber nicht sagen können, ist die orgehensweise, die in den letzten Monaten an den Tag elegt worden ist, völlig unverantwortlich. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wir reklamieren nach wie vor eine Außenpolitik, die
in Kanzler im Deutschen Bundestag einmal mit dem
ort „Gewaltverzicht“ begründet hat. Das Wort „Ge-
altverzicht“ ist in den letzten Jahren aus der öffentli-

hen Diskussion in Deutschland verschwunden; das
uss Gründe haben. Für den Fall, dass jemand eine be-

renzte Auslegung des Wortes „Gewaltverzicht“ vortra-
en möchte, sage ich: Dieser Kanzler hat das Wort nicht
ur auf den Ost-West-Konflikt bezogen. Nein, dieser
anzler hat das Wort „Gewaltverzicht“ für den Frieden

uf der ganzen Welt formuliert. Es gilt auch für die Lö-
ung von Konflikten in Afghanistan, im Irak oder sonst
o.


(Beifall bei der LINKEN)


Gewaltverzicht sollte die Grundlage der deutschen
ußenpolitik sein. Wir sollten uns an einer Tradition
rientieren, die nach meiner Auffassung die gebündelte
chlussfolgerung aus unserer Geschichte im letzten
ahrhundert ist. Wenn es darum geht, den Frieden in der
elt zu erreichen, dann sollte sich Deutschland auf den

atz verpflichten: Von deutschem Boden darf niemals
ieder Krieg ausgehen.


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611100600

Das Wort hat nun der Vorsitzende der SPD-Fraktion,

r. Peter Struck.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Peter Struck (SPD):
Rede ID: ID1611100700

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

en! Lassen Sie uns zu seriöser Politik zurückkehren!


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Lachen bei der LINKEN)


in persönliches Wort an meinen Vorredner: Wenn einer
icht das Recht hat, sich auf Willy Brandt zu berufen,
ann sind Sie es, Herr Kollege.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Der Finanzminister hat einen guten Haushaltsentwurf
orgelegt; dazu gratuliere ich der Regierung. Das heißt
ber nicht – ich spreche für meine Fraktion, aber wohl
uch für die Kolleginnen und Kollegen von der CDU/
SU –, dass wir ihn unverändert beschließen werden.

ch möchte nur zwei Punkte ansprechen, um gleich klar-






(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
zumachen, wo wir dem Minister noch helfen wollen, wo
wir uns beim Finanzminister nicht durchsetzen konnten.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt kommen sicherlich Sparvorschläge, Herr Kollege!)


Erstens. Wir, jedenfalls die SPD-Fraktion, sind dafür,
das BAföG um 10 Prozent zu erhöhen, nicht nur, wie es
im Haushaltsentwurf steht, um 5 Prozent.


(Beifall bei der SPD)


Das ist längst überfällig. Es hat lange keine BAföG-Er-
höhung gegeben. Außerdem glaube ich, dass wir den
Studentinnen und Studenten helfen müssen, gerade im
Hinblick darauf, dass es leider einige Länder gibt, die
Studiengebühren eingeführt haben, was wir nicht woll-
ten.

Das Zweite ist ein eher unwichtiger Punkt, der aber
für die Betroffenen von Bedeutung ist. Wir sind auch da-
für, dass der Wehrsold der Wehrpflichtigen der Bundes-
wehr erhöht wird. Sie haben das für die Arbeit, die sie
zur Unterstützung der Bundeswehr zu Hause erbringen,
verdient.


(Beifall bei der SPD)


Wir werden im Rahmen der Haushaltsplanberatungen
auch über andere Dinge zu reden haben. Manches steht
zur Debatte; manches ist in den Zeitungen zu lesen, zum
Beispiel, was die Finanzierung der Staatsoper in Berlin
angeht. Ich sehe der Entwicklung mit Interesse entgegen.
Es gibt noch weitere Projekte. Wir werden sehen, wie
wir den Haushalt nach der Bereinigungssitzung des
Haushaltsausschusses letztlich gestalten.

Ich möchte ein persönliches Wort an die Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeiter in den Ministerien richten. Ich
weiß, dass in den vergangenen Jahren – ich glaube,
schon zu Helmut Kohls Zeiten beginnend – Abschläge
beim Personal gemacht worden sind, Stelleneinsparun-
gen in deutlichem Umfang. Ich weiß aus vielen Ministe-
rien, dass die Grenze der Zumutbarkeit erreicht ist. Jetzt
muss Schluss sein mit weiteren Stellenkürzungen. Die
Ministerien müssen in der Lage sein, ihre Arbeit ordent-
lich erledigen zu können. Wir stehen an der Seite der
vielen Personalräte, die sich an uns gewandt haben. Das
wollte ich nur zur Klarstellung sagen.


(Beifall bei der SPD)


Diese Koalition hat eine Menge auf den Weg ge-
bracht. Mit Interesse habe ich manche Kommentare von
Journalisten gelesen, die vor der Klausurtagung des Ka-
binetts in Meseberg geschrieben haben: Jetzt machen sie
einen neuen Koalitionsvertrag, jetzt kommt wieder et-
was Neues. – Es ist kein neuer Koalitionsvertrag ge-
schlossen worden. Das war auch gar nicht möglich, weil
es eine Kabinettssitzung war und die Koalitionsfraktio-
nen gar nicht dabei waren. Wir haben eine Reihe von Be-
schlüssen gefasst, die uns schwer gefallen sind. Es war
aber notwendig, diese Beschlüsse zu fassen; die Erfolge
zeigen sich jetzt. Ich will es noch einmal darstellen, ohne
dass ich wieder die alte Debatte beginnen möchte, wem
der Erfolg eigentlich zuzurechnen ist oder wer derjenige
ist, der den Aufschwung begründet hat: Dass durch die

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(C (D genda 2010 von Gerhard Schröder die Grundsteine für en Aufschwung gelegt worden sind, steht doch eigentich völlig außer Frage. Das wird doch niemand bestreien wollen. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Einen Teil hat die Union mitgetragen, auch über Ver-
ittlungsverfahren und dergleichen. Was war denn die
genda 2010? Sie hat das Startsignal für den Ausbau der
inderbetreuung gegeben, hat dazu beigetragen, dass die

ugendarbeitslosigkeit zurückgeführt werden konnte, die
ahl der Existenzgründungen steigt, der Mittelstand ge-

ördert und die Kommunen gestärkt wurden. Heute war
in Interview mit dem Oberbürgermeister von Düssel-
orf zu lesen, in dem er darauf verwiesen hat, wann der
ufschwung für die Kommunen begonnen hat. Auch der
inweis darauf, dass die Unternehmensteuerreform die
ewerbesteuereinnahmen der Kommunen stabilisiert
at, ist im Hinblick auf die Kommunalpolitik in
eutschland sehr wichtig.


(Beifall bei der SPD)


Die Agenda 2010, die auch in meiner Partei und in
einer Fraktion durchaus umstritten war, hat die Grund-

agen für die Senkung der Arbeitslosigkeit geschaffen;
as ist gar keine Frage. Natürlich haben auch viele Men-
chen dazu beigetragen, dass wir einen Aufschwung zu
erzeichnen haben. Mit der Agenda 2010 sind zugleich
ie Grundlagen für die Stabilisierung unserer sozialen
icherungssysteme gelegt worden. Wenn wir nichts ge-
acht hätten, wäre die Stabilisierung der sozialen Siche-

ungssysteme angesichts der demografischen Entwick-
ung gegen die Wand gefahren worden. Das kann doch
iemand bestreiten. Inzwischen bestreitet es auch nie-
and mehr aus den Reihen der Gewerkschaft.

Ich will auch ein Thema ansprechen, das uns im Augen-
lick beschäftigt: die Auswirkungen der Rente mit 67.
ass diese Entscheidung richtig war, ist gar keine Frage.


(Lachen bei der LINKEN)


ass die Menschen länger arbeiten müssen, weiß jeder.
ngesichts der demografischen Entwicklung kann es
icht sein, dass man so früh in Rente geht wie heute oder
estern und die gleiche Rente bekommt wie bisher. Wir
üssen prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, Alters-

egelungen wie Teilrente bzw. Altersteilzeit auszugestal-
en. Das Ministerium hat Vorschläge dazu vorgelegt,
ber die wir zu diskutieren haben werden. Ich will aber
lipp und klar sagen: Es war eine schwierige Entschei-
ung, die unser Verhältnis zu den Gewerkschaften nicht
erade beflügelt hat. Trotzdem stehen wir zu dieser Ent-
cheidung; da wird nichts rückgängig gemacht, sie war
ichtig.


(Beifall bei der SPD)


Der Haushaltsentwurf, über den jetzt im Haushalts-
usschuss beraten wird, steht unter dem Dreiklang
Investieren, Sanieren, Reformieren“. Bezüglich des
hemas Reformen will ich auf den Bereich der Fami-

ien- und Kinderpolitik zurückkommen. Diese Koali-






(A) )


)

Dr. Peter Struck
tion hat das Elterngeld eingeführt. Die entsprechenden
Regelungen gelten seit dem 1. Januar dieses Jahres. Wir
alle machen leider den Fehler, dass wir zwar zur Kennt-
nis nehmen, wenn wir etwas erreicht haben, dass wir
aber nicht mehr darüber reden. Das Elterngeld ist ein
großer Erfolg der Familienpolitik in der Bundesrepublik
Deutschland; das ist gar keine Frage.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben jetzt über die Krippenplätze zu entschei-
den. Die Bundesregierung wird einen Gesetzentwurf
vorlegen, über den wir zu beraten haben werden. Ich will
es ganz klar sagen: Für die SPD ist entscheidend, dass es
einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz gibt.


(Beifall bei der SPD)


Wir reden zwar auch über andere Vorstellungen, zum
Beispiel über ein Betreuungsgeld – ich lese durchaus,
was Kolleginnen und Kollegen dazu sagen –, aber es ist
klar, dass darüber nicht jetzt entschieden wird, sondern
im Jahre 2013. Jetzt wird über den Rechtsanspruch auf
einen Krippenplatz entschieden.


(Beifall bei der SPD)


Ich füge an dieser Stelle als Mitvorsitzender der Föde-
ralismuskommission II, die sich mit den Finanzbezie-
hungen zwischen Bund und Ländern zu befassen hat,
ein: Dass sich der Bund bereit erklärt hat, Personalkos-
ten und Betriebskosten von Krippen zu finanzieren, ist
eine Maßnahme, die im Grunde genommen über das hi-
nausgeht, was der Bund machen müsste. Inhaltlich gese-
hen ist es aber absolut richtig. Wir schaffen mehr Krip-
penplätze, damit der Rechtsanspruch verwirklicht
werden kann.


(Beifall bei der SPD)


Noch eine kurze Bemerkung zu einigen Themen aus
der Innenpolitik. Sie wissen – das ist allgemein bekannt –,
dass es zwischen den Koalitionsfraktionen und innerhalb
der Regierung eine Debatte über die Frage gibt, ob es in
Deutschland einen Mindestlohn geben muss. Meine
feste Überzeugung ist, dass es einen Mindestlohn geben
wird. Daran führt kein Weg vorbei. Wir werden dafür
kämpfen.


(Beifall bei der SPD)


Ich weiß, mit dieser Koalition geht es nicht. Aber wir ha-
ben einige Punkte beschlossen, die vielleicht dahin füh-
ren. Dazu gehört das Entsendegesetz, das auch die Kanz-
lerin in ihrem Debattenbeitrag vorhin angesprochen hat.
Ich will klipp und klar sagen: Was im Bereich der Post-
zustellung zwischen der Post und Verdi vereinbart wor-
den ist, ist ein sehr guter Weg. Wir werden in der nächs-
ten Woche in der Bundestagsfraktion beschließen, dass
diese Regelung jetzt in das Entsendegesetz aufgenom-
men werden soll, Herr Arbeitsminister.


(Beifall bei der SPD)


Ich denke, die Kolleginnen und Kollegen der CDU/
CSU-Fraktion werden diesen Weg mitgehen. Es ist ein
großer Erfolg. Wenn wir das nicht machen würden, ergä-

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(C (D en sich im Zuge der Liberalisierung, die ab dem . Januar des nächsten Jahres kommt, erhebliche soziale enachteiligungen für die Briefzusteller in Deutschland. as wollen wir nicht. Deshalb soll das Entsendegesetz m den Bereich der Postzustellung erweitert werden. Zum Thema „innere Sicherheit“. Dass Koalitionsfrakionen miteinander diskutieren, ist klar; das gab es in jeder egierung. Wir führen eine Debatte über das Recht zur nlinedurchsuchung durch das Bundeskriminalamt. ollege Kauder, Kollege Ramsauer, Kollege Schäuble nd Kollegin Zypries haben gestern darüber gesprochen. ch will klipp und klar festhalten: Wenn Onlinedurchsuhungen für die Bekämpfung der terroristischen Aktiviäten in Deutschland erforderlich sind, sind wir nicht daegen. Ich möchte nur wissen, unter welchen rechtlichen edingungen sie stattfinden sollen. Deshalb warte ich auf in Urteil aus Karlsruhe. Dann weiß ich ganz genau, was ir in das Gesetz hineinschreiben müssen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Volker Beck [Köln] Das war der Rückzug auf Raten!)


s bleibt dabei, dass wir nicht generell dagegen sind. Die
anzlerin hat ihre Meinung dazu gesagt; ich habe meine
esagt. Wir werden dieses Thema in aller Ruhe beraten
nd dann im Frühjahr nächsten Jahres darüber entschei-
en.

Was bei der Fahndung nach Terroristen in der letzten
oche gelungen ist, ist ein großer Erfolg. Das zeigt aber

uch, dass die Instrumente, die wir haben, um terroristi-
che Aktivitäten in Deutschland aufzuklären, ausrei-
hend vorhanden sind. Das ist ein großer Erfolg der Poli-
ei. Herzlichen Glückwunsch an die Polizeibeamten, die
ie geplanten Verbrechen aufgedeckt haben!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Dass wir in Deutschland bisher von solchen Anschlä-
en verschont geblieben sind, hat nichts mit dem Anse-
en Deutschlands in der Welt zu tun. Das ist Glück. Die
offerbombenattentate in Köln und die jetzt geplanten
ttentate sind zum Glück aufgedeckt worden. Dass wir

m Visier von Terroristen sind, wissen wir. Das muss
an hier auch sagen. Unsinn ist die Behauptung des
orsitzenden der Fraktion der Linken, wir würden uns
urch unsere Aktivitäten in Afghanistan den Terrorismus
ns Land holen. Das ist absoluter Quatsch. Wir haben so-
ieso mit Terrorismus zu rechnen, Herr Kollege.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden uns in Deutschland damit beschäftigen
üssen, dass wir Gegenstand von terroristischen Aktivi-

äten sein werden.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sind!)


an kann nicht jeden Bürger der Bundesrepublik
eutschland vor solchen Anschlägen schützen. Das geht
icht. Das muss man wissen.

Wir können auch unsere Soldatinnen und Soldaten
icht vor jedem Anschlag schützen. Ich bin öfter in

(B)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
Afghanistan gewesen als in Amerika oder anderswo.
Auch dort ist man nicht gegen Selbstmordattentäter ge-
schützt. Wie denn auch? Das heißt, jeder Soldat und jede
Soldatin, die den Auftrag der Bundeswehr in Afghanis-
tan wahrnehmen, wissen, dass dadurch ihr Leben gefähr-
det ist. Deshalb will ich an dieser Stelle allen, die bei
diesem Einsatz ihr Leben für ein gutes Ziel in Afghanis-
tan riskieren, meinen Respekt und meinen herzlichen
Dank aussprechen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich weiß, dass am Wochenende in Berlin eine De-
monstration unter der Überschrift „Raus aus Afghanis-
tan“ stattfindet.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Am Sonnabend!)


Diejenigen, die zu dieser Demonstration gehen, sollten
Folgendes wissen: Seit 2001 – ich rede über die Zeit
nach den Taliban – sind 3 500 Schulen in Afghanistan
errichtet worden. Die Zahl der Schüler hat sich auf
6,5 Millionen verfünffacht. Es sind 30 000 Lehrer ausge-
bildet worden. Allein im Jahr 2005 wurden
500 000 Mädchen erstmals zum Schulbesuch angemel-
det. Allein diese Zahlen zeigen, dass unser Engagement
in Afghanistan richtig ist. Die Menschen danken es uns.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN] – Widerspruch der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE])


Wie kann man so etwas ignorieren? Was würde es wohl
bedeuten, wenn wir aus Afghanistan herausgingen? Was,
glauben Sie, würde passieren? Glauben Sie, die Mäd-
chen dürften in der Schule bleiben, wenn die Taliban
wieder an die Macht kommen? Glauben Sie, die Schulen
würden wieder geöffnet? In welcher Welt leben Sie ei-
gentlich? Die Menschen haben ein Recht darauf, dass
wir ihnen helfen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


In der SPD-Fraktion hatten wir in der letzten Woche
die afghanische Frauenministerin zu Gast, Frau
Dr. Ghazanfar, die uns ihr Leben geschildert hat. Sie ist
Professorin für Literatur. Sie wurde von den Taliban ein-
gesperrt und gezwungen, im Keller ihres Hauses zu blei-
ben. Sechs Jahre lang durfte sie das Haus und den Keller
nicht verlassen. Jetzt ist sie Frauenministerin. Allein
diese Tatsache, so sagt sie, ist ein Beweis dafür, dass die
internationale Hilfe dringend erforderlich ist.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Kollege Lafontaine hat in einer ARD-Talkshow
am 20. Mai 2007 gesagt:

Wir können aber niemals Terror durch Terror be-
kämpfen, also sollten wir dies jetzt einstellen, und
zwar unverzüglich.

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(C (D err Kollege Lafontaine, wer Soldatinnen und Soldaten er Bundeswehr mit Terroristen gleichstellt, versündigt ich gegenüber dem, was die Soldatinnen und Soldaten n Afghanistan tun. Sie sollten sich schämen. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [FDP]: Das gilt auch für die Gleichstellung mit dem Schießbefehl!)


Das greife ich gern auf. Wer so wie Sie auftritt, der
ollte sich fragen lassen, ob das, was manche Ihrer Leute
um Schießbefehl gesagt haben, wirklich zu verantwor-
en ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: Sehr richtig!)


ollege Bisky, Sie haben gesagt, dass es keinen Schieß-
efehl gab. Das ist doch wohl absurd. Dass geschossen
erden musste, das weiß doch wohl jeder. Das weiß so-
ar ich, und ich war nicht Mitglied der Nationalen
olksarmee.

Ein Kollege der Linkspartei, Landesvorsitzender von
essen, Altkommunist Peter Metz, hat in der Debatte
ber die Leugnung des SED-Schießbefehls gesagt, dass,
er wirklich etwas gegen den Schießbefehl habe, seinen
influss auf Minister Jung geltend machen müsse. Er hat
en SED-Tötungsbefehl an der Mauer mit dem Einsatz
er Bundeswehr in Afghanistan verglichen. Da sieht
an einmal, mit welchen Leuten Sie arbeiten wollen. Er

oll Ihr Spitzenkandidat in Hessen werden. Das ist un-
laublich.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Ich will etwas zu einem Thema sagen, das im Bundes-
ag und in der Bundesregierung sicherlich nicht ganz un-
mstritten ist – ich will meine Meinung dazu aber nicht
erschweigen –: dem NPD-Verbot. Das Verbotsverfah-
en ist auch deswegen gescheitert, weil die zuständigen
ehörden, die vielen Landesämter für Verfassungsschutz
nd das Bundesamt für Verfassungsschutz, nicht wuss-
en, wie viele V-Leute der anderen Behörden wo tätig
aren. Der Senat war zu Recht verärgert darüber, dass

eden Tag eine Meldung kam: Wir haben noch einen! –
er aber sagt, dass diese Partei verfassungswidrig ist,

er muss das in Karlsruhe klären lassen, der kann nicht
infach sagen: „Die sind verfassungswidrig“, und das
ar es. Ich möchte nicht, dass diese Partei weiterhin
,5 Millionen Euro vom Staat kassiert und damit ihren
ampf gegen den Staat finanziert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ch denke, dass manche öffentliche Äußerung schon aus-
eicht, um den Verbotsantrag zu begründen, sodass man
uf V-Leute nicht Bezug nehmen muss.

Natürlich werden sich die Innenminister der Länder
it dem Thema zu beschäftigen haben; aber ich bitte die
undesregierung, den zuständigen Innenminister – viel-






(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
leicht auch die Justizministerin –: Herr Kollege
Schäuble, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie veranlassen
könnten, dass innerhalb einer Frist von einem halben
Jahr von den 16 Landesämtern für Verfassungsschutz
und dem Bundesamt für Verfassungsschutz ein Bericht
über diesbezügliche Erkenntnisse an das zuständige Gre-
mium des Bundestages, das Parlamentarische Kontroll-
gremium, übergeben werden könnte. Dann können wir
beraten, ob es Grundlagen für ein Verbotsverfahren gibt.
Aber es einfach hinzunehmen, dass die NPD so weiter-
machen kann, bin ich nicht bereit zu akzeptieren. Das
will ich klar festhalten.


(Beifall bei der SPD)


Ich will auch auf das Thema Föderalismusreform,
das Kollege Steinbrück gestern ebenfalls angesprochen
hat, eingehen. Wir haben als Große Koalition und ange-
sichts der großen Mehrheit im Bundesrat die enorme
Chance – die wird es so schnell nicht wieder geben –, die
Finanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern neu zu
ordnen. Kollege Oettinger und ich sind uns als Vorsit-
zende darin einig. Am Donnerstag und Freitag beginnen
wir zu beraten. Auch die Obleute aller Fraktionen – das
schließt den Kollegen Ramelow ein – sind der Meinung,
dass wir eine Chance haben, etwas zu erreichen.

Worum geht es? Wir wollen die Debatte über die Be-
grenzung der Verschuldung zu einem Ergebnis führen.
Es muss klar sein, unter welchen Bedingungen die Ver-
schuldungsgrenze erreicht ist, wie weit sich ein Staat
verschulden darf. Dass Art. 115 des Grundgesetzes, den
wir jetzt haben, nicht ganz geeignet ist, hat uns der Bun-
desrechnungshof bescheinigt; das ist auch durchgängig
politische Meinung. Die weite Auslegung des Investi-
tionsbegriffs, wie von vielen Regierungen praktiziert,
geht so nicht weiter. Ich bin der Auffassung, dass wir
über eine Verschuldungsgrenze à la Schweiz und andere
Modelle reden müssen. Der Vorschlag vom Kollegen
Oettinger und mir wird sein, die Frage „Wie begrenzen
wir die Aufnahme von Schulden?“ zu klären, und zwar
so rechtzeitig, dass noch in dieser Legislaturperiode in
Bundestag und Bundesrat über Grundgesetzänderungen,
wenn sie erforderlich sein sollten, abgestimmt werden
kann.

In diesem Zusammenhang taucht auch die Frage auf,
ob das, was wir für den Bund regeln, auch für die Länder
gelten kann. Wir müssen also mit dem Bundesrat klären,
wie unsere Regelungen in die 16 Landesverfassungen
übernommen werden. Ich bin sehr dafür, dass für den
Bund und für die Länder die gleichen Regelungen gel-
ten. Aber dies wird schwierig.

Ein zweites Thema – auch das hat Peer Steinbrück an-
gesprochen – sind die Altschulden. Dass wir eine
Menge Altschulden haben, hat Peer Steinbrück gesagt.
Insgesamt beträgt die staatliche Gesamtverschuldung
1 500 Milliarden Euro. Aber was machen wir damit? Es
gibt Debatten darüber zu versuchen, alle Länder auf den
gleichen Stand zu bringen. Kollege Oettinger hat die
Einrichtung eines Fonds vorgeschlagen, in den die rei-
chen Länder einzahlen und aus dem die armen Länder
Geld bekommen, wenn sie ihre Schulden abbauen: pro
abgebautem Euro Schulden 1 Euro aus dem Fonds. Peter
Harry Carstensen hat andere Vorschläge gemacht, auch

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(C (D hilo Sarrazin. Die Frage, wie wir mit den Altschulden ertig werden, ist schwieriger. Aber wir müssen das hema angehen. Es ist völlig klar, dass die Schuldenlast bgebaut werden muss; der Bund muss allein 42 Miliarden Euro an Zinsen zahlen. Das dritte Thema, das uns beschäftigt, ist die Steuerutonomie der Länder. In der Föderalismuskommision vertreten manche Länder die Auffassung: Wir wolen eine eigene Steuerautonomie. Hier stellt sich die rage, ob Ländersteuern weiterhin vom Bund beschlosen werden müssen. Beispiel: die Erbschaftsteuer. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU])


Vorsicht! – Nehmen wir einmal an, die Länder hätten
as Recht, die Erbschaftsteuer selbst zu bestimmen.
ann würde Bayern sagen: Bei uns gibt es keine Erb-

chaftsteuer; wir haben genug Geld.


(Dr. Peter Ramsauer spiel!)


as sagt Bremen? – Wir brauchen Erbschaftsteuer. Mit
nderen Worten: Jeder, der in die Situation kommt, et-
as zu vererben, geht nach Bayern. Das will ich nicht,
nd das geht auch überhaupt nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ir müssten dann klären – das ist eine absurde Debatte –,
b die 16 Bundesländer untereinander Doppelbesteue-
ungsabkommen schließen müssten. Dies zeigt schon,
ass das schwierig wird.

Ich bin dafür, dass wir die Erbschaftsteuer seitens des
undes für alle Länder gleich festlegen sollten, damit
eine Ungleichheiten, kein Wettlauf „Arm gegen Reich“
tattfindet.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Experten klatschen; das ist auch richtig. Es gibt
ine gute Chance, dazu etwas zu schaffen.

Insgesamt muss ich sagen: Die Medien in Berlin be-
ichten darüber, wer sich mit wem in welchem Haus
rifft und wer mit wem essen geht. Es ist lächerlich, was
ür die Presse wichtig ist. Kollege Kauder und ich treffen
ns sehr oft. Wenn wir immer sagen würden, dass wir
ns irgendwo treffen, würde in der Zeitung stehen:
auder und Struck treffen sich.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ja! Dann wären die Seiten voll! – Gegenruf des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Allerdings mit nichts! Mit gar nichts! – Dirk Niebel [FDP]: Genau! Denn da passiert nichts!)


Ich will klipp und klar sagen: Diese Koalition ist eine
roße Chance für Deutschland. Die Große Koalition
uss große Aufgaben erledigen. Das hat sie teilweise

chon gemacht; das ist gar keine Frage. Wir haben die
ozialen Sicherungssysteme stabilisiert – das war
chwierig genug – und uns mit der Steuerpolitik beschäf-
igt. Aber wir haben in den nächsten zwei Jahren bis
009 noch eine Menge zu tun.


(Dirk Niebel [FDP]: Oh ja! Da hat er allerdings recht!)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
Dennoch sagen alle, die beteiligt sind – Frau Kanzle-
rin, ich weiß nicht, ob auch Sie das sagen; ich glaube, Ih-
nen geht es momentan ganz gut –: 2009 soll diese Koali-
tion zu Ende sein. Ich muss dazusagen: nicht aus
inhaltlichen Gründen. Ich jedenfalls sehe keine; denn
über alle Punkte, die strittig sind, können wir diskutie-
ren, und wir werden Lösungen finden. Vielmehr ist es im
Interesse der parlamentarischen Demokratie, wenn einer
starken Regierung eine fast ebenso starke Opposition ge-
genübersteht. Große Koalitionen müssen in Deutschland
eine Ausnahme bleiben; dafür bin ich.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Sie haben ja so recht! Sie sind so klug, Herr Struck!)


– Herr Westerwelle, dass Sie gerne in die Regierung
kommen würden, kann ich verstehen. Irgendwann wird
es auch für Sie einmal Zeit. Dass auch Sie gerne einmal
auf der Regierungsbank sitzen möchten, kann ich nach-
vollziehen.


(Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU – Jürgen Koppelin [FDP]: Genau! Aber ganz vorne! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ja! Ganz vorne!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611100800

Herr Kollege Struck, gestatten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Dehm?


Dr. Peter Struck (SPD):
Rede ID: ID1611100900

Nein, von Dehm nicht.


(Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich will Ihnen sagen: Wir haben noch ein großes Ka-
pitel zu erledigen, ein Kapitel, das auf einige Initiativen
der Bundeskanzlerin zurückzuführen ist. Es geht um das
Thema Klimaschutz. An dieser Stelle gratuliere ich
Sigmar Gabriel, der heute Geburtstag hat, herzlich.


(Dirk Niebel [FDP]: Zuhören, Gabriel!)


– Ja. Kollege Gabriel, Sie müssen zuhören.


(Heiterkeit – Jürgen Koppelin [FDP]: Der bucht gerade seine nächsten Flüge!)


Das, was in Heiligendamm, dann in Brüssel und vor
kurzem in Meseberg beschlossen worden ist, ist für die
Bundesrepublik Deutschland ein sehr dicker Brocken.
Ich weiß schon jetzt, was passieren wird, wenn wir an-
fangen, die entsprechenden Gesetzentwürfe zu formulie-
ren und die Maßnahmen umzusetzen. Ich begrüße, dass
die Automobilindustrie mit Matthias Wissmann an der
Spitze – das ist der gute Einfluss der Politik –


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein! Das ist der Einfluss der CDU!)


offenbar bereit ist, diesen Weg mitzugehen. Die Umset-
zung der Klimaschutzziele der Bundesregierung ist aller-
dings eine sehr große Aufgabe. Wir werden unseren Teil
dazu beitragen, dass das gelingt. An der SPD-Fraktion
und an Gabriel wird das nicht scheitern.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Die Klausurtagung in Meseberg war ein Erfolg. Die undesregierung kann sich auf die SPD-Fraktion verlas en. Wir werden diese Regierung stützen. Natürlich weren wir auch eigene Akzente setzen. Denn wir sind daür, dass im Jahr 2009 das Gleiche passiert wie im ahr 1969. Damals ist im Anschluss an die große Koaliion ein Sozialdemokrat Bundeskanzler geworden. Dass as auch 2009 geschieht, dafür werbe ich. (Anhaltender Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt hat er eine halbe Stunde gearbeitet und mit dem letzten Satz alles abgeräumt! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Er hat so lange geredet, aber ihr von der Union klatscht noch nicht einmal alle! Los jetzt, klatschen!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611101000

Zu einer Kurzintervention erhält das Wort der Kollege

r. Diether Dehm.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Oh nein!)



Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611101100

Werter Kollege Struck, ich kann damit leben, wie

chnodderig Sie mit Zwischenfragen umgehen.


(Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Heul doch! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Genau! Andere würden jetzt „Heulsuse“ sagen!)


un Sie aber bitte nicht so, als ob es in diesem Haus ir-
endjemanden gibt, der nicht mit Empörung auf den Be-
ehl reagiert, auf unschuldige Menschen zu schießen:
icht in meiner Fraktion und nicht in irgendeiner ande-
en Fraktion des Deutschen Bundestages. Außerdem
uss ich Ihnen sagen: Es gibt eine Grenze zwischen
exas und Mexiko, an der viel mehr Menschen erschos-
en worden sind. Auch sie müssen erwähnt werden.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Mauer nicht vergessen!)


Es muss auch erwähnt werden, dass zum Befehl, auf
nschuldige Menschen zu schießen, in Afghanistan hin-
ukommt, dass, bevor Hochzeitsgesellschaften bombar-
iert wurden, Aufklärungsfotos aus den Tornados erstellt
orden sind. – Wenn es nicht so ist, dann widersprechen
ie der Aussage des Kollegen Lafontaine. – Deswegen
ämlich treffen sich am Samstag um 12 Uhr die De-
onstranten vor dem Roten Rathaus.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jetzt wissen es alle!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611101200

Nächster Redner ist der Vorsitzende der Fraktion

ündnis 90/Die Grünen, Fritz Kuhn.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611101300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

enn man nach zwei Jahren – also zur Halbzeit der Le-
islaturperiode – den Bundeskanzlerin-Haushalt be-






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn
spricht, geht es im Kern um die Frage: Was ist richtig ge-
laufen, was muss anders laufen, und wie sieht die
politische Führung des Landes durch das Kanzleramt
aus? Dieser Frage will ich mich widmen, allen anderen
Fragen an anderer Stelle.

Wir verfallen nicht in das Schema, nur weil wir ge-
rade in der Opposition sind, alles, was gegenwärtig statt-
findet, schlecht zu finden und herunterzureden. Im Na-
men meiner Fraktion möchte ich insbesondere sagen,
dass Deutschland von der Kanzlerin und dem Außenmi-
nister in der Welt respektabel repräsentiert wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich sage nichts über einzelne Schritte der Außenpolitik,
aber viele Leute – darunter auch unsere Wählerinnen
und Wähler – denken so.

Zweitens – hören Sie genau zu! – finden wir es gut,
dass der Klimaschutz inzwischen bei den Regierungs-
fraktionen als Thema angekommen ist. Zu den einzelnen
Regelungen, die Sie umsetzen, werde ich nachher noch
etwas sagen. Drittens ist es natürlich positiv, dass der
Aufschwung da ist – eher vom Export als vom Binnen-
markt getragen –, denn dies erleichtert generell das poli-
tische Handeln.

Auf der Basis, dass es Positives gibt, erstaunt mich
schon, dass Sie, Frau Merkel, mit dem Satz: „Alle Men-
schen haben jetzt Grund zur Zuversicht“, alle schwieri-
gen und kritischen Fragen sowie die strukturellen Pro-
bleme unseres Landes nach dem Motto verpackt haben:
„Keine Sorge, die Große Koalition wird es schon rich-
ten.“ Dies ist ein Fehler, weil die Voraussetzung guten
politischen Handelns ist, gerade während einer Verbes-
serung der Entwicklung darauf zu achten, was strukturell
eigentlich noch schlecht läuft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte einige Bemerkungen zu den wichtigsten
politischen Feldern machen.

Im Hinblick auf das Klima haben Sie erst einmal eini-
ges beschlossen, was in die richtige Richtung geht. Aber
Ihre Klimaschutzpolitik wird die Ziele – auch das
40-Prozent-Ziel – systematisch nicht erreichen, weil die
gesetzliche Umsetzung sowie das, was Sie in Meseberg
beschlossen haben, ihnen nicht hinreichend Rechnung
tragen, sondern einem Slalomlauf zwischen Tabuzonen
ähneln. Wir reden zwar heute nicht nur über Klima-
schutz, aber ich will zwei Bereiche erwähnen.

Bei der Energieeffizienz – vorgestern hat auch die
IEA dargestellt, dass der Stromverbrauch in Deutschland
massiv ansteigt – sind Sie in Meseberg eindeutig zu kurz
gesprungen. Für Nachtspeicheröfen gibt es kein Kon-
zept. Auch für Elektrogeräte gibt es keinen Top-Runner-
Ansatz. Die Kennzeichnung von Elektrogeräten soll nur
freiwillig erfolgen, und es gibt keine Einschränkungen
für den Stand-by-Betrieb. Sie vermeiden systematisch
die Ordnungspolitik und setzen weiterhin auf freiwillige
Vereinbarungen oder verschieben Entscheidungen, die
heute getroffen werden müssten, in die Zukunft.

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(C (D Deswegen sind die 40 Millionen Tonnen CO2-Einspaung, die Sie im Hinblick auf die Effizienz von Elektroeräten im Haushalt im Acht-Punkte-Programm noch eranschlagt hatten, auf nur noch erreichbare 8 Millioen Tonnen zusammengeschrumpft. Dies wurde in dieer Woche im Umweltministerium auch so bilanziert. Sie pringen an dieser Stelle zu kurz. Das, was Sie sonntags erbal an Klimaschutzzielen formulieren, schaffen Sie erktags nicht, weil Sie sich den Lobbys – wie sie zum eispiel Herr Glos im Parlament und in der Regierung ertritt – beugen. Bei der Verkehrspolitik herrscht in der Regierung mmer noch absolute Funkstille. Wenn Sie, Frau Buneskanzlerin, morgen zur IAA gehen, müssen Sie dort larmachen, dass jetzt die Stunde der Ordnungspolitik eschlagen hat und wir verbindliche Verbrauchsoberrenzen brauchen, und nicht, wie Herr Wiedeking jetzt ieder gefordert hat, eine Verschiebung von 2012 auf 015. Wenn Sie das zulassen, wird der Verkehrsbereich einen Beitrag zu den Klimaschutzbemühungen leisten önnen, und wir werden die Ziele insgesamt nicht erreihen. Auch in Deutschland – ich sage das mit Blick auf die AA – müssen alle Fahrzeughersteller neben den einzelen ökologischen Pilotprojekten in der Breite – bei den roßen wie bei den kleinen Fahrzeugen – systematisch on dem hohen CO2-Ausstoß wegkommen. Dazu brauhen wir Ordnungspolitik und nicht diesen Mist der freiilligen Vereinbarungen, der offensichtlich gescheitert t. Frau Merkel, was uns bei Ihrer Rede fast amüsiert hat, ar, wie Sie in einem Sätzchen mit dem Thema Bahn mgegangen sind. Sie haben gesagt: Mit dem Börsenang der Bahn werden wir uns auch noch beschäftigen. Erst einmal – es ist ja ein Gesetzentwurf durch das Kainett gegangen –: Ich hoffe schon, dass Sie sich auch orher damit beschäftigt haben. Doch der Satz in Ihrer ede war auf die Zukunft bezogen. as Sie bisher im Kabinett beschlossen haben, ist nach nserer Überzeugung ordnungspolitischer Wahnsinn: ie verschleudern Volksvermögen. Insgesamt sind 30 Milliarden Euro in der Bahn, insbesondere im chienennetz und in den Bahnhöfen, investiert, Geld der teuerzahlerinnen und Steuerzahler. Sie haben eine Priatisierung vor, bei der Sie vielleicht 8 Milliarden Euro rlösen werden. 4 Milliarden Euro gehen an den Bund, er Rest geht an die Bahn. Sie verpflichten sich, 15 Jahre ang 2,5 Milliarden Euro in das Schienennetz zu invesieren, macht 37,5 Milliarden Euro. Nach dem heutigen tand müsste der Bund, wenn wir nach 18 Jahren wieder irtschaftlicher Eigentümer des Netzes sein wollten, imerhin 7,5 Milliarden Euro Wertausgleich zahlen. Da ragt sich doch jeder, der nur ein bisschen rechnen kann: as soll das Ganze? Was ist eigentlich die Begründung Fritz Kuhn für diesen ordnungspolitischen Unsinn, mit dem Sie, Frau Kanzlerin, sich erst in der Zukunft beschäftigen wollen, obwohl Sie ihn schon beschlossen haben? (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Es gibt nur ein Argument, warum wir die Schienenin-
frastruktur aufgeben sollen: weil Herr Mehdorn Geld
braucht, um als internationaler Player eine internationale
Bahn AG aufzuziehen. Was wir dagegen in Deutschland
brauchen, ist eine bessere Bahn, schon aus Klimaschutz-
gründen. Was wir in Deutschland brauchen, ist mehr
Bahnbetrieb in der Fläche, auch mehr Güterverkehr auf
der Schiene, damit die Straßen entlastet werden und die
Leute vernünftig reisen können. Doch dann können wir
nicht die Infrastruktur verschleudern, wie Sie, Frau
Merkel, es offensichtlich vorhaben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Welche Aufgabe – das ist die Führungsaufgabe einer
Kanzlerin; das können Sie nicht auf einen Tiefensee, der
mit diesem Thema überfordert ist, abschieben –


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der FDP)


soll der Staat denn haben, wenn nicht die, die Infrastruk-
tur, die alle brauchen, in Schuss zu halten, über sie zu
verfügen? Sie darf nicht ohne Sinn und Verstand den In-
teressen des Kapitalmarktes preisgegeben werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Merkel, da treffen wir den Kern Ihrer politischen
Überzeugung. Ich finde, dass konservativ sein heißt,
dass man bewahrt, was in der Vergangenheit geschaffen
worden ist, dass man es erneuert, aber eben nicht, dass
man es verschleudert. Deswegen ist es gut, dass Sie sich
mit diesem Thema noch einmal beschäftigen wollen.

Ich will zum Bereich Wirtschaft, Haushalt, Arbeits-
markt kurz etwas sagen. Die Konjunktur ist gut. Sorgen
machen muss, dass sie zu sehr exportgeleitet ist und am
Binnenmarkt zu wenig zieht. Über die Mehrwertsteuer
will ich mich nicht streiten; darüber kann man insgesamt
lange reden. Sie haben gestern den Finanzminister eine
Haushaltskonsolidierung feiern lassen, die wir für
unambitioniert halten. Dazu haben Sie heute nichts Ver-
nünftiges gesagt, Frau Kanzlerin. Wenn man jetzt, im
Jahr 2007, sagt: „2011 kommen wir auf die Nullver-
schuldung“, und man hat massiv Steuern erhöht – es ist
ja nicht nur die Mehrwertsteuer: da ist die Versicherung-
steuer, und viele Abschreibungsmöglichkeiten wurden
abgebaut –, dann kann man sich nicht als Konsolidie-
rungsregierung feiern. Der entscheidende Punkt ist, dass
Sie es nicht rechtzeitig schaffen, aus der Neuverschul-
dung herauszukommen, weil Sie nicht bereit sind, die
notwendigen Investitionen – es gibt notwendige Investi-
tionen – durch Subventionsabbau zu finanzieren, son-
dern sie aus der Konjunktur heraus schöpfen. Solange
Sie dies tun, ist die ganze Nummer der Konsolidierungs-
regierung nicht viel wert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Wiederholen Sie nicht – ich meine das ernst, nicht koett – den Fehler von Rot-Grün, die wir 2000 und 2001 her zu wenig gespart haben und dann, als es dicke kam, ersucht haben – das ist am Bundesrat immer gescheitert –, n die abnehmende Konjunktur hinein zu sparen. Dies ann nicht funktionieren. Deswegen sage ich: Politische ührung heißt, dass Sie in der Finanzpolitik mehr Vororge treffen für die Zeit, wenn es mit der Konjunktur ieder schlechter gehen sollte. An Ihrer Beschönigung der Verhältnisse hat mich ein unkt gestört. Sie haben gesagt, der Aufschwung omme bei allen an. Die Zahlen der Bundesagentur für rbeit zeigen aber, dass der Aufschwung bei den Dauerrbeitslosen noch nicht ankommt. Daran können wir in iesem Hause nicht vorbeireden, nur weil es ein schwieiges Thema ist. nzwischen gibt es in Deutschland 1,3 Millionen Dauerrbeitslose. In keinem anderen Land Europas außer der lowakei hat sich die Dauerarbeitslosigkeit so verfestigt ie bei uns. Jeder zweite Arbeitslose in Deutschland ist änger als ein Jahr arbeitslos. Deswegen halte ich die nkündigung eines neuen Programms – sozusagen artz Y mit einem neuen Kombilohnmodell für Zielruppen – im Herbst für zu kurz gesprungen, wenn man ie Situation bilanzieren will. ie hätten sich auch der Frage der Qualität des Aufchwungs stellen müssen. Ich finde, dass es an der Zeit ist, Hartz IV zu bilanieren. Wir von den Grünen stehen zu den wesentlichen lementen, vor allem zu der Zusammenlegung von ozialhilfe und Arbeitslosenhilfe; denn sie hat vielen enschen – vor allem Alleinerziehenden mit Kindern – iel genützt. Das vergisst die PDS/Linke gerne, aber an ieser Stelle war die Reform richtig. Aber das Arbeitslosengeld II ist noch nicht die rundsicherung, von der wir gesprochen haben. Die enschen im Land – daran können wir nicht vorbeige en, Frau Merkel – haben nicht das Gefühl, dass sie im alle einer länger als ein Jahr dauernden Arbeitslosigkeit urch eine solidarische Grundsicherung aufgefangen erden und gute Brücken zurück in die Erwerbsarbeit orfinden. Der Kreis der ALG-II-Empfänger wächst, eil es keinen Mindestlohn gibt. Das ist der Grund, der ie Menschen systematisch in die Angst treibt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich finde, dass Sie mit diesen Debatten nach dem
uster „Wir machen im Herbst noch etwas“ dem
rundproblem, dass die Menschen Angst davor haben,

u Arbeitslosengeld-II-Empfängern zu werden, weil das
ördern nicht klappt und es keine Brücken zurück in die
rwerbsarbeit gibt, nicht gerecht werden, Frau Merkel.

ch hätte von Ihnen mehr erwartet als ein allgemeines
tatement zum Aufschwung.






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn
Beim Fachkräftemangel haben Sie recht. An dieser
Stelle muss man etwas tun. Was in Meseberg beschlos-
sen wurde, ist aber zu kurz gesprungen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn 100 000 Fachkräfte fehlen, dann müssen Sie das
Zuwanderungsrecht ändern. Dann brauchen wir die
Punkteregelung und müssen die Grenze beim Jahresein-
kommen von Hochqualifizierten, die einwandern wol-
len, von 85 000 auf 40 000 Euro senken.

Beide Fraktionen der Großen Koalition fordere ich auf:
Geben Sie endlich die ideologischen Vorbehalte auf, die es
unmöglich machen, dass Hochqualifizierte nach Deutsch-
land einwandern können! Denn die 100 000 Fachkräfte,
die uns fehlen, bedeuten auch viele hunderttausend Ar-
beitsplätze für Deutsche. Insofern darf man nicht auf der
ideologischen Bremse stehen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Max Straubinger [CDU/CSU]: Die können ja einwandern!)


Gestatten Sie mir eine kurze Bemerkung zum Ver-
braucherschutz, Frau Merkel. Ich wünsche mir, dass
Sie im Kabinett besser aufpassen. Ich habe den Ein-
druck, dass Herr Seehofer auf alles Mögliche Bock hat,
nur nicht auf Verbraucherschutz und Landwirtschaft. Es
gibt einen Gammelfleischskandal nach dem anderen
– alle im Wesentlichen in Bayern –, aber Sie kümmern
sich nicht um die Frage, ob der Zehn-Punkte-Plan vom
Herbst 2005 umgesetzt wird. Die Große Koalition funk-
tioniert an dieser Stelle nicht, weil auch die Länder
bremsen und nicht die notwendigen Maßnahmen ergrei-
fen wollen.

Eine einfache wirtschaftliche Frage aus der Landwirt-
schaft, um die sich Herr Seehofer nicht kümmert – viel-
leicht kümmern Sie sich als Kanzlerin darum –, betrifft
den Ökolandbau. Im Ökolandbau sind auf der Nachfra-
geseite Zuwächse von 20 Prozent zu verzeichnen. Der
Zuwachs der Fläche im Ökolandbau beträgt 2 Prozent.
Das heißt, der Nachfragezuwachs in den Läden wird
vom Ausland abgeschöpft, weil Sie seit Beginn der Gro-
ßen Koalition die Umstellung auf die ökologische Land-
wirtschaft in den Ländern und beim Bund nicht richtig
fördern. Auch in diesem Bereich könnte man den einen
oder anderen Arbeitsplatz schaffen. Ich bitte Sie, sich
darum zu kümmern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte, da wir über über Strukturprobleme reden,
auf das Thema Gesundheit und Pflege zu sprechen kom-
men. Frau Merkel, ich biete Ihnen jede Wette darüber an
– über den Einsatz können wir noch sprechen –, dass Sie
den Gesundheitsfonds nicht zum 1. Januar 2009 ein-
richten werden. Darüber reden Sie schon gar nicht mehr,
weil Sie es nicht gerne hören, dass Sie da Murks ge-
macht haben. Es glaubt doch niemand, dass Sie im
Wahljahr noch einmal mit diesem Monster antreten wol-
len, das Sie in den ersten zwei Jahren in Ihrer Regie-
rungszeit beschlossen haben.

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(C (D robleme der Gesundheitsreform spielen in Ihrem Denen offensichtlich keine Rolle. Ich finde, das muss sich ndern. Dass Sie in Ihrer Rede für die Pflegekräfte im Weentlichen nur ein Dankeschön übrig hatten, während ffenkundig ist, dass in Deutschland massive Menschenechtsverletzungen in der Pflege alter Menschen stattfinen, ist, wie ich finde, ein bisschen dürftig. Aber das hat ffensichtlich nicht in Ihr Schema gepasst. as wird die Regierung machen, nachdem über die kandale in der Pflege berichtet wurde? Sie hat gesagt, s werde eine Sachverständigenkommission zur Qualiätssicherung in der Pflege geben, die erste Berichte bis um 31. Dezember 2008 liefern werde. Erste Ergebnisse eien Mitte 2009 zu erwarten. Ich frage mich, wo die roße Koalition bei der Lösung sozialer Probleme und er Verhinderung von Menschenrechtsverletzungen gelieben ist, wenn sie erst 2009 mit einem Bericht zur ualitätssicherung aufwarten will. ie haben die Pflegereform quasi in einem billigen Konens über eine Beitragserhöhung versteckt. Ansonsten aben Sie sich gegenseitig blockiert, zum Beispiel bei er Frage, welchen Beitrag die privaten Krankenkassen eisten müssen. Frau Merkel, unter Ihrer Führung ist kein chritt zur Verbesserung der Situation Pflegebedürftiger n Deutschland gelungen. Davon haben Sie nichts geagt. Ein Dank an die Pflegekräfte ist für eine Bundesanzlerin zu wenig, die sich diesem Thema stellen und idmen will. Ich will noch etwas zur Außenpolitik und zum Thema fghanistan sagen. Es ist unstrittig – hier gibt es einen nterschied nur zur Linkspartei –, dass man das afghani che Volk beim Aufbau, der in einer Kombination aus icherheit und Entwicklung erfolgt, nicht im Stich lasen darf. Wer fordert: „Raus aus Afghanistan!“, aber icht sagt, was dort mit den Menschen passieren soll, der andelt zynisch und hat nur einen billigen innenpolitichen Erfolg im Auge, handelt aber nicht verantwortlich n Bezug auf die Menschen in diesem geschundenen and. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ennoch ist die Frage relevant – sie wird zunehmend re-
evanter –, ob wir hier die richtige Strategie verfolgen.

ir stehen als Fraktion zum ISAF-Mandat. Aber es
eicht nicht aus, dieses Mandat zu befürworten und
leichzeitig zu sagen: OEF machen die Amerikaner. Wir
lauben – durch viele Besuche im Land und Berichte vor
rt sind wir bestätigt –, dass die Art der Kriegführung,
er strategische Aufbau der Luftschläge, systematisch
ie Glaubwürdigkeit der ISAF-Mission untergräbt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Fritz Kuhn
Wir haben Verantwortung und müssen in der Diskussion
prüfen, ob das stimmt, was ich sage, oder ob Sie mit Ih-
rer Behauptung recht haben, dass das ein unverzichtba-
rer Baustein sei.

Frau Merkel, ich kritisiere Sie dafür, dass Sie an der
Stelle, wo es um die Strategie von OEF geht – das gilt
auch für Ihren Kabinettsbeschluss zu Afghanistan insge-
samt –, nicht systematisch die kritische Auseinanderset-
zung mit denjenigen suchen, die OEF so weiterführen
wollen wie bisher. Auf dieser Ebene sind keine Verände-
rungen bekannt. Es gibt nur Veränderungen bei der
NATO, was ISAF angeht. Sie sagen weder hier noch im
Ausschuss, was Sie vorgetragen haben, was Sie erreicht
haben und welche Strategieänderungen vorgenommen
werden sollen.

Sie haben auf die Ausrufung des Verteidigungsfalls
nach dem 11. 9. hingewiesen. Das ist in völkerrechtli-
cher Hinsicht eine schwierige Frage; denn die damalige
Begründung lautete, dass der Angriff auf die Vereinigten
Staaten in Afghanistan aufgrund der dort befindlichen
Terrorlager, von den Taliban zugelassen und von al-
Qaida betrieben, organisiert werde. Aber das geschieht
heutzutage nicht in Afghanistan, sondern in vielen
Regionen in der Welt, insbesondere in Pakistan. Diese
Begründung können Sie also nicht mehr anführen. ISAF
hat dagegen – darauf legen wir Wert – eine andere Be-
gründung. Diese Mission dient dazu, die zivile Entwick-
lung und den Aufbau von Sicherheit miteinander zu ver-
binden. Das zeigt auch die Praxis.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Merkel, wenn Sie sich hier – das haben Sie in ei-
nem Nebensatz getan – zur multilateralen Perspektive
der deutschen Außenpolitik bekennen, dann müssen Sie
auch da, wo unilateral entschieden wird – dies ist bei
OEF im Unterschied zu ISAF der Fall –, ganz deutlich
sagen, welche Wünsche diejenigen haben, die insgesamt
ein multilaterales Vorgehen gegen den Terrorismus für
richtig und gut halten und dieses begrüßen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten hier
im Haus intensiv darüber diskutieren.

Ich komme zum Schluss, weil meine Redezeit abge-
laufen ist. Ich will Folgendes sagen, Frau Merkel: Viel-
leicht muss man als Bundeskanzlerin in der Auf-
schwungphase die Lage irgendwie positiv darstellen.
Das ist logisch. Selbst wir sagen nicht, dass alles mies
ist. Aber Sie haben es versäumt – das ist ein Element
politischer Führung –, hart und klar auf die Strukturpro-
bleme dieses Landes hinzuweisen und Vorschläge zu
machen, wie Sie sie beheben wollen, und Sie haben in
Ihrer smoothen Rede darüber hinweggesehen. Das war
zu wenig für die politische Führung, die wir von Ihnen
eigentlich verlangen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Nächster Redner ist der Vorsitzende der CDU/CSU raktion, Volker Kauder. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! eutschland hat – dies zeigt der Bundeshaushalt, der etzt eingebracht wird und der ein Zwischenbericht und in Ausblick auf die kommenden zwei Jahre dieser Groen Koalition ist – nach einer längeren schwierigen hase wirtschaftlich wieder Tritt gefasst. Dies ist eine roße Gemeinschaftsleistung, eine Leistung, die auf dem eruht, was in der letzten Legislaturperiode unter Rotrün richtig gemacht worden ist und woran wir beteiligt aren. Lieber Kollege Struck, wir als Union haben kein roblem damit, die richtigen Punkte der Agenda 2010 zu ertreten, aber Sie in der SPD müssen dafür sorgen, dass an sich zu dem Richtigen bekennt. Dort liegt das Pro lem, nicht bei uns. Wir erleben, dass in Deutschland wieder aus eigener raft Wachstum geschaffen werden kann. Das durch chnittliche Wachstum in den Jahren 2006 bis 2008 wird iermal höher sein als in den drei Jahren zuvor. ies beruht – das ist das Bemerkenswerte – nicht allein uf dem Export, vielmehr ist der Beitrag der Binnenwirtchaft zum Wachstum im Jahr 2006 zum ersten Mal seit ängerem wieder größer gewesen als der Beitrag der Auenwirtschaft, und zwar vor allem wegen kräftiger priater Investitionen in unserem Land. iesen Kurs gilt es weiterzusteuern. Deshalb sagen wir n der Regierung und in den Koalitionsfraktionen: Aufchwung stärken, jeder muss mitgenommen werden. Auf iesem Weg sind wir ein gutes Stück vorangekommen. Die Bundeskanzlerin hat uns gesagt, wie viele zusätziche sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze gechaffen worden sind. Ich kann nur denjenigen von ganz inks außen sagen: Jeder von diesen Hunderttausenden zw. von der 1 Million Menschen, die in der Regierungseit der Großen Koalition einen Arbeitsplatz bekommen aben, hat am Aufschwung teilgenommen, hat neue erspektiven und neue Chancen. Herr Kollege Lafontaine, es lohnt sich eigentlich icht, sich mit Ihren Aussagen auseinanderzusetzen, ber eines muss ich schon klar sagen: Ich habe Ihre Reen in den letzten zwei Jahren gehört und mitbekomen, wie Sie polemisiert und gegen alle Perspektiven, ie wir aufgezeigt haben, angeheult haben. Jetzt bringen ie es nicht einmal fertig – der Kollege Kuhn bringt es ertig! –, zu akzeptieren, dass Ihre Prognosen zu hundert rozent danebengelegen haben, dass wir neue Perspek iven für die Menschen geschaffen haben. Ausschlagebend dafür war nicht Ihr Gerede, sondern das Handeln er Großen Koalition. Volker Kauder Wenn ich mir die PISA-Ergebnisse anschaue, bin ich hundertprozentig sicher: Wenn wieder jemand durch Deutschland fährt und sich dieses Land anschaut, wenn er vor allem sieht, was wir in Technologie, Wissenschaft und Forschung vorhaben, dann wird er wieder zu dem Ergebnis kommen, dass Deutschland das Land der Dichter und Denker ist. Ich kann nur hoffen, Herr Kollege Lafontaine, dass er nicht auf Sie trifft; denn dann könnte das Urteil anders ausfallen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611101400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1611101500

(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


Der auf Wachstum und Stärkung des Aufschwungs
ausgerichtete Kurs – der Aufschwung muss bei jedem
ankommen – ist in der nächsten Zeit das zentrale Thema
in der Großen Koalition. Ich bin sicher, dass diese Große
Koalition da noch eine ganze Menge leisten kann. Des-
wegen, lieber Kollege Struck, haben wir allen Grund, zu
sagen: Diese Große Koalition ist stark genug, die Aufga-
ben, die vor ihr liegen, zu erfüllen. Daher rate ich dazu,
jetzt nicht mit irgendwelchen Spekulationen über das,
was nach 2009 ist, zu kommen. Die Menschen sollen
nicht den Eindruck haben, dass wir entsprechend unse-
ren Machtperspektiven diskutieren. Ich will den Men-
schen vielmehr zurufen: Uns geht es darum, Ihre
Lebenschancen zu verbessern. Wir schauen jetzt nicht
auf 2009, sondern wir schauen auf das, was wir im
Jahr 2008 für unser Land und für die Menschen in die-
sem Land bewegen können.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Was 2009 anbelangt, lieber Kollege Struck, haben wir
diametrale, also völlig entgegengesetzte Auffassungen
über die Kanzlerschaft. Ich bin mir sicher, dass wir gute
Voraussetzungen dafür schaffen können, dass die erfolg-
reiche Arbeit für unser Land unter einer erfolgreichen
Kanzlerin auch 2009 fortgeführt werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Worum geht es in der nächsten Zeit? Aufschwung
stärken; jeder muss davon profitieren. Ein großer Teil
hat schon davon profitiert. In unseren Veranstaltungen
spüren wir es doch. Noch vor einem Jahr war die Sorge
der Menschen groß, ihre Arbeit zu verlieren. Sie hatten
Angst, Verluste zu erleiden. Das hat sich geändert. In
vielen Branchen haben wir sogar schon einen Fachkräf-
temangel. Die Menschen spüren doch, dass ihre Arbeits-
plätze sicherer geworden sind. Aber wir ruhen uns da-
rauf nicht aus.

Eine der Voraussetzungen für das Anhalten dieser
Entwicklung ist natürlich, dass der Haushalt weiter kon-
solidiert wird. Deswegen müssen wir den Sparkurs klar
und deutlich fortsetzen. Dabei unterstützt die CDU/
CSU-Bundestagsfraktion den Bundesfinanzminister. Wir
haben klar gesagt – das wird in dem Haushalt deutlich –:
Der größte Teil der Steuermehreinnahmen wird zur
Haushaltskonsolidierung verwandt. Da zu sagen: „Da
ist nichts erreicht worden“, ist blanker Unsinn. Noch im
Jahr 2005 gab es ein strukturelles Defizit von 60 Milliar-
den Euro. In diesem Haushalt ist eine Nettoneuverschul-
dung von 13 Milliarden Euro vorgesehen. Wir haben

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(C (D lso viel erreicht. Wir sind noch nicht über den Berg. ir müssen mit unseren Reformanstrengungen weiterachen. Aber wir können auch sagen: Wir haben konso idiert, und damit sind wir auf dem Weg zu politischer tabilität in unserem Land. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


In einigen weiteren Punkten werden wir Menschen
nterstützen – da stimme ich dem Kollegen Struck zu –,
eispielsweise durch eine BAföG-Erhöhung. Um dem
inanzminister entgegenzukommen, soll die 10-prozen-

ige BAföG-Erhöhung in zwei Stufen vonstatten gehen.
ies ist in Ordnung. Eine solche BAföG-Erhöhung wäre

chon ein großer Erfolg.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich verweise auf die Aufgaben der Bundeswehr. Ich
erde den Vorschlag unserer Haushälter, den Wehrsold
m 2 Euro pro Tag zu erhöhen, unterstützen. Diese Er-
öhung wäre eine schöne Anerkennung der Arbeit unse-
er Soldatinnen und Soldaten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden unseren erfolgreichen Kurs fortsetzen,
ie Menschen entlasten und dabei helfen, Arbeitsplätze
ufzubauen. Wir begrüßen es, dass die Bundesregierung
esagt hat: Wir wollen den Beitragssatz zur Arbeitslo-
enversicherung auf 3,9 Prozent senken. – Wir in der
nionsfraktion sehen aber weiteren Spielraum. Wir
üssen alles tun, was möglich ist. Wir hoffen deshalb,

ass das Ziel, das wir haben, nämlich einen Beitragssatz
ur Arbeitslosenversicherung von 3,5 Prozent festzule-
en, im Rahmen der Haushaltsplanberatungen noch er-
eichbar ist, und bitten die Bundesregierung dabei um
nterstützung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir wollen dafür sorgen, dass Menschen leichter,
och leichter in Arbeit kommen, und wollen deshalb die
ermittlungsarbeit stärken. Dazu gehört für uns, dass
ir die große Zahl von Instrumenten in der Arbeits-
arktpolitik – sie ist fast unübersichtlich – überprüfen

nd reduzieren, um die Vermittlung einfacher zu ma-
hen, damit sie schneller funktioniert. Wir freuen uns
arüber, dass die Bundesregierung in Meseberg eine sol-
he Überprüfung beschlossen hat. Aus über 80 Instru-
enten sollen maximal 10 werden. Das wäre eine große
ereinfachung und würde die Arbeit erleichtern.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir wollen Wirtschaft fördern, auch dort, wo im Au-
enblick ein kleiner Durchhänger vorhanden ist. Wir se-
en, dass im privaten Wohnungs- und Einfamilien-
ausbau zurzeit eine Art Stillstand eingetreten ist. Wir
einen, dass wir da etwas tun sollten.


(Rainer Brüderle [FDP] und Jürgen Koppelin [FDP]: Mehrwertsteuererhöhung!)


Wir meinen, dass wir da etwas tun sollten, nicht mit
olchem Gerede, sondern mit klaren Botschaften.






(A) )



(B) )


Volker Kauder
Was erwarten die meisten Menschen? Sie erwarten,
dass Wohnungseigentum eine sichere Grundlage auch
für die Altersvorsorge ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deswegen, meine lieben Kolleginnen und Kollegen,
müssen wir in der Großen Koalition das Thema „Woh-
nungseigentum in staatlich geförderter Altersvorsorge“
jetzt zu einem guten Abschluss bringen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Hälfte der Menschen in Deutschland wohnt im
sogenannten ländlichen Raum. Im ländlichen Raum fin-
det ein Großteil der wirtschaftlichen Entwicklung unse-
res Landes statt. Im ländlichen Raum ist ein großer Teil
der neuen Arbeitsplätze aufgebaut worden, weil dort der
Mittelstand stark vertreten ist. Deswegen ist es richtig,
dass wir den Mittelstand fördern.


(Otto Fricke [FDP]: Wo denn?)


Aber Mittelstandsförderung findet nicht nur über den
Arbeitsmarkt, über die Unternehmensteuer und über die
Erbschaftsteuer – das sind alles wichtige Punkte – statt,
sondern Mittelstandsförderung findet natürlich auch
über Entwicklungsmöglichkeiten statt.

Wir sind für Umweltschutz. Wir sind für Naturschutz.
Wir haben deshalb natürlich die FFH-Richtlinie – die
Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie – umgesetzt. Aber wir
brauchen in unseren ländlichen Räumen auch Entwick-
lungschancen. Es darf nicht nur die Ballungsgebiete ge-
ben. Nicht nur diese dürfen immer fetter werden. Wir
brauchen die ländlichen Räume. Deswegen sage ich Ih-
nen: Wenn der europäische Vertrag schon voll in Kraft
wäre, müssten wir eine Subsidiaritätskontrolle mit Sub-
sidiaritätsklage hinsichtlich der sogenannten Boden-
schutzrichtlinie erreichen. Mit der Bodenschutzricht-
linie, die Europa plant, geht Europa ganz klar über seine
Möglichkeiten hinaus. Deswegen bitten wir die Bundes-
regierung, dafür zu sorgen, dass dies nicht geschieht.
Das ist nicht die Aufgabe Europas. Das ist eine nationale
Aufgabe.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben das Ziel, die Wirtschaft zu stärken, um
Chancen für die Menschen zu schaffen. Daneben wollen
wir natürlich auch, dass der Zusammenhalt in unserer
Gesellschaft und der Zusammenhalt der Generationen
erhalten bleiben. Für die junge Generation haben wir
Möglichkeiten geschaffen, eine Altersvorsorge aufzu-
bauen. Aber wir kümmern uns auch um die ältere Gene-
ration.


(Dirk Niebel [FDP]: Wie ist das mit der Pflegeversicherung?)


Deswegen haben wir dafür gesorgt, dass es in der Pfle-
geversicherung neue Möglichkeiten gibt, beispiels-
weise für eine Gruppe von Menschen, die für die Fami-
lien eine große Herausforderung bedeuten, nämlich für
die Demenzkranken; auch sie erhalten Leistungen aus
der Pflegeversicherung. Wir haben die Leistungen für
diejenigen verbessert, die zu Hause ambulant betreuen

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(C (D nd pflegen. Aber selbst wenn die Ergebnisse, wie die tudien zeigen, in der letzten Zeit besser geworden sind, ann es uns nicht ruhen lassen, wenn auch heute noch jeer dritte oder vierte ältere Mensch in den Pflegeheimen icht sachgerecht gepflegt wird. Das dürfen wir nicht zuassen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


eswegen, Frau Schmidt, bin ich Ihnen ausgesprochen
ankbar, wenn Sie sagen, dass wir auf diesem Gebiet zu
ehr Kontrollen kommen müssen.

Eines zeigt die Wirklichkeit aber auch: Allein mit Bü-
okratie, mit Überprüfungen, mit Pflichten zur Doku-
entation sind wir nicht weitergekommen. Es reicht

icht, Dokumentationen zu überprüfen; vielmehr müs-
en wir auf die Menschen schauen. Das muss das Ergeb-
is der Überprüfungen in der Pflege sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Bei einem wichtigen Thema, das sowohl unter dem
esichtspunkt der Förderung von Arbeit und Chancen

ls auch unter dem des Zusammenhalts von Menschen,
on Generationen bedeutsam ist, haben wir miteinander
inen wichtigen Schritt getan, nämlich in der Familien-
olitik. In diesem Bereich hat die Große Koalition einen
roßen Schritt getan, indem sie gesagt hat: Wir wollen
ie Vereinbarkeit von Familie und Beruf maßgeblich för-
ern.

Natürlich sehen wir, dass bei der Ganztagsbetreuung
on Kindern unter drei Jahren ein erheblicher Bedarf be-
teht. Unabhängig davon, ob der Bund zuständig ist oder
icht, war es eine Notwendigkeit und daher richtig, zu
agen: Jawohl, wir machen da etwas. – Wir erwarten
etzt von Ländern und Kommunen, dass sie ebenfalls
ehr schnell ihren Beitrag zusagen, damit der Aufbau
tattfinden kann.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Ja!)


Diese Betreuung ist wichtig. Wir stehen für Wahlfrei-
eit. Wir wollen nicht, dass der Staat Familien vor-
chreibt, wie sie zu leben haben. Weil wir Wahlfreiheit
ollen, wollen wir jetzt, dass die Ganztagsbetreuung

ufgebaut wird. Aber ich sage auch in aller Klarheit: Die
roße Mehrzahl der Familien erzieht und betreut ihre
leinkinder zu Hause, und auch dies hat unseren ganzen
espekt verdient.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn wir über den Zusammenhalt der Gesellschaft
prechen, lieber Kollege Struck, so gehört dazu auch,
ass wir nicht zulassen, dass Rechtsextremismus unsere
esellschaft durcheinandertreibt. So sehr ich dafür Ver-

tändnis habe, dass man über ein NPD-Verbot reden
ann, so kann ich nur empfehlen, weniger darüber zu re-
en, aber intern zu prüfen, wie groß die Erfolgschancen
ind. Ein zweites Debakel vor dem Bundesverfassungs-
ericht wäre eine Katastrophe. Deswegen sind vor-
chnelle Diskussionen, dass man dies betreiben müsse,






(A) )



(B) )


Volker Kauder
mit mir nicht zu machen. Erst muss man prüfen und sich
vergewissern, ob es geht, um es dann zu tun, aber man
darf nicht leichthin „man sollte“ sagen. Das ist in dieser
Situation einfach brandgefährlich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zum Thema Afghanistan ist von der Bundeskanzle-
rin eigentlich alles gesagt worden. Wir stehen zu den
drei Mandaten, weil wir wissen, dass sie notwendig sind,
weil wir in der Union gelernt haben, dass Menschen-
rechte nicht teilbar sind, Herr Lafontaine. Jeder weiß,
was passieren würde, wenn wir uns aus Afghanistan zu-
rückzögen. Wir haben noch Bilder aus Vietnam in unse-
ren Köpfen und davon, was dort alles passiert ist. Das
haben die Menschen nicht verdient. Was heute hier über
die Frauen und Mädchen in den Schulen gesagt worden
ist, stimmt alles. Deswegen werden wir als eine Partei,
die für Menschenrechte eintritt, in unserem Engagement
nicht nachlassen. Wenn es darum geht, Menschenrechte
zu verteidigen, dann darf uns Afghanistan nicht egal
sein, liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dazu gehört natürlich auch die Bekämpfung des
Terrors. Darin sind wir uns einig. Terrorbekämpfung
findet auch in Afghanistan statt. Der Terror ist aber mitt-
lerweile bei uns in Deutschland angekommen. Wolfgang
Schäuble hat es immer wieder formuliert. Wir haben
deshalb aus gutem Grund neue Kompetenzen bei der
Terrorbekämpfung auf den Bund übertragen. Dazu muss
jetzt ein BKA-Gesetz gemacht werden. Das Bundeskri-
minalamt muss die zur Terrorbekämpfung notwendigen
Instrumente an die Hand bekommen. Dazu gehört nach
meiner Auffassung und der meiner Fraktion auch die
Onlinedurchsuchung in einem ganz klaren rechtlichen
Rahmen: Ohne Richter geht nichts, aber mit Richter
muss die Onlinedurchsuchung auch in eng begrenzten
Fällen möglich sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Kollege Struck, wir haben uns gestern nicht einigen
können. Wir bleiben aber im Gespräch.

