Protokoll:
17003

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 3

  • date_rangeDatum: 10. November 2009

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 20:06 Uhr

Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1700300000

Die Sitzung ist eröffnet.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich
begrüße Sie alle herzlich zur 3. Sitzung des Deutschen
Bundestages, mit der nach der Konstituierung, der Kanz-
lerwahl und der Vereidigung der Bundesregierung ge-
wissermaßen die parlamentarische Arbeit im engeren
Wortsinn beginnt.

Ich weise gerne darauf hin, dass die heutige Sitzung
neben Phoenix auch vom Zweiten Deutschen Fernsehen
übertragen wird,


(Heiterkeit und Beifall)


und stelle mit Genugtuung fest, dass sich unsere Vorstel-
lungen von der Wichtigkeit von Veranstaltungen zuneh-
mend annähern.

Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbun-
dene Tagesordnung um die in der Zusatzpunktliste auf-
geführten Punkte zu erweitern:
ZP 1 Beratung des Antrags der Fraktion DIE LINKE

Einsetzung eines Ausschusses für die Herstel-
lung gleichwertiger Lebensverhältnisse in der
Bundesrepublik Deutschland
– Drucksache 17/9 –

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Redet
Weitere Beratungen mit Aussprache

(Ergänzung zu TOP 1)


ZP 2 Erste Beratung des Antrags der Fraktion DIE
LINKE

Förderung der Altersteilzeit durch die Bun-
desanstalt für Arbeit fortführen
– Drucksache 17/21 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)


ZP 3 Erste Beratung des Antrags der Fraktion DIE
LINKE

Folgen der Krise für Arbeitnehmer
Arbeitnehmer abmildern – ALG 1
auf 24 Monate verlängern

(C (D ng 0. November 2009 0 Uhr – Drucksache 17/22 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Arbeit und Soziales P 4 Erste Beratung des Antrags der Fraktion DIE LINKE Anhebung und bedarfsgerechte Ermittlung der Kinderregelsätze – Drucksache 17/23 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Arbeit und Soziales Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Haushaltsausschuss P 5 Erste Beratung des Antrags der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Soziale Gerechtigkeit statt Klientelpolitik – Drucksache 17/16 – Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Tourismus Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ext Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Haushaltsausschuss Sind Sie damit einverstanden? – Das ist offenkundig der Fall. Dann ist das so beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf: Regierungserklärung der Bundeskanzlerin mit anschließender Aussprache Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für die heutige Aussprache nach der Regierungserklärung siebeneinviertel Stunden, morgen zehneinviertel Stunden und am Donnerstag dreieinhalb Stunden vorgesehen. – nd damit einverstanden, und hoffe, dass n, diesen genannten Zeitrahmen auch so getragen einzuhalten, vom ganzen Haus innen und befristet Ich sehe, Sie si die Bemühunge präzise wie vor geteilt werden. Präsident Dr. Norbert Lammert Das Wort zur Abgabe einer Regierungserklärung hat die Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Am 28. Oktober hat die neue Regierung von Union und FDP ihre Arbeit aufgenommen. Sie hat ihre Arbeit aufgenommen im 60. Jahr des Bestehens der Bundesrepublik Deutschland und 20 Jahre nach dem Mauerfall. Die neue Regierung will die Weichen für das zweite Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts stellen. Dazu sind wir zum Wohle unseres Landes und unseres Volkes fest entschlossen. Ohne Zweifel: Deutschland ist ein starkes, ein weltweit angesehenes, ein lebenswertes Land. Doch genauso steht außer Zweifel: Zu Beginn der Amtszeit der neuen Regierung muss und wird eine schonungslose Analyse der Lage unseres Landes stehen. Anschließend ziehen wir die richtigen Konsequenzen. (Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1700300100

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Außerordentlich viel hängt von dieser Analyse ab.
Machen wir hierbei Fehler, dann sind sie kaum wieder
gutzumachen. Machen wir es hierbei richtig, dann wer-
den wir Deutschland zu neuer Stärke führen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich sage sehr deutlich: Wir dürfen die Augen nicht
vor der Realität verschließen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist immer richtig!)


Wir dürfen uns keinen Sand in die Augen streuen. Wir
müssen mutig und entschlossen die vor uns liegenden
Aufgaben beim Namen nennen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht nur beim Namen nennen!)


Genau das, nicht mehr und nicht weniger, will ich
heute hier tun, und zwar ohne Umschweife; denn die
neue Regierung von Union und FDP, diese christlich-li-
berale Koalition der Mitte, hat den Anspruch, Deutsch-
land zu stärken und dabei den Zusammenhalt unseres
Landes zu festigen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie hat den Anspruch, dies mit einer Politik für Freiheit
in Verantwortung zu tun. Fünf Aufgaben müssen wir
dabei anpacken:

Erstens. Wir müssen die Folgen der internationalen
Finanz- und Wirtschaftskrise überwinden.

Zweitens. Wir müssen das Verhältnis der Bürgerinnen
und Bürger zu ihrem Staat verbessern.

Drittens. Wir müssen Antworten auf die Veränderun-
gen des Altersaufbaus finden.

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(C (D Viertens. Wir müssen einen zukunftsfesten Umgang it den weltweiten natürlichen Ressourcen finden und azu einen globalen Ordnungsrahmen aufbauen. Fünftens. Wir müssen das Verhältnis von Freiheit und icherheit in der Innenund Außenpolitik angesichts euer Bedrohungen weiter festigen. Das sind die fünf Aufgaben, die die Koalition der itte angehen muss. Ganz ohne Zweifel steht dabei al es, was wir tun, zunächst und für unabsehbare Zeit im eichen der ersten Herausforderung. Ich wiederhole sie och einmal: Wir müssen die Folgen der internationaen Finanzund Wirtschaftskrise überwinden. Das ist die Lage: (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist keine Lage! Das ist eine Aufgabe!)


eutschland befindet sich infolge dieser Krise in der
chwersten Rezession seiner Geschichte. Der Wachs-
umseinbruch ist fünfmal stärker als der bisher größte
ückgang Anfang der 70er-Jahre. Der Absturz bei Auf-

ragseingängen, Produktionen und Absatz ist zwar ge-
toppt, und es gibt erste, leichte Aufwärtsbewegungen,
ber große Teile der Industrieproduktion liegen noch im-
er weit unter dem Niveau vor Beginn der Krise. Wich-

ige Banken sind nach wie vor vom staatlichen Rettungs-
chirm abhängig. Der Finanzmarkt ist noch keineswegs
ieder so leistungsfähig, wie er es für die Weltmarktstel-

ung der deutschen Wirtschaft und insbesondere für ei-
en neuen Aufschwung sein müsste. Die Arbeitslosig-
eit ist gestiegen, und sie wird weiter steigen. Es ist nur
er Kurzarbeit zu verdanken, dass nicht noch mehr Ar-
eitsplätze verloren gegangen sind. Deshalb werden wir
ie Regelung zur Kurzarbeit verlängern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die volle Wucht der Auswirkungen der Krise wird
ns im nächsten Jahr erreichen, auch und gerade in den
ffentlichen Haushalten der Kommunen, der Länder und
es Bundes. Waren die gesamtstaatlichen Haushalte vor
usbruch der Krise schon ungefähr ausgeglichen, so
ird das Budgetdefizit in diesem Jahr 3,5 Prozent und

m kommenden Jahr circa 5 Prozent unserer Wirtschafts-
eistung betragen. Das ist die EU-Herbstprognose. Die

ahrheit lautet, in einem einzigen Satz zusammenge-
asst: Die Probleme werden erst noch größer, bevor es
ieder besser werden kann. Das ist die Lage. Ich kann
nd ich will sie uns nicht ersparen.

Mehr noch: Wir alle müssen verstehen, dass es um
eit mehr geht als nur um die Bewältigung der Folgen
er Krise in unserer eigenen Volkswirtschaft. Nein, die
arten werden weltweit neu gemischt. Das und nichts

nderes ist die Dimension der Krise. Weltweit werden
ie Karten neu gemischt. Da gibt es eben keine ange-
tammten Marktanteile und Positionen. Wer wird sich
en Zugriff auf Rohstoffe und Energiequellen sichern?
er lockt Investitionen aus anderen Teilen der Welt an?
elches Land wird zum Anziehungspunkt für die klügs-

en und kreativsten Köpfe?






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Meine Damen und Herren, wir spüren es: Deutsch-
land steht vor einer Bewährungsprobe, wie es seit der
deutschen Einheit nicht mehr der Fall war. Die zentrale
Frage lautet: Wird Deutschland es schaffen, rechtzeitig
aus der Krise zu kommen, noch dazu stärker als wir wa-
ren, als wir in sie hineingeraten sind, oder werden andere
unseren Platz einnehmen, weil wir es versäumen, die
Quellen des Wohlstands von morgen zu finden und zu
nutzen? Die Antwort liegt in unserer Hand. Wir können
scheitern, oder wir können es schaffen. Beides ist mög-
lich.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist immer so!)


Ich will und wir wollen, dass wir es schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wie bei Hertha BSC! Die wollen es auch immer schaffen!)


Ich will, dass wir Deutschland zu neuer Stärke führen.
Wer also die Dimension der politischen Herausforderung
unserer Generation tatsächlich an sich heran lässt, der
weiß spätestens dann: Es geht nicht um kurzfristige Kri-
senbewältigung oder langfristige Weichenstellungen.
Das sind nicht zwei getrennte Aufgaben. Nein: Kurz-
fristige Krisenbewältigung und langfristige Weichen-
stellungen sind zwei Seiten ein und derselben Medaille.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh, ja! Das ist wahr!)


Ich bin überzeugt: Wenn wir das verstehen, dann wer-
den wir in der Lage, in der die Karten weltweit neu ge-
mischt werden, die richtigen Karten für unser Land zie-
hen und legen. Die Voraussetzungen dafür könnten kaum
besser sein. Wir haben viele Unternehmer mit guten
Ideen für neue Produkte und Innovationen. Wir haben
viele gut ausgebildete Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmer. Wir haben viele Talente in Zuwandererfamilien.
Wir haben an vielen Stellen nachhaltiges Denken und
Wirtschaften schon verankert. In unserem Land steckt
viel. Wir müssen diese Stärken Deutschlands nur zur
Geltung kommen lassen. Die christlich-liberale Koali-
tion der Mitte hat das erkannt. Sie will das schaffen. Sie
wird danach handeln, egal wie schwer der Weg auch im-
mer sein mag und egal wie viele Widerstände es dagegen
auch geben mag. Wir nehmen die Herausforderung an.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Krisenbewältigung ist in vielen Fällen sehr kon-
kret. Nehmen wir das Beispiel Opel. Die alte Bundesre-
gierung hatte sich aus guten Gründen für einen strategi-
schen Investor entschieden, um Opel eine neue Zukunft
zu eröffnen. Hätten wir das nicht getan, gäbe es Opel
heute nicht mehr. Denn General Motors war über Mo-
nate hinweg nicht in der Lage, seiner Verantwortung als
Mutterkonzern von Opel auch nur annähernd gerecht zu
werden.


(Zurufe von der LINKEN)


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(C (D ie Arbeitnehmer hatten sich in großer Verantwortungsereitschaft zu erheblichen Anstrengungen und Opfern ereit erklärt. Sie haben im Gegenzug Verlässlichkeit erartet, und sie wurden tief enttäuscht. Ich bedauere die Entscheidung von General Motors ußerordentlich. Doch die Arbeitnehmer brauchen mehr ls unser Bedauern. ie brauchen eine konkrete Lösung, die Arbeitsplätze, now-how und Standorte sichert. Wir erwarten, dass eneral Motors schnell ein verlässliches Konzept vor egt, das Opel Europa und den deutschen Standorten die hance auf eine gute Zukunft bietet. Gelingen kann iese Lösung nur, wenn General Motors den Hauptanteil er Restrukturierung mit eigenen Mitteln trägt. Dazu geört auch, dass General Motors den Überbrückungskreit zurückzahlt. Wir erwarten, dass sich das Unternehen in Zukunft gleichermaßen für seine amerikanischen ie für seine europäischen Standorte engagiert. Eine faire Balance ist eine entscheidende Bedingung, amit die jetzt kommenden Gespräche überhaupt eine ussicht auf Erfolg haben können. Ich sage hier ganz eutlich: Das, was der Bundesregierung und den Lanesregierungen der vier Opelstandorte hierzu möglich st, werden wir tun. Darauf können sich alle verlassen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn die mal nicht verlassen sind!)


(Zuruf von der LINKEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, solche Fälle – noch dazu
it einem traditionsreichen Namen – stehen natürlich im
ittelpunkt der Aufmerksamkeit. Doch die Bundesre-

ierung muss alle Arbeitsplätze in Deutschland im Blick
aben. Deshalb noch einmal: Es geht darum, welche
öglichkeiten wir haben, die weltweite Krise als Gan-

es zu überwinden. Dazu raten die einen uns nun, vorne-
eg die durch die Krise schier ins Uferlose geratenen
chulden vor allem durch Streichen und Kürzungen
uszugleichen. Es ist wahr: Das wäre theoretisch ein
eg. Machen wir uns dazu aber kurz die Größenord-

ung klar: Um 86 Milliarden Euro auszugleichen – das
st der von der alten Bundesregierung geschätzte Defizit-
etrag für 2010 –, müssten wir die größte Kürzungs- und
treichungsaktion in der Geschichte der Bundesrepublik
eutschland starten. Ich glaube, jede weitere Diskussion
ber diesen Weg erübrigt sich. Ein solcher Weg ist in der
rise offensichtlich keine Lösung.

Andere raten uns, die höheren Ausgaben und geringe-
en Einnahmen der Sozialversicherungen durch stei-
ende Beiträge der Sozialversicherungen auszuglei-
hen. Es ist wahr: Theoretisch ist auch dies ein Weg.
och was wäre die Folge? Die verfügbaren Einkommen
er Bürger würden sinken, die Arbeitsplätze würden für
ie Betriebe teurer werden. Es ist also ganz offensicht-
ich, dass sich auch jede weitere Diskussion über diesen

eg erübrigt. Auch er wäre keine Lösung.






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Wir haben uns für einen anderen Weg entschieden,
nach reiflicher Überlegung und Abwägen allen Für und
Widers. Er lautet in einem Satz: Ich will, dass wir alles
versuchen, jetzt schnell und entschlossen die Vorausset-
zungen für neues und stärkeres Wachstum zu schaf-
fen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wachstum zu schaffen, das ist das Ziel unserer Regie-
rung. Ich sage es ganz offen: Auch dieser Weg ist keine
Garantie, dass wir es schaffen,


(Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


die Folgen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise
schnell und gestärkt zu überwinden. Aber die Chance
dazu bietet dieser Weg. Deshalb müssen wir diese
Chance ergreifen und genau diesen Weg einschlagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ohne Wachstum keine Investitionen, ohne Wachstum
keine Arbeitsplätze, ohne Wachstum keine Gelder für
die Bildung, ohne Wachstum keine Hilfe für die Schwa-
chen. Und umgekehrt: Mit Wachstum Investitionen, Ar-
beitsplätze, Gelder für die Bildung, Hilfe für die Schwa-
chen und – am wichtigsten – Vertrauen bei den
Menschen. Das ist meine Überzeugung,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


eine Überzeugung, die auf meiner Grundauffassung von
Politik gründet. Zu ihr gehören elementar entscheidende
Faktoren: Vertrauen, Zuversicht, Motivation. Sie lassen
sich nicht in Prozenten fassen. Ihre Wirkung ist aber im-
mer weit größer, als die Statistiker sie jemals ermessen
können.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: So ist es!)


Genau vor diesem Hintergrund beginnt die neue Bun-
desregierung ihre Arbeit mit einem Wachstumsbe-
schleunigungsgesetz.


(Lachen des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Zurufe von der SPD: Oh! Oh! – Sehr interessant!)


Der Entwurf wurde gestern im Kabinett beschlossen. Ich
weiß, dass die Beratungszeit knapp ist. Aber ich bitte um
Ihre Unterstützung für unseren Zeitplan; denn Entschlos-
senheit ist jetzt gefragt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die krisenbedingten Auswirkungen der Unternehmen-
und Erbschaftsteuerreform müssen beseitigt werden; das
wissen alle in diesem Hause. Die Familien wollen wir zu-
sätzlich zu den schon beschlossenen Entlastungen noch
einmal stärken. Insgesamt, zusammen mit den schon be-
schlossenen Maßnahmen und dem, was wir jetzt auf den
Weg bringen, entlasten wir die Bürgerinnen und Bürger
zum 1. Januar 2010 um 22 Milliarden Euro.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Maurer [DIE LINKE]: Welche Bürgerinnen und Bürger?)


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(C (D Anfang Dezember wird die Bundesregierung außerem mit allen Akteuren aus Wirtschaft, Banken und Areitnehmerschaft die weiteren Schritte vertrauensvoll esprechen. Wir wollen den Unternehmen weiter ausreihende Finanzierungswege eröffnen. Insbesondere der ittelstand, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, darf icht in eine Kreditklemme geraten. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Die ist doch längst da!)


Deshalb werden wir noch einmal die Ausgestaltung
es Deutschlandfonds überprüfen, ihn gegebenenfalls
uch anpassen,


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie das immer noch nicht getan?)


nd wir wollen in Abstimmung mit den Ländern dafür
orgen, dass jeder Betrieb, egal ob groß oder klein, bei
risenbedingten Finanzierungssorgen einen Ansprech-
artner erhält, damit so unbürokratisch wie möglich
ach Lösungen gesucht werden kann.

Von den Banken, meine Damen und Herren, erwarte
ch vor allem, dass sie die von der Bundesregierung ge-
chaffenen Möglichkeiten nutzen, um ausreichend Kre-
ite zu vergeben.


(Ulrich Maurer [DIE LINKE]: Das tun sie aber nicht!)


Es scheint mir Zeit zu sein, in diesem Zusammenhang
n etwas zu erinnern, und zwar daran, dass der Finanz-
ektor im Kern eine dienende Funktion für das Funktio-
ieren der wirtschaftlichen Kreisläufe hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie das schon einmal Herrn Ackermann erzählt?)


Sie werden das ja wohl nicht infrage stellen!

So ist der Bankensektor entstanden, das war sein ei-
entliches Selbstverständnis. Dieses Selbstverständnis
uss wieder belebt werden; ansonsten werden wir große
chwierigkeiten mit unserer Wirtschaft haben.

Genau diesem Ziel dienen auch alle internationalen
emühungen – vorneweg in der Gruppe der G 20 –,
eue internationale Regeln für mehr Transparenz und
ontrolle festzulegen; denn wir müssen alles tun, damit

ich eine solche Krise nie wiederholt. Wenn wir interna-
ional übereinkommen, bin ich sehr dafür, dass wir zum
eispiel über eine Börsenumsatzsteuer international
ie Banken an der Begleichung der Schäden, die diese
rise angerichtet hat, beteiligen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der Abgeordneten der LINKEN)


Ich sagte es bereits: Die Bundesregierung setzt auf
achstum, um Deutschland zu neuer Stärke zu führen.
eshalb werden wir im Jahre 2011 einen weiteren






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Wachstumsimpuls setzen, und zwar in Form von Ein-
kommensteuersenkungen. Diesen Impuls werden wir
auch dazu nutzen, um langfristig strukturelle Verände-
rungen im Steuersystem vorzunehmen.

Damit berühren wir die zweite Aufgabe, vor der die
neue Regierung ganz unabhängig von der Krise steht:
Wir wollen das Verhältnis der Bürger zu ihrem Staat
verbessern. Das ist dringender denn je; denn die Steuer-
zahler sind unzufrieden, weil die Leistungen des Staates
auf den Gebieten Bildung, Infrastruktur und Service aus
ihrer Sicht oft mangelhaft sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Damit können wir uns nicht abfinden.

Diejenigen, die Transferleistungen erhalten, fühlen
sich ausgegrenzt und sehen oft wenig Chancen, wieder
auf den Weg des Aufstiegs zurückzukehren; doch genau
das muss gelingen. Die Mitte der Gesellschaft kann nur
stärker werden, wenn mehr Menschen Arbeit bekom-
men, wenn gute Bildung Aufstiegschancen eröffnet,
wenn unnötige Bürokratie abgebaut wird, mit einem
Wort: wenn sich Leistung wieder lohnt in diesem Lande.


(Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


Das ist der Grund, warum wir unser Steuersystem
spürbar vereinfachen wollen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


Den Einkommensteuertarif wollen wir zu einem Stufen-
tarif umbauen. Einfach, niedrig und gerecht, das muss
die Maßgabe sein, meine Damen und Herren. Dafür ste-
hen wir ein.


(Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Leistungsfeindliche Elemente wie der sogenannte Mit-
telstandsbauch müssen schrittweise abgebaut werden.
Kinder müssen im Steuerrecht mittelfristig wie Erwach-
sene behandelt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Steuerpolitik – das ist unsere Überzeugung – ist nicht
einfach der Umgang mit Zahlen, sondern Steuerpolitik
ist Gesellschaftspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Abwrackprämie!)


Einen neuen Schwerpunkt werden wir beim Abbau
von Bürokratie setzen. Neben der Konzentration auf
Erleichterungen für die Betriebe wollen wir auch für die
Bürger ein klares Ziel für den Abbau von Bürokratie ver-
einbaren. Dabei müssen wir mit einem Missverständnis
aufräumen: Es geht bei diesen Bemühungen nicht nur
um weniger Aufwand bei Statistiken und Berichtspflich-

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(C (D en – das allein reicht nicht –, es geht vor allem um chnellere Verfahren, flexiblere Behörden, also um ienstleistungen für Bürger und Betriebe. Deshalb weren wir den Auftrag des Normenkontrollrates deutlich rweitern. Wenn wir das Verhältnis des Bürgers zu seinem Staat irklich verbessern wollen, dann ist und bleibt es auch ei dieser Aufgabe das Wichtigste, Beschäftigungsbremen zu lösen und Anreize für Arbeit zu schaffen. Wer ür sich selber vorsorgt, dem muss der Staat dabei helen. Dazu werden wir die Hinzuverdienstmöglichkeiten eim Übergang in reguläre Arbeit verbessern. Wir erhöen das Schonvermögen, damit der, der für sich vororgt, später nicht um die Früchte seiner Voraussicht berogen wird. ir wollen den Kinderzuschlag weiterentwickeln, weil iemand wegen seiner Kinder in staatliche Abhängigkeit eraten sollte. Ebenso werden wir befristete Beschäftiungsverhältnisse erleichtern. (Lachen bei Abgeordneten der SPD – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ittenwidrige Löhne werden wir verbieten,


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Dumpinglöhne!)


inheitliche gesetzliche Mindestlöhne lehnen wir aller-
ings ab.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Buh!)


ir sind der Überzeugung: Sie waren, sind und bleiben
ichts weiter als ein Hindernis für mehr Beschäftigung.
eshalb sind sie mit uns nicht zu machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das sind wichtige Einzelmaßnahmen, aber das reicht
och nicht aus. Es wäre nur Stückwerk, wenn wir nicht
uch im Zusammenhang denken würden. Deshalb wol-
en wir die aktive Arbeitsmarktpolitik insgesamt wirk-
amer und einfacher gestalten.

Dazu werden wir die bis heute kaum überschaubare
ahl der Instrumente und Programme reduzieren. Das ist
ehr als überfällig. Ich sage ganz deutlich: Die Arbeits-

genturen, die Argen, die Optionskommunen, die einzel-
en Arbeitsvermittler vor Ort leisten vor Ort ohne Zwei-
el vielfach großartige Arbeit. Sie alle – davon sind wir
berzeugt – können aber noch mehr leisten. Dazu wollen
ir ihnen die Möglichkeit geben, sich bei ihrer Wieder-

ingliederungsarbeit zuerst nach den jeweiligen Bedürf-
issen des Arbeitslosen und nicht nach den Bedürfnissen
er gesetzlichen Feinsteuerung richten zu können. Ich
laube, das ist die richtige Reihenfolge: erst der betrof-
ene Mensch und dann ein politisches Instrument.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Eine solche Politik dient den Menschen; denn sie
folgt einer Überzeugung: Jeder Bürger, der Arbeit hat
oder sie wieder bekommt, hat die Chance auf ein
selbstbestimmtes Leben. Das ist es, worum es der Poli-
tik zu gehen hat, wenn sie ihren Auftrag auch als einen
moralischen versteht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh!)


Jedem Bürger die Chance auf ein selbstbestimmtes Le-
ben eröffnen: Das will die christlich-liberale Regierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dazu brauchen wir nicht zuletzt ein verantwortliches
Miteinander von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Die
Tarifautonomie hat sich gerade auch in der Krise, bei
der Anpassung an oft schwierigste Auftragslagen, be-
währt. Wir werden sie achten und schützen. Sie gehört
zu den wichtigsten sozialen Errungenschaften in
Deutschland. Viele Länder blicken geradezu bewun-
dernd auf unsere Kultur der Zusammenarbeit zwischen
Arbeitgebern und Arbeitnehmern.

Ich sage deshalb auch hier ganz klipp und klar: Wir
werden die Mitbestimmung und die Betriebsverfassung
nicht ändern. Wir werden auch die Schutzwirkung des
Kündigungsschutzes nicht mindern. Das schafft Ver-
trauen und hat auch etwas damit zu tun, das Verhältnis
der Bürger zu ihrem Staat zu verbessern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


In diesem Geist können wir auch die dritte große Auf-
gabe unserer Zeit in den Blick nehmen: Wir müssen eine
Antwort auf die Veränderung des Altersaufbaus unse-
rer Gesellschaft finden. Auch hier ist ein schonungslo-
ser Blick auf die Lage Voraussetzung, um die richtigen
Schlussfolgerungen zu ziehen.

In diesem Jahr leben in Deutschland erstmals mehr
über 65-Jährige als unter 20-Jährige. Der Schwerpunkt
der Gesellschaft hinsichtlich des Lebensalters wird sich
immer weiter jenseits der 50 Jahre verschieben. Im Jahre
2020 werden 3,5 Millionen Menschen unter 25 Jahren
weniger als 2007 in unserem Land leben – in 13 Jahren
3,5 Millionen Menschen unter 25 Jahren weniger. Das
bedeutet in der Altersgruppe der unter 25-Jährigen einen
Rückgang von 15 Prozent. Im gleichen Zeitraum geht
die Gesamtbevölkerung nur um 2 Prozent zurück. Daran
ersehen Sie die Dimension der Herausforderung, vor der
wir stehen.

Ich sage ganz ausdrücklich: Erste Schritte sind ge-
macht, zum Beispiel mit der Einführung der Rente mit
67 Jahren.


(Widerspruch bei der LINKEN)


Aber diese Veränderungen, von der Bildungs-, For-
schungs-, Familien- und Integrationspolitik bis hin zur
Umgestaltung der sozialen Sicherungssysteme und einer
nachhaltigen Haushaltspolitik, müssen noch weiterent-
wickelt werden.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nachhaltige Haushaltspolitik?)


eilweise ist das überfällig. Die Koalition der Mitte ist
eshalb entschlossen, diese Veränderungen in die Wege
u leiten. Davor die Augen zu verschließen oder den
opf in den Sand zu stecken, das wäre die ungerechteste

ller Möglichkeiten im Umgang mit den Menschen in
nserem Lande. Genau deshalb werden wir das nicht
un.

Es muss Schluss sein mit den reflexartigen Reaktio-
en, etwa wenn über die Entkopplung von Arbeitskos-
en und Kosten der sozialen Sicherheit gesprochen
ird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


s muss Schluss sein mit den reflexartigen Reaktionen,
twa wenn vom Aufbau einer Kapitaldeckung bei der
flege die Rede ist. Das alles hilft nicht weiter.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD und der LINKEN – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Haben Sie nicht gemerkt, was auf den Finanzmärkten los ist?)


ir müssen Prioritäten setzen; nur das hilft weiter. Bil-
ung, Integration, solide Haushalte, generationenge-
echte soziale Sicherungssysteme – das


(Lachen des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ind die Themen, die höchste Priorität bekommen müs-
en. Die neue Regierung gibt genau diesen Themen die
öchste Priorität.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann denn?)


Ich sage Ihnen: Das muss das ganze Land tun. Bald
erden uns Millionen junger Menschen fehlen. Dabei

ind genau sie die Fachkräfte der Zukunft. Trotz Kon-
unktureinbruchs klagt das Handwerk schon jetzt über
inen Mangel an Lehrlingen. Doch mancher Befund ist
rnüchternd. Mehr als jeder Zehnte der unter 34-Jähri-
en hat heute keinen Schulabschluss oder muss ohne ab-
eschlossene Berufsausbildung ins Berufsleben starten.
ei denjenigen mit Migrationshintergrund ist es sogar

eder Dritte.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was tun wir denn?)


Viel geschafft haben Sie Grüne in Ihrer Zeit nicht; das
uss ich sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt sind Sie dran!)


Ja, genau. Deshalb geben wir diesen Dingen Priorität,
rau Künast.

Mit diesem Befund dürfen und werden wir uns nicht
bfinden. Es ist ein Gebot der Gerechtigkeit, dass jeder






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
die Chance erhält, im Berufsleben Erfolg zu haben.
Schaffen werden wir dies aber nur, wenn die Politik-
bereiche zusammenwirken: für die Unterstützung von
Familien, die Bildung, die Integration, die Arbeitsmarkt-
politik und die sozialen Sicherungssysteme. Dabei
kommt zweifelsohne den Familien die größte Aufgabe
zu. Familien müssen deshalb besonders unterstützt wer-
den.

Das Schlüsselwort unserer Politik für Familien heißt
Wahlfreiheit. Zu lange war das ein leeres Wort, und zwar
in jeder Hinsicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD: Ah!)


Wahlfreiheit setzt Wahlmöglichkeit voraus. Deshalb füh-
ren wir weiter, was begonnen wurde, nämlich den Aus-
bau der Kinderbetreuung auch für die unter Dreijähri-
gen, eine Verbesserung sowohl im Umfang als auch in
der Qualität. Zur Wahlfreiheit im umfassenden Sinne ge-
hört auch, dass wir für Eltern, die ihre Kinder zu Hause
erziehen, ab 2013 ein Betreuungsgeld, gegebenenfalls
auch als Gutschein, einführen wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zurufe von der SPD: Ah!)


Ich sage Ihnen: Es muss und es wird so ausgestaltet sein,
dass die Freiheit der Eltern gestärkt wird, ohne dass da-
bei die Bildungschancen für Kinder verloren gehen. Das
ist unser Anspruch; das werden wir auch tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der LINKEN und beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir können gar nicht genug tun, um in Bildung für
alle zu investieren. Deutschland zur Bildungsrepublik zu
machen, darf kein leeres Wort bleiben. Deshalb wollen
wir faire Startchancen und Aufstiegsmöglichkeiten für
alle. Die Ausgaben des Bundes für Bildung und For-
schung werden bis 2013 um insgesamt 12 Milliarden
Euro erhöht. Das ist der Anteil des Bundes, damit wir
insgesamt das Ziel, 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
für Forschung und Entwicklung und 7 Prozent für Bil-
dung bereitzustellen, bis 2015 erreichen können. Die
Länder müssen ihren Anteil mit gleicher Kraft leisten.

Wir werden die berufliche Bildung weiterentwickeln,
den Ausbildungspakt fortsetzen, wo notwendig, neue
Qualitätsstandards setzen, und im Hochschulpakt wer-
den 275 000 neue Studienplätze geschaffen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mit den Ländern gemeinsam bauen wir ein nationales
Stipendienprogramm für 10 Prozent der Studierenden
auf.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 10 Prozent! – Lachen der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir bekämpfen Bildungsarmut. Jedes Kind soll vor dem
Schulbeginn eine Sprachförderung erhalten, wenn das
notwendig ist. Ich sage mit Nachdruck: Auch die Inte-
gration der Zuwanderer und ihrer Kinder führt zuerst
und vorneweg über Sprache und Ausbildung.

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(C (D eshalb wird der Nationale Integrationsplan fortentwikelt: mit Integrationspartnerschaften, Integrationsverrägen, mit mehr Förderung, (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und Betreuungsgeld zum Zuhausebleiben!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ber auch mit mehr Verbindlichkeit. Auch das ist eine
oralische Aufgabe. Es ist unsere Aufgabe für die be-

roffenen Menschen wie für die Zukunft unseres Landes.

Meine Damen und Herren, wenn wir angemessene
ntworten auf den Altersaufbau unserer Gesellschaft

inden wollen, dann führt kein Weg daran vorbei, unsere
ozialen Sicherungssysteme generationengerecht aus-
ugestalten. Langfristige Stabilität und Verlässlichkeit
ird es nicht geben, wenn der zugrunde liegende Gene-

ationenvertrag nicht von allen Seiten – von Jüngeren
nd Älteren gleichermaßen – akzeptiert wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


In kaum einem Bereich wird das deutlicher als bei der
flegeversicherung. Unser Ziel ist klar: mehr Qualität

n der Pflege, mehr Selbstbestimmung und vor allen
ingen auch mehr Menschlichkeit. Wir werden unter an-
erem die Pflegebedürftigkeit neu definieren, und wir
erden ein heißes Eisen anpacken, ganz egal, welche
iderstände das erzeugen wird: die Ergänzung der Um-

agefinanzierung durch eine Kapitaldeckung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Damit kein Missverständnis entsteht: Ich sage Ergän-
ung, nicht Ersatz. Wir stehen zum Grundsatz der solida-
ischen Sozialversicherung.


(Widerspruch bei der LINKEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Salamitaktik! – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Das ist die Politik der Allianz! – Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ber diese Ergänzung zu schaffen, das ist zwingend,
enn die Pflegeversicherung überhaupt noch etwas von

hrer Akzeptanz und ihrem Wert behalten soll, und ich
ill, dass sie diesen Wert behält.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


enn die Wahrheit liegt doch auf der Hand, und daran
ann sich keiner hier vorbeidrücken: Die Pflege wird
eurer werden, ob mit oder ohne Kapitaldeckung. Wir
erden den Zusammenhalt unserer Gesellschaft, den
usammenhalt von Jung und Alt, nur bewahren können,
enn wir die gesamten steigenden Kosten nicht immer
ieder nur der jeweils jüngeren Generation und der ar-
eitenden Generation aufdrücken.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei der Rente haben Sie es ja gemacht!)


as ist die Wahrheit, und dazu müssen wir stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Deshalb wird die neue Regierung genau diesen Kreis-
lauf durchbrechen. Wir werden am Ende nicht weniger
Solidarität, sondern mehr Solidarität haben.


(Widerspruch bei der LINKEN)


Wir werden am Ende nicht weniger Zusammenhalt, son-
dern mehr Zusammenhalt haben. Das ist unser Ziel.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das gilt auch für die Gesundheitspolitik. Wir haben
einen klaren Anspruch: Jeder Mensch soll die medizini-
sche Versorgung bekommen, die er braucht,


(Widerspruch bei der SPD – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die er sich leisten kann!)


und zwar unabhängig von seinem Alter und seiner mate-
riellen Situation.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dies zu schaffen, das muss der Anspruch verantwor-
tungsvoller Politik sein. Auch das ist eine zutiefst mora-
lische Aufgabe.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


Das ist aber – das wissen wir alle nur zu gut – leichter
gesagt als getan.

Das führt uns zu einer Erkenntnis: Um Menschen am
medizinischen Fortschritt teilhaben zu lassen, aber
gleichzeitig Arbeitsplätze dennoch nicht zu gefährden,
brauchen wir eine stärkere Entkopplung von Arbeitskos-
ten und Ausgaben für die Gesundheit, als das heute der
Fall ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es ist so. Es führt daran kein Weg vorbei.

Ich will auch gar nicht verschweigen: Erste Schritte in
diese Richtung ist die alte Regierung mit dem Gesund-
heitsfonds und der Erhebung von Zusatzbeiträgen schon
gegangen. Ich füge hinzu: Ich halte das nach wie vor für
richtige und gute Schritte. Aber es müssen eben weitere
Schritte folgen, und sie werden folgen, um dieses Sys-
tem in ein langfristig tragfähiges solidarisches System zu
überführen, das genau den Ansprüchen gerecht wird, die
die Menschen mit Recht an uns haben. Genau darum
geht es: ein langfristig tragfähiges, solidarisches System.
Deshalb versteht es sich von selbst, dass die finanziellen
Lasten weiter so verteilt werden, dass Gesunde für
Kranke, Junge für Alte, Stärkere für Schwächere einste-
hen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nur so verdient ein solches System das Prädikat „solida-
risch“. Darauf können sich alle Versicherten verlassen.
Das darf aber nicht dazu führen, dass wir über Wettbe-
werb, Transparenz und viele andere Dinge überhaupt
nicht mehr sprechen dürfen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Meine Damen und Herren, Generationengerechtigkeit nd Nachhaltigkeit, das gilt in der Tat mehr denn je auch n der Haushaltspolitik. Wie kein zweites Instrument teht die Schuldenbremse genau für diese Politik. (Lachen des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ch darf vielleicht daran erinnern, dass es doch eher wir
n diesem Haus waren, die sich für eine Schuldenbremse
im Übrigen: für eine sehr detaillierte Schuldenbremse –
m Grundgesetz eingesetzt haben. Deshalb werden wir
azu auch stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ir wissen, dass es diese Regierung ist, die genau in die-
er Legislaturperiode beginnen muss, das alles zu erfül-
en. Hier schließt sich gleichsam der Kreis unserer wirt-
chaftspolitischen Philosophie.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt eine Philosophie?)


enn auch hier gilt: Nur mit einem strikten Wachstums-
urs können wir die Vorgaben der Schuldenbremse ein-
alten. Nur mit einem strikten Wachstumskurs schaffen
ir in Zeiten wie diesen überhaupt die Voraussetzungen,
nsere Ziele insgesamt zu erreichen. Es geht nicht um
achstum um des Wachstums willen, sondern um nach-

altiges Wachstum, ein Wachstum, mit dem man an das
orgen und die nächste Generation denkt sowie unsere

ebensumwelt im Blick hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Viertens gilt: Wir wollen einen zukunftsfesten Um-
ang mit den weltweit vorhandenen natürlichen Res-
ourcen weiterentwickeln. Niemals dürfen wir zulassen,
ass die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise eine bil-
ige Ausrede für mangelnden Schutz unserer Umwelt
ird. Das wäre einer der größten Fehler, die wir machen
önnten. Ich sage das nicht ohne Grund; denn ich kenne
ie Realität. Sie ist schon ohne die Krise ziemlich
chwierig. Noch immer sind wir zu weit von einem zu-
unftsfesten Umgang mit unseren globalen Ressourcen
ntfernt. Bislang haben wir weder in der Energiepolitik
och in der Umweltpolitik dauerhaft tragfähige, globale
ntworten gefunden. Globale Abkommen – sei es in der
-20-Gruppe zur Regulierung der Finanzmärkte, sei es

n der Politik zum Schutz unserer Artenvielfalt oder in
er Klimapolitik – lassen viel zu lange auf sich warten.
ine Aufgabe der neuen Regierung wird sein, hier zu
rängen und auf Erfolge zu pochen.

Dabei wissen wir alle in diesem Hause: Der Schutz
nseres Klimas ist eine Menschheitsaufgabe. Im vor
ns liegenden Jahrzehnt entscheidet sich, ob wir eine
hance haben, die Auswirkungen des weltweiten Klima-
andels auf ein erträgliches Maß zu begrenzen – genau
as meinen wir mit dem Zweigradziel –, oder ob wir das
icht schaffen. Es entscheidet sich, ob wir insgesamt
ine Art des Wirtschaftens finden, die nicht mit den
rundlagen ihres eigenen Erfolgs Raubbau treibt, oder
b wir es eben doch tun. Es entscheidet sich, welche Zu-
unft unser Planet und damit wir, die wir diesen Planeten
ewohnen, haben.






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Ich sage es ohne Umschweife: Ein Misserfolg der
Weltklimakonferenz in Kopenhagen im Dezember
würde die internationale Klimapolitik um Jahre zurück-
werfen. Das können wir uns nicht leisten.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weiß das Herr Niebel schon?)


Eine substanzielle politische Einigung ist unerlässlich,
um die Voraussetzungen für ein international verbindli-
ches – ich unterstreiche: verbindliches – Protokoll für
die Zeit nach 2013 zu schaffen. Die Zeit drängt. Die
Europäische Union hat klare und eindeutige Verhand-
lungspositionen entwickelt.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann denn?)


Jetzt erwarten wir Beiträge von den USA und Ländern
wie China und Indien. Ich werde mich ganz persönlich
dafür einsetzen und, wenn es erfolgversprechend ist,
nach Kopenhagen fahren. Das werde ich auch tun, damit
hier jeder Zweifel beseitigt ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Auch hier in unserem Land müssen wir unsere Haus-
aufgaben machen. Wir brauchen dringend ein Gesamt-
konzept für eine schlüssige Energiepolitik, mit dem wir
Umweltfreundlichkeit, Versorgungssicherheit und Wirt-
schaftlichkeit unserer Energieversorgung sicherstellen.
Die Bundesregierung wird genau ein solches Energie-
konzept erarbeiten. Dazu setzen wir auf einen Energie-
mix, der die konventionellen Energieträger schrittweise
durch erneuerbare Energien ersetzt. Oder in einem Satz
gesagt: Wir wollen den Weg in das regenerative Energie-
zeitalter gemeinsam gehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit Atomkraft! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Mit Atomstrom!)


Das schließt allerdings die Erkenntnis ein, dass die
Kernenergie für eine Übergangszeit


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Oh!)


als Brückentechnologie ein unverzichtbarer Teil unseres
Energiemixes bleibt,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der LINKEN: Pfui! – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Buh!)


und zwar so lange, bis sie durch erneuerbare Energien
verlässlich ersetzt werden kann,


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


damit wir nicht Strom aus Kernenergie aus Frankreich
und Tschechien importieren müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Nur Ideologie! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE W K t l d K r d d D a K u n A a d n M s L C n S u d F n t D d s n k a D I d (C (D GRÜNEN]: Wer hat Ihnen diesen Unsinn eigentlich aufgeschrieben?)


ir sind deswegen bereit, die Laufzeiten deutscher
ernkraftwerke – damit das noch einmal klar wird – un-

er Einhaltung der strengen deutschen und internationa-
en Sicherheitsstandards zu verlängern, und wir werden
en wesentlichen Teil der zusätzlichen Gewinne der
raftwerksbetreiber nutzen, um den Weg in das regene-

ative Energiezeitalter zu beschleunigen, zum Beispiel
urch verstärkte Forschung zur Energieeffizienz und zu
en Speichertechnologien.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Quatsch mit Soße!)


amit es weiter ein bisschen strittig bleibt: Das bedeutet
uch, dass wir die Beiträge von neuen, hocheffizienten
ohlekraftwerken


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, klar!)


nd der CCS-Technologie zum Klimaschutz anerken-
en.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darüber reden Sie mal mit Peter Harry Carstensen!)


uch wenn manche es nicht hören wollen: Wir können
uf Kohle als Energieträger nicht sofort verzichten, und
eshalb werden wir auf Kohle als Energieträger auch
icht verzichten; denn das wäre unsinnig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie mit den Linken was gemeinsam!)


it Blick auf neue und hocheffiziente Kohlekraftwerke
age ich auch: Wir tun das, weil wir wollen, dass unser
and offen für neue Technologien ist. Was soll denn in
hina gebaut werden? Auch Sie wissen das. Es nützt
ichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Genau das ist der
chlüssel, um die großen Potenziale der Energieeffizienz
nd der Energieeinsparung freizusetzen. Alle Fortschritte,
ie unser Land bereits erzielt hat, sind das Ergebnis von
orschergeist, die energetische Gebäudesanierung ge-
auso wie intelligente Verkehrsnetze oder alternative An-
riebstechnologien. Genauso wollen wir weitermachen.
eutschland soll Leitmarkt in der Elektromobilität wer-
en, Deutschland soll eine hochambitionierte Breitband-
trategie verfolgen, Deutschland soll in der Medizintech-
ik ganz vorne mit dabei sein, Deutschland soll seine
lassischen Stärken im Anlagenbau und in der Chemie
uch in Zukunft voll ausspielen. Das sind die Stärken
eutschlands, auf die wir in unserer Koalition setzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


n einem Wort: Deutschland setzt auch im 21. Jahrhun-
ert auf den Erfindungsgeist der Menschen.


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Aber nicht beim Abfassen von Regierungserklärungen!)







(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Die neue Bundesregierung setzt darauf; denn täten wir
das nicht, dann würden wir zu Getriebenen und abhängig
von jenen, die ihre Art von Lösung gefunden haben, die
aber nicht unsere Art von Lösung sein muss. Das ist eine
sehr grundsätzliche Weichenstellung, die die neue Re-
gierung vorgenommen hat, damit wir Deutschland zu
neuer Stärke führen können.

Fünftens. Die Koalition der Mitte will das Verhältnis
von Freiheit und Sicherheit angesichts neuer Bedro-
hungen festigen. Sie stellen uns in der Heimat, auch au-
ßerhalb der Grenzen unseres Landes, vor große Heraus-
forderungen. Wir können sie nur meistern, wenn wir
unsere Sicherheitsarchitektur weiterentwickeln. Die
neue Regierung ist dazu entschlossen und in der Lage.
Denn uns leitet ein Kompass: Freiheit und Sicherheit
sind für die neue Bundesregierung keine Gegensätze; sie
gehören untrennbar zusammen. Beides hat der Staat
bestmöglich zu gewährleisten, sei es beim Schutz per-
sönlicher Daten in den neuen Kommunikationstechnolo-
gien, sei es beim Betrag Deutschlands zur internationa-
len Sicherheit.

Gestern haben wir gemeinsam den 20. Jahrestag des
Mauerfalls gefeiert. Der 9. November 1989 war der
glücklichste Tag in der jüngeren deutschen Geschichte.
Möglich gemacht haben ihn viele: Die Bürgerinnen und
Bürger der ehemaligen DDR auf den Straßen von Leip-
zig und anderswo, die Gewerkschaft Solidarnosc in Po-
len, die Freiheitsbewegung um Vaclav Havel in Prag,
Michail Gorbatschow, der als Staats- und Parteichef in
der entscheidenden Stunde auf den Einsatz von Panzern
verzichtet hatte,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


und Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher, die die
deutsche Einheit unwiderruflich vorangetrieben haben,
und viele, viele mehr.

Möglich wurde der 9. November 1989 aber auch noch
durch etwas anderes: durch ein Eintreten der transatlanti-
schen, der westlichen Wertegemeinschaft – Europäische
Union, NATO – für die Einheit und Freiheit unseres
Landes. So wie es diese Wertegemeinschaften waren, die
vor 20 Jahren mit zum Ende des Kalten Krieges beige-
tragen haben, so sind es auch heute Bündnisse und
Wertegemeinschaften, die uns die Herausforderungen
unserer Zeit meistern lassen. Die Herausforderungen
und Aufgaben sind seit 1989 andere geworden. Die Zahl
unserer Partner ist viel größer geworden. Aus der Bedro-
hung des Kalten Krieges sind asymmetrische Bedrohun-
gen geworden. Doch der Weg, den Herausforderungen
unserer Zeit zu begegnen, der ist derselbe geblieben. Es
ist und bleibt ein Weg der Partnerschaften und Bünd-
nisse auf Grundlage unserer Werte, mit dem wir die He-
rausforderungen unserer Zeit bewältigen können. Nie-
mand schafft es allein. Gemeinsam können wir alles
schaffen.


(Widerspruch bei Abgeordneten der LINKEN)


Das gilt für uns in Europa. Der Vertrag von Lissa-
bon tritt am 1. Dezember 2009 in Kraft. Er verbessert

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(C (D ie Möglichkeit, dass die Europäische Union eine wirkiche Union der Bürgerinnen und Bürger wird und welteit ihre Interessen entschiedener verteidigen und ver reten kann. Das gilt darüber hinaus im transatlantischen erhältnis: Auch in Zukunft wird die NATO der bedeu endste Sicherheitsanker Deutschlands sein. Gleichzeitig treben wir mit Russland einen breiten sicherheitspolitichen Dialog an, nicht nur, aber gerade auch im ATO-Russland-Rat. Russland und Europa sind auf inander angewiesen. Wir teilen die Vision Präsident Obamas für eine uklearwaffenfreie Welt, und wir setzen uns dafür ein, ass das neue strategische Konzept, mit dem die NATO uf die Herausforderungen der Gegenwart und der Zuunft ausgerichtet wird, auch das Thema Abrüstung auf ie Tagesordnung setzt. erantwortung in Bündnissen zu übernehmen, das gilt uch bei den E3+3-Gesprächen zum iranischen Nuklearrogramm, bei unseren Bemühungen um den Nahostriedensprozess wie auch bei unserem Engagement für in stabiles Afghanistan. Ohne Zweifel: Der Kampfeinsatz in Afghanistan forert uns in ganz besonderer Weise. Er muss in eine neue hase geführt werden. Mit unseren Bündnispartnern, mit en Ländern der Region und mit der neuen afghanischen egierung werden wir deshalb auf der geplanten UNonferenz Anfang kommenden Jahres besprechen, wie nd mit welchen konkreten Schritten wir diese Phase eu gestalten können. Wir wollen eine Übergabestrateie in Verantwortung festlegen. Wir erwarten, dass die fghanische Regierung konsequent auf gute Regierungsührung, auf den Aufbau der Sicherheitskräfte und auf irtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes hin rbeitet. (Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Wie wär’s mal mit demokratischen Wahlen? – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Da sind Sie ja Spezialisten!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich kann über unseren Einsatz in Afghanistan nicht
prechen, ohne an dieser Stelle unseren Dank an alle
oldaten, Polizisten und Entwicklungshelfer auszuspre-
hen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie haben zum Teil sehr gefährliche Aufgaben in Afgha-
istan zu meistern. Ich kann hier auch nicht über
eutschlands Einsatz in Afghanistan sprechen, ohne be-

onders an jene zu denken, die ihr Leben lassen mussten
der verwundet wurden. Wir werden ihren Einsatz nie-
als vergessen.

Meine Damen und Herren, der Einsatz der Bundes-
ehr in Afghanistan wie auch in anderen Regionen un-

erer Erde ist hart. Er verlangt der Bundeswehr viel ab.
ber unsere Bundeswehr ist leistungsstark. Sie ist in der
itte der Gesellschaft verankert. Das hat sich mehr als

ewährt.






(A) )



(B)


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Die neue Bundesregierung hat entschieden, die Wehr-
pflicht auf sechs Monate zu verkürzen.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Blödsinn!)


Sie hat nicht beschlossen, die Wehrpflicht abzuschaffen –
aus guten Gründen nicht. Jetzt geht es darum, die sechs
Monate Wehrpflicht so effizient wie möglich auszuge-
stalten, damit diese Verkürzung kein Einstieg in den
Ausstieg aus der Wehrpflicht wird.


(Beifall bei der CDU/CSU – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Macht überhaupt keinen Sinn mehr!)


Damit das gelingt, wollen wir natürlich auch Maßnah-
men ergreifen, die dann zu mehr Wehrgerechtigkeit als
heute führen. Dazu sind wir entschlossen.

Wir stehen auch weiter zu dem Konzept der vernetz-
ten Sicherheit, also der Vernetzung von militärischen
und zivilen Maßnahmen. Deshalb sage ich auch ganz
deutlich: Für die neue Bundesregierung ist Entwick-
lungszusammenarbeit keine Nebensache, sondern eine
Hauptsache.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: NiebelSache! – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Die FDP wollte das Ministerium doch abschaffen! – Sigmar Gabriel [SPD]: Dann wird der Niebel jetzt wieder rausgeschmissen!)


Deshalb bekräftige ich heute vor diesem Hohen Hause
ausdrücklich: Das Erreichen der Millenniumsziele für
Afrika ist und bleibt uns Verpflichtung. Wir halten am
Ziel fest, bis 2015 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
für Entwicklungspolitik bereitzustellen. Auch das ist
eine moralische Aufgabe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, die von mir genannten
fünf Punkte kennzeichnen die Größe der Aufgabe, die
die neue Regierung zu meistern hat. Kaum eine Regie-
rung vor uns hat seit 1990 vor derartigen Herausforde-
rungen gestanden. Ich will ehrlich sein: Was vor uns
liegt, das ist kein leichter Weg. Es wird immer wieder
harter Entscheidungen bedürfen, und ich kann nicht ver-
sprechen, dass alles schnell leichter und besser wird.
Aber was ich sagen kann, ist dieses: Wir haben bei allen
Schwierigkeiten viel Anlass zur Zuversicht. Wir haben
in der 60-jährigen Geschichte unseres Landes schon
ganz andere Aufgaben gemeistert: den Wiederaufbau
nach dem Krieg, die Überwindung der Teilung, den Sieg
der Freiheit, den Aufbau der neuen Bundesländer.

Es ist wahr, jede große Herausforderung hat ihre spe-
zifischen Umstände. Aber wahr ist auch: Gemeistert ha-
ben wir sie alle, weil wir uns auf die Werte besonnen ha-
ben, die am Anfang unseres Landes standen: Frieden in
Freiheit, Einheit und Zusammenhalt, solidarisches Mit-
einander, Vertrauen in die Kraft der Menschen – mit ei-
nem Wort: auf Freiheit in Verantwortung. Das ist das

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(C (D eitbild der christlich-liberalen Koalition. Damit werden ir Deutschland zu neuer Stärke führen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Parteien, meine Damen und Herren, die diese
eue Regierung bilden, Union und FDP, sind die Par-
eien, die die soziale Marktwirtschaft in Deutschland
ingeführt und verankert haben. Union und FDP sind die
arteien, die nie an der Kraft unseres freiheitlichen Wirt-
chafts- und Sozialsystems gezweifelt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir, Union und FDP, haben jetzt den Auftrag erhal-
en, Deutschland stärker aus der Krise zu führen, als es
n sie hineingegangen ist, und so unserem Land und sei-
en Menschen eine gute Zukunft zu sichern. Darum geht
s, ganz schlicht: um eine gute Zukunft. Ich bitte alle
ürgerinnen und Bürger, auf diesem Weg mitzumachen.

eder ist Teil des Ganzen. Jeder kann Deutschland besser
achen. Das schließt auch die Opposition unseres Lan-

es ein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das schließt auch die Opposition ein. Das Land
raucht uns alle, die wir in politischer Verantwortung
tehen.

Meine Regierung bietet dem ganzen Deutschen Bun-
estag eine faire und vertrauensvolle Zusammenarbeit
n. Wir bieten allen Gruppen unserer Gesellschaft
Wirtschaft, Gewerkschaften, Kirchen, Religionsge-
einschaften, Wissenschaft, Kultur – eine faire und ver-

rauensvolle Zusammenarbeit an, weil wir überzeugt
ind: Es lohnt sich, gemeinsam für Deutschland zu arbei-
en. Es lohnt sich, weil hier unsere Heimat und unsere
ukunft sind.

Herzlichen Dank.


(Langanhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1700300200

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem

ollegen Dr. Frank-Walter Steinmeier für die SPD-Frak-
ion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD):
Rede ID: ID1700300300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

nion und FDP – da sitzt es nun, das selbsternannte
raumpaar der deutschen Politik. Auf alles war dieses
raumpaar vorbereitet, nur nicht auf gemeinsames Re-
ieren. Diese Kleinigkeit haben sie vergessen.


(Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU)


ber die Öffentlichkeit hat ihr Urteil schon gesprochen.
Blanker Dilettantismus“, „Klientel statt Klarheit“, „fi-
)






(A) )



(B) )


Dr. Frank-Walter Steinmeier
nanzpolitischer Blindflug“, das sind nicht meine Worte,
nicht nur die Worte der Opposition, sondern so urteilt
auch die Wirtschaftspresse, Ihre enttäuschte Anhänger-
schaft.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


Katastrophaler hätte der Fehlstart nicht sein können.
Durchgefallen, und das knapp zwei Wochen nach dem
Start.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir hätten hier gern etwas zu der Koalitionsverein-
barung gehört. Was Sie mit dieser Vereinbarung abge-
liefert haben, ist ein einziges Dokument der Vertagung,
der Verunsicherung, gestreckt auf 124 Seiten. Wenn es in
den vergangenen Wochen Taktik war, Verwirrung in der
deutschen Öffentlichkeit zu stiften, dann haben Sie da-
mit allerdings sehr großen Erfolg gehabt. Acht Kommis-
sionen und 15 Prüfaufträge finden sich in diesem Koali-
tionsvertrag. Alle schwierigen Entscheidungen haben
Sie vertagt. Kaum war die Tinte trocken, musste schon
zu Nachverhandlungen eingeladen werden.


(Beifall bei der SPD)


Heute Klarheit zu schaffen, Frau Merkel, wäre Ihre Auf-
gabe gewesen. Deshalb hat sich der Deutsche Bundestag
heute hier versammelt, und das erwartet die deutsche Öf-
fentlichkeit.

Aber ich sage Ihnen ebenso offen: Nach der Hauerei
der Koalitionäre am vergangenen Wochenende habe ich
geahnt, dass das nichts wird. Frau Bundeskanzlerin, das
eben war keine Regierungserklärung, sondern ein Regie-
rungsrätsel, und Sie kennen die Lösung selbst nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


Rätselhaft ist, wann, wo und wie die versprochenen
Steuersenkungen umgesetzt werden sollen. Rätselhaft
ist, wie Sie diese Steuersenkungen finanzieren wollen,
was Sie den Menschen dann zumuten wollen, was Sie
ihnen aufbürden wollen:


(Veronika Bellmann [CDU/CSU]: Haben Sie nicht zugehört?)


Erhöhung von Abgaben, Kürzungen bei den Sozialleis-
tungen oder bei der Bildung, Einführung der Pkw-Maut
oder am Ende alles zusammen? Seit Wochen verweigern
Sie darüber die Auskunft, und heute sind wir auch nicht
schlauer.


(Beifall bei der SPD)


Ich sage Ihnen auch: Vernebeln als Strategie hat in
dieser Koalition und in dieser Koalitionsvereinbarung
Methode. Ihr erstes Gesetz – Sie haben es vorhin vorge-
stellt – ist das Wachstumsbeschleunigungsgesetz. Orwell
hätte seine helle Freude daran. Es handelt sich um kryp-
tische Wortungetüme, die das Gegenteil von dem mei-
nen, was sie sagen. Warum sage ich das?


(Lachen bei der CDU/CSU)



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(C (D Hören Sie genau hin! – Dieses Wachstumsbeschleuniungsgesetz ist doch in Wirklichkeit ein Zukunftsverhinerungsgesetz. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


llein für diese Maßnahmen muss der Bund bis 2013
,9 Millionen Euro mehr an Zinsen zahlen,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie verwechseln Millionen mit Milliarden!)


eld, das dann für Forschung und Investitionen fehlt. So
ntsteht eben kein Wachstum. So verhindert man Wachs-
um, so macht man Zukunft kaputt. Deshalb ist das der
alsche Weg.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was Sie mit diesem Koalitionsvertrag vorlegen, ist
eine Konjunkturpolitik. Das ist Klientelpolitik. Ich
rage mich: Was reitet Sie da eigentlich mitten in dieser
iefsten Krise, wo doch alle wissen – Sie haben es eben
elbst gesagt –, dass das dicke Ende auf dem Arbeits-
arkt noch kommt? Millionen von Menschen – nicht

ur bei Opel – bangen um ihre Zukunft. Aber was ma-
hen Sie? Sie verteilen Geschenke an Steuerberater, Er-
en, Ärzte und Hotelketten.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


ch sage Ihnen: Wenn das die Antwort auf die Krise ist,
ann ist diese Regierung fehl am Platze.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Das ist alles erst der Anfang. 24 Milliarden Euro
teuerentlastungen sollen noch in Aussicht stehen. Steu-
rgeschenke auf Pump sind doch ökonomische Geister-
ahrerei.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


ch habe mich immer gefragt, Frau Bundeskanzlerin,
as Sie meinten, wenn Sie gesagt haben, mit der FDP
önnten Sie endlich all das machen, was mit der SPD
icht möglich gewesen sei. Jetzt wissen wir, was ge-
eint war: zusätzliche Schulden in Rekordhöhe, und das

ür Steuersenkungen, die schlicht und einfach nicht fi-
anzierbar sind. Das ist die Botschaft, die Sie zwar nicht
ufgeschrieben haben, die aber alle so verstanden haben.
as versichere ich Ihnen.


(Beifall bei der SPD)


Damit das am Ende nicht so auffällt, wollten Sie diese
chulden anfänglich in riesigen Schattenhaushalten
erschwinden lassen.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, genau!)


n dieser Stelle sind Sie scheinbar und nur unter öffent-
ichem Druck zurückgerudert. Wenn man aber in diesem






(A) )



(B) )


Dr. Frank-Walter Steinmeier
Koalitionsvertrag das Kleingedruckte liest, dann muss
man sagen: Das gigantische Täuschungsmanöver, das
dort angelegt war, ist doch erhalten geblieben; da steht
jetzt nur etwas anderes. Sondervermögen für generatio-
nengerechte Finanzen, so wird im Koalitionsvertrag fa-
buliert. Was ist das denn anderes als ein Schattenhaus-
halt im neuen Gewand? Das Ganze wird nur gemacht,
um Spielgeld für Steuersenkungen zu haben. Frau
Merkel und Herr Westerwelle, diese Operation „Täu-
schen, Tricksen, Vernebeln“ wird scheitern. Sie muss
scheitern. Wir werden dabei helfen; das versprechen wir
Ihnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Wir lassen uns nicht blenden von der einen oder ande-
ren verharmlosenden Überschrift in diesem Koalitions-
vertrag. Wer da nämlich genau hinschaut und wer ein
bisschen gelernt hat, zwischen den Zeilen zu lesen, der
erkennt doch in diesem Koalitionsvertrag: Da sind Wei-
chen für eine andere Republik gestellt.

Frau Merkel, Sie haben letzte Woche in Washington
vor dem Kongress gesagt, dass es unsere Aufgabe sei,
Mauern niederzureißen, Mauern in unseren Köpfen,
Mauern aufgrund eines kurzsichtigen Eigeninteresses,
Mauern zwischen Gegenwart und Zukunft. Schön ge-
sagt. Ich denke, da sind wir alle in diesem Haus einer
Meinung. Das Problem ist nur: Sie meinen das nicht
ernsthaft.


(Widerspruch von der CDU/CSU)


Hier zu Hause tun Sie genau das Gegenteil.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dieser Koalitionsvertrag reißt keine Mauern ein. Er zieht
neue Mauern hoch. Das ist die bittere Wahrheit. Das
wird sich herausstellen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg van Essen [FDP]: Das glaubst du doch selber nicht!)


Verniedlichen Sie das nicht! In diesem Koalitionsver-
trag sind durch eine Rekordverschuldung Spaltungen
zwischen dieser Generation und den kommenden Gene-
rationen angelegt. Sie spalten zwischen den Kindern mit
reichlich Chancen und den Kindern mit wenigen Chan-
cen. Sie legen im Gesundheitswesen die Axt an das Soli-
darprinzip an.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie gefährden den sozialen Zusammenhalt, und Sie trei-
ben dieses Land mit der Rückkehr zur alten Atompolitik
– das prophezeie ich Ihnen – in den damaligen gesell-
schaftlichen Großkonflikt zurück. Deshalb sage ich: Sie
wollten Brücken bauen, doch in Wirklichkeit heben Sie
Gräben aus. Das wird das Ergebnis der Politik sein. Das
hat dieses Land, das haben die Menschen in diesem
Land nicht verdient.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Westerwelle, ich erinnere mich noch gut daran,
ie Sie als Oppositionsredner in den vergangenen Jah-

en anlässlich von Haushaltsberatungen an diesem Pult
estanden haben.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh ja!)


chulden von heute sind die Steuererhöhungen von mor-
en, haben Sie immer gesagt. Die Frage ist nur: Warum
ilt das alles nicht mehr? Vor ein paar Monaten haben
ie uns noch das Liberale Sparbuch auf den Tisch ge-
nallt, und jetzt sind Sie der Schuldenmacher der Nation.
mter verändern Menschen; aber das ist Mutation in
ichtgeschwindigkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Darum geht es aber gar nicht. Viel schlimmer ist: Un-
ere Kinder und Enkel werden diese Zeche bezahlen,
eil der Trick „Steuersenkungen finanzieren sich selbst“
sie alle wissen das – natürlich nicht funktioniert. Er hat
ie funktioniert, nicht bei Ronald Reagan und nicht bei
heo Waigel. Das Schlimme ist: Sie wissen, dass er auch
ei Ihnen nicht funktionieren wird. Dennoch machen Sie
s. Das ist vorwerfbar, das ist Handeln wider besseres
issen und Täuschung, und dies werfen wir Ihnen vor.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich bin fest davon überzeugt: Schon im nächsten
ommer wird sich zeigen, Frau Bundeskanzlerin, dass
iese Schuldenpolitik tiefe Löcher nicht nur in den
aushalt des Bundes, sondern auch in die Haushalte der
änder und Kommunen reißt. Sie werden dann dort spa-

en müssen, wo es um Lebenschancen von Kindern geht.
ir werden weniger neue Ganztagsschulen und weniger

ugendsozialarbeit haben. Viele Kinder wird das treffen,
ber manche besonders hart, nämlich diejenigen, die am
ande dieser Gesellschaft stehen. Dafür liefert in der Tat
as erste Gesetzesvorhaben, zu dem Sie eben geredet ha-
en, den ersten Beweis.

