Protokoll:
16027

insert_drive_file

Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 27

  • date_rangeDatum: 28. März 2006

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 19:23 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/27 BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ilse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . .2097 D 2153 A Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . . Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinz Riesenhuber (CDU/CSU) . . . . . Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit Sigmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . 2107 D 2111 C 2115 A 2116 C 2119 D 2120 D 2124 D 2127 C 2129 C 2132 A 2154 C 2155 D 2158 A 2159 A 2160 B 2161 D 2163 A Deutscher B Stenografisch 27. Sitz Berlin, Dienstag, de I n h a l Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2006 (Haushaltsgesetz 2006) (Drucksache 16/750) . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2005 bis 2009 (Drucksache 16/751) . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Haus- haltsbegleitgesetzes 2006 (Haushaltsbe- gleitgesetz 2006 – HBeglG 2006) (Drucksache 16/752) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister J J E B F D U K D P 2097 A 2097 B 2097 B Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Georg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 2133 B 2135 D undestag er Bericht ung n 28. März 2006 t : örg-Otto Spiller (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . ochen-Konrad Fromme (CDU/CSU) . . . . . . inzelplan 30 undesministerium für Bildung und orschung r. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . laus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . riska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2137 D 2140 C 2142 D 2145 B 2146 D 2149 B 2151 C Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katherina Reiche (Potsdam) (CDU/CSU) . . . 2165 D 2167 B II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 28. März 2006 Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU) . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 15 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Ulla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Konrad Schily (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Inge Höger-Neuling (DIE LINKE) . . . . . . . . Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jella Teuchner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2169 A 2170 B 2171 C 2172 D 2174 A 2175 B 2176 D 2177 A 2178 D 2180 A 2181 D 2183 B 2185 C 2186 D 2188 A 2189 C 2190 B 2191 D 2193 C 2194 C 2195 C 2196 C 2197 A 2198 A 2199 A 2199 D 2201 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 28. März 2006 2097 (A) ) (B) ) 27. Sitz Berlin, Dienstag, de Beginn: 10.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 27. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 28. März 2006 2201 (A) (C) (B) ) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 28.03.2006 Bareiß, Thomas CDU/CSU 28.03.2006 Dr. Bartsch, Dietmar DIE LINKE 28.03.2006 Bernhardt, Otto CDU/CSU 28.03.2006 Dr. Bisky, Lothar DIE LINKE 28.03.2006 Bülow, Marco SPD 28.03.2006 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 28.03.2006 Hilsberg, Stephan SPD 28.03.2006 Kipping, Katja DIE LINKE 28.03.2006 Krichbaum, Gunther CDU/CSU 28.03.2006 Kurth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.03.2006 Müller (Gera), Bernward CDU/CSU 28.03.2006 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.03.2006 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * Herta Deittert, Hubert CDU/CSU 28.03.2006* Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.03.2006 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 28.03.2006* Gradistanac, Renate SPD 28.03.2006 Dr. Gysi, Gregor DIE LINKE 28.03.2006 Heinen, Ursula CDU/CSU 28.03.2006 P S D D S W (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates flug, Johannes SPD 28.03.2006 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 28.03.2006 r. Schui, Herbert DIE LINKE 28.03.2006 r. Spielmann, Margrit SPD 28.03.2006 tiegler, Ludwig SPD 28.03.2006 egener, Hedi SPD 28.03.2006 27. Sitzung Berlin, Dienstag, den 28. März 2006 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602700000

Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich begrüße Sie alle
herzlich, wünsche Ihnen einen guten Tag und uns eine
hoffentlich gute, intensive und konstruktive Haushalts-
beratungswoche.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 1 a bis 1 c auf:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2006


(Haushaltsgesetz 2006)


– Drucksache 16/750 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung

Finanzplan des Bundes 2005 bis 2009

– Drucksache 16/751 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

d
g
w
S
z
S
D

B

F
t
e
n
S
m

Redet
c) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Haushaltsbegleit-
gesetzes 2006


(Haushaltsbegleitgesetz 2006 – HBeglG 2006)


– Drucksache 16/752 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jug
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklun

(C (D ung n 28. März 2006 0 Uhr Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie heutige Aussprache im Anschluss an die Einbrinung des Haushaltes siebeneinhalb Stunden, für Mittoch achteinhalb Stunden, für Donnerstag neuneinhalb tunden und für Freitag nicht, wie jetzt zu befürchten ist, ehneinhalb Stunden, sondern vier Stunden vorgesehen. ind Sie damit einverstanden? – Das scheint so zu sein. ann ist das so beschlossen. Das Wort zur Einbringung des Haushaltes hat der undesminister der Finanzen, Peer Steinbrück. (Jürgen Koppelin [FDP]: Früher gab es Beifall! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jetzt helfen wir ihm mal! – Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1602700100

Ich bedanke mich für die Unterstützung durch die

DP. – Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehr-
en Damen und Herren! Auch der modernen Politik kann
s nicht schaden, manchmal bei den alten Griechen
achzuschlagen. Kein Geringerer als der Philosoph
okrates lehrt uns, dass Selbsterkenntnis dem Menschen
eistens Gutes gibt, die Selbsttäuschung aber meistens

ext
von Übel ist. Bevor wir heute in die finanzpolitische De-
batte eintreten, möchte ich deshalb dafür plädieren,
Wege in die Realität zu suchen. Das bedeutet einerseits,
dass die Regierung nichts beschönigt, und andererseits,
meine Damen und Herren von den Oppositionsfraktio-
nen, dass die Opposition auch nichts verzeichnet und
überzeichnet.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Maßlosigkeit im Urteil führt uns ebenso wenig weiter
wie künstliche Aufgeregtheit oder eilfertige Empörung,
insbesondere auf dem Resonanzboden schneller Nach-
richtenverwertung. Die Politik soll die Menschen aufklä-

nicht verunsichern.

ei der SPD, der CDU/CSU und der
FDP)
end

g

ren; sie soll sie


(Beifall b Bundesminister Peer Steinbrück Wege in die Realität – das ist weit mehr als eine Änderung des politischen Stils. Das ist – in Anlehnung an einen Leitartikel in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 12. November des letzten Jahres – eine Vorgehensweise, die sich von Rechthaberei, einem pathetischen Verbesserungsanspruch, der Überbetonung von Risiken gegenüber den Chancen, dem schrecklichen Lamento, das in dieser Republik so verbreitet ist, und manchem flamboyanten Auftritt von Globalisierungseliten und ihren Knappen unterscheidet. Nur wenn wir wissen, wo unser Land wirtschaftlich steht, können wir glaubhaft um den Kurs der Finanzpolitik ringen. Ich habe bereits in meiner ersten Rede vor dem Hohen Hause darauf hingewiesen, dass eine Standortbestimmung unerlässlich ist, auch um das Vertrauen der Menschen in das nach wie vor riesige Potenzial unseres Landes und ihr Vertrauen in die Politik dort zurückzugewinnen, wo es verloren gegangen ist. Neben strukturellen Problemen und Modernisierungsdefiziten, die es unzweifelhaft gibt, haben wir es offensichtlich mit einem mangelnden Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland zu tun, das sich ökonomisch nicht zuletzt in einer nach wie vor schwachen Binnennachfrage und einer sehr hohen Sparneigung ausdrückt. Verloren gegangenes Vertrauen gewinnen wir nur zurück, wenn wir den Menschen ohne Umschweife die Realität so beschreiben, wie sie ist. Wir dürfen ihnen keine raschen Lösungen versprechen, wo es sie gar nicht gibt. Aber wir müssen Wege aufzeigen – auch wenn sie steinig sind –, die in die Zukunft weisen. Wo also steht unser Land wirtschaftlich? Zunächst einmal hat sich in den letzten Jahren viel mehr verändert, als wir offenbar wahrzunehmen fähig oder auch bereit sind. Der Journalist Thomas Hanke beschreibt dies in seinem Buch „Der neue deutsche Kapitalismus – Republik im Wandel“ umfänglich. Auf einen Nenner gebracht: Die alte Deutschland AG löst sich auf, der Korporatismus nimmt ab, der Staat weicht zurück und der Markt rückt vor. Es gibt bereits eine stille Revolution in den Betrieben. Wir sind viel mutiger, als wir denken. Seit Beginn dieses Jahrtausends haben wir erhebliche Anpassungen vollzogen. Wir verändern unsere Sozialsysteme unter dem demografischen Druck. Die Tarifverträge enthalten Hunderte von Ausnahmeklauseln, von denen man Gebrauch machen kann. Wir verbessern die Bedingungen für unternehmerisches Handeln und wir investieren erhebliche Summen in die Familienförderung, in Bildung, Forschung und Entwicklung, also in die Zukunft unseres Landes. Andere berechtigte Fragen sind, ob das ausreicht und vor allen Dingen ob diese Mittel effizient genug eingesetzt werden. Wir machen beileibe kein bequemes Wellnessprogramm, sondern ein hartes Krafttraining für den Standort Deutschland, das manche für unzureichend halten, das aber für viele bereits eine Zumutung ist. Dass es noch nicht abgeschlossen ist, ist uns allen klar. Aber es zeigt Wirkung. Es ist nicht alles schlecht in Deutschland, wie uns Berufsnöler einzureden versuchen. S q B z e n i q g d b t L g h r d h E m w w 1 m h t R R K E r R k w b f a s b ü r k D s d 8 f w (C (D (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)





(A) )


(B) )


Es ist sogar hervorzuheben, dass wir internationale
pitzenpositionen belegen. Wir haben heute eine Steuer-
uote von nur noch knapp 20 Prozent gemessen am
ruttoinlandsprodukt. Eine andere Frage ist, ob wir ein
u kompliziertes Steuersystem haben und ob wir in dem
inen oder anderen Besteuerungssystem Wettbewerbs-
achteile haben. Die Antwort lautet Ja. Aber wir haben
m internationalen Vergleich eine sehr geringe Steuer-
uote.

Wir haben uns bei den Lohnstückkosten im Ver-
leich zu den 15 Kernländern der Europäischen Union in
en letzten Jahren um sage und schreibe 8 Prozent ver-
essert. Das ist das Ergebnis eines sehr robusten Wachs-
ums der Produktivität und bemerkenswert moderater
ohnabschlüsse, die sich allerdings umgekehrt auch ne-
ativ in einer zumindest stagnierenden Kaufkraft der ab-
ängig Beschäftigten niederschlagen.

Unsere Staatsquote ist mit 46 Prozent auf dem nied-
igsten Stand seit 15 Jahren, und zwar trotz der Kosten
er Wiedervereinigung, die wir zur Vollendung der Ein-
eit unseres Landes gerne tragen.

Mit einem Anteil von 50 Prozent der kombinierten
x- und Importe ist Deutschland schlechthin die Loko-
otive des innereuropäischen Handels. Deutschland
ird immer stärker Drehscheibe für die sich rasant ent-
ickelnden Märkte Mittel- und Osteuropas. Mit fast
30 Milliarden Euro lag das Volumen unseres Handels
it den EU-Beitrittstaaten im Jahr 2005 bereits deutlich

öher als das Volumen unseres Handels mit den USA.

Wir schreiben mit der Einführung einer staatlich un-
erstützten Eigenvorsorge für das Alter, der so genannten
iesterrente, in Ergänzung zur umlagefinanzierten
ente eine Erfolgsgeschichte, die kaum jemand zur
enntnis nimmt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s gibt 5,5 Millionen Verträge und nur die Versiche-
ungswirtschaft redet davon und freut sich darüber.
ichtig ist, dass dieses Angebot von den untersten Ein-
ommensetagen zu wenig in Anspruch genommen wird,
eshalb wir, wie ich glaube, über einen Verbesserungs-
edarf in diesem Bereich nachdenken sollten.

Diese und andere Nachrichten – ich könnte die Liste
ortsetzen – werden durchaus anerkannt und honoriert,
llerdings vornehmlich im Ausland und in der ausländi-
chen Presse. Erst kürzlich konnte ich mich in New York
ei einer amerikanischen Unternehmensgruppe davon
berzeugen. Sie sind neugierig auf den Standort Bundes-
epublik Deutschland. Was ich zu hören bekam, waren
eine aufgesetzten Nettigkeiten für den Gast aus
eutschland, sondern sehr harte Fakten. Bis heute haben

ich 2 000 amerikanische Unternehmen mit 110 Milliar-
en Euro Investitionssumme – in der Folge sind das
50 000 Arbeitsplätze in Deutschland – diesen Standort
ür ihre Investitionen ausgesucht. Der großen Koalition
ird in den USA politisch viel zugetraut.






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Genauso groß wie die Aufgeschlossenheit amerika-
nischer Investoren ist ihr Erstaunen darüber, wie nega-
tiv wir Deutschen selbst über den Standort Deutschland
diskutieren. Man wird dort als Finanzminister gefragt:
Wie kommt es, dass bei euch das Klagen über Deutsch-
land in den letzten Jahren zu einem beliebteren Volks-
sport geworden ist als der Fußball?

Es war Johannes Rau, der den Mangel an Zukunfts-
vertrauen in unserer Gesellschaft nicht nur anprangerte,
sondern auch die Ursachen dafür nannte: die fatale Lust
an der Schwarzmalerei, die die Entfremdung der Bürger
von Staat und Politik noch befördert, aber auch die An-
spruchsmentalität nicht zuletzt in Teilen der gesellschaft-
lichen Eliten.

Die Lage der öffentlichen Finanzen ist ernst; da gibt
es kein Vertun. Rund 20 Prozent der Ausgaben des Bun-
deshaushalts, also ziemlich genau 50 Milliarden Euro,
sind nicht durch nachhaltige Einnahmen gedeckt. Die
Haushalte der Bundesländer sehen nicht besser aus: Im
letzten Jahr konnte die Hälfte aller Länder, acht von 16,
die verfassungsrechtliche Regelgrenze für die Neuver-
schuldung bei der Haushaltsaufstellung – ich rede noch
nicht einmal über den Haushaltsvollzug – nicht einhal-
ten. In diesem Jahr sieht es keineswegs besser aus. Die
Verschuldung aller öffentlichen Haushalte hat mittler-
weile die Summe von 1,5 Billionen Euro überschritten.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist enorm!)


Die dadurch entstehenden Zinsausgaben, für die inzwi-
schen jeder sechste Euro des Bundeshaushalts bereitge-
stellt werden muss, schnüren jeder Bundesregierung un-
abhängig von der Farbenlehre, der sie folgt, den
Spielraum für notwendige Zukunftsinvestitionen ein.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Leider wahr!)


Damit verbunden ist ein weiteres eklatantes Problem,
das sich nicht erst in den letzten Jahren, sondern in den
letzten Jahrzehnten herausgebildet hat: die Verkarstung
der Ausgabenseite des Bundeshaushalts. Entgegen vie-
lerlei Einwendungen und obwohl wir Jahr für Jahr
4 Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts für die Voll-
endung der deutschen Einheit zur Verfügung stellen, haben
wir auf der Ausgabenseite kein Niveauproblem, sondern
ein Strukturproblem. Allein der Anteil der Sozialausga-
ben am Bundeshaushalt ist seit Beginn der 90er-Jahre
von einem Drittel auf heute knapp über die Hälfte gestie-
gen. Rechnet man die Ausgaben für Zinsen, Personal
und Arbeitsmarktpolitik hinzu, sind fast drei Viertel der
Bundesausgaben fest gebunden, während die Investitio-
nen geringer sind als die Zinsausgaben. Dabei sind es
genau diese Investitionen, die maßgeblich über unseren
zukünftigen Wohlstand entscheiden.

Ich kann nicht zu viel versprechen. Dennoch sage ich:
Der Prozess des Umsteuerns im Hinblick auf die Struk-
tur der Ausgabenseite kann nicht abrupt erfolgen, allein
schon aufgrund der volkswirtschaftlichen und sozialen
Verwerfungen, die unvermeidbar wären, wenn man aus
den großen, feststehenden Ausgabeblöcken des Bundes-
haushaltes mal eben 10, 15 oder 20 Milliarden Euro „he-
rausschneiden“ würde.

P
r
u
u
s

S
F
L
e
s
h
M
t
5
s

U
L
t
d
t

f
W


n

I


S

a
u
ß
d
l

(C (D Anders ausgedrückt: Abrupte Einschnitte, schnittige aradigmenwechsel und brachiale Politikwechsel – das ufe ich allen Anhängern großer Entwürfe zu – führen in nserer hoch komplexen Gesellschaft zu Verwerfungen nd sozialen Asymmetrien, die nicht zu verantworten ind. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie würden unsere Gesellschaft desintegrieren und
liehkräfte verstärken, die die soziale Stabilität unseres
andes gefährden würden. Das lernen einige offenbar
rst, nachdem sie sich Fotos oder Fernsehbilder der Ge-
chehnisse in Paris und seinen Vororten angesehen
aben. Wer beim Bundeszuschuss zur Rentenkasse
illiardenkürzungen fordert, der muss wissen, was Ren-

enkürzungen von 5 Prozent aufwärts allein für die
0 Prozent der Rentenbezieher bedeuten, die auf die ge-
etzliche Rentenversicherung angewiesen sind.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Richtig!)


nsere 80-Millionen-Gesellschaft ist schließlich kein
abor, in dem man mal eben ordnungs- und sozialpoli-

isch riskante Versuche unternehmen kann. Man sollte
ie Menschen für den Effekt eines Interviews nicht hin-
ers Licht führen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das will ich an einem konkreten Beispiel, das ich zu-
ällig gesehen habe, deutlich machen. Sie, Herr

esterwelle, haben im ZDF ein Interview gegeben.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Die kostenlosen Kindergärten wollten Sie ansprechen! Wann machen Sie das denn?)


Bleiben Sie ganz ruhig und werden Sie doch nicht so
ervös!


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Aber natürlich! Wieso denn auch?)


ch habe an Ihre Adresse noch gar nichts gesagt.


(Heiterkeit bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Doch, haben Sie! – Zuruf von der SPD: Das stimmt allerdings! – Jürgen Koppelin [FDP]: Aber wer weiß, was da noch kommt!)


Vielleicht wissen Sie ja, was jetzt kommt. Dann haben
ie wohl bemerkt, dass Sie sich vergaloppiert haben.


(Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ich habe doch gar nichts gesagt!)


Herr Westerwelle, Sie haben in einem Interview, das
m 28. Februar im „heute-journal“ ausgestrahlt wurde
nd in das ich mich zufällig hineingezappt habe, mit gro-
er Emphase behauptet, dass sich in den nächsten Jahren
urch das Herunterfahren der Steinkohlebeihilfen Mil-
iardenbeträge einsparen ließen.


(Zuruf von der SPD: Aha! Das ist ja interessant!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Was er dem Publikum allerdings verschweigt, ist, dass es
bis zum Jahr 2008 rechtskräftige Bewilligungsbescheide
gibt.


(Dr. Peter Struck [SPD]: So ist es! Richtig!)


Das wird mal eben unter den Tisch gekehrt. Das ist im
günstigsten Fall eine Veralberung des Publikums.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Na, wenn das das Beispiel war! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Was für ein starkes Beispiel!)


Das lässt sich fortsetzen: Im selben Interview sagte
Herr Westerwelle, man müsse den Zuschuss des Bundes
an die Bundesagentur für Arbeit auf null fahren. Er ver-
säumt allerdings, zu sagen, dass wir genau das tun.


(Joachim Poß [SPD]: Das weiß er doch gar nicht!)


Im selben Interview behauptet er auch – jetzt kommt
es –, dass die Steuern in Deutschland durch diese Ein-
sparung weiter gesenkt werden könnten. Das geht so
sehr an den Fakten und der Lage vorbei, dass ich noch
einmal behaupte: Das ist im günstigsten Fall eine Veral-
berung des Publikums.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Haben Sie einmal dieses kleine Buch von Harry
Frankfurt in den Händen gehabt?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: „Bullshit“!)


– Ich habe es nicht zitiert, Herr Präsident.


(Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es heißt halt so!)


Meine Damen und Herren, ich will umgekehrt nicht
missverstanden werden: Strukturreformen und das Um-
steuern in Bezug auf die Struktur des Haushaltes sind
notwendig. Ich werde dort keine Entlastung vertreten
können. Sie sind Voraussetzungen für unseren zukünfti-
gen Wohlstand. Ich halte die Frage für mehr als zulässig,
ob die bloße Alimentation von Bedürftigen in den letzten
Jahrzehnten in vielen Fällen nicht zu einer Verfestigung
der Bedürftigkeit geführt hat.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich halte auch die Frage für zulässig, ob der Anreiz unse-
rer Sozial- und Arbeitsmarktpolitik zu eigenen Anstren-
gungen ausreichend und nachhaltig ausgeprägt ist. Ich
scheue mich an dieser Stelle auch nicht, die weitere
Frage für politisch korrekt zu halten, ob der kostenfreie
Zugang zu Infrastruktureinrichtungen und kommu-
nalen sowie staatlichen Leistungsangeboten von Fall
zu Fall wirkungsvoller und zielgenauer sein kann als in-
dividuelle Transferzahlungen oder Steuervergünstigun-
gen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


W
w
n
d

d
s
m

D
K
m
z
k
u
v

d
u
w
a
w
g
d
h
z

D
k
g
t
g

h
u
z
s
h
u

g
d
r
k
A
g
e
g
i
1
b
b
1
E
t
S

(C (D ie ich zugebe, ist das unter Beachtung aller ins Geicht fallenden Faktoren – davon gibt es eine Reihe und iemand wird sie ignorieren können – für die Zukunft jeenfalls überlegenswert. Bei allen notwendigen Veränderungen ist es allerings wichtig, den Zusammenhalt unserer Gesellchaft nicht zu gefährden. Wir wollen die Menschen itnehmen. (Jürgen Koppelin [FDP]: Sie brauchen sie auch zum Abkassieren!)


eswegen wird die große Koalition einen verlässlichen
urs steuern und den Menschen immer wieder erklären
üssen, warum sie heute gegebenenfalls auf etwas ver-

ichten müssen, damit es ihnen und ihren Kindern in Zu-
unft wieder besser geht. Wir schulden unseren Kindern
nd Enkeln jede Anstrengung für tragfähige, solide und
erlässliche öffentliche Finanzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir wissen doch, dass sich der demografische Wan-
el jetzt gerade erst einstellt. Wir wissen auch, was auf
nsere Kinder und Enkelkinder zukommt. Wie sollen
ir ihnen in zehn oder 20 Jahren erklären, dass wir dies

lles im Jahre 2006 zwar wussten und es uns – jedenfalls
eitestgehend – nicht egal war, dass es aber doch fol-
enlos geblieben ist und dass wir nicht die Kraft hatten,
ie Wünsche der gegenwärtig in der Verantwortung ste-
enden Generation gegen die berechtigten Interessen der
ukünftigen Generationen abzuwägen?


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


as gilt insbesondere, da die Zahl der Vertreter der Zu-
unftsinteressen nachfolgender Generationen im Ver-
leich zur Zahl der Sachwalter und der Vertreter der Sta-
us-quo- und Gegenwartsinteressen anteilsmäßig immer
eringer wird.

Deswegen müssen wir unsere Ansprüche an den Staat
eute zurückstellen und gleichzeitig für mehr Wachstum
nd Beschäftigung sorgen. Langfristig tragfähige Finan-
en werden wir nur erreichen, wenn uns beides gelingt:
trukturelle Konsolidierung der öffentlichen Haus-
alte und das Stellen der Weichen für mehr Wachstum
nd Beschäftigung.

Wenn uns die finanzpolitischen Erfahrungen der ver-
angenen Jahre eines gezeigt haben, dann die Tatsache,
ass ein restriktiver Ausgabenkurs alleine nicht aus-
eicht, um unsere Haushaltsprobleme in den Griff zu be-
ommen. Trotz der konjunkturbedingt stark gestiegenen
rbeitsmarkt- und Sozialausgaben sind die Bundesaus-
aben zwischen 1999 und 2005 nominal nämlich gerade
inmal um durchschnittlich 0,9 Prozent pro Jahr gestie-
en. Das ist deutlich weniger, als die Volkswirtschaft
nsgesamt gewachsen ist, nämlich um durchschnittlich
,3 Prozent. Deswegen ist der Anteil der Bundesausga-
en am Bruttoinlandsprodukt trotz der höheren Ausga-
en für Arbeitsmarkt und Soziales von 12,3 Prozent auf
1,6 Prozent zurückgegangen. Gelegentlich hat man den
indruck, dass in der Öffentlichkeit der absolut gegen-

eilige Eindruck besteht. Hieran erkennt man die enorme
parleistung, für die ganz wesentlich auch mein Vorgän-






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
ger Hans Eichel die politische Verantwortung getragen
hat.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Hartmut Koschyk [CDU/CSU])


Trotzdem oder gerade deswegen haben die letzten
Jahre allerdings auch gezeigt, dass wir uns aus den Defi-
ziten nicht nur heraussparen können; vielmehr brauchen
wir für das Gelingen der Konsolidierung Wachstum. An-
ders ausgedrückt: Es gibt keine nachhaltige Konsolidie-
rung ohne Wachstum, aber es gibt auch kein nachhalti-
ges Wachstum ohne solide Staatsfinanzen. Das eine ist
ohne das andere nicht zu haben.

Deswegen verfolgt die große Koalition eine Finanz-
politik der doppelten Tonlage: Wir bringen die Konsoli-
dierung genauso voran, wie wir durch Impulse Weichen
für mehr Wachstum und Beschäftigung stellen wollen.
Gleichzeitig werden wir die sozialen Sicherungssysteme
robuster auf die Veränderungen des Arbeitsmarktes und
auf den demografischen Wandel einstellen müssen.

Mit dem Bundeshaushalt 2006 und dem Finanzplan
bis 2009 setzen wir unsere Finanzpolitik der doppelten
Tonlage und wichtige Eckpunkte des Koalitionsvertra-
ges konsequent um. Ich verschweige nicht, dass wir dem
Haushaltsplan sehr konservative Annahmen zugrunde
gelegt haben. Das ist auch gut so, und zwar nicht, weil
sich der Finanzminister bewusst arm rechnen will, um
Ansprüche abzuwehren – diesem Verdacht ist offenbar
jeder Finanzminister ausgesetzt –, sondern – das betone
ich – weil die Menschen wieder Vertrauen in die Planun-
gen und Entscheidungen der Politik gewinnen müssen.
Ich sehe keinen plausiblen Grund, weshalb das Vor-
sichtsprinzip nur für die Buchführung privater Unterneh-
men gelten soll und nicht auch für die Rechnungslegung
des Staates.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Doppelte Tonlage bedeutet, sowohl Konsolidierung
als auch Wachstum zu fördern. Da das eine ohne das an-
dere nicht gelingt, haben wir den Haushalt 2006 – darauf
setze ich den Akzent – konjunkturunterstützend ange-
legt. Das heißt, wir unterlassen auf der Ausgabenseite
und auf der Einnahmenseite alles, was der konjunk-
turellen Aufhellung schaden könnte. Diese Logik ver-
tritt die Bundesregierung gegenüber allen Kritikern, die
in diesem Jahr weiter reichende Haushaltskürzungen
verlangen oder – das tut wahrscheinlich auch in diesem
Hohen Hause eine Minderheit – Steuererhöhungen für
den Königsweg halten. Ab 2007 werden wir dann konso-
lidierungsgerechte Haushalte vorlegen müssen.

Dabei bedeutet konjunkturunterstützend keineswegs,
dass wir in diesem Jahr nicht sparen würden. Auch beim
Abbau von Steuersubventionen legen wir eine hohe
Schlagzahl vor. Ich nenne den Abbau der Eigenheimzu-
lage, die Beschränkung der Verlustverrechnung bei Steu-
erstundungsmodellen und auch den Einstieg in ein steu-
erliches Sofortprogramm. Im Mai, spätestens Anfang
Juni wird dazu der Gesetzentwurf der Bundesregierung
folgen.

v
c
Z
E
s
d
D
b
z
A
k
G
i
l
n
m

K
g
g
g
A
n
i
s
d
w
g

h
1
d
a
n
l
n
H

h
d
d

v
n
P
s
s
r
p
0
b
I

s
B
r
s

(C (D Der konjunkturunterstützende Bundeshaushalt 2006 erschafft uns den nötigen Rückenwind, den wir brauhen, um 2007 die beiden zentralen finanzpolitischen iele der Bundesregierung zu erreichen, nämlich die inhaltung der Regelgrenze des Art. 115 des Grundgeetzes und die Einhaltung des Verschuldungskriteriums es europäischen Stabilitätsund Wachstumspaktes. azu trägt auch bei, dass wesentliche Konsolidierungseiträge, wie zum Beispiel die Rückführung des Bundesuschusses an die gesetzliche Krankenversicherung, die nhebung der Umsatzund Versicherungsteuer – darauf omme ich zurück – und die Einsparungen bei der rundsicherung für Arbeitssuchende, ganz bewusst erst m nächsten Jahr greifen und, bezogen auf die Entwickung ihrer vollen Jahreswirkung, auch erst greifen könen. Im Jahre 2006 ist dies schon technisch gar nicht öglich. Bezogen auf die gesamte Legislaturperiode sind die onsolidierungsmaßnahmen beachtlich. Zur nachhaltien Stabilisierung der Bundesund Staatsfinanzen traen bis zum Jahre 2009 unter anderem Ausgabenkürzunen von 32 Milliarden Euro im Bundeshaushalt, der bbau von Steuervergünstigungen in der Größenordung von 19 Milliarden Euro und Steuermehreinnahmen n Höhe von 28 Milliarden Euro bei. Das heißt, das Konolidierungsprogramm beträgt insgesamt, bezogen auf en Bundeshaushalt, 80 Milliarden Euro. Damit stellen ir den Bundeshaushalt auf eine solide bzw. – vorsichtier formuliert – solidere Grundlage. Nimmt man die Länderund Gemeindehaushalte inzu, kommt man sogar auf ein Volumen von 17 Milliarden Euro, was mit Blick auf die Finanzlage er anderen Gebietskörperschaften von erheblicher und uch wachstumspolitischer Bedeutung ist, weil dann eiige Kommunen – ich sage nicht: alle Kommunen – endich wieder die Rolle des kommunalen Investors überehmen können, was für das örtliche Gewerbe und andwerk von besonderer Bedeutung ist. Von den Einmaleffekten zugunsten des Bundeshausalts in Höhe von rund 50 Milliarden Euro will ich in iesem Zusammenhang gar nicht reden. Sie alle wissen, ass diese nicht maastrichtrelevant sind. Diese Zahlen belegen, dass wir, beginnend mit dem orliegenden Haushalt, kraftvolle Anstrengungen unterehmen. Ohne die Berücksichtigung des durchlaufenden ostens der Zuweisung an die Bundesagentur für Arbeit teigen mit Blick auf den weitergereichten Mehrwertteuerpunkt zur Absenkung der Arbeitslosenversicheungsabgaben die Ausgaben über den gesamten Finanzlanungszeitraum um durchschnittlich nur noch ,7 Prozent pro Jahr, also weniger als in den letzten sieen Jahren. Real, das heißt unter Berücksichtigung der nflationsrate, gehen die Ausgaben des Bundes zurück. Dadurch wird es uns gelingen, das strukturelle geamtstaatliche Defizit bis Ende 2007 um 1 Prozent des ruttoinlandsprodukts zurückzuführen. Da die Verände ungen des strukturellen Defizits in der Finanzwissenchaft gemeinhin als Indikator für den fiskalischen Bundesminister Peer Steinbrück Impuls gelten, wird unsere Finanzpolitik mit Blick auf ihre volkswirtschaftliche Wirkung damit eindeutig restriktiv sein. Damit nicht genug: Trotz des restriktiven Ausgabenkurses halten wir die Investitionen des Bundes auf dem Niveau von 23 Milliarden Euro. Ich sage sehr bewusst: Wann immer sich diese Investitionen im Zuge der konkreten wirtschaftlichen Entwicklung und der Einnahmeentwicklung des Staates aufstocken lassen, wird dies mit Unterstützung des Bundesfinanzministers geschehen. Lassen Sie mich unsere Entschlossenheit zu einer nachhaltigen Konsolidierung am konkreten Beispiel der Personalausstattung des Bundes verdeutlichen, auch weil es hier viele Vorurteile gibt. Gegenüber 1998 haben wir den Bestand an zivilen Stellen um rund 15 Prozent zurückgefahren. Im Vergleich zum einigungsbedingten Höchststand von 1992 beträgt die Rückführung sogar fast 27 Prozent. Mittlerweile gibt es auf Bundesebene weniger Stellen als vor der Wiedervereinigung im wesentlich kleineren Westdeutschland. Diese Entwicklung hat es bei den Betriebskosten des Bundes gegeben. Zynisch gesagt: Wäre der Bund ein börsennotiertes Unternehmen, dann hätte es sicherlich ein Kursfeuerwerk gegeben. Trotzdem oder gerade deswegen nähern wir uns – das mag aus meinem Mund merkwürdig klingen – in Sachen Personalabbau langsam dem Ende der Fahnenstange; es sei denn, man glaubt, dass man selbst oder die eigene Klientel umso besser fährt, je weniger handlungsfähig und effizient die Regierung ihre Aufgaben wahrnehmen kann. Dieser Gedanke scheint bei der FDP umzugehen. Anders kann ich mir nicht erklären, was ich in der „Financial Times“ vom 13. März dieses Jahres gelesen habe: Da forderte Frau Homburger allen Ernstes, man möge die Bundesbeamten doch bitte schön so lange ohne Bezahlung nach Hause schicken, bis der Bundeshaushalt verabschiedet sei. (Widerspruch bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Quatsch!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das nennt man in den USA „Government Shut-down“.

Ich halte dem ganz bewusst ein modernes Staatsver-
ständnis entgegen. Der Staat benötigt Ressourcen, um
seine Aufgaben erfüllen zu können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen einen handlungsfähigen Staat; denn die
Menschen erwarten zu Recht, dass wir Infrastruktur fi-
nanzieren, äußere und innere Sicherheit gewährleisten,
Daseinsvorsorge betreiben, die Menschen gegen die gro-
ßen Lebensrisiken absichern, Familienförderung betrei-
ben und in Forschung, Entwicklung und Bildung inves-
tieren. Sie erwarten auch, dass wir Kultur- und
Sportförderung betreiben. All diese Erwartungen richten
sich an die staatliche Leistungsbereitstellung. Ich habe
selten gehört, dass sich diese Erwartungen reduzieren.

d
u
g
t
d


b
w

d
g
m
e
t

D
d
W
a

W
M
a

S
l
m
u
G
i
z
d
s

a
g
t
t
g
m

D

(C (D Auf der anderen Seite wollen wir keinen Staat, der as Wirtschaftswachstum und die Eigeninitiative bremst nd den Menschen mehr wegnimmt, als er ihnen zurückibt. Das wäre das Ergebnis, wenn wir manchen Alimenationsforderungen nachgeben würden, wie sie insbesonere aufseiten der PDS-Linken erhoben werden. (Zuruf von der LINKEN: Dann müsst ihr die Deutsche Bank besteuern!)


Jetzt habe ich endlich mal etwas von Ihnen gehört! Das
ewerte ich so, dass Sie bisher mit allem einverstanden
aren.


(Heiterkeit bei der SPD – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das Haus schläft ja schon! Wenigstens wir schlafen schon!)


Nein, wir brauchen einen handlungsfähigen Staat, der
adurch Vertrauen und Sicherheit schafft, dass er die
roßen Lebensrisiken der Menschen absichert und ihnen
ehr Chancengerechtigkeit beim Zugang zu Bildungs-

inrichtungen garantiert, damit sie ein selbst verantwor-
etes Leben führen können, und zwar ohne Alimentation.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Kurt Segner [CDU/CSU])


as erwarten die Menschen und das haben sie uns – je-
enfalls nach meiner Wahrnehmung – auch mit dem
ahlergebnis vom 18. September vergangenen Jahres

ufgetragen.


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Sehr richtig!)


Sie wollen den Markt als Ordnungsprinzip für die
irtschaft; aber sie wollen nicht die Übertragung des
arktprinzips – schon gar nicht in Radikallösungen –

uf alle gesellschaftlichen Bereiche.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie glauben auch nicht, dass der Markt alle gesellschaft-
ichen Probleme löst. Sie wollen den Staat nicht als Vor-

und; aber sie wollen einen Staat, der Spielregeln für
nser Zusammenleben setzt. Sie erkennen, dass die
lobalisierung unausweichlich ist und dass man sich

hr nicht entziehen kann, indem man an den Landesgren-
en die Rollos herunterlässt; aber sie wollen nicht, dass
ies zur Aufkündigung der bewährten Sozialpartner-
chaft in der Bundesrepublik Deutschland führt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie sind bereit, Eigenverantwortung zu übernehmen;
ber sie wollen – wie ich schon sagte – eine Absicherung
egen die großen Lebensrisiken erhalten sehen. Deshalb
rete ich auch der verbreiteten und modischen Diskredi-
ierung des Staates und seiner Institutionen entgegen, die
erne unter dem Deckmantel ordnungspolitischer Argu-
ente daherkommt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es geht nicht nur um unsere nationale Zukunft.
eutschland trägt vor allem in Europa auch ökonomi-






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
sche Verantwortung. Deutschland war einer der wesent-
lichen Architekten des Stabilitäts- und Wachstums-
paktes. Deswegen und nicht zuletzt wegen unserer
ökonomischen Größe tragen wir auch eine besondere
Verantwortung dafür, dass dieser Stabilitäts- und Wachs-
tumspakt nicht relativiert wird oder an Glaubwürdigkeit
verliert.Dieser Pakt stellt eine wichtige Grundlage für
den wirtschaftlichen Wohlstand in Europa und insbeson-
dere für die Stabilität des Euro dar, der eine Erfolgsge-
schichte schreibt und inzwischen die zweitwichtigste
Weltwährung ist. Deshalb dürfen wir den Pakt durch un-
ser Handeln, durch das Handeln der Bundesrepublik
Deutschland, in meinen Augen nicht beschädigen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der vorliegende Haushalt ist ein erster Schritt, mit
dem wir sicherstellen werden, dass Deutschland 2007
das Maastrichter Verschuldenskriterium in Höhe von
3 Prozent wieder erfüllt. Ob dies schon in diesem Jahr
gelingt, mag im Zuge einer günstigen Wirtschaftsent-
wicklung und des konkreten Haushaltsvollzugs gelin-
gen. Ich würde mich freuen. Ich kann dies aber nicht zu
Beginn dieses Jahres versprechen, es sei denn, ich träfe
dazu auf der Einnahmenseite und auf der Ausgabenseite
konkrete Vorsorge. Das müsste ich dann auch nach Brüs-
sel melden. Genau dies widerspräche aber unserer Lo-
gik, den Haushalt 2006 konjunkturstützend zu fahren
und – ich wiederhole das – alles zu unterlassen, was auf
der Einnahmenseite oder auf der Ausgabenseite zu einer
Beeinträchtigung der Konjunkturentwicklung beitragen
könnte.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das aktualisierte deutsche Stabilitätsprogramm be-
schreibt die wachstumsorientierte zeitliche Abfolge un-
serer Maßnahmen im Detail. 2006 ist die Finanzpolitik
strukturell neutral ausgerichtet. Das heißt, die Defizit-
quote bleibt nach Lage der Dinge – jedenfalls in der Vo-
rausschau – dieselbe wie 2005, nämlich bei 3,3 Prozent.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 7 Milliarden mehr Schulden!)


Ab 2007 wird die Entwicklung der Defizitquote insbe-
sondere durch unsere Konsolidierungsmaßnahmen be-
stimmt. Das heißt, 2007 wird die Defizitquote auf etwa
2,5 Prozent zurückgehen. Das Stabilitätsprogramm mit
seinem Konsolidierungspfad wird übrigens von der EU-
Kommission explizit unterstützt. Wir haben dort Aner-
kennung gefunden. Vor diesem Hintergrund haben wir
die Verschärfung des Defizitverfahrens mit einer In-Ver-
zug-Setzung bewusst akzeptiert. Dadurch stärken wir die
Glaubwürdigkeit des reformierten Stabilitäts- und
Wachstumspaktes. Wir wollen eine Vorbildfunktion in
Europa insbesondere mit Blick auf andere Länder in der
Eurozone einnehmen.

Ich will nicht darum herumreden. Damit uns das ge-
lingt, werden wir eine Erhöhung der Mehrwertsteuer
vornehmen müssen. Ich kann keinerlei Hoffnung darauf
machen, dass die Erhöhung nicht kommt. Wir haben die
Anhebung der Umsatz- und der Versicherungsteuer zum
1. Januar 2007 beschlossen. Dabei bleibt es, auch wenn
ich genau weiß, wie die Debatte in diesem Jahr verlaufen

w
m
s
j
B
z
g
l
W
g
D
O
n
m
d
g

S
d
r
e
n

l
d
d

Z
A
F

D
S
t
w
b
u

h
t
ß
b
t
d
b
d
E
d
d

(C (D ird, und zwar aus zwei unterschiedlichen Richtungen it demselben Ergebnis. Die eine Debatte wird in etwa o verlaufen: Das Wirtschaftswachstum entwickelt sich a besser als veranschlagt, genauso wie die Einnahmen. ereits anderthalb Monate vor der nächsten Steuerschätung im Mai wissen einige deutsche Professoren sehr enau, dass die Mehreinnahmen 5 Milliarden bis 6 Miliarden Euro betragen. Weiter wird argumentiert werden: eil die Entwicklung so günstig sei, könne doch auf die eplante Mehrwertsteuererhöhung verzichtet werden. ie andere Debatte wird folgendermaßen verlaufen: je! Das wirtschaftliche Wachstum entwickelt sich doch icht so wie geplant; es läuft ungünstiger. Deshalb üsse auf die Mehrwertsteuererhöhung verzichtet wer en. Ob so oder so: Ich weiß, dass es genügend Gründe egen eine Erhöhung der Mehrwertsteuer gibt. ie wird trotzdem kommen, unabhängig davon, wie sich ie Konjunktur entwickelt; denn es ist kein konjunktuelles Problem, das wir hier zu schultern haben, sondern in strukturelles Problem des Haushaltes auf der Einahmenseite. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP], an die SPDFraktion gewandt: Genossen, klatscht!)


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Wenn Sie mir nicht glauben, lese ich Ihnen mit Er-
aubnis des Präsidenten den ersten Absatz eines „Han-
elsblatt“-Artikels vor: Die wesentliche Ursache für das
eutsche Staatsdefizit sind fehlende Einnahmen.


(Zuruf von der LINKEN: Genau!)


u diesem Ergebnis kommt die Bundesbank in einer
nalyse der strukturellen Entwicklung der öffentlichen
inanzen.


(Beifall bei der LINKEN)


emnach sind seit dem Jahr 2000 die Lohnsteuer und
ozialbeiträge deutlich weniger gewachsen als das Brut-

oinlandsprodukt. Zudem seien die Einnahmen aus ge-
innabhängigen Steuern nach dem Ende des Börsen-
ooms eingebrochen. – Damit haben Sie eine relativ
nverdächtige Beschreibung.


(Zuruf von der LINKEN: Und Ihre Schlussfolgerung?)


Ich sagte bereits, dass ein Fünftel des Bundeshaus-
alts, das heißt rund 50 Milliarden Euro, nicht nachhal-
ig gegenfinanziert ist. Diese Lücke müssen wir schlie-
en. Die berechtigte Frage ist, wie. Um diese Frage zu
eantworten, müssen wir uns die denkbaren Alterna-
iven, aber auch deren Folgen genauer ansehen. Genau
ies haben wir in den Koalitionsverhandlungen getan,
evor wir uns für die Mehrwertsteueranhebung entschie-
en haben. Die Alternativen wären entweder massive
inschnitte bei den Leistungsgesetzen und infolgedessen
ie Kürzung von Transferzahlungen oder Kürzungen bei
en Investitionen gewesen.


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Oder andere Steuern!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
– Herr Lafontaine, ich habe den Eindruck, dass Sie glau-
ben, dass sich die Bundesrepublik Deutschland nicht in
einem internationalen Steuerwettbewerb befindet und
dass Kapital besonders immobil ist. Das sind die beiden
Denkfehler in den vielen Beiträgen, die Sie von dieser
Stelle aus gemacht haben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Trivialökonomie!)


Wenn Sie mit Ihrem Sachverstand gelegentlich auf Elas-
tizitäten oder auf wechselseitige Abhängigkeiten zu
sprechen kämen, dann würde das Ihre Beiträge substan-
zieller machen als diese einseitige ökonomische Ausle-
gung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Wenn wir mehr einsparen sollen – das ist der Vor-
schlag der FDP –, müssen wir die 17 Milliarden Euro,
die im Bundeshaushalt fehlen, entweder dadurch erzie-
len, dass wir an Leistungsgesetze herangehen, zum Bei-
spiel an den Zuschuss zur Rentenkasse, oder dadurch,
dass wir bei den Investitionen kürzen. Ich bin mir ziem-
lich sicher, alle in diesem Haus stimmen überein: Die
Investitionen sind tabu, weil wir uns sonst den Wohl-
standsast absägen würden, auf dem wir sitzen. Wenn wir
die Renten oder das Arbeitslosengeld in einem Jahr um
zweistellige Milliardenbeträge kürzen, rufen wir mas-
sive soziale Verwerfungen hervor. Auch das hätte Aus-
wirkungen auf die Konjunktur – oder glaubt irgendje-
mand in diesem Saal, dass die damit verbundene
Schmälerung der Kaufkraft keine negativen Auswirkun-
gen auf die Binnennachfrage hätte? Das schlägt sich in
der volkwirtschaftlichen Gesamtrechnung doch genauso
nieder wie der Entzug von Kaufkraft durch eine Erhö-
hung der Mehrwertsteuer; es ändert sich überhaupt
nichts.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ein Verzicht auf die Erhöhung der Mehrwertsteuer er-
möglicht auch nicht den weiteren Einstieg in eine grö-
ßere oder – ich sage es bescheidener – sukzessiv stärkere
Steuerfinanzierung der sozialen Sicherungssysteme bei
gleichzeitiger Entlastung der Arbeitsplätze von Lohnne-
benkosten. Denn – was in der Debatte häufig unerwähnt
bleibt – ein Drittel dieser Mehrwertsteuererhöhung,
sprich 1 Prozentpunkt, wird vollständig zur Absenkung
des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung verwendet.
Das heißt, der Arbeitslosenversicherungsbeitrag sinkt in
der Summe um 2 Prozentpunkte. Die Sozialabgabenlast
sinkt damit netto um insgesamt 1,6 Prozentpunkte; diese
Zahl erklärt sich dadurch, dass die Erhöhung des Ren-
tenversicherungsbeitrages um 0,4 Prozentpunkte gegen-
zurechnen ist. Ich führe das an, damit die Rechnung voll-
ständig ist und keinem Sand in die Augen gestreut wird.

Durch diese Operation am Arbeitslosenversiche-
rungsbeitrag steigt das Realeinkommen der Beschäftig-
ten. Nun behaupte ich nicht, dass das die Verluste durch
die Mehrwertsteuererhöhung auch nur annähernd kom-
pensiert, aber immerhin steht es dem positiv entgegen.

F
g
e
w
v
M
t
k
u
D
w
P
l
M
b
d
g
w
w

s
d
f
n
d

E
n
T
l
g
t
g
u
L
b
d
G
t

d
e
h
m
P
s
f
K
d
s

V
2
d
u
D

(C (D ür die Unternehmen werden die Arbeitsplätze kostenünstiger, was sie in der Tendenz, wie ich hoffe, wieder twas sicherer macht. Auch dies wird durch die Mehrertsteuererhöhung geleistet. Damit will ich nicht relatiieren oder in Abrede stellen, dass die Erhöhung der ehrwertsteuer konjunkturdämpfend wirkt. Natürlich ut sie das; das lernen Sie im zweiten Semester; völlig lar. Wie stark dieser Effekt ist, lässt sich allerdings nur nter vielen Annahmen abschätzen. Nach Lage der inge kann man nicht davon ausgehen, dass die Mehrertsteuererhöhung kurzfristig vollständig auf die reise abgewälzt werden kann – das verhindert nicht zu etzt der sehr intensive Wettbewerb, den wir auf vielen ärkten in Deutschland haben. Der Übergangszeitraum is zur Erhöhung der Mehrwertsteuer wird außerdem azu führen, dass nicht alle Preise auf einen Schlag, leichzeitig, angehoben werden. Auch deshalb haben ir als große Koalition darauf verzichtet, diese Mehrertsteuererhöhung bereits im Jahre 2006 zu realisieren. Schließlich: Wer meint, die Anhebung der Mehrwertteuer hätte massive Verteilungswirkung, dem sage ich, ass beispielsweise die Mieten weiterhin umsatzsteuerrei bleiben und die meisten Güter des täglichen Bedarfes ur dem ermäßigten Mehrwertsteuersatz unterliegen – er unverändert bleibt. Ich weiß, dass das Handwerk Argumente gegen die rhöhung der Mehrwertsteuer vorbringt, die ernst zu ehmen sind. Das Hauptargument lautet, dass in der endenz der Flucht in die Schwarzarbeit Vorschub ge eistet werden könnte. Dies ist ein sehr gewichtiges Arument. Man muss allerdings – das sage ich an die Verreter des Handwerks gerichtet – das Gesamtpaket der roßen Koalition betrachten: Wir machen Schwarzarbeit nter anderem dadurch weniger attraktiv, dass wir die ohnnebenkosten senken. Mit dem Wachstumspaket haen wir eine ganze Reihe von Maßnahmen beschlossen, ie eindeutig zugunsten des Handwerks und auch des ewerbes wirken; ich will das im Einzelnen nicht auflis en. Ja, wir brauchen Schwung in diesem Jahr, um über ie konjunkturdämpfende Wirkung der Mehrwertsteuerrhöhung zum 1. Januar 2007 hinwegzukommen. Desalb stärken wir die Wachstumskräfte in unserem Land it dem schon mehrfach erwähnten 25-Milliarden-Eurorogramm, das sich auf Zukunftsbereiche richtet: Forchung und Entwicklung, Familie, Verkehr, Wirtschaftsörderung, Familie als Arbeitgeber. Deshalb ist dies kein onjunkturprogramm, sondern es ist ein Programm, mit em strukturell wichtige Impulse für Wachstum und Bechäftigung gegeben werden. Es gerät in diesem Zusammenhang immer wieder in ergessenheit, dass es nicht alleine diese 5 Milliarden Euro sind. Vielmehr führen die Beiträge er anderen Gebietskörperschaften – sprich: der Länder nd der Kommunen – zu weiteren 12 Milliarden Euro. as sind insgesamt immerhin 37 Milliarden Euro. Das Bundesminister Peer Steinbrück ist nicht so wenig, wie alle tun. In alten D-Mark-Beträgen ausgedrückt, die vielen noch vertraut sind, reden wir über ein 70-Milliarden-Programm zur Unterstützung von Wachstum und Beschäftigung. Wer dies kleinredet, folgt einer Tendenz, die wir in Deutschland oft haben, nämlich der, dass das Wasserglas als halb leer und nie als halb voll bezeichnet wird. Im Startjahr 2006 werden davon ungefähr 3,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Die Verbesserung der Abschreibungsbedingungen, die Aufstockung der Mittel für das CO2-Gebäudesanierungsprogramm, Erleichterungen bei der Erhebung der Umsatzsteuer und die Erhöhung der Verkehrsinvestitionen werden und sollen schon kurzfristig, noch in diesem Jahr, die Situation verbessern. Daran ändert auch nichts – das betone ich sehr deutlich – die vorläufige Haushaltsführung. Ich könnte das jetzt am Beispiel des CO2-Gebäudesanierungsprogramms oder auch an anderen Beispielen durchdeklinieren, tue dies aber aus Zeitgründen nicht. Ein wesentlicher Teil dieses Programms von 25 Milliarden plus 12 Milliarden Euro – ungefähr 14 Milliarden Euro, alleine was den Bundesanteil betrifft – kommt dabei unmittelbar kleinen und mittleren Unternehmen zugute. Sie profitieren besonders von den Verbesserungen bei den Abschreibungsbedingungen und von der Neuregelung der Umsatzsteuer – Stichwort: Istbesteuerung –, aber auch in den Bereichen Gebäudesanierung und Verkehrsinfrastruktur wird ein wesentlicher Anteil des Auftragsvolumens auf die mittelständischen Unternehmen entfallen. Neben der Senkung der Lohnzusatzkosten soll die Unternehmensteuerreform zum 1. Januar 2008 zu mehr Wachstumsdynamik in unserem Lande beitragen. Sie ist deshalb eines der wichtigen Reformprojekte, die mein Haus bis 2008 gerne mit Ihnen zusammen zum Erfolg führen will, weil wir im internationalen Maßstab unsere Unternehmensbesteuerung wettbewerbsfähiger gestalten müssen. Ich behaupte, dass das wesentliche Problem nicht bei den Personengesellschaften liegt. Durch die Maßnahmen der vergangenen Bundesregierung mit der Absenkung des Spitzensteuersatzes, der Absenkung des Eingangssteuersatzes und höheren Freibeträgen haben wir dazu beigetragen, dass sich die Durchschnittsbesteuerung, also die effektive Besteuerung der Personengesellschaften, in Deutschland deutlich verbessert hat. Zu dem Bild gehört aber auch, dass die Besteuerung der Kapitalgesellschaften und der Körperschaften in Deutschland im internationalen Vergleich mit am schlechtesten ist. Mit einem Körperschaftsteuersatz von 25 Prozent, mit Gewerbesteuer und Soli ist die Besteuerung dieser Unternehmen nicht wettbewerbsfähig. D d f M d W p W s u z m w n W u m d V s g P d w S b b i m d E r r s s b v F g W d B d s c d b g W (C (D eshalb wollen wir die nominalen Steuersätze senken; enn sie sind ein wichtiges Signal für Investoren. Ich üge allerdings sehr bewusst hinzu: Nettoentlastungen in illiardenhöhe, die manche Vorschläge enthalten, hält er Fiskus nicht aus. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir wollen das System reformieren. Wir wollen es trans-
arenter, einheitlicher und rechtsformneutral gestalten.
ir wollen weg von dem alten Dualismus der unter-

chiedlichen Besteuerung von Personengesellschaften
nd Kapitalgesellschaften. Hierfür entwickeln wir zur-
eit in meinem Haus die Eckpunkte. Es wird dazu von
ir innerhalb der nächsten zwei Monate kein Sterbens-
örtchen geben, weil ich meine, dass sich die Politik die
otwendige Reifezeit nehmen sollte, um ein solches
erkstück gut zu bearbeiten,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


nd nicht dazu beitragen sollte, dass Woche für Woche
it irgendwelchen Wasserstandsmeldungen die gesamte

eutsche Öffentlichkeit verunsichert wird.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Die Unternehmensteuerreform ist nicht das einzige
orhaben, das wir zur Stärkung der Wirtschaft in Gang
etzen wollen. Aus vielen Gesprächen weiß ich, wie sehr
erade den kleineren und mittleren Unternehmen das
roblem der Regelung der Unternehmensnachfolge auf
en Nägeln brennt. Häufig ist das eher ein subjektiv
ahrgenommenes Problem und nach dem deutschen
teuerrecht, wie ich glaube, objektiv keineswegs gege-
en. Hier geht es aber oft um nicht weniger als den Fort-
estand des Unternehmens und seiner Arbeitsplätze. Wie
m Koalitionsvertrag vereinbart werden wir daher, wenn

öglich unter Berücksichtigung des anstehenden Urteils
es Bundesverfassungsgerichtes, zum 1. Januar 2007 die
rbschaftsteuer so reformieren, dass diese nach zehnjäh-

iger Unternehmensfortführung nicht mehr anfällt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


Ich habe zu Beginn meiner Ausführungen bereits da-
auf hingewiesen, dass wir uns den demografischen und
ozioökonomischen Veränderungen stellen und unsere
ozialen Sicherungssysteme durch Strukturreformen ro-
uster machen müssen. Dies ist eine wichtige Grund-
oraussetzung für langfristig tragfähige öffentliche
inanzen. Die Sicherung der sozialversicherungspflichti-
en Beschäftigung ist dabei eine vordringliche Aufgabe.
ir wissen, dass wir alle eher dem Risiko ausgesetzt sind,

ass dieser Anteil sozialversicherungspflichtiger
eschäftigungsverhältnisse vor dem Hintergrund geän-
erter Berufsbiografien erodiert und dass damit die we-
entliche Finanzierungsgrundlage unseres sozialen Si-
herungssystems unter Druck gerät.

Zur Modernisierung des Sozialstaates gehören aller-
ings auch Einsichten, die nicht immer bequem sind. Wir
rauchen mehr Chancengerechtigkeit als heute. Ergebnis-
leichheit kann und sollte die Politik nicht garantieren.
ir dürfen in diesem Zusammenhang grundlegenden






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Fragen nicht ausweichen, zum Beispiel: Wieso verlassen
pro Jahr über 80 000 Schüler die Hauptschule ohne Ab-
schluss? Wieso sind pro Jahr fast 250 000 Berufsschul-
abgänger ohne Abschluss? Sie sind die vorprogrammier-
ten Verlierer in der Dynamik des Arbeitsmarktes.

Die Bundesagentur für Arbeit steht zunehmend vor
der Aufgabe, die Vermittlung der für den Einstieg in das
Berufsleben notwendigen Fähigkeiten, die nicht in der
Schulzeit vermittelt worden sind, nachzuholen. Das ist
eigentlich nicht ihre Aufgabe. Das zeigt mit aller Drama-
tik: Wir brauchen dringend zielführende Reformen im
Bildungssystem. Zielführend sind solche Reformen nur
dann, wenn sie die Startchancen unserer Kinder verbes-
sern.

Die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen des
modernen Sozialstaates ist in Zeiten wachsender demo-
grafischer Herausforderungen notwendiger denn je. Die
Rentenbezugsdauer ist im Vergleich zu 1960 bereits um
zwei Drittel höher. Als 1957 die dynamische Rente ein-
geführt wurde, gab es neun Beitragszahler, die mit ihren
Beiträgen in den damaligen drei Säulen des deutschen
Sozialversicherungssystems dazu beigetragen haben,
dass ein Leistungsempfänger finanziert werden konnte.
Dieses Verhältnis ist von 9 : 1 auf 3,3 : 1 gesunken und
es wird in den nächsten Jahren auf unter 3 : 1 sinken.

Damit ist völlig klar, dass wir mit Blick auf die Finan-
zierung dieser jetzt vier Säulen unseres sozialen Siche-
rungssystems – die Pflegeversicherung ist hinzugekom-
men – es mit einem Problem der politischen Mathematik
zu tun haben und dass irgendwelche Empörungen auf
Tagungen, Verbandstagungen und wo auch immer nicht
weiterhelfen. Es ist, wie gesagt, eine Frage der politi-
schen Mathematik, dass wir uns mit diesem Problem
auseinander setzen müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die Anzahl der Personen im Rentenalter steigt bis
2030 von gegenwärtig 13,5 Millionen auf über
22 Millionen. Gleichzeitig sinkt der Anteil der jungen
Menschen dramatisch. Die Menschen leben bis 2030 im
Durchschnitt rund drei Jahre länger. Je älter ich werde,
desto besser finde ich das. Besonders deutlich zeigen
sich die Lasten der demografischen Alterung in der
gesetzlichen Rentenversicherung. Der Anteil der über
60-Jährigen an der Bevölkerung wird bis 2050 von
24 Prozent auf knapp 40 Prozent steigen. Das Renten-
eintrittsalter ist, bezogen auf die alten Bundesländer, von
1960 bis 2004 bei den Männern um zwei Jahre und bei
den Frauen um ein Jahr gesunken. Die Lebenserwartung
ist jedoch um 8,5 Jahre bei Männern und um neun Jahre
bei Frauen gestiegen.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Nur kein Neid!)


– Das kommt ja in den Gleichberechtigungsdiskussionen
nie vor.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


s
f
h
f
d
D
e
s
k
s
d
h
k
w
d
d
g
f
i

d
w
s
a
s
m
a
s

D
s
g

s
L
A

Z
a
M
s
K

S
a
e
s

s
h
g
I

(C (D Die Rentenbezugsdauer verlängerte sich im Durchchnitt um sieben Jahre. Das hat natürlich auch Folgen ür den Bundeshaushalt: Fast ein Drittel des Bundesaushaltes, rund 78 Milliarden Euro, muss mittlerweile ür die Rentner und für die Pensionäre verwendet weren, Tendenz steigend. Diese Zahlen machen deutlich: ie Lasten der demografischen Entwicklung müssen in inem ausgewogenen Verhältnis von allen Teilen der Geellschaft, also von den Beziehern unterschiedlicher Einunftsarten, getragen werden, damit wir dieses System tabilisieren können. Diese Zahlen machen deutlich, ass die Dynamik der Zuweisungen aus dem Bundesaushalt so jedenfalls nicht fortgeführt werden kann. Es ann und darf keinen Automatismus für einen immer eiter steigenden Zuschuss aus dem Bundeshaushalt für ie Sozialkassen geben. Dies ist ein wichtiger Beitrag, er Verkarstung des Bundeshaushalts, von der ich einangs gesprochen habe, entgegenzuwirken und langsam inanzpolitischen Gestaltungsspielraum für Zukunftsnvestitionen zurückzugewinnen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Für den Erfolg unserer Konsolidierungsstrategie ist
ie Entwicklung im Gesundheitswesen ebenso wichtig
ie der Arbeitsmarkt und die Rente. Deutschlands Ge-

undheitswesen ist modern und leistungsfähig, leider
ber auch sehr teuer. Gute medizinische Versorgung war
chon immer ein Grundwert unserer Gesellschaft. Nie-
and sollte von dieser guten medizinischen Versorgung

usgeschlossen werden, nur weil er arm ist, und niemand
ollte arm werden, nur weil er krank ist.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


eshalb müssen sich die Reformmaßnahmen daran mes-
en lassen, ob sie die von den Menschen grundsätzlich
ewünschte Solidarität erhalten.

Natürlich müssen wir dabei auch die Einnahmeseite
ehen. Ein Gesundheitssystem, das überwiegend über
ohnnebenkosten finanziert wird, gefährdet natürlich
rbeitsplätze.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


udem hört die Solidarität bei der Finanzierung schnell
uf. Ausgerechnet Spitzenverdiener und Beamte, auch
inister, können in die privaten Kassen ausweichen, wo

ie meist weniger zahlen müssen als in der gesetzlichen
rankenversicherung.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nur bedingt richtig!)


orge muss zudem machen, dass immer mehr Menschen
us dem System der gesetzlichen Krankenversicherung
ntweichen, während die schlechten Risiken in der ge-
etzlichen Krankenversicherung bleiben.

Auf der anderen Seite dürfen wir dabei nicht verges-
en, dass Reformen auf der Ausgabenseite des Gesund-
eitssystems nicht minder dringlich sind. Die Fragen lie-
en auf der Hand: Verfügen wir über geeignete
nstrumente bei der Ausgabensteuerung? Wieso gibt es






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
in diesem Bereich nur einen unzureichenden Wettbe-
werb?

Meines Erachtens sind weitere Schritte zu wettbe-
werblichen und effizienzsteigernden Strukturen auf der
Ausgabenseite und der Leistungsseite unabdingbar,
wenn beispielsweise jährlich schätzungsweise 4 000 Ton-
nen Arzneimittel im Wert von mindestens 2 Milliarden
Euro auf dem Müll landen, wenn jede dritte von
120 Millionen Röntgenaufnahmen überflüssig ist und
wenn für die Versicherten der gesetzlichen Krankenver-
sicherung bei den Kosten völlige Intransparenz herrscht.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Da hilft die Prämie!)


Die Maßnahmen der Vergangenheit zur Steigerung
der Einnahmen oder Deckung der Ausgaben haben den
gesetzlichen Krankenversicherungen immer nur kurz-
fristig Luft verschaffen können. Es war lediglich eine
Frage der Zeit, bis die Entlastungen im System wieder
von Kostensteigerungen sozusagen überholt wurden.
Aus diesem Mechanismus müssen wir heraus, weshalb
ich meine Kollegin Ulla Schmidt in den Anstrengungen,
die auf eine weitgehende Reform des Gesundheitssys-
tems zielen, nachhaltig unterstützen möchte. Als Finanz-
minister habe ich ein massives Interesse daran, dass die-
ses Reformvorhaben nicht scheitert. Denn sein Scheitern
würde in Form von steigenden Zuschüssen negativ auf
den Bundeshaushalt zurückschlagen.

Ich komme zum Schluss. Die große Koalition wird
von vielen Menschen als eine gute Chance begriffen,
zentrale Reformen in Deutschland mit einem langen
Haltbarkeitsdatum auf den Weg zu bringen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Die Chance ist da!)


Das würde Vertrauen begründen. Diese Kategorie ist be-
kanntlich von großer Bedeutung für Investoren wie auch
für Konsumenten. Die große Koalition wird auch als
Chance begriffen, Gruppeninteressen entgegenzuwirken,
weil keine der beiden großen Parteien mehr auf der Basis
von mir aus legitimer, aber durchaus nicht immer mit
dem Allgemeininteresse identischer Gruppeninteressen
gegeneinander ausgespielt werden kann.

Eine solide Haushaltsführung, so wie sie Millionen
privater Haushalte auch betreiben müssen, wenn sie
denn den Gerichtsvollzieher nicht im Haus haben wol-
len, ist eine wesentliche Erwartung der Menschen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Die Flucht aus unangenehmen Entscheidungen in die
sich immer weiter drehende Verschuldensspirale wird
immer weniger akzeptiert, schon gar nicht von der jün-
geren Generation, die den Kapitaldienst für unsere
Schuldenaufnahme auf sich zurollen sieht.

Die Koalition ist gefordert, die Weichen für eine
Haushaltskonsolidierung zu stellen, ohne deswegen Zu-
kunftsinvestitionen zu vernachlässigen. Der Finanz-
minister versteht sich in dieser Hinsicht als Gestalter und
nicht als Verhinderer. Um beidem zu entsprechen, brau-
chen wir Mut, Durchhaltevermögen und gelegentlich

a
p
u
R

n
c
d
s

k
k
W
w
d
m
h
n
ä

p
g
K
a

d

B
E
h
w
I
F
h
d
s
d
s
g
a

s

I

(C (D uch Courage. Wir brauchen über die Grenzen der Facholitiken hinweg einen gemeinsamen Sinn für das Ganze nd auch für die Prioritäten. Dafür möchte ich mit dieser ede werben. Es wäre schließlich hilfreich, wenn wir die Menschen icht durch sich widersprechende Nachrichten oder wöhentliche Wasserstandsmeldungen verunsichern würen oder wenn wir unsere Vorhaben nicht selbst infrage tellen würden, bevor wir sie überhaupt begonnen haben. Verlässlichkeit in der Finanzpolitik könnte ein Mar enzeichen dieser großen Koalition sein. Das schließt eineswegs aus, Notwendiges zu tun und auch neue ege zu gehen, wenn wir es denn erklären. Ich glaube, ir unterschätzen die Offenheit, die Aufgeschlossenheit er Bürgerinnen und Bürger für solche Erklärungen. Die eisten von ihnen wissen: Wenn wir vieles von dem er alten wollen, was uns wichtig ist, auch und gerade für achfolgende Generationen, dann müssen wir vieles verndern. Der Haushaltsentwurf 2006, die mittelfristige Finanzlanung, das Stabilitätsprogramm und das Haushaltsbeleitgesetz sind das erste finanzpolitische Paket dieser oalition. Es werden noch einige Bewährungsproben uf uns zukommen, die wir meistern werden. Herzlichen Dank. (Anhaltender Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602700200

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst

er Kollege Jürgen Koppelin für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1602700300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

undesfinanzminister hat für die Bundesregierung den
ntwurf für den Bundeshaushalt 2006 und das Haus-
altsbegleitgesetz eingebracht. Der Deutsche Bundestag
ird in dieser Woche eine erste Bewertung vornehmen.

ch will Ihnen, Herr Bundesfinanzminister, vonseiten der
DP ausdrücklich zusagen, dass wir, was den Bundes-
aushalt und auch das Haushaltsbegleitgesetz angeht, in
en Ausschüssen konstruktiv mitarbeiten werden. Wir
ind der Auffassung, dass, wie der Bundeshaushalt zeigt,
ie finanzielle Situation unseres Landes so ernst ist, dass
ich die Opposition einer Zusammenarbeit nicht verwei-
ern kann. Deshalb bieten wir ausdrücklich unsere Mit-
rbeit an.

Herr Bundesfinanzminister, wir beide kennen uns ja
chon lange, auch aus Schleswig-Holstein.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


ch weiß, dass Sie ein sehr kluger Mann sind.

(Abg. Dr. Peter Struck [SPD] begibt sich zur Regierungsbank und spricht mit Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel – Dr. Guido Jürgen Koppelin Westerwelle [FDP]: Gibt es noch eine Chance, dass man hier diskutieren kann?)





(A) )


(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602700400

Verehrter Herr Fraktionsvorsitzender, es wäre schön,

wenn die ungeteilte Aufmerksamkeit der Regierung für
die Rede des ersten Oppositionsredners sichergestellt
wäre.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1602700500

Das gilt auch für den anderen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602700600

Lieber Herr Kauder!


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1602700700

Es ist wirklich sehr unhöflich, wenn der erste Redner

der Opposition in der Weise von den beiden Fraktions-
vorsitzenden gestört wird.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der CDU/CSU und der SPD – Zuruf von der SPD: Mir kommen die Tränen!)


– Das ist nun einmal so, zumal ich den Bundesfinanzmi-
nister direkt angesprochen habe.

Ich wiederhole das gerne. Ich kenne Herrn Steinbrück
als einen wirklich sehr klugen Mann und ich schätze ihn,
auch wenn wir hin und wieder unterschiedliche Auffas-
sungen haben. Ich habe mir überlegt, wie er seine heu-
tige Rede vorbereitet haben könnte. Da gab es zwei
Möglichkeiten: Sie konnten die kluge Version wählen,
Herr Bundesfinanzminister, indem Sie offen und ehrlich
sagen, wie die Situation ist. Dann hätten Sie aber anspre-
chen und begründen müssen, warum Sie heute einen ver-
fassungswidrigen Haushalt vorlegen. Das haben Sie
nicht getan.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt auch gar nicht, Herr Kollege! Gucken Sie doch vielleicht mal in die Verfassung!)


Sie haben sich für die zweite Möglichkeit entschieden,
nämlich den Nebelwerfer. Sie haben viel Nebel produ-
ziert und sehr viel Lyrik, aber der deutschen Bevölke-
rung nicht konkret gesagt, was für einen Haushalt Sie
hier vorgelegt haben.


(Beifall bei der FDP)


Deswegen erlauben Sie mir, aus meiner Sicht eine
Bewertung für beide Gesetze vorzunehmen. Dabei
kommt man nicht darum herum, eine haushaltspolitische
Bilanz dessen zu ziehen, was Rot-Grün gemacht und
– das muss man fairerweise sagen – Rot-Schwarz über-
nommen hat. Allerdings muss sich auch die neue Bun-
desregierung fragen lassen, was sie unternehmen wird,
um aus der schwierigen haushaltspolitischen Situation
herauszukommen. Es steht außer Frage, dass der Haus-
halt und die Finanzen, die die neue Regierung übernom-
men hat, eine schwere Erblast sind.

H
d
d
s
s
t

w
d
k

V
d
m
b
F
v
c
s
t
f

d
w
d
h
G
L
d
t

S
e
l
g

p


v
i
E

(C (D Pikant ist, Frau Bundeskanzlerin, bei dieser schweren interlassenschaft allerdings, dass die stärkste Partei in er früheren Koalition, die SPD, nun der Juniorpartner in er neuen Koalition ist. Die Erblast, die sozialdemokratiche Finanzminister in sieben Jahren Rot-Grün hinterlasen haben, wird uns nicht nur bei dieser Haushaltsberaung beschäftigen, sondern auch zukünftig. Frau Merkel, Sie müssen sich schon fragen lassen, ieso Sie es bei der Bildung der neuen Koalition trotz ieser Erblast zugelassen haben, dass ein Sozialdemorat erneut das Finanzministerium übernimmt. (Beifall bei der FDP – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Der ist doch kein Sozialdemokrat!)


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Leider wahr!)


ielleicht, Frau Merkel, hat es daran gelegen, dass Sie
ie Erblast so noch nicht gekannt haben und dass da-
als, als Sie mit den Sozialdemokraten verhandelt ha-

en, Sie und Edmund Stoiber – das war, bevor er die
lucht nach München antrat – erst die Ministerposten
erteilt haben, bevor Sie versucht haben, sich in der Sa-
he zu einigen. Das ist wahrscheinlich das Problem;
onst hätten Sie den Sozialdemokraten niemals die wich-
ige Aufgabe des Bundesfinanzministers überlassen dür-
en.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Der ist doch kein Sozialdemokrat; der ist SPD-Mitglied!)


Viele finanz- und haushaltspolitische Fehler sind in
en sieben Jahren der rot-grünen Koalition gemacht
orden. Ich will nicht verleugnen, dass der frühere Bun-
esfinanzminister Eichel viele Probleme richtig erkannt
at. Er hat auch die große Belastung für die kommenden
enerationen gesehen. Trotzdem war er nicht in der
age, umzusteuern. Das mag auch daran gelegen haben,
ass er dafür nicht die Unterstützung der eigenen Frak-
ion bekommen hat.

Doch auch der heutige Bundesfinanzminister, Peer
teinbrück, hat, bereits bevor er Finanzminister wurde,
rkannt, wo die Kernprobleme auf dem Weg zu einer so-
iden Haushalts- und Finanzpolitik in Deutschland lie-
en.

Herr Bundesfinanzminister, Sie haben als Minister-
räsident von Nordrhein-Westfalen im Bundesrat gesagt
das ist durchaus richtig –:

Das Kernproblem in Deutschland ist die Steuer-
und Abgabenquote; das heißt die spezifische Finan-
zierung der sozialen Transfersysteme über ein
Umlagensystem, das an Normalarbeitsverhältnisse
gekoppelt ist. Im Ergebnis haben die Sozialver-
sicherungsabgaben und damit die Bruttoarbeitskos-
ten ein zu hohes Niveau erreicht.

Ich möchte in diesem Zusammenhang noch ein Zitat
on Ludwig Erhard anführen. Die Kanzlerin zitiert ihn
mmer gern. Deswegen will auch ich es tun. Ludwig
rhard sagte 1958 – es ist in der „Zeit“ nachzulesen –:

Nichts ist in der Regel unsozialer als der so ge-
nannte „Wohlfahrtsstaat“ ... Solche „Wohltat“ muss
das Volk immer teuer bezahlen, weil kein Staat sei-






(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin
nen Bürgern mehr zurückgeben kann, als er ihnen
vorher abgenommen hat.


(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Das ist die Krux unserer Haushaltspolitik. Darum dreht
sich vieles.

Peer Steinbrück weiß ebenso wie früher Hans Eichel
ganz genau, wo die Probleme liegen. Doch das spiegelt
sich nicht – das war schon unter Eichel so – in den
Haushaltsplänen wider. Insofern ist das, was Sie, sehr
geehrter Herr Bundesfinanzminister, uns heute als Bun-
deshaushalt 2006 vorgelegt haben, eine Taschenbuch-
ausgabe der früheren Haushaltspläne von Hans Eichel –
nicht mehr und nicht weniger.


(Beifall bei der FDP – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Aber ehrlicher!)


Peer Steinbrück kennt die Probleme, aber er hat nicht ge-
handelt.

Unter sozialdemokratischen Finanzministern wurden
200 Milliarden Euro neue Schulden aufgenommen. Da-
bei sind die Steuereinnahmen nicht etwa zurückgegan-
gen. Sie sind vielmehr gestiegen. Durch die hohe Schul-
denaufnahme gibt es eine zweite Hinterlassenschaft. Das
sind die hohen Zinsbelastungen: 39 Milliarden Euro
pro Jahr.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Wie viele Jahre war die FDP daran beteiligt?)


– Ich komme gleich darauf zurück. – Diese hohe Zinsbe-
lastung ist nicht zu verantworten. Wir müssen davon he-
runter.

Die dritte Hinterlassenschaft von Rot-Grün ist die
hohe Abgabenlast mit fast 40 Prozent. Wen wundert es
da, wenn es keine Bewegung auf dem Arbeitsmarkt gibt
und wenn die Arbeitslosigkeit weiterhin bei 5 Millionen
Arbeitslosen auf Rekordhöhe bleibt?

Ich will nun nicht allein der früheren rot-grünen Ko-
alition – damit komme ich auf den Zuruf zurück – die
Fehler in der Haushalts- und Finanzpolitik anlasten.


(Zurufe von der SPD: Aha!)


Lieber Kollege Schneider, die FDP teilt dazu die Aus-
sage der Bundeskanzlerin in ihrer Regierungserklärung.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist gut, aber verdächtig!)