Die Große Koalition muss auf die wirklich dramati-
sche Sicherheitslage die richtige Antwort finden, damit
die Menschen wissen: Sie können sich auf uns auch in
dieser schwierigen Situation verlassen. Deswegen rate
ich dringend dazu, dass wir als Gesetzgeber – auf uns
kommt es ja an – nicht ein schlecht gemachtes Gesetz in
einem Bundesland zur Benchmark unserer Entscheidun-
gen machen und nicht sagen: Wir warten einmal darauf,
bis in Karlsruhe etwas geschieht. – Nicht Karlsruhe trägt
die Verantwortung für die innere Sicherheit, sondern der
Deutsche Bundestag und insbesondere diese Große
Koalition. Ich hoffe, dass wir hier sehr bald zu Ergebnis-
sen kommen können.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, diese Große
Koalition hat ein schweres Stück Arbeit hinter sich, vor

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(C (D llem, wenn man bedenkt, dass es in den Jahren 2005 nd 2006 gar nicht so einfach war, zusammenzufinden. ch meine, dass wir eine wirklich gute Arbeit gemacht aben. Die in den vergangenen zwei Jahren erzielten Erebnisse sollten und müssen Grundlage für das, was jetzt ommt, sein. Da haben wir noch einiges Schwere vor ns. Es wird sich zeigen müssen, ob wir das miteinander inbekommen. Ich bin überzeugt, Peter Struck, dass wir as miteinander hinbekommen, Opposition hin oder her. uf die Opposition kommt es bei der Lösung der Proleme jetzt nämlich nicht an, sondern auf uns kommt es n: bei der Erbschaftsteuer und vielen anderen Fragen, ie anstehen. Ich sage deshalb an Sie, liebe Kolleginnen und Kolleen, und an die Menschen in unserem Land draußen an en Bildschirmen gerichtet: Diese Große Koalition enkt in erster Linie daran, was wir tun können, um das and voranzubringen und den Menschen zu helfen, und lickt nur aus einem ganz kleinen Augenwinkel auf das ahr 2009. Jetzt geht es darum, zu handeln und das Land oranzubringen. Man kann sich darauf verlassen: Diese roße Koalition unter der Führung von Angela Merkel den SPD-Teil der Regierung möchte ich natürlich nicht erschweigen – hat Kraft genug, dieses Land weiter auf rfolgskurs zu führen – im Interesse der Menschen in nserem Land. Vielen Dank. (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611101600

Das Wort hat der Fraktionsvorsitzende der FDP-Frak-

ion, Dr. Guido Westerwelle.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1611101700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! So wie Herr Kollege Kauder Bilanz gezogen hat
ber die ersten zwei Jahre dieser Regierung – wir wer-
en sehen, wie viele denen noch folgen werden; jeden-
alls ist klar, dass mindestens die Hälfte der größten an-
unehmenden Amtszeit dieser Koalition herum ist –, so
ollen auch wir Bilanz ziehen. Ich möchte mit dem be-
innen, was uns in diesem Hause verbindet.

Frau Bundeskanzlerin, Herr Außenminister, Sie ha-
en in diesen ersten zwei Jahren wirklich große außen-
olitische Herausforderungen meistern müssen. Das
aren in diesem Jahr die EU-Ratspräsidentschaft und
ie G-8-Präsidentschaft. Wir möchten ausdrücklich an-
rkennen, dass die Regierung Merkel/Steinmeier in der
ußen- und Europapolitik klug und überzeugend ge-

rbeitet hat. Wir sind froh darüber, dass diese Regierung
uch Irrtümer der früheren rot-grünen Regierung korri-
iert hat. Wir begrüßen, dass sie das transatlantische
erhältnis wieder ins Lot gebracht hat. Wir finden es

ichtig, dass diese Regierung, anders als die Regierung
chröder/Fischer, beim Thema Menschenrechte, übri-
ens auch in Moskau, wieder den aufrechten Gang
flegt. Wir erkennen das an.






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir werden
uns darüber einig sein, dass damit die außenpolitischen
Aufgaben dieser Regierung und, sofern es um Sicher-
heitsfragen geht, des Deutschen Bundestages nicht ab-
schließend behandelt sind. Wir haben noch außenpoliti-
sche Aufgaben vor uns. Ich will zwei Bemerkungen
machen und dann etwas Grundsätzlicheres sagen.

Wir wissen, dass in Deutschland immer noch, gewis-
sermaßen als Überbleibsel des Kalten Krieges, amerika-
nische atomare Waffen stationiert sind. Wir fordern
auch von dieser Stelle aus die Regierung auf, in Gesprä-
chen mit unseren Verbündeten auf den vollständigen Ab-
zug dieser atomaren Waffen hinzuarbeiten.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diese Atomwaffen könnten von ihrer Reichweite her nur
unsere unmittelbaren Nachbarn, die mit uns in einer
Europäischen Union verbunden sind, treffen. Es ist
höchste Zeit, dass diese Waffen abgezogen werden.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Schließlich ist es aus unserer Sicht nach wie vor er-
forderlich, dass Sie fortsetzen, was Sie begonnen haben:
Die Raketenstationierungspläne im Rahmen der soge-
nannten Raketenabwehr in Tschechien und Polen dür-
fen nicht nur als Angelegenheit der NATO, insbesondere
nicht nur als Angelegenheit von Prag, Warschau und
Washington, behandelt werden, sondern müssen als ge-
samteuropäisches Anliegen angegangen werden. Wir
Europäer haben kein Interesse daran, dass auf dem euro-
päischen Kontinent, gewissermaßen vor der Haustür
Deutschlands, ein neuer Rüstungswettlauf beginnt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich möchte an dieser Stelle auch etwas zu dem
Afghanistan-Einsatz sagen. Frau Bundeskanzlerin, Sie
haben sehr klare Worte gefunden. Man hat spüren kön-
nen, dass diese Worte in Wahrheit nicht an die Opposi-
tion gerichtet waren; bei dieser Frage gibt es, jedenfalls
in weiten Teilen, eine große Übereinstimmung in diesem
Hause. Sie haben Ihr klares Bekenntnis zur Fortsetzung
des militärischen Engagements in Afghanistan in Wahr-
heit vor allen Dingen an die eigenen Reihen gerichtet, an
die Damen und Herren der Unions- und der SPD-Frak-
tion, insbesondere der SPD-Fraktion. Wir hatten ur-
sprünglich vor, in der Frage der Afghanistan-Politik im
Oktober im Rahmen einer großen Debatte hier über alle
drei Mandate zu entscheiden. Es ist ein trauriges Ergeb-
nis, dass, weil die SPD sich selbst nicht einig ist, bei
einer so fundamentalen Frage unserer nationalen Sicher-
heit jetzt ein zerstrittener SPD-Parteitag abgewartet wer-
den muss, bevor dieses Hohe Haus entscheiden kann.
Führungskunst sieht anders aus.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Das ist Demokratie!)



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(C (D Sie rufen, das sei Demokratie. Aber dieser Deutsche undestag hat kein imperatives Mandat. In Fragen unse es Friedens und unserer Sicherheit, in Fragen des Afhanistan-Einsatzes erfüllen Sie bitte nicht, quasi als usführendes Organ, das, was Parteitage beschließen! ie sind Ihrem Gewissen verpflichtet, wenn es in diesem ohen Hause um Krieg und Frieden geht, und nichts aneres steht hier zur Abstimmung. Ich will in diesem Zusammenhang ausdrücklich daauf aufmerksam machen, dass wir als FDP-Fraktion naezu geschlossen – es wird immer abweichende Meinunen geben; das wirft ja auch niemand irgendjemandem or natürlich nicht; aber es ist notwendig, dass wir zu einer ntscheidung kommen – unterstützen, dass das Engageent, auch Deutschlands, in Afghanistan fortgesetzt ird. Man liest gelegentlich, nichts sei gewonnen, nichts ei gelungen, alles sei verloren. Herr Kollege Kauder, Ihr ergleich mit Vietnam, den Sie soeben gezogen haben, st in meinen Augen sehr unzutreffend. Denn im Falle ietnams ging es um eine Konfrontation von Blöcken. ier geht es darum, dass eine friedliche Völkergemein chaft gemeinsam den Terrorismus besiegen will. Das ist in fundamentaler Unterschied; der historische Vergleich asst in keiner Weise. Umgekehrt muss denjenigen, die schreiben, es sei ichts gewonnen, von dieser Stelle aus noch einmal geagt werden: In Afghanistan werden keine Menschen ehr aufgehängt, weil sie Fußball spielen. Frauen wer en nicht mehr unterdrückt. Frauen, die vergewaltigt orden sind, werden nicht mehr gesteinigt, nach dem otto: selber schuld. Die Menschen werden nicht mehr n Kränen hochgezogen, möglichst langsam, damit der eg zum Tod besonders qualvoll ist. Das sind in Wahrheit die Bilder und die Dinge, mit enen man sich auseinandersetzen muss. Wer heute beauptet, in Afghanistan sei nichts gewonnen, alles sei erloren, der vergisst, wie viele menschliche Schicksale nter den Taliban grausam zu Ende gekommen sind. (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)


eswegen bleiben wir dabei: Das ist ein humanitärer
uftrag der Menschlichkeit, der hier notwendig ist; er
uss militärisch geschützt werden. Kein Entwicklungs-

elfer könnte in Afghanistan wirken und arbeiten, wenn
s nicht den Schutz der Soldaten gäbe. Sie alle wären
ängst umgebracht worden; das gilt gerade für die westli-
hen Entwicklungshelfer.

In diesem Zusammenhang sage ich aber eines ganz
lar – Herr Verteidigungsminister, ich halte es für not-
endig, dass Sie das in Ihren Gesprächen ausdrücklich

um Thema machen –: Wir verbitten uns die wiederhol-






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
ten öffentlichen Belehrungen des NATO-Generalsekre-
tärs. Der Deutsche Bundestag ist nicht ausführendes Or-
gan des Generalsekretärs der NATO. Es ist ja wohl noch
so, dass er ein Angestellter der NATO ist und wir nicht
seine Befehlsempfänger sind.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das muss klar zum Ausdruck gebracht werden.

Frau Bundeskanzlerin, so wie die Regierung in der
Außen- und Europapolitik eine überwiegend erfolgrei-
che Bilanz vorweisen kann, so ist es erstaunlich, dass Sie
sich in der Innenpolitik von dem, was Sie einmal in Ih-
rer ersten Regierungserklärung als Motto Ihrer Regie-
rungsarbeit ausgegeben haben, vollständig verabschiedet
haben. Die erste Regierungserklärung von Bundeskanz-
lerin Angela Merkel in diesem Hohen Hause hatte die
Überschrift: Mehr Freiheit wagen. Zwei Jahre später ste-
hen Sie zur Bilanz an diesem Pult, und das Motto „Mehr
Freiheit wagen“ kommt nicht einmal mehr als rhetori-
sche Floskel bei Ihnen vor, geschweige denn, es würde
mit Inhalt gefüllt.


(Beifall bei der FDP)


Das ist aus unserer Sicht ein Kardinalfehler dieser Re-
gierung.

Beide Koalitionsfraktionen haben sich in Wahrheit
von dem verabschiedet, was ihnen mittlerweile peinlich
ist. Die SPD verabschiedet sich unter Schmerzen und
lautem Getöse von der Agenda 2010. Die Union verab-
schiedet sich von den Beschlüssen ihres Leipziger Re-
formparteitages, leise, aber leider auch konsequent. Bei-
des sind historische Fehler.

Man kann noch verstehen, dass Sie sagen, der Auf-
schwung in Deutschland komme von Ihrer Politik; wenn
Sie das ernsthaft glauben, dann hat Deutschland wirklich
ein Problem.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP)


Ihre ganzen guten Zahlen sind das Ergebnis einer fabel-
haften weltwirtschaftlichen Entwicklung. Statt sich mit
fremden Federn zu schmücken, müsste sich Deutschland
die Frage stellen: Wie kann es eigentlich sein, dass die
Weltwirtschaft seit vier Jahren wächst und der Auf-
schwung erst jetzt in Deutschland ankommt?


(Beifall bei der FDP)


Die Zeitverzögerung zeigt uns doch, dass wir strukturell
immer noch nicht richtig aufgestellt sind.

Sie haben hier die Erfolgsbilanz vorgetragen. Sie ha-
ben in Ihrer Rede ausdrücklich gesagt: Erst einmal war
es die Regierung, dann waren es die arbeitenden Men-
schen. Das ist eine interessante Reihenfolge. Die Art,
wie Sie das hier vortragen, zeugt von einem interessan-
ten Selbstverständnis. Der entscheidende Punkt ist: Sie
sagen, das sei Ihr Aufschwung.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das hat keiner gesagt, Herr Kollege Westerwelle! Sie widerlegen eine nicht gemachte Behauptung!)


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(C (D Ich persönlich habe da ein Déjà-vu: Bundeskanzler chröder 1999/2000. Das war genau dasselbe. Heute treiten Sie sich darüber, ob es ein Schröder-Aufchwung oder ein Merkel-Aufschwung ist. Damals war err Schröder frisch im Amt, und schon war es sein ufschwung. Das ist besonders gefährlich, gerade in eier heiklen weltwirtschaftlichen Situation; wenn das ämlich Ihr Aufschwung ist, Frau Merkel, dann ist der ächste Abschwung auch Ihr Abschwung. Der nächste bschwung kommt bestimmt. Es wäre besser, wir würen jetzt strukturelle Reformen durchsetzen, damit uns er nächste Abschwung nicht doppelt hart trifft. ir sind immer noch nicht gut aufgestellt. Wir sind aus er konjunkturellen Krise heraus; aus der strukturellen rise sind wir es noch lange nicht. Sie haben nicht mehr Freiheit gewagt. Vielmehr haen Sie, Frau Bundeskanzlerin, mit Ihrer Bundesregieung in Wahrheit mehr Unfreiheit über die Menschen geracht, und zwar schon allein, was das persönliche erfügen der Bürgerinnen und Bürger über ihr Einkomen angeht. Sie verantworten die größte Steuererhöung in der Geschichte dieser Republik. Noch keine egierung vorher hat eine so hohe Steuererhöhung be chlossen: Mehrwertsteuer, Versicherungsteuer, Pendlerauschale, Sparerfreibetrag, Eigenheimzulage und vieles ehr. Durch Ihre Politik steigen die Rentenbeiträge, die eiträge zur Krankenversicherung und die Beiträge zur flegeversicherung. Mit anderen Worten: Eine vierköpige Familie in Deutschland wird in diesem Jahr im urchschnitt um 1 400 Euro mehr belastet als im Jahr uvor. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass die Mehreit der Deutschen das Gefühl hat, der Aufschwung gehe n ihnen vorbei. Sie müssen endlich einmal diejenigen ntlasten, die dieses Land tragen, die den Karren ziehen. ie reden über Heuschrecken und über Unterschichten. ber denken Sie doch einmal an die Mitte dieses Lanes, die als Leistungsträger überhaupt erst dafür sorgt, ass dieser ganze Wohlstand einschließlich der sozialen erechtigkeit erwirtschaftet werden kann. Auch diese enschen müssen einmal etwas vom Aufschwung ha en. Herr Kollege Lafontaine, intellektuell hat Ihre Rede das muss Ihnen jetzt nicht peinlich sein – mit den Re en der Damen und Herren der Regierungsfraktionen eies gemeinsam: Sie alle setzen soziale Gerechtigkeit mit taatlicher Umverteilung gleich. Für Sie wächst die soiale Gerechtigkeit eines Landes, wenn die Umverteiung durch den Staat wächst. eswegen sieht der Haushalt auch so aus. Noch niemals n der Geschichte hat es einen Haushalt mit derart hohen teuereinnahmen gegeben. Übrigens wird immer mehr Dr. Guido Westerwelle in den Sozialstaat hineingezahlt, obgleich die Arbeitslosigkeit zurückgeht. Trotzdem kommt bei den tatsächlich Bedürftigen weniger an. Dass die Kinderarmut wächst, obwohl die Ausgaben für den Sozialstaat steigen, zeigt doch eines: Soziale Gerechtigkeit hängt vor allen Dingen von der Treffsicherheit der Maßnahmen und nicht von dem Umverteilungsquotienten in dieser Republik ab. Herr Kollege Lafontaine, ich kann verstehen, dass Sie dem nicht zustimmen wollen. Es würde mich andererseits auch einigermaßen schockieren. Wenn Sie die Frage stellen: „Wer ist Deutschland?“, so rufe ich Ihnen zu: Auch Sie, Herr Lafontaine, sind Deutschland. Das ist manchmal schwierig, aber auch Sie sind Deutschland. – Übrigens nicht Kuba, Herr Lafontaine. Kuba ist es nicht. (Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)


(Dirk Niebel [FDP]: Pfui!)


(Beifall bei der FDP)


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Nein!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Zuruf von der CDU/CSU: Kuba!)


Meine Damen und Herren, Sie haben eben nicht mehr
Freiheit gewagt, wenn es um die Lebenslage unserer
Bürgerinnen und Bürger geht. Sie haben die Steuern er-
höht, die Beiträge steigen, und das nennen Sie Reform.
Da ist es kein Wunder, dass das Wort Reform allmählich
zu einem Angstbegriff in der Bevölkerung wird.

Mehr Freiheit wagen bedeutet aber zu Beginn dieser
mutmaßlich zweiten Hälfte der Legislaturperiode leider
auch eine erhebliche Diskussion über den Abbau von
Bürgerrechten in Deutschland. Onlinedurchsuchungen
von privaten Computern, bis hin zu der Tatsache, dass
der Bundesinnenminister öffentlich über die Unschulds-
vermutung diskutiert, das öffentliche Erörtern des Tö-
tens auf Verdacht, all das hat in diesen Monaten stattge-
funden. Von einem Verfassungsminister erwarten wir
etwas anderes.

Wenn Sie, Frau Bundeskanzlerin, sagen – denn auch
Sie haben den Protest in Ihren eigenen Reihen gehört –,
es gebe keine Denkverbote, so ist das in meinen Augen
ein seltsames Amtsverständnis. Sie tun so, als ob der In-
nenminister ein Philosoph wäre, der ein paar Steine ins
Wasser werfen könnte, und anschließend darf er sich an
den Wellen ergötzen. Von einem Innenminister erwarten
wir, dass er Freiheit und Sicherheit sieht. Man kann die
Freiheit der Bürger nicht schützen, indem man sie auf-
gibt, meine Damen und Herren. Das ist ein kardinales
Missverständnis, das bei Ihnen vorherrscht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben einen dramatischen Abbau von Bürger-
rechten zu verzeichnen. Mich wundert, dass das in dieser
Debatte überhaupt kein Thema mehr ist. Stichwort glä-
serner Bankkunde: Das Bankgeheimnis ist faktisch auf-
gehoben; man muss es so sagen. Wir erleben, dass der
gläserne Patient vorbereitet wird. Die Datenschützer ha-
ben sich eindeutig geäußert. Jetzt gibt es auch noch den
gläsernen Steuerbürger. Früher hieß es: Von der Wiege

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(C (D is zur Bahre Formulare, Formulare. Wenn das, was Sie eschlossen haben, Realität wird, dass nämlich die Daen des Steuerzahlers auch noch 20 Jahre nach dem Tod espeichert werden sollen, dann heißt es: Von der Wiege is zur Bahre plus 20 Jahre Formulare, Formulare. Das st es, worüber wir reden. All das ist nicht „mehr Freiheit agen“. Das ist in Wahrheit mehr Unfreiheit. Unter Freieit verstehen wir nicht die Freiheit von Politikern, hier hren Lieblingsprojekten nachgehen zu können. Unter reiheit verstehen wir die real existierende Freiheit der ürgerinnen und Bürger, und zwar einschließlich der soialen Freiheit vor Not. Aus unserer Sicht ist das völlig lar. Mehr Freiheit wagen müsste heute bedeuten, Forchung und neue Technologien zu unterstützen. Darauf ehen Sie aber gar nicht mehr ein. Das ist für eine Naturissenschaftlerin erstaunlich. Ich weiß ja, dass Sie das nders sehen. Aber so, wie Sie beim Thema Afghanistan it Ihrer Meinung nicht hinter dem Berg halten, könnten ie doch auch einmal beim Thema neue Technologien ie Meinungsführerschaft übernehmen. Gerade als Naurwissenschaftlerin könnten Sie etwas mehr den Vertand einschalten. Die Biound Gentechnologie werden weiter abgewikelt. Das Gentechnikgesetz könnte genauso gut von rau Künast geschrieben worden sein. Es steht jetzt nur eehofer darunter. (Dirk Niebel [FDP]: Die sehen sich auch immer ähnlicher!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


s hat sich substanziell nichts geändert.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt wird es ungenau!)


Das wollte ich zu den neuen Technologien sagen. Ich
ann diesen Bereich leider nur streifen. Auch Sie kennen
as Problem mit der kurzen Redezeit.

Wir bedauern, dass bei der Kernkraft in Wahrheit
tellvertreterdiskussionen stattfinden. Ich möchte einmal
itieren, was der alte Bundeswirtschaftsminister – so alt
st er noch gar nicht; jedenfalls ist er sehr jung im
opf –, Wolfgang Clement, in diesem Monat geschrie-
en hat:

Dessen ungeachtet betreibt die Bundesregierung,
namentlich der Umweltminister, einen in Europa
einmaligen Kreuzzug gegen die heimischen Ener-
gieunternehmen und eine beispiellose Verteufe-
lungskampagne gegen die Nutzung der Kernener-
gie.

r fügte übrigens hinzu:

Die gelernte Physikerin im Kanzleramt jedenfalls
lässt die Dinge … treiben.

Präsident Putin hat in Australien Uranverträge abge-
chlossen und kündigt an, er baut zu Hause 30 neue
ernkraftwerke. China will bis zum Jahre 2020 jedes

ahr ein Kernkraftwerk bauen. Frankreich fordert uns






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
auf, endlich von unserem Ausstiegskurs Abschied zu
nehmen, weil es dem Klimaschutz dient. Wenn man sich
diese Tatsachen vor Augen führt, dann ist es schlichtweg
Geisterfahrerei, dass Sie nur noch eines in der Energie-
politik im Schilde führen, nämlich diese Erfolgstechno-
logie in Deutschland abzuwickeln. Wir brauchen beides:
regenerative Energien – ja, dafür sind wir – und die
friedliche Nutzung der Kernenergie, auf die wir im Inte-
resse des Umweltschutzes und der Wirtschaft nicht ver-
zichten können.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Schließlich geht es um die Frage, ob wir in Deutsch-
land denn wirklich die Kurve gekriegt haben oder ob wir
sie noch kriegen müssen. Sie sprechen von der Transpa-
renz der Finanzmärkte; es ist vernünftig, dass Sie die-
ses Thema ansprechen. Sie sollten aber nicht so tun, als
sei es damit getan, ein paar Regeln vorzuschlagen, und
das Thema sei damit auf internationaler Ebene erledigt.
Das ist unsachlich. Wenn Sie zu Recht anmahnen, dass
die internationalen Finanzmärkte im Sinne von größerer
Transparenz kontrolliert werden müssen – es wird Sie
wundern, aber Sie hätten uns auf Ihrer Seite –, dann sage
ich Ihnen, Frau Bundeskanzlerin, dass Sie dort anfangen
müssen, wo Ihre eigene Regierung etwas zu sagen hat,
nämlich bei den Staatsbanken, die im Augenblick auf
den Finanzmärkten ein heilloses Durcheinander zulasten
des deutschen Mittelstandes anrichten.


(Beifall bei der FDP)


KfW, IKB und Sachsen LB sind die Stichworte, die
Sie alle kennen. Wer über Finanztransparenz spricht,
sollte also erst einmal vor der eigenen Haustür kehren.
Da, wo Sie Macht haben, müssen Sie sie einsetzen. Das
tut der Finanzminister bedauerlicherweise nicht.


(Beifall bei der FDP)


Man kann festhalten, dass Sie in diesem Bundeshaus-
halt im Grunde genommen eine weitere Umverteilungs-
politik beschließen. Sie steigern die Einnahmen über hö-
here Steuern und machen trotzdem noch Schulden. Das
widerlegt übrigens auch Ihre These, es sei eine solide Fi-
nanzpolitik. Die junge Generation kann sich nur grausen,
wenn sie sieht, dass die Steuern steigen und trotzdem
noch mehr Schulden gemacht werden. Der Finanzminis-
ter sagt, er gibt uns einen aus, wenn es schon im Jahr
2010 einen ausgeglichenen Haushalt gibt. Er sagt das
nur, weil er weiß, dass er dann nicht mehr Finanzminis-
ter ist.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP)


Wir wollen es umgekehrt machen: Herr Steinbrück,
wir geben Ihnen einen aus, wenn Sie es in dieser Legis-
laturperiode noch angehen, einen ausgeglichenen Haus-
halt zu erreichen. Mit etwas mehr Ehrgeiz könnten Sie es
schaffen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Sie schaffen es aber nicht, weil die Devise dieser Regie-
rung lautet: Bekommt ein schwarzer Minister mehr
Geld, muss auch ein roter Minister mehr Geld bekom-

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(C (D en. Das genau ist der Grund, warum es in Deutschland alsch läuft. Die Zeche zahlen die Bürger, weil die Steurn steigen. Der Staat hat nicht zu wenig Geld, er hat geug Geld. Er verplempert es aber in Bereichen, aus deen er sich besser raushalten sollte. Das ist das igentliche Problem in diesem Lande. Das haben wir alles schon einmal gehabt: Hans im lück! Peer im Glück! Wir wissen, wie es kam: Die MTS-Lizenzen wurden versteigert, und 100 Milliaren Mark kamen rein. Die Strukturen wurden aber nicht erändert, und ein Jahr später hatten wir 5 Millioen Arbeitslose und die Staatsfinanzen waren völlig kautt. Man müsste jetzt die gute Chance nutzen, jetzt die ute Konjunktur nutzen, um die für Deutschland wichtien Hausaufgaben zu erledigen, damit wir, wenn es chlechter läuft, vorgesorgt haben, damit auch dann noch ie Staatsfinanzen stimmen, damit auch dann noch Areitsplätze geschaffen werden, damit auch dann noch inestiert wird. Deswegen ist Ihr Beitrag zur Diskussion über die rbschaftsteuer nur als rückwärtsgewandt zu bezeichen. Österreich, Frankreich, alle zeigen uns, wie es geht. ie schaffen die Erbschaftsteuer faktisch ab, und wir haen nicht einmal den Mut, die Verantwortung für die rbschaftsteuer denen zu übertragen, die die Steuereinahmen erhalten, nämlich den Ländern. Wo ist eigentich Ihr föderales Bewusstsein, Männer und Frauen des eutschen Bundestages? Sie sagen: 2011 ausgeglichener Haushalt. Es gibt eine infache Regel: Was du heute kannst besorgen, das verchiebe nicht auf morgen! Denn wer weiß, wie die Konunktur im Jahr 2011 aussehen wird? Das ist zwar alles ohlfeil, aus unserer Sicht ist die Richtung aber falsch. Es ist schon verrückt, wofür diese Regierung Geld at. Wir geben China und Indien Entwicklungshilfe, ennen es nur nicht mehr so. Syrien – ausgerechnet Syien – werden auf der Reise der Entwicklungshilfeminiserin mal eben 44 Millionen Euro zugesagt. Die Steinohlesubventionen steigen, werden nicht etwa abgebaut. ie Subventionen insgesamt steigen. Denken Sie an die irtschaftszuwendungen! Auch sie werden nicht abge aut. Der allergrößte Hammer ist, dass Sie sogar bei den nvestitionen Ihren Aufgaben nicht nachkommen. Ich ätte mir nie vorstellen können, dass eine schwarz-rote egierung für Investitionen in den Straßenbau weniger usgibt als eine rot-grüne zum Schluss ihrer Amtszeit. Herr Westerwelle, kommen Sie bitte zum Schluss. Sofort. Dagegen geben Sie viel Geld für Presseund Öffentichkeitsarbeit aus. Das ist wohl wahr. Da steigern Sie ie Ausgaben. Allein im Auswärtigen Amt steigt die Dr. Guido Westerwelle Zahl der Mitarbeiter für Presseund Öffentlichkeitsarbeit von 45 auf 113. Und da rätselt die Presse noch, wer Kanzlerkandidat wird. Sie brauchen sich doch nur den Haushalt anzusehen. Sie müssen nur schauen, wo Pressesprecher eingestellt werden, dann wissen Sie schon Bescheid. Fragen Sie mich doch! Ich sage es Ihnen doch. Auch der Kollege Struck hat gesagt, dass es darum geht, ab 2009 einen sozialdemokratischen Kanzler zu haben. Ab sofort wartet Deutschland nur noch gespannt auf die Antwort auf die Frage: Wer soll es denn werden? (Dr. Peter Struck [SPD]: Kann ich Ihnen sagen, Herr Westerwelle!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611101800
Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1611101900




(A) )


(B) )


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP)


(Dr. Peter Struck [SPD]: Ich bitte darum!)


Wir würden es an dieser Stelle gerne einmal hören. Dann
können wir weiterreden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611102000

Herr Westerwelle!


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1611102100

Ein letzter Satz, bitte, Herr Präsident.

Es ist, wie es immer ist.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Schau’n wir mal!)


Das Erstaunliche aber ist, dass es bei Ihnen schon nach
zwei Jahren so ist. Die Große Koalition ist zwar eine
Zwangsehe, aber schon nach zwei Jahren geht es SPD
und Union in dieser Regierung wie einem alten Ehepaar:
Sie werden sich immer ähnlicher. Es ist ihnen Gott sei
Dank noch peinlich.

Vielen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611102200

Das Wort hat der Kollege Olaf Scholz von der SPD-

Fraktion.


Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1611102300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Eine Vor-

bemerkung: Es ist heute schon mehrfach über die Frage
gesprochen worden, wie wir mit rechtsextremistischen
Entwicklungen in diesem Lande umgehen und was wir
gegen das Wirken der NPD tun können, dagegen, dass
eine Partei mit öffentlichen Geldern rechtsextremisti-
sches Gedankengut verbreiten kann und die Organisa-
tionsstrukturen für rechtsextremistische Tätigkeiten lie-
fert. Der Fraktionsvorsitzende der SPD hat heute gesagt,
was uns alle gemeinsam bewegt: Wir müssen eine gute
Untersuchung haben. Die Ämter für Verfassungsschutz
in den Ländern und das Bundesamt sollen in den nächs-
ten sechs Monaten einen Bericht vorlegen, aus dem wir
ersehen können, was für verfassungswidrige und verfas-
sungsfeindliche Aktivitäten die NPD betreibt, ohne dass
auf nachrichtendienstliche Quellen zurückgegriffen wer-
den muss. Der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU hat

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(C (D esagt, das könne er sich gut vorstellen. Ich bin dafür, ass wir schnell zu einer Vereinbarung über ein solches orgehen der Innenminister in Bund und Ländern komen. Herr Westerwelle hat zum Thema Afghanistan angeerkt, dass hier ein gewisses Durcheinander herrsche. as kann ich nicht wahrnehmen. Allerdings sind ein aar Informationen, die er als Ausgang seiner Bemerungen genannt hat, falsch. Es handelt sich um die Inforation, dass wir alle hier uns verabredet hätten, im erbst alle drei Mandate auf einmal zu verlängern. Ich ar an einer solchen Verabredung nicht beteiligt. Ich enne auch niemanden, der solch eine Verabredung geroffen hat. Es ist vielmehr umgekehrt. Wir haben geagt: Dann, wenn diese Mandate auslaufen und ihre Verängerung ansteht, soll auch darüber entschieden erden. Das ist genau der Weg, den man mit großer Be onnenheit für die Zukunft dieses Einsatzes gehen muss. ir müssen alles dann entscheiden, wenn es an der Zeit st, und nicht dann, wenn irgendjemand es auf den Terinplan setzt. Große Debatten zu diesem Thema hat es übrigens uch außerhalb dieses Hauses gegeben. Die SPD-Bunestagsfraktion hat sich sehr sorgfältig vorbereitet. Wir aben vor der Sommerpause in mehreren langen Sitzunen darüber diskutiert. Viele unserer Abgeordneten – und icht nur diejenigen, die in den zuständigen Ausschüsen Mitglied sind – sind nach Afghanistan gefahren und aben sich dort ein eigenes Bild verschafft. Wir haben etzt auch noch mit Vertretern der afghanischen Regieung diskutiert. Das war für uns alle sehr beeindruckend. eshalb sind wir auf die Anträge der Bundesregierung ut vorbereitet. Wir sind auch sicher, dass es vernünftig st, diesen Anträgen zuzustimmen. Das ist jedenfalls die einung der Führung der Fraktion der SPD und der undesregierung. Ich glaube, dass es auch so kommen ird, wenn die Entscheidungen jeweils anstehen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


Herr Westerwelle, es macht keinen Sinn, von Füh-
ungsunsicherheit zu sprechen, wenn man selber zum
eispiel in der Frage UNIFIL ein großes Durcheinander
rganisiert hat. Ich jedenfalls erinnere mich an eine Äu-
erung von Herrn Niebel, der gesagt hat, die FDP wolle
em Mandat zustimmen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Sie erinnern sich falsch!)


ann erinnere ich mich an Aufrufe aus China von Herrn
oyer, dass das alles so nicht gehen kann. Jetzt ist es
ieder so, dass Sie sich diesem Mandat nicht unterstüt-

end zur Seite stellen können. Das ist ein bisschen symp-
omatisch.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Durcheinander!)


enn es ist so: Einerseits wollen Sie zeigen, dass Sie
ine vernünftige außenpolitische Linie haben. Anderer-






(A) )



(B) )


Olaf Scholz
seits suchen Sie kleine Punkte, bei denen Sie zeigen kön-
nen, dass Sie auch anderer Meinung sind. Ich finde, das
ist nicht führungsstark, sondern ein Durcheinander. Sie
sollten das in Ordnung bringen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sanieren, Reformieren und Investieren und dabei die
Lasten gerecht auf die Schultern verteilen – das ist das
Motto des Koalitionsvertrages. Sanieren, Reformieren
und Investieren und dabei die Lasten gerecht auf alle
Schultern verteilen – das ist auch das Thema der Regie-
rungstätigkeit der Sozialdemokraten seit 1998. Wenn im
nächsten Jahr die Sozialdemokratische Partei die Regie-
rung dieses Landes seit zehn Jahren getragen haben
wird, wird man die große Konstanz der sozialdemokrati-
schen Bemühungen feststellen. An der Stelle hat Herr
Westerwelle recht: Was die Kanzlerin heute gesagt hat,
hätte sie auf dem Leipziger Parteitag als CDU-Vorsit-
zende nicht gesagt; aber heute hat sie recht. Das finden
wir Sozialdemokraten in Ordnung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sanierend, reformierend und investierend


(Jürgen Koppelin [FDP]: Und abkassierend!)


ist es uns gelungen, unser Land wieder zukunftsfähig zu
machen. Ich finde, dass man das feststellen darf und
muss, auch wenn man gleichzeitig erkennen kann, dass
ein großer Teil unserer Menschen von dieser besseren
Entwicklung noch nichts mitbekommen hat. Es ist ab-
surd, eine Rede zu führen, die lautet: Alles ist gut. Aber
es ist genauso absurd, eine Rede zu führen, die lautet:
Alles ist schlecht. Keinem, der eine solche Rede hält,
kann man irgendetwas glauben. Kein Bürger und keine
Bürgerin kann auf einen Politiker, der so ein undifferen-
ziertes Zeug erzählt, setzen. Die große Zahl der Bürger
wird das auch nicht tun.


(Beifall bei der SPD)


Selbstverständlich ist es unsere gemeinsame Aufgabe,
unsere Erfolge zu beschreiben, weil sie der Ansporn für
die nächste Zeit sind, und gleichzeitig zu sagen, dass
noch etwas zu tun ist, damit alle Menschen in diesem
Lande am Aufschwung teilhaben können. Aufschwung
für alle, auch das ist eine sozialdemokratische Forde-
rung, die viele andere jetzt übernommen haben.


(Beifall bei der SPD)


Meine Damen und Herren, zu unserer Tätigkeit seit
1998 gehört, dass wir die Haushalte strukturell konsoli-
diert haben und damit die Grundlage dafür geschaffen
haben, dass der Staat seine Aufgaben im Interesse unse-
res Gemeinwesens auch in Zukunft erfüllen kann. Ich
glaube, wir sollten bei dieser Haltung bleiben. Deshalb
begrüße ich sehr, dass sich im Rahmen der Beratungen
der Föderalismuskommission unter dem Stichwort
Schuldenbremse offenbar ein Konsens abzeichnet.


(Joachim Poß [SPD]: Ja!)


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(C (D Ich bin übrigens dafür, dass wir dieses Vorhaben noch n dieser Legislaturperiode in Angriff nehmen. Wenn wir inen geeigneten Weg finden, sollte der Beschluss, den ir dann fassen, auch für die nächste Legislaturperiode elten. Denn das würde dazu führen, dass manche Pläne m Hinblick auf den nächsten Bundestagswahlkampf, ber die schon jetzt berichtet wurde, gleich wieder in en Schredder wandern könnten. All die Versprechungen von Steuersenkungen, die on dem einen oder anderen gemacht worden sind, pasen nicht zur öffentlichen Debatte über die Einführung iner Schuldenbremse. Ich glaube, dass in manch einer arteizentrale – das sage ich insbesondere mit Blick auf nseren Koalitionspartner – neue Pläne erarbeitet weren müssten, wenn wir im Rahmen der Föderalismusreorm beschließen, eine Schuldenbremse einzuführen. ie Bürgerinnen und Bürger würden dann allerdings eien fairen Wahlkampf erleben. Denn jeder von uns üsste: Es erwischt ihn, wenn er den Mund zu voll immt. Meine Damen und Herren, wir haben die sozialen Siherungssysteme saniert. Wir haben dafür gesorgt, dass ie Höhe der Einnahmen und die Höhe der Ausgaben ieder zusammenpassen und dass die Beitragssätze, die ür Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und für Unterehmen gelten, zwar hoch sind – keine Frage –, aber och so erträglich, dass sie bereit sind, bei diesen Schriten mitzumachen, und dass die Leistungen, die davon fianziert werden, so vernünftig sind, dass man sich auf en Sozialstaat in diesem Lande verlassen kann. Wir haben – auch das gehört zu den Reformen – die rbeitsvermittlung reformiert. Recht haben all die, die agen: Deutschland hat vor allem deshalb ein Problem, eil es so viele Menschen gibt, die lange Zeit arbeitslos ind. Gerade deshalb ist es entscheidend, dass wir es als nsere wichtigste Aufgabe ansehen, die Bundesagentur ür Arbeit zur am besten funktionierenden öffentlichen nstitution zu machen, die den Menschen zur Seite steht nd ihnen durch die Arbeitsvermittlung hilft, dem chicksal der Arbeitslosigkeit zu entrinnen. Zur Politik, die seit 1998 gemacht wurde, gehört unter er Überschrift „Sanieren, Reformieren, Investieren“ uch, dass wir die Betreuung der Kinder verbessert und en Ländern und Gemeinden beim Aufbau des Systems er Kinderbetreuung geholfen haben. Das ist die Grundage für die Situation, in der wir uns heute befinden. Mir ist wichtig, zu betonen, dass wir dabei so vorgeangen sind, wie es auch Unternehmen, die in einer wirtchaftlichen Krise sind, tun. Ein Unternehmen, das in eier wirtschaftlich schwierigen Situation ist, muss saniert erden; es muss neu aufgestellt werden – auf unserem eld heißt das, dass es Reformen geben muss –, und es uss in die Zukunft investieren, damit es auch dann gut unktioniert. Genau das haben wir in Bezug auf unser and geschafft. Bei einem Unternehmen, das seine Olaf Scholz Sanierung erfolgreich bewältigt hat, spricht man davon, dass ein Turnaround stattgefunden hat. Ziel von Sanierungen, Neuaufstellungen und Investitionen ist die Umkehr ins Positive, von einer Situation des Abschwungs in eine Situation des Aufschwungs. Das ist auch uns gelungen. Heute können wir berichten: Der Turnaround ist geschafft. Am wichtigsten ist der Abbau der Arbeitslosigkeit. Wir müssen dafür sorgen, dass noch mehr Menschen einen Arbeitsplatz finden. Es ist aber auch wichtig, dass der Sozialstaat wieder eine Zukunft hat. Die Menschen können sich auf die Rentenversicherung, die Krankenversicherung, die Pflegeversicherung, die Arbeitslosenversicherung und die Unfallversicherung wieder verlassen. Das hat übrigens auch politische Folgen – diesen politischen Turnaround vermag wahrscheinlich niemand so recht zu ermessen –: Plötzlich will die FDP neosozial sein. (Dr. Peter Struck [SPD]: Ja! – Joachim Poß [SPD]: Nach ihren heutigen Reden wohl nicht mehr! – Jürgen Koppelin [FDP]: Na, na! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jetzt hör’ aber auf!)


(Dr. Peter Struck [SPD]: Ja, das stimmt!)


(Beifall bei der SPD)


(Dr. Peter Struck [SPD]: Richtig!)





(A) )


(B) )


(Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr wahr!)


Das wird schon irgendwie funktionieren. Unser Koali-
tionspartner möchte herausfinden, inwieweit „konserva-
tiv“ und „sozial“ zusammenpassen. Die Grünen bleiben
ungefähr bei dem, was sie mit uns gemeinsam begonnen
haben. Die sogenannte Linke sagt immer nur mehr,
mehr, mehr.

Wenn man das aber alles zusammenfasst, stellt man
fest: Es hat doch eine Änderung des Zeitgeistes gegeben.
Während die Meinungsführer der Republik vor wenigen
Jahren noch gesagt haben, der Sozialstaat habe keine
Perspektive und man solle ihn abbauen, ist diese Mei-
nung heute nicht mehr vorherrschend. Das ist ein Erfolg
sozialdemokratischer Regierungspolitik.


(Beifall bei der SPD)


Aber wir sind in einer schwierigen Phase. Politisch ist
nämlich das, was wohl für jedes Unternehmen gilt, nicht
so selbstverständlich. Während ein Manager, der für sein
Unternehmen einen Sanierungsplan entwickelt und
durchsetzt, vorher den Moment beschreiben muss, in
dem der Turnaround gelingen soll, und nachher stolz
über ihn berichten darf, ist ein Politiker, der einen Turn-
around ankündigt oder als geschafft vermeldet, in der
politischen Gefahr, ins Abseits zu geraten. Denn Refor-
mer zu sein verkommt doch – wenn man die politische
Szene beobachtet – bei dem einen oder anderen immer
mehr zu einem Ritual, bei dem man sich so gibt, als for-
dere man eine scharfe Reform. Aber tatsächlich ist das
doch völlig unvernünftig.

Wenn wir uns auf den Weg machen, auch mit schwie-
rigen Maßnahmen dafür zu sorgen, dass der Sozialstaat,
auch der Sozialversicherungsstaat, wieder funktioniert,
dann müssen und dürfen wir den Menschen auch sagen,
dass der Tournaround gelungen ist und es jetzt um den

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(C (D usbau von Maßnahmen geht. Deshalb hat der Parteiorsitzende der SPD völlig recht, wenn er sagt, die Zeit er Zumutungen sei vorbei. Das eine gehört zum andeen und bildet damit eine Einheit. Wir Sozialdemokraten aben es zustande gebracht, dass wir jetzt wieder über en Ausbau von Maßnahmen und Investitionen in die ukunft, die wir benötigen, diskutieren können. Übrigens passt das Programm von Meseberg gut azu. Deshalb macht es auch Sinn, dass wir in dieser aushaltsdebatte noch ein paar Minuten darauf verwenen, das zu bedenken. Unserer Ansicht nach muss zum eispiel dafür gesorgt werden, dass Menschen, die hart rbeiten und wenig verdienen, nicht auf ergänzendes Areitslosengeld II angewiesen sind. Wir brauchen weitere ranchen, die in das Entsendegesetz aufgenommen erden. Nach der Bauwirtschaft und den Gebäudereiniern sollen das in diesem Herbst noch die Erbringer von ostdienstleistungen sein sowie alle diejenigen, die sich is zum Frühjahr nächsten Jahres melden. Das wird Milionen Menschen, die es heute schwer haben, ein bessees Leben bescheren. Es ist eine vernünftige Politik, die ir in diesem Zusammenhang entwickeln. Das gilt auch für die Mindestarbeitsbedingungen und en Erwerbstätigenzuschlag. Mit großer Freude habe ich estgestellt, dass diese Idee, die wir vorangebracht haen, nicht nur in Meseberg eine Rolle gespielt hat, sonern jetzt auch von unserem Koalitionspartner auf seiner lausurtagung am Wochenende unter einem ähnlichen amen für gut befunden wurde. Es wird also gelingen, eitere Fortschritte zu machen. Das ist nicht nur gut für ie Parteien, sondern vor allem für die Menschen, um ie es geht; sie haben es bitter nötig. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr richtig!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


Wir investieren in die Zukunft, indem wir etwas für
ie Bildung tun. Darum wollen wir, dass die Menschen
esser ausgebildet werden, sodass wir den Fachkräfte-
angel reduzieren können. Auch die Altbewerber wol-

en wir auf dem Berufsausbildungsmarkt besser unter-
tützen.

Ferner müssen wir etwas für die Kinder tun, indem
ir denjenigen Eltern helfen, die ihre Kinder in einer
inrichtung unterbringen wollen, in der sie nicht einfach
bgestellt werden, sondern beste Betreuung bekommen.
er Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab
013 ist ein großer politischer Fortschritt, der die Kultur
es Zusammenlebens in unserem Lande wahrscheinlich
ehr bewegen wird, als mancher sich angesichts dieser
ormalie auszudenken vermag.


(Beifall bei der SPD)


Es bedeutet, dass unser Land endlich zu den anderen
ändern Europas aufschließt, in denen es selbstverständ-

ich ist, dass das, was die Eltern sich für ihre Kinder
ünschen, zur Verfügung steht. Es wäre ein großer Er-

olg, wenn wir das schaffen.






(A) )



(B) )


Olaf Scholz
Wenn in dieser Großen Koalition vollendet werden
kann, was wir 1998 begonnen haben, wäre das ein gro-
ßer Themen- und Paradigmenwechsel in dieser Repu-
blik, der nicht alle Tage gelingt. Davon kann man als Er-
folg berichten.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611102400

Das Wort hat der Kollege Max Straubinger von der

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1611102500

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Wir, die Bundesregierung und natürlich die sie tragenden
Fraktionen, können heute Bilanz ziehen. Es ist schon
vielfältig angesprochen worden: Der Aufschwung in
Deutschland hat sich verstetigt, es geht aufwärts in
Deutschland. Damit werden die Zukunftschancen der
Menschen natürlich besonders befördert.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dies wird mit der Einbringung des Bundeshaushalts
deutlich, mit dem wir unter dem Motto „Sanieren, Refor-
mieren, Investieren“ in den verschiedensten Bereichen
die Grundlagen für ein zukunftsfähiges Deutschland le-
gen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Natürlich ist die Einbringung des Haushalts für die
Oppositionsparteien Anlass, in einzelnen Bereichen Kri-
tik zu üben. Doch ich wende mich dagegen, dass den
Menschen Zerrbilder gezeichnet werden, wie es heute
wieder die linken Oppositionsfraktionen getan haben,
insbesondere die Fraktion Die Linke, vor allen Dingen
im Bereich der Sozialpolitik. Aber auch die FDP hat,
was die Wirtschaft angeht, ein Zerrbild gezeichnet: Der
Aufschwung in Deutschland rührt nicht von einem welt-
wirtschaftlichen Aufschwung her, sondern daher, dass
die Bundesregierung seit ihrem Antritt die Wachstums-
kräfte mit den verschiedensten Programmen gestärkt hat:
mit dem 25-Milliarden-Euro-Programm von Genshagen,
durch verbesserte Abschreibungsbedingungen der Be-
triebe – Stichwort „degressive Abschreibung“ –; durch
die Absetzbarkeit von Handwerkerrechnungen und der-
gleichen mehr. Das hat zum Aufschwung in Deutschland
beigetragen und damit auch zu mehr Arbeitsplätzen in
unserem Land.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Linke hat das kleingeredet, hat behauptet, wir
hätten prekäre Arbeitsverhältnisse in Deutschland.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Die haben wir!)


Sie hat kritisiert, dass wir 1-Euro-Jobs haben, dass wir
Minijobs haben. Doch gerade wir als Union sind stolz
darauf, dass wir die Möglichkeit der Minijobs geschaf-
fen haben, weil diese für die Menschen in Deutschland

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(C (D ine Chance sind, wieder in den Arbeitsprozess eingeliedert zu werden. enn Sie alle diese Arbeitsplätze nicht haben wollen, ann berauben Sie die Menschen in Deutschland ihrer hancen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Jetzt, zwei Jahre nach Regierungsantritt, haben wir in
inigen Bereichen einen Fachkräftemangel. Darüber
inaus gibt es an mancher Stelle sogar einen Arbeitskräf-
emangel: Erst letzten Freitag hat mich ein Unternehmer
ngerufen, er braucht für seinen Betrieb unbedingt Ar-
eitskräfte, und zwar für leichte Tätigkeiten wie das Ein-
acken von Osterhasen bzw. Nikoläusen. Er findet keine
rbeitskräfte. Gut, ich komme aus einer Region, in der
ie Arbeitslosigkeit bei 3,7 Prozent liegt – auch ein Er-
olg dieser Bundesregierung. So ist die Lage sicherlich
icht in allen Gegenden. Ich wünsche aber allen in unse-
em Land, dass sich die Aufschwungskräfte so durchset-
en. Doch wenn, wie der Unternehmer berichtet hat,
1 Personen angeschrieben werden und sich 27 bei ihm
berhaupt nicht melden, dann muss man darüber nach-
enken, ob unsere Instrumentarien funktionieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Allerdings!)


ir haben morgen Gelegenheit, uns darüber auszutau-
chen.

Ein Zweites: Wir werden in dieser Großen Koalition,
ie sehr erfolgreich arbeitet, in der es bei einzelnen The-
en natürlich unterschiedliche Ansichten gibt, intensiv

ber das Arbeitnehmer-Entsendegesetz, über den Min-
estlohn und über Gesetze, die die Arbeitsbedingungen
mfassen, diskutieren. Ich bitte aber, auch hier die
cheuklappen abzunehmen und auf die Realität einzuge-
en. In Freyung in Niederbayern hatten wir im Winter
984 eine Arbeitslosigkeit von 42 Prozent. Jetzt haben
ir eine Arbeitslosigkeit von 6 Prozent. Niederbayern
ätte – davon bin ich überzeugt –, wäre unter den dama-
igen Gegebenheiten der hohen Verdienste im Ruhrge-
iet, in Westdeutschland ein gesetzlicher Mindestlohn
erordnet worden, den Aufstieg nicht so geschafft, wie
ir ihn in der Zusammenarbeit mit den Menschen hier in
eutschland geschafft haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


uch dies muss uns zu denken geben. Bei allem, was
ir zukünftig an gesetzlichen Initiativen ergreifen, muss
elten: Sie müssen den Menschen dienen und die Chan-
en der Menschen vermehren. Sicherlich werden wir die
nderungswünsche, die die Fraktionen noch in einzel-
en Bereichen haben werden, in diesem Bundeshaushalt
erücksichtigen.

Was die Familienpolitik angeht, wollen wir den El-
ern in unserem Land Wahlfreiheit ermöglichen. Wir ha-
en das Elterngeld eingeführt und sind auch für einen






(A) )



(B) )


Max Straubinger
Rechtsanspruch auf einen Kinderkrippenplatz. Notwen-
dig ist aber gleichermaßen ein Betreuungsgeld für dieje-
nigen, die keine staatlichen Betreuungsleistungen in An-
spruch nehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg. Dieser
Bundeshaushalt bietet die Grundlage dafür, den starken
Aufschwungkräften in Deutschland zukünftig wieder
mehr Raum zu geben. Deshalb bitte ich alle in diesem
Hause: Lassen Sie uns intensiv zusammenarbeiten, um
die Zukunftsfähigkeit unseres schönen Landes zu stär-
ken.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611102600

Das Wort hat jetzt der Kollege Klaas Hübner von der

SPD-Fraktion.


Klaas Hübner (SPD):
Rede ID: ID1611102700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Ich stimme meinem Vorredner ausdrücklich zu: Der
derzeitige wirtschaftliche Aufschwung hat auch etwas
damit zu tun, dass wir – übrigens schon unter Gerhard
Schröder – eine Reformpolitik eingeleitet haben, die er-
folgreich war. Ich bin froh, dass wir auch in der Großen
Koalition das, was wir unter Rot-Grün begonnen und als
Agenda 2010 bezeichnet haben, konsequent fortsetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wahr ist auch, dass der Aufschwung nicht allein
durch die Politik bewirkt wurde. Wir wissen durchaus,
dass die Unternehmen und insbesondere die Arbeitneh-
mer einen starken Beitrag dazu geleistet haben. Die Un-
ternehmen haben sich in der Zeit der Stagnation so gut
aufgestellt und so stark erneuert, dass sie die neuen
Exportmöglichkeiten sofort wahrnehmen konnten. Die
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und die Gewerk-
schaften haben in den letzten zehn Jahren durch eine
sehr moderate Lohnpolitik mit dazu beigetragen, dass
die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen
gestiegen ist. An der Stelle muss man den Arbeitnehme-
rinnen und Arbeitnehmern und den Gewerkschaften da-
für danken, dass sie daran mitgewirkt haben, dass
Deutschland wirtschaftlich wieder an Stärke gewinnt.

Ich bin froh, dass wir das tun. Wir haben gemeinsam
vor, eine Form der Mitarbeiterbeteiligung zu finden,
um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am wirt-
schaftlichen Erfolg ihrer Unternehmungen beteiligen zu
können. Wir haben das Vorhaben Deutschlandfonds ge-
nannt. Sie haben eine ähnliche Vorstellung. Ich bin sehr
froh, dass es sich die Bundesregierung und die Große
Koalition auf die Fahne geschrieben haben, die stärkere
Beteiligung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
an den Unternehmenserfolgen umzusetzen und voranzu-
treiben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Dass Politik durchaus wirtschaftliche Kräfte mobiliieren kann, zeigt sich auch, wenn wir Bilanz ziehen, as seit der Wiedervereinigung in den neuen Bundeslänern passiert ist. Dort ist eine sehr große gesamtstaatlihe und gesamtgesellschaftliche Leistung vollbracht orden. Wir haben in den neuen Bundesländern in kur er Zeit die Infrastruktur neu geschaffen und die Wirtchaftskraft neu belebt. Dafür gibt es, wie ich glaube, in er europäischen Geschichte kein Beispiel. Es ist eine ehr starke Leistung, mit der die Politik bewiesen hat, ass man mit Entschlossenheit etwas voranbringen kann. Ich weiß, dass manche Kolleginnen und Kollegen aus en alten Bundesländern manchmal etwas neidisch auf ie vielen neuen Häuser und Straßen im Osten sind. Ich arne aber vor Neid. Im Gegenteil: Wir sollten stolz da auf sein. Es wäre doch ein Skandal gewesen, wenn das usgegebene Geld nicht so gut investiert worden wäre. assen Sie uns gemeinsam stolz auf diese gesamtgesellchaftliche Leistung sein, die wir dort vollbracht haben. Es ist auch richtig, dass wir angefangen haben, den sten besonders zu fördern, weil in einem Wettbewerb er Regionen derjenige, der wie bei einem Wettlauf erst ach den anderen starten kann, unausgleichbare Nacheile hat. Dafür mussten wir einen Ausgleich finden. eswegen mussten wir eine Sonderförderung für die euen Bundesländer einführen, damit sie die Chance haen, im Wettbewerb der Regionen zu bestehen. Vor diesem Hintergrund ist es unabdingbar, dass wir en von uns beschlossenen Solidarpakt unangetastet assen. ch weise noch einmal darauf hin, dass der Solidarpakt egressiv ausgestaltet ist. Das heißt, ab dem Jahre 2009 erden die Zahlungen aus dem Solidarpakt an die neuen undesländer nicht wie im Moment ein wenig, sondern assiv zurückgehen. 2019 enden sie. Verschiedentlich ird schon jetzt eine Diskussion über fast alle Par eigrenzen hinweg darüber geführt, ob die Zahlungen och früher eingestellt werden sollten. Wenn das gechieht, tun Sie den Finanzministern in den neuen Bunesländern keinen Gefallen; denn es sind gerade die euen Bundesländer, die erkannt haben, wie schwierig hre Lage ist. Wir haben es dort mit Haushalten zu tun das kennen wir weder im Westen noch im Bund –, de en Umfang bis zum Jahre 2019 um 25 Prozent abnehen wird. Ein Land wie Sachsen-Anhalt, das heute ei en Etat von 10 Milliarden Euro hat, wird 2019 wegen er ausbleibenden Zahlungen aus dem Solidarpakt wahrcheinlich nur noch über 7,5 Milliarden Euro verfügen. or diesem Hintergrund sind alle neuen Bundesländer abei, ihre Haushalte zu konsolidieren, nicht nur für auseglichene Haushalte zu sorgen, sondern sogar Überchüsse zu erwirtschaften, um die Schulden abzubauen; enn sie wissen genau, dass ihnen die gewaltigen Zinsasten, die sie momentan zu tragen haben, später jede öglichkeit aktiver politischer Gestaltung zunichte mahen würden. Wir sollten daher keine Debatte über ein orzeitiges Ende des Solidarpaktes führen, sondern die Klaas Hübner Finanzminister jeder Couleur in den neuen Bundesländern in ihren Bemühungen unterstützen. Die Zahlungen 2019 einzustellen, ist richtig. Sie dürfen aber nicht vorher enden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B)


Mir ist natürlich durchaus klar, dass viele Programme,
die sich in den neuen Bundesländern bewährt haben,
auch in den alten Bundesländern anzuwenden sind. Wir
haben begonnen, dort, wo es sinnvoll ist, Programme für
die alten Bundesländer zu öffnen. Ich erinnere in diesem
Zusammenhang an die Gemeinschaftsaufgabe Ost, in die
wir den Westen einbezogen haben. Das war richtig. Das
ist in meinen Augen die zielgenaueste Wirtschaftsförde-
rung, die wir betreiben können; denn dort werden gezielt
Investitionen gefördert, wo Arbeitsplätze geschaffen
werden. Wir sollten alles daran setzen, diese Förderung
aufrechtzuerhalten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ich sage an die Adresse der Bundesregierung: Wir ha-
ben in den letzten Haushaltsberatungen GA-Mittel ent-
gegen dem Regierungsentwurf um 50 Millionen Euro
angehoben. Herr Glos hat dies im nun vorliegenden Re-
gierungsentwurf leider nicht fortgeschrieben. Ich hätte
mir gewünscht, dass dieses Niveau gehalten worden
wäre. Ich hoffe aber – ich habe Vertrauen in die Haushäl-
ter –, dass wir hier zumindest eine Korrektur im Rahmen
der weiteren Haushaltsberatungen vornehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Gleiche gilt auch für den Stadtumbau Ost. Wir
hatten große Schwierigkeiten, weil die Städte Ost-
deutschlands unter einer starken Entvölkerung zu leiden
hatten. Auch dieses Programm haben wir mittlerweile
für Städte in Westdeutschland geöffnet – Stichwort Stadt-
umbau West –, weil diese vor ähnlichen Problemen ste-
hen. Uns ist vollkommen bewusst, dass wir nach 2019
nicht mehr über eine Ostförderung oder eine Westförde-
rung reden werden, sondern dass wir über die Förderung
strukturschwacher Regionen reden müssen, damit solche
Regionen möglichst schnell Anschluss an strukturstarke
Regionen finden. Das gilt für Gesamtdeutschland.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Vor diesem Hintergrund sage ich an die Adresse der
Bildungsministerin: Es ist sehr lobenswert, was wir im
Bereich Forschung und Entwicklung machen, auch im
Hinblick auf die Exzellenzinitiative. Wir müssen aber
bei den Ausschreibungsbedingungen aufpassen, dass wir
nicht nur Geld dorthin fließen lassen, wo bereits gewal-
tige Stärken da sind. Vielmehr müssen wir diese Mittel
dazu nutzen, schwachen Regionen eine Chance und ei-
nen Impuls zu geben, aus eigener Kraft zu wachsen und
sich mit neuen Produkten auf neuen Märkten zu etablie-
ren. Hier müssen wir auf Ausgeglichenheit achten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D chwache Regionen haben in der Regel kaum eine hance, aus eigener Kraft neue Industrien anzusiedeln nd in Bereiche zu investieren, in denen schon gesättigte ärkte bestehen. Ein Verdrängungswettbewerb wird ahrscheinlich nicht funktionieren. Deshalb ist es ent cheidend, dass gerade in den innovativen Bereichen etas für strukturschwache Regionen – diese liegen moentan noch überwiegend in Ostdeutschland – getan ird. Wir haben aber auch Erfolgsgeschichten zu verzeichen. Im Bereich der erneuerbaren Energien, insbesonere der Solarenergie, haben wir mittlerweile Cluster in en neuen Bundesländern gebildet, die eine echte Voreiterrolle einnehmen. Ein Beispiel: Zehn Jungunterneher haben sich vor fünf Jahren in meinem Wahlkreis ufgemacht und ein Solarzellenwerk gegründet. Sie haen mit zehn Beschäftigten begonnen. Heute sind es 500. Mittlerweile sind weitere Investoren aus Kanada nd den USA dorthin gezogen, sodass an diesem Standrt 5 000 Arbeitsplätze geschaffen wurden. Wahrscheinich werden es 10 000 bis zum Jahr 2010 sein. Es lohnt ich also, solche Impulse durch staatliche Förderung zu eben. Das macht für strukturschwache Regionen Sinn; enn sie können dadurch an eigener Kraft deutlich geinnen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Insgesamt gesehen sind die wirtschaftlichen Rahmen-
edingungen – auch in den neuen Bundesländern – gar
icht schlecht. Man soll auch nicht alles kaputt- und
chlechtreden. Durch den Beitritt der osteuropäischen
taaten hat die Bevölkerung der Europäischen Union um
0 Prozent, die Wirtschaftskraft aber nur um 5 Prozent
ugenommen. Daran zeigt sich, welch enormes Expan-
ionspotenzial in der Öffnung der osteuropäischen
ärkte liegt. Natürlich haben wir alle Möglichkeiten,

ieses Potenzial in den Nachbarländern auszuschöpfen.
ine Studie der Hypo-Vereinsbank sagt, dass gerade die
euen Bundesländer davon profitieren werden. Sie pro-
nostiziert einen Anstieg des Exports von 20 Prozent.
as ist etwas Gutes, und ich finde, auch das soll man sa-
en. Man muss den Menschen Mut machen und ihnen
agen, welche Chancen in der Öffnung Osteuropas lie-
en. Man darf das nicht immer nur schlechtreden und
ngst machen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich will in diesem Zusammenhang auf eine Schwach-
telle in der ostdeutschen Gesellschaft eingehen: Das ist
ie Anfälligkeit für rechtsradikale Handlungen und
eren teilweise Verharmlosung. Ich bin für eine deutli-
he Ansprache an dieser Stelle. Ich weiß und kann ein
isschen verstehen, dass manche Landesväter dieses
roblem lieber schönreden, aber das bringt nichts. Wenn
robleme da sind, müssen sie benannt werden. Die Be-
ennung ist die Grundlage für die Bekämpfung eines
roblems. Wir gewinnen nichts, wenn wir irgendetwas
erharmlosen. Ich bin in den letzten drei Wochen vor-
iegend in den neuen Bundesländern viel unterwegs ge-
esen und habe mit vielen Bürgermeistern und Land-

äten gesprochen. Alle sagen, dass in dieser Beziehung
)






(A) )



(B) )


Klaas Hübner
Gefährdungen bestehen, gegen die etwas getan werden
muss. Wenn wir nichts tun, dann hat das übrigens auch
Einfluss auf die Attraktivität für ausländische Investo-
ren. Darum sollten wir etwas tun.

Das NPD-Verbot ist sehr dezidiert diskutiert worden.
Ich weiß um die Schwierigkeit dieser Thematik, und ich
weiß auch, dass wir sehr vorsichtig vorgehen müssen.
Aber insgesamt ist der Wunsch von fast allen Politikern
auf allen Ebenen gewesen, dass wir ein NPD-Verbot
wirklich ernsthaft, wenn auch mit aller Vorsicht, ange-
hen; denn es kann nicht sein, dass wir dieser Partei aus
Steuermitteln einen finanziellen Nährboden geben, so-
dass diese im Osten weiter ihr Unwesen treiben kann.
Dem müssen wir einen Riegel vorschieben.


(Beifall bei der SPD)


Ich bin daher der festen Überzeugung, dass man auf die
Berichte, die man von den Landesverfassungsschutz-
ämtern und vom Bundesverfassungsschutz bekommen
kann, zurückgreifen soll, also auf das, was frei erhältlich
ist, und dass man sich nicht der V-Leute bedienen sollte.
Dann kann man ernsthaft Fakten sammeln und schauen,
ob man ein Verbotsverfahren anstrengen kann. Es ist
übrigens – auch das will ich deutlich sagen – gerade in
der jungen Demokratie der neuen Bundesländer wichtig,
so etwas zu tun, weil eine solche Partei, wenn sie nicht
verboten ist, leider in manchen Köpfen eine Form von
Legalität hat. In meinen Augen hat sie diese nicht; denn
sie arbeitet gegen die Verfassung. Darum noch einmal
mein Wunsch an das gesamte Haus und an die Bundes-
regierung: Lassen Sie uns entschlossen und trotzdem
vorsichtig vorgehen.


(Beifall bei der SPD)


In diesem Zusammenhang will ich Teilen der Links-
partei sagen: Man muss aufpassen, welchen Nährboden
man manchmal mit bestimmten Reden bereitet. Wenn
Ihr Fraktionsvorsitzender wie in Chemnitz, vielleicht im
rhetorischen Überschwang, mit Begriffen wie Fremd-
arbeiter und ähnlichen jongliert, dann ist das nicht pro-
duktiv. Da sollte man vorsichtig sein und aufpassen. Da-
mit wird nicht die demokratische Stimmung gefördert,
die wir alle wollen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da macht die Linke offenbar rhetorische Anleihen!)


Ich warne sehr davor, damit weiterzumachen.


(Beifall bei der SPD)


Insgesamt gesehen, so glaube ich, ist die Koalition
auf einem guten Weg. Sie steht in der Kontinuität der
Reformpolitik, die wir Sozialdemokraten 2003 begon-
nen haben und die wir gemeinsam mit der Union fortset-
zen. Der Dreiklang von Sanieren, Reformieren und
Investieren ist der richtige Dreiklang für die wirtschaftli-
che Entwicklung unseres Landes. Ich bin sehr sicher,
dass wir bis 2009 gemeinsam eine gute Politik für das
Land machen können und machen werden. Ich bin guter
Hoffnung, dass wir Sozialdemokraten nach einem kna-
ckigen Wahlkampf gut dastehen werden. Zunächst geht
es aber darum, die nächsten zwei Jahre eine gute Arbeit
zu machen. Wir sind dazu bereit.

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(C (D Ich danke Ihnen. Das Wort hat jetzt der Staatsminister Bernd eumann. B Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bereits um dritten Mal legt diese Bundesregierung einen Hausaltsentwurf im Bereich „Kultur und Medien“ vor, der ine Steigerung der Ausgaben vorsieht. ies ist keine Selbstverständlichkeit. Das erkennt man, enn man einen Blick auf Länder und Kommunen wirft. eit dem Regierungswechsel wurden die Ausgaben des undes für die Kultur in Deutschland von 2005 bis 2008 m insgesamt 6,4 Prozent gesteigert. Ich denke, diese ahlen sagen mehr als schöne Worte etwas darüber aus, elche Bedeutung die Bundesregierung der Kultur zuisst. Ich habe es bereits mehrfach gesagt – es steht auch in er Koalitionsvereinbarung –: Kulturförderung ist keine ubvention, sondern Investition in die Zukunft. Dies ist m ideellen wie im finanziellen Sinn gemeint. Das Beipiel unseres neuen Deutschen Filmförderfonds zeigt, ass Kulturförderung auch eine handfeste wirtschaftlihe Seite hat. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Manche sagen, der heiße Neumann-Fonds!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611102800

(Beifall bei der CDU/CSU)

Bernd Neumann (CDU):
Rede ID: ID1611102900

(Beifall der Abg. Rita Pawelski [CDU/CSU])


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dieser Filmförderfonds hat bereits erhebliches zu-
ätzliches Kapital nach Deutschland gezogen und eine
eträchtliche Zahl zusätzlicher Arbeitsplätze in den Stu-
ios geschaffen. Deutschland ist auch für internationale
roduktionen attraktiv geworden. Die deutschen Film-
tudios erleben derzeit einen beispiellosen Boom. Wenn
adurch beim deutschen Film Aufbruchstimmung
errscht, ist das ein Erfolg, auf den man ruhig hinweisen
arf.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Doris Barnett [SPD] – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr! Tue Gutes und rede darüber!)


Die Deutsche Welle war unter der Vorgängerregie-
ung – man muss es so sagen – eher die Sparbüchse des
ulturetats. Das war ein Fehler. Gerade in Zeiten der
lobalisierung brauchen wir einen starken Auslands-

ender, eine unüberhörbare deutsche Stimme für Freiheit
nd Demokratie.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das muss sein!)


esonders wichtig ist das im arabischen Raum. Um die
räsenz der Deutschen Welle dort auszubauen, wollen






(A) )



(B) )


Staatsminister Bernd Neumann
wir dem Sender in 2008 4 Millionen Euro mehr zur Ver-
fügung stellen. Dadurch kann die von uns allen ge-
wünschte Kooperation von ARD und ZDF zur weiteren
Verbesserung des Programms beitragen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Beides muss sein!)


Gedenken und Erinnern sind Aufgaben, die die ge-
samte Gesellschaft betreffen. Ich habe im Juli dieses
Jahres einen Entwurf vorgelegt, aus dem hervorgeht, wie
die erfolgreiche Gedenkstättenarbeit des Bundes fortge-
setzt werden soll. Für die Umsetzung dieses Konzepts
wollen wir allein im nächsten Jahr zusätzliche 10 Millio-
nen Euro ausgeben. Das bedeutet nahezu eine Verdopp-
lung der Mittel.

Dem Völkermord an den europäischen Juden, der
Singularität des Holocaust, kommt in unserer Erinne-
rungspolitik nach wie vor eine unvergleichbare Bedeu-
tung zu. Die Aufarbeitung der SED-Diktatur wollen wir
verstärken und verbessern. Es ist nach wie vor unsere
Aufgabe, an das Unrecht der SED-Diktatur zu erinnern
und so das Gedenken an die Opfer des Kommunismus in
Deutschland zu bewahren.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Die Verantwortung für unsere Vergangenheit betrifft
auch den Bereich der Rückgabe der von den National-
sozialisten geraubten und beschlagnahmten Kulturgüter
aus dem ehemaligen jüdischen Besitz. Hier sehe ich es
als eine wichtige Aufgabe an, dies – unbeschadet der ei-
gentlichen Kompetenz von Ländern und Kommunen für
die Mehrzahl der Museen – zu unterstützen. Wir haben
uns vorgenommen, im Rahmen eines Modells beträchtli-
che Hilfen für die notwendige Provenienzrecherche aus-
zugeben. Das ist vonnöten, wenn man das einstmals be-
schlossene Washingtoner Abkommen ernst nimmt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP] – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eine gute Initiative!)


Unser nationales Kulturerbe zu bewahren, ist eine der
drängenden Aufgaben unserer Zeit. Wie wichtig diese
Aufgabe ist, hat der verheerende Brand in der Anna-
Amalia-Bibliothek gezeigt. An die schrecklichen Bilder
vom September 2004 erinnern wir uns alle.

Ich freue mich sehr, dass diese Bibliothek am
24. Oktober wieder eröffnet werden kann. Der Bund hat
für die Sanierung insgesamt 8,5 Millionen Euro zur Ver-
fügung gestellt. Die Klassik-Stiftung Weimar steht in der
ganzen Welt für unser nationales, also deutsches Kultur-
erbe. Deshalb steht hier nicht nur Thüringen, sondern
Deutschland als Kulturnation in der Mitverantwortung.
Daher beabsichtigen wir, ab dem Haushalt 2008 gemein-
sam mit Thüringen – die Thüringer motivieren wir – die
Mittel deutlich zu erhöhen. Die institutionelle Förderung
steigt damit schrittweise um mehr als 20 Prozent. Das ist

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(C (D in Signal, natürlich auch für die neuen Bundesländer, ie wichtige kulturelle Schätze besitzen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611103000

Herr Staatsminister Neumann, erlauben Sie eine Zwi-

chenfrage des Kollegen Ilja Seifert?

B
Bernd Neumann (CDU):
Rede ID: ID1611103100


Mit der Zusatzbemerkung, dass mir das auf die Rede-
eit nicht angerechnet wird.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611103200

Die Beantwortung von Zwischenfragen wird nie auf

ie Redezeit angerechnet.

Bitte schön, Herr Seifert.


Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611103300

Herr Staatsminister, Sie sprechen gerade von dem na-

ionalen Kulturerbe, dessen Pflege eine gesamtstaatliche
ufgabe ist. Das sehe ich genauso. Gleichzeitig verwei-

en Sie darauf, wie toll es ist, dass Ihr Etat erhöht wer-
en soll. Wieso wird gerade bei der Stiftung für das
orbische Volk gekürzt, und zwar nicht unbeträchtlich,
nd gleich noch dazugesagt: „Wir werden aller Voraus-
icht nach eine Haushaltssperre verhängen“?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir zahlen mehr, als wir müssen, Herr Kollege!)


s geht doch immerhin um eine in Deutschland lebende
ationale Minderheit. Die Mittel für die Stiftung für das
orbische Volk müssten also eher aufgestockt werden.
ehen Sie das nicht genauso, nämlich als nationale Auf-
abe des Bundes?

