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ID1611100400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/111 Bundeskanzleramt Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Klaas Hübner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Auswärtiges Amt Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11477 B 11478 C 11484 C 11488 D 11493 C 11493 D 11497 C 11500 D 11505 B 11508 A 11509 A 11520 C 11522 D 11523 C 11526 C 11527 A 11528 C 11530 A 11530 C Deutscher B Stenografisch 111. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 I n h a l Begrüßung der Parlamentarischen Bundes- heer-Beschwerdekommission des österreichi- schen Nationalrats . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2008 (Haushaltsgesetz 2008) (Drucksache 16/6000) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2007 bis 2011 (Drucksache 16/6001) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 04 D M K H S K 11539 D 11477 A 11477 B Bernd Neumann, Staatsminister BK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11511 C undestag er Bericht ung 2. September 2007 t : Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . r. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . onika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . atrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . teffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . atrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 05 11512 C 11513 A 11513 D 11515 A 11517 A 11518 C 11519 C 11520 A 11520 B Walter Kolbow (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . 11531 B 11533 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 111. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. September 2007 Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norman Paech (DIE LINKE) . . . . . . . . . . 11534 B 11535 D 11561 A 11562 A DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Merten (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Susanne Jaffke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Gert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: – Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streit- kräfte im Rahmen der „United Nations Interim Force in Lebanon“ (UNIFIL) auf Grundlage der Resolutionen 1701 (2006) und 1773 (2007) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006 bzw. 24. August 2007 (Drucksachen 16/6278, 16/6330) . . . . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 16/6341) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . J N E N E H D D M T D J H H A N A L 11536 D 11537 D 11538 C 11540 A 11542 A 11544 B 11546 A 11547 B 11549 D 11550 D 11551 C 11553 C 11555 A 11556 A 11557 B 11557 D 11558 A 11558 B 11559 B 11560 B Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iels Annen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung eidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . r. Karl Addicks (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Karl Addicks (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . ichael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . hilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . artwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . eike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . lexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 11562 C 11563 A 11563 D 11565 A 11566 C 11567 C 11570 C 11568 A 11572 B 11574 B 11575 B 11575 D 11576 A 11577 B 11578 B 11578 D 11579 C 11581 A 11582 A 11582 D 11585 A 11586 B 11587 C 11589 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 111. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. September 2007 11477 (A) ) (B) ) 111. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 111. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 12. September 2007 11589 (A) (C) (B) ) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bluhm, Heidrun DIE LINKE 12.09.2007 Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 12.09.2007 Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2007 Fell, Hans-Josef BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2007 Ferner, Elke SPD 12.09.2007 Haibach, Holger CDU/CSU 12.09.2007 Hermann, Winfried BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2007 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2007 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ 12.09.2007 Hörster, Joachim CDU/CSU 12.09.2007* Lintner, Eduard CDU/CSU 12.09.2007* Meckel, Markus SPD 12.09.2007 Müller (Gera), Bernward CDU/CSU 12.09.2007 Ortel, Holger SPD 12.09.2007 Röring, Johannes CDU/CSU 12.09.2007 Schily, Otto SPD 12.09.2007 Dr. Stadler, Max FDP 12.09.2007 Dr. Stinner, Rainer FDP 12.09.2007 Strothmann, Lena CDU/CSU 12.09.2007 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich DIE GRÜNEN (D sammlung des Europarates 111. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 12. September 2007 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Angela Merkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    as sind die Fakten; darauf bauen wir auf. Das ist eine
    roßartige Entwicklung.

    Es geht dabei im Übrigen um mehr als nur um ein
    aar positive Wirtschaftsdaten. Es geht um etwas ganz
    rundsätzliches – ich spüre das wie viele andere auch
    ei meinen Besuchen vor Ort –: Deutschland ist dabei,
    us eigener Kraft Schritt für Schritt die Lasten und auch
    anches Versäumnis der letzten eineinhalb Jahrzehnte

    ufzuarbeiten. Das ist die Botschaft der Zuversicht an
    ie Menschen.

    Alle Industrieländer waren in den 90er-Jahren einem
    assiv erhöhten Wettbewerbsdruck durch die Globali-

    ierung ausgesetzt. Doch Deutschland war zugleich in
    iner historisch einmaligen Situation. Der Prozess der
    eutschen Einheit gehörte und gehört ohne Zweifel zu
    en glücklichsten Entwicklungen unserer Geschichte.
    llerdings band er auch Ressourcen, Kraft und Auf-
    erksamkeit, wie sie kein anderes Land zu bewältigen

    atte.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    In seinem Kern erzählt der Aufschwung, den wir jetzt
    rleben, eine großartige Erfolgsgeschichte: die Ge-
    chichte, wie Deutschland gleichzeitig Aufbauleistungen
    ür die neuen Bundesländer und die Globalisierung be-
    ältigen konnte. Meine Damen und Herren, wer das ge-

    chafft hat, dem braucht auch vor den Veränderungen
    es 21. Jahrhunderts nicht bange zu sein. Das ist der
    eist, in dem wir Politik machen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Jetzt sind wir dabei, die Chancen der Zukunft zu be-
    chreiben und sie zu nutzen. Die Financial Times aus
    ondon schrieb von einem neuen Wirtschaftswunder.






    (A) )



    (B) )


    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
    Ich sage: Nein, das ist kein Wunder, sondern der Lohn
    von harter Arbeit und Anstrengung, der Lohn der mit der
    Agenda 2010 eingeleiteten Reformen


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    und der Lohn der Reformen dieser Bundesregierung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Vor allem ist dieser Aufschwung der Lohn der Arbeit der
    Menschen in Deutschland: der Lohn von wagemutigen
    Unternehmern und gut ausgebildeten Arbeitnehmern,
    von engagierten Erziehern, Lehrern und liebevollen El-
    tern, von international renommierten Wissenschaftlern
    und kreativen Ingenieuren. Sie alle sind es, die diesen
    Aufschwung möglich gemacht haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Die Aufgabe der Politik ist es dabei, die Weichen richtig
    zu stellen


    (Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


    und dafür zu sorgen, dass das Land seine Kräfte bündelt.
    Genau das macht die Bundesregierung.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Meine Damen und Herren, in diesem Sinne haben wir
    vor zwei Jahren den Kurs „Sanieren, Investieren,
    Reformieren“ eingeschlagen und ihn gegen Kritik ver-
    teidigt. Diese Kritik war zum Teil vernichtend, und die
    Aussichten waren trübsinnig. Aber wir haben uns nicht
    beirren lassen. Die Daten von heute zeigen: Es war rich-
    tig, diesen Kurs einzuschlagen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Jetzt wird sichtbar: Die Strategie wirkt. Ich sage aus-
    drücklich: Das ist kein Grund zu Übermut, wohl aber zu
    Selbstvertrauen, und zwar zu einem Vertrauen darauf,
    dass sich Anstrengung lohnt. Wir ruhen uns nicht auf un-
    seren Lorbeeren aus. Deutschland ist noch nicht überall
    so gut, wie wir es uns wünschen. Dass wir heute bei In-
    vestitionen und Bildung im internationalen Mittelfeld
    liegen, ist gut, aber nicht ausreichend.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP)


    Vor allen Dingen: Da wir immer noch 3,7 Millionen Ar-
    beitslose haben, heißt unsere Devise: 3,7 Millionen Ar-
    beitslose sind 3,7 Millionen zu viel. Es muss unser Ziel
    sein, hier voranzukommen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Daraus leitet sich unsere Aufgabe für die kommenden
    Jahre ab: nach innen die Grundlagen des Aufschwungs
    stärken, Teilhabechancen verbessern und Quellen neuen
    Wohlstands erschließen und nach außen für faire Regeln
    und offene Märkte sorgen.

