Protokoll:
16110

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 110

  • date_rangeDatum: 11. September 2007

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 19:01 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/110 des Einsatzes bewaffneter deutscher Streit- kräfte im Rahmen der „United Nations Interim Force in Lebanon“ (UNIFIL) auf Grundlage der Resolutionen 1701 (2006) und 1773 (2007) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 11. August 2006 bzw. 24. August 2007 (Drucksache 16/6278) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2008 (Haushaltsgesetz 2008) (Drucksache 16/6000) . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg-Otto Spiller (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (SPD) . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Edmund Peter Geisen (FDP) . . . . . . . . . . 11377 D 11378 A 11405 B 11406 D 11409 C 11411 A 11412 A 11413 A 11414 A 11415 C Deutscher B Stenografisch 110. Sitz Berlin, Dienstag, den 1 I n h a l Gedenken an die Opfer der Anschläge am 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten von Amerika . . . . . . . . . . . . . . . . . . Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Otto Schily, Detlef Parr, Klaus Hofbauer, Günter Baumann, Waltraud Lehn, Dr. Marlies Volkmer, Annette Faße und Eduard Oswald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Begrüßung der neuen Abgeordneten Cajus Caesar, Dr. Stephan Eisel und Bettina Herlitzius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung P J D D J A S D C D G 11377 A 11377 B 11377 B 11377 D b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2007 bis 2011 (Drucksache 16/6001) . . . . . . . . . . . . . . . . 11378 A undestag er Bericht ung 1. September 2007 t : eer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . oachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . teffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . arsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . r. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . eorg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 11378 B 11388 A 11390 A 11392 B 11393 B 11395 A 11397 B 11399 C 11400 A 11402 C 11403 D Manfred Zöllmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 11416 B 11417 B II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 110. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2007 Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit Sigmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper (SPD) . . . . . . . . . . . . 11418 B 11419 B 11420 C 11421 C 11423 A 11447 C 11449 A 11450 B 11451 C 11452 B 11453 B 11453 D 11454 C Michael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katherina Reiche (Potsdam) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . . Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . Lutz Heilmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gisela Piltz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S R S B M D W J J O D D N A L 11425 C 11426 C 11428 B 11429 A 11430 B 11432 B 11433 B 11434 C 11435 A 11436 A 11437 B 11438 C 11440 D 11442 A 11444 A 11445 C ebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . einhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . ebastian Edathy (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz rigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . echthild Dyckmans (FDP) . . . . . . . . . . . . . r. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . olfgang Nešković (DIE LINKE) . . . . . . . . erzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegfried Kauder (Villingen- Schwenningen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . oachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . tto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . aniela Raab (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 11456 A 11457 A 11458 A 11458 C 11459 A 11461 D 11463 A 11465 B 11467 A 11468 A 11468 D 11470 C 11471 D 11472 D 11474 C 11475 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 110. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2007 11377 (A) ) (B) ) 110. Sitz Berlin, Dienstag, den 1 Beginn: 10.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 110. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 11. September 2007 11475 (A) (C) (B) (D) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ahrendt, Christian FDP 11.09.2007 von Bismarck, Carl- Eduard CDU/CSU 11.09.2007 Burkert, Martin SPD 11.09.2007 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 11.09.2007 Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2007 Grasedieck, Dieter SPD 11.09.2007 Hermann, Winfried BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2007 Kuhn, Fritz BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.09.2007 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 11.09.2007 Merkel (Berlin), Petra SPD 11.09.2007 Nitzsche, Henry fraktionslos 11.09.2007 Röring, Johannes CDU/CSU 11.09.2007 Schily, Otto SPD 11.09.2007 Dr. Stinner, Rainer FDP 11.09.2007 Strothmann, Lena CDU/CSU 11.09.2007 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 110. Sitzung Berlin, Dienstag, den 11. September 2007 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611000000

Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie alle
herzlich zur ersten Arbeitssitzung des Deutschen Bun-
destages nach der parlamentarischen Sommerpause.

Heute gedenken nicht nur in Amerika viele Menschen
der entsetzlichen Anschläge vom 11. September 2001
und der Tausenden von Opfern, die diese Terroran-
schläge gefordert haben. Unser Gedenken an die Opfer
verbindet sich mit der Entschlossenheit, jeder Form von
Terrorismus, mit welcher Begründung auch immer, ent-
gegenzutreten und allen möglichen Bedrohungen der
Freiheit und des Lebens der Menschen in diesem Lande
entgegenzuwirken.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


Vor Eintritt in unsere Tagesordnung möchte ich einige
Mitteilungen machen:

Während der parlamentarischen Sommerpause haben
eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen runde Ge-
burtstage gefeiert. Der Kollege Otto Schily wurde am
20. Juli 75 Jahre alt, und der Kollege Detlef Parr wurde
am 8. September 65 Jahre alt. Diesen beiden kann man

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Redet
schon einmal gesondert gratulieren.


(Beifall)


Ihren 60. Geburtstag haben im gleichen Zeitraum die
Kolleginnen und Kollegen Klaus Hofbauer, Günter
Baumann, Waltraud Lehn, Dr. Marlies Volkmer,
Annette Faße und Eduard Oswald begangen. Im Na-
men des ganzen Hauses gratuliere ich nachträglich herz-
lich und wünsche alles Gute!


(Beifall)


Die Kollegen Dr. Reinhard Göhner, Dr. Peter
Paziorek und Dr. Reinhard Loske haben zwischenzeit-
lich auf ihre Mitgliedschaft im Deutschen
verzichtet. Als Nachfolger für Herrn Dr. Göhn
ich herzlich den Kollegen Cajus Julius Caesa


(Beifall)


(C (D ung 1. September 2007 0 Uhr er den meisten noch in allerbester Erinnerung ist und er dem Parlament sicher nicht nur durch die Durchchlagskraft seines Namens behilflich sein wird. Als Nachfolger von Herrn Dr. Paziorek begrüße ich en Kollegen Dr. Stephan Eisel nd als Nachfolgerin von Herrn Dr. Loske die Kollegin ettina Herlitzius. erzlich willkommen und auf gute Zusammenarbeit! Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene agesordnung um die erste Beratung des von der Bunesregierung eingebrachten Entwurfs des Heimkehrertiftungsaufhebungsgesetzes auf Drucksache 16/5845 zu rweitern. Dieser Gesetzentwurf soll ohne Aussprache n die Ausschüsse überwiesen werden. Sind Sie damit inverstanden? – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist as so beschlossen. Wir kommen nun zu Tagesordnungspunkt 1: Beratung des Antrags der Bundesregierung Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deut ext scher Streitkräfte im Rahmen der „United Nations Interim Force in Lebanon“ auf Grundlage der Resolutionen 1701 und 1773 einten Nationen vom 11. August 2006 bzw. 24. August 2007 – Drucksache 16/6278 – Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss Rechtsausschuss Verteidigungsausschuss Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für die Angelegenheiten der Europäischen Union usschuss gemäß § 96 GO ache dazu ist für heute nicht vorgesehen; diesen Antrag zur Beratung an die AusBundestag er begrüße r, Ausschuss Haushaltsa Eine Ausspr aber wir müssen Präsident Dr. Norbert Lammert schüsse überweisen. Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf Drucksache 16/6278 an die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Ich nehme an, dass Sie damit einverstanden sind. – Das ist offenkundig der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Wir kommen zu den Tagesordnungspunkten 2 a und 2 b: a)


(Beifall)


(Beifall)





(A) )


(B) )

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2008 (Haushaltsgesetz 2008)


– Drucksache 16/6000 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Finanzplan des Bundes 2007 bis 2011

– Drucksache 16/6001 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind im
Rahmen der Haushaltsberatungen für die heutige Aus-
sprache im Anschluss an die einstündige Einbringung
des Haushalts sechseinhalb Stunden, für Mittwoch sie-
bendreiviertel Stunden, für Donnerstag sieben Stunden
und für Freitag drei Stunden vorgesehen. Ich nehme an,
dass es auch dazu keinen Widerspruch gibt – in weiser
Vorahnung, dass es am Ende jeweils vermutlich etwas
länger dauern wird. – Dann ist das so beschlossen.

Ich erteile nun das Wort zur Einbringung des Haus-
haltes dem Bundesminister der Finanzen Peer
Steinbrück.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1611000100

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Der Präsident hat daran erinnert:
Heute auf den Tag genau vor sechs Jahren fanden die
heimtückischen Terrorakte in New York und Washington
statt. Seitdem ist nichts mehr so, wie es war, vor allem in
den USA, wo bei diesen Anschlägen Tausende von Men-
schen umgekommen sind, derer wir nicht nur heute ge-
denken. Es ist auch nichts mehr so in der übrigen Welt,
wohin sich die politischen, die wirtschaftlichen und auch
die psychologischen Schockwellen, die für unsere inzwi-
schen hochgradig vernetzte und globalisierte Welt cha-
rakteristisch sind, mit sehr großer Geschwindigkeit aus-
gebreitet haben.

Unbestreitbar ruft diese globalisierte Welt bei vielen
Menschen Unsicherheit, ja gelegentlich sogar ausge-
prägte Angst hervor. Dennoch oder gerade deshalb er-
scheint es mir unverantwortlich, bei den Menschen den
Eindruck zu vermitteln, man könne Globalisierung
quasi zurückdrehen, man könne sich gegen Globalisie-
rung und ihre unerwünschten Folgewirkungen – wäh-