B
Bernd Neumann (CDU):
Rede ID: ID1611103400


Ja, das ist eine nationale Aufgabe des Bundes, der wir
uch mit beträchtlichen Mitteln gerecht werden. Wie bei
eder Aufgabe des Bundes prüfen Bundesrechnungshof
nd Bundesverwaltungsamt jeweils, ob sie vielleicht von
en Ländern oder ob der eine oder andere Teil, ein Pro-
ekt vielleicht, vom Bund zu erledigen ist. Hierzu gab es
ritische Fragen. Trotz der Bemerkungen von Bundes-
echnungshof und Bundesverwaltungsamt wegen nicht
egebener Totalzuständigkeit für alle diese Aufgaben
aben wir im neuen Haushaltsentwurf den Mittelansatz
ei 7 Millionen Euro belassen. Das ist etwas weniger als
orher, aber deutlich mehr, als die uns begleitenden In-
titutionen gewollt haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


on daher stellen wir uns dieser Aufgabe.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611103500

Herr Staatsminister Neumann, erlauben Sie noch eine

wischenfrage, und zwar des Kollegen Kampeter?






(A) )



(B) )

B
Bernd Neumann (CDU):
Rede ID: ID1611103600


Sie wird sicherlich hilfreich sein, deswegen sage ich
Ja, obwohl man es bei ihm nie so genau weiß.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Die soll hilfreich sein!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611103700

Bitte schön, Herr Kampeter.


Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1611103800

Herr Staatsminister, sind Sie bereit, zur Kenntnis zu

nehmen, dass sich die beiden Berichterstatter der Koali-
tion für den Kulturetat, die Kollegin Merkel und ich, mit
dem Thema der Sorben bereits intensiv und nicht nur
vordergründig auseinandergesetzt haben und sehr sorg-
fältig prüfen werden, ob eine Erhöhung der Finanzmittel
im Rahmen der Haushaltsplanberatung möglich, finan-
zierbar und rechtlich absicherbar ist? Ich möchte Sie fra-
gen, ob Sie bestätigen können, dass der Bund im Rah-
men seiner Verantwortung in den letzten Jahren weit
über das hinausgegangen ist, was im Finanzierungs-
abkommen tatsächlich Grundlage war – die zugesagten
Finanzierungsteile für die Stiftung des sorbischen Vol-
kes –, und dass der Eindruck, als würde es sich hier ins-
gesamt um eine Kürzungsstrategie handeln, nicht richtig
ist. Vielmehr ist es doch wahrscheinlich richtig – oder
würden Sie mir da widersprechen? –, dass wir eine jah-
relange Überzahlung aufgrund von Hinweisen von Bun-
desrechnungshof und Bundesverwaltungsamt politisch
überprüfen.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Sind Sie bereit, das zur Kenntnis zu nehmen?)


B
Bernd Neumann (CDU):
Rede ID: ID1611103900


Herr Kollege Kampeter, zur Kenntnis nehmen muss
ich ohnehin alles, was hier gefragt wird.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das ist Schicksal!)


Ihnen hier offiziell zu widersprechen, wäre unklug; denn
ich brauche Sie im Rahmen der Haushaltsberatungen
noch.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Unbeschadet davon bestätige ich alles, was Sie gesagt
haben. Ja, es ist richtig: Die Bundesregierung hat immer
mehr veranschlagt. Ich muss auch bestätigen, dass in den
Haushaltsberatungen die Haushälter das immer noch er-
höht haben.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das sind vernünftige Kollegen!)


Ich glaube deshalb schon, Kollege Seifert, dass wir da
auf einem guten Weg sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident, ich gehe doch recht in der Annahme, ass mir diese Zeit nicht angerechnet wurde, aber dass eine Redezeit doch irgendwie endlich ist. Herr Staatsminister, Ihre Redezeit war nahezu abge aufen. n der Zwischenzeit hatte ich die Uhr angehalten. Jetzt abe ich sie wieder gestartet. Sie können gerne noch eine chlussbemerkung machen. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Jetzt hat er noch fünf Minuten! – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Schönes kollegiales Umgehen miteinander!)


(Heiterkeit bei der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611104000

(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD)


B
Bernd Neumann (CDU):
Rede ID: ID1611104100


Meine Damen und Herren! Mit dem Haushalt 2008
etzen die Koalitionspartner erneut ein positives Signal
ür Kultur und Medien in Deutschland. Ich danke vor al-
em den Berichterstattern im Haushaltsausschuss für ihre
tete Hilfe und ihr Verständnis. Allen Fraktionen im Kul-
urausschuss bin ich für ihre grundsätzliche Unterstüt-
ung und Solidarität besonders dankbar. Ich gehe davon
us, dass wir die fruchtbare Zusammenarbeit fortsetzen.

Einer der wichtigsten Rohstoffe unseres Landes ist
ie Kultur. Deutschland muss sie pflegen, weil in ihr die
rundlagen unserer Gemeinschaft heute und morgen lie-
en. Ich schlage vor, auch in der Zukunft die Allpar-
eienkoalition für die Kultur fortzusetzen. Die Kultur in
eutschland wird davon den größten Nutzen haben und

s uns danken.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eine gute Rede und ein guter Staatsminister!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611104200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Lukrezia

ochimsen von der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611104300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Staatsminister, ich kann Ihnen ein Lob der soge-
annten Linken nicht ersparen, auch wenn das auf mein
edezeitkonto geht.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Wieso sogenannte?)


Weil hier im Laufe des heutigen Morgens so sehr viel
on „sogenannt“ geredet worden ist.

Ja, Sie haben einen vergleichsweise guten Haushalt
ür die Kultur eingebracht und haben die Bedeutung der
ultur, seit Sie Staatsminister sind, tatsächlich ins Zen-






(A) )



(B) )


Dr. Lukrezia Jochimsen
trum der Bundespolitik gerückt. Dafür ist Ihnen Achtung
zu zollen.

Jetzt werde ich allerdings etwas grundsätzlich. Wir
reden nämlich heute über die Förderung und den Schutz
unserer Kultur in einer Zeit, da Unkultur, Gewalt, Roh-
heit, Jagd auf Minderheiten und die offene Verhöhnung
der Demokratie Konjunktur haben. Kaum eine Woche
vergeht, in der nicht neue Nazis wieder öffentlich durch
unsere Städte marschieren, Brandreden halten und Kon-
zerte veranstalten, die rattenfängerisch junge Leute in ih-
ren Bann ziehen sollen. Jedes Mal schwören wir dann,
dass wir uns mehr, kontinuierlicher und intensiver mit
den Initiatoren, Anhängern und vor allem den potenziel-
len Sympathisanten auseinandersetzen müssen. Wie, das
allerdings wissen wir nicht so recht, und ich gestehe,
dass auch ich hilflos bin und keine umfassende Strategie
kenne.

Eine Forderung allerdings stelle ich hier im Zusam-
menhang mit der Debatte über den Kulturhaushalt zur
Diskussion: Wir müssen die Gedenkstätten zur natio-
nalsozialistischen Terrorherrschaft viel mehr und viel
nachhaltiger unterstützen als bisher.


(Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das ist im Konzept auch vorgesehen!)


10 Millionen Euro sind im Haushalt des Kulturstaats-
ministers für die Fortschreibung des Gedenkstätten-
konzepts zusätzlich eingestellt, und die KZ-Gedenkstät-
ten Dachau, Flossenbürg, Neuengamme und Bergen-
Belsen sollen dauerhaft gefördert werden. Das ist zu be-
grüßen. Erstens aber ist nicht klar, ob die Gedenkstätten
durch diese institutionelle Förderung tatsächlich einen
Euro mehr erhalten, während feststeht, dass die Projekt-
förderung zum Beispiel für Neuengamme stark zurück-
gegangen ist.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das liegt aber an den beantragten Projekten!)


Zweitens muss hier einmal beschrieben werden, wie
der Status quo, wie die Alltagssituation dieser Gedenk-
orte aussieht: Dachau hat 800 000 Besucher jährlich,
aber nur eine einzige pädagogische Stelle für die histori-
sche Aufarbeitung. Neuengamme hatte im letzten Jahr
1 500 Führungen zu organisieren, Mittelbau-Dora rund
1 400, und dies mit jeweils einer museumspädagogi-
schen Stelle. Ehrenamtliche, Honorarkräfte, selbst Zivil-
dienstleistende, was eigentlich gar nicht erlaubt ist, ma-
chen dort die Arbeit. Ein Drittel – ich bitte Sie! – der
Anfragen nach Führung und Betreuung muss abgelehnt
werden. In Neuengamme kosten die Führungen jetzt für
Schülergruppen 20 Euro und für Erwachsene 40 Euro.
Das ist der Alltag, und das ist ein Skandal.


(Beifall bei der LINKEN)


Dieser Skandal steht im krassen Widerspruch zur Über-
schrift der Gedenkstättenkonzeption des Kulturstaats-
ministers, die da lautet: „Verantwortung wahrnehmen,
Aufarbeitung verstärken, Gedenken vertiefen“. Wenn
diese drei Aufgaben ernst genommen werden, setzten

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(C (D ir in der Auseinandersetzung mit den neuen Nazis, den ewaltbereiten, den Fremdenhassern da an, wo unbeingt angesetzt werden muss, (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aber vergessen Sie nicht die SED-Aufarbeitung!)


ämlich bei dem Bestreben, bei jungen Menschen die
rundlagen für humanitäre und demokratische Hal-

ung zu legen. Es muss uns gelingen, die Haltung, die
nverletzlichkeit der Person des anderen immer und
berall zu respektieren, auch dann, wenn es Zivilcou-
age, ja sogar Mut kosten kann, jetzt in der Jugend zu
erankern, und wenn es noch so viele Anstrengungen
ostet.


(Beifall bei der LINKEN)


Natürlich kann die Arbeit in den Gedenkstätten die
esellschaft gegen Rechtsradikalität nicht immunisieren,

ber eine kontinuierliche, vertiefende, aufklärerische Ar-
eit mit der Geschichte an den authentischen Orten der
eschichte heißt, jene Verantwortung wahrzunehmen,
ie das Gedenkstättenkonzept postuliert.

Ja, auch die SED-Diktatur muss aufgearbeitet wer-
en, sehr einverstanden!


(Zustimmung bei der SPD)


ber die Parallelität, von der hier immer die Rede ist,
as Parallelitätsverhältnis zur Aufarbeitung der Ge-
chichte der Nazidiktatur, wie es im Konzept heißt, ist
eschichtlich falsch und heute ganz und gar nicht hin-
ehmbar.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie DDR nämlich, liebe Kolleginnen und Kollegen,
ommt nicht zurück.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Na, na!)


ber die neuen Barbaren, modern verkleidet, vernetzt,
ut finanziert, sind auf dem Weg.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Nachfolgeorganisation sitzt doch hier im Parlament! – Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Sie sind sehr präsent!)


agegen müssen wir etwas tun. Ich bitte Sie, uns dabei
u unterstützen.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der LINKEN – Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Die DDR sitzt da drüben! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eine historische Verirrung, die Sie als Vertreterin der Nachfolgeorganisation der SED hier vortragen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611104400

Das Wort hat die Kollegin Monika Griefahn von der

PD-Fraktion.






(A) )



(B) )


Monika Griefahn (SPD):
Rede ID: ID1611104500

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Das Jahr 2010 ist noch eine Weile hin, aber im
Ruhrgebiet wirft es schon Schatten voraus: Essen wird
nämlich 2010 europäische Kulturhauptstadt. Der
Bund begleitete diese Initiative bisher schon intensiv
und wird das auch weiter tun. Schon jetzt zeigen sich
trotz kleinen Inputs enorme Synergieeffekte: So ist die
Love-Parade von Berlin nach Essen gezogen. Das ist
zwar nicht gerade ein kulturelles Highlight, aber es zeigt,
dass so eine Initiative eine ganze Region umgestalten
und neues Leben hereinbringen kann. Wir müssen, wie
ich glaube, immer wieder deutlich machen, dass Bundes-
kulturpolitik, auch wenn für sie nur wenig Geld zur Ver-
fügung steht, Impulse setzen kann. Das ist uns bei vielen
Dingen ganz wichtig.

Der Haushalt wächst um 1,3 Prozent. Das ist auf der
einen Seite ein ganz gutes Ergebnis; auf der anderen
Seite sind viele Punkte offen, die noch in Angriff ge-
nommen werden müssen. Vor der Sommerpause hat ja
Staatsminister Neumann die Fortentwicklung des Ge-
denkstättenkonzeptes vorgelegt. Wir haben dazu heute
schon in mehreren Reden etwas gehört. Meine Kollegen
Scholz und Hübner haben dabei sehr deutlich gemacht,
dass der Rechtsextremismus eine echte Bedrohung ist
und wir etwas tun müssen, und zwar, wie ich glaube, in
ganz Deutschland, nicht nur in Ostdeutschland. Mir be-
gegnet da durchaus auch in meinem Wahlkreis manches.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Da ist das Gedenken an die Opfer ebenso wichtig wie
das an Opposition und Widerstand in den Diktaturen.
Das festigt das Bewusstsein für Freiheit, Recht und
Demokratie. Ich denke, dass es wichtig ist, dieses auf-
zuarbeiten und voranzubringen. So kann nämlich Schü-
lerinnen und Schülern gezeigt werden, wie es früher war,
insbesondere auch während der nationalsozialistischen
Diktatur bei uns. Es darf in den Gedenkstätten nicht an
Möglichkeiten für den Besuch von Schülergruppen feh-
len. Wenn eine Lehrerin oder ein Lehrer mit einer Klasse
dorthin will, muss er bzw. sie die Möglichkeit dazu ha-
ben. Hier müssen wir unterstützend tätig werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus
dürfen wir nicht zulassen. Deshalb müssen wir diesen
Erscheinungen auch mit aktiven Angeboten im Bereich
der kulturellen Arbeit und der politischen Bildung entge-
gentreten. Auch das ist ein Teil unserer Arbeit, der sich
in dem Konzept widerspiegeln muss. Gedenkstätten ha-
ben dabei als Gedenk- und vor allem Lernorte eine wich-
tige gesamtgesellschaftliche Bedeutung. Wir brauchen
aufbereitete pädagogische Angebote. Daneben sind Be-
richte von Zeitzeugen wichtig, aber die wird es nicht
mehr lange geben. Jetzt können sie noch in Schulen ge-
hen. Ich vermittle viele Zeitzeugen an Schulen. Das ist
immer ein bewegendes Erlebnis. Daneben brauchen wir
aber eben die Gedenkorte als Orte, die deren Erfahrun-
gen bleibend pädagogisch vermitteln.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ich möchte an dieser Stelle den vielen Ehrenamtli-
hen danken, die vor Ort ihre Arbeit tun. Ich möchte
uch den Lehrerinnen und Lehrern danken, die trotz der
egrenzten Mittel immer wieder versuchen, diese Orte
ufzusuchen und wirklich Arbeit in das Gedenken inves-
ieren.

Im neuen Programm sollen durch eine verbesserte
arstellung die Herrschaftsmechanismen der SED-Dik-

atur und der damalige Alltag deutlich gemacht werden.
uch das ist, wie ich glaube, ein wichtiger Punkt. Die
nterbreiteten Vorschläge bilden dafür eine Grundlage.
ir werden aber noch über das Konzept diskutieren
üssen, denn es ist finanziell unzureichend ausgestattet.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Na, na!)


in Ort wie die Normannenstraße zum Beispiel ist im
oment überhaupt nicht berücksichtigt. Er muss zum ei-

en baulich instandgesetzt werden, und zum anderen
uss ein pädagogisches Konzept erstellt werden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Gedenkstättenarbeit bekommt erheblich mehr Geld!)


Im Moment ist Geld für die Mauergedenkstätten vor-
esehen, Herr Kampeter.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da haben Sie dem Staatsminister nicht zugehört!)


as ist wichtig, richtig und auch gut; denn in zwei Jah-
en gibt es ja insoweit einen wichtigen Gedenktag. Aber
as andere brauchen wir auch.

Ein weiteres Feld sind die vom Verfall bedrohten Ein-
ichtungen der Stiftung Preußische Schlösser und
ärten. Schon jetzt sind viele der Gebäude so sehr vom
insturz bedroht, dass sie in Teilen für den Besucherver-
ehr geschlossen werden müssen. Hier gilt es, etwas zu
un, bevor sich der Zustand vieler Gebäude noch weiter
erschlechtert und es zu spät ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


as gilt übrigens auch für zahlreiche historisch wert-
olle Gebäude in der ganzen Republik. Ich denke da an
irchen, alte Landhäuser, Museen. Da sollten wir prü-

en, inwieweit wir ein neues Programm für die Hilfe zur
anierung auflegen können, wie wir es früher schon ein-
al hatten mit „Dach und Fach“ für Ostdeutschland.
uch in Westdeutschland gibt es genügend Fälle, in de-
en Handlungsbedarf besteht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Haben Sie das alles mit Ihrem Finanzminister abgestimmt, was Sie hier versprechen?)


Darüber werden wir in den parlamentarischen Beratun-
en diskutieren, Herr Kampeter.

Nicht nur bei der populären Musik, für die Sie sich
esonders einsetzen – Sie haben für die „Initiative Mu-
ik“, die jetzt ihre Arbeit auf der Popkomm aufnehmen
oll, 1 Million Euro zusätzlich erwirkt, worüber wir uns






(A) )



(B) )


Monika Griefahn
freuen –, sind wir auf einem guten Weg. Wir haben in
unserem Antrag für den Bundestag klare Vorstellungen
formuliert, die wir nun in konkrete Projekte umsetzen
müssen. Ich denke da zum Beispiel auch an die stärkere
Einbindung von Jazz in die öffentliche Förderung


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da sind wir uns seltsamerweise einig!)


oder die praktische Unterstützung von Nachwuchsbands,
zum Beispiel durch Tourbusverleih.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ob das eine Bundesaufgabe ist, wage ich allerdings zu bezweifeln!)


– Die vielen zustimmenden Zuschriften, Herr Kampeter,
die ich in den letzten Wochen bekommen habe, zeigen
mir, dass wir hier das Richtige tun. Ich bin froh, dass wir
unsere Vorschläge da einbringen können.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie sollten öfter auf meine Vorschläge hören, Frau Griefahn!)


– Sie hören ja auch auf meine; darüber freue ich mich.

Auch im Bereich der Computerspiele geht es voran.
Nachdem besonders gewalthaltige Computerspiele in
den letzten Monaten im Fokus der Öffentlichkeit stan-
den, wächst nun die Erkenntnis, dass man mit einer För-
derung von wertvollen Inhalten mehr erreichen kann als
mit Verboten, die in ihrer Wirkung äußerst umstritten
sind und bei denen man sich auch über die Instrumente
streitet.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Sehr richtig!)


Mit zwei neuen kulturpolitischen Initiativen wollen wir
die Förderung erreichen. Zum einen soll mit dem Projekt
„Netz für Kinder“ eine sichere Umgebung für Minderjäh-
rige angeboten werden, die zugleich ungefährliche und
wertvolle Spiele herausstellt. Zum anderen soll es eine
Stiftung geben, in der sich Spieleentwickler, Hersteller,
Einzelhandel und Politik gemeinsam für eine bessere Ak-
zeptanz des Mediums, für mehr Medienkompetenz und
Jugendschutz sowie eine bessere Produktionsförderung
bei hochwertigen Spielen einsetzen.

Ich denke, es fehlt nur ein Baustein: Wir brauchen ei-
nen Spielepreis, so wie den Filmpreis, mit dem wir öf-
fentlich deutlich machen können, welche Computer-
spiele eine Bereicherung der Medienkultur sind, welche
zu den besten ihrer Art gehören und so von Eltern ohne
Bedenken für ihre Kinder gekauft werden können. Das
gibt gleichzeitig einen wichtigen Impuls für die Branche,
noch mehr solcher öffentlich ausgezeichneten Spiele zu
produzieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ein weiteres positive Element ist, dass wir dringend
einen Medien- und Kommunikationsbericht brau-
chen. Wir führen zwar aktuell keine Diskussion mehr
über Pressefusion und Medienkonzentration, aber das
Thema wird uns weiter verfolgen. Ich bin froh, dass der

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(C (D ulturstaatsminister zugesagt hat, möglichst bald einen edienund Kommunikationsbericht vorzulegen. Da aus können wir dann auch weitere Tätigkeiten ableiten. Ich freue mich, dass – der Staatsminister hat es deutich gemacht – die Deutsche Welle einen Aufwuchs von Millionen Euro erfährt. Es ist der Deutschen Welle elungen, Kooperationsverträge mit ARD und ZDF abuschließen. Von dem Geld können zum Beispiel eltsenderechte gekauft und das arabische Programm usgeweitet werden. Das sind beides sehr sinnvolle Inestitionen. Damit komme ich zur auswärtigen Politik. Im vorlieenden Haushaltsentwurf zeigt sich, dass Kultur nicht ur im Inland Bedeutung hat, sondern auch im Ausland. ir kommen zwar gleich noch zum Haushalt des Ausärtigen Amtes, aber es ist wert, auch in der Kulturdeatte erwähnt zu werden: Die auswärtige Kulturund ildungspolitik erhält zusätzlich 82 Millionen Euro. as ist ein Aufwuchs von 15 Prozent gegenüber dem etzten Jahr. Das ist ein Erfolg. Drei wichtige Initiativen aus dem Programm: Das oethe-Institut wird in diesen Monaten mit einem euen Konzept zukunftsfähig gemacht. Wir haben es gechafft, endlich die Budgetierung ab 2008 durchzuseten. Das war eine Arbeit von zehn Jahren, Lothar Mark. ußerdem können wir die Programmmittel ab dem ächsten Jahr um rund 10 Millionen Euro erhöhen. Das ringt die deutsche Kultur ins Ausland, und der Ausausch und Dialog, den wir auf der Welt dringend brauhen, kann damit verstärkt werden. Ich finde, das ist ein roßer Erfolg. Ich möchte mich beim Außenminister erzlich dafür bedanken, dass er das so unterstützt und orangebracht hat. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/ CSU] – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Und die Auslandsschulen!)


Dazu komme ich jetzt.

Zum zweiten Punkt. Mit über 40 Millionen Euro wer-
en wir eine große Schulinitiative durchführen. Das er-
ffnet die Chance, dass endlich wieder mehr Schülerin-
en und Schüler auf der Welt Deutsch als Fremdsprache
ernen und damit eine bessere Beziehung zu unserem
and aufbauen. Ich durfte den Ausschuss beim 150-jäh-

igen Jubiläum der Deutschen Schule in Montevideo
ertreten


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wo Sie überall hinreisen, Frau Kollegin!)


nd habe gesehen, welch wichtige Arbeit die Schule dort
eit 150 Jahren leistet, wie wichtig die Anbindung an
eutschland über die deutsche Sprache und damit über
ie Deutsche Schule ist.

Die dritte Initiative heißt „Aktion Afrika“. Hier wer-
en wir den deutsch-afrikanischen Dialog mit
0 Millionen Euro durch Schüleraustausche, Medienar-
eit, Stipendien, Künstleraustausche oder Kulturprojekte
erstärken. Damit soll eine stärkere Anbindung des Kon-
inents über Kulturaustausch erreicht werden, also eben






(A) )



(B) )


Monika Griefahn
nicht nur über Entwicklungsarbeit. Wir sehen immer
wieder, wie wichtig es ist, nicht nur zu kommen und zu
sagen, man müsse jetzt einmal helfen, sondern auch den
Reichtum der Länder zu erkennen, sich mit ihnen zu ver-
ständigen und in einen Dialog einzutreten. Das ist etwas
anderes, als zu kommen, nur um zu helfen.

Ich bin froh, dass wir mit diesem Haushalt zeigen
können, dass die Themen der Kultur- und Medienpolitik
sowohl im Inland als auch im Ausland wichtige Themen
sind, Themen mit Zukunft, die wir als solche verstehen.
Ich freue mich, dass wir in den Ausschüssen mit allen
Fraktionen wirklich gut zusammengearbeitet haben. Da-
für möchte ich mich bedanken.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611104600

Das Wort hat die Kollegin Katrin Göring-Eckardt,

Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Na-
türlich freuen auch wir uns über den Aufwuchs des
Haushalts im Kulturbereich; daran gibt es nichts zu deu-
teln. Als Thüringerin freue ich mich ganz besonders über
die Aufwüchse bei der Klassik-Stiftung Weimar. Es hat
sich gezeigt, dass es hier eine gesamtstaatliche Verant-
wortung gibt, und das ist gut so.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt können Sie Ihre Rede beenden! Ich befürchte Schlimmes!)


Weil eine kurze Redezeit für die Opposition natürlich
nicht dazu einlädt, zu langen Lobreden anzuheben, will
ich an dieser Stelle auf das Thema Gedenkstättenkon-
zept und Erinnerungskultur zu sprechen kommen;
Herr Neumann, Sie haben es in Ihrer Rede kurz erwähnt.
Der Entwurf nennt sich zwar „Fortschreibung der Ge-
denkstättenkonzeption“, weist aber doch einige sehr
markante Unterschiede zu dem auf, was die rot-grüne
Bundesregierung mit ihrer Gedenkstättenkonzeption auf
den Tisch gelegt hat.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Danke! Es wird besser mit dem Lob!)


Es geht um Unterschiede, die man leicht übersehen
kann, insbesondere wenn man weiß, dass es um
10 Millionen Euro mehr für die Gedenkstättenförderung
geht. Dennoch: Erstens ist genaues Hinsehen angesagt,
zweitens muss natürlich eine öffentliche Diskussion
stattfinden; denn es geht um politische Gewichtung. An
dieser Stelle möchte ich sagen: Ich bin sehr froh, dass
der Kulturstaatsminister nicht dem Gedenkstättenkon-
zept mit der Art von Erinnerungskultur folgt, das die
CDU/CSU-Bundestagsfraktion vor einiger Zeit vorge-
legt hat und das eine deutliche Verschiebung der
Schwerpunkte vorgesehen hat.

Dennoch sind ein paar kritische Anmerkungen nötig.
Insbesondere möchte ich einiges zum Gedenken und zur

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(C (D ufarbeitung hinsichtlich des Nationalsozialismus saen; Frau Jochimsen hat hier schon auf einiges hingeiesen. Natürlich ist es gut, wenn auch die westdeut chen KZ-Gedenkstätten in die institutionelle Förderung ufgenommen werden. Es fällt aber auf, dass im vorlieenden Entwurf die Bedeutung des zivilgesellschaftichen Engagements für die Erinnerungskultur nicht ehr ausdrücklich erwähnt und gewürdigt wird. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


as ist ein Problem, weil dann gerade die zivilgesell-
chaftlichen Projekte im Bereich der Erinnerung an den
ationalsozialismus nicht mehr möglich sind. Damit

ntsteht die Gefahr, eine Institutionalisierung der Erinne-
ungskultur in Gang zu setzen, nach dem Motto: Wir, die
ffentlichen Institutionen, erledigen das mit der Erinne-
ungsarbeit schon für euch.

Ich möchte gern daran erinnern, dass sowohl in der al-
en Bundesrepublik als auch in der Nachwende-DDR die
ufarbeitung der Vergangenheit von der Zivilgesell-

chaft politisch erkämpft werden musste. Auch deswe-
en ist es dringend notwendig, dies zu würdigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Gerade die Projekte, die aus der Mitte der Gesell-
chaft kommen – wir alle wissen das –, sind besonders
rfolgreich und tragen viel zur Erinnerungskultur bei.
ch nenne nur das Beispiel des Projekts „Stolpersteine“
es Künstlers Gunter Demnig, an dem sich viele hier im
ause auf unterschiedliche Art und Weise beteiligt ha-
en. Es muss freie Töpfe für zivilgesellschaftliche Pro-
ekte geben, ohne die wir in der Erinnerungskultur in
eutschland nicht auskommen, meine Damen und Her-

en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich glaube übrigens, dass sich die paternalistische Art
ach dem Motto „Wir regeln das schon für euch“ auch
arin widerspiegelt, dass die inhaltliche Autonomie
nd die politische Unabhängigkeit der KZ-Gedenk-
tätten im vorliegenden Entwurf eben nicht mehr aus-
rücklich erwähnt werden. Das klingt ein bisschen da-
ach, als ob man politisch Einfluss nehmen will.

Damit komme ich zu den Kriterien bezüglich der
örderungswürdigkeit. Natürlich ist es richtig, dass der
ationale und internationale Stellenwert des Ortes ent-
cheidend ist. Dann wird aber gleich als Kriterium,
urch das dieser Stellenwert zum Ausdruck kommen
oll, die Besucherzahl genannt. Wenn man sich überlegt,
as es bedeutet, dass an der Besucherzahl gemessen
ird, ob eine Gedenkstätte förderungswürdig ist, dann

ntsteht das Problem, dass aus den ehemaligen KZs und
en heutigen Gedenkstätten Museen gemacht werden.
as ist aber nicht angemessen, weil es dort um die Aus-

inandersetzung mit den Orten unserer eigenen Erinne-
ung geht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Katrin Göring-Eckardt
Das sind übrigens auch riesige Friedhöfe. Auch mit
Rücksicht auf die Opfer sollten wir nicht so tun, als ob
die Besucherzahl das einzig relevante oder auch nur das
erste Kriterium sein könnte.

Wir brauchen Evaluierung. Wir brauchen übrigens
auch eine öffentliche Diskussion. Ich würde mir sehr
wünschen, dass auch mit denjenigen, die in diesen Ge-
denkstätten arbeiten, über das Gedenkstättenkonzept dis-
kutiert wird. Das ist bisher nicht geschehen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Unstreitig, Frau Kollegin!)


Wichtig ist im diesem Zusammenhang übrigens auch,
dass wir die Rahmenbedingungen für eine qualitativ
hochstehende wissenschaftliche Arbeit und für eine gute
Bildungsarbeit dauerhaft sichern. Auch hierauf ist hinge-
wiesen worden. Dies ist offensichtlich auch nötig, wie
wir an dem Beispiel der ehemaligen NDR-Journalistin
Eva Herman und übrigens auch an den Reaktionen auf
ihre Äußerungen gesehen haben.

Wir brauchen diese Arbeit auch, wenn wir die neona-
zistischen Umtriebe bekämpfen wollen. Beides gehört
zusammen: die Bildungsarbeit in den Gedenkstätten und
das, was wir heute tun.

Ein letzter Punkt. Ich möchte nicht, dass es zu einer
Verschiebung und zu einer Parallelisierung kommt, was
die Aufarbeitung der DDR-Geschichte, die notwendig
ist, angeht. Eine solche Verschiebung beziehungsweise
Parallelisierung feiert hier und da fröhliche Urständ, wie
sich an den Äußerungen aus den Reihen insbesondere
der Linken zum Schießbefehl sehr deutlich zeigt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr, Frau Kollegin!)


Dennoch sind es zwei unterschiedliche Themen, die
wir unterschiedlich behandeln sollten. Wir sollten nicht
so tun, als ob wir das, was die Stasi-Unterlagenbehörde
heute macht, für verzichtbar erklären könnten. Ich
glaube, auch hierfür brauchen wir diesen Ort der Erinne-
rung. Wir brauchen die Fortsetzung dieser Arbeit.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611104700

Frau Kollegin Göring-Eckardt, Sie haben Ihre Rede-

zeit schon weit überschritten. Würden Sie trotzdem eine
Zwischenfrage des Kollegen Börnsen zulassen? Dann
könnte ich die Uhr stoppen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das kommt mir zugute, Herr Börnsen, in der Hoff-
nung, dass Sie die richtige Frage stellen.


(Zuruf von der SPD: War diese Frage abgesprochen?)


– Herr Börnsen und ich sprechen eigentlich nicht mitei-
nander. Diese Frage war also nicht abgesprochen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Oh!)


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(C (D Wir haben gerade erst gestern Abend miteinander ge prochen. (Heiterkeit – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Oh! Frau Göring-Eckardt sagt nicht die Wahrheit!)

Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1611104800

ehr angenehm! Es war kein Geheimgespräch zwischen
hristdemokraten und Grünen – noch kein Geheimge-

präch.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Wer hier alles miteinander redet!)


Tja.

Frau Vizepräsidentin, ich finde, dass Sie sehr nach-
enklich über das Konzept gesprochen haben, dass Sie
ber, wie es in einer Rede dann eben stattfindet, auch ein
enig schwarz-weiß gemalt haben.

Würden Sie zur Kenntnis nehmen, dass das Konzept,
as der Staatsminister vorgelegt hat, sehr wohl zwischen
en Diktaturen, die wir erlebt und erlitten haben, diffe-
enziert und auch sehr wohl deutlich macht, dass wir die
rinnerungsüberlegungen hinsichtlich der NS-Herr-
chaft in ihrer ganzen Brutalität verstetigen und verstär-
en müssen und dass wir unabhängig davon auch einen
ufholbedarf in der Frage der DDR-Geschichte haben?

Würden Sie Folgendes vielleicht noch einmal deut-
ich machen: In keiner Zeile ist erwähnt, dass es einen
olitischen Einfluss geben kann. Im Gegenteil: Wir ha-
en deutlich gemacht, dass es die Aufgabe der Zivilge-
ellschaft ist, dafür zu sorgen, dass es wie in der Vergan-
enheit eine gemeinsame Aufarbeitung der schlimmen
rbschaften zweier Diktaturen gibt.

Dritter Punkt. Würden Sie bitte zur Kenntnis nehmen,
ass man sich im Rahmen der Erinnerung an die Mauer
nd der Erinnerung um das Brandenburger Tor herum
ehr wohl bemüht, ein Konzept vorzulegen, mit dem auf
ie Symbolhaftigkeit der Erinnerung abgestellt wird?

Letzter Punkt. Würden Sie auch zur Kenntnis neh-
en, dass die beiden Koalitionsfraktionen und auch Ihre
raktion bei den ersten Überlegungen des Staatsminis-

ers im Ausschuss für Kultur und Medien gesagt haben:
ir benötigen ein großes Anhörungsverfahren mit allen
etroffenen und Beteiligten, weil dieses Konzept es ver-
ient, gemeinsam diskutiert und von allen getragen zu
erden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611104900

Frau Kollegin Göring-Eckardt, würden Sie Ihre Ant-

ort bitte mit den noch ausstehenden Schlussbemerkun-
en verbinden.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Kollege Börnsen, ich möchte bemerken, dass Sie
ich für eine Zwischenfrage gemeldet, aber vier gestellt
aben.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: So ist er!)







(A) )



(B) )


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Er hat sozusagen vier Antworten bestellt.

Ich freue mich sehr, dass wir uns einig sind, was das
zivilgesellschaftliche Engagement angeht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das heißt nicht gleich Schwarz-Grün, Frau Kollegin!)


Es kann in der weiteren Diskussion des Konzeptes eine
Rolle spielen. Wenn es aufgenommen wird, kommen wir
an diesem Punkt sicherlich weiter. Ich würde mich da-
rüber sehr freuen. Ich sage noch einmal, dass wir darauf
definitiv nicht verzichten können.

Ich will auch etwas zu dem Punkt Parallelisierung der
Aufarbeitung der NS-Diktatur und der Aufarbeitung der
DDR-Geschichte sagen. In dem Konzept wird in der Tat
zunächst auf die Unterschiede der beiden Systeme hin-
gewiesen. Aber dann wird – auch was die Sprache an-
geht – doch eine Parallelisierung vorgenommen. Bei der
Diskussion müssen wir deutlich machen, dass wir diese
zwei sehr unterschiedlichen Weisen, mit der Geschichte
umzugehen, brauchen. Wir sollten nicht so tun, als ob
man einfach über zwei deutsche Diktaturen redet. Wenn
wir uns darüber einig sind, dann kommen wir zusam-
men.

Ich bin ganz sicher, dass wir eine öffentliche Diskus-
sion brauchen. Deswegen ist die Anhörung wichtig. Wir
brauchen aber nicht nur eine Diskussion in Fachkreisen,
sondern wir müssen uns selbst darüber klar werden, wie
wir mit unserer eigenen Geschichte umgehen. Dafür
brauchen wir die Zivilgesellschaft. Aber auch die De-
batte im Ausschuss und im Deutschen Bundestag sowie
die öffentliche Debatte sind wichtig. Dies gilt besonders
angesichts des braunen Mobs, der zurückkehrt. Das ist
übrigens nicht nur ein ostdeutsches, sondern ein gesamt-
deutsches Problem, dem wir uns stellen müssen.

Wir dürfen die KZ-Gedenkstätten nicht zu Museen
machen, sondern wir müssen sie zu Orten lebendiger Er-
innerung machen. Sie müssen unabhängig bleiben, weil
die wissenschaftliche Aufarbeitung und die Bildungsar-
beit so in einer freien Atmosphäre stattfinden können.
Das halte ich für einen ganz zentralen Punkt.

Ich glaube, wenn wir all diese Punkte in unserer Dis-
kussion berücksichtigen, dann werden wir das, was wir
gesellschaftlich so dringend nötig haben, zusammen hin-
bekommen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611105000

Zu einer Kurzintervention erteile ich dem Kollegen

Hans-Joachim Otto das Wort.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die FDP hat der Kultur keine Redezeit zuerkannt!)


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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Teil der De atte, der sich auf die Kultur bezog, beinhaltete sicherich einen Strauß von Themen. Bemerkenswert ist allerings, dass in einer Haushaltsdebatte zu der Position des aushalts, die mit Abstand den größten Anteil aufweist, ein Wort gesagt wurde. Die Hauptstadtkulturfördeung macht mehr als 50 Prozent des Etats von Staatsmiister Neumann aus. Aber keiner der vier von mir gechätzten Vorredner hat hierzu ein Wort verloren. (Monika Griefahn [SPD]: Die Deutsche Welle gehört dazu!)

Hans-Joachim Otto (FDP):
Rede ID: ID1611105100

Nein, die Hauptstadtkulturförderung hat auch ohne die
eutsche Welle einen Anteil von über 50 Prozent, Frau
ollegin Griefahn.

Es bestünde durchaus ein aktueller Anlass, zur Haupt-
tadtkulturförderung mehr als nur ein Wort zu verlieren.
enn nach Presseberichten, so jüngst im Spiegel, soll es

wischen dem Berliner Senat und der Bundesregierung
n Person von Herrn Neumann Verhandlungen darüber
eben, dass der Bund seinen Anteil zur Unterstützung
er Staatsoper Unter den Linden maßgeblich erhöht.
un weiß ich natürlich nicht, ob diese Presseberichte zu-

reffend sind. Aber es bestünde jedenfalls Anlass, einmal
arüber zu reden, zumal es sich um haushaltsaktive Posi-
ionen handelt. Der Spiegel schreibt, dass der Bund be-
eit sei, erheblich mehr Geld zu geben. Mich würde
chon interessieren, wie das haushaltstechnisch bewäl-
igt werden soll.

Ein Weiteres. In Art. 22 des Grundgesetzes steht zur
auptstadtkulturförderung – daran darf ich erinnern –:

Das Nähere wird durch Bundesgesetz geregelt.“ Kön-
en wir es zulassen, dass der Deutsche Bundestag an der
auptstadtkulturförderung allenfalls marginal beteiligt
ird, dass dieser Bereich durch eine Verwaltungsverein-
arung zwischen Berlin und dem Bund geregelt wird?
önnen wir es uns nicht herausnehmen, zu sagen, dass
ier ein klarer Staatsvertrag zwischen dem Land Berlin
nd dem Bund abgeschlossen werden muss, damit auch
ie Parlamentarier, und zwar sowohl im Abgeordneten-
aus von Berlin als auch im Bundestag, beteiligt wer-
en?

Auch wenn viele schöne Themen besprochen worden
ind, muss ich bemängeln, dass dieses Thema in unserer
eutigen Haushaltsdebatte fehlte.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611105200

Es wird eine weitere Kurzintervention gewünscht,

nd zwar vom Kollegen Kampeter.


(Monika Griefahn [SPD]: Der hat doch die ganze Zeit interveniert!)


r bezieht sich auf den Redebeitrag der Kollegin
öring-Eckardt.

Ich bitte Frau Kollegin Göring-Eckardt, ihm zuzuhö-
en und ihre Aufmerksamkeit von Herrn Trittin abzu-
enden, damit sie anschließend auf die Kurzintervention

eagieren kann. – Bitte schön, Herr Kampeter.






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1611105300

Auch ich will meine Enttäuschung darüber ausdrü-

cken, dass die Kollegin Göring-Eckardt es versäumt hat,
zu diesen wichtigen Fragen der Hauptstadtkulturförde-
rung Stellung zu nehmen. Ich will in diesem Zusammen-
hang gerne auf einige Aspekte hinweisen:

Erstens. Der Bund steht zu seiner Verantwortung für
Berlin als Hauptstadt und auch für deren kulturelle
Funktion.

Zweitens. Sowohl bezogen auf Fragen der Kultur als
auch bezogen auf Fragen der inneren Sicherheit gibt es
sehr intensive Verhandlungen mit dem Land Berlin.

Drittens. Wenn ich den Sachstand richtig interpre-
tiere, hat der Regierende Bürgermeister das sehr großzü-
gige Angebot einer Investitionsförderung zugunsten der
Berliner Staatsoper seitens der Regierung – sie hätte es
dem Parlament wahrscheinlich später vorgelegt – abge-
lehnt.

Viertens. Ich gehe davon aus, dass alle Prozesse, die
als Bundesleistung für Berlin zu verstehen sind, bei den
Haushaltsberatungen im Deutschen Bundestag eine
große Rolle spielen werden, sodass keinerlei Beschluss-
fassung am Parlament vorbei zu befürchten ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611105400

Frau Kollegin, wollen Sie reagieren? – Sie müssen

nicht, Sie dürfen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich weiß, dass ich antworten darf. – Ich freue mich
natürlich sehr darüber, dass ausgerechnet ich dafür ver-
antwortlich gemacht werde, dass die Hauptstadtkultur in
dieser Debatte keine Rolle gespielt hat.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Kampeter, das finde ich sehr ehrenwert. Möglicher-
weise haben Sie immer noch das Gefühl, dass ich einer
Regierungsfraktion angehöre. Das wird auch bald wie-
der so sein, und dann wird man dieses Thema hier ent-
sprechend behandeln können.

Vielen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611105500

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

nicht vor.

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Aus-
wärtigen Amtes, Einzelplan 05.

Das Wort hat Bundesaußenminister Frank-Walter
Steinmeier.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des uswärtigen: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Fast bin ich versucht zu sagen: So viel Außenolitik war nie. Das liegt nicht daran, dass wir in diesem ahr zwei geeignete Bühnen, die G-8-Präsidentschaft nd die EU-Präsidentschaft, zur Verfügung hatten. Wir aben diese Präsidentschaften – das haben Sie gesehen – icht nur ertragen oder sind dabei, sie zu überstehen. Wir aben die kleinen und großen Gipfel in Berlin, Brüssel, eiligendamm, Bremen, Hamburg, Nürnberg, Potsdam nd wo immer sonst nicht nur protokollarisch bewältigt, ondern auch versucht, das zu tun, was von uns gefordert urde: Wir haben die Präsidentschaften für eine kraftolle politische Gestaltung genutzt. Das hat, wie ich finde, geholfen. Das hat geholfen, uropa wieder aus der Krise zu führen, und das hat dazu eigetragen, dass Europas Stimme in der internationalen olitik wieder wahrnehmbarer geworden ist. Dafür haen in erster Linie nicht wir uns, sondern andere uns geobt. Auch deshalb stehen wir weiterhin in der Verantortung, diese Politik auch unabhängig von einer räsidentschaft voranzutreiben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Noch etwas ist uns gelungen – nicht in den letzten
echs Monaten, aber in den letzten zwei Jahren –: Ohne
as deutsche Engagement bei den internationalen Kon-
likten auf dem Balkan, in Afghanistan, im Nahen Osten
nd in Afrika, wo wir gebraucht wurden, zu vernachläs-
igen, haben wir für ein neues Verständnis von Außen-
olitik geworben. Wir haben dafür geworben, dass mit
er Globalisierung neue Aufgaben auf die Außenpolitik
ukommen, auf die wir uns jetzt und nicht irgendwann
orbereiten müssen.

Ich habe vor zwei Jahren auf der Münchener Sicher-
eitskonferenz – der eine oder andere von Ihnen war da-
ei, wie ich mich erinnere – ein Plädoyer für eine voraus-
chauende Außenpolitik gehalten: für eine Außenpolitik,
ie sich bereits jetzt um die zu erwartenden Verteilungs-
onflikte um knappe Ressourcen wie Energie, Roh-
toffe, Wasser und Nahrung kümmert, für eine voraus-
chauende Außenpolitik, die Instrumente dafür
ntwickelt, dass sich aus solchen Interessensgegensätzen
eine Konflikte entwickeln, für eine Außenpolitik, die
ie guten Erfahrungen der Entspannungspolitik vergan-
ener Tage nutzt.


(Beifall bei der SPD)

Ich erinnere mich auch, dass dieses Plädoyer vor zwei

ahren von den alten NATO-Hasen auf der Münchener
icherheitskonferenz noch etwas belächelt wurde. Heute

acht keiner mehr. Nur, die Rezepte, die jetzt vorgelegt
erden, sind noch nicht die richtigen. Ich bin fest davon
berzeugt, dass der Vorschlag für die Schaffung einer
Energie-NATO“ nicht die richtige Antwort auf die Fra-
en ist, die sich uns stellen werden. Da müssen wir di-
kere Bretter bohren. Seien Sie sicher: Ich jedenfalls
abe keine Scheu davor.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
Zu den weltweit knappen Gütern gehört – lassen Sie
mich das so offen sagen – leider manchmal auch die
Vernunft. Ich habe vor einigen Monaten hier im Deut-
schen Bundestag bei einer abrüstungspolitischen Debatte
schon einmal darauf hingewiesen, welche Sorgen hier
angezeigt sind. Ich bin froh – die Entwicklung der jüngs-
ten Diskussionen zeigt dies –, dass ich mit dieser Auffas-
sung nicht ganz allein bin.

Ich weiß nicht, ob der eine oder andere von Ihnen den
Weckruf dreier großer amerikanischer Außenpolitiker
gehört hat.


(Zuruf von der FDP: Ja!)


Kissinger, Shultz und Nunn haben darauf hingewiesen,
dass Abrüstung und Nonproliferation keine Themen von
gestern sind,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


dass sie jetzt vielleicht fast noch brisanter sind als im
Kalten Krieg. Das ist der Grund dafür, warum ich mich
– ich bekenne das offen – trotz vieler Enttäuschungen
und trotz mancher Frustrationen weiter geduldig um eine
Lösung des Iran-Konflikts kümmern werde


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


und warum wir auch weiterhin – hoffentlich gemeinsam
mit den Amerikanern, Russen und Chinesen – versuchen
werden, den Iran von nuklearen Abenteuern abzuhalten,
ihn endlich auf den richtigen Weg zu bringen und zu er-
mutigen, eine konstruktive Rolle bei der Lösung der
Konflikte im Libanon, im Irak und auch in Afghanistan
zu übernehmen. Entschiedenheit ist eine Voraussetzung
dafür, und die haben wir.

Aber auch jenseits des iranischen Nuklearthemas ge-
hören Abrüstung und Rüstungskontrolle aus meiner
Sicht wieder auf die internationale Agenda. Es geht da-
bei nicht nur um Missile Defense oder die Vakuum-
bombe. Wir haben – lassen Sie mich das etwas nach-
drücklicher sagen – ein europäisches Interesse daran,
dass die über Jahrzehnte entwickelte Abrüstungsarchi-
tektur nicht komplett rückabgewickelt wird. Solche Be-
drohungen bestehen. Deshalb sage ich: Wir können diese
Dinge nicht einfach laufen lassen.


(Beifall bei der SPD)


Ich fühle mich in der Pflicht, Vorschläge zu machen.
Die deutsche Bundesregierung hat dies in Abstimmung
mit den zuständigen Ministerien etwa bezüglich der Re-
form des Nichtverbreitungsvertrages gemacht, um den
nationalen Ehrgeiz verschiedener Länder zur Schließung
des Brennstoffkreislaufs zu begrenzen und daraus resul-
tierende Gefahren abzuwenden. Dieses europäische Inte-
resse ist für mich auch der Grund, weshalb wir es nicht
zulassen dürfen, dass Verträge, über die lange verhandelt
wurde, wie zum Beispiel das Abkommen über die Be-
grenzung der konventionellen Rüstung, einfach so in die
Tonne getreten werden. Wie viele andere ärgere auch ich
mich darüber, dass wir jetzt in einer Situation sind, in der
das Abkommen leichthin suspendiert wird. Natürlich

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(C (D äre es am einfachsten, darauf mit Verbalattacken und it dem Abbruch der Gespräche zu antworten. Würde an das tun, wären einem am nächsten Tag zumindest ie Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und die Schlageilen in den Zeitungen sicher. Nur – das ist meine Herangehensweise –: Zu einer ösung trägt all dies nicht bei. Deshalb ist es vernünftig, ass wir neue – sicher mühselige – Gespräche aufnehen, um das ganz offenbar verloren gegangene Ver rauen wieder aufzubauen. Ich habe für den nächsten onat zu einer KSE-Konferenz nach Berlin eingeladen, m zu versuchen, das, was schon kaputtgegangen ist, eiigermaßen zu reparieren. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


arum all das? Weil ich nicht einsehen kann, dass an-
ere über europäische Interessen entscheiden. Wir haben
ier ein gewichtiges Wort mitzureden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, die Ansätze der Vernunft
nd der Nutzung der Dialogmöglichkeiten werden wir
uch im Rahmen der diversen Regionalkonflikte, über
ie heute Morgen schon gesprochen worden ist, verfol-
en. Diesen Ansätzen werden wir treu bleiben.

Im Nahen Osten haben wir die Europäische Union
das konnten Sie in den ersten sechs Monaten dieses
ahres beobachten – als ernstzunehmenden Akteur zu-
ück an den Verhandlungstisch gebracht; damit haben
ir viel erreicht, wenn auch noch keine Lösung gefun-
en worden ist. Das war nur deshalb möglich, weil wir
afür gesorgt haben, dass Europa seine Stellungnahmen
erantwortungsvoll und vor allen Dingen geschlossen
bgibt, damit im Nahen Osten nicht fünf, sechs unter-
chiedliche Meinungen aus Europa herumgeistern; denn
as würde keinem helfen.

Ich glaube, wir haben mit dazu beigetragen, dass das
ahostquartett wieder aktiv geworden ist und in der ara-
ischen Welt Partner gefunden hat. Niemand fragt uns
eute noch: Was wollt ihr Europäer bzw. ihr Deutschen
igentlich im Nahen Osten? Vielmehr werden wir von
srael und von den Palästinensern aufgefordert, unser
ngagement in dieser Region aufrechtzuerhalten bzw. es
omöglich noch zu steigern. Vertrauen haben wir jeden-

alls auf beiden Seiten gewonnen. Vielleicht sind wir so-
ar diejenigen, die auch mit schwierigen, für eine Ge-
amtlösung aber unverzichtbaren Partnern wie zum
eispiel Syrien reden können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich glaube, dass das, was ich zum Nahostkonflikt ge-
agt habe, trotz aller Unwägbarkeiten auch für den Ver-
auf des Konflikts im Kosovo gilt. In den sechs Monaten
nserer Präsidentschaft haben wir es immerhin ge-
chafft, im Hinblick auf den Kosovo-Konflikt eine ge-
einsame europäische Haltung zu bewahren – wahrlich

icht ohne Mühe, wahrlich nicht ohne Konflikte, am






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
Ende aber erfolgreich. Als die Verhandlungen im Sicher-
heitsrat stockten und vorläufig scheiterten, waren es vor
allem wir, die gesagt haben: Lasst uns jetzt dafür sorgen,
dass keine Krise ausbricht – das Risiko der Gewaltan-
wendung war nämlich vorhanden –, und lasst uns einen
Weg finden, einen neuen Verhandlungsprozess zu begin-
nen. Mittlerweile läuft dieser Prozess. Er dauert
120 Tage und findet unter dem Dach einer Troika bzw.
unter dem Dach der VN statt. Dadurch konnte der offene
Bruch, der zu befürchten war, vermieden werden. Ich
hoffe, dass es uns gelingt, auf beiden Seiten die Kräfte
zu mobilisieren, die für Mäßigung und für die Verfol-
gung gemeinsamer Interessen stehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zu den zentralen Themen gehört unser Engagement
in Afghanistan – viele von Ihnen haben sich dazu heute
bereits geäußert –, über das wir in den nächsten Wochen
in diesem Hause noch vielfach miteinander diskutieren
werden. Deshalb möchte ich nur einige Sätze zu meinem
Grundverständnis sagen. Das, worüber wir in diesem
Zusammenhang diskutieren werden, ist für mich keine
pure Realpolitik. Unser Engagement in diesem Land ist
ein humanes und politisch-moralisches Projekt. Deshalb
ärgert es mich ganz gewaltig, dass wir die Diskussion,
die wir unter den politisch Verantwortlichen führen, im-
mer auf den Streit um Mandatskürzel reduzieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Weltgemeinschaft hat Afghanistan im Jahr 2001
auf dem Bonner Petersberg und wiederholt auf anderen
internationalen Konferenzen versprochen, es aus der
Spirale von Willkür, Rechtlosigkeit und Gewalt zu be-
freien. Sie, Herr Westerwelle und Herr Struck, haben in
diesem Zusammenhang Beispiele angeführt, die ich
nicht wiederholen muss. Wir haben den Menschen in
Afghanistan versprochen, ihnen ein Leben in Freiheit
und Würde zu ermöglichen. Mit dieser in ziviler Hin-
sicht immer stärker und in militärischer vielleicht immer
schwächer werdenden Aufgabe sind wir noch nicht fer-
tig. Das ist schlicht und einfach der Punkt.

Deshalb plädiere ich nicht für ein bloßes Weiter-so.
Das war weder in der Vergangenheit meine Position
noch ist sie es jetzt. Wir waren diejenigen, die das PRT-
Konzept entwickelt haben; das Stichwort ist heute Mor-
gen schon gefallen. Wir waren es, die in den NATO-Gre-
mien mit dafür gefochten haben, dass der zivile Wieder-
aufbau einen höheren Stellenwert erhält. Wir haben auch
in den NATO-Gremien dafür gefochten, dass die Ein-
satzregeln für ISAF angepasst werden, dass der Schutz
unschuldiger Zivilisten einen höheren Stellenwert be-
kommt. Man hat da auch auf uns gehört; das bitte ich
nicht kleinzureden. Wir wollen, dass unsere Botschaften
auch in Zukunft gehört werden.

Natürlich werden wir unser Engagement in Afghanis-
tan immer wieder kritisch überprüfen und dort, wo es
notwendig ist, anpassen; das haben Sie, glaube ich, bei
den fortgeschriebenen Konzepten unseres Afghanistan-
Engagements gespürt. Ich will diese Gelegenheit nutzen,

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(C (D m mich bei all denjenigen ausdrücklich zu bedanken, ie in den letzten Wochen an Vorschlägen gearbeitet haen, die wir Gott sei Dank in das Papier, das Sie mittlereile kennen, einarbeiten konnten. Deutlich geworden ist doch eines: Wir erfüllen unsere ufgabe in Afghanistan, wenn wir erfolgreich dafür soren, dass funktionierende staatliche Strukturen entsteen. Deshalb brauchen wir nicht nur ein Weiter-so, sonern mehr Elan bei der Ausbildung der afghanischen rmee, der afghanischen Polizei sowie – das wird gerne nterschlagen – der Richter und Staatsanwälte. Auch da ind wir engagiert. ir brauchen ein wirkliches Engagement und nicht nur ippenbekenntnisse. Deshalb, lieber Fritz Kuhn – ich chätze Dich; das weißt Du –, ist „halb rein und halb aus“ keine Antwort auf die Anforderungen, die dort an ns gestellt werden. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Monika Knoche [DIE LINKE])


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich komme zum Schluss, weil ich aufgrund meiner
edezeit zum Schluss kommen muss. Ich hätte gerne
och ein paar längere Ausführungen zur auswärtigen
ultur- und Bildungspolitik gemacht. Ich will nur,
onika Griefahn, ein kleines Beispiel nennen: Gerade

at der frühere französische Außenminister Hubert
édrine dem französischen Präsidenten, den wir erst
iese Woche zu Gast hatten, einen Bericht vorgelegt.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ein enger Freund des Finanzministers!)


as steht in diesem Bericht? Es finden sich viele kriti-
che Bemerkungen über die französische Außenpolitik,
ber auch ein Plädoyer für die Ausweitung der auswärti-
en Kultur- und Bildungspolitik mit all den Argumenten,
ie Sie von mir aus vergangenen Reden kennen. Das
ind Investitionen in unsere eigene Zukunft. Ich bin froh,
ass der Finanzminister das genauso sieht wie ich. Ich
edanke mich dafür und hoffe auf Ihre Unterstützung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611105600

Ich erteile das Wort Kollegen Werner Hoyer, FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1611105700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

etzten sechs Monate waren geprägt von Gipfeln, Glanz
nd roten Teppichen. Jetzt sind die Mühen der Ebene in
er Außenpolitik wieder erreicht. Die Bundesregierung
at – mein Fraktionsvorsitzender hat das heute Morgen
largemacht – diese Aufgaben gut bewältigt. Wir gratu-
ieren dazu. Wir schließen in unseren Dank insbesondere
hre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die der an-






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
deren Häuser ein. Das war eine große Herausforderung,
die bewältigt werden musste, und das ist gut gelungen.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)


Ich hätte mich umso mehr gefreut, wenn Sie gerade
unter diesen Gesichtspunkten den Antrag zu Strukturver-
besserungen im Auswärtigen Amt, den die FDP einge-
bracht hat, nicht abgeschmettert hätten, obwohl die Au-
ßenpolitiker der Koalition und auch der Minister selbst
sehr viele Sympathien dafür gezeigt haben. Wir kommen
darauf zurück: Mein Kollege Koppelin wird nachher mit
einigen ganz konkreten Vorschlägen für die Verbesse-
rung der Situation des Auswärtigen Amtes aufwarten.

Wir – nicht nur wir Liberale, sondern, wie ich denke,
die große Mehrheit hier im Hause – hatten uns bei der
europäischen Verfassung ambitioniertere Ziele gesetzt,
als unter deutscher Präsidentschaft erreichbar waren.
Trotzdem ist es gut, dass der Prozess wieder in Gang ge-
kommen ist. Die EU muss demokratischer, transparenter,
handlungsfähiger und bescheidener werden. Nicht alles,
was im Juni beschlossen worden ist, geht in die richtige
Richtung. Deshalb ist es umso wichtiger, jetzt keine wei-
tere Verwässerung zuzulassen. Es erfüllt uns Liberale mit
großer Sorge, dass einige Partner schon wieder bohren
und Forderungen erheben, die mit den Ergebnissen vom
Juni nicht vereinbar sind, insbesondere was die Vereinba-
rung in Sachen Grundrechtecharta, aber auch was die
Abstimmungsprozeduren angeht. Diese Vereinbarungen
müssen gewahrt werden.


(Beifall bei der FDP)


Darüber hinaus sage ich als Liberaler: Einem weite-
ren Kratzen an der Unabhängigkeit der Europäischen
Zentralbank und an der Verpflichtung auf unverfälsch-
ten, freien Wettbewerb werden wir Liberalen auf keinen
Fall zustimmen.


(Beifall bei der FDP)


Es wäre im Übrigen fatal, wenn sich die Reform der
Europäischen Union weiter hinzöge und mit den Ver-
handlungen über die Zukunft der EU-Finanzen in Zu-
sammenhang geriete. Herr Minister, ich habe die große
Befürchtung, das würde für den deutschen Steuerzahler
sehr teuer werden.

Ein Wort zur europäischen Außenpolitik. Es ist ja
nicht zu übersehen, dass es die immer stärker werdende
Tendenz gibt, nationale Interessen über das Gemein-
schaftsinteresse zu stellen. Es kann nicht sein, dass es,
wie es im Falle der Verhandlungen Tschechiens und Po-
lens mit den USA über die Stationierung eines Raketen-
abwehrsystems, wie es bei der Annäherung Spaniens an
das Regime Fidel Castros auf Kuba oder wie es beim
jüngsten französisch-libyschen Nuklearabkommen ge-
wesen ist, keine Abstimmung im Kreise der 27 gibt. Für
uns sind das elementare Fragen, die in den Rat der Euro-
päischen Union gehören.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Im Übrigen muss ich sagen: Die Verbindung der von hnen sehr diskret vorverhandelten Freilassung der bularischen Krankenschwestern in Libyen mit dem franzöisch-libyschen Nukleardeal desavouiert nachträglich hre anerkennenswerten Bemühungen. Ich finde, das ist nakzeptabel. (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as gilt erst recht, wenn hinterher in geradezu zynischer
eise von einem Spitzenfunktionär der libyschen Seite

arauf hingewiesen wird, dass alle Vorwürfe, die die eu-
opäische Seite Libyen gemacht hatte, selbstverständlich
utreffen.

Dass der deutsch-französische Motor ins Stottern
eraten ist, kann uns nicht fröhlich stimmen. Wenn in
rankreich nun schon regierungsamtlich durchgestochen
ird, Angela Merkel gehe dem französischen Präsiden-

en auf die Nerven, dann verheißt das nichts Gutes für
ie Zukunft. Ich finde es ja gut, dass die Marginalisie-
ung der kleinen und mittleren Staaten in Europa vorbei
st. Ich finde es gut, dass wir zurückkehren zu der Politik
on Genscher und Kohl, für die die Ebenbürtigkeit der
taaten der Europäischen Union – unabhängig von
röße, Wirtschaftskraft, Lage und Zeit der Zugehörig-
eit zur Europäischen Union – immer entscheidend war.
rotzdem gilt es immer noch, zu beachten: Ohne
eutsch-französischen Konsens läuft in der Europäi-
chen Union nichts. Übrigens bleibt auch die zweite
ehre gültig: Deutschland darf sich niemals in die Situa-

ion bringen, zwischen Washington und Paris wählen zu
üssen.

Der Prozess der Abnabelung von der Außenpolitik
er Regierung Schröder/Fischer ist erfolgreich vollzo-
en; das anerkennen wir. Ich fand im Übrigen den Auf-
ritt der Bundeskanzlerin in Peking herzerfrischend. Das
ar gewissermaßen der Schlusspunkt in einer Reihe von
uftritten: in Moskau zum Thema Menschenrechte, De-
okratie und Rechtsstaatlichkeit, in Washington zum
hema Guantanamo Bay und jetzt in China. Das zeigt,
ass man für die eigenen Werte und Überzeugungen, für
as, was die ethische Grundlage unseres politischen
andelns ist, eintreten kann, ja dass man die Achtung
es politischen Gegenübers verliert, wenn man nicht für
as eintritt, was man für richtig hält.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU sowie des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


erade in Menschenrechtsfragen ist der Kotau unange-
essen, wirkt geradezu kontraproduktiv. Allerdings ist

s eher ein Zeichen von Hilflosigkeit und Naivität, zu
lauben, mit kräftigen Sprüchen und mit dem Androhen
on Druck könnte man so gewichtige Partner bewegen.


(Lothar Mark [SPD]: Das gilt allgemein in der internationalen Politik!)


Das gilt sehr allgemein, Kollege Mark, aber insbeson-
ere im Umgang mit China.

Wir müssen kulturelle, religiöse und philosophische
rundlagen, aufgrund derer unsere Partner Politik ma-






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
chen, stärker ins Kalkül einbeziehen und uns darauf ein-
stellen, wenn wir unsere eigenen Ziele definieren. Das
gilt auch für ein so komplexes Land wie Afghanistan.
Das ist ein Zeichen dafür, dass es hohe Zeit wird, mit
mehr Demut an diese Fragen heranzugehen. Das gilt
schon für die Definition von Zielen und erst recht für die
Definition von Strategien, mit denen wir diese Ziele er-
reichen wollen. Wir werden nicht in kurzer Zeit eine per-
fekte Westminster-Demokratie erreichen, aber wir kön-
nen Probleme eindämmen und möglicherweise einen
Beitrag zur Problembewältigung über die Zeit leisten.

Das setzt voraus, dass wir realistisch werden und nie
vergessen, warum wir ein solches Engagement begonnen
haben; das haben sowohl die Bundeskanzlerin als auch
mein Fraktionsvorsitzender Guido Westerwelle heute
Morgen sehr deutlich herausgearbeitet. Wir dürfen das
nicht vergessen. Insofern ist Großes erreicht worden,
aber das muss auch nachhaltig werden.

In Afghanistan und Pakistan gibt es nach wie vor die
gefährlichste Basis für den Generalangriff auf unsere Le-
bensform und die fundamentalen Werte der aufgeklärten
rechtsstaatlichen Demokratien des Westens. Deswegen
ist dieses Engagement weiterhin erforderlich, auch wenn
wir nicht einfach von Siegen oder Niederlagen sprechen
können. Das heißt aber nicht, dass wir bei den Mandats-
vorschlägen keinen Nachsteuerungsbedarf sähen, auch
wenn wir als Liberale ihnen zustimmen werden. Das gilt
für die Vernetzung unserer verschiedenen Politikberei-
che und auch für die Vernetzung unserer Partner in der
NATO.

Ich halte die Reduzierung der NATO auf die rein mi-
litärische Dimension – wie sie der NATO-Generalsekre-
tär im Spiegel erneut bekräftigt hat – für falsch. Das ist
nicht akzeptabel, weil wir im Ergebnis nur dann zum Er-
folg kommen werden, wenn wir unsere militärischen
und zivilen Aktivitäten stärker bündeln, und zwar im
Gespräch mit den Partnern in der NATO.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Verweis auf die UNO geht hier völlig ins Leere.
Auch wenn der NATO-Generalsekretär nicht nur uns,
sondern auch der afghanischen Regierung mangelnde
Bereitschaft vorwirft, erinnert mich das an die Äußerun-
gen des amerikanischen Präsidenten gegenüber den Ira-
kern nach dem Motto: „Wir haben zwar eine große Kata-
strophe angerichtet, aber für das, was jetzt zu bewältigen
ist, seid ihr selber verantwortlich.“ Das funktioniert
nicht. Auch in Afghanistan wird die UNO alleine es
nicht richten.


(Beifall bei der FDP)


Gestatten Sie mir eine letzte Bemerkung, Herr Präsi-
dent. Ich finde es gut, dass sich der Außenminister jetzt
dem Thema Abrüstung zuwendet. Seit zwei Jahren be-
ende ich jede Rede zur Außenpolitik mit diesem Aspekt
der Politik. Ich wünsche mir nur, dass wir demnächst
entsprechende Zeichen sehen werden. Sie werden den
Vorsitz in der Nuclear Suppliers Group übernehmen und
uns wahrscheinlich erklären, dass Sie den amerikanisch-
indischen Nukleardeal unterstützen werden. Sie werden

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(C (D ns demnächst zu erklären haben, warum Sie den Antrag er FDP-Fraktion auf Bemühungen der Bundesregierung m den Abzug der taktischen amerikanischen Atomwafen aus Deutschland neulich abgelehnt haben und mögliherweise demnächst wieder ablehnen werden. Hier erarten wir nicht nur Worte – die ich allerdings gerne ehört habe –, sondern auch Taten. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611105800

Das Wort hat nun Kollege Eckart von Klaeden, CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1611105900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Kollegen!

eit der letzten Haushaltsdebatte Ende des letzten Jahres
önnen wir auf ein erfolgreiches Dreivierteljahr deut-
cher Außen- und Sicherheitspolitik zurückblicken. Ich
reue mich, dass dieses Urteil nicht nur von der Koalition
eteilt wird – das ist zunächst einmal keine Überra-
chung –, sondern dass auch die Opposition – mit Aus-
ahme der Linkspartei – lobende Worte für die Bundes-
anzlerin und den Außenminister gefunden hat.

Man sollte sich einmal vor Augen führen, wie die
usgangslage vor der Übernahme der EU-Präsident-

chaft in den Monaten November und Dezember des
etzten Jahres war: Damals wurde gesagt, dass von der
eutschen EU-Präsidentschaft aus unterschiedlichen
ründen, der Schwierigkeiten des Verfassungsprozesses
nd der Wahlen in Frankreich, nicht viel zu erwarten sei.
icht nur gemessen an diesem Maßstab, sondern objek-

iv daran, was erreicht worden ist – an dieser Stelle mein
usdrückliches Kompliment an die Kanzlerin und den
ußenminister –, haben wir viel geschafft, und zwar
ehr als das, was man im November oder Dezember

etzten Jahres hat erhoffen können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das gilt insbesondere für drei Felder. Der Klima-
chutz ist ein Markenzeichen dieser Großen Koalition.
s ist uns gelungen, in der Europäischen Union zu ver-
indlichen Vorgaben zu kommen, um den CO2-Ausstoß
u reduzieren, statt nur die Herausforderung des Klima-
andels international zu beklagen. Das ist ein Ergebnis
es von der Bundesregierung vorbereiteten und geführ-
en EU-Gipfels. Das hat der damalige britische Premier-
inister Tony Blair zu Recht als historisch bezeichnet.

Der von vielen für tot erklärte Verfassungsprozess ist
urch die deutsche Präsidentschaft so reanimiert wor-
en, dass es nun eine Regierungskonferenz gibt, die
damit können wir rechnen – zum Erfolg führen wird.
uch das ist ein Ergebnis, mit dem man vor einigen Mo-
aten noch nicht gerechnet hat. Die Bundesregierung hat
udem auf europäischer Ebene eine Initiative ergriffen,
ie dazu dient, uns auf die Herausforderungen vorzube-
eiten, die mit dem Aufstieg Asiens verbunden sind. Wir
üssen uns darauf einstellen, dass in den nächsten Jahr-






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
zehnten die Weltwirtschaft vor allem vom asiatischen
Wachstum, vom asiatisch-pazifischen Raum bestimmt
wird.

Wir müssen auf zwei Herausforderungen reagieren.
Zum einen müssen wir uns die Frage stellen, welche Fä-
higkeiten und welche komparativen Vorteile wir uns an-
eignen und weiterentwickeln sollen, um auch in Zukunft
wettbewerbsfähig zu sein und das Maß an Wohlstand
und sozialer Sicherheit zu garantieren, an das wir uns in
Europa und insbesondere in Deutschland gewöhnt ha-
ben. Das ist vor allem, aber nicht nur eine Aufgabe der
Forschungs- und Wissenschaftspolitik. Zum anderen
müssen wir uns die Frage stellen, welche Strukturen wir
schaffen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ei-
nen wesentlichen Beitrag dazu leistet die Initiative zur
Schaffung eines gemeinsamen transatlantischen Markt-
platzes, die auf dem europäisch-amerikanischen Gipfel
im April dieses Jahres vereinbart wurde. Globalisierung
bedeutet, dass weltweite Entwicklungen unmittelbar
Konsequenzen für die Art und Weise haben, wie wir in
unserem Land leben und leben können. Das gilt für die
wirtschaftlichen und die klimatischen Herausforderun-
gen, aber auch und ganz besonders für die sicherheits-
politischen Herausforderungen.