Die Bundeskanzlerin – es ist auch Ihre Kanzlerin; denn
sie wird von Ihnen in der Koalition getragen – sagte in
ihrer Regierungserklärung:

Wir brauchen … einen Kurswechsel in der Haus-
haltspolitik.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich sage ganz ausdrücklich: Die Ursachen,

– jetzt kommt es –

J
l

e
d
k
2
l
d
d
K
w
k

R
V
n
m
s

s
j
t
f
u
s
H
r
g
d
W
n
g
Z
n
b

s
s
s
s
l
I
g

d
b
B
u
t
m
t

(C (D die Anfänge dieser Fehlentwicklung liegen weit zurück. Die lassen sich im Übrigen ganz gut bei der ersten großen Koalition verorten. etzt wissen Sie, wo die Gründe liegen, lieber Herr Kolege. Wo Frau Merkel Recht hat, hat sie Recht. Frau Merkel hat dann in ihrer Regierungserklärung inen Kurswechsel in der Haushaltspolitik angekünigt. Frau Merkel, ich kann bei diesem Bundeshaushalt einen Kurswechsel erkennen. Beim Bundeshaushalt 006 übersteigt die Neuverschuldung sogar noch die des etzten Etats von Hans Eichel um 7 Milliarden Euro. In er mittelfristigen Finanzplanung sind 16 Milliaren Euro in Ansatz gebracht. Das soll der angekündigte urswechsel sein? Statt Kurswechsel bleibt also alles ie gehabt: noch mehr Schulden, höhere Steuern, aber eine Korrektur bei den Ausgaben. Auch bei Rot-Schwarz ist der Bundeshaushalt wie bei ot-Grün verfassungswidrig und setzt den geplanten erfassungsbruch der letzten Jahre fort. Da gibt es ichts zu beschönigen. Der Finanzminister hat dies zwar it dem Werfen von Nebelkerzen versucht. Aber Verfas ungsbruch bleibt Verfassungsbruch. Der Bundesfinanzminister und auch der Bundeswirtchaftsminister erzählen uns immer wieder, die Konunktur werde anspringen, die Koalition mache eine olle Stimmung und die Menschen würden wieder Mut assen. Wenn dem so ist, dass sich die Konjunktur erholt nd dass es Wirtschaftswachstum gibt, dann muss man ich doch fragen, warum Sie einen verfassungswidrigen aushalt vorlegen. Wenn Sie nämlich optimistisch wä en, dann könnten Sie doch nicht von einer Störung des esamtwirtschaftlichen Gleichgewichts ausgehen und amit einen verfassungswidrigen Haushalt rechtfertigen. enn man positiv eingestellt ist, dann braucht man doch icht zu erklären, dass das gesamtwirtschaftliche Gleichewicht gestört ist. Man muss vielmehr den eigenen ahlen vertrauen. Aber Sie glauben nicht an Ihre eigeen Zahlen, Herr Bundesfinanzminister. Das ist Ihr Prolem. Die FDP hat den Eindruck, dass Sie mit voller Abicht einen stabilitätswidrigen Haushalt vorlegen. Mit teigenden Steuereinnahmen und entschlossenen Sparantrengungen wäre es durchaus möglich gewesen, einen tabilitätsgerechten Haushalt vorzulegen. Nur, das wolen Sie gar nicht. Denn auf diesem Umweg wollen Sie hre Mehrwertsteuererhöhung um 3 Prozentpunkte beründen. Wer wie Peer Steinbrück im Bundesrat erklärt, dass as Kernproblem in Deutschland die Steuerund Abgaenquote sei, um nun auf einmal als neues Mitglied der undesregierung für die Erhöhung der Mehrwertsteuer m 3 Prozentpunkte einzutreten, zeigt, dass er die Situaion zwar richtig erkannt hat, aber dann das Gegenteil acht, genauso wie es sein Vorgänger, Hans Eichel, ge an hat. Jürgen Koppelin Nicht Steuern hoch, sondern Steuern runter! Das belebt die Konjunktur und würde neue Arbeitsplätze schaffen. Das Entscheidende, was uns von Ihnen, Herr Bundesfinanzminister, unterscheidet, ist: Wir wollen, dass die Steuern gesenkt und nicht erhöht werden. Der Bundesfinanzminister muss doch ein Interesse daran haben, dass das Konsumklima in Deutschland erheblich verbessert wird. Ein besseres Konsumklima in Deutschland bringt auch dem Finanzminister im Bundeshaushalt mehr Einnahmen. Mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer um 3 Prozentpunkte werden Sie das Konsumklima in Deutschland auf keinen Fall verbessern. Wie heißt es in einem Flugblatt der Sozialdemokraten zur letzten Bundestagswahl: Allein schon die Möglichkeit einer Steuererhöhung trübt das Konsumklima deutlich ein. So die Sozialdemokraten. Was machen Sie jetzt? Sie trüben das Konsumklima ein, wenn ich Ihrem Flugblatt glauben darf. Ich zitiere wörtlich aus einem weiteren Flugblatt der Sozialdemokraten zur Bundestagswahl: Alle Bürger haben durch eine Mehrwertsteuererhöhung weniger in der Tasche. Das bedeutet: Sie können weniger konsumieren. Angesichts einer ohnehin zu geringen Binnennachfrage ist dies Gift für unsere Konjunktur. Warum machen Sie genau das Gegenteil? Es war doch alles richtig, was Sie – es gibt weitere Zitate zur Mehrwertsteuererhöhung – gesagt haben. Die Sozialdemokraten müssen sich fragen lassen, warum sie diesen Wortbruch gegenüber ihren Wählern begangen haben. Sie säßen doch heute nicht in dieser Stärke im Deutschen Bundestag, wenn Sie nicht vor allem einen Wahlkampf gegen die Mehrwertsteuererhöhung geführt hätten. Sie hätten mindestens 50 Abgeordnete weniger im Deutschen Bundestag. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich fand es sehr interessant, dass in den Wahlsendun-
gen am Sonntagabend plötzlich alle Parteien die niedrige
Wahlbeteiligung bedauert haben. Angesichts dessen,
dass die Menschen von den Sozialdemokraten bei der
Bundestagswahl so betrogen wurden, verzweifeln sie
allmählich und sagen sich: Ich brauche gar nicht mehr
zur Wahl zu gehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: Das haben Sie gerade nötig!)


Sie befinden sich aber in bester Gesellschaft. Der
Fraktionsvorsitzende der Union, Volker Kauder, erklärte
ebenfalls im Mai letzten Jahres:

e
2
V
w
s
F
d
b

H
H
a
1
k
n
m
2
g
z
g

w
E
n
s
d
d
d
J
s
s
s
e
v
s
3
W
t
s

t
s
e
e
m
m

b
E
g

(C (D Eine Steuererhöhung wäre Gift für die Konjunktur, deswegen kann eine Steuererhöhung nicht infrage kommen. Dies gilt für jede Steuer, damit auch für die Mehrwertsteuer. Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Mehrwertsteuerrhöhung, die Sie planen, ist unsozial gegenüber 1,8 Millionen Rentnern, 1,4 Millionen Pensionären und ersorgungsempfängern, 5 Millionen Arbeitslosen soie gegenüber 2 Millionen Studenten. Diese Zahlen tammen nicht von mir, sondern ebenfalls aus einem lugblatt der Sozialdemokraten. – Herzlichen Dank, ass Sie mir dieses Material zur Verfügung gestellt haen. Das ist Ihr großer Wortbruch. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Was machen Sie jetzt? Auf der einen Seite legen Sie,
err Bundesfinanzminister, ein Programm mit Mitteln in
öhe von 25 Milliarden Euro, verteilt auf zwei Jahre,

uf und auf der anderen Seite ziehen Sie den Bürgern
50 Milliarden Euro Kaufkraft aus der Tasche. Hinzu
ommen 20 Milliarden Euro, weil in diesem Jahr für ei-
en Monat zusätzlich Sozialabgaben abgeführt werden
üssen. Ihre Politik ist: ein Konjunkturprogramm von

5 Milliarden Euro, das, was Sie auf Ihrer Klausurta-
ung beschlossen haben, und gleichzeitig Abzocke bis
um Gehtnichtmehr. Wie soll da die Konjunktur ansprin-
en?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich habe es schon gesagt: Mit dem Haushaltsent-
urf 2006 liegt ein eindeutiger Verfassungsverstoß vor.
s ist erheblich zu bezweifeln, dass mit der Inanspruch-
ahme der Ausnahmeregelung in Art. 115 des Grundge-
etzes und der erhöhten Kreditaufnahme die Störung
es gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts abgewen-
et werden kann. Auch in den vergangenen Jahren ist
as alles so begründet worden. Auch in den vergangenen
ahren waren die Haushalte verfassungswidrig. Es hat
ich nichts getan. Bei der Arbeitslosenzahl ist nichts pas-
iert. Sie ist auf gleicher Höhe geblieben bzw. sogar ge-
tiegen. Die Konjunktur hat sich nicht belebt. Jedes Jahr
rfolgt die gleiche Begründung für einen Verfassungs-
erstoß und jedes Jahr hat es zu nichts geführt. Sie haben
ich neu verschulden müssen. Die Neuverschuldung mit
8 Milliarden Euro in diesem Jahr ist – daran geht kein
eg vorbei – ein Armutszeugnis für eine große Koali-

ion. Statt Ausgabenminderungen gibt es nur Ausgaben-
teigerungen.

Der Bundeshaushalt ist das Schicksalsbuch der Na-
ion. Lassen Sie uns die Investitionen anschauen: Sie
ind so niedrig, wie es in den vergangenen Jahren nicht
inmal der Fall gewesen ist. Sie werden bis 2009 auf
twa 8,5 Prozent sinken. Dies zeigt, dass wir weiterhin
it einer hohen Arbeitslosigkeit in Deutschland rechnen
üssen.

Alles, was Sie uns bisher vorgelegt haben, das Ausga-
enprogramm mit einem Volumen von 25 Milliarden
uro und der Bundeshaushalt, wird nicht den notwendi-
en Aufschwung bringen. Sie als Bundesregierung wol-






(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin
len uns einreden, dass man nur beim Bürger abkassieren
und ein staatliches Ausgabenprogramm auflegen muss
und schon entstehen Arbeitsplätze und der Haushalt
kann saniert werden. Nein, so geht das nicht. Unserer
Auffassung entspricht das, was die große Koalition uns
vorlegt, nicht.


(Beifall bei der FDP)


Diese Bundesregierung wird nicht umhinkommen
– das haben Sie nur andeutungsweise angesprochen,
Herr Bundesfinanzminister –, wenn es mit der Sanierung
des Haushalts Ernst wird, die Leistungsgesetze auf den
Prüfstand zu stellen. Auch hier biete ich der Koalition
an, offen und fair darüber zu sprechen, um unseren Bei-
trag leisten zu können. Denn wir alle wissen doch, dass
wir den Haushalt sonst nicht werden sanieren können.
Nur durch Kürzungen beim Bundeshaushalt – das will
ich eingestehen – wird eine Sanierung nicht möglich
sein.

Ein Bundesfinanzminister hat die Aufgabe, seinen
Haushalt auf realistischer Basis aufzubauen und den
schweren, steinigen Weg aus der Staatsverschuldung zu
gehen. Herr Bundesfinanzminister, mit Ihrer Rede und
dem Haushaltsentwurf, den Sie heute vorgelegt haben,
sind Sie diesen steinigen Weg nicht gegangen. Sie hätten
die große Chance gehabt, der Mehrheit in diesem Parla-
ment ehrlich und offen zu sagen, wie die haushaltspoliti-
sche Situation ist. Es tut mir Leid, aber ich finde, Sie ha-
ben diese Chance vertan. Dieser Haushalt – und auch
Ihre Rede – hätte ein Startzeichen sein können, ein Start-
zeichen für einen Staat der Bescheidenheit. Auch diese
Chance haben Sie vertan.

Wie sagte die Bundeskanzlerin in ihrer Regierungs-
erklärung: Überraschen wir uns damit, was möglich ist,
überraschen wir uns damit, was wir können. – Dieser
Bundeshaushalt wäre eine gute Gelegenheit gewesen,
unter Beweis zu stellen, was Politik kann. Davon ist
nichts zu spüren. Die Bundeskanzlerin hat in ihrer Re-
gierungserklärung gesagt: Lassen Sie uns mehr Freiheit
wagen. – Steuern erhöhen ist nicht „mehr Freiheit wa-
gen“, Frau Merkel. Steuererhöhungen bedeuten ein wei-
teres Stück Unfreiheit für die Menschen in unserem
Lande.


(Beifall bei der FDP)


Mancher hat erkennen müssen, dass der Tag der Bundes-
tagswahl für ihn zum Zahltag geworden ist.

Der Sozialdemokrat Hans Apel, einer der Vorgänger
von Minister Steinbrück im Amt des Bundesfinanz-
ministers, hat einmal gesagt, wichtig wäre es, den Sach-
verstand zu mobilisieren, die ideologischen Scheuklap-
pen abzulegen, hart zu arbeiten. Das ist auch der Rat der
Freien Demokraten an diese Bundesregierung. Der
Bundeshaushalt 2006, den Sie uns als Entwurf vorgelegt
haben, spiegelt eine solche Anstrengung leider nicht wi-
der. Es wäre gut, wenn Sie den Rat von Hans Apel, ei-
nem Ihrer Vorgänger, beherzigen würden.

Herzlichen Dank für Ihre Geduld.


(Beifall bei der FDP)


f

H
H
m
m
g
h
W

w

h
d
g
s
t

W
n
B
R
h
d
f
h
e
s
d
v

k
r
d
d
t
F
n
u
l
K
r

d
s
m
w
f
z
H

(C (D Nächster Redner ist der Kollege Dr. Michael Meister ür die CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ein echter Meister kommt jetzt!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602700800


Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1602700900

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Ich möchte zum Auftakt der Debatte über den
aushaltsplan 2006 zunächst einmal dem Bundesfinanz-
inister im Namen meiner Fraktion Dank sagen, dass er
it diesem Haushaltsentwurf und dem Haushaltsbegleit-

esetz die Vorgaben des Koalitionsvertrages zur Haus-
altskonsolidierung umsetzt und gesetzgeberisch auf den
eg bringt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Mir sind bei der Entscheidungsfindung fünf Punkte

ichtig, auf die ich im Nachfolgenden eingehen möchte.
Wir erleben heute einen Wendepunkt in der Haus-

altspolitik des Bundes. Wir begeben uns auf den Weg,
en Haushalt des Bundes zu sanieren und die Beendi-
ung der steigenden Staatsverschuldung mit Entschlos-
enheit anzugehen. Für diesen Beginn ist heute der rich-
ige Tag.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ir müssen uns darüber klar sein, dass wir diesen Weg

icht in einem einzigen Schritt gehen können. Der
undeshaushalt 2006 ist der erste Schritt in die richtige
ichtung; es müssen weitere Schritte in Richtung Haus-
altskonsolidierung folgen. Dies ist nicht nur notwen-
ig, weil wir hier interessante Debatten miteinander
ühren, sondern auch, weil dies im Interesse einer nach-
altigen Finanzpolitik ist. Ich hätte mir gewünscht, dass
ine Partei – jetzt schaue ich in die Mitte dieses Hau-
es –, die das Wort „Nachhaltigkeit“ immer als erste auf
er Zunge führt, diese Nachhaltigkeit in ihrer Politik der
ergangenen sieben Jahre realisiert hätte.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir können nicht weiterhin planlos Lasten in die Zu-

unft verschieben und damit gegen die Generationenge-
echtigkeit handeln. Wir müssen dafür sorgen, dass auch
ie künftigen Generationen Gestaltungsmöglichkeiten in
iesem Lande haben. Deshalb beginnt die große Koali-
ion damit, den Bundeshaushalt wieder auf ein sicheres
undament zu stellen. Wir nehmen uns ausdrücklich
icht nur den Bundeshaushalt vor, sondern wir kümmern
ns in unserem Sanierungskonzept auch um den födera-
en Ansatz. Auch für die Haushalte der Länder und
ommunen wollen wir einen Beitrag zur Konsolidie-

ung leisten.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Unser Ziel ist: Wir wollen einen ausgeglichenen Bun-
eshaushalt. Diesen halten wir als Union für richtig. Un-
er Ziel können wir aber in dieser Wahlperiode nicht
ehr erreichen. Wir können es deshalb nicht erreichen,
eil die Ausgangssituation zu weit von diesem Ziel ent-

ernt ist. Wir können aber beginnen und die Vorausset-
ungen dafür schaffen, das Ziel eines ausgeglichenen
aushalts in der nächsten Wahlperiode zu erreichen.






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister

(Beifall bei der CDU/CSU)


Der Konsolidierungsbedarf ist enorm: Über
50 Milliarden Euro an Ausgaben sind nicht durch regel-
mäßige Einnahmen gedeckt. Mehr als jeder fünfte Euro,
den wir ausgeben, ist nicht durch regelmäßige Einnah-
men gedeckt. Wenn man von diesem gigantischen Fehl-
betrag, der sowohl außerhalb als auch innerhalb dieses
Hauses offenkundig nicht wahrgenommen wird, aus-
geht, müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass wir
sparen müssen. Sparen heißt: Wir können uns nicht mehr
alles Wünschenswerte leisten. Wir müssen also Prioritä-
ten setzen und klare Aufgaben und Ziele definieren. Es
kann nicht nach der altbekannten Methode „Es muss et-
was geschehen, aber es darf sich nichts ändern“ gehen.
Vielmehr werden auch die Bürger in unserem Land das
Sparen und Konsolidieren spüren. Ich glaube aber, ange-
sichts unserer Verantwortung für die künftigen Genera-
tionen ist das, was wir tun, nicht unsozial. Vielmehr han-
deln wir in höchstem Maße sozial.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich sagen: Die
Strukturdebatte, die Herr Bundesfinanzminister
Steinbrück zur Frage der Familienförderung begonnen
hat, ist unter dem Aspekt „Wie setzen wir vernünftige
neue Prioritäten in unserem Land?“ eine richtige De-
batte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir brauchen solche Strukturdebatten und dürfen sie
nicht, bevor sie überhaupt begonnen haben, zerschlagen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Diese Diskussion muss ergebnisoffen geführt werden;
denn sonst fordert jeder nur weitere Ausgaben und über-
lässt es den Finanzpolitikern, zu prüfen, wie durch Ein-
nahmesteigerungen die neuen Ausgaben finanziert wer-
den können. Das ist der falsche Weg, deshalb brauchen
wir Strukturdebatten in diesem Land. Wir alle sollten
uns konstruktiv mit den Argumenten in diesen Debatten
auseinander setzen.

Ich möchte etwas zur Zeitschiene sagen. Es wird
nicht möglich sein, eine Lücke in der Größenordnung
von 50 Milliarden Euro innerhalb kürzester Zeit zu
schließen. Wir werden daran in dieser und auch in der
nächsten Wahlperiode arbeiten müssen. Jeder, der be-
hauptet, man könne die Lücke in kürzerer Zeit schließen,
ist kein Realist, sondern Populist. Herr Steinbrück hat
vorhin zu Recht vorgetragen, dass 85 Prozent der Ausga-
ben des Bundeshaushaltes durch Verbindlichkeiten wie
Zinsausgaben und Ähnliches fixiert sind. Wer meint, er
könnte kurzfristig daran etwas verändern, ist nicht von
dieser Welt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben uns deshalb vorgenommen, kassenwirk-
sam für das Jahr 2007 30 Milliarden Euro zu bewegen.
Ich möchte klar und deutlich sagen: Das ist eine An-
strengung, wie es sie in der Geschichte dieser Republik

n
1
w
s
E
d
r

I
z

v
h
d
a
t
R
I
w
V
s
t

Z
n
k
g
i
B
m

H
b
M
d

W
r
E
f

g
a
b
t
m

g
d
l
r
g

(C (D och nicht gegeben hat. Wir wollen innerhalb von 4 Monaten 30 Milliarden Euro im Bundeshaushalt beegen. Manche schlagen vor, die Eigenheimzulage zu treichen, weil man damit sechs bis sieben Milliarden uro bewegen könne. Ich möchte darauf hinweisen, dass ie Streichung der Eigenheimzulage im ersten Jahr geade einmal 100 Millionen Euro einbringt. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Dorthin schauen!)


ch bitte darum, an dieser Stelle eine realistische Debatte
u führen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Westerwelle, ich bedanke mich für Ihre Inter-
ention, aber ich möchte auf Folgendes hinweisen: Ich
abe mit Blick auf die notwendigen Steuererhöhungen,
ie wir beschließen müssen, weil wir das Problem nicht
llein auf der Ausgabenseite lösen können, was uns na-
ürlich am liebsten wäre, im November, als wir über die
egierungserklärung der Bundeskanzlerin debattierten,

hre Fraktion gebeten, uns eine Alternative zu benennen,
ie wir das Finanzvolumen, das über die Mehrwert- und
ersicherungsteuer finanziert werden soll, kompensieren
ollen. Ich darf Ihnen berichten, dass ich auf diesen Al-
ernativvorschlag immer noch warte.

Wir sollten etwas seriöser werden: Wenn man das
iel der Haushaltskonsolidierung verfolgt, darf man
icht nur sagen, was man nicht will, sondern muss auch
onkrete und konstruktive Vorschläge machen und sa-
en, welche Alternative man vorschlägt. Darum habe ich
m November gebeten. Es wäre schön, wenn meiner
itte im Rahmen dieser Haushaltsdebatte nachgekom-
en würde.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Im Rahmen der Debatte über den Entwurf dieses
aushaltsgesetzes werden wir nicht nur über Ausga-
ensenkung, Korrektur vorhandener Steuergesetze und
ehrwertsteuererhöhung diskutieren, sondern auch über

ie Senkung der Lohnnebenkosten.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und bei der Rentenund Krankenversicherung? Die steigen!)


ir schlagen vor, den Beitrag zur Arbeitslosenversiche-
ung zum 1. Januar 2007 um 2 Prozentpunkte zu senken.
in Teil davon wird über die Mehrwertsteuererhöhung

inanziert werden. Wir senken die Lohnnebenkosten
das sage ich ausdrücklich –, um für bessere Beschäfti-

ungschancen in Deutschland zu sorgen. Wir dürfen
ber nicht bei einer reinen Umfinanzierung stehen blei-
en, sondern müssen auch in den Sozialsystemen Struk-
urreformen durchführen. Das gilt für den Arbeits-
arkt. Wir haben die Bundesagentur für Arbeit
außerhalb der Beratungen über dieses Haushaltsgesetz –
ebeten, dafür zu sorgen, dass dort Strukturreformen
urchgeführt werden. Ich glaube, dass durch die Umstel-
ung von Zuschuss auf Darlehen der für die Durchfüh-
ung von Reformen notwendige Druck erzeugt wird. Ich
laube, es ist notwendig, nicht nur umzufinanzieren,






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
sondern die Senkung von Lohnnebenkosten mit Struk-
turveränderungen zu verbinden, damit das Ganze nach-
haltig ist.

Wenn wir die strukturelle Lücke des Bundeshaushal-
tes bis zum Ende dieser Wahlperiode halbieren – das ha-
ben wir vorgeschlagen –, dann wird das auch Einfluss
auf die Staatsquote haben. Wir werden die Staatsquote
in dieser Wahlperiode auf ein Niveau von etwa
43,5 Prozent zurückführen. Auf diesem Niveau befand
sie sich vor der deutschen Einheit. Das heißt, wir landen
auf einem Niveau, auf dem sich die Staatsquote vor der
Wiedervereinigung befand. Das Gleiche haben wir in
den 80er-Jahren schon einmal getan. Damals ging damit
ein Aufwuchs an Beschäftigung einher: Es wurden
2 Millionen neue Beschäftigungsverhältnisse geschaf-
fen. Ich glaube, dass diese Politik in die richtige Rich-
tung führt. Wir sollten zu der Finanzpolitik zurückkeh-
ren, die wir vor der deutschen Einheit gemacht haben.
Diesen Weg müssen wir gehen, weil wir dort wieder hin-
wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Heute Morgen wurden behauptet, wir hätten im Bun-
deshaushalt nur ein Einnahmeproblem. Einige Geister,
die offenbar nur kurzfristig denken, glauben, man müsse
nur die Belastung des Einzelnen erhöhen, um dieses Pro-
blem zu beheben. Ich glaube, wir müssen auch über die
Zahlerbasis, über diejenigen, die überhaupt Beiträge in
die Steuer- und Sozialkassen zahlen, nachdenken. Des-
wegen sage ich: Wir haben sehr wohl ein Einnahmepro-
blem; wir müssen das Einnahmeproblem aber lösen, in-
dem wir für mehr Wachstum und Beschäftigung und
damit für mehr Steuer- und Beitragszahler sorgen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Haushaltskonsolidierung und Förderung von
Wachstum und Beschäftigung – das sage ich ausdrück-
lich – schließen sich nicht aus, sondern sind zwei Seiten
derselben Medaille. Deshalb leisten wir einen wesentli-
chen Beitrag zur Förderung des Wirtschaftswachstums,
wenn wir dafür sorgen, dass die Haushaltskonsolidie-
rung vorankommt. Jedem Investor ist doch klar, dass er
als Bürger dieses Landes neue Staatsschulden durch in
der Zukunft höhere Abgaben oder Steuern bedienen
muss.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie machen mehr Schulden!)


Wir tun etwas für das Konsumklima, wenn wir die Men-
schen nicht im Ungewissen darüber lassen, wann und
wie sie diese Staatsschulden bedienen müssen, sondern
ihnen konkret einen Weg aufzeigen, wie wir diese
Staatsschulden begleichen können.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie machen 7 Milliarden mehr Staatsschulden als letztes Jahr! Dummes Zeug, was Sie da reden!)


D
w
L

e
s
d
h
h
W
j
ü
s
u
m

E
p

I
g
S
Z
s
g
v
V

w
h
w
S

b
s
g
s
w
s
I
j

P
u
p
W
d
a
n
E

h

(C (D amit beenden wir die Verunsicherung. Damit schaffen ir Vertrauen. Damit sorgen wir dafür, dass in unserem and wieder konsumiert und investiert wird. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir ine offene Volkswirtschaft in einer globalisierten Welt ind. Es gibt in dieser Welt keine offene Volkswirtschaft, ie sich durch eine steigende Staatsverschuldung saniert ätte. Das Gegenteil ist richtig: Überall dort, wo Hausalte saniert wurden, sind die Beschäftigung und das achstum gestiegen. In offenen Volkswirtschaften fließt eder Impuls seitens der öffentlichen Kassen in der Regel ber die Grenze ab. Dann steigt im Inland die Staatsverchuldung, aber Sie haben nicht von den Wachstumsnd Beschäftigungseffekten profitiert. Deshalb kann an davon nur dringend abraten. Ich will etwas zu unserem Impulsprogramm sagen. s wird oft so getan, als sei es ein rein keynesianisch gerägtes Programm. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das würden wir nie machen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ch will einmal alle Kollegen hier fragen, die das Pro-
ramm unter diesem Blickwinkel kritisch sehen: Sind
ie denn der Meinung, dass mit Blick auf das 3-Prozent-
iel von Lissabon eine Erhöhung der Ausgaben für For-
chung und Entwicklung der falsche Weg ist? Wer
laubt denn, dass uns das schadet? Ich persönlich bin da-
on überzeugt, dass dies unser Wachstumspotenzial als
olkswirtschaft massiv verbessert,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


eil wir dann in vielen Bereichen wieder auf einem ho-
en Niveau wettbewerbsfähig werden. Deshalb müssen
ir dafür Geld in die Hand nehmen und uns an dieser
telle stark machen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wer von Ihnen will denn behaupten, dass wir über
essere Mobilitätsmöglichkeiten in unserem Land dafür
orgen, dass unsere Wirtschaft weniger wächst? Das Ge-
enteil ist doch der Fall: Mehr Mobilität bedeutet bes-
ere Wachstumsbedingungen. Deshalb ist es richtig, dass
ir mehr tun, um die Mobilitätsbedingungen zu verbes-

ern, und für Verkehrsinfrastrukturinvestitionen im
nland mehr Geld bereitstellen. Das hat nichts mit Kon-
unktur zu tun. Das sind Strukturveränderungen.

Das nächste Beispiel, das ich anführen möchte, ist der
rivathaushalt als Arbeitgeber. Wir überlegen, wo in
nserer Volkswirtschaft neue und mehr legale Arbeits-
lätze entstehen können. Dies ist ein Beitrag, um mehr
achstum und Beschäftigung in diesem Land zu för-

ern. Ich glaube, deshalb muss man dieses Programm
us einem etwas anderen Blickwinkel sehen und darf
icht einfach sagen: Hier werden ein paar Milliarden
uro auf den Markt geworfen.

Ich möchte die Behauptung aufgreifen, hier würde
eute ein verfassungswidriger Haushalt vorgelegt. Ich






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
möchte ausdrücklich sagen: Ich halte diesen Haushalt
nicht für verfassungswidrig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Aus unserer Sicht wird Art. 115 Grundgesetz beachtet.
Was wir nicht beachten, ist die Regelgrenze, dass die In-
vestitionssumme höher sein muss als die Nettoneuver-
schuldung.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das ist doch das Kriterium!)


– Ja, das ist Teil des Kriteriums. Aber in Art. 115 steht
ein bisschen mehr.

Jetzt kommen wir zur Frage, was die Alternativen
hierzu wären. Die Alternative eins wäre gewesen, dass
wir im Bundeshaushalt Einsparungen in Höhe von mehr
als 30 Milliarden Euro vornehmen. Jetzt überlegen Sie
einmal: Wenn Sie 30 Milliarden Euro von Novem-
ber 2005 bis Januar 2006 kassenwirksam bewegen wür-
den, dann würden Sie in der Volkswirtschaft eine
Schockwelle auslösen, die zu Nullwachstum und Be-
schäftigungsrückgang führen würde.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Deshalb wäre es ein Irrweg, dies zu tun.

Die zweite Alternative wäre, in diesem Volumen Bun-
desvermögen kurzfristig zu veräußern. Dann wäre es
aber nicht werthaltig und führte dazu, dass wir die Zu-
kunft der Bundesrepublik Deutschland aus kurzfristigen
Erwägungen auf den Markt werfen.

Wir sind der Meinung: Beide Wege sind falsch. Das
Vermögen brauchen wir noch für die Zukunft und eine
Schockwelle können wir uns in der Lage, in der wir uns
befinden, nicht leisten. Deshalb ist es sehr wohl begrün-
det, zu sagen, dass die Ausnahmeregel des Art. 115 an
dieser Stelle greift. Wir sagen aber klar und deutlich:
2006 machen wir zum letzten Mal von der Ausnahmere-
gel Gebrauch. Ab 2007 werden wir die Regelgrenze des
Art. 115 – Neuverschuldung niedriger als Investitions-
summe – einhalten. Ich bitte darum, etwas ehrlicher zu
sein. Auch hier geht es ein Stück weit um Vertrauen,
Glaubwürdigkeit und nachhaltige Finanzpolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden nicht nur mit dem Sparen im Haushalt
bzw. seiner Konsolidierung und dem Impulsprogramm,
das für mehr Wachstum und Beschäftigung sorgt, voran-
kommen, sondern wir müssen auch einen dritten Schritt
gehen. Wir brauchen eine durchgreifende Veränderung
unseres Staates, um die eigentlichen Strukturprobleme
– auch das ist heute Morgen schon angesprochen worden –
anzugehen. Es geht nicht um reine Konjunkturfragen.
Der überwiegende Teil unserer Probleme ist strukturell
bedingt. Deshalb hoffe ich, dass die Debatte über die
Modernisierung unserer bundesstaatlichen Ordnung, die
wir vor wenigen Wochen begonnen haben, zu einem er-
folgreichen Ergebnis geführt wird, weil dies zeigen wird,
dass Politik in Deutschland in der Lage ist, notwendige
Strukturveränderungen durchzuführen.

s
r
s
u
s

t
s
s
e
n
A
b
p
s
u
L
t
a

d
s
e
K
g
g
i
b
g
m
e
w
n
s
m
b
t

f
d
V
u
h
m
e
i
t
s
d
D
z
b
t
l

(C (D Ich hoffe, dass wir beim Bürokratieabbau, bei der Bechleunigung von Planungsund Genehmigungsverfahen – dafür müssen wir kein Geld in die Hand nehmen, ondern Strukturen verändern, damit mehr Wachstum nd Beschäftigung entstehen –, vorankommen und besere Rahmenbedingungen schaffen. Ich hoffe, dass wir hinsichtlich der Lohnnebenkosen nicht bei der Absenkung des Beitrages zur Arbeitsloenversicherung um 2 Prozentpunkte stehen bleiben, ondern dass wir es tatsächlich schaffen, in diesen Tagen ine Debatte über unser Gesundheitswesen zu beginen, die dazu führt, dass wir zu einer Entkopplung der usgabenseite des Gesundheitswesens von den Lohnneenkosten kommen, damit wir auf der einen Seite die ositiven Effekte der gestiegenen Nachfrage nach Geundheit für mehr Wachstum und Beschäftigung nutzen nd auf der anderen Seite den Negativeffekt steigender ohnnebenkosten eingrenzen können. Das ist die zen rale Herausforderung, vor der wir stehen und der sich uch die Unionsfraktion stellen will. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich den Baustein
er Unternehmensteuer betonen. Wir müssen unsere Zu-
age einhalten, dass in Deutschland am 1. Januar 2008
ine umfassende, große Unternehmensteuerreform in
raft treten wird. Das betrifft eine ganze Reihe von Fra-
en: Wird es uns gelingen, ein modernes, zukunftsfähi-
es Steuerbilanzrecht für Unternehmen zu schaffen und
hnen international wettbewerbsfähige Steuersätze zu
ieten? Behandeln wir Familienunternehmen, Personen-
esellschaften und Kapitalgesellschaften zusammen, da-
it es ein Entwurf aus einem Guss wird? Schaffen wir

s, das Vertrauen der kommunalen Mandatsträger zu ge-
innen, um auch mit Blick auf eine Reform der kommu-
alen Finanzen einen Schritt nach vorne zu machen,
owohl im Interesse der Zukunftssicherung der Einnah-
eseite der Kommunen als auch im Interesse der Wett-

ewerbsfähigkeit unseres Standortes, also neuer Investi-
ionen und Unternehmensansiedlungen?


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich glaube, wir sind mit dem Dreiklang, den wir ver-
olgen, auf einem richtigen Weg: Wir wollen den Bun-
eshaushalt konsolidieren, um wieder Vertrauen und
erlässlichkeit zu schaffen. Wir wollen Impulse setzen,
m unserer Volkswirtschaft zu mehr Wachstum zu ver-
elfen. Und wir wollen strukturelle Korrekturen vorneh-
en, damit unsere Volkswirtschaft auch langfristig auf

inen höheren Wachstumspfad einschwenkt. Unser Ziel
st dabei nicht, den Menschen in unserem Land wehzu-
un oder ihnen etwas wegzunehmen, sondern dafür zu
orgen, dass es ihnen wieder besser geht. Wir wollen,
ass unser Wohlstand langfristig gesichert und in
eutschland wieder ein höheres Wirtschaftswachstum

u verzeichnen ist. Dazu wird es notwendig sein, die Ar-
eitslosenzahl signifikant zu senken und so einen Bei-
rag dazu zu leisten, dass unsere Sozialsysteme auch
angfristig auf einer sicheren, tragfähigen Basis stehen.






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
Ich weiß, dass die Sanierung des Bundeshaushalts in
diesem Zusammenhang ein wichtiger Eckpfeiler ist. Ich
wünsche mir, dass sich alle konstruktiv in die jetzt anste-
hende Debatte einbringen. Neinsager und Bedenkenträ-
ger gibt es in unserem Land genug. Jetzt brauchen wir
Menschen, die neue Vorschläge und neue Ideen ent-
wickeln.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602701000

Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Gesine

Lötzsch, Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602701100

Vielen Dank, Herr Präsident! – Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Jedes Jahr wird das Unwort des Jah-
res gekürt. Heute sollten wir die Lüge des Jahres küren.
Sie lautet: Es gibt nichts mehr zu verteilen. Es gilt noch
immer der Satz: Die Lüge muss nur groß genug sein, da-
mit sie geglaubt wird. Die ehemalige rot-grüne Regie-
rung hat zusammen mit CDU und CSU die größte Um-
verteilungsaktion in der Geschichte der Bundesrepublik
eingeleitet. Mit der Mehrwertsteuererhöhung im Jahre
2007 ist der nächste Umverteilungscoup in Planung.


(Beifall bei der LINKEN)


Die große Steuerreform entlastet die Unternehmen
und vor allem die Besserverdienenden um jährlich
52 Milliarden Euro. Jährlich werden 52 Milliarden Euro
von unten nach oben verteilt. Das sind 52 Milliarden
Euro, die nicht zur Verfügung stehen für neue Kinder-
gärten, für modernere Schulen, für bessere Universitäten
und neue Arbeitsplätze. Damit können wir uns nicht ab-
finden.


(Beifall bei der LINKEN)


Exfinanzminister Eichel sprach gern von einem Drei-
klang von Strukturreformen, Haushaltskonsolidierung
und Wachstumsimpulsen. Wie wir sehen, gibt es diesen
Dreiklang nicht. Im Augenblick klingelt es nur in den
Kassen von Herrn Ackermann und in den Kassen der
Vorstände der DAX-Unternehmen. Das ist wirklich un-
anständig.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Arbeitsmarktreformen von Herrn Hartz haben
keine Arbeitsplätze geschaffen, die Verantwortlichen
wurden von den Wählern abgewählt. Die Gesundheitsre-
form von Frau Schmidt führt nicht zu einer besseren Ge-
sundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger, son-
dern treibt die Ärzte auf die Straße und sogar außer
Landes.


(Beifall bei der LINKEN)


Durch die Rentenkürzungen kommt es nicht zu mehr Si-
cherheit, sondern zur Enteignung der Aufbaugeneration
und der Menschen, die heute noch fleißig in die Renten-

k
g

m
s
w
d
d
h
n


W
t
s

w
l
s
u
L

D
i
W
d
h

w
v
l

W
g
d
j
s
s

n
2
K
t
d
u

D
d

(C (D asse einzahlen. So viel zu den Strukturreformen. Sie ehen alle zulasten der Menschen in unserem Lande. Auch von einer Haushaltskonsolidierung sind wir eilenweit entfernt. Im Gegenteil – es ist schon ange prochen worden –, der Haushalt ist verfassungswidrig, eil die Regierung zu wenig investiert und den Staat urch die gewaltigen Steuergeschenke immer weiter in ie Verschuldung treibt. Die alte und die neue Regierung aben bewiesen, dass sie mit dem Geld der Steuerzahler icht ordentlich umgehen können und wollen. (Beifall bei der LINKEN – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Aber Sie können das!)


(Beifall bei der LINKEN)


Selbstverständlich. – Zum Dreiklang sollten auch
achstumsimpulse gehören. Bei dieser niedrigen Inves-

itionsrate ist von Wachstumsimpulsen aber nichts zu
püren.

Meine Damen und Herren, sehr geehrte Gäste,


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wir alle sind Parlamentarier und keine Gäste!)


ir als Linke sagen ehrlich, dass auch wir für Umvertei-
ung sind. Der Unterschied zu allen anderen Parteien be-
teht nur darin, dass wir die Richtung der Umverteilung
m 180 Grad ändern wollen. Das ist nötig in diesem
and.


(Beifall bei der LINKEN)


as nehmen uns die Politiker der anderen Parteien und
hre bestellten Professoren und Gutachter natürlich übel.

ir als Linke wollen ein Zukunftsinvestitionsprogramm,
as diesen Namen wirklich verdient und durch das schon
eute Arbeitsplätze geschaffen werden.

Damit wirklich markante Wachstumsimpulse gesetzt
erden können, wollen wir die Investitionsausgaben
erdoppeln. Die Bundesregierung will lediglich 25 Mil-
iarden Euro investieren. Das ist viel zu wenig.


(Beifall bei der LINKEN)


ir wollen im gleichen Zeitraum ein Zukunftspro-
ramm Jugend und Innovation in Höhe von 50 Milliar-
en Euro auflegen. Das ist immer noch weniger als die
ährliche Steuerentlastung von Unternehmen und Bes-
erverdienenden. Ziehen Sie diesen Vergleich bitte
elbst.


(Beifall bei der LINKEN)


Für die Zukunft unseres Landes wollen wir – das ist
ötig – mehr Mittel für die Bildung, nämlich
Milliarden Euro, wir wollen Mittel für unentgeltliche
indergärten und wir brauchen eine kommunale Investi-

ionspauschale in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, damit
ie Kommunen wieder handlungsfähig werden. Das sind
nsere drei großen Ausgabeposten.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt gehen wir zu den Einnahmen!)


iese Investitionen werden in Zukunft mehr Rendite für
ie Menschen in diesem Land abwerfen als jede DAX-






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
Aktie. Darauf können Sie heute schon Wetten abschlie-
ßen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke will Hartz IV überwinden. Dazu haben wir
Anträge eingebracht und Finanzierungsvorschläge auf
den Tisch gelegt. Hartz IV ist eine Fehlkonstruktion.
Dieses Gesetz führt zu Enteignung, Demotivation und
zur Drangsalierung von Arbeitslosen, ohne dass neue
Arbeitsplätze geschaffen werden. Dem stellen wir uns
entgegen.


(Beifall bei der LINKEN)


Den Haushaltsentwurf, der von Herrn Steinbrück vor-
gelegt und von dem abgewählten Herrn Eichel erarbeitet
wurde, lehnen wir ab:


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Überraschung!)


Erstens. Durch diesen Haushalt werden keine ausrei-
chenden Wachstumsimpulse gesetzt und es wird zu we-
nig Geld in die Zukunft investiert. Die Linke will die In-
vestitionen verdoppeln.


(Beifall bei der LINKEN)


Zweitens. Die so genannten Arbeitsmarktreformen
verschlingen sehr viel Geld, ohne dass durch sie neue
Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Linke will
Hartz IV überwinden und nicht durch schlechte Refor-
men verschlimmbessern.


(Beifall bei der LINKEN)


Drittens. Der Rüstungshaushalt ist der drittgrößte
Ausgabeposten dieser Regierung. Das verkennt die Be-
drohungslage. Arbeitsplätze in der Bundesrepublik
Deutschland werden nicht durch die Taliban in Afgha-
nistan, sondern durch eine falsche Wirtschafts- und
Finanzpolitik gefährdet. Sie gehört geändert.


(Beifall bei der LINKEN)


Meine Damen und Herren, die finanzpolitischen
Handlungsspielräume der Regierung sind unter anderem
deshalb so eng, weil die alte wie die neue Regierung die
Sozialsysteme mit ihren Reformen zerstört haben bzw.
zerstören. Jetzt wundern sie sich, dass sie gigantische
Beträge aus dem Bundeshaushalt in diese Systeme pum-
pen müssen.

Ein wirkliches Desaster in diesem Zusammenhang ist
die systematische Zerlegung von versicherungspflichti-
gen Arbeitsplätzen in Minijobs.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Steinbrück, Sie haben völlig zu Recht davon ge-
sprochen, dass wir versicherungspflichtige Arbeitsplätze
brauchen, aber Sie haben den Unternehmen das Tran-
chierbesteck doch selbst in die Hand gegeben, um hoch-
wertige Arbeitsplätze in Mc-Jobs zu zerlegen. Das ist
der wesentliche Grund für die riesigen Löcher in der
Rentenkasse.


(Beifall bei der LINKEN)


D
U
g

M

F
a

S

g
h
S
g

P
P
w
d

b
h
g
B
t
m

u
h
f

w
U
g

(C (D ie große Koalition ist die Fortsetzung der rot-grünen mverteilungspolitik mit den gleichen Mitteln und den leichen Resultaten. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt aber! Dummes Zeug!)


Abschließen möchte ich mit einem Zitat von Frau
erkel aus ihrer Haushaltsrede im Jahr 2005:

Die Menschen in diesem Land sind auch ärmer ge-
worden: ärmer an Hoffnung in eine Politik aus ei-
nem Guss durch diese Bundesregierung und – das
ist vielleicht das Bedrückendste – ärmer an Ver-
trauen in die Gestaltungskraft der Politik insgesamt.

rau Merkel, seit Sie Kanzlerin sind, ist dieser Satz
ktueller denn je.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602701200

Ich erteile das Wort dem Kollegen Joachim Poß,

PD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1602701300

Schönen guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kolle-

en! Lieber Herr Präsident Lammert, Sie begrüße ich
eute Morgen besonders freundlich, weil ich finde, dass
ie Opfer einer üblen Kampagne der Zeitung mit den
roßen Buchstaben sind.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


arteiübergreifend sind wir der Auffassung, dass sich die
olitik nicht alles gefallen lassen darf, wenn so gemobbt
ird wie hier im Einzelfall geschehen. Das ist auch nicht
er erste Fall.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Aber das ist nicht das Thema unserer heutigen De-
atte. Thema ist der Entwurf des Bundeshaus-
altes 2006. Die Rede von Peer Steinbrück hat deutlich
emacht, dass die Leitlinie bei der Aufstellung des
undeshaushaltes 2006 die Frage war: Was ist in der ak-

uellen wirtschaftlichen Situation Deutschlands ökono-
isch notwendig und vernünftig


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


nd was sollte in dieser Lage eher unterbleiben? Ich
abe ihn so verstanden, dass sich vieles um diese Kern-
rage gerankt hat.

Bereits in ihrem Wahlmanifest zur Bundestags-
ahl 2005 hat die SPD erhebliche staatliche Impulse zur
nterstützung der wirtschaftlichen Aufwärtsbewegung
efordert. Die Zustimmung des neuen Koalitionspart-






(A) )



(B) )


Joachim Poß
ners CDU/CSU in den Koalitionsverhandlungen zu die-
ser Politik hat zu dem Impulsprogramm für Wachs-
tum und Beschäftigung in Höhe von 25 Milliar-
den Euro bzw. – einschließlich der Länder – 37 Milliar-
den Euro geführt. Die Finanzierung dieses Programms
wird, beginnend mit dem Bundeshaushalt 2006, in den
Haushalten der nächsten Jahre sichergestellt.

Die neue Koalition wird zur Belebung der wirtschaft-
lichen Entwicklung das tun, was möglich und sinnvoll
ist und was ein Staat machen kann, nämlich einen Bei-
trag leisten; mehr nicht. Im Gegensatz zu meiner Vorred-
nerin, die den Menschen in diesem Lande den Eindruck
vermitteln will, als könne der Staat einen Hebel umlegen
und dann seien über Nacht alle Probleme aus der Welt
geschaffen, erheben wir nicht diesen dogmatischen An-
spruch. So etwas ist Volksverdummung; das muss man
einmal in aller Deutlichkeit sagen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Die SPD als Partei der Aufklärung will diesen Zustand
der Verdummung überwinden und in diesem Parlament
dazu einen Beitrag leisten.


(Beifall bei der SPD)


Mit dem Koalitionspartner konnte auch Einigung da-
rüber erzielt werden, dass es ökonomisch notwendig und
damit vernünftig ist, im Haushaltsjahr 2006 auf weiter
gehende, harte Konsolidierungsschritte zu verzichten.
Die Gründe dafür hat Peer Steinbrück in seiner Rede er-
läutert.

Nun wissen wir, dass dies einer der Punkte war, die
auch in den Koalitionsverhandlungen eine große Rolle
gespielt haben und durchaus streitig waren. Wir sind zu
einem zufrieden stellenden Ergebnis gekommen, Kol-
lege Meister. Deswegen sage ich zu Ihrer Formulierung,
wir hätten es bei diesem Haushaltsentwurf mit einem
Wendepunkt in der Finanzpolitik zu tun: Das kann nicht
gemeinsame Grundlage der Betrachtung sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir Sozialdemokraten sehen uns in der Kontinuität
der Finanzpolitik, die wir in den letzten sieben Jahren zu
verantworten hatten. Peer Steinbrück hat einen Bericht
des „Handelsblatts“ zitiert, wonach die Bundesbank
Herrn Eichel Recht gibt. Nun bin ich weiß Gott nicht an
jeder Stelle einig mit der Bundesbank;


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Deswegen wäre ich vorsichtig, Herr Kollege!)


aber wenn diese erklärt, das strukturelle Defizit im
Bundeshaushalt habe einen nachhaltigen Einbruch bei
den Einnahmen des Bundes als Ursache, so ist das im
Wesentlichen das, was wir immer gesagt haben. Abgese-
hen davon kritisiert die Bundesbank die große Koalition
durchaus immer wieder. Insofern ist sie schon zuverläs-
sig; da können wir ganz ohne Sorge sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich wollte deutlich machen, dass man sich nicht ir-
gendwelchen Trugschlüssen hingeben soll.

d
d
S
d
D
n
d
c

I

M
k
R

d
n
e
g
i
d
o
w
a

w
D
z
t
s
R
h
A
r
m
n
i
J

j
m


a
v

d
z
s
n

(C (D Zur Ehrlichkeit gehört doch auch, dass plötzlich in er Öffentlichkeit manches als Gold empfunden wird, as früher eher als schlecht galt. Die von Herrn teinbrück angesprochenen makroökonomischen Daten, ie in der Standortdebatte in der Bundesrepublik eutschland eine Rolle spielen, haben sich schließlich icht über Nacht geändert. Der Standort – das zeigt auch er Jahreswirtschaftsbericht – wird jetzt viel freundliher gesehen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Erst, seit Angela Merkel Kanzlerin ist!)


ch glaube, auch das sollte nicht ausgeklammert werden.

Von einem Wendepunkt in der Finanzpolitik, Kollege
eister, den Sie in Ihrer koalitionsfreundlichen Bemer-

ung angesprochen haben, kann jedenfalls nicht die
ede sein. Das will ich für die SPD deutlich sagen.


(Beifall bei der SPD)


Die Vorstellung, die auch von der Bundesbank, von
er FDP und heute Morgen von dem Kollegen Kuhn in
-tv genährt wurde – ich will nicht auf Einzelvorschläge
ingehen, Kollege Kuhn, aber vieles, was Sie in n-tv an-
esprochen haben, waren Luftbuchungen –, man könne
n 2006 zusätzliche Einsparungen in Höhe von 6 Milliar-
en bis 8 Milliarden oder wie hoch auch immer erzielen,
hne die beginnende wirtschaftliche Aufwärtsbewegung
ieder zu bremsen, ist irrig. Deswegen haben wir uns

uf das von mir erwähnte Konzept verständigt.


(Beifall bei der SPD)


Natürlich wäre es gut – das ist doch unbestritten –,
enn es uns schon in diesem Jahr gelingen würde, die
efizitgrenze von 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts

u unterschreiten. Aber das wäre – wie der Finanzminis-
er zu Recht festgestellt hat – nur bei nachhaltigen Ein-
chnitten in die sozialen Transferleistungen wie der
ente oder durch ein Vorziehen der Mehrwertsteuerer-
öhung möglich. Letzteres wäre rein rechnerisch eine
lternative, aber angesichts der teilweise sicherlich be-

echtigten Kritik an dieser Maßnahme will das wohl nie-
and in diesem Lande. Beides macht ökonomisch kei-

en Sinn; denn unser Hauptproblem ist bekanntlich
mmer noch die Binnenkonjunktur, die sich in diesem
ahr stabilisieren soll.

Der harte Winter hat die Lage nicht vereinfacht. Wenn
etzt die Zahlen für das erste Quartal vorgelegt werden,

üssen wir das realistisch sehen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt ist Frühling!)


Wir hatten aber einen harten Winter, der sich nicht nur
uf den Baubereich, Kollege Kuhn, sondern auch auf
ieles drumherum auswirkt.

Die Binnennachfrage muss gestärkt werden, anstatt
ieses Ziel durch staatlich verordneten Kaufkraftentzug
u konterkarieren. Das wäre der falsche Weg. Deswegen
uchen wir sozusagen den Weg der ökonomischen Ver-
unft in der Mitte.






(A) )



(B) )


Joachim Poß

(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Volksverdummung!)


Dabei ist der Zusammenhang zwischen diesem Haus-
haltsjahr 2006 und den Folgejahren – insbesondere dem
Jahr 2007 – ganz klar. Wir brauchen das Jahr 2006, um
der wirtschaftlichen Aufwärtsbewegung in Deutschland
Stärke und Stabilität zu verschaffen. Erst dann wird die
Mehrwertsteuererhöhung ökonomisch verkraftbar sein.

Der vorliegende Haushaltsplanentwurf bietet genau
die Haushaltspolitik, die zu der derzeitigen wirtschaftli-
chen Situation Deutschlands passt. Trotzdem wahrt die-
ser Haushalt Ausgabendisziplin. Denn angesichts einer
Steigerung der Gesamtausgaben von 0,7 Prozent wird
doch niemand infrage stellen, dass wir restriktiv vorge-
hen – so restriktiv, wie es die aktuelle ökonomische Lage
gerade noch zulässt. Der Kollege Meister hat es etwas
anders formuliert.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Im Zweifel hat Herr Meister Recht!)


– In dem Fall wollte ich ihm gar nicht widersprechen,
Herr Kampeter.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich wollte nur richtig stellen, dass Herr Meister Recht hat!)


Ich will es so ausdrücken: Wir stehen vor einer kompli-
zierten Dreifachaufgabe. Wir müssen die Stärkung der
Binnenkonjunktur mit der Finanzierung von Zukunfts-
aufgaben und einer glaubwürdigen Haushaltskonsolidie-
rung verbinden, und zwar alles gleichzeitig. Die
Parteien, die meinen, wir bräuchten nur die Haushalts-
konsolidierung zu bewältigen, oder die meinen, es sei
damit getan, die Binnenkonjunktur anzukurbeln, greifen
zu kurz. Sie werden der ökonomischen und sozialen
Lage dieses Landes nicht gerecht. Unsere Antwort auf
die bestehenden Probleme hingegen ist ökonomisch und
sozial richtig.


(Beifall bei der SPD)


Der Weg zu einer dauerhaften Rückführung der Kre-
ditaufnahme des Bundes wird bereits beschritten: mit
dem Haushaltsbegleitgesetz 2006, das die Erhöhung der
Mehrwertsteuer um 3 Prozentpunkte vorsieht; mit der
seit Dezember realisierten Abschaffung von nicht mehr
gerechtfertigten Steuervergünstigungen und Steuerge-
staltungsmöglichkeiten; mit dem, was noch kommen
und was uns nicht nur Freude machen wird – Stichwort
„Steueränderungsgesetz“; es enthält sicherlich einige
Dinge, die die Öffentlichkeit bewegen werden –;
schließlich mit dem Bundeshaushalt 2007, der Anfang
Juli dieses Jahres vom Bundeskabinett beschlossen wird.

Damit wird die jährliche Kreditaufnahme des Bun-
des ab dem Jahre 2007 auf Dauer die von Art. 115 des
Grundgesetzes vorgegebene Obergrenze unterschreiten.
Das hat Kollege Meister ausreichend dargelegt. Herr
Koppelin, machen Sie doch die Bürgerinnen und Bürger
mit solchen Begriffen wie „verfassungswidriger Haus-
halt“ nicht närrisch! Das, was Sie hier machen, ist falsch
und irreführend. Natürlich legen wir einen Haushalt
nach den Regeln unseres Grundgesetzes vor, nichts an-
deres.

e
w
f
d
r
h


n
f
r

W
q
n
n
h
d

J
n
g
2
M
G
r

m
s
M
s
h
t
s
u
d
s
v
n
2
t
l

B
D
d
u
a
m
E
L
Z
s
S
b
d

(C (D Mit dieser Strategie, diesem Policy Mix, erreichen wir inen bemerkenswerten Erfolg; denn auf absehbare Zeit ird der Bund weiterhin enorme Beträge insbesondere ür die Alterssicherung, die europäische Integration und ie Überwindung der Folgen der deutschen Teilung beeitstellen müssen und auch bereitstellen wollen. Das ist offentlich unser gemeinsamer Wille in diesem Hause. Wer jetzt meint, die Verschuldung des Bundes müsse und vor allen Dingen könne – in wenigen Jahren auf ull zurückgeführt werden, der verkennt die realen Anorderungen oder betreibt die Durchsetzung eines andeen Gesellschaftsmodells. er die solidarischen Sicherungssysteme in der Konseuenz kaputt machen will und so den Staat auf einen reien Nachtwächterstaat reduzieren möchte, der mag eien ausgeglichenen Haushalt für kurzfristig erreichbar alten. Aber das ist nicht die Politik der SPD und, so enke ich, auch nicht die der großen Koalition. Der von der großen Koalition bereits seit dem letzten ahr eingeschlagene haushaltspolitische Weg sorgt nicht ur dafür, dass die Regelgrenze des Art. 115 des Grundesetzes ab dem Jahre 2007 erreicht wird. Ab dem Jahre 007 werden wir vielmehr auch die Vorgaben des aastrichtvertrages einhalten. Daher gibt es keinen rund, das Haushaltsdefizit 2006 als zu hoch zu kritisie en. Mit knapp 120 Milliarden Euro verwaltet das Bundesinisterium für Arbeit und Soziales 46 Prozent des ge amten Haushaltsvolumens. Die Vereinbarungen, die die inister Müntefering und Steinbrück getroffen haben, ind damit ein prägendes Element des gesamten Hausaltsentwurfs. Nach meinem Dafürhalten sind die geroffenen Vereinbarungen gelungen und stellen einen ehr guten Ausgleich zwischen ökonomischen, sozialnd gesellschaftspolitischen sowie fiskalischen Erforernissen dar. Die beschlossene Senkung des Rentenvericherungsbeitrags für Arbeitslosengeld-II-Empfänger on 78 Euro auf 40 Euro findet mit gutem Grund noch icht im laufenden Jahr 2006, sondern erst zum 1. Januar 007 statt. Ansonsten hätte der Rentenversicherungsbeirag von derzeit 19,5 Prozent bereits im laufenden Jahr eicht angehoben werden müssen. Ab dem laufenden Jahr soll es zudem den bisherigen undeszuschuss an die Bundesagentur für Arbeit zur efizitdeckung nicht mehr geben. Hierdurch und durch ie Vereinbarung, den Arbeitslosenversicherungsbeitrag m 2 Prozentpunkte zu senken, wird erheblicher Druck uf die Bundesagentur für Arbeit ausgeübt, ihre Instruente und Leistungen scharf zu bewerten sowie massive ffizienzsteigerungen zu erwirtschaften. Die finanzielle uft für die Bundesagentur für Arbeit ist auf absehbare eit sehr dünn geworden. Da ich für Ehrlichkeit bin, preche ich auch an dieser Stelle aus, was die reale ituation ist. Hier gehen also die Konsolidierungsbestreungen ebenfalls bis an die Grenze des Möglichen und es Akzeptablen. Joachim Poß Im Zusammenhang mit dem Etat des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales wurde in den Medien noch die Frage eines eventuellen Finanzierungsbedarfs beim Bundeszuschuss zur Rentenversicherung für 2008 aufgeworfen. Ob die in die Modellrechnungen des Rentenversicherungsberichts eingestellte Erhöhung des Bundeszuschusses im Jahre 2008 – das sind rund 600 Millionen Euro – überhaupt erforderlich sein wird, wird erst im Jahre 2007 zu entscheiden sein. Dann können wir auch die wirtschaftliche Entwicklung in 2008 in ihrem Einfluss auf die Rentenfinanzen viel besser abschätzen. Hier ist zudem ein schwieriger Abwägungsprozess angesprochen, der sich auf absehbare Zeit bei der Aufstellung jedes Haushalts ergibt und der uns teilweise – je nachdem, ob wir Finanzund Haushaltspolitiker sind oder uns als Sozialpolitiker verstehen – hin und her reißen wird: In der Größenordnung von 80 Milliarden Euro fließen jedes Jahr aus dem Bundeshaushalt Zuschüsse in die sozialen Sicherungssysteme, vor allem in die gesetzliche Rentenversicherung. Damit ist der größte Ausgabenblock im Bundesetat beschrieben. Eine Reduktion dieser Zuschüsse würde zwar zu einer geringeren Neuverschuldung führen, aber gleichzeitig einen entsprechenden Anstieg der Sozialversicherungsbeiträge nach sich ziehen. Bei der Entscheidung über die Höhe der Bundeszuschüsse, die in die Sozialkassen fließen, gibt es also eine echte Zielkonkurrenz: zwischen der gewünschten und notwendigen Senkung der Nettokreditaufnahme und der gewünschten Stabilisierung bzw. Senkung der Sozialversicherungsbeiträge. Bei der Abwägung dieser beiden Ziele hat die Bundesregierung entsprechend dem Koalitionsvertrag in das Haushaltsbegleitgesetz 2006 den stufenweisen Abbau des Bundeszuschusses an die gesetzliche Krankenversicherung aufgenommen. Die Reduktion dieses Zuschusses beginnt allerdings noch nicht im laufenden Jahr, sondern erst im nächsten. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann steigen halt die Beiträge! – Gegenruf des Abg. Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Abwarten!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


– Ja, Herr Kuhn, man muss eben Prioritäten setzen. Wir
wollen, der finanzpolitischen Glaubwürdigkeit wegen,
die genannten Ziele in 2007 erreichen, mit Blick auf das
Grundgesetz, mit Blick auf die Maastrichtkriterien und,
so muss ich hinzufügen, mit Blick auf die Finanzmärkte,
weil Deutschland als größte Volkswirtschaft der Euro-
päischen Union große Bedeutung für die Finanzmärkte
hat.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aber nicht bei Herrn Lafontaine!)


Deswegen ist es richtig, die Priorität bei der Haushalts-
konsolidierung zu setzen. Man muss sich entscheiden.


(Beifall bei der SPD)


Man kann dieser Frage nicht ausweichen; man muss zu-
mindest zeitlich Prioritäten setzen. Diese Konflikte, mit
denen wir es zu tun haben, wollte ich hier ganz offen be-

s
h

g
s
s
w
d
F
c
d
s
Ü

s
u
A
l
ü
K

D
F

D
v

D
b
n
n

d

d
p
k
d
h
s

J

(C (D chreiben, und wie wir sie, jedenfalls kurzfristig, gelöst aben. Andererseits wird dadurch der Reformdruck bei der esetzlichen Krankenversicherung bzw. im Gesundheitsystem enorm erhöht. Deswegen ist das Projekt der Geundheitsreform von herausgehobener Bedeutung. Wir erden in den nächsten Wochen jede Einzelmaßnahme es Haushaltsbegleitgesetzes 2006 auch in den einzelnen achausschüssen eingehend diskutieren. Ich bin ganz siher, dass wir für alle Punkte Lösungen finden werden, ie auf der einen Seite den Konsolidierungserfordernisen gerecht werden, aber gleichzeitig nicht zu einer berforderung der Betroffenen führen werden. Wohl wissend um die Vorgeschichte der Mehrwertteuererhöhung und wohl wissend, was meine Partei nd auch ich persönlich in diesem Zusammenhang an ussagen getroffen haben, halte ich eines für unerträg ich: die Art und Weise, wie die FDP sich in der Debatte ber die Mehrwertsteuererhöhung in Szene setzt. Diese ampagne ist schwer erträglich. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Was habt ihr denn im Wahlkampf gemacht?)


as ist nämlich das einzige politische Thema, das der
DP geblieben ist.


(Lachen bei Abgeordneten der FDP)


as ist übrigens auch das Gute an den Wahlergebnissen
om letzten Sonntag:


(Beifall bei der SPD)


as Erpressungspotenzial, das Sie sich versprochen ha-
en davon, dass Sie da, wo Sie mitregieren, auf den Mi-
isterpräsidenten Einfluss nehmen können, steht Ihnen
icht länger zur Verfügung.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602701400

Herr Kollege Poß, gestatten Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Koppelin?


Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1602701500

Natürlich.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1602701600

Herr Kollege Poß, ich will mich mit Ihnen gar nicht in

er Sache streiten, ich greife nur auf, was Sie als „Kam-
agne“ der FDP bezeichnen. Waren denn die Wahl-
ampfplakate der SPD im Bundestagswahlkampf oder
ie entsprechenden Flugblätter – ich habe einige davon
ier zur Hand –, auf denen Sie eine mögliche Mehrwert-
teuererhöhung geißeln, keine Kampagne?


Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1602701700

Das war Gegenstand der Wahlauseinandersetzung des

ahres 2005.


(Lachen bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Merkel-Steuer“!)





(A) )


(B) )


Ich habe eben selbst gesagt – und Sie können das als
Wahlkampagne bezeichnen –: Davon ist überhaupt
nichts zurückzunehmen, das ist Teil der politischen Aus-
einandersetzung im Bundestagswahlkampf gewesen,
Herr Koppelin.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Katrin GöringEckardt)


Was Sie, Herr Kollege Koppelin, hier in Kenntnis der
damaligen finanzpolitischen Einschätzung des Jahres
2005 und des Jahres 2006 machen, ist nicht richtig.


(Lachen bei der FDP)


Sie wissen, dass zu diesem Zeitpunkt die Belastungen
durch Hartz IV noch nicht bekannt waren. Die Zahlen
sind im Wesentlichen in den Monaten September bis No-
vember aufgewachsen. Herr Koppelin, es ist nicht zu
rechtfertigen, dass Sie sich mit diesem Einwand, den ich
durchaus ernst nehme, als FDP im wahrsten Sinne des
Wortes auf eine Einpunktpartei reduzieren und diese
Maßnahme attackieren.

Sie werden vor allem Ihrem Verständnis als Sachwal-
ter des Mittelstandes nicht gerecht. Sie erreichen keine
Vertrauensbildung, die notwendig wäre, um die Binnen-
konjunktur zu beleben, sondern genau das Gegenteil.
Sie, Herr Koppelin, versündigen sich mit dieser Kampa-
gne an den Interessen des Mittelstandes.


(Beifall bei der SPD – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war peinlich, Herr Poß!)


Ich bin froh, dass Ihr Einfluss durch die Wahlergeb-
nisse des letzten Sonntags stärker beschnitten wurde.
Ähnlich agiert auch die so genannte Linkspartei bzw.
PDS, auch in den beiden Landesregierungen, an denen
sie beteiligt ist. Auch das ist – das sage ich deutlich – un-
erträglich und nicht hinnehmbar.

Die Mehrwertsteuererhöhung hat nicht nur für den
Bund eine Bedeutung. Es geht doch darum, dass wir auf
gesamtstaatlicher Ebene einen föderalen Finanzpakt hin-
bekommen, der Bund, Länder und Kommunen umfasst.
Von diesem Geist ist der Koalitionsvertrag beseelt. Wir
können das in dieser Konstellation auch schaffen. Von
dieser Mehrwertsteuererhöhung – das müssen Sie, die
Sie in einigen Ländern mit an der Regierung sind, auch
sagen – profitieren auch die Länder. Die haben Einnah-
men dringend nötig. Schauen Sie sich an, welche Aufga-
ben in den Ländern zu finanzieren sind!

Selbst wenn man diese sicherlich unpopuläre Maß-
nahme der Mehrwertsteuererhöhung in Rechnung stellt,
wissen wir, dass wir, was die hier schon diskutierte Re-
gelgrenze des Art. 115 des Grundgesetzes, also das Ver-
hältnis von Krediten zu Investitionen, betrifft, nur um
wenige hundert Millionen Euro in der sicheren Zone lie-
gen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Katrin GöringEckardt)


t
n
d
h
m
c
f
i
m

f

B
k
m
m
m
w
E

D

K
ü
r
S
k
n

s
m
S

D
W
g
E
m
S
a
t

(C (D Deswegen gilt: Trotz Mehrwertsteuererhöhung und rotz des Haushaltsbegleitgesetzes können wir in den ächsten Jahren an keiner Stelle draufsatteln. Das betrifft ie großen Projekte, die diskutiert werden. Die Gesundeitspolitik wurde schon genannt, ebenso die Unternehensteuerreform. Bund und Länder haben kein zusätzli hes Geld, um die Senkung der Unternehmensteuern zu inanzieren. Nettoentlastungen kann es nicht geben. Das st eine wesentliche Rahmenbedingung für die Unternehensteuerreform. Herr Kollege, würden Sie Ihren letzten Satz jetzt an angen? Wir müssen alles tun – nicht nur im Interesse des undes, sondern auch im Interesse der Investitionsfähigeit der Kommunen; wir haben für diese schon einiges it der Stabilisierung der Gewerbesteuer getan –, damit ehr investiert wird und Arbeitsplätze bei kleinen und ittleren Unternehmen gesichert werden. Dazu haben ir uns in der großen Koalition verpflichtet. Ich bin vom rfolg dieses Weges überzeugt. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602701800
Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1602701900


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602702000

Das Wort hat die Kollegin Anja Hajduk, Bündnis 90/

ie Grünen.


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602702100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Herr Poß, an der Tatsache, dass Sie so lange
ber die Mehrwertsteuer gesprochen haben, merkt man
ichtig, dass Sie damit Verdauungsprobleme haben. Das
charmützel, das Sie mit der FDP geführt haben, war ein
omplettes Eigentor. Das hätten Sie sich schenken kön-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte nicht nur auf den Haushalt 2006 eingehen,
ondern auch auf Sie, Herr Steinbrück, unseren Finanz-
inister. Wir Hamburgerinnen und Hamburger kennen
ie als sehr sachlichen Menschen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Alle kennen ihn! – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Wer ihn nicht kennt, wird ihn noch kennen lernen!)


ie anderen kennen ihn auch so. Sie äußern immer den
unsch nach Klartext. Da muss ich ganz schlicht anfan-

en. Klartext im Haushalt 2006 heißt: 38 Milliarden
uro Nettokreditaufnahme. Das sind 7 Milliarden
ehr als im Jahr 2005. Herr Meister, ich schaue Sie an.
ie haben in Ihrer Rede versprochen, heute sei der Tag,
n dem ein anderer Weg in der Haushaltspolitik in Rich-
ung Konsolidierung beschritten werde.






(A) )



(B) )


Anja Hajduk

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich muss sagen: 7 Milliarden Euro mehr im Jahr 2006
als im Jahr 2005, in dem die wirtschafts- und arbeits-
marktpolitische Situation viel schwieriger war, ist kein
Ausweis von Haushaltskonsolidierung. Das ist leichtfer-
tiges Schuldenmachen auf Kosten der jungen Genera-
tion.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Sieben Jahre lang Zeit gehabt und sich jetzt hier aufblasen! Was ist das denn?)


Ich wähle bewusst so ein hartes Wort. Sie müssen
nämlich einmal bedenken, welche „Gunstfaktoren“ auf
Ihrer Seite sind: Sie haben das bessere Wachstum und
eine stabilere wirtschaftliche Erholung, auf die Sie ganz
stolz sind – Stichwort „Merkel-Aufschwung“ –, Sie ha-
ben bessere Steuereinnahmen, Sie haben in diesem Jahr
einen höheren Bundesbankgewinn. Trotzdem treiben Sie
die Schulden in die Höhe. Sie mogeln sich über das Jahr
2006 hinweg. Man merkt es der großen Koalition auch
an: Am liebsten wollen Sie immer über das Jahr 2007 re-
den, wenn Sie über den Haushalt sprechen; denn das
Jahr 2006 wird verschenkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das Argument „Stärkung der Konjunktur“ möchte ich
nicht übergehen. Der Bundesbankpräsident, Axel Weber,
hat in einer Sitzung des Haushaltsausschusses mit sehr
vornehmen und nüchternen Worten davon gesprochen,
dass die Konjunktur schon auf zwei Zylindern läuft:
Nicht nur der Export, sondern auch die Ausrüstungs-
investitionen ziehen an.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist keine öffentliche Sitzung gewesen!)


Deswegen wäre es sinnvoll und notwendig, in 2006 bei
gutem Wachstum die Schulden nicht derart hoch zu trei-
ben und in 2007 die Mehrwertsteuer nicht so drastisch zu
erhöhen, wo doch die Wachstumsprognose für 2007 im
Vergleich zu 2006 schon jetzt schlechter ist. So wie Sie
vorzugehen, ist nicht nur haushaltspolitisch unseriös,
sondern auch wirtschaftspolitisch inkonsequent, ver-
kehrt und riskant.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Herr Steinbrück, ich möchte noch auf eines Ihrer Ar-
gumente eingehen. Leider kann ich Sie nicht anschauen,
weil mir jemand im Wege steht. – Kann sich der Kollege
bitte setzen?


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602702200

Herr Kollege Fischer (Göttingen), Gespräche an der

Regierungsbank sind sicherlich immer sehr interessant,
aber behindern manchmal die Kommunikation.


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602702300

Herr Steinbrück, ich halte die sachliche Erwägung

auch in der Haushaltspolitik für notwendig und richtig.
Wir Grünen gehören nicht zu denjenigen, die sagen: Wir

n
1
v
u
r
S
V
u
S
2
3
m
r
g
v

K
M
f
m

D
t
t

p
n
f
s
D
v
s
w
S
m
N
a

S
s
J
r
p
s
H
z

i

(C (D ehmen eben einmal 5 Milliarden, 10 Milliarden oder 5 Milliarden Euro aus dem Haushalt heraus; dann ist er erfassungskonform; das geht ganz einfach. Das wäre ns zu billig. Deswegen will ich Sie nicht dafür kritisieen, dass Sie nicht eben mal 15 Milliarden Euro weniger chulden machen. Wenn Sie aber sagen: „Brachiales orgehen beim Einsparen verunsichert die Menschen nd zerstört das Vertrauen in die Politik“, dann muss ich ie schon fragen: Was haben Sie eigentlich am 1. Januar 007 vor, wenn die Mehrwertsteuer auf einen Schlag um Prozentpunkte erhöht wird? Das passt nicht zusamen: einerseits brachiale Vorschläge ablehnen und ande erseits mit dem Hammer auf die Konjunktur einschlaen. Das ist keine gute Argumentation und keine ertrauensvolle Politik. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Ich möchte nun auf die Haushaltspolitik der großen
oalition eingehen, auch gemessen an den eigenen
aßstäben, die Sie – ich würde sogar sagen: zu Recht –

ormuliert haben. Ich darf aus der Vorlage des Finanz-
inisters zum Bundeshaushalt zitieren:

Mittelfristig muss es daher gelingen, einen ausge-
glichenen Gesamtstaatshaushalt vorzulegen.

ies wird insbesondere begründet mit der Verantwor-
ung gegenüber den kommenden Generationen. Sie sag-
en an anderer Stelle in einer Grundsatzrede:

Unumstößliche Geschäftsgrundlage der großen
Koalition ist der Erfolg bei der Haushaltskonsoli-
dierung.

Diese Maßstäbe lege ich jetzt einmal an Ihre Finanz-
lanung an; schließlich macht es Sinn, Haushaltspolitik
icht nur jährlich zu betrachten. Ich stelle Folgendes
est: In der Finanzplanung von 2006 bis 2009 ist auf der
teuerlichen Seite eine deutliche Erhöhung vorgesehen.
as ist hier schon vielfach erwähnt worden. Sie haben
on einem Kraftakt in der Haushaltskonsolidierung ge-
prochen. Dazu sage ich Ihnen: Es ist kein Kraftakt,
enn man Haushaltskonsolidierung so einseitig auf der
teuereinnahmenseite betreibt wie Sie. Aber trotz der
assiven Steuererhöhungen gelingt es Ihnen nicht, die
ettokreditaufnahme ab 2007 über vier Jahre hinweg

bzusenken.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist das strukturelle Defizit! Sie haben es immer noch nicht begriffen, Frau Hajduk!)


ie bleiben stabil knapp an der Grenze, die die Verfas-
ung vorgibt. Die Investitionsquote dagegen sinkt stetig
ahr für Jahr. Das ist keine Finanzplanung, die im Inte-
esse kommender Generationen ist. Das ist keine Finanz-
lanung, die dieser großen Koalition überhaupt die Per-
pektive einer mittelfristigen Konsolidierung des
aushalts gibt. Das sind Ihre Zahlen. Das ist ein Armuts-

eugnis.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben die Haushaltsberatungen vor uns. Wenn es
n diesem Jahr „Gunstfaktoren“ gibt, etwa bessere






(A) )



(B) )


Anja Hajduk
Steuereinnahmen – ich habe auch schon auf den Bundes-
bankgewinn und auf die wirtschaftliche Erholung hinge-
wiesen –, dann können wir – davon bin ich überzeugt –
mit einer geringeren Nettokreditaufnahme auskommen.
Ich sage das auch mit Blick auf das Maastrichtkriterium
und auf die EU.

Ich denke da weiter an Ihre Äußerung, Herr
Steinbrück, zum Politikstil. Man soll Maß halten und
man soll auch einmal etwas durchargumentieren. Zum
Maß im Ton gehört ebenfalls Aufrichtigkeit, die ich jetzt
keinesfalls grundsätzlich infrage stellen will. Aber Sie
haben gesagt: Deutschland trägt Verantwortung dafür,
dass wir den reformierten Stabilitäts- und Wachstums-
pakt nicht beschädigen. – Dieser Pakt ist durchaus unter
maßgeblichem Einfluss von Rot-Grün in der Weise re-
formiert worden, dass er stärker auf die Wachstumsdyna-
mik bzw. auf mangelnde Wachstumsdynamik Rücksicht
nehmen soll. Wenn wir über die gesamte Finanzplanung
mit 1,5 Prozent auf der Höhe unseres Potenzialwachs-
tums liegen – dieses Argument habe ich vorhin schon
strapaziert –, dann frage ich Sie: Wann haben wir eigent-
lich die guten Zeiten, in denen man sich im Sinne des re-
formierten Stabilitäts- und Wachstumspakts um mehr
Konsolidierung bemühen sollte?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch hierzu ein Zitat. Das Bundesfinanzministerium
hat den Haushaltsausschuss mit einem Ex-post Bericht
zum Ecofin-Rat vom 14. März dieses Jahres unterrichtet.
Im Kernpunktepapier werden die aus Sicht des Ecofin-
Rats prioritären wirtschaftspolitischen Aktionsfelder für
2006 formuliert. Ganz oben steht: „Nutzung der wirt-
schaftlichen Erholung zur Konsolidierung der öffentli-
chen Haushalte“. Sie machen in diesem Jahr das Gegen-
teil. Die große Koalition genehmigt sich am Anfang
ihrer Regierungszeit einen kräftigen Schluck aus der
Pulle. Das ist wirtschaftspolitisch nicht zu erklären.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: Genau umgekehrt wird ein Schuh daraus! Ich habe es zu erklären versucht!)


– Nein, Herr Poß. Sie sind nicht richtig im Zeitrhythmus.
Das ist Ihr Problem.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP] – Joachim Poß [SPD]: Nein!)