    Auf der Kabinettsklausur in Meseberg haben wir
    beschlossen, in fünf Zukunftsbereichen neue Impulse zu
    setzen:

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    (C (D Erstens. Wir wollen die Grundlagen des Aufchwungs stärken. Was heißt das? Der Aufschwung und eine Fortsetzung beruhen vor allen Dingen auf Verrauen. Vertrauen braucht Verlässlichkeit. Deshalb ist ine solide Finanzpolitik das Fundament, auf dem wir it weiteren Maßnahmen aufbauen. Es ist gestern in der allgemeinen Finanzdebatte gesagt orden: Allein der Bund hat über 900 Milliarden Euro chulden, und die Zinszahlungen betragen 40 Milliarden uro pro Jahr. Das kann uns nicht zufriedenstellen. Desalb hat die Bundesregierung dem Finanzminister ihre nterstützung zugesagt, wenn es darum geht, spätestens 011 einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen zu könen. Dann können wir sagen: Endlich leben wir nicht ehr über unsere Verhältnisse. Das muss dann auch in en Ergebnissen der Föderalismuskommission II veranert werden, damit das dauerhaft so bleibt. Deshalb beruht die Fortsetzung des Aufschwungs naürlich auch auf Entlastung dort, wo es möglich ist. Wir aben zum Beispiel gesagt: Wenn es nachhaltig vertretar ist, werden wir versuchen, die Beiträge zur Arbeitsosenversicherung auf unter 3,9 Prozent zu senken. Verrauenzerstörend wäre es aber, jetzt irgendetwas zu ersprechen, was man nicht einhalten kann. Der Erfolg ieser Bundesregierung besteht darin, dass wir nichts ersprochen haben, was wir nicht halten konnten, und ie Dinge so gemacht haben, dass sie am Ende im Zweiel besser waren. Das ist der Erfolg dieser Regierung. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Widerspruch bei der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Gegenteil haben Sie gemacht!)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    ir werden alles daransetzen, den Menschen den Zu-
    ang zum ersten Arbeitsmarkt durch Hinzuverdienstre-
    elungen und die Bündelung der Arbeitsmarktinstru-
    ente möglich zu machen. Wo immer es Spielräume

    ibt, werden wir sie nutzen.

    Wir werden den Aufschwung natürlich auch dadurch
    ortsetzen, dass wir wettbewerbsfähige Rahmenbedin-
    ungen für Investitionen schaffen. Dazu gehört die
    nternehmensteuerreform, die wir bereits beschlossen
    aben. Dazu gehört die Arbeit an der Erbschaftsteuer-
    eform, die durch das Urteil des Bundesverfassungsge-
    ichts nicht einfacher geworden ist, bei der wir aber nicht
    us dem Auge verlieren, dass wir den mittelständischen
    nternehmen, den Familienunternehmen den Übergang

    m Erbfall erleichtern wollen, um Arbeitsplätze hier in
    eutschland zu erhalten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    azu gehört die Arbeit des Normenkontrollrates, der
    ich dem Bürokratieabbau verschrieben hat.

    Zweitens. Wir wollen, dass alle Menschen am Auf-
    chwung teilhaben können. Der Schlüssel zur Teilhabe
    st heute zum einen Arbeit, zum anderen der Zugang zu
    ildung. Deshalb haben wir eine nationale Qualifizie-

    ungsoffensive gestartet, die wir auch weiterführen wer-
    en. Wir wissen, dass wir – zum Teil aus dem Aufschwung






    (A) )



    (B) )


    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
    resultierend – bereits einen Mangel an Fachkräften haben.
    Wir sagen: Zuerst müssen wir alles daransetzen, die
    Möglichkeiten, die wir hier im Lande durch Qualifizie-
    rung haben, zu nutzen. Das gilt für alle Bereiche: für die
    einfachen genauso wie für die qualifizierten Tätigkeiten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wir sagen dann aber auch: Wenn wir einen erkennba-
    ren Mangel in bestimmten Bereichen haben, wenn zum
    Beispiel in speziellen Ingenieurbereichen gar keine eige-
    nen Arbeitskräfte vorhanden sind, dann ist es doch, ehe
    die Betriebe ins Ausland abwandern, vernünftig, zum
    Beispiel Menschen aus den mittel- und osteuropäischen
    Staaten mit diesen speziellen Qualifizierungen das Ar-
    beiten bei uns zu erlauben.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir haben dann festgelegt, dass wir ein mittel- und
    langfristiges Konzept erarbeiten, das auf dem Gedanken
    beruht, dass es keine Zuwanderung in die sozialen Si-
    cherungssysteme von Deutschland geben soll, sondern
    dahin, wo die Besten der Welt gebraucht werden. Offen-
    heit bei gleichzeitiger Qualifizierung aller Menschen in
    unserem Land – das ist unsere nationale Bildungs- und
    Qualifizierungsinitiative, und die ist wichtig.


    (Zuruf des Abg. Dirk Niebel [FDP])


    Wir werden neue Wege der Beteiligung der Arbeit-
    nehmerinnen und Arbeitnehmer am Investivkapital ge-
    hen. Dazu werden wir in den nächsten Wochen Vor-
    schläge unterbreiten. Für mich ist dies deshalb so
    wichtig, weil die Bindung der Arbeitnehmerinnen und
    Arbeitnehmer an den Kapitalzuwachs ihres eigenen Un-
    ternehmens ihnen die Möglichkeit gibt, neben der Lohn-
    entwicklung auch am Wachstum teilzuhaben. Deshalb ist
    das ein ganz wichtiger Bereich.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Es ist kein Geheimnis, dass wir in der Koalition
    durchaus darüber diskutiert haben, in welcher Weise wir
    einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt, die Erhaltung
    von Arbeitsplätzen und gleichzeitig faire Löhne umset-
    zen können. Sicherlich gibt es da Unzufriedenheit. Aber
    ich will darauf hinweisen: Wir haben uns für den Herbst
    Schritte vorgenommen, die genau diesem Ziel dienen
    sollen. Es geht auf der einen Seite um die Erweiterung
    des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes und dort, wo Tarif-
    partner nicht mehr in der Lage sind, Löhne festzulegen,
    um das Mindestarbeitsbedingungsgesetz. Auf der ande-
    ren Seite werden wir immer aufpassen, dass dann, wenn
    Menschen Arbeit haben, diese Arbeitsplätze nicht verlo-
    ren gehen. Das ist der Weg dieser Bundesregierung.

    Drittens. Wir wollen die Quellen des Wohlstands von
    morgen erschließen. Deshalb haben wir uns vorgenom-
    men, 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Wissen-
    schaft und Forschung auszugeben. Die Bundesregie-
    rung leistet hierzu ihren Beitrag. Das wird in den
    Haushaltszahlen deutlich. Denn es ist natürlich klar:
    Wirtschaftswachstum führt dazu, dass auch die Ausga-
    ben für Forschung und Entwicklung steigen müssen. Das
    findet seine Berücksichtigung im Bundeshaushalt. Der-
    zeit liegt Deutschland hier bei knapp 2,7 Prozent. Der

