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ID1701600100

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    Vokabeln: 1
    1. \n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/16 Rainer Brüderle, Bundesminister setz 2010) (Drucksache 17/200) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 11 Bundesministerium für Arbeit und Sozia- les . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMAS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Schiewerling (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Peter Friedrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Christian Lindner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 1355 C 1355 D 1355 D 1358 C 1360 D 1362 B 1363 B 1365 B 1376 C 1379 A 1381 C 1383 B 1385 A 1386 A 1387 C 1389 B 1390 C 1392 A 1394 B Deutscher B Stenografisch 16. Sitz Berlin, Donnerstag, de I n h a l Wahl der Abgeordneten Angelika Krüger- Leißner als Mitglied und der Abgeordneten Ulla Schmidt (Aachen) als stellvertretendes Mitglied in den Verwaltungsrat der Filmför- derungsanstalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wahl der Abgeordneten Bärbel Bas in den Stiftungsrat der Stiftung „Humanitäre Hilfe für durch Blutprodukte HIV-infizierte Perso- nen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2 (Fortsetzung): Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 (Haushaltsge- B D K M A A E B n 1355 B 1355 B 1355 B Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . 1366 B 1367 A undestag er Bericht ung n 21. Januar 2010 t : ettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . atja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ax Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Katja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . nette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . xel E. Fischer (Karlsruhe-Land) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . inzelplan 09 undesministerium für Wirtschaft und Tech- ologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1368 A 1369 A 1370 C 1371 C 1372 C 1373 A 1373 C 1375 B 1376 C Hubertus Heil (Peine) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Andreas G. Lämmel (CDU/CSU) . . . . . . . . . 1394 D 1395 B II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Januar 2010 Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Vertrag über die Errichtung des IT-Pla- nungsrats und über die Grundlagen der Zusammenarbeit beim Einsatz der Infor- mationstechnologie in den Verwaltungen von Bund und Ländern – Vertrag zur Aus- führung von Artikel 91 c GG (Drucksache 17/427) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen Nr. 187 der Interna- tionalen Arbeitsorganisation vom 15. Juni 2006 über den Förderungsrahmen für den Arbeitsschutz (Drucksache 17/428) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: a) Beirat bei der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (Drucksache 17/460 (neu)) . . . . . . . . . . . . b) Beirat für Fragen des Zugangs zur Ei- senbahninfrastruktur (Eisenbahninfra- strukturbeirat) (Drucksache 17/461) . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Beirat zur Auswahl von Themen für die Sonderpostwertzeichen ohne Zuschlag beim Bundesministerium der Finanzen (Programmbeirat) (Drucksache 17/462) . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Beirat für die grafische Gestaltung der Sonderpostwertzeichen beim Bundes- ministerium der Finanzen (Kunstbeirat) (Drucksache 17/463) . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kristina Köhler, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar Ziegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D C N D E R M A E B s D D M M D D U D D A S H M H B E B D E J K B H 1396 C 1397 C 1399 A 1399 A 1399 B 1399 B 1399 C 1399 C 1399 C 1399 D 1401 C 1402 D 1404 C 1406 A orothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . aren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . icole Bracht-Bendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . iana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . rwin Josef Rüddel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . olf Schwanitz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . iriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ndreas Mattfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . inzelplan 16 undesministerium für Umwelt, Natur- chutz und Reaktorsicherheit . . . . . . . . . . . r. Norbert Röttgen, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . orothea Steiner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . r. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ngelika Brunkhorst (FDP) . . . . . . . . . . . . . . abine Stüber (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . ans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . einz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . ernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU) . . . inzelplan 15 undesministerium für Gesundheit . . . . . . r. Philipp Rösler, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ohannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . athrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . irgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . einz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . 1408 C 1410 B 1410 D 1412 C 1413 C 1414 C 1415 D 1417 C 1419 A 1420 C 1420 C 1423 D 1426 A 1427 A 1428 A 1429 C 1431 B 1431 B 1432 A 1433 C 1434 B 1435 A 1436 B 1437 B 1438 A 1439 A 1439 A 1440 B 1442 B 1444 C 1446 A 1447 A 1447 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Januar 2010 III Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Bärbel Bas (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Maria Anna Klein-Schmeink (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefanie Vogelsang (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Karin Maag (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1448 D 1449 B 1450 C 1452 B 1453 B 1454 A 1455 C 1457 B 1458 D 1459 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Januar 2010 1355 (A) ) (B) ) 16. Sitz Berlin, Donnerstag, de Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 21. Januar 2010 1459 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bellmann, Veronika CDU/CSU 21.01.2010 Edathy, Sebastian SPD 21.01.2010 Ernst, Klaus DIE LINKE 21.01.2010 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 21.01.2010 Günther (Plauen), FDP 21.01.2010 Joachim Jelpke, Ulla DIE LINKE 21.01.2010 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 21.01.2010 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 21.01.2010 Dr. de Maizière, Thomas CDU/CSU 21.01.2010 Nahles, Andrea SPD 21.01.2010 Nešković, Wolfgang DIE LINKE 21.01.2010 Steinbrück, Peer SPD 21.01.2010 Süßmair, Alexander DIE LINKE 21.01.2010 Zapf, Uta SPD 21.01.2010 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 21.01.2010 16. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 21. Januar 2010 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Die Sitzung ist eröffnet.

    Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
    begrüße Sie alle herzlich. Es wird wieder etwas über-
    sichtlicher.


    (Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Bei Ihnen auch!)


    Wir haben vor Eintritt in die Fortsetzung unserer
    Haushaltsberatung noch einige Nachwahlen vorzuneh-
    men.

    Die SPD-Fraktion hat mitgeteilt, dass die ehemalige
    Abgeordnete Monika Griefahn aus dem Verwaltungsrat
    der Filmförderungsanstalt ausgeschieden ist. Als Nach-
    folgerin wird die Kollegin Angelika Krüger-Leißner
    vorgeschlagen. Als deren Stellvertreterin ist die Kollegin
    Ulla Schmidt vorgesehen. Können wir das so vereinba-
    ren? – Sie sind damit offenkundig einverstanden. Dann
    sind Frau Krüger-Leißner als Mitglied und die Kollegin
    Schmidt als stellvertretendes Mitglied in den Verwal-
    tungsrat der Filmförderungsanstalt gewählt.

    Die SPD-Fraktion schlägt ferner vor, für den früheren
    Abgeordneten Christian Kleiminger die Kollegin Bärbel
    Bas in den Stiftungsrat der Stiftung „Humanitäre
    Hilfe für durch Blutprodukte HIV-infizierte Perso-

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    Redet
    nen“ zu wählen. Sind Sie auch damit einverstanden? –
    Das ist augenscheinlich der Fall. Dann ist die Kollegin
    Bas in diesen Stiftungsrat gewählt.

    Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene
    Tagesordnung um Zusatzpunkt 1:

    Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
    gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem
    Übereinkommen Nr. 187 der Internationalen
    Arbeitsorganisation vom 15. Juni 2006 über
    den Förderungsrahmen für den Arbeitsschutz

    – Drucksache 17/428 –
    Überweisungsvorschlag:
    Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)


    zu erweitern und diesen Gesetzentwurf ohne A
    zur Beratung an den Ausschuss für Arbeit un

    (C (D ung n 21. Januar 2010 1 Uhr u überweisen. Können wir so verfahren? – Das ist ofensichtlich der Fall. Wir setzen nun die Haushaltsberatungen – Tagesordungspunkt 2 – fort: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 – Drucksache 17/200 – Überweisungsvorschlag: Haushaltsausschuss Für die heutige Aussprache haben wir am Dienstag ine Beratungszeit von insgesamt siebeneinhalb Stunden eschlossen. Wir beginnen die heutigen Beratungen mit em Geschäftsbereich des Bundesministeriums für rbeit und Soziales, Einzelplan 11. Das Wort erhält zunächst die Bundesministerin Frau r. von der Leyen. Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für ext Arbeit und Soziales: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn man internationale Berichte über die Arbeitsmärkte in der globalen Krise liest, ist vor allem ein Tenor einheitlich und durchgehend, nämlich die Verblüffung darüber, dass der deutsche Arbeitsmarkt so robust ist. Die Arbeitslosigkeit ist trotz des drastischen Einbruchs der Wirtschaftsleistung nicht wie befürchtet gestiegen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht ist: Wir sind noch lange nicht über den Berg. Wir werden die Krise am Arbeitsmarkt noch lange spüren. Die Arbeitslosigkeit wird steigen. osen sind nicht mehr ganz so düster, wie en Monaten gewesen sind, das heißt, wir sichtlich bei der Arbeitslosenzahl unter iben. ussprache d Soziales Aber die Progn sie es vor einig werden voraus 4 Millionen ble Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen Hinter dieser Entwicklung steht nicht nur die beginnende Erholung der Wirtschaft. Nein, hinter dieser Entwicklung steht ein neuer, ein breiter Konsens in Deutschland: Oberste Priorität hat der Erhalt von Fachwissen und damit der Erhalt von Arbeitsplätzen. Diesen neuen Konsens am Arbeitsmarkt wollen wir als Regierung mit aller Kraft unterstützen. Das spiegelt der Haushalt ganz klar wider. Mit 146,8 Milliarden Euro müssen wir rund 19 Milliarden Euro mehr einsetzen als im Jahr davor. Der Löwenanteil dieser Steigerung geht in die Arbeitsmarktförderung. Das setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Erstens. Mehr Arbeitslose heißt natürlich mehr Ausgaben für die Bundesagentur für Arbeit und weniger Einnahmen. Wir wollen nicht, dass die Bundesagentur für Arbeit mitten in der Krise in eine Schuldenspirale gerät. Wir wollen nicht, dass mitten in der Krise damit der Druck auf den Arbeitslosenbeitrag steigt und damit der Druck auf die Lohnnebenkosten. Das wäre Gift in der Krise. Deshalb planen wir, der BA jetzt, in der Krise, einen Zuschuss von 16 Milliarden Euro zu geben und nicht das übliche Darlehen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und was ist 2011?)