Sie sind auch nicht richtig im Argumentationsrhythmus.
Das ist Ihr nächstes Problem.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Ich möchte noch etwas sagen, was mir wichtig ist.
Die EU erwartet von uns selbstverständlich – das wird
durch die Blume gesagt –, dass wir uns an den Pakt hal-
ten und unser strukturelles Defizit in 0,5-Prozent-
Schritten abbauen. Wir werden es in diesem Jahr leider
nicht abbauen. Sie streben es jedenfalls nicht an. Wir
Grüne halten das 3-Prozent-Kriterium in diesem Jahr für
einhaltbar. Wir sind da in guter Gesellschaft.

M
k
d
n

d
s
h
m
g
h
d

S
h
s
n
b
2
E
h
l
e
d

S
z
K
V
u

I
2
u
0
d
n

d
g
d
u
w
d
a

(C (D (Joachim Poß [SPD]: Aber Sie waren doch immer für die Mehrwertsteuererhöhung! Sie haben sich doch letztes Jahr für die Mehrwertsteuererhöhung ausgesprochen!)


ittlerweile gibt es kaum noch Leute, die glauben, man
önne die 3-Prozent-Grenze nicht einhalten – es sei
enn, man besteht auf einer so hohen Nettokreditauf-
ahme, wie sie die große Koalition will.

Ich komme nicht umhin, nur eine Interpretation dazu,
ass Sie so viel Wert darauf legen, Herr Finanzminister,
ich durch die EU in Verzug setzen zu lassen, als stich-
altig zu empfinden. Sie lassen sich durch die EU-Kom-
ission in Verzug setzen, weil Sie ein Druckmittel

egen ihr politisches Umfeld brauchen, damit die Erhö-
ung der Mehrwertsteuer um 3 Prozentpunkte nicht wie-
er gekippt wird.


(Beifall der Abg. Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


o sieht es nämlich aus! Damit die Mehrwertsteuererhö-
ung nicht verhindert wird, brauchen Sie dieses takti-
che Manöver nach dem Motto: Damit mir die Leute
icht von der Fahne gehen, wenn es uns in 2006 wieder
esser geht, lasse ich mich jetzt, bevor ich im Juli den
007er Haushalt unter Dach und Fach habe, durch die
U in Verzug setzen. – Wenn das nämlich nicht einge-
alten wird, muss jemand 10 Milliarden Euro bereitstel-
en. So halten Sie die Kritiker klein. Ich betrachte das als
in fahrlässiges Manöver. Es ist auch nicht redlich vor
em Hintergrund des Stabilitäts- und Wachstumspaktes.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Ich möchte zu einem nächsten Punkt kommen, zur
truktur des Haushalts. Eine kleine Vorbemerkung noch
u dem Wachstumsprogramm. Ein Wachstums- und
onjunkturprogramm, wie es die Koalition mit einem
olumen von 25 Milliarden Euro aufgelegt hat, wird für
nabdingbar gehalten.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir machen keine Konjunkturprogramme!)


ch würde sagen, lassen wir die Kirche im Dorf.
5 Milliarden Euro bedeuten 6 Milliarden Euro im Jahr
nd 3,5 Milliarden Euro in diesem Jahr; das sind
,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Darüber, dass
as keine Konjunkturbombe ist, sind wir uns sicher ei-
ig; das ist Blödsinn.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Strukturell!)


Wenn das jedoch kein Konjunkturprogramm ist, son-
ern, wie der Finanzminister sagt, ein strukturelles Pro-
ramm – auch Herr Kampeter hat das jetzt als Vokabel
rauf –, dann muss dieses durch Prioritätenneusetzung
nd darf nicht durch höhere Neuverschuldung finanziert
erden; denn sonst setzen Sie die höhere Neuverschul-
ung strukturell fort. Das ist ein Widerspruch, der auch
ufzeigt, dass Sie hier keine klare Linie verfolgen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Anja Hajduk
Grundsätzlich finde ich es aber gut, dass Sie in der
großen Koalition – da will ich insbesondere die SPD und
den Finanzminister loben – offen dafür argumentieren
und in der Öffentlichkeit dafür werben, zu verstehen,
dass wir in erster Linie kein Ausgabenproblem haben.
Das ist eine alte Mär, die die Union früher, häufig mit
der FDP zusammen, verbreitet hat, dass nämlich die Un-
wucht in den öffentlichen Finanzen durch die Ausgaben-
seite bedingt sei. Da folge ich Ihnen, Herr Finanzminis-
ter; das ist nicht das grundsätzliche Problem, sondern
eher die Einnahmeseite. Richtig ist auch, dass wir im
Haushalt eine Strukturveränderung brauchen. Wir müs-
sen sehen, wie viel Mittel gebunden sind und wie viel
wir umschichten können, gerade mit Blick auf Zukunfts-
herausforderungen und Innovation.

Wir finden manches gut, was fortgesetzt wird. Das
CO2-Gebäudesanierungsprogramm haben wir Grünen
mit angestoßen. Dass Sie für dieses Programm jetzt das
Volumen erhöhen, findet nicht unsere Kritik, sondern
unsere Unterstützung.

Wir finden auch gut, dass Sie die Strategie verfolgen,
die Forschungsmittel zu erhöhen. Aber eines kann ich
dann nicht verstehen; es macht deutlich, dass Sie in ei-
nem sehr wichtigen Modernisierungsbereich keine klare
Linie haben. Wenn Sie die Forschungsmittel erhöhen,
wenn Sie Bildung und Forschung für so wichtig halten,
dass dieser Bereich durch öffentliche Finanzen und
durch den Bundeshaushalt in Zukunft erfolgreich finan-
ziert werden soll, dann müssen Sie die Föderalismus-
reform, die Sie durch den Bundestag bringen wollen,
dringend ändern; sonst werden Sie das Modernisierungs-
potenzial, das wir brauchen, nicht mehr aus dem Bun-
deshaushalt bedienen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Das ist ein eklatanter Mangel angesichts eines dringli-
chen Modernisierungsdefizits der Gesellschaft.

Leider gibt es in der Haushaltspolitik der großen Ko-
alition noch ein Strukturproblem. Es kreist darum, dass
die Renten und die Altersversorgung in diesem Haus-
halt einen großen Anteil ausmachen. Ich möchte, da es
um Stilfragen, um Maß und Offenheit geht, deutlich da-
für werben, dass Sie nicht verbreiten, Sie würden es mit
Ihren jetzigen Vorschlägen schaffen, die Rentenentwick-
lung im Haushalt zu dämpfen, indem Sie behaupten, im
Durchschnitt der letzten zehn Jahre hätte es bei der Ren-
tenentwicklung 6-prozentige Steigerungen gegeben und
Sie würden die Steigerungen auf 1 Prozent senken. Das
ist Volksverdummung; das sage ich ganz klar. Die 6-pro-
zentigen Steigerungen in den letzten zehn Jahren waren
durch die rot-grüne Strategie bedingt, durch Ökosteuer-
mittel gleichzeitig den Beitragssatz abzusenken. Deswe-
gen haben wir vor der Wahl versprochen und nach der
Wahl gehalten, dass Steuermittel in die Rentenfinanzie-
rung fließen. Das hat bis 2003 regelmäßig Steigerungen
zur Folge gehabt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


S
e
1

e
b
s
e
n
S
m
V
S
g
h
s

s
n
K
h
u
s
g

I
k
S
d
2
d
r
z
d
h
D
s

b
v
v
V
d

A
f
d
s
r
w
G
w
p
S
v

(C (D chon seit 2003 gibt es nur noch eine leichte Aufwärtsntwicklung des Rentenanteils im Haushalt von rund Prozent. Wenn Sie jetzt behaupten, Sie dämpfen die Rentenntwicklung, dann müssen Sie auch den Nachweis erringen. Sie aber legen lediglich ein Haushaltsbegleitgeetz vor, das eine Kürzung des Rentenzuschusses mit inem Volumen von 77 Milliarden Euro um 340 Millioen Euro vorsieht. Jetzt könnte man meinen, dies hätten ie mit dem Dämpfen des Zuwachses bei der Rente geeint. Aber hier handelt es sich nur um einen schlechten erschiebebahnhof; denn diese Dämpfung finanzieren ie, indem Sie die Sozialversicherungsbeiträge bei der eringfügigen Beschäftigung von 25 auf 30 Prozent eröhen. Das ist keine kluge Einsparstrategie; das ist bechäftigungspolitischer Unsinn. Dass Sie den engen Zusammenhang zwischen Bechäftigungsförderung und Haushaltskonsolidierung icht sehen, ist ein gutes Beispiel dafür, dass die große oalition ein großes strategisches Problem in der Hausaltspolitik hat. Jeder hier weiß: Man wird den Haushalt nd die öffentlichen Finanzen in Deutschland nicht konolidieren können, wenn es nicht mehr Beschäftigung ibt. Man muss sich einmal anschauen, was Sie machen. ch habe vorhin schon ein Beispiel für die Ausgabenonsolidierung genannt. Sie rühmen sich teilweise, dass ie in den nächsten Jahren die Ausgaben um 30 Milliaren Euro verringern würden. Der größte Teil davon, über 0 Milliarden Euro, sind steuerliche Einsparungen bei er Krankenversicherung und bei der Rentenversicheung. Sie betreiben einen reinen Verschiebebahnhof, der ulasten der Beitragssätze der Rentenversicherung und er Krankenversicherung geht. Dieser Verschiebebahnof geht daher zulasten der Beschäftigungschancen. iese Politik ist ohne Perspektive und weist in die fal che Richtung. Sie wollen mit der Senkung des Beitrages zur Areitslosenversicherung von 6,5 auf 4,5 Prozent das Ziel erfolgen, bei den Lohnnebenkosten auf eine Quote on unter 40 Prozent zu kommen. Wir Grünen sehen das erfolgen dieses Ziels als notwendig an. Aber Sie weren da nie landen; das sehen wir schon heute. Der eine Prozentpunkt der Beitragsabsenkung bei der rbeitslosenversicherung beruht auf der rot-grünen Re ormdividende. Es sei Ihnen gegönnt, dass Sie der Bunesagentur für Arbeit keinen Zuschuss mehr zahlen müsen. Wir ärgern uns nicht über das, was wir gemeinsam ichtig gemacht haben. Aber der andere Prozentpunkt ird durch die Mehrwertsteuererhöhung finanziert. leichzeitig müssen Sie den Rentenversicherungsbeitrag egen Ihrer falschen Sparvorschläge um 0,4 Prozentunkte erhöhen und gleichzeitig legt die Kollegin chmidt den Haushältern in den Beratungen Folgendes or – das darf nicht unerwähnt bleiben –: Anja Hajduk Die GKV wird durch die Absenkung des pauschalen Bundeszuschusses – es geht um bis zu 4,2 Milliarden Euro pro Jahr – für die versicherungsfremden Leistungen sowie die Erhöhung der Mehrwertsteuer für Arzneimittel und weitere Medizinprodukte um jährlich 5 Milliarden Euro belastet droht der GKV – trotz der vom Deutschen Bundestag … am 17. Februar 2006 beschlossenen kurzfristig wirksamen Maßnahmen des Gesetzes zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit in der Arzneimittelversorgung – bereits ab 2007 eine erneute Defizitentwicklung. Wenn wir zu diesem Beitragssatzrisiko von 0,5 Prozentpunkten die Steigerung der Beiträge in der Rentenversicherung um 0,4 Prozentpunkte und das Risiko in der Pflegeversicherung hinzurechnen, dann haben wir schon heute eine Egalisierung der durch die Mehrwertsteuererhöhung finanzierten Beitragssatzsenkung in der Arbeitslosenversicherung. Mit Blick auf die Lohnnebenkosten ist das, was Sie veranstalten, ein Nullsummenspiel. Denn eine Einigung bei der Gesundheitsreform ist überhaupt noch nicht in Aussicht. Ich bleibe deswegen dabei: Der großen Koalition mangelt es daran, den Zusammenhang zwischen Haushaltskonsolidierung und Beschäftigungschancen in dem notwendigen Maß zu erkennen. Sie sollten bei der Steuerfinanzierung versicherungsfremder Leistungen nicht den Rückwärtsgang einlegen, sondern Sie sollten andere Lösungen finden. Herr Steinbrück, Sie sagen selbst, dass das Verhältnis von Sozialabgaben zu Steuern von 70 : 30 perspektivisch in eine andere Richtung gedreht werden muss. Ihre Politik muss sich daher Punkt für Punkt daran messen lassen. Sie machen aber genau das Gegenteil. Das ist eine düstere Perspektive sowohl für die Beschäftigungschancen wie auch für den Haushalt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Peer Steinbrück, Bundesminister: Welche Steuern meinen Sie?)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zum Schluss. Die Grünen werden Alter-
nativen vorlegen. Wir sind davon überzeugt, dass wir im
Haushalt 2006 mit weniger als 38 Milliarden Euro
Schulden auskommen werden. Wir werden das zu bele-
gen haben; das weiß ich. Aber es gibt noch eine ganze
Reihe von Subventionen, die man energischer abbauen
kann.

Noch eine kurze Bemerkung zur Kohle. Unantastbar
ist die Kohle zwischen 2006 und 2008 keinesfalls, Herr
Steinbrück.


(Zuruf von der FDP: Eben!)


Wir haben einen Mechanismus vereinbart, der dafür
sorgt, dass der Weltmarktpreis subventionsmindernd
wirkt. Ich hoffe, dass Sie das unterstützen, auch wenn
Sie einmal Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen
waren.

z
p

u
d
D
z

m
v
s
a
a
d
t
t

a

C

H
s
i
Z
A
W
g
h
b
h
b
d
p
d
l

n
ü
l
ß
d

d

(C (D Wir haben auch die Chance, beim Ehegattensplitting u reformieren. Es gibt noch Steuervergünstigungen im roduzierenden Gewerbe. Unsere Priorität ist eine bessere Politik für Kinder nd Familien. Diese sollte bei der Infrastruktur für Kiner ansetzen. Darauf legen wir einen Schwerpunkt. iese Priorität brauchen wir und können wir auch finan ieren. Als Letztes möchte ich sagen: Wir werden im Rahen der Arbeitsmarktpolitik alternative Möglichkeiten orlegen, damit nicht allgemein Lohnnebenkosten geenkt werden, sondern gezielt der Niedriglohnbereich ngepackt wird; es würde jetzt aber zu weit führen, das uszuführen. Die Grünen werden eine Politik vorlegen, ie sich an dem Maßstab messen lässt: Wirtschaftspoliik und Haushaltspolitik greifen ineinander. Auch Invesitionen in die Zukunft gehören zur Konsolidierung. Die große Koalition fängt in 2006 leider ganz klein n. Das ist traurig, besonders für die junge Generation. Ich danke Ihnen. (Anhaltender Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602702400

Das Wort hat der Kollege Steffen Kampeter, CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1602702500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Der bisherige Verlauf der Haushaltsdebatte, die
tark auch von wirtschaftspolitischen Aspekten geprägt
st, hat gezeigt, dass die Haushaltspolitik keine reine
ahlenschieberei ist. Haushaltspolitik kann – das ist der
nspruch der unionsgeführten Bundesregierung – gute
irtschaftspolitik sein. Die große Koalition, die unions-

eführte Bundesregierung leiten mit der Vorlage der
eute erstmals im Parlament debattierten Gesetzesvorha-
en und Unterrichtungsvorlagen die Wende in der Haus-
altspolitik ein. Der Haushalt 2006, die Finanzplanung
is 2009, das Haushaltsbegleitgesetz 2006, aber auch
as vom Bundesfinanzminister eingeführte Stabilitäts-
rogramm gegenüber der Europäischen Union dienen
er Wiedergewinnung des Vertrauens und der Verläss-
ichkeit in der Finanzpolitik.

Wir wollen der Realität nicht mehr das Prinzip Hoff-
ung gegenüberstellen. Wir wollen langfristige, auch
ber den Tag hinaus gültige finanzielle Prognosen erstel-
en. Die Finanzpolitik soll der Vertrauensanker der gro-
en Koalition sein. Dies ist insbesondere der Anspruch
er CDU/CSU-Bundestagsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Bundesfinanzminister, Sie haben diese Wende in
er Finanzpolitik – – Wo ist er denn? –


(Zurufe von der FDP: Der ist weg!)







(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
Auch in Abwesenheit des Bundesfinanzministers ist
festzustellen, dass er in seiner Rede diese Wende in der
Finanzpolitik durch einen Rekurs auf die antike Philoso-
phie sehr deutlich beschrieben hat. Herr Bundesfinanz-
minister, bei dieser Neuausrichtung der Finanzpolitik
haben Sie die Unterstützung der CDU/CSU-Bundestags-
fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Hauptaufgabe der Finanz-, Haushalts- und Steu-
erpolitik in dieser Legislaturperiode ist die Wiederge-
winnung des Wachstumsfaktors Vertrauen. Dieses
Vertrauen, das den Investoren und Konsumenten verlo-
ren gegangen ist, gilt es durch Verlässlichkeit in diesem
Politikbereich wiederzuerlangen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Menschen sollen das Gefühl haben, dass es sinnvol-
ler ist, zu konsumieren, als Geld auf die hohe Kante zu
legen. Die Investoren sollen wissen, dass Investitionen
aufgrund verlässlicher Rahmenbedingungen und einer
verlässlichen Form der Haushalts-, Finanz- und Wirt-
schaftspolitik rentabel sind. Dies ist das Signal, das wir
mit dem Haushalt und den ihn begleitenden Maßnahmen
in Deutschland setzen wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich bin einigermaßen verwundert darüber, dass insbe-
sondere die Rednerin vom Bündnis 90/Die Grünen kriti-
siert, dass der Haushalt 2006 noch keinen Schönheits-
preis verdient und er nicht alle Anforderungen der
Finanzpolitik mit einem Schlag erfüllen kann. Frau Kol-
legin Hajduk, Sie waren in den vergangenen sieben Jah-
ren an jedem der Vorgängerhaushalte beteiligt. Dies, was
wir heute anfangen abzubauen, ist wesentlich durch Ihre
Erblast bestimmt, meine sehr verehrten Damen und
Herren von den Grünen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Sich dann hier aufzublasen und so zu tun, als ob man in
den vergangenen Jahren niemals an der Haushaltspolitik
beteiligt war, ist unredlich und nicht solide.

Unsere Konsolidierungspolitik hat eine horizontale
und eine vertikale Dimension. Der Bundesfinanzminis-
ter hat die horizontale Dimension deutlich gemacht, in-
dem er nicht nur zur Finanzpolitik im engeren Sinne,
sondern auch zu anderen Politikbereichen sehr dezidiert
Stellung genommen und klargestellt hat, dass die Konso-
lidierung eben nicht allein Aufgabe des Finanzministers
ist, sondern auch Aufgabe aller Ausschuss- und Kabi-
nettsmitglieder. Wir machen mit dem hier vorgelegten
Gesetzespaket deutlich, dass auch die vertikale Dimen-
sion der Konsolidierung unser Anliegen ist. Wir sparen
nicht zulasten der Länder und Kommunen, sondern ma-
chen insbesondere mit dem Haushaltsbegleitgesetz ein
Konsolidierungsangebot, durch das die finanzielle Situa-
tion der Länder und Gemeinden wesentlich verbessert
wird; wir lassen sie bei ihren Konsolidierungsanstrengun-
gen nicht alleine. Wir wissen, dass die gesamtstaatliche
Konsolidierung nur gelingen kann, wenn in Bundestag
und Bundesrat eine gleichgerichtete Konsolidierungs-

s
d

r

g
n
h
S
s
b
b
a
s

b
u
A
f
s
D

r
C
k
s
Z
h
r
a
W
W
l
s

W
r
h
W
t
V
z
t

p
r
a
s
S
r
g

(C (D trategie verfolgt wird. Die große Koalition macht mit iesem Gesetzespaket ein entsprechendes Angebot. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jetzt haben wir wieder alles beieinander!)


Drei Ziele wollen wir in dieser Legislaturperiode er-
eichen.

Erstens wollen wir dauerhaft und nachhaltig die Vor-
aben unserer Verfassung einhalten. Dabei geht es zu-
ächst einmal um Haushaltsklarheit und Haushaltswahr-
eit. Bei den Haushalten, die wir gemeinsam mit Peer
teinbrück einbringen, beraten und beschließen werden,
oll bezüglich der finanziellen Rahmenbedingungen lie-
er ein bisschen konservativer geschätzt werden. Es ist
esser, wenn wir am Ende dieses Jahres gut aussehen,
ls jetzt zu viel anzukündigen. Das ist die Grundlage un-
erer Strategie bei den Haushaltsplanungen.

Außerdem wollen wir die in Art. 115 GG vorgege-
ene Regelgrenze vom kommenden Jahr an einhalten
nd letztmalig in diesem Jahr die Ausnahmeregelung in
nspruch nehmen. Wir verhalten uns verfassungskon-

orm. Wir wollen aber nicht ausnahmsweise verfas-
ungskonform sein, sondern dauerhaft und nachhaltig.
as ist der Anspruch der großen Koalition.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Der zweite Zielkomplex ist, die stabile Währung eu-
opaweit zu sichern. Gerade wir Christdemokraten und
hristsozialen wissen, dass die Inflation die Geißel des
leinen Mannes ist. Deswegen legen wir Wert auf eine
tabile Währung. Zwei Instrumente sind uns in diesem
usammenhang wichtig: Erstens. Wir wollen die Unab-
ängigkeit der Europäischen Zentralbank weiter auf-
echterhalten. Ratschläge vonseiten der deutschen oder
uch der ausländischen Politik bezüglich der Zins- und
ährungspolitik sind nicht hilfreich für eine stabile
ährung. Zweitens. Wir wollen den europäischen Stabi-

itäts- und Wachstumspakt einhalten. Gerade wir Deut-
chen stehen hier in einer besonderen Verpflichtung.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und warum dieses Jahr nicht?)


ir haben die D-Mark aufgegeben. Um die neue Wäh-
ung, den Euro, so stark und so stabil wie die D-Mark zu
alten, haben wir den europäischen Stabilitäts- und
achstumspakt. Deswegen ist es gerade für unsere Na-

ion eine moralische ebenso wie eine finanzpolitische
erpflichtung, die Vorgaben dieses Pakts dauerhaft ein-
uhalten. Das ist Wunsch und Wille der großen Koali-
ion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das dritte Ziel, um das es uns in dieser Legislatur-
eriode geht, ist die Absenkung der Staatsquote. Ge-
ade die Union hält die Tätigkeit des Staates nicht für
llein selig machend. Es entspricht nicht unserer Auffas-
ung, wenn man ein Problem hat, zuvorderst nach dem
taat zu rufen. Deshalb lautete ein Leitsatz der Regie-
ungserklärung von Angela Merkel „mehr Freiheit wa-
en“; den Bürgerinnen und Bürgern dieses Staates soll






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
mehr zugetraut werden. In der Finanzpolitik ist die
Staatsquote der Indikator dafür, wie viel der Staat in die-
sem Land regelt und wie viel die Bürgerinnen und Bür-
ger eigenverantwortlich leisten. Im Rahmen dieser Le-
gislaturperiode wird es eine Absenkung der staatlichen
Aktivität sowohl im Rahmen der Gebietskörperschaften
als auch im Rahmen der Sozialversicherungen auf ein
Niveau geben, wie wir es zuletzt im Jahr 1989 hatten, als
Gerhard Stoltenberg, einer der erfolgreichsten Finanz-
minister in der deutschen Nachkriegsgeschichte, die
Bundesfinanzpolitik zu verantworten hatte. Das „Projekt
Stoltenberg“ ist auch ein Projekt der großen Koalition.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich will an dieser Stelle deutlich machen, dass das
Ziel der Absenkung der Staatsquote nicht verfolgt wird,
weil wir zwangsläufig an einem Mangel an Steuerein-
nahmen leiden, sondern deshalb, weil wir in den vergan-
genen Jahren ein Stück weit über unsere Verhältnisse ge-
lebt haben.


(Beifall des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


Eine Verschuldung in Höhe von 1 500 Milliarden Euro
ist doch kein Indikator dafür, dass wir bei den Bürgerin-
nen und Bürgern zu wenig Steuern abkassiert haben, sie
ist vielmehr ein Indikator dafür, dass der Staat und die
Sozialversicherungssysteme zu viel Geld ausgegeben
haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Diesen Mentalitätswandel wollen wir gemeinsam mit
Bundesfinanzminister Steinbrück organisieren.

Wachstum und Steuereinnahmen müssen wieder ins
Gleichgewicht geraten. Deswegen ist die Unternehmen-
steuerreform nicht nur ein Instrument zur Entlastung
von Unternehmen; als ein solches wird es von manchen
fehlverstanden. Nein, im Rahmen der Unternehmensteu-
erreformen wollen wir die steuerliche Attraktivität des
Standortes Deutschland für unternehmerische Aktivitä-
ten wiederherstellen. Dies ist nicht nur für den Haushalt,
sondern auch für die Arbeitsplätze in Deutschland eine
existenzielle Herausforderung. Das deutsche Steuersys-
tem muss für Investitionen und Gewinnbesteuerungen
attraktiv sein. Unter dem Strich werden davon die Haus-
halte und die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes
profitieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie bei der FDP)


Deswegen setzen wir uns engagiert für die Unterneh-
mensteuerreform, die über das hinausgehen muss, was
wir auf dem Jobgipfel vereinbart haben, ein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Unsere Strategie griffe zu kurz, wenn sie sich aus-
schließlich in Sparbemühungen, Kürzungsansätzen und
Effektivitätssteigerungen erschöpfen würde. Wir spa-
ren; das ist auch richtig und notwendig angesichts der
dramatischen Schieflage der Finanzen von Bund, Län-
dern und Gemeinden. Darüber hinaus setzen wir aber
auch klare Impulse für die Zukunft. Wir setzen mit die-

s
t

t
t
r
g
g
A
t
d

u
d
b
u
p
D
s
a
d
s
l
a
W
t

f
s
s
z
g
u
a
T
d
s
t
H

d
n
n
d
t
F
d

R
n
u
a
w

(C (D em Haushalt und den ihn begleitenden Gesetzen strukurelle Wachstumsimpulse. Der wichtigste Impuls in diesem Zusammenhang lauet: Wir machen Arbeit durch die Absenkung der Beiräge zur Arbeitslosenversicherung wieder bezahlbaer in Deutschland. Das ist das manifeste Signal der roßen Koalition, der unionsgeführten Bundesregierung egen die kontinuierliche Abwanderung von Arbeit ins usland. Wir wollen Arbeit in Deutschland wieder ren abler machen. Diesem Ziel dienen auch die vorliegenen Gesetzentwürfe. Unser zweiter wichtiger Impuls: Wir wollen kleine nd mittlere Unternehmen in Deutschland wieder förern. Die Fixierung auf große Betriebseinheiten mag in estimmten Bereichen richtig und wichtig sein; wir als nionsgeführte Bundesregierung wollen aber klare Imulse für die kleinen und mittleren Unternehmen setzen. eswegen ist es richtig, dass wir mit diesen Gesetzen die teuerliche Absetzbarkeit von Handwerkerrechnungen usweiten und den kleinen und mittleren Unternehmen urch das CO2-Programm zusätzliche Arbeitsund Bechäftigungsmöglichkeiten eröffnen. Es ist uns ein Aniegen, die Abschreibungsbedingungen für Investitionen uch für kleine und mittlere Unternehmen zu verbessern. ir machen Angebote an die kleinen und mittleren Un ernehmen und an die Beschäftigten in Deutschland. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir investieren mit diesem Haushalt und der mittel-
ristigen Finanzplanung auch in Bildung und For-
chung, weil wir glauben, dass unsere Intelligenz, un-
ere Kreativität und unser geistiges Eigentum die
entralen Wachstumsfaktoren in unserem Land sind. Wir
lauben, dass darin Zukunftschancen für Arbeitsplätze,
nd zwar nicht nur in der chemischen Industrie, sondern
uch in allen wissensbasierten Dienstleistungen und
echnologien, liegen. Deswegen ist die Verpflichtung
es Bundeshaushalts, gerade die Investitionen für For-
chung und Bildung zu steigern, ein richtiges und wich-
iges Signal der Bundesregierung, zu dem auch wir
aushaltspolitiker stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Allerdings – auch das muss klar gesagt werden –: Um
iese Ziele zu erreichen, müssen wir auch unange-
ehme Voraussetzungen erfüllen, die an dieser Stelle
icht verschwiegen werden sollen. Wir müssen im Laufe
ieser Legislaturperiode einen nicht unerheblichen An-
eil von Einmalerlösen, Privatisierungen und sonstigen
inanzmarktinnovationen verwenden, um den Konsoli-
ierungskurs zu flankieren.

Wir müssen gemeinsam mit dem Bundesrat eine
eihe von steuerlichen Gesetzgebungsmaßnahmen, die
icht nur Freude bei den Betroffenen auslösen werden,
msetzen. Wir müssen das Haushaltsbegleitgesetz ver-
bschieden, in dem die Mehrwertsteueranpassung ein
ichtiges Element ist.






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter

(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! „Anpassung“ heißt das jetzt!)


Die Mehrwertsteueranpassung stellt eine Belastung des
Konsums dar. Wir alle waren interfraktionell der Auffas-
sung, dass es besser ist, den Konsum als die Arbeit zu
belasten. Jetzt setzen wir diese Überzeugung um. Wir
denken, dass wir diese Maßnahme im Rahmen einer
konjunkturverträglichen Umsetzung im Laufe dieser Le-
gislaturperiode zum Erfolg führen werden.

Die Union muss sich im Übrigen nicht verstecken:
Wir waren die Einzigen, die an diesem Punkt vor der
Wahl ganz klar gesagt haben, was wir nach der Wahl ma-
chen wollen. Das ist Ehrlichkeit und Klarheit. Wir setzen
das um, was wir hierzu vor der Wahl angekündigt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir müssen in dieser Legislaturperiode auch die Ar-
beitsmarktreformen vorantreiben. Wer in dieser Regie-
rung eine hohe Etatverantwortung hat, hat auch eine
hohe Konsolidierungsverantwortung. Deswegen wollen
wir im Bereich Arbeit in dieser Legislaturperiode einen
Konsolidierungsbeitrag leisten, indem wir 15 Milliarden
Euro einsparen. Dieser Konsolidierungsbeitrag muss
noch durch gesetzliche Maßnahmen abgesichert werden.
Wir sind sicher, dass sowohl der Bundesfinanzminister
wie auch der Bundesminister für Arbeit im Laufe der
nächsten Woche die dafür erforderlichen Gesetzge-
bungsinitiativen einleiten.

Wir wollen die Gesundheitsreform unterstützen, in-
dem wir den Reformdruck auf das System erhöhen.
Schon vor der letzten Bundestagswahl haben wir im
Haushaltsausschuss interfraktionell festgestellt, dass die
gefundene Lösung, über den Steuertopf in den Gesund-
heitsbereich hineinzuregieren, falsch war. Deswegen war
es nur konsequent und richtig, im Rahmen der Koali-
tionsvereinbarung die Absenkung dieses Steuerzuschus-
ses zu vereinbaren. So erhöhen wir den Reformdruck,
fördern den Wettbewerb im Gesundheitssystem und
schaffen schrittweise eine Abkopplung der Beiträge
– das hat auch der Bundesfinanzminister gesagt – vom
System Arbeit. Das ist unser Angebot an die Gesund-
heitspolitik. Ich glaube, es ist ein ehrliches und anständi-
ges Angebot.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Joachim Poß [SPD])


Ich komme zum Schluss. Im Rahmen der Haushalts-
beratungen werden wir alle Ausgabeansätze noch einmal
überprüfen. Wir werden schauen, wo noch Einsparpo-
tenziale vorhanden sind. Die Richtung aber scheint aus
Sicht der Union zu stimmen.

Bisher hat jeder betont, welche guten Erfahrungen er
mit dem Bundesfinanzminister in früheren Positionen
hatte. Der Bundesfinanzminister war in Nordrhein-West-
falen Ministerpräsident. Wir haben ihn dort abgelöst.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Aber nicht allein!)


Daher hält sich mein Mitleid mit ihm in Grenzen. Ich
weiß aber, dass jedem Anfang ein Zauber innewohnt.
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion will sich nicht in

V
Z
s
K
ß

F

H
K
b

d
f

k
r
s
d

W
m

N
u
f
B
e
v
d
s

w
g
d
k
d
e
d
a
j
n
M
B
r

(C (D ergangenheitsbetrachtungen erschöpfen, sondern den auber genießen. Herr Steinbrück, Sie haben die Untertützung der Union. Bei allen ehrlichen und anständigen onsolidierungsbemühungen arbeiten wir in dieser groen Koalition gemeinsam. Herzlichen Dank. Das Wort hat der Kollege Dr. Hermann Otto Solms, DP-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr ampeter, diesem Anfang wohnt nun wirklich kein Zauer inne. Das können Sie niemandem weismachen; enn der erste Haushalt der schwarz-roten Koalition olgt offenkundig einer rot-schwarzen Philosophie: eine Reformen, kein Mut zum Sparen, keine Verändeungen bei den Arbeitsmarktbedingungen, keine grundätzlichen Veränderungen in den Sozialsystemen; aber em Bürger wird kräftig in die Tasche gegriffen. enn Sie das als Zauber betrachten, dann frage ich ich, wie das Ende aussehen wird. Die jetzige Neuverschuldung übersteigt sogar die euverschuldung im letzten Haushalt von Hans Eichel m 7 Milliarden Euro. Übrigens habe ich heute Morgen estgestellt, dass Herr Eichel dem Vortrag des neuen undesfinanzministers, der jetzt schon wieder die Flucht rgriffen hat, gar nicht beigewohnt hat. Das kann ich gut erstehen. Es ist zu ärgerlich, wenn er erleben muss, ass der Nachfolger es noch schlechter macht als er elbst. (Beifall bei der FDP – Waltraud Lehn [SPD]: Das ist falsch! Er war da!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602702600

(Beifall bei der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602702700

(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


Es ist unehrlich, wenn man den Bürgern diesen Ent-
urf als Neuanfang verkaufen will. Es bleibt alles wie
ehabt: Die Schulden steigen stärker, die Ausgaben wer-
en nicht eingedämmt und die Situation wird in der Zu-
unft noch schwieriger. Die katastrophale Situation wird
urch hinter Haushaltsentlastungen verborgene Steuer-
rhöhungen geschönt. Die Erhöhung der Mehrwert- und
er Versicherungsteuer werden dazu beitragen, dass es
uf Dauer nicht zu einer Ankurbelung der Binnenkon-
unktur kommen kann. Die Binnenkonjunktur wird im
ächsten Jahr einbrechen. Das ist das zentrale Problem.
ittelfristig verschlechtern sich die Aussichten für mehr
eschäftigung und nachhaltige Haushaltskonsolidie-

ung.

Ich will auf einige Punkte eingehen:






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms
Erstens. Der Bundeshaushalt 2006 ist – Bundes-
finanzminister Steinbrück hat das gerade bei der Rede
meines Kollegen Jürgen Koppelin bestritten – erneut
vorsätzlich verfassungswidrig. Er setzt den planvollen
Verfassungsbruch der letzten vier Jahre fort. Es ist doch
ganz einfach und jeder kann es verstehen. Schauen Sie
sich Art. 115 des Grundgesetzes an – der Blick ins Ge-
setzbuch erleichtert die Rechtsfindung; das ist eine alte
Lehre –:


(Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ja! Sehr gut!)


Die Einnahmen aus Krediten dürfen die Summe der
im Haushaltsplan veranschlagten Ausgaben für In-
vestitionen nicht überschreiten;

Das ist nicht schwer zu verstehen. Jetzt kommt die Aus-
nahme:

Ausnahmen sind nur zulässig zur Abwehr einer
Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichge-
wichts.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die wehren wir jetzt ab!)


Das heißt, die Ausnahme muss die Störung des gesamt-
wirtschaftlichen Gleichgewichts bekämpfen, verhindern
und verändern.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr! Genau das machen wir!)


Vier Jahre lang hatten wir eine hohe Neuverschuldung.


(Jürgen Koppelin [FDP]: So ist es!)


In dieser Zeit ist die Arbeitslosigkeit gestiegen und mit
der Konjunktur ist es abwärts gegangen. Die Neuver-
schuldung hat also nicht den vorgesehenen Beitrag ge-
leistet. Offenkundig ist das Argument nicht stimmig.


(Beifall bei der FDP)


Deswegen haben wir vor dem Bundesverfassungsgericht
geklagt. Die Klage hat übrigens die CDU/CSU damals
mit uns veranlasst. Sie kann sich heute nicht abseilen,
weil wir das gemeinsam eingereicht haben. Nun warten
wir einmal ab, was die Verfassungsrichter dazu zu sagen
haben.

Zweitens. Die Bundesregierung legt zum fünften Mal
und in voller Absicht einen stabilitätswidrigen Haus-
halt vor. Im letzten Jahr wurde das Stabilitätsziel mit
etwa 3,2 Prozent im Vollzug beinahe erreicht. Nun soll
das Defizit wieder das des letzten Jahres überschreiten.
Mit einem Defizit von 3,3 Prozent wird das Stabilitäts-
ziel nicht erreicht. Es fehlen 7 Milliarden Euro. Die
Steuereinnahmen scheinen etwas besser zu sprudeln. Sie
werden doch in der Lage sein, noch 5 Milliarden Euro
einzusparen, um in diesem Jahr das Stabilitätsziel zu er-
reichen! Aber Sie vermeiden das.


(Beifall bei der FDP)


Drittens. Trotz vollmundiger Sparversprechungen
steigen die Bundesausgaben von 2006 bis 2009 erneut
um 13,6 Milliarden Euro. Ich verstehe unter Sparen: we-
niger Geld ausgeben. Die schwarz-rote Koalition ver-

s
i
L
s

h
D
t
v

f
t
w
r
1
H
s

h
G
s
1
h
E
d
h
n
w
a
g
j
ü

D
D
g
i
E

D
i
s
s
r
O
m
t
d
s
d
v

G
K

W
d
n

(C (D teht unter Sparen: mehr Geld ausgeben. Das ist, glaube ch, aber nicht die Auffassung der Bürger in diesem ande. Von Sparhaushalt kann nun wirklich keine Rede ein. Viertens. Das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts at die Bundesregierung völlig aus den Augen verloren. enn selbst in den Folgejahren bis 2009 verharrt die mit elfristige Finanzplanung auf einer Neuverschuldung on über 20 Milliarden Euro. Fünftens. Der Investitionsverfall findet in der mittelristigen Finanzplanung seine Fortsetzung. Die Invesitionsquote – das ist konjunkturpolitisch wichtig – sinkt eiter. Sie sinkt von 8,9 auf 8,5 Prozent. Zur Erinne ung: Im Jahre 1998 lag die Investitionsquote noch bei 2,5 Prozent. Da sieht man, wie sich die Strukturen des aushalts laufend verschlechtert haben und weiter ver chlechtern. Sechstens. Die skandalösen Steuerund Abgabeneröhungen im Haushaltsbegleitgesetz und in anderen esetzen sind unsozial und führen zu einer Kaufkraftab chöpfung und zu Mehrbelastungen von mindestens 17 Milliarden Euro. Das hat der Bundesfinanzminister eute selbst bestätigt. Hinzu kommen 20 Milliarden uro, die in diesem Jahr durch die 13. Monatsrate bei en Sozialabgaben abgeschöpft worden sind. Dazu geören die Erhöhungen der Abgaben für die Minijobs, die atürlich die Möglichkeiten der Minijobs einschränken erden. Das heißt, es wird eine umfassende Kaufkraft bschöpfung von rund 140 Milliarden Euro in dieser Leislaturperiode geben. Das können Sie mit dem Konunkturprogramm, das Sie auf den Weg gebracht haben, berhaupt nicht ausgleichen. Damit sind wir beim eigentlichen Kern des Problems. ie Frage ist: Was ist die Basis für stabile Haushalte? ie Basis für stabile Haushalte ist eine hohe Beschäftiungsquote. Denn die Beschäftigten erbringen durch hre Steuern und ihre Abgaben in die Sozialsysteme die innahmen des Staates und der Sozialkassen. ie sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist aber n den letzten zehn Jahren um knapp 2 Millionen Bechäftigte gesunken. Sie sinkt stetig weiter, auch in dieem Jahr. Wenn es nicht gelingt, diesen Trend umzukehen, werden Sie die öffentlichen Haushalte niemals in rdnung bringen können, weil die Einnahmebasis imer schmaler wird. Wenn jetzt noch zusätzliche Belas ungen durch hohe Abgaben hinzukommen, dann wird ie Binnenkonjunktur dadurch natürlich nicht gestärkt, ondern gedämpft bzw. in ihrer Entwicklung unterrückt. Dann werden auch keine neuen Beschäftigungserhältnisse entstehen. Sie können sagen, was immer Sie wollen, aber die esetze der Ökonomie können auch Sie nicht außer raft setzen. enn Sie 140 Milliarden Euro abschöpfen, wird daurch die Binnenkonjunktur abgewürgt. Dann werden icht mehr Beschäftigungsverhältnisse entstehen, dann Dr. Hermann Otto Solms werden nicht mehr Beschäftigte Sozialabgaben und Steuern zahlen können, und dann werden sich auch die im Inland tätigen Unternehmen nicht entwickeln können. Das wird zur Folge haben, dass die Haushaltslöcher trotz höherer Belastungen Jahr für Jahr größer werden. Dann können Sie allerdings nicht wieder zum gleichen Trick greifen und erneut die Mehrwertsteuer um 3 Prozentpunkte, die Versicherungsteuer und die Einkommensteuer erhöhen. Im Übrigen befinden wir uns ja noch nicht am Ende der Diskussion. In vielen Zeitungen steht – Ihr neuer Gesundheitsexperte hat diesen Vorschlag in die Öffentlichkeit gebracht –, (Joachim Poß [SPD]: Ja! Sein Name fällt mir jetzt auch nicht ein!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


dass Sie jetzt über die Einführung eines Gesundheits-
solis diskutieren. Das Wort „Gesundheitssoli“ klingt
zwar niedlich. Aber was bedeutet es? Sie müssen knapp
14 Milliarden Euro abdecken, um die Beiträge für die
Kinder auszugleichen. Wenn Sie dies aus Steuermitteln
tun wollen – durch einen Soli oder einen Zuschlag auf
die Einkommensteuer –, müssen Sie die Einkommen-
steuer in ihrer ganzen Breite erhöhen. Berücksichtigt
man den schon heute existierenden Soli, wäre es not-
wendig, auf einen Gesamtsoli von etwa 12 Prozent zu
kommen.

Das heißt, dass der Eingangssteuersatz wieder von
15 auf 17 Prozent und der Spitzensteuersatz einschließ-
lich der Reichensteuer auf 50 Prozent steigen müssten.
Dadurch wären alle Vorteile, die durch die Steuerreform
von Rot-Grün erreicht worden sind, kompensiert. Dann
hätten wir in Deutschland erneut eine überproportional
hohe Steuerbelastung: für alle Arbeitnehmer, alle Selbst-
ständigen und alle Unternehmen. Außerdem würden wir
im internationalen Wettbewerb weiter zurückfallen. Das
würde unserer konjunkturellen Entwicklung genauso
wenig helfen wie die übrigen Steuererhöhungen.

Meine Damen und Herren, ich glaube, dass Sie kon-
junktur- und strukturpolitisch auf dem falschen Weg
sind. Sie brauchen mehr Mut zu Reformen. Der vergan-
gene Wahlsonntag hat dazu geführt, dass Sie jetzt auch
im Bundesrat die Mehrheit haben. Damit haben Sie auch
Verantwortung. Die 5 Millionen Arbeitslosen sind jetzt
Ihre Arbeitslosen, die Schulden von 1,5 Billionen Euro
sind jetzt Ihre Schulden, und die anstehenden Zinszah-
lungen in Höhe von 50 Milliarden Euro sind jetzt Ihre
Zinsverpflichtungen.


(Ortwin Runde [SPD]: So etwas! Das darf doch wohl nicht wahr sein!)


Jetzt haben Sie also die Verantwortung. Machen Sie et-
was daraus!


(Beifall bei der FDP und der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Joachim Poß [SPD]: Das heißt, dass er sich jetzt ganz verantwortungslos benehmen kann!)


S

S
k
J
e
V
d
V
h
S
a
n
G
b
t

u
D
m
b

u
h
s
k
a
t
H
e
e
d

r
d
e
l
1
n
2

I
1
s
v

d
l
r
Z
m

(C (D Als Nächster spricht der Kollege Carsten Schneider, PD-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die PD steht für politischen Mut und für eine Haushaltsonsolidierung, durch die wir dazu beitragen, dass in den ahren 2006 und 2007 das Maastrichtkriterium, also der uropäische Stabilitätsund Wachstumspakt, und die orgaben des Grundgesetzes eingehalten werden. Ich anke dem Bundesfinanzminister dafür, dass er heute ormittag den Haushalt eingebracht hat. Nunmehr steen wir als Parlament in der Verantwortung. Kollege olms, diese Verantwortung nehmen wir als große Kolition auch wahr. Es ist aber nicht so, dass die Schulden ur unsere sind. Sie sind die Schulden unserer gesamten emeinschaft, der auch Sie als Politiker und als Staatsürger angehören. Daher ist es unsere Gesamtverantworung, wie wir mit dieser Situation umgehen. Ich habe die heutige Debatte sehr gespannt verfolgt nd mich vor allen Dingen über die eine oder andere eutung gewundert, die es noch zu klären gilt. Damit eine ich zum Beispiel die Frage, ob es einen Wechsel zw. eine Wende in der Finanzpolitik gibt, (Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Oh ja! Allerdings!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602702800
Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1602702900

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


nd manche Vorschläge, die dazu dienen, die Haus-
altskonsolidierung voranzutreiben. Über dieses Ziel
cheint sogar zwischen Liberalen und Möchtegern-Lin-
en Einigkeit zu herrschen. Die entscheidende Frage ist
llerdings die nach dem richtigen Weg und den geeigne-
en Instrumenten. Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen:
ierzu habe ich bis zum jetzigen Zeitpunkt noch keine

ntscheidenden Vorschläge gehört. Aber wir sind ja auch
rst am Beginn der Haushaltsberatungen; vielleicht än-
ert sich das ganze noch.

Kollege Koppelin, der heute als erster Oppositions-
edner gesprochen hat, hat sich zur Verantwortung für
ie Verschuldung geäußert und zu Beginn seiner Rede
ine Zahl in den Raum geworfen, die ich so nicht stehen
assen kann. Sie sagten, die SPD habe in der Zeit von
998 bis 2005, also während der letzten beiden rot-grü-
en Regierungskoalitionen, Schulden in Höhe von
00 Milliarden Euro gemacht.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Mit diesem Haushalt zusammen! SPD-Minister!)


ch kann Ihnen sagen: Von 1998 bis 2005 waren es
44 Milliarden Euro. Das ist nichts, worauf man stolz
ein kann; aber ich denke, es ist eine Frage der Gesamt-
erantwortung, der auch Sie sich stellen müssen.

Ich habe mir einmal heraussuchen lassen, wie hoch
ie Neuverschuldung war, für die die FDP verantwort-
ich war. Wenn man die gesamte Neuverschuldung wäh-
end Ihrer Regierungszeit, die die Bundesrepublik lange
eit erschüttert hat – also von 1969 bis 1998 –, zusam-
enrechnet, dann kommt man auf 711 Milliarden Euro.






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

Wenn man die Summe seit 1982, also während der
schwarz-gelben Dominanz, zusammenrechnet, dann
kommt man immer noch auf 565 Milliarden Euro. Das
ist deutlich mehr, Herr Koppelin.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Kann es sein, dass die deutsche Einheit auch noch dabei war?)


Ich sage das nicht verbunden mit einer Vorhaltung, son-
dern wegen der politischen Redlichkeit.


(Beifall bei der SPD)


Ich glaube, dass es uns allen gut anstehen würde, wenn
wir auf dem Weg, den der Finanzminister vorgegeben
hat, folgende Ziele in den Haushalten des laufenden und
des nächsten Jahres erreichen würden: erstens, die
Wachstumskräfte in unserer Volkswirtschaft zu stärken,
und zweitens, 2007 die Regelgrenze nach Art. 115
Grundgesetz einzuhalten, ohne von den Ausnahmemög-
lichkeiten Gebrauch zu machen. Auch hierzu habe ich
eine andere Rechtsauffassung als die, die der Kollege
Solms vorgetragen hat.

Der Haushalt selbst, der uns zur Beratung vorliegt,
beruht auf einer sehr konservativen Schätzung. Wir neh-
men an, dass das Wachstum bei 1,4 Prozent liegen wird.
Ich glaube, dass dies ausreichend ist, uns genügend
Raum gibt und dass nicht mit bösen Überraschungen zu
rechnen ist. Das Ausgabenwachstum liegt mit Blick auf
einen Vierjahreszeitraum bei 0,7 Prozent pro Jahr. Herr
Kollege Solms, die Inflationsrate wird bei 1,5 bis
2 Prozent pro Jahr liegen. Wir werden sehen, wie sie sich
entwickelt. Zumindest, wenn man den Auguren glauben
kann, wird sie nicht deutlich darüber liegen. Das heißt,
es wird eine reale Kürzung der Ausgaben des Bundes ge-
ben. Wie Sie trotzdem davon reden können, dass wir das
Geld verschwenden und Konjunkturprogramme fahren,
die von uns falsch angedacht worden seien, ist mir wirk-
lich ein Rätsel.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie haben die Investitionsquote angesprochen; auch
darauf will ich noch eingehen. Die Investitionsquote ist
ein wichtiger Indikator für die Zukunftsfähigkeit und die
Struktur der Ausgaben. Ich widerspreche nicht, dass es
in den vergangenen Jahrzehnten – auch unter Ihrer Be-
teiligung; das will ich noch einmal hervorheben – insge-
samt eine Strukturveränderung hin zum sozialen Bereich
gab. Nicht umsonst ist der Etat für den Arbeits- und
Sozialbereich der größte. Franz Müntefering hat mit der
Aufstellung des Haushaltes die Verantwortung wahrge-
nommen, die Herr Kollege Kampeter hier spitzfindig an-
gesprochen hat.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So bin ich!)


Die Sozialdemokraten haben innerhalb der Bundesregie-
rung die entscheidenden Ministerien übernommen. Wir
sind bereit, dieser Verantwortung gerecht zu werden.

Ich will zur Investitionsquote zurückkommen. Allein
von 2005 auf 2006 steigen die Investitionen real um
1 Milliarde Euro.


N
Q
t
d
w
e
S
A
g

I
d
d
s
g
W

b
d
u
g
d
i

H
z
g

w
E
l
h
D
s
B
a
f
k
F
N

2
w
A
b
g
d
B

(C (D (Anja Hajduk Und dann bleiben sie stehen! Dann entwickeln sie sich auf einem gleich bleibenden iveau, Frau Kollegin Hajduk. – Sie sagen, dass sich die uote bezogen auf den Haushalt verändert; das ist rich ig. Der Redlichkeit halber muss man aber dazusagen, ass es einen Bilanzverlängerungseffekt gibt. Ab 2007 erden wir 1 Prozentpunkt der Mehrwertsteuer, die wir innehmen – das sind knapp 7 Milliarden Euro –, zur enkung des Arbeitslosenversicherungsbeitrages an die rbeitslosenversicherung durchreichen. Das ist politisch ewollt und auch richtig. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist zu kompliziert für die Grünen!)


n der Konsequenz führt das rein mathematisch dazu,
ass wir zwar die Investitionen nicht senken, dass aber
ie Investitionsquote bezogen auf die Ausgaben im Ge-
amthaushalt natürlich sinkt. Das ist logisch. Von daher
laube ich, dass das vertretbar und auch ein richtiger
eg ist.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Der Name des Kollegen Eichel hat heute in der De-
atte schon öfter eine Rolle gespielt. Ich komme jetzt auf
ie Deutungshoheit zurück, die die Kollegen Meister
nd Kampeter hier angesprochen haben. Ich habe eine
änzlich andere Auffassung bezüglich der Fortsetzung
er Finanzpolitik der Bundesregierung bzw. der Wende
n derselben.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist völlig richtig!)


err Kollege Solms, in diesem Punkt stimme ich Ihnen
u. Sie haben deutlich gemacht, dass es eine Kontinuität
ibt.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Schulden sind keine Wende!)


Das, was hier im Deutschen Bundestag beschlossen
urde, wird nun endlich umgesetzt. Ich will nur die
igenheimzulage nennen, deren Abschaffung jetzt end-

ich das gesamte Haus dankenswerterweise zugestimmt
at. Das war die größte Einzelsubvention des Bundes.
ieses Haus hat unter rot-grüner Regierung manches be-

chlossen, das aber niemals umgesetzt wurde, weil es im
undesrat eine Blockade gab. Diese Blockade ist nun
ufgelöst. Von daher sind die Maßnahmen, die wir schon
rüher angedacht haben, nun im Vollzug. Deswegen
ann ich nicht von einer Wende, sondern nur von einer
ortsetzung des Regierungshandelns reden, das seinen
iederschlag in der Gesetzgebung findet.


(Beifall bei der SPD)


Die Ausgaben des Bundes im Zeitraum von 1999 bis
004 sind im Vergleich zu dem, was real prognostiziert
orden ist, niedriger gewesen, nämlich 0,4 Prozent.
uch hier zeigt sich eine deutliche Kürzung der Ausga-
en, womit wir damals einen Beitrag zur Konsolidierung
eleistet haben. Das ist uns auf der Einnahmenseite lei-
er nicht gelungen. Die Einnahmen sind – das hat die
undesbank am gestrigen Tag in ihrem Monatsbericht






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

festgestellt – in den letzten Jahren eingebrochen. Wir
werden alles tun, um insbesondere dieses Einnahmen-
problem zu lösen.

Hinsichtlich der nächsten Kennziffer, die haushalts-
und wirtschaftspolitisch wichtig ist, der Steuerquote,
hat der Finanzminister heute Morgen darauf hingewie-
sen, dass sie auf einem international sehr niedrigen
Niveau ist. Europaweit hat nur noch die Slowakei mit
20,1 Prozent eine niedrigere Steuerquote als die Bundes-
republik Deutschland. Mit den Entlastungsmaßnahmen
bei der Einkommensteuer im Jahre 2000 durch die große
Steuerreform haben wir diese Quote bewusst angestrebt.
1999 lag die Steuerquote noch bei 22,5 Prozent. Das
mag nun sehr abstrakt klingen. Aber in realen Zahlen
entspricht das einer Mindereinnahme von 50 Milliar-
den Euro. Das Defizit des Bundes entspricht in etwa die-
ser Zahl.

Die Maßnahmen, die wir nun mit dem Haushaltsbe-
gleitgesetz einleiten, das die SPD-Fraktion in Gänze un-
terstützt und sowohl auf der Einnahmenseite durch die
bedingten Steuermehreinnahmen – etwa bei der Versi-
cherungsteuer und der Mehrwertsteuer, zu denen wir po-
litisch stehen – als auch auf der Ausgabenseite durch
Kürzungen und Strukturreformen langfristig wirken
wird, führen letztendlich dazu, dass wir 2007, nach dem
Jahr des Anschubs in 2006, einen Haushalt vorlegen
können, der sowohl den Maastrichtkriterien als auch der
Verfassung voll und ganz entspricht.

Das Bund-Länder-Verhältnis, das auch im Zusam-
menhang mit der Debatte um die zweite Föderalismusre-
form gesehen werden muss, ist nun so, dass wir nunmehr
sowohl hier im Bundestag mit einer Mehrheit durch die
große Koalition als auch im Bundesrat die Möglichkeit
haben, langfristig stabile Rahmenbedingungen vorzuge-
ben. Ich bin gespannt, wie insbesondere die Maßnahmen
des Haushaltsbegleitgesetzes wirken werden. Ich denke
da an die Regionalisierungsmittel


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


und andere Mittel, die den Ländern zugute kommen, wie
etwa durch die Mehrwertsteuererhöhung – 1 Prozent-
punkt bringt Einnahmen in Höhe von 7 Milliarden Euro –
und den Abbau von Steuervergünstigungen. Das bringt
allein dem Bund Mehreinnahmen von 19 Milliar-
den Euro. Dadurch werden die Ausnahmen – das ist
richtig so –, durch die sich viele Menschen arm rechnen
konnten und keine Steuern zahlen mussten, abgeschafft.
Das wird dazu führen, dass die Finanzierungsbasis des
Staates, der für uns Sozialdemokraten ein Fundament
unserer Gemeinschaft ist, tatsächlich gegeben ist.

Der Haushalt 2006, über den wir in den nächsten Mo-
naten diskutieren werden, ist ein Haushalt des Über-
gangs; das habe ich bereits erwähnt. Wir sanieren, refor-
mieren und investieren. Dieser politische Dreiklang folgt
unserer Grundüberzeugung, nach der wir nicht gegen die
Konjunktur sparen können, weil wir Wachstumsimpulse
brauchen, um in der Perspektive – diese Perspektive ist
für mich die nächste Legislaturperiode – einen ausgegli-
chenen Haushalt vorzulegen.

d

a
s
c
A

M

p
i
n
r
s
b

V
K
p
a
t
W
b

b
d
d
h
1
d
d
d
m
I
W


c
d
R
g
d

f

(C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir wollen länger regieren!)


Für diese Legislaturperiode werden wir ein Konsoli-
ierungsvolumen von 30 Milliarden Euro beisteuern.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein Schlag: 30 Milliarden! Das wird brachial!)


Das ist politisch schwer handhabbar. Es wird uns viel
bverlangen. Sie alle werden viele Briefe von Interes-
enverbänden bekommen, die, für sich genommen, si-
herlich ein berechtigtes Interesse haben, aber für die
llgemeinheit und für den Staat Einzelinteressen sind.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Es geht um Deutschland!)


it all dem werden wir uns auseinander setzen müssen.

Für die Zukunftsfähigkeit dieses Landes muss – ohne
athetisch klingen zu wollen – meines Erachtens immer
m Vordergrund stehen, dass wir den nachfolgenden Ge-
erationen nicht nur Zinslasten und ein Sozialversiche-
ungssystem überlassen, das zu hohe Anforderungen an
ie stellt, sondern dass wir ihnen auch Zukunftschancen
ieten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


on daher bietet der Haushalt mit den vorgesehenen
onsolidierungsmaßnahmen und den neuen Schwer-
unkten insbesondere im Forschungsbereich – was ich
usdrücklich unterstütze –, aber auch bei den Investi-
ionen die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche

irtschafts- und Finanzpolitik in den nächsten Jahren
is 2009.

Ich will noch kurz einige Maßnahmen auf der Aufga-
enseite nennen, die für Diskussionen sorgen werden,
ie aber für mich als Haushälter unabdingbar sind. So ist
ie Absenkung der Zuwendungen aus dem Bundes-
aushalt an die gesetzliche Krankenversicherung auf
,5 Milliarden Euro im Jahr 2007 und das Auslaufen
ieser Zuwendungen im Jahr 2008 eine Voraussetzung
afür, dass wir vorhandene Effizienzreserven im System
er gesetzlichen Krankenversicherung heben, statt uns
ithilfe von Steuermitteln um die Reform zu drücken.

ch glaube, dass wir mit dieser Maßnahme den richtigen
eg gehen.

Aber auch die Maßnahmen im Arbeitsmarktbereich
Herr Kampeter hat von 15 Milliarden Euro gespro-

hen; ich gehe von 7 Milliarden Euro per annum aus –,
ie Verringerung des allgemeinen Bundeszuschusses zur
entenversicherung und die Halbierung des Weihnachts-
elds werden langfristig zur Absicherung und Konsoli-
ierung des Haushalts beitragen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602703000

Herr Kollege Schneider, wollen Sie eine Zwischen-

rage von Anja Hajduk zulassen?


Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1602703100

Ja, bitte.






(A) )



(B) )


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602703200

Herr Kollege Schneider, zu dem Bundeszuschuss zur

gesetzlichen Krankenversicherung möchte ich Sie Fol-
gendes fragen: Stimmen Sie nicht mit mir überein, dass
jenseits dieses auslaufenden Zuschusses ein Modernisie-
rungsdruck für die Kassen gegeben ist? Dieses Jahr wer-
den durch das Vorziehen der Überweisungen der Arbeit-
nehmerbeiträge zusätzliche Einnahmen erzielt, die im
nächsten Jahr fehlen. Es ist doch eine Mär, dass allein
durch die Kürzungen bei versicherungsfremden Leistun-
gen, die nicht länger aus Steuermitteln finanziert wer-
den, ein Modernisierungsdruck ausgelöst würde. Sie ge-
hen vielmehr das Risiko einer Beitragssatzsteigerung im
nächsten Jahr ein. Ich finde, Sie sollten das nicht so ver-
kürzt darstellen. Aber vielleicht sehen Sie den Sachver-
halt anders.


Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1602703300

Frau Kollegin Hajduk, sicherlich besteht unabhängig

von der Senkung des Bundeszuschusses an die gesetz-
liche Krankenversicherung Modernisierungsdruck.
Nichtsdestotrotz wird er durch die Verringerung der Ein-
nahmenbasis infolge der Rückführung des Bundeszu-
schusses an die Krankenversicherung in Milliardenhöhe
und der Prioritätensetzung zugunsten eines ausgegliche-
nen Haushalts – das hat Herr Kollege Poß vorhin ausge-
führt – noch verstärkt.

Wir alle wissen, dass einmal gewährte Zuschüsse den
Ruf nach weiteren Steuermitteln nach sich ziehen und
dadurch Reformmaßnahmen, über die die Koalition
noch nicht in Gänze entschieden hat, unterdrückt wer-
den. Ich glaube aber, dass wir als große Koalition mit
Frau Ministerin Schmidt an der Spitze ein ausgewogenes
Konzept der gesetzlichen Krankenversicherung vorlegen
werden, das den vorhin genannten Maßgaben genügt,
was das Leistungsniveau, die Ausgabenseite und vor al-
len Dingen die Lohnnebenkosten betrifft. Ich glaube
nicht, dass es letztendlich zu einer deutlichen Beitrags-
satzsteigerung kommen wird. Das wird eher nicht der
Fall sein. Wie es konkret weitergehen wird, werden die
Debatten in diesem Hause zeigen.

Klar ist für uns – das hat die Regierung mit dem vor-
liegenden Entwurf des Haushaltsbegleitgesetzes gezeigt,
den wir als Koalition in diesem Punkt auch so beschlie-
ßen werden –, dass wir den Bundeszuschuss reduzieren
müssen und dies auch tun werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will noch auf einen anderen Punkt eingehen, der
in den vergangenen Tagen in der öffentlichen Debatte
eine Rolle gespielt hat, und zwar die Frage möglicher
Mehreinnahmen durch eine positive Entwicklung des
Steueraufkommens. Am vorigen Sonntag wurden meh-
rere einschneidende Wahlergebnisse erzielt. Eines davon
ist, dass uns der Kollege Paqué als Finanzminister in
Sachsen-Anhalt erspart bleibt. Seine Aussage, dass wir
die geplante Mehrwertsteuererhöhung nicht bräuchten,
weil wir aufgrund der besseren Konjunkturentwicklung
20 Milliarden Euro Steuermehreinnahmen hätten – die
Wahl in Sachsen-Anhalt war letztendlich eine Volksab-

s
H
s
B
s
d
c
W
a
6
h
d
r
n

e
m
d
V
f
d
n
n

I
H
n
R
g
m
J
g
S

i
H
g
d
t
i
w
d
d
d

I
B
h
s
s
g

a
d
s
A
b

(C (D timmung über dieses Thema; Sie haben dadurch die älfte Ihrer Wähler verloren –, ist falsch. Nur ein Bei piel: Bei einer Steuerquote von 20 Prozent müsste das IP der Bundesrepublik um 100 Milliarden Euro wach en, wenn wir Mehreinnahmen in Höhe von 20 Milliaren Euro erzielen wollten. 100 Milliarden Euro entsprehen 5 Prozent Wachstum des Bruttoinlandsprodukts. enn ich die von uns prognostizierten 1,4 Prozent noch ddiere, dann komme ich auf einen Wert von ,4 Prozent. Herr Kollege Koppelin, ich wäre froh, wir ätten ein solch starkes Wachstum. Aber ich glaube, dass as fernab jeder realistischen Schätzung ist und eines seiösen Haushälters und ehemaligen Finanzministers icht würdig ist. Die Debatte der vergangenen Tage darüber, wie wir ntweder auf der Ausgabenseite oder auf der Einnahenseite zu Verbesserungen kommen können – das hat ie Kollegin Hajduk vorhin angesprochen –, und die orschläge der Opposition dazu sind bislang nicht ziel ührend. Ich hoffe, dass sich das noch ändert. Wir weren als Haushälter in den Haushaltsberatungen in den ächsten zwei Monaten jedes Ressort unter die Lupe ehmen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jede Haushaltssteuer!)


ch kann den Steuerzahlern versichern, dass wir als
aushälter sehr genau darauf achten, dass kein Geld un-
ütz ausgegeben wird. Ich unterstelle nichts. Aber in der
egel finden wir die eine oder andere überflüssige Aus-
abe. Wir werden die Vorschläge, die von Ihnen kom-
en, gerne aufgreifen. Wenn ich aber die vergangenen

ahre Revue passieren lasse, bin ich nicht sehr positiv
estimmt. Nichtsdestotrotz bin ich für Vorschläge in der
ache offen.

Der Punkt Haushaltsklarheit und Haushaltswahrheit
st bereits angesprochen worden. Unsere Priorität in den
aushaltsberatungen ist, die im Haushalt vorgegebenen
lobalen Minderausgaben zu reduzieren. Wir wollen
ie Wachstumskräfte und die Investitionstätigkeit zulas-
en der konsumtiven Ausgaben stärken, wo es möglich
st und in der Gesamtverantwortung darstellbar ist. Wir
ollen außerdem – das ist mir ein persönliches Anliegen –
as Bund-Länder-Verhältnis, insbesondere die Verwen-
ung der Solidarpaktmittel in den ostdeutschen Bun-
esländern, unter die Lupe nehmen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig! Da darf es keinen Regelverstoß geben!)


ch glaube, dass wir als Bundesgesetzgeber, der für den
undeshaushalt verantwortlich ist, hier die Zügel anzie-
en müssen. Wir müssen darauf achten, dass die ostdeut-
chen Bundesländer die zur Verfügung gestellten Mittel
o investieren, dass es dort bis 2019 eine sich selbst tra-
ende wirtschaftliche Entwicklung gibt.

Ich möchte positiv erwähnen: Wenn man den Jahres-
bschluss 2005 der westdeutschen Flächenländer mit
em der ostdeutschen Flächenländer vergleicht, dann
tellt man fest, dass es deutliche Unterschiede gibt. Das
usgabenwachstum in den ostdeutschen Flächenländern
eträgt nur 0,4 Prozent und ist geringer als das in den






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

westdeutschen. Das heißt, dort gibt es bereits die Ein-
sicht in die Notwendigkeit. Ich bin bestrebt, Reformbe-
mühungen, sofern vorhanden, zu unterstützen und dort,
wo es keine gibt, zu initiieren. Ich glaube, dass das not-
wendig ist.

Der Blick nach Europa offenbart für die Bundesrepu-
blik Gutes. Der Ecofin-Rat hat das Stabilitätsprogramm,
das die Bundesregierung unter Federführung von Fi-
nanzminister Steinbrück nach Brüssel gemeldet hat,
nicht nur zur Kenntnis genommen. Vielmehr sieht der
Rat die Haushaltsentwicklung des Jahres 2006 im Zu-
sammenhang mit der des Jahres 2007.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ignoriert die FDP!)


Einer der entscheidenden Punkte ist, dass wir als die
größte Volkswirtschaft Europas und als diejenigen, die
den Stabilitätspakt auf den Weg gebracht haben – die-
sen halte ich für absolut notwendig und richtig –, den
Vorgaben genügen. Das heißt, dass wir im Jahr 2007 die
Maastrichtvorgaben erfüllen werden, zumindest was die
Neuverschuldung betrifft. Das gesamtstaatliche Defizit
wird dann voraussichtlich 2,5 Prozent des Bruttoinlands-
produkts betragen. Ich halte dies insbesondere deswegen
für wichtig, weil in anderen Ländern – viele sehen
Deutschland in gewisser Weise als Leitindikator – die
Daumenschrauben angezogen werden müssen. Auch in-
nerhalb der Europäischen Union muss klar sein, dass
Haushaltskonsolidierung, das heißt eine zukunftsfähige,
verantwortungsvolle Finanzpolitik, eine der Prioritäten
ist, für die die Bundesrepublik steht, für die die
Sozialdemokraten stehen und allen voran Finanzminister
Peer Steinbrück.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602703400

Das Wort hat Dr. Axel Troost, Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Axel Troost (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602703500

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Manchmal habe ich den Eindruck, auf der Re-
gierungsbank sitzt nicht ein Minister Steinbrück, son-
dern dort sitzen zwei; der doppelte Steinbrück sozusa-
gen. Steinbrück I sagt, wie in der Sonntagsausgabe der
„FAZ“ zu lesen ist – ich zitiere –: „Man spart sich aus
Haushaltsstrukturproblemen nicht heraus.“ Derselbe Mi-
nister sagt auch: „Der Haushalt muss das noch labile
Wachstum stützen.“ Und im Monatsbericht seines Hau-
ses vom letzten Dezember heißt es: „Die Konsolidie-
rungslast muss solidarisch von allen in unserer Gesell-
schaft getragen werden.“


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Wenn ich das höre und lese, muss ich sagen: Weiter so,
Herr Minister! Bei diesen Aussagen steht die Linksfrak-
tion hinter Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)


A
l

S
r
n
n
m
h
s

G

v


s
F
M
v
f
l
s
t
s

I
u
S

i
I
l
U
s
f

v
u
i

h
d
d
S
v
z
v
A
k

r
n
a
t

(C (D uch die neuen Parolen aus der SPD nach einem handungsfähigen Staat finden unsere Unterstützung. Nun kommt Steinbrück II. Er spricht eine ganz andere prache. Nach der Agenda 2010, nach jahrelangen Sparunden und Nullrunden bei den Rentnerinnen und Rentern, nach jahrzehntelanger Umverteilung von unten ach oben, nach alledem fordert Steinbrück II: Der Staat uss Leistungen kürzen, die „übertriebene Anspruchs altung“ muss im Zaum gehalten werden, der Staat muss ich „auf seine Kernaufgaben konzentrieren“ und auf Eigenverantwortung“ setzen; so der Wortlaut seiner rundsatzrede von Anfang Januar. So heißt es auch im Deutschen Stabilitätsprogramm om Februar 2006 wörtlich: Ohne eine Rückführung der Sozialleistungsquote können die … Konsolidierungsziele … nicht erreicht werden. Reduktion auf die Kernaufgaben“ hieß aber immer chon Sozialabbau. Das war stets die Kampfparole der DP und des Arbeitgeberflügels der CDU/CSU, Herr inister. Was heißt denn, man könne nicht mehr „einen ornehmlich konsumtiv ausgerichteten Sozialstaat“ inanzieren? Wann begreifen Sie endlich, dass Sozialeistungen im Sozialstaat entwickelter Industriegesellchaften kein Geschenk, keine Befriedigung von Bedürfigkeit bedeuten, sondern einen Rechtsanspruch auf oziale Sicherheit darstellen? n diesem Verständnis von Sozialstaat unterscheiden wir ns auch von den Kolleginnen und Kollegen von der PD fundamental. Jetzt komme ich zum Haushalt. Welcher Minister hat hn nun entworfen, Steinbrück I oder Steinbrück II? In hrem 25-Milliarden-Sofortprogramm werden zusätziche Investitionen in Verkehr, Forschung, Energie und mweltsanierung angekündigt. Das klang in Genshagen ehr beeindruckend. Ob das alles übrigens zusätzlich erolgt, sei noch dahingestellt. Ihr Haushalt spricht aber eine andere Sprache: Die inestiven Ausgaben des Bundes steigen gerade einmal m eine halbe Milliarde Euro: von 22,7 Milliarden Euro n 2005 auf 23,2 Milliarden Euro in 2006 bis 2009. Das bedeutet erstens: Sie liegen immer noch unteralb des Niveaus der Jahre bis 2004 und damit auch eutlich unterhalb des Durchschnitts der Eurozone. Mit iesem investiven Teil Ihres Sofortprogramms stoppen ie gerade einmal den Abwärtstrend der öffentlichen Inestitionen in den letzten 20 Jahren. Eine Trendwende ur Verbesserung von Straßen und öffentlichem Verkehr, on Schulen und Universitäten ist das nicht. Wo da der ufbruch im Land bleibt, den Frau Merkel feierlich veründet hat, bleibt mir schleierhaft. Wir begrüßen uneingeschränkt, dass die Bundesregieung endlich auf Forderungen nach Zukunftsinvestitioen eingeht, die unsere Fraktion, kritische Wissenschaftler, ber auch die IG Metall, Verdi und andere Gewerkschafen seit langem erheben. Es gibt nur ein kleines Problem: Dr. Axel Troost IG Metall und Verdi fordern mindestens 20 Milliarden Euro bzw. 40 Milliarden Euro pro Jahr. Was sagen Sie zu der Aussage der „Financial Times“ vom 10. Januar, dass eine Konjunkturpolitik mit einem Volumen von 60 Milliarden Euro pro Jahr notwendig wäre, wollte die Bundesregierung, bezogen auf das jeweilige Bruttoinlandsprodukt, eine ähnliche Finanzpolitik wie die USA machen? (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir wollen keine Finanzpolitik wie die USA machen!)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


60 Milliarden Euro jährlich, nicht 6 Milliarden Euro wä-
ren geboten. So ist die Lage in unserem Land.


(Beifall bei der LINKEN)


Aber es bleibt zweitens leider nicht bei der Kritik der
Miniexpansion. Bezogen auf das laufende Jahr ist Ihr
Haushalt im Saldo gerade nicht expansiv, sondern res-
triktiv. Ich verweise hier auf eine Analyse des Instituts
für Makroökonomie und Konjunkturforschung. Sie ha-
ben nämlich Ihre Kürzungen vergessen, Herr Minister,
wenn Sie von Expansion reden. Kürzungen bei den
Hartz-IV-Empfängern, Steuererhöhungen für Pendler
und Bezieher von Abfindungen, Kürzungen bei den
Nahverkehrspauschalen für die Länder, Kürzungen im
öffentlichen Dienst, Beitragserhöhungen für Rentnerin-
nen und Rentner. Das macht zusammen insgesamt
4,5 Milliarden Euro.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wenn das alles wäre, wäre es in Ordnung!)


Bei aller keynesianischen Rhetorik: Sie bleiben letztlich
bei dem Schrumpfkurs Ihres Vorgängers. Dieser Kurs ist
aber gnadenlos gescheitert und bei der letzten Bundes-
tagswahl gerade abgewählt worden.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun kommt im nächsten Jahr die Mehrwertsteuerer-
höhung mit 15 bis 17 Milliarden Euro jährlich, die noch
zusätzlich die Binnennachfrage belastet und – das wol-
len wir nicht vergessen – in erster Linie auf Kosten der
unteren Einkommensschichten geht, die immer noch die
Hauptlast von Mehrwertsteuererhöhungen tragen müs-
sen. Wir bleiben deshalb dabei: Unter dem Strich ist die-
ser Haushalt kein Haushalt für Wachstum und Beschäfti-
gung, sondern für Schrumpfung und Arbeitslosigkeit,
ein Haushalt der sozialen Ungerechtigkeit.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun zum Thema Schulden. Die Staatsschulden in
Deutschland haben 2005 das vierte Mal in Folge die
Maastrichtkriterien verletzt. Vermutlich wird es auch
dieses Jahr wieder geschehen. Im vorliegenden Haushalt
liegt die Neuverschuldung in der Tat um 65 Prozent über
den Investitionen.

Unsere Position hierzu ist klar: Wir lehnen die
Maastrichtkriterien ab. Sie sind ein Produkt monetaristi-
scher Ideologie.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie sind, um mit Prodi zu sprechen, dumm und töricht.
Sie wirken prozyklisch und sie widersprechen

S
K

W
B
w
b
n

1
h
k
t
z
V
v
w

r
S
l
s

n
d
t
2

u
e
H
w
S
E
u

S
V
e

h
t
s
b
t

(C (D teinbrück I, dem zufolge man sich eben nicht aus der rise heraussparen kann. ir fordern deshalb die Bundesregierung auf, die in rüssel seit längerem stattfindende Diskussion über die achstumsorientierte Neuinterpretation der Kriterien zu eschleunigen. Man hört in der Öffentlichkeit sehr weig davon. (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Die Veränderungen haben Sie nicht mitgekriegt?)


(Beifall bei der LINKEN)


Die öffentlichen Investitionen sind mit gerade einmal
,3 Prozent des BIP ein kümmerlicher Rest. Das ist ein
istorischer Tiefstand. So wie die Dinge bei uns stehen,
ommen wir an einer Kreditfinanzierung solcher Investi-
ionen nicht vorbei. Kreditfinanzierung ist für eine anti-
yklische Finanzpolitik unverzichtbar. Abbau von
erschuldung über eine Spar-, Schrumpfungs- und Um-
erteilungspolitik zulasten breiter Teile der Bevölkerung
irkt ökonomisch verheerend.

Das Problem bei der Verschuldung ist ein ganz ande-
es: Unter Rot-Grün ist mit voller Zustimmung von
chwarz-Gelb – das wurde heute hier noch einmal deut-

ich – die Verschuldung zur Lückenbüßerin für eine mas-
ive Senkung der Steuerquote verkommen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Oh Gott! Oh Gott!)


Klar wird damit, dass der Rückgang der Steuerquote
icht nur auf die schwache wirtschaftliche Entwicklung
er vergangenen Jahre zurückzuführen ist, sondern ers-
ens auf eine völlig verfehlte Steuersenkungspolitik seit
000


(Beifall bei der LINKEN)


nd zweitens auf die katastrophalen Wirkungen der Steu-
rentlastungen zugunsten der Wirtschaft. Zur Erinnerung:
ätten wir heute die Steuerquote des Jahres 2000, dann
äre die nötige Neuverschuldung null. Auf Basis der
teuerquote von 2000 hätte der Staat circa 65 Milliarden
uro mehr. Das ist die ganze Wahrheit, meine Damen
nd Herren.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: So statisch funktioniert das alles nicht!)


