Protokoll:
17016

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 16

  • date_rangeDatum: 21. Januar 2010

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 18:03 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/16 Rainer Brüderle, Bundesminister setz 2010) (Drucksache 17/200) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Sozia- les . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Peter Friedrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Christian Lindner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 1355 C 1355 D 1355 D 1358 C 1360 D 1362 B 1363 B 1365 B 1376 C 1379 A 1381 C 1383 B 1385 A 1386 A 1387 C 1389 B 1390 C 1392 A 1394 B Deutscher B Stenografisch 16. Sitz Berlin, Donnerstag, de I n h a l Wahl der Abgeordneten Angelika Krüger- Leißner als Mitglied und der Abgeordneten Ulla Schmidt (Aachen) als stellvertretendes Mitglied in den Verwaltungsrat der Filmför- derungsanstalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wahl der Abgeordneten Bärbel Bas in den Stiftungsrat der Stiftung „Humanitäre Hilfe für durch Blutprodukte HIV-infizierte Perso- nen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2 (Fortsetzung): Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 (Haushaltsge- B D K M A A E B n 1355 B 1355 B 1355 B Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . 1366 B 1367 A undestag er Bericht ung n 21. Januar 2010 t : ettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . atja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ax Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . nette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . xel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inzelplan 09 undesministerium für Wirtschaft und Tech- ologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1368 A 1369 A 1370 C 1371 C 1372 C 1373 A 1373 C 1375 B 1376 C Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1394 D 1395 B II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Januar 2010 Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Vertrag über die Errichtung des IT-Pla- nungsrats und über die Grundlagen der Zusammenarbeit beim Einsatz der Infor- mationstechnologie in den Verwaltungen von Bund und Ländern – Vertrag zur Aus- führung von Artikel 91 c GG (Drucksache 17/427) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen Nr. 187 der Interna- tionalen Arbeitsorganisation vom 15. Juni 2006 über den Förderungsrahmen für den Arbeitsschutz (Drucksache 17/428) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: a) Beirat bei der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (Drucksache 17/460 (neu)) . . . . . . . . . . . . b) Beirat für Fragen des Zugangs zur Ei- senbahninfrastruktur (Eisenbahninfra- strukturbeirat) (Drucksache 17/461) . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Beirat zur Auswahl von Themen für die Sonderpostwertzeichen ohne Zuschlag beim Bundesministerium der Finanzen (Programmbeirat) (Drucksache 17/462) . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Beirat für die grafische Gestaltung der Sonderpostwertzeichen beim Bundes- ministerium der Finanzen (Kunstbeirat) (Drucksache 17/463) . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Köhler, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D C N D E R M A E B s D D M M D D U D D A S H M H B E B D E J K B H 1396 C 1397 C 1399 A 1399 A 1399 B 1399 B 1399 C 1399 C 1399 C 1399 D 1401 C 1402 D 1404 C 1406 A orothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . aren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . icole Bracht-Bendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . iana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . rwin Josef Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . olf Schwanitz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . iriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ndreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . inzelplan 16 undesministerium für Umwelt, Natur- chutz und Reaktorsicherheit . . . . . . . . . . . r. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . orothea Steiner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . r. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ngelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . abine Stüber (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . einz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . ernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU) . . . inzelplan 15 undesministerium für Gesundheit . . . . . . r. Philipp Rösler, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ohannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . athrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . irgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . einz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . 1408 C 1410 B 1410 D 1412 C 1413 C 1414 C 1415 D 1417 C 1419 A 1420 C 1420 C 1423 D 1426 A 1427 A 1428 A 1429 C 1431 B 1431 B 1432 A 1433 C 1434 B 1435 A 1436 B 1437 B 1438 A 1439 A 1439 A 1440 B 1442 B 1444 C 1446 A 1447 A 1447 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Januar 2010 III Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Maria Anna Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefanie Vogelsang (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Karin Maag (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1448 D 1449 B 1450 C 1452 B 1453 B 1454 A 1455 C 1457 B 1458 D 1459 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Januar 2010 1355 (A) ) (B) ) 16. Sitz Berlin, Donnerstag, de Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Januar 2010 1459 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bellmann, Veronika CDU/CSU 21.01.2010 Edathy, Sebastian SPD 21.01.2010 Ernst, Klaus DIE LINKE 21.01.2010 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 21.01.2010 Günther (Plauen), FDP 21.01.2010 Joachim Jelpke, Ulla DIE LINKE 21.01.2010 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 21.01.2010 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.01.2010 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 21.01.2010 Nahles, Andrea SPD 21.01.2010 Nešković, Wolfgang DIE LINKE 21.01.2010 Steinbrück, Peer SPD 21.01.2010 Süßmair, Alexander DIE LINKE 21.01.2010 Zapf, Uta SPD 21.01.2010 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 21.01.2010 16. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 21. Januar 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701600000

Die Sitzung ist eröffnet.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
begrüße Sie alle herzlich. Es wird wieder etwas über-
sichtlicher.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Bei Ihnen auch!)


Wir haben vor Eintritt in die Fortsetzung unserer
Haushaltsberatung noch einige Nachwahlen vorzuneh-
men.

Die SPD-Fraktion hat mitgeteilt, dass die ehemalige
Abgeordnete Monika Griefahn aus dem Verwaltungsrat
der Filmförderungsanstalt ausgeschieden ist. Als Nach-
folgerin wird die Kollegin Angelika Krüger-Leißner
vorgeschlagen. Als deren Stellvertreterin ist die Kollegin
Ulla Schmidt vorgesehen. Können wir das so vereinba-
ren? – Sie sind damit offenkundig einverstanden. Dann
sind Frau Krüger-Leißner als Mitglied und die Kollegin
Schmidt als stellvertretendes Mitglied in den Verwal-
tungsrat der Filmförderungsanstalt gewählt.

Die SPD-Fraktion schlägt ferner vor, für den früheren
Abgeordneten Christian Kleiminger die Kollegin Bärbel
Bas in den Stiftungsrat der Stiftung „Humanitäre
Hilfe für durch Blutprodukte HIV-infizierte Perso-

z
f

n

e
b
d
A

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Redet
nen“ zu wählen. Sind Sie auch damit einverstanden? –
Das ist augenscheinlich der Fall. Dann ist die Kollegin
Bas in diesen Stiftungsrat gewählt.

Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene
Tagesordnung um Zusatzpunkt 1:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem
Übereinkommen Nr. 187 der Internationalen
Arbeitsorganisation vom 15. Juni 2006 über
den Förderungsrahmen für den Arbeitsschutz

– Drucksache 17/428 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)


zu erweitern und diesen Gesetzentwurf ohne A
zur Beratung an den Ausschuss für Arbeit un

(C (D ung n 21. Januar 2010 1 Uhr u überweisen. Können wir so verfahren? – Das ist ofensichtlich der Fall. Wir setzen nun die Haushaltsberatungen – Tagesordungspunkt 2 – fort: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 – Drucksache 17/200 – Überweisungsvorschlag: Haushaltsausschuss Für die heutige Aussprache haben wir am Dienstag ine Beratungszeit von insgesamt siebeneinhalb Stunden eschlossen. Wir beginnen die heutigen Beratungen mit em Geschäftsbereich des Bundesministeriums für rbeit und Soziales, Einzelplan 11. Das Wort erhält zunächst die Bundesministerin Frau r. von der Leyen. Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für ext Arbeit und Soziales: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn man internationale Berichte über die Arbeitsmärkte in der globalen Krise liest, ist vor allem ein Tenor einheitlich und durchgehend, nämlich die Verblüffung darüber, dass der deutsche Arbeitsmarkt so robust ist. Die Arbeitslosigkeit ist trotz des drastischen Einbruchs der Wirtschaftsleistung nicht wie befürchtet gestiegen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht ist: Wir sind noch lange nicht über den Berg. Wir werden die Krise am Arbeitsmarkt noch lange spüren. Die Arbeitslosigkeit wird steigen. osen sind nicht mehr ganz so düster, wie en Monaten gewesen sind, das heißt, wir sichtlich bei der Arbeitslosenzahl unter iben. ussprache d Soziales Aber die Progn sie es vor einig werden voraus 4 Millionen ble Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen Hinter dieser Entwicklung steht nicht nur die beginnende Erholung der Wirtschaft. Nein, hinter dieser Entwicklung steht ein neuer, ein breiter Konsens in Deutschland: Oberste Priorität hat der Erhalt von Fachwissen und damit der Erhalt von Arbeitsplätzen. Diesen neuen Konsens am Arbeitsmarkt wollen wir als Regierung mit aller Kraft unterstützen. Das spiegelt der Haushalt ganz klar wider. Mit 146,8 Milliarden Euro müssen wir rund 19 Milliarden Euro mehr einsetzen als im Jahr davor. Der Löwenanteil dieser Steigerung geht in die Arbeitsmarktförderung. Das setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Erstens. Mehr Arbeitslose heißt natürlich mehr Ausgaben für die Bundesagentur für Arbeit und weniger Einnahmen. Wir wollen nicht, dass die Bundesagentur für Arbeit mitten in der Krise in eine Schuldenspirale gerät. Wir wollen nicht, dass mitten in der Krise damit der Druck auf den Arbeitslosenbeitrag steigt und damit der Druck auf die Lohnnebenkosten. Das wäre Gift in der Krise. Deshalb planen wir, der BA jetzt, in der Krise, einen Zuschuss von 16 Milliarden Euro zu geben und nicht das übliche Darlehen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und was ist 2011?)


(Haushaltsgesetz 2010)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die zweite Komponente ist das Kurzarbeitergeld.
Das kostet Arbeitnehmer, Arbeitnehmerinnen, Arbeitge-
ber, aber auch die Politik viel Geld. Aber natürlich ist es
allemal besser, in den Erhalt von Arbeitsplätzen, in
Fachwissen, in Familieneinkommen zu investieren, als
Kündigung, Arbeitslosigkeit und Kompetenzschwund
teuer zu bezahlen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dieses konjunkturelle Kurzarbeitergeld ist in der
Krise entwickelt worden. Ich danke an dieser Stelle aus-
drücklich meinen beiden Vorgängern, Olaf Scholz und
Franz Josef Jung, die dieses konjunkturelle Kurzarbei-
tergeld immer mit Augenmaß und genau abgestimmt auf
die Entwicklung der Krise weiterentwickelt haben, ge-
wissermaßen am Puls der Zeit. Wir wollen diesen Weg
in der akuten Krise in enger Abstimmung mit den Ar-
beitnehmervertretungen und den Arbeitgebern weiterge-
hen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Abgesehen von der akuten Krise ändert sich die
Struktur des Arbeitsmarktes langfristig natürlich un-
aufhaltsam. Die Industriearbeitsplätze werden immer an-
spruchsvoller. Dienstleistungsberufe nehmen an Bedeu-
tung zu, wachsen in ihrer Zahl, in ihrer Vielfalt. Mehr
Frauen arbeiten; das ist gut so. Wir haben mehr Ältere
am Arbeitsmarkt; auch das ist gut so. Dieser Wandel fin-
det statt. Wenn wir ihn ignorieren, weil er uns vielleicht
nicht passt, dann werden wir von dieser Entwicklung
einfach überrollt werden. Deshalb ist es so wichtig, pro-
aktiv zu reagieren und frühzeitig zu erkennen, was es in
Zukunft bedarf, wenn wir diesem Strukturwandel am
Arbeitsmarkt aktiv begegnen wollen. Das heißt, wir

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(C (D üssen die Menschen viel stärker und viel gezielter für ukunftsberufe ausbilden. Wir müssen uns vollständig eu aufstellen beim Thema Bildung für Ältere. Wir brauhen mehr flexible Kinderbetreuung und mehr Ganzagsschulen, nicht nur, weil das eine Frage von Bilungschancen ist, sondern auch, weil das die Conditio ine qua non, die Grundvoraussetzung für Eltern ist, dass ie überhaupt Arbeit annehmen können. Am Arbeitsmarkt hat unser Land das notwendige aß an Flexibilität gewonnen. Wir haben viele Diskus ionen darüber geführt, was Flexibilität am Arbeitsarkt bedeutet. Das wird immer ganz unterschiedlich nterpretiert, etwa: Ist das positiv oder negativ? Ich finde s ganz wichtig, dass wir jetzt sehen, dass Flexibilität icht gleichbedeutend sein muss mit dem Drohszenario hire and fire“: Weil es Flexibilität gibt, mal eben chnell entlassen, weil ja schnell wieder eingestellt weren kann. Nein, wir sehen: In der Krise findet genau das egenteil statt. Weil auf der betrieblichen Ebene viel ehr Absprachen im Konsens möglich sind, zeichnet ich Deutschland inzwischen auch im internationalen ergleich durch eine sehr hohe betriebsinterne Flexibili ät aus. Da sind zu nennen: das Kurzarbeitergeld, der bbau von Überstunden, Arbeitszeitkonten. Ich sage aber auch ganz deutlich: Dieses Mehr an Fleibilität muss immer in einer Balance mit dem notwendien Schutz der Beschäftigten stehen. Soziale Marktwirtchaft heißt, der Wirtschaft Freiheit zu geben, aber mmer im richtigen Rahmen. as bedeutet im Alltag: Wir brauchen keine starren Pauchalvorschriften beim Mindestlohn, sondern wir brauhen das Vertrauen – das muss auch entwickelt werden – uf das, was Gewerkschaften und Arbeitgeber miteinaner vereinbaren. Sie sind die Experten in der eigenen Sahe, sie wissen genau, wo die Untergrenze des Marktohns liegt, damit Arbeitsplätze nicht zerstört werden, amit es andererseits auch Schutz in der jeweiligen ranche gibt. Ich sage deutlich: Wenn es einstimmige ereinbarungen gibt, dann hilft die Politik, diese Vereinarungen auf den Rest der betreffenden Branche zu bertragen, (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Weiß das auch die FDP?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


m die Beschäftigten zu schützen, aber auch die Unter-
ehmen vor Konkurrenten, die zu Hungerlöhnen Arbeit
nbieten, zu schützen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Genau!)


eshalb haben wir bei der Abfallwirtschaft bewusst die-
en Weg gewählt und den Mindestlohn jetzt wieder ver-
nkert. Ich glaube, das war die richtige, das war eine
ute Entscheidung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Bei der Zeitarbeit ist es weiterhin richtig und wich-
ig, zu sagen: Sie hat ihren Platz, damit Unternehmen
chnell auf Auftragsspitzen reagieren können. Aber das






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen
darf nicht heißen, dass die Zeitarbeit zur dauernden Bil-
ligkonkurrenz für die eigene Belegschaft wird. Ich sage
Ihnen: Wenn die Zeitarbeit, die ich – wenn es den richti-
gen Schutzrahmen gibt – für grundsätzlich richtig halte,
von einzelnen Unternehmen zum Schaden der Beschäf-
tigten missbraucht wird, dann müssen und werden wir
die Gesetze ändern. Denn das ist nicht im Sinne des Ge-
setzgebers gewesen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Auch bei der Arbeitsvermittlung hat sich viel Gutes
getan. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bun-
desagentur für Arbeit leisten gute Arbeit. Ich glaube,
man muss sagen – wir alle haben unsere Vorurteile über
die Bundesagentur für Arbeit –: Diese schwerfällige Be-
hörde ist ein moderner Dienstleister geworden. Es ist,
glaube ich, an der Zeit, manches Vorurteil abzubauen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will Ihnen eine Zahl nennen, die mir ins Auge gefal-
len ist. Wenn man die durchschnittliche Dauer der Ar-
beitslosigkeit im Boomjahr 2006 mit der im Krisenjahr
2009 vergleicht, dann sieht man, dass Arbeitssuchende
im Krisenjahr 2009 im Durchschnitt 36 Tage weniger ar-
beitslos gewesen sind als in der guten Zeit 2006. Das
heißt, trotz Krise werden die Arbeitssuchenden deutlich
schneller vermittelt als früher. Ich denke, diese Arbeit
der Bundesagentur sollte man auch anerkennen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir können noch besser werden. Der alte Grundsatz,
dass man nicht unbedingt mehr Geld, sondern mehr Effi-
zienz braucht, gilt natürlich auch bei der aktuellen Dis-
kussion über die Vermittlung der Langzeitarbeitslosen.
Ich sage ganz klar: Unsere Aufgabe ist es, gerade denen,
die schon lange arbeitslos sind, bestmöglich zu helfen
und sie nicht über einen Kamm zu scheren. Ja, ich weiß,
es gibt in Einzelfällen Menschen – dies beobachtet man
überall –, die staatliche Hilfen auf Kosten anderer aus-
nutzen. Aber schon jetzt können die Jobcenter in solchen
Fällen die Leistungen kürzen, im Extremfall auf null,
und sie tun das auch. Der Normalfall sieht doch ganz an-
ders aus: Die große Mehrheit der Langzeitarbeitslosen
will raus aus Hartz IV. Sie können es aber nicht, weil ih-
nen die Kinderbetreuung fehlt, weil ihnen der Schulab-
schluss fehlt, weil ihnen die Berufsausbildung fehlt. Da
müssen wir genau hinschauen und besser werden. Das
muss unser erklärtes Ziel sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben in den vergangenen fünf Jahren bei dieser
kontroversen Diskussion viel gelernt. Ich möchte deut-
lich sagen: In diesen Jahren hat sich bei den Jobcentern
ein Erfahrungsschatz herausgebildet, der unverzichtbar
ist.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Warum wollen Sie die dann verschlanken?)


Deshalb will ich zur Reform der Jobcenter jetzt nur so
viel sagen:


(Klaus Brandner [SPD]: „Nur so viel“!)


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(C (D icht wir haben vor dem Bundesverfassungsgericht gelagt. Wir halten die Arbeit vor Ort, so wie sie struktuiert ist, für richtig und gut. Das sollte man noch einmal emeinsam hier in diesem Saal festhalten. Jetzt zwingt uns das Urteil zum Handeln. Klar, aus der icht der meisten Arbeitsmarktpolitikerinnen und -politier wäre eine Grundgesetzänderung richtig, um das zu rhalten, was man will. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Oh! Aber Sie haben ja Probleme, das in Ihrer Fraktion durchzusetzen! – Weiterer Zuruf von der SPD: Genau! In Ihrer eigenen Fraktion!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ber aus der Sicht der meisten Rechtspolitikerinnen und
politiker wäre sie aus rechtspolitischen Gründen nicht
ichtig.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Geht das vielleicht ein bisschen konkreter? – Thomas Oppermann [SPD]: Ist das eine Frage der Rechtspolitik oder der Arbeitsmarktpolitik? – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sehen die anderen das auch so?)


Ich will Ihnen deutlich sagen: Wir müssten dazu nicht
ur eine Mehrheit finden – es wird ja immer gesagt, es
ebe sie bereits –, sondern diese Mehrheit müsste sich
uch auf ein und denselben Text einigen. Da liegt der
ase im Pfeffer, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ein schwaches Argument für eine Arbeitsministerin!)


as ist zwei Jahre lang erfolglos versucht worden.


(Zurufe von der SPD: Nein! – Thomas Oppermann [SPD]: Das stimmt nicht!)


s hat sich nichts bewegt.


(Thomas Oppermann [SPD]: Was? Mit Rüttgers waren wir uns schon einig!)


eshalb ist jetzt Pragmatismus gefragt.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Von wegen! Ideologie ist das!)


Ich kann Ihnen zur allgemeinen Beruhigung sagen:
ür die Betroffenen wird sich nicht viel ändern; das ist
as Entscheidende – wir führen eine sehr statische Dis-
ussion: Die Arbeitslosen werden in den allermeisten
ällen in dasselbe Gebäude gehen wie jetzt.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ich gehe auch jeden Tag in dasselbe Gebäude! Na und?)


ie werden zu ein und demselben Arbeitsvermittler ge-
en wie jetzt. Sie werden über den Flur in das nächste
immer zu ein und derselben Schuldnerberaterin gehen
ie jetzt. Wenn in den Kommunen die Zusammenarbeit
it der Bundesagentur für Arbeit offensichtlich – bisher

llerdings unter gesetzlichem Zwang – so ausgezeichnet






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen
geklappt hat, dass sie jetzt alle erhalten wollen, warum
soll sie nicht auch weiterhin freiwillig mit kooperativen
Verträgen funktionieren, meine Damen und Herren?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: So ist es! Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!)


Um dies zu gewährleisten, werde ich Anfang kommen-
der Woche Vorschläge für die neue Jobcenterorganisa-
tion vorlegen.


(Christel Humme [SPD]: Oh! Da sind wir aber gespannt!)


Ich weiß, meine Zeit ist schon abgelaufen; zwei The-
men sind mir allerdings noch sehr wichtig.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ihre Zeit nicht! Nur Ihre Redezeit! – Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


– Ja, die Redezeit.


(Thomas Oppermann [SPD]: Ihre Zeit als Familienministerin!)


Ich hoffe, dass meine Zeit im Allgemeinen noch nicht
abgelaufen ist. Aber meine Redezeit ist schon abgelau-
fen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wir wünschen Ihnen Lebenszeit, aber nicht Amtszeit!)


– Meine Lebenszeit ist hoffentlich auch noch nicht abge-
laufen. – Mir liegen, wie gesagt, vor allem noch zwei
Themen am Herzen; deshalb muss ich sie ansprechen.

Wir haben uns vorgenommen, die Situation für Men-
schen mit Behinderung zu verbessern. Unsere Vorgabe
ist die UN-Behindertenrechtskonvention. Wir wollen sie
umsetzen und entwickeln, und zwar gemeinsam mit den
Beteiligten, die es angeht. Mir ist wichtig, auch einen
Bewusstseinswandel herbeizuführen, unsere Perspek-
tive zu verändern und weiterzuentwickeln: weg von der
Fürsorge, hin zu einer Sichtweise, nach der die selbstbe-
stimmte und gleichberechtigte Teilhabe der Menschen
mit Behinderung eine Voraussetzung ist. Das heißt, wir
wollen die Inklusion gemeinsam mit den Menschen mit
Behinderung zur erfahrbaren Wirklichkeit machen, und
zwar in allen Lebensbereichen.

20 Millionen Rentnerinnen und Rentner in unserem
Land, die sich ein ganzes Leben lang angestrengt haben
und an ihrer Einkommenssituation jetzt nichts mehr än-
dern können, erwarten zu Recht eine verlässliche Rente.
Das Fundament dafür ist gelegt. Die gesetzliche Renten-
versicherung ist stabil und generationengerecht. Ich
glaube, man sollte zur Kenntnis nehmen, dass sie gerade
jetzt, in der Krise, stabiler ist als erwartet und sich auch
im internationalen Vergleich sehr viel besser hält als die
Systeme anderer Länder. Wenn man berücksichtigt, dass
die Löhne und Gehälter in Deutschland zum ersten Mal
seit 50 Jahren gesunken sind, kann man erahnen, welch
hohen Wert die Rentengarantie hat, indem sie gewähr-
leistet, dass die Renten nicht sinken, obwohl die wirt-
schaftliche Entwicklung so negativ war.

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(C (D Meine Damen und Herren, zum Schluss sage ich: Ja, s liegen schwierige Aufgaben und schwierige Monate or uns. Wir sind uns hier im Hohen Haus einig, dass eutschland stärker aus dieser Krise hervorgehen muss. ir ist wichtig, dass die Menschen am Ende dieser Krise agen: Es war eine schwierige Zeit, aber wir haben das emeinsam geschafft. Vielen Dank. Das Wort hat nun der Kollege Hubertus Heil für die PD-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Sehr geehrte Frau Ministerin, das war Ihre erste ede als Arbeitsministerin. Sie haben zum Schluss ge agt, Sie seien am Ende oder Ihre Zeit sei abgelaufen. ch wünsche Ihnen – das will ich sagen – viel Lebenszeit nd von Herzen Erfolg in Ihrem Job. Es ist nicht unsere ufgabe, Ihnen jeden Tag die Daumen zu drücken, dass ie politisch strahlen; aber im Interesse der arbeitslosen enschen in diesem Land wünschen wir Ihnen durchaus lles Gute für Ihre Amtsführung. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701600100

(Beifall bei der SPD)

Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1701600200

Dass unser Arbeitsmarkt in dieser Krise robuster da-
teht – dies ist zu Recht beschrieben worden –, hat Ursa-
hen: Eine rot-grüne Bundesregierung hat Strukturrefor-
en durchgeführt, die geholfen haben, die Dauer des
erweilens in Langzeitarbeitslosigkeit zu verkürzen. Vor
llen Dingen aber hat es mit beherztem Arbeiten und
andeln sozialdemokratischer Minister in der Großen
oalition zu tun. Deshalb ist es richtig, dass Sie Olaf Sc-
olz erwähnt haben, der Änderungen an den Regeln für
urzarbeit durchgesetzt hat – mit dem Effekt, dass in
eutschland im letzten Jahr der Arbeitsmarkt stabil ge-
lieben ist, aber auch mit dem Effekt, dass die Binnen-
achfrage erstaunlich robust geblieben ist in einer ganz
chwierigen Zeit. Umso weniger, Frau von der Leyen,
erstehe ich, dass die neue Bundesregierung die Rege-
ungen für Kurzarbeit verschlechtert und Kurzarbeit
nattraktiver gemacht hat.


(Beifall bei der SPD)


erbessern Sie sie stattdessen! Wir wissen nämlich, dass
n diesem Jahr, 2010 – und deshalb gibt es keinen Grund
ur Entwarnung –, die Krise nicht überstanden ist. Die
apazitäten der deutschen Wirtschaft sind auch bei ei-
em Wachstum von 1,5 Prozent bei weitem nicht ausge-
astet. Wir werden erleben, dass die Arbeitslosigkeit
teigt und die Binnennachfrage zurückgeht. Deshalb ist
s wichtig, dafür zu sorgen, dass für die Arbeitgeber wie
ür die betroffenen Arbeitnehmer Kurzarbeit attraktiv
leibt.






(A) )



(B) )


Hubertus Heil (Peine)

Wir schlagen vor, die Dauer der Kurzarbeit – wie es
früher möglich war – zu verlängern, sie nicht zu be-
grenzen. Die Bundesagentur für Arbeit soll auch über
2011 hinaus die sogenannten Remanenzkosten, das heißt
die Lohnnebenkosten, übernehmen. Auch die Weiterbil-
dung muss stärker gefördert werden. Tragen Sie das mit,
Frau von der Leyen – im Interesse der arbeitslosen Men-
schen in diesem Land!


(Beifall bei der SPD)


Ich kann überhaupt nicht verstehen – Sie sind mit
warmen Worten darüber hinweggegangen –, warum Sie
in einer Zeit, in der die Arbeitslosigkeit steigen wird, in
diesem Jahr, in Kauf nehmen, die Jobcenter in Deutsch-
land zu zerschlagen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Hilfe aus einer Hand und nicht nur unter einem Dach ist
notwendig, wenn man arbeitslosen Menschen, zumal
langzeitarbeitslosen, effektiv helfen will. Ich kann Ihre
Argumentation nicht nachvollziehen, Frau von der
Leyen. Ich habe den leisen Verdacht, dass Sie es eigent-
lich genau wie wir sehen, aber Probleme haben, es Ihrem
eigenen Laden zu verklickern. Da sage ich Ihnen als
neuer Ministerin: Zeigen Sie mehr Kreuz und mehr Mut!
Aber auch Rückendeckung von der Kanzlerin täte gut.

Darauf kann man sich allerdings nicht verlassen; das
hat Olaf Scholz erleben müssen, als er im letzten Jahr
zusammen mit den 16 Ministerpräsidenten einen Kom-
promiss für die Fortführung der Jobcenter geschaffen
hat, der tragfähig ist, der pragmatisch ist, der Hilfe aus
einer Hand ermöglicht, der Argen als Zentren für Grund-
sicherung und Arbeit erhält und der auch den Optierern
die Sicherheit gibt, die sie brauchen. Frau Merkel hat ihn
im Regen stehen lassen, weil einige Ideologen aus ihrer
Fraktion, namentlich Herr Röttgen und Herr Kauder, und
einige Rechtspolitiker ihrer Fraktion Sand ins Getriebe
gestreut haben. Das ist inakzeptabel. Ich wünsche Ihnen
mehr Pragmatismus, und zwar, wie ich schon letztes Mal
gesagt habe, im Sinne von Karl Popper – pragmatisches
Handeln zu sittlichen Zwecken – und weniger Volker
Kauder.


(Beifall bei der SPD)


Wollen Sie denn, dass in diesen Zeiten mit den Ar-
beitslosen wieder Pingpong gespielt wird zwischen kom-
munaler Verwaltung und Arbeitsagentur, wie es früher
üblich war? Wollen Sie eine doppelte Bürokratie und
doppelte Bescheide? Wollen Sie Rechtsunsicherheit?
Denn all das, was Sie jetzt in die Diskussion bringen,
hält verfassungsrechtlich nicht stand. Allein die Entfris-
tung der Optierer ist ohne Verfassungsänderung nicht
zu machen, sagen führende Experten, sagen die kommu-
nalen Spitzenverbände, der Deutsche Städte- und Ge-
meindebund, der Deutsche Landkreistag – von dem Sie
ja vor einigen Tagen entsprechend Nachricht bekommen
haben –, aber auch der Deutsche Städtetag. Auch die
Chefs und die Praktiker vor Ort in den Arbeitsagenturen
bitten Sie, die erfolgreiche Einrichtung Jobcenter nicht
zu zerschlagen und damit zurück zu einem Zustand zu
gehen, als Bürokratie und Pingpong mit Langzeitarbeits-
losen angesagt waren. Kehren Sie um, Frau von der

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(C (D eyen! Das ist unsere Nachricht. Wir sind bereit, daran itzuwirken. Ich kann Ihnen ein Weiteres nicht ersparen. Sie haben Ihrer Rede – das hat Gründe, die mit Ihrem Koalitions artner zu tun haben – über ein Thema weidlich gechwiegen, nämlich über die Tatsache, dass wir in diesem and immer mehr prekäre Arbeitsverhältnisse haben. er Deutsche Bundestag ist dringend aufgerufen, zu tun, as in seinen Möglichkeiten als Gesetzgeber steht, um afür zu sorgen, dass Menschen in Arbeit kommen, und war in ordentliche, in gute Arbeit, in Arbeit, von der sie eben können. Frau Homburger hat gestern als Motto ausgegeben: ozial ist, was Arbeit schafft. Nach dieser Philosophie äre auch Sklavenarbeit sozial. Wir sagen: Sozial ist Areit, von der Menschen auch leben können, nämlich gute rbeit. Das ist der Unterschied. (Beifall bei der SPD und der LINKEN – Jörg van Essen [FDP]: Ich würde mich doch schämen, wenn ich so etwas vortragen würde!)


(Beifall bei der SPD)


Was hat es übrigens mit Ordnungspolitik zu tun, wenn
err Rüttgers und diese Koalition einfach nur Zuver-
ienstmöglichkeiten erweitern wollen und damit einen
auerhaft subventionierten Niedriglohnsektor auf Kos-
en der Steuerzahler etablieren? Führen Sie endlich Min-
estlöhne in weiteren Branchen ein, und sorgen Sie auch
ür einen gesetzlichen Mindestlohn, damit Menschen
on ihrer Arbeit leben können!


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Frau von der Leyen, ich habe mich schon ein bisschen
ewundert, dass Ihnen das Thema „Missbrauch von
eit- und Leiharbeit“ erst beim Problem Schlecker
um ersten Mal begegnet zu sein scheint. Tatsache ist,
ass es nicht nur Schlecker betrifft. Das ist in vielen Be-
eichen das Problem. Es war richtig – damals haben es
olitik und Gewerkschaften übrigens gemeinsam ge-
acht –, Zeit- und Leiharbeit aus der Schmuddelecke

eholt zu haben. Wir haben damals den Grundsatz „glei-
her Lohn für gleiche Arbeit von Stamm- und Leihbe-
egschaften“ in das Gesetz geschrieben. Aber wir haben
lle miteinander den Fehler gemacht, eine Öffnungsklau-
el zu schaffen, die besagt, dass Tarifverträge davon ab-
eichen könnten. Dies taten wir in der Hoffnung, dass
ewerkschaften und Arbeitgeber stark genug sind, ver-
ünftig damit umzugehen. Dann allerdings ist über
cheintarifverträge und Scheingewerkschaften, auch
enn sie sich christlich nennen und durch CSU-Abge-
rdnete in diesem Haus präsent sind, diese Klausel be-
utzt worden, um Lohndumping und dem Auflösen der
tammbelegschaften in Richtung Leihbelegschaften
orschub zu leisten. Dem müssen wir einen Riegel vor-
chieben, meine Damen und Herren, und dazu habe ich
on Ihnen nichts gehört.


(Beifall bei der SPD)


Da reicht es nicht, Frau Ministerin, wenn Sie in Inter-
iews die Folgen beklagen, selbst aber nichts tun. Es
eicht auch nicht, wenn Herr Rüttgers darüber schwadro-






(A) )



(B) )


Hubertus Heil (Peine)

niert, nur weil am 9. Mai Landtagswahlen stattfinden
werden. Wir werden Ihnen im Februar in diesem Haus
einen Gesetzentwurf mit drei konkreten Maßnahmen
und Vorschlägen vorlegen, und wir werden jeden Einzel-
nen von Ihnen in namentlicher Abstimmung befragen,
wie Sie es damit halten. Erstens. Sind Sie bereit – das ist
notwendig –, die Rechte der Betriebsräte zu stärken, was
den Einsatz von Zeit- und Leiharbeit betrifft? Zweitens.
Sie haben vorhin davon gesprochen, Gewerkschaften
und Arbeitgeber sollten Mindestlöhne tarifvertraglich
festschreiben. D’accord, wo sie es können, aber es gibt
ja bei der Zeit- und Leiharbeit einen Tarifvertrag. Warum
sorgen Sie nicht für einen Mindestlohn im Bereich der
Zeit- und Leiharbeitsbranche? Drittens. Die wichtigste
Frage ist: Warum wehren Sie sich dagegen, den Grund-
satz „gleicher Lohn für gleiche Arbeit von Stamm- und
Leihbelegschaften“ durchzusetzen? Ich verstehe es
nicht; denn dies ist das wirksamste Instrument gegen den
Missbrauch von Zeit- und Leiharbeit. An diesem Punkt
können Sie mithelfen.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie selbst haben Abweichungen davon zugelassen! Sie waren es!)


– Herr Kolb, wenn Sie ein ähnliches Hörvermögen wie
Schreivermögen hätten, hätten Sie eben vernommen – Sie
können es im Protokoll nachlesen –, was der Hinter-
grund dieser Geschichte ist. Die Frage ist, wie wir jetzt
damit umgehen und was Sie tun.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Elf Jahre hatten Sie Zeit!)


Frau von der Leyen, Arbeitsmarktpolitik ist das eine,
Wirtschaftspolitik ist das andere. Wir werden nachher
mit Herrn Brüderle noch darüber diskutieren. Unser zen-
traler Vorwurf ist nicht, dass wir im Hinblick darauf,
dass es in der Analyse des letzten Jahres und auch des
Beginns dieses Jahres noch ganz gut aussieht, einer Mei-
nung sind. Das haben wir in der Großen Koalition ge-
meinsam gemacht, Frau Bundeskanzlerin. Unser Vor-
wurf ist, dass Sie diesen Pfad verlassen, dass Sie kein
Konzept und keine Wachstumsstrategie, aber auch keine
kohärente Vorstellung im Bereich der Arbeitsmarktpoli-
tik haben. Wer in Zeiten, in denen Langzeitarbeitslosig-
keit wächst, Jobcenter zerschlagen will – ich sage es
noch einmal –, der ist wirklich mit dem Klammerbeutel
gepudert.

Dann gibt es noch etwas, was uns auch noch nicht so
klar ist und was mit der Haushaltspolitik im unmittelbaren
Sinne zu tun hat: Können Sie uns wirklich versichern,
dass Sie den Beitrag zur Arbeitslosenversicherung dau-
erhaft, das heißt über die ganze Legislaturperiode, stabil
halten? Ich habe gestern eine Zwischenfrage an Herrn
Friedrich gestellt, der locker sagte: Natürlich, dagegen
werden wir uns stemmen, das soll nicht über 3 Prozent
steigen. – Aber mir fehlt eine klare Aussage in Ihrer
Rede, Frau Ministerin. Was wird sich eigentlich nach
dem 1. Januar 2011 im Bereich der Arbeitslosenversi-
cherung entwickeln? Der Beitrag wird auf 3 Prozent
steigen. Aber wir dürfen nicht ins Unendliche gehen. Ich
warne Sie davor, die aktive Arbeitsmarktpolitik oder den
Arbeitslosenversicherungsbeitrag als Steinbruch zu neh-

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(C (D en, um Ihre Steuergeschenke für Wohlhabende und hre Klientelgruppen zu finanzieren. Das darf nicht sein. Herr Kollege Heil, Sie müssen auch gelegentlich auf ie Endlichkeit Ihrer Redezeit achten. Ich komme zum Schluss. – Es ginge zulasten der Ar eitnehmerinnen und Arbeitnehmer, was die Umverteiungswirkung betrifft. Aber es ginge vor allen Dingen ulasten von ordentlicher Arbeit. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Ordentliche Arbeit müssen Sie erst mal machen!)


(Beifall bei der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701600300
Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1701600400

as dürfen Sie nicht zulassen. Dazu muss endlich ein
lares Wort gesagt werden. Kehren Sie um, Frau von der
eyen!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701600500

Die Kollegin Dr. Claudia Winterstein ist die nächste

ednerin für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1701600600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Lieber Herr Heil, Ihrer Rede hat man wirklich
ngemerkt, dass die SPD keine Regierungsverantwor-
ung mehr für die Zukunft dieses Landes trägt, und das
st auch gut so.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ehr wohl aber tragen Sie die Verantwortung für Fehl-
ntscheidungen und Versäumnisse der vergangenen
ahre. Ich weiß, dass Sie davon nichts mehr wissen wol-
en, Herr Heil. Ich erinnere aber daran: Ohne Wirt-
chaftskrise bei sprudelnden Steuermehreinnahmen und
er größten Steuererhöhung aller Zeiten haben Sie den
aushalt und den Schuldenberg stetig wachsen lassen
nd damit die Chancen zur Konsolidierung verpasst.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


nter SPD-Finanzministern ist der Schuldenberg in den
etzten elf Jahren um 300 Milliarden Euro gewachsen.

Zu Ihrem Redebeitrag wäre vieles zu sagen, Herr
eil, allerdings nichts Gutes.


(Joachim Poß [SPD]: Was gibt’s denn da zu kritisieren? Nennen Sie mal ein Beispiel!)


as will ich Ihnen und mir ersparen. Teilweise hatte ich
ei Ihrer Rede das Gefühl, das grenzte schon an partielle
mnesie.






(A) )



(B) )


Dr. Claudia Winterstein

(Beifall bei der FDP – Anette Kramme [SPD]: Ohne Substanz!)


Der Haushalt 2010 entsteht also unter sehr schwieri-
gen Bedingungen. Trotzdem gibt es für das Jahr 2010 die
positive Nachricht, dass der Einzelplan mit einem deut-
lich geringeren Ansatz, nämlich 6,3 Milliarden Euro we-
niger, auskommt, als noch unter Finanzminister Stein-
brück für 2010 geplant.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Hört, hört!)


Dieser Einzelplan hat somit einen wichtigen Beitrag
dazu geleistet, dass es uns gelungen ist, gleich zu Beginn
unserer Regierungszeit Steuersenkungen durchzuführen
und zugleich die von Steinbrück ursprünglich geplante
Neuverschuldung sogar etwas geringer zu halten.

Ich will auf einige wichtige Themen eingehen, die un-
sere Arbeit in diesem ersten Regierungsjahr bestimmen
werden. Das Bundesverfassungsgericht hat die derzei-
tige Struktur der Arbeitsgemeinschaften verworfen.
Hier besteht also dringender Handlungsbedarf. Unter
SPD-Arbeitsministern hat es allerdings keine Lösung ge-
geben; das muss man ganz deutlich sagen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das ist doch ein Witz!)


Die neue Regierung wird nun eine Lösung vorlegen. Die
Ministerin hat einen entsprechenden Gesetzentwurf an-
gekündigt.

Allen Vorschlägen der SPD liegt eine Änderung der
Verfassung zugrunde. Das wollen wir nicht.


(Anette Kramme [SPD]: Aus nichtigen Gründen!)


Insofern sind sie keine Lösung des Problems.

Ich möchte noch auf einen anderen Teilaspekt dieser
Gesetzgebung eingehen. Das Modell der Optionskom-
munen hat sich bewährt. Deshalb haben wir im Koali-
tionsvertrag festgelegt, dass die Optionskommunen ihre
Aufgabe unbefristet wahrnehmen können.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir werden prüfen, ob wir nicht sogar einen Schritt wei-
ter gehen und die Möglichkeit schaffen können, die An-
zahl der Optionskommunen zu erhöhen, wenn dies ge-
wünscht wird.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ohne Verfassungsänderung geht das nicht!)


Hierfür muss ein rechtssicherer Weg ohne Verfassungs-
änderung gefunden werden.


(Anton Schaaf [SPD]: Den finden Sie aber nicht!)


Änderungen bei Hartz IV sind derzeit ein großes
Thema und in der Tat sehr notwendig. In der Koalition
gibt es dazu klare Verabredungen. Die Grundsicherung
für Arbeitsuchende ist ein Sicherheitsnetz, das zugleich
dazu anregen soll, dieses Netz wieder zu verlassen und
sich finanziell wieder auf eigene Füße zu stellen. Es gibt

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(C (D ber Fallstricke im System, die das Verlassen des Netzes her behindern als fördern. Das betrifft vor allen Dingen ie Hinzuverdienstregelungen. Deshalb haben wir im oalitionsvertrag festgelegt, die Hinzuverdienstregelunen deutlich zu verbessern. Es muss sich lohnen, eine soialversicherungspflichtige Beschäftigung aufzunehen. Nur so können wir auch die Sozialkassen entlasten. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Eine zweite wichtige Änderung bei Hartz IV hat die
oalition bereits auf den Weg gebracht. Mit dem Sozial-
ersicherungsstabilisierungsgesetz verdreifachen wir die
reibeträge für die Altersvorsorge in der Grundsiche-
ung für Arbeitsuchende von 250 Euro auf 750 Euro pro
ebensjahr. Das erhöht den Anreiz für die private Alters-
orsorge.

In diesem Gesetz gibt es eine weitere Regelung, die
ich direkt im Haushalt des Arbeitsministeriums für
010 niederschlägt. Die Bundesagentur für Arbeit hat
ach erheblichen Beitragssenkungen, aber auch nach
ahrelangen massiven Leistungs- und Personalauswei-
ungen in diesem Jahr ein Defizit in Milliardenhöhe zu
rwarten. Damit das Defizit nicht zu deutlichen Bei-
ragserhöhungen führt, erhält die Bundesagentur für Ar-
eit, wie gesagt wurde, vom Bund einen Zuschuss in
öhe von circa 16 Milliarden Euro, vielleicht auch et-
as weniger. Aber die Bundesagentur für Arbeit muss

ich darüber im Klaren sein, dass dieser Zuschuss nur
ine einmalige Maßnahme ist und sie ab dem folgenden
aushaltsjahr selbstverständlich nur mit Darlehen rech-
en kann.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Rechentricks! – Weitere Zurufe von den Grünen: Aha!)


Das ist doch klar. – Deshalb ist es wichtig, die Ausga-
en in den Griff zu bekommen.

Im Koalitionsvertrag haben wir festgelegt, Aufgaben
nd Strukturen der Bundesagentur für Arbeit einer Kritik
u unterziehen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das darf man doch erst im Juni sagen!)


ie Arbeitsmarktinstrumente der Arbeitsverwaltung
üssen auf den Prüfstand gestellt werden. Wir wollen

ie Vielzahl der Arbeitsmarktinstrumente deutlich redu-
ieren, effizienter gestalten und damit natürlich auch
osten sparen. Es gab bereits unter der Vorgängerregie-

ung den Versuch einer Neuordnung, allerdings mit der
laren Absicht, an der Höhe der Ausgaben ja nichts zu
erändern. Das wollen wir anders machen. Wenn wir ei-
en Anstieg des Beitragssatzes vermeiden wollen – das
ollen wir natürlich –, dann führt an der strikten Be-
renzung der Ausgaben kein Weg vorbei.

Ab 2011 müssen wir die Vorgaben der Schulden-
remse einhalten. Das heißt, wir müssen erhebliche
parbemühungen unternehmen. Dazu haben wir im
oalitionsvertrag die goldenen Regeln verankert, nach
enen alle staatlichen Aufgaben auf ihre Notwendigkeit
berprüft werden müssen und alle Ministerien ihren Bei-






(A) )



(B) )


Dr. Claudia Winterstein
trag zur Eindämmung der Ausgaben erbringen müssen.
Der Einzelplan 11 ist mit 147 Milliarden Euro der größte
Etat im gesamten Bundeshaushalt und muss somit zu
den notwendigen Einsparungen ab 2011 einen erhebli-
chen Beitrag erbringen.

Im Haushalt 2010 halten sich die Möglichkeiten, Ein-
sparungen zu verwirklichen, noch in engen Grenzen. Es
ist aber jetzt unsere Aufgabe, Einsparungen im Jahr 2011
den Boden zu bereiten. Wir werden im Jahr 2010 die im
Koalitionsvertrag beschlossenen Prüfaufträge zügig be-
arbeiten, um im Jahr 2011 aufgrund der Ergebnisse zu
Umstrukturierungen und mehr Effizienz zu kommen.
Wir werden ebenso aufgrund der bereits vorliegenden
Istergebnisse des Haushaltes 2009 – das ist der Vorteil
dieses Haushaltsentwurfs – sehr genau prüfen, ob höhere
Ansätze für das Jahr 2010 überhaupt gerechtfertigt sind.
Wir wollen beim Eingliederungsbudget ein deutliches
Stoppsignal setzen. Einen weiteren Aufwuchs in diesem
Bereich soll es nicht geben. Wir werden außerdem sehr
genau darauf achten, inwieweit es verantwortbar ist,
neue Projekte ins Leben zu rufen, die uns für mehrere
Jahre finanziell binden. Außerdem muss sorgfältig ge-
prüft werden, in welcher Form und Höhe laufende Pro-
jekte weitergeführt werden können.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701600700

Frau Kollegin Winterstein!


Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1701600800

Mit dem Haushalt 2010 leiten wir somit eine klare

Trendwende ein.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701600900

Nächste Rednerin ist die Kollegin Gesine Lötzsch für

die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701601000

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Am 3. Oktober 2004 erschien eine ganzseitige An-
zeige in der Süddeutschen Zeitung mit der Überschrift
„Auch wir sind das Volk“. Ich zitiere daraus:

Die unter dem Angst machenden und abschrecken-
den Schlagwort Hartz IV beschlossenen Änderun-
gen in der Arbeitslosen- und Sozialhilfe sind über-
lebensnotwendig für den Standort Deutschland.

Weiter heißt es:

Jetzt hilft nur noch ein radikaler Kurswechsel. Sol-
che Einschnitte tun weh wie alle schweren
Operationen …

Aber den in Geld schwimmenden Unterzeichnern die-
ser Anzeige haben die Reformen nicht wehgetan. Unter
ihnen ist zum Beispiel der ehemalige Vorstandschef der
WestLB, Dr. Thomas Fischer. Er hat den Steuerzahlern
mit der WestLB einen der größten Bankensanierungsfälle

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(C (D er Bundesrepublik hinterlassen. Martin Kohlhaussen ar Vorstand und Aufsichtsrat der Commerzbank, der ank, die vom Staat über 18 Milliarden Euro erhalten at, damit sie nicht in Konkurs gehen musste. Auch ein Name steht unter dieser zynischen Anzeige. r. Thomas Middelhoff, damaliger Aufsichtsrat der arstadtQuelle AG, hat ein Traditionsunternehmen ruiiert und Tausende Verkäuferinnen in die Arbeitslosigeit entlassen. Auch er hat diese Schmähschrift unterchrieben. Der eigentliche Skandal aber ist, dass keiner on diesen Managern um sein Schonvermögen und seine ente fürchten muss. Keiner von ihnen ist auf das demü igende Hartz IV angewiesen. Ich fordere die Bundesreierung auf, diese Menschen endlich zur Verantwortung u ziehen, statt Hartz-IV-Empfänger zu drangsalieren. ass Sie das nicht tut, ist der eigentliche Skandal. Laut Haushaltsentwurf sollen für Sozialausgaben insesamt mehr als 176 Milliarden Euro ausgegeben weren; Herr Schäuble hat das am Dienstag dargestellt. Das etrachtet diese Regierung als Ausweis ihrer sozialen olitik. Ich sage: Genau das Gegenteil ist der Fall. Diese xtrem hohen Ausgaben sind ein Warnsignal. Diese Reierung treibt wie ihre Vorgängerin die Sozialversicheungssysteme systematisch in den Ruin. Das muss bendet werden. enschen mit hohen Einkommen zahlen überdurchchnittlich wenig in die Systeme ein. Wir als Linke halen es für unerträglich, dass die Sekretärin von Deutche-Bank-Chef Ackermann genauso viel in die ersicherungssysteme einzahlt wie der Chef, der mehr ls das Tausendfache des Gehalts der Sekretärin erhält. ir als Linke fordern darum die sofortige Anhebung der emessungsgrenzen und die Einführung einer solidari chen Bürgerversicherung. Der Bundeshaushalt wird von Ihnen auch ruiniert, eil Sie den Unternehmen jedes Jahr Lohnsubventionen on über 9 Milliarden Euro in die Taschen stecken. Sie aben einen Niedriglohnsektor geschaffen, der ehrlich rbeitende Menschen zwingt, als Aufstocker beim Areitsamt um Almosen zu bitten. Das ist nicht Ausdruck ozialer, sondern Ausdruck unsozialer Politik. Ich erwarte von der Bundesministerin Frau von der eyen, dass sie sinnvolle Projekte unterstützt und nicht orpediert. Heute haben wir in allen Zeitungen gelesen, ass der öffentlich geförderte Beschäftigungssektor in erlin, der ein vorbildliches Modell ist und mit dem enschen in würdige Arbeit gebracht werden, durch ntscheidungen Ihres Ministeriums gefährdet und torpeiert werden soll. Ich fordere Sie auf: Nutzen wir die aushaltsberatungen, um diese fatale Entwicklung um ukehren! Unterstützen Sie das Bundesland Berlin und rangsalieren Sie es nicht! Es ist schon angesprochen worden, dass die Bundesegierung Milliarden von Euro in die Rentenversiche Dr. Gesine Lötzsch rung zuschießen muss. Das hat aber weniger mit der demografischen Situation zu tun als mit der Niedriglohnpolitik der Regierung. Sie haben nämlich die gesetzlichen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Unternehmen vollwertige versicherungspflichtige Arbeitsplätze in Minijobs umwandeln konnten. Das muss beendet werden. Wir brauchen endlich einen gesetzlichen Mindestlohn, der den Menschen die Würde zurückgibt, aber auch dazu beiträgt, dass der Bundeshaushalt entlastet wird und die Sozialsysteme, insbesondere das Rentensystem, gestärkt werden. Die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns wäre die Entscheidung der Stunde. Der Finanzminister hat in der Debatte am Dienstag darauf hingewiesen, dass nach den Wahlen in NordrheinWestfalen auch Leistungsgesetze geändert werden sollen. Ich finde, die Bevölkerung hat aber ein Anrecht darauf, dass jetzt, während wir den Bundeshaushalt diskutieren, die Wahrheit gesagt und Klartext gesprochen wird. Sie planen nämlich in Wirklichkeit die Anhebung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung, und Sie wollen Kürzungen bei Hartz IV durchsetzen. Sie haben ja schon deutlich gemacht, dass Sie Kürzungen bei den Eingliederungsmaßnahmen erreichen wollen. Wir als Linke werden uns damit nicht abfinden und dem unseren Widerstand entgegensetzen. Zum Abschluss will ich Ihnen verraten, welcher Name noch auf der eingangs zitierten Anzeige vom 3. Oktober 2004 stand: Dr. Wendelin Wiedeking. Dieser Mann wollte aus einem Porsche eine Heuschrecke machen und wunderte sich, dass die Aktionäre diesen Modellwechsel nicht akzeptierten. Er ist damit grandios gescheitert. Ich kann der Bundesregierung nur raten, sich von solchen aufgeblasenen Beratern endlich zu trennen, wenn sie diesen Bundeshaushalt in Ordnung bringen und endlich eine soziale Politik in unserem Land durchsetzen will. Für diese soziale Politik steht die Linke. Vielen Dank. Das Wort hat nun der Kollege Alexander Bonde, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Ministerin von der Leyen, auch ich wünsche Ihnen viel Erfolg in Ihrem neuen, wichtigen Amt. Uns als Opposition lässt es nämlich nicht kalt, dass gerade diejenigen Menschen, die von Ihrem Etat, dem Arbeitsund Sozialhaushalt, betroffen sind, jetzt Stück für Stück spüren, dass die Auswirkungen der Krise auch bei ihnen ankommen werden. Wir alle wissen, dass das Jahr 2010, aber auch das Jahr 2011 die Bewährungsprobe dafür sind, ob die in Anbetracht der Schwere der Krise positive Situation des Arbeitsmarktes tatsächlich anhält oder ob die Tatsache, dass wir bisher vergleichsweise gut dastehen, a r k a u s g w d b d n S b m A S B w f m U s h d i S d a n g d s g s D d R z b l I n B B m E S R Z w n (C (D uf die Verzögerung der Auswirkungen der Krise zuückzuführen ist. Ich wünsche Ihnen viel Glück. Ich ann mir vorstellen, wie Kabinettssitzungen im Moment blaufen, wenn über Steuersenkungen diskutiert wird nd alle gierigen Blicke auf Sie und Ihren Etat gerichtet ind. Es wundert mich, dass Sie hier zu der Frage schweien, wie es über das Jahr 2010 hinaus mit Ihrem Etat eitergehen soll. Dazu schweigen Sie, die Kanzlerin und er Finanzminister. Wir alle wissen: Im Hintergrund raut sich etwas zusammen, nämlich Grundsatzentscheiungen, die Sie uns und den Menschen im Lande erst ach der Nordrhein-Westfalen-Wahl offenlegen wollen. ie planen Steuersenkungen in Milliardenhöhe und haen gleichzeitig die Schuldenbremse zu beachten. Sie achen die Einnahmeseite kaputt und wissen, dass die usgaben Ihnen schon heute über den Kopf wachsen. ie legen – das ist für diesen Einzelplan von besonderer edeutung – keinen Finanzplan vor, der deutlich macht, ohin die Reise in den nächsten Jahren gehen wird und ür welche zentralen Aufgaben Sie im Bereich „Arbeitsarkt und Soziales“ Ausgaben vorsehen. Eine zentrale Frage ist: Wie geht es weiter mit der nterstützung der Bundesagentur für Arbeit? Auch 2011 ind wesentliche Entscheidungen zu treffen. Dazu errscht bei Ihnen Schweigen. Damit verunsichern Sie ie Bürgerinnen und Bürger und die Wirtschaft. Wichtig n einer Krise wie dieser ist, dass bezüglich der Rolle des taats auf dem Arbeitsmarkt Verlässlichkeit herrscht. 16 Milliarden erhält die Bundesagentur für Arbeit ieses Jahr als Bundeszuschuss. Übrigens haben Sie uch dazu im Wahlkampf geschwiegen. Da haben Sie och so getan, als ob der BA ein zinsloses Darlehen geeben würde, als sei das alles kein Problem. Kaum war ie Wahl vorbei, war klar: Der BA muss ein Bundeszuchuss gewährt werden. Ihre Entscheidung, die Bundesaentur in dieser Situation mit einem Zuschuss zu stabiliieren, war richtig. (Beifall der Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN] und Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU])


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701601100
Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701601200

a haben Sie von der Koalition einmal recht gehabt. Das
arf man offen sagen.

Auf dem entscheidenden Gebiet spielen Sie jedoch
oulette. Der Arbeitslosenversicherungsbeitrag wird
um 1. Januar 2011 geringfügig auf 3 Prozent angeho-
en. Um die Kosten zu decken, müssten Sie ihn eigent-
ich auf 4,8 Prozent anheben, also fast verdoppeln. Teile
hrer Koalition reden schon darüber. Wir wollen von Ih-
en jetzt einmal wissen: Wird es eine Steigerung des
eitrags geben oder nicht? Prognostiziert wird, dass die
A 2011 ein Defizit von 11 Milliarden Euro, 2012 von
ehr als 8 Milliarden Euro und 2013 von 5 Milliarden
uro haben wird. Sie sprechen immer wieder von
chutzschirmen auch für den Arbeitsmarkt. Für 2011 ist
egen auf dem Arbeitsmarkt angekündigt. Ich frage Sie:
iehen Sie den Regenschirm weg oder nicht? Die Ant-
ort auf diese Frage bleiben Sie uns schuldig. Das geht
icht, Frau von der Leyen.






(A) )



(B) )


Alexander Bonde

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie haben verschiedene Möglichkeiten. Eine Mög-
lichkeit ist, der BA wieder ein Darlehen zu gewähren;
das hat Frau Winterstein gerade angedroht. Das hieße,
Sie setzten auf eine dauerhafte Überschuldung der Bun-
desagentur für Arbeit, für die Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer in Zukunft zahlen müssten. Das ist in die-
ser Situation – demografischer Wandel plus Wirtschafts-
krise – eine unverantwortliche Strategie. Das sage ich
Ihnen ganz offen.

Eine andere Möglichkeit ist, auf Kürzungen zu set-
zen. Auch diese Drohung liegt bereits auf dem Tisch. Ich
weiß nicht, Frau Winterstein, ob diese Information schon
freigegeben worden ist oder ob Sie etwas ausgeplaudert
haben, was erst im Juni auf den Tisch soll. Ihre Idee ist,
bei Qualifizierungs- und Eingliederungsmaßnahmen zu
kürzen. Auch das ist eine absurde Strategie, weil wir ge-
nau wissen, dass über den Eingliederungstitel gerade
diese Qualifizierungsmaßnahmen in der Krise die
Chance bieten, den Fachkräftemangel, der nach der
Krise droht, zu verhindern. Wir alle wissen, dass dies die
nächste Gefahr auf dem Arbeitsmarkt sein wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Im Zusammenhang mit der Beitragserhöhung stellt
sich auch die Frage der sozialen Verteilung der Kosten.
Wer wäre von einer Verdopplung des Arbeitslosenversi-
cherungsbeitrages betroffen? Dem gegenüber steht die
Frage: Was bedeutete eine Steuerfinanzierung in einer
Krise, wie wir sie heute erleben?

Eine ähnliche absurde Positionierung der Koalition
erleben wir in der Frage der Neuorganisation der Ar-
beitsgemeinschaften. Jetzt hat sich in diesem Bereich
endlich eine funktionierende Arbeitsweise etabliert, so-
dass diejenigen, die Unterstützung brauchen, nicht stän-
dig von Pontius zu Pilatus laufen müssen, sondern Hilfe
aus einer Hand bekommen. Die Software funktioniert
endlich.


(Karl Schiewerling [CDU/CSU]: Das tut sie nicht!)


Das Anfangschaos ist beseitigt. In dieser Situation wol-
len Sie dieses Paket wieder aufschnüren. Ich glaube, Sie
schlagen den falschen Weg ein. Sie schicken die Leute
zurück in die Mühlen der Bürokratie und verursachen
neue Friktionen, die gerade in der Krise niemandem hel-
fen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich bin davon überzeugt: Wir brauchen eine verfas-
sungssichere Fortführung der Jobcenter und eine Aus-
weitung der Optionsmöglichkeiten, die es den Kommu-
nen erlauben, den für sie richtigen Weg zu finden. Aber
es muss auch darum gehen, dass die Hilfe für die
Schwächsten effizient organisiert wird. Mit Verlaub: Das,
was Sie hier in Aussicht gestellt haben, das Optionsmo-
dell ohne eine Verfassungsänderung verfassungskon-
form auszuweiten, ist ungefähr so, als ob Sie eine Wurst

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(C (D ns Schaufenster hängen, obwohl Sie genau wissen, dass ie Auslieferung auf dem Rechtsweg schon verhindert ird. Das, was Sie hier durchziehen, ist die unehrliche olitik der FDP. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Minijobs sind die nächste Baustelle, auf der Sie
nfug anstellen. Jetzt reden Sie über die Lockerung der
bergrenzen. Das heißt, Ihre Antwort auf die Situation

uf dem Arbeitsmarkt ist eine Ausweitung des Niedrig-
ohnbereichs. Damit lösen Sie ähnliche Folgeprobleme
us wie das Mehrwertsteuerchaos bei den Hotels. Sie
achten, Sie tun etwas Gutes, hatten aber die Folgepro-
lematiken nicht im Blick. Sie wissen doch genau, dass
ie Lockerung der 400-Euro-Grenze dazu führt, dass die
inijobs attraktiver werden. Das wiederum führt dazu,

ass es bei den Sozialversicherungen zu Einnahmeein-
ußen kommt und der Niedriglohnsektor weiter wächst.
achen Sie endlich eine Politik für echte Jobs! Setzen

ie auf Jobs mit Perspektiven anstatt auf Minijobs und
ie Ausweitung von Zuverdienstgrenzen!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich frage Sie: Auf was setzen Sie? Welche Chancen
uf Vermittlung geben Sie den Schwächsten? Welche
hancen auf gesellschaftliche Teilhabe geben Sie ihnen?
s ist in der Krise nicht einfach, den Arbeitslosengeld-II-
etrag anzupassen. Ich glaube aber, dass es trotz Krise
ringend an der Zeit ist, den Regelsatz auf 420 Euro an-
uheben. Das ist das absolute Minimum, um ernsthaft
on einer Absicherung und einer Teilhabe sprechen zu
önnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich gebe zu: Die Debatte muss für Sie als Koalition
ine Zumutung sein. Wir reden über das Zimmermäd-
hen, das hart arbeitet und trotzdem kein Einkommen
um Überleben hat, weil es keinen Mindestlohn gibt, an-
tatt über die Hotelkettenbesitzer, die im Fokus Ihrer Po-
itik stehen. Aber ich glaube, das wirklich Wichtige in
ieser Republik sind die Leute, die hart arbeiten, nicht
ie, die hart an die Koalition spenden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Von Ihrer Politik sind auch die Kommunen betroffen.
as haben wir beim Wachstumsbeschleunigungsgesetz

rlebt. Das erleben wir aber auch in diesem Bereich. Ich
enne das Stichwort Kosten der Unterkunft. Ich meine
etzt nicht die Unterkunftskosten im Hotel – nicht nervös
erden! –, sondern die Kosten zur Finanzierung der
ohnung von Arbeitslosengeld-II-Beziehern. Die Miete

ür deren Wohnung kostet im Monat etwa so viel wie
ine einzige Übernachtung in einem 5-Sterne-Hotel.

Sie betreiben eine Finanzpolitik, mit der Sie weiter
esentliche Lasten auf die Kommunen schieben. Eine
eitere Absenkung des Bundesanteils hätte zur Folge,
ass die kommunalen Ausgaben im nächsten Jahr um
7 Prozent von 10,3 auf rund 12,1 Milliarden Euro stei-
en. Sie wissen genau, welche zusätzlichen Belastungen






(A) )



(B) )


Alexander Bonde
Sie damit den Kommunen aufbürden, denen Sie schon
mit Ihren bisherigen Klientelgeschenken geschadet ha-
ben und die Sie mit Ihren Steuersenkungsandrohungen
nun wirklich an die Wand spielen. Überlegen Sie sich
endlich einmal, was die Grundlage dieser Gesellschaft
ist, und hören Sie auf, auf Kosten der Kommunen und
der Schwächsten Ihre Steuersenkungsfantasien auszule-
ben!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Frau von der Leyen, Sie wollten diesen Job. Jetzt
machen Sie ihn aber auch! Sie wissen genau, dass die
Ergebnisse der nächsten Steuerschätzung keine dramati-
schen Veränderungen bringen werden, sondern höchs-
tens marginale. Sie wissen, wenn die Einnahmeseite des
Bundeshaushaltes von Ihrer Koalition systematisch ka-
puttgemacht wird, dann wird die Koalition Ihren Einzel-
plan als Steinbruch nutzen müssen. Dann bezahlen die
Schwächsten in der Gesellschaft die Steuersenkungen
für die Reichsten. Eine Arbeits- und Sozialministerin hat
den Job, das zu verhindern. Daran messen wir Sie. Ab
heute stehen Sie unter Beobachtung nicht nur des Kabi-
netts, sondern auch der Menschen im Land, die sich dar-
auf verlassen, dass es wenigstens einer in der Koalition
gibt, die verhindert, dass die Reichen auf ihre Kosten
noch reicher werden.

Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701601300

Karl Schiewerling ist der nächste Redner für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1701601400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Wachstum, Bildung, Zusam-
menarbeit – das ist die Antwort der Koalition auf die
Krise. Wir stecken noch mitten in dieser Krise. Bilden
wir uns nichts ein: Wenn es, wie mir die Chefin der
Agentur für Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen vor
einigen Tagen gesagt hat, etwa 100 000 Menschen gibt,
die zwar noch einen Job haben, sich aber bereits arbeit-
suchend gemeldet haben, weil ihnen die Kündigung aus-
gehändigt wurde, dann wissen wir, dass diese Krise nicht
vorbei ist. Ich sage Ihnen: All unsere Anstrengungen
sind gefordert, diesen Menschen trotz allem Sicherheit
zu geben und Perspektiven aufzuzeigen. Deswegen ist es
wichtig, in diesem Hohen Hause kein dummes Zeug von
Sozialabbau zu erzählen, hier nicht zu erzählen, wer ih-
nen den Boden unter den Füßen wegziehen will, sondern
zu akzeptieren, dass wir eine verlässliche, vernünftige
Politik machen, um diesen Menschen, wenn ihnen Ar-
beitslosigkeit droht, Hilfe und Unterstützung anbieten zu
können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Die Arbeitsmarktpolitik übernimmt in dieser Krise ine der wichtigsten Aufgaben. Ich denke, dass der vorelegte Haushalt für 2010 dem auch gerecht wird. Ich arf in aller Bescheidenheit und in aller Deutlichkeit anerken: Der Haushalt, über den wir jetzt reden, ist von eer Steinbrück entwickelt und nur unwesentlich geänert worden. Aus meiner Sicht ist es durchaus ein großes erdienst der FDP, dass sie akzeptiert hat, dass wir in ieser Krise verantwortungsbewusst miteinander umgeen müssen und schnell verlässliche Grundlagen brauhen. (Otto Fricke [FDP]: So sind wir! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wir beschimpfen Sie nicht, wenn Sie SPD-Politik machen!)


ie Dinge, die im Einzelplan 11 stehen, sind also im We-
entlichen Dinge, die Sie selbst entwickelt und für die
uch Sie gestimmt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Da ist der Heil sprachlos!)


Allein für den Arbeitsmarkt werden 62,6 Milliarden
uro bereitgestellt. Das sind 17 Milliarden Euro mehr
ls im vergangenen Jahr. Das ist im Wesentlichen Geld,
as der Bundesagentur für Arbeit zugutekommt. Wir
issen nämlich, dass weiterhin Kurzarbeit finanziert
erden muss und wir dafür der Bundesagentur für Ar-
eit einen Zuschuss geben müssen. Es gab, Herr Kollege
onde, während des Bundestagswahlkampfes kein Her-
mgeeiere, sondern wir haben nach einem richtigen und
ernünftigen Weg gesucht. Wir haben dann den Weg ge-
ählt, den wir auch jetzt noch verantworten können.

Meine Damen und Herren, betrachtet man all diese
ahlen, die wir auf den Tisch legen, dann stellen wir fest,
ass von sozialer Kälte und sozialem Kahlschlag nicht
ie Rede sein kann. Alles das, was Sie unserer Koalition
nheften wollen, wird an uns abprallen. Sie werden fest-
tellen, dass wir uns sehr verantwortungsbewusst von
nserem Prinzip und unserem Menschenbild leiten las-
en,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ämlich dem Menschenbild von Solidarität, Subsidiari-
ät, Eigenverantwortung und personaler Würde. Das
teht im Mittelpunkt der Politik, übrigens auch der Ar-
eitsmarkt- und Sozialpolitik.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Vor allem bei Roland Koch!)


Das gilt auch für die Neuorganisation im Bereich
er Grundsicherung für Arbeitsuchende. Es gibt das
rteil des Bundesverfassungsgerichts vom 20. Dezem-
er 2007; Frau Dr. von der Leyen hat darauf hingewie-
en. Dieses Urteil hat niemand in diesem Hohen Hause
erbeigeführt; es hat auch niemand so haben wollen. Wir
üssen uns der Herausforderung stellen, eine verfas-

ungsmäßige, ordentliche Form zu finden.

Herr Kollege Heil, die Menschen sind, bevor wir die
rundorganisation, die Organisation für Arbeitsu-






(A) )



(B) )


Karl Schiewerling
chende im SGB II, geschaffen haben, nicht zwischen
dem Sozialamt in der Kommune und der Arbeitslosen-
versicherung wie in einem Pingpongspiel hin und her ge-
schoben worden, weil es zwischen diesen beiden über-
haupt keine Beziehung gab.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Aber das droht jetzt!)


Die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozial-
hilfe war übrigens eine Grundforderung der CDU/CSU.
Diese ist dann aufgegriffen und über den Bundesrat von
uns mitgestaltet worden. Die Zusammenlegung ist er-
folgt, damit wir den Menschen Hilfe aus einer Hand und
auch den Sozialhilfeempfängern die erforderlichen ar-
beitsmarktpolitischen Hilfestellungen geben können.
Das soll auch weiterhin geschehen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ach ja? – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Wie denn?)


Daran wird sich auch nichts ändern, wenn wir eine Form
finden, wie wir den Menschen die Hilfe möglichst aus
einer Hand und möglichst unter einem Dach gewähren
können.

Frau Dr. von der Leyen hat in ihrer Rede darauf hin-
gewiesen, und ich kann das nur unterstreichen: Heute
kommen die Menschen in ein Jobcenter und sprechen
mit ihrem Fallmanager. Sie haben bei der Kommune ei-
nen Ansprechpartner etwa im Falle einer Erkrankung
oder Schuldnerberatung. Ich glaube, dass sich an dieser
Form der bewährten Zusammenarbeit auch dann nichts
ändern wird, wenn wir keinen strengen gesetzlichen
Rahmen dafür haben.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701601500

Herr Kollege Schiewerling, gestatten Sie eine Zwi-

schenfrage des Kollegen Heil?


Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1701601600

Ja.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701601700

Bitte schön.


Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1701601800

Sehr geehrter Kollege, ich glaube, dass es in dem

Menschenbild, das Sie als Zielsetzung beschrieben ha-
ben, keine großen Unterschiede zu unserem gibt, jeden-
falls nicht, wenn ich mir Ihre Worte anhöre. Können Sie
mir bitte Folgendes erklären: Wenn Sie weiterhin Hilfe
nicht nur unter einem Dach, sondern sogar aus einer
Hand haben wollen, warum ist dann jetzt getrennte Auf-
gabenwahrnehmung Ihr Weg, zumal wir einen Kompro-
miss hatten, der zwischen Olaf Scholz, damals Bundesar-
beitsminister, Ihrem Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: NochMinisterpräsident!)


– Noch-Ministerpräsident – und Kurt Beck aus Rhein-
land-Pfalz vereinbart wurde, den alle 16 Bundesländer
mitgetragen haben? Ich will Ihnen nur sagen, Herr

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(C (D chiewerling: Ich glaube, dass wir beide uns, wenn wir ns einen Abend auf ein Bier zusammensetzen würden, anz schnell einig wären. Das Problem ist nur Ihre Frakion. Kann das sein? Erstens, Herr Kollege Heil, wird Jürgen Rüttgers Mi isterpräsident bleiben, eil er eine gute Politik betreibt. Ja, das werden Sie feststellen. Zweitens müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass es uch innerhalb unserer Fraktion heftige Diskussionen in ieser Frage gegeben hat. Das halte ich für hochanstänig; denn es zeigt, dass bei uns lebendig diskutiert wird. enn ich aber zur Kenntnis nehmen muss, dass der Kri ik an einer Regelung, die nicht mit der Verfassung konorm ist, nur dadurch begegnet werden kann, dass man ie Verfassung ändert mit der Konsequenz, dass dann öglicherweise die klare Struktur, die wir in der öderalismusreform I geschaffen haben, nicht mehr einehalten werden kann, weil wir in einem Teilbereich, ämlich im Bereich der Grundsicherung für Arbeitsuhende, neben den bestehenden staatlichen Strukturen usätzliche Aufbauten organisieren, die ausschließlich ür eine bestimmte Personengruppe in dieser Gesellchaft gedacht sind, was dann mit der Verfassung mögliherweise nicht zusammengebracht werden könnte, ann darf man die Diskussion, die in unserer Fraktion eführt wurde, als ernsthaft ansehen. Man muss uns weigstens unterstellen, dass wir versuchen, nicht nur die ebenssituation der Menschen in den Blick zu nehmen, ondern das auch mit der Verfassung kompatibel zu halen. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich auf die rage der Solidarität anhand eines Punktes eingehen, der ir sehr am Herzen liegt, nämlich der Lebenssituation er Rentnerinnen und Rentner und des Zustandes der entenversicherung. Wir können froh sein, dass wir den entnerinnen und Rentnern heute sagen können, dass ie Rücklagen der Rentenversicherung so hoch sind wie eit vielen Jahren nicht mehr und dass wir deswegen eine erlässliche Grundlage für die Alterssicherung haben. as soll auch so bleiben. Die Rentenversicherung ist auf inem Solidarsystem aufgebaut, auf der Solidarität der üngeren Generation mit der älteren. Wir können – das issen wir – nicht mehr Rente zahlen, als letztendlich rwirtschaftet wird. Was wir in die Rentenversicherung an staatlichen Zuchüssen einzahlen – im nächsten Jahr sind das übrigens irca 80 Milliarden Euro –, ist nicht das Ergebnis von inijobs, Frau Kollegin Lötzsch, sondern ist das Ergeb is von Beschlüssen des Hohen Hauses aus den zurückiegenden Jahren. Ich nenne unter anderem die Anerkenung von Erziehungsleistungen im Rentenrecht. Dafür nd für viele andere Dinge mehr gibt es staatlicherseits Karl Schiewerling eine finanzielle Unterstützung, weil es nicht Aufgabe des Beitragszahlers ist, diese Mittel aufzubringen. Ich bin sehr stolz darauf, dass unser Sozialstaat im Rahmen der Rentenversicherung dieses leistet und dass wir dies beibehalten werden. Auch das ist ein wichtiger Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit in diesem Lande. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1701601900

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Zuruf des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701602000

Herr Kollege Schiewerling, darf Ihnen die Kollegin

Lötzsch nun noch eine Zwischenfrage stellen?


Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1701602100

Ja.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701602200

Vielen Dank, Herr Präsident. – Sehr geehrter Herr

Kollege, die solideste Basis für solide Finanzen der Ren-
tenversicherung sind gute Arbeitsplätze, die gut bezahlt
werden, und nicht prekäre Jobs, die sich immer mehr
ausweiten. Stimmen Sie darin mit mir überein? Wenn ja:
Können Sie einmal kurz erläutern, was Sie dafür tun
wollen, dass wir mehr solide Arbeitsplätze auf solider
Grundlage mit entsprechender Bezahlung und weniger
prekäre Beschäftigungsverhältnisse haben?


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Karl Schiewerling (CDU):
Rede ID: ID1701602300

Erstens. Arbeitsplätze werden nicht durch die Ar-

beitsmarktpolitik geschaffen, sondern in der Wirtschaft,
indem wir Wirtschaftswachstum generieren und indem
Menschen dort investieren.


(Jörg van Essen [FDP]: Sehr richtig!)


Gelingt uns dies, schaffen wir Arbeitsplätze.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zweitens. Auch ich möchte gerne, dass die Menschen
ordentlich bezahlt werden. Aber das ist eine Frage der
Rahmenbedingungen und der Abmachungen zwischen
Arbeitgebern und Gewerkschaften, die die Tarife festle-
gen und die letztendlich ihre Branche und die Produkti-
vität ihres Bereiches besser kennen als zum Beispiel der
Deutsche Bundestag.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Deswegen sind wir – ich sage dies, bevor Sie auf diesen
Punkt abheben – gegen gesetzliche Mindestlöhne, und
deswegen sind wir für tarifliche Mindestlöhne. Wir sa-
gen: Wenn eine Branche so ist, wie sie ist, dann haben
wir nicht zu bestimmen, ob die dort beschäftigten Men-
schen mehr verdienen oder ob sie weniger verdienen.
Denn eine entsprechende Vereinbarung kann letztendlich
darüber entscheiden, ob ihr Arbeitsplatz erhalten bleibt
oder nicht. Wir haben ein Interesse daran, dass jeder zu-
nächst das tut, was er unter den gegebenen Rahmenbe-
dingungen leisten kann. Wenn das der Fall ist, gibt es die

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(C (D ntsprechenden Einkommen für die einzelnen Arbeitehmer. Ich möchte noch kurz auf einen Punkt eingehen, der ir sehr am Herzen liegt. Es geht um die Situation in der eitarbeit. Ich sage an dieser Stelle sehr deutlich, dass ch meinem Kollegen Dr. Kolb und Frau Bundesministein von der Leyen dankbar bin, dass sie meine Anregunen zur Überprüfung der Auswüchse von fehlgeleiteten ntwicklungen in der Zeitarbeit aufgegriffen haben. Das inisterium ist zurzeit dabei, die Fälle zusammenzutra en. Ich sage an dieser Stelle in aller Deutlichkeit und in ller Klarheit: Es wäre gut, wenn die Tarifpartner selbst rganisieren könnten, dass dieser Missbrauch in ihrer ranche nicht vorkommt. Es wäre ein Zeichen von tärke der Tarifautonomie und der Verantwortung der arifpartner. Sollte das nicht gelingen, werden wir geetzliche Maßnahmen ergreifen müssen, damit wir den enschen, die dort tätig sind, ordentliche und gesicherte ahmenbedingungen bieten können. (Beifall bei der CDU/CSU – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Weiß das die FDP?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir brauchen für die Überwindung dieser Krise eine
unktionierende Arbeitsmarktpolitik. Wir sind auf ei-
em guten Weg. Wir fangen nicht bei null an. Die Union
at in den letzten Jahren erfolgreich gearbeitet. Wir wer-
en diese erfolgreiche Arbeit fortsetzen gemeinsam mit
nserer Bundesarbeitsministerin Frau Dr. von der Leyen.
ie CDU/CSU-Fraktion freut sich auf eine gute Zusam-
enarbeit. Das hat alles prima angefangen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das sieht Herr Jung aber anders!)


ie Menschen im Land werden merken, dass mit Ihnen,
rau Ministerin, ein guter Wind in diesem Hause weht
nd dass wir die Aufgaben gemeinsam geschultert be-
ommen. Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit
it Ihnen und auf Ihr Wirken.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701602400

Bevor ich dem nächsten Redner das Wort gebe,

öchte ich insbesondere die neuen Kolleginnen und
ollegen darauf hinweisen, dass der nicht nur gut ge-
einte, sondern natürlich auch begrüßenswerte Eifer,

ie Debatte durch Zwischenfragen und Kurzinterventio-
en zusätzlich zu beleben, an die natürliche Grenze der
u Beginn jeder Debatte vereinbarten Redezeiten stößt,
ie beschlossen werden. Es gehört zu den undankbaren
ufgaben des jeweiligen sitzungsleitenden Präsidenten,
ie tatsächliche Debattenzeit in der Nähe der beschlosse-
en Debattenzeit zu halten. Deswegen bitte ich um
achsicht, dass die Zahl der zusätzlich zugelassenen
wischenfragen und Kurzinterventionen jedes Mal mit
inem hoffentlich halbwegs nachvollziehbaren Maß an
ingerspitzengefühl in Grenzen gehalten werden muss.

Nun erteile ich das Wort der Kollegin Bettina Hage-
orn für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)







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Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1701602500

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-

nen und Kollegen! Sie dürfen mir übrigens trotzdem
reichlich Zwischenfragen stellen, sofern Sie mögen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Ich rede hier über den Etat des Arbeits- und Sozialmi-
nisteriums und damit über Ausgaben von über 146 Mil-
liarden Euro im Jahr 2010. Das sind 6,3 Milliarden Euro
weniger, als im ersten Regierungsentwurf von Peer
Steinbrück für diesen Bereich vorgesehen waren; Kolle-
gin Winterstein hat darauf hingewiesen, hat aber ver-
sucht, den Eindruck zu erwecken, als sei dies das Ergeb-
nis von Sparbemühungen von Schwarz-Gelb. Allerdings
ist diese Reduzierung alleine darauf zurückzuführen,
dass wir glücklicherweise seit dem Frühsommer 2009 ei-
nen günstigeren Konjunkturverlauf haben, als damals
noch angenommen werden musste: Damals sind wir
noch von 4,6 Millionen Arbeitslosen im Jahr 2010 aus-
gegangen. Sie haben die Zahl in Ihren Annahmen auf
4,1 Millionen Arbeitslose reduziert. Wenn ich vorhin
den Worten von Frau von der Leyen richtig gelauscht
habe, gehen Sie jetzt schon von unter 4 Millionen Ar-
beitslosen aus. Damit wollten Sie vermutlich ankündi-
gen, dass die Ansätze weiter gesenkt werden. Das wer-
den Sie uns dann in der zweiten und dritten Lesung
wahrscheinlich wieder als Einsparung verkaufen, wollen
damit dann aber an anderer Stelle Sonderwünsche finan-
zieren.

Es wurde zu Recht von meinen Kollegen darauf hin-
gewiesen: Dass wir im Vergleich zu den Annahmen vom
letzten Sommer auf 500 000 Arbeitslose weniger hoffen
dürfen, ist weder vom Himmel gefallen noch auf höhere
Gewalt zurückzuführen, sondern allein der Erfolg einer
aktiven Arbeitsmarktpolitik, die 2009 unter Olaf Scholz
als Arbeits- und Sozialminister durchgesetzt worden ist.


(Beifall bei der SPD)


Frau von der Leyen, das sind Erfolge, die diese Regie-
rung jetzt leider fahrlässig verfrühstückt.

Unbestritten bleibt, dass 2010 mit einer steigenden
Arbeitslosigkeit zu rechnen ist. Bei einer Umfrage zum
Jahreswechsel haben 47 Prozent der Bundesbürger ge-
sagt, die größte Sorge für das Jahr 2010 sei die Angst um
ihren Arbeitsplatz. Was machen jetzt CDU/CSU und
FDP in dieser Situation? Sie muten der Bundesagentur
für Arbeit und den Kommunen mit ihren insgesamt
60 000 Mitarbeitern, die in 370 Argen und 69 Options-
kommunen im Lande engagiert arbeiten – davon war
schon die Rede –, ohne jede Not eine Umstrukturie-
rung zu.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das Urteil des Verfassungsgerichts ist Ihnen bekannt, oder?)


Sie führt zu einem Bürokratiemonster und stellt eine un-
verantwortliche Rückwärtsrolle in der Sozialpolitik dar;


(Beifall bei der SPD)


sie zerschlägt mutwillig die in der Praxis erfolgreiche ge-
meinsame Arbeitsvermittlung aus einer Hand. Das ist nicht
nur für die Langzeitarbeitslosen, sondern auch für deren

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(C (D ngagierte Vermittler ein Affront. Über 22 000 kommunale itarbeiter, von denen derzeit nur jeder Dritte ursächlich ommunale Aufgaben wahrnimmt, schweben im Hinlick auf ihre berufliche Zukunft ab Januar 2011 in Unewissheit. Frau Ministerin, es ist doch vollkommen lar, dass die Motivation zur engagierten Arbeit zugunsen von Millionen Arbeitsuchenden dadurch einen heftien Knick erhält. Dieser Wahnsinn wird beim Bund und ei den Kommunen einen zusätzlichen Bürokratieaufand mit Kosten in Höhe von mindestens 300 Millionen uro verursachen. Frau von der Leyen, das Geld wäre icht nur in diesem Krisenjahr für die Qualifizierung und ermittlung von Arbeitslosen und für Antworten auf den rohenden Fachkräftemangel besser angelegt gewesen. Wie soll das denn konkret aussehen? Sie haben ver ucht, es hier herunterzuspielen, aber die Betroffenen üssen zu zwei Behörden – vielleicht unter einem Dach; as weiß man aber noch nicht –, es müssen zwei Becheide ausgestellt werden, denen zweimal widersprohen werden kann und die auch beide beklagt werden önnen. Die große Sorge ist doch, dass die Arbeitsuhenden, wenn sich diese Bescheide widersprechen, urch den Rost fallen. Dies alles sind Fragen, die noch icht geklärt sind. In Ihrem Koalitionsvertrag steht – Zitat –: Unser Ziel ist eine bürgerfreundliche Verwaltung, die unnötige Doppelarbeit vermeidet. n der Praxis macht diese Koalition nicht nur in diesem ereich leider genau das Gegenteil dessen, was sie zu un vorgibt. Und wie steht es um die Finanzierung? Ein Blick in en Haushaltsentwurf 2010 gibt erste Hinweise. Da weren einerseits gegenüber dem ersten Regierungsentwurf on Peer Steinbrück 1,8 Milliarden Euro beim Arbeitsosengeld, 300 Millionen Euro bei den Leistungen zur ingliederung in Arbeit und 600 Millionen Euro bei der eteiligung des Bundes an den Leistungen für Unterunft und Heizung eingespart, also 2,7 Milliarden Euro. ber andererseits werden schon einmal vorsorglich bei en Verwaltungskosten für die Durchführung der Grundicherung für Arbeitsuchende 300 Millionen Euro mehr eranschlagt. Der größte Kracher ist aber, Frau von der Leyen, dass ie für eine Öffentlichkeitskampagne für diesen urks, den Sie da machen wollen, knapp 1,8 Millionen uro aus dem Fenster werfen. Das ist das Neunfache essen, was im letzten Jahr unter Olaf Scholz für Öffentichkeitsarbeit ausgegeben worden ist, und dies mit eiem Koalitionspartner FDP, der seit Jahren die Kosten ür Öffentlichkeitsarbeit als zu hoch skandalisiert und en Bürokratieabbau ebenso lange wie eine Monstranz or sich her trägt. Ich sage Ihnen: Sparen Sie sich diesen deologischen Umstrukturierungswahnsinn auf dem Rüken von Arbeitslosen, der zu einem absoluten Chaos in er Vermittlungsarbeit vor Ort führen wird. Sparen Sie ich die Millionen für Bürokratieaufbau. Bettina Hagedorn Sie haben vorhin gesagt, Frau von der Leyen, Sie stünden für Pragmatismus bei der Umstrukturierung der Argen. Wenn das denn so ist, dann kommen Sie zur Vernunft und stimmen Sie mit der SPD und mit allen Bundesländern für die auf dem Tisch liegende Verfassungsänderung. Dann bleiben die Argen in ihrer bewährten gemeinsamen Struktur erhalten, dann behalten wir Hilfe aus einer Hand, und dann brauchen Sie keine 1,8 Millionen Euro für diese Öffentlichkeitskampagne, die dann überflüssig ist wie ein Kropf. Vielen Dank. Dr. Heinrich Kolb ist der nächste Redner für die FDP Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die schwarz-gelbe Koalition hat erst vor wenigen Monaten ihre Arbeit aufgenommen, und die heutige Beratung des Einzelplans 11 gibt mir Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass wir mit großer Umsicht, mit sehr viel Sorgfalt und Augenmaß an die Arbeit gegangen sind. Der Einzelplan 11, Arbeit und Soziales, erreicht ein Rekordvolumen von 146,8 Milliarden Euro. Herr Heil, damit ist klar: Ihre Warnung vor Schwarz-Gelb, vor einem Sozialabbau, der stattfinden werde, (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Nach der NRW-Wahl!)


(Beifall bei der SPD)


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ach ja?)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701602600

(Beifall bei der FDP)

Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1701602700

wenn diese bürgerliche Regierung an die Macht kommt,
war nichts anderes als Wahlkampfgetöse, sie hatte keine
Grundlage, und die Menschen in diesem Land haben das
sehr wohl bemerkt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Insgesamt geben wir im Bundeshaushalt 177 Milliar-
den Euro für soziale Zwecke aus, mehr als 54 Prozent
des Gesamtetats. Wenn man auch diejenigen Bereiche
der sozialen Sicherung hinzunimmt, die außerhalb des
Bundeshaushalts laufen, dann kommen wir auf eine
Summe von über 750 Milliarden Euro, die in Deutsch-
land für soziale Zwecke ausgegeben werden. Dies ist für
mich der Beleg: Deutschland ist ein sozialer Staat, und
von Jahr zu Jahr haben wir mehr Geld aufgewendet. Das
ist hier deutlich festzuhalten. Geld ist genug da. Aller-
dings müssen wir uns die Frage stellen, ob wir das Geld
auch immer richtig ausgeben, ob es tatsächlich bei den
wirklich Bedürftigen ankommt. Diese Frage ist aus mei-
ner Sicht durchaus offen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nun sagen Sie immer, wenn mehr Geld für soziale
Zwecke ausgegeben werde, sei das ein Indiz dafür, dass
alles hier schlecht laufe und die Menschen arm seien. An
dieser Stelle weise ich darauf hin: Jeder Euro, den wir in
Deutschland für soziale Zwecke ausgeben, verhindert

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(C (D rmut. Transfers verhindern Armut, die bestehen ürde, wenn wir diese Transfers in Deutschland nicht ätten. Wir sind ein Sozialstaat und leistungsfähig, weil ir uns diese Transfers in dieser Größenordnung leisten önnen. In diesem Einzelplan wird ein ganz wesentliher Grundstein dafür gelegt. Ich will etwas zum Thema Zeitarbeit und Schlecker iederholen, was ich auch schon in den Medien gesagt abe. Für uns, die FDP, und auch für die Koalition insgeamt, Herr Kollege Schiewerling, ist das, was bei Schleker läuft, absolut inakzeptabel. eitarbeit ist nicht dazu da, ganze Belegschaften durch eitarbeiter zu ersetzen. Ich habe aber den Eindruck, dass manche mit ihrem etzigen Angriff auf die Zeitarbeit dieses Instrument erne insgesamt schleifen würden. (Zurufe von der SPD: Nein! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Was wollen Sie denn konkret gegen Missbrauch machen?)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ir stellen ein klares Stoppschild auf: Zeitarbeit hat aus
nserer Sicht eine wesentliche Funktion am Arbeits-
arkt. In der Frühphase des letzten Aufschwunges sind

5 Prozent der neuen Arbeitsplätze im Bereich der Zeit-
rbeit entstanden und das, Herr Heil, mit einem hohen
lebeeffekt. Das darf man nicht vergessen. Er ist statis-

isch belegt. Viele Menschen, die zunächst durch Zeitar-
eit in ein Unternehmen kommen, bleiben auf Dauer
ort. Das zeigt, dass die Brücke zum ersten Arbeitsmarkt
urch Zeitarbeit funktioniert. Wir werden nicht zulassen,
ass sie zerstört wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Der Klebeeffekt ist minimal!)


ir werden prüfen – darin bin ich mit dem Kollegen
chiewerling und auch der Ministerin völlig einer Mei-
ung –, wie man diese Missstände beseitigen kann.

Wir haben in dieser Woche mit den drei großen Zeit-
rbeitsverbänden Gespräche geführt. Wir sehen Ansatz-
unkte. Natürlich wäre es wünschenswert – da stimme
ch Karl Schiewerling zu –, wenn die Tarifpartner in ih-
en Tarifverträgen selbst regeln könnten, dass die Ab-
eichung vom Equal-Pay-Grundsatz, der im Arbeitneh-
erüberlassungsgesetz steht, bei einer konzerninternen
berlassung von vornherein verhindert wird, dass die
arifverträge also nicht anwendbar sind und damit der
qual-Pay-Grundsatz nicht ausgehebelt werden kann.
ollte das nicht gelingen, werden wir als Gesetzgeber
andeln müssen, um das gewünschte Ziel zu erreichen:
issbrauch verhindern, aber die im Grundsatz wün-

chenswerte Zeitarbeit weiterhin ermöglichen. Das ist
nser Kurs.

Ich will etwas zum Thema Mindestlohn sagen. Wir
aben anders als die SPD, die wenige Monate nach dem
egierungswechsel so tut, als sei sie nie in Regierungs-
erantwortung in Deutschland gewesen,






(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb

(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Ach, hören Sie doch auf, Herr Kolb!)


gesagt: Wir müssen den Übergang von einer Großen Ko-
alition auf eine bürgerliche Koalition verantwortlich
handhaben. Wir haben Regelungen gefunden, wie wir
vorgehen wollen. Für den Bereich des Arbeitnehmer-
Entsendegesetzes und des Mindestarbeitsbedingungsge-
setzes gibt es eine klare Verabredung in der Koalition,
die besagt: In den Branchen, die derzeit in § 4 Arbeit-
nehmer-Entsendegesetz aufgeführt sind, gibt es den kla-
ren Weg, mit einem einstimmigen Votum neue Mindest-
löhne zu vereinbaren. Sie werden feststellen, dass die
Zeitarbeit in § 4 nicht enthalten ist. Deswegen stellt sich
die Frage, wie man in diesem Bereich vorgeht.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ja, aufnehmen!)


– Herr Heil, im Moment gibt es bei nahezu hundertpro-
zentiger Tarifbindung im Bereich der Zeitarbeit für uns
keinen Handlungsbedarf.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das sind Scheintarifverträge! Das ist doch Quatsch! Sehen Sie sich die Tarifverträge an!)


Die Frage, die sich mit Blick auf die Freizügigkeit,
die in Europa entsteht, stellt, lautet: Wird Handlungsbe-
darf entstehen? Diese Frage muss man prüfen und disku-
tieren. Das werden wir tun und dann entscheiden. Aber
die Behauptung, dass es derzeit einen zwingenden Be-
darf für einen Mindestlohn im Bereich der Zeitarbeit
gibt, ist aus unserer Sicht nicht zu halten.

Zum Schluss möchte ich zum Thema Hartz IV, spe-
ziell zur Organisation, Folgendes ausführen. Wir ste-
hen auf dem Boden der Koalitionsvereinbarung. Das ist
keine Frage. Das heißt: Absicherung der Optionskom-
munen, getrennte Aufgabenwahrnehmung in den übri-
gen, keine Grundgesetzänderung. Aber ich denke, es ist
der Anstrengungen aller Edlen wert, sich zu fragen, ob
ohne Grundgesetzänderung möglicherweise mehr drin
ist. Ich sage das vor dem Hintergrund des Gutachtens
von Professor Henneke, das dieser vor wenigen Tagen
vorgelegt hat. Es macht für den Landkreistag deutlich,
dass es vorstellbar ist, dass man allen Kommunen, die
optieren wollen, ein solches Angebot macht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist zunächst einmal eine Meinungsäußerung unter
vielen in diesem Bereich, aber ich finde, wir sollten das
zum Anlass nehmen, noch einmal drüberzugucken. Wir
sind jedenfalls nicht dogmatisch festgelegt, nach dem
Motto „Was einmal geschrieben ist, muss für alle Zeit
gelten“. Vielmehr sind wir der Meinung, dass Neuent-
wicklungen möglicherweise die Chance für neue Lösun-
gen bieten. Das werden wir prüfen. Wir werden uns al-
lerdings nicht auf ein fadenscheiniges Angebot der SPD
einlassen. Ich habe den Eindruck, dass mit Ihren Worten,
Sie seien bereit, eine Verfassungsänderung mitzutragen,
nichts anderes gewollt ist, als die Regierung aufs Glatt-
eis zu führen.


(Widerspruch bei der SPD – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das haben wir schon vorge S w g r l d t H m F k b m a g s d E l W g b r d s o h v H t k r g k D d b S l W s (C (D schlagen, als wir noch an der Regierung waren, Herr Kollege!)


ie werden sich am Ende nicht bereitfinden, das Not-
endige mitzumachen, Herr Heil. Deswegen sind wir
ut beraten, uns an dieser Stelle auf das zu konzentrie-
en, was wir aus eigener Kraft realisieren können, näm-
ich die einfachgesetzliche Regelung bei weitestgehen-
er Ausschöpfung des vorhandenen Rahmens.

In diesem Sinne freue ich mich auf die weiteren Bera-
ungen mit Ihnen im Ausschuss, aber auch, was den
aushalt anbelangt, und bedanke mich für Ihre Auf-
erksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701602800

Die Kollegin Katja Kipping hat nun das Wort für die

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701602900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ein zu-

unftsorientierter Haushalt müsste an den zentralen Pro-
lemen unserer Gesellschaft ansetzen. Zu diesen Proble-
en gehört einerseits die Erosion der Demokratie und

ndererseits, dass immer mehr Menschen sozial ausge-
renzt werden. Wir haben also einen doppelten Not-
tand, einen demokratischen und einen sozialen.

Zur Erosion der Demokratie gehört unter anderem,
ass die Möglichkeiten, in diesem Land auf politische
ntscheidungen Einfluss zu nehmen, sehr unterschied-

ich verteilt sind.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Richtig!)


er viel Geld hat, hat viel Einfluss, sei es durch großzü-
ige Spenden, mit denen man politische Entscheidungen
eeinflusst, sei es durch Lobbyisten, die in den Ministe-
ien gleich an den Gesetzen mitschreiben, oder sei es da-
urch, dass man Institute finanzieren kann und deren
cheinbar unabhängige Fachleute in Talkshows reden,
hne dass im Untertitel steht: sponsored by. Wer arm ist,
at all diese Möglichkeiten nicht. Erwerbsloseninitiati-
en bleiben sogar dann außen vor, wenn die Höhe der
artz-IV-Regelleistungen festgelegt wird, also das Exis-

enzminimum. Wer auf Hartz IV angewiesen ist, der
ann noch nicht einmal alle demokratischen Grund-
echte wahrnehmen, weil für Bezieher des Hartz-IV-Re-
elsatzes die Monatskarte für den öffentlichen Nahver-
ehr einfach nicht drin ist. Wir können also festhalten:
emokratischer und sozialer Notstand verstärken einan-
er.

Dieser Entwicklung setzt die Linke ein anderes Leit-
ild entgegen: Wir halten es mit dem demokratischen
ozialstaat; denn wir gehen davon aus, dass es ein sozia-

es Grundrecht auf Teilhabe gibt.


(Beifall bei der LINKEN)


er es ernst meint mit der Demokratie, der muss sicher-
tellen, dass keiner ausgegrenzt wird.






(A) )



(B) )


Katja Kipping
Was nötig wäre, ist ein Gipfel für Demokratie und
soziale Grundrechte. Zu diesem Gipfel sollten alle ver-
antwortungsbewussten gesellschaftlichen Kräfte einge-
laden werden, vor allen Dingen diejenigen, die die
Suppe am Ende auslöffeln müssen, also die Betroffenen.

Zum sozialen Notstand gehört auch, dass der Hartz-
IV-Regelsatz weit unter der offiziellen Armutsgefähr-
dungsgrenze liegt. Herr Kolb, leider verhindern soziale
Transfers in unserem Land nicht Armut. Die Armutsge-
fährdungsgrenze ist keine Größe, die wir Linke uns ein-
fach ausgedacht haben. Es gibt zum Beispiel einen
Bericht zur Bekämpfung von Armut und eine Entschlie-
ßung des Europäischen Parlaments aus dem Jahr 2008.
Darin bekennt sich das Europäische Parlament klar zu
dem Ziel, dass in keinem europäischen Land ein Mensch
unter diese Armutsgrenze fallen darf. Die Berichterstat-
terin war übrigens Gabi Zimmer. Aber auch alle Sozial-
demokraten und große Teile der CDU im EP haben dem
zugestimmt.

Diese Armutsgefährdungsgrenze liegt in unserem
Land bei 913 Euro. Der Hartz-IV-Regelsatz liegt, wenn
man von durchschnittlichen Kosten der Unterkunft aus-
geht, bei rund 650 Euro. 913 Euro zu 650 Euro – es ist
offensichtlich, dass hier eine große Lücke klafft. Deswe-
gen sagt die Linke: Der Regelsatz von Hartz IV muss
dringend auf 500 Euro angehoben werden, und das wäre
auch zu finanzieren, wenn wir einfach eine Börsenum-
satzsteuer einführen würden.


(Beifall bei der LINKEN)


Selbst das ohnehin niedrige Arbeitslosengeld II wird
heutzutage noch gekürzt. So sieht es § 31 SGB II vor. Es
gibt ein breites gesellschaftliches Bündnis für die Ein-
führung eines Sanktionsmoratoriums. Eine der Initiati-
ven, die dieses Bündnis mit ins Leben gerufen hat, hat in
einer sehr beeindruckenden Broschüre, die ich Ihnen zur
Lektüre empfehlen möchte, Fälle von Sanktionen zu-
sammengestellt.

Da gibt es zum Beispiel den Fall eines Industriekauf-
manns, dem einfach ein Drittel des Arbeitslosengeldes II
gestrichen wurde, mit dem Vorwurf, er hätte die Auf-
nahme eines 1-Euro-Jobs vereitelt. Was ist wirklich pas-
siert? Er bekam den Auftrag, sich bei einem Träger zu
bewerben. Da er diesen Träger telefonisch mehrmals
nicht erreicht hat, hat er sich schriftlich beworben. Das
ist alles nachweisbar. Da aber im Bescheid stand, dass er
sich telefonisch oder persönlich melden soll, hat man
ihm unterstellt, die Aufnahme des 1-Euro-Jobs vereitelt
zu haben. Er hat immer wieder versucht, den Fall aufzu-
klären und seine Sachbearbeiter zu erreichen. Erfolglos,
all seine Anrufe landeten in der Endstation Callcenter.

Noch schlimmer erging es Wolfgang Dinse. Das ist
ein Analphabet aus Greifswald. Über ihn wurde kürzlich
in der ARD berichtet. Er hatte von Anfang an darauf hin-
gewiesen, dass er Analphabet ist. Da er als Analphabet
keine Bewerbungsschreiben verfassen konnte, hat man
ihm fehlende Mitwirkung unterstellt und für neun
Monate das Arbeitslosengeld II komplett entzogen. Er
konnte seine Miete nicht zahlen und wurde wohnungs-

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(C (D os. Die Betreuung durch das Jobcenter bedeutete für ihn ndstation Obdachlosenheim. Deswegen sagt die Linke: Dieser Sanktionsaragraf 31 des SGB II gehört abgeschafft. as Sanktionsregime Hartz IV verstößt gegen die Menchenrechte. Während Roland Koch meint, er müsse um Arbeitszwang aufrufen, sagen wir als Linke: Das ist ine altbekannte Masche. Hier wird der Boden für weiere Kürzungen vorbereitet. Hier bekommen wir einen orgeschmack auf das, was nach den NRW-Wahlen roht. Sie wollen die Kosten der Krise am Ende offenichtlich auf die Ärmsten abwälzen. Wir als Linke gehen inen anderen Weg. Wir meinen: Die Kosten der Krise üssen diejenigen tragen, die sie verursacht haben. Herzlichen Dank. Max Straubinger hat nun für die CDU/CSU-Fraktion as Wort. Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! ch glaube, dass in dieser Haushaltsdebatte sichtbar ird – Kollege Kolb hat es ja nochmals dargestellt –, ass dies vor allen Dingen ein Haushalt ist, der auch in er Krisenzeit mit einer großen sozialen Verantwortung ür die Menschen in unserem Land gespickt ist. ir können stolz darauf sein, dass fast 54 Prozent des aushaltsvolumens für soziale Leistungen des Arbeitsarktes, der Rentenversicherung, des Gesundheitssys ems und für die Familienunterstützung einschließlich indergeld vorgesehen sind. Diese Ausgaben sind sozu agen die mitbestimmenden Tangenten. Dies alles ist natürlich nur möglich, wenn die entsprehenden wirtschaftlichen Grundlagen gegeben sind. Von en Vorrednern der Opposition ist unser Wachstumsbechleunigungsgesetz, das wir in der neuen Regierung ereits im Dezember letzten Jahres verabschiedet haben, ielfältig kritisiert worden. Dieses Gesetz ist letztendlich ie Grundlage dafür, dass unser Sozialstaat weiterhin so eistungsfähig bleibt. Denn aufgrund dieses Gesetzes erden Arbeitsplätze geschaffen, werden sozialversiche ungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse entstehen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701603000

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1701603100

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Da das Wachstumsbeschleunigungsgesetz hier klein-
ich kritisiert wird, möchte ich darauf hinweisen, dass
er Großteil der darin vorgesehenen Maßnahmen zu-
unsten der Familien ist.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche Familien?)







(A) )



(B) )


Max Straubinger
Ich glaube, niemand in diesem Haus möchte die fami-
lienpolitischen Leistungen schmälern. Im Gegenteil:
Man sollte sie mit ausbauen. Darüber hinaus ist es wich-
tig, dass Unternehmungen durch veränderte Abschrei-
bungsbedingungen bessergestellt werden. Damit werden
die Grundlagen für zukünftige Investitionen gelegt. So-
mit entsteht ein wichtiger Baustein für die soziale Siche-
rung unserer Menschen. Das kann man nicht trennen.

In diesem Hohen Haus haben wir uns bereits ausführ-
lich mit dem Umfang der sozialen Sicherung für die
Menschen auseinandergesetzt. Die Opposition ist natür-
lich immer gerne bereit, das Füllhorn noch größer zu
machen, als es gegenüber der Allgemeinheit, gegenüber
den Steuerzahlern verantwortbar ist. Dafür habe ich
durchaus Verständnis. Auch heute wurden wieder viele
Forderungen gestellt. Vor allen Dingen sind die Sätze,
die dem Arbeitslosengeld II zugrunde liegen, kritisiert
worden. Meine Vorrednerin hat diese kritisiert, und auch
von Herrn Bonde wurde eine Erhöhung angesprochen.
Ich möchte darstellen, was eine Erhöhung der Sätze be-
deuten würde. Wir haben eine umfangreiche soziale Si-
cherung für die Menschen – das ist richtig und gut –,
aber ein Lohnabstandsgebot muss in diesem Zusam-
menhang gegeben sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gibt es doch!)


Es kann nicht nur um hohe Leistungen gehen, sondern
das gehörige Lohnabstandsgebot muss auch gegeben
sein.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Guter Lohn für gute Arbeit! Das war unser Vorschlag!)


Die Frau Bundesministerin wurde in einer Fernseh-
sendung am vergangenen Sonntag mit einer Familie
konfrontiert. Es ist sicherlich bedauerlich, wenn eine Fa-
milie mit drei Kindern auf die Leistungen des Sozialstaa-
tes mit angewiesen ist.

Ich glaube aber, dass es trotzdem wichtig ist, darauf
hinzuweisen, dass eine fünfköpfige Familie eine Netto-
leistung von ungefähr 2 500 Euro erhält. Über die nor-
male Geldleistung hinaus werden die Kosten für Woh-
nung bzw. Unterkunft erstattet, der Staat leistet Beiträge
zur Rentenversicherung, und die Kosten für Gesund-
heitsleistungen werden übernommen. Im Vergleich zum
Einkommen des Durchschnittsverdieners ist das sehr
viel. Wie das Statistische Bundesamt ermittelt hat, liegt
der Durchschnittsverdienst bei 3 300 Euro brutto, wäh-
rend eine fünfköpfige Familie mit einem Ernährer bzw.
einer Ernährerin ein Nettoeinkommen von rund 2 500
bis 2 600 Euro erzielt.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701603200

Herr Kollege Straubinger, – –


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1701603300

Das zeigt sehr deutlich: Wir erbringen bereits sehr

umfangreiche soziale Leistungen. Das kann man nicht
einfach abtun, indem man irgendwelche theoretischen

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(C (D ebilde vorträgt, wie es die Frau Kollegin vorhin getan at. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701603400

Nun möchte die Frau Kollegin Kipping Ihre Redezeit

erne durch eine Zwischenfrage verlängern.


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1701603500

Dann bedanke ich mich bei der Frau Kipping.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701603600

Bitte schön.


Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701603700

Gern geschehen, Herr Straubinger. – Sie haben das

ohnabstandsgebot angesprochen. Darüber kann man
nterschiedlicher Meinung sein. Nehmen wir aber ein-
al an, wir fänden das Lohnabstandsgebot sehr wichtig.

Ich möchte Sie fragen: Teilen Sie meine Auffassung,
ass es zwei Möglichkeiten gibt, das Lohnabstandsgebot
inzuhalten? Eine Möglichkeit ist, immer dafür Sorge zu
ragen, dass die sozialen Leistungen möglichst niedrig
usfallen, damit sie unter jedem Dumpinglohn liegen.
ie zweite Möglichkeit, das Lohnabstandsgebot einzu-
alten, besteht darin, dafür zu sorgen, dass die Löhne so
och ausfallen, dass man auch die Höhe der sozialen
eistungen armutsfest gestalten kann.


(Beifall bei der LINKEN)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1701603800

Frau Kollegin Kipping, es kann natürlich nicht Ziel

nd Zweck sein, die Löhne staatlich festzulegen.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mindestlöhne! – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Eine Untergrenze!)


s gab in Deutschland einmal ein System, in dem die
öhne staatlich festgelegt worden sind.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gnade, Herr Straubinger! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Und was sagen Sie zur Situation in den USA? – Zurufe von der SPD: Oh! Oh! – Nicht das schon wieder!)


ch habe nicht den Eindruck, dass die Arbeitnehmerin-
en und Arbeitnehmer dort bessergestellt waren.

Ihre Forderung nach Einführung eines Mindestlohns
at überhaupt nichts mit der sozialen Sicherung der
enschen zu tun. Hinzu kommt, dass es zur Höhe des
indestlohns unterschiedlichste Vorstellungen gibt: Die

inen fordern 7,50 Euro pro Stunde, Sie gehen mit Ihrer
orderung sogar noch etwas weiter. Geht man von einer
0-Stunden-Woche aus, würde aber selbst die Höhe des
indestlohns, die Sie fordern, nicht ausreichen, um eine

amilie mit drei Kindern zu ernähren.






(A) )



(B) )


Max Straubinger

(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch eine statistisch völlig schräge Konstruktion!)


Hier sind wir auf staatliche Unterstützung angewiesen.
Deshalb ist das bestehende Transfersystem sehr sinnvoll.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701603900

Kollege Straubinger, möchten Sie noch eine letzte

mögliche Zwischenfrage, diesmal vom Kollegen Heil,
beantworten?


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1701604000

Da kann ich nicht widerstehen.


(Zurufe von der SPD: Oh! Oh!)



Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1701604100

Ich danke Ihnen. Ich nehme es Ihnen nicht übel, dass

Sie das nicht können. – Ich danke auch Ihnen, Herr Prä-
sident, für Ihre Großzügigkeit.

Herr Kollege Straubinger, angesichts Ihrer Gleichset-
zung von Mindestlöhnen und kommunistischen Plan-
wirtschaften frage ich Sie: Halten Sie Großbritannien
und 22 andere europäische Staaten, in denen es einen
Mindestlohn gibt, auch für kommunistische Planwirt-
schaften?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Katja Kipping [DIE LINKE])



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1701604200

Herr Kollege Heil, Sie wissen haargenau, dass in Eng-

land und anderen Ländern andere Verhältnisse herrschen


(Lachen bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Ja, die sprechen englisch!)


und die staatlichen Fürsorgeleistungen bei weitem nicht
so umfassend ausgebaut sind wie in Deutschland.


(Jörg van Essen [FDP]: Genau so ist es nämlich!)


Deshalb verbieten sich solche Vergleiche.


(Katja Kipping [DIE LINKE]: Sie haben wirklich keine Ahnung!)


Ich glaube, dass wir in Deutschland mit der Tarifautono-
mie bisher sehr gut gefahren sind. Wir stehen für starke
Gewerkschaften, genauso aber auch für starke Arbeitge-
berverbände.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Sie sollten ab und zu mal über den eigenen Tellerrand schauen! Die Welt ist größer als Bayern!)


Werte Damen und Herren, auch in dieser Woche
wurde immer wieder darüber diskutiert, welche Sank-
tionsmöglichkeiten es gibt und was man tun kann, da-

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(C (D it Menschen eine Arbeit annehmen. Frau Kollegin ipping, Sie haben vorhin zum Ausdruck gebracht, dass rundsätzlich jeder alimentiert werden sollte, auch ohne afür eine Leistung erbringen zu müssen. Das ist meines rachtens nicht sozial. Es gibt kein Recht auf Faulheit, rau Kipping. Vielmehr ist es so – das wird auch in der rbeitsgesetzgebung deutlich –, dass jeder Mensch, uch derjenige, der sozialamtlich alimentiert wird, alles aransetzen muss, seine Hilfsbedürftigkeit zu beenden. as ist letztendlich das Gebot des Sozialen, auch im inne der vielen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler und m Sinne der Beitragszahlerinnen und Beitragszahler, die nsere sozialen Sicherungssysteme finanzieren. Ich bin berzeugt, dass diese Bundesregierung die richtigen egmarken setzen wird, um weiterhin zu großer sozialer icherheit für die Menschen einen Beitrag zu leisten. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701604300

Die Kollegin Anette Kramme hat jetzt für die SPD-

raktion das Wort.


Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1701604400

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kollegen und

olleginnen! Lieber Herr Straubinger, Sie haben gesagt,
n den Ländern, in denen Mindestlöhne existieren, wür-
en andere soziale Verhältnisse herrschen als in der Bun-
esrepublik Deutschland. Darf ich Sie fragen: Ist Ihnen
ekannt, dass wir aufgrund Ihrer Politik im Niedriglohn-
ektor mittlerweile bedauerlicherweise eine Situation
hnlich der in den USA haben?


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Sind Sie schon einmal da gewesen? Haben Sie sich das schon einmal angeguckt? – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Der Niedriglohnsektor, der von SPD und Grünen eingeführt wurde?)


Meine Damen und Herren, wir alle wissen: Die Zeiten
ind schwierig. Haushaltspolitik kann aber nur dann
unktionieren, wenn alle politischen Bereiche voraus-
chauend und vernünftig handeln. Das gilt für den Bun-
eshaushalt in gleicher Weise wie für den Gemeinde-
aushalt, für den Bundeshaushalt vielleicht sogar noch
in klein wenig mehr. Es muss darum gehen, präventiv
u handeln, damit Einschnitte in das Sozialsystem und
oziale Härten vermieden werden können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Leider ist es manchmal so – in Zeiten wie diesen
mso häufiger –, dass die Unvernunft das politische
andeln beherrscht. Manchmal kann man nicht sicher

ein, ob etwas einfach nur töricht oder bösartig ist.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Hallo?!)


in Schelm, wer Böses dabei denkt, dass Sie aktuell
icht präsentieren, was Sie künftig an Einsparungen vor-
ehmen wollen. Das würde uns alle sehr interessieren.






(A) )



(B) )


Anette Kramme
Offensichtlich ist es so, dass wir noch bis nach der Wahl
in Nordrhein-Westfalen warten müssen,


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das musste mal wieder gesagt werden, was? Das ist heute ja noch gar nicht gesagt worden!)


bis Sie die Katze, nein, besser: den Knüppel aus dem
Sack lassen.


(Beifall bei der SPD – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Hallo?!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, über Maggie Thatcher
erzählte man sich ein Gerücht.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Und dieses Gerücht verbreiten Sie hier?)


Man sagte, sie könne nichts Soziales sehen, ohne mit ih-
rer Handtasche darauf einzuprügeln. Ich frage mich: Wo
schlagen Sie zu, wen trifft Ihre Handtasche? Wir hören
an der einen oder anderen Stelle Andeutungen: Herr
Barthle von der Union fordert, dass die Beitragssätze zur
Arbeitslosenversicherung enorm heraufgesetzt werden.
Frau Homburger sagt: Kürzungsmöglichkeiten bei der
Bundesagentur für Arbeit.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wenn das das Programm der SPD ist, wird die SPD demnächst unter 15 Prozent liegen!)


Kommen wir zunächst zu den Beiträgssätzen bei der
Arbeitslosenversicherung. Sie wissen genau, dass diese
Wirtschaftskrise, was den Arbeitsmarkt angeht, mindes-
tens bis zum Jahr 2013 dauern wird. Wenn Sie den Ar-
beitslosenversicherungsbeitrag stark erhöhen, werden
Sie jeden Beschäftigungsaufschwung abwürgen; das
sieht sogar die FDP so. Vor allen Dingen: Es wäre zu-
tiefst sozial ungerecht, wenn Sie die Beitragssätze zur
Arbeitslosenversicherung heraufsetzen würden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das würde nämlich bedeuten, dass Geringverdiener die
Steuerentlastungen für Hoteliers finanzierten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Früher hatte der Steinmeier bessere Leute um sich!)


Meine Damen und Herren, es ist allgemein bekannt,
dass der Koalition, vor allen Dingen Herrn Niebel,


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Herr Minister Niebel!)


die Bundesagentur für Arbeit nicht sonderlich liegt. Ich
sage aber: Es ist unvernünftig, die Instrumente der ak-
tiven Arbeitsmarktpolitik gedankenlos zusammenzu-
streichen.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Nicht gedankenlos!)


Zum einen haben wir mit einer vernünftigen Arbeits-
marktpolitik in den letzten Jahren erreichen können, dass
die Zahl der Arbeitslosen enorm gesunken ist, zum ande-
ren haben wir erst vor einem Jahr eine Straffung bei den
Instrumenten vorgenommen.

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(C (D (Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Aha! Das hat die SPD nämlich auch schon einmal gemacht!)


ch denke, es ist nur fair und sinnvoll, wenn wir zunächst
inmal evaluieren und dann darüber nachdenken,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber ohne Ergebnis! – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Was Sie denken, ist eine Drohung!)


b weitere Handlungen erforderlich sind.

Zum Thema Kurzarbeit. Wer hat’s erfunden? Sie alle
ennen den hübschen Spruch der Ricola-Werbung. Olaf
cholz war’s.


(Olaf Scholz [SPD]: Wer kennt denn Scholz?)


s ist eine komplett falsche Politik, in der Wirtschafts-
rise die Bedingungen für das Kurzarbeitergeld zu ver-
chlechtern. Es gibt Betriebe, die bereit sind, auch im
ritten Jahr ihre Mitarbeiter zu behalten und dafür ihre
igenkapitalbasis anzugreifen. Es wird Unternehmen
eben, die erst jetzt in die Kurzarbeit müssen, weil sie
urch die wirtschaftlichen Umstände dazu gezwungen
ind. Es ist nicht einsichtig, wenn diese Betriebe, die
norm schlechte Bedingungen hinzunehmen haben, jetzt
on Kürzungen beim Kurzarbeitergeld betroffen sind.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Es gibt keine Kürzungen!)


Davon abgesehen ist Kurzarbeitergeld wesentlich bil-
iger als Arbeitslosengeld. Im Regelfall ist nur ein Drittel
er Arbeitszeit Kurzarbeit. Also geht es auch nur darum,
ass staatliche Finanzierung für ein Drittel des Lohnes
ingreift.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Woher wissen Sie das alles? – Gegenruf des Abg. Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Es gibt Leute, die kümmern sich! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Die Ahnung haben!)


Ein weiteres Thema ist der Niedriglohnsektor. Sie
aben uns in Ihrem Koalitionsvertrag dargelegt, dass Sie
ine konsequente Politik der Ausdehnung des Niedrig-
ohnsektors betreiben wollen.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Sie reden konsequent Unfug, Frau Kollegin! – Beifall bei der FDP – Gegenruf des Abg. Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Na, na, na!)


s ist unvernünftig, sich gegen Mindestlöhne zu stellen,
ie Sie es tun. Mit Mindestlöhnen in einer Höhe von
,50 Euro pro Stunde könnten wir allein bei den Aufsto-
kern circa 1,5 Milliarden Euro einsparen. Was Sie mit
en Hinzuverdienstgrenzen machen, ist völlig unklar.
as soll das? Dies bedeutet nur eines: Es sind mehr Be-

ieher von Arbeitslosengeld II möglich, und vor allen
ingen ist es möglich, dass mehr Unternehmen Lohn-
umping betreiben. Ergebnis ist die Ausdehnung des
iedriglohnsektors, was für den gesamten Haushalt in-
onsequent und unvernünftig ist.






(A) )



(B) )


Anette Kramme

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Frau Kollegin, Ihre Zeit ist um!)


Frau von der Leyen, Sie sagen immer, dass Sie sich
für Frauen einsetzen. Aber was machen Sie im Bereich
der Minijobs? Eine Ausdehnung von 400 auf 600 Euro.
In den letzten Jahren haben wir sehr genau beobachtet,
was in diesem Sektor passiert ist. Unendlich viele Voll-
zeitarbeitsplätze sind gegen Minijobs ausgetauscht wor-
den. Auch dies belastet wegen der Aufstockung den
Haushalt.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701604500

Frau Kollegin, Sie denken an Ihre Redezeit?


Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1701604600

Ich komme zum Ende. – Wir beobachten, dass Sie

keinerlei Initiativen für eine Politik für Arbeitnehmer
zeigen. Wir können Ihnen eine Menge Ideen aufzeigen.
Werden Sie bei der Leiharbeit konsequent tätig, machen
Sie dort Equal Pay, nicht nur die schlappen Ansätze, die
Sie dort aufzeigen. Machen Sie etwas beim Arbeitneh-
merdatenschutz, und seien Sie mutig bei den Argen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701604700

Letzter Redner zum Einzelplan 11 ist der Kollege

Axel Fischer für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU):
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Kramme,
Sie haben eben von der Kurzarbeit gesprochen. Sie gab
es schon unter Konrad Adenauer; das will ich einmal
klarstellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Haushaltsentwurf, den wir heute diskutieren, ori-
entiert sich am Entwurf der Großen Koalition, sprich: an
dem damaligen Entwurf des Bundesfinanzministers
Steinbrück. Ich verstehe Ihre Aufregung hier überhaupt
nicht. Das haben Sie damals mitgetragen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sie verstehen vieles nicht! – Georg Schirmbeck [CDU/ CSU]: Wer ist Steinbrück?)


Der Entwurf steht damit voll im Zeichen von Wachs-
tumsbeschleunigung und zielt im Wesentlichen auf eine
Ankurbelung unserer Wirtschaft ab. Das ist auch gut so.

Schon in der letzten Legislaturperiode wurden unter-
stützende Maßnahmen ergriffen, die die neue Bundesre-
gierung durch weitere wachstumsstärkende Maßnahmen
ergänzt hat. All dies spiegelt sich im Entwurf 2010 in der
Höhe der Nettokreditaufnahme wider. Die Überwindung
der Wirtschafts- und Finanzkrise und ihrer Symptome ist
nur mit wirtschaftlichem Wachstum möglich; mit Sparen
allein ist noch niemand reich geworden.

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(C (D Wir müssen zu einem Grundsatz zurückkommen: Es ann nur verteilt werden, was auch erwirtschaftet wird. ängerfristig, das heißt, mit Blick auf Generationengeechtigkeit und gerechte Entlohnung für Lebensleistung, uss das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts ohne onsum auf Pump verwirklicht werden. Der von Frau inisterin von der Leyen vorgelegte Haushaltsentwurf ür den Einzelplan 11 zeigt in die richtige Richtung: ,3 Prozent weniger als im ersten Entwurf. Insofern sind ir auf einem guten Weg. Daran werden wir weiter areiten. Des Weiteren haben wir gemeinsam mit Ihnen eine chuldenbremse ins Grundgesetz aufgenommen, die mit afür sorgen wird, dass der Haushalt auf einen guten eg kommt. ass aber in einer Zeit der Rezession eine sinkende Zahl on Menschen immer mehr Geld bezahlen muss, um ine zunehmende Zahl von Menschen zu finanzieren, ann auf Dauer nicht gut sein. Deshalb muss der Staat eine Ausgaben kritisch hinterfragen. Meine Damen und Herren, eine Steuersenkung ürde sich nach Erkenntnissen des wirtschaftspoliti chen Chefberaters von Präsident Barack Obama mit eiem Faktor von 1,2 bis 1,5 positiv auf das wirtschaftlihe Wachstum auswirken. Vor diesem Hintergrund ist es lar und richtig, dass wir an dem Vorhaben einer Steuereform mit Entlastungen festhalten, um unsere Wirtchaft wieder in Schwung zu bringen. s ist auch völlig richtig, dass unsere Bundeskanzlerin ngela Merkel mit Guido Westerwelle und Horst eehofer das vor wenigen Tagen noch einmal klargetellt hat. Herr Steinmeier – es ist schön, dass Sie da sind –, Sie ollten sich eines merken: Dafür, dass die Menschen imer besser leben, wie Sie gestern gesagt haben, ist nicht llein der Staat zuständig. (Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Das müssen Sie gerade sagen, Herr Fischer!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Sehr gut!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


hre gestrige Aussage unterstreicht lediglich Ihren Hang
ur fortwährenden Umverteilung. Mehr Umverteilung
ührt nicht zu mehr Wohlstand. Der Kuchen wird da-
urch nicht größer.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: So ist es!)


Meine Damen und Herren, wir kommen im Sozialbe-
eich an einer Überprüfung von Leistungen nicht vor-
ei. Auch auf die Personal- und Sachmittel werden wir
m Rahmen der Haushaltsberatungen ein besonderes Au-
enmerk richten und dabei konsequent spezifische Stel-
eneinsparungen prüfen.

Bei der Suche nach Einsparpotenzialen müssen wir
uch die Bundesagentur für Arbeit genau in den Blick






(A) )



(B) )


Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land)

nehmen. Der Chef der Bundesagentur für Arbeit Frank-
Jürgen Weise selbst hat kürzlich im Focus gesagt – ich
zitiere –:

40 Prozent unserer Arbeitsmarktsprogramme füh-
ren zu einer dauerhaften Beschäftigung. 60 Prozent
der Mittel sind also nicht sofort wirksam. Das muss
besser werden.

Wo er recht hat, hat er recht. Ob es allerdings Einsparpo-
tenziale in Milliardenhöhe gibt, wie manche meinen,
wage ich sehr zu bezweifeln.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Da haben Sie recht, Herr Fischer!)


Dies müssen wir im Rahmen der Haushaltsberatungen
überprüfen.

Eines ist klar: Wir wollen nicht, dass das Sozialsys-
tem als soziale Hängematte verstanden wird. Wir wol-
len, dass unser Sozialsystem als Sprungbrett zurück in
den Arbeitsmarkt verstanden wird. Solidarität ist keine
Einbahnstraße.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Nur so geht es!)


Es macht mich betroffen, wenn ich aus meinem Wahl-
kreis Briefe bekomme, in denen mir Menschen schrei-
ben, dass sie ihren Arbeitsplatz verloren haben, weil das
Unternehmen, in dem sie jahrzehntelang beschäftigt
waren, aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise insol-
vent geworden ist. Diese Menschen verdienen unsere
Solidarität.

Aber es ärgert mich, wenn ich von Menschen höre,
die Hartz IV beziehen, nebenher schwarz dazuverdienen
und dadurch mehr Einnahmen haben als ein Geringver-
diener. Diese Menschen haben unsere Solidarität nicht
verdient. Auch das muss man an dieser Stelle anspre-
chen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb ist es gut, dass wir in Deutschland derzeit eine
Gerechtigkeitsdebatte führen, in die solche Punkte mit
hineingehören.

Im vorliegenden Haushaltsentwurf hat die Bundesre-
gierung mit erhöhter Arbeitslosigkeit als Folge der Wirt-
schafts- und Finanzkrise gerechnet. Neben den steigen-
den Kosten für das Arbeitslosengeld II verursachen mehr
Arbeitslose auch höhere Verwaltungskosten. Das dafür
notwendige Geld muss bereitgestellt werden; denn wir
können und wollen die Arbeitslosen nicht im Regen ste-
hen lassen. Unser Ziel ist es, sie möglichst zeitnah wie-
der in Arbeit zu bringen. Dieser finanzielle Mehrauf-
wand soll und wird aber nach meiner festen
Überzeugung nicht von Dauer sein; denn die Arbeitslo-
sigkeit wird wieder sinken. Dafür wollen wir alles tun.
Wenn unsere Politik für Wachstum und Beschäftigung
Erfolg haben wird – davon bin ich überzeugt –, dann
wird der Verwaltungsaufwand für die Verwaltung von
Arbeitslosen in absehbarer Zeit sinken. Dies ist der
Grund, warum die Einrichtung neuer dauerhafter Ar-
beitsplätze in der Arbeitslosenverwaltung nicht unbe-

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(C (D ingt der Weisheit letzter Schluss ist. Auch das werden ir im Rahmen der Haushaltsberatungen debattieren üssen. ch freue mich auf eine angeregte Debatte zu diesem hema. Danke sehr. Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bunesministeriums für Wirtschaft und Technologie, inzelplan 09. Ich erteile das Wort dem Bundesminister für Wirt chaft und Technologie, dem Kollegen Brüderle. Rainer Brüderle, Bundesminister für Wirtschaft und echnologie: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das achstum in Deutschland ist zurückgekehrt. Der Welt andel hat seine Lethargie überwunden, vor allem dank er Dynamik in Teilen Asiens. Davon profitiert die Exortnation Deutschland. Die Auftragsbücher füllen sich llmählich wieder. Die Zuversicht kehrt zurück. Aber ich öchte auch klar sagen: Wir werden noch zwei bis drei ahre brauchen, bis wir das Wohlstandsniveau von 2008 ieder erreicht haben. Es gibt jedoch ermutigende Signale. Der Arbeitsarkt ist erstaunlich robust. Von Horrorszenarien sind ir weit entfernt. Dank Kurzarbeit, vernünftiger Ab chlüsse der Tarifvertragsparteien auf dem Lohnmarkt nd flexibler Regelungen sind die befürchteten noch tärkeren Auswirkungen gottlob ausgeblieben. Die Netoreallöhne steigen das erste Mal seit fünf Jahren wieder n. Die Menschen haben also netto mehr im Geldbeutel. eshalb lautet mein Appell an die Tarifpartner: Handeln ie weiter so verantwortungsvoll! Es geht zuerst um die icherung von Beschäftigung. Daher sind maßvolle Taifabschlüsse wichtig. Überzogene Lohnforderungen geährden das zarte Konjunkturpflänzchen, zumal weitere ntlastungen von der Steuerseite kommen. Wir legen den ersten Entwurf eines Bundeshaushalts er liberal-christlichen Koalition vor. Er steht im Zeihen des historischen Wachstumseinbruchs aus dem etzten Jahr. Die Bewältigung der Wirtschaftskrise rechtertigt die enorme Neuverschuldung. Wir müssen den ahmen weiter richtig setzen. Ab dem nächsten Jahr rauchen wir eine Exit-Strategie. Das heißt: Raus aus er massiven Beteiligung des Staates, runter mit den usgaben, runter mit der Staatsverschuldung! Der neuen Regierung geht es um Wachstum, Leistung nd Beschäftigung. Wir wollen Deutschland in die gerdneten Bahnen der sozialen Marktwirtschaft zurückühren. Als Erstes entlasten wir die Familien mit Kinern. Hart arbeitende Mütter und Väter bekommen netto Bundesminister Rainer Brüderle mehr. Sie haben es verdient. Familien sind Leistungsträger. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Für die Erhöhung des Kindergeldes sind 4,2 Milliarden Euro und für die Erhöhung des Kinderfreibetrags 0,4 Milliarden Euro etatisiert. So kann kein falscher Eindruck in der Diskussion entstehen. Die liberal-christliche Koalition hat zudem dafür gesorgt, dass im Erbrecht Bruder und Schwester nicht mehr wie Fremde behandelt werden. Familienmitglieder, die sogar über den Tod hinaus füreinander einstehen, sollen nicht durch den Fiskus bestraft werden. Steuerpolitik ist auch Gesellschaftspolitik. Bei der Steuerpolitik geht es nicht nur um konkrete Entlastungen. Es geht um das Verhältnis zwischen Staat und Bürger, zwischen Privat und Staat, zwischen eigenverantwortlicher Entscheidung und Kollektiventscheidung. Hier wollen wir eine andere Balance. (Beifall bei der FDP – Garrelt Duin [SPD]: Das befürchten wir!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701604800

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir wollen keinen sozialen Untertan. Wir wollen freie,
mündige Bürger. Die Menschen wissen selbst am besten,
was sie mit ihrem Geld machen wollen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wenn sie welches haben!)


Eine vernünftige Steuerpolitik ist auch immer Freiheits-
politik.

Eines ist allen in der Koalition klar: Wir werden spa-
ren müssen. Im Haushalt des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Technologie gibt es übrigens schon ein
leichtes Signal zur Konsolidierung. Gegenüber dem
ersten Regierungsentwurf sinkt das Volumen dieses Ein-
zelhaushalts leicht ab. Es ist aber auch klar: Wir werden
nicht den Versuch machen, über Steuererhöhungen den
Haushalt zu sanieren. Durch Wachstum sanieren und
durch Sanieren wachsen, das ist die Konsolidierungs-
strategie der Regierung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Steuersenkungen und Haushaltssanierung sind zwei
Seiten derselben Medaille.

Ohne Wachstum gibt es keine Konsolidierung. Aber
ohne Konsolidierung gibt es auch weniger Wachstum,
denn die Menschen müssen darauf vertrauen können,
dass die Entlastung nachhaltig ist und dass die Schulden
von heute nicht die Steuern von morgen sind. Deshalb
gehört beides zwingend zusammen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sozialdemokratische Finanzminister haben 250 Mil-
liarden Euro Schulden gemacht; da ist die Erblast aus
diesem Jahr noch nicht mitgerechnet. Zu oft wurde dabei
probiert, den Haushalt über Steuererhöhungen zu sanie-
ren. Gelungen ist es nicht.

Jetzt wärmt die SPD den alten Vorschlag einer Ver-
mögensteuer wieder auf. Sozialdemokraten wollen of-
fenbar an die Unternehmenssubstanz.

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(C (D Wir haben das Gegenteil gemacht. Wir haben die Beteuerung der Unternehmenssubstanz entschärft. Bei den nternehmenssteuern beseitigen wir die größten chnitzer. Ich nenne nur die Stichworte Zinsschranke nd Zurechnung bei der Gewerbesteuer. Auch die Erbchaftsteuer wird mittelstandsfreundlich verändert. Die oraussetzungen für eine steuerliche Verschonung des etriebsvermögens werden deutlich verbessert. Damit rleichtern wir den Betriebsübergang und die Erhaltung on Familienbetrieben, die gesellschaftspolitisch ganz esonders wichtig sind. All dies ist konkrete Politik für en Mittelstand. Der Mittelstand muss weiter investieren können. anchmal geht es derzeit um überlebensnotwendige Li uidität. Es darf keine Kreditklemme geben. Da sind zuächst die Banken in der Verantwortung. Das Wirtchaftsministerium hilft den Unternehmen mit dem irtschaftsfonds Deutschland. Der Fonds hat über 0 000 Unternehmen unterstützt. Das hat geholfen, 00 000 wettbewerbsfähige Arbeitsplätze zu sichern. a sind die Auswirkungen der KfW-Hilfen noch nicht itgerechnet. Damit wurden 700 000 Arbeitsplätze gesi hert. Über 50 Prozent der Kreditsummen entfallen auf ittelständische Unternehmen. Aber wir gehen noch weiter. Ich nenne das Stichwort reditmediator. Es wird aus dem Ansatz des Wirt chaftsministeriums ein Arbeitsstab finanziert; das ist ut angelegtes Geld. Der Mediator soll – die Franzosen aben gute Erfahrungen damit gemacht – zwischen beroffenen mittelständischen Unternehmen und Banken ermitteln. Er macht keine Kreditprüfung und vergibt uch keine Kredite, sondern soll Strukturen klären, helen, falsche Einschätzungen zu beseitigen, und damit ersuchen, das Aufkommen einer Kreditklemme zu verindern. Er soll ein unabhängiger Partner von Banken nd Unternehmen sein, der zwischen ihnen, zwischen ngebot und Nachfrage vermittelt. Ich bin übrigens erstaunt über die vereinzelte Kritik us Kreisen der SPD. Immerhin stand die Forderung ach einem Kreditmediator im Deutschlandplan des anzlerkandidaten. (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Aber mit Instrumenten! Nicht so!)


(Joachim Poß [SPD]: Quatsch!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Mit Staatsgeld!)


anchmal, Herr Heil, habe ich den Eindruck, dass Teile
er SPD in elf Wochen vergessen, was sie in elf Jahren
n Regierungspolitik in Deutschland gemacht haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Reden Sie nicht so einen Unsinn, Herr Brüderle!)


Der neue Haushalt des Wirtschaftsministeriums steht
nter der Überschrift „Zukunft, Technologie und Inno-
ation“. 2,3 Milliarden Euro fließen in die Technologie-
örderung. Wir geben mehr Geld für Forschung und Ent-






(A) )



(B) )


Bundesminister Rainer Brüderle
wicklung aus als für Kohlehilfe. Das ist etwas Neues in
Deutschland.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir investieren in helle Köpfe statt in dunkle Schächte.
Wir investieren in die Zukunft, nicht in die Vergangen-
heit.

Wenn Deutschland auch zukünftig an der Spitze sein
will, müssen wir unser Wachstumspotenzial steigern.
Darin liegt eine der strategischen Größen. Das Wachs-
tum des Produktionspotenzials ist mit 0,75 Prozent bis
1 Prozent in Deutschland zu niedrig; wir hatten früher
2 Prozent bis 3 Prozent. Das müssen wir steigern, denn
das ist die nachhaltige Perspektive. Da muss
Innovations- und Technologiepolitik ansetzen. Ich will
zwei Bereiche aus dem Wirtschaftsministerium exem-
plarisch ansprechen: die Informations- und Kommunika-
tionstechnologie sowie die Elektromobilität. Bei beiden
geht es um Vernetzung, Infrastruktur und neue Wert-
schöpfungsketten.

Das A und O bei der Informations- und Kommunika-
tionstechnologie ist der Breitbandausbau. Wir brau-
chen in allen Gewerbegebieten nicht nur gute Verkehrs-
anbindungen, sondern auch ein schnelles Internet.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Erwartungen an die Telekommunikationsunter-
nehmen sind entsprechend groß. Die weißen Flecken auf
der Breitbandlandkarte müssen beseitigt werden. Die
Bundesregierung flankiert hier mit Geld und auch da-
durch, dass sie durch ein Auktionsverfahren Frequenzen
für zusätzliche Angebote und Anwendungsmöglichkei-
ten freigibt. Daneben geht es um neue Möglichkeiten, in-
telligente Stromnetze zu nutzen. Das hat positive Aus-
wirkungen bis hin zum Klimaschutz. Für Informations-
und Kommunikationstechnologien sind 118 Millionen
Euro vorgesehen.

Elektromobilität ist das zweite Schwerpunktthema.
Deutschland hat das Automobil einst erfunden.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Baden-Württemberg!)


Wir müssen es neu erfinden, mit einer anderen Antriebs-
technologie. Die Elektromobilität ist der Ansatz dafür.
500 Millionen Euro werden für den Themenschwer-
punkt Mobilität bereitgestellt.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist zu wenig!)


Dabei geht es um weit mehr als um die Ersetzung des
Verbrennmotors durch den Elektromotor. Wir brauchen
neue Schnittstellen zwischen Stromnetzen und Autos.
Hier liegen große Chancen für unsere Industrie. Ich er-
warte hiervon einen weiteren Innovationsschub, durch
den viele Bereiche unterstützt würden.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Auto muss grün werden!)


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(C (D as Wirtschaftsministerium und das Verkehrsministeium werden in Kürze eine gemeinsame Geschäftsstelle lektromobilität eröffnen. Dadurch erhält dieses Thema usätzlichen Schwung. Das Ziel ist 1 Million Elektroahrzeuge in Deutschland im Jahr 2020. Mit Innovatioen und einer besseren Mittelstandstechnologie können ir gestärkt aus der Krise hervorgehen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lassen Sie mich aus aktuellem Anlass – ich denke an
ie heutige Presseberichterstattung – etwas zu unserem
onzept, das Wettbewerbsrecht zu novellieren und ihm
as Instrument der Entflechtung hinzuzufügen, sagen.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie etwas zur Post!)


nders als berichtet, wird diese Regelung für alle Bran-
hen der Wirtschaft gelten.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was machen wir mit der Post?)


as ist keine Regelung für einen Sektor, sondern gene-
ell ein letztes Mittel – die Amerikaner kennen den
Sherman Antitrust Act“ seit über 100 Jahren –, um
lare Signale zu setzen. Mit anderen Worten: Wenn es
eim „Monopoly“ zu toll getrieben würde, hätte die Ge-
einschaft ein Instrument, um korrigierenden Einfluss

uszuüben. Deshalb soll dieses Instrument in das Kar-
ellrecht aufgenommen werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lassen Sie mich eine weitere Anmerkung zur Ener-
iepolitik machen. Wir alle wollen in das Zeitalter der
egenerativen Energien eintreten, und zwar möglichst
chnell. Wir wollen über die Verlängerung der Laufzeit
on Kernkraftwerken als Brückentechnologie zusätzli-
he Mittel generieren, um diesen Umstieg schneller zu
ewerkstelligen. Mehr Gelder sollen in Forschung und
ntwicklung fließen, etwa in die Speichertechnologien.
ir werden die regenerativen Energien bei diesem Um-

au letztlich nur dann umfassend nutzen können, wenn
ir eine entsprechende Speichertechnologie haben. Der
ind weht nicht immer dann, wenn wir das Licht ein-

chalten. Deshalb ist hier ein weiterer Schwerpunkt zu
etzen. Dadurch sollen viele Sektoren befruchtet werden.

Das Ziel ist ambitioniert. Wir wollen bis zur Sommer-
ause Klarheiten haben. Im Herbst, spätestens Ende Ok-
ober, wollen wir ein Energiekonzept, das einen ganz-
eitlichen Ansatz verfolgt, vorlegen, was in elf Jahren
uvor nicht geschafft wurde: Weder die Große Koalition
och Rot-Grün haben ein solches Energiekonzept vorge-
egt. Es ist Zeit, ein solches Konzept vorzulegen: Auch
uf europäischer Ebene wird über die Erarbeitung eines
olchen Konzepts diskutiert. Deshalb muss das auf nati-
naler Ebene geklärt sein. Der Ansatz ist, zusätzliche
ittel zu generieren. Brückentechnologien brauchen
ir, weil wir nicht schnell genug über eine ausreichende
enge an Zukunftstechnologien verfügen können. Bis

ies der Fall ist, ist ein längerer Weg zu beschreiten. Das
iel – auch andere verfolgen es; das gebe ich zu – wird






(A) )



(B) )


Bundesminister Rainer Brüderle
schneller erreicht, wenn wir in dem geplanten Umfang
zusätzliche Mittel investieren.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Niemals! Langsamer! Glauben Sie mir!)


Ganz ohne Geld lassen sich Forschung und Entwicklung
nicht voranbringen.

Meine Damen und Herren, ich bitte Sie um Unterstüt-
zung meines Haushalts.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701604900

Der nächste Redner ist der Kollege Garrelt Duin für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1701605000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

glaube, wir alle erinnern uns an die vielen Auftritte des
Kollegen Brüderle hier, nachdem der Haushalt der frühe-
ren Wirtschaftsminister aufgerufen worden ist. Wir müs-
sen leider feststellen: Mit Blick auf seine immer wieder
gleichen Reden, die er hier über Jahre gehalten hat, ist
zwar ein Verlust an Originalität zu spüren, aber leider
kein Gewinn an inhaltlicher Schärfe oder Tiefe.


(Beifall bei der SPD)


Herr Brüderle, wir haben hier im Rahmen der Regie-
rungserklärung im November neun Minuten von Ihnen
gehört, ohne dass man hätte erkennen können, in welche
Richtung Ihre Politik eigentlich gehen soll. Das Gleiche
hat sich heute hier wiederholt. In den knapp 100 Tagen,
die Sie jetzt in diesem Amt sind, ist nichts von dem, was
Sie gemacht haben, als bleibender Wert in Erinnerung
geblieben. Eine Ausnahme: Sie haben in China die
Weinkönigin vorgestellt. Aber ich sage Ihnen ehrlich:
Genau das haben wir von Ihnen erwartet und gedacht.


(Beifall bei der SPD)


Herr Brüderle, Sie sind – dessen müssen Sie sich
langsam bewusst werden – der Wirtschaftsminister einer
der größten Industrienationen der Welt. Das ist kein Job
in Altersteilzeit für verdiente Landesminister. Das ist
hier nicht der Vorruhestand. Füllen Sie dieses Amt als
Wirtschaftsminister einer der wichtigsten Nationen auf
der Welt endlich aus! Fangen Sie damit an!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben in Ihrer Rede natürlich auf die soziale
Marktwirtschaft Bezug genommen. Völlig richtig! Lud-
wig Erhard als einer derjenigen, die die soziale Markt-
wirtschaft in unserem Land vorangebracht haben, wird
von Ihnen oft zitiert. Das, was Sie aber nicht verstehen,
Herr Brüderle, ist, dass Erhards Antworten immer auf
der Höhe der Zeit gewesen sind. Ich bin sicher, dass er
gerade deswegen heute andere Antworten geben würde;
denn die Zeiten haben sich radikal verändert. Die Zeiten

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(C (D ind nicht mehr die der 50er-Jahre. Das ist nicht mehr zu ergleichen. Der Einzige, der noch mit dem Politikvertändnis und mit den wirtschaftspolitischen Vorstellunen der 50er-Jahre unterwegs ist, ist dieser Minister. Ein bisschen nett zu den Leuten sein, ihnen jovial auf ie Schulter klopfen und sagen: Es wird so schlimm chon nicht kommen. Die Wirtschaft wird in der Wirtchaft gemacht. – Das ist das angestaubte Credo Ihrer olitik. Das ist im persönlichen Umgang – das will ich usdrücklich sagen – durchaus angenehm. Aber es langt icht für dieses Amt. Vielleicht wären Sie ein guter reditmediator geworden. Dafür haben Sie Millionen Euro in den Haushalt eingestellt. Ich habe ir im Detail angeschaut, wofür diese 5 Millionen Euro usgegeben werden. Wenn Sie Kreditmediator geworden ären, hätten Sie finanziell keine Einbußen hinnehmen üssen. Was tut ein Mediator, wenn es hakt? Er lädt die eute zum Essen und Trinken ein. Wenn nichts dabei he auskommt, ist das egal, weil er niemandem Rechenchaft schuldig ist. Dieser Job wäre wie für Sie gemacht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der SPD)


Leider hat Sie das Schicksal in Form von Herrn Wes-
erwelle zum Minister gemacht. Da wird etwas anderes
ebraucht. Was ein Minister in diesem Amt braucht, ist
ehr Klarheit, mehr Entschlossenheit, mehr Mut, mehr
ille, um den Betrieben, den Arbeitnehmerinnen und
rbeitnehmern zu sagen, wo die Perspektive für unser
and ist. In einem Wort: Was wir brauchen, ist Tatkraft.
ie Rede, die Sie hier heute gehalten haben, hat diese
atkraft erneut vermissen lassen.


(Beifall bei der SPD)


Aber man kann diese Tatkraft natürlich nur zeigen,
enn man weiß, was man überhaupt erreichen will. Ich

age Ihnen, was für ein Ziel Sie haben sollten, nämlich
ie Voraussetzungen für Wachstum zu schaffen, quanti-
ativ, aber eben auch qualitativ, um so – das muss das
iel sein – den Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu

ördern. Den Zusammenhalt zu fördern, das muss die
esslatte unseres Handelns sein. Ich bin überrascht,

ass Sie gerade gesagt haben: Wirtschaftliche und ge-
ellschaftliche Entwicklung gehören zusammen. In Ihrer
raktischen Politik ist davon leider nichts zu spüren.