Ich verstehe, dass sich die Menschen freuen, wenn
ehr Geld für Familien versprochen wird. Aber der
rundsatz muss doch heißen: Jedes Kind ist uns gleich
iel wert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ber was machen Sie? Was ist die Folge Ihres Gesetzes-
orschlags? Die Folge ist – das sollten alle wissen –: Die
erkäuferin bekommt 240 Euro im Jahr mehr, und die
esserverdienenden bekommen fast das Doppelte,
43 Euro, mehr. Sie treiben die Schere zwischen armen
nd reichen Familien weiter auseinander. Ich sage: Das
st nicht gerecht. Das ist die falsche Politik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Frank-Walter Steinmeier
Die ganze Wahrheit ist: Dieses Füllhorn können wir
nicht zweimal ausschütten. Wer den Kinderfreibetrag
und das Kindergeld erhöht, muss auch sagen, was das für
den Ausbau der Betreuung bedeutet. Da werden Sie
ganz schmallippig. Wo ist denn da ein einigermaßen
glaubwürdiges Gesamtkonzept? Die letzten zehn Jahre
waren wir doch auf einem ganz ordentlichen Weg: mehr
Betreuung, auch mehr Ganztagsbetreuung, bessere Ver-
einbarkeit von Familie und Beruf. Aber das, was jetzt
kommt – das haben Sie eben angedeutet –, ist doch ein
Salto rückwärts.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Denn Sie sagen den Eltern nicht, dass Großzügigkeit
jetzt und heute ihren Preis hat und dass Sie das Geld
nicht zweimal ausgeben können. Das heißt, der Ausbau
der Betreuung wird zum Ende kommen. Sie verkennen,
dass auch Ihre Politik Prioritäten setzen muss. Ich sage:
Wenn ich über Prioritäten entscheide, dann muss der
Ausbau der Betreuung Priorität haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es muss doch Einverständnis in diesem Hohen Hause
bestehen, dass moderne Familienpolitik nur da sein
kann, wo Familien, wo Eltern ihren Lebensunterhalt
wirklich selbst verdienen können. Das ist moderne Fa-
milienpolitik, und die verraten Sie ein zweites Mal.

Ich weiß, es wird viel über die Herdprämie geredet.
Das richtige Wort müsste eigentlich sein: Fernhalteprä-
mie.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


– Schauen wir doch einmal in einige Randbezirke der
deutschen Großstädte, auch Sie! Hier in Berlin gibt es
genügend Anschauungsmaterial.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ja, ja, genau! Berlin, Rot-Rot! In Berlin gibt es das!)


– Auch in Köln, in Hamburg, in München und anders-
wo. – Anreize dafür zu geben, dass die Kinder zu Hause
bleiben, statt mit anderen zu lernen, das ist doch zynisch.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie, Frau von der Leyen, haben das Betreuungsgeld als
bildungspolitische Katastrophe bekämpft. Ich fordere
Sie auf: Wenden Sie diese Katastrophe ab! Unsere Un-
terstützung haben Sie dabei; das versprechen wir Ihnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das reicht halt nicht!)


Bessere Betreuung und bessere Bildung gehören zu-
sammen. Wir wollen keine verlorene Generation der
Schulabbrecher. Wir müssen nach wie vor über sozialen
Aufstieg reden. Ich weiß, was das ist. Aber noch mehr
müssen wir über sozialen Einstieg reden. Wenn ich über

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(C (D ozialen Einstieg rede, dann meine ich Zuwandererfamiien, aber weiß Gott nicht nur die. Was brauchen sie? Sie rauchen konkrete Hilfe, Sprachtraining, Förderlehrer nd Sozialarbeiter. Sie brauchen mehr davon und wenier an sozialen Hürden auf den Bildungslaufbahnen. eshalb kann die Antwort nur sein: weg mit den Gebüh en von der Kita bis zur Universität! Das und nur das ist oderne Bildungspolitik, und das wollen Sie einfach icht glauben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe vorhin gesagt, und das mit großem Ernst: In
iesem Koalitionsvertrag ist soziale Spaltung angelegt. –
ies wird auch Ihnen in den nächsten Wochen und Mo-
aten mit dem Beginn der politischen Auseinanderset-
ung hier in diesem Hause deutlich werden. – Das ist
irgendwo deutlicher als in der Gesundheitspolitik. Das
st nicht irgendetwas; da steht was auf dem Spiel! Ich
abe mich in der Vergangenheit darum gekümmert. Des-
alb sage ich Ihnen: Vielleicht schauen wir manchmal
in wenig zu nachlässig auf das, was wir miteinander er-
eicht haben. Andere jedenfalls – das weiß ich aus vielen
ontakten mit dem Ausland –, auch die Amerikaner, ge-

ade in der heutigen Situation, schauen mit Anerkennung
uf unser Gesundheitssystem: dass wir es geschafft ha-
en, dass bei uns nach wie vor jeder Zugang zu medizi-
ischen Leistungen hat, dass Menschen für Menschen in
iesem Gesundheitssystem einstehen und dass wir die
osten solidarisch tragen. Auch wenn wir es nicht jeden
ag so hoch bewerten, andere tun es; das kann ich Ihnen
ersichern. Das ist nicht irgendetwas, wenn Sie jetzt da-
angehen und das Prinzip der Solidarität an einer, wie
ch finde, ganz entscheidenden Stelle zum Kippen brin-
en, indem Sie das Vorhaben wahrmachen, die Arbeitge-
erbeiträge zur Krankenversicherung wirklich einzufrie-
en. Was ist denn die Botschaft? Sie ist doch ganz
infach zu verstehen. Die Botschaft ist: Sie verlagern die
isiken für die weitere Zukunft einseitig auf die Versi-
herten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Das ist eine falsche Interpretation!)


b das höhere Ärztehonorare sind, die Sie gerade be-
chlossen haben, oder steigende Arzneimittelpreise: Sie
chonen die einen und belasten die anderen. Das ist es,
as ich „Ausstieg aus der Solidarität“ nenne.


(Beifall bei der SPD)


Die Arbeitgeber

das habe ich heute Morgen in einer bekannten deut-
chen Tageszeitung gelesen –

sind aus dem Schneider. Schleichend machen sie
sich vom Acker des Sozialstaates.

as hat kein Sozialdemokrat gesagt, das hat ein Christ-
emokrat gesagt. Norbert Blüm schreibt das heute in der
üddeutschen Zeitung.






(A) )



(B) )


Dr. Frank-Walter Steinmeier

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU und der FDP)


Das ist aus unserer Sicht der falsche Weg. Das ist ein
Weg, der den sozialen Zusammenhalt gefährdet. Wir ge-
hen auf diesem Weg nicht mit.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)


Richten Sie sich in dieser Frage auf ganz harten Wider-
stand ein!


(Beifall bei der SPD)


Aber das ist nicht alles. Wenn man ein wenig weiter
und genauer liest, dann kommt man noch auf einen an-
deren Punkt. Sie planen Entsolidarisierung nicht nur
zwischen Arbeitgebern und Versicherten, Arbeitgebern
und Arbeitnehmern, sondern auch im Verhältnis der ge-
setzlichen Krankenkassen zueinander. Auch wenn das
im Augenblick noch keiner so richtig gemerkt hat,


(Otto Fricke [FDP]: Sie schon!)


– danke, Herr Fricke. – geht es im Grunde genommen
darum: Sie wollen über den Gesundheitsfonds an den
Finanzausgleich zwischen den armen und den reichen
Krankenkassen heran. Das mag gut für Bayern sein, aber
ist schlecht für den Osten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Denn was wird die Folge sein für die strukturschwachen
Regionen, und zwar nicht nur in Ostdeutschland, son-
dern auch in einigen Gegenden in Westdeutschland? Die
Folge sind entweder irrsinnig hohe Beiträge oder aber
weniger Leistung und weniger Ärzte. Das ist erkennbar
nicht die Lösung, sondern das Problem. Dieses Problem
schaffen Sie in dieser Regierung selbst, weil Sie die So-
lidarität und das Einstehen füreinander im gesetzlichen
Gesundheitssystem in Deutschland nicht wirklich verste-
hen. So wird ruiniert, was uns in den sechs Jahrzehnten
der Nachkriegszeit stark gemacht hat, sowohl was den
sozialen Zusammenhalt als auch was die Demokratie in
Deutschland betrifft.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Im Kern spreche ich über den Bereich Gesundheit,
aber den Geist, den ich beschreibe und den ich kritisiere,
sehe ich an verschiedenen Stellen des Koalitionsvertra-
ges. Dieses Land wird gespalten zwischen denen, die
alleine zurechtkommen, und denjenigen, die abgehängt
werden. Wir haben die Gleichwertigkeit der Lebens-
verhältnisse in den letzten Tagen bei den Feierlichkeiten
zur deutschen Einheit immer wieder genannt, bewertet,
betont und unterstrichen. Wir haben feierlich beschwo-
ren, dass das ein Gebot der Verfassung ist. Gerade des-
halb dürfen wir das nicht aufgeben, auch nicht schlei-
chend.

Sie haben in dieser Koalitionsvereinbarung ein ver-
harmlosendes Wort, ein Vernebelungswort gefunden.
Dieses Vernebelungswort lautet – ich habe es im Koali-
tionsvertrag mehrfach gefunden –: Regionalisierung. Sie

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(C (D ollen regionale Hebesätze bei der Erbschaftsteuer, sie ollen eine Regionalisierung bei der Krankenversiche ung, und das alles am Ende mit derselben Konsequenz: er mehr hat, darf mehr behalten. Das ist Ihre Politik, rau Bundeskanzlerin. Ich finde, wir finden, das ist die alsche Politik, und wir werden sie bekämpfen. Ich bin mir sicher: Wir werden da nicht alleine sein, icht in diesem Hohen Hause und auch nicht in der deutchen Öffentlichkeit insgesamt. Warum sage ich das? In en Kommunen fehlen infolge der Wirtschaftskrise chon jetzt Steuereinnahmen in Höhe von 6 Milliarden uro. Viele Kommunen – Sie hören das auch von Bürermeistern und Oberbürgermeistern aus Ihren Reihen – tehen schon jetzt mit dem Rücken zur Wand. Durch die nderungen und durch die Prüfaufträge, die Sie vergeen haben, droht den Kommunen in Wahrheit, dass hnen auch noch das letzte Hemd genommen wird: ohnein weniger Einkommensteuereinnahmen, Infragestelung der Gewerbesteuer durch die Kommission, die Sie inberufen, und Wegfall des Mehrwertsteuerprivilegs für ie kommunalen Unternehmen. Meine Damen und Heren, wenn Sie mit diesen Plänen in all den Bereichen irklich durchkommen, dann sind die Kommunen am nde. Wenn Sie das mir nicht glauben – dafür hätte ich a noch Verständnis –, dann sollten Sie es doch der rankfurter Oberbürgermeisterin glauben, die Ihrer Par ei angehört. Sie spricht von „Demontage der kommunaen Selbstverwaltung“. Die Menschen werden das bitter u spüren bekommen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der SPD)


rau Roth hat das gesagt, der Deutsche Städtetag hat das
esagt, und auch der Deutsche Städte- und Gemeinde-
und ist auf dieser Linie. Sie haben doch gar keine an-
ere Wahl, wenn Sie diese Politik wirklich wahr werden
assen. Was sollen sie denn anderes tun, als das, was ih-
en genommen wird, in Gebühren- und Abgabensteige-
ungen für die Bürger zu übersetzen?

Das ist das Kleingedruckte in Ihrem Koalitionsver-
rag. Das ist das, was viele bisher übersehen haben. Des-
alb sage ich: Schwarz-Gelb wird am Ende eben nicht
ehr Netto vom Brutto bedeuten. Sie gehen den anderen
eg, den der Abgaben- und Gebührensteigerungen. Ich

rophezeie Ihnen: Am Ende wird es weniger Netto vom
rutto sein. Das wird Ihre Politik ergeben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das aus meiner Sicht Verheerendste zum Schluss: Sie
ntzweien das Land weiter. Auf der einen Seite sind die-
enigen, die von ihrer Arbeit leben können, und auf der
nderen Seite diejenigen, die mit Billiglöhnen abge-
peist werden. Das Gegenteil ist richtig; wir wissen das
och alle. Wenn es richtig ist – ich jedenfalls glaube da-
an –, dass derjenige, der den ganzen Tag arbeitet, auch
on seinem Lohn einigermaßen leben können muss, und






(A) )



(B) )


Dr. Frank-Walter Steinmeier
dies immer noch das Grundprinzip einer Arbeitsgesell-
schaft ist,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


dann machen Sie dieses Prinzip kaputt, und zwar wieder
mit einem Trick an der entscheidenden Stelle; Sie haben
ihn eben vorgestellt. Sie sagen, dass Sie in Ihrer Koali-
tion sittenwidrige Löhne ausschließen wollen. Ich sage:
Was für ein Heldenmut! Das gilt schon, und das wissen
alle Beteiligten hier.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sittenwidrig sind nach herkömmlicher Rechtsprechung
Löhne – das wissen Sie alle –, die die Tariflöhne bzw.
die ortsüblichen Löhne um mehr als ein Drittel unter-
schreiten. Was heißt das auf gut Deutsch? Das heißt,
dass Sie für Hunderttausende in dieser Republik Bil-
liglöhne von 4 Euro festschreiben, und das als diejeni-
gen, die in diesem Wahlkampf „Arbeit muss sich wieder
lohnen“ plakatiert haben. Was ist das für ein Leistungs-
begriff?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich kann fragen: „Was ist das für ein Leistungsbe-
griff?“, aber eigentlich müsste man fragen: Was ist das
für ein Menschenbild? Wenn Eltern ihren Kindern sagen
müssen: „Ich war zwar den ganzen Tag arbeiten, aber am
Monatsende muss ich trotzdem aufs Amt“, dann ist und
bleibt das entwürdigend. Das ist heute entwürdigend,
und das ist die Altersarmut von morgen. Deshalb ist das
der falsche Weg. Mindestlöhne sind die richtige Ant-
wort, und diese Antwort verweigern Sie in der Koali-
tionsvereinbarung, in der Politik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der LINKEN: Sie haben es doch eingeführt!)


Schuldenpolitik im Blindflug, Schwächung der
Schwachen, Stärkung der ohnehin Starken, Entsolidari-
sierung beim Gesundheitssystem, Ausspielen der Regio-
nen gegeneinander, Ausbluten der Kommunen, aber
eben gleichzeitig vollmundige Steuersenkungen auf
Pump – Frau Merkel, Herr Westewelle, ich glaube, Sie
sind nicht das Traumpaar der deutschen Politik. Wenn
das so wahr wird, dann werden Sie zum Traumtänzer-
paar. Das spricht sich mittlerweile herum.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau Bundeskanzlerin, diese Regierung hat einen
Koalitionsvertrag, aber sie hat keinen Plan. Da ist kein
Projekt, da ist kein Anspruch, und da ist kein Ehrgeiz.
Das ist das eigentlich Schlimme, weil unser Land – auch
Sie sagen es – vor entscheidenden Jahren steht. Unser
Land braucht eine Leitidee, wie Wohlstand und Arbeit
in diesem neuen Jahrzehnt entstehen können, eine Idee,
welche Konsequenzen wir aus der Krise der Finanz-
märkte, mittlerweile einer weltweiten Wirtschaftskrise,
ziehen, wie wir die daraus entstehenden Lasten fair ver-

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(C (D eilen, wie wir die Finanzmärkte dazu bringen und zwinen, ihren Beitrag zu leisten, und vor allen Dingen wie ir verhindern, dass sich diese Krise wiederholt. Wir rauchen eine Idee, wie wir die sozialen Gräben dieses andes überwinden, wie wir wirkliche Chancengleicheit schaffen und wie wir im Bereich der Integration achholen, was wir jahrzehntelang möglicherweise veräumt haben. Nur wer Antworten auf diese Fragen hat, ann ernsthaft und kraftvoll regieren. Diese Regierung davon bin ich überzeugt – hat sie jedenfalls nicht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1700300400
In diesem
and steckt viel. Ja, aber das Problem ist: In dieser Re-
ierung steckt der Wurm. Deshalb haben Sie die schöns-
en Tage Ihrer Regierungszeit schon hinter sich.

Vielen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1700300500

Ich erteile das Wort der Kollegin Birgit Homburger

ür die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Frau Homburger zeigt uns jetzt, wo der Wurm steckt!)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1700300600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

eginn der Arbeit des 17. Deutschen Bundestages fällt
usammen mit dem Jahrestag des Falls der Mauer vor
0 Jahren. Deshalb ist es richtig, dass wir uns in diesen
agen erinnern, dass wir zurückschauen und uns noch
inmal vergegenwärtigen, was vor 20 Jahren geschah.
enn ich an diese Zeit zurückdenke, dann stehen für
ich ganz persönlich nicht nur diese historische Situa-

ion und geschichtliche Tatsachen im Vordergrund, die
nser Land verändert haben. Vielmehr bewegt mich da-
als wie heute die emotionale Verfasstheit unseres Lan-

es, die von einer Aufbruchstimmung geprägt war. Wir
önnen aus dieser Zeit etwas lernen: was Solidarität un-
ereinander, was Hilfsbereitschaft, was spontane Freude
ber das unerwartete Glück anderer angeht und welche
raft das Bewusstsein für die Bedeutung von Freiheit in

inem Volk freisetzen kann.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Der Fall der Mauer markiert den Sieg der Freiheit
ber die Unfreiheit. Er ist im Endeffekt ein Geschenk
erjenigen, die den Mut hatten, etwas Neues zu schaffen,
uf die Straße zu gehen. Er ist ein Geschenk der Mutigen
n ein ganzes Volk, an den Staat und an die ganze Welt.

Die Überwindung der deutschen Teilung beendete
uch die Spaltung Europas. Die europäische Einigung
at zur Stabilisierung des Friedens in Europa beigetra-
en. Der Vertrag von Lissabon eröffnet uns heute Chan-






(A) )



(B) )


Birgit Homburger
cen, diese Zusammenarbeit in Europa weiter zu vertie-
fen. Wir als Koalition wollen die Chancen nutzen und
dafür sorgen, dass diese vertiefte Einigung Europas auch
im Alltag umgesetzt wird.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


In der Außenpolitik haben wir viele Kontinuitäts-
linien.


(Zurufe von der SPD: Das ist doch keine Geschichtsunterrichtsstunde! – Kommen Sie doch einmal zum Thema!)


Aber es gibt auch einige neue Akzente, die gesetzt wer-
den. Es ist heute schon deutlich geworden, dass die
Abrüstungspolitik für diese Regierung eine zentrale
Rolle spielt.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wann ist das denn deutlich geworden? – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Interessant!)


Wir als Koalition unterstützen die von US-Präsident
Barack Obama unterbreiteten Vorschläge für neue, weit-
gehende Abrüstungsinitiativen mit Nachdruck. Das
schließt auch das ehrgeizige Ziel einer nuklearwaffen-
freien Welt mit ein. Selbst Zwischenschritte auf dem
Weg dorthin stellen einen bedeutenden Zugewinn für die
weltweite Sicherheit dar.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Daher werden wir uns in der NATO und auch gegenüber
den USA weiterhin dafür einsetzen, dass die in Deutsch-
land verbliebenen Atomwaffen abgezogen werden. Das
war nicht immer so klar, wie es jetzt im Koalitionsver-
trag steht. Es ist gut für Deutschland, dass wir uns darauf
verständigt haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Eine besondere Herausforderung in der Außenpolitik
stellt der Einsatz in Afghanistan dar. Wir haben als
Koalition deutlich gemacht, dass wir wissen, was dieser
Einsatz gerade für unsere Soldatinnen und Soldaten be-
deutet. Es geht um die Stabilisierung Afghanistans; sie
ist in unserem eigenen Interesse. Aber es geht nicht nur
um Stabilisierung, sondern wir wissen ganz genau, dass
die Soldatinnen und Soldaten jeden Tag vor großen He-
rausforderungen und auch in einem Kampfeinsatz ste-
hen. Diese Regierung hat deutlich gemacht, dass wir
wissen, um was es dort geht. Ich sage an dieser Stelle:
Wir sind dankbar für das, was vor Ort geleistet wird: von
unseren Soldatinnen und Soldaten, aber auch von den
Polizisten, die an der Polizeiausbildung mitwirken, und
von den Entwicklungshelfern.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Uns geht es darum, zusammen mit den Partnern eine
Strategie zu finden, die den Wiederaufbau in den Mittel-
punkt stellt und die vor allen Dingen dafür sorgt, dass
Afghanistan dauerhaft selbst für Sicherheit und Ordnung

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(C (D orgen kann. Deswegen werden wir die Ausbildung des ilitärs, aber auch die Ausbildung der Polizei weiter erstärken. Das ist der Schlüssel dazu, dass die afghaniche Regierung selbst für Sicherheit und Ordnung soren kann. Je früher das möglich ist, desto früher gibt es ine Perspektive, den Afghanen allein die Verantworung für dieses Land zu übertragen. Das ist unser Ziel. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Steinmeier, ich möchte an dieser Stelle sagen,
ass es mich ein bisschen verwundert, dass Sie über-
aupt nichts zur Außenpolitik gesagt haben. Wir hatten
n den vergangenen Jahrzehnten in diesem Hause die
ute Tradition, dass in der Außenpolitik viel gemeinsam
eht.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Das war aber vor Niebel!)


ie Tatsache, dass Sie, Herr Steinmeier, hierzu nichts
esagt haben, wirft die Frage auf, ob Sie, ob die SPD
ich hier vom Acker stehlen will.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD – Zurufe von der SPD: Könnten Sie vielleicht auch einmal etwas zu Ihrem Koalitionsvertrag sagen? – Thema verfehlt! – Wovon reden Sie denn da?)


Der Einsatz der Bundeswehr an vielen Orten der
elt


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich will mal sehen, was Sie beim Libanon-Einsatz machen!)


eigt uns längst, dass die Bundeswehr eine Armee im
insatz geworden ist. Deswegen war es richtig, dass wir

m Koalitionsvertrag festgelegt haben, dass die Organi-
ationsstruktur der Bundeswehr überprüft wird, und
ichtig war auch, dass die FDP hinsichtlich der Wehr-
flicht konsequent durchgesetzt hat, dass die Grund-
ehrdienstzeit zum 1. Januar 2011 von neun auf sechs
onate verkürzt wird.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollten Sie die Wehrpflicht nicht abschaffen?)


as ist eine Reduzierung um ein Drittel. Das bringt eine
ntlastung der Wehrpflichtigen. Es zeigt deutlich, dass
uch an dieser Stelle Bewegung möglich ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Es ist nichts Halbes und nichts Ganzes! Das funktioniert doch nicht!)


Wir blicken in diesem Jahr nicht nur auf 20 Jahre
auerfall, sondern auch auf 60 Jahre Bundesrepublik
eutschland zurück. Den Wohlstand, der in diesem Land

n dieser Zeit erarbeitet wurde, verdanken wir der sozia-
en Marktwirtschaft. Sie hat sich in vielen Krisen als
ern- und zukunftsfähiges Modell erwiesen. Dabei ist
öllig klar, dass wir das, was geschaffen wurde, nicht
urch möglichst viel Gleichheit, sondern durch mög-






(A) )



(B) )


Birgit Homburger
lichst viel Freiheit erreicht haben, im Glauben an und im
Vertrauen auf die Kraft, den Fleiß, die Leistungsbereit-
schaft und die Kreativität der Menschen in diesem Land.
Genau diese Leistungsbereitschaft, genau diese Kreativi-
tät wollen wir durch mehr Freiheit wieder freisetzen und
für die Zukunft nutzen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Viele Menschen in diesem Land fürchten angesichts
der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise um ihre
Existenz. Viele Arbeitnehmer fürchten um ihre Arbeits-
plätze; aber, was oft vergessen wird, auch viele Unter-
nehmerinnen und Unternehmer fürchten um ihre Exis-
tenz.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frau Schickedanz!)


Viele große Unternehmen stecken in erheblichen
Schwierigkeiten. Menschen, die aufgrund der Wirt-
schaftskrise ihren Arbeitsplatz verloren haben oder in
Hartz IV geraten sind, verlieren ihr Erspartes und oft ge-
nug auch ihre Zuversicht.

Dagegen stellen wir uns. Das schafft man aber nicht
mit Verzagtheit, das schafft man nur mit klaren Refor-
men und mit mehr Freiheit im Rahmen der sozialen
Marktwirtschaft.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Angesichts der Finanzmarktkrise sind auch politische
Korrekturen und Reformen notwendig. Zentral ist aber,
dass die Regeln, die es gibt und die die Politik setzt,
auch eingehalten werden. Deshalb werden wir die Auf-
sicht über die Banken in Deutschland bei der Deut-
schen Bundesbank zusammenführen,


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht über die Versicherungen!)


damit die Bankenaufsicht anders als in der Vergangen-
heit schlagkräftig wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das zeigt die Handschrift der Liberalen. Wir haben ges-
tern das Wachstumsbeschleunigungsgesetz auf den
Weg gebracht, weil wir einen Neustart in Deutschland
brauchen. Zum 1. Januar 2010 werden wir damit begin-
nen, vor allem Familien und die Mittelschicht in diesem
Land zu entlasten. Wir wollen und wir werden das
Wachstum beschleunigen; denn nur Wachstum wird da-
für sorgen, dass wir den Weg aus der Krise finden, Ar-
beitsplätze erhalten und neue schaffen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deshalb wollen wir die Unternehmen zuverlässig entlas-
ten und den Bürgerinnen und Bürgern dauerhaft mehr
Netto vom Brutto lassen. Deshalb werden wir noch in
dieser Legislaturperiode zu einem einfacheren und ge-
rechteren Steuersystem kommen.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sören Bartol [SPD]: Herr Seehofer sagt das Gegenteil!)


ir werden den Stufentarif einführen. Unser Ziel ist, die
teuern auf kleine und mittlere Einkommen zu senken,
ie Mittelschicht zu stärken und dafür zu sorgen, dass
ich in diesem Land für Menschen, die bereit sind, die
rmel hochzukrempeln, Leistung endlich wieder lohnt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Leistung soll sich lohnen!)


Wir werden im Rahmen dieser Strukturreformen für
ereinfachung sorgen, weil wir wollen, dass die Bürge-

innen und Bürger wieder verstehen können, was der
taat von ihnen will. Wir wollen, dass der Staat mit dem
ürger fair umgeht. Das werden wir mit dem Wachs-

umsbeschleunigungsgesetz umsetzen.

Wir werden die Unternehmensteuerreform korrigie-
en und Wachstumshemmnisse beseitigen. Ich sage an
ieser Stelle ganz deutlich: In den vergangenen Monaten
tanden in der öffentlichen Aufmerksamkeit, wenn es
m Arbeitsplätze ging, immer einzelne große Unterneh-
en. Die öffentliche Wahrnehmung hat sich darauf kon-

entriert. Wir wollen, dass in unserer Politik der Fokus
uf die vielen kleinen und mittleren Betriebe gelegt
ird, die den größten Teil der Arbeits- und Ausbildungs-
lätze in Deutschland schaffen und erhalten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So wie RWE und Eon!)


Deutschlandweit stehen jährlich 80 000 Betriebe zur
bergabe an. Die meisten von ihnen sind mittelständi-

che Familienunternehmen. Diese Unternehmen haben
roße Probleme, die Nachfolge zu regeln. Das hat auch
twas damit zu tun, dass die potenziellen Nachfolger
issen, wie schwierig es ist, am Markt zu bestehen, und
ass man regelmäßig mit seiner und mit der Existenz sei-
er Familie für ein solches Familienunternehmen ein-
teht. Deswegen wollen wir, dass diejenigen, die dieses
isiko tragen und die damit Chancen auf Arbeit und
uch auf Ausbildung schaffen, endlich wieder fair be-
andelt werden. Deshalb werden wir auch die nötigen
orrekturen an den Regelungen zur Erbschaftsteuer vor-
ehmen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich sage an dieser Stelle noch eines: Wir werden eine
eitere Korrektur im Bereich der Erbschaftsteuer
urchführen, indem wir die Steuerbelastung für Ge-
chwister und Geschwisterkinder bei der Erbschaft- und
chenkungsteuer durch einen neuen Steuertarif verrin-
ern. Wir korrigieren hier einen großen Fehler der alten
egierung, weil Geschwister damals fast wie Fremde
ehandelt worden sind. Das passt nicht in unser Fami-
ienbild, und deshalb werden wir das ändern.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Birgit Homburger
Wir kümmern uns auch um die, die unverschuldet in
Not geraten sind. Wir werden eine weitere soziale
Schieflage in unserem Land beseitigen, indem wir das
Schonvermögen bei Hartz-IV-Empfängern von 250 Euro
auf 750 Euro pro Lebensjahr erhöhen. Darüber hinaus
werden wir die selbstgenutzte Immobilie vor dem Zu-
griff des Staates schützen, weil diejenigen, die das getan
haben, was wir ihnen immer gesagt haben, nämlich zu
sparen und für das Alter vorzusorgen, nicht alleingelas-
sen werden dürfen, wenn sie unverschuldet in Not gera-
ten. Deshalb werden wir diese Schieflage beseitigen und
die falsche Politik der SPD korrigieren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben auch hinsichtlich der Haushaltslage klare
Regeln in unserem Koalitionsvertrag.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ja, mehr Schulden!)


Wir machen deutlich, dass Steuerentlastung und Haus-
haltskonsolidierung Hand in Hand gehen müssen. In
den Ländern, in denen CDU und FDP gemeinsam regie-
ren, sehen Sie, dass wir dort in der Vergangenheit schon
Kurs gehalten haben.

Jetzt komme ich zu dem, was Sie zum Thema Ver-
schuldung gesagt haben, Herr Steinmeier. Entschuldi-
gung, aber wer hat denn in diesem Land die Schulden
gemacht?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Bund hat in den letzten Jahren eine Neuverschul-
dung zu verantworten. In wirtschaftlich guten Zeiten
hätten Sie hier eine Nettonullverschuldung erreichen
können. Herr Steinmeier, der größte Schuldenmacher der
Nation heißt Steinbrück. Das müssen Sie schon mit sich
ausmachen und nicht auf uns schieben.


(Beifall bei der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Da hat Ihr Koalitionspartner aber gar nicht geklatscht!)


Diese neue Koalition aus Union und FDP will einen
neuen Aufbruch für Deutschland. Dazu gehört auch der
Bürokratieabbau. Der Bürokratieabbau ist ein Wachs-
tumsprogramm zum Nulltarif. Deshalb wollen wir mit
dem Bürokratieabbau Wachstumsbremsen und Investi-
tionsbremsen lösen.

Erstmals bekennt sich eine Koalition dazu, die bun-
desrechtlichen Informationspflichten um netto 25 Pro-
zent zu reduzieren, und zwar bis 2011 im Vergleich zu
2006. Für die Zeit über 2011 hinaus werden wir ein wei-
teres anspruchsvolles Reduktionsziel formulieren.

Wir haben immer wieder deutlich gemacht, dass Büro-
kratiekosten nicht nur hinsichtlich der Informationspflich-
ten entstehen. Wir werden dafür sorgen, dass zukünftig
Bürokratiekosten nicht mehr nur an den Informations-
pflichten festgemacht werden, sondern dass man weit
über diesen Begriff hinausgeht und versucht, in Deutsch-
land Bürokratie insgesamt zurückzufahren und für die

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(C (D ürgerinnen und Bürger und für die Unternehmen mehr reiräume zu schaffen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das bedeutet, dass wir strukturelle Änderungen vor-
ehmen werden, beispielsweise dadurch, dass wir Ge-
ehmigungsverfahren verkürzen und beschleunigen
owie Anzeigeverfahren Vorrang vor den Genehmi-
ungsverfahren einräumen werden. Aber wir werden
uch ganz konkrete Maßnahmen beschließen, die im Ko-
litionsvertrag bereits aufgeführt sind.

Wir werden vor allen Dingen eines machen: Wir wer-
en den Normenkontrollrat stärken und seine Kompe-
enzen ausbauen. Wenn wir einen Aufbruch für Deutsch-
and wollen, dann müssen wir die Chance, die
estehenden Wachstumsbremsen zu lösen, nutzen. Das
un wir, indem wir dem Bürokratieabbau endlich den nö-
igen Rang einräumen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir werden dafür einstehen, dass die Menschen nicht
änger bevormundet werden, sondern dass sie die Frei-
eit haben, zu wählen und selbst zu entscheiden. Das gilt
ür alle Bereiche. Ich sage ganz deutlich: Die Bürgerin-
en und Bürger haben eine Entscheidung getroffen und
ich gegen die ideologischen Scheuklappen linker Par-
eien und für eine Politik mit Augenmaß und Vernunft
usgesprochen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Diesem Wunsch werden wir auch in der Energiepoli-
ik nachkommen. Wir werden im nächsten Jahr ein
eues Energiekonzept für Deutschland vorlegen. Dabei
erden wir den Ausbau der erneuerbaren Energien und
ie Erhöhung der Energieeffizienz in den Mittelpunkt
tellen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie blockieren die erneuerbaren Energien doch!)


ir werden auch darauf achten, dass Energiepolitik
ünftig ideologiefrei, technologieoffen und marktorien-
iert gestaltet wird.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Blablabla!)


ch glaube, dafür haben wir hier die besten Vorausset-
ungen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir sagen ganz klar: Wir können in diesem Energie-
ix nicht auf fossile Energieträger verzichten. Deshalb
ollen wir, dass der Investitionsstau im Bereich des
raftwerksbaus endlich aufgelöst wird. Wir wollen lie-
er mit modernen Kohlekraftwerken für geringere Emis-
ionen sorgen, als die alten weiterlaufen zu lassen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Birgit Homburger
In der Frage der Kernenergie werden wir uns ganz
klar an der Sicherheit der Kernkraftwerke orientieren.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deshalb wird jetzt die Laufzeit für Biblis verlängert!)


Wir haben immer gesagt: Wenn ein Kernkraftwerk den
hohen deutschen Sicherheitsbedingungen entspricht,
dann muss man es betreiben dürfen. Wenn es ihnen nicht
entspricht, muss es sofort abgeschaltet werden. Das wird
die Leitlinie sein. Wir sind bereit, hier eine ideologie-
freie Politik zu machen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben allerdings im Koalitionsvertrag genauso
deutlich gemacht, dass wir am Vorrang der erneuerbaren
Energien bei der Netzeinspeisung festhalten und dass
wir über das, was es bisher gibt, hinausgehen. Wir wol-
len, dass hier im Rahmen der Energieforschung endlich
mehr investiert wird. Das ist das klare Ziel unserer Ko-
alition. Wir wissen, dass wir erneuerbare Energien, die
nicht dauerhaft zur Verfügung stehen, wie Wind und
Sonne, grundlastfähig machen müssen. Wenn wir sie
grundlastfähig machen wollen, dann brauchen wir Spei-
chertechnologien. Deswegen werden wir hier Impulse
setzen. Wir werden hier entsprechend investieren. Wir
werden hier mit einem Forschungsprogramm neue zu-
kunftsträchtige Technologien auf den Weg bringen. Das
ist unser Ziel. Wir wollen das Zeitalter der erneuerbaren
Energien erreichen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Da müssen Sie selber lachen!)


Daran schließt sich unser Verständnis von Klima-
schutz an. Wir sehen im Klimaschutz einen Wettbe-
werbsmotor für neue Technologien. Es ist unser Ziel, die
Erderwärmung auf maximal 2 Grad zu begrenzen und
Deutschlands Vorreiterrolle beim Klimaschutz beizube-
halten. Wir werden deshalb Erlöse aus dem Emissions-
handel für nationale und internationale Klimaschutzpro-
jekte einsetzen. Wir werden in Kopenhagen für ein
weltweites anspruchsvolles Klimaschutzabkommen
streiten. Das ist Politik für die Zukunft dieses Landes.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Besonders deutlich wird der Aufbruch, den diese Ko-
alition erreichen möchte, auch in der Gesundheitspoli-
tik. Nach der Politik der vergangenen Jahre, die immer
mehr auf Staatsmedizin und Zentralisierung gesetzt hat,
wollen die Bürgerinnen und Bürger ein neues Gesund-
heitssystem.


(Zuruf von der SPD: Das wollen sie überhaupt nicht!)


Auch dafür ist diese Koalition gewählt worden.


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(C (D Wir wollen, dass das neue Gesundheitssystem zuunftsfest, bezahlbar und an den Bedürfnissen der Paienten ausgerichtet ist. Das haben wir im Koalitionsverrag so beschlossen, und das werden wir auch umsetzen. s wird auch in Zukunft so sein, dass unabhängig von inkommen, Alter, sozialer Herkunft und gesundheitlihem Risiko die medizinische Versorgung qualitativ ochwertig und wohnortnah sichergestellt wird, damit lle am medizinischen Fortschritt teilhaben können. Wenn Sie das erreichen wollen, dann brauchen Sie eien klaren Kompass, und dann ist auch die Freiberufichkeit der Ärzte notwendig. Es ist gut, dass sich diese oalition dazu bekennt. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


eshalb ist es unerlässlich, Lösungen dafür zu finden,
ie die Kosten des medizinischen Fortschritts und der
emografischen Situation solidarisch aufgefangen wer-
en können. Wir wollen ein Gesundheitssystem, das de-
ografiefest und damit noch ein Stück solidarischer als

isher ist. Es geht hierbei auch um die Solidarität zwi-
chen den Generationen. Das ist eine große Herausforde-
ung. Aber wir nehmen diese Herausforderung an.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Sie sind dieser Herausforderung gar nicht gewachsen!)


Dasselbe gilt auch für die Pflege. Das Umlageverfah-
en garantiert die Pflegeversicherung nicht auf Dauer.
eshalb wollen wir sie durch einige Elemente der Ka-
italdeckung ergänzen. Um es klarer auszudrücken:
urch Ansparmaßnahmen. Wir wollen das System der
flegeversicherung dadurch zukunftsfest machen, dass
s auf hohe Qualität setzt, dass es weniger Bürokratie in
em System gibt und wir durch weniger Bürokratie in
er Pflege wieder mehr Zeit für Zuwendung gegenüber
en Menschen haben.


(Beifall des Abg. Wolfgang Zöller [CDU/ CSU])


Wie sozial eine Gesellschaft ist, zeigt sich auch daran,
ie wir mit älteren und pflegebedürftigen Menschen
mgehen.


(Elke Ferner [SPD]: Ja! Ganz genau, Frau Homburger!)


enau deshalb werden wir das System so reformieren,
ass es diesen Ansprüchen gerecht wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Förderung von Familien ist uns ein Herzensan-
iegen. Deshalb werden wir im Wachstumsbeschleuni-
ungsgesetz die Freibeträge für jedes Kind erhöhen, und
ir werden vor allen Dingen auch das Kindergeld erhö-
en. Das ist ein erster Schritt. Ich bin davon überzeugt,
ass im Laufe dieser Legislaturperiode ein weiterer
chritt folgen wird. Damit wollen wir die wirtschaftliche
nd soziale Leistungsfähigkeit von Familien mit Kin-
ern stärken.






(A) )



(B) )


Birgit Homburger
Das sind Maßnahmen, die diese Gesellschaft braucht.
Es sind Maßnahmen, die Solidarität zeigen und vor allen
Dingen den Familien mehr Chancen geben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir wollen Bildung als Bürgerrecht. Auch das ist
für uns ein zentraler Punkt in dieser Legislaturperiode.
Wir wissen, dass sich im Zeitalter der globalen Wissens-
gesellschaft die Bildung längst zur eigentlichen sozialen
Frage für den Menschen entwickelt hat. Deshalb legen
wir einen Schwerpunkt auf die Bildungspolitik. Wir ha-
ben entschieden, dass wir mit der Förderung am Beginn
des Bildungsweges ansetzen wollen. Denn wir wissen,
dass das Beherrschen der deutschen Sprache die Grund-
lage für den späteren Bildungserfolg ist. Deshalb haben
wir uns darauf verständigt, bundesweit vergleichbare
Sprachstandstests für alle Kinder im Alter von vier Jah-
ren zu unterstützen und bei Bedarf eine verpflichtende,
gezielte Sprachförderung anzuschließen.

Diese Maßnahmen führen dazu, dass Kinder in jun-
gen Jahren Chancen bekommen, die sie vielleicht von zu
Hause nicht mitbekommen. Wir unterstützen das, weil
Bildung der Schlüssel zum sozialen Aufstieg ist, und den
wollen wir in diesem Land allen Menschen ermöglichen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ohne Sicherheit ist Freiheit wenig wert. Umgekehrt
darf Sicherheit nicht zulasten von Freiheit entstehen. Ich
glaube, gerade die Diskussion der letzten Tage zeigt,
dass eine Gesellschaft nicht freier ist, je intensiver ihre
Bürger überwacht, kontrolliert oder beobachtet werden.

Freiheit und Sicherheit müssen sorgsam ausbalanciert
werden. Das gelingt nur durch eine Innenpolitik, die auf
Verhältnismäßigkeit setzt. Diese Balance haben wir im
Koalitionsvertrag festgeschrieben. Wir haben vereinbart,
dass nun viele Maßnahmen, die teilweise in der rot-grünen
Regierungszeit beschlossen wurden, korrigiert werden,
auch wenn es mühsam ist. Wir werden die Internetzensur-
maßnahmen aussetzen. Wir wissen, dass das Internet ein
freiheitliches, effizientes Informations- und Kommunika-
tionsforum ist und maßgeblich zur Entwicklung einer
globalen Gemeinschaft beiträgt. Deswegen sehen wir hier
nicht nur Gefahren, sondern auch Chancen. Das muss
endlich auch in eine moderne Politik umgesetzt werden.


(Beifall bei der FDP)


Wir werden im Bereich der Bürgerrechte deutliche
Zeichen setzen. Wir werden die Entscheidung des Bun-
desverfassungsgerichts über die Verfassungsmäßigkeit
der Vorratsdatenspeicherung abwarten und bis dahin die
Vorratsdatenspeicherung aussetzen. Wir haben bei der
Onlinedurchsuchung Einschränkungen beschlossen und
auch den Schutz des Kernbereichs privater Lebensge-
staltung verbessert. Der Einsatz der Bundeswehr im In-
nern ist kein Thema mehr. Ich sage ganz klar: Wir wer-
den auch beim Datenschutz Fortschritte machen und
dem Bundesdatenschutzgesetz ein eigenes Kapitel zum
Arbeitnehmerdatenschutz hinzufügen.

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(C (D Als Fazit bleibt festzuhalten: Diese Koalition hat Resekt vor den Rechten der Bürgerinnen und Bürger und rkennt die Grenzen staatlichen Handelns und des öfentlichen Sicherheitsinteresses. Wir wollen eine neue alance zwischen Freiheit und Sicherheit. Das werden ir gemeinsam umsetzen. Wachstum, Bildung und Zusammenhalt sind die andlungsmaximen dieser Koalition des Aufbruchs für eutschland. Die Koalition wird in den nächsten vier ahren einen neuen Start gestalten. In den letzten Tagen ar viel von Mut und Freiheit die Rede. Mehr Mut und ehr Freiheit sind das, was Deutschland jetzt braucht. ir stehen für mehr Freiheit zur Verantwortung. Wir ha en den Mut und die Entschlossenheit, das gemeinsam mzusetzen. Wir werden das schaffen. Vielen Dank. Für die Fraktion Die Linke hat nun Kollege Oskar afontaine das Wort. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Aufgabe einer Regierungserklärung zu Beginn einer egislaturperiode ist, die wichtigsten Probleme zu beennen und Lösungsvorschläge zu unterbreiten, wie iese Probleme bewältigt werden können. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist gelungen!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1700300700

(Beifall bei der LINKEN)

Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700300800

ach unserer Auffassung ist dies nicht gelungen.Viel-
ehr hat die Bundeskanzlerin in ihrer Regierungserklä-

ung wesentliche Aufgaben nicht erkannt, geschweige
enn Lösungsvorschläge gemacht, wie diese Aufgaben
u bewältigen sind.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich beginne mit der ersten Aufgabe, die sie benannt
at. Sie sagte, die erste Aufgabe sei, die Folgen der inter-
ationalen Finanz- und Wirtschaftskrise zu überwin-
en. Wer könnte dem widersprechen? Aber ganz ent-
cheidend ist, dass sie die wesentliche Aufgabe außer
cht gelassen hat. Das entwertet völlig ihre Regierungs-

rklärung. Wir müssen nicht zuerst die Folgen ins Auge
assen, sondern die Ursachen der internationalen Finanz-
rise erkennen und endlich die Weltfinanzmärkte regu-
ieren.


(Beifall bei der LINKEN)


s entwertet diese Regierungserklärung völlig, dass
azu keinerlei Vorschläge gemacht worden sind. Frau
undeskanzlerin, Sie haben die wichtigste Aufgabe un-

erer Zeit überhaupt nicht erkannt, geschweige denn Lö-
ungsvorschläge dazu gemacht.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
Es ist schön, wenn wir jetzt ab und zu hören, dass eine
Börsenumsatzsteuer auf einmal populär ist. Wir erinnern
uns noch gut daran, dass oft von billigem Populismus die
Rede war, als wir eine solche Steuer gefordert haben. Es
ist ganz schön, dass auch Sie sich nach vielen anderen
Staatsmännern zu einer Transaktionsteuer bekennen. Als
wir das hier vorgetragen haben, hieß es, das sei unprakti-
kabel und billiger Populismus. Es ist wunderbar für
mich, zu erleben, wer alles sich jetzt zum Keynesianis-
mus bekennt und ihn täglich herunterbetet, nachdem er
jahrzehntelang verurteilt worden ist. Jawohl, es ist wahr:
Der Keynesianismus rettet zurzeit die Weltwirtschaft mit
expansiver Finanzpolitik und expansiver Geldpolitik. Es
ist schön, dass Sie das erkannt haben.


(Beifall bei der LINKEN)


Aber nun haben Sie keinerlei Vorschläge gemacht,
wie die Weltfinanzkrise zu bewältigen ist, wie die Ursa-
chen zu bekämpfen sind. Ich will einige Vorschläge von
unserer Seite machen.

Erstens. Wir brauchen eine neue internationale Leit-
währung, die den Dollar ablöst und die geeignet ist, die
Währungsspekulationen und das Schwanken der Wäh-
rungen in der Zukunft mehr oder weniger auszuschlie-
ßen, zumindest zu mindern.


(Beifall bei der LINKEN)


Zweitens. Wir brauchen eine Regulierung des interna-
tionalen Kapitalverkehrs. Es kann nicht sein, dass wei-
terhin auf Knopfdruck Milliarden um den Erdball kursie-
ren und die Weltwirtschaft auf eine Art und Weise
zerstören, wie wir es in den letzten Jahren erlebt haben.


(Beifall bei der LINKEN)


Drittens. Wir brauchen ein Austrocknen der Steuer-
oasen. Es ist einfach nicht zu fassen, dass an dieser
Stelle überhaupt nichts unternommen wird. Vielmehr
sieht man tatenlos zu, dass auch mit Milliarden Steuer-
geldern unterstützte Banken weiterhin Steuerhinterzie-
hung in Steueroasen betreiben. Unglaublich. Diese Re-
gierung ist unfähig, diese Kernaufgaben unserer Zeit
überhaupt anzugehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Viertens. Wir brauchen ein Verbot von Hedgefonds.

Fünftens. Wir brauchen ein Verbot der Schrottpa-
piere. Solange das nicht der Fall ist, so lange wird die
Spekulation weitergehen, so lange wird es Verwerfungen
in der Volkswirtschaft geben.


(Beifall bei der LINKEN)


Sechstens. Es muss die billige Ausrede aufhören, man
könne das nur international bewältigen. Zu dieser billi-
gen Ausrede haben sich alle Staatsmänner in den letzten
Jahren verstanden. Wir haben hier vor einiger Zeit, im
Oktober 2008, eine Antwort der Bundesregierung auf
die Frage nach den Deregulierungsmaßnahmen der
letzten Jahre erhalten. Es waren 50 Deregulierungsmaß-
nahmen. Sie sind alle aufgelistet. Wenn Sie mindestens
30 bis 40 davon zurücknähmen, dann würden Sie hier in
Deutschland dafür Sorge tragen, dass die Finanzspekula-

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(C (D ion endlich wieder durch Investitionen in die Realwirtchaft abgelöst wird. Das ist die dringende Aufgabe unerer Zeit. Siebentens. Es ist auch endlich geboten, dass Sie icht Diskussionsverweigerung betreiben und den Kopf mmer wieder in den Sand stecken. Hier wird der EUertrag ständig gelobt, gelobt, gelobt, aber ein entscheiender Artikel des EU-Vertrags wird verschwiegen, wird icht zur Kenntnis genommen und wird in seiner Trageite überhaupt nicht begriffen. Ich lese es Ihnen, Frau undeskanzlerin, vor. In Art. 56 heißt es: Im Rahmen der Bestimmungen dieses Kapitels sind alle Beschränkungen des Kapitalverkehrs zwischen den Mitgliedstaaten sowie zwischen den Mitgliedstaaten und dritten Ländern verboten. Mit anderen Worten: Der EU-Vertrag untersagt eine ernünftige Regulierung der Weltfinanzmärkte. Er ist amit absolut unzeitgemäß. ntscheidend ist aber, dass es den Regierungen dieser elt nicht gelingt, die Regulierung der Finanzmärkte ach vorne zu bringen. Es ist schon so – ich zitiere ihn och einmal –, dass Tietmeyer ein Seher war. Er sagte inmal: Sie alle unterliegen jetzt der Kontrolle der interationalen Finanzmärkte. – Daran hat sich nichts geänert. Die internationalen Finanzmärkte und die Finanzinustrie bestimmen die Politik, und nicht Sie. ie sind im Grunde genommen, wenn man so will, nur azu da, irgendwelche Allgemeinplätze abzusondern. ie Presse weltweit schreibt: Die Banken machen weiter ie bisher. – Das ist ein großer Skandal. Die nächste lase wird vorbereitet. Die zweite Aufgabe, die Sie angesprochen haben, hat ich jetzt doch fasziniert. Sie sagten: Wir müssen das erhältnis der Bürgerinnen und Bürger zu ihrem Staat erbessern. Donnerwetter, ich hätte mir nicht vorstellen önnen, dass Sie zu dieser Einsicht kommen. Wir haben ine ganz andere Sichtweise. Wir glauben, wir müssen as Verhältnis der Bundeskanzlerin und der sie tragenen Parteien zu den Bürgerinnen und Bürgern dieses taates verbessern. Das ist eine ganz andere Herangeensweise. ie müssen, achtens, endlich einmal die Lebensbedinungen der Menschen in diesem Lande zur Kenntnis ehmen und dann Vorschläge unterbreiten, wie diese Leensbedingungen verbessert werden können. Das ist hre Aufgabe, anstatt zu sagen, wir müssten das Verhältis der Bürgerinnen und Bürger zum Staat verbessern. ein, Sie müssen endlich Ihr Verhältnis zu den Bürger nnen und Bürgern dieses Landes verbessern und zur enntnis nehmen, was eigentlich ist. Oskar Lafontaine Dann hätten Sie beispielsweise gesehen, dass die Hauptbetroffenen der verfehlten Politik der letzten Jahre die Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter waren. Kein Wort zu diesem Skandal. Wir als Partei Die Linke bleiben dabei, dass die Leiharbeit verboten oder zumindest weitgehend reduziert werden muss. Wenn man sich schon nicht zu dieser Lösung versteht, dann sollte man sich an Frankreich ein Beispiel nehmen, wo es einen Risikoaufschlag für Leiharbeiter gibt. Die erhalten sogar mehr als ihre Kollegen. Oder man sollte zumindest die englische Lösung nehmen, dass nach sechs Wochen die Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter gleichbezahlt werden müssen. Sie sehen nicht, was im Volke los ist. Sie reden allgemein über die Köpfe der Menschen hinweg. Wir müssen die befristeten Arbeitsverhältnisse reduzieren. Hier sieht man, dass das, was diese Koalition vorhat, wie die Faust aufs Auge passt: Sie haben überhaupt nicht zur Kenntnis genommen, was passiert. Wer jetzt noch sagt, wir müssen die befristeten Arbeitsverhältnisse ausweiten, der hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Die deregulierten Arbeitsmärkte sind die Hauptursache für die Zerstörung der Familien in unserem Lande. Ich sage noch einmal an die selbsternannte Familienpartei CDU: Sie sind verantwortlich für die Zerstörung der Familien in unserem Land; denn junge Leute, die nicht wissen, ob sie in ein paar Monaten noch Geld auf dem Konto haben, können weder eine Familie gründen noch Kinder in die Welt setzen. So einfach ist der Zusammenhang. Sie wollen die befristeten Arbeitsverhältnisse auch noch ausweiten und reden dann von der Pflege der Familien. Wir brauchen endlich den gesetzlichen Mindestlohn. Obwohl in diesem Lande formal viele Jahre lang eine Mehrheit dafür war – das sage ich auch an SPD und Grüne hier im Parlament gerichtet –, ist es wirklich bedauerlich, dass wir es nicht zustande gebracht haben, den gesetzlichen Mindestlohn zu beschließen. Es ist eine Schande für eine der reichsten Volkswirtschaften der Welt, dass immer mehr Menschen acht Stunden am Tag arbeiten, ohne sich oder ihre Familie ernähren zu können. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Neuntens. Wir müssen endlich die Hartz-IV-Sätze für
Kinder erhöhen. Das wäre die wichtigste Aufgabe. Es
kann in unserem Land doch nicht die Aufgabe sein, das
Kindergeld für Besserverdienende zu erhöhen. Wo sind
wir eigentlich? Wenn man ein soziales Gesicht haben
möchte, dann muss man dort anfangen, wo die Not am
größten ist.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Zehntens. Wir müssen der immer weiteren Ausbreiung des Niedriglohnsektors entgegenwirken. Es ist och eine Schande – wir konnten es heute lesen –: Ende er 1990er-Jahre hatten die Niedriglöhner 64 Prozent es durchschnittlichen Arbeitnehmereinkommens; heute ind es nur noch 53 Prozent. Die Niedriglöhner haben lso fast nur noch die Hälfte des durchschnittlichen Areitnehmereinkommens, und Sie, Frau Bundeskanzlerin, tellen sich noch nicht einmal dieser Frage. Ich möchte ur sagen: Die Ursache ist das Lohndumping, ausgelöst urch eine Formel für die Zumutbarkeit von Arbeit. iese Formel besagt: Du musst jede Arbeit annehmen, ei sie noch so schlecht bezahlt und sei sie noch so weit nter deiner Qualifikation. Diese Zumutbarkeitsregel uss weg. Zu Deutsch: Hartz IV muss weg. Wir als Par ei Die Linke hier im Deutschen Bundestag bleiben daei. Wir glauben, dass es jetzt – das ist eine Aufgabe, die ch ansprechen möchte, weil Sie sie nicht angesprochen aben – Aufgabe ist, die Wirtschaft endlich zu demokraisieren. Was die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer n letzter Zeit erlebt haben, war nicht Freiheit, sondern xistenzielle Bedrohung und ein Ausmaß an Fremdbetimmung, wie es das in dieser Form in Deutschland och nicht gegeben hat. Wir schlagen daher vor, elftens, endlich die Steuerreiheit von Veräußerungsgewinnen zurückzunehmen; enn wir haben den unhaltbaren Zustand, dass kleine etriebe in zehn Jahren fünfmal den Anteilseigner wech eln. Von nachhaltiger Wirtschaft kann in diesem Lande berhaupt nicht mehr die Rede sein. Zwölftens. Wir schlagen vor, die Erbschaftsteuer icht für Millionengeschenke an reiche Erbende zu missrauchen, sondern sie zu verwenden, um Belegschaftsnteile aufzubauen. Man sollte den Betrieben, die Erbchaftsteuer zahlen müssen, diese Steuer dann erlassen, enn sie die entsprechenden Mittel in Belegschaftsan eile umwandeln. Das wäre eine Reform, das wäre ein euansatz, der endlich einmal dazu führen würde, dass elegschaften an ihren Betrieben beteiligt werden könen. Dreizehntens. Wir bleiben dabei, dass staatliche Zuchüsse nicht mehr dazu dienen können, den Vermöensaufbau einzelner Privater zu finanzieren. Wir sind er Auffassung: Staatliche Zuschüsse müssen entweder n Staatsanteile oder in Belegschaftsanteile umgewandelt erden, gerade jetzt. Außerdem sind wir der Auffassung, dass wir jetzt daangehen müssen, die Enteignung der Arbeitnehmerinen und Arbeitnehmer zu stoppen. Ich sage hier ganz beusst: Das ist eine Kernaufgabe der nächsten Jahre. Wir üssen die Bilanzierungsvorschriften so ändern, dass er Zuwachs des Betriebsvermögens ab einer bestimmen Betriebsgröße – etwa ab 100 Arbeitnehmerinnen und Oskar Lafontaine Arbeitnehmern – zur Hälfte den Belegschaften und ihren Belegschaftsgesellschaften gutgeschrieben wird. Es darf nicht so weitergehen – ich sage das, weil ich hier gerade die FDP im Blick habe –, dass immer nur Einzelne vom ständigen Zuwachs des Betriebsvermögens profitieren. Die FDP der 1970er-Jahre sah darin eine erhebliche Freiheitsgefährdung. Sie hat recht: Der Zuwachs des Betriebsvermögens und die schlechte Verteilung führen dazu, dass Einzelne in der Gesellschaft immer mehr abgehängt werden, dass der Niedriglohnsektor immer weiter ausgebaut wird. Genau das gefährdet die Freiheit, und insofern war diese Sichtweise richtig. Als dritte Aufgabe haben Sie genannt: Wir müssen Antworten auf die Veränderungen im Altersaufbau finden. Ja, natürlich, das ist richtig. Wir sagen aber, dass die Aufgabe eine ganz andere ist: Wir müssen, vierzehntens, die sozialen Sicherungssysteme wiederherstellen und helfen, Altersarmut zu vermeiden. Was Sie hier zustande gebracht haben, nämlich die Zerstörung der gesetzlichen Rente, war einer der größten Fehler der deutschen Politik in den letzten Jahren. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


Fünfzehntens. Wenn man in Zeiten wie dieser daran-
geht, die Kapitaldeckung in der Pflegeversicherung
auszubauen, dann hat man nichts von der internationalen
Finanzkrise verstanden. Wirklich nichts. Es ist doch so,
dass die weltweite Umstellung auf Kapitaldeckung dazu
geführt hat, dass die Pensionsfonds in großem Umfang
spekuliert haben. Das Ende vom Lied ist nun, dass viele
ältere Menschen in vielen Ländern ihre Altersvorsorge
verloren haben. Wollen wir das auf die Pflegeversiche-
rung ausweiten? Man fasst es nicht, wenn man sieht, in
welchem Umfang diese Regierung die Zeichen der Zeit
nicht erkannt hat.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich sage hier in aller Klarheit: Die Erfahrungen der
letzten 20 Jahre zeigen deutlich, dass die gesetzlichen
Sicherungssysteme die verlässlichsten sind. Worum geht
es, wenn man die Existenzsorgen der Menschen, die ge-
ringe Einkommen haben, aufgreifen und Lösungsvor-
schläge anbieten will? Da geht es um den Ausbau und
die Stärkung der gesetzlichen Sicherungssysteme und
niemals um den Aufbau kapitalgedeckter Systeme.


(Beifall bei der LINKEN)


Im Übrigen ist es ökonomisch völliger Unsinn, wenn
man in Zeiten, in denen die Binnennachfrage schwach
ist und die Reallöhne sinken, die Arbeitnehmer auch
noch zwingt, zu sparen. Das ist so kontraproduktiv, dass
man wirklich die Frage aufwerfen muss, ob überhaupt
die Inhalte, die man im ersten Semester eines Volkswirt-
schaftsstudiums lernt, den Personen auf der Regierungs-
bank präsent sind.

Als vierte Zukunftsaufgabe haben Sie genannt: Wir
wollen einen zukunftsfesten Umgang mit den weltweit
vorhandenen natürlichen Ressourcen entwickeln. Dazu
sagen wir als Partei Die Linke: Wenn man das wirklich

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(C (D ill, dann darf man, sechzehntens, die Restlaufzeiten on Atomkraftwerken nicht verlängern. Das ist doch das egenteil von dem, was dann erforderlich wäre. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


er die Vision einer atomwaffenfreien Welt hat, meine
amen und Herren, aber gleichzeitig die Restlaufzeiten
on Atomkraftwerken verlängern will, der versteht ent-
eder die Technologie nicht oder weiß nicht, was er
ill. Wer eine atomwaffenfreie Welt will, muss, sieb-

ehntens, auch dafür sorgen, dass die Stromversorgung
n Zukunft ohne Atomkraftwerke sichergestellt wird.
enn genau diese sind Voraussetzung dafür, um den
toff herzustellen, den man zum Bau der Bombe
raucht.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Natürlich müssen wir erneuerbare Energien stärken.
ber noch wichtiger ist – das ist der achtzehnte Pro-
rammpunkt, den ich hier vortragen möchte – eine
ekommunalisierung der Energieversorgung. Es war

in großer Fehler, Monopole zuzulassen, die nun in
chamloser Weise abzocken. Wir brauchen eine Rekom-
unalisierung der Energieversorgung und eine staatliche
ontrolle der Energiepreise, um diese Abzocke endlich

u beenden.


(Beifall bei der LINKEN)


Als letzte Aufgabe haben Sie genannt: Sie wollen das
erhältnis von Freiheit und Sicherheit weiter festigen.
azu gibt es eine ganz entscheidende Voraussetzung, die

ch hier benennen will. Die entscheidende Voraussetzung
st, dass die deutsche Außenpolitik im Sinne Kants – ich
enne ihn einmal bewusst – wieder zum Völkerrecht zu-
ückkehrt, weil das Völkerrecht die Grundlage von Frei-
eit und Sicherheit für alle Völker dieser Erde ist.


(Beifall bei der LINKEN)


In Ihrer Regierungserklärung gab es eine ganz verrä-
erische Formulierung: Ziemlich am Anfang steht, die
rage der Zukunft sei, wer sich den Zugriff – ich betone
as Wort „Zugriff“ – auf Rohstoffe und Energiequellen
ichere. Es geht nicht um den „Zugriff“ auf Rohstoffe
nd Energiequellen, es geht um die friedliche Nutzung.
ngesichts der Kriege der letzten Jahre sagen wir: Wir
alten es für völlig falsch, wenn sich die Bundesrepublik
eutschland in imperiale Kriege zur Sicherung von Roh-

toffquellen einspannen lässt. Das war der Fehler der
ußenpolitik der letzten Jahre.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie reden davon, sie seien eine christlich-liberale Ko-
lition der Mitte oder was auch immer. Wenn man das
ort „Christentum“ in den Mund nimmt, dann sollte
an begriffen haben, Frau Bundeskanzlerin – das ist

icht zum Lachen –, dass man alle Anstrengungen unter-
ehmen muss, um endlich die Waffenexporte zurückzu-






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
führen. Diese sind doch die Grundlage für vieles Elend
in der Welt. Warum verstehen Sie das nicht?


(Beifall bei der LINKEN)


Meine letzte Bemerkung bezieht sich auf Afghanis-
tan. Wir sind jetzt viele Jahre dort im Krieg; das haben
wir immer so gesehen. Ich habe immer wieder gesagt,
dass ich durchaus unterstellt habe, dass es die eine oder
den anderen gab, die der Auffassung waren, dass man
mit diesen Militäreinsätzen Gutes bewirken könne. Aber
nach so vielen Jahren muss man doch bereit sein, wie es
zum Beispiel in den Vereinigten Staaten im Falle des
Irak oder jetzt in Bezug auf Afghanistan in mehreren
Staaten der Welt bereits geschehen ist, zu erkennen, dass
dieser Weg falsch war. Wir können diesen Krieg nicht
gewinnen. Man kann die Stammesgesellschaft Afghanis-
tans nicht zwingen, eine westliche Demokratie aufzu-
bauen. Sie kämpfen dort gegen eine Kultur, und diesen
Kampf können Sie nicht gewinnen. Begreifen Sie das
doch endlich!


(Beifall bei der LINKEN)


Deshalb sagen wir: Es ist wirklich ein schwerer Faux-
pas, dass der neue Bundesverteidigungsminister – ich
sehe ihn im Moment nicht auf der Regierungsbank – ge-
sagt hat, das Unglück von Kunduz, wie ich es nenne, sei
„angemessen“ gewesen. Ich sage hier für meine Frak-
tion: Eine Militäraktion, bei der unschuldige Zivilisten
ums Leben kommen, ist niemals angemessen. Wir soll-
ten eine solche Sprache aus diesem Parlament verban-
nen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir sagen Ihnen: Ziehen Sie die Truppen aus Afgha-
nistan zurück! Es wäre an der Zeit; Sie sollten nicht war-
ten, bis die Diskussion in Amerika so weit ist, dass man
den Afghanistankrieg beenden will.

Sie haben in Ihrer Regierungserklärung die wichtigen
Aufgaben unserer Zeit verfehlt. Diese Regierung ist eine
falsche Regierung zur falschen Zeit.


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN – Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1700300900

Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat

nun Kollege Jürgen Trittin das Wort.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1700301000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Verehrte

Bundeskanzlerin! Manchem Anfang wohnt ja ein Zauber
inne.


(Otto Fricke [FDP]: Manche entdecken ihn, manche nicht!)