Insofern ist es ein Treppenwitz, jetzt das zu schwache
teuersubstrat zu beklagen. Das ist geradezu eine dreiste
erhöhnung der Öffentlichkeit. Sie haben doch das Steu-
rsubstrat verkommen lassen.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Sie sind doch erst zufrieden bei 100 Prozent Steuerquote! – Weiterer Zuruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU])


Schließlich ein Wort zu internationalen Zusammen-
ängen: Die Wirkungen Ihres Haushalts lassen sich na-
ürlich ohne die gesamtwirtschaftlichen und weltwirt-
chaftlichen Zusammenhänge nicht angemessen
eurteilen. Wir haben es heute weltweit mit einem quali-
ativen Wandel des Kapitalismus zu tun. Der so genannte






(A) )



(B) )


Dr. Axel Troost
organische oder organisierte Kapitalismus – bei uns auch
Deutschland AG genannt – wird vom Finanzmarkt-
kapitalismus abgelöst.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wollen Sie den umkehren, oder was soll das heißen?)


Wir haben es mit einer explosionsartigen Anhäufung pri-
vater Vermögen und Anlage suchender Liquidität zu tun.
Schätzungen besagen, dass weltweit inzwischen insge-
samt 36 Billionen Euro, also 36 000 Milliarden Dollar,
an privaten Finanzvermögen vorhanden sind.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wollen Sie die enteignen, oder was?)


– Nein.

Dies ist natürlich ein Problem. Dafür gibt es drei
Gründe: Erstens. Die Ausweitung der privaten Alters-
sicherung bedeutet einen entsprechenden Zuwachs der
Pensionsfonds.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ja und? Das ist doch im Interesse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer!)


Zweitens. Die Umverteilungspolitik bewirkt einen
Anstieg der Geldvermögen. Drittens. Es gibt unzurei-
chende Verwertungsbedingungen, die ebenfalls zu ent-
sprechenden Anlagen in Finanzkapital führen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist wahrscheinlich profitabler für die älteren Herrschaften als die gesetzliche Rentenversicherung!)


– So ist das, ja. Aber dann muss man sich darüber Ge-
danken machen, welche Alternativen man bietet. Ich
versuche gleich noch, das zu erklären.


(Beifall bei der LINKEN)


Alles zusammen führt zu neuen Finanzierungsformen
der Unternehmensinvestitionen, weg vom Bankkredit
hin zu Aktien, Anleihen, Investmentfonds und privaten
Investmentfirmen, zur konsequenten Profitsteuerung
sämtlicher Unternehmensbereiche.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herzlich willkommen im 21. Jahrhundert!)


Weltweit vorgegebene Renditeziele werden zum ent-
scheidenden Bezugspunkt der Unternehmensentschei-
dungen. Das „Durchregieren“ immer flatterhafterer Fi-
nanzmärkte in die nationalen Ökonomien, in einzelne
Unternehmen und Unternehmensteile führt zu wachsen-
der Abhängigkeit von spekulativen Entwicklungen der
Absatz- und Finanzkonjunkturen. Die Folge sind immer
kurzfristigere Ad-hoc-Reaktionen des Managements.
Strategische Planung wird zur Nebensache.

Folge ist die Unterwerfung der Unternehmensführun-
gen unter das Diktat der Finanzvorstände und nicht zu-
letzt die Explosion der Managergehälter, die 1980 noch
das 40fache des Facharbeitergehaltes ausmachten, in
2003 aber sage und schreibe das 400fache.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Unglaublich!)


D

d
T
g
b

p
g
e
m
n

W
M
R
a

d
r
s
d
m
z
S
z

C

u
z
w
ü
f
d
w
J
d

(C (D as ist ein verteilungspolitischer Skandal. Norbert Walter von der Deutschen Bank bezeichnet ie Finanzmärkte als die vierte Gewalt im Staat. ietmeyer zufolge haben die Politiker immer noch nicht emerkt, wie sehr sie von den Finanzmärkten insgesamt eherrscht werden. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Verführungstheorie der Finanzmärkte! Das hat doch so einen Bart!)


(Beifall bei der LINKEN)


Ich komme zum Schluss. Herr Fischer hat auf eine
rovokante Frage von Delegierten auf einem Verdi-Kon-
ress mit einer Gegenfrage geantwortet: Wollt ihr etwa
ine Politik gegen das internationale Finanzkapital
achen? Diese Frage beantworten wir eindeutig: Ja, ge-

au das wollen wir.


(Beifall bei der LINKEN – Lachen bei der SPD)


ir wollen es, weil es gar keine andere Wahl gibt. Die
enschen sind immer weniger bereit, sich zur Geisel der
enditeansprüche der Vermögensbesitzer und der Ver-
rmung der öffentlichen Hand zu machen.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie stehen in einer unguten politischen Tradition!)


Genau das zeigen die Streiks im öffentlichen Dienst,
er Kampf bei AEG, der Widerstand gegen Privatisie-
ungen, die Proteste der sozialen Bewegungen. Sie las-
en dies alles einfach so weiterlaufen. Wir sind in der Tat
er Ansicht: Hier muss eingegriffen werden. Wir wollen
it dafür sorgen, dass die Gewerkschaften, dass die so-

ialen Bewegungen mit unserer Fraktion wieder ein
prachrohr haben, um gegen diese Entwicklungen ein-
uschreiten.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602703600

Das Wort hat der Herr Kollege Georg Fahrenschon,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1602703700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Wenn man den Finanzplan 2002 bis 2006
ur Grundlage der heutigen Debatte gemacht hätte, dann
äre der Bundeshaushalt im Jahre 2006 eigentlich ein
beraus positives Signal gewesen, und zwar einerseits
ür den Standort Deutschland und andererseits insbeson-
ere für die junge Generation; denn ursprünglich – so
aren die Planungen von Rot-Grün – sollte das

ahr 2006 das Jahr sein, in dem der Bund erstmals wie-
er ohne neue Schulden auskommt.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ja!)







(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon
Dass diese rot-grünen Planungen völlig aus dem Ruder
liefen, beweist unsere heutige Situation. Es ist nicht nur
so, dass wir 2006 keine Null-Neuverschuldung errei-
chen, sondern auch so, dass der Bund das
Haushaltsjahr 2005 im Ist mit einer historisch hohen
Neuverschuldung von 31,2 Milliarden Euro abschloss.
Es bedarf größter Anstrengungen, den Haushalt 2006
überhaupt zu organisieren. Das ist – so viel gehört zum
Stichwort „Klarheit und Wahrheit“ auch bei der Einbrin-
gung des Bundeshaushalts 2006 gesagt – die Schlussbi-
lanz der rot-grünen Vorgängerregierung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Unsinn! Herr Fahrenschon, Sie wissen das doch besser!)


Der Bundesetat befindet sich in einer dramatischen
Schieflage, in der dramatischsten der Nachkriegsge-
schichte. In den vergangenen sieben Jahren wurden ins-
gesamt 200 Milliarden Euro neue Schulden gemacht.
Das strukturelle Defizit, also die ständige Differenz
zwischen den regelmäßigen Einnahmen und den Ausga-
ben, liegt bei rund 60 Milliarden Euro. Die Zinszahlun-
gen auf Schulden des Bundes sind mittlerweile der
zweitgrößte Posten bei den Staatsausgaben Deutschlands
geworden und machen damit 15 Prozent aller Ausgaben
des Bundeshaushalts aus. Die Summe der Ausgaben
für Soziales, Zinsen und Personal allein liegt schon
deutlich über den Steuereinnahmen der Bundesrepublik
Deutschland. 198 Milliarden Euro müssen wir oder wol-
len wir für Soziales, Zinsen und Personal ausgeben, wir
haben aber nur noch Steuereinnahmen von 192 Milliar-
den Euro. Im Gegenzug wurden 2005 für Investitionen
nur noch 23 Milliarden Euro ausgegeben. Das sind weni-
ger als 10 Prozent des Ausgabenvolumens.

Das Fazit, die bittere Wahrheit, lautet deshalb: Ers-
tens. Die Investitionsquote befindet sich auf einem histo-
rischen Tiefstand. Zweitens. Jeden fünften Euro, den der
Bund heute ausgibt, hat er eigentlich gar nicht.


(Lothar Mark [SPD]: Sehr richtig! Die Schulden haben wir übernommen!)


Drittens. Der wirtschaftspolitische Handlungsspielraum
ist mittlerweile auf ein Minimum reduziert.


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Jetzt müssen die Konsequenzen gezogen werden!)


Das muss uns schon zum Nachdenken bringen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Wer die Steuereinnahmen allein für Zinsen, Personal und
langfristige gesetzliche Verpflichtungen ausgeben muss,
der kann den Auftrag des Wählers zur aktuellen Politik-
gestaltung nicht mehr erfüllen. Uns muss klar sein, dass
das Haushaltsproblem mittelfristig zu einem Demokra-
tieproblem werden kann. Das ist die finanzpolitische Re-
alität. Das ist die bittere Schlussbilanz der Regierung
Schröder.


(Lothar Mark [SPD]: Was Sie da erzählen, glauben Sie doch selbst nicht!)


D
d

a
g
H
e
h
E
u
g

E
W
k

W
n
r
d

m
w
p
r
f
g
t
s
k

S
S

t
s
d
b
n
d
s
h

u
i
V
c
s

D
d

(C (D as ist gleichzeitig die problematische Anfangsbilanz er großen Koalition. Unter diesen Vorzeichen sind der von der großen Kolition vorgelegte Haushaltsentwurf 2006 und das dazuehörige Haushaltsbegleitgesetz zu sehen. Vor diesem intergrund glaube ich – da befinde ich mich in Über instimmung mit dem Kollegen Schneider –, dass wir es ier mit einem Haushalt des Übergangs zu tun haben. r enthält einen wichtigen Zweiklang, nämlich sanieren nd gleichzeitig Impulse für Wachstum und Beschäftiung setzen. r wurde in dem Bewusstsein aufgestellt, dass ohne achstum keine Sanierung und ohne Konsolidierung ein Wachstum möglich ist. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Ist das mit Ihrer Fraktion abgestimmt?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


eil wir dringend wirtschaftliches Wachstum brauchen,
ur deshalb liegt die Nettokreditaufnahme 2006 mit
und 38 Milliarden Euro deutlich über der Grenze, die
as Grundgesetz als Regel vorgibt.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glaubt kein Mensch!)


Denn man muss sich damit auseinander setzen, dass
an den aufkeimenden Aufschwung und das ge-
ünschte gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht nicht ka-
uttmacht. Aus dem Grunde gehen wir absolut sachge-
echt im Rahmen des Grundgesetzes vor. Wir nehmen
ür das Jahr 2006 die Ausnahmeregelung des Grund-
esetzes in Anspruch, um 2007 – das ist die Argumenta-
ion – einerseits den Vertrag von Maastricht und anderer-
eits die Vorgabe des Art. 115 Grundgesetz einhalten zu
önnen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Eine weitere bittere Wahrheit ist, dass die aktuelle
truktur des Bundeshaushalts, zum Beispiel die hohe
ozialausgabenquote mit rund 134 Milliarden Euro
das ist in etwa die Hälfte der für das Jahr 2006 geplan-

en Ausgaben –, absolut nicht zufrieden stellend ist. Zu-
ammen mit Zinsen und Personalausgaben sind bereits
rei Viertel der Bundesausgaben als konsumtive Ausga-
en gebunden. Im Ergebnis bedeutet das, dass wir kei-
erlei Spielraum mehr für Zukunftspolitik haben. Vor
em Hintergrund kommen wir an einer – nicht zufrieden
tellenden, aber finanzpolitisch notwendigen – Erhö-
ung der Mehrwertsteuer nicht vorbei.

Dabei muss es allerdings gerecht zugehen. Keiner soll
nnötig und übermäßig belastet werden. Aus dem Grund
st es unbedingt notwendig, dass wir zum Beispiel die
orsteuerpauschale für land- und forstwirtschaftli-
he Betriebe entsprechend der 3-prozentigen Mehrwert-
teuererhöhung anpassen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ie CSU-Landesgruppe wird sich im weiteren Verlauf
er Haushaltsberatungen insbesondere dafür einsetzen.






(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon
Der Haushalt 2006 und der Finanzplan bis 2009 sind
der in Zahlen gegossene Fahrplan der großen Koalition
zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte. Ich
versichere Ihnen: CDU und CSU werden es gemeinsam
mit den Kollegen von der SPD schaffen, dass wir ab dem
Bundeshaushalt 2007 die Regelgrenze der Neuverschul-
dung nach Art. 115 des Grundgesetzes und den Stabili-
tätspakt wieder einhalten werden.

Wir dürfen dabei jedoch nicht vergessen, dass das ein
schwieriger Weg sein wird. Der Koalitionsvertrag gibt
hierfür eine klare, dreistufige Marschroute vor: Erstens.
Auf der Ausgabenseite werden Einsparungen im öf-
fentlichen Dienst, in der Bundesverwaltung und im
Bereich der Grundsicherung für Arbeitssuchende vorge-
nommen. Zweitens schließt sich dem ein spürbarer Ab-
bau von Finanzhilfen und Steuervergünstigungen an.
Drittens ist im darauf folgenden Schritt eine sozial ver-
tretbare Erhöhung der Einnahmen vorgesehen, wobei
am ermäßigten Satz der Umsatzsteuer nicht gerüttelt
wird.

Die Bewältigung der zweigeteilten Operation – Kon-
solidierung einerseits und Erhöhung der Investitions-
quote andererseits – bedarf dauerhafter wirtschaftlicher
Erholung. Nur ein langfristig höheres Wirtschafts-
wachstum aktiviert wieder die entscheidenden Hebel
des Wirtschaftsmotors Deutschlands: Durch ein höheres
Wirtschaftswachstum entstehen dauerhaft mehr Arbeits-
plätze. Mit jedem neuen Arbeitsplatz sinken die Ausga-
ben für den Arbeitsmarkt. Mit jedem neuen Beitragszah-
ler steigen die Einnahmen in den Kassen der sozialen
Sicherungssysteme. Last, but not least steigt mit jedem
neuen Arbeitsplatz natürlich auch das Steueraufkommen
für Bund, Länder und Gemeinden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Um Investitionen in Deutschland wieder zu entfa-
chen, ist neben der Aufstellung des Bundeshaushalts die
Reform der Unternehmensbesteuerung von zentraler
Bedeutung. Die Belastung der unternehmerischen Ein-
künfte ist im internationalen Vergleich zu hoch. Die
durchschnittliche Steuerbelastung für Kapitalgesell-
schaften liegt in der Europäischen Union bei rund
25 Prozent; in Deutschland liegt sie derzeit bei etwa
39 Prozent. Damit unsere Unternehmen auch weiterhin
international wettbewerbsfähig bleiben, ist es daher nö-
tig, die steuerliche Belastung ihrer Einkünfte deutlich zu
senken. Zielmarke dabei ist eine Ertragsteuerbelastung
von höchstens 30 Prozent. Dies wird die große Koalition
mit einer umfassenden Unternehmensteuerreform ange-
hen und damit einen weiteren wirtschaftlich wichtigen
Impuls für die deutschen Unternehmerinnen und Unter-
nehmer geben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Insbesondere vor dem Hintergrund, dass jährlich für
eine große Anzahl von Unternehmen der Generations-
wechsel ansteht, wurde im Koalitionsvertrag zusätzlich
die Reform der Erbschaftsteuer spätestens zum 1. Ja-
nuar 2007 vereinbart. Ich bedanke mich an dieser Stelle
beim Bundesfinanzminister für seine klaren Zusagen,

d
d

e
m
6
d
M
t
E
r
z
s

F
d

s
h
d
n
n
h
a
d
D
v

S
u
J

W
n
r
E

O

H
w

(C (D ass sein Haus engagiert an der Abarbeitung dieses Ziels es Koalitionsvertrags arbeitet. Um das noch einmal zu unterstreichen: Allein in Bayrn stehen nach einer Studie des bayrischen Wirtschaftsinisteriums in den kommenden fünf Jahren rund 3 000 Unternehmensübertragungen von mittelstänisch geführten Betrieben an. Das bedeutet, eine halbe illion Arbeitsplätze sind von dem Wechsel in der Be riebsführung betroffen. Eine zügige Umsetzung der rbschaftsteuerreform ist eminent wichtig, um den Füh ungswechsel in mittelständischen Unternehmen optimal u unterstützen und um die Arbeitsplätze nachhaltig zu ichern. ür den weiteren wirtschaftlichen Aufschwung ist auch iese Reform alternativlos. Meine Damen und Herren, ich komme zu einer abchließenden Bewertung. Wenn man sich den Bundesaushalt 2006 anschaut, dann muss man feststellen, dass ieser Haushalt des politischen Übergangs und die Fianzplanung bis 2009 in struktureller Hinsicht sehr erüchternd sind. Die hohe Sozialausgabenquote bleibt naezu unangetastet. Die Innovationsquote sinkt bis 2009 uf nur noch 8,5 Prozent. Ein Signal, die Neuverschulung in den kommenden Jahren auf null zu senken, fehlt. as liegt zum Teil daran, dass wir im Finanzplan nur ier Jahre abdecken können. Aber auch in diesem Punkt möchte ich dem Kollegen chneider unsere Unterstützung signalisieren: Es muss nser Ziel sein – bezogen auf einen Zeitraum von acht ahren –, die Null-Neuverschuldung anzupeilen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ir müssen die Haushaltsberatungen dazu nutzen, in ei-
em ersten Schritt die geplante Nettokreditaufnahme zu
eduzieren. Wir werden jede Möglichkeit dazu nutzen.
s bleibt viel zu tun.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Sehr gute Rede!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602703800

Für die SPD-Fraktion spricht jetzt der Kollege Jörg-

tto Spiller.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt gibt es die Gegenrede dazu!)



Jörg-Otto Spiller (SPD):
Rede ID: ID1602703900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Herr Kollege Fahrenschon, ich finde es gut, dass
ir in einer großen Koalition sind.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Aber?)







(A) )



(B) )


Jörg-Otto Spiller
Denn das trägt dazu bei, dass sich auch Ihre Fraktion der
finanziellen Wirklichkeit erheblich angenährt hat, auch
wenn sich das nicht in jedem Redebeitrag wiederfindet.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


Ich finde es auch hervorragend, dass auf der Bundes-
ratsseite die Weisheit erheblich zugenommen hat,


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Ja, das sieht man! – Weiterer Zuruf: Da ist gar
keiner!)

seit die Länder nicht mehr durch die Parteidisziplin da-
von abgehalten werden, eigenen Interessen mehr Ge-
wicht zu geben und auch auf die Stabilisierung ihrer Ein-
nahmen zu achten. Insgesamt ist das ein gutes Ergebnis.

Im Rahmen der laufenden Einnahmen haben der
Bund und die Länder gleichmäßig Anspruch auf
Deckung ihrer notwendigen Ausgaben … Die De-
ckungsbedürfnisse des Bundes und der Länder sind
so aufeinander abzustimmen, dass ein billiger Aus-
gleich erzielt, eine Überbelastung der Steuerpflich-
tigen vermieden und die Einheitlichkeit der Lebens-
verhältnisse im Bundesgebiet gewahrt wird.

So steht es in Art. 106 des Grundgesetzes.

Es ist selten, dass über den finanziellen Bedarf unse-
res Gemeinwesens so viel in den Debatten gesprochen
wird. Beliebter ist natürlich die Frage, wie man eine
Überbelastung der Steuerbürger vermeiden kann.
Herr Kollege Dr. Solms, das ist Ihr Spezialgebiet. Mit
diesem Thema beschäftigt man sich auch in vielen Talk-
shows. Aber die eigentlich aktuelle Frage lautet: Wie
kommen wir zu einer Stabilisierung der Einnahmen un-
seres Gemeinwesens insgesamt, also des Bundes, der
Länder und der Gemeinden?


(Beifall bei der SPD)


Dies ist notwendig, damit dieser Staat handlungsfähig
bleibt und seine Aufgaben erfüllen kann, damit er
Sozialstaat bleibt und damit er ein guter Standort für Un-
ternehmen ist, die im Wettbewerb stehen.

Wir haben in den vergangenen fünf Jahren beim Ab-
bau von teilweise als übermäßig empfundenen Belastun-
gen der Steuerbürger Großes geleistet. Es ist bei der Ein-
kommensteuer – querbeet durch die Gesellschaft, also
für Arbeitnehmer, Selbstständige und mittelständische
Unternehmen – eine deutliche Entlastung erreicht wor-
den. In ähnlicher Weise gilt das auch für die Kapitalge-
sellschaften.

Ich erinnere daran, dass der Eingangssteuersatz bei
der Einkommensteuer 1998 bei 25,9 Prozent lag. Heute
liegt er bei 15 Prozent. Der Spitzensteuersatz lag damals
bei 53 Prozent. Er liegt heute bei 42 Prozent. Die Grund-
freibeträge und andere Freibeträge sind deutlich angeho-
ben worden und die Gewerbesteuer – das ist für die
mittelständischen Unternehmen, die als Personenunter-
nehmen geführt werden, besonders wichtig – ist mit der
Einkommensteuerschuld verrechenbar, was eine wirk-
lich massive Entlastung des Mittelstandes bewirkt hat.

D
a
5
p
M
p
w
c
u

w
d
t
B
s
e
a
w
l
w
g
d
E
r

n
k
e
3
t
S

k
l
e
M
g
h

E
a
u

u

s
g
f
t

(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as wollten wir. Herr Dr. Troost, es gab für diese Politik
uch gute Gründe. Denn der Spitzensteuersatz von
3 Prozent ist faktisch von so gut wie keinem einzigen
rivaten Haushalt gezahlt worden. Es gab genügend
öglichkeiten, durch Steuersparmodelle seine Steuer-

flicht sogar legal zu vermindern. Tatsächlich gezahlt
urde der Spitzensteuersatz eigentlich nur von ertragrei-

hen Personenunternehmen. Die wollten wir entlasten
nd die haben wir entlastet.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Aber andere Privatpersonen eben auch!)


Wir haben gleichzeitig etwas gemacht, was überfällig
ar: Wir haben Steuerschlupflöcher dicht oder zumin-
est deutlich enger gemacht. Wir haben durch diese Poli-
ik erreicht, dass der Tarif wieder Gültigkeit hat. Ein
lick auf die Entwicklung der veranlagten Einkommen-

teuer belegt das. Leider ist die amtliche Steuerstatistik
her verwirrend als erhellend, weil in Bezug auf die ver-
nlagte Einkommensteuer immer nur Salden mitgeteilt
erden. In der Statistik wird nämlich nicht die veran-

agte Einkommensteuer erfasst, die tatsächlich gezahlt
orden ist. Vielmehr werden alle Lohnsteuererstattun-
en, die Eigenheimzulage und die Investitionszulagen,
ie Personenunternehmen zufließen, abgezogen. Am
nde kommt dann ein erstaunlich niedriger Betrag he-

aus.

Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, die unberei-
igten Zahlen, die Bruttozahlen, das tatsächliche Auf-
ommen bei der veranlagten Einkommensteuer zu
rrechnen. 1998 betrug es 31 Milliarden, 2005 fast
9 Milliarden. Trotz der Senkung des Satzes ist ein kräf-
iger Anstieg des Aufkommens festzustellen, weil die
chlupflöcher zugemacht worden sind.

Wir hätten in dieser Richtung noch mehr erreichen
önnen. Die Fantasie der Erfinder von Steuersparmodel-
en ist – das ist leider so – nahezu unerschöpflich. Da ist
in Stück Wettlauf dabei. Manchmal ist das wie bei dem
ärchen vom Hasen und dem Igel. Wir wären schneller

ewesen, wenn der Bundesrat nicht so häufig blockiert
ätte.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


s ist ein großer Vorteil der großen Koalition, dass wir
n einem Strang ziehen, dieselbe Richtung verfolgen
nd uns von Vernunft leiten lassen


(Ulrike Flach [FDP]: Na, na!)


nd nicht von Streitsucht.

Wir hatten, so finde ich, im Dezember 2005 einen
ehr guten Einstieg. Wir haben damals die ersten Finanz-
esetze verabschiedet. Das war zum einen der endlich
ällige Abbau der Eigenheimzulage, der vom Bundes-
ag längst beschlossen war.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da war noch der rot-grüne Geist drin! Der hat da noch gut gewirkt!)







(A) )



(B) )


Jörg-Otto Spiller
– Der möge Ihnen bewahrt bleiben. Ich hoffe, dass er Ih-
nen gut tut.

Zum anderen haben wir im Dezember etwas gemacht,
was auch überfällig war: Wir haben die ausufernden
bzw. wuchernden Steuerstundungsmodelle im Bereich
der Medienfonds und Umgebung – leider hat Herr Trittin
ein bisschen gebremst – ausgetrocknet. Auch das war ein
großer Vorteil. Wir nähern uns unserer Verpflichtung,
dafür zu sorgen, dass die öffentliche Hand das Geld be-
kommt, das sie für die Erfüllung der öffentlichen Aufga-
ben braucht.


(Beifall bei der SPD)


Das passt ganz schön zu meinem nächsten Punkt. Es
ist mehrfach darauf hingewiesen worden, dass wir eine
der niedrigsten Steuerquoten in Europa haben. Sie be-
trug im Jahr 2005 20,1 Prozent. Damit ist unsere Steuer-
quote niedriger als die Steuerquote in der Schweiz, in Ir-
land, in Österreich oder in Luxemburg. Ich zögere
manchmal, das einfach so im Raum stehen zu lassen;
denn bei Diskussionen erlebe ich gelegentlich, dass ge-
sagt wird: Wenn die Steuerbelastung in der Volkswirt-
schaft insgesamt 20 Prozent beträgt, dann mache ich
vielleicht etwas falsch. Meine Steuerbelastung ist we-
sentlich höher. – Diese Aussage ist legitim.


(Zuruf von der CDU/CSU: Dann braucht er einen besseren Steuerberater!)


– Es geht nicht um den Steuerberater, Herr Kollege. – Es
ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Durchlöche-
rung des Steuerrechts aufhört. Dabei müssen aber nicht
nur beim Steuerrecht die Lücken geschlossen werden,
sondern auch beim Vollzug des Rechtes.


(Beifall bei der SPD)


Ich will jetzt nicht die ganze Palette dessen, was wün-
schenswert und erforderlich ist, aufzählen. Eines aber
kann ich mir nicht verkneifen. Es ist kein Ruhmesblatt
des deutschen Föderalismus, dass es die 16 Landes-
finanzverwaltungen in den letzten 20 Jahren nicht ge-
schafft haben, ein einheitliches EDV-System einzurich-
ten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir werden beim Abbau ungerechtfertigter Steuersub-
ventionen weiter voranschreiten müssen. Wir müssen mit
Blick auf die Handlungsfähigkeit des Staates – nicht
nur, aber auch des Bundes – altbekannte Vergünstigun-
gen auf den Prüfstand stellen.

Ich glaube, dass in diesem Hause und auch in weiten
Teilen der Gesellschaft Konsens darüber besteht, dass
die Zukunft unseres Landes zu einem guten Teil dadurch
bestimmt werden wird, ob es uns gelingt, auf zwei Fel-
dern erfolgreich zu operieren. Bildung, Wissenschaft,
Forschung und Innovation stellen das eine Feld dar,
die Vereinbarkeit von Beruf und Familie das andere.
Auf dem zweiten Feld haben wir im Rahmen der Steuer-
gesetzgebung gerade etwas sehr Vernünftiges beschlos-
sen. Bezüglich des ersten Feldes lasse ich einmal dahin-

g
z
S
S
G
m
n

d
M
E
n
d
d
b
W
i
A
w
B
w
d
E
w
v
D
n

D
g
b
f

n
d

I
b
a
l
z
g

D
F
d
s

D
s

(C (D estellt, wie die weiseste Verteilung der Kompetenzen wischen Bund, Ländern und Gemeinden bei diesen chlüsselfragen der Gesellschaft aussieht. Aber dass der taat insgesamt, also Bund, Länder und Gemeinden, eld braucht, um diese Aufgaben angemessen wahrnehen zu können, sollte doch zumindest zwischen uns, in erhalb der großen Koalition, unbestritten sein. Ich will nicht nur vom Guten und vom Schönen reen. Ich weiß, dass die notwendige Anhebung der ehrwertsteuer, die wir heute mit der Einbringung des ntwurfs eines Haushaltbegleitgesetzes ankündigen, icht nur Jubel auslösen wird. Ich sage auch ganz offen, ass das nicht mein Traum war. Auch die Kollegen von er Union hätten sich Schöneres vorstellen können; da in ich ganz sicher. Dass man aber auch unbequeme ege gehen muss, um die Einnahmen zu stabilisieren, st bei allem Streit um Einzelheiten sicherlich eindeutig. uch im Steueränderungsgesetz, das angekündigt ist, erden einige Belastungen enthalten sein, die für den undestag, wenn er sie beschließt, nicht bequem sein erden, ebenso wenig wie für viele Bürger, denen wir iese Belastungen zumuten. Aber es gehört auch zur hrlichkeit, dass man nicht nur abstrakt darüber redet, ie man stabilisiert, konsolidiert und eine ökonomisch ernünftige Finanzpolitik betreibt. Der Kollege r. Troost hatte das einfache Rezept: Von den USA leren heißt siegen lernen. (Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: So habe ich das nun nicht gesagt! – Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: So will er das nicht verstanden wissen!)


as ist deswegen so pikant, weil deren Konjunkturpro-
ramm insbesondere in umfangreichen Rüstungsausga-
en besteht; aber das müssen wir vielleicht nicht vertie-
en.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt)


Bei der FDP – das ist Tradition, das werfe ich Ihnen
icht vor – ist die Hoffnung sehr groß, dass man durch
ie Rücknahme des Staates sehr viel erreicht.


(Ulrike Flach [FDP]: Das sollte man uns auch nicht vorwerfen!)


hnen empfehle ich die Lektüre des jüngsten Bundes-
ankberichts. Es wird ja, was auch verständlich ist, gern
us dem Kurzbericht zitiert, weil er sich leichter lesen
ässt. Darin gibt es auch ein paar kritische Anmerkungen
ur Koalition, zum Finanzminister und zum Haushalts-
esetzgeber.


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])


arüber hinaus steht darin aber auch etwas, was für die
DP hoch spannend wäre: eine sehr sorgfältige Analyse
er Entwicklung von Einnahmen und Ausgaben im Ge-
amtstaat.


(Ulrike Flach [FDP]: Natürlich!)


iese Analyse spricht dafür, dass unser Problem im We-
entlichen ein Einnahme-, nicht ein Ausgabeproblem ist.






(A) )



(B) )


Jörg-Otto Spiller

(Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Zu dem Schluss kommt die Bundesbank aber nicht!)


Lassen Sie mich noch ein paar Bemerkungen zu ei-
nem wichtigen Vorhaben machen, das auch jenseits der
Finanzpolitik im engeren Sinne von großer Bedeutung
ist, weil es auf die wirtschaftliche Entwicklung aus-
strahlt: die Unternehmensteuerreform. Wir haben sie
nicht erst im Koalitionsvertrag festgelegt; die Grundidee
dazu gab es schon ein Jahr vorher. Bereits im März 2005
gab es die Verabredung, die Unternehmensteuersätze zu
senken, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit
des Standortes zu stärken.

Inzwischen gibt es zusätzliche Ideen, wie man die Re-
form ausgestalten kann. Die Stiftung Marktwirtschaft,
der Sachverständigenrat und auch andere haben sich zu
Wort gemeldet. Der Sachverständigenrat ist dazu auch
ausdrücklich ermuntert worden. Ich finde alle Vor-
schläge sehr bedenkenswert, und man wird sie sorgfältig
prüfen müssen. Das Ei des Kolumbus jedoch habe ich,
offen gestanden, noch nicht entdeckt.

Es gibt insbesondere einen Punkt, den man nicht so
schnell beiseite schieben kann. Es wird nicht möglich
sein, Steuermindereinnahmen in Höhe von 10 oder
20 Milliarden Euro einfach hinzunehmen, wie uns Sach-
verständige und Stiftung Marktwirtschaft schmackhaft
machen wollen. Irgendjemand muss auch die Miete für
den Elfenbeinturm bezahlen. Das Beiseiteschieben wird
nicht funktionieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden im vorgegebenen Zeitrahmen eine Unter-
nehmensteuerreform machen, die sich nicht nur an den
Zielen Attraktivität des Standortes, weitestgehende
Rechtsformneutralität und ausreichende Finanzierung
der Gemeinden durch eine wirtschaftskraftbezogene Ge-
meindesteuer mit Hebesatzrecht – wir wollen das Inte-
resse der Gemeinden am Gewerbe erhalten – orientieren
wird. Wir werden darüber hinaus darauf zu achten ha-
ben, dass die Einnahmen, die aus der Unternehmensbe-
steuerung erzielt werden, ein angemessener Preis für die
Bereitstellung eines guten Standortes sind. Das Preis-
Leistungs-Verhältnis muss stimmen. Das gilt in beide
Richtungen; denn es wäre uns nicht geholfen, wenn wir
nur die Einnahmen senkten, nicht aber die Qualität des
Standortes aufrechterhalten könnten.

Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit hängt auch da-
von ab, dass die staatlichen Aufgaben erfüllt werden und
die öffentlichen Infrastrukturen in Ordnung sind oder
nach Möglichkeit verbessert werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1602704000

Das Wort hat nun für die CDU/CSU-Fraktion der

Kollege Jochen-Konrad Fromme.


(Beifall bei der CDU/CSU)


D
n
p
R
s

d
I
n
n
A
z
d
b
S
1
v
D

E
f
m

r
A
a
e
L
v
z
b
S
u
v

i
g
w
E
w

w
d
r
h
m

V

p
R
E
d
l

(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ie große Koalition hat die Meinungsunterschiede zwar icht beseitigt – die bleiben –, aber sie zwingt zum Komromiss. Vor allen Dingen hat sie für den Einzug von ealität gesorgt. Das ist wichtig und das ist, glaube ich, chon der erste Erfolg. Mit dem vorgelegten Haushaltsentwurf streben wir en Dreiklang von Konsolidieren, Reformieren und nvestieren an. Das ist genau der richtige Weg und geau der richtige Einstieg. Ich will verdeutlichen, was Saieren eigentlich heißt. Sanieren heißt, Einnahmen und usgaben in Einklang bringen. Dafür gibt es theoretisch wei Möglichkeiten: Ich kann die Ausgaben senken oder ie Einnahmen erhöhen. Manch einer will natürlich lieer die Einnahmen erhöhen. Wenn ich Sie auf der linken eite des Hauses ansehe, sage ich: Sie sind erst bei 00 Prozent Staatsquote zufrieden, weil Sie dann alles erteilen können. Sie scheinen nichts gelernt zu haben. as hat uns schon einmal in den Abgrund geführt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Jochen-Konrad Fromme (CDU):
Rede ID: ID1602704100

in Teil unserer Probleme rührt nämlich daher, dass wir
ür die Folgen von 40 Jahren Kommunismus bezahlen
üssen.

Entscheidend ist jedoch nicht die Staatsquote – da-
über müssen wir uns im Klaren sein –, sondern die
bgabenquote. Das ist das, was die öffentliche Hand

usgibt. Alles, was die öffentliche Hand ausgibt, muss
rst eingenommen werden. Da wir in Deutschland als
and ohne Rohstoffe von dem leben, was wir anderen
erkaufen, heißt das: Alle Kosten, die der Staat produ-
iert, müssen auf die Preise aufgeschlagen werden. Dies
ehindert uns, wenn es zu viel wird. Deswegen muss die
taats- und Abgabenquote sinken. Das muss ein Kern
nserer Politik sein. Das müssen wir uns immer wieder
ergegenwärtigen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


So wie wir in den letzten Jahren, und zwar nicht nur
n den letzten sieben – die waren besonders schlimm –,
earbeitet haben, können wir nicht weitermachen, weil
ir immer mehr ausgegeben als eingenommen haben.
innahmen und Ausgaben müssen in Einklang gebracht
erden.

So einfach ist das aber nicht. Natürlich hätten auch
ir lieber – das sage ich an die Adresse der Grünen und
er FDP – schneller konsolidiert und die Schulden he-
untergefahren. Man muss sich aber die Blöcke im Haus-
alt verdeutlichen, um zu sehen, welche Möglichkeiten
an hat:


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


on Ausgaben in Höhe von circa 250 Milliarden Euro
wenn ich die Durchbuchung eines Mehrwertsteuer-

unktes abziehe – entfallen 80 Milliarden Euro auf die
ente, 40 Milliarden Euro auf Zinsen, 24 Milliarden
uro auf die Verteidigung und 8,5 Milliarden Euro auf
ie Versorgung. Das heißt, es sind bereits circa 150 Mil-
iarden Euro in Blöcken festgelegt, die man nur langfris-






(A) )



(B) )


Jochen-Konrad Fromme
tig verändern kann. Wenn man konsolidieren will und
die nicht von vornherein festgelegten Ausgaben in Höhe
von 100 Milliarden Euro – das ist die Differenz – um
60 Milliarden Euro verringern will, dann geht das nicht
von heute auf morgen, sondern nur durch den Einstieg in
ein richtiges System.

Darum geht es: Auf Dauer sind nur gesunde Staats-
finanzen ein gutes Fundament für eine starke Konjunk-
tur. All die Länder, deren Haushalte in Ordnung sind,
stehen wirtschaftspolitisch besser da als die anderen. Ge-
sunde Staatsfinanzen müssen unser Ziel sein. Wir wer-
den es aber nur mittelfristig erreichen können.

Klar ist, dass sich jede Veränderung auch auf die
Nachfrageseite auswirkt. Deswegen ist Konsolidierung
immer ein Spagat: Auf der einen Seite müssen Fort-
schritte bei der Konsolidierung gemacht und auf der an-
deren Seite darf die Binnenkonjunktur nicht kaputt ge-
macht werden. Man muss das richtige Gleichgewicht
finden. Dieser Spagat ist kompliziert, aber machbar. Das
wissen wir aus eigener Erfahrung. Das haben wir in den
Jahren 1982 bis 1989 schon einmal bewiesen, wo wir die
Staatsquote gesenkt haben. Wir hatten 1989, vor der
Wiedervereinigung, die niedrigste Staatsquote seit vielen
Jahrzehnten. Deswegen ging es uns 1989 so gut. Übri-
gens war das das Fundament, auf dem wir die Wieder-
vereinigung überhaupt nur verkraften konnten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Aber dann wurde sie falsch finanziert, leider!)


Das müssen wir wiederholen. Wir müssen aber scharf
darauf achten, wo es langgeht. Diese Haushaltskonsoli-
dierung ist ein Ritt auf der Rasierklinge.


(Beifall des Abg. Otto Fricke [FDP])


Ich habe gehört, dass wir Mehreinnahmen zu erwar-
ten haben, weil die Wirtschaft besser läuft; darüber
freuen wir uns. Wir müssen aber aufpassen, dass nicht
die ersten kommen und sagen: „Wir brauchen doch gar
nichts zu verändern, das Problem löst sich ja von al-
leine.“ Das ist nicht so. Das ist nämlich eine konjunktu-
relle Veränderung; wir brauchen aber eine strukturelle
Veränderung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Deswegen rate ich all denjenigen, die darüber nach-
denken, wie man mehr Geld ausgeben kann, sehr zur
Vorsicht. Wir müssen zunächst weniger Geld ausgeben.

Ich sage einmal Folgendes an die Populisten gerich-
tet: Natürlich, wer möchte Kindertagesstätten nicht
kostenlos haben? Ich frage mich aber, ob das der richtige
Weg ist. Denn bei den Studiengebühren überlegen wir
uns gerade den strukturell anderen Weg.


(Zuruf von der SPD: Ihr! Wir nicht!)


Wir können das Geld doch nur dann ausgeben, wenn wir
es haben. Wenn wir jetzt aus populistischen Gründen die
Kindertagesstättenbeiträge für die Eltern abschaffen,
aber das Geld dafür nicht in den Haushalten haben, dann
schadet das der Qualität der Kindertagesstätten. Genau
das wollen wir nicht. Denn wir sind uns doch einig, dass

d
j

D
S

L
i
h
e
d
v
T
p
s
m
d
v

w

S
M
E
d
a
b
n
b
v

e
W
t
t

W
w
2
k
s

l
l
f
k
l
G
m

I
A

(C (D ie Qualität der Betreuung gerade in den ersten Lebensahren verbessert werden muss. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Otto Fricke [FDP])


eswegen gibt es zur Konsolidierung und Sanierung des
taatshaushaltes keine Alternative.

Wenn so getan wird, als ob es erst jetzt nach den
andtagswahlen mit den Reformen losgehe, dann kann

ch dazu nur sagen: Da muss jemand etwas verschlafen
aben. Wir haben jede Menge Gesetze in den Bundestag
ingebracht, beraten und beschlossen, die schon Verän-
erungen bewirkt haben. Natürlich weiß jeder, dass man
or komplizierten Wahlen manche Dinge nicht auf die
agesordnung setzt. Das heißt aber nicht, dass nichts
assiert ist. Es ist viel passiert. Wir haben drei große Ge-
etzentwürfe eingebracht und einer der nächsten Schritte
uss die Unternehmensteuerreform sein. Wir müssen

ie Bedingungen für das Arbeiten und das Wirtschaften
erbessern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Übrigens reicht der Jobgipfel nicht aus, wenn wir
irklich nachhaltige Verbesserungen erreichen wollen.

Es geht um zwei Dinge. Es geht zum einen um die
truktur der Abgaben und es geht zum anderen um die
enge der Abgaben. Wir können im Augenblick bei der

ntlastung nur langsam vorwärts gehen. Das darf uns je-
och überhaupt nicht davon entheben, die Strukturfragen
nzupacken und zu lösen. Man muss nur die Stellschrau-
en anders drehen, sodass man am Ende Aufkommens-
eutralität oder das gewünschte Entlastungsergebnis
ekommt. Man darf nicht nachlassen, über die Struktur-
eränderungen zu reden und diese auch umzusetzen.

Ein wichtiger Punkt im Zusammenhang mit der Steu-
rreform ist der Bürokratieabbau. Es ist doch ein
ahnsinn, dass wir vonseiten des Staates und der Be-

riebe in Deutschland 23 Milliarden Euro für die Verwal-
ung der Steuern ausgeben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Unglaublich!)


enn wir es schaffen würden, diesen Verwaltungsauf-
and durch Veränderungen der Strukturen um lediglich
0 Prozent zu verringern, wäre das mehr als eine Sen-
ung der Steuersätze um 3 oder 4 Prozent. Darum müs-
en wir uns bemühen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deswegen sehe ich die Vorschläge, die auf dem Tisch
iegen – ganz anders als mein Kollege Spiller –, als wirk-
ich gute Anregung. Darin kann man vieles finden. Ich
ordere alle Beteiligten auf, konstruktiv daran mitzuwir-
en. Es kann nicht angehen – ich sage das ganz deut-
ich –, dass wir uns wegen einer Blockade bei den
emeindesteuern dieses wichtigen Themas nicht anneh-
en.


(Otto Fricke [FDP]: Sehr gut!)


ch sage den Kommunen von dieser Stelle: Das, was im
ugenblick auf dem Tisch liegt, hat Qualität; das hat es






(A) )



(B) )


Jochen-Konrad Fromme
so noch nicht gegeben. Wir hätten eine viel breitere und
bessere Streuung der Bemessungsgrundlagen. Das
würde zu einer besseren Verteilung der Steuern und zu
viel mehr Stabilität führen und trotzdem würden die He-
besätze beibehalten. Nicht umsonst hat der Sachverstän-
digenrat – er wurde immerhin von der Vorgängerregie-
rung personell maßgeblich bestimmt – gesagt: Das ist
richtig. Deswegen lassen Sie uns an diesem Punkt kon-
struktiv arbeiten. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass
wir da die Strukturen verändern.


(Beifall bei der CDU/CSU)


So schön für die mittelständischen Betriebe die Ver-
rechnung der Gewerbesteuer ist: Es ist doch ein Wahn-
sinn, dass wir mit riesigem Aufwand eine Steuer feststel-
len, die wir dann wieder zurückzahlen.


(Otto Fricke [FDP]: Jawohl!)


Zwei Senate beim Bundesfinanzhof beschäftigen sich
mit der Abgrenzung von Gewerbe und Nichtgewerbe.
Dieses Thema kann man auch anders und mit weniger
Bürokratie zum Wohle aller lösen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich freue mich, dass wir jetzt möglicherweise besser
dastehen, als wir es geplant haben. Denn wir sind jetzt
mit dem, was wir in die Haushaltsentwürfe schreiben,
vorsichtig. Es ist doch besser, wenn am Ende etwas
übrig bleibt und wir weniger Kredite aufnehmen müs-
sen, als wenn wir uns etwas vorlügen und am Ende
schlechter dastehen. Deswegen ist es der richtige Weg,
dass hier jetzt Realismus eingetreten ist – der Finanzmi-
nister hat es heute Morgen so erklärt – und wir bei der
Veranschlagung ganz vorsichtig sind.

Natürlich könnte man noch mehr einsparen, wenn
man nachhaltigen Subventionsabbau betreiben könnte.
Aber wie hoch sind denn eigentlich die Subventionen?
Nach Aussagen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft
betragen sie 170 Milliarden Euro, andere sprechen von
50 bis 60 Milliarden Euro. So einfach ist das Thema
nicht, dass man sozusagen mit einem Federstrich die
Dinge erledigen könnte. Es wäre schön, wenn wir
schneller vorwärts kämen. Aber es geht eben nur in klei-
nen, aber sicheren und sorgfältigen Schritten.

Natürlich gibt es auch Dinge, die man sofort machen
könnte. Dafür haben wir aber keine Mehrheit gefunden.
Jedem ist zum Beispiel klar, dass es sich bei der Steuer-
freiheit der Nacht- und Feiertagszuschläge um eine
Subvention handelt. Für ihre Abschaffung hat es aber
keine Mehrheit gegeben. Also können wir hier nichts
tun. Man sollte sich daher nicht aufplustern und sagen,
wir würden nicht alles, was möglich sei, unternehmen.
Wir brauchen auch Mehrheiten.

Natürlich kann man fordern, dass Großprojekte ge-
strichen werden. Aber wenn wir weniger Eurofighter be-
stellen, müssen wir eine Konventionalstrafe zahlen. Un-
ter dem Strich müssten wir also den gleichen Betrag
zahlen. Deswegen ist das alles nicht so einfach.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


M
w
g
h
m
d
a
d
ü


s
i
m
h
D
d
S

w

b
d
g
d

m
p
d

d

M
n
S
D
g



D

(C (D Wir müssen die Dinge langfristig betrachten. Jede aßnahme, die wir ergreifen, muss daraufhin überprüft erden, ob sie langfristig für mehr Arbeit und Beschäftiung sorgt. Es darf nicht entscheidend sein, ob sie uns eute einen Liquiditätsvorteil verschafft. Diesen Weg üssen wir gehen. Mit diesem Haushalt beschreiten wir iesen Weg an genau der richtigen Stelle und in kleinen, ber gezielten und sicheren Schritten. Ich lade alle in iesem Hause ein, dabei mitzuwirken. Wir sollten nicht ber einzelne Punkte, die uns selbst betreffen, meckern als Beispiel nenne ich die Regionalisierungsmittel –, (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eine Scheindebatte ist das! Ja, sogar eine scheinheilige Debatte!)


ondern wir müssen aufpassen, dass alles, was wir tun,
n ein Gesamtkonzept passt. Dieses Gesamtkonzept

uss am Ende dazu führen, dass die Struktur des Haus-
alts verbessert wird. Das ist der einzige Weg, um auf
auer mehr Arbeit und Beschäftigung zu schaffen und
ie Verhältnisse in Deutschland zu verbessern. Ich lade
ie alle herzlich ein, uns auf diesem Weg zu folgen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Otto Fricke [FDP])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1602704200

In der allgemeinen Finanzdebatte liegen nun keine

eiteren Wortmeldungen mehr vor.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Also, Frau Präsidentin, wir könnten noch reden, wenn Sie das wollen!)


Interfraktionell wird die Überweisung des Haushalts-
egleitgesetzes 2006 auf Drucksache 16/752 an die in
er Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschla-
en. Sind Sie damit einverstanden? – Ich sehe, das ist
er Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-
inisteriums für Bildung und Forschung, Einzel-

lan 30. Das Wort hat für die Bundesregierung die Bun-
esministerin Frau Dr. Annette Schavan.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Uwe Küster [SPD])


Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
ung und Forschung:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine Damen und Herren! Deutschland soll sich zu ei-

er Talentschmiede entwickeln. Das ist unser Weg zur
icherung der Zukunftschancen der jungen Generation.
as ist die Voraussetzung für innovative Entwicklun-
en in Deutschland.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wo sind wir jetzt eigentlich?)


Bei Bildung und Forschung. –


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as ist die Quelle künftigen Wohlstands.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Annette Schavan

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bis zum Jahr 2010 – so haben wir es in der neuen
Bundesregierung vereinbart und auch die entsprechen-
den Weichen gestellt – wollen wir bei Wachstum, Be-
schäftigung und Investitionen in Forschung und Ent-
wicklung wieder unter die besten drei in Europa
kommen. Wir bauen auf Spitzenforschung, auf Exzel-
lenz, auf Ideenreichtum und auf ein Bündnis für gute
Bildung und Ausbildung, die an internationalen Maßstä-
ben orientiert ist. Wir sind davon überzeugt, dass die
Kreativität der Menschen, die in unserem Land leben, ar-
beiten und forschen, das Fundament für die Zukunftsper-
spektiven unseres Landes und für die Zukunftschancen
der jungen Generation ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Mit dem Haushalt 2006 setzen wir ein klares Signal.
Der Plafond des Einzelplans meines Hauses steigt ge-
genüber dem Haushalt 2005 um 5,6 Prozent. Schon jetzt
lässt sich für diese Legislaturperiode sagen: Nie zuvor
hat eine Bundesregierung so viel in Forschung und Ent-
wicklung investiert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Das wollen wir erst mal genau nachrechnen! – Zuruf von der SPD: Nicht die Bundesregierung, Frau Ministerin, sondern der Bundestag hat das getan! Das muss einmal klar gesagt werden!)


Diese Steigerung um 5,6 Prozent gegenüber dem ver-
gangenen Jahr entspricht einem Plus von fast 430 Millio-
nen Euro. Davon wird vor allem die Projektförderung
profitieren. Dieser Bereich ist uns wichtig, weil von der
Projektförderung eine Hebelwirkung ausgeht. Wir wis-
sen, dass jeder vom Staat investierte Euro, der mobili-
siert wird, weitere Euro von der Privatwirtschaft gene-
riert. Allein in der Projektförderung erhöhen wir die
Mittel gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir wissen: Langfristig werden wissensintensive
Dienstleistungen und Produkte der Spitzentechnik das
wirtschaftliche Wachstum und den Wohlstand unserer
Gesellschaft bestimmen. Das war der Grund dafür – der
Finanzminister hat das heute Morgen ja bereits ange-
sprochen –, dass wir ein einzigartiges Investitionspro-
gramm aufgelegt haben. Von den 25 Milliarden Euro
dieses Investitionsprogramms für mehr Wachstum
und Beschäftigung entfallen allein 6 Milliarden Euro
– das heißt, der größte Posten überhaupt – auf zukunfts-
trächtige Forschungs- und Entwicklungsvorhaben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Wenn ihr es nur schon hättet!)


Das ist zugleich ein klares Signal an die 16 Länder und
die Unternehmen in Deutschland.

Wir haben damit die Voraussetzung dafür geschaffen,
dass Deutschland im Rahmen der Lissabonstrategie bis
zum Jahre 2010 das 3-Prozent-Ziel bezüglich der Inves-

t
b
z
D
d

r
w
t
l
g
I
D
d
H
u
u
w
v
s
b
h
n
j



s
f
d
z
K
F
v
s
K
s
v

s
g
n
t
u
t
t
T
a
d
K
r

(C (D itionen in Forschung und Entwicklung erreicht. Wir rauchen in dieser Frage ein klares und starkes Bündnis wischen dem Bund, den Ländern und der Wirtschaft in eutschland. Dieses 3-Prozent-Ziel muss erreicht weren. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


4 Milliarden Euro davon stehen dem Bundesministe-
ium für Bildung und Forschung zur Verfügung. Wir
erden damit insbesondere Querschnitts- und Spitzen-

echnologien fördern, durch die der Standort Deutsch-
and gestärkt und unser Gang in eine moderne Wissens-
esellschaft beschleunigt wird. Entlang der gesamten
nnovationskette bis hin zu marktreifen Produkten und
ienstleistungen erwarten wir Impulse. Zu den beson-
ers zukunftsträchtigen Technologien, die Teil der
ightechstrategie sein werden, zählen die Informations-
nd Kommunikationstechnologien, die Biotechnologie
nd die Nanotechnologie. Allein bei der Biotechnologie
erden wir in diesem Jahr ein Plus von rund 14 Prozent
erzeichnen. Die Mittel für den Titel „Vernetzte Welt“
teigen um mehr als 17 Prozent. Die Mittel für die Le-
enswissenschaften erhöhen wir um insgesamt annä-
ernd 10 Prozent und die Mittel für umweltgerechte
achhaltige Entwicklung und für neue Technologien um
eweils circa 7 bis 8 Prozent.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Gute Signale! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Jawohl, Herr Tauss, das finde ich auch.

Durch Bündelung exzellenter interdisziplinärer For-
chung und Entwicklung werden wir die Gesundheits-
orschung verstärken. Durch so genannte Leuchttürme,
ie den Weg von der medizinischen Spitzenforschung
ur Krankenversorgung mittels einer Bündelung von
räften schaffen, soll auch eine raschere Umsetzung von
orschungsergebnissen ermöglicht werden. Ich bin da-
on überzeugt, dass der Beitrag der Gesundheitsfor-
chung – die Brücke zwischen der Forschung und der
rankenversorgung – auch ein wichtiger Beitrag in un-

eren anstehenden Debatten über die Zukunftsperspekti-
en des Gesundheitssystems in Deutschland sein wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir wollen Lösungen für drängende – auch gesell-
chaftliche – Probleme anbieten und Antworten auf Fra-
en des Umweltschutzes und der Gesundheit – das sei
och einmal gesagt – geben. Mit dem Leuchtturm High-
ech in der Gesundheit werden wir dazu beitragen,
nsere gute Position in der Medizintechnik weiter zu fes-
igen. Wir wollen den Prozess, dass mithilfe von Hoch-
echnologien frühzeitigere Diagnosen und schonendere
herapien möglich werden, ganz stark befördern. Durch
lle Leuchttürme soll die Umsetzung von Ergebnissen
er Forschung und Entwicklung beschleunigt und die
rankenversorgung verbessert werden. Das wird der

ote Faden in der Gesundheitsforschung sein.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Annette Schavan
Vom weiteren Zeitplan her werden wir die Hightech-
strategie bis zur Sommerpause vorlegen. Es hat ein gutes
Gespräch begonnen. Sie wissen, dass aus unseren Frak-
tionen heraus vielfach bemängelt worden ist, die For-
schungspolitik sei in der ganzen Bundesregierung
verstreut. In diesen ersten Monaten der neuen Bundes-
regierung haben wir das erreichen können, was überfäl-
lig war: Wir sind nämlich in der Forschungs- und Tech-
nologiepolitik zu einem stimmigen Gesamtkonzept
gekommen und es gibt eine Koordination, sodass nicht
jedes Haus seine eigenen Projekte unabhängig vom Ge-
spräch mit dem Nachbarhaus durchführt; es gibt viel-
mehr eine Gesamtstrategie Hightech für Deutschland,
die im Sommer vorgelegt wird und durch die deutlich
gemacht wird, dass das unser Konzept ist, durch das klar
wird: Innovation ist der rote Faden dieser Bundesregie-
rung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


In unseren Reden ist vielfach zu hören, Deutschland
sei ein Land der Ideen. Das ist richtig; aber das alleine
reicht nicht. Eine Idee wird erst dann richtig fruchtbar,
wenn sie umgesetzt wird. Angesichts der 6 Milliarden
Euro für die Hightechstrategie ist es ganz entscheidend,
dass der Weg von der Idee bis zur Umsetzung in der
Wertschöpfungskette verkürzt wird. Das heißt, wir wer-
den noch stärker als in der Vergangenheit Brücken zwi-
schen Wissenschaft und Wirtschaft brauchen.

Wir wollen Forscherinnen und Forschern Mut ma-
chen, ihre Ideen zu realisieren und Unternehmen zu
gründen. Wir wollen Forschungsförderung und rechtli-
che Rahmenbedingungen für Zukunftsmärkte in wichti-
gen Technologiefeldern verbinden. Wir wollen es klei-
nen und mittelständischen Unternehmen ermöglichen,
dieses Potenzial besser zu nutzen; denn sie sind das
Rückgrat und Innovationspotenzial unserer Wirtschaft.

Das führt übrigens auch dazu, dass wir in dieser Le-
gislaturperiode die Forschungsmittel für Fachhoch-
schulen deutlich erhöhen und bis 2009 sogar verdreifa-
chen und dass wir die Rolle der Fachhochschulen in
Kontakt mit den kleinen und mittelständischen Unter-
nehmen stärken wollen. Auch sie sind eine Quelle für
die Umsetzung innovativer Ideen. Sie sind ein ganz
wichtiger Faktor für angewandte Forschung in unserer
Hochschullandschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir wollen neue Instrumente zum Wissens- und
Technologietransfer sowie zur Förderung regionaler
Cluster einsetzen. Ich sage ausdrücklich noch einmal mit
Blick auf die neuen Bundesländer: Hier gab es in den
vergangenen Jahren interessante und wichtige Entwick-
lungen. Wir müssen alles dafür tun, um diese Entwick-
lungen in den neuen Bundesländern mit Blick auf Inno-
vationspotenzial fortzusetzen und zu verstärken. Dabei
müssen wir uns immer wieder fragen: Mit welchen Ak-
zenten erreichen wir eine positive Entwicklung da, wo
wir aufgrund der bisherigen vielfältigen Geschichte mit
Blick auf die Zukunftschancen der jungen Generation
große Sorgen haben?

n
S
f
T
k
s

e
H
t
m
w
w
c

t
z
B
s
1
g
t
A
d

v
d
l
w
F
t

a
s
s
e
u
v
B
t


s
L
Z
M
w
r
z
B

(C (D Ich beginne ganz bewusst nicht mit dem Begriff Techologie, sondern mit dem Begriff Talentschmiede, weil inn und Zweck dessen, was wir tun, und Voraussetzung ür Innovationsfähigkeit ist, dass junge Leute in allen eilen Deutschlands mit einem guten Gefühl in die Zuunft gehen können und das Signal bekommen, dass wir ie nicht vergessen. Wissenschaft und Forschung sind Teil der intellektullen Kultur unseres Landes. Deshalb gehört zu diesem aushalt die Steigerung der Mittel in den Geistes-, Kul urund Sozialwissenschaften um fast 6 Prozent. Je ehr Technologie, umso mehr Kultur ist notwendig. Erst enn beides zusammenkommt, werden wir gute, verantortungsbewusste Entwicklungen in Deutschland errei hen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Unser gemeinsames, im Koalitionsvertrag veranker-
es Leitbild der Exzellenz beginnt nicht erst bei der Ex-
ellenzinitiative. Deshalb erhöhen wir die Mittel für die
egabtenförderung um 8 Prozent. Wer eine Talent-

chmiede will, muss dafür Sorge tragen, dass mindestens
Prozent eines Jahrgangs in die Begabtenförderung auf-

enommen werden kann. Das ist mit den vielen Leis-
ungswettbewerben, mit „Jugend forscht“ und mit der
rbeit der Begabtenförderung in der beruflichen Bil-
ung ein wichtiger Baustein.

Exzellenzinitiative und Pakt für Forschung und Inno-
ation sind weitere Bausteine, die deutlich machen: Von
iesen 6 Milliarden Euro profitieren unsere Hochschu-
en, wodurch wir die universitäre Forschung stärken
ollen. Davon profitieren auch die außeruniversitären
orschungsorganisationen mit Blick auf innovative Wei-

erentwicklung und internationale Vernetzung.

Die Gespräche über den Hochschulpakt 2020, die
ngesichts wachsender Studierendenzahlen Perspektiven
chaffen sollen, werden bis Ende des Jahres abgeschlos-
en sein. Auch hierbei gilt für mich – ich habe das schon
inmal gesagt –: Es geht nicht um Studentenmassen, die
ns erwarten; mehr Studierende in Deutschland bieten
ielmehr eine Chance, die wir wahrnehmen müssen.
und und Länder tragen hierfür gemeinsam Verantwor-

ung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP] – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind gespannt, wie das funktioniert! – Ulla Burchardt [SPD]: Der Bund auch!)


Ja, auch der Bund; denn eine Universität ohne For-
chung ist nicht denkbar. Für die Lehre waren immer die
änder zuständig. Ich bin davon überzeugt, dass wir in
ukunft – übrigens auch strukturell – noch zu einer
enge neuer Ideen kommen werden, aus denen deutlich
ird, in welchem Maße wir auch noch im Forschungsbe-

eich Entwicklungen ermöglichen können, die der Lehre
ugute kommen. Das ist der Sinn der Anstrengungen des
undes.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Annette Schavan

(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Talentschmiede beginnt weit vor der Hochschule.
Deshalb wird die Bundesregierung – so, wie wir es im
Koalitionsvertrag gemeinsam vereinbart haben; auch das
wird in diesem Haushalt deutlich – in den kommenden
Jahren Impulse im Bereich der beruflichen Bildung set-
zen. Allein das Jobstarter-Programm mit einem Volumen
von 100 Millionen Euro ist ein wichtiger Faktor. Die
weitere Modernisierung des Berufsbildungsgesetzes
kommt hinzu.

Mit Blick auf die nächsten Jahre bin ich mir ziemlich
sicher, dass ein Ausbildungspakt allein die Probleme
nicht löst – weder die Probleme derjenigen, die zu Mo-
dernisierungsverlierern zu werden drohen, noch das Pro-
blem der steigenden Zahl von Bewerbern um Ausbil-
dungsplätze. Deshalb gilt: Wir brauchen beides, sowohl
einen Ausbildungspakt als auch die weitere Modernisie-
rung im Bereich der beruflichen Bildung mit einer
Stärkung der dualen Ausbildung, um zu einer wirklich
überzeugenden und zukunftsfesten Berufsbildungspoli-
tik zu kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich komme zum Schluss. Wir werden gemeinsam mit
den Ländern die Leistungsfähigkeit des Bildungssys-
tems bewerten, Empfehlungen abgeben und die Bil-
dungsforschung deutlich verstärken;


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


denn ob schulischer Bereich, Bildung oder Weiterbil-
dung – zur Talentschmiede Deutschland gehört ein Ge-
samtkonzept. Für dieses Gesamtkonzept wird der Bund
wesentliche Impulse liefern, die dieser Haushalt bereits
widerspiegelt.

In diesem Sinne freue ich mich auf die Debatte über
unseren Haushalt und danke für alle Unterstützung in
Sachen Bildung und Forschung schon bei der Aufstel-
lung dieses Haushaltsplanentwurfs.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1602704300

Das Wort hat nun die Kollegin Ulrike Flach von der

FDP-Fraktion.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1602704400

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Forschung und Entwicklung wie auch Bildung
und Wissenschaft sind Schlüsselfaktoren in diesem
Lande. Ich glaube, Frau Ministerin, in diesem Raum gibt
es keinen einzigen Parlamentarier, der diese Meinung
nicht mit Ihnen teilt.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Darin sind wir von der FDP uns mit Ihnen einig.

E
d
S
K
I

5
e
I
g
g
e
w

r
f
a
d
H
d
r
d
I
J
t
f
s

K
K
r
n

D
E

s
i
s
M
d
g
d

D
F
F
I
r
k

(C (D Den Schritt, 3 Prozent des BIP für Forschung und ntwicklung auszugeben, haben wir, wie Sie wissen, in en letzten Jahren immer wieder gefordert. Wir werden ie in den nächsten Jahren – sofern es diese für die große oalition gibt – kritisch begleiten, um zu sehen, wie Sie hr Vorhaben umsetzen. Sie haben verständlicherweise den Aufwuchs von ,6 Prozent im Haushalt 2006 gelobt. In Ihrer Presserklärung haben Sie festgestellt: „Wir setzen Kräfte für nnovationen frei.“ Zur Haushaltswahrheit und -klarheit ehört aber auch, dass Ihr Kollege Steinbrück über die lobale Minderausgabe bereits die Hälfte davon wieder inkassiert hat. Auch die Inflationsrate von 2 Prozent erden Sie mit einrechnen müssen. Zur Wahrheit und Klarheit gehört auch, Frau Ministein, dass Sie zurzeit Schwierigkeiten haben, Ihre Gelder reizubekommen. Es gibt entsprechende Briefe Ihrer bemteten Staatssekretäre, in denen diese sehr deutlich arauf hinweisen, dass sie im Rahmen der vorläufigen aushaltsführung nicht vorankommen. Der Bürger in iesem Land soll wissen: Wenn wir Pech haben – ich ede in diesem Zusammenhang ganz bewusst von Pech; enn wir wollen es ja nicht –, wird der Weg für die von hnen gepriesenen zusätzlichen Mittel erst Mitte dieses ahres frei sein. Das so zu sagen, ist nicht nur gute Rheorik, sondern auch Klarheit und Wahrheit. Ich wäre roh, wenn es anders wäre, Frau Ministerin. Aber so ieht leider die Realität aus. (Beifall bei der FDP sowie der Abg. Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der reale Aufschwung hinkt also den rhetorischen
raftmeiereien gewaltig hinterher. Wie sagte Helmut
ohl immer so schön: Es ist entscheidend, was hinten

auskommt. – Frau Schavan, es ist zwar nett, was bei Ih-
en hinten rauskommt. Aber es ist nicht gewaltig.


(Heiterkeit bei der FDP – Nicolette Kressl [SPD]: Also jetzt wirklich! Das war stillos!)


ie Bezeichnung „Schwerpunktsetzung Forschung und
ntwicklung“ hat es jedenfalls nicht verdient.


(Beifall bei der FDP)


Das gilt übrigens auch im Hinblick auf die von Ihnen
o gelobte Gestaltung des Ministeriums. Frau Reiche,
ch erinnere mich sehr genau, was Sie über Jahre hinweg
tändig dargelegt haben. Damals war nicht von einem
inisterium für Bildung und Forschung die Rede, das

en Großteil seiner Abteilungen bzw. wichtige Abteilun-
en an das Wirtschaftsministerium abgibt, in dem sie
ann sozusagen festsitzen.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das muss jetzt Frau Reiche erklären!)


ort wird nun darüber nachgedacht, wie man mit den
orschern der Helmholtz-Gemeinschaft umgehen soll.
rau Reiche, ich hätte mich gefreut, wenn Sie sich mit
hren Konzepten durchgesetzt hätten. Diese neue Regie-
ung beginnt so jedenfalls mit einer schweren Misskal-
ulation bei der Strukturierung des Ministeriums. Das






(A) )



(B) )


Ulrike Flach
tut mir Leid für Sie sowie für die Forschung und Bildung
in diesem Lande.


(Beifall bei der FDP)


Sie sprachen eben davon, dass Sie sich in guten Ge-
sprächen über die Koordinierung der Hightech-Strate-
gie befinden. Ich wünsche Ihnen, dass diese Gespräche
gut verlaufen; darüber wäre ich sehr froh. Wir haben mit
Interesse festgestellt, dass im Haushalt 15 Millionen
Euro für die Koordinierung angesetzt werden. Aber auf
unsere Frage, was sich denn dahinter verbirgt, hat man
im Ministerium leider keine Antwort geben können. Ich
befürchte daher, dass Sie bislang über gute Gespräche
noch nicht hinausgekommen sind. So muss ich mich auf
das beschränken, was anhand Ihrer Haushaltstitel mo-
mentan sichtbar wird. Sie verstehen unter massivem
Mitteleinsatz bei den Hochtechnologien Folgendes: Die
Ansätze für Softwaresysteme und die Mikrosystemtech-
nik weisen jeweils ein Plus von 1,5 Millionen Euro auf.
Bei den optischen Technologien legen Sie 2,5 Millionen
Euro drauf. Der Ansatz für die Nanoelektronik weist ein
Plus von 3,5 Millionen Euro auf. Liebe Frau Schavan,
das ist schön. Aber das ist wirklich kein technologisches
Erdbeben.


(Beifall bei der FDP)


Schauen Sie sich einmal die internationale Konkur-
renz an! Wir alle haben heute Morgen sicherlich im Ra-
dio gehört, was Japan zurzeit auf dem Gebiet der Nano-
technologie macht. Angesichts dessen wird einem angst
und bange. Aber die Mittel, die jetzt bereitgestellt wer-
den, haben nichts damit zu tun, dass die Welt nun plötz-
lich für Forschung und Entwicklung bei uns offen wäre.
Sie werden entscheidend draufsatteln müssen. Sie wer-
den sich an Herrn Steinbrück vorbeischummeln, mit Ih-
ren eigenen Haushältern fertig werden


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir sind nette Leute, Frau Kollegin, kein Angst!)


und auch darüber nachdenken müssen, ob Sie Ihr Minis-
terium nicht so führen wollen, wie Sie es uns über Jahre
in diesem Hause gesagt haben. Sie haben uns ständig er-
klärt, der Föderalismus müsse im Vordergrund stehen
und die Bundesländer seien zuständig. Sie haben das ge-
rade wiederholt. Nun schaue ich mir Ihren Haushalt an
– ich war jahrelang anderer Meinung; Frau Burchardt,
Sie werden das bestimmt bestätigen – und was sehe ich
voller Erstaunen? Die gute alte Edelgard Bulmahn
kommt uns quasi in allen Titeln wieder entgegen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Das mit dem „alt“ nehmen Sie zurück! Das mit dem „gut“ ist ja okay!)


Frau Schavan, Sie haben im Prinzip nur die SPD-Haus-
haltstitel fortgeschrieben. Sie haben sogar etwas drauf-
gesetzt.


(Zuruf von der SPD: Die sind immer noch gut! – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Rot-Grün hat eben gute Politik gemacht!)


A
z
a

e
h
d
b
z
e
i

D
s
s

g

H
i
B
w
b
h

G
r
i
w
u
b

s
t
R
f

A
S
t

(C (D ber was haben wir uns jahrelang in diesem Haus alles um Thema KMK und dazu anhören müssen, was wir bgeben sollen! Frau Ministerin, ich bin erstaunt. (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Und wir freuen uns!)


Zum Abschluss meiner Rede kann ich ihnen nur eines
mpfehlen: Tun Sie das, was Sie uns jahrelang gesagt
aben! Nehmen Sie die Mittel, die bei den Bundeslän-
ern angeblich besser aufgehoben sind – sie sollen sie ja
ehalten; ich will sie ihnen nicht wegnehmen –, und set-
en Sie sie konzentriert für das ein, was Ihnen nach der
rbärmlichen Föderalismuskommission übrig geblieben
st, nämlich für die Forschung, Frau Schavan!


(Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Ich denke, Ihr wärt dafür! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Neidhammelei!)


ann haben wir eine Chance in diesem Lande. Ich wün-
che Ihnen sehr, dass Ihnen das gelingt. Unsere Unter-
tützung haben Sie.


(Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Wo ist Westerwelle? – Dr. Uwe Küster [SPD]: Die FDP, klein, aber gemein!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1602704500

Ich erteile das Wort für die SPD-Fraktion dem Kolle-

en Klaus Hagemann.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1602704600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Da wir über den Zukunftsetat sprechen, heiße
ch ganz besonders die vielen Jugendlichen, die von der
esuchertribüne aus unserer Debatte folgen, herzlich
illkommen. Es freut mich, dass ihr gekommen seid
zw. dass Sie gekommen sind, gerade wenn dieser Haus-
alt beraten wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Im Einzelplan 30 ist in Zahlen gegossen, welche
eldbeträge die große Koalition vorsieht, um die He-

ausforderungen der Zukunft in Bildung und Forschung,
n Ausbildung und Weiterbildung anzupacken. Damit
ill sie einen wichtigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit
nseres Landes leisten – und sie wird das auch; davon
in ich überzeugt, sehr verehrte Frau Flach.

Heute findet die erste Lesung des Regierungsentwurfs
tatt. Frau Ministerin Schavan, wir von der SPD-Frak-
ion sind der Meinung, dass die Weichen in die richtige
ichtung gestellt sind, nämlich in Richtung Zukunft. Da-

ür finden Sie unsere Unterstützung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ber in einem muss ich Frau Flach Recht geben: Wir
ozialdemokratinnen und Sozialdemokraten stellen na-

ürlich fest, dass in dem Entwurf des Einzelplans 30, den






(A) )



(B) )


Klaus Hagemann
Sie uns vorgelegt haben, Frau Schavan, sehr viel Konti-
nuität zu den zurückliegenden Jahren festzustellen ist,


(Ulla Burchardt [SPD]: Gutes setzt sich durch!)


zu sieben erfolgreichen Jahren in der Bildungs- und in
der Forschungspolitik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD], an die CDU/CSU gewandt: Klatschen Sie doch mal! Freut euch doch! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


Sehr viele erfolgreiche Projekte werden weitergeführt.
Ferner werden neue Maßnahmen erstmals finanziert, die
bereits in der letzten Legislaturperiode von Rot-Grün be-
schlossen worden sind und jetzt umgesetzt werden. Das
ist auch gut so.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn ich mich an diese Projekte erinnere, muss ich fest-
stellen, dass sie sehr schwer erkämpft werden mussten,
nämlich gegen die CDU/CSU-geführten Länder. Bei
manchen dieser Länder waren Sie von der FDP leider
auch mit in der Regierung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Bekanntlich zeigen drei Finger auf den zurück, der auf
andere mit dem Finger zeigt, Frau Flach.

Aber schließlich sind diese Projekte doch beschlossen
worden. Deswegen ein ganz besonderes Kompliment an
die frühere Bundesministerin für Bildung und For-
schung, Edelgard Bulmahn. Ihr an dieser Stelle ein Dan-
keschön für ihren Einsatz in diesem wichtigen Bereich!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Wo ist sie denn?)


Aber auch Ihnen, sehr geehrte Frau Bundesministerin
Schavan, möchte ich noch einmal unsere Anerkennung
dafür aussprechen, dass Sie den Bereich Bildung und
Forschung stärken – das wollen wir ja gemeinsam – und
dass Sie sich gegen das Konzept durchgesetzt haben, das
Ihr Vorgänger, der letzte CDU/CSU-Bundesbildungs-
minister, nämlich Herr Rüttgers, verfolgt hat: Er hat den
Etat für Forschung und Bildung als Finanzsteinbruch be-
nutzt. Die FDP war damals auch mit beteiligt – 1996,
1997, 1998 –, als diese Mittel heruntergefahren wurden.


(Ulrike Flach [FDP]: Das ist jetzt so lange her, davon reden schon meine Enkelkinder!)


Ihnen Anerkennung, Frau Schavan, dafür, dass Sie dem
Konzept, das Herr Rüttgers damals vorgegeben hat,
nicht weiter folgen!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Aber richten wir den Blick nicht zurück, sondern bli-
cken wir nach vorne! Ich will an einigen Zahlen noch
einmal deutlich machen, welche Bedeutung Bildung und
Forschung für uns haben. Wir haben heute früh vom Fi-

n
h
d
s
m
s
i
b
d
p
m
d
v
d
i

g
k
d
G
d
f

I
t
s
d
r

t
h
L
d
H

D
d
M
c
w

W
v
w
W
R
d
d

R
b
S
i
W

(C (D anzminister gehört, dass das Volumen des Bundeshausalts in diesem Jahr um 0,7 Prozent wächst – während er Etat für Bildung und Forschung um 5,6 Prozent teigt. Wenn wir die Forschungsmittel zusammennehen – die im Einzelplan 30 und die für die Ressortfor chung in anderen Einzelplänen –, so kommen wir auf mmerhin 7,2 Milliarden Euro, die für den Forschungsereich zur Verfügung stehen, davon allein 4,2 Milliaren Euro im Einzelplan 30. Auch in den anderen Einzellänen sind entsprechende Mittel vorgesehen. Die ittelfristige Finanzplanung bis zum Jahre 2009 ver eutlicht, dass dieses Programm in den nächsten Jahren erstärkt weitergeführt werden soll. Wenn ich mir alleine ie Verpflichtungsermächtigungen ansehe, dann muss ch sagen: Darin steckt noch sehr viel finanzielle Musik. Der Koalitionsvertrag sieht – darauf wurde schon hinewiesen – 6 Milliarden Euro zusätzlich für den Zuunftssektor Forschung vor. Wir warten mit Spannung arauf, Frau Ministerin, dass Sie bis kurz vor Ostern die esamtplanung für diese 6 Milliarden Euro vorlegen, amit wir darüber debattieren können. Wir sind jedenalls sehr darauf gespannt. (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wir auch!)


n den Erläuterungen zu den einzelnen Titeln heißt es öf-
er: „Mehr wegen besonders zukunftsträchtiger For-
chungs- und Entwicklungsvorhaben.“ – Ich glaube,
ass dadurch deutlich wird, welche Bedeutung der Be-
eich Bildung und Forschung hat.

Ich möchte auf die Äußerung von den hart umkämpf-
en Zielen und auf die Projekte zurückkommen, die
eute auch von Ihnen, Frau Ministerin, zu Recht als
euchttürme herausgestellt worden sind. Da ist zuerst
as wirklich erfolgreiche Ganztagsschulprogramm in
öhe von 4 Milliarden Euro zu nennen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie Mittel sind am Anfang sehr zögernd abgerufen wor-
en, insbesondere von den CDU-geführten Ländern.
eine Empfehlung ist, dass Sie ein bisschen Druck ma-

hen, damit in Ihren Ländern diese Mittel abgerufen
erden.