(Beifall bei der SPD)


Wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung
ehören in der Tat zusammen. Das galt schon vor der
rise und ist jetzt aktueller denn je. Wir brauchen einer-

eits ein Bewusstsein dafür, dass Wirtschaft und Gesell-
chaft eng zusammengehören. Wir brauchen andererseits
ine solidarische und nachhaltige Ökonomie, damit
iese Gesellschaft zusammenbleibt. Ich habe den Ein-
ruck, dieses Bewusstsein fehlt Ihnen. Sie verschleudern
hre Kraft für Steuererhöhungen – Steuersenkungen na-
ürlich, Entschuldigung.


(Lachen bei der FDP – Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Da kommt der alte Freud!)







(A) )



(B) )


Garrelt Duin
– Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Westerwelle. – Sie
verschleudern Ihre Kraft, Herr Brüderle, für Steuersen-
kungen, anstatt sich um die Liquidität wertschöpfender
Betriebe zu kümmern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ihre Haltung, wie Sie das mit der Liquidität bei den
wertschöpfenden Betrieben machen wollen, ändert sich
alle naselang. Sie haben jetzt gerade nichts dazu gesagt.
Im November letzten Jahres hieß es bei Ihnen:

Wir werden die Kreditanstalt für Wiederaufbau in
ihrer Funktion als Mittelstandsbank stärken.

Dazu haben Sie jetzt nichts gesagt. Im Ausschuss haben
Sie erklärt: Wir denken darüber nach, das Hausbankprin-
zip temporär auszusetzen. Was ist aus dieser Idee gewor-
den? Wollen Sie das immer noch, oder nehmen Sie diese
Idee zurück? Ich jedenfalls höre aus der Koalition oft un-
terschiedliche Töne.

Im Übrigen will ich Sie noch einmal zitieren. Folgen-
des haben Sie vor gut einem Jahr in der Haushaltsdebatte
gesagt:

Wer jetzt nicht entschieden handelt, versündigt sich
an der Entwicklung. Wir können nicht länger auf
Impulse der Weltwirtschaft warten. Wir können uns
nicht länger auf den Export verlassen.

Wir brauchen einen kräftigen zusätzlichen Impuls.

Wir brauchen jetzt Nachfrage und ein Ankurbeln
der Binnenkonjunktur, …

Wenigstens an Ihren eigenen Ansprüchen, Herr Brü-
derle, müssen Sie sich doch messen lassen. Wir brau-
chen in der Tat eine neue Balance von Export einerseits
und Binnennachfrage andererseits. Aber kein einziges
Institut, niemand, der sich ernsthaft damit beschäftigt, ist
in der Analyse Ihres sogenannten Wachstumsbeschleuni-
gungsgesetzes zu dem Schluss gekommen, dass es auch
nur einen Hauch von Stärkung der Binnennachfrage mit
sich bringen würde. Das, was Sie da auf den Weg ge-
bracht haben, führt zur Entlastung einiger weniger,
bringt aber für das, was wir wirklich brauchen, nämlich
einen kräftigen Schub – das sind ja Ihre Worte –, über-
haupt nichts, Herr Brüderle. Das ist ausgesprochen ent-
täuschend.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was wir brauchen, ist eine Auseinandersetzung
– dazu haben Sie nichts gesagt – mit den entscheidenden
Zukunftsfragen: Wie können wir dafür sorgen, dass in
den nächsten Jahren neue zukunftsfähige Arbeitsplätze
entstehen? Wie können wir die Leitmärkte von morgen
erschließen? Welchen Ordnungsrahmen brauchen wir
dafür? Bei all diesen Fragen spielen natürlich die Ener-
gieversorgung, aber auch die Entwicklung anderer Bran-
chen eine wichtige Rolle. Aber nur eine Entflechtung vor-
zunehmen, wird da nicht ausreichen. Eine solche
Forderung ist nichts anderes als eine Nebelkerze. Wir
brauchen vielmehr Antworten zum Beispiel auf folgende

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(C (D ragen: Mit welchen Anreizen können wir bei der ökoloischen Modernisierung des Maschinenparks in Deutschnd vorankommen? Wie stellen Sie sich die Förderung on Forschung und Entwicklung im Mittelstand vor? uf all diese Fragen, ob es um die Energieversorgung der anderes geht, antworten Sie: Ja, das machen wir im ommer. Ja, das machen wir im Oktober. – Vertagen und erzagen, das ist das Motto dieses Wirtschaftsministers. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Antworten auf die Zukunftsfragen kann man nur
inden – Sie haben dazu ein bisschen gesagt –, wenn
an sich die Arbeitsteilung der Akteure verdeutlicht.
m in diesen Punkten voranzukommen, muss man sich

ragen: Was hat der Staat, was hat der Markt, was haben
ie Bürgerinnen und Bürger für eine Funktion?

Erstens brauchen wir – das ist unzweifelhaft – eine
rneuerung der Industrie: Die Betriebe im Mittelstand
üssen mit Liquidität ausgestattet werden, aber auch

unge Unternehmen mit innovativen Ideen; denn sie sind
er Motor der Entwicklung, sie stellen die Zugkraft dar,
m unseren Wohlstand auf hohem Niveau sichern zu
önnen. Dazu brauchen wir aber ordnungspolitische
larheit und natürlich auch Anreizprogramme, die wie-
er eine neue Investitionskultur in Deutschland ermögli-
hen. Das Wort „Investitionen“ kommt in Ihrem Koali-
ionsvertrag genau ein einziges Mal vor. Dann muss man
ich natürlich nicht wundern, dass da wenig passiert.

Neben der Stärkung dieser Faktoren braucht man
weitens zwingend auch öffentliche Investitionen in In-
ovationen und Infrastruktur. Wir brauchen jetzt noch
eine Exit-Strategie, sondern wir brauchen Ideen dafür,
ie auch von öffentlicher Seite aus Investitionen ge-

tärkt werden können. Wer dieses ignoriert, sollte sich
ber die derzeit stattfindende Debatte nicht wundern;
enn öffentliche Investitionen erfordern einen hand-
ungsfähigen Staat. Sie haben gerade von Ihrem Staats-
ild gesprochen. Auch ich will keinen fetten, selbstge-
echten, die Menschen bevormundenden oder ihre
reiheit beschränkenden Staat,


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ja, doch!)


edoch einen handlungsfähigen und – ich füge hinzu –
uch einen von den Bürgerinnen und Bürgern anerkann-
en Staat, also einen Staat, der seine Reputation nicht
ufs Spiel setzt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Beides, Herr Brüderle und liebe Kolleginnen und
ollegen von der FDP, die Handlungsfähigkeit und die
nerkennung, wird durch Sie jeden Tag untergraben und
eschädigt, und zwar bewusst und absichtlich. Das ent-
pricht nämlich Ihrer Ideologie.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


an braucht zum Beispiel für die Handlungsfähigkeit
es Staates stabile Kommunen. Zwei Drittel der Infra-
trukturinvestitionen werden dort getätigt. Sie jedoch






(A) )



(B) )


Garrelt Duin
tragen die Verantwortung dafür, dass die Kommunen
jetzt in eine massive Krise kommen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU,
im letzten Jahr haben wir noch gemeinsam Milliarden-
hilfen auf den Weg gebracht, um die Städte und Gemein-
den dabei zu unterstützen, längst Überfälliges endlich zu
realisieren, zusätzliche Investitionen tätigen zu können.
Wir haben damit die Fähigkeiten vor Ort mobilisiert und
damit auch das Handwerk und den Mittelstand – Stich-
wort: Vergaberecht – vor Ort gestärkt. Jetzt lassen Sie
sich von der FDP genau das Gegenteil diktieren. Wie
können eigentlich Sie von der CDU, einer Partei, die in
vielen Orten mit Bürgermeistern und Kommunalpoliti-
kern vor Ort Verantwortung für die Menschen in ihrer
Heimat trägt, noch ruhig schlafen, wenn Sie wider besse-
res Wissen diese katastrophale Lage der Kommunen
mitverursachen? Ich kann das nicht verstehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich abschließend sagen: Noch schlim-
mer ist das Bild – das meinte ich mit meinen Worten von
der Anerkennung des Staates durch die Bürgerinnen
und Bürger –, das insbesondere von Ihnen von der FDP
vom Staat gezeichnet wird.

Die Aussage, der Staat sei ein „teurer Schwächling“,
ist nicht nur eine Frechheit und eine unglaubliche
Dummheit derer, von denen sie kommt; darüber hinaus
ist es für unsere Gesellschaft auch gefährlich, den Staat
und seine handelnden Ebenen zu verunglimpfen, ver-
ächtlich zu machen und den Privaten in jeder Frage den
Vorrang zu geben. Ich bin sicher: Polizisten, Lehrer, Er-
zieherinnen, Richter, Staatsanwälte, Krankenschwestern
und Ärzte, die im öffentlichen Dienst tätig sind, sind
keine Repräsentanten eines Schwächlings; vielmehr sind
sie die Voraussetzung für eine funktionierende Gesell-
schaft und den Wohlstand in Deutschland.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Das ist es, was Ihnen fehlt, Herr Brüderle, was Ihrer
Partei fehlt, was der ganzen Bundesregierung, die ja lei-
der mehr vom FDP-Programm als von allem anderen ge-
prägt ist, fehlt: der Sinn dafür, dass wir gerade im Be-
reich der Wirtschaft eine Politik brauchen, die das
Gemeinwohl im Mittelpunkt sieht. Sie stehen für eine
schlechte Mischung aus Egoismus und Stillstand.
Deutschland aber braucht Gemeinschaft und Fortschritt.

Deswegen will ich mit einem Zitat von Ihnen, Herr
Brüderle, schließen. Sie haben, gerichtet an die Bundes-
kanzlerin, die uns leider schon verlassen hat,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was heißt „leider“?)


im November 2006 hier eine Haushaltsrede mit folgen-
den Worten beendet:

Frau Kanzlerin, befreien Sie Ihre Regierung vom
Mehltau der unteren Mittelmäßigkeit!


(Zuruf von der FDP: Selbst das muss er ablesen!)


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(C (D em kann ich mich nur vollinhaltlich anschließen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701605100

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Joachim Pfeiffer

ür die CDU/CSU-Fraktion.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der spricht doch für die EnBW!)



Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1701605200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im Gegensatz
u Ihnen, Herr Kuhn, habe ich etwas Rechtes gelernt und
uch gearbeitet und nicht bloß blöd dahergeredet. Inso-
ern habe ich bezüglich meiner Vergangenheit nichts zu
ereuen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deutschland ist bisher besser durch die Krise gekom-
en, als wir es im letzten Jahr noch befürchtet haben.
as Wirtschaftswachstum ist um 5 Prozent statt um
Prozent zurückgegangen; dennoch ist es der größte
ückgang, den wir in der Geschichte der Bundesrepu-
lik Deutschland jemals zu verzeichnen hatten. Der
ückgang machte sich im vergangenen Jahr auch in der

ndustrie deutlich bemerkbar: Er wird bei voraussicht-
ich 15 bis 18 Prozent liegen. Auch was die Verschul-
ung anbelangt, sind wir, zumindest in 2009, mit circa
Prozent noch mit einem blauen Auge davongekom-
en. In Großbritannien, den USA und Frankreich sind

s 10 bis 15 Prozent. Dort ist die kumulierte Verschul-
ung innerhalb von einem oder zwei Jahren von einem
eutlich niedrigeren Niveau aus als in Deutschland ver-
oppelt worden, und zwar von 40 auf 80 Prozent. Das ist
ine Größenordnung, die auch für uns gelten wird.

Auch der Arbeitsmarkt ist bisher vergleichsweise
ngeschoren davongekommen. Statt der befürchteten
Millionen Arbeitslosen hatten wir im Jahresdurch-
chnitt 3,4 Millionen Arbeitlose. Das ist allerdings diffe-
enziert zu betrachten: In bisher schwierigen Regionen,
um Beispiel in Ostdeutschland, ist die Arbeitslosigkeit
n 2009 sogar zurückgegangen, während sie in anderen
egionen – ich komme aus der Region Stuttgart – um
0 Prozent gestiegen ist.

Es ist also gelungen, zu stabilisieren und den totalen
bsturz zu verhindern, international durch eine beispiel-

ose und beispielhafte gemeinsame Aktion, die aus mei-
er Sicht noch nicht abgeschlossen sein darf – ich werde
leich noch darauf zu sprechen kommen –, national
urch Konjunkturprogramme. Da hat auch die bisherige
roße Koalition gute Arbeit geleistet, zum Beispiel
urch die Kurzarbeiterregelung. Unorthodoxes Han-
eln war hier richtig, um zu stabilisieren und das not-
endige Vertrauen zu schaffen. Das erleichtert den er-

orderlichen Aufbau.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Abwrackprämie!)







(A) )



(B) )


Dr. Joachim Pfeiffer
Jetzt befinden wir uns im Jahr 2010, das sicher zu ei-
nem Schicksalsjahr und dem Jahr der Wahrheit werden
wird: Ist der Tiefpunkt wirklich erreicht, und geht es
wieder aufwärts? Schaffen wir es vor allem, einen
selbsttragenden Aufschwung zu organisieren? Die mo-
mentane Lage ist im Wesentlichen durch die Konjunk-
turpakete und die staatlichen Aktivitäten erreicht wor-
den,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Abwrackprämie!)


was sich im Jahr 2010 entsprechend niederschlagen
wird. Ziel muss aber sein, einen selbsttragenden Auf-
schwung zu erreichen und zu organisieren.

Zentrales Thema ist in diesem Zusammenhang die Si-
cherung der Kreditversorgung der deutschen Wirt-
schaft auch im Aufschwung. Ich unterstütze deshalb vor-
behaltlos und nachdrücklich, was die Bundesregierung
bisher auf den Weg gebracht hat: Überarbeitung des Kre-
dit- und Bürgschaftsprogramms im Rahmen des Wirt-
schaftsfonds, längere Laufzeiten für Investitionskredite,
Flexibilisierung der Zinsbindungsfristen, Betriebsmittel-
kredite und andere Dinge mehr. Auch der Kreditmedia-
tor wird helfen, die Situation zu verbessern.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Abwarten!)


Diese positive Entwicklung und die ersten Anzeichen,
dass der Anleihemarkt wieder in Bewegung kommt, so-
dass sich Großunternehmen wieder besser refinanzieren
können, sind ermutigend. Trotzdem steht zu befürchten,
dass wir in diesem Jahr, auch wenn es aktuell noch keine
Kreditklemme gibt, in Schwierigkeiten kommen können.
Deshalb müssen wir hier weiter justieren und weiter ar-
beiten. Wir werden das, Herr Duin, mit einem klaren
ordnungspolitischen Kompass tun. Den haben wir. Wir
werden das Hausbankprinzip bei der KfW nicht durch-
brechen.


(Garrelt Duin [SPD]: Aha!)


Etwas anderes macht keinen Sinn. Wir haben gemerkt,
dass die KfW viel Positives bewegt hat. Aber es hat
lange gedauert, die Dinge entsprechend umzusetzen.
Jetzt sind wir dabei, dass wir etwas schneller, was die
Fristen anbelangt, handeln können. Wir wollen aber
nicht, wie gesagt, das Hausbankprinzip durchbrechen.

Ich denke, es ist besser, das Konzept der Globaldar-
lehen mit Portfoliogarantie umzusetzen. Dieses ist ein
intelligentes Instrument, mit dem die KfW den Kredit-
instituten Nachrangrisiken abnimmt, finanziert aus ei-
nem Topf, der die Mittel für Kredite beinhaltet. Es gibt
also keine Rosinenpickerei. Das führt zu einer Entlas-
tung der Banken. Wir werden dafür sorgen – das kann
über die KfW geschehen –, dass die so zur Verfügung
stehenden Mittel direkt in die Kreditversorgung fließen.
Dann wird ein Schuh daraus. Das ist ordnungspolitisch
richtig.

Neben diesen Kreditmaßnahmen werden wir ein
internationales Regulierungssystem – die Bundes-
kanzlerin hat dies gestern angesprochen –, das von der
G 20 auf den Weg gebracht wurde, unterstützen. Es wäre

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(C (D a gelacht, wenn wir im 21. Jahrhundert nicht in der age wären, ein zeitgemäßes und wirksames Regulie ungssystem zu schaffen. Das Fenster ist da, und dieses enster müssen wir nutzen. Aber auch national ist die Aufsicht des Finanzsektors uf den Prüfstand zu stellen. Ich bin der Meinung, dass ie Bündelung der Finanzaufsicht in einer Hand, also ine Allfinanzaufsicht, durchaus Sinn macht und Synerieeffekte bringt. Wir können dies auch so organisieren, ass die Unabhängigkeit der Bundesbank hinsichtlich iher klassischen Zuständigkeit bei geldpolitischen Angeegenheiten gewährleistet ist. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit Versicherung!)


Selbstverständlich. Allfinanzaufsicht heißt: mit Versi-
herungen. Das meine ich damit.

Wir wollen und werden Möglichkeiten finden, um zu-
ünftig zu verhindern, dass sich solche Dinge wiederho-
en. In den USA gibt es im Moment den Versuch, die Be-
eiligten quasi rückwirkend an der Refinanzierung der

ittel zu beteiligen. Manche sind nicht mehr auf dem
arkt. Manche, die keine Mittel benötigten, kommen

etzt ebenfalls in das Obligo. Ob das der richtige Weg ist,
age ich zu bezweifeln.

Ich halte es für viel sinnvoller, wenn wir in die Zu-
unft blicken und dafür sorgen, dass sich so etwas nicht
iederholen kann. Wir brauchen eine Art Krisenprä-
entionsfonds als weitere Säule, ähnlich dem Einlagen-
icherungsfonds. Dies hat Herr Ackermann vorgeschla-
en. In diese Richtung muss es gehen. Dieser Fonds ist
atürlich nicht durch den Staat zu füllen, sondern er ist
urch diejenigen zu füllen, die im Falle einer Krise für
ine Stabilisierung verantwortlich sind. Das heißt, die
anken, die in der Zukunft hoffentlich wieder erfolg-

eich sind, müssen diesen Fonds füllen. Das ist eine in
ie Zukunft gerichtete Lösung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich möchte – die Zeit schreitet schnell voran – noch
urz auf zwei Punkte eingehen, die zeigen, wie wir
achstum generieren können. Es wird unsere Hauptauf-

abe in diesem Jahr sein, selbstständiges Wachstum zu
enerieren, damit es höhere Steuereinnahmen gibt. Der
undesfinanzminister – ich sehe, er ist anwesend – hat
s dieser Tage in seiner Rede zur Einbringung des Haus-
alts angesprochen: In diesem Jahr haben wir Minder-
innahmen in Höhe von 43 Milliarden Euro aufgrund
er Wirtschafts- und Finanzkrise, die uns als Steuerein-
ahmen fehlen. Nur durch mehr Wachstum wird es uns
elingen, diese Einnahmen wieder zu generieren. Inso-
ern ist die Förderung von Wachstum die beste Konsoli-
ierungs- und Sanierungspolitik, die wir machen kön-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Dr. Joachim Pfeiffer Dann tun Sie doch mal was für Wachstum, nicht für Hotels!)





(A) )


(B) )


Wenn wir es aber allein mit Wachstum nicht schaffen
können, werden wir im nächsten Jahr selbstverständlich
konsolidieren.

Wie aber wollen wir Wachstum schaffen? Ich nenne
hier – Herr Brüderle hat es bereits angesprochen – den
Energiebereich. Ein Stichwort in diesem Zusammen-
hang ist: Energieeffizienz als Königsweg. Wir können
mit neuen, innovativen Ansätzen und Dienstleistungen,
die wir auch exportieren können, ein Vorbild für die Welt
sein. Damit schaffen wir eine Win-win-Situation, indem
wir neue Technologien und Dienstleistungen, die Wachs-
tum schaffen, einführen, Arbeitsplätze sichern und beim
Klimaschutz Gutes bewirken.

Wir werden die erneuerbaren Energien sinnvoll aus-
bauen. Wir legen gerade eine Revision des Bereichs der
Fotovoltaik vor, wo Überförderungen bestehen. Es geht
darum, diese zurückzuführen, zu beschneiden und mit
einem intelligenten Ansatz in die Zukunft zu gehen, der
sogar eine Erhöhung der Ziele im Bereich der Fotovol-
taik im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien be-
deutet.

Es geht auch darum, intelligente Anreize zu setzen,
zum Beispiel beim Eigenstromverbrauch. Bisher können
im Bereich der Ein- und Mehrfamilienhäuser gerade ein-
mal 20 Prozent des Bedarfs mit Eigenstrom abgedeckt
werden. Wenn wir dort Anreize setzen, kann neue Tech-
nologie zum Einsatz kommen, die eine Speicherung von
Energie ermöglicht und wiederum zum Exportschlager
werden kann. So können wir die Eigenstromversorgung
auf 40 bis 60 Prozent des Bedarfs steigern und damit In-
vestitionen in den Ausbau des Verteilungsnetzes einspa-
ren. Auch das ist eine Win-win-Situation für alle Betei-
ligten; so wird Wachstum geschaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir werden den volkswirtschaftlichen Nutzen in
Höhe von bis zu 250 Milliarden Euro, den eine Verlän-
gerung der Laufzeiten der sicheren deutschen Kernkraft-
werke mit sich bringt, auch für die Generierung von
Wachstum und die Steigerung der Energieeffizienz ein-
setzen.


(Abg. Peter Friedrich [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Mir kommt jemand zur Hilfe, damit ich noch ein biss-
chen reden kann. Vielen Dank.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701605300

Sie möchten die Zwischenfrage zulassen? – Bitte

schön.


Peter Friedrich (SPD):
Rede ID: ID1701605400

Herr Kollege Pfeiffer, danke, dass Sie die Zwischen-

frage zulassen.

Sie haben eben über die bei einer Laufzeitverlänge-
rung zu erwartenden Erlöse gesprochen. Sind Sie, wenn
es möglich ist, so viel Geld in der Atomwirtschaft zu ge-

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(C (D erieren, der Meinung, dass sich die Atomwirtschaft ollumfänglich an den Kosten der Entsorgung von tommüll beteiligen sollte? (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Asse!)


ilt dies insbesondere für die Milliardenkosten, die in
erbindung mit dem Endlager Asse auf uns zukommen,
nd für EnBW, von der 60 Prozent des Mülls in der
sse stammen? Bleibt denn für Ihr großes Projekt, die

rneuerbaren Energien bzw. die Solarenergie querzu-
ubventionieren, noch etwas übrig, wenn man alle Kos-
en der Atomenergie mit einpreist?


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das hat doch mit der Laufzeitverlängerung nichts zu tun!)



Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1701605500

Vielen Dank für diese Frage, die in der Tat wichtig

nd richtig ist. Sie ist nicht einfach zu beantworten. Er-
auben Sie mir deshalb, ausführlich darauf einzugehen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das habt ihr davon!)


ch möchte Ihre Frage gerne beantworten.

In der Tat bringt eine Laufzeitverlängerung einen
olkswirtschaftlichen Nutzen von bis zu 250 Milliar-
en Euro, die sonst unwiederbringlich verloren gingen.
ieser volkswirtschaftliche Nutzen darf und soll nicht
ur als betriebswirtschaftlicher Gewinn bei den großen
ier ankommen. Vielmehr wollen wir diese Mittel ein-

etzen, um die Energieeffizienz, die Speichertechnologie
nd die Systemintegration der erneuerbaren Energien zu
erbessern. Damit haben wir die Chance, mehrere Flie-
en mit einer Klappe zu schlagen: Wachstum zu generie-
en, Arbeitsplätze zu sichern und der Umwelt etwas Gu-
es zu tun.

Die Verlängerung der Laufzeiten der deutschen Kern-
raftwerke, die uns im Moment Emissionen in Höhe von
ber 150 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr ersparen – das
ind 20 Prozent der Emissionen in Deutschland –, führt
azu – –


(Zuruf von der SPD: Sagen Sie doch mal was zur Endlagerung! – Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme sofort darauf zu sprechen. Es handelt sich
chließlich um ein Gesamtkonzept, das ich Ihnen darle-
en muss. Herr Friedrich hat das Konzept bisher nicht
erstanden. Deshalb hat er darum gebeten, dass ich es er-
äutere; das mache ich gerne. – Das Gesamtkonzept sieht
or, dass wir den Anteil der erneuerbaren Energien an
er Energieversorgung bis 2020 auf 30 Prozent oder
ehr steigern. Wenn wir die Kernenergie im jetzigen
mfang beibehalten – –


(Abg. Dr. Barbara Hendricks [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)







(A) )



(B) )


Dr. Joachim Pfeiffer
– Da gibt es eine weitere Frage. Wir können sie gerne
hinzunehmen.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701605600

Bitte beantworten Sie erst einmal die erste Frage.


Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1701605700

Okay, dann gehe ich weiter auf die Frage ein.

Wir haben dann in 2020 die Chance, 60 Prozent und
mehr CO2-freien, versorgungssicheren und wettbewerbs-
fähigen Strom für den Standort Deutschland zu erzeu-
gen.


(Peter Friedrich [SPD]: Was ist mit dem Müll? – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Asse!)


Jetzt komme ich zur Frage der Entsorgung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das ist doch völlig unabhängig von der Laufzeitverlängerung!)


Selbstverständlich ist die Entsorgungsfrage zu lösen.
Wir haben uns in Deutschland entschlossen, den Brenn-
stoffkreislauf nicht zu schließen, wie es in anderen Län-
dern der Fall ist, so in Frankreich und in Japan,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wiederaufarbeitung!)


also keine Wiederaufarbeitung vorzunehmen. Deshalb
haben wir gesagt: Wir gehen im Entsorgungsbereich den
Weg der Endlagerung.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wie wird die Asse finanziert? Wer finanziert die Asse? – Weitere Zurufe von der SPD)


– Moment, wenn Sie mich immer unterbrechen, werden
wir heute gar nicht fertig. Aber ich habe Zeit; ich habe
mir nichts weiter vorgenommen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Redezeit muss nicht verlängert werden!)


Wir haben uns also für die Endlagerung entschieden.
95 Prozent des Volumens haben wir jetzt im Sack, indem
wir den Schacht Konrad rechtssicher im Bau haben; er
wird ab 2013 in Betrieb gehen. Bleibt noch eine Größen-
ordnung von 5 Prozent des Volumens im Zusammen-
hang mit der Endlagerung von hochradioaktiven Sub-
stanzen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Er hat nach Asse gefragt! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das darf doch nicht wahr sein!)


– Ich komme noch auf Asse zu sprechen. – Was machen
wir mit diesem Volumen? Wir haben einen nachvollzieh-
baren, an international üblichen Kriterien orientierten
Prozess gestartet, indem wir Gorleben einer Prüfung un-
terziehen. Das hat Ihr komischer Herr Trittin durch ein
Moratorium verhindert.

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(C (D (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hier komisch ist, sind Sie!)


r sagt immer, die Frage der Endlagerung sei nicht ge-
öst, hat aber alles unternommen, dass die Endlagerung
icht vorangetrieben werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ir werden sie jetzt vorantreiben. Wenn wir weitere Un-
ersuchungen durchführen, dann werden wir wissen, ob
ieser Standort geeignet ist oder nicht. Wenn wir dies
icht tun, dann werden wir es auch nicht wissen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sie reden darum herum! – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das hat nichts mit der Laufzeit zu tun!)


Jetzt komme ich zu Asse.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


sse ist natürlich für alle Beteiligten kein besonderes
uhmesblatt. Als Versuchskraftwerk wurde es im Übri-
en nicht von der Wirtschaft und von Unternehmen, son-
ern von staatlicher Seite initiiert.


(Peter Friedrich [SPD]: Das ist kein Kraftwerk, sondern ein Lager!)


Ein Endlager; vielen Dank für den Hinweis.

Jetzt besteht die Frage – dafür gibt es ein Konzept –:
önnen wir den Müll dort herausholen?


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wer finanziert das?)


Diejenigen, die es verursacht haben. Das Verursacher-
rinzip ist hier ziemlich klar nachzuvollziehen. Das kön-
en Sie in einem Protokoll vom Frühjahr letzten Jahres
achlesen, als der zuständige Minister, ein Herr Gabriel,
en Sie wohl kennen, hier an diesem Pult eindeutig ge-
agt hat: Es gibt keine rechtlichen Möglichkeiten. Verur-
acherprinzip heißt letztlich, dass diejenigen zahlen, die
twas verursacht haben, also in diesem Fall der Staat.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Staat zahlt! Staatspolitik!)


In den Laufzeitverlängerungsgesprächen haben wir
ie Chance, dies zu thematisieren und einen Beitrag der
nternehmen zu erreichen. Dann entsteht ein Gesamt-
onzept, und es wird ein Schuh daraus.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es gab aber eine weitere Frage.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701605800

Herr Pfeiffer, angesichts des Zeitumfangs Ihrer Be-

ntwortung lasse ich nur noch diese Zwischenfrage zu.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Da finden sich sicherlich noch ein paar! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fasse dich kurz!)


Frau Hendricks, bitte.






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1701605900

Frau Präsidentin, ich möchte übrigens keine Frage

stellen, sondern eine Zwischenbemerkung machen, was
nach dem Protokoll ja möglich ist. Ich erwarte also keine
Antwort.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Dann ist es nicht nach der Geschäftsordnung!)


– Zwischenbemerkungen sind nach der Geschäftsord-
nung erlaubt. Das steht in § 27. Ich erwarte also keine
Antwort.

Ich darf zunächst Ihnen, Frau Präsidentin, sagen: Ich
hätte eine geschäftsleitende Bemerkung von Ihnen zu
der Art und Weise erwartet, wie der Kollege mit seiner
Antwort umgegangen ist. Aber das ist eine Kritik, die
man vielleicht an anderer Stelle vertiefen kann.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Jetzt kommt die Frau Oberlehrerin!)


Jetzt komme ich zu meiner Zwischenbemerkung.
Nach den Reden des Herrn Minister Brüderle und nach
den Aussagen des Herrn Kollegen Pfeiffer stelle ich fest:


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Frau Magister!)


Dies ist die Regierung, die Koalition der Alchimisten.
Wie Sie wissen, haben die Alchimisten immer versucht,
Gold zu schaffen. Sie haben jetzt schon zwei Punkte be-
nannt, wie Sie Gold – mit anderen Worten: bleibenden
Wohlstand für die Menschen in Deutschland – schaffen
wollen. Das eine sind völlig unsinnige und nicht verant-
wortbare Steuersenkungen,


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Was soll denn das jetzt hier?)


und das andere ist nach Aussage des Kollegen Pfeiffer
die Verlängerung der Laufzeit der Atomkraftwerke.
Diese Regierung der Alchimisten hat also schon zwei
Perpetuum mobile erfunden und erklärt den Bürgerinnen
und Bürgern allen Ernstes,


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Darauf muss er antworten!)


damit sei der Wohlstand für die Zukunft zu gewinnen.
Ich bedauere sehr, dass offenbar keine anderen, tiefer ge-
henden Gedanken in dieser Koalition und in dieser Re-
gierung zu finden sind.


(Beifall bei der SPD – Eduard Oswald [CDU/ CSU]: Der Kollege Pfeiffer braucht Redezeit, um darauf zu antworten! – Zuruf von der CDU/CSU: Frau Hendricks, stehen bleiben!)



Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1701606000

Frau Präsidentin, was sagen Sie denn jetzt?


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701606100

Frau Kollegin Hendricks, unabhängig davon, ob Sie

eine Antwort erwarten oder nicht, muss der Kollege
Pfeiffer natürlich die Chance haben, zu antworten.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alchimisten!)



Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1701606200

Wir sind nicht bei Grimms Märchenstunde.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Pfeiffers Märchenstunde! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Pfeiffer mit drei F!)


ch habe versucht, darzulegen, wie wir in den verschie-
enen Sektoren des Energiebereichs Wachstum schaffen
ollen. Das wird eine zentrale Aufgabe sein. Ich habe
ie Energieeffizienz, die erneuerbaren Energien und die
eitere Nutzung der Kernkraft angesprochen. Es gäbe
eitere Dinge hinzuzufügen, zum Beispiel die grüne
ohle, sprich CCS.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kohle ist nicht grün! Kohle ist schwarz!)


ei dieser Technologie steht Deutschland an der Spitze;
iese Technologie können wir einsetzen.

Mit all dem schaffen wir Wachstum. Das ist keine Al-
hemie, sondern diese Maßnahmen sind geeignet, um ei-
en Wachstumsbeitrag zu leisten, damit wir mehr
teuereinnahmen generieren und letztlich einen Beitrag
ur Konsolidierung des Haushalts leisten können.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Grünkohl heißt das!)


Frau Hendricks hat sich wieder hingesetzt. Dann
erde ich jetzt mit meiner Rede fortfahren.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701606300

Sie haben noch 30 Sekunden.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wir hören dem Kollegen Pfeiffer so gern zu!)



Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1701606400

Wir werden darüber hinaus in Bildung – es wurde an-

esprochen –, in Familien, Innovationen, Forschung und
ntwicklung investieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das ist eine gute Idee!)


ir werden eine steuerliche Forschungsförderung ein-
ühren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ir wollen das ZIM-Programm ausbauen, mit dem wir
roße Erfolge erzielt haben – leider kann ich das nicht
eiter ausführen –, dessen Geltungsdauer wir gemein-

am verlängert und dessen Geltungsbereich wir auf die
lten Bundesländer ausgedehnt haben.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das wurde auch Zeit!)







(A) )



(B) )


Dr. Joachim Pfeiffer
Das werden wir im nächsten Jahr hoffentlich auch so
beibehalten. Das ist die beste einzelbetriebliche Förde-
rung, um langfristig Wachstum zu schaffen


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Generieren“ heißt das!)


und den Haushalt zu konsolidieren.

Wir sind in unserer Wunschkonstellation auf dem
richtigen Weg. Wir werden Herrn Brüderle mit Wort und
Tat unterstützen und ihn auf dem richtigen Weg halten.
Herr Brüderle, wir sind uns einig: Wir brauchen Freiheit,
um Wachstum nach vorne zu bringen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701606500

Das Wort hat der Kollege Roland Claus für die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Jetzt kommt die Antifreiheit!)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701606600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

Linke steht für eine Wirtschaftspolitik, die zu mehr so-
zialer Gerechtigkeit und Stabilität beiträgt, die Mittel-
stand und Existenzgründern Zukunftschancen eröffnet
und nicht verbaut, und die Arbeit schafft, von der Be-
schäftigte auch gut leben können.


(Beifall bei der LINKEN)


Einem solchen Anspruch wird der Etat des Bundeswirt-
schaftsministers in keiner Weise gerecht. Eigentlich
schlimmer noch: Er setzt sich keine Ziele und stellt auch
keine Ansprüche,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Na, na, na!)


abgesehen von der beabsichtigten Rolle rückwärts bei
der Atomenergie.

Ich glaube, in den letzten Minuten ist eines deutlich
geworden: Mit dieser Rolle rückwärts in Sachen Atom-
energie werden all Ihre Beschwörungen zur Förderung
erneuerbarer Energien in diesem Lande total unglaub-
würdig. Das haben wir jetzt begriffen.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ich glaube, Herr Pfeiffer muss eine Kurzintervention machen!)


Für die Öffentlichkeit will ich diesen Etat zunächst
ein bisschen einordnen. Wir reden von 6 Milliarden Euro
bei weit über 300 Milliarden Euro im Gesamtetat. Zieht
man davon die Subventionierung der Steinkohle und Ih-
rer Raumfahrtlobby ab, bleiben etwa 4,5 Milliarden
Euro, das sind 1,5 Prozent des Gesamtetats. Nur zum
Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden allein für das In-
strument Abwrackprämie 5 Milliarden Euro eingesetzt.
Mir ist natürlich klar, dass auch anderswo Wirtschaftspo-
litik gemacht wird. Allein in der BA wird über das Kurz-
arbeitergeld in größerem Umfang dazu beigetragen.

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(C (D Ich sage das, damit die Größenordnungen klar werden nd nicht jemand anfängt, Bundesminister Brüderle für inen großen Wirtschaftslenker zu halten. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das wäre richtig!)


iese Gefahr bestand heute nicht, aber manchmal
ommt einem das so vor.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Jetzt wollen wir etwas zum Wirtschaftskonzept der Linken hören!)


Diesen 6 Milliarden Euro, über die Sie bis zu jedem
leistift Rechenschaft ablegen, stehen über 20 Milliar-
en Euro gegenüber, die im sogenannten Investitions-
nd Tilgungsfonds, einem Sondervermögen, zur Verfü-
ung stehen; man kann dazu auch Schattenhaushalt
agen. Mehr als das Dreifache des Etats wird der Öffent-
ichkeit entzogen und allenfalls mit sehr dürftigen Infor-
ationsblättern vor dem Haushalts- und Wirtschaftsaus-

chuss begründet.


(Zuruf von der CDU/CSU: Was will uns der Dichter damit sagen?)


Nun zitiere ich aus den Bemerkungen des Bundes-
irtschaftsministeriums zum Haushalt:

Das BMWi unterstützt den Kurs aus Stärkung der
Wachstumsgrundlagen und krisenbedingten Mehr-
ausgaben bei gleichzeitig kluger Sparsamkeit.

ie wollen also zeitgleich mehr ausgeben und mehr spa-
en. Sollten Sie nicht gleich sagen: „Bis zur NRW-Wahl
ird die Mathematik außer Kraft gesetzt“? Das ist ver-
rdnete Schizophrenie. Das ist Wahlbetrug mit Ansage,
iebe Kabinettsmitglieder.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Carsten Schneider [Erfurt] [SPD])


Sie wollen gestärkt aus der Wirtschaftskrise heraus-
ommen – das haben wir jetzt oft genug gehört –, sind
ber nicht wirklich bereit, die Ursachen dieser Krise zu
nalysieren. Ich sage Ihnen: Ein vernünftiges Wirtschaf-
en wird es erst dann wieder geben, wenn die Übermacht
er Finanzwirtschaft gegenüber der sogenannten Real-
irtschaft gebrochen wird. Wir müssen, auch wenn es
ns schwerfällt, die Fantasie aufbringen, uns eine Fi-
anz- und Wirtschaftswelt vorzustellen, in der die Börse
uf ihren ursprünglichen, vernünftigen Ansatz zurückge-
ührt wird. Kleiner geht es nicht.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mach doch einmal einen Fünfjahresplan!)


Ein alter Hase aus der Industrie hat mir das letztens
lausibel gemacht. Er hat gesagt: Wissen Sie, früher hat
ich ein Industrieller eine Bank gesucht, um Finanzge-
chäfte abzuwickeln und zu Krediten zu kommen. Heute
uchen sich die Banken Betriebe aus, um sie auszuneh-
en. Einer solchen Entwicklung muss doch, verdammt

och mal, etwas entgegengesetzt werden.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ein alter Wirtschaftshase aus dem VEB!)







(A) )



(B) )


Roland Claus
Herr Wirtschaftsminister, Sie täten gut daran, zu sa-
gen: Ich habe mich lange, was meine wirtschaftspoliti-
sche Vorstellung angeht, gründlich geirrt; aber jetzt habe
ich verstanden, dass man zur Stärkung der Binnennach-
frage den flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn
braucht. – Ich habe das heute nicht erwartet, aber die
Forderung ist deswegen trotzdem richtig.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Mehr Sozialismus!)


Leider ist die Wahrheit eine andere: 1,4 Millionen
Vollzeitjobs weniger in den letzten zehn Jahren, dafür
1,3 Millionen mehr im Teilzeitbereich. Ein Viertel der
Beschäftigten ist inzwischen im Niedriglohnbereich be-
schäftigt. Im Osten arbeiten weit über 40 Prozent in die-
sem Sektor. Das ist natürlich ein Ergebnis von Rot-Grün
und Schwarz-Rot. Ich will aber auch daran erinnern,
dass das alles der FDP noch nicht rigoros genug war. Ein
bisschen wundere ich mich über die Sozialdemokratin-
nen und Sozialdemokraten, denen es flächendeckend ge-
lungen ist, den Begriff „Agenda 2010“ ganzkörperlich
abzustreifen und völlig aus der Erinnerung zu streichen.


(Beifall bei der LINKEN – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das kommt gleich noch! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ein schlechter Begriff!)


Wir müssen auch über das Wort „Kreditklemme“ re-
den. Sie haben wie wir die Prognosen auf dem Tisch lie-
gen. Im laufenden Jahr ist mit über 45 000 Insolvenzen
zu rechnen. Sie haben dafür eine neue Geheimwaffe er-
funden, den Kreditmediator. Den haben Sie im Dezem-
ber vollmundig angekündigt. Ich habe mir gedacht:
Bereite dich auf die Debatte vor und rufe dort einmal an.
Das habe ich gestern versucht. Es gibt weder eine Tele-
fonnummer noch einen sonstigen Verweis. Mir ist klar,
dass Herr Metternich den Beginn für März angekündigt
hat. Aber was ist das für eine Bundesregierung? Im De-
zember veranstaltet sie einen Gipfel, aber danach pas-
siert lange nichts.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Linkspartei braucht auch einen Mediator! – Gegenruf des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das ist wahr!)


Wenn Sie mir die Kritik nicht abnehmen, dann sollten
Sie zumindest einem Ihrer Parteifreunde zuhören, Herr
Brüderle, der dazu sagt:

Es ist nicht sinnvoll, vor Weihnachten die Ankunft
eines Kreditmediators … auszurufen,


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr braucht einen Lafontaine-Mediator!)


ohne konkret zu sagen, was er tun soll und wie er
vernetzt ist.

Die Verunsicherung in der Krise werde damit nur ver-
größert. Der, der das sagt, heißt Jörg Bode, ist Wirt-
schaftsminister in Niedersachsen und gehört bekanntlich
der FDP an. Nehmen Sie diesen Rat an.

Wir sagen Ihnen: Wann immer Sie von einem Ihrer
zahllosen Gipfel im Bundeskanzleramt heruntersteigen,

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(C (D anden Sie im Tal der Untätigkeit. Das wollen wir nicht innehmen. Deshalb sind bei diesem Etat sehr viele Vernderungen nötig. Das Wort hat die Kollegin Kerstin Andreae für ündnis 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ehr verehrter Herr Minister Brüderle, Sie haben in Ihrer ede die konjunkturelle Entwicklung und Belebung be chworen. Sie haben davon gesprochen, wie sich der Areitsmarkt entwickelt. Aber wir müssen doch ehrlichereise auch davon sprechen, dass wir schon jetzt rkennen können, welche Strohfeuer mit diesen Konunkturpaketen teilweise entfacht wurden. 5 Milliarden uro wurden für die Abwrackprämie zur Verfügung getellt. Schon jetzt gibt es wieder Absatzeinbrüche auf em Pkw-Markt. Insofern lohnt es sich, sehr genau hinuschauen, wie sich die konjunkturelle Entwicklung im inzelnen darstellt. (Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Die Abwrackprämie haben nicht wir beschlossen!)


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701606700
Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701606800

Wir haben die Situation, dass die Unternehmer Angst
or der Kreditklemme haben, dass sie Angst vor Absatz-
chwächen haben. Aber auch die Arbeitnehmerinnen
nd Arbeitnehmer haben Angst um ihren Arbeitsplatz
nd vor existenziellen Nöten. Die Aufgabe der Regie-
ung ist es, an dieser Stelle Vertrauen zu schaffen und

ege aus der Krise zu zeigen. Sie aber machen das ab-
olute Gegenteil. In einer Umfrage ist dieser Koalition
m Januar 2010 die Schulnote 3,9 gegeben worden. Bei
iner Note von 3,9 werden in Baden-Württemberg Eltern
um Gespräch eingeladen. Da sagen die Lehrer schon
inmal: So geht es nicht; sehen Sie zu, dass dies besser
ird.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wie ist das in Berlin?)


Fehlstart, Streit und schließlich das Gezerre um die
teuerreform dominieren das Bild. Das ist auch kein
under. Im Wahlkampf haben Sie, vor allem Sie von der

DP, vollmundigste Versprechen gemacht, und auf ein-
al herrscht Verwunderung über die leeren Kassen. Jetzt

at Sie jede Vernunft verlassen. Das zeigt die Politik, die
ie uns heute vorlegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Von der Wirtschaftskompetenz der Bundesregierung
das haben Sie als FDP sich immer auf die Fahne ge-
chrieben – ist nichts mehr übrig. Die Presse nimmt Sie
useinander. Selbst die Wirtschaftsverbände müssen Sie
nzwischen anschreiben und anmahnen. Wir werden
och öfter die Debatte über dieses sogenannte Wachs-
umsbeschleunigungsgesetz und über die reduzierte

ehrwertsteuer bei Hotelübernachtungen führen. Ich
öchte Ihnen eines sagen: Wenn Sie hier noch einmal






(A) )



(B) )


Kerstin Andreae
über Bürokratieabbau reden, dann machen Sie sich wirk-
lich lächerlich. Denn Sie haben bezüglich der Hotelüber-
nachtungen sehr viel Bürokratie aufgebaut.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die FDP spricht ständig über Steuersenkungen. Uns
liegt heute ein Bundeshaushalt vor mit einer Rekordneu-
verschuldung in Höhe von – wenn man alles zusammen-
nimmt – 131 Milliarden Euro, mit einer Bundesverschul-
dung, die die 1-Billion-Euro-Marke reißt. Ich weiß gar
nicht, ob Sie alle wissen, wie viele Nullen eine Billion
hat.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fast so viele wie die Regierung!)


Das sind zwölf Nullen. Es gibt keinerlei Generationen-
gerechtigkeit. Jeder achte Euro wird inzwischen für Zins
und Tilgung ausgegeben. Das ist die Bremse beim Wirt-
schaftswachstum. Sie schaffen kein Vertrauen, wenn Sie
weiterhin über Steuersenkungen reden, die weder 2010
noch 2011 noch 2012 finanzpolitisch irgendwie verant-
wortbar sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In den Debatten sind immer wieder die Kommunen
angesprochen worden. Die Kommunen sind ein ganz
enorm wichtiger Wirtschaftsfaktor. Aber mit Ihren Steu-
ersenkungen und mit Ihren sogenannten Entlastungen


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ja, furchtbar!)


– ja, furchtbar, Herr Lindner –, die Sie auf den Weg brin-
gen, machen Sie zwei Sachen: Zum einen lassen Sie die
Kommunen, die ihre Aufgaben nicht mehr finanzieren
können, im Regen stehen, und zum anderen ist es ein to-
taler Witz, von mehr netto vom Brutto zu sprechen,
wenn die Leute aufgrund der erhöhten Gebühren und
Beiträge, die auf kommunaler Ebene anfallen, am Ende
nicht mehr in der Tasche haben. Das ist wiederum eine
ganz falsche Politik. Das ist so richtige FDP-Politik,
Klientelpolitik. Sie versprechen irgendetwas, und am
Ende kommt nichts dabei heraus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ulla Lötzer [DIE LINKE])


Ich erinnere mich noch gut an die Diskussionen, die
wir immer wieder geführt haben. Sie haben hier mit dem
Liberalen Sparbuch gewedelt.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ja, ja!)


Ich glaube, es enthält 400 Einzelvorschläge für die Etats.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sparen wir uns doch den Niebel!)


Wenn ich mir nur unseren Bereich, den Wirtschaftsetat,
ansehe, stelle ich fest, dass Sie – und das in einem Mi-
nisterium, das von der FDP geführt wird – keinen einzi-
gen dieser ach so tollen 400 Einzelvorschläge aus dem
Liberalen Sparbuch umgesetzt haben.

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(C (D (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Aha!)


ie wollen Sie erklären, dass Sie, wenn Sie in der Op-
osition sind, tolle Sparvorschläge machen, und dann,
enn Sie an der Regierung sind, keinen einzigen dieser
orschläge umsetzen? Ihr Sparwille ist vollkommen er-

ahmt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das kriegt ihr schon noch!)


Oh ja, das kriegen wir schon noch. Da bin ich sehr ge-
pannt.

Nehmen wir doch einmal den Staatssekretär, den Sie
insparen wollten.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Bei Wirtschaft?)


Ja, Herr Lindner, Sie wollten im Bereich Wirtschaft ei-
en Staatssekretär einsparen. Jetzt haben Sie drei Staats-
ekretäre, von denen zwei ein FDP-Buch haben.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wo wir doch so viele Leute haben, die etwas werden wollen!)


Ja, Herr Oswald, das scheint genau der Punkt zu sein.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ein Anflug von Ehrlichkeit!)


Ein Anflug von Ehrlichkeit und, Gott sei Dank, proto-
ollarisch aufgenommen.

Sie wollten bei Dienstreisen sparen; das ist überhaupt
ein Thema mehr. Sie wollten auch bei der Öffentlich-
eitsarbeit sparen. Ich kann sogar verstehen, dass Sie das
och nicht tun. Denn Sie bräuchten eine richtig gute Öf-
entlichkeitsarbeit, um die Politik, die Sie machen, zu-
indest ein bisschen besser zu verkaufen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das war jetzt kokett!)


Sie wollten außerdem bei Sachverständigen sparen.


(Zuruf von der FDP: Regen Sie sich nicht so auf! Wir beraten heute doch erst in erster Lesung! Das alles kommt später noch einmal zur Sprache! Keine Sorge!)


Sie könnten in den laufenden Haushaltsberatungen je-
en einzelnen dieser Punkte aufgreifen, jeden einzelnen
orschlag Ihres Liberalen Sparbuchs einbringen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Der arme Brüderle!)


ch bin sehr gespannt, wie Sie sich verhalten werden.

Mein Vorschlag: Sparen Sie doch bei den Sachver-
tändigen; das wollten Sie nämlich tun. Ehrlich gesagt,
abe ich manchmal den Eindruck, das könnten Sie wirk-
ich tun. Sie hören nämlich überhaupt nicht auf das, was
hnen die Sachverständigen sagen.






(A) )



(B) )


Kerstin Andreae

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das sagen ausgerechnet Sie! Soll das etwa heißen, das war unter Rot-Grün alles ganz anders?)


Kein einziger Sachverständiger hat gesagt, dass die
Mehrwertsteuersenkung für die Hotellerie etwas bringt.


(Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Man findet im Augenblick keinen Sachverständigen, der
erklären kann, wie Sie Ihre Steuerreform gegenfinanzie-
ren wollen. Wenn Sie nicht auf die Sachverständigen hö-
ren, dann können Sie diese Kosten tatsächlich einsparen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701606900

Frau Andreae, möchten Sie die Zwischenfrage zulas-

sen?


Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701607000

Ja, bitte.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701607100

Bitte schön.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber kein Sachverständiger! – Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1701607200

Frau Kollegin Andreae, Sie haben die Mehrwertsteu-

ersenkung für die Hotellerie gegeißelt.


Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701607300

Ja.


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1701607400

Waren Sie dabei, als entschieden wurde, diese Forde-

rung in Ihr Wahlprogramm aufzunehmen? Wie haben
Sie sich damals dazu geäußert?


(Undine Kurth [Quedlinburg] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das haben wir doch gar nicht in unserem Wahlprogramm stehen!)


Haben Sie damals dagegengestimmt und diese Forde-
rung abgelehnt,


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Jetzt haben Sie sich aber geirrt, Herr Kollege! Das steht nicht im Wahlprogramm der Grünen! Das war Die Linke!)


oder haben Sie dafür gestimmt, dass diese Forderung in
Ihr Wahlprogramm aufgenommen wird? Hat es nicht
auch etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun, nach der Wahl
bei dem zu bleiben, was man vor der Wahl versprochen
hat, was diese Regierung im Übrigen getan hat?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das war jetzt kostenfreier Sachverstand, Frau k l P w g w b t s t – i W H g ü z W b m n F ö s (C (D Kollegin! Ich hoffe, Sie wissen das zu würdigen!)



Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701607500

Auf jeden Fall geht es dabei auch um Glaubwürdig-

eit.

Ich danke Ihnen für Ihre Frage, weil ich nun die Mög-
ichkeit habe, Ihnen ausführlich zu antworten. – Frau
räsidentin, darf ich eigentlich genauso ausufernd ant-
orten, wie es der Kollege Pfeiffer gerade getan hat? Es
ibt nämlich noch viele Punkte, die ich gerne ansprechen
ürde.


(Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wenn es genauso inhaltsreich wie beim Kollegen Pfeiffer ist, gerne!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701607600

Die Redezeit wird gestoppt, und Herr Hinsken bleibt

itte so lange stehen.


Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701607700

Ich gebe eine kurze Antwort: Herr Hinsken, Sie soll-

en sich informieren. Diese Forderung steht nicht in un-
erem Wahlprogramm. Hiermit ist Ihre Frage beantwor-
et, und Sie können sich wieder setzen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Die bayerischen Grünen haben das in ihrem Wahlprogramm drin!)


Herr Hinsken, die Grünen haben diese Forderung nicht
n ihrem Wahlprogramm.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Doch! Die bayerischen Grünen!)


ir können das gerne textlich belegen. Aber Ihre Frage,
err Hinsken, ist hiermit beantwortet.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Ich rede doch von den bayerischen Grünen! – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Hinsken, Sie sollten unser Programm mal lesen! Das lohnt sich nämlich! Lesen bildet! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich gebe Ihnen nachher ein Exemplar unseres Wahlprogramms! Dann können Sie sich ein Bild machen!)


Der Wirtschaftsetat ist ein kleiner Etat, aber einer mit
roßer Wirkung. Denn die Möglichkeit, zum Beispiel
ber Förderprogramme im wirtschaftlichen Bereich tätig
u sein, hat eine große Hebelwirkung zur Folge. Ein
irtschaftsminister, der die Möglichkeit hat, diese He-

elwirkung zu nutzen, und dabei an die Zukunft denkt,
uss alles, was er im wirtschaftlichen Bereich unter-

immt, an diesem Ziel ausrichten.

Das bedeutet, dafür zu sorgen, dass sich die neuen
ragen, die sich angesichts des Klimawandels und der
kologischen Herausforderungen stellen, in einem wirt-
chaftspolitischen Profil und im Haushalt abbilden. Man






(A) )



(B) )


Kerstin Andreae
muss also die Förderprogramme durchforsten: Was ist
zukunftsgerichtet, wo geht es also um erneuerbare Ener-
gien oder um Umwelttechnologien? Wo betreiben wir
Technologieförderung insgesamt? Ich bin mit Ihnen
durchaus einer Meinung, dass es richtig ist, alle Techno-
logien in den Blick zu nehmen. Wir müssen die Techno-
logien allerdings auf Möglichkeiten zur Effizienzsteige-
rung und auf die Ausrichtung auf Umwelttechnologien
überprüfen, damit wir die Zukunftsmärkte erschließen
können.

Ein Wirtschaftsminister und die wirtschaftspolitische
Kompetenz in diesem Hause müssen folgende Fragen
beantworten: Was kommt nach dem Ölzeitalter? Wie er-
reichen wir ein CO2-armes und ressourcenschonendes
Wirtschaften? Diese Fragen muss ein Wirtschaftsminis-
ter mit den ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten
beantworten, und seine Antwort muss im Haushalt in
Form von Förderprogrammen und Ähnlichem deutlich
werden. Das vermissen wir total.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir müssen in das investieren, was für die kommen-
den Generationen wirklich wichtig ist. Wir müssen Kli-
makiller abbauen, national, aber auch global. Und wir
müssen unser Handeln auf Zukunftsmärkte und auf Zu-
kunftsrendite ausrichten. Ich sage Ihnen eines: Das ist
keine Veranstaltung von Bündnis 90/Die Grünen, das ist
die Herausforderung überhaupt, das muss das Thema für
unsere Volkswirtschaft sein. Die Frage ist nicht mehr:
Wie stellt sich das in 50 Jahren dar? Die Frage ist viel-
mehr: Wie müssen wir heute umsteuern, wie müssen wir
heute die Wirtschaftspolitik neu ausrichten, wenn wir
unsere Chancen nutzen wollen?

Für Technologien, mit denen man Energie und Roh-
stoffe effizienter nutzen kann, werden sich Zukunfts-
märkte eröffnen. Entweder man ist als Volkswirtschaft
und als Nation dabei, oder man ist es nicht. Was Sie uns
immer wieder vorlegen, macht mich nicht optimistisch,
dass wir dabei sein werden.

Wir werden Sie in dieser Sache treiben; denn wir
müssen die gesamte Volkswirtschaft neu aufstellen. Wir
müssen Antworten geben auf die Herausforderungen.
Dazu müssen wir aber wissen: In welche Richtung soll
es gehen, wo liegt die Zukunft?

Aus unserer Sicht ist die Frage vor allem: Wie schaf-
fen wir es, CO2-arm zu wirtschaften, wie schaffen wir es,
ressourcensparend zu wirtschaften? Auch über die
Wachstumsfrage müssen wir diskutieren. Diesen Fragen
müssen wir uns stellen. Dies gehört zu den Aufgaben ei-
nes Wirtschaftsministers. Sie haben sich dem wieder
nicht gestellt.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701607800

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Georg Nüßlein für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen! Meine Herren! Ich öchte mit einem Appell an unseren früheren Koaliionspartner beginnen. Wir haben in einer für die deutche Wirtschaft schwierigen Phase zusammengearbeitet. (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ja! Das war vernünftig!)

Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1701607900

Das war vernünftig, Herr Heil. – Wir haben Richtiges
nd Wichtiges getan, vom Bankenrettungsschirm, der al-
ernativlos war, über das Konjunkturprogramm bis hin
ur Verlängerung des Zeitraums, für den man Kurzarbeit
nmelden kann.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Alles unsere Vorschläge!)


All die Dinge, die wir – gemeinsam, Herr Heil – be-
chlossen haben, haben ihre Konsequenzen. Diese Kon-
equenzen schlagen sich in dem Haushalt, den wir heute
eraten, nieder. Ich registriere, dass Sie in der Opposi-
ionsrolle angekommen sind; aber ich bitte Sie herzlich,
ich nicht aus der Verantwortung zu stehlen. Meine Da-
en und Herren, wir haben gemeinsam gelöscht, und

etzt müssen wir uns – diese neue Regierung tut das –
it den Löschwasserschäden beschäftigen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Und damit, wer den Brand gelegt hat!)


Sie wollen doch nicht behaupten, dass den Brand die
etzte Regierung oder diese Regierung gelegt hat.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Nein! Aber nehmen Sie die Finanzwirtschaft jetzt an die Kandare! – Gegenruf des Abg. Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wir müssen noch in der Asche suchen!)


Wir müssen uns jetzt mit einem Haushalt beschäfti-
en, dessen Neuverschuldung in der Tat allen Sorgen
acht, von der aber 80 Milliarden Euro der Krise ge-

chuldet sind. Wir stehen in der Pflicht, uns damit aus-
inanderzusetzen, wie es weitergehen soll. Der Bundes-
irtschaftsminister hat Richtungsweisendes dazu gesagt.

Wir sind uns alle darüber im Klaren, dass ein Gutteil
es zarten Pflänzchens Wachstum, das wir registrieren
önnen, geborgt ist. Deshalb ist es richtig gewesen, eine
chuldenbremse in das Grundgesetz zu integrieren. Da,
err Heil, können Sie über die Rolle der SPD nachden-
en; denn es war schon zu spüren, dass viele Kollegin-
en und Kollegen von Ihrer Seite davon nicht begeistert
aren.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Und Sie sind nicht begeistert, wenn Sie das umsetzen müssen!)


Das wird nicht einfach; darüber brauchen wir nicht zu
iskutieren.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Eben!)


Hier war einiges zu hören zu dem, was uns noch be-
orsteht. Etliches musste einen verwundern, insbeson-
ere das, was der Kollege Claus zum Thema Finanzge-
erbe gesagt hat. Wir dürfen uns jetzt doch nicht damit






(A) )



(B) )


Dr. Georg Nüßlein
beschäftigen, wie man die Banken nach Möglichkeit
knebelt und in die Mangel nimmt, wir müssen überlegen,
wie man ihnen den Spielraum eröffnet, in der schwieri-
gen wirtschaftlichen Situation, die wir haben, Kredite zu
geben.


(Zuruf von der LINKEN: Das nächste Kasino!)


Das wird in den nächsten Monaten die entscheidende
Frage sein.

Da treibt es mich um, wenn ich registrieren muss,
dass unser durchaus intelligentes Bad-Bank-Konzept
nicht so aufgenommen wird, wie wir das erwartet haben.
Darüber werden wir in den nächsten Monaten noch ein-
mal diskutieren müssen. Wenn es darum geht, wie die
Anforderungen an das Eigenkapital angepasst werden
können, wird es nicht nur darauf ankommen, welche
wohlüberlegten Schritte man macht, sondern vor allem,
zu welchem Zeitpunkt sie stattfinden sollen. Hier kommt
es ganz entscheidend auf den Zeitpunkt an. Wir dürfen
keinen Beitrag dazu leisten, dass letztendlich eine Kre-
ditklemme auftritt.

Der Minister hat das Thema Forschung und Bildung
angesprochen. Ich halte dies für ein zentrales Thema
auch der Wirtschaftspolitik. 12 Milliarden Euro zusätz-
lich sind kein Pappenstiel; aber es ist auch nicht immer
alles nur eine Frage des Geldes. Zum einen geht es da-
rum, Zukunftsfelder zu identifizieren; Frau Kollegin An-
dreae hat vorhin unbestreitbar richtige und wichtige ge-
nannt. Darüber hinaus gibt es allerdings weitere. Die
verengte Perspektive der Grünen ist falsch, da es im Be-
reich der Nanotechnologie und der industriellen Biotech-
nologie über das Thema Umweltschutz- und Klimatech-
nologie hinaus, um nur ein paar Beispiele zu nennen,
auch noch andere Felder gibt, mit denen wir uns be-
schäftigen wollen und sollen. Ich bestreite trotzdem
nicht, Frau Kollegin, dass Sie recht haben: Die Umwelt-
technologie und insbesondere die Frage der Energieef-
fizienz werden im Wirtschaften der Zukunft eine ent-
scheidende Rolle spielen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Uns geht es aber darum, meine Damen und Herren,
dass dies nicht staatlich gelenkt, wie es die Linken im-
mer predigen, sondern ergebnisoffen stattfindet. Zum ei-
nen können wir die Zukunftsfelder nicht nur politisch
identifizieren, und zum anderen wollen wir, dass dies auf
unternehmerische Initiative hin stattfindet; da spielt der
Mittelstand eine besondere Rolle.

Von dem, was in unserem Koalitionsvertrag steht,
halte ich das Thema steuerorientierte Förderung von In-
novation und Forschung vor allem im Bereich des Mit-
telstands für ganz entscheidend.


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Ob man dies steuerorientiert oder mit Zulagen macht, ist
völlig egal. Aber wir haben hier eine Chance, über den
Markt zu steuern, dass das erforscht und entwickelt wird,
was auf dem Markt wirtschaftlich zum Tragen kommen
und am Schluss unsere Wirtschaft voranbringen wird.

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(C (D as wissen wenige so gut wie die Mittelständler in dieem Lande. Für mich als einen Vertreter des ländlichen Raumes st ein Aspekt, den der Wirtschaftsminister ebenfalls anesprochen hat, besonders wichtig: der Ausbau des reitbands. Ich stelle in aller Deutlichkeit fest, dass wir ier nicht in dem Maß vorangekommen sind – nicht erst n den letzten drei Monaten, sondern über viele Jahre –, ie wir es uns vorstellen. ir müssen uns deshalb überlegen, wie wir gerade den ändlichen Raum vollumfänglich mit schnellem Breitand versorgen. as kann man nicht immer nur mit Wettbewerb lösen, ondern das muss auch einmal unkonventionell gescheen. Da ist die jetzt angedachte Leerrohrstrategie ein ichtiger Aspekt. Sie setzt allerdings voraus, dass in den ommunen kräftig genug investiert wird, was wir dann taatlicherseits finanziell flankieren können. Aber ich itte noch einmal, darüber nachzudenken, ob wir nicht m Rahmen eines Konzessionsmodells ganze Landkreise m Wettbewerb an Betreiber vergeben können, die ein ngebot machen, woraufhin wir ihnen die Chance eben, über fünf Jahre hinweg das Geld, das sie in Infratruktur investiert haben, zurückzuverdienen, um danach en Wettbewerb um jeden einzelnen Kunden zuzulassen. olche Dinge müssen wir unkonventionell handhaben; nderenfalls kommen wir an dieser Stelle nicht voran. ch bin mir sicher, dass der amtierende Wirtschaftsminiser dazu auch bereit ist. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Interessant!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Leider wahr!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Lassen Sie mich als letzten Aspekt das Thema Ener-
iepolitik ansprechen. Es ist richtig und wichtig, dass
ir ein Energiekonzept auf den Weg bringen. Es ist ein
ovum, dass wir dies nach vielen Jahren wieder zuwege
ringen. Entscheidend dabei ist, dass wir mit der Mär
ufräumen, die heute auch wieder vorgebracht worden
st, Herr Kollege Claus, dass die Kernenergie die erneu-
rbaren Energien kannibalisieren würde. Das ist falsch,
eil wir einen Einspeisevorrang haben. Die erneuerba-

en Energien sind deshalb auch ganz vorne in der Merit-
rder. Tun Sie nicht so, als müsste man das eine gegen
as andere ausspielen. Wir sind auf einem guten Weg,
uch im Bereich der Klimapolitik etliches voranzubrin-
en,


(Beifall des Abg. Eduard Oswald [CDU/ CSU])


ndem wir auf beides setzen: auf die erneuerbaren Ener-
ien auf der einen Seite und auf die Kernenergie auf der
nderen Seite. Denn wir werden die Klimaschutzziele,
ie wir uns zu Recht selbst aufgebürdet haben, nicht in
irtschaftlich vertretbarer Weise erreichen, wenn wir in
ieser Republik auf die Kernenergie verzichten.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701608000

Jetzt hat der Kollege Hubertus Heil das Wort für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Jetzt droht Unheil!)



Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1701608100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Sehr geehrter Herr Brüderle, ich kann es Ihnen
nicht ersparen: Angesichts dessen, was in der Weltwirt-
schaft passiert und was die Sachverständigen für dieses
Jahr für unsere Volkswirtschaft prognostizieren, war das,
was Sie vorgetragen haben, gelinde gesagt, etwas unter-
komplex. Wir haben zum Beispiel nichts darüber gehört,
wie es nach dem dramatischen Einbruch der Wirtschaft
des letzten Jahres um minus 5 Prozent, der in Deutsch-
land dank der aktiven Politik von Peer Steinbrück und
Olaf Scholz glücklicherweise nicht die befürchteten Fol-
gen gehabt hat, in diesem Jahr weitergeht.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Abwrackprämie!)


– Ja, auch die Abwrackprämie. Danke für den Hinweis.
Diese haben wir mit der Union gemeinsam beschlossen.
Das hat in meiner Heimatregion und in vielen Regionen
Deutschlands einen Zusammenbruch der deutschen Au-
tomobilwirtschaft verhindert. Darauf sind CDU/CSU
und SPD sicherlich gemeinsam stolz. Das muss man
aber der FDP noch erklären. Herzlichen Glückwunsch
zum neuen Koalitionspartner!


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Der koreanischen!)


– Sie haben offensichtlich keine Ahnung, Herr Lindner.
Das zeigt sich auch in der Berliner FDP. Sie sollten sich
mehr mit der Automobilwirtschaft in Deutschland befas-
sen, zum Beispiel mit Volkswagen. Das ist kein Automo-
bilkonzern aus Korea; es ist ein deutscher Konzern. Es
war richtig, eine Brücke zu bauen, um einen Absturz in
diesem Bereich zu verhindern.


(Beifall bei der SPD)


Gleichzeitig stellt sich die Frage, Herr Brüderle, was
wir im laufenden Jahr machen. Letztes Jahr sind durch
die Maßnahmen der alten Bundesregierung, der Großen
Koalition, durch die Konjunkturprogramme und durch
die Kurzarbeitsregelungen die Einbrüche in der Export-
wirtschaft teilweise von der Binnennachfrage stabilisiert
worden.

Die Binnennachfrage und die Kaufkraft in
Deutschland sind im letzten Jahr allen Prognosen zum
Trotz erstaunlich stabil geblieben. Leider können wir im
laufenden Jahr nicht damit rechnen, dass das so weiter-
geht. Wie wir alle wissen, wird die Arbeitslosigkeit zu-
nehmen. Das wird auch zu einem Rückgang der Kauf-
kraft führen. Der Exportmotor springt aber nicht in dem
Maße an, wie es notwendig wäre, um die Kapazitäten
auszulasten. Im Jahreswirtschaftsbericht, der nächste
Woche vorgelegt wird, wird ein Wirtschaftswachstum
von 1,5 Prozent prognostiziert. Das klingt zwar gran-
dios, Herr Nüßlein, aber damit werden die bestehenden

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(C (D apazitäten in der deutschen Volkswirtschaft nicht auselastet. Die Einbrüche im Maschinenbau in Badenürttemberg im vergangenen Jahr beispielsweise wer en damit nicht aufgefangen. An dieser Stelle setzt unsere Kritik an. Sie haben eine Wachstumsstrategie, um dieser Entwicklung Einalt zu gebieten. Ihre Politik ist entweder Klientelpolitik der Klein-Klein. Sie führt jedenfalls nicht zu neuen Inestitionen und damit nicht zu Beschäftigungssicherung nd -aufbau. Das ist eines Bundeswirtschaftsministers nwürdig, Herr Brüderle. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie als FDP verwechseln offensichtlich Klientelpoli-
ik mit Wirtschaftskompetenz. Hier ein bisschen was für
eiche Erben, da ein bisschen weniger Wettbewerb für
potheker, dort etwas für die Hoteliers, und dann vertre-

en Sie noch die Interessen privater Krankenversiche-
ungskonzerne. Das ist keine Wirtschaftspolitik, sondern
lientelpolitik.

Wenn Ihr neuer Generalsekretär unseren demokrati-
chen Rechtsstaat einen Schwächling nennt, dann kann
ch Ihnen nur eines ins Stammbuch schreiben: Sie sollten
ich einmal mit der verfassungsmäßigen Ordnung dieses
andes beschäftigen. Den sozialen und demokrati-
chen Rechtsstaat zu diffamieren und ihn gleichzeitig
ur Beute von Interessengruppen zu machen, wie es
urch Ihre Klientelpolitik geschieht, ist nicht in Ord-
ung. Das werden Sie sich vorhalten lassen müssen.


(Beifall bei der SPD – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Vier Finger weisen auf Sie selber zurück!)


Das hat aber auch etwas mit dem Umgang mit der öf-
entlichen Hand zu tun. Wir haben Konjunkturpro-
ramme aufgelegt, um auch kommunale Investitionen
uszulösen. Für die Jahre 2009 und 2010 ist das der Fall.
eshalb ist die Entwicklung besser als befürchtet. Der
rbeitsmarkt ist robuster als erwartet. Was aber wird im

ahr 2011, wenn die Konjunkturprogramme auch für die
ommunen auslaufen, aber gleichzeitig Ihre Steuersen-
ungspolitik und die Steuermindereinnahmen aufgrund
er Weltwirtschaftskrise Löcher in die kommunalen
aushalte reißen und damit die Investitionsmöglichkei-

en der Kommunen mindern? Es gibt keine Antwort auf
iese Frage.

Reden Sie doch einmal mit Ihren Bürgermeistern und
andräten! Die CDU/CSU stellt schließlich eine ganze
eihe davon.


(Widerspruch bei der FDP)


eden Sie mit ihnen über die Lage der Kommunen und
ber die Tatsache, dass öffentliche Investitionen in Infra-
truktur, Bildung und Kinderbetreuung aufgrund der fal-
chen Politik dieser Bundesregierung zurückgehen wer-
en.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Hubertus Heil (Peine)

Herr Brüderle, Sie haben, wie der Kollege Duin aus-
geführt hat, bisher in Ihrer Amtszeit außer einem symbo-
lischen Entflechtungsgesetz, das in der Praxis keine
Wirkung entfalten wird, nicht viel zustande gebracht.
Das Gesetz ist ein Placebo. Ich muss darauf hinweisen,
dass eine ähnliche Regelung in der amerikanischen Kar-
tellrechtspraxis keine zentrale Rolle gespielt hat. Wir
werden uns das anschauen. Aber das wird Sie nicht da-
von befreien, Vorschläge für eine Wachstumsstrategie
zu machen. Wie wollen Sie private und öffentliche In-
vestitionen in Deutschland auslösen? Das ist die ent-
scheidende Frage. Was tun Sie konkret für kleine und
mittlere Unternehmen? Von Herrn Pfeiffer von der
CDU/CSU habe ich vorhin gehört, dass Sie steuerliche
Forschungsförderung zugunsten von Unternehmen be-
treiben wollen, Stichwort „tax credits“. Das ist keine
schlechte Idee. Dagegen sind wir nicht. Aber ich rate Ih-
nen, ein Konzept vorzulegen, das gezielt kleinen und
mittleren Unternehmen das ermöglicht und nicht Mit-
nahmeeffekte zugunsten der Großindustrie hervorruft.
Das ist der Unterschied: Sie haben nur heiße Luft und
kein Konzept.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wie wäre es, angesichts der Unterauslastung im Ma-
schinenbau dafür zu sorgen, dass andere Bereiche des
produzierenden Gewerbes ihren Maschinenpark in
Deutschland ökologisch erneuern, dass sie sich moderne
deutsche Maschinen kaufen, weil die Exportnachfrage
nicht ausreicht? Wie wäre es beispielsweise mit Investi-
tionsanreizen in diesem Bereich? Wir könnten im Be-
reich des Maschinenparks Instrumente wie eine degres-
sive AfA oder eine Art Investitionsprämie einsetzen.
Das sind intelligente Instrumente, um Beschäftigung in
Deutschland zu sichern. Aber aus dem Hause Brüderle
kommt nichts. Das ist eines Bundeswirtschaftsministers
unwürdig.