Aber für Sie als Bundeskanzlerin ist das hier eben kein
Anfang, sondern der zweite Aufguss, und so war auch
Ihre Regierungserklärung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D chwarz-Gelb fängt nicht neu an, sondern versucht, enn ich Frau Homburgers Ausführungen richtig ver tanden habe, eigentlich eher, bei dem wieder anzuknüpen, wofür 1998 Helmut Kohl abgewählt worden ist. ber dafür, dass Sie hier nur als Revival-Band angetreen sind, war dieser Anfang doch reichlich holprig. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie haben dem Wort „Fehlstart“, wie ich finde, eine völ-
ig neue Interpretation gegeben. Wann hatten wir jemals
ine Regierung, die schon vor Abgabe der Regierungser-
lärung durch die Kanzlerin eine Kabinettsklausur anset-
en musste, um sich darüber zu verständigen, was sie in
hrem Koalitionsvertrag vor gerade einmal zehn Tagen
ufgeschrieben hatte?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Nun ist es nicht verwunderlich, dass Sie damit Pro-
leme haben. Denn dieser Koalitionsvertrag behauptet
war, Mut zur Zukunft zu unterstreichen; aber wenn man
hn durchblättert und liest, stellt man fest: In allen Berei-
hen finden sich Hinweise auf neue Kommissionen, und
r enthält über 84 Prüfaufträge. „Mut zum Prüfauftrag“,
as hätten Sie über Ihren Koalitionsvertrag schreiben
ollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Da muss man sich nicht wundern, wenn ein Streit in
en eigenen Reihen ausbricht. Aber diesen Streit haben
ie, Frau Merkel, mit Ihrer Regierungserklärung zu
berspielen versucht. Das dreisteste Stück darin fand ich
hre Passage zu Opel, in der Sie uns diesen Vorgang als
rfolg zu verkaufen versucht haben. Ihnen muss es doch

n den Ohren geklungen haben, als Sie vom Capitol Hill
erunterkamen und aus der Presse erfahren haben, wie
ewichtig diese Kanzlerin von den Amerikanern einge-
chätzt wird, nämlich: Man muss auf Ihre Meinung
ichts geben. Daher konnte sich ein staatseigener Be-
rieb wie GM mit Blick auf den Verkauf von Opel anders
ntscheiden, ohne Sie vorher zu fragen. Sie sind ein poli-
isches Leichtgewicht. Das wurde durch die Entschei-
ung von GM bewiesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist ja kasperhaft, was Sie da aufführen!)


Herr Kauder, das mit dem Kasper nehme ich gerne ent-
egen. Ich habe schon verstanden.

Sie müssen eines berücksichtigen: Wir werden Ihnen
icht durchgehen lassen, im Wahlkampf und auch hier
as eine oder andere versprochen zu haben, dann aber
as Gegenteil zu machen. Wenn man sich anschaut, was
ie im Wahlkampf mit Blick auf drei Bereiche verspro-
hen haben, dann muss man feststellen, dass diese Koali-






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
tion schlicht und ergreifend mit dreifachem Wortbruch
beginnt.

Erstens. Sie haben den Menschen in diesem Lande er-
klärt, es gebe künftig mehr Netto vom Brutto.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Genau!)


Das stimmt für einen bestimmten Personenkreis, näm-
lich für den, der über sehr hohe Einkommen verfügt.
Was ist aber mit denjenigen, die zum Beispiel als Nor-
malverdiener künftig eine Kopfpauschale für die Pflege-
versicherung zahlen müssen? Was ist mit denjenigen, die
als Normalverdiener künftig eine Kopfpauschale für die
Krankenversicherung zahlen müssen? Was ist mit all
denjenigen Bürgerinnen und Bürgern, die, weil Sie an
der Mehrwertsteuer ohne Ende herumschrauben, künftig
höhere Müllgebühren und höhere Abwassergebühren
zahlen müssen? All diese werden weniger Netto vom
Brutto haben. Das ist die Wahrheit, und das ist der Wort-
bruch, den Sie begangen haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Sie haben sich hier in wechselnden Formulierungen
mal zur Mitte, mal zur bürgerlichen Mitte und mal zur
christlichen Mitte bekannt. Ich sage Ihnen: Diese Politik
trifft das bürgerliche Lager der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer. Sie trifft das durchaus bürgerliche Lager
der Geringverdiener. Sie trifft das bürgerliche Lager der
Mehrheit der Bevölkerung. Sie sind in diesem Sinne
nicht bürgerlich. Sie haben schlicht und ergreifend nur
die Interessen der – um ein sehr altertümliches Wort zu
gebrauchen – Bourgeoisie, aber nicht der Bürger in die-
sem Lande im Kopf.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Jetzt kommt der maoistische Klassenkämpfer!)


Zweitens. Ich habe noch in den Ohren, wie Sie, Frau
Merkel, erklärt haben, es gebe mit Ihnen keine Steuer-
senkungen auf Pump. Das war Ihre Wahlaussage.
Heute erklären Sie hier: Dieses Wahlversprechen verges-
sen wir; wir setzen voll auf Pump. – Sie legen einen
Haushalt vor, in dem Sie bis 2013 mindestens 24 Milliar-
den Euro einsparen wollen, und das bei einer Neuver-
schuldung im gleichen Zeitraum von 455 Milliarden
Euro. Das ist völlig verantwortungslos. Die Rechnung
haben die Kommunen und die Kreise in unserem Lande
zu zahlen. Allein aufgrund Ihres heutigen Maßnahmepa-
kets fehlen den Kreisen und den Kommunen 3,6 Milliar-
den Euro.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es ist nicht nur verantwortungslos, sondern auch völ-
lig wirkungslos. Denn Steuersenkungen in dieser Form
haben noch nie zu Wachstum geführt – außer auf den
Konten der Besserverdienenden. Gesamtwirtschaftli-
ches, realwirtschaftliches Wachstum ist damit noch nie
angestoßen worden.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Drittens. Der Höhepunkt ist das Gesetz, das Sie hier
orgestellt haben, das Wachstumsbeschleunigungsge-
etz. Da legen Sie uns zur Wachstumsbeschleunigung
ie Maßnahme vor, dass künftig die Erbschaftsteuer für
eschwister gesenkt werden soll. Nun kann man darüber

o oder so denken. Aber, liebe Frau Homburger, können
ie mir einmal erklären, was das mit Wachstum zu tun
aben soll? Schneller sterben für mehr Wachstum, oder
as soll das sein, was Sie uns an dieser Stelle hier vorle-
en? Das kann doch nur jemand aus Ihrem Gewerbe an
ieser Stelle denken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie erledigen mit diesem Gesetz auch gleich ein wei-
eres Versprechen, das die Kanzlerin an dieser Stelle in
er Regierungserklärung heute wiederholt hat. Sie plä-
ieren – ich zitiere – für ein einfacheres, für ein gerech-
eres Steuersystem.


(Zurufe von der FDP: Und niedriger!)


Und ein niedrigeres Steuersystem. – Das haben Sie
roklamiert.

Was legen Sie uns vor? Sie legen uns einen Gesetz-
ntwurf vor, mit dem der Ausnahmetatbestand, was den
rmäßigten Mehrwertsteuersatz betrifft, auf das Hotel-
nd Gaststättengewerbe ausgeweitet werden soll. Dies
ilt dort aber nicht für jeden Bereich, sondern nur für
bernachtungen. Davon ausgenommen sind das Hotel-

rühstück und der Besuch der Sauna im Hotel. Das ist
ein einfacheres Steuerrecht, das ist ein komplizierteres
teuerrecht. Das ist nicht einfach, niedrig und gerecht,
ondern kompliziert, bürokratisch und ungerecht. Das ist
hre Politik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Westerwelle hat im Wahlkampf versucht, den
indruck zu erwecken, dass die FDP nicht mehr die Par-

ei der Besserverdienenden sei. Man habe jetzt auch ein
oziales Herz entdeckt; und so zog die Wärme in die li-
eralen Stuben ein.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Unsere Wärme kommt von Herzen!)


Schauen wir uns einmal an, was Sie uns vorlegen.
ie schlagen die Erhöhung des Schonvermögens von
artz-IV-Beziehern vor.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


as heißt, Sie korrigieren den Unsinn, den Ministerprä-
identen aus CDU- und FDP-geführten Ländern im Bun-
esrat durchgesetzt haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ass Sie das tun, ist richtig. Ich lobe Sie dafür.






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(B) )


Jürgen Trittin
Jetzt machen Sie sich aber einmal klar, wie weit diese
neue soziale Wärme reicht. Sie betrifft 11 000 von
5,5 Millionen Anträgen auf Bezug von Arbeitslosen-
geld II.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Donnerwetter! – Otto Fricke [FDP]: Uns sind diese 11 000 nicht egal!)


Sie betrifft 0,2 Prozent der Bedürftigen in diesem Lande.
99,8 Prozent der Armen gehen bei Ihrer Politik schlicht
und ergreifend leer aus, ihr Regelsatz wird nicht erhöht.
So viel zur sozialen Wärme Ihrer Koalition.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Ein zweites Symbol Ihrerseits ist: mehr Geld für Kin-
der. Man kann das einfach durchrechnen: Der Steuerfrei-
betrag für Kinder führt in Haushalten, die den Spitzen-
steuersatz zu zahlen haben, zu einer Entlastung von
443 Euro pro Kind und Jahr. Für Normalverdiener, die
Kindergeld bekommen, sind es 240 Euro mehr. Für
1,8 Millionen Kinder im Wedding, in Köln-Mülheim, in
den ostdeutschen Ländern usw. bedeutet diese Maß-
nahme: Sie bekommen gar nichts. Dazu sage ich Ihnen:
Reiche Kinder mit 443 Euro und Mittelstandskinder mit
240 Euro zu belohnen und die ärmsten Kinder leer aus-
gehen zu lassen, das ist weder eine Politik der Mitte
noch eine Politik, die sich christlich nennen kann. Das
ist soziale Kälte, das ist gemein und kaltherzig. Das ist
Ihre Koalition.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Hellmut Königshaus [FDP]: Wer hat denn Hartz IV eingeführt?)


Damit man diese Klientelpolitik für Besserverdie-
nende durchsetzen kann, für all das hat die FDP alle an-
deren Inhalte geopfert: Die Abschaffung der Wehrpflicht
findet nicht statt. Die Abschaffung der Onlinedurchsu-
chung findet nicht statt. Die Abschaffung des Entwick-
lungshilfeministeriums – dies ist eine falsche Forde-
rung – findet nicht statt. Dirk Niebel ist jetzt sein eigener
Abwicklungsminister.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Idealbesetzung!)


Der Vizekanzler hat auf der Pressekonferenz zur Vor-
stellung des Koalitionsvertrages gesagt, die Entschei-
dung für Dirk Niebel sei gut. Jetzt werde zumindest
keine Nebenaußenpolitik gemacht. Auch das ist schon
widerlegt worden. Herr Niebel hat in der Bild-Zeitung
das Ende der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit
China verkündet. Man kann in der Sache über diese
Frage streiten. Aber dass man einem der wichtigsten
Partner im G-20-Prozess, einem Land, auf das man an-
gewiesen sein wird, wenn man in Kopenhagen einen
Verhandlungserfolg erreichen will, den Abbruch der
wirtschaftlichen Zusammenarbeit nicht mal kurz per

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(C (D ild-Zeitung verkündet, sollte auch einem außenpolitichen Anfänger klar sein. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Bravo!)


Die vierte Herausforderung ist ein sparsamer und
achhaltiger Umgang mit natürlichen Ressourcen.
afür müssen Sie keine Laufzeiten verlängern. Aber da-

ür dürfen Sie auch kein neues Fenster für die Nutzung
on Kohle öffnen. Wenn Sie die bestehende Überlast aus
tomstrom und Kohlestrom, die schon heute dazu führt,
ass wir Windparks abschalten müssen, in unseren
tromnetzen erhöhen, dann sorgen Sie nicht für mehr er-
euerbare Energien, sondern dann bremsen und blockie-
en Sie den Ausbau der erneuerbaren Energien. Deswe-
en ist das, was Sie in diesem Lande energiepolitisch
orhaben, ein Anschlag auf den Klimaschutz und auf ei-
en verantwortlichen Umgang mit Ressourcen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Nein, meine Damen und Herren, Sie sind den Heraus-
orderungen nicht gerecht geworden. Kluge Wirtschafts-
olitik heißt in diesen Zeiten, dafür zu sorgen, dass in
lima, Bildung und Gerechtigkeit investiert wird. Diese
erausforderung haben Sie nicht gemeistert. Stattdessen

ntlasten Sie die Industrie überall dort, wo sie eigentlich
u Effizienz und Ressourceneinsparung gebracht werden
oll. Genau dieser Stimulus fällt in Ihrer Koalitionsver-
inbarung völlig unter den Tisch. Deswegen sage ich Ih-
en: Sie sind da nicht glaubwürdig.

Sie sind auch nicht glaubwürdig beim Subventions-
bbau. Nicht eine einzige umweltschädliche Subvention
chaffen Sie ab; das Volumen beträgt in diesem Lande
2 Milliarden Euro. Stattdessen diskutieren Sie über die
inführung neuer Subventionen. Schöne staatsferne
iberale sind Sie, liebe Kollegin Homburger!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, wir brauchen nicht leere
achstumsversprechen, wir brauchen Investitionen in
lima, Bildung und Gerechtigkeit. Aber wir werden dies
icht mit einer Regierung schaffen, die für sich selber
ur ein Rezept hat, nämlich auf die veralteten wirt-
chaftspolitischen Rezepte der 90er-Jahre zu setzen. In
hrer Koalitionsvereinbarung ist kein roter Faden zu er-
ennen, sieht man von den roten Zahlen neuer Schulden
b. Das müssen wir hier unter dem Strich feststellen.

Sie haben es geschafft – dafür haben Sie mein Kom-
liment, liebe Frau Merkel –, im Schlafwagen an die
acht zu kommen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zitat Westerwelle!)


Jetzt darf man nicht einmal mehr Komplimente ma-
hen; das verstehe ich gar nicht. – Nun sind Sie im Zug
ngekommen. Sie haben den Zug gekapert und geben
ich zu erkennen: Ihre Lok fährt mit Kohle- und Atom-






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
strom, die hinteren Waggons werden abgekoppelt, in der
zweiten Klasse fällt die Heizung aus, im Bistrowaggon
steigen die Preise, aber dafür werden in der ersten Klasse
Gratiscocktails serviert. Das ist Schwarz-Gelb auf einen
Satz gebracht.


(Lebhafter Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei der SPD und der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1700301100

Das Wort hat nun Kollege Volker Kauder für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1700301200

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wenn man die Regierungserklärung und die
Reaktionen der Opposition darauf heute gehört hat, dann
wird eines ganz deutlich: Die Wählerinnen und Wähler
haben bei der letzten Bundestagswahl in der schwierigs-
ten Finanz- und Wirtschaftskrise seit Bestehen der Bun-
desrepublik Deutschland den Parteien CDU, CSU und
FDP den Auftrag erteilt, dieses Land durch die Krise zu
führen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Angesichts der Reaktionen der Opposition fühlen sich
die Wählerinnen und Wähler im Nachhinein in ihrer Ent-
scheidung bestätigt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ute Kumpf [SPD]: Sind Sie sich da so sicher? Die Regierung hat schon ganz schön Punkte verloren!)


Die Regierungskoalition hat in drei Schwerpunkten
– das kann jeder auch aus der Opposition ganz einfach
begreifen – festgelegt, worauf es ankommt: Arbeit durch
Wachstum, Chancen durch Bildung und Zukunft durch
Zusammenhalt.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ich denke, fünf! – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Sind schon zwei weggefallen?)


Das ist der Dreiklang in dieser neuen Koalition.

Bei dem Thema Arbeit durch Wachstum ist es ent-
scheidend, dass die Menschen in ihrer Würde ernst ge-
nommen werden. Die Würde des Menschen hängt davon
ab, dass er sein Leben frei gestalten kann. Die Grundlage
dafür ist aber ein Arbeitsplatz und nicht der Erhalt von
Hartz IV.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deswegen ist völlig klar, dass die erste Maßnahme,
die diese Koalition auf den Weg bringt, eine Maßnahme
ist, die für Arbeitsplätze sorgt. Wir haben uns sehr inten-
siv Gedanken darüber gemacht, wie wir auch in schwie-
riger Zeit gefährdete Arbeitsplätze erhalten können. Wir
haben das fortgesetzt, was wir begonnen haben. Weil wir
nicht wollten, dass aus Kurzarbeit automatisch Arbeits-

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(C (D osigkeit wird, wird die bestehende Regelung fortgeführt nd verlängert. Aber der entscheidende Punkt ist, dass die Bundesgentur diese Aufgabe auch finanzieren kann. Deshalb at diese Koalition einen Schutzschirm für Arbeitsplätze eschaffen, indem sie die Bundesagentur mit einem Zuchuss unterstützt. ur so ist es überhaupt möglich, in der jetzigen Überangsphase zu mehr Wachstum Arbeitsplätze zu erhalen. Wenn wir sagen: „Wir wollen Arbeit durch Wachsum“, dann muss natürlich alles getan werden, was das achstum befördert. Deswegen wird in unserem achstumsbeschleunigungsgesetz in der Kürze der eit all das, was eine Wachstumsbremse darstellt, geänert. Deswegen gibt es Korrekturen bei der Unternehensteuerreform, und deswegen kündigen wir an, dass ir auch diejenigen unterstützen, die den Wachstumsrozess mittragen müssen. Das ist nämlich nicht nur, wie ie von der Opposition immer behaupten, die Wirtchaft. Vielmehr betrifft das auch jeden Arbeitnehmer nd jede Arbeitnehmerin, die merken müssen, dass sich er Einsatz lohnt. Deswegen wollen wir den sogenannen Mittelstandsbauch abschaffen, damit klar wird, dass ich Leistung lohnt, dass es sich lohnt, sich in unserem and einzusetzen. Das ist die zentrale Botschaft. Mehrfach ist heute der Begriff „verantwortete Freieit“ gefallen. Wir wollen, dass die Menschen ihr Leben rei gestalten können und dafür eine Existenzgrundlage aben. Im 60. Jubiläumsjahr können wir in Deutschland urückschauen. Wir wissen ganz genau: Wir haben im ahmen der sozialen Marktwirtschaft gefordert, dass ich Leistung lohnen muss. Dafür geben wir Anreize. iejenigen, die auf Unterstützung angewiesen sind, beommen diese Unterstützung auch. Das ist das Entscheiende. Freiheit und Verantwortung bedeuten, auch denenigen zu helfen, die aus eigener Kraft nicht bzw. nicht lleine vorankommen. Denjenigen zu helfen, die auf Hilfe angewiesen sind, eißt auch, den Menschen ernst zu nehmen. Es geht icht darum, ausschließlich dafür sorgen zu wollen, ihn n dem bestehenden Zustand zu belassen: Statusabsicheung durch soziale Leistungen. Unsere Auffassung in ieser Koalition heißt: Aufstiegschancen schaffen, um ach vorne kommen zu können. Das Zementieren des ozialhilfestatus ist nicht unsere Politik, meine sehr verhrten Damen und Herren. Wir sagen: Arbeit durch Wachstum. Wenn ich dann so inige Reaktionen aus der Opposition höre, dass Wachsum überhaupt kein Thema mehr sei (Joachim Poß [SPD]: Nee, nee! Das ist eine Wahrnehmungsverzerrung!)


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Olaf Scholz!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Volker Kauder
– ich höre aber, das sei kein Thema mehr –, dann kann
ich nur sagen: Wenn wir nach dieser Wirtschaftskrise
wieder auf das Niveau kommen wollen, das wir vorher
hatten – das ist der Anspruch, den wir haben müssen,
und den hat diese Koalition –, dann brauchen wir in je-
dem Jahr Wirtschaftswachstum. Nur so kommen wir
voran. Nur so erhalten wir Arbeitsplätze, und nur so
schaffen wir neue Arbeitsplätze. Deswegen ist „Arbeit
durch Wachstum“ ein zentrales Thema dieser neuen Ko-
alition.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wachstum heißt bei uns natürlich in erster Linie
Unterstützung des Mittelstandes. Die allermeisten Ar-
beitsplätze und die allermeisten Ausbildungsplätze fin-
den wir nicht in den großen DAX-Betrieben, sondern in
unseren mittelständischen Betrieben, im Handel und im
Handwerk. Deswegen kommt es ganz entscheidend da-
rauf an, diesen Bereich unserer heimischen Wirtschaft
besonders zu stützen. Wie kann dies am schnellsten, am
kostengünstigsten und am besten geschehen und zu-
gleich motivierend wirken? Indem wir auch dort sagen:
weniger Staat, weniger Bürokratie, weniger Bevormun-
dung und neue Chancen. Der Einzelne muss wissen: Ich
kann etwas anpacken und muss mich nicht jedes Mal
nach einem Aufsichtsamt umschauen, das mir etwas ge-
nehmigt oder nicht.

Deswegen ist das Thema Entbürokratisierung ein ent-
scheidendes. Es ist bedauerlich, dass wir in der vergan-
genen Koalition auf diesem Gebiet nicht entscheidend
vorangekommen sind. Das lag daran, dass man geglaubt
hat: Mehr Staat bringt mehr Wachstum. Wir wissen aber,
dass nicht mehr Staat mehr Wachstum bringt, sondern
mehr Freiheit für den Einzelnen notwendig ist, damit er
sich entfalten kann. Deswegen ist die Entbürokratisie-
rung ein zentrales Thema auf dem Weg „Arbeit durch
Wachstum“.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Unsere Wirtschaft, sowohl der Mittelstand als auch
die Großindustrie, ist auf eine gute Energieversorgung
angewiesen; das ist ganz entscheidend für die Entwick-
lung. Energieversorgung ist das zentrale Thema. Wir alle
wissen, dass wir trotz Wirtschaftskrise noch immer in ei-
nem globalen Wettbewerb stehen. Und im globalen
Wettbewerb wird derjenige die Nase vorn haben, der das
Energieversorgungsproblem löst. Deswegen ist das
Thema, über das wir hier reden, kein beliebiges. Ener-
gieversorgung sicherstellen heißt auch, ein Höchstmaß
an Eigenversorgung und nicht ein Höchstmaß an Abhän-
gigkeit zu erreichen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Deswegen werden wir nicht zaghaft, sondern kräftig
in dieses Thema einsteigen. Wir werden das nächste
Jahrzehnt zum Jahrzehnt der erneuerbaren Energien ma-
chen. Das wird unser Thema sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



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(C (D Dazu kann ich nur sagen: Das ist die richtige Erkenntis. Aber was ist das für eine zaghafte Politik, die von hnen verkündet worden ist, Herr Trittin? Sie sagen: Wir aben zwar die Erkenntnis, aber wir trauen uns nur dann, ie umzusetzen, wenn wir alle anderen Energiequellen bschaffen. Das hat nichts mit Mut und Zuversicht zu un. Das, was Sie formulieren, ist mutlos. Wir sagen: Geade weil wir mit Kohle und Kernenergie Überrückungstechnologien zur Verfügung haben, können ir den Weg gehen; deswegen werden wir das Ziel errei hen. Wir werden erneuerbare Energien in dem Maße ur Verfügung stellen, wie wir den Anteil anderer Enerien zurückführen. Das ist mutige und zukunftsorienierte Energiepolitik. Wenn wir darüber reden, was die Belastung des einelnen Bürgers ausmacht, dann wollen Sie – das weiß ch sehr wohl – über viele Punkte reden, aber nicht über as Thema Energie. Ein Vierpersonenhaushalt zahlt eute für Strom im Schnitt 1 000 Euro pro Jahr. Dazu ann ich nur sagen: Das sind 40 bis 50 Prozent mehr als och vor einigen Jahren. Das ist eine unglaubliche Beastung. Wir wollen nicht, dass die Strompreise so weiersteigen, dass Strom zu einem Luxusgut wird und der inzelne sich nicht mehr kostengünstig mit Energie verorgen kann. as hat auch etwas mit mehr netto und Geld in der Tache zu tun. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie recht! Aber dann dürfen Sie die Laufzeiten nicht verlängern!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


enn wir sagen: „Arbeit durch Wachstum“, dann heißt
ies auch, dass wir verhindern müssen, dass Wachstum
urch Belastungen gehemmt wird.

Dies, Herr Trittin, ist auch in ganz klarem Umfang für
ie Sozialversicherungsbeiträge festzustellen. Wir ha-
en in der letzten Legislaturperiode den Beitrag zur Ar-
eitslosenversicherung von 6,5 auf 2,8 Prozent gesenkt.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das waren wir!)


ies bedeutet 12 Milliarden Euro Entlastung jährlich für
ie Beitragszahlerinnen und Beitragszahler sowie für die
rbeitgeber in unserem Land. Jetzt muss alles darange-

etzt werden, dass dieser Weg nicht wieder umgekehrt
ird.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Genau!)


eswegen wollen wir die Sozialversicherungsbeiträge
tabil halten.

Dass dies in Zeiten einer demografischen Verände-
ung, wie sie unser Land, überhaupt die Welt, noch nicht
rlebt hat, eine besondere Herausforderung ist, ist doch
lar. Deswegen hat es doch gar keinen Sinn, sich hier
inzustellen und zu sagen: Es muss alles so bleiben, wie
s ist. Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn
ich eine Gesellschaft radikal verändert, kann die Ant-






(A) )



(B) )


Volker Kauder
wort nicht heißen: Es muss alles so bleiben wie es ist.
Vielmehr muss man fragen: Was muss ich tun, um die
richtige Lösung anzubieten? Die Lösung heißt schlicht
und ergreifend: die Solidarität zwischen Jung und Alt er-
halten. Das heißt, dass die Beiträge für die Jungen nicht
immer weiter steigen dürfen und die Älteren immer we-
niger davon haben. Deswegen müssen wir uns über-
legen, wie wir die Sozialversicherungen im Zeitalter
demografischer Veränderungen zukunftsfest machen.
Genau das hat diese Regierungskoalition vor.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es nützt überhaupt nichts, darum herumzureden.
Stichwort „Pflegeversicherung“: Wir wollen dort keine
Absicherungen haben. Die Pflegeversicherung soll als
Umlagesystem erhalten bleiben. Aber ich sage Ihnen:
Die Pflegeversicherung hat über Jahre hinweg nur des-
halb ihre Arbeit so gut machen können, weil sie bei ih-
rem Start eine Kapitalrücklage von mehreren Milliarden
Euro hatte. So sind wir durch schwierige Zeiten gekom-
men. Jetzt geht es darum, diese Milliardenrücklage, die
wir einmal hatten, neu anzulegen und dafür zu sorgen,
dass auch für die jüngere Generation, wenn sie Pflege in
Anspruch nehmen muss, die Sicherheit besteht, entspre-
chende Leistungen zu erhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Chancen durch Bildung: Wir sind uns weitgehend
einig, dass Bildung der Schlüssel für das Weiterkommen
in unserer Gesellschaft ist, für den Einzelnen, aber auch
für unsere Gesellschaft insgesamt. Jetzt kann ich mich
nur wundern: Wahrscheinlich haben Sie den Koalitions-
vertrag gar nicht richtig gelesen.


(Zurufe von der FDP: Oder nicht verstanden! – Widerspruch bei der SPD)


Wenn ich mir anschaue, was im Hause von Frau
Schavan für das Bildungswesen an Mitteln eingesetzt
wird, dann kann ich nur sagen: Allein daran wird deut-
lich, wo wir einen Schwerpunkt setzen. Chancen durch
Bildung für die jungen Menschen in unserem Land, das
ist ein zentrales Thema unserer Koalition.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Chancen durch Bildung ist zugleich ein Thema, das
die Integration betrifft. Junge Menschen, die keine ge-
scheite Ausbildung haben, haben Schwierigkeiten in die-
ser Gesellschaft. Wenn ich weiß, dass sehr viele junge
Menschen aus Familien mit Migrationshintergrund kei-
nen Bildungsabschluss schaffen und daher Schwierig-
keiten in unserem Land haben, dann muss doch die Auf-
gabe ganz klar sein: Wir müssen in der Bildungspolitik
einen Schwerpunkt darauf legen, dass diejenigen, die es
von ihrer Herkunft her schwerer haben, in unserem Land
bessere Chancen bekommen. Herkunft darf nicht über
Bildungschancen entscheiden; das steht in unserer Ko-
alitionsvereinbarung, und dafür wollen wir Geld einset-
zen, meine sehr verehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Das heißt allerdings auch, dass wir klarmachen müsen, was in den letzten Jahren, vielleicht sogar Jahrzehnen versäumt wurde, nicht um Menschen mit Migrationsintergrund zu bedrängen oder sie an deutsche ewohnheiten anzupassen – nein, das ist überhaupt icht der Grund –, sondern damit die jungen Menschen, ie hier leben, eine Chance in unserem Land haben. Wir rauchen jeden, und wir wollen, dass jeder seine Chance at. Aber wir müssen den Eltern dieser Kinder auch klarachen, was versäumt wurde. Dafür werden wir Mo elle entwickeln. Wir werden nicht mehr zulassen, dass ungen Menschen aufgrund irgendwelcher kultureller Eienheiten Chancen in unserem Land verweigert werden. as darf nicht mehr passieren. Der Einstieg – dies ist von der Bundeskanzlerin in iher Regierungserklärung deutlich gemacht worden – ist as Erlernen der deutschen Sprache. Die deutsche prache ist die Grundvoraussetzung dafür, dass junge enschen das Angebot in der Schule nutzen können; (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das gilt auch für Hochdeutsch!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


eswegen werden wir dafür sorgen, dass die Sprache
chon im vorschulischen Bereich gelernt wird. Ihr Hin-
eis, Herr Kollege, ist insofern gar nicht schlecht, als
ies oftmals nicht nur für Kinder mit Migrationshinter-
rund, sondern auch für Kinder aus manch sozial schwa-
her Familie gilt. Auch hier ist es notwendig, das Ver-
tändnis der deutschen Sprache so zu fördern, dass sie
avon profitieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


abei haben wir überhaupt keine Scheuklappen vor den
ugen. Das unterscheidet uns von dem Teil dieses Hau-

es, der links vom Rednerpult sitzt: Wir schauen uns in
er Gesellschaft um, sehen die Probleme und handeln
rei von Ideologie. Das ist der Unterschied.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind frei von Ideologie, und die Erde ist eine Scheibe! Ja, ja!)


ie leben nach dem Motto: Die Menschen müssen zu
einer Ideologie passen. – Unser Motto ist das nicht.
ir sagen: Wir richten unsere Politik nach den Proble-
en und Sorgen der Menschen aus.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sie betreiben Klientelpolitik!)


as wird diese Koalition auszeichnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, Zukunft
urch Zusammenhalt heißt, dass wir diejenigen, die in
nserem Land etwas machen, die zum Zusammenhalt
eitragen, auch in besonderer Weise anerkennen müssen.
n diesen Tagen um den 9. November herum denke ich
atürlich auch an das, was wir in den letzten 20 Jahren






(A) )



(B) )


Volker Kauder
und kurz davor in Deutschland erlebt haben. Wir haben
gestern die Freiheitsfeier am Brandenburger Tor erlebt.
Dort wurde zu Recht der Wert der Freiheit immer wieder
betont. Es war ein langer Weg hin zur Freiheit aller
Deutschen in Deutschland, ein langer Weg, auf dem
nicht alle politischen Kräfte diejenigen, die in der DDR
nach Freiheit gestrebt haben, entsprechend unterstützt
haben, um auch das einmal klar zu sagen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ja! Ihre Blockpartei zum Beispiel!)


Aber für mich ist der entscheidende Punkt: Die Frei-
heit ist dadurch entstanden, dass einige in diesem Land
mutig bürgerschaftliche Verantwortung übernommen ha-
ben. Den Menschen in der DDR, in Leipzig und in ande-
ren Städten, die mutig aufgestanden sind, was wir be-
staunt und mit Freude begleitet haben, gilt in der jetzigen
Phase großer Dank. In einer solchen Phase kommt es
darauf an, Solidarität mit denen zu üben, die diese Frei-
heit durch ihren Kampf mit ermöglicht haben. Viele po-
litische Rahmenbedingungen waren dazu notwendig.
Aber wenn die Menschen in Leipzig und anderswo nicht
so mutig gewesen wären, auf die Straße zu gehen, wäre
es nicht so weit gekommen, auf jeden Fall nicht so
schnell. Deswegen müssen unser Dank und unsere Soli-
darität diesen Menschen gelten.

In einer solchen Phase, Herr Steinmeier, ein Beispiel
der Entsolidarisierung in der Bürgergesellschaft zu ge-
ben, wie es in Brandenburg getan worden ist, indem
dort die Stasi am Tisch der neuen Regierung sitzt, das ist
schon unglaublich.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD: Oh!)


Zukunft durch Zusammenhalt, das gehört gerade in
einer sich verändernden Gesellschaft als wichtige Marke
zu dieser neuen Regierungskoalition. Zukunft durch Zu-
sammenhalt ist wichtig in einer Zeit, wo die Generatio-
nen auseinanderzufallen drohen. Deswegen werden wir
den Weg, den Ursula von der Leyen mit unserer Genera-
tionenpolitik in Form der Generationenhäuser begonnen
hat, weiter fortführen.

Wir werden dafür sorgen, dass die Älteren ihren Platz
in der Gesellschaft haben, dass die Älteren aber zugleich
erkennen, dass sie auf die Leistungen der Jüngeren ange-
wiesen sind. Zukunft durch Zusammenhalt heißt, die Ge-
nerationen zusammenzubinden und sie nicht zu spalten.

Zukunft durch Zusammenhalt heißt auch, dass wir in
unserer Gesellschaft an vielen Stellen bereit sein müs-
sen, Verantwortung zu übernehmen, so auch für die Ver-
teidigung unserer Freiheit. Für uns ist klar: Zukunft
durch Zusammenhalt heißt, in der Mitte der Gesellschaft
zusammenzurücken. Deswegen werden wir alles be-
kämpfen, was am rechten Rand entsteht und den Zusam-
menhalt in der Mitte gefährdet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wer sein eigenes Süppchen kochen will, der trägt nicht
zum Zusammenhalt, der so dringend notwendig ist, bei.

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(C (D Zusammenhalt in einer sich verändernden Gesellchaft heißt auch, dafür Sorge zu tragen, dass sich unser and in den Ballungsgebieten und in den ländlichen äumen gleich oder zumindest gleichwertig entwickelt. ies hat unser Land stark gemacht und bleibt auch in ukunft wichtig. Die Entwicklung der ländlichen Räume st angesichts der demografischen Veränderungen eine roße Herausforderung. Es ist richtig, dafür zu sorgen, ass die Infrastruktur im ländlichen Raum so ausgebaut ird, dass der Arbeitgeber in einem kleinen Dorf geauso gut an die Datenautobahnen angeschlossen wird ie die Menschen in den Ballungsgebieten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


s gibt weitere Beispiele: Wir wollen, dass sich die länd-
ichen Räume weiterentwickeln und unter demografi-
chen Entwicklungen nicht zu leiden haben. Wir wollen,
ass die Gesundheitsversorgung in den ländlichen Räu-
en gleich gut ist. Wir wollen, dass die Bildungsinfra-

truktur in den ländlichen Räumen gleich gut ist. Wenn
s uns nicht gelingt, in den ländlichen Räumen die Chan-
en für Industrie und Mittelstand zu verbessern, wird es
ns auch nicht gelingen, unsere anderen Punkte umzu-
etzen. Deswegen, Frau Bundeskanzlerin, legen wir so
roßen Wert darauf, dass die Zusage, dass die kleinen
emeinden ans schnelle Internet angebunden werden,

ingehalten wird.


(Zuruf aus der SPD: Wie denn?)


chon heute klagen Kommunen zu Recht über die wirt-
chaftliche Entwicklung. Ich kann Ihnen sagen: Wenn es
ns nicht gelingt, dafür zu sorgen, dass all das, was ich
erade angesprochen habe, schnell umgesetzt wird, wer-
en die Kommunen in Zukunft allen Grund haben, über
ie wirtschaftliche Entwicklung zu klagen. Nur wenn
irtschaft und Industrie in unseren ländlichen Räumen

leiben, besteht die Chance, dass sich die Finanzen unse-
er Kommunen in Zukunft gut entwickeln.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, Arbeit
urch Wachstum, Chancen durch Bildung, Zukunft
urch Zusammenhalt: Das sind die Hauptthemen dieser
hristlich-liberalen Koalition der Mitte.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wahnsinn!)


ir wissen im Übrigen auch, dass sich diese Koalition
uf die Werte besinnen muss, die uns alle stark gemacht
aben und die in den letzten 60 Jahren nichts an Kraft
nd Bedeutung eingebüßt haben. Das sind die Werte der
ozialen Marktwirtschaft, wenn es darum geht, wirt-
chaftliche und soziale Interessen auszutarieren, und es
ind die Werte der Solidarität, der Menschlichkeit und
er Würde des Einzelnen, die uns so weit gebracht ha-
en.


(Florian Pronold [SPD]: Etikettenschwindel!)


All diejenigen in unserem Land, die diese Entwick-
ung mit unterstützen, leisten einen wichtigen Beitrag,
m unser Land voranzubringen. Dazu gehören auch die






(A) )



(B) )


Volker Kauder
Werte der christlich-jüdischen Tradition, die unser
Land so stark gemacht haben, auch wenn sie nicht mehr
jeder hundertprozentig für sich in Anspruch nehmen
will; aber auch diese Leute wissen, dass das stimmt. Auf
diese besinnen wir uns in dieser Koalition ebenfalls wie-
der.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wenn ich den Blick nach Europa richte, dann kann ich
nur ganz klar und deutlich sagen: Das Abhängen von
Kreuzen macht noch kein Land stärker.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir stehen am Anfang dieser neuen Regierungskoali-
tion, die wir uns als Wahlziel gewünscht haben. Deswe-
gen bin ich mir, auch wenn es die eine oder andere Dis-
kussion gibt – wo gibt es sie nicht? –, sicher, dass uns
dieser gemeinsame Wunsch, unserem Land zu helfen,
aus der Krise herauszukommen, neue Perspektiven zu
entwickeln und jungen Menschen Chancen zu geben, der
getragen davon ist, Deutschland in eine gute Zukunft zu
führen, die Kraft geben wird, nicht nur am Anfang stark
zu sein, sondern über vier Jahre hinweg stark zu bleiben.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1700301300

Das Wort hat nun Joachim Poß für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1700301400

Meine Damen und Herren! Lieber Kollege Kauder,

Sie benötigen schon zu Beginn Demagogie, um von die-
ser schwachen Regierungserklärung abzulenken.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Das ist ein furchtbares Gewäsch!)


Das ist doch wohl eher ein Zeichen von Schwäche als
ein Zeichen von Stärke.


(Beifall bei der SPD)


Im Übrigen: Herr Kauder, Sie haben bei Ihrer Partei-
geschichte keinerlei Recht, die SPD für die Koalitions-
entscheidung in Brandenburg anzugreifen, keinerlei
Recht! Das wissen Sie genau.


(Beifall bei der SPD)


Ich erinnere mich daran, dass Sie ähnliche Reden vol-
ler Emphase auch zur Verteidigung der Großen Koalition
gehalten haben.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, das stimmt!)


Insofern hat sich da bei Ihnen stilistisch nichts verändert.

Es gibt allerdings inhaltliche Unterschiede. Während
Sie sich in der Großen Koalition noch auf Fakten ge-
stützt haben, ist das jetzt ziemlich frei von Fakten. Die
Regierungserklärung hat jedenfalls keine brauchbaren

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(C (D akten geliefert. Frau Merkel, die sicherlich ebenfalls ine Mittagspause braucht – das verstehe ich –, at sich entgegen ihren Bekundungen den finanziellen nd ökonomischen Realitäten dieses Landes nicht getellt. ie ist regelrecht in eine schwarz-gelbe Scheinwelt gelüchtet, so wie auch Kollege Kauder das an manchen tellen – voller Unwohlsein, wie ich den Eindruck atte – getan hat. Das Motto von Frau Merkel heute Morgen war: Platitüden ersetzen Steueraufkommen. rau Merkel sprach von „Generationengerechtigkeit“ nd „Nachhaltigkeit“, die mehr denn je in der Haushaltsolitik gelten sollten. Diese Worte müssten ihr angeichts ihrer Pläne eigentlich im Mund verdorren. Genau as Gegenteil ist nämlich richtig, wie wir wissen. Das eißt, sie täuscht die Öffentlichkeit. Das gilt auch für anere Fälle. Herr Kauder hat den „Schutzschirm für Arbeitslätze“ hochgehalten, hinter dem dann diese unseriösen teuersenkungspläne realisiert werden sollen. Da wird ann aber keine Rücksicht genommen. Das sagen dann a auch viele, auch CDU-geführte Länder und Kommuen. Diese Regierung nimmt in Kauf, dass durch diese teuersenkungen die Investitionsfähigkeit und die inanzierungsfähigkeit von Ländern und Kommunen erstört werden. Das, was wir gemeinsam in der Großen oalition auf den Weg gebracht haben und was ein ernstück zur Krisenbekämpfung ist, das kommunale nvestitionsprogramm, wird von Ihnen in der Realität onterkariert. Was ist denn das für eine ökonomische ogik? Schon zu Beginn hat diese Koalition ihren Anspruch, lles besser zu machen, sehr relativiert. Der Anspruch on Frau Merkel und von Herrn Westerwelle ist, sie wolen Deutschland besser regieren als die bisherige Bunesregierung. Sie wollen Deutschland besser durch die inanzund Wirtschaftskrise führen als Schwarz-Rot. ie neue Regierung behauptet, das könne sie. Ob sie das irklich kann, ist mehr als fraglich. Die Regierungserlärung jedenfalls ist dafür keine Grundlage, sondern sie st eine Ansammlung banaler Erkenntnisse ohne eine trategie zur Umsetzung und Finanzierung. Ich erinnere noch einmal daran: Die Fußstapfen, in ie die neue Regierung tritt, sind nicht klein. Die bisheige Bundesregierung, an entscheidenden Stellen mit Soialdemokraten besetzt und insgesamt maßgeblich durch ozialdemokratische Politik geprägt, wurde und wird in er ganzen Welt für ihren Umgang mit der schwersten rise seit Jahrzehnten gelobt. Konzepte, die maßgeblich on Frank-Walter Steinmeier und führenden Gewerk Joachim Poß schaftern entwickelt wurden, zum Beispiel die Abwrackprämie, oder das auf Betreiben von Olaf Scholz massiv genutzte Instrument der Kurzarbeit haben internationalen Modellcharakter. Das kann man in der Zeitung nachlesen. Peer Steinbrück war national wie international einer der Hauptakteure im Kampf um die Stabilität und Funktionsfähigkeit der Finanzmärkte. Auch und gerade ihm ist es zu verdanken, dass es im Finanzsystem nicht zu einem Kollaps gekommen ist. Ob die neue Regierung, die neuen Minister diese Qualität ebenfalls erreichen und eine so erfolgreiche Arbeit ebenfalls leisten werden, das werden wir sehen. Wenn die neue Regierung immer wieder Behauptungen aufstellt und Ankündigungen macht, bedeutet das noch lange nicht, dass diese auch umgesetzt werden. Das, was wir bisher gesehen und gehört haben, etwa in der Koalitionsvereinbarung oder in der heutigen Regierungserklärung – das ist schon von mehreren Rednern dargestellt worden –, lässt für unser Land Schlimmes erwarten. Die erste einschlägige Initiative, das sogenannte Wachstumsbeschleunigungsgesetz, ist nicht zielführend, sondern eine Mogelpackung und sonst nichts. Die Konjunkturstützungsmaßnahmen der Großen Koalition in Höhe von 80 Milliarden Euro werden ihre Wirkung im nächsten Jahr voll entfalten. Das führt sehr wahrscheinlich – so genau weiß man das allerdings nie – zu mehr Wachstum. Davon soll das Wachstumsbeschleunigungsgesetz allerdings ablenken; denn diese neue Regierung will dann im Lichte der NRW-Wahl sagen können: Seht mal, das sind die Ergebnisse unseres Wachstumsbeschleunigungsgesetzes. – Diese Taktik steckt dahinter. Das ist zwar durchschaubar, aber aus Ihrer Sicht vielleicht gar nicht so ungeschickt. Denn, Kollege Kauder, es waren ja unsere Konjunkturpakete, mit denen die 14 Milliarden Euro Steuerentlastungen, die jetzt wesentliche Teile des Wachstumsbeschleunigungspaketes ausmachen, bereits beschlossen wurden. Das ist keine Erfindung dieser neuen Koalition. Ein weiterer Punkt: Sie haben einige Zückerli für die Klientel hinzugefügt, die Ihnen nahesteht, wie zum Beispiel die Unternehmerschaft. Die Änderungen bei der Unternehmensbesteuerung, die wir in der Großen Koalition zur Bewältigung der Krise zeitlich befristet beschlossen haben, gelten jetzt unbefristet. Das heißt, das, was wir ursprünglich bei der Unternehmensteuerreform gemeinsam geschaffen haben, um die Steuerbasis in Deutschland zu sichern, wird von Ihnen endgültig abgeräumt. Dieser Weg setzt sich fort. Das ist fatal für das Steueraufkommen in Deutschland und damit für die Finanzierung des Gemeinwesens. Deswegen ist die Klientelbedienung jetzt schon zum Markenzeichen dieser Koalition geworden. Die Lobbyisten reiben sich die Hände. s K M Ü b D g w K d S d b n m s S l K n z U b S „ w w t w n n u e k s K d D s s E s n S d S G s k (C (D Dass die Anhebung des Kinderfreibetrages die untertellte Wachstumswirkung entfaltet, weil der private onsum stark angeregt wird, oder dass der reduzierte ehrwertsteuersatz für Beherbergungsleistungen einen bernachtungsboom auslöst, glaube ich eher nicht. Daei hilft der Blick nach Frankreich, wo man mit solchen ingen schon länger Erfahrungen hat und wo es eine roße Enttäuschung über all diese Maßnahmen gibt. Das heißt ganz im Gegenteil – das habe ich schon erähnt –, dass durch die zusätzlichen Steuerausfälle die risenfolgen für Länder und Kommunen wie auch für en Bund eigentlich nicht mehr tragbar sein werden. pätestens im Kontext der NRW-Wahl oder danach weren wir es mit weiteren Dingen zur Finanzierung zu tun ekommen. Es bleibt abzuwarten, was diese Koalition och auf der Pfanne hat. Jedenfalls sollte sich eine Bundeskanzlerin, die einal die Kanzlerin der Ehrlichkeit sein wollte, für einen olchen großen Etikettenschwindel zu schade sein. Diese trategie ist weder mutig noch ehrlich. Sie ist abenteuer ich und verstärkt den Marsch in den Schuldenstaat. Ich könnte jetzt auf einiges näher eingehen. Herr ampeter ist gerade nicht anwesend, aber die Kolleginen und Kollegen, mit denen wir in den letzten Jahren usammengearbeitet haben, wissen eigentlich, dass hier nverantwortliches für die Steuerzahler in Deutschland eschlossen wird. Das wissen Sie doch alle. Das heißt, ie machen die Augen zu: „Augen zu und durch“ und Prinzip Hoffnung“ – das sind die Parolen. Jeder, der sich ein wenig in der Ökonomie auskennt, eiß, dass mit diesen Maßnahmen, die jetzt beschlossen erden und die umgesetzt werden sollen, eine Wachs umsbeschleunigung, wie man sie benötigte, um die geünschten Finanzierungseffekte zu erreichen, nie und immer erreicht werden kann. Es gibt kaum einen Ökoomen auf dieser Welt, der das mit Zahlen und Fakten nterlegen würde. Auch da rennen Sie offenkundig in ine Sackgasse. Ich frage mich, ob es von Ihnen – ich enne viele von Ihnen und weiß, dass Sie kompetent ind – wirklich verantwortet werden kann, jetzt in einer rise nach dem Motto „Augen zu und durch“ zu haneln. Mehr ist das nämlich nicht. ie Konsequenzen werden erst ab dem nächsten Jahr ichtbar. Das gilt für die Einschnitte in die soziale Infratruktur und in die Investitionsfähigkeit der anderen benen. Das ist eine waghalsige Strategie von Steuerenkungen auf Pump. Um jeglicher Legendenbildung vorzubeugen: Es ist icht nur die FDP, die sich dieser Strategie massiver teuersenkungen mittlerweile regelrecht ausgeliefert hat, as gilt genauso für die CSU und weite Teile der CDU. ie sind zum Schaden unseres Gemeinwesens zu efangenen Ihrer unhaltbaren, unfinanzierbaren und un eriösen Steuersenkungsversprechen aus dem Wahlampf geworden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Ute Kumpf [SPD]: Bei Mutti!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Joachim Poß
Jetzt müssen Sie das auslöffeln, was Sie sich mit diesen
Versprechungen eingeheimst haben. Sie haben manchen
Wahlerfolg damit erzielt; das ist nicht zu leugnen. Aber
ich glaube, dass die Bürgerinnen und Bürger das jetzt
ausbaden müssen.

Im Mai werden wir kein neues Bild über die weitere
finanzielle Entwicklung bekommen. Die Mai-Steuer-
schätzung wird nur vorgeschoben, um erst dann über
Einzelheiten der Steuersenkungen zu befinden. Im Mai
wird es aber keine neuen Erkenntnisse geben. Man will
lediglich vermeiden, dass vor der Landtagswahl in Nord-
rhein-Westfalen im Mai über Einzelheiten und kontro-
vers diskutiert wird.

Frau Merkel hat sich heute Morgen zum Stufentarif
bekannt. Darüber wird noch eine sehr interessante Dis-
kussion geführt werden. Herr Schäuble hat schon ange-
kündigt, dass er kein Freund davon sei. Herr Seehofer
hält das ebenfalls für nicht vertretbar. Ich freue mich auf
die Debatte, die wir mit Ihnen darüber führen werden.
Der Bundesfinanzminister kann heute aus guten Grün-
den nicht hier sein. Ich will nicht sagen – er hat die Auf-
gabe freiwillig übernommen –, dass er mir leidtut. Er ist
auf jeden Fall ein sehr erfahrener Mann und weiß, dass
eine ganz schwierige Aufgabe auf ihn zukommt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1700301500

Das Wort hat nun Hans-Peter Friedrich für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1700301600

Herr Präsident! Verehrte Damen und Herren Kolle-

gen! Lieber Herr Poß, an Ihrer Rede wie an den anderen
Reden, die ich heute von Abgeordneten von der linken
Seite gehört habe, wird deutlich: Die Sitzordnung im
Hohen Hause stimmt wieder:


(Joachim Poß [SPD]: Die war nie anders, auch in der Großen Koalition nicht!)


auf der linken Seite die Volksbeglücker, die Volksbevor-
munder und die Umverteiler und auf der anderen Seite
die bürgerliche Koalition der Freiheit und der Verant-
wortung. Das ist in der heutigen Debatte deutlich gewor-
den.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Koalition aus CDU, FDP und CSU hat heute ihr
Arbeitsprogramm offiziell vorgelegt. Es ist das Pro-
gramm einer bürgerlichen Regierung.


(Zuruf von der SPD: Offenbarungseid!)


Herr Lafontaine hat die Frage gestellt, wie das Verhältnis
von Frau Merkel, der Bundeskanzlerin, zu den Bürgern
sei. Das Verhältnis ist geklärt. Die Mehrheit der Bürger
in diesem Land wollte Frau Merkel als Bundeskanzlerin

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(C (D aben, und sie haben Frau Merkel als Bundeskanzlerin. o funktioniert Demokratie. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Große Aufgaben warten auf diese Koalition; das ist
ahr. Denn wir sind in der weltweit schwersten Krise

eit Jahrzehnten. Aber, Herr Poß, Sie haben recht: Wir
eginnen nicht bei null. Die Große Koalition hat in den
etzten zwölf Monaten ihre Aufgaben, was die Bewälti-
ung der Krise angeht, erledigt und wichtige Zeichen ge-
etzt: das Gesetz zur Stabilisierung der Finanzmärkte,
ie beiden Konjunkturpakete und die Kurzarbeiterrege-
ungen als Brücke in einen Konjunkturaufschwung.
as alles sind wichtige Weichenstellungen. Deswegen,
eine Damen und Herren von der SPD, sollten Sie nicht

o viel Kraft darauf verwenden, sich von Ihrer Vergan-
enheit zu distanzieren,


(Joachim Poß [SPD]: Sie distanzieren sich!)


ondern Sie sollten lieber Kraft für Ihre Zukunft verwen-
en, damit Sie nicht den Populisten auf der ganz linken
eite auf den Leim gehen müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wahr ist, dass wir Licht am Ende des Tunnels sehen.
s gibt ein Zeichen der Hoffnung im verarbeitenden Ge-
erbe. Heute ist im Handelsblatt auf Seite 1 zu lesen:
ie deutsche Wirtschaft holt rasant auf. – Das ist wahr.
er Konsum ist stabil. Die Frühindikatoren weisen nach
ben, genauso wie die Auftragseingänge. Der Arbeits-
arkt zeichnet sich durch eine erstaunliche Robustheit

us. Aber die Finanzkrise ist noch nicht ausgestanden.
s gibt eine Menge Warnzeichen und Warnungen von
irtschaftsexperten, die uns voraussagen, dass eine
elle von Insolvenzen noch bevorsteht. Wir sehen

eute Banken, die immer noch am Tropf der Notenbank
ängen. Wir sehen heute viele Unternehmen, die auf
onjunkturstützungsmaßnahmen angewiesen sind. Bei
en Wachstumsprognosen für das nächste Jahr sind wir
on 1 bis 2 Prozent ausgegangen. Nun wird spekuliert,
b es möglicherweise sogar 2,5 Prozent sind. Aber selbst
enn das eintritt, wird das nicht ausreichen, um an die
onsolidierungserfolge, die in den letzten Jahren mög-

ich waren – hin zu einem ausgeglichenen Haushalt –,
nzuknüpfen. Wir müssen bei der Produktion aufholen.
is wir das Produktionsniveau, wie es vor der Krise war,
rreicht haben, wird es noch einige Jahre dauern. Des-
egen gibt es nur eine einzige Möglichkeit, nämlich

mpulse zu setzen für Wachstum und damit für Arbeits-
lätze und für die Stabilisierung der Wettbewerbsfähig-
eit unserer Wirtschaft. Deswegen ist das Wachstumsbe-
chleunigungsgesetz ohne Alternative.

Was sind die Kernaussagen dieses Gesetzes? Erstens.
ir korrigieren die Unternehmensteuerreform an den

unkten, wo sich herausgestellt hat, dass es jetzt in der
rise, in der es Umstrukturierungen von Unternehmen
ibt und Sanierungen von Unternehmen geben muss,
chwierigkeiten gibt und nachgebessert werden muss.
ie Fesseln, die diese Umstrukturierung in der Wirt-

chaft behindern, werden beseitigt.






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof)

Der zweite Punkt ist die psychologische Wirkung bei
den Erben. Unternehmensnachfolger, die ein mittelstän-
disches Unternehmen übernommen haben, wissen, dass
sie Erbschaftsteuer nur zu einem geringen Teil zu zah-
len brauchen, wenn sie eine bestimmte Lohnsumme er-
reichen. Sie stellen aber schon heute fest, dass diese
Lohnsumme aufgrund der Krise nicht erreichbar ist.
Deswegen müssen wir das Damoklesschwert, dass ein
Unternehmen kaputtbesteuert wird und damit die Ar-
beitsplätze kaputtgemacht werden, wegnehmen. Von da-
her ist dieses Signal auch im Wachstumsbeschleuni-
gungsgesetz im Hinblick auf die Erbschaftsteuer
unabweisbar wichtig und notwendig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir setzen ein starkes Zeichen für die Familien in die-
sem Lande. Das ist ein Bekenntnis von CDU, FDP und
CSU zu den Familien als der Keimzelle dieser Gesell-
schaft. Ich will dazu gerne noch etwas sagen.

Freiheit zur Verantwortung – das ist das Motto für un-
seren Koalitionsvertrag. Es ist – das gebe ich zu – der
Gegenentwurf zum sozialistischen Versorgungsstaat.
Das ist wahr.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir glauben an die Kraft des Einzelnen, an die Kraft der
Freiheit. Der Leitgedanke über diesem Koalitionsver-
trag, der Leitgedanke für die gesamte Wahlperiode muss
lauten: Die Kräfte Deutschlands freisetzen. – Wir haben
so viel Kraft in dieser Volkswirtschaft, wir haben so viel
Kraft in diesen Menschen, wir haben so viel Kraft, die
wir freisetzen können und freisetzen müssen. Es sollte
nicht immer gefragt werden, welche Rechtsansprüche
ich gegen die Gesellschaft habe und welches Recht ich
habe, vom Staat das eine oder andere zu kassieren, son-
dern die Frage ist: Wo kann ich mich in diesem Staat ein-
bringen? – Das sind die Kräfte, die wir freisetzen wollen.
Dazu gehört ein Bekenntnis zur sozialen Marktwirt-
schaft. Kollegin Homburger hat es angesprochen.

Heute ist in der Süddeutschen Zeitung die Überschrift
zu lesen: „Deutsche zweifeln am Kapitalismus“. Im wei-
teren Verlauf des Textes heißt es, sie meinten damit die
soziale Marktwirtschaft. All denen will ich sagen: Die
soziale Marktwirtschaft war es, die den Aufbau Deutsch-
lands nach 1945 möglich gemacht hat. Diese soziale
Marktwirtschaft, die mit dem Namen Ludwig Erhard
verbunden ist, war die Grundlage für das Wirtschafts-
wunder, und diese soziale Marktwirtschaft war die
Grundlage dafür, dass 1989 die Hinterlassenschaften der
Sozialisten und der Anhänger der Ideologie von Herrn
Lafontaine und seinen Genossen beseitigt werden konn-
ten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Nach acht Minuten hat Ihre Fraktion zum ersten Mal geklatscht! Schlechter Anfang!)


Wir müssen das Vertrauen in die Marktwirtschaft stär-
ken. Darum geht es; denn das Vertrauen in die Markt-

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(C (D irtschaft ist die Grundlage, auf der Wirtschaft und ärkte funktionieren. Nicht die Marktwirtschaft ist da an schuld, dass die Wirtschaftskrise gekommen ist; ein, im Gegenteil: Die Tatsache, dass die Regeln der arktwirtschaft verletzt worden sind, ist die Ursache da ür, dass es zu dieser Wirtschaftskrise kommen konnte. Bei der Beantwortung der Frage „Wie verhindern wir, ass so etwas in der Zukunft wieder passiert?“ ist die ransparenz von Märkten von zentraler Bedeutung. ärkte können nur funktionieren, wenn sie transparent, lso durchschaubar, sind. Wir können Finanzprodukte ur kontrollieren, wenn sie durchschaubar gemacht weren. Märkte funktionieren nur, wenn man die auf ihnen ngebotenen Produkte sowie deren Risiko und Wert einchätzen kann. Die Frage der Transparenz auf den Märken ist deswegen ganz entscheidend. Was mich in diesem Zusammenhang bedrückt, ist auch das will ich sagen –, dass die Eliten in diesem ande, insbesondere in der Finanzwirtschaft, das nö ige Maß an Demut und an Selbstkritik vermissen lassen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ch will dazu Kurt Biedenkopf zitieren:

Wir stehen vor der Aufgabe, ein neues Vertrauen
der Märkte, der Regierungen und der Bevölkerung
in die alten und neuen Eliten zu begründen.

r sagt weiter:

Umso bedauerlicher ist es, dass unsere Eliten bisher
offenbar keine Notwendigkeit oder keine Möglich-
keit sehen, sich an einer öffentlich und politisch
wirksamen kritischen Bewertung der Geschehnisse
und ihrer Mitverantwortung für die Folgen zu betei-
ligen.

ch fordere die Eliten, insbesondere die in der Finanz-
irtschaft, auf, sich einmal kritisch selbst zu betrachten
nd zu fragen: Womit haben wir zu dieser Krise bei-
etragen, und was muss geschehen, damit sich eine sol-
he Krise nicht wiederholen kann?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der CDU/CSU: Genau! – Ein wichtiger Hinweis!)


Dazu gehört auch, dass wir, Deutschland, Mitverant-
ortung in der Welt übernehmen. Es reicht nicht, Wirt-

chaftsnation zu sein und Wettbewerbsfähigkeit anzu-
treben; man muss auch Mitverantwortung übernehmen.

anchmal besteht diese Mitverantwortung auch im
ilitärischen Eingreifen.

Wenn wir heute unsere Söhne, unsere Töchter in Uni-
orm in fremde Länder schicken, dann müssen wir alles
un, um dafür zu sorgen, dass sie gesund und unversehrt
ieder nach Hause kommen. Wenn sie bedroht werden,
ann müssen sie auch das Recht haben, sich zu wehren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ch danke ganz herzlich dem Bundesverteidigungsminis-
er Karl-Theodor zu Guttenberg dafür, dass er das ganz






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof)

klar gemacht hat, dass er an die jungen Leute, die in
Afghanistan und anderswo in der Welt für die deutsche
Freiheit eintreten, seine Botschaft ausgesandt hat: Wenn
ihr unsere Freiheit verteidigt, dann könnt ihr sicher sein,
dass wir auch euch nicht im Stich lassen. Diese Bot-
schaft ist notwendig, auch im Hinblick auf die Eltern
dieser Soldaten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Stabilität der Gesellschaft ist die notwendige Vo-
raussetzung dafür, dass wir die Kräfte dieses Landes
freisetzen können. Die Keimzelle der Gesellschaft ist
– ich habe es angesprochen – die Familie. Sie ist der
Platz, wo Eltern, wo Großeltern ihren Kindern und
Enkelkindern Traditionen, Erfahrungen, Sichtweisen,
Errungenschaften kultureller Art weitergeben. Deswe-
gen muss die Familie einen besonderen Stellenwert in
der Gesellschaft haben. Wir wollen diesen Stellenwert
anerkennen.

Daher verstehe ich Ihre Kritik an dem, was wir für die
Familien tun – auch durch dieses Gesetz, das Wachstums-
beschleunigungsgesetz –, überhaupt nicht. Hören Sie
endlich auf, den Menschen zu erzählen, dass Besserver-
dienende in diesem Land Kindergeld bekommen! Natür-
lich gibt es Leute, die gut verdienen. Sie bekommen aber
nicht einen einzigen Euro aus dem Bundeshaushalt. Das
Einzige, was sie bekommen, ist ein Steuerfreibetrag für
das von Ihnen selbst erarbeitete Einkommen, also für das,
was sie mit ihrem Fleiß und ihrer Hände Arbeit geschaf-
fen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


– Herr Trittin, da können Sie hämisch lachen. Aber ist es
denn nicht gerecht, dass der Gutverdienende, der
150 000 Euro verdient und drei Kinder hat, weniger
Steuern zahlt als der Gutverdienende, der 150 000 Euro
verdient und keine Kinder hat?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich finde, das ist gerecht.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mir tut auch die arme Frau Schickedanz immer so leid!)


– Hören Sie einmal zu! Ich will Ihnen das erklären. Viel-
leicht wissen Sie das noch nicht.


(Zurufe von der CDU/CSU: Sehr gut! – Aufklären!)


Dann gibt es Menschen, die von diesem Steuerfrei-
betrag nichts haben; da haben Sie völlig recht. Warum
haben sie davon nichts? Weil wir in diesem Land dafür
gesorgt haben, dass Leute, die wenig Geld verdienen,
keine oder nur wenig Steuern zahlen müssen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das waren nicht Sie, das waren wir!)


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(C (D eswegen, weil wir dafür gesorgt haben, profitieren iese Menschen nicht von den Freibeträgen. Deswegen ekommen sie das Kindergeld gleich bar ausbezahlt. Es werden nun 20 Euro mehr, bei drei Kindern 0 Euro mehr und bei vier Kindern 80 Euro mehr. as mag, ich will es zugeben, noch steigerbar sein, und das haben wir heute hier schon gehört; die ersten Sigale kamen schon aus der Koalition – das wird auch och gesteigert werden. Es ist aber zumindest ein Anang und eine Anerkennung für das, was die Eltern für hre Kinder leisten. Jetzt sage ich Ihnen etwas zu der Diskussion der letzen Wochen. Da wird darüber diskutiert, ob es denn richig ist, dass man den Eltern Bargeld in die Hand gibt. Ja, uch ich weiß, es gibt eine kleine Minderheit von Eltern, ie das Geld, das sie bekommen, nicht für ihre Kinder, ondern in anderer Weise – da gebe ich Herrn Buschowsky und wie sie alle heißen recht – für Alkohol und onstige Zwecke verwenden. Aber, meine Damen und erren, das ist eine kleine Minderheit, und diese bürger iche Koalition wird ihre Politik nicht an kleinen Minerheiten ausrichten, sondern an der großen Mehrheit er anständigen Menschen in diesem Land! Darum geht s. Herr Kollege Friedrich, gestatten Sie eine Zwischen rage des Kollegen Poß? Nein, es gibt jetzt keinesfalls Zwischenfragen. Herr oß, wir reden anschließend weiter. Meine Damen und Herren, die Kräfte freisetzen, das edeutet auch – Volker Kauder hat es angesprochen –, as Potenzial des gesamten Landes zu nutzen, nicht nur as der Ballungsgebiete, nicht nur das der Metropolen, ondern auch das der ballungsraumfernen Gebiete. Das st ein wichtiger Punkt. Wir müssen verhindern, dass iese Gebiete gegeneinander ausgespielt werden, dass an zulässt, dass die Metropolen die ländlichen Räume ls Steinbruch, als Vorratskammern verwenden, wo sie ich das eine oder andere holen, dass man so tut, als ob an froh sein müsste, dass die ländlichen Räume ein isschen was von der Metropole abbekommen. Nein, die ändlichen Räume haben einen eigenen Wert. Sie erbrinen einen Beitrag für die Gesellschaft und für dieses and an Kreativität, aber insbesondere an gesellschaftliher Stabilität, die in ländlichen Räumen durch ein reges ereinsleben, durch Sozialkontrolle und gegenseitiges elfen, was ja gerade in kleineren Ortschaften und Dör ern funktioniert, ihre Ausprägung findet. Deswegen können die ländlichen Räume in Deutschand von der Lüneburger Heide bis in den Schwarzwald nd von der Eifel bis in den Bayerischen Wald sicher ein, Dr. Hans-Peter Friedrich (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur westdeutsche!)


(Zuruf von der SPD: Und bei fünf Kindern?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1700301700
Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1700301800




(A) )


(B) )


dass wir als CSU und Union für die ländlichen Räume
eintreten werden und diese Aufgabe ganz an die Spitze
unseres Aufgabenkataloges stellen. Volker Kauder hat ja
das Thema Gesundheitsversorgung angesprochen. Das
wird ein wichtiges Thema werden. Wenn wir die Le-
bensqualität dort erhalten wollen, müssen wir nämlich
dafür sorgen, dass der Standort „ländlicher Raum“ mit
elementaren Versorgungsmöglichkeiten ausgestattet ist.