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(C (D end man gleichzeitig die erwünschten Folgewirkungen ern in Kauf nimmt – abschotten, oder es würde reichen, n den Grenzen der Bundesrepublik Deutschland quasi as Rollo herunterzulassen. Wer so argumentiert, streut en Menschen Sand in die Augen. Deutschlands Wirtschaft, die über 40 Prozent ihrer ertschöpfung über Exund Importe erzielt, ist eng mit er Weltwirtschaft verbunden. Das heißt, 40 Prozent uneres Wohlstandes gewinnen wir durch Globalisierung. ie Bundesrepublik Deutschland ist durch die Entwick ung der letzten Jahrzehnte einer der großen Gewinner ieser Globalisierung. Wenn wir unsere Verknüpfungen mit der Weltwirtchaft schwächen oder beschädigen, wenn wir sie belasen, verlieren wir Arbeitsplätze, verlieren wir Wohlstand nd Wachstum, und wahrscheinlich könnten wir unser oziales Sicherungssystem immer weniger auf dem iveau finanzieren, wie wir es heute noch können. Stimen, die zumindest unterschwellig mit dem Motto Wohlstandssicherung durch Abschottung“ eine politiche Rendite zu gewinnen versuchen – teilweise übriens auch mit nationalistischen Untertönen –, handeln ngesichts unserer faktischen Verflechtung in einem zuammenwachsenden Europa und weltweit, wie ich laube, verantwortungslos. Wir wissen, dass Globalisierung anstrengend ist. Uner Zeitalter ist von Beschleunigung, von raschen Veränerungen und zunehmender Komplexität gekennzeichet. Damit müssen wir umgehen lernen. Dabei dürfen ir die Menschen nicht verschrecken, sondern müssen ie zur Teilnahme und Teilhabe befähigen. Das ist in einen Augen die erforderliche politische Verantwor ungsethik. Aktuelles Beispiel: Seit einigen Wochen haben wir es it erheblichen Verunsicherungen und einer sehr großen ervosität an den internationalen Finanzmärkten zu un. Keine Frage: Was wir dort erleben, ist sehr ernst zu ehmen. Dennoch sollten wir die Lage jenseits jeder erharmlosung, die nicht angebracht ist, nicht dramatiieren. Wir brauchen jetzt weder Verharmlosung noch ysterie, sondern wir brauchen verantwortungsbewuss es Handeln und die Reifezeit, um Lerneffekte zu erzieen und Konsequenzen aus dieser Entwicklung zu zieen. Ich will an dieser Stelle deutlich machen, dass ich ehr zufrieden bin mit der professionellen und sehr rachen Reaktion der Vertreter der Banken aller drei Säuen unseres deutschen Kreditwesens. Ich möchte ihnen n dieser Stelle namentlich danken: Herrn Müller für die rivaten Geschäftsbanken, Herrn Haasis für die öffentich-rechtlichen Kreditinstitute und Herrn Pleister für die enossenschaftsbanken. Ich möchte dem Bundesbankräsidenten, Herrn Weber, und dem Präsidenten der aFin, Herrn Sanio, dafür danken, dass das Zusammenirken dieser wichtigen Partner der deutschen Finanzirtschaft in einer sehr zugespitzten, krisenhaften Situa ion funktioniert hat und dadurch nach Lage der Dinge chlimmeres verhindert wurde. Bundesminister Peer Steinbrück Ich möchte auch den großen Zentralbanken einschließlich der Europäischen Zentralbank danken. Sie haben schnell und effektiv insbesondere auf dem Markt für Unternehmensanleihen eine Liquiditätsund Kreditklemme und damit Schlimmeres verhindert. Dadurch wurde insbesondere die drohende Gefahr abgewendet, dass sich die Realwirtschaft an der Entwicklung auf den Finanzmärkten ansteckt, was zu Eintrübungen der wirtschaftlichen Entwicklung hätte führen können. Wir sind jetzt dabei, diese Krise sorgfältig aufzuarbeiten und dann – aber erst dann – Konsequenzen für die Bankenaufsicht und bezogen auf andere Problemfelder zu ziehen. Es sollte nichts überstürzt werden. Meine Damen und Herren, ohne dass es zynisch klingt, will ich hinzufügen: Man kann der jüngsten dramatischen Entwicklung auch etwas Gutes abgewinnen und sie als eine Art Normalisierung auf den Finanzmärkten nach einer Phase der absoluten Maßlosigkeit, der Überhitzung und der Übertreibungen bewerten. Die Chance dieser Krise liegt darin, dass sie endlich wieder zu einem angemesseneren Risikobewusstsein der Akteure führt, dass sich Kreditrisiken wieder deutlicher in der Höhe der Risikoprämien niederschlagen und sich das eine oder andere Bankenmanagement vielleicht nicht mehr mit hochkomplexen Produkten am Markt bewegt, von denen es weitaus weniger versteht als größere Kreditinstitute. Der deutsche Finanzmarkt hat genug Reserven, um die derzeitigen Spannungen zu überstehen. Ebenso wichtig ist, dass die realwirtschaftlichen Grunddaten in Deutschland nach Einschätzung vieler Verbandsvertreter, vieler renommierter Ökonomen und auch aus Sicht der wirtschaftswissenschaftlichen Expertise weiterhin positiv und stabil sind, sowohl in Deutschland als auch weltweit. Was die weitere wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland angeht, sehe ich wie die Mehrzahl der Experten keinerlei Anzeichen für eine ernsthafte Eintrübung. Um die deutsche Konjunktur steht es nach wie vor gut. Meine Damen und Herren, nicht nur der deutsche Konjunkturmotor läuft rund; auch der Standort Deutschland klettert in den internationalen Rankings nach oben. Was in Deutschland noch vor einigen Jahren in einem verbreiteten Lamento für sehr unwahrscheinlich gehalten wurde, ist heute Realität. Die deutsche Wirtschaft hat in den letzten Jahren deutlich an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen. Wir sind nicht mehr diejenigen, die die rote Konjunkturlaterne tragen. Inzwischen ist die Wirtschaft Deutschlands eine von mehreren Lokomotiven der europäischen Konjunktur. Angesichts der fast schon selbstzerstörerischen Selbstbespiegelung, die wir in den letzten Jahren teilweise erlebt haben, überraschen die Fakten inzwischen positiv und tragen endlich auch zu einer Veränderung der mentalen Einstellung der Menschen in unserem Land bei. Es ist vielleicht hinzuzufügen, dass die Lage in der Bundesrepublik Deutschland und die Verfassung unseres Landes in den letzten Jahren nie so schlecht gewesen sind, wie wir es uns selbst eingeredet haben. Die vollständige Botschaft lautet allerdings: Wir sind keines w g D l m r b D i u w t v d a U w b g V e p d b n b a l W h m h s g s 5 I t S s d m A g l t e (C (D egs bereits so gut aufgestellt, wie wir es zur Bewältiung der zukünftigen Herausforderungen sein müssten. ies könnte eine ausgewogene, ausbalancierte Beurtei ung unserer Lage sein. Um im Telegrammstil auf einige Fakten einzugehen, öchte ich darauf hinweisen, dass eine Befragung der enommierten Unternehmungsberatung Ernst & Young estätigt: Für international tätige Unternehmen ist eutschland inzwischen wieder der attraktivste Standort n Europa und der drittattraktivste Standort weltweit, nd zwar nicht nur wegen der Verbesserung der Wettbeerbsfähigkeit und nicht nur wegen der Lohnstückkos enentwicklung, sondern auch wegen seiner nach wie or sehr guten Infrastruktur, der Attraktivität und Größe es deutschen Marktes, unserer Wirtschaftsgeografie, uch vor dem Hintergrund der erweiterten Europäischen nion, der Qualität von Forschung und Entwicklung soie der hohen Qualifikation und Motivation unserer Areitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Hinzu kommt die esellschaftliche Stabilität, die es in Deutschland im ergleich zu anderen Ländern nach wie vor gibt. Das ist in Wert, der sich kaum messen lässt, aber mit zu den ositiven Standortfaktoren dieser Republik gehört. Über die erfreulich gestiegene Wettbewerbsfähigkeit er deutschen Wirtschaft habe ich schon gesprochen. Es leibt zu ergänzen, dass einer der großen Pluspunkte ach wie vor ein sehr starker Mittelstand ist, der sich insesondere im Vergleich zu europäischen Partnerländern ls immer gewichtiger für die wirtschaftliche Entwickung in Deutschland herausstellt. Als einziger G-7-Staat konnte Deutschland seinen elthandelsanteil in den letzten zehn Jahren auf einem ohen Niveau ausbauen. Viermal in Folge Exportwelteister, das ist schon ein sensationeller Erfolg. Eine weitere Tatsache: Die Arbeitslosigkeit ist inneralb eines Jahres auf den niedrigsten Stand seit 1999 geunken. Mit inzwischen 3,7 Millionen Arbeitslosen lieen wir um gut 670 000 unter dem Vorjahreswert und ind damit von der erschreckenden Rekordmarke von Millionen Arbeitslosen im Jahre 2005 weit entfernt. ch weiß, dass dies nicht reicht; aber der Trend ist wichig und weist nach unten. Auch wenn es viele immer wieder überrascht, unsere teuerund Abgabenquote liegt unter dem Durchchnitt der 25 europäischen Mitgliedstaaten, wenn ich ie neuen Mitgliedstaaten Rumänien und Bulgarien einal außen vor lasse. Die Belastung über die Steuerund bgabenquote in Deutschland ist im europäischen Verleich unterdurchschnittlich und nicht überdurchschnittich. Eine weitere wichtige Botschaft, die in ordnungspoliischen Debatten gelegentlich ignoriert wird, lautet, dass s inzwischen in Deutschland – wahrscheinlich in die Bundesminister Peer Steinbrück sem Jahr schon – weniger Staat gibt als zum Beispiel im Vereinigten Königreich, einem Land im angloamerikanischen Bereich, dem immer unterstellt wird, dass dort der Staat sehr viel weniger imperialistisch und krakenartig etwas von der Wirtschaftsleistung für sich in Anspruch nimmt. Bereits im letzten Jahr lag unsere Staatsquote mit 45,4 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Dies sollte endlich auch diejenigen beeindrucken – sie sollten es wenigstens zur Kenntnis nehmen –, die keine Gelegenheit auslassen, den Staat als fetten Moloch zu diskreditieren. Die Wahrheit ist: Dieser Staat wird schlanker und effizienter. Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass er über diese Entwicklung nicht handlungsunfähig wird, sondern weiterhin ein handlungsfähiger Staat bleibt, der den Menschen die Dienstleistungen zur Verfügung stellt, die sie brauchen, um die Stabilität dieser Gesellschaft zu erreichen, und ihre großen Lebensrisiken absichert. Eine weitere Tatsache ist, dass wir das Maastrichter Verschuldungskriterium weit unterschreiten. Während unsere Verschuldung im Jahre 2005 – Sie erinnern sich – noch 3,2 Prozent betrug, wird sie in diesem Jahr auf voraussichtlich ein halbes Prozent sinken. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass wir 2008 eine schwarze Null schreiben werden. Schließlich wird mit mehr als 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland mehr Geld für Forschung und Entwicklung investiert als in den meisten anderen europäischen Partnerländern. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





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(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Einige sind uns allerdings immer noch voraus, insbeson-
dere die Skandinavier, deren Prozentanteil zum Teil bei
3,5 bis 4 liegt. Unser Ziel bleibt, die Dreiprozentmarke
zu erreichen, die erforderlich ist, um Deutschland global
weiterhin wettbewerbsfähig zu halten.


(Beifall bei der SPD)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, die wieder-
gewonnene Stärke der deutschen Volkswirtschaft wird
auch dadurch eindrucksvoll bestätigt, wie sie die kon-
junkturell unzweifelhaft belastende Wirkung der Mehr-
wertsteuererhöhung weggesteckt hat. Gut acht Monate
nach ihrem Inkrafttreten sind alle Horrorszenarien, die in
der Vergangenheit auch an die Wände dieses Hohen
Hauses gemalt worden sind – Stichwort: Gift für die
Konjunktur – zerplatzt.

Ich bin noch einmal in die Reden insbesondere von
Oppositionspolitikern der letzten Monate eingestiegen
und finde dort folgende Zitate: „Die wirtschaftliche
Belebung im Jahr 2007 wird kaputt gemacht“, „Die Neu-
verschuldung wird in den nächsten Jahren nicht abge-
baut“, „Das Konsumklima wird eingetrübt“ oder „Hoff-
nung auf Wachstum wird sich mit dem rot-schwarzen
Haushalt nicht erfüllen“, „Der Haushalt 2007 ist nicht
solide“. Letzteres stammt von Herrn Koppelin.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D err Solms prognostizierte: „Die Binnenkonjunktur ird 2007 einbrechen.“ Noch einmal Herr Solms: „Die öcher in den öffentlichen Haushalten werden sich wei er öffnen.“ (Beifall bei der FDP – Jürgen Koppelin [FDP]: Stimmt doch auch!)


as ist aus diesen Einschätzungen geworden? Wenn Sie
ich in Ihren vergangenen Haushaltsreden so geirrt ha-
en, warum sollten wir Ihren im Rahmen dieser Haus-
altsdebatte bevorstehenden Beiträgen Glauben schen-
en?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen der Abg. Ulrike Flach [FDP])


ichts von dem, was Sie prophezeit haben, ist eingetre-
en: weder das mit Blick auf die Haushaltslücken noch
as bezogen auf die Konjunktur, noch das bezogen auf
ie anderen Faktoren, die Sie angesprochen haben.

Die finanzpolitische Strategie der Großen Koalition
at funktioniert. Es war richtig, 2006 alles zu unterlas-
en, was den konjunkturellen Himmel erkennbar in trü-
ere Farben hätte bringen können, und erst 2007 mit ei-
er nachhaltigen Konsolidierung zu beginnen. Ich bleibe
abei: Die Anhebung der Mehrwertsteuer war und ist der
m wenigsten schädliche einnahmeseitige Beitrag zur
trukturellen Konsolidierung der Staatsfinanzen, und den
eitpunkt für diese Erhöhung hat die Große Koalition

ichtig gewählt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der FDP – Jürgen Koppelin [FDP]: Die Merkel-Steuer war das!)


Ach! – Das, was meistens auch von Ihnen verdrängt
ird, ist, dass es mit dem weitergereichten Mehrwert-

teuerpunkt möglich gewesen ist, den Arbeitslosenversi-
herungsbeitrag von 6,5 auf 4,2 Prozent deutlich zu sen-
en. Wir werden diesen Weg weitergehen. Das hat allein
m laufenden Jahr zu einer Entlastung von 17 Milliarden
uro, paritätisch für Arbeitgeber und für Arbeitnehme-

innen und Arbeitnehmer, geführt. Dadurch sind die
ruttoarbeitskosten in Deutschland tendenziell gesun-
en, und die verfügbaren Einkommen der Arbeitnehme-
innen und Arbeitnehmer sind dabei um immerhin
,5 Milliarden Euro gestiegen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Dies ist in meinen Augen nicht die einzige dringend
otwendige Maßnahme gewesen. Und ich bin mir ziem-
ich sicher: Wenn die FDP im November 2005 die
hance gehabt hätte, Partner in einer Koalition zu wer-
en,


(Zuruf von der FDP: Hatten wir!)


ann hätten Sie mit Blick auf die Mehrwertsteuer genau
ieselbe Entscheidung getroffen wie die Große Koali-
ion.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das haben Sie schon letztes Jahr erzählt!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Diese Maßnahme ist nicht die einzige Maßnahme, um
eine solidere Haushaltspolitik zu implementieren. Die
Absenkung der Neuverschuldung erfolgt in dieser Le-
gislatur zu 60 Prozent durch Ausgabenkürzungen, zum
Beispiel im öffentlichen Dienst, auch mit Blick auf eine
höhere Effizienz der Arbeitsmarktpolitik, auch in einzel-
nen Bereichen wie vornehmlich der Landwirtschaft, so-
wie durch die Streichung von Steuersubventionen.
40 Prozent des Konsolidierungsvolumens wird über
Steuererhöhungen erbracht. Die Kritiker werden es
selbstredend weiter verdrängen. Nicht verdrängt werden
allerdings verständlicherweise die schmerzhaften Folgen
dieser Kürzung von Steuersubventionen. Das führt ja in
jüngster Zeit zu gewissen Beiträgen. Ich möchte in die-
sem Zusammenhang einen Begriff aufgreifen, der in
dem lesenswerten Buch Nervöse Zone von Lutz
Hachmeister erwähnt wird; ich glaube, unter Bezug-
nahme auf die Journalistin Tissy Bruns. Dieser Begriff
lautet „strukturelle Doppelmoral“. Ich will Folgendes sa-
gen: Während weite Teile der Wirtschaft, wichtige Stim-
men der Politik und viele Kommentatoren immer wieder
tiefgreifende Reformen, teilweise radikale Reformen an-
mahnen, werden die Folgen selbst der zaghaftesten Re-
form auf der politischen Bühne und in medialen Berich-
ten mit einem ausgeprägten Sinn für Dramatik
geschildert und problematisiert.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Meist noch von denselben!)


– Meist von denselben; dies ist eine gewisse Schizophre-
nie.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich will ein aktuelles Beispiel aufgreifen: Es gab und
gibt einen abstrakten Konsens – auch vor dem Hinter-
grund der Notwendigkeit der Haushaltskonsolidierung –,
dass Steuersubventionen abgebaut werden sollen.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Ja!)


Die Große Koalition hat dazu im November 2005 ein
Tableau vorgelegt, das wir übrigens weitgehend, wenn
auch mit vielen Schmerzen, realisiert haben. Dazu ge-
hörte nicht die Kürzung der Pendlerpauschale, sondern
die Abschaffung der Pendlerpauschale; denn in Wirk-
lichkeit haben wir sie abgeschafft.


(Zuruf von der FDP: Dann machen Sie’s doch!)


Wir haben das sogenannte Werktorprinzip eingeführt,
was bedeutet, dass der Arbeitstag der Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmer, wenn Sie so wollen, nicht mehr
beim Verlassen des Wohnortes anfängt, sondern beim
Passieren des Werktors.


(Jürgen Koppelin [FDP], auf die SPD deutend: Erklären Sie denen das mal!)


– Nein, nein, nein: Ich komme bei der Pendlerpauschale
lieber auf Ihren Fraktionskollegen Solms zu sprechen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Aber Ihre Sozis begreifen das doch alle nicht!)


– „Meine Sozis“ sind da völlig konform mit mir.


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(C (D (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der FDP)


Arbeiten Sie sich lieber an Ihren eigenen Widersprü-
hen ab!