    (Haushaltsgesetz 2010)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





    (A) )


    (B) )


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Die zweite Komponente ist das Kurzarbeitergeld.
    Das kostet Arbeitnehmer, Arbeitnehmerinnen, Arbeitge-
    ber, aber auch die Politik viel Geld. Aber natürlich ist es
    allemal besser, in den Erhalt von Arbeitsplätzen, in
    Fachwissen, in Familieneinkommen zu investieren, als
    Kündigung, Arbeitslosigkeit und Kompetenzschwund
    teuer zu bezahlen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Dieses konjunkturelle Kurzarbeitergeld ist in der
    Krise entwickelt worden. Ich danke an dieser Stelle aus-
    drücklich meinen beiden Vorgängern, Olaf Scholz und
    Franz Josef Jung, die dieses konjunkturelle Kurzarbei-
    tergeld immer mit Augenmaß und genau abgestimmt auf
    die Entwicklung der Krise weiterentwickelt haben, ge-
    wissermaßen am Puls der Zeit. Wir wollen diesen Weg
    in der akuten Krise in enger Abstimmung mit den Ar-
    beitnehmervertretungen und den Arbeitgebern weiterge-
    hen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Abgesehen von der akuten Krise ändert sich die
    Struktur des Arbeitsmarktes langfristig natürlich un-
    aufhaltsam. Die Industriearbeitsplätze werden immer an-
    spruchsvoller. Dienstleistungsberufe nehmen an Bedeu-
    tung zu, wachsen in ihrer Zahl, in ihrer Vielfalt. Mehr
    Frauen arbeiten; das ist gut so. Wir haben mehr Ältere
    am Arbeitsmarkt; auch das ist gut so. Dieser Wandel fin-
    det statt. Wenn wir ihn ignorieren, weil er uns vielleicht
    nicht passt, dann werden wir von dieser Entwicklung
    einfach überrollt werden. Deshalb ist es so wichtig, pro-
    aktiv zu reagieren und frühzeitig zu erkennen, was es in
    Zukunft bedarf, wenn wir diesem Strukturwandel am
    Arbeitsmarkt aktiv begegnen wollen. Das heißt, wir

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    (C (D üssen die Menschen viel stärker und viel gezielter für ukunftsberufe ausbilden. Wir müssen uns vollständig eu aufstellen beim Thema Bildung für Ältere. Wir brauhen mehr flexible Kinderbetreuung und mehr Ganzagsschulen, nicht nur, weil das eine Frage von Bilungschancen ist, sondern auch, weil das die Conditio ine qua non, die Grundvoraussetzung für Eltern ist, dass ie überhaupt Arbeit annehmen können. Am Arbeitsmarkt hat unser Land das notwendige aß an Flexibilität gewonnen. Wir haben viele Diskus ionen darüber geführt, was Flexibilität am Arbeitsarkt bedeutet. Das wird immer ganz unterschiedlich nterpretiert, etwa: Ist das positiv oder negativ? Ich finde s ganz wichtig, dass wir jetzt sehen, dass Flexibilität icht gleichbedeutend sein muss mit dem Drohszenario hire and fire“: Weil es Flexibilität gibt, mal eben chnell entlassen, weil ja schnell wieder eingestellt weren kann. Nein, wir sehen: In der Krise findet genau das egenteil statt. Weil auf der betrieblichen Ebene viel ehr Absprachen im Konsens möglich sind, zeichnet ich Deutschland inzwischen auch im internationalen ergleich durch eine sehr hohe betriebsinterne Flexibili ät aus. Da sind zu nennen: das Kurzarbeitergeld, der bbau von Überstunden, Arbeitszeitkonten. Ich sage aber auch ganz deutlich: Dieses Mehr an Fleibilität muss immer in einer Balance mit dem notwendien Schutz der Beschäftigten stehen. Soziale Marktwirtchaft heißt, der Wirtschaft Freiheit zu geben, aber mmer im richtigen Rahmen. as bedeutet im Alltag: Wir brauchen keine starren Pauchalvorschriften beim Mindestlohn, sondern wir brauhen das Vertrauen – das muss auch entwickelt werden – uf das, was Gewerkschaften und Arbeitgeber miteinaner vereinbaren. Sie sind die Experten in der eigenen Sahe, sie wissen genau, wo die Untergrenze des Marktohns liegt, damit Arbeitsplätze nicht zerstört werden, amit es andererseits auch Schutz in der jeweiligen ranche gibt. Ich sage deutlich: Wenn es einstimmige ereinbarungen gibt, dann hilft die Politik, diese Vereinarungen auf den Rest der betreffenden Branche zu bertragen, (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Weiß das auch die FDP?)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    m die Beschäftigten zu schützen, aber auch die Unter-
    ehmen vor Konkurrenten, die zu Hungerlöhnen Arbeit
    nbieten, zu schützen.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Genau!)