Auch im Bereich der Dienstleistungspolitik gibt es
keine Ideen von Ihrer Seite, obwohl wir in diesem Land
riesige Potenziale an modernen Dienstleistungen für
Menschen von Menschen haben. In der Gesundheits-
wirtschaft und im Pflegebereich, der angesichts einer äl-
ter werdenden Gesellschaft immer wichtiger wird, haben
Sie keinen Ansatz. Im Bereich der ökologischen Indus-
triepolitik, eines der wichtigsten Märkte von morgen, auf
denen wir nur mit den besten Produkten und Dienstleis-
tungen und nicht mit den niedrigsten Löhnen erfolgreich
sein werden, gibt es keine Initiativen und keine Ideen,
sondern nur ein paar Broschüren. Für den Bereich der
Kreativwirtschaft haben Sie jetzt einen Arbeitskreis ge-
gründet. Herzlichen Glückwunsch! Aber keine Vor-
schläge, keine Konzepte! Das ist Politik à la Brüderle:
unterkomplex, unzulänglich und des größten Industrie-
standortes in Europa nicht würdig. Das werden wir deut-
lich machen.


(Beifall bei der SPD)


CDU/CSU und SPD haben gemeinsam in den schwie-
rigen Zeiten einer Weltwirtschaftskrise richtig reagiert.
Zu einer Zeit, als Herr Brüderle als Oppositionspolitiker
Konjunkturpolitik reif für die Mottenkiste hielt, haben

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(C (D ir unkonventionell und gezielt geantwortet. Wir hatten lück, dass die meisten Staaten und Zentralbanken auf er Welt im Gegensatz zu 1929/30 nicht restriktiv reaiert, sondern auch Konjunkturprogramme aufgelegt aben. Das ist in einer vernetzten Weltwirtschaft das und O. Wenn Sie, Herr Brüderle, schon jetzt über eine xit-Strategie reden, dann ist es umso notwendiger, ass Sie sich in Europa koordinieren. Dass Sie den Vorchlag des neuen EU-Ratspräsident Zapatero zur Koorinierung in Bausch und Bogen ablehnen und einfach om Tisch wischen, zeigt, wie begrenzt Ihr wirtschaftsolitischer Horizont ist. Man darf nicht mehr an nationaen Grenzen haltmachen. Wir brauchen eine europäische iskussion. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


a, es muss an der richtigen Stelle über eine Exit-Strate-
ie gesprochen werden. Aber es geht um das Timing, das
ann und Wie, und um Koordinierung. Einfach zu be-

chließen, dass die Krise ab 1. Januar 2011 vorbei ist und
ass man dann alles zurückfahren kann, hat mit den wirt-
chaftlichen Realitäten und Entwicklungen nichts zu tun.
err Brüderle, dazu haben wir von Ihnen bisher wenig
ehört.

Wirtschaftspolitik in diesem Land ist mit der Steuer-
nd Finanzpolitik, aber auch stark mit der Arbeitsmarkt-
nd der Bildungspolitik verbunden. Wenn es gelingt, die
rundlagen dieses Landes wieder zu stärken, die uns auf
ieser Welt erfolgreich gemacht haben, nämlich Investi-
ionen in Bildung und Forschung zu tätigen und im wis-
enschaftlichen Bereich dafür zu sorgen, dass die besten
rodukte und Verfahren in diesem Land nicht nur er-
acht, sondern auch produziert und angewendet werden
önnen, wenn wir die Infrastruktur in diesem Land er-
euern und wenn wir in dieser Gesellschaft soziale Ba-
ance halten, haben wir Chancen, unseren Wohlstand zu
alten. Aber dazu bedarf es einer aktiven Politik. Das
eißt nicht, dass sich der Staat zurückhalten darf. Der
taat kann sicherlich nicht alles machen. Wir sind keine
tatisten. Wir sind für den Marktmechanismus. Aber der
arkt braucht einen klaren Ordnungsrahmen und eine

ktive Politik, die Impulse setzt. Das haben viele in der
DP nicht begriffen. Die Bedrohung für die offene Ge-
ellschaft und eine erfolgreiche Marktwirtschaft geht im
oment nicht vom Sozialstaat in Deutschland aus, son-

ern eher von Entwicklungen in staatskapitalistischen
ändern in anderen Regionen dieser Welt, mit denen wir

n Konkurrenz stehen. Amerika wird nicht mehr wie vor
er Krise das Zentrum sein. Es kommen neue, aufstre-
ende Staaten hinzu, mit denen wir konkurrieren. Wenn
eutschland ein demokratischer und sozialer Rechtsstaat
leiben soll, brauchen wir eine aktive Wirtschaftspolitik
nd nicht nur alte Parolen aus FDP-Programmen.

Herr Brüderle, Max Weber, der große Nationalöko-
om und vor allen Dingen, wenn man so will, Erfinder
er Politikwissenschaften, hat einmal einen Maßstab
ür gute Politik definiert. Er hat gesagt, Politik brauche
rei gute Eigenschaften: Verantwortung, Leidenschaft
nd Augenmaß. Die unverantwortliche Klientelpolitik






(A) )



(B) )


Hubertus Heil (Peine)

der FDP – bei Ihnen läuft im Moment wirklich alles wie
geschmiert –


(Zuruf von der CDU/CSU: Oppositionsgerede!)


zugunsten weniger und zulasten vieler zeigt, wie verant-
wortungslos Sie mit der Wirtschaftspolitik in diesem
Lande umgehen.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Euer Problem ist, dass Ihr gar keine Klientel mehr habt!)


– Ich weiß gar nicht, wie Sie heißen, Herr Schreihals.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Lindner!)


Wer so dreist Klientelpolitik macht wie Sie, beschädigt
leider nicht nur die FDP, sondern das Ansehen demokra-
tischer Institutionen dieses Land. Herr Lindner, Sie sind
hier in Berlin schon als Intrigant verschrien. Sie sollten
sich schämen!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ihr schrumpft trotzdem!)


Leidenschaft habe ich bei der Rede von Herrn Brü-
derle eben auch nicht gespürt; ich weiß nicht, wie es Ih-
nen geht. Aber man braucht auch eine leidenschaftliche
Überzeugung für eine neue Ordnungspolitik. Damit ha-
ben Sie nicht viel am Hut. Außerdem kann ich beim
Handeln dieser Regierung in der Haushaltspolitik auch
kein Augenmaß erkennen. Herr Brüderle, wir hatten in
diesem Land große Wirtschaftsminister, zum Beispiel
Ludwig Erhard, Karl Schiller und – auch wenn wir nicht
immer einer Meinung waren – Otto Graf Lambsdorff.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Den Ludwig Erhard habt ihr immer gut unterstützt!)


Es ist ein Trauerspiel, dass Sie als Nachfolger dieser gro-
ßen Männer keine Wirtschaftspolitik zustande bringen,
die auf der Höhe der Zeit ist. Deswegen werden Sie eine
harte Opposition erfahren, und die brauchen Sie auch.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Ein würdiger Nachfolger!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701608200

Zu einer Kurzintervention hat der Kollege Christian

Lindner das Wort.


Christian Lindner (FDP):
Rede ID: ID1701608300

Herr Kollege Heil, Ihre heutigen Einlassungen hätten

an vielen Stellen eines Kommentars bedurft. Ich will
aber, weil Sie mich persönlich angesprochen haben, nur
auf einen Aspekt eingehen. Einige Vertreter der Sozial-
demokratie sind erzürnt über meinen Ausdruck des teu-
ren Schwächlings.


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Zu Recht!)


Niemand kann doch bestreiten, dass wir gegenwärtig
einen immens hohen Anteil von Staatsausgaben an unse-

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(C (D er gesamten Wirtschaftstätigkeit haben. Aber können ir denn zufrieden sein, etwa mit der Handlungsfähigeit des Staates im Bildungssektor? Brauchen wir da icht noch sehr viel mehr Handlungsfähigkeit des Staaes? Sie unterliegen einem Irrtum. Das Gegenteil des teuen Schwächlings ist, anders, als Sie es uns unterstellen, icht der Minimalstaat. Das Gegenteil des teuren chwächlings ist der effiziente, handlungsfähige und tarke Staat. Er ist stark als Regulierer und Garant soialer Chancen, aber er ist kein unfairer Mitspieler in arkt und Gesellschaft. Sie selbst, Herr Heil, haben, als Lord Dahrendorf vertorben ist, einen großen Nachruf veröffentlicht. eshalb will ich Ihnen auch mit Dahrendorf antworten. n seiner großen Schrift „Die Chancen der Krise“ von 983 hat Dahrendorf gefragt: Was, wenn sich der wohlollende Staat irgendwann als teurer Versager heraus tellt? – Im gleichen Buch hat Dahrendorf, auf den Sie ich gern berufen, das Ende des sozialdemokratischen ahrhunderts prognostiziert. ffensichtlich hatte er mit beiden Prognosen recht. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ja!)


(Zuruf von der SPD: Aber unrecht gehabt!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701608400

Herr Heil bitte zur Antwort.


Hubertus Heil (SPD):
Rede ID: ID1701608500

Ich freue mich, dass ich zumindest auf einen ange-

trengt intelligenten Lindner antworten darf und nicht
uf den anderen antworten muss. Wenn wir das umkeh-
en, heißt das also, dass Sie keinen teuren Schwächling,
ondern einen billigen Autoritären wollen. In dieser Dis-
ussion wird deutlich, dass Sie uns unterstellen, es ginge
ns nicht darum, den Staat effektiv zu machen. Das ist
ine Banalität. Es ist die Aufgabe der Politik, dafür zu
orgen, dass der Staat den Menschen nicht vor der Nase
itzt, sondern an ihrer Seite ist. Das ist unsere Aufgabe.

Aber mit einer pauschalen Diffamierung unseres de-
okratischen und sozialen Rechtsstaats in dieser Zeit


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das macht er doch gar nicht!)


erden Sie Ihrer Aufgabe nicht gerecht. Wie war das
enn im letzten und vorletzten Jahr, als ungezügelte Fi-
anzmärkte unseren Wohlstand und unsere Arbeitsplätze
efährdet haben? Es war der von Ihnen als teurer
chwächling bezeichnete Staat, der intervenieren
usste, erfolgreich interveniert hat und so die Menschen

eschützt hat. Sie unterliegen einem Irrtum. Sie sind
eute keine Liberalen mehr, sondern in Ihrer Wirt-
chafts- und Finanzpolitik Nachfolger der Neokonserva-
iven. Sie haben nicht begriffen, was große liberale Den-






(A) )



(B) )


Hubertus Heil (Peine)

ker als positive und negative Freiheit beschrieben
haben.

Ja, es ist richtig: Es muss eine Freiheit des Bürgers,
der Menschen, auch der Unternehmer vor staatlicher Un-
terdrückung, vor Willkür und vor Bürokratie geben. Es
gibt eine negative Freiheit des Menschen vor dem Staat.
Dafür zu sorgen, ist eine Aufgabe, die wir gemeinsam zu
erfüllen haben. Ich denke dabei gerade an das, worüber
im Bereich der inneren Sicherheit diskutiert wird. Aber
es gibt auch eine positive Freiheit: die sozialen Voraus-
setzungen, um Freiheit leben zu können – der Staat muss
diese Voraussetzungen schaffen –, und die öffentlichen
Güter, die wir gewähren müssen, damit Menschen
selbstbestimmt leben können. Das ist unsere Vorstellung
von vorsorgender Sozialstaatlichkeit.

Was Sie in der Praxis tun, ist, den Staat handlungsun-
fähig zu machen, ihn krankenhausreif zu reden, um sich
hinterher als Sanitäter anzubieten. Das ist nichts anderes
als das, was Ronald Reagan Anfang der 1980er-Jahre
gemacht hat: Steuersenkungen für Reiche, hinterher
keine erfolgreiche Konsolidierung und damit den Sozial-
staat rasieren. Das ist Ihr Konzept, das ist Ihre Ideologie.
Das hat mit sozialem Liberalismus à la Dahrendorf über-
haupt nichts mehr zu tun, Herr Lindner. Sie sollten sich
nicht in diese Tradition stellen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Also, einen intelligenten Heil gibt es jedenfalls nicht bei der SPD!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701608600

Andreas Lämmel hat jetzt das Wort für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Andreas G. Lämmel (CDU):
Rede ID: ID1701608700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! In meiner Naivität habe ich gedacht, dass wir in
dieser Debatte über den Wirtschaftshaushalt diskutieren.
Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass der Großteil der
Redner auch nur einen Blick in diesen Haushalt gewor-
fen hat; vielmehr hat er sich im Wesentlichen eigentlich
mit Phrasen begnügt.

Frau Andreae, Sie haben mit leichten Worten aller-
hand gefordert, was das Wirtschaftsministerium leisten
soll. Wenn Sie einmal einen Blick in den Haushalt des
Bundesministeriums für Wirtschaft geworfen hätten,
dann hätten Sie festgestellt, dass genau das realisiert
wird:


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Das zur Verfügung stehende staatliche Geld wird dahin
gelenkt, wo es den größten Effekt erzielt, nämlich in die
Investitionsförderung, in die Forschungsförderung und
in die Außenwirtschaftsförderung. Das sind die Aufga-
ben, die der deutsche Staat hat, um die Wirtschaft zu un-
terstützen, damit sie aus der Krise gestärkt hervorgeht.

Ich komme zum Thema Forschungsförderung. Kei-
ner ist darauf richtig eingegangen. Offensichtlich wissen

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(C (D ie gar nicht, was dort geleistet wird. Forschung und ntwicklung bzw. Innovationen im Mittelstand, Stichort ZIM: Frau Andreae, wir fördern die Energiefor chung mit einem großen Einzeltitel. Zur Förderung der nergieeffizienz gibt es einen weiteren Einzeltitel. chauen Sie einmal nach! Für die Informationsund ommunikationstechnologien gibt es ein Extraproramm. Die innovativen Arbeiten der Luftund Raumahrt und der maritimen Wirtschaft werden ebenso untertützt. Ich möchte auf das ZIM – Zentrales Innovationsproramm Mittelstand – zu sprechen kommen; denn es ist in entscheidender Punkt im Haushalt des Bundeswirtchaftsministeriums. Dieses Programm ist ein riesiger rfolg: 2009 sind allein 8 400 Anträge auf Teilnahme an iesem Programm eingegangen und bearbeitet worden. Ich komme zur Hebelwirkung; Frau Andreae, Sie haen sie angesprochen. Nachdem ein Antrag eines Unterehmens positiv beschieden worden ist, müssen 70 bis 5 Prozent Eigenmittel beigesteuert werden; es stammt lso nur ein Viertel der Mittel aus der staatlichen Fördeung, während drei Viertel der Mittel privat aufgewendet erden. Daran können Sie ermessen, was für eine gealtige Hebelwirkung von diesem Programm ausgeht, m Forschung und Technologie voranzubringen. Nachdem die Programme für den gesamten deutschen ittelstand geöffnet worden sind, sind mittlerweile rund 00 000 Unternehmen in der Lage, Anträge auf Teilahme an diesem Programm zu stellen. Die Aufstockung er Mittel für das ZIM innerhalb des Konjunkturaketes II war eigentlich nur die logische Konsequenz. ir müssen uns allerdings Gedanken machen, wie die usstattung des ZIM nach 2011 weitergehen soll. Kaum einer hat den Gedanken formuliert, dass die xistenzgründer im innovativen Bereich die Grundlage es Wirtschaftswachstums von morgen schaffen. Auch enn sich die Gründungsszene wegen des wirtschaftli hen Umfeldes im Moment ziemlich schwertut, müssen ns die Existenzgründer sehr wichtig sein. Noch ein Wort zur steuerlichen FuE-Förderung. Wir öchten diese Förderung sehr gern; aber wir wollen kei en Ersatz für die Projektförderung. Das muss eine elbstständige Säule sein; ob in Form einer Zulage oder n Form einer Gutschrift, mag dahingestellt sein. Die Luftund Raumfahrttechnik ist ein ganz wichiger Innovator in Deutschland. Das, was in den Forchungsprogrammen der Luftund Raumfahrt entwikelt wird, spielt auch im zivilen Leben eine große olle. Wir erwarten natürlich von der Luftfahrtindustrie, ass es mit den Produkten, welche mit deutschem teuergeld entwickelt werden, hier in Deutschland auch u einer Wertschöpfung kommt. ir wollen keine Entwicklung in Deutschland fördern, ie dann zu einer Produktion in China, Amerika oder ussland führt. Ein anderes großes Thema ist die Außenwirtschaftsörderung. Ich möchte noch einmal die Zahlen nennen: Andreas G. Lämmel In Deutschland leben ungefähr 2 Prozent der Weltbevölkerung, aber unser Anteil am gesamten Welthandel beträgt 10 Prozent, bei den Green Technologies beträgt er sogar 16 Prozent. Daran kann man ermessen, welche Rolle der Außenhandel, der Export für die deutsche Wirtschaft spielt. Deutschland ist Exportvizeweltmeister. Wir hoffen, dass wir wieder Weltmeister werden. Aber es spielt letztlich keine Rolle, ob wir nun Erster oder Zweiter sind. Wir hoffen, dass die im Haushalt veranschlagten Mittel für die Außenwirtschaftsförderung ausreichen, dass die German Trade and Invest GmbH auf die Beine kommt und nicht nur ihren Personalkörper aufbaut. Ein weiteres Thema ist die Regionalförderung, die ebenfalls von niemandem erwähnt wurde. Es geht um die Investitionsförderung, GRW, GA, je nachdem, welchen Begriff man wählt. 674 Millionen Euro sind dafür im Haushalt veranschlagt. Hier setzt eine große Hebelwirkung ein, denn die 674 Millionen Euro sind nur die Mittel des Bundes. Dazu kommen Mittel in gleicher Höhe von den Ländern, also noch einmal 674 Millionen Euro, dass heißt, insgesamt 1,3 Milliarden Euro an Investitionsfördermitteln. Das aber sind meist nur 20 Prozent einer Investition. 80 oder 70 Prozent, je nachdem, in welchem Fördergebiet investiert wird, bringt die Wirtschaft selber auf. Sie können also selbst rechnen, dass zu den 1,3 Milliarden Euro noch Milliarden Euro an weiteren Mitteln hinzukommen. Genau dieses Investitionsvolumen brauchen wir in Deutschland zur Sicherung von Arbeitsplätzen und zum Aufbau neuer Arbeitsplätze. Trotzdem muss man feststellen: Die Mittel für die Investitionsförderung im Haushalt des BMWi sind niedriger als die für die Steinkohlesubventionierung. Man muss also immer im Blick haben, dass die Kosten der Steinkohle nach wie vor enorm sind. Dass die Investitionsförderung in Deutschland funktioniert, zeigt sich daran, dass selbst die Mittel für die Sonderprogramme 2009 abgearbeitet sind und die Gelder in Deutschland investiert wurden. Gemäß den Prognosen für 2010 und 2011 wird der Bedarf an Investitionsfördermitteln eher ansteigen. Es ist ein sehr positives Zeichen, dass die deutsche Industrie in der Krise investiert. Das sind für die nächsten Jahre gute Nachrichten. Wir werden uns über die Förderkulisse dieses Jahr noch einmal unterhalten. Wir wollen, dass die C-Fördergebiete erhalten bleiben, damit die strukturschwachen Gebiete in Gesamtdeutschland von der Regionalförderung profitieren können. Zusammenfassend kann ich sagen: Hätten Sie sich den Haushalt des Bundeswirtschaftsministeriums einmal intensiver angeschaut, dann wären Sie von den Oppositionsfraktionen nicht zu der Schlussfolgerung gekommen, dass das Wirtschaftsministerium nicht in der Lage sei, die Wirtschaftspolitik in Deutschland zu gestalten, sondern Sie wären zu dem Schluss gekommen, dass dieser Haushalt im Bereich der Investitionen und der Unterstützung für Forschung und Technologie hervorragende Voraussetzungen bietet, damit die deutsche Wirtschaft d d L D Z d s s M w h h 3 u w D L s h t m a b ö b n b N h D i n w B k d d z m s v i n a (C (D ie Krise überwindet und das Wirtschaftswachstum in en nächsten Jahren vorankommt. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701608800

Das Wort hat Michael Schlecht für die Fraktion Die

inke.


(Beifall bei der LINKEN)



Michael Schlecht (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701608900

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

ie Regierung und auch Herr Brüderle haben zentrale
iele für die Wirtschaftspolitik formuliert. Eines besteht
arin, darauf zu hoffen, dass bis zum Jahr 2011 die Wirt-
chaft wieder läuft und man in eine Exit-Strategie ein-
teigen kann. Vor allen Dingen trägt die Regierung das
antra vor sich her: Wir wollen stärker aus dieser Krise
ieder herauskommen.

Die spannende Frage ist natürlich, was das eigentlich
eißt: „stärker wieder herauskommen“. Stärker werden
eißt bei der Regierung nicht, dass, wie wir wollen,
0 Milliarden Euro mehr für Universitäten, Schulen
nd Kinderbetreuung ausgegeben werden. Stärker
erden heißt auch nicht, deutlich mehr für soziale
ienste sowie für Kranke und alte Menschen in diesem
ande auszugeben und damit wirklich deutliche Verbes-
erungen in diesem Bereich zu erzielen. Stärker werden
eißt auch nicht, wirklich massiv – wir denken, mindes-
ens 50 Milliarden Euro sind dafür angezeigt – in die
arode deutsche Infrastruktur zu investieren und vor

llen Dingen die Industrieproduktion nachhaltig umzu-
auen hin zu binnenländisch verwendbaren Produkten,
kologischen Technologien und dergleichen mehr. Wir
rauchen vor allen Dingen die Stärkung der Binnen-
achfrage; denn selbst dann, wenn man die wunder-
arsten ökologischen Produkte entwickelt, wird die
achfrage nicht automatisch kommen. Vielmehr muss
ier der Staat handeln. Stärker werden heißt vor allen
ingen auch, mehr in die Berliner S-Bahn und ICEs zu

nvestieren, damit diese wieder ordentlich fahren kön-
en. All das würde dazu beitragen, dass man wirklich
ieder stärker wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke will ein Zukunftsprogramm, mit dem die
innennachfrage wirklich nachhaltig gestärkt wird. So
önnte eine Umsteuerung erfolgen. Wir wollen, dass auf
iese Weise 2 Millionen neue Jobs geschaffen werden –
ie Arbeit von morgen. Finanzierbar wäre das Ganze
um Beispiel durch Einführung einer Millionärssteuer.

Stärker werden darf nicht heißen, dass man immer
ehr darauf setzt, dass die Exporte ansteigen. Die deut-

che Wirtschaft hat seit 2002 einen Exportüberschuss
on kumuliert fast 1 Billion Euro erzielt. Die Regierung
st darauf auch noch stolz. Der Haken an der Sache ist
ur, dass dies nur funktioniert, wenn sich immer mehr
ndere Länder entsprechend weiter verschulden. Es gab






(A) )



(B) )


Michael Schlecht
ein Land, das den Exportjunkies Deutschland, Japan und
China die Exportüberschüsse abgekauft hat. Das waren
die USA. Möglich wurde dies durch eine dramatisch ge-
stiegene Verschuldung. Insofern – das muss man einmal
deutlich sagen – gehören die Verschuldung der USA
und die deutsche Wirtschaftspolitik fast so zusammen
wie die FDP und Mövenpick.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ha! Ha! Ha! Ein guter Witz!)


Das durch die Agenda 2010 hervorgerufene Lohn-
dumping hat die Bevölkerung enteignet und deutschen
Unternehmern massive Wettbewerbsvorteile im Ausland
beschert. Die Exporte wuchsen immer stärker an.
Gleichzeitig wurde die Binnennachfrage immer mehr
beschnitten. So entstand ein gigantischer Exportüber-
schuss. Im Finanzdesaster der USA ist dieses System
kollabiert. Der Ausbruch der Verschuldungskrise in den
USA ist in bestimmter Weise auch ein von der deutschen
Wirtschaftspolitik hervorgerufenes Desaster. Wer aber
nach wie vor glaubt, die Binnennachfrage nicht stärken
zu müssen, und darauf hofft, 2011 mit einer Exit-Strate-
gie eine Wende einleiten zu können, ist ein wirtschafts-
politischer Geisterfahrer, der eine große Gefahr für die
weitere wirtschaftliche Entwicklung darstellt.

Im Rahmen der G 20 wurde in Pittsburgh zuletzt ver-
einbart, dass Länder mit einem nachhaltigen und deutli-
chen Exportüberschuss ihre Strategie ändern und für
mehr Binnennachfrage sorgen sollen. Davon ist hier in
Deutschland überhaupt nichts zu spüren. Diese auf dem
G-20-Treffen eingegangene Verpflichtung wird in
Deutschland überhaupt nicht umgesetzt, findet über-
haupt keinen Niederschlag im Regierungshandeln.

Neben einem massiven Investitionsprogramm in
Höhe von 100 Milliarden Euro – ich sagte das schon –
benötigen wir vor allen Dingen eine deutliche Stärkung
der Löhne, um die Binnennachfrage zu stärken.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Einkommen der Beschäftigten müssen steigen. Vor
allen Dingen müssen auch die Einkommen der Beschäf-
tigten im öffentlichen Dienst steigen. Insofern ist es ei-
gentlich unverantwortlich, wenn ein Wirtschaftsminister
dazu aufruft, bei Lohnforderungen ganz kurz zu treten.
Genau das erleben wir ja jetzt bei der aktuellen Tarif-
runde des öffentlichen Dienstes. Ich hoffe, dass meine
Kolleginnen und Kollegen im öffentlichen Dienst mit
Entschiedenheit durch Gegenmaßnahmen, auch durch
Streiks, nicht nur ihre eigenen Interessen vertreten, son-
dern Sie damit auch zu einem Kurs der wirtschaftspoliti-
schen Vernunft zwingen. Das würde unser Land voran-
bringen.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701609000

Michael Luther hat jetzt das Wort für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! iebe Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Heren! Sehr geehrter Herr Brüderle! Ich bin sozusagen der etzte Redner in dieser Debatte, (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Wieso „sozusagen“?)

Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1701609100

urz bevor der Haushalt – und es geht ja um das Haus-
altsgesetz – dem Haushaltsausschuss durch Überwei-
ung überantwortet wird. Ich habe sehr aufmerksam die
etzten anderthalb Stunden der Debatte verfolgt


(Zuruf der SPD: Wir auch!)


nd habe mir dabei meine eigenen Gedanken gemacht.
ch glaube, das Parlament hat seine Rolle genau wahrge-
ommen. Die Regierung, Herr Brüderle, und die Redner
er Union haben versucht, deutlich zu machen, worauf
s in der Wirtschaftspolitik in den nächsten Wochen und
onaten ankommt.


(Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Versucht! Es ist leider nicht gelungen!)


uch die Opposition hat ihre Rolle gespielt. Sie hat all
as benannt, was nicht geht. Am meisten verwundert
ich natürlich die SPD: Nach elf Jahren in der Regie-

ungsverantwortung hat sie – schwupps – den Schalter
mgelegt und sagt heute genau das Gegenteil von dem,
as sie im letzten Jahr erzählt hat.


(Zuruf von der LINKEN: Das ist wie bei der FDP!)


as war für mich schon spannend.


(Zuruf von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Da haben Sie offenbar nicht richtig zugehört!)


Gleichwohl glaube ich, dass wir uns in diesem Hause
ber eine Wahrheit einig sein sollten, nämlich dass der
irtschaftsminister mit seinem Haushalt eine zentrale

erantwortung für die Wirtschaft in Deutschland trägt.
enn die Wahrheit heißt: Wenn die Wirtschaft floriert,
ann geht es Deutschland gut; dann gibt es genügend Ar-
eitsplätze und gute Löhne; dann fließen Steuern und
ozialabgaben.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Und Milch und Honig!)


amit können wir dann unseren Sozialstaat finanzieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich denke, dass – und davon ist die Debatte auch nicht
nbeeindruckt geblieben – die Finanz- und Wirt-
chaftskrise, die wir 2008/2009 auch in Deutschland er-
eben mussten, bislang gut „gehändelt“ worden ist. Wir
aben durch die Konjunkturpakete richtige Schwer-
unkte gesetzt, um letztendlich Schlimmeres zu verhin-
ern. Das ist uns, glaube ich, auch gelungen.

Jetzt aber, zu Beginn des Jahres 2010, stellen wir fest,
ass unsere Wirtschaft wieder wächst, zwar nicht so
ehr, wie wir uns das wünschen würden, aber immerhin.
ie Aufschwungkräfte sind aber noch zu gering. Wir
üssen aus fiskalischer und wirtschaftspolitischer Sicht






(A) )



(B) )


Dr. Michael Luther
noch manches tun, um sie zu stärken und voranzubrin-
gen. Ich denke, die Große Koalition – ich meine: die Ko-
alition, ohne groß –


(Lachen bei der SPD – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Die ist doch groß!)


– die Koalition ist groß; in Ordnung – erfüllt genau diese
Aufgabe.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ich kann verstehen, dass Sie Sehnsucht nach uns haben – bei der FDP!)


Wir haben mit dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz
begonnen. Es ist ein wichtiges Signal,


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


dass Entlastungen vorgenommen und Wachstumshemm-
nisse abgebaut werden.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bürokratieaufbau und Schulden machen!)


Wir müssen auch in schwierigen haushaltspolitischen
Zeiten genau diesen Weg weitergehen. Ansonsten wer-
den wir das Konjunkturpflänzchen, das langsam wieder
zu wachsen beginnt, nicht weiterwachsen sehen.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Schulden erdrücken!)


Meine Damen und Herren, ich will noch einiges zum
Haushalt selbst sagen. Wir haben ein Volumen von
knapp 6,3 Milliarden Euro; das ist eine leichte Etatstei-
gerung. Diese leichte Etatsteigerung resultiert aus der
Strategie der Bundesregierung, die Bildungs- und For-
schungslandschaft in Deutschland für die Zukunft fit-
zumachen.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Auch im Wirtschaftsbereich stellen wir uns dieser Auf-
gabe, und ich denke, das ist ein wichtiges Signal an die
Wirtschaft für die Zukunft in unserem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ein zweiter Punkt: Auch in diesem Haushalt setzt die
Bundesregierung jetzt darauf, Altes zurückzufahren und
Neues zu fördern.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Erneuerbare zurück!)


Der Rückgang der Kohlebeihilfen ist ein wichtiges Sig-
nal, da es sich um eine Technologie handelt, die ausläuft.
Wir können die Mittel, die dadurch frei werden, für et-
was anderes einsetzen. 2,3 Milliarden Euro – das ist das
Kernstück des Einzelplans – werden für Technologie
und Innovationsförderung zur Verfügung gestellt. Das
ist genau das richtige Signal für die Zukunft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das zentrale Innovationsprogramm für den Mittel-
stand wurde schon vom Kollegen Lämmel angespro-
chen. Wir geben dafür viel Geld aus und legen damit

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(C (D ine Basis für unseren Mittelstand. Er braucht diese Förerung, gerade um FuE-Projekte voranzubringen. Dafür st dieses Programm genau die richtige Maßnahme. Als emand, der aus den neuen Bundesländern kommt, will ch betonen: Es ist sinnvoll, Programme, die sich in den euen Bundesländern als erfolgreich erwiesen haben, uf Gesamtdeutschland zu übertragen. Das passiert an ieser Stelle. Dem Minister danke ich herzlich für das ignal, das er mit Aufstellen dieses Haushalts gegeben at. Ich möchte noch etwas zu dem Thema Gemeinchaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtchaftsstruktur“ sagen. Dafür sind 670 Millionen Euro orgesehen. Diese Förderung, die hauptsächlich für die euen Bundesländer vorgesehen ist, ist nach wie vor ehr wichtig. Unabhängig von den Maßnahmen gegen ie Wirtschaftskrise – auch in den neuen Bundesländern uss diese Krise natürlich überwunden werden – ist es llerdings so, dass hier noch mehr gemacht werden uss. Wenn ich mir den Zeitraum von 1990 bis heute nsehe, dann muss ich sagen: Nach dem Konkurs der DR, als die Wirtschaft am Boden lag, haben wir in den etzten 20 Jahren viel, aber noch nicht alles erreicht. Wir tehen jetzt bei einem Volumen von circa 80 Prozent des estniveaus. Parallel zu der Krisenbewältigung ist es lso unbedingt notwendig, dass wir den Wirtschaftsaufau Ost fortsetzen; denn es muss unser gemeinsames iel sein, dass die neuen Bundesländer in absehbarer eit von ihrem eigenen Geld leben können. Wir setzen ns dafür ein, dass dies mithilfe der im Haushalt des irtschaftsministeriums vorgesehenen Maßnahmen er eicht werden kann. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, dem Haushaltsaus-
chuss wird ein Haushalt mit einer sehr hohen, aber, wie
ch glaube, wohlbegründeten Neuverschuldung vorge-
egt. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass wir eine
chwere Finanz- und Wirtschaftskrise zu tragen haben
nd überwinden müssen. Für die Zukunft müssen wir
on dieser Verschuldung herunterkommen. Denn die
insen als Folge der Neuverschuldung müssen wir eben-

alls im Haushalt tragen. Sie belasten uns zunehmend.
ch kann Ihnen zusagen, dass wir uns in den Haushalts-
eratungen diesem Thema stellen werden. Wir werden
eden Titel genau überprüfen und schauen, ob die Neu-
erschuldung nicht vielleicht ein Stück zurückgeführt
erden kann. Jeder Schritt in dieser Richtung ist wich-

ig. Ich bin gespannt, was wir mit einer gemeinsamen
raftanstrengung erreichen können.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine gute
aushaltsberatung. Lassen Sie uns gemeinsam ans Werk
ehen!

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701609200

Zu diesem Einzelplan liegen keine weiteren Wortmel-

dungen vor.

Wir unterbrechen die Haushaltsberatungen für einen
kurzen Moment.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 3 sowie Zusatz-
punkt 1 auf:

3. Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Ver-
trag über die Errichtung des IT-Planungsrats
und über die Grundlagen der Zusammenar-
beit beim Einsatz der Informationstechnologie
in den Verwaltungen von Bund und Ländern –
Vertrag zur Ausführung von Artikel 91 c GG

– Drucksache 17/427 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss

ZP 1 Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem
Übereinkommen Nr. 187 der Internationalen
Arbeitsorganisation vom 15. Juni 2006 über
den Förderungsrahmen für den Arbeitsschutz

– Drucksache 17/428 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)


Hierbei handelt es sich um Überweisungen im ver-
einfachten Verfahren ohne Debatte.

Zwischen den Fraktionen ist verabredet, die Vorlagen
an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
überweisen. Sind Sie damit einverstanden? – Dann ist es
so beschlossen.

Wir kommen nun zu den Tagesordnungspunkten 4 a
bis 4 d. Hier geht es um vier Gremienwahlen, die wir
mittels Handzeichen durchführen werden.

Tagesordnungspunkt 4 a:

Beirat bei der Bundesnetzagentur für Elektri-
zität, Gas, Telekommunikation, Post und
Eisenbahnen

– Drucksache 17/460 (neu)

Dazu liegen Wahlvorschläge der Fraktionen CDU/
CSU, SPD, FDP, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen
vor.

Wer stimmt für die Wahlvorschläge auf Drucksache
17/460 (neu)? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Dann ist das einstimmig so beschlossen.

Tagesordnungspunkt 4 b:

Beirat für Fragen des Zugangs zur Eisenbahn-
infrastruktur (Eisenbahninfrastrukturbeirat)


– Drucksache 17/461 –

Dazu liegen wiederum Wahlvorschläge aller Fraktio-
nen vor. Wer stimmt für diese Wahlvorschläge? – Ge-
genstimmen? – Enthaltungen? – Das ist nicht der Fall.

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(C (D ann sind auch diese Wahlvorschläge einstimmig angeommen. Tagesordnungspunkt 4 c: Beirat zur Auswahl von Themen für die Sonderpostwertzeichen ohne Zuschlag beim Bundesministerium der Finanzen (Programmbeirat)


– Drucksache 17/462 –

Dazu liegen Ihnen Wahlvorschläge der Fraktionen der
DU/CSU, SPD und FDP auf Drucksache 17/462 vor.
er stimmt für diese Wahlvorschläge? – Gegenstim-
en? – Enthaltungen? – Diese Wahlvorschläge sind ein-

timmig beschlossen.

Tagesordnungspunkt 4 d:

Beirat für die grafische Gestaltung der Son-
derpostwertzeichen beim Bundesministerium
der Finanzen (Kunstbeirat)


– Drucksache 17/463 –

Auf Drucksache 17/463 liegen Ihnen die Wahlvor-
chläge der Fraktionen der CDU/CSU und SPD vor. Wer
timmt für diese Wahlvorschläge? – Gegenstimmen? –
nthaltungen? – Das ist nicht der Fall. Auch diese Wahl-
orschläge sind einstimmig so beschlossen.

Wir setzen jetzt die Haushaltsberatungen fort und
ommen zum Geschäftsbereich des Bundesministeri-
ms für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ein-
elpan 17. Als Erste hat das Wort die Bundesministerin
r. Kristina Köhler.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Kristina Köhler, Bundesministerin für Familie,
enioren, Frauen und Jugend:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
it einiger Verwunderung habe ich in den letzten Wo-

hen eine offenbar weit verbreitete Auffassung zur
enntnis genommen: In der Familienpolitik seien die
roßen, grundsätzlichen Themen abgehakt. Das ist na-
ürlich ein schönes Kompliment für die Familienpolitik
er Union in den letzten vier Jahren; insofern freue ich
ich darüber. Ich teile allerdings nicht die Befürchtung,

ass uns im Familienressort in den nächsten Jahren die
roßen Themen ausgehen. Ich nutze die heutige Haus-
altsdebatte gern für ein paar grundsätzliche Ausführun-
en.

Der Kabinettsentwurf des Bundeshaushaltes 2010
ieht für den Einzelplan 17 einen Etat von insgesamt
,56 Milliarden Euro vor. Damit stünden dem Familien-
essort rund 171 Millionen Euro mehr als im Vorjahr zur
erfügung. Dieses Plus käme den Familien in unserem
ande zugute; denn es ist zum größten Teil auf Mehraus-
aben für die gesetzlich festgelegten Familienleistun-
en zurückzuführen, von denen ich drei hervorheben
öchte:

Erstens. Familien erhalten seit dem 1. Januar mehr
indergeld. Davon ist zwar nur der geringste Teil in un-






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Kristina Köhler
serem Einzelplan etatisiert; dennoch ist die Kindergeld-
erhöhung ein wichtiges familienpolitisches Signal.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Viele Familien kommen nämlich mit ihrem Einkommen
gerade so über die Runden. Für sie ist jeder Euro mehr
ein Stück mehr Lebensqualität. Wir lösen damit das
wichtige Wahlversprechen ein, dass wir Eltern und Kin-
dern gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten den Rü-
cken stärken.

Zweitens. Wir geben mehr Geld für den Kinderzu-
schlag aus. Dafür sind im Etat 374 Millionen Euro ver-
anschlagt. Diese Familienleistung kommt in allererster
Linie Geringverdienern zugute, die sonst nur wegen ih-
rer Kinder in Hartz IV abrutschen würden. Wir sagen:
Kinder dürfen kein Armutsrisiko sein; der Fleiß dieser
Eltern muss sich lohnen. Sonst brauchen wir uns näm-
lich nicht zu wundern, wenn es immer wieder Kinder
gibt, die nicht Kranführer oder Krankenschwester wer-
den wollen, sondern Hartz-IV-Empfänger.

Drittens. Größter Posten im Einzelplan 17 bleibt das
Elterngeld. Dafür stehen 2010 knapp 4,5 Milliarden
Euro zur Verfügung. Damit ermöglichen wir Müttern
und Vätern eine berufliche Auszeit nach der Geburt ei-
nes Kindes. Im Vergleich zum Vorjahr sind dies 80 Mil-
lionen Euro mehr. Das ist aber gut ausgegebenes, gut an-
gelegtes Geld, denn Kostentreiber im positiven Sinne
sind vor allem die Väter.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Diese zunehmende Akzeptanz der Vätermonate zeigt,
dass wir damit ein Bedürfnis junger Familien getroffen
haben. Deshalb möchte ich auch noch in diesem Jahr die
Zahl der Vätermonate erhöhen und ein Teilelterngeld
einführen und bitte Sie dafür um Ihre Unterstützung,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


denn damit geben wir Vätern und Müttern mehr Zeit, um
Verantwortung in der Familie zu übernehmen, und dies
kommt vor allen Dingen den Kindern zugute.

So viel erst einmal zu den gesetzlich festgelegten Fa-
milienleistungen, die im Etat den mit Abstand größten
Ausgabenblock darstellen. Ich möchte aber aus dem
Einzelplan 17 drei weitere Titel exemplarisch heraus-
greifen, die sich auf ganz aktuelle Diskussionen bezie-
hen.

Erstens ist dies der Ausbau der Kinderbetreuung
für die unter Dreijährigen. Vor drei Jahren haben sich
Bund, Länder und Kommunen auf ein gemeinsames Ziel
geeinigt: Bis zum Jahr 2013 sollen 35 Prozent der Kin-
der unter drei Jahren Betreuungsangebote nutzen kön-
nen. Ich bin überzeugt, dass das zu schaffen ist und dass
wir den Bedarf damit werden decken können, denn das
35-Prozent-Ziel wurde auf guter empirischer Grundlage
vereinbart.

Neue Zahlen, die der Deutsche Städte- und Gemein-
debund letzte Woche ins Spiel gebracht hat, sind unrea-
listisch, denn sie basieren auf einer Umfrage bei Frauen
mit Kinderwunsch, ob sie denn Interesse an Betreuung

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(C (D ätten, wohlgemerkt für Kinder, die in den nächsten Jahen erst noch geboren werden müssen. Das ist etwa so, als ürde man ein Jahr vor der Bundestagswahl die Sonngsfrage stellen und auf dieser Basis dann Koalitionsverandlungen führen. Die Panik, die hiermit geschürt wird, st übertrieben. Wir sollten sie nicht schüren, sondern ns erst einmal anstrengen, um das gemeinsam vereinarte Ziel zu erreichen. Der Bund trägt dazu seinen Anteil bei. Bis 2013 stelen wir 4 Milliarden Euro zur Verfügung, zum einen für ie Investitionen, zum anderen für die Betriebskosten. b 2014 beteiligt sich der Bund dann mit rund 770 Mil ionen Euro pro Jahr an den Kosten für den laufenden etrieb. Darüber hinaus hat die Bundesregierung den ommunen 6,5 Milliarden Euro mit dem Konjunkturaket II zur Verfügung gestellt, Geld, das ausdrücklich uch für die Infrastruktur der frühkindlichen Bildung geutzt werden kann. eshalb appelliere ich im Gegenzug an Länder und ommunen: Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, ass alle Eltern, die einen Betreuungsplatz in Anspruch ehmen wollen, ihn ab 2013 tatsächlich in Anspruch ehmen können. Zweitens geht es ebenfalls um ein ganz aktuelles hema, den Zivildienst. 650 Millionen Euro geben wir ür den Zivildienst aus, insgesamt rund 7 Millionen mehr ls 2009, was mit der leicht erhöhten Zahl Zivildiensteistender zu tun hat. Wegen der Verkürzung der Wehrflicht auf sechs Monate zum 1. Januar 2011 stehen uns ier aber große Umbrüche ins Haus. Wenn 90 000 Zivilienstleistende drei Monate weniger Dienst leisten, dann allen in den sozialen Einrichtungen 270 000 Dienstonate weg. Im Moment arbeiten wir mit dem Koalitionspartner ntensiv an einer Lösung hierfür. Der Zivildienst muss ür junge Männer attraktiv bleiben, er muss auch für die ienststellen attraktiv bleiben, und die „biografische Lü ke“, die zwischen dem Ende des Zivildienstes und dem eginn von Ausbildung oder Studium entsteht, muss so ering wie möglich sein. Aber ich bin zuversichtlich, ass wir hierbei bald zu einem Ergebnis kommen weren, mit dem alle Beteiligten und alle Betroffenen weren gut leben können. Gut leben können hoffentlich auch Sie, liebe Kolleinnen und Kollegen aus den Oppositionsfraktionen, mit er Lösung, die ich für die Neuausrichtung der Proramme zur Extremismusprävention erreicht habe. Ich in damit beim dritten aktuellen Thema. Es war in den etzten Wochen schön zu beobachten, wie zuverlässig ie alten Reflexe funktionieren. (Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei Ihnen aber auch!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Kristina Köhler
Dabei ist es doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit,
dass wir gegen alle Feinde unserer freiheitlich-demo-
kratischen Grundordnung vorgehen: gegen Rechtsextre-
misten, gegen Linksextremisten, gegen Antisemiten und
gegen Islamisten. Es gibt keine guten Extremisten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb werde ich die Präventionsprogramme zur Ex-
tremismusbekämpfung umbauen.

Wir starten noch im Jahr 2010 zwei Pilotprojekte ge-
gen Linksextremismus und gegen Islamismus. Dafür ste-
hen 2 Millionen Euro aus Mitteln zur Verfügung, die
2009 nicht abgerufen wurden. Die im Einzelplan 17 vor-
gesehenen 24 Millionen Euro für die bereits bestehenden
Bundesprogramme zur Extremismusprävention bleiben
unangetastet. Erst für 2011 plane ich eine Neukonzep-
tion der Programme. Grundlage sind dann auch die Er-
fahrungen, die wir 2010 mit den erwähnten Pilotprojek-
ten zur Bekämpfung des Linksextremismus und des
Islamismus machen werden.

Der Einzelplan 17 des Bundeshaushalts 2010 zeigt
nicht nur, wo wir heute stehen, sondern er weist auch
den Weg zu einem großen familienpolitischen Thema
der Zukunft. Denn er zeigt klar und deutlich: Wir tun
viel, damit Eltern Zeit für Verantwortung haben. Aber
wir tun viel zu wenig, damit pflegende Familienange-
hörige Zeit für Verantwortung haben. Als Familien-
ministerin verstehe ich mich nicht nur als Anwältin der
Eltern, sondern auch als Anwältin der Älteren.

Menschen, die in unserer Gesellschaft ein Leben lang
viel geleistet haben, einen würdigen Lebensabend zu er-
möglichen – dazu verpflichtet uns unser Menschenbild.
Nicht nur aus ethischem Pflichtgefühl, sondern auch aus
tiefem inneren Bedürfnis pflegen Menschen ihre betag-
ten Angehörigen, und zwar im Schnitt gut acht Jahre
lang. Sie bringen dabei große persönliche Opfer. Viele
gehen dabei über die Grenzen ihrer persönlichen Belast-
barkeit hinaus. Jeder von uns kennt doch jemanden, der
zu Hause die demenzkranke Mutter oder den vom
Schlaganfall gezeichneten Vater pflegt. Aber für uns
selbst haben wir oft keine Antwort auf die Frage parat,
woher wir die Zeit dafür nehmen würden, wenn es un-
sere eigenen Eltern treffen sollte.

Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass die
Zahl pflegebedürftiger Menschen in Deutschland von
derzeit etwas über 2 Millionen auf knapp 3 Millionen im
Jahr 2020 steigen wird. Spätestens dann stehen wir ein
zweites Mal vor dem Problem der Vereinbarkeit von Fa-
milie und Beruf, dann allerdings mit Blick auf die Ver-
einbarkeit von Pflege und Beruf. Zeit für Verantwor-
tung heißt deswegen auch: Zeit für Pflege. Da gibt es
eine Menge zu tun. Ich glaube, das wird uns über Jahre
hinweg beschäftigen.

Als Vertreterin der jungen Generation erlaube ich mir
den Hinweis: Diese Frage hätte man auch schon früher
angehen müssen; schließlich ist der demografische Wan-
del nicht über Nacht über uns hereingebrochen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D ber wie ein afrikanisches Sprichwort sagt: Die beste eit, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Die weitbeste Zeit ist heute. In diesem Sinne herzlichen Dank. Das Wort hat die Kollegin Dagmar Ziegler von der PD-Fraktion. Vielen Dank. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen nd Kollegen! Sehr geehrte Frau Ministerin, ich darf Ihen im Namen der SPD-Fraktion ganz herzlich zu Ihrer mtsübernahme gratulieren. Ich wünsche Ihnen ehrli hen Herzens ein gutes und glückliches Händchen. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1701609300

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Dagmar Ziegler (SPD):
Rede ID: ID1701609400

Sehr geehrte Frau Dr. Köhler, Sie haben angekündigt,
ich als Ministerin für Gesellschaftspolitik zu verstehen.
ch finde, das ist ein sehr guter Ansatz. Wenn wir hören,
as Sie vorhaben – das haben Sie heute erläutert –, dann

ragen wir uns: Wo sind die Visionen, von denen Sie ge-
prochen haben? Wo sind die Dinge, die Sie voranbrin-
en wollen? Wo sind die großen Leitprojekte, mit denen
ie den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft
Sie sprechen immer so schön von den Bindekräften –
tärken wollen? Zumindest in Ihrer Rede konnten wir
avon nichts erkennen. Nun sind Sie ganz neu im Amt,
nd wir hoffen darauf, dass sich das noch verändern
ird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen des Abg. Jörn Wunderlich [DIE LINKE] – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Das war gut!)


Ich möchte Ihnen die Befürchtungen, die wir haben,
itteilen. Es reicht nicht, dass man nur Sprechblasen

oslässt. Sie müssen natürlich mit Inhalten gefüllt wer-
en. Als ersten Punkt nehme ich die Gleichstellungspoli-
ik. Wir haben es jahrelang mit freiwilligen Ansätzen
ersucht, mussten aber feststellen, dass das nicht funk-
ioniert. Jetzt haben wir gesetzliche Initiativen ergreifen
ollen. Blockiert hat, zum Beispiel bei der Frauenquote
ei Aufsichtsräten, die Koalition.

Nehmen wir die Kinderbetreuung: Die letzte Koali-
ion hat einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz
b dem ersten Geburtstag der Kinder ab 2013 gesetzlich
erankert. Diese Koalition schlägt den Ländern und
ommunen jetzt allerdings die finanziellen Mittel aus
er Hand, die sie benötigen, um diesen gesetzlichen Auf-
rag erfüllen zu können.


(Beifall bei der SPD)


1 Milliarde Euro für Hoteliers mehr – das kann man
icht abstreiten –, aber 2,1 Milliarden Euro weniger für
ie Kommunen. Allein diese Diskrepanz muss Ihnen zu
enken geben. 1,5 bis 1,9 Milliarden Euro für das Be-






(A) )



(B) )


Dagmar Ziegler
treuungsgeld, was am Ende heißt, dass viele Kinder von
Bildungsangeboten, auf die Frau Schavan so sehr setzt,
ferngehalten werden. Das kann keine gute Familienpoli-
tik sein.


(Beifall bei der SPD)


Wenn ich die CDU/CSU-Abgeordneten höre, stellt
sich für mich schon die Frage, worauf sich das „C“ in Ih-
rer Partei bezieht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Das frage ich mich seit Jahren!)


Ich beantworte das damit, dass Sie den Spruch Jesu in
abgewandelter Form im Munde führen: Herr vergib uns;
denn wir wissen nicht, was wir tun.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das ist ja wirklich billig!)


– Das ist nicht billig, sondern das, was man aus Ihrer Po-
litik herauslesen kann.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Doch! Das ist peinlich! – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Das ist das Gebet der SPD, Frau Kollegin!)


Ich werde Ihnen das ganz kurz an weiteren Beispielen
belegen. Das Thema Pflege ist ein Thema, das, wie wir
gerade gehört haben, auch zu den Highlights der Politik
der Ministerin gehören soll.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Ja! Sehr gut!)


Auf die Fragen: „Was wollen Sie für die Pflegebedürfti-
gen tun?“ und „Was wollen Sie für eine verbesserte Ver-
einbarkeit tun?“ fehlen aber die Antworten.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Wir sind in der ersten Sitzungswoche! Liebe Frau!)


In der letzten Legislaturperiode hat die SPD eine bis zu
zehn Tage dauernde bezahlte Freistellung vorgeschla-
gen, wenn ein Pflegefall in der Familie eintritt. Wer hat
das abgelehnt? Die jetzigen Koalitionäre, nicht die SPD.


(Beifall bei der SPD)


Zur Jugendpolitik. Sie taucht in Ihrem Spektrum
heute überhaupt nicht auf; die gibt es für Sie anschei-
nend nicht.


(Miriam Gruß [FDP]: Wo waren Sie denn im Ausschuss?)


Was tun Sie für mehr Mitbestimmung von Jugendlichen?
Für mehr Beteiligung in Schule, Kommunen und Ver-
bänden? Wir reduzieren im Rahmen der Jugendpolitik
die Jugendlichen oftmals auf Defizite und Problemfami-
lien. Aber wo geben wir ihnen Chancen zu wirklicher
Teilhabe an der Gesellschaft? Keine Antwort darauf bis-
her.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Wo ist denn Ihr Vorschlag?)


– Ich sitze in der Opposition und warte erst einmal Ihre
Vorschläge ab. Das ist doch wohl unser gutes Recht.

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(C (D (Dorothee Bär [CDU/CSU]: Ach so! In der Opposition darf man keine Vorschläge machen?)


ir waren die Inputgeber in allen Politikfeldern der
roßen Koalition. Jetzt müssen Sie alleine klarkommen.


(Beifall bei der SPD – Lachen bei der CDU/CSU)


Sehr geehrte Frau Ministerin, was tun Sie für Allein-
rziehende, um sie wirksam vor Armut zu schützen? Das
st im Übrigen eine Aufgabe, die Sie gemeinsam mit der
ast-noch-Familienministerin, Frau von der Leyen,
ahrnehmen müssen. Wie gedenken Sie bei Ihren Steu-

rsenkungsideen Mehrgenerationenhäuser, Eltern-Kind-
entren und lokale Bündnisse für Familien zu erhalten?
ie sagen: Die Verantwortung für die Erziehung von
indern liegt vorrangig bei den Eltern. – Wie sollen die

hre Verantwortung aber wahrnehmen, wenn die Ange-
ote für Beratung und Mitgestaltung wegbrechen? Wie
ollen die vielen hauptamtlich und die – das sind noch
ehr – ehrenamtlich Tätigen in diesen Bereichen zu-

echtkommen, wenn Länder und Kommunen weniger
eld haben, weil Sie ihnen das Geld entziehen, um ande-

en Steuergeschenke machen zu können? Wie sieht Ihre
esellschaftspolitik aus? Auf diese Fragen werden Sie
ntworten finden müssen. Das sind viele Fragen, die Sie
eute leider nicht beantwortet haben.

Deshalb sage ich: Wir brauchen eine umfassende Fa-
ilienpolitik, bei der der Bund seiner Verantwortung ge-

echt wird. Aber wir brauchen auch eine Bundesregie-
ung, die die Länder und die Kommunen in die Lage
ersetzt, ihrer Verantwortung gerecht werden zu können.
a müssen Sie noch eine ganze Menge tun, wenn Sie Ih-

em Anspruch „Freiheit in Verantwortung“ gerecht wer-
en wollen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1701609500

Das Wort hat jetzt der Kollege Florian Toncar von der

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Florian Toncar (FDP):
Rede ID: ID1701609600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

rau Ministerin, auch ich darf Sie zu Ihrer Amtsüber-
ahme beglückwünschen. Sie wissen die Liberalen im-
er an Ihrer Seite, wenn es um moderne, weltoffene und

erantwortungsorientierte Familienpolitik geht.


(Zuruf von der SPD: Unsozial!)


Die Koalition stellt die Familie in den Mittelpunkt.
as ist kein Zufall; denn Familien sind der Ort, an dem
reiheit in Verantwortung, an dem Zuwendung, Solidari-

ät und Mitmenschlichkeit jeden Tag gelebt werden. Das
ind die Werte, zu denen sich diese Koalition bekennt.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Florian Toncar
Wenn man die ersten 100 Tage dieser Regierung be-
trachtet, dann muss man feststellen, dass wir uns vor al-
lem um die Familien und gerade die mit Kindern geküm-
mert haben und damit um die Zukunft unseres Landes.
Wir haben im Dezember letzten Jahres – sehr zügig nach
der Regierungsübernahme der neuen Bundesregierung –
dafür gesorgt, dass der Kinderfreibetrag und das Kinder-
geld spürbar erhöht werden, und zwar weil wir wissen,


(Zuruf von der SPD: Zwei Klassen!)


dass viele Familien, gerade die mit mehreren Kindern,
dringend auf größere Spielräume angewiesen sind. Es ist
auch eine Frage der Fairness, liebe Kolleginnen und
Kollegen der Opposition, dass Kinder im Steuerrecht
nicht weiter wie Bürger zweiter Klasse behandelt wer-
den. Wir haben versprochen, das zu ändern, und das ma-
chen wir jetzt auch.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mit dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz – das
muss man wirklich sagen – ist ein Gesetz in Kraft getre-
ten, das im Wesentlichen ein Familienentlastungsgesetz
ist. Wer sich die Zahlen anschaut – darüber sprechen Sie
nicht; das verstehe ich; aber Sie müssen mir zugestehen,
dass ich es tue –, der sieht, dass von den 8 Milliarden
Euro Entlastungsvolumen, Geld, das bei den Bürgern
bleibt – das Geld verschwindet ja nicht, sondern bleibt
bei den Bürgern, die es erarbeitet haben –,


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


4,6 Milliarden Euro Entlastung bei den Familien an-
kommt. Das muss man einmal festhalten. Wenn das
keine Politik für Familien ist, weiß ich nicht, was Politik
für Familien sein soll.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Katja Dörner [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Welche Familien? Das ist doch die Frage!)


Insofern muss ich sagen, dass ich es umso verwunderli-
cher finde, dass die Opposition so gegen dieses Gesetz
wettert.


(Caren Marks [SPD]: Dagegen wettern auch CDU-Bürgermeisterinnen, nicht nur wir!)


Wissen Sie: Auch wir waren in der Opposition, und
wir haben immer wieder Punkte gefunden, bei denen wir
sehr unterschiedlicher Meinung waren. Darüber muss
gestritten werden. Aber ich finde es nicht nur eigenartig,
sondern auch beschämend, dass sich der Bundestag nicht
einmal geschlossen dazu durchringen kann, 4,6 Milliar-
den Euro Entlastung für Familien mit Kindern gutzuhei-
ßen und zu sagen: Hier hat die Regierung etwas richtig
gemacht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD und der LINKEN – Dagmar Ziegler [SPD]: Das zahlen die alles wieder drauf!)


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(C (D Ich möchte zitieren, mit welchen Worten Vertreter Iher Fraktion in dieser Haushaltswoche, in den letzten wei Tagen, über das Wachstumsbeschleunigungsgesetz esprochen haben, und zwar ohne zu unterscheiden, ob s um Kindergeld oder andere Entlastungen geht. (Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie nicht zugehört?)


hr Fraktionsvorsitzender hat gestern über das Wachs-
umsbeschleunigungsgesetz gesagt:

Sie verschleudern das Geld, sodass es hinterher an
allen Ecken und Enden fehlt.

er haushaltspolitische Sprecher Ihrer Fraktion hat vor-
estern in der allgemeinen Finanzdebatte über die So-
ortmaßnahmen der Regierung gesagt: 10 Milliarden
uro verjuxt und verjubelt.


(Caren Marks [SPD]: Stimmt doch!)


ie Familien in Deutschland, die diese Haushaltswoche
erfolgen, wissen, wer auf ihrer Seite steht und wer äu-
erst abwertend über Geld für Familien spricht. Das sind
ie, liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dagmar Ziegler [SPD]: Sie machen sich einen leichten Fuß, und die Kommunen zahlen!)


Es ist nicht zuletzt eine Frage des Familienbildes, ob
an glaubt, dass Geld für Familien am besten vom Staat

erteilt wird, oder ob man glaubt, dass Familien sehr
ohl in der Lage sind – jedenfalls in ihrer großen Mehr-
eit –, selbst zu entscheiden, was gut für Kinder ist.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hartz-IV-Familien? – Katja Mast [SPD]: Was ist denn mit den anderen Familien?)


Ich glaube nicht, dass es redlich und richtig ist, da ei-
en Gegensatz zu konstruieren.


(Caren Marks [SPD]: Weil Sie keine Ahnung haben!)


ch glaube nicht, dass das ein Gegensatz ist, Frau Kolle-
in. Wir müssen doch sehen, dass wir Familienpolitik
icht nur für die Fälle machen, in denen etwas schiefge-
angen ist, sondern auch, um die Familien, die sich red-
ich bemühen – das sind in Deutschland viele –, zu stär-
en, ihre Kinder aus eigener Kraft zu erziehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ihre Reaktion zeigt viel von Ihrer Haltung.

Sie haben völlig recht, dass es auch und gerade bei
indern Probleme gibt, um die wir uns kümmern müs-

en. Das tun wir doch auch. Wir verbessern doch die In-
rastruktur bei der Betreuung vor Ort. Da hilft der Bund
en Kommunen. Den Grundgedanken teilen wir alle.
ies ist eine Aufgabe, die in dieser Dimension neu ist
nd weitergeführt werden muss. Für uns als Freie Demo-
raten ist es völlig selbstverständlich, dass Familie und






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(B) )


Florian Toncar
Beruf vereinbar sein müssen, dass wir Integrations- und
Bildungsangebote auch für sehr junge Kinder in den
Kommunen brauchen und dass der Bund hier auch finan-
ziell in der Pflicht steht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Das merken die Kommunen nicht!)


Der Einzelplan 17 wird natürlich weiterentwickelt.
Die Ministerin hat darauf hingewiesen: Das Elterngeld
soll teilzeitfähig gemacht und bis zu 28 Monate gezahlt
werden. Ich glaube, das ist etwas, was für viele Familien
wichtig ist, weil es ihre Flexibilität erhöht und Vätern
wie Müttern erlaubt, ihre Arbeitsbiografien, ihre Wün-
sche und Vorstellungen noch besser aufeinander abzu-
stimmen. Es darf auch nicht zum Nachteil von Eltern
sein, wenn sie Teilzeitarbeit wollen. Wir werden das fle-
xibilisieren und damit mehr Wahlfreiheit schaffen.

Für die Liberalen war besonders wichtig – auch das
werden wir umsetzen –, dass die Bezugsdauer des Unter-
haltsvorschusses erweitert wird, sodass er bis zum
14. Lebensjahr gezahlt wird. Auch das ist etwas, was
man trotz aller Differenzen einmal hervorheben sollte.
Es ist doch eine gute Sache, wenn wir hier vorankom-
men, liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben im Koalitionsvertrag vorgesehen, ab 2013
ein Betreuungsgeld einzuführen. Seine Konzeption ist
noch offen. Für die FDP ist die eindeutige Anforderung
an dieses Betreuungsgeld – darauf werden wir
drängen –, dass es kein Anreiz sein darf, Familien davon
abzuhalten, sinnvolle Bildungsangebote vor Ort wahrzu-
nehmen;


(Dagmar Ziegler [SPD]: Gucken Sie mal nach Norwegen! Da können Sie das ablesen!)


darauf werden wir achten.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Wie denn? Werden Sie doch mal konkret! – Weiterer Zuruf von der SPD)


– Das werden wir bei unserem Vorschlag berücksichti-
gen, Frau Kollegin; da kann ich Sie beruhigen. Schließ-
lich sind die Liberalen an der Regierung beteiligt und
werden sich dafür starkmachen.


(Beifall bei der FDP – Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie kann man so etwas in einen Koalitionsvertrag schreiben, wenn man keine Ahnung hat, was man damit macht?)


Frau Ministerin, das Volumen des Einzelplans 17
wird steigen. Das liegt vor allem daran, dass die gesetzli-
chen Leistungen erweitert werden. Wir werden, wie in
allen Einzelplänen, natürlich eine Konsolidierung auch
bei den freiwilligen Leistungen brauchen. Das gilt eben-
falls für das Personal. Darüber müssen und werden wir
im Rahmen der Haushaltsberatungen in den nächsten
Wochen sprechen.

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(C (D Diese Koalition will die Familien stärken, weil dort erantwortung gelebt wird. Wir vertrauen auf die Verntwortungsbereitschaft der Familien. Der Staat ist für ie Familien ein Partner, der gebraucht wird, aber kein bervater, der Familien reguliert und bevormundet. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Caren Marks [SPD]: Das war aber schwach! – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Ganz, ganz mies!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1701609700

Das Wort hat jetzt der Kollege Steffen Bockhahn von

er Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Steffen Bockhahn (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701609800

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

olleginnen und Kollegen! Werte Besuchergruppe aus
ecklenburg-Vorpommern!


(Beifall bei der LINKEN)


m Vorfeld der Debatte zum Einzelplan 17 standen in der
ffentlichkeit kaum die Themen Familie, Frauen, Senio-

en oder Jugend im Mittelpunkt der Debatte. Ich hatte
en Eindruck, es ging in erster Linie um die Extremis-
usprogramme der Bundesregierung. Ich kann auch

erstehen, dass man darüber intensiv diskutiert.

In der Welt war am Dienstag, den 19. Januar, die
roße Schlagzeile zu lesen: „Kristina Köhler bricht ihr
rstes Versprechen.“ Das wünscht man sich nicht, wenn
an neu im Amt ist. Aber es stimmt. Denn bis zu diesem
eitpunkt hieß es immer, dass an den Extremismuspro-
rammen in diesem Jahr vernünftigerweise nichts geän-
ert wird. Noch am selben Tag meldete Spiegel Online,
ass doch noch 2 Millionen Euro gefunden wurden, um
uch Linksextremismus und Islamismus ordentlich be-
ämpfen zu können.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Ja! Euch muss man genau beobachten! – Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ja, mich müssen Sie genau beobachten; da haben Sie
öllig recht. Aber ich meine das wahrscheinlich anders
ls Sie. – Darüber kann man sich erst einmal freuen.
tatt dieser Zurverfügungstellung von 2 Millionen Euro
ür Programme zur Bekämpfung von vermeintlichem
inksextremismus und Islamismus wäre eine Auswei-

ung der Programme zur Bekämpfung des Rechtsextre-
ismus dringend notwendig gewesen.

Allein der Titel „Jugend, Vielfalt, Toleranz und De-
okratie“, aus dem viele verschiedene Aktionspläne fi-

anziert werden, ist völlig überlastet. Es gibt derzeit
0 lokale Aktionspläne, die bewilligt sind, und es gibt
49, die nicht bewilligt wurden,


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Ja! „Saufen gegen rechts“ zum Beispiel!)


n erster Linie, weil kein Geld da war. Es gibt 85 überre-
ionale Projekte, die im Rahmen dieses Titels gefördert
erden, und es gibt 241 Ablehnungen, in erster Linie,






(A) )



(B) )


Steffen Bockhahn
weil der Etat ausgelastet ist. Das macht deutlich, dass die
Anzahl der Programme gegen Rechtsextremismus längst
nicht groß genug ist und dass hier viel mehr Förderung
notwendig ist. Das fordert auch die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Daniela Kolbe [Leipzig] [SPD])


Es heißt, in diesem Jahr werde an dem, was besteht,
nichts verändert. Ich nehme zur Kenntnis: Vor einiger
Zeit sind die Mittel für den Titel zur Förderung von Be-
ratungsnetzwerken von etwa 2,4 Millionen Euro auf
5 Millionen Euro erhöht worden, und dieser Betrag
bleibt auch stabil. Nur, meine Damen und Herren: Es
wird nicht mehr, wie bisher, nur ein Beratungsnetzwerk
im Osten der Republik gefördert, sondern jetzt wird die
ganze Republik gefördert. Ich habe nichts dagegen, dass
man Beratungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus in
ganz Deutschland einführt. Aber dafür reicht das Geld
hinten und vorne nicht.

Für Mecklenburg-Vorpommern, ein Bundesland, das
mit dem Rechtsextremismus leider ein überdurchschnitt-
lich großes Problem hat, bedeutet dies, dass die Zu-
schüsse des Bundes für diese Beratungsnetzwerke im
Jahr 2010 von 950 000 Euro auf nur noch ein Viertel,
nämlich auf 250 000 Euro, zurückgefahren werden.

Das wiederum hat zur Folge, dass Sie auch die demo-
kratischen Strukturen, die zivilgesellschaftlichen Struk-
turen vernichten, in denen Leute sich ehrenamtlich dem
Kampf gegen Rechtsextremismus widmen und sich für
die Förderung von Kultur und Demokratie und Toleranz
einsetzen. Das kann doch nicht das Ziel Ihrer Politik
sein.


(Beifall bei der LINKEN)


Forderungen, bei den Programmen gegen Rechts-
extremismus nicht zu kürzen, hören Sie nicht nur von
der Linken. Ich glaube BKA-Chef Ziercke ist unver-
dächtig, meiner Partei nahezustehen. Aber auch er sagt:
Kürzen Sie nicht bei den Programmen gegen Rechts-
extremismus! Genau das haben Sie aber angekündigt.

Wie wichtig es ist, gegen Rechtsextremismus inten-
sivst vorzugehen, zeigt sich an so vielen verschiedenen
Punkten. Gestern wurde vor dem Landgericht Rostock
erneut ein Prozess gegen eine rechtsextreme Prügel-
gruppe eröffnet. 2007 sollen sie in Pölchow, direkt vor
den Türen von Rostock, mit Holzlatten auf linke De-
monstranten eingeprügelt haben. Mehrere Personen sind
dabei teilweise schwer verletzt worden. Einer der Schlä-
ger ist – das mag nicht überraschen – im Landesvorstand
der NPD.

Hier gilt es endlich etwas zu tun; denn das Problem ist
groß: Die Zahl der rechtsextrem motivierten Straftaten
hat sich zwischen 2004 und 2009 fast verdoppelt. Das ist
ein unglaublicher Anstieg, der zeigt, wie wichtig es ist,
dass Sie endlich aktiv werden und deutlich mehr tun
müssen als bisher.

2008 sind von Rechtsextremen zwei Straftaten mit
Todesfolge verübt worden. Diese reihen sich ein in eine
Reihe von insgesamt über 130 Todesfällen seit 1990, die

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(C (D uf das Konto rechtsextremistisch oder ausländerfeindich motivierter Straftäter gehen. Wenn Sie sich das vor ugen führen, sehen Sie, wie wichtig es ist, auf die Beämpfung des Rechtsextremismus das Augenmerk zu leen und kein Stück nachzulassen. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich nehme zur Kenntnis, dass Sie Programme gegen
inksextremismus stärker fördern wollen. In der heuti-
en Ausgabe der Frankfurter Rundschau


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Lesen Sie einmal die Bild-Zeitung!)


eißt es in einem Artikel von Steffen Hebestreit mit der
berschrift „Wundersame Geldvermehrung“:

Noch ist allerdings ziemlich unklar, welche Initiati-
ven von diesem Geldsegen profitieren werden. Gibt
es linke Aussteiger-Projekte?

ein, die gibt es nicht. Die werden auch nicht gebraucht.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Nicht?)


s passt also nicht zusammen, was Sie tun.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das sagt die Minderheit! Zurzeit sind wir die Mehrheit, und Sie sind die Minderheit!)


Ich kann Sie nur warnen, zu machen, was Sie vorha-
en. Wenn Sie Rechtsextremismus und Linksextremis-
us gleichsetzen, vergleichen Sie Äpfel und Birnen mit-

inander. Das funktioniert nicht.

Noch schlimmer ist aber, was Sie im Hinblick auf den
slamismus tun wollen, nämlich das auch noch alles
leichsetzen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Kommen Sie zum Thema!)


Zum Thema kommen? Schauen Sie sich den Einzel-
lan 17 an; in diesem Einzelplan sind die Extremis-
usprogramme der Bundesregierung aufgeführt. Also

ehört diese Debatte hierher. Hören Sie also zu!


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Mit dem Islamismuswahn, den Sie verbreiten, ma-
hen Sie etwas ganz Gefährliches: Sie tun so, als sei der
slam als Religion insgesamt gefährlich und demokra-
iefeindlich und toleranzfeindlich. Das stimmt aber
icht. Innenminister de Mazière hat am Dienstag gesagt:
er Islam in Deutschland muss tatsächlich einiges klä-

en, nämlich wie er sich in dieser Gesellschaft bewegen
ill, aber auch sein Frauenbild. – Da sind wir an einem

nteressanten Punkt. Ich würde nicht behaupten, dass es
ur im Islam ein problematisches Frauenbild gibt. Ich
laube, das gibt es sehr wohl auch im Christentum, im
udentum, im Hinduismus und im Buddhismus.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







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Steffen Bockhahn
Lassen Sie uns darüber reden, wie wir insgesamt ge-
gen religiösen Fanatismus und gegen religiösen Funda-
mentalismus etwas tun können, um Demokratie und To-
leranz zu stärken. Was Sie vorschlagen, führt in eine
Sackgasse.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Toll! – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Leider Thema verfehlt!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1701609900

Das Wort hat jetzt der Kollege Sven-Christian Kindler

von Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Es wird all-
gemein behauptet, Ursula von der Leyen habe als Fami-
lienministerin das Weltbild der Union verändert, die
Union neu aufgestellt, die Union modernisiert. Man
muss zugeben: Mit der Einführung des Elterngeldes
– dessen Bezug auch an Vätermonate geknüpft wurde –
und mit der Einführung des Rechtsanspruches auf einen
Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren ab 2013 hat
die Union, gerade die konservative Union, eine gute
Leistung erbracht. Das muss man lobend anerkennen.


(Ute Kumpf [SPD]: Du bist falsch informiert! Das war die SPD!)


– Die SPD war beteiligt; aber die SPD war damals schon
weiter als die Union.

Die Frage bleibt, ob die Union wirklich ihr gesell-
schaftliches Weltbild verändert hat. Schauen wir uns das
an: Gleich nachdem der Rechtsanspruch auf einen Be-
treuungsplatz für Kinder unter drei Jahren festgeschrie-
ben war, hat die CSU quergeschossen und gefordert,
dass Eltern, die ihr Kind lieber zu Hause betreuen wol-
len, Geld dafür bekommen sollen, ein sogenanntes
Betreuungsgeld.