Damit kommt man automatisch zu Afghanistan. Ich
will deutlich sagen: Wer nach den glücklicherweise ge-
scheiterten Attentatsversuchen in den letzten Tagen, Wo-
chen und Monaten nicht begreift, dass der Einsatz der
Bundeswehr in Afghanistan zusammen mit unseren Ver-
bündeten im Rahmen der NATO zuallererst unseren ele-
mentaren Sicherheitsinteressen dient, dem ist wirklich
nicht mehr zu helfen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dieser Einsatz besteht im Wesentlichen aus zwei Ele-
menten. Es geht um den Aufbau ziviler Strukturen. Es
wurde schon zu Recht darauf hingewiesen, dass hier sehr
viel erreicht wurde. Aber dort muss wesentlich mehr ge-
schehen. Das gilt insbesondere im Hinblick auf die Be-
kämpfung der Drogenwirtschaft. Wenn es uns nicht
gelingt, für die Bauern in Afghanistan alternative Ein-
nahmemöglichkeiten zu schaffen,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: So ist es!)


dann besteht die Gefahr, dass das, was wir bisher er-
reicht haben, erneut gefährdet wird. Das heißt, wir wür-
den nicht nur auf dem Status quo verharren, sondern wir
würden Gefahr laufen, auf den Status quo ante zurückzu-
fallen. Deswegen brauchen wir dort ein stärkeres Enga-
gement. Die Erhöhung der Mittel für den zivilen Auf-
bau in Afghanistan um 20 Millionen Euro im Haushalt
der Bundesentwicklungsministerin ist zwar ein Schritt in
die richtige Richtung, aber das ist – präziser beschrieben –
nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir müssen uns
darauf einstellen, dass wir gerade für den zivilen Aufbau
– die Infrastruktur, den Straßenbau, die Wasser- und die
Energieversorgung – deutlich mehr tun müssen, wenn
wir die bisherigen Erfolge nicht gefährden wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


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(C (D Eine Schlüsselrolle bei der Verbindung von zivilem ufbau und militärischer Sicherheit nach dem Konzept er vernetzten Sicherheit kommt dem Aufbau der afghaischen Sicherheitskräfte zu. Das, was Deutschland vorchlägt, ist konzeptionell beispielgebend, aber die Mitel, die wir einsetzen, fallen hinter dem von uns selbst ormulierten Anspruch und vor allem hinter dem, was in fghanistan tatsächlich erforderlich ist, nach wie vor eit zurück. Wenn wir nicht auch beim Aufbau von Aree und Polizei unsere Bemühungen erheblich verstär en, gilt auch für diesen Bereich das, was ich zum zivien Aufbau gesagt habe: Wir gefährden das, was wir isher erreicht haben. Dass dieser Aufbau gar nicht mit o viel mehr finanziellen Mitteln verbunden sein muss, ird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass ein ATO-Soldat durchschnittlich 4 000 Euro am Tag kos et. Das sind Kosten von 120 000 Euro oder 150 000 ollar im Monat. Ich weiß, dass sich die Kosten nicht ins zu eins übertragen lassen, aber mit 150 000 Dollar m Monat könnte man 1 000 afghanische Soldaten oder olizisten mit einem Sold von 150 Dollar pro Monat eintellen und ausbilden. Dieser Sold würde weit über dem iegen, der heutzutage gezahlt wird. (Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das wäre das Fünffache!)


Wenn wir uns jetzt einmal vor Augen führen, welchen
erausforderungen wir in Bezug auf die Sicherheitslage
egenüberstehen, so kann ich bei aller Wertschätzung für
as Lob, das Sie, Herr Kollege Kuhn, der Bundesregie-
ung gezollt haben, die Position der Grünen, aus OEF
uszusteigen, nicht nachvollziehen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist kein Tauschgeschäft!)


er Bundeskanzler Gerhard Schröder hat in seiner
mtszeit zweimal die Vertrauensfrage gestellt, beide
ale mit überzeugenden Argumenten, einmal, um sie zu

ewinnen, und einmal, um sie zu verlieren. Als er sie
och gewinnen wollte,


(Zuruf des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


m 16. November 2001, und sie gewonnen hat, hat er
as mit der deutschen Beteiligung an der Operation
Enduring Freedom“ verbunden. Es ist nicht allein
erhard Schröder, der dafür geworben hatte, sondern es

ind, wenn ich mich recht erinnere, auch Sie persönlich
ewesen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Natürlich!)


Jetzt stellt sich die Frage, warum heute der Ausstieg
us OEF gerechtfertigt sein könnte. Dafür können drei
ründe ausschlaggebend sein. Der erste Grund wäre

ine so deutliche Verbesserung der Sicherheitslage, dass
an auf die Terrorbekämpfung unter OEF verzichten

ann. Das wird hier niemand ernsthaft behaupten wol-
en. Das zweite Argument, das immer wieder angeführt
ird, ist, dass die deutsche Beteiligung an OEF nicht an-
efordert worden sei. Auch dieses Argument ist wenig
berzeugend, wenn man sich vor Augen führt, dass deut-






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
sche Truppen seit 2005 nicht mehr unter OEF in Afgha-
nistan sind. Es ist also nicht so, dass die Truppen abge-
zogen wurden, weil sie nicht mehr angefordert wurden,
sondern eher umgekehrt: Sie wurden nicht mehr ange-
fordert, weil sie nicht mehr vor Ort waren. Das hat mit
den begrenzten Kapazitäten unserer KSK-Truppen zu
tun. Also, auch das Argument, dass eine Beteiligung un-
ter OEF nicht mehr erforderlich sei, weil es an der ent-
sprechenden Anforderung fehle, stimmt nicht. Schließ-
lich kommen wir zu dem dritten, am meisten
vorgetragenen Argument, nämlich zu der sich angeblich
von dem ISAF-Mandat so sehr unterscheidenden Opera-
tionsführung unter OEF. Auch dieses Argument ist
falsch. Dieses Argument ist in erster Linie innenpolitisch
motiviert. Es hat nichts mit den Verhältnissen und der
Realität in Afghanistan zu tun;


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagen selbst britische Soldaten, die im Süden eingesetzt sind! Die verstehen etwas davon!)


denn zu dem, was man euphemistisch „Kollateralschä-
den“ nennt, zu zivilen Opfern, ist es bedauerlicherweise
sowohl unter ISAF als auch unter OEF gekommen.
Nicht umsonst hat es entsprechende Äußerungen des
NATO-Generalsekretärs gegeben.

OEF ist heute vor allem eine Ausbildungsmission.
Die milliardenschwere Investition, die insbesondere von
den Amerikanern in Afghanistan für den Aufbau der Po-
lizei und für den Aufbau der Armee geleistet wird, wird
über OEF geleistet. Wer also für den Ausstieg aus OEF
plädiert und gegen die Mandatsverlängerung stimmt, der
stimmt auch gegen diese Ausbildungsmission


(Zuruf des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


und müsste dann erklären, wie er diese Aufgabe über-
nehmen zu können glaubt. Das heißt, es ist in erster
Linie innenpolitische Augenwischerei, wenn man sagt,
man könne die beiden aufeinander angewiesenen
Missionen in Afghanistan voneinander trennen.

Umgekehrt wird ein Schuh daraus: ISAF und das da-
mit verbundene Mandat, die afghanische Regierung zu
unterstützen, sind auf den Erfolg von OEF angewiesen.
Auch OEF wird in Afghanistan nur erfolgreich sein,
wenn ISAF seinen Auftrag erfüllen kann. Beide militäri-
schen Operationen werden ihr Ziel, für mehr Sicherheit
zu sorgen, wiederum nur erreichen können, wenn wir
beim zivilen Aufbau wesentlich mehr tun und deutlich
erfolgreicher sind, als es bisher der Fall gewesen ist.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611106000

Herr von Klaeden, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Nachtwei?


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1611106100

Ja, bitte sehr.

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(C (D Herr Kollege von Klaeden, wir, die Obleute im Ver eidigungsausschuss und im Auswärtigen Ausschuss, haen bis dato die Erfahrung gemacht, nie darüber unterichtet worden zu sein, was OEF in Afghanistan konkret edeutet. Über den Auftrag sind wir seit sechs Jahren inormiert; er ist klar. Können Sie der Erfahrung, die ich eit inzwischen einigen Jahren mache, etwas entgegenetzen? Herr Kollege Nachtwei, ich kann Ihrer Erfahrung ichts entgegensetzen. Informationen durch das deutche Verteidigungsministerium für die Mitglieder des uswärtigen Ausschusses und des Verteidigungsaus chusses konnten vor allem zu der Zeit gegeben werden, ls deutsche Soldaten im Rahmen von OEF in Afghanisan eingesetzt waren. Dieser Einsatz ist, wie ich gerade usgeführt habe, im Oktober 2005, also in der Schlusshase Ihrer Regierungszeit, zu Ende gegangen. Desween hat es danach keine Informationen mehr gegeben. Ich gebe Ihnen aber recht – ich nehme an, Sie wollen arauf hinaus –, dass der Informationsaustausch zwichen ISAF und OEF in Afghanistan deutlich verbessert erden muss; das ist für mich überhaupt keine Frage. ch halte es bloß für etwas widersinnig, dass gerade dieenigen, die Wert darauf legen, dass die Weitergabe von nformationen von OEF an ISAF, zum Beispiel durch ie Tornado-Flüge, besonders restriktiv gehandhabt, also ingeschränkt wird, sich hinterher darüber beklagen, ass es Mängel bei der Weitergabe von Informationen urch ISAF an OEF gibt. Ich finde, wir müssen uns darauf einstellen, dass eine ünstliche Trennung in Bezug auf die Kooperation beier Operationen in Afghanistan nur ins Verderben führen ann. Wir brauchen Kooperation, Abstimmung und insesondere Informationsaustausch in beide Richtungen. as ist die Konsequenz dessen, was ich gerade gesagt abe: dass beide Operationen aufeinander angewiesen ind. Ich darf insbesondere an diejenigen appellieren, die in er letzten Legislaturperiode Regierungsverantwortung etragen und – das will ich deutlich sagen – mit überzeuenden Argumenten die Auffassung vertreten haben, ass für den Erfolg in Afghanistan, für die Unterstützung es zivilen Aufbaus beide militärischen Operationen erorderlich sind: Sie sollten sich heute nicht mit fadencheinigen Ausreden, insbesondere mit der Rücksichtahme auf die eigene Wählerklientel, auf die nnerparteiliche Situation oder auf Umfrageergebnisse us dieser Verantwortung zu stehlen versuchen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das war eine gute Rede, Herr von Klaeden!)

Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611106200
Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1611106300






(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611106400

Das Wort hat nun Kollegin Monika Knoche, Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611106500

Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundeskanzlerin!

Meine sehr geehrten Herren und Damen! Herr von
Klaeden, in einem stimme ich Ihnen zu: Es ist richtig,
die heutige Oppositionsfraktion der Grünen auf ihre Ver-
antwortung hinzuweisen, die sie mit dem Stellen der
Vertrauensfrage und dem Erzwingen der Zustimmung
der Fraktion zum Afghanistan-Krieg hat. Ich möchte er-
gänzen: Das KSK ist während der Regierungszeit von
Rot-Grün eingesetzt worden; erst als die CDU an die Re-
gierung kam, kam es nicht mehr zum Einsatz. Die dies-
bezüglichen Daten sind verschwunden.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Da sehen Sie mal an!)


Wir sind also gar nicht in der Lage, zu verifizieren, was
unter der rot-grünen Regierung in Afghanistan im Rah-
men von OEF eigentlich gemacht worden ist. Machen
Sie von den Grünen hier bitte keine Schönfärberei!


(Beifall bei der LINKEN)


Herr von Klaeden, aus Ihrer Rede habe ich deutlich
herausgehört, dass Sie jetzt für eine Zusammenlegung
von ISAF und OEF werben.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Quatsch!)


Ich nehme an, ich habe Sie da nicht missverstanden.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Doch! Sie haben mich missverstanden!)


– Okay; dann ist es gut. Uns liegt nämlich ein Verfas-
sungsgerichtsurteil vor, in dem größter Wert darauf ge-
legt wird, dass die Trennung dieser Mandate beibehalten
wird. Eines in der Debatte hat mich doch verwundert,
Herr Hoyer, nämlich dass Sie davon sprechen, Afghanis-
tan greife unsere Lebensform und unsere Lebensweise
an. Das kann ich nicht teilen.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das habe ich auch nicht gesagt! Insofern ist das auch nicht überraschend! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Der Terrorismus, hat er gesagt!)


Oft ist vom Clash of Civilisations die Rede. Es ist gut,
sich von unserer Seite aus daran zu erinnern, dass er et-
was mit dem Ressourcenzugriff in der islamischen Welt
zu tun hat, dass es nicht nur um die aufgeklärte westliche
Lebensweise, die der christlichen Kultur entstammende
Lebensweise geht. Es hat eben auch etwas damit zu tun,
wie die Zugriffe auf die Welt zur Sicherung der Ressour-
cen erfolgen.

Man muss sich einmal anschauen: Wie sieht das
Weißbuch der Bundeswehr aus, was diesen Teil angeht?
Die Position von Herrn Steinmeier, die er heute hier be-
zogen auf die Frage des Klimaschutzes und der Energie-
außenpolitik dargelegt hat, bleibt in einem klaren Wider-
spruch zu der Position, die in der Großen Koalition

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(C (D eitens des Verteidigungsministeriums vertreten wird. an muss einmal deutlich machen, dass das alles nicht usammengeht. Ich bin der Auffassung, dass es ganz wesentlich ist, in nseren außenpolitischen Debatten und Beratungen endich das Thema „Klimawandel und Frieden“ in den Mitelpunkt zu stellen; denn ich bin zutiefst davon übereugt: Nur bei Emanzipation von der Abhängigkeit von ossilen Energieträgern werden wir eine Friedensdiviende bekommen. Das ist die eigentliche friedenspolitiche Aufgabe, die man bis hinauf in die UN-Ebene urchdeklinieren muss, wozu von der Regierung leider och gar keine Vorschläge gemacht worden sind. Wir stehen jetzt parlamentarisch vor einer ganz weentlichen Entscheidung der deutschen Außenpolitik. ie Frau Kanzlerin hat in ihrer außenpolitischen Be rachtung großen Wert darauf gelegt, eine Einschätzung u Afghanistan abzugeben. Am Samstag, dem 5. September, werden hier in Berlin Tausende Menchen gegen den deutschen Militäreinsatz demonstrieen. Sie stehen für einen Großteil der Bevölkerung, die er Auffassung ist, dass Deutschland seinen Friedensuftrag in Afghanistan verfehlt. Nach sechs Jahren Krieg gegen Terror muss diesem ine Absage erteilt werden, weil es an der Zeit ist, einzuestehen, dass es nicht funktioniert, militärische oder ziil-militärische Operationen in Afghanistan zu führen. as Scheitern dieser Strategie ist offenkundig. Wir sehen ilder. Wir haben Informationen. Wir wissen es. Obwohl en ganzen Sommer über Werbefeldzüge für die ISAFission geführt wurden, ist die Bevölkerung nicht zu berzeugen. Das zeugt von der Aufgeklärtheit der Menchen. Die Menschen verlangen eine andere außenpolitiche Strategie, nämlich eine, die auf Militärpräsenz verichtet und die Präsenz von Militär nicht zum Ausweis ür die politische Unterstützung in einem Krisenoder riegsgebiet macht. Das ist die Haltung, die in der Beölkerung vertreten wird. Für alles, was zu weiteren Opern in der Zivilbevölkerung Afghanistans und unter den oldaten führt, wird die Linke die Hand nicht reichen. Es ist auch nicht möglich, ISAF zu einem Friedensenel zu erklären. Ich will nur anmerken: Ärzte ohne Grenen hat nach 24 Jahren Afghanistan verlassen. Malteser nternational sagt: Nur ohne Soldaten ist Hilfe möglich. – e facto wissen alle, die dort waren: ISAF schützt nur ich selber. Die Zivilbevölkerung hat nahezu nichts daon. Jetzt müssen die Grünen und die SPD Debatten in den igenen Reihen führen. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch gut! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind ja nicht auf Kuba! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Unterschied zu euch! Ihr führt keine!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Monika Knoche
Dabei ist mir einiges aufgefallen. Sie veranstalten einen
Sonderparteitag. Das wurde hier im Haus bereits richtig
kommentiert. Man wolle OEF auslaufen lassen, wird ge-
sagt, um ISAF samt Tornado-Einsatz zu stärken. Ich
finde das höchst verwunderlich; denn Deutschland hat
überhaupt keinen Einfluss auf OEF. OEF machen die
Amerikaner. Da ist Deutschland nicht gefragt. Da fragen
uns die USA doch nicht, auch dann nicht, wenn wir über
KSK Kombattanten bei OEF sind. Das muss man der
Bevölkerung klar sagen.

Ich weiß gar nicht, welche Debatten Sie auf Ihrem
Parteitag führen wollen. Hier wird doch offenkundig
eine Schimäre, eine Mär verbreitet. Es geht nicht darum,
es entweder zu lassen oder mehr zu tun; es geht darum,
ganz rational und humanitär an diese Probleme Afgha-
nistans heranzugehen. Da ist vollkommen klar: Man be-
kommt keine Perspektive für Frieden und Befriedung in
diesem Land, solange das Militär präsent ist. Sie müssen
es einsehen: Diese Strategie ist gescheitert.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schütterer Beifall!)


Sie wollen doch eine qualitative Aufwertung der
ISAF-Mission vornehmen – diese Diskussionen werden
ja heute schon geführt – und in das ISAF-Mandat OEF-
Anteile überführen. Was ist das denn anderes, als in den
operativen Krieg gegen den Terror einzusteigen? Es
muss doch klar gesagt werden, dass hier Irreführung be-
trieben wird, wenn öffentlich erklärt wird, mit ISAF nur
noch rein zivil arbeiten zu wollen, aber insgeheim ge-
meint wird, den operativen Teil der kriegerischen Ausei-
nandersetzung mit dem Terror vor Ort in Afghanistan
führen zu wollen. Dann wird man zum Beteiligten in
diesem Konflikt, und das wollen wir auf gar keinen Fall.

Eines ist mir vollkommen klar: Im Hinblick auf den
Drogenanbau und den zivilen Aufbau wird man nicht
umhinkommen, die bekannten Korruptionslinien in der
Regierung Karzai zum Thema zu machen. Man kann
Korruptionsbekämpfung in Abmachungen hineinschrei-
ben, aber solange der jetzige Drogenanbau nicht in die
Form eines lizenzierten, kontrollierten Drogenanbaus für
medizinische Zwecke überführt wird, wird man den
Drogensumpf nicht austrocknen können. Schon gar nicht
wird es gelingen, in Afghanistan neben dem Krieg gegen
den Terror nun auch noch den Krieg gegen Drogen zu
führen. Dieses Konzept geht nicht auf. Man muss sich
vielmehr mit den Anrainerstaaten um eine Lösung vor
Ort bemühen; denn der westliche Zugriff auf Afghanis-
tan und das Herbeizwingen von Lösungen haben nicht
funktioniert und werden nicht funktionieren. Deshalb
muss Deutschland dort als ziviler Friedensdienstleisten-
der aktiv werden und sich so seine Unterstützung in der
Bevölkerung verdienen.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611106600

Das Wort hat nun Kollegin Kerstin Müller, Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.

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(C (D Kerstin Müller EN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Be-

or ich zu Afghanistan komme – auch ich werde natür-
ich darüber sprechen –, beginne ich mit dem Ausgangs-
unkt für unser Engagement dort: dem schrecklichen
erroranschlag auf das World Trade Center am
1. September 2001. Wir haben erst gestern wieder der
ielen Toten gedacht, und es gab auch viele Berichte
azu.

Man muss ganz klar festhalten: Außenpolitisch war
er 11. September eine Zäsur, in vielerlei Hinsicht. Die
ereinten Nationen gestanden den USA zu Recht ein
echt auf Selbstverteidigung gegen diesen schrecklichen
erroranschlag zu; die NATO rief auf dieser Grundlage
rstmals den Bündnisfall aus, und die internationale Ge-
einschaft intervenierte in Afghanistan. Die USA be-

annen in einer „Koalition der Willigen“ ihren Kampf –
ie sprechen heute vom „Krieg“ – gegen den Terror.

Wenn man dies sechs Jahre nach der Intervention in
fghanistan und vier Jahre nach dem Einmarsch im Irak
ilanziert, dann muss man eines leider ganz klar feststel-
en – und das hat viele Gründe –: Die Welt ist nicht si-
herer geworden. Der internationale Terrorismus ist
eute stärker als je zuvor.

Herr Kollege von Klaeden, Sie haben recht: Der Gott
ei Dank am letzten Dienstag vereitelte Terroranschlag
at noch einmal deutlich gezeigt, dass auch wir im Visier
es Terrorismus sind. Kein Land der westlichen Welt ist
avor geschützt; aber auch auf Teile der arabischen Welt
rifft dies zu, wie der Anschlag in Algerien zeigt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Linken, da
ilft es gar nichts, den Kopf in den Sand zu stecken und
ynisch zu behaupten: Wären wir nicht an den inter-
ationalen Einsätzen gegen den Terrorismus beteiligt,
ann gäbe es keine Anschlagsgefahr in Deutschland. –
as ist ein unverantwortliches Gerede, denn es ist klar:
ir waren von Anfang an im Visier der Terroristen,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


eil der von al-Qaida und anderen erklärte Dschihad
ben ein Kulturkampf gegen unsere westlichen Werte ist,
egen unsere Lebensweise, gegen unsere offenen Gesell-
chaften insgesamt. Mit dieser Vogel-Strauß-Politik ver-
nsichern Sie nur die Bevölkerung in Deutschland noch
eiter. Das halte ich für unverantwortlich, denn wir
üssen ja gerade deutlich machen, warum es richtig ist,

ass wir an den multilateralen Einsätzen, etwa in Afgha-
istan, beteiligt sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wenn wir hier heute auch über den 11. September und
eine Folgen für die Welt diskutieren, dann kommen wir
erade angesichts der aktuellen Irak-Diskussion in den
SA nicht umhin, klar festzustellen – das ist jedenfalls
eine Bilanz als jemand, Herr von Klaeden, der diese






(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

Diskussionen von Anfang an hier mitgeführt hat –, dass
der War on Terror der USA gescheitert ist; ich sage das
bewusst so.


(Beifall des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Er ist nämlich leider mitverantwortlich dafür, dass heute
der internationale Terrorismus nicht schwächer, sondern
stärker geworden ist. Das war eine Befürchtung, die der
frühere Außenminister Joschka Fischer immer hatte. Er
hat mit dieser These leider, leider recht behalten.


(Zuruf von der LINKEN: Trotzdem machen wir mit!)


Nach Afghanistan hat der Terrorismus neue Rückzugs-
gebiete in Pakistan und vor allem im Irak gefunden. Er
breitet sich vor allen Dingen in fragilen Staaten aus. Bei-
spiele seien genannt: die Flüchtlingslager im Libanon,
neue Netzwerke in Gaza, Angriffe im Jemen, die An-
schlagserie im Maghreb und Strukturen in Somalia über
Bangladesch bis Indonesien.

Mitverantwortlich für die Stärkung ist das Irak-Desas-
ter. Vertreter der Demokraten in den USA wie etwa der
Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses sprachen,
bevor General Petraeus überhaupt mit seinem Bericht
begann, von einem Fiasko. Die Mehrheit der Amerika-
ner will nur noch den Abzug. Leider bietet die amerika-
nische Regierung nur Durchhalteparolen. Damit kommt
man, wie ich meine, im Irak nicht mehr weiter. Die dort
angewandte Logik „Mehr Soldaten gleich mehr Sicher-
heit“ ist, übrigens wie in Afghanistan, nicht aufgegan-
gen. Die Zahl der zivilen Opfer liegt leider auf demsel-
ben tragisch hohen Niveau wie im Januar. Man fragt
sich, warum etwa so zentrale Empfehlungen wie die des
Baker/Hamilton-Reports vom Dezember 2006 einfach in
den Wind geschlagen wurden und man nicht ein Stück
weit das umgesetzt hat, was dort gefordert wurde. Dort
hieß es, dass ein politischer Prozess zur innerirakischen
Versöhnung wichtig ist, dass die Nachbarn des Irak aktiv
eingebunden werden müssen, dass eine konfrontative
Politik gegenüber Syrien und Iran nicht mehr weiter-
führt.

Fest steht jedenfalls das Dilemma, in dem wir ste-
cken: Deutschland war nicht am Krieg gegen den Irak
beteiligt, aber wir werden jetzt mit den Folgen konfron-
tiert. Solange der Irak nicht befriedet ist, stellt er ein Si-
cherheitsrisiko für Europa und damit auch für uns dar.
Wir müssen uns dringend Gedanken darüber machen,
wie wir eine Stabilisierung im Irak unterstützen können.
Keiner hat dafür den Stein der Weisen. Aber ich will ein
Beispiel nennen: Es war eine Delegation von uns im kur-
dischen Norden. Ich verstehe nicht – das ist ein ganz
kleiner Baustein –, warum Deutschland dort abstinent ist
und wir nicht wenigstens mithelfen, diese Region zu sta-
bilisieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Jetzt komme ich zur OEF, Herr Kollege von Klaeden.
Der War on Terror ist eben nicht nur im Irak, sondern

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(C (D eines Erachtens auch in Afghanistan gescheitert. Es ist or allen Dingen die Operationsführung – Sie haben sie ngesprochen –, die hohe zivile Opfer zur Folge hat. Hier elten eben nicht die NATO-Rules, gemäß denen – das urde auch jetzt noch einmal ganz deutlich gesagt – ziile Opfer möglichst vermieden werden sollen. Das hat ass und Gewalt vor allen Dingen im Süden und Osten es Landes, wo mehrheitlich paschtunische Bevölkerung ebt, geschürt und sie gegen die internationale Gemeinchaft aufgebracht. Ich sage es nochmals – das ist auch anz klar das Fazit von Abgeordneten meiner Fraktion ach der Reise nach Afghanistan –: Das Vorgehen dort st unabgestimmt und unsensibel. Es ist derart unsensiel, dass es inzwischen kontraproduktiv für den Erfolg er ISAF-Mission ist. Das ist unser Hauptargument. Der Kollege Trittin hat in einer anderen Debatte den orfall von Shindand geschildert, wo OEF ISAF zu ilfe rufen musste und die Italiener, die für die Region erantwortlich waren, erst in dem Moment von der OEFperation erfahren hatten. Diese „Hilfe“ führte zu so ielen Opfern, dass es darüber eine riesige Debatte in fghanistan gegeben hat und das Oberhaus des afghani chen Parlaments, der Senat, beschlossen hat, doch bitte chön diese Mission zu beenden und solche Aktionen ünftig zu unterbinden bzw. mit den afghanischen Siherheitskräften abzustimmen. Ich sage noch einmal: enn uns das nicht gelingt, wenn wir darüber nicht eine ebatte mit unseren amerikanischen Partnern führen – das st unser Hauptargument –, dann gefährden wir die geamte ISAF-Mission, auch die zivilen Aufbauprojekte, ie wir dort durchführen. Deshalb meinen wir: OEF uss beendet werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben immer wieder eine Unterrichtung über die
esamtoperation OEF gefordert. Herr von Klaeden, wir
aben neulich noch darüber gesprochen. Bisher haben
ir sie nicht bekommen. Dass sie seit zwei Jahren nicht
ehr abgerufen worden ist, heißt nicht, dass wir keine

nformationen darüber bekommen müssten. Die Ameri-
aner führen diese Aktion so, wie sie wollen, und lassen
ich nicht in die Karten schauen. Das kann nicht sein.

Wir müssen aufpassen, dass nicht eine falsch verstan-
ene Bündnistreue dazu führt, dass Afghanistan am
nde zum Irak der NATO wird. Das kann keiner von uns
ollen. Das wollen auch wir Grünen nicht. Wir wollen,
ass sowohl die UNO, die im Irak die Federführung hat,
ls auch die NATO mit der Mission der ISAF erfolgreich
ind. Die ISAF-Mission ist inzwischen auf Gesamt-
fghanistan ausgedehnt. Auch das ist ein Argument, wa-
um es Zeit wird, die OEF in Afghanistan zu beenden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611106700

Frau Kollegin, Sie müssen Ihre Rede beenden. Sie ha-

en die Zeit bereits deutlich überschritten.






(A) )



(B) )

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Ein letzter Satz: Natürlich muss der zivile Aufbau ins
Zentrum gestellt werden. Wir müssen vor allen Dingen
dafür sorgen, dass auch die Menschen im Süden und im
Osten die Friedensdividende zu spüren bekommen, da-
mit sie erkennen, dass wir dort nicht als Besatzer sind,
sondern Hilfe leisten wollen, damit der Aufbau, das
große Projekt des Nation-Building in Afghanistan, ein
Erfolg wird.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611106800

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich dem

Kollegen Eckart von Klaeden.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1611106900

Frau Kollegin Müller, Sie haben mich mehrfach auf

meine Ausführungen zur OEF angesprochen. Deswegen
will ich Folgendes noch einmal klarstellen: Ich teile Ih-
ren Wunsch nach einer besseren Information – und zwar
nicht nur des Deutschen Bundestages, sondern auch der
ISAF-Mission – über die Aktivitäten der OEF. Das setzt
aber voraus, dass wir den Informationsaustausch von
ISAF in Richtung OEF nicht beschränken. Deswegen
mein Hinweis auf die Beschränkung im Bundestagsman-
dat, die restriktive Informationsweitergabe, die gerade
auf Wunsch derjenigen aufgenommen worden ist, die
kritische Anfragen an OEF stellen.

Der zweite Punkt, den Sie genannt haben, die unter-
schiedlichen Einsatzregeln für OEF und ISAF in Afgha-
nistan, ist schlicht falsch. Beide Operationen verfügen
über dieselben Einsatzgrundsätze.

Der dritte und, wie ich finde, entscheidende politische
Punkt ist die Analyse, es gebe in Afghanistan zwei Pro-
bleme, nämlich zum einen die Taliban und zum anderen
die Operationsführung der Amerikaner. Diese Analyse
ist nicht nur falsch,


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Sie ist unfair!)


sondern führt auch dazu, dass unserem ISAF-Einsatz in
Afghanistan die moralische Grundlage entzogen wird.
Das heißt, Sie begeben sich mit dieser Argumentation
auf eine Rutschbahn, die nur darin enden kann, dass man
sich ganz aus Afghanistan zurückzieht, und zwar zu ei-
nem Zeitpunkt, zu dem die Aufgabe noch nicht erfüllt
ist.

Das ist der eigentlich problematische Teil Ihrer Argu-
mentation. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie in Ihrer
Argumentation deutlich machten, dass der Grund für die
schrecklich hohe Zahl der zivilen Opfer nicht in erster
Linie in der Operationsführung der Amerikaner liegt
– auch vonseiten der NATO ist gesagt worden, dass das,
was zu verbessern ist, verbessert werden soll –, sondern
zuallererst in der Kriegsführung der Taliban, die Zivilis-
ten als menschliche Schutzschilde missbrauchen. Der
zweite Grund – auch das gehört dazu – ist der Mangel an
Bodentruppen; denn wenn wir, unter beiden Mandaten,

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(C (D ehr Bodentruppen hätten, würden diese nicht so chnell in Bedrängnis geraten – Sie haben ja gerade ein olches Beispiel geschildert – und müssten keine Luftnterstützung anfordern. Wenn Ihre Argumentation chlüssig sein soll, müssten Sie sich für einen stärkeren ilitärischen Einsatz unter ISAF, aber eben auch unter EF aussprechen. Das tun Sie aber nicht. Der letzte Punkt. ISAF selber hat in Afghanistan unefähr 800 Spezialkräfte im Einsatz, die nichts anderes un als die Spezialkräfte, die unter OEF eingesetzt weren. Sie werden erhebliche Schwierigkeiten bekommen, ofern Sie Ihre Linie beibehalten wollen, wenn die laubwürdigkeit Ihrer Argumentation mit den tatsächli hen Verhältnissen in Afghanistan verglichen wird. Frau Kollegin, Sie haben Gelegenheit zur Reaktion. Kerstin Müller EN)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611107000
Herr Kollege von Klaeden, ich kann jetzt nicht auf

lle Punkte eingehen, die Sie genannt haben. Ich bin aber
roh, dass wir diese Diskussion führen; Sie führen diese
iskussion ja nicht nur mit uns, sondern – das muss man
er Ehrlichkeit halber ergänzen – auch in der Koalition.
s ist gut, dass diese Diskussion durch unsere Beiträge
uch hier einmal thematisiert wird.

Ich möchte auf zwei Argumente eingehen. Erstens zur
perationsführung. Ich halte dies in der Tat für entschei-
end. Wir können gerne unsere Quellen austauschen.
ir verfügen über viele Quellen. Es gibt viele wichtige

eute – sei es der EU-Beauftragte Vendrell in Afghanis-
an, seien es hohe ISAF-Offiziere, Briten, die dort unten
ind –, die hier eine sehr deutliche Sprache sprechen. Die
uständigen Militärs sagen selbst, dass die OEF-Mission
nzwischen kontraproduktiv ist. Ich bin zwar kein Mili-
är, aber die zuständigen Militärs haben das berichtet,
nd zwar nicht nur unserer Delegation.

Ich möchte auch auf die Reaktion der Afghanen hin-
eisen. Inzwischen hat dort ein Prozess stattgefunden
wir sind eben nicht Besatzer; das wollen wir auch

icht –: Es gibt einen gewählten Senat, ein gewähltes
arlament, eine gewählte Regierung. Dort häufen sich
lagen und entsprechende Beschlussfassungen im Senat
ihre Zahl nimmt zu –, die sich auch gegen die Opera-
ionsführung richten. Es wird immer deutlich dazuge-
agt: Wir wollen nicht, dass die internationale Gemein-
chaft abzieht. Wir wollen, dass ihr bleibt. Wir wollen
it euch gemeinsam den Prozess der Schaffung einer

elbsttragenden Sicherheit, des Aufbaus des Landes fort-
ühren. Aber das, was da zum Teil passiert, ist so kontra-
roduktiv, dass es der eigenen Bevölkerung nicht mehr
ermittelt werden kann.

Wenn wir uns dort einsetzen, handelt es sich immer
m eine heikle und schwierige Gratwanderung. Wir
üssen die Äußerungen ernst nehmen. Sie haben unter

nderem zu unserem Schluss geführt, dass die Frage der
perationsführung entscheidend ist. Es gibt andere






(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

Experten – Sie haben das sicherlich auch gelesen –, etwa
von der SWP, die ganz klar sagen: Nach der Gesamtaus-
dehnung der ISAF, die erst 2006 abgeschlossen worden
ist, gibt es noch weniger Argumente, zwei parallel lau-
fende Missionen in Afghanistan durchzuführen.

Natürlich ist die Kriegsführung der Taliban eine der
Ursachen für die Eskalation im Süden und Osten. Hinzu
kommt, dass sich Taliban- und Al-Qaida-Kräfte in den
Ausbildungslagern reorganisiert haben; sie führen – da
gebe ich Ihnen recht – einen systematischen Kampf.
Aber was ist die Antwort darauf?

Klar ist jedenfalls – das habe ich auch dem Kabinetts-
beschluss entnommen –: Wir müssen schauen, dass die
militärische Präsenz im Süden und Osten den zivilen
Aufbau absichert, dass dieser Aspekt wieder in den Mit-
telpunkt gelangt. Wir müssen auch von deutscher Seite
die Mittel dafür mindestens verdoppeln, damit auch die
Menschen im Süden und Osten eine Friedensdividende
erhalten. Das scheint mir der allerwichtigste Punkt zu
sein. Wenn uns das nicht gelingt, dann werden Kräfte
wie Taliban und andere hier einen fruchtbaren Nähr-
boden finden und dann sind wir auch mit Militär auf ver-
lorenem Posten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611107100

Das Wort hat nun Kollege Walter Kolbow, SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Walter Kolbow (SPD):
Rede ID: ID1611107200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

freut mich, dass der Außenminister auch von der verant-
wortungsbewussten Opposition breites Lob für das be-
kommen hat, was er in seiner Amtszeit zusammen mit
der Großen Koalition außenpolitisch auf den Weg ge-
bracht hat, nie reaktiv, immer aktiv, nie aufdringlich, an
den Hotspots dieser Welt, von denen es leider zu viele
gibt, präsent, mit seinen Lösungsvorschlägen immer auf
der Höhe der Zeit. Das gilt, wie Sie, Herr Außenminis-
ter, dargetan haben, für die schwierige Situation im
Kosovo, aber auch für die nicht minder komplizierte
Lage im Nahen Osten.


(Beifall bei der SPD)


Das ist auch Ihrem Team zu verdanken, Ihren Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeitern im Hause, in Deutsch-
land, aber auch in der Welt, denen wir von dieser Stelle
aus unseren Dank für ihre Arbeit aussprechen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Dabei möchte ich insbesondere auf den Krisenstab in Ih-
rem Hause abstellen, der mit uns allen, mit Ihnen in Ihrer
Verantwortung als Außenminister und auch mit der Frau
Bundeskanzlerin, immer noch um das Leben der im Au-
genblick in Afghanistan gekidnappten Geisel ringt. Wir
hoffen, dass wir sie gut zurückbekommen. Wir wissen
um die Verantwortung, die bei diesen Fragen, bei denen
es um Menschen geht, vorherrscht, sowie um die Verstri-
ckungsprobleme, die bei der 30-jährigen Wiederkehr des

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(C (D eutschen RAF-Herbstes gerade auch durch die Äußeungen von Helmut Schmidt sehr authentisch in den Vorergrund gerückt sind. Wir wünschen eine glückliche, ine menschliche, eine erfolgreiche Hand. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Sie haben zusammen mit dem Umweltminister und
it Entwicklungshilfeministerin Wieczorek-Zeul die
orbereitungen für den G-8-Gipfel getroffen, sodass er
on unserer Bundeskanzlerin erfolgreich durchgeführt
erden konnte. Wir freuen uns, dass die Klimapolitik als
ichtige Säule der Innenpolitik und die Problematik der
nergiesicherheit nicht mehr von der Tagesordnung
egzudenken sind.

Es ist wichtig, in großen, aber auch in kleinen Län-
ern die Menschenrechte einzufordern. Es ist richtig,
ie Menschenrechte in China, in Russland, aber auch in
en Vereinigten Staaten einzufordern, Erklärungen dazu
bzugeben und sich mit den Partnern, die das möglicher-
eise anders sehen und andere Entwicklungen zulassen,

useinanderzusetzen. Aber ich meine, wir sollten und
ürfen nicht die Einzelfälle aus dem Blick lassen. Ich
eise an dieser Stelle darauf hin, dass drei sozialdemo-
ratische Bundeskanzler während ihrer jeweiligen Amts-
eit Menschenrechte immer aktiv eingefordert und Ein-
elfälle auch erfolgreich gelöst haben.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/CSU])


s ist zu einfach, zu sagen: Jetzt ist es so, früher war es
nders. – Das hat die rot-grüne Regierungskoalition
icht verdient.


(Beifall bei der SPD)


Im Übrigen würde ich mich freuen, wenn bei Regie-
ungsreisen ins Ausland auch die Parlamentsinitiativen
inbezogen würden, zum Beispiel der vom Deutschen
undestag gefasste Laogai-Beschluss. Dies tun wir bei

eder unserer Reisen. Sie haben es auch getan, als Sie
it Herrn Westerwelle unterwegs waren, ebenso wie die
ollegen der CDU/CSU oder auch wir im Juni in China.

Ich denke, dass Menschenrechtspolitik in einem
ngen Zusammenhang mit Rüstungs- und Abrüstungs-
olitik, mit Rüstungskontrollpolitik und mit Nonprolife-
ation steht. Dabei stehen nicht nur die Themen der
uklearwaffen und der Waffensysteme im Mittelpunkt.
eil es heute die sogenannten kleinen Waffen sind, die

en Menschen in Kriegs- und Krisengebieten Tod und
erderben bringen, stehen auch die Bemühungen im
ittelpunkt, die Verbreitung von Kleinwaffen einzu-

chränken. Wir müssen die Überprüfungskonferenz der
ereinten Nationen, bei der wir im letzten Jahr einen
ntsprechenden Antrag gestellt haben, dafür gewinnen,
in globales Waffenhandelsübereinkommen zu erzielen.
ies ist gegenwärtig in der Diskussion, muss aber be-

chlossen werden, um die unglückseligen Wirkungen zu
eseitigen.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Walter Kolbow
Der Vollständigkeit halber darf ich unterstreichen,
dass Ihre Initiative und auch unsere aus der Großen
Koalition gespeisten Anstrengungen bezüglich der
Streumunition erfolgreich waren. Aber auch dort gilt es
weiterzuarbeiten.

Die Nuklearproblematik im Hinblick auf den Iran
treibt uns alle um. Sie haben es erwähnt: Unser politi-
sches Ziel bleibt, den Zusammenhalt der Sechser-
Gruppe zu bewahren und mit einer geschlossenen Hal-
tung gegenüber dem Iran aufzutreten. Der Konflikt mit
dem Iran muss politisch gelöst werden. Dass sich militä-
rische Lösungen verbieten und diese Einsicht in die
Überlegungen in den Hauptstädten dieser Welt Eingang
gefunden hat, ist auch Ihnen und Ihren Aktivitäten auf
den internationalen Konferenzen und hinter den Kulis-
sen zu verdanken, Herr Außenminister.


(Beifall bei der SPD)


Ich glaube, dass die mittlerweile in greifbare Nähe ge-
rückte politische Lösung der nordkoreanischen Atom-
krise dazu beitragen kann, die Weiterverbreitung von
Atomwaffen einzudämmen und eine Ursache für das re-
gionale Wettrüsten in Südostasien zu beseitigen. Ein Er-
folg in Nordkorea könnte auch Impulse für die festgefah-
renen Gespräche im Zusammenhang mit der iranischen
Atomkrise bieten. Davon würden auch die Gespräche
der EU-Drei im Rahmen der Drei-plus-Drei-Initiative
profitieren. Es gibt Signale, dass unsere diesbezüglichen
Forderungen erfüllt werden.

Ich will darauf hinweisen – auch Sie, Herr Kollege
Hoyer, haben das getan; ich kann das nachvollziehen –,
dass wir natürlich aus abrüstungs- und rüstungskontroll-
politischer Sicht die Entwicklung um das indisch-ameri-
kanische Nuklearabkommen sehr aufmerksam betrach-
ten. Wir werden weder Indien noch Pakistan dazu
bringen können, auf den gerade erlangten Status einer
Atommacht zu verzichten. Unser Augenmerk muss je-
doch darauf gerichtet sein, Herr Außenminister, unser
Verhalten in der Nuclear Suppliers Group mit rüstungs-
kontrollpolitischen Überlegungen zu vereinbaren.


(Zuruf des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Es wäre hier sehr hilfreich, wenn sich Indien zu be-
stimmten rüstungskontrollpolitischen Zusagen und Ver-
haltensweisen entschließen könnte. Aber auch wir könn-
ten mit unseren Möglichkeiten zu einer Lösung auf den
Konferenzen beitragen, die unseren Anstrengungen, was
den rüstungskontrollpolitischen Ansatz angeht, nicht
hinderlich sein würde.


(Beifall bei der SPD)


Ich will an dieser Stelle auch sagen, dass wir nicht nur
wegen der rüstungskontrollpolitischen Aspekte das
Thema „strategische Raketenabwehr“ nach wie vor
auf unserem politischen Schirm haben. Für uns stand
immer die Frage im Mittelpunkt, ob Verteidigungs-
anstrengungen im Zusammenhang mit dem Raketen-
abwehrsystem vertragliche Rüstungskontroll- und Ab-
rüstungsregime tangieren, ob sie erhalten werden
können und ob sie ausgebaut werden müssen. Dies hat

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(C (D mmer auch eine wirksame und verifizierbare Verhindeung der Proliferation eingeschlossen. Wir plädieren hier für einen kooperativen Ansatz, der owohl Russland als auch – bei globaler Betrachtung – ndere Länder wie zum Beispiel China einbeziehen uss. Unsere Position ist klar: Wir wollen eine neue üstungsspirale verhindern. Wie notwendig das ist, zeien die Pläne der russischen Seite, eine Vakuumbombe u entwickeln und die Entwicklung im Bereich der Mitelund Langstreckensysteme voranzutreiben. Vor wenigen Minuten ist die russische Regierung zuückgetreten. Es kann sein, dass Herr Iwanow neuer inisterpräsident wird. Wir vertreten unsere Position atürlich auch gegenüber dem neuen Ministerpräsidenen, der möglicherweise an diese Position gesetzt wird, m die Putin-Nachfolge anzutreten. Umso wichtiger ist s, unsere Positionen auch an ihn zu adressieren. Die Debatte hat gezeigt, dass uns alle die Afghanisan-Problematik umtreibt. Ich habe Respekt vor den rgumenten, die von den Kollegen der Grünen vorgetraen worden sind, Frau Kollegin Müller. Wir müssen uns icht nur mit diesen Argumenten, sondern auch mit der altung unserer Bürgerinnen und Bürger in dieser Frage useinandersetzen. Wir müssen eine Bestandsaufnahme achen und eine klare Analyse durchführen. Der Anspruch der SPD-Bundestagsfraktion, sich eine erantwortungsbewusste Position zu den drei Mandaten u erarbeiten, wird sich am Ende auszahlen. Wir debatieren intensiv nicht nur mit ausländischen Gästen, sonern auch unter uns und beziehen die nachteiligen Wirungen der Mandate in unsere Überlegungen mit ein. ir wollen alles in einen Gesamtzusammenhang stellen, er Afghanistan nützt und der dem zivilen Wiederaufbau echnung trägt. Wir wissen, dass das ohne militärische bsicherung nicht geht. Wir müssen aber eine Situation chaffen, in der die Afghanen uns mehr und mehr zurauen, mit ihnen ihr Staatsgründungsproblem zu lösen. Human Rights Watch empfiehlt, den ISAF-Einsatz ortzuführen, weil er gut ist. Das Gleiche wird im Afghaistan-Bericht der Bundesregierung empfohlen, in dem ankenswerterweise – wir haben das aber auch erwaret – zahlreiche Fragen, die die Taskforce der SPD-Bunestagsfraktion erarbeitet und an die Bundesregierung estellt hat, beantwortet worden sind. Der ISAF-Einsatz st, glaube ich, unstrittig. Auf Reisen von Abgeordneten nserer Fraktion hat sich gezeigt, dass die Integration es Tornado-Einsatzes in dieses Mandat kein unüberindbares Hindernis ist, und zwar aufgrund der Aufklä ungsund Schutzfunktion. Wir wissen aber, dass es bei OEF Probleme gibt. Es ibt nicht nur ein Wirkungsund ein Akzeptanzproblem, ondern auch Probleme, die daraus resultieren, dass OEF ich verändert hat. Da 6 000 der 8 000 Soldaten im Beeich der Ausbildung eingesetzt werden – darauf ist von errn von Klaeden hingewiesen worden –, ist OEF quasi Walter Kolbow ein Ausbildungsprojekt geworden. In Kabul findet die Grundausbildung der Soldaten der afghanischen National Force, also der Armee, statt. Die anderen Soldaten, die im Übrigen aus 14 Nationen stammen, sind im Antiterrorkampf tätig. Redlicherweise muss man die Frage stellen, wie wir die wenigen Soldaten für die Antiterrorbekämpfung substituieren können. Ich weiß, dass diese Frage schwer zu beantworten ist – das erfahren wir, wenn wir in unseren Wahlkreisen sind –; denn die Frage, ob Soldatinnen und Soldaten in größerer Zahl nach Afghanistan geschickt werden sollen, ist nicht nur emotional, sondern auch rational umstritten. Das gilt im Übrigen auch für andere westliche Demokratien; diesbezüglich sind die Niederlande nicht anders als Kanada. Das ist auch eine Frage der internationalen Solidarität; denn es geht um einen Wert. Deshalb sprechen wir mit unseren amerikanischen Freunden und weisen sie darauf hin, dass die veränderten Einsatzrichtlinien mit der entsprechenden Wirkung nicht nur bei ISAF, sondern auch bei OEF zum Tragen kommen müssen. Frau Kollegin Müller, Sie haben gesagt – das ist jetzt kein Vorhalt –, dass der Antrag auf Fortsetzung der OEF abgelehnt werden müsste, weil die neuen ISAF-Einsatzregeln nicht für OEF gelten. Im Umkehrschluss würde das aber bedeuten, dass eine Zustimmung möglich wäre, wenn die Einsatzregeln übertragen würden. Die Übertragung halte ich im Übrigen für geboten und auch für erreichbar. An dieser Stelle möchte ich resümieren – Herr Präsident, ich komme zum Schluss – und sagen, dass sich an der Wirkung unserer Auslandseinsätze deutlich macht, ob wir – ich schließe an die Ausführungen von Frau Müller an – im Kampf gegen den Terrorismus auch in Auslandseinsätzen bestehen können. Wenn es uns nicht gelingt, die Zustimmung zu unseren Auslandseinsätzen in eine Zustimmung der Bevölkerung zu ihrer eigenen Regierung umzumünzen, dann sind die Auslandseinsätze von großen Mängeln hinsichtlich des politischen Erfolges geprägt. Dann steht insgesamt der Erfolg des Einsatzes, in diesem Fall: der Wiederaufbau in Afghanistan, infrage. Wir sollten keine Barrieren aufrichten, indem wir schon vor der abschließenden Abstimmung ein absolutes Nein kundtun. Es kommt nämlich sehr darauf an, welche Schlussfolgerungen die Bundesregierung in ihrem Antrag an das Parlament aus unserer Debatte zieht. Ich hoffe, dass wir in diesem Sinne heute einen guten Beitrag dazu geleistet haben. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611107300

Ich erteile das Wort Kollegen Jürgen Koppelin, FDP-

Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! rotz meiner kurzen Redezeit ist es mir ein Bedürfnis ich denke, das ist auch in Ihrem Interesse, da ich auptberichterstatter für den Einzelplan 05 bin –, den itarbeiterinnen und Mitarbeitern des Auswärtigen Am es unseren Dank auszusprechen. Ich danke insbesonere denjenigen, die in den Botschaften, Auslandsschuen und Goethe-Instituten ihren Dienst leisten. Wir alle aben unsere Erfahrungen gemacht und wissen, dass wir or allen Dingen in unseren Botschaften ausgesprochen ute, teilweise sogar sehr gute Leute haben. Ich denke, u dieser Debatte gehört auch, ihnen unseren Dank aususprechen. Herr Bundesaußenminister, als Haushälter achtet man atürlich sehr darauf, dass gespart wird. Da dieser Hausalt aber – das kann man auch aus der Opposition heraus anz offen eingestehen – immer auf Kante genäht war, st die Steigerung, die Sie jetzt erreicht haben, durchaus otwendig. Auf uns kommen viele Aufgaben zu, die zu rfüllen sind. Ich bleibe beim Thema Personal. Wir alle loben die ute Konjunktur, die wir im Augenblick haben. Ich laube, dass sich das Auswärtige Amt anstrengen muss, ei guter Konjunktur nach wie vor gute Leute einstellen u können. Viele gehen in die Wirtschaft, vor allen Dinen angesichts der Belastungen, die es im Auswärtigen ienst gibt. Insofern muss dieser Dienst attraktiver geacht werden. Ich will hier einen Punkt aufgreifen. Wir werden uns m Haushaltsausschuss, ebenso wie Sie im Auswärtigen usschuss und im Ministerium selber, überlegen müs en, wie wir zukünftig mit den Ehepartnern von Mitrbeitern, die in die Botschaften gehen, verfahren. Wir tellen fest, dass der Anteil der Frauen in den Botschafen überdurchschnittlich hoch ist. Das ist zu begrüßen. ber wir haben das Problem, dass mitziehende Männer m Ausland keinen Job finden. Frauen sind – das haben ir eigentlich immer gewusst – etwas flexibler, wenn sie it ihrem Ehepartner ins Ausland ziehen. (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Frauen sind sowieso flexibler als Männer!)

Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1611107400

(Beifall im ganzen Hause)


Entschuldigung. Männer sind leider etwas sturer; das
st nun einmal so. – Wir müssen uns etwas einfallen las-
en, damit der Wechsel ins Ausland attraktiver wird. So
ehr wir jetzt auch schmunzeln: Wenn die Ehefrau in
cht Jahren an zwei Botschaften war und der Mann in
ieser Zeit keinen Job hatte, dann wird es für ihn sehr
chwierig, in Deutschland wieder einen Job zu finden.
ür diese Fälle müssen wir uns Programme überlegen.

Ich darf, weil wir immer dafür sind, dass Stellen im
ffentlichen Dienst abgebaut werden, den einen oder an-
eren an dieser Stelle darauf hinweisen, dass seit 1994
00 Auslandsstellen und im Ministerium selber 200 Stel-
n gestrichen wurden. Das sollte man einfach einmal

ur Kenntnis nehmen. Dabei sind die Belastungen des
uswärtigen Dienstes, sowohl im Ministerium als auch
n den Botschaften, größer geworden; die Aufgaben sind






(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin
schwieriger geworden. Das ist so nicht mehr hinzube-
kommen. Insofern müssen wir uns bezüglich des Perso-
nals etwas überlegen.


(Beifall des Abg. Markus Meckel [SPD])


Es kommt noch ein Bereich hinzu, der dem einen oder
anderen vielleicht nicht so bewusst ist. Wenn man eine
Auslandsreise macht und an der Botschaft ist, sieht man
es. Viele unserer Botschaften sind in den 50er-Jahren
gebaut worden. Der Bauzustand ist teilweise katastro-
phal, das gilt bis hin zu den Gardinen und Teppichen.
Hier besteht mit einem Schlag großer Nachholbedarf.
Hinzu kommt – das will ich nicht vergessen –, dass viele
Botschaften vor Terrorismus geschützt werden müssen.
Ich habe eine große Bitte, die ich bei anderer Gelegen-
heit schon einmal geäußert habe – dieser Punkt ist mir
als Haushälter sehr wichtig –: Ich bitte unsere Bundes-
baugesellschaft aufs Dringendste, kein Spitzenreiter in
Sachen Bürokratie zu sein, sondern flexibel zu sein und
gemeinsam mit den Botschaften nach kostengünstigen
Lösungen zu suchen, die auch schnell durchzuführen
sind.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Es kann nicht sein, dass immer nur blockiert wird. Wir
als Politiker wollen, dass gehandelt wird, aber sie tut
nichts. Sie hat anscheinend nur eine Aufgabe: dorthin zu
reisen, um sich den Zustand anzusehen, und das Vorha-
ben anschließend abzulehnen oder zu verzögern. Das
kann nicht sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich muss gleich zum Schluss kommen, möchte aber
noch eine andere Bitte aussprechen. Ich glaube, dass die
Zusammenarbeit zwischen dem BMZ und dem Auswär-
tigen Amt dringend einer Verbesserung bedarf. Ich habe
nicht den Eindruck, dass BMZ und Auswärtiges Amt
sehr harmonisch zusammenarbeiten; das muss nicht am
Minister liegen. Die Außenpolitik und die Entwick-
lungshilfepolitik gehören zusammen und müssen abge-
stimmt werden. Es ist meine dringende Bitte, Herr
Minister, dass dies geschieht. Ich begrüße es, dass Sie ei-
nen Teil des Geldes, das dem BMZ zusteht, zur Verwal-
tung ins Auswärtige Amt bekommen. Bei Ihnen ist es
anscheinend besser aufgehoben.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611107500

Ich erteile das Wort Kollegen Herbert Frankenhauser,

CDU/CSU-Fraktion.


Herbert Frankenhauser (CSU):
Rede ID: ID1611107600

Herr Präsident! Meine Kolleginnen und Kollegen! Ich

kenne die Befindlichkeiten und Schwierigkeiten, wenn
Haushälter plötzlich in eine Etatdebatte eingreifen.


(Beifall des Abg. Lothar Mark [SPD])


Um dem Rechnung zu tragen, haben sich mein hochge-
schätzter Mitberichterstatter, Kollege Lothar Mark, und

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(C (D ch darauf verständigt, dass ich heute sozusagen in Peronalunion für uns beide rede. Wir wollen das Hohe aus nicht zu sehr mit haushälterischen Gesichtspunkten ufhalten. (Zuruf von der FDP: Das ist eine wahre Große Koalition!)


m Übrigen ist es, wenn einer für jemanden aus der an-
eren Fraktion spricht, natürlich ein untrügerisches Zei-
hen für die durch nichts zu überbietende Harmonie in
ieser Koalition.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der FDP: Herzlichen Glückwunsch!)


Ich befinde mich auf gewisse Weise in einer schwieri-
en Situation. Denn Haushälter müssen sich quasi be-
ufsmäßig und naturgemäß – wenn vielleicht auch nicht
ngeboren – gegen jede Etaterhöhung wenden. Nach in-
ensiver Prüfung bin ich zu dem Ergebnis gekommen,
ass eine Etaterhöhung, wenn überhaupt, im Einzelplan
es Auswärtigen Amtes angemessen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich bin des Weiteren zu der Erkenntnis gelangt, dass
ir im Haushaltsverfahren, angelehnt an die ODA-
uote, eigentlich so etwas wie eine AA-Quote einführen
üssten,


(Heiterkeit bei der FDP)


m endlich beurteilen zu können, was eine angemessene
inanzielle Ausstattung ist.

Meine herzliche Gratulation, Herr Außenminister,
ass es Ihnen als erstem Amtsinhaber seit – ich weiß
icht, wie vielen – Jahren gelungen ist,


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Seit zehn Jahren!)


en Bundesfinanzminister davon zu überzeugen – einer
hrer Vorgänger hat einmal gesagt: „Ohne Moos nix los.“ –,
ass mehr Aufgaben mit weniger Geld auf die Dauer
icht zu bewältigen sind. An dieser Stelle sage ich auch
em Bundesfinanzminister für seine Einsicht vielen
ank.

Einsparmöglichkeiten gäbe es zum Beispiel dann,
enn wir, zumindest was den Bau von Botschaften be-

rifft – Kollege Koppelin hat das angesprochen –, die oh-
ehin überforderte Bundesbaugesellschaft entlasten


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/CSU])


nd eine Gesellschaft gründen würden, die für diese
auten zuständig ist. Ich hoffe, dass wir nach der ent-

prechenden Beratung in den zuständigen Gremien für
ieses Vorhaben auch Ihre Unterstützung bekommen
erden.

Das Gesamtvolumen des Haushalts des Auswärtigen
mtes für das Jahr 2008 beträgt 2,816 Milliarden Euro.
er Haushalt dieses Ministeriums erreicht damit einen
nteil von 0,994 Prozent am Gesamthaushalt. Kollege
ark will immer die 1-Prozent-Marke erreichen, aber






(A) )



(B) )


Herbert Frankenhauser
ich weiß nicht, ob uns das im Beratungsverfahren gelin-
gen wird; wir wollen es zumindest versuchen.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Das wäre doch mal was!)


Das heißt, jeder Bundesbürger, ob groß, ob klein,
wird für die Tätigkeit des Auswärtigen Amtes mit einem
Betrag von 34 Euro belastet. Wenn man dem gegenüber-
stellt, dass jeder Bundesbürger für die Bundesschuld
527 Euro aufbringen muss, so denke ich, dass diese
34 Euro wirklich gut angelegt sind, nicht zuletzt deshalb,
weil die große Koalition und somit auch Herr Außenmi-
nister Steinmeier inhaltlich neue Akzente gesetzt haben.
Der Stabilitätspakt für Afghanistan und der Stabilitäts-
pakt für Südosteuropa sind wieder dort etatisiert, wo sie
hingehören.


(Zustimmung bei Abgeordneten der SPD)


Es ist begrüßenswert, dass mit diesen Mitteln schnell,
gezielt und sichtbar


(Lothar Mark [SPD]: Und unbürokratisch!)


– das betrifft das, was Sie, Herr Kolbow, angesprochen
haben – auf akute Probleme und Bedürfnisse reagiert
werden kann, damit auch die Bevölkerung erkennt, was
wir unternehmen.


(Beifall des Abg. Walter Kolbow [SPD])


Völlig neu im Einzelplan 05 ist eine Dotierung in
Höhe von 30 Millionen Euro für die Afrika-Initiative
im Rahmen der deutschen G-8-Präsidentschaft. Im Übri-
gen, Herr Außenminister, werden 10 Millionen Euro für
die African-Standby-Forces bereitgestellt. Wir haben
uns überzeugen können, welch exzellente Arbeit im
„Kofi Annan International Peacekeeping Training
Centre“ geleistet wird.

Völlig neu ist auch der Nachbarschaftsinvestitions-
fonds, NIF, der mit 12 Millionen Euro gespeist wurde.
Ich bin der festen Überzeugung, dieser Fonds musste
dringend erfunden werden. Bei meiner heutigen Lektüre
habe ich darüber hinaus festgestellt, dass die Bundesre-
gierung unbedingt noch einen Beauftragten für die Er-
forschung der Fonds ernennen sollte, die es bei all diesen
Institutionen gibt, damit wir endlich einmal erfahren, wo
unser Geld überall verwendet wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Die Mittel für humanitäre Hilfe haben wir fast ver-
doppelt. Besonders möchte ich auf die Schulinitiative
unter dem Stichwort „Partner der Zukunft“ hinweisen,
die der Außenminister ins Leben gerufen hat und für die
41,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt wurden. Ich
denke, dass insbesondere die deutschen Auslandsschu-
len und die Angebote, die deutsche Sprache zu erlernen,
für die deutsche Außenpolitik von ganz herausragender
Bedeutung sind.

Auch ist es gelungen, das Goethe-Institut, das in den
letzten Jahren große Not gelitten hat, wieder auf die rich-
tige Spur zu bringen. Von hier aus gratuliere ich dem neu

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(C (D ewählten Präsidenten, Herrn Professor Lehmann, ganz erzlich zu seiner Wahl. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir sind oft gescholten worden, wir würden das Goethe-
nstitut arm sparen. Der Haushaltsausschuss hat nie ein
nstitut geschlossen und wollte auch nie eines schließen.

enn wir jetzt noch einmal über 27 Millionen Euro da-
auflegen und insgesamt 185 Millionen Euro für das
oethe-Institut aufwenden, dann haben wir das Mögli-

he für eine ordentliche finanzielle Ausstattung und eine
auerhafte Konsolidierung des Goethe-Instituts getan.
ch möchte aber schon darauf hinweisen, dass Qualität
eder allein eine Frage des Geldes noch der Masse ist.
as gilt auch mit Blick auf die Absurdität mancher Pro-
ramme, die leider Gottes angeboten werden.

Es gibt einen ganz kleinen Posten, den ich aber für
ehr wichtig halte und deswegen einmal erwähnen
öchte: Im Etat ist die Erhaltung deutscher Kriegsgrä-
er im Ausland und damit die Arbeit des Volksbundes
eutsche Kriegsgräberfürsorge finanziell abgesichert.
s handelt sich um eine relativ kleine Position, die aber
ine sehr hohe Bedeutung für viele unserer Mitbürger
nd Mitbürgerinnen sowie die Wirkung nach außen hat.
m vergangenen Wochenende haben deutsche und rus-

ische Soldaten zum ersten Mal nach dem Zweiten Welt-
rieg gemeinsam auf einem Soldatenfriedhof in Russ-
and an deutschen und russischen Gräbern gearbeitet.
as mag zwar eine kleine Aktion gewesen sein, aber es

st ein sehr ermutigendes Zeichen dafür, dass es sich
ohnt, geduldig und beharrlich für Verständigung, Ver-
öhnung und Frieden zu arbeiten. Deswegen danke ich
en vielen ehrenamtlichen Helfern, den Soldaten, die
iese Arbeit verrichten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611107700

Ich erteile das Wort dem Kollegen Michael Leutert

on der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611107800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

enn jemand den Eindruck haben sollte, dass sich
eine Argumente aus der letzten Haushaltsberatung
iederholen, dann stimmt dieser Eindruck. Das hängt
amit zusammen,


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Weil Ihnen nichts Neues einfällt!)


ass die Politik der Großen Koalition heute immer noch
o schlecht ist wie im letzten Jahr. Das möchte ich jetzt
ern begründen.

Eigentlich freut sich das Herz des Haushälters, wenn
2,7 Milliarden Euro mehr zu verteilen sind. Das






(A) )



(B) )


Michael Leutert
Auswärtige Amt bekommt davon 300 Millionen Euro
ab. Das Problem ist bloß: Diese Mehreinnahmen kom-
men nicht durch eine kluge und gerechte Einnahmen-
politik zustande, sondern es handelt sich dabei letztend-
lich um das Geld, das wir den kleinen Leuten aus der
Tasche gezogen haben; ich nenne nur das Stichwort
Mehrwertsteuererhöhung. Das trübt natürlich den Blick
auf den Haushalt und macht es schwer, sich an dieser
Debatte zu beteiligen.

Wenn man sich dann noch anschaut, wie das Geld
verteilt wird, ist das einfach traurig. Der Haushalt des
Auswärtigen Amtes umfasst 2,8 Milliarden Euro, das ist
nicht einmal 1 Prozent des Gesamthaushaltes. Im Ge-
gensatz dazu umfasst der Etat des Verteidigungsminis-
ters – zweitgrößter Etat – über 29 Milliarden Euro. Auf
diesen Etat ist einfach 1 Milliarde Euro daraufgepackt
worden; das ist zehnmal so viel wie beim Auswärtigen
Amt.

Das muss man sich aber noch genauer anschauen.
Dem Auswärtigen Amt stehen 2,8 Milliarden Euro zur
Verfügung. Davon müssen 700 Millionen Euro für Bei-
träge an internationale Organisationen einschließlich der
VN-Beiträge für Militäreinsätze abgezogen werden. Es
bleiben also 2,1 Milliarden Euro für alle Aufgaben, die
im Ausland entstehen, übrig. Das sind die Goethe-Insti-
tute, die angesprochene Afrika-Initiative, humanitäre
Hilfe, Demokratisierungshilfe und natürlich die 220 Ver-
tretungen im Ausland mit ungefähr 9 000 Bediensteten.

Im Übrigen haben wir mittlerweile mehr Soldaten im
Ausland stehen als Diplomaten. Der Verteidigungs-
minister hat also Ihnen, Herr Außenminister, mittler-
weile den Rang abgelaufen. Er hat mehr Truppen im
Ausland stehen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Seit wann hat der Außenminister Truppen? Er ist doch Zivilist!)


Schon das zeigt, wie die Prioritäten in der deutschen
Außenpolitik gesetzt sind. Es geht in der Außenpolitik
nicht in erster Linie um zivile Instrumente, sondern es
geht letztendlich um militärische Instrumente in der Au-
ßenpolitik.


(Beifall bei der LINKEN)


Das kann man an dem derzeitigen Projekt der deut-
schen Außenpolitik, Afghanistan, durchexerzieren: In
jedem Bereich muss abgerechnet werden, was welches
Instrument gebracht hat, wie effektiv es gewesen ist. Bei
Militärmissionen hingegen gibt es eine solche Abrech-
nung nicht.

Wir haben über OEF gesprochen: Bisher gibt es keine
Auskunft darüber, wie der Auftrag, feindliche Kämpfer
gefangen zu nehmen und vor Gericht zu stellen, ausge-
führt worden ist. Der OEF-Einsatz hat bisher über
800 Millionen Euro gekostet.

Wir haben auch keine vorzeigbaren Ergebnisse bei
ISAF. Obwohl dieser Einsatz bisher 2,2 Milliarden Euro
gekostet hat, hat sich die Lage in Afghanistan nicht sta-
bilisiert: Jeden Tag sind massive Anschläge zu verzeich-

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(C (D en, und die Menschenrechtssituation ist immer noch edrohlich. Nein, es geht mir um das Verhältnis der zivilen und der ilitärischen Instrumente der Außenpolitik: Wenn 0 Millionen Euro im Rahmen des Stabilitätspaktes zur erfügung gestellt werden, dem aber ISAF-Gesamtkos en von 2,2 Milliarden Euro gegenüberstehen, muss ich agen: Ich halte das für einen schwerwiegenden Fehler. as zeigen uns auch die Ergebnisse, die wir derzeit in fghanistan zu verzeichnen haben. Die Folgerung, die die Regierung zieht – das kann an an den Haushaltszahlen sehen –, ist: Nichts passiert, s wird weitergemacht. Die Mehreinnahmen werden icht dafür verwendet, den zivilen Sektor aufzustocken. ch habe es vorhin schon erwähnt: Um 1 Milliarde Euro ird der Verteidigungshaushalt erhöht; übrigens wird uch dieses Jahr weit über 1 Milliarde Euro für Rüsungsforschung und wehrtechnische Erprobung eingetellt. Immer wieder betonen die Vertreter von Regieung und Koalition, dass sie den zivilen Aufbau stärken ollten, dass sie die Demokratie, die Menschenrechte nd den Frieden in der Welt sichern wollten. Das wird amit nicht erreicht, sondern konterkariert. (Lothar Mark [SPD]: AA, BMZ, BMI, wir investieren schon!)


(Zuruf von der SPD: Wollen Sie da heraus?)


(Beifall bei der LINKEN)


ittlerweile, nach Afghanistan, müsste doch jeder ka-
iert haben, dass man Demokratie und Menschenrechte
icht mit militärischen Mitteln erzwingen kann.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611107900

Ich erteile das Wort Kollegen Rainder Steenblock,

raktion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

eutsche Außenpolitik bewegt sich immer stärker in dem
pannungsfeld zwischen einer eigenständigen, bilateral
rientierten deutschen Außenpolitik und der Einbindung
n die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der
uropäischen Union. Wenn wir unsere Ziele, unsere In-

eressen, unsere Werte in den außenpolitischen Konflik-
en durchsetzen wollen, dann brauchen wir – davon bin
ch überzeugt – eine stärkere Einbindung unserer
ußenpolitik in die Gemeinsame Außen- und Sicher-
eitspolitik der Europäischen Union. Der Außenminis-
er unseres Landes ist aktiv dabei, das voranzutreiben.

Wenn man sich die Ergebnisse der europäischen Au-
enpolitik anschaut, muss man sagen: Es gibt Erfolge, es
ibt eine gute Kooperation, zum Beispiel was den Nah-
stkonflikt angeht; aber auch Iran ist sicherlich ein Bei-
piel für eine gute Kooperation. Es gibt aber auch viele
chwachstellen in der europäischen Außenpolitik: Ich






(A) )



(B) )


Rainder Steenblock
nenne nur Kosovo als Beispiel. Auch in der Energie-
außenpolitik haben wir große Probleme, die wir lösen
müssen. Wenn EU-Mitgliedstaaten wie Ungarn und Bul-
garien dabei sind, das Fundament der Ressourcensiche-
rung, die ein Teil der Energieaußenpolitik ist – für uns
Grüne gehört viel mehr dazu –, zu zerstören, indem sie
mit immer neuen Pipelines versuchen, die Gasvorkom-
men Russlands in ihr Land zu leiten, dann ist das ein
Beispiel dafür, wie die EU-Mitgliedstaaten ihre außen-
politischen Interessen durch Vielstimmigkeit kaputtma-
chen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deshalb ist es wichtig, dass wir bei den zentralen The-
men zusammenzukommen versuchen.

Ein großes Problem, das wir im nächsten Jahr lösen
müssen, ist, glaube ich, das Verhältnis der Europäi-
schen Union zu Russland. Es ist ein Kernpunkt vieler
Konfliktfelder, die wir haben. Der Europäischen Union
muss es gelingen – nicht nur wegen der Konflikte, die
wir jetzt mit Polen hatten –, einen eigenen strategischen
Ansatz, eine eigene Russlandpolitik zu entwickeln. Wir
haben eine Zentralasienstrategie entwickelt. Wir haben
den Außenminister in dieser Frage sehr unterstützt. Aber
diese Zentralasienstrategie wird so lange zahnlos blei-
ben, solange sie nicht durch eine Russlandstrategie kom-
plementiert ist. Deshalb ist es wichtig, dass in unseren
Strategien die Ressourcenpolitik immer mit der Frage
nach Demokratie und Menschenrechten verbunden wird.
Das gilt gerade auch für Russland.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/CSU])


Wenn wir schon über eine europäische Energiepolitik
sprechen, dann muss ich feststellen, dass mich das letzte
Treffen unserer Bundeskanzlerin mit Herrn Sarkozy
nicht besonders erfreut hat. Zentrales Thema war sozu-
sagen der Versuch, eine konservative Politik zu gestal-
ten, um die europäischen Lobbyinteressen im Atombe-
reich zu stabilisieren und zu stärken. Das ist hinsichtlich
einer nachhaltigen Energiepolitik im europäischen Rah-
men kontraproduktiv.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Gestatten Sie mir noch eine weitere Bemerkung.
Auch der sogenannte Rat der Weisen geht dramatisch in
die falsche Richtung. Wenn man anfängt, wieder über
Vertrauensbildung bei den Menschen in Europa nachzu-
denken, dann braucht man keine Gremien hinter ver-
schlossenen Türen, sondern demokratisch legitimierte
Strukturen, zum Beispiel einen Konvent, um die Euro-
päische Union weiterzuentwickeln. Wir brauchen keine
zusätzlichen Expertengremien, sondern eine offene,
transparente und demokratische Debatte


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Und parlamentarische Debatte!)


um die Zukunft Europas.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich komme zum letzten Punkt. Eines der zentralen
rojekte des Reformvertrages war die Grund-
echtecharta, in der viele soziale Grundrechte der Men-
chen in Europa verankert sind. Wenn ich jetzt in den
ebatten höre, dass die Grundrechtecharta neu gewich-

et und in ihrer Bedeutung abgewertet werden soll, dann
ehen bei mir alle Warnlampen an.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Zu Recht!)


ie Menschen in Europa brauchen die Grund-
echtecharta als verlässliches Element zur Bildung der
uropäischen Identität. Wir alle sollten ein gemeinsames
nteresse daran haben, dieser Grundrechtecharta einen
ohen Rang in der europäischen Verfassung oder im Re-
ormvertrag einzuräumen. Das dient unserer demokrati-
chen Legitimation, aber auch dem Vertrauen in den
uropäischen Weg zur Lösung von Problemen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611108000

Das Wort hat nun Kollege Axel Schäfer, SPD-Frak-

ion.