    eshalb haben wir bei der Abfallwirtschaft bewusst die-
    en Weg gewählt und den Mindestlohn jetzt wieder ver-
    nkert. Ich glaube, das war die richtige, das war eine
    ute Entscheidung.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Bei der Zeitarbeit ist es weiterhin richtig und wich-
    ig, zu sagen: Sie hat ihren Platz, damit Unternehmen
    chnell auf Auftragsspitzen reagieren können. Aber das






    (A) )



    (B) )


    Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen
    darf nicht heißen, dass die Zeitarbeit zur dauernden Bil-
    ligkonkurrenz für die eigene Belegschaft wird. Ich sage
    Ihnen: Wenn die Zeitarbeit, die ich – wenn es den richti-
    gen Schutzrahmen gibt – für grundsätzlich richtig halte,
    von einzelnen Unternehmen zum Schaden der Beschäf-
    tigten missbraucht wird, dann müssen und werden wir
    die Gesetze ändern. Denn das ist nicht im Sinne des Ge-
    setzgebers gewesen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Auch bei der Arbeitsvermittlung hat sich viel Gutes
    getan. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bun-
    desagentur für Arbeit leisten gute Arbeit. Ich glaube,
    man muss sagen – wir alle haben unsere Vorurteile über
    die Bundesagentur für Arbeit –: Diese schwerfällige Be-
    hörde ist ein moderner Dienstleister geworden. Es ist,
    glaube ich, an der Zeit, manches Vorurteil abzubauen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ich will Ihnen eine Zahl nennen, die mir ins Auge gefal-
    len ist. Wenn man die durchschnittliche Dauer der Ar-
    beitslosigkeit im Boomjahr 2006 mit der im Krisenjahr
    2009 vergleicht, dann sieht man, dass Arbeitssuchende
    im Krisenjahr 2009 im Durchschnitt 36 Tage weniger ar-
    beitslos gewesen sind als in der guten Zeit 2006. Das
    heißt, trotz Krise werden die Arbeitssuchenden deutlich
    schneller vermittelt als früher. Ich denke, diese Arbeit
    der Bundesagentur sollte man auch anerkennen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir können noch besser werden. Der alte Grundsatz,
    dass man nicht unbedingt mehr Geld, sondern mehr Effi-
    zienz braucht, gilt natürlich auch bei der aktuellen Dis-
    kussion über die Vermittlung der Langzeitarbeitslosen.
    Ich sage ganz klar: Unsere Aufgabe ist es, gerade denen,
    die schon lange arbeitslos sind, bestmöglich zu helfen
    und sie nicht über einen Kamm zu scheren. Ja, ich weiß,
    es gibt in Einzelfällen Menschen – dies beobachtet man
    überall –, die staatliche Hilfen auf Kosten anderer aus-
    nutzen. Aber schon jetzt können die Jobcenter in solchen
    Fällen die Leistungen kürzen, im Extremfall auf null,
    und sie tun das auch. Der Normalfall sieht doch ganz an-
    ders aus: Die große Mehrheit der Langzeitarbeitslosen
    will raus aus Hartz IV. Sie können es aber nicht, weil ih-
    nen die Kinderbetreuung fehlt, weil ihnen der Schulab-
    schluss fehlt, weil ihnen die Berufsausbildung fehlt. Da
    müssen wir genau hinschauen und besser werden. Das
    muss unser erklärtes Ziel sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir haben in den vergangenen fünf Jahren bei dieser
    kontroversen Diskussion viel gelernt. Ich möchte deut-
    lich sagen: In diesen Jahren hat sich bei den Jobcentern
    ein Erfahrungsschatz herausgebildet, der unverzichtbar
    ist.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Warum wollen Sie die dann verschlanken?)


    Deshalb will ich zur Reform der Jobcenter jetzt nur so
    viel sagen:


    (Klaus Brandner [SPD]: „Nur so viel“!)


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    (C (D icht wir haben vor dem Bundesverfassungsgericht gelagt. Wir halten die Arbeit vor Ort, so wie sie struktuiert ist, für richtig und gut. Das sollte man noch einmal emeinsam hier in diesem Saal festhalten. Jetzt zwingt uns das Urteil zum Handeln. Klar, aus der icht der meisten Arbeitsmarktpolitikerinnen und -politier wäre eine Grundgesetzänderung richtig, um das zu rhalten, was man will. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Oh! Aber Sie haben ja Probleme, das in Ihrer Fraktion durchzusetzen! – Weiterer Zuruf von der SPD: Genau! In Ihrer eigenen Fraktion!)


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    ber aus der Sicht der meisten Rechtspolitikerinnen und
    politiker wäre sie aus rechtspolitischen Gründen nicht
    ichtig.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Geht das vielleicht ein bisschen konkreter? – Thomas Oppermann [SPD]: Ist das eine Frage der Rechtspolitik oder der Arbeitsmarktpolitik? – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sehen die anderen das auch so?)