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    (C (D und schafft jetzt seinerseits die Voraussetzungen für eien Anteil von 2,8 Prozent am Bruttoinlandsprodukt. irtschaft und Länder müssen allerdings nachziehen; uch darauf werden wir ganz konsequent achten. Wir haben uns Leuchtturmprojekte vorgenommen. ines davon wird im Bereich der Gesundheitsforschung iegen. Ich glaube, damit wir Menschen für Forschung egeistern können, müssen wir ihnen sagen, was Forchung leisten kann. Deshalb möchte Deutschland das and sein, das gerade im Bereich der Gesundheitsforchung, zum Beispiel bei der Forschung an Maßnahmen egen die Krankheit Alzheimer, eine Spitzenstellung in er Welt einnimmt. Wir wollen dort vorne sein. Das nehen wir uns vor, und wenn wir es uns vornehmen, wer en wir es auch schaffen können. Wir richten unsere Energieund Klimapolitik neu aus, eil wir glauben, dass hier die Arbeitsplätze der Zukunft iegen, dass wir hier unserer globalen Verantwortung geecht werden und wir gleichzeitig die Voraussetzungen m Lande schaffen, um unsere Energieversorgung mit rößtmöglicher Unabhängigkeit gewährleisten zu könen. Dazu haben wir – der Wirtschaftsund der Umweltinister gemeinsam – ein Paket von Maßnahmen entwi kelt, die wir jetzt Schritt für Schritt umsetzen. Dazu aben wir unsere Position in Europa eingebracht und azu werden wir uns auf der internationalen Bühne naürlich auch für ein Abkommen im Anschluss an das ioto-Protokoll einsetzen. Dabei spüren wir schon: Unser Weg kann nicht sein, en Ärmeren in dieser Welt Wohlstandsverzicht zu preigen und gleichzeitig in einer Art karitativer Veranstalung als reichere Länder etwas beizutragen. Die Zukunft ird vielmehr darin liegen, dass wir mit gutem Beispiel orangehen und damit die Standards für die Zukunft seten, gleichzeitig technologische Führer sind und damit ann auch Exportchancen für Deutschland eröffnen. Damit bin ich bei meinem vierten Punkt. Wir wollen er sozialen Marktwirtschaft einen internationalen rdnungsrahmen geben. Wir alle kennen die Diskussioen dieser Tage. Wir spüren, auf dieser Welt kann naezu nichts mehr passieren, ohne dass es uns beeinflusst: enn in China mehr Milch getrunken wird, hat das auch uf unsere Milchpreise Auswirkungen. Wenn es eine Imobilienkrise in den Vereinigten Staaten von Amerika ibt, wirkt sich das auch auf unsere Märkte aus. Deshalb age ich ganz klar: Deutschland wird niemals protektioistisch sein. Wir sind Exportweltmeister. Wir wollen afür Sorge tragen, dass unsere Unternehmen überall auf er Welt Chancen haben. Aber ich sage auch: Wir weren uns schützen – das gilt auch für die Europäische nion –, wenn andere uns keine freien Investitionsbeingungen geben, und wir werden dafür Sorge tragen, ass die Finanzmarktregeln international transparent ind. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel Denn wir werden den Menschen in unserem Land nicht erklären können, dass immer wieder Finanzmarktprodukte entstehen, deren Herkunft man nicht kennt, die man nicht durchschaut, die aber letztlich auf den Einzelnen in unserem Land und in vielen anderen Ländern zurückwirken. Die Demokratie kann nur erhalten werden, wenn ein Höchstmaß an Transparenz gegeben ist; das gilt heute nicht nur national, das gilt heute auch international. Dafür wird sich Deutschland einsetzen, der Bundesfinanzminister genauso wie ich als Bundeskanzlerin. Wir wissen, dass wir auf dem Weg, den Herausforderungen der Globalisierung zu begegnen, eine Vielzahl von eigenen Maßnahmen ergreifen müssen, bevor wir uns dem internationalen Rahmen zuwenden können. Deshalb haben wir die Lohnzusatzkosten gesenkt; deshalb haben wir Subventionen abgebaut. Deshalb haben wir schon zwei Mittelstandsentlastungsgesetze beschlossen; deshalb haben wir uns damit beschäftigt, wie wir das Auslaufen des deutschen Steinkohlenbergbaus vernünftig und sozialverträglich regeln können. Wir haben mehr Wettbewerb auf dem Strommarkt. Wir werden uns mit der Bahnprivatisierung befassen. Wir haben uns bei Airbus für eine marktkonforme Lösung eingesetzt. Der wichtigste Indikator ist – daran kommt niemand vorbei –: Die Staatsquote ist heute auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. 2005 lag sie bei 46,9 Prozent. 2007 sind es 44,5 Prozent. Wenn sich die Dinge weiter vernünftig entwickeln, können wir 2009 42,5 Prozent schaffen. Das heißt, wir haben einen starken, aber auch effizienteren Staat. Das ist es, woran wir arbeiten, um den Menschen möglichst viel Freiheit zu geben, sich in der Globalisierung zu entfalten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





    (A) )


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    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    (Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Fünftens. Wir wollen den Zusammenhalt und die So-
    lidarität in Zeiten des Wandels stärken. Wir wissen:
    Wirtschaftlicher Erfolg ist entscheidend für die Frage,
    wie wir unseren Wohlstand in unserem Land erhalten
    können. Aber wer Ludwig Erhard gelesen hat, weiß:
    Wachstum und wirtschaftlicher Erfolg sind kein Selbst-
    zweck.


    (Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


    Es geht um ein lebenswertes Deutschland und eine freie
    und gerechte Gesellschaft unter den Bedingungen des
    demografischen Wandels. Aber nur dann – wir haben es
    in den letzten zwei Jahren erlebt –, wenn die sozialen Si-
    cherungssysteme besser dastehen, wenn mehr Menschen
    Arbeit haben und in diese Systeme einzahlen, kann das
    allen zugutekommen. Es wird oft so getan, als könne die
    Teilhabe aller irgendwie vom Staat zentral geregelt wer-
    den. Nein, nur dadurch, dass wir unsere Institutionen
    und sozialen Sicherungssysteme auf eine gute Basis stel-
    len, können wir alle Menschen am Wohlstand teilhaben

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    (C (D assen. Deshalb ist Arbeit für alle der Schlüssel für das eitere soziale Zusammenleben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wenn wir über den Zusammenhalt unserer Gesell-
    chaft reden, dann hat die Familie natürlich eine Schlüs-
    elbedeutung. Wir stehen vor großen Herausforderun-
    en, die wir auch angepackt haben. Wir haben gesagt:
    ir wollen die Wahlfreiheit für Eltern, Beruf und Fami-

    ie so zu gestalten, wie sie es möchten. Dabei ist erkenn-
    ar, dass insbesondere bei der Betreuung von unter Drei-
    ährigen heute keine Wahlfreiheit gegeben ist.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    eshalb haben wir gesagt: Hier machen wir einen gro-
    en Schritt. Wir wollen den Rechtsanspruch bis zum
    ahr 2013 umsetzen. Wenn wir das geschafft haben,
    ann können wir uns auch wieder mit denen beschäfti-
    en, die ihre Kinder zu Hause erziehen. Das heißt, prio-
    itär bis 2013 ist erst einmal die Betreuung der Kinder
    nter drei; das ist die klare Verabredung. Danach ma-
    hen wir einen weiteren Schritt und sagen: Auch diejeni-
    en, die sich anders entscheiden, bekommen ein Betreu-
    ngsgeld.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Entscheidender Maßstab für die Menschlichkeit ist
    uch der Umgang mit den Älteren und Schwächeren.
    eshalb möchte ich an dieser Stelle Folgendes sagen: Es
    ibt in diesen Tagen zwar viel Kritik an einzelnen Pfle-
    eheimen und bestimmten Zuständen. Das müssen wir
    ufnehmen; das macht die Bundesgesundheitsministerin.
    ber die überwältigende Mehrheit der Menschen, die
    on Pflegekräften gepflegt werden, wird gut behandelt.
    iesen Pflegekräften gilt ein herzliches Dankeschön ge-
    auso wie denen, die ihre Angehörigen zu Hause pfle-
    en. Das ist eine Leistung der Menschlichkeit für unsere
    esellschaft.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir werden unseren Nationalen Integrationsplan
    ortentwickeln. Er ist ein Beispiel für eine sehr gute ge-
    einsame Arbeit von Bund, Ländern und Kommunen.
    um ersten Mal ist es gelungen, hier eine Systematik hi-
    einzubringen und zu sagen: Diejenigen, die bei uns le-
    en und einen ausländischen Hintergrund haben, sind
    icht irgendwelche Gäste auf kurze Zeit. Sie werden län-
    er bei uns sein, und deshalb müssen wir sie integrieren.
    ntegration ist keine Einbahnstraße; sie erfordert von al-
    en in der Gesellschaft etwas. Aber dass wir uns jetzt ei-
    ig sind, dass das Beherrschen der Sprache die Voraus-
    etzung für die Integration ist, ist ein großer Fortschritt
    n Deutschland. Das wird sich in Maßnahmen auf allen
    benen wiederfinden, und das ist gut so.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Wir haben einen klaren Wertekanon für unser Zusam-
    enleben in Deutschland. Das Bekenntnis zu unserer






    (A) )



    (B) )


    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
    nationalen Identität und Weltoffenheit sind überhaut
    keine Gegensätze. Aber wir wissen: Wir leben in einer
    Welt, in der es neue Bedrohungen gibt. Gestern war der
    11. September, der sechste Jahrestag der Anschläge auf
    das World Trade Center. Es waren damals am 11. Sep-
    tember 2001 Anschläge von Menschen, die die Art, wie
    wir leben wollen, und unseren Wertekanon, von dem ich
    gesprochen habe, nicht akzeptieren und ihn vernichten
    wollen, und zwar mit aller Konsequenz.