(Beifall bei der SPD)



Axel Schäfer (SPD):
Rede ID: ID1611108100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ast zum Schluss der Debatte über den Haushalt des
uswärtigen Amtes reden wir über Europapolitik. Das

st wichtig und richtig, weil es ein zentraler Teil Ihrer
rbeit ist, Herr Bundesaußenminister.

Zwei Punkte sind in diesem Jahr entscheidend. Zum
inen brauchen wir in der EU den Zusammenhalt nach
ußen, auch um anderen Halt geben zu können. Was mit
er Bremer Erklärung in der Ratspräsidentschaft gelun-
en ist, was vor allen Dingen die Menschen erwarten
das sage ich nach vielen Reisen auf den westlichen
alkan, vor allem auch im Kosovo, auf denen ich eine
eihe von Gesprächen geführt habe –, ist in der Europäi-

chen Union insgesamt, aber auch hinsichtlich unserer
eutschen Rolle nicht hoch genug einzuschätzen. Des-
egen wird es wichtig sein, lieber Frank-Walter
teinmeier, dass es weiterhin gelingt, dass wir diese
uropäische Union zusammenhalten – selbst wenn die
robleme im Kosovo größer werden –, weil wir im Falle
iner Spaltung in Europa nicht in der Lage wären, für die
enschen und die gemeinsame Sache Erfolge zu erzie-

en.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zum anderen brauchen wir den Zusammenhalt nach
nnen. Was zurzeit bei der Regierungskonferenz be-
erkstelligt werden soll – das sollten wir ohne Übertrei-






(A) )



(B) )


Axel Schäfer (Bochum)

bung in aller Ruhe deutlich benennen –, ist das wich-
tigste Reformprojekt im institutionellen Bereich seit
15 Jahren und die grundlegendste Veränderung in
50 Jahren europäischer Verträge.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wenn wir es schaffen, Europa auch zukünftig hand-
lungsfähig zu machen, dann brauchen wir Veränderun-
gen im Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Ak-
teuren, auch zwischen Europäischem Parlament, der
Kommission und dem Rat. Notwendig für die Stärkung
ist auch, dass wir die Handlungsmöglichkeiten verbes-
sern – Stichwort „dritter Pfeiler“ – und die Pfeilerstruk-
tur überwinden und integrieren.

Wir brauchen dabei auch mehr direkte Demokratie.
Was Europa ausmacht, ist eben nicht nur eine Kopfge-
burt, sondern es ist ein Projekt, das den Menschen zuge-
wandt ist. Dafür ist es notwendig, dass wir die Elemente
mit in den Verfassungsvertrag aufnehmen und entspre-
chend mit Leben erfüllen.


(Beifall bei der SPD)


Ich weise deshalb so eindringlich darauf hin, weil wir
in einer schwierigen Situation sind. Das muss man trotz
der vielen guten Botschaften über die Vorbereitung zum
Abschluss der Regierungskonferenz, die wir zurzeit aus
Brüssel von den Rechtskundigen bekommen, offen be-
kennen. Es ist noch nicht geschafft. Wir sind mit der Re-
gierungskonferenz schon ein Stückchen zurückgegan-
gen, gemessen an dem von Rainder Steenblock zu Recht
erwähnten Konvent im Jahr 2003. Trotz der Ratifizie-
rung des Verfassungsvertrages in 18 Ländern haben wir
einen Bruch erlebt. Mit den vertraglichen Grundlagen,
die wir nun schaffen wollen, bewegen wir uns auf einem
Niveau, das wieder ein Stückchen niedriger ist. Dennoch
sind diese neuen vertraglichen Grundlagen das Wich-
tigste, was wir gemeinsam zustande bringen müssen.
Wenn aber nun einzelne Länder versuchen, noch mehr
infrage zu stellen und Änderungen hin zu weniger Ge-
meinschaft zu bewirken, dann müssen wir alle in diesem
Hohen Hause dazu Nein sagen und Ja zu dem, was wir
gemeinsam erreicht und auf dem EU-Gipfel in Brüssel
beschlossen haben. Das muss unser gemeinsames Anlie-
gen sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich sage das ganz offen als jemand, der bekennender
Anhänger der direkten Demokratie ist: Wenn es Länder
gibt, in denen nun ein Plebiszit ansteht, nicht nur ver-
pflichtend in Irland und wahrscheinlich auch in Däne-
mark, oder in denen man nach einem Volksentscheid
ruft, um gegen Europa votieren zu können, dann müssen
wir uns auf gute Erfahrungen in Europa besinnen, die
deutlich machen, wie wir mit solchen Konflikten umge-
hen können. Harold Wilson stand 1975 als Labour-
Premier vor einem ähnlichen Problem. Er musste ein
Stück neu verhandeln, um seiner eigenen Partei sowie
den Wählerinnen und Wählern zu entsprechen, und
musste gleichzeitig dazu beitragen, dass Großbritannien
in der Europäischen Union bleiben konnte. Harold
Wilson hat keine Volksabstimmung ausgerufen, um ein-

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(C (D al zu testen, was die Bürgerinnen und Bürger meinen. r hat gesagt: Diese Neuverhandlungen haben ein gutes rgebnis gezeitigt. Sie haben unserem Land etwas geracht. Ich werbe um Zustimmung. Aber ich sage auch lar: Wir haben die Alternativen, Ja in der EG oder Nein n der Volksabstimmung zu sagen und dann auszutreten. Ich appelliere an alle, die wollen, dass wir dieses uropa zusammenhalten, die zweite Chance mit der nun nstehenden Regierungskonferenz und der Ratifizierung u nutzen. Denn in Europa ist es anders als im Sport: Wir aben keine drei Versuche, also keine zwei Fehlversuhe, um dann das Gewicht im dritten Versuch zu stemen. Wir müssen es jetzt schaffen. Ich denke, wir wer en es schaffen. Der Deutsche Bundestag wird dazu inen wichtigen Beitrag leisten. Der Außenminister wird ine hervorragende Rolle spielen. Glück auf! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611108200

Ich erteile das Wort Kollegin Erika Steinbach, CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Erika Steinbach-Hermann (Plos):
Rede ID: ID1611108300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

enn wir heute über den Einzelplan 05 des Auswärtigen
mtes sprechen, können wir das durchaus unter erfreuli-

hen Vorzeichen tun; denn der Gesamtetat des Auswärti-
en Amtes wurde nach vielen Jahren erstmals wieder an-
ehoben, und das war dringend nötig. Davon profitieren
icht zuletzt auch die Menschenrechtsanliegen dieses
auses. So ist zum Beispiel vorgesehen, den Mittel-

nsatz im Titel „Demokratisierungs- und Ausstattungs-
ilfe, Maßnahmen zur Förderung der Menschenrechte“
m rund 3 Millionen Euro zu erhöhen. Diese Erhöhung
piegelt das gewachsene Engagement wider, das
eutschland in den letzten Jahren bei der Sicherung des
riedens und der Wahrung der Menschenrechte gezeigt
at.

Die Herausforderungen, denen sich Deutschland auch
m Menschenrechtsbereich gegenübersieht, sind in den
etzten Jahren nicht geringer geworden. In vielen Berei-
hen prallen heute religiöse, ethnische oder ideologische
orstellungen verstärkter und aggressiver aufeinander
ls in den Jahrzehnten zuvor. Die Geschichte hat uns ge-
ehrt, dass die Menschenrechtsverletzungen von heute
icht selten die kriegerischen oder die bürgerkriegsähnli-
hen Auseinandersetzungen von morgen sind. Beides hat
mmer mehr oder weniger Auswirkungen auf unser
and, direkt oder indirekt. Deshalb ist Menschenrechts-
olitik neben dem humanitären Anliegen auch immer
nteressenpolitik unseres eigenen Landes.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Diese Bundesregierung tut in Fragen der Menschen-
echte mehr – Herr Kollege Kolbow, das sehe ich ein
enig anders als Sie – als alle Bundesregierungen zuvor.






(A) )



(B) )


Erika Steinbach
Das gilt nicht nur für die rot-grüne Bundesregierung,
sondern auch für die, die davor waren. Das begrüße ich
ausdrücklich. Förderprogramme zur Durchsetzung von
Demokratie und von Menschenrechten sind wichtig. Da-
ran besteht überhaupt kein Zweifel. Sie helfen den Men-
schen, und sie stabilisieren das globale politische Ge-
samtgefüge. Sie können aber nur dann ihre Wirkung
wirklich entfalten, wenn das Bekenntnis zu den Men-
schenrechten von oberster Ebene mitgetragen und immer
wieder eingefordert wird. Geld alleine reicht nicht, und
Geld alleine hilft nicht nachhaltig. Menschenrechtspoli-
tik braucht Politiker, die Missstände im Ausland mutig
und ohne Schnörkel ansprechen. Das tun sowohl die
Bundeskanzlerin als auch der Herr Außenminister. Herz-
lichen Dank dafür. Von ihnen werden Menschenrechts-
defizite nicht ausgeklammert, sondern angesprochen. In
der Vergangenheit war auch das nicht immer selbstver-
ständlich.

Wenn ich anfangs sagte, dass der Haushalt des Aus-
wärtigen Amtes den höheren Stellenwert von Menschen-
rechten widerspiegelt, so trifft dies vor allem auf ein
Land zu, das heute in der Debatte schon eine große Rolle
gespielt hat, auf Afghanistan. Nirgendwo sonst hat sich
Deutschland in den letzten Jahren auch unter menschen-
rechtlichen Aspekten so sehr verpflichtet wie in dieser
Region. Es gibt heute Erfolge, aber nach wie vor auch
Herausforderungen. Das Beispiel Afghanistan wähle ich
deshalb, weil ich und wir alle sehr wohl wissen, dass es
vielen Menschen hier im Land am liebsten wäre, wenn
Deutschland sein Engagement dort baldmöglichst ein-
stellen würde. Aber das wäre nicht nur aus der Men-
schenrechtsperspektive, sondern auch aus Gründen der
innenpolitischen Sicherheit ein ganz kardinaler Fehler.
Ohne Zweifel ist Afghanistan noch sehr weit von Zu-
ständen entfernt, die wir mit unseren eigenen Maßstäben
als rechtsstaatlich oder menschenrechtlich akzeptabel
empfinden. Dennoch müssen wir uns immer wieder vor
Augen halten, wie verheerend die Menschenrechtsbilanz
zu Beginn des multinationalen Engagements in Afgha-
nistan ausgesehen hat. Frauen und Mädchen wurden
massiv unterdrückt und sowohl aus dem politischen Pro-
zess als auch von Bildung, sogar von Schulbildung, aus-
geschlossen. Es gab kein funktionierendes Justizwesen.
Genauso wenig wurden die allgemeinen Menschen-
rechte beachtet. All das war in diesem Lande nicht vor-
handen. Die Talibanherrschaft hatte die Menschen dort
im Griff. Ihre Herrschaft konnte inzwischen durch den
internationalen Einsatz beendet werden. Die weitver-
zweigten terroristischen Nester, die es heute noch gibt,
dürfen uns gleichwohl nicht gleichgültig sein. Von dort
aus werden die zivilisierte Welt und auch die afghani-
sche Regierung nach wie vor bedroht.

Zum befriedenden Prozess in Afghanistan hat
Deutschland intensiv beigetragen. Erste Erfolge sind
zweifellos sichtbar. 2004 wurden in der afghanischen
Verfassung die Menschen- und Bürgerrechte fest veran-
kert. Im Zuge des Verfassungsprozesses hat sich insbe-
sondere die Situation von Frauen durch ihre rechtliche
Gleichstellung gebessert. Zwangsehen und Ehrenmorde
sind heute verboten. Wichtig ist jetzt eine konsequente
Durchsetzung der vorhandenen Rechte. Dafür braucht

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(C (D ie dortige Regierung Unterstützung. Das allgemeine iel, Sicherheit und Menschenrechte in Afghanistan zu tabilisieren, kann erreicht werden, wenn wir in unseren emühungen jetzt nicht nachlassen. Wie sehr sich aber ie Situation seit Beginn des internationalen Hilfseinsates verbessert hat, lässt sich unter anderem daran mesen, wie viele Exilafghanen inzwischen heimgekehrt ind. Seit 2002 sind es fast 5 Millionen Vertriebene und lüchtlinge, die zurückkehren konnten, davon weit mehr ls tausend aus Deutschland. Das ist ein Zeichen des ertrauens in die Gegenwart und in die Zukunft dieses andes. eutschland hat in diesem Bereich seinen Beitrag geleiset. Auch beim Minenräumen hat Deutschland engagiert ingegriffen. Aber Afghanistan ist nur einer von vielen internatioalen Brennpunkten, durch die menschenrechtliche Fraen berührt sind. Zahlreiche andere Länder und ihre enschenrechtsdefizite beschäftigen uns tagtäglich. Ich enne stellvertretend Darfur, Simbabwe, Iran, China, elarus, Kuba, Zentralasien, Russland und nicht zuletzt en Nahen Osten. Überall dort leistet die Bundesregieung in ganz unterschiedlicher Art und Weise ihren Beirag zur Wahrung der Menschenrechte und der Menchenwürde. All diejenigen, denen das Schicksal anderer Menchen auf diesem Erdball herzlich egal ist, die auch ichts von christlicher Nächstenliebe halten, all diejenien, die glauben, deutsche Politik sollte sich aus allem, as es an Schrecklichem in dieser Welt gibt, heraushal en und sich selbstgenügsam zurückhalten, müssen sich or Augen führen, dass sie damit ihren zum Teil sehr goistischen Interessen selber mehr schaden als nutzen. ie Weltprobleme enden eben nicht am deutschen Tel errand. Gewalt, Terror und Unterdrückung bleiben in nserer globalisierten Welt nicht in den Regionen, in deen sie entstanden sind. Sie schwappen über bis hin zu ns, ob in Wanderungsströmen oder durch Terrorakte. uch deshalb ist es zwingend erforderlich, Demokratien u stabilisieren und menschenwürdiges Leben in andeen Teilen der Erde zu ermöglichen. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611108400

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

icht vor.

Bevor wir zum nächsten Geschäftsbereich kommen,
ill ich die Parlamentarische Bundesheer-Beschwer-
ekommission des österreichischen Nationalrats – das

st eine Institution, die dem Wehrbeauftragten des Deut-
chen Bundestages vergleichbar ist – begrüßen. Seien
ie herzlich willkommen!


(Beifall)







(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums der Verteidigung, Einzelplan 14.

Ich erteile dem Bundesminister Franz Josef Jung das
Wort.

Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidi-
gung:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der gestrige
Tag hat der deutschen Öffentlichkeit wieder deutlich ge-
macht, dass sich die Bedrohungslage aufgrund der An-
schläge in New York und in Washington auch für uns
sehr konkret verändert hat. Wir haben den Kalten Krieg
zum Glück überwunden. Durch den internationalen Ter-
rorismus, durch Massenvernichtungswaffen, durch Kri-
sensituationen und durch Staatsverfall haben wir es
heute mit einer besonderen Bedrohungslage zu tun. In
dieser Hinsicht nimmt die Bundeswehr ihre Aufgaben
wahr. Ich verweise konkret auf Afghanistan: Die An-
schläge sind von Afghanistan ausgegangen. Deshalb ist
es im Interesse von Stabilität, von friedlicher Entwick-
lung und von Menschenrechten, aber auch im Interesse
der Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger Deutschlands
richtig und wichtig, dass wir diesen Auftrag auch in Zu-
kunft wahrnehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir stellen in Afghanistan das drittstärkste Kontin-
gent. Wir stellen das stärkste Kontingent in Bosnien-
Herzegowina. Außerdem stellen wir das stärkste Kontin-
gent im Kosovo. Wir werden im Kosovo auch weiterhin
Präsenz zeigen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na ja!)


Ich kann nur hoffen und wünschen, dass wir die Status-
verhandlungen im Hinblick auf Stabilität und Frieden zu
einem guten Ergebnis führen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auf welcher rechtlichen Grundlage?)


Ich glaube, dass das nicht nur die Voraussetzung dafür
ist, dass in dieser Region eine europäische Perspektive
entwickelt wird, sondern auch dafür, dass in Zukunft
Stabilität und Frieden vorherrschen.

Wir sind im Rahmen von UNIFIL vor der Küste des
Libanon im Einsatz; wir debattieren gleich darüber. Wir
sind im Rahmen des Mandats OEF auf dem Gebiet der
Terrorismusbekämpfung aktiv. Außerdem ist die Bun-
deswehr am Horn von Afrika, Stichwort „Dschibuti“, im
Einsatz. Hinzu kommt die Operation „Active Endea-
vour“ im Mittelmeer. Wir sind auch im Sudan. Wir ha-
ben Militärbeobachter in Äthiopien und in Eritrea. In
Georgien sind wir im Bereich des Sanitätswesens vertre-
ten.

Ich zeige dies nur auf, um deutlich zu machen, in wel-
cher Art und Weise die Bundeswehr heute einen Auftrag
zur Stabilität und friedlichen Entwicklung, damit aber

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(C (D uch zur Sicherung der Situation in Deutschland erfüllt. s ist notwendig, dass eine finanzielle Grundlage gechaffen wird, damit dieser Auftrag auch in Zukunft gut rfüllt werden kann. Wenn solche Aufträge wahrgenommen werden, dann das ist ein wichtiger Punkt – müssen unsere Soldatinen und Soldaten dafür gut ausgebildet und gut ausgeüstet sein. Wir haben die Verpflichtung, ihnen den chutz mitzugeben, den wir ihnen bei dieser schwierien Aufgabe mitgeben können; denn gerade die Ausandseinsätze sind oft mit unmittelbarem Risiko für Leib nd Leben verbunden. Wir haben die Verpflichtung, ales zu tun, um Schutzmaßnahmen zu ergreifen und die oldatinnen und Soldaten so vor Angriffen zu schützen. eshalb bin ich froh darüber, dass wir entschieden haen, nur noch mit geschützten Fahrzeugen zu fahren. eshalb haben wir die Aufklärung verstärkt. Wir brauchen die finanziellen Grundlagen, um diese aßnahmen zu ermöglichen – im Interesse des Schutzes nserer Soldatinnen und Soldaten bei diesen wichtigen insätzen. aher bin ich froh darüber, dass wir in diesem Etat eine teigerung um 918 Millionen Euro zu verzeichnen haen, was aber auch notwendig ist, um den Modernisieungsprozess und den Anpassungsprozess – das ist das, as wir „Transformationsprozess“ nennen – voranzu reiben. Als diese Bundesregierung ins Amt kam, hat noch iemand daran gedacht, dass wir einen Einsatz im ongo zu leisten haben würden, wie das im letzten Jahr er Fall war. Wir haben ihn erfolgreich durchgeführt. NIFIL vor der Küste des Libanon, die Tornados in Afhanistan, all das hat auch etwas mit finanziellen Fragen u tun. Wir sind noch weit davon entfernt, die Forderung er NATO – 2-Prozent-Anteil am Bruttoinlandsprodukt – u erfüllen. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Bernd Siebert [CDU/CSU]: Wohl wahr!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Mit diesem Haushalt legen wir die Grundlage dafür,
ass wir den Modernisierungsprozess bzw. den Transfor-
ationsprozess auch in Zukunft positiv gestalten kön-

en. Deshalb sind wir auf dem richtigen Weg, auch was
ie finanzielle Ausstattung für die Bundeswehr angeht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Unser Ziel ist weiter, die Ausgaben für Investitionen
u steigern und die Betriebsausgaben zurückzufahren.
ir haben mittlerweile eine Situation erreicht, in der ge-

ade im investiven Bereich Erhebliches geleistet wird.
ch denke etwa an die Situation unserer wehrtechnischen
ndustrie und an die Arbeitsplatzsituation. Wer sich vor
rt begibt und sich einmal anschaut, wie sich die Indus-

rie dort entwickelt, stellt fest: Die Planung im Hinblick
uf die Zukunft der Bundeswehr, die wir vollzogen ha-
en – im Weißbuch gemeinsam beschlossen –, ist auch
ine Grundlage für die Fortentwicklung von Forschung,






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
Entwicklung und wehrtechnischer Industrie. Das ge-
währleistet auch Arbeitsplätze in Deutschland.

Die Auslandseinsätze sind mit erheblichen Ansprü-
chen an unser Material verbunden. Es ist notwendig, die
entsprechenden Mittel bereitzustellen.

Ich füge allerdings hinzu: Natürlich müssen wir auch
im Hinblick auf den notwendigen Übungsbetrieb in
Deutschland bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Ich
habe von der Verpflichtung gesprochen, die wir im
Weißbuch beschrieben haben. Wir haben in diesem Jahr
beschlossen, die zivil-militärische Zusammenarbeit zum
Schutz Deutschlands auf eine neue Grundlage zu stellen,
die die föderalen Strukturen abbildet. Damit schaffen wir
Verbindungskommandos, um beispielsweise im Bereich
des Katastrophenschutzes noch effektiver zu helfen.
Auch in dieser Hinsicht erfüllt die Bundeswehr in Zu-
kunft ihre Aufgabe, was den Schutz Deutschlands anbe-
trifft.

Wer hohe Einsatzbereitschaft und Leistungsbereit-
schaft von den Soldatinnen und Soldaten verlangt, der
muss auch dafür sorgen, dass die sozialen Rahmenbe-
dingungen stimmen. Wir berücksichtigen diesen Punkt
im vorliegenden Haushalt dadurch, dass wir den teil-
weise schlechten Zustand der Kasernen in den alten
Bundesländern beseitigen wollen. Wir haben vor, ein
Prioritätenprogramm für die Modernisierung der Kaser-
nen aufzulegen; denn ich halte es für teilweise nicht
mehr akzeptabel, dass Soldaten in der Art und Weise ge-
fordert werden, wie sie gefordert sind, sie sich aber dann
in einem sozialen Umfeld befinden, das wirklich nicht
mehr angemessen ist. Deshalb bin ich dankbar, dass wir
mit diesem Haushalt das eben genannte Prioritätenpro-
gramm einleiten können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich füge einen Punkt hinzu: Wir haben bereits im
Bundeskabinett beschlossen, Rahmenbedingungen zu
verändern, die sich aus der konkreten Situation des Aus-
landseinsatzes ergeben haben. Ich spreche konkret das
Thema Weiterverwendungsgesetz an. Meines Erach-
tens hat ein Staat, der von seinen Soldatinnen und Solda-
ten verlangt, derartig riskante und auch lebensbedrohli-
che Einsätze durchzuführen, auch die Verpflichtung,
dafür Sorge zu tragen, dass die Betreffenden dann, wenn
sie sich beispielsweise eine erhebliche Verletzung zuge-
zogen haben, sie jedoch später gesundheitlich so wieder-
hergestellt sind, dass sie einer Beschäftigung nachgehen
können, einen Anspruch auf Weiterbeschäftigung haben
und nicht nur als Versorgungsfälle abgeschoben werden.
Auch dies wollen wir entsprechend umsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben
im Weißbuch beschlossen, dass wir die Bundeswehr
auch weiterhin als Wehrpflichtarmee entwickeln. Des-
halb bin ich dankbar, dass die Regierungsfraktionen be-
schlossen haben, den Wehrsold um 2 Euro zu erhöhen.

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(C (D Aber auch unserer Verpflichtung unter dem Aspekt er Wehrgerechtigkeit sind wir ein Stück näher gekomen. Das Folgende sage ich ganz bewusst, weil ich teileise zu viele Zahlen in der Öffentlichkeit sehe, die mit er Wahrheit nicht mehr viel zu tun haben. Tatsache ist, ass von über 400 000 Jugendlichen etwa 80 Prozent als auglich gemustert werden, davon rund 31 Prozent den ehrdienst verweigern und dann den Zivildienst ableisen und darüber hinaus nicht einzuberufende Wehrflichtige zu berücksichtigen sind, beispielsweise bei der euerwehr Aktive, dritte Söhne und Verheiratete. Von en rund 150 000 Jugendlichen, die dann noch zur Verügung stehen, sind 126 000 eingezogen worden, also 0 Prozent, sodass wir damit meines Erachtens dem rundsatz der Einberufungsgerechtigkeit Rechnung traen. Es ist wahr, dass die Zahlen in den letzten Jahres etas zurückgegangen sind. Deshalb haben wir entschieen, jährlich 6 500 Wehrpflichtige mehr einzuziehen, m dem Gebot der Wehrgerechtigkeit nachzukommen. enn ich bin der Auffassung, wir brauchen diese Wehrflichtigen in den Auslandseinsätzen, aber wir brauchen ie auch im Hinblick auf die Erledigung unseres Auftraes, beispielsweise zum Schutz Deutschlands, und in der atastrophenhilfe. Die Bundeswehr hat sich als Wehrflichtarmee gut entwickelt. Deshalb ist es notwendig, ass die Einberufungsgerechtigkeit auch in Zukunft eine olle spielt, um die Wehrpflicht in vollem Umfang in ieser Legislaturperiode beizubehalten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zusammen-
assend sagen: In den unterschiedlichen Einsätzen – sei es
ür den Frieden in verschiedensten Ländern, sei es zum
chutz Deutschlands, den sie unmittelbar ausüben, sei es
uch in anderem Zusammenhang – zeigen unsere Solda-
innen und Soldaten eine hohe Einsatz- und Leistungsbe-
eitschaft. Sie werden, wie wir gerade wieder bei den
uslandseinsätzen feststellen konnten, im Ausland
urch die Art und Weise, in der sie auftreten, den Grund-
ätzen der inneren Führung gerecht, die ein Merkmal der
undeswehr darstellt: Dadurch, dass sie unsere Werte im
usland vermitteln, tragen sie zum Ansehen der Bun-
esrepublik Deutschland bei. Sie haben meines Erach-
ens sowohl unseren Dank als auch die finanzielle
rundlage durch diesen von uns zu beschließenden
aushalt verdient, damit sie auch in Zukunft ihre Auf-
abe erfüllen können – im Interesse von Frieden und
reiheit und im Interesse der Sicherheit der Bundesrepu-
lik Deutschland.

Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611108500

Die nächste Rednerin ist Elke Hoff für die FDP-Frak-

ion.


(Beifall bei der FDP)







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(B) )


Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1611108600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Herr Minister, Sie haben sehr eindrucksvoll
das zahlreiche Engagement der deutschen Soldatinnen
und Soldaten im Ausland dargestellt. Es lässt sich inzwi-
schen aber nicht mehr leugnen: Die materielle und finan-
zielle Ausstattung der Bundeswehr beeinträchtigt zuneh-
mend die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr. In wichtigen
Bereichen – ich denke hier insbesondere an den Bereich
des Lufttransportes – ist die außenpolitische Handlungs-
fähigkeit der Bundesrepublik Deutschland durch die
nicht mehr zu leugnenden Ausrüstungsdefizite immer
weiter eingeschränkt. Der Fahrplan der Transformation
ist aus dem Ruder gelaufen. Die Unzufriedenheit in der
Bundeswehr nimmt dramatisch zu.

Trotz einer Erhöhung des Verteidigungsetats um
920 Millionen Euro haben Sie, Herr Minister, keinen
Euro für die dringend notwendige Sanierung der Kaser-
nen und für wichtige Ausrüstung übrig, obwohl diese im
Einsatz über Leben und Gesundheit unserer Soldaten
entscheiden kann. Um Ihren entschiedenen Widerspruch
gleich vorwegzunehmen: Ja, wir haben registriert – Sie
haben es eben auch ausgeführt –, dass Sie 116 Millionen
Euro für das Programm „Sanierung der Kasernen West“
in den Haushaltsentwurf eingestellt haben. Aber Ihr Mi-
nisterium hat erst vor wenigen Wochen eingestanden,
dass alleine im Jahr 2007 rund 1,4 Milliarden Euro für
Instandsetzung und Investitionen in Liegenschaften der
Bundeswehr fehlen. Daher ist Ihr Programm mit dem
Volumen, das Sie eben vorgetragen haben, nicht einmal
ein Tropfen auf den heißen Stein.


(Beifall bei der FDP)


Alleine 300 Millionen Euro aus dem Verteidigungs-
haushalt kommen durch die erhöhte Mehrwertsteuer
Ihrem Kabinettskollegen Steinbrück zugute. Ihre Pro-
gnose, dass die Kosten für die Auslandseinsätze sinken
werden, ist ebenso an den Haaren herbeigezogen wie die
Annahme, dass man weniger Mittel für weitere Beschaf-
fung über den einsatzbedingten Sofortbedarf hinaus
benötigen werde. Die Bundesregierung ist doch längst
dazu übergegangen, wichtige Beschaffungsvorhaben zu-
nächst in Minimalstückzahlen zu realisieren, um später
den tatsächlichen Bedarf über das Instrument des kurz-
fristigen und einsatzbedingten Sofortbedarfs zu decken.
Insofern stellen Ihre Prognosen eine Milchmädchenrech-
nung dar. Außerdem fressen die notwendigen Maßnah-
men zum Materialerhalt mögliche Spielräume auf, die in
der Vergangenheit nahezu ausschließlich durch Perso-
nalabbau erzielt werden konnten. In diesem Bereich sind
die Einsparpotenziale aber weitgehend ausgeschöpft.

Herr Minister, es reicht auch nicht aus, wenn Sie im-
mer wieder vortragen, dass Sie die Kosten für den Be-
trieb weiter reduzieren und die Ausgaben für Investitio-
nen steigern werden. Das erreichen Sie möglicherweise
auf dem Papier, weil die Haushaltsabteilung Ihres Hau-
ses die Ausgabenbereiche Materialerhalt, Betrieb und
Betreiberverträge voll umfänglich dem Bereich „Militä-
rische Beschaffungen“ zuschlägt. Damit schaffen Sie
sich zwar ein Rüstungsplus von 600 Millionen Euro,
aber mit Haushaltsklarheit und mit Haushaltswahrheit

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(C (D at dies nichts mehr zu tun. Statt sich mit solchen Hausaltstricks über Wasser zu halten, fordern wir Sie daher uf, das im Verteidigungshaushalt vorhandene Geld inelligenter als bisher auszugeben. Spielräume können in er Zukunft nur aus einer nachhaltigen Stückzahlanpasung bei Großprojekten wie dem Eurofighter und dem 400M bzw. durch den Verzicht auf Projekte wie EADS erzielt werden. Die FDP fordert dies zu Recht eit vielen Jahren. Unsere britischen Partner machen uns beim Eurofigher inzwischen vor, wie man intelligent auf neue Bedürfisse reagiert. Man entscheidet sich in Kooperation mit er Industrie für geringere Stückzahlen, rüstet diese ann aber mit Fähigkeiten aus, die tatsächlich für den insatz benötigt werden. Dies führt in der Beschaffung war nicht unmittelbar zu Einsparungen, aber im Betrieb erden die Belastungen deutlich geringer. Das hat zur olge, dass es in Großbritannien bald realistische Einatzszenarien für den Eurofighter auch außerhalb von üstungsmessen geben wird. Spannend ist auch, dass ich neben den Briten andere Partner wie etwa Italien onditionierte Berechnungen für die dritte Tranche des urofighters vorlegen lassen, das heißt für die volle bzw. ie halbe Stückzahl oder für einen kompletten Verzicht. Die Bundesregierung scheut sich aber vor Verändeungen bei den Stückzahlen, weil damit auch eine Reduierung der fliegenden Verbände und Standortschließunen verbunden wären. Die Bundeswehr muss aber für ie Notwendigkeiten des Einsatzes und nicht unter strukurpolitischen Gesichtspunkten ausgerüstet werden. ie Bundesregierung darf sich weiterhin nicht hinter ertraglichen Bindungen und drohenden Schadenseratzansprüchen verstecken. Die Erfahrungen unserer artner in der NATO und der EU zeigen doch, dass geade die Industrie ein Interesse an einem Verteidigungsaushalt mit finanziellen Spielräumen hat, um auch techologische Innovationen finanzieren zu können. Dazu ist diese Bundesregierung jedoch weiterhin nicht ereit. Sie passt die Ausrüstungsplanung in keiner Weise n die Einsatzrealität an, führt sinnlose Großprojekte fort, treicht dafür aber eine Vielzahl von Kleinprojekten, die ür die Überlebensfähigkeit und den Schutz unserer Solaten im Einsatz oberste Priorität haben sollten. Ich enke dabei etwa an Geräte zur Freund-Feind-Erkenung, CSARund Aufklärungsfähigkeiten, geschützte ransportfahrzeuge oder die Triebwerksanpassung für en CH-53. Herr Minister, die von Ihnen gefeierten zusätzlichen ittel werden den allein seit 2004 entstandenen Sub tanzverlust in Höhe von 4,5 Milliarden Euro in keiner eise kompensieren können. Der finanzielle Zugewinn ntspricht der Finanzlinie des Bundeswehrplanes 2008, n dem sich der Generalinspekteur von der Durchführarkeit eines transformatorischen Ansatzes verabschieet, weil er keinerlei finanzielle Spielräume mehr für eränderungen im Rahmen der Entwicklung und Bechaffung sieht. Der Bundeswehrplan 2008 ist das politi Elke Hoff sche und militärische Eingeständnis, dass die Bundesregierung die Zielmarken der Transformation völlig aus den Augen verloren hat. In der Fachpresse wird er sogar als Insolvenzerklärung bezeichnet. Seit Jahren können der NATO zugesagte Fähigkeiten nicht zertifiziert werden. Ich will nur einige wenige Beispiele der Bundeswehrmängelliste nennen: Bei den Rüstungsinvestitionen reicht das verfügbare Finanzvolumen nicht aus, um den Ausrüstungsbedarf der Bundeswehr kurzoder mittelfristig zu decken. Im Zeitraum zwischen 2008 und 2015 kann ein Volumen von 14,9 Milliarden Euro planerisch nicht abgedeckt werden. Die Beschaffung eines Selbstschutzsystems für den A400M wird erst 2014 eingeleitet. Damit wird der A400M vier Jahre nach Beginn seiner Einführung für Auslandseinsätze nicht einsatzfähig sein. Die Beschaffung von Feldlagerschutzsystemen für Einsatzkontingente wurde gestreckt und verzögert. Erst ab 2008, 2012 und 2014 wird hier Abhilfe geschaffen. Bis dahin muss auf Behelfslösungen zurückgegriffen werden. Die Infrastrukturinvestitionen berücksichtigen rund ein Drittel der Maßnahmen nicht, die zur zeitgerechten Sicherstellung der Kernfähigkeiten der Streitkräfte erforderlich sind. Eine querschnittliche Verbesserung der Attraktivität der Liegenschaften ist somit mittelfristig nicht zu erreichen. Darüber hinaus fehlt es an einer Anpassung der Rüstungsplanung an die Einsatzrealitäten. Den Anforderungen von ISAF, des über Jahre hinweg umfassendsten Auslandseinsatzes der Bundeswehr, wird in keiner Weise Rechnung getragen. Jeder, der in der Bundeswehr mit Ausrüstungsund Einsatzplanung beschäftigt ist, weiß, dass die Bundeswehr in Afghanistan neben einer effektiven Schutzausrüstung vor allem moderne Aufklärungsund Lufttransportfähigkeiten benötigt. Aber auch so kleine Vorhaben wie der Lastengleitfallschirm werden nicht realisiert, obwohl dessen Beschaffung dringend notwendig wäre. Denn wenn deutsche Soldaten in Afghanistan aufgrund von widrigen Witterungsbedingungen oder Angriffen von der Außenwelt abgeschnitten wären, könnte man sie damit punktgenau aus der Luft versorgen. Von mehr geschützten Transportfahrzeugen oder der Beschaffung von unbemannten Luftfahrzeugen ganz zu schweigen. Die Spielräume für eine einsatzorientierte Ausrüstung wird die Bundesregierung aber nicht mit einer Beibehaltung des Status quo erzielen. Ähnlich uneinsichtig wie bei der Ausrüstungsplanung zeigen sich die Bundesregierung und die sie tragenden Regierungsfraktionen bei Strukturentscheidungen, von denen die wichtigste ohne Frage die Wehrpflicht ist. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Abschaffen!)


(Beifall bei der FDP)


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Richtig!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


Mit dem halbgaren Antrag, den die SPD auf ihrem Par-
teitag beschließen wird, eine sogenannte freiwillige

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(C (D ienstpflicht einzuführen, gäbe es im Deutschen Bunestag erstmals eine parlamentarische Mehrheit gegen inen Vollzug der Wehrpflicht. (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie FDP-Bundestagsfraktion beantragt seit dem Jahr
000 alljährlich im Deutschen Bundestag, die Wehr-
flicht auszusetzen,


(Johannes Kahrs [SPD]: Das war jedes Mal ein Fehler!)


a sie sicherheitspolitisch nicht mehr zu begründen ist.
ier im Hause hat nur noch die CDU/CSU-Fraktion et-
as gegen die Aussetzung der Wehrpflicht, für die je-
och nur ein einfacher Mehrheitsbeschluss im Parlament
enötigt wird.


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie haben es nicht verstanden!)


Sie sagen, wir hätten es nicht verstanden. Es ist auch
irklich sehr kompliziert, das nachzuvollziehen. Deswe-
en hoffe ich, dass nach Ihrem Parteitag Aufklärung er-
olgt.


(Johannes Kahrs [SPD]: Lesen bildet, Denken hilft!)


Wir fordern deshalb die Bundesregierung auf, endlich
en Weg für eine zukunftsfähige Bundeswehr freizu-
achen. Diese muss dann aber so attraktiv sein, dass

ich diejenigen qualifizierten jungen Menschen für einen
ienst in der Bundeswehr gewinnen lassen, die für die

mmer schwieriger werdenden Aufgaben tatsächlich
enötigt werden. Stehen Sie weder einer neuen Lauf-
ahnregelung, die die bestehenden Beförderungs- und
erwendungsstaus ausschließt, noch einem eigenen Be-
oldungsrecht, das die Besonderheiten des Soldatenbe-
ufs berücksichtigt, länger im Wege!

Herr Minister, ich finde es gut, dass Sie hier die Erhö-
ung des Wehrsolds als besonderes Verdienst der Bun-
esregierung hervorgehoben haben. Die Erhöhung ist
ine alte FDP-Forderung, die wir seit vielen Jahren pos-
ulieren.


(Beifall bei der FDP)


ndlich haben wir es geschafft,


(Johannes Kahrs [SPD]: Wieso Sie?)


urch eine Erhöhung um 2 Euro pro Tag ein gewisses
indestmaß an Attraktivität zu erzielen.

Auch das Weiterverwendungsgesetz haben wir von
er FDP immer unterstützt.


(Johannes Kahrs [SPD]: Als Sie regiert haben, haben Sie es aber nicht gemacht!)


s war eine lange und schwierige Geburt; aber wir sind
rotzdem froh, dass dieses wichtige Gesetz jetzt auf dem

eg ist.

Herr Minister, Ihre Politik verliert in der Bundeswehr
mmer mehr an Rückhalt. Die Stimmung, mit der ich bei
ruppenbesuchen konfrontiert werde, ist ernüchternd.






(A) )



(B) )


Elke Hoff
Beleg dafür sind auch die Ergebnisse der Umfrage des
Deutschen Bundeswehrverbandes zur Berufszufrieden-
heit in der Bundeswehr. Die Angehörigen der Bundes-
wehr fühlen sich oft nicht mehr mitgenommen, wenn es
um die Veränderungsprozesse in der Bundeswehr geht.

Auf großen Unmut stößt zu Recht auch, dass der zu-
ständige Minister die Augen vor den offensichtlichen
Missständen verschließt. Ich denke hier insbesondere an
den Sanitätsdienst der Bundeswehr. Immer noch zu leug-
nen, dass der Sanitätsdienst hinsichtlich seiner Ausrüs-
tung sowie der Personalausstattung nur bedingt einsatz-
fähig ist, löst bei den Betroffenen nur noch Kopfschütteln
aus. Sie handeln getreu dem Motto: Weil nicht sein kann,
was nicht sein darf.

Der Begriff der Transformation ist in weiten Teilen
der Bundeswehr inzwischen zum Reizwort geworden
oder ruft allenfalls ein müdes Lächeln hervor. Sie formu-
lieren zwar immer wieder konkrete Ziele der Transfor-
mation; aber wenn Sie Gewissheit haben, dass diese
nicht zu erreichen sind, passen Sie Ihre Ziele an den er-
reichten Stand an und schieben die Begründung hinter-
her, dass die Transformation doch ein dynamischer Pro-
zess sei. Das ist in meinen Augen nichts anderes als
Beliebigkeit.


(Beifall bei der FDP)


Herr Minister, den unseligen Dreiklang „unzufrieden,
unmotiviert und schlecht ausgerüstet“ können Sie nicht
mit Schönheitsreparaturen wie jenen, die Sie gerade in
Ihrer Rede angeführt haben, beseitigen. Sie benötigen
endlich einen deutlichen Kurswechsel in Ihrer Politik.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611108700

Für die SPD-Fraktion spricht jetzt die Kollegin Ulrike

Merten.


Ulrike Merten (SPD):
Rede ID: ID1611108800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

In dieser Debatte ist schon mehrfach auf die Einsatzrea-
lität unserer Bundeswehr hingewiesen worden. Wir bli-
cken inzwischen auf 15 Jahre Einsatzerfahrung unserer
Streitkräfte zurück. Das heißt, seit eineinhalb Jahrzehn-
ten gibt es ein Bemühen und ein Ringen darum, die Ein-
satzrealität nicht immer wieder nur zu beschreiben, son-
dern sie auch im Haushalt wirklich abzubilden.

Seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten dauert der nicht
zuletzt durch die deutsche Einheit bedingte Reformpro-
zess an; er ist noch lange nicht zu Ende. Der Reformpro-
zess erfordert von den zivilen Mitarbeitern und den
Soldatinnen und Soldaten ständige Veränderungsbereit-
schaft. Dieser Umgestaltungsprozess ist für alle Be-
schäftigten der Bundeswehr mit großen Belastungen ver-
bunden. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, ihnen zu
danken und sie unserer breiten parlamentarischen Unter-
stützung ihrer Arbeit, nicht zuletzt in den Einsätzen, zu
versichern.

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(C (D (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn wir den vorgelegten Einzelplan 14 mit den Ein-
elplänen der vergangenen Jahre vergleichen, sehen wir,
ass zwar der Anteil der Investitionen am Plafond
teigt, aber nur in sehr geringem Maße. Das bleibt unbe-
riedigend; das ist überhaupt keine Frage. Hinzu kommt,
ass der Großteil der Investitionen sehr langfristig ange-
egt ist, wodurch der Spielraum für kurzfristige planeri-
che Vorhaben oder für Reaktionen auf veränderte Be-
arfe praktisch gegen null geht. Parallel dazu sinkt der
nsatz für die einsatzbezogenen Zusatzaufgaben von
42 Millionen Euro auf 600 Millionen Euro in 2008.

Sicherlich kommt bei der Verringerung zum Tragen,
ass sich der Verteidigungshaushalt parallel zum Trans-
ormationsstand der Bundeswehr doch zunehmend zu ei-
em „Einsatzhaushalt“ entwickelt hat, in dem die für die
insätze erforderlichen Mittel für die personelle und ma-

erielle Befähigung zunehmend aus den originären Titeln
inanziert werden. Doch ich hoffe, dass sich diese beiden

omente nicht gegenseitig verstärken, wenn drängende
eschaffungen größeren Umfangs anstehen. Dabei setze

ch vor allem auf die sehr weit gehende Deckungsfähig-
eit im Titel der einsatzbedingten Sofortbeschaffungen.

Es ist oft, nicht zuletzt vom Generalinspekteur, darauf
ingewiesen worden, dass es einer noch konsequenteren
usrichtung auf die Einsätze bedarf, wenn es um
eschaffungen geht. Hierbei muss der Schutz der Sol-
aten und Soldatinnen ganz oben auf der Prioritätenliste
tehen. Es ist gut, dass der GTK Boxer im Zulauf ist und
ass die Produktion einer größeren Anzahl von Dingo 2
ewilligt ist. Ich rege aber an, darüber nachzudenken,
ie die Versorgung mit geschützten Fahrzeugen noch

tärker optimiert werden kann. Nach meinem Kenntnis-
tand wird nicht nur der Dingo in Boxbauweise produ-
iert. Das bedeutet relativ wenige Stückzahlen pro Jahr
ieser bewährten Fahrzeuge. Durch höhere Abnahmen
önnte eine Umstellung auf die Produktion am Fließ-
and erfolgen. Auf diese Weise würden die Zulaufzeiten
eutlich verkürzt. Im Übrigen hätte das auch Auswir-
ungen auf die Preisgestaltung.

Zum anderen hat sich angesichts der infrastrukturel-
en und geografischen Gegebenheiten und für die Erfül-
ung verschiedener Aufgaben der mit unseren zurzeit
orhandenen Transportkapazitäten sehr gut verlegbare
nd weniger schwere Typ Wolf bewährt. Diese Fahr-
euge besitzen ein eher geringes Schutzniveau, wurden
nd werden jedoch bereits in verschiedenen Stufen nach-
erüstet. Ich begrüße die Anstrengungen des BWB,
iese Umrüstungen zu vollziehen und noch schneller vo-
anzutreiben. Sollte der Bedarf dennoch nicht gedeckt
erden können, wären weitere Überlegungen anzustel-

en, wie der Zulauf intensiviert werden könnte.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, noch ein Wort zum
chutz und Ausbau von Feldlagern. Besonders natür-

ich in Afghanistan ist es nötig, sowohl den passiven
chutz als auch den aktiven Schutz über Aufklärung und
bwehr schnell und wirkungsvoll weiter zu verbessern.
er für den Frühling 2008 angekündigte Zulauf des






(A) )



(B) )


Ulrike Merten
Flugabwehrsystems Skyshield wird dringend erwartet
und darf sich als ein wichtiges Element des aktiven La-
gerschutzes nicht verzögern.

In diesem Zusammenhang möchte ich das Thema Un-
terbringung nicht vergessen. Mein Kollege Kahrs wird
darauf noch näher eingehen, aber ich erinnere in diesem
Zusammenhang daran, dass es der Wehrbeauftragte ge-
wesen ist, der auf den enormen Bedarf an Reparatur hin-
gewiesen hat, nicht zuletzt auch im Hinblick auf eine at-
traktiv bleibende Bundeswehr. Mir geht es an dieser
Stelle jedoch eher um die Unterbringung im Einsatz in
unseren Feldlagern, wo ich Nachbesserungs- und auch
Erweiterungsbedarf sehe.

Sehr erfahren sind wir inzwischen mit länger dauern-
den Missionen. Das Camp Marmal in Mazar-e-Sharif
oder das Camp Warehouse in Kabul sind Beispiele für
zweckmäßige und sichere Unterbringung. Mit der EU-
FOR-Mission Kongo haben wir erstmals auch Erfahrun-
gen mit dem Bedarf an Unterkünften in Kurzzeiteinsät-
zen gesammelt. Erstmals wurde das Feldlagersystem
öffentlich und europaweit ausgeschrieben. Das heißt, mit
der Unterbringung, mit der Verpflegung und mit den
Serviceleistungen für alle im Kongo und in Gabun ein-
gesetzten EUFOR-Truppen war ein ziviles Dienstleis-
tungsunternehmen betraut. Dabei ist es – auch das hat
der Wehrbeauftragte von einer Reise als Information
mitgebracht – vor allem in den Anfangswochen zu vie-
len Reibungsverlusten gekommen, weil das Unterneh-
men noch über keine Erfahrungen verfügte und weil die
Versorgungslage vor Ort anders eingeschätzt wurde. Der
Vollständigkeit halber weise ich aber auch darauf hin,
dass es in Afghanistan ebenfalls Anfangsschwierigkeiten
gegeben hat. Das ist keine Besonderheit des Einsatzes
im Kongo.

Warum führe ich den Punkt Feldlager aus? Auch hier
kommen wir an der Definition „Armee im Einsatz“ nicht
vorbei. Wir sollten uns möglichst kurzfristig umfassende
Konzepte für unsere Soldaten – Unterbringung, bauli-
cher und militärischer Schutz, Lagebild, Selbstverteidi-
gung, Versorgung, Klima usw. – in kurz und länger dau-
ernden Einsätzen ohne regionale Begrenzung überlegen
und abrufbare Vorsorge treffen. Ich hege große Sympa-
thie für ein eigenes Bausteinfeldlagersystem. Ich weiß
aber auch, dass wir aus personellen Erwägungen heraus
mittelfristig auf die Unterstützung erfahrener ziviler
Dienstleister nicht verzichten können. Ich meine, dass
unsere Erfahrungen im Kongo uns nicht dazu bringen
dürfen, einseitige Annahmen für die Zukunft zu impli-
zieren.

Manchmal sind es aber auch taugliche Kleinigkeiten,
die die Stimmung und damit die Motivation verbessern
und so große Wirkung entfalten können. Dazu gehören
zum Beispiel im Einsatz die standardmäßige Ausstattung
mit Pistolenhalftern, eine neue Generation von Schutz-
westen, die es erlaubt, sich bei Patrouillengängen
deutlich besser bewegen zu können, eine stärkere Einbe-
ziehung von mit Sicherheitssoftware ausgestatteten und
inzwischen vor Ort schon gängigen Handys für die
Kommunikation.

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(C (D Die Einsätze im erweiterten Aufgabenspektrum erforern auch eine Veränderung des Charakters militärischen ienens und des soldatischen Selbstverständnisses. Im ahmen der Konfliktverhinderung oder Krisenbeherr chung werden Fähigkeiten verlangt werden, die bislang icht gefordert waren. Das Eignungsprofil unserer Solatinnen und Soldaten wird künftig gekennzeichnet sein urch Beherrschung handwerklicher militärischer Fähigeiten, moralisch-ethische Integrität, geistige Flexibilität nd lebenslanges Lernen. Sprachenkenntnis, interkultuelle Kompetenz, Innovationsfähigkeit, technisches Vertändnis, soziale Kompetenz, Leistungsund Einsatzbeeitschaft, Kostenbewusstsein sowie psychische und hysische Belastbarkeit sind dabei wichtige Forderunen an den Soldaten. Ich will an dieser Stelle besonders hervorheben, dass ich der seit Anfang der 90er-Jahre vollziehende Geburenrückgang ab 2008 deutlich auf das Bewerberaufkom en für einen Dienst in den Streitkräften niederschlagen ird. Im Ergebnis wird der demografische Wandel fast nvermeidlich zu einer Umkehrung der Wettbewerbsosition führen. Qualifizierte Arbeitskräfte werden chon in wenigen Jahren ein knappes Gut sein. Deshalb ind schon heute erhebliche Anstrengungen und neue onzepte erforderlich, um in Zukunft ausreichend quali izierten Nachwuchs für den Dienst in den Streitkräften u gewinnen. Dafür bleibt die Wehrpflicht eine der Möglichkeiten, ie Auswahlkriterien in der Breite zu erhalten und die oldatinnen und Soldaten für die Bundeswehr zu gewinen, die wir in den Einsätzen brauchen. Wir brauchen ämlich nicht diejenigen, die aufgrund fehlender Leensperspektiven keine andere Chance sehen, sondern ir brauchen diejenigen, die in der Lage sind, die von ir eben beschriebenen komplizierten Aufgaben und nforderungen zu erfüllen. Ich habe darauf hingewiesen, dass auch dieser Hausalt ein Ringen um das Setzen der richtigen Prioritäten leibt. Bitte kommen Sie zum Schluss. Ja, ich komme zum Schluss. – Ich will noch erwäh en, dass es uns gelungen ist, den Haushaltsansatz ereblich zu erhöhen. Wir konnten gegenüber dem Bunesfinanzminister deutlich machen, dass wir größere pielräume brauchen, um die Intensität der Einsätze aufechtzuerhalten. Dass dies gelungen ist, ist nicht nur für ie Soldatinnen und Soldaten gut, sondern es zeigt auch, elche Schwerpunkte wir setzen. Vielen Dank. Der Kollege Paul Schäfer spricht jetzt für die Linke. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir ha ben hier im Oktober vergangenen Jahres eine spannende Debatte geführt. Der Bundesaußenminister hat mir damals beigepflichtet, als ich sagte, dass Abrüstung wie ein Stichwort aus längst vergangener Zeit klingt. Er hat heute noch einmal bekräftigt, hier müsse etwas geschehen und Deutschland müsse eine aktive Abrüstungspolitik verfolgen. Das hat mir zwar gut gefallen, aber ich frage mich: Waren wir damals in der Abteilung „wohlfeile Deklaration“, und sind wir jetzt im richtigen Leben gelandet? (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


(Zustimmung bei der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611108900
Ulrike Merten (SPD):
Rede ID: ID1611109000

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611109100

(Beifall bei der LINKEN)

Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611109200

Der Rüstungsetat wird um circa 920 Millionen Euro
erhöht, das heißt, es wird kräftig draufgesattelt. Es passt
doch nicht zusammen, wenn man draußen für Abrüstung
wirbt und hier drinnen bei den Finanzmitteln kräftig
draufsattelt.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


920 Millionen Euro mehr bei gleichzeitig um 670 Mil-
lionen Euro sinkenden Personal- und Betriebsausgaben;
das heißt, es wird kräftig investiert. Wir kriegen jetzt
schöne, neue Flugzeuge, den A400M und den Eurofigh-
ter. Das ist aber noch längst nicht das Ende der Fahnen-
stange. Es folgen die schönen, neuen Kriegsschiffe. Des-
halb ist es konsequent, noch viel mehr zu fordern. Eine
entsprechende Steigerung ist im Haushalt eingeplant.
Für mich ist interessant, dass Sie die öffentlichen Inves-
titionen zwar insgesamt gesehen auf einen historischen
Tiefstand gefahren haben, aber just in diesem Bereich in-
vestieren. Das kann doch nicht wahr sein.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Ein weiterer Punkt muss an dieser Stelle genannt wer-
den. Die vertraglichen Verpflichtungen belaufen sich
derzeit auf 51 Milliarden Euro. Durch diese gewaltige
Summe, durch diese Verpflichtungsermächtigungen ist
der Verteidigungshaushalt im Grunde auf Jahre hinaus
verpfändet und die parlamentarisch-demokratischen Ge-
staltungsspielräume gehen gegen null. Ich finde, das ist
nicht akzeptabel.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Man könnte es so formulieren – auch wenn das sehr
zugespitzt klingt –: Die Streitkräfte sind auf Expan-
sionskurs, und zwar sowohl bezogen auf die Ausgaben
als auch bezogen auf die Aufgaben. Die Expansion hat
mit der Entgrenzung des Verteidigungsbegriffs angefan-
gen. Die Verteidigung beginnt nicht mehr in Hindelang,
sondern am Hindukusch. Die Entgrenzung geht jetzt
aber noch viel weiter. Man kann von einer Entgrenzung

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(C (D er sicherheitspolitischen Philosophie sprechen. Das tellt man beim Lesen von NATO-Dokumenten fest, das ann man aber auch im Weißbuch nachlesen. Die NATO ill sich auf die Fahne schreiben, als globaler Akteur ufzutreten und global militärische Macht zu entfalten. e mehr man betont, dass man aber trotzdem kein Weltolizist sein wolle, umso mehr hat man das Gefühl, dass s genau darum geht. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Schauen wir uns die Aufgaben an: globaler Krieg ge-
en den Terror, weltumspannende Sicherung unserer
ohstoffe und Ressourcen – in Klammern: die Formu-

ierung „unsere Rohstoffe und Ressourcen“ ist verräte-
isch und bringt die ganze westliche Arroganz zum
usdruck –,


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ogenannte gescheiterte Staaten auf den rechten Weg
ringen – Afghanistan und andere Länder –, die Grenzen
er Wohlstandsfestungen gegen Armutsflüchtlinge
icher machen; auch das ist heute im Katalog der Streit-
räfte enthalten. Das ist der abgesteckte Rahmen, und
em dient die Transformation der Bundeswehr.

Es ist natürlich nicht zu bestreiten, dass diese extra
reite Auftragsdefinition an die Analyse weltpolitischer
isiken anknüpft und dass auf die offenen Fragen Ant-
orten gefunden werden müssen. Ihre Antworten sind

ber grundfalsch. Ich will nur drei Beispiele herausgrei-
en.

Gegen die dramatische Verknappung der Energie-
essourcen bei stark steigender Nachfrage – wir reden
ber Öl und Gas – helfen keine militärischen Planspiele
ur Sicherung der weltweiten Transportwege, zum Bei-
piel zur Überwachung von Pipelines. Hier helfen erneu-
rbare Energien, verbesserte Energieeffizienz und
nergiesparen. Wir brauchen die Energiewende.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ußerdem brauchen wir eine kooperative Außenpolitik,
m die Ressourcen gerecht verteilen zu können. Es passt
icht zusammen, wenn der Außenminister einerseits für
ine Energie-KSZE, also für einen kooperativen Ansatz
irbt, und der Verteidigungsminister andererseits – siehe
eißbuch – die deutsche Marine um den Globus schi-

ken will, um die Transportwege militärisch zu sichern.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Gegen die Gefahr der Weiterverbreitung von Massen-
ernichtungswaffen helfen keine Raketenabwehrsys-
eme, sondern nur die Verschrottung der vorhandenen
tomwaffen und eine Politik, die die aufstrebenden Re-
ionalmächte ernst nimmt. Das bedeutet: Auch bei uns
üssen Atomwaffen abgezogen und muss die nukleare
eilhabe beendet werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])







(A) )



(B) )


Paul Schäfer (Köln)

Gegen die Gefahren des Terrorismus hilft kein Ein-
satz militärischer Gewalt. Man muss vielmehr die Ver-
hältnisse ändern, aus denen Terroristen immer wieder
ihre scheinbare Legitimation ziehen und die ihnen im-
mer wieder neue Anhänger zutreiben. Das hat nicht zu-
letzt der Militäreinsatz in Afghanistan gezeigt. Deshalb
sind wir dafür, das militärische Engagement dort zu
beenden. Wir wollen, dass der Truppenabzug eingeleitet
und die zivilorientierte Aufbauhilfe deutlich verstärkt
wird.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Es ist gut, wenn viele Menschen das am Samstag auf der
Straße kundtun.

Wir bleiben dabei: Der Wehretat ist entschieden über-
dimensioniert.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Das Geld wird an der falschen Stelle ausgegeben.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Es geht in die überambitionierten Beschaffungsprojekte
statt an die Soldatinnen und Soldaten, die in den letzten
Jahren zum Teil erhebliche Einbußen hinnehmen muss-
ten. Das schrecklich späte Programm „Sanierung Kaser-
nen West“ wird hinten und vorne nicht ausreichen. Da-
von bin ich überzeugt.

Das Geld wird für falsche Zwecke verwandt. Statt
sich auf Verteidigung und die Stärkung der UNO zu kon-
zentrieren, orientiert sich die Regierung auf überlebte
und zudem gefährliche globale Machtpolitik. Wir dage-
gen wollen Mittel einsparen – bei Militärinterventionen,
bei den Großprojekten – und diese Summen in mehr
Entwicklungszusammenarbeit und in die längerfristige
Umstellung vom Militärischen zum Zivilen stecken.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist Schmarrn, was Sie da erzählen!)


Aktive Abrüstungspolitik ist richtig. Das wäre zu-
kunftsorientiert. Ihr Haushalt ist es nicht.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611109300

Für Bündnis 90/Die Grünen erteile ich jetzt das Wort

dem Kollegen Alex Bonde.


Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611109400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich muss zu Beginn kurz auf Afghanistan zu sprechen
kommen. Denn, Kollege Schäfer, Ihren Ansatz für die
Lösung der Situation in Afghanistan konnte ich nicht
nachvollziehen. Es klingt so, als wollten Sie Ihre hessi-
sche Lösung vorschlagen: So lange wählen, bis das
Ergebnis passt. Aber Außen- und Sicherheitspolitik
funktioniert anders als die Schauspiele, die Sie innerpar-
teilich veranstalten.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Natürlich teilen wir an vielen Stellen Ihre skeptischen
emerkungen. Aber am Ende muss man in einer verant-
ortlichen Außen- und Sicherheitspolitik eine Linie fin-
en, die tatsächlich Lösungen für die Probleme, die sich
tellen, bietet. An dieser Stelle – wir sprechen hier ja zur
albzeitbilanz des Verteidigungsministers nach zwei

ahren – ist einiges in die Richtung der Regierung zu sa-
en.

Wir erleben den Verteidigungsminister seit zwei Jah-
en als eine Art menschgewordene Durchhalteparole.

ir haben hier einen Einzelplan, der in Zahlen gegossen
inen Stillstand in vielen Bereichen dokumentiert. Wir
aben in den Haushaltsverhandlungen erlebt, dass mehr
eld nicht immer bedeutet, dass der Reformeifer zu-
immt, und dass für diese Koalition zwischen der Bereit-
chaft, bestehende Probleme zielführend zu analysieren,
nd der Bereitschaft, im Sinne der Effizienz tatsächlich
eränderungen herbeizuführen, in sich kein logischer
usammenhang besteht. Das erleben wir auch bei die-
em Einzelplan. Wir erleben, dass 918 Millionen Euro
ehr in den Einzelplan 14 des Verteidigungsministers

esteckt werden. Aber an den entscheidenden Punkten
rgeben sich keine Veränderungen.

Der Stillstand beginnt bei der Frage der politischen
inie. Damit bin ich wieder bei Afghanistan, wo der
inister mit großem Beharrungsvermögen Probleme

ussitzt, die es aufgrund der dramatischen Veränderun-
en der Situation in Afghanistan gibt, wo die Bundes-
egierung nicht bereit ist, zu erkennen, dass das Mandat
Enduring Freedom“ inzwischen kontraproduktiv wirkt
nd dass nach der Ausdehnung von ISAF auf Gesamt-
fghanistan die nicht in den Wiederaufbauprozess einge-
undene Antiterrormission mehr Widerstand schürt als
ekämpft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die politische Schwäche der Bundesregierung wird
uch bei der Frage, wie wir einen Strategiewechsel bei
en Partnern einfordern, deutlich, wenn ich mir ansehe,
ie die Führungsstruktur von ISAF aussieht. Die heraus-
ehobene Funktion Deutschlands im Stab von ISAF ge-
ört bald der Vergangenheit an. Der Minister hat einen
lorreichen Coup gelandet, indem Deutschland zukünf-
ig den Pressesprecher von ISAF stellt. Jetzt mag der

inister es für richtig halten – so hat er es bisher bei der
undeswehr getan –, lieber die Presse zu bedienen als
ie Bundeswehr zu führen, aber in Afghanistan wird
ressearbeit nicht ausreichen, um dem Land eine sinn-
olle Perspektive zu geben.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ähnliche Betonköpfigkeit zeigen Sie aktuell in der
rage des Bombenabwurfplatzes in Wittstock. Sie ha-
en sich vor Gericht eine blutige Nase geholt. Sie haben
isher eine halbe Million Euro in Gerichtsverfahren in-
estiert. Anstatt der Bevölkerung jetzt die notwendigen
ignale für eine wirtschaftliche Perspektive, zum Bei-






(A) )



(B) )


Alexander Bonde
spiel für Tourismus in der Region, zu geben, haben Sie
schon angekündigt, dass auch hier gilt: Durchhalten,
koste es, was es wolle. Die nächste juristische Instanz ist
zuständig, Sie in Ihrem Drängen aufzuhalten.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das nennt man Prozesshanselei!)


Was die Bundeswehrstruktur angeht, kommt nichts
voran. Interessant war, dass in diesem Sommer auch aus
der SPD sehr harsche Kritik an der Struktur der Verwal-
tung der Bundeswehr und am Bundesamt für Wehrtech-
nik und Beschaffung geäußert wurde. Daran wurde deut-
lich, dass Sie die Reformen Ihres Vorgängers in diesen
Bereichen, wenn überhaupt, nur mit gequälter Miene
durchführen. Etwas Neues gibt es bei Ihnen nicht. Alles
wird so betrieben wie bisher. Insofern haben die
918 Millionen Euro, um die dieser Etat aufgestockt wird,
einen faden Beigeschmack. Um es Ihnen als Winzersohn
noch deutlicher zu sagen: Ihr Wein korkt ordentlich,
Herr Minister.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Bundeswehr ist aufgrund ihrer Struktur für die
Erfüllung der Aufgabe, die sie hat, nicht fit. Ihre Auf-
gabe, eine Armee im Einsatz zu sein, wird in der Reali-
tät nicht in der Struktur der Bundeswehr abgebildet. Ins-
gesamt gibt es knapp 250 000 Soldatinnen und Soldaten.
Sie haben auf unsere Anfrage geantwortet, dass ungefähr
23 Prozent von ihnen bisher tatsächlich in Auslandsein-
sätzen waren; davon gehören gerade einmal 2 Prozent
zum Zivilpersonal.

Auch wenn eine Bundeswehr im Einsatz viele Men-
schen braucht, die in der Heimat arbeiten und sie von
dort aus unterstützen, ist klar, dass die Bürgerinnen und
Bürger die Frage stellen: Wenn die Kernaufgabe der
Bundeswehr von heute die Stabilisierung im Auftrag der
UN ist, was machen dann die 77 Prozent der Soldatinnen
und Soldaten, die mit dieser Aufgabe offensichtlich
nichts zu tun haben, die Steuerzahlerinnen und Steuer-
zahler aber einen Großteil der Mittel dieses Einzelplanes
kosten?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Damit sind wir bei der Wehrpflicht. In diese Debatte
ist ein wenig Wind gekommen, als die SPD versucht hat,
die beiden unvereinbaren Pole der „freiwilligen Wehr-
pflicht“ zusammenzuführen. Insofern besteht dieser
Wind eher in einem windigen Konzept.


(Johannes Kahrs [SPD]: Na, na!)


Nichtsdestotrotz nehmen wir diesen Debattenanstoß
dankbar an. Das strukturelle Problem lösen Sie mit Ih-
rem Konzept allerdings nicht. Es besteht darin, dass
durch die Wehrpflicht in erheblichem Umfang Ressour-
cen gebunden werden, Großteile der Infrastruktur und
des Materials darauf ausgerichtet werden müssen und in
der Ausbildung massiv Personal gebunden wird.

Genau das sind die Punkte, über die wir eigentlich
sprechen müssten, wenn wir den Steuerzahlerinnen und

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(C (D teuerzahlern erklären wollen, welche Struktur der Buneswehr wir in der heutigen sicherheitspolitischen Situaion brauchen und welche Elemente wir uns – mit Veraub – schenken können, weil sie alte militärische Zöpfe ind, die unter Traditionsgesichtspunkten kostenpflichtig m Leben erhalten werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Was die Rüstungsbeschaffung angeht, ist die Situa-
ion noch schlimmer; die Kollegin Hoff hat das sehr
eutlich angesprochen. Von Bundeswehrsoldaten, die in
insätzen sind, bekommt man auf die Frage, wie die
ituation im Hinblick auf ihre Ausrüstung ist, die Ant-
ort: Ganz ehrlich, die Abteilung Rüstung/Nutzung und
as BWB machen doch nur Industriepolitik. Daran wird
eutlich, in welcher Situation wir inzwischen sind. Sie
eschaffen nach dem Produktkatalog der Rüstungsindus-
rie, Sie gehen dabei nach dem Gießkannenprinzip vor,
nd Sie beschaffen manchmal zum denkbar höchsten
reis.

Kurz vor dem Sommer dieses Jahres haben Sie noch
ie Fregatte 125 durchgewinkt. Sehen wir uns die Situa-
ion an: kein Wettbewerb, Abnahmegarantie gegenüber
en Werften und letztlich ein Preis, der dreimal so hoch ist
ie der, den unsere Verbündeten für vergleichbare Schiffe

ahlen. Angesichts eines Stückpreises von 656 Millionen
uro muss man sich wirklich fragen: Geht es Ihnen ei-
entlich noch um die Ausrüstung der Bundeswehr zur
rledigung der Aufträge, die sich heute in sicherheits-
olitischer Hinsicht stellen, oder sind Sie der stellvertre-
ende Wirtschaftsminister der Bundesregierung?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dieser Eindruck wird dadurch erhärtet, dass Ihre bis-
erigen Reisen oft genug Handlungsreisen im Interesse
er Rüstungsindustrie waren. Die Exportrate im Rüs-
ungsbereich hat sich verdoppelt. Sie hatten, was kriti-
che Länder angeht, eine geringe Hemmschwelle. Sie
ollen Eurofighter nach Indien und U-Boote ins insta-
ile Pakistan liefern.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wahr!)


Herr Jung, das Bild, das wir von Ihnen bekommen,
ird immer deutlicher. Aber es passt nicht zur Ankündi-
ung von Außenminister Steinmeier, dass das Thema
brüstung wieder ins Zentrum der Politik der Bundes-

egierung rückt. Es passt nicht zusammen, dass der
ußenminister herumreist, um sich für die Abrüstung

inzusetzen, und dass Sie herumreisen, um dafür zu sor-
en, dass genau das geliefert wird, was man abrüsten
önnte.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Der Verteidigungsminister liefert nämlich die Waffen!)


ier muss sich die Regierung irgendwann einmal ent-
cheiden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Alexander Bonde
Zurück zur Beschaffung. Beim Einsatzgruppenver-
sorger droht angesichts der monopolartigen Werftenkon-
sortien, die Sie hier ins Spiel bringen, ein ähnliches
Preisdesaster. Beim Thema Eurofighter fehlt Ihnen der
Mut, endlich Verhandlungen über die dritte Tranche auf-
zunehmen. Deutschland ist wieder einmal die einzige
Nation, die sich von der EADS willfährig über den Tisch
ziehen lässt.

Wirklich eng wird es in Bezug auf geschützten
Transportraum. Wann haben Sie schon einmal die Si-
tuation, dass es im Haushaltsausschuss relativ breit, über
alle fast Fraktionen hinweg eine Initiative gibt, bei der
gefragt wird, ob wir nicht mehr für den Schutz unserer
Soldatinnen und Soldaten in gefährlichen Einsätzen
– wie bei der Stabilisierung in Afghanistan – tun kön-
nen. Die Antwort Ihres Hauses ist: Das haben wir alles,
und das, was wir nicht haben, wird schon kommen,
macht euch keine Sorgen, alles ist da. Die Realität in den
Einsatzländern ist eine andere. Wenn Sie mit den Solda-
tinnen und Soldaten sprechen, wenn einmal keine Pres-
seoffiziere danebenstehen, dann werden Sie hören, dass
das nicht der Fall ist. Sie müssen endlich anfangen, Prio-
ritäten bei der Ausgabe des Geldes zu setzen, und Sie
müssen akzeptieren, dass die Einsätze heute andere sind,
als es früher der Fall war.

Im Transportbereich gibt es eine andere Fähigkeits-
lücke. Der A400M entwickelt sich immer mehr zu einer
lahmen Ente, die nicht vom Boden wegkommt. Wenn
Sie uns heute erzählen, dass es Ihrer Ansicht nach keine
Verzögerungen in der Auslieferung geben werde, dann
kann ich Ihnen nach oben hin offene Wetten darauf an-
bieten, dass das natürlich der Fall sein wird.

Was die Nachfolgedebatte über den Transporthub-
schrauber CH-53 angeht – den Lastesel in allen humani-
tären Missionen, zum Beispiel bei der Erdbebenhilfe in
Pakistan, aber auch bei Einsätzen der Bundeswehr wie in
Afghanistan –, möchte ich nicht wissen, was dabei am
Ende wieder herauskommt. Auch da sind Sie wieder im
Begriff, etwas in den Sand zu setzen.