(Beifall der Abg. Dorothee Bär [CDU/CSU])


Das war ein Fehler.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Der Streit geht in der neuen Koalition weiter. FDP
und CSU streiten sich jetzt um die Frage „Gutscheine
oder Barauszahlung“, obwohl dieser Streit nur davon ab-
lenkt, dass das Betreuungsgeld an sich einfach widersin-
nig ist. Auf der einen Seite werden Betreuungseinrich-
tungen ausgebaut, was richtig ist, und auf der anderen
Seite werden Anreize geschaffen, die neuen Kitas zu
meiden und die Kinder eben nicht dorthin zu schicken.
Wo ist denn da die Logik? Das ist doch abstrus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Wahlfreiheit heißt das!)


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(C (D Wichtig ist beim Ausbau der U-3-Betreuung, dass es icht allein um die Betreuung geht, sondern vor allen ingen um Bildung und Integration, damit alle Kinder ute Startchancen haben. Gerade die Kinder aus bilungsfernen Schichten brauchen Betreuung in gut ausestatteten Kitas und Kinderbetreuungsstätten. In Thüringen kann man heute schon sehen, was pasiert, wenn ein Betreuungsgeld eingeführt wird. Kinder us bildungsfernen Schichten wurden massenhaft von en Kitas abgemeldet. Frau Köhler, es ist jetzt an der eit, sich zu entscheiden und Stellung zu beziehen, in elche Richtung es gehen soll. Wollen wir vorwärts in ine moderne Zukunft mit gerechten Startchancen für lle Kinder, oder geht es mit der Herdprämie zurück in ie Vergangenheit, wo Frauen dafür belohnt werden, keier Erwerbsarbeit nachzugehen, und wo Kinder aus bilungsfernen Schichten dabei hinten runterfallen? Ich ann Ihnen nur raten, Frau Köhler, dieses Betreuungseld so schnell wie möglich zu entsorgen; es ist unsozial nd integrationsfeindlich, und es fördert die Spaltung er Gesellschaft. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das Betreuungsgeld ist auch keine Maßnahme, die
irklich Kinderarmut bekämpft. Das Thema Kinderar-
ut wird seit Jahren intensiv diskutiert. Geändert hat

ich trotz vieler Absichtserklärungen leider nichts. Viel
u viele Kinder in unserer Gesellschaft sind weiterhin
on Armut betroffen. Ein Viertel aller Kinder unter
5 Jahren, 26 Prozent, sind nach Daten des „Sozio-oeko-
omischen Panels“ in der Bundesrepublik vom Armuts-
isiko betroffen. Das heißt, jedes vierte Kind in Deutsch-
and ist von Armut bedroht. Es gibt verschiedene
ntersuchungen, warum dies trotz der vielfältigen Leis-

ungen für Familien so ist. Unter anderem erforscht das
ompetenzzentrum für familienbezogene Leistungen für
as Familienministerium, welche Wirkungen auf Kin-
erarmut Leistungen wie Ehegattensplitting, Kinderzu-
chlag, Elterngeld und das Kindergeld haben. Anstatt
etzt aber einen Abschlussbericht durch dieses Kompe-
enzzentrum vorlegen zu lassen, wird dieser Experten-
irkel still und heimlich geschlossen und im Haushalts-
ntwurf für 2010 ein neues Kompetenzzentrum für
achhaltige Familienpolitik eingerichtet. Da drängt sich
chon die Frage auf, ob das Ministerium gar kein Inter-
sse daran hat, dass das alte Kompetenzzentrum einen
bschlussbericht vorlegt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Miriam Gruß [FDP]: Dass da die SPD mitklatscht, ist schon der Hammer!)


Wie wir alle wissen, haben wir kein Erkenntnispro-
lem, sondern ein Umsetzungsproblem. Eigentlich wis-
en wir, worum es bei Kinderarmut geht. Ein Umset-
ungsproblem haben wir zum Beispiel im Hinblick auf
as Ehegattensplitting. Es ist offensichtlich, dass das
hegattensplitting nicht der Förderung von Kindern
ient. Insbesondere kinderlose Ehepaare profitieren von






(A) )



(B) )


Sven-Christian Kindler
den steuerlichen Vorteilen, und gleichzeitig wird für
Frauen ein Anreiz gesetzt, zu Hause zu bleiben und kei-
ner Erwerbsarbeit nachzugehen.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Ich gebe Ihnen mal die Studie des DIW!)


Deswegen ist es jetzt an der Zeit, bei der steuerlichen
Förderung von Familien nicht mehr die Ehe, sondern die
Kinder in den Vordergrund zu stellen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Jetzt entgegnet die Bundesregierung natürlich: Wieso,
wir haben doch die Leistungen für Kinder im Rahmen
des „Schuldenbeschleunigungsgesetzes“ erhöht. Kinder
in Gutverdienerfamilien bekommen wegen der Erhö-
hung des Freibetrages knapp 40 Euro, 20 Euro Kinder-
geld gibt es, wenn die Eltern durchschnittlich verdienen,
und genau null Euro, nämlich gar nichts, überhaupt
nichts, gibt es für die 1,8 Millionen Kinder, die in Hartz-
IV-Familien leben. So bekämpft man keine Kinderar-
mut. Im Gegenteil, so vergrößert man die Spaltung und
die Chancenungleichheit zwischen armen und reichen
Kindern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Die Entlastung für Besserverdienende, für Erben, für
Unternehmen, für Mövenpick ist nicht nur unsozial, son-
dern sie vergrößert die sowieso schon hohen Defizite,
die hohen Schulden in Bund, Ländern und Kommunen
um weitere 8,5 Milliarden Euro. Mit 8,5 Milliarden Euro
entlasten Sie im Wachstumsbeschleunigungsgesetz Ihre
Klientel; aber dieses Geld fehlt an anderer Stelle. Es
fehlt, um die notwendige Erhöhung der Kinderregelsätze
zu finanzieren. Es fehlt beim Ausbau der öffentlichen
Daseinsvorsorge. Gerade die öffentliche Daseinsvor-
sorge bei der Bildung, beim öffentlichen Nahverkehr, bei
Büchereien und Kultureinrichtungen ist bei der Schaf-
fung von Chancengleichheit und gerechten Perspektiven
für Kinder und Jugendliche so entscheidend. Generatio-
nengerechte Politik würde hier wirklich Schwerpunkte
setzen und neben massiven Investitionen in Klimaschutz
auch Investitionen in die Kindergrundsicherung, Bildung
und öffentliche Daseinsvorsorge tätigen. Das wäre gene-
rationengerecht, weil davon die jetzige und zukünftige
Generationen profitieren würden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Deswegen fordere ich Sie auf, Frau Köhler: Stoppen Sie
diese teure Klientelpolitik, und setzen Sie sich für eine
gerechte Zukunft der Kinder und Jugendlichen ein!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich will noch auf das Thema Generationengerech-
tigkeit eingehen. Generationengerechtigkeit heißt nicht,
dass man junge Menschen gegen alte Menschen aus-

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(C (D pielt, wie es leider von manchen jungen Liberalen oder ungen Konservativen gerne gemacht wird. Ich erinnere ur an die Debatte über künstliche Hüftgelenke. enerationengerechtigkeit muss auch immer Generatioensolidarität sein. Gerade angesichts des demografichen Wandels brauchen wir Antworten darauf, wie wir olidarisch zusammen in einer Gesellschaft leben wolen, die schrumpft und die älter, bunter und vielfältiger ird. Deswegen sollten sich alte und junge Menschen emeinsam für einen guten ÖPNV, mehr und bessere ugendzentren, Bibliotheken, Sportvereine und kultuelle Initiativen einsetzen. Gerade junge und alte Menchen sind besonders auf eine wohnortnahe Infrastruktur ngewiesen. Doch alle diese Angebote müssen wahrscheinlich ween der schlimmen Kassenlage der Kommunen, die urch das „Schuldenbeschleunigungsgesetz“ noch vertärkt wird, gekürzt werden oder wegfallen. Das ist nicht ur im Hinblick auf Kinderoder Altersarmut fatal. Es st auch katastrophal für das Engagement gegen Rechtsxtremismus; denn Rechtsextreme stoßen gezielt in iese Lücke vor mit Angeboten für Jugendliche, die auf er Suche nach Orientierung sind. So gibt es Konzerte it rechter Musik, oder man kann Fußball spielen, zu ammen etwas unternehmen. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Aber die Linksextremisten sind schon im Bundestag! Da sollten Sie sich mal was einfallen lassen! Das ist die Wahrheit! Die gehören aus dem Bundestag heraus! – Gegenruf der Abg. Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist jetzt aber kein Thema!)


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


as ist eine perfide, aber leider zum Teil auch erfolgrei-
he Strategie, weil die Kommunen entsprechende Ange-
ote kürzen oder einstellen. Wir dürfen dazu nicht
chweigen oder wegschauen; wir müssen das unterbin-
en. Wir müssen die Kommunen mit den notwendigen
inanziellen Mitteln für den Kampf gegen Rechtsextre-
ismus ausstatten. Insbesondere die zivilgesellschaftli-

hen Organisationen brauchen eine verlässliche Unter-
tützung beim Kampf gegen Nazis.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Am Montag hat Ministerin Köhler im Ausschuss an-
ekündigt, dass sie die Bundesmittel für den Kampf ge-
en Rechtsextremismus auf alle Extremismusformen
usweiten will; Kollege Bockhahn hat das bereits ange-
prochen. Am Dienstag, also nur einen Tag später, zau-
erte sie dann plötzlich 2 Millionen Euro zusätzlich ge-
en Linksextremismus und Islamismus aus dem Hut.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das muss auch sein!)


ch frage mich schon: Was, bitte schön, ist Ihr Plan? Wo
st das Geld im Haushalt veranschlagt? Frau Köhler, er-
lären Sie uns bitte nachvollziehbar und haushaltstech-
isch korrekt, woher dieses Geld kommen soll.






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Sven-Christian Kindler

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die größte Bedrohung für unsere demokratische Ge-
sellschaft sind nicht linksradikale Gruppen, sondern ex-
trem rechte und menschenfeindliche Einstellungen in der
Gesellschaft.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wer hat Ihnen das aufgeschrieben?)


Allein 2009 gab es über 20 000 von Rechtsextremen be-
gangene Straftaten. Immer wieder werden Menschen
von Nazis schwer verletzt oder sogar getötet. Seit der
Wende wurden 140 Menschen von Rechtsextremen er-
mordet. In wenigen Wochen, am 13. Februar, wollen in
Dresden wieder viele Tausend Nazis – das ist der größte
Naziaufmarsch in Europa – aufmarschieren. Sie werden
dabei die Schoah relativieren und deutsche Täter zu Op-
fern machen. Es ist wichtig, am 13. Februar auf die
Straße zu gehen, um den Naziaufmarsch friedlich zu blo-
ckieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Das ist das Problem bei dieser Extremismusdebatte:
Jede Gleichsetzung des Rechtsextremismus mit anderen
Extremismusformen verharmlost die Gewalt und die
mörderische Ideologie von Nazis. Die Mittel für Pro-
gramme gegen Rechtsextremismus und für Vielfalt,
Toleranz und Demokratie müssen erhöht werden. Ge-
rade in Problemregionen brauchen wir dringend mehr
demokratisch angelegte Angebote als bisher. Ihre
Scheindebatten, Frau Köhler, um einen angeblich be-
drohlichen Linksextremismus lenken leider in unverant-
wortlicher Weise davon ab, dass das Problem in
Deutschland die Nazis sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Weil es um eine gerechte Zukunft geht, müssen wir
jetzt die Weichen richtig stellen und massiv in Infra-
struktur investieren, sodass alle Kinder gute Startchan-
cen bekommen. Wir müssen in die Infrastruktur investie-
ren, damit die Daseinsvorsorge für alle Generationen
gesichert ist und der Kampf gegen Rechtsextremismus
erfolgreich geführt werden kann. Für die Zukunft brau-
chen wir Gerechtigkeit.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1701610000

Herr Kollege Kindler, ich darf auch Ihnen im Namen

des ganzen Hauses herzlich zu Ihrer ersten Rede im Bun-
destag gratulieren.


(Beifall)


Das Wort hat jetzt die Kollegin Dorothee Bär für die
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! iebe Kolleginnen und Kollegen! Ich darf zunächst einal unserer Ministerin zu ihrer guten Rede gratulieren. ehr geehrte Frau Dr. Köhler, das war eine sehr gute ede zur Haushaltseinbringung, die sich genau mit den hemen befasst hat, um die wir uns zu kümmern haben. ie war nicht ideologiegeprägt, wie das bei manch andeen Reden heute der Fall war. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD und der LINKEN)

Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1701610100

hre Rede hat konkrete Vorstellungen und detaillierte
rogramme enthalten.

Frau Ziegler, ich muss in diesem Zusammenhang
chon sagen, dass Sie ein sehr seltsames Verständnis von
ppositionspolitik haben, wenn Sie sich hierhin stellen
nd wortwörtlich sagen: Wir sind die Opposition; wir
üssen keine Vorschläge machen. – Ich, die ich selber

chon Oppositionspolitikerin war, finde das sehr beein-
ruckend.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Die kommen schon noch!)


in bisschen Gestaltungswillen erwarte ich auch von der
pposition in diesem Hohen Hause.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir debattieren heute über den Einzelplan 17. Es geht
m Ausgaben in Höhe von rund 6,56 Milliarden Euro.
as ist natürlich nur ein Bruchteil der Aufwendungen,
ie jährlich für staatliche Maßnahmen und Leistungen
ür Familien aufgebracht werden; ich komme gleich zu
en einzelnen Posten. Wir haben aber als Familien-,
rauen-, Jugend- und Seniorenpolitiker mit einer Viel-
ahl von Themen zu tun, bei denen sehr viel nicht mit
eld geleistet werden kann. Natürlich brauchen wir auch
ehr Geld. Nicht, dass der Herr Staatssekretär beim Fi-

anzminister denkt, dass wir weniger Geld brauchen.
as Gegenteil ist der Fall.

Ein Beispiel für die Vielzahl der Themen, mit denen
ir uns auseinandersetzen: Ich habe eine neue europäi-

che Studie darüber gelesen, wie stark die Lust auf
inder in den einzelnen europäischen Staaten ausge-

rägt ist. So wurde gefragt: Was ist für Sie die ideale
inderzahl? Die Antworten sind erschreckend. In Frank-

eich haben 3 Prozent gesagt, dass gar keine Kinder die
erfekte Anzahl sind. In vielen anderen europäischen
ändern sagen im Schnitt 5 Prozent, dass keine Kinder
er gewünschte Idealzustand sind. In den Niederlanden
st die Quote sehr hoch. Dort wünschen sich fast
2 Prozent keine Kinder. Aber Spitzenreiter ist Deutsch-
and, wo 17 Prozent sagen, dass sie, wenn sie es sich
ussuchen können, keine Kinder haben wollen. Daran
üssen wir gesellschaftspolitisch arbeiten. Schließlich

eben wir schon sehr viel Geld für Familien aus. Nach
erechnungen des Finanzministeriums und des Fami-

ienministeriums handelt es sich um ungefähr 180 Mil-
iarden Euro, die nicht nur aus dem Gesamtetat des Bun-
es, sondern auch von den Ländern und Kommunen
eigesteuert werden.






(A) )



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Dorothee Bär
Wir investieren trotz einer wirtschaftlich schwierigen
Lage weiter massiv in die Stärkung der Familie – das
wurde schon angesprochen –: Erhöhung des Kindergel-
des um volle 20 Euro pro Kind und Monat, des Kinder-
freibetrags um fast 1 000 Euro sowie die bessere Absetz-
barkeit von Aufwendungen für die Kranken- und
Pflegeversicherung, die ab dem 1. Januar dieses Jahres
wirksam sind und Familien erheblich entlasten. In der
Haushaltsdebatte ringt man natürlich darum, wofür das
Geld am besten ausgegeben werden kann. Es ist wichtig,
dass wir klug und umsichtig handeln, damit das Geld
den Bürgern wieder zugutekommt. Ich denke, wir sind
uns alle einig, dass das im Einzelplan 17 für Familien in-
vestierte Geld gut angelegt ist, weil das die beste Zu-
kunftsinvestition ist. Ich verstehe natürlich den Bundes-
finanzminister, Herr Staatssekretär Koschyk, dass er
versucht, Einsparungspotenziale zu finden.

Herr Kindler, Sie selber haben in Ihrer ersten Rede
– dazu herzlichen Glückwunsch – das Thema Genera-
tionengerechtigkeit angesprochen. Aber man darf sich
nicht über andere erheben und so tun, als hätte die Ju-
gendorganisation der Grünen die Generationengerech-
tigkeit gepachtet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dieses Thema ist für alle Jugendorganisationen, egal
welcher Partei, wichtig. Genauso wenig wie den Kolle-
gen von der Jungen Union und den Jungen Liberalen
spreche ich der Grünen Jugend ab, sich um das Thema
Generationengerechtigkeit zu kümmern. Nur so viel als
kleine Zwischenbemerkung.

Da wir nach Einsparungspotenzialen suchen, möchte
ich sowohl die Haushälter – auch die der Koalitionsfrak-
tionen – als auch das Bundesfinanzministerium bitten,
das nicht in unserem Einzelplan zu tun; denn es ist nicht
möglich, hier Einsparungen vorzunehmen. Wir können
nicht weniger Geld für familienpolitische Leistungen
ausgeben, sondern brauchen eher mehr Geld. Ich bitte
Sie, Herr Staatssekretär, das an den Minister weiterzuge-
ben.

Als Familienpolitiker haben wir in den letzten Jahren
mit unserer verlässlichen Politik auf die sich stark verän-
dernde Gesellschaft reagiert. Es gibt neue Lebensent-
würfe und neue Möglichkeiten in Bildung, Wissenschaft
und Forschung, die jungen Menschen und besonders
jungen Frauen neue Perspektiven eröffnet haben.

Ich bin sehr froh, dass wir in der letzten Legislaturpe-
riode unter Federführung von Ursula von der Leyen das
Elterngeld eingeführt haben, dass wir die Partnerkom-
ponente haben, die wir jetzt verstärkt fördern wollen. Ich
bin auch Ihnen, Frau Ministerin Köhler, dankbar, dass
Sie im Ausschuss noch einmal deutlich gemacht haben,
dass Ihnen diese Weiterentwicklung wichtig ist. Es muss
auch jungen Vätern die Möglichkeit eröffnet werden,
sich sehr stark an der Familienarbeit zu beteiligen. Der
Erfolg des Elterngeldes hängt natürlich auch damit zu-
sammen, inwieweit wir den Ausbau von Kinderbetreu-
ungsplätzen unterstützen, um so eine gute Anschlussper-

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(C (D pektive für die Zeit nach dem Elterngeldbezug zu ieten. Ich wollte das Thema heute nicht in aller Ausführlicheit ansprechen, aber möchte noch sagen, dass wir in den ächsten Jahren sehr viel darüber debattieren müssen, ie echte Wahlfreiheit für Familien aussieht. Man ann sich über die Ausgestaltung immer im Detail streien. Aber mir ist wichtig, dass wir dies ideologiefrei tun. ch weiß, dass das einigen hier schwerer fällt als andeen. (Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Wem fällt das wohl schwer? – Caren Marks [SPD]: Das ist eine ideologische Debatte, die Sie hier führen!)


Nein, unsere Partei hat noch nie eine Ideologie gehabt.
ir haben Visionen.


(Lachen bei der SPD und der LINKEN – Caren Marks [SPD]: Inhalte haben Sie noch nie gehabt!)


ch würde Sie bitten, einmal zu versuchen, mit etwas we-
iger Schaum vor dem Mund mit uns darüber zu disku-
ieren.

Um diese Wahlfreiheit ermöglichen zu können,
raucht man den Ausbau der Kinderbetreuungsplätze.
rau Dr. Köhler hat bereits angesprochen, dass der Bund
ich daran mit 4 Milliarden Euro beteiligt. Das ist kein
appenstiel, sondern wirklich viel Geld, das wir zur Ver-
ügung stellen, weil uns der Ausbau wichtig ist. Ich weiß
ar nicht, ob sich jeder den Betrag von 4 Milliarden Euro
orstellen kann. Außerdem beteiligen wir uns mit
70 Millionen Euro an den Betriebskosten.

Mir ist auch der Rechtsanspruch auf einen Betreu-
ngsplatz sehr wichtig, weil gute Familienpolitik sich
ür uns hauptsächlich durch Verlässlichkeit auszeichnet.
unge Paare müssen sich darauf verlassen können, einen
etreuungsplatz zu bekommen. Natürlich verstehen wir
uch die Kommunen; aber das ist eine Gesamtaufgabe,
n der sich Bund, Länder und Kommunen beteiligen
üssen. Wenn der Bund seine Hausaufgaben macht,
üssen das die anderen politischen Ebenen genauso tun.

ch sage das auch als Kreisrätin meines Landkreises.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es gibt auch gute Beispiele wie den Freistaat Bayern.
nders als andere Länder schöpft der Freistaat Bayern
ie Mittel des Bundes aus und legt noch eigenes Geld
rauf, um ohne Deckelung fördern zu können. Kein an-
eres Bundesland hat seinen Kommunen bisher so viele
ittel bewilligt. Es waren Anfang Dezember 2009

chon über 230 Millionen Euro. Nirgendwo in Deutsch-
and geht der Ausbau so schnell voran. Wir werden es al-
er Voraussicht nach in Bayern schon bis Ende 2012 ge-
chafft haben, die Quoten zu erfüllen und genügend
etreuungsplätze zur Verfügung zu stellen. Ich würde
ir wünschen, dass andere Bundesländer, die im Gegen-

atz zu Bayern Mittel aus dem Länderfinanzausgleich
eziehen, dem Beispiel Bayerns folgen.






(A) )



(B) )


Dorothee Bär

(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben lange genug Mittel aus dem Länderfinanzausgleich bezogen!)


Wir werden also versuchen müssen, in den nächsten
Jahren klug zu agieren. Ich hätte noch viel mehr The-
men, die ich ansprechen möchte. Aber nachdem ich
mich auch mit unsinnigen Vorschlägen der Opposition
auseinandersetzen musste, fehlt mir jetzt leider die Zeit.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Ich denke, wir haben keine!)


– Stimmt, mein Fehler. Sie haben ja gar keine Vor-
schläge.


(Caren Marks [SPD]: Haben Sie eine Phantomrede gehalten? – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was war es denn nun?)


Trotzdem biete ich von Unionsseite auch den Opposi-
tionsparteien einen konstruktiven Dialog an.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Lassen Sie mal!)


– Frau Ziegler, Sie sagen jetzt: „Lassen Sie mal!“ Ich
frage mich, warum Sie sich in den Bundestag haben
wählen lassen, wenn Sie keine Vorschläge machen und
keine konstruktive Oppositionspolitikerin sein wollen.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Doch! Aber nicht heute!)


Ich biete es Ihnen trotzdem an und hoffe, dass Sie noch
zur Vernunft kommen.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Ich habe wenigstens die Chance! Sie nicht mehr! Sie sind so verbohrt!)


Wenn man einmal Landesministerin war, sollte man ei-
gentlich wissen, wie man mit Opposition umgeht. Ich
freue mich auf weitere gute Verhandlungen und auf kon-
struktive vier Jahre Familienpolitik für die Familien in
diesem Lande.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dagmar Ziegler [SPD]: Amen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1701610200

Das Wort hat die Kollegin Caren Marks von der SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Caren Marks (SPD):
Rede ID: ID1701610300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Bär,
ohne die Ideologie insbesondere der CSU


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Wir haben keine!)


wären wir heute schon viel weiter beim Betreuungs-
platzausbau. Das steht jedenfalls fest.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D enn eine Partei für eine verbohrte Ideologie steht, dann st es allen voran die CSU. Wir wären dankbar, wenn Sie uch einmal inhaltliche Vorschläge machten, jedenfalls olche, die voranbringen. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Heute wird mit einer Auftaktveranstaltung in Madrid
as Europäische Jahr 2010 gegen Armut und soziale
usgrenzung eröffnet. Von der schwarz-gelben Regie-

ung aber werden die Armutsbekämpfung und auch der
chutz vor Armut für Familien, Senioren, Frauen und
ugendliche nicht ernst genommen; stattdessen setzt sie
inseitig auf Klientelpolitik.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das muss auch mal gesagt werden! Eine Standardfloskel!)


ktuelle Studien zeigen, dass die Situation von Kindern
nd Familien hierzulande weiter verbessert werden
uss. Wir dürfen uns auf dem bisher Erreichten nicht

usruhen. Das wäre fatal; denn es gibt wirklich noch viel
u tun in unserem Land.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Gut, dass wir da sind!)


Das Statistische Bundesamt hat Anfang dieser Woche
ahlen vorgelegt: Trotz positiver Entwicklungen liegt
ie Betreuungsquote für unter Dreijährige in den west-
eutschen Landkreisen nur zwischen 5 und 15 Prozent.
ltern haben es im Westen immer noch schwer, einen
rippenplatz zu finden. Vereinbarkeit von Familie und
eruf – Fehlanzeige! Das gilt insbesondere für Nord-

hein-Westfalen und Niedersachsen. Dort regieren CDU
nd FDP.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Hallo?)


ie meisten Eltern aber wollen und müssen Familie und
eruf in Einklang bringen. Gerade für Alleinerziehende

ind Betreuungsangebote unverzichtbar, damit sie eine
rbeit aufnehmen können und aus der Armutsfalle kom-
en.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1701610400

Frau Kollegin Marks, erlauben Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Schirmbeck?


Caren Marks (SPD):
Rede ID: ID1701610500

Gerne.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1701610600

Bitte schön, Herr Schirmbeck.


Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1701610700

Frau Kollegin, Sie haben die Ehre, ein paar Jahre jün-

er zu sein als ich. Vielleicht haben Sie im Geschichts-
nterricht über die Bundesrepublik Deutschland ver-
olgt, wer wann regiert hat.


Caren Marks (SPD):
Rede ID: ID1701610800

Mir ist das bekannt.






(A) )



(B) )


Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1701610900

Wissen Sie, wer der einzige Bundeskanzler ist, der

das Kindergeld gekürzt hat? Wissen Sie, welcher Bun-
deskanzler gesagt hat: „Kindergeld, Familienpolitik, das
ist alles Gedöns“? Wissen Sie, wie lange in Nordrhein-
Westfalen die SPD regiert hat und seit wann dort CDU
und FDP regieren? Wissen Sie also, wer in Nordrhein-
Westfalen und in Niedersachsen für die Missstände, die
Sie ansprechen, die Verantwortung trägt?


Caren Marks (SPD):
Rede ID: ID1701611000

Ihre Fragen wundern mich nicht. Wir sind von der

CDU und auch von der FDP gewohnt, dass sie sich
weiße Füße machen und mit dem, was dort passiert, wo
sie schon einige Jahre regieren, nichts zu tun haben wol-
len. Ich kann nur sagen: Es war Bundeskanzler Gerhard
Schröder, an den ich mich gut erinnere, der das Kinder-
geld in einer rot-grünen Koalition deutlich erhöht hat


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das ist leider falsch, Frau Kollegin!)


und die Defizite, die in den 16 Jahren unter Bundeskanz-
ler Kohl entstanden sind, beseitigt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Im Geschichtsunterricht durchgefallen!)


In den letzten Jahren haben andere Bundesländer,
zum Beispiel das SPD-regierte Rheinland-Pfalz, deutli-
che und sichtbare Erfolge in diesem Bereich erzielt, und
zwar nicht nur beim Ausbau, sondern auch bezüglich
Qualität und Beitragsfreiheit. Vielleicht sollten Sie sich
davon einmal eine Scheibe abschneiden. Schauen Sie
nicht nur die Anfänge der Geschichte an, sondern führen
Sie sich auch einmal Bücher zur Zeitgeschichte zu Ge-
müte.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ingrid Fischbach [CDU/ CSU]: Disqualifiziert! Kommen Sie mal nach Nordrhein-Westfalen! Gucken Sie sich das mal an, was die SPD in 40 Jahren verbockt hat und was wir jetzt in der kurzen Koalitionszeit geändert haben! Das müssen Sie sich mal angucken! – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Keine Frage richtig beantwortet!)


Ab 2013 gilt der von der SPD gegen den erheblichen
Widerstand von CDU und CSU – Frau Fischbach, viel-
leicht erinnern Sie sich noch daran – in der Großen Ko-
alition durchgesetzte Rechtsanspruch auf einen Krip-
penplatz. Ich fordere die Bundesregierung auf, ihre
Kräfte zu bündeln, um gemeinsam mit den Ländern und
Kommunen den Betreuungsausbau schneller voranzu-
treiben. Das erwarten die Eltern, und das brauchen un-
sere Kinder. Dabei darf die Qualität der Einrichtungen
nicht auf der Strecke bleiben.

Bisher hat die schwarz-gelbe Koalition ihre Kräfte für
die steuerliche Entlastung von Hoteliers gebündelt.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Auch das musste mal wieder gesagt werden! Ist Ihr D M s M d a s d V r b D e f e u s G g a t F d b l s l w K Z g g s l t G w k A n l (C (D Computer eigentlich kaputt, sodass Sie immer dieselbe Rede halten?)


iese Klientelpolitik ist unverantwortlich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


it dem sogenannten Wachstumsbeschleunigungsge-
etz beschert die Regierung dem Staat Steuerausfälle in

illiardenhöhe. Bund, Ländern und Kommunen fehlt
adurch dauerhaft Geld für die soziale Infrastruktur, aber
uch für die frühkindliche Bildung. Dieser Regierung
ind Hotelbetten wichtiger als die Förderung von Kin-
ern. Schwarz-Gelb lässt die Kommunen ausbluten.
iele Kommunen haben wegen Ihrer Steuerpolitik be-

eits höhere Gebühren angekündigt, auch höhere Kitage-
ühren.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Vor allem sozialdemokratisch regierte!)


ie Familien zahlen die Zeche für diese desaströse Steu-
rpolitik. Auch 20 Euro mehr Kindergeld pro Monat hel-
en da nicht weiter. Das wissen Sie;


(Miriam Gruß [FDP]: Wann gibt es denn bei Ihnen 20 Euro mehr?)


rst recht wissen das die Familien in unserem Land.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Mit der Forderung nach einem unsinnigen Betreu-
ngsgeld, das jährlich bis zu 1,9 Milliarden Euro ver-
chlingen würde, setzt die neue Bundesregierung dem
anzen wirklich die Krone auf. Dieses Geld wird drin-
end für den Ausbau von Krippen, Kitas und natürlich
uch Ganztagsschulen gebraucht. Nach Ihrer Argumen-
ationslogik, meine Damen und Herren von Union und
DP, müssten Sie als Nächstes eine finanzielle Zuwen-
ung für diejenigen einführen, die keine öffentlichen Bi-
liotheken besuchen; denn mit dem Betreuungsgeld wol-
en Sie gerade die Eltern belohnen, deren Kinder
innvolle Einrichtungen nicht nutzen. Viele Studien be-
egen dagegen, dass sich Kinder wesentlich besser ent-
ickeln, wenn sie von frühkindlicher Bildung in einer
rippe profitieren.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Totaler Quatsch!)


ahlreiche Verbände haben das Betreuungsgeld als
rundsätzlich kontraproduktiv und als sozial- und
leichstellungspolitischen Rückschritt abgelehnt. Dem
chließen wir uns an.


(Beifall bei der SPD)


Nicht nur das Betreuungsgeld, nein, grundsätzlich
ässt die konservative Gleichstellungspolitik nichts Gu-
es erahnen. So lässt die Frauenministerin bei der
leichstellungspolitik die Wirtschaft machen, was sie
ill, und setzt unbeirrt weiter auf unverbindliche An-
ündigungen. So werden Sie den nach wie vor geringen
nteil von Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten
icht erhöhen, Frau Köhler. Wenn Sie bei der Wirtschaft
ediglich für mehr Entgeltgleichheit werben wollen,






(A) )



(B) )


Caren Marks
dann ist das mehr als zu wenig. Die Lohnungleichheit
zwischen Frauen und Männern ist in den letzten Jahren
sogar noch größer geworden. Es muss Schluss sein mit
freiwilligen Vereinbarungen mit der Wirtschaft.


(Beifall bei der SPD)


Frauen erwarten zu Recht verbindliche gesetzliche
Maßnahmen und endlich gleiche Löhne für gleiche und
gleichwertige Arbeit. Das ist nicht nur ein Gebot der Ge-
rechtigkeit. Es ist auch Voraussetzung für eigenständige
Existenzsicherung und soziale Absicherung für Frauen
im Alter. Hier hilft nur ein Gesetz zur Herstellung von
Entgeltgleichheit. Es ist nicht hinnehmbar, dass der An-
teil von Frauen mit Niedriglohn doppelt so hoch ist wie
der Anteil der Männer. Ein gesetzlicher Mindestlohn
käme insbesondere Frauen zugute. Diesen lehnt
Schwarz-Gelb kategorisch ab. Es ist wirklich alarmie-
rend, dass über 63 Prozent der Minijobber sowie
80 Prozent der Teilzeitbeschäftigten Frauen sind. Es
wäre falsch, hier noch zusätzliche Anreize für Teilzeitar-
beit und prekäre Beschäftigung zu setzen, wie von der
Regierung geplant. Das Modell „die Frau als Zuverdie-
nerin“ hat ausgedient. Andere Staaten sind hier längst
weiter.

Auch in Unternehmen bedarf es einer wirklichen
Gleichstellungspolitik. Wir brauchen ein umfassendes
Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft. Dafür
werden wir als SPD weiter kämpfen;


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Der Sozialismus lässt grüßen!)


denn im Gegensatz zu Ihnen, meine Damen und Herren
von Union und FDP, haben wir begriffen: Wer nur auf
die Freiwilligkeit der Wirtschaft setzt, wird in der
Gleichstellungspolitik von Frauen auf dem Arbeitsmarkt
keine Fortschritte erleben. Fakt ist: Frauen sind in der
Gesellschaft nach wie vor benachteiligt. Daher muss der
bestehende Diskriminierungsschutz weiterentwickelt
werden. Die Verankerung einer Verbandsklage im Allge-
meinen Gleichbehandlungsgesetz würde hier helfen.

Meine Damen und Herren von Union und FDP, ich
appelliere an Sie: Verabschieden Sie sich von einer Poli-
tik, die Klientelinteressen bedient,


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das hat schon lange niemand mehr gesagt!)


die die soziale Infrastruktur in den Kommunen aushöhlt
und auf Fehlinvestitionen wie das Betreuungsgeld setzt.
Familien brauchen eine solide Infrastruktur, Kinder und
Familien ein gerechtes und gebührenfreies Bildungssys-
tem und Frauen wirkungsvolle Gesetze zur Gleichstel-
lung.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Kinder brauchen Eltern, die sich um sie kümmern!)


Das sind wirklich wichtige Bausteine zur Armutsbe-
kämpfung und Armutsvermeidung.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Es reicht nicht aus, meine Damen und Herren von nion und FDP, sich mantraartig als christlich-liberale oalition zu bezeichnen. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das sind wir!)


hr Handeln ist weder christlich noch liberal. Sie sind
estenfalls die neoliberale Klientelkoalition.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das musste doch wieder gesagt werden!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1701611100

Das Wort hat die Kollegin Nicole Bracht-Bendt von

er FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Nicole Bracht-Bendt (FDP):
Rede ID: ID1701611200

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

amen und Herren! In den Medien ist immer wieder die
ede von der überalternden Gesellschaft. Demografen
nd Ökonomen warnen seit Jahren vor den Folgen dieser
ntwicklung. Ich bin froh, dass sich jetzt im Gegenzug

mmer mehr Pragmatiker zu Wort melden, die die demo-
rafische Entwicklung nicht so negativ bewerten. Genau
ier müssen wir in der Seniorenpolitik anknüpfen. Äl-
ere Menschen dürfen nicht zwangsweise aufs Abstell-
leis gestellt werden. Die Alterung unserer Gesellschaft
ur als Gefährdung unserer Sozialsysteme zu sehen, ist
umm und kurzsichtig.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ie Alterung unserer Gesellschaft als Herausforderung
u sehen, um aus einem unermesslichen Erfahrungs-
chatz eine moderne und menschliche Gesellschaft zu
ormen, stellt eine Chance für uns alle dar, auch für uns
olitiker.

Die FDP-Bundestagsfraktion drängt darauf, dass der
echste Altenbericht „Altersbilder in der Gesellschaft“
eitnah fertiggestellt wird. Die Ergebnisse müssen dann
chnell umgesetzt werden. Diskriminierende Altersgren-
en müssen abgeschafft werden. Nicht nur Ärzte, Mana-
er und Handwerksmeister empfinden die zwangsweise
ersetzung in den Ruhestand als Strafe. Nach einer
orsa-Umfrage wünscht sich ein Viertel der Menschen
wischen 60 und 80 Jahren einen bezahlten Job. 14 Pro-
ent haben einen, und deren Anteil wächst. Aber auch
em Ehrenamt müssen wir mehr Bedeutung schenken.
ie Frage, wie wir ältere Menschen länger in Gesell-

chaft und Arbeitsleben einbinden können, wird und
uss für uns ein zentrales Thema sein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir werden uns aber auch verstärkt um die Pflegebe-
ürftigen kümmern müssen. Nicht nur Eltern kleiner
inder brauchen Unterstützung beim Spagat zwischen






(A) )



(B) )


Nicole Bracht-Bendt
Familie und Beruf. Auch Frauen und Männer, die zu
Hause ihre alten Eltern pflegen, brauchen Hilfe. Damit
Familien Erwerbstätigkeit und Pflege von Angehörigen
besser in Einklang bringen können, wollen wir mit der
Wirtschaft und dem öffentlichen Dienst unbürokratische
Lösungen entwickeln. Stichworte sind hier die Ände-
rung des Sozialgesetzbuchs mit Blick auf Teilpflegezeit,
die Prüfung flexibler Entgeltmodelle und neue Arbeits-
zeitmodelle. Das ist dann „Zeit für Verantwortung“.

Als seniorenpolitische Sprecherin meiner Fraktion
setze ich mich auch für eine bessere Pflege und Betreu-
ung in Heimen ein. Durch meine ehrenamtliche Tätig-
keit im Heimbeirat eines Seniorenwohnheims in Hanno-
ver und durch meine jahrelange Erfahrung in der
Betreuung Demenzkranker weiß ich nur zu gut, dass es
bei der Altenpflege um mehr gehen muss als um „satt
und sauber“.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Unsere Aufgabe muss es aber auch sein, die Lebensqua-
lität derer zu verbessern, die nicht im Heim leben. Viele
Alte möchten auch im hohen Alter in ihrer vertrauten
Umgebung bleiben. Deshalb wird sich die FDP-Fraktion
dafür einsetzen, dass die Bedingungen für ein selbstbe-
stimmtes und barrierefreies Wohnen verbessert werden.

Meine Damen und Herren, im Einzelplan 17 ist auch
die Gleichstellungspolitik angesiedelt. Die Ziele der
FDP-Fraktion sind klar im Koalitionsvertrag festge-
schrieben. Erstens: Der Anteil von Frauen in Führungs-
positionen in der Wirtschaft und im öffentlichen Dienst
soll erhöht werden. Dazu wird ein Stufenplan festgelegt.
Zweitens: gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Es ist mit
nichts zu rechtfertigen, dass Frauen bei der Entlohnung
ihrer Arbeit immer noch schlechter gestellt sind als Män-
ner.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Caren Marks [SPD]: Sie machen nichts!)


Lassen Sie mich zum Schluss noch auf eines hinwei-
sen: Sowohl in der Seniorenpolitik als auch in der Frau-
enpolitik reicht Geld allein nicht aus, um ans Ziel zu
kommen. Bei beiden Themen ist auch ein Bewusstseins-
wandel in den Köpfen unerlässlich. Jedem, der Altenpo-
litik macht, muss klar sein, dass sich das Leben ab 60
nicht nur um Windeln und Lätzchen dreht, und in der
Frauenpolitik müssen wir endlich wegkommen von
überholten Rollenklischees. Ein Beispiel: Solange
grundsätzlich nur ich gefragt werde, aber nie mein
Mann, wie ich Beruf und Familie unter einen Hut be-
komme, ist Gleichberechtigung auch am Anfang des
neuen Jahrzehnts leider immer noch ein unerledigtes
Thema.

Danke schön.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


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(C (D Liebe Kollegin Bracht-Bendt, auch Ihnen gratuliere ch im Namen des ganzen Hauses zu Ihrer ersten Rede m Deutschen Bundestag. Das Wort hat die Kollegin Diana Golze von der Frakion Die Linke. Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin en und Kollegen! Frau Bundesfamilienministerin, Sie aben am Montag im Familienausschuss die Schwerunkte Ihres Ministeriums und Ihrer zukünftigen Arbeit orgestellt. Sie haben uns dargelegt, dass Ihr Haus für ie mehr sei als nur ein Ministerium für Familien. Sie agten, es sei das Ministerium für Gesellschaftspolitik. ußerdem haben Sie gesagt, dass Sie, um Ihren An pruch zu erfüllen, von zwei Prämissen ausgehen: faire hancen für alle und Zeit für Verantwortung. Ich habe mir den Einzelplan dieses Ressorts im Buneshaushalt 2010 deshalb einmal unter diesen Prämissen ngeschaut. Er spricht eine deutliche Sprache bezüglich er Gesellschaftspolitik, die Sie meinen, und zeigt, für elche Menschen Sie Politik machen und vor allem, für elche nicht. Beginnen wir beim Elterngeld. Das Elterngeld ist ach wie vor zu begrüßen, weil es die Situation von Failien verbessert, zumindest der Familien, in denen El ern ein mittleres oder höheres Einkommen haben, und eil die Einführung der Partnermonate zumindest dazu eiträgt, dass die Rollenverteilung überdacht wird und ie Erziehungsarbeit gerechter aufgeteilt wird. Aber alein die Einsparungen in Höhe von 20 Millionen Euro urch das allmähliche Auslaufen des Erziehungsgeldes achen deutlich, auf wessen Kosten diese Verbesserun en gehen. Wir haben schon bei der Einführung des Geetzes kritisiert, dass gerade die Eltern mit keinem oder inem sehr geringen Einkommen schlechter gestellt weren. Sie sind die Verlierer beim Elterngeld. Sie bekomen nur noch 300 Euro über zwölf Monate. Das ist ge au die Hälfte der Leistung, die sie früher durch das rziehungsgeld bekommen haben. Wenn Sie also faire hancen für alle Eltern wollen, sollten Verbesserungen erade für diese Familien angestrebt werden. n den Ankündigungen Ihres Hauses zum Elterngeld abe ich diese Aussage leider vermisst. Wir werden dazu eshalb als Fraktion einen Vorschlag zur finanziellen usgestaltung eines sozial gerechten Elterngeldes ma hen. Für die Zeit nach dem Elterngeld schaffen Sie dageen in unnachahmlicher Weise eine traurige Gleichheit ür alle Familien, denn die Suche nach einem Kitaplatz ird bis 2013 und auch danach in vielen Regionen des andes ein regelrechtes Lotteriespiel sein. Es wird nur enige strahlende Gewinner geben. Der Ausbau verläuft ach wie vor zu schleppend. Das Ziel, für ein Drittel der Diana Golze Kinder einen Platz zu schaffen, ist viel zu niedrig angesetzt. Der Bund schiebt den Schwarzen Peter aber den Ländern und Kommunen zu. Denn dort werden die Eltern von einund zweijährigen Kindern 2013 an die Türen klopfen und nicht beim schönen neuen Familienministerium. Die Kommunen werden dann erklären müssen, warum sie – wenn überhaupt – nur für ein Drittel und nicht für mehr Kinder Plätze vorhalten. (Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Wir sind froh, dass es so viele sind!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1701611300

(Beifall)


(Beifall bei der LINKEN)

Diana Golze (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701611400

(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


Mit dem zu niedrig angesetzten Sondervermögen, das
für den Kitaausbau geschaffen wurde, und mit der kon-
sequenten Handlungsverweigerung, was die Ausbildung
der Erzieherinnen und Erzieher betrifft, hat sich der
Bund sträflichst aus der Verantwortung gezogen.


(Beifall bei der LINKEN – Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Das stimmt einfach nicht!)


Kommunen und Länder werden das aus eigener Kraft
nicht leisten können. Ich bin selbst Mitglied in zwei
kommunalen Vertretungen und weiß, was von den vielen
hier versprochenen Entlastungen bei den Kommunen tat-
sächlich ankommt, nämlich nichts.

Die Finanzpolitik der Regierung, aber auch die Ihres
Ministeriums, Frau Köhler, trägt nicht zu einer Entschär-
fung der Situation bei. Statt den Bundesanteil am Son-
dervermögen aufzustocken, betreiben Sie eine Wünsch-
dir-was-Politik für Besserverdienende und große Unter-
nehmen, und die Kommunen werden in den Ruin getrie-
ben. Eine Politik, die sich, wie Sie, Frau Köhler, es be-
zeichnen, um die Kräfte kümmert, die die Gesellschaft
zusammenhalten, sieht für mich anders aus.

Dass Ihnen zum Thema Kinderarmut in Deutsch-
land nur die zaghafte Ausweitung der Zahl der Kinder-
zuschlagsberechtigten einfällt, spricht schon Bände.
Auch Ihre Vorgängerin, Frau von der Leyen, hat ver-
sucht, halbseidene Reförmchen durchzuführen, um den
Kinderzuschlag zu verbessern.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Was? Frau Präsidentin! – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Halbseiden?)


Das ist nicht angekommen. Lesen Sie die Stellungnah-
men dazu. Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen
Bundestages und der Bundesrechnungshof sind wahrlich
keine linken Institutionen. Schauen Sie sich an, wie viel
wirklich bei den Betroffenen ankommt. Schauen Sie sich
an, dass gerade Kindern von Alleinerziehenden, die das
höchste Armutsrisiko in Deutschland tragen, der Kinder-
zuschlag nicht hilft, sie aus dem Armutsrisiko herauszu-
holen. Und dann schauen Sie sich an, was das Bundesfa-
milienministerium zur Verbesserung plant, nämlich eine
Wahloption gegenüber dem Arbeitslosengeld II. Das
führt dazu, dass die Familien, die sich vor der Unterdrü-
ckungs- und Erpressungsmaschinerie der Argen retten
wollen, wählen können, dass sie lieber unter der De-
ckung ihres Bedarfs bleiben, indem sie den Kinderzu-
schlag wählen. Dafür können sie dann aber immer noch
nicht ihren Bedarf und schon gar nicht den ihrer Kinder
decken und kommen nicht über die Armutsschwelle.

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(C (D as kann es wohl nicht sein, und das werden wir nicht urchgehen lassen. Meine Damen und Herren, ich denke, Ziel der Politik ines Familienministeriums sollte eine kinderund famiienfreundliche Gesellschaft und das Miteinander der enerationen sein. Wenn ich mir den Einzelplan 17 an chaue, dann muss ich allerdings sagen, dass ich andere orstellungen von Gesellschaftspolitik habe. Es ist näm ich nicht der Haushalt eines Ministeriums für Gesellchaftspolitik, sondern eines Ministeriums für Bessererdienende. Faire Chancen für alle sehen anders aus, rau Köhler. Es ist Zeit für Verantwortung, auch für Sie. Vielen Dank. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701611500

Der Kollege Erwin Rüddel hat jetzt das Wort für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Erwin Rüddel (CDU):
Rede ID: ID1701611600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

nd Herren! Die christlich-liberale Koalition wird die
amilienpolitik konsequent fortentwickeln.


(Caren Marks [SPD]: Mantra!)


ir wissen die Familienpolitik bei der neuen Bundesmi-
isterin in guten Händen und werden sie in ihrer Arbeit
ach Kräften unterstützen; denn wir sind mit ihr der Auf-
assung, dass es sich hier um ein Politikfeld handelt, das
eit über die engeren Grenzen der Familien hinausreicht
nd sich nachhaltig auf Wirtschafts- und Arbeitsleben,
en Bildungsbereich, die Integrationspolitik, die gesell-
chaftliche Entwicklung insgesamt auswirkt.

Deutschland wird älter, es wird internationaler, aber
s wird auch kleiner, und das, obwohl Jahr für Jahr noch
mmer viele Menschen aus anderen Ländern zu uns
ommen, um bei uns zu leben. Ein Land mit immer we-
iger Kindern ist aber ein Land mit immer weniger Zu-
unft. Deshalb fördern wir die Familien. Dabei orientie-
en wir uns an den Lebensrealitäten, den modernen
ebensentwürfen von Männern und Frauen und an den
edürfnissen der Kinder. Wir wollen, dass die Menschen

n unserem Land alle Chancen auf ein erfülltes Familien-
eben und gleichzeitig auf beruflichen Erfolg haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


hancengleichheit für Frauen und Männer, Zusammen-
alt der Generationen, Austausch von Erfahrungen und
ürgerschaftliches Engagement machen eine lebendige
ivilgesellschaft aus.

Noch nie sind so viele Menschen so alt geworden wie
eute. Noch nie waren sie dabei so gesund und so gut
usgebildet. Unsere Volkswirtschaft, aber genauso un-
ere Gesellschaft insgesamt, braucht ihr Wissen und ihre
rfahrung. Mit dem Verschwinden der Großfamilie, mit






(A) )



(B) )


Erwin Rüddel
der Auflösung traditioneller sozialer Netze in der Ge-
meinde oder in der Nachbarschaft ist etwas, was früher
selbstverständlich war, vielfach verloren gegangen, und
zwar die gegenseitige Hilfe und die Weitergabe von Er-
fahrungen zwischen Alt und Jung. Dem begegnen wir
mit der Errichtung der Mehrgenerationenhäuser. In-
zwischen gibt es in Deutschland 500 von ihnen.

Damit die älter werdende Gesellschaft zu einer
Chance für jeden Einzelnen und für unser Land wird, hat
die Bundesregierung ferner die Initiative „Alter schafft
Neues“ ins Leben gerufen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Menschen aller Altersgruppen, insbesondere aber die
Älteren, sollen sich nach eigener Wahl für das Gemein-
wohl engagieren können. Das Programm wird Schritt für
Schritt bundesweit etabliert und von der Bundesregie-
rung in vielfältiger Weise finanziell unterstützt.

Das Programm „Aktiv im Alter“ zielt vor allem auf
die Kommunen. Die älteren Mitbürgerinnen und Mitbür-
ger sollen hier verstärkt mitgestalten und mitentscheiden
und sich für ihr örtliches Gemeinweisen engagieren.
Schließlich verknüpft die Initiative „Wirtschaftsfaktor
Alter“ Senioren-, Wirtschafts- und Verbraucherpolitik
miteinander. Bessere Dienstleistungen und Produkte
steigern die Lebensqualität älterer Menschen und stärken
sie als Verbraucher.

Ältere Menschen müssen sich auf die Solidarität der
Gesellschaft verlassen können. Sie alle haben Anspruch
auf ein möglichst selbstständiges und selbstbestimmtes
Leben. Deshalb werden wir in den kommenden Jahr-
zehnten auch neue und innovative Wohnformen und
Betreuungsangebote benötigen, die älteren und behin-
derten Menschen gerecht werden. Besondere Aufmerk-
samkeit gilt zudem der Qualitätssicherung beim ambu-
lanten Betrieb betreuter Wohngemeinschaften, vor allem
für Menschen mit Demenz.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Nicole Bracht-Bendt [FDP])


Alter bedeutet nicht nur bürgerschaftliches Engage-
ment, neue Aktivität und Mobilität, Hilfestellung für die
Enkel oder Reisen in Länder, die während des Berufsle-
bens unerreichbar waren. Alter bedeutet auch Leid und
Krankheit, Hilfe und Pflegebedürftigkeit. Schicksals-
schläge wie Demenz treffen nicht nur die Kranken, son-
dern ebenso die unmittelbaren Angehörigen, die sehr oft
zeitgleich pflegende und berufstätige Angehörige
sind. Wir wollen darüber nachdenken, wie wir die viel-
versprechenden Ansätze aus den Bereichen Kindererzie-
hung, Familie und Beruf auf dieses Problemfeld übertra-
gen können.

In den letzten Jahren ist viel geschehen, um Familie
und Beruf besser miteinander zu verbinden. Es wurde
mehr Familienfreundlichkeit in die deutsche Wirtschaft
gebracht und ein Unternehmensnetzwerk geschaffen, in
dem Erfahrungen gegenseitig ausgetauscht werden, die
zu familiengerechten Arbeitsbedingungen führen. Die
Bundesregierung setzt mit ihrem Förderprogramm auch
hier ganz gezielt Anreize für kleinere und mittlere Unter-

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(C (D ehmen, um zusätzliche Betreuungsplätze für die Kinder hrer Beschäftigten einzurichten. Aber vergessen wir darüber nicht: Das Thema Arbeit nd Pflege ist nicht weniger wichtig als das Thema Failie und Beruf. Längst nicht alle Menschen haben Kin er, aber alle haben Eltern und andere nahe Angehörige. ir wissen, dass die Zahl pflegebedürftiger Menschen in en kommenden Jahren weiter steigen wird. Schon heute erden über zwei Drittel der Pflegebedürftigen zu Hause epflegt. All diese pflegebedürftigen Menschen haben inen Anspruch auf menschenwürdige und fachgerechte flege und qualifiziertes Personal genauso wie auf die nterstützung der pflegenden Angehörigen. Die Vereinbarkeit von Pflege der Angehörigen einereits mit Familie und Beruf andererseits wird deshalb ein entrales Thema christlich-liberaler Politik sein, um ünftig die Lebensqualität pflegebedürftiger älterer enschen und ihrer nächsten Angehörigen zu sichern. s gibt vieles, woran sich in diesem Kontext denken ässt: flexible Arbeitszeiten, mobiles Arbeiten, gezielte eratung und ein niederschwelliges Angebot von fami iennahen, unterstützenden Maßnahmen. Wir begrüßen deshalb nachdrücklich, dass sich die rau Ministerin sehr deutlich dazu bekannt hat, die Verinbarkeit von Pflege und Beruf zu verbessern. Denn ie gesagt: Das Problem ist vorhanden; es wird in den ächsten Jahren drängender werden. Je eher wir hier täig werden und im Sinne der Betroffenen zu einvernehmichen Lösungen kommen, auch unter Einbindung von nternehmen und Gewerkschaften, desto besser. Wir erden dieses Anliegen in dieser Legislaturperiode vo anbringen. Ich lade alle dazu ein, konstruktiv daran mituarbeiten. Herr Rüddel, das war Ihre erste Rede hier im Hohen ause. Dazu gratulieren wir Ihnen herzlich und wünchen für Ihre Zukunft und Ihre Arbeit hier alles Gute. Jetzt hat Rolf Schwanitz das Wort für die SPD-Frakion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Sehr geehrte Frau Bundesministerin Dr. Köhler, ch will Ihnen auch von meiner Seite herzlich gratulieren nd Ihnen einen guten Start im neuen Amt und Erfolg in er Amtsführung wünschen. Ich denke, das darf man uch aus der Opposition heraus sagen; denn die vielen ausend Menschen im Land, die auf eine gute Arbeit Ihes Ministeriums angewiesen sind, setzen auf Ihren Erolg. Ich denke, deswegen gehört das an den Anfang eier solchen Rede. Rolf Schwanitz Frau Ministerin, Sie haben am Anfang Ihrer Einbringungsrede darauf hingewiesen, dass der Einzelplan 17 im Entwurf zum Haushalt 2010 ein Ausgabenvolumen von insgesamt 6,56 Milliarden Euro beinhaltet. Das ist richtig. Anschließend haben Sie sich selbst dafür gelobt, dass das 170 Millionen Euro mehr sind, als im Haushalt 2009 im Einzelplan 17 zur Verfügung standen. Ich denke, Sie haben Verständnis dafür, dass ich diesem Lob nicht folgen kann. Zum Ersten wäre es eigentlich redlich gewesen, darauf hinzuweisen, dass von dieser Summe ein Betrag in Höhe von 64 Millionen Euro schon aus dem ersten Entwurf zum Haushalt 2010 stammt, den der damalige Finanzminister Peer Steinbrück aufgestellt hat, dieser jetzt quasi mit verbucht worden ist. Zum Zweiten, meine Damen und Herren – zwar haben andere das hier schon gesagt, aber ich erspare Ihnen das dennoch nicht –, gehört dazu natürlich auch der Blick darauf, was Sie an anderer Stelle tun. Wir haben gestern und auch heute noch einmal sehr intensiv in Erinnerung gebracht, welche Geschenke Sie der Hotellerie machen, verbunden mit einem gesamtstaatlichen Ausfall von rund 1 Milliarde Euro Steuergeld. Das sind allein beim Bund 500 Millionen Euro, die weniger zur Verfügung stehen. Das ist in etwa dreieinhalb Mal so viel wie der gesamte Etat für den Kinderund Jugendplan im Einzelplan 17. Das muss man noch einmal in Relation setzen, damit die Menschen verstehen, was hier eigentlich passiert, wenn solche Geschenke mit der Gießkanne in der Landschaft verteilt werden. Ich will mich beim Einzelplan 17 auf zwei Fragen konzentrieren. Zunächst will ich ein paar Bemerkungen zu den Anti-Extremismus-Programmen machen. Die Koalition hat im Koalitionsvertrag angekündigt, dass künftig aus den Programmen, vor allen Dingen aus dem Programm „Vielfalt tut gut. – Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“, auch Projekte gefördert werden, die sich mit Tendenzen des Linksextremismus und des Islamismus auseinandersetzen. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das wird auch Zeit!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701611700

(Beifall)


(Beifall bei der SPD)

Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1701611800




(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)


Es ist so, Frau Ministerin, dass Sie sich seit 2006, also
vor dem Antritt Ihres neuen Amtes, in den Medien – ich
habe noch einmal nachgeschaut – intensiv zu dieser
Frage geäußert haben. Da ist zu lesen, dass Sie sagen, es
gebe bei den Projekten gegen Rechtsextremismus ein
riesiges Sparpotenzial. Da ist zu lesen, dass Sie sagen,
man müsse dort umschichten, und es ist in Welt Online
zu lesen – ich will das hier einmal zitieren –:

Beide Phänomene

– damit meinen Sie den Linksextremismus und den Isla-
mismus –

sind etwa gleich groß und gleich gefährlich. Dies
sollte auch bei der Verteilung der Mittel berücksich-
tigt werden.

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(C (D (Caren Marks [SPD]: Keine Ahnung die Frau!)


Ich persönlich habe mir noch keine abschließende
einung gebildet, ob das wirklich Ihre Meinung ist,

rau Ministerin, oder ob es dabei nicht auch darum geht,
in paar Signale an die rechtskonservativen Teile der Ge-
ellschaft auszusenden, was für mich schlimmer wäre.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das ist echt abartig! Das nehmen Sie zurück! Das ist ja peinlich! – Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Das ist unterstes Niveau! Das haben Sie überhaupt nicht nötig!)


ch rate Ihnen: Räumen Sie das weg.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dorothee Bär [CDU/CSU]: Unwürdig ist das! – Georg Schirmbeck [CDU/ CSU]: Sie sollten sich wirklich schämen! – Gegenruf der Abg. Caren Marks [SPD]: Sie sollten sich schämen!)


ie stehen am Anfang Ihrer Amtsführung, Sie haben
etzt noch die Chance dazu. Räumen Sie das weg. Mei-
es Erachtens würde dies Ihre Tätigkeit in den nächsten
ahren wesentlich erleichtern.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Unwürdig, wirklich unwürdig! – Weiterer Zuruf von der CDU/ CSU: Das ist ein vergifteter Rat!)


Das ist kein vergifteter Rat, sondern ein ernst gemein-
er Rat;


(Zuruf von der CDU/CSU: Nein, das ist eine Unverschämtheit!)


enn ich glaube, man darf die Amtsführung bei einem
olch wichtigen Thema nicht mit solchen ideologisch ge-
rägten Aussagen beschweren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das ist eine Unterstellung, was Sie hier verbreiten!)


Sie haben weiterhin in dieser Woche erklärt und es in
hrer Rede hier wiederholt, dass da nicht gekürzt wer-
en soll, sondern 2 Millionen Euro zusätzlich aus nicht
enutzten Mitteln des Haushalts 2009 für dieses Prä-
entionsprogramm und die einzelnen Projekte hinzu-
ommen sollen.


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Das hat sie auch gesagt!)


Ich will festhalten: Eine inhaltliche Korrektur der
ben von mir zitierten Aussagen ist dies nicht. Aber ich
ill auch ausdrücklich sagen: Wir werden bei den Haus-
altsberatungen, ebenso bei den Berichterstattergesprä-
hen und auch im Ausschuss ganz intensiv nachfragen,
oher diese zwei Millionen Euro kommen;


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Als Haushälter ist das Ihre Aufgabe!)







(A) )



(B) )


Rolf Schwanitz
denn das ist eine nicht unbedeutende Frage. Das ist ein
ganz entscheidender Punkt, nicht nur für uns Sozialde-
mokraten, sondern auch für viele Beteiligte, die in den
Regionen


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Unglaublich!)


schwer unter rechtsextremistischen Tendenzen und Um-
trieben leiden. Es ist entscheidend, dass die Projekte ge-
gen Rechtsextremismus durch diese Veränderungen
keine Kürzung erfahren.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dabei ist es meiner Meinung nach egal, ob das eine
direkte oder eine indirekte Kürzung ist, etwa bedingt
durch in der Vergangenheit nicht verausgabte Mittel.
Das werden wir klären. Dafür haben wir in den Bericht-
erstattergesprächen Zeit.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Aber die Projekte müssen effizient sein! Da muss man nachfragen dürfen!)


Deutschland braucht nach meiner festen Überzeugung
eine auf Dauer angelegte Auseinandersetzung gegen den
Rechtsextremismus. Darum geht es. Wir brauchen eine
Stärkung der Kultur. Deswegen ist das ein ganz sensibler
Punkt.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ihre Amtsvorgängerin hat sehr intensiv Öffentlich-
keitsarbeit betrieben.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das ist eine fleißige Frau! Es waren Tausende Leute unterwegs, die sie sehen wollten! Bei Ihnen kommt kein Mensch!)


Ich glaube, sie ist bei fast allen Einweihungen von Mehr-
generationenhäusern vor Ort gewesen.


(Caren Marks [SPD]: Und beim Rechtsextremismus?)


Ich erinnere mich aber nicht daran, sie bei einem einzi-
gen Projekt gegen Rechtsextremismus gesehen zu ha-
ben. Frau Minister, ich würde mir wünschen, dass Sie
sich mehr darum kümmern. Das wäre ein wichtiges Si-
gnal für die Menschen vor Ort, die sich in Initiativen
stark machen und damit anderen Bürgern Mut beweisen,
der nur bewundert werden kann und der zu unterstützen
ist.

Ich will ein zweites Thema ansprechen – vielleicht ei-
nes der schwierigsten im Einzelplan 17 –, und zwar den
Zivildienst.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Muss nicht sein!)


Zunächst einmal stelle ich fest: Wir müssen in den Haus-
haltsberatungen intensiv darüber reden, ob der jetzt etati-
sierte Titel tatsächlich das abbildet, was im Dritten Zivil-
dienständerungsgesetz geregelt worden ist.

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(C (D Herr Schwanitz, Sie müssen bitte zum Ende kommen. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Jawohl, Frau Präsidentin!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701611900


Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1701612000

Wir werden das auf den Prüfstand stellen. Sie haben

eute angekündigt, dass zum 1. Januar 2011 die Dienst-
eitverkürzung kommt. Ich kann bei den Haushaltsansät-
en keinerlei Vorbereitung hierfür sehen. Deswegen wird
uch das ein Schwerpunkt der Diskussionen und Aus-
inandersetzungen in den nächsten Wochen sein.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701612100

Die Kollegin Miriam Gruß hat jetzt das Wort für die

DP-Fraktion.


(Christel Humme [SPD]: Jetzt kommt wieder das Thema „Rechte Tasche, linke Tasche“!)



Miriam Gruß (FDP):
Rede ID: ID1701612200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Ich finde, in der letzten Legislaturperiode war
ie Opposition besser. Ich höre Frau Ziegler von der
PD über ein Thema reden, wovon sie keine Ahnung
at, weil sie nicht im Ausschuss war und die Aufgaben-
lanung nicht mitbekommen hat.


(Dagmar Ziegler [SPD]: Oh doch!)


rau Marks spricht wieder einmal nicht frei, sondern
iest lediglich ihre ideologischen Ausführungen, die sie
eit Jahren wiederholt, ab.


(Caren Marks [SPD]: Wie bitte? Das ist ja unglaublich!)


u 50 Prozent der Linken kann ich nur sagen: Thema
erfehlt, Note 6, bitte setzen.


(Zurufe von der LINKEN – Ute Kumpf [SPD]: Note 6, Frau Kollegin, bitte setzen!)


er Kollege von den Grünen hat heute Glück, weil er
eine erste Rede gehalten hat. Ich muss sagen – Sie wer-
en mir sicherlich zustimmen –: Die FDP war in den
etzten vier Jahren besser.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Lachen bei der SPD – Zurufe von der SPD: Oh! – Ute Kumpf [SPD]: Ein bisschen mehr Demut! – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Selbstlob!)


Auch wir haben schließlich nachgedacht, Frau
iegler, was besser gemacht werden kann, und haben
onstruktive Vorschläge eingebracht. Da Sie, meine sehr
eehrten Damen und Herren von der SPD, wieder ein-
al reflexartig reagieren und behaupten, uns seien Ho-

els wichtiger als Kinder,






(A) )



(B) )


Miriam Gruß

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


will ich Ihnen in Erinnerung rufen, dass Ihnen Autos
wichtiger waren als Kinder. Ich sage nur: 100 Euro Kin-
derbonus, aber ungefähr 5 Milliarden Euro Abwrackprä-
mie.


(Katja Dörner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Grünen nicht! – Caren Marks [SPD]: Die haben die Familien direkt bekommen!)


Sie haben ebenso von der Automobilindustrie Spenden
bekommen. Aber wir wollen das gar nicht thematisieren,
weil es unanständig ist, solche Dinge anzuführen, wenn
es um wichtige Zukunftsthemen wie Kinder geht.

Jetzt seien Sie doch einfach mal still und hören mir
zu. Sie haben nicht nur elf Jahre lang geredet, sondern
auch elf Jahre lang regiert. Sie haben nicht das Richtige
gemacht, sonst würden Sie die Defizite, die Sie heute an-
mahnen, nicht anmahnen müssen. Wenn Sie alles richtig
gemacht hätten, dann bräuchten wir heute nicht mehr da-
ran zu arbeiten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Caren Marks [SPD]: Luft holen! Gleich platzen Sie!)


Die FDP hat konstruktive Vorschläge eingebracht. Sie
finden auch Gehör. Darum richte ich ein herzliches Dan-
keschön an das Ministerium. Ihnen, liebe Ministerin,
wünsche ich ein gutes Händchen und viel Erfolg für die
Arbeit. Wir werden Sie konstruktiv unterstützen.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie steht nach
wie vor ganz oben auf der Agenda. Flexibilisierung ist
hier das große Stichwort; denn wir wollen lebensnah an
den Familien dran sein. Ich weiß aus der Vorhabenpla-
nung, dass das Ministerium und die Koalitionsfraktionen
den richtigen, den lebensnahen Weg gehen werden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Beim Ausbau der Kinderbetreuung kann ich nur be-
stätigen, was die Kolleginnen und Kollegen gesagt ha-
ben: Wir dürfen uns keinen Sand in die Augen streuen
lassen. Die Vertreter der Kommunen saßen mit am
Tisch. Das Jahr 2013 kommt nicht überraschend. Ich
höre immer wieder, für Kinder sei kein Geld vorhanden,
aber ich höre nicht, dass für andere Prioritätensetzungen
kein Geld vorhanden ist. Zu viele Sportstätten, zu viele
Prestigeobjekte werden von den Kommunen gebaut, ob-
wohl angeblich Geld in der Kasse fehlt. Wir setzen uns
in den Kommunen und in den Ländern, in denen wir re-
gieren, dafür ein, dass in die Zukunft investiert wird. Wir
halten unser Versprechen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Hessen und NordrheinWestfalen vor allem!)


Beim Kinderschutzgesetz war uns – jetzt sind Sie
bitte wieder ganz still, weil Ihnen das auch wichtig war –
das Thema Prävention sehr wichtig. Prävention und In-
tervention – auch das wird kommen. Wir werden eine ei-
genständige Jugendpolitik haben. Der Kollege Gehring
ist jetzt leider nicht da; der hat vorhin ganz laut ge-

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(C (D chrien. Das müsste eigentlich auch ihm gefallen. Wir erden eine eigenständige Jungenund Männerpolitik etreiben. Auch damit sind wir nahe dran an der gesellchaftlichen Realität. Wir wollen für Männer, die auch ür ihre Kinder da sein wollen, Freiräume schaffen, weil uch sie sich kümmern wollen. Wir müssen den Blickwinkel erweitern (Caren Marks [SPD]: Sie müssen Ihren Blickwinkel erweitern! Da haben Sie recht!)


nd den Blick nicht immer nur auf Frauen richten. Wir
erden unseren Blick nach wie vor auf die Frauen rich-

en, aber auch auf Jungs, die nachgewiesenermaßen die
ildungsverlierer von heute sind.


(Zuruf der Abg. Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Liebe Ekin, du hast ja auch einen Sohn. Ich glaube, wir
erden uns da thematisch irgendwann annähern.


(Caren Marks [SPD]: Haben Sie jetzt das Blatt verloren?)


Frau Marks, Sie brauchen Blätter, um überhaupt reden
u können. Von daher müssten Sie eigentlich ganz still
ein.


(Beifall bei der FDP)


Ich kann den Rest der Debatte auch ganz frei spre-
hen.


(Die Rednerin legt ihr Manuskript zur Seite)


as können Sie nicht, Frau Marks.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Caren Marks [SPD]: Tapfer!)


Für uns ist es ein ganz wichtiger Punkt, dass wir die
amilienpolitischen Leistungen evaluieren und zielge-
ichtet bewerten. Auch das haben Sie nur gefordert, in
en letzten vier Jahren aber nichts gemacht.

Zum Thema Wachstumsbeschleunigungsgesetz und
um Vorwurf, wir würden nichts für die Familien tun.
as haben Sie gemacht? Sie haben erst einmal den Fa-
ilien das Geld weggenommen. Mein Sohn ist fünf

ahre alt. Er hat eines schon verstanden: Wenn man ihm
twas wegnimmt und dann so tut, als würde man es ihm
chenken, dann sagt er zu mir: Mama, das brauchst du
ir nicht zu schenken; das gehört sowieso mir. So gehen
ie mit den Steuergeldern um. Sie nehmen das Geld erst
eg und tun dann so, als würden Sie es verschenken.
ir lassen das Geld in den Taschen der Familien und

ertrauen darauf, dass die Familien wissen, was sie da-
it zu tun haben.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701612300

Frau Gruß, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Miriam Gruß (FDP):
Rede ID: ID1701612400

Frei gesprochen. Frau Marks, das nächste Mal bitte

on Ihnen.

Danke.






(A) )



(B) )


Miriam Gruß

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Caren Marks [SPD]: Frei gesprochen, aber Unsinn erzählt!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701612500

Der Kollege Andreas Mattfeldt hat jetzt das Wort für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Andreas Mattfeldt (CDU):
Rede ID: ID1701612600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Mi-

nisterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!

Kinder sind unsere besten Richter.

Dieser Ausspruch von Otto von Bismarck ist auch heute
noch der Maßstab für die Familienpolitik der Union.


(Ute Kumpf [SPD]: Das weiße Band!)


Wir müssen Familien unterstützen, die Kinder schüt-
zen und den sozialen Zusammenhalt der Generationen
ausbauen und festigen. Familie muss wieder das Erfolgs-
modell der Gesellschaft werden. Die Familie ist ein fes-
tes Fundament für Kinder und bietet Halt und Orientie-
rung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Im Gegensatz zu vielen in diesem Hause sprechen wir
in der Union nicht nur davon, etwas für Familien zu tun,
sondern wir setzen unsere Worte auch in Taten um. Als
ehemaliger Bürgermeister einer 15 000-Einwohner-Ge-
meinde war ich für sechs Kindertagesstätten verantwort-
lich. Ich kann Ihnen sagen: Ich war beeindruckt, mit
welch einer Hartnäckigkeit unter Führung der Union der
Krippenausbau durchgesetzt und vor allem auch mas-
siv unterstützt wurde.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Caren Marks [SPD]: Das ist Geschichtsfälschung, aber macht nichts!)