Schließlich ist auch die Landwirtschaft in diesen
ländlichen Räumen ein stabilisierender Faktor. Es geht
dabei nicht nur darum, wie das Gesicht unseres Landes
ausschaut, also um den äußeren Eindruck für Touristen
und andere Besucher des Landes, sondern es geht um die
Bewirtschaftung des Landes: Es geht darum, dass wir
auf den Flächen vor den Toren unserer Städte gesunde
Nahrungsmittel produzieren. Es geht darum, dass wir
vor den Toren unserer Städte mit regenerativer Energie
– Sie behaupten ja immer, sie sei unverzichtbar; ich teile
diese Auffassung – die Energie produzieren, die uns eine
gewisse Unabhängigkeit beschert und damit für unsere
Zukunft notwendig ist. Deswegen freut es mich, sehr
verehrte Frau Bundeslandwirtschaftsministerin, sehr,
dass es uns gelungen ist, auch ein Sonderprogramm für
die Landwirtschaft aufzulegen und damit einen ganz be-
sonderen Akzent für die Landwirtschaft in diesem Koali-
tionsvertrag zu setzen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Nicht zuletzt, meine sehr verehrten Damen und Her-
ren, geht es darum, einen ganz wichtigen Faktor für den
Investitions- und Lebensstandort Deutschland zu erhal-
ten und zu stärken, nämlich die Infrastruktur. Die Er-
schließung des Landes, die Zurverfügungstellung von
Mobilitätsleistungen, der Transport von Gütern – das al-
les sind wichtige Voraussetzungen, um als Wirtschafts-
nation in einer globalisierten Welt leben und überleben
zu können. Deswegen wird der neue Bundesverkehrs-
minister, wird Peter Ramsauer, von der Christlich-Sozia-
len Union hier im Hohen Hause flankiert und begleitet,
diese Aufgaben mit voller Kraft wahrnehmen:


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das jetzt eine Drohung?)


Güter von der Straße auf die Schiene, Erschließung des
Landes, öffentlicher Personennahverkehr für die Bal-
lungsräume – das ist die Zukunft der Verkehrspolitik.
Peter Ramsauer und seine Kollegen werden das gestal-
ten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, die bürger-
liche Koalition hat sich vorgenommen, Politik für alle
Menschen, für alle Schichten des Volkes zu machen,
nicht mit Ideologie – Volker Kauder hat es schon ange-
sprochen –, sondern in der Verantwortung für die Men-
schen in diesem Lande. So wie wir von jedem Einzelnen
in Deutschland fordern, in der Gesellschaft mitzuwirken
und Verantwortung zu übernehmen, müssen auch wir als

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(C (D olitiker Verantwortung für die gute Zukunft dieses Lanes übernehmen. Wir haben als bürgerliche Regierung das Vertrauen er Wähler. Wir werden den Auftrag, der mit diesem ertrauen verbunden ist, erfüllen. Um Frau Merkel zu zi ieren: „Entschlossenheit ist jetzt gefragt.“ Wir wollen eutschland zu neuer Stärke führen. Vielen Dank. (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gute Rede!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1700301900

Das Wort hat nun Kollegin Agnes Krumwiede für die

raktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Agnes Krumwiede (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1700302000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Wir alle glauben, dass wir in einer Welt leben,
n der wir über mehr Wissen verfügen als je zuvor in der
esamten Menschheitsgeschichte. Andererseits leiden
ir unter Problemen, die wir selbst geschaffen haben.

ch nenne hier nur einige: die Finanz- und Wirtschafts-
rise, die Klimaveränderung, Hunger und Krieg. Gerade
n Krisenzeiten brauchen die Menschen Werte und eine
ositive Lebenseinstellung, eine andere Form von
eichtum, als das Bruttoinlandsprodukt messen kann.
echanistisches Schubladendenken hat sich nicht be-
ährt. Damit meine ich auch die ewige Floskel von der

Brückentechnologie Atomkraft“,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ei der es nur um Ideologie geht. Sie wissen ganz genau,
ass mit der Atomkraft die erneuerbaren Energien ver-
indert werden.

Wir brauchen ein neues Denken, neue Denkansätze,
ie von Fantasie und Individualität geprägt sind. Dabei
ann uns die Kultur helfen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


ber Kultur identifiziert sich der Mensch mit sich und
einer Umwelt. Er entwickelt Kritikfähigkeit, Empathie,
elbstbewusstsein und Respekt. Davon bin ich als Musi-
erin überzeugt. Albert Einstein sagt: „Phantasie ist
ichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“

Was jedoch erwartet uns in den nächsten vier Jahren in
er Kulturpolitik? Laut Koalitionsvertrag will Schwarz-
elb in eine Prestigekultur investieren.


(Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [FDP]: Ach du lieber Gott!)


ulturpolitik aber muss mehr sein als die Unterstützung
epräsentativer Leuchtturmprojekte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)







(A) )



(B) )


Agnes Krumwiede
Wir Grünen wollen, dass Kultur für alle Menschen da
ist, nicht nur für einen erlesenen Kreis einer wohlhaben-
den Klientel im elitären Elfenbeinturm.

Wir verstehen Kulturpolitik als Bildungsauftrag. Kul-
turelle Bildung kann ein Schlüssel zu gesellschaftlicher
Teilhabe sein. Kinder und Jugendliche aus allen sozialen
Schichten brauchen die gleichen Zugangsmöglichkeiten
zu kulturellen Inhalten. Deshalb ist es so wichtig, dass
sich Kultur- und Bildungseinrichtungen untereinander
besser vernetzen. Theaterprojekte zum Beispiel, aber
auch der Hip-Hop als Projekt –


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Oder Zirkus!)


– sollten feste Institutionen an unseren Schulen werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Subkultur, freie künstlerische Entfaltungsmöglichkeiten
wollen wir Grünen in gleichem Maße fördern wie den
hochsubventionierten Opernbetrieb. Grüne Kulturpoli-
tik will die Vielfalt. Die schwarz-gelbe Forderung nach
der deutschen Sprache im Grundgesetz verstehe ich als
Deutschtümelei. Wir wollen geistige Vielfalt, nicht Ein-
falt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Aber die deutsche Sprache ist doch schön!)


Kultur soll integrieren, nicht ausgrenzen.

Die Wertschöpfung der Kreativwirtschaft übersteigt
mittlerweile die der Automobilindustrie, der Chemie-
industrie und der Landwirtschaft. Doch hinter den schil-
lernden Kulissen der Kreativwirtschaft sieht es düster
aus. Als Pianistin weiß ich, wovon ich spreche. Es hakt
an allen Ecken und Enden in der Kulturbranche.

Viele Menschen sind überrascht, wenn sie hören, dass
die meisten Musiker, Schauspieler und Tänzer regelmä-
ßig auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind.
Hochqualifizierte Talente werden ausgebeutet und arbei-
ten für einen Hungerlohn. Das Sparen von staatlicher
Seite an der sozialen Absicherung der Kulturschaffenden
bedroht die Freiheit der Kunst.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie des Abg. Siegmund Ehrmann [SPD] – Zuruf von der CDU/CSU: Künstlersozialkasse!)


Daran hat leider auch die Reform der Anwartschaftsre-
gelung im SGB III kurz vor dem schwarz-roten Tor-
schluss nichts Grundlegendes geändert. Ich bin hier, um
an die großen, leeren Versprechungen der letzten Legis-
laturperiode zu erinnern.

Was den schwarz-gelben Koalitionsvertrag betrifft,
stört mich darin besonders die komplette Missachtung
der sozialen Absicherung von Künstlerinnen und
Künstlern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


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(C (D ier sehe ich einigen Nachbesserungsbedarf. Denn: Eine esellschaft, die ihre Kulturschaffenden nicht wert chätzt, riskiert, auf eine Weise zu verarmen, die mit eld nicht wieder gutzumachen ist. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir brauchen deshalb endlich eine soziale Versor-
ung, die Rücksicht nimmt auf die heutigen Produk-
ionsbedingungen der Medien- und Kulturbranche mit
hren sehr unterschiedlichen und flexiblen Arbeitsmo-
ellen.

Ich glaube, zwischen uns hier im Plenum gibt es nicht
ur politische Unstimmigkeiten. Der Bericht der En-
uete-Kommission ist dafür ein ausbaufähiger Beleg.
ch denke, in der Kulturpolitik haben wir größtenteils so-
ar die gleichen Ziele. Es fehlt nur an der Umsetzung.
abei lädt gerade die Kulturpolitik zu einer fraktions-
bergreifenden Zusammenarbeit ein. Diese Chance müs-
en wir nutzen.

Ich hoffe sehr, dass es uns gelingt, neue und mutige
ege in der Kulturpolitik zu beschreiten. Wir haben es

n der Hand, eine fantasievollere Gesellschaft zu fördern
nd mitzugestalten. Ich freue mich auf unsere Zusam-
enarbeit.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1700302100

Kollegin Krumwiede, dies war Ihre erste Rede, und

as in der ersten Plenardebatte der neuen Legislatur-
eriode. Respekt, herzlichen Glückwunsch und alles
ute für die weitere Zusammenarbeit!


(Beifall)


Das Wort hat nun Staatsminister Bernd Neumann.

B
Bernd Neumann (CDU):
Rede ID: ID1700302200


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe
rau Kollegin Krumwiede, ich freue mich ebenfalls auf
ine gute Zusammenarbeit und hoffe, dass Sie in den
ulturausschuss kommen. Eine Belebung dieses Aus-

chusses ist immer gut.

„Kunst und Kultur sind der Zukunftsmotor einer Ge-
ellschaft.“ So steht es im Koalitionsvertrag. Dies ist ein
ehr richtiger und wichtiger Satz. Deshalb werden wir
er Bedeutung der Kultur durchaus gerecht, wenn wir
ie hier noch im Rahmen der Generaldebatte vor allen
nderen Ressortbereichen behandeln.

Man kann feststellen – da muss ich der jungen Kolle-
in doch etwas widersprechen –: Mit unserer Koalitions-
ereinbarung wird der erfolgreiche Kurs der Kulturpoli-
ik der letzten Legislaturperiode fortgesetzt. Dass er
rfolgreich war, wird ja von niemandem bestritten. Die
atsache, dass von allen Verbänden nach der Fortsetzung
ieser Politik mit dem gleichen Amtsinhaber gerufen






(A) )



(B) )


Staatsminister Bernd Neumann
wurde, ist ein Zeichen dafür, dass wir ganz gut waren.
Das möchte ich an dieser Stelle erwähnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das heißt, wir wollen die Rahmenbedingungen der Kul-
tur verbessern und darüber hinaus neue, zusätzliche Ak-
zente setzen.

Wir befinden uns mitten in einer globalen Wirt-
schafts- und Finanzkrise bisher nicht gekannten Aus-
maßes. Haushaltskonsolidierung ist in den kommenden
Jahren angesagt. In diesem Zusammenhang ist es wich-
tig, sich der Rolle der Kultur für unsere Gesellschaft be-
wusst zu werden. Gerade in Zeiten der Globalisierung,
gekennzeichnet durch zunehmende Verunsicherung und
Orientierungslosigkeit des Einzelnen, bedarf unsere Ge-
sellschaft eines tragfähigen, gemeinsamen geistigen
Fundaments, und dieses Fundament ist die Kultur.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die Kultur stiftet das Bewusstsein für die eigene Ge-
schichte. Sie schafft Zusammenhalt. Sie stiftet Werte
und Traditionen, die unser Land und unsere Gesellschaft
für ein menschliches Miteinander brauchen. Durch die
Kultur entsteht gerade für unsere Kinder und Jugendli-
chen jene Orientierung und Kreativität, die uns lebens-
lang begleitet.

Aus diesem Grunde wäre es fahrlässig, gerade in Kri-
senzeiten dieses Fundament, das unsere Gesellschaft zu-
sammenhält, durch finanzielle Kürzungen anzukratzen
oder sogar zu beschädigen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Hierzu ist eine Aussage in unserem Koalitionsvertrag
von herausragender Bedeutung. Sie lautet:

Die Ausgaben des Bundes für die Kultur konnten in
den vergangenen vier Jahren deutlich erhöht wer-
den. Dazu stehen wir gerade auch in der Finanz-
und Wirtschaftskrise. Kulturförderung ist keine
Subvention, sondern eine unverzichtbare Investi-
tion in die Zukunft unserer Gesellschaft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, nun erreichen uns aus eini-
gen Kommunen in Deutschland seit ein paar Wochen
alarmierende Nachrichten über massive Streichungsab-
sichten im Bereich der Kultur in einer Größenordnung
von 10 Prozent und zum Teil mehr. Ich weiß, dass Län-
der und Kommunen den Löwenanteil der öffentlichen
Ausgaben für Kultur in diesem Land tragen. Das ist so
von der Verfassung gewollt, und das bedeutet ein großes
Stück Verantwortung.

Natürlich dürfen wir das Ziel eines konsolidierten
Haushaltes nicht aus den Augen verlieren; aber dafür ist
der Kulturbereich allein schon unter fiskalischen Aspek-
ten nicht geeignet. Die Anteile der Kultur an den Etats in
den Ländern und Kommunen betragen im Mittelwert

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(C (D ,9 Prozent. Mit Sparmaßnahmen in diesem Bereich saiert man keine Haushalte. ie geringen Einsparungen, die überhaupt möglich wäen, stehen in keinem Verhältnis zu dem kulturellen Flurchaden, den man anrichten würde. Deshalb appelliere ch an alle: Schonen wir die Kultur auch und gerade in risenzeiten. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bei den Rahmenbedingungen steht für mich die Ver-
esserung der sozialen Lage der Künstler an vorderer
telle. Wenn man bedenkt, dass die jährlichen Durch-
chnittseinkommen zwischen 10 000 und 12 000 Euro
iegen, dann kann uns das nicht gleichgültig sein. Des-
alb ist die weitere Stabilisierung der Künstlersozialver-
icherung, die einen Versicherungsschutz gegen Verar-
ung im Alter sowie Zugang zur gesetzlichen Kranken-

nd Rentenversicherung bietet, unverzichtbar. Ebenso
uss die Reform – Frau Kollegin Krumwiede, wir haben

ie eingeleitet – bei den Kriterien für den Erhalt von Ar-
eitslosenunterstützung künstlerfreundlich umgesetzt
erden. Schon dieser Schritt bringt etwas. Im Laufe der
egislaturperiode muss sie erneut im Hinblick auf die
irksamkeit auf den Prüfstand gestellt werden; da bin

ch Ihrer Meinung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich kann aus Zeitgründen nur einige wenige Punkte
us der Koalitionsvereinbarung ansprechen. Ganz oben
teht für mich die kulturelle Bildung. Es sind unsere
inder und Jugendlichen, die die Gesellschaft von mor-
en gestalten werden. Geben wir ihnen das geeignete
üstzeug dafür!

Ob der Ausbau des europäischen kulturellen Dialogs
urch die Stiftung Genshagen, der Abbau von Hinder-
issen beim Zugang zu kulturellen Angeboten oder die
tärkung der Medienkompetenz: Hier zählen wir weiter-
in auf die an sich hervorragende Kooperation mit den
ändern, den Verbänden und auch der Wirtschaft bei un-
eren Erfolgsprojekten, die wir fortführen und verstär-
en werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, gestern haben wir den Fall
er Mauer vor 20 Jahren gefeiert. Bei allen positiven Ge-
ühlen dürfen wir aber nicht übersehen, dass es noch im-
er – oder leider immer mehr – Tendenzen gibt, das Un-

echt in der DDR zu beschönigen und zu verharmlosen.
arum wollen wir die geschichtliche Aufarbeitung der
ED-Diktatur verstärken; ein Vergessen und Verdrän-
en kommt für uns nicht infrage.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Staatsminister Bernd Neumann
Meine Damen und Herren, wir werden uns für ein
Urheberrecht stark machen – das ist für die Künstler im
digitalen Zeitalter eine der größten Herausforderungen
überhaupt –, das Kreative in unserem Land vor der Be-
einträchtigung geistigen Eigentums schützt, sei es durch
Mediengiganten wie Google, sei es durch Internetpira-
ten.

Das schriftliche Kulturerbe ist ein bedeutendes
Zeugnis einer Kulturnation. Darum haben wir uns darauf
geeinigt, gemeinsam mit den Ländern ein nationales Be-
standserhaltungskonzept für gefährdetes schriftliches
Kulturgut zu erarbeiten und eine Koordinierungsstelle
von Bund und Ländern einzurichten.


(Beifall des Abg. Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU])


Meine Damen und Herren, Kontinuität und Verläss-
lichkeit, verbunden mit neuen Ideen und Initiativen, wer-
den die Kultur- und Medienpolitik des Bundes auch in
der kommenden Wahlperiode auszeichnen. Ich wünsche
mir jene Allparteienkoalition für die Kultur, mit der wir
in der Vergangenheit gemeinsam eine Menge erreicht
haben.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Guter Ansatz!)


Ich würde mich freuen, wenn wir diese große Einigkeit
– in diesem Falle entgegen den sonstigen Gepflogenhei-
ten – über die Fraktionsgrenzen hinweg zum Wohle der
Kultur fortführen könnten. Gerade in Zeiten der Krise
braucht die Kultur unser aller Solidarität.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1700302300

Das Wort hat nun Kollegin Lukrezia Jochimsen für

die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700302400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! So

kann man sich irren: Als die Kanzlerin gleich zu Beginn
ihrer Rede heute Morgen sagte, wir müssten die Folgen
der Finanz- und Wirtschaftskrise überwinden, dachte
ich, jetzt komme eine Passage zur Situation der Kultur
und Kulturschaffenden in unserem Land. Sie kennt doch
die Hilferufe der Oberbürgermeister, der Theater, der
Museen, der Bibliotheken und der Kunsthäuser überall
in unserem Land, und sie kennt auch die Analysen der
Zeitungen: Vom großen „Kahlschlag“ schrieb die Zeit
vor zwei Wochen, vom „Spar-Tsunami“ der Spiegel.
Aber kein Wort davon; dafür das Schlagwort „Leistung
muss sich wieder lohnen“. Dies sagen Sie einmal Kunst-
und Kulturschaffenden in unserem Land,


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D twa Schauspielern und Musikern. Die Kollegin, die neu m Bundestag ist, hat die Situation dankenswerterweise chon beschrieben: hochqualifizierte Leute, die Tag und acht an ihren Projekten arbeiten und, wenn es hochommt, vielleicht 11 000 Euro im Jahr verdienen, davon eine Sozialversicherung zahlen können und nichts fürs lter sparen können. Leistung soll sich wieder lohnen? a, bitte, gerade im Bereich der Kultur! (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ber kein Wort, kein Satz, keine Vorstellungen, wie hier
in jetzt zusammenbrechendes System erhalten und ge-
ettet werden kann.

Geldmangel ist ein mit Verzögerung wirkendes
Gift. Wenn es sich bemerkbar macht, ist es für die
betroffenen Personen und Institutionen oft zu spät,
die Reserven sind aufgebraucht, die Bestände nicht
mehr zu retten.

as schrieb Andreas Kilb vor einigen Tagen in der FAZ.
as Gift Geldmangel wird in der Kultur epidemische
ormen annehmen, wenn jetzt nicht sofort entgegenge-
irkt wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist ja bekannt, dass sich die wirtschaftliche Ent-
icklung von privatwirtschaftlichen Unternehmen nach
risen in der Regel stabilisiert. Dies aber gilt nicht für
erlorene Kunst und aufgegebene kulturelle Infrastruk-
ur. Deshalb fordern wir ein sofortiges Investitionspro-
ramm für die kulturelle Infrastruktur in diesem
and, einen „Zukunftsfonds Kultur“.


(Beifall bei der LINKEN)


s geht nicht nur darum, Herr Staatsminister, dass wir
ie Kultur schonen, wir müssen aus dieser Situation he-
aus jetzt offensiv etwas für die Kultur tun, wir müssen
n deren Zukunft investieren.

Beim Expertengespräch des Ausschusses für Kultur
nd Medien im März dieses Jahres hat Klaus Hebborn
om Deutschen Städtetag bereits einen bedenkenswerten
orschlag zur Finanzierung eines solchen Fonds ge-
acht. Er stellte fest:

Wenn die öffentlichen Hände an der Abfinanzie-
rung der in den Bankensektor fließenden Mittel nur
nachrangig beteiligt würden, wäre für die Kultur
viel gewonnen.

Sie wissen: In der Kultur schafft wenig viel, Investi-
ionen haben Schubkraft, siehe Filmförderung. Deshalb:
etzen Sie um, was Sie uns stets mit schönen Worten
erkünden: Kulturförderung ist eine Investition in die
ukunft. Die nachfolgenden Generationen sind darauf
ngewiesen.

Bei einem zweiten Thema habe ich mich sehr geirrt.
ch war fest davon überzeugt, dass in der Koalitionsver-
inbarung im Kapitel Kultur das Postulat „Der Staat
chützt und fördert die Kultur.“ und die Ankündigung,
iesen Satz so schnell wie möglich als Gesetz zur Ab-
timmung zu stellen, enthalten sein würden, damit end-






(A) )



(B) )


Dr. Lukrezia Jochimsen
lich das Staatsziel Kultur im Grundgesetz verankert
wäre.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich habe noch den flammenden Appell von Guido
Westerwelle in den Ohren, den er am 19. Juni dieses Jah-
res hier an uns alle gerichtet hat.

In Wahrheit geht es darum, dass Deutschland eine
Kulturnation ist. … Eine Kulturnation sollte sich in
ihrer eigenen Verfassung dazu bekennen, dass sie es
ist.

Wie wahr! Auch der nächste Satz ist richtig:

… da die Kultur in Deutschland in Konkurrenz
steht zu anderen wichtigen Rechtsgütern, müssen
wir dafür sorgen, dass die Kultur nicht den Kürze-
ren zieht, nur weil sie keinen Verfassungsrang hat.

Dem ist nicht zu widersprechen. Dem ist auch nichts
hinzuzufügen. Es bleibt die Frage: Wo ist das Staatsziel
Kultur geblieben? Es scheint auf der Strecke geblieben
zu sein zwischen der FDP-Opposition im Juni und der
FDP-Mitregierung im November. Schade, Herr Vize-
kanzler.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700302500

Nächster Redner ist der Kollege Arnold Vaatz für die

CDU/CSU-Fraktion.


Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1700302600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich verfolge die Debatte seit heute 11 Uhr. Mir
ist aufgefallen, dass kein Einziger und keine Einzige der
Oppositionsredner oder -rednerinnen bisher ein Wort für
das Thema 20 Jahre Mauerfall übrig hatte.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es ist immerhin ein Thema, das gestern das öffent-
lich-rechtliche Fernsehen den gesamten Abend beschäf-
tigt hat. Sie haben sich, wenn Sie das gesehen haben,
noch einmal vergegenwärtigen können, was für ein Er-
eignis das war und wie es die Menschen bewegt hat. Sie
haben die Freudentränen der Menschen gesehen, die
zum ersten Mal Westberlin betreten haben. Gerade des-
halb frage ich mich, weshalb Sie das so wenig interes-
siert und weshalb Sie uns vorwerfen, es gäbe zwischen
der Bevölkerung und uns einen Keil. Offenbar sind Sie
es, die ein wenig neben der psychischen Beschaffenheit
der Mehrheit in Deutschland leben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Über den Aufbau Ost kann man nur auf der Basis von
Wahrheit und Klarheit reden. Wo es Besonderheiten gibt,
mögen sie materieller oder psychologischer Natur sein,
muss man sie klar benennen. An einem solchen Tag wie
heute, halte ich es für sehr wichtig, gerade die letzteren
zu erwähnen.

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(C (D Worum geht es? Unsere Generation der Ostdeutschen at die Hälfte des Lebens zugebracht in einem Zustand ntzogener Freiheitsrechte: des entzogenen Rechts auf reie Meinungsäußerung, des entzogenen Rechts auf ein iskriminierungsfreies Bekenntnis zu einem Glauben, es entzogenen Rechts auf Freizügigkeit und des entzoenen Rechts auf demokratische Mitwirkung in der Poliik. Das ist das Erlebnis eines halben Lebens unserer Geeration, und zwar ohne die Aussicht auf ein Ende dieses ustands. Nun mögen die Menschen verschieden beschaffen ein, aber gerade angesichts der Tatsache, dass wir biser eine nahezu reine Verteilungsdiskussion geführt aben, möchte ich sagen – ich kann nur für mich sprehen –: Kein einziges der sogenannten sozialen Rechte, nd auch nicht alle Sozialrechte zusammen, die sich die DR zugute hielt, hat für mich jemals die Abwesenheit ieser Freiheitsrechte aufgewogen. Deshalb sehne ich mich nach dieser Zeit auch nicht urück. Aber ich wehre mich trotzdem gegen eine Einebung, gegen eine Philosophie, die da sagt: Hört auf mit em ständigen Reden von Ost und West; wir sind doch etzt ein einiges Deutschland, da braucht man das nicht ehr zu erwähnen. Es ist sehr wohl nötig – auch das sage ch aus Sicht meiner Generation –, diese Geschichte im er wieder zu erwähnen. Warum? Weil wir etwas Besoneres, etwas Eigenes in das wiedervereinigte Deutschand mitbringen. Wir bringen keine Vermögensvorteile it. Wir bringen auch keine Ausbildungsvorteile mit. anz im Gegenteil: In vielen Bereichen sagt man uns: Habt ihr das erste und zweite juristische Staatsexamen? enn nicht, könnt ihr wieder gehen.“ Das ist bedauer ich. Aber wir bringen etwas Anderes mit: Unsere Geneation bringt die Erfahrung mit, in dem eigenen Leben ie Kraft aufgebracht zu haben, ein übermächtiges, totaitäres Regime mit Würde zu überleben, eine Kraft, die ufzubringen anderswo nicht nötig war. ch betrachte es als unsere zentrale Aufgabe als Ostdeutche in diesem Bundestag, dafür zu sorgen, dass diese norme Lebensleistung in Deutschland respektiert, anerannt und gewürdigt wird. Die Freudentränen von gestern haben, wie Freudenränen im Allgemeinen, eine bittere Geschichte. Ich laube, dass es genau dieses Bewusstsein der entzogeen Rechte ist, das diese bittere Geschichte und die motionen des gestrigen Tages ausmacht. Allerdings ehlte mir in der Gesamtdarstellung gestern einiges. Die ernsehbilder suggerierten eine schöne Harmonie. Nur, ie Freudentränen am 9. November waren kein geamtdeutsches Allgemeingut. Im Gesicht von Oskar afontaine, der leider wieder aus dem Saal gegangen ist, ird man schwerlich welche ausgemacht haben. Er hat ir in einer der letzten Debatten der vergangenen Legis aturperiode zugerufen, ich sagte die Unwahrheit, als ich twas über ihn zitiert habe. Deshalb sage ich es noch einal und diesmal mit Angabe der genauen Textstelle, um Arnold Vaatz klarzumachen, wie dieser Mann damals gedacht hat. In der Sächsischen Zeitung vom 13. Dezember 1989 wurde Herr Lafontaine folgendermaßen zitiert: Der stellvertretende SPD-Vorsitzende und saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine … sprach auch von „guten Argumenten“, Rentnern aus der DDR bei einer Übersiedlung in die Bundesrepublik aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit keine Rente mehr zu zahlen. Es sei geltendes Recht in der Bundesrepublik, daß jemand, der keine Beiträge eingezahlt habe, auch keine Rente bekomme. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


Das ist ein Originalzitat aus der Sächsischen Zeitung.
Wenn er das dementieren will, soll er das tun. Vielleicht
wurde er falsch zitiert. So haben wir ihn aber damals
wahrgenommen. Meine Damen und Herren von der So-
zialdemokratischen Partei, Sie erinnern sich: Sie haben
diesen Mann als Nächstes zum Kanzlerkandidaten ge-
macht und einige Jahre später zum Parteivorsitzenden
gewählt. Ich halte das für eine grobe Unsensibilität ge-
genüber der gesamten deutschen Geschichte, insbeson-
dere gegenüber der Geschichte der deutschen Wieder-
vereinigung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich bin sehr dankbar dafür, dass es in den letzten Jah-
ren eine so enorme Solidarität des Westens mit dem
Osten gab. 1,3 Billionen Euro sind von West nach Ost
geflossen. Nun gibt es Stimmen, die sagen, wer Dank-
barkeit einfordere, der erniedrige die Menschen. Dazu
möchte ich Folgendes sagen: Mir gegenüber hat nie je-
mand Dankbarkeit eingefordert. Ich erlaube mir aber,
eine tiefe Dankbarkeit zu fühlen und schäme mich dieser
Dankbarkeit auch nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich halte sie nicht für ein altmodisches Gefühl, sondern
für eine Selbstverständlichkeit für jeden halbwegs intel-
ligenten Menschen mit Herz, der nur einen kurzen Blick
nach Polen, nach Tschechien, nach Russland und in all
die anderen Länder wirft, die vor 20 Jahren in der glei-
chen Situation waren wie wir.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Vor diesem Hintergrund versteht sich natürlich das,
was im Koalitionsvertrag steht. Selbstverständlich
möchten wir den Annäherungsprozess zwischen West
und Ost fortsetzen. Das bedeutet zum Beispiel, dass der
Solidarpakt II so bleibt, wie er ist. Auch die vorhin geäu-
ßerten Zweifel daran, dass der Risikostrukturausgleich
bleibt, wie er ist, möchte ich zerstreuen. Wir ostdeut-
schen Abgeordneten werden dafür sorgen, dass die Vor-
teile, die uns die Gesundheitsreform gebracht hat, in der
jetzigen Legislaturperiode voll erhalten bleiben. Dafür
streiten wir.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Dass das im allgemeinen Interessenausgleich nicht im-
mer ganz einfach wird, ist klar; aber wir werden es tun.

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(C (D Des Weiteren sage ich: Wir müssen auch im Bereich er Infrastruktur weiter voranschreiten. Dort bestehen anz wesentliche Probleme. Ich bitte darum, dass uns die ollegen von der Opposition, wenn sie tatsächlich etwas ür Ostdeutschland empfinden, helfen und nicht die anze Zeit die Prozesshanseln in Ostdeutschland ermutien, damit unsere Projekte nicht stattfinden. (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was tun wir?)


ch will Ihnen sagen: Wir könnten mit einer alpenque-
ungsfreien See-zu-See-Verbindung, von der Ostsee zur
dria, auf der Schiene dienen. Wenn das gelingt, haben
ir die Möglichkeit, Verkehre von globaler Dimension
ach Ostdeutschland zu lenken und von ihrer Erschlie-
ungswirkung zu profitieren, vorausgesetzt es wird uns
icht kleinkarierter Widerstand entgegengebracht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


arum bitte ich Sie sehr.

Bezüglich der Frage nach einem Aufbau West, die
or Kurzem geäußert worden ist, kann ich nur sagen:


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagt hier keiner von der Opposition!)


ch bin voll davon überzeugt, dass Peter Ramsauer mit
einem Wort auch nur ein Projekt infrage gestellt hat,
as uns in Ostdeutschland zugesichert ist, das bereits be-
ahlt ist und worauf wir gesetzt haben. Da bin ich ganz
icher.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich muss natürlich auch sagen: Es gibt in West-
eutschland eine Anzahl Projekte, die seit 40 Jahren
icht realisiert worden sind, wofür wir keine Verantwor-
ung tragen, zum Beispiel die Hochrheinautobahn. Das
st nicht unser Problem. Da haben Sie sich in ein eigenes
ewirr von Fallstricken verwickelt; da müssen Sie se-
en, wie Sie da raus kommen.

Ich bin trotzdem der Meinung, dass die Projekte, die
m Westen in den letzten Jahren liegen geblieben sind,
elbstverständlich aufgearbeitet werden müssen. Auch
a werden wir an einem Strang ziehen, weil wir dankbar
ind für die Solidarität in Deutschland und weil wir sie
o, wie sie ist, aufrechterhalten wollen.

Vielen Dank, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700302700

Im Rahmen der Generalaussprache liegen nun keine

eiteren Wortmeldungen mehr vor.

Damit kommen wir zu den Bereichen Europa,
ußen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungspolitik
nd Menschenrechte.

Als erstem Redner erteile ich das Wort für die
undesregierung Herrn Bundesminister Dr. Guido
esterwelle.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Aus-
wärtigen:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich möchte zunächst einmal an das anknüpfen, was Herr
Kollege Vaatz hier eben gesagt hat. Das ist eine außer-
ordentlich kluge und vor allen Dingen bemerkenswerte
Einschätzung gewesen. Denn die vielen Gäste, die wir
gestern empfangen konnten, haben alle ausgedrückt, wie
beeindruckt unsere befreundeten Partner in der Welt von
dieser friedlichen Revolution gewesen sind. Jeder hier
weiß, dass das auch viel Staatskunst verlangt hat. Jeder
kennt die Rolle von Helmut Kohl, von Hans-Dietrich
Genscher und – es wächst zusammen, was zusammen
gehört – von Willy Brandt; er sei ausdrücklich genannt.
Aber niemand darf dabei vergessen: Die wahren Helden
waren diejenigen, die nicht wussten, ob auf sie geschos-
sen wird, als sie auf die Straße gingen. Das waren die
wahren Helden dieser Zeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, das hat natürlich auch viel
mit außenpolitischer Tradition und Kontinuität zu tun
gehabt. In Wahrheit ist die Außenpolitik seit Gründung
der Bundesrepublik Deutschland wirklich großes Inven-
tar unserer Republik. Diese Kontinuität hat die Außenpo-
litik aller Regierungen vor uns – aller Regierungen – aus-
gezeichnet, und diese Kontinuität wird selbstverständlich
auch jetzt fortgesetzt werden. Deutsche Außenpolitik ist
Friedenspolitik, sie ist interessengeleitet, aber sie ist aus-
drücklich auch werteorientiert. Das ist der Kompass. Der
galt früher, und der gilt auch in Zukunft.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das hat die Angst vieler Völker der Welt vor uns
Deutschen genommen, das hat uns in die friedliche Völ-
kergemeinschaft zurückgeführt. Deswegen, liebe Kolle-
ginnen und Kollegen, will ich gleich am Anfang sagen:
Wir stehen mit dieser Bundesregierung für eine Einbin-
dung unserer Politik in die europäische Politik und in die
Politik der Völkergemeinschaft. Wir wollen keine Al-
leingänge, sondern wir wollen gemeinsames Handeln;
auch dies ist wichtig.

Ich möchte nachdrücklich sagen: Es soll jedem klar
sein, dass Kontinuität nicht mit Ideenlosigkeit verwech-
selt werden darf. Jeder setzt seine eigenen Akzente. Ich
möchte ausdrücklich hinzufügen: Das hat auch Bundes-
außenminister Steinmeier getan. Da es das erste Mal ist,
dass ich in diesem Hohen Hause in meinem neuen Amt
sprechen darf, möchte ich mich bei ihm, gewissermaßen
in Abwesenheit – ich hätte es ihm gerne persönlich ge-
sagt –, für seine Amtsführung in den letzten Jahren sehr
herzlich bedanken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist immer so: Jeder denkt natürlich an die eigene
Handschrift, an die eigenen Akzente, und es gibt Dinge,

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(C (D ie aus meiner Sicht und aus Sicht der Bundesregierung ielleicht noch besser gemacht werden können. Ich öchte zunächst vor allen Dingen auf die Europapoli ik Bezug nehmen. Ich habe sehr früh, lange vor der deutschen Einheit, on Hans-Dietrich Genscher ein Selbstverständnis geernt, das mich sehr geprägt hat. Damals sagte er mir als ungem Studenten: Die Europäische Union heißt Euroäische Union und nicht Westeuropäische Union. – Das st kein selbstverständlicher, einfach so dahingesprocheer Satz, sondern es ist in Wahrheit ein Auftrag an unsere eneration, zu vollenden, was andere vor uns begonnen aben – abermals seien zum Beispiel Willy Brandt und alter Scheel genannt –, dass die tiefe Freundschaft, die ir mit unseren westlichen Nachbarn erreichen konnten wir sprechen längst nicht mehr nur von Partnerschaft, ondern selbstverständlich von einer Freundschaft der ölker –, auch mit unseren östlichen Nachbarländern öglich wird, dass sie wächst und dass sie gedeiht. Deswegen habe ich meine erste Antrittsreise nach Poen unternommen. Ausdrücklich habe ich als erstes Land, n das ich im Rahmen meiner Antrittsbesuche gereist bin, olen und dort Warschau besucht. Das soll auch von mir anz persönlich ein klares Bekenntnis sein: Wir wollen, ass die Freundschaft, die zum Beispiel im deutsch-franösischen Verhältnis gewachsen ist, auch für das deutscholnische Verhältnis selbstverständlich wird. Wir wollen nseren Beitrag dazu leisten, dass die Ressentiments, die s selbstverständlich gibt – wie könnte es in Anbetracht nserer Geschichte auch anders sein? –, als Vergangeneit zurückbleiben. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN und der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wie jeder von Ihnen habe ich in meiner politischen
aufbahn viele Gespräche geführt und das eine oder an-
ere fürs Leben mitgenommen. So ist es mir wichtig, dass
ch in den 90er-Jahren – schon etwas näher an der Politik
tehend: im Vorstand meiner Partei, später als Generalse-
retär und dann als junger Abgeordneter – noch erlebt
abe, wie Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher in
er Europapolitik immer größten Wert darauf gelegt ha-
en, dass Europa nicht nur ein Konzert der großen Staaten
n Europa ist. In Europa gibt es keine kleinen Länder.
uch die geografisch kleinen Länder sind in Europa ganz
roß, auf Augenhöhe. Respekt vor allen Mitgliedstaa-
en der Europäischen Union, das soll unsere, das wird
uch meine Handschrift sein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deswegen ist es mir ein Anliegen gewesen – und ich
erde das in dieser Woche fortsetzen –, gleich am An-

ang selbstverständlich nicht nur Frankreich, unseren
underbaren Freund und Nachbarn, zu besuchen, son-
ern auch die kleineren Nachbarländer, die Beneluxlän-
er, wie sie oft genannt werden, aufzusuchen.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Es gibt doch keine mehr!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Guido Westerwelle
– Ich habe es doch gerade erklärt; vielleicht ertragen Sie
es einfach mal. Ich glaube, dass Sie es verstehen können.
Ich bitte wirklich darum. – Ich halte es deshalb für so
wichtig, diese Länder zu besuchen, weil ich es nicht gut
finde, wenn Länder wie beispielsweise Luxemburg, wenn
Länder wie die Niederlande oder wenn Länder wie Bel-
gien das Gefühl bekommen, gewissermaßen eingedrängt
oder nicht genügend beachtet zu werden. Ich war persön-
lich überrascht, dass der letzte bilaterale Besuch eines
deutschen Außenministers in Belgien – nicht in Brüssel/
Europa, sondern in Belgien – neun Jahre zurücklag.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unser Joschka!)


Ich glaube, es ist wichtig, dass, gerade weil Deutschland
ein so großes Land ist, wir als Deutsche Wert darauf le-
gen: In Europa wollen wir uns mit Respekt begegnen.
Deswegen haben wir unsere Sprache, selbst wenn es
Kontroversen gibt, so zu wählen, dass sich niemand in
unseren Nachbarländern, auch nicht in Luxemburg, be-
leidigt und gekränkt fühlen muss.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Schließlich, meine lieben Kolleginnen und Kollegen,
ist es wichtig und selbstverständlich Tradition, dass alle
bisherigen deutschen Regierungen das transatlantische
Verhältnis als eine ganz besondere Partnerschaft ange-
sehen haben. Wir wollen Partnerschaft mit vielen Län-
dern in der Welt, wir wollen uns bemühen, mit vielen
Ländern in der Welt – mit ärmeren wie reicheren, mit
geografisch größeren wie kleineren – gute Beziehungen
zu pflegen. Aber außerhalb von Europa sind die Verei-
nigten Staaten von Amerika nicht nur unser stärkster,
sondern auch unser treuester Verbündeter. Wir stünden
nicht hier mit freier Rede an diesem Platz, wenn die Ver-
einigten Staaten von Amerika nicht dafür geradegestan-
den hätten, in ihrer gesamten gemeinsamen Geschichte
mit uns.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie werden nicht erwarten, dass man in den ersten Ta-
gen über alles Bilanz zieht und über alles schon eine
abschließende Meinung hat. Ich habe jetzt viele Außen-
minister getroffen, hatte die Ehre, mit vielen
Regierungschefs zu sprechen. Meine Damen und Her-
ren, liebe Kolleginnen und Kollegen, damit es Sie beru-
higt: Alle hatten einmal ihren ersten Tag. Dementspre-
chend will ich nicht den Eindruck erwecken, als sei
schon alles aufgeschrieben und abschließend benannt.
Ich möchte Ihnen anbieten, dass wir in den großen Fra-
gen, die vor uns liegen – ob es um das Konzept der
selbsttragenden Sicherheit in Afghanistan geht; ob es um
den Iran geht; ob es darum geht, die Rede, die Bundes-
kanzlerin Merkel in Washington gehalten hat, in der Völ-
kergemeinschaft politisch mehr und mehr mit Leben zu
erfüllen –, gemeinsam die Politik besprechen. Es geht
jetzt darum, dass wir uns diesen Herausforderungen stel-
len.

Ich möchte Sie herzlich um Ihre Zusammenarbeit bit-
ten. Gleichzeitig biete ich Ihnen als den Abgeordneten
hier in diesem Hohen Hause, und zwar allen Fraktionen,

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(C (D achdrücklich eine faire und gute Zusammenarbeit an, eil ich glaube, dass Außenpolitik vor allen Dingen eine emeinsame Politik unseres Landes ist. Ich danke deshalb auch sehr für Ihre Aufmerksameit. (Anhaltender Beifall bei der FDP – Beifall bei der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700302800

Das Wort hat nun der Kollege Gernot Erler für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1700302900

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Kontinuität und Grundkonsens, Herr Bundesmi-
ister des Äußeren, sind in der Tat bewahrenswerte Prin-
ipien in der Außen- und Sicherheitspolitik – auch bei
inem Regierungswechsel.

Zwischen 1998 und 2005 hat die rot-grüne Regierung
ichtige Weichenstellungen getroffen. Erst aus den Bal-
ankriegen heraus entstand eine wirkliche europäische
ußen- und Sicherheitspolitik mit entsprechenden zivi-

en und militärischen Fähigkeiten, an deren Schaffung
ir uns aktiv beteiligt haben. Als Antwort auf die Tragö-
ie dieser Konflikte bekamen die Westbalkanstaaten
999 auf deutsche Initiative hin zunächst den Stabilitäts-
akt. Im Juni 2003 erhielten sie auf dem Europäischen
at von Thessaloniki dann eine verbindliche EU-Bei-

rittsperspektive. Das hat sich bis heute als europäische
riedenspolitik bewährt.

Bis heute gültig ist auch die wertebezogene europä-
sche Sicherheitsstrategie vom Dezember 2003, in die
uch wichtige Prinzipien, die wir erarbeitet haben, ein-
egangen sind, und Rot-Grün hat in Deutschland viele
nitiativen für eine präventive Friedenspolitik auf den

eg gebracht: zum Beispiel mit dem ZIF, dem Zentrum
ür Internationale Friedenseinsätze, mit dem Aufbau des
ivilen Friedensdienstes, mit dem Aktionsplan für zivile
risenprävention, mit der Aufwertung der Menschen-

echtspolitik, mit der Unterstützung der Vereinten Natio-
en und mit der Erweiterung der Entwicklungszusam-
enarbeit, die wir als globale Prävention verstehen. All

as hat den Wechsel von 2005 in die Große Koalition
chadlos überstanden und ist in den vergangenen vier
ahren weiterentwickelt worden.

Herr Bundesaußenminister, daran anzuknüpfen, wäre
n der Tat eine sinnvolle und überzeugende Kontinuitäts-
ntscheidung. In dem Koalitionsvertrag von CDU/CSU
nd FDP – nicht in Ihrer Rede – wird aber leider gezeigt:
ie sind im Begriff, einen Bruch mit dem bisherigen
rundkonsens zu vollziehen. Das will ich hier an fünf
onkreten Punkten aufzeigen:

Erstens: Parlamentsbeteiligungsgesetz. Ihre Koali-
ion kündigt Änderungen des Parlamentsbeteiligungsge-
etzes und die Schaffung eines Vertrauensgremiums an.
as stützt sich auf die widerlegbare Behauptung, dass
ei der jetzigen Regelung eine zeitnahe und ausrei-






(A) )



(B) )


Dr. h. c. Gernot Erler
chende Information des Parlaments in bestimmen Fällen
nicht gesichert ist. Tatsächlich hat es dafür hier bisher
nicht ein einziges Beispiel in Form eines Problems gege-
ben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir warnen vor einer Aufweichung oder gar Demon-
tage der Parlamentsrechte bei bewaffneten Auslandsein-
sätzen. Deutschland ist mit dem Parlamentsbeteiligungs-
gesetz bisher gut gefahren. Das ist ein Teil unserer
politischen Kultur geworden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen werden wir an diesem Punkt nicht nur auf-
merksam sein, sondern auch kämpfen.

Zweitens. EU-Erweiterungspolitik. Ich habe eben
auf die friedenspolitische Bedeutung dieser Politik hin-
gewiesen. Im Koalitionsvertrag von 2005 hatte die
CDU/CSU noch zugestimmt, Kroatien zu erwähnen und
diese Perspektive ausdrücklich zu bestätigen. Ein sol-
ches Bekenntnis fehlt in auffallender Weise im Koaliti-
onsvertrag der neuen Bundesregierung, in dem lediglich
von einer „Erweiterungspolitik mit Augenmaß“ gespro-
chen wird, ohne jeden Hinweis auf ein bestimmtes Land
und ohne jede Bestätigung dieser wichtigen europäi-
schen Perspektive. Das ist nicht nur eine Veränderung,
die in den Balkanländern mit Sorge wahrgenommen
worden ist, sondern das ist auch gefährlich. Sie tragen
die volle Verantwortung für die Folgen für die Sicherheit
auf dem Balkan, die sich daraus ergeben.


(Beifall bei der SPD)


Drittens: Rüstungsexporte. Herr Bundesaußenminis-
ter, Sie haben in den letzten Tagen und Wochen sehr
lautstark Initiativen zur Abrüstung angekündigt. In dem
konkretesten Fall, dem Abzug von amerikanischen
Atomwaffen, mussten Sie teilweise schon wieder zu-
rückrudern. Aber wir werden nicht zulassen, dass im
Schutz dieses Geräuschpegels die im Vergleich mit den
anderen europäischen Staaten in Deutschland besonders
strengen Rüstungsexportrichtlinien lautlos verwässert
werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir werden keine Ruhe geben, bis Sie erklären, was Sie
mit Ihren Forderungen nach – ich zitiere – „Harmonisie-
rung der Rüstungsexportrichtlinien innerhalb der EU“
und nach „fairen Wettbewerbsbedingungen in Europa“
meinen.

Viertens: unser Verhältnis zu Russland. Man merkt es
nur, wenn man genau liest – Sie haben eben Russland
überhaupt nicht erwähnt, Herr Bundesaußenminister;
auch in den letzten Tagen und Wochen haben Sie es
nicht genannt –: Im Koalitionsvertrag steht wenig Neues
über Russland, das immerhin als wichtiger Partner ein-
gestuft wird. Aber es gibt eine sehr auffällige Auslas-
sung. Der Begriff „strategische Partnerschaft“ kommt
nicht mehr vor.

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(C (D Ich frage Sie: Was soll das bedeuten? Die EU zum eispiel hat diesen Begriff der strategischen Partner chaft für ihr Verhältnis mit Russland ständig benutzt. ie machen dies in einer Zeit, in der Präsident Obama en Reset-Knopf hinsichtlich der Beziehungen zur Rusischen Föderation gedrückt hat, in der er den Stolpertein Raketenabwehr ausgeräumt hat und in der er, urchaus mit unserem Beifall, mit dem russischen Präsienten bis Dezember zu einem neuen Schritt in der atoaren Abrüstung kommen will. Daher frage ich Sie: as soll in dieser Zeit diese erklärungsbedürftige Abstu ung von deutscher Seite? Ich kann es mir nicht erklären. Fünftens: der deutsche Einsatz in der Entwicklungsolitik. Wir haben vorhin von der Bundeskanzlerin geört, das Thema sei nicht Nebensache, sondern Hauptsahe. Das spiegelt sich nun leider weder in der Besetzung es Ministeriums noch im Koalitionsvertrag wider. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


war lesen wir in dem Vertrag ein Bekenntnis allge-
einster Art zu dem europäischen 0,7-Prozent-Ziel. Das
ird aber sofort mit der Einschränkung verbunden, man
olle sich diesem Ziel – ich zitiere – „verantwortlich im
ahmen des Bundeshaushaltes annähern“. Zudem nen-
en sie kein Zeitziel. Völlig unklar bleibt auch: Was
ird eigentlich mit dem gemeinsamen europäischen
,51-Prozent-Ziel in Deutschland im Jahr 2010? Was
ird mit dem 0,7-Prozent-Ziel im Jahr 2015? Nach elf

ahren Kampf für die Erhöhung der ODA-Quote in der
eutschen Politik klingt das nach einem kläglichen Ab-
esang. Auch das werden wir nicht hinnehmen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich stelle summierend fest: Es ist falsch, die Ent-
cheidungsrechte des Deutschen Bundestages bei Aus-
andseinsätzen einzuschränken. Es ist falsch, von der
erbindlichen europäischen Perspektive für die Westbal-
anstaaten abzurücken. Es ist falsch, die politischen
ichtlinien für deutsche Rüstungsexporte, die strenger
ls in unseren Nachbarstaaten sind, aufzuweichen. Es ist
alsch, die bisherige Politik der strategischen Partner-
chaft mit Russland infrage zu stellen. Es ist falsch, aus
en europäischen Zielen zur Erhöhung der Anstrengun-
en in der Entwicklungszusammenarbeit in die Unver-
indlichkeit zu flüchten.

Bei all diesen Punkten verlassen Sie, meine Kollegin-
en und Kollegen von der Koalition, den Grundkonsens
n der Außen- und Sicherheitspolitik – nicht wir. Bei all
iesen Punkten werden Sie in der Sache bei uns auf en-
agierten Widerstand stoßen. Aber es gilt natürlich auch:
o immer Sie an den guten Kontinuitäten der letzten elf

ahre anzuknüpfen bereit sind, werden wir konstruktiv
usammenarbeiten können.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700303000

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Andreas

Schockenhoff für die CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Andreas Schockenhoff (CDU):
Rede ID: ID1700303100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Am Beginn einer neuen Legislaturperiode ist es
wichtig, noch einmal auf die Grundlagen unserer Außen-
politik zu verweisen. Deutsche Außenpolitik war und ist
immer dann erfolgreich, wenn sie auf engen und bere-
chenbaren Beziehungen zu unseren Partnern in der Euro-
päischen Union und auf einem vertrauensvollen Verhält-
nis zu den Vereinigten Staaten von Amerika beruht.

Gestern haben wir den 20. Jahrestag der Öffnung der
Mauer gefeiert. Dass es dazu gekommen ist, ist auch da-
rauf zurückzuführen, dass die Regierung Kohl/Genscher
gegen erheblichen Widerstand vor allem von den Grü-
nen und der SPD zum NATO-Doppelbeschluss gestan-
den hat.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Dafür, wie sehr eine berechenbare und vertrauensbil-
dende Politik in EU und NATO deutschen Interessen
dient, ist dies wohl das herausragendste, aber auch das
schönste Beispiel. Deshalb war es auch richtig, dass Sie,
Frau Bundeskanzlerin, in Ihrer großen Rede vor dem
amerikanischen Kongress noch einmal ein klares Be-
kenntnis zur transatlantischen Partnerschaft und zur
NATO als Eckpfeiler der deutschen Sicherheitspolitik
abgelegt haben.

Ich denke, jeder von uns ist erleichtert, dass der Lis-
sabonner Vertrag jetzt in Kraft treten kann. Es ist ein
guter Vertrag. Europa wird in seiner Handlungs- und
Entscheidungsfähigkeit und in seiner Sichtbarkeit deut-
lich gestärkt. Die Rechte des Europäischen Parlamentes
und der nationalen Parlamente werden deutlich verbes-
sert. Jetzt sind die Voraussetzungen geschaffen, um die
europäischen Aufgaben und globalen Herausforderun-
gen besser bewältigen zu können.

Deutschland wird durch den Lissabonner Vertrag ein
größeres Gewicht in der Europäischen Union erhalten.
Das heißt aber – das hat der Außenminister vorhin unter-
strichen –, dass wir noch mehr als bisher die berech-
tigten Interessen unserer Nachbarn und Partner berück-
sichtigen müssen. Deshalb begrüßen wir, dass der
Außenminister gleich zu Beginn seiner Amtszeit auf
Polen und die Benelux-Staaten zugegangen ist. Das war
ein wichtiges und richtiges Zeichen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deutschland ist immer gut gefahren, und es war im-
mer ein Markenzeichen jeder schwarz-gelben Koalition,
wenn es den kleinen und mittleren EU-Ländern mit
Respekt begegnet und sie frühzeitig einbindet. Wenn im-
mer so gehandelt worden wäre, hätte uns das beispiels-
weise viele Probleme bei dem europäischen Projekt der
Ostseepipeline erspart.

Deutschland und Frankreich müssen auch weiterhin
in der EU die entscheidende Motorrolle wahrnehmen.
Das gilt für die ganze Breite der außen- und europapoli-

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(C (D ischen Themen. Dabei werden wir in den nächsten ahren einen besonderen Schwerpunkt auf die Bereiche ildung, Klimaschutz, Weltraum sowie Sicherheit und erteidigung legen. Doch es geht nicht nur darum, dass eutschland und Frankreich die europäische Integration n der Substanz – also die Wettbewerbsfähigkeit, die nergiesicherheit oder die außenund sicherheitspolitiche Rolle Europas in der Welt – voranbringen. In all iesen Bereichen muss Europa mit einer Stimme sprehen. Auch deshalb ist es unverzichtbar, dass wir wieder eutlich den europäischen Solidargedanken stärken. uf ihm hat die europäische Integration aufgebaut, und urch ihn ist die EU zu einem echten Erfolgsprojekt georden. Doch die Vorgänge während der Wirtschaftsund inanzkrise oder das jüngste Gipfeltreffen, wo das hema Klimaschutz offenbart hat, wie weit alte und eue Mitgliedstaaten auch in ihrem Lebensgefühl noch useinanderliegen, zeigen, wie wichtig es ist, dass wir en Solidargedanken wieder stärker ins Bewusstsein ringen und vor allem in der EU und als EU noch stärker anach handeln. Gerade Deutsche und Franzosen haben ier eine besondere Verpflichtung. Dies kann nicht allein uf der Ebene der Staatsund Regierungschefs und der inisterien geleistet werden. Deswegen halte ich es für otwendig, dass wir einen deutlich breiteren, vor allem ber kontinuierlichen gesellschaftlichen deutsch-franzöischen Dialog auf hoher Ebene schaffen, das heißt zwichen Parlamentariern, Vertretern der Wirtschaft, Kultur, edien und Wissenschaft und insbesondere auch jungen enschen aus beiden Ländern. In der Frage künftiger Erweiterungen der EU stehen ir als Parlamentarier vor neuen Aufgaben. Durch die egleitgesetzgebung haben wir das Recht und die Pflicht u einer Stellungnahme, ehe der deutsche Außenminister m Kreis seiner EU-Kollegen über die Aufnahme von eitrittsverhandlungen entscheidet. Die schlechten Er ahrungen, die wir heute noch mit dem verfrühten Beiritt Bulgariens und Rumäniens machen müssen, sind ine deutliche Ermahnung dafür, dass wir uns mit Blick uf künftige Beitritte schon vor Verhandlungsbeginn ein enaues Bild über den Stand der Vorbereitung des Kanidaten machen und, darauf aufbauend, die Erwartungen n den Verhandlungsprozess formulieren. Wenn wir icht wieder in die Situation kommen wollen, am Ende ur noch das Verhandlungsergebnis abnicken zu können, ann müssen wir insbesondere vor, aber auch während es Verhandlungsprozesses unsere Position dezidiert um Ausdruck bringen. Deshalb bin ich dem Außeninister dankbar, dass er nicht dem Drängen der schwe ischen EU-Ratspräsidentschaft nachgibt, bereits am . Dezember über die Aufnahme der Beitrittsverhandungen mit Island und möglicherweise auch mit Mazeonien zu entscheiden, sondern dass wir Gelegenheit aben, eine sorgfältig formulierte Stellungnahme zu errbeiten. In diesem Zusammenhang ein Wort zur Türkei. Es ist lar: Die Verhandlungen mit der Türkei sind mit dem iel des Beitritts aufgenommen worden und sind ein er Dr. Andreas Schockenhoff gebnisoffener Prozess. Aber will die Türkei eigentlich noch in die EU? Die Verhandlungen kommen nicht voran. Sie geraten möglicherweise schon bald an einen toten Punkt. Wenn der türkische Ministerpräsident den iranischen Präsidenten Ahmadinedschad öffentlich einen Freund nennt, obwohl dieser den Holocaust leugnet, oder über den wegen Völkermordes gesuchten sudanesischen Präsidenten al-Baschir sagt, ein Muslim könne keinen Völkermord begehen, dann stellt sich schon die Frage nach dem Verständnis europäischer Werte. Auch dass die Türkei seit drei Jahren die Anwendung des Ankara-Protokolls verweigert, wie die Kommission kürzlich in ihrem dritten Fortschrittsbericht festgestellt hat, spricht nicht für den Willen, die EU-Regeln und -Werte zu akzeptieren. Die EU-Außenminister haben am 11. Dezember 2006 acht Kapitel eingefroren und eine neue Entscheidung für den kommenden Dezember vorgesehen, sollte die Türkei das Ankara-Protokoll dann noch immer nicht erfüllen. Da dies erkennbar nicht der Fall ist, muss ich für meine Fraktion in aller Deutlichkeit sagen: Die CDU/CSU erwartet, dass die Außenminister am 7. Dezember eine Entscheidung treffen, die die klare politische Botschaft enthält, dass es die EU ernst meint, wenn sie sagt: Eingegangene Verpflichtungen sind einzuhalten. In Afghanistan stehen wir vor der größten außenpolitischen Aufgabe der nächsten vier Jahre. Uns allen ist in diesem Jahr die Schwierigkeit dieser Aufgabe deutlicher denn je bewusst geworden. 2009 wird – das lässt sich leider jetzt schon sagen – das militärisch schwierigste und verlustreichste Jahr des ISAF-Einsatzes. In diesem Jahr ist uns vor Augen geführt worden, wie schwierig es ist, die Säulen einer demokratischen Ordnung zu errichten, wenn das Fundament dafür noch immer instabil ist. Die Größe der Herausforderung ist sichtbarer denn je. Und doch liegt die Stabilisierung Afghanistans weiterhin in unserem besonderen nationalen Interesse, wie wir es im Koalitionsvertrag formuliert haben. Wir sind in Afghanistan, weil von dort grausame Terroranschläge gegen den Westen geplant und durchgeführt wurden und weil wir dringend und unbedingt verhindern müssen, dass dies wieder passiert. Wir sind in Afghanistan, weil dort ein Volk, das sich nach Jahrzehnten des Krieges und der Diktatur Frieden und Freiheit wünscht, seine Hoffnungen auf uns setzt. Und wir sind in Afghanistan, weil wir Teil der transatlantischen Gemeinschaft sind und weil wir den Einsatz, um den die Vereinten Nationen und die afghanische Regierung die NATO gebeten haben, in aller Konsequenz mittragen. Dies alles war richtig, als wir in Afghanistan rasche erste Erfolge sahen und auf ein baldiges Ende des Einsatzes hoffen durften. Dies alles bleibt auch heute noch richtig, wo wir für unsere Erfolge viel härter arbeiten müssen und an ein rasches Ende des Einsatzes nicht mehr zu denken ist. Unser Ziel in Afghanistan war und bleibt, dafür zu sorgen, dass die afghanische Regierung die Verantwortung für die Sicherheit ihrer Menschen und die Stabilität ihres Landes übernehmen kann. Deshalb gibt es keine Exit-Strategie für unseren Einsatz, sondern die Strategie einer Übergabe in Verantwortung, wie es die Bundes k t k a i w k – ü U m V l d e a u s g n d d b b a G r M r d w r B s d Ü t d u w a g d Z d O f H m w w A n J a r (C (D anzlerin hier im Deutschen Bundestag vor zwei Monaen erklärt hat. Bei der für 2010 geplanten Afghanistanonferenz müssen die internationalen Partner mit der fghanischen Regierung festlegen, wie diese Übergabe n Verantwortung konkret ausgestaltet werden kann und elche Zeitund Zielvorgaben jetzt festgelegt werden önnen und festgelegt werden müssen. Es wird dabei dessen bin ich mir sicher – an klaren Worten gegen ber der afghanischen Regierung nicht mangeln. Präsident Karzai hat nach seiner Wiederwahl, deren mstände man zumindest als ungewöhnlich bezeichnen uss, gesagt, seine Regierung sei durch Korruption und etternwirtschaft ernsthaft diskreditiert. Er muss nun al es unternehmen, um dieses Problems Herr zu werden, as den Aufbau seines Landes belastet und bedroht. Um s mit aller Deutlichkeit zu sagen: Wir erwarten von der fghanischen Regierung deutlich mehr Anstrengungen, m nach nun fast acht Jahren internationaler Präsenz elbst noch stärker als bisher zur Stabilisierung beizutraen. Es sind, wie es Präsident Obama gesagt hat, Taten, icht Worte erforderlich. Auf diese Taten werden wir rängen. Die internationale Afghanistankonferenz muss eshalb einen Aktionsplan für die nächsten Jahre vereinaren, der Zuständigkeit und Verantwortung eindeutig enennt und die nächsten Etappen und Zwischenziele bsteckt. Diese Afghanistankonferenz darf keine weitere eberkonferenz werden. Sie muss eine Strategiekonfe enz sein. Ich halte es deshalb für richtig, dass wir das ISAFandat bei der für Dezember anstehenden Verlänge ung zunächst weitgehend unverändert belassen. Wenn ann die Ergebnisse der Konferenz vorliegen, werden ir auch ein klareres Bild davon haben, welche Ände ungen des Mandats gegebenenfalls erforderlich sind. is jetzt haben alle Mandatsverlängerungen für die deut che Beteiligung an ISAF eine breite Unterstützung in iesem Haus gefunden, getragen von der gemeinsamen berzeugung fast aller Parteien, dass dieser Einsatz rich ig und notwendig ist. Es wäre zu wünschen, dass uns iese gemeinsame Überzeugung erhalten bleibt, auch nd gerade dann, wenn die Schwierigkeiten größer georden sind. Das wäre auch ein wichtiges Signal nach ußen, an unsere Partner, mit denen wir diesen Einsatz emeinsam bestreiten, aber auch an unsere Gegner, die iesen Einsatz zum Scheitern bringen wollen und jedes eichen von Schwäche als Ermutigung auffassen. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion unterstützt nachrücklich die Vision des amerikanischen Präsidenten bama, Schritt für Schritt eine Welt frei von Atomwaf en zu schaffen. Das entspricht ganz unserer Tradition. elmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher waren 1982 it dem Ziel angetreten: Frieden schaffen mit immer eniger Waffen. – In ihrer Regierungszeit wurde Europa eitgehend von Mittelund Kurzstreckenwaffen befreit. uch daran gilt es 20 Jahre nach dem Mauerfall zu erinern. etzt wollen wir diesen Prozess fortsetzen und dabei uch die in Deutschland verbliebenen Atomwaffen abüsten, in enger Absprache mit unseren Verbündeten und Dr. Andreas Schockenhoff im Rahmen von Abrüstungsvereinbarungen. Diese Koalition – das kann ich insbesondere für die CDU/CSUFraktion sagen – wird in dieser Legislaturperiode nachdrücklich auf Fortschritte bei der Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen, bei der Rüstungsbegrenzung und Abrüstung drängen; denn wir müssen verhindern, dass neue Nuklearmächte und eine neue Aufrüstungsdynamik entstehen. Ein nuklear bewaffneter Iran würde im Nahen und Mittleren Osten einen atomaren Rüstungswettlauf mit katastrophalen Folgen auslösen. Das muss verhindert werden, wenn nötig auch durch härtere gemeinsame Sanktionsmaßnahmen. Mit unserem Angebot, die in Deutschland lagernden Atomwaffen abgestimmt und im Rahmen von Abrüstungsvereinbarungen abzuschaffen, wollen wir ein Zeichen setzen. Wir wollen nicht nur auf weitere Abrüstungsschritte drängen, sondern dazu auch einen konkreten Betrag leisten, im Zusammenhang mit dem neuen strategischen Konzept der NATO und im Rahmen von Abrüstungsvereinbarungen. In den letzten Tagen wurde ich wiederholt von russischen Gesprächspartnern gefragt, ob und was sich an der deutschen Russland-Politik durch die neue Koalition ändere. Herr Erler, ich kann Sie beruhigen. Die Antwort lautet: Es bleibt bei unserer Russland-Politik, nämlich bei der Russland-Politik von Bundeskanzlerin Merkel. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





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(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


Sie, die Bundeskanzlerin, hat in den letzten vier Jahren
die Richtung und die Substanz der deutschen Russland-
Politik bestimmt. Auf diesem Wege werden wir weiter-
gehen; denn das ist eine gute, berechenbare und erfolg-
reiche Russland-Politik.