Zum Einsatz der Bundeswehr im Inneren muss
man sich auch noch einmal kurz die Bilanz Ihres Hauses
in Erinnerung rufen. Wir haben beim G-8-Gipfel erlebt,
dass die mecklenburgische Polizei vorübergehend die
Befehlsgewalt der Luftwaffe übernommen hat. Per
Handy hat die Polizei vor Ort Einsätze dirigiert, und der
Bundesverteidigungsminister wusste nicht, was die ei-
gene Luftwaffe macht, denn er war in Indien und Pakis-
tan im Zusammenhang mit besagten Rüstungsdeals un-
terwegs. Aber es wird immer offenkundiger, was in
entscheidenden Fragen – im genannten Beispiel handelte
es sich um eine Frage, die Sie selbst zu einer entschei-
denden erklärt haben – geschehen ist. Sie haben die
halbe Luftwaffe wegen potenzieller Terrorgefahr beim
G-8-Gipfel in Mobilität versetzt. Aber Sie wussten of-
fensichtlich nicht, was passiert, weil Sie im Ausland wa-
ren. Da frage ich mich schon: Haben Sie den Laden ei-
gentlich im Griff?

Abschließend möchte ich sagen, dass Sie viele Bau-
stellen haben, mit denen Ihr Haus fertig werden muss
und bei denen Sie aufhören müssen zu glauben, man

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(C (D önne alles so weiterführen wie immer. Sie müssen anangen, in den großen Linien umzudenken. Sie müssen ich klar werden, was das, was Sie selbst immer „comrehensive approach“ nennen, für die Bundeswehr beeutet, was es für ihre Orientierung und Ausrüstung beeutet. Sie müssen diese Fragen im Umgang mit ntscheidungen ernst nehmen. Ich fürchte, dass die 918 Millionen Euro, die der inanzminister Ihnen jetzt vom Aufschwung abgegeben at, die letzten Reste von Reformbereitschaft bei Ihnen rsticken werden. Ich fände das dramatisch, weil wir am nde alle einen außenund sicherheitspolitischen Preis erden zahlen müssen, wenn Sie nicht auf die Reform chiene kommen. Die Steuerzahlerinnen und Steuerzaher zahlen schon heute einen hohen Preis dafür, dass Sie ie zentralen Reformen im sicherheitspolitischen Beeich aussitzen. Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss. Ich hoffe, dass Sie die zweite Halbzeit nutzen werden, m aus dem sicherheitspolitischen Schläfchen aufzuwahen. Es gibt viel zu tun. Wir warten darauf, von Ihnen uch einmal Antworten zu hören. Ich gebe jetzt das Wort Susanne Jaffke für die CDU/ SU-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ein Gott, Alex, wenn ich Sie nicht kennen würde, hätte ch das wirklich alles nicht geglaubt. Wer hat Ihnen diese ede aufgeschrieben? (Beifall bei der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das macht er selber!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611109500
Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611109600

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611109700
Susanne Jaffke (CDU):
Rede ID: ID1611109800

In diesen Tagen wird aus aktuellem Anlass vielfältig
n die Geschehnisse des 11. September 2001 erinnert.
änner und Frauen – nicht nur US-Staatsbürger, sicher
enschen aller Glaubensrichtungen – fanden dabei den

od, auch Deutsche. Mehrfach haben sich ähnliche Er-
ignisse in Europa wiederholt. Erinnert sei an die An-
chläge von Madrid und London. Vor wenigen Tagen
onnten unsere Sicherheitsbehörden geplante Anschläge
n Deutschland erfolgreich verhindern. Über Ursachen
nd Hintergründe solchen für uns unzivilisatorischen
andelns gibt es viele Analysen und Interpretationen.

ch will das nicht vertiefen. Aber eines ist wichtig: Diese
insätze bestimmen seither wesentlich unser verteidi-
ungspolitisches Handeln. Nicht erst seit dem Fall des
isernen Vorhangs und nicht erst seit dem Ausbruch der
thnischen Konflikte auf dem Balkan, sondern seit eben-
ieser letztgenannten Zeit haben sich die Anforderungen
n unsere Streitkräfte verändert.






(A) )



(B) )


Susanne Jaffke
Gestatten Sie mir deshalb, dass ich mich ganz herz-
lich bei all den Soldatinnen und Soldaten bedanke, die
auf dem Balkan, in Afghanistan, am Horn von Afrika
oder vor der Küste Libanons ihren Dienst versehen. Sie
wissen, dass sie in diesen Regionen der Welt unsere ge-
meinsamen Werte – unsere freiheitliche parlamentari-
sche Demokratie, basierend auf dem christlichen Men-
schenbild – nicht nur verteidigen, sondern dass sie
zugleich als Botschafter für diese demokratischen Werte,
für Toleranz und Anerkennung des Lebens miteinander
im Einsatz sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dafür stehen unsere Soldatinnen und Soldaten ein, dafür
üben sie in der Heimat, dafür bringen ihre Familien Ver-
ständnis auf. Es lohnt sich, das hier im Parlament immer
wieder zu erwähnen. Im Alltagsgeschehen ist das schon
ein Stück Routine geworden. So werden meine Fernmel-
der in Neubrandenburg gerade mit einem Appell zu ih-
rem Einsatz auf dem Balkan verabschiedet. Ich bin hier,
kann nicht da sein; ich nehme diese Aufgabe an.

Auf diese neuen Herausforderungen werden die Bun-
deswehrplanungen ausgerichtet. Auf diese Herausforde-
rungen sollen die Strukturanpassungen, genannt
„Transformation“, zielen, und dem soll auch die auszu-
planende und umzusetzende Zielstruktur der zivilen Ver-
waltung dienen. Die Beschäftigten brauchen diese Struk-
turen, damit sie endlich wissen, wo ihre zukünftige
Tätigkeit sein wird.

Der Einzelplan 14, den wir hier in erster Lesung bera-
ten, soll dem Anspruch gerecht werden, die Investitionen
in Sicherheit im Einsatz – verbunden mit optimalen
Übungsmöglichkeiten in der Heimat einerseits und ande-
rerseits natürlich mit der Landesverteidigung – zu ge-
währleisten. Dass dazu in den letzten Jahren eine Reihe
von Beschaffungsvorgängen vorbereitet und auf den
Weg gebracht wurden, ist bekannt. Dass der Haushalt
eng ist, wissen die Insider. Dass es noch einiger Projekte
dringend bedarf – zum Beispiel des geschützten Trans-
portfahrzeugs Puma und des dritten Einsatzgruppenver-
sorgers –, ist ebenso bekannt und erklärtes strategisches
Ziel.

In der mittelfristigen Finanzplanung des Wehretats ist
ein Etataufwuchs vorgesehen. Das ist erfreulich, den-
noch nicht üppig. Investiven Nachholbedarf gibt es
ebenso bei der Kasernensanierung West. Die Koalition
wird darauf bei den Etatberatungen besonderes Augen-
merk legen. Geplante Ausgabenaufwüchse ergeben sich
in dem zu beratenden Etat bei der Modernisierung der
IT-Ausstattung – Projekt „Herkules“ – und im Bereich
von Materialerhaltung und -instandsetzung. Sowohl
beim Investitionsvorhaben „Herkules“ als auch bei der
Erhaltung und Instandsetzung von wehrtechnischem
Material sollen Auftragsausgestaltung und -vergabe in
enger Partnerschaft mit mittelständischen Betrieben or-
ganisiert werden. Auch darauf wird die Koalition beson-
deres Augenmerk legen.

Gestatten Sie mir eine Bemerkung zur Wehrgerech-
tigkeit. Ich stehe zur Wehrpflicht. Sie steht im Koali-

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(C (D ionsvertrag für diese Legislaturperiode, sollte aber auch arüber hinaus gelten. Verbunden mit der Wehrpflicht ind in unserem Land nämlich vielfältige andere soziale ienstleistungen. Selbstverständlich kann ein junger inzuberufender in den vielen Einrichtungen der Sozialienste auch Zivildienst leisten, der mit Sicherheit eine örperliche und mentale Herausforderung darstellt. Aber uch Ehrenamtorganisationen wie Technisches Hilfserk, Rotes Kreuz, Malteser Hilfsdienst, Johanniter und ndere profitieren von dem bewährten System der Wehrflicht. All diese gesellschaftlichen Leistungen durch auptamtliche erbringen zu lassen, würde unsere öffent ichen Haushalte überfordern. So sollten wir uns auch ier zur allgemeinen Wehrpflicht bekennen. Die Koaliion wird nach Wegen der Finanzierung der Wehrsoldanassung, die überfällig ist, suchen und sie ermöglichen. Allen in diesem Hause, die sich mit der Organisaionsstruktur des Einzelplans 14 auskennen, wissen, dass ieses Zahlenwerk dringend einer organisatorischen mgestaltung bedarf. Alle Berichterstatter sind in die em Zusammenhang aktiv geworden und haben der Veraltung aufgegeben, das Zahlenwerk übersichtlicher, in apitel und Titel, zu strukturieren, die Zahl der De kungsvermerke einzuschränken und damit die Transpaenz zu erhöhen. Dennoch bleibt dieser Etat in gewisser eise unparlamentarisch, weil der Verwaltung durch eckungsverbünde große Flexibilität bei Ausgabenan orderungen gegeben wird. Die Koalition wird auch weiterhin ihr Augenmerk arauf richten, dass die parlamentarisch gebilligten Mitel dort eingesetzt werden, wo die Politik die Schwerunktsetzung vorgenommen hat. Dies dient nicht nur der rwähnten Transparenz, sondern sichert den effizienten insatz der Mittel. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit im Haushaltsusschuss zu den Einzelplanberatungen und danke für hre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611109900

Jetzt spricht Johannes Kahrs für die SPD-Fraktion.


Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1611110000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen

nd Kollegen! Der vorliegende Verteidigungshaushalt
mfasst 29,3 Milliarden Euro. Das sind 918,5 Millio-
en Euro mehr als 2007 und entspricht einer Steigerung
on 3,2 Prozent. Trotzdem sinkt der Anteil des Verteidi-
ungsetats am Gesamthaushalt. Ein genauer Blick in den
aushalt zeigt, dass der Anteil der Personalausgaben ge-
enüber dem letzten Haushalt deutlich sinkt, dass der
bbau der Zahl der Zivilbeschäftigten planmäßig voran-
eht und die Betriebsausgaben gesenkt werden. Die
usgaben für Materialerhalt steigen. Dies ist kritisch,
eil teilweise auch neues Gerät mit höheren Be-

riebsausgaben verbunden ist als altes. Das betrifft insbe-
ondere den Materialhaushalt.






(A) )



(B) )


Johannes Kahrs
Wir alle wissen, dass der gesamte Bereich der Betrei-
berverträge anwächst. Frau Hoff hat es bereits erwähnt.
Das liegt insbesondere daran, dass das IT-Projekt „Her-
kules“ zum ersten Mal in vollem Umfang im Haushalt
dotiert ist.

Wir kennen die Zahlen. Der Minister ist vielfach kriti-
siert worden. Wir alle kennen das Problem: Der Etat ist,
wie er ist. Die Bundeswehr hat Probleme. Diese Koali-
tion versucht aber, Schwerpunkte zu setzen, um diese
Probleme zu beheben. Das wird man nicht sofort hinbe-
kommen, aber wir verfolgen eine gute Linie. Der Vertei-
digungsetat wächst, wie gesagt, um 3 Prozent. Im Gro-
ßen und Ganzen wird die Linie von Peter Struck
fortgesetzt. An dieser Stelle möchte ich Peer Steinbrück
danken, der es ermöglicht hat, diesen Aufwuchs umzu-
setzen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wenn man sich mit diesem Haushalt beschäftigt, dann
erinnert man sich an mancher Stelle an ein altes Gedicht
aus dem Dreißigjährigen Krieg, das folgendermaßen lau-
tet:

Gott und den Soldaten ehrt man
in Zeiten der Not – und nur dann!
Denn ist die Not vorüber und die Zeiten gewandelt,
wird Gott schnell vergessen und der Soldat
schlecht behandelt.

Das gilt in Teilen leider auch für die Bundeswehr. Daran
können das Ministerium und die Koalitionen – wie auch
immer sie aussehen – arbeiten, aber das Problem wird
weiter fortbestehen. Das ergibt sich schon aus der Größe
der Bundeswehr, der planwirtschaftlichen Struktur, die
wir uns selber auferlegt haben, aus den Verwaltungs-
strukturen und den Gesetzen und Vorschriften, die wir
selber beschlossen haben und die es uns manchmal un-
möglich machen, das zu erreichen, was wir selber wol-
len.

Für die Bundeswehr sind drei Bereiche besonders
wichtig, um zukunftsfähig zu sein und das Personal an-
zuwerben, das wir brauchen. Dazu gehören erstens die
Besoldung der Soldaten, zweitens ihre Unterbringung –
das hat etwas mit der Infrastruktur zu tun – und drittens
die Ausrüstung. Das alles führt im besten Fall zu einer
gewissen Berufszufriedenheit, die wiederum zur Folge
hat, dass sich Menschen dafür entscheiden, den Beruf
des Soldaten zu ergreifen.

Die Koalition bemüht sich, in diesen Bereichen etwas
zu tun. Die Anhebung des Wehrsoldes um 2 Euro ist
nicht weltbewegend, aber ein Schritt in die richtige
Richtung. Gleichzeitig wollen wir uns langfristig bei der
Besoldung der Soldaten konzeptionell eher an der Bun-
despolizei orientieren als an der gegenwärtigen Situation
in der Bundeswehr. Otto Schily hat die Bundespolizei
hervorragend ausgestattet. Angesichts der Gehaltsstruk-
turen kann man nur wünschen, dass sie irgendwann auch
auf die Bundeswehr übertragen werden.

Strukturveränderungen bei den Beamtenbesoldungen
– wie sie zum Beispiel derzeit im Bundesinnenministe-
rium geplant werden – dürfen nicht zu Belastungen der

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(C (D annschaftsdienstgrade – der Feldwebel mit und ohne ortepee – bei der Bundeswehr führen. Das ist für uns in ieser Koalition im Verteidigungsbereich nicht akzeptael. Beim Thema Infrastruktur hat man manchmal das efühl, dass der Soldat schlecht behandelt wird. Es gibt nsbesondere im Westen Bundeswehrstandorte, in denen n den letzten Jahren nichts passiert ist. Darüber kann an lange diskutieren. Ich habe mir in den letzten Wohen und Monaten unzählige Standorte angesehen. Zum eispiel der Standort Schwarzenborn in Hessen und iele andere mehr stehen dafür. Ich glaube, wir alle weren etwas tun müssen, um hier für Verbesserungen zu orgen. Frau Hoff hat gesagt, dass die 123 Millionen Euro, ie die Koalition zusätzlich einstellt, nur ein Tropfen auf en heißen Stein seien. Wir könnten noch viel mehr rauflegen. Aber das änderte im Kern nichts. Das Prolem, das wir mit den veralteten, teilweise maroden Kaernen aus den 60erund 70er-Jahren haben, besteht dain, dass die Strukturen nicht funktionieren. In einer aserne ist üblicherweise der S 3 für entsprechende An orderungen zuständig. Wenn er nicht gerade im Ausland st, wenn er nicht gerade anderweitig überlastet ist und enn er nicht gerade einer Battle-Group oder anderen ur Verfügung stehen muss, passiert das irgendwann uch. Danach kümmert sich der Infrastrukturstab darum. arauf folgt die Wehrverwaltung mit ihren neu geschaf enen Servicecentern in der einen oder anderen Variante, it der einen oder anderen Stufe. Darauf folgt die Lan esbauverwaltung. Hier gibt es unterschiedliche Qualitäen. Das sollten wir uns einmal vor Augen führen: Wir inanzieren Landesbauverwaltungen, die die Bundesläner selber nicht mehr nutzen und die uns teilweise nur äßig dienen. Ich könnte auch Positives anmerken. Aber n letzter Zeit habe ich eher Negatives feststellen müsen. Im Ergebnis wird dann ausgeschrieben. Wer die Auschreibung gewinnt, kümmert sich um die Infrastruktur. ie Landesbauverwaltung kontrolliert das. Die Soldaten elber haben nicht einmal Zugang zu der Baustelle in iher eigenen Kaserne. Man darf nicht vergessen, dass uch das Bundesfinanzministerium eine Rolle spielt. Es uss jeden Quadratmeter absegnen. Das sind Struktu en, die es eigentlich unmöglich machen zu bauen. Wir ollten uns also in nächster Zeit um die Strukturen kümern; denn dort versickert das Geld. Hierdurch werden oldaten frustriert und entstehen Zustände wie beispielseise in Schwarzenborn und Fritzlar. Das darf nicht ein. Hier muss sich etwas ändern. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Schauen wir uns einmal den dritten Bereich an, die
usrüstung. Die Bundeswehr, die Verwaltung und der
inister bemühen sich, die Soldaten bestmöglich auszu-

tatten. Wir haben zu diesem Zweck einmal den Einsatz-
edingten Sofortbedarf geschaffen, ein hervorragendes
nstrument, von der Verwaltung aber nicht geliebt, weil






(A) )



(B) )


Johannes Kahrs
es in großem Maße verwaltungsfrei ist. Die Mittel zur
Deckung des Einsatzbedingten Sofortbedarfs wurden
aber in den letzten Jahren zunehmend zurückgefahren
oder teilweise nicht ausgeschöpft. Das liegt unter ande-
rem daran, dass die Verwaltung die Vorschriften für den
Einsatzbedingten Sofortbedarf verschärft hat mit der Be-
gründung, dass man das auch über die normalen Versor-
gungswege schaffen könne. Wer im Einsatz war, weiß,
dass das nicht geht. Man wird also darüber nachdenken
müssen, ob es nicht sinnvoll ist, den Mittelansatz zur
Deckung des Einsatzbedingten Sofortbedarfs wieder auf
das ursprüngliche Niveau anzuheben und dafür zu sor-
gen, dass es in diesem Bereich keine Deckungsfähigkei-
ten gibt und die Mittel einzig und allein dafür ausgege-
ben werden. Man sollte das Ganze relativ einfach
gestalten, damit die Kollegen aus den Ausschüssen,
wenn sie im Einsatzgebiet sind, reagieren können, wenn
es notwendig ist. Unsere eigene Verwaltungsstruktur
darf uns nicht behindern.

Wir haben uns jahrzehntelang – wer die Bundeswehr
kennt, weiß das – auf den großen vaterländischen Krieg
vorbereitet. Er ist nicht gekommen. Nun stimmen die
Strukturen nicht. Wir arbeiten an der von der Kollegin
Jaffke vorbereiteten Transformation. Das ist ausgespro-
chen schwierig. Das hängt damit zusammen, dass wir
Beschaffungsstrukturen haben, die durch ein Nebenein-
ander von zivilem und militärischem Bereich gekenn-
zeichnet sind. Man möge sich in diesem Zusammenhang
einmal das Grundgesetz anschauen. Art. 87 b ist in gro-
ßen Teilen verzichtbar. Ich würde mich freuen, wenn der
Minister das aufgreifen würde. Die SPD hat das schon
einmal gefordert. Im Ergebnis ist es nicht einsichtig, wa-
rum das Nebeneinander von zivilem und militärischem
Strang fortbestehen sollte. So wird oft etwas doppelt
produziert. Man sollte die beiden Stränge zusammenfüh-
ren. Es ist derzeit so, dass in der Rüstungsabteilung
Zivilisten und Soldaten gut zusammenarbeiten. Diese
Doppelstruktur wird gerade verändert; denn das ist schi-
zophren. Nutzer und diejenigen, die die Geräte beschaf-
fen, gehören zusammen, nicht auseinander.


(Beifall bei der SPD)


Die weiteren Probleme möchte ich hier nur kurz an-
reißen. Zum Beispiel haben wir selber beschlossen, die
Zahl der Transporthubschrauber vom Typ CH-53 von
über 100 auf 90 bzw. demnächst auf 80 zu reduzieren.
Wer heute in die Einsatzgebiete geht, weiß, dass wir den
CH-53 brauchen. Dieser wird international immer wie-
der angefordert; denn Hubschraubertransportkapazitäten
sind knapp. Wir sollten darüber nachdenken, ob es nicht
sinnvoll ist, den Beschluss, die Zahl auf 80 zu reduzieren,
zurückzunehmen und den Bestand bei 90 Stück zu hal-
ten. Wenn es drei oder vier mehr sind, ist das auch nicht
schlimm; denn das sind wertvolle Maschinen, und neue
schwere Transporthubschrauber wird es lange nicht
mehr geben. Wir alle wissen, dass wir von einer großen
europäischen Firma Hubschrauber erwarten, die seit Jah-
ren nicht kommen bzw. zu spät angeliefert werden.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Sie haben jetzt etwas übertrieben!)


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(C (D nsere alten Hubschrauber werden schneller ausgehast, als neue in Dienst gestellt werden. Wenn die euen nicht kommen, dann muss man die Ausphasung erschieben. Ich komme zum Ende und habe noch eine kurze Anerkung. Der Einsatz der Bundeswehr im Innern ist das etzte, was die Bundeswehr braucht. Die SPD steht zur ehrpflicht und zur Wehrpflicht plus, nämlich zur Freiilligkeit. Menschen müssen dazu animiert werden, zur undeswehr zu gehen. Das muss man ihnen leicht mahen. Das wollen wir auch in dieser Koalition. Glück auf! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611110100

Für die Linke hat das Wort die Kollegin Inge Höger.


(Beifall bei der LINKEN)



Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611110200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

olitik der Bundesregierung führt unser Land hochge-
üstet in die militärische Sackgasse. Wir müssen uns
larmachen, worüber wir hier gerade reden. Der Einzel-
lan 14 ist kein Verteidigungshaushalt mehr. Nein, es
eht hier in weiten Teilen um einen Rüstungshaushalt.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Bundeswehr wird für Kriege und Besatzung über-
ll auf diesem Globus fit gemacht.


(Zuruf von der SPD: Quatsch!)


us einer Armee, deren größter Erfolg darin bestand,
icht eingesetzt zu werden, aus einer Armee, für die
rieden der Ernstfall war, haben deutsche machtpoliti-
che Ambitionen eine Armee im Einsatz gemacht. Von
inem „Einsatzhaushalt“ war schon die Rede.

Krieg und Besatzung gibt es nicht zum Nulltarif.
iele bezahlen, wenige profitieren. Faktisch sind viele
rojekte nichts anderes als Subventionen für die Rüs-

ungsindustrie. Allein die Praxis der Preisfortschreibung
ichert den Unternehmen regelmäßig Extragewinne in
illionenhöhe. Die Zeche für diese haushaltspolitisch

nd inhaltlich verfehlte Politik zahlen unter anderem die
enschen in den Einsatzgebieten, nicht zuletzt dadurch,

ass zwar Geld für den Militäreinsatz zur Verfügung
teht, jedoch nicht in ausreichendem Maße für zivile
ntwicklung.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die Zeche zahlen die Anwohnerinnen und Anwohner
on militärisch genutzten Flughäfen und Übungsplätzen
ie dem Gefechtsübungszentrum in der Colbitz-Letzlin-
er Heide bei Magdeburg. Lärm und Umweltzerstörung
ollen zukünftig durch einen weiteren Ausbau des
bungsgeländes noch zunehmen. Die dafür veran-

chlagten 34 Millionen Euro für das Jahr 2008 wären
innvoller in die Renaturierung des Geländes investiert.






(A) )



(B) )


Inge Höger

(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die Zeche zahlen aber auch die Steuerzahlerinnen
und Steuerzahler, und das, obwohl die Mehrheit der
Menschen in diesem Lande eindeutig gegen die militäri-
sche Außenpolitik ist. Eine Umfrage des Sozialwissen-
schaftlichen Instituts der Bundeswehr stellt fest: 68 Pro-
zent der Menschen in der Bundesrepublik bejahen den
Satz – hören Sie jetzt gut zu –: Konflikte innerhalb eines
Staates oder zwischen Staaten lassen sich immer mit
friedlichen Mitteln lösen. Die größte Bedrohung sehen
die Befragten in der Kürzung der Sozialleistungen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die Erwartungen der Bevölkerungen werden von der
Regierung bewusst ignoriert. Stattdessen wird in gefähr-
liche und teure Rüstungsprojekte investiert, von denen
ich hier drei Projekte beispielhaft anführen möchte.

Für 2,6 Milliarden Euro sollen in den nächsten Jahren
vier Fregatten vom Typ F 125 gebaut werden. Die
Fregatte F 125 ist ein Kriegsschiff im gefährlichsten
Sinne. Die Fregatte wird zukünftig auch als Aktions-
plattform für Einsätze von Spezialkräften dienen. Die
F 125 ist in der Lage, Angriffe und Überfälle auf feindli-
ches fremdes Territorium durchzuführen, zu unterstützen
und aufrechtzuerhalten. Die Anschaffung der Fregatte
wird unter Berücksichtigung von Preissteigerungen, zu-
sätzlicher Bewaffnung und Infrastruktur schnell weit
über 3 Milliarden Euro verschlingen. Die Linke lehnt
dieses und weitere Marinerüstungsprojekte ab. Wir wol-
len keine deutsche Kriegsflotte.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Auch das unsägliche Eurofighterprojekt für insge-
samt mehr als 20 Milliarden Euro sei hier noch einmal
genannt. Die gigantische Geldverschwendung und das
Sponsoring der Rüstungsindustrie durch dieses Projekt
kritisiert die Linke schon seit Jahren. Nun wird durch die
Aufrüstung des Eurofighters für die sogenannte Mehr-
rollenfähigkeit der ursprüngliche Abfangjäger zur An-
griffswaffe mit Befähigung zu Flächenbombardements.
Dies ist eine Kriegsmethode, die zwangsläufig zu
Opfern unter der Zivilbevölkerung führen muss und je-
den Konflikt nur anheizen kann. Wir brauchen den Euro-
fighter nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Mit dem Airbus A400M sollen deutsche Soldaten zu-
künftig in Auslandseinsätze verfrachtet werden. Wer die
Bundeswehr nur zur Verteidigung einsetzt, der braucht
nicht über 9 Milliarden Euro für strategische Verlegbar-
keit der Soldatinnen und Soldaten ausgeben. Solchen
gigantischen Ausgaben für Projekte, die aggressive und
gefährliche Out-of-area-Einsätze ermöglichen, kann und
wird die Fraktion Die Linke nicht zustimmen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die effektivste Sicherheitspolitik nach innen und nach
außen ist Armutsbekämpfung. Stoppen Sie den Rüs-

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(C (D ungswahnsinn! Stoppen Sie die Auslandseinsätze und nvestieren Sie in zivile Alternativen! Jetzt spricht Thomas Silberhorn für die CDU/CSU raktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Zur geänderten Bedrohungslage, in der wir ns befinden, hat vor wenigen Tagen Walter Laqueur, er als Vater der internationalen Terrorismusforschung ilt, einen bemerkenswerten Beitrag in der Welt geleiset. Er schreibt: Der Terrorismus ist in unserer Zeit … die mehr oder weniger normale Form von Gewalt zwischen und innerhalb von Staaten. azu stellt er fest, dass es im 19. Jahrhundert noch so etas wie einen terroristischen Ehrenkodex gegeben habe. ieser Kodex von Anarchisten habe festgelegt, dass At entate nur auf verhasste führende Persönlichkeiten auseübt würden und dass man zu vermeiden versuche, dass nschuldige Opfer werden. Heute herrsche dagegen ahlloses Morden, das den Fortbestand unserer Zivilisa ion infrage stellt. Damit ist sehr deutlich umschrieben, dass die Verundbarkeit offener Gesellschaften durch einige weige nationalistisch oder religiös motivierte Fanatiker eutlich gestiegen ist. Die neuen Bedrohungen verlanen auch neue Antworten, und eine dieser Antworten autet: Wir müssen neue Bedrohungen dort bekämpfen, o sie entstehen. Das ist der Grund dafür, dass wir deut che Soldatinnen und Soldaten in Krisengebiete schiken. In Afghanistan, an einem unserer wichtigsten Einatzorte, wird die Sicherheitspräsenz der internationalen emeinschaft sowohl im zivilen als auch im militäri chen Sektor weiterhin erforderlich sein, solange Afghaistan nicht selbst in der Lage ist, eigenverantwortlich nd ausreichend wirksam gegen Terroristen vorzugehen. eshalb befürwortet die CSU-Landesgruppe die Fortset ung der deutschen Beteiligung an OEF wie an der SAF-Mission. Die afghanische Bevölkerung kennt die Differenzieung, die in der Diskussion in Deutschland gemacht ird, übrigens nicht. Sie nimmt den Einsatz der interna ionalen Gemeinschaft als Ganzes wahr, also ohne zwichen OEF und ISAF zu unterscheiden. Ich meine, wir ollten keine Zweifel an der Solidarität Deutschlands mit einen NATO-Partnern durch eine Diskussion über einen inseitigen Rückzug aus OEF wecken. Die Perspektive muss vielmehr sein, die Frage zu bentworten: Was braucht dieses Land, Afghanistan? Ich laube, wir müssen als unser Ziel definieren, die afgha Thomas Silberhorn nische Regierung in die Lage zu versetzen, sobald wie möglich aus eigener Kraft gegen Aufständische und Terroristen in ihrem Land vorzugehen. Dazu ist es notwendig, dass wir die afghanischen Sicherheitskräfte stärken und dass wir mehr für die Ausbildung und Ausstattung der afghanischen Armee und der Polizei tun. Herr Bundesverteidigungsminister, ich freue mich, dass es gelungen ist, diese Aspekte im Afghanistan-Konzept der Bundesregierung zu verankern. Wir müssen allerdings auch dafür sorgen, dass die deutschen Soldatinnen und Soldaten, die wir in Auslandseinsätze schicken, optimal ausgebildet und bestmöglich ausgestattet sind, im Übrigen nicht nur im Einsatz, sondern auch bei der Vorbereitung auf Einsätze. Dazu sind ausreichende Finanzmittel notwendig. Die Höhe dieser Finanzmittel müssen wir nach den Erfordernissen der Einsätze bemessen. Wenn der Bundestag Auslandseinsätze beschließt, dann ist es auch unsere Verpflichtung, dafür zu sorgen, ausreichende Finanzmittel für ebendiese Einsätze zur Verfügung zu stellen. Insoweit begrüße ich ausdrücklich, dass es gelungen ist, den Verteidigungshaushalt zu erhöhen, um 3,2 Prozent auf 29,3 Milliarden Euro. Das setzt ein wichtiges Signal: Der Deutsche Bundestag unterstützt die Streitkräfte, damit sie ihren Auftrag erfüllen können. Der Aufwuchs des Verteidigungsetats wird es ermöglichen, die Umsetzung des Vorhabens, geschützte Fahrzeuge zu beschaffen, zu erleichtern und die Modernisierung der Kasernen anzugehen. Das ist im Übrigen nicht nur ein Problem der letzten zwei Jahre; vielmehr werden diese Kasernen seit vielen Jahren vernachlässigt. Jetzt endlich gelingt es, hier vorwärtszukommen. Ich begrüße es ausdrücklich, dass wir vonseiten des Bundestags die Initiative ergriffen haben, den Wehrsold zu erhöhen, der seit 1999 nicht mehr verändert worden ist. Das ist ein positives Signal an die Bundeswehr und aus meiner Sicht ein Einstieg in eine verbesserte Finanzlinie für den Verteidigungshaushalt. Lassen Sie mich kurz auf das Thema Einsatz-Weiterverwendungsgesetz eingehen; der Bundesverteidigungsminister hat es vorhin angesprochen. Ich möchte es ausdrücklich erwähnen, weil ich denke, dass die bisherige Situation – wir haben Lücken in der Versorgung von Soldaten, die in einem Einsatz versehrt worden sind – untragbar ist. Es ist eine zwingende Folge des Wandels der Bundeswehr hin zur Armee im Einsatz, dass wir diese Versorgungslücken schließen. Deswegen ist es gerechtfertigt, dass wir einen Anspruch auf unbefristete Weiterbeschäftigung nicht nur für Soldaten einführen, die im Einsatz dauerhaft geschädigt wurden, sondern ebenso für Zivilpersonal der Bundeswehr und anderer Bundesressorts sowie auch für die Mitglieder des Technischen Hilfswerkes. Dies alles ist ein erheblicher Fortschritt, den wir in diesem Haus unterstützen sollten. (Beifall des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611110300

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1611110400

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Lassen Sie mich einige Anmerkungen zur Zukunft er Wehrpflicht machen. Ich meine, dass die Wehrflicht im 50. Jahr ihres Bestehens von zentraler Bedeuung für unsere Sicherheitsvorsorge bleibt. Sie ist weiterin die Basis für die Rekrutierung von qualifiziertem achwuchs. Gerade dieses Argument sollte man nicht ering schätzen; ich verweise auf die Probleme unserer ATO-Partner bei der Rekrutierung von Nachwuchs für hre Berufsarmeen. Die Wehrpflicht gewährleistet außerdem, dass die undeswehr weiterhin in der Gesellschaft verankert leibt. Es ist ebendiese Bundeswehr, die mit Wehrpflicht rganisiert ist, die sich bei ihren Einsätzen im Ausland öchste Anerkennung erworben hat. Ich bin schon der Ansicht, dass die Wehrpflicht auch azu beiträgt, die Verantwortung der Bevölkerung für ie Wahrung unserer Sicherheit aufrechtzuerhalten. Desegen lehnt die CSU Pläne ab, die de facto auf eine Ab chaffung der Wehrpflicht hinauslaufen. Ich bin allerdings auch der Ansicht, dass wir das hema Wehrgerechtigkeit sehr ernst nehmen müssen. Es andelt sich nach meinem Dafürhalten nicht nur um eine erfassungsrechtliche Frage. Es gibt auch im Rahmen es verfassungsrechtlich noch Zulässigen so etwas wie ine gefühlte Wehrungerechtigkeit, deren wir uns annehen. Allerdings ist nach meiner Einschätzung der Bedarf n Diensten für unsere Sicherheit gewachsen und nicht leiner geworden. Deswegen rege ich an, darüber nachudenken, die Wehrpflicht eher zu einer sicherheitspoliisch begründeten Dienstpflicht weiterzuentwickeln, enn nur so die Wehrgerechtigkeit aufrechterhalten weren kann. Es ist nicht nur der Wehrdienst, der unserer Sicherheit ient; es sind auch Dienste im Zivilschutz und – wenn ie Bundesländer mitmachen – im Katastrophenschutz; ber auch die Entwicklungshilfe kann man dazuzählen, enn man einen weiten Sicherheitsbegriff wie den der räventiven Sicherheit zugrunde legt. Wenn dazukommt, dass wir Freiwilligendienste großügiger auf eine solche Dienstpflicht anrechnen – das ist as, was heute im Bereich des Zivildienstes schon mögich ist –, dann würde ein solches Modell einer sichereitspolitisch motivierten Dienstpflicht mehr Wehrgeechtigkeit schaffen, und sie wäre ohne eine erfassungsänderung umsetzbar. Im Ergebnis möchte ich feststellen: Sicherheitsvororge lässt sich jedenfalls nicht outsourcen und nicht priatisieren; sie geht uns weiterhin alle an. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich erteile das Wort jetzt dem Kollegen Gert inkelmeier. Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Minister Jung, was macht ein Minister, wenn er das Parlament davon überzeugen will, dass sein Ressort unterfinanziert ist? Er appelliert an das Mitleid der Abgeordneten. In den 1970er-Jahren nahm dies schon einmal ausgesprochen skurrile Züge an. Da wurde allen Ernstes eine Blattobergrenze für Toilettenpapier pro Soldat und Tag erwogen; man musste ja sparen. Sie sehen, Kolleginnen und Kollegen: Das Jammern des BMVg nach mehr Steuergeldern ist überhaupt nichts Neues. Deswegen müssen wir genau hinsehen, wofür die öffentlichen Gelder im Verteidigungshaushalt verwandt werden. Der Verteidigungsetat ist mit 29 Milliarden Euro der drittgrößte Haushaltsposten. Man kann es gar nicht oft genug wiederholen: Er umfasst 29 Milliarden Euro, und es gibt nicht eine einzige reale oder sich abzeichnende Bedrohung für unser Land, die mit militärischen Mitteln abgewendet werden könnte. Dies gilt für den Terrorismus ebenso wie für das organisierte Verbrechen. Dass die Vorgängerregierung der NATO-Strategie zugestimmt hat, die Flüchtlinge als Bedrohung einzustufen, kann wohl auch kein Mensch mit klarem Verstand verstehen. Schlussendlich ist auch die Landesverteidigung auf der Prioritätenliste Ihres Weißbuchs ganz nach unten gerutscht, denn wir sind nur noch von Freunden umzingelt, wie dies schon einer Ihrer Amtsvorgänger sagte. Dieses Bonmot gefällt mir übrigens wesentlich besser als das eines anderen Amtsvorgängers, das sich auf die Verteidigung Deutschlands am Hindukusch bezog. Nun werden Sie einwenden: Aber wir müssen doch in Krisenregionen den Frieden wieder herstellen und für den Wiederaufbau zerfallener Staaten sorgen. – Nehmen wir einmal an, dass es Ihnen tatsächlich darum geht, so kann ich Ihnen nur erwidern: Damit sind Sie schon im Kosovo und auch in Afghanistan hereingefallen. Wie viele Versuche und Irrtümer brauchen Sie denn noch? Die Bevölkerung ist da in ihrem friedenspolitischen Denken bereits wesentlich weiter als die Bundesregierung. Sie hat offenbar keine Lust auf die vom stellvertretenden Chefredakteur der Zeit, Herrn Ulrich, in der Nummer 35 empfohlenen „Experimente, auch mit Menschenleben“. Nun zum Positiven dieses Haushaltentwurfs: Herr Minister, Sie erhalten in den nächsten vier Jahren rund 2 Milliarden Euro zusätzlich. Ich begrüße ausdrücklich, dass Sie dies zum Anlass nehmen, endlich die teils katastrophalen Zustände in den Kasernen zu beseitigen, die Sie ja nicht zu verantworten hatten, auch wenn mit den dafür in den kommenden vier Jahren jeweils vorgesehenen 175 Millionen Euro der Investitionsstau von 2 Milliarden Euro bei der Infrastruktur nicht vollständig aufgelöst werden kann. Auch die Wehrsolderhöhung um 2 Euro pro Tag, was circa 46 Millionen Euro pro Jahr ausmacht, war seit Jahren überfällig. S f P i a D d r A d s E m S 2 U D 1 f s ü f W – r g w s s e v D s s h e J a e p f k d (C (D Das war es aber auch schon mit dem Positiven. chließlich sind diese rund 221 Millionen Euro pro Jahr ür Soziales in den nächsten vier Jahren nun wirklich eanuts beim Vergleich mit denjenigen Summen, die Sie n den kommenden Jahren für neue Rüstungsvorhaben usgeben wollen. as, was Sie damit vorhaben, passt überhaupt nicht zu en ständigen Beteuerungen, es gehe der Bundesregieung ausschließlich darum, anderen Ländern unter die rme zu greifen, ihnen Demokratie, Stabilität und Frieen zu bringen. Braucht man dazu 180 Eurofighter, dieses Überbleibel aus dem Kalten Krieg, für 16 Milliarden Euro plus ntwicklungskosten? Braucht man dazu Fregatten F 125 it der Möglichkeit, zwei Jahre lang ununterbrochen eekrieg führen zu können, wofür der Steuerzahler ,6 Milliarden Euro ausgeben muss? Braucht man dazu -Boote für 2,8 Milliarden Euro? Braucht man für die emokratie in anderen Ländern ein paar Korvetten für Milliarde Euro? Braucht man dazu Panzerhaubitzen ür 1 Milliarde Euro, die gegen die Armeen des Warchauer Vertrages entwickelt wurden, den es seit 1991 berhaupt nicht mehr gibt? Diese Waffen braucht man ür Demokratie und Frieden nicht. Ein Blick in Ihr Weißbuch zeigt, worum es Ihnen in irklichkeit geht. Nach dem Vorbild der US-Marines Stichwort Marines Expeditionary Force – soll die Ma ine eine Expeditionsmarine werden; ergänzt um strateischen Lufttransport und Einsatzgruppenversorger, ollen Sie dann weltweite Machtprojektionen im klas ischen Sinn machen. Das offiziöse Marineforum chwärmt geradezu von der Hochseekriegsführung mit inem Expeditionskorps – früher auf der falschen, heute ermeintlich auf der richtigen Seite –, um politisch ruck zu machen und die Rohstoffversorgung der Wirt chaft notfalls militärisch sicherzustellen, im Schulterchluss und technisch kompatibel mit der NATO. Was die Führungsmacht aus der NATO machen will, at die US-Botschafterin bei der NATO, Frau Nuland, ine führende Neokonservative, der Financial Times im anuar 2006 verraten: Die USA wollen ein völlig nderes – wörtlich sagte sie: animal, also Tier –, also ine völlig andere NATO, und zwar unter Einschluss Jaans, Neuseelands und Australiens. Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Ende. Ich komme zum Ende. – Dieser Kurs bringt eine De acto-Marginalisierung der UNO mit sich, und die Einreisung vermeintlicher Rivalen verstößt gegen das Frieensgebot des Grundgesetzes. Vielen Dank. Der Kollege Dr. Hans-Peter Bartels hat jetzt das Wort für die SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich zum Schluss dieser Debatte einige grundsätzliche Bemerkungen machen. Die Bundeswehr steht unter dreifachem Druck: Erstens. Sie ist im Auslandseinsatz täglich gefordert und muss über Jahre durchhaltefähig sein. Das ist heute der Ernstfall. Zweitens. Die Bundeswehr wird von Grund auf modernisiert. Wir nennen das Transformation. Aber auch mit solch einem modernen Etikett geschieht das nicht von selbst. Da ist Tag für Tag viel Arbeit und Antiarbeit zu leisten. Für die, die den Begriff „Antiarbeit“ nicht kennen: Damit wird die Arbeit bezeichnet, die geleistet werden muss, um die Folgen der Arbeit anderer Leute zu beseitigen. Drittens. Es ginge vieles leichter, wenn mehr Geld da wäre. Ist es aber nicht. Wir sind heute froh, dass der Finanzminister über die alte Linie hinaus 500 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung stellt. Das ist mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein, aber für die Bundeswehr natürlich zu wenig, um wirklich attraktiv dastehen und ausreichend Ausrüstung beschaffen zu können. Ich will einen Maßstab nennen, welcher Betrag aus meiner Sicht ausreichend wäre: Zu Zeiten des Kalten Krieges, als die Bundeswehr noch 500 000 Mann stark war, hatte der Verteidigungsetat einen Anteil von 20 Prozent am Gesamthaushalt des Bundes. Heute sind unsere Streitkräfte genau halb so groß, nämlich 250 000 Soldaten, und der Anteil des Verteidigungshaushaltes liegt bei 9 Prozent. Der Bundeswehretat ist also schneller geschrumpft als die Bundeswehr selbst. Ich meine, 10 Prozent des Bundeshaushaltes für die Bundeswehr, also genau die Hälfte von früher, stellten eine Größenordnung dar, die okay wäre. Der vorliegende Haushalt ist ein Schritt in diese Richtung. Herr Minister, Sie kommen voran. Dazu beglückwünsche ich Sie. Das war nicht selbstverständlich. Das musste verhandelt werden. Noch eine grundsätzliche Bemerkung. Wir hören oft Klagen darüber, auch aus der Generalität, die Bundeswehr sei mit den laufenden Auslandseinsätzen strukturell überfordert. Die Einsätze störten den ordnungsgemäßen Grundbetrieb, sie störten die anspruchsvolle Ausbildung, und sie störten die Transformation. Dazu muss man sagen: Entschuldigung, das war von der Politik anders gemeint. Der Grundbetrieb, die Ausbildung und die Transformation sollten eigentlich dazu dienen, die Auslandseinsätze zu ermöglichen, statt sie zu behindern. Stimmt da vielleicht irgendetwas nicht? Streitkräfte, die so sehr mit sich selbst beschäftigt wären, dass sie keine Aufträge entgegennehmen könnten, wären falsch organisiert. Das ist ja auch bei der Bundeswehr nicht so. Man sollte also auch aufhören, so zu tun, als ob der Ausbildungsbetrieb einer ganzen Brigade in D A s d l D b W g K i E w H r s d e p e u l S t m n n d D S g u b L f E K d s f w f M i b r e g d A m g l s a d (C (D eutschland lahmgelegt würde, wenn 30 zusätzliche usbilder nach Afghanistan gingen. Wenn so etwas tat ächlich eintritt, dann stellt das sicherlich ein Problem ar, aber eines der militärischen Organisation; und das ässt sich abstellen. Ein letztes Wort zum Bereich des Grundsätzlichen: as Stichwort heißt „Redundanz“. Wir alle gemeinsam etreiben manchmal einen Kult der Betriebswirtschaft. ir verabsolutieren das ökonomische Denken und ver essen manchmal, dass es auch andere und ganz eigene riterien militärischer Rationalität gibt. Redundanz st eines davon, das heißt, mehr von dem Gleichen bzw. rsatzvorhaltungen. Betriebswirtschaftlich wäre es geiss am kostengünstigsten, alle Transportflugzeuge und ubschrauber der Luftwaffe an einem Ort zu konzentrie en, quasi die deutsche Drehscheibe für Lufttransport zu chaffen. Das wäre ideal, solange nichts passiert. Aber ie Bundeswehr ist dazu da zu funktionieren, auch wenn twas passiert. Sie muss auch dann, wenn einzelne Kaazitäten ausfallen, ihren Auftrag erfüllen. Deshalb gibt s ein paar Flugzeuge mehr, ein paar Dienstposten mehr nd ein paar Stützpunkte mehr, als es betriebswirtschaftich ideal wäre. Daran sollten wir festhalten. Die trukturen sollten und müssen robust sein und Durchhal efähigkeit ermöglichen. Das ist der Sinn der Transforation. Wo das in manchen Teilstreitkräften oder Orga isationsbereichen noch nicht erreicht wird, muss achgesteuert werden. Es ist gut, dass das Nachsteuern gegebenenfalls durch ie gleiche Hand erfolgen kann wie das Planen und urchsetzen. Es ist gut, dass Generalinspekteur chneiderhan bleibt und sein Hauptwerk zu Ende brinen kann. Dabei weiter viel Erfolg! Ich will einiges zu den Themen Materialerhaltung nd -beschaffungen sagen. Wir wundern uns manchmal ei unseren Besuchen, sei es in Masar-i-Scharif, in imassol oder in Dschibuti, mit wie viel Geschick, Ein allsreichtum, Energie und kluger Voraussicht manche insatzkontingente ihr Material verfügbar halten. Die larstände der Transall, der CH-53, der Seakings und er Tornados in den verschiedenen Friedensmissionen ind hart erkämpft und vorbildlich. Aber es ist oft Gerät, ür das die Nachfolgemuster schon bestellt sind; nur erden sie nicht fertig. Der Hubschrauber NH-90 hat ünf Jahre Verzug, und ob aus der maritimen Variante H-90 für die Bundeswehr überhaupt noch etwas wird, st inzwischen nicht mehr sicher. Der Kampfhubschrauer Tiger hat vier Jahre Verspätung. Über die Verzögeungen beim Eurofighter, der früher Jäger 90 hieß, weil r in den 90er-Jahren zulaufen sollte, ist hier schon geleentlich diskutiert worden. Jetzt verfolgen wir gebannt ie Wasserstandsmeldungen für den Transall-Nachfolger 400M. Das erste Jahr Zeitverzug ist inzwischen angeeldet. Schauen wir mal. Das alles kann passieren. Internationalität ist ja nicht erade ein Beschleunigungsmittel. Auch unsere nationaen Bedarfsträger und Beschaffer haben manchmal Zuatzforderungen, die Zeit kosten. Aber es ist eben oft uch die Industrie, die wohlfeile Versprechungen macht, ie sie nicht halten kann. Und nicht selten ist es dieselbe Dr. Hans-Peter Bartels Industrie, die die Nutzungsdauer unseres alten Geräts für teures Geld verlängert, das Produkt verbessert oder schlicht die immer teureren Wartungsarbeiten durchführt. Ich kann die Fachleute im Ministerium nur ermuntern, diesen Zusammenhang von Verzögerungen auf der einen Seite und lukrativem Zusatzgeschäft auf der anderen Seite in den entsprechenden Industrieverhandlungen zu thematisieren. Jedenfalls fällt auch im Parlament durchaus auf, dass die Materialerhaltungstitel, insbesondere für fliegendes Gerät, immer weiter steigen, obwohl die Stückzahlen drastisch reduziert werden. Das ist die falsche Richtung. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611110500




(A) )


(B) )

Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611110600

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611110700
Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611110800

(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611110900
Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1611111000

(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


Zum Schluss ein Wort zur Wehrpflicht. Eine freiwil-
lige Pflicht gibt es nicht; das ist wie ein schwarzer
Schimmel ein Widerspruch in sich. Darüber haben sich
schon viele weise Beobachter lustig gemacht – herzli-
chen Glückwunsch! Was es aber gibt, ist ein Vorschlag
des SPD-Parteivorstandes, der besagt: Wenn wir in Zu-
kunft weniger Wehrpflichtige aus einem Jahrgang brau-
chen, dann nehmen wir erst einmal die, die das auch
wollen. Freiwilligkeit so weit wie möglich, Pflicht so
weit wie nötig. Jeder wird erfasst, jeder wird gemustert,
und dann wird nach der Motivation gefragt. Wenn genü-
gend Wehrpflichtige wollen, dann muss niemand gegen
seinen Willen eingezogen werden. Dafür können und
sollten wir zusätzlich den einen oder anderen Anreiz und
Bonus schaffen. Geht die Rechnung nicht auf, müssen
wir nichts neu erfinden; die Wehrpflicht gilt. Dann wird
eingezogen nach Tauglichkeit und Bedarf, wie heute.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611111100

Herr Kollege, der Kollege Eckart von Klaeden hat

den Wunsch nach einer Zwischenfrage. Würden Sie sie
zulassen?


Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1611111200

Gern.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611111300

Bitte schön.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1611111400

Herr Kollege Bartels, was mich an Ihrem Modell der

jetzt doch nicht so freiwilligen Wehrpflicht – vielleicht
finden Sie ja noch einen eingängigeren Namen dafür –
besonders interessiert: Führt der von Ihnen geschilderte
Fall, dass sich nicht genügend Freiwillige melden, so-
dass dann aus dem Kreis der Gemusterten gezogen wer-
den muss, nicht zu einer wesentlich größeren Wehr-
ungerechtigkeit als die, die Sie durch Ihr Modell
beseitigen wollen?


Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1611111500

In dem Fall hätten wir den Zustand, den wir heute ha-

ben. Sie werden ja nicht unterstellen wollen, Herr Kol-
lege Klaeden, dass alle, die über die Wehrpflicht in die

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(C (D undeswehr kommen, total dagegen sind, das nie geollt haben und nur durch Zwang dazu bewegt werden önnen, der Einberufung Folge zu leisten. uch heute gibt es viele, die das richtig und gut finden nd auf der Grundlage der Wehrpflicht freiwillig komen. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Aber wenn es doch schon so ist, was wollen Sie denn dann ändern?)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich will die Möglichkeiten, die dadurch entstehen, dass
ir in Zukunft eine geringere Zahl von Wehrpflichtigen
rauchen, nutzen. Aber ich erkläre es Ihnen gern ein
isschen genauer; dazu gibt es noch zwei, drei Aspekte.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611111600

In den Koalitionsrunden!


Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1611111700

Warum ist es heute möglich, die Wehrpflicht zu refor-

ieren, sie weiterzuentwickeln? Weil wir nicht mehr wie
u Zeiten des Kalten Krieges jedes Jahr 250 000 junge
änner neu in die Bundeswehr holen müssen – Herr von
laeden, das richtet sich immer noch auch an Sie, aber
ie können gern sitzen bleiben –, auch nicht mehr
20 000 wie noch 2003, sondern künftig nur noch gut
0 000 Grundwehrdienstleistende, freiwillig länger
ehrdienstleistende und Zeitsoldaten benötigen; darun-

er werden übrigens immer auch einige Tausend Frauen
ein.

Unser Modell ist intelligenter als das klassische
ownsizen der Zahlen durch die Tauglichkeitskriterien.

n den ersten sechs Monaten des Jahres 2007 wurden
6 Prozent der gemusterten Wehrpflichtigen aussortiert.
as ist absurd; so krank ist unsere Gesellschaft nicht.
er Vorschlag des Ministers, 6 700 Soldaten außerhalb
on Dienstposten zusätzlich einzuberufen, ist gewiss ein
inweis auf das zu lösende Problem, aber doch wohl
eine Dauerlösung.

Gut ist hingegen, dass wir in der Koalition verabredet
aben, den Wehrsold nach Jahren der Stagnation end-
ich wieder anzuheben. Dabei geht es gar nicht um ge-
altige Summen, sondern eher um ein Signal. Das
ignal lautet: Die Wehrpflicht bleibt das Fundament un-
erer Bundeswehr.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611111800

Hier liegen keine weiteren Wortmeldungen vor.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 3 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)


Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deut-
scher Streitkräfte im Rahmen der „United






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Nations Interim Force in Lebanon“ (UNIFIL)

auf Grundlage der Resolutionen 1701 (2006)

und 1773 (2007) des Sicherheitsrates der Ver-
einten Nationen vom 11. August 2006 bzw.
24. August 2007

– Drucksachen 16/6278, 16/6330 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Eckart von Klaeden
Niels Annen
Dr. Werner Hoyer
Wolfgang Gehrcke
Kerstin Müller (Köln)


Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 16/6341 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Herbert Frankenhauser
Lothar Mark
Jürgen Koppelin
Michael Leutert
Alexander Bonde

Es liegt je ein Entschließungsantrag der Fraktion der
FDP sowie der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor.
Über die Beschlussempfehlung werden wir später na-
mentlich abstimmen.

Zwischen den Fraktionen ist verabredet, zu diesem
Punkt eine Dreiviertelstunde zu debattieren. – Dazu höre
ich keinen Widerspruch. Das ist also so beschlossen.

Ich erteile das Wort dem Bundesminister Dr. Frank-
Walter Steinmeier.

Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
Auswärtigen:

Frau Vizepräsidentin! Meine sehr verehrten Damen
und Herren! Den meisten von Ihnen wird es am Beginn
dieser Debatte nicht anders gehen als mir: Erinnerungen
sind wieder präsent, Erinnerungen an eine Debatte hier
in diesem Haus im Herbst des vergangenen Jahres, an
deren Ende wir entschieden haben, zum ersten Mal die
Bundeswehr im Libanon zum Einsatz zu bringen. Es
handelte sich, wie ich mich erinnere, um keinen gewöhn-
lichen Tag und um keine gewöhnliche Debatte; jeder hat
das gespürt.

Zum ersten Mal – das war das Ergebnis – erhielten
deutsche Soldaten einen Befehl zum Einsatz im Nahen
Osten, um dort Seit’ an Seit’ mit europäischen Kamera-
den unter dem Dach der UNIFIL den Frieden zu sichern.
Ich weiß: Gerade diese Entscheidung ist niemandem in
diesem Hause leichtgefallen. Alle haben gewusst, dass
wir politisches Neuland betreten. Ich glaube, am Ende
hat sich die breite Mehrheit dieses Hauses im vollen Be-
wusstsein unserer deutschen und unserer europäischen
Verantwortung für Frieden im Nahen Osten für diesen
Einsatz entschieden. Wir haben sie in dem Bewusstsein
getroffen, dass die Umsetzung der Resolution 1701 ohne
unser Engagement beim Waffenstillstand nicht möglich
gewesen wäre. Wir haben die Entscheidung in der siche-

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(C (D en Erwartung getroffen, dass nur auf diese Weise die ußeren Voraussetzungen für mehr Stabilität im Libanon berhaupt geschaffen werden konnten. Ein Jahr später dürfen wir einen kleinen Rückblick agen, der mich zu dem Ergebnis bringt – ich habe keien Zweifel –: Die damalige Entscheidung war richtig. eit einem Jahr führt die Bundeswehr die Marinekompoente der UNIFIL. Die deutschen Soldaten – ich habe ich bei Besuchen im Libanon mehrfach davon über eugen können – genießen große Anerkennung; dafür erdienen die Soldaten unseren Dank. Das ist wohl auch er Grund dafür, dass uns die Vereinten Nationen im erlauf dieses Jahres gebeten haben, die Führung der aritimen Taskforce auch weiterhin zu übernehmen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


Unser Auftrag verfolgte von Anfang an zwei Ziele. Es
ing nicht nur darum, im Zusammenwirken mit der liba-
esischen Marine Waffenschmuggel so weit wie mög-
ich seeseitig zu verhindern, sondern es ging auch immer
arum, den libanesischen Partner von Anfang an und
chrittweise zu befähigen, die Aufgabe, die Seegrenze
m Ende in eigener Verantwortung zu sichern, selbst zu
bernehmen. Deshalb haben wir nach den Diskussionen
m Kabinett gemeinsam entschieden, dass wir den
insatz von Anfang an durch bilaterale Ausbildungs-
aßnahmen, durch Zurverfügungstellung von Patrouil-

enbooten, durch die Wiederinstandsetzung des libanesi-
chen Küstenradars sowie durch weitere Maßnahmen
rgänzen. Das lässt schon jetzt deutliche Fortschritte er-
ennen, die notwendig sind. Sie sind jedenfalls dann not-
endig, wenn wir in der Perspektive unser jetzt noch er-

orderliches Engagement irgendwann einmal reduzieren
nd es Schritt für Schritt in libanesische Hände überge-
en wollen.

Meine Damen und Herren, wichtig ist auch, dass die-
er Teil des Engagements nur Teil unseres Gesamt-
ngagements im Libanon ist. Wir beteiligen uns – das
issen Sie; wir haben es hier diskutiert – aktiv im inter-
ationalen Konzert, wenn ich das so ausdrücken darf, am
iederaufbau im Libanon. Wir unterstützen den Liba-

on bei der Sicherung nicht nur der Seegrenze, sondern
uch der Luft- und Landgrenzen. Wir haben Scanner und
okumentenprüfgeräte für den Flughafen in Beirut zur
erfügung gestellt, leisten Beratungs- und Ausstattungs-
ilfe zur Sicherung der Landgrenze zu Syrien jedenfalls
n einem Nordabschnitt, der sich zu einem Modellpro-
ekt entwickeln könnte. Wenn die Ergebnisse positiv
ind, werden wir andere europäische Staaten einladen,
itzumachen und weitere Grenzabschnitte auf diese
eise zu übernehmen.


(Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Meine Damen und Herren, das alles ist Ziel unseres
emühens, es dem Libanon zu ermöglichen, selbst die
rundlagen für innenpolitische Stabilität zu schaffen.
ir wissen, wie ich heute Morgen in meiner Rede ange-

eutet habe, dass das langfristig nur möglich sein wird,






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
wenn wir auch die regionalen Partner einbeziehen. Wir
versuchen, dies so weit wie möglich zu tun. Dazu ist der
ständige Kontakt zu den Verantwortlichen im Libanon
erforderlich. Sie haben gerade in der vergangenen Wo-
che gesehen, dass der Ministerpräsident des Landes,
Ministerpräsident Siniora, erneut zu politischen Gesprä-
chen mit der Bundeskanzlerin und allen Ministern, die
mit dem Libanon zu tun haben, nach Berlin gekommen
ist.

Der Sicherheitsrat hat am 24. August das Mandat von
UNIFIL unverändert für ein weiteres Jahr verlängert.
Wir bleiben auf Sicht für die Erfüllung der Umsetzung
der Resolution 1701 unentbehrlich. Dies ist die Auffas-
sung der Vereinten Nationen. Sie sind mit der Bitte um
unseren Einsatz bei der Leitung der maritimen Taskforce
auf uns zugekommen. Ich glaube, ich muss in diesem
Hause nicht erläutern, warum wir in dieser Region in ei-
ner gesteigerten Verantwortung stehen. Die Menschen
im Libanon und im Nahen Osten erwarten, dass wir die-
ser gesteigerten Verantwortung entsprechen.

Ich darf Sie deshalb nicht nur einfach um Zustim-
mung bitten – das tue ich hiermit –, sondern ich drücke
auch meine Hoffnung aus, dass die Zustimmung noch
breiter wird, als sie bei den bisherigen UNIFIL-Abstim-
mungen war.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611111900

Jetzt ist Birgit Homburger für die FDP-Fraktion an

der Reihe.


(Beifall bei der FDP)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1611112000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Europa hat ein vitales Interesse an Stabilität im Nahen
und Mittleren Osten. Seit einem Jahr ist die deutsche
Marine im Rahmen der Maritime Taskforce an der Küste
des Libanon im Einsatz. Als die große Mehrheit der
FDP-Bundestagsfraktion vor einem Jahr entschieden
hat, gegen eine militärische deutsche Beteiligung zu
stimmen, haben wir auch sehr deutlich gemacht, dass die
zugrunde liegende UN-Resolution 1701 unsere Unter-
stützung findet. So gilt auch heute, dass die Folgeresolu-
tion 1773 der UN von uns begrüßt wird.

Die Frage ist also nicht: UNIFIL, ja oder nein? Die
Frage lautet, ob es richtig und klug ist, den deutschen
Beitrag vor allem militärisch zu erbringen. Der Einsatz
von Militär ist nur das letzte Mittel von Politik, er darf
aber Politik nie ersetzen.


(Beifall bei der FDP)


Ich möchte noch ein Zweites direkt zu Beginn deut-
lich machen. Die deutsche Marine hat einen Auftrag er-
halten, dessen Wirksamkeit aufgrund mangelhafter Rah-
menbedingungen von Beginn an zweifelhaft war. Wir
sagen aber ebenso klar, dass die Soldatinnen und Solda-

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(C (D en der Bundeswehr immer unsere Unterstützung genosen haben und ihren Auftrag im Rahmen der ihnen gegeenen Möglichkeiten gut und professionell erfüllt haben. ie Art und Weise ihres Auftretens findet Respekt und nerkennung. Dafür verdienen die Soldatinnen und Solaten unser aller Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Die große Mehrheit der FDP-Bundestagsfraktion
ird auch heute dem Mandat nicht zustimmen. Dafür
ibt es vier zentrale Gründe.

Erstens. Die Bundesregierung muss die Priorität end-
ich wieder auf politische Bemühungen legen. Wir er-
ennen an, dass im Laufe des letzten Jahres das Nahost-
uartett wiederbelebt wurde, Herr Minister Steinmeier.
ber es ist festzustellen, dass die Initiativen hinter den
rwartungen zurückblieben. Ziel muss ein politischer
riedensprozess für den Nahen Osten sein, der der mehr-
imensionalen Konfliktstruktur gerecht wird. Aber wir
ind von einer Idee eines Prozesses analog dem KSZE-
rozess, den wir aus der Vergangenheit kennen, jetzt
eiter entfernt als vor einem Jahr.


(Beifall bei der FDP)


Wie hat sich die Lage in der Region entwickelt? Für
en Frieden in der Region spielen die Palästinenser eine
chlüsselrolle. Hier hat sich die Situation eher ver-
chlechtert. Wir beobachten eine Spaltung in Westjor-
anland und Gaza-Streifen. Es ist festzustellen, dass dies
uch das Ergebnis einer falschen Politik im letzten Jahr
t.

Die Anzahl der Anschläge im Libanon hat wieder zu-
enommen, und die politische Lage vor der Präsident-
chaftswahl ist schwieriger geworden. Es gibt immer
och keine Fortschritte bei der Lösung der Grenzkon-
likte. Über eine Entwaffnung der Hisbollah wird gar
icht mehr gesprochen. Wir müssen im Gegenteil fest-
tellen, dass in den vergangenen zwölf Monaten mit ho-
er Wahrscheinlichkeit eine umfangreiche Ergänzung
der sogar Aufstockung des Waffenarsenals der Hisbol-
ah stattgefunden hat. Das ist nicht hinnehmbar.


(Beifall bei der FDP – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Und was machen Sie jetzt dagegen? Was ist Ihr Vorschlag?)


Hat dieser militärische Beitrag zu mehr politischem
ewicht geführt? Ich möchte an zwei Beispielen deut-

ich machen, dass das nicht der Fall ist. Schauen Sie sich
um einen das Verhalten Israels an. Die Israelis führen
ermanent Überflüge über den Libanon durch, obwohl
ie wissen, dass das die Regierung Siniora auf jeden Fall
icht stärkt. Sie lassen sich nicht davon abbringen, ob-
ohl ihr Vorgehen gegen die UN-Resolution verstößt.
ehmen Sie zum anderen die Situation im Libanon.
hne Zweifel arbeiten wir hervorragend mit der Regie-

ung Siniora zusammen. Dennoch wird man bei den ent-
cheidenden innerlibanesischen Konfliktpunkten nicht
eiterkommen, wenn man nicht auch die Hisbollah, die

inen Gutteil der libanesischen Bevölkerung repräsen-
iert, dazu bringt, den politischen Prozess konstruktiv zu






(A) )



(B) )


Birgit Homburger
begleiten. Hier herrscht nicht Fortschritt, sondern Blo-
ckade.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Zweitens. Wir sehen nicht, dass ein Aufeinandertref-
fen zwischen israelischen und deutschen Soldaten ausge-
schlossen werden kann. Unsere Befürchtungen wurden
vor einem Jahr in diesem Parlament harsch zurückge-
wiesen. Kurz nach Beginn des Einsatzes gab es die ers-
ten Zwischenfälle. Obwohl es einen sogenannten kurzen
Draht mit der israelischen Regierung gibt, hat es weitere
Zwischenfälle in diesem Jahr gegeben. Dieser kurze
Draht funktioniert nicht. Auch das bestätigt unsere
Zweifel.

Drittens. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen
hat am 26. Juni einen Bericht einer unabhängigen Exper-
tenkommission vorgestellt, die zu der Einschätzung
kommt, „dass der gegenwärtige Stand der Grenzsicher-
heit nicht ausreicht, um Schmuggel, insbesondere Waf-
fenschmuggel, auch nur ansatzweise zu verhindern“.
Warum sollte also jemand den Versuch machen, auf dem
Seewege Waffen zu schmuggeln, wenn die Landseite of-
fen ist wie ein Scheunentor?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Viertens. Die Bundesregierung hat erklärt, dass sie
die Zahl der Fregatten und Schnellboote zwar reduzie-
ren, die Aufgabe aber mit diesem modifizierten Kräfte-
einsatz erfüllen will. Die Einschätzung der Marine vor
Ort ist eindeutig – das wurde bei einem Besuch klar –:
Damit kann die bisherige Qualität der Sicherung der
Seeseite nicht mehr gewährleistet werden. Zum Scheu-
nentor auf der Landseite kommen also Lücken auf der
Seeseite hinzu. Das ist vollkommen kontraproduktiv.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Wollen Sie jetzt die Landseite schließen?)


Wer von uns im Libanon unterwegs ist, erfährt vor al-
lem Dank für die bilaterale nichtmilitärische Hilfe; der
Aufbau einer eigenständigen Grenzsicherung im Liba-
non wurde bereits angesprochen. Acht Grenzbeamte und
Polizisten sind zurzeit entsandt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611112100

Gestatten Sie eine Zwischenfrage?


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1611112200

Ja, bitte.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611112300

Bitte.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611112400

Frau Kollegin Homburger, teilen Sie, abgesehen von

der Kritik und den Bedenken, die Sie richtigerweise ge-
äußert haben, unsere Erkenntnis, dass die UNIFIL-Ma-
rine die entscheidende Voraussetzung dafür war, dass die
israelische Seeblockade vor der libanesischen Küste auf-
gehoben werden konnte? Teilen Sie unsere Erfahrung,

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(C (D ass die UNIFIL-Marine, speziell die Bundeswehr, seeeitig ganz wesentlich zur Stärkung der libanesischen ouveränität beiträgt? Teilen Sie die Einschätzung, dass in Abzug der Bundeswehr aus der UNIFIL-Marine die eeseitige Absicherung dieser UN-Mission zum Einsturz ringen und damit gleichzeitig die für den Waffenstilltand entscheidende UN-Friedensmission gefährdet ürde? (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1611112500

Herr Kollege Nachtwei, die ursprüngliche Entschei-

ung liegt jetzt ein Jahr zurück. Ich möchte eines sehr
eutlich zum Ausdruck bringen: Dieser Einsatz hat in
er Tat dazu beigetragen, dass die Seeblockade vor der
üste des Libanon beendet worden ist. Wir müssen uns
och aber fragen, welchen Fortschritt es gibt. Wenn man
ilitärische Mittel einsetzt, dann muss es immer auch

uf politischer Ebene intensive Bemühungen geben;
enn nur mithilfe intensiver politischer Bemühungen
önnen in diesem Friedensprozess Fortschritte erreicht
erden. Diesbezüglich haben wir im Laufe des vergan-
enen Jahres Defizite festgestellt.

Herr Kollege Nachtwei, Sie haben gefragt, ob ich der
einung bin, dass ein Rückzug der Bundeswehr zum

usammenbruch der Mission führen würde. Ich teile
iese Einschätzung nicht. Vor einem Jahr war eine ganze
eihe von europäischen Partnern bereit, die Sicherung
er Seeseite zu übernehmen. Sie kennen die Gründe
anz genau, die dazu geführt haben, dass die deutsche
eite diese Aufgabe übernommen hat. Das Mandat war
rsprünglich auf zwölf Monate begrenzt, soll jetzt aber
ortgesetzt werden. Ich glaube, wir sollten mit unseren
artnern intensive Gespräche darüber führen und fragen,
er bereit wäre, einen solchen Beitrag zu leisten. Es gibt
artner, die dazu bereit wären. Die Bundesregierung
uss natürlich einen entsprechenden Versuch unterneh-
en.


(Beifall bei der FDP)


Wir wollen den Aufbau einer eigenständigen Grenz-
icherung im Libanon. Die libanesische Regierung soll
n die Lage versetzt werden, selbst für Sicherheit und
rdnung zu sorgen und die Grenzen zu sichern. Hierzu
önnen wir einen ganz hervorragenden Beitrag leisten.
ir wollen, dass unser diesbezüglicher Beitrag aufge-

tockt bzw. ausgebaut wird. So können wir dazu beitra-
en, dass eine dauerhafte Friedenslösung gefunden wird.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Und deswegen sagen Sie Nein? Merkwürdige Logik!)


Frau Präsidentin, ich komme zum Schluss. – Ohne
usreichende politische Flankierung wird die UNIFIL-
ission zu einem Endloseinsatz ohne Perspektive. Des-

alb muss die Bundesregierung die politischen Anstren-
ungen forcieren. Das würde auch unserem gemeinsa-
en Ziel dienen, die Existenz Israels in sicheren
renzen zu gewährleisten.

Vielen Dank.






(A) )



(B) )


Birgit Homburger

(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Norman Paech [DIE LINKE] – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Arme FDP, Herr Westerwelle! – Gegenruf des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Hat Ihnen jemand etwas in den Nachmittagstee getan, oder was ist los?)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611112600

Das Wort hat der Bundesminister der Verteidigung,

Dr. Franz Josef Jung.

Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidi-
gung:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Am 20. Sep-
tember des letzten Jahres hat der Deutsche Bundestag
dem Einsatz der Bundeswehr vor der Küste des Libanon
im Rahmen des UNIFIL-Mandates zugestimmt. Dem
sind kritische Diskussionen vorausgegangen. Dies war
– ich denke, das hat jeder ein Stück so empfunden – eine
historische Entscheidung. Wenn man nach einem Jahr
Bilanz zieht, kann man sagen, dass dies eine richtige
Entscheidung war. Der Einsatz, den die Bundeswehr vor
der Küste des Libanon zur Gewährleistung und Durch-
setzung des Waffenstillstands geleistet hat, war erfolg-
reich. Deshalb ist es sinnvoll, heute der Verlängerung
des Mandats zuzustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es wurde das Verhältnis zu Israel angesprochen. Ich
will daran erinnern, dass der Staat Israel diesen Einsatz
sehr begrüßt. Im Übrigen empfinde ich es als sehr posi-
tiv – auch aus historischer Perspektive –, dass 73 Prozent
der Bevölkerung Israels den Einsatz der Bundeswehr
dort gewünscht haben. Das zeigt meines Erachtens, wel-
ches Vertrauen die Bundeswehr sich dort zwischenzeit-
lich erobert hat.