    Ich will Ihnen deutlich sagen: Wir müssten dazu nicht
    ur eine Mehrheit finden – es wird ja immer gesagt, es
    ebe sie bereits –, sondern diese Mehrheit müsste sich
    uch auf ein und denselben Text einigen. Da liegt der
    ase im Pfeffer, meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ein schwaches Argument für eine Arbeitsministerin!)


    as ist zwei Jahre lang erfolglos versucht worden.


    (Zurufe von der SPD: Nein! – Thomas Oppermann [SPD]: Das stimmt nicht!)


    s hat sich nichts bewegt.


    (Thomas Oppermann [SPD]: Was? Mit Rüttgers waren wir uns schon einig!)


    eshalb ist jetzt Pragmatismus gefragt.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Von wegen! Ideologie ist das!)


    Ich kann Ihnen zur allgemeinen Beruhigung sagen:
    ür die Betroffenen wird sich nicht viel ändern; das ist
    as Entscheidende – wir führen eine sehr statische Dis-
    ussion: Die Arbeitslosen werden in den allermeisten
    ällen in dasselbe Gebäude gehen wie jetzt.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ich gehe auch jeden Tag in dasselbe Gebäude! Na und?)


    ie werden zu ein und demselben Arbeitsvermittler ge-
    en wie jetzt. Sie werden über den Flur in das nächste
    immer zu ein und derselben Schuldnerberaterin gehen
    ie jetzt. Wenn in den Kommunen die Zusammenarbeit
    it der Bundesagentur für Arbeit offensichtlich – bisher

    llerdings unter gesetzlichem Zwang – so ausgezeichnet






    (A) )



    (B) )


    Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen
    geklappt hat, dass sie jetzt alle erhalten wollen, warum
    soll sie nicht auch weiterhin freiwillig mit kooperativen
    Verträgen funktionieren, meine Damen und Herren?


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: So ist es! Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!)


    Um dies zu gewährleisten, werde ich Anfang kommen-
    der Woche Vorschläge für die neue Jobcenterorganisa-
    tion vorlegen.


    (Christel Humme [SPD]: Oh! Da sind wir aber gespannt!)


    Ich weiß, meine Zeit ist schon abgelaufen; zwei The-
    men sind mir allerdings noch sehr wichtig.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Ihre Zeit nicht! Nur Ihre Redezeit! – Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    – Ja, die Redezeit.


    (Thomas Oppermann [SPD]: Ihre Zeit als Familienministerin!)


    Ich hoffe, dass meine Zeit im Allgemeinen noch nicht
    abgelaufen ist. Aber meine Redezeit ist schon abgelau-
    fen.


    (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wir wünschen Ihnen Lebenszeit, aber nicht Amtszeit!)


    – Meine Lebenszeit ist hoffentlich auch noch nicht abge-
    laufen. – Mir liegen, wie gesagt, vor allem noch zwei
    Themen am Herzen; deshalb muss ich sie ansprechen.

    Wir haben uns vorgenommen, die Situation für Men-
    schen mit Behinderung zu verbessern. Unsere Vorgabe
    ist die UN-Behindertenrechtskonvention. Wir wollen sie
    umsetzen und entwickeln, und zwar gemeinsam mit den
    Beteiligten, die es angeht. Mir ist wichtig, auch einen
    Bewusstseinswandel herbeizuführen, unsere Perspek-
    tive zu verändern und weiterzuentwickeln: weg von der
    Fürsorge, hin zu einer Sichtweise, nach der die selbstbe-
    stimmte und gleichberechtigte Teilhabe der Menschen
    mit Behinderung eine Voraussetzung ist. Das heißt, wir
    wollen die Inklusion gemeinsam mit den Menschen mit
    Behinderung zur erfahrbaren Wirklichkeit machen, und
    zwar in allen Lebensbereichen.

    20 Millionen Rentnerinnen und Rentner in unserem
    Land, die sich ein ganzes Leben lang angestrengt haben
    und an ihrer Einkommenssituation jetzt nichts mehr än-
    dern können, erwarten zu Recht eine verlässliche Rente.
    Das Fundament dafür ist gelegt. Die gesetzliche Renten-
    versicherung ist stabil und generationengerecht. Ich
    glaube, man sollte zur Kenntnis nehmen, dass sie gerade
    jetzt, in der Krise, stabiler ist als erwartet und sich auch
    im internationalen Vergleich sehr viel besser hält als die
    Systeme anderer Länder. Wenn man berücksichtigt, dass
    die Löhne und Gehälter in Deutschland zum ersten Mal
    seit 50 Jahren gesunken sind, kann man erahnen, welch
    hohen Wert die Rentengarantie hat, indem sie gewähr-
    leistet, dass die Renten nicht sinken, obwohl die wirt-
    schaftliche Entwicklung so negativ war.