Ich bin dem Außenminister dankbar, dass er noch am
Wahlabend die Frage der Bürgerrechte so deutlich her-
vorgehoben hat. Zwar haben Sie, Herr Westerwelle, das
vor allem innenpolitisch gemeint; aber niemand kann ei-
nen Zweifel daran haben, dass Sie sich mit gleichem
Nachdruck für die Respektierung der Bürger- und Men-
schenrechte in anderen Staaten einsetzen. Ich erinnere
daran, wie Sie und Frau Leutheusser-Schnarrenberger
mit Entschiedenheit ein rechtsstaatliches Verfahren im
Fall Chodorkowski eingefordert haben. Das ist richtig
so, und das muss auch weiterhin der Fall sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Stimme des Außenministers muss auch zu hören
sein, wenn es schwierig wird oder wenn es darum geht,
dem Partner in angemessenem Ton Kritisches zu sagen.
Das war in den letzten vier Jahren leider nicht immer der
Fall.

Für die Russland-Politik der CDU/CSU-FDP-Koali-
tion gilt, dass wir eine enge, aufgeschlossene und in Um-
gang und Ansprache ehrliche Partnerschaft wollen.

Zugleich werden wir Russland dabei unterstützen,
den Kurs der Modernisierung des Landes konse-
quent fortzusetzen und dabei die Defizite bei Men-

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(C (D schenrechten, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie abzubauen. o steht es in unserer Koalitionsvereinbarung. Mit andeen Worten: Wir haben ein besonderes Interesse an eiem politisch und wirtschaftlich modernen, rechtsstaatich-demokratisch verfassten und handelnden Russland, nd wir wollen unseren Beitrag dazu leisten. Wie weit der Weg dorthin ist und wie groß die Defiite sind, zeigt die Analyse einer berufenen russischen timme: Primitive Rohstoffwirtschaft; chronische Koruption; die veraltete Gewohnheit, bei der Lösung der robleme auf den Staat oder auf das Ausland zu hoffen, ur nicht auf sich selbst; schwache Zivilgesellschaft mit nterentwickelter Demokratie und paternalistischer Geellschaftsform. – Niemand anderes als der russische räsident Medwedew hat diese Beschreibung in der azeta.ru veröffentlicht. Russland hat heute einen Präsienten, der die Probleme des Landes so offen anspricht, ie es kein Kritiker aus dem Westen wagen würde. Das st eine grundlegende Voraussetzung dafür, das Land in ine bessere Zukunft zu führen. Der Präsident lässt keinen Zweifel daran, dass der chlüssel für eine bessere Zukunft Russlands in seiner nneren Entwicklung, in individueller Verantwortung nd in einer starken Zivilgesellschaft liegt. Ob dies geingt, wird davon abhängen, wie stark die Gegenkräfte ind, die vom alten System profitieren. Außerdem wird s davon abhängen, ob sich die modern denkenden Menchen in Wirtschaft und Gesellschaft ausreichend ermuigt und unterstützt fühlen, die Modernisierung im Lande oranzutreiben, statt ins Ausland oder in die innere Emiration zu gehen. Dies alles zeigt, dass wir uns keine Illusionen über die hancen und das Tempo des Modernisierungsprozesses n Russland machen dürfen. Aber wir wollen das nicht ls Zuschauer von außen beobachten. Im Gegenteil: ussland bei seiner Modernisierung aktiv zu unterstüten, wo immer es notwendig und möglich ist und wo ussland dazu bereit ist, dazu gibt es für uns keine verntwortbare Alternative; denn es gibt ein viel zu breites eld gegenseitiger Abhängigkeiten. Es schadet unserem nteresse, wenn der in Russland angestrebte Modernisieungsprozess nicht vorankommt oder gar scheitert. Ohne eine erfolgreiche Modernisierung werden wir as beachtliche Potenzial der Handelsund Investitionseziehungen nicht ausschöpfen können, auch weil wachende Korruption und Bürokratismus dem entgegensteen. Dazu gehört auch unser Beitrag zur Stärkung der ussischen Zivilgesellschaft. Die rund 230 000 russichen Nichtregierungsorganisationen, die sich trotz erchwerter Rahmenbedingungen erstaunlich vital behaupen, sind für mich Ausdruck der Bereitschaft, wieder von nten Mitverantwortung zu übernehmen. An diesen Enticklungen können und wollen wir anknüpfen. Das ist in konkreter Beitrag zur Modernisierung, der die Ziele on Präsident Medwedew unterstützt und der zudem den enschen in Russland zugutekommt. Meine Damen und Herren, wie unmittelbar internatioale und globale Fragen das Alltagsleben der Menschen Dr. Andreas Schockenhoff in Deutschland prägen, wissen wir nicht erst seit der aktuellen Finanzund Wirtschaftskrise. Die CDU/CSUFraktion wird sich Deutschlands Verantwortung für die Welt im Interesse unseres Landes engagiert stellen. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)





(A) )


(B) )



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700303200

Nächster Redner ist der Kollege Jan van Aken für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Jan van Aken (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700303300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich bin

gelernter Naturwissenschaftler. Da hat man ein gewisses
Faible für Zahlen. Als ich mir jetzt, Herr Westerwelle
und Frau Merkel, Ihren Koalitionsvertrag angeschaut
habe, sprang mich ein Ereignis sofort förmlich an. Das
Mantra Ihrer Außenpolitik sind ja die deutschen Interes-
sen bzw., wie wir heute Morgen von der Kanzlerin ge-
hört haben, der Zugriff auf die weltweit vorhandenen
Rohstoffe. Jetzt kommt es: Wenn es um die Durchset-
zung dieser Interessen geht, erwähnen Sie elfmal die
Bundeswehr und die deutschen Soldaten, aber das Völ-
kerrecht kommt ganze zweimal in diesem Koalitionsver-
trag vor. Ich sage Ihnen: Das ist kein statistischer Ausrei-
ßer mehr. Das ist Programm.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Westerwelle, wenn Sie sich hier heute hinstellen
und sagen, die deutsche Außenpolitik ist Friedenspolitik,
dann kann ich dazu nur sagen: Das ist schlichtweg
falsch. Die Militarisierung Ihrer Außenpolitik


(Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU)


zieht sich wie ein roter Faden durch die 132 Seiten Ihres
Koalitionsvertrages.


(Beifall bei der LINKEN – Widerspruch des Abg. Holger Haibach [CDU/CSU])


Ich nenne vier Beispiele. Sie kündigen darin heute tat-
sächlich schon noch mehr Auslandseinsätze an.


(Karl-Georg Wellmann [CDU/CSU]: Wahlkampf ist doch vorbei!)


Sie wollen den Aufbau einer europäischen Armee. Sie
wollen noch mehr Geld für die europäische Sicherheits-
politik, und Sie setzen auf noch mehr Rüstungsexporte.
Jetzt könnte man es fast schon erfrischend nennen, dass
Sie das überhaupt nicht mehr humanitär verbrämen oder
irgendwie propagandistisch übertünchen, sondern schlicht
und einfach klarstellen: Es geht um die Durchsetzung
deutscher Interessen, zur Not mit der Waffe in der Hand;
Punkt.


(Beifall bei der LINKEN – Karl-Georg Wellmann [CDU/CSU]: Ach du lieber Himmel!)


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(C (D ch finde das aber überhaupt nicht erfrischend. Ich finde as sehr beunruhigend. Vor allem beunruhigt mich aber, dass sich hier überaupt kein Protest regt. Ich stelle mir einmal vor, dass ie schwarz-gelbe Koalition 1994 ein solches nacktes nd blankes Bekenntnis zur Normalität des Krieges vorelegt hätte. Was glauben Sie denn, wäre dann hier in eutschland los gewesen? Da hätten doch Hunderttau ende in Bonn demonstriert. Ich sage Ihnen, Herr Trittin: ir hätten uns zusammen vor dem Konrad-Adenaueraus angekettet. (Beifall bei der LINKEN – Iris Gleicke [SPD], an den Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] gewandt: Das hast du jetzt davon! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe noch nie vor dem Konrad-AdenauerHaus demonstriert!)


Dann wäre das der Moment gewesen, dass wir beide
ns auch einmal zusammen irgendwo angekettet hätten.

Ich sage es jetzt ganz direkt an die Adresse der SPD
nd der Grünen: Ich finde, Sie machen einen Riesenfeh-
er, wenn Sie hier und heute die Militarisierung der deut-
chen Außenpolitik einfach so durchwinken. Ich finde,
s wird Zeit – eigentlich ist heute genau der richtige
eitpunkt dafür –, dass Sie sich endlich einmal aus die-
er Schröder-Fischer-Falle befreien.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ch kann ja verstehen – ich kann es wirklich verstehen,
uch wenn ich es grundfalsch finde –, dass Sie immer
och diesen Reflex haben, bei Auslandseinsätzen erst
inmal zuzustimmen. Aber irgendwann muss doch damit
inmal Schluss sein.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Westerwelle, es gibt eine Sache, die uns beide
ereint: Wir sind beide Jahrgang 1961. Ich finde eigent-
ich, das ist ein guter Jahrgang. Ich erwähne das aber vor
llen Dingen deshalb, weil es bedeutet, dass wir beide in
inem Deutschland aufgewachsen sind, in dem Frieden
och etwas galt.

Als wir beide zehn Jahre alt waren – da kannten wir
ns noch nicht –, da hat ein deutscher Bundeskanzler na-
ens Willy Brandt gesagt, dass von deutschem Boden

ie wieder Krieg ausgehen darf.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Aber im Osten gab es den Wehrkundeunterricht, mein Lieber! Das war auch Deutschland!)


Zu unserem 20. Geburtstag haben in Bonn damals
illionen von Menschen gegen die atomare Aufrüstung

emonstriert. Ich weiß nicht, ob wir uns damals gesehen
aben; ich war jedenfalls dabei.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Donnerwetter! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ein Mann mit Geschichte!)







(A) )



(B) )


Jan van Aken
Auch zu unserem 30. Geburtstag hat sich ein CDU-
Kanzler noch geweigert, deutsche Soldaten in einen
Irakkrieg zu schicken, obwohl es damals ein UN-Mandat
gab; es gab die UN-Sicherheitsresolution 687. Trotzdem
war es 50 Jahre lang in Deutschland undenkbar, dass wir
die Bundeswehr in einen Krieg im Ausland schicken. Ich
glaube, einer der wichtigsten Gründe dafür war, dass die
Generation unserer Eltern selber noch Krieg erlebt hat.
Sie hat das Leid und das Elend des Krieges am eigenen
Leibe erfahren.

Wenn in diesen Tagen wieder über die Tanklaster in
Afghanistan debattiert wird, dann dürfen wir doch eines
nie vergessen: Diese Tanklaster sind nur die Spitze des
Eisberges. Der Krieg in Afghanistan bedeutet wie jeder
Krieg tagtägliches Sterben, tagtägliche Zerstörung und
tagtägliches Hungern.


(Beifall bei der LINKEN)


Davon höre ich hier im Bundestag kein einziges Wort.
Hier gibt es „Krieg“ oder „Einsatz“, der immer irgend-
wie unausweichlich scheint, immer nur als abstrakten
Begriff. Aber eines dürfen wir doch nie vergessen: Krieg
ist nie unausweichlich. Es gibt immer eine Alternative.
Es braucht nur den politischen Willen dazu. Ich selber
habe bei den Biowaffeninspektoren der Vereinten Natio-
nen gearbeitet, weil diese eine Alternative zum Irakkrieg
gewesen sind. Genauso gibt es heute eine Alternative
zum Krieg in Afghanistan.


(Beifall bei der LINKEN – Hellmut Königshaus [FDP]: Nämlich?)


Noch ein Wort zu Europa. Der Lissabon-Vertrag
wird bald in Kraft treten. Das ist keine gute Nachricht
für Menschen, die Europa lieben. Wir haben in den letz-
ten Jahren immer für ein besseres, sozialeres und fried-
licheres Europa gekämpft. Aber mit unserer Klage vor
dem Verfassungsgericht haben wir wenigstens durchge-
setzt, dass dieses Europa ein wenig demokratischer ge-
worden ist.


(Beifall bei der LINKEN – Hellmut Königshaus [FDP]: Was?)


Der Bundestag hat mehr Rechte bekommen, und Sie
können sich schon heute darauf einstellen, dass wir diese
Rechte auch nutzen werden.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Deutschland
gar keine Waffen mehr exportieren sollte.


(Beifall bei der LINKEN)


Dazu muss ich eines sagen: Der Koalitionsvertrag ist
132 Seiten lang. Ein einziges Mal werden in ihm die
hochwertigen Arbeitsplätze erwähnt. Raten Sie einmal,
was für diese Koalition hochwertige Arbeitsplätze sind!
Da würden mir Solarfabriken, Schulen, Krankenhäuser
oder Opel einfallen. Warum nicht Opel? Aber für Frau
Merkel und Herrn Westerwelle sind hochwertige Ar-
beitsplätze nach diesem Koalitionsvertrag ausschließlich
in der Rüstungsindustrie zu finden.


(Hellmut Königshaus [FDP]: So ein Quatsch! Was soll denn das?)


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(C (D ch finde das eklig. edes Mal, wenn heute irgendwo auf der Welt – in Mynmar, in Kolumbien oder im Sudan – Menschen aufeiander schießen, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr och, dass eine deutsche Firma daran mitverdient. Ich inde das eine Schande. Ich verspreche Ihnen hier und eute, dass die Linke keine Ruhe geben wird, bis eutschland endlich aufhört, Waffen in alle Welt zu exortieren. Ich danke Ihnen. Herr Kollege van Aken, das war Ihre erste Rede in iesem Haus. Ich gratuliere Ihnen dazu herzlich, verbunen mit guten Wünschen für Ihre weitere Arbeit. (Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700303400

Nun hat der Kollege Dr. Frithjof Schmidt für die
raktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN das Wort.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Bundesaußenminister, Sie haben in Ihrer Rede und
uch im Koalitionsvertrag die Kontinuität der deutschen
ußenpolitik betont. In der Tat: Die Einbindung in die
uropäische Union, das enge transatlantische Bündnis
it den USA und die aus unserer Geschichte erwachsene
erantwortung gegenüber Israel sind die Eckpfeiler
eutscher Außenpolitik. Diese Kontinuität ist richtig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ber auch wenn Sie das abstreiten: Sie nutzen diese
ontinuität auch als Ausrede für Ideenlosigkeit und Ab-
arten. Da enttäuschen Sie auf der ganzen Linie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ihr Koalitionsvertrag strotzt vor diplomatischen Leer-
ormeln und durchsichtigen Kompromissen; ich komme
och genauer dazu. Damit werden Sie den Herausforde-
ungen in keiner Weise gerecht. Wir befinden uns heute
n einer historisch zugespitzten Krisenlage: Klimakrise,
inanzmarktkrise, anwachsende Hungerkrise und glo-
ale Wirtschaftskrise stehen in einer starken Wechsel-
irkung. Die ganze Welt diskutiert heute über Lösungs-

trategien unter dem Stichwort „Green New Deal“, um
as Wort von Ban Ki-moon aufzunehmen. Ich könnte ja
och verstehen, wenn Sie in dem Zusammenhang mit
em Wort „grün“ Ihre Schwierigkeiten hätten. Aber dass
ie sich inhaltlich an dieser Stelle ganz abmelden und
eine Antworten geben, wird international niemand ver-
tehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


s gibt die Erwartung an Deutschland, dass es eine zen-
rale Rolle in dieser Debatte spielt. Wir waren Schrittma-
her in der Klimapolitik. Wir waren Antreiber bei der
ebatte über die Reformen der globalen Institutionen.






(A) )



(B) )


Dr. Frithjof Schmidt
Was kommt jetzt von Ihnen? – Ein paar Allgemeinplätze
zur Reform der Vereinten Nationen und sage und
schreibe ein einziger Satz zur Rolle der G 20 in der Ko-
alitionsvereinbarung. Das reicht doch nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU])


Die großen Veränderungen in der internationalen
Landschaft werden bei Ihnen fast ausgeblendet. Natür-
lich ist und bleibt es richtig, die Europäische Union ins
Zentrum deutscher Außenpolitik zu rücken. Natürlich ist
und bleibt es richtig, die Chancen zur Erneuerung der
transatlantischen Partnerschaft, die die Obama-Adminis-
tration jetzt bietet, zu nutzen. Aber was ist mit den ande-
ren Teilen der Welt? Was ist mit China, Indien, Brasilien
oder Südafrika? Ohne diese Länder – das wissen Sie
auch – können die globalen Herausforderungen nicht be-
wältigt werden.

Sie sagen dazu fast nichts. Im Gegenteil – es ist heute
schon angesprochen worden –: Als erste Maßnahme
brüskieren Sie aus populistischen, innenpolitischen Mo-
tiven die chinesische Regierung, indem Sie über die
Presse die Einstellung der Entwicklungszusammenar-
beit verkünden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dass es dabei um die Förderung der Zusammenarbeit im
Umwelt- und Energiebereich geht, fällt bei Ihnen unter
den Tisch, Herr Niebel. Ich persönlich hätte mir nie träu-
men lassen, dass einmal die Grünen den Liberalen erklä-
ren müssen, dass auch Außenwirtschaftsförderung ein
sinnvolles Konzept sein kann an der Schnittstelle von
Entwicklungspolitik und Außenpolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


So weit sind wir gekommen.
Meine Damen und Herren von der Koalition, dann er-

schreckt Ihr fast schon dröhnendes Schweigen zur politi-
schen Perspektive in Afghanistan. Wir sind in einer dra-
matischen Situation. Ein umfassender Kurswechsel ist
nötig, damit die internationale Gemeinschaft dort noch
erfolgreich sein kann. Die Zeit drängt. Kanada und die
Niederlande haben den Abzug beschlossen. In den USA
findet gerade eine intensive Debatte statt, ebenso in
Großbritannien. Wie gehen Stabilisierungs- und Abzugs-
perspektive in den nächsten vier Jahren zusammen? Da-
rauf erwarten die Menschen eine Antwort.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Doch von Ihnen ist dazu inhaltlich bisher nichts zu hö-
ren. Die von Ihnen versprochene Verbesserung der zivi-
len Koordination ist gut und wichtig. Ansonsten haben
Sie sich fürs Abwarten entschieden: warten auf die USA,
warten auf eine Afghanistankonferenz, warten darauf,
dass einem irgendjemand die Entscheidung abnimmt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D as ist ein konzeptionelles Vakuum. Das ist unverantortlich gegenüber den Afghaninnen und Afghanen soie gegenüber den deutschen Polizisten, Soldaten und ivilen Helfern dort. Herr Westerwelle und Herr zu Guttenberg, bringen ie endlich eigene inhaltliche Vorschläge! Dazu hätten ie hier im Plenum die Gelegenheit. Wann, wenn nicht etzt? Eine semantische Debatte über den Kriegsbegriff eicht da nicht. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir brauchen ein Konzept für Aufbau und Stabilisierung
n Afghanistan in Verbindung mit einer Abzugsperspek-
ive in den nächsten vier Jahren. Stellen Sie sich endlich
ieser Herausforderung! Für ein richtiges Umsteuern
das kann ich Ihnen hier anbieten – können Sie dabei

uch auf unsere Unterstützung zählen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte noch zwei Punkte anmerken, die mir als
hemaligem Europaabgeordneten besonders am Herzen
iegen. Ich bin enttäuscht, wie wenig diese Regierung zu
en politischen Perspektiven für Europa zu sagen hat.
o bleiben die Initiativen, die Europäische Union auf

em internationalen Parkett zu einer starken Stimme für
limaschutz, für Menschenrechte und für soziale Ver-

ntwortung zu machen? Wo bleiben die Initiativen, ge-
ade auch den krisengeschüttelten Nachfolgestaaten des
hemaligen Jugoslawiens eine Zukunft zu bieten? Da
ehlt fast alles. Stattdessen seitenlange, kleinteilige
ommentare zu Einzelheiten des Binnenmarktes und ab-

atzweise fadenscheinige Kompromisse zwischen CSU
nd FDP. Das kann man jeweils Punkt für Punkt nachle-
en, zum Beispiel auch bei der Frage des Türkei-Bei-
ritts. Man sollte sich einmal überlegen, ob die Entwick-
ungen in der Türkei nicht auch etwas damit zu tun
aben, dass dort die Empfindung vorherrscht, es werde
er Türkei im Hinblick auf den EU-Beitritt unter ande-
em von dieser neuen Regierung eine Absage erteilt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Im Zusammenhang mit den Finanzierungsfragen be-
ienen Sie im Koalitionsvertrag unterschwellig das Kli-
chee, die Europäische Union sei ein geldverschlingen-
er, bürgerferner Moloch. Damit werden Sie in Europa
iemanden für die Europäische Union begeistern. Damit
ragen Sie nichts zu der Debatte darüber bei, was heute
ie Identität und vielleicht auch die Vision der Europäi-
chen Union ausmacht und ausmachen sollte.

Dass Sie sich – lassen Sie mich das hinzufügen – im
oalitionsvertrag nicht mehr dazu bekennen, die Ver-
flichtungen des europäischen Stufenplans zur Steige-
ung der Mittel für die Entwicklungshilfe auf 0,7 Prozent
es Bruttosozialproduktes einzuhalten, lässt Schlimmes
efürchten. Der Erfolg der Millenniumsziele zur Be-
ämpfung von Armut und Krankheit in der Welt steht
uf der Kippe. Die Anstrengungen müssten stärker wer-
en und nicht schwächer. Ich sage Ihnen: Wenn Deutsch-
and unter Ihrer Führung wegen eines Haushaltsvorbe-






(A) )



(B) )


Dr. Frithjof Schmidt
halts aus dem europäischen Geleitzug ausschert, dann
wäre das eine Schande für unser Land.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Meine Damen und Herren von der Koalition, ich
wünsche Ihnen, aber vor allem unserem Land, dass Ihre
tatsächliche Politik besser wird als der Text Ihres Koali-
tionsvertrages.

Dankeschön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700303500

Herr Kollege Dr. Schmidt, auch für Sie war dies die

erste Rede in diesem Haus. Ich gratuliere auch Ihnen
sehr herzlich und wünsche Ihnen für Ihre weitere Arbeit
Freude und Erfolg.


(Beifall)


Nun erteile ich das Wort für die Bundesregierung
Herrn Bundesminister Dirk Niebel.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der LINKEN und vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dirk Niebel, Bundesminister für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Wer den Koalitionsvertrag genau gelesen und
wer der Regierungserklärung der Frau Bundeskanzlerin
genau zugehört hat, wird feststellen, dass diese neue Re-
gierung der Mitte die Entwicklungszusammenarbeit aus-
drücklich aufwertet.


(Undine Kurth [Quedlinburg] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Oh!)


Er wird feststellen, dass Entwicklungszusammenarbeit
nach unserem Verständnis weit mehr ist als reine Ar-
mutsbekämpfung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie ist vielmehr ein Bestandteil der deutschen Dialogpo-
litik in einer globalisierten Welt. Entwicklungszusam-
menarbeit ist Bestandteil des Konzepts der vernetzten
Sicherheit. Unsere Entwicklungszusammenarbeit wird
weiterhin werteorientiert sein.

All denjenigen, die schon vor dem ersten Wort meiner
Rede Zurufe gemacht haben, sage ich ganz ausdrücklich:
Unsere Entwicklungszusammenarbeit ist ausdrücklich
interessenorientiert – im wohlverstanden besten Sinne
der Bundesrepublik Deutschland. Denn es ist in unserem
Interesse, weltweit dafür zu sorgen, dass die Folgen des
Klimawandels bekämpft werden können.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D s ist in unserem Interesse, in unserem eigenen Vorgaren, in Afrika, dafür zu sorgen, dass Menschen keine luchtgründe geliefert bekommen. (Beifall bei Abgeordneten der FDP – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Vorgarten!)


s ist in unserem ureigensten Interesse, Entwicklungszu-
ammenarbeit unter der Prämisse der Freiheit für mög-
ichst viele Menschen zu organisieren.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


ntwicklungszusammenarbeit soll den Menschen Frei-
eit bringen; aber sie braucht Freiheit auch als Voraus-
etzung, um tatsächlich funktionieren zu können.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Diese Bundesregierung wird sich ausdrücklich darum
ümmern, dass gutes Regierungshandeln in unseren
artnerländern eine Voraussetzung der Zusammenarbeit
ein wird. Menschenrechte und Demokratie werden
esentliche Werte sein; auf diese werden wir zu achten
aben. Aber auch die wirtschaftliche Freiheit der Part-
erländer gehört dazu.


(Beifall des Abg. Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP])


as Ministerium, das ich führen darf, heißt „Ministe-
ium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick-
ung“. Beides gehört zusammen, damit die Hilfeleistung
ür andere Staaten vorzugsweise durch eigenständige
irtschaftliche Leistungskraft abgelöst werden kann.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir wissen aber auch, dass jemand, der Sorgen haben
uss, wovon er seine Familie am nächsten Tag ernähren

ann, nur ein geringes Maß an Freiheit in seinem Leben
usschöpfen kann. Aus diesem Grund muss es uns angst
nd bange werden, wenn wir feststellen, dass wegen der
normen Verteuerung von Lebensmitteln mittlerweile
chon wieder über 1 Milliarde Menschen an Hunger lei-
en. Weil dies so ist, müssen wir die Effizienz und die
chlagkraft unserer Entwicklungszusammenarbeit erhö-
en. Dafür haben wir die Grundlagen in unserem Koali-
ionsvertrag gelegt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir werden ausdrücklich dafür sorgen, dass ländliche
egionen sich entwickeln können und dass die Chance
uf eine sich selbst tragende Landwirtschaft größer wird
ls heute. Das ist die Grundlage für Ernährungssiche-
ung in der Welt.

Außerdem werden wir ausdrücklich dafür sorgen,
ass die zwei Seiten der gleichen Medaille, Armut und
ildungsarmut, besser bekämpft werden als in der Ver-
angenheit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dirk Niebel
Bildung ist die Voraussetzung für ein selbstbestimmtes
Leben. Deswegen wollen wir insbesondere die Schulbil-
dung von Kindern, aber auch die berufliche Bildung von
jungen Menschen intensivieren, damit sie die Möglich-
keit haben, ihren Lebensunterhalt durch eigener Hände
Arbeit zu finanzieren. Insofern ist diese Bundesregie-
rung nicht nur in Deutschland, sondern weltweit eine
Regierung der sozialen Verantwortung. Wir wollen den
Menschen die Möglichkeit geben, selbst über ihr Leben
bestimmen zu können. Das ist die Grundlage unserer
Entwicklungszusammenarbeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir müssen faire Handelsstrukturen stärken und
hier insbesondere auf die WTO setzen und neben einer
Stärkung des privaten Sektors in den Partnerländern
auch die Mikrokreditfinanzierung intensivieren, damit
selbstständige Tätigkeiten entstehen können und je-
mand, der seinen Lebensunterhalt selbstständig finanzie-
ren kann, womöglich auch noch anderen Menschen eine
Erwerbsmöglichkeit bieten kann. Dies ist eine wichtige
Aufgabe für diese Legislaturperiode, der wir nachkom-
men müssen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir werden uns um die globalen Fragen im Bereich
des Klimaschutzes kümmern. Die Entwicklungszusam-
menarbeit und der Klimaschutz sind gar nicht mehr
voneinander zu trennen. Eigentlich ist das BMZ das
Klimaministerium in Deutschland; denn dort sind schon
heute über 1 Milliarde Euro für Mittel des Klimaschut-
zes in der Entwicklungszusammenarbeit angesiedelt.
Hier sind übrigens auch die Hebelwirkungen, was die
ODA-Quote anbetrifft, mit die besten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir müssen allerdings ein höheres Maß an Zielge-
nauigkeit erreichen. Aus diesem Grunde werden wir die
Durchführungsorganisationen reformieren. Wir wer-
den uns bemühen, im internationalen Ausgleich zu einer
besseren Arbeitsteilung zu kommen. Dieser Koalitions-
vertrag und der Zuschnitt dieser Bundesregierung bieten
die Grundlage für das Ende irgendwelcher Nebenpoliti-
ken, weil wir durch Außenpolitik, Außenwirtschafts-
förderung und Entwicklungszusammenarbeit kohärente
Entwicklungspolitik gestalten können. Einer kann den
anderen Hand in Hand weiterleiten, wenn die Entwick-
lung eines Landes vorangegangen ist, damit man die
Chance hat, in Zukunft als Partner mit uns zusammen-
arbeiten zu können.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700303600

Herr Bundesminister, gestatten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Raabe?

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(C (D Dirk Niebel, Bundesminister für wirtschaftliche Zuammenarbeit und Entwicklung: Gerne. Herr Kollege Raabe, bitte. Herr Minister, Sie haben gesagt, dass Sie für faire andelsbedingungen stehen. Wie verträgt sich das mit er Aussage im Koalitionsvertrag, dass Sie eine radikale arktöffnung fordern und jeden Protektionismus ableh en? Dies bedeutet auch, dass Sie es den Entwicklungsändern verwehren wollen, für ihre Ernährungssicherheit hre Landwirtschaft zu schützen, was zur Folge hat, dass iese Länder dann durch Dumpingexporte überflutet erden können. Zweitens haben Sie gesagt, Sie wollten die wirtschaftlihe Entwicklung und die Landwirtschaft stärken. Erst vor enigen Monaten haben Sie aber davon gesprochen, dass ie 100 Millionen Euro, die im Rahmen eines 50-Milliaren-Konjunkturpakets für die Ärmsten der Armen ausegeben werden sollen, lieber für deutsche Grundschulehrer ausgeben würden; mit dieser Summe könnten 000 Lehrer angestellt werden. Wissen Sie, wie viele rundschullehrer man für dieses Geld in Afrika einstel en kann, und distanzieren und entschuldigen Sie sich für iese Aussage, die Sie damals auf dem Rücken der rmsten der Armen getroffen haben, um damit Stamm ische zu bedienen? (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hellmut Königshaus [FDP]: Das ist doch Quatsch!)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700303700
Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1700303800

Dirk Niebel, Bundesminister für wirtschaftliche Zu-
ammenarbeit und Entwicklung:

Herr Kollege Raabe, wir haben das Konjunkturpaket
er alten Bundesregierung in diesen Punkten nicht mit-
etragen. Wir sind dennoch der Ansicht, dass es wichtig
nd notwendig ist, Bildung zu fördern. Aber man sollte
en einen nicht gegen den anderen ausspielen.


(Lachen bei der SPD)


Was den ersten Punkt angeht, den Sie angesprochen
aben, lieber Herr Kollege Raabe, muss ich eines ganz
eutlich feststellen: Sie sind auf dem völlig falschen
rip. Genau andersherum wird ein Schuh daraus.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s ist doch wohl nicht normal, dass Entwicklungsländer
urch Handelshemmnisse und Marktzutrittsverbote in
ielen Bereichen der Welt mehr Geld verlieren, als ihnen
urch Entwicklungszusammenarbeit der sogenannten In-
ustriestaaten zugeführt wird. Das muss geändert wer-
en, damit man mit fairen Handelsbedingungen Partner
n einer weltweiten Wirtschaft werden kann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dirk Niebel
Diese Partnerschaft werden wir auch einfordern; denn
wir wollen ausdrücklich Eigenverantwortung. – Ich habe
Ihre Frage hinreichend beantwortet; aber Sie dürfen gern
stehen bleiben, weil dann meine Uhr auch stehen bleibt. –
Diese Eigenverantwortung werden wir bei unseren Part-
nerländern auch insofern einfordern, als die nationalen
Eliten unserer Partnerstaaten dieser Verantwortung ge-
recht werden müssen. Wir wollen verlässliche Partner
sein, aber wir erwarten auch, dass unsere Partnerinnen
und Partner bestimmte Spielregeln, die unsere Werte her-
vorbringen, einhalten.

Ich bin ausdrücklich dankbar, Frau Bundeskanzlerin,
dass Sie vorhin so deutlich noch einmal unsere Verläss-
lichkeit bei der Erreichung des 0,7-Prozent-Ziels er-
wähnt haben. Ich bitte Sie, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen als Haushaltsgesetzgeber, diesen Maßstab in Ihre
Beratungen einzubeziehen. Ich würde mich sehr freuen,
wenn Sie das übernähmen, was im Koalitionsvertrag
festgelegt ist und was in der Zukunft auch tatsächlich
von uns erreicht werden soll.

Erlauben Sie mir, einen letzten Punkt anzusprechen.
Veränderungen – das haben wir nicht nur gestern oder
vor 20 Jahren gelernt – kommen in aller Regel aus der
Mitte der Gesellschaft. Deswegen gilt auch in der Ent-
wicklungszusammenarbeit eines ganz ausdrücklich:
Nicht alles muss der Staat machen; wir sollten uns auf
die Gesellschaft verlassen, auf die Zivilgesellschaft hier
bei uns, aber auch in unseren Partnerländern. Es ist her-
vorragend – das muss hier noch einmal ausdrücklich
festgestellt werden –, dass die Koalitionsvereinbarung
der neuen Regierung der Mitte ausdrücklich die Nicht-
regierungsorganisationen, die Kirchen, die politischen
Stiftungen und auch die Privatwirtschaft auffordert, sich
an der Bekämpfung von Armut und der Zusammenarbeit
mit anderen Ländern dieser Welt zu beteiligen, damit
diese eine Chance haben, in Zukunft als unsere Partner
auf Augenhöhe mit uns agieren zu können.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700303900

Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Angelica

Schwall-Düren für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD):
Rede ID: ID1700304000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Es wäre sicher reizvoll, auf Herrn Niebel einzuge-
hen, aber das überlasse ich anderen Kollegen. Ich
möchte mich gerne der Europapolitik zuwenden.

Mit der erfreulichen Tatsache, dass wir bald den Lis-
sabonner Vertrag ratifizieren können, werden endlich
die Bedingungen geschaffen, dass wir in einem größeren
Europa weiter handlungsfähig bleiben und die demo-
kratische Transparenz stärken. Insofern, lieber Herr
Minister Westerwelle, haben Sie völlig recht, dass die
Europapolitik wie in der Vergangenheit einer Weiterent-
wicklung bedarf, aber einer Weiterentwicklung in Konti-

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(C (D uität. Ich hoffe sehr und wünsche Ihnen auch, dass Sie ie gute Arbeit von Frank-Walter Steinmeier fortsetzen önnen. Allerdings ist da durchaus Skepsis angebracht. Frau undeskanzlerin Merkel hat erst gestern anlässlich der eier zum 9. November gesagt, dass die Nationalstaaten acht abgeben müssten. Sie hat die Frage gestellt – ich arf zitieren –: Sind Nationalstaaten bereit und fähig dazu, Kompetenzen an multilaterale Organisationen abzugeben, koste es, was es wolle; …? enn ich dann aber feststelle, dass im Koalitionsvertrag n den ersten Abschnitten keineswegs von gemeinsamen erten und europäischer Solidarität die Rede ist, sonern überwiegend die Interessen unseres Landes betont erden, dann frage ich mich: Bleiben Sie tatsächlich in er Kontinuität von Bundeskanzler Kohl und Außeninister Genscher, für die immer deutschlandpolitische äson in der Europapolitik war, dass die Interessen eutschlands identisch mit den Interessen des gemeinsaen Europas sind, dass also eine sogenannte Win-winituation geschaffen werden muss. Zu dem aus meiner Sicht engen Geist des Textes des oalitionsvertrages passt das konservativ-marktliberale ild von der Europapolitik. Während es die SPD 2005 eschafft hat, die soziale Dimension in diesem Text zu erankern, finden wir dort eine schwarz-gelbe Lücke. ch frage: Wo wird erwähnt, dass wir in Europa ebenfalls itbestimmungsund Arbeitnehmerrechte brauchen, eispielsweise wenn es um die europäische Privatgesellchaft geht? Wo wird erwähnt, dass wir eine soziale Folenabschätzung bei der europäischen Gesetzgebung rauchen? Wo lesen wir etwas über soziale Mindeststanards, die wir für die völlige Öffnung der europäischen rbeitsmärkte brauchen? – Fehlanzeige! Dagegen wird in Scheinargument für nationalstaatliche Alleinzustänigkeit bei der Sozialpolitik angeführt: Man verweist auf ie hohen deutschen Sozialstandards, die man nicht geährden dürfe. Dabei wird vergessen, dass die Europäiche Union uns in der Vergangenheit nicht nur einmal mpulse gegeben hat, die soziale Dimension zu verstären. Denken wir nur an den Diskriminierungsschutz der den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Ich habe en Eindruck, Schwarz-Gelb schaut hier nicht über den ellerrand und interessiert sich nicht für die sozialen achteile, die für die Menschen gerade als Folge von eregulierung entstehen können. Wenn wir uns anschauen, was zur Lissabon-Strategie eschrieben wurde, stellen wir fest, wie weit diese Reierung von dem Stand des Jahres 2000 entfernt ist, als ehrheitlich sozialdemokratische Regierungen die Lis abon-Strategie aus der Taufe gehoben haben. Heute esen wir nur noch, dass Europa zum weltweit wettbeerbsfähigsten Raum werden soll. Den sozialen Zusamenhalt lassen Sie weg. aher müssen wir befürchten, dass die Menschen dem aubtierkapitalismus überlassen werden sollen. Dr. Angelica Schwall-Düren (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


So kann man Bürger nicht gewinnen. So kann Europa
nicht gewinnen. Wir, die SPD, werden Sie nicht aus der
Verantwortung entlassen; denn die Bürger sagen nur
dann Ja zu Europa, wenn es ein soziales Europa ist.


(Beifall bei der SPD)


Der konservative Geist Ihres Textes ist auch daran zu
erkennen, dass möglichst viel Bürokratie abgebaut wer-
den soll, möglichst wenig Bankenaufsicht stattfinden
soll, also: privat vor Staat, unverfälschter Wettbewerb.
Wenn wir uns den Bereich der Finanzmarktregulie-
rung anschauen, stellen wir auch dort fest: Konkrete
Aussage? – Fehlanzeige. Nichts zur Höhe einer Eigen-
kapitalquote für die Banken, nichts zum Kampf gegen
Steueroasen, nichts zu Transparenzregeln. Außerdem
lehnen Sie jegliche EU-Steuer ab, also auch eine Finanz-
transaktionssteuer, die nicht nur ein Mittel wäre, die
Krise zu managen, sondern auch, um vorzusorgen, damit
wir solche Krisen in Zukunft nicht mehr erleben müssen.

Was die finanzielle Vorausschau anbelangt, so schei-
nen Ihre Aussagen zur Neustrukturierung des Haus-
halts Lippenbekenntnisse zu sein. Es gibt keine inhaltli-
che Diskussion und keine Zielsetzung. Einzig und allein
wird festgehalten: 1 Prozent des BIP, nicht mehr – und
das, obwohl Sie gleichzeitig sagen, dass aus dem EU-
Haushalt ein höherer Anteil für die GASP finanziert
werden soll. Dies ist aus meiner Sicht ein perspektivlo-
ser, ein technokratischer Umgang mit den Haushaltsmit-
teln. Wir, die SPD, wollen die EU nicht verwalten, son-
dern gestalten. Daher werden wir uns gerade aufgrund
der neuen Begleitgesetze aktiv einbringen.

Ich will aber auch ein Lob aussprechen, ein Lob für
die Passagen, die sich mit der Zusammenarbeit mit un-
seren Nachbarstaaten beschäftigen, mit Frankreich und
unseren kleinen Partnern. Ich hoffe, dass wir hier tat-
sächlich zu Abstimmungen kommen. Herr Westerwelle,
sehr erfreulich sind in der Tat die Passage zu Polen und
die Tatsache, dass Ihr erster Antrittsbesuch Sie nach
Polen führte. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir
müssen uns wirklich fragen, ob Sie von Ihrem großen
Koalitionspartner diesbezüglich ausreichend unterstützt
werden.

Leider mussten wir wieder feststellen, dass Frau
Steinbach hinsichtlich der Zusammenarbeit mit unseren
Nachbarn Öl ins Feuer gießt.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Hört! Hört! Nun ist aber gut!)


Da fragen wir uns: Wo steht die Bundeskanzlerin? Ver-
steckt sie sich hinter Herrn Westerwelle? Nimmt sie es in
Kauf, dass neues Misstrauen gesät wird?


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Sie säen Misstrauen!)


Wenn ich Ihnen ein Zitat vorlesen darf:

Für das politische Klima in Polen gibt es eine nicht
zu unterschätzende deutsche Verantwortung. Etli-
che deutsche Politiker gefielen sich darin, in unse-

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(C (D rem Nachbarland wider besseres Wissen Ängste zu schüren, anstatt sie abzubauen. Richtig, Frau Steinbach, aber genau das trifft auf Sie u. Frau Bundeskanzlerin, wir erwarten, dass Sie Ihre osition klar nennen. Wir verlangen, dass Sie alles tun, amit die gemeinsamen Herausforderungen wirklich beältigt werden können. Wir sollten beispielsweise im usammenhang mit der östlichen Dimension mit Polen usammenarbeiten. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Sie schüren doch Ängste!)


Ich muss leider zum Schluss kommen.


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh!)


ch möchte abschließend sagen: Der Koalitionsvertrag
u Europa ist kein großer Wurf. Er ist lieblos herunterge-
chrieben. Es fehlt ihm die Inspiration, es fehlen ihm
eue Ideen. Er hat keine Perspektiven aufgezeigt. Die
ürger und Bürgerinnen verlangen mehr von Europa.
uch ich kann nur wünschen, dass Sie über den Text des
oalitionsvertrages hinausgehen. Dafür biete ich meine
usammenarbeit an.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700304100

Für die Bundesregierung hat nun das Wort Herr Bun-

esminister Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bun-
esminister der Verteidigung:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Es ist erfreulich und gut, dass der 20. Jahrestag
es Mauerfalls Gelegenheit gibt, den Blick auch auf die
ußen- und sicherheitspolitische Dimension dieses gro-
en Ereignisses zu richten. Herr Kollege Westerwelle,
ie haben den Bezug bereits hergestellt, der gestern An-

ass gegeben hat, vielen zu Recht zu danken: vielen Part-
ern und jenen unserer Landsleute, die größten Mut und
ivilcourage an den Tag gelegt haben, jenen, die damals

m unfreien Teil Deutschlands die Ketten der Diktatur
esprengt haben. Herr Vaatz, ich darf auch von meiner
eite in diesem Zusammenhang noch einmal sagen: Das
ar heute eine bemerkenswerte Rede von Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es ist aber auch ein Grund, noch einmal an dieser
telle Dank zu sagen an die Partner und Freunde der
tlantischen Allianz, und zwar nicht nur für deren di-
lomatische Klugheit. Die Partner haben durch ihr Ver-
rauen – ich unterstreiche das Wort Vertrauen zweimal –
as Geschenk der Einheit in Freiheit erst möglich ge-
acht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg
Gerade das gemahnt uns an einen Grundpfeiler, an ein
Grundverständnis des Bündnisses als solches, nämlich
dass Solidarität und Vertrauen niemals nur in eine Rich-
tung weisen dürfen. Manche, die heute die NATO bereits
in ihrer Begründung lautstark infrage stellen – die soll es
ja geben –,


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Auch leise!)


und auch manche, die sie beerdigen wollen, können sich
in diesem Zusammenhang bestenfalls auf Vergessen be-
rufen. Allzu oft sind es genügsam zelebrierte Undank-
barkeit und Ignoranz


(Widerspruch bei der LINKEN)


gegenüber erfahrenem Vertrauen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Danke!)


In dieser Hinsicht ist Vertrauen niemals Nostalgie, son-
dern weiterhin das Fundament jeder Bündnisstruktur, je-
der erneuerten Bündnisstruktur, aber auch jeder zu er-
neuernden Bündnisstruktur.

Die Bundeswehr hat vor 1989 im Kalten Krieg den
Verteidigungsbeitrag der Bundesrepublik Deutschland
möglich gemacht. Sie hat unsere Bereitschaft dokumen-
tiert, die Freiheit, wenn es darauf ankommt, zu verteidi-
gen, wobei Freiheit nicht alleine an nationalen Grenzen
zu bemessen ist und weiterhin auch nicht allein daran be-
messen werden kann.

Die Bundeswehr hat ihren Anteil am Gelingen der
Wiedervereinigung. Schon bald nach dem 3. Oktober
1990 hat sie bewiesen, dass auch sie ihren Teil zur inne-
ren Einheit unseres Vaterlandes beitragen konnte. Die
Bundeswehr hat seitdem in vielen internationalen Ein-
sätzen gezeigt, dass sie bereit ist, sich der durch die Wie-
dervereinigung gewachsenen internationalen Verantwor-
tung unseres Landes zu stellen; das ist kein Widerspruch,
sondern durchaus eine innere Bedingung. Die Bundes-
wehr leistet den Beitrag, den unsere Verbündeten und
Partner zu Recht von uns erwarten. Manche, die ihr dies
heute absprechen, haben offenbar vergessen, welchen
auch militärischen Beitrag wir von unseren Partnern ge-
nau zu dem Zeitpunkt, als es darauf ankam, erwarten
konnten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Hans-Ulrich Klose [SPD])


Dieses Grundverständnis ist eine wesentliche Voraus-
setzung, um unserem eigenen Anspruch gerecht zu wer-
den, ein gestaltendes und solidarisches Mitglied in der
internationalen Staatengemeinschaft zu sein und da-
mit dem Frieden in der Welt zu dienen; ja, dem Frieden,
nicht dem Schüren und der Aufrechterhaltung von Kon-
flikten und auch nicht der Billigung solcher Konflikte
dadurch, dass man sich genügsam zurücklehnt, in ferne
Regionen dieser Welt blickt und einfach sagt: Was geht
uns all das dort eigentlich an? – In der Regel geht es uns
mittlerweile viel an.

Meine Damen und Herren, nur ein Staat, der über die
Fähigkeit verfügt, sich zu wehren, ist in der Lage, seine

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(C (D ürger zu schützen und seinen Bündnisverpflichtungen achzukommen. In diesem Zusammenhang sage ich ber auch: Ein Schutzverständnis, das nur die eigenen andesgrenzen kennt, würde jene verhöhnen, auf deren chutz wir in Zeiten, als es nicht leicht war, bauen durf en. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das Römische Reich zum Beispiel!)


Unsere Partner wissen – das dürfen sie auch weiterhin
issen –: Wir stehen zu unseren Verpflichtungen.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Und zu unserem Grundgesetz! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Für diesen Hinweis brauchen wir Sie nicht, Herr Kollege!)


Das Grundgesetz schafft hierfür Voraussetzungen. –


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Im Grundgesetz steht dazu doch etwas ganz Eindeutiges drin!)


iese Verpflichtungen – auch die Basis des Grundgeset-
es, die ihnen zugrunde liegt – haben Ergebnisse gezei-
igt, über die man nicht schweigen muss. Auf dem Bal-
an haben auch wir unseren Beitrag dazu geleistet, dass
er grauenvolle und blutige Bürgerkrieg der 90er-Jahre
eendet werden konnte. In Bosnien-Herzegowina herr-
chen zumindest Frieden und eine gewisse Stabilität,
uch wenn wir mit dem Erreichten noch nicht in jeder
insicht zufrieden sein können. Einige nicht erfolgte
ntwicklungen geben gelegentlich auch Anlass zu Sor-
enfalten, gerade wenn man in diese Region blickt.

Im Kosovo haben wir es gemeinsam mit unseren Ver-
ündeten geschafft, dass letztendlich auf friedlichem
ege ein unabhängiger Staat geschaffen werden konnte.

r bleibt noch auf Hilfe angewiesen – das ist richtig –
nd hat noch einen harten Weg vor sich. Aber aufgrund
nserer Erfolge im Rahmen der NATO haben wir unsere
ilitärische Präsenz dort deutlich verringern können.
uch die Verringerung militärischer Präsenz ist letztend-

ich eine Zielsetzung, wenn man sie an solche Erfolge
nüpfen kann.

Meine Damen und Herren, auch UNIFIL ist eine Er-
olgsgeschichte.

Es schadet nicht, am Tag nach dem anderen
. November daran zu erinnern, dass wir im Hinblick auf
en Schutz und die Sicherheit Israels auf ganz besondere
eise in der Pflicht stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In Afghanistan sind wir noch nicht am Ziel. Eigent-
ich wäre und ist dieses Ziel klar formuliert: Wir wollen,
ass die Afghanen eines nicht allzu fernen Tages – ja, ei-
es nicht allzu fernen Tages – in der Lage sind, selbst für
hre Sicherheit zu sorgen.






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagen Sie alle Jahre wieder!)


– Auf diesem Wege, Herr Trittin – –


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, das war der Herr Ströbele!)


– Entschuldigung! Also Herr Ströbele; Herr Trittin ist
schon nach Hause gegangen. Aber die Stimmen gleichen
sich an.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ströbele ist unverwechselbar!)


– Die Stimme ist nicht gleich der Schal, Frau Roth!

Auf diesem Wege – das ist unbestreitbar – gab und
gibt es Enttäuschungen. Gemeinsam mit unseren Ver-
bündeten wollen wir – die Frau Bundeskanzlerin hat da-
rauf hingewiesen – auf einer baldmöglichst stattfinden-
den Konferenz unsere Strategie zusammen mit den Ver-
tretern Afghanistans, aber auch – das ist zwingend – in
Abstimmung mit Vertretern der Nachbarstaaten auf eine
neue Grundlage stellen. Es geht darum, die Zuständig-
keiten schrittweise von der internationalen Gemeinschaft
auf die afghanische Regierung zu übertragen, sobald
diese dazu in der Lage ist. Gerade deshalb drängen wir
darauf, dass die Regierung von Präsident Karzai schon
bald und mit mehr Nachdruck die Voraussetzungen dafür
schafft, dass dies erfolgen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In diesem Gesamtkontext wollen wir in ausgewählten
Distrikten im Norden des Landes die Verantwortung für
die Sicherheit baldmöglichst der afghanischen Regie-
rung übergeben.

Die Frage der Ausbildung der afghanischen Sicher-
heitskräfte – ich denke dabei an die Ausbildung der Po-
lizei wie der Armee – bleibt eine Schlüsselfrage. Des-
halb dürfen wir jetzt bei der Ausbildung nicht
nachlassen. Wir befinden uns bereits in einem Übergabe-
prozess.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo denn?)


– Der ist schon im Gange. – Mit unserer Strategie der
Übergabe in Verantwortung nehmen wir die afghanische
Regierung in die Pflicht, und wir werden nicht aufhören,
die afghanische Regierung an diese ihre Pflicht zu erin-
nern.

Am 19. November 2009 wird Präsident Karzai erneut
in sein Amt eingeführt werden.


(Zuruf von der LINKEN: Demokratisch gewählt!)


– Ja. Aber lassen Sie mich einmal ausreden! – Das ist
eine gute Gelegenheit für ihn, zu verdeutlichen, wie er
seiner Verpflichtung zu guter Regierungsführung und
zum Schutz der Menschenrechte nachkommen sowie
wie er Drogenkriminalität und Korruption erfolgreich
bekämpfen will.

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(C (D Man muss nicht alles auf die internationale Gemeinchaft übertragen. Wir rufen den afghanischen Partnern reundschaftlich, aber mit aller Klarheit zu: Worte genüen nicht zur Verdeutlichung; den Worten müssen Taten olgen. Wir können unser Ziel in Afghanistan gerade mit lick auf Übergabe in Verantwortung, so glaube ich, urchaus erreichen. Dies erfordert jedoch, dass wir alle nstrumente, die uns zur Verfügung stehen, auf dieses iel ausrichten und sie erfolgreich zum Einsatz bringen. uch hier haben wir noch Nachbesserungsbedarf. Dabei enke ich nicht nur an den Einsatz der Streitkräfte. Es bleibt richtig, die ressortübergreifenden Anstrenungen zu bündeln, und es ist nach meiner Überzeugung ichtig, ein internationales Afghanistankonzept mit konreten Zeitund Zielvorgaben umzusetzen. Der im Kolitionsvertrag vereinbarte Kabinettsausschuss der für fghanistan verantwortlichen Bundesminister und die ntsprechend ausgestaltete Position des Sonderbotschafers für Afghanistan sind wichtige Schritte. Unsere Soldaten und die Soldaten unserer Partner vergessen wir nicht: 43 Nationen stellen Truppen für ie ISAF –, genauso aber die afghanischen Sicherheitsräfte nehmen ein hohes Risiko auf sich, und sie zahlen inen hohen Preis. Sie stehen häufig in zum Teil intensien Gefechten. Gefahr, Verwundung und auch Tod sind llgegenwärtig. Meine Damen und Herren, das dürfen ir nicht mit bürokratischen Formeln weichzeichnen. ch plädiere dafür, zu sagen, was ist, schlicht und einach. Die Menschen in unserem Lande können mehr ahrheit vertragen, als wir uns bisweilen trauen, ihnen uzutrauen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ehr noch sind es unsere Soldatinnen und Soldaten, die
u Recht verlangen, dass ihr Einsatz realistisch beschrie-
en wird, ohne jede Beschönigung, aber auch ohne jede
bertreibung. Ich kann gut verstehen, dass unsere Solda-

en – aber es sind ja nicht nur unsere Soldaten – ange-
ichts der kriegsähnlichen Situation etwa in Kunduz von
rieg sprechen. Ein klassischer Krieg ist es nicht. Das
ölkerrecht ist hier glasklar: Kriege können nur zwi-

chen Staaten geführt werden.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Dann muss man aber den Oberst verurteilen!)


In Teilen von Afghanistan herrscht für mich aber ohne
weifel ein Zustand, um vielleicht auch einmal diesen
wischenruf aufzugreifen, der in der Sprache des Völ-
errechts durchaus als ein nicht internationaler bewaff-
eter Konflikt beschrieben werden könnte.

Im Einsatz werden unsere Soldaten immer wieder un-
er extremem Zeitdruck und enorm belastenden Umstän-
en vor schwierigste Entscheidungen gestellt. Das war
uch am 4. September dieses Jahres in Kunduz der Fall,
ls in kurzer Zeit eine Entscheidung von enormer Trag-
eite getroffen werden musste. Wie leicht doch heute
anches Urteil von den Lippen geht, das ohne jeglichen






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg
Zeitdruck bequem aus der wohligen Entfernung gebildet
werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich habe vor Kurzem eine Einschätzung dieses Vorfalls
abgegeben, und ich bleibe bei dieser Einschätzung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Koalitionspartner haben sich für die nächsten
Jahre viel vorgenommen, gerade auch hinsichtlich der
Strukturen der Bundeswehr. Wir haben uns ein ehrgei-
ziges, ja, ein ambitioniertes Programm gegeben, damit
die Bundeswehr die herausfordernden Aufgaben anneh-
men und ihnen gerecht werden kann.

Wir wollen, dass das Denken vom Einsatz her die Or-
ganisations- und auch die Führungsstrukturen der Bun-
deswehr künftig noch stärker durchdringt, ein Denken,
das dann realitätsgebunden ist. Die Bundeswehr befindet
sich in Einsätzen, und es werden nicht ihre letzten sein.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Aha!)


Ob sie nun gewünscht oder gelegentlich zu Recht auch
unerwünscht sind: Auch das gilt es offen anzusprechen.

Auch deshalb und gerade, weil dieses Denken vom
Einsatz her sich in den Organisationsstrukturen widerzu-
spiegeln hat, werde ich eine Kommission einsetzen, die
bis Ende 2010 Vorschläge zu Eckpunkten einer neuen
Organisationsstruktur der Bundeswehr inklusive der
Straffung der Führungs- und Verwaltungsstrukturen zu
erarbeiten hat. Es geht dabei nicht um eine Neuauflage
der Kommission „Gemeinsame Sicherheit und Zukunft
der Bundeswehr“ aus dem Jahre 2000.

Wir wollen dort Anpassungen vornehmen, wo die
Bundeswehr noch schlanker, noch effizienter, noch ein-
satzorientierter werden kann, und wir wollen – auch das
ist ehrgeizig; ich weiß das – auch Abläufe von bürokrati-
schen Fesseln befreien. Dazu wird die dann sicherlich
geplagte Kommission Vorschläge ausarbeiten, und auf
dieser Grundlage werde ich entscheiden.

Meine Damen und Herren, die Stärke der Bundes-
wehr bemisst sich nicht lediglich an der Zahl der Schiffe,
der Panzer oder der Flugzeuge.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Auch der Soldaten!)


Es sind die Soldatinnen und Soldaten und die zivilen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Bundeswehr so
leistungsfähig machen und die, ebenso ihre Familien,
unseren Dank verdient haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Nicht zuletzt wollen wir, dass der Dienst in der Bun-
deswehr im Wettbewerb um die besten Köpfe – auch
hier findet er ja statt – noch attraktiver wird. Es ist mein
Ziel, dass die Gesellschaft diesen Dienst auf ange-
messene Weise würdigt. Das Verhältnis zwischen Bun-
deswehr und Gesellschaft ist und kann keines der

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(C (D usgrenzung sein, es muss eines des Miteinanders sein. n diesem Zusammenhang will ich meinem Vorgänger ranz Josef Jung gerade für seine großen Leistungen in iesem Bereich auch einmal an dieser Stelle herzlich anken. Herzlichen Dank! In diesem Sinne verstehe ich die mittlerweile doch inensiv debattierte Kürzung des Wehrdienstes auf sechs onate, die in dem auch in diesem Sinne ehrgeizigen oalitionsvertrag vorgesehen ist, trotzdem auch als hance. (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na ja!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich glaube, meine Betonung war klar.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


ir werden den Grundwehrdienst so zu gestalten haben,
ass die Soldaten spüren, dass sie gebraucht werden und
icht im Praktikum stehen und noch dazu einen attrakti-
en und sinnvollen Dienst für sich und ihre Mitbürger
eisten. Das ist eine enorme Aufgabe, die wir in einem
ntsprechenden Zeitrahmen in Angriff nehmen müssen.
ch glaube aber, dass sie darstellbar ist.

Es gehört zu unserer gemeinsamen Verantwortung für
ie Bundeswehr, ihren Angehörigen einen attraktiven
rbeitsplatz zu bieten. So sichern wir nachhaltig die per-

onelle Einsatzbereitschaft der Bundeswehr. Dabei spielt
ie Frage der Versetzungshäufigkeit ebenso wie ein
eues Laufbahnrecht eine wesentliche Rolle. Darüber hi-
aus sollen die Angehörigen der Angehörigen der Bun-
eswehr, die Familien, davon profitieren, dass wir die
ereinbarkeit von Familie und Dienst noch stärker in
en Blick nehmen und zeitgemäße Kinderbetreuungs-
öglichkeiten schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Soldaten der Bundeswehr haben geschworen, der
undesrepublik Deutschland treu zu dienen und das
echt und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu
erteidigen. Mit diesem Eid muten wir ihnen viel, sehr
iel zu. Wir muten ihnen zu, sich der Gefahr zu stellen.
ir muten ihnen im äußersten Fall sogar zu, ihr Leben

ür uns zu opfern. Dieser Eid verpflichtet aber auch uns,
ie Bundesregierung und den Bundestag. Er verpflichtet
ns, das zu tun, was in unserer Macht steht, um das Ri-
iko, das unsere Soldaten tragen, so gering wie nur ir-
end möglich zu halten. Auch in Zeiten knapper Kassen
bernehmen wir, wenn wir die Bundeswehr in ihre bis-
eilen gefährlichen Einsätze entsenden, die Verpflich-

ung, ihr das zur Verfügung zu stellen, was sie für die
usfüllung ihres Auftrages und für einen größtmögli-

hen Schutz der Soldaten benötigt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as ist unsere Pflicht und unsere Schuldigkeit.






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg
Für ein Bekenntnis zu unserer Bundeswehr, auch und
gerade zu einer solchen im Einsatz, muss man sich in
diesem Lande nun wirklich nicht schämen.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700304200

Nächster Redner ist der Kollege Wolfgang Gehrcke

für die Fraktion Die Linke.

(Beifall bei der LINKEN)



Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700304300

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Ich gebe zu, dass der Blick auf die Regierungsbank,
so wie sie heute aussieht, gewöhnungsbedürftig ist. Ich
möchte bezweifeln, dass ich mich gerne daran gewöhne.
Ich gebe auch zu, dass der Blick auf die drei Minister,
die jetzt zusammen Außenpolitik betreiben wollen, aber
auch die Töne, die sie von sich gegeben haben, mehr als
gewöhnungsbedürftig sind. Wir werden uns daran nicht
gewöhnen.


(Beifall bei der LINKEN)

Dieses Trio infernale wird die Politik in Deutschland
nicht auf diese Art und Weise umgestalten können.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Sie bleiben deutlich unter Ihrem Niveau!)


Ich fand das Angebot von Herrn Westerwelle attrak-
tiv; er ist jetzt nicht mehr da. Meine Fraktion wird sein
Angebot einer Zusammenarbeit so annehmen: Wir wer-
den harten Widerspruch leisten, wo er notwendig ist.
Das ist in fast allen Bereichen der Außenpolitik der Fall.
Hier muss harter politischer Widerspruch erhoben wer-
den.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

Ich fand es sehr verständlich, dass viele Kolleginnen

und Kollegen, darunter die Kanzlerin und der Außen-
minister, ihre Reden in einen geschichtlichen Kontext
eingeordnet und einen Wertebezug hergestellt haben. Ich
teile jedoch die Inhalte nicht. Es sind verschiedene
Werte genannt worden: die Westbindung der Republik,
die soziale Marktwirtschaft – es wäre schön, wenn wir
sie hätten –, die Wiederbewaffnung und vieles andere
mehr. Diese Werte sollten aus meiner Sicht nicht bestim-
mend sein; ich habe einen anderen Wertekatalog. Mir ist
aufgefallen – das finde ich schlimm und bedauerlich –,
dass in der gesamten Auseinandersetzung mit der Ge-
schichte nach 1945 und mit den Werten kein einziger
Regierungsvertreter den Grundwert erwähnt hat, den wir
zu verteidigen haben: Nie wieder Krieg, nie wieder Fa-
schismus!


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist augenfällig, dass diese Aussage nicht gekommen
ist, dass nicht so argumentiert worden ist.

Es ist völlig richtig. Wir hatten ein gemeinsames
Grundverständnis: Von deutschem Boden darf nie wie-
der Krieg ausgehen. Dieses Grundverständnis ist gebro-

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(C (D hen worden, und zwar bedauerlicherweise – darüber ommt man nicht hinweg – von einer SPD-grünen Bunesregierung. Der Krieg gegen Jugoslawien war der Beinn des Paradigmenwechsels der deutschen Außenpoliik. r ist fortgesetzt worden mit dem, was man mit der indiekten Unterstützung des Irakkriegs fabriziert hat. Es ist uch gut, einmal daran zu erinnern, dass diese Bundesanzlerin deutsche Soldaten in den Irakkrieg schicken ollte. Bitte vergessen Sie das nicht, liebe Kolleginnen nd Kollegen. Das Grundverständnis ist auch im Afghanistankrieg ebrochen worden. Der Kollege zu Guttenberg hat zu echt gesagt, man solle nicht um die Dinge herumreden. ann lassen Sie es uns hier aussprechen: Deutschland ührt Krieg am Hindukusch. Deutschland wird nicht am indukusch verteidigt. Das ist untergeschoben worden, m Art. 26 des Grundgesetzes auszuweichen. Deutschand führt Krieg am Hindukusch, und dieser Krieg wird mmer mehr zu einem Angriffskrieg. Darum werden Sie icht herumkommen. Das stellt Sie jetzt vor rechtliche Probleme. Was pasiert mit dem Oberst? Wir sind kein Gericht. Wir haben ns hier nicht über Urteile zu äußern. Was passiert mit em Oberst? Wenn er nach deutschem Recht behandelt ird, dann wird er sich der Frage stellen müssen, ob es otschlag war, als 142 Menschen umgekommen sind. (Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Sie haben doch gerade gesagt, Sie sagen nichts dazu!)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


enn er nach internationalem Recht bzw. nach Kriegs-
ölkerrecht behandelt wird, ist es eine andere Kategorie.
ir ziehen daraus nur eine Schlussfolgerung: Der Krieg
uss beendet werden.


(Beifall bei der LINKEN)


as Ende des Krieges beginnt auch damit, dass die deut-
chen Truppen aus Afghanistan abgezogen werden.

Auch mit den ganzen Verrenkungen kommen Sie um
ie Frage nicht herum. Ich habe es mir extra aufgeschrie-
en: Herr zu Guttenberg sprach von einem „nicht-inter-
ationalen bewaffneten Konflikt“, sein Vorgänger von
inem „robusten Stabilisierungseinsatz“. Es ist aber ein
rieg. Das Nein zu diesem Krieg ist notwendig. Ansons-

en wird dieser Krieg Ihrer Außenpolitik wie ein Klotz
m Bein hängen.

Im Übrigen sollten Sie Ihren Koalitionsvertrag noch
inmal darauf überprüfen, was verfassungskonform ist.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Was?)


Sie bzw. Ihre Mitarbeiter, Herr Kauder, haben in den
oalitionsvertrag hineingeschrieben, dass die Bundes-
ehr ein Instrument der deutschen Außenpolitik ist.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Genau!)







(A) )



(B) )


Wolfgang Gehrcke
Das hätte Herr zu Guttenberg gerne, weil er auch ganz
gerne Außenpolitik macht. Das glaube ich Ihnen ja. Aber
das entspricht nicht dem deutschen Grundgesetz. Das ist
grundgesetzwidrig.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir werden hier über die internationale Afghanis-
tankonferenz zu diskutieren haben. Auch hierzu sage
ich Ihnen: Wer das auf eine Initiative Merkel / Sarkozy
beschränken will, tut einer solchen Konferenz Unrecht.
Wir brauchen eine internationale Afghanistankonferenz
unter dem Dach und der Verantwortung der UNO.
Nichts anderes brauchen wir.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich weiß, dass Sie die Frage, ob Sie mehr Truppen
entsenden, erst nach der Konferenz beantworten wollen.
Sie benutzen die Konferenz auch ein bisschen, um die
entsprechende Stimmung dafür zu schaffen. Deswegen
sagen Sie, dass Sie jetzt bei der Mandatsverlängerung
erst einmal im Rahmen des Mandates bleiben. Ich sage
Ihnen: Wir müssen als Bundestag überprüfen, ob wir
nicht ein anderes Signal setzen sollten. Ich glaube, eine
kopflose Verlängerung der bestehenden Mandate gefähr-
det Afghanistan und auch die deutschen Soldatinnen und
Soldaten.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich möchte abschließend etwas zu der sehr schönen
Formulierung einer wertegebundenen und interessenge-
leiteten Außenpolitik im Koalitionsvertrag sagen. Ich
habe als Linker Erfahrung damit, wenn man Politik ideo-
logisiert. Dabei kommt meistens Unsinn heraus. Was Sie
als wertegebunden und interessengeleitet vorstellen, ist
eine Ideologisierung der deutschen Außenpolitik.