    Wir wissen, dass in dieser Woche vielleicht ein
    schrecklicher Anschlag in Deutschland hätte stattfinden
    sollen. Glücklicherweise wurde er verhindert. Das ist ein
    großer Erfolg der Sicherheitsbehörden. Ein herzliches
    Dankeschön an alle, die daran mitgearbeitet haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


    Wir können die Augen nicht davor verschließen, dass
    in den letzten Jahren sieben Terroranschläge mit islamis-
    tischem Hintergrund verhindert worden sind oder ihre
    Ausführung gescheitert ist. Das heißt, wir leben in einer
    gefährdeten Sicherheit. Unsere Demokratie hat bisher
    bewiesen – das ist die gute Botschaft –, dass sie sehr
    wohl handlungsfähig ist, wenn es um den Schutz der Si-
    cherheit der Bürger geht. Entscheidend ist bei allen
    Ängsten und Ungewissheiten, die der 11. September mit
    sich gebracht hat, dass es uns stets gelungen ist – natür-
    lich mit kontroverser Diskussion –, die Balance von
    Schutzmaßnahmen und Freiheitsrechten zu erhalten. Wir
    haben eben kein Klima der lähmenden Angst zugelas-
    sen, sondern wir haben Offenheit und Realitätssinn be-
    wiesen. Die Befürchtungen oder die Vorwürfe, Deutsch-
    land werde zu einem Polizei- oder Sicherheitsstaat, sind
    offensichtlich Unsinn.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich bin deshalb auch optimistisch, dass es uns gelingt,
    das, was das Bundeskriminalamt an Terrorbekämpfung
    leisten muss, in einem Gesetz zusammenzufassen. Ich
    verhehle nicht, dass für mich auch die Onlinedurchsu-
    chung dazugehört.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich empfehle uns, die Diskussion in einem Klima zu
    führen, in dem wir nicht falsche Fronten aufmachen,
    sondern in dem wir uns alle gemeinsam – das ist das Be-
    kenntnis der großen Mehrheit dieses Parlaments – für
    Freiheit und Sicherheit gleichermaßen entscheiden. Aber
    wir sollten uns auch vergegenwärtigen, dass es keine
    Räume in dieser Gesellschaft geben darf, wo die Sicher-
    heitsbehörden keine Möglichkeit des Zugriffs haben, na-
    türlich immer auf rechtsstaatlicher Basis.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Sicherheit ist nicht nur im Zusammenhang mit dem
    Terrorismus wichtig, sondern Sicherheit gehört zu dem
    Grundlebensgefühl, das wir brauchen, um überhaupt in
    Freiheit leben zu können. Deswegen möchte ich heute
    einmal die Gelegenheit nutzen, den Polizisten auf den
    ganz normalen Polizeirevieren in den Dörfern und den

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    (C (D tädten für ihre tägliche Arbeit zu danken. Das Sichereitsgefühl, das sie ermöglichen, bedeutet Lebensqualiät für Millionen Deutsche, und zwar täglich rund um die hr. Dafür ein herzliches Dankeschön. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Die rechtzeitigen Festnahmen in der vergangenen Wo-
    he haben des Weiteren gezeigt – das ist ganz wichtig –:
    ei uns haben die Sicherheitsbehörden gut gehandelt.
    ber wir haben auch erlebt, dass es eine hervorragende
    usammenarbeit zwischen den Sicherheitsbehörden ver-
    chiedener Länder gibt. Damit kommen wir auf einen
    unkt, der in einer global vernetzten Welt von entschei-
    ender Bedeutung ist: Wenn wir Hilfe bekommen, muss
    an sich auf Deutschland verlassen können, dass es auch
    ilfe leistet. Wenn wir also die Lehren aus dem 11. Sep-
    mber und den geplanten Anschlägen ernst nehmen,
    ann ist der Weg nach Afghanistan nicht weit. Wir müs-
    en alles tun, damit Afghanistan nie wieder in die Situa-
    on kommt, dass Taliban und al-Qaida von dort aus – so-
    usagen frei und ohne Struktur von staatlicher Stelle –
    gieren können. Afghanistan zeigt uns deutlich, dass Si-
    herheit und Entwicklung untrennbar verbunden sind.
    as ist auch das Credo des Berichts der Bundesregie-

    ung über die nachhaltige Entwicklung in Afghanistan:
    eine Sicherheit ohne Entwicklung und keine Entwick-
    ung ohne Sicherheit.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Dr. Peter Struck [SPD]: Richtig!)


    Der Deutsche Bundestag wird in den nächsten Wo-
    hen wieder eine intensive Diskussion über die Fortset-
    ung der Bundeswehreinsätze in Afghanistan führen. Ich
    ill dieser Debatte an dieser Stelle nicht vorgreifen, aber
    enauso wenig will ich heute Morgen mit meiner Mei-
    ung hinter dem Berg halten. Erinnern wir uns daran,
    ie die Situation in Afghanistan vor dem Fall der Tali-
    an war. 23 Jahre Bürgerkrieg und Krieg unter der Herr-
    chaft der Taliban haben das Land an den Abgrund ge-
    racht. Die Menschenrechte wurden mit Füßen getreten.
    l-Qaida fand in Afghanistan einen Ausbildungs- und
    ückzugsraum. Nur weil es quasi keine funktionieren-
    en staatlichen Strukturen in Afghanistan gab, waren die
    nschläge vom 11. September mit Tausenden Menschen

    ls Opfer möglich.


    (Zuruf von der LINKEN: Das glauben Sie doch wohl selber nicht!)


    Gemessen an dieser Ausgangssituation, haben wir Er-
    ebliches erreicht.


    (Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr richtig!)


    Es gibt wieder staatliche Strukturen. Drei Viertel der
    enschen können heute auf eine medizinische Grund-

    ersorgung zurückgreifen. Die Zahl der Schüler hat sich
    eit 2001 auf circa 6 Millionen mehr als verfünffacht.
    avon sind ein Drittel Mädchen. Die Infrastruktur hat

    ich deutlich verbessert.

    Aber ich will gar nicht herumreden: Das sind die gu-
    en Fakten. Dennoch bestreitet niemand, dass es trotz
    ieser sichtbaren Erfolge in Afghanistan beträchtliche






    (A) )



    (B) )


    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
    Herausforderungen gibt. Die Sicherheitssituation lässt
    mancherorts mehr als zu wünschen übrig. Die afghani-
    schen Sicherheitskräfte – das ist der Punkt – sind noch
    nicht so weit, ihre Aufgaben allein erfüllen zu können.
    Der Aufbau der staatlichen Institutionen, insbesondere
    in der weiten Fläche des Landes, stockt, und die Ent-
    wicklung der Drogenproduktion ist mehr als unbefriedi-
    gend.


    (Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


    Die Bundesregierung hat deshalb im Rahmen einer
    hervorragenden Kooperation des Außenministers, des
    Verteidigungsministers, der Entwicklungsministerin und
    des Innenministers den Schluss gezogen, dass wir natür-
    lich einen Schwerpunkt auf den zivilen Wiederaufbau
    Afghanistans legen müssen. Deshalb werden wir darum
    bitten, die Mittel für die Wiederaufbauhilfe für dieses
    Land aufzustocken.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Eines der wichtigen politischen Projekte war die Initia-
    tive des Bundesaußenministers im Rahmen unserer G-8-
    Präsidentschaft, Afghanistan und Pakistan an einen
    Tisch zu bringen; denn nur wenn diese beiden Länder
    vernünftig zusammenarbeiten, wird es gelingen, die
    Quellen des Terrorismus zu bekämpfen. Deshalb gibt es
    eine große Unterstützung für diese Initiative.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Wir wollen den Aufbau und die Ausbildung der afgha-
    nischen Sicherheitskräfte verstärken. Das gilt sowohl für
    den militärischen Bereich als auch für den Polizeiaufbau.
    Wir haben wegen der Größe der Aufgabe EUPOL gebe-
    ten, diese wichtige Aufgabe auf mehr Schultern zu vertei-
    len. Wie häufig in Europa, sind Anfangsschwierigkeiten
    nicht völlig auszuschließen. Aber wir werden mit großem
    politischen Nachdruck dafür sorgen, dass die Arbeit, die
    von Deutschland geleistet wurde, jetzt in europäischer
    Zusammenarbeit stattfindet. Ich muss ganz unumwunden
    sagen: Solange die afghanischen Sicherheitskräfte nicht
    selbst für ein sicheres Umfeld sorgen können, halte ich
    die internationale Truppenpräsenz für weiterhin notwen-
    dig. So lange halte ich auch den Einsatz der Bundeswehr
    in Afghanistan für notwendig.

    Unser erfolgreicher zivil-militärischer Ansatz mit den
    sogenannten Provincial Reconstruction Teams in Kun-
    duz und Faizabad im Norden Afghanistans ist allgemein
    anerkannt. Damit unterstützen wir eine Vielzahl von
    Aufgaben und Projekten zusammen mit unseren Part-
    nern. Ich möchte deshalb heute Morgen die Gelegenheit
    nutzen, allen Angehörigen der Bundeswehr, Polizisten,
    Diplomaten und Wiederaufbauhelfern aus Deutschland
    für die Arbeit ein ganz herzliches Dankeschön zu sagen.