Ich habe vor allem an die FDP-Fraktion, die ihre Ar-
gumente gerade vorgetragen hat, die herzliche Bitte, ihre
Position noch einmal zu überdenken. Denn eines ist
wahr – dabei ist es zutreffend, dass die Streitkräfte nicht
diejenigen sind, die eine politische Lösung herbeifüh-
ren –: Wenn die Waffen nicht schweigen, gibt es keine
Chance, eine politische Lösung herbeizuführen. Deshalb
ist es im Hinblick auf die Gewährleistung des Waffen-
stillstandes, im Hinblick auf die Souveränität des Liba-
non und im Hinblick auf die Möglichkeit einer politi-
schen Lösung sinnvoll, dass der UNIFIL-Einsatz
fortgesetzt wird, um Seesicherheit herzustellen und ei-
nen Waffenstillstand auch in Zukunft zu gewährleisten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Unsere Erfolge sind erstens die nachhaltige Absiche-
rung der Waffenruhe, zweitens die Aufhebung der israe-
lischen Seeblockade, drittens die Unterbindung von
Waffenschmuggel über See und damit viertens die Her-
stellung von Seesicherheit. Wir haben 9 200 Schiffe ab-
gefragt. Durch die libanesischen Kräfte sind 36 Schiffe

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(C (D ntersucht worden. Die Zusammenarbeit mit dem Libaon ist hervorragend. Ich kann mich noch erinnern, welhe Bedenken damals vorgetragen worden sind. Die Zuammenarbeit auch und gerade mit den libanesischen räften funktioniert, wie ich finde, in einer hervorragenen Art und Weise. Auch die Ausbildung, die von unseer Seite gewährleistet wird, ist auf einem sehr guten eg, sodass man von einer Stabilisierung der Region nd damit einer Stärkung der Souveränität des Libanon prechen kann. Wir leisten mit unserem Einsatz auch einen aktiven eitrag für den politischen Friedensprozess. Denn letzt ich muss dieser Prozess, der durch die Frage nach der ualität und anderem eingeleitet worden ist, abgesichert erden, damit auch in Zukunft die Waffen schweigen. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat Ende ugust beschlossen, das Mandat um ein Jahr zu verlänern. Wir haben ebenfalls vor, es um ein Jahr zu verlänern. Es ist zutreffend: Wir haben die Führung der aritime Task Force, die hier sehr erfolgreich operiert. s waren die Vereinten Nationen, die an uns die Bitte geichtet haben, die Führung der Maritime Task Force bis um 29. Februar des nächsten Jahres zu übernehmen. ir haben eindeutig signalisiert, dass wir diesen Beitrag eisten wollen. Wir wollen aber auch unsere Unterstützung bei der usbildung und Ausrüstung der libanesischen Kräfte ortsetzen. Sie wissen, wir haben hier geholfen, indem ir zwei Polizeiboote, Küstenradar und zur Grenzsiche ung beispielsweise Durchleuchtungstechnik bereitgetellt haben. Im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau st eine Unterstützung in Höhe von 105 Millionen Euro eleistet worden. Das heißt, die Bundesrepublik Deutschland hat in verchiedenster Art und Weise zur Stärkung der Souveräniät des Libanon beigetragen. Davon konnte sich das Parament letzte Woche überzeugen, als Ministerpräsident iniora deutlich seinen Dank für die Unterstützung, die eleistet wird, aber auch seine Bitte zum Ausdruck geracht hat, in Zukunft entsprechende Unterstützung, zum eispiel bei der Ausbildung, zu gewähren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, an der Maritime Task
orce sind vier Nationen beteiligt: Deutschland, Grie-
henland, die Niederlande und die Türkei. Wir haben
ignalisiert, dass wir den Umfang unseres Beitrags aus
nserer Sicht reduzieren könnten. Darüber wird die
ruppenstellerkonferenz entscheiden; denn das ist Auf-
abe der Vereinten Nationen.

Frau Homburger, ich kann Sie beruhigen: Auch in Zu-
unft wird eine solche Einsatztruppe dort sein, die die
icherheit voll und ganz gewährleistet und keine Lücken
ulässt; denn sonst hätten wir unseren Auftrag nicht er-
üllt. Das wird in Abstimmung mit den Vereinten Natio-
en geschehen. Wir können die Obergrenze des im
ahmen des Gesamtmandats bereitgestellten Personals,
ie auf 2 400 Soldatinnen und Soldaten ausgerichtet war,






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
auf 1 400 Soldatinnen und Soldaten reduzieren. Auch
dann können wir unseren Auftrag weiterhin erfüllen.

Ich bitte das Parlament um Zustimmung zur Fortset-
zung dieses Mandats. Denn damit leisten wir einen Bei-
trag zur Stabilität und friedlichen Entwicklung im Nahen
Osten. Ich denke, dass unsere Soldatinnen und Soldaten
für den Beitrag, den sie zur Sicherung von Stabilität und
Frieden im Nahen Osten leisten, erstens unseren Dank
und zweitens unsere politische Unterstützung verdient
haben.

Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611112700

Das Wort hat der Kollege Dr. Norman Paech für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. Norman Paech (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611112800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Für die Abgeordneten der Regierungsfraktio-
nen ist der deutsche Beitrag zum UNIFIL-Mandat, also
zum Militäreinsatz, offenbar ein Erfolg. Das kann man
so sehen, wenn man sich darauf beschränkt, festzustel-
len, dass es offensichtlich keinen Waffenschmuggel von
der See aus gegeben hat und dass bisher zum Glück auch
keine Toten zu beklagen sind.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das ist doch schon mal etwas!)


Doch wenn man genauer hinsieht, kommt man zu dem
Ergebnis, dass die Sache etwas anders aussieht.

Wir haben dieses Mandat vor einem Jahr aus zwei
Gründen abgelehnt:

Erstens. Unsere furchtbare Geschichte und unsere
daraus erwachsende Verantwortung verpflichten uns
zwar, die Existenz Israels zu garantieren und zu sichern.
Gleichzeitig verbieten sie es uns aber, in dieser Region
militärisch aufzutreten.


(Beifall bei der LINKEN)


Dieser Ansicht sind wir heute noch.

Zweitens. Wir haben die mangelnde Neutralität des
Mandats kritisiert: Es wird zwar versucht, die Waffenlie-
ferungen in den Libanon zu unterbinden, aber gleich-
zeitig werden die ungehemmten Waffenlieferungen an
Israel ignoriert. Das kritisieren wir heute noch.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Nun kommt ein dritter Punkt hinzu, den wir schon da-
mals vorhergesagt haben: Der Marineeinsatz ist voll-
kommen überflüssig und nutzlos. Er ist schlichtweg fehl
am Platz; so lautet, wie Sie wissen, auch das Urteil der
Stiftung Wissenschaft und Politik. Dieser Einsatz ist
reine Symbolpolitik.

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(C (D Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg sind wir m östlichen Mittelmeer militärisch präsent. Wofür eientlich? Die Waffenlieferungen – das haben Sie selbst ingeräumt – kommen über das Land und nicht über die ee. Sie haben inzwischen ein solches Ausmaß angeommen, dass sich die Führung der Hisbollah heute rühen kann, die gleiche militärische Qualität und Schlag raft erreicht zu haben wie vor dem Krieg. Werten Sie es ruhig als Erfolg, dass bisher nichts pasiert ist. Sollte es aber einmal zu einer Konfrontation mit sraelischen Soldaten kommen – Frau Homburger hat arauf angespielt –, so sind unsere jungen Soldaten völig damit überfordert, diese schwierige Situation, die uch bei uns sehr viele Zweifel und Unsicherheiten herorgerufen hat, zu meistern. Wir haben nicht das Recht, ie in eine solche Situation zu bringen. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Derzeit herrscht an der Nordgrenze Israels eine trüge-
ische Ruhe, die jederzeit in eine neue militärische Kon-
rontation umschlagen kann. Ich erinnere nur an die Pro-
leme im Hinblick auf die Scheba-Farmen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611112900

Kollege Paech, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

ollegin Müller?


Dr. Norman Paech (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611113000

Gerne.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Herr Kollege Paech, da eines Ihrer Gegenargumente

arin begründet ist, dass Sie angeblich israelische Inte-
essen vertreten wollen – Sie sagten, dass sich dieses

andat nicht mit unserem Verhältnis zu Israel verträgt –,
rage ich Sie: Wie verträgt sich dieses Argument damit,
ass eine große Mehrheit der israelischen Bevölkerung
nd vor allen Dingen führende Politiker Israels begrü-
en, dass sich die Bundesrepublik Deutschland – und
war gerade die Bundesrepublik Deutschland – in Anbe-
racht ihrer Geschichte und ihrer Verantwortung für die-
en Konflikt am UNIFIL-Einsatz beteiligt? Ist Ihnen das
berhaupt bekannt?


Dr. Norman Paech (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611113100

Frau Müller, das ist mir durchaus bekannt. Aber kann

as nicht genau an dem liegen, was wir kritisieren? Kann
s nicht daran liegen, dass das Engagement der Bundes-
epublik sehr einseitig, nur zugunsten Israels, ist? Es gibt
um Beispiel keine Stationierung von Truppen in Israel
o wie im Libanon, was sich letztlich auf die libanesi-
che Grenze auswirkt. Kann es sein, dass man diese
inseitigkeit durchaus begrüßt und es ablehnt, dass ein
eutrales Mandat wahrgenommen wird? Das ist offen-
ichtlich der Hintergrund.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])







(A) )



(B) )


Dr. Norman Paech
Ich komme noch einmal auf die Grenzen im Norden
zurück. Die Probleme mit den Scheba-Farmen und den
Golanhöhen sind überhaupt nicht gelöst.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611113200

Kollege Paech, gestatten Sie eine weitere Zwischen-

frage?


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Leute, habt ihr kein Zuhause?)



Dr. Norman Paech (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611113300

Bitte sehr.


Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611113400

Kollege Paech, ich habe soeben mit großem Interesse

Ihre Einschätzung gehört, dass das Mandat ausschließ-
lich Israel dient und sehr einseitig ist. Wie vereinbaren
Sie mit dieser Position die Haltung der libanesischen Re-
gierung sowie Aussagen aus dem gesamten politischen
Spektrum des Libanon – bis hin zur Hisbollah –, die den
Einsatz der Bundeswehr, also den maritimen Teil von
UNIFIL, ausdrücklich unterstützen, weil er eine positive
Auswirkung auf die Stabilisierung des Einsatzgebiets
hat? Wie passt das mit Ihrer Bewertung eines einseitig
auf Israel ausgerichteten Einsatzes der Bundeswehr zu-
sammen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norman Paech (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611113500

Mit solchen Einschätzungen, die uns von der Presse

übermittelt werden, ist das so eine Sache.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wer sagt uns eigentlich, dass es stimmt, dass die Hisbol-
lah damit zufrieden ist? Zweitens könnten auch die abso-
lute Nutzlosigkeit, Harmlosigkeit und Sinnlosigkeit des
Einsatzes der dort kreuzenden und dahindümpelnden
Fregatten zu der Aussage geführt haben, dass sie nicht
schaden und deshalb bleiben können. Vielleicht ist das
der Hintergrund.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Ich komme zum Kernproblem zurück, das schon an-
gesprochen worden ist. Dieses betrifft nicht nur die
Nordgrenzen Israels, also die Golanhöhen bzw. Syrien,
sondern vor allem den Palästinakonflikt, bei dem es um
die Errichtung eines separaten und lebensfähigen palästi-
nensischen Staates geht. Sie werden jetzt einwenden,
dass es Gespräche zwischen Abbas und Olmert geben
wird


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Nicht nur wird! Es gibt sie!)


und dass dazu demnächst eine internationale Konferenz
in Washington stattfinden wird. Eine solche Konferenz
haben auch wir immer gefordert. Doch was sind Gesprä-
che wert, bei denen kaum die Hälfte des palästinensi-

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(C (D chen Volkes repräsentiert wird? Was ist von einer Konerenz zu erwarten, von der Staaten wie Syrien und der ran und natürlich die Hamas ausgeschlossen werden ollen? Historisch gesehen sind jede Verhandlung und jede onferenz, auf der das palästinensische Volk nicht in einer Gesamtheit und durch seine gewählten Vertreter epräsentiert worden ist, gescheitert. Das wird auch diesal nicht anders sein. Meines Erachtens verbauen Sie it dieser Politik nicht nur den Weg zu einem palästi ensischen Staat, sondern provozieren geradezu eine umanitäre Katastrophe im Gazastreifen, die nichts aneres als immer mehr Gewalt und Terror hervorrufen ann. Ich darf Sie daran erinnern, dass im jüngsten Bericht er UNO-Konferenz für Handel und Entwicklung die oykottpolitik des Nahostquartetts ausdrücklich dafür erantwortlich gemacht worden ist, dass Armut und lend in einem ungeheuren Ausmaß in Gaza und unter en Flüchtlingen grassieren. Dafür sind auch Sie verantortlich. Deshalb fordern wir zum Schluss: Holen Sie diese berflüssigen Schiffe zurück und werden Sie endlich poitisch aktiv für den Frieden im Nahen Osten! onkret heißt das: Beenden Sie den Boykott und die lockade einer gewählten Regierung und verhindern Sie ie Eskalation von Armut, Elend und Gewalt in Gaza! orgen Sie dafür, dass alle Kräfte und alle Staaten dieser egion an den kommenden Gesprächen und Verhand ungen beteiligt werden! Nur eine solche Politik wird die Chance für Frieden m Nahen Osten eröffnen. Dann werden wir Sie untertützen – aber bei Anträgen wie den vorliegenden nicht. Danke sehr. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Manfred Grund [CDU/CSU]: Könnt ihr nicht ein paar Friedenstauben hinschicken?)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611113600

Das Wort hat der Kollege Jürgen Trittin für die Frak-

ion Bündnis 90/Die Grünen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)



Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611113700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Eines

ann man nicht machen: Man kann sich nicht zur UN-
eleiteten multilateralen Außenpolitik bekennen und
ann in jedem praktischen Fall sagen: War nicht so ge-
eint – das ist einseitig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
Man kann auch nicht so tun, als wenn ein UN-Mandat
wie das UNIFIL-Mandat aufgeteilt werden könnte nach
dem Motto: „Uns interessiert nur der Seeeinsatz, und
den kritisieren wir“, und nicht merken, dass man dabei
den UNIFIL-Einsatz als solchen infrage stellt.

Ich sage an dieser Stelle: Dieser Einsatz war ein Er-
folg.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Er war ein Erfolg, weil er den Krieg beendet hat. Wenn
ich an diesem Einsatz etwas zu kritisieren habe, dann,
dass dieses Mandat nicht nach drei Tagen Krieg, sondern
erst nach drei Wochen Krieg in Kraft getreten ist; aber
das ist zurzeit mein einziger Kritikpunkt an diesem Ein-
satz. Alles andere ist erst einmal gelungen: Der Krieg ist
beendet. Die Seeblockade ist aufgehoben. Zum ersten
Mal seit über 20 Jahren führen nicht mehr Milizen vom
Süden des Libanon aus Krieg gegen Israel, zum ersten
Mal seit 20 Jahren steht dort eine reguläre libanesische
Armee.

Deswegen sage ich: Dieser Einsatz ist ein Erfolg. Ist
es kein Erfolg, wenn wir heute erfahren, dass der Groß-
teil der dort verschossenen Streumunition viel schneller
als ursprünglich geplant geräumt wird? All dies ist
UNIFIL. Bei allen Problemen – die Geiselnahme ist
nicht beendet, der Gefangenenaustausch nicht geklärt;
ich erinnere an die von Frau Homburger zu Recht ange-
sprochenen Überflüge, zu denen sich die Bundesregie-
rung, wie ich finde, viel zu leise verhält – muss man un-
ter dem Strich festhalten: Gemessen an dem Mandat, das
der Sicherheitsrat erteilt hat, ist UNIFIL ein Erfolg.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Das sollte doch zu denken geben!

Natürlich stimmt es, dass die Milizen wieder aufge-
rüstet haben – übrigens nicht nur die Hisbollah. Aber ist
das ein Argument, die seeseitige Absicherung aufzuge-
ben? Ist das nicht vielmehr ein Argument, die Bundesre-
gierung dafür zu kritisieren, dass die Durchführung
dieses hochgelobten Grenzprojektes, Herr Bundesaußen-
minister, leider monatelange Verspätung hat, weil Sie
sich innerhalb der Regierung – zwischen dem Innen- und
dem Finanzministerium – nicht einigen konnten? Ist das
nicht eher Anlass dafür, an dieser Stelle Druck auf die
Bundesregierung auszuüben, anstatt sich vor der Zustim-
mung zur seeseitigen Absicherung zu drücken, wie Sie
von der FDP es tun?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Westerwelle, Sie haben in der letzten Debatte
über diesen Einsatz die Befürchtung geäußert, dass ins-
besondere die Gefahr einer Konfrontation zwischen
deutschen Soldaten und Israelis bestehe. Jetzt, ein Jahr
später, hätten Sie eigentlich die Traute, die Kraft haben
müssen, einzuräumen, dass Ihre Befürchtungen nicht
eingetreten sind,

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(C (D (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ich habe recht behalten!)


ass Sie sich damals geirrt haben, und Ihr Verhalten zu
ndern. Das wäre politische Führung und Politikfähig-
eit gewesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Am kommenden Samstag demonstriert die Linke un-
er dem Motto – das sie als links versteht –: „Bundes-
ehr raus aus Afghanistan“,


(Beifall bei der LINKEN)


iner sehr falschen Parole. Aber sind Sie von der FDP
enn besser mit Ihrer Forderung, dem UNIFIL-Mandat
icht zuzustimmen und die Bundeswehr von der libane-
ischen Küste abzuziehen? Ich finde, nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


n dieser Stelle sind Sie und die Linke genauso wenig
olitikfähig.

Ich sage das auch, weil ich von der Bundesregierung
ines nach wie vor erwarte: Diese förmlich katatonische
ähmung, die die Bundesregierung nach der Verabschie-
ung des UNIFIL-Mandats überkommen hat, muss über-
unden werden. Es kann doch nicht sein, dass Sie alle
ktivitäten, die Sie bisher unternommen haben – zum
eispiel in der Auseinandersetzung um die Gebietsan-

prüche und in der Frage, wie die innerlibanesische Ver-
assungskrise überwunden werden kann –, einfach an
as Nahostquartett delegieren.

Die libanesische Regierung ist eine gewählte Regie-
ung. Herr Siniora genießt unser aller Respekt auch für
einen persönlichen Mut. Wir müssen aber an dieser
telle auch die Kraft haben, klarzumachen, dass der Ver-
assungskonsens des Libanon darauf beruht, dass alle
olksgruppen an der Gestaltung des Landes zu beteili-
en sind. Dabei erwarte ich von Ihnen – das hätte ich
uch von der EU-Präsidentschaft erwartet – energische
nitiativen, um die bestehende Verfassungsblockade zu
urchbrechen. Eine Grundvoraussetzung dafür ist, dass
as Ziel der Entwaffnung aller Milizen im Libanon und
ie Herstellung des politischen Gewaltmonopols tatsäch-
ich durchgesetzt werden können. Stattdessen haben Sie
ich auf eine mehr oder weniger einseitige Parteinahme
onzentriert.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611113800

Kollege Trittin, Sie müssen bitte zum Schluss kom-

en.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611113900

Das Militär kann dieses Problem nicht lösen. Wenn

ie sich von UNIFIL verabschieden, dann werden Sie
eine Sicherheitskonferenz wie die KSZE und keine
olitische Lösung zustande bringen; vielmehr riskieren
ie einen Rückfall in ein erhebliches Sicherheitspro-






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
blem. Umgekehrt gilt, dass UNIFIL nur dann ein Erfolg
werden wird, wenn die Bundesregierung ihre Zurückhal-
tung in der Frage, das Ganze in einem politischen Pro-
zess zu begleiten, endlich überwindet.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611114000

Bevor ich dem Kollegen Niels Annen für die SPD-

Fraktion das Wort gebe, bitte ich Sie, liebe Kolleginnen
und Kollegen, dafür zu sorgen, dass wir auch die letzten
beiden Beiträge in dieser Debatte hören und abwägen
können, und Gespräche, die dringend geführt werden
müssen, vielleicht nach draußen zu verlegen.

Der Kollege Niels Annen hat das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Niels Annen (SPD):
Rede ID: ID1611114100

Frau Präsidentin, vielen Dank. – Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Ich denke, es lohnt sich, sich noch einmal
die Bilder vor Augen zu führen, die zur Zeit der Ent-
scheidung über das UNIFIL-Mandat die Öffentlichkeit
bewegt haben. Der Krieg zwischen Israel und der
Hisbollah-Miliz hat ungefähr 2 000 Tote gefordert. Wer
wie ich vor Ort war und sich dort umgesehen hat, erin-
nert sich nicht nur an die geradezu menschenleeren
Städte im Norden Israels, sondern auch an die zerschos-
senen Vorstädte in Beirut und das unendliche Leid, das
den Menschen damit zugefügt worden ist. Ich sage ganz
offen: Angesichts einer solchen historischen Entschei-
dung – der Minister hat das richtig gesagt – waren die
Bedenken, kritischen Fragen und auch die streitigen Dis-
kussionen in diesem Hause absolut berechtigt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Aus meiner Sicht ist es auch in Ordnung – auch wenn
ich diese Position nicht teile –, festzustellen, dass sich
die Erwartungen, die mit unserem Engagement verbun-
den gewesen sind, vielleicht nicht hundertprozentig er-
füllt haben. Das mag sein, aber zu dem Privileg einer
Parlamentsarmee, das es sonst innerhalb Europas nur
noch in den Niederlanden gibt, gehört auch, dass es mit
Leben erfüllt wird. Wenn sich ein Parlament das zur
Aufgabe macht, dann gehört dazu auch, eine ehrliche Bi-
lanz zu ziehen.

In den internationalen Nachrichten finden wir heute
keine Bilder mehr von kriegerischen Auseinandersetzun-
gen zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Liba-
non.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir sehen keine Flüchtlingstrecks, zerstörten Vorstädte
und Menschen mehr, die sich im Norden Israels in die

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(C (D unker flüchten. Das hat auch etwas mit unserem Engaement zu tun. Ich finde, dass es der Opposition gut zu esicht stehen würde, das in aller Klarheit und Konseuenz einzugestehen. Ich habe die Anträge gelesen. Für meine sozialdemoratische Fraktion ist es ein Grundprinzip der Außenolitik, militärische Mittel nur als allerletzte Möglichkeit inzusetzen. as ist eine Selbstverständlichkeit. Der Außenminister teht dafür. Er hat sich in den vergangenen Monaten inensiv dafür eingesetzt, dass diese militärischen Mittel mmer in ein politisches Gesamtkonzept eingebunden erden. Zu dem vorliegenden Entschließungsantrag der FDP ann ich nur sagen – ich habe für meine Partei häufiger n Antragskommissionen zur Vorbereitung von Bundesarteitagen gesessen –: Wir haben auf solche Anträge mmer nur draufgeschrieben: erledigt durch Regierungsandeln. Ich glaube, das trifft es auch hier ganz gut. Die große Mehrheit in der libanesischen und der sraelischen Öffentlichkeit ist der Meinung, dass der insatz im Rahmen von UNIFIL – auch der maritime – in Erfolg ist. Gerade weil wir uns als Parlament mit kriischen Fragen auseinandersetzen müssen, was den Einatz von Bundeswehr und deutschen Soldaten insgesamt ngeht, müssen wir für unsere Entscheidungen werben. ir tragen auch Verantwortung dafür. In diesem konkre en Fall können wir darauf hinweisen, dass nicht nur die egierungen, sondern auch die oppositionellen Kräfte in eiden Ländern der Meinung sind, dass es richtig war, ich für diesen Waffenstillstand einzusetzen, und dass an dafür auch etwas tun muss. eutschland hat einen erheblichen Beitrag geleistet; das urde bereits gesagt. Der Waffenschmuggel über den eeweg konnte effektiv verhindert werden. Über 000 Schiffe wurden kontrolliert und erfasst. Ich laube, das ist eine Erwähnung wert. Es ist aber auch richtig, dass wir einen langen Atem rauchen, gerade wenn es darum geht, in dieser schwieigen Konfliktsituation stabilisierend zu wirken. Ich inde, Herr Kollege Paech, es ist ein wenig an den Haaen herbeigezogen, wenn Sie im direkten Zusammenang mit dem UNIFIL-Einsatz der deutschen Marine arauf hinweisen, unsere Politik führe dazu, dass ein leensfähiger palästinensischer Staat nicht durchgesetzt erden könne. Sie sollten die Kirche im Dorf lassen. Die isbollah-Miliz und die Hisbollah-Bewegung, die Parlaentarier in das libanesische Parlament entsandt hat, ha en sich nicht gegen diesen Einsatz gewehrt, sondern kzeptiert, dass es im Interesse der libanesischen Bevölerung liegt, zu einer Stabilisierung zu kommen. Ich inde, Sie sollten das zur Kenntnis nehmen. Niels Annen Das Stichwort „Hisbollah“ ist genannt worden. Die innenpolitische Situation im Libanon ist extrem instabil. Das Land steht kurz vor Präsidentschaftswahlen. Jeder, der sich mit der dortigen Lage auseinandergesetzt hat, weiß, dass das innenpolitische Machtgefüge extrem kompliziert ist. Ich glaube, dass es richtig ist, wenn die Europäische Union und Deutschland als ein Land, das nun Verantwortung übernommen hat, offen aussprechen, dass wir nicht zu einer dauerhaften Stabilisierung kommen werden, wenn wir nicht einen Prozess unterstützen, der dafür sorgt, dass die schiitische Bevölkerungsgruppe im Libanon eine akzeptable Repräsentanz in diesem Staatswesen erhält, und dass man darüber auch mit den gewählten Vertreterinnen und Vertretern wird reden müssen, also auch mit der Hisbollah, selbst wenn es nicht leichtfällt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


Wir müssen alle Akteure einbeziehen. Ich sage das
auch deswegen, weil in diesem Hause Kritik daran geübt
wurde, dass es in den letzten Monaten Kontakte zur syri-
schen Regierung gegeben hat. Ich unterstütze mit Nach-
druck den jüngsten Syrien-Besuch der Bundesentwick-
lungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir müssen den in der Tat viel zu schwachen Reform-
kräften in der syrischen Gesellschaft eine Alternative
bieten und einen Weg aufzeigen. Eine Ausgrenzung
treibt Syrien – das zeigt sich in vielen unterschiedlichen
Bereichen – lediglich in eine zunehmend engere Allianz
mit dem Iran. Das kann nicht in unserem Interesse lie-
gen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es gibt in der Tat wenig Grund, daran zu zweifeln,
dass eine Wiederbewaffnung der Hisbollah und der an-
deren Milizen über den Landweg – der Kollege Trittin
hat das bereits erwähnt – zumindest mit Duldung
Syriens geschieht. Das ist ein inakzeptabler Verstoß ge-
gen die UN-Resolution 1701. Deswegen glaube ich, dass
wir den Druck auf die Hisbollah und die anderen Milizen
aufrechterhalten müssen. Wir müssen die Forderung
nach Entwaffnung in den Mittelpunkt rücken und so-
wohl die politischen als auch die praktischen Bemühun-
gen um eine Absicherung der dortigen Grenze politisch
unterstützen. Aber es sagt sich so leicht: Diese Grenze
muss abgesichert werden. – Denn, wie wir alle wissen,
gibt es noch nicht einmal eine Markierung dieser inter-
nationalen Grenze. Deswegen unterstütze ich die politi-
schen Bemühungen des Bundesaußenministers, mit den
regionalen Akteuren ins Gespräch zu kommen; denn wir
wissen, dass es ohne sie nicht gehen wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Unter dem Strich ist zu unserem Engagement zu sa-
gen: Die seeseitige Absicherung hat maßgeblich dazu
beigetragen, dass die israelische Seeblockade aufgeho-
ben worden ist. Die seeseitige Absicherung durch die
deutsche Marine hat damit maßgeblich dazu beigetra-
gen, dass ein stabiler, bis heute wirksamer Waffenstill-

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(C (D tand durchgesetzt worden ist und damit das Töten und er Krieg zumindest bis heute beendet werden konnten. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


as ist ein Argument, das für sich selbst sprechen sollte.
eswegen wird meine Fraktion den Antrag der Bundes-

egierung auf Verlängerung dieses Mandates unterstüt-
en, und auch ich bitte um Ihre Zustimmung.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611114200

Das Wort hat der Kollege Eckart von Klaeden für die

nionsfraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1611114300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle-

en! Meine Fraktion wird für die Verlängerung des Man-
ates für UNIFIL stimmen. Die wesentlichen Argumente
ind hier schon genannt worden, sodass ich sie nicht
iederholen muss. Ich will aber darauf hinweisen, dass
einer Ansicht nach die Argumentation der FDP zu ei-

em Zirkelschluss führt; denn selbstverständlich ist es
öglich, die Gründe, die einen militärischen Einsatz er-

orderlich machen, aufzuführen und sie gleichzeitig ge-
en den Einsatz zu wenden.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Genau so ist das!)


ie Analyse, die von Ihnen, Frau Kollegin Homburger,
orgetragen worden ist, ist im Wesentlichen richtig: Die
age ist fragil. Es sind eine ganze Reihe von politischen
ragen, die Libanon und Syrien bzw. Libanon und Israel
etreffen, bisher ungeklärt. Aber das ist gerade kein
rund, sich zurückzuziehen, sondern das ist ein Grund,
ort zu bleiben, um in dieser fragilen Situation weiter ein
indestmaß an Stabilität aufrechtzuerhalten, damit

berhaupt eine politische Lösung möglich werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Margareta Wolf [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


enn die Verhältnisse so stabil wären, dass man nach
hren Kriterien die Bundeswehr hinschicken könnte,
ann können die Schiffe auch gleich in den Häfen blei-
en. Dann ist nämlich der Einsatz der Bundeswehr ge-
ade nicht notwendig.

Natürlich kann es sein, dass eine Lage so schwierig
st, so gefährlich ist und so wenig lösbar erscheint, dass
s unverantwortlich wäre, Soldaten hinzuschicken. Aber
on einer solchen Situation kann doch vor der Küste des
ibanon jetzt nicht ernsthaft die Rede sein. Wenn man
ich tatsächlich die Frage stellt, welche Abwägung vor-
unehmen ist, dann, so meine ich, gibt es zwei Aspekte,
ie zu berücksichtigen sind, gerade wenn es um die Ver-
ängerung eines Mandats geht. Erste Frage: Ist das, was
it dem Mandat beabsichtigt war, jedenfalls zunächst






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
erfüllt? Das ist hier eindeutig der Fall. Es ist nicht weiter
zu bewaffneten Einsätzen gekommen, und die Wahr-
scheinlichkeit des Aufflammens von Auseinanderset-
zungen zwischen Hisbollah und Israel hat sich reduziert.
Die zweite Frage, die man sich stellen muss, ist: Was ge-
schieht, wenn sich die anderen so verhalten, wie wir es
empfehlen? Für eine Ablehnung einzutreten, weil die
weitere Beteiligung anderer gesichert ist, ist doch keine
verantwortungsvolle Position.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Deswegen müssen wir als ein Land, das sich der Durch-
setzung des Völkerrechts verpflichtet hat, auch bereit
sein, unseren Beitrag zu leisten, wenn wir dazu in der
Lage sind. Denn das Dilemma des Völkerrechts, der in-
ternationalen Gemeinschaft ist nun einmal, dass es kein
Gewaltmonopol gibt, sondern dass sich immer wieder
die Länder, die bereit sind, das Völkerrecht zu akzeptie-
ren, zusammenfinden müssen, um es gegebenenfalls ge-
gen diejenigen durchzusetzen, die nicht bereit sind, ihm
zu folgen.

Die Argumentation der PDS oder der Linkspartei
– oder wie immer sie sich gerade nennt – schlägt dem
Fass wirklich den Boden aus. Zunächst einmal, Herr
Kollege Paech, ist es wirklich nicht der erste Einsatz der
Marine im Mittelmeer. Wenn Sie sich erinnern mögen:
Die erste verfassungsgerichtliche Auseinandersetzung
drehte sich um einen Einsatz der Marine im Mittelmeer,
als nämlich die Küste des ehemaligen Jugoslawien von
einer Fregatte beobachtet werden sollte. Auch die Ope-
ration „Active Endeavour“ findet seit vielen Jahren im
Mittelmeer statt. Diese Argumentation ist wirklich hane-
büchen und zeigt, wie sehr Ihre Maßstäbe verrückt sind.
Dass Sie Waffenlieferungen an den paramilitärischen
Arm der Hisbollah, den man mit guten Gründen als ter-
roristisch bezeichnen kann, auf eine Stufe mit Waffenlie-
ferungen an ein Land wie Israel stellen, das ist geradezu
verrückt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Es zeigt sich wieder, dass die PDS hier eine im
Grunde völkerrechtsfeindliche Fraktion stellt.


(Beifall des Abg. Dr. Karl A. Lamers [Heidelberg] [CDU/CSU] – Widerspruch bei Abgeordneten der LINKEN – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Dümmer geht’s nimmer!)


Immer wenn es um die Durchsetzung des Völkerrechts
geht, sind Sie nicht dabei. Sie behaupten jedes Mal,
wenn die völkerrechtliche Grundlage eindeutig ist, dass
sie nicht vorliegt. Das gilt für den Afghanistan-Einsatz,
das gilt für das OEF-Mandat, und das gilt für das ISAF-
Mandat. Selbst wenn Ihnen hier nichts einfällt, suchen
Sie nach hanebüchenen Begründungen, um sich nicht zu
beteiligen.

Ich warte auf den Fall, dass Sie einmal – wenigstens
theoretisch – bereit sind, zu skizzieren, wann Sie in der
Lage sind, die internationalen Bestimmungen, die Ver-

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1)

(C (D inbarungen, die im Rahmen der Vereinten Nationen geroffen wurden, zu unterstützen. Solange das nicht der all ist und solange Sie sich immer wieder gegen klare ölkerrechtliche Regeln wenden, werden wir darauf hineisen, dass mit Ihnen hier kein Staat zu machen ist. Wir stimmen dem Antrag der Bundesregierung zu. Vielen Dank. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611114400

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
mpfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf
rucksache 16/6330 zu dem Antrag der Bundesregie-

ung zur Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deut-
cher Streitkräfte im Rahmen der „United Nations Inte-
im Force in Lebanon“. Der Ausschuss empfiehlt, den
ntrag auf Drucksache 16/6278 anzunehmen. Es ist na-
entliche Abstimmung verlangt. Aus diesem Grund

itte ich Sie, sorgfältig darauf zu achten, dass die Stimm-
arten, die Sie verwenden, tatsächlich Ihren Namen tra-
en. Ich bitte außerdem die Schriftführerinnen und
chriftführer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. –
ies ist der Fall. Ich eröffne die Abstimmung.

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
timme nicht abgeben konnte?

Ich wiederhole meine Frage: Gibt es noch Mitglieder
es Hauses, die ihre Stimme nicht abgeben konnten? –
as ist nicht der Fall.

Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schrift-
ührerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu
eginnen. Das Ergebnis der namentlichen Abstimmung
ird Ihnen später bekannt gegeben.1)

Wir kommen nun zur Abstimmung über die Ent-
chließungsanträge. Damit wir die Abstimmung durch-
ühren und das Ergebnis zweifelsfrei feststellen können,
itte ich die Kolleginnen und Kollegen, die an den wei-
eren Beratungen teilnehmen wollen, ihre Plätze einzu-
ehmen, und die anderen Kolleginnen und Kollegen, die
naufschiebbare Dinge zu erledigen haben, dies außer-
alb des Plenarsaals zu tun.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschließungs-
ntrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/6331. Wer
timmt für diesen Entschließungsantrag? – Die Gegen-
robe! – Die Enthaltungen! – Der Entschließungsantrag
st gegen die Stimmen der Antragsteller bei Enthaltung
er Fraktion Die Linke abgelehnt.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie-
ungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf
rucksache 16/6332. Wer stimmt für diesen Entschlie-
ungsantrag? – Gegenstimmen? – Gibt es Enthaltungen? –
as ist nicht der Fall. Damit ist der Entschließungs-

ntrag gegen die Stimmen der Antragsteller mit den
timmen der übrigen Fraktionen des Hauses abgelehnt.

siehe Seite 11570 C






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Wir setzen die Haushaltsberatungen fort und kommen
nun zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung,
Einzelplan 23.

Das Wort hat die Bundesministerin Heidemarie
Wieczorek-Zeul.


(Beifall bei der SPD – Unruhe)


– Frau Ministerin, einen kleinen Moment bitte. Ich
möchte die Kolleginnen und Kollegen, die unaufschieb-
bare Dinge zu erledigen haben, bitten, das außerhalb des
Saales zu tun und uns die Möglichkeit zu geben, den Be-
ratungen wieder zu folgen. – Das ist geschehen.

Sie haben das Wort, Frau Ministerin.

Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Heute hat die indonesische Insel Sumatra
wieder Erschütterungen und Erdbeben erleben müssen,
die hohe Werte auf der Richterskala erreicht haben. Wir
wissen noch nichts über die einzelnen Schäden, aber wir
wissen, dass viele Gebäude geräumt werden mussten.
Unser Mitgefühl gilt den betroffenen Menschen in dieser
Region, die beim Tsunami schon so viel erleiden muss-
ten. Diese Menschen sollen wissen, dass sie sich auf un-
sere Solidarität in der Not verlassen können.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das wollte ich zu Beginn gerne sagen.

Wir haben die heutigen Debatten zum Haushalt im-
mer unter dem Gesichtspunkt geführt, welche globalen
Umbrüche unsere Welt erlebt. Wir sehen das am Beispiel
des Klimawandels. Wir sehen es an den tektonischen
Veränderungen in der Weltwirtschaft; Stichwort: Indien
und China. Wir sehen, dass es wirklich eine multipolare
Welt mit entsprechenden Auswirkungen geben wird. Wir
sehen es an der Globalisierung der Finanzmärkte und de-
ren Auswirkungen, und wir sehen es auch an den neuen
Entwicklungen in Afrika.

Demgemäß hat sich die Entwicklungszusammen-
arbeit auf veränderte Verhältnisse einzustellen, und dies
hat sie auch getan. Entwicklungszusammenarbeit be-
deutet heute nicht nur Nothilfe und Armutsbekämpfung,
sondern Unterstützung von sozialen Reformprozessen
und Technologietransfer zur Rettung des Klimas. Ent-
wicklungszusammenarbeit steht für den Beitrag zu einer
gerechteren globalen Rahmenordnung in der Weltwirt-
schaft, den die Kanzlerin heute angemahnt hat. Sie steht
für verantwortliche Regierungsführung, Krisenpräven-
tion sowie Förderung von Demokratie und Menschen-
rechten.

Deshalb ist die Entwicklungszusammenarbeit mit
völlig neuen Herausforderungen konfrontiert, und des-
halb hat sie zu Recht in diesem Haushalt auch mehr zu-
sätzliche Mittel erhalten. Entsprechend steigt der Um-
fang des Einzelplans 23 um fast 700 Millionen Euro.

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(C (D as ist in der Geschichte unseres Ministeriums dessen öchster Zuwachs. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


r ist natürlich für unsere Entwicklungszusammenarbeit
ichtig; aber vor allen Dingen ist dies ein Beitrag zur
laubwürdigkeit und Verantwortung unseres Landes;
enn das, was auf diesem Gebiet investiert wird, sind In-
estitionen in eine friedliche, in eine gerechte und ökolo-
isch verantwortungsvolle Welt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mit diesem Haushalt übernehmen wir Globalverant-
ortung. Wir leisten einen Beitrag zur Umsetzung der
illenniumsentwicklungsziele, damit endlich die welt-
eite Armut bekämpft wird.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben in unse-
em Lande umgedacht. Aber in globaler Hinsicht weist
ns zum Beispiel das schwedische Friedensforschungs-
nstitut SIPRI darauf hin, dass nur 20 US-Dollar pro
opf der Bevölkerung weltweit heute ausreichten, um

lle Millenniumsentwicklungsziele zu verwirklichen,
ass aber weltweit heute schon wieder 187 US-Dollar
ro Kopf der Bevölkerung für Rüstung ausgegeben wer-
en. Das macht deutlich: Wir müssen weltweit – so, wie
ir es auch mit unserem Etat tun – Schwerpunkte setzen,
m der Agitationsbasis für Terrorismus und der Armut
en Boden zu entziehen. Das machen wir mit unserem
aushalt sehr deutlich.


(Beifall bei der SPD)


Wir haben in dieser veränderten Welt auch die Verant-
ortung, die Menschen und insbesondere junge Men-

chen auf Umbrüche vorzubereiten. Deshalb freue ich
ich, dass es uns gelungen ist, unseren entwicklungs-

olitischen Freiwilligendienst in diesem Haushalt zu
erankern und damit die Chance zu bieten, dass junge
enschen unabhängig von finanziellen Mitteln und dem
eldbeutel ihrer Eltern die Chance haben, bis zu zwei

ahre lang einen entwicklungspolitischen Freiwilligen-
ienst in Entwicklungsländern zu leisten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as ist eine wunderbare Aufgabe für diese Jugendlichen,
ie sehr große Zustimmung findet. Die Nachfrage ist
berwältigend. Wir wollen diesen Dienst so ausweiten,
ass er mittelfristig mit einem Finanzvolumen von
0 Millionen Euro bis zu 10 000 Einsatzplätze pro Jahr
öglich macht. Im Rahmen des Freiwilligenprogramms

Weltwärts“ ist eine Gemeinschaftsinitiative mit über
00 Nichtregierungsorganisationen, aber auch mit Kom-
unen und privaten Trägern vorgesehen. Wir gestalten

einen staatlichen Dienst, sondern eine Gemeinschafts-
nitiative. Ich danke allen, die sich auf diese Art und

eise in sie einbringen und eingebracht haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul
Wer sich als Jugendlicher an einem solchen Dienst
beteiligt, der wird niemals zum Rassisten. Auch deshalb
ist es so wichtig, dass wir diese Arbeit engagiert unter-
stützen. Ich bedanke mich bei allen, die dies in den jetzi-
gen Haushaltsberatungen tun.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben aber auch andere Schlussfolgerungen ge-
zogen, nämlich bei G 8 in Richtung auf den Heiligen-
damm-Prozess, wobei zum Beispiel Länder wie Brasi-
lien, China, Indien, Mexiko und Südafrika in die globale
Verantwortung einbezogen worden sind, um deutlich zu
machen: Die G 8 sind sich nicht selbst genug.

Ich will an der Stelle ausdrücklich noch einmal auf
unsere Entwicklungszusammenarbeit mit China einge-
hen. Heute Morgen hat ja auch Herr Westerwelle diese
wieder einmal angesprochen. Nicht ohne Grund hat der
Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie,
Jürgen Thumann, der, wie ich glaube, nicht prinzipiell
mit der Sozialdemokratie in Verbindung gebracht wer-
den kann, unsere Entwicklungszusammenarbeit mit
China im Handelsblatt mit großem Lob versehen. Ich
zitiere mit Erlaubnis der Präsidentin:

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit leistet
dabei einen wichtigen Beitrag. Erstens wird China
beim Umwelt- und Klimaschutz unterstützt durch
Umweltpolitikberatung, Verbesserung der Energie-
effizienz oder der nachhaltigen Forstwirtschaft.
Zweitens leistet die Entwicklungszusammenarbeit
einen wichtigen Beitrag bei der Stärkung markt-
wirtschaftlicher Elemente in China, etwa beim Aus-
bau des Rechtssystems und beim Schutz geistigen
Eigentums. Drittens trägt der entwicklungspoliti-
sche Dialog dazu bei, China stärker in die globale
Verantwortung einzubinden, auch im Hinblick auf
das Engagement Chinas auf den Rohstoffmärkten
Afrikas.

Ich freue mich über diese mit Lob verbundene Einschät-
zung des BDI-Präsidenten und würde mir ein ähnlich un-
parteiisches Lob auch von anderen in diesem Hause, die
stattdessen versuchen, parteipolitische Taktik zu ma-
chen, wünschen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Walter Kolbow [SPD]: Der Mann hat recht! Genau! – Dr. Karl Addicks [FDP]: Das ist keine parteipolitische Taktik, sondern eine Frage der Vernunft!)


Der zweite Punkt in Verbindung mit der Verantwor-
tung der G 8 betrifft Afrika. Wir haben bei den G-8-
Treffen einen besonderen Schwerpunkt gesetzt, der sich
auch in den Beschlüssen niederschlägt:

So stehen wir, wie es auch heute Morgen die Kanzle-
rin gesagt hat, zu den Verpflichtungen des Gipfels von
Gleneagles, der in Heiligendamm bestätigt worden ist,
nämlich dazu beizutragen, dass bis zum Jahr 2010 die
Mittel für Afrika vonseiten der G 8 verdoppelt werden.
Entsprechende Schritte in diese Richtung können wir mit
dem vorliegenden Haushalt auch umsetzen.

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(C (D Wir tragen auch mit dazu bei, dass der ODA-Stufenlan Jahr für Jahr entschlossen umgesetzt wird. Gleichzeitig wollen wir Investitionen in Afrika stären. Neben den finanziellen Mitteln, um die es aber icht allein gehen darf, sind dazu notwendig Transpaenz und Rechenschaftspflichten im öffentlichen Finanzesen sowie Transparenz der Rohstoffmärkte gemäß der ITI-Initiative. Darüber hinaus unterstützen wir die Verbesserung der egionalen Kooperation Afrikas und fördern den Zugang frikas zu erneuerbaren Energien sowie die effizientere utzung von Energie. Ich fand es wichtig und gut, dass wir beim G-8-Gipfel ie Chancen, die sich in Afrika bieten, deutlich gemacht aben. Ich will heute aber auch einen Punkt ansprechen, on dem ich weiß, dass er viele bei uns im Hause so wie ich bedrückt. So sage ich an dieser Stelle ausdrücklich: ir müssen gemeinsam – die Europäische Union und uch die UN – Druck auf den kongolesischen Präsidenen Kabila ausüben, (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


amit er endlich dazu beiträgt, die Gewalt und das Leid,
as Frauen im Osten des Kongo durch Vergewaltigun-
en zugefügt wird, zu beenden. In der letzten Zeit ist es
mmer wieder deutlich geworden – man konnte es heute
ieder lesen –, dass dort von allen beteiligten Mili-

ärgruppen Vergewaltigungen als ein Mittel im Krieg
ingesetzt werden. Dabei handelt es sich nach dem Sta-
ut des Internationalen Strafgerichtshofs, Art. 7 und 8,
m Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegs-
erbrechen. Ich fordere daher die kongolesische Regie-
ung auf, diesen Verbrechen gegen die Menschlichkeit
owie anderen Kriegsverbrechen ein Ende zu machen
nd die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


enn dies nicht endlich geschieht, so ist gemäß seinem
tatut der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag
erpflichtet, gegen die Verantwortlichen in den beteilig-
en Militärgruppen vorzugehen, so wie er es auch auf-
rund der Geschehnisse in Darfur in den letzten Wochen
nd Monaten getan hat. Wir dürfen dabei nicht länger
usehen, liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir halten unsere Versprechen und Zusagen. Bei dem
-8-Treffen haben die G 8 zugesagt, für die Aidsbe-
ämpfung, insbesondere in Afrika, 60 Milliarden US-
ollar bis zum Jahr 2015 – die USA wollen das sogar

chon früher erreichen – zur Verfügung zu stellen. Die
undesregierung hat zugesagt, bis zum Jahr 2015, wenn
ie Millenniumsziele erreicht sein sollen, 4 Milliar-
en Euro für die Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria
nd Tuberkulose einzusetzen. Das soll auf zwei Wegen
eschehen: Wir werden den hier in zwei Wochen tagen-
en Globalen Fonds finanziell unterstützen und die ent-






(A) )



(B) )


Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul

nein: 126 Hubert Deittert Michael Grosse-Brömer Kristina Köhler (Wiesbaden)

Ja

CDU/CSU

Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Jochen Borchert
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe

Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Maria Eichhorn
Dr. Stephan Eisel
Anke Eymer (Lübeck)

Georg Fahrenschon
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)

Dirk Fischer (Hamburg)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Eberhard Gienger
Michael Glos
Ralf Göbel

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r. Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
lav Gutting
erda Hasselfeldt
rsula Heinen
da Carmen Freia Heller

ürgen Herrmann
ernd Heynemann
rnst Hinsken
eter Hintze
obert Hochbaum
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
nette Hübinger
ubert Hüppe
usanne Jaffke
r. Peter Jahr
r. Hans-Heinrich Jordan
r. Franz Josef Jung
ndreas Jung (Konstanz)

artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
lois Karl
ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Johann-Henrich

Krummacher
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl A. Lamers


(Heidelberg)

Andreas G. Lämmel
Katharina Landgraf
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Patricia Lips
Dr. Michael Luther
Stephan Mayer (Altötting)

Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Friedrich Merz
Maria Michalk
Philipp Mißfelder
Dr. Eva Möllring
Marlene Mortler
enthalten: 4 Alexander Dobrindt Markus Grübel Manfred Kolbe
sprechenden Mittel aufstocken
Unterstützung des Haushalts
wollen wir die bilateralen Mitt
weiten; denn auch das ist ein
Glaubwürdigkeit. Die Tagung
der erste Test für die G 8, ob
stehen. Dass wir das tun, könn
halt belegen. Dort sind die gr
bei den Mitteln für die Aidsbek
sammenarbeit mit Afrika vorge
sonders dankbar; denn das sin
uns.


(Beifall bei der SPD sowi der CDU/C Liebe Kolleginnen und Kol politik hat durch die globalen ständigkeiten bekommen. Das Haushalt. Damit bringen wir u antwortung zum Ausdruck. I tektonischen Ereignisse, die i chen habe, ist der Beitrag Euro wirtschaftlichen Erfolg mit den hen, und mit einer gerechteren sierung. In diesem Sinne haben bin überzeugt, dass die Kraft d Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 571; davon ja: 441 M G C G L . Dabei hoffe ich auf die ausschusses. Außerdem el in diesem Bereich ause Frage unserer eigenen des Globalen Fonds ist sie zu ihren Versprechen en wir mit diesem Hausößten Einzelsteigerungen ämpfung und für die Zusehen. Dafür bin ich be d wichtige Aufgaben für e bei Abgeordneten SU)


legen, die Entwicklungs-
Aufgaben ganz neue Zu-
zeigt sich auch in diesem
nsere europäische Ver-
ch finde, angesichts der
ch zu Anfang angespro-
pas wichtig. Er verbindet
Werten, für die wir ste-
Gestaltung der Globali-
wir viele Aufgaben. Ich
es Dialogs und der guten

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onika Brüning
eorg Brunnhuber
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itta Connemann
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eispiele auch in Regionen wi
u den Demokratien zählen ode
ind.

Ich hoffe auf Ihre Unterstü
ür diese. Lassen Sie uns gem
usdruck bringen und sie umse

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD un Vizepräsidentin Petra Pau Liebe Kolleginnen und Koll egen Dr. Addicks das Wort g um Tagesordnungspunkt 3 und chriftführerinnen und Schrift is der namentlichen Abstimm mpfehlung des Auswärtigen A rag der Bundesregierung zur F ewaffneter deutscher Streitkrä ed Nations Interim Force in Le elte sich um die Drucksachen bgegebene Stimmen 571. Mi en und Kollegen gestimmt, timmt, und es gab 4 Enthaltun ehlung ist damit angenommen osef Göppel eter Götz r. Wolfgang Götzer te Granold ermann Gröhe V E J J J (C (D rkt, die heute noch nicht r erst auf dem Weg dahin tzung und bedanke mich einsam diese Werte zum tzen! d der CDU/CSU)


:
egen, bevor ich dem Kol-
ebe, komme ich zurück
gebe Ihnen das von den

führern ermittelte Ergeb-
ung über die Beschluss-
usschusses zu dem An-

ortsetzung des Einsatzes
fte im Rahmen der Uni-
banon bekannt – es han-
16/6278 und 16/6330 –:

t Ja haben 441 Kollegin-
mit Nein haben 126 ge-
gen. Die Beschlussemp-

.

olker Kauder
ckart von Klaeden
ürgen Klimke
ulia Klöckner
ens Koeppen






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau
Dr. Gerd Müller
Hildegard Müller
Carsten Müller


(Braunschweig)

Stefan Müller (Erlangen)

Bernd Neumann (Bremen)

Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Daniela Raab
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Peter Rauen
Katherina Reiche (Potsdam)

Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Kurt J. Rossmanith
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Albert Rupprecht (Weiden)

Peter Rzepka
Anita Schäfer (Saalstadt)

Hermann-Josef Scharf
Dr. Wolfgang Schäuble
Hartmut Schauerte
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Georg Schirmbeck
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt (Fürth)

Andreas Schmidt (Mülheim)

Ingo Schmitt (Berlin)

Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian
Horst Seehofer
Kurt Segner
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Max Straubinger
Michael Stübgen
Hans Peter Thul
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Uwe Vogel
Andrea Astrid Voßhoff
Gerhard Wächter
Marco Wanderwitz

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ai Wegner
arcus Weinberg

eter Weiß (Emmendingen)

erald Weiß (Groß-Gerau)

go Wellenreuther
arl-Georg Wellmann
nnette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
illy Wimmer (Neuss)


lisabeth Winkelmeier-
Becker
agmar Wöhrl
olfgang Zöller
illi Zylajew

PD

r. Lale Akgün
iels Annen
grid Arndt-Brauer
ainer Arnold
rnst Bahr (Neuruppin)

oris Barnett
r. Hans-Peter Bartels
ören Bartol
abine Bätzing
irk Becker
we Beckmeyer
laus Uwe Benneter
r. Axel Berg
te Berg
etra Bierwirth
olker Blumentritt
urt Bodewig
lemens Bollen
erd Bollmann
r. Gerhard Botz
laus Brandner
ernhard Brinkmann

(Hildesheim)


delgard Bulmahn
arco Bülow
lla Burchardt
artin Burkert
r. Michael Bürsch
hristian Carstensen
arion Caspers-Merk
r. Herta Däubler-Gmelin
arl Diller
artin Dörmann
r. Carl-Christian Dressel
lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
etlef Dzembritzki
ebastian Edathy
iegmund Ehrmann
ans Eichel
ernot Erler
etra Ernstberger
nnette Faße
abriele Fograscher
ainer Fornahl
abriele Frechen
agmar Freitag
eter Friedrich
igmar Gabriel
artin Gerster
is Gleicke
ünter Gloser

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ngelika Graf (Rosenheim)

ieter Grasedieck
onika Griefahn
erstin Griese
abriele Groneberg
chim Großmann
olfgang Grotthaus
olfgang Gunkel
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ina Hauer
einhold Hemker
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
etra Heß
tephan Hilsberg
erd Höfer

ris Hoffmann (Wismar)

rank Hofmann (Volkach)

ike Hovermann
laas Hübner
hristel Humme
othar Ibrügger
runhilde Irber

ohannes Jung (Karlsruhe)

osip Juratovic
ohannes Kahrs
lrich Kasparick
r. h. c. Susanne Kastner
lrich Kelber
hristian Kleiminger
ans-Ulrich Klose
strid Klug
r. Bärbel Kofler
alter Kolbow

ritz Rudolf Körper
arin Kortmann
olf Kramer
nette Kramme
icolette Kressl
olker Kröning
r. Hans-Ulrich Krüger
ngelika Krüger-Leißner

ürgen Kucharczyk
elga Kühn-Mengel
te Kumpf
r. Uwe Küster
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
altraud Lehn
elga Lopez
abriele Lösekrug-Möller
othar Mark
aren Marks
arkus Meckel

etra Merkel (Berlin)

lrike Merten
r. Matthias Miersch
rsula Mogg
arko Mühlstein
ichael Müller (Düsseldorf)

esine Multhaupt
ranz Müntefering

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(Tuchenbach)


(Everswinkel)


(Wiesloch)





(A) )


(B) )


(Frankfurt)

Dr. Karl Addicks (FDP):
Rede ID: ID1611114500

(Wolmirstedt)


entin! Liebe Kolleginnen
hrten Damen und Herren!

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ichael Link (Heilbronn)

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atrick Meinhardt
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urkhardt Müller-Sönksen
irk Niebel
etlef Parr
ornelia Pieper
isela Piltz

örg Rohde
rank Schäffler
r. Konrad Schily
r. Hermann Otto Solms
arl-Ludwig Thiele
lorian Toncar
hristoph Waitz
r. Guido Westerwelle
r. Claudia Winterstein
r. Volker Wissing
artfrid Wolff (Rems-Murr)

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üseyin-Kenan Aydin
r. Dietmar Bartsch
arin Binder
r. Lothar Bisky
r. Martina Bunge
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r. Diether Dehm
erner Dreibus
r. Dagmar Enkelmann
laus Ernst
olfgang Gehrcke
iana Golze
r. Gregor Gysi
eike Hänsel
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ans-Kurt Hill

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ür den Etat des BMZ im Hau
00 Millionen Euro mehr vorge
teigerung auf insgesamt 5,1 M

and ist damit auf dem Weg, se
en einzuhalten. Das müssen w
o.

Frau Ministerin, Sie haben
prochen, Gesundheit und W

(D etra Pau odo Ramelow lke Reinke aul Schäfer olker Schneider r. Herbert Schui r. Ilja Seifert r. Petra Sitte rank Spieth r. Kirsten Tackmann r. Axel Troost lexander Ulrich örn Wunderlich ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN eter Hettlich r. Anton Hofreiter ylvia Kotting-Uhl onika Lazar ans-Christian Ströbele raktionslose Abgeordnete enry Nitzsche ert Winkelmeier nthalten DU/CSU orbert Schindler PD wald Schurer DP arina Schuster ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN r. Harald Terpe shalt 2008 sind in der Tat sehen. Das bedeutet eine illiarden Euro. Deutsch ine internationalen Zusair begrüßen; das ist gut auf dem G-8-Gipfel verirtschaft in Afrika beLydia Westrich Dr. Margrit Wetzel Andrea Wicklein Heidemarie Wieczorek-Zeul Dr. Dieter Wiefelspütz Engelbert Wistuba Heidi Wright Uta Zapf Manfred Zöllmer Brigitte Zypries Rainder Steenblock Silke Stokar von Neuforn Jürgen Trittin Wolfgang Wieland Josef Philip Winkler Margareta Wolf Nein CDU/CSU H E B D D H J H S H I (Ceinz-Peter Haustein lke Hoff irgit Homburger r. Werner Hoyer r. Heinrich L. Kolb ellmut Königshaus ürgen Koppelin einz Lanfermann ibylle Laurischk arald Leibrecht na Lenke Jan Korte Katrin Kunert Oskar Lafontaine Michael Leutert Ulla Lötzer Dr. Gesine Lötzsch Ulrich Maurer Dorothée Menzner Kersten Naumann Wolfgang Nešković Dr. Norman Paech Dr. Karl Addicks sonders zu fördern. Zum Thema Gesundheit möchte ich nur sagen, dass der Unterausschuss, den wir geplant hatten einzuführen und der sich insbesondere mit Gesundheit in Entwicklungsländern beschäftigen sollte, leider abgelehnt wurde. Ihre Unterstützung habe ich da vermisst. Für die Wirtschaftsförderung in Afrika sind in Ihrem Entwurf ganze 2 Millionen Euro mehr vorgesehen. Das halten wir für ein Armutszeugnis. Man fragt sich, warum das BMZ in seinem Namen das Attribut „wirtschaftlich“ führt; wir könnten es eigentlich streichen. Sie haben offenbar noch immer nicht verstanden, dass Entwicklung zuallererst wirtschaftliche Entwicklung ist. Armutsbekämpfung ist gut, aber Armutsursachenbekämpfung ist besser. Die Ursache der Armut liegt nun einmal in der Unterentwicklung vor allem der Privatwirtschaft auf dem afrikanischen Kontinent. Diesen Wirtschaftsbereich müssen wir voranbringen. Da gibt es gute Ansätze. Ich erwähne nur die Mikrofinanzierung. In diesem Bereich sollten wir viel mehr tun. Das ist sinnvoll eingesetztes Geld; da wird die Wirtschaft von unten nach oben entwickelt. Kleine Unternehmen können zur Entwicklung beitragen – wir haben das auf unseren Reisen gesehen –: hier eine Müllerei, dort eine Schreinerei, dort ein kleiner Marktstand. Mithilfe von Mikrofinanzmitteln fangen sie an, sich zu etablieren. Das sind die Leute, die die Wirtschaft auf dem afrikanischen Kontinent voranbringen, die die Basis für eine positive Entwicklung schaffen. (Beifall bei Abgeordneten der FDP – Dr. Wolfgang Wodarg [SPD]: Das sind doch genau die, die wir unterstützen!)


(Saarbrücken)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP)


Ganz anders verhält es sich leider mit der Budget-
hilfe. Hier wird das Geld in den Haushalt eines Landes
gekippt, ohne Kontrollen und mit fragwürdiger Effi-
zienz.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Parlamentarische Kontrolle!)


Wir haben schon öfter gesagt, dass wir Budgethilfe
nicht prinzipiell ablehnen. Sie kann ein wirksames In-
strument der Entwicklungszusammenarbeit sein, aller-
dings nur, wenn sie gezielt und vernünftig angewendet
wird, und genau das vermissen wir leider.

Budgethilfe kann man nur mit handverlesenen, ver-
trauenswürdigen Partnern vereinbaren. Wir müssen im-
mer wieder im Nachhinein feststellen, dass das Ver-
trauen, das wir in unsere Partnerregierungen gesetzt
haben, nicht gerechtfertigt war. Nur ist das Geld dann
leider weg. Wenn wir schon Budgethilfe leisten, müssen
wir mehr als bisher darauf achten, dass das Geld korrekt
verwendet wird; wir müssen das auch kontrollieren. Ich
halte es da mit Herrn Lenin – gerade wenn es um Geld
geht –: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.


(Zurufe von der LINKEN: Oh!)



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(C (D Das ist ein Tribut an Sie. – Wir haben leider viel zu iele schlechte Erfahrungen gemacht. Gerade heute erreichen uns Mitteilungen aus Kameun, dass der Gesundheitsminister und der Finanzminiser zurückgetreten sind. Wo liegen unsere Schwerpunkte n der Entwicklungszusammenarbeit mit Kamerun? In en Bereichen Gesundheit und Finanzen. Wann werden ir endlich lernen, dass wir mit solchen Regierungen eine Budgetzusammenarbeit aufnehmen können? Ich nenne auch das Beispiel Mosambik. Die RELIMO-Regierung hat offenbar noch nicht so ganz egriffen, was Demokratie ist; das haben sie noch nicht elernt. Okay, nach Bürgerkrieg und langer Diktatur raucht das ein bisschen Zeit. Aber mit einer solchen egierung die Budgetzusammenarbeit auszudehnen, ist icht das richtige Zeichen; denn die Regierung missraucht die Budgetmittel – das haben wir feststellen könen –, um die eigene Partei voranzubringen. Wir haben en Herren in Mosambik sehr deutlich gesagt, dass uns er Umgang mit der dortigen Opposition überhaupt nicht efällt. Wir können diesen Umgang nicht auch noch mit udgethilfe honorieren. Ich frage Sie: Hat die Bundesreierung eigentlich jemals einem Land die Budgethilfe ntzogen? Möglichkeiten dazu gäbe es; Frau Ministerin at gerade selbst den Kongo angesprochen. Zumindest m Falle von Mosambik ist die Ausweitung das falsche ignal. Frau Ministerin, Sie haben gerade die Good Goverance angesprochen. Leider verkommt dieser Begriff mmer mehr zu einem Schlagwort. Wir müssen Good overnance einfordern und überprüfen. Aber dort, wo es eine Good Governance gibt, ist die Budgethilfe fehl am latz. Ich habe hier die Bundesregierung gefragt, ob sie irendwelche Fälle kenne, in denen Geld versickert ist. arauf wurde mir geantwortet, davon sei der Bundesreierung nichts bekannt. Aber überall pfeifen es die Spaten von den Dächern. Ich frage Sie: Wie trotzig muss an eigentlich sein, wenn man das nicht zur Kenntnis ehmen will? Wie unbelehrbar muss man sein, wenn an daraus keine Konsequenz ziehen will? Schauen Sie einmal, was in Südafrika bei der Aidsekämpfung passiert – Frau Ministerin, Sie haben dieses eispiel erwähnt –: Die unsägliche Gesundheitsministe in ist dort immer noch im Amt, und wir trauen uns icht, dazu ein deutliches Wort zu sagen. Diese Frau, die im Nachbarland Botswana rechtskräfig verurteilt wurde, weil sie Patienteneigentum und rankenhauseigentum gestohlen hat, verfügt mit über ntwicklungszusammenarbeitsgelder in Millionenhöhe. s tut mir leid, aber das ist für mich keine EZ auf Auenhöhe, wie wir sie so oft einfordern. Zu einer EZ auf Augenhöhe gehört, dass wir dem artner die Meinung richtig ins Gesicht sagen können. Dr. Karl Addicks Warum machen Sie das eigentlich nicht, Frau Ministerin? Das wären ganz neue Töne, die einige aufschrecken dürften. Stattdessen höre ich auf den Fluren des BMZ, die Entwicklungsländer müssten lernen, mit Geld umzugehen. Dazu bräuchten sie wie Kinder, die lernen müssen, mit dem Taschengeld umzugehen, eine Budgethilfe. Dafür haben wir überhaupt kein Verständnis; denn dafür ist das Geld von unseren Steuerzahlern doch etwas zu hart erarbeitet worden. Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss meiner Rede. Wenn Minister angeklagt werden, schauen wir ganz betroffen. Wenn sie entlassen werden, wegen Korruption gehen müssen, sagen wir uns: Da ist ja wohl etwas nicht in Ordnung. – Ich erinnere nur an die Tschad-Kamerun-Pipeline, zu der Frau Kollegin Koczy von den Grünen festgestellt hat, dass dort sehr viel versickert. Das alles sind Dinge, die wir nicht länger hinnehmen können. Dort muss unsere Blauäugigkeit aufhören. Bitte lassen Sie uns auch da in ganz klaren Tönen sprechen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat der Kollege Dr. Christian Ruck für die Unionsfraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611114600


Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1611114700

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Nach dieser sehr engagierten, aber für meine Be-
griffe etwas undifferenzierten Rede von Ihnen, Herr
Addicks, möchte ich zunächst festhalten, dass das
Jahr 2007 ein für die deutsche Entwicklungspolitik
wichtiges und, wie sich abzeichnet, gutes Jahr werden
wird. Die deutsche G-8- und EU-Präsidentschaft hat die
strategische Bedeutung der Entwicklungspolitik für die
friedliche und nachhaltige Entwicklung unserer Erde un-
terstrichen. Ich glaube, dass noch nie ein deutscher Bun-
deskanzler globale und entwicklungspolitische Themen
so ins Zentrum eines G-8-Gipfels gerückt hat, wie es
Frau Merkel getan hat, und dass entwicklungspolitische
Themen überhaupt noch nie so in den Fokus der Weltöf-
fentlichkeit gerückt wurden wie in Heiligendamm.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich glaube aber auch, dass noch nie so große entwick-
lungspolitische Herausforderungen im Kampf um die
Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen, im Kampf
gegen Hunger, Elend und Perspektivlosigkeit, im Kampf
auch gegen eine zunehmend gefährliche Ungleichge-
wichtung in der Welt und im Kampf für mehr Sicherheit
und gegen Terrorismus zu bewältigen waren.

Mit dem Haushaltsentwurf 2008 wird die schwarz-
rote Koalition den Entwicklungshaushalt nun zum drit-
ten Mal in Folge signifikant anheben, und zwar um

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(C (D 5 Prozent gegenüber dem Entwurf vom letzten Jahr. ei einem Gesamtwachstum des Haushalts von ,7 Prozent ist das ein Erfolg für die Entwicklungspoliik. Nach Jahren der Stagnation ist der Haushaltsansatz eit 2005 nun insgesamt um ein Drittel angehoben woren. Das ist ein Erfolg für uns. Das ist auch ein Erfolg, u dem ich Ihnen, Frau Bundesministerin, Ihrem Hause nd Ihrer Führungscrew gratuliere. amit demonstriert die Große Koalition Entschlosseneit, einem Bekenntnis zum verantwortlichen Handeln n einer globalen Welt auch Taten folgen zu lassen. Ich öchte an die beeindruckenden Worte der Bundeskanzerin von heute Vormittag erinnern, die sich noch einmal anz klar und deutlich zu dieser Verantwortung bekannt at und in diesem Zusammenhang auch das Stichwort laubwürdigkeit genannt hat. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben nternational zugesagt, dass wir mehr für unseren Nacharkontinent Afrika tun wollen. Darauf wird mein Kolege Hartwig Fischer noch eingehen. Wir haben zugeagt, dass wir mehr für die Bekämpfung von HIV/Aids, ür den Klimaschutz und für die Erhaltung der Schöpung tun wollen. Die Entwicklungsländer sind gerade in Bezug auf den limawandel Opfer und Täter. Es muss hier gelingen, it klugem Transfer von Know-how, aber auch mit klu er Reformberatung gerade in aufstrebenden Entwickungsländern das Wirtschaftswachstum vom Ansteigen es Energiebedarfs zu entkoppeln. In China – das wurde schon angesprochen – ist der limaschutz besonders wichtig. Dort ist es beispielseise gelungen – das wird die meisten in diesem Hause reuen –, über eine Einspeiseverordnung, die sich an em orientiert, was wir in Deutschland machen, einen roßen Schritt bei der Beratung voranzukommen. Was ie Technologie betrifft, ist es natürlich entscheidend, ass wir mit unserer Kohlekraftwerkstechnologie in hina Fuß fassen können. Wichtig ist auch – die Bali-Konferenz zum Klimachutz steht vor der Tür –, dass der Schutz des Waldes, er als CO2-Senke und als Schatzkammer für die Artenielfalt auf unserer Erde dient, in der Entwicklungspoliik mehr Beachtung findet. Auch hier hat der vorlieende Haushaltsentwurf wichtige Impulse für die eltkonferenz zum Schutz der Artenvielfalt im nächsten ahr in Deutschland gesetzt. Zum erklärten Ziel der Koalition gehört auch, dass ir die Bereiche Bildung und Ausbildung einerseits und ändliche Entwicklung andererseits stärken. Das eine ist in zentrales Element für die Hilfe zur Selbsthilfe, und as andere ist die Grundlage der Armutsbekämpfung. rmut spielt sich noch immer vorwiegend auf dem Land b. Aber auch die Erhaltung der natürlichen Lebensrundlagen und eine wirksamere Drogenbekämpfung önnen zur Verringerung der Armut beitragen. Herr Addicks, auch eine vernünftige wirtschaftliche ntwicklung ist im Kampf gegen die Armut entschei Dr. Christian Ruck dend. Auch wir sind der Meinung – da gebe ich Ihnen vollkommen recht; damit rennen Sie bei uns offene Türen ein –, dass der Bereich der Mikrofinanzierung in allen Bereichen, also auch im Bereich der ländlichen Entwicklung, sozusagen als Querschnittsaufgabe gestärkt werden muss. Das ist ein wichtiger Faktor, um die Lage der Armen erfolgreich zu verbessern. Ihn gilt es weiterzuentwickeln. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Karl Addicks [FDP]: Sie müssen die Mittel für die Förderung der Privatwirtschaft erhöhen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


– Da haben Sie mich auf Ihrer Seite.

Ein vielfach entscheidendes entwicklungspolitisches
Ziel – auch das wurde zu Recht angesprochen – ist die
Überwindung entwicklungshemmender politischer Struk-
turen und Entscheidungsmechanismen in Entwicklungs-
ländern. Herr Addicks, wir halten Good Governance für
den zentralen Begriff in unserem Instrumentarium und in
unserer Zielsetzung. Wir müssen aber alles das, was zur
Demokratie, zur Gewaltenteilung und auch zum Entste-
hen handlungsfähiger politischer Parteien mit einem ent-
sprechenden Parteiprogramm führt, stärker als bisher un-
terstützen. Dazu gehört auch der Aufbau einer
Zivilgesellschaft, die auf allen Ebenen kontrollierend
einwirken kann.