(Ulrike Flach [FDP]: Damit habt ihr gespart!)


ir in Rheinland-Pfalz haben festgestellt, dass die Be-
ölkerung dies so wollte. Wir haben das Ganztagsschul-
esen sehr weit ausgebaut. Ich glaube, dass durch das
ahlergebnis, das wir am vergangenen Sonntag in
heinland-Pfalz eingefahren haben, deutlich wird, dass
ie Wählerinnen und Wähler dies honorieren. Wir sind
en richtigen Weg gegangen, weil es notwendig war.


(Beifall bei der SPD)


Auch die umstrittene, aber erfolgreiche BAföG-
eform ist in diesem Zusammenhang als Leuchtturm zu
ezeichnen. Es gibt mehr BAföG-Berechtigte und mehr
tudenten, die unterstützt werden. Es sind mehr Mittel

m Einzelplan vorgesehen, nämlich 1,1 Milliarden Euro.
ir gehen damit einen Schritt in die richtige Richtung.






(A) )



(B) )


Klaus Hagemann
Es wurde im Übrigen im Koalitionsvertrag festgeschrie-
ben, dass die BAföG-Gesetzgebung erhalten bleibt.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Wir müssen aber auch noch genauer hinschauen. Die
Zahlen beim Schüler-BAföG steigen sehr stark an. Man
muss nach den Ursachen fragen und dieses Problem nä-
her beleuchten. Wir haben das im Berichterstatterge-
spräch schon getan. Es muss untersucht werden, ob sich
beispielsweise in den Berufsschulen mehr Schüler in der
Warteschleife befinden, weil sie keinen Ausbildungs-
platz erhalten haben.

Auch die viel diskutierten Mittel für den dringend er-
forderlichen Ausbau der Hochschulen will ich in diesem
Zusammenhang erwähnen. Hierfür ist in den kommen-
den Jahren eine knappe Milliarde Euro pro Jahr vorgese-
hen. Ich hoffe, dass das Geld entsprechend eingesetzt
wird und wir nicht dasselbe wie bei den Regionalisie-
rungsmitteln beobachten, die nicht immer für die Regio-
nalisierung des öffentlichen Personennahverkehrs einge-
setzt werden. Gut sind die ersten Ansätze in der
mittelfristigen Finanzplanung für den Hochschulpakt
2020. Sie, Frau Ministerin, haben hier die Richtung vor-
gegeben. Ich bin überzeugt, dass dies der richtige Weg
ist. Auch darin steckt viel finanzielle Musik.

Ein weiteres positives Beispiel, ein Leuchtturm, ist si-
cherlich die Exzellenzinitiative im Hochschulbereich,
nämlich die Universitäten, die besonders erfolgreich
sind, verstärkt zu fördern. Die Voruntersuchungen sind
abgeschlossen. Die ersten Entscheidungen sind gefällt
worden. In diesem Haushalt sind 142 Millionen Euro
vorgesehen. Wenn man die Verpflichtungsermächtigun-
gen für die nächsten Jahre hinzurechnet, ergibt sich eine
Summe von weit über 700 Millionen Euro, die zur Ver-
fügung stehen werden. Frau Flach, Sie haben die vorläu-
fige Haushaltsführung angesprochen. Wir wissen, dass
erlaubt ist, 45 Prozent der Ausgaben zu tätigen. Deswe-
gen würde ich das nicht so negativ sehen, wie Sie es dar-
gestellt haben,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


zumindest was die Projekte betrifft, die schon im letzten
Jahr veranschlagt waren und wo die Mittel entsprechend
verausgabt werden können. Liebe Frau Flach, wir sollten
hier beide Seiten der Medaille darstellen.

Im Zusammenhang mit den erwähnten Leuchttürmen
ist auch der Pakt für Forschung und Innovation zu nen-
nen, der in der letzten Legislaturperiode beschlossen
worden ist. 3 Prozent mehr in diesem Bereich, das ist der
richtige Weg.

Eines der erfolgreichsten Programme, das ebenfalls in
der letzten Legislaturperiode aufgelegt worden ist, war
das Programm zur Stärkung der Biotechnikindustrie. Ich
wiederhole: Es war eines der erfolgreichsten Pro-
gramme. Gerade kleine und mittlere Unternehmen in
diesem Bereich haben großes Interesse angemeldet. Die-
ses Programm wird umgesetzt. Auch das sei an dieser
Stelle erwähnt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


r
H
s
W
Z
b
s
d
m
h
d
w


e

s
S
F
s
M
f

d
h
d
s
g
t

W
n
d
b
H

i
B
e
d
u
g

d
s
i
n
p
d
s
A
9

m

(C (D Mit all diesen Maßnahmen kann der Bund nur Aneize schaffen und Brücken zwischen der Forschung an ochschulen oder Forschungsinstituten und der Wirt chaft bauen. Die Forschungsergebnisse müssen von der irtschaft in Produkte umgesetzt werden, die auf den ukunftsmärkten angeboten werden können. Als Negativeispiel ist sicherlich der MP3-Player zu erwähnen. Diees Produkt ist ein Forschungsergebnis der von uns geförerten Fraunhofer-Gesellschaft. Professor Bullinger hat ir gestern in einem Gespräch eindeutig erklärt: Man at dieses Forschungsergebnis, dieses Produkt, den Inustrieunternehmen wie Sauerbier angeboten und keiner ollte es. (Jörg Tauss [SPD]: Nicht nur das! Noch vieles andere mehr!)


Und vieles andere mehr. Ich habe das nur als Beispiel
rwähnt.

Die Produktion findet jetzt in den USA statt. Die ent-
prechenden Arbeitsplätze sind also in den Vereinigten
taaten geschaffen worden. Zum Glück bekommt die
raunhofer-Gesellschaft dafür Lizenzgebühren im drei-
telligen Millionenbereich. Ich wünsche mir, dass diese
ittel von der Fraunhofer-Gesellschaft auch weiterhin

ür Forschung und Bildung eingesetzt werden können.

Lassen Sie mich noch – mein Kollege Tauss wird auf
en Bereich Forschung und Bildung noch näher einge-
en – die berufliche Bildung ansprechen. Sie ist einer
er Schwerpunkte im Einzelplan 30. 368 Millionen Euro
tehen für diesen Bereich zur Verfügung. Es sei hervor-
ehoben, dass das Meister-BAföG in der letzten Legisla-
urperiode reformiert, geändert, verbessert worden ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


enn man von den 368 Millionen Euro die 118 Millio-
en Euro für das Meister-BAföG abzieht, so zeigt sich,
ass für die Förderung, die Unterstützung im Bereich der
eruflichen Bildung immer noch 250 Millionen Euro im
aushalt zur Verfügung stehen.

Wir wissen, Ausbildungsplätze müssen in erster Linie
n der Wirtschaft geschaffen werden und die schulische
etreuung muss durch die Länder in den Berufsschulen
rfolgen. Aber ein starkes Engagement des Bundes auf
iesem Gebiet ist trotz Ausbildungspakt festzustellen
nd wir haben hier entsprechende Mittel zur Verfügung
estellt.

Stichwort „Ausbildungspakt“: Dazu gehört, zu for-
ern, dass hier noch ein bisschen nachgelegt wird. Ange-
ichts der Zahlen des letzten Jahres und dessen, was ich
n meinem Wahlkreis zurzeit höre, meine ich: Es sieht
icht so rosig aus, was Lehrstellen, was Ausbildungs-
lätze angeht. Da ist in erster Linie die Wirtschaft gefor-
ert. Wir unterstützen die Maßnahmen, die vorgesehen
ind: Allein in die Unterstützung zur Schaffung von
usbildungsplätzen in den neuen Bundesländern sollen
5 Millionen Euro fließen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Der Finanzminister hat in seinem Beitrag heute Vor-
ittag auf die vielen jungen Menschen hingewiesen, die






(A) )



(B) )


Klaus Hagemann
ihre Ausbildung abbrechen oder die keinen Hauptschul-
abschluss haben. Angesichts dessen ist es sehr sinnvoll,
das Projekt „Zweite Chance“ zu unterstützen. Es ist gut,
hier mehr Mittel in die Hand zu nehmen, um Jugendli-
chen eine zweite Chance zu geben, damit sie in den Aus-
bildungsmarkt hineinkommen können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Schauen wir uns an, welche große Unzufriedenheit bei-
spielsweise in Frankreich festzustellen ist! Wir müssen
uns auf diesem Feld wesentlich mehr engagieren und die
infrage kommenden Projekte herausarbeiten, damit die
jungen Menschen eine Zukunft haben.

Wenn man mit den Trägern der Maßnahmen redet,
stellt man fest, dass es eine Menge U-25-Programme
gibt: beim Wirtschaftsminister, bei der Bildungsministe-
rin, beim Minister für Arbeit und Soziales. Man verliert
die Übersicht. Deswegen ist die Frage, Frau Ministerin,
ob man nicht auch hier, organisiert durch die Bundes-
regierung, eine Evaluation vornehmen sollte, um zu klä-
ren, wie die Mittel eingesetzt werden und wie sie gezielt
eingesetzt werden können, damit wir nicht auf der einen
Seite doppelt fördern und auf der anderen Seite Bereiche
vernachlässigen. Deswegen möchte ich hier die Anre-
gung geben, entsprechend vorzugehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie
mich jetzt zum Schluss kommen. Heute ist die erste Le-
sung des Regierungsentwurfs. Wir werden in den Haus-
haltsberatungen in den Ausschüssen, im Haushaltsaus-
schuss und im Bildungsausschuss, in die Detailarbeit
einsteigen. Es wird sicherlich noch Umschichtungen ge-
ben. Wir sind aber auf einem guten Weg. Wir müssen
uns – da haben Sie völlig Recht, Frau Flach – noch mit
der globalen Minderausgabe befassen. Die Koalition
wird mit dem Ministerium zusammen entsprechende
Vorschläge erarbeiten, damit wir die globale Minderaus-
gabe an den richtigen Stellen umsetzen.


(Beifall der Abg. Ilse Aigner [CDU/CSU])


Der Regierungsentwurf geht in die richtige Richtung.
Er ist eine gute Basis, auf der wir aufbauen können, um
für die zweite und dritte Lesung einen guten Vorschlag
vorzulegen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1602704700

Das Wort hat nun die Kollegin Dr. Petra Sitte, Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602704800

Danke schön. – Frau Präsidentin! Meine Damen und

Herren! Georg Christoph Lichtenberg hat uns Folgendes
mit auf den Weg gegeben:

m
d


L

d

d
im
s
L
w
ti
f
u
i


l
M
s


K
d



D
b
d

(C (D Die gemeinsten Meinungen und was jeder für ausgemacht hält, verdient oft am meisten untersucht zu werden. So ist es schon notwendig, in diesem Haushalt Irrtüer oder – sagen wir es etwas freundlicher – Illusionen, enen die Bundesregierung erliegt, aufzudecken. (Beifall bei der LINKEN – Jörg Tauss [SPD]: Lichtenberg dachte nicht an uns bei dem Satz!)


Nur so viel als Hinweis: Er war nicht Mitglied der
inksfraktion.

Sie werden sich jetzt vielleicht fragen, wohin ich mit
ieser Feststellung eigentlich will;


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Genau!)


enn – da haben Sie völlig Recht –: Dieser Einzelplan
merhin hat Aufwüchse. Es gibt höhere Ausgaben. Er

tärkt Forschung und Projektförderung für Bereiche wie:
ebenswissenschaften, neue Technologien sowie um-
eltgerechte nachhaltige Entwicklung. Die Exzellenzini-
ative „Spitzenunis“ und der Pakt für Forschung werden
inanziert. Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen
nd die Begabtenförderung bekommen mehr Geld. Das
st doch alles okay.


(Ulrike Flach Dieter Rossmann [SPD]: Das ist mehr als okay! – Jörg Tauss [SPD]: Das ist sogar sehr gut!)


Ja!“, sage ich auch. – Wo sollen da Irrtum und Illusion
iegen? Zahlen lügen doch schließlich nicht. – Stimmt!

it Zahlen kann man sich sehr gut beruhigen. Man kann
ich auch selbst auf die Schulter klopfen. Aber


(Ulrike Flach [FDP]: Jetzt kommt es!)


richtig! –: Dieser Haushalt leistet nicht, was sich die
oalitionsparteien im Wahlkampf noch ganz groß auf
ie Fahnen geschrieben haben.

Bei der SPD war im Wahlkampfprogramm zu lesen:

Jedem und jeder Einzelnen wollen wir unabhängig
von der sozialen Herkunft Zugang zu guter Bildung
ermöglichen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU] – Zuruf von der SPD: Klasse Satz!)


Ist in Ordnung.

Bei der CDU las sich das so:

Wohlstand für alle setzt Bildung für alle voraus. Die
Teilhabe aller an Bildung und Ausbildung ist die
zwingende Voraussetzung dafür, dass keine Bega-
bung ungenutzt bleibt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ie Ministerin hat selbst darauf hingewiesen. – So weit
in ich einverstanden. Aber nun machen Sie auch etwas
raus!


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Petra Sitte
Dieser Haushalt blendet das Erreichen aller jedoch
aus. Es finden sich in diesem Haushalt keine neuen
Zeugnisse für das Erreichen aller. Das Ganztagsschul-
programm wird lediglich zu Ende geführt.


(Jörg Tauss [SPD]: Was heißt hier „lediglich“?)


Berufsbildung, Weiterbildung, BAföG folgen den alten
Spuren. Wir alle kennen die Misere; wir haben hier oft
genug darüber geredet.

Das Hauptproblem unseres Bildungssystems besteht
darin, dass Bildungserfolge von Kindern und Jugendli-
chen vor allem durch ihre soziale Herkunft geprägt
werden.


(Ulla Burchardt [SPD]: Stimmt!)


Dieser Zusammenhang und die höchst unterschiedliche
Leistungsfähigkeit von Bundesländern haben Ungleich-
heiten und Ungerechtigkeiten zu einem Markenzeichen
auch unseres Bildungssystems werden lassen. Dagegen
müsste der Haushalt konsequent und selbstbewusst Zei-
chen setzen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will diese Ungleichheiten auch belegen. Die Abi-
turientenquoten in den Ländern liegen in einer Spann-
breite von 28 bis 48 Prozent. Die Studienanfängerquoten
liegen zwischen 40 Prozent in Bremen und circa
29 Prozent in Bayern. Der Zuschussbedarf pro Studie-
renden liegt zwischen 9 260 Euro im Saarland und
5 650 Euro in Hessen. Dagegen haben Brandenburgs
Universitäten nun wiederum die geringsten und die nie-
dersächsischen Universitäten die höchsten Ausgaben pro
Studierenden. Die Wanderungssalden bezogen auf die
einzelnen Länder sind gewaltig. Ebenso deutlich sind die
Unterschiede bei den Ausgaben für öffentliche Schulen.
Berufsschulen gehen zunehmend in freie und private
Trägerschaft über; in Sachsen sind es bereits 50 Prozent.

Das alles sind klare Belege für ungleiche quantitative
Entwicklungen. Wir alle wissen, dass es parallel dazu
sehr unterschiedliche qualitative Standards gibt. Beides
zusammen segmentiert das Bildungswesen der Bundes-
republik Deutschland immer mehr zum Nachteil von
Kindern und Jugendlichen.

Vor diesem Hintergrund führen soziale Armut und
Kinderarmut letztlich verstärkt zu Bildungsbenachteili-
gung.


(Beifall bei der LINKEN)


Armut ist ein Mangel an Chancen. Das ist ein zutiefst so-
ziokulturelles Problem für friedliches Zusammenleben
und Wirtschaften in einem Gemeinwesen.

Was passiert in diesem Land? Zunehmend entwickelt
sich ein Regionaldarwinismus. Unter diesen Vorzeichen
geht es doch schon lange nicht mehr um Wettbewerbsfö-
deralismus; machen wir uns doch nichts vor! Was übrig
bleibt, ist gnadenlose Rivalität zwischen den Regionen.
Statt Bildungsplanung in gesamtstaatlicher Verantwor-
tung kommen immer stärkere Unterschiede zum Tragen.
Es ist normal geworden, von reichen und armen Bundes-

l
t

I
o
H
w
L
w
h
s
z
a
n
g
r
W
S
s

L
S
t
F
i
d
s
k

A
h

A
w
k
s
d
F
w
b
v
m
K
i

b
d
t
s
g

t
t
H

S
n

(C (D ändern zu sprechen. Wo leben wir denn, dass wir das un, dass wir das vor allem widerspruchslos tun können? n allen Bundesländern, unabhängig davon, ob sie reich der arm sind, gibt es Kindertagesstätten, Schulen, ochschulen und Wissenschaftseinrichtungen. Wenn ir die Feststellung treffen, dass es reiche und arme änder gibt, wissen wir, dass in diesen Ländern auch jeeils völlig unterschiedliche Voraussetzungen dafür errschen, für diese Bereiche Gelder zur Verfügung zu tellen und damit Bildungsund Innovationsressourcen u mobilisieren. Also werden Kinder natürlich am Ende uch völlig unterschiedliche Startchancen haben, nicht ur, weil ihre Eltern in unterschiedlichen Einkommensruppen sind, sondern auch, weil sie zufällig in einem eicheren oder einem ärmeren Bundesland geboren sind. enn zeitgleich auch Bildungsausgaben, wie durch die tudiengebühren geschehen, privatisiert werden, wird ich diese Situation noch weiter verschärfen. Auch die Exzellenzinitiative, die hier so oft als euchtturm gerühmt wird, konnte sich – das wussten ie – nur an einen Teil der Hochschulen bzw. Universitä en richten. Das war von Anfang an klar. Die logische olge ist, dass jetzt Universitäten gewonnen haben, die n reicheren Bundesländern liegen. Das heißt, wir weren nicht nur reichere und ärmere Bundesländer haben, ondern auch reichere und ärmere Universitäten. Das ann man doch so nicht stehen lassen! m Ende bleiben alle trotzdem unterfinanziert; da steen die Leuchttürme glatt im Nebel. Das alles kann und wird nicht ohne schwerwiegende uswirkungen auf unsere Forschung bleiben. Auch enn sie heute mit diesem Haushalt mehr Geld beommt: Forschung funktioniert nicht ohne wissenchaftlichen Nachwuchs. Auf EU-Ebene werden wir in en nächsten Jahren 1,2 Millionen Forscherinnen und orscher mehr benötigen. Wissenschaftlichen Nachuchs wiederum gibt es nur mit mehr und besser ausgeildeten Studierenden. Diese wiederum bedürfen eines ernünftigen, gut ausgestatteten, leistungsfähigen allgeeinen öffentlichen Schulwesens, das möglichst viele inder zur Hochschulreife bringt. Wenn sich aber schon n der Grundschule die deutlichen Leistungsunterschiede das belegen insbesondere Studien vom Kinderschutzund – allein aus dem sozialen Umfeld erklären, in dem ie Kinder aufwachsen, dann machen weder der frühzeiige Beginn der gymnasialen Stufe Sinn noch die Einchränkung des Ganztagsanspruchs auf einen Kindertaesstättenplatz für Kinder arbeitsloser Eltern. Wer allen gute Bildungschancen und soziale Perspekiven bieten will, muss auf die bestehenden Ungleichheien und Ungerechtigkeiten anders reagieren, als es dieser aushalt tut. tattdessen geben Sie im Zuge der Föderalismusreform och mehr Kompetenzen ab. Dr. Petra Sitte Man muss sich das einmal vorstellen: Das Bildungssystem der Bundesrepublik Deutschland steht auf 16 Säulen, die in ganz unterschiedlicher Weise die Traglasten aufnehmen können. Sie wollen ein belastbares Gesamtgebäude und müssen sich daher mit 16 Baumeistern einigen, die auch noch für das Fundament zuständig sind. Das alles geschieht vor dem Umbau auf EU-Ebene, parallel zum Bolognaprozess und parallel zur Einführung von Bachelorund Masterstudiengängen. Ganz dramatisch wird es beim Hochschulbau. Da werden die Ausdifferenzierungen zwischen den Bundesländern noch zunehmen. Es werden Millionenbeträge insbesondere in den Bundesländern verloren gehen, die eben nicht in der Lage sind, kozufinanzieren. Das geht zulasten der Hochschulen, der Studierenden und der Forschungseinrichtungen. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


In einer neuen Architektur zu bauen heißt, Projekte
anzugehen und Impulse zu setzen, die jede Ebene fest
und verlässlich mit der anderen verbindet. Man kann
nicht auf Bundesebene Bildung und Forschung zu einer
Priorität erklären – wie Sie das vorhin aus meiner Sicht
vollkommen zutreffend getan haben –, aber dann im
Rahmen der Föderalismusverhandlungen diesen Bereich
als Bauernopfer auf den Altar der Befriedung der Länder
legen. Das geht doch nicht.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: So ein Quatsch! – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Gut beobachtet!)


Aus unserer Sicht müssten vor allem in folgenden
Feldern neue Impulse für ein qualitativ besseres Bil-
dungs- und Forschungssystem gesetzt werden: Ausbau
des BAföG als Bildungs-BAföG zur sozialen Öffnung
der Schulen, Hochschulen und Weiterbildungseinrich-
tungen. Meinem Vorredner, der sich wundert, warum die
Anzahl der Empfänger von Schüler-BAföG zugenom-
men hat, kann ich nur sagen, dass das „vielleicht“ mit
der sozialen Situation der Eltern zu tun hat.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich nenne weiterhin: stärkere Unterstützung der Fach-
hochschulen zum Ausbau ihrer Forschungen; Förderung
von Kindertagesstätten bzw. von Kinderbetreuungs- und
Bildungsangeboten vor allem in den westlichen Bundes-
ländern; Förderung von Modellstudiengängen für eine
Hochschulausbildung von Kindertagesstättenerzieherin-
nen und -erziehern. In Finnland gilt das Motto „Das
Beste für die Kleinen!“. Wieso eigentlich nicht auch
hier?


(Beifall bei der LINKEN)


Weitere Punkte sind: Ausbau und Qualifizierung von
Lehramtsstudiengängen; Fortschreibung des Projektes
Ganztagsschulen für ein längeres gemeinsames Lernen;
Unterstützung von Schulsanierungen, weil durch die Ab-
senkung sowohl von Bundes- als auch von Landeszu-
weisungen die kommunale Ebene nicht mehr in der Lage

i
r

s
t
h
U
t
N
n

h
d
a
G
M
e
P

H

N

r
s
4
2
s

D
e
d
d

s
i
v
p
d

W
g
n
d
B
c
S

(C (D st, dieser Aufgabe angemessen nachzukommen; Fördeung und Sicherung der dualen beruflichen Ausbildung qualitativ und quantitativ –; Förderung von wissen chaftlichem Nachwuchs und Graduierungsmöglichkeien über alle Wissenschaftseinrichtungen hinweg, Fachochschulen und innovative kleine und mittelständische nternehmen eingeschlossen. Juniorprofessuren müss en ebenfalls mit einbezogen und fortgeführt werden. atürlich gibt es noch viel mehr Punkte. Ich kann aber ur einen Auszug präsentieren. Wenn wir all diese Aufgaben nicht mit diesem Hausalt oder zumindest mit dem nächsten Haushalt angehen, ann ergibt sich ein verfassungsrechtliches Problem. Das lles hat nämlich die Revision des Grundsatzes der leichwertigkeit der Lebensverhältnisse zur Folge. Die inister der Bundesregierung haben vor diesem Haus inen Eid geleistet. Sie sollten also genau an diesem unkt das Grundgesetz beachten. Danke schön. Als nächste Rednerin hat nun die Kollegin Priska inz, Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen, das Wort. Priska Hinz EN)


(Beifall bei der LINKEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1602704900
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Es ist

ichtig und erfreulich, dass der Etat für Bildung und For-
chung um 5,6 Prozent erhöht wird. Das sind
24 Millionen Euro. Es ist auch erfreulich, dass davon
92,5 Millionen Euro noch sozusagen rot-grünes Geld
ind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


ie verbleibende Erhöhung um 131,5 Millionen Euro
ntspricht einem Aufwuchs von 1,74 Prozent. Allein
ieser Teil ist Ihr Verdienst, Frau Schavan. Aber auch
arüber freuen wir uns mit Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Es ist sicher richtig, dass dieser Aufwuchs auf be-
timmte Schwerpunkte verteilt werden soll. Diese sind
m Haushalt verankert. Frau Ministerin, Sie haben sich
or allen Dingen drei Schwerpunkte für diese Wahl-
eriode vorgenommen. Das sind die Bereiche „Ausbil-
ung“, „Weiterbildung“ und „Forschung“.

Schauen wir uns einmal die einzelnen Bereiche an.
arum werden eigentlich jenseits des Jobstarterpro-

ramms, mit dem noch unter der alten Regierung begon-
en wurde, die Mittel für den Titel „Berufliche Bil-
ung“ um 9 Prozent gekürzt? Warum kann im
erichterstattergespräch nicht erläutert werden, aus wel-
hem Titel und wie die so genannte „Zweite Chance für
chulabbrecher“ finanziert wird? Das haben Sie zwar






(A) )



(B) )


Priska Hinz (Herborn)

zur Chefinnensache gemacht; aber Ihr Ministerium kann
nicht erklären, wie dieses Programm aussehen soll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Man kann zwar sagen: Von einer Ministerin, die nicht
weiß, wie viele junge Menschen Ende letzten Jahres
ohne Ausbildungsplatz dastanden, ist nichts anderes zu
erwarten. Aber es ist beschämend, dass sich das im
Haushalt fortsetzt, was wir schon beim Ausbildungspakt
gesehen haben: dass es keinerlei Ideen für eine Fortent-
wicklung des Paktes und zur Schaffung von zusätzlichen
Ausbildungsplätzen gibt. Denn die derzeitige Situation
behindert die Zukunftsperspektiven der jungen Men-
schen in diesem Land.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Hinzu kommt, dass die Mittel für die Benachteiligten-
förderung gekürzt werden. Wenn man das mit Ihrem Be-
griff der Talentschmiede verbindet, dann kann ich dazu
nur sagen: Es ist völlig daneben, wenn Sie mit Ihrer Vor-
stellung von Talentschmiede nur bei den Hochschulen
und der Begabtenförderung ansetzen. Der Begriff „Ta-
lentschmiede“ muss auch diejenigen jungen Menschen
umfassen, die in die berufliche Ausbildung gehen. Da
haben Sie bislang nichts vorzuweisen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der zweite Schwerpunkt, der bei Frau Schavan rheto-
risch ganz oben angesiedelt ist, ist die Weiterbildung.
Hier stehen wir angesichts der demografischen Situation
vor großen Herausforderungen. Allerdings werden die
Mittel für den Titel „Weiterbildung und Lebenslanges
Lernen“ um 12 Prozent gekürzt. Weiterbildung ist eine
Innovation. Frau Schavan, Sie sind nur in den Bereichen
„Warme Worte verteilen“ und „Kompetenzen abgeben“
im Rahmen der Föderalismusreform innovativ; aber Ta-
ten zeigen Sie nicht, jedenfalls nicht im Bereich der Wei-
terbildung, der Ihnen noch nicht einmal einen Satz in Ih-
rer Rede zum Haushalt wert gewesen ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zum dritten Schwerpunkt: zur For-
schung. Die dortige Mittelsteigerung begrüßen wir. Un-
geklärt ist allerdings bis heute, ob wir ein Forschungs-
förderungsgesetz brauchen. Unbeantwortet bleibt die
Frage, wie die Sozial- und Geisteswissenschaften in die-
sem und in weiteren Haushalten über das alte rot-grüne
Programm hinaus gestärkt und gefördert werden sollen.
Falsch ist, dass die Nachhaltigkeit in der Forschung bei
der Weißen Biotechnologie und Bioindustrie keine Rolle
mehr spielen soll. Falsch ist auch, dass es keine Mittel
für die ökologische und ethische Begleitforschung, zum
Beispiel bei der Nanotechnologie, geben soll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Machen wir doch alles!)


Kritisch sehen wir die Finanzierung des Ethikrates.
Den haben Sie von der CDU/CSU immer scharf als Re-
gierungsinstrumentarium, als Beratungsgremium der
Regierung kritisiert. Jetzt soll er finanziert und damit die
Struktur vorweggenommen werden, die eigentlich erst

e
w

d
w
g
s
v
g
v

S
a
d
w
r
n
f
S

h
s
g
t
G
s

S
m

K

N

m

A
s
k

W
v

(C (D inmal im Parlament geklärt werden müsste. Das halten ir für falsch. Wenn man sich diesen Haushalt und das ansieht, was ie Bundesregierung vorhat, ist besonders merkwürdig, ie mit dem Thema Bildungsföderalismus umgeganen wird. Die Bildungsforschung muss sicherlich getärkt werden; das ist richtig. Aber dass dies auf Kosten on Projekten geschieht, die zur Schaffung gleichwertier Lebensverhältnisse führen sollen, zeigt, dass Sie hier öllig auf dem Holzweg sind. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aber das ist doch ein nachwachsender Rohstoff! Das finden Sie doch gut!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie wollen nicht nur in der Föderalismusreform, sondern
uch bei Projekten, die dazu führen sollen, gleiche Stan-
ards zu erhalten und Mobilität in Deutschland zu ge-
ährleisten, den Bereich der Bildungsforschung rasie-

en. Dann dürften Sie aber kein Geld mehr in die Hand
ehmen, um die Ergebnisse, die sich aus der Bildungs-
orschung ergeben, umzusetzen. Ich sage Ihnen: Da sind
ie gänzlich auf dem Holzweg.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ein nachwachsender Rohstoff!)


Der Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung
at gezeigt, dass die Ganztagsschulen ein Erfolgsmodell
ind. Wir bräuchten weitere solcher Modelle. Pro-
ramme wie die für Wissenschaft und Hochschule müss-
en fortgeführt und dürften nicht eingestampft werden.
erade die Hochschulen in den neuen Ländern haben

ehr davon profitiert.


(Beifall der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


o etwas wird nach der Föderalismusreform nicht mehr
öglich sein.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1602705000

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

ollegin Flach?

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Nein, ich bin beim letzten Satz. Meine Kollegin

öchte auch noch sprechen.

Meine Damen und Herren, bei aller Freude über den
ufwuchs der Mittel für den Bereich Bildung und For-

chung ist der Haushalt, wie er jetzt als Entwurf vorliegt,
eine Antwort auf die Zukunftsfragen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich denke, er ist von Rot-Grün!)


ir hoffen sehr, dass er im Laufe der Beratungen noch
erändert wird.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1602705100

Nun hat das Wort für die CDU/CSU-Fraktion die Kol-

legin Ilse Aigner.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1602705200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Die
Stimmung in der Wirtschaft und bei den Menschen
steigt. Der Bundesregierung ist es gelungen, wieder Ver-
trauen in unser Land zu bringen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr! – Ulrike Flach [FDP]: Ach, Frau Aigner!)


Diese positive Stimmung müssen wir nutzen. Wir müs-
sen den Leerlauf verlassen, den Vorwärtsgang einlegen
und die Anfangsbewegung in einen kräftigen Schub ver-
wandeln.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dazu müssen wir den Wettbewerb um die besten Köpfe
aufnehmen. Ob wir künftig in der Weltspitze mitspielen
oder uns in der Qualifikantenliga wiederfinden, hängt im
Wesentlich von zwei Faktoren ab, nämlich davon, wie
erfolgreich wir hoch qualifizierte Menschen aus- und
weiterbilden und wie erfolgreich wir die Schlüsseltech-
nologien des 21. Jahrhunderts entwickeln.

Innovation ist die Schubkraft unserer Zukunft. Des-
halb investieren wir in diesen Bereich. Das ist nicht hoch
genug einzuschätzen, da wir gleichzeitig in anderen
Bereichen sparen müssen. Bis zum Ende der Legislatur-
periode werden wir zusätzlich 6 Milliarden Euro für For-
schung und Entwicklung aufwenden. Dies ist ein Kraft-
akt, der sich zum ersten Mal in diesem Haushalt
manifestiert. Die Ausgaben für Bildung, Forschung und
Entwicklung zeigen unsere Bereitschaft, über den Tag
hinaus zu denken. Wir wollen die Zukunft gestalten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir bauen auf drei Säulen. Wie vielleicht der eine
oder andere von Ihnen weiß, war ich früher in der Raum-
fahrt engagiert. Leider hat uns ein Parteikollege dieses
Themenfeld weggeschnappt. Trotzdem passt ein Bild
aus der Raumfahrt sehr gut zu diesen drei Säulen: die
Ariane-Rakete. Sie hat drei Triebwerksstufen. Als erste
Stufe dienen die Feststoffbooster. Sie sind außerhalb des
Haupttriebwerkes angebracht und eignen sich deshalb
hervorragend für einen Vergleich mit der außeruniversi-
tären Forschung.

Damit bin ich beim Pakt für Forschung. Er wurde
im letzten Jahr vereinbart. Wir stellen ihn jetzt auf eine
solide finanzielle Basis.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die geförderten Forschungseinrichtungen von Max
Planck bis Helmholtz können sich auf uns verlassen. Sie
bekommen bis 2010 jährlich 3 Prozent mehr. Grundla-
genforschung braucht Planungssicherheit.

A
l
w
e
n
s

e
m
l
f

s
s
w
F
w
d
a
w
l
A
l
g
S
z
z
s

D
i

H
s
U
R
D
d
1
w
E
f

M
g
s
D

(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Klaus Hagemann [SPD] und der Abg. Ulrike Flach [FDP])


lle großen Quantensprünge der Innovation basieren
etztendlich auf Grundlagenerkenntnissen: Das GPS
ürde sich um Meter vermessen, gäbe es nicht die

insteinsche Relativitätstheorie. Die moderne Gentech-
ik wurde erst möglich durch die Aufklärung und Ent-
chlüsselung der DNS-Struktur.

Der Pakt hieße aber nicht Pakt, wenn wir nicht auch
twas erwarten dürften. Die Forschungseinrichtungen
üssen drei entscheidende Punkte als ihre eigenen An-

iegen begreifen: Nachwuchsförderung, Karrierechancen
ür Frauen und eine Vernetzung mit den Hochschulen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Damit komme ich zum Haupttriebwerk, zu den Hoch-
chulen. Die Hochschulen sind letztendlich das Herz-
tück des Wissenschaftssystems. Die jungen Nach-
uchswissenschaftler sind der Treibstoff für die
orschung. Mit der Exzellenzinitiative haben wir einen
irklich guten Weg eingeschlagen. Wir entwickeln so
ie Stärken unserer Hochschullandschaft. Die erste Vor-
uswahlrunde ist beendet und hat einen Paradigmen-
echsel eingeleitet. Früher war die Mehrheit in Deutsch-

and darauf bedacht, eine Illusion aufrechtzuerhalten:
lle Universitäten sind gleich. Gleich schlecht war ihr

ieber als unterschiedlich gut. Der Exzellenzwettbewerb
ibt der Hochschulentwicklung nun einen enormen
chub. Auch diejenigen, die nicht zu den Gewinnern
ählen, haben ihre Stärken erkannt; sie haben eine
weite Chance, bei den Schwächen etwas nachzubes-
ern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


er Betrag von 1,4 Milliarden Euro aus der Bundeskasse
st bei der Exzellenzinitiative sehr gut angelegt.

Mit der Vollkostenfinanzierung werden wir die
ochschulen zusätzlich stärken. Bisher belasten Wissen-

chaftler, die bei der DFG Drittmittel einwerben, die
niversitäten mit den entstehenden Gemeinkosten für
äume, Strom, Material usw. Künftig sollen über die
FG-Förderung hinaus diese Kosten übernommen wer-
en. Wir wollen mit einer Förderung in Höhe von
0 Prozent beginnen und später 20 Prozent übernehmen,
as zusätzlichen Ausgaben in Höhe von 300 Millionen
uro entspricht. Das ist eine sehr deutliche Entlastung

ür die Hochschulen.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Koalitionspartner wird unruhig, Frau Aigner!)


it der finanziellen Untermauerung kann man die Le-
ende widerlegen. Der Bund zieht sich eben nicht aus
einer Verantwortung für die jungen Menschen zurück.
as Gegenteil ist der Fall.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Ilse Aigner
Der Bund entlastet die Länder bei der Forschung. Die
Länder müssen sich im Gegenzug selbst verpflichten:
Sie müssen die Kapazitäten ausbauen und die Lehre stär-
ken. Eben diese Verpflichtung wäre das wirklich Neue
und Wirkungsvolle. Das wäre ein wirklicher Pakt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Kommen wir zur Oberstufe, die die Satelliten im
Weltraum platziert. Ich will sie mit den wissenschaftli-
chen Leuchttürmen vergleichen. In den letzten Jahren
war viel von Innovationsoffensiven und Leuchttürmen
die Rede. Bei der Projektförderung wurde aber leider
real gekürzt. Nun gibt es endlich einmal wieder Steige-
rungen im Haushalt, die das Wort Innovationsoffensive
rechtfertigen.

Das zeigt sich exemplarisch am Titel „Vernetzte
Welt“. Die Mittel steigen allein hier um 18 Prozent. Da-
hinter verbergen sich zum Ersten Projekte wie zum Bei-
spiel die Entwicklung hoch leistungsfähiger Grids. Das
sind neuartige Telekommunikationsnetze. Sie ermögli-
chen die rasche und preiswerte Bearbeitung von höchst
komplexen Computeraufgaben. Zum Zweiten geht es
beim Titel „Vernetzte Welt“ um Sicherheitstechnologien,
um zum Beispiel eine vertrauenswürdige Übermittlung
von Daten zu ermöglichen. Bei diesem Problem gibt es
leider offensichtlich bei den Hackergemeinschaften
mehr FuE als bei der Wissenschaft. Auch die Geheim-
dienste interessieren sich dafür; naturgemäß veröffentli-
chen sie aber leider nicht ihre Ergebnisse. Deshalb müs-
sen in Deutschland auch hier die Kompetenzen
ausgebaut werden. „Vernetzte Welt“ ist ein wirkliches
Leuchtturmprojekt.

Auch die Geisteswissenschaften gehören eindeutig
zu den Leuchttürmen. Eine innovative Gesellschaft
braucht unbedingt die Reflexion der Geisteswissenschaf-
ten. Auch deshalb erfahren sie eine Steigerung der Mittel
um über 13 Prozent.

Die große Koalition geht mit diesem Haushalt in Vor-
leistung. Das ambitionierte Ziel, die Ausgaben für For-
schung und Entwicklung auf 3 Prozent des Brutto-
inlandsprodukts zu steigern, bedeutet in nackten Zahlen:
Wir müssen die Ausgaben für Forschung und Entwick-
lung von momentan 55 Milliarden Euro Jahr für Jahr auf
67 Milliarden Euro in 2010 steigern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Aufwendungen in Höhe von 3 Prozent sollen zu
zwei Dritteln von der Wirtschaft und zu einem Drittel
von der öffentlichen Hand, also von Bund und Ländern
finanziert werden. Deshalb geht heute mein Appell weit
über dieses Haus hinaus an die Wirtschaft und an die
Länder, sich an dieser gemeinsamen Kraftanstrengung
zu beteiligen.

Die Rakete ist fertig.


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Sie steht auf der Startrampe. Wir müssen sie nur noch
gemeinsam auf eine gute und richtige Bahn bringen.

t

u
z
h
g
w
H
r

s
E
n
I
k
A
U
F
s
E
W
B
s

ü
d
B
c
d
e

z
d
d
s
S
d

s
t

(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Wir sind bereit!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1602705300

Das Wort hat nun der Kollege Uwe Barth, FDP-Frak-

ion.


(Beifall bei der FDP)



Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1602705400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Frau Ministerin, „Deutschland soll sich
u einer Talentschmiede entwickeln“. So haben Sie
eute Ihre Rede begonnen, so haben Sie auch Ihre Re-
ierungserklärung begonnen. Niemand hier im Raum
ürde Ihnen widersprechen. Allerdings müssen sich Ihr
aushaltsansatz und die Politik der gesamten Bundes-

egierung an diesem Anspruch messen lassen.


(Beifall bei der FDP)


Meine Kollegin Flach hat die Einschätzung der FDP
chwerpunktmäßig zu den Bereichen Forschung und
ntwicklung dargelegt. Deshalb möchte ich mich auf ei-
ige andere Punkte konzentrieren. Sie haben – auch in
hrer Regierungserklärung – gesagt, die soziale Her-
unft darf nicht die persönliche Zukunft entscheiden.
uch das ist richtig. Wo sind aber die neuen Ansätze zur
msetzung dieser Erkenntnis? Jeder weiß, dass die frühe
örderung über Bildungschancen entscheidet: Im vor-
chulischen Bereich und in der Grundschule fällt die
ntscheidung, nicht im Bereich der Studiengebühren.
o sind Ansätze oder gar Programme für frühkindliche
ildung? Wo sind Modelle wie zum Beispiel die engli-

chen Early-Excellence-Centers?


(Beifall bei der FDP)


Ihre Kollegen Steinbrück und von der Leyen reden
ber kostenlose Kinderbetreuung. Gerade die Verbin-
ung von frühkindlicher Betreuung und frühkindlicher
ildung entscheidet ganz grundlegend über die persönli-
hen Chancen im Bildungssystem. Gerade der Bereich
er frühkindlichen Bildung muss aus unserer Sicht ganz
ntscheidend verbessert werden.


(Beifall bei der FDP – Ulla Burchardt [SPD]: Deswegen haben wir auch das Tagesbetreuungsausbaugesetz gemacht! Das gibt es schon!)


Ich frage mich, wo in dieser Debatte die eigenen Kon-
epte der Bundesbildungsministerin bleiben. Wo bleibt
er bildungspolitische Akzent der Bundesregierung in
ieser Debatte? „Die soziale Herkunft darf nicht die per-
önliche Zukunft entscheiden.“ – Richtig. Dann schaffen
ie aber auch Möglichkeiten. Tun sie gerade im Bil-
ungsbereich etwas.

Sehr verehrte Frau Kollegin Hinz, das Ganztags-
chulprogramm hat nicht den Erfolg, den Sie gerne be-
onen.


(Beifall bei der FDP )







(A) )



(B) )


Uwe Barth
Im Jahr 2005 wurde die globale Minderausgabe zu gro-
ßen Teilen aus dem fehlenden Mittelabruf aus diesem
Programm realisiert.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Erklären Sie mir doch einmal, was eine globale Minderausgabe ist!)


Das widerspricht Ihrer Darstellung ganz erheblich.


(Beifall bei der FDP)


Nicht Bauten, sondern Bildung ist eine Investition.
Deswegen fordere ich die Bundesregierung auf, gerade
im Bildungsbereich mehr zu tun.


(Jörg Tauss [SPD]: Aber Bildung im Freien wollen wir auch nicht!)


Wahrscheinlich wird dies aber wie Ihre eigenen, viel be-
scheideneren Ansätze an der Föderalismusreform kläg-
lich scheitern.

Leider ist festzustellen, dass sich in den ersten Mona-
ten nach der Amtsübernahme, in – wie wir seit vorges-
tern wissen – Phase 1, in der Bildungspolitik noch nichts
Wichtiges getan hat. Der Haushaltsentwurf ist letztlich
ein Abbild der Konturlosigkeit des bisherigen Regie-
rungshandelns.


(Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU und der SPD)


Die Ministerin hat den Entwurf als Aufbruch und Herr
Hagemann hat ihn gleichzeitig als Fortschreibung der
rot-grünen Regierungspolitik bezeichnet. Herr
Hagemann, ich gestehe, dass ich näher bei Ihnen bin.
Das ist aber gerade nicht der Aufbruch, den wir brau-
chen.

Liebe Frau Kollegin Aigner, Sie haben Herrn Einstein
und seine Relativitätstheorie bemüht. Mir kommt die Si-
tuation in der Koalition ein bisschen so vor wie bei der
heisenbergschen Unschärferelation: Die einen wissen
nicht, wo wir stehen, und die anderen wissen nicht ge-
nau, wie schnell wir uns bewegen.


(Beifall bei der FDP)


Sehr verehrte Frau Ministerin, wir von der FDP haben
Ihr Wort von der zweiten Chance ganz ausdrücklich be-
grüßt. Jedes Jahr verlassen 8 bis 9 Prozent aller Schüle-
rinnen und Schüler die allgemein bildenden Schulen
ohne jeden Abschluss. Wir brauchen gerade für diese
Schülerinnen und Schüler mehr Ausbildungsplätze. Wa-
rum aber, so frage ich mich, kürzen Sie die Zuschüsse
für die überbetrieblichen Ausbildungsstätten um
5 Millionen Euro und den Ansatz für Jugendliche mit
besonderem Förderungsbedarf um weitere 4 Millio-
nen Euro? Akzentsetzung für eine zweite Chance sieht
für mich etwas anders aus.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren von der Koalition, Sie wol-
len den Hochschulen und Forschungseinrichtungen in
Deutschland mehr Freiraum einräumen. Das hat die Mi-
nisterin wiederholt geäußert. Bei allem Respekt, sehr

v
s
H
w
t

I
b
h
n
a
l

l
f
s
F
r
t
a
I

d

F

g
r
n
s
a


t
i

w
g
s
h
o
d
m

(C (D erehrte Frau Ministerin, aber Sie werden den Hochchulen gar nichts einräumen. Denn Sie wollen die ochschulen komplett der Länderbürokratie überantorten und lehnen unseren Vorschlag, die Hochschulau onomie im Grundgesetz zu verankern, ab. Sie planen, die Mittel für den Hochschulbau an den nvestitionen der Jahre 2000 bis 2003 zu orientieren zw. festzuschreiben. Damit schwächen Sie in ganz ereblichem Umfang gerade die Hochschulen in den fianzschwächeren Ländern und Sie schwächen damit uch die Möglichkeiten für eine dynamische Entwickung der Hochschulen in ganz Deutschland. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir brauchen aber keine Schwächung der Hochschu-
en, sondern eine Verbesserung der Rahmenbedingungen
ür Bildung und Forschung in unserem Land. Dann wird
ich unser Land im Sinne dessen, was Sie, sehr verehrte
rau Ministerin, eingangs gesagt haben und was auch Ih-
er Regierungserklärung zu entnehmen war, zu einer in-
ernational anerkannten Talentschmiede entwickeln. Für
lles, was zur Erreichung dieses Ziels beiträgt, kann ich
hnen die Unterstützung der FDP-Fraktion zusagen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1602705500

Ich erteile nun das Wort dem Kollegen Jörg Tauss von

er SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Ilse Aigner [CDU/CSU] – Uwe Barth [FDP]: Mit neuer Frisur!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1602705600

Das ist keine neue Frisur; ich war bei einem anderen

riseur.


(Heiterkeit)


Lieber Kollege Barth, ich bin von manchem, was Sie
esagt haben – auch zum Thema Föderalismus-
eform –, angetan. Bis Sonntag hatte sich das allerdings
och anders angehört. Kollege Meinhardt – wir haben
chon beim Rotwein im Nachtzug zusammengesessen –,
uch bei Ihnen hat sich das anders angehört.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Hört! Hört!)


Ja, man pflegt ja die Kommunikation mit der Opposi-
ion auf allen Ebenen, auch zu mitternächtlicher Stunde
m Speisewagen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, bis Sonntag haben
ir noch von Herrn Burgbacher und Herrn Westerwelle
ehört, dass die Föderalismusreform das Gelbe vom Ei
ei. Daher bin ich gespannt – Kollege Kauder sitzt weiter
inten –, wie Baden-Württemberg sich zu diesem Thema
uten wird. Ich bin in der Tat der Auffassung, dass wir
as eine oder andere hier sachlich und real besprechen
üssen.






(A) )



(B) )


Jörg Tauss

(Zuruf der Abg. Ulrike Flach [FDP])


– Frau Flach, ich nehme Sie ausdrücklich aus. Es scheint
ja hier einen Wechsel zu geben. Nur, wenn Sie sagen, Sie
wollen mit uns zusammenarbeiten, dann möchte ich wis-
sen, für welchen Teil der FDP Sie sprechen. Ich weiß,
dass „liberal“ heißt, dass jeder das sagen darf, was er ge-
rade sagen will. Aber das führt bei einem Thema wie der
Föderalismusreform natürlich zu nichts.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es wird spannende Diskussionen geben. Das ist völlig
klar.


(Uwe Barth [FDP]: Auf die freuen wir uns!)


Kollege Struck hat hier einiges zu diesem Thema ge-
sagt und dazu, über welche Punkte man sachlich reden
muss. Kollege Kauder, ich halte es für vernünftig, wenn
wir über das alles miteinander und mit den Ländern dis-
kutieren. Das passt genau zu dem, was Sie, liebe Kolle-
gin Aigner, über die Raketen gesagt haben. Das ist ein
wunderbares Bild. Man kann sich das richtig vorstellen.
Aber bei Raketen ist es so: Je höher sie steigen wollen,
desto mehr Ballast müssen sie abwerfen. Stück um Stück
fällt da etwas ab. Jetzt müssen wir nur aufpassen, dass
vor lauter föderalem Ballast die Rakete nicht in eine
Umlaufbahn gelangt und sie dort mit großem Brimbo-
rium verglüht. Das wäre in der Tat nicht das, was wir bil-
dungspolitisch wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Kollegin Sitte – wo sie Recht hat, hat sie Recht –, der
Abstand zwischen guten und schlechten Schülerin-
nen und Schülern ist eine Tatsache. Das hat die PISA-
Studie ergeben. Das ist ein viel dramatischerer Befund
als das Problem, dass der eine oder andere nicht recht-
zeitig Rechnen und Schreiben lernt. Das kann man noch
lernen. Das hat nichts mit Bildung zu tun. Das ist Kultur-
technik. Aber dass in der Tat der Abstand zwischen gu-
ten und schlechten Schülerinnen und Schülern in keiner
vergleichbaren Industrienation so groß ist wie in
Deutschland und dass vor allem die soziale Herkunft der
entscheidende Punkt bei der Frage ist, ob jemand zu den
Schlechten oder zu den Guten gehört, das ist das eigent-
lich Dramatische, was aus den PISA-Ergebnissen he-
rauszulesen ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Deshalb müssen wir uns um diese Punkte kümmern und
sehen, was Bundeskanzler Schröder schon früher sagte:
Bildung ist eine nationale Aufgabe. Wir sollten darüber
reden, wer an welcher Stelle in sinnvollen Kooperatio-
nen – nicht mit Kooperationsverbot – etwas bewirken
kann. Vor genau dieser Aufgabe stehen wir.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das heißt dennoch – hier will ich keine Vermischung
haben –, dass selbstverständlich – so steht es in unserem

G
f
s

K
I
l

D
t
k
D
t

D
r
w
d

a
B
d
t

D
l
d
k
m

n
a
i
c

D
e
G

l
s
W
z
e
s
v

W
D
s

(C (D rundgesetz und so war es bis heute – für die Schulen, ür die Bildung zunächst einmal die Länder zuständig ind, die hier für sich mehr Kompetenzen einfordern. Aus diesem Grunde nehme ich mit großer Freude zur enntnis, was sich in dem einen oder anderen Land tut. n dem einen Land redet man nur über das Ziel „Kinderand“, in Rheinland-Pfalz macht man etwas: ort ist beispielsweise das letzte Kindergartenjahr beiragsfrei, genauso wie in Berlin gegenwärtig darüber disutiert wird, das dritte Kitajahr beitragsfrei zu stellen. as ist eine praktische Förderung, nicht nur für benach eiligte Kinder, sondern für alle Kinder. enn gemeinsames Spielen und Lernen werden in unseer Gesellschaft zunehmend wichtiger und sind eine der esentlichen Voraussetzungen für den späteren Bilungserfolg. (Ulrike Flach [FDP]: Sagen Sie doch auch mal etwas dazu, wie Sie das alles finanzieren wollen!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Liebe Kollegin Flach, Sie haben berechtigterweise
uf die Kontinuität zwischen der alten und der neuen
undesregierung hingewiesen. Allerdings sollten Sie es
er Kollegin Aigner nicht vorwerfen, dass sie ihre Rhe-
orik etwas mehr ändern musste als ich meine.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


as ist ja nicht schlimm. Denn wenn man einen neuen,
ieben Koalitionspartner hat, muss man versuchen, or-
entlich mit ihm zusammenzuarbeiten. Das ist völlig
lar und gilt auch für die Ministerin. Wir versuchen, ge-
einsam Erfolg zu haben.

Kollegin Aigner, Sie haben die Begehrlichkeiten ei-
es räuberischen Landes aus dem Süden der Republik
ngesprochen. Dort wollten sich die alten Republikler
m gesamten Bereich der Technikentwicklung breit ma-
hen.


(Heiterkeit bei der SPD)


iesen Versuch haben wir gemeinsam abgewehrt; denn
s ist vernünftig, dass das Forschungsministerium für die
rundlagenforschung zuständig ist.

In diesem Bundeshaushalt werden insgesamt 7,2 Mil-
iarden Euro für die Bildung aufgewendet. Dies ge-
chieht über alle Ressorts hinweg. Zwar kommt dem

irtschaftsministerium hier eine besondere Bedeutung
u; aber alle Ressorts sind betroffen. Deswegen kommt
s darauf an, dass wir – das wollen wir auch tun – Res-
ortforschung betreiben und alle Maßnahmen, die in den
erschiedenen Ressorts anstehen, weiterhin evaluieren.


(Ulrike Flach [FDP]: Das solltet ihr auch tun!)


ir werden uns genau ansehen, was dort getan wird.
enn wir wollen für das Geld, das wir zur Verfügung

tellen, ein Höchstmaß an Forschung erreichen.






(A) )



(B) )


Jörg Tauss
Eines wissen wir – das muss ich sagen, wenn wir
schon über Geld und Forschung reden –: Forschung
kommt nicht ohne Geld aus.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Das ist richtig!)


Das, was bei der Forschung herauskommt, ist in einer
Volkswirtschaft wieder Geld. Genau deshalb lohnt es
sich, in Bildung, Wissenschaft und Forschung zu inves-
tieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das, was in diesem Bereich geschieht, ist für die Zukunft
unseres Landes sehr wichtig und für den Erhalt unserer
sozialen Sicherungssysteme sogar existenziell.

Aus diesem Grunde ist es richtig, dass wir uns vor-
nehmen, das 3-Prozent-Ziel zu erreichen: Bis 2010 soll
der Anteil der öffentlichen und der privaten Investitio-
nen in Bildung, Forschung und Entwicklung auf 3 Pro-
zent des Bruttoinlandsprodukts gesteigert werden. Im
Rahmen dieses Einzelplans kann das nur teilweise reali-
siert werden. Daher sind wir darauf angewiesen, dass
uns auch die anderen Ressorts bei der Realisierung des
3-Prozent-Ziels helfen.

Auch die Wirtschaft muss ins Boot. Denn das 3-Pro-
zent-Ziel bedeutet nicht, dass diese 3 Prozent aus staatli-
chen Mitteln kommen sollen. Vielmehr soll 1 Prozent-
punkt aus staatlichen Mitteln – aufgeteilt zwischen Bund
und Länder – aufgewandt werden und 2 Prozentpunkte
sollen aus der Wirtschaft beigesteuert werden. Kollege
Riesenhuber und ich haben uns bereits ein paar Gedan-
ken gemacht, wie man die Rahmenbedingungen in die-
sem Bereich verbessern kann. Noch sind nicht alle un-
sere Vorschläge bei den Wirtschaftspolitikern auf großes
Interesse und auf große Freude gestoßen, vor allem nicht
bei den Finanzpolitikern, wie ich der Korrektheit halber
sagen muss. Auch darüber werden wir miteinander dis-
kutieren müssen. Ich denke, der Grundsatz, dass wir in
unserem Land etwas für Bildung, Wissenschaft und For-
schung tun müssen, ist anerkannt. Das halte ich für aus-
gesprochen wichtig.

Die Mittel für die Projektförderung haben wir um
278 Millionen Euro aufgestockt; das ist ein wichtiges
Signal. Für die Projektförderung außerhalb der Hoch-
schulen haben wir 140 Millionen Euro zur Verfügung
gestellt, auch jenseits der bekannten Bereiche, zum Bei-
spiel für die Gesundheitsforschung. Wir werden unter
anderem ein neues IT-Forschungsprogramm auflegen, da
das Programm „IT-Forschung 2006“ der alten Bundes-
regierung ausläuft. Auch diesem Sektor werden wir uns
in diesem Jahr, dem Jahr der Informatik, zuwenden. Das
ist ein spannender Forschungsbereich.

Natürlich gibt es auch ein paar Probleme; das ist völ-
lig klar. Auch diese Probleme sind von den Haushälte-
rinnen und Haushältern angesprochen worden. Zu nen-
nen ist hier zum Beispiel die globale Minderausgabe.
Aber auch bei diesem Thema sind wir uns einig, dass wir
diese globale Minderausgabe, die uns zum Teil von an-
deren Häusern auferlegt wird – das ist kritisch anzumer-
ken –, im Rahmen der Haushaltskonsolidierung erbrin-
gen wollen und müssen.

B
F
g
r


D
n
s
z
b
m
b
a
a
m
m
s

p
g
c
a
P
w
m
r
l
t

h
s
d
k
r
k
t
w

D
w

U


f
a

(C (D Was mich immer schmerzt, ist, dass wir in einigen ereichen – das ist bei Jugend und Familie genauso der all wie bei Bildung und Forschung – für Leistungsesetze, die wir zu erbringen haben, vom Finanzminister elativ wenig Anerkennung erfahren. (Karl Diller, Parl. Staatssekretär: Was? Wie bitte?)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1602705700
Hier könnten wir uns seitens des Finanzministers
och mehr Freundlichkeit vorstellen. Denn es ist doch
o: Wenn andere Ressorts die Leistungsgesetze, die sie
u erbringen haben, überziehen, bekommen wir die glo-
ale Minderausgabe. Ich fände es prima, wenn wir ein-
al anderen – beispielsweise beim BAföG – eine glo-

ale Minderausgabe auferlegen könnten. Das ist jetzt
ber natürlich reiner Egoismus. Die entscheidende Frage
ber ist: Wer soll für Leistungsgesetze aufkommen? Wir
üssen die Ausgaben für das BAföG beispielsweise im-
er aus unserem Etat finanzieren. Das ist ein Punkt, der

icher nicht ganz unproblematisch ist.


(Ulrike Flach [FDP]: Sie können es ja abschaffen!)


Natürlich sind in Bezug auf den Haushalt noch ein
aar Fragen offen. Wir haben beispielsweise noch nicht
eklärt, wie es bei der Begabtenförderung in der berufli-
hen Bildung aussieht. Dieses Thema müssen wir einmal
nsprechen, Frau Ministerin; denn das ist ein wichtiger
unkt, der über die Wirtschaft abgewickelt wird. Wenn
ir für diesen Bereich schon so viel Geld ausgeben,
öchte ich – gerade da wir ja über die Evaluierung

eden – ganz gerne erfahren, wofür dieses Geld eigent-
ich verwendet wird und was das Ergebnis dieser Begab-
enförderung ist.

Anderes Thema: Bildungskredite. Hier werden in er-
eblichem Maße Ausfälle erwartet. Wir müssen einmal
chauen, ob das wirklich so ist. Wenn die Ausfälle bei
en Bildungskrediten wirklich erheblich wachsen, dann
ann ich all denen, die kreditfinanzierte Studiengebüh-
en einführen wollen – ich will es nicht, damit das völlig
lar ist –, viel Vergnügen mit den dadurch in den nächs-
en Jahren entstehenden Belastungen für die Haushalte
ünschen.


(Beifall bei der SPD)


as ist also ein interessanter Punkt, den wir behandeln
erden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Haushälterinnen und Haushälter – der von der
nion ist gerade nicht da – –


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Er sitzt bei der SPD!)


Entschuldigung, Frau Aigner, ich hatte nur einen Blick
ür Sie. Der Kollege Kampeter hat sich schon der SPD
ngeschlossen. Ganz prima.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Den nehmen wir nicht!)







(A) )



(B) )


Jörg Tauss
– Nun sei doch nicht so. Wenn er Geld mitbringt, dann
nehmen wir auch den.


(Heiterkeit bei der SPD)


Kollege Kampeter, es gibt natürlich Themen, über die
wir auch künftig streiten wollen. Es geht hier konkret um
innovative Dienstleistungen. Wir haben immer darüber
gesprochen. Das ist ein wichtiger Punkt. Hier müssen
wir selbstverständlich etwas tun.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1602705800

Herr Kollege Tauss, gestatten Sie eine Zwischenfrage

der Kollegin Flach?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1602705900

Das wäre mir recht, weil mir die Zeit ein bisschen

davonrennt. – Bitte schön, Kollegin Flach.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1602706000

Mir auch, Herr Tauss. – Herr Tauss, ich mache mir

natürlich auch meine Gedanken über Ausfallrisiken.
Noch mehr interessiert mich aber, wie Sie mit Ihrer sehr
kritischen Einstellung zu dem Thema Studiengebühren
damit umgehen konnten, dass das Ganze jetzt von der
KfW für die von Ihnen getragene Bundesregierung ver-
antwortet wird. Hierauf hätte ich gerne eine Antwort von
Ihnen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1602706100

Schade, ich habe geschaut, welche Teile meiner Rede

ich in der Beantwortung Ihrer Frage unterbringen kann.
Aber dieses Thema wollte ich leider nicht streifen. Des-
wegen ist das nicht möglich, aber die Frage beantworte
ich gerne.

Auch zur Erläuterung für diejenigen, die sich noch
nicht mit dieser Frage beschäftigt haben: Die KfW wird
künftig Bildungskredite vergeben. Diesen Punkt halten
wir für selbstverständlich und für gut.


(Beifall des Abg. Steffen Kampeter [CDU/ CSU])


Darüber haben wir hier diskutiert. Wir haben allerdings
gesagt – das erwarten wir ganz klar –, dass wir aus die-
sem Kreditprogramm keinerlei Risiken in irgendeiner
Form für den Bundeshaushalt hinnehmen werden und
wollen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Ilse Aigner [CDU/CSU])


Die Kalkulation der KfW ist in der Tat so, dass sie mit
dem Zinssatz, den sie erheben will, die Kredite und auch
die Ausfälle finanzieren wird.


(Otto Fricke [FDP]: Wunschkredit!)



k
l

g
l
t
w
S
n

g
d
L
a
ü
w
d
e
t
g
h
d
r
f
a
g
e
B

F


I
a
g
r
g
d
g
v

B
v
P
t
a
l
s
g
i
S
d

i
t
d
K
s

(C (D Ja, gut: Ob sich jemand mit diesem Kredit ein Auto auft oder sonst irgendetwas finanziert, kann ich natürich nicht mit polizeilichen Mitteln ermitteln. Es geht darum, einem Studierenden ein Kreditproramm zur Verfügung zu stellen. Am besten ist es natürich für denjenigen, der in ein sozialdemokratisch regieres Land geht, in dem Studiengebühren nicht erhoben erden. Das ist doch völlig logisch. Wenn er zu den chwarzen geht – Entschuldigung, lieber Koalitionsparter –, ist er in diesem Punkt eher der Betrogene. Der zweite Punkt in diesem Zusammenhang ist – das eht übrigens nicht auf eine Idee von mir, sondern von er KfW zurück –: Wir haben die KfW gebeten, mit den ändern, die Studiengebühren erheben, einen Vertrag bzuschließen – das hat die KfW nach meiner Kenntnis brigens auch vor –, in dem steht: Liebe Freunde, wenn ir aufgrund der Tatsache Ausfälle haben, dass ihr Stuiengebühren erhebt, wodurch ihr staatliche Einnahmen rzielt, die ihr den Hochschulen in der Regel nicht zuleiet – diese Studiengebühren bleiben nach allen Erfahrunen ja an den klebrigen Fingern der Finanzminister ängen –, dann übernehmen wir die Risiken dafür nicht, ann muss das jeweilige Bundesland, das Studiengebühen erhebt, die Risiken dafür übernehmen. Das halte ich ür eine logische Politik der KfW. Dies hat der Bund ber nicht in irgendeiner Form zu verantworten. Für uns ilt der Grundsatz: Es ist ein KfW-Programm, es bleibt in KfW-Programm und die Ausfälle sind nicht vom und zu verantworten. War dies eine Antwort auf Ihre Frage, liebe Kollegin lach? (Ulrike Flach [FDP]: Die KfW ist Ihre Bank, lieber Herr Tauss!)


Wenn es meine Bank wäre, dann ginge es mir besser.
ch schaue mir jeden Tag den Stand meines Girokontos
n und bin deprimiert. Leider ist es nicht so. Diese Bank
ehört zu großen Teilen dem Bund und zu einem kleine-
en Teil den Ländern. Aus diesem Grunde hat der Bund
anz klar gesagt: Wir wollen keine Risiken übernehmen,
ie aus der sonstigen Geschäftspolitik der KfW hervor-
ehen. In diesem Punkt sind wir uns mit den Haushältern
öllig einig.

Ich komme zu den Themen zurück, die uns betreffen.
ei dem Thema Deutsche Stiftung Friedensforschung ist
orhin jemand zusammengezuckt. Aber in diesem
unkt, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koali-

ion, werden wir euch ein bisschen quälen. Ich sehe, dass
uch der Kollege Heinz Schmitt anwesend ist. Wir wol-
en, dass diese Stiftung auf ein solides Fundament ge-
tellt wird, sodass sie eine gute Arbeit leisten kann. An-
esichts der zunehmenden internationalen Konfliktherde
st das ein wichtiger Punkt. Liebe Frau Ministerin
chavan, natürlich werden wir unsere Wunschzettel zu
en Gesprächen, die heute Abend beginnen, mitbringen.

Ich sehe gerade, dass der Kollege Riesenhuber, den
ch sehr schätze, in Ihrer Nähe steht. Das ist ein Übeltä-
er; denn er hat uns mit seinen Verträgen dazu gebracht,
ass wir viele Milliarden Euro in die Abwicklung der
ernkraft, die wir gar nicht haben wollten, stecken müs-

en.






(A) )



(B) )


Jörg Tauss

(Heiterkeit bei der SPD)


Das belastet den Haushalt. Wie ich sehe, will der Kol-
lege Riesenhuber eine Frage stellen. Das ist gut; denn
das ist ein Teil meines Manuskriptes. Bitte fragen Sie.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1602706200

Herr Kollege Riesenhuber, bitte sehr.


Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1602706300

Hochverehrter Herr Kollege Tauss, sind Sie bereit,

zur Kenntnis zu nehmen, dass die vorzüglichen Verträge
zu den Reaktoren, beispielsweise zu dem in Karlsruhe,
von meinen Vorgängern abgeschlossen worden sind?


(Ulla Burchardt [SPD]: Auf diese Frage hat er gewartet, Herr Riesenhuber!)


Das waren unter anderem Herr Bülow und Herr Hauff
– beide verdiente Minister der SPD –, deren großartige
Leistungen bis in die heutige Zeit, wie man deutlich
sieht, fortwirken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1602706400

So ganz können Sie sich nicht herausmogeln. Ich

weiß von einem Vertrag, der Ihre Unterschrift trägt. Was
die Wiederaufbereitungsanlagen betrifft, hieß es damals:
1 Milliarde von der öffentlichen Hand – damals noch D-
Mark –, 1 Milliarde von der Kernenergiewirtschaft. Zwi-
schenzeitlich zahlt die öffentliche Hand nicht 1 Milliarde
DM, sondern 1 Milliarde Euro, während der Beitrag der
privaten Hand sich nicht verändert hat.


(Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Blabla! Blabla!)


– Von wegen Blabla, lieber Kollege. Dass das für Sie ein
unangenehmes Thema ist, kann ich verstehen. Es wider-
legt nämlich maßgeblich die Legende, die gerade auch in
Baden-Württemberg gestreut wird, Atomkraft sei eine
billige Energie.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lieber Kollege Hagemann, wie viele Millionen vom Etat
brauchen allein wir für den Abbruch?


(Klaus Hagemann [SPD]: 320 Millionen!)


– 320 Millionen Euro!


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1602706500

Herr Kollege, Sie sind bei der Beantwortung der

Frage.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1602706600

Ich wollte dem Kollegen Riesenhuber lediglich kor-

rekte Zahlen präsentieren. Allein 320 Millionen Euro
brauchen wir aus öffentlichen Forschungsmitteln, um
den Abbruch zu finanzieren. Was könnten wir mit diesen
320 Millionen Euro alles machen!

A
K
H
b
u
h
A
d
f

A
d
s
w

w
w
H
S
A
s
r
m

i
H
l
2
h
t
m

F
R
t
c
m
v
n
f

t
D
m
t
W
g
d
l
w
i
n
m
r

H
n

(C (D Ich gebe zu, dass es Irrtümer auf allen Seiten gab. uch Sozialdemokraten haben sich hinsichtlich der ernkraft geirrt. Aber wenn wir wissen, dass wir heute underte von Millionen, ja Milliarden allein für den Abruch des Schrotts aufwenden müssen, dann sollten wir ns vielleicht darauf verständigen – im Koalitionsvertrag aben wir das erfreulicherweise gemacht –, dass wir den usstieg wollen. Einige rennen jedoch noch immer urchs Land und fordern die Weiterführung dieses Unugs, der zu teuer ist. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


us diesem Grunde, lieber Kollege Riesenhuber, waren
ie Verträge damals sicherlich einer Entwicklung ge-
chuldet, die heute so nicht mehr akzeptiert werden
ürde. Aber das Geld fehlt uns nichtsdestotrotz.

Neben diesen Investitionen für den Ausstieg haben
ir auch ein paar erfreuliche Investitionen. Beispiels-
eise werden wir in PETRA III, X-FEL, FAIR und
ALO investieren. Ich weiß jetzt nicht, ob alle hier im
aal etwas mit diesen Fachbegriffen anfangen können.
ber weil Frau Kollegin Aigner hinsichtlich der For-

chungsmöglichkeiten im Weltraum vorhin so eupho-
isch war, sage ich nur: Es gibt auch tolle Forschungs-
öglichkeiten auf der Erde.

PETRA III ist eine Lichtquelle der Superlative, die
m Moment bei der Helmholtz-Gemeinschaft DESY in
amburg errichtet wird. Mit dieser Synchrotronstrah-

ungsquelle werden wir – ganz nebenbei kostet das
25 Millionen Euro – die weltweit brillanteste Quelle für
arte Röntgenstrahlen haben. Dies eröffnet Möglichkei-
en der Betrachtung, die heute noch außerhalb des

enschlichen Ermessens liegen.

Gleiches gilt für X-FEL. X-FEL ist ein Röntgenlicht-
reie-Elektronen-Laser, der es ermöglicht, chemische
eaktionen künftig zu filmen. Wir werden also zukünf-

ig nicht mehr nur auf ein Papier schauen, um uns eine
hemische Formel anzusehen, sondern wir können che-
ische Reaktionen filmen. Wir können atomare Details

on Molekülen entschlüsseln und dreidimensionale Auf-
ahmen aus dem Nanokosmos machen. Das sind also
aszinierende und spannende Dinge.

Das alles gilt auch für FAIR, das Beschleunigerzen-
rum, in dem es um Antiprotonen und Ionen geht. In
armstadt werden wir diese Wissenschaftsszene zusam-
enführen, sodass dieses Zentrum ein weiterer Leucht-

urm des Wissenschaftsstandortes Deutschland wird.
enn wir schon in die Höhe gehen – wenn auch nicht

anz so hoch wie die Rakete von Frau Aigner –, ist auch
as Höhenforschungsflugzeug HALO zur wissenschaft-
ichen Untersuchung der Erdatmosphäre und der Um-
eltveränderungen zu nennen, an dem sich – auch das

st eine Erfolgsgeschichte – das BMBF mit 47,5 Millio-
en Euro beteiligt. Das sind die spannenden Maßnah-
en, die wir aus unserem Forschungshaushalt finanzie-

en.

Die Hochschulen sind bereits von unserem Kollegen
agemann angesprochen worden. Erlauben Sie mir dazu
och eine Bemerkung. Es hilft uns nicht, in die






(A) )



(B) )


Jörg Tauss
schönsten Sphären im Weltraum zu fliegen und über die
tollsten Geräte zu verfügen, wenn wir keinen hinrei-
chend ausgebildeten Nachwuchs haben, für den es auch
entsprechende Stellen gibt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Darum müssen wir uns kümmern. Deshalb begrüße ich
Ihre Äußerung sehr, Frau Kollegin Aigner, dass Kapazi-
täten Teil des Paktes sein könnten. Ich fand diesen Vor-
schlag, den auch wir bereits eingebracht haben, bemer-
kenswert.

Lassen Sie uns in diesem Zusammenhang über die
Verpflichtungen der Länder – ich denke, sogar über das
Jahr 2013 hinaus – reden. Ich kann nicht ganz einsehen,
dass wir bis 2013 die Mittel zweckgebunden zuweisen,
danach aber im Zuge der Föderalismusreform nicht
mehr. Ich sage dies auch deshalb, lieber Kollege Kauder,
weil Sie immer meinen, die Reform sei das Gelbe vom
Ei. Wir können uns vielmehr vorstellen – das hat auch
heute Morgen ein Gespräch mit Vertretern von Wissen-
schaftsorganisationen bestätigt –, die Mittel für den
Hochschulpakt kapazitätsbezogen auszugeben, damit
wir in diesem Bereich über das Jahr 2013 hinaus zu einer
vernünftigen Aufteilung der Mittel kommen, die den
Hochschulen auch weiterhin zur Verfügung stehen müs-
sen, statt in andere Bereiche wie in den Straßenbau oder
die Beamtenpensionen zu fließen. Diese Bereiche sind
zwar ebenfalls wichtig, aber wir brauchen das Geld für
die Hochschulen.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Last but not least – ich sehe gerade, dass Sie mich an
meine Redezeit erinnern, liebe Frau Präsidentin – wird
uns auch das BAföG in den nächsten Monaten und Jah-
ren beschäftigen. Wir wollen nicht, dass das BAföG aus-
gezehrt wird. Wir wollen – das haben wir auch kürzlich
in der BAföG-Debatte deutlich gemacht – die Weiterent-
wicklung des BAföG. Wir wollen den Koalitionsvertrag
einhalten und jungen Menschen, die sich aus finanziel-
len Gründen kein Studium leisten können, mit dem
BAföG die Perspektive bieten, ihr Studium zu finanzie-
ren.

Ich bedanke mich herzlich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1602706700

Nun hat die Kollegin Anna Lührmann, Fraktion des

Bündnisses 90/Die Grünen, das Wort.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Frau Kollegin Lührmann, Sie haben nur fünf Minuten Redezeit!)



Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602706800

– Ich halte mich auch gewöhnlich an die Redezeit.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Sehr geehrter Herr Professor Riesenhuber,

a
c

D
r
d
w
G
s
Z
b

t
R
v
k
v
v
G
K
n
s

R
t
n
s
T
E
a
g
A
n
f
h

w
z

A
d
S
t
g
n

d
g
g
g

(C (D uch auf Sie komme ich gleich noch in Ruhe zu sprehen. enn wenn in der Haushaltspolitik von Generationengeechtigkeit die Rede ist, dann denkt man gewöhnlich an ie Staatsverschuldung und ihren Abbau. Das ist ein sehr ichtiges Ziel. Aber es kommt auch darauf an, wofür eld ausgegeben wird. Beim Bildungsund For chungsetat könnte man meinen, dass hierbei Geld für ukunftsaufgaben, für die junge Generation und für Areitsplätze eingesetzt wird. Aber auch in diesem Etat schlummern gewaltige Lasen der Vergangenheit, die ich in meiner fünfminütigen edezeit kurz zur Sprache bringen möchte. Ich spreche on der Titelgruppe 35, bei der es um den Rückbau von erntechnischen Versuchsanlagen geht. Abgesehen on den enormen Risiken, die diese Anlagen, der damit erbundene Müll und auch ihr Rückbau für Umwelt und esundheit bedeuten, gehen damit auch beträchtliche osten einher. Allein in diesem Jahr wurden 220 Millioen Euro für den Rückbau von kerntechnischen Veruchsanlagen eingestellt. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wollen Sie sie nicht zurückbauen, Kollegin Lührmann?)


(Heiterkeit bei der SPD)


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: So ist es ja auch!)


Ich will das vor allem für die anwesenden Gäste in
elation zu zwei anderen Beispielen bringen. Denn un-

er 220 Millionen Euro kann sich der Normalbürger zu-
ächst einmal nichts vorstellen. Zum Vergleich: Im ge-
amten Kapitel Information, Kommunikation und neue
echnologien – eine Titelgruppe, in der wir Geld für die
rforschung von neuen Bereichen ausgeben, in denen
uch in Deutschland Arbeitsplätze entstehen können –
eben wir 560 Millionen Euro aus. Das bedeutet: Die
usgaben, die für den Abbau der strahlenden Ruinen
otwendig sind, betragen etwa die Hälfte der Ausgaben
ür Zukunftstechnologien, in denen Arbeitsplätze entste-
en. Das halte ich für einen Skandal.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein weiteres Beispiel zum Vergleich: Die Regierung
ill mehr Geld für Forschung ausgeben. Das unterstüt-

en wir als Grüne ausdrücklich.


(Uwe Barth [FDP]: Aber nur für die Forschung, die ihr für richtig haltet!)


ber auch hier werden – dies zeigt ein genauer Blick auf
ie Zahlen – 10 Prozent des Aufwuchses, den Frau
chavan so stolz verkündet hat, für die gestiegenen Kos-

en aus dem Abbau der kerntechnischen Versuchsanla-
en eingesetzt werden müssen. Auch das halte ich für ei-
en Skandal;


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


enn dadurch wird kein Arbeitsplatz, kein zukunftsfähi-
es Produkt und keine neue Form der Energieerzeugung
eschaffen, die in Zeiten begrenzter Ressourcen drin-
end notwendig sind. Hier wurde in der Vergangenheit






(A) )



(B) )


Anna Lührmann
klar auf Kosten der Zukunft gewirtschaftet und wir müs-
sen die Suppe jetzt auslöffeln.