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    (C (D Meine Damen und Herren, zum Schluss sage ich: Ja, s liegen schwierige Aufgaben und schwierige Monate or uns. Wir sind uns hier im Hohen Haus einig, dass eutschland stärker aus dieser Krise hervorgehen muss. ir ist wichtig, dass die Menschen am Ende dieser Krise agen: Es war eine schwierige Zeit, aber wir haben das emeinsam geschafft. Vielen Dank. Das Wort hat nun der Kollege Hubertus Heil für die PD-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Sehr geehrte Frau Ministerin, das war Ihre erste ede als Arbeitsministerin. Sie haben zum Schluss ge agt, Sie seien am Ende oder Ihre Zeit sei abgelaufen. ch wünsche Ihnen – das will ich sagen – viel Lebenszeit nd von Herzen Erfolg in Ihrem Job. Es ist nicht unsere ufgabe, Ihnen jeden Tag die Daumen zu drücken, dass ie politisch strahlen; aber im Interesse der arbeitslosen enschen in diesem Land wünschen wir Ihnen durchaus lles Gute für Ihre Amtsführung. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

(Beifall bei der SPD)

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hubertus Heil


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Dass unser Arbeitsmarkt in dieser Krise robuster da-
    teht – dies ist zu Recht beschrieben worden –, hat Ursa-
    hen: Eine rot-grüne Bundesregierung hat Strukturrefor-
    en durchgeführt, die geholfen haben, die Dauer des
    erweilens in Langzeitarbeitslosigkeit zu verkürzen. Vor
    llen Dingen aber hat es mit beherztem Arbeiten und
    andeln sozialdemokratischer Minister in der Großen
    oalition zu tun. Deshalb ist es richtig, dass Sie Olaf Sc-
    olz erwähnt haben, der Änderungen an den Regeln für
    urzarbeit durchgesetzt hat – mit dem Effekt, dass in
    eutschland im letzten Jahr der Arbeitsmarkt stabil ge-
    lieben ist, aber auch mit dem Effekt, dass die Binnen-
    achfrage erstaunlich robust geblieben ist in einer ganz
    chwierigen Zeit. Umso weniger, Frau von der Leyen,
    erstehe ich, dass die neue Bundesregierung die Rege-
    ungen für Kurzarbeit verschlechtert und Kurzarbeit
    nattraktiver gemacht hat.


    (Beifall bei der SPD)


    erbessern Sie sie stattdessen! Wir wissen nämlich, dass
    n diesem Jahr, 2010 – und deshalb gibt es keinen Grund
    ur Entwarnung –, die Krise nicht überstanden ist. Die
    apazitäten der deutschen Wirtschaft sind auch bei ei-
    em Wachstum von 1,5 Prozent bei weitem nicht ausge-
    astet. Wir werden erleben, dass die Arbeitslosigkeit
    teigt und die Binnennachfrage zurückgeht. Deshalb ist
    s wichtig, dafür zu sorgen, dass für die Arbeitgeber wie
    ür die betroffenen Arbeitnehmer Kurzarbeit attraktiv
    leibt.






    (A) )



    (B) )


    Hubertus Heil (Peine)

    Wir schlagen vor, die Dauer der Kurzarbeit – wie es
    früher möglich war – zu verlängern, sie nicht zu be-
    grenzen. Die Bundesagentur für Arbeit soll auch über
    2011 hinaus die sogenannten Remanenzkosten, das heißt
    die Lohnnebenkosten, übernehmen. Auch die Weiterbil-
    dung muss stärker gefördert werden. Tragen Sie das mit,
    Frau von der Leyen – im Interesse der arbeitslosen Men-
    schen in diesem Land!


    (Beifall bei der SPD)


    Ich kann überhaupt nicht verstehen – Sie sind mit
    warmen Worten darüber hinweggegangen –, warum Sie
    in einer Zeit, in der die Arbeitslosigkeit steigen wird, in
    diesem Jahr, in Kauf nehmen, die Jobcenter in Deutsch-
    land zu zerschlagen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Hilfe aus einer Hand und nicht nur unter einem Dach ist
    notwendig, wenn man arbeitslosen Menschen, zumal
    langzeitarbeitslosen, effektiv helfen will. Ich kann Ihre
    Argumentation nicht nachvollziehen, Frau von der
    Leyen. Ich habe den leisen Verdacht, dass Sie es eigent-
    lich genau wie wir sehen, aber Probleme haben, es Ihrem
    eigenen Laden zu verklickern. Da sage ich Ihnen als
    neuer Ministerin: Zeigen Sie mehr Kreuz und mehr Mut!
    Aber auch Rückendeckung von der Kanzlerin täte gut.

    Darauf kann man sich allerdings nicht verlassen; das
    hat Olaf Scholz erleben müssen, als er im letzten Jahr
    zusammen mit den 16 Ministerpräsidenten einen Kom-
    promiss für die Fortführung der Jobcenter geschaffen
    hat, der tragfähig ist, der pragmatisch ist, der Hilfe aus
    einer Hand ermöglicht, der Argen als Zentren für Grund-
    sicherung und Arbeit erhält und der auch den Optierern
    die Sicherheit gibt, die sie brauchen. Frau Merkel hat ihn
    im Regen stehen lassen, weil einige Ideologen aus ihrer
    Fraktion, namentlich Herr Röttgen und Herr Kauder, und
    einige Rechtspolitiker ihrer Fraktion Sand ins Getriebe
    gestreut haben. Das ist inakzeptabel. Ich wünsche Ihnen
    mehr Pragmatismus, und zwar, wie ich schon letztes Mal
    gesagt habe, im Sinne von Karl Popper – pragmatisches
    Handeln zu sittlichen Zwecken – und weniger Volker
    Kauder.