    (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich möchte die Gelegenheit ebenfalls nutzen, im Rah-
    men dieser Debatte an diejenigen zu erinnern, die ihr Le-
    ben bei der Aufbauarbeit verloren haben. Wir werden sie
    nicht vergessen, und ihr Einsatz war nicht vergebens. Ich
    möchte an die Adresse derjenigen, die glauben, durch

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    (C (D eiselnahmen unsere Entschlossenheit beim Wiederaufau in Zweifel ziehen, ganz unmissverständlich sagen: ir tun alles Menschenmögliche, um Geiseln zu retten, ber erpressbar ist Deutschland nicht, und erpressbar ird Deutschland nicht sein. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Unter den gegebenen Umständen halte ich deshalb
    ie anstehende Verlängerung der drei Bundeswehrman-
    ate als Komponenten, die wir brauchen, für erforder-

    ich. Als drittgrößter Truppensteller für ISAF haben wir
    m Norden Afghanistans regionale Führungsverantwor-
    ung übernommen. Der in diesem Haus noch vor sechs

    onaten heiß diskutierte Tornado-Aufklärungseinsatz
    at sich als Erfolg erwiesen. Die NATO und die afghani-
    che Regierung schätzen ihn. Er leistet einen wichtigen
    eitrag zum Gesamtauftrag. Die Bundeswehr wird auch

    n Zukunft den Schwerpunkt ihres Einsatzes im Norden
    aben und nur fallweise, wenn es nach Lage der Dinge
    nabweisbar und notwendig ist, in anderen Regionen tä-
    ig werden. Allerdings warne ich vor der Vorstellung,
    ir könnten uns im Norden vom Rest Afghanistans ab-
    oppeln. Der Erfolg kann nur die Gesamtoperation ISAF
    ein, und deshalb stehen wir in voller Solidarität zu die-
    er Gesamtoperation. Ich weiß, dass über die Antiterror-
    peration OEF in diesem Hause wie auch in der Bevöl-
    erung unseres Landes die größten Sorgen bestehen.
    iese Sorgen nehme ich sehr ernst.

    Der Einsatz der Bundeswehr im Rahmen von OEF er-
    olgt, wie wir wissen, auf Grundlage von Art. 51 der
    harta der Vereinten Nationen und von Art. 5 des Nord-
    tlantikvertrages. OEF – auch daran möchte ich erinnern –
    urde in mehreren UN-Sicherheitsratsresolutionen be-

    tätigt und bekräftigt und wird auch von der afghani-
    chen Regierung unterstützt.

    Ich bin überzeugt: Solange die Gefahr eines Wieder-
    rstarkens von al-Qaida oder der Taliban nicht gebannt
    st, muss die Stabilisierung des Landes durch ISAF wei-
    erhin von OEF flankiert werden. Dass dabei eine Ge-
    ährdung der Zivilbevölkerung so weit wie möglich aus-
    eschlossen werden muss, will ich an dieser Stelle
    usdrücklich betonen. Ich will auch darauf hinweisen,
    ass wir alles unternehmen, um genau das zu verbessern,
    nsbesondere die Kontakte zwischen ISAF und OEF.

    In Afghanistan steht viel auf dem Spiel. Deutschland
    at 2001 auf dem Petersberg richtigerweise versprochen,
    ich langfristig für den Wiederaufbau in Afghanistan zu
    ngagieren. Die Bundesregierung der Großen Koalition
    ühlt sich an diese Verpflichtung gebunden. Es ist der
    inzige Weg, zu zeigen, dass wir Terroristen bekämpfen,


    (Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Das ist er nicht!)


    nd zwar entschlossen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Entschlossenheit und multilaterale Einbindung, das
    st das, was unsere Außenpolitik insgesamt kennzeich-






    (A) )



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    Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
    net, ob es um die Frage des Atomprogramms des Iran
    geht, ob es um die Stabilisierung des Libanon geht, ob es
    um die Weiterentwicklung der zarten Hoffnungsschim-
    mer im Hinblick auf die Gespräche im Nahen Osten zwi-
    schen Premierminister Olmert und dem palästinensi-
    schen Präsidenten geht.

    Ich werde in wenigen Tagen an der Generalversamm-
    lung der UNO in New York teilnehmen. Für uns ist die
    Frage „Wie können wir die Herausforderungen bewälti-
    gen?“ immer verknüpft mit einer starken und handlungs-
    fähigen UN und damit auch mit einem starken und hand-
    lungsfähigen UN-Sicherheitsrat. Nur gemeinsam können
    wir das durchsetzen, was wir versprochen haben, zum
    Beispiel die Erreichung der Millenniumsziele. Im Haus-
    halt findet dies durch die Erhöhung der Entwicklungs-
    hilfeausgaben seinen Niederschlag. Wir gehen damit ei-
    nen Schritt in die richtige Richtung. Wir haben
    internationale Verpflichtungen, und wir sind internatio-
    nale Verpflichtungen eingegangen. Es ist jetzt unsere
    Aufgabe – es geht dabei um unsere Glaubwürdigkeit –,
    die Erfüllung dieser Verpflichtungen auch wirklich
    durchzusetzen.


    (Beifall der Abg. Gabriele Groneberg [SPD])


    Durch unsere G-8-Präsidentschaft weiß ich, dass die
    Menschen auf der Welt genau hinschauen, ob die Ver-
    sprechen der Industrieländer leere Versprechen sind oder
    ob wir das, was wir versprochen haben, auch einhalten.
    Dem gerecht zu werden, gehört zur Glaubwürdigkeit
    und zu unserem Wertekanon.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


    Die Gewichte in der Welt verschieben sich. Wir spü-
    ren das, wenn wir das Wirtschaftswachstum von China
    und Indien sehen, und wir spüren es, wenn wir uns die
    Bevölkerungsentwicklung der Welt anschauen. Während
    am Anfang des 20. Jahrhunderts jeder Vierte ein Euro-
    päer war, so wird es am Ende des 21. Jahrhunderts nur
    jeder Vierzehnte sein.

    Wenn wir unsere Art, zu leben, wenn wir unsere Vor-
    stellung von Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit in
    der Welt durchsetzen wollen, dann müssen wir ent-
    schlossen dafür eintreten. Deshalb steht diese Bundesre-
    gierung für eine wertebewusste Politik und für einen
    Kurs der Orientierung am einzelnen Menschen. Wir wol-
    len mehr Chancen für alle. Wir betreiben eine zukunfts-
    fähige Politik, indem wir weniger Schulden machen. Wir
    schaffen Raum für Nähe und Geborgenheit in unserer
    Gesellschaft durch eine Politik für Kinder, Kranke und
    Pflegebedürftige. Wir stärken die soziale Marktwirt-
    schaft, insbesondere in der internationalen Dimension,
    und wir übernehmen internationale Verantwortung, in-
    dem wir für unsere Wirtschaft, unsere Umwelt und un-
    sere Sicherheit die neue Verbindung zwischen Innen-
    und Außenpolitik erkennen und gestalten.

    Dieser Kurs bringt Deutschland voran, nach innen ge-
    nauso wie nach außen. Damit schaffen wir die Funda-
    mente unseres Wohlstands, und damit können wir die
    Erfolgsgeschichte dieser Bundesrepublik Deutschland
    fortsetzen. Wir tun dies im Interesse und zum Wohle der
    Menschen in unserem Land.


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    (C (D Herzlichen Dank. (Langanhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Anhaltender Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ist die Zeit gestoppt worden?)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Ja, selbstverständlich.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ist sie auch bei der SPD gestoppt worden? – Heiterkeit)


Herr Kollege Westerwelle, ich versichere Ihnen feier-
ich, dass ich auch Ihre Zeit stoppen werde,


(Heiterkeit)


alls Sie beabsichtigen, im Laufe des Tages das Wort zu
rgreifen.


(Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Bei der FDP braucht nicht gestoppt zu werden!)


Zunächst erhält nun aber das Wort der Vorsitzende der
raktion Die Linke, Oskar Lafontaine.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Oskar Lafontaine


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    en! „Deutschland hat wieder allen Grund zur Zuver-
    icht.“ Mit diesem Satz hat die Bundeskanzlerin ihre Er-
    lärung zum Haushalt heute begonnen.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr zu Recht!)


    rau Bundeskanzlerin, wir würden diesem Satz gern zu-
    timmen, wir können ihm aber nicht zustimmen, weil
    ir die Frage aufwerfen müssen: Wer ist „Deutschland“?


    (Beifall bei der LINKEN – Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Ihr nicht!)


    Verstehen Sie unter „Deutschland“ auch die Arbeit-
    ehmerinnen und Arbeitnehmer, zu denen ich gleich et-
    as sagen werde? Gehören zu „Deutschland“ auch die
    entnerinnen und Rentner, zu denen ich gleich etwas sa-
    en werde? Gehören zu „Deutschland“ auch die Emp-
    änger sozialer Leistungen, zu denen ich gleich etwas sa-
    en werde? Und gehören zu „Deutschland“ auch die
    ,5 Millionen Kinder, die in Armut leben? Haben die
    rund zur Zuversicht? Wen haben Sie denn gemeint,
    erehrte Frau Bundeskanzlerin, als Sie hier vollmundig
    on Zuversicht gesprochen haben?