Insgesamt wurden allein für den Rückbau kerntechni-
scher Versuchsanlagen 3 Milliarden Euro einkalkuliert.
3 Milliarden Euro! Das muss man sich einmal auf der
Zunge zergehen lassen. So hoch ist die Summe der Aus-
gaben für den Abbau der kerntechnischen Anlagen, die
in der Vergangenheit getätigt worden sind, und der Aus-
gaben, die in Zukunft erwartet werden. Darin sind noch
nicht die Kosten für die Behebung von Umwelt- und Ge-
sundheitsschäden, die in Zukunft vielleicht entstehen
werden, und erst recht nicht die Kosten für das noch
nicht gefundene Endlager enthalten.

Nun könnte man angesichts einer solchen Summe
meinen, dass der Rückbau so effizient und so günstig für
den Steuerzahler wie möglich durchgeführt würde. Aber
Fehlanzeige! Als Beispiel nenne ich die schon von Herrn
Tauss angeführte Wiederaufbereitungsanlage in Karls-
ruhe. 1991 wurde ein Vertrag geschlossen; diesen habe
ich dabei, Herr Riesenhuber. Damals waren Sie bekannt-
lich Minister für Forschung und Technologie. Es stimmt
zwar, dass die Vorgängerregierungen Ihnen diese Suppe
eingebrockt haben, weil sie diese Anlagen zu Konditio-
nen aufbauen ließen, die Sie hinterher nicht mehr ändern
konnten. Aber der Vertrag von 1991 enthält die Klausel,
dass die Wirtschaft ab einer bestimmten Höhe der Ab-
bruchkosten aus der Finanzierung herauskommt. Ein
ziemlich dickes Ding! Das heißt, der Steuerzahler trägt
diese Kosten allein.


(Jörg Tauss [SPD]: Die Mehrkosten!)


– Stimmt, die Mehrheit der Kosten, vor allen Dingen die
Kosten, die in Zukunft entstehen werden und die man
noch nicht beziffern kann.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Sie meinen bestimmt die Mehrkosten! – Gegenruf des Abg. Jörg Tauss [SPD]: Die Mehrheit und die Mehrkosten!)


Der Bundesrechnungshof hat kritisiert, dass hier eine
Gesellschaft mit der eigenen Abwicklung beauftragt
wurde. Das kann doch gar nicht funktionieren; denn
keine Gesellschaft der Welt hat ein Interesse daran, sich
selber abzuwickeln.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es wurde nicht auf eine solide Finanzierungsgrundlage
und darauf geachtet, dass das Ganze möglichst günstig
für den Steuerzahler abgewickelt wird. Das hat der Bun-
desrechnungshof ebenfalls kritisiert. Darauf ist schon im
Februar dieses Jahres im Haushaltsausschuss eingegan-
gen worden.

Was macht nun die große Koalition? Sie macht dort
munter weiter, wo die Vorgängerregierung aufgehört hat.
Sie haben den Ausstieg der Wirtschaft nach einer geleis-
teten kleinen Ablasszahlung besiegelt. Damit ist die
Wirtschaft draußen, was die zukünftigen Kosten angeht.
Die Koalitionsfraktionen haben außerdem eine halbe
Milliarde Euro freigegeben – das muss man sich einmal
vorstellen –, ohne dass ein Kostenvoranschlag bzw. ein
Kostenkonzept vorliegt oder ein Sanktionierungs- bzw.

e
W
o
s
s
n
H
e
i


m
d
m

A
u
D
d

F
d
l
d
B
d
n

W

H
L
w
g
l
u
d

d
t
d
r
B
T
m

(C (D in Controllinginstrument vorhanden ist. Das heißt, der AK wurde ein Blankoscheck ausgestellt. Das ist so, als b man einer Handwerksfirma, die ein Haus abreißen oll, eine Zusage über eine bestimmte Summe gäbe und agte: Wenn das nicht ausreicht, dann geben wir euch och mehr Geld; wie und in welchem Zeitraum ihr das aus abreißt und wofür ihr das Geld ausgebt, ist uns gal; macht das einfach irgendwie; hinterher bekommt hr wieder Geld von uns. (Willi Brase [SPD]: Das muss doch gemacht werden!)


Natürlich muss das Zeug weg, Herr Kollege. Aber das
uss so effizient wie möglich geschehen und nicht

urch einen Blankoscheck, den man einem Unterneh-
en ausstellt.

An diesem Beispiel wird noch einmal deutlich: Die
tomenergie ist nicht nur gefährlich, sondern ist auch
nter finanziellen Gesichtspunkten ein Fass ohne Boden.
eshalb muss so schnell wie möglich ausgestiegen wer-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


rau Schavan, ich fordere Sie auf, dafür zu sorgen, dass
ie Altlasten so schnell und so kostengünstig wie mög-
ich beseitigt werden; denn wir brauchen dieses Geld
ringend für die Forschung und andere zukunftsträchtige
ereiche – zum Beispiel für erneuerbare Energien –, in
enen Arbeitsplätze für junge Menschen entstehen kön-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1602706900

Ich erteile das Wort dem Kollegen Klaus-Peter
illsch, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1602707000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau
ührmann, noch so jung und schon so rückwärts ge-
andt in der Diskussion! Sie haben sich nur mit der Ver-
angenheit beschäftigt, als ob das bei Ihnen anders ge-
aufen wäre. Ich finde, das ist bedauerlich. Wir sollten
ns im Wesentlichen mit der Zukunftsfähigkeit des Lan-
es auseinander setzen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der Finanzplan des Bundes 2005 bis 2009 steht unter
er Überschrift „Wachstumsorientierte Haushaltspoli-
ik: Sanieren, Reformieren, Investieren“. Wenn wir uns
iesen Dreiklang der großen Koalition vor Augen füh-
en, dann stellen wir fest, dass wir es vor allem mit zwei
ereichen dieser drei Schlagworte zu tun haben. Zum
hema Reformieren: Herr Tauss, Sie sollten noch ein-
al die Koalitionsvereinbarung und alles andere lesen,






(A) )



(B) )


Klaus-Peter Willsch
was schon festgelegt ist. Natürlich brauchen wir eine Fö-
deralismusreform, die die Zuständigkeiten von Bund
und Ländern klärt; denn vieles von dem, was bei der
Vorgängerregierung völlig falsch gelaufen ist, ist der
Tatsache geschuldet, dass die Kompetenzen nicht klar
waren


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Protest! Was erzählt da der Willsch? – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist alles die Erblast von Herrn Tauss!)


und dass man sich in unproduktiven Rechtsstreitigkeiten
– von Juniorprofessur über Studiengebühren bis hin zur
Auseinandersetzung zwischen Bundestag und Bundesrat
über die Verteilung der Exzellenzmittel – ergangen hat.
Das ist alles eine Folge dessen, dass die Zuständigkeiten
unklar waren. Deshalb tun wir als große Koalition gut
daran, im Zuge der Föderalismusreform die Zuständig-
keiten im Bereich der Bildung – auch bei den Hochschu-
len – im Wesentlichen wieder auf die Ländern zu kon-
zentrieren; denn da gehört das hin, weil es da ordentlich
erledigt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das sehen wir anders!)


Deshalb verstehe ich auch nicht den Irrglauben an die
Kompetenz der höheren Ebene, der bei einigen immer
noch fest in den Köpfen ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir sind für Subsidiarität!)


Gerade wenn wir uns die PISA-Ergebnisse anschauen,
haben wir klar festzustellen, dass es Länder gibt, die dort
gut mitspielen, weil sie über Jahrzehnte eine ordentliche
Bildungspolitik gemacht haben. Wenn wir uns am guten
Beispiel orientieren – das ist es ja, was wir wollen: dass
sich die guten Beispiele im Wettbewerb, auch im födera-
len Wettbewerb, durchsetzen –, dann sind wir auf dem
richtigen Weg. Ich bin überzeugt, dass wir das so mit-
einander vereinbaren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben uns – das liegt in der Natur der Konstella-
tion, die wir jetzt eingegangen sind – dafür entschieden,
das Vier-Milliarden-Programm weiter durchzuführen,
gleichwohl die Art und Weise, wie es durchgeführt wird,
für uns nicht hundertprozentig sinnhaft ist. Die Länder
und die Kommunen haben sich aber auf das Geld einge-
richtet und sollen es jetzt auch bekommen. Wir hätten
das anders gemacht, wenn wir in der Verantwortung ge-
wesen wären, aber es gehört zur Kontinuität von Regie-
rungshandeln, dass wir dieses Programm jetzt durchfi-
nanzieren und weiter zu den Aussagen stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Der wichtigste Rohstoff, den wir haben, ist das Wis-
sen, also das, was die Menschen in Deutschland zwi-
schen den Ohren haben. Deshalb ist es so wichtig, dass
der Staat gerade in der Grundlagenforschung seine
Aufgaben erledigt. Dementsprechend finden sich we-
sentliche und wichtige Initiativen im Regierungsentwurf
für den Einzelplan 30, die wir im Zuge der Haushalts-

a
w
u
c

e
a
n
m
z
w
b
r
k
d
w
h
k
G

J
g
a
S
c
B

h
Ü
g
R
d
d

b
t
a
s
s
L

G

D
m
E

(C (D usschussberatungen noch im Einzelnen durchgehen erden. Dabei werden wir sicherlich auch noch Mittel nd Wege finden, die überzogene GMA auf ein erträglihes Maß zurückzuführen. Ich freue mich gleichwohl darüber, dass wir endlich inmal einen Haushalt haben, in dem das BAföG mit relistischen Ansätzen kalkuliert ist und in dem wir auch eue Wege gehen, zum Beispiel indem wir versuchen, it den Mitteln, die wir zur Verfügung stellen, ein Pro ent eines Jahrgangs als Hochbegabte zu fördern. Dass ir darüber auch diejenigen, die eine zweite Chance rauchen, nicht vergessen, ist ein wichtiger Punkt. Daum kann man sich aber vor allen Dingen in den Ländern ümmern. Frau Hinz, weil Sie gejammert haben über all as, was nicht geschieht: Als wir in Hessen die Verantortung übernommen und Sie endlich abgelöst haben, aben wir gesagt, dass keiner mehr in die Grundschule ommt, der kein Deutsch kann; denn das war die größte ruppe derer, die in der Schullaufbahn gescheitert sind. (Beifall bei der CDU/CSU – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 30 Prozent mehr Sonderschüler, seitdem Sie die Regierung übernommen haben! Das ist das Ergebnis!)


etzt werden diejenigen, die kein Wort Deutsch können,
efördert und bekommen Deutschkurse im Grundschul-
lter. Wenn sie in sechs oder sieben Jahren aus dem
chulsystem herauskommen, wird ihre Leistung entspre-
hend positiv sein. Dann haben wir einen wesentlichen
eitrag geleistet.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich habe
eute in der „Welt“ auf der Titelseite eine erfreuliche
berschrift gelesen – vielleicht haben das andere auch
elesen. Ich will das nicht sofort der Bilanz der neuen
egierung zuschlagen, aber vielleicht hängen die Dinge
och zusammen. Jedenfalls ist in der „Welt“ heute auf
er ersten Seite aus einer britischen Studie zu lesen:

Deutsche haben die leistungsfähigsten Gehirne
Europas.

Nun wollen wir den Menschen die Möglichkeit ge-
en, diese Gehirne im Rahmen einer sinnvollen Innova-
ions- und Forschungspolitik zu entwickeln, damit wir
uch in Zukunft – da spreche ich auch die jungen Men-
chen, die auf der Tribüne sitzen, ganz gezielt an – ent-
prechende Arbeitsplätze und Möglichkeiten in unserem
and haben.

All das, was wir heute nicht säen, werden zukünftige
enerationen nicht ernten können.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Säen und ernten, ein schönes Bild!)


eshalb ist es so wichtig, dass wir diesen großen Hieb
achen und die 6 Milliarden Euro für Forschung und
ntwicklung in diesem Lande einstellen.

Danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1602707100

Zu diesem Geschäftsbereich liegen keine weiteren

Wortmeldungen vor.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir könnten noch, Frau Präsidentin!)


Damit kommen wir zum Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit, Einzelplan 16.

Ich erteile das Wort für die Bundesregierung Herrn
Bundesminister Sigmar Gabriel.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der wird ein gewichtiges Wort mitreden!)


Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit:

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Hier
macht sich jemand über Gewichtsklassen lustig. Ich
habe einmal einem früheren Bundeskanzler gesagt: Lie-
ber dick als doof. Sie müssen aufpassen, dass Sie nicht
noch zunehmen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich spiele in einer ähnlichen Liga, glaube ich!)


– Sie sind einen Meter größer als ich, wenn ich das rich-
tig sehe.

Meine Damen und Herren, ich bitte vorab um Ent-
schuldigung für meine angeschlagene Stimme. Ich habe
ein Bonbon im Mund, weil ich etwas vergrippt bin, und
hoffe, dass Sie das entschuldigen. Das ist keine Unhöf-
lichkeit.


(Jörg Tauss [SPD]: Gute Besserung!)


– Vielen Dank.

Der Umwelthaushalt, der vorzustellen ist, beinhaltet
– das wissen Sie – aufgrund des Koalitionsvertrages eine
Vielzahl von Aufgaben und Themen, die wir in den
kommenden Jahren gemeinsam in der Koalition und hier
im Parlament abarbeiten wollen.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Dazu zählen Themen wie die Errichtung einer Stiftung
Nationales Naturerbe, wir haben Probleme im Bereich
der Wasserrahmenrichtlinie aufzuarbeiten, wir müssen
uns mehr im Bereich der Biodiversitätsstrategie engagie-
ren, wir haben Aufgaben bei der Gentechnik, im ÖPNV
und in der Abfallwirtschaft. All das ist Gegenstand der
Umweltpolitik. Ich gestatte mir trotzdem, dass ich auf
die Aufzählung dessen, was wir im Koalitionsvertrag
verabredet haben und was sich auch im Haushalt wieder
findet, verzichte und versuche, den Haushalt anhand von
zwei Punkten darzustellen, die für mich und für uns in
der Koalition die größten Herausforderungen der kom-
menden Jahre darstellen.

Die erste große Herausforderung, über die wir in die-
sen Tagen besonders reden, ist die Frage, auf welcher
Grundlage wir für sichere und kostengünstige Energie
sorgen. Wie versorgen wir Haushalte mit mittleren und

n
H
m
a
a
u
s
k
b
E

u
z
s
w
D
D
n
g
d
v
B
g
z
M
i
F
K
d
t
a
i
e
m
h


g
m


E
t

e
M
w
n
g
m
e
F
F
w

v

(C (D iedrigen Einkommen mit Energie, ohne dass diese aushalte immer mehr von ihrem verfügbaren Einkomen nur für eine warme Wohnung oder eine Tankfüllung usgeben müssen? Wie versorgen wir eine vom Export bhängige Volkswirtschaft wie die deutsche mit sicherer nd preiswerter Energie, sodass die Produkte, die in dieer Volkswirtschaft entstehen, weltweit verkauft werden önnen und dadurch Arbeitsplätze bei uns im Lande leiben. Das ist eine der riesigen Herausforderungen der nergiepolitik, wie wir wissen. Die zweite Herausforderung ist der Klimaschutz, der nmittelbar mit der Frage, wie wir Energie produzieren, usammenhängt. Wie schaffen wir es, dass der voranchreitende Klimawandel in Grenzen gehalten wird und ir ihn womöglich sogar rückgängig machen können? as ist eine Menschheitsaufgabe, die wir weder in eutschland alleine noch in Europa werden lösen könen, die wir aber in Europa und in Deutschland enerisch angehen müssen, wenn wir wollen, dass uns anere nachfolgen. Wir müssen mit gutem Beispiel orangehen. Die Klimaschutzpolitik hatte schon bei der undesregierung in der letzten Legislaturperiode einen anz hohen Stellenwert gehabt, aber auch schon seinereit unter der damaligen Umweltministerin Angela erkel, der heutigen Bundeskanzlerin. Der Klimaschutz st ein wirklich großes Menschheitsthema. Es muss die rage beantwortet werden, wie eigentlich unsere eigenen inder in den Alpen noch wandern gehen sollen, wenn ie Permafrostgebiete zurückgehen und Dörfer verschütet werden. Wie sollen unsere Kinder und Enkelkinder n der Nordsee aufwachsen, wenn dort die Sturmfluten mmer höher werden? Letztens hatten wir in Hamburg inen Tornado. Ich weiß nicht, ob es so etwas schon einal gab und ob das etwas mit dem Klimawandel zu tun at. (Zuruf von der SPD: 25 im Jahr! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


Ich kann Sie leider nicht verstehen, würde Ihnen aber
erne zuhören. Wenn Sie eine Frage stellen wollen, dann
achen Sie es.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Frage ist, ob das etwas mit den Mehrheitsverhältnissen in Hamburg zu tun hat!)


Das wird wohl eher etwas mit den Nachwirkungen der
reignisse, in die der Justizsenator verwickelt war, zu

un gehabt haben.

Im Ernst: Wir wissen, dass Hurrikans in Regionen
ntstehen, in denen es nie welche gab. Wir wissen, dass
enschen in Afrika und Asien, die nichts für den Klima-
andel können, darunter zu leiden haben und dass nicht
ur bei uns, sondern in vielen Teilen der Welt große Sor-
en bezüglich der Frage existieren, ob man diesen Kli-
awandel beherrschbar gestalten kann und ob die Erd-

rwärmung mehr als 2 Grad betragen wird und damit die
olgen unbeherrschbar sind. Schon heute gibt es mehr
lüchtlinge wegen Wassermangels aufgrund des Klima-
andels als wegen Krieg und Bürgerkrieg.

Das sind zwei gigantische Herausforderungen. Wie
ereinbaren wir Energiesicherheit und Klimaschutz? In






(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
den letzten Jahren und Jahrzehnten hatten wir die typi-
sche Strategie, dass wir aus meiner Sicht immer defensiv
reagiert haben. Wir kennen solche Bedrohungen schon
seit längerer Zeit. Wir wissen, dass etwas auf uns zu-
kommt. Wir haben immer sehr defensiv reagiert, wir ha-
ben über Grenzen des Wachstums geredet und wir haben
Konsumverzicht gepredigt. Wir haben den Menschen
vor allen Dingen große Sorgen vor ihrer Zukunft ge-
macht. Wir haben ihnen beispielsweise gesagt: Konsu-
miert nicht so viel! Verhindert weiteres Wachstum! Seid
vorsichtiger! Seid skeptischer, was Technik angeht!

Ich glaube, dass man angesichts der Entwicklung, mit
der wir es zu tun haben, sagen muss: Diese defensive
Strategie ist gescheitert. Wir können weder den Brasilia-
nern noch den Indern noch den Chinesen sagen: Stoppt
eure Wachstumserwartungen! Zahlreiche Menschen ha-
ben bis heute keine Schuhe und keinen Zugang zur Ener-
gie. Sie werden sich von uns nicht vorschreiben lassen,
ihr soziales, ihr wirtschaftliches, ihr kulturelles Wachs-
tum zu bremsen und nicht so viel Energie zu verbrau-
chen, um eine Klimakatastrophe zu verhindern.

Wir werden das übrigens auch unserer eigenen Bür-
gern nicht wirklich nahe bringen können. Viele von uns
leben nicht im Konsumparadies, sondern haben mittlere
und niedrige Einkommen und sind auf Wachstum ange-
wiesen, um beschäftigt zu werden. Außerdem müssen
sie Energie verbrauchen, zum Beispiel um zur Arbeit zu
kommen. Das Predigen von Grenzen des Wachstums
und von Konsumverzicht allein ist in der Vergangenheit
keine Strategie gewesen, die dazu geführt hat, dass wir
die Herausforderungen haben bewältigen können.

Die eigentliche Frage ist: Wie sieht eine offensive
Strategie aus, die nicht ausschließlich darauf setzt, den
Menschen zu sagen: Kauft nicht so viel! Fahrt nicht so
viel Auto! Produziert nicht so viel! Verbraucht nicht so
viel Energie! Haltet euch in eurer Entwicklung zurück! –
Mit einer anderen, offensiven Strategie sollte man viel-
mehr versuchen, die mit Energieknappheit und Klima-
wandel verbundenen Herausforderungen zu bewältigen,
indem man klar macht: Wir werden Energieverbrauch
und Wachstum entkoppeln müssen. Wir müssen Wohl-
stand, soziales, wirtschaftliches, kulturelles Wachstum
von der Zerstörung des Klimas entkoppeln.

Ich glaube, dass es wirklich eine Idee gibt, die diese
offensive Strategie beinhaltet. Im Umweltsektor, in der
Wirtschaftspolitik, in der Forschungspolitik müssen wir
sie gemeinsam aufgreifen: Im Kern geht es um die Wie-
derentdeckung der Idee des technischen Fortschritts.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ziel ist, die Chancen zu nutzen und zugleich die Heraus-
forderungen anzunehmen. Hier vorne sitzt ein frivoler
Zwischenrufer, der glaubt, das, worüber wir hier reden,
sei ganz lustig. Herr Kollege, es geht nicht darum, in die
Blindheit des Fortschrittsglaubens der 70er-Jahre zu-
rückzufallen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Will keiner!)


E
z
s

w
d
F
I
k
1
b
s
n
f
n
D
d

e
I
s
m
d
v

E
d
s
p
l
n


g
h
u
a
ü
F
t

k
d
b
W
d
s
d
1
e
s
5
z
d
k
i
c

(C (D s geht auch nicht darum, in die Blindheit der 60er-Jahre urückzufallen. Genauso wenig geht es darum, der Forchungseuphorie „Alles ist möglich“ zu verfallen. Vielmehr müssen wir begreifen, dass man bei der Beältigung menschheitsbedrohender Entwicklungen auf ie Qualifikation von Menschen setzen muss, auf ihre ähigkeit, Lösungen zu erarbeiten, auf ihre Fähigkeit zur nnovation und zur Integration. Ich glaube, eine Kernompetenz hat unser Land, Deutschland, in den letzten 50, vielleicht auch 200 Jahren sehr stark und sehr groß ei der Annahme von Herausforderungen gemacht, abeits von Kriegen und Diktaturen: die Fähigkeit zur Inovation, zum Erfinden neuer Produkte und neuer Verahren, aber auch zur Integration neuer Produkte und euer Verfahren in die vorhandene Produktionsund ienstleistungsstruktur. Damit meine ich übrigens auch en weltweiten Verkauf dieser Produkte. In der Umweltpolitik geht es im Kern um die Wiederntdeckung der Idee der Fähigkeit zur Innovation und ntegration. Es kommt darauf an, die Fähigkeit, technichen Fortschritt herbeizuführen, anzuwenden, um die it dramatischen Entwicklungen in den von mir geschil erten Bereichen – Energieversorgung, Klimaschutz – erbundenen Probleme zu lösen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Das stellt übrigens den Menschen in den Mittelpunkt.
s geht nicht nur darum, seine Probleme zu lösen, son-
ern auch um seine Kompetenz, seine Qualifikation,
eine Fähigkeit zur Mitarbeit, zur Mitbestimmung, zur
olitischen Aktion, seine Fähigkeit, sich ausbilden zu
assen, Forschung zu betreiben. Ich verweise auf Inge-
ieure, Wissenschaftler, Facharbeiter, Manager.


(Petra Hinz [Essen] [SPD]: Ingenieurinnen!)


„Ingenieurinnen“ hat jemand zugerufen. Natürlich! Es
ibt sowieso mehr kluge Studentinnen als Studenten,
abe ich gelesen. Das muss uns Männer ein bisschen be-
nruhigen. Wir müssen uns mehr anstrengen. Das zeigt
ber auch, dass es notwendig ist – wir haben vorhin kurz
ber Ganztagsschulen geredet –, mehr dafür zu tun, dass
rauen nach Schule und Studium ins Berufsleben eintre-

en und dort bleiben.

Es geht also um die Frage: Wie setzen wir auf Qualifi-
ation, auf Forschung, auf Entwicklung? Ich glaube,
ort liegt Deutschlands Chance, dort kann es sich ein-
ringen. Wir sehen auch, dass wir damit Erfolge haben.
ir sehen, dass in Freiburg in der Grundlagenforschung

es Fraunhofer-Instituts in der Fotovoltaik mit den Her-
tellern kooperiert wird. Wir sehen, dass in Thalheim in
er Fotovoltaik in Sachsen-Anhalt schon mehr als
000 Arbeitsplätze entstanden sind und noch über 2 000

ntstehen werden. Wir sehen, dass es in einer struktur-
chwachen Region, in Ostfriesland, inzwischen mehr als
000 Arbeitsplätze rund um die Windenergie gibt, und

war nicht nur im Bau solcher Anlagen, sondern auch in
er Forschung und in dem, was darüber hinaus entstehen
ann. Wir sehen, dass bei Choren in Freiberg oder auch
n Mecklenburg-Vorpommern neue Kraftstoffe entwi-
kelt werden, und zwar auf industrieller Basis. Das






(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
heißt: weg vom Öl, weniger Schadstoffausstoß und eine
gigantische Perspektive für Arbeitsplätze.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der Haushalt des Umweltministeriums spiegelt dieses
Setzen auf Innovationsfähigkeit, auf Integrationsfähig-
keit, auf die Wiederentdeckung der Idee des technischen
Fortschritts wider. Wir haben etwas geschafft, das von
uns nicht erwartet worden ist, auf das wir aber durchaus
stolz sind. Wir haben den Haushalt für Forschung und
Entwicklung im Bereich erneuerbarer Energien prak-
tisch verdoppelt. Wir werden hier am Ende der Legisla-
turperiode bei knapp unter 100 Millionen Euro an Mit-
teln für Forschung und Entwicklung liegen. Das ist mehr
als eine Verdopplung gegenüber der letzten Legislatur-
periode – ein gewaltiger Erfolg –,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


was übrigens auch insofern gut ist, als wir den zweiten
wichtigen Teil im Bereich erneuerbarer Wärmetechnolo-
gien, das Marktanreizprogramm, stabil bei 180 Millio-
nen Euro halten; es gibt hier keine Kürzung. Dieses
Marktanreizprogramm muss zudem nicht mehr, wie in
der Vergangenheit, den Titel für Forschung und Ent-
wicklung nutzen – das war bisher sozusagen gegenseitig
deckungsfähig –, weil bei Forschung und Entwicklung
ab diesem Jahr und in den Folgejahren genug Geld für
den Bereich der erneuerbaren Energien vorhanden ist.
Von daher sind die Verdoppelung des F-und-E-Etats für
die erneuerbaren Energien und die Kontinuität bei der
Finanzausstattung im Bereich des Marktanreizpro-
gramms zwei große Erfolge. Hier geht es um den schla-
fenden Riesen der erneuerbaren Wärmetechnologien;
Sie wissen, dass in dem Koalitionsvertrag das Ziel ent-
halten ist, auf diesem Gebiet in den kommenden Jahren
deutlich voranzukommen – zwei große Erfolge.

Daneben sind Haushaltsmittel für Klimaschutzpolitik
im Ressort des Kollegen Tiefensee veranschlagt: Vier-
mal 1,4 Milliarden Euro für das CO2-Gebäudesanie-
rungsprogramm. Viermal 1,4 Milliarden! Ich erinnere
mich daran, dass wir darüber in den Koalitionsverhand-
lungen zum Umweltbereich verhandelt haben. Sozusa-
gen das Erste, was CDU/CSU und SPD miteinander ver-
abredet hatten, war diese gewaltige Steigerung. Ich
erinnere mich an Äußerungen von den Oppositionspar-
teien dazu; da hat man nicht geglaubt, dass wir auch nur
die Hälfte dessen hinbekommen. Es ist wirklich ein rie-
siges Gewinnerprogramm. Wir senken den Energiever-
brauch der Haushalte und damit auch der einzelnen Ver-
braucher. Wir senken den CO2-Ausstoß. Wir senken vor
allem die Arbeitslosigkeit, weil hier Aufträge entstehen,
die an die kleinen Handwerksbetriebe gehen, durch die
10 000, 20 000, 30 000 Jobs gesichert werden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Sie wissen, dass wir gemeinsam mit Frau Schavan an
der Hightechstrategie arbeiten, weil wir natürlich auch in
anderen Bereichen, bei Kohle und Gas, neue Technolo-
gien brauchen. Wir müssen zu mehr Effizienz kommen.

W
w
E
b
v
m
b
w
u

S
n
M
w
w
b
t
g

u
o
w
E
g
n
h
a
g
m
E

I
w
d

b
s
d
s
r

S

v

G
A
R
s

(C (D ir müssen die Energieeinsparung voranbringen. Wir ollen der Standort werden, wo zur Produktion einer inheit Bruttoinlandsprodukt am wenigsten Energie verraucht wird. Wir wollen im Bereich neuer Kraftstoffe, or allem derjenigen der zweiten Generation, vorankomen. Wir wollen synthetische Kraftstoffe herstellen. Das edeutet industrielle Arbeitsplätze und Jobs in der Landirtschaft. All das setzt auf dieses Thema „Innovation nd Integration“. Im Bereich der Energieeffizienz wollen wir eine trategie verfolgen, die am Ende Megawattstunden und icht immer nur Menschen arbeitslos macht. Das ist eine odernisierungsstrategie für die Volkswirtschaft, bei der ir international wettbewerbsfähig sein können, bei der ir weniger Energie verbrauchen und trotzdem mehr Areitsplätze schaffen. Ich glaube, dass der Koalitionsverrag der Regierungspolitik hier einen guten Schwung ibt. Meine Damen und Herren, wir setzen auf Innovation nd Forschung, auf Qualifizierung und Bildung. Ich sage ffen, weil das ein Punkt ist, der in der Koalition immer ieder zu Debatten führt: Wir setzen auf erneuerbare nergien, auf Energieeffizienz und auf neue Technoloien bei Kohle und Gas. Wir wollen nicht auf eine Alterative setzen, die wir für gefährlich halten. Dem, der uns eute die Klimaprobleme vorhält und sagt: „Setzt doch uf Kernenergie; die emittiert kein CO2“, muss ich entegenhalten, dass ich nicht vor die Wahl gestellt werden öchte, das Leben der Menschen entweder durch CO2missionen oder durch Radioaktivität zu riskieren. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ch glaube, dass das die Wahl zwischen Pest und Cholera
äre. Aber wir wollen gesund werden und nicht an einer
ieser beiden Krankheiten leiden.

Es stimmt aber auch – ich wiederhole das –, dass
eide Koalitionsparteien, egal wie sie zur Kernenergie
tehen, die Endlagerfragen lösen müssen. Wir haben uns
as gemeinsam vorgenommen und werden das sehr
achgerecht tun. Ich glaube, dass wir auch in diesem Be-
eich auf einem guten Wege sind.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre Geduld mit meiner
timme und für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602707200

Als nächster Redner hat der Kollege Michael Kauch

on der FDP-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1602707300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

abriel, Sie haben am Schluss dann doch noch ein paar
ussagen zum Haushalt gemacht; den größten Teil Ihrer
edezeit haben Sie darauf verwendet, die umweltpoliti-

che Situation im Allgemeinen in Deutschland und in






(A) )



(B) )


Michael Kauch
der Welt zu erklären, und haben relativ wenig dazu ge-
sagt, was die Bundesregierung eigentlich zu tun gedenkt.
Hier hätten wir mehr von Ihnen erwartet.


(Beifall bei der FDP)


Für die Liberalen stehen zwei Themen auf der
Agenda: die Sicherstellung der nuklearen Entsorgung
und neue Offensiven zum Klimaschutz. Dabei geht es
uns vor allem um neue Initiativen für Energieeffizienz,
um alternative Antriebe und um eine Weiterentwicklung
des Emissionshandels. Zugleich erwarten wir aber, dass
endlich auch die Themen der Umweltpolitik vernünftig
angegangen werden, die in den letzten Jahren eher Stief-
kinder waren. Dazu gehört beispielsweise die Liberali-
sierung der Entsorgungswirtschaft. Wir brauchen Wett-
bewerb im Interesse der Bürgerinnen und Bürger, die die
Gebühren zu zahlen haben.


(Beifall bei der FDP)


Wir brauchen auch eine längst überfällige Schwer-
punktsetzung im Bereich des Lärmschutzes. Die Mo-
dernisierung des Fluglärmgesetzes reicht hier nicht aus.
Der Gesetzentwurf der Bundesregierung ist für viele An-
wohner schlichtweg eine Enttäuschung; denn er schafft
Anwohner erster, zweiter und dritter Klasse beim Lärm-
schutz, nur weil die Bundesregierung nicht bereit ist, bei
ihren Militärflughäfen das Gleiche an Schallschutz zu
leisten, was sie den Verkehrsflughäfen auferlegt. Das ist
nicht fair, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der FDP – Ingbert Liebing [CDU/ CSU]: Kommen Sie denn auch noch einmal zum Haushalt?)


Die Enttäuschung geht beim Schienenlärm weiter.
Auch hier gibt es nichts Neues von der großen Koalition.
Die FDP will dagegen mit ihren Anträgen, die wir ein-
bringen werden, neue Akzente setzen. Wir wollen Mittel
aus dem Umweltetat in das Lärmsanierungsprogramm
des Verkehrsministers stecken und dieses Programm für
die technische Nachrüstung von Güterwaggons öffnen;
denn Lärmschutz an der Quelle ist der Schlüssel zum
Lärmschutz an der Schiene.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Von wo abziehen?)


– Das werden Sie im Ausschuss sehen.

Meine Damen und Herren, so langsam werden die
Ungereimtheiten innerhalb der Bundesregierung auch
hinsichtlich des Klimaschutzes offenbar, konkret bei der
Verabschiedung des Allokationsplans für den CO2-
Emissionshandel ab 2008. Während Umweltminister
Gabriel laut einer Agenturmeldung die Versteigerung der
Emissionsrechte negativ kommentiert, hat der Finanzmi-
nister im Haushaltsausschuss gerade dies in Aussicht ge-
stellt. Was gilt denn nun? Und wie, wenn nicht durch die
Versteigerung der Zertifikate, will der Umweltminister
die so genannten Windfall-Profits der vier großen Ener-
gieversorger abschöpfen?


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wir Liberale haben große Sympathie dafür, dass wir
die 10 Prozent der Zertifikate, die EU-rechtlich zulässig

s
d
c
d
t

E
d
n
l
S
m
b
w
d

m
D
z
u
s
n
W
e
m
e
t

n
t
e
g
d
d
f
H
w
m
d
e

t
k
N
w
s
d
w

k
d
i
e
s
s

(C (D ind, auch versteigern. Aber die Versteigerungserlöse ürfen dann eben nicht zum Stopfen von Haushaltslöhern genutzt werden, sondern müssen beispielsweise azu dienen, die Stromsteuer abzusenken und die privaen Haushalte deutlich zu entlasten. ine Nettoentlastung der Verbraucher ist möglich; denn ie Versteigerung der Zertifikate erhöht den Strompreis icht. Der Preis dieser verschenkten Zertifikate ist nämich von den großen Energieversorgern längst in die trompreise einkalkuliert. Die Frage, die wir uns stellen üssen, lautet: Landet der Profit des Emissionshandels ei den Verbrauchern oder ausschließlich bei einigen enigen Konzernen? Das ist eine Gerechtigkeitsfrage, er sich gerade die Sozialdemokratie stellen muss. Meine Damen und Herren, der Emissionshandel acht den Klimaschutz so kostengünstig wie möglich. eshalb wollen wir den Luftverkehr und, soweit mit ak eptablem Aufwand möglich, den gesamten Verkehrsnd Gebäudesektor integrieren. Wir brauchen ein umfasendes Energiekonzept für den Gebäudebereich mit eier stärkeren Nutzung der erneuerbaren Energien im ärmebereich. Das Gebäudesanierungsprogramm ist in Anfang, aber eben nur ein Anfang. Wir brauchen ehr privates Kapital, wenn wir das Potenzial, das in der nergetischen Sanierung des Gebäudebestandes steckt, atsächlich heben wollen. In diesem Zusammenhang bitte ich den Umweltmiister, einmal in den Jahresbericht der von ihm geförderen Kampagne „Klima sucht Schutz“ zu schauen. Dieser nthält einen konkreten Vorschlag. Bei der jetzigen Prorammgestaltung haben die Banken keinen Anreiz, für ieses Programm zu werben, weil sie daran nichts verienen. Wenn wir wollen, dass die Banken ihre Kredite ür Gebäudesanierung bei den Häuslebauern und bei den ausbesitzern entsprechend vermarkten, dann müssen ir von der Zinsverbilligung und den kleinen Durchlaufargen wegkommen und hinkommen zu Zuschüssen für ie getätigten Investitionen. Das Programm sollte also ntsprechend umgestaltet werden. Wir brauchen alternative Kraftstoffe und Antriebsechnologien, um uns langfristig vom Öl zu lösen. Bioraftstoffe allein können allerdings schon wegen der utzungskonkurrenzen mit der Stromerzeugung oder egen der Verwendung des Biogases nicht die Lösung ein. Wasserstofftechnologie zu fördern, ist deshalb eine er Schwerpunktaufgaben, die die Forschung im Umeltbereich leisten muss. Zu den Biokraftstoffen muss ich noch eine Anmerung machen. Was die Bundesregierung hier betreibt, ist och schädlich; denn sie handelt nach dem Motto „Rein n die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“. Zunächst inmal haben vor zwei Jahren alle Fraktionen gemeinam eine Steuerbefreiung beschlossen. Jetzt wollen Sie ie abschaffen. Als Alternative führen Sie eine Beimi Michael Kauch schungspflicht ein, die nichts anderes ist als erstens ein planwirtschaftliches Element und zweitens eine Mineralölsteuererhöhung durch die Hintertür, und das zum Wohl des Finanzministers auf Kosten der Verbraucherinnen und Verbraucher. Auch das muss an dieser Stelle einmal deutlich gesagt werden. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


Herr Minister Gabriel, Sie haben kaum neue Akzente
mit diesem Haushalt gesetzt. Die FDP wird deshalb in
den nächsten Wochen in den Haushaltsberatungen ent-
sprechende Anträge einbringen, die aufzeigen, wie wir
klug kürzen und umschichten wollen, damit mehr Um-
weltschutz als bisher durch diesen Haushalt möglich
wird. Wir erwarten von der großen Koalition, dass sie
unsere Anträge nicht einfach beiseite wischt, weil sie
von uns kommen, sondern dass sie sie zumindest ernst-
haft prüft.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602707400

Das Wort hat jetzt die Kollegin Katherina Reiche von

der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1602707500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und

Kollegen! Wohlstand hat mehrere Dimensionen und kei-
neswegs nur eine materielle. Die Verfügbarkeit von Roh-
stoffen und Ressourcen, die Sicherung unserer natürli-
chen Lebensgrundlagen sowie eine intakte Umwelt sind
für uns Grundvoraussetzungen für den Wohlstand im
Lande. Umweltschutz ist damit auch Zukunftssicherung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Klaus Töpfer hat einmal treffend formuliert, das
Raumschiff Erde sei in Atemnot. Der weiterhin massive
Anstieg der Weltbevölkerung und die wirtschaftliche
Dynamik in den Industriestaaten, aber auch in den Ent-
wicklungs- und Schwellenländern stellen uns vor große
Herausforderungen.

Die Erde als vernetztes Natursystem hat einen erheb-
lichen Erschöpfungszustand erreicht. Der „Spiegel“ die-
ser Woche titelt sehr bewusst: „Der neue Kalte Krieg –
Kampf um die Rohstoffe“.

Erstes Beispiel: Mangel an Süßwasser. In verschie-
denen Regionen der Welt ist dieser Mangel bereits er-
schreckende Wirklichkeit. Das 4. Welt-Wasser-Forum
der Vereinten Nationen, das in der vergangenen Woche
getagt hat, hat uns noch einmal die dramatischen Zahlen
vor Augen führt: 1 Milliarde Menschen auf der Welt ha-
ben keinen Zugang zu sauberem Wasser, 2,6 Milliarden
Menschen sind von sanitären Einrichtungen abgeschnit-
ten. Damit ist die Versorgung mit sauberem Wasser eine
ökologische, ökonomische und soziale Frage zugleich.

E
m
m
E

f
e
m
J
z
u
g
s
W
v
I

p
d
d
t
E
H

E
n
E
5
w
6
Ö
E
z
g
d
w
L
E
g
n

t
E
F
g
n

D
p
H
i

n
S
e
s
g
d

(C (D s ist richtig, dass man Anstrengungen unternimmt, um öglichst vielen Menschen den Zugang zu Wasser zu eröglichen. Hier ist die Hilfe zur Selbsthilfe die beste ntwicklungshilfe. Zweites Beispiel. Der Verlust an biologischer Vielalt ist nach wie vor dramatisch. Derzeit tagt in Brasilien ine Vertragsstaatenkonferenz mit dem Ziel der Weltgeeinschaft, den Verlust an biologischer Vielfalt bis zum ahr 2010 erheblich zu reduzieren. Viele Tierund Pflanenarten sind akut gefährdet. Mit dem Verlust der Tiernd Pflanzenarten gehen deren genetische und physioloischen Baupläne verloren, die für die Medizinforchung, aber auch für die Naturstoffchemie von großem ert sind. Wichtige Chancen für die Weiterentwicklung on Forschung und Technologie verschwinden damit. ch hoffe deshalb, dass diese Konferenz ein Erfolg wird. Für uns in Deutschland hat dieses Thema eine ganz raktische Bedeutung; denn auch wir haben beim Schutz er biologischen Vielfalt einen Nachholbedarf. Somit ist ie Schaffung eines nationalen Naturerbes unser wichiger Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt. Die rrichtung des nationalen Naturerbes ist für uns eine erzenssache. Drittes Beispiel: Die weltweite Nachfrage nach nergie und Rohstoffen steigt weiter. Die Internatioale Energieagentur rechnet damit, dass die weltweite nergienachfrage in den nächsten 25 Jahren um mehr als 0 Prozent steigen wird. Drei Viertel dieses Anstiegs erden in den Entwicklungsländern erfolgen. Mehr als 0 Prozent dieses weltweiten Energiebedarfs soll durch l und Gas gedeckt werden. Das wird einen erheblichen influss auf den Klimawandel haben. China und auch unehmend Indien haben einen schier unstillbaren Huner nach Energie. Die Krise um russisches Gas Anfang ieses Jahres hat uns sehr deutlich vor Augen geführt, ie fragil die Situation auch in Deutschland ist, einem and, das rund 60 Prozent des Energieverbrauchs durch nergieimporte abdeckt. Diese Krise hat uns deutlich emacht, dass es ein „Weiter so“ auch in Deutschland icht geben kann. Für Deutschland und Europa rückt damit eine konsisente Energiestrategie immer mehr in den Mittelpunkt. s ist deshalb wichtig, dass nächste Woche unter der ührung von Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Eneriegipfel mit dem Ziel stattfinden wird, eine tragfähige ationale Energiestrategie zu erarbeiten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


er Handlungsbedarf und die Bedeutung der Energie-
olitik sind erkannt, zumal in dieser Bundesregierung.
äufig mangelt es noch an konkreten Umsetzungen, was

ch keineswegs nur auf die Politik reduziere.

Erstens. Energie muss intelligenter und effizienter ge-
utzt und der Verbrauch reduziert werden. Zweitens. Die
trategie „Weg vom Öl“ muss dazu führen, dass mehr
rneuerbare Energien zur Strom-, Wärme- und Kraft-
toffgewinnung eingesetzt werden. Drittens. Die Ener-
ieforschung muss gestärkt werden, um innovative Pro-
ukte auf den Markt zu bringen.






(A) )



(B) )


Katherina Reiche (Potsdam)

Wir werden uns also daran machen, die Energiefor-
schung in den kommenden Jahren zukunftsfähig zu ge-
stalten. Hierfür hat sich die große Koalition einige ehr-
geizige Ziele gesetzt und bereits konkrete Maßnahmen
ergriffen. Die Energieeffizienz soll bis zum Jahr 2020 im
Vergleich zu 1990 verdoppelt werden. Wir wollen den
Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch
bis zum Jahr 2020 auf mindestens 20 Prozent anheben.
Wir wollen eine Innovationsoffensive „Energie für
Deutschland“ dazu nutzen, uns im Bereich der Energie-
technologien an der Stelle an die Weltspitze zu setzen,
wo wir noch nicht Weltspitze sind. Der Gebäudebestand
in Deutschland wird modernisiert. 1,4 Milliarden Euro
werden dafür in die Hand genommen. Angesichts einer
angespannten Haushaltslage ein wirklicher Kraftakt!


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Auch die – zugegebenermaßen geringen – Steigerungen
der Mittel im Umwelthaushalt um knapp 1 Prozent sind
ein wichtiges Zeichen.

Aber dass nicht nur im Umweltministerium, sondern
dass auch in anderen Ressorts massive Anstrengungen
für Umweltschutz und Nachhaltigkeit unternommen
werden, ist ein Beweis dafür, dass der Koalition insge-
samt der Umweltschutz ein Anliegen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir sollten uns in den kommenden Monaten ganz genau
anschauen, welche Impulse durch das Gebäudesanie-
rungsprogramm ausgelöst werden. Denn vielleicht ist
dieses Programm zusammen mit dem Marktanreizpro-
gramm so erfolgreich, dass weitere, zusätzliche Instru-
mente im Wärmebereich nicht notwendig sind. Wir soll-
ten uns zumindest die Zeit nehmen, diese Entwicklung
zu beobachten.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Erlauben Sie mir an dieser Stelle ein paar Worte zum
Emissionshandel. Wir müssen bis zum 30. Juni den na-
tionalen Allokationsplan melden. Die Ausstattung der
deutschen Wirtschaft mit Emissionsberechtigungen wird
entscheidenden Einfluss auf unsere Wettbewerbsfähig-
keit und damit auch auf Investitionen und weitere Ar-
beitsplätze haben. Dabei muss man berücksichtigen,
dass die Situation in Deutschland nun einmal anders ist
als in anderen europäischen Staaten. Ich glaube, es be-
darf noch vieler Gespräche mit der Europäischen Kom-
mission.

Wir müssen bei der Aufstellung des Allokationsplans
darauf achten, dass es nicht zu Wettbewerbsverzerrun-
gen kommt und dass Wachstum möglich ist. Deshalb
wollen wir schon noch einmal über das Thema Verstei-
gerung reden, auch darüber, ob eine Versteigerung wirt-
schaftlich sinnvoll und notwendig ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP] – Ulrike Flach [FDP]: Nicht nur reden, Frau Reiche!)


V
h
r

d
E
m
E
u
E
n
d
t
w

i
d
ß
s
z
p

I
w
z
e
h
U
G
Ö

U
n
g
g
d
U
m
t
n

f
S
i
M
Z
m
z
t
w

(C (D or allem müssen wir sicherstellen, dass der Emissionsandel Anreize zur Modernisierung und Effizienzsteigeung schafft. Ich möchte noch einen Punkt ansprechen, und zwar ie Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen, also nergiepflanzen. Im Prinzip sind es drei Dinge auf einal, die diese Pflanzen können: Sie sind einheimische nergieträger, schaffen Wertschöpfung in diesem Land nd leisten einen Beitrag zur Verringerung der CO2missionen, weil sie nach dem Kreislaufprinzip funktioieren. Es gibt aber noch Hemmnisse, die ihre Anwenung ein Stück weit erschweren, zum Beispiel im Genechnikrecht. Hier stehen die Ampeln leider noch im ahrsten Sinne des Wortes auf Rot. Wir müssen vor allem in Forschung und Entwicklung nvestieren; das ist richtig. Ohne eine konsequente Förerung der Forschung im Bereich der Grünen und Weien Gentechnik wird es nicht machbar sein, diese Resource zu nutzen. Jede Äußerung, die einen Keil wischen Forschung und Anwendung treibt, ist kontraroduktiv und hilft dem gesamten System nicht. (Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Die Kritik kann der Bauernpräsident nicht teilen!)


(Ulrich Kelber [SPD]: Schöne Farbe!)


ch finde, wir brauchen eine grüne Welle für die nach-
achsenden Rohstoffe. Wir sollten das Ziel haben, uns

ur führenden Nation in der biobasierten Wirtschaft zu
ntwickeln. Andere Länder schlafen nicht. Schweden hat
ier massive Anstrengungen unternommen. Auch die
SA – mag man es belächeln – haben schon sehr viel
eld in die Hand genommen, um ihre Abhängigkeit vom
l zu reduzieren.


(Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Durch Kriege!)


Deutschland gehört zu den führenden Ländern in der
mweltpolitik. Das hohe Schutzniveau kommt nicht
ur der Umwelt und den Menschen zugute. Es ist zu-
leich Motor für qualitatives Wachstum und Beschäfti-
ung. Basierend auf dem hohen Umweltschutzniveau,
as wir in Deutschland erreicht haben, müssen wir die
mweltpolitik weiterentwickeln und modernisieren. Es
uss langfristige Leitlinien geben, auf die sich die Un-

ernehmen einstellen können und mit denen sie Pla-
ungs- und Investitionssicherheit haben.

Wir waren in Deutschland schon einmal so weit. Die
rühere Bundesministerin Angela Merkel hat 1998 ein
chwerpunktprogramm vorgelegt, an dem es sich, wie

ch meine, zu orientieren lohnt. Wir brauchen eine Art
asterplan, in dem systematisch quantifizierbare Ziele,

eitvorgaben und Maßnahmen formuliert werden. Wir
üssen uns abgewöhnen, aktuellen Gefahren hinterher-

ulaufen. In diesem Sinne ist Umweltschutz ein Mara-
hon. Ob Sie sich zum Ironman eignen, Herr Minister,
erden wir sehen. Auf jeden Fall hilft es der Fitness.


(Gerd Bollmann [SPD]: Wenn Sie mitlaufen! Sie haben heute dafür aber die falschen Schuhe an!)







(A) )



(B) )


Katherina Reiche (Potsdam)

Deutsche Unternehmen sind in den Bereichen Um-
welttechnik, Wasserreinigung und Abfallentsorgung
weltweit führend. 1,5 Millionen Menschen sind hier be-
schäftigt. Allein im Bereich der erneuerbaren Energien
bestehen mittlerweile 170 000 Arbeitsplätze.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wahr! Aber Sie schmücken sich mit fremden Federn!)


Dem deutschen Ingenieur ist bekanntlich nichts zu
„schwör“. Deshalb wollen wir daran arbeiten, dass diese
innovative Zunft sich in Deutschland weiterhin entfalten
und vernünftige Produkte entwickeln kann.

Meine Damen und Herren, ich habe zu Anfang mei-
ner Rede gesagt, dass Wohlstand mehrere Dimensionen
hat, nicht nur eine materielle. Deshalb lohnt sich jedes
Engagement auf diesem wichtigen Feld. Wir werden die
Regierung bei ihren Handlungen unterstützen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602707600

Das Wort hat nun die Kollegin Eva Bulling-Schröter

von der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602707700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wie wir alle wissen, ist der Umwelthaushalt kein Inves-
titionshaushalt wie etwa der Verkehrshaushalt. Der Um-
weltminister bewegt keine Milliarden; die Finanzierung
von Umweltschutzausgaben ist im Wesentlichen Auf-
gabe der Länder. Entsprechend klein ist das Budget des
Einzelplans 16. Gleichwohl ist der Bundeshaushalt ins-
gesamt von erheblicher Bedeutung dafür, ob und wie
weit sich Deutschland in Richtung einer ökologisch und
sozial nachhaltigen Entwicklung bewegt, sei es im schon
erwähnten Verkehrshaushalt, im Forschungs- und Wirt-
schaftsetat oder beim Budget zur Förderung von Ener-
gieeffizienz und erneuerbaren Energien im Umwelthaus-
halt selbst. Unter dem Strich ist die Bundesrepublik noch
weit von einer umweltverträglichen Entwicklung ent-
fernt. Das gilt insbesondere für die gigantischen Res-
sourcen, die unsere Volkswirtschaft täglich verschlingt.
„Der Spiegel“ hat zufällig in dieser Woche mit diesem
Thema aufgemacht, „Die Zeit“ in der letzten Woche.

Ich sage Ihnen: Dieses Jahrhundert wird – muss – das
Jahrhundert der Ressourcen- und Energieeffizienz
sein. Schon aus sicherheitspolitischen Gründen ist es
zwingend notwendig, Deutschland hinsichtlich der Roh-
stoffbereitstellung aus Abhängigkeiten zu befreien, aller-
dings nicht mit einem Bundeswehreinsatz im rohstoffrei-
chen Kongo, wie es Herrn Stoiber und anderen
vorschwebt. Stoiber hat das unsinnige Abenteuer zuletzt
tatsächlich mit der Notwendigkeit der Sicherung von
Rohstoffen für die deutsche Volkswirtschaft begründet.
Da war er also einmal ehrlich.

s
M
g
w
d
s
H

m
r
N
p
t
s

e
A
s
o
T
E
I
w
t
m
s
R

e
w
i
T
d
z
t
b
i
G
w
E
E

P
s
S
t


s
k
g
n
w
n

(C (D Mehr Sicherheit kann man in unseren Augen nur chaffen, indem man den Bezug von Rohstoffen und aterialien aus anderen Teilen der Erde drastisch verrinert. Als Beispiel nenne ich den Kongo. Dort lagern die eltweit bedeutendsten Vorkommen an Coltan, aus dem as begehrte Metall Tantal gewonnen wird. Tantal ist ein trategisch wichtiger Rohstoff für die Herstellung von andys und Computern. Coltan ist nun neben Diamanten einer der Rohstoffe, it denen die Warlords im Kongo ihre Kriege finanzie en und derentwegen sie Kriege führen. Die unstillbare achfrage nach Rohstoffen für Mikroelektronik – alle aar Wochen wird das für unbrauchbar erklärt, was gesern noch up to date war – dürfte sicher zu den dramatichen Verhältnissen im Kongo beitragen. Bei Erdöl und Erdgas liegt der Sicherheitsaspekt noch indeutiger auf der Hand. Schon heute werden viele useinandersetzungen um diese Rohstoffe mit militäri chen Mitteln geführt. Die Kriege im Mittleren Osten der die innerstaatlichen Konflikte in Nigeria und im schad sind Beispiele dafür. In diesem Sinne ist jede nergiepolitik „Weg vom Öl“ eine sicherheitspolitische nvestition. Leider werden auch hierzulande eher fragürdige Multimilliardeninvestitionen, etwa in Eurofigh er oder in das umstrittene Luftabwehrsystem MEADS, it dem Argument der nationalen Sicherheit durchge etzt. Eine konsequente Politik, die den Einsatz fossiler ohstoffe drastisch reduziert, ist nicht zu erkennen. Die Mittel im Haushalt, die beispielsweise für die nergetische Gebäudesanierung zur Verfügung gestellt erden, reichen angesichts des Energieeinsparpotenzials n diesem Bereich längst nicht aus. Die Mittel für die itel zur Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet er erneuerbaren Energien im Umwelthaushalt sollen war erhöht werden, im Vergleich zu den Kohlesubvenionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro und den Ausgaen für die nukleare Energieund Sicherheitsforschung n Höhe von 150 Millionen Euro, die zum Beispiel nach arching oder zur Internationalen Atomenergiebehörde andern, sind die Ausgaben von insgesamt 43 Millionen uro kein Ruhmesblatt im Hinblick auf eine ökologische nergiewende. Wenn Herr Steinbrück nun auch noch beim zarten flänzchen Biokraftstoffe zulangen will, indem er elbst reine Pflanzenöle besteuert, kann das an dieser telle schon fast als Boykott zukunftsfähiger Politik gel en. (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eva, Eva, Eva!)


Lieber Steffen, wir meinen: Gerade dezentral herge-
tellten Biokraftstoffen, die in Reinform in den Tank
ommen, muss zum Durchbruch verholfen werden. Die
eplante Beimischungspflicht nutzt deren Herstellern
aturgemäß überhaupt nichts. Die neue Steuer wird sie
irtschaftlich erdrosseln. Bitte überlegen Sie sich das
och einmal!






(A) )



(B) )


Eva Bulling-Schröter
Die Strategie der Bundesregierung in Sachen Bio-
treibstoffe wird vor allem die großen Mineralölkonzerne
freuen; denn sie können sich problemlos mit der Beimi-
schungsquote arrangieren. Nebenbei wird das Ganze
noch als Leistung für den Klimaschutz gemäß der
Selbstverpflichtung der Automobilindustrie angerech-
net. Ein guter Deal!

Auch mit dem geplanten Börsengang der Bahn oder
mit der Verwirklichung des nunmehr bayerischen
Wunschtraums, des Baus einer Transrapidstrecke, wird
eine zukunftsfähige Verkehrspolitik nicht befördert, son-
dern blockiert. Die Folge wird sein: weniger Geld und
Chancen für den öffentlichen und schienengebundenen
Verkehr in der Fläche, dafür mehr Verkehr auf der
Straße. Mehr Gerechtigkeit heißt für uns: Ölverbrauch
vermindern, um dadurch dem Klimawandel und Kon-
flikten vorzubeugen, sowie die Rohstoffe auf einem Ni-
veau halten, damit sie sich auch ärmere Länder leisten
können.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Energiegipfel in der nächsten Woche wird nicht
zu einer Energiewende führen. Die Rahmenbedingungen
für die Kohleverstromung sollen verbessert werden. Ich
finde diese Forderung reichlich unverschämt. Der Koh-
leverstromung geht es blendend. Das sieht man schon al-
lein an den astronomischen Gewinnen der Konzerne.
Das ist kein Wunder. Bei der Zuteilung und Übertragung
von Emissionszertifikaten wurden RWE und Co. groß-
zügig bedacht. Die verschenkten Zertifikate haben sie
trotzdem in die Tarife eingespeist. Von den direkten Sub-
ventionen wollen wir gar nicht erst reden.

Wir sind gespannt, inwieweit die Bundesregierung
hierbei Rückgrat beweist und ob sie – das wäre noch
besser – die Bevorteilung der Kohleverstromung, die
durch Rot-Grün im NAP I festgezurrt wurde, endlich be-
endet.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602707800

Das Wort hat jetzt die Kollegin Sylvia Kotting-Uhl

von der Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602707900

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Herr Minister Gabriel, zunächst einmal meinen herzli-
chen Glückwunsch! Sie haben im Haushalt für den Be-
reich Umwelt von Ihrem Koalitionspartner mehr Zuge-
ständnisse bekommen als wir in den letzten Jahren von
unserem.

Die entscheidende Frage ist aber nicht, wie viel man
bekommt, sondern was man damit macht.


(Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!)


Welchen Wert hat die Umwelt also im Haushalt und wel-
chen Stellenwert hat sie im politischen Tun? Am Stellen-
wert der Umweltpolitik haben wir, gemessen an Ihren
Worten, selten etwas auszusetzen. Das klingt meistens
richtig gut. Das heißt, beim Thema Ökologie klingt das
nach Fortführung grüner Umweltpolitik.

e
E
b

d
a
u
k
S
e
u
s


S
n
d

w
a
k
u
m

a
d
i
S
h
d
e
m

S
d
m
d
w
s
1
d
i
s

g
r



(C (D Aber was ist mit dem Tun, Herr Minister? Was heißt s zum Beispiel, wenn Sie sagen, dass Sie die rot-grüne nergiepolitik fortführen wollen, und den Atomausstieg isher verteidigen? Man muss nicht an den in der Financial Times“ angeführten Deal zwischen Ihnen und er Union zu Kohle und Atomkraft glauben. Wenn man ber sieht, dass Ihre Partei nicht weg will von der Kohle nd die Union nicht weg will von der Atomkraft, dann ann man nicht daran glauben, dass daraus unter dem trich eine zukunftsfähige Energiepolitik entstehen und ine nachhaltige Haushaltskonsolidierung erfolgen kann nd dass eine Politik gemacht wird, die auf ökonomisch chädliche Subventionen verzichtet. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Erzählen Sie uns nichts von Haushaltskonsolidierung! Hier ist keine Märchenstunde!)


Doch, ich erzähle Ihnen etwas vom Haushalt. – Dass
ie dazu in der Lage sind, zeigen Sie an anderer Stelle,
ämlich bei dem erfreulichen Abschied von der Zersie-
elungsprämie, sprich: Eigenheimzulage.

Zukunftsfähige Energiepolitik muss aber heißen:
eg vom Öl, weg von der Kohle, weg von Emissionen

usstoßenden Kohlekraftwerken, weg von der Atom-
raft – hin zu erneuerbaren Energien, hin zur Effizienz
nd hin zur Einspartechnologie. Das alles gehört zusam-
en und gelingt nur zusammen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Iris Gleicke [SPD]: Das tun wir doch! Wir reden nicht nur, wir tun es!)


Beim Gebäudesanierungsprogramm setzt sich die Ko-
lition ehrgeizige Ziele. Ich will jetzt überhaupt nicht
arauf herumreiten, dass der grüne Teil von Rot-Grün
mmer für eine Aufstockung der Mittel war und sich die
PD immer dagegen verwahrt hat. Wenn die im Haus-
alt veranschlagten Mittel in Höhe von 1,4 Milliar-
en Euro tatsächlich zeitnah zur Verfügung stehen und
ingesetzt werden, dann freut sich darüber niemand
ehr als jeder einzelne Grüne.

Das ist aber auch der einzige Punkt, an dem Sie die
trategie „Weg vom Öl“ offensiv verfolgen. Nehmen wir
ie Biotreibstoffe und die Steuerfrage. Rot-Grün hatte
it der Steuerbefreiung für Biotreibstoffe bis Ende 2009

ie richtigen Rahmenbedingungen für innovative Ent-
icklungen geschaffen. Die jetzt vom Kabinett be-

chlossene Besteuerung der Biokraftstoffe in Höhe von
0 bis 15 Cent pro Liter macht nicht nur einem wachsen-
en heimischen Wirtschaftsbereich den Garaus, sondern
st vor allem eine völlig falsche Richtungsentscheidung,
ie führt nämlich hin zum Öl. Was Sie mit der Strategie
Weg vom Öl“ und mit dem Gebäudesanierungspro-
ramm aufbauen, reißen Sie mit der zu hohen Besteue-
ung der Biokraftstoffe wieder ein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE])


Herr Minister, Ihr Engagement beim Klimaschutz
Sie haben in Montreal unbestritten eine gute Figur ge-






(A) )



(B) )


Sylvia Kotting-Uhl
macht – wirkt auf den zweiten Blick nur zur Hälfte
glaubwürdig. Es wird jetzt darauf ankommen, wie der
zweite Nationale Allokationsplan, den die Bundes-
regierung bis zum Sommer vorgelegt haben muss, ausse-
hen wird, ob sich anspruchsvolle Klimaschutzziele und
nicht Aufweichungswünsche der Industrie, wie wir das
an anderen Beispielen schon erfahren mussten, durchset-
zen werden.

Lassen Sie mich nur an Ihre erste Amtshandlung,
Stichwort REACH, erinnern. Da wurden die Gesund-
heits- und Umweltinteressen der Allgemeinheit und zu-
künftige Marktchancen den kurzsichtigen Lobbyinteres-
sen der chemischen Industrie geopfert.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist doch Quatsch! – Gegenruf des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Natürlich war das so!)


Ökologische Rhetorik, Herr Minister und Kollegen von
der Union, ist nicht verkehrt. Wir pflegen sie selbst gern.
Aber sie muss von entsprechendem Tun begleitet wer-
den. Vieles Ihrer Rhetorik ist bisher Ankündigung ge-
blieben oder von nicht entsprechendem Tun überholt
worden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Trittin war der größte Ankündigungsminister in der deutschen Nachkriegsgeschichte!)


Zu dem Beispiel Feinstaub. Am 22. Februar 2006 hat
die Bundesregierung zwar endlich die Emissionskenn-
zeichnung von Fahrzeugen beschlossen, aber das im Ko-
alitionsvertrag angekündigte Förderprogramm zur Nach-
rüstung von Altfahrzeugen vermissen wir immer noch,
und das, obwohl die Grenzwertüberschreitung an vielen
Orten die zulässige Anzahl von Tagen bereits erreicht
hat.

Zu dem Beispiel Naturschutz. Einerseits kündigen
Sie an, den grünen Ansatz im Naturschutz fortschreiben
zu wollen, andererseits wollen Sie – das stand erst ges-
tern wieder im „Focus“ – der so genannten Grünen Gen-
technik den Weg bereiten, und das, obwohl vorliegende
Studien zu der Auswirkung der Agrogentechnik auf die
Artenvielfalt zu einem verheerenden Ergebnis kommen.

Herr Minister, unter einem wirksamen Naturschutz
verstehen wir – im Gegensatz zu Ihnen – mehr als nur
die Ausweisung von Schutzgebieten. Wem der Natur-
schutz wirklich ein Anliegen ist, der macht sich nicht
zum Anwalt der Agrogentechnikindustrie mit ihren
kurzsichtigen Profitinteressen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wird das so weitergehen oder werden Sie, Herr
Minister, wenigstens bei der Föderalismusreform Ih-
rem angekündigten Unmut über die Vorschläge zum
Umweltrecht Taten folgen lassen? Umweltpolitische
Kleinstaaterei und ein womöglicher Wettlauf der Länder
um die niedrigsten Umweltstandards wären der GAU für
eine funktionierende Umweltpolitik. Vernachlässigte
Umweltpolitik kommt uns nicht nur haushalterisch teuer
zu stehen.

W
a
a
c
b
n
i
d

S

L
e
M
u

V
s

d
g
ß
w
h
g
l
e

w
a
h

D
E
g
d

w
w
v
r
s
s
b
a
h
s

(C (D Deshalb erwarten wir, Herr Minister, Ihren aktiven iderstand. Umweltpolitik lebt nicht vom Wort allein, uch nicht von einem leicht aufgestockten Haushalt und uch nicht von der bekundeten Absicht, eine erfolgreihe Linie irgendwie weiterzufahren. Umweltpolitik raucht Innovationen, Ideen, Leidenschaft und einen Miister, für den sie ganz oben steht. Wenn das alles erfüllt st, dann können wir von einer gelungenen Fortführung er bisherigen Umweltpolitik sprechen. Das Wort hat jetzt die Kollegin Petra Hinz von der PD-Fraktion. Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! iebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Minister Gabriel, igentlich wollte ich Ihnen jetzt über Staatssekretär üller Genesungswünsche ausrichten lassen, aber es ist mso schöner, dass Sie selber da sind. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Von Schönheit wollen wir da nicht reden!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602708000

(Beifall bei der SPD)

Petra Hinz (SPD):
Rede ID: ID1602708100

on hier aus auch von uns alles Gute und gute Gene-
ung!


(Beifall bei der SPD)


Sie haben uns, dem Parlament, heute in erster Lesung
en Regierungsentwurf für den Haushalt des BMU vor-
elegt. Das heißt, das ist auch der erste Entwurf der gro-
en Koalition. Sie haben hier sehr zutreffend dargestellt,
elche Herausforderungen es gibt, wo Kontinuität
errscht, dass Sie mit Kraft und Dynamik in die Beratun-
en gehen, welche Schwerpunkte Sie da, wo es sich
ohnt, fortführen bzw. welche Veränderungen Sie da, wo
s notwendig ist, vornehmen wollen.

Mit dem Haushalt 2006 und dem Finanzplan bis 2009
ird die große Koalition dafür sorgen, dass Deutschland

b 2007 die Maastrichtdefizitgrenze deutlich und dauer-
aft unterschreiten wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ies haben wir heute mehrfach in der Debatte über die
inzelpläne gehört. Ich bin der Überzeugung, dass wir
emeinsam im Rahmen des Einzelplans 16 einen Beitrag
azu leisten werden.

Der BMU-Haushalt ist nur eine Teilmenge der Um-
eltschutzausgaben des Bundes insgesamt. Der Um-
eltschutz ist eine Querschnittsaufgabe. Das Gesamt-
olumen des BMU-Haushaltes beträgt im Jahr 2006
und 774,8 Millionen Euro. Diese 774,8 Millionen Euro
ind nur ein Teil dieser Querschnittsaufgabe. Das Ge-
amtvolumen des Umweltschutzes im Bundeshaushalt
eträgt 4,052 Milliarden Euro. Zu Recht hat der Minister
uf die kontinuierliche Zusammenarbeit aller Ressorts
ingewiesen. Nur gemeinsam werden wir beim Umwelt-
chutz erfolgreich sein können.






(A) )



(B) )


Petra Hinz (Essen)

Die nominale Steigerung, die in diesem Jahr rund
0,7 Prozentpunkte beträgt, lässt sich mit 4,498 Millionen
Euro im Stammhaushalt und mit 1,236 Millionen Euro
im Endlagerbereich erklären. Umweltschutz ist, wie ich
bereits ausgeführt habe, eine Querschnittsaufgabe, von
der viele Ministerien betroffen sind.

Da ich es genauso sehe, wie der Minister gerade aus-
geführt hat – dass alle Ressorts für den Umweltschutz
verantwortlich sind –, möchte ich die einzelnen Positio-
nen aufführen: Das Wirtschaftsministerium trägt mit
399 Millionen Euro unter anderem zur Förderung der ra-
tionalen und sparsamen Energienutzung bei. Das Bun-
desministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung beteiligt sich mit 689 Millionen Euro. Das
möchte ich betonen; denn insbesondere im Bereich der
Entwicklungshilfe gilt es, eine nachhaltige Umweltpoli-
tik und wichtige Umweltprojekte zu fördern. Dafür ist
im Haushalt ein Betrag von 689 Millionen Euro veran-
schlagt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Beitrag des Finanzministeriums zum Umweltschutz
ist mit einer Summe von 404 Millionen Euro im Rahmen
der Altlastensanierung zu finden. Hier geht es um die
Altlastensanierung im Bereich des Braunkohlenbergbaus
in den neuen Ländern. Auch das Ministerium für Bil-
dung und Forschung – dieser Bereich hat in der heutigen
Diskussion bereits breiten Raum eingenommen – be-
schäftigt sich vor allem unter dem Gesichtspunkt der
Forschung intensiv mit dem Umweltschutz. Hier reden
wir über 689 Millionen Euro. Liebe Kolleginnen und
Kollegen, beim Umweltschutz geht es also nicht ledig-
lich um 774 Millionen Euro, sondern um 4,052 Milliar-
den Euro. Das sollten wir nicht klein reden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Daran wird aber auch deutlich, dass sich die Heraus-
forderungen für eine nachhaltige und innovative Um-
weltpolitik verändert haben. Wie wichtig der Ausbau der
erneuerbaren Energien ist, muss ich für die Fachpoliti-
ker nicht hervorheben. Wir sanieren und setzen gleich-
zeitig Impulse für Wachstum und Beschäftigung. Ein
Herzstück des Einzelplans 16 ist der Titel „Erneuerbare
Energien – Forschung und Entwicklungsvorhaben“,
kurz: das Marktanreizprogramm. Dieses Vorhaben wird
mit 180 Millionen Euro veranschlagt. Es ist eine Investi-
tion für und in die Zukunft und sichert rund 30 000 Ar-
beitsplätze. Allein die Zahl der Antragsteller im Jahr
2005 zeigt, dass der Bedarf vorhanden ist.

Die erneuerbaren Energien sind weltweit ein Zu-
kunftsmarkt. Die deutschen Ingenieurinnen und Inge-
nieure werden nachgefragt. Auf diesem Gebiet haben
wir unser Potenzial und unser Know-how. Im Rahmen
der Umsetzung unseres Koalitionsvertrages werden wir
genau hier einen Schwerpunkt setzen: bei Forschung und
Entwicklung, bei Innovation und bei Integration.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s
w
i
d
W
w
t
k
b
N
k
i
s
b
v
z

I
n
s
a
d
h
d
n
P
h
m
d
f

h
a
g
h

D

u
d
G

F

E
e
w
S
r
S

(C (D In diesem Zusammenhang mache ich darauf aufmerkam, dass ich jeden Zukunftsscheck unterschreiben erde, gerade wenn es um den Umweltschutz geht. Aber ch vergesse nicht die Hypothek der Altlasten bzw. – aners ausgedrückt – die Rückstellungen. Ein Beispiel: enn wir Neubaumaßnahmen beschließen, dann müssen ir die Finanzkraft für Sanierungsund Nachrüs ungsmaßnahmen bereitstellen. Daran müssen wir denen. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus: Sanierungszw. Nachrüstungsfragen werden auf den Sanktimmerleins-Tag verschoben. Hier muss ein Umdenungsprozess stattfinden. An dieser Stelle spreche ich nsbesondere die Fachpolitiker an, die sich mit Infratrukturmaßnahmen beschäftigen. Ein anderes Vorhaen, das Ein-Endlager-Konzept, wird in den nächsten ier Jahren, wenn wir unseren Koalitionsvertrag umseten, noch in Angriff genommen. Nun komme ich zum Schluss. Ich sage ganz deutlich: m Zuge der Haushaltsberatungen kommen alle Einahmeund Ausgabepositionen auf den Prüfstand. Unere Haushaltspolitik wird konsequent sein. Wir werden ber keine Erbsenzählerei betreiben und auch nicht nach em Gießkannenprinzip verfahren. Alle Ausgaben steen auf dem Prüfstand. Dennoch bleiben wir im Rahmen er getroffenen Abkommen und Vereinbarungen auf ationaler und internationaler Ebene ein verlässlicher artner. Wir werden Verträge nicht kündigen, sie aber interfragen. Wir werden Optionsrechte und damit Optiierungsmöglichkeiten ausloten und nutzen. Wir wer en die Anregungen des Bundesrechnungshofs aufgreien und sie prüfen. Zur Wahrheit, Klarheit und Ehrlichkeit dieses Hausalts gehört, dass wir auch sehr intensiv über Haushaltsusgabereste und ihre weitere Nutzung sowie über die egenseitige Deckungsfähigkeit im Rahmen des Hausaltsgesetzes reden müssen. adurch können und werden Prioritäten verschoben. Das ist eine nachhaltige Finanzund Haushaltspolitik nd damit ermöglichen wir Planungen für die Zukunft es Umweltschutzes. Anders gesagt: Das ist nachhaltige enerationengerechtigkeit. Danke schön. Das Wort hat jetzt die Kollegin Ulrike Flach von der DP-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der inzelplan 16 war in den letzten Jahren eigentlich immer in Schlachtfeld, bei dem man schon vorher genau usste, dass es dort eine sehr starke Konstellation chwarz-Gelb auf der einen und Rot-Grün auf der andeen Seite gab. Wir alle erinnern uns noch gut an die chlachten zwischen Herrn Clement und Herrn Trittin. Ulrike Flach Man hätte jetzt eigentlich erwarten können, dass dieser Haushalt angesichts einer neuen großen Konstellation mit viel CDU und CSU in Ihren Reihen eine völlig andere Gestalt angenommen hätte. Man schaut in den Entwurf und stellt fest: Fehlanzeige. Das Prinzip der grünen Gießkanne bleibt uns erhalten. Das gilt sowohl bei der Forschungsförderung und bei den Investitionszuschüssen als auch bei den Zuschüssen für die Naturschutzverbände. Auf diesem Haushalt steht zwar Gabriel drauf, aber Trittin ist drin. Liebe Kollegin Hinz, Sie haben eben sehr viel über den Haushalt gesprochen. Mit diesem Haushalt haben Sie offenbar an den Leitlinien des Kollegen Steinbrück vorbei agiert. Ehrlich gesagt kann ich hier weder die Koch/Steinbrück-Liste wiederfinden – es wäre in diesen Tagen interessant, sich diese noch einmal anzuschauen – noch kann man erkennen, dass hier saniert, gespart oder anders verteilt wird. Herr Gabriel, auch in diesem Falle haben Sie den Pfad Ihres Vorgängers schlicht und einfach weiter beschritten. Lieber Herr Minister, das muss Ihnen aus dem Munde einer Liberalen ganz einfach den Vorwurf eintragen – Sie tragen ja den Namen eines Erzengels –, dass Sie offensichtlich fest vorhaben, in den nächsten Jahren mit dem Füllhorn der Subventionen durch dieses Land zu gehen. Es wird unsere Aufgabe sein, dafür zu sorgen, dass wir Ihnen das an jeder Stelle nachweisen und dass dieser Haushalt die Kontur erhält, die er eigentlich haben muss: Er muss schlank, straff und innovativ sein und er darf nicht in die Klientelpolitik von Rot-Grün hineinwuchern, die Sie offensichtlich gemeinsam übernommen haben. (Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Erzengel Gabriel hat aber ein Schwert und kein Füllhorn!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602708200

(Beifall bei der FDP)

Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1602708300




(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Otto Fricke [FDP]: Trampelpfad!)


– Ja, er trägt schwer an sich.


(Ulrich Kelber [SPD]: Ein Schwert und kein Füllhorn! – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das geht ihr mühelos über die Lippen!)


Frau Reiche hat eben schon etwas zur Energiepolitik
gesagt. Ich glaube, Sie hat sehr Recht. Es war zwar nicht
ganz so, wie Sie das früher gesagt haben, aber im Prinzip
sieht die Zukunft genauso schlecht aus wie das, was wir
schon früher bedauert haben. Die Zuständigkeit für die
Energiepolitik liegt bei Herrn Glos, sie liegt zu allem Er-
staunen sogar bei Herrn Seehofer,


(Jörg van Essen [FDP]: Noch ein Sozialdemokrat!)


sie liegt auch bei Ihnen und sie liegt bei Frau Schavan.
Das heißt, die Energiepolitik, das wichtigste politische
Feld, welches wir in den nächsten Jahren zu beschreiten
haben, wenn wir Europa weg vom Öl führen wollen, ist
in dieser neuen Regierung zersplittert, zerschlagen und
offensichtlich auch ideologisch „verkämpft“.