Das heißt, wir haben die Pendlerpauschale abge-
chafft und dafür, wie in den Koalitionsverhandlungen
bgesprochen, eine Härtefallregelung für Fernpendler
ingeführt, übrigens aufgrund des maßgeblichen Ein-
lusses von Unionspolitikern und SPD-Politikern, die
lächenländer repräsentieren. Diese Maßnahme ist da-
als getroffen worden. Schon der erste verfassungs-

echtliche Zweifel – der, wie ich finde, heute zunehmend
eflexhaft und inflationär gegen fast alles vorgebracht
ird, und zwar meistens unter Verbrämung von Grup-
eninteressen – führt unter Umständen dazu, dass sich
er Konsens, der damals auch in Ihren Reihen bestand,
erflüchtigt und die Lage unübersichtlich wird. Auf
iese Art und Weise untergräbt man leistungsfähige
olitik.


(Widerspruch bei der FDP)


Ich füge in diesem Zusammenhang hinzu: Weder
inanzgerichtshöfe noch der Bundesfinanzhof entschei-
en darüber, was in Deutschland verfassungskonform
st. Das geschieht allein durch das Bundesverfassungs-
ericht.


(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Sie aber auch nicht! – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Der Bundesfinanzminister aber auch nicht!)


Auch der Bundesfinanzminister nicht. Aber das ent-
pricht der geltenden Rechtslage, die auch weiterhin gilt
nd die im Übrigen parlamentarisch legitimiert ist.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Unbenommen notwendiger Prüfungen auch im Hin-
lick darauf, wie wir unbürokratisch mit einem mögli-
hen Einspruchsverhalten umgehen – das werden wir
it den Ländern sicherlich auch zur Zufriedenheit der
teuerbürger lösen –, reden hier einige leichthin davon,
ass man für den Bund 1,15 Milliarden Euro aufgeben
olle. Auf der einen Seite fordert mich Herr Fricke von
er FDP-Fraktion auf, Steuersubventionen weiter abzu-
auen.


(Otto Fricke [FDP]: Sind Sie dafür?)


ch soll übrigens auch die Sozialleistungen weiter kürzen
nd die Neuverschuldung noch schneller senken.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Ja! Das ist richtig!)


uf der anderen Seite vertritt Herr Solms nur Positionen,
ie das derzeitige Transfersystem massiv zementieren.
n einer sehr statischen Betrachtung listet er nur die Zu-
utungen im Einzelnen auf – auch bei der Pendlerpau-

chale – und, wenn ich es richtig sehe, insinuiert, wir
ürften an der Pendlerpauschale keine Änderungen zu-
asten des Haushaltes vornehmen. Vielleicht unterhalten
ie sich einmal mit Herrn Fricke darüber, wie ich mich






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
angesichts dieses Abgrunds bewegen soll, in den hof-
fentlich nicht ich hineinfallen werde, sondern Sie.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es entspricht der strukturellen Doppelmoral, dass
mich der eine aus der Fraktion auffordert, Steuersubven-
tionen abzubauen, und mir vorwirft, ich sei bei der Ab-
senkung der Nettokreditaufnahme viel zu wenig ehrgei-
zig, während sich der andere das Empörungspotenzial
der Menschen zu eigen macht, die verständlicherweise
am liebsten die alte Regelung beibehalten hätten. Er ze-
mentiert aber damit genau das System staatlicher Trans-
ferzahlungen, gegen das Sie doch sonst immer ord-
nungspolitisch argumentiert haben, Herr Solms. Was
denn nun? Das ist nicht konzise. Eine solche Position
kann sich der Finanzminister in seinem Verantwortungs-
bereich nicht zu eigen machen.

Mit den Reformen der Agenda 2010 hat die frühere
Bundesregierung unter Gerhard Schröder begonnen, das
Wirtschaftsmodell der sozialen Marktwirtschaft zu re-
formieren.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das sieht Ottmar Schreiner anders!)


Ich will an dieser Stelle mit Absicht daran erinnern, dass
die Agenda 2010 sehr viel mehr ist als Hartz IV. Sie för-
dert Investitionen über Steuersenkungen; sie hat dazu
beigetragen, die Situation der Kommunen zu stabilisie-
ren; sie hat den Mittelstand gefördert; sie setzt Schwer-
punkte bei Forschung und Entwicklung, und sie hat auch
einen ersten Impuls bei dem Ausbau der Kinderbetreu-
ung gegeben. Das ist, wie ich finde, auch ein standort-
politisches Thema vor dem Hintergrund der Tatsache,
dass wir in Deutschland durch eine bessere Vereinbarkeit
von Beruf und Familie zu einer höheren Erwerbstätigen-
quote der Frauen kommen müssen. Darauf ist diese Re-
publik angesichts der demografischen Entwicklung
zwingend angewiesen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Große Koalition hat auf diesen Reformen aufbau-
end gleich zu Beginn der Legislaturperiode unter ande-
rem mit einem 25-Milliarden-Euro-Impulsprogramm
– das die Länder übrigens mit einem weiteren 12,5-Mil-
liarden-Euro-Programm unterstützt haben, sodass es um
einen Impuls von immerhin 37,5 Milliarden Euro geht –
weitere Impulse gesetzt. Wir haben eine Unternehmen-
steuerreform verabschiedet. Wir bleiben dabei, dass wir
die Vererbung betrieblicher Vermögen durch Nachfolge-
regelungen im Mittelstand weiter fördern wollen. Wir
haben eine Gesundheitsreform verabschiedet, von der
ich den Eindruck habe, dass sich die Kritikpunkte zuneh-
mend verflüchtigen, weil einige merken, dass das Vorha-
ben doch Hand und Fuß hat. Mit der Debatte um die
Föderalismusreform II werden wir auch weitere Beiträge
zur Reform des deutschen Föderalismus leisten.

Wir fahren jetzt die Ernte dieser teilweise auch
schmerzhaften Anstrengungen ein, ich gebe zu: mit einer
für Strukturreformen üblichen Zeitverzögerung. Die

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(C (D roße Koalition hat den Anspruch, die Auswirkungen ich wandelnder Rahmenbedingungen nicht einfach nur u erleiden und zu erdulden, sondern die Herausfordeungen der Globalisierung einer zukunftsbelastenden taatsverschuldung oder einer älter werdenden Gesellchaft anzunehmen. Wir sind kein Opfer sich wandelner Zeiten; vielmehr wollen wir notwendige Veränderunen gestalten und dabei wirtschaftlich-technische ynamik mit sozialer Teilhabe und Aufstiegsperspektien für die Menschen in dieser Republik zusammenbrinen. Einen Gestaltungsanspruch erhebt auch die von mir ertretene Haushaltsund Finanzpolitik. Das erstreckt ich nicht nur auf die Bereitstellung von finanziellen itteln für Bereiche, die wichtig für die Zukunft dieses andes sind. Dabei geht es vielmehr auch um die Fraen, wie wir mit eventuell unerwünschten Einflussnahen staatlich gespeister großer Anlagefonds umgehen nd wie wir feststellen können, ob dabei nationale Inteessen in Mitleidenschaft gezogen werden. Oder nehmen ie als hochaktuelles Beispiel die Möglichkeit von Staa en, verbindliche Regelungen zur Sicherung der internaionalen Finanzstabilität zu verankern. Wir dürfen nicht ie Augen davor verschließen, dass die Liberalisierung nd die enorme Dynamik des globalen Finanzsystems rinzipiell zu einer Machtverschiebung führen. Die öglichkeiten einzelner Staaten werden tendenziell ge inger, Regeln zu setzen und zu überwachen, nach denen as globale Finanzsystem funktioniert. Gleichzeitig beommen private Anlageund Renditeinteressen mehr urchsetzungsmacht. Diese Machtverschiebung an sich ist für mich kein rund dafür, dass Staaten als Interessensachwalter des emeinwohls der jeweiligen Gesellschaften die Segel treichen und das Schicksal des globalen Finanzsystems llein der Logik einer weltweit agierenden Finanzindusrie überlassen. Notwendig ist vielmehr, dass die Staaengemeinschaft in den Stand versetzt wird, auf Augenöhe mit der Finanzindustrie zu sein und internationale egeln zu vereinbaren. Man kann sie Standardsetzunen, Guidelines oder Verhaltenskodex nennen, wie auch mmer. Das geht aber nur in entsprechenden internatioalen Gremien wie der Eurogruppe, im Ecofin-Rat oder m Rahmen der G 7 oder des Internationalen Währungsonds. Es wird nicht durch Kraftmeierei auf den heimatichen Marktplätzen gehen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Chancen, hier voranzukommen – es ist diese
undesregierung gewesen, die während ihres G-7-Vor-

itzes und ihrer EU-Ratspräsidentschaft zum ersten Mal
iesen Punkt auf die Tagesordnung gesetzt hat –, stehen
esser denn je. Das erhoffe und erwarte ich unter dem
indruck der jüngsten Turbulenzen und krisenhaften Zu-
pitzungen. Auch im angloamerikanischen Raum wird
unehmend wahrgenommen, dass die potenziellen syste-
ischen Risiken auf die Finanzmärkte zurückschlagen

önnten und dass man im Sinne von Prävention und Pro-
hylaxe Vereinbarungen mit der Finanzindustrie tref-
en muss.






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Wir haben in diesem Land einen guten Zwischenstand
erreicht. Die guten Zahlen des Jahres 2007 dürfen aller-
dings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Problem-
druck im Kessel nach wie vor hoch ist. Die guten Nach-
richten vom Arbeitsmarkt oder aus der Wirtschaft dürfen
nicht wie Valium wirken, sondern müssen Adrenalin für
weitere Anstrengungen sein. Dabei ist es leicht, aber für
das breite Verständnis der Bevölkerung für Reformen
eine sehr schädliche Haltung, anderen viel abzuverlan-
gen, zum Beispiel den Gürtel enger zu schnallen, wenn
man selber ziemlich beleibt ist. Die radikalsten Reform-
rufer – weg mit der Erbschaftsteuer; runter mit dem Ein-
kommensteuerspitzensatz; weg mit dem Kündigungs-
schutz; Streichung von Sozialleistungen – sind in
meinen Augen die größten Reformblockierer, weil ihnen
der Sinn für gesellschaftlichen Ausgleich, der Sinn für
gesellschaftliche Balance – man kann auch sagen: der
Sinn für soziale Gerechtigkeit – verloren gegangen ist.


(Beifall bei der SPD)


Das gilt umso mehr, als wir wissen, dass der Auf-
schwung in den letzten zwei Jahren noch immer in erster
Linie jenen zugute kommt, die einen qualifizierten Ar-
beitsplatz haben, und dass er noch nicht ausreichend je-
nen zugute kommt, die seit über einem Jahr erwerbslos
sind oder deren Niedriglöhne nicht ausreichen, ihren Le-
bensunterhalt ohne staatliche Unterstützung zu bestrei-
ten.

Das Bundeskabinett hat bei seiner Klausur in Mese-
berg das Programm für die kommenden zwei Jahre unter
das Motto „Aufschwung für alle“ gestellt. Das bedeutet
für mich zuallererst deutlich weniger Arbeitslosigkeit
und Chancengerechtigkeit vor allem für Kinder und Ju-
gendliche bei der Bildung.


(Beifall bei der SPD)


Dafür ist eine gestaltende Finanzpolitik nach meinem
Verständnis bereit, Geld zur Verfügung zu stellen. Einen
wichtigen Schritt haben wir bereits geschafft. Ein Auf-
schwung für viele – nicht für alle – ist in greifbarer Rea-
lität, zum Beispiel für die 800 000 Menschen, die seit
Beginn dieser Legislaturperiode einen Arbeitsplatz ge-
funden haben, für die Millionen Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer, die sich heute erkennbar weniger Sorgen
um die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes machen müssen,
für alle, die mehr Lohn in der Lohntüte haben, weil es
zum ersten Mal seit langem reale Lohnsteigerungen gibt,
sowie für alle Kinder und junge Menschen, die von den
Verbesserungen im Betreuungs- und Bildungsbereich
profitieren. Das reicht von dem 4-Milliarden-Euro-Pro-
gramm zum Ausbau der Tagesbetreuung in Grundschu-
len über die Förderung von Betreuungsplätzen der unter
Dreijährigen bis hin zur Einrichtung zusätzlicher Stu-
dienplätze im Rahmen des Hochschulpaktes. Es gilt
nicht zuletzt für die vielen Menschen in unserem Land,
die durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit Gemeinsinn über
Eigennutz stellen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Deshalb haben wir mit unserem Programm „Hilfen für
Helfer“ zumindest ein Zeichen der Anerkennung gesetzt,
auch materiell unterlegt. Aufschwung für alle bedeutet

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(C (D uch, die Voraussetzung dafür zu schaffen, dass sich ehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mehr Arbeitneherinnen und Arbeitnehmer als bisher in Deutschland an hren Unternehmen beteiligen können. Beide Koalitionsraktionen arbeiten an diesem Thema. Die für mich entscheidende Frage lautet: Gelingt es ns über die erreichten Zwischenerfolge hinaus daueraft, mehr Menschen an den positiven wirtschaftlichen ntwicklungen teilhaben zu lassen? Das ist nichts wenier als die Frage nach der Verbindung von Förderung der irtschaftsdynamik auf der einen Seite und der Förde ung einer gerechten Gesellschaft auf der anderen Seite. eides zusammenzubringen, ist die entscheidende politi che Herausforderung. Steuersenkungen auf Pump gehört nicht zu meiner efinition einer gerechten Gesellschaft. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


rstens ist die Staatsverschuldung generell die größte
mverteilung von unten nach oben, und zweitens sind
teuersenkungen auf Pump nicht generationengerecht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as wir jetzt brauchen, sind nicht Steuersenkungen auf
ump, sondern solide Haushaltspolitik verbunden mit
ehr Zukunftsinvestitionen vor allem in Bildung, For-

chung, Infrastruktur, Energieeffizienz und Klimaschutz.
nsere Verpflichtung gegenüber den ärmsten Ländern
ieser Welt und gegenüber der Bundeswehr im Rahmen
hrer internationalen Mandate will ich bei dieser Gele-
enheit nicht unerwähnt lassen.