    (Beifall bei der LINKEN)


    Ich beginne mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
    ehmern und zitiere die Tageszeitung Die Welt, damit
    icht irgendjemand auf die Idee kommt, ich würde hier
    ppositionelle Texte verbreiten, die böswillig verfasst
    eien, um Ihre tolle Bilanz infrage zu stellen. Sie konn-
    en darin vorgestern über die Entwicklung des Arbeits-
    arkts in Deutschland lesen:

    Als „prekäre Beschäftigung“ bezeichnen Soziolo-
    gen unsichere, schlecht bezahlte Arbeitsverhält-






    (A) )



    (B) )


    Oskar Lafontaine
    nisse. Nach Zahlen des DGB breitet sich die pre-
    käre Beschäftigung immer weiter aus. So hat sich
    die Zahl der Zeitarbeiter seit 2003 auf 650 000 ver-
    doppelt; 18 Prozent der Erwerbstätigen sind Mini-
    jobber, weitere 600 000 Menschen arbeiten als Ein-
    Euro-Jobber, und 440 000 Vollzeitbeschäftigte ver-
    dienen so wenig, dass sie auf Hartz IV angewiesen
    sind. Mit den Arbeitsmarktreformen sei ein „un-
    erträgliches Maß“ an Deregulierung erreicht wor-
    den, kritisiert der DGB.

    Sie haben sich hier hingestellt und die Arbeits-
    marktreformen als Grundlage für die Zuversicht
    Deutschlands dargestellt. Sie reden völlig über die
    Köpfe der Menschen hier in Deutschland hinweg.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Millionen sind in prekären Arbeitsverhältnissen. Wir
    haben keinen Grund zur Zuversicht. – Falls die Men-
    schen Sie jetzt sehen könnten, Frau Bundeskanzlerin,
    hätten sie kein Verständnis dafür, dass Sie an dieser
    Stelle lächeln.

    Ich möchte hier noch einmal sagen, was prekäre Ar-
    beitsverhältnisse eigentlich bedeuten; ihre Zahl nimmt
    weiter zu. Der französische Soziologe Pierre Bourdieu
    hat einmal gesagt: Prekäre Arbeitsverhältnisse rauben
    den Menschen die Zukunftsplanung. – Das müsste jeder
    nachvollziehen können, der sich einmal die Mühe macht,
    das nachzuempfinden.

    Was heißt es, wenn man am Monatsende nicht weiß,
    ob man noch genug Geld hat, um Nahrungsmittel einzu-
    kaufen? Was heißt es, wenn man am Monatsende nicht
    weiß, ob man Geld hat, um die Miete zu bezahlen? Was
    heißt es, wenn man am Monatsende nicht weiß, ob man
    Geld hat, um die Stromrechnung zu bezahlen? Und wie
    demütigend ist es für Eltern, wenn sie feststellen müs-
    sen, dass sie ihrem Kind den Schulausflug nicht bezah-
    len können? Das hat nichts mit Zuversicht zu tun.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    Diese Menschen haben keine Zukunft. An dieser Stelle
    müssen wir mit Reformen beginnen, meine sehr geehr-
    ten Damen und Herren.

    Ergänzend ist hier noch auszuführen, dass die Arbeit-
    nehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland vom
    Wohlstandszuwachs abgekoppelt sind. Seit zehn Jahren
    gibt es in Deutschland keinen realen Lohnzuwachs, und
    auch die relativ guten Tarifabschlüsse in diesem Jahr
    können nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein anderer
    Prozess weitergeht, nämlich der Prozess der permanen-
    ten Lohnsenkung. Deswegen wäre es eine wichtige Re-
    form, einen gesetzlichen Mindestlohn in Deutschland
    durchzusetzen, wie in Frankreich 8,44 Euro. Was in
    Frankreich geht, geht auch in Deutschland.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Steffen Reiche [Cottbus] [SPD] und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    Es gibt keinen vernünftigen Grund, die Ausbeutung, die
    in Deutschland aufgrund Ihrer Zögerlichkeit und Ihrer

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    (C (D andlungsunfähigkeit nach wie vor Wirklichkeit ist, icht zu beenden. Ein humanes Land, ein Land, in dem uversicht herrschen soll, muss die Ausbeutung von Areitnehmerinnen und Arbeitnehmern beenden, die für nter 2 Euro beschäftigt werden. Wo leben wir eigentich, meine sehr geehrten Damen und Herren? (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    Zum zweiten Punkt, den Rentnerinnen und Rent-
    ern. Wenn sie Ihnen zugehört haben, werden sie nicht
    nbedingt Ihre Auffassung geteilt haben, dass sie Grund
    ur Zuversicht haben. Die Rentnerinnen und Rentner
    ussten in den letzten Jahren Nullrunden verkraften. Sie

    aben in diesem Jahr eine lächerliche Erhöhung bekom-
    en, die noch nicht einmal die Preissteigerung aus-

    leicht. Wenn man mit Rentnerinnen und Rentnern
    pricht, dann wird man nicht hören, dass sie dies als
    rund zur Zuversicht empfinden.

    Aber an einer Stelle ist Ihre Bemerkung geradezu
    bszön, nämlich dann, wenn es um die Zukunftserwar-
    ung derjenigen Menschen in Deutschland geht, die
    iedrige Löhne haben. Die OECD hat festgestellt, dass
    iese Menschen – die Zahl nimmt zu; es sind Millionen –
    ie schlechteste Rentenerwartung aller Industriestaaten
    aben. Das ist doch kein Grund zur Zuversicht, sondern
    er Nachweis, dass Ihre Rentenpolitik total gescheitert
    t.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    enn alle seriösen Prognosen nachweisen, dass immer
    ehr Rentnerinnen und Rentner in Zukunft Armutsren-

    en haben werden – das sind nicht 10 Prozent; das sind
    icht 20 Prozent; das sind mehr –, dann ist völlig unvor-
    tellbar, wieso Sie sich hier hinstellen und sagen können:
    eutschland hat Grund zur Zuversicht.

    Wir müssen die Rentenformel in Deutschland wieder-
    erstellen. Die Dämpfungsfaktoren müssen wieder zu-
    ückgenommen werden. Der Rückschritt in das vorletzte
    ahrhundert war ein sozialer Kahlschlag ersten Ranges.

    enschen, die ein Leben lang gearbeitet haben, haben
    inen Anspruch auf armutsfeste Rente. Die Linke wird
    icht aufhören, dies hier immer wieder auf die Tagesord-
    ung zu setzen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Nun komme ich zu den Menschen, die arbeitslos sind.
    s sind immer noch – hierin stimme ich Ihnen zu – viel
    u viele, die in Deutschland arbeitslos sind. Aber wir
    önnen nicht darüber hinwegsehen, dass die Lebensbe-
    ingungen dieser Menschen durch Ihre verfehlte Politik,
    ie Sie hier auch noch ausdrücklich gelobt haben, erheb-
    ich beschädigt worden sind. Sie haben gelobt, dass man
    eispielsweise die Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes
    rheblich gekürzt hat. Sie haben gelobt, dass man
    artz IV durchsetzt und beispielsweise Menschen

    wingt, zu Bedingungen zu arbeiten, zu denen sie vorher
    icht arbeiten mussten. Sie haben gelobt, dass man Men-
    chen ihr Vermögen nimmt, das sie fürs Alter gespart ha-






    (A) )



    (B) )


    Oskar Lafontaine
    ben. Das alles haben Sie hier gesagt. Glauben Sie tat-
    sächlich, diese Menschen hätten Grund zur Zuversicht?