(Beifall des Abg. Jörg van Essen [FDP])


e
s
l
h
E
g
m

u
H
e
w
v
J
s
U
N
P
d
s
e
w
e

l
a
s
s
w
S
d
e
z
t
t
s
m
r
h
h

b
g

D
v
m
n
v
S
n
J
t
n
w

(C (D Lieber Herr Gabriel, Sie sind Bundesumweltminister iner Regierung, die nach wie vor von tiefen ideologichen Gegensätzen geprägt ist. Wir haben das in den etzten Tagen sehr deutlich verfolgen können. Herr Glos at selbst noch aus Japan erklärt, dass er bezüglich der nergiepolitik nicht Ihrer Meinung ist. Insofern sind wir espannt, wie sich das weiterentwickeln wird. Sehr optiistisch sind wir nicht. Bis wir etwas Klareres erkennen können, haben wir ns natürlich genau wie Frau Hinz intensiv mit dem aushalt befasst. Die FDP wird das tun, was Herr Kauch ben angekündigt hat: Wir werden umschichten, wir erden neue Schwerpunkte setzen und wir werden uns on dem loslösen, über das wir uns inzwischen sieben ahre lang erfolglos geärgert haben, nämlich von so chönen Projekten wie den sozialwissenschaftlichen mweltfragen und der Förderung umweltverträglicher ahrungsmittelerzeugnisse, sprich: von Produkten und rojekten, bei denen wir ganz sicher sind, Frau Hinze, ass sie weiß Gott nichts mit Innovation zu tun haben, ondern dass mit ihnen über viele Jahre hinweg gezielt ine bestimmte Klientel versorgt wurde. Dies werden ir aufgreifen und in der zweiten und dritten Lesung ntsprechend klar darstellen. Nun hat der Minister eben gesagt, er stehe zum Endager und wisse, was da auf ihn zukomme. Ich möchte n dieser Stelle deutlich sagen: Es hat bei den Berichtertattern zu großer Irritation geführt, dass uns in dem Gepräch, an dem Sie leider nicht teilnehmen konnten – ich ünsche Ihnen gute Genesung, Herr Gabriel –, Ihr taatssekretär erklärt hat, dass er erstens die Situation es Schachts Konrad zwar schon richtig einschätzt, dass r aber zweitens beabsichtigt, wenigstens noch ein Jahr u prüfen, wie das Ganze werden soll, und dass er dritens in keiner Weise beabsichtigt, Verpflichtungsermächigungen für eventuell auf uns zukommende milliardenchwere – wenn man Gorleben einbezieht – bzw. illionenschwere Belastungen für den Haushalt zu be ücksichtigen. Auf dieses Haushaltsrisiko steuern Sie seenden Auges zu. Das werden wir als FDP mit Sichereit nicht mittragen. Herr Gabriel, als Sie angefangen haben, zu reden, haen Sie – das hat auch Herr Kauch gesagt – sehr lange ebraucht, bis Sie auf das Thema Umwelt kamen. (Ulrich Kelber [SPD]: Das hat er nicht gesagt!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


ie SPD hat auf dem Weg zu sich selbst sehr viel Zeit
erloren. Es ist erstaunlich, dass wir jetzt einen Umwelt-
inister haben, der zumindest erkannt hat, dass der tech-

ologische Fortschritt sehr wichtig ist und uns nach
orne bringt. Auf diesem Weg, Herr Gabriel, werden wir
ie begleiten. Diesen Schwerpunkt sieht die FDP ge-
auso. Hierbei erwarten wir, dass Sie in den nächsten
ahren wirkliche Akzente setzen. Lassen Sie die alten
rittinschen Pflänzchen bitte im Garten. Pflegen Sie sie
icht mehr, zumindest nicht hier in Berlin. Dafür wären
ir Ihnen dankbar.






(A) )



(B) )


Ulrike Flach

(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Das war ein Plädoyer für extensive Landwirtschaft!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602708400

Als nächster Redner hat das Wort der Kollege

Bernhard Schulte-Drüggelte von der CDU/CSU-Frak-
tion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU):
Rede ID: ID1602708500

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Auch ich möchte zuerst meinen Respekt dafür aus-
drücken, dass Sie trotz Ihres gesundheitlichen Handicaps
Ihren Haushalt und das Ministerium vertreten haben,
Herr Gabriel.

Der Haushalt 2006 ist der Beginn einer langfristig an-
gelegten Konsolidierungsstrategie. Er soll die Staatsfi-
nanzen sanieren und durch Innovationen und Investitio-
nen Wachstumskräfte freisetzen und Beschäftigung
sichern. Dieses politische Konzept wird mit Sanieren,
Reformieren und Investieren umschrieben. Der Finanz-
minister, Herr Steinbrück, hat am Anfang dieses Jahres
ganz deutlich gesagt:

Eine der unumstößlichen Geschäftsgrundlagen der
großen Koalition ist der Erfolg bei der Haushalts-
konsolidierung.

Generationengerechtigkeit – das ist angesprochen
worden – und Nachhaltigkeit sind die Leitlinien bei die-
sem Vorhaben. Das Ziel bleibt ein ausgeglichener Staats-
haushalt. Ich weiß, dass das ein schwieriges Ziel ist. Ich
weiß auch, dass das nicht von heute auf morgen zu errei-
chen ist. Aber dieser Haushalt 2006 ist ein Neuanfang.
Er ist auch ein Übergangshaushalt. Deshalb müssen die
Einnahmen und Ausgaben auf den Prüfstand gestellt
werden.


(Vorsitz: Präsident Dr. Norbert Lammert)


In diesem Fall sind das die Einnahmen und Ausgaben
des Einzelplans 16. Das Gesamtvolumen von 774 Mil-
lionen Euro für das Ministerium für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit wurde gerade genannt. Die
Steigerung um 0,7 Prozent gegenüber 2005 ist, wie ich
finde, vom Sparwillen gekennzeichnet. Das ist eine mo-
derate Steigerung. Aber diese moderate Steigerung bein-
haltet auch eine deutliche Veränderung bei den For-
schungsmitteln für erneuerbare Energien, und zwar
eine Erhöhung in diesem Bereich um 43 Millionen Euro.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dies ist eine positive Entwicklung und begründet sich
im Koalitionsvertrag. Dort steht:

Ein wichtiges Element unserer Klimaschutz- und
Energiepolitik ist der ökologisch und ökonomisch
vernünftige Ausbau der erneuerbaren Energien.

Die steigenden Energiepreise, die Abhängigkeit unse-
rer Energieversorgung von Importen – ich denke dabei
an die Auseinandersetzung zwischen Russland und der

U
s
A
r

D
A



s
n
U
w
t
g
k



t
k



I

g
t
t
d
w
g
M

g
n
N
i
t
k
s


w

(C (D kraine –, die zunehmende Knappheit an fossilen Rohtoffen wie Öl und Gas und der Klimawandel sind alles rgumente für die verstärkte Förderung von erneuerba en Energien. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ie erneuerbaren Energien schaffen auch zukunftsfähige
rbeitsplätze in Deutschland.


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hätte das gedacht! – Gegenruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD]: Die FDP nicht!)


Ja, das stimmt.

Die Energieversorgung aus erneuerbaren Energien hat
ich in den letzten Jahren rasant entwickelt, und zwar
icht nur in Deutschland, sondern weltweit. Selbst die
SA beabsichtigen erhebliche Umstellungen. Die Ent-
icklung von Bioenergie, Biokraftstoffen und biobasier-

en Produkten soll mit 360 Millionen US-Dollar jährlich
efördert werden, um die Energieversorgung der Zu-
unft zu sichern.


(Iris Gleicke [SPD]: Es hat bei den Amerikanern lange genug gedauert!)


Aber es ging immerhin.

Minister Steinbrück hat heute Morgen Sokrates zi-
iert. Auch ich darf einen älteren Griechen, nämlich Peri-
les, zitieren, der gesagt hat:

Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusa-
gen,

das können wir wahrscheinlich nicht –

sondern auf sie vorbereitet zu sein.

ch meine, diese Weisheit kann man unterstützen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Viele Technologien zur Nutzung erneuerbarer Ener-
ien werden erst seit kurzem eingesetzt. Es ist zu vermu-
en, dass darin hohe Innovations- und Entwicklungspo-
enziale liegen. Herr Gabriel hat deutlich gemacht, dass
ie technischen Fortschritte genutzt werden sollten,
enn Deutschland in Zukunft bei den modernen Ener-
ietechnologien Weltspitze bleiben will. Das bedeutet
ehrausgaben für die Energieforschung.

Die Grundlage muss aber auch ein tragfähiges ener-
iepolitisches Gesamtkonzept sein, dem ein ausgewoge-
er Energiemix zugrunde liegt. Die Dringlichkeit und
otwendigkeit alternativer Energien möchte ich nicht

nfrage stellen. Aber aus der Sicht des Haushälters soll-
en auch in Zukunft die Ausgaben in diesem Bereich
ontinuierlich auf ihre Effizienz überprüft werden. Die-
er Aufgabe sollten wir uns auch in Zukunft stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP] – Ulrich Kelber [SPD]: Null Kosten für den Haushalt! Das ist doch gut!)


0,7 Prozent ist ein relativ kleiner Wert. In dem Bereich
ird ja viel mehr gemacht.






(A) )



(B) )


Bernhard Schulte-Drüggelte
Wir sollten darauf achten, dass die Mittel auch künf-
tig ökonomisch sinnvoll eingesetzt werden. Dies erfor-
dert meines Erachtens eine bessere Koordination zwi-
schen den beteiligten Ministerien. Es wurde bereits
angesprochen, auf wie viele Ministerien die Energiefor-
schung aufgeteilt worden ist. Dafür sind neben dem
Umweltministerium auch das Bundesministerium für Er-
nährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, das
Bundesministerium für Bildung und Forschung und das
Wirtschaftsministerium zuständig.

Ich möchte noch einen anderen Punkt ansprechen, der
schon erwähnt worden ist, und zwar die Endlagerung
radioaktiver Abfälle. In diesem Bereich bestehen nach
Einschätzung des Bundesrechnungshofes erhebliche
Kostenrisiken für den Bund. Das Oberverwaltungsge-
richt Lüneburg hat Anfang März ein wichtiges Urteil ge-
fällt, das die Einrichtung eines Endlagers für schwach
Wärme entwickelnde Nuklearabfälle im Schacht Konrad
sehr wahrscheinlich macht. Staatssekretär Müller hat
sich im Berichterstattergespräch sehr klar dazu geäußert,
dass jetzt der Knoten zerschlagen und eine Lösung ge-
funden werden soll – ich fand das sehr positiv –; deshalb
muss ein Gesamtkonzept für die Entsorgung und Endla-
gerung radioaktiver Abfälle gefunden werden. Das sollte
auch für ein Endlager für hoch radioaktive Abfälle gel-
ten. Entsprechend der Vereinbarung im Koalitionsver-
trag muss es in dieser Legislaturperiode zu einer Lösung
kommen.

Ich darf zum Schluss kommen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602708600

Sie müssen auch.


Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU):
Rede ID: ID1602708700

Die intensiven Beratungen über den Haushalt gehen

weiter. Wir sind noch in der ersten Lesung. Wir wollen
die Konsolidierung weiterhin im Auge behalten und
gleichzeitig im Interesse unseres Landes zur Finanzie-
rung von Investitionen und Ausgaben für Forschung und
Entwicklung beitragen.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602708800

Das Wort hat nun der Kollege Michael Leutert, Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602708900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Minister, ich habe nur drei Minuten Redezeit.
Trotzdem: Auch die Linke kämpft für Ihre Gesundheit.
Herzliche Genesungswünsche!

Im Koalitionsvertrag ist vereinbart:

Eine ambitionierte Umweltpolitik gehört für uns zu
einer modernen Gesellschaft und leistet einen Bei-
trag zum weltweiten Klimaschutz.

W

B
d
u
w
ß
w
w
r

d
d
U
E
0
v
h
a


d
G
d
g
w
u
l
g

D
a
w
E
L

t
t
k
i
d

s

B
k
g

(C (D eiter heißt es: Wichtiger Baustein einer schlüssigen Energiepolitik ist die Intensivierung und Ausweitung der Energieforschung bei weiterer Mittelausstattung. eim ersten Blick könnte man denken, dass der Zug in iese Richtung fährt. Der Haushalt des Bundesministerims für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ird um 5,7 Millionen Euro aufgestockt. Immerhin flieen 23 Millionen Euro mehr in die Forschung und Enticklung erneuerbarer Energien. Um 20 Millionen Euro erden Investitionszuschüsse im Bereich der erneuerba en Energien aufgestockt. Wenn wir allerdings einen Schritt zurückgehen und as Gesamtkunstwerk betrachten, dann stellen wir fest, ass das Bild Risse bekommt. Der Haushaltsplan des mweltministeriums umfasst knapp 775 Millionen uro. Gemessen am Gesamthaushalt sind das lediglich ,3 Prozent. Das halten wir in Anbetracht der Aufgaben, or denen wir stehen – Klimaschutz und Rohstoffknappeit, um nur zwei zu nennen –, gelinde gesagt für nicht ngemessen. Wenn man sich aber andere Einzelpläne anschaut Sie brauchen nicht überrascht zu sein, dass von mir ieses Beispiel kommt –, dann stellt man fest, dass keine eldknappheit herrscht. Zum Beispiel gibt es im Verteiigungsetat, der mit 23,9 Milliarden Euro der zweitrößte Einzelplan ist, das Kapitel „Wehrforschung, ehrtechnische und sonstige militärische Entwicklung nd Erprobung“. Allein dieses Kapitel umfasst 1,12 Miliarden Euro. Das sind 342 Millionen Euro mehr als der esamte Einzelplan des Umweltministeriums. ieses Kapitel wurde außerdem um 153 Millionen Euro ufgestockt. Zur Erinnerung: Der Einzelplan des Umeltministeriums wurde lediglich um 5,7 Millionen uro aufgestockt. Diese Prioritätensetzung halten wir inken für absolut falsch und genial kontraproduktiv. Sie wissen genau – das steht ebenfalls in der Koaliionsvereinbarung; das ist auch in den Verteidigungspoliischen Richtlinien nachzulesen –, dass die Rohstoffnappheit eine der Ursachen für internationale Konflikte st. Wenn das eine der Ursachen ist, sollten wir genau ort ansetzen und das im Haushalt in Zahlen ausdrücken. Unser Aufruf ist: Rüsten Sie im Umweltbereich auf tatt beim Militär! (Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Das tut ja weh!)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Hört! Hört!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


islang haben wir nicht den Eindruck, dass es eine Kurs-
orrektur in der Umweltpolitik unter dieser Regierung
eben wird.

Ich danke.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602709000

Nächster Redner ist der Kollege Hans-Josef Fell,

Bündnis 90/Die Grünen.

Während er zum Podium schreitet, übermittle ich dem
Minister im Namen des ganzen Hauses Genesungswün-
sche. Alle folgenden Redner sparen dann Zeit.


(Heiterkeit)


Bitte schön, Herr Fell.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602709100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Sie haben mir tatsächlich das Wort aus dem
Mund genommen. Auch von unserer Seite darf ich Ih-
nen, Herr Minister Gabriel, Genesungswünsche übermit-
teln und den Dank aussprechen, dass Sie an dieser De-
batte trotz Krankheit teilnehmen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602709200

Das geht aber zu Recht von Ihrer Redezeit ab.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602709300

Umweltgerechtes Verhalten muss prinzipiell vom

Staat belohnt werden und umweltschädliches Verhalten
darf eben nicht belohnt werden. Ein besonders wirksa-
mes Instrument dafür sind steuerliche Anreize. Doch
was tut die große Koalition in dem vorliegenden Haus-
halt? Statt in ihrer großen Finanznot höhere Steuerein-
nahmen durch den Abbau von ökologisch schädlichen
Subventionen zu erzielen, wie durch den Abbau der Ke-
rosinsteuerbefreiung in der Luftfahrt, des steuerbefreiten
Schiffsdiesels, des Agrardiesels, der Kohlesubventionen
oder der Rückstellungen für Atomkraftwerke, traut sich
die große Koalition, eine Antiökosteuer einzuführen.

Jetzt endlich verstehen wir, wieso die Union gegen
die Ökosteuer war: „Steuer“ fand sie gut, das Problem
war das „Öko“. Jahrelang hat die Union die Erhöhung
der Mineralölsteuer auf Benzin und Diesel scharf kriti-
siert. Jetzt erhöht sie die Steuer auf Biodiesel und
Pflanzenöle. In einem ersten Schritt soll die Energie-
steuer gleich 10 bzw. 15 Cent betragen; netto, muss ich
an dieser Stelle hinzufügen. Inklusive Mehrwertsteuer
beträgt die Besteuerung sogar über 17 Cent. Die Bio-
kraftstoffe sollen also auf einen Schlag so stark besteuert
werden, wie Diesel und Benzin über fünf Jahre verteilt
schrittweise höher besteuert wurden. Aber es soll noch
schlimmer kommen: In einem zweiten Schritt sollen die
Biokraftstoffe ab dem 1. Januar 2007 vollständig besteu-
ert werden. Mit dieser Antiökosteuer der großen Koali-
tion werden damit zugleich all diejenigen bestraft, die
auf die Sonntagsreden vieler schwarzer oder roter Politi-
ker zur Einführung von Biokraftstoffen vertraut haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Minister Gabriel, gerne höre ich Ihre Worte zum
technologischen Fortschritt. Gerade die Energiefor-
schung, so sagen Sie, habe einen großen Stellenwert.
Wir hören nur Gutes über die Energieforschungsmittel
des Bundesumweltministeriums. Nach meiner Lebenser-
fahrung als Parlamentarier muss man aber genau dorthin

s
S
E
b
A
a
T
3
d

n
ü
S
f
b
g
f
g
d
m

w
g
k
u
h
s
f
g

d
E
T
W
M
g
m
D
B
c
r
b
r
f

U
w
h
r

S

(C (D chauen, wo Eigenlob besonders dick aufgetragen wird. o sollen die Mittel des Umweltministeriums für die nergieforschung auf fast 84 Millionen Euro angehoen werden. Auf den ersten Blick ist das ein imposanter nstieg: um 38 Millionen Euro. Diesem Anstieg steht llerdings eine Kürzung der Deckungsfähigkeit des itels für das Marktanreizprogramm in Höhe von 5 Millionen Euro gegenüber. Dieses Geld kam bislang er Forschung zugute. Von dem Aufwuchs für die Forschung im Bereich ereuerbare Energien bleiben am Ende 3 Millionen Euro brig. Wenn wir dann noch berücksichtigen, dass Herr eehofer die Mittel für die Bioenergieforschung eingeroren hat und Frau Schavan sogar Kürzungen vorsieht, leibt unter dem Strich nicht einmal ein Inflationsausleich übrig. Kurz vor dem Energiegipfel ist das ein Gipel an Täuschungsarithmetik und nicht angemessen anesichts der Herausforderungen des Klimawandels und er Ressourcenverknappung, die Sie in Ihren Reden imer wieder – völlig richtig – betonen. Schauen wir einmal, wofür die Bundesregierung irklich Geld lockermacht: Bei Ministerin Schavan steien die Mittel der Titelgruppe „Stilllegung und Rückbau erntechnischer Versuchsund Demonstrationsanlagen“ m 60 Millionen Euro auf 220 Millionen Euro. Das eißt, sie gibt 2,5-mal so viel für den Abriss und die Entorgung alter Forschungsmeiler aus, wie Herrn Gabriel ür die Zukunftsforschung im Bereich erneuerbare Enerien zur Verfügung steht. Hinzu kommt beim Umweltministerium die Kürzung es Titels für die Markteinführung von erneuerbaren nergien um 13 Millionen Euro. Damit stehen für diesen itel gerade noch 180 Millionen Euro zur Verfügung. enn man das mit den über 700 Millionen Euro zuzüglich ehrwertsteuer vergleicht, die die erneuerbaren Ener ien in diesem Jahr zur Stromsteuer beitragen werden, uss man feststellen: Die Diskrepanz ist gigantisch. ank Herrn Steinbrück und Herrn Gabriel müssen die ürger an Steuern auf erneuerbare Energien ein Vielfahes von dem zahlen, was sie über Förderprogramme zuückerhalten. Dabei wurde das Marktanreizprogramm ekanntlich eingeführt, um die Mittel aus der Besteueung der erneuerbaren Energien für ebenderen Markteinührung einzusetzen. Meine Damen und Herren von der großen Koalition, mweltpolitik muss sich auch in der Haushaltspolitik iederfinden. Der von Schwarz-Rot vorgelegte Hausaltsentwurf wird den umweltpolitischen Herausfordeungen nicht gerecht. Ich erteile das Wort dem Kollegen Ulrich Kelber, PD-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her ren! Zu einer Debatte gehört, dass man auf die Vorrednerinnen und Vorredner eingeht. Ich mache das beim Kollegen Fell besonders gerne. Sie waren in Ihren Ausführungen zwar geschickt, lieber Kollege, aber eine Sache können Sie nicht wegreden: Im letzten Haushalt wurden Mittel des Marktanreizprogramms zur Stopfung von Löchern bei der Forschung verwendet, (Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zur Erhöhung der Forschungsbemühungen haben wir sie verwendet!)


(Ulrich Kelber [SPD]: Na, na!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602709400

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )

Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1602709500

was zur Folge hatte, dass die Mittel des Marktanreizpro-
gramms ausgegangen waren, wodurch Anträge liegen
geblieben sind. Eine ganze Branche ist dadurch gefähr-
det worden. Da ist das jetzige Verfahren, Extratitel zu
schaffen und diese zu erhöhen, der bessere Weg.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Frau Kollegin Kotting-Uhl, zwei Punkte: Erstens. Es
gibt keine Nebenabsprache zum Atomausstieg. Das mag
Ihnen nicht gefallen.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe gesagt: Man muss es nicht glauben!)


– Nein, Sie haben von der „Financial Times Deutsch-
land“ und angeblichen Nebenabsprachen des Bundesum-
weltministers gesprochen. Sie wissen, dass alle gesagt
haben, dass es diese nicht gibt. Auch wenn es einem
nicht gefällt, dass einem die Kompetenz für das Thema
nicht mehr solitär zugesprochen wird, so ist das trotzdem
die Realität.

Zweiter Punkt: Der Herr Umweltminister hat von sei-
ner ersten Amtshandlung in Bezug auf REACH gespro-
chen. Sie selber würden wahrscheinlich Probleme haben,
die beiden kleinen Punkte zu erläutern, die das, was Um-
weltminister Gabriel gemacht hat, von dem unterschei-
den, was Umweltminister Trittin ausgehandelt hat. Es
würde sehr schwierig werden, das darzustellen. Wir soll-
ten also bei der Wahrheit bleiben.


(Beifall bei der SPD – Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber es gibt einen Unterschied!)


Es ist in der Tat kein Zufall, dass in dieser Woche
mehrere Zeitschriften und Zeitungen das gleiche Thema
behandeln, so der „Spiegel“, die „Zeit“ und „Focus“.
Das Thema lautet: Kampf um Rohstoffe und Gefährdung
der herkömmlichen Energieversorgung. Eines ist klar:
Das gefährdet die Grundlagen unseres Wohlstands. Die
in den letzten Jahren dominierenden Denkschulen der
herkömmlichen Wirtschaftspolitik haben auf diese He-
rausforderung keine Antwort. Es ist vielmehr die Um-
weltpolitik, die seit vielen Jahren die richtigen Antwor-
ten bietet. Diese Ansätze bekommen jetzt zu Recht eine
stärkere Aufmerksamkeit.

Es war die Umweltpolitik, die die Nutzung neuer, de-
zentraler und nachhaltiger Energieformen durchge-

s
i
g
s
e
u
Z
l
T
A
f
e
f
v
v
g
a

d
s
W
t
u
z
s

n
d
e
t
o
g
r
w
s
d
n

w
d
l
p
l

m
z
d
D
l
D
ü

(C (D etzt hat, insbesondere der erneuerbaren Energien. Das st die richtige Medizin gegen Importabhängigkeit, geen Monopolabhängigkeit, gegen belastende Preisprünge, gegen todbringende nukleare Abfälle, gegen ine verwundbare Infrastruktur und gegen ökologische nd ökonomische Langzeitschäden. Die Zeichen der eit zu erkennen heißt, diese Technologien noch schnel er einzuführen. Das ist ein Unterschied in unserem echnologieverständnis. Auch ich bin ein Technikfreak. uch ich habe das studiert. Ich möchte aber nicht nur orschen, sondern die Technologien auch auf dem Markt inführen und nicht gegen eine Förderung der Markteinührung stimmen. Das Kreuzfeuer, das in Deutschland or allem von Ihrer Seite ausgeht und ideologisch motiiert ist und das auch von Wirtschaftsverbänden, die geen erneuerbare Energien sind, ausgeht, muss endlich ufhören. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der zweite große Punkt der Umweltpolitik ist, dass
ie Effizienz in den Mittelpunkt rücken muss. Wir müs-
en aus weniger Energie- und Rohstoffeinsatz mehr
ohlstand erwirtschaften. Das ist die Schlüsselkompe-

enz unserer Zeit. Nur so kann man steigende Energie-
nd Rohstoffrechnungen vermeiden. Wer den Leuten er-
ählt, sie könnten die Weltmarktpreise beeinflussen, der
treut ihnen Sand in die Augen.

Es gibt noch einen zweiten Faktor in der Rechnung,
ämlich die Frage, wie viel von der teureren Energie und
en teureren Rohstoffen verbraucht wird. Deswegen ist
s richtig, dass wir die Anreize zu ineffizientem Verhal-
en abbauen und über deutliche Preissignale und klare
rdnungsrechtliche Vorgaben die Energieeffizienz stei-
ern. Ich habe wie Frau Reiche als Kind den Schüttel-
eim gelernt: Dem Ingenieur ist nichts zu schwör. Ich
ürde mich freuen, wenn sich der eine oder andere Wirt-

chaftsverband daran erinnern würde, wenn wir uns über
ie Vorgaben zur Effizienzsteigerung unterhalten, und
icht immer in kleinkindliche Jammerei verfallen würde.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Anton Hofreiter [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Umweltpolitik ist längst eine Querschnittsaufgabe ge-
orden. Von Umweltpolitik kann man lernen. Es sind
ie Denkmodelle der Umweltpolitik, die nicht nur öko-
ogisch, sondern wirtschaftlich, finanziell, gesundheits-
olitisch und gesellschaftspolitisch die richtigen Ansätze
iefern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dazu einige Beispiele. Mein Lieblingsbeispiel ist im-
er das Toprunnerprogramm, also das energieeffi-

ienteste Gerät zum Standard erheben, den dann alle an-
eren Geräte in wenigen Jahren erreichen müssen.
adurch wird ein toller Innovationswettbewerb ausge-

öst. Der nützt vor allem den Premiummarken aus
eutschland, weil diese sich gegen die Billigkonkurrenz
ber solche Vorgaben der Standards wehren können.






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber
Deswegen ist moderne Umweltpolitik moderne Wirt-
schaftspolitik.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Beispiel zwei: Wir brauchen eine scharfe Malusrege-
lung im Emissionshandel, die besagt, dass die ältesten
und ineffizientesten Kraftwerke nicht mehr voll mit
Emissionszertifikaten ausgestattet werden. Das übt
Druck aus in Richtung auf eine Neuausstattung. Um-
weltpolitik ist somit Investitionsförderung.

Drittes Beispiel: Ausstieg aus der Atomenergie. Wir
haben jetzt die schöne Situation, dass viele Wettbewer-
ber eigene neue Kraftwerke bauen. Stadtwerke, Finanzin-
vestoren usw. setzen darauf, dass wir diese Regelung
beibehalten. So kann man mit Umweltpolitik wunderbar
gegen Monopole und Preistreiberei bei Strom vorgehen.
Somit ist Umweltpolitik auch fantastische und moderne
Wettbewerbspolitik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Viertes Beispiel: nachhaltige Verkehrspolitik. Wir
sagen, dass man aus Naturschutzgründen bestimmte
Flüsse wie Elbe und Donau nicht beliebig ausbauen
sollte, weil man mit sehr viel weniger Geld parallel auf
der Bahnstrecke viel mehr erreichen kann. Damit ist
Umweltpolitik auch moderne Verkehrspolitik.

Fünftes Beispiel: präventiver Gesundheitsschutz.
Wir tun etwas dagegen, dass Menschen wegen Chemika-
lien, wegen Luftverunreinigung und Gewässerschäden
krank werden. Das ist viel billiger, als nachträglich et-
was aus dem Gesundheitssystem heraus zu machen. Um-
weltpolitik ist also moderne Gesundheitspolitik.

Zum Thema „nachhaltige Generationenpolitik“ hat
meine Kollegin Hinz schon etwas gesagt. Die Einfüh-
rung der Nachhaltigkeit geht auf die Umweltseite zu-
rück. Es war ein Forstwirt wie Herr Kollege Göppel, der
diesen Begriff damals – 1804 – geprägt hat. Wir haben
das aufgegriffen. Auch Umweltpolitik ist moderne Ge-
nerationenpolitik.

Ein letztes Beispiel. Das nationale Naturerbe ist Vo-
raussetzung für Tourismus und ländliche Entwicklung,
weil so Vielfalt und Aufenthaltsqualität geschaffen bzw.
gesichert werden. Umweltpolitik und Naturschutz
müssen auch der ländlichen Entwicklung dienen. Unsere
Politik muss – das ist eine ihrer größten Herausforderun-
gen – das Problem der demografischen Entwicklung in
den ländlichen Regionen lösen. Die Entwicklung dort ist
noch dramatischer als die in den Städten, zumindest im
Westen. In den Städten im Osten ist die demografische
Entwicklung ebenfalls schon sehr dramatisch. Auch hier
sind es die Ansätze moderner Umweltpolitik, die über-
haupt eine Perspektive liefern. Es geht um die Fragen:
Was finanziert man in der Agrarpolitik? Was macht man
im Naturschutz? Die Strategien „Weiter so“ und „Wir
überlassen das vollständig dem Markt“ werden nicht
weiterhelfen.

t
G
a
v
a
f
t
m
d
Ü
f
Z

p
n
h
i
w

K

K
E
B
d
n

n
V
A
d

g
e

f
E
E
U
f
a
z
E
1

(C (D (Michael Kauch [FDP]: Aber wer will das denn?)


Umweltpolitik ist also der Kern moderner Innova-
ionspolitik. Das hat Bundesumweltminister Sigmar
abriel klar zum Ausdruck gebracht. Dieser Fakt ist

uch mir wichtig. Damit auch Herr Kauch zufrieden ist,
erweise ich auf Folgendes – das kann man übrigens
uch gut dem Haushalt 2006 entnehmen –: mehr Geld
ür die Forschung, mehr Geld für die Einführung innova-
iver Technologien. Hinzu kommt, was man manchmal
it wenig Geld bewerkstelligen kann, beispielsweise

as nationale Naturerbe. Derartiges lässt sich nicht an
berschriften in Einzelplänen des Haushaltsgesetzes

estmachen. Man muss manchmal auch zwischen den
eilen lesen können.

Der Haushalt 2006 kann sich aus Sicht der Umwelt-
olitik sehr gut sehen lassen. Wir Umweltpolitiker kön-
en sehr selbstbewusst in die Debatte mit Politikern ge-
en, die auf anderen Feldern tätig sind. Wir haben die
nnovativeren Ansätze. Die anderen können von uns et-
as lernen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602709600

Letzter Redner zu diesem Geschäftsbereich ist der

ollege Josef Göppel, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Josef Göppel (CSU):
Rede ID: ID1602709700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die große

oalition hat ihre Umweltpolitik von Anfang an mit dem
rhalt und der Schaffung von Arbeitsplätzen verknüpft.
ei den Koalitionsverhandlungen hat Minister Gabriel
iesen Aspekt von Beginn an besonders betont. Herr Mi-
ister Gabriel, das möchte ich ausdrücklich würdigen.

Ich möchte ebenfalls würdigen, dass Sie die Abgeord-
eten in Ihrer bisherigen Amtsführung sehr frühzeitig in
orbereitungen von Entscheidungen einbezogen haben.
uch dafür danke ich Ihnen. Wenn das so weitergeht,
ann wird unsere Zusammenarbeit bis zum Jahre 2009
für diesen Zeitraum ist diese Koalition angelegt – sehr

ut sein. Ich hoffe, dass sie für Deutschland viel Gutes
rreichen kann.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


In den Debatten, die jetzt über Rohstoffe weltweit ge-
ührt werden, wird immer wieder formuliert, dass die
ntwicklungsländer Indien und China einen anderen
ntwicklungspfad brauchen. Da muss man schon fragen:
nd wir? Was ist mit unserem Entwicklungspfad? Auch

ür die Union steht die Senkung des Energieverbrauchs
n erster Stelle, und zwar durch die Steigerung der Effi-
ienz. Im Koalitionsvertrag ist das Ziel verankert, die
nergieeffizienz bis 2020 gegenüber dem Stand von
990 zu verdoppeln.






(A) )



(B) )


Josef Göppel
Vor wenigen Tagen, am 14. März, hat der EU-Minis-
terrat in Brüssel die Richtlinie zur Endenergieeffizienz
und zu den Energiedienstleistungen beschlossen mit dem
Ziel, den Energieverbrauch in Europa in den nächsten
neun Jahren um 9 Prozent zu senken. Der Energiever-
brauch in Europa soll also in jedem Jahr 1 Prozent weni-
ger betragen. Wir sollen mit den Rohstoffen und anderen
Materialien sparsamer umgehen. Die Richtschnur ist der
effizientere Umgang mit Energie und Rohstoffen.

Das CO2-Gebäudesanierungsprogramm der Koalition
– es wird auf ein Fördervolumen von 1,4 Milliarden
Euro pro Jahr erhöht – wird sich breit auswirken und
dem Handwerk, dem Umweltschutz, den Mietern und
den Eigentümern viel bringen,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


allerdings, liebe Kolleginnen und Kollegen, auf der Ba-
sis eines Energiepasses. Wir unterstützen da die Vorstel-
lungen des Umweltministeriums zu einem bedarfs-
orientierten Energiepass.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dann sollen sich die Hausbesitzer die Maßnahmen he-
raussuchen, die ihnen in ihrer speziellen Situation am
geeignetsten erscheinen.

Auch im Verkehr gilt: Eine Verbrauchssenkung
bringt geringere CO2-Vermeidungskosten mit sich als
alle anderen Maßnahmen. Wir haben im Koalitions-
vertrag auch das Ziel der Senkung des CO2-Ausstoßes
im Kraftfahrzeugverkehr formuliert. Ein Wert von
120 Gramm ist da als Ziel genannt. „Effizienz verbes-
sern“ heißt: möglichst geringe Vermeidungskosten in der
Realität erreichen. So wie bei den Gebäuden mit dem
Energiepass müssen wir auch bei den Kraftfahrzeugen
zu einer klaren Kennzeichnung kommen. Das gilt, Herr
Minister, ebenfalls für die CO2-bezogene Kraftfahrzeug-
steuer. Ich denke, dass wir auch diese Maßnahme bald
umsetzen müssen, damit die Bürger den Zusammenhang
zwischen den finanziellen Beanspruchungen und der
Umweltwirkung ganz deutlich spüren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Vor wenigen Tagen ist die Elektronikschrottverord-
nung in Kraft getreten. Man glaubt kaum, welche Wir-
kungen etwas hat, wenn es wirklich in Kraft tritt. Nun
können die Leute ihre alten Elektrogeräte zurückgeben
und brauchen dafür nichts zu bezahlen, weil sie das
schon mit dem Kaufpreis erledigt haben. Diese Kreis-
laufwirtschaft führt dazu, dass die Geräte anders kon-
struiert werden, und zwar so, dass sie eben leichter zu-
rückgenommen werden können, weil die Hersteller
dafür finanziell einstehen müssen.

Wettbewerbsfähig sein in der Weltwirtschaft mit we-
niger Material und weniger Energieaufwand: Wer im
Umweltschutz führend ist, ist führend bei Zukunfts-
technologien.


(Beifall des Abg. Michael Brand [CDU/CSU] sowie bei der SPD)


W
d
c
a
l
r
d
f

n
Z
d

U
g
S

r

I
i
1
i
d
b
r
B
g

U
u
m
w
h
N
n

d
n
u
L
l
K

(C (D er bei Zukunftstechnologien führt, der führt auch bei en Arbeitsplätzen. Jeremy Rifkin hat vor einigen Wohen, Anfang März, in der CDU-Zentrale hier in Berlin uf Folgendes hingewiesen – ich darf zitieren –: Eigentich ist die deutsche Wirtschaft im Hinblick auf die Heausforderungen der Umweltpolitik besser als jede anere aufgestellt, weil sie in Chemie und Maschinenbau ührend ist. Ohne den lenkenden Rahmen der Politik geht es icht. Ich war erstaunt darüber, wie interessant in diesem usammenhang ein Subventionsbericht sein kann. Ich arf aus dem Zwanzigsten Subventionsbericht zitieren: Die Begünstigung des gewerblichen inländischen Flugverkehrs ist abzubauen. Wegen des erreichten Entwicklungsstandes ist diese gegenüber dem mit Mineralölsteuer belasteten Straßenverkehr und Schienenverkehr … nicht mehr gerechtfertigt. nser Finanzministerium hat hier einen guten und richtien Ansatz. Die gesamte Bundesregierung hat diesen ubventionsbericht beschlossen. Wir müssen das auch in Verbindung mit der Besteueung der Biokraftstoffe sehen. (Zuruf von der CDU/CSU: Wir werden das in Bayern machen!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


ch möchte zu überlegen geben, ob es wirklich sinnvoll
st, diesen Teil des Energiebesteuerungsgesetzes am
. August in Kraft zu setzen, oder ob es nicht sinnvoller
st, das am 1. Januar 2007 in Verbindung mit einer or-
entlich durchdachten neuen Gesamtlösung zu tun. Wir
rauchen für die Bemessung der Biokraftstoffbesteue-
ung eine nachvollziehbare Grundlage – das könnte zum
eispiel die CO2-Bilanz sein –, aber nicht willkürlich
egriffene Besteuerungssätze.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte noch kurz auf einen anderen Bereich der
mweltpolitik zu sprechen kommen, liebe Kolleginnen
nd Kollegen. Umweltpolitik hat auch eine ethische Di-
ension, wenn es darum geht, für die Mitgeschöpfe, die
ild lebenden Pflanzen und Tiere, Lebensräume zu er-
alten. Die Koalition hat mit dem Konzept „Nationales
aturerbe“ den Weg dafür bereitet. Ich halte das für ei-
en wichtigen Schritt in die Zukunft.

Da der Fußball zurzeit überall im Mittelpunkt steht,
arf ich noch ein bekanntes altes Schulbeispiel erwäh-
en: Wenn unsere Erde ein Fußball wäre – stellen wir sie
ns einmal so groß vor –, dann wäre die schützende
ufthülle genau 1 Millimeter dick. Das zeigt die Verletz-

ichkeit unserer Erde. Ich denke, das ist nicht nur für
inder ein gutes Beispiel.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602709800

Weitere Wortmeldungen zu diesem Geschäftsbereich

liegen nicht vor.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Gesundheit, Einzelplan 15. Ich er-
teile das Wort der Bundesministerin für Gesundheit, Ulla
Schmidt.


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1602709900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In

Zeiten der Haushaltskonsolidierung Haushalte aufzustel-
len, ist nie einfach. Aber diesmal war die Aufstellung
unseres Haushaltes auch dadurch erschwert, dass aus
dem ehemaligen Bundesministerium für Gesundheit und
Soziale Sicherung zwei neue Ministerien mit ihren
Haushalten entwickelt werden mussten, das Bundes-
ministerium für Arbeit und Soziales und das Bundes-
ministerium für Gesundheit.


(Unruhe)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602710000

Einen kleinen Augenblick, Frau Ministerin. – Ich

fände es schon hilfreich, wenn diejenigen, die sich nun
noch dringenderen Tätigkeiten zuwenden müssen, das
ohne Störung der weiteren Debatte realisieren könnten,
damit die nötige Aufmerksamkeit wieder hergestellt
ist. – Bitte schön, Frau Ministerin.


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1602710100

Danke schön, Herr Präsident. – Trotzdem ist es gelun-

gen, einen Haushalt vorzulegen, der auch den vielfälti-
gen Aufgaben des Ministeriums gerecht wird.

Wenn man aber einen Blick in die Zukunft wirft, sieht
man eine klare Aufforderung zum Handeln; denn der
größte Ausgabenblock des Ministeriums ist quasi ein
durchlaufender Posten. 4,2 Milliarden Euro sind festge-
legt als Bundeszuschuss für die so genannten versiche-
rungsfremden Leistungen in der gesetzlichen Kranken-
versicherung. Für dieses Jahr schafft uns das ein
bisschen Luft in Bezug auf die Beitragssatzstabilität in
der gesetzlichen Krankenversicherung. Auch das Arz-
neimittelspargesetz wirkt sich entsprechend aus. Sie alle
wissen aber, dass in der Koalition beschlossen wurde,
den Bundeszuschuss im nächsten Jahr von 4,2 Milliar-
den Euro auf 1,5 Milliarden Euro zurückzuführen, bevor
er dann 2008 ganz wegfällt. Außerdem wird die Mehr-
wertsteuererhöhung im kommenden Jahr zu Mehrausga-
ben von rund 800 Millionen Euro in der GKV führen.

Beide Faktoren machen deutlich, dass wir in diesem
Jahr eine grundlegende Reform der gesetzlichen Kran-
kenversicherung auf den Weg bringen müssen, und
zwar nicht nur eine Reform der Finanzierungsseite, son-
dern, wenn wir eine nachhaltige, dauerhafte Finanzie-
rung sicherstellen wollen, auch eine Reform der Struktu-
ren in Richtung mehr Wettbewerb, mehr Transparenz
und Vertragsfreiheit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


d
m
Ö
G
f
u
m
k
s
w
f
ü
w
a
d
h
H

f
a
f

m
u
e
s
w
i
d
k

e
i
e
V
p
k

i
d
i
u
s
n
d

w
t
t
v
M
w
g

(C (D In den kommenden Tagen und Wochen werden wir ie Einzelheiten dieser Reform erörtern, hier im Parlaent, aber auch in den Koalitionsfraktionen und in der ffentlichkeit. Alle wissen, dass wir zwischen den rundkonzepten, die von den beiden Koalitionspartnern avorisiert werden, nämlich der Bürgerversicherung nd der Gesundheitsprämie, einen Kompromiss finden üssen, der die Finanzierungsgrundlagen der Kranken assen so erweitert, dass endlich die Abhängigkeit von ozialversicherungspflichtiger Beschäftigung reduziert ird. Wir brauchen – da sind wir uns einig – eine Re orm, die sicherstellt, dass alle Bürgerinnen und Bürger ber einen Versicherungsschutz verfügen, und die geährleistet, dass alle Bürgerinnen und Bürger Zugang zu llen medizinisch notwendigen Leistungen auf der Höhe es medizinischen Fortschritts erhalten, und zwar unabängig von ihrem persönlichen Einkommen und der öhe des Beitrags, den der oder die Einzelne zahlt. Wir sind uns in der Koalition einig, dass wir eine Reorm brauchen, bei der die starken Schultern mehr tragen ls die schwachen Schultern, weil wir eine gerechte Reorm wollen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Darüber hinaus planen wir eine Reihe von Maßnah-
en, die ich unter der Überschrift „Mehr Wettbewerb

nd Flexibilität“ zusammenfassen will. Wir wollen, dass
s in Zukunft beispielsweise möglich ist, dass auch kas-
enartenübergreifende Fusionen erfolgen können. Wir
ollen, dass Kassen und Leistungserbringer stärker als

n der Vergangenheit über Preise und Qualität verhan-
eln können. Wir wollen die integrierte Versorgung stär-
en und wir wollen das Vertragsarztrecht liberalisieren.

Das Honorarsystem soll so gestaltet werden, dass der
inzelne Arzt und die einzelne Ärztin wissen, was sie für
hre medizinischen Leistungen bekommen. Wir wollen
in Honorarsystem, das transparent ist und bei dem die
ertragspartner über Preise, Qualität und Mengenkom-
onenten verhandeln können. So wird mehr Gerechtig-
eit im Gesundheitssystem geschaffen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wie im Koalitionsvertrag vereinbart, werden wir auch
n der Pflege die notwendigen Reformen angehen, damit
ie Pflegeversicherung dauerhaft finanziell gesichert
st. Wir werden gewährleisten, dass die aufgrund der auf
ns zukommenden demografischen Auswirkungen ent-
tehenden Belastungen gerecht zwischen den Generatio-
en aufgeteilt werden. Wir wollen zugleich dafür sorgen,
ass es eine sozial gerechte Lastenverteilung gibt.

Wir werden die Pflegeversicherung inhaltlich fortent-
ickeln, zum Beispiel durch die Anerkennung des Be-

reuungsbedarfs von Menschen mit eingeschränkter All-
agskompetenz. Dabei geht es um den Betreuungsbedarf
on demenzkranken Menschen, von psychisch kranken
enschen und von geistig behinderten Menschen. Wir
ollen Leistungen dynamisieren und häusliche Versor-
ungsstrukturen stärken.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt
Generell gilt: Besser als die Behandlung von Krank-
heiten ist es, Krankheiten erst gar nicht entstehen zu las-
sen. Deshalb werden wir die Prävention – das Gesetz
hatten wir schon in der letzten Legislaturperiode auf den
Weg gebracht – in dieser Legislaturperiode zu einer ei-
genständigen Säule im Gesundheitswesen entwickeln.
Wir haben im Koalitionsvertrag vereinbart, dass diese
wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe angepackt
wird. Aber auch unabhängig von diesem Gesetz werden
wir weiterhin in Gesundheitsförderung und Prävention
investieren und diesen Bereichen in unserer Politik einen
hohen Stellenwert einräumen.


(Beifall bei der SPD)


Die Prävention muss ein fester und selbstverständli-
cher Teil unseres Lebens werden. Denn jede vermiedene
Krankheit bedeutet nicht nur ein Stück mehr Lebensqua-
lität für den Betroffenen, sie ist auch in Bezug auf die
Finanzierbarkeit unseres Gesundheitswesens wichtig.
Niemand sollte die Tatsache unterschätzen, dass es in ei-
ner Gesellschaft, in der die Menschen immer länger le-
ben und in der immer weniger junge Menschen nach-
kommen, wichtig ist, dass jeder Einzelne so lange so fit
bleibt, wie es eben geht. Denn wir stehen im Wettbewerb
mit Ländern, deren Gesellschaften mehr jüngere Men-
schen haben.

Wir sind auf jeden einzelnen Mann und auf jede ein-
zelne Frau in diesem Land angewiesen. Daher sind In-
vestitionen in Prävention und Gesundheitsförderung
wichtige Zukunftsinvestitionen. Darüber muss sich jeder
im Klaren sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wie unverzichtbar Aufklärungsarbeit ist, sehen wir
aktuell an der Entwicklung von HIV/Aids. Mir macht
der Anstieg der Zahl der Neuinfektionen Sorgen. Über
Jahre hinweg lag die Zahl der Neuinfektionen bei unge-
fähr 2 000. Im Jahr 2005 gab es aber 2 600 Neuinfektio-
nen. Fast alle Menschen in Deutschland wissen über die
Infektionswege Bescheid und fühlen sich gut informiert.
Trotzdem lässt die Bereitschaft, sich vorsichtig zu ver-
halten, nach, weil vor allem jüngere Menschen glauben:
Einmal ist keinmal. Deswegen müssen wir in diesem Be-
reich weiter in Prävention investieren. Denn es gibt
keine Heilung dieser Krankheit. Es gibt zwar Behand-
lungsformen, aber letztendlich sind die meisten Krank-
heitsverläufe tödlich. Prävention ist das einzige Mittel,
das wirklich hilft. Wir werden deshalb weiterhin auch
unter angespannten finanzpolitischen Bedingungen mehr
als 10 Millionen Euro unseres Haushaltes für die Aids-
bekämpfung und -prävention ausgeben. Wir machen da-
mit deutlich, dass wir dieses Problem ernst nehmen.

Gleiches gilt für den Drogen- und Suchtbereich. Wir
wollen die erfolgreiche Drogen- und Suchtpolitik der
letzten Jahre fortsetzen. Wir wollen, dass die Schäden,
die heute durch den Missbrauch von Tabak, durch über-
mäßigen Alkoholkonsum und durch illegale Drogen ent-
stehen, weiter reduziert werden. Deshalb werden wir zur
Bekämpfung des Drogen- und Suchtmittelmissbrauchs
weiterhin 12 Millionen Euro einsetzen. Davon entfällt

e
n
r
w

e
f
s
M
d
b
r
d
H
s
g
v
F
b

d
d
r
I
f
S
d

d
2
J
m
t
a
d
S
b
g
c

W

e
D
b
D
s

(C (D in großer Teil auf die erfolgreichen Aufklärungsmaßahmen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufkläung, die sich vor allen Dingen den jungen Menschen idmen, um hier eine Verhaltensänderung zu erreichen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auch wenn wir hoffen, dass das Vogelgrippevirus
in Tiervirus bleibt, müssen wir alles dafür tun, dass wir
ür den Ernstfall, also für den Fall des Falles, dass es
ich verändern sollte und tatsächlich von Mensch zu
ensch übertragen werden könnte, gewappnet sind. Aus

en aktuellen Entwicklungen hat sich neuer Forschungs-
edarf ergeben. Ich bin sehr froh, dass die Bundesregie-
ung in sehr kurzer Zeit in Zusammenarbeit mit der Bun-
esministerin Frau Schavan und dem Bundesminister
errn Seehofer eine Forschungsvereinbarung abge-

chlossen hat. Das gemeinsame Forschungssofortpro-
ramm zur Influenza soll sich vor allem mit praxisrele-
anten Fragen beschäftigen und Antworten auf die
ragen geben, die uns die Menschen im Hinblick auf den
efürchteten Ernstfall stellen.

Für den Finanzierungsanteil von 8,4 Millionen Euro,
er das Bundesministerium für Gesundheit betrifft, stellt
as BMBF bereits in diesem Jahr 3 Millionen Euro di-
ekt dem Robert-Koch-Institut und dem Paul-Ehrlich-
nstitut zur Verfügung. Ich möchte mich an dieser Stelle
ür diese zügige Unterstützung durch die Kollegin
chavan bzw. das Forschungsministerium bedanken;
enn das ist nicht selbstverständlich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir als Bundesministerium für Gesundheit werden
ie Entwicklung pandemischer Impfstoffe mit
0 Millionen Euro fördern. Davon werden in diesem
ahr 9 Millionen Euro haushaltswirksam. Wir setzen da-
it das Signal, dass wir als Bundesministerium auch un-

er schwierigen finanziellen Bedingungen unserer Ver-
ntwortung gerecht werden. Denn es geht uns bei all
iesen Einzelfragen, die wir hier regeln müssen, um den
chutz vor Krankheiten, um eine optimale Versorgung
ei Krankheit und Pflegebedürftigkeit und vor allen Din-
en darum, dass sich die Menschen in diesem Land si-
her fühlen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602710200

Das Wort hat die Kollegin Frau Dr. Claudia
interstein, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1602710300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr ver-

hrte Frau Ministerin, leider haben Sie es sich mit Ihrer
iagnose zum Gesundheitssystem zu leicht gemacht. Sie
leibt unvollständig und die richtigen Rezepte fehlen.
ie 100-Tage-Bilanz der großen Koalition ist im Ge-

undheitssektor eine eindeutige Negativbilanz. Das






(A) )



(B) )


Dr. Claudia Winterstein
Herumdoktern an den Symptomen war bisher erfolglos.
Keines der anstehenden Probleme ist ernsthaft in Angriff
genommen worden. Die Regierung hat lediglich die
Strategie fortgesetzt, sich von einem Kostendämpfungs-
element zum anderen zu hangeln.

Inzwischen ist so viel Druck im System, dass die
Ärzte auf die Straße gehen. Das Arzneimittelversor-
gungswirtschaftlichkeitsgesetz – man beachte dieses
Wort – hat letztlich das Fass zum Überlaufen gebracht.
Es ist ein Bürokratiemonster, genährt von Verordnungs-
korridoren, Tagestherapiekosten sowie Bonus- und Ma-
lusregelungen mit Einschränkungen der Therapiefreiheit
und ethisch problematischen Folgen.


(Beifall bei der FDP – Elke Ferner [SPD]: Das stimmt doch überhaupt nicht, Frau Kollegin! – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Falsch!)


Frau Ministerin, wir hatten Sie aufgefordert, dieses Ge-
setz zurückzuziehen. Der Bundesrat hat jetzt den Ver-
mittlungsausschuss angerufen. Es wäre verheerend,
wenn Sie das einfach ignorieren würden.


(Beifall bei der FDP)


Wir führen diese Haushaltsdebatte in Unkenntnis der
kommenden Gesundheitsreform. Die große Koalition
und ihre Gesundheitsministerin haben bisher mit ihren
Vorschlägen hinter dem Berg gehalten. Sie hatten wohl
Sorge, sich bei den Landtagswahlen am letzten Sonntag
eventuell zu schaden. Auch in unserem Berichterstatter-
gespräch haben Sie, Frau Ministerin, sich darauf be-
schränkt, mit Inbrunst zu dementieren, dass irgendetwas
von dem, was in der Presse steht, stimmt. Bisher wissen
wir also nicht, was Sie wollen. Wir wissen aber auch
nicht, ob es irgendeine Bedeutung hat, was Sie wollen.


(Beifall bei der FDP)


Morgen treffen sich nämlich die Spitzen der Koalition –
ohne Sie. Allerdings werden wir danach auch nicht viel
schlauer sein. Bei diesem Treffen geht es offenbar da-
rum, einen so genannten Fahrplan zu erstellen, ohne die
Richtung oder gar das Fahrziel festzulegen.


(Zuruf von der SPD: Was Sie alles wissen!)


Die Unklarheit hat Methode; denn der Grundkonflikt
in der rot-schwarzen Koalition ist bis heute nicht gelöst.
Die Union hatte im Wahlkampf ihr Konzept der
Gesundheitsprämie; das hat sie aber in den Koalitions-
verhandlungen schnell aufgegeben. Demgegenüber ver-
folgt die SPD ihr noch viel untauglicheres Modell der
Bürgerversicherung unbeirrt weiter. Die Bürgerver-
sicherung wäre aber das glatte Gegenteil einer zukunfts-
gerichteten Reform.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Sie haben gar kein Modell!)


Die Diagnose ist doch klar gestellt: Das jetzige Sys-
tem ist marode. Weil das so ist, wäre es das falsche Re-
zept, noch mehr Bürger in dieses System zu zwingen.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, nein, nein!)


G
h

A
G
g
u
v
d

d
g
m
z

S
s
V
N
K
A
A
b

B
e
m
k
r
s
H
b
t
u
w
a

A
g
a
b
n
e
m

r
n
w
s

(C (D enau das aber ist es, worauf die Gesundheitsministerin inarbeitet. (Elke Ferner [SPD]: Dann erzählen Sie doch mal, was Sie machen wollen!)


ngesichts der demografischen Entwicklung werden die
esundheitsausgaben in Zukunft eher steigen. Auch an-
esichts der Situation auf dem Arbeitsmarkt ist das
mlagefinanzierte System der gesetzlichen Kranken-
ersicherung, das an den Löhnen und Gehältern ansetzt,
en Anforderungen der Zukunft nicht gewachsen.


(Beifall bei der FDP)


Weil das so ist, müssen wir zumindest dafür sorgen,
ass die Gesundheitskosten von den Arbeitskosten ab-
ekoppelt werden und dass die Menschen Einfluss neh-
en können auf Art und Höhe ihres Versicherungsschut-

es.


(Elke Ferner [SPD]: Durch risikoabhängige Prämien, oder wie?)


ie müssen Gestaltungsmöglichkeiten haben. Genau das
chlagen wir mit unserem Modell vor: freie Wahl des
ersicherungsschutzes mit der Pflicht, das medizinisch
otwendige abzusichern, bei einem selbst gewählten
rankenversicherungsanbieter, der über die Bildung von
ltersrückstellungen dafür sorgt, dass die Beiträge im
lter nicht zu stark steigen. Das, Frau Ministerin, ist das
essere Rezept.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Meine Damen und Herren, ich will nun noch auf zwei
esonderheiten des Haushalts der Gesundheitsministerin
ingehen. Der größte Posten in diesem Haushalt ist der
illiardenschwere Zuschuss an die gesetzliche Kran-
enversicherung. Entgegen der Koalitionsvereinba-
ung, die ein Abschmelzen schon für dieses Jahr vorge-
ehen hatte, fließt dieser Zuschuss im Jahr 2006 in voller
öhe; das sind 4,2 Milliarden Euro. Mit dem Haushalts-
egleitgesetz setzt sich die Regierung hier allerdings un-
er Reformdruck. Wenn im Jahr 2007 der Zuschuss sinkt
nd die Mehrwertsteuer steigt, sind in diesem System,
enn man sich nicht bewegt, Beitragserhöhungen un-

usweichlich.

Daneben ist dieser Haushalt von der Abtrennung des
ufgabenbereichs Soziales vom bisherigen Ministerium
eprägt; Sie haben das erwähnt. Dadurch fallen natürlich
uch hier entsprechende Kosten an: für ein neues Ge-
äude, für neue Ausstattung, für 18 neue Stellen. Die fi-
anziellen Auswirkungen dieser Neugliederung, die zu
iner Aufblähung des Regierungsapparates führt, sind
ehr als ärgerlich.

Die Halbierung des Ministeriums zieht eine Halbie-
ung diverser Haushaltsansätze nach sich, aber leider
icht überall. Bei der Öffentlichkeitsarbeit beispiels-
eise wünscht sich die Gesundheitsministerin eine Auf-

tockung der Mittel um 1,2 Millionen Euro.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Erklärungskosten!)







(A) )



(B) )


Dr. Claudia Winterstein
Da möchte man doch gerne wissen, wofür. Das steht
auch im Entwurf: für die Information über die Gesund-
heitsstrukturreform.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Erklärungsbedürftig!)


Sehr verehrte Frau Ministerin, ich glaube, das hat noch
etwas Zeit. Für eine Gesundheitsreform, deren Inhalte
noch völlig ungeklärt sind und deren gesetzliche Umset-
zung noch gänzlich im Nebel liegt, machen Sie bitte
keine Öffentlichkeitsarbeit.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602710400

Frau Kollegin, Sie denken an Ihre Zeit?


Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1602710500

Frau Ministerin, es geht nicht darum, das Gesund-

heitssystem mehr schlecht als recht am Leben zu erhal-
ten, sondern es geht jetzt darum, es endlich wieder auf
stabile und gesunde Beine zu stellen.


(Elke Ferner [SPD]: Sie wollen es umbringen!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602710600

Ich erteile das Wort der Kollegin Annette Widmann-

Mauz, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Elke Ferner [SPD])



Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1602710700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Die Schlagzahl der Meldungen über die Inhalte einer
möglichen Gesundheitsreform nimmt seit dem vergan-
genen Wochenende spürbar zu.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt Gerüchte, Sie wollten in der Koalition anfangen, Politik zu machen!)


Das Interesse an der bevorstehenden Reform ist groß,
nicht zuletzt, weil die Proteste der Ärzte der Gesund-
heitspolitik zusätzliche Aufmerksamkeit beschert haben.

Noch größer sind allerorten die Erwartungen an das
Ergebnis einer Reform. Während sich Union und SPD
auf ihre Konzepte berufen, hoffen die Versicherten auf
die Aufrechterhaltung einer auch im internationalen Ver-
gleich qualitativ hochwertigen Versorgung ohne weitere
finanzielle Belastung.

Die Ärzteschaft fordert ein Ende des Verfalls der
Punktwerte und drängt auf eine angemessene Honorie-
rung ihrer Leistungen sowie auf den Abbau von
Bürokratie im Gesundheitswesen. Die gesetzlichen
Krankenkassen verlangen nach stabilen Finanzierungs-
grundlagen. Die privaten Krankenkassen sorgen sich um
die Erhaltung und die Finanzierbarkeit ihres Systems.

w
g
k
u

n
s
A
n
b
g

E
s
A
v
w
w
g
A
e
s
a

b
z
M
w
i
s
d
g
z
s

i
S
g
n
V
q
w

a

S
s
M
F
d

h

(C (D Die Industrie hofft, dass der Standort Deutschland ieder ein Innovationsmotor wird und dass der Gesetzeber in Zukunft nicht nur zu weiteren Maßnahmen zur urzfristigen Kostendämpfung greift, weil er damit die nternehmerische Planungssicherheit gefährdet. Sie sehen: Der Bogen ist weit gespannt, und ich habe och gar nicht alle, die in diesem System eine Rolle pielen, erwähnt. Es ist die große Kunst, die Vielzahl der kteure und ihre unterschiedlichen Interessen unter eien Hut zu bringen. Zugegeben, dieses Kunststück ist ei jeder Gesundheitsreform zu vollbringen. Dieses Mal eht es aber um wesentlich mehr. Seit Jahren wachsen die Ausgaben schneller als die innahmen. Seit einigen Jahren müssen wir sogar fest tellen, dass die Einnahmen wegen der anhaltend hohen rbeitslosenzahlen, wegen der rückläufigen Zahl sozialersicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse und egen einer steigenden Zahl von Rentnern regelrecht egbrechen. Die Frage ist daher, ob es uns gelingt, die esetzliche Krankenversicherung aus ihrer einseitigen nbindung an Löhne und Gehälter zu befreien, damit ndlich wieder mehr Arbeitsplätze in Deutschland enttehen können und die gesetzliche Krankenversicherung uf ein stabiles Fundament gestellt wird. Die nächste Frage betrifft die Entwicklung der Ausgaen in der gesetzlichen Krankenversicherung. Der mediinisch-technische Fortschritt ist für viele kranke enschen ein Segen; er bedingt aber einen Ausgabenzuachs. Der Grundsatz der Beitragssatzstabilität ignoriert m Grunde diese Dynamik. Deshalb muss bei einer antehenden Reform politisch auch entschieden werden, ob er Gesundheitssektor als Wachstumsund Beschäftiungssektor erschlossen werden soll und wie dies ohne usätzliche Belastungen bei den Lohnnebenkosten gechehen kann. Wenn die Wachstumsund Beschäftigungspotenziale m Gesundheitswesen gehoben werden, wird dies zur chaffung sozialversicherungspflichtiger Beschäftiungsverhältnisse und zu einer Verbesserung der Einahmesituation der öffentlichen Haushalte beitragen. or allem ist dies aber die Voraussetzung dafür, eine ualitativ hochwertige Versorgung weiterhin zu geährleisten. Die große Koalition sollte eigentlich in der Lage sein, uf die genannten Fragen Antworten zu finden. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Da sind wir gespannt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


eit Jahren wird ein Reformstau beklagt. Die Europäi-
che Kommission drängt auf die Einhaltung der
aastrichtkriterien und dabei auf Reformen auch im

eld der Sozialpolitik. Die große Koalition hat es jetzt in
er Hand, eine Gesundheitsreform zu gestalten, die
wie es die „Bild“-Zeitung heute formuliert – „länger

ält als von zwölf bis Mittag.“


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Die sollte man nicht zitieren!)







(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz
Daher sollte sich für uns eine Verständigung auf den
kleinsten gemeinsamen Nenner verbieten.

CDU, CSU und SPD sind Volksparteien, bei denen
auch parteiintern um den richtigen Weg gerungen wird.
Deshalb sind sie in der Lage, einen Weg zu finden, der
den Herausforderungen, vor denen unser Gesundheits-
wesen steht, gerecht wird und gleichzeitig einen breiten
gesellschaftlichen Konsens widerspiegelt.

Die gesetzliche Krankenversicherung hat nach den
jetzt vorliegenden vorläufigen Finanzdaten im Jahr 2005
einen Überschuss von rund 1,8 Milliarden Euro erzielt.
Auch im Jahr 2006 kann wegen der Anhebung des Bun-
deszuschusses für die versicherungsfremden Leistungen
um weitere 1,7 Milliarden Euro auf 4,2 Milliarden Euro
damit gerechnet werden, dass die gesetzliche Kranken-
versicherung mit einer schwarzen Null abschließt. Den-
noch werden Beitragssatzsenkungen kaum realisiert
werden. Rein rechnerisch sind immerhin noch circa
78 Kassen verschuldet.

Ich hoffe sehr, dass das Sparpaket, das derzeit im
Vermittlungsausschuss liegt, zügig verabschiedet wer-
den kann, damit die gesetzliche Krankenversicherung in
diesem Jahr nicht ins Defizit rutscht. Mit jeder weiteren
zeitlichen Verzögerung verliert das Gesetz an finanziel-
ler Wirkungskraft. Die zügige Verabschiedung des Arz-
neimittelsparpakets ist auch notwendig, damit wir die
Gesundheitsreform mit Sorgfalt und in Ruhe vorbereiten
können und nicht zu kurzfristigen Maßnahmen gezwun-
gen werden.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein halbes Jahr Ruhe hattet ihr jetzt schon!)


Uns allen ist bewusst, dass der gesetzlichen Kranken-
versicherung bereits im Jahr 2007 wieder rote Zahlen
drohen. Allein durch die Maßnahmen im Haushaltsbe-
gleitgesetz müssten die Beiträge um 0,5 Beitragssatz-
punkte steigen. Handlungsbedarf ist also klar vorhanden.

In den letzten Tagen ist viel darüber geschrieben wor-
den, was man alles tun könnte, um die Probleme zu lö-
sen: Ein Gesundheitssoli ist ins Gespräch gebracht wor-
den; es war die Rede von einem Dreisäulenmodell, bei
dem die Versicherten neben einem einkommensabhängi-
gen auch einen Pauschalbeitrag leisten sollen, und man
hörte immer wieder, die private Krankenversicherung
solle am Finanzausgleich der Kassen beteiligt werden.
All diese Vorschläge sind mehr oder weniger gut geeig-
net, das Publikum zu unterhalten. Mit den Inhalten der
Reform haben sie aber nichts zu tun. Die Gespräche über
die Reform werden von den Koalitionsspitzen erst mor-
gen aufgenommen. Letztlich ist entscheidend, in wel-
chem Gesundheitssystem die Instrumente – sie sind alle
bekannt – zur Anwendung gelangen; denn danach be-
misst sich ihre Wirkung.

Der Union kommt es bei der anstehenden Reform
vor allem darauf an, dass von ihr Effekte für mehr
Wachstum und Beschäftigung ausgehen. Das muss unser
wichtigstes Ziel sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)


D
B
r
D
B
s
i
E

L
m
b

W


V
s

A
b
z
d
d
w

1
K
d
s
l
S
S
d
S
W
d
t
s

g
m
R

d
C
P
a
E
d

W
g

(C (D arüber hinaus muss die Finanzierungsreform einen eitrag zur Nachhaltigkeit und damit zur Demografie esistenz der gesetzlichen Krankenversicherung leisten. er Wandel der Erwerbsbiografien und die abnehmende edeutung von Erwerbseinkommen als Ausdruck wirt chaftlicher Leistungsfähigkeit führen zu Veränderungen n der Struktur der Einkommen und damit eben auch der innahmebasis der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Lösung ist eine Erfassung der wirtschaftlichen eistungsfähigkeit auf breiterer Basis. Starke Schultern üssen sich an der Finanzierung der Solidarität stärker eteiligen als schwache. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ir brauchen auch mehr Freiheit im System.

(Beifall des Abg. Daniel Bahr [Münster] [FDP])


Beifall von der FDP hören wir gerne. – Aus Sicht der
ersicherten bedeutet das mehr Wahlmöglichkeiten hin-
ichtlich des Leistungsumfangs.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


us Sicht der Leistungsanbieter und der Kostenträger
edeutet das mehr Vertragsfreiheit. Das darf aber nicht
u einer Schwächung der Freiberuflichkeit führen, son-
ern muss zu einer Stärkung der Versorgung – auch über
ie Sektorengrenzen „ambulant“ und „stationär“ hin-
eg – führen.

Mit dem Gesundheitsstrukturgesetz haben wir ab
993 den Weg für mehr Wettbewerb in der gesetzlichen
rankenversicherung geebnet. In Zukunft muss es bei
em Wettbewerb aber nicht nur um die Beitragshöhe,
ondern auch um Qualität und Leistungen gehen. Damit
eistet der Wettbewerb einen nachhaltigen Beitrag zur
teigerung der Effizienz des Systems. Intransparente
trukturen werten Leistungsanstrengungen ab und beför-
ern mangelndes Kostenbewusstsein. Damit müssen wir
chluss machen; denn diese Strukturen schwächen die
ahrnehmung der jeweiligen Verantwortung und behin-

ern die Erschließung von Innovationen für die Patien-
en. Unser Ziel muss sein, das Kostenbewusstsein zu
chärfen und die Eigenverantwortung zu stärken.

Schließlich muss eine Reform auch den Anforderun-
en der Globalisierung, den offenen Dienstleistungs-
ärkten und der gestiegenen Morbidität der Menschen
echnung tragen.

Lassen Sie mich zum Schluss noch einige Worte zu
en Ärzteprotesten der vergangenen Tage sagen. Die
DU/CSU-Bundestagsfraktion hat Verständnis für die
roteste der Ärzte. Die zentralen Forderungen nach einer
ngemessenen Honorierung mit festen Preisen und einer
ntbürokratisierung der medizinischen Versorgung fin-
en unsere Zustimmung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ir haben bereits in den zurückliegenden Verhandlun-
en zum GKV-Modernisierungsgesetz das Ende der






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz
Budgetierung und damit der fallenden Punktwerte
durchgesetzt.

Allerdings ist es der Selbstverwaltung nicht gelungen,
die Vorarbeiten für die morbiditätsorientierten Regelleis-
tungsvolumina rechtzeitig abzuschließen. Daher wird
die Budgetierung noch nicht – wie es im Gesetzentwurf
formuliert wurde – zum Jahresende erfolgen können.
Der Union liegt ungeachtet dessen daran, dass Ärzte
künftig nicht mehr das Morbiditätsrisiko tragen. Des-
halb wollen wir eine Honorierung der ärztlichen Leistun-
gen mit festen Eurobeträgen. Denn wer Ärzten für ihre
schwierige und verantwortungsvolle Arbeit die dafür an-
gemessene Honorierung verweigert, der schadet der me-
dizinischen Versorgung aller Patienten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir wollen darüber hinaus die Auflagen und Regle-
mentierungen, die zu mehr Bürokratie geführt haben,
überprüfen und vor allen Dingen entschlacken. Die Vor-
schläge der Bundesregierung für den Bürokratieabbau
auch im Gesundheitswesen werden von uns nachdrück-
lich unterstützt. Frau Schmidt, da haben Sie unsere volle
Unterstützung, insbesondere was die Disease-Manage-
ment-Programme betrifft. Sie gehören auf den Prüf-
stand. Denn die aufwendigen Dokumentationspflichten
sind erst aus der Verknüpfung mit dem Risikostruktur-
ausgleich entstanden. Wir wollen die Entkopplung von
den Disease-Management-Programmen erreichen.

Ich denke, es wird deutlich, dass wir die Anliegen der
Ärztinnen und Ärzte aufgreifen und dass wir hohen
Respekt vor ihrer verantwortungsvollen Aufgabe haben.
Umgekehrt erwarten wir aber auch, dass die Proteste
nicht auf dem Rücken der Patientinnen und Patienten
ausgetragen werden. Wir haben kein Verständnis dafür,
wenn einzelne Ärzte zum Beispiel krebskranken Men-
schen, die teure Zytostatika benötigen, das Rezept mit
dem Hinweis aushändigen, dieses Rezept müsse der Pa-
tient künftig selbst bezahlen, falls es zu einer Bonus-Ma-
lus-Regelung komme. Dies ist aus unserer Sicht eine
nicht zu verantwortende Verunsicherung der Patientin-
nen und Patienten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Denn es steht noch überhaupt nicht fest, welche Wirk-
stoffe betroffen sein werden und ob die Bonus-Malus-
Regelung überhaupt zum Einsatz kommt, wenn die
Selbstverwaltung vor Ort keine anderweitigen Vereinba-
rungen trifft. Mit einem solchen Verhalten wie auch mit
der Drohung der Rückgabe der KV-Zulassung schaden
sich die Ärzte selbst.

Ich hoffe, dass wir sehr bald zu einer sachlichen Dis-
kussion zurückkehren. Für die CDU/CSU-Bundestags-
fraktion biete ich die Gesprächsbereitschaft an. Ich freue
mich auf die Diskussionen über den Haushalt und eine
große Reform.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


t

n
g
k
g
b
i
r
K
s
d

d
h
K
A
n
S
K
e
a
k
s
k
b
R
d
s

Z
h
g
z
A
f
u
u
h

p
D
l
n
i
c

s
z
s
D
c

(C (D Nächster Redner ist der Kollege Frank Spieth, Frak ion Die Linke. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Mi isterin! Finanzminister Steinbrück hat in seiner heutien Einbringungsrede zum Bundeshaushalt 2006 angeündigt, sich als Finanzpolitiker mit den Ausgaben der esetzlichen Krankenversicherung verantwortungsvoll efassen zu wollen. Aus langjähriger Erfahrung weiß ch: Wenn sich Finanzpolitiker mit den sozialen Sicheungssystemen befassen, muss man dies eher als eine ampfansage und Bedrohung empfinden denn als ein ozial verträgliches Angebot zur Lösung der Probleme in er gesetzlichen Krankenversicherung. Mit der Erhöhung der Zuzahlung bei Arzneimitteln, er Eintrittsgebühr bei Ärzten und Zahnärzten, der Erhöung der Zuzahlung bei Krankenhausaufenthalten und uren, der Abschaffung des Zuschusses für Brillen, der bschaffung des Sterbegeldes und vielen weiteren Maßahmen haben Gesundheitsministerin Schmidt, Herr eehofer und die damals noch nicht existierende große oalition massiv in das Leistungsangebot bei Krankheit ingeschnitten und versucht, über Kostendämpfung, also uf der Ausgabenseite, die Probleme in den Griff zu beommen. Die Krankengeldzahlung und der Zahnersatz ind zwar als Leistungen in der gesetzlichen Kranenversicherung verblieben, müssen aber von den Areitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie von den entnerinnen und Rentnern alleine mit 0,9 Prozent Sonerbeitrag finanziert werden. Vor diesem Hintergrund age ich: Das Maß ist voll. Kein weiterer Leistungsabbau und keine weiteren uzahlungen mehr, jedenfalls nicht mit uns! Mit der biserigen Politik wurden Arbeitslose, Sozialhilfeempfäner, Geringverdiener und Rentner mit kleinen Renten um Teil von der Gesundheitsversorgung abgehängt. ber die gesetzliche Krankenversicherung ist genau da ür da, allen Menschen bei Krankheit die erforderlichen nd zweckmäßigen Leistungen zur Verfügung zu stellen, nabhängig davon, wie viel Geld sie im Portemonnaie aben. Wir haben es gemeinsam in der Hand. Wenn wir es olitisch wollen – ich sage Ihnen: viele Menschen in eutschland wollen dies –, dann können wir eine gesetz iche Krankenversicherung schaffen, die gesund und icht krank macht. Eine gesunde Krankenversicherung st machbar, wenn wir das eigentliche Problem anpaken: das Einnahmeproblem. Die seit fast 30 Jahren bestehende Massenarbeitsloigkeit in Deutschland und die völlig verfehlten Rezepte u ihrer Überwindung haben die Einnahmebasis der geetzlichen Krankenversicherung nachhaltig beschädigt. arüber hinaus gehen der gesetzlichen Krankenversi herung erhebliche Einnahmen verloren: durch ständige Frank Spieth Kürzungen der Beitragszahlungen für Arbeitslose, durch den Verlust sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze und die Zunahme von Minijobs, durch die stagnierenden Löhne und Gehälter, die Streichungen von Sonderzahlungen wie Weihnachtsund Urlaubsgeld und durch den Wechsel von gut Verdienenden zur privaten Krankenversicherung. Der Einnahmeverlust der Krankenkassen wird jetzt noch zusätzlich durch die Tatsache verschärft, dass Rentenerhöhungen seit 2004 faktisch unterblieben sind. Dies trifft insbesondere Krankenkassen mit hohem Rentneranteil. Angesichts dieser Tatsache ist es aus unserer Sicht geradezu unverantwortlich, dass die Bundesregierung beabsichtigt, die Einnahmen aus der erst im Jahre 2004 beschlossenen Erhöhung der Tabaksteuer – mit diesen Einnahmen sollten ja versicherungsfremde Leistungen wie solche rund um Schwangerschaft und Mutterschutz finanziert werden – im kommenden Jahr zum Teil und ab 2008 komplett zur Sanierung des Bundeshaushalts einzukassieren. Das Vertrauen in die steuerliche Finanzierung der nicht beitragsgedeckten Leistungen der Krankenkassen wird damit nachhaltig erschüttert. Die Absicht des Kollegen Lauterbach – ich vermute, das ist nicht nur seine persönliche Meinung –, für die Krankenversicherung der Kinder, die bisher beitragsfrei mitversichert waren, eine Steuerfinanzierung einzuführen, hat vor diesem Hintergrund für die Finanzausstattung der Krankenkassen und die Solidarität die Langzeitwirkung eines gefährlichen Blindgängers. Dadurch wird eher die private Krankenversicherung gestärkt. Wir haben volles Verständnis dafür, dass über die Krankenversicherung der Kinder und ihre Finanzierung diskutiert und entschieden wird. Allerdings fragen wir Sie: Wo bleiben bei Ihren Vorschlägen die bisher beitragsfrei mitversicherten Angehörigen? Millionen Frauen, die über kein eigenes Einkommen verfügen, verschwinden in dieser Debatte gleichsam im Bermudadreieck. Für Frau Müller in Rostock, Frau Schmidt in Konstanz, Frau Meier in Erfurt und Frau Schulz in Saarbrücken gilt eines gleichermaßen: ohne Arbeit kein Einkommen und ohne Einkommen keine eigene Krankenversicherung. (Beifall bei der LINKEN –Elke Ferner [SPD]: So ein Unsinn!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602710800

(Beifall bei der LINKEN)

Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602710900

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Zuruf von der LINKEN: So ist es!)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Denn diese Frauen haben nicht, wie Frau Ackermann,
einen vermögenden Ehemann. Sie benötigen auch wei-
terhin den solidarischen Krankenversicherungsschutz
der Versichertengemeinschaft. Das Vertrauen in die
Steuerfinanzierung könnte unserer Meinung nach rela-
tiv einfach hergestellt werden:

Erstens. Die Bundesregierung hält an dem Vorhaben
der Finanzierung versicherungsfremder Leistungen aus
der erhöhten Tabaksteuer fest und nutzt diese nicht zur
Sanierung des Haushalts.

u
G
A
f

p
1
7

M
d
F
m

v
g
l
e

N
u
K

B

n
Z
A
d
i
s
3

M
S
S
d
V

u
O
e
t
n
k
d
t

(C (D Zweitens. Für die Bezieher des Arbeitslosengeldes I nd II werden, wie bis 1995, wieder Beiträge auf der rundlage des ursprünglichen Bruttoentgeltes entrichtet. ußerdem unterbleibt die Absenkung der Sozialabgaben ür Hartz-IV-Empfänger. Drittens. Die Bundesregierung erhöht nicht, wie gelant, die Mehrwertsteuer um 3 Prozentpunkte auf 9 Prozent, sondern reduziert sie für Medikamente auf Prozent. it diesen vertrauensbildenden Maßnahmen wäre in iesem Hause eine offene Debatte über die Zukunft der inanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung öglich. Wir benötigen eine solidarische und soziale Bürgerersicherung, die einen umfassenden Gesundheitsschutz ewährleistet. Dafür ist von jedem und jeder und von alen Einkommensarten der gleiche prozentuale Beitrag zu ntrichten. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Und das über die Steuer?)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


ur so sind Solidarität und Gerechtigkeit zwischen Gut-
nd Geringverdienern und zwischen Gesunden und
ranken zu gewährleisten.