Deshalb dürfen wir mit Stolz sagen: Wir blicken auf
eine äußerst fortschrittliche Familienpolitik in den letz-
ten vier Jahren zurück. Familienpolitik ist das Schwer-
punktthema der Union. Wir werden die Rahmenbedin-
gungen für Familien weiter verbessern. Frau Golze, wir
brauchen von Ihrer Seite nun wirklich keinen Nachhil-
feunterricht; denn dort, wo Sie regieren, nämlich hier, in
Berlin, ist die Kinderarmut am größten. Politik unter Ih-
rer Führung bedeutet Armut für Kinder. Das ist mit uns
mit Sicherheit nicht zu machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Menschen im Land haben es anscheinend auch
verstanden. Einer Allensbach-Umfrage zufolge sind
50 Prozent der Befragten der Meinung, dass unsere Fa-
milienpolitik der letzten Jahre die Bedingungen für Fa-
milien verbessert hat. Dies zeigt sich beeindruckend an
der Entwicklung im Einzelplan 17. Der Einzelplan 17
hat sich von 2001 bis zum heutigen Entwurf um
19 Prozent erhöht. Das ist eine stolze Leistung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Gerade die Erfolge in der Familienpolitik sind für uns nsporn, diesen Weg konsequent fortzuführen und aus ubauen. Wir müssen Familien weiterhin wirksam untertützen, egal ob Alleinerziehende oder Großfamilien. enn für uns in der Union sind Familien die Zukunfts räger unserer Gesellschaft. Deshalb haben wir zum . Januar dieses Jahres das Kindergeld und den Kinderreibetrag erhöht. Wir entlasten Familien damit um einen rheblichen Betrag aus dem Bundeshaushalt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zur Stärkung der Familien trägt auch das Elterngeld
ei. Hier wurde der Haushaltsansatz erhöht, und zwar
uf 4,48 Milliarden Euro. Das sind 80 Millionen Euro
ehr als im letzten Jahr. Diese Entwicklung zeigt die

ositive Akzeptanz des Elterngeldes. Der Anstieg ist auf
ie verstärkte Inanspruchnahme der Vätermonate zu-
ückzuführen. Die Zahl der Väter, die ihre Kinder in den
rsten Lebensmonaten betreuen wollen, ist stetig gestie-
en. Mit dem Elterngeld haben wir in der Union die
ahmenbedingungen geschaffen, dass sich beide Eltern-

eile in den so wichtigen ersten Lebensmonaten gemein-
am um ihr Kind kümmern können. Eine erheblich stär-
ere, vor allem aber auch emotional bessere Bindung
wischen Vater und Kind ist das positive Ergebnis.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Erfolg des Elterngeldes hat uns gezeigt, dass wir
uf dem richtigen Weg sind. Deshalb bin ich der Minis-
erin sehr dankbar, dass sie dieses Erfolgsmodell in den
ommenden Jahren ausbauen möchte. Auch wenn wir
aushälter sehr sparsam sind, halte ich es für erforder-

ich, das Teilelterngeld einzuführen. Eltern, die bewusst
um Wohle ihres Kindes Teilzeit arbeiten, sollen zukünf-
ig nicht mehr dadurch bestraft werden, dass bei gleich-
eitiger Inanspruchnahme ein doppelter Anspruchsver-
rauch angerechnet wird. Damit wollen wir Eltern in
hrem Kinderwunsch mehr unterstützen. Die Eltern kön-
en dann eine Zeit lang weniger arbeiten und müssen
icht ganz aus dem Berufsleben aussteigen. Das kann
erade in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten sehr sinn-
oll sein.

Ein weiterer Ausblick gilt dem Jahr 2013. Wir werden
ie Zeit bis dahin sorgfältig nutzen und intensiv beraten,
amit Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen und er-
iehen möchten, Anerkennung erfahren. Es ist für mich
nerträglich, wie in diesem Haus das Betreuungsgeld
ls Herdprämie verunglimpft wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Aydan Özoğuz [SPD]: Weil es Unsinn ist!)


ir sind uns doch wohl einig, dass die große Mehrheit
er Eltern ihrem Erziehungsauftrag gerecht wird. Die El-
ern leisten in der breiten Mehrheit eine ausgezeichnete
rbeit zum Wohle ihrer Kinder.


(Marlene Rupprecht [Tuchenbach] [SPD]: Auch die, die berufstätig sind!)


s ist einfach nur unwürdig, wie Sie alle verantwor-
ungsvollen Eltern hier unter Generalverdacht stellen






(A) )



(B) )


Andreas Mattfeldt
und suggerieren, als würde das Betreuungsgeld nur ver-
prasst werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Aydan Özoğuz [SPD]: Völliger Blödsinn! – Caren Marks [SPD]: Darum geht es gar nicht!)


Die Kindererziehung in den ersten Jahren durch Mütter
und Väter verdient genauso Anerkennung wie die Arbeit
unserer Erzieherinnen und Erzieher in den Kindertages-
stätten. Es geht um Anerkennung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Marlene Rupprecht [Tuchenbach] [SPD]: Auch der erwerbstätigen Eltern! – Aydan Özoğuz [SPD]: Sie spalten!)


Die Herkulesaufgabe in den kommenden Jahren wird
bei der Arbeit im Seniorenbereich liegen. In 20 Jahren
wird jeder dritte Bundesbürger älter als 60 Jahre sein.
Dieser Herausforderung müssen wir uns mit pragmati-
schen Lösungen stellen. Unsere vorrangige Aufgabe
wird es sein, diejenigen, die hilfe- und pflegebedürftig
sind, zu unterstützen. Sie haben Anspruch auf eine men-
schenwürdige Pflege im Alter. Hierfür benötigen wir
nicht nur qualifiziertes Fachpersonal, sondern es bedarf
auch der Unterstützung der pflegenden Angehörigen.
Das haben Sie richtig gesehen, Frau Ministerin.


(Caren Marks [SPD]: Wissen Sie, wer bisher die Anrechnung von Pflegezeiten verhindert hat?)


Die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von
Pflege, Beruf und Familie müssen verbessert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, bei all diesen Zielen dür-
fen wir aber nicht vergessen, dass wir schon im kom-
menden Jahr deutlichere Anstrengungen unternehmen
müssen, die Schuldenbremse einzuhalten. Wie eingangs
gesagt, die Kinder sind unsere Richter. Das bedeutet, wir
müssen noch verantwortungsbewusster im Sinne nach-
folgender Generationen mit unserem Geld haushalten.

Natürlich muss an gesetzlich zugesagten Familien-
leistungen festgehalten werden. Wir alle sind uns, wie
ich hoffe, genauso einig, dass wir in der Verantwortung
stehen, sämtliche Ausgaben auf ihre Wirksamkeit zu
überprüfen. Auch dies wird eine große Aufgabe. Hier
müssen wir ansetzen. Wir tun es für unsere Kinder; des-
sen müssen wir uns immer bewusst sein. Strengen wir
uns also gemeinsam an!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701612700

Herr Kollege Mattfeldt, das war Ihre erste Rede im

Deutschen Bundestag. Dazu gratulieren wir Ihnen recht
herzlich und wünschen viel Erfolg bei der Arbeit!


(Beifall)


Zu diesem Einzelplan liegen keine weiteren Wortmel-
dungen vor.

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(C (D Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktor icherheit, Einzelplan 16. Ich gebe das Wort dem Bundesminister Dr. Norbert öttgen. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da kommt ja der Atomminister!)


Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister für Umwelt,
aturschutz und Reaktorsicherheit:
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

en und Kollegen! Diese Parlamentsdebatte ist die erste
elegenheit, hier im Parlament auf den Gipfel von Ko-
enhagen zu sprechen zu kommen. Darüber könnte viel
esprochen werden. Über die Enttäuschung, die er aus-
elöst hat, über das, was er nicht gebracht hat, von dem
ir gesagt haben: Das ist unser dringendes Interesse und
as, was geleistet werden muss.

Ich möchte in dieser Debatte eine Konsequenz, die
ch daraus ziehe – ich halte sie für die wichtigste –, an-
prechen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollen Sie jetzt etwa doch Geld geben?)


iese Konsequenz lautet: Jetzt erst recht machen wir
limaschutz.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir lassen uns nicht zurückfallen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fangen Sie doch hier an!)


Alle Enttäuschten möchte ich davor warnen, dass ihre
nttäuschung in Resignation umschlägt. Mit Resigna-

ion werden wir keine Veränderung erreichen. Das sage
ch auch an die Adresse all derjenigen, die jetzt die Gele-
enheit wittern, unseren Kurs der entschlossenen Klima-
chutzpolitik ändern zu können. Nein, meine Damen und
erren: Jetzt erst recht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


„Jetzt erst recht“ ist keine Trotzhaltung, die wir an
en Tag legen, weil wir recht behalten wollen. „Jetzt erst
echt“ ist eine Konsequenz aus einer ganz nüchternen,
ber fundamentalen Einschätzung, die mir während mei-
er Teilnahme an der Konferenz von Kopenhagen und
anach klarer geworden ist, als sie es vorher war. Für
en Kern und die entscheidende Rechtfertigung unserer
olitik halte ich die Feststellung, dass Klimaschutz,
O2-Reduzierung, Ressourcenschonung ganz allgemein,

m Zentrum der ökonomischen und geopolitischen
ransformation stehen, in der sich unsere Welt derzeit
efindet.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum wollen Sie die verzögern?)


Das ist auch deshalb so, weil diejenigen, die vielleicht
ein Abkommen wollen, zum Beispiel China – China






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Norbert Röttgen
hat sich jedenfalls nicht dafür ausgesprochen und einge-
setzt –, in ihrem eigenen Land erkannt haben, dass es
dieser Veränderungen bedarf. In China setzt man näm-
lich auf Technologie, weil man die Klimafolgen spürt
und die Chancen auf den Märkten ergreifen will. Das
Gleiche gilt für die amerikanische Administration. Sie
hat allerdings Probleme, dafür im eigenen Land Mehr-
heiten zu organisieren.

Ganz nebenbei: Die ökonomische Transformation, in
der wir uns befinden, hat nicht nur eine geopolitische
Bedeutung, die man erleben kann, wenn der amerikani-
sche Präsident mit dem stellvertretenden Außenminister
Chinas in einem Raum verhandelt, um anschließend in
das Hotelzimmer des chinesischen Ministerpräsidenten
zu gehen, in dem die anderen Führer der Basic-Staaten,
der Schwellenländer, zusammensitzen. In dieser Situa-
tion wird geradezu hautnah spürbar, dass die Welt im
Fluss ist und dass mit Blick auf die Klimaschutzpolitik
auch internationale Macht neu verteilt wird, aber noch
nicht neu verteilt ist.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist in Europa nicht anders!)


Das ist auch ein Systemwettbewerb: Ist ein autoritäres
Regime, das Ziele einfach in den Fünfjahresplan schrei-
ben kann, besser in der Lage, Ziele zu erreichen, als De-
mokratien, in denen Politik immer der Legitimation und
der Akzeptanz bedarf? In diesem Wettbewerb sind wir,
und das möchte ich vermitteln.

Die deutsche Position – wir arbeiten daran, dass eine
noch geschlossenere europäische Position zustande
kommt – besteht darin, diesen Prozess, der so oder so
stattfindet, mit unseren Werten, mit unseren Interessen
offensiv zu gestalten, statt alte Strukturen defensiv zu er-
halten. Für diese Offensivstrategie, für die wir eintreten,
bitte ich Sie um Ihre Unterstützung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir sind in der besten Position von allen, aus diesem
Prozess als Gewinner hervorzugehen. Dieser Prozess
findet statt, weil er eine ökonomische Notwendigkeit ist.
Wenn wir so weiterleben und die Milliarden Menschen
aus den ärmeren Ländern, die sich danach sehnen, unse-
ren Wohlstand zu erreichen, die westliche Lebensweise
annähmen, würde der Planet das nicht aushalten. Um des
Schutzes unseres Planeten willen – es geht um die Erhal-
tung der natürlichen Lebensgrundlagen –, aber ebenso,
damit wir auch in Zukunft Wohlstand und Wachstum ha-
ben, ist es eine schiere Notwendigkeit, Klimaschutzpoli-
tik zu betreiben. Das ist die Grundlage für die Politik,
die wir machen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Darum bleiben wir bei dem nationalen Ziel, den CO2-
Ausstoß um 40 Prozent zu reduzieren.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie denn? – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müssen Sie erst mal als nationales Ziel festschreiben!)


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(C (D ir wollen das in unserem Interesse, und wir machen as auch. Wir wollen, wie die Kanzlerin gestern gesagt at, Europa dazu bewegen, den CO2-Ausstoß um 0 Prozent zu reduzieren; aber das müssen die anderen itgliedstaaten mittragen. (Zuruf von der SPD: Das muss die Bundeskanzlerin mittragen!)


as ist das, was wir erreichen wollen.

Man kann es auch so formulieren: Wir haben in Ko-
enhagen versucht, dadurch, dass Deutschland und
uropa mit ambitionierten Zielen vorangehen, andere
egionen, die Welt mitzuziehen. Damit waren wir nicht
rfolgreich; ich mache bei dieser Feststellung keinerlei
inschränkungen. Die Schlussfolgerung daraus, dass wir
abei, andere mitzuziehen, nicht erfolgreich waren, ist
ür mich nicht, aufzugeben, sondern dazu überzugehen,
ie anderen anzutreiben.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das war das richtige Verb! Fangen Sie endlich damit an!)


enn wir sind in einem Wettbewerb, und wir wollen die-
en Wettbewerb gewinnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Unsere Strategie ist zugleich eine ökonomische wie
ine klimaschutzpolitische Strategie; ich habe das be-
ont, und ich betone das. Die Energiepolitik ist ein zen-
rales Feld, auf dem sich konkret erweist, wie wir die
iele unserer ökonomischen und klimaschutzpolitischen
trategie umsetzen wollen. Die Vorgaben, die wir in der
nergiepolitik machen – die in dieser Wahlperiode, ja in
iesem Jahr 2010 eine wichtige Rolle spielen wird –,
ind klar: Der CO2-Ausstoß ist bis 2020 um 40 Prozent
u reduzieren, bis 2050 um mindestens 80 Prozent.

Die Stellschrauben sind klar: Sie heißen Energieeffi-
ienz, und sie heißen erneuerbare Energien. Das sind die
ckpfeiler unserer Energiepolitik. Zur CO2-Reduzierung
abe ich Ausführungen gemacht. Energieeffizienz wird
m meisten dazu beitragen – ich will diesen Aspekt beto-
en –, dass wir die Ziele erreichen. Wir dürfen, wenn wir
nergiepolitik machen, nicht nur auf die Angebotsseite
chauen, wir müssen auch die Nachfrage nach Strom
etrachten. Wir dürfen den Bürger nicht wie bislang als
assiven Stromabnehmer verstehen, sondern müssen ihn
u einem aktiven Teilnehmer am Strommarkt machen.
as ist möglich: Durch intelligente Messsysteme können
ir das individuelle Verbrauchsverhalten steuern. Dazu
rauchen wir aber ganz andere Netze – intelligente
etze –, und dafür brauchen wir Investitionen. Genau
as ist unsere Energiepolitik. Wir nehmen auch den Ver-
raucher in den Blick. Wir wollen auch durch indivi-
uelle, intelligente Verbrauchssteuerung Energiepolitik
achen. Das ist eine neue Sichtweise.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zur Energiepolitik gehört – das ist keine Frage –, die
ngebotsseite zu betrachten. Die Angebotsseite ist be-

timmt durch eine politische Vorgabe. Das kann man an-
ers sehen – andere Länder sehen das anders –, aber ich
age: Wir sehen es so, alle Parteien, die die Koalitions-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Norbert Röttgen
vereinbarung verfasst haben, sehen es so. Wir zielen da-
rauf ab, dass unsere Energieversorgung weitestgehend,
hauptsächlich auf erneuerbaren Energiequellen be-
ruht. Wollen wir dieses Ziel bis 2050 erreichen, müssen
wir eine dynamische Entwicklung und Veränderung un-
seres Energiemixes erreichen. Das heißt dann Brücken-
funktion: dass die erneuerbaren Energien insbesondere
die Kernenergie, aber auch die fossile Energie sukzes-
sive ersetzen, sobald und soweit dies sicher möglich ist.
Das ist unser Ziel, das ist der Prozess, an den wir heran-
gehen, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das ist ein langer Prozess von 40 Jahren. Aber trotzdem
müssen wir heute die Entscheidungen treffen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann müssen Sie die Laufzeiten verkürzen und nicht verlängern! Ich habe ein Papier aus dem Umweltministerium, das besagt, der Ausbau der erneuerbaren Energien geht schneller, als Sie denken!)


– Ja, wir werden das genau nach diesem Prinzip machen:
nicht mit politischer Willkür, sondern nach diesem Prin-
zip. Wir können ja unterschiedlicher Auffassung sein.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind wird, in der Tat!)


Ich sage es noch einmal, damit es klar ist: Die erneu-
erbaren Energien werden in einem dynamischen Prozess
sukzessive die Kernenergie und fossile Energiequellen
ersetzen. Diese Koalitionsvereinbarung werden wir um-
setzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Entscheidungen treffen wir heute. Wenn wir dies von
den Energieversorgungsunternehmen erwarten, wobei
man auch die Marktpotenziale sehen muss, die für sie
darin stecken, dann haben wir auch eine politische
Bringschuld. Die politische Bringschuld heißt Klarheit.
Was wir wollen, setzt gewaltige Investitionen voraus.
Für solche Investitionen und Investitions- und Rendite-
zyklen brauchen wir heute Klarheit. Darum stellt sich
diese Regierung anders als Vorgängerregierungen seit
zehn Jahren der Herausforderung, ein politisches Ge-
samtkonzept zu erstellen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dass ich nicht lache!)


Das werden wir in diesem Jahr tun, um die notwendige
Klarheit zu geben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nach der Verbrauchersicht und dem energiepoliti-
schen Konzept bekunde ich Ihnen noch eine dritte Ver-
änderung gegenüber meinen beiden Vorgängern. Zur
Energiepolitik und zu den Kernkraftwerken, die wir be-
treiben, gehört auch die Entsorgung. Das ist eine Last
aus der Vergangenheit, die mit dem Betreiben von Kern-
kraftwerken verbunden ist, meine Damen und Herren.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und aus der Zukunft!)


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(C (D eine beiden Vorgänger im Amt haben sich leider schön, dass einer da ist – um die Verantwortung für die ntsorgung gedrückt. Das war keine Heldentat. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müssen sie am Sonntag aber beichten!)


Sie haben sich vor der Verantwortung gedrückt, weil
ie unangenehm ist. Ich halte mich gar nicht lange mit
er Vergangenheit auf.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie nicht die Asse ruiniert? War das nicht Ihre Ministerin, die wegen Unfähigkeit abgelöst wurde? Reden Sie mal mit Frau Schavan!)


ch sage es jetzt für mich: Ich bin nicht bereit, die Ent-
orgungsfrage als ungelöste Frage zukünftigen Generati-
nen zu überlassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ir drücken uns nicht vor dieser Verantwortung für die
ächsten Generationen. In diesem Sinne bin ich das
hema Asse angegangen, und in diesem Sinne werden
ir das Thema Gorleben angehen. In engem Kontakt
nd im Austausch mit einer sehr konstruktiven örtlichen
evölkerung werden wir das tun. Wir werden weiterhin
m Vertrauen und Kooperation werben und an Lösungen
rbeiten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da wünsche ich viel Spaß!)


In diesem Sinne werden wir auch die erneuerbaren
nergien weiter massiv fördern. Wir werden dies bei der
otovoltaik tun. Ich habe den Gesetzesvorschlag ges-

ern gemacht. Wir werden die Fotovoltaik und ihre Nut-
ung aus der Nischenrolle, die sie bislang mit 1 Prozent
n der Stromversorgung hat, dadurch herausholen, dass
ir sie in einen verlässlichen, im Hinblick auf den Markt

npassungsfähigen Rahmen einfügen, und ihr so eine
eue Zukunft geben. In zehn Jahren werden wir im Ver-
leich zu heute bei einem Ausbauvolumen von 4 bis
Prozent, also bei vier- bis fünfmal so viel Solarenergie
n Deutschland sein. Das ist unser Ziel. Ich habe unsere
orschläge dazu gestern vorgelegt.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen den Ausbau bremsen! Da machen Sie gerade eine Industrie kaputt, aber na ja!)


Vielleicht verlieren Sie Ihre Voreingenommenheit,
enn Sie ein paar Kommentare aus der heutigen Presse-

andschaft zur Kenntnis nehmen. Ich zitiere zunächst ei-
ige Überschriften. Michael Bauchmüller in der Süd-
eutschen Zeitung kommentiert in der Überschrift:
Clever und hart“. Ich zitiere Jens Heitmann zu unseren
orschlägen; die Überschrift in der Hannoverschen All-
emeinen Zeitung lautet: „Solarbranche überfördert“.
ch zitiere Thomas Exner, Die Welt: „Sinnvoller Ein-
chnitt“. Aus der Frankfurter Rundschau zitiere ich






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Norbert Röttgen
Frank-Thomas Wenzel etwas weiter gehend, weil er un-
sere Politik sehr gut wiedergibt:

… wir müssen möglichst bald die sogenannte Netz-
parität erreichen. Das bedeutet, der Strom vom
Solardach wird dann so viel kosten wie der Strom
aus der Steckdose. Das ist notwendig, um die Ver-
hältnisse in der Energiewirtschaft zum Tanzen zu
bringen. Deshalb muss das Schmuckstück deut-
scher Industriepolitik, das Erneuerbare-Energien-
Gesetz, weiterentwickelt werden.

Eine entscheidende Komponente hat bislang ge-
fehlt. Es gab nur eine unzureichende Rückkopplung
zur Markt- und Preisentwicklung – genau dies hat
die Innovationskraft erlahmen lassen.

Umweltminister Norbert Röttgen holt Versäumtes
nach: Je mehr Anlagen in einem Jahr hinzukom-
men, was darauf hindeutet, dass die solare Strom-
erzeugung hoch rentierlich ist, umso stärker werden
die Einspeisevergütungen gekürzt. Noch wichtiger
ist: Erlahmt das Geschäft, fällt die Absenkung der
Vergütung geringer aus. Das stabilisiert.

Leider kommt das neue Instrument mit reichlich
Verspätung. Deshalb ist der zusätzliche Abschlag
nötig.

Genau das ist unsere Politik, die in der Breite Zustim-
mung findet, weil sie eine dem Markt angepasste Strate-
gie für die Zukunft der erneuerbaren Energien ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die anderen nennen es Pfeifen im Wald!)


Ich will mit einem Hinweis darauf schließen, dass die
UNO dieses Jahr zum Jahr der biologischen Vielfalt
erklärt hat. Leider ist die Zeit knapp, aber ich bitte um
Erlaubnis, das noch vortragen zu dürfen. Ich will mit den
Worten und Einschätzungen von zwei Institutionen zum
Schluss kommen.

Zum einen hat Papst Benedikt zu Beginn dieses Jah-
res gegenüber der Weltöffentlichkeit von seiner großen
Sorge um die Bewahrung der Schöpfung als moralische
Herausforderung und wichtigen Faktor für Frieden und
Gerechtigkeit gesprochen. Die Wirtschaftskrise und die
globale Klimaproblematik haben nach der Auffassung
des Papstes dieselben Wurzeln, nämlich eine egoistische
und materialistische Mentalität.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätten Sie bei uns schon vor 20 Jahren lesen können! Dazu brauchen Sie nicht den Papst!)


Der geforderte Wandel bestehe deshalb vor allem in der
moralischen Herausforderung, unser Verhalten zu än-
dern.

Das Worldwatch Institute ist in seinem Bericht Zur
Lage der Welt zu dem Ergebnis gekommen, dass 1987
der ökologische Fußabdruck der Menschheit erstmals
die Regenerationsfähigkeit der Erde überschritten hat.

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(C (D enn alle Menschen so lebten wie die Amerikaner, dann ürde die Erde 1,4 Milliarden Menschen vertragen. enn alle so lebten wie die Westeuropäer, dann würde er Planet 2,1 Milliarden Menschen vertragen. Ich möchte mich insbesondere für die Worte des apstes bedanken. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind doch nicht Ministrant!)


enau so ist es. Wenn Politiker auf die Wertgrundlagen
es Handelns hinweisen, dann werden sie damit diskre-
itiert, dass sie handeln sollen, statt über Werte zu predi-
en.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Anfangen! Anfangen! Mut haben! Loslegen!)


as ist richtig. Darum ist es gut, dass der Papst diese
erte betont hat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte deshalb bekunden, dass die Natur für uns
inen Eigenwert hat.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gut geschwätzt! Loslegen!)


ch möchte auch betonen, dass wir um die Dienstleis-
ungsfunktion ganzer Ökosysteme für den Menschen
issen. Darum dient das Jahr der biologischen Vielfalt
azu, den Raubbau und die Zerstörung der Natur zu be-
nden, ein Abkommen im Kampf gegen Biopiraterie zu
chließen und Institutionen zu stärken, um des Respektes
egenüber der Natur, aber auch um des Menschen wil-
en.

Darum machen wir von der Klimaschutzpolitik über
ine konkrete Energiepolitik mit der Förderung erneuer-
arer Energien bis hin zum Schutz der biologischen
ielfalt konkrete Politik für die Zukunft der Menschen
nd der nächsten Generationen. Ich bitte alle, denen da-
an etwas liegt, um Unterstützung.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Viel vorgelesen, nichts gesagt!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701612800

Das Wort hat der Kollege Matthias Miersch für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1701612900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Minister, ich habe sehr aufmerksam zugehört.
iese Rede unterschied sich wenig von den anderen Re-
en, die wir bislang von Ihnen gehört haben.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch! Mehr Papst!)







(A) )



(B) )


Dr. Matthias Miersch
Sie hören sich gut an, aber ich finde, es wird Zeit, Sie
auch ein bisschen an Ihren Taten zu messen. Das will ich
tun.

Sie haben in der Aussprache zur Regierungserklärung
am 11. November 2009 gesagt, ein Ziel sei es, das Leit-
prinzip der Nachhaltigkeit durchzusetzen. Die wichtigs-
ten Felder der Umweltpolitik seien Klimaschutz, Ener-
giepolitik und der Schutz der biologischen Vielfalt. Ich
möchte Ihnen fünf Beispiele nennen, an denen ich deut-
lich machen will, dass jedenfalls gegenwärtig Worte und
Taten weit auseinander liegen.

Erstes Beispiel ist das Thema Nachhaltigkeit, das
zwar in den Reden sehr häufig vorkommt, aber nur dann
spannend ist, wenn es wirklich konkret wird. Lassen Sie
uns den Blick auf den Haushalt mit seiner Rekordver-
schuldung und auf Ihren Wachstumsbegriff richten; denn
Sie garnieren das Ganze noch mit einem sogenannten
Wachstumsbeschleunigungsgesetz. Ich frage Sie: Wer
wächst eigentlich? Wohin wachsen wir? Wo sind unsere
Grenzen, die wir als Umweltpolitiker eigentlich sehr
deutlich sehen müssten? Ob Hoteliers oder Erben, sie
entziehen dem Staat wichtige Einnahmen, die dann feh-
len, um im Klimaschutz aktiv werden zu können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


Ich glaube, der Schlüssel ist, dass wir Wachstum neu
denken, dass wir Wachstum tatsächlich mit Nachhaltig-
keit verbinden. Wir haben heute Morgen den Beirat für
nachhaltige Entwicklung konstituiert. Wir haben in der
letzten Legislaturperiode eine Nachhaltigkeitsprüfung
durchgesetzt, an die sich die Ministerien halten müssen.
Wir haben aber nicht dafür gesorgt – das fällt nun auf –,
dass auch die Gesetzesvorhaben, die aus dem Parlament
kommen, einer Nachhaltigkeitsprüfung unterzogen wer-
den müssen. Das wird schnellstens nachgeholt werden
müssen; denn uns hätte beispielsweise interessiert, was
eine solche Nachhaltigkeitsprüfung beim Wachstumsbe-
schleunigungsgesetz erbracht hätte.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben in der FDP-CDU/CSU-Koalition einen anti-
quierten Wachstumsbegriff und haben das Leitprinzip
der Nachhaltigkeit zumindest in diesem Haushalt an kei-
ner Stelle berücksichtigt.

Das zweite Beispiel ist der Klimaschutz als Haupt-
ziel der Umweltpolitik in Ihrer Regierungszeit. Wir wis-
sen, dass Klimapolitik nach Nicholas Stern viel mehr als
nur Schutz ist. Es geht auch um zentrale ökonomische
Fragen. Sie haben in der Aussprache zur Regierungser-
klärung am 11. November 2009 argumentiert:

… es gibt keinen Plan B … Die Konferenz von Ko-
penhagen muss ein Erfolg werden. Wir haben in
diesem Prozess eine Vorreiterrolle. Die Stimme un-
seres Landes – das zählt zu den Erfahrungen, die
man innerhalb von Tagen machen kann – hat Ge-
wicht.

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(C (D ch frage Sie: Wo ist die Vorreiterrolle Deutschlands in iesem Prozess in Kopenhagen gewesen? (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as ist mit Ihrer Verhandlungstaktik geschehen? Sie ist
icht aufgegangen. Schlimmer noch: Sie wurden durch
en Minister Niebel regelrecht rasiert; denn der für Ihre
erhältnisse hervorragende Antrag, den wir im Umwelt-
usschuss durchgewunken hatten, wurde hier im Parla-
ent an zentralen Stellen geändert. Diese Änderungen
urden von den Verhandlungsteilnehmern in Kopenha-
en deutlich kritisiert, lieber Herr Minister. Sie müssen
ich im Kabinett stärker durchsetzen und dürfen sich
icht von einem solchen Fossil – er ist ja zum Fossil des
ages gekürt worden – über den Tisch ziehen lassen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie sagen, dass Ihr Motto lautet: Jetzt erst recht. – Ich
ar aber über die Haushaltsrede der Kanzlerin gestern

rschrocken; denn diejenigen, die genau zugehört haben,
aben festgestellt, dass sie weiter daran festhält – das ist
in elementarer Fehler –, dass die Europäische Union
ich nicht auf das 30-Prozent-Ziel einigt, sondern erst
arauf wartet, dass andere nachziehen. So viel Zeit ha-
en wir aber nicht mehr. Wenn wir eine Vorreiterrolle
innehmen wollen, dann müssen wir hier unkonditio-
iert nach vorne gehen. Wir haben nichts zu verlieren.
elbst Sie haben sich in dieser Legislaturperiode auf eine
inderung des CO2-Ausstoßes um 40 Prozent geeinigt.
aher verstehe ich nicht, warum nach Kopenhagen eine

olche Aussage kommt. Ich will nicht sagen, dass wir
uropäer alleine für das Scheitern verantwortlich sind.
ber die Europäische Union hatte es in der Hand, Vor-

eiter zu sein. Das haben wir mit versemmelt; das konnte
an in Kopenhagen deutlich vernehmen. Dafür hat die
anzlerin die Verantwortung zu tragen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich frage Sie: Wo sind die in Kopenhagen zugesagten
ittel? Wo sind die konkreten Klimaschutzmaßnahmen?
ie 130 Millionen Euro, die in diesem Haushalt für das
arktanreizprogramm und kommunale Investitionen

ingestellt sind, sind gesperrt. Lassen Sie es nicht zur
erunsicherung bei den Kommunen kommen, denen Sie
n anderen Stellen sowieso schon Geld wegnehmen! He-
en Sie diese Sperrung auf! Vertrauen ist an dieser Stelle
iel wichtiger. Zudem wurden die Mittel für das Gebäu-
esanierungsprogramm – das betrifft nicht Ihren Etat,
ondern den des Bauministers – von 2,2 Milliarden auf
,1 Milliarden Euro gekürzt. Dabei weiß jeder, dass in
iesem Bereich großes Potenzial steckt. So darf eine
orreiterrolle im Klimaschutz nicht aussehen, Herr Mi-
ister.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir werden Ihnen
ie Gelegenheit geben, die Lehren aus Kopenhagen zu
iehen. Wir werden im Rahmen eines Antrags ein ver-






(A) )



(B) )


Dr. Matthias Miersch
bindliches Klimagesetz fordern, und zwar versehen mit
einem Monitoring, sodass wir die notwendige Trans-
parenz und Steuerung erreichen. Sie haben Klimapolitik
als zentrales Ziel definiert, aber ich glaube, dass Sie von
diesem Ziel noch weit entfernt sind.

Das dritte Beispiel ist die Energiepolitik. Heute tagt
im Kanzleramt eine Elefantenrunde zu diesem Thema.
Ich frage Sie: Wann lassen Sie die Katze aus dem Sack?
Wann wird der Ausstieg aus dem Ausstieg verkündet?
Herr Kollege Röttgen, Ihre erste Handlung, die Beru-
fung des Cheflobbyisten der Atomindustrie, Herr
Hennenhöfer, zum Leiter der Abteilung für Reaktor-
sicherheit, zeigt, dass Ihr Handeln nicht mit dem kompa-
tibel ist, was Sie heute hier wiederholt haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Angesichts der zu erwartenden Milliardengewinne fragt
man sich natürlich, welcher Ablasshandel da vonstatten
geht.

Selbst dieser Haushalt zeigt, dass Atomkraft nichts
mit Nachhaltigkeit zu tun hat. 40 Prozent des Stamm-
haushaltes des Umweltministeriums sind schon jetzt für
die Endlagerproblematik eingestellt – ohne Berücksich-
tigung der Asse. Herr Umweltminister, nach Schätzun-
gen, die bislang vorliegen – darüber wird man noch
streiten müssen –, müssen wir 1,5 Milliarden Euro al-
leine für die Beseitigung der Fehler in der Asse aufwen-
den. Das ist mehr als der gesamte Etat des Umweltminis-
teriums. Wer auf die Atomenergie setzt, hinterlässt damit
eine schwere Hypothek für die Haushalte nachfolgender
Generationen. Insofern gehen Sie mit der Atomkraft
auch finanzpolitisch einen falschen Schritt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Georg Schirmbeck [CDU/ CSU]: Sagen Sie, wer Asse betrieben hat!)


Wer sind Ihre Partner? – Der Chef von E.on Deutsch-
land hat erklärt, es gebe keine rechtliche Verpflichtung,
sich an den Kosten zu beteiligen. Was ist das für ein Bild
von Gesellschaft und Industrie? Ein bisschen erinnert
mich das an so manchen Bankmanager, der sagte, dass
die Bankenkrise wahrscheinlich ein Versehen war. Dann
wird aber selbstverständlich verlangt, dass der Steuer-
zahler blechen muss. Zwei Drittel der Fässer kommen
aus Kernkraftwerken, wenn auch über den Umweg von
Forschungsanstalten. Aber die Ursache ist von der In-
dustrie gesetzt worden, und insofern kann es nicht sein,
dass der Steuerzahler allein bluten muss. Das muss in
den Verhandlungen deutlich gemacht werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Man sollte auch die Folgen bedenken, die man inzwi-
schen erkennen kann, wenn man die Erkenntnisse der
Wissenschaft genau studiert. Sie werden durch eine
Laufzeitverlängerung genau das verhindern, was Sie
selbst fordern, nämlich den Ausbau von erneuerbaren
Energien.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


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(C (D Ich möchte außerdem auf das hinweisen, was das undeskartellamt gestern noch einmal sehr deutlich ge agt hat: Die Oligopolstruktur in diesem Gebiet, die arktmacht von wenigen Konzernen wird gestärkt. Sie ehen also genau in die falsche Richtung. Sie zementieen falsche Strukturen. Auch insofern sollten Sie sich en Ausstieg aus dem Ausstieg noch einmal überlegen. Außerdem haben wir bei dieser Frage die Nachhaltigeit, die Auswirkungen auf die nachfolgenden Generaionen zu berücksichtigen. Wir hinterlassen Müll, von em wir heute noch nicht wissen, was eigentlich damit assiert. Wenn Sie mit Ihrer Regierungspolitik das Leitrinzip nachhaltiger Entwicklung verfolgen, dann könen Sie sich nicht aus dem Atomausstieg verabschieden. ch hoffe, es kehrt noch einmal Vernunft in Ihrer Regieung ein. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hoffen Sie lieber nicht!)


Das vierte Beispiel ist die biologische Vielfalt. Da-
über kann man im Haushalt wenig nachlesen, dafür aber
iniges im Koalitionsvertrag. Darin steht nämlich, dass
ie das, was wir in der Großen Koalition mit großer
ühe zur Eingriffsregelung durchgesetzt haben, dass Sie

en Dreiklang von Vermeidung, Ausgleich und Ersatz
ufheben wollen. Wir haben in Deutschland ein zentrales
roblem bei der biologischen Vielfalt, und das ist der
lächenverbrauch. Jeder, der die Nachhaltigkeitsstrate-
ie und den Fortschrittsbericht liest, kann das leicht fest-
tellen. Wer an der Eingriffsregelung rütteln will – so
ie es im Koalitionsvertrag steht –, schützt nicht die bio-

ogische Vielfalt, sondern tut genau das Gegenteil. Auch
ieses vierte Beispiel passt also nicht zu Ihren Worten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das fünfte Beispiel schließlich ist das BMU selbst.
ch glaube, es ist richtig, über Personalaufstockungen
n den Umweltverwaltungen nachzudenken. Es gibt ein
ehr interessantes Gutachten des Sachverständigenrates
ür Umweltfragen, der uns aufgezeigt hat, dass es gerade
m Verwaltungsvollzug hapert. In diesem Zusammen-
ang war wieder von „Indianern“ und „Häuptlingen“ die
ede. Was machen Sie? Sie dehnen den Leitungsstab
nd vor allen Dingen das, was mit Kommunikation zu
un hat, aus.

Lieber Herr Kollege Röttgen, lieber Herr Minister,
iese fünf Beispiele machen deutlich, dass mehr Taten
efordert sind und nicht nur gute Kommunikation. Ich
itte Sie, auch hier zu prüfen, inwieweit ein bisschen
ehr Indianer und weniger Häuptlinge einzusetzen sind.


(Beifall bei der SPD)


Die Kanzlerin hat gestern in ihrer Haushaltsrede in
ezug auf die Finanzkrise gesagt: Wir standen am Ab-
rund. Ich wünsche mir, dass auch bei uns das Bewusst-
ein geschärft wird, dass es nicht nur um ein finanzielles
esaster gegangen ist, sondern auch darum, dass wir an

nderer Stelle, nämlich im Bereich der Klimapolitik und
ll der damit einhergehenden ökonomischen und sozia-
en Verwerfungen, am Abgrund stehen. Ich wünsche mir,






(A) )



(B) )


Dr. Matthias Miersch
dass wir ein bisschen von dem Bewusstsein haben, das
wir in diesem Haus hatten, als es innerhalb von einer
Woche möglich war, Milliardenbeträge zur Rettung von
Banken zur Verfügung zu stellen. Wenn es uns gelingt,
die großen Themen, die wir hier nur ansatzweise bespre-
chen können, in das Bewusstsein dieses Parlaments und
dieser Regierung zu rücken, dann wäre viel gewonnen.
Nicht nur die Finanzindustrie steht am Abgrund – sie ist
menschlich beherrschbar –, sondern auch die Natur. Sie
ist allerdings kein Verhandlungspartner; insofern müssen
Ihren Worten viel mehr Taten folgen.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701613000

Das Wort hat der Kollege Michael Kauch für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1701613100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Klima-

schutz ist unser nationales Interesse. Klimaschutz ist
Wettbewerbsmotor. Deshalb ist es richtig, dass diese Ko-
alition auch nach Kopenhagen daran festhält: 40 Prozent
Emissionsminderung bis 2020 ohne Wenn und Aber. Das
ist ein Erfolg.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Opposition ist ihrer Verantwortung in Kopen-
hagen – Kollege Miersch hat das hier angedeutet – nicht
gerecht geworden.


(Ute Kumpf [SPD]: Was? – Dr. Matthias Miersch [SPD]: Die Opposition?)


Es war bisher immer so, dass wir deutschen Abgeordne-
ten auf internationalen Konferenzen mit einer Stimme
gesprochen haben. Was haben Sie gemacht? Sie haben
der Regierung Knüppel zwischen die Beine geworfen,
indem Sie sie diffamiert haben, was nicht richtig war.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind Sie nicht bei Trost?)


Am Schluss haben wir erreicht, dass wir genau in dem
Punkt, den Sie kritisiert haben – nämlich bei der Finan-
zierung der Transfers zwischen Industriestaaten und Ent-
wicklungsländern –, einen Erfolg erzielt haben. Das ist
ein Erfolg von Minister Röttgen und von Minister
Niebel. Da können Sie noch so viel zetern.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darum ging es also! – Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Niebel-Kerzen!)


Herr Miersch übt eine neue Funktion aus und durfte
deshalb lange reden. Es wäre trotzdem gut gewesen,
wenn Sie, Herr Miersch, sich einmal die Fakten ange-

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(C (D chaut hätten. Sie haben kritisiert, dass für das CO2ebäudesanierungsprogramm dieses Jahr weniger ittel zur Verfügung stehen als im letzten Jahr. Sie soll en der Ehrlichkeit halber auch sagen, woran das liegt: hr Minister Tiefensee hat im Wahljahr das Geld, das für ieses Jahr bestimmt war, ausgegeben, um noch vor der ahl zu glänzen. Das ist die Wahrheit über das CO2ebäudesanierungsprogramm. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Diese Koalition steht für den Ausbau erneuerbarer
nergien. Deshalb halten wir in diesem Bundeshaushalt
ie Mittel für das Marktanreizprogramm auf hohem Ni-
eau konstant. Deshalb haben wir im Wachstumsbe-
chleunigungsgesetz die von der SPD geplante Erhö-
ung der Steuern auf Biokraftstoffe gestoppt. Deshalb
aben wir das Vertrauen in das EEG wiederhergestellt,
ndem wir rückwirkende Eingriffe in Investitionen ver-
indert haben. Dass das Ganze in weniger als 100 Tagen
eschehen ist, ist eine gute Bilanz der neuen Koalition.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Im Koalitionsvertrag finden sich eine Menge Festle-
ungen – viele auch langfristig – zugunsten der erneuer-
aren Energien. Der Einspeisevorrang für erneuerbare
nergien bleibt unbegrenzt erhalten. Wir werden die
peicherbarkeit und die Netzintegration erneuerbarer
nergien verbessern. Wir werden – das schulden wir den
erbraucherinnen und Verbrauchern – die Förderung
irtschaftlicher machen.

Wir bekennen uns zur Solarenergie als wichtiger Zu-
unftstechnologie am Standort Deutschland. Wir Libe-
ale werden dafür sorgen, dass eine Reform der Förde-
ung den Markt für Solartechnik nicht abwürgt.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch!)


ir Liberale begrüßen es, wenn es höhere Ausbauziele
ür Solarenergie als im bisherigen Erneuerbare-Ener-
ien-Gesetz gibt. Wir befürworten es, wenn die Förde-
ung flexibler gestaltet wird, je nach Markterfolg der er-
euerbaren Energien mit Zu- oder Abschlägen. Die
orschläge des Bundesumweltministers sind nun Grund-

age für die weiteren Beratungen in der Koalition. Ich
age aber auch deutlich: Wir machen sie uns noch nicht
u eigen. Klar ist: Die Förderung wird nicht in der Re-
ierung, sondern hier im Deutschen Bundestag entschie-
en.


(Beifall bei der FDP)


Die FDP wird für eine Reform mit Augenmaß sorgen.
ir sagen aber auch ganz klar in Richtung der Anwürfe

us der Opposition: Es kann nicht sein, dass wir bei ei-
em massiven Preisverfall von Anlagen dauerhafte
berförderungen hinnehmen. Die Renditen der Anla-
enbetreiber fallen schließlich nicht vom Himmel, son-
ern sie werden von den Verbraucherinnen und Verbrau-
hern bezahlt. Wenn die Renditen das normale Maß, das
ür die Förderung der Zukunftstechnologien nötig ist,
berschreiten, dann, meine lieben Kolleginnen und Kol-






(A) )



(B) )


Michael Kauch
legen gerade von der SPD oder auch von der Linken, ist
das nichts anderes als eine Umverteilung von unten nach
oben: eine Umverteilung von der kinderreichen Arbei-
terfamilie hin zu dem Akademiker, der sich Investoren-
modelle mit hoher Rendite für seine Geldanlage leisten
kann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Da kennt er sich super aus! Er weiß, wovon er redet!)


Deshalb sagen wir Nein zur Überförderung. Wir sa-
gen Ja dazu, die Solarenergie so zu fördern, dass sie aus-
gebaut werden kann, aber dass die Verbraucherinnen und
Verbraucher dafür nicht mehr bezahlen müssen, als es
unbedingt notwendig ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Wie viele Atomkraftwerke gehören Arbeiterfamilien?)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701613200

Für die Fraktion Die Linke hat nun der Kollege

Michael Leutert das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701613300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Es ist schon ein schöner Zufall, dass wir ausgerechnet
heute über den Etat des Umweltministeriums sprechen.
Sie haben heute Abend zum Atomgipfel ins Kanzleramt
geladen und wollen dabei den Ausstieg aus dem Atom-
ausstieg beschließen. Die Katze ist aus dem Sack, Herr
Kollege Miersch. Wirtschaftsminister Brüderle hat im
Vorfeld der Verhandlungen versprochen – das konnte
man nachlesen –, dass alle Atomkraftwerke weiter be-
trieben werden können. Herr Umweltminister Röttgen,
mit der Einstellung eines Atomlobbyisten als Leiter der
Abteilung für Reaktorsicherheit haben Sie nicht gerade
ein Zeichen dagegengesetzt.


(Beifall bei der LINKEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Auch das ist schon 18-mal gesagt worden!)


Meine Frage ist: Wenn Sie den Wünschen der Atom-
lobby sowieso entsprechen: Warum laden Sie dann über-
haupt noch zu Verhandlungen ein?


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann der Hennenhöfer doch alleine machen!)


– Genau. – Sie bezeichnen – das ist das neue Modewort
der Atomkraftbefürworter – die Atomkraft gerne als
Brückentechnologie. Um in dem Bild zu bleiben: Warum
bauen Sie die Brücke nicht an der kürzesten Stelle? Wie
lange soll denn die Brücke werden? Wie lange wollen
Sie denn die Atomkraftwerke noch laufen lassen? Das
sind doch die spannenden Fragen.

Wenn Sie jetzt entgegenhalten, dass Sie dafür der
Atomindustrie große Zugeständnisse abverlangen wer-
den – es heißt sogar, bis zu 50 Prozent der Gewinne aus

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(C (D er Verlängerung der Laufzeit sollen eingesetzt werden, m die Förderung des Übergangs zu regenerativen Enerien zu stützen –, dann sage ich Ihnen: Das ist – das wisen Sie – nicht mehr und nicht weniger als eine Vorausetzung dafür, um den Ausstieg aus dem Ausstieg esellschaftlich überhaupt durchzusetzen. Damit soll die tomenergie wieder salonfähig gemacht werden. Das issen auch die Energieunternehmen. Deshalb werden ie diesen Preis zahlen. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glaube ich nicht! Da kennen Sie die schlecht!)


Der Punkt ist aber ein anderer: die Verknüpfung des
nergiepolitischen Roll-backs zur Atomenergie mit dem
limaschutz. Das ist die eigentliche umweltpolitische
trategie Ihrer Regierung. Ein Blick in den Haushalt zeigt
as auch: Der Umweltetat steigt um ungefähr 7,3 Pro-
ent. Das begrüßen wir natürlich.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Schön!)


avon entfallen 15 Millionen Euro auf das Umweltinno-
ationsprogramm. Das ist die eine Säule des Aufwuch-
es. Knapp 110 Millionen Euro gibt es mehr im Endla-
erbereich. Das ist die zweite Säule des Aufwuchses.

Nicht hereingeschrieben in den Haushalt haben Sie
llerdings, welche enormen Folgekosten die Stilllegung
er Schachtanlage Asse verursachen wird. Sie wissen es
infach noch nicht.

Immer noch gesperrt ist zum Beispiel der Titel zum
alzgitterfonds. Selbst im Berichterstattergespräch ges-

ern bekam man keine Auskunft, ob denn die Energieun-
ernehmen nun ihren Einzahlungsverpflichtungen nach-
ommen und, wenn ja, in welcher Höhe.


(Zuruf von der LINKEN: Hört! Hört!)


Immer noch nicht ist im Haushalt abgebildet, wie
enn die Stilllegungskosten von Endlagern refinanziert
erden sollen. Der Bundesrechnungshof hat letztes Jahr

m Juni in einem Bericht ausdrücklich auf dieses Pro-
lem hingewiesen. Da steht die Frage im Raum: Wie
ird dieses Problem geregelt? Soll dies ebenfalls der
teuerzahler übernehmen, wie zum Beispiel bei Morsle-
en oder Asse?

Die Kosten vom Endlager Konrad haben Sie natürlich
benfalls nicht unter Kontrolle. 1,7 Milliarden Euro ste-
en derzeit zu Buche. Das sind die geplanten Gesamt-
osten. 900 Millionen Euro waren ursprünglich veran-
chlagt. Es handelt sich also fast um eine Verdopplung.

Diese Zahlen zeigen deutlich: Sie haben erstens die
osten Ihrer Politik nicht unter Kontrolle, und Sie neh-
en zweitens billigend in Kauf, dass die Bevölkerung

ie Risiken zu tragen hat, sowohl die finanziellen als
uch die technologischen und ökologischen Risiken.

Indem Sie Atomkraft und Klimaschutz miteinander
erkoppeln wollen, versuchen Sie, der Atomenergie das
mage einer umweltfreundlichen Technologie zu verpas-
en. Sie konstruieren hier letztendlich einen Zusammen-
ang, der erstens so nicht existiert und der zweitens so-






(A) )



(B) )


Michael Leutert
gar aus der PR-Abteilung der Atomlobby selbst kommen
könnte.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist keine ökolo-
gisch nachhaltige Politik. Aus diesem Grund lehnen wir
diese Politik auch strikt ab.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701613400

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht nun

die Kollegin Dorothea Steiner.


Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701613500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Röttgen, Sie haben sich ja heute wieder einmal virtuell
das grüne Jäckchen angezogen. Sie haben sehr engagiert
verschiedene Entwicklungen geschildert, die aber für die
informierte politische Öffentlichkeit nicht wirklich neu
waren. Das Neue war nur, dass sie ein Minister einer
schwarz-gelben Koalition ausgesprochen und für sich in
Anspruch genommen hat. Das ist allerdings auch ein
wichtiger Fortschritt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zu Recht haben Sie den Klimaschutz als Zukunfts-
frage behandelt; denn es geht um unsere Lebensgrundla-
gen und um die unserer Kinder und Enkelkinder. Außer-
dem bleiben uns nur wenige Jahre, um den Klimawandel
wirksam abzubremsen. Die Weichen für das Abbremsen
sind lange noch nicht richtig gestellt.

Wir führen ja eine Haushaltsdebatte. Deswegen prü-
fen wir am vorgelegten Haushaltsentwurf, wie Herr Mi-
nister Röttgen die vielen schönen weihevollen Worte
auch in Taten umsetzen will.

Fangen wir mit der Klimaschutzinitiative an, die mit
den Einnahmen aus dem CO2-Emissionshandel finan-
ziert werden soll. Sie ist mit 460 Millionen Euro ausge-
stattet. Das ist schon einmal kein großer Wurf. Vorsorg-
lich sind außerdem noch 130 Millionen Euro aus dem
Haushaltsansatz für diese Initiative gesperrt, weil die
Preise für die Zertifikate derzeit so niedrig sind. Das be-
deutet, Sie machen Klimaschutz abhängig von der Kon-
junktur. Wenn die Preise im Keller sind, dann muss Kli-
maschutz eben mit halber Kraft betrieben werden. Ich
finde, das sollten Sie schleunigst ändern, wenn Sie wol-
len, dass diese Klimaschutzinitiative erfolgreich ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Herr Röttgen, Sie haben in Kopenhagen im Zusam-
menhang mit dem internationalen Klimaschutz Schiff-
bruch erlitten. Das haben wir alle festgestellt. Sie und die
Kanzlerin haben gezaudert, als es um die Zusage einer
Unterstützung in Höhe von 420 Millionen Euro für die
ärmsten Länder der Welt beim Klimaschutz ging. Und
was passiert jetzt? Sie stellen dafür noch nicht einmal

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(C (D Cent in den Haushalt ein. Da geht doch der Klimaanzlerin a. D. der letzte Rest an Glaubwürdigkeit verloen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Frau Merkel hat gestern das Zeitalter der erneuerba-
en Energien ausgerufen. Wie verträgt sich das damit,
ass Sie die Einspeisevergütung für Solarstrom so mas-
iv senken wollen, wie Sie es jetzt geplant haben? Wie
erträgt sich diese Ansage damit, dass die erhöhte Nut-
ung der Windkraft immer wieder ausgebremst wird?
as Repowering älterer Anlagen wird massiv behindert,
nd bei den Offshore-Windparks in der Nordsee hakt es
anz gewaltig. Das funktioniert so: Große Energiekon-
erne sichern sich die Planungshoheit für die Offshore-
indparks, die vom Volumen her mehrere AKWs erset-

en könnten, und anschließend wird die Planung erst
inmal auf Eis gelegt. Das ist auch nicht verwunderlich,
enn man bedenkt, dass diese Konzerne gleichzeitig
tomkraftwerke betreiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


o kommen wir dem Zeitalter der Erneuerbaren, wie
roklamiert, nicht näher, obwohl es für unsere Zukunft
wingend ist.

Wir machen Ihnen einen Vorschlag: Streichen Sie die
mwelt- und klimaschädlichen Subventionen! Das kos-
et den Haushalt nichts, hat aber einen hohen Steue-
ungseffekt für die Umwelt und für den Klimaschutz.
treichen Sie zum Beispiel bei der Energiesteuer die
ergünstigungen für die Kohleverstromung und insbe-
ondere die Begünstigungen für die Braunkohlewirt-
chaft! Das bezieht sich auf den Verzicht auf Förderab-
aben, auf Abgaben für die Wasserentnahme etc.
ehmen Sie doch die Ermäßigungsregelungen bei
trom- und Energiesteuer – das sind Milliarden – und
ie Ausnahmen von der Ökosteuer zurück!

Das Umweltbundesamt hat 2008 die Summe der um-
eltschädlichen Subventionen auf circa 42 Milliarden
uro beziffert. Jetzt sagen Sie mir bitte: Wie wollen Sie
it solchen Subventionierungen, mit einer solchen Pra-

is den Ansprüchen im Klimaschutz gerecht werden und
as 40-Prozent-Ziel erreichen? Da müssen Sie schon
anz anders mit den Besitzstandswahrern umgehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Herr Röttgen, wenn Sie effektive Klimaschutzpolitik
achen wollen, dann werden Sie nicht umhinkommen,

ich große Teile der Energiepolitik von Minister
rüderle zu holen; denn dieser Wahrer der Interessen der
nergiekonzerne wird uns allen beim Ausbau der Erneu-
rbaren nur Steine in den Weg legen.

Jetzt noch ein Satz zum Thema Atom. Viel muss man
ls Grüne hier dazu nicht sagen; Sie kennen die Position.
ir alle hier wissen, dass Sie heute Abend Gespräche
it den AKW-Betreibern führen werden, und wir liegen

icherlich nicht schief mit der Vermutung, dass Sie dort
usagen in punkto Laufzeitverlängerung machen wer-






(A) )



(B) )


Dorothea Steiner
den, die erst nach den Wahlen in Nordrhein-Westfalen
öffentlich werden. Dass wir dann keinen Ausstieg aus
dem Ausstieg mit Samtpfötchen haben werden, wage ich
schon jetzt zu prophezeien.

Wenn Sie alte, unsichere Reaktoren länger laufen las-
sen, verursachen Sie nicht nur steigende Kosten für die
Sicherheit und besonders für die Entsorgung des Atom-
mülls. Sie belasten nicht nur Bürger, sondern auch den
zukünftigen Bundeshaushalt bzw. zukünftige Bundes-
haushalte und blockieren im Höchstmaß den Ausbau der
Erneuerbaren. Ich verspreche Ihnen auch hier, dass wir
Grüne große Anstrengungen in den Widerstand gegen
dieses Vorhaben investieren werden, vor allem wenn Sie
als erster Endlagerminister, der uns Gorleben als atoma-
res Endlager in Niedersachsen verpasst, in die Ge-
schichte der Bundesrepublik Deutschland eingehen wol-
len.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Bei jedem Haushalt gibt es auch Weichenstellungen
in der Personalpolitik. Wir haben mit Interesse vermerkt,
dass Sie eine neue Leitung des Kommunikationsstabs
planen, die sich wegen der komplexen Aufgaben insbe-
sondere der Akzeptanz des Konzeptes der erneuerbaren
Energien widmen soll. Ich sage Ihnen: In keinem Be-
reich ist die Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern
so hoch wie bei den Erneuerbaren. Was wollen Sie bei
der Kommunikation eigentlich ändern? Oder verfolgen
Sie vielleicht ein anderes Ziel? Ist die Vermittlung der
Brückenfunktion und der Klimanützlichkeit der Atom-
kraft der eigentliche Auftrag?

Wir wollen solche Gelder anders verwendet sehen.
Investieren Sie zum Beispiel in die Strategien in Bezug
auf Artenvielfalt, auf Biodiversität. Kommunizieren Sie
hier die Notwendigkeit, den Artenschwund zu stoppen,
und schreiben Sie die schönen Passagen, die Sie uns hier
vorgetragen haben, Ihren Parteifreunden ins Stamm-
buch, die immer wieder die Mopsfledermaus und die
Armleuchteralge anführen, um den Artenschutz lächer-
lich zu machen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701613600

Kollegin Steiner, würden Sie bitte auf mein Signal

achten, auch wenn Sie Ihr Manuskript auf das Lämpchen
gelegt haben?


(Heiterkeit)



Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701613700

Ja, das mache ich. Ich komme jetzt zum Schluss; ich

war bereits in der Schlusskurve. – Hier Geld zu investie-
ren, ist eine Zukunftsaufgabe für uns alle und hat auch
wirtschaftliche Auswirkungen.

Herr Minister Röttgen, Sie sind mit beachtlichen Vor-
schusslorbeeren und imposanten Ankündigungen gestar-
tet. Auch heute haben Sie wieder entsprechende Ankün-
digungen gemacht. Wir warten nun darauf, dass davon in
der Umweltpolitik und auch im Haushalt konkret etwas
ankommt. Wir versprechen Ihnen unsererseits, in den
Haushaltsberatungen handfeste Vorschläge zu machen.
Aber dann wollen wir auch endlich Taten sehen.

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(C (D Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701613800

Das Wort hat der Kollege Dr. Christian Ruck für die

nionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1701613900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Die Haushaltsdebatte 2010 fällt in ein umwelt-
olitisch sehr kritisches Jahr. Im Klimabereich müssen
ir einen neuen Anlauf nehmen nach Kopenhagen und
or Mexiko. Die UNO hat das Jahr der biologischen
ielfalt vor dem Hintergrund ausgerufen, dass auch hier
ie internationalen Ziele verfehlt worden sind.

Gestatten Sie mir in diesem Zusammenhang ein ganz
ersönliches Wort zu dem, was Sie, Herr Miersch, nach
openhagen über Frau Merkel gesagt haben. Ich bin in

iesem Hohen Hause jetzt 20 Jahre auf dem Gebiet der
mwelt- und Entwicklungspolitik tätig. Ich habe einige
anzler kommen und gehen sehen. Aber niemand war
it Abstand so stark engagiert


(Ulrich Kelber [SPD]: War!)


nd hat so oft national und international Kopf und Kra-
en für sowohl Umweltpolitik als auch Entwicklungspo-
itik riskiert wie Bundeskanzlerin Merkel. Deswegen
eise ich Ihre Anschuldigungen an die Kanzlerin zu-

ück. Sie ist einen Quantensprung besser als ihr Vorgän-
er Schröder, der jetzt bei Gazprom gelandet ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Die Vergangenheitsform „war“ ist richtig!)


an kann einen Kampf verlieren, aber man muss vor al-
en Dingen kämpfen. Das unterscheidet Frau Merkel von
hrem Vorgänger fundamental.

Auch ich war wie wir alle von Kopenhagen ent-
äuscht. Es war ein Zirkus, der dem Ernst der Lage nicht
erecht geworden ist. Wir haben uns in Kopenhagen ge-
roffen. Also wissen Sie, wovon ich spreche.

Ich gebe dem Minister Röttgen vollkommen recht:
achdem die erste Enttäuschung und die erste Wut ver-

logen sind, gibt es nur eine Alternative: Wir müssen
ach vorne schauen, den Kampf wieder aufnehmen und
en Blick auf Mexiko und Bonn richten. So hoffe ich,
ass eine konstruktive internationale Konferenz der Um-
eltminister zustande kommt.

Kopenhagen hat natürlich nicht nur Negatives ge-
racht. Kopenhagen hat bei genauerer Betrachtung zu-
indest eines gebracht: Die Karten liegen auf dem
isch; die Befindlichkeiten und die Schwierigkeiten der
inzelnen Länder sowie die Sinnhaftigkeiten und auch
ie Unsinnigkeiten sind klar zutage getreten. Es gibt also
enügend Hinweise, was bis Mexiko zu tun ist.






(A) )


)

Dr. Christian Ruck
Ich möchte entgegen der Meinung aller Untergangs-
spezialisten, die es auch im NGO-Bereich gegeben hat,
ganz ausdrücklich sagen: Wir werden einen neuen An-
lauf nehmen. Dazu können auch wir Parlamentarier et-
was beitragen. Das indische Parlament spielt in diesem
Zusammenhang eine starke Rolle. Wenn wir unsere gu-
ten parlamentarischen Beziehungen zu Indien nutzen,
können wir in den nächsten Monaten auf die indischen
Parlamentarier einwirken.

Dasselbe gilt für die Amerikaner. Es ist doch offen-
sichtlich, dass Präsident Obama einen ganz anderen
Kurs fährt als der frühere Präsident Bush. Aber er
braucht dazu die Unterstützung des Kongresses. Auch da
können wir die nächsten Monate nutzen, um den einen
oder anderen auf dem Wege der transatlantischen
Freundschaft von unserer Position zu überzeugen.

Ich komme zu China. Natürlich hat China keine be-
sonders gute Rolle gespielt. Aber all diejenigen, die sich
mit China beschäftigen, wissen auch, dass es dort viele
hochrangige Leute im Politbüro und auf Gouverneurs-
ebene gibt, die mit uns im Bereich der Technologie auf
dem Kohlesektor gerne zusammenarbeiten wollen. Auch
in Bezug auf Indonesien sollten wir – das gilt sowohl
für die Regierung als auch für das Parlament – die Zwi-
schenzeit nutzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


An die Adresse der Entwicklungspolitiker der SPD
sage ich: Auch die Afrikaner haben zum Teil einen un-
säglichen Beitrag in Kopenhagen geleistet, allen voran
das demokratische Musterland Sudan. Inzwischen sagen
alle Afrikaner – außer dem Sudan –: Zur Not machen wir
mit. – Das sollten wir in gewisser Weise als Ermutigung
verstehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Lieber Norbert Röttgen, ich finde es richtig, dass wir
Deutsche unverdrossen unseren Weg gehen: Wir kämp-
fen für ein rechtsverbindliches Abkommen noch heuer,
wir suchen die Koalition der Gutwilligen, und wir bieten
selber überzeugende Angebote. Dazu gehört auch die
ausgestreckte Hand in Richtung der Entwicklungslän-
der. Hier kann ich den Vorwurf, wir hätten keine Ange-
bote gemacht, nicht nachvollziehen. Wir haben sehr um-
fangreiche Angebote gemacht. Vieles davon steht in den
Haushalten des BMZ und des BMU, und zwar seit Jah-
ren. Die SPD tut jetzt aber immer so, als wären die letz-
ten vier Jahre erfolglos und spurlos an der Welt vorüber-
gegangen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Es ging um die neuen vier Jahre und nicht darum, das Alte noch einmal zu verkaufen!)


– Stehen Sie doch zu unseren gemeinsamen Erfolgen der
letzten vier Jahre! Tun Sie nicht so, als wäre in den letz-
ten vier Monaten alles anders geworden! Das ist doch
scheinheilig und traurig.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Herr Dr. Ruck, Sie wissen es besser!)


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(C (D Ich nehme die Verhandlungen mit den Entwicklungsändern sehr ernst. Hier geht es nämlich um die Maßnah en, die am leichtesten und am dringendsten zu erfüllen ind: um die Erhaltung der Senken und die Rettung des aldes. Dazu brauchen wir auf jeden Fall die Entwick ungsländer. Nur, wir können das alles nicht in den aushalt einstellen, bevor wir nicht ein für alle verbind iches internationales Abkommen geschlossen haben. rstens wäre das verhandlungstaktisch unsinnig und ürde der Sache nicht dienen; zweitens wäre es unge echt. Deswegen läuft der Vorwurf, wir hätten keine Anebote gemacht, ins Leere. (Beifall der Abg. Marie-Luise Dött [CDU/ CSU])


Zum Ziel der Reduktion der CO2-Emissionen um
0 Prozent – Norbert Röttgen hat es wiederholt – sage
ch: Ich bin froh, dass weiterhin Mittel im Umfang von
indestens 30 Prozent des BMU-Haushalts für die Ver-
irklichung dieses Ziels zur Verfügung gestellt werden;
ie Ausgaben bleiben also auf hohem Niveau. Auch ich
in dafür, dass die Spezialprogramme und -projekte, die
ehr erfolgreich gelaufen und mit einem Sperrvermerk
edacht sind, weiter von uns unterstützt werden. Das gilt
um Beispiel für die Regionalprogramme, die sehr er-
olgreich laufen. Das gilt auch für das Programm zur
örderung von Miniblockheizkraftwerken


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


nd das hocheffiziente CO2-Gebäudesanierungspro-
ramm, das im Haushalt des Kollegen Ramsauer ange-
iedelt ist. Hier ist es völlig unsinnig, Herrn Ramsauer
twas vorzuwerfen, was sein Vorgänger verbockt hat.
ir sollten lieber gemeinsam dafür streiten, dass die
ittel für dieses Programm im Bundesverkehrsministe-

ium aufgestockt werden können. Wir sollten hier nicht
inister Ramsauer beschimpfen, sondern sagen: Wir ha-

en ein Interesse daran, dass er in seinem Hause für die-
es Programm Unterstützung erhält.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Norbert Röttgen hat die entscheidende Rolle der
nergiepolitik angesprochen. In diesem Zusammen-
ang wiederhole ich, was ich schon beim letzten Mal ge-
agt habe: Es gibt nirgendwo so viele Scheinheiligkei-
en, nirgendwo wird so viel gelogen wie in der
nergiepolitik. Ich bin davon überzeugt, dass wir die an-
pruchsvollen Ziele, die wir uns gemeinsam in diesem
ause auferlegt haben, ohne einen massiven technischen
ortschritt und eine Politik der Technologie und der In-
ovation auf allen Gebieten nicht erreichen werden, egal
b es, Frau Höhn, um die berühmte CO2-Abscheidetech-
ik,


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau! Da sind wir uns nicht einig!)


m Desertec, Kernfusion oder viele andere Dinge mehr
eht. Bei all diesen Dingen kommt Deutschland nur mit
echnologieoffenheit voran.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701614000

Kollege Ruck, achten Sie bitte auf das Zeichen.

(B)







(A) )



(B) )


Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1701614100

Jawohl, letzter Gedanke. – Das bringt uns einen drei-

fachen Vorteil: Mit Technologieoffenheit erreichen wir
unsere Klimaziele und mehr Wettbewerbsfähigkeit.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dem Ingenieur ist nichts zu „schwör“!)


Frau Höhn, mit dieser Wettbewerbsfähigkeit erreichen
wir auch einen dritten Vorteil: einen Dominoeffekt, der
dazu führt, dass die anderen Länder, die anderen CO2-
Emittenten, unsere Konkurrenten gar nicht anders kön-
nen als unsere CO2-arme Technologie nachzuahmen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701614200

Kollege Ruck, Sie reden jetzt auf Kosten Ihrer nach-

folgenden Kollegen.


Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1701614300

Dann haben wir den Effekt erreicht, den wir erreichen

wollen.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701614400

Zu einer Kurzintervention hat der Kollege Kelber das

Wort.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1701614500

Herr Kollege Ruck, ich finde es traurig, dass Sie in

Ihrem Redebeitrag zu einer Sache nicht mehr stehen,
nämlich zu dem gemeinsamen Beschluss von CDU/CSU
und SPD aus dem letzten Jahr, die Mittel für das Gebäu-
desanierungsprogramm so lange aufzustocken, bis je-
dem einzelnen Antrag, der gestellt wird, um einen ver-
günstigten Kredit dafür zu bekommen, bei einem
Gebäude eine Wärmedämmung vorzunehmen, womit
Energiekosten reduziert, Arbeitsplätze geschaffen und
die Umwelt geschont wird, entsprochen werden kann.
Das war ein Beschluss des gemeinsamen Kabinetts.

Sie haben ihn eben kritisiert, genauso wie der Kollege
Kauch, der ihn noch im letzten Jahr begrüßt und heute
kritisiert hat. So schnell ändert sich das, wenn man sich
in anderen Konstellationen befindet. Wir werden be-
obachten: Wird eine Regierung aus CDU/CSU und FDP
ebenso wie eine Regierung unter SPD-Beteiligung bereit
sein, dieses Gebäudesanierungsprogramm finanziell an-
gemessen auszustatten?


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701614600

Sie haben das Wort zu einer Erwiderung.


Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1701614700

Lieber Herr Kollege Kelber, ich kann mich ganz kurz

fassen, weil Herr Kauch auf das, was Sie uns vorwerfen,
schon eingegangen ist.

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(C (D Wir haben das Gebäudesanierungsprogramm unter chwarz-Rot sehr ernst genommen. er Kollege Tiefensee, der bekanntlich ein SPD-Mann st, hat (Ulrich Kelber [SPD]: Einen Kabinettsbeschluss umgesetzt!)


(Ute Kumpf [SPD]: Und jetzt nicht mehr?)


as Geld vorzeitig ausgegeben, auch aus Wahlkampf-
ründen,


(Ulrich Kelber [SPD]: Das war ein Kabinettsbeschluss! Die CDU/CSU hat zugestimmt!)


nd zwar vorauseilend mit Blick auf den nächsten Haus-
alt. Jetzt können Sie seinem Nachfolger nicht vorwer-
en, dass er das Geld, das Tiefensee ausgegeben hat,
icht mehr in der Kasse hat. Das ist doch unsinnig.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie sagen gerade die Unwahrheit! Das tut man nicht im Parlament!)


Ich habe es doch gesagt: Tun wir gemeinsam alles da-
ür, dass Minister Ramsauer das Geld, das sein Vorgän-
er hinausgeschmissen hat, wieder auffüllen kann.


(Dr. Matthias Miersch [SPD]: Das wurde doch nicht hinausgeschmissen! Das sind sinnvolle Förderungen!)


Richtig. Aber Sie können doch dem Kollegen
amsauer nicht vorwerfen, dass Tiefensee das Geld

chon verfrühstückt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ielmehr muss es unser Ziel sein, dass neues Geld nach-
ommt. Insofern kann ich nur sagen: Unterstützen Sie
ns doch


(Ulrich Kelber [SPD]: Wer hat diese Ausgabe beschlossen?)


ich glaube, Sie hören nicht zu, Herr Kelber – in dem
nliegen, diese Gelder wieder aufzufüllen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Gerne! Das tun wir!)


ls Umweltschützer und Umweltpolitiker habe ich kein
roblem damit, dem Kollegen Ramsauer eine umwelt-
olitische Maßnahme zu offerieren.


(Ulrich Kelber [SPD]: Dann stimmen Sie doch unserem Antrag zu!)


Ich stimme jedem vernünftigen Antrag zu; aber das
ind meist die Anträge, die von uns kommen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wir haben Ihre Zusage, diesem Antrag zuzustimmen! Danke schön!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701614800

Für die SPD-Fraktion hat nun die Kollegin Dr. Bärbel

ofler das Wort.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1701614900

Frau Präsidentin! Sehr verehrte Damen und Herren!

Ich hatte am gestrigen Abend das zweifelhafte Vergnü-
gen, über den Einzelplan für die wirtschaftliche Zusam-
menarbeit und Entwicklung mitzudiskutieren. Eines
kann ich am heutigen Tag positiv feststellen: Ich habe
heute vom Minister zumindest schöne Wort gehört. Mei-
nes Erachtens ist dies das Einzige, was Sie an dieser
Stelle unterscheidet.

Kollege Ruck ist vorhin im Zusammenhang mit Kli-
maschutz und der Konferenz von Kopenhagen auf das
Thema Entwicklungspolitik eingegangen. Dazu möchte
ich ein paar Punkte richtigstellen und einige Dinge deut-
lich machen. Überhaupt hat man, wenn man die Debatte
hier in den letzten zwei Tagen verfolgt, den Eindruck,
dass das alles in Kopenhagen gar nicht so schlimm war.
Die einen versuchen, dies alles schönzureden und sagen,
man werde das Problem in Mexiko oder sonst wo schon
noch in den Griff bekommen. Die anderen in der Regie-
rungskoalition, die das Scheitern zur Kenntnis nehmen,
machen dafür China oder die USA oder, wie ich heute
gelernt habe, die Opposition verantwortlich.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Genau!)


All diese Vorwürfe sind völlig aus der Luft gegriffen und
bedeuten einfach nur, dass Sie sich Ihrer Regierungsver-
antwortung nicht stellen und sich Ihrer Verantwortung
für das Scheitern der Konferenz von Kopenhagen entzie-
hen.


(Beifall bei der SPD)


Es ist schön, dass alle Konferenzländer anerkannt ha-
ben, dass wir ein Klimaproblem haben; ich formuliere es
einmal so, denn mehr ist ja nicht herausgekommen. Aber
dazu, welche konkreten Schritte und Maßnahmen man
einleiten sollte, wurde in Kopenhagen nichts beschlos-
sen und auch hier nichts gesagt. Das ist nicht nur die
Erkenntnis der Opposition, sondern das haben auch Wis-
senschaftler, die in dem Beirat „Globale Umweltverän-
derungen“ der Bundesregierung sitzen, in der FAZ im
Dezember geschrieben. Kopenhagen hinterlässt „Frus-
tration, Irritation und Konfusion“, so deren Urteil.

Diese Konfusion und Frustration kann ich nachvoll-
ziehen. Dies gilt auch für den vorliegenden Haushalts-
entwurf. Zum Einzelplan 16 sind viele schöne Worte ge-
fallen. Aber wenn es um die Frage des internationalen
Klimaschutzes geht, dann fragt man sich: Wo finde ich
dazu konkret etwas in diesem Haushalt, über den wir
diskutieren? Ich habe lange im Einzelplan 16 gesucht.
Ich habe auch lange im Einzelplan 23 gesucht; denn es
könnte ja sein, dass irgendwo anders etwas steht.