Ich kann den Spannungsbogen nicht auflösen – ich
abe den Eindruck, niemand kann ihn auflösen –, näm-
ich auf der einen Seite möglichst rasch keine neuen
chulden zu machen und parallel dazu in die wichtigsten
ukunftsfelder dieser Republik mehr zu investieren. Die

n meinen Augen richtige, ausgewogene Balance macht
en Erfolg aus. Diese verlieren wir, wenn wir die Steu-
rn weiter senken, bevor wir keine neuen Schulden ma-
hen. Deshalb wird die Bundesregierung ihre bisherige
rfolgreiche wirtschafts- und finanzpolitische Strategie
Sanieren, Investieren, Reformieren – fortsetzen.

Dass dieser Kurs nicht zur Disposition steht, wurde
uch bei der Kabinettsklausur in Meseberg durch zwei
ichtige und klare Bestätigungen unterstrichen. Erstens

rhält die Haushaltskonsolidierung eine überragende Be-
eutung, und zweitens bilden der Haushaltsplan 2008
nd die mittelfristige Finanzplanung bis 2011 den unver-
ückbaren Mindestrahmen für alle kostenwirksamen
orschläge. In diesem Rahmen mag es aus Respekt ge-
enüber dem Souverän zu Veränderungen kommen.
inanzielle Spielräume für neue Maßnahmen ergeben
ich nur dann, wenn es gegenüber den bisherigen Schät-
ungen zusätzliche Steuermehreinnahmen geben sollte.
on denen sollten wir allerdings, wie bisher erfolgreich

n der Großen Koalition getan, den überwiegenden Teil
ur beschleunigten Rückführung der Nettokreditauf-






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
nahme verwenden, dann aber auch einen anderen Teil,
dem Gestaltungsanspruch der Koalition folgend, zur
Verfügung stellen. Das ist uns gemeinsam bisher recht
gut gelungen. Darauf haben wir uns gemeinsam verstän-
digt.

Deswegen war ich auch wenig von manchen Stimmen
in der Sommerpause begeistert. Einzelne fordern von
mir noch mehr Tempo bei der Rückführung der Netto-
neuverschuldung, während andere zur selben Zeit für
Steuersenkungen oder für eine Aufstockung der Regel-
sätze beim ALG II – da gibt es eine völlig ungeklärte
Aufstockungsproblematik – plädieren oder auch die Ab-
schaffung des Soli fordern. Nur, um Ihnen einmal die
Proportionen zu verdeutlichen: Der Soli steht aus-
schließlich dem Bundeshaushalt zu. Er dürfte nächstes
Jahr 11 bis 12 Milliarden Euro betragen. Jemand, der für
die Abschaffung des Soli plädiert, aus welcher momen-
tanen Regung heraus auch immer, stellt so eben einmal
12 Milliarden Euro Einnahmen für den Bundeshaushalt
infrage.


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])


Derjenige, der den Soli um 1 oder 2 Prozentpunkte sen-
ken möchte, stellt 2 oder 4 Milliarden Euro zur Disposi-
tion. Wie soll ich bei solchen Vorschlägen mit Blick auf
die Haushaltskonsolidierung Kurs halten?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Eine solche Einstellung ist nicht gut. Auch folgende Ar-
beitsteilung in der Koalition ist nicht möglich: Die einen
fordern fröhlich Unvereinbares, aber Populäres. Die an-
dere Seite muss sich auf der mühsamen Ebene der Erklä-
rungsarbeit bewegen und den Menschen sagen: Das geht
nicht.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU] – Zuruf des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Das politische Muster darf nicht dem amerikanischer
Gangsterfilme – „good cop and bad cop“ – entsprechen.
Im Zweifelsfall soll dann nämlich der Bundesfinanz-
minister der „bad cop“ sein, und alle fragen mich, wes-
halb ich so unfreundlich aussehe.


(Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU)


Der Haushaltsentwurf 2008 und der Finanzplan bis
2011 sind Ausdruck unserer finanzpolitischen Strategie,
den Haushalt einerseits zu sanieren und andererseits Im-
pulse für Wachstum und Beschäftigung zu geben. Damit
leistet die Bundesregierung bis zum Jahre 2010 ihren
Beitrag, zum Beispiel das Drei-Prozent-Ziel bei der For-
schung und Entwicklung zu erreichen. Hierzu stellen wir
pro Jahr zusätzlich 220 Millionen Euro zur Verfügung.
Zum 1. Januar dieses Jahres haben wir das Elterngeld
eingeführt. Das Elterngeld ist übrigens deutlich höher als
das Erziehungsgeld. Für das bisherige Erziehungsgeld
waren, glaube ich, 2,6 Milliarden Euro veranschlagt, für
das Elterngeld 4 Milliarden Euro. Die Menschen bekom-
men auf diese Weise also mehr Geld, um die Vereinbar-
keit von Beruf und Familie zu fördern.

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(C (D Aber wir wollen mehr. Unser Ziel ist, dass bis zum ahre 2013 Betreuungsmöglichkeiten für 35 Prozent der inder unter drei Jahren bereitstehen. Damit bekommen erade die Kinder aus sozial schwachen Familien die hance auf eine frühkindliche Betreuung und damit auf essere Bildungschancen und Lebensperspektiven. Der Bund hat deshalb sehr früh angeboten, sich mit Milliarden Euro an den Gesamtkosten des notwendi en Ausbaus dieser Betreuungsplätze für die Kinder uner drei Jahren zu beteiligen. Auch wenn die Verhandlunen mit den Ländern zäh gewesen sind, freue ich mich usammen mit der Kollegin Frau von der Leyen, dass ns eine Lösung mit den Ländern gelungen ist. Sie kenen diese im Einzelnen, weshalb ich Sie nicht mit vielen ahlen belästigen muss. Uns ist sehr daran gelegen, iese 4 Milliarden Euro auf Investitionsförderung und ie notwendige Unterstützung bei der Finanzierung von etriebskosten aufzuteilen und das Ganze an einen echtsanspruch ab 2013 zu koppeln. Ich freue mich für ie vielen Kinder und Eltern, die davon profitieren weren. Für die Einrichtung eines Sondervermögens wird ie Bundesregierung selbstverständlich einen Nachtragsaushalt vorlegen. (Otto Fricke [FDP]: So selbstverständlich war das gar nicht!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das war immer so selbstverständlich. Sie, Herr Fricke,
ussten das nur noch einmal fordern, damit Sie eine
achricht in den Zeitungen darüber finden.


(Widerspruch bei der FDP)


Dieser Nachtragshaushalt wird sich allerdings nach
uffassung der Bundesregierung auf der Ausgabenseite

usschließlich auf die Einrichtung dieses Sondervermö-
ens konzentrieren. Ich werde ihn im Lichte der aktuel-
en Steuerentwicklung – die nächste Steuerschätzung
ird Anfang November stattfinden – zum gegebenen
eitpunkt über das Kabinett dem Bundestag vorlegen.

Im zentralen Zukunftsbereich der Bildung werden wir
ie Bedingungen der Studierenden durch eine deutliche
nhebung der BAföG-Sätze verbessern. Der vorlie-
ende Haushaltsentwurf sieht diesbezüglich gegenüber
007 schon deutliche Mehrausgaben vor. Diese Erhö-
ung ist mir gerade vor dem Hintergrund der Einführung
on Studiengebühren in vielen Ländern wichtig. Ich
offe nämlich, dass wir damit verhindern können, dass
mmer mehr Jugendliche aus einkommensschwächeren
amilien nicht in der Lage sind, zu studieren. Wir brau-
hen sie alle.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie Akademikerquote in Deutschland ist nicht zu hoch,
ie Akademikerquote in Deutschland ist im internationa-
en Vergleich zu niedrig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Die parlamentarischen Bestrebungen zu weiteren Erhö-
hungen sind mir sehr geläufig. Wenn der gesamte Rah-
men des Haushalts dadurch nicht gesprengt wird, Herr
Vorsitzender, nehme ich diese Bemühungen respektvoll
zur Kenntnis.

Die Bundesregierung stellt sich ferner mit dem
Energie- und Klimapaket den Herausforderungen des
Klimawandels. Hierfür werden wir die Einnahmen aus
der Versteigerung von Emissionszertifikaten verwenden.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Einnahmen
– ich suche jetzt den Kollegen Gabriel auf der Regie-
rungsbank – höher sind.


(Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin: Er ist bei der Klimakonferenz! – Jürgen Koppelin [FDP]: Der ist doch mit der Flugbereitschaft unterwegs!)


– Er ist auf der Klimakonferenz. Wenn die Einnahmen
aus dem Zertifikatehandel höher sein sollten, gibt es zu-
sätzliche Spielräume, um das Energie- und Klimapaket
zu finanzieren.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Der Gabriel konnte noch nicht mit der Flugbereitschaft aus Hannover landen!)


Die Bundesregierung legt einen Finanzplan vor, mit
dem wir, die Bundesebene, realistischerweise spätestens
im Jahre 2011 erstmals seit 40 Jahren einen ausge-
glichenen Haushalt erreichen werden. Jemand, der dies
schon für das Jahr 2008 oder 2009 verspricht, der begeht
den alten Fehler des Zweckoptimismus. Wenn es denn
2010 so sein sollte, dass wir einen ausgeglichenen Haus-
halt haben, dann gebe ich einen aus:


(Jürgen Koppelin [FDP]: Aber dann sind Sie doch gar nicht mehr im Amt!)


für die beiden Koalitionsfraktionen zwei Flaschen
Saint-Émilion – –


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


– Okay, je.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Oppositionsfraktion bekommen je eine Flasche Kal-
terer See.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir wollen deutsche Weine!)


– Es kann auch Lambrusco sein. Er ist vornehmlich
deutscher Wein, wie ich vermute, große Lage.

Ich freue mich über die Tatsache, dass der gesamt-
staatliche Haushalt, also der Haushalt von Bund, Län-
dern, Kommunen und Sozialversicherungen – es ist sehr
schwer, dem Publikum den Unterschied zwischen Bun-
deshaushalt und gesamtstaatlichem Haushalt verständ-

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(C (D ich zu machen; die meisten setzen „gesamtstaatlicher aushalt“ mit „Bundeshaushalt“ gleich –, wahrschein ich schon im nächsten Jahr ausgeglichen sein wird. Dies ird jedenfalls früher als erwartet sein. Ich freue mich, ass nach Lage der Dinge 10 von 16 Ländern vor 2010 inen ausgeglichenen Haushalt haben können. Festzuhalten ist allerdings, dass die Struktur des Buneshaushalts ganz anders als die Struktur der Länderaushalte aussieht und dass unsere diesbezüglichen Antrengungen zur Erreichung dieses Ziels, insbesondere or dem Hintergrund, dass 55 Prozent des Bundeshausalts Sozialausgaben sind, sehr viel schwieriger sind. Im Übrigen füge ich hinzu, dass die Haushaltslage on Ländern, Kommunen und Sozialversicherungen sich eutlich günstiger als die Haushaltslage des Bundes entickelt. Die Länder konnten bereits 2006 ihr Finanzie ungsdefizit im Vergleich zu 2005 um – halten Sie sich est! – 57 Prozent abbauen, während der Bund seines nur m 10 Prozent abbauen konnte. Auch die Kommunen haben 2006 einen Haushaltsberschuss von nahezu 3 Milliarden Euro erzielt, und as nach einem Finanzierungsdefizit von 2,2 Milliaren Euro ein Jahr zuvor. Erstmals seit 1989 konnten die ffentlichen Haushalte im ersten Halbjahr 2007 in geamtstaatlicher Betrachtung, also bezüglich der vier von ir genannten Komponenten, einen Überschuss erzie en, was mich für die anderen Gebietskörperschaften reut. Dazu ist der Bund aber nach wie vor nicht in der age. Deshalb füge ich an dieser Stelle sehr bewusst inzu: Vor dem Hintergrund der Entwicklung der Hausalte von Bund, Ländern und Kommunen ist meine Beeitschaft, Kompromisse mit den Ländern immer häufier dadurch zu erzielen, dass der Bund der Zahlmeister st, zunehmend unterentwickelt. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das haben Sie doch gerade gemacht!)


Wenn ich Ihnen angesichts dessen spätestens für 2011
inen ausgeglichenen Bundeshaushalt in Aussicht stelle,
ann weiß ich, wie die Reflexe aussehen – Frau Hajduk
eutet das gerade an –: Der Steinbrück ist nicht ambitio-
iert genug; der müsste viel ehrgeiziger sein; der macht
s sich leicht; das ginge alles noch viel schneller.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


rau Hajduk, Sie brauchen mir gar nicht Ihr Manuskript
u geben. Diese Rede kann ich auch halten, nachts um
rei auf Knopfdruck.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


as ist im parlamentarischen Schlagabtausch nun einmal
o üblich. Rituelle Elemente sind gelegentlich nicht ganz
on der Hand zu weisen.

Jeder Finanzminister ist sehr gut beraten, den Mund
icht zu voll zu nehmen. Die Erfahrung vieler Finanz-
inister zeigt einem, dass die Bürger dies zu würdigen






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
wissen, weil sie des Wortgeklingels in diesem Zusam-
menhang gelegentlich ziemlich müde sind.

Ich bleibe dabei: Gerade die Finanzpolitik muss von
realistischen, eher vorsichtigen Annahmen getragen
sein, so wie wir das im Koalitionsvertrag verabredet ha-
ben und so wie wir das als Große Koalition bisher immer
gehandhabt haben, und zwar mit einer wichtigen ver-
trauensbildenden Auswirkung: Wir haben uns am Ende
der vergangenen Jahre zugunsten und nicht mehr zulas-
ten der Bundesrepublik Deutschland verschätzt, und dies
ist für die weiteren Debatten vertrauensbildend.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Haushaltsausgleich 2011 oder früher, fest steht: Mit
dem vorliegenden Finanzplan haben wir – auch wenn es
pathetisch klingt – eine historische Chance, nämlich die
Chance, nach 40 Jahren Politik auf Pump aus dem
Hamsterrad einer immer weiter steigenden Verschul-
dung mit einer entsprechenden Zinslast – wir zahlen
nach wie vor über 40 Milliarden Euro Zinsen – heraus-
zukommen. Diese Verschuldung drückt uns aktuell mit
1 500 Milliarden Euro. Das ist eine Zahl, die kein
Mensch mehr verstehen kann. 1 500 Milliarden Euro
Schulden, das bedeutet, dass jeder Bürger in Deutsch-
land – 80 Millionen Einwohner, vom Baby bis zum
Greis – Schulden in der Größenordnung des Wertes ei-
nes Mittelklassewagens von 18 000 bis 20 000 Euro hat.
Das ist das, was auf uns gemeinsam lastet.