Dann fangen Sie an, die Werte zu beschreiben. Das
müssen Sie auch zu Ende denken. Sie schreiben in die-
sem Abschnitt, dass der Kern des Begriffs „wertegebun-
den“ die Idee der westlichen Werte ist. Erklären Sie mir
doch einmal, was für Sie die westlichen Werte sind! Wie
wollen Sie in den Vereinten Nationen, die gerade auf
Wertevielfalt und kultureller Vielfalt beruhen, die westli-
chen Werte durchsetzen? Das sollten Sie einmal der
Mehrheit der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen als
politisches Konzept anbieten. Dann können Sie sich Ih-
ren Platz im Weltsicherheitsrat gleich abschminken; der
ist sowieso weg.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe vor, den Wissenschaftlichen Dienst des Bun-
destages zu bitten, eine wissenschaftliche Ausarbeitung
vorzunehmen, was man unter westlichen Werten ver-
steht. Ich möchte wissen, was Sie durchsetzen wollen.
Im Koalitionsvertrag äußern Sie sich nicht genauer dazu.
Der einzige Wert, auf den Sie durchgehend hinweisen,
ist die freiheitliche Ordnung der Weltwirtschaft, das
heißt die Ordnung der Märkte sowie der Zugang zu
Märkten und Profiten. Das ist für mich als Werteorientie-
rung für dieses Parlament und unser Land zu wenig.

Schönen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Nun hat das Wort der Kollege Omid Nouripour für die raktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr ge hrter Herr Verteidigungsminister Guttenberg. Nach dieer Rede war versucht, zu sagen: Herr Außenminister uttenberg. Sie haben nun ein neues Amt in dieser Reierung. Ich möchte Ihnen im Namen meiner Fraktion zu iesem Amt gratulieren. Wir wollen Sie gerne unterstüten und mit Ihnen zusammenarbeiten. Allerdings weren wir Sie nicht an Ihren Worten und Reden, sondern n Ihren Taten messen. Wir wissen, dass der Schwerpunkt Ihrer Amtsführung ie Auseinandersetzung in Afghanistan sein wird. In iesem Zusammenhang kann ich nur begrüßen, dass Sie ie vielen Verrenkungen Ihres Vorgängers um die sogeannte K-Frage ein Stück weit klargestellt und Platz für elevante Fragen geschaffen haben. Die relevanten Fraen ergeben sich natürlich auch aus Ihrer Terminologie. as bedeutet die Feststellung, dass kriegsähnliche Zu tände in Afghanistan herrschen, für die Rechtsgrundage des Einsatzes? Was bedeutet das für die Soldatinnen nd Soldaten sowie ihre Familien? Was bedeutet das für ie Ausrüstung? Was bedeutet das – das ist die zentrale rage – für den lebensnotwendigen zivilen Aufbau in fghanistan? Darüber müssen wir im Parlament disku ieren, auch im Vorfeld von internationalen Konferenen. Ich hoffe, dass die anstehende Konferenz mehr ringt als so manch andere, die wir in der Vergangenheit um Thema Afghanistan erlebt haben. Das Parlament ist edenfalls der Ort der Auseinandersetzung. Ich versprehe Ihnen daher: Jegliche Versuche der Koalition, die echte des Parlamentes bei der Beteiligung an Auslandsinsätzen zu beschneiden, werden auf härtesten Widertand meiner Fraktion stoßen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1700304400
Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1700304500

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen hier im Parlament eine Diskussion, weil
ine Abzugsperspektive notwendig ist; das haben Sie sel-
er gesagt. Eine solche Perspektive können wir nur mit
iner offenen Diskussion schaffen. Eine solche Diskus-
ion muss mit dem Vorfall am 4. September 2009 in Kun-
uz beginnen. Sie kann aber nur stattfinden, wenn wir
ine Grundlage dafür haben. Das kann nur ein von Ihnen
orgelegter Bericht sein, da die NATO die entsprechen-
en Papiere nicht herausgibt. Wir befinden uns in der ab-
urden Situation – das muss man sich einmal vorstellen –:
estandene Parlamentarier, die den Bericht gelesen ha-
en, dürfen sich im Verteidigungsausschuss darüber nicht
iteinander unterhalten, während der deutsche NATO-
eneral Egon Ramms in der Öffentlichkeit die heiklen
unkte einen nach dem anderen erörtert. Das geht so
icht. Diese Situation wird diesem Hause nicht gerecht,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)







(A) )



(B) )


Omid Nouripour
Wenn er mit den Punkten, die er angesprochen hat,
recht hat – ich habe keinen Anlass, dies zu bezweifeln –,
dann geht das, was Sie, Herr Minister, gesagt haben,
nicht mehr. Sie haben – auch das begrüße ich als wich-
tige Abkehr von der Politik Ihres Vorgängers – Regel-
verstöße eingeräumt und zugegeben, dass es zivile Opfer
gegeben hat. Aber die Aussage, die Regelverstöße seien
nicht so wichtig, weil das Ergebnis am Ende sowieso das
gleiche gewesen wäre, bagatellisiert zentrale Regeln der
Operationsführung, die zur Vermeidung ziviler Opfer
aufgestellt worden sind. Deshalb kann ich nur sagen: So
geht es leider nicht, Herr Minister.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben es zwar leicht, sich von Ihrem Vorgänger
abzusetzen, was die Initiativkraft betrifft. Sie haben es
aber schwer, wenn es darum geht, den Koalitionsvertrag
umzusetzen; denn er ist rückwärtsgewandt, ideenlos und
vor allem widersprüchlich.

Beispiel Wehrpflichtverkürzung auf sechs Monate.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


Die Liberalen sind eingeknickt. Es hat sich die alte Ideo-
logie durchgesetzt, und deshalb dürfen wir die Wehr-
pflicht als kostspielige Hommage an den Kalten Krieg
weiterbehalten. Sechs Monate:


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Oh!)


Drei Monate Grundausbildung, zwei Monate Fachaus-
bildung – das macht fünf Monate –, ein Monat Fach-
dienst und ein Monat Urlaub – das sind keine sechs Mo-
nate. Ich verstehe gar nicht, wie Sie gerechnet haben. Ich
bin sehr gespannt, wie Sie da herauskommen wollen.
Hier haben wir eine dreifache Verschwendung, wenn wir
die Wehrpflicht von sechs Monaten nicht abschaffen. Sie
ist militärisch komplett sinnlos: Wir verschwenden mili-
tärisches Personal bei der Ausbildung, wir verschwen-
den Steuermittel der Bürgerinnen und Bürger, und wir
verschwenden vor allem Lebenszeit von jungen Men-
schen. Das muss einfach nicht sein. Die Wehrpflicht ge-
hört abgeschafft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme jetzt zum Schluss. Ich habe noch einige
andere Beispiele. So kommt im Zusammenhang mit der
Abrüstung das Wort „Kleinwaffen“ überhaupt nicht im
Koalitionsvertrag vor.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein zentraler Punkt!)


Kleinwaffen sind aber etwas, über das ein renommiertes
Institut in Bonn sagt, das seien die Massenvernichtungs-
waffen des 21. Jahrhunderts. Beim Thema Nukleartech-
nologie sagen Sie „Keine neuen Atommächte!“, aber Sie
geben weiterhin Hermesbürgschaften für den Export von
Nukleartechnologie. Anscheinend hat man am Beispiel
des Iran nicht gesehen, dass es von militärischer und zi-
viler Nutzung zu ein Katzensprung ist.

Herr Minister, es gibt einiges für Sie zu tun. Wir wer-
den sehr genau hinschauen, ob dieser Koalitionsvertrag

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(C (D twas ist, mit dem Sie sich befassen, oder ob Sie tatsächich eine ganz neue Politik werden entwickeln müssen. ch glaube, so wird es kommen. Wir sind sehr gespannt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700304600

Für die FDP-Fraktion hat nun die Kollegin Elke Hoff

as Wort.


(Beifall bei der FDP)



Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1700304700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

amen und Herren! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!
ch darf die Gelegenheit nutzen, Herrn Minister zu
uttenberg für seine in hohem Maße angemessene und

utreffende Rede zu danken, die er heute hier unmittel-
ar nach der Feierlichkeit, die wir gestern in Berlin ver-
olgen und miterleben konnten, gehalten hat, weil ich der
esten Überzeugung bin, dass gerade die Bundeswehr
icht nur Ausdruck der Souveränität der Bundesrepublik
eutschland nach dem Zweiten Weltkrieg geworden ist,

ondern eben auch ein Symbol für die erfolgreiche, ge-
ungene Wiedervereinigung der beiden getrennten
eutschlands. Ich denke, dass gerade hier die Bundes-
ehr eine besondere Leistung erbracht hat, für die ein
mfassender und gebührender Dank notwendig ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es haben heute schon eine Reihe von Vorrednern den
oldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ganz aus-
rücklich für ihre Auslandseinsätze gedankt, für ihren
insatz von Leib und Leben, für die Angst und die Sorge
er Familien. Ich möchte dieses natürlich auch für die
DP-Fraktion wiederholen und um einen Aspekt erwei-

ern, gerade aufgrund der aktuellen Ereignisse, die zur-
eit in Afghanistan die Herzen und Köpfe auch unserer
erbündeten bewegen. Wir haben in der vergangenen
oche erleben müssen, dass bei einer Ausbildung von

fghanischen Polizisten britische Soldaten ermordet
orden sind. Ich glaube, dass wir uns von dieser Stelle

ls Verbündete an die britischen Kolleginnen und Kolle-
en und an die britischen Familien wenden und dafür
anken sollten, dass sie unter diesen schwierigen Um-
tänden Leib und Leben einsetzen, damit Afghanistan
tabiler und in die Lage versetzt wird, für die eigene Si-
herheit zu sorgen. Ich denke, das ist auch ein Ausdruck
on Bündnissolidarität an dieser Stelle.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube, dass der Koalitionsvertrag, den wir ge-
einsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen von der
nion beschlossen haben, im sicherheitspolitischen Be-

eich gerade auch mit Fokus auf die Bundeswehr ein gu-
er ist. Es wird sehr deutlich, dass uns allen daran gele-
en ist, dass die Bundeswehr in Zukunft eine moderne
nd eine leistungsfähige Armee wird, die in der Lage ist,
ie durch das Parlament gestellten Aufgaben zu erfüllen.






(A) )



(B) )


Elke Hoff
Ich kann weder Herrn Erler noch den Kollegen
Nouripour verstehen, dass sie in irgendeiner Form daran
zweifeln, dass das Parlamentsbeteiligungsgesetz aus-
gehöhlt werden soll. Das Gegenteil ist der Fall.


(Beifall bei der FDP – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann ist ja gut!)


Für alle Fälle, die auftreten können – insbesondere
wenn Gefahr im Verzug ist; ich kann mich sehr gut an die
Diskussionen über den Einsatz der NATO-Response-
Force oder der EU-Battle-Group erinnern; es hieß, das
Parlament könne nicht schnell genug reagieren –, soll ein
Gremium geschaffen werden, das in solchen Situationen
unverzüglich dafür sorgt, dass der Deutsche Bundestag
informiert wird. Ich denke, dass man hier von einer Ein-
schränkung oder Aushöhlung des Parlamentsbeteiligungs-
gesetzes nicht reden kann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Man kann bei näherem Studium des Koalitionsvertra-
ges feststellen, dass es im Bereich der Afghanistanpoli-
tik durchaus eine Wende gibt; denn zum ersten Mal steht
ausdrücklich in einem Koalitionsvertrag – ich darf an
dieser Stelle zitieren –:

Wir bekennen uns zum Ansatz einer Vernetzten
Sicherheitspolitik. Dies erfordert moderne und leis-
tungsfähige Streitkräfte und geeignete zivile Instru-
mente zur internationalen Konfliktvorsorge und -be-
wältigung sowie eine noch engere Integration und
Koordinierung. In künftige Mandate für Einsätze im
Ausland werden wir konkrete Benennungen der zu
leistenden Aufgaben sowie deren Zuteilung auf die
verantwortlichen Ressorts aufnehmen.

Ich halte dies für einen hervorragenden Ansatz. Dadurch
haben wir hier im Parlament die Gelegenheit, über diese
konkreten Benennungen zu diskutieren und letztendlich
auch darüber zu entscheiden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Seitdem die Bundeswehr an internationalen Einsät-
zen teilnimmt, also seit etwa 15 Jahren, haben rund
300 000 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst dort ge-
tan. Zurzeit tun pro Jahr rund 60 000 bis 70 000 Solda-
tinnen und Soldaten ihren Dienst in den aktuellen Aus-
landseinsätzen. Herr Minister, ich kann Ihnen nur
zustimmen: Wir können stolz auf diese Bundeswehr
sein. Sie ist nämlich ein Aushängeschild der Bundesre-
publik Deutschland, auch in ihrer außenpolitischen Dar-
stellung, wenn es darum geht, an friedensschaffenden,
friedensstiftenden Maßnahmen und an Aufbaumaßnah-
men teilzunehmen.

Wir haben heute sehr viel zu den Ereignissen in Kun-
duz gehört. Ich möchte mir an dieser Stelle nicht anma-
ßen, über die Situation, in der sich Oberst Klein – den
ich bei meinem letzten Besuch dort im Juni dieses Jahres
kennengelernt habe – befindet, ein Urteil zu erlauben.
Ich finde, dass es uns nicht ansteht, an dieser Stelle über

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(C (D iese Dinge zu urteilen. Wofür wir aber zu sorgen haben das haben auch vergangene Debatten gezeigt –, ist, ass unsere Soldatinnen und Soldaten Rechtssicherheit aben und dass für den Fall, dass es zu einer gerichtlihen Auseinandersetzung kommt, die Gerichte qualifiiert in der Lage sind, sich mit diesen Sachverhalten ausinanderzusetzen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as haben wir auch im Koalitionsvertrag so niederge-
chrieben.

Ich bin sehr froh darüber, dass es gelungen ist – ich
erweise auf die Leistungen für die Bundeswehr, die wir
n den vergangenen Jahren im Parlament auf den Weg
ebracht haben; ich denke beispielsweise an das Einsatz-
eiterverwendungsgesetz –, klarzumachen, dass wir

uch andere Schritte gehen wollen: Wir wollen das
hema „Vereinbarkeit von Dienst und Familie“ in den
ittelpunkt stellen, und wir wollen die Kinderbetreuung

usbauen.

Wir wollen aber auch einen anderen Punkt anpacken.
ch freue mich noch heute, dass es hier im Parlament ge-
ungen ist, einen gemeinsamen Antrag auf den Weg zu
ringen. Darin wird die Frage behandelt: Wie gehen wir
it den mittel- und langfristigen Folgen von militäri-

chen Einsätzen im Ausland für unsere Soldatinnen und
oldaten um? Dabei geht es um das Thema der post-
raumatischen Belastungsstörung. Wer in den letzten

ochen die Presse verfolgt hat und sehen konnte, dass
ich insbesondere unsere amerikanischen Verbündeten
it diesem Thema erheblich beschäftigen müssen – da-
it verbunden sind erhebliche Probleme innerhalb der
ruppe –, der kommt sicherlich wie ich zu der Meinung:
ir haben richtig daran getan, uns mit diesem Thema
öglichst frühzeitig zu befassen. Herr Minister, ich

offe, dass es sehr schnell gelingen wird, das, was wir
ier niedergeschrieben haben, in die Realität umzuset-
en.

Ich glaube, dass wir innerhalb des Bündnisses da-
urch einen wichtigen Beitrag leisten können, dass wir
ie gewonnenen Erkenntnisse zur Verfügung stellen.
nsere Soldatinnen und Soldaten und deren Familien
üssen wissen, dass sie nicht alleingelassen werden,
enn wir politisch darüber beschlossen haben, die Bun-
eswehr auch als Mittel der Außenpolitik einzusetzen.

Auch das Thema Ausrüstung spielt im Koalitions-
ertrag eine Rolle.

Es ist eben dankenswerterweise von Herrn Minister
u Guttenberg gesagt worden, dass nur eine gut ausge-
üstete und ausgebildete Armee in der Lage ist, den Auf-
rag, den wir ihr politisch erteilen, zu erfüllen. Dazu ge-
ört auch, die nötigen finanziellen Mittel bereitzustellen,
amit unsere Soldatinnen und Soldaten wissen, dass wir
ls Parlamentarier wirklich hinter ihnen stehen und es
nser Ziel ist, sie möglichst wohlbehalten und unver-
ehrt wieder nach Hause zu bringen. Insofern hat eine
ernünftige Ausrüstung der Bundeswehr nach wie vor
berste Priorität.






(A) )



(B) )


Elke Hoff
Wir haben in unserem Koalitionsvertrag auch etwas
zu großen Beschaffungsvorhaben gesagt. Hier ist die
Industrie gefordert, ihre Aufgaben zu erfüllen. Ich denke
an das Thema A400M, an das Thema Eurofighter und an
einen weiteren Bereich, der nicht explizit im Koalitions-
vertrag erwähnt wird, nämlich den Zulauf der Hub-
schrauber. Hier muss unsere Industrie zeigen, dass sie
wirklich in der Lage ist, die nötigen und angemessenen
Technologien zum richtigen Zeitpunkt zu liefern.

Meine Damen, meine Herren, ich denke, wir als FDP-
Fraktion haben gemeinsam mit den Kollegen der Union
gezeigt, dass wir bereit sind, im sicherheitspolitischen
Bereich Verantwortung zu übernehmen, Verantwortung
zu tragen und diese inhaltlich zu füllen. Wir stehen na-
türlich für Diskussionen hier im Parlament gerne zur
Verfügung, aber unsere gemeinsame Aufgabe muss es
sein, die inhaltlichen Konflikte, die möglicherweise zwi-
schen uns bestehen, nicht auf dem Rücken der Soldatin-
nen und Soldaten und deren Familien auszutragen. Wenn
ein Mandat diesen Bundestag verlässt, muss es klar sein,
und es muss für die Soldatinnen und Soldaten eindeutig
erkennbar sein, in welche Richtung die Reise gehen soll.
Es darf nicht sein, dass am Ende der Reise Unsicherhei-
ten innerhalb der Truppe dazu führen, dass wir Politike-
rinnen und Politiker unsere Glaubwürdigkeit verlieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich weiß, dass Sicherheits- und Verteidigungspolitik
ein schwieriges Thema ist. Es ist sicherlich auch kein
Thema, mit dem man in der Öffentlichkeit sehr viele
Pluspunkte sammeln kann; denn es gilt hier – das hat
Minister zu Guttenberg zu Recht gesagt –, Wahrheiten
zu formulieren. Aber ein Staat, der nicht in der Lage ist,
für die Sicherheit seiner Bürger zu sorgen und in einem
kollektiven Verteidigungsbündnis Verantwortung zu
übernehmen, verfolgt eine falsche Politik. Deswegen
lassen Sie uns versuchen, hier gemeinsam den richtigen
Weg zu gehen.

Ich möchte jetzt, obwohl mich die Präsidentin schon
ermahnt, dass ich die Redezeit überschritten habe, noch
einen Satz zum Thema Wehrpflicht sagen: Ja, bei dem,
was wir im Koalitionsvertrag vereinbart haben, handelt
es sich um einen Kompromiss. Ich glaube aber, dass
durch die Reduzierung des Wehrdienstes auf sechs Mo-
nate auch Druck auf die Bundeswehr als Arbeitgeber
und Wettbewerber auf dem Arbeitsmarkt ausgeübt wird,
darüber nachzudenken, ob sie in der Lage ist, mit diesen
Strukturen ihre Ziele zu erreichen. Falls nicht, müssen
wir am Ende der Reise eine Neubewertung vornehmen
und dazu übergehen, uns bei den Formen der Beschaf-
fung von Nachwuchs für die Bundeswehr neu zu orien-
tieren. Ich denke, das ist ein offener Prozess.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber eine subversive Lösung!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700304800

Kollegin Hoff, das war ein sehr langer Satz. Sie wis-

sen, die Parlamentarischen Geschäftsführer haben sich

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(C (D arauf geeinigt, Redezeiten zu übertragen, aber gegebeenfalls auch Minuszeiten anzurechnen. Ich sage das nur m Interesse ihrer Kolleginnen und Kollegen, die nach hnen reden werden. Jawohl, Frau Präsidentin. – Meine sehr geehrten Da en und Herren, ich freue mich auf die gemeinsame Zuammenarbeit in der neuen Legislaturperiode. Ich freue ich auch auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Ver eidigungsminister. Vielen Dank. Das Wort hat der Kollege Rainer Arnold für die SPD raktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle en! Herr Minister zu Guttenberg, zunächst auch von nserer Seite die herzlichsten Glückwünsche zu einem mt, von dem wir wissen, dass es ein ganz besonders erantwortungsvolles ist, weil Sie die Verantwortung für oldatinnen und Soldaten tragen, die für unser Gemeinesen im Zweifelsfall mit ihrem eigenen Leben eintre en. Weil dem so ist, verdient die Bundeswehr jenseits nserer unterschiedlichen Aufgaben in Regierung und pposition einen gewissen Grundkonsens vonseiten der olitik. Wir wollen Ihnen ausdrücklich anbieten, diesen itzutragen, wenn es um das soziale Gefüge der Streit räfte, um die Attraktivität des Dienstes, um modernes erät, das die Soldaten schützt, und um die Prozesse der ransformation geht. Bei all diesen Feldern wollen wir ie parlamentarisch sehr eng begleiten. Wir werden aber m Zuge dieser Begleitung auch von unseren Rechten als pposition sehr engagiert und kreativ Gebrauch ma hen. In einem Punkt sind wir allerdings völlig anderer einung: Ihren Beschluss zur Wehrpflicht können Sie n Ihrem Koalitionsvertrag in die große Kategorie einrdnen, die mit der Überschrift „Murks“ versehen weren könnte; denn er wird der Aufgabe in keiner Weise erecht. ieser Beschluss entzieht der Truppe materielle und fianzielle Ressourcen und gibt ihr nichts zurück. Er dient ediglich dazu, aus der Wehrpflicht ein Instrument zur achwuchsgewinnung zu machen. Das ist aber nicht im inne unserer Verfassung. Unser Vorschlag liegt auf dem Tisch. Überlegen Sie ich wirklich einmal, ob wir nicht gemeinsam Freiwilliendienste in unserer Gesellschaft so attraktiv machen, ass genügend junge Frauen und Männer sagen: Jawohl, ei der Bundeswehr leiste ich meinen Dienst an der Geellschaft. Rainer Arnold Aber die größte Herausforderung bleiben natürlich die internationalen Einsätze der Bundeswehr. Hier wurde schon einiges zu Afghanistan gesagt, auch mit Blick auf die aktuelle Debatte zur Bombardierung der Tanklastzüge und der Menschen in der Nähe dieser Tanklastzüge. Ich glaube, wir müssen da eine rechtliche und eine politische Bewertung vornehmen. Zunächst zur rechtlichen Bewertung: Ich finde es positiv, dass dieser Vorfall in Karlsruhe bewertet wird und dass dabei möglicherweise das Völkerstrafgesetzbuch als Maßstab genommen wird. Ich füge aber hinzu: Dies hat die Justiz angesichts der Dimension der dortigen Situation entschieden; es ist nicht vom Minister initiiert worden. Ich wünsche allen Soldaten und uns, dass daraus mehr Rechtssicherheit entsteht. Dies wäre ein positiver Weg. Wir haben großes Verständnis – und hoffen, dass auch die Juristen das haben – für die schwierige Situation der Soldatinnen und Soldaten in Kunduz aufgrund des Drucks und der alltäglichen Bedrohung. Wir haben aber kein Verständnis dafür, wie Sie, Herr Minister, den ISAF-Bericht interpretieren. Dieser Bericht ist eindeutig in seiner Sprache. Er ist wahrhaftig umfassend. (Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Haben Sie ihn gelesen?)

Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1700304900

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700305000

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1700305100

(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Elke Hoff [FDP]: Ja!)


– Natürlich habe ich ihn gelesen, Herr Kollege, beim
besten Willen! Ich habe ihn von Anfang bis Ende gele-
sen.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was stand denn drin? Ich möchte es auch wissen!)


Sie kultivieren hier Ihr Image, Klartext zu reden, und ich
finde es gut, wenn jemand das tut. Aber exakt an dieser
Stelle, wo es sehr ernst wird in diesen Tagen, verfahren
Sie im Grunde genommen wie Ihr Vorgänger Herr Jung.
Auch er hat am Anfang verniedlicht, scheibchenweise
informiert


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war das Schlimme!)


und zivile Opfer bestritten. Ebenso reden Sie jetzt nicht
Klartext, sondern sagen, es habe Verfahrensfehler gege-
ben. Herr Minister, in aller Deutlichkeit: Es gab gravie-
rende Verstöße gegen die ISAF-Einsatzregeln.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das müssen Sie sagen, wenn Sie die Öffentlichkeit kor-
rekt informieren wollen. Ich verstehe überhaupt nicht,
wie Sie zu der Einschätzung kommen, dass es mit einer
gewissen Zwangsläufigkeit auch ohne diese Verstöße
zum Abwurf der Bomben gekommen wäre. Das ist
schlichtweg falsch. Wären die Regeln eingehalten wor-
den, hätte in Kunduz selbst diese Entscheidung nicht
mehr getroffen werden können. Sie hätte nur im ISAF-
Headquarter entschieden werden können. Es gab keine
unmittelbare Bedrohung, und es gab auch keine Truppen
am Boden, die in unmittelbarem Kontakt waren.

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(C (D Die Debatte ist schwierig und auch unfair gegenüber er Öffentlichkeit, weil wir den Bericht im Gegensatz ur Öffentlichkeit kennen. Aber auch die Öffentlichkeit ürde gerne wissen, was dort wirklich los war. Sie er ährt es aber nicht. Das ist kein guter Zustand. Wir wünchen uns, dass das geändert wird. Es bedarf aber auch einer politischen Bewertung des insatzes, und diese ist für uns gravierend. Sie sagten: ies war angemessen. – In aller Deutlichkeit: Wir halten en Abwurf von Bomben auf Menschenansammlungen n Afghanistan weder für verhältnismäßig noch für ange essen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as Risiko für Zivilpersonen ist generell latent vorhan-
en. Das mussten die amerikanischen Freunde bei sol-
hen Einsätzen in den letzten Jahren schmerzhaft lernen.
um Glück haben sie es gelernt und begriffen. Nun sa-
en wir, das sei ein normaler Vorgang. Wir wissen aber
uch, dass die Taliban zivile Opfer provozieren. Gerade
eshalb muss man an dieser Stelle besonders aufpassen.

Herr Minister, wir können keine Strategie mittragen,
ie zivile Opfer billigend in Kauf nimmt. Die Zivilbe-
ölkerung in Afghanistan verdient den gleichen Schutz
nd sie hat den gleichen Wert wie die Menschen in
eutschland und überall auf der Welt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ür die Soldaten der Bundeswehr ist es ein sehr hohes
ut, dass ihre Mandate eine breite parlamentarische Un-

erstützung erfahren. Die Sozialdemokraten werden sich
uch in der Opposition in diesen Fragen nicht einfach
us der Verantwortung stehlen.

Sie hatten allerdings in dieser Frage keinen guten
tart. Manchmal habe ich den Eindruck, dass manches
ort, das Sie in die Debatte werfen, ein wenig zu bei-

allheischend ist. Dies wird aus unserer Sicht der Kom-
lexität der Situation in Afghanistan und der Größe der
erausforderung nicht gerecht. Sie haben bis zur De-
atte über die Afghanistanmandate noch die Chance, die
pposition einzubeziehen. Sie haben noch die Chance,

u vermeiden, dass aus Falsch plötzlich Richtig wird,
as nicht sein darf.

Wir bitten Sie also, diese Chance zu nutzen. Unser
ngebot besteht nach wie vor, weil wir wollen, dass Be-

chlüsse zu Afghanistan gefasst werden, mit denen die
ebatte nicht vertagt wird. Manchmal habe ich die
orge, dass alle nur auf die Afghanistankonferenz war-

en. Dies wäre zu spät. Wir brauchen diese differenzierte
ebatte schon in den nächsten Wochen. Unser Rat ist:
ehmen Sie dabei die Opposition mit. Die Bundeswehr
nd ihre Soldaten hätten dies wirklich verdient.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700305200

Das Wort hat der Kollege Dr. Christian Ruck für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1700305300

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Zunächst einmal möchte ich dem Minister für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – Frau
Staatssekretärin, bitte richten Sie ihm dies aus – zu seiner
Jungfernrede gratulieren. Ich kann jedes Wort, das er ge-
sagt hat, unterschreiben.


(Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh! – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Christian!)


Er bewegt sich vollkommen auf der Basis des Koali-
tionsvertrages. Deswegen kann ich seine Ausführungen
doppelt unterstreichen.

Der Mauerfall in Deutschland vor 20 Jahren, den wir
in diesen Tagen zu Recht feiern, hat damals eine neue
Ära in der deutschen Entwicklungspolitik eingeleitet. Es
ging nun nicht mehr darum, welches Land zu welchem
Bündnis gehört, ob zum Osten oder zum Westen. In den
Fokus rückten vielmehr andere Dinge, nämlich gute Re-
gierungsführung, Beachtung der Menschenrechte sowie
das Eintreten für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Es
ging um Schwerpunktsetzung – dazu gehörte damals
auch die Umwelt –, und es ging um höhere Effizienz.

Diese Neuorientierung unter der damaligen christlich-
liberalen Koalition hat Maßstäbe gesetzt, die bis heute
gelten und an denen sich auch der neue christlich-libe-
rale Koalitionsvertrag orientiert. Allerdings sind die He-
rausforderungen in der Entwicklungspolitik inzwischen
erheblich größer geworden. Auch die Bedeutung der
Entwicklungspolitik ist enorm gestiegen.

Die Entwicklungspolitik hat tatsächlich das damalige
Nischendasein beendet und ist zu einem wichtigen Be-
standteil der Zukunftsvorsorge geworden, und zwar
auch der Zukunftsvorsorge in Deutschland und in Eu-
ropa. Ganz anders als damals sind jetzt, 20 Jahre später,
das Wohl und Wehe auch für uns in Deutschland abhän-
gig von den Entwicklungen in den Entwicklungs- und
Schwellenländern, und zwar in wirtschaftspolitischer,
sozialpolitischer, umweltpolitischer und sicherheitspoli-
tischer Hinsicht. Es kommen auf die Entwicklungspoli-
tik gewaltige Herausforderungen zu: die Sicherung der
gemeinsamen Ernährungsbasis und der Schutz unseres
Klimas, die Bewältigung der Weltwirtschaftskrise, die
Entschärfung sozialer Brandsätze und die Bekämpfung
des Terrorismus durch eine ausgewogene, nachhaltige
Entwicklung in den Entwicklungs- und Schwellenlän-
dern, die dem Radikalismus den Boden entzieht.

Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass sich die
Unionsfraktion all die letzten Jahre sehr intensiv um ge-
eignete Antworten auf diese Herausforderungen bemüht
hat. Ich glaube, dass die Entwicklungspolitik der letzten

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(C (D ahre durchaus große Erfolge erzielt hat. Das steht im egensatz zu dem, was Sie, Herr Erler, uns vorhalten öchten. Wir sind inzwischen der zweitgrößte Geber. Wir haben einen Quantensprung im Klimaschutz erielt. Wir haben eine vernünftige Lösung auf dem Weg ur Beendigung des Gießkannenprinzips und bei der chwerpunktsetzung gefunden. Wir haben zum ersten al Mittel aus Emissionserlösen für den Klimaschutz in ntwicklungsländern eingesetzt. Wir haben auch einen rsten wichtigen Schritt zur Einbeziehung der Entwickungsund Schwellenländer in globale Absprachen ge acht. Ich habe immer gesagt: Es war ein Gemeinschaftserk. Die Zusammenarbeit und das Klima unter den ntwicklungspolitikern, auch im AwZ, waren gut. Dafür öchte ich mich ganz herzlich bedanken. Damals, 2005, am es aber – das möchte ich ganz deutlich sagen – zu iner Änderung der Kanzlerschaft in diesem Lande. undeskanzlerin Angela Merkel hat gegen größte chwierigkeiten eisern das eingehalten, was ihr Vorgäner mal schnell versprochen hatte. Ich darf daran erinern, dass der Entwicklungshaushalt, Herr Erler, unter ngela Merkel um 50 Prozent zugelegt hat, nachdem er uvor, ab 1998, unter Rot-Grün um 3 Prozent abgenomen hatte. Wir haben uns damals zwischen den Koalitionären ber manches nicht einigen können. Deswegen freue ich ich, dass wir uns in der neuen Koalition rasch und onzentriert über ein neues Kursbuch haben einigen önnen – mit konkreten Schritten bei der Vorfeldreform, it klaren Festlegungen zu den Schlüsselsektoren, mit inem klaren Bekenntnis zu den finanziellen Zusagen nd einer klaren Aussage zur Reform der europäischen nd der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Ein wichtiger Punkt in diesem Vertrag ist der Satz, ass wir im Rahmen guter Regierungsführung und fairen andels sowie im Rahmen von Bildung und der schon rwähnten Mikrofinanzierung nachhaltige Strukturen chaffen wollen, damit sich Menschen eigenverantwortich entfalten können. Hilfe zur Selbsthilfe ist der rote aden, der diesen Koalitionsvertrag prägt. Das bedeutet atürlich, dass es nicht nur um staatliche Entwicklungsusammenarbeit geht, sondern, wie wir es in den Vertrag eschrieben haben, auch darum, dass wir auf die Nichtegierungsorganisationen und den Einfluss und das ngagement der Kirchen setzen und dass wir insbesonere die politischen Stiftungen, und zwar die aller Pareien, für ganz wichtige Akteure im entwicklungspolitichen Geschäft halten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich bin froh, dass im Koalitionsvertrag enthalten ist,
ass wir nicht nur den Ländern mit guter Regierungsfüh-
ung und gutem entwicklungspolitischen Management
elfen, sondern dass wir auch diejenigen Menschen
icht im Stich lassen wollen, die in fragilen und autoritä-
en Staaten oder auch in Staaten leben, von denen für uns
efahr ausgeht. Wir wollen weiterhin Mittel und Wege

inden, schlechte Regierungsführung zu transformieren.






(A) )



(B) )


Dr. Christian Ruck
Auch das ist ein wichtiger Gesichtspunkt des Koalitions-
vertrags.

Wichtig ist auch, dass wir eine bessere Arbeitsteilung
und Kontrolle erreichen. Wir wollen und müssen eine
stärkere Kontrolle der europäischen Entwicklungspolitik
– Kollege Königshaus, das war immer ein Anliegen der
FDP – durchsetzen; denn wir haben oft den Verdacht,
dass viele Gelder deswegen so schnell und zum Teil
auch schlampig abfließen, weil man ansonsten sagen
müsste, man habe das Geld nicht untergebracht.

Das ist der Hintergrund dafür, dass wir darauf Wert
gelegt haben, wieder zu einer vernünftigen Aufteilung
zwischen nationalem und internationalem Geld zu kom-
men, nämlich im Verhältnis von einem Drittel zu zwei
Dritteln. Es geht dabei darum, die Mittel dort einzuset-
zen, wo sie effizient eingesetzt werden können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine Damen und Herren, über die Passage zu den
Schwellenländern bin ich froh und dankbar; denn wir
haben uns hier sehr viel Mühe gegeben. Ich glaube, dass
die Staatengemeinschaft ohne die Schwellenländer kei-
nen Fuß in die Tür bekommt, wenn es um einen Ausweg
aus der Weltwirtschaftskrise geht, und schon gar nicht,
wenn es um Sicherheitspolitik, Umweltpolitik und um
Armutsbekämpfung geht. Deswegen ist es richtig, dass
die Zusammenarbeit mit den Schwellenländern für uns
eine sehr große Bedeutung hat.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Dabei geht es immer weniger um die klassische Ent-
wicklungshilfe, sondern vor allem um Einflussnahme
auf die Entwicklung durch Entwicklungspolitik.

Herr Niebel, ich gebe Ihnen auch recht, wenn Sie sa-
gen, es sei viel zu kurz gesprungen, das BMZ auf Ar-
mutsbekämpfung zu reduzieren, und wenn Sie neulich
unter dem Gesichtspunkt der wirtschaftlichen Zusam-
menarbeit im Hinblick auf den Mittelstand und die
Zusammenarbeit mit den Schwellenländern auf die „Ge-
länderfunktion“ des Entwicklungsministeriums hinge-
wiesen haben. Das BMZ verfügt über den zweigrößten
Investitionshaushalt der Bundesrepublik und ist dafür
verantwortlich, dass 250 000 Arbeitsplätze gesichert
werden. Dies geschieht vor allem in der Zusammen-
arbeit mit den Schwellenländern.

Herr Minister, ich versichere Ihnen, dass Sie unsere
Unterstützung auch bei einem ganz schwierigen Ge-
schäft haben, nämlich der Verzahnung des Außenhan-
dels. Wie man in Afghanistan sieht, ist die Verzahnung
des Außenhandels ein Gebot des Überlebens, und zwar
nicht nur für unsere Soldaten, sondern auch für alle, die
in der Entwicklungshilfe tätig sind. Ihnen danke ich an
dieser Stelle ebenfalls für ihr Engagement; auch unter ih-
nen gibt es viele Opfer, an die wir denken sollten. Die
Verzahnung zwischen den Politikbereichen ist und bleibt
eine sehr schwierige Daueraufgabe. Wir werden Sie da-
bei unterstützen, dass das Entwicklungsministerium al-
les, was mit ODA zu tun hat, als Kompetenz bekommt.
Sollten Sie Schwierigkeiten haben, sich zum Beispiel

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(C (D egenüber dem Außenministerium durchzusetzen, wäen wir gern bereit, Ihnen dabei behilflich zu sein. (Heiterkeit bei der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aufruhr!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Heraus-
orderungen an die Entwicklungspolitik sind gewaltig.
ber wir haben in den letzten Tagen gesehen, was die
eutschen bei der Wiedervereinigung nach dem Fall der
auer leisten konnten. Lassen Sie uns nicht bange sein

or großen Herausforderungen. Wir können sie meis-
ern. Dies gilt auch für diese globalen Herausforderun-
en.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700305400

Das Wort hat die Kollegin Heike Hänsel für die Frak-

ion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700305500

Danke schön, Frau Präsidentin. – Liebe Kolleginnen

nd Kollegen! Von einem neu gebackenen Entwick-
ungsminister hätte ich, ehrlich gesagt, erwartet, dass er
ich in seiner ersten Rede vor allem mit der zum Himmel
chreienden menschlichen Tragödie von mehr als
Milliarde hungernden Menschen beschäftigt und Vor-

tellungen darlegt,


(Hellmut Königshaus [FDP]: Hat er doch gemacht! Haben Sie nicht zugehört?)


ie wir zur Lösung dieses Problems beitragen können
nd wo die Ursachen dieser großen menschlichen Kata-
trophe liegen, unter anderem in dem herrschenden
eltwirtschaftssystem. Dazu war sehr wenig zu hören.

r hat sich vor allem auf Interessen und Werte konzen-
riert, wovon heute schon den ganzen Tag über gespro-
hen wurde. Wir haben da einen gewissen Vorge-
chmack auf das bekommen, was die Werte der FDP
ind.


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Sie haben ja keine!)


Ich komme in diesem Zusammenhang auf den Fall
onduras zu sprechen.


(Beifall des Abg. Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE])


m Juni dieses Jahres gab es den Putsch gegen eine pro-
ressive linke Regierung, die sich um eine Sozialpolitik
n Honduras bemüht hat. Weltweit wurde dieser Putsch
inhellig verurteilt.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Außer von der FDP!)


as machte die FDP? Der Vertreter der FDP-nahen
riedrich-Naumann-Stiftung sprach davon, dass es in
onduras gar keinen Putsch gegeben habe, obwohl der
emokratisch gewählte Präsident aus dem Land entführt






(A) )



(B) )


Heike Hänsel
wurde. Hier in den Räumen des Bundestages gab es ein
Treffen von einhelligen Unterstützern des Putsches in
Honduras, zu dem von der Friedrich-Naumann-Stiftung
eingeladen wurde.


(Zurufe von der LINKEN: Pfui! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist ein dicker Hund!)


Ich muss sagen, dass sich auch der neue Staatsminister
Werner Hoyer positiv zu diesem Putsch geäußert hat. Ich
erwarte eigentlich eine klare Stellungnahme zum Wert
von Demokratie und zum Werteverständnis der FDP.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn so deutsche Außenpolitik aussieht, dann werden
wir bald international isoliert sein; davon sprechen Sie ja
auch sehr oft.

Insgesamt kann ich Ihnen nur raten – Sie sprechen ja
auch von einer neuen Lateinamerikastrategie –, dass Sie
nicht versuchen, neue Ansätze in Lateinamerika, linke,
progressive Regierungen, die dürfen soziale Bewegun-
gen an die Macht kamen, um Menschen an der Politikge-
staltung zu beteiligen, die verfassungsgebende Prozesse
ins Leben rufen, die eine neue Ökologie und Sozialpoli-
tik entwickeln und Landreformen durchführen, als zu-
künftige Gegner auszurufen, weil dort Menschen direkt
an neuen Ansätzen für die Lösung von Problemen betei-
ligt werden. Sie brauchen unsere Unterstützung und
nicht den Angriff durch eine aggressive Freihandelspoli-
tik unter anderem der Europäischen Union.


(Beifall bei der LINKEN)


In diesem Zusammenhang finde ich es auch interes-
sant, dass Herr Kollege Raabe von der Linken, so kann
man sagen, gelernt hat.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU], an die SPD gewandt: Eine solche Beleidigung würde ich zurückweisen! – Widerspruch bei der SPD)


Wir haben in den letzten vier Jahren häufig darüber ge-
sprochen, dass es auch einen Schutz für die Entwick-
lungsländer zur Entwicklung ihrer eigenen Wirtschaft
braucht und wir daher mit einer Marktöffnungspolitik
nicht weiterkommen. Er hat es vorhin explizit erwähnt;
das freut mich. Es gibt hier einen Lernprozess. Ich bin
gespannt, was wir da noch alles zu hören bekommen.


(Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der SPD – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nun hör aber auf!)


Ich möchte auf die Interessen eingehen, die oft be-
nannt wurden und auch im Koalitionsvertrag stehen.
Dort wird im Zusammenhang mit Entwicklungspolitik
auf eine „engere Kooperation mit der deutschen Privat-
wirtschaft“ verwiesen. Ich frage mich: In welche Rich-
tung wird dies gehen? Wir haben das schon erlebt. Der
Bundesverband der Deutschen Industrie hat eine neue
Rohstoffstrategie entwickelt. Er spricht von einer
„Rohstoffdiplomatie“, die gemeinsam mit der Außen-,

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(C (D andelsund Entwicklungspolitik entwickelt werden uss, um den Zugang zu Rohstoffen zu verbessern; wir aben es heute von der Bundeskanzlerin gehört. Das eht in unseren Augen in die völlig falsche Richtung. ir lehnen diese Form der „Rohstoffdiplomatie“ völlig b. Eine weitere Formulierung, die heute häufig bemüht urde, ist die Kontinuität der deutschen Außenpolitik. enn ich mir die Realität der deutschen Außenpolitik nschaue, kann man hinsichtlich der Kontinuität nicht avon sprechen, dass sie ein Beitrag zu Frieden und Enticklung ist. Ich fand es auch interessant, dass in der Regierungsrklärung von Angela Merkel kein einziges Mal das ort „Friedenspolitik“ vorkam. Im Koalitionsvertrag ist uch nicht von ziviler Konfliktbearbeitung, ziviler Konliktlösung oder dem zivilen Friedensdienst die Rede. iese Einrichtungen kommen überhaupt nicht vor, obohl das eigentlich das Potenzial wäre, eine zivile Auenpolitik gemeinsam mit den Menschen von unten zu ntwickeln. Das wäre für mich ein neuer Ansatz. Davon st in Ihrem Vertrag nichts zu lesen. Im Gegenteil: Sehr oft bemüht die Kanzlerin – auch err Niebel hat es heute explizit angesprochen – den Beriff der vernetzten Sicherheit, der auch im Weißbuch er Bundeswehr auftaucht und in dem es unter anderem ich zitiere – um eine … engere Integration politischer, militärischer, entwicklungspolitischer, wirtschaftlicher, humanitärer, polizeilicher … Konfliktverhütung eht. Hier werden die Grenzen zwischen Zivilem und Miliärischem völlig verwischt. Es gibt im Grunde genom en nur noch einen einzigen Blick, und das ist der siherheitspolitische Blick für globale Probleme. Das eißt, Migration und Klimawandel werden mittlerweile nter sicherheitspolitischen Aspekten bewertet, obwohl s eigentlich globale Probleme sind, die ökonomischer nd sozialer Natur sind. Das ist ganz klar ein Beitrag zur ilitarisierung der Außenund Entwicklungspolitik. as werden wir wie bisher ablehnen. Wir brauchen diese Militarisierung nicht. Sie ist katatrophal. In Afghanistan erleben wir es in der zivililitärischen Zusammenarbeit. Man kann sagen: Sie ist er Totengräber der Entwicklungszusammenarbeit. Viele ntwicklungsorganisationen beklagen sich, dass der ziil-militärische Ansatz sie zur Zielscheibe von Angriffen n Afghanistan gemacht hat und dass dieser Ansatz Enticklung unmöglich gemacht hat. (Elke Hoff [FDP]: Es gibt auch andere Meinungen!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


as heißt, mehr Soldaten bedeuten eben nicht automa-
isch mehr Sicherheit. In vielen Regionen bedeuten mehr






(A) )



(B) )


Heike Hänsel
Soldaten mehr Unsicherheit für die Entwicklungsorgani-
sationen.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In unseren Augen ist es deshalb wichtig, nach acht
Jahren Krieg mit einer katastrophalen entwicklungspoli-
tischen Bilanz – Afghanistan ist nach wie vor das viert-
ärmste Land der Erde – von diesem Ansatz wegzukom-
men. Der Abzug der Bundeswehr ist die Voraussetzung
für eine soziale und friedliche Entwicklung in diesem
Land.

In meinen Augen gibt es keine bessere Zeugin dafür
als Malalai Joya, eine mutige Parlamentarierin, die wir
mehrmals eingeladen haben. Sie hat ein neues Buch
geschrieben: Ich erhebe meine Stimme. Darin können Sie
lesen, wie die Lebensrealität der Menschen, insbeson-
dere der Frauen, vor Ort aussieht. Ich möchte dieses
Buch gerne dem neuen Außenminister, Herrn
Westerwelle, der leider gerade nicht zuhört, überreichen.
Es ist nämlich ein sehr interessantes Buch. Malalai Joya
schreibt darin über die Lebensrealität der Menschen. So
erfährt man mehr, als wenn man mit der Bundeswehr für
drei Tage in dieses Land fliegt. Daraus könnten wir ei-
nen sehr guten Politikansatz entwickeln.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der LINKEN – Abg. Heike Hänsel [DIE LINKE] übergibt Außenminister Dr. Guido Westerwelle ein Buch – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Ist das mit Widmung? – Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Es fehlt die Widmung!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700305600

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht nun

die Kollegin Ute Koczy.


Ute Koczy (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1700305700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geehrte Kolleginnen

und Kollegen! Wohin geht die Entwicklungspolitik?
Diese Frage steht vor allem deswegen im Raum, weil
wir einen interessanten Minister haben.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Das hat ihm noch keiner gesagt!)


Herr Niebel, als Abwicklungsminister in aller Munde,
steht im Rampenlicht der Öffentlichkeit und hat ein Mi-
nisterium vor sich, das er noch gar nicht kennt und das er
nicht einschätzen kann.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Das geht anderen auch so!)


– Das geht anderen auch so, Herr Ruck. Man sieht ja,
was daraus wird, wenn man nichts damit anfangen kann.

Wir wissen, dass es sich angesichts globaler Heraus-
forderungen wie Klimawandel, Hungersnöte, Finanz-
marktkrisen und Machtverschiebungen heutzutage kein
Politikfeld mehr leisten kann, auf Laisser-faire zu ma-
chen. Wir können nicht so weitermachen wie bisher. Das
gilt auch für die Entwicklungspolitik.

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(C (D Es müssen Reformen auf den Tisch. Die Wirksameit muss verbessert werden, und neue Allianzen müssen eschmiedet werden. Für uns Grüne ist die Entwickungszusammenarbeit Teil einer internationalen Strukurpolitik. Eine reformierte und innovative Entwickungszusammenarbeit ist ein wichtiges Instrument, um ie Globalisierung gerechter zu gestalten. Dieses Instruent dürfen wir nicht aus der Hand geben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall des Abg. Dr. Rainer Stinner [FDP])


Dass die FDP das nicht so sieht, das war klar, aber
ass die CDU/CSU es versäumt hat, in der Personalpoli-
ik und bei der Gestaltung der Inhalte des Vertrages Prä-
enz und Gewicht zu zeigen, das ist fatal. Denn wenn
ntwicklungspolitik eine Hauptsache ist, wie es Kanzle-

in Merkel heute gesagt hat, dann müssen dieser Aus-
age auch Taten folgen. Doch da sehe ich schwarz und
elb.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


ie schwarz-gelbe Koalition hatte die Chance, Entwick-
ungspolitik zu einem partnerschaftlichen Instrument für
lobale Gerechtigkeit zu machen. Aber mit diesem Ver-
rag wurde diese Chance vertan. Es gibt keine echte
trukturreform. Die Institutionenreform ist ein Klacks
egenüber dem, was man haben wollen muss, wenn man
ine Entwicklungspolitik aus einem Guss möchte.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Können Sie mal den Koalitionsvertrag lesen? Ich habe ihn dabei! Ich könnte es Ihnen zeigen!)


Provinziell ist die Ansage: „Wir setzen auf Bilatera-
es“, und die Tatsache, dass man die multilaterale Zu-
ammenarbeit kappt. Der Vertrag kennt nur ein Ziel, und
war, künftig die Interessen der deutschen Wirtschaft
tärker zu berücksichtigen.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Papperlapapp!)


amit wird auch die Entwicklungspolitik instrumentali-
iert und den Interessen der Außenwirtschaftsförderung
ntergeordnet.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


o dringend und wichtig die Stärkung der Wirtschaft ge-
ade in den Entwicklungsländern auch ist, mit dieser
usrichtung missachtet man den Kern der Entwick-

ungszusammenarbeit. Es geht um die Parteinahme für
ie Ärmsten und um den Erhalt der Lebensgrundlagen.
enn man das in der Form macht, wie Sie das vorhaben,
err Minister, dann ist auch das eine Art der Abwick-

ung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es kommt noch schlimmer: Schwarz-Gelb ebnet der
irtschaft ohne Einschränkungen den Weg. Eine Ein-

altung von ökologischen und sozialen Standards? Ethi-
che Anforderungen an Investitionen? Absolute Fehlan-
eige im Koalitionsvertrag, als seien die Probleme






(A) )



(B) )


Ute Koczy
Kinderarbeit, Ausbeuterlöhne, Gesundheitsschäden so-
wie Verseuchung von Wasser und Böden keine Fragen
und schon gar kein Wertemaßstab für Wirtschaft, Handel
und Banken.

„Der Zugang zu Rohstoffen und deren verlässliche
Verfügbarkeit … für die deutsche Industrie“ – so der Ko-
alitionsvertrag – bedeuten im Klartext für die Entwick-
lungsländer in Afrika, dass die Eliten weiterhin profitie-
ren und die Armen leer ausgehen.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Das genaue Gegenteil! – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/ CSU]: Falsch! Das wissen Sie doch besser!)


Das bringe ich nicht überein mit den hehren Worten, die
hinten im Vertrag stehen, wobei aber nicht berücksich-
tigt wird, dass sie der Außenwirtschaft untergeordnet
werden. Hier knallen die Widersprüche ungeklärt aufei-
nander.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hellmut Königshaus [FDP]: So ein Quatsch! Wo steht denn das?)


Mein letzter Punkt: die Brisanz des Klimawandels.
Man hätte erwartet, dass angesichts dieser Herausforde-
rung ein dicker Absatz oder eine ganze Seite im Koali-
tionsvertrag dazu steht. Nichts davon! Klimapolitik ist
trotz der Brisanz gerade für die Entwicklungsländer eine
Nebensache geblieben. Dass die bisherigen Zusagen ein-
gehalten werden sollen, ist doch als Aussage absolut
unzureichend. Wir brauchen eine qualitative und quanti-
tative Aufwertung aller Klima- und Ressourcenpro-
gramme. Aber Schwarz-Gelb lässt diese Herausforde-
rung links liegen.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Ihr habt das um 3 Prozent zurückgeführt! Sieben Jahre Rot-Grün! – Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: So ein Schmarrn, was sie erzählt hat!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700305800

Für die SPD-Fraktion hat nun der Kollege Axel

Schäfer das Wort.


Axel Schäfer (SPD):
Rede ID: ID1700305900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Bundeskanzlerin hat in ihrer Regierungserklärung
gesagt, dass der Lissabon-Vertrag besonders wichtig
für Europa ist.


(Beifall des Abg. Dr. Rainer Stinner Dem stimmt die SPD-Fraktion uneingeschränkt zu. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – und der FDP)


Das ist der einzige Satz, dem wir zustimmen können;
denn sie hat in ihrer gesamten Regierungserklärung
sonst nichts zu Europa gesagt. Ich glaube, deshalb wird
es wichtig sein, darüber zu reden, welche Verantwortung

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(C (D ir in Europa haben und was hier heute nicht zur Sprahe gekommen ist. Ich zitiere mit Erlaubnis der Präsidentin: „Europa, ruiggestellt“, beklagt die Welt am Sonntag, als Hauptchuldige sieht sie „Angela Merkel mit ihrer geheimen abinettspolitik und ihrem Postengekungel“. Sie wissen, ie Welt am Sonntag gehört zum Springer-Verlag – Frau pringer war hier kürzlich noch Wahlfrau für die CDU – (Volker Kauder [CDU/CSU]: Was für eine Interpretation!)


nd ist Ihnen sehr nahestehend. Das ist das Urteil über
hre Europapolitik.

Wir müssen uns jetzt einmal genau anschauen, was
iese Personalpolitik in der Praxis bedeutet. Als Erstes
ird ein Ministerpräsident in Europa mit dem Posten ei-
es Kommissars versorgt, indem er hier entsorgt wird.
as ist die erste Personalentscheidung und stellt sicher-

ich kein gutes Bild für die deutsche Vertretung in Eu-
opa dar.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ls Zweites werden für die Christdemokraten in Europa
ie wichtigsten Funktionen reklamiert.

Dann muss man natürlich auch darüber sprechen, wer
ie Christdemokraten in Europa sind – das sind ja
icht nur Sie –, auf die man sich stützen kann. Die wich-
igste Stütze ist Herr Berlusconi, ein Politiker Ihrer Par-
eifamilie, über den ich sage: Keiner in diesem Haus
ird dessen politische, geschäftliche und sonstige Moral

eilen wollen. Wenn Sie anderer Meinung sind, wider-
prechen Sie. Das ist Ihre wichtigste Stütze, die Sie in
uropa haben. Sie haben noch ein paar andere Stützen in
er EVP, die diese Politik ausmachen, und zwar die Ver-
reter in Dänemark, in den Niederlanden und auch in
sterreich, die rechtspopulistische Parteien salonfähig
emacht haben oder sich wie in Kopenhagen noch heute
on ausländerfeindlichen Parteien tragen lassen, um
berhaupt an der Regierung bleiben zu können. Auch
as sind Christdemokraten in Europa.

Das kann man auf die Konservativen ausdehnen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Schauen Sie mal nach Brandenburg! Da wird die Stasi an den Kabinettstisch geholt!)


Ja, sehr gut. – Schauen wir doch einmal auf die Christ-
ich Demokratische Internationale. Da gibt es zum Bei-
piel einen Herrn Klaus, dem es Gott sei Dank nicht ge-
ungen ist, dieses Europa von Lissabon, das Sie gerade
elobt haben, zu zerstören. Auch er gehört zu Ihrer Par-
eifamilie. Dies reicht über andere bis zu Herrn Bush;
en Irakkrieg will ich nicht verschweigen. Auch das ist
in Teil Ihrer europäischen Realität, zu der Sie nichts sa-
en. Deshalb müssen wir als Opposition das hier benen-
en.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Axel Schäfer (Bochum)

Vom Außenminister angesprochen und von der Kanz-
lerin beschwiegen wurde die zukünftige Entwicklung
Europas. Wir sind der Auffassung: Die Perspektive für
den westlichen Balkan ist die zentrale Aufgabe. Das ha-
ben wir versprochen und in Europa in vielen Punkten so
festgelegt. Wir als Sozialdemokratinnen und Sozialde-
mokraten haben die Haltung, dass diese Vereinbarungen
strikt eingehalten und konsequent angewandt werden
müssen. Die Haltung, die ich heute Morgen gehört habe
bzw. die aus Ihrem lauten Schweigen zu schließen ist,
heißt: Wir wollen bestimmte Entwicklungen konsequent
anhalten und bestimmten Entwicklungen strikt entge-
gentreten. – Das ist in Bezug auf den Westbalkan Ihre
Position.

Wir stehen dagegen. Wir stehen nicht nur dagegen,
weil es nicht lediglich um die Frage geht, welche Per-
spektiven die Länder haben – auch das ist wichtig –, son-
dern wir stehen auch dagegen, weil demokratische Politi-
ker in dieser Region für die europäische Perspektive ih-
res Landes ihren Kopf auf das Schafott gelegt haben, um
für die Demokratie zu kämpfen, und ermordet worden
sind – ich erinnere nur an Ministerpräsident Djindjic –
und weil wir gegenüber mutigen Präsidenten wie Tadić
auch die moralische Pflicht haben, die Zusagen einzuhal-
ten und ihnen die europäische Perspektive zu eröffnen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist zu Recht auf den 9. November hingewiesen
worden. Sehr richtig: ein bedeutender Tag in der deut-
schen Geschichte. Das gilt sowohl für den 9. November
1989 als auch für den 9. November 1918. Am 9. Novem-
ber 1918 hat der sozialdemokratische Volksbeauftragte
und spätere Ministerpräsident Philipp Scheidemann auf
dem Balkon des Reichstages die parlamentarische Repu-
blik ausgerufen; die Monarchie war zu Ende. Philipp
Scheidemann hat im Reichstag vor fast genau
100 Jahren gesagt, warum dieses gemeinsame Europa,
die Verständigung mit Frankreich und Großbritannien,
so wichtig ist und warum von Deutschland nie wieder
Krieg ausgehen soll. Dieses gemeinsame Europa ist der
Sozialdemokratischen Partei seit über 100 Jahren eine
Verpflichtung. Dieser Verpflichtung werden wir als
Fraktion auch in der Opposition nachkommen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Wenn das mit euch so weitergeht, aber nicht mehr lange!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700306000

Das Wort hat der Kollege Michael Stübgen für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Michael Stübgen (CDU):
Rede ID: ID1700306100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Lieber Kollege Schäfer, Sie haben etwas des-

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(C (D ektierlich über den deutschen Kandidaten für das Komissarsamt gesprochen. (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Zu Recht!)


ch möchte Ihnen eine Garantie geben: Dieser deutsche
ommissar wird mit Sicherheit erfolgreicher und ein-

lussreicher sein als sein deutscher Vorgänger.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Gewagte These! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das glauben ja noch nicht einmal Ihre eigenen Leute!)


Ich möchte auf einige grundsätzliche Dinge eingehen,
ie die aktuelle und die künftige deutsche Europapolitik
etreffen. In dieser Legislaturperiode wird mit dem In-
rafttreten des Lissabon-Vertrages am 1. Dezember
009 in Europa eine neue Ära beginnen. Allerdings ist
er Prozess bis zum Inkrafttreten dieses Reformvertra-
es eine unerwartet lange Ära in der Europäischen
nion gewesen. Er begann vor mehr als neun Jahren mit
er Einsetzung des Verfassungskonvents, der den Ver-
assungsvertrag erarbeitete, der dann bei Volksabstim-
ungen in Frankreich und in den Niederlanden zunächst

cheiterte.

Erst die letzte Bundesregierung unter Führung von
undeskanzlerin Angela Merkel hat diesen Prozess, der

eit Jahren brachlag, während der deutschen Ratspräsi-
entschaft aktiviert. Wir kamen bis zum Lissabon-Ver-
rag, der am irischen Referendum zunächst scheiterte.
uch wir als Bundestag hatten noch im Juni dieses Jah-

es die für uns überraschende Aufgabe, die Begleitge-
etzgebung über den Sommer neu zu fassen. Allerdings
inde ich es beeindruckend, dass wir das geschafft ha-
en. Denn dadurch sind die Begleitgesetzgebung und die
arlamentarische Kontrolle der künftigen Europapolitik
n der Tat deutlich verbessert worden. Beim Europäi-
chen Rat am 29./30. Oktober dieses Jahres konnten die
etzten Hürden überwunden werden, sodass dieser Ver-
rag endlich in Kraft treten kann.

Manche mögen sagen, dass dieser Reformprozess zu
ange gedauert hat. Ich aber sage: Entscheidend ist am
nde der Erfolg, dass dieser Vertrag in Kraft treten kann.
it dem Lissabon-Vertrag bekommt die Europäische
nion das institutionelle und vertragliche Rüstzeug, die
roßen Probleme der Gegenwart und der Zukunft ent-
chlossen und erfolgreich anzugehen.

Deutschland war an diesem Reformprozess immer
ührend beteiligt. Der Deutsche Bundestag hat diesen
eformprozess immer offensiv unterstützt. Es liegt jetzt
n uns, und es ist jetzt unsere Aufgabe, unsere neuen
arlamentarischen Möglichkeiten auch auszunutzen. Mit
nserem künftig direkten Einfluss auf die europäische
echtsetzung wächst auch unsere Verantwortung für die
rgebnisse der europäischen Politik.

Das heißt, wenn in Zukunft wieder einmal eine euro-
äische Rechtsetzung am Bundestag vorbeigeht und
ritisch bewertet wird, wenn sie erfolgt ist, können wir
icht mehr sagen, wir hätten das nicht mitbekommen,






(A) )



(B) )


Michael Stübgen
weil wir keine Chance gehabt hätten, das rechtzeitig in
Erfahrung zu bringen, nein, dann wird das bedeuten,
dass der Bundestag geschlafen hat. Das darf auf keinen
Fall passieren. Insofern kommt auf uns durch den Lissa-
bon-Vertrag und die Begleitgesetze eine Menge Mehr-
arbeit zu.

Lassen Sie mich noch auf ein anderes aktuelles
Thema kurz eingehen. Wer in den letzten Tagen die
Nachrichten aufmerksam verfolgt hat, muss folgenden
Eindruck gewonnen haben – leider passiert das alle paar
Jahre wieder –: Die Europäische Kommission, obwohl
nur noch amtierend, versucht offensichtlich, bevor die
neue Europäische Kommission eingesetzt wird, für Ent-
scheidungen, die erst in ein bis zwei Jahren anstehen und
die erst nach intensiven Diskussionen getroffen werden
dürften, Vorwegfestlegungen zu organisieren. Ich meine
damit den mehrjährigen Finanzrahmen der Europäischen
Union ab 2014.

Obwohl die Europäische Kommission bisher keine
Analyse der Konsultationen zu ihren Reformvorschlägen
vorgelegt hat, ist sie jetzt schon der Überzeugung, die
EU brauche dringend eine direkte Einnahme durch Erhe-
bung einer eigenen Steuer, einschließlich der Möglich-
keit, Schulden aufzunehmen. Ulkigerweise begründet
die Europäische Kommission das damit, dass man nur so
die anhaltende Debatte über eine übermäßige Nettobe-
lastung einzelner Mitgliedstaaten überwinden könne.

Dies ist jedoch ein falscher Ansatz. Denn in Wirklich-
keit ist es so, dass gerade durch die vorhandenen Direkt-
einnahmen der Europäischen Kommission – den Anteil
an der Mehrwertsteuer, die Zolleinnahmen, die Zucker-
abgabe und dergleichen; diese Einnahmen machen un-
gefähr 30 Prozent aus – das Problem, dass einzelne
Mitgliedsländer übermäßig belastet werden, größer ge-
worden ist. Deshalb gilt nicht nur für Deutschland, son-
dern auch für Dänemark und Schweden bei der Abfüh-
rung der Mehrwertsteuer eine Ausnahmeregelung; sonst
würden wir im Verhältnis zu unserem Bruttonationalpro-
dukt übermäßig belastet.

Jetzt auf die Idee zu kommen, eine Steuer zu erheben,
ist mit Sicherheit der falsche Weg; denn dadurch würde
das Problem nicht nur verschärft, sondern, weil man die
Belastung dann nicht mehr auseinanderhalten könnte,
auch noch verschleiert.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich will für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion an die-
ser Stelle klar sagen: Wir wollen – erstens – ein euro-
päisches Finanzsystem, das so transparent und effizient
wie möglich gestaltet ist; aber es muss auch gerecht sein.


(Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Was ist gerecht?)