    Wenn jemand Angst hat, arbeitslos zu werden, über
    50 ist und dann gleich nach einem Jahr nach Hartz IV
    zurückfällt, hat er keinen Grund zur Zuversicht; dann hat
    er Angst. Deshalb muss Hartz IV weg, deshalb muss es
    überwunden werden, und ein erster Schritt dazu wäre ein
    längerer Bezug von Arbeitslosengeld, wie es im Übrigen
    auch viele Kollegen aus den Koalitionsfraktionen öfter
    gefordert haben.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    Im Übrigen, um noch ein aktuelles Thema aufzugrei-
    fen: Sie haben die Zahlen hier ausgebreitet, aber zu den
    prekären Arbeitsverhältnissen gehört eben auch die
    Leiharbeit. Ich sage hier einmal, was Leiharbeit heißt.
    Kürzlich hat mir der Betriebsratsvorsitzende eines Me-
    tallbetriebes in Saarbrücken gesagt, dass der niedrigste
    Lohn in der Belegschaft 15 Euro pro Stunde ist, dass
    aber die Leiharbeiter mit der Hälfte dessen entlohnt wer-
    den, nämlich 7,50 Euro pro Stunde. Dies betrifft nicht
    nur einen einzelnen Betrieb. Diese Methode, Kosten zu
    senken, breitet sich immer weiter aus. Stimmen Sie doch
    dem Antrag der Linken zu, endlich durchzusetzen, dass
    Leiharbeiter genauso wie die Stammbelegschaft bezahlt
    werden müssen! Dann würden Sie hier einmal eine Re-
    form durchführen, die diesen Namen verdient.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Nun komme ich zur Kinderarmut. Wie können Sie
    bei 2,5 Millionen Kindern, die in Armut leben, sagen,
    Deutschland habe Grund zur Zuversicht? Sind Millionen
    Kinder nicht auch Deutschland? Wäre es nicht unsere
    Aufgabe, eben für diese Kinder etwas zu tun? Warum
    gab es in der Sommerpause Diskussionen aus den Koali-
    tionsfraktionen, man solle den Kinderzuschlag erhöhen?

    Wir haben diese Diskussion begrüßt. Aber warum ist
    dem nichts gefolgt? Warum lehnen Sie den Antrag der
    Linken ständig ab, den Kinderzuschlag zu erhöhen?


    (Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Kinderbetreuung, Herr Lafontaine!)


    Das, was in diesem Antrag enthalten ist, wäre wirklich
    einmal ein Fortschritt für Millionen Kinder, die in
    Deutschland in Armut leben.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Nun haben Sie hier mit viel Stolz verkündet – oder
    der Referent hat es Ihnen aufgeschrieben –,


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Pfui! Schäbig!)


    dass wir eine niedrige Staatsquote haben. Ich habe hier
    schon mehrfach an Sie die Frage gestellt, welche Steuer-
    und Abgabenquote Sie eigentlich für Deutschland
    anstreben. Das ist eine Kernfrage jeder Haushaltsbera-
    tung. Wenn man die nicht beantworten kann, sollte man
    eigentlich nicht zum Haushalt sprechen.


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Oberlehrer Napoleon!)


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    (C (D ie Antwort auf diese Frage bestimmt ja letztendlich die öglichkeiten, was man in Deutschland tun kann, um ie Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. ines ist auf jeden Fall klar: Wenn die Politik der Umerteilung von unten nach oben – Mehrwertsteuererhöung plus Unternehmensteuersenkung – fortgesetzt ird, dann verarmen immer mehr Menschen in Deutsch and, sehen keine Zukunft mehr in Deutschland und haen keine Zuversicht. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    Wir wollen natürlich auch an die Facharbeiter und die
    leinbetriebe denken. Deshalb möchte ich hier noch ein-
    al einen Vorschlag wiederholen, den ich schon in zwei

    rüheren Debatten vorgetragen habe: Wir wollen den so-
    enannten Bauch im Steuertarif beseitigen; wir wollen
    inen linearen Steuertarif. Dieser lineare Steuertarif
    ürde Facharbeiter und Kleinbetriebe entlasten. Jedem,
    er wie der Bundesfinanzminister sagt, das könnten wir
    ns jetzt nicht erlauben, halte ich entgegen: Dann müs-
    en wir eben den Spitzensteuersatz wieder anheben, um
    o die Verluste auszugleichen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    uf jeden Fall ist es nicht zulässig, Facharbeiter und
    leinbetriebe überproportional zu belasten.

    Dies wäre nun wirklich eine Struktur- bzw. Steuer-
    eform, die ökonomische Wirkung entfalten und insbe-
    ondere diejenigen belohnen würde, die in Deutschland
    twas leisten. Leistung lohnt sich in Deutschland schon
    ange nicht mehr. Sie lohnt sich nicht für diejenigen, die
    rotz einer Vollzeitbeschäftigung auf Hartz IV angewie-
    en sind, und sie lohnt sich nicht für die Facharbeiter, die
    berproportional zur Kasse gebeten werden. Leistung
    oll sich wieder lohnen in Deutschland. Damit würden
    ir die Kräfte freisetzen, die den wirtschaftlichen Auf-

    chwung in Gang bringen können.


    (Beifall bei der LINKEN)


    An ein Zweites möchte ich in diesem Zusammenhang
    och erinnern: Die Unternehmensteuer muss natürlich so
    estaltet werden, dass Investitionen begünstigt werden.
    ch fordere hier noch einmal für meine Fraktion, die de-
    ressive Abschreibung wieder einzuführen. Es ist un-
    innig, mit der Gießkanne Steuergeschenke zu verteilen.
    innvoll wäre es, den investierenden Unternehmer zu
    elohnen und beispielsweise den spekulierenden zu be-
    trafen und zur Kasse zu bitten.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    as wäre eine sinnvolle Steuerreform. Deshalb habe ich
    ies hier noch einmal angesprochen.

    Nächster Punkt: Obwohl da und dort etwas getan
    ird, liegt die Quote der öffentlichen Investitionen in
    eutschland viel zu niedrig. Wir haben es immer wieder

    ngemahnt: Wer wirklich für die Zukunft vorsorgen will,
    uss die Quote der öffentlichen Investitionen in
    eutschland anheben. Da gibt es ein Maß, an dem sich






    (A) )



    (B) )


    Oskar Lafontaine
    jeder orientieren kann: Das ist das Maß der Euro-
    päischen Gemeinschaft. Deutschland als moderner
    Industriestaat sollte doch den Ehrgeiz haben, bei den öf-
    fentlichen Investitionen in Infrastruktur zumindest den
    Durchschnitt der Europäischen Gemeinschaft zu errei-
    chen. Das ist doch nicht zu viel verlangt. An dieser Stelle
    war das systematische Kürzen von Investitionen aus
    Spargründen falsch. Mit öffentlichen Investitionen
    sichert man auch die Zukunft. Wir fordern: Zieht mit
    dem europäischen Durchschnitt gleich!


    (Beifall bei der LINKEN)


    Nächster Punkt: Bei den Bildungsausgaben sollten
    wir den Ehrgeiz haben, nicht den Durchschnitt der Aus-
    gaben in den OECD-Staaten zu erreichen, sondern viel-
    leicht noch etwas mehr.


    (Otto Fricke [FDP]: Da dann doch mehr?)


    Wir wurden einmal von einer französischen Schriftstel-
    lerin als Land der Dichter und Denker bezeichnet. Ich
    weiß nicht, ob sie das heute noch so formulieren würde,
    wenn sie denn noch leben würde. Auf jeden Fall können
    wir eines nicht zulassen, nämlich dass die Bildungsaus-
    gaben ständig unter dem Durchschnitt der Ausgaben in
    den OECD-Staaten liegen. Wir müssen an dieser Stelle
    etwas tun. Hier ist das fröhliche Bekenntnis zu einer
    niedrigen Staatsquote völlig fehl am Platz. Wir sollten
    mit Blick auf diesen Bereich eine höhere Staatsquote an-
    streben und mehr Ausgaben für Bildung tätigen; dann
    würden wir auch bei PISA nicht derartige Ergebnisse er-
    zielen.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Können Sie sich vorstellen, dass irgendein Regie-
    rungschef eines nordischen Staates hier einen entspre-
    chenden Vortrag halten würde? Was glauben Sie, warum
    in Dänemark, Schweden und Finnland weitaus bessere
    Bildungsergebnisse erreicht wurden? Etwa, weil die eine
    niedrige Staatsquote haben und wenig Geld für Bildung
    ausgeben? Auf eine solche Idee käme dort niemand. Ich
    rate dazu, doch einmal die Schülerweisheit anzuwenden,
    dass man, wenn man selbst nicht weiß, wie es gemacht
    wird, beim Nachbarn, der es besser weiß, abschreiben
    sollte. An dieser Stelle wäre das dringend geboten,
    meine sehr geehrten Damen und Herren.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Nun haben Sie, verehrte Frau Bundeskanzlerin, gar
    nichts dazu gesagt, dass man international nicht mehr
    der Auffassung ist, dass die Konjunktur sehr gut läuft.
    Vielleicht war das in der Presse heute Morgen noch nicht
    deutlich genug. Denn international wird mittlerweile
    darauf hingewiesen, dass die amerikanische Hypothe-
    kenkrise Auswirkungen auf die Weltkonjunktur hat. Mitt-
    lerweile beraten andere Staaten bereits Gegenmaßnah-
    men. Deshalb rate ich dazu, dass auch wir überlegen,
    was wir tun können, um solche Krisenentwicklungen zu
    vermeiden.