Nach langem Suchen habe ich im Einzelplan 16 ein
kleines Sternchen gefunden. Dort steht: Beim Stamm-
haushalt in der Höhe von ungefähr 1,2 Milliarden Euro
ist die Ermächtigung zu Mehrausgaben für den interna-
tionalen Klimaschutz in Höhe von 400 Millionen Euro,
als Folge von Kopenhagen, noch nicht berücksichtigt.
Herr Minister, es wäre schön gewesen, heute von Ihnen
ein klärendes Wort zu hören, wie Sie bis zur zweiten
bzw. dritten Lesung diese 400 Millionen Euro in den
Haushalt einstellen wollen.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D ber ich glaube, das gehört zu einer Reihe von Fragen, ie sich hinter diesem Einzelplan verbergen. Herr Kolege Miersch hat dankenswerterweise auf die 1,5 Miliarden Euro Folgekosten für Asse hingewiesen. Was ist it den 400 Millionen Euro? Wir wissen es nicht. Ich möchte auf eines hinweisen – es ist heute einiges ber die Halbwertszeit der Aussagen dieser schwarz-gelen Koalition gesagt worden –: Am 11. Dezember urde in Brüssel beschlossen, dass man sich im Rahmen er Haushalte 2010 bis 2012, also auch im Rahmen diees demnächst zu verabschiedenden Haushalts, an der ilfe für die Entwicklungsländer beteiligen werde – so iel zu den Signalen; darauf werde ich noch eingehen, err Kollege Ruck. Für den Klimaschutz der Entwick ungsländer werden weltweit 30 Milliarden US-Dollar nd in der EU 10,6 Milliarden US-Dollar bereitgestellt. Wo ist der deutsche Anteil? Man hört zwar, dass wir ns beteiligen wollen. Das steht auch auf der Interneteite des BMU. Es wäre nur schön, wenn Sie sich am abinettstisch einig wären. In der Welt am Sonntag vom 0. Dezember steht – Zeitung lesen hilft manchmal irklich –, dass der Kabinettskollege Niebel zu dieser rage sagt: Das Fast-Start-Finanzierungspaket, das Teil des Beschlusses von Kopenhagen werden sollte, ist mit dem Scheitern des Gipfels auch vom Tisch. Ja, was denn jetzt bitte? Hü oder hott, Beteiligung ja der nein? Was passiert mit dem Geld, das dringend für en internationalen Klimaschutz benötigt wird? Auch ies ist ein Signal für die Entwicklungsländer, ein Sinal, das man vorher anders hätte senden müssen, damit ehr Diskussionsbereitschaft und mehr Bereitschaft, ich einzubringen, vonseiten anderer Länder vorhanden ewesen wäre. (Beifall bei der SPD – Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Da haben Sie die Diskussion aber verpasst!)


Wenn man bei dieser Gelegenheit einmal nachliest,
er laut unserer Verfassung die Leitlinien der Politik be-

timmt, dann frage ich mich schon, wo in diesem Mo-
ent die Kanzlerin ist. Es ist ihr Kabinett, in dem der

ine Minister hü und der andere Minister hott sagt bzw.
er eine Minister nichts dazu sagt und der andere Minis-
er es ablehnt, etwas zu sagen.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Quatsch! – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sind Sie mit dem Pferdefuhrwerk da?)


Ich denke, es ist wichtig, dass Sie Ihrem Wissen-
chaftlichen Beirat genauer zuhören, was bei internatio-
alen Verhandlungen das Gebot der Stunde wäre, wenn
s um den Klimaschutz geht. Das Verursacherprinzip
ollte anerkannt werden. Die Industrieländer, die über
ahrhunderte hinweg durch Industrialisierung zum Kli-
awandel beigetragen haben, müssen sich entsprechend

hrer finanziellen Verantwortung stellen.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Das ist jetzt etwas ganz Neues!)







(A) )



(B) )


Dr. Bärbel Kofler
– Ja, Sie schieben die Schuld immer auf die Schwellen-
länder. Auch diese Länder, die jetzt viel CO2 emittieren,
müssen natürlich ihren Beitrag leisten; das bestreitet kei-
ner. Bisher liegt aber die maßgebliche Verantwortung bei
den Industrieländern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wenn man in einer vielschichtigen Weise darüber dis-
kutiert, dann wird man bei den Entwicklungsländern
auf eine andere Akzeptanz stoßen und Glaubwürdigkeit
beweisen. Denn das, was im Vorfeld zur Konferenz pas-
siert ist, hat dazu geführt, dass viele Länder gesagt ha-
ben: Das, was ihr macht, ist nicht glaubwürdig. Wir ver-
lassen uns nicht darauf.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das kann man auch verstehen. Das ist ja auch ein weites
Feld, wenn man sich die Gesamtsumme für die Entwick-
lungsländer ansieht; darüber haben wir gestern gespro-
chen.

Die SPD-Fraktion hat deshalb einen entsprechenden
Antrag eingebracht und gefordert, die Mittel für den Kli-
maschutz nicht mit den Mitteln für Armutsbekämpfung
zu verrechnen. Ich denke, wenn diesem Antrag im Vor-
feld der Konferenz Folge geleistet worden wäre, hätte
man ein wesentlich besseres Signal nach Kopenhagen
senden können, auch was die Rolle Deutschlands anbe-
langt.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Ein Schmarrn!)


Neben der Konferenz von Kopenhagen möchte ich
eine andere Frage ansprechen, auf die viele Vorredner
eingegangen sind: das Verhältnis zwischen Stammhaus-
halt und Endlagerhaushalt. Es ist schon gesagt worden,
dass der Endlagerhaushalt ungefähr ein Viertel des Um-
welthaushalts ausmacht. Eine Politik, die die Nutzung
der Atomenergie verlängert, erhöht auch die Folgekos-
ten. Ich glaube nicht, dass das, was Sie hier verschönt als
Brückentechnologie dargestellt haben – Sie versuchen,
den Leuten das schmackhaft zu machen –, wirklich Aus-
druck Ihrer Politik im Bereich Atomenergie ist, Herr Mi-
nister. Setzen Sie sich einmal mit dem Wirtschaftsminis-
ter zusammen. Fragen Sie einmal genau nach, was diese
Regierung zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder
macht? Sie hat, bezogen auf Brasilien, Ausfuhrbürg-
schaften für Atomkraftwerke bzw. Atomtechnologien in
Milliardenhöhe erteilt. Dies ist die erste Regierung seit
2000, die Hermesbürgschaften für den Bau eines Atom-
kraftwerks in Brasilien vergibt. Das hat auch die Große
Koalition nicht gemacht, und zwar deswegen – das muss
ich an dieser Stelle deutlich sagen –, weil der sozialde-
mokratische Umweltminister, Sigmar Gabriel, auf die
Bremse getreten ist.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701615000

Kollegin Kofler, kommen Sie bitte zum Schluss.

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(C (D Ich komme zum Schluss. Dieses kleine Beispiel für Außenwirtschaftsfördeung, die dieser Regierung sehr am Herzen liegt, zeigt eies ganz deutlich: dass Sie ins Atomzeitalter und damit u einer veralteten Technologie zurückwollen. Dadurch ntziehen Sie neuen Technologien die finanzielle und konomische Basis. Danke. (Beifall bei der SPD – Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Wieder ein Schmarrn!)

Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1701615100


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701615200

Für die FDP-Fraktion spricht nun die Kollegin

ngelika Brunkhorst.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Angelika Brunkhorst (FDP):
Rede ID: ID1701615300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

u der Debatte über den Umwelthaushalt gehört auch
ie Frage der Stilllegung des Schachtes Asse II. Zu Be-
inn des letzten Jahres, Anfang Januar 2009, gab es eine
bertragung der Verantwortung auf das Umweltressort.
s kam zu einem Betreiberwechsel hin zum Bundesamt

ür Strahlenschutz, zum BfS. Nun soll Asse II verfah-
ensrechtlich wie ein Endlager abgewickelt werden. Da-
er muss es nach Atomrecht behandelt werden. Das BfS
ls Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des BMU
esitzt in diesem Bereich Kompetenz, weil es auch für
ie Endlagerung und die Entsorgung radioaktiver Ab-
älle zuständig ist.

Es ist konstatiert worden, dass für Asse II circa
8 Millionen Euro pro Jahr erforderlich sind. Das ist
ber noch keine konkrete Zahl. Das kann noch variieren,
eil wir den konkreten Bedarf erst dann kennen, wenn
ie Grundsatzentscheidung über das Stilllegungskonzept
atsächlich gefallen ist.

Ende vergangener Woche hat das BfS nach Begutach-
ung der verschiedenen Optionen eine Empfehlung für
ie Rückholung der Abfälle herausgegeben, da dies nach
eutigem Wissensstand die beste Lösung darstellt. Das
ird angestrebt. Die Optionen Vollverfüllung und Umla-
erung sind zunächst verworfen worden. Natürlich erge-
en sich daraus für die nachfolgende Diskussion einige
ragen.

Angesichts der drängenden Probleme hoffe ich, dass
mweltminister Röttgen dafür sorgen wird, dass das
fS zügig ein Konzept für das weitere Vorgehen vorlegt,
as die bereits verschlossenen Kammern angeht. Man
uss da schon hineinschauen. Man muss wissen, wie es

ahinter aussieht. Die Abfallgebinde müssen untersucht
erden, damit es keine bösen Überraschungen gibt. Das
fS schlägt vor, dass das Konzept bis Ende Mai erarbei-

et wird. Es ist zu fragen, wie diese Fässer aussehen:
ind sie angeschlagen? Sind sie defekt? Sind sie in Ord-
ung? Immerhin sind sie aus Stahl, und es ist feucht. Die
rage ist auch: Ist eine Rückholung ohne Gefahr mög-






(A) )



(B) )


Angelika Brunkhorst
lich, oder sind die Fässer in einem, sagen wir einmal,
fragilen Zustand, sodass sie eventuell bersten könnten?
Wir müssen darauf achten, dass es keine unnötige
Strahlenexposition gibt; denn das wäre eine unmittelbare
Gefahr. Wir sind auch nach dem Atomgesetz strahlen-
schutzrechtlich in der Verantwortung.

Die Experten sagen, die Standsicherheit des Gruben-
gebäudes sei bis 2020 gesichert. Für diesen Zeitraum
von zehn Jahren muss sichergestellt sein, dass keine zu-
sätzlichen Störungen dazwischenkommen können. Ich
glaube, dass die Rückholung der 126 000 Fässer in zehn
Jahren, wie das BfS es ausgerechnet hat, ein hoch ambi-
tioniertes Vorhaben ist. Das Vorhaben muss geophysika-
lisch und technisch umsetzbar sein. Deshalb – das ist der
Kern der Forderung, die wir alle hier im Hause vertreten
sollten –: Wir müssen parallel einen Notfallplan erarbei-
ten. Denn ohne einen wirksamen und operativ sofort
umsetzbaren Notfallplan wird es nicht zu einem Plan-
feststellungsbeschluss kommen. Das hat auch der nie-
dersächsische Umweltminister angedeutet, der ja Leiter
der zuständigen Planfeststellungsbehörde ist.

Bei allen etwaigen Unwägbarkeiten, die man in Be-
tracht ziehen kann, muss auf jeden Fall Priorität sein, die
Sicherheit der in der Region lebenden Menschen zu ge-
währleisten und sicherzustellen, dass die beschäftigten
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Asse keinen un-
nötigen Gefahren ausgesetzt werden.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701615400

Das Wort hat die Kollegin Sabine Stüber für die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Sabine Stüber (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701615500

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Es wurde schon mehrfach gesagt: Die Konferenz
von Kopenhagen ist grandios gescheitert. Wer hierfür nur
China oder einige lateinamerikanische Entwicklungslän-
der verantwortlich macht, betreibt unverantwortliche Des-
information. Halten wir fest: Die Minderungsangebote
der Industrieländer bewegten sich zwischen dem Start
der Konferenz und ihrem Ende keinen Zentimeter. Selbst
um das 2-Grad-Ziel überhaupt noch einhalten zu kön-
nen, sind die vorgelegten Angebote des Nordens völlig
unzureichend.


(Beifall bei der LINKEN)


In der Summe machen sie auch bei der gutwilligsten In-
terpretation weniger als 20 Prozent Minderung bis 2020
gegenüber 1990 aus. Mindestens 25 bis 40 Prozent weni-
ger Treibhausgase sind aber die naturwissenschaftliche
Messlatte.

Die großen Schwellenländer hingegen haben natio-
nale Aktionspläne vorgelegt, deren Ziele sogar am obe-
ren Rand des vom IPCC vorgegebenen Korridors liegen.
Versagt haben also in erster Linie die Industriestaaten,
die EU mit ihren 20 Prozent genauso wie die USA, die

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(C (D raktisch nur 4 Prozent Minderung angeboten haben. udem haben die EU und auch Deutschland signalisiert, ass die Finanzangebote an den Süden mit dem – bisher nerfüllten – Versprechen einer höheren Entwicklungsilfe verrechnet werden sollen. Es ist kein Wunder, dass o Misstrauen entsteht und dass Verhandlungen in der ackgasse enden. Neben dem verpatzten Klimagipfel gab es in diesem onat noch ein Ereignis, das unserer ungeteilten Auferksamkeit bedarf: das von den Vereinten Nationen für 010 ausgerufene Internationale Jahr der biologischen ielfalt. er weltweite dramatische Artenschwund sollte bis 010 gestoppt werden. Das war das global vereinbarte iel; aber es wurde nicht annähernd erreicht. Im Gegen eil: Wir gehen in die entgegengesetzte Richtung. In der uftaktveranstaltung am 11. Januar hier in Berlin stellte ie Bundeskanzlerin in ihrer Rede eindeutig fest, dass ir einen wirksamen Schutz der Artenvielfalt und ihre achhaltige Nutzung jetzt brauchen und nicht irgendann, aber das sei schwierig. Da stimmen wir Linke der undeskanzlerin einmal zu. (Beifall bei der LINKEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das passiert nicht oft!)


(Beifall bei der LINKEN)


ur sagen wir nicht „aber“, sondern „auch wenn es
chwierig ist“; denn es geht um unsere Lebensgrundla-
en.

Von der Wissenschaft erreichte uns, auf den Punkt ge-
racht, die Botschaft: Klimaschutz ist ohne Naturschutz
icht möglich – und umgekehrt. Beides bedingt einan-
er.

Kolleginnen und Kollegen, kommen wir zum Geld.
ichts zu tun, ist am teuersten. Zu wenig zu tun, wird
aum billiger. Der Schutz der Biodiversität ist der preis-
erteste Klimaschutz. Täglich verschwinden 150 Arten
er Tier- und Pflanzenwelt. Investieren wir weltweit in
en Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung der
älder, so ist das sowohl eine Maßnahme zur Reduzie-

ung der Treibhausgase als auch zum Schutz der Lebens-
äume vieler Arten. Das sind Synergien zwischen
lima- und Artenschutz, die wirtschaftlich ausgespro-

hen effizient sind.


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist ebenfalls unklar, welchen Beitrag Deutschland
u einem Schnellstart-Klimaschutzprogramm im globa-
en Süden leisten will. Im Bundeshaushalt 2010 sind für
en Schutz des Klimas und der Artenvielfalt im Ausland
20 Millionen Euro vorgesehen. Wir denken, das ist zu
enig. Hinzu kommt, dass diese 120 Millionen Euro vor

llem in große Schwellenländer fließen sollen. Beson-
ers durch den Klimawandel verwundbar sind jedoch är-
ere Länder. Deshalb muss das Geld auch dorthin flie-

en. Das Geld für Klimaschutzmaßnahmen mit der
ntwicklungshilfe zu verrechnen, lehnen wir Linke ab.


(Beifall bei der LINKEN)


as ist reine „Verniebelungstaktik“.






(A) )



(B) )


Sabine Stüber
Unser Vorschlag: Auch in Anbetracht der besonderen
Verantwortung, die Deutschland mit dem Vorsitz der
UN-Konvention zur biologischen Vielfalt, CBD, noch
bis zum Herbst dieses Jahres hat, sollten im Jahr 2010
mindestens 200 Millionen Euro für Klimaschutzmaß-
nahmen im Ausland zur Verfügung gestellt werden.

Eine letzte Bemerkung. Der Haushalt des BMU
macht gerade einmal 0,3 Prozent des Gesamthaushalts
aus. Somit ist die Suche nach Ausgabenminderungsmög-
lichkeiten aussichtslos. Daher kann es bei den zu lösen-
den Aufgaben einzig und allein um eine Aufstockung
des Haushalts gehen.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701615600

Kollegin Stüber, das war Ihre erste Rede im Hohen

Hause. Wir gratulieren Ihnen dazu recht herzlich und
wünschen Ihnen Erfolg für Ihre Arbeit.


(Beifall)


Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht nun
der Kollege Hans-Josef Fell.


(Michael Kauch [FDP]: Der Beste von den Grünen!)



Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701615700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir wollen möglichst schnell ins Zeitalter der
erneuerbaren Energien. – Das sagte Kanzlerin Merkel
gestern sinngemäß an diesem Rednerpult. Umweltminis-
ter Röttgen erkannte in seiner Regierungserklärung an
– er betonte das auch heute –, dass Umweltschutzpolitik
auch eine Innovations- und Wirtschaftsstrategie ist. Das
sind richtige und gute Ziele, aber sehr späte Erkennt-
nisse.

Nur, Ihre Politik ist das glatte Gegenteil.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


Das lässt sich schon am Haushaltsentwurf ablesen.
Durch diesen Etat belasten Sie den Steuerzahler mit vie-
len Milliarden Euro, um die Altlasten der Atomkraft zu
sanieren, statt die Atomkonzerne für ihre Vergangen-
heitssünden zur Kasse zu bitten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Sie veranschlagen kein zusätzliches Geld für die Be-
schleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien,
den Sie ja wollen, und die Steigerung der Energieeffizi-
enz. Bei wichtigen Branchen wie der Fotovoltaik oder
der Mini-Kraft-Wärme-Kopplung setzen Sie sogar den
Rotstift an. Sie reden von der Erhöhung der Forschungs-
mittel für erneuerbare Energien. In Wirklichkeit findet
sich im Haushaltsentwurf des BMU kein zusätzlicher
Euro. Die Steuergeschenke für die Hoteliers belaufen
sich auf das Zehnfache der BMU-Mittel für Energiefor-

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(C (D chung. Ich fordere Sie auf: Nehmen Sie die Steuergechenke für die Hoteliers zurück und sparen Sie sich das erede von der Laufzeitverlängerung für Atomkrafterke! Sie sind eine Mauer und keine Brücke ins Solar eitalter. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Statt die Mittel für erneuerbare Energien und Energie-
ffizienz kontinuierlich zu erhöhen, stecken Sie jetzt
ogar Gelder, die für das Marktanreizprogramm für er-
euerbare Energien vorgesehen waren, in den Neubau
on Ölheizungen. So schaffen Sie niemals Klimaschutz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es kommt noch schlimmer: In Zeiten, in denen China
it Subventionen für Solarfabriken Deutschlands Tech-

ologieführerschaft ablösen will, streicht Umweltminis-
er Röttgen, statt den deutschen Solarunternehmen zu
elfen, die Mittel für die Fotovoltaikforschung massiv
usammen. Wie sollen die deutschen Unternehmen ver-
tärkt Innovationen entwickeln und die Kosten senken,
enn Sie ihnen die öffentlichen Forschungsmittel strei-

hen?

Apropos streichen: Jetzt kündigen Sie auch noch an,
ass die Vergütung für Strom aus Dachanlagen innerhalb
ines Jahres um 30 Prozent, für Strom aus Freiflächen-
nlagen sogar um 41 Prozent abgesenkt wird. Das ist
ine drastische Kürzung. Sie haben keine belastbare wis-
enschaftliche Untersuchung vorgelegt, ob der Markt das
erträgt. Finanzunternehmen, die dies genau untersu-
hen, unter anderem die LBBW, haben klar analysiert,
ass die deutsche Fotovoltaikindustrie bei einer solch
eftigen Senkung der Vergütung zusammenbrechen
ird. Sie setzen Zehntausende Jobs, vor allem im Hand-
erk und im Mittelstand, aufs Spiel. Mit kompetenter
irtschaftspolitik in der Krise hat das nichts zu tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


as Segment der Freiflächenanlagen werden Sie da-
urch völlig abwürgen. Lösen Sie den Konflikt um die
utzung fruchtbarer Ackerböden doch durch eine Dop-
elnutzung: agrarische Bewirtschaftung unter PV-Flä-
hen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie haben keine Ahnung von Landwirtschaft! – Gegenruf von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Da machen Sie sich mal keine Sorgen!)


Mit leeren Händen, Herr Umweltminister Röttgen,
ind Sie aus Kopenhagen zurückgekommen. Statt den
usbau der Nutzung der erneuerbaren Energien national
oranzutreiben, treten Sie bei der Solarenergie massiv
uf die Bremse.






(A) )



(B) )


Hans-Josef Fell
Zwei kalifornische Universitäten haben einen Plan er-
stellt, nach dem die Energieversorgung der ganzen Welt
bis 2030 zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umge-
stellt werden kann. Die beiden Universitäten haben
nachgewiesen, dass das ökonomisch sinnvoll und tech-
nisch machbar ist. Obwohl Sie wissen, dass dies der
beste Beitrag zu Klimaschutz und neuen Arbeitsplätzen
wäre, nehmen Sie diesen Plan nicht ernst: Sie haben ihn
weder hier noch in Kopenhagen ins Gespräch gebracht.
Das bestätigt, dass Ihre Interessen in Wirklichkeit Kohle
und Atom gelten.

Auf der Weltkonferenz für erneuerbare Energien,
die gerade in Abu Dhabi zu Ende gegangen ist und auf
der über 70 Länder durch Staatschefs oder Minister ver-
treten waren, gab es nur ein Thema: Wo sind denn hoch-
rangige Vertreter der deutschen Regierung? Warum nur
will die deutsche Regierung die so erfolgreiche deutsche
Solarindustrie beerdigen? Das hat nur Unverständnis
und Kopfschütteln hervorgerufen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701615800

Kollege Fell, kommen Sie bitte zum Schluss.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701615900

Ich komme zum Schluss, Frau Präsidentin. – Herr Mi-

nister Röttgen, unter Kanzlerin Merkel wurde schon die
heimische Biokraftstoffbranche weitgehend zerstört.
Jetzt treiben Sie mit Ihren Vorstellungen viele deutsche
Solarunternehmen in den Konkurs. Bei so viel Technik-
feindlichkeit sehe ich schwarz für die technologische
und industrielle Zukunft Deutschlands.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701616000

Für die Unionsfraktion spricht nun die Kollegin

Marie-Luise Dött.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1701616100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Dieser

Haushalt sichert umwelt- und klimapolitische Kontinui-
tät und schafft die Grundlagen für die Umsetzung der
ambitionierten Vorhaben unseres Koalitionsvertrages.
Damit wird Deutschland beim Klima- und Umwelt-
schutz weiterhin Schrittmacher bleiben. Ambitionierte
nationale Umwelt- und Klimapolitik, Impulse für die dy-
namische Entwicklung europäischen Handelns und glo-
bale Zusammenarbeit sind die Schlüsselbegriffe dieser
Politik.

Deutschland hat die Wirtschafts- und Finanzkrise
dank einer tatkräftigen und gleichzeitig besonnenen Po-
litik bislang vergleichsweise gut beherrscht. Die Krise
ist aber noch nicht vorbei. Wir müssen nicht nur deswe-
gen die ökologische Modernisierung des Landes – die
Verringerung des Energie- und Ressourcenverbrauchs –
als Chancen für Wachstum und Beschäftigung nutzen.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Umwelt- und Ressourcenschutz werden immer
ehr zum Hebel für wirtschaftliche Entwicklung und so-

iale Sicherheit. Dieser Hebel wirkt in zwei Richtungen
leichzeitig: Nur die Volkswirtschaft wird künftig wett-
ewerbsfähig sein, die bei der Energie- und Ressourcen-
roduktivität international vorn liegt. Unternehmen
erden künftig nur die Produkte und Technologien ver-
aufen, die umweltverträglich und ressourceneffizient
ind.

Wer heute den politischen Rahmen schafft, um erneu-
rbare Energien voranzubringen und die Entwicklung
on Effizienztechnologien voranzutreiben, der macht die
irtschaft für den globalen Wettbewerb von morgen

it. Deutschland ist in diesen Bereichen im internationa-
en Wettbewerb vorn.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ber dieser Spitzenplatz muss von Wissenschaft und
nternehmen Hand in Hand täglich neu erkämpft wer-
en. Die Politik ist gefordert, für diesen Wettbewerb die
ahmenbedingungen zu setzen. Diese Rahmenbedin-
ungen sind fairer Wettbewerb zwischen allen Beteilig-
en, Technologieoffenheit,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


eniger Bürokratie, faire internationale Wettbewerbsbe-
ingungen und klare, anspruchsvolle und verlässliche
mweltpolitische Vorgaben. Genau dafür werden wir mit
er Umsetzung des Koalitionsvertrages sorgen, und ge-
au dieser Weg spiegelt sich im Haushaltsentwurf wider.

Meine Damen und Herren, Ökonomie und Ökologie
ind kein Gegensatz. So richtig diese Analyse ist, einen
utomatismus gibt es dafür nicht. Umweltpolitik ist der
ewahrung der Schöpfung verpflichtet. Sie ist aber auch
erpflichtet, Instrumente und konkrete Maßnahmen zu
uchen, mit denen Umweltschutz, wirtschaftlicher Fort-
chritt und soziale Gerechtigkeit gleichermaßen erreicht
erden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Energiepolitik beispielsweise kann nicht zum alleini-
en Ziel haben, Deutschland CO2-frei zu machen. Dieses
us Klimaschutzaspekten durchaus wünschenswerte Ziel
ann nicht der einzige Maßstab für die Politik sein. Der
aßstab für Energiepolitik beinhaltet auch die sichere

nd bezahlbare Energiebereitstellung für die Bürger und
ür die Wirtschaft. Deshalb ist es richtig, vor einer Ent-
cheidung über den künftigen Energiemix genau zu prü-
en, wie die Anforderungen an eine moderne umwelt-
nd ressourcenverträgliche Energieversorgung über die
eitschiene aussehen. Auf dieser Zeitschiene muss dann
uf wissenschaftlicher Grundlage, verantwortungsbe-
usst und technologieoffen über den Energiemix ent-

chieden werden. So haben wir es im Koalitionsvertrag
ereinbart, und so ist es richtig.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir brau-
hen im Umwelt- und Klimaschutz mehr Effizienz. Wir
üssen stärker als bisher das Kosten-Nutzen-Verhältnis






(A) )



(B) )


Marie-Luise Dött
der Maßnahmen im Auge behalten. Das ist schon in
wirtschaftlich normalen Zeiten ein Gebot. In Zeiten der
Wirtschafts- und Finanzkrise muss die Effizienz des Mit-
teleinsatzes ein ganz entscheidendes Beurteilungskrite-
rium sein. Jeder Euro, den wir für Umwelt- und Ressour-
censchutz ausgeben, ob aus Haushaltsmitteln, von
Unternehmen oder vom Bürger, muss unter Effizienzge-
sichtspunkten gerechtfertigt sein. Das betrifft auch die
erneuerbaren Energien.

Die Bürger zahlen jährlich allein für die Fotovoltaik
Milliardenbeträge an Subventionen mit der Stromrech-
nung. Deshalb ist es richtig, dass wir umgehend die För-
derung der Fotovoltaik reduzieren. Eine „Hängematte“
aus ungerechtfertigt hohen Einspeisevergütungen hilft
niemandem, auch nicht den Herstellern der Anlagen.

Die dringend erforderlichen Innovationsanreize er-
reicht man nicht durch maximale, sondern durch opti-
male Förderung. Diese Innovationsanreize werden nicht
nur die Bürger entlasten. Sie werden auch dafür sorgen,
dass nicht chinesische Solarpaneele auf deutschen Dä-
chern montiert werden, sondern deutsche auf chinesi-
schen Dächern.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Genau das schafft Arbeitsplätze in Deutschland, und ge-
nau das hilft dem globalen Klimaschutz.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber genau das machen Sie doch kaputt!)


Nur so behalten die erneuerbaren Energien, Frau Höhn,
die Akzeptanz bei den Bürgern.

Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss.
Es ist ein Grundsatz unserer Umweltpolitik, wo immer
es sinnvoll ist, Investitionsanreize auch für die Bürger zu
schaffen. Mit der Verstetigung des Marktanreizpro-
gramms zur Förderung der erneuerbaren Energien im
Wärmemarkt bei 400 Millionen Euro auch im kommen-
den Haushaltsjahr erhalten die Bürger weiterhin verläss-
liche Förderung bei Investitionen in neueste Technolo-
gien. Dies nutzt der Umwelt und dem Klima, hilft den
Bürgern und schafft Arbeitsplätze im Handwerk und bei
den Herstellern.

Dieser Haushalt ist so angelegt, dass in vielen Berei-
chen die Gelder unmittelbar beim Bürger ankommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701616200

Für die FDP-Fraktion hat nun der Kollege Heinz-

Peter Haustein das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Heinz-Peter Haustein (FDP):
Rede ID: ID1701616300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Es war ein Septembermorgen. Es war kalt drau-
ßen, und der Heizer schippte verzweifelt Rohbraunkohle
in die Gusskessel. Aber der Dampfdruck stieg nicht. Der
Betrieb blieb kalt. Da kam die Anweisung: Anreichern.
Plötzlich wurden Produktionsabfälle mit in den Hei-

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(C (D ungskessel geschmissen: PVC, PUR-Schaum, Sprelaart. Blankes Gift. So geschehen vor 25 Jahren in einem Betrieb in der DR. Dass die Wolke, die aus dem Schornstein herausuoll, dann auch noch eine Kuhherde erreichte und eiige Kühe gleich tot umfielen, sei auch noch erwähnt. ch sage das an die Adresse der Linken gewandt, weil sie mmer so tun, als hätten sie den Umweltschutz erfunen. In unseren Haushalt für Umwelt, Naturschutz und Rektorsicherheit sind wirklich nur 1,58 Milliarden Euro ingestellt. Im Einzelnen sind 1,209 Milliarden Euro im tammhaushalt und 372 Millionen Euro im Endlagerbeeich eingestellt. Der Stammhaushalt wiederum unterliedert sich zum einen in den Verwaltungsteil und zum nderen in den Programmhaushalt. Nun könnte man meinen, dass das nicht allzu viel ist. ber es ist ein Querschnittshaushalt, und auch in allen nderen Bereichen wird viel für die Umwelt getan. Nehen wir zunächst das Ministerium für wirtschaftliche usammenarbeit und Entwicklung. Ich war letzte Woche it Minister Niebel und anderen Kollegen im Kongo, em zweitgrößten Waldgebiet der Erde. Wir haben dort rojekte zum Schutz des Waldes im Sinne der Nachhal igkeit besucht, die auch mit deutschem Geld gefördert urden. Richten wir den Blick auf das Wirtschaftsministeium. Auch die von Herrn Brüderle angekündigten 00 Millionen Euro für die Förderung von Elektroautos ind in gewissem Maße Umweltschutz. Alles in allem können dem Umweltschutz in diesem aushalt 6,3 Milliarden Euro zugerechnet werden. Daei rede ich nicht einmal von den Sanierungsmaßnahen bei den Wismut-Halden. Wismut bzw. die Sowje isch-Deutsche Aktiengesellschaft, die im Erzgebirge assiv den Bergbau zur Uranförderung betrieben hat, ist icherlich den meisten Deutschen bekannt. Die ganzen berbleibsel aus dieser Zeit liegen noch dort. Auch da ür wird noch sehr viel Geld gebraucht werden. Es gibt in diesem Haushalt viel zu tun. Aber uns muss icht bange werden. Dieses Ministerium für Umwelt urde unter einer christlich-liberalen Regierung gegrünet. Es war einmal mehr Hans-Dietrich Genscher, der ie Umweltpolitik in den Mittelpunkt unserer Politik estellt hat. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Umweltpolitik ist für unsere christlich-liberale Regie-
ung eine Herzenssache. Wir machen das mit Herz und
motionen, und wir werden viel erreichen. Uns ist auch
icht vor den Herausforderungen bange, die noch kom-
en. Es ist unsere Herzenssache, und so soll es auch

leiben.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)







(A) )


)

Heinz-Peter Haustein
Wir haben ein gutes Ministerium mit einem kompe-
tenten Minister, und jetzt, mit einer christlich-liberalen
Handschrift, wird es noch besser werden.

In diesem Sinne ein herzliches Glückauf aus dem Erz-
gebirge.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701616400

Das Wort hat der Kollege Bernhard Schulte-

Drüggelte für die Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU):
Rede ID: ID1701616500

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Die Summe wurde gerade genannt: 1,5 Milliarden
Euro werden in den Haushalt eingestellt. Das bedeutet
eine Steigerung um 7,3 Prozent. Was den Anteil von
0,5 Prozent am Gesamthaushalt angeht, könnte man
meinen, das wäre nicht viel. Aber ich meine, dass der
Umweltschutz durchaus eine sehr wichtige Rolle spielt.
Der Kollege Haustein hat den Umweltschutz gerade als
unsere Herzenssache bezeichnet. Darin kann ich ihm nur
zustimmen.

Die in den BMU-Haushalt eingestellten Mittel sind
nur ein Teil, nämlich 25 Prozent, der Gesamtausgaben,
die in diesem Haushalt für den Umweltschutz veran-
schlagt sind. Daran sieht man, dass Umweltschutz eine
Querschnittsaufgabe ist. Insgesamt werden über 6 Mil-
liarden Euro veranschlagt. Das kann sich sehen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich meine, das unterstreicht auch die Aussage von Mi-
nister Röttgen, dass wir es uns nicht leisten können, auf
Klimaschutzmaßnahmen zu verzichten. Ich finde es gut,
dass er gerade nach den vielleicht enttäuschenden Ergeb-
nissen von Kopenhagen gesagt hat: Jetzt erst recht; wir
müssen diesen Weg weitergehen. – Das ist richtig, und
das unterstützen wir.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte eine erfreuliche Entwicklung der letzten
Jahre erwähnen. Unter der Großen Koalition sind die
Verwaltungsausgaben gesunken. Von 2005 bis 2010 ist
ihr Anteil von 28 auf 16 Prozent zurückgegangen. Das
bedeutet, dass nicht Behörden gefördert, sondern Maß-
nahmen im Umweltschutzbereich und die erneuerbaren
Energien unterstützt worden sind. Im Zusammenhang
mit den erneuerbaren Energien möchte ich die Klima-
schutzinitiative und besonders das Marktanreizpro-
gramm ansprechen. Wir haben in den letzten Jahren im-
mer darüber gesprochen, dass es hier eine Verstetigung
geben muss; darauf haben bereits die Vorredner hinge-
wiesen. Die Mittel für Maßnahmen im Zusammenhang
mit dem Erneuerbare-Wärme-Gesetz wurden kontinuier-
lich aufgestockt. Wir machen damit deutlich, dass sich

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(C (D nvestoren und Handwerksbetriebe auf uns verlassen önnen. Ich unterstütze diejenigen, die Bedenken gegen die im egierungsentwurf ausgebrachte Sperre vorgetragen aben. Ich halte es für nicht richtig, dass eine Verknüpung zwischen den Erlösen aus dem Verkauf von CO2ertifikaten und den im Haushalt eingestellten Summen ergestellt wird. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ch bin der Meinung, dass ein Einzelhaushalt dieses Ri-
iko nicht tragen kann. Wenn alle Einnahmen als De-
kungsmittel für alle Ausgaben dienen, dann bin ich der
einung, dass auch alle Einnahmen aus dem Handel mit
O2-Zertifikaten im Gesamthaushalt zur Verfügung ste-
en sollen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


an muss ganz klar sehen: Wenn man das so wie jetzt
eplant machte, würde darunter das Marktanreizpro-
ramm besonders leiden. Das führte wieder zu einer
top-and-go-Förderung. Das wäre für dieses Programm
icht gut. Dem stimme ich eindeutig zu.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn es stimmt, dass das Zeitalter der erneuerbaren Ener-
ien anbricht, dann sage ich dem Finanzminister – ich
offe, er hört zu –: Lassen Sie diese Sperre fallen!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ein weiterer wichtiger Bereich sind die Endlager. Ich
öchte mich bei der Endlagerung der schwachradioakti-

en Abfälle auf zwei Punkte beschränken. Der Schacht
onrad in Salzgitter wird derzeit ausgebaut. Im Jahr
007 begann das Bundesamt für Strahlenschutz mit den
rforderlichen Arbeiten. Es ist beabsichtigt, dieses End-
ager bis 2014 fertigzustellen. Ich finde, das ist eine po-
itive Nachricht. Wer hat noch einmal vom „Endlager-
inister“ gesprochen? – Jedenfalls ist es noch dem
chwachendlagerminister Gabriel zu verdanken, dass
ier eine vernünftige Lösung gefunden wird. Ich weiß
llerdings nicht, ob „Schwachendlagerminister“ die rich-
ige Bezeichnung für ihn ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Dafür haben Sie aber lange gebraucht!)


Wieso? Ich habe es nur aufgenommen.

Ich bin der Meinung, dass es richtig war, die Asse un-
er Atomrecht zu stellen. Es war richtig, dass das Bun-
esamt für Strahlenschutz das übernommen hat. Es ist
benfalls richtig, dass nun das Umweltministerium ver-
ntwortlich ist. Nach dem vorliegenden Optionsver-
leich bin ich der Meinung, dass wir trotz der schnell
orgelegten Lösungsvorschläge sehr sorgfältig beraten
ollten. Ich möchte unterstreichen, was vorhin gesagt
urde, nämlich, dass die Sicherheit aller Beteiligten,

nsbesondere der Mitarbeiter in den Bergwerken, ge-

(B)







(A) )



(B) )


Bernhard Schulte-Drüggelte
währleistet sein muss. Wie Sie sehen, haben wir Bera-
tungsbedarf.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701616600

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

nicht vor.

Wir kommen schließlich zu dem Geschäftsbereich
des Bundesministeriums für Gesundheit, Einzel-
plan 15.

Das Wort hat der Bundesminister Dr. Philipp Rösler.


(Beifall bei der FDP)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1701616700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren Abgeordneten! Der Haushalt des Bundesgesund-
heitsministeriums ist mit 467 Millionen Euro einer von
den kleineren Etats in diesem Haushaltsentwurf. Sie
wissen allerdings alle, dass der Gesamtansatz des
Einzelplanes 15 mit 16,2 Milliarden Euro deutlich hö-
her ist. Das liegt natürlich an dem steuerlichen Bundes-
zuschuss von 15,7 Milliarden Euro. Damit sollen zum
einen die versicherungsfremden Leistungen und zum an-
deren die krisenbedingten Einnahmeausfälle ausgegli-
chen werden.

Die Koalition federt damit die krisenbedingten Belas-
tungen der Menschen allein in diesem Jahr mit zusätzli-
chen 3,9 Milliarden Euro ab, und genau das haben CDU/
CSU und FDP in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart.
Wir stellen also fest: Diese Regierungskoalition hält ein-
mal mehr ihr Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dennoch wissen wir, dass die gesetzlichen Kranken-
versicherungen sich in einer schwierigen finanziellen Si-
tuation befinden. Aktuell diskutieren einige Kassen die
Erhebung eines Zusatzbeitrages. Das zeigt, dass es nicht
ausreicht, Geld in das System hineinzugeben, vielmehr
müssen wir das System insgesamt verbessern. Die Men-
schen brauchen ein Gesundheitssystem, auf das sie sich
verlassen können und das für jeden bezahlbar bleibt. Ge-
nau dafür steht diese christlich-liberale Regierungskoali-
tion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Das glauben Sie selber nicht!)


Denn Ihr System, in dem wir uns momentan befinden – es
ist ein System der ehemals großen Volkspartei SPD –,


(Elke Ferner [SPD]: Und der CDU!)


ist unfertig, nicht zu Ende gedacht und für viele Men-
schen sozial ungerecht.


(Elke Ferner [SPD]: Das stimmt ja nicht!)


Denn es trifft vor allem die Schwachen in unserem
Lande. Demnächst werden gerade diejenigen, die ohne-
hin schon wenig Einkommen zur Verfügung haben, Ihre

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(C (D usatzbeiträge zu spüren bekommen, und zwar ohne eglichen Sozialausgleich, Frau Ferner. (Elke Ferner [SPD]: Weil Sie nichts unternehmen, Herr Rösler!)


s gilt, diesen Geburtsfehler zu beseitigen. Wir wollen
in faires System.


(Elke Ferner [SPD]: Deshalb schaffen Sie das System ab!)


azu gehören einkommensunabhängige Beiträge, aber
iemals ohne einen Ausgleich für die Schwächeren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ür die CDU/CSU und die FDP jedenfalls gilt: kein Bei-
rag ohne Sozialausgleich. Diese Sicherheit müssen die

enschen einfach haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Es geht nicht nur darum, die Einnahmeseite zu stabili-
ieren, sondern gerade in der heutigen Zeit müssen wir
uch auf die Ausgaben Acht geben.


(Beifall bei der FDP)


Wir werden uns deshalb jeden Bereich im Gesund-
eitssystem ansehen und prüfen, ob dort effizient mit
ersichertengeldern umgegangen wird oder nicht. Ich
ill hier ausdrücklich festhalten: Dabei kann es für kei-
en der Beteiligten einen Freibrief geben. Im Gegenteil,
s gibt nur eine Gruppe, der wir als Koalition uns ver-
flichtet fühlen, und zwar die 70 Millionen Versicherten.
as ist unser innerer Kompass, und daran werden wir
nsere Gesundheitspolitik ausrichten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Bloße Kostendämpfungsgesetze halten wir für den
alschen Weg, denn sie enden immer in schleichenden
ationierungen für die Versicherten. Es macht auch kei-
en Sinn, von oben auf das System zu blicken und dann
u entscheiden, wo gekürzt wird und wo nicht. Stattdes-
en brauchen wir echte Anreize und mehr Möglichkei-
en, sich wirtschaftlicher zu verhalten, als bisher. Im
weifel ist der mündige Versicherte, der aufgeklärte Pa-

ient deutlich besser in der Lage, Kosten in den Griff zu
ekommen als Gesetze, Verordnungen und Vorschriften.
ir jedenfalls setzen zuallererst auf die Menschen und

icht auf die Bürokratie im System.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Deswegen bleiben wir dabei: Wir brauchen ein faires
ystem, das sich nicht anmaßt, alles bis ins kleinste De-

ail lenken zu wollen. Wir trauen den Menschen im Sys-
em deutlich mehr zu: den Leistungserbringern bei der
uswahl ihrer Therapien, den Patientinnen und Patien-

en bei der Auswahl ihrer Leistungserbringer und Thera-
euten, den Krankenversicherungen bei der Betreuung
hrer Versicherten und den Versicherten bei der Auswahl
hrer Krankenkassen.


(Elke Ferner [SPD]: Wer hindert Sie daran?)


Darüber hinaus brauchen wir deutlich mehr Transpa-
enz als bisher; denn nur derjenige kann eine freie Ent-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Philipp Rösler
scheidung treffen, der über Wissen verfügt und Informa-
tionen erhält. Es gibt 4,3 Millionen Beschäftigte im
Gesundheitswesen und Millionen von Versicherten. All
diese Menschen brauchen ein faires System. Hören wir
endlich auf, diese Menschen ständig bevormunden zu
wollen!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wenn wir den Menschen mehr Freiheit im System ge-
ben, dann müssen sie auch Verantwortung erwarten dür-
fen. Verantwortung heißt, anzuerkennen, dass es einen
Unterschied zwischen einem beliebigen Markt auf der
einen Seite und dem sozialen Sicherungssystem gesetzli-
che Krankenversicherung auf der anderen Seite gibt. Ge-
sundheit ist keine beliebige Ware, sondern ein hohes
Gut. Man kann sich aussuchen, ob man eine Ware kauft
oder nicht; man kann sich aber nicht aussuchen, ob man
krank wird oder nicht.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


Deswegen gehört zu einem gesunden System immer die
Solidarität der Gesunden mit den Kranken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Bei allen Bemühungen um mehr Wirtschaftlichkeit
im System: Keine Reform dieser Welt darf diese Solida-
rität infrage stellen. Verstehen Sie dies auch als Bot-
schaft an all diejenigen, die ganz aktuell über Rationie-
rung und Priorisierung nachdenken. Wir jedenfalls
lehnen solche Diskussionen ab. Wir arbeiten an einem
System, das solche Diskussionen von vornherein über-
flüssig macht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir wollen eine Krankenversicherung, auf die sich
jeder Versicherte zu jeder Zeit verlassen kann. Wir wol-
len ein System, das dazu beiträgt, mit Beitragsgeldern
effizient umzugehen, und eine Krankenversicherung, die
trotz des demografischen Wandels und des medizinisch-
technischen Fortschritts auch in Zukunft bezahlbar ist.
Wir arbeiten an einer Krankenversicherung, die Eigen-
verantwortung und Solidarität in Einklang bringt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Anhaltender Beifall bei der FDP – Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701616800

Für die SPD-Fraktion hat nun die Kollegin Elke

Ferner das Wort.


Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1701616900

Frau Präsidentin! Liebe Kollegen! Liebe Kollegin-

nen! Sehr geehrter Herr Minister Rösler, das waren zwar
wohlfeile Worte, aber etwas Konkretes außer dem Hin-
weis auf einen einmaligen Zuschuss in Höhe von
3,9 Milliarden Euro an die gesetzlichen Krankenversi-
cherungen in diesem Jahr haben Sie nicht gesagt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


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(C (D Wir haben es seit Ihrem Amtsantritt im Prinzip damit u tun, dass zumindest wöchentlich, teilweise täglich irendein Streit zwischen den Koalitionsfraktionen darüer ausgetragen wird, ob eine Kopfprämie erwünscht ist der nicht. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Seit Sonntag nicht mehr!)


„Seit Sonntag nicht mehr“, das stimmt nicht so ganz.
och vor zwei Tagen titelte die Süddeutsche Zeitung
ber den Kollegen Söder: „Söder gegen Rösler“. Heute
orgen war Herr Söder im ARD-Morgenmagazin dann
ieder ganz handzahm – er trug gewissermaßen einen
aulkorb –; schließlich haben sich jetzt alle lieb.

Schaut man sich die Reden an, die Frau Bundeskanz-
erin und Frau Homburger gestern gehalten haben, stellt

an schon Unterschiede fest: Es wird zwar nicht mehr
ufeinander eingedroschen, aber es wird etwas Unter-
chiedliches gesagt. Die Kanzlerin sagt: Wir wollen So-
idarität in unserer Gesellschaft, auch im Gesundheits-
ystem, und die Koalition steht dafür, dass es keine
weiklassenmedizin gibt, dass jeder die medizinischen
eistungen bekommt, die er braucht, aber in einer Art
nd Weise, die die Beschäftigungsmöglichkeiten in un-
erem Land nicht unterminiert. Das ist ein neuer Unter-
on. Das stellt die bisher vorhandene Solidarität unter
en Vorbehalt, dass Beschäftigungsmöglichkeiten nicht
ingeschränkt werden.

Frau Homburger hat in einer Debatte auf die Zwi-
chenfrage des Kollegen Beck, ob es bei einer privaten
eutschen Krankenversicherung Sondertarife für die
lientelpartei FDP gibt, geantwortet: Wir wollen, dass

lle in diesem Land das Recht bekommen, ihre Kranken-
asse frei zu wählen, also die Möglichkeit erhalten,
elbst zu entscheiden, wo und in welchem Umfang sie
ich versichern und welche Zusatzversicherung sie ab-
chließen. Das heißt im Klartext: Die FDP will die ge-
etzliche Krankenversicherung abschaffen. Sie wollen,
ass diejenigen, die sich Solidarität eigentlich am meis-
en leisten können, zur privaten Krankenversicherung
bwandern. Sie wollen, dass die, die in der gesetzlichen
rankenversicherung oder in einem Mindestversor-
ungssystem zurückbleiben, wirklich Minimalmedizin
ekommen, während diejenigen, die es sich leisten kön-
en, Medizin auf dem Stand der Technik erhalten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Eine faule Interpretation!)


Es hört sich gut an, wenn Sie sagen: Steuern sind ge-
echter als Beiträge. Die hohen Einkommen oberhalb der
eitragsbemessungsgrenze zahlen eigentlich nicht ge-
ug ein. – Das stimmt.


(Zuruf von der FDP: Na also!)


ber der Schluss ist falsch. Der Schluss bei Ihnen heißt
ämlich: Wir machen eine einheitliche Kopfprämie.
uf dieses System bezogen wären das 146 oder
45 Euro pro Monat, wenn die Familienmitversicherung
eibehalten wird. Sie hatten ja die Gelegenheit – Herr
ahr, Sie schütteln den Kopf –, auf eine Kleine Anfrage
einer Fraktion zu antworten, aber Sie haben es vorge-






(A) )



(B) )


Elke Ferner
zogen, den Kopf in den Sand zu stecken und eine Kleine
Anfrage in einer Art und Weise, wie ich das in 20 Jahren
noch nicht erlebt habe, zu beantworten, die das Frage-
recht des Parlaments wirklich infrage stellt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Die Frage hätte nicht zugelassen werden dürfen!)


– Sie hätten sie nicht zugelassen. Damit haben wir im
Prinzip gerechnet. Dann hätten wir die Wertungen he-
rausgenommen und es hätte immer noch die Möglichkeit
bestanden, zu antworten.


(Jörg van Essen [FDP]: Sie haben sie nicht herausgenommen!)


Aber das wird Sie wieder einholen.

Ihr Motto ist: Diejenigen, die ungefähr 1 800 Euro
und ein paar Zerquetschte brutto im Monat und darüber
verdienen, werden entlastet; die mit einem Einkommen
darunter müssen mehr bezahlen. Für die muss ein Sozial-
ausgleich organisiert werden; immerhin knapp 37 Mil-
liarden Euro. Hinzu kommen dann noch die Steuermit-
tel, die ohnehin schon im System sind. Gleichzeitig wol-
len Sie die Steuern noch weiter senken. Es ist aber altbe-
kannt: Wenn man in den Steuertarif eingreift, kommt es
dazu – auch bei Ihrem berühmten Stufentarif –, dass die
oben weniger bezahlen als die unten. Das bedeutet nicht
mehr Solidarität im Gesamtzusammenhang Ihrer Politik,
sondern das bedeutet ganz klar eine Umverteilung von
unten nach oben, und das ist alles andere als ein solida-
risch finanziertes Krankenversicherungssystem.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was Sie machen, ist Klientelpolitik in Reinkultur. Sie
haben vereinbart, den Kapitalstock für die private Pfle-
geversicherung in einem Zwangszusatzsystem im Rah-
men der privaten Krankenversicherung zu schaffen. Sie
möchten die Wechselmöglichkeiten von der GKV zur
PKV erleichtern. Sie versprechen den Leistungserbrin-
gern Geldsegen. Sie wollen mehr Wahlfreiheit für dieje-
nigen, die es sich leisten können. Sie wollen Kostener-
stattung statt Sachleistungsprinzip. Das einmal unter
dem Stichwort „Bürokratieabbau“ zu beleuchten, wäre
auch ganz interessant. Man braucht sich nur die Verwal-
tungskosten der PKV pro Mitglied im Vergleich zu de-
nen bei der gesetzlichen Krankenversicherung anzu-
schauen. Sie krönen das Ganze damit, dass ein bisheriger
PKV-Spitzenfunktionär Leiter Ihrer Grundsatzabteilung
wird und auch noch die Zuständigkeit für die Pflege be-
kommt, weil man ja der privaten Versicherungswirt-
schaft ein neues Geschäftsfeld – zwangsweise für die
Versicherten – eröffnen will.

Schauen wir uns an, was die Süddeutsche heute unter
der Überschrift „Die Rabatt-Könige der FDP“ schreibt!
FDP-Mitglieder und -Mitarbeiter können sich in der
DKV günstiger versichern als jeder andere; es gibt
5 Prozent Rabatt.


(Iris Gleicke [SPD]: Hört! Hört!)


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(C (D nders als üblich sollen Vorerkrankungen kein Grund ein, den Versicherungsschutz zu verweigern. Familienitglieder werden mitversichert, und Wartezeiten gibt es uch nicht. Gleichzeitig kann man lesen, dass die Koalition die eitragslücke im Basistarif der PKV über Steuergelder chließen will. as angeblich überlegene System scheint also nicht in er Lage zu sein, ein Minimum an Solidarität innerhalb ieser Versichertengemeinschaft zu leisten. Aber wenn s darum geht, Solidarität mit den verarmten FDP-Mitliedern zu leisten, dann ist alles möglich; denn die Raatte für diese zahlen die anderen Versicherten mit, die icht in den Genuss solcher Rabatte kommen. Man önnte auch sagen: Diejenigen, die sich heute überhaupt icht in der privaten Krankenversicherung versichern önnen, weil sie Vorerkrankungen haben, beispielsweise sychisch krank sind, sollen doch in die FDP eintreten; ann können sie sich bei der DKV versichern, und zwar u besseren Konditionen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Heinz Lanfermann [FDP]: Sprechen Sie mal zum Haushalt!)


(Iris Gleicke [SPD]: Mövenpick lässt grüßen!)


Sie haben die ganze Zeit Ankündigungen völlig ohne
ubstanz gemacht.

Mehr netto vom Brutto war im Wahlkampf verspro-
hen. Es wird am Ende weniger netto vom Brutto sein.

Sie haben versprochen, dass es dank Ihres automati-
chen Sozialausgleichs weniger Bürokratie geben
erde. Dabei weiß kein Mensch, wie er funktionieren

oll – Sie wahrscheinlich auch nicht –; denn zunächst
inmal müsste man in Erfahrung bringen, wer bedürftig
st. Die Bedürftigkeit könnte entweder so geprüft wer-
en, dass über 82 Millionen Zwangsveranlagungen beim
inanzamt durchgeführt werden, oder so, dass die ganze
epublik ihre Einkommensverhältnisse bei den jeweili-
en Krankenkassen offenlegt. „Viel Vergnügen!“, kann
ch da nur wünschen. Das bringt ja überhaupt keine Bü-
okratie mit sich. Es wird also nicht weniger, sondern
ehr Bürokratie geben. Schließlich wird die Finanzie-

ung auch nicht gerechter, vielmehr wird sie ungerechter.

Wenn es wahr ist, was Sie eben in Ihren wohlfeilen
orten gesagt haben, Herr Rösler, wenn Sie das wirklich

orhaben, kann ich Sie nur auffordern: Lassen Sie ab
on dieser ungerechten Gesundheitsreform und sehen
ie zu, dass das System, das wir haben, gerechter finan-
iert wird, indem es zum Beispiel auf eine breitere, soli-
arischere Finanzierungsgrundlage gestellt wird und ein
isikostrukturausgleich auch zwischen privaten und ge-

etzlichen Krankenversicherungen durchgeführt wird.
as entspräche der Bürgerversicherung, wie wir sie

chon seit Jahren fordern.


(Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der FDP)


Ich kann Sie auch nur ermuntern, die drängenden Pro-
leme anzugehen. Auch Sie haben ja offensichtlich ge-






(A) )



(B) )


Elke Ferner
merkt, dass es, ohne die Ausgabenseite zu betrachten,
nicht geht. Ich kann Sie nur auffordern, schnell zu han-
deln; denn derjenige, der jetzt nicht handelt, wird auch
die Verantwortung dafür tragen müssen, wenn dieses
Jahr Zusatzbeiträge eingeführt werden. Sie können sich
hier nicht hinstellen und alle Probleme auf ein von der
SPD eingeführtes System schieben. Ihre jetzige Staatsse-
kretärin hat damals mit am Verhandlungstisch gesessen.
Sie weiß genauso gut wie ich, was wir nicht wollten und
welche Regelungen auf Kompromisse zurückgehen. Das
gilt insbesondere auch für die Frage der Zusatzbeiträge.
Die CDU hätte es ja am liebsten gehabt, wenn diesen ein
noch stärkeres Gewicht zugekommen wäre und der Ge-
sundheitsfonds geringere Einnahmen gehabt hätte. Kol-
lege Zöller lächelt genüsslich. Er erinnert sich an die vie-
len Stunden, die wir zusammengesessen haben, und
weiß genau, wovon ich rede. Sie, Herr Rösler, müssen
jetzt handeln. Sie stehen jetzt in der Verantwortung. Als
Sie von uns das Haus übernommen haben, mussten die
gesetzlichen Krankenversicherungen keine Zusatzbei-
träge erheben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der FDP: Katastrophal!)


Wir haben die finanzielle Ausstattung der gesetzli-
chen Krankenversicherung gewährleistet. Sie retten sich
jetzt in diesem Jahr mit einem einmaligen Zuschuss von
3,9 Milliarden Euro über den Berg; dieser soll allerdings
nur dieses Jahr gezahlt werden. Außerdem fehlen laut
Berechnungen des Schätzerkreises noch 4 Milliarden
Euro. Auch diese Mittel müssen irgendwie aufgebracht
werden, wenn die Berechnungen stimmen.

Ich kann nur sagen, dass Ihre Prämisse „Freiheit in
Verantwortung“, die Sie in dieser Haushaltsdebatte bei
jedem Einzelplan hochhalten, nichts mit Freiheit in Ver-
antwortung zu tun hat, sondern gekaufte bzw. gespon-
serte Verantwortungslosigkeit darstellt. Ich hoffe im In-
teresse der Menschen in unserem Lande, dass diese
Politik bald ein Ende hat.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie hat gerade erst angefangen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701617000

Das Wort hat der Kollege Johannes Singhammer für

die Unionsfraktion.


Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1701617100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Frau Kollegin Ferner, Sie haben kritisiert, dass
jemand als hoher Beamter neu eingestellt worden ist, der
zuvor bei der PKV eine wichtige Funktion innehatte. Ich
habe gerade heute eine Einladung in die Hände bekom-
men, auf der steht:

Politisches Marketing
Grundlagen erfolgreichen Lobbyings für Akteure
der Gesundheitswirtschaft

Die Teilnahme kostet übrigens 465 Euro plus Mehrwert-
steuer. Wer, glauben Sie, ist dort der Hauptreferent?


(Zuruf von der FDP: Herr Knieps?)


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(C (D r. Klaus Theo Schröder, Staatssekretär im Bundesinisterium für Gesundheit a. D. (Mechthild Rawert [SPD]: Wer ist der Anbieter?)


ch sage Ihnen: Kehr jeder vor der eignen Tür, gleich
auber ist das Stadtquartier!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir wollen
it dem Haushalt 2010 eine nachhaltige Gesundheitspo-

itik erreichen, mit mehr Eigenverantwortung, aber
icht weniger Solidarität. Wer sich mit dem Gesund-
eitswesen in Deutschland beschäftigt, der sollte zu-
ächst einmal mit der Beobachtung der Wirklichkeit be-
innen. Die Realität ist: Voraussichtlich werden auch im
ahr 2010, also in diesem Jahr, erneut 24 Millionen Men-
chen aus unserem Land eine Auslandskrankenversiche-
ung abschließen. Wer in Sizilien oder Spanien Urlaub
acht und dort erkrankt, möchte im Regelfall sehr

chnell zurück in die Heimat, um hier behandelt zu wer-
en. Das gilt auch, wenn in diesen Gegenden gerade die
andelbäumchen blühen und die Zitronenbäumchen

uften. Wir wollen, dass die Menschen aus Deutschland
u Recht auch in diesem Jahr darauf vertrauen, dass die
ersorgung bei uns zu Hause besser ist als im Rest Euro-
as. Deshalb werden wir es nicht zulassen, dass unser
esundheitssystem schlechtgeredet wird.


(Elke Ferner [SPD]: Es ist doch schlecht!)


ir wollen aber sehr wohl Verbesserungen dort errei-
hen, wo es notwendig ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb haben wir rasch gehandelt. Diese Bundesre-
ierung hat in einer Blitzaktion auf das sich abzeich-
ende Defizit der gesetzlichen Krankenversicherung
eagiert. Dabei werden 3,9 Milliarden Euro vor allem
on den Steuerzahlern aufgebracht und zusätzlich in den
esundheitsfonds eingebracht. Das heißt, diese Bun-

esregierung hat keinen Stolperstart hingelegt, sondern
inen Blitzstart.


(Beifall bei der CDU/CSU – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Pfeifen im dunklen Walde nennt man das!)


it insgesamt 15,7 Milliarden Euro werden mehr Steu-
rgelder in die gesetzlichen Krankenkassen eingebracht
ls je zuvor. Das ist ein großer Solidarbeitrag aller Steu-
rzahler.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zur Wahrheit gehört auch, dass die gesetzlichen
rankenversicherungen in diesem Jahr 170 Milliarden
uro zur Verfügung haben. Auch das ist mehr als jemals
uvor.


(Elke Ferner [SPD]: Das ist in jedem Jahr mehr als je zuvor!)


Ich komme gleich dazu. – Trotzdem besteht – und da-
über sind wir uns einig – in der Gesundheitspolitik die






(A) )



(B) )


Johannes Singhammer
ständige Notwendigkeit, die Einnahmesituation zu über-
prüfen und zu verbessern. Das werden wir in den nächs-
ten Monaten auch tun. Es gehört zur Ehrlichkeit dazu,
dass wir die Situation des Haushalts – wir führen hier
schließlich eine Haushaltsdebatte – nicht aus den Augen
verlieren. Auf der einen Seite besteht die Notwendigkeit,
in den nächsten Jahren zu konsolidieren. Auf der ande-
ren Seite wollen wir Steuererleichterungen durchsetzen.
Deshalb ist es klar, dass der Spielraum für alle Formen
der Finanzierung nicht größer, sondern kleiner wird.
Deshalb warnen wir auch davor, die Diskussion jetzt
ausschließlich auf die Frage „Prämie, ja oder nein?“ zu
verengen.


(Elke Ferner [SPD]: Sie sind auch schon umgefallen, Herr Singhammer!)


Ich glaube, entscheidend ist – und darauf werden wir
Wert legen –, dass die Finanzierung sozial gerecht er-
folgt. Dafür werden wir sorgen. Ihr Modell einer Bürger-
versicherung ist weniger gerecht; denn im Endeffekt ho-
len Sie sich das Geld damit von den Kommunen wieder.
Wie das in der jetzigen Situation, die die Kommunen be-
klagen, gelingen soll, weiß kein Mensch.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Er hat es gar nicht verstanden!)


Wir wollen eine nachhaltige Gesundheitspolitik.
Das bedeutet mehr als nur eine gesicherte Finanzierung.
Nachhaltige Gesundheitspolitik heißt erstens – das ist
das Nachhaltigste überhaupt – Prävention, damit
Krankheit möglichst gar nicht erst eintritt, zum Beispiel
Volkskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen
oder Diabetes. Deshalb werden wir einen ganz klaren
Schwerpunkt auf Prävention setzen.

Zweitens. Gesundheit darf nicht zu einem Privileg für
bestimmte Bevölkerungsgruppen, Einkommensgruppen
oder Altersschichten werden. Eine Diskussion darüber,
ob medizinische Leistungen wie Dialyse oder Herzope-
rationen ab einem bestimmten Alter oder ab einem be-
stimmten Einkommen nicht mehr erbracht werden sol-
len, würde ich für unerträglich halten. Deshalb werden
wir sie auch nicht führen. Schweden, das oft als Vorbild
ins Spiel gebracht wird, ist für uns kein Vorbild, wenn
dort beispielsweise die Behandlung gutartiger Tumore
von den Patienten selbst bezahlt werden muss.

Drittens. Diejenigen, die im Gesundheitsbereich in
unterschiedlichsten Berufen, als Mediziner oder Pflege-
kräfte, tagtäglich einen anstrengenden, der Humanität
gewidmeten Dienst für kranke Menschen leisten,


(Elke Ferner [SPD]: Der gut bezahlt werden muss!)


sind nicht die Verursacher der Probleme im Gesundheits-
wesen. Sie brauchen vielmehr unsere Unterstützung.


(Elke Ferner [SPD]: Wer Ihre Unterstützung bekommt!)


Mehr Unterstützung heißt – das ist uns wichtig – weni-
ger Gängelung und weniger Bürokratie, dafür aber mehr
Verantwortung und mehr Freiheit.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Und mehr Geld!)


Deshalb halte ich es für einen großen Erfolg, dass wir
ns in den Koalitionsvereinbarungen darauf verständigt
aben, die freie Arztwahl, die freie Krankenhauswahl
nd die freie Krankenkassenwahl für die Bürger in
eutschland zu erhalten.


(Elke Ferner [SPD]: Wo geht das denn heute nicht?)


Ich komme jetzt zu Ihnen. – Mehr Planwirtschaft, die
ie immer im Hinterkopf haben, führt nicht zu mehr Ge-
echtigkeit. Sie ist allenfalls weiße Salbe.


(Elke Ferner [SPD]: Wer will denn mehr Planwirtschaft? – Gegenruf des Abg. Heinz Lanfermann [FDP]: Sie wollen es!)


er wie die SPD Einheitsvergütungen verlangt, der eb-
et letztendlich den Weg zur Einheitsmedizin.


(Beifall der Abg. Stefanie Vogelsang [CDU/ CSU])


ann wird die Versorgung der Menschen nicht solidari-
cher, sondern in der Konsequenz schlechter.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Zwischen uns besteht ein entscheidender Unter-
chied: Wir sehen in Eigenverantwortung und Solidarität
einen Gegensatz. Ich will das an einem Beispiel deut-
ich machen. Solidarität ist notwendig bei großen und
euren Operationen, wie zum Beispiel bei Herzoperatio-
en. Auf der anderen Seite brauchen wir aber auch mehr
igenverantwortung.


(Elke Ferner [SPD]: Wo sollen denn die Leute mehr bezahlen?)


ei Erkrankungen wie beispielsweise Erkältungen kann
an, was die Mittel dagegen angeht, diese Eigenverant-
ortung einfordern und mit ihr einiges erreichen.


(Widerspruch bei der SPD – Elke Ferner [SPD]: Das gibt es doch schon längst!)


Wir werden 2010 voraussichtlich einen Honorar-
nstieg bei den Ärzten haben.


(Elke Ferner [SPD]: Und wer bezahlt das?)


amit stellen wir sicher, dass die Ärzte für ihre schwie-
ige und verantwortungsvolle Arbeit eine angemessene
onorierung erhalten. Wir erwarten aber – auch das sage

ch an dieser Stelle –, dass die Ärzte ihre Serviceleistun-
en gegenüber den gesetzlich Versicherten verbessern
nd unterschiedliche Wartezeiten verhindern, die als ein
rgernis empfunden werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Was tun Sie dagegen?)


Wir tun eine ganze Menge.


(Lachen der Abg. Elke Ferner [SPD])


Ich darf noch Folgendes ankündigen. Wir haben uns
n der Koalition darauf geeinigt, rasch und ohne Verzö-






(A) )



(B) )


Johannes Singhammer
gerung in den nächsten Wochen folgende Herausforde-
rungen aufzugreifen.

Erstens. Wir werden ein Gesetz auf den Weg bringen,
das sich die Verbesserung der ärztlichen Versorgung
vor allem in den ländlichen Regionen zum Ziel setzt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir wollen, dass sich die Ärzte wieder mehr auf die Ver-
sorgung der Patienten konzentrieren können und sich
nicht ständig mit Gebührenordnungen, Richtlinien und
Bürokratie beschäftigen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf der Abg. Mechthild Rawert [SPD])


Zweitens. Wir werden in einem weiteren Gesetz den
Arzneimittelbereich deregulieren.


(Elke Ferner [SPD]: Aha!)


– Selbstverständlich. – Zurzeit gibt es über zwei Dut-
zend Steuerungsinstrumente, die an die unterschiedlichs-
ten Akteure gerichtet sind. Das sind viel zu viele. Was
zum Beispiel die Wirtschaftlichkeitsprüfung betrifft, gab
es 1988 eine Vorschrift, die sich noch auf 150 Worte
beschränkte. Jetzt regelt das Gesetz das gleiche Verfah-
ren mit 2 300 Worten in sieben Absätzen. Das werden
wir ändern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Drittens. Wir werden ein Gesetz zur Struktur der
Krankenversicherungen auf den Weg bringen. Dabei
geht es auch um das Verhältnis der gesetzlichen Kran-
kenversicherung zur privaten Krankenversicherung. Wir
wollen, dass der Grundsatz, der sowohl das Nebeneinan-
der als auch die Abgrenzung betrifft, erhalten bleibt. Wir
wollen aber auch, dass die Möglichkeiten der Koopera-
tion zwischen GKV und PKV bei Zusatzversicherungen
gestärkt werden.


(Zurufe von der SPD)


Gesundheitspolitik ist aber mehr, als nur auf die He-
rausforderungen zu reagieren, die uns auf der Einnahme-
und auf der Ausgabenseite über Jahre begleiten. Der Ge-
sundheitssektor ist vor allem ein Wachstumsmotor in
Deutschland. Mit 4,4 Millionen Beschäftigten gibt es im
Gesundheitswesen annähernd sieben Mal so viele Be-
schäftigte wie in der deutschen Vorzeigebranche, der
Automobilindustrie, in der 700 000 Arbeitnehmer be-
schäftigt sind. Wir wollen, dass der Standard in unserem
Gesundheitswesen im internationalen Wettbewerb an
vorderer Stelle bleibt. Deshalb werden wir den Gesund-
heitssektor weder kaputtsparen noch ruinieren, sondern
weiterentwickeln. Eines sage ich – Sie rufen ja immer
dazwischen – deutlich an Ihre Adresse: Wer den Men-
schen Angst einjagt und behauptet, die medizinische
Versorgung in Deutschland werde zum Risiko, der wird
selbst zum Risiko.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Sie sind das Risiko für die Versorgung!)


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(C (D Das Wort hat die Kollegin Kathrin Vogler für die raktion Die Linke. Frau Präsidentin! Herr Minister! Liebe Kolleginnen nd Kollegen! Beim Gesundheitsetat geht es nicht nur m die 16 Milliarden Euro im Einzelplan 15, von denen ir gerade gehört haben; den größten Pott in der Ge undheitspolitik füllen die Beiträge der Versicherten n die gesetzlichen Krankenkassen. Über die Höhe dieer Beiträge und ihre Verteilung entscheiden wir ebenalls hier im Bundestag. Deshalb müssen wir darüber reen. Jedes Mitglied in der gesetzlichen Krankenversicheung kennt doch die Probleme: Wartezeiten beim Fachrzt, Zuzahlungen zu Medikamenten und Hilfsmitteln, ohe Eigenbeteiligungen etwa beim Zahnersatz oder ein ausarzt, der am Ende des Quartals mit dem notwendien Rezept geizt und es nicht ausstellt. Frau Merkel hat ns gestern darüber aufgeklärt – Kollegin Ferner hat das chon zitiert –, dass die schwarz-gelbe Bundesregierung eine Zweiklassenmedizin möchte. Es gibt aber längst chon eine Zweiklassenmedizin. Sogar Ärztepräsident oppe hat zuletzt in der Frankfurter Allgemeinen Sonn agszeitung festgestellt, was 70 Millionen Versicherte ängst wissen: Im deutschen Gesundheitswesen wird heimlich rationiert, weil nicht genügend Geld zur Verfügung steht, um allen Menschen die optimale Therapie zu verschaffen. r bezog sich damit allerdings nur auf „sehr teure“ rebsmedikamente, an denen sich die Pharmafirmen erne eine goldene Nase verdienen möchten. Außer der Linken spricht niemand über die Probleme, ie Millionen Menschen schon mit der einfachsten Geundheitsversorgung haben. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dummes Zeug! Woher haben Sie das: „Außer der Linken“?)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701617200

(Beifall bei der LINKEN)

Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701617300

azu möchte ich ein Beispiel aus meiner Heimat, dem
ünsterland, erzählen. In der vorigen Woche hat in Dül-
en eine neue Einrichtung Bilanz gezogen: die Medika-
ententafel. In den ersten drei Monaten haben dort

chon 115 bedürftige Menschen das Angebot genutzt,
edikamente zum halben Preis zu kaufen. Es geht hier
ohlgemerkt um Medikamente, die der Arzt verschrie-
en hat, die aber nicht von den Kassen übernommen
erden und nicht von den Patienten aus eigener Tasche

inanziert werden können. Ich schätze das soziale Enga-
ement sehr, das dieses Angebot möglich macht. Es ist
ber eine Schande, dass so etwas in diesem Land nötig
st.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Kathrin Vogler
So sieht nämlich die soziale Wirklichkeit in unserem
reichen Land aus: Wer arm ist und krank wird, ist auf Al-
mosen angewiesen.


(Zuruf von der SPD: Quatsch!)


Damit werde ich mich nicht abfinden; damit wird sich
die Fraktion Die Linke nicht abfinden.


(Beifall bei der LINKEN)


Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen von der
SPD, wir werden nicht vergessen, dass dies auch ein Er-
gebnis von zehn Jahren sozialdemokratischer Gesund-
heitspolitik ist, an der leider auch die Grünen und die
Union beteiligt waren.