Wir wollen – zweitens –, dass der 2005 eingeschlagene
Weg der Sparsamkeit beibehalten wird. Wir sollten uns
darauf einigen, dass die Obergrenze für die Ausgaben
bei maximal 1 Prozent des Bruttonationalprodukts lie-
gen soll. Die Einführung einer europäischen Steuer mit

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(C (D igenem Hebesatz sowie einer Möglichkeit für die EU, chulden zu machen, lehnen wir kategorisch ab. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Deutsch-
and wird auch in Zukunft, wie es unserer wirtschaftli-
hen Leistungsfähigkeit entspricht, größter und wich-
igster Nettozahler in der Europäischen Union bleiben.
ie Menschen werden die Europäische Union aber nur
auerhaft akzeptieren, wenn sie spüren, dass die Euro-
äische Union nicht nur solidarisch ist – das ist sie –,
ondern auch gerecht. Nach dieser Maßgabe muss der
eue europäische Finanzrahmen erarbeitet werden, und
abei liegt noch viel Arbeit vor uns.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben
estern den 20. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer
nd der innerdeutschen Grenze gefeiert. Für mich be-
ann damals eine gewaltige Reise, zunächst mit meinem
rabi nach München, der auf dem Weg dahin auch noch
aputtging. Nächstes Jahr werden wir den 20. Jahrestag
er Wiedervereinigung unseres Vaterlandes feiern. Für
ich ist unmissverständlich klar – und ich bin sicher,

ass das von der überwiegenden Mehrheit in diesem
aus genauso gesehen wird –: Das Geschenk der deut-

chen Wiedervereinigung ist für Deutschland ebenso ein
lücksfall wie das Bestehen und die Entwicklung der
uropäischen Union.

Der Deutsche Bundestag hat es in den letzten Jahr-
ehnten immer wieder geschafft, bei grundsätzlichen
uropäischen Fragen über die Grenzen von Koalitions-
nd Oppositionsfraktionen hinweg Einigung zu erzielen.
o sind wir stark in Europa, und so müssen wir stark
leiben in Europa. Diese Art der Zusammenarbeit wün-
che ich mir auch für diese Legislaturperiode.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700306200

Das Wort hat die Kollegin Kerstin Müller für die

raktion Bündnis 90/Die Grünen.


Kerstin Müller (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1700306300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine Herren Minister, wenn man Ihnen heute hier zu-

ehört hat und sich den außen- und sicherheitspoliti-
chen Teil der Koalitionsvereinbarung ansieht – auch ich
ill hierzu am Anfang natürlich Stellung nehmen –,
ann muss man ganz klar sagen: Sie beschwören einer-
eits die Kontinuität, andererseits werden aber soge-
annte westliche Werte und nationale Interessen zur zen-
ralen Leitlinie erklärt.

Dadurch werden gemeinsame Interessen und die kol-
ektive Friedenssicherung – ich glaube, vor allem im
ahmen der Vereinten Nationen – in der Außen- und Si-
herheitspolitik an Bedeutung verlieren. Es wird diesbe-
üglich ja eine erste Nagelprobe für die Koalition bei der
erlängerung des UNIFIL-Einsatzes geben. Man darf






(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

gespannt sein, wie die Koalition dann damit umgehen
wird.

Wenn nationale Interessen vor allem als wirtschaftli-
che Interessen definiert werden, weil die Sicherung des
deutschen Exports – so steht es im Koalitionsvertrag –
Hauptaufgabe der Außenpolitik wird, dann muss man
aus unserer Sicht ganz klar sagen: Auch in der Außen-
und Sicherheitspolitik macht die Koalition eine Rolle
rückwärts, ist sie alles andere als innovativ und wird vor
allem den neuen internationalen Herausforderungen wie
Klimawandel, Armut und Staatszerfall in keinster Weise
gerecht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir meinen ganz klar: Nur durch eine Stärkung multila-
teraler Institutionen, vor allem der UNO und der Euro-
päischen Union, können wir diese neuen Herausforde-
rungen bewältigen.

Die Bundeskanzlerin hat in ihrer Rede vor dem US-
Kongress zwar zu Recht die zentrale Bedeutung des
transatlantischen Verhältnisses zwischen der EU und den
USA hervorgehoben. Aber – das muss man an dieser
Stelle klar sagen – die Bewältigung der großen inter-
nationalen Herausforderungen kann in der Praxis eben
nur dann gelingen, wenn auch die EU als internationaler
Akteur endlich eigene Strategien entwickelt, die man
dann mit den USA diskutieren kann. Wir erwarten, dass
sich die Bundesregierung dafür stark macht. Genau das
ist jedoch nicht der Fall – weder beim Klimaschutz noch
in Afghanistan noch in der Nahostpolitik.

Ich bleibe einmal beim Beispiel Klimaschutz. Vor
dem US-Kongress hat die Kanzlerin zu Recht, sage ich
wieder, die Vereinbarung verbindlicher Klimaschutz-
ziele in Kopenhagen eingefordert; aber einige Tage zu-
vor auf dem Europäischen Rat in Brüssel


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, das war es etwas anderes!)


hatten Sie, meine Damen und Herren von der Bundes-
regierung, Ihre Hausaufgaben nicht gemacht; denn
gerade eine verbindliche Finanzzusage an die Entwick-
lungs- und Schwellenländer zur Bewältigung des Klima-
wandels wurde nicht beschlossen. Das ist das Gegenteil
von konsequenter internationaler Klimapolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zum Beispiel Afghanistan: Auch nach der heutigen
Rede der Bundeskanzlerin und Ihrer Rede, Herr Vertei-
digungsminister, muss man klar sagen: Meiner Meinung
nach wird in den USA inzwischen offener über den not-
wendigen Kurswechsel in Afghanistan diskutiert als hier
in Deutschland. Die Zeit drängt; denn die Sicherheits-
lage verschärft sich und durch die Umstände der letzten
Wahlen droht das zarte Pflänzchen der Demokratie zu
vertrocknen. Deshalb finde ich – ich will das an dieser
Stelle noch einmal sagen –, es geht nicht, dass sich die
Frau Bundeskanzlerin heute Morgen hier hingestellt und
gesagt hat: Wir warten jetzt erst einmal ab; schauen wir
mal. Anfang 2010 gibt es ja die nächste Afghanistankon-
ferenz. Wir winken das Mandat im Dezember erst ein-
mal ohne Veränderung durch.

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(C (D (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Erzählen Sie uns doch einmal, was Sie wollen!)


Ich meine, Sie müssen jetzt die Reformbereitschaft
er US-Regierung nutzen und deutlich machen, was un-
er Beitrag zum Strategiewechsel ist.

Zum Beispiel Polizeiaufbau: Warum gibt es keine Ini-
ative auf europäischer Ebene,


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


000 Polizisten dorthin zu schicken, wobei Deutschland
inen Beitrag von 500 anbietet? Das ist es, was wir er-
arten. Abwarten und Teetrinken ist aus unserer Sicht
nverantwortlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Im Nahen Osten fehlt es meiner Meinung nach eben-
alls an einer klaren gemeinsamen Strategie. US-Präsi-
ent Obama hatte in Kairo ja neue Grundlagen für eine
riedensinitiative gelegt; aber Außenministerin Clinton
at durch ihre plötzliche Abkehr von einem Siedlungs-
topp gegenüber Netanjahu ein verheerendes Signal ge-
endet. Das hat Präsident Abbas geschwächt. Ich meine,
uch hier muss die EU selbst Verantwortung für eine
olitische Regelung des Nahostkonflikts übernehmen.

Ein Wort zu der Debatte um die Besetzung des Rates
er Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“. Vo-
aussetzung dafür, dass Europa international mit gewich-
iger Stimme mitreden kann, ist nicht nur ein neuer
atspräsident und ein neuer EU-Außenminister, sondern
uch die vertrauensvolle Zusammenarbeit der Mitglied-
taaten. Sie selbst haben das deutsch-polnische Verhält-
is – ich finde das richtig – als Kernanliegen bezeichnet.
ie haben in Polen zugesagt, keine Entscheidung zu tref-
en, die dem Anliegen der Versöhnung entgegensteht.

ir erwarten jetzt natürlich, dass es Ihnen im Hinblick
uf die wichtige Frage der Besetzung des Stiftungsrates
elingt, eine Berufung von Frau Steinbach zu verhin-
ern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Ich möchte mich mit einigen Sätzen an Sie persön-
ich, Frau Steinbach, wenden. Sie wissen, dass Sie in
olen als Hindernis für die Versöhnung angesehen wer-
en. Ich sage klar, dass ich manche Töne und manche
otomontagen aus Polen für völlig überzogen und in-
kzeptabel halte.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr!)


enn Ihnen aber das Verhältnis zu Polen und die Aus-
öhnung wirklich wichtig sind, dann sollten Sie die poli-
ische Klugheit und Größe besitzen, selber von einem
itz im Stiftungsrat Abstand zu nehmen. Das wäre poli-

ische Verantwortung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700306400

Für die SPD-Fraktion hat nun der Kollege Dr. Rolf

Mützenich das Wort.


Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1700306500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Außenpolitik ist keine Bühne für parteipolitische Spiel-
chen. Wir Sozialdemokraten akzeptieren die Regeln,
Normen und Institutionen der deutschen Außenpolitik.
Wir haben diese Grundsätze mitgestaltet und erweitert.
Die Bürgerinnen und Bürger, unsere Partner und Nach-
barn können sich in den nächsten vier Jahren auf eine
konstruktive Rolle der SPD auch in der Opposition ver-
lassen. Herr Außenminister Westerwelle, im Gegenzug
bitten wir Sie herzlich, die Opposition dort einzubezie-
hen und zu informieren, wo es angemessen und erforder-
lich ist. Ich glaube, das gehört zum parlamentarischen
Verfahren dazu. Ich wünsche Ihnen und Ihren Mitarbei-
terinnen und Mitarbeitern eine gute Arbeit für unser
Land. Darin werden wir Sie bestärken. Dort aber, wo wir
Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten feststel-
len oder Zweifel haben, werden wir diese in den nächs-
ten vier Jahren benennen und Alternativen vorschlagen.

Ich habe eine Anregung: Wir sollten überlegen, ob
wir am Anfang eines jeden Jahres eine zentrale Grund-
satzdebatte führen könnten, die sich mit den außen- und
sicherheitspolitischen Herausforderungen Deutschlands
in den nachfolgenden Monaten befasst. Ich glaube näm-
lich, der Bundestag ist der zentrale Ort, um über diese
Fragen zu diskutieren und um von der Bundesregierung
Auskunft über die weiteren Schritte zu bekommen. Eine
solche parlamentarische Diskussion wäre angemessen
und könnte dem manchmal auftretenden öffentlichen
Desinteresse an der Außenpolitik entgegenwirken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will nur drei Punkte benennen, die mir im Koali-
tionsvertrag aufgefallen sind. Die Frage des Völker-
rechts hat als zentrales Thema in der internationalen
Politik nicht die Würdigung erhalten, die ich mir ge-
wünscht hätte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


In den letzten Jahren konnten wir in der internationalen
öffentlichen Debatte die Tendenz feststellen – gestern
hat Russland in diesem Zusammenhang etwas veröffent-
licht, was ich nicht gutheiße –, dass das Völkerrecht
nicht mehr in den Mittelpunkt gerückt wird. Manchmal
wird der internationale Terrorismus als Grund dafür ge-
nannt, dass das Völkerrecht nicht eingehalten werden
kann. Ich halte das nicht nur für waghalsig, sondern auch
für einen Rückschritt in der internationalen Politik.
Wenn wir die Fortschritte im Völkerrecht, die nach 1945
erreicht wurden, endgültig über Bord werfen würden,
dann hätte der internationale Terrorismus gewonnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Minister, Abrüstung und Rüstungskontrolle
gehören zu den Grundpfeilern deutscher Außenpolitik.

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(C (D ir teilen mit Ihnen die Auffassung, dass sie Instruente der Vertrauensbildung und der gemeinsamen Si herheit sind. Mit dem Ende des Ost-West-Konflikts ind diese Instrumente nicht überflüssig geworden. Ich laube, die Rüstungsexportkontrolle – das ist eben geagt worden – gehört genauso dazu. Deswegen brauchen ir, glaube ich, eine politische Kultur der Abrüstung, nd wir unterstützen Sie in diesen Fragen. Sie haben angedeutet – das ist auch im Koalitionsverrag niedergelegt –, dass Sie die konventionelle Abrüsung und Rüstungskontrolle vorantreiben wollen. Ich laube, das ist gerade mit Blick auf Georgien eine beondere Herausforderung. Deswegen biete ich vonseiten er SPD-Fraktion an: Wir unterstützen Sie sofort bei der atifizierung des angepassten KSE-Vertrages. Bringen ie ihn in den Deutschen Bundestag ein. Dann werden ir als Opposition Sie an dieser Stelle unterstützen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir auch!)


Herr Außenminister, Sie haben im Wahlkampf und
ährend Ihres USA-Besuchs erfreulicherweise die Be-
eutung der nuklearen Abrüstung hervorgehoben. Ich
abe gesagt, wir unterstützen das. Ich bedaure ein biss-
hen, dass Sie in Washington leiser aufgetreten sind als
uf den deutschen Marktplätzen während des Wahl-
ampfs. Aber ich glaube, dass es an dieser Stelle einen
reiten Konsens im Deutschen Bundestag gibt, die Ab-
üstung und Rüstungskontrolle voranzutreiben.

Ich würde Sie nur gerne daran erinnern, dass es not-
endig wäre, gerade mit unseren Partnern in Europa in
en nächsten Wochen und Monaten über etwas zu disku-
ieren, was Präsident Obama im Dezember vorlegen
ird, nämlich eine neue Nuklearstrategie der USA. Ich
laube, sie wird in den europäischen Ländern ganz un-
erschiedlich bewertet. Deswegen wäre es gut, wenn der
eutsche Außenminister im Vorhinein versuchte, einen
öglichen Dissens in Europa über die US-amerikani-

che Nuklearstrategie zu verhindern.

Wenn ich am Anfang gesagt habe – ich komme zum
chluss –


(Zuruf von der CDU/CSU: Genau! – Heiterkeit)


diese Überheblichkeit geht mir gegen den Strich, aber
as ist ein anderer Punkt –


(Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Wir haben verstanden!)


nein –, dass die deutsche Sozialdemokratie Sie auch in
er Opposition in den kommenden vier Jahren bei den
ichtigen Fragen der Außenpolitik unterstützt, so will

ch nur daran erinnern, dass das auch bei uns nicht im-
er unumstritten war. Vor 50 Jahren hat Herbert Wehner

m Deutschen Bundestag eine wichtige außenpolitische
ede gehalten und gesagt, dass die Sozialdemokratie die

nstitutionen und die Verträge Deutschlands für die Au-
enpolitik anerkennt. Das hat Handlungsspielraum eröff-
et.






(A) )



(B) )


Dr. Rolf Mützenich
Ich würde mir wünschen, dass diejenigen, die heute
noch in der Außenpolitik abseitsstehen, sich möglicher-
weise diese Erfahrungen zunutze machen und in den
nächsten vier Jahren dazulernen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700306600

Für die Unionsfraktion hat nun die Kollegin Erika

Steinbach das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Erika Steinbach-Hermann (Plos):
Rede ID: ID1700306700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Zunächst einige Sätze zu unserem sehr ge-
schätzten Nachbarland Polen: Glücklicherweise ist War-
schau nicht ganz Polen. Überall dort, wo die deutschen
Vertriebenen tagtäglich hinfahren – nicht mit der Faust
in der Tasche, sondern mit offenem Herzen –, gibt es ein
wunderbares deutsch-polnisches Miteinander.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dort, wo deutsche Politiker hinfahren, gibt es Aversio-
nen gegen diesen Teil der deutschen Bevölkerung. Das
muss man deutlich sagen.


(Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Nein! Nicht gegen Vertriebene gibt es Aversionen!)


Die Verantwortung dafür liegt in weiten Teilen bei Ein-
zelpersonen dieses Hauses.


(Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Nicht gegen Vertriebene gibt es Aversionen! – HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gegen Frau Steinbach!)


Gestern jährte sich der Fall der Mauer zum 20. Male.
Es ist schon wahr, was der Kollege Arnold Vaatz sagte,
nämlich dass aus den Reihen der Opposition dazu wenig
zu hören war. Ich weiß noch, wie erschrocken mancher
Sozialdemokrat vor 20 Jahren gewesen ist, weil die
Mauer gefallen war. Der Wunsch war bei vielen ein völlig
anderer.


(Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Das ist ja wirklich das Hinterletzte! – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist unglaublich!)


Zu den drei Ministerbereichen kann man heute deut-
lich sagen: Alle drei haben mit Menschenrechten zu tun.
Deshalb war auch der gestrige Tag für mich sehr bemer-
kenswert. Einige der farbenfrohen Dominosteine näm-
lich, die aus diesem Anlass symbolisch zum Einsturz ge-
bracht wurden – symbolisch für das Eindrücken der
Mauer durch die Menschen in der DDR –, waren von
Schülern und Künstlern aus Südkorea und Zypern ge-
schaffen worden. Beides sind Länder, in denen es heute
noch Mauer und Stacheldraht gibt. Es ist auch ein Sym-
bol, dass sich diese Menschen die Einheit wünschen.

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(C (D Der 9. November 1989 ist der Triumph der Freiheit ber die Knechtschaft in der DDR, eine Knechtschaft, ie die Menschen in diesem Teil Deutschlands seit 1933 n zwei unterschiedlichen Diktaturen in nahtloser Folge rdulden mussten, von denen sie menschenfeindlich und isern beherrscht sowie ihrer Menschenund Freiheitsechte beraubt worden sind. Der 9. November 1989 ist ber auch ein Kontrapunkt zum 9. November 1938, wo en Menschen in Deutschland und darüber hinaus drasisch vor Augen geführt wurde, dass die Würde des enschen nicht unantastbar ist. Der eine 9. November ibt Anlass zur Freude, der andere zu tiefer Trauer. So war es für uns alle eine große Freude, dass gestern ertreter so vieler Länder anwesend waren und mit uns iesen Freiheitstag gefeiert haben. ch fand die Bild-Zeitungszeile „Tränen der Freude“ so nrührend, weil viele Tausend Menschen tapfer im ströenden Regen ausgeharrt haben. Es ist ein Tag wieder ewonnener Menschenrechte, der weit über Deutschland inausreicht. Dass die erste Generaldebatte am Tag nach iesem wunderbaren Jubiläum stattfindet, ist eine, wie ch meine, gute Fügung. Ich freue mich, dass der Koalitionsvertrag sich ausrücklich zu den Menschenrechten bekennt und vieles ostuliert. Unter anderem steht darin: Die Glaubwürdigkeit Deutschlands steht in direktem Zusammenhang mit dem konsequenten Eintreten für die Menschenrechte in der Außenund Entwicklungspolitik. Ihre Einhaltung ist das Fundament für demokratische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung jedes Landes. Die Bundeskanzlerin hat schon in den letzten vier ahren gezeigt, dass die Menschenrechte bei ihr einen öheren Stellenwert haben als in den Jahren zuvor. Ich reue mich, dass das ausdrücklich im Koalitionsvertrag ieder niedergeschrieben ist. Weiter heißt es im Koalitionsvertrag: … Gedankenund Meinungsfreiheit und die Freiheit von Diskriminierung sind unveräußerliche Prinzipien unserer Menschenrechtspolitik. enschenrechtspolitik ist darin aber nicht nur für eutschlands Politik nach außen formuliert, sondern auch ür unser deutsches Innenleben. Besonders begrüße ich ie Aussagen zu den Freiheitsrechten, die unter anderem auten: Wir werden die Freiheit der Bürgerinnen und Bürger schützen und die Bürgerrechte stärken. Weiter heißt es: Wir wollen eine Gesellschaft mit Freiraum für Selbstbestimmung, für Kreativität und für ein neues Miteinander. uf dieses neue Miteinander freue ich mich nicht nur als undestagsabgeordnete der Regierungskoalition, son Erika Steinbach dern auch als Präsidentin eines Opferverbandes in einem Ehrenamt. Die Glaubwürdigkeit deutscher Menschenrechtspolitik nach außen steht und fällt mit dem Handeln in Deutschland selbst. Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass sich ein gutes Miteinander und Vertrauen zu anderen Ländern durch menschenrechtswidrige Opfergaben zulasten eigener Bürger und Organisationen erkaufen ließe. Das lässt sich damit nicht erkaufen. Respekt lässt sich so nicht gewinnen. (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was heißt das denn?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


– Dann hören Sie einfach zu, Frau Roth.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe zugehört!)


– Es geht weiter. Ich bin nicht fertig. Schließlich ist
meine Redezeit noch nicht zu Ende.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich bin mal gespannt!)


Es ist die Aufgabe deutscher Politik – auch deutscher
Menschenrechts- und Außenpolitik –, die Traumata Mil-
lionen deutscher Vertreibungsopfer, mit denen viele von
uns tagtäglich konfrontiert werden, in unseren Nachbar-
ländern zu erklären und verantwortungsvolles Handeln
gegenüber den Opfern in aller Welt anzumahnen, aber
auch selbst hier im Land zu praktizieren. Hertha Müller
hat am vorigen Sonntag in der Frankfurter Paulskirche
aus ihrem Buch Atemschaukel gelesen und geschildert,
wie die Menschen in den Lagern geknechtet wurden.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700306800

Kollegin Steinbach, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Beck?


Erika Steinbach-Hermann (Plos):
Rede ID: ID1700306900

Nein, das möchte ich nicht. Danke schön. – Der

Goethe-Preisträger Raymond Aron hat in der Frankfurter
Paulskirche auch uns Deutschen ins Stammbuch ge-
schrieben, und zwar vor einem Auditorium, das ihm gut
zuhörte:

Der Charakter und die Selbstachtung einer Nation
zeigen sich darin, wie sie mit ihren Opfern der
Kriege und mit ihren Toten umgeht.

Raymond Aron hat recht. In dieser Frage gab es jahre-
lang Defizite in der deutschen Politik. Bis heute hat noch
kein deutscher Außenminister – deshalb, Herr Außenmi-
nister, ist es eine Aufgabe auch für Sie – an den Massen-
gräbern deutscher Zivil- und Lageropfer einen Kranz
niedergelegt, nicht bei den 2 116 Toten des Massengra-
bes von Marienburg, nicht bei den Opfern der polni-
schen Lager Lamsdorf oder Potulitz, nicht bei den Mas-
sengräbern in der Tschechischen Republik oder in Ex-
Jugoslawien in Gakowa oder in Rudolfsknad. Deshalb
begrüße ich den Satz der Präambel des Koalitionsvertra-
ges, der da lautet:

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(C (D Es heißt, aus den Fehlern zu lernen und ihre Wiederholung zu verhindern. Menschenrechte, meine lieben Freunde, sind unteilar. Unseren Nachbarländern zu vermitteln, dass sie uch für deutsche Opfer gelten, ist unverzichtbarer Teil iner ungeteilten Menschenrechtspolitik nach innen und ach außen. Ich danke Ihnen. Für die SPD-Fraktion spricht nun der Kollege r. Sascha Raabe. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ller guten Dinge sind drei. Das ist jetzt meine dritte Leislaturperiode; ich bin seit 2002 dabei und war immer m entwicklungspolitischen Ausschuss. Seitdem habe ich chon an vielen Debatten zu diesem Thema teilgenomen. Heute ist aber schon eine etwas skurrile Situation; enn normalerweise hätte ich jetzt gar nicht zu einem ntwicklungsminister sprechen können, sondern es hät en hier nur Herr Westerwelle und der Verteidigungsmiister gesessen. Hinten hätten noch nicht einmal Mitareiter des Entwicklungsministeriums Platz genommen, ondern vielleicht ein Abteilungsleiter des Auswärtigen mts, der ein bisschen Zuständigkeit für Entwicklungs rbeit gehabt hätte. Es kann doch nicht sein, dass ausgeechnet die Partei, die in den Koalitionsverhandlungen as Ministerium abschaffen wollte, nun den Entwickungsminister stellt. Das ist ein schlechter Witz, und das erden wir in der Öffentlichkeit deutlich machen. Was die personelle Besetzung betrifft, Herr Niebel, ei allem Respekt: Es gibt auch andere Minister, die in in Amt kommen – Sie selbst sagten es –, Anfänger sind nd sich dann bewähren. Aber ich hatte vorhin in der wischenfrage schon gesagt, dass jemand, der die letz en Monate damit verbracht hat, Stammtische zu bedieen (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700307000
Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1700307100

(Beifall bei der SPD)


nd zum Beispiel Lehrer, die wir in Deutschland brau-
hen, gegen Lehrer, die in Afrika genauso dringend ge-
raucht werden, auszuspielen, und der immer wieder
agt, dass Steuergelder verschwendet werden, wenn man
eld nach Afrika gibt, sich aber heute als Minister als
nwalt der Ärmsten der Armen darstellt, unglaubwürdig

st. Das zeigt, wie wenig Ihnen in Wirklichkeit diese Ar-
eit wert ist. Aber den Dienstwagen und den Posten
ollten Sie natürlich haben. Deshalb sind Sie Minister
eworden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Sascha Raabe
Ich sehe gerade den Kollegen Außenminister lächeln.
Ich erinnere mich, dass ich in den wenigen Jahren, die
ich diesem Hohen Hause angehöre, an Generaldebatten
über den Haushalt teilgenommen habe, in die Herr
Westerwelle als Fraktionsvorsitzender der FDP einge-
stiegen ist und in denen er als allererstes zum Haushalt,
wohlgemerkt, gesagt hat, der Haushalt sei ganz schlimm,
weil Millionen an China und Indien verschwendet wür-
den.


(Zuruf von der FDP: Das hat kein Mensch gesagt!)


Immer wieder kam das Argument, es würden Steuergel-
der an Länder verschwendet, die es aber in Wirklichkeit
bitter nötig hatten. Man hat so getan, als würden wir der
Regierung Mittel geben, die diese unsinnig verwendet.
Es wurde aber gar nicht hingeschaut, dass es darum ging,
Klimaschutz, Umweltschutz und Energieeffizienz zu
verbessern. Wenn wir jetzt, kurz vor dem Gipfel in Ko-
penhagen, nicht verstehen, dass wir auch darauf achten
müssen, dass wir in Ländern, die über 2 Milliarden Ein-
wohner haben, Anreize für Energieeffizienz und dafür
schaffen, dass dort mit Rohstoffen sparsam gehaushaltet
wird, dann können wir den Schutz des Weltklimas ganz
abschreiben.

Deswegen sage ich: Schluss mit dem Populismus!
Lassen Sie uns sowohl die Klimaprobleme als auch die
Probleme der Entwicklungszusammenarbeit endlich ein-
mal ernst nehmen. Dann können wir vielleicht irgend-
wann zusammenkommen, Herr Entwicklungsminister.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der Koalitionsvertrag – ich will ihn an einer Stelle
fair bewerten – hat einen entwicklungspolitischen Ab-
schnitt, der zum Teil sehr stark die Handschrift unseres
ehemaligen Koalitionspartners, der Union, trägt. Dieser
Abschnitt enthält durchaus Sätze, die wir, die SPD, und
unsere Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul mitgetra-
gen haben; allerdings steht im Abschnitt zur Außenwirt-
schaftspolitik zum Teil das genaue Gegenteil davon. Da
ist es einfach unglaubwürdig, zu sagen, man wolle Ent-
wicklungsländern wirtschaftlich Hilfe zur Selbsthilfe
leisten; schließlich sorgt man gleichzeitig dafür, dass alle
Schutzzölle eingerissen werden, wodurch die Märkte mit
Agrarprodukten aus Europa und aus den USA über-
schwemmt werden, ohne dass sich die Kleinbauern, die
jetzt schon größte Schwierigkeiten haben, ihre Produkte
zu verkaufen, dagegen schützen können.

Auf diesen Tagesordnungspunkt folgt die Landwirt-
schaftsdebatte; Frau Ministerin Aigner ist schon da. Frau
Aigner, Sie haben in Europa nicht verhindert, dass zum
Beispiel für Milchpulver aus Europa Exportsubventio-
nen gezahlt werden. Ihre Politik ist nicht kohärent. Mit
Ihrer Handelspolitik reißen Sie das wieder ein, was wir
in vielen Jahren mühsam aufgebaut haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte ferner ansprechen, dass wir, das deutsche
Parlament, den Menschen auf der Welt versprochen ha-

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(C (D en, die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit bis 010 auf 0,51 Prozent des Bruttonationaleinkommens zu teigern; bis 2015 sollen sie auf 0,7 Prozent gesteigert erden. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das hättet ihr doch mit Rot-Grün schon machen können! Da habt ihr runtergefahren!)


as ist in Europa gemeinsam vereinbart worden, und die
anzlerin hat zu diesem Ziel immer wieder gestanden.
ir werden beim Haushalt 2010 genau hinschauen, ob

as seinen Niederschlag findet. Ich frage mich, wie Sie,
ie FDP, das erreichen wollen, wenn Sie ankündigen,
on den CO2-Emissionserlösen solle nichts dafür ver-
endet werden.

Dieses Versprechen haben Sie nicht nur 80 Millionen
eutschen gegeben – viel mehr Deutsche, als Sie den-
en, sind in kirchlichen Einrichtungen organisiert; sie ar-
eiten ehrenamtlich in Eine-Welt-Läden; sie engagieren
ich in kleinen Hilfsorganisationen oder an Schulen für
rme Menschen –, sondern auch 3 Milliarden Menschen,
ie von weniger als 2 Dollar pro Tag leben, und
Milliarde Menschen, die jeden Tag vom Hungertod be-

roht ist. Wenn Sie das Versprechen nicht einhalten, in
en Haushalt für das nächste Jahr 0,51 Prozent Mittel für
ntwicklungszusammenarbeit einzustellen, dann ist das
ngesichts der Anzahl der Menschen, denen Sie es gege-
en haben, die größte Wahllüge, die es in der Geschichte
ieser Republik je gegeben hat.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Was haben Sie vereinbart? Sie haben nichts gemacht unter Rot-Grün!)


ir werden genau hinschauen. In diesem Sinne werden
ir Ihnen eine feurig-kritische Opposition sein. Ich
laube, das haben Sie auch nötig.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700307200

Das Wort hat der Kollege Christoph Strässer für die

PD-Fraktion.


Christoph Strässer (SPD):
Rede ID: ID1700307300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

m Schluss dieser sehr intensiven Debatte steht noch
inmal das Thema Menschenrechte auf der Tagesord-
ung. Ich möchte einfach darauf hinweisen, dass der
eutsche Bundestag vor elf Jahren einen sehr richtung-
eisenden Beschluss über das gefasst hat, was Men-

chenrechtsarbeit ist, nämlich eine Arbeit, die kohärent
urch alle Politikfelder geht, die in allen Politikfeldern
u betrachten ist. Ich meine, an dieser Tatsache sollten
ir den Koalitionsvertrag messen.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das steht drin!)


Dazu kann ich Ihnen nur sagen: Neben den vielen
ingen, die in diesem Koalitionsvertrag stehen und de-

en Einhaltung wir überprüfen werden, ist für mich die






(A) )



(B) )


Christoph Strässer
größte Enttäuschung, dass darin zu menschenrechtlichen
Themen, die auch in Deutschland relevant sind – ange-
sichts der kurzen Redezeit beziehe ich mich ausdrück-
lich darauf –, so gut wie gar nichts steht. Das, was darin
steht, ist völlig unzureichend.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will das an zwei Beispielen deutlich machen.

Frau Steinbach hat – wie ich finde, zu Recht – diese
Diskussion eröffnet, indem sie gesagt hat: Menschen-
rechte sind unteilbar; sie sind universell, und sie gelten
entsprechend Art. 1 des Grundgesetzes – „Die Würde
des Menschen ist unantastbar“ – für alle Menschen, die
in Deutschland leben. Darauf möchte ich jetzt noch ein-
mal hinweisen. Im Koalitionsvertrag steht eine ganze
Menge über Strategien im Ausland. Ich verweise nur
einmal auf das, was dort zu Afrika steht – das ist nur ein
kleiner Abschnitt; ich dachte eigentlich, der Kollege
Fischer hätte ein größeres Standing in seiner Fraktion;
mehr hat er aber nicht zustande gebracht –: Man muss
Afrika dabei unterstützen, sich selbsttragend mit Flücht-
lingsströmen auseinanderzusetzen und die damit ver-
bundenen Probleme zu lösen. Das ist richtig. Dagegen ist
überhaupt nichts einzuwenden. Aber, meine Damen und
Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, es gibt nun ein-
mal auch Menschen in Afrika, denen wir Unterstützung
geben müssen, weil sie in ihren Ländern – das haben wir
ein Stück weit mitzuverantworten – nicht mehr leben
können. Daran, wie wir mit diesen Menschen umgehen,
bemisst sich auch der Wert von Außenpolitik, von Si-
cherheitspolitik und von Menschenrechtspolitik. Da
muss man sich dann auch Fragen stellen.

Wir haben – das finde ich gut – mit dem EU-Vertrag
auch eine Grundrechtecharta verabschiedet. Das heißt,
in allen Ländern der EU bis auf die Tschechische Repu-
blik, Polen und Großbritannien gelten Grundrechte un-
mittelbar. Das ist ein Riesenfortschritt. Dass das erreicht
worden ist, ist unter anderem ein Verdienst der vorheri-
gen Bundesregierung. Dafür auch noch einmal einen
ganz herzlichen Dank! Wenn man das aber ernst nimmt,
dann muss man sich schon einmal die Frage stellen: Wie
gehen eigentlich dieses Europa und insbesondere das
größte Land in diesem Europa damit um, dass Menschen
aus Afrika, denen vor Ort nicht geholfen werden kann,
Sicherheit für ihr Leben, für ihre Ernährung und für ihre
Gesundheit irgendwo anders suchen? Diesen Menschen
zu helfen ist, wie ich denke, auch eine Aufgabe deut-
scher Menschenrechtspolitik. Ob es uns gelingt, ein ver-
nünftiges und faires Asylverfahren für alle einzuführen,
ist auch ein Punkt, an dem wir uns messen lassen müs-
sen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dabei geht es dann auch um die Frage, wie wir mit
den Leuten umgehen, die hier sind. Ich habe sehr wohl
gelesen – ich weiß, das fällt nicht in Ihr Ressort, aber es
ist doch sehr spannend –, dass man sich bemüht, eine
zeitnahe Lösung des sogenannten Bleiberechtspro-
blems bei denjenigen, die unter die sogenannte Altfallre-
gelung fallen, herbeizuführen. Liebe Kolleginnen und

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(C (D ollegen von der Union, das hätten Sie schon seit lanem haben können. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir lassen Menschen in Unsicherheit, in Angst und
orge um ihre Existenz, und Sie sagen jetzt: Wir küm-
ern uns um eine zeitnahe Lösung. Sie können ganz si-

her sein: Sie werden von unserer Fraktion in absehbarer
eit eine klare Lösung vorgelegt bekommen. Dabei kann
an sich nicht darauf beschränken, die Stichtagsrege-

ung um ein Jahr zu verschieben. Ich weiß doch ganz ge-
au: In einem Jahr ist die Krise nicht beendet, in einem
ahr sind die Probleme für diese Menschen auf dem Ar-
eitsmarkt so, wie sie jetzt sind, vielleicht sogar noch
chlimmer. Deshalb brauchen wir eine Altfallregelung,
ei der im Gesetz Menschenrechtsaspekte berücksichtigt
erden und die damit diesen Namen auch verdient. Da-

an werden wir Sie messen, aber wir werden selber auch
ntsprechende Vorschläge einbringen. Wir sind sehr ge-
pannt, was dabei herauskommt. Gerade an dieser Stelle
uss sich unter dem Aspekt der Menschenwürde die

eutsche Menschenrechtspolitik messen lassen.

Wir haben viele internationale Vereinbarungen unter-
chrieben. Wir sind dabei, noch weitere Vereinbarungen
u unterschreiben. All das, was Sie, Herr Außenminister,
ezüglich nuklearer Abrüstung und zum Fortschaffen
on Atomwaffen von deutschem Boden gesagt haben, ist
war richtig, aber – ich bin dem Kollegen Nouripour
ehr dankbar, dass er das hier einmal klargemacht hat –
ie wirklichen Risiken für Menschen in anderen Konti-
enten stellen kleine und leichte Waffen dar. Ich for-
ere Sie auf, die Prüfung eines vernünftigen Abkom-
ens zur Verhinderung des Exports von kleinen und

eichten Waffen, die in den Vereinten Nationen gerade
äuft, ernst zu nehmen. Durch diese Waffen sterben Hun-
erttausende von Menschen. Solche Abkommen muss
eutschland mit auf den Weg bringen. Hierfür sollten
ie sich in Kontinuität zur alten Bundesregierung einset-
en. Das wäre meine herzliche Bitte an Sie.

Ein letzter Punkt liegt mir noch auf dem Herzen: Ich
ar sehr froh darüber, dass im Koalitionsvertrag die Be-
erkung steht, dass man den Vorbehalt gegenüber der
inderrechtskonvention der Vereinten Nationen auf-

eben will. Ich bin zunächst einmal sehr froh darüber,
ass Sie endlich akzeptieren, dass es einen solchen Vor-
ehalt gibt. Ich kann mich noch an Debatten erinnern,
ei denen hier gesagt wurde, einen solchen Vorbehalt
ebe es überhaupt nicht. Jetzt wurde festgestellt, dass es
hn gibt. Ich kann Ihnen nur sagen, auch daran werden
ir Sie messen. Sie werden noch in diesem Jahr einen
ntrag von uns auf den Tisch bekommen, in dem wir

ordern, die Vorbehalte zurückzunehmen. Dann können
ie beweisen, dass Sie es an dieser Stelle ernst meinen.
as wäre ein guter Fortschritt in der deutschen Men-

chenrechtspolitik, insbesondere zugunsten von Kin-
ern.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700307400

Weitere Wortmeldungen zu diesem Themenbereich

liegen nicht vor.

Wir kommen nun zum Themenbereich Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

Das Wort hat die Bundesministerin für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Ilse Aigner.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Land-
wirtschaft und Verbraucherschutz:

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Warum das Präsidium die Aussprache über
den Themenbereich Ernährung, Landwirtschaft und Ver-
braucherschutz an den Schluss dieses Plenartages gesetzt
hat, weiß ich nicht. Ich kann nur mutmaßen: vielleicht ja
deshalb, weil das Beste immer zum Schluss kommt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der CDU/CSU: Die Beste!)


Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
sind zentrale Handlungsfelder der Zukunft. Energiever-
sorgung und Klimaschutz sowie eine nachhaltige
Lebensqualität für die Menschen in unserem Land zie-
hen sich wie ein roter Faden durch die Koalitionsverein-
barungen. Sie sind auch ganz entscheidend für mein
Haus und die Arbeit meines Hauses. Die Koalition hat
dafür die Weichen richtig gestellt.

In diesen Tagen erinnern wir uns an den Mauerfall
vor 20 Jahren. In zwei Dekaden kann politisch viel ge-
schehen, denn die Lebenswelten der Menschen ändern
sich, und das erfordert Anpassungsbedarf. Ich möchte
das am Beispiel des Verbraucherschutzes darstellen.
Vor 20 Jahren hatte jeder denselben Telefonanbieter, und
kaum einer nutzte intensiv das Internet. Inzwischen ist
das Waren- und Dienstleistungsangebot immer breiter
geworden. Meines Erachtens ist es ein Ausdruck von
Freiheit, eine solche Auswahl zu haben. Es ist auch ein
Ergebnis der sozialen Marktwirtschaft. Dafür steht die
Bundesregierung. Das breite Angebot bringt aber mit
sich, dass man sich in der Vielfalt der Warenwelt zu-
rechtfinden muss, dass man Lockangebote durchschauen
und Warnsignale frühzeitig erkennen muss. Für uns steht
ein freier, selbstständiger und kompetenter Verbraucher
im Mittelpunkt. Wir informieren, begleiten und unter-
stützen. Wir schützen vor Gefahren und stärken seine
Rechte. Aber wir wollen nicht bevormunden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das gilt für den rechtlichen, den wirtschaftlichen und
auch den gesundheitlichen Verbraucherschutz. Wir ha-
ben hier in der letzten Legislaturperiode viel erreicht. Ich
nenne beispielhaft nur die Kennzeichnung von Allerge-
nen in Lebensmitteln, den Kampf gegen unlautere Tele-
fonwerbung und die Stärkung der Fahrgastrechte.

Aber wir haben auch noch vieles vor uns. Wir werden
das Verbraucherinformationsgesetz weiterentwickeln.
Die Regelungen sollen sich stärker an den Belangen der
Verbraucher orientieren, und sie müssen insgesamt

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(C (D ransparenter werden. Ob Kosten oder Bearbeitungszeit, iniges muss auf den Prüfstand gestellt – das werden wir un – und gegebenenfalls überholt werden. Wahrheit und Klarheit, das ist auch unser Motto bei er Lebensmittelkennzeichnung. Es muss drin sein, as draufsteht oder abgebildet ist. Wenn Kirschen abgeildet sind, dürfen nicht nur Aromen enthalten sein. Das ollen wir erreichen. Entscheidungsfreiheit durch Inforation ist dabei unsere Leitlinie. erbeverbote und Strafsteuern für vermeintlich ungeunde Lebensmittel wollen wir allerdings nicht. Sichere Lebensmittel haben für uns höchste Priorität. ir wollen, dass schwarze Schafe öffentlich gemacht erden. Das dient dem Schutz der Redlichen und hilft em Ruf der gesamten Branche. Wahrheit und Klarheit sind auch die Währung für das ertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher im Be eich der Finanzdienstleistungen. Im Sommer haben ir bereits einen Vorschlag für ein einheitliches Produkt nformationsblatt vorgestellt, das Verbraucher schnell nd effektiv über Anlageformen informiert. Ich begrüße s sehr, dass nun auch die EU den Weg einer einheitlihen Produktinformation gehen will. Auch wir werden icht stehen bleiben. Wir werden zeitnah ein umfassenes Paket mit konkreten Umsetzungsvorschlägen vorleen. Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, Planungsicherheit und Perspektiven sind die Grundpfeiler für die grarwirtschaft in unserem Land. Bei uns hat der grarstandort Deutschland eine Zukunft und meines rachtens eine gute Zukunft. n früheren Zeiten hatte die Landwirtschaft die alleinige ufgabe, die Menschen mit Nahrung zu versorgen. tarke und starre Marktordnungen und Stützungssys eme waren noch vor 20 Jahren Ausweis einer erfolgreihen Agrarpolitik. Die gesellschaftlichen Ansprüche an die Landwirtchaft haben sich aber weiterentwickelt. Eine zukunftsfäige Landwirtschaft steht für Lebensqualität in Deutschand. Sie sorgt für sichere und hochwertige Lebensmittel, iefert einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung mit ereuerbaren Energien und stärkt die ländlichen Räume. as alles ist allerdings nicht zum Nulltarif zu haben. Eine flächendeckende Landbewirtschaftung durch äuerliche und unternehmerische Betriebsformen ist eiterhin unser Ziel. Das bedeutet aber Verantwortung egenüber benachteiligten Regionen. Das bedingt auch ielgerichtete Unterstützungen. Unser auf zwei Jahre anelegtes Sonderprogramm bietet flankierende Maßnahen, um der schwierigen Situation im Milchbereich echnung zu tragen und auch um wertvolle Naturäume zu erhalten, die ansonsten unwiderruflich verloen gehen würden. Das hat viel mit Nachhaltigkeit zu un. Nachhaltigkeit ist die Ökonomie des 21. Jahrhunerts. Das ist bei der Agrarwirtschaft längst angekomen. Bundesministerin Ilse Aigner Wir müssen aber auch in der Öffentlichkeit das Bewusstsein dafür schärfen, welche entscheidenden Leistungen die Landund Forstwirtschaft für die Allgemeinheit bereits erbringen. Gleichzeitig gehen wir weg von marktstützenden Maßnahmen und hin zu mehr Marktorientierung. Die gesellschaftlichen Leistungen müssen deshalb auch weiterhin entsprechend honoriert werden. Auf beiden Seiten die Leitplanken für die Agrarwirtschaft zu entfernen, könnte bedeuten, dass sie arg ins Schlingern kommt. Das ist nicht im Interesse unserer Gesellschaft. Auf europäischer Ebene werde ich mich deshalb intensiv dafür einsetzen, dass bis 2013 verlässliche Rahmenbedingungen bestehen und dass wir nach 2013 weiterhin eine starke erste und eine gut ausgestattete zweite Säule haben werden. Dafür werde ich mich mit aller Kraft einsetzen. Darauf können Sie sich verlassen. Eine starke Landwirtschaft ist ein zentraler Kern für die ländlichen Räume. Ländliche Räume sind für über die Hälfte der Bevölkerung in unserem Land letztendlich die Grundlage für eine liebenswerte Heimat. Deshalb werde ich mich mit meinem gesamten Haus auch weiterhin als Anwältin für die ländlichen Räume einsetzen. Um die ländlichen Räume attraktiv zu machen, müssen die Menschen dort ihren Lebensunterhalt verdienen können. Ich will, dass möglichst viel Kaufkraft im ländlichen Raum bleibt. Um das zu erreichen, müssen wir die Weichen dafür stellen, dass die regionalen Wertschöpfungsketten gestärkt werden. Eine gute Infrastruktur ist heute für alle Lebensbereiche von entscheidender Bedeutung. Das gilt besonders für den ländlichen Raum. Nicht vorhandene Verkehrsoder Internetanbindungen bedeuten weniger Arbeitsplätze, weniger Wertschöpfung und weniger Entwicklungschancen. Ich will keine überdimensionierten Großprojekte. Ich will lediglich, dass Menschen, Waren und Dienstleistungen einfach von A nach B gelangen. Dazu brauchen wir eine entsprechende Infrastruktur. Die nachhaltige Entwicklung in den ländlichen Räumen hat nicht zuletzt sehr viel mit Lebensqualität für die Menschen und insbesondere für die Familien, die dort leben, zu tun. Lebensqualität ist aber auch eng verbunden mit dem persönlichen Lebensstil. Die älteren Mitbürger unter uns, zum Beispiel auch meine Eltern, wissen, dass die Beschaffung von Nahrungsmitteln nach dem Zweiten Weltkrieg im Mittelpunkt stand; denn damals war eine ausreichende Nahrungsmittelversorgung noch nicht gewährleistet. Dafür zu sorgen, war die größte Aufgabe der Ernährungspolitik. Sie wurde erfolgreich bewältigt. Heute herrscht in Europa kein Mangel an Nahrungsmitteln mehr. Im Gegenteil: Viele Menschen leiden leider unter Überund Fehlernährung und an Krankheiten, die durch einen bewussteren Lebensstil vermieden werden könnten. Übergewicht, Diabetes oder Bluthochdruck schränken die Lebensqualität vieler Menschen ein. D d d d v A s W g l e u b l r M d l s B W H d A a B D u u h (C (D ie Folgen sind Erkrankungen, die Kosten in Milliarenhöhe verursachen. Deshalb wollen wir in Zukunft en Präventionsgedanken durch gesunde Ernährung eutlich stärken. Der Wert einer gesunden Ernährung erbunden mit mehr Bewegung, ist mir ein persönliches nliegen. Die Menschen brauchen Informationen, um elbstbestimmt ihre Entscheidungen treffen zu können. ir werden nicht jedem einen Menschen an die Hand eben können, der dafür sorgt. Die Entscheidung muss etztendlich im eigenen Kopf stattfinden. Unser Ziel ist s, weiterhin alles zu tun, damit sich das Ernährungsnd Bewegungsverhalten der Menschen dauerhaft veressert. Das hilft dem Einzelnen, und das hilft letztendich der Gesellschaft. Die Politikfelder meines Hauses betreffen in besondeem Maße den Alltag und die Grundbedürfnisse aller enschen – heute und auch in Zukunft. Sie erfordern aher Einsatz, Verantwortung und Augenmaß. Wir wolen Freiheit, Lebensqualität und auch Sicherheit. Dafür teht meine Politik, dafür steht die Politik der neuen undesregierung und der sie tragenden Koalition. Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Ich habe immer auf den konkreten Teil gewartet!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





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(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700307500

Für die SPD-Fraktion hat nun die Kollegin Waltraud

olff das Wort.


Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1700307600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und

erren! Wir können, wir wollen, wir haben die Kraft –
as haben wir heute den ganzen Tag gehört.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das ist einfach die Wahrheit! Nehmen Sie einfach einmal die Wahrheit zur Kenntnis!)


ber viel Konkretes aus dem Koalitionsvertrag ist nicht
ngesprochen worden.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Die CSU

– so heißt es in dem Positionspapier „Landwirtschaft in
ayern“ vom 18. Mai dieses Jahres –

nimmt die Sorgen und Nöte von Landwirten und
Waldbauern ernst …


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Ist doch so! Stimmt doch! Unverändert gültig!)


ie Frage ist doch aber: Wird die Agrarpolitik der CSU
nd der Landwirtschaftsministerin von den Landwirten
nd Waldbauern überhaupt noch ernst genommen? Ich
abe da meine Zweifel.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Gehören Sie zu dieser Zielgruppe? – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Für die Waldbauern kann ich antworten: Die Waldbauern sind topzufrieden!)







(A) )



(B) )


Waltraud Wolff (Wolmirstedt)

Ich habe im Übrigen auch meine Zweifel, ob sie von
den Verbraucherinnen und Verbrauchern ernst genom-
men wird. Denn für die Verbraucherpolitik gilt, dass
der Koalitionsvertrag ein Dokument des Scheiterns ist.

Eines ist Fakt: Sie haben einen grandiosen Fehlstart
hingelegt.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Opposition ist Mist, nicht?)


Ihre Vereinbarungen – das haben wir heute gehört, Frau
Ministerin Aigner – bleiben im Ungefähren. Wenn es
denn endlich einmal etwas Konkretes gibt, dann, so
muss man sagen, sind das Maßnahmen, die sich gegen
die Verbraucherinnen und Verbraucher richten.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Finanzkrise ist noch nicht vorüber. Frau Aigner,
Sie selbst haben eben das Kurzinformationsblatt für
Finanzprodukte angesprochen, das von Ihnen als Er-
folg gefeiert wurde. Es ist doch noch nicht einmal klar,
ob es dafür überhaupt eine gesetzliche Regelung gibt.
Das steht in Ihrem Koalitionsvertrag. Und das soll schon
ein Erfolg sein? Die Verbraucherinnen und Verbraucher
erwarten etwas ganz anderes. Sie erwarten einen Finanz-
TÜV. Die Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten
Verbraucherverbände, die klar und eindeutig mit einer
Marktwächterfunktion ausgestattet sind.

Ihre Verbraucherpolitik ist mutlos und ohne Gestal-
tungswillen. Ampelkennzeichnung: Fehlanzeige. Aus-
weitung des Verbraucherinformationsgesetzes – Sie ha-
ben es angesprochen –: Dazu ist nichts zu finden.
Verbraucherberatung: vage. Frau Ministerin, das merken
auch die Verbraucherinnen und Verbraucher in der Bun-
desrepublik Deutschland.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Bei der Agrarpolitik geht es genauso weiter. Die
Bauern sehen ganz genau, dass Ilse Aigner und Horst
Seehofer keine Gestaltungsmacht haben.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Wer denn?)


– Hören Sie zu, Herr Bleser. – Sie erleben, dass vollmun-
dige Versprechungen der CSU einfach nichts wert sind.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Also, die Ministerin ist eine klasse Frau! Das sollten Sie mal zugeben!)


Seit den Landtagswahlen in Bayern haben beide den
Menschen gentechnikfreie Regionen und den Milchbau-
ern ein neues Mengensteuerungssystem versprochen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Ja, das ist die Wahrheit!)


Was steht davon im Koalitionsvertrag? Nichts. Frau
Aigner, Sie haben sich nicht durchgesetzt. Sie lassen
sich die Inhalte Ihrer Politik von CDU und FDP diktie-
ren.



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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Zuhören!

Leider haben Sie – das ist das wirklich Schlimme –
uch keinen Gestaltungsanspruch. Dem Koalitionsver-
rag fehlt jegliche Perspektive für die Landwirtschaft.
as Einzige, was Sie den Landwirten anbieten können,

st das von Ihnen eben kurzfristig für zwei Jahre vorge-
tellte Förderfeuerwerk – so will ich es einmal nennen –,
as Sie auf Pump finanzieren. Wohlgemerkt, für zwei
ahre! Was kommt danach, was sagen Sie anschließend?


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Ja, jetzt kommen Ihre Vorschläge!)


grarpolitik – meine Damen und Herren, das wissen wir
lle hier im Raum – wird vorrangig in der EU gemacht.
ie, Frau Aigner, haben in Ihrem Koalitionsvertrag mit-
eschlossen, dass die Mittel im EU-Haushalt zu Verkehr,
icherheit, Bildung und Forschung umgeschichtet wer-
en. Was heißt das auf gut Deutsch? Wir haben weniger
U-Mittel für die Landwirtschaft. Sie haben dem nichts
ntgegengesetzt. Ihr Koalitionsvertrag gibt jedenfalls
eine Antworten darauf. Ich weiß nicht, wie Sie damit
mgehen. Sie werden uns das im Ausschuss demnächst
icherlich beantworten.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Aber Ihr Konzept wollen wir doch hören! – Ulrich Kelber [SPD]: Nein, heute geht es um das der Bundesregierung! Das ist falsch!)


Frau Aigner, bei Ihrer Amtseinführung haben Sie ge-
agt, Sie würden Ihre Politik konsequent weiterführen.
ur zu meinem Verständnis frage ich: Heißt das etwa,
ie werden die Weichenstellungen der europäischen
grarpolitik weiterhin ignorieren? Heißt das auch, Sie
ollen sich weiterhin von der EU-Kommission eine Ab-

uhr nach der anderen holen, weil Sie als Bundesland-
irtschaftsministerin bayerische Kirchturmpolitik be-

reiben?

Beispiel Milch: Sie haben eine Politik verfolgt, die in
uropa nicht mehrheitsfähig, nicht durchsetzbar ist. Sie
issen das. Sie haben eine Politik verfolgt, die Scheinlö-

ungen statt Perspektiven bietet.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Eben haben Sie noch gesagt, wir machen gar keine Politik!)


as Einzige, was Sie damit erreicht haben, ist, dass
ertvolle Zeit verloren gegangen ist. Sie haben nichts,

ber auch gar nichts getan, um hier den Quotenausstieg
u begleiten. Sie haben die Bauern einfach im Regen ste-
en gelassen. Dazu sage ich nur eines: Wer von der
ayerischen Landtagswahl bis zur Bundestagswahl nur
uf Sicht fährt, der verliert einfach den Weitblick. Es tut
ir leid, das sagen zu müssen.


(Beifall bei der SPD)


Meine Damen und Herren, gestern hatten wir den Jah-
estag „20 Jahre friedliche Revolution in der DDR“. Mir
ls Sachsen-Anhalterin ist das sehr wichtig gewesen.






(A) )



(B) )


Waltraud Wolff (Wolmirstedt)

Glauben Sie mir: Ich wäre 20 Jahre nach dem Fall der
Mauer im Leben nicht auf die Idee gekommen, dass ich
in Ihrem Koalitionsvertrag einen Satz finde, der lautet:

Beim Flächenerwerb werden wir die Rechte der
Alteigentümer stärken.

Was soll denn das bedeuten?


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ein Stück aus dem Tollhaus!)


Was wollen Sie mit einer solchen Klientelpolitik eigent-
lich erreichen? – Frau Präsidentin, ich komme gleich
zum Schluss.

Die SPD-Bundestagsfraktion hat sich immer wieder
dafür eingesetzt, dass die Flächen mit langen Pachtver-
trägen für die landwirtschaftlichen Betriebe zur Verfü-
gung gestellt werden


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Das haben wir doch verbessert! Das wollte der Steinbrück nicht!)


– Sie wissen, dass es da keine Rücklagen gibt – und dass
sie beim Verkauf gleichgestellt werden. Sie stellen alles
auf den Kopf und setzen damit die Existenz von land-
wirtschaftlichen Betrieben im Osten der Republik und
Arbeitsplätze im ländlichen Raum aufs Spiel.

Frau Aigner, ich muss Ihnen sagen: Ihr Koalitionsver-
trag ist mehr als dürftig. Kommen Sie endlich von Ihrem
Kirchturm herunter und werden Sie endlich Bundesland-
wirtschaftsministerin.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700307700

Das Wort hat der Kollege Hans-Michael Goldmann

für die FDP-Fraktion.


(Ulrich Kelber [SPD]: Er erklärt uns jetzt, warum das richtig ist, was er früher für falsch gehalten hat!)



Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1700307800

Liebe Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kol-

legen! Frau Wolff, es tut mir leid, aber ich finde, es ist
ein prima Tag: Ich darf zum ersten Mal in Regierungs-
verantwortung für meine Fraktion reden, und wir haben
einen super Koalitionsvertrag. Ich glaube, Sie haben ihn
nicht gelesen; anders kann es nicht sein.


(Lachen bei der SPD – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das war ja nicht viel!)


– Sie müssen einfach mal hineingucken. Was Sie eben
zum Flächenerwerbsänderungsgesetz gesagt haben, ist
schlicht falsch. Ich finde, Frau Wolff, Sie sollten einfach
einmal anerkennen, dass wir das prima hingekriegt ha-
ben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Wir sind in einer schwierigen Situation in weiten Teien der Landwirtschaft. Wir haben gekämpft. Sie können etzt wirklich nicht so tun, als sei es ein CSU-Koalitionsertrag. Es ist ein zwischen CDU/CSU und FDP abgechlossener Koalitionsvertrag. Wir hatten einen klaren Auftrag. 15 Prozent der Landirte haben uns gewählt, und wir haben gesagt: Jetzt ämpfen wir ordentlich für sie. Dann haben wir dem ohentwurf dieses Koalitionsvertrages nach meiner Ein chätzung liberalen Geist eingehaucht und liberales Blut n ihn übertragen. Jetzt haben wir genau das erreicht, was die Kanzlerin eute Morgen sagte. Wir haben eine kluge Weichenstelung für das zweite Jahrzehnt in den Bereichen Ernähung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vorgenomen. Wir wollen entschlossen Wachstum schaffen, amit Arbeitsplätze entstehen, und wir wollen gleichzeiig Eigentum sichern. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Ganz wichtig!)


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: So ist das!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


as sind zwei zentrale Elemente für die Menschen im
ändlichen Raum, für Bäuerinnen und Bauern. Ich
laube, da sind wir uns einig.


(Ulrich Kelber [SPD]: Allgemeinplätze haben wir schon gehört! Konkret!)


Herr Kelber, müssen Sie sich an die neue Rolle erst
och gewöhnen?


(Ulrich Kelber [SPD]: Deswegen möchte ich etwas Konkretes hören!)


Das war doch konkret.


(Beifall bei der FDP)


Frau Aigner, ich wünsche mir, dass Sie auch zukünf-
ig Ihre Selbstständigkeit unter Beweis stellen. Wir wer-
en nicht bestimmte Themen aussparen, sondern wir ar-
eiten sie ab. Wir versuchen, gute, fachliche Lösungen
uf den Weg zu bringen. Das ist uns insgesamt gelungen.

Wie gesagt: Ihnen muss ein anderer Koalitionsvertrag
orliegen. In dem Koalitionsvertrag ist ganz klar festge-
chrieben, dass wir eine Fülle von nationalen und euro-
äischen Maßnahmen mit globalen Notwendigkeiten in
inklang bringen.

Es wurden Aspekte der europäischen Ebene ange-
prochen, zum Beispiel – Frau Aigner hat es erwähnt –
ie Sicherheit, dass die Beträge – Stichwort EU-Direkt-
ahlung – bis 2013 feststehen. Das bringt Planungs-
icherheit. Ab 2013 wollen wir uns darum bemühen, so-
ohl eine starke erste als auch eine starke zweite Säule
er Gemeinsamen EU-Agrarpolitik zu gewährleisten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben klar gesagt, dass wir den Weg von WTO
nd Doha mitgehen. Auch wir wollen im Grunde ge-






(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann
nommen raus aus der Subventionierung der Landwirt-
schaft, weg von der Exporterstattung. Dafür stellen wir
die Weichen, zum Beispiel mit einem konkreten Sofort-
programm. Dieses Sofortprogramm hilft genau hier, und
es löst auch zum Teil das ab, was als Forderung früher
im Raum stand. Das wissen Sie ganz genau. Sie haben
vorhin so getan – Sie Schlingel hätte ich fast gesagt –,
als ob Sie für ein Mengensteuerungssystem wären. Das
habe ich noch sehr gut in Erinnerung.

Nein, dieses Sofortprogramm, dieses Grünland-
Milchprogramm, hilft den Milchbauern in einer Situa-
tion der Veränderung, die wir im Moment haben, die
positive Entwicklung anzuschieben. Das Geld ist ver-
nünftig eingesetzt. Dieses Geld ist nebenbei auch gut bei
der landwirtschaftlichen Unfallversicherung eingesetzt,
liebe Frau Wolff und Kollegen. Das wissen Sie ganz ge-
nau. Deswegen könnten Sie an dieser Stelle sagen: Es ist
eigentlich prima, dass es dieses Sofortprogramm gibt. Es
ist gut, dass damit eine klare Antwort auf die Herausfor-
derungen, vor denen die Milchwirtschaft steht, gegeben
wird.

Man kann auch darüber nachdenken, dass dieses So-
fortprogramm die bisherigen Forderungen nach einer
Abschaffung der Saldierung – die wir beide auch nicht
wollten – und die flexible Mengensteuerung aus dem
Markt wischt. Ich finde, dass wir ein sehr gutes Ergebnis
erzielt haben. Dieses Ergebnis trägt unserem Leitbild
einer marktorientierten, flächendeckenden Land-
wirtschaft absolut Rechnung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Kelber, werfen Sie einen Blick in den Koali-
tionsvertrag. Dort werden die Notwendigkeiten der
Welternährung klar angesprochen, es werden die Not-
wendigkeiten im Hinblick auf die Rücksicht gegenüber
unserem Klima angesprochen. Ihr ist ein großes Kapitel
gewidmet. In diesem Koalitionsvertrag wird den Ent-
wicklungsländern und der Stärkung der Entwicklungs-
länder nach der Idee der Selbsthilfe Rechnung getragen,
und wir haben uns intensiv mit Ressourcenschonung be-
schäftigt.


(Ulrich Kelber [SPD]: Die konkreten Maßnahmen widersprechen aber diesem Ziel!)


– Nein, das stimmt überhaupt nicht. Wenn ich zum Bei-
spiel an den Bereich Agrardiesel denke, dann stelle ich
fest, dass die Eins-zu-eins-Umsetzung die Antwort auf
die Forderung nach mehr Bürokratieabbau ist. Das ist
eine Antwort darauf, dass wir den Wettbewerb der deut-
schen Landwirte auf dem europäischen Markt verbes-
sern wollen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das sind genau die Punkte, die wir nötig haben: natio-
nale Maßnahmen mit europäischen Maßnahmen und
globalen Maßnahmen in Einklang zu bringen.

Das ist ein klar wachstumsorientierter Koalitionsver-
trag. Wir sind ja nicht dämlich. Wir haben festgestellt,
dass die Länder, in denen die Ernährungs- und die Land-

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(C (D irtschaft stark sind, besser durch die Krise durchkomen als andere Länder. Deshalb haben wir diesen As ekt besonders berücksichtigt. Wir haben im Bereich Bildung Akzente gesetzt. Wir etzen auf den mündigen Bürger. Wir setzen auf Ernähungsbildung. Wir haben auch beim Thema Zusammenalt einen Akzent gesetzt. Das ist wichtig und soll man icht kleinreden. In unserem Koalitionsvertrag steht, ass wir im ländlichen Raum die unternehmerische andwirtschaft und die bäuerliche Landwirtschaft – eränzt mit den anderen Herausforderungen im ländlichen aum – miteinander in Einklang bringen. (Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Mit welchem Geld denn?)


Wir haben das Thema Tierschutz konkret angespro-
hen; Sie haben es ja gelesen. Es steht drin: Impfen statt
öten. Es steht auch drin, dass wir weniger Tierversuche
ollen. Wir haben auch das Thema Tiergesundheit kon-
ret angesprochen.

In vielen Fällen haben wir wirklich sehr konkrete An-
aben gemacht. Wir haben jetzt vier Jahre lang Gelegen-
eit, diese konkreten Angaben mit Ihrer Unterstützung
n die Tat umzusetzen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Höchstens vier!)


enn das passiert, freut sich die deutsche Land- und Er-
ährungswirtschaft. In diesem Sinne: Auf gute Zusam-
enarbeit! Wir sind für gute Vorschläge jederzeit offen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1700307900

Die Kollegin Dr. Kirsten Tackmann hat jetzt das Wort

ür die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700308000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine erste Rede im Deutschen Bundestag habe ich vor

ast genau vier Jahren, am 1. Dezember 2005 in Erwide-
ung auf die Rede von Horst Seehofer gehalten. Ich habe
eine Rede mit folgendem Satz begonnen:

Unsere ostdeutschen ländlichen Räume drohen zu
verarmen, zu vergreisen und zu verdummen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Sie hätten ja einmal eine neue Rede schreiben können!)


Das Sitzungsprotokoll dokumentiert Widerspruch aus
er CDU/CSU-Fraktion.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das ist auch heute noch so!)


abei war das der Satz eines Regionalplaners und nicht
er Linken. Leider ist dieser Satz heute, vier Jahre spä-
er, wahrer denn je. Er kann mittlerweile sogar auf viele
estdeutsche Regionen ausgeweitet werden. Junge,

ngagierte Menschen, vor allem junge Frauen, wandern
b. Eine wesentliche Ursache sind die fehlenden Ein-
ommensperspektiven. 13 000 bis 14 000 Euro verfüg-
ares Jahreseinkommen sind in peripheren Landkreisen






(A) )



(B) )


Dr. Kirsten Tackmann
Ostdeutschlands eher die Regel als die Ausnahme. Es
gibt nur wenige Arbeitsplätze und die, die es gibt, wer-
den überwiegend schlecht bezahlt oder sind nur zeit-
weise verfügbar. Das ist das Ergebnis der Agrarpolitik
der vergangenen Jahre: Armut ohne und trotz Arbeit!