    Nun haben Sie hier gesagt – das ist lobenswert; vor
    Jahren wurde das von Ihrer Partei noch als völliger Un-
    sinn verworfen –, wir bräuchten einen internationalen

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    (C (D rdnungsrahmen. Ich kann dem nur zustimmen. Wir rauchen einen internationalen Ordnungsrahmen, der er Weltwirtschaft Regeln auferlegt, nach denen sie unktioniert. Solche Regeln fordern wir schon seit vielen ahren. Nur genügt es dann nicht, wenn man brav mehr ransparenz fordert. Meinen Sie, irgendein Hedgefonds nteressiert sich für solche braven Forderungen? Meinen ie, irgendeine Private-Equity-Gesellschaft interessiert ich dafür? (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    ein, wir brauchen Regeln, nach denen die internationa-
    en Finanztransaktionen abgewickelt werden; sonst wer-
    en wir niemals Ordnung in die Weltfinanzmärkte be-
    ommen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    Wir hätten von Ihnen gern wenigstens eine Andeu-
    ung gehört, wie Sie sich das vorstellen. Ich frage Sie:
    ind Sie beispielsweise für die Stabilisierung der Wech-
    elkurse, wie es die Bretton-Woods-Kommission, an der
    eute wie Lambsdorff, Pöhl und andere mitgewirkt ha-
    en, schon vor vielen Jahren vorgeschlagen hat? Wenn
    a, wie wollen Sie dies erreichen? Oder wollen Sie wei-
    erhin der weltweiten Spekulation Tür und Tor öffnen?
    ind Sie bereit, wie es etwa James Tobin vorgeschlagen
    at und wie es auch viele Staatsmänner der Welt gefor-
    ert haben, die internationalen Finanztransaktionen
    urch eine Steuer einzudämmen?


    (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Alles alte Hüte, Herr Lafontaine!)


    ind Sie bereit, zur Regulierung des internationalen Ka-
    italverkehrs andere Regeln vorzuschlagen? Wir hätten
    ern irgendetwas dazu gehört. Lediglich mehr Transpa-
    enz zu fordern, ist angesichts der Zustände auf den in-
    ernationalen Finanzmärkten schlicht naiv.


    (Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Transparenz ist die Grundvoraussetzung für die Funktionsfähigkeit von Märkten!)


    Das gilt im Übrigen auch für die Europäische
    emeinschaft. Ich möchte hier ausdrücklich feststellen,

    ass die Vorschläge des französischen Staatspräsidenten
    arkozy besser sind als das, was von Ihrer Regierung ge-
    ußert wird. Wenn beispielsweise der französische
    taatspräsident und viele andere fordern, die Europäi-
    che Zentralbank nicht nur auf Preisstabilität zu ver-
    flichten, sondern auch auf Wachstum und Beschäfti-
    ung, dann hat er recht. Wenn Sie den antiquierten
    tandpunkt der Preisstabilität vertreten, dann haben Sie
    nrecht. Europa hat in den letzten Jahren Wachstumsein-
    ußen gehabt, weil die Europäische Zentralbank es nicht
    er amerikanischen Notenbank gleichgetan hat. Es wäre
    ut, wenn Sie Ihren Standpunkt an dieser Stelle revidie-
    en und auf Frankreich zugehen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])







    (A) )



    (B) )


    Oskar Lafontaine
    Wenn der französische Staatspräsident beispielsweise
    fordert, eine europäische Wirtschaftsregierung einzuset-
    zen, um die Wirtschaftspolitik der europäischen Staaten
    zu koordinieren, dann findet er unsere Unterstützung.
    Bei immer enger verflochtenen europäischen Volkswirt-
    schaften ist das nur logisch. Es wäre sinnvoll, die Inves-
    titionen und die Finanzpolitik aufeinander abzustimmen,
    ebenso die Lohnpolitik, damit das Lohndumping nicht
    fortgesetzt wird. Sinnvoll wäre auch, die Steuerpolitik
    abzustimmen; dazu hätten wir ebenfalls gern etwas
    gehört. Wir brauchen eine Steuerharmonisierung in
    Europa, damit das Dumping an der Steuerfront nicht
    fortgesetzt wird.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    Wenn der französische Staatspräsident beispielsweise
    etwas zum Stabilitätspakt sagt, dann sollte man ihn nicht
    so abbügeln, wie es laut Presse jetzt geschehen ist. Wir
    hatten schon einmal eine Regierung, der man sagen
    musste, dass eine enge Zusammenarbeit mit Frankreich
    vielleicht besser sei als das ständige Schüren von Kon-
    flikten; das liegt schon etwas zurück. Irgendwann hat
    man das gelernt. An dieser Stelle rate ich dringend dazu,
    einen engeren Schulterschluss mit Frankreich zu suchen.

    Aus Zeitgründen nur noch ein paar Worte zur Außen-
    politik. Wir, die Fraktion Die Linke, befürworten eine
    andere Außenpolitik. Wir befürworten eine Außenpoli-
    tik, die das Völkerrecht zu ihrer Grundlage macht.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    Es ist auf Dauer nicht hinnehmbar, dass Deutschland das
    Völkerrecht nicht zur Grundlage der Außenpolitik
    macht.

    Ich beginne mit dem Irakkrieg. Das Bundesverwal-
    tungsgericht hat Ihnen bescheinigt, dass Sie am Irak-
    krieg mittelbar beteiligt sind. Das Bundesverwaltungs-
    gericht hat Ihnen bescheinigt, dass dies ein Bruch des
    Völkerrechts ist. Sie tun so, als ginge Sie das alles nichts
    an. Es ist etwas Neues in Deutschland, dass eine Regie-
    rung von einem höchsten Gericht bescheinigt bekommt,
    das Völkerrecht zu brechen, und dass sie dafür nur ein
    Achselzucken übrig hat. Das ist eine Fehlentwicklung,
    die korrigiert werden muss.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    Dasselbe gilt für Afghanistan. Es genügt nicht, auf
    ISAF zu verweisen. Wir müssen auch „Enduring
    Freedom“ und den Tornadoeinsatz in diesem Hause dis-
    kutieren. Daran darf man sich nicht vorbeimogeln. Es ist
    ja richtig, dass das eine oder andere von den Soldaten in
    Afghanistan positiv auf den Weg gebracht worden ist.
    Wer wollte das bestreiten? Für meine Fraktion aber ist es
    nicht hinnehmbar – ich sage dies hier noch einmal in al-
    ler Klarheit –, dass auf der Grundlage von Fotos, die
    mithilfe deutscher Tornados aufgenommen werden, un-
    schuldige Menschen umgebracht werden.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


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    (C (D Wenn dies nicht der Fall ist, dann seien Sie Frau geug, sich hier hinzustellen und zu sagen: Das stimmt icht; die von diesen Tornados aus aufgenommenen Foos werden nicht für die NATO-Bombardierungen verandt. Solange Sie dies aber nicht sagen können, ist die orgehensweise, die in den letzten Monaten an den Tag elegt worden ist, völlig unverantwortlich. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    Wir reklamieren nach wie vor eine Außenpolitik, die
    in Kanzler im Deutschen Bundestag einmal mit dem
    ort „Gewaltverzicht“ begründet hat. Das Wort „Ge-
    altverzicht“ ist in den letzten Jahren aus der öffentli-

    hen Diskussion in Deutschland verschwunden; das
    uss Gründe haben. Für den Fall, dass jemand eine be-

    renzte Auslegung des Wortes „Gewaltverzicht“ vortra-
    en möchte, sage ich: Dieser Kanzler hat das Wort nicht
    ur auf den Ost-West-Konflikt bezogen. Nein, dieser
    anzler hat das Wort „Gewaltverzicht“ für den Frieden

    uf der ganzen Welt formuliert. Es gilt auch für die Lö-
    ung von Konflikten in Afghanistan, im Irak oder sonst
    o.


    (Beifall bei der LINKEN)


    Gewaltverzicht sollte die Grundlage der deutschen
    ußenpolitik sein. Wir sollten uns an einer Tradition
    rientieren, die nach meiner Auffassung die gebündelte
    chlussfolgerung aus unserer Geschichte im letzten
    ahrhundert ist. Wenn es darum geht, den Frieden in der
    elt zu erreichen, dann sollte sich Deutschland auf den

    atz verpflichten: Von deutschem Boden darf niemals
    ieder Krieg ausgehen.


    (Anhaltender Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])