Schönen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1602711000

Das Wort hat nun die Kollegin Anja Hajduk,

ündnis 90/Die Grünen.


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602711100

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-

en und Kollegen! Frau Ministerin, wenn man sich die
ahlen ansieht, dann erkennt man einen dramatischen
bsturz ab 2005. Ihr Haushalt 2005 umfasste 84 Milliar-
en Euro, in diesem Jahr enthält er 4,5 Milliarden Euro,
m nächsten Jahr werden es noch 1,9 Milliarden Euro
ein und bis zum Ende der Legislaturperiode wird er auf
60 Millionen Euro heruntergefahren.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: So sparen wir!)


an könnte ja denken: So stark sollten wir die Frau
chmidt gar nicht entlasten. Jetzt geht das alles auf die
chultern von Minister Müntefering. Ich will sagen: Bei
er Beratung dieses Haushalts stellen wir hier eine große
eränderung fest.

Eines einmal vorneweg: Es gibt die große Koalition
nd die gewählte Kanzlerin Merkel hat natürlich die
rganisationshoheit. Sie kann sagen: Wir machen aus

hemals zwei Ministerien drei, weil wir sie in der Koali-
ion brauchen. Wir von der Opposition werden sehr ge-
au hinschauen, wie teuer der Spaß ist. Es gibt wirklich
ein Pardon, wenn beim Personal, bei den Mieten, bei
en Umbauten und bei den Umsetzungen zu hohe Kos-
en entstehen. Wir werden die Haushaltsseite sehr genau






(A) )



(B) )


Anja Hajduk
unter die Lupe nehmen. Ich bin mir sicher, dass das die
Regierungskoalition natürlich auch tut.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 19 Stellen bei Herrn Müntefering!)


– Auch bei Herrn Müntefering ist das sehr viel, jetzt sind
wir aber bei Frau Schmidt, die auch 18 zusätzliche Stel-
len bekommen hat.

Der zweite Punkt, der wirklich sehr wichtig ist und
den ich ins Zentrum dieser Rede stellen will, ist die Ent-
wicklung des Budgets von derzeit 4,5 Milliarden Euro
über zwei Jahre hinweg auf 360 Millionen Euro, also das
vollkommene Abschmelzen des steuerfinanzierten Bei-
trags für die versicherungsfremden Leistungen.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Das ist heute Morgen bei der Auseinandersetzung mit
Finanzminister Steinbrück schon Thema gewesen. Ich
finde, die große Koalition macht hier einen kapitalen
Fehler. Sie legen den Rückwärtsgang ein.

Frau Ministerin, ich finde es in Ordnung, dass Sie la-
chen,


(Ulla Schmidt, Bundesministerin: Ich habe nicht gelacht!)


weil ich weiß, dass wir Ihre Position vielleicht eher un-
terstützen, ohne dass Sie jetzt reden oder mir laut ant-
worten können; ich will nicht zu weit gehen. In einer Si-
tuation in Deutschland, in der wir eine höhere
Steuerfinanzierung der versicherungsfremden Leis-
tungen brauchen, ist es ein kapitaler Fehler, hier den
Rückwärtsgang einzulegen und zu meinen, man
bräuchte einfach nur Druck aufs System auszuüben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich will das begründen: Druck aufs System wollen
auch wir Grünen ausüben. Wir glauben, dass es noch Re-
formen auf der Angebotsseite bedarf. Ich will aber nicht
einfach nur so Druck auf eine große Koalition ausüben,
die sich dann im Zweifel nicht einigt. Wer zahlt dann
den Preis? Das sind die Menschen, die dann auf dem Be-
schäftigungsmarkt wegen zu hoher Lohnnebenkosten
schlechtere Chancen haben. Sie setzen sich unter einen
Zeitdruck; denn die Gesundheitsreform soll nicht nur bis
zum 1. Januar 2007 verabredet sein, sondern sie soll ab
dem 1. Januar 2007 finanziell greifen. Sie kürzen hier
letztlich zulasten der Beschäftigungschancen. Das halten
wir für einen grundsätzlichen Fehler. Nicht, weil wir den
Haushalt nicht in Ordnung bringen wollen, sondern weil
es Sinn macht, sind wir bereit, die Steuerfinanzierung
versicherungsfremder Leistungen – sie sind ja auch defi-
niert worden – auch im Gesundheitsbereich vorzuneh-
men. Hier ist die große Koalition auf einem ganz fal-
schen Trip.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte durchaus auch auf den Streit eingehen,
den wir im letzten Jahr im Haushaltsausschuss hatten.

D
B
M
F
l
g
s
g
a

d

A
n
d
r
d
j
A
w
j
s
d
g
l
r
z
n
h

M
m
t
s
l
z
g

w
s
g
d
ü
D
m

S

t

(C (D er Haushaltsausschuss hat sich mit der Akzeptanz der ereitstellung der Steuergelder in Höhe von mehreren illiarden Euro schwer getan. Das war auch in meiner raktion durchaus ein Thema. Das will ich hier nicht eugnen. Wir haben uns aber eher darüber auseinander esetzt, dass die steuerliche Gegenfinanzierung nicht geichert ist. Wir haben uns also nicht so sehr über die rundsätzliche Steuerfinanzierung geärgert bzw. diese uch ausdrücklich nicht kritisiert. Wir haben eine Tabaksteuerreform durchgeführt, ie nur zum Teil Erfolg hatte. m Anfang hat sie auch aufgrund von Ausweichreaktioen zu Mindereinnahmen geführt. Wir wissen heute, ass wir etwas ausgelassen haben, nämlich die Besteueung der so genannten Sticks. Erst durch eine Entscheiung des Europäischen Gerichtshofes lassen wir uns etzt endlich dazu treiben, hier zu einer vernünftigen usweitung der Besteuerung zu kommen. Wir Grünen erden an dieser Stelle darauf drängen – das wird jetzt a wohl durch eine Verordnung geschehen –, dass die teuerlichen Ausnahmetatbestände dort beseitigt weren. Das wird – ich will nicht zu optimistisch sein und leich mehr als 2 Milliarden Euro versprechen – vieleicht zu 1 bis 1,5 Milliarden Euro Mehreinnahmen fühen. Solche steuerlichen Mehreinnahmen, die nicht weckgebunden sind, sollten dazu dienen – ich sehe, Sie icken –, versicherungsfremde Leistungen im Gesundeitsbereich zu finanzieren. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Wolfgang Wodarg [SPD])


(Dr. Wolfgang Wodarg [SPD]: Viel zu wenig!)


Meine allerletzte Bemerkung zur Gesundheitsreform.
ir bleibt nicht die Zeit, darauf lange einzugehen, weil
eine Redezeit eigentlich abgelaufen ist. Bei aller Un-

erstützung einer Finanzierung durch Steuermittel für die
oziale Sicherung: Machen Sie nicht den kapitalen Feh-
er, die Beiträge für Kinder aus Steuermitteln zu finan-
ieren, solange es die Trennung von PKV und GKV
ibt.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Warum?)


Wir Grünen wollen einen gemeinsamen Markt. Wir
ollen keinen Schutzzaun um die PKV, sodass nur be-

timmte Leute eintreten können. Wir wollen einen
leichberechtigten Zugang zu allen Kassen. Dafür muss
ie PKV in einen gemeinsamen gesetzlichen Markt
berführt werden. Dann können wir auch über andere
inge wie Steuerfinanzierung reden. An dieser Stelle
üssen Sie Acht geben.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602711200

Frau Kollegin Hajduk, bitte kommen Sie zum

chluss.


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602711300

Ich komme zum Schluss und freue mich auf die wei-

eren Haushaltsberatungen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602711400

Das Wort hat die Kollegin Elke Ferner von der SPD-

Fraktion.


Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1602711500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

ist eben schon einiges zu der Frage der Einnahmeent-
wicklung der Krankenversicherungen gesagt worden.
Wir sehen, dass die Einnahmeentwicklung seit einigen
Jahren nicht mit der Ausgabenentwicklung Schritt hält.
Das zieht eine Erhöhung der Versicherungsbeiträge nach
sich, die sowohl das verfügbare Einkommen der Versi-
cherten vermindert als auch den Faktor Arbeit zusätzlich
belastet.

Ich sage aber auch zu den Debatten, die wir jetzt füh-
ren müssen: Wer glaubt, man könne sich nur auf die Ein-
nahmesituation konzentrieren, springt zu kurz; denn wir
haben auch ein Problem auf der Ausgabenseite.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Zuruf des Abg. Daniel Bahr [Münster] [FDP])


– Wir können darüber gleich noch reden. Herr Platzeck
bestreitet das nicht, werter Kollege. Wenn Sie mir aber
nicht glauben und das vertiefen wollen, können Sie
gerne eine Zwischenfrage stellen.

Die Einnahmen der gesetzlichen Krankenversiche-
rung bemessen sich an den sozialversicherungspflichti-
gen Lohn- und Gehaltssummen der Pflichtversicherten
und den Beiträgen der freiwillig Versicherten. Der Anteil
dieser Einkommen am Gesamteinkommen geht aller-
dings aus den verschiedensten Gründen zurück; auch
dazu ist schon einiges gesagt worden. Gleichzeitig steigt
der Anteil anderer Einkünfte am gesamten Volkseinkom-
men.

Insofern sage ich: Es ist nicht einzusehen, dass immer
weniger die Beitragsbasis dafür liefern sollen, dass alle
ein vernünftiges und funktionierendes Gesundheitssys-
tem dann vorfinden, wenn sie es brauchen.


(Beifall bei der SPD)


Wir sind der Meinung, dass wir, wenn wir in Zukunft die
notwendige medizinische Versorgung für alle gewähr-
leisten wollen, dafür sorgen müssen, dass sich alle nach
ihrer jeweiligen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit an
den Kosten des Systems beteiligen.

Der Punkt Tabaksteuer und der damit verbundene
Zuschuss zu den Krankenkassen sind schon diskutiert
worden. Wir als Gesundheitspolitiker und Gesundheits-
politikerinnen sehen das durchaus kritisch; da gibt es
überhaupt kein Vertun. Darüber werden wir mit Sicher-
heit noch zu reden haben. Aber ein finanzpolitischer
Amoklauf, wie er hier von der linken Seite des Hauses
vorgeschlagen wird, kommt für uns ebenfalls nicht in-
frage. Mit den Forderungen nach weniger Steuern hier
und mehr Zuschüssen da im Gesundheitsbereich sowie
mehr Investitionen in den anderen Bereichen kämen wir
locker auf eine Verdoppelung des Volumens des Bundes-
haushalts. Ein bisschen mehr finanzpolitische Seriosität
hätte ich auf Ihrer Seite des Hauses schon erwartet.

H
h
d
i
ß
h
w
D
a
g

I
k
E
d


h

S
h
B
w
g
d

V
s
a
S
r
d
d
d
d
r
m
f
v
h
l

x
w
d

(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zur Kollegin Hajduk möchte ich Folgendes sagen:
insichtlich des Zuschusses – das haben wir im Haus-
altsausschuss in den letzten drei Jahren miteinander
iskutieren können – kann ich mir zugute halten, dass
ch zu denjenigen gehört habe, die diesen Entschlie-
ungsantrag, den wir damals als Koalition beschlossen
aben, nicht wollten, dass nämlich der Zuschuss gekürzt
ird, wenn die Steuereinnahmen nicht hoch genug sind.
ie Fraktion der Grünen war aber zusammen mit einigen

us meiner Fraktion an dieser Stelle die treibende Kraft
ewesen.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den Zuschuss zu kürzen? Nein, das ist falsch! – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU – Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


nsofern muss ich sagen, liebe Anja Hajduk: Es ist zu
urz gesprungen, die Kürzung des Zuschusses aus den
innahmen der Tabaksteuer zu beklagen und damals an
em Entschließungsantrag mitgewirkt zu haben.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine Falschinformation! Das müssen Sie belegen! Nehmen Sie das zurück!)


Wenn dem so ist, dann nehme ich das zurück. Aber ich
abe das anders in Erinnerung.


(Anja Hajduk Ich würde das sonst nicht behaupten!)


Zur Ausgabenseite ist festzustellen, dass wir auch die
trukturen effizienter machen müssen. Für das Gesund-
eitswesen muss das gelten, was auch für alle anderen
ereiche gilt: Mit dem vorhandenen Geld muss so ge-
irtschaftet werden, dass ein verantwortungsvoller Um-
ang mit den Versichertenbeiträgen bei einer hohen me-
izinischen Qualität gewährleistet ist.

Was die Ärzteproteste angeht – für die ich in Teilen
erständnis habe –, kann ich nicht nachvollziehen, dass
ich die Ärzteschaft lediglich die Politik als Sündenbock
usgeguckt hat. Es mag zwar an der einen oder anderen
telle Kritikpunkte geben, aber die Verteilung der Hono-
are innerhalb der Kassenärztlichen Vereinigungen auf
ie einzelnen Ärztegruppen wird ebenso wie die steigen-
en Arzneimittelausgaben nicht thematisiert. Angesichts
er Tatsache, dass im vergangenen Jahr 3,8 Milliar-
en Euro mehr für Arzneimittel als für ärztliche Hono-
are ausgegeben wurden, sollte man sich vielleicht ein-
al an die eigene Nase greifen. Denn wir Politiker grei-

en nicht zum Rezeptblock und verschreiben etwas, was
iel oder wenig Geld kostet; das machen die Ärzte. Des-
alb haben wir das Arzneimittelversorgungs-Wirtschaft-
ichkeitsgesetz geschaffen.


(Beifall bei der SPD)


Wer behauptet, es gäbe ein Arzneimittelbudget je Pra-
is oder eine Mengenbegrenzung je Patient, der hat ent-
eder das Gesetz nicht gelesen oder versucht bewusst,
ie Menschen zu verunsichern. Beides sieht das Gesetz






(A) )



(B) )


Elke Ferner
nicht vor; es ist nicht beabsichtigt und es wird nicht ein-
geführt.


(Beifall bei der SPD)


Insofern rate ich zu mehr Sachlichkeit, als sie derzeit ge-
geben ist, wo alle nur mehr Geld für das Gesundheitssys-
tem fordern, ohne zu sagen, wie die Mittel aufgebracht
werden sollen. Denn letztendlich müssten es die Versi-
cherten tragen. Alle Forderungen zusammengerechnet
machen locker 1,5 bis 2 Beitragspunkte zusätzlich aus.

Wir haben in den nächsten Wochen auch über die Zu-
kunft des Gesundheitssystems zu diskutieren. Aus unse-
rer Sicht muss das Gesundheitssystem in Zukunft auch
weiterhin die notwendige medizinische Versorgung für
alle auf einem hohen Qualitätsniveau gewährleisten. Es
muss auch solidarischer finanziert werden und demogra-
fiefest sein. Ich glaube, dass das Prinzip der Solidari-
tät, wie wir es aus der gesetzlichen Krankenversiche-
rung kennen, nicht gering zu schätzen ist. Es ist kein
marodes System.


(Beifall bei der SPD)


Die privaten Krankenversicherungen könnten die In-
frastruktur – auch die ärztliche Versorgung im ambulan-
ten Bereich – nicht ausreichend bereitstellen, wenn alles
über risikoabhängige Prämien finanziert werden müsste.
Das wissen Sie genauso gut wie ich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Rechnen Sie doch einfach einmal die Honorare hoch!
Wie viele Milliarden Euro mehr müssten in das Gesund-
heitssystem fließen, um nur die bestehenden medizini-
schen Leistungen aufrechtzuerhalten, wenn für alle ge-
setzlich Versicherten die gleichen Honorare wie für die
jetzt privat Versicherten bezahlt werden müssten?


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Zig Milliarden! Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Wenn es nicht marode ist, dann können wir es doch auch lassen!)


Das sind die klassischen Fehlberechnungen, die wir von
Ihrer Fraktion schon kennen.

Ich glaube, das Prinzip, dass die Jungen für die Älte-
ren, die finanziell Starken für die Schwächeren und die
Gesunden für die Kranken einstehen, ist nach wie vor
tragfähig. Fast 90 Prozent der Versicherten beteiligen
sich an diesem System.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Machen wir 100 Prozent daraus!)


Ich meine, dass wir auch weiterhin an einer soli-
darischen Finanzierung festhalten müssen, die – wie ge-
sagt – eine erweiterte Beitragsbasis erfordert und sich
vor allen Dingen am jeweiligen Einkommen orientiert
statt an einer Pro-Kopf-Berechnung. Insofern ist dem,
was Matthias Platzeck gestern dargelegt hat, nichts hin-
zuzufügen.


(Beifall bei der SPD)


t
m
f
j
G
u
w
Z
D

d
t
f

f

m
z
d
r
d
g
d
D
g
l
q
s
c

t
a
M
L
h
z
K
E
r

D
e
i
g
m

(C (D Ich möchte noch etwas zu den medizinischen Leisungen anmerken. Wir wollen, dass alle notwendigen edizinischen Leistungen auf einem hohen Niveau ver ügbar sind, und zwar unabhängig davon, ob jemand ung oder alt, Mann oder Frau ist, wie der individuelle esundheitszustand aussieht, wie hoch das Einkommen nd in welcher Krankenkasse jemand versichert ist. Wir ollen auch, dass jeder einen Versicherungsschutz hat. u viele Menschen sind nicht mehr krankenversichert. as ist ein wachsendes Problem in unserer Gesellschaft, as ebenfalls viele Ursachen hat. Es ist für uns ein wichiger Punkt, den wir auch in der Koalitionsvereinbarung estgehalten haben. Frau Kollegin Ferner, erlauben Sie eine Zwischen rage des Kollegen Seifert? Gerne. Herr Seifert, bitte. Liebe Frau Kollegin Ferner, können Sie mir bitte ein al erklären, warum Sie – genauso wie viele andere – um x-ten Mal die falsche Behauptung verbreiten, dass as Solidarprinzip in der gesetzlichen Krankenversicheung darauf beruhe, dass die Jungen für die Alten und ie Starken für die Schwachen einstünden? Denn bei der esetzlichen Krankenversicherung geht es ausschließlich arum, dass die Gesunden für die Kranken einstehen. as Besondere an dieser Versicherung ist, dass nicht Alt egen Jung ausgespielt wird, sondern dass ausschließich diejenigen, die gesund sind – die Gesundheit ist uasi ihre Prämie –, diejenigen finanzieren, die krank ind. Das ist doch etwas anderes als bei der Rentenversiherung. Dort geht es um das Verhältnis von Alt zu Jung. Herr Kollege Seifert, alles zusammen ist richtig. Na ürlich stehen die Gesunden für die Kranken ein. Aber uch die Jungen stehen für die Alten ein; denn ältere enschen haben einen höheren Bedarf an medizinischen eistungen. Zudem sind die Ausgaben für die Älteren öher und in der Regel sind die Beiträge, die die Älteren ahlen, geringer. Natürlich stehen in der gesetzlichen rankenversicherung auch diejenigen, die ein höheres inkommen haben, für diejenigen ein, die ein niedrige es Einkommen haben. Ich finde, das ist in Ordnung. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602711600
Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1602711700
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602711800
Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602711900
Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1602712000

enn egal wie alt oder jung jemand ist und egal wie viel
r oder sie verdient, niemand, der heute jung und gesund
st und gut verdient, ist davor gefeit, dass er schon mor-
en oder übermorgen krank ist, möglicherweise nicht
ehr gut verdient und auf die Hilfe und die Solidarität






(A) )



(B) )


Elke Ferner
anderer angewiesen ist. Ich glaube, in der Sache sind wir
uns einig. Aber Ihre Aussage, dass in der gesetzlichen
Krankenversicherung nur die Gesunden für die Kranken
einstünden, ist sicherlich nicht richtig.

Wir müssen darüber hinaus noch einmal über die Ver-
teilung der Risiken diskutieren. Hier gibt es erhebliche
Unterschiede zwischen der GKV und der PKV, aber
auch innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung.
Die Risiken in der Versichertenstruktur sind nicht nur im
Hinblick auf Alter und Einkommen, sondern auch im
Hinblick auf die Krankheitsbilder unterschiedlich ge-
wichtet. Auch über diesen Punkt werden wir diskutieren
müssen. Bei der Hebung der Effizienzreserven im Sys-
tem müssen wir uns anstrengen. Aber wir dürfen einen
Fehler nicht machen – das sage ich jedem, egal welcher
Fraktion er angehört –: Wenn wir beginnen, hier zu wa-
ckeln, und auch nur vor einer Lobbygruppe einknicken,
dann haben wir alle zusammen schon verloren. Ich wün-
sche uns viel Rückgrat und Mut bei der bevorstehenden
Reform.

In der mir verbleibenden Zeit möchte ich noch einen
weiteren Punkt ansprechen. Die Kollegin von der FDP
hat darauf hingewiesen, dass Ulla Schmidt an dem mor-
gigen Gespräch nicht teilnimmt. Die Situation ist, dass
wir einen Teil des Koalitionsvertrages noch nicht ausver-
handelt haben.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das merken Sie erst jetzt?)


Schon bei den ersten Gesprächen haben sich nur die
Spitzen der Parteien getroffen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: War bei den Koalitionsverhandlungen die Ministerin nicht dabei?)


Ulla Schmidt wird bei den anstehenden Verhandlungen
auf jeden Fall eine wichtige Rolle spielen; das ist ganz
normal. Aber es ist auch kein unnormaler Vorgang, dass
bei den ersten Sondierungsgesprächen nur die Fraktions-
und Parteivorsitzenden miteinander reden.

Zum Abschluss wünsche ich uns, dass wir über die
Frage, wie die Reform des Gesundheitssystems weiter-
gehen soll, gut diskutieren und hoffentlich zu belastba-
ren und nachhaltigen Ergebnissen kommen werden. Ich
freue mich auf die Diskussionen, insbesondere auf die
alternativen Konzepte von der linken und der rechten
Seite des Hauses.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602712100

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Konrad Schily von

der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Konrad Schily (FDP):
Rede ID: ID1602712200

Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine Damen und

Herren! Es ist ein uralter ärztlicher Grundsatz, dass der
liebe Gott vor die Therapie die Diagnose gestellt hat. Die
Erkennung von Symptomen reicht da nicht. Symptome

h
D
s
i
D
h
z
P

t
W
W
e
w
h
G
d
h

t
d
a
w
b
d
g
v
P
e

D
o
d
m
c

g
u
m

Ü
n
s
d
r
R
u
M
Z
m
V
P
m
s
l

(C (D aben nur hinweisenden Charakter, was die eigentliche iagnose, die Krankheit, angeht. Wenn ich als Arzt ymptomatisch therapiere, also die Symptome behandle, st dies ärztlich nur vertretbar, wenn ich weiß, dass die iagnose, die Krankheit, zum Tode führen wird. Das eißt, ich kann dem Patienten das Leiden erleichtern, um Beispiel die Schmerzen nehmen. Wir nennen das alliativmedizin. Welches sind die Symptome unseres Gesundheitssysems? Tausende von Ärzten sind in den vergangenen ochen auf die Straße gegangen; am Freitag der letzten oche waren es 30 000 hier in Berlin. Sie leiden unter iner immer weiter wachsenden Last von Bürokratie. Sie issen nicht, ob die von ihnen erbrachte Leistung überaupt bezahlt werden wird, und sie wehren sich dagegen, ehilfen einer staatlichen Rationierungspolitik zu weren – wie Ärztekammerpräsident Hoppe es formuliert at. Das Gesundheitssystem scheint unaufhaltbar immer eurer zu werden. In wechselnder Reihenfolge wurden ie verschiedenen Beteiligten in der Vergangenheit verntwortlich gemacht, das heißt: zur Kasse gebeten, und erden dies wohl auch in der Zukunft; ich kann das eurteilen. Einmal waren es die Krankenhäuser – mit iagnosebezogenen Fallpauschalen und Budgetierunen –, dann waren es die Ärzte, denen ebenfalls Budgets erordnet wurden, dann wurden die Patienten mit einer raxismaut, einer Gebühr von 10 Euro für das Betreten iner ärztlichen Praxis, belegt. as jüngste dieser Instrumente ist das „Arzneimittelverrdnungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz“. Es wird nicht zu er beabsichtigten Kostenreduktion, sondern zu noch ehr Bürokratie und sicherlich auch zu einer erhebli hen Störung des Arzt-Patient-Verhältnisses führen. Bisher gab es bei den zahllosen Reformen der Verganenheit nur einen Gewinner: die ausufernde Bürokratie nd die aus dem Misstrauen geborenen Kontrollinstruente. Beide kosten Geld und verteuern das System. ber Patienten und kranke Menschen wird schon lange icht mehr gesprochen. Es heißt inzwischen sogar „Geundheitskasse“, nicht mehr „Krankenkasse“. Im Vorergrund der Debatte steht immer das Geld, das nicht eicht. So hören wir jetzt wieder die scheinmoralische hetorik derer, die über eine Zweiklassenmedizin klagen nd damit eigentlich aussagen wollen, dass es noch enschen gebe, denen man in die Tasche greifen kann. iel dieser Rhetorik ist es, auf die so genannten Reichen it dem Finger zu zeigen, also auf die 10 Prozent privat ersicherten, die oft bis zu 40 Prozent der Kosten in den raxen decken. Damit will man davon ablenken, dass an auch in den Taschen der gesetzlich Versicherten chon wieder herumfingert nach jedem Euro, der vieleicht noch zu holen ist. Dr. Konrad Schily Das nennt sich dann „Gesundheitssoli“ und/oder „eine pauschale Abgabe für jeden Einzelnen“. Dem Bürger wird also immer mehr Geld aus der Tasche gezogen – und dafür werden ihm die Leistungen auch noch gekürzt! Das System ist so angelegt, dass die Einzelnen möglichst wenig mitmachen können und, mit Verlaub, für dumm verkauft werden. Die Einzelnen können nicht erkennen, was für Kosten sie verursachen, was also die ärztliche Behandlung kostet und was sie für die hohe Bürokratie an die Kassen zu zahlen haben. Ein Kostenbewusstsein der Einzelnen kann sich so nicht herausbilden. Was den Einzelnen bleibt, ist das ungute Gefühl, für relativ wenig Leistung immer mehr bezahlen zu dürfen. So weit die Symptome. Und was ist die Diagnose? Es ist uns in Deutschland gelungen, ein System, das für 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung entworfen wurde – nämlich für die, die sich aus eigener Kraft, gleich aus welchem Grund, nicht absichern können –, auf 90 Prozent der Bevölkerung auszudehnen. Wir haben damit in großem Maßstabe nichts anderes bewiesen, als dass der Staat den Bürgern nicht mehr zurückgeben kann als das, was er ihnen zuvor genommen hat – und dies abzüglich der Kosten für die Bürokratie; Herr Koppelin hat das heute Morgen bereits gesagt. Wir haben weiter bewiesen, dass unfreie bürokratische Systeme weder sozial noch effektiv noch kostengünstig sind, dass sie den Bürger zu entmündigen trachten und seine freie Entscheidung durch staatliche Maßregeln ersetzen. Verehrte Kollegen, insbesondere von der CDU/CSU, bevor Sie zustimmen, dieses Zwangskollektiv auf 100 Prozent auszudehnen, erinnern Sie sich an die Väter der sozialen Marktwirtschaft und bedenken Sie, dass Wohlstand und sozialer Zusammenhang in gegliederten und freien Systemen entstehen und nicht in staatlichen Großbürokratien. Der Staat kann nicht mehr ausgeben, als er einnimmt. Eines muss klar sein: Die Richtungsentscheidung, die ansteht, heißt: entweder freie Berufe im Gesundheitswesen oder staatliche Erfüllungsorgane; (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Freie Berufe mit geregelten Einkommen! Wie ist das mit dem Einkommen? Soll das gesetzlich abgesichert werden?)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Zuruf von der LINKEN: Oje, oje!)


(Beifall bei der FDP)


entweder freie, eigenverantwortliche Bürger oder deren
Gängelung – unter dem Deckmantel der Fürsorge und
der Solidarität – durch Gesetze, Verordnungen und Maß-
regeln; entweder eine Preisbildung zwischen überschau-
baren Versichertengemeinschaften oder eine staatliche

V
d
v
d
t

w
k
d
m

D
M
t

B
s
t
s
s
f
m
d
s
w
N
t
d
s
s

D
e
s
B

d
B

d

D
l
r
g
n
t

(C (D ersicherungsbürokratie; entweder gezielte Hilfen für iejenigen, die sich aus eigener Kraft keine Gesundheitsersorgung leisten können, oder eine Umverteilung nach em Gießkannenprinzip – mit den bekannten Ungerechigkeiten. Die FDP steht für Freiheit, Solidarität, Eigenverantortung und Wettbewerb. Nicht dieses Parlament und eine Regierung, gleich welcher Couleur, sind die Ärzte er Nation und sie haben kein Recht, unser Leben vorundschaftlich zu gestalten. iese Auffassung, auch wenn sie leider nicht häufig ehrheitsmeinung war, gehört zur vornehmsten Tradi ion der europäischen Aufklärung. Verabschieden wir uns von der alles durchdringenden evormundung durch den Staat, hier besonders im Ge undheitswesen! Achten wir die freien Berufe und verrauen wir der Individualentscheidung des Bürgers für eine Vorsorge und seine individuelle Lebensweise! Unere Pflicht als Parlamentarier ist es, den Rahmen einer reien Entwicklung zu schaffen und zu garantieren. Dait würden die Mittel frei werden, um den Schwachen in er Gesellschaft wirklich zu helfen. In einem freien Geundheitswesen ist Platz für Therapiefreiheit, für Zuendung dem wirklich Hilfsbedürftigen gegenüber. icht zuletzt wird es wieder Raum geben für ein Ver rauensverhältnis zwischen Patient und Therapeut, ohne as – auch dies gehört zum gesicherten Kernbestand uneres Wissens – eine Heilung zwar nicht unmöglich, aber ehr erschwert wird. Zurück zum Anfang: Vor der Therapie kommt die iagnose. Ich hoffe, die Koalition bringt den Mut zur hrlichen Diagnose auf und wird sich nicht als Kurpfucher betätigen, der versucht, sich mit symptomatischer ehandlung über die Zeit zu retten. Ich danke Ihnen. Herr Kollege Schily, ich gratuliere Ihnen im Namen es ganzen Hauses zu Ihrer ersten Rede im Deutschen undestag. Herzlichen Glückwunsch! Das Wort hat jetzt der Kollege Norbert Barthle von er CDU/CSU-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten amen und Herren! Verehrte Frau Ministerin! Herr Kolege Schily, auch ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Jungfernede, wenngleich ich gestehen will, dass mir dieser Beriff aus Respekt vor Ihrer Person und Ihrem Lebensalter ur schwer über die Lippen geht. Aber dennoch: Ich grauliere von Herzen. Norbert Barthle In einem haben Sie Recht: Die anstehende Gesundheitsreform erfordert von uns allen, den Spagat zwischen Markt und Menschlichkeit zu leisten. Ich darf Ihnen versichern: Wir von der großen Koalition werden es schaffen, eine Reform zu machen, die Markt und Menschlichkeit unter einem Vorzeichen vereinigt. (Beifall bei der CDU/CSU – Jürgen Koppelin [FDP]: Ohne Seehofer, bitte!)


(Beifall bei der FDP)


(Anhaltender Beifall bei der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602712300

(Beifall – Dr. Konrad Schily [FDP]: Danke!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1602712400

(Heiterkeit)





(A) )


(B) )


Wir müssen an dieser Stelle aber auch ehrlich sein. Ver-
ehrte Frau Ministerin, wenn wir auf die vergangenen
Jahre zurückblicken, auch die vor Ihrer Regierungszeit,
dann stellen wir fest, dass unter immer größerer öffentli-
cher Begleitmusik mehrfach reformiert wurde. Viele der
Reformen haben sich mit dem Attribut „groß“ geziert,
ohne auch nur mittelfristig, geschweige denn langfristig
eine wirklich nachhaltige Besserung zu erzielen. Des-
halb wird es Aufgabe der großen Koalition sein, die
wirklich notwendige Neuorientierung für die kommen-
den Jahre in Gang zu bringen. Das ist die große Heraus-
forderung.

Deshalb erfüllt es mich mit Zuversicht, dass sich Bun-
deskanzlerin Angela Merkel mit der Ministerin getroffen
hat und in dieser Woche die Koalitionsspitzen zusam-
mentreten. Herr Müntefering, selbst wenn es etwas län-
ger dauern sollte, aus den recht unterschiedlichen Kon-
zepten einen zukunftsfähigen Wurf zu basteln, so sage
ich Ihnen: Nehmen Sie sich die Zeit! Das Motto der gro-
ßen Koalition lautet: Qualität geht vor Geschwindig-
keit. – Das muss unser Markenzeichen sein. Daran soll-
ten wir uns halten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich kann als CDU-Abgeordneter aus Baden-Württem-
berg sagen: Die Landtagswahlen sind vorüber und wir
sind mit dem Ergebnis höchst zufrieden. Also: Ran ans
Werk! Es stehen neue Themen an.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben aber Stimmen verloren!)


Schauen wir uns den Einzelplan 15 genauer an, so
fällt mir als Haushälter gleich eine kleine Besonderheit
auf. Obwohl das Bundesgesundheitsministerium nach
der Trennung vom Bereich Arbeit und Soziales wieder
seinen alten Zuschnitt aus der Zeit vor 2002 aufweist,
haben sich doch – die Kollegin Hajduk hat darauf auf-
merksam gemacht – die Stellen im Leitungsbereich er-
heblich vermehrt. Obwohl das Bundesfinanzministerium
dazu seinen Segen erteilt hat, schauen wir Haushälter der
großen Koalition sehr sorgsam auf diesen Aspekt.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich nehme Sie beim Wort!)


– Ich darf Ihnen versichern, Frau Kollegin: Wir schauen
darauf. Dafür brauchen wir die Grünen nicht.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, das weiß ich! Sie sind da selbstständig!)


Wie groß die Notwendigkeit einer umfassenden Ge-
sundheitsreform ist, zeigt ein Blick auf das Gesamtvolu-
men des Haushalts. Frau Ministerin hat bereits darauf

h
l
s
n
n
s
s
2
G
M
D
p
T
f
t

d
A
v
F
z
n
l
R
w
E

W
t
w
w
n
h

M
E
f
l
l
s

r
n
R
g
h
L
h
h

b
b
r
n
k

(C (D ingewiesen: Von den 4,5 Milliarden Euro sind 4,2 Miliarden Euro durchlaufender Posten. Es verbleiben becheidene 381 Millionen Euro. Das ist wahrlich ein kleier, aber feiner Etat. Wir Haushälter stehen im Zuge der otwendigen Haushaltskonsolidierung zu dem Bechluss, den Zuschuss an die gesetzliche Krankenvericherung von 1,5 Milliarden Euro in 2007 auf 0 Euro in 008 zurückzuführen, auch wenn wir wissen, dass der KV aufgrund der Zusatzkosten durch die Erhöhung der ehrwertsteuer ein Defizit von 5 Milliarden Euro droht. as entspricht immerhin einem halben Beitragssatzunkt. Man kann schon sagen: Auch aufgrund dieser atsache erhöht sich der Druck, eine Reform durchzuühren, ganz von selbst; denn eine Erhöhung der Beiräge ist ausgeschlossen. Lassen Sie mich an dieser Stelle kurz die Auffassung er Haushälter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zum usdruck bringen. Wir Haushaltsund Finanzpolitiker ertrauen auf unsere politische Führung und auf unsere achpolitiker, wenn es darum geht, einen Kompromiss u finden. Wir bitten aber eindringlich, dabei einen ordungspolitischen Grundsatz nicht aus den Augen zu verieren: Mehr Geld für das System ohne echte strukturelle eformen im System kann es nicht geben. Ich zitiere, as der Bundesfinanzminister heute Vormittag in seiner inbringungsrede gesagt hat: Das heißt, wir unterlassen … alles, was der konjunkturellen Aufhellung schaden könnte. ir dürfen also keinesfalls den bequemen Weg beschreien, nur die Einnahmeseite der GKV zu verbessern. Dies ürde die Probleme der laufenden Kostensteigerungen eder mittelnoch langfristig lösen, sondern letztlich ur die Abgabenlast der Bürgerinnen und Bürger erhöen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb muss sich die Reform zunächst aus eigenen
itteln und ohne zusätzliche Einnahmen finanzieren.

ine Finanzierung aus Steuermitteln kommt nur dann in-
rage, wenn echte, weitreichende Strukturreformen ge-
ingen. Das wird die Aufgabe der Kolleginnen und Kol-
egen sein. Ich bin zuversichtlich, dass sie dies auch
chaffen.

Leitlinie dabei ist: mehr Wettbewerb, mehr Transpa-
enz sowie die Entkopplung der Beiträge von den Löh-
en. Das sind die grundlegenden Voraussetzungen dieser
eform. Wir alle wissen: Im Gesundheitswesen liegen
roße Beschäftigungspotenziale. Gerade der Gesund-
eitsbereich ist ein Sektor, mit dem viele Menschen im
ande ihr höchstes Gut verbinden, nämlich die Gesund-
eit. Sie ist allen viel wert. Nebenbei bemerkt: Gesund-
eit und Wellness sind absolut trendy.

Im Übrigen haben wir Haushälter der Koalition uns
emüht, im Rahmen der Berichterstattergespräche, die
ereits stattgefunden haben, die aktuellen Herausforde-
ungen anzunehmen. Wir sind bereit, Frau Ministerin,
ach entsprechenden Mitteln zu suchen, um die Aidsbe-
ämpfung intensivieren zu können. Wir sehen bei der






(A) )



(B) )


Norbert Barthle
Prävention auch insgesamt Handlungsbedarf und wollen
nach entsprechenden Ressourcen suchen, um dort mehr
tun zu können.

Dass die nachgeordneten Institute, die ich ebenfalls
erwähnen möchte, eine große Bedeutung haben, zeigt
die aktuelle Entwicklung: Bei dem Titel „Beschaffung
von Impfstoffen“ und im Haushalt des Robert-Koch-In-
stituts – Stichwörter „Vogelgrippe“ und „Gefährdung
durch sonstige globalisierte Seuchen“ – sehen wir even-
tuell Mehrbedarf. Wir werden im Verlauf der anstehen-
den Beratungen nach Möglichkeiten zur Gegenfinanzie-
rung suchen. Auch da braucht es nicht der Hilfe der
Opposition, Frau Kollegin Winterstein. Die Öffentlich-
keitsarbeit haben wir da selbst im Blick.

Neben dem Robert-Koch-Institut will ich auch das
Paul-Ehrlich-Institut positiv erwähnen. Gerade im Be-
reich der Krankheitskontrolle und der Prävention auf
dem Gebiet der Epidemiologie leistet dieses Institut her-
vorragende Arbeit. Das Paul-Ehrlich-Institut befasst sich
mit der Zulassung und der staatlichen Chargenprüfung
von Seren, von Impfstoffen und Ähnlichem. Die Vorfälle
in London beim Test eines deutschen Medikaments ge-
gen multiple Sklerose zeigen, wie unverzichtbar diese
Aufgabe ist.

Auch das Deutsche Institut für Medizinische Doku-
mentation und Information sowie das Bundesinstitut für
Arzneimittel und Medizinprodukte erfüllen wichtige
Aufgaben. Das sehen wir durchaus. Im Bereich der Bun-
deszentrale für gesundheitliche Aufklärung findet vieles
statt, was mit Prävention, mit Vorsorge, zu tun hat. Da
sehen wir noch weitere Potenziale für Synergien mit Ih-
rem Haus, Frau Ministerin. Ihr Haus muss natürlich die
Kontrollfunktion und die Lenkungsfunktion ausüben.
Dass der dafür notwendige Personalbestand vorhanden
sein muss, sehen wir. Es wird eine Herausforderung für
die kommenden Wochen sein, einen entsprechenden
Ausgleich auch mit den nachgeordneten Behörden her-
zustellen.

Ich will zusammenfassen: Im Gesundheitsbereich
steckt viel Potenzial für Beschäftigung, für zusätzliche
Arbeitsplätze. Es ist ein heiß umkämpfter Markt mit
starken Interessengruppen. Jeder, der einmal Gesund-
heitsminister war – Ihr Vorgänger weiß das wie Sie, Frau
Ministerin –, kann ein Lied davon singen, wie hart die
Auseinandersetzungen sind. Wir drücken Ihnen für die
anstehenden Verhandlungen die Daumen und sind über-
zeugt: Es wird zu guten Lösungen kommen, immer in
dem Sinne: Im Zentrum all unseres Interesses steht einer
und das ist der Patient, der Mensch.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Für die Menschen machen wir unsere Politik. Dafür gilt
es, Lösungen zu finden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


v

d

E
n

K
d
k
P

s
g

g
e

k
S
c

G
d
m
i
m

d
g
d
n
V
s

C
s
g
B
a
s

(C (D Das Wort hat jetzt die Kollegin Inge Höger-Neuling on der Fraktion Die Linke. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! „Herr Doktor, ich verdurste!“ Eine ständig bettlägerige Patientin empfängt mich mit diesen Worten. Ihre Zunge ist trocken, die Lippen rissig, Klingel und Flüssigkeit außer Reichweite. Bei meinen nächsten Besuchen keine Änderungen! Reaktion der Heimleitung: „Wir haben kein Geld für mehr Personal.“ Dies ist eine Passage aus der Zuschrift eines Arztes, er Patientinnen und Patienten in Pflegeheimen betreut. (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Aus der ehemaligen DDR, oder wie?)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602712500

(Beifall bei der LINKEN)

Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602712600

s ist ein hilfloser, wütender Aufschrei, aber ein ganz
ormaler Fall von Vernachlässigung in Pflegeheimen.

„Pflegende können an vielen Stellen den ethischen
onflikt zwischen dem professionellen Anspruch und
em, was das System heute bereit ist zu finanzieren,
aum noch auflösen“, sagt die Bundeskonferenz der
flegeorganisationen.

Fakt ist: Der Pflegenotstand in diesem Land wächst
tändig. Das sagt auch ein Gutachten des Landespfle-
eausschusses Nordrhein-Westfalen. Ich zitiere: Es
lässt sich folgern, dass spürbare Qualitätsverbesserun-
en eine Erhöhung des Leistungsumfangs und damit
ine bessere Personalausstattung voraussetzen“.

Auf den Punkt gebracht: Wir schulden den alten und
ranken Menschen etwas. Sie brauchen mehr Personal.
ie brauchen besser ausgebildetes Personal. Wir brau-
hen mehr Geld für die Pflege.

Den ganzen Tag schon haben wir uns Reden über
eld angehört. Auch ich rede hier über Geld, über Geld,
as nicht ausgegeben, über Geld, das nicht eingenom-
en wird, weil diese schwarz-rote Regierung genau wie

hre rot-grüne Vorgängerin ihre Hausaufgaben nicht
acht.

In den vergangenen Jahren gab es wenigstens ein Mo-
ellprogramm zur Verbesserung der häuslichen Versor-
ung Pflegebedürftiger. Das läuft nun aus. Aus dem Etat
es Gesundheitsministeriums wird nichts, aber auch gar
ichts zur Verbesserung der Pflegesituation gefördert.
erbesserungen im Bereich der Demenzerkrankungen
ind nur Gegenstand von Verkündungspolitik.

Es ist auch heuchlerisch, wenn Staatssekretärin
aspers-Merk darauf hinweist, dass immer mehr Men-

chen in Heime eingewiesen werden, die es eigentlich
ar nicht nötig hätten. Da mag das CDU-regierte Land
aden-Württemberg in einem aktuellen Bundesrats-
ntrag noch so deutlich schreiben: „Handlungsbedarf be-
teht deswegen derzeit in allen Leistungsbereichen der






(A) )



(B) )


Inge Höger-Neuling
Pflegeversicherung, vorrangig im ambulanten Be-
reich“ –


(Beifall bei der LINKEN)


die schwarz-rote Koalition hier im Bundestag hört ein-
fach nicht hin.

Die Koalition hört nur dem ständigen Jammern der
Arbeitgeber zu. Sie will den Kahlschlag bei den Sozial-
versicherungen fortsetzen. Dabei leiden gerade die klei-
nen Betriebe stärker unter den Kaufkraftverlusten in-
folge ihrer Politik als unter den so genannten
Lohnnebenkosten oder – so heißen sie neuerdings –
Lohnzusatzkosten.

Wir Linken im Bundestag wollen eine grundlegende
Reform der Kranken- und Pflegeversicherung. Wir
brauchen ein Ende des Teilkaskoprinzips in der Pflege.
Wir brauchen eine Versicherung, die alles Notwendige
übernimmt. Die Menschen brauchen sachgerechte
Dienstleistungen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Wer soll das bezahlen?)


– Dazu, wer das bezahlen soll, komme ich noch. – Alle
müssen die Pflege bekommen, die sie brauchen.

Dazu müssen alle in die gesetzliche Kranken- und
Pflegeversicherung einzahlen: Vermieter genauso wie
Aktienbesitzerinnen bzw. Aktienbesitzer,


(Beifall bei der LINKEN)


Selbstständige genauso wie Menschen mit Vermögen,
und zwar ohne Beitragsbemessungsgrenze, ohne Versi-
cherungspflichtgrenze.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Also eine Steuer!)


Niemand soll sich aus der Solidargemeinschaft verab-
schieden können.


(Beifall bei der LINKEN)


Die sozialen Sicherungssysteme haben auch Kosten-
probleme; aber diese Probleme sind unverhältnismäßig
geringer als die Einnahmeprobleme. Wir haben gravie-
rende Einnahmeprobleme sowohl in der gesetzlichen
Kranken- und Pflegeversicherung als auch in den ande-
ren Solidarsystemen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Linke fordert Würde für Alte und Kranke. Wir
fordern sachgerechte Leistungen und mehr Personal so-
wohl für die stationäre als auch für die ambulante Pflege.
Wir sind an der Seite der Beschäftigten in den Kliniken
und an der Seite der Ärzte, die für mehr Qualität in der
Medizin und in der Pflege kämpfen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602712700

Das Wort hat jetzt die Kollegin Elisabeth

Scharfenberg von Bündnis 90/Die Grünen.

N

M
b
D
s
d
u

I
d

ü
v
d
w

A
T
g
m
r
s

W
g
S
S
a
E
h

z

v
d
t
r
P
M
u
u

m
z
r

k
n
n
g
L
w
i

(C (D Elisabeth Scharfenberg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau
inisterin, vor gut drei Wochen haben Sie uns offiziell

estätigt, dass die Pflegeversicherung im Jahr 2005 ein
efizit von 360 Millionen Euro geschrieben hat. Ange-

ichts dieser Zahlen bestreitet wohl niemand ernsthaft,
ass die Pflegeversicherung reformiert werden muss,
nd zwar dringend.


(Hilde Mattheis [SPD]: Wir auch nicht!)


n welche Richtung das Ganze aber gehen soll, da schei-
en sich die Geister,


(Hilde Mattheis [SPD]: Stimmt nicht!)


brigens auch zwischen CDU, CSU und SPD. Einig,
erehrte Kolleginnen und Kollegen, scheinen Sie sich je-
enfalls nicht zu sein, sonst hätten wir schon längst et-
as Konkretes gehört.

Wir leben in einer älter werdenden Gesellschaft.
uch weiterhin wird die Pflegeversicherung nur eine
eilkaskoversicherung sein, also nur einen Teil des Pfle-
erisikos abdecken. Umso wichtiger ist eine gute und
enschenwürdige Pflege. Sie ist finanziell und struktu-

ell eine der wesentlichen Zukunftsaufgaben unserer Ge-
ellschaft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir können diese Aufgabe nur schultern, wenn die Pfle-
eversicherung ein System der Unterstützung und der
olidarität im besten Sinne bietet. Herr Minister
teinbrück hat dies in seiner Rede heute Morgen selbst
uf den Punkt gebracht: Die Lasten der demografischen
ntwicklung müssen solidarisch getragen werden. – Da
at er vollkommen Recht.

Eine gelungene Pflegereform muss daher im Kern
wei Anforderungen erfüllen:

Erstens. Die Pflegeversicherung muss sich künftig
iel mehr als heute an den Bedürfnissen der Pflegebe-
ürftigen und ihrer Angehörigen orientieren. Das bedeu-
et konkret, dass wir Leistungs- und Qualitätsverbesse-
ungen brauchen. Das heißt etwa Neudefinition des
flegebegriffs, mehr Prävention und Reha, Case-
anagement, also bedarfsgerechte Einzelfallbetreuung,

nd bessere Förderung alternativer neuer Wohnformen,
m hier nur einige Punkte zu nennen.

Zweitens. Die Finanzierung der Pflegeversicherung
uss nachhaltig, generationengerecht, vor allem aber so-

ial ausgewogen sein. Im Kern muss die Pflegeversiche-
ung deshalb ein Solidarsystem bleiben.

Die große Koalition sollte endlich Mut zur Ehrlich-
eit zeigen. Es gibt nämlich zwei Alternativen: Zum ei-
en wird es bereits kurzfristig mehr Geld kosten, wenn
ur das heutige Leistungsniveau der Pflegeversicherung
ehalten werden soll, erst recht bei einer Ausweitung der
eistungen. Zum anderen müssen Leistungen gekürzt
erden, wenn nicht mehr Geld fließen soll. So einfach

st das. Nennen Sie das Kind doch endlich beim Namen!






(A) )



(B) )


Elisabeth Scharfenberg

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Kurzum, meine Damen und Herren, eine Pflege-
reform verdient erst dann ihren Namen, wenn sie eine
Finanz- und eine Strukturreform beinhaltet. Im Koali-
tionsvertrag von Union und SPD finden wir vollmundige
Ansagen zur Pflegeversicherung. Da ist die Rede von
kapitalgedeckten Elementen als Demografiereserve,
Finanzausgleich zwischen privater und sozialer Pflege-
versicherung, Leistungsverbesserungen für Demenz-
kranke, Bürokratieabbau usw.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Eine ganze Menge schon!)


Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie das konkret aus-
sehen soll – wahrscheinlich nicht weniger gespannt als
die Abgeordneten der großen Koalition selbst.

Besonders optimistisch bin ich nicht. Eines ist näm-
lich verdächtig. Da steht zwar, dass die Koalition bis
zum Sommer 2006 ein – ich zitiere – „Gesetz zur Siche-
rung einer nachhaltigen und gerechten Finanzierung der
Pflegeversicherung“ vorlegen will. Hier ist aber nur von
der Finanzierung die Rede. Außerdem haben Sie im
Koalitionsvertrag den Absatz zur Finanzierungsseite fein
säuberlich vom Absatz zur Leistungsseite getrennt. Im
Hinblick auf die Leistungsseite ist kein Wort von einem
Zeitplan, geschweige denn von einem Gesetzentwurf zu
finden.

Dass diese Reform kommt, glaube ich erst – das muss
ich leider sagen –, wenn der Gesetzentwurf auf meinem
Schreibtisch liegt. Als nämlich Frau Ministerin Schmidt
am 9. März das erwähnte Defizit bekannt gab, ließ sie in
der Pressemitteilung verlauten – ich zitiere –:

Wir

– also die große Koalition –

werden bis 2007 dafür sorgen, dass die Pflegeversi-
cherung ... an neue Herausforderungen angepasst
und ihre Finanzierung für die Zukunft nachhaltig
gesichert wird.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Es sind doch nur noch neun Monate!)


Bis 2007: Das muss man sich einmal auf der Zunge zer-
gehen lassen.

Für mich heißt das doch nichts anderes, als dass sich
die große Koalition bereits wenige Wochen nach ihren
Versprechungen im Koalitionsvertrag diese Reform im
vorgesehenen Zeitraum schon nicht mehr zutraut; sie
wird auf die lange Bank geschoben. Das ist nun wirklich
das Letzte, was die Pflegeversicherung gebrauchen
kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich erinnere noch einmal an die heutige Rede von
Herrn Minister Steinbrück. Er hat eindeutig sein massi-
ves Interesse an der Gesundheitsreform bekundet. Diese
Leidenschaft fordere ich von Ihnen, Frau Schmidt, für
die Pflegereform ein. Verschieben Sie dieses Projekt
nicht! Worauf warten Sie noch?

n
s
g
D
l
g
d

l
s
n

i
D

S

W
f
s
l
i
d
g
b
d

n
a
k
W
F
ü
t

d
S
s
s
z
T
d
n
N
v
s
D
R

g

(C (D Den Bürgerinnen und Bürgern liegt dieses Thema ämlich gewaltig auf der Seele. Werden die Beitragsätze steigen? Wenn ja, was bekommen sie an Leistunen dafür? Droht etwa eine Kopfprämie, getarnt als emografiereserve, die die sozial Schwachen mehr be asten wird als die Starken? Müssen wir bald mit wenier Pflegeleistungen rechnen? Was heißt das konkret für emenzkranke oder behinderte Menschen? Das sind zentrale Fragen, die die Betroffenen schon ange stellen, Fragen, die Sie hier und heute beantworten ollten. Denn darauf warten die Betroffenen und nicht ur wir im Parlament. Vielen Dank. Frau Kollegin Scharfenberg, auch Ihnen gratuliere ich m Namen des ganzen Hauses zu Ihrer ersten Rede im eutschen Bundestag. Das Wort hat jetzt die Kollegin Jella Teuchner von der PD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen! enn wir heute den Haushalt des Bundesministeriums ür Gesundheit diskutieren, dann wird deutlich, dass Geundheitspolitik mehr ist als die Finanzierung der gesetzichen Krankenversicherung. Sicher, der Einzelplan 15 st in seinem Volumen geprägt von den Zuschüssen an ie Krankenkassen für versicherungsfremde Leistunen. Daneben gibt es aber noch eine Reihe von Aufgaen, die wir auf hohem Niveau weiterfinanzieren und bei enen wir Schwerpunkte setzen. Wir werden – ich denke, das ist uns allen klar – in den ächsten Wochen Gesundheitspolitik vor allem in Bezug uf die Frage diskutieren, wie wir die gesetzliche Kranenversicherung auf ein gesundes Fundament stellen. ir dürfen aber nicht übersehen, dass wir abseits dieser rage weitere Aufgaben haben, die bei den Beratungen ber den Haushalt des Gesundheitsministeriums im Mitelpunkt stehen. Wir werden im Bereich der Prävention vor allem über ie Aidsprävention reden müssen. Auch wenn der neue pot mit Boris Becker das Thema wieder auf die Titeleiten der Tageszeitungen gebracht hat: Das Bewusstein, sich vor einer Ansteckung schützen zu müssen und u können, nimmt ab. Für viele ist Aids einfach kein hema mehr, obwohl die Zahl der Neuinfektionen wieer steigt. Nach Angaben des RKI – das hat die Frau Miisterin schon ausgeführt – ist die geschätzte Zahl der euinfektionen in Deutschland von circa 2 000 in den ergangenen Jahren auf circa 2 600 im Jahr 2005 angetiegen. Das bedeutet eine Zunahme von 30 Prozent. em müssen wir begegnen; dem trägt auch der Haushalt echnung. Wir werden im Zuge der parlamentarischen Beratunen die Frage prüfen, ob die Mittel erhöht werden Jella Teuchner können. Sicher ist aber schon jetzt: Die Mittel werden auf dem Niveau von 2005 fortgeschrieben. Auch in Zukunft wird der Bund die notwendigen Aidspräventionen finanzieren. Prävention ist aber auch Suchtprävention. Hier setzen wir unser Engagement fort. Wir fördern weiterhin Aufklärungskampagnen und Modellprojekte. Wir müssen allerdings darüber diskutieren, wie wir diese Maßnahmen langfristig absichern. Wir sehen, dass zum Beispiel die Mittel aus der Alkopopsteuer wegfallen. Es ist ein Erfolg – da sind wir uns sicher einig –, dass die Alkopops vom Markt für Jugendliche praktisch verschwunden sind. Das heißt allerdings auch, dass keine Mittel für Maßnahmen zur Suchtprävention fließen. Auch die Zuschüsse der Zigarettenindustrie zur Suchtprävention werden in naher Zukunft wegfallen. Für den Haushalt bedeutet dies ganz klar: Wir wollen die erfolgreiche Suchtprävention fortführen. Das müssen wir im Haushalt berücksichtigen. Wir brauchen Mittel, die nicht davon abhängen, ob eine bestimmte Steuer oder Abgabe auch fließt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602712800

(Beifall)

Jella Teuchner (SPD):
Rede ID: ID1602712900




(A) )


(B) )


Der Gesundheitshaushalt spiegelt wider, dass die Not-
wendigkeit einer Pandemievorsorge erkannt wird. Die
Vogelgrippe ist in Europa angekommen. Bisher ist es
eine Tierkrankheit, die zwar vom Tier auf den Men-
schen, aber nicht vom Menschen auf den Menschen
übertragen werden kann. Es gibt also keinen Grund, in
Panik auszubrechen und eine neue Spanische Grippe he-
raufzubeschwören. Es ist aber notwendig, Vorsorge zu
treffen. Für den Haushalt bedeutet dies, dass wir Geld
für die Vorbereitung eines Influenzaimpfstoffes bereit-
stellen. In den Beratungen werden wir prüfen müssen, ob
dies ausreicht und wie wir gegebenenfalls zusätzliche
Mittel bereitstellen können.

Wir müssen auch eine effektive Forschung sicher-
stellen. Daran sind mehrere Ministerien beteiligt. Wir
werden deshalb prüfen müssen, wie wir die Forschungs-
mittel möglichst effektiv einsetzen.

Der Einzelplan 15 des Bundeshaushaltes schreibt die
gesetzten Schwerpunkte auf einem hohen Niveau fest.
Ich bin zuversichtlich, dass wir im Zuge der parlamenta-
rischen Beratungen die Punkte, bei denen wir einen be-
sonderen Bedarf sehen, auch noch klären werden.

Problematisch ist allerdings, was sich bereits für die
nächsten Jahre abzeichnet. Der Wegfall der pauschalen
Abgeltung für versicherungsfremde Leistungen an die
Krankenkassen und die zusätzlichen Kosten für Arznei-
mittel durch die beschlossene Mehrwertsteuererhöhung
bedeuten 0,5 Beitragspunkte mehr für die gesetzliche
Krankenkasse. Wir wissen noch nicht, wie wir in Zu-
kunft die Finanzierung der Krankenkassen organisie-
ren werden. Sicher ist aber, dass wir keine verlässliche
Finanzierung auf Dauer hinbekommen, wenn wir die Fi-
nanzierung von der aktuellen Haushaltslage abhängig
machen.

k
S
d
B
g
m
t
M

H
2
G
f
w

W

r
s
i
k
s
e
n
W
d
d
l
d

V
t
d
m
1
s
l
d
Ä
d
g
d
r

d

(C (D Wir müssen auch im Auge behalten, welche Auswirungen finanzpolitische Entscheidungen an anderer telle haben. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer bei en Arzneimitteln widerspricht dem Ziel, das wir zum eispiel mit dem gerade verabschiedeten AVWG verfolen. Wir machen die Arzneimittel teurer und sorgen dait für höhere Kosten bei den Krankenkassen. Wir soll en noch einmal darüber diskutieren, ob der ermäßigte ehrwertsteuersatz auch für Arzneimittel sinnvoll wäre. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Wie gesagt, das sind Fragen, die sich für die nächsten
aushalte stellen. Heute bringen wir den Haushalt für
006 ein. Mit dem Haushalt des Bundesministeriums für
esundheit führen wir die gerade in der Prävention er-

olgreichen Projekte fort. Das ist notwendig. Ich denke,
ir sind hier auf dem richtigen Weg.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602713000

Als letztem Redner des heutigen Tages gebe ich das

ort dem Kollegen Jens Spahn.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1602713100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir füh-

en diese Debatte – aktueller können wir kaum sein – in
pannenden Zeiten. Natürlich ist das Ergebnis, über das
n den nächsten Tagen und Wochen verhandelt wird, un-
lar. Nichtsdestotrotz ist die Ausgangslage klar – ich
timme dem Kollegen Schily zu; wir müssen erst einmal
ine Diagnose stellen –: Zum einen geht es um die Fi-
anzierungsbasis der gesetzlichen Krankenversicherung.
ir haben aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit eine ero-

ierende Einnahmesituation. Zum anderen geht es um
ie Frage, welche Verteilungswirkung es in der gesetz-
ichen Krankenkasse – Herr Kollege Seifert, Sie haben
anach gefragt – geben wird.

2040 wird das Verhältnis von dem, was ein junger
ersicherter im Durchschnitt kostet, zu dem, was ein äl-

erer Versicherter – ich kann beruhigt darüber sprechen;
enn dann werde ich zu dieser Gruppe gehören –, wenn
an die Zahlen der letzten Zeit fortschreibt, kostet,
: 20 betragen. Ich werde dann einer von den Älteren

ein, 2040 nämlich genau 60 Jahre alt. Das macht deut-
ich, dass nicht nur eine Umverteilung zwischen Gesun-
en und Kranken, sondern auch zwischen Jüngeren und
lteren stattfindet, weil das Risiko, zu erkranken, und
ie damit verbundenen Kosten im Alter schlicht und er-
reifend höher sind. Deswegen stehen wir aufgrund der
emografischen Entwicklung vor einer besonderen He-
ausforderung.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602713200

Herr Kollege Spahn, erlauben Sie eine Zwischenfrage

es Kollegen Seifert?






(A) )



(B) )


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1602713300

Bitte schön.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602713400

Bitte, Herr Seifert.


Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1602713500

Lieber Herr Kollege, was Sie sagen, hat doch nichts

damit zu tun, in welchem Alter Menschen krank werden.
Es ist statistisch erwiesen, dass man, auch wenn man
länger lebt, nicht länger krank ist, sondern dass sich die
Krankheits- bzw. Pflegephase meistens nur etwas später
einstellt; sie ist aber genauso lang. Demzufolge habe ich
vorhin die Frage gestellt – und ich bitte Sie, sie zu beant-
worten –, ob nicht gerade die Solidarität zwischen
Gesunden und Kranken das entscheidende Kriterium
der gesetzlichen Krankenversicherung ist. Ich möchte
nicht, dass Jung und Alt auch noch in der Krankenversi-
cherung gegeneinander ausgespielt werden. Es ist schon
schlimm genug, dass dies in der Rentenversicherung ge-
schieht.


(Beifall bei der LINKEN)



Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1602713600

Sehr verehrter Herr Kollege, es geht hier gar nicht da-

rum, Menschen gegeneinander auszuspielen. Es geht
schlicht und ergreifend darum, die Fakten zur Kenntnis
zu nehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es ist heute so, dass in der Krankenversicherung der
Rentner nur 40 Prozent der Ausgaben durch das gedeckt
werden, was die Rentner selbst einzahlen. 60 Prozent
werden durch die Umverteilung von den Jüngeren zu
den Älteren finanziert. Das wollen wir ja auch; das kri-
tisiert hier niemand. Man muss aber doch das Faktum
zur Kenntnis nehmen, dass diese Umverteilung in noch
stärkerem Maße als vor etwa 20 oder 30 Jahren stattfin-
det,


(Beifall der Abg. Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU])


weil die Krankenversicherung der Rentner aufgrund der
demografischen Entwicklung einen zunehmend größe-
ren Menschenkreis umfasst.

Im Kern stimme ich Ihnen zu. Natürlich geht es um
die Solidarität zwischen Gesunden und Kranken. Aber
das Risiko, zu erkranken, insbesondere das Risiko, chro-
nische bzw. schwer wiegende Krankheiten zu bekom-
men, ist im Alter höher als in jüngeren Jahren. Es geht
aber, wie gesagt, nicht darum, Menschen gegeneinander
auszuspielen, sondern darum, die Tatsachen zu sehen.
Darauf müssen wir Antworten finden.

Zudem stehen wir auf der Ausgabenseite vor der Si-
tuation, dass sich die Ausgaben von Jahr zu Jahr erhö-
hen, gleichzeitig aber Frust und Unlust im System zu-
nehmen. Das sehen wir an den Ärzteprotesten. Wir alle
spüren Frust und Unlust aber auch bei den Patienten, die
stark verunsichert sind; das erlebe ich oft bei Veranstal-

t
f
a

m
b
c
g
L
k
s
a
s
t
d
a
S
a
w
c

D
m
b
i
d

I
D
d
S

s
f
g
e
K
l
i
b
d
a

I
D

n
a
l
m
h
d

(C (D ungen in meinem Wahlkreis. Insofern müssen wir uns ragen, ob all das Geld, das wir in das System geben, uch vernünftig verteilt wird. Ich komme nun von der Ausgangslage – hier kann an sicherlich Konsens herstellen – zur Zielbeschreiung. Zum ersten besteht natürlich das Ziel, die gesetzlihe Krankenversicherung in Deutschland lohnunabhäniger zu machen. Die schlichte Koppelung an den ohn hat zum einen dazu geführt, dass die Lohnebenosten steigen, und zum anderen dazu, dass wir alle geundheitspolitischen Diskussionen – das bezieht sich uch auf das letzte Gesetz, das wir in diesem Bereich bechlossen haben – fortwährend unter dem Stichwort Beiragssatzstabilität bzw. Kostendämpfung führen. Aus ieser Spirale wollen wir heraus. Natürlich wollen wir uch in Zukunft Solidarität. Im Grunde geht es bei dem treit zwischen den Koalitionspartnern an der einen oder nderen Stelle darum, wie diese Solidarität ausgestaltet erden soll. Darüber werden wir in den nächsten Wo hen verhandeln. Herr Kollege Schily, ich möchte noch eines sagen. as eine oder andere dessen, was Sie beschrieben haben, ag im Grundsatz richtig sein. Nun beginnen wir nicht ei null und können das System nicht so basteln, dass es n allen Grundzügen am besten ist, sondern wir müssen as bestehende System verändern. (Dr. Konrad Schily [FDP]: Richtig! – Otto Fricke [FDP]: Das Ziel muss man schon beschreiben!)


n dieser Situation macht es wenig Sinn, grundsätzliche
iskussionen zu führen. Es darf nicht verkannt werden,
ass es darum geht, ein über 100 Jahre gewachsenes
ystem zu verändern.

Es geht – auch aufgrund der gerade geführten Diskus-
ion – im Ziel darum, das ganze System auf demografie-
este Beine zu stellen. Es ist mir wichtig, deutlich zu sa-
en – auch wenn es in der Diskussion darüber an der
inen oder anderen Stelle schwierig wird –: Die private
rankenversicherung, das einzige System in Deutsch-

and, in dem Demografiefestigkeit gegeben ist, muss in
hrer Substanz im Grundsatz auch in Zukunft erhalten
leiben. Das eine System sollte eher ein wenig vom an-
eren – besseren, demografiefesteren – System lernen
ls umgekehrt.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich glaube, Sie sollten Ihre Aussage noch einmal überprüfen!)


ch glaube, es lohnt sich hierbei, jeden Streit und jede
iskussion, auch innerhalb der Koalition, zu führen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Auf der Ausgabenseite geht es darum, die Forderung
ach mehr Wettbewerb – sie steht seit Jahrzehnten in fast
llen Parteiprogrammen – mit Leben zu füllen, vor al-
em, damit wir am Ende zu Vergütungsstrukturen kom-

en, die dazu führen, dass es denen, die im Gesund-
eitswesen tätig sind, wieder Freude macht, morgens
en Dienst am Menschen zu beginnen, sodass wir den






(A) )



(B) )


Jens Spahn
Frust und die Unlust der letzten Zeit nicht weiter erleben
müssen. Insofern geht es auch darum, die Strukturen so
zu gestalten, dass sie genau dies fördern.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602713700

Herr Kollege Spahn, erlauben Sie eine Zwischenfrage

der Kollegin Hajduk?


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1602713800

Jawohl, ich erlaube eine Zwischenfrage.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602713900

Bitte schön, Frau Hajduk.


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602714000

Herr Kollege Spahn, Sie haben hier gerade das Hohe-

lied auf die Demografiefestigkeit der privaten Kranken-
versicherung gesungen. Ich will meiner Frage voraus-
schicken, dass es hierzu auch unter den Experten
unterschiedliche Erkenntnisse gibt. Finden Sie es auch
vorbildlich, dass man beim Wechsel von einer privaten
Krankenversicherung nicht einmal seine Altersrückstel-
lungen mitnehmen kann?


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1602714100

Es ist vollkommen unbestritten – das sagen wir in der

Koalition; das sagt im Übrigen auch die Kommission,
die Frau Zypries schon in der letzten Legislaturperiode
in ihrem Hause einberufen hat –, dass wir beim Versi-
cherungsvertragsrecht zu Änderungen kommen wollen.
Wir wollen – das steht nicht zur Diskussion –, dass diese
Altersrückstellungen portabel sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Sie haben das in den sieben Jahren, in denen Sie in der
Regierung waren, noch nicht ganz hinbekommen. Wir
wollen das aber in den nächsten Jahren tatsächlich ange-
hen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte eine Frage ansprechen, die mir bei der
ganzen Diskussion im Grundsatz am wichtigsten ist:
Welche Vision, welche Idee, haben wir für das Gesund-
heitswesen in Deutschland? Wollen wir immer nur die
ganzen Detaildiskussionen zu den Fragen, mit denen wir
uns hier im Alltag beschäftigen, führen oder haben wir
auch eine Idee davon, wie sich der Bereich Gesundheit
in Deutschland entwickeln kann? Er ist nämlich ein
Wachstumsmarkt des 21. Jahrhunderts, in dem schon
heute 4,2 Millionen Menschen in der Regel Dienst am
Menschen leisten, in Berufen, die sich nur bedingt nach
China oder sonstwo auslagern lassen, weil der Dienst am
Menschen nur vor Ort geleistet werden kann. Trotz aller
Diskussionen ist Deutschland in der pharmazeutischen
Industrie, bei der Medizintechnik, aber auch bei Ablauf-
prozessen in vielen Bereichen weltmarktführend. Wir
haben die Chance, dort weitere Potenziale zu erschlie-
ßen.

n
G
K
t
B
w
b
E

t
A
s
a

r
F
H
h
a
b
N

n
2
d
n

n
J
i
g
b
h
s
J
w
V
l
k
r
p
H
z
i
I
n
m
d



(C (D Es ist ein Bereich, den die Menschen offensichtlich utzen wollen; denn fast 50 Prozent der Ausgaben im esundheitswesen werden nicht von der gesetzlichen rankenversicherung, sondern von den Menschen getä igt. Das fängt bei Wellness an und umfasst viele andere ereiche, wo freiwillig zusätzliche Ausgaben getätigt erden. Wir haben in Deutschland jetzt die Chance, neen dem Wachstumsmotor Mobilität – wir denken an die isenbahn – und dem Wachstumsmotor Kommunikation wir denken an Internet und andere Dinge – den Wachsumsmotor Gesundheit und Lebensqualität und damit rbeitsplätze zu schaffen. Ich glaube, dies muss als Vi ion, als Idee, als Leitbild für alle künftigen Reformen, uch bei der Finanzierung, herhalten. Ich möchte mir als zuständigem Berichterstatter unseer Fraktion für das Thema HIV/Aids erlauben, meiner reude darüber Ausdruck zu verleihen, dass das Thema IV/Aids und die damit verbundenen Entwicklungen ier mehrfach – von den Kolleginnen und Kollegen, aber uch von der Ministerin – angesprochen wurden. Wir haen zwar in Deutschland glücklicherweise ein niedriges iveau an Infizierungen erreicht; (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Zahl steigt!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ichtsdestotrotz muss uns die Steigerungsrate von
0 Prozent binnen eines Jahres umtreiben. Wir müssen
ie sich daraus ergebenden neuen Herausforderung an-
ehmen.

Es ist ein Kennzeichen von Prävention, dass man sie
icht nur einmal betreibt – wie zu Beginn der 80er-
ahre –, dass sie nicht für immer vorhält. Es gibt nämlich
mmer wieder neue Menschen auf der Welt. Ich selbst
ehöre dem Jahrgang 1980 an. Ich habe die ganzen De-
atten, weil ich mich dafür interessiere, erst im Nach-
inein verfolgt. Junge Menschen meines Alters haben
ich logischerweise mit der Entwicklung in den 80er-
ahren gar nicht befasst, weil sie sie gar nicht bewusst
ahrgenommen haben. Umso mehr stehen wir in der
erantwortung, die Diskussion über HIV/Aids – trotz al-

er Werbung der Pharmaindustrie ist es noch immer
eine heilbare Krankheit – und über die besonderen He-
ausforderungen, vor denen wir stehen, in den Mittel-
unkt zu stellen. Das müssen wir insbesondere vor dem
intergrund der Entwicklungen in Osteuropa tun, wo

um Teil Steigerungsraten zu verzeichnen sind, wie sie
n der Frühzeit von Aids in Afrika verzeichnet wurden.
ch bin daher froh darüber, dass die Bundesregierung
unmehr offensichtlich geklärt hat, wer für die Zusam-
enarbeit mit unseren osteuropäischen Freunden zustän-

ig ist.


(Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Der Kollege Beck hat eine Zwischenfrage.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602714200

Moment, die Zwischenfragen lasse ich zu.






(A) (C)



(B) )



Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1602714300

Entschuldigung.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602714400

Ich wollte Sie während der letzten zehn Sekunden Ih-

rer Rede eigentlich nicht mehr unterbrechen, weil alle
noch andere Dinge vorhaben. Wenn Herr Beck aber eine
kurze Zwischenfrage stellen will, dann bitte schön.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1602714500

Ich bedanke mich für die Großzügigkeit des Präsiden-

ten.

Ich finde es gut, wenn für die Aidsprävention mehr
Mittel zur Verfügung gestellt werden. In der Tat kom-
men neue Herausforderungen auf uns zu und es gibt eine
Veränderung des Verhaltens. Wichtig ist aber, dass man
Präventionsmaterialien verbreitet, erreichbar und ver-
fügbar macht, die eine klare Sprache sprechen. Es macht
keinen Sinn, bei den Themen Sexualität und Verhaltens-
änderung drum herum zu reden. Würden Sie mir zustim-
men, wenn ich behaupte, dass es falsch ist, wenn sich
Unionsabgeordnete bei der Bundeszentrale für gesund-
heitliche Aufklärung oder der Bundesgesundheitsminis-
terin darüber beschweren, dass es im Internet zielgrup-
penspezifische Materialien gibt, in denen zu Sexualität

besondere schwule Männer, neuerdings aber auch
Migranten, insbesondere aus Osteuropa. Natürlich muss
für diese Zielgruppen entsprechendes Material bereitge-
halten werden. Im Einzelfall würde ich das aber gerne
bewerten, nachdem ich das entsprechende Material gese-
hen habe.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Abschließend möchte ich sagen: Die Ausgangslage
ist klar. Das Ziel ist klar. Die Dinge, die anstehen, wer-
den wir in den nächsten Wochen, ohne uns von „Spie-
gel“, „Focus“, „Bild“ oder sonstigen Zeitungen nervös
machen zu lassen, diskutieren. Ich würde mich freuen,
wenn Sie, meine Damen und Herren von der Opposition
– ich schaue von links nach rechts –, uns konstruktiv be-
gleiten und am Ende auch unterstützen würden, die nöti-
gen Dinge zu tun.

Ich freue mich, weil ich zum ersten Mal die seltene
Ehre habe, als Letzter zu reden, Ihnen allen noch einen
schönen Abend und gute Gesundheit wünschen zu kön-
nen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

und dazu, wie man beim sexuellen Verhalten HIV-Infek-
tionen verhindern kann, eine klare Sprache gesprochen
wird?


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1602714600

Ohne das Material, um das es geht, im Einzelfall zu

kennen, stimme ich zumindest im Grundsatz zu. Natür-
lich ist es wichtig, zielgruppen- und risikogruppenspezi-
fische Arbeit zu leisten. Zu diesen Gruppen gehören ins-

m

d
9
(D


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1602714700

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Wir sind da-

it am Schluss unserer heutigen Tagesordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf morgen, Mittwoch, den 29. März 2006,
Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.