Wir möchten auch heute wieder das Bekenntnis abge-
ben, dass es zu unseren Aufgaben und zu unserer Politik
gehört, so wichtige Einrichtungen wie unsere politischen
Stiftungen, aber auch NGOs und vor allem die Kirchen
weiterhin konsequent und beharrlich zu unterstützen.
Auch das wollen wir in diesem Haushalt als Signal ver-
wirklicht sehen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611114800

Herr Kollege Ruck, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Addicks?


Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1611114900

Ja.


Dr. Karl Addicks (FDP):
Rede ID: ID1611115000

Herr Kollege Ruck, ich gebe Ihnen gerne die Mög-

lichkeit, Ihre Redezeit zu verlängern. Sie sprachen ge-
rade die politischen Stiftungen an. Haben Sie zur
Kenntnis genommen, dass im Haushalt des AA und des
BMZ gegenläufige Maßnahmen zur Förderung von poli-
tischen Stiftungen getätigt werden, was per saldo darauf
hinausläuft, dass die politischen Stiftungen insgesamt
7 Millionen Euro weniger bekommen?


Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1611115100

Ich sage es noch einmal: Für uns ist es wichtig, dass

die Stiftungen insgesamt, was ihre Arbeit betrifft, ge-
stärkt werden. Sie haben vollkommen recht, dass es per
saldo keine Verbesserung ist, wenn die eine Hand
nimmt, was die andere Hand gibt.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Danke!)


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(C (D ch verweise in diesem Zusammenhang auf meinen chlusssatz, den ich jetzt natürlich noch nicht sagen öchte, weil er erst, wie gesagt, zum Schluss kommt. Unsere größte und gefährlichste entwicklungspolitiche Baustelle ist Afghanistan. Auch hier gibt es indrucksvolle Erfolge; diese sollten wir immer wieder ennen. Aber es gibt natürlich auch große Herausfordeungen. Das kam in einigen Debatten vorher schon zum usdruck. In der nächsten Woche haben wir Gelegenheit, ber diese Herausforderungen im Paket zu sprechen. Nirendwo ist die Notwendigkeit einer gemeinsamen Antort von Sicherheits-, Außenund Entwicklungspolitik rößer als hier. Uns Entwicklungspolitikern ist klar geworden, dass ir unsere Anliegen nicht verfolgen können und dass ir mit unseren Instrumenten nicht weiterkommen, enn es keine Sicherheit gibt. Uns ist klar geworden, ass es keine Drogenbekämpfung, dass es keine Alternaive zum Drogenanbau auf dem Land gibt, wenn dort eine Sicherheit vorherrscht. Deswegen ist gerade aus icht von uns Entwicklungspolitikern ein erfolgreicher ufbau der Polizei unabdingbar. Das Gleiche gilt für ein unktionierendes Justizwesen. In diesen Bereichen gibt s noch immer große Defizite. Weitere Defizite sind, ass zu viel Geld in Kabul hängen bleibt und zu wenig in ie Provinzen geht und nicht alle, die Beiträge zugesagt aben, diese auch erbracht haben. Ich begrüße ausdrücklich, dass ein stärkeres entwickungspolitisches Engagement im Süden von Afghanistan orgesehen ist. Wir müssen die internationale Arbeit in fghanistan insbesondere im entwicklungspolitischen ereich noch besser koordinieren. Kollege Ruck, gestatten Sie eine weitere Zwischen rage, diesmal vom Kollegen Trittin? Ja, nachdem ich das Kapitel Afghanistan mit folgen em Satz beendet habe: Aus den genannten Gründen bin ch hocherfreut, dass im Haushaltsentwurf mehr Geld für ie Entwicklungshilfe in Afghanistan vorgesehen ist. as ist vielleicht immer noch zu wenig, aber in unseren ugen ist es ein weiterer wichtiger Schritt. Herr Trittin, bitte. Herr Kollege Ruck, Sie haben – ich glaube, diesbe üglich stimmen wir überein – die Notwendigkeit eines erstärkten, schnelleren und besseren entwicklungspoliischen Engagements in Afghanistan unterstrichen. Wie rklären Sie es sich, dass die Umsetzung eines GTZ-Proekts im Süden von Afghanistan, im PRT der Niederläner, trotz der Bereitschaft der GTZ, dort hinzugehen, von ärz bis heute auf sich warten ließ? Jetzt liegt die Zu age des BMZ vor, sodass die Entwicklungshelfer, die arauf drängen, dort hingehen zu können, nun endlich ehen können. Herr Trittin, ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, dass ich zu diesem Einzelfall aus dem Stand heraus nichts sagen kann. (Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin: Aber ich kann es!)


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611115200
Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1611115300
Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611115400




(A) )


(B) )

Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1611115500

Ich gehe der Sache natürlich nach. Lassen Sie mich aber
klarstellen, dass ich schon vor einem Vierteljahr ange-
regt habe, uns im Süden entwicklungspolitisch stärker zu
engagieren. Daran halte ich fest. Alle Einzelprojekte in
Afghanistan habe ich leider nicht im Kopf. Ich glaube
aber, es gibt jemanden, der Ihnen Ihre Frage sofort be-
antworten kann.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611115600

Wenn die Frage des Kollegen Trittin damit beantwor-

tet ist, stellt sich die Frage, ob die Kollegin Bundesmi-
nisterin Ihnen gleich eine weitere Zwischenfrage stellen
darf.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1611115700

Bitte.

Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:

Herr Kollege Ruck, stimmen Sie mit mir in der Auf-
fassung überein, dass das Ministerium bis August ge-
wartet hat, weil es die Bestätigung der niederländischen
Regierung abwarten wollte, dass das PRT aufrechterhal-
ten wird, damit die Sicherheit der Mitarbeiter von GTZ
International Services gewährleistet ist, und dass das un-
serer Fürsorgepflicht entspricht? Alles andere wäre vom
Kollegen Trittin sicherlich kritisiert worden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611115800

Einen kleinen Moment, bitte. – Wir müssen erst ein-

mal einen kleinen Fehler von mir korrigieren. Ich hätte
die Ministerin auffordern müssen, die Regierungsbank
zu verlassen. Von der Regierungsbank aus kann sie keine
Zwischenfragen stellen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1611115900

Ich bin für Entbürokratisierung.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Trittin, ich bin mit der Ministerin einig. Es ist so,
wie sie es beschrieben hat.

Nun zum Ernst der Lage. Die Entwicklung in Afgha-
nistan hängt natürlich damit zusammen, was in den
Nachbarländern passiert. Pakistan ist inzwischen allge-
mein als entscheidender Schlüsselfaktor für die Entwick-
lung in Afghanistan anerkannt.

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(C (D Damit komme ich zur Diskussion über die Zahl und rt der Länder, mit denen wir in Zukunft eine volle bila erale Kooperation eingehen wollen. Wir haben im oalitionsvertrag festgehalten, dass wir die Anzahl die er Länder reduzieren wollen, um dem Gießkannenprinip entgegenzuwirken. Wir befinden uns in einer sehr ruchtbaren Diskussion darüber. Bei der Auswahl der änder legen wir Wert darauf, dass es nicht nur um die edürftigkeit der Länder geht, sondern auch um die stra egische Bedeutung, die diese Länder für uns haben, um ie Fragen, welchen politischen Spielraum wir in diesen ändern haben und wie stark die Tradition ist, die uns it diesen Ländern verbindet, zum Beispiel mit Latein merika und der arabischen Welt. All das spielt in unseer Diskussion über die Länderauswahl, die wir in den ächsten Monaten zu einem konstruktiven Abschluss ühren wollen, eine Rolle. Über die Bedeutung der Schwellenländer in der ntwicklungszusammenarbeit ist schon gesprochen woren. Auch das ist sicherlich eine viel diskutierte Angeleenheit. Es würde hier zu weit führen, das ganze Für und ider zu beleuchten. Für uns war in der Debatte über die usammenarbeit mit den Schwellenländern ein Arguent, das uns auch die Kirchen immer wieder ans Herz elegt haben, ganz wichtig. Sie sagen, dass wir die Zuammenarbeit mit Ländern wie Brasilien, Indien, aber uch Mexiko und China, mit Schwellenländern, die sehr rfolgreich sind, nicht aufgeben dürfen, weil wir sonst ie andere Hälfte der Menschen in diesen Ländern, die um Teil bitterarmen, aus dem Blick verlieren. Das ist in Argument, das uns sehr stark beeinflusst und das ich n diesem Zusammenhang zu bedenken geben möchte. Ein Punkt, den ich noch anschneiden möchte, ist ein auerbrenner, nämlich die internationale Arbeitstei ung. Hier agiert die EU als 27. Geber. Das ist nach wie or unsinnig. Man weiß gar nicht, ob man es begrüßen oll, dass der Mittelabfluss in der EU plötzlich viel chneller vonstatten geht als früher. Aber ich glaube, rau Ministerin, dass im Rahmen der deutschen EUatspräsidentschaft Pflöcke eingerammt, Positionen beogen wurden, auf denen man aufbauen kann. Jetzt muss s darum gehen, dass die EPAs entwicklungsorientiert usgebaut werden. Da gibt es, glaube ich, noch viele iderstände zu überwinden. Im Zusammenhang mit der iskussion über diesen Reformvertrag muss die Arbeits eilung in der Entwicklungszusammenarbeit geregelt erden. Dabei geht es um viel Geld. Wir alle müssen ein nteresse daran haben, dass deutsche Steuergelder an ieser Stelle nicht verschwendet werden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Norbert Königshofen [CDU/CSU]: Genau! Festschreiben!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das Spannungsverhältnis zwischen bilateraler Hilfe
nd multilateraler Hilfe ist ebenfalls ein Dauerbrenner.
arüber gibt es eine Diskussion unter uns Koalitionären.
ier geht es darum, die richtige Balance zu finden. Die

ichtige Balance muss sich an zwei Dingen ausrichten,
ämlich an der Effizienz der internationalen Organisa-
ionen und an der Sichtbarkeit unseres Beitrags dort.






(A) )



(B) )


Dr. Christian Ruck
Deswegen sagen wir: Wir wollen im internationalen Ge-
schehen mehr Einfluss. Wir wollen – dazu gibt es in der
nächsten Sitzungswoche einen Antrag von uns Koalitio-
nären – aus deutscher Sicht mehr Personal, vor allem
qualifiziertes Personal, in internationalen Organisatio-
nen.


(Beifall des Abg. Hellmut Königshaus [FDP])


Wir wollen auch, dass das BMZ für die Aufgaben der
Zukunft besser aufgestellt ist, indem die unsinnige Per-
sonalspirale nach unten aufgehoben wird. Der jetzige
Personalbestand im BMZ entspricht dem von 1975, je-
doch gibt es jetzt ganz andere Aufgaben und Herausfor-
derungen. Deswegen muss die Frage, wie das BMZ in
Zukunft ausgestaltet wird, auf die Tagesordnung. Hier-
bei bitte ich um Unterstützung des ganzen Hauses.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611116000

Kollege Ruck, es ist jetzt Zeit für den angekündigten

Schlusssatz.


Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1611116100

Ich bin gleich fertig.

Mein Schlusssatz: Entwicklungspolitik ist nicht nur
ein humanitärer Auftrag, sondern dient auch der Sicher-
heit unserer eigenen Bevölkerung. Dieser Etat ist ein zu-
tiefst investiver Haushalt, mit dem über 200 000 Arbeits-
plätze in Deutschland gesichert werden.


(Zuruf von der FDP: Sehr gut!)


Ich zitiere noch meinen Freund und Fußballkollegen
Carsten Schneider, der diese Woche gesagt hat: Der
Haushaltsentwurf des BMZ ist gut. Wir wollen dafür
sorgen, dass er noch besser wird.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611116200

Das war ein ganzes Schlusskapitel. – Das Wort hat

der Kollege Michael Leutert für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611116300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Auch die Linke begrüßt und unterstützt, dass von den im
Gesamtetat neu zu verteilenden 12,7 Milliarden Euro
660 Millionen Euro in den Haushalt des BMZ fließen.
Wir sind froh, dass nicht auch diese 660 Millionen Euro
im Etat des Verteidigungsministers gelandet sind.

Weil ein Argument, das ich in der Debatte über den
Haushalt des Auswärtigen Amtes angeführt habe, sehr
gut angekommen ist, möchte ich es gerne wiederholen:
Die Freude auf unserer Seite wird sehr stark dadurch ge-
trübt, dass die Mehreinnahmen, die wir verteilen, nicht
dadurch zustandegekommen sind, dass eine kluge und
gerechte Einnahmepolitik betrieben wurde, sondern da-
durch, dass wir den Bürgerinnen und Bürgern dieses
Geld durch die Mehrwertsteuererhöhung abgenommen
haben. Es gehört zur Haushaltswahrheit und -klarheit,

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(C (D uch das zu sagen, und ich vermute, dem stimmt auch ie FDP zu. Wir haben schließlich nicht aus populistichen Gründen gegen die Mehrwertsteuererhöhung geämpft, sondern weil wir davon überzeugt sind, dass sie alsch ist. (Ute Kumpf [SPD]: Es geht um Entwicklungszusammenarbeit!)


Man muss das im Gesamtzusammenhang betrachten.
s geht nicht immer um einzelne Politikbereiche, son-
ern manchmal auch um größere Zusammenhänge.

Jetzt stehen uns 5,2 Milliarden Euro zur Verfügung.
s geht nun darum, nach welchen Prioritäten dieses Geld
ngelegt wird. Der Kollege Westerwelle hat in der De-
atte am heutigen Vormittag mit Bezug auf China ge-
agt, wir würden im Bereich der Entwicklungshilfe Geld
erplempern.

Dazu möchte ich ganz klar und deutlich sagen: Ich
laube, fraktionsübergreifend sind wir hier anderer Mei-
ung. Die Runde der Berichterstatter des Haushaltsaus-
chusses war in diesem Sommer in China – die FDP war
ort nicht vertreten –, um sich dort verschiedene Pro-
ekte in den Bereichen Klimaschutz, Aufforstung und
esundheit, unter anderem zu präventiven Maßnahmen
egen Epidemien, Krankheiten usw., anzusehen.

Wir sind der Auffassung, dass eine Unterstützung sol-
her Projekte eine sinnvolle Investition in eine sichere
ukunft ist. Denn in einem Wachstumsmarkt wie
hina mit 1,3 Milliarden Menschen werden wir in Zu-
unft nur dann Sicherheit und eine stetige Entwicklung
ewährleisten können, wenn dort auch eine soziale und
kologisch nachhaltige Entwicklung stattfindet.


(Beifall bei der LINKEN und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611116400

Kollege Leutert, gestatten Sie eine Zwischenfrage?


Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611116500

Mittlerweile stellt sich nicht mehr die Frage, ob China

ns in Zukunft braucht, sondern die Frage, ob wir in Zu-
unft China brauchen. Daher müssen wir in sinnvolle
rojekte investieren.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Typisch! Sie wollen natürlich wieder bei Ihren kommunistischen Freunden investieren! Das ist klar!)


Wenn es darum geht, in welchem Bereich Geld ver-
lempert wird, dann sollten wir über das Thema reden,
ber das wir gerade namentlich abgestimmt haben. Ich
eine die 95 Millionen Euro, die für den UNIFIL-Ein-

atz bereitgestellt werden. In der Begründung des An-
rags der Bundesregierung steht, dass der Waffen-
chmuggel auf dem Seeweg effektiv unterbunden wurde.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Was da steht, brauchen Sie mir nicht zu erzählen! – Hellmut Königshaus [FDP]: Die Präsidentin hat Ihnen eben gerade übrigens eine Frage gestellt, Herr Kollege!)







(A) )



(B) )


Michael Leutert
Als ich heute im Haushalts- und im Menschenrechtsaus-
schuss gefragt habe, wie viele Boote aufgebracht und
wie viele Waffen sichergestellt worden sind, lautete die
Antwort: 9 008 Schiffe wurden registriert, 36 wurden an
die libanesischen Streitkräfte gemeldet, und die Zahl der
gefundenen Waffen ist 0.

Niemand fragt nach, wofür diese 95 Millionen Euro
verwendet werden. Dieses Geld wird einfach rausge-
schmissen. In China investieren wir im Rahmen von TZ
und FZ in jedem Jahr insgesamt 167 Millionen Euro.
Auch hier frage ich nach dem Verhältnis zwischen zivi-
len und militärischen außenpolitischen Instrumenten. Ich
glaube, es liegt auf der Hand, welches Instrument besser
geeignet ist.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Karl Addicks [FDP]: Ein abenteuerlicher Zusammenhang ist das, was Sie da konstruieren!)


– Das sind keine abenteuerlichen Zusammenhänge. Es
geht darum, wie man die verschiedenen Instrumente der
Außenpolitik einsetzt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611116600

Kollege Leutert, gestatten Sie jetzt eine Zwischen-

frage, und nehmen Sie damit das Angebot aus der FDP-
Fraktion an, Ihre Redezeit noch ein wenig zu verlän-
gern?


Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611116700

Bitte.


Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1611116800

Herr Kollege, es gibt gute Projekte, die auch die FDP

kennt. Auch wir wollen diese Projekte nicht einstellen.
Niemand hat jemals gesagt, wir sollten dort keine techni-
sche oder sonstige Unterstützung leisten. Vor diesem
Hintergrund frage ich Sie: Stimmen Sie mit mir überein,
dass wir von Ländern, die über eine Wirtschafts- und
Finanzkraft wie China verfügen, die Kosten solcher Pro-
jekte also selbst tragen können, einen ordentlichen
Eigenbeitrag verlangen sollten, anstatt sie obendrein da-
durch zu erniedrigen, dass wir so tun und sogar öffent-
lich erklären, wir könnten diese Länder quasi kaufen, in-
dem wir ihnen ein paar Millionen Euro an die Hand
geben und damit Einfluss auf ihre Politik nehmen?


Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611116900

Herr Kollege, ich bin mit Ihnen dieser Meinung. Aber

erstens geschieht das meiner Kenntnis nach im Fall
China. Zweitens ist Entwicklungshilfe natürlich immer
auch eine Hilfe für das Geberland. Mindestens 2 Euro
fließen für 1 Euro, der in Wirtschaftshilfe investiert
wird, zurück.


(Widerspruch bei der FDP)


– Ich kann Ihnen die Studien gern zusenden. Drittens
habe ich davon gesprochen, dass es für uns aus sicher-
heitspolitischen Gründen relevant ist, wie wir in der Au-
ßenpolitik mit China in diesen Bereichen umgehen.
China ist – zumindest meiner Erfahrung aus Begegnun-

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(C (D en nach – sehr offen gegenüber Problemen und sehr an now-howund Technologietransfer interessiert. (Hellmut Königshaus [FDP]: Sie könnten bei Herrn Glos arbeiten!)


Wir arbeiten da gut zusammen.


(Karl Addicks [FDP]: Warum dann über das BMZ? Dann machen Sie das doch über die Außenwirtschaftsförderung!)


Das ist eine Strukturfrage, die wir in den nächsten Be-
atungen klären können.

Entwicklungshilfe und wirtschaftliche Zusammenar-
eit gehören nach Auffassung meiner Fraktion zu den
ichtigsten außenpolitischen Instrumenten im zivilen
ektor. Es tut mir leid, wenn ich den Vergleich noch ein-
al anstellen muss, aber das wird durch die Haushalts-

truktur provoziert: Unserer Meinung nach wäre die
Milliarde Euro, die auf den zweitgrößten Etat – den

es Verteidigungsministeriums – daraufgelegt wird, we-
entlich sinnvoller im BMZ angelegt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Wolfgang Wodarg [SPD])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611117000

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun der

ollege Thilo Hoppe das Wort.


Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611117100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ie Herausforderung bleibt riesengroß. Trotz aller Er-
olge, die es ohne Zweifel gibt, kommen wir an der Tat-
ache nicht vorbei, dass wir von der Erreichung der

illenniumsentwicklungsziele noch sehr weit entfernt
ind. Es wurde vor kurzem Zwischenbilanz gezogen. Es
ibt Teilerfolge in einigen Bereichen, aber nach wie vor
ine erschreckend hohe Zahl von Hungernden, eine
ahl, die sogar noch steigt. 854 Millionen Menschen
ind bedrohlich chronisch unterernährt. Der Kampf ge-
en den Hunger wird durch die vom Menschen verur-
achte Klimaveränderung enorm erschwert. Gelingt es
ns nicht, die Erderwärmung auf zusätzliche 2 Grad
elsius zu begrenzen, so drohen in Afrika je nach Szena-

io Ernteausfälle von 25 Prozent bis 40 Prozent.

Da die Herausforderung riesengroß ist, müssen wir
ngemessen darauf antworten. Um die Millenniumsent-
icklungsziele doch noch zu erreichen sowie die Erd-

rwärmung auf zusätzliche 2 Grad Celsius zu begrenzen,
ind allergrößte Anstrengungen erforderlich. Da reicht
icht der Schritt in die richtige Richtung, den die Kanz-
erin heute angekündigt hat. Es ist ein ganzes Bündel an

aßnahmen, die gleichzeitig ergriffen werden müssen,
otwendig. Dazu gehören verschärfte Reformanstren-
ungen in den Entwicklungsländern selbst, der Abbau
on ungerechten, klima- und entwicklungsschädlichen
ubventionspraktiken in den Industrienationen, bessere
ahmenbedingungen für einen gerechten und fairen
elthandel, neue Finanzierungsinstrumente, besonders






(A) )



(B) )


Thilo Hoppe
für den Klima- und Tropenwaldschutz, und nicht zuletzt
mehr und bessere Entwicklungszusammenarbeit.

So grundsätzlich formuliert werden das wohl alle
Kolleginnen und Kollegen hier unterschreiben können.
Die Unterschiede werden deutlicher, wenn wir ins Detail
gehen. Ich möchte sowohl Qualität als auch Quantität
unserer Entwicklungszusammenarbeit kritisch beleuch-
ten. Ich fange aber mit einem Kompliment an: Auch wir
begrüßen ausdrücklich, dass im Bundeshaushalt rund
750 Millionen Euro mehr als im Vorjahr auf verschie-
dene Ressorts verteilt für Entwicklungszusammenarbeit
zur Verfügung gestellt werden. Um Ihrem Zwischenruf
zuvorzukommen, gebe ich zu, dass wir uns das unter
Rot-Grün auch gewünscht hätten. Aber weder an den
Grünen noch am BMZ sind vergleichbare Zuwächse ge-
scheitert, sondern am Finanzminister und an gewissen
Kabinettsentscheidungen.

Wie gesagt, verdient der Zuwachs um 750 Millionen
Euro Lob. Es muss aber der Hinweis erlaubt sein, dass
noch etwas fehlt, und zwar mindestens 250 Millionen
Euro. Damit man all das, was auf den roten Teppichen
der Gipfelkonferenzen versprochen wurde, ernst nehmen
kann, hätte es – da gibt es sehr konkrete Berechnungen –
ein Aufwuchs um 1 Milliarde Euro sein müssen. Außer-
dem hätte es einen deutlicheren Anstieg bei den Ver-
pflichtungsermächtigungen, die ja die weiteren Stufen
andeuten, geben müssen. Mit der Einführung einer Flug-
ticket-Tax wäre dies auch finanzierbar gewesen, zumin-
dest der für den Haushalt 2008 notwendige Schritt.

Wir legen für den Haushalt 2008 ein ressortübergrei-
fendes Konzept vor, das die Versprechen ernst nimmt,
gegenfinanziert ist und einen Aufwuchs um weitere
250 Millionen Euro vorsieht. Inhaltlich gibt es für uns
drei Schwerpunkte:

Erstens: der zivile Aufbau in Afghanistan. Für diesen
ist zwar eine Erhöhung um 25 Millionen Euro einge-
plant; aber diese stehen zum militärischen Engagement,
zu den Kosten für den umstrittenen Tornadoeinsatz,
doch in einem krassen Missverhältnis. Wir fordern, die
Ausgaben für den zivilen Aufbau um 100 Millionen
Euro zu erhöhen, also zu verdoppeln.

Zweitens: die konsequente Verbindung von Armuts-
bekämpfung und Klimaschutz. Wir Grünen werben und
streiten für einen Klimaschutzhaushalt. Deshalb werden
wir insbesondere für den Tropenwaldschutz, aber auch
für die Verbreitung der Nutzung erneuerbarer Energien
und für den Erhalt der biologischen Vielfalt zusätzliche
Gelder beantragen. Wir hoffen auf Unterstützung aus
den anderen Fraktionen. Wir wollen auch mehr Geld für
eine nachhaltige, ökologische Landwirtschaft als Beitrag
zur Wüstenbekämpfung und als Beitrag zur Förderung
der ländlichen Entwicklung.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Drittens. Wir brauchen mehr Geld für den Ausbau der
Gesundheitssysteme der Entwicklungsländer, damit die
Mittel des Global Funds sinnvoll eingesetzt werden kön-
nen.

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(C (D Uns geht es aber nicht allein um mehr Geld, sondern uch um die Reformen, die notwendig sind. Uns wurde ine große Reform der Institutionen angekündigt. Wir rünen sind die einzige Fraktion, die ohne Wenn und ber für eine umfangreiche Reform der Institutionen intritt, für die Zusammenführung von finanzieller und echnischer Zusammenarbeit. (Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Die Linke auch!)


a wurde eine Menge angekündigt. Jetzt zeichnet sich
ur ein ganz kleines Reförmchen ab, das vielleicht nur
er Gesichtswahrung dient. Da muss noch nachgebessert
erden. Wir brauchen eine bessere Entwicklungszusam-
enarbeit und natürlich auch mehr Geld.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611117200

Das Wort hat die Kollegin Dr. Bärbel Kofler für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1611117300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen

nd Kollegen! An den letzten Satz kann man wohl an-
nüpfen: Wir brauchen für die Entwicklungszusammen-
rbeit mehr Geld, wie immer. Ich freue mich, dass der
aushalt, den wir vorgelegt haben, hier einen deutlichen
ufwuchs aufweist. Es ist von allen Fraktionen aner-
annt worden, dass der Haushalt in diesem Bereich um
napp 670 Millionen Euro wächst. Besonders freut
ich, dass man – auch an den Verpflichtungsermächti-

ungen, Herr Kollege Hoppe – sehr wohl einen Trend
ür die Zukunft ablesen kann, insbesondere an der Zu-
age, in diesem Jahr und in den nächsten drei Jahren
50 Millionen Euro zur Armutsbekämpfung einzuset-
en.

Da sind wir mit unseren Gemeinsamkeiten in vielen
ereichen schon am Ende. Kollege Addicks, Sie haben

ich zum Thema Budgethilfe geäußert. Wissen Sie, ich
abe manchmal den Eindruck, Sie unterstellen den Frak-
ionen bzw. den Parlamentariern, die daran interessiert
ind, mit dem Instrumentarium der Budgethilfe vernünf-
ige Arbeit zu leisten, sie hätten Spaß daran, Steuern zu
erschwenden; das kommt bei Ihnen immer so herüber.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Karl Addicks [FDP]: Das habe ich nicht behauptet!)


ch kann Ihnen eine Studie der SWP empfehlen,


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Habe ich gelesen! Sehr interessant!)


ine sehr differenzierte Ausarbeitung zum Thema „Kon-
itionalität in der europäischen Entwicklungszusammen-
rbeit“, in der die Budgethilfe eingehend behandelt wird.
och mit Ihrem Beitrag in der Märkischen Allgemeinen






(A) )



(B) )


Dr. Bärbel Kofler
wollen Sie und der Kollege Königshaus das Thema Bud-
gethilfe in der Öffentlichkeit diskreditieren. Sie arbeiten
mit völlig falschen Zahlen.

Sie behaupten, wir verschleudern im Zusammenhang
mit internationalen Gremien und direkter Budgethilfe
Steuergelder. Sie führen als Beispiel an, Syrien würden
44 Millionen Euro zur Betreuung der irakischen Flücht-
linge bereitgestellt. Ich würde Sie bitten, die Zahlen ge-
nau zu lesen. Was Syrien angeht – das Engagement der
Frau Ministerin möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich
unterstützen –, sind 4 Millionen Euro zusätzlich für ei-
nen bestimmten Bereich, nämlich den Schulbau für
Flüchtlingskinder aus dem Irak, zugesagt worden. Syrien
nimmt bekanntermaßen einen Großteil der Flüchtlinge
aus dem Irak auf. Die Kinder dieser Flüchtlinge müssen
in Schulen betreut werden. Es geht nicht an, dass in die-
sen Schulen ein Zweischichtenbetrieb gefahren werden
muss und Kinder von dem wichtigen Zugang zu Bildung
ferngehalten werden, weil hierfür nicht genügend Mittel
zur Verfügung stehen. Ich finde die Zusage hervorra-
gend, für diesen Bereich mehr Mittel einzusetzen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Dr. Karl Addicks [FDP]: Stellen Sie das doch in den Haushalt ein! Ziehen Sie nicht immer einfach so die Spendierhosen an! Damit sind wir nicht einverstanden!)


Zum nächsten Beispiel, das Sie angeführt haben, Herr
Addicks, habe ich extra recherchiert, weil kein Mensch
daraus schlau wird. Sie haben von 30 Millionen Euro für
Moskitonetze in Kamerun gesprochen, die nicht ausge-
zahlt werden.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Da hat jemand offenbar etwas nicht richtig verstanden! Das muss ich Ihnen zugestehen!)


– Sie geben zu, da hat die Presse offenbar etwas nicht
richtig verstanden. Es ist immer einfach, etwas so hinzu-
stellen. Aber es gibt eine Stringenz in Ihrer Argumenta-
tion, mit solchen Beispielen zu versuchen, Instrumenta-
rien zu diskreditieren. Aber dass ich das mit Ihrer
Zustimmung als Zeitungsente bezeichnen kann, ist
schön.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Die 30 Millionen sind eine Ente! Das ist richtig!)


Ich halte das Instrumentarium der Budgethilfe durch-
aus für überprüfbar, und es wird auch überprüft. Wir
werden uns im Ausschuss damit auseinandersetzen und
die einzelnen Kriterien in diesem Bereich diskutieren.
Selbstverständlich haben wir ein Interesse an der Über-
prüfbarkeit und Effizienz von Projekten. Tun Sie doch
nicht so, als wäre das nicht auch Ihr Anliegen!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Karl Addicks [FDP]: Dann sagen Sie doch einmal etwas zu Südafrika! Die kriegen jedes Jahr 20 Millionen Euro von uns!)


– Genau das ist wieder der Punkt: Sie greifen eine
Summe aus dem Etat heraus und tun so, als wäre das al-

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(C (D es, was wir in diesem Bereich machen. Das ist mitnichen der Fall. Ich möchte aber noch auf einige andere Punkte eingeen, die im Vorfeld angesprochen worden sind und die ns als SPD-Fraktion inhaltlich wichtig sind. Es geht daum, wie wir die Haushaltsmittel und den Aufwuchs für ie Zukunft sinnvoll einsetzen wollen, sollen und könen. Erlauben Sie mir einige Sätze noch zum Thema hina. Es kommt in jeder Debatte wieder zur Sprache. nsbesondere nach unserer Chinareise habe ich geglaubt, ie hätten etwas dazugelernt, Herr Königshaus. Armutsekämpfung und Entwicklungspolitik gehen Hand in and. Entwicklungspolitik ist aber mehr als nur die Beämpfung von rein physischer Not; dazu gehört auch die egleitung von Transformationsprozessen. Daran betei igen wir uns, insbesondere im Bereich des Klimaschutes, in China. Ich kann nicht verstehen, dass Sie zum eispiel die Tatsache ignorieren, dass in Zukunft welteit jedes zweite Haus in China gebaut werden wird und an sich Gedanken darüber machen muss, wie man zum hema Gebäudeenergieeffizienz Aussagen trifft und mit en chinesischen Partnern ins Gespräch kommen kann. (Beifall bei der SPD – Dr. Karl Addicks [FDP]: Da rennen Sie bei uns offene Türen ein! Das ist kein Streitpunkt!)


Im Übrigen finde ich manches auch amüsant. Kollege
esterwelle war in China, und ich habe gehört, dass

uch die Naumann-Stiftung gerne wieder in China tätig
ein möchte.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Sie hat das angeboten!)


ch begrüße das. Stiftungen leisten ordentliche Arbeit.
ch begrüße es, wenn auch die Naumann-Stiftung wieder
n China tätig wird. Aber aus welchen Mitteln wird das
enn finanziert?


(Detlef Dzembritzki [SPD]: Sehr gut!)


uch diese Stiftungen werden selbstverständlich über
en Einzelplan 23 finanziert.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


lso leistet auch die FDP über den Einzelplan 23 Ent-
icklungshilfe in China.


(Lachen bei der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist doch gaga, was Sie erzählen!)


Jetzt möchte ich aber zu anderen Punkten kommen.
tellen Sie eine ordentliche Zwischenfrage, oder lassen
ie mich weiterreden!


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611117400

Ihr Wunsch wird sofort erfüllt, Kollegin Kofler. Las-

en Sie die Zwischenfrage des Kollegen Koppelin zu?


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1611117500

Aber ja.






(A) )



(B) )


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1611117600

Frau Kollegin, ich bin etwas erstaunt über Ihre Un-

kenntnis. Sie wissen doch, dass es bei der Arbeit der
Naumann-Stiftung in China nicht um die finanziellen
Mittel geht, sondern dass sie nicht mehr in China tätig
sein kann, weil sie den Dalai Lama unterstützt hat. Das
war der Grund.


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1611117700

Herr Koppelin, ich weiß das sehr wohl. Aber die Stif-

tungen generell werden aus dem Einzelplan 23 finan-
ziert.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Zum Teil!)


– Gut, zum Teil. – Aber wenn die Naumann-Stiftung
wieder in China tätig sein möchte, dann muss sie dafür
auch Mittel aus dem Einzelplan 23 nutzen.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Per Saldo ist es weniger! Lesen Sie es doch einmal nach!)


Jenseits der Aufregung der FDP möchte ich die ver-
bleibende Redezeit nutzen, einen entscheidenden Punkt
in die Diskussion einzubringen, der uns, der SPD-Ar-
beitsgruppe, ganz besonders wichtig ist. Das eine ist der
Mittelaufwuchs. Das andere ist die Verwendung der Mit-
tel. Ein Thema wurde heute noch gar nicht angespro-
chen, obwohl es von eminenter Bedeutung für die Zu-
kunft ist, nämlich die sozialen Sicherungssysteme in
der Entwicklungszusammenarbeit. Wir werden das zu
einem wesentlichen Thema in unserer Arbeitsgruppe
machen. Wir möchten dies als thematische Zielgröße in
der Entwicklungszusammenarbeit bewertet und unter
verschiedenen Punkten zusammengeführt wissen. Es
muss deutlich gemacht werden, in welchen Bereichen
wir hier tätig sein können. Aus welchem Grund uns die-
ses Thema wichtig ist, belegt eine Zahl: Wenn
100 Millionen Menschen in Armut gestürzt werden, weil
sie nicht genügend finanzielle Mittel haben, um Medika-
mente zu kaufen und sich behandeln zu lassen, dann ist
dies das beste Argument dafür, dass wir uns dem Thema
soziale Sicherungssysteme verstärkt zuwenden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Uns ist sehr wohl klar, dass dieses Thema komplex ist
und dass die Voraussetzungen in den Ländern sehr unter-
schiedlich sind. Es ist ein Unterschied, ob man mit Ver-
tretern eines Landes wie China diskutiert, wo Menschen
nicht nur im informellen Bereich, sondern auch in regu-
lären Beschäftigungsverhältnissen tätig sind, aber nur
die entsprechende soziale Absicherung fehlt, oder ob
man – wie wir es in einer Anhörung zum Thema soziale
Sicherungssysteme getan haben – mit einer Vertreterin
von SEWA, einer indischen Frauenorganisation, spricht,
die vor allem Menschen vertritt, die im informellen Sek-
tor tätig sind und die in die sozialen Sicherungssysteme
einbezogen werden müssen. Das sind natürlich unter-
schiedliche Ansätze und Probleme, vor denen wir ste-
hen. Aber gerade deshalb ist es wichtig, mit den betref-
fenden Ländern nicht nur auf Regierungsebene, sondern

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(C (D uch auf allen anderen Ebenen darüber zu diskutieren, ie man im Gesundheitswesen, in der Gesundheitsvor orge und bei der Altersvorsorge weiterkommen und ernünftige Systeme aufbauen kann. In Indonesien zum Beispiel ist die GTZ in diesem Beeich tätig. Sie berät im Bereich nationale Gesundheitsersicherung und stößt Reformen an, die dazu dienen, enschen sozial abzusichern. Im Osten Afrikas werden ogenannte Prepaid Vouchers verteilt, die gerade den rmsten der Armen einen Zugang zur Gesundheitsvor orge ermöglichen sollen, insbesondere schwangeren rauen in Slumgegenden, die sonst nie eine ordentliche edizinische Versorgung gehabt hätten. Das sind nur kleine Beispiele. Nun geht es darum, ithilfe dieser Beispiele ein umfassendes Konzept zu ntwickeln und es zum zentralen Aspekt von Regieungshandeln zu machen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


eshalb ist uns dieser Bereich ein besonderes Anliegen.

Ich könnte noch über viele andere Bereiche sprechen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Lieber nicht!)


ichtig ist zweifellos das Thema Bildung. Der Klima-
chutz wurde bereits angesprochen, leider viel zu wenig.

ir müssen diesem Thema noch wesentlich mehr Auf-
erksamkeit widmen. Ich begrüße es ganz besonders,

ass die Mittel für den Aktionsplan in diesem Bereich
on 520 Millionen Euro auf 710 Millionen Euro deutlich
ufgestockt werden. Hier geht es um erneuerbare Ener-
ien, Energieeffizienz, den Tropenwaldschutz, die Bio-
iversität und insbesondere um erneuerbare Energien für
frika, um diesen Kontinent voranzubringen, genauso
ie um neue Fazilitäten für eine umweltfreundliche Ge-

taltung der Stadtinfrastruktur; das ist ein ganz beson-
ers wichtiges Thema.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611117800

Liebe Kollegin Kofler, das müssen wir alles verschie-

en. Bitte kommen Sie zum Schluss.


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1611117900

Leider.

Daran sieht man – damit bin ich wieder beim Aus-
angspunkt –: Es gibt noch viel zu tun. Wir haben noch
iele Aufgaben in der Entwicklungszusammenarbeit vor
ns. Ich freue mich darauf, einen Teil in den weiteren
aushaltsberatungen zu erledigen.

Danke.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611118000

Das Wort hat der Kollege Jürgen Koppelin für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1611118100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wer die Rede der Ministerin gehört hat, der hat keine
klare Linie in unserer Entwicklungspolitik erkennen
können, sondern hat sich eher an einen Lyrikkongress er-
innert gefühlt. So kam es jedenfalls mir vor. Die Rede
war wie eine große Vorlesung, aber inhaltlich war wenig
vorhanden. Frau Ministerin, Sie haben in der Vergangen-
heit bestimmte Aktivitäten entfaltet, zu denen Sie heute
überhaupt nichts mehr gesagt haben. Im Koalitionsver-
trag steht zum Beispiel, dass die Entwicklungshilfe kon-
zentriert werden soll. Das werden wir unterstützen; denn
wir finden in vielen Ministerien Aktivitäten, nicht nur in
Ihrem Hause. Die Entwicklungshilfe der Bundesrepublik
Deutschland wird nicht nur von Ihrem Hause geleistet.
Die Aktivitäten kann man durchaus konzentrieren.

Aber welche Idee haben Sie gehabt? Sie wollten die
GTZ, einen wichtigen Träger der Entwicklungshilfe, zer-
schlagen und der KfW zuordnen. Dazu haben Sie ein
teures Gutachten in Auftrag gegeben. Der Rechnungshof
hat Ihnen dank eines Beschlusses des Haushaltsaus-
schusses, den wir einstimmig gefasst haben, alles ausei-
nandergepflückt. Jetzt ist bei Ihnen plötzlich Schweigen
im Walde. Es kommt nichts mehr zum Thema Konzen-
tration. Ich will Ihnen ein Beispiel sagen, wie dringend
notwendig diese ist.

Ich engagiere mich, wie andere Abgeordnete auch,
zum Teil in Vietnam. Die vietnamesische Regierung
möchte gern die Berufsschulausbildung verstärken. Man
versucht, das mit der GTZ und Ihrem Hause zu machen.
Das klappt nicht, weil in Ihrem Hause alles blockiert
wird. Dann stellt man aber fest, andere Häuser der Bun-
desregierung können das. Der Wirtschaftsminister ist so-
fort dazu in der Lage. Dort läuft das unbürokratisch.
Auch das Familienministerium unterstützt das Projekt.
Nur das Ministerium, das dafür zuständig ist, ist nicht in
der Lage zu handeln. Ich habe den Eindruck, dass bei der
GTZ unglaublich gute Leute arbeiten, die wirklich etwas
machen wollen, aber in Ihrem Hause die Blockierer sit-
zen, die jedes Projekt blockieren und eine Riesenbüro-
kratie aufbauen. Darum sollten Sie sich kümmern, damit
unsere Entwicklungshilfe effektiver wird.


(Beifall bei der FDP)


Ich nenne ein anderes Beispiel. Sie haben sich plötz-
lich ein freiwilliges Jahr für Jugendliche mit einem Volu-
men von 25 Millionen Euro einfallen lassen. Ich frage
erst einmal: Wo ist die gesetzliche Grundlage? Dann:
Haben Sie je mit dem Parlament darüber gesprochen?


(Beifall bei der FDP)


Es wäre doch gut, das Parlament zu beteiligen. Es ist üb-
rigens eine Ihrer größten Schwächen, dass Sie nie in der
Lage sind, das Parlament einzubinden, selbst wenn Sie
gute Ideen haben. Sie machen in Ihren kleinen Zirkeln
im Ministerium alles alleine. Die Konzentration der Ent-
wicklungshilfe steht im Koalitionsvertrag. Wir haben
das freiwillige ökologische Jahr, das man auch im Aus-
land ableisten kann. Dafür ist das Familienministerium
zuständig. Dann haben wir den zivilen Friedensdienst
– das war eine Idee auch von mir – in Ihrem Hause ange-

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(C (D iedelt. Was geschieht jetzt mit diesen Projekten? Keine ntwort. Ich sage Ihnen sehr deutlich: Ihr Haus heißt Ministeium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwickung. Hier – auch eben in dem Beitrag – wird nur von ntwicklungszusammenarbeit gesprochen. Die wirtchaftliche Zusammenarbeit – Herr Kollege Addicks at darauf hingewiesen – kommt bei Ihnen überhaupt icht mehr vor. Ich ahne natürlich, warum. Sie haben die uffassung vertreten, Entwicklungspolitik sollte Folgenes sein – ich habe es mir aufgeschrieben –: friedlich, erecht, ökologisch, verantwortlich. Ich frage Sie, ob icht ein Eisenbahnbau in Saigon wunderbar dazu passt. amit tun Sie doch etwas für die Menschen. Sie wehren ich mit Händen und Füßen dagegen, sodass wir vom aushaltsausschuss vielleicht den Wirtschaftsminister itten müssen, dieses Projekt zu übernehmen. Warum ehren Sie sich gegen solche Projekte? Weil Sie einfach icht wollen und das einfach nicht in Ihren Kopf passt, bwohl das die Aufgabe Ihres Hause wäre. Herr Kollege Raabe, ich will Ihnen einmal etwas saen: Nicht ohne Grund lässt man Sie heute nicht reden. Ich begrüße ausdrücklich, dass ein Teil der Mittel, die ie zusätzlich bekommen haben, nicht in Ihrem Hause leibt, sondern in das Außenministerium wandern wird. ort erfolgt eine bessere Planung. Das stellen wir immer ieder fest. Auch dieses ist sozialdemokratisch regiert. nsofern brauchen Sie sich nicht aufzuregen. Dort wird indeutig eine bessere Politik mit diesen Mitteln betrieen. Die Verzahnung zwischen dem Auswärtigen Amt nd Ihrem Haus funktioniert nicht. Da kracht es an allen cken. Ständig wird von Ihnen Sand ins Getriebe getreut. Sorgen Sie dafür, dass Sie mit Ihrem Außenminiser, der dasselbe Parteibuch wie Sie hat, besser zusam enarbeiten! Ich glaube, das täte der Entwicklungshilfe ut. Das Wort hat der Kollege Hartwig Fischer für die nionsfraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! er ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan hat im etzten Jahr gesagt: Ob es Afrika gelingt, dem Ziel der albierung der extremen Armut näher zu kommen, wird n hohem Maße von der Führungsrolle Deutschlands im ahr 2007 abhängig sein. – Ich glaube wirklich, dass an von hier aus der Bundeskanzlerin, dem Finanzinister und der Entwicklungsministerin dafür Dank sa en kann, dass sie gemeinsam mit dem Parlament und nsbesondere den Fachausschüssen engagiert das Treffen n Heiligendamm vorbereitet und dieses umgesetzt haen, wobei die Umsetzung nicht nur mit der EU und den -8-Partnern erfolgt ist, sondern auch mit Schwellenlänern wie Brasilien, Indien, China, Mexiko und Südafrika Hartwig Fischer und im Dialog mit den Afrikanern. So etwas hat es vorher noch nicht gegeben. Es ist ein deutliches Signal der Einbeziehung gewesen, ein Signal dafür, dass die Entwicklung im globalen Bereich eine gemeinsame Aufgabe ist. Frau Wieczorek-Zeul hat direkt nach dem Gipfel noch einmal eine Bewertung vorgenommen. Ich will nur einige wenige Punkte vortragen. Grundbildung wird eines der zentralen Themen in den nächsten Wochen sein, auch bei der Auffüllung des Fonds; denn 500 Millionen Dollar haben gefehlt. Die G 8 hat sich darauf verständigt, die Mittel für die Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und Tuberkulose auf 44 Milliarden Euro aufzustocken. Das heißt, dass wir, Deutschland, dafür in den kommenden acht Jahren zusätzlich 4 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Für die Armutsbekämpfung werden wir in den nächsten vier Jahren, also bis 2011, 750 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Wer im Herbst letzten Jahres hier im Parlament über solche Summen, solche Zielsetzungen und deren Umsetzung gesprochen hätte, der wäre verlacht worden. Das hätte keiner dieser Koalition zugetraut. Ich sage ganz offen: Ich ärgere mich darüber, dass jetzt plötzlich Organisationen, zum Beispiel VENRO, das, was stattfindet, kritisieren. Man muss in bestimmten Situationen deutlich machen, was erreichbar ist. Was hier erreicht worden ist, ist mehr, als viele – damit meine ich auch Organisationen wie diese – vor einem Jahr erwartet haben. Zusätzlich sind aber auch neue Schwerpunkte und Kriterien für die Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern beschlossen worden. So werden gute Regierungsführung und der Ausbau der institutionellen Kapazitäten in den verschiedenen Ländern weiter gestärkt. Es gibt aber auch eine Förderung von Investitionen in ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang etwas zum kommenden Lissabon-Gipfel sagen. Ich möchte auf die Frage der Teilnahme Mugabes eingehen. Die Teilnahme Mugabes wird für den Ablauf dieses Gipfels entscheidend sein. Ich möchte hier auf das verweisen, was einige von uns vor kurzem in Afrika bei Gesprächen mit Parlamentariern, aber auch bei Gesprächen mit Parlamentarierdelegationen, die hierher gekommen sind, erlebt haben. Diese afrikanischen Parlamentarier haben gesagt: Schert euch nicht drum; wenn er kommt, dann kommt er und dann konfrontiert ihr ihn – auch vor den anderen afrikanischen Regierungschefs – mit dem, was er in seinem Land angerichtet hat; dann erfährt die Weltöffentlichkeit mehr über das, was dort in Afrika passiert; sonst wird die Situation in Afrika immer verschwiegen. Ich hoffe, dass der britische Premierminister Brown seine Teilnahme nicht vom Kommen Mugabes abhängig macht. Ich glaube, wir können es aushalten, uns mit diesem Mann auseinanderzusetzen. w K s n S d c J j W g w d W h I k e b g v F S r s w d L m g b d k s m d D g D i W D s (C (D (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Widerspruch bei der SPD)


(Beifall bei der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611118200

(Beifall bei der CDU/CSU)

Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1611118300




(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Afrika weiter voranzubringen, wird uns nur gelingen,
enn Frieden und Sicherheit auf dem afrikanischen
ontinent mitgestaltet werden. Zu viele Krisen mit Tau-

enden von Toten und Vertriebenen erschüttern derzeit
och den afrikanischen Kontinent. Ich erinnere an dieser
telle nur an Somalia und an Darfur.

Frau Ministerin, ich unterstütze Sie ausdrücklich in
er Frage Nord-Kivu. Die Weltgemeinschaft hat erhebli-
he Mittel investiert – Stichwort „MONUC“ –, jedes
ahr über 1 Milliarde Euro. Wir waren daran mit einem
ährlichen Beitrag von etwa 90 Millionen Euro beteiligt.

ir haben im Kongo unglaubliche Entwicklungsleistun-
en erbracht. Wir haben den Aufbau mitgestaltet, und
ir haben die Verfassungsreform unterstützt. Die Bun-
eswehr hat geholfen, die Wahlen abzusichern.

Zwischen Ihnen und mir gibt es nur eine Differenz.
ir sollten wirklich immer „Nord-Kivu“ sagen; denn es

andelt sich nicht mehr um den gesamten Ostkongo.
turi entwickelt sich wirtschaftlich positiv. In Ituri gibt es
eine Flüchtlingslager mehr. Durch Aufbauhilfe ist dort
ine Menge geleistet worden: Dörfer sind wieder aufge-
aut worden, die Kinder dort werden beschult, und es
ibt dort keine Kindersoldaten mehr. Mit der Ausgabe
on 100 Euro für ein Construction-Kit kann eine ganze
amilie ihr Haus wieder aufbauen und sich mit 25 Kilo
aatgut versorgen, und das in mehreren Vegetationspe-
ioden. Das ist der richtige entwicklungspolitische An-
atz. Er wird von Deutschland entscheidend mitgestaltet.

Für den Kivu ist jetzt die Regierung im Kongo verant-
ortlich. Die MONUC ist mitverantwortlich. Dort muss
urchgegriffen werden. Sie haben recht: Wenn man
auren Nkunda und andere zu fassen bekommt, dann
üssen sie natürlich vor den Internationalen Gerichtshof

ebracht werden. Jetzt geht es aber auch darum, dass Ka-
ila sich gemeinsam mit MONUC auf die Entwaffnung
ort konzentriert. Man kann in dieser Region auch stär-
ere Truppen zusammenziehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Wir sehen im Augenblick einen kleinen Hoffnungs-
chimmer für Darfur. Diesen Punkt müssen wir nach
einer Überzeugung in den nächsten Wochen auch in

en Haushaltsberatungen diskutieren.

Ich habe nach den Diskussionen den Eindruck, dass
eutschland sich nicht an einem Kampfeinsatz beteili-
en wird. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass
eutschland sich in verschiedenen anderen Bereichen

m Rahmen eines solchen Mandats und beim zivilen
iederaufbau sehr stark engagieren wird.


(Beifall des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


as bedeutet, dass wir Mittel zur Verfügung stellen müs-
en.






(A) )



(B) )


Hartwig Fischer (Göttingen)

Die Kosten des Einsatzes der UN-Truppen dort wer-
den derzeit auf 2,7 Milliarden Euro geschätzt. Ich meine,
wir alle in diesem Parlament stehen gemeinsam in der
Verantwortung dafür, dass diese Mittel nicht an irgendei-
ner Stelle aus dem normalen Entwicklungshaushalt und
aus den anderen Haushalten genommen werden. Wir
müssen beraten, wie wir zur Absicherung entsprechende
Summen zur Verfügung stellen, und zwar nicht erst in ei-
nem Nachtrag. Denn die Truppenstellerkonferenz und
andere Konsultationen werden im Herbst stattfinden. Es
ist schon viel zu lange so, dass dem Leiden dort kein
Ende bereitet wird.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Im Einzelplan 23 des Haushaltsentwurfs 2008 – zu
den Zahlen wird Jochen Borchert nach den Beratungen
in der zweiten und dritten Lesung entsprechend Stellung
nehmen – ist die Fortsetzung einer stetigen Aufstockung
durch die Koalition gelungen. Diejenigen, die sich damit
befasst haben, wissen, dass in den sieben Jahren, in de-
nen wir nicht in der Regierung waren, das Volumen des
Einzelplans gesunken ist. In diesem Jahr steigt es noch
einmal um 14,6 Prozent. Damit schaffen wir die Grund-
lagen, um die Ziele der Millenniumserklärung sowie die
Development-Goals zu einem großen Teil zu erreichen.

Dass wir das nicht bis zum letzten Punkt schaffen
werden, der Überzeugung bin ich auch. Deshalb glaube
ich, dass in einer der nächsten Legislaturperioden über
alternative Finanzierungsinstrumente nachzudenken sein
wird, die man nach meiner Überzeugung den Bürge-
rinnen und Bürgern dann aber vor den Wahlen nennen
muss, damit die Bürgerinnen und Bürger wissen, was auf
sie zukommt.

Bei der Umsetzung der G-8-Beschlüsse in Bezug auf
Klimaschutz und Gesundheit kommt der Förderung re-
gionaler Kooperationsansätze zwischen Entwicklungs-
ländern sowie der Unterstützung von Regionalorganisa-
tionen in den verschiedenen Kontinenten, insbesondere
in Afrika, besondere Bedeutung zu. Auf Afrika entfällt
mit einem Fördervolumen von 774 Millionen Euro
40 Prozent des Gesamtvolumens. In der thematischen
Ausrichtung der deutschen Entwicklungszusammenar-
beit kommt vor allen Dingen den Bereichen Grundbil-
dung, Gesundheit, erneuerbare Energien und Energie-
effizienz, Tropenwald, Wasser und Mikrofinanzen eine
besondere Bedeutung zu.

Frau Ministerin, ich bin der Auffassung, dass es rich-
tig ist, im Bereich Grundbildung Schwerpunkte zu set-
zen. Aber ich sage auch: Wir müssen in den nächsten
Wochen über einen ganz besonderen Punkt diskutieren.
Ich habe bei meinen Besuchen in den letzten zwei, drei
Jahren festgestellt, dass es durch den Kalten Krieg eine
Auseinandersetzung zwischen West und Ost über die
Fragen gab: „Wer bildet in welchem Land Studenten
aus?“, „Wer holt Studenten in die Bundesrepublik
Deutschland oder in die DDR und unterstützt Ausbil-
dung?“, und wir heute in diesen Ländern auf die Eliten
treffen, die in der Bundesrepublik Deutschland ausgebil-
det worden sind,

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(C (D ie eine besondere Affinität zu Deutschland haben und ie mit uns zusammenarbeiten. Ich bin der festen Übereugung, dass es eine Aufgabe von Entwicklungspolitik st, unter Umständen auch mit einem runden Tisch geeinsam mit den Wissenschaftsministern der Länder egelungen zu finden, die dazu führen, dass wir wieder ehr Studenten aus Entwicklungsländern hier Bil ungschancen geben, die dann in ihren Ländern die Elite ilden. ch glaube, dass DAAD, Alexander-von-Humboldt-Stifung und andere hierbei eine hervorragende Arbeit leisen. eshalb glaube ich, dass wir da einen Konsens finden önnen. Ich will wegen der beschränkten Redezeit nur noch uf einen Punkt eingehen, weil er von einigen Kollegen ritisch angesprochen wurde: die erneuerbaren Enerien. Was in diesem Bereich von unseren Durchfühungsorganisationen inzwischen geleistet wird, ist unlaublich. Das bedeutet natürlich, dass wir damit auch inen Beitrag zur Erreichung der gemeinsamen Klimaiele leisten. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass am 7. Juni 007 die größte netzgekoppelte Solaranlage Afrikas in uanda eingeweiht worden ist und die Stadtwerke ainz vom Partnerland 1 Million Euro zur Verfügung estellt haben. Mithilfe der GTZ bilden die ruandischen tadtwerke nun ruandische Solartechniker aus. Das ist in hervorragender Ansatz, um Entwicklungspolitik ann auch in wirtschaftliche Entwicklung in dem jeweiigen Land umzusetzen. Deshalb kann ich nur sagen: rima Programm! Lassen Sie mich am Schluss noch kurz das Thema udgethilfe ansprechen. Ich bin der Überzeugung, dass s richtig ist, Budgethilfe auf den Prüfstand zu stellen. ber das, liebe Kolleginnen und Kollegen, darf man icht so undifferenziert tun. (Gabriele Groneberg [SPD]: Das ist eine Pauschalierung!)


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Ja!)


(Beifall im ganzen Hause)


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Genau! Gut!)


ir müssen uns die Zeit nehmen, uns jedes einzelne
and vorzunehmen, für das es Budgethilfe gibt, und je-
es einzelne Land zu überprüfen.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Das habe ich gesagt! Genau! Meine Rede!)


Ich bin der Überzeugung, dass es bestimmte Grund-
rinzipien geben muss, und diese Grundprinzipien hei-
en: Erstens. Es muss eine deutliche Entwicklung zu gu-
er Regierungsführung vorhanden sein. Zweitens. Das
arlament in dem Land muss beteiligt werden. Man darf
adurch nicht eine Richtung stabilisieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Dr. Karl Addicks [FDP])







(A) )



(B) )


Hartwig Fischer (Göttingen)

Das können wir sicherlich gemeinsam schaffen.


(Gabriele Groneberg [SPD]: Das ist immer schon gefordert worden!)


Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Ministerin sich
einem solchen Thema entzogen hat. Ich habe mit der
Staatssekretärin, Frau Kortmann, dazu hervorragende
Gespräche geführt. Ich habe nicht erlebt, dass die Minis-
terin anderer Auffassung war. Ich glaube, diesen Dialog
sollten wir führen.

Ich bedanke mich bei Ihnen ganz herzlich und hoffe,
dass wir in Zukunft die Themen im Ausschuss ernsthaft
diskutieren, nicht aber in diesen Debatten Kritiken zu
einzelnen Punkten vortragen, weil wir damit die Vorur-
teile gegenüber Entwicklungspolitik nur verstärken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611118400

Das Wort hat die Kollegin Heike Hänsel für die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611118500

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Fast am Schluss werde auch ich jetzt noch einiges zur
Entwicklungszusammenarbeit ergänzen. – Selbstver-
ständlich begrüßt die Linksfraktion, dass es mehr Geld
für Entwicklungszusammenarbeit gibt. Wir können aber
auch die Kritik nachvollziehen, Herr Fischer, die einige
Organisationen geübt haben, weil im Vorfeld des G-8-
Gipfels höhere Erwartungen geweckt wurden. Beispiels-
weise war das Aktionsbündnis „Deine Stimme gegen
Armut“ sehr enttäuscht; sie haben nach dem G-8-Gipfel
eine große Anzeige in mehreren Zeitungen geschaltet,
aus der ich zwei, drei Sätze zitiere:

Liebe Angela Merkel, für Sie war der G-8-Gipfel
von Heiligendamm ein Erfolg. Für Menschen in
Armut war er ein Trauerspiel. Zur öffentlichen Ent-
wicklungshilfe haben Sie nur Versprechungen von
Gleneagles wiederholt, aber keinen verbindlichen
Umsetzungsplan verabschiedet.

Ich halte diese Kritik für absolut legitim.

Der zweite Aspekt der Entwicklungshilfe sind neben
ihrer Höhe die Rahmenbedingungen, die für sie gesetzt
werden, um nachhaltig Entwicklung zu fördern. Wir set-
zen uns ganz klar für andere Weichenstellungen inner-
halb der Welthandelsordnung ein. In unseren Augen
reicht es nicht aus, mehr Geld in den Global Funds zu
investieren, wenn sich Angela Merkel parallel dazu auf
dem G-8-Gipfel für den Patentschutz stark macht, der
mit dazu führt, dass der Zugang zu billigen Medikamen-
ten für Menschen in Entwicklungsländern erschwert
wird.

Es reicht auch nicht aus, mehr Geld in den europäi-
schen Entwicklungsfonds zu investieren, wenn gleich-
zeitig die Europäische Union ein Freihandelsabkommen
mit 78 Ländern der AKP-Staaten abschließen will,

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(C (D (Dr. Sascha Raabe [SPD]: Wirtschaftspartnerschaftsabkommen!)


as natürlich schwerwiegende Folgen haben und vielen
enschen die Existenzgrundlage rauben wird, unter an-

erem den von Ihnen, Herr Addicks, angesprochenen
leinunternehmern, zum Beispiel Kleinbauern, Landar-
eiterinnen und Fischern. Sie werden von den Folgen
olcher Abkommen betroffen sein, weil sie mit den sub-
entionierten Produkten der EU nicht konkurrieren kön-
en.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611118600

Kollegin Hänsel, gestatten Sie eine Zwischenfrage?


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611118700

Nein, jetzt nicht. Ich will den Aspekt der EPAs noch

bschließen; das ist nämlich entscheidend.


(Gabriele Groneberg [SPD]: Eben darum!)


Wir sind der Auffassung, dass der Entwicklungsfonds
n diesem Zusammenhang als Marktöffnungsinstrument

issbraucht wird. Dementsprechend wehren sich zuneh-
end mehr Menschen in afrikanischen Ländern gerade

egen diese Abkommen. Es wird am 27. September ei-
en weltweiten Aktionstag dagegen geben, an dem die
enschen weltweit auf die Straße gehen werden. Wir
erden uns an ihm übrigens beteiligen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Karl Addicks [FDP]: Das ist üble Nachrede!)


Frau Merkel hat heute Morgen im Zusammenhang
it einem anderen wichtigen Thema, das mit Entwick-

ung zusammenhängt, die Aussage getroffen: Entwick-
ung braucht Sicherheit, Sicherheit braucht Entwicklung.
ch frage Sie: Welche Sicherheit meint sie eigentlich?

eint sie soziale Sicherheit für die Bevölkerung, oder
eint sie militärische Sicherheit in Kriegsregionen, wie

um Beispiel in Afghanistan? Dort erleben wir nämlich,
ass Entwicklungszusammenarbeit zunehmend auch
trategisch eingesetzt wird, um eine Akzeptanz von Be-
atzung, um Sicherheit für Soldaten zu organisieren. Das
ehen wir als Missbrauch von Entwicklungshilfe an. Das
st eine gefährliche Entwicklung, die wir strikt ablehnen.


(Gabriele Groneberg [SPD]: Das haben Sie alles in den völlig falschen Hals bekommen!)


Für uns ist ganz klar, dass Entwicklungspolitik Teil
iner Friedenspolitik sein muss, nicht aber Teil einer Si-
herheitspolitik und vor allem nicht Teil von Kriegspoli-
k.

In diesem Zusammenhang möchte ich an Sie, Frau
ieczorek-Zeul, eine Frage richten, weil ausgerechnet

ie als Entwicklungsministerin sich für dieses OEF-
andat stark gemacht haben mit der Begründung, wir

önnten nur so unseren Einfluss bei diesem OEF-Man-
at weiterhin geltend machen.


(Beifall des Abg. Hellmut Königshaus [FDP])







(A) )



(B) )


Heike Hänsel
Dieses Mandat ist ja ein reiner Kampfeinsatz, der nichts
mit Entwicklung zu tun hat. Da frage ich mich, wie es
kommt, dass Sie, wo doch diese Politik eindeutig in eine
Sackgasse führt, mit in diese Sackgasse gehen, anstatt ei-
nen anderen Weg aufzuzeigen. Das kann ich überhaupt
nicht nachvollziehen. Seit sechs Jahren ist die Bundes-
wehr an diesem OEF-Mandat beteiligt. Wir sehen doch,
wie viele Zivilisten im Rahmen dieses Kampfeinsatzes
bereits getötet wurden.


(Dr. Sascha Raabe [SPD]: Und 6 Millionen Menschen gehen wieder zur Schule! Wollen Sie die Taliban als Entwicklungshelfer bezeichnen?)


– Hat der Kampfeinsatz für Schulbesuche gesorgt? Wäh-
rend des Kampfeinsatzes wurden Zivilisten getötet, und
die daran beteiligten KSK-Soldaten stehen unter ande-
rem im Verdacht, Murat Kurnaz misshandelt zu haben.
Diese Palette könnte ich erweitern. Insofern handelt es
sich um eine absolute Sackgasse, in die wir da gehen.
Ich kann es nicht nachvollziehen, dass sich die Entwick-
lungsministerin dafür einsetzt.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Steinmeier hat von einem politisch-moralischen
Projekt bezüglich Afghanistans gesprochen. Dagegen
möchte ich zum Abschluss eine authentische Stimme aus
Afghanistan setzen. Es handelt sich um eine engagierte
Frauenrechtlerin und Parlamentarierin, Malalai Joya, die
wir übrigens für nächste Woche eingeladen haben. Sie
sagt unter anderem – ich zitiere –:

Mittlerweile hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass
der Westen nur für seine eigenen strategischen und
politischen Interessen in Afghanistan eintritt und
das Leid der Menschen die internationale Gemein-
schaft nicht wirklich tangiert.

Ich finde, zu dieser Einschätzung muss die Bundesre-
gierung Position beziehen. Vor allem aber muss sie sich
dem Protest der Mehrheit der Bevölkerung in diesem
Lande stellen. Viele davon werden jetzt am Samstag
nämlich auf die Straße gehen und dagegen demonstrie-
ren.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Karl Addicks [FDP]: Dann können Sie ja gleich mit den Taliban zusammen demonstrieren!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611118800

Das Wort hat der Kollege Alexander Bonde für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611118900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Diese Debatte über einen Haushalt, der eine erfreuliche
Entwicklung nimmt, hat auf eine Schwierigkeit auf-
merksam gemacht. Herr Fischer, Sie haben gerade für
die CDU die Fragen zu neuen Finanzierungsmechanis-
men bis 2009 en passant abgehandelt. Wenn man sich
einmal klarmacht, was das bedeutet, dann fragt man sich

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(C (D chon, wie die Bundesregierung eigentlich das hier prolamierte Millenniumsziel erreichen will. (Beifall der Abg. Ute Koczy [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


er Aufwuchs der Barmittel allein reicht natürlich nicht
us. Aus den derzeit üblichen Verschiebungen von Mo-
at zu Monat sollen jetzt, so hören wir, Verschiebungen
ber Jahre werden. Das, was Sie hier in einer Randnote
erkündet haben, ist eine schlechte Nachricht für die
ntwicklungszusammenarbeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Ministerin, am Beginn Ihrer Rede haben Sie von
euen Herausforderungen und am Schluss von neuen
uständigkeiten für die Entwicklungszusammenarbeit
esprochen. Wir sehen dabei die Schwierigkeit, dass Sie
ersuchen, neuen Herausforderungen mit alten Struktu-
en und auf der Basis bestehender Abläufe gerecht zu
erden. Es stellt sich also die Frage, wie Ihr Haus mit
en Aufwüchsen, die in diesem Haushalt vorgesehen
ind – wir begrüßen diese und unterstützen Sie dabei,
enn Sie Ihr Herzblut da hingeben –, umgeht. Wenn wir

inmal hinter die entwicklungsbewegten Reden schauen,
ann stellen wir fest – das haben wir alle erlebt –, dass in
iesem Bereich schon seit Jahren eine mangelnde Koor-
ination zwischen den verschiedenen Bundesministerien
u beklagen ist. Es spricht Bände, dass sich während die-
er Debatte die Vertreter des Auswärtigen Amtes diplo-
atisch verdrückt haben, die Vertreter des Verteidi-

ungsministeriums schon lange den Rückzug eingeläutet
aben und nur ein Vertreter des Finanzministeriums da
st und aufpasst, dass nicht zu viel Geld ausgegeben
ird. Sonst sind nur Vertreter Ihres Ministeriums noch

uf der Regierungsbank zu sehen. Auch das weist auf
as von mir angesprochene Problem hin.

Nachdem Afghanistan hier schon eine wichtige
olle gespielt hat, sollten wir einmal darüber reden, ob
ir mit den Strukturen, mit denen wir bisher arbeiten,
ei den wirklich dringenden Fällen nicht manchmal zu
räge reagieren.


(Beifall des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


uch ich weiß, dass Entwicklungszusammenarbeit an
anchen Orten seine Zeit braucht. Ich verstehe, dass Re-

ierungsverhandlungen bestimmten Prozessen unterwor-
en sind, und ich verstehe die Frage von Afghan Owner-
hip und anderem. Aber ich frage mich, warum andere
artner es hinbekommen, aus diesem schon fast rituali-
ierten Prozess der Regierungsverhandlungen bei eiligen
rojekten auch einmal auszubrechen, während wir als
inzige starr am Terminkalender bleiben. Wie gesagt,

ch kann das in der Sache nachvollziehen; aber wenn ich
ir anschaue, wie Entwicklungshelferinnen und Ent-
icklungshelfer, Polizistinnen und Polizisten sowie An-
ehörige der Bundeswehr in Afghanistan im Sinne der
ivilen Entwicklung, die wir als das Wichtigste ansehen,
hren Kopf hinhalten, dann frage ich mich schon, ob
icht doch manches schneller ginge und ob wir nicht den
inen oder anderen Ablauf optimieren könnten, um der
ringlichkeit gerecht zu werden.






(A) (C)



(B) )


Alexander Bonde


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das Gleiche erleben wir bei dem vorhin vom Kolle-
gen Trittin angesprochenen Einsatz der Abteilung „Inter-
national Services“ der GTZ auf Anfrage der Holländer.
Ich finde Ihre Position natürlich plausibel, dass Sie erst
die Garantie der Holländer wollen, um sicher operieren
zu können. Aber nichtsdestotrotz ist dann wieder ein hal-
bes Jahr ins Land gegangen, bevor in der Kombination
von holländischem Geld und deutschem Know-how mit
der Hilfe auch nur begonnen wurde. Ich finde, wir müs-
sen genau überlegen, ob wir nicht an bestimmten Stellen
die Handbremse lösen sollten. Es macht mir große
Sorge, dass unser wichtigstes Instrument immer am
längsten Zeit benötigt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ebenfalls macht mir Sorge, dass Sie in der Großen
Koalition in der Frage, wie wir die Entwicklungsinstitu-
tionen verbessern können, den gesamten Prozess an die
Wand gefahren haben. Als wir das letzte Mal hier über
den Haushalt Ihres Hauses diskutiert haben, hatten wir
als Haushaltsausschuss gerade die Notbremse ziehen
müssen, weil Sie ein Projekt auf den Weg gebracht ha-
ben, bei dem Sie zentrale vergaberechtliche Fragen nicht
geklärt hatten, bankenrechtliche Fragen sowie Fragen
der Besoldungsstruktur nicht im Griff hatten und noch

Prozess im Februar mithilfe des Rechnungshofes voran-
geht; aber wir warten bis heute auf eine Richtungsent-
scheidung.

Wir unterstützen Sie mit Herzblut in der Sache. Wir
freuen uns, dass Ihr Bereich in der Regierung wichtiger
genommen wird. Machen Sie da weiter. Aber wir for-
dern mehr Präzision und Konzentration, wenn es um die
Kärrnerarbeit bei den Verwaltungsaufgaben geht. Ich
glaube, da sind in Ihrem Hause noch einige Hausaufga-
ben zu erledigen. Wenn Sie dann noch die Koordination
mit anderen Ministerien hinbekommen und wir nicht
dasselbe Gezerre erleben wie bei den Mitteln für Afgha-
nistan, dann können Sie unserer Zustimmung noch si-
cherer sein. Aber da ist noch einiges an Arbeit zu bewäl-
tigen, bis wir als Opposition zufrieden sind.

Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Bärbel Kofler [SPD])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611119000

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

nicht vor.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Sitzung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Donnerstag, den 13. September
2007, 9 Uhr, ein.
nicht einmal realisiert hatten, dass wir als Parlament bei

einer so zentralen Frage wie der Übertragung von Bun-
desvermögen das letzte Wort haben müssten. Dieses Pro-
jekt haben Sie handwerklich ziemlich in den Sand ge-
setzt. Wir haben dann eigentlich erwartet, dass der

e
(D
Die Sitzung ist geschlossen. Ich wünsche Ihnen noch

inen erfolgreichen Abend.