Dafür fallen immer mehr Zinsen an. Die Zinsen sind
inzwischen der zweitgrößte Ausgabenblock. Sie liegen
uns wie eine Schlinge um den Hals. Wenn wir von die-
sem Zinsblock herunterkämen, hätten wir mehr Geld für
Bildung, mehr Geld für Familie, mehr Geld für Infra-
struktur, mehr Geld für die Zukunftsinvestitionen, von
denen unser zukünftiger Wohlstand und unsere zukünf-
tige Wohlfahrt abhängen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben die historische Chance, damit aufzuhören,
unseren Kindern und Enkelkindern immer mehr Wacker-
steine in den Rucksack für ihr Leben zu legen – will sa-
gen: immer mehr Lasten aufzubürden –, übrigens zusätz-
lich zu den Lasten einer älter werdenden Gesellschaft.
Eines ist klar: In dem Umfang, in dem wir das nach wie
vor tun, führt das zu einer gigantischen Umverteilung
von unten nach oben.

Wir sind deshalb in meinen Augen an einer entschei-
denden finanzpolitischen Wegmarke angelangt, die
eine klare politische Entscheidung von uns verlangt. Zu-
gespitzt – das gebe ich zu – lautet die Alternative für die
Finanzpolitik: kurzfristiger Rausch oder langfristige
Rendite. Wir können uns entscheiden: Geben wir weiter
Geld mit vollen Händen aus, solange der Aufschwung
trägt, und vergrößern wir den Schuldenberg immer noch,
oder machen wir im Hinblick auf konjunkturell mal wie-
der schlechtere Zeiten – hoffentlich später als früher –
jetzt Ernst mit dem Einstieg in den Schuldenabbau und
vergrößern damit Schritt für Schritt und langfristig un-
sere finanzpolitischen Gestaltungsspielräume?


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Andere Länder haben das geschafft. Die Finnen haen es geschafft. Die Schweden haben es geschafft. Waum soll die Bundesrepublik Deutschland dies nicht chaffen? Mir ist sehr bewusst, dass es natürlich auch in iesem Hohen Haus einige gibt, die es sich leicht mahen und den Menschen vormachen, sie bräuchten sich icht für eine Alternative zu entscheiden und bräuchten ich nicht anzustrengen. Ich meine jene, die vielen alles ersprechen – das kann ich auch –: den Rentnern, den acharbeitern, den Arbeitslosen, den Familien – ganz ie in der Werbung: Ich will alles, und zwar gleich. – ine solche Rede zu halten, fällt nicht schwer. Allerings: Ohne dabei auf die Rechnung zu schauen, die ja rgendjemand bezahlen muss, ist es eine nicht sehr aufichtige politische Rede. Ich danke der SPD-Bundestagsfraktion dafür, dass sie as einmal ausgerechnet hat. Allein die Forderungen on PDS oder Linken summieren sich auf eine stattiche Mehrausgabensumme von 155 Milliarden Euro pro ahr. Wenn wir alle diese Forderungen berücksichtigen ürden, müsste der Bundeshaushalt um 54 Prozent steien. Das würde die Belastbarkeit der Unternehmen, insesondere der mittelständischen Unternehmen, und der ittelschicht zerstören. Diese Gruppen brauchen wir ber dringend, weil sie die Solidarität gewähren und beahlen müssen, die wir doch leisten wollen. Sie würden avon als Erste betroffen werden. Mit Ihren Rezepten – hohe Lohnzusatzkosten, höhere teuern, Einschränkung des Wettbewerbs – würden Sie rbeitsplätze und damit Wohlstand in Deutschland verichten, weil Sie nicht nur die sogenannten Reichen, iese Schimäre, treffen, sondern ganz empfindlich den esamten Mittelstand in der Bundesrepublik Deutschand. Ich will nur zwei Beispiele für die wirtschaftlichen idersprüche erwähnen, die sich dort auftun: Erstens. Ihr Vorschlag zur Änderung des Tarifverlaufs ei der Einkommensteuer. Diese Änderung des Tarifveraufs hätte nicht nur Einnahmeverluste von 12 Milliaren Euro zur Folge – das wäre noch nicht einmal der ntscheidende Punkt –; Sie würden damit auch die Mitelschichten massiv zur Kasse bitten; enn nach Ihrem Tarif wäre die Grenzsteuerbelastung chon ab einem zu versteuernden Einkommen von 9 600 Euro deutlich ungünstiger als bei dem, was heute ilt. Sie würden damit die Facharbeiterebene treffen. (Beifall bei der SPD – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Genau andersrum!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Dr. Peter Struck [SPD]: Ja!)


Zweitens. Ihr Vorschlag, die Rentenreformen von
001 und 2004 sowie die schrittweise Anhebung des
enteneintrittsalters rückgängig zu machen. Natürlich
eiß ich, dass niemand gern länger arbeitet. Natürlich
eiß ich, dass wir alle weniger Steuern zahlen wollen.

hr alle zahlt aber ganz richtig und angemessen Steuern.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Genau! Machen wir!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Ihr Vorschlag ist generationenungerecht. Die heutigen
40-Jährigen und die Jüngeren wissen ganz genau, dass
sie länger arbeiten müssen, weil anders alles nicht zu be-
zahlen ist. Darüber ist natürlich niemand begeistert, aber
es ist unverantwortlich, so zu tun, als ob man es ändern
könnte.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie mit einer solchen
Voodoo-Ökonomie nicht sehr weit kommen. Die Men-
schen haben ein sehr feines Gespür dafür, was Mogel-
packungen sind, nicht nur in der Werbung, sondern auch
in der Politik. Die Menschen wissen, dass es nichts um-
sonst gibt. Die Menschen wissen, dass man zwar heute
über seine Verhältnisse leben kann, aber eines Tages da-
für die Rechnung zu bezahlen hat.

Meine Damen und Herren, eine robuste Konjunktur,
gestützt von einer erfolgreichen Wirtschafts- und Fi-
nanzpolitik der Großen Koalition, ein ausgeglichener
Haushalt – jedenfalls in greifbarer Nähe –: Man könnte
glauben, all das müsste den Finanzminister sehr zufrie-
denstellen. Aber es fehlt noch etwas. Auf dem Weg zu
dauerhaft tragfähigen öffentlichen Finanzen kann das
nur ein erster Schritt sein. Schon die erste Große Koali-
tion in der Geschichte der Bundesrepublik hat sich unter
maßgeblicher Mitwirkung von Karl Schiller und Franz
Josef Strauß an die Reform der Finanzverfassung ge-
macht. Das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz vom Juni
1967 ist ziemlich genau 40 Jahre her. Zwei Jahre später
fand diese Reform mit der übrigens heute noch gültigen
Schuldenregel in Art. 115 Grundgesetz ihren Abschluss.

Der Unterschied zwischen damals und heute beträgt
900 Milliarden Euro. Dabei handelt es sich um den An-
stieg der Verschuldung allein des Bundes, nämlich von
24 Milliarden Euro 1967 auf 930 Milliarden Euro heute.
An dieser Tatsache wird deutlich, dass wir als zweiten
Schritt nach dem Erreichen eines strukturell ausgegli-
chenen Haushalts eine neue Schuldenregelung in unserer
Verfassung brauchen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Diese Schuldenregel muss verhindern, dass in dem Au-
genblick, wo das strukturelle Defizit endlich null beträgt,
wir dieselben Fluchtbewegungen wie früher auch unter-
nehmen und in die Spiralbewegung einer wieder zuneh-
menden Verschuldung hineingeraten. Sinn der neuen
Schuldenregelung ist, das zu verhindern.

Es ist heute vielleicht noch zu früh, ein bestimmtes
Modell für diese Schuldenregel vorzustellen. Ich freue
mich jedoch, dass es in den Debattenbeiträgen hierzu zu-
nehmend Annäherung auch zwischen den beiden Koali-
tionsfraktionen gibt. Aus meiner Sicht muss eine Neure-
gelung des Art. 115, die in dieser Legislaturperiode mit
den uns zur Verfügung stehenden Mehrheiten im Bun-
desrat und Bundestag erreicht werden muss, folgenden
Kriterien genügen:

Erstens sollte sie mit den Bestimmungen des europäi-
schen Stabilitäts- und Wachstumspaktes in Übereinstim-
mung zu bringen sein.

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(C (D Zweitens. Sie muss eine ökonomisch plausible Berenzung der strukturellen Neuverschuldung sicherstelen. Drittens. Sie muss auch ein Atmen der öffentlichen aushalte bei konjunkturellen Veränderungen oder be timmten Notlagen, zum Beispiel nach einer Flutkatatrophe, ermöglichen. Viertens muss sie insbesondere gegenüber den Bürgeinnen und Bürgern glaubwürdig in dem Sinne sein, dass hre Einhaltung wirksam kontrolliert und sanktioniert ird. Die Ausrufung der Abwehr des gesamtwirtschaftlihen Ungleichgewichtes alleine darf nicht mehr ausreihend sein, um die Ausnahmemöglichkeiten des rt. 115 in Anspruch zu nehmen. Wie wir damit bisher mgegangen sind, war doch zu leichtfüßig. Wie Sie wissen, wird in der öffentlichen Diskussion as Thema Schuldenregel mit der Frage der Haushaltsotlagenproblematik diskutiert. In der Tat, wenn es uns elingt, die gesamtstaatliche Nettoneuverschuldung irksam zu begrenzen und einzudämmen, werden wir amit natürlich auch automatisch Haushaltsnotlagen bei ns und in den Ländern verhindern können. Wir haben in er gegenwärtigen politischen Konstellation und mit em günstigen konjunkturellen Rückenwind die, wie ich laube, seltene, vielleicht sich über lange Jahre nicht ieder auftuende Chance, entscheidende Schritte in ichtung dauerhaft tragfähiger öffentlicher Finanzen zu ehen. ir dürfen diese in meinen Augen kostbare Chance für ine grundlegende Reform der Finanzverfassung der undesrepublik Deutschland nicht verpassen, sondern üssen sie entschieden und konsequent nutzen: Für un er Land und seine Menschen hängt davon sehr viel ab. Meine Damen und Herren, gute Handwerker wissen: in Dach deckt man am besten, solange die Sonne cheint. Wir haben jetzt während eines guten konjunktuellen Wetters die historische Chance, unsere Haushalte inanziell in Ordnung zu bringen. Ich stelle die Frage, er nachfolgenden Generationen erklären möchte, wa um wir heute nicht konsequent genug waren, einen achhaltigen Weg zu beschreiten, obwohl wir mitten in iner erfreulichen Wachstumsphase sind. Wer will dies nseren Kindern und Enkelkindern erklären? Ich für einen Teil möchte das nicht. Wenn wir beim nächsten konjunkturellen Abschwung icht sofort wieder in die Schuldenfalle, in dieses Hamserrad, hineingeraten wollen, müssen wir heute vorsoren und den Weg einer soliden Haushaltspolitik gehen. Der Entwurf für den Haushalt 2008 und für die mittelristige Finanzplanung geht diesen Weg. Ich wäre Ihnen ankbar, wenn Sie diesen Weg gemeinsam mit der Bunesregierung gehen würden. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall bei der CDU/CSU)


(Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr richtig!)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611000200

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-

nächst für die FDP-Fraktion dem Kollegen Jürgen
Koppelin.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1611000300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Bundesfinanzminister, ich will gar nicht so sehr auf
Ihre Rede eingehen. Man hatte den Eindruck, Sie hatten
drei Redenschreiber: einen aus dem Finanzministerium,
einen aus dem Willy-Brandt-Haus und einen aus der
Bundestagsfraktion der SPD; so war das anscheinend
aufgeteilt. Dass Sie Ihrer SPD-Bundestagsfraktion die
Weltwirtschaft erklären müssen, ist Ihre Sache; vielleicht
haben die es nötig.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Zurufe von der SPD: Oh!)


Ich will auf einen Punkt eingehen, weil Sie da die
große Keule vor allem gegen die FDP und Kollegen mei-
ner Fraktion herausgeholt haben. Wissen Sie, Herr Bun-
desfinanzminister: Sie sind der schlechteste Kronzeuge
für Glaubwürdigkeit. Sie, Ihre Fraktion und Ihre Partei
haben vor der Bundestagswahl erklärt, die Merkel-
Steuer, also eine Erhöhung der Mehrwertsteuer, komme
mit Ihnen auf keinen Fall infrage. Anschließend haben
Sie die Mehrwertsteuer jedoch um drei Punkte angeho-
ben. Wenn Sie das den Wählern vorher gesagt hätten, sä-
ßen in Ihren Reihen 40 Abgeordnete weniger.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE])


Eigentlich sind es gute Zeiten für einen Finanzminis-
ter: Die Einnahmen des Bundes sprudeln, die Medien
berichten sogar von Überschüssen. Außerdem haben wir
– in dem Punkt hat der Bundesfinanzminister recht –
eine gute Konjunktur; das schafft Steuereinnahmen.
Aber für diese gute Konjunktur – das ist mit keinem
Wort erwähnt worden; wenn man aber als Bundesregie-
rung selbstkritisch ist, hätte man das eigentlich tun müs-
sen – haben Sie selber keinen Handschlag getan. Dafür
ist die Wirtschaft verantwortlich. Ich will ausdrücklich
auch die Gewerkschaften loben, die mit moderaten Ab-
schlüssen bei den Gehältern dazu beigetragen haben.
Was wäre, wenn diese Bundesregierung etwas getan
hätte? Dann hätten wir ja noch mehr Steuereinnahmen.