Deshalb brauchen wir Mindestlöhne.


(Beifall bei der LINKEN)


In der ländlichen Wirtschaft sind sie längst mehrheitsfä-
hig. Die Betriebe müssen und wollen existenzsichernde
Löhne zahlen. Aber sie sagen auch, dass sie das erst
dann können, wenn alle das müssen. Dazu gehört auch,
dass Saisonarbeiterinnen und Saisonarbeiter anständig
bezahlt werden, und zwar egal, aus welchem Land sie
kommen.


(Beifall bei der LINKEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Dann haben wir Mindestlöhne, aber keine Arbeitsplätze mehr!)


Es müssen aber auch viele strukturelle Probleme ge-
löst werden. Die nicht flächendeckende Breitbandver-
sorgung ist wirklich eine Tragödie. Wir brauchen mehr
dezentral erzeugte und genutzte erneuerbare Energien,
für mehr Klimaschutz und als ökologisch sinnvolle Ein-
kommensquellen. Wir brauchen eine stabile Agrarwirt-
schaft als tragende Säule in den ländlichen Räumen. Sie
muss sich an regionalen Wirtschaftskreisläufen und
Standortbedingungen orientieren und nicht am hochspe-
kulativen Weltagrarmarkt, der sie eigentlich nur zwingt,
ökologische und soziale Standards zu schleifen und ihr
am Ende das Eigentum nimmt.


(Beifall bei der LINKEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Frau Tackmann, bei aller Liebe!)


Wir brauchen mehr Arbeitsplätze in der Verarbeitung
und Vermarktung regionaler Produkte. Wir brauchen re-
gionale Absatzförderung statt Exportförderung, und wir
brauchen faire Erzeugerpreise, damit auch die Milchbau-
ern Geld verdienen und nicht nur die Futter- und Dünge-
mittelindustrie, die Großmolkereien und die Lebensmit-
teldiscounter.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Und dann geht es euch besser? – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Und die Preise beschließen wir im Deutschen Bundestag mit Mehrheit, oder wie stellen Sie sich das vor?)


Die Milchbäuerinnen und Milchbauern haben in den
vergangenen zwei Jahren 30 Prozent ihres Einkommens
verloren. Die Umsatzeinbußen durch sinkende Erzeuger-
preise betragen 3 Milliarden Euro. Das Grünland-Milch-
programm, das auf dem Tisch liegt und mit 500 Millio-
nen Euro ausgestattet werden soll, ist vielleicht gut
gemeint, aber der Stein ist so heiß, dass der Tropfen
schon verdampft ist, bevor er aufkommt. Die Milchpro-
duzenten müssen mit den Molkereien am Markt auf Au-
genhöhe verhandeln können. Sie brauchen eine an die
Nachfrage in Europa angepasste Steuerung der Milch-
menge,


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das machen wir hier!)


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(C (D nd sie brauchen eine Abkehr vom Weltmarkt, dessen umpingpreise sie nur durch Selbstausbeutung errei hen können. Das gilt übrigens nicht nur für die Milch. Auch andere grarrohstoffe werden weltweit gehandelt und geraten amit unter erheblichen Spekulationsdruck. Nur wenige rofitieren davon. Schwarz-Gelb versucht, das ein bisshen zu kompensieren: Senkung der Agrardieselsteuer, orziehen der EU-Förderzahlungen und Erhöhung des uschusses zur Landwirtschaftlichen Unfallversiche ung. Das mag alles richtig sein, aber die Regierung dokert damit nur an den Symptomen herum, anstatt die Urachen zu bekämpfen. (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die Agrarforschung muss gestärkt werden, vor allen
ingen in den Bereichen, die den Betrieben konkret hel-

en: Klimawandel, Ressourcenschonung, Agrarökono-
ie – das ist wichtig – sowie Lehre und Ausbildung.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das steht drin!)


ll das steht nicht wirklich im Koalitionsvertrag,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das steht drin!)


afür aber ein Bekenntnis zur Agrogentechnik. Spuren
icht zugelassener gentechnisch veränderter Pflanzen
ollen toleriert und die Amflora-Kartoffel möglichst
chnell zugelassen werden. Bei den Regelungen zu den
icherheitsabständen um Agrogentechnik-Anbauflä-
hen herum soll Kleinstaaterei eingeführt werden. Das
erden wir nicht hinnehmen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke wird weiterhin mit vielen anderen für die
entechnikfreie Landwirtschaft und Imkerei kämpfen.

Abschließend noch zu einem besonderen Sündenfall,
er die Ost-Inkompetenz der FDP bezeugt: Wer die Bes-
erstellung der Alteigentümer beim Flächenerwerbs-
nderungsgesetz will, legt nicht nur die Axt an einen
entralen politischen Konsens des Einigungsvertrages
n, damit werden auch die ohnehin schon scharfen Kon-
likte um die Privatisierungspraxis der BVVG geschürt,
ie die Existenz ostdeutscher Betriebe bedroht.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Genau nicht, Frau Tackmann!)


Das wäre ein Schlag ins Gesicht für die über
0 000 Bodenreform-Erben, die 1992 nach dem Zweiten
ermögensrechtsänderungsgesetz entschädigungslos ent-
ignet wurden. Ich kündige hier schon einmal ganz klar
en Widerstand der Linken in diesem Punkt an.


(Beifall bei der LINKEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das brauchen Sie nicht! Da steht ja nicht, was Sie behaupten! – Gisela Piltz [FDP]: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil!)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1700308100

Die nächste Rednerin ist Ulrike Höfken für

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.


Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1700308200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau

Ministerin! Frau Ministerin, Ihr Wort in Gottes Ohr, aber
im Koalitionsvertrag steht über viele Ihrer genannten
schönen Beiträge überhaupt nichts. Er wird auch der dra-
matischen Situation, die wir auf dem Land haben, nicht
gerecht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Peter Bleser [CDU/CSU]: Wir hatten nur zehn Seiten!)


Da hat Herr Goldmann wohl recht: Im Koalitionsvertrag
fließt liberales Blut; das ist eine etwas unheilvolle Dop-
peldeutigkeit.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Blaugelbes!)


Man sieht: Aus allen Poren dieser Koalitionspolitik
kriecht das Industrieinteresse gegen den Mittelstand,
gegen die Bauern, gegen die Verbraucher, gegen die
Umwelt


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Deswegen das Sofortprogramm?)


und im Übrigen auch gegen wirtschaftspolitischen Sach-
verstand.

Die Koalition baut Abwehrzäune gegen Verbraucher-
interessen und stützt die Lobbyinteressen der Lebensmit-
tel- und Agrarindustrie. Das ist der schwarz-gelbe Fa-
den.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: An welcher Stelle denn?)


Das fängt bei der Ampelkennzeichnung an und hört bei
der Milchpolitik leider immer noch nicht auf.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – HansMichael Goldmann [FDP]: Wir sind gegen Ampeln!)


Die einfache und verbraucherfreundliche Ampelkenn-
zeichnung wird zugunsten des Industriemodells abge-
lehnt – das steht da wortwörtlich –


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Lies mal vor!)


und in Brüssel boykottiert, und zwar gegen die Forde-
rung von Verbraucherverbänden, Ärztevertretern und
übrigens auch gegen die Forderung und Empfehlung des
Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und der ei-
genen Regierungsberater.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Steht überhaupt nicht drin! – Gegenruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD]: Natürlich, Herr Goldmann!)



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(C (D Wir können das noch einmal aus dem Koalitionsverrag vorlesen, falls er der FDP irgendwie unklar geblieen ist. Die angebliche Verbesserung der Ernährung an indergärten und Schulen und der Großeinsatz von chulmilch – Frau Aigner, Sie haben dies versprochen – erpuffen als Prüfaufträge. 2 Milliarden Euro für die erdprämie landen nicht dort, wo sie zur Bekämpfung on Fehlernährung und Armut dringend notwendig wäen, (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das müssen Sie mal erklären! Was meinen Sie damit?)


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Mach mal!)


ämlich im Kochtopf in Form von gesundem Schul- und
ita-Essen für alle Kinder und Jugendlichen. Völlig un-
laubwürdig wird das angebliche Engagement für Kin-
er auch, wenn auf den Leistungen der Kita- und Schul-
erpflegung der hohe Mehrwertsteuersatz bleibt. Kinder
on Hartz-IV-Empfängern gehen bei der Kindergelder-
öhung leer aus, aber die Klientel der Hotellerie be-
ommt Steuergeschenke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


as ist wahrscheinlich die Versinnbildlichung des christ-
ichen Menschenbildes und der christlichen Politik.

Eine Telefonhotline soll eingerichtet werden. Das ist
brigens auch ein alter Hut, passt aber, weil das Ver-
raucherinformationsgesetz sozusagen eine Gesetz ge-
ordene Warteschleife ist. Da wünsche ich viel Vergnü-
en. Übrigens sind die FDP-Wahlversprechen auch an
iesem Punkt, dem Verbraucherinformationsgesetz, ob-
olet.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Sie reden immer nur von der FDP!)


Nun zur Qualitätsoffensive Verbraucherfinanzen.
ie Finanzaufsicht hat doch gar keine Kernkompetenzen

m Bereich Verbraucherschutz erhalten. Es fehlen kon-
rete Aussagen, wie eine verschärfte Haftung für Falsch-
eratung umgesetzt werden soll. Vergeblich sucht man
uch nach einer Abkehr vom provisionsabhängigen Be-
atungssystem. Die Kanzlerin hat heute Morgen gesagt:
s soll keine Finanzkrise mehr geben. Aber das spiegelt
ich im Konkreten nun wirklich nicht wider.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es gibt auch keine Einrichtung einer unabhängigen
nstanz als Marktwächter im Sinne der Verbraucher, wie
s die Grünen immer gefordert haben. Die Koalition will
en mündigen Verbraucher, die entsprechenden Instru-
ente werden ihm aber letztlich vorenthalten.

In der Landwirtschaftspolitik droht Schwarz-Gelb mit
er Änderung des Landwirtschaftsgesetzes. Wahrschein-
ich wird die industrielle Agrarproduktion zum neuen
eitbild; am Beispiel Milch kann man das ablesen. Die
eue Regierung setzt auf die alten EU-Konzepte zum
uslaufen der Mengenregulierung, Überschusserzeu-
ung und Weltmarktfixierung und verschwendet zum






(A) )



(B) )


Ulrike Höfken
Beispiel durch die mit den Exportsubventionen einher-
gehende Zerstörung der bäuerlichen Landwirtschaft Mil-
lionen an Steuergeldern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Jetzt zu einem O-Ton der Industrie. Karl-Heinz Engel,
der Chef des Milchindustrie-Verbandes, äußerte sich wie
folgt: Die Milchquote werde trotz Protesten 2015 auslau-
fen, das sei eine langfristige politische Entscheidung,
schließlich wolle die EU auch Autos verkaufen und Ma-
schinen, und dafür müssten die Handelsbeschränkungen
in der Landwirtschaft fallen.

Der wirtschaftliche Sachverstand allerdings schlägt
sich viel stärker im Sonderbericht des Europäischen
Rechnungshofes zum Milchmarkt nieder. Darin wird der
Ansicht, dass die EU in der Butter- und Milchpulverpro-
duktion international wettbewerbsfähig werden könne,
eine ganz klare Absage erteilt. Außerdem heißt es, die
EU solle im Rahmen ihrer Milchpolitik vorrangig auf die
Bedarfsdeckung des europäischen Binnenmarktes set-
zen. Daran wird ganz klar: Das Signal des Europäischen
Rechnungshofes geht in Richtung einer flexiblen Men-
genregulierung. Aber genau dies machen Sie nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist etwas, das wir weiterhin ablehnen werden.

Im Übrigen hat die CSU auch ihr Wahlversprechen,
die nationalen Möglichkeiten zur Mengenregulierung im
Koalitionsvertrag festzuschreiben, gebrochen. Da hilft
auch ein Grünland-Milchprogramm nicht, das mit einer
Laufzeitbegrenzung von nur zwei Jahren zur Wirkungs-
losigkeit verdammt ist.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ihr könnt ja dagegen stimmen! Viel Spaß dabei!)


Die Handschrift der Industrie trägt der Koalitionsver-
trag insbesondere im Bereich der Gentechnik; das ist
von meinen Kolleginnen und Kollegen schon gesagt
worden. Die Koalition zielt auf die Senkung des Schutz-
niveaus und die Praxiseinführung gentechnisch verän-
derter Produkte ab. Die Nulltoleranz soll ausgehöhlt
werden.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Genau! Gott sei dank!)


Ungenehmigte gentechnische Verunreinigungen sollen
in Lebens- und Futtermitteln angewendet werden kön-
nen, in Umgehung des nationalen und des EU-Rechts.

Das Allerschärfste ist, dass sich die Regierung hierbei
zum verlängerten Arm der Futtermittelindustrie und des
Bauernverbandes macht, der Panikmache betreibt und
von einem Futtermittelnotstand spricht. Die Regierung
allerdings hat auf meine Anfragen geantwortet, dass es
überhaupt keine Produkte aus Brasilien und Argentinien
– dort bekommen wir die Futtermittel her – gab, die
diese Verunreinigung aufgewiesen haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Dann können wir sie ja auch abschaffen!)


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(C (D Das Absurdeste ist, dass die Koalition unlauteren ettbewerb betreibt. Selbst im Koalitionsvertrag wird m Hinblick auf die BASF-Kartoffel Amflora Product lacement betrieben. Es gibt zwei Produkte, die konven ionell und technologisch ausgereifter sind, im Wettbeerb aber deutlich benachteiligt werden. Hinzu kommt, ass diese Sorte noch nicht einmal eine EU-Zulassung at, aber im Anbau unterstützt werden soll. Auch das erstößt gegen geltendes Recht. as ist keine Politik, die man dulden kann. Was die Gentechnikforschung angeht, wird – wen undert es? – der Bioökonomierat, ein Rat, der mit Mil ionen öffentlicher Gelder für sich selbst Lobbyarbeit bereibt, im Koalitionsvertrag auch noch zur Institution gedelt, zum Maßstab der Wissenschaft und politischer ntscheidungen erklärt. Daran sieht man – Nachtigall, ck hör’ dir trapsen –, wohin das Ganze läuft. Das ist ine Politik, die mit Sicherheit auf den entschiedenen iderstand der Grünen und der Menschen in dieser Ge ellschaft stoßen wird. Damit werden Sie so nicht durchommen. Ich freue mich auf eine konstruktive, aber auch von iderstand geprägte Zusammenarbeit. Danke. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1700308300

Für die CDU/CSU-Fraktion spricht der Abgeordnete

eter Bleser.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Jetzt hört zu, damit ihr endlich etwas lernt!)



Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1700308400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe

einen Bleistift mehrfach nachgespitzt, um mir bemer-
enswerte Äußerungen der Opposition zu notieren; aber
s war nicht notwendig. Das ist aber auch kein Wunder;
enn wenn einer kein Ziel hat, kann er auch nicht den
ichtigen Weg finden, und ein Ziel ist bei den Äußerun-
en der Opposition bisher nicht erkennbar gewesen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben vier klare Ziele: Erstens: Wir wollen die
rnährung unserer Bürger mit gesunden, hochwertigen
nd vielfältigen Lebensmitteln sicherstellen. Zweitens:
ir wollen einen wesentlichen Beitrag zum Klima-

chutz und zu einer nachhaltigen Rohstoffpolitik leisten.
rittens: Wir wollen dabei die hohen Anforderungen des
ier- und Umweltschutzes nicht nur erfüllen, sondern
öglichst noch steigern.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Hört! Hört!)







(A) )



(B) )


Peter Bleser
Viertens. Wir wollen die Verbraucher in einem globali-
sierten und zunehmend digitalisierten Markt nicht nur
schützen, sondern ihre Marktmacht stärken. Das gelingt
natürlich nur, wenn wir in der Lage sind, unserer Land-
und Ernährungswirtschaft, der Agrarbranche, eine Zu-
kunftsperspektive zu geben.

Diese Ziele zu formulieren, das hätte die Opposition
sicherlich auch geschafft; aber dann auch die notwendi-
gen Entscheidungen zu treffen, das ist schwierig. Wir ha-
ben zunächst einmal die grundsätzliche Richtung vorzu-
geben. Dabei stellt sich die Frage: Wollen wir unsere
Ziele mit einer dirigistischen Politik – durch Bevormun-
dung und Abschottung – erreichen, oder wollen wir uns
klar in Richtung Wettbewerb auf europäischen und glo-
balen Märkten orientieren?


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Das hat ja bei den Finanzmärkten so gut geklappt!)


Das Letztere ist für uns der richtige Weg.

Wir machen allerdings eine multifunktionale und flä-
chendeckende Landwirtschaft in Europa zur Bedingung
für das Erreichen dieser Ziele. Ich kann das auch kürzer
fassen: Auch in der Landwirtschaft gilt das Prinzip der
sozialen Marktwirtschaft, und das wollen wir verfol-
gen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wer von diesem Gedankengebäude ausgeht, der irrt auch
nicht bei der Beurteilung und beim Entwurf von Vor-
schlägen für die Lösung aktueller wie zukünftiger Pro-
bleme, die sicherlich noch auf uns zukommen. Da,
meine Damen und Herren, unterscheidet sich die heutige
Koalition erheblich von der vorigen Koalition. Zur Legi-
timation dieser Aussage brauche ich nur auf die Verän-
derungen hier im Saal zu verweisen: Hier hat der Wähler
uns im Wesentlichen zugestimmt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Das war Ihr persönlicher Wahlsieg, oder?)


Neben dieser Richtungsorientierung brauchen wir na-
türlich eine Analyse der gegenwärtigen Lage. Wir
müssen feststellen, dass wir uns in einer schweren Fi-
nanz- und Wirtschaftskrise befinden, die auch die Agrar-
wirtschaft hart getroffen hat. Die Einbrüche bei den Er-
zeugerpreisen betragen bis zu 70 Prozent. Das trifft nicht
nur die Milch – die Milch aber besonders –, sondern
auch andere Produkte wie Getreide sowie Obst und Ge-
müse.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Das hatten wir schon vorher!)


Das hat natürlich direkte Konsequenzen für die Entwick-
lung der Einkommen der Familien, die von Landwirt-
schaft leben. Ihr Einkommen ist eingebrochen. Im
Konjunkturbarometer Agrar des Deutschen Bauern-
verbandes ist das offensichtlich geworden: Die Investi-
tionsbereitschaft hat sich von einem Wert, der noch 2007
bei 38 Punkten lag, auf jetzt –0,2 Punkte reduziert.

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(C (D (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Seit 14 Tagen steigt das Konjunkturbarometer wieder!)


ittelfristig und auf zwei bis drei Jahre gesehen sind die
leichen Befragten allerdings zu dem Ergebnis gekom-
en, dass man bei 2 bis 3 Punkten wieder an eine Zu-

unft glauben kann.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Die Leute haben den Koalitionsvertrag gelesen!)


ie Werte, die wir heute haben, sind dramatisch. 2004
st das Konjunkturbarometer jedoch auf –15 Punkte ge-
allen. Die Perspektive der deutschen Landwirtschaft ist
eute also trotz Finanz- und Wirtschaftskrise wesentlich
esser als zur Zeit Ihrer Regierung, verehrte Frau
ünast. Das ist der entscheidende Unterschied.

Wir haben uns für die Zukunftsorientierung in der von
ir geschilderten Weise entschieden, weil sich die Eck-

aten nicht verändert haben: Die Bevölkerung der Erde
ächst jährlich um 80 Millionen Menschen; das ent-

pricht der Zahl der Einwohner Deutschlands. Die Ver-
ehrgewohnheiten der Menschen in den Schwellenlän-
ern – in denen Milliarden Menschen leben – verändern
ich hin zu mehr Fleischprodukten. Daneben gibt es die
otwendigkeit, die Rohstoffgrundlage der chemischen

ndustrie zu verändern und für eine pflanzliche Basis zu
orgen, weil das Mineralölzeitalter 2050 zu Ende sein
ird. Wir werden die Erreichung unserer Klimaziele und
ie Energieversorgung ohne die nachwachsenden Roh-
toffe niemals sicherstellen können. Das bedeutet, dass
ir gewaltige Herausforderungen vor uns haben, weil
ir langfristig mehr agrarische Rohstoffe von hoher und
öchster Qualität brauchen.

Jetzt kommt der entscheidende Satz, den auch die Mi-
isterin richtigerweise hier gesagt hat: Das wird nur ge-
ingen, wenn wir nachhaltig produzieren. Kein Landwirt
niemand – kann ein Interesse daran haben, die Frucht-
arkeit seiner Böden zu schädigen oder die Nachhaltig-
eit der Produktion zu gefährden. Damit würde er
eine Existenz zerstören.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Dann bin ich gespannt, was passiert, wenn es ernst wird!)


eswegen ist das für uns ein Credo, das natürlich nicht
ur Disposition gestellt werden kann.


(Ulrich Kelber [SPD]: 40 Jahre haben wir Humus abgebaut!)


Herr Kelber, das ist ja nicht wahr. Sie haben nicht den
lick auf die Praxis, den ich aufgrund langjähriger Tä-

igkeit haben kann.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das sind Worthülsen!)


Diese Ziele werden natürlich nur erreicht werden
önnen, indem wir auf modernste Technologien bei der
ierhaltung, bei der Pflanzenzucht und auch bei der Le-
ensmittelproduktion setzen. Hier haben wir in Deutsch-
and einiges vorzuweisen. Wir sind in vielen Bereichen
ührend, und wir haben klimatisch gute Voraussetzun-
en. Damit müsste es gelingen, diese Branche auch in






(A) )



(B) )


Peter Bleser
Zukunft nicht nur zu erhalten, sondern auch weiterzuent-
wickeln.

Ich bin deswegen der Meinung, dass die deutsche
Agrarwirtschaft nach wie vor eine wichtige Säule der
deutschen Volkswirtschaft ist. Deswegen bin ich der fes-
ten Überzeugung, dass wir eine Hightechbranche sind,
die, wenn wir es richtig anstellen, auch in Zukunft für
mehr als 4 Millionen Menschen Arbeit schaffen kann.
Das muss unser Ziel sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, all diese Gedanken sind in
unserem Wahlprogramm zu finden. Sie sind in die Koali-
tionsverhandlungen eingebracht worden.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie sind erst einmal hereingekommen!)


– Sie sind auch so wieder herausgekommen. Das ist ganz
entscheidend.


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Eins zu eins?)


Ich freue mich, dass wir hier in wesentlichen Punkten
sehr schnell einen Konsens finden konnten.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wir haben den Urentwurf noch!)


Meine Damen und Herren, neben dieser Orientierung
auf die Wettbewerbsfähigkeit haben wir natürlich auch
gesellschaftliche Erwartungen zu erfüllen: beim Tier-
schutz, beim Erhalt der flächendeckenden Landwirt-
schaft, beim Erhalt von gepflegten Kulturlandschaften
und hinsichtlich eines umfassenden Naturschutzes. Das
geht nur, wenn wir bereit sind, diese Sonderleistungen
auch mit staatlichen Mitteln zu stützen und überhaupt erst
möglich zu machen.

Deswegen brauchen wir – ich freue mich, dass die Mi-
nisterin diesbezüglich in einer sehr kompetenten und ent-
schiedenen Art auf der Brüsseler Ebene unterwegs ist –
auch nach 2013 eine starke, finanziell gut ausgestaltete
erste Säule. Sonst werden wir diese Zusatzleistungen, die
unsere Gesellschaft will, nicht anbieten können; denn im
Wettbewerb sind diese nicht zu erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Was heißt das jetzt konkret? Ich will das an einem
Beispiel festmachen, weil das schon wichtig ist und die
öffentliche Wahrnehmung in den letzten Monaten ent-
sprechend war.

In der Milchpolitik heißt das, dass wir der Versuchung
nicht unterlegen sind, auf eine veraltete, erfolglose staat-
liche Mengenpolitik zurückzuverfallen. Wir haben uns
dazu durchgerungen, hier auf die langfristige Perspektive
zu setzen, und wir haben das getan, was jeder Handwerks-
meister und jeder Familienvater oder jede Familienmutter
in einer solchen Krise auch tut: Wenn man eine Perspek-
tive hat, dann muss man zur Überwindung einer Kalami-
tät, die hoffentlich sehr kurz sein wird, auch einmal an die
Reserven gehen.

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(C (D Deswegen ist es ein wahnsinniger Erfolg – das ist geeinsam mit der FDP gelungen –, dieses Stützungspro ramm für die deutsche Landwirtschaft in einer Gröenordnung von, wenn man alles zusammenaddiert, fast Milliarde Euro auf den Weg zu bringen. Das ist ein ilfsangebot an die deutschen Landwirte, das es in der eschichte dieses Landes so noch nicht gegeben hat. eswegen bin ich sehr stolz darauf. as wird in den nächsten Monaten über die Hilfen für ilcherzeuger, die landwirtschaftliche Unfallversiche ung, die Verlängerung des Liquiditätsprogramms und uch die Agrardieselverbilligung umgesetzt werden. Ich muss leider zum Schluss kommen. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wir hätten dir so gerne noch weiter zugehört! – Zurufe von der SPD: Oh!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich hätte Ihnen gerne noch einige Passagen meines
issens vermittelt, aber die Konzentration auf das Not-
endige zwingt mich jetzt, nur auf einige Dinge einzu-
ehen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Die Präsidentin sollte dir mehr Redezeit geben! – HansMichael Goldmann [FDP]: Streck das auf vier Jahre!)


Ich möchte herzlich an die verfeindeten Gruppen in-
erhalb der deutschen Milchwirtschaft appellieren: Neh-
en Sie dieses Hilfsangebot auch zum Anlass, wieder

ufeinander zuzugehen. Wir alle haben das gleiche Ziel:
ine Verbesserung der Einkommenssituation. Ich meine,
s ist notwendig, dass sich der Berufsstand wieder verei-
igt; denn ihm gehören nicht mehr viele an. Die Milch-
auern sollten versuchen, mit einer Stimme zu sprechen.
amit schaffen sie Verständnis in Gesellschaft und Poli-

ik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1700308500

Herr Kollege Bleser, das war jetzt schon sehr ausführ-

ich.


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1700308600

Frau Präsidentin, in Anbetracht Ihres Wunsches

omme ich zum Schluss. Deswegen sage ich nur:


(Ulrich Kelber [SPD]: Das geht alles von Ihrem Kollegen Röring ab!)


nser Drehbuch ist gut, unser Personal ist gut, unsere
olitik wird, wenn sie umgesetzt werden kann – da bin

ch sehr zuversichtlich –, ebenfalls gut.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1700308700

Die Kollegin Elvira Drobinski-Weiß spricht für die

SPD-Fraktion.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Elvira, enttäusche mich nicht!)



Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1700308800

Ja, ich bemühe mich. – Frau Präsidentin! Liebe Kolle-

ginnen und Kollegen! Verbraucherinnen und Verbrau-
cher müssen sich jetzt warm anziehen,


(Gisela Piltz [FDP]: Es ist kalt draußen!)


nicht nur wegen des kalten Winterwetters, sondern we-
gen der verbraucherpolitischen Kaltfront, die sich im
schwarz-gelben Koalitionsvertrag ankündigt.


(Beifall bei der SPD)


Im Koalitionsvertrag heißt es:

Unser Leitbild ist der gut informierte und zu selbst-
bestimmtem Handeln befähigte und mündige Ver-
braucher.

Die Voraussetzung für selbstbestimmtes Handeln ist und
bleibt aber mehr Markttransparenz, und zwar bei Pro-
dukten und Dienstleistungen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Steht drin!)


– Eben nicht. – Spätestens in der Krise sollten wir ge-
lernt haben, dass man sich nicht darauf verlassen kann,
dass die Wirtschaft selbst freiwillig für Markttranspa-
renz sorgt; wir kennen das. Dafür muss die Politik sor-
gen; sie muss die Unternehmen in die Pflicht nehmen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ihr seid nun einmal abgewählt!)


Der Markt ohne Grenzen und Regeln frisst am Ende
seine eigenen Kinder.

Mit diesem Satz hat es Frank-Walter Steinmeier auf den
Punkt gebracht. Angesichts des sehr ungleichen Macht-
verhältnisses zwischen Wirtschaft und Verbrauchern
brauchen wir Regeln und Grenzen. Genau das wollen
wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten: Markt-
transparenz und mehr Marktmacht für die Verbrauche-
rinnen und Verbraucher.


(Beifall bei der SPD – Peter Bleser [CDU/ CSU]: Da sind wir uns einig!)


Werte Kolleginnen und Kollegen von der Koalition,
von Ihnen wird die Wirtschaft aber nicht in die Verant-
wortung genommen; Verbraucherinnen und Verbraucher
sind auf sich selbst gestellt.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wir haben nun einmal die Mehrheit!)


Ein paar Beispiele aus dem Koalitionsvertrag machen
das deutlich.

Im Kampf gegen ernährungsbedingte Krankheiten
kann eine geeignete Nährwertkennzeichnung eine
wichtige Hilfe bei der Zusammenstellung einer ausge-
wogenen Ernährung sein. Wider besseres Wissen setzt

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(C (D ie schwarz-gelbe Koalition auf das von der Lebensmitelindustrie entwickelte GDA-Modell. Dieses Modell ist ntransparent und verschleiert den wahren Gehalt an unusgewogenen Inhaltsstoffen. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aber so ein paar Pünktchen auf der Verpackung sollen besser sein!)


70 Prozent der Verbraucher wollen die Nährwertam-
el. Angesichts der starken Zunahme von ernährungsbe-
ingten Krankheiten wird die Ampel auch von den Kran-
enkassen unterstützt. Das Deutsche Institut für
irtschaftsforschung, DIW, unterstützt die Ampel als

chnell erfassbare und alltagstaugliche Entscheidungs-
ilfe.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


nstatt sich aber im Interesse der Gesundheit auf die
eite der Verbraucher zu stellen, macht sich Schwarz-
elb zum Erfüllungsgehilfen der Wirtschaft und verwei-
ert klare und vergleichbare Informationen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wir sind für Arbeitsplätze!)


Weitere Beispiele. Laut Koalitionsvertrag sollen die
rgebnisse der Lebensmittelkontrolle erst bei wieder-
oltem Verstoß veröffentlicht werden.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig!)


chwarze Schafe in der Industrie und in der Gastrono-
ie bekämpft man aber nicht durch die Einräumung von
reischüssen, sondern durch direkte und wirkungsvolle
aßnahmen. Die Ergebnisse der staatlichen Kontroll-

tellen sollten grundsätzlich für Verbraucher zugänglich
ein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Verpflichtende Maßnahmen zur Steigerung der Trans-
arenz – wie die von der SPD geforderte Veröffentli-
hung der Ergebnisse von Kontrollen im Gastronomie-
ereich zum Beispiel in Form von Smiley-Symbolen –
ind bei Ihnen überhaupt nicht vorgesehen. So viel zum
hema Wahrheit und Klarheit.

Beim Verbraucherinformationsgesetz ist von der
m FDP-Wahlprogramm enthaltenen Forderung nach ei-
er Ausdehnung auf alle Produkte und Dienstleistungen
ichts übriggeblieben. Von der wichtigsten Maßnahme,
iner Auskunftspflicht der Unternehmen gegenüber den
erbrauchern, sind wir mit dieser Koalition meilenweit
ntfernt.

Intransparenz und Ignoranz gegenüber Interessen und
laren Willensbekundungen der Verbraucher – das ist
as Programm der Koalition, zum Beispiel bei der Gen-
echnik; das haben wir heute schon mehrfach gehört.
0 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher leh-
en gentechnisch veränderte Pflanzen auf dem Feld und
m Essen ab.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das war auch mit dem Insulin damals so!)







(A) )



(B) )


Elvira Drobinski-Weiß
Das interessiert die Koalition nicht. Sie will ungenauere
Nachweismethoden vorschreiben und damit im nationa-
len Alleingang die EU-weit geltende Nulltoleranz für
nicht zugelassene gentechnisch veränderte Konstrukte
unterlaufen.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Hört! Hört!)


Nach der Formulierung im Koalitionsvertrag wäre dies
nicht nur bei Futtermitteln möglich, sondern auch beim
Saatgut und bei Lebensmitteln. Damit würde einer
schleichenden Verunreinigung von Lebensmitteln Tür
und Tor geöffnet.

Ich höre gar nichts mehr.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Wahrheit und Klarheit! – Heiterkeit bei der SPD)


Das ist ein Kniefall vor der Gentechniklobby und ein
Schlag ins Gesicht der Verbraucherinnen und Verbrau-
cher.

Eine völlig unsinnige Regelung ist die Zuständigkeit
der Länder für die Abstandsregelungen. Im Auskreu-
zungsverhalten unterscheiden gentechnisch veränderte
Pflanzen nämlich nicht nach Bundesländern. Hier zeigt
sich eindeutig die Doppelmoral der CSU:


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Reden Sie mal mit einem Vertreter von Rheinland-Pfalz!)


Statt sich für bundesweite Mindestabstände einzusetzen,
die zuverlässigen Schutz gegen Auskreuzungen bieten,
wird hier wieder nach dem Motto verfahren: Gentechnik
ja, nur nicht in Bayern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Von der Unterstützung der gentechnikfreien Regionen
und ihrer rechtlichen Absicherung, für die sich die CSU
im Wahlkampf noch lauthals einsetzen wollte, ist übri-
gens keine Rede mehr.

Mager sind auch die Vorhaben beim Anlegerschutz.
Weder die Einrichtung eines Marktwächters für Finanz-
dienstleistungen bei den Verbraucherzentralen noch eine
verbesserte Rechtsdurchsetzung durch Abmahnungen,
AGB-Kontrolle oder Unterlassungsklagen – zum Bei-
spiel im Bereich Datenschutz – sind geplant. Mutlos und
ideenlos bleibt Schwarz-Gelb weit hinter dem zurück,
was aktuell notwendig wäre, um Verbraucherrechte
wirklich zu stärken.

Eine Krise kann immer auch eine Chance sein, wenn
man daraus lernt. Der Koalitionsvertrag zeigt jedoch,
dass hier keine Lehren gezogen wurden. Aber keine
Sorge: Wir werden Sie zum Lernen tragen.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ich bin froh, dass du wieder dabei bist, Elvira!)


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(C (D Die Kollegin Dr. Christel Happach-Kasan hat das ort für die FDP-Fraktion für den Fall, dass Herr oldmann sie lässt. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ich freue mich, dass Elvira wieder dabei ist!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1700308900

Aber jetzt redet Ihre Kollegin.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja! Darüber freue ich mich auch!)



Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1700309000

Sehr geehrte Frau Präsidentin, vielen Dank für die

ette Unterstützung. – Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ch freue mich, heute hier bei Ihnen sprechen zu können.

enn ich mir die Voten aus der Opposition anhöre, habe
ch den Eindruck, dass der Koalitionsvertrag ziemlich
elungen ist. Denn sonst hätten Sie nicht derartige
chwierigkeiten, uns irgendwie am Zeug zu flicken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Realitätsverkennung!)


Wenn uns dann noch die Rednerin der Linken erzählt,
ass ein 500-Millionen-Euro-Grünlandprogramm ein
ropfen auf den heißen Stein sei, dann habe ich den Ein-
ruck, sie hat irgendwo einen Golddukatenesel im Gar-
en stehen. Denn 500 Millionen Euro sind eine Menge
eld für unsere Grünlandgebiete. Ich glaube, es ist eine
ute Botschaft an den ländlichen Raum, dass wir unse-
en Milchbauern in dieser Weise unter die Arme greifen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Befristet und auf Pump, Frau Happach-Kasan! Sie sind Schuldenmeisterin!)


Zwischenrufe zeigen: Ich bin auf den Punkt gekom-
en.

Unmögliches erledigen wir sofort. Wunder brauchen
twas länger. Liebe Kollegin Höfken, selbstverständlich
ann in einem Koalitionsvertrag nicht der Gesetzentwurf
ereits drinstehen. Das war bei Ihnen nicht der Fall, und
ir haben das auch nicht gemacht. Wir werden ihn ge-
einsam nach den Maximen erarbeiten, die wir in die-

em Koalitionsvertrag aufgeschrieben haben.

Mein Kollege Goldmann hat zu Recht gesagt: Da sind
rei Parteien zusammengekommen, und wir können am
nde feststellen, dass wir doch eine ganze Menge libera-

es Profil hineinbekommen haben. Das ist gut für die
andwirtschaft in Deutschland. Das ist gut für die Men-
chen in Deutschland. Das ist gut für die ländlichen
äume in Deutschland.


(Beifall bei der FDP – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Mal sehen, was die Bauern dazu sagen!)


Der Koalitionsvertrag ist mit Lob bedacht worden. Es
ab auch Tadel.


(Ulrich Kelber [SPD]: Von wem? Einen Lober nennen! Einen!)







(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan
Das war bei eurem Vertrag auch nicht anders. Aber das
ist doch ein Indiz dafür, dass dieser Koalitionsvertrag ge-
nau in der Mitte der Gesellschaft steht. Es gab Lob; es
gab Tadel. Wir stehen in der Mitte der Gesellschaft. Da
gehören wir hin, und für die Menschen in der Mitte der
Gesellschaft wollen wir Politik machen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Wer hat denn gelobt?)


Die Frau Bundeskanzlerin hat heute Morgen von He-
rausforderungen gesprochen; das ist richtig.


(Ulrich Kelber [SPD]: Ich kenne keinen, der gelobt hat!)


Wir haben eine Menge Herausforderungen zu bewälti-
gen. Die Vorsitzende der FDP-Fraktion, Birgit
Homburger, hat gesagt: Wir brauchen eine Aufbruch-
stimmung. – Das stimmt. In der jetzigen Krise, in der Fi-
nanz- und Wirtschaftskrise, brauchen wir eine Aufbruch-
stimmung. Die Opposition hat keinerlei Ansätze, aus
denen hervorgeht, wie sie eine Aufbruchstimmung her-
vorrufen und was sie besser machen will.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wer hat denn den Koalitionsvertrag gelobt? Ich kenne keinen!)


Ich habe schlicht und ergreifend nichts bemerkt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir wissen genau: Wir werden aus dieser Krise nur he-
rauskommen, wenn es mehr Wachstum gibt. Das bedeu-
tet, dass wir uns einer innovativen Politik zuwenden
müssen. Hier hat Rot-Grün nicht gerade gute Karten.
Wir brauchen mehr Innovationen im Bereich des Erneu-
erbare-Energien-Gesetzes. Wir, die FDP, haben eine
möglichst rasche Novellierung angestrebt, während die
CDU/CSU nicht ganz so weit war.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Weil Sie die Atomkraftwerke verlängern wollen, müssen Sie es ja novellieren!)


Mit dem Termin 1. Januar 2012 haben wir einen Kom-
promiss gefunden, der weder unseren noch euren Vor-
stellungen, liebe Kollegen von der CDU/CSU, ganz ent-
spricht. Aber, Kollege Schirmbeck, ich freue mich, dass
du hier bist und bemerkt hast, dass wir zusammen regie-
ren.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das scheint ihm aber nicht zu gefallen!)


Wir werden etwas Gutes auf den Weg bringen.
Stimmt’s? Machen wir das? – Genau so machen wir das.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wir wollen das Erneuerbare-Energien-Gesetz novel-
lieren, auch weil es eine Menge Fehlsteuerungen be-
inhaltet. So stellt es unter anderem geradezu eine Einla-
dung an diejenigen dar, die Maismonokulturen betreiben
wollen. Im vergangenen Jahr wurde Mais auf 2 Millio-
nen Hektar in Deutschland angebaut. Davon wurde al-
lein auf 400 000 Hektar Mais für Biogasanlagen ange-

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(C (D aut. Wir wissen, dass es gerade Milchbauern enorme chwierigkeiten bereitet, genügend Flächen zu bekomen. Deswegen müssen wir dieses Gesetz dringend än ern. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir brauchen im Bereich der Pflanzenzüchtung eine
inwendung zur Gentechnik. Es ist überfällig, dass wir
ns in einem Zeitalter, in dem gentechnisch veränderte
flanzen auf 125 Millionen Hektar weltweit angebaut
erden, dieser Technologie vorurteilsfrei nähern. Ich

inde es ziemlich schlimm, dass Wissenschaftler der
erlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaf-

en feststellen, dass Schwarz-Rot eine inkonsistente
entechnikpolitik betrieben hat. Dies wollen wir ändern.
ir wollen eine konsistente Politik und eine Hinwen-

ung hin zu mehr Wissenschaftlichkeit; denn nur durch
ine solche Hinwendung können wir rationale Entschei-
ungen zugunsten der Bürgerinnen und Bürger in die-
em Land treffen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Da habt ihr euch aber lange zurückgehalten!)


ir wissen, dass man im Bereich der Welternährung
icht ohne eine solche Züchtungsmethode auskommt.
ies ist uns sogar vom UN-Kommissar für die Bekämp-

ung der Wüstenbildung im Ausschuss für Ernährung,
andwirtschaft und Verbraucherschutz gesagt worden.
r setzt darauf, dass eine zweite grüne Revolution in
ang gesetzt wird. Das wollen wir. Dabei wollen wir die
enschen mitnehmen.


(Beifall bei der FDP)


Wir sollten uns demokratietheoretisch fragen: Ist es
irklich richtig, dass in Deutschland eine Bevölkerungs-
mfrage über jedes Produkt durchgeführt wird, das neu
ingeführt werden soll? Die Mehrheitsmeinung kann
och kein Kriterium bei der Zulassung sein. Nicht weil
0 Prozent etwas wollen, werden wir es zulassen. Viel-
ehr wird ein Produkt zugelassen, wenn es den Regeln

ntspricht, die wir im Deutschen Bundestag aufgestellt
aben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


rinnert euch bitte daran: Porsche hat in Deutschland ei-
en Marktanteil von 0,4 Prozent. Wollen wir deswegen
iese Automarke verbieten, bloß weil 90 Prozent diese
utomarke nicht fahren? Das kann es doch nicht sein.
as ist das falsche Kriterium.

Wir haben zudem viel Gutes zum Bundeswaldgesetz
estgeschrieben. Wir wollen das Gesetz novellieren, ge-
auso wie Linke und Grüne zuvor. Wir wollen Agro-
orstsysteme ermöglichen und Möglichkeiten für Aqua-
ulturen schaffen. Wir wollen den Fischartenschutz
urch ein Kormoranmanagement voranbringen. Wir
ollen Politik für ganz Deutschland, für Norddeutsch-

and – von dort komme ich –, für Süddeutschland und
ür Ostdeutschland, betreiben. Wir wollen Politik für die

enschen in Deutschland machen.






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Es gibt aber auch noch Westdeutschland! Ich bin weder Nordnoch Süddeutscher! Ich bin Westdeutscher!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1700309100

Caren Lay hat jetzt das Wort für die Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])



Caren Lay (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1700309200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Es hätte wahrlich genügend Anlässe gegeben,
die Verbraucherpolitik aufzuwerten: sinkendes Verbrau-
chervertrauen in der Finanz- und Wirtschaftskrise, Ab-
zocke und aggressive Geschäftspraktiken im Internet,
der Handel mit Adressen, Globalisierung und neue, in-
transparente Märkte sowie steigende Energiepreise, um
nur einiges zu nennen.

Hinter diesen Anforderungen bleibt die im Koali-
tionsvertrag skizzierte schwarz-gelbe Verbraucherpolitik
um Lichtjahre zurück.


(Beifall bei der LINKEN)


Es beginnt mit einem unzureichenden, falschen Ressort-
zuschnitt. Ministerin Aigner ist es nicht gelungen, sich
neue Kompetenzen an Land zu ziehen. Noch immer gibt
es verbraucherpolitische Kompetenzen, die in anderen
Ressorts angesiedelt sind, statt dass sie in einem, wir-
kungsmächtigen Verbraucherministerium gebündelt wer-
den. Das wird der Querschnittsaufgabe Verbraucherpoli-
tik nicht gerecht.


(Beifall bei der LINKEN)


Auch vom Koalitionsvertrag – das ist schon mehrfach
erwähnt worden – haben Verbraucherinnen und Verbrau-
cher wenig zu erwarten. Vage Andeutungen und halbher-
zige Vorhaben – darüber geht er im Wesentlichen nicht
hinaus.

Mit dem Mantra vom mündigen Verbraucher wälzt
die Bundesregierung ihre verbraucherpolitische Verant-
wortung auf Bürgerinnen und Bürger ab.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wir nennen das Freiheit!)


Selbst das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung
hält dieses Leitbild inzwischen für veraltet. Verunsiche-
rung und Überforderung der Verbraucherinnen und Ver-
braucher sind an der Tagesordnung. Deshalb brauchen
wir in der Tat an einigen Stellen ein Mehr an staatlicher
Regulierung,


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Jawohl! Mehr Bürokratie!)


und auch der Wissenschaftliche Beirat des BMF teilt in-
zwischen diese Position.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


ch will Ihnen ganz deutlich sagen: Das wollen wir nicht,
eil wir Verbraucherinnen und Verbraucher bevormun-
en wollen, sondern weil wir den Glauben an die Selbst-
egulierung der Märkte schlichtweg für naiv halten.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie, Herr Kollege von der FDP, haben – das freut
ich – Offenheit gegenüber guten Vorschlägen signali-

iert. Wir als Linke haben welche zu bieten. Für uns hat
ie Stärkung der Verbraucherrechte oberste Priorität.
as VIG ist eine lahme Ente – das ist mehrfach erwähnt
orden – und hat den Praxistest nicht bestanden. Es
uss endlich auf alle Produkte und Dienstleistungen

usgeweitet werden. Auskunftsansprüche müssen sich
uch auf Unternehmen beziehen, und Auskünfte müssen
ür die Verbraucher vor allen Dingen kostenlos sein.


(Beifall bei der LINKEN)


ir brauchen auch eine stabile Finanzierung der Ver-
raucherzentralen und einen Ausbau ihrer Beratungstä-
igkeit. Der vzbv hat ausgerechnet: Mit der bisherigen
eratungsstruktur würde es 30 Jahre dauern, bis jeder
aushalt wenigstens einmal beraten werden könnte.
ier verspricht der Koalitionsvertrag, Konzepte zu ent-
ickeln. Das verspricht man schon seit vielen Jahren.
ir wollen diese Konzepte endlich sehen; denn sonst

ommt die Hilfe für die Betroffenen zu spät. Eine Lehre
us der Krise – das dürfte Konsens sein – ist ein besserer
nlegerschutz. Leider sind auch hier die Pläne lücken-
aft. Was fehlt, ist die Beweislastumkehr beim Scha-
ensersatz und vor allen Dingen auch der Schutz der
reditnehmer. Er fehlt fast gänzlich im Koalitionsver-

rag.


(Beifall bei der LINKEN)


s ist endlich an der Zeit, Verbraucherpolitik auch aus
er Perspektive der unteren Einkommensschichten zu
etreiben. Andere Dinge fehlen gänzlich: Das Markt-
ächtersystem und die Ampelkennzeichnung werden
icht kommen, obwohl wir diese wie auch die Smiley-
ennzeichnung im Gastronomiebereich brauchen wür-
en. Wir brauchen eine bundesweit koordinierte Lebens-
ittelkontrolle, und es wäre auch schön gewesen, wenn

er digitale Verbraucherschutz überhaupt erst einmal als
hemenfeld benannt worden wäre.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wenn die Kontrolleure alle eingestellt sind, ist der letzte Arbeitslose beseitigt!)


Es ist dringend an der Zeit, das Ungleichgewicht am
arkt zu beseitigen und Verbraucherinnen und Verbrau-

her mit den Unternehmen auf gleiche Augenhöhe zu
ringen. Dafür wäre es notwendig gewesen, sich auch an
er einen oder anderen Stelle couragiert mit Unterneh-
en anzulegen. Diesen Mut hat die Koalition leider

icht aufgebracht.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1700309300

Frau Lay, das war Ihre erste Rede im Hohen Haus.

Wir beglückwünschen Sie dazu und wünschen Ihnen al-
les Gute.


(Beifall)


Jetzt hat das Wort Johannes Röring für die CDU/
CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Der weiß wenigstens, wie man Schinken herstellt!)



Johannes Röring (CDU):
Rede ID: ID1700309400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

Union ist schon immer vertrauensvoller Partner für die
Menschen in ländlichen Räumen, für die Bäuerinnen
und Bauern, für die Beschäftigten der Land- und Agrar-
wirtschaft gewesen, und das soll auch so bleiben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir wissen, dass diese Branche, wie alle anderen
auch, zurzeit vor großen Herausforderungen und Anpas-
sungen steht. Um hier positive Akzente zu setzen, haben
wir im Koalitionsvertrag unsere Ziele formuliert, die wir
in den kommenden vier Jahren erreichen wollen. Die
Union steht dabei ohne Wenn und Aber zu einer flächen-
deckenden, vielfältigen Landwirtschaft mit unternehme-
rischer Verantwortung.

Die Agrarwirtschaft ist in ländlichen Gebieten ein
wichtiger Faktor für Wachstum und Erfolg in mittelstän-
dischen Unternehmen. Durch sie werden sichere Ar-
beitsplätze im ländlichen Raum geschaffen, die Bürge-
rinnen und Bürgern und vielen Familien eine hohe
Lebensqualität ermöglichen. Zur Stärkung der infra-
strukturellen Rahmenbedingungen ist es unbedingt not-
wendig, in diesem Bereich weitere Verbesserungen zu
erzielen. Wir wollen lebendige und lebenswerte ländli-
che Räume, die gerade jungen Menschen und Familien
Perspektiven bieten, aber auch die Versorgung der älte-
ren Generationen sicherstellen. Besonders setzen wir uns
dabei für den Ausbau der Breitbandversorgung ein, um
eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Moderne Kommunikationstechnologien wie das breit-
bandige Internet werden zunehmend zum Schlüssel für
Innovation, Wachstum und Sicherung von Arbeitsplät-
zen, auch in der Landwirtschaft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Bei den Zukunftsfeldern Ernährung, Energie, Ge-
sundheit, Umwelt- und Klimaschutz wird die Agrarwirt-
schaft eine bedeutende Rolle einnehmen. Aus diesem
Grund stellt sich die Frage der Nachhaltigkeit bei der
Nutzung natürlicher Ressourcen auch dort. Hier wollen
wir ausgewogene Regelungen mit dem Blick auf die
Umwelt, den Pflanzenbau, die Pflanzenzüchtung oder
die Tierhaltung, die nachhaltig wirken.

Wichtig dabei ist eine Beurteilung auf fachlicher
Grundlage, die auch die Wettbewerbssituation der Land-

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(C (D irtschaft im Blick hat. Deshalb sind fachlich nicht notendige Standards zu vermeiden, gegebenenfalls zu ver ndern. Darüber hinaus müssen wir auch bei Importen on Nahrungsmitteln und Rohstoffen die Debatte um achhaltige Standards führen. Das bedeutet aber auch, ass nicht notwendige bürokratische Hemmnisse beseiigt werden müssen. Dazu gehört unter anderem, dass um besseren Schutz von Mensch, Tier und Umwelt das erfahren der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln un er Beibehaltung der geltenden hohen Standards vereinacht und beschleunigt werden soll. Ein Thema, das mich auch persönlich sehr bewegt, ist ie Tatsache, dass täglich in Deutschland 110 Hektar andwirtschaftlicher Nutzfläche sowohl durch Überbaung der Flächen zu Siedlungsund Verkehrszwecken als uch durch Ausgleichsmaßnahmen für den Naturschutz auerhaft unbrauchbar gemacht werden. Diese Entwickung muss dringend gestoppt werden, und der Flächenerbrauch muss drastisch reduziert werden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es stellt sich für mich in diesem Zusammenhang die
rage, ob wir nicht dazu kommen müssen, dass wir un-
er Ackerland, unser Grünland, sozusagen unsere Le-
ensmittelproduktionsfläche, genauso schützen wie un-
eren Wald. Jeder Eingriff, der landwirtschaftliche
utzfläche der Produktion entzieht, muss abgewogen
erden und kommt nur als letzte Maßnahme infrage.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Als zielführende Maßnahmen dazu müssen wir zu-
ünftig verbesserte flexible Eingriffs- und Ausgleichsre-
elungen haben. Der Weg dahin muss auf einen qualitati-
en Ausgleich ausgerichtet sein. Hier müssen intelligente
nsätze gewählt werden. Es müssen Aspekte wie eine
essere Innenentwicklung der Städte, eine stärkere Unter-
tützung der Entsiedlung von Flächen zugunsten von Na-
ur und Umwelt sowie standortabhängige Ausgleichs-
aßnahmen finanzieller Art durch gesetzliche Vorgaben

rmöglicht werden.

Beim Ausbau von erneuerbaren Energien hat
eutschland in den vergangenen Jahren ein enormes Po-

enzial entwickelt. Durch die Novellierung des Erneuer-
are-Energien-Gesetzes im vergangenen Jahr wurde die-
er Trend weiter positiv beeinflusst.

Den Weg der hierdurch erfolgten Weichenstellungen
in zu mehr dezentralen, kleinen, standortangepassten
nlagen, die sich durch eine optimale Wärmenutzung
nd verstärkte Reststoffnutzung auszeichnen, wollen wir
eitergehen. Wir möchten auch weiterhin nachwach-

ende Rohstoffe aus Land- und Forstwirtschaft sinnvoll
ördern. Wir wollen uns deswegen besonders für die Ver-
inderung einer Konkurrenz zwischen dem Anbau von
ahrungsmitteln und dem von nachwachsenden Roh-

toffen, beispielsweise durch einseitige Überförderung,
insetzen. Deshalb unterstützen wir Konzepte, deren
iel es ist, die Reststoffnutzung zu verbessern, das Prin-
ip der Kreislaufwirtschaft zu optimieren und Wärme
innvoll zu nutzen.






(A) )



(B) )


Johannes Röring
Wir sehen in der Nutzung nachwachsender Rohstoffe
zur Energieproduktion eine weitere Option für die Land-
wirtschaft. Sie kann sich hiermit Einnahmemöglichkeiten
erschließen und ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Da-
bei sind uns Effizienzsteigerung, Nachhaltigkeit, größt-
mögliche Klimaeffekte und regionale Wertschöpfung
sehr wichtig.

Bei aller Euphorie ist mir aber, meine Damen und
Herren, mehr denn je wichtig: Nahrung zuerst! Daher
spreche ich mich auch eindeutig gegen die Förderung
der Installation von Fotovoltaikanlagen auf besten
Ackerböden aus,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


da hier landwirtschaftlich nutzbare Produktionsfläche
verloren geht. Hier besteht dringender Korrekturbedarf.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Was?)


Meine Damen und Herren, wir wollen eine flächende-
ckende, lebendige Land- und Forstwirtschaft und eine
starke Agrarwirtschaft in unserem Land. Unser Ziel ist,
dass die heimische Agrarwirtschaft auf regionalen Märk-
ten, dem EU-Binnenmarkt sowie auch auf Märkten au-
ßerhalb der Europäischen Gemeinschaft bestehen kann.
Die Landwirte in Deutschland sollen sich darauf verlas-
sen können, dass wir auch in Zeiten des globalen Han-
dels und der Liberalisierung die politischen Rahmenbe-
dingungen so setzen, dass sich die Agrarwirtschaft vor
Ort nachhaltig entwickeln kann. Wir setzen uns dafür
ein, dass gesamtgesellschaftliche Leistungen der Land-
wirtschaft entsprechend honoriert werden. Bei der Um-
setzung von EU-Richtlinien müssen wir Wettbewerbs-
verzerrungen vermeiden. Zugleich müssen wir diese eins
zu eins umsetzen.

Wir werden in den kommenden vier Jahren eine
Agrarpolitik für Deutschland gestalten, die sich durch
ein hohes Maß an Verlässlichkeit auszeichnet. Wir brau-
chen Rahmenbedingungen, die Vertrauen schaffen; denn
nur dies setzt Kräfte frei, schafft Mut für Investitionen
und macht die Landwirtschaft für junge Menschen at-
traktiv und damit auch auf lange Sicht zukunfts- und
wettbewerbsfähig.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1700309500

Der Kollege Dr. Wilhelm Priesmeier hat das Wort für

die SPD-Fraktion.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Ein ausgesprochen guter Mann!)



Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD):
Rede ID: ID1700309600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Verehrte Frau Ministerin, ich muss sagen, ich
bin ein bisschen enttäuscht ob des Inhaltes Ihrer Regie-
rungserklärung.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Schon wieder?)


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(C (D ch hätte mir einige präzisere Ausführungen erwartet. Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen von der oalition, heute wäre hier vielleicht ein bisschen wenier Selbstgefälligkeit und Selbstgerechtigkeit am Platze ewesen. Man kann den Sieg ja feiern, aber dann bitte it der gebotenen Ernsthaftigkeit. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Gisela Piltz [FDP]: Das ist vor vier Jahren bei der SPD nicht anders gewesen!)


Lassen Sie mich einige Fragen zu dem Bereich, der
ach meiner Einschätzung in der Regierungserklärung
er Ministerin etwas zu kurz gekommen ist, dem Tier-
chutz, ansprechen. Dieser Bereich bewegt mich als
achpolitiker natürlich in besonderer Weise. Sie schrei-
en:

Wir wollen den Tierschutz in der landwirtschaftli-
chen Nutztierhaltung im Einklang mit der Wirt-
schaftlichkeit voranbringen.

Eine andere Äußerung, die ernst zu nehmen ist, ist die
rage der Eins-zu-eins-Umsetzung. Bedeutet das jetzt,
ass alle Standards, die wir in Deutschland über den EU-
tandard hinaus erkämpft haben, zurückgeführt werden?
der heißt das sogar, dass die stringente Politik, die wir

eit 1998 betrieben haben und dank der Deutschland eine
ührende Rolle in der Tierschutzpolitik in Europa ein-
immt, infrage gestellt wird?

Sie machen keine konkreten Aussagen zum Ver-
andsklagerecht; das muss man nicht unbedingt. Das ist
ei Ihnen wahrscheinlich ein Tabuthema. Das ist auch
icht ganz einfach.

Es gibt auch keine konkrete Aussage zur Ferkelkas-
ration. Das sind Themen, die im Augenblick die Tier-
chutzdiskussion bestimmen. In den Niederlanden gibt
s zwischen den Wirtschaftsbeteiligten bereits die Ver-
inbarung, ab 2015 vollständig auf die Kastration zu ver-
ichten. Zu solchen Ansätzen hätte man sich durchaus
ußern können. Aber ich kann keine konkreten Äußerun-
en erkennen.

Wie halten Sie es mit den Tiertransporten? Mecklen-
urg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz haben einen Ent-
chließungsantrag vorgelegt. Ich hätte mir gewünscht,
ass dort eine Acht-Stunden-Regelung aufgenommen
orden wäre. Eine solche Regelung gibt es aber nicht.
benso gibt es keine Aussage zum Tierschutz-TÜV, für
en ich gekämpft habe. Ich bin immer noch stolz darauf,
ass wir das gesetzlich geregelt haben.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: 2012!)


ie Frage ist: Wo bleibt die Verordnung? Frau Ministe-
in, werden Sie eine Verordnung vorlegen, oder werden
ie das nicht tun? Wie sieht die weitere Vorgehensweise
us? Das würde auch einige Menschen in diesem Lande,
ie sich für den Tierschutz engagieren, brennend interes-
ieren. Ich warte da auf eine Aussage.

Unter deutscher Ratspräsidentschaft gab es eine große
onferenz in Brüssel, bei der es um das Tierschutzlabel
ei Lebensmitteln ging. Auch dazu gibt es von Ihnen
eine Aussage. Wie stehen Sie dazu? Treten Sie dafür
in? Unterstützen Sie das? Oder ist Ihnen das nur eine






(A) )



(B) )


Dr. Wilhelm Priesmeier
Randnotiz wert? Ich hätte, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen von der FDP und von der Union, in diesem Bereich
ein bisschen mehr Mut und klare Aussagen von Ihnen er-
wartet.

Klare Aussagen fehlen mir auch zu Kernbereichen
der Agrarpolitik und ihrer Weiterentwicklung. Wir alle
wissen, dass die gegenwärtige Agrarpolitik sich, auch in
Bezug auf die Prämien und Transferzahlungen, dauer-
haft und immer wieder neu zu legitimieren hat. Ihre Aus-
sage dazu lässt eher eine rückwärtsgewandte Politik be-
fürchten, nach dem Motto: möglichst viel für die erste
Säule, möglichst wenig für die zweite Säule. Ich warne
davor. Wahrscheinlich wird in absehbarer Zeit der Lissa-
bon-Vertrag rechtskräftig werden. Dann werden sich die
Voraussetzungen für die europäische und die nationale
Agrarpolitik grundlegend wandeln.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Da hast du recht!)


Es gibt keinen Hinweis von Ihnen, wie man sich in die-
ser Hinsicht verhalten wird.

Auch zu der Frage, die im Zusammenhang damit
schon im Vorfeld diskutiert wird – Finanzierung der EU-
Agrarpolitik und Größenordnung des nationalen Bei-
trags –, gibt es keine Aussage. Das würde aber viele
Landwirte, Wirtschaftsbeteiligte und andere Betroffene
in diesem Land interessieren. Da hätte ich ein bisschen
mehr erwartet.

Auf der anderen Seite muss man natürlich beachten,
dass es bei den einschneidenden Veränderungen, die uns
bevorstehen, keine radikalen Brüche geben darf. Das
heißt, man muss diesen Prozess gestalten. Sie verschie-
ben das Ganze auf den Zeitraum nach 2013. Denken Sie
nicht weiter als bis 2013? Oder ist das Absicht, um die
Landwirte und Wirtschaftsbeteiligten im Unklaren zu
lassen?


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Da sind wir uns doch einig bis jetzt!)


Das sind ganz entscheidende Fragen, zu denen ich ent-
sprechende Aussagen erwartet habe.

Lassen Sie mich zum Schluss noch eine Bemerkung
zu dem Manna machen, das vom Himmel gefallen ist,
vor allen Dingen für die Milchbauern. Die Milchbauern
haben eine harte Zeit hinter sich. Im Augenblick scheint
es wieder bergauf zu gehen. Die Preise steigen; ich
hoffe, dass es Anfang nächsten Jahres auskömmlich sein
wird. In Bezug auf das 500-Millionen-Euro-Programm
frage ich mich ganz ernsthaft nach der Zielrichtung.
500 Millionen Euro sind ungefähr 118 Euro pro Kuh
oder 2 Cent pro Liter für den angedachten Zeitraum.
Was bezwecken Sie damit? Wie soll das Geld zu den be-
troffenen Betrieben gelangen? Wollen Sie da eine Struk-
turpolitik betreiben, oder wollen Sie nur mit der Gieß-
kanne durch die Lande fahren und das Geld auskippen?


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Nein!)


Wollen Sie in gleicher Weise jeden Hektar Grünland be-
denken?

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(C (D ollen Sie die Gunststandorte in gleicher Weise bedenen wie die Grenzertragsstandorte? as ist die Zielrichtung? Darauf müssen Sie antworten. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das machen wir gemeinsam!)


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Nein!)


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Nein!)


ch hoffe, dass Sie das können, und ich hoffe, dass es
icht so ist, wie es den Anschein hat, dass nämlich die
00 Millionen Euro dazu dienen, dass die Bayern end-
ich die Klappe halten, statt den Quotenausstieg 2015 zu
interfragen oder nach einer Mengensteuerung nach
015 zu verlangen. Diese Politik, die während der Ver-
andlungen, aber auch in den letzten Monaten zu erken-
en war, hat dazu geführt, dass vielen Betrieben wirt-
chaftlicher Schaden zugefügt worden ist. An der
atsache, dass die Quotenpreise bei der letzten Auktion
m 4 Cent gestiegen sind, kann man erkennen, wie viel
ort in Bewegung geraten ist. Ich glaube, in dieser Be-
iehung wäre ein bisschen mehr Ehrlichkeit angebracht
ewesen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich kann nur hoffen, dass Sie diese Ehrlichkeit in Zu-
unft aufbringen. Ich freue mich natürlich auf die Zu-
ammenarbeit mit Ihnen. Aber ich werde Sie immer
ieder kritisch fragen, wo denn Ihre Konzepte für die
ukunft sind. Darauf können Sie sich verlassen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1700309700

Damit schließe ich die Aussprache zu diesem Punkt.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 3 sowie Zusatz-
unkt 1 auf:

3 Abschließende Beratungen ohne Aussprache

Beratung des Antrags der Fraktionen CDU/CSU,
SPD, FDP, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Einsetzung von Ausschüssen

– Drucksache 17/17 –

P 1 Beratung des Antrags der Fraktion DIE LINKE

Einsetzung eines Ausschusses für die Herstel-
lung gleichwertiger Lebensverhältnisse in der
Bundesrepublik Deutschland

– Drucksache 17/9 –

Eine Aussprache ist hierzu nicht vorgesehen. Daher
ommen wir gleich zur Abstimmung.

Wer stimmt für den interfraktionellen Antrag auf
rucksache 17/17? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-
en? – Damit ist dieser Antrag einstimmig angenom-
en. Die Ausschüsse sind entsprechend eingesetzt.






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt

Wer stimmt für den Antrag der Fraktion Die Linke auf
Drucksache 17/9? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-
gen? – Damit ist der Antrag bei Zustimmung durch die
Fraktion Die Linke und bei Gegenstimmen der übrigen
Fraktionen abgelehnt.

Damit sind wir am Schluss der heutigen Tagesord-
nung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Mittwoch, den 11. November
2009, 9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.