    (Beifall bei der SPD)


    Wollen Sie denn, dass in diesen Zeiten mit den Ar-
    beitslosen wieder Pingpong gespielt wird zwischen kom-
    munaler Verwaltung und Arbeitsagentur, wie es früher
    üblich war? Wollen Sie eine doppelte Bürokratie und
    doppelte Bescheide? Wollen Sie Rechtsunsicherheit?
    Denn all das, was Sie jetzt in die Diskussion bringen,
    hält verfassungsrechtlich nicht stand. Allein die Entfris-
    tung der Optierer ist ohne Verfassungsänderung nicht
    zu machen, sagen führende Experten, sagen die kommu-
    nalen Spitzenverbände, der Deutsche Städte- und Ge-
    meindebund, der Deutsche Landkreistag – von dem Sie
    ja vor einigen Tagen entsprechend Nachricht bekommen
    haben –, aber auch der Deutsche Städtetag. Auch die
    Chefs und die Praktiker vor Ort in den Arbeitsagenturen
    bitten Sie, die erfolgreiche Einrichtung Jobcenter nicht
    zu zerschlagen und damit zurück zu einem Zustand zu
    gehen, als Bürokratie und Pingpong mit Langzeitarbeits-
    losen angesagt waren. Kehren Sie um, Frau von der

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    (C (D eyen! Das ist unsere Nachricht. Wir sind bereit, daran itzuwirken. Ich kann Ihnen ein Weiteres nicht ersparen. Sie haben Ihrer Rede – das hat Gründe, die mit Ihrem Koalitions artner zu tun haben – über ein Thema weidlich gechwiegen, nämlich über die Tatsache, dass wir in diesem and immer mehr prekäre Arbeitsverhältnisse haben. er Deutsche Bundestag ist dringend aufgerufen, zu tun, as in seinen Möglichkeiten als Gesetzgeber steht, um afür zu sorgen, dass Menschen in Arbeit kommen, und war in ordentliche, in gute Arbeit, in Arbeit, von der sie eben können. Frau Homburger hat gestern als Motto ausgegeben: ozial ist, was Arbeit schafft. Nach dieser Philosophie äre auch Sklavenarbeit sozial. Wir sagen: Sozial ist Areit, von der Menschen auch leben können, nämlich gute rbeit. Das ist der Unterschied. (Beifall bei der SPD und der LINKEN – Jörg van Essen [FDP]: Ich würde mich doch schämen, wenn ich so etwas vortragen würde!)


    (Beifall bei der SPD)


    Was hat es übrigens mit Ordnungspolitik zu tun, wenn
    err Rüttgers und diese Koalition einfach nur Zuver-
    ienstmöglichkeiten erweitern wollen und damit einen
    auerhaft subventionierten Niedriglohnsektor auf Kos-
    en der Steuerzahler etablieren? Führen Sie endlich Min-
    estlöhne in weiteren Branchen ein, und sorgen Sie auch
    ür einen gesetzlichen Mindestlohn, damit Menschen
    on ihrer Arbeit leben können!


    (Beifall bei der SPD und der LINKEN)


    Frau von der Leyen, ich habe mich schon ein bisschen
    ewundert, dass Ihnen das Thema „Missbrauch von
    eit- und Leiharbeit“ erst beim Problem Schlecker
    um ersten Mal begegnet zu sein scheint. Tatsache ist,
    ass es nicht nur Schlecker betrifft. Das ist in vielen Be-
    eichen das Problem. Es war richtig – damals haben es
    olitik und Gewerkschaften übrigens gemeinsam ge-
    acht –, Zeit- und Leiharbeit aus der Schmuddelecke

    eholt zu haben. Wir haben damals den Grundsatz „glei-
    her Lohn für gleiche Arbeit von Stamm- und Leihbe-
    egschaften“ in das Gesetz geschrieben. Aber wir haben
    lle miteinander den Fehler gemacht, eine Öffnungsklau-
    el zu schaffen, die besagt, dass Tarifverträge davon ab-
    eichen könnten. Dies taten wir in der Hoffnung, dass
    ewerkschaften und Arbeitgeber stark genug sind, ver-
    ünftig damit umzugehen. Dann allerdings ist über
    cheintarifverträge und Scheingewerkschaften, auch
    enn sie sich christlich nennen und durch CSU-Abge-
    rdnete in diesem Haus präsent sind, diese Klausel be-
    utzt worden, um Lohndumping und dem Auflösen der
    tammbelegschaften in Richtung Leihbelegschaften
    orschub zu leisten. Dem müssen wir einen Riegel vor-
    chieben, meine Damen und Herren, und dazu habe ich
    on Ihnen nichts gehört.