(Beifall bei der FDP)


In diesem Zusammenhang muss man die Aktivitäten
des Bundesfinanzministers und der Bundesregierung se-
hen: Sie haben die Mehrwertsteuer um drei Punkte an-
gehoben. Da haben Sie ordentlich abkassiert; das gilt
auch für Sie, Herr Kauder. Und weil der Bundesfinanz-
minister und die Bundesregierung beim Abkassieren
gerade in Übung waren, haben sie das auch bei der Bun-
desagentur für Arbeit getan. So wollen Sie Ihren Haus-
halt sanieren; so kommt es zu diesen Mehreinnahmen.

Aber man fragt sich – darauf sind Sie mit keinem
Wort eingegangen –: Wie kommt eine Bundesregierung
dazu, jetzt weitere Ausgaben zu beschließen, vor allem

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(C (D m sozialen Bereich, die auch Folgekosten nach sich zieen werden, und zwar fast in der Höhe, in der Sie jetzt chulden aufnehmen? Insofern hat der Kollege Hermann tto Solms recht: Sie machen immer wieder neue Hausaltslöcher auf. Sie sind nicht in der Lage, einen ausgelichenen Haushalt vorzulegen, obwohl der Haushalt 008 nach unserer Auffassung ohne Neuverschuldung öglich gewesen wäre. Nun kann man politisch zu Dingen stehen, die Sie als oalition beschlossen haben. Wer wollte gegen Krippenlätze sein? Aber solche Vorhaben müssen solide finaniert sein und dürfen nicht durch neue Schulden gedeckt erden. Die Kollegin von der Leyen aus Ihrer Koalition at natürlich etwas Gutes im Sinn gehabt; aber eines hat ie nicht bedacht, was aber für eine Familienministerin anz wichtig wäre: Diejenigen, die eines Tages einen rippenplatz bekommen und sich darüber wahrschein ich freuen, werden, wenn sie arbeiten, diesen Krippenlatz selber bezahlen müssen, weil Sie dann so viel chulden aufgenommen haben. Da haben Sie als Fami ienministerin eine große Verantwortung, auch gegenber den jungen Generationen, die die Schulden bezahen müssen, die Ihr Finanzminister und diese Koalition uftürmen. Man könnte weitere Beispiele nennen. Der Bundesinanzminister ist zum Beispiel überhaupt nicht darauf ingegangen, wie er zukünftig all das finanzieren will, as mit der Gesundheitsreform beschlossen wurde; ich rinnere an die erheblichen Steigerungen. Hier muss der und Milliarden in die Gesundheitskasse zahlen. leichzeitig wollen Sie einen ausgeglichenen Haushalt orlegen. Wie wollen Sie das bezahlen? Das ist auch eute noch nicht geklärt; dazu sagen Sie kein Wort. Sie ehen davon aus, dass die Konjunktur weiterhin so ositiv verläuft, wie es heute der Fall ist. Über den heutien Zustand freuen wir uns natürlich. Aber Sie erkennen icht, dass am Horizont durchaus kritische Dinge zu bebachten sind. Wer sagt uns, dass die Konjunktur so bleibt, wie sie urzeit ist? Es gibt Anmerkungen der Bundesbank und nderer Einrichtungen, die sehr kritisch darauf hinweien, dass die Konjunktur nicht so weiterlaufen wird. err Minister, Sie selbst haben auf bestimmte Schwä hen hingewiesen und die Probleme der IKB genannt. an hätte auch noch auf die Probleme der Sachsen-LB inweisen können. Das sind Anzeichen, die man ernst ehmen muss. Sie aber tun so, als hätten wir weiterhin ine gute Konjunkturentwicklung. Wir alle hoffen dies, a sind wir mit Ihnen. Man hat aber darauf zu achten, ass es für die Konjunktur auch Risiken geben kann. Zu en Schwächen der Konjunktur sage ich: Sie tun so, als ätte die Mehrwertsteuererhöhung überhaupt nichts Neatives gebracht. Dabei lassen Sie aber völlig außer cht, dass das Konsumklima in Deutschland und damit uch die Binnenkonjunktur nachgelassen haben. chauen Sie sich nur einmal an, was in der Bauwirtchaft los ist. Die Probleme dort kommen von der Mehrertsteuererhöhung. Das können Sie nicht leugnen. Jürgen Koppelin Herr Bundesfinanzminister, Sie sind nicht mit einem Wort auf die Ausgabenseite eingegangen. Warum haben Sie sich nicht die Ausgabenseite angeschaut? Wir Freien Demokraten haben Jahr für Jahr ein Sparbuch vorgelegt und Ihnen gesagt, wo man Einsparungen vornehmen könnte. Nach unserer Auffassung könnte man in diesem Haushalt mindestens 5 Milliarden Euro einsparen. Von Ihrer Seite gibt es hier keinerlei Anstrengungen. Stattdessen gibt es eine Ausgabensteigerung. Da Sie unsere Vorschläge immer so schnell wegwischen, nenne ich einige Punkte: Warum mussten die Ausgaben für die Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung noch einmal gesteigert werden? Wieso muss es Entwicklungshilfe für China geben? Wieso bekommen Organisationen Geld, die sich für Fledermäuse einsetzen? Das sind nur kleine Beispiele. Wieso muss die Bundeswehr weiter Munitionskästen instand setzen, die sie überhaupt nicht braucht? Wieso müssen Deutsche beraten werden, die ins Ausland abwandern wollen? All das zahlen wir aus dem Bundeshaushalt. Ich könnte auch in die Richtung der Frau Entwicklungshilfeministerin schauen, die kürzlich in Syrien Entwicklungshilfe versprochen hat. Ich dachte, das sei ein Schurkenstaat. Sie tätigt noch andere Ausgaben, aber darüber werden wir uns im Rahmen der Haushaltsberatungen noch unterhalten. Herr Bundesfinanzminister, ich komme zu einem Punkt, der gerade uns Freien Demokraten wichtig ist. Ich sage dies, damit Sie sehen, wo Sie Geld sparen könnten. Ihre sozialdemokratische Fraktion äußert sich jetzt in der Öffentlichkeit zur Forderung nach Onlinedurchsuchungen durch Innenminister Schäuble. Die dort vertretene Ansicht ist auch unsere Meinung. Wir begrüßen das. Endlich unterstützen Sie uns hier. (Zuruf von der CDU/CSU: Sie sollten Herrn Schäuble danken!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)





(A) )


(B) )


Wie sind Sie eigentlich dazu gekommen, Herrn
Schäuble im Jahr 2007 und in diesem Bundeshaushalt
das Geld für die Onlinedurchsuchung zu geben? Die So-
zialdemokraten haben im Haushaltsausschuss und hier
im Plenum des Deutschen Bundestages zugestimmt. Tun
Sie doch nicht so, als seien Sie dagegen!

Also: Kümmern Sie sich um die Ausgabenseite! Da-
rauf haben Sie nicht einen Blick geworfen.


(Beifall bei der FDP und des Abg. Dr. Diether Dehm Man muss feststellen, dass die Ausgabenseite des Bundeshaushalts um 5 Prozent wächst. Das hätten Sie als Finanzminister nicht zulassen dürfen. Das ist doch unverantwortlich. Sie wären in der Lage gewesen, für 2008 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Das haben Sie nicht getan. Vielleicht hat ein Machtwort der Kanzlerin gefehlt, vielleicht konnten Sie sich auch nicht wehren. Sie sind nach der Methode verfahren: Wenn der schwarze Minister etwas bekommt, dann muss auch die rote Ministerin etwas haben; wenn die schwarze Ministerin etwas bekommt, dann muss auch der rote Minister etwas bekommen. Am Ende hatten wir eine Ausgaben s D G h T k d i a e i A e c u n d a I l h B – D d g A a e w s m F t t n n g Ä K (C (D teigerung von 5 Prozent. Man kann ganz offen sagen: ie Koalition war in allerbester Spendierlaune. Sie hat eld ausgegeben, weil sie die Steuerschätzung gesehen at. Sie hat Geld ausgegeben, das sie noch nicht in der asche hat. Ich wiederhole: Von der Kanzlerin gab es ein Wort dazu. Auch unter dem Stichwort Glaubwürigkeit sage ich: Frau Bundeskanzlerin, hatten Sie nicht m Wahlprogramm der Union vor der Bundestagswahl uch versprochen, die Menschen in unserem Land zu ntlasten und ihnen Geld zurückzugeben? Nichts davon st geschehen. Sie haben die Menschen stärker belastet. uch das ist ein Beispiel zum Thema Glaubwürdigkeit. Für uns als Freie Demokraten ist es wichtig, dass wir s bei den Haushaltsberatungen schaffen, einen ausgeglihenen Haushalt hinzubekommen. Wir sind bereit, dazu nseren Beitrag zu leisten, auch wenn damit unangeehme Entscheidungen und Anträge verbunden sind, urch die es zu Streichungen kommt. Wir erwarten aber uch von der Koalition, dass sie Beiträge dazu leistet. ch weiß, dass die Haushaltspolitiker der Koalition vieleicht dazu bereit wären. Ich achte dies. Wir wollen seen, was Sie im Haushaltsausschuss machen. Herr undesfinanzminister – – (Bundesminister Peer Steinbrück bespricht sich mit Parl. Staatssekretär Ulrich Kasparick)


(Beifall bei der FDP)


Hallo!


(Zuruf von der FDP: Das könnten Sie eigentlich im Kabinett machen!)


ie vergangenen Wochen und Monate haben gezeigt,
ass die Koalition und die Regierung zu solchen Beiträ-
en nicht in der Lage waren. Hier setzen wir auch auf die
bgeordneten der Koalitionsfraktionen im Haushalts-

usschuss. Herr Bundesfinanzminister, Sie haben Ihrer
igenen Partei kürzlich eine Heulsusenmentalität vorge-
orfen. Ich kann nur sagen: Sie hätten mit gutem Bei-

piel vorangehen können. Sie hätten Ihrer Fraktion Mut
achen können. Sie hätten sagen können: Ich, der
inanzminister, bin in der Politik hart. – Das wäre posi-

iv gewesen. Vielleicht hätten Sie die Heulsusenmentali-
ät in Ihrer Fraktion damit ein Stück weit abbauen kön-
en.


(Beifall bei der FDP)


Die Ratschläge von Bundesbank und Finanzpla-
ungsrat sind in den Wind geschlagen worden. Die Bür-
er werden das teuer bezahlen müssen, wenn man nicht
nderungen am Haushalt 2008 vornimmt.

Herzlichen Dank für Ihre Geduld.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611000400

Nächster Redner für die CDU/CSU-Fraktion ist der

ollege Dr. Michael Meister.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Olaf Scholz [SPD])







(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1611000500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zunächst

einmal fühle ich mich als Vertreter der Großen Koalition
und der Unionsfraktion durch den Redebeitrag des Kol-
legen Koppelin bestärkt. Wir haben gesehen: Die Große
Koalition legt ein geschlossenes Konzept vor, um das
Wachstum zu stärken, den Haushalt zu konsolidieren
und die Rahmenbedingungen zu verbessern.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Wo das denn?)


Wir haben punktuelle Kritik, aber kein Alternativkon-
zept gehört. Daraus schließe ich, dass wir grundsätzlich
auf dem richtigen Weg sind und dass wir Kurs halten
sollten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich möchte ausdrücklich, auch für meine Fraktion, sa-
gen, dass ich Dank und Anerkennung für die Akteure am
Finanzmarkt teile. Wir haben in den vergangenen Ta-
gen und Wochen einige Turbulenzen erlebt. Ich glaube,
das besonnene und überlegte Verhalten der Akteure hat
dazu geführt, dass der Schaden begrenzt werden konnte
und wir in der Lage sind, mit Blick auf den Finanzplatz
Deutschland gestärkt aus diesen Turbulenzen hervorzu-
gehen. Ich möchte in diesem Zusammenhang das, was
Herr Steinbrück gesagt hat, im Namen meiner Fraktion
ausdrücklich unterstreichen. Wir sind gut aufgestellt und
befinden uns auf einem guten Weg. Wir sollten in Ruhe
überlegen, welche Konsequenzen notwendig sind, um
uns für die Zukunft weiter zu stärken.

Ich will eine zweite Feststellung treffen. Zum einen
ist der Finanzmarkt, der auch Arbeitgeber ist, ein wichti-
ger Wirtschaftsfaktor. Zum anderen gibt es indirekte
Auswirkungen auf die Realwirtschaft bei der Finanzie-
rung. Wir müssen sehr aufpassen und dafür sorgen, dass
wir die angesprochenen Risiken weiter begrenzen. Wir
dürfen aber nicht verhindern, dass sich Unternehmen
weiterhin vernünftig – und zwar außerhalb der Fremdka-
pitalschiene – finanzieren können. Die Möglichkeit, sich
Zugang zu neuem Eigenkapital zu verschaffen, dürfen
wir nicht beschneiden, sondern diese müssen wir aus-
bauen. Darin liegt ein massiver Beitrag zu mehr Wachs-
tum, zu mehr Arbeitsplätzen und zu mehr Chancen für
unser Land.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Angesichts unserer Debatte über den Haushalt 2008
möchte ich Folgendes zitieren:

In der Politik gibt es einen unstillbaren Drang, sich
zu verschulden, weil die Kosten von den Nachkom-
menden getragen werden, der Nutzen aber in der
Gegenwart anfällt.

So der Staatsrechtler Hans Meyer, ehemaliger Präsident
der Humboldt-Universität.