Wenn Union und FDP nun versprechen, die Unter-
finanzierung zu beenden, dann klingt das erst einmal
klasse; aber für die Versicherten bedeuten Ihre Pläne
eine weitere Umverteilung von unten nach oben. Sie
wollen also das Solidarprinzip abschaffen, demzufolge
Gesunde für Kranke und diejenigen, die gut verdienen,
für diejenigen, die weniger Einkommen haben, einste-
hen. Das ist mit uns nicht zu machen.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie setzen auf die Kopfpauschale, die von der FDP
beschönigend „Gesundheitsprämie“ genannt wird. Das
heißt, Sie wollen, dass die Friseurin mit 800 Euro Mo-
natsgehalt denselben Beitrag zahlt wie die Chemietech-
nikerin mit 3 000 Euro Gehalt im Monat. Sie haben im
Wahlkampf versprochen: „Mehr netto vom Brutto.“ Das
setzen Sie jetzt um, aber nur für diejenigen, die mehr als
2 000 Euro im Monat verdienen. Das sollen diejenigen
finanzieren, die über deutlich weniger Einkommen ver-
fügen. Deren Beiträge werden nämlich steigen. Damit
treiben Sie die Spaltung der Gesellschaft voran. Das
werden wir Ihnen nicht durchgehen lassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Rösler, Ihr Versprechen, diese Ungerechtigkeit
mit einem Sozialausgleich abzufedern, kann ich Ihnen
ehrlich gesagt nicht abnehmen; denn ich glaube nicht,
dass es Ihnen gelingt, die Steuern zu senken – auch das
haben Sie versprochen – und gleichzeitig 20 bis 40 Mil-
liarden Euro aus der Staatskasse für den Sozialausgleich
aufzubringen. Entweder können Sie nicht rechnen oder
Sie wissen nicht, was da auf Sie zukommt, oder Sie wis-
sen genau, dass es nicht funktionieren wird, und belügen
die Leute. Das halte ich für eine Unverschämtheit.


(Beifall bei der LINKEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Na, na, na! Beide Behauptungen sind beleidigend und unverschämt!)


Zweitens machen Sie damit Millionen Versicherte zu
Bittstellern beim Staat. Nach der Medikamententafel
kommt dann also demnächst die Krankenkassentafel.
Dagegen werden wir uns wehren. Dass Sie diese Reform
zudem ausgerechnet von einem bisherigen Funktionär
der privaten Krankenversicherung erarbeiten lassen,
wundert uns da kaum noch. Es zeigt das wahre Wesen
der FDP als Front der Privilegierten. Oder stehen diese

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(C (D rei Buchstaben vielleicht doch eher für „Freundeskreis er Privatversicherer“? (Zuruf von der LINKEN: Freundeskreis Mövenpick!)


3,9 Milliarden Euro sollen in diesem Jahr als Steuer-
uschuss in den Gesundheitsfonds fließen, um die Min-
ereinnahmen durch die Finanzkrise auszugleichen; das
aben Sie gerade ganz stolz verkündet. Aber Sie wissen
och ganz genau, dass den Krankenkassen 2010 voraus-
ichtlich weitere 4 Milliarden Euro fehlen werden.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wer bezahlt denn die Milliarden?)


en Versicherten drohen also Zusatzbeiträge, denn ir-
endwoher müssen die fehlenden Milliarden ja kommen.

Warum kommen Sie eigentlich nicht auf die Idee, die-
enigen an den Kosten zu beteiligen, die die Krise verur-
acht haben?


(Beifall bei der LINKEN – Heinz Lanfermann [FDP]: So viel Geld hat die Frau Schmidt auch nicht! – Heiterkeit)


ber nein: Auf die Unternehmer und Aktionäre entfällt
ein einziger Cent an höheren Beiträgen. Wieder sind es
ur die Beschäftigten, die Rentnerinnen und Rentner, die
ie zur Kasse bitten werden.

Die Linke hat immer wieder Vorschläge gemacht und
ird das auch weiterhin tun, wie die Kassen finanziert
nd die Versicherten entlastet werden können. Wir wol-
en bestmögliche Versorgung für die Patientinnen und
atienten, mehr Zeit für Zuwendung und für sprechende
edizin sowie mehr Beschäftigung bei besseren Ar-

eitsbedingungen statt noch mehr Profite für die
harmabranche und private Versicherungskonzerne.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie hingegen preisen im Koalitionsvertrag den Wett-
ewerb und den Markt als Steuerungsmechanismen und
ergessen dabei eines: Ein kranker Mensch ist kein
unde, der über Diagnose und Therapie frei entscheiden
ann. Wer krank ist, braucht Hilfe, schnell erreichbar,
nkompliziert und in guter Qualität, und das Ganze vom
arß bis zum Bodensee. Das zu schaffen ist unsere ge-
einsame Verantwortung hier in diesem Haus. Deswe-

en werden wir diesen Haushalt ablehnen, und wir wer-
en weiter dafür streiten, dass Medikamententafeln in
iesem Land überflüssig werden.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701617400

Kollegin Vogler, das war Ihre erste Rede im Deut-

chen Bundestag. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg in Ih-
er weiteren Arbeit.


(Beifall)


Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht nun
ie Kollegin Birgitt Bender.






(A) )



(B) )


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701617500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Minister Rösler, wenn ich nicht schon so lange Gesund-
heitspolitik machte, dann wären mir eben bei Ihrer Rede
Tränen der Rührung gekommen. Es war ja so schön an-
zuhören, dass Sie jetzt derjenige sind, der aus lauter so-
zialer Verantwortung mit der Hinterlassenschaft der Gro-
ßen Koalition aufräumt, die nämlich für dieses Jahr
Zusatzbeiträge für die Versicherten zur Folge haben
wird.

Ja, Herr Minister, wer soll Ihnen glauben, dass das
Ihre größte Sorge ist? In Wirklichkeit ist es doch so, dass
Ihnen das als Testfeld willkommen ist. Es werden Kos-
ten auf die Versicherten verschoben, zunächst eine
kleine Kopfpauschale, und das ist der ideale Test für die
von Ihnen geplante große Kopfpauschale. Die Kroko-
dilstränen über Zusatzbeiträge, Herr Minister, können
Sie sich sparen; die glaubt Ihnen niemand.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ob Sie wirklich aus sozialer Verantwortung für die
Versicherten handeln, wie Sie behaupten, darf man be-
zweifeln. Werfen wir einmal einen Blick in Ihren Haus-
halt. Da wird durchaus mehr Geld ausgegeben, und zwar
nicht nur via Steuerzuschuss für die GKV. Nein, da wird
beispielsweise ein Titel im Bereich der internationalen
Arbeit deutlich erhöht. Wir lesen den Titel „Förderung
der deutschen Gesundheitswirtschaft im Ausland“.
Da geht es um die Mitwirkung der Bundesregierung an
Vermarktungs- und Kooperationsbemühungen gesund-
heitswirtschaftlich tätiger Unternehmen im Ausland. Es
findet sich eine deutliche Erhöhung des Titels. Herr Mi-
nister, wir haben nichts gegen Wirtschaftsförderung.
Aber das Bundesgesundheitsministerium ist keine Un-
terabteilung des Wirtschaftsministeriums, und das sollte
man deutlich unterscheiden können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir sind uns nicht sicher, ob Sie diese Unterscheidung
treffen. Als Sie noch Landeswirtschaftsminister waren,
haben Sie an einer Resolution der Landeswirtschafts-
minister mitgewirkt, in der es sinngemäß heißt, man
möge endlich dem IQWiG, also dem Institut für Quali-
tät und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, auf
die Finger klopfen, weil es die Pharmaindustrie so ver-
unsichere und Arbeitsplätze in der Pharmaindustrie ge-
fährde.


(Elke Ferner [SPD]: Sie behindert in ihrem Profit!)


Was passiert jetzt? Es wird die Ablösung des pharma-
kritischen Leiters dieses Instituts betrieben.


(Mechthild Rawert [SPD]: Sauerei!)


Was schließen wir daraus? Dass wir uns nicht missver-
stehen: Natürlich muss ein Leiter korrekte Spesen-
abrechnungen vorlegen.

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(C (D (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wenn einer Brötchen klaut, wird ihm gekündigt! Wenn einer seine Spesen nicht richtig abrechnet, dann nicht?)


ber wenn ausgerechnet jetzt die Ablösung von Sawicki
efordert wird – vor allem, wenn man weiß, dass schon
ährend der Koalitionsverhandlungen Papiere kursier-

en, in denen seine Ablösung gefordert wurde –, dann
ird klar, woher der Wind weht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es geht darum, dass man einen Grund findet, um ei-
en Kritiker loszuwerden. Ich sage Ihnen, Herr Minister:
enn das der Auftakt dazu ist, dass die Arbeit des

QWiG weichgespült wird, um der Pharmaindustrie ei-
en Gefallen zu tun, dann machen Sie einen Fehler. Es
ird nämlich für die Versicherten teurer,


(Elke Ferner [SPD]: Das ist denen doch egal!)


nd es ist auch nicht wirklich im längerfristigen Inte-
esse der Pharmaindustrie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es ist klar, dass sich ein Unternehmen nicht freut,
enn es durch ein Gutachten des IQWiG auf Anhieb et-

iche Millionen Euro Umsatz verliert. Aber wenn die
nternehmen wissen: In Deutschland gilt die Kosten-
utzen-Bewertung. Das sind die Kriterien, an die wir
ns halten müssen. Wenn wir etwas Neues auf den
arkt bringen, das den Patienten wirklich mehr Nutzen

ietet, dann können wir auch einen höheren Preis reali-
ieren. – Dann wird in die richtige Richtung geforscht.
as sind verlässliche Rahmenbedingungen. Das sollte
an gerade als Minister nicht infrage stellen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Man gewinnt den Eindruck, Herr Minister, dass Sie
icht der Anwalt der Patienten sind, sondern dass Ihre
genda eher die Klientelpflege ist. Nehmen wir als Bei-

piel die private Krankenversicherung. Erst hieven
ie einen Mann der PKV auf eine B-9-Stelle in Ihrem
inisterium. Ausgerechnet er soll für Sie die Grund-

ätze ausarbeiten. Dann erfahren wir, dass es exklusiv
ür FDP-Mitglieder einen Rabattvertrag eines PKV-Un-
ernehmens gibt. Nicht nur, dass Sie dort niedrigere Prä-

ien bezahlen. Nein, es gibt auch noch – wenn wir den
erichten glauben dürfen – besondere Aufnahmebedin-
ungen.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja ungeheuerlich! – Elke Ferner [SPD]: Das zahlen alle anderen!)


as heißt offenbar nichts anderes, als dass der FDPler
rank sein darf und trotzdem von dieser PKV aufgenom-
en wird.






(A) )



(B) )


Birgitt Bender

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Elke Ferner [SPD]: Peinlich!)


Offensichtlich gilt hier seitens des PKV-Unternehmens:
Der FDP-Kranke ist uns lieb und teuer, weil die kurzfris-
tige wirtschaftliche Belastung sich in langfristigen politi-
schen Nutzen umwandelt. So wird ein Schuh daraus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Peinlich, sage ich dazu! Nur peinlich!)


Und siehe da: Es wird politisch angekündigt, dass
man in Zukunft einen höheren Zuschuss für PKV-versi-
cherte Hartz-IV-Empfänger zahlt. Das klingt schön. In
Wirklichkeit nutzt es nur der PKV. Man wird die Warte-
frist verkürzen, ab wann gut verdienende GKV-Versi-
cherte in die PKV wechseln dürfen. Was sollen wir denn
davon halten? Das ist doch Klientelpflege reinsten Was-
sers.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701617600

Frau Kollegin Bender, gestatten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Straubinger?


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1701617700

Werte Kollegin Bender, Sie haben sich mit dem Grup-

penversicherungsvertrag der FDP auseinandergesetzt,
wie es auch schon einige Vorredner getan haben. Sind
Sie der Meinung, dass Gruppenversicherungsverträge
grundsätzlich verboten werden müssten?


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701617800

Nein, ich finde sogar, dass es in der GKV richtig

wäre, wenn man beispielsweise Gruppenverträge für Pa-
tientengruppen machen könnte, so wie das in den Nie-
derlanden der Fall ist. Die Frage ist doch, warum eine
PKV ausgerechnet einer politischen Partei ein Angebot
für rabattierte Prämien und besondere Aufnahmebedin-
gungen macht.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Weil euer Geschäftsführer geschlafen hat!)


Das stinkt zum Himmel. Es wundert mich, dass ausge-
rechnet jemand aus der CSU das jetzt anspricht. Sie pro-
fitieren ja gar nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Weil meine Redezeit abläuft, möchte ich es kurz ma-
chen. Es gibt viele Themen, Herr Minister, die Sie der-
zeit in Interviews unter die Leute bringen. Angeblich
soll das alles der Freiheit von Patienten und Versicherten
dienen. Dazu kann ich nur sagen: Fragen Sie einmal in
Berlin-Neukölln oder in Stuttgart-Hallschlag, wer da
scharf ist auf Kostenerstattung, auf Arztbesuch gegen
Vorkasse. Sie müssen auch den dort niedergelassenen

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(C (D rzten einmal erklären, wie ihre Arztpraxen in Zukunft irtschaftlich bestehen sollen, wenn Sie das Kosten rstattungsprinzip tatsächlich einführen. Davor kann ich ie nur warnen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich sage deswegen: Auf den Wahlplakaten der FDP
ätte ähnlich wie auf Zigarettenpackungen ein Warnhin-
eis stehen müssen, und zwar: FDP wählen kann tödlich

ein, für die Gesundheit und fürs Gemeinwohl.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701617900

Das Wort hat der Kollege Heinz Lanfermann für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP – Elke Ferner [SPD]: Da sind wir aber jetzt gespannt!)



Heinz Lanfermann (FDP):
Rede ID: ID1701618000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

amen und Herren! Der Haushalt des Bundesgesund-
eitsministeriums, um heute auch einmal darüber zu re-
en, zeigt noch die Grundstruktur, die Ulla Schmidt ihm
n ihrer Amtszeit gegeben hat. Er wird jetzt dominiert
on dem Zuschuss für den von der abgewählten Gesund-
eitsministerin falsch konstruierten und unterfinanzier-
en Gesundheitsfonds.


(Elke Ferner [SPD]: Ihr Koalitionspartner war dabei!)


essen Einnahmen reichen eben nicht aus. Die Erblast
eträgt im Augenblick 8 Milliarden Euro. Ich weiß gar
icht, warum Sie sich so darüber aufregen, dass diese
oalition 4 Milliarden Euro dazugibt,


(Elke Ferner [SPD]: Wer regiert denn jetzt? Sie oder wir?)


eil man sagt: Das sind Folgen, die die Steuerzahler und
icht die Beitragszahler zu tragen haben. Ich weiß nicht,
b Ihre Kritik zu rechtfertigen ist.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Wer regt sich denn auf? Wer hat das denn kritisiert?)


enn die Krankenkassen sich jetzt gezwungen sehen,
usatzbeiträge von ihren Versicherten einzufordern,
ann ist das eine Erblast des Systems Ulla Schmidt.


(Beifall bei der FDP)


Um hier auch einmal über die Dinge zu sprechen, die
n Zukunft zu tun sind: Wir wollen ein Gesundheits-
inisterium, das einen klaren Schwerpunkt auf die For-

chung setzt. Der Wissenschaftsrat hat in seiner Unter-
uchung der nachgeordneten Behörden hierzu wertvolle
inweise geliefert. Ich würde Ihnen empfehlen, sich

uch einmal über solche Dinge Gedanken zu machen.






(A) )



(B) )


Heinz Lanfermann

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir wollen die Prävention zu einem Schwerpunkt
machen; denn die beste und natürlich auch kostengüns-
tigste Gesundheitspolitik ist, Krankheiten zu vermeiden.
Dafür brauchen wir einen ressortübergreifenden Ansatz,
der Doppelförderungen ebenso wie Förderlücken ver-
meidet. Wir wollen nicht zuletzt, dass das Gesundheits-
ministerium als Innovationsmotor auf dem Weg zu
einem zukunftsfesten Gesundheitssystem mit mehr
Wettbewerb fungiert;


(Elke Ferner [SPD]: Ein Innovationsmotor für die private Versicherungswirtschaft!)


denn Wettbewerb sichert und hebt die Qualität und be-
grenzt oder senkt sogar die Preise.


(Beifall bei der FDP)


Wir wollen ein Gesundheitssystem mit mehr Wahl-
freiheit für die Bürger;


(Elke Ferner [SPD]: Für die, die es sich leisten können!)


denn Wahlfreiheit schafft Transparenz und sorgt dafür,
dass auf die individuellen Bedürfnisse eingegangen
wird. Wir werden mit einem sozialen Ausgleich über das
Steuersystem – da gehört er hin, weil das gerechter ist
als die Ankopplung an die Gehaltshöhe – eine Neujustie-
rung vornehmen.


(Elke Ferner [SPD]: Wo wollen Sie denn das Geld dafür hernehmen?)


Diese wird sorgsam, umsichtig und verantwortungsvoll
vorgenommen.


(Beifall bei der FDP – Elke Ferner [SPD]: Und geheim gehalten bis zur NRW-Wahl!)


Dies ist – das hat man deutlich gesehen – eine etwas
asymmetrische Debatte. Während der Minister für das,
was er und die Koalition vorhaben, klare Worte gefun-
den hat


(Lachen bei der SPD – Elke Ferner [SPD]: Was hat er denn konkret gesagt? Da waren Sie in einer anderen Veranstaltung als wir!)


und der Kollege Singhammer auf die einzelnen Punkte
konkret eingegangen ist, haben sich die drei Damen, die
für die Opposition gesprochen haben, gegenseitig gera-
dezu darin übertroffen, sich mit irgendwelchen Mutma-
ßungen, Vorurteilen und selbstverständlich auch mit An-
griffen, zum Beispiel auf die FDP, zu profilieren. Das
war in weiten Teilen ziemlich unseriös.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Was?)


Ich will das Thema gerne aufgreifen – wir können da-
rüber gerne öffentlich diskutieren; das ist doch gar kein
Problem –: Wenn weit über 700 Unternehmen und weit
über 300 Verbände und Vereine Gruppentarifverträge
für ihre Mitglieder anbieten

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(C (D (Elke Ferner [SPD]: Die entscheiden nicht über Gesundheitspolitik!)


nd auch eine Partei dies tut, dann ist das doch ein ganz
ormaler Vorgang, so, wie ADAC-Mitglieder an be-
timmten Tankstellen halt einen kleinen Rabatt beim
anken bekommen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Zufall, dass es die FDP bei der PKV ist! – Elke Ferner [SPD]: Was haben Sie denn für ein Staatsverständnis?)


ch weiß wirklich nicht, woher die Aufregung kommt.
aben Sie bei der SPD nicht einmal damit geworben,
ass Ihre Mitglieder günstige Reisen nach Kuba vermit-
elt bekommen? Ich kann mich an so etwas erinnern.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Ich nicht! Sonst hätte ich es schon in Anspruch genommen!)


Prüfen Sie das noch einmal nach.

Sie dürfen auch nicht mit Unwahrheiten arbeiten,
rau Ferner. Sie haben hier zum Beispiel wahrheitswid-
ig behauptet, die Koalition habe beschlossen, dass die
usatzversicherung in der Pflege von der PKV durchge-

ührt werden soll. Das haben wir nie beschlossen, das
teht nicht im Koalitionsvertrag,


(Zuruf der Abg. Elke Ferner [SPD])


nd ich habe noch heute, Frau Ferner, eine bedeutende
ertreterin der gesetzlichen Krankenversicherung aus-
rücklich darum gebeten, dass auch sie, die Krankenver-
icherungen, Vorschläge machen, wie man diese Zusatz-
ersicherung organisieren könnte.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701618100

Kollege Lanfermann, gestatten Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Seifert? Ich mache darauf aufmerk-
am, dass das die einmalige Chance ist, Ihre ablaufende
edezeit zu verlängern.


Heinz Lanfermann (FDP):
Rede ID: ID1701618200

Ja, ich gestatte gern die Zwischenfrage, wenn ich

ben kurz meinen Gedanken zu Ende führen darf.

Ich habe sie ferner darum gebeten, zum Beispiel in
ezug auf die Pflegekassen Vorschläge zu machen, wie

ie sich an dieser Zusatzversicherung beteiligen wollen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Aha, er scheint ein bisschen gelernt zu haben!)



Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701618300

Herr Kollege Lanfermann, Sie sagten gerade, dass es

iele Gruppen gibt, die solche Gruppenverträge mit
rivaten Versicherungen haben, und dass es gar nichts
esonderes sei, dass die FDP das auch habe. Macht es
icht einen kleinen Unterschied, ob zum Beispiel ein Be-
indertenverband eine Gruppenversicherung abschließt
der die FDP, die unter anderem staatliche Zuschüsse






(A) )



(B) )


Dr. Ilja Seifert
bekommt, während der Behindertenverband diese nie im
Leben bekommt?


Heinz Lanfermann (FDP):
Rede ID: ID1701618400

Die Versicherung wird ja nicht von der FDP abge-

schlossen, übrigens auch nicht von den Tanzlehrern, die
auch diesen Gruppenvertrag bei dieser Versicherung ha-
ben.


(Iris Gleicke [SPD]: Tanzlehrer entscheiden nicht über Gesundheit in diesem Land! Das ist ja peinlich! Das wird ja immer schlimmer!)


Vielmehr können die einzelnen Menschen, die sich dort
versichern wollen, unter Hinweis auf ihre Mitgliedschaft
in einem bestimmten Unternehmen, einem bestimmten
Verein oder in dem Fall einer bestimmten Partei in einen
Gruppenvertrag eintreten. Dadurch wird ihr individuel-
ler Vertrag ein wenig, aber nicht sehr viel billiger.


(Elke Ferner [SPD]: Ein wenig billiger? Andere werden gar nicht versichert!)


Glauben Sie auch nicht die Märchen, die von Frau
Bender erzählt werden, dass es in Deutschland eine pri-
vate Krankenversicherung gäbe, die sich danach drängte,
jetzt kranke Mitglieder aufzunehmen – Ihr Vorwurf ist ja
immer, dass sie das nicht tun –, um irgendwelche Vor-
teile zu erlangen. Wir werden Ihnen das noch einmal
schriftlich geben, damit Sie das glauben.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Au ja!)


Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren, für die
Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701618500

Das Wort hat die Kollegin Bärbel Bas für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Bärbel Bas (SPD):
Rede ID: ID1701618600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Für

mich wie für Sie, Herr Dr. Rösler, ist das der erste Haus-
halt im Deutschen Bundestag. Da Sie mit den Worten
angetreten sind, das Kranken- und Pflegeversicherungs-
system verbessern zu wollen, habe ich einmal in den
Haushaltsentwurf geschaut, um mir zwischen den Zah-
len und Zeilen einen Eindruck zu verschaffen, wo Sie
Ihre Prioritäten setzen. Ich muss leider sagen: Ich habe
keine gefunden.


(Zurufe von der FDP: Was?)


Wo, Herr Dr. Rösler, sind zum Beispiel Ihre Kon-
zepte, um gerade für ältere, chronisch kranke und behin-
derte Menschen eine wohnortnahe medizinische Versor-
gung zu gewährleisten?


(Beifall bei der SPD)


Wir leisten uns für fast 30 Milliarden Euro eine qualita-
tiv hochwertige ambulante Versorgung, sind aber offen-

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(C (D ichtlich nicht in der Lage, diese immer zielgenau dortin zu steuern, wo die Menschen sie brauchen. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist Aufgabe der Selbstverwaltung!)


amit meine ich nicht nur die fehlenden Ärzte auf dem
ande. Auch Städte wie Duisburg weisen laut Statistik
er KV eine ausreichende oder sogar Überversorgung
it Haus- und Fachärzten auf. Trotzdem gibt es sozial

chwache Stadtteile, in denen zum Beispiel kein Kinder-
rzt mehr zu finden ist. Alleine mit einer Aufhebung der
udgetierung bei ambulanten Leistungen, die Sie, Herr
öller, als Patientenbeauftragter vorgeschlagen haben,
erden wir keinen Arzt in diese Stadtteile bekommen,

inmal abgesehen davon, dass Sie nicht sagen, wie Sie
as finanzieren wollen.


(Beifall bei der SPD)


olange es die unterschiedliche Honorierung von
eistungen für gesetzlich und privat Versicherte gibt,
leibt es für Ärzte attraktiv, sich in wohlhabenderen
tadteilen niederzulassen. Das Ergebnis sind unterver-
orgte Gebiete in überversorgten Regionen.

Wo sind Ihre Vorschläge zur Verbesserung der Prä-
ention und Kindergesundheit? Wo sind Ihre Vorschläge
ür eine menschenwürdige und qualitätsgesicherte
flege?


(Beifall bei der SPD)


as Einzige, das Ihnen einfällt, sind klientelorientierte
ystemumstellungen, und in der Pflege wollen Sie eine
erpflichtende private Zusatzversicherung einführen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Falsch!)


iele Bürgerinnen und Bürger wissen jetzt schon nicht,
ie sie die finanzieren sollen. In der Krankenversiche-

ung wollen Sie eine einkommensunabhängige Kopfpau-
chale mit Sozialausgleich.

Durch Ihre angestrebten Finanzierungsmodelle und
hre einseitige Bevorzugung der Privatversicherung wer-
en weder die Qualität der Versorgung verbessert noch
orhandene Effizienzreserven im System erschlossen.
as Gegenteil dürfte der Fall sein. Fehlsteuerungen und
weiklassenmedizin werden von Ihnen nicht beseitigt,
ondern zementiert.


(Beifall bei der SPD)


Ich höre in Ihren Reden immer wieder die Worte
mehr Wettbewerb“. Sie wollen Wettbewerb? Gerne,
ann ich da nur sagen. Aber dann muss er auch fair sein.
enn das geht nur, wenn GKV und PKV gleiche Wettbe-
erbsbedingungen haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


azu gehört unter anderem: keine unterschiedliche Ho-
orierung der Leistungen und voller Einbezug der PKV
n den Risikostrukturausgleich.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der FDP: Das ist ein komisches Verständnis von Wettbewerb!)







(A) )



(B) )


Bärbel Bas
Sie reden auch viel von Gerechtigkeit und tun trotz-
dem das Gegenteil. Mit Ihrer Kopfpauschale setzen Sie
wichtige Prinzipien unseres Sozialsystems außer Kraft.
Es mag sein, dass das nur mein Empfinden ist. Aber ich
finde, dass Sie das Prinzip, dass Gesunde für Kranke und
Leistungsstarke für sozial Schwache einstehen, außer
Kraft setzen.

Ihre Kopfpauschale benötigt einen Sozialausgleich,
der nach Berechnungen Ihres Finanzministers mindes-
tens 35 Milliarden Euro kosten wird. Finanzieren wollen
Sie den Sozialausgleich mit Steuereinnahmen aus dem
Wirtschaftswachstum,


(Elke Ferner [SPD]: Automatisch!)


also mit Geld, das Sie noch nicht haben und von dem Sie
auch nicht wissen, wie viel es sein wird. Soll ich Ihnen
sagen, wie ich das nenne? Das ist eine Finanzblase,


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


und die wird nach der Landtagswahl in Nordrhein-West-
falen platzen.


(Iris Gleicke [SPD]: So ist das!)


Denn mit dem gleichen Wirtschaftswachstum wollen Sie
die Mehrausgaben für Ihre Klientelpolitik decken, den
Haushalt konsolidieren und die Steuerreform, wann im-
mer sie kommt – 2011, 2012 oder 2013 –, finanzieren.
Das kann nicht funktionieren.

Sie selbst, Herr Dr. Rösler, haben in einem Interview
gesagt:

Wir werden uns neben der Frage einer fairen Finan-
zierung auch um die Ausgabenseite kümmern.

Heißt das, dass wir nach der Steuerschätzung im Mai
und damit nach der Landtagswahl in Nordrhein-West-
falen mit Leistungskürzungen oder einer Gesundheits-
steuer, wie Herr Schäuble sie genannt hat, rechnen müs-
sen?


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Fragen über Fragen! – Heiterkeit bei der FDP – Weiterer Zuruf)


– Ja.

Ihr Kollege Otto Fricke hat uns vorgestern übrigens
einen schönen Taschenspielertrick vorgeführt. Ich zeige
Ihnen jetzt einmal, wie Ihre Finanzpolitik aussieht. Sie
stecken dem Bürger in Form von Steuersenkungen
10 Euro in die eine Tasche und nehmen ihm für die So-
zialversicherung 20 Euro aus der anderen Tasche. Das ist
Ihre Finanzpolitik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Heinz Lanfermann [FDP]: Aber Sie haben jetzt mit Ihren Geldscheinen geschummelt!)


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(C (D Kollegin Bas, das war Ihre erste Rede im Hohen ause. Wir gratulieren Ihnen dazu recht herzlich und ünschen Ihnen viel Erfolg! Für die Unionsfraktion spricht nun der Kollege Alois arl. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Der muss jetzt erst mal versuchen, das zu toppen!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701618700

(Beifall)



Alois Karl (CSU):
Rede ID: ID1701618800

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren Kollegen! Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer ersten
ede, Frau Kollegin.


(Iris Gleicke [SPD]: Das war eine gute Rede!)


ch habe mit Verwunderung beobachtet, dass Sie einen
chten Zwanziger aus der Tasche gezogen haben.


(Elke Ferner [SPD]: Ja! Wir täuschen eben nicht!)


hre Fraktion allerdings ähnelt manchmal einem falschen
uffziger, was ihren Umgang mit manchen Themen an-
eht.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir führen eine Haushaltsdebatte. Wir freuen uns,
ass die Auguren vom Januar 2009, als Deutschland und
ie Welt in einer üblen finanziellen Situation waren,
icht recht behalten haben. Unsere Arbeitslosenquote ist
icht so stark gestiegen und unser Bruttoinlandsprodukt
st nicht so stark eingebrochen, wie diese Weissager da-

als vorausgesagt haben, und seit drei Quartalen befin-
en sich die Leistungen der deutschen Wirtschaft wieder
uf dem aufsteigenden Ast.

Die Wirtschaftsweise Professor Beatrice Weder di
auro hat erst kürzlich neben den Zentralbanken gerade

er deutschen Bundesregierung für das letzte Jahr eine
usgezeichnete Arbeit attestiert. Das Finanzmarktstabili-
ierungsgesetz, zwei Konjunkturprogramme und das Fa-
ilienentlastungsgesetz haben wir im letzten Jahr – alles

usammen mit Ihnen, meine lieben Kollegen von der
PD – richtigerweise auf den Weg gebracht. Das Bürger-
ntlastungsgesetz, das wir jetzt gemeinsam mit der FDP
ealisieren, setzt diesen richtigen Weg fort. Wir suchen
ie Zahl der Beschäftigten in diesem Jahr hoch zu halten
und das muss uns einiges wert sein –; denn viele Be-
chäftigte bringen mehr Steuern und zusätzliche Beitrags-
innahmen.

Die Bundesschulden – um auf den Haushalt zu kom-
en – sind exorbitant. Das Jahr 2010 soll das Referenz-

ahr werden. Häufig wird gesagt, 2011 bis 2016 soll ge-
altig gespart werden. Ich meine, es ist nicht richtig, zu

agen: Ab 2011 muss gespart werden. Wenn ich mit den
euten rede, sagen sie mir: Schon 2010 muss gespart
erden. – Da ist kein Haushalt zu gering, bei jedem
aushalt kann man damit anfangen.






(A) )



(B) )


Alois Karl

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Die Entscheidung, zu sparen, ist richtig.

Wir werden die Krise, die im letzten Jahr und in die-
sem Jahr sichtbar geworden ist, ganz gewiss in den Griff
bekommen. Wir müssen aber auch die Lebensgrundla-
gen der Generationen, die nach uns kommen, erhalten;
wir dürfen nicht deren Substanz heute verbraten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Adenauer hat gesagt: Der Staatsmann schaut bis zur
nächsten Generation, der Politiker bloß bis zur nächsten
Wahl. – Ich hoffe, dass viele von uns dem nachfolgen
und Staatsmänner sind. Wir haben in diesem Haus in den
letzten Tagen viel von Nachhaltigkeit gehört. Wenn sich
alle nach diesem Prinzip richten, sind wir auf dem richti-
gen Weg.

Ein neues Jahrzehnt hat begonnen. Dieses Jahrzehnt
muss ein Jahrzehnt der Investitionen und der Innovatio-
nen werden. Wir müssen Antworten geben auf die
demografische Entwicklung, wir müssen die Zukunft
unserer Sozialsysteme sichern.

Wir sind eine alternde Gesellschaft. Wir wissen alle,
dass diese alternde Gesellschaft für das Gesundheitswe-
sen neue und zusätzliche Aufgaben bringt. Die Sozial-
systeme sind auf paritätische Finanzierung angelegt. Ein
Eckpfeiler dieser Parität ist jedoch schon vor Jahren
weggebrochen, nämlich die Parität bei der Finanzierung
des Gesundheitssystems: 7 Prozent zahlen die Arbeitge-
ber, 7,9 Prozent die Arbeitnehmer.


(Elke Ferner [SPD]: Fragen Sie einmal Herrn Seehofer, wer das betrieben hat! Das waren Sie, mein lieber Herr! Das waren Sie im Vermittlungsausschuss! Jetzt verdrehen Sie hier nicht die Tatsachen!)


– Das ist in Ihrer Regierungszeit so beschlossen worden,
Frau Ferner. Sie waren damals noch nicht stellvertre-
tende SPD-Vorsitzende.


(Elke Ferner [SPD]: Aber Mitglied des Parlamentes, im Gegensatz zu Ihnen!)


Damals war Ihr Stern noch nicht aufgegangen. Noch
heute leuchtet dieser Stern nicht besonders hell.


(Elke Ferner [SPD]: Ihrer ist schon untergegangen, bevor er aufgegangen ist!)


Unsere Bevölkerung wird immer älter. Eigentlich ist
das ein Grund zur Freude. Frühere Generationen haben
nicht davon zu träumen gewagt, gesund in dieses hohe
Alter zu kommen. Es ist dem medizinischen Fortschritt,
es ist unseren hervorragenden Ärzten zu verdanken, dass
wir diese gute Zeit erleben. Die alternde Gesellschaft
kostet aber etwas, und auch der medizinische Fortschritt
ist nicht für umsonst zu bekommen. Alle 80 Millionen
Menschen in unserem Land haben Anspruch auf beste
medizinische Versorgung – ohne Kontingentierung oder
Rationierung; Sie haben das ausgeführt, und dafür bin
ich Ihnen dankbar.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Ein bloßes Weiter-so kann es aber nicht geben. Die edizin wird nicht billiger werden. Also muss sie effi ienter werden, wenn sie bezahlbar bleiben soll. (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben!)


chon in den nächsten Monaten, Herr Minister Rösler,
ird die Kommission, die eingesetzt worden ist, Vor-

chläge für eine Reform des Gesundheitswesens vorle-
en. Ich hoffe, dass die Reform nicht wie eine der sieben
lagen des Alten Testaments über uns kommt, sondern
utige Ansätze bringt, um das Gesundheitswesen für die

ächsten Jahre, vielleicht Jahrzehnte auf sichere Beine
u stellen.


(Iris Gleicke [SPD]: Ganz sicher sind Sie aber selber nicht!)


ie Überlegungen des Bundesgesundheitsministers, die
rbeitgeberbeiträge festzuschreiben, die Beiträge der Ar-
eitnehmer einkommensunabhängig zu erheben, gesamt-
esellschaftliche Aufgaben den Staat, den Steuerzahler
ahlen zu lassen, für Defizite einen Sozialausgleich ein-
urichten, diese Ansätze haben etwas Frappierendes an
ich. Es wird aber darauf ankommen, wie dieser Sozial-
usgleich – wir haben Zahlen gehört: 20 Milliarden
uro, 30 Milliarden Euro, 35 Milliarden Euro – in der
raxis finanziert wird. Darüber kann heute aber nicht
iskutiert werden. Wir sehen mit Spannung den Empfeh-
ungen Ihrer Kommission entgegen, Herr Minister.

Dabei will ich eines für meine Fraktion und für meine
artei sagen: Der Grundsatz der Solidarität darf nicht
us dem Fokus gerückt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


n der Tat müssen Besserverdienende – Sie haben dies in
hrer Rede auch erwähnt – über einen höheren Steuersatz
uch mehr für diesen Sozialausgleich bezahlen.


(Elke Ferner [SPD]: Aha, Sie wollen also eine Gesundheitssteuer!)


leichwohl bitte ich zu bedenken, dass Mitbürger mit
ohen Einkommen eher Steuergestaltungsmöglichkei-
en als jene haben, die lediglich Lohneinkünfte beziehen.


(Zurufe von der SPD: Aha! – Beifall des Abg. Dr. Harald Terpe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


uch dies rechnen wir zu der Solidarität, die in den So-
ialausgleich einfließen muss.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Haushalt
es Gesundheitsministers weist etwa 16,2 Milliarden
uro aus. Es ist der Einzelplan mit der größten Steige-

ungsrate. Er steigt, wie wir gehört haben, um fast
0 Prozent gegenüber dem letzten Jahr. Dies ist kein
rund für Freudensprünge, weil 4,6 Milliarden Euro für
undeszuschüsse und 3,9 Milliarden Euro für die krisen-
edingte Situation der Krankenversicherungen ausgege-
en werden. Übrigens mein Kompliment, Herr Minister,
ie Sie Herrn Minister Schäuble in wenigen Stunden die
,9 Milliarden Euro abgenommen haben. Das war schon






(A) )



(B) )


Alois Karl
à la bonne heure, das war eine gute Leistung in Ihren ers-
ten Tagen als Minister.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)


97 Prozent des Haushalts sind determiniert. Es sind
keine großen Sprünge zu machen. Trotzdem werden wir
die Ausgabenposten für die Öffentlichkeitsarbeit, für die
Präventivprogramme und die Aufklärungskampagnen
kritisch unter die Lupe nehmen. Wer aber meinen sollte,
weil 97 Prozent des Haushalts determiniert seien,
komme es auf die paar Millionen auch nicht mehr an, die
disponibel sind, wird sich irren.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: So redet ein echter Haushälter!)


Ich gehe davon aus, dass wir alle Haushaltsansätze sehr
kritisch unter die Lupe nehmen.

Herr Minister, ich freue mich auf die Beratungen mit
Ihnen, Ihren Staatssekretären und Mitarbeitern. Wir wer-
den sicherlich einen guten Haushalt 2010 auf den Weg
bringen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701618900

Das Wort hat die Kollegin Dr. Martina Bunge für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701619000

Danke, Frau Präsidentin. – Verehrte Kolleginnen und

Kollegen! Wenn dieser Tage von Geld und Gesundheit
oder umgekehrt die Rede ist, hört man regierungsseitig
permanent zwei Sätze: Erstens. Die gesetzliche Kran-
kenversicherung hat einen Geburtsfehler. Zweitens. Die
gesetzliche Krankenversicherung ist tot, zumindest nicht
zukunftsfähig.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie sollten nicht wie Lafontaine reden!)


Die GKV, um die uns viele Länder beneiden, hat sehr
viele Jahre und viele Wirrnisse gesund überstanden. Al-
lerdings geht es ihr aktuell nicht gut. Zu den krisenbe-
dingten Einnahmeausfällen – im Haushaltsentwurf sind
3,9 Milliarden Euro dazu eingestellt; das ist okay – ent-
steht nach offizieller Schätzung ein Loch von knapp
4 Milliarden Euro. Doch dieses Loch ist keine Unzu-
länglichkeit des Systems; es ist von der Politik gegraben.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn man mehr ausgibt, zum Beispiel für Palliativ-
medizin oder Ärztehonorare, muss man auch mehr rein
tun. Aber das ist nicht geschehen.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Haben wir doch!)


Wenn man dann noch bei den Medikamenten weniger
spart als erwartet, dann hat man ein Loch. Doch das ist
logisch entstanden und nicht krankhaft.

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(C (D Aber dieses Loch könnte ganz einfach geschlossen erden, indem man beispielsweise endlich die Verschieebahnhöfe zwischen den Sozialversicherungszweigen ufkündigt. n unserem Fall müssten für die Arbeitslosengeld-II-Beieherinnen und -Bezieher kostendeckende Beiträge geahlt werden; anstelle der heute eingezahlten 123 Euro ären 260 Euro angemessen. Dies brächte der GKV und 5 Milliarden Euro, und, schwups, das Loch wäre eg. Eines ist klar: Hier wird mit Absicht die GKV totgeedet. Sie liegt nicht im Sterben. Sie reden sie tot, damit in neues System installiert werden kann. Dagegen wehen wir uns, und das zum Glück nicht allein. Sie, Herr Minister, haben heute gesagt: Das geltende Recht hat einen entscheidenden Geburtsfehler: Es findet kein Sozialausgleich statt. eshalb seien die Kopfpauschale und ein steuerfinanierter Sozialausgleich notwendig. Ich frage mich, welhes Verständnis Sie von Solidarität haben. Ich will nicht en Vergleich von der Lidl-Verkäuferin und dem Konernmanager bemühen. Fakt ist aber: Wer wenig verient, zahlt wenig, und wer viel bekommt, zahlt mehr, ämlich bis knapp 300 Euro. Das ist gerecht, und das mpfinden auch die meisten Bürgerinnen und Bürger so. enn Sie jetzt eine Kopfpauschale von circa 145 Euro inführen wollen – das ist kein Vorurteil, Herr anfermann –, (Heinz Lanfermann [FDP]: Das müssen Sie im Neuen Deutschland gelesen haben! Das hat noch nie irgendjemand gesagt, Frau Kollegin!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


ann werden die Gutverdienenden massiv entlastet und
ie Geringverdienenden massiv belastet. Mit Ihrem tol-
en Sozialausgleich – wie auch immer er aussehen wird –
oll Gerechtigkeit hergestellt werden. Ich frage mich,
as daran sozial ist, wenn es bei der Entlastung der Gut-
erdienenden bleibt und die Geringverdienenden den
uschuss, den sie beantragen können, über diverse Steu-
rn selbst mitfinanzieren müssen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Heinz Lanfermann [FDP]: Lesen Sie mal etwas über Freibeträge! Die zahlen gar keine Steuern!)


ch denke, das ist ein sozialpolitischer Skandal.

Der Finanzminister hat gestern eingestanden, dass die
erzeitige Rekordverschuldung nicht trivial ist und dass
s auch 2011 und 2012 schwerwiegende Entscheidungen
eben wird. In dieser Situation wollen Sie ein funktio-
ierendes System umswitchen und Milliardenbedarfe für
en Haushalt erzeugen? Ich denke, das ist reine Klientel-
olitik für Arbeitgeber und Gutverdienende. Das wird
ie Linke nicht hinnehmen.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Martina Bunge
Ein Gesundheitsminister, der den Namen verdient,
müsste sich um die Gesundheitsleistungen kümmern,
unabhängig vom Portemonnaie, sowie um lebenswerte
und gesundheitsfördernde Bedingungen. Aber das Wort
Gesundheitsförderung kommt weder im Koalitionsver-
trag noch im Haushalt vor. Hier ist die Koalition am
Werk, der es nicht um moderne Prävention und Gesund-
heitsförderung geht. Der schwarz-gelbe Gesundheits-
haushalt ist unseres Erachtens altbacken. Hier wird wei-
tergeführt, was nie funktionierte: Präventionskampag-
nen, Aufklärung und Modellprojekte, die nicht flächen-
deckend ausgeweitet werden. Ganz zu Recht hat der
GKV-Spitzenverband in seinem Präventionsbericht 2009
festgestellt, dass Arme von der Gesundheitsförderung
kaum erreicht werden, obwohl sie es am nötigsten hät-
ten. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die
die Kassen nicht alleine bewältigen können. Deshalb
wird die Linke Sie auch dieses Jahr wieder mit der For-
derung konfrontieren, in den nächsten vier Jahren je-
weils 1 Milliarde Euro für einen Fonds für Gesundheits-
förderung und Prävention bereitzustellen, damit im
Gesundheitssystem ein Paradigmenwechsel stattfinden
kann. Ich denke, die Koalition mit ihrer fixen Idee völli-
ger Eigenverantwortung wird nicht dazu fähig sein, die-
sen Paradigmenwechsel zu ermöglichen. Die Linke wird
aber weiter dafür streiten.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701619100

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat die Kol-

legin Maria Klein-Schmeink das Wort.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Meine liebe Präsidentin! Meine lieben Kollegen und
Kolleginnen hier im Hause! Ich finde, die Debatte ist
bislang eigentümlich verlaufen; denn sie lässt zentrale
Fragen außen vor. Sie, die Koalitionsfraktionen, erlebe
ich als eine Mehrheit, die eigentlich nicht sprachfähig ist
und mit sehr unterschiedlichen Zungen redet. Ich erlebe
einen Minister, der im Wesentlichen sehr kurze und
überschaubare Sätze formuliert


(Heinz Lanfermann [FDP]: Ja, natürlich! Damit das alle verstehen! Das ist doch ganz klar!)


und zentrale Aussagen vermissen lässt. Er wird auch
wissen, warum er auf zentrale Aussagen verzichtet; denn
er ist nicht sprachfähig.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie sind nicht hörfähig! Das ist viel schlimmer!)


Sie müssen nämlich die gemeinsame Melodie dessen,
was kommen soll, noch erzeugen. Deshalb bleibt es bei
Schablonen wie „fair“ oder „solidarisch“, ohne zu sagen,
wie diese Schablonen auszufüllen wären.

Wie wir alle wissen, haben Sie eigentlich ein Vorbild,
an das Sie sich auch ein bisschen angelehnt haben, näm-
lich das niederländische Modell. Das könnte man

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(C (D urchaus etwas stärker ausführen, wenn man es denn ollte. Aber man will nicht. Vor der Wahl in NRW will an all das, was das niederländische Modell bedeutet, icht aussprechen; denn natürlich käme dann heraus, ass es um Zusatzbelastungen für die Versicherten geht. as ist das A und O auf der einen Seite. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich will aber auch die andere Seite ansprechen. Sie re-
en davon, dass Sie die Ausgabenseite nicht aus den Au-
en verlieren und etwas tun wollen. Aber auch hier sa-
en Sie nicht, was Sie tun und welche Instrumente Sie
insetzen wollen; denn Sie wissen ganz genau, dass es
abei wieder um Verteilungsprobleme geht, die man vor
ahlen besser nicht anspricht. Ich erinnere daran, wie

ie von der FDP in den vergangenen Debatten aufgetre-
en sind und gesagt haben, wir müssten uns ehrlich ma-
hen. Aber das, was ich nun erlebe, ist das Gegenteil von
hrlich. Das ist eigentlich eine Form von Wählertäu-
chung, die Sie bewusst in Kauf nehmen, um über die
RW-Wahl hinwegzukommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Zuruf von der SPD: Klientelpolitik!)


Die SPD hat ebenfalls eine seltsame Haltung. Frau
as, ich habe mich über Ihren Beitrag sehr gefreut. Ich

inde, Sie haben die richtigen Zukunftsthemen genannt:
ie demografische Entwicklung, die soziale Schieflage
nd die mangelnde Steuerung bei Fehlversorgung. Aber
arum ist das nach so langer Zeit, in der die SPD an füh-

ender Stelle Gesundheitspolitik betrieben hat, nicht an-
ers?


(Elke Ferner [SPD]: Weil die alles blockiert haben!)


ieser Frage müssen Sie sich stellen; das müssen Sie
en Wählerinnen und Wählern beantworten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


An die Adresse der Linken muss ich sagen: Unser
entrales Problem ist nicht eine „Medikamententafel“,
ondern die Minimierung der Gesundheitsrisiken von so-
ial benachteiligten und einkommensschwachen Bevöl-
erungsgruppen. Die Herausforderung heißt Präven-
ion. Ich bin sehr gespannt, was Sie dazu vorlegen
erden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701619200

Frau Kollegin, ich weiß, dass es subjektiv sehr unge-

echt empfunden wird, wenn einem von seiner Fraktion
ur drei Minuten Redezeit zugebilligt werden. Aber Sie
ind nun schon über Ihrer Zeit. Sie müssen bitte zum
chluss kommen.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Jetzt müssen Sie noch etwas zur CDU sagen!)


Das müssen wir jetzt verschieben.






(A) )



(B) )


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich werde sehr genau darauf achten, wie Sie den Prä-
ventionsansatz ausgestalten und finanzieren wollen. Ich
habe das, was Sie gesagt haben, als Drohung aufgefasst
und Sie so verstanden, dass Sie hier quasi eine neue
Sparkasse aufmachen und Gelder einsammeln wollen.
Das werden wir im weiteren Prozess auf jeden Fall
thematisieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701619300

Das Wort hat die Kollegin Stefanie Vogelsang für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Stefanie Vogelsang (CDU):
Rede ID: ID1701619400

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Lieber Herr Minister, wenn man sich Ihren Haus-
halt genau anschaut und sich vor Augen führt, dass
11,8 Milliarden Euro als Zuschüsse gewährt werden und
die Kompensation für die krisenbedingte Minderausgabe
3,9 Milliarden beträgt, denkt man, dass gar nichts mehr
übrig ist und dass die restlichen Geldsummen keine
Bedeutung haben. Ich finde aber, dass dieser geringe
Rest in Ihrem Haushalt eine ganz wesentliche Bedeutung
für das Gesundheitssystem und die gesundheitliche Si-
tuation in unserem Land hat.

Ich möchte mich nicht auf die Neuordnung der Kran-
kenkassen in mehr oder weniger ideologischer Weise,
die einzelnen Ansätze, die unterschiedlichen Schwer-
punktsetzungen und Schuldzuweisungen konzentrieren.
Ich möchte meinen Blick vielmehr auf einzelne Haus-
haltsthemen wie die Versorgungsforschung, die Leucht-
turmprojekte zur Demenz, die Aktion für psychisch
Kranke, den Nationalen Krebsplan und nicht zuletzt
– dieser Punkt ist mir persönlich sehr wichtig – auf mehr
Wertschätzung für den Dienst am Menschen richten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Für uns in der christlich-liberalen Koalition hat der
systematische Ausbau der Versorgungsforschung be-
sonderes Gewicht; denn uns ist klar: Nur auf der Basis
genauer Erkenntnisse lassen sich die richtigen Schluss-
folgerungen für das Fitmachen der Gesundheitsversor-
gung in der Zukunft ziehen. Wir wissen, dass der finan-
zielle Spielraum auch in Zukunft eng bleiben wird.
Gerade deshalb ist es wichtig, das Maximale an Leis-
tungskraft und Qualität für die Menschen herauszuholen.
Das wiederum schafft man nur, wenn man die Erforder-
nisse unter Alltagsbedingungen möglichst exakt kennt.
In den zusätzlichen 12 Milliarden Euro für das Bundes-
ministerium für Bildung und Forschung in dieser Wahl-
periode ist ein kleiner Anteil – aber immerhin – an For-
schungsgeldern für die Versorgungsforschung enthalten.
Darüber freue ich mich. Für die kommenden Haushalte
wird es aber wichtig sein, den Auftrag des Gesundheits-
ministeriums zur Sicherung der Gesundheitsversorgung

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(C (D urch selbstständige und eigenständige Möglichkeiten m Bereich der Versorgungsforschung zu flankieren. Zurzeit gibt es 1,1 Millionen Menschen mit Demenz n unserem Land. Bis zum Jahre 2030 wird sich diese ahl auf 1,7 Millionen erhöhen. Für das Jahr 2050 lautet ie Prognose 2,3 Millionen Menschen. Das ist eine Zahl, ie mir zumindest angst macht. Bisher gibt es kaum Erenntnisse, wie die Krankheit verhindert werden kann, nd es gibt keine Heilungsmöglichkeiten. Weitere Forchung ist deshalb ein zwingendes menschliches Gebot. ber natürlich geht es nicht nur um die Erforschung der ituation, sondern es ist auch wichtig, die gewonnenen rkenntnisse in die praktische Versorgung einfließen zu assen. Nur die Kombination von beidem ist nachhaltige olitik. Seit dem Haushaltsjahr 2008 läuft das auf zwei Jahre ngelegte Leuchtturmprojekt im Bereich der Verbesseung der Versorgung von Demenzerkrankten. Die Bunesregierung hat umfangreiche Mittel aufgewendet, um ur Entwicklung und Erprobung neuer Pflegekonzepte eizutragen. In diesem Jahr ist die Ausfinanzierung dieer Projekte etatisiert. Ab dem Haushaltsjahr 2011 wird s darauf ankommen, Herr Minister, dass die gewonneen Erkenntnisse nicht in einer Schublade verschwinen, sondern dass für die Einführung in die Praxis finanielle Vorsorge getroffen wird. So funktioniert achhaltige Politik us Verantwortung für die Menschen, die kranken wie en gesunden, aber vor allen Dingen aus Verantwortung ür unsere volkswirtschaftlichen Ressourcen. Die institutionelle und projektbezogene Förderung er Aktion Psychisch Kranke ist nicht erst seit dem Freiod unseres Fußballnationaltorhüters Robert Enke von rheblicher Bedeutung. Aber durch dieses schreckliche eschehen ist uns allen bewusst geworden, dass die Errankungen der Seele zugenommen haben und dass wir uf diesem Feld unbedingt weiter vorankommen müsen. Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation zeigt, ass weltweit 121 Millionen Menschen von Depressioen betroffen sind. In der Bundesrepublik Deutschland ind sie die zweithäufigsten Leiden nach Herz-Kreislaufrkrankung; hier leiden rund 4 Millionen Menschen an ieser Erkrankung. 300 000 Fälle depressiver Erkranung pro Jahr führen übrigens zu 11 Millionen Tagen rbeitsunfähigkeit in Deutschland. Dies scheint mir ein ichtiges Handlungsfeld des Gesundheitsministers zu ein, um nachhaltige Politik fortzusetzen. Ich bin froh arüber, dass Sie, Herr Minister, die Ansätze so belassen aben, wie sie etatisiert worden sind. Sehr kontinuierlich arbeitet das Bundesgesundheitsinisterium seit fast drei Jahren im Bereich der rebserkrankungen. Im Jahr 2008 hat die Bundes egierung die Maßnahmen im Kampf gegen den Krebs in inem Nationalen Krebsplan gebündelt. In einer Gesellchaft, in der wir Menschen glücklicherweise immer äl Stefanie Vogelsang ter werden, ist der Kampf gegen den Krebs aber auch eine wachsende Herausforderung. In Deutschland erkranken jährlich 430 000 Menschen neu an Krebs; das sind die Zahlen vom letzten Jahr. Mehr als die Hälfte der krebserkrankten Menschen stirbt daran. Damit ist Krebs die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Krebsfrüherkennung, Krebsvorsorge, Strukturen für die Erkrankten und die Qualitätssicherung müssen weiterentwickelt werden. Dies ist ein Gebot der Menschlichkeit. Immer noch werden Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Brustoder Prostatakrebs nur sehr unzureichend wahrgenommen. Dass dies nicht so bleibt, daran müssen wir dringend weiterarbeiten. Dafür müssen wir dem Gesundheitsminister auch die Ressourcen zur Verfügung stellen. Ich bin froh darüber, dass diese Ressourcen in Ihrem Bereich etatisiert worden sind, Herr Minister. Abschließend möchte ich auf einen Auftrag an diese Regierung zu sprechen kommen, der nicht nur ein Auftrag an das Ministerium für Gesundheit ist, sondern letztendlich ein Auftrag an die gesamte Regierung, vielleicht sogar ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag. Als christlich-liberale Koalition wissen wir um die Bedeutung des Zusammenhalts in unserer Gesellschaft, um die Akzeptanz des Staates und um die Wichtigkeit der Solidarität. In unserer schnelllebigen, sich rasant entwickelnden Gesellschaft bekommt derjenige, der sich dem Dienst am Menschen verpflichtet hat, viel zu wenig Anerkennung und vor allen Dingen viel zu wenig Wertschätzung. Dies muss sich dringend ändern. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD: Mindestlohn!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall des Abg. Jens Ackermann [FDP])


Wir brauchen mehr Wertschätzung für den Dienst am
Menschen. Wir müssen Angebote für Menschen verbes-
sern, die Hilfe und Förderung brauchen. Die demografi-
sche Entwicklung und der Wandel im Zusammenleben
der Menschen in unserem Land stellen uns vor große
Herausforderungen.

Ich bekomme ein Zeichen der Präsidentin, dass meine
Redezeit abgelaufen ist. Das akzeptiere und vor allen
Dingen respektiere ich natürlich. Ich möchte nur noch
einen Gedanken zu Ende bringen.

Lieber Herr Minister, ich finde es vor dem Hinter-
grund der Wertschätzung, die wir für Menschen erbrin-
gen müssen, die Dienst am Menschen leisten, für unsere
Pflegerinnen und Pfleger, für die Krankenschwestern
und Krankenpfleger, für die Ärztinnen und Ärzte, sehr
wichtig, dass ihre Berufsfelder wieder das gesellschaftli-
che Image bekommen, das sie verdienen, und sie wieder
Zeit für den Menschen und Zeit für Zuwendung haben.
Ich halte es für einen Skandal, dass unsere Bundesländer
– das gilt übrigens vor allen Dingen für das Land Berlin –
ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Krankenhausfi-
nanzierung im Bereich der baulichen Investitionen
nicht nachkommen. Letztendlich sind die Träger der
2 100 Krankenhäuser in Deutschland gezwungen, diese

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(C (D aumaßnahmen von den ihnen zur Versorgung der Menchen zur Verfügung stehenden Entgelten zu bezahlen. Kollegin Vogelsang, die Redezeitüberschreitung kann hnen nicht der Minister erlauben. Insofern bitte ich Sie etzt, einen Punkt zu setzen und diese Debatte in den daür vorgesehenen Gremien fortzusetzen, bis wir hier zur weiten und dritten Lesung kommen. Ich bitte Sie darum – das ist mein Auftrag an Sie –, ass Sie dafür kämpfen. Danke schön. Das Wort hat der Kollege Karl Lauterbach für die PD-Fraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten amen und Herren! In dem Papier „Kernforderungen an ine schwarz-gelbe Gesundheitspolitik“, erstellt durch ie Mitglieder der Arbeitsgruppe Gesundheit der CDU/ SU-Fraktion, heißt es: Wir schlagen vor, die Arbeit des IQWiG also des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im esundheitswesen – als Dienstleister im Gesundheitssystem neu zu ordnen. Diese Neuausrichtung muss sich auch an der personellen Spitze des Hauses niederschlagen. amit war die Rufmordkampagne gegen den Institutsleier Peter Sawicki eingeleitet; die schwarz-gelbe Koaliion hatte Sawicki zum Abschuss freigegeben. Die schäige Art und Weise, einen unbequemen, aber ompetenten Wissenschaftler zu diffamieren, (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was ist denn das für eine menschenverachtende Sprache?)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701619500
Stefanie Vogelsang (CDU):
Rede ID: ID1701619600

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701619700

(Beifall bei der SPD)

Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1701619800

en die schwarz-gelbe Koalition nicht nur geduldet, son-
ern höhnisch lachend begleitet hat – das gilt übrigens
nsbesondere für den heute nicht anwesenden Kollegen
pahn –, ist beispiellos. Sie ist ein Tiefpunkt der deut-
chen Gesundheitspolitik der letzten Jahre.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist eine unglaubliche Diffamierung, die Sie hier vortragen!)


ie Spender der CDU, Ferring Arzneimittel – 150 000
uro im August 2009 –, Stefan Quandt, Mitinhaber der
eel GmbH – 150 000 Euro im Oktober 2009 –, und an-
ere, werden es Ihnen sicher danken.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Ausgerechnet der Lauterbach! Unglaublich!)







(A) )



(B) )


Dr. Karl Lauterbach
Aber das werden sicherlich auch die Wähler tun. Der
Bürger ist nicht bereit, unwirksame Arzneimittel über-
teuert zu konsumieren und damit die Gewinne der Phar-
maindustrie hier in Deutschland zu stützen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Willi Zylajew [CDU/CSU]: Ausgerechnet Lauterbach!)


Das IQWiG, das Institut für Qualität und Wirtschaft-
lichkeit im Gesundheitswesen, so heißt es in den die
Koalitionsverhandlungen begleitenden Papieren, soll die
betroffenen Pharmaunternehmen demnächst früher in
die Verhandlungen einbinden. – Was bedeutet das kon-
kret? Dass wir demnächst mit der Industrie wie auf ei-
nem Basar verhandeln müssen, zu welchen Bedingungen
ein Medikament verkauft und auch dann, wenn es nicht
wirkt,


(Elke Ferner [SPD]: Oder gefährlich ist!)


angeboten werden darf. Vielleicht kommt es so weit,
dass diese Medikamente zumindest von den Gesunden
genommen werden; denn bei denen werden sie weniger
Schaden anrichten. Darum geht es doch, meine sehr ver-
ehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Vielleicht hängen die Ergebnisse in Zukunft sogar davon
ab, wie groß die Spendenbereitschaft der Firmen ist.
Vielleicht werden die Ergebnisse vom IQWiG dem-
nächst zu versteigern sein; auch darauf könnte es hinaus-
laufen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie reden vielleicht einen Quatsch!)


Ähnlich traurig sieht es in der Krankenversicherung
aus.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da ist die Genossin Fischer zuständig!)


Am Montag werden zahlreiche Krankenkassen erste Zu-
satzbeiträge ankündigen. Dagegen haben Sie, Herr Mi-
nister, nichts unternommen. Auch hier lachen die
schwarz-gelben Koalitionäre über den Bürger.


(Lachen bei Abgeordneten der FDP)


– Sie lachen; ich sage es ja.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Was soll er denn da unternehmen? Dann erzählen Sie Schlaumeier uns mal, was er unternehmen soll!)


– Sie lachen über den Bürger, natürlich.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Nein, über Sie haben wir gelacht!)


Sie lachen über den Bürger, aber Ihnen wird das Lachen
noch vergehen. Gott sei es gedankt: Ihre Umfragewerte
sind schon gesunken. So dumm ist der Bürger nicht,
Herr Lanfermann.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Sie waren unser bester Wahlkämpfer! – Steffen Kampeter v d d W a d s b j D u w – n w D d T S d d d a b S l I g g W w m m d t a d (C (D [CDU/CSU]: Man nennt Sie „Honorarprofessor“! Warum eigentlich?)


Es wird bislang nicht konkret. Eben hat der Kollege
on der Union dem Minister für die klaren Worte ge-
ankt. Ich persönlich muss ehrlich sagen – und ich habe
ie gleiche Rede gehört –: Mit Verlaub, es waren leere
orte. Konkret ist es nur in der Vergangenheit gewesen,

ls angekündigt wurde, dass Apotheker und Fachärzte,
ie Stammwähler der FDP – die FDP hat sich früher
elbst „Partei der Besserverdiener“ genannt –, vor Wett-
ewerb geschützt werden sollen. Für die PKV soll es
üngere und gutverdienende Neumitglieder geben.


(Elke Ferner [SPD]: Schneller vor allem!)


ie gesetzlich Versicherten können auf höhere Beiträge
nd Zusatzprämien in Form von kleinen Kopfpauschalen
arten. Das ist das, was wir bisher konkret gehört haben
im Gegensatz zu den leeren Worten, die wir heute er-
eut vernommen haben.


(Beifall bei der SPD)


Der Cheflobbyist der privaten Krankenversicherung
ird Leiter der Grundsatzabteilung.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wäre es besser gewesen, wenn wir Sie genommen hätten?)


er Grundsatz „privat vor öffentlich“ passt zu der Partei,
ie den Staat als teuren Schwächling diffamiert.


(Beifall bei der SPD)


rotzdem sind die Lobbyisten offenbar auf den teuren
chwächling Staat angewiesen; denn sonst würden sie
ie FDP nicht – wie Baron von Finck – mit Spenden be-
enken müssen.


(Zuruf von der SPD: Überschütten! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist ja peinlich! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Ach Gott!)


Die Einstellung des PKV-Lobbyisten Weber als Leiter
er Grundsatzabteilung ist jedoch etwas Neues, etwas
nderes. Bisher wissen wir, dass der Lobbyist die FDP
ezahlt, um Einfluss zu gewinnen. Neu ist, dass der
teuerzahler selbst demnächst den Lobbyisten zu bezah-

en hat.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Harald Terpe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


m Gegenzug wird es dann vielleicht bei der PKV niedri-
ere Beiträge und günstigere Bedingungen für FDP-Mit-
lieder geben.

Ich schließe mit einer Empfehlung an den Minister:
enn für Sie die Interessen der Pharmaindustrie mehr
iegen als die Interessen der Kranken, die die Medika-
ente brauchen, wenn für Sie die Interessen der PKV
ehr wiegen als die Beitragssätze für die gesetzlich oder

ie privat Versicherten, wenn für Sie die Einkommensin-
eressen der Apotheker und der Fachärzte wichtiger sind
ls die der Patienten und der Beitragszahler, dann wer-
en Sie Minister für Wirtschaft und treten Sie die Nach-






(A) )



(B) )


Dr. Karl Lauterbach
folge des glück- und farblosen Kollegen Brüderle an, be-
vor Sie weiteren Schaden anrichten!


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Maria Michalk [CDU/CSU]: Das ist ja peinlich! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Ein bisschen mehr Niveau! – Sie produzieren nur Polemik! Substanzlos!)


Wir als SPD werden in Kürze Vorträge dazu bringen,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Bezahlte Vorträge?)


wie die Praxisgebühr abzuschaffen ist, die uns damals
von der Union in den Nachverhandlungen im Bundesrat
aufgedrückt wurde. Wir wollen zurück zur Parität.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701619900

Kollege Lauterbach, achten Sie bitte auf das Zeichen

vor Ihnen.


Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1701620000

Vielen Dank. – Frau von der Leyen kündigt an, zu

überprüfen, ob Schlecker zu niedrige Löhne zahlt,
gleichzeitig soll Schlecker aber bei den Arbeitgeberbei-
trägen zur Krankenversicherung entlastet werden. Wir
wollen zurück zur paritätischen Finanzierung. Heute ist
es nicht an der Zeit, einseitig die Arbeitgeber zu entlas-
ten.


(Beifall bei der SPD)


Wir wollen auch weg von der Zweiklassenmedizin,
einer Medizin, bei der die Versorgungsqualität vom Ein-
kommen des Bürgers abhängt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701620100

Kollege Lauterbach, ich bin ein geduldiger Mensch,

aber ich habe auch einen Knopf, um das Mikrofon ein-
fach auszuschalten.


Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1701620200

Letzter Halbsatz.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein! – Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


Es ist zu vermeiden, dass die Versorgungsqualität vom
Einkommen oder demnächst möglicherweise sogar von
der Parteimitgliedschaft abhängt.


(Beifall bei der SPD – Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU]: Peinlicher Auftritt! – Heinz Lanfermann [FDP]: Starker Beifall bei der SPD!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701620300

Das Wort hat die Kollegin Karin Maag für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Karin Maag (CDU):
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Frau Präsidentin! Liebe Kollegen! Liebe Kollegin-

nen! Eines zeichnet sich jetzt hier sehr deutlich ab: Weite

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(C (D eile der Opposition – Herr Kollege Lauterbach, ich chaue jetzt bewusst in Ihre Richtung – wollen die taatsmedizin. (Beifall bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch bei der SPD)


ie sagen es nicht ganz deutlich, sondern versuchen, uns
oziale Kälte oder Klientelpolitik nachzuweisen.


(Elke Ferner [SPD]: Das ist ganz einfach, Ihnen Klientelpolitik nachzuweisen!)


as ist zu durchsichtig. Das ist Ihnen nicht gelungen.
ie christlich-liberale Koalition wird das Gesundheits-
esen zukunftsfest machen,


(Elke Ferner [SPD]: Ruinieren werden Sie es!)


odass es auch die künftigen Herausforderungen meis-
ern kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren von der SPD, Sie haben ein
nglaublich kurzes Gedächtnis. Sie haben bekanntlich
en ersten Entwurf dieses Haushalts noch mitverantwor-
et. Für die gesamtgesellschaftlichen Ausgaben der ge-
etzlichen Krankenversicherung war 2010 lediglich der
undeszuschuss in Höhe von 11,8 Milliarden Euro vor-
esehen. Ich halte hier noch einmal fest: Im Entwurf der
hristlich-liberalen Koalition ist ein weiterer Bundeszu-
chuss in Höhe von 3,9 Milliarden Euro zur Kompensa-
ion der krisenbedingten Mindereinnahmen veran-
chlagt. Insgesamt werden die Kassen 2010 damit
undeszuschüsse in Höhe von 15,7 Milliarden Euro er-
alten.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das ist solidarisch!)


er Etatansatz des Einzelplans 15 erhöht sich damit deut-
ich von 11,6 Milliarden Euro in 2009 auf 16 Milliarden
uro in 2010.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Höher als ursprünglich vereinbart!)


amit stärken wir den Stellenwert des Gesundheits-
esens und stellen es auf stabile finanzielle Füße.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Alles auf Pump!)


Wir als christlich-liberale Koalition haben uns ganz
indeutig und von Anfang an – das betone ich ausdrück-
ich – zur solidarischen und sozialen Verantwortung
uch im Gesundheitssektor bekannt und tun das auch
eiterhin. Wir entlasten die gesetzlichen Kassen


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


nd sorgen dafür, dass die Menschen nicht zusätzlich
urch die Wirtschaftskrise belastet werden. Soziale
älte sieht aus meiner Sicht anders aus.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


elbstverständlich werden wir auch in Zukunft unserer
ozialen Verantwortung gerecht. Wie Sie sich die Zu-






(A) (C)



(B) )


Karin Maag

kunft vorstellen, Frau Bender, dazu haben Sie leider gar
nichts gesagt.

Die Geschwindigkeit des medizinischen Fortschritts
nimmt rasant zu. Der demografische Wandel trifft uns je-
doch erst in 15 bis 20 Jahren spürbar, wenn die geburten-
starken Jahrgänge, zu denen auch ich gehöre, in den Ru-
hestand gehen. Gleichzeitig müssen die Kassen

brauch hin. Wir müssen vor allem dagegen ankämpfen,
dass das Thema Aids aus dem Fokus gerät. Die Mittel in
Höhe von insgesamt über 16 Millionen Euro stehen des-
halb auch in einem Krisenhaushalt weiterhin ungekürzt
zur Verfügung. Besonders wichtig ist mir in diesem Zu-
sammenhang auch das Thema Alkoholmissbrauch bei
Kindern und Jugendlichen. Im Vergleich zum Jahr 2000
ist die Zahl der stationären Behandlungen um 170 Pro-
Beitragsausfälle verkraften: 13. Monatsgehälter werden

nicht mehr oder nur teilweise gezahlt. Kurzarbeit, Ar-
beitslosigkeit, aber auch soziale Errungenschaften wie
zum Beispiel die Arbeitszeitkonten tragen dazu bei, dass
Einnahmen fehlen.

Wir haben es im vergangenen Jahr gemeinsam ge-
schafft, Frau Ferner und Herr Lauterbach, die Arbeitge-
berbeiträge festzuschreiben und mit diesem Einstieg in
die Abkopplung der Gesundheitskosten von den Lohn-
zusatzkosten die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unter-
nehmen zu stärken. Bis dahin gingen die Kostensteige-
rungen entweder zulasten der Lohnzusatzkosten – das
heißt, die Beiträge haben sich erhöht –, oder sie mussten
von den medizinischen Leistungserbringern im System
aufgefangen werden; ich nenne hier nur das Stichwort
Kostendämpfung. Das schadete einem Wachstumsmarkt
mit über 4,4 Millionen Beschäftigten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir bekennen uns ausdrücklich weiterhin zu dem,
was wir in den vergangenen vier Jahren mit Ihnen von
der SPD gemeinsam erreicht haben. Aber das muss wei-
terentwickelt werden. Wir können jetzt nicht stehen blei-
ben und die Herausforderungen dieser Zeit ignorieren.

Unsere Hauptaufgabe in den nächsten vier Jahren
wird es sein, den Einstieg in die stabile Finanzierung
weiterzuentwickeln und vor allem darauf zu achten, dass
die gesetzlich Versicherten damit nicht überfordert wer-
den.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Natürlich müssen wir auch die Ausgaben im Gesund-
heitsbereich im Griff behalten. Die Ausgaben für For-
schung, Aufklärung und Prävention sind gut angelegt.
Es ist mit Sicherheit angebracht, dort zu investieren;
denn das erspart am Ende die hohen Krankheitskosten.
Ich nenne exemplarisch den Infektions- und den Ge-
sundheitsschutz, den wir stärken müssen. Ich begrüße es
ausdrücklich, dass wir die Forschungsausgaben auch in
Krisenzeiten konstant halten. Zu den Stichworten Auf-
klärung und Prävention ist anzumerken, dass wir für eine
Sucht- und Drogenpolitik stehen, die Prävention, Thera-
pie und Hilfe zum Ausstieg in den Mittelpunkt stellt.

In diesem Zusammenhang weise ich ausdrücklich auf
die HIV/Aids-Problematik und auf den Alkoholmiss-

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ent gestiegen, Frau Dyckmans. Allein 4 500 Kinder
wischen 10 und 15 Jahren mussten im Jahr 2008 auf-
rund einer Alkoholvergiftung stationär behandelt wer-
en. Um diese Kinder und vor allem die Eltern dieser
inder zu erreichen, müssen wir neue Wege gehen.
iese neuen Wege kosten Geld. Die Botschaft lautet:
as Geld steht trotz Krise auch in diesem Haushalt wei-

erhin zur Verfügung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich fasse zusammen: Die Versicherten, die Patientin-
en und Patienten, können bei der christlich-liberalen
oalition sicher sein, dass ihnen weiterhin eine hoch-
ertige, bezahlbare gesundheitliche Versorgung zur Ver-

ügung steht. Die Leistungserbringer – die Ärzte, die
ahnärzte, all diejenigen, die im Gesundheitssystem tä-

ig sind – dürfen von uns eine faire Partnerschaft auch
m Hinblick auf ihre Vergütung erwarten. Wir werden
iesen Weg mit Entschiedenheit gehen. Ich bin mir si-
her, dass es der bessere Weg ist.

Ihnen, Herr Minister Rösler, Ihren Mitarbeitern und
ns allen wünsche ich, dass wir das in den kommenden
ochen gemeinsam erfolgreich gestalten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701620500

Kollegin Maag, das war Ihre erste Rede im Deutschen

undestag. Dazu gratulieren wir Ihnen recht herzlich
nd wünschen Ihnen auch weiterhin viel Erfolg.


(Beifall)


Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen
ns nicht vor.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf morgen, Freitag, den 22. Januar 2010,
Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen. Ich wünsche Ihnen noch
inen erfolgreichen Abend, wozu auch immer Sie ihn
etzt nutzen wollen.