    (Beifall bei der SPD)


    Da reicht es nicht, Frau Ministerin, wenn Sie in Inter-
    iews die Folgen beklagen, selbst aber nichts tun. Es
    eicht auch nicht, wenn Herr Rüttgers darüber schwadro-






    (A) )



    (B) )


    Hubertus Heil (Peine)

    niert, nur weil am 9. Mai Landtagswahlen stattfinden
    werden. Wir werden Ihnen im Februar in diesem Haus
    einen Gesetzentwurf mit drei konkreten Maßnahmen
    und Vorschlägen vorlegen, und wir werden jeden Einzel-
    nen von Ihnen in namentlicher Abstimmung befragen,
    wie Sie es damit halten. Erstens. Sind Sie bereit – das ist
    notwendig –, die Rechte der Betriebsräte zu stärken, was
    den Einsatz von Zeit- und Leiharbeit betrifft? Zweitens.
    Sie haben vorhin davon gesprochen, Gewerkschaften
    und Arbeitgeber sollten Mindestlöhne tarifvertraglich
    festschreiben. D’accord, wo sie es können, aber es gibt
    ja bei der Zeit- und Leiharbeit einen Tarifvertrag. Warum
    sorgen Sie nicht für einen Mindestlohn im Bereich der
    Zeit- und Leiharbeitsbranche? Drittens. Die wichtigste
    Frage ist: Warum wehren Sie sich dagegen, den Grund-
    satz „gleicher Lohn für gleiche Arbeit von Stamm- und
    Leihbelegschaften“ durchzusetzen? Ich verstehe es
    nicht; denn dies ist das wirksamste Instrument gegen den
    Missbrauch von Zeit- und Leiharbeit. An diesem Punkt
    können Sie mithelfen.


    (Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie selbst haben Abweichungen davon zugelassen! Sie waren es!)


    – Herr Kolb, wenn Sie ein ähnliches Hörvermögen wie
    Schreivermögen hätten, hätten Sie eben vernommen – Sie
    können es im Protokoll nachlesen –, was der Hinter-
    grund dieser Geschichte ist. Die Frage ist, wie wir jetzt
    damit umgehen und was Sie tun.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Elf Jahre hatten Sie Zeit!)


    Frau von der Leyen, Arbeitsmarktpolitik ist das eine,
    Wirtschaftspolitik ist das andere. Wir werden nachher
    mit Herrn Brüderle noch darüber diskutieren. Unser zen-
    traler Vorwurf ist nicht, dass wir im Hinblick darauf,
    dass es in der Analyse des letzten Jahres und auch des
    Beginns dieses Jahres noch ganz gut aussieht, einer Mei-
    nung sind. Das haben wir in der Großen Koalition ge-
    meinsam gemacht, Frau Bundeskanzlerin. Unser Vor-
    wurf ist, dass Sie diesen Pfad verlassen, dass Sie kein
    Konzept und keine Wachstumsstrategie, aber auch keine
    kohärente Vorstellung im Bereich der Arbeitsmarktpoli-
    tik haben. Wer in Zeiten, in denen Langzeitarbeitslosig-
    keit wächst, Jobcenter zerschlagen will – ich sage es
    noch einmal –, der ist wirklich mit dem Klammerbeutel
    gepudert.

    Dann gibt es noch etwas, was uns auch noch nicht so
    klar ist und was mit der Haushaltspolitik im unmittelbaren
    Sinne zu tun hat: Können Sie uns wirklich versichern,
    dass Sie den Beitrag zur Arbeitslosenversicherung dau-
    erhaft, das heißt über die ganze Legislaturperiode, stabil
    halten? Ich habe gestern eine Zwischenfrage an Herrn
    Friedrich gestellt, der locker sagte: Natürlich, dagegen
    werden wir uns stemmen, das soll nicht über 3 Prozent
    steigen. – Aber mir fehlt eine klare Aussage in Ihrer
    Rede, Frau Ministerin. Was wird sich eigentlich nach
    dem 1. Januar 2011 im Bereich der Arbeitslosenversi-
    cherung entwickeln? Der Beitrag wird auf 3 Prozent
    steigen. Aber wir dürfen nicht ins Unendliche gehen. Ich
    warne Sie davor, die aktive Arbeitsmarktpolitik oder den
    Arbeitslosenversicherungsbeitrag als Steinbruch zu neh-

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    (C (D en, um Ihre Steuergeschenke für Wohlhabende und hre Klientelgruppen zu finanzieren. Das darf nicht sein. Herr Kollege Heil, Sie müssen auch gelegentlich auf ie Endlichkeit Ihrer Redezeit achten. Ich komme zum Schluss. – Es ginge zulasten der Ar eitnehmerinnen und Arbeitnehmer, was die Umverteiungswirkung betrifft. Aber es ginge vor allen Dingen ulasten von ordentlicher Arbeit. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Ordentliche Arbeit müssen Sie erst mal machen!)


    (Beifall bei der SPD)