Die Große Koalition tritt mit dem Haushaltsentwurf
2008 den Beweis des Gegenteils an. Wir wollen damit
Schluss machen, dass der Nutzen von heute zulasten zu-
künftiger Generationen geht. Damit muss es ein Ende
haben. Deshalb setzen wir uns für Haushaltsausgleich

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(C (D in – nicht einmalig, sondern dauerhaft und nachhaltig. as muss unser Ziel sein. Wir werden den Staatshaushalt voraussichtlich im ächsten Jahr ausgleichen. Wir werden es aber – auch as haben wir schon gehört – für den Bundeshaushalt icht schaffen. Ich möchte ob der Diskussion der letzten age eine Bemerkung dazu machen. Wenn Sie die inanzplanung bis 2011 und den Haushalt 2008 mit dem ergleichen, was wir vor einem Jahr zum Bundeshalt 007 diskutiert haben, dann kommen Sie zu dem Ergebis, dass in der jetzigen Vorlage eine Reduzierung der chuldenaufnahme über den gesamten Finanzplanungseitraum von 54 Milliarden Euro gegeben ist. Wer sagt, hier werde nichts Erhebliches geleistet in ichtung Konsolidierung, wer fordert, wir müssten kurz ristig noch mehr tun, der erkennt nicht an, welche rieige Leistung dahintersteht. Ich glaube, wir sollten im inne von Glaubwürdigkeit und Vertrauen darauf setzen, ass wir das, was wir ankündigen, auch einhalten könen, und sollten nicht Versprechen machen, bei denen ir nicht die Gewähr dafür bieten können, dass sie einehalten werden. Deswegen plädiere ich für einen weierhin seriösen und vernünftigen Kurs. Er schafft Verrauen und die Grundlage für neues Wachstum. Diesen urs wollen wir erfolgreich fortführen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir müssen natürlich nicht nur das Delta bei der
inanzierung betrachten und es auf null zurückführen,
ondern wir müssen auch die Belastungen der Menschen
ehen. Hier wird gelegentlich suggeriert, als würde die
elastung ansteigen. Natürlich haben wir einige Zumu-

ungen auf den Weg gebracht. Diese waren aber ob der
aushaltssituation, die wir vorgefunden haben, notwen-
ig. Aber es ist auch richtig, dass die Belastung der
enschen in dem Haushalt, den wir jetzt beraten, auf

en Stand zurückgeführt wird, wie wir ihn 1989, vor der
eutschen Wiedervereinigung, hatten. Das, was Gerhard
toltenberg damals erreicht hat, erreichen wir jetzt wie-
er. Dazu müssen wir den Menschen sagen: Auch damit
erden Rahmenbedingungen geschaffen, die es wieder

ttraktiv machen, in Deutschland etwas zu leisten, etwas
u unternehmen, etwas zu tun. Betrachtet man die Ge-
amtbilanz, heißt das: Wir belasten die Menschen nicht,
ondern entlasten sie.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Koppelin, ich bin gerne bereit, darüber zu disku-
ieren, dass wir nicht allein für die Verbesserung der Si-
uation verantwortlich sind; ich habe die Stichworte
Vertrauen“ und „Glaubwürdigkeit“ genannt. Ich will
aran erinnern: In Genshagen wurde das Gesetz zur För-
erung von Wachstum und Beschäftigung beschlossen.
s wurde übrigens von Ihnen nicht unterstützt. Es hat ei-
en wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass gerade im
ittelstand in Deutschland die Konjunktur angesprun-

en ist, neue Bewegung hineinkam und Arbeitsplätze
eschaffen worden sind. Deshalb ist es aus meiner Sicht
icht redlich, einerseits zu sagen: „Die Koalition hat






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
kein Verdienst am jetzigen Aufschwung“, und anderer-
seits die Maßnahmen, die dazu beigetragen haben, zu
kritisieren. Sie sollten sich einmal für eine Linie und für
die Wahrheit entscheiden.

Meine Damen und Herren, ich bin der Meinung, dass
wir diesen Kurs weiterführen sollten. Dies bedeutet zu-
sätzlich dazu, dass wir die Konjunktur angeschoben ha-
ben, den Klimaschutz anzugehen. In diesem Zusammen-
hang werden wir gerade im mittelständischen Bereich
die Situation verbessern, indem wir die Förderpro-
gramme zur CO2-Einsparung mit Maßnahmen zum Bei-
spiel des Gebäudesanierungsprogramms so verbinden,
dass dies auch wirtschaftlich eine positive Auswirkung
hat. Das Ganze ist deshalb kein Widerspruch, sondern
ergänzt sich und trägt sich gegenseitig.

Wir sollten auch darüber reden, was das alles den
Menschen bringt. Wenn wir die Ausbildungsplatzlage im
Lande anschauen, dann ist festzustellen: Sie ist besser
als vor einem Jahr. Sie ist nicht zufriedenstellend; aber
sie ist besser. Das heißt, junge Menschen haben größere
Chancen, eine Ausbildung zu finden und damit ihre
Existenz zu sichern. Die Chance, einen Arbeitsplatz zu
finden, ist besser als vor einem Jahr. Im Vergleich zu der
Lage vor zwei Jahren sind 1 Million Menschen weniger
arbeitslos. Das heißt, auch hier wurden die Chancen ge-
steigert.

Mittlerweile kommt bei denjenigen, die eine Beschäf-
tigung haben, auch etwas im Geldbeutel an. Wir haben
den Arbeitslosenversicherungsbeitrag gesenkt und wol-
len dafür sorgen, dass er weiter sinkt. Frau Bundeskanz-
lerin, hierzu sage ich: Mir geht der Beschluss von Mese-
berg nicht weit genug. Ich bin für einen niedrigeren
Beitragssatz als den geplanten von 3,9 Prozent, nämlich
für einen Beitragssatz von 3,5 Prozent.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dieser Satz sollte nachhaltig und dauerhaft gesenkt wer-
den, um den Menschen etwas zugutekommen zu lassen
und die Arbeitsplätze zu sichern.

Wir haben eine Unternehmensteuerreform zustande
gebracht, die die Wettbewerbsfähigkeit des Unterneh-
mensstandortes Deutschland und des Arbeitsplatzstand-
ortes Deutschland wesentlich verbessert. Hierzu will ich
sagen: Auch das muss im Haushalt finanziert und abge-
bildet werden. Darüber besteht mittlerweile keine Dis-
kussion mehr. Wir haben das mit eingebaut.

Ich will darauf hinweisen, dass wir jetzt natürlich
überlegen müssen: Wo können überhaupt neue Arbeits-
plätze entstehen? Da haben wir zum einen den Bereich
Forschung und Entwicklung. Trotz der Tatsache, dass
wir ein Staatsdefizit haben, trotz der Tatsache, dass wir
sparen müssen, versuchen wir, die Haushaltspositionen
im Bereich Forschung, Innovation und Entwicklung zu
stärken und dort das 3-Prozent-Ziel von Lissabon zu er-
reichen. Wir, die Unionsfraktion, stehen ausdrücklich
dahinter. Denn wir sind der Meinung: An dieser Stelle
können wir im Hinblick auf Arbeitsplätze, Wettbewerbs-
fähigkeit unseres Standorts und Zukunftschancen nur ge-

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(C (D innen. Dies ist gut ausgegebenes Geld. Wir setzen es n dieser Stelle gerne ein. Es gibt einen weiteren Bereich. Wir werden nicht nur ersuchen können, an der Spitze Arbeitsplätze zu schafen. Wir müssen auch versuchen, in anderen Bereichen, erade bei den Dienstleistungen, mehr Arbeitsplätze zu enerieren. Deshalb werben wir dafür – wir hoffen, dass ir auch in der Koalition hierbei zu einem Ergebnis ommen –, den Bereich der Privathaushalte als Arbeiteber weiter zu stärken. Dies sollte einerseits im Sinne er Vereinfachung der Regelungen, die es dort gibt, gechehen und andererseits zur Erhöhung des Volumens, as dort besteht. Denn wir glauben, dass an dieser Stelle in Beitrag dazu geleistet werden kann, Schwarzarbeit bzubauen. Darüber hinaus liegt dort noch ein riesiger chatz zur Schaffung neuer Arbeitsplätze auf dem ersten rbeitsmarkt. Ich will einen weiteren Punkt nennen. Wir versuchen, ie Balance im Haushalt zwischen dem, was wir konsuieren, und dem, was wir investieren, etwas zu ver chieben. Es ist doch eine Verschiebung von Lasten in ie Zukunft, wenn wir mehr als 90 Prozent unserer Mitel nicht investieren, sondern, was die Infrastruktur berifft, von der Substanz leben. Deshalb müssen wir daauf hinwirken, dass die Investitionsquote im Haushalt eutlich steigt. Ich bin deshalb dankbar, dass im Entwurf der Bundesegierung an dieser Stelle eine entsprechende Akzentuieung gesetzt wird und die Investitionsmittel gestärkt erden. Wir sollten uns in den Haushaltsberatungen da um bemühen, dass diese Stärkung fortgeführt wird und ir eine weitere Verschiebung vom Konsum in Richtung nvestitionen hinbekommen. Das ist nämlich hilfreich, enn es um die Zukunftsvorsorge geht. Das ist aber uch kurzfristig hilfreich; ich sage das mit Blick auf die age am Arbeitsmarkt. (Beifall des Abg. Dr. Heinz Riesenhuber [CDU/CSU])


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich will zum Abschluss auf einen Punkt zu sprechen
ommen, der mir sehr wichtig ist. Ich habe vorhin von
achhaltiger Haushaltskonsolidierung gesprochen. Wir
ollen hier nicht nur über kurzfristige Ziele diskutieren,
ir wollen nicht nur über den Haushalt 2008 diskutieren,
ir wollen nicht nur über die mittelfristige Finanzpla-
ung diskutieren, sondern wir wollen auch darüber dis-
utieren, dass wir die aus meiner Sicht einmalige
hance haben, ein Regelwerk in die Verfassung aufzu-
ehmen, das dafür sorgt, dass dauerhaft keine strukturel-
en Defizite mehr geschaffen werden können. Wenn wir
iese Aufgabe nicht lösen, delegieren wir sie an die
ächste Generation; das ist ein Zeitraum von 25 bis
0 Jahren. Wir stehen in der Verantwortung und müssen
iese Chance nutzen. Ich möchte am Ende der Diskus-
ion ein Regelwerk haben, das vorgibt, dass das struktu-
elle Defizit bei null liegen muss, und das, abgesehen
on Ausnahmefällen wie Katastrophen und Ähnlichem,
eine Ausnahmen vorsieht.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
Wir müssen das vernünftig fassen. Ich bin kein Ver-
fassungsjurist, sondern nur bescheidener Mathematiker;
daher hoffe ich auf die Hilfe der Rechtsgelehrten. Ich
hoffe, dass Bund und Länder eine Verantwortungsge-
meinschaft bilden; denn diese Aufgabe kann nur ge-
meinschaftlich von Bund und Ländern gelöst werden.
Wir müssen das, was wir Konjunktur nennen, vernünftig
fassen. Ich glaube, dass wir von dem einen oder anderen
Land in unserer Nachbarschaft lernen können, wie dort
konjunkturelle Entwicklungen aufgefasst werden.

Über den konjunkturellen Anteil an der Staatsver-
schuldung dürfen wir nicht nur dann diskutieren, wenn
Schulden gemacht werden. Wir müssen auch dann da-
rüber sprechen, wenn die Konjunktur positiv verläuft;
denn dann muss Vorsorge für den nächsten Abschwung
getroffen werden. In diesem Sinne müssen wir in
Art. 115 des Grundgesetzes ein neues Regelwerk schaf-
fen. Wenn uns das gelingt, dann werden wir gemein-
schaftlich unserer Verantwortung gerecht.

Ich möchte jeden einladen, mit Ideen und alternativen
Vorschlägen dazu beizutragen. Ich warne aber davor,
eine solch wichtige Diskussion durch kleingeistige und
kleinkarierte Kritik zu zerreden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611000600

Dr. Gesine Lötzsch ist die nächste Rednerin für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611000700

Vielen Dank. – Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Sehr geehrte Gäste! Stellen Sie sich
vor, Sie beobachten in einem Einkaufszentrum einen Ta-
schendieb, der gerade einen Passanten dreist um eine be-
trächtliche Summe erleichtert. Doch dann rennt er nicht
weg. Nein, er hält die Geldscheine in die Höhe und
strahlt über das ganze Gesicht. Jeder würde doch den-
ken: Dieser Mann ist verrückt. Nicht so in der Politik.
Die Bundesregierung hat mit der umfangreichsten
Steuererhöhung in der Geschichte der Bundesrepublik
den Bürgern kräftig in die Tasche gegriffen, und nun se-
hen wir den Finanzminister aus allen Zeitungen strahlen.
Er freut sich über sein gelungenes Gesellenstück. Er-
staunlich ist nur, dass keiner ruft: Haltet den Dieb!


(Beifall bei der LINKEN)


Zur Erinnerung: Die Bundesregierung hat nicht nur
die Mehrwertsteuer erhöht, sondern auch die Versiche-
rungsteuer. Sie hat die Entfernungspauschale und den
Sparerfreibetrag verringert, und auch der Beitragssatz
für die Renten- und Krankenversicherungen stieg im Ja-
nuar. Verwundert es da, dass sich keiner so richtig mit
Herrn Steinbrück freuen kann? Wie wir heute in einer
Zeitung lesen können, genießt er das gesammelte Miss-
trauen der SPD.

Doch eine Ausnahme gibt es: Die Unternehmensteu-
erreform tritt im nächsten Jahr in Kraft und wird vor al-

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(C (D em die großen Konzerne um mindestens 10 Milliaren Euro entlasten. In vielen Zeitungen kann man ausführliche Analysen esen, warum die SPD in der Wählergunst so schlecht asteht. Doch das kann man sich eigentlich sparen, wenn an nur zwei Sachverhalte zur Kenntnis nimmt: Erstens. Die Konzerne, die sich vor Profiten kaum etten können, werden weiter finanziell entlastet. Wahraft sozialdemokratische Politik, sage ich dazu nur. Zweitens. Die Arbeitslosengeld-II-Empfänger sollen rotz der gestiegenen Lebensmittelpreise und der Exploion der Energiepreise keinen Cent mehr bekommen. „Kalt und streberhaft“ nennt der Politikwissenschafter Franz Walter die Politik der SPD, und immer mehr PD-Wähler teilen diese Ansicht. Die aktuelle Studie ie Ängste der Deutschen 2007 kommt zu dem Ergebis, dass die Deutschen am meisten Angst davor haben, ass alles teurer wird. Das ist natürlich nicht im Sinne on CDU und CSU. Besonders Herr Schäuble hat sich um Ziel gesetzt, dass spätestens im nächsten Jahr die ngst vor dem Terror an erster Stelle in den Umfragen tehen soll. Denn die Bundesregierung weiß, dass sich in Land einfacher regieren lässt, wenn die Menschen ngst haben. Das ständige Schüren von Angst ist nötig, m die gigantischen Ausgaben im Kampf gegen den Teror zu rechtfertigen. Ich will Sie nur daran erinnern, dass as 132-Millionen-Euro-Programm zur Stärkung der ineren Sicherheit, das der Innenminister in einer Nachtnd-Nebel-Aktion durch den Bundestag geschleust hat, ier schon fast totgeschwiegen werden soll. Der weltweite Antiterrorkampf hat natürlich auch den ppetit des Verteidigungsministers angeregt. Für seinen aushalt sind 29 Milliarden Euro vorgesehen. Das ist ehr, als die Bundesregierung für zivile Investitionen usgibt, und damit eine wirkliche Schieflage. Der ehemaliger CDU-Generalsekretär Geißler antortete auf die Frage eines Journalisten, was Konserva ismus heute ausmacht, wie folgt – ich zitiere die Berlier Zeitung vom 6. September 2007 –: Es ist schon erstaunlich, welche Widersprüche sich da so auftun: ein starker Staat für die innere Sicherheit, ein schwacher Staat für die soziale Sicherheit – merkwürdige Vorstellungen der sogenannten Neokonservativen. Ich fordere Sie auf, liebe Kolleginnen und Kollegen on der CDU/CSU, nehmen Sie sich diese Worte Ihres hemaligen Generalsekretärs zu Herzen, und denken Sie arüber nach! Wir Linke haben gute Vorschläge, wie man die Steurgelder der Bürgerinnen und Bürger besser und vor alen Dingen gerechter ausgeben kann. Herr Struck hat en untauglichen Versuch unternommen, uns nachzueisen, dass unsere Finanzierungsvorschläge unseriös Dr. Gesine Lötzsch seien. Zum Ausdruck und Beweis seiner eigenen Seriosität meinte Herr Steinbrück, unsere Vorschläge als Voodoo-Ökonomie bezeichnen zu müssen. Ich glaube, eine billigere Propaganda kann man sich gar nicht vorstellen. In ihrer Rechnung hat die SPD-Führung nämlich völlig außer Acht gelassen, dass wir Gegenvorschläge und auch sehr viele schöne Kürzungsvorschläge – insbesondere hinsichtlich des aufgeblähten Verteidigungshaushaltes – haben. Aber auch hinsichtlich der Einnahmen haben wir viele Vorschläge für eine gerechtere Steuerpolitik. Unsere Vorschläge zur Abschaffung des Mittelstandsbauches haben Sie, Herr Steinbrück, genau umgekehrt dargestellt. Sie haben behauptet, wir wollten den Mittelstand belasten. Die Wirklichkeit ist anders: Der Mittelstand und die Facharbeiter würden durch unsere Vorschläge entlastet. Ich fordere Sie hier noch einmal auf: Nehmen Sie die Unternehmensteuerreform zurück, werfen Sie den Unternehmen das Geld nicht hinterher! Wir werden unsere Vorschläge in den Haushaltsberatungen und in der Öffentlichkeit vortragen. Ich bin mir sicher: Auch wenn die Vorschläge hier in diesem Haus nicht die Mehrheit finden sollten, ihre Wirkung in der Öffentlichkeit werden sie nicht verfehlen. Das können Sie nicht zuletzt an unseren Umfragewerten ablesen. Vielen Dank. Das Wort erhält nun der Kollege Joachim Poß für die SPD-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Lötzsch, zunächst ein Satz zu Ihnen. Sie haben den Vergleich mit dem Taschendieb angestellt. In der Tat: Sie bewegen sich wie eine Taschendiebin: unterhalb der Gürtellinie, und zwar moralisch wie gedanklich. Was Sie hier sagen und die Bilder, die Sie hier bringen, sind eine Zumutung. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611000800
Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1611000900

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich sage Ihnen: Mit dieser Art von Politik, mit der Sie
Arbeitnehmern, Rentnern und Arbeitslosen alles ver-
sprechen und in der Realität nichts halten können, täu-
schen Sie die Menschen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie verlieren jeden ernsthaften Anspruch auf Gestaltung.
Das wird noch deutlicher werden als in der Vergangen-
heit.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will gar nicht auf einzelne Stichworte eingehen.

Aber zur Unternehmensteuerreform möchte ich et-
as sagen: Ja, wir beseitigen eine Gerechtigkeitslücke.
s kann doch nicht sein, dass 100 Milliarden Euro an
ewinnen in Deutschland erzielt und im Ausland ver-

teuert werden. Das ändern wir; das ist richtig so. Wir
eseitigen Gerechtigkeitslücken und schaffen keine
euen.


(Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der LINKEN)


eswegen: Die Auseinandersetzung mit Ihnen darf man
icht übertreiben. Aber wir werden Sie Zug um Zug ent-
arven. Die von der SPD-Bundestagsfraktion vorgelegte
usammenstellung zu den finanziellen Auswirkungen

hrer Anträge und Initiativen war ein erster Schritt dazu.


(Zurufe von der LINKEN)


Wer vor eineinhalb Jahren vorhergesagt hätte, wie gut
ich die Lage auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere im

ittelstand, und die Situation der öffentlichen Haus-
alte, insbesondere in den Kommunen, entwickeln wür-
en, der wäre doch als Fantast bezeichnet und verspottet
orden. Jeder von uns, der vorhergesagt hätte, dass wir

m September dieses Jahres auf der Grundlage der vor-
iegenden Zahlen würden beraten können, wäre verspot-
et worden. Deswegen sage ich Ihnen: Eine Rede wie
ie, die Bundesfinanzminister Peer Steinbrück heute ge-
alten hat, konnte seit fast 20 Jahren kein Finanzminister
n Deutschland mehr halten. Eigentlich sollte von allen
eiten dieses Hauses begrüßt werden, dass es ihm mög-

ich war, eine solche Rede zu halten.


(Beifall bei der SPD)


Mit dem von Peer Steinbrück eingebrachten Haus-
altsentwurf bleibt die Koalition sich selbst und ihrer
oppelstrategie treu, die erforderliche Haushaltskonso-

idierung und die notwendige politische Gestaltung
and in Hand zu betreiben.

Das erfolgreiche 25-Milliarden-Euro-Impulspro-
ramm fortzusetzen, die Mittel für Forschung und Ent-
icklung zu erhöhen, die BAföG-Erhöhung und den
ochschulpakt zu finanzieren, die Mittel für Klima-

chutzprogramme hochzufahren und das Programm zum
usbau der Krippenplätze zu starten, all das bringt un-

ere Wirtschaft und unsere Gesellschaft Schritt für
chritt voran. Diese Maßnahmen werden sich auch in
iskalischer Hinsicht auszahlen; das gilt übrigens auch
ür die Unternehmensteuerreform.

Konsolidieren und Gestalten, das ist die richtige Stra-
egie, die auch in Zukunft verfolgt werden muss. Das
eißt aber auch, dass die fiskalischen Spielräume, die
ich ergeben, konsequent und glaubwürdig zur Rückfüh-
ung der Verschuldung genutzt werden müssen. Wir
üssen unsere Defizitziele im nächsten Jahr und in den

olgenden Jahren erreichen. Wir haben die Chance, das
esamtstaatliche Defizit im nächsten Jahr auf null zu






(A) )



(B) )


Joachim Poß
fahren. Ich finde, dass das Tempo des stattfindenden De-
fizitabbaus bemerkenswert ist.

Die Haushaltspolitik muss ökonomische und gesell-
schaftliche Erfordernisse im Blick behalten; ansonsten
ist sie letztlich zum Scheitern verurteilt. In diesem Sinne
werden wir die anstehenden parlamentarischen Haus-
haltsberatungen führen.

Die Haushaltspolitiker der Koalition haben sich das
Ziel gesetzt, die von der Bundesregierung beschlossene
und im Etatentwurf für 2008 aufgeführte maximale
Höhe der Neuverschuldung des Bundes in Höhe von
12,9 Milliarden Euro zu verringern. Wir streben an, die-
ses Ziel zu erreichen. Allerdings ist bereits der Betrag
von 12,9 Milliarden Euro die niedrigste jährliche Ver-
schuldung des Bundes seit fast 20 Jahren. Wer uns in
dieser Situation vorwirft, wir seien bei der Haushalts-
konsolidierung nicht ehrgeizig genug, der muss schon
sehr konkrete und umsetzbare Konsolidierungsvor-
schläge vorlegen.


(Beifall des Abg. Steffen Kampeter [CDU/ CSU])


Bisher konnte ich nicht erkennen, dass solche Vor-
schläge gemacht wurden, weder von der FDP noch – das
kann Frau Hajduk gleich ändern – von den Grünen.
Wenn wir hier streiten, dann sollten wir das bitte auf der
Grundlage realitätstüchtiger Vorschläge und nicht im
Wolkenkuckucksheim tun.


(Beifall bei der SPD)


Wenn die derzeit günstige wirtschaftliche Entwick-
lung anhält – es gibt durchaus Anzeichen der Unsicher-
heit, über die heute schon gesprochen wurde –, dann
werden wir voraussichtlich spätestens im Jahre 2011 ei-
nen ausgeglichenen Bundeshaushalt vorlegen können.

Wenn wir all diese Ziele – gute Entwicklung von
Wirtschaft, Beschäftigung und Haushaltskonsolidierung –
erreichen wollen, ist es allerdings notwendig, dass über
Jahre hinweg die richtigen Entscheidungen getroffen
und die richtigen Weichenstellungen vorgenommen wer-
den. Ich will zwei Beispiele nennen.

Erstens. Bereits jetzt wird immer wieder gefordert
bzw. sogar angekündigt, dass in der nächsten Legislatur-
periode die Einkommensteuer oder andere Steuern ge-
senkt werden. Herr Kollege Kampeter, die Medien be-
richten, dass auch in Strategiezirkeln von CDU und
CSU, und zwar weit über das Ministerium des Bundes-
wirtschaftsministers hinaus, Konzepte für massive
Steuersenkungen erarbeitet werden. Offensichtlich
wird hier gezielt versucht, sich eine populäre Ausgangs-
position für die Auseinandersetzung mit dem Koalitions-
partner in anstehenden Wahlkämpfen aufzubauen.

Da wir heute eine haushaltspolitische Debatte führen,
ist zu fragen: Wie ernst meinen es diejenigen, die schon
heute für einen nicht sehr weit in der Zukunft liegenden
Zeitpunkt Steuersenkungen in Aussicht stellen, eigent-
lich mit der Haushaltskonsolidierung, die in dieser Le-
gislaturperiode noch nicht abgeschlossen werden kann?
Wenn in einem Jahr keine neuen Schulden gemacht wer-
den müssen, heißt das nicht, dass alle Probleme bereits

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(C (D elöst sind. Meine Damen und Herren, müssten wir nicht ngesichts der verbesserten Haushaltslage endlich auch n die Tilgung der Altschulden einsteigen? (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das scheint für diejenigen, die solche Steuersen-
ungsvorschläge machen, offenbar nicht im Vordergrund
u stehen. Erst wird die Verschuldung über Jahre hinweg
ls große Staatskrise dargestellt – wir haben das erlebt –,
ber dann hat man es mit der Tilgung der Altschulden
lötzlich nicht mehr so eilig. Das ist widersprüchlich.
ch habe an alle, die derartige Vorschläge in ihren Köp-
en haben, die herzliche Bitte, darüber nachdenken, ob
s nicht zu widersprüchlich ist, davon zu sprechen, dass
ie Abschaffung des Solidaritätszuschlags oder der Erb-
chaftsteuer möglich wäre, wenn die politische Konstel-
ation eine andere wäre. Nein, vor dem Hintergrund von
esamtstaatlichen Schulden in Höhe von immer noch
,5 Billionen Euro geht dies nicht.

Auch was die Reform der Finanzbeziehungen von
und und Ländern angeht, dürfen keine unbedachten
ntscheidungen gefällt werden. Ich begrüße ausdrück-

ich die Kriterien, die Peer Steinbrück in diesem Zusam-
enhang genannt hat, will aber auch auf folgenden
unkt hinweisen: Meines Erachtens krankt die Diskus-
ion bisher daran, dass grundlegende Fakten und Zusam-
enhänge nicht beachtet werden. Viele Teilnehmer der
iskussion sind davon überzeugt, dass die unbestreitbar

u hohe öffentliche Verschuldung eine Folge vor allem
nzureichender Verfassungsregeln sei. Diese Auffassung
bersieht, dass es für die öffentliche Kreditaufnahme
nd die Finanzpolitik sowohl des Bundes als auch der
änder beachtliche andere Gründe gab und gibt: vor al-

em die Bewältigung der deutschen Einheit, aber auch
ie Vermeidung prozyklischer Finanzpolitik.

Auch ist bisher weitgehend unklar, was die einzelnen
orschläge zur Modifikation des Art. 115 Grundgesetz
onkret an Politik erfordern und konkret bewirken. Des-
alb halte ich es für dringend erforderlich, dass fundierte
erechnungen vorgelegt werden, mit denen die Verände-

ungsabsichten gestützt werden müssen und die die öko-
omischen Auswirkungen der einzelnen Vorschläge ge-
au aufzeigen. Es darf nicht dazu kommen, dass mit
iner Modifikation der Verfassung das gerade gefundene
leichgewicht von wirtschaftlicher Impulsgebung, Zu-
unftsgestaltung und Haushaltskonsolidierung, das wir
n den letzten beiden Jahren so erfolgreich erprobt ha-
en, möglicherweise wieder infrage gestellt wird. Das
eißt, neue Regeln, für die wir alle eintreten, müssen
ealitätstüchtig sein; sie müssen sich in der Realität unse-
er Ökonomie auch bewähren können.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611001000

Das Wort hat nun die Kollegin Anja Hajduk,

ündnis 90/Die Grünen.






(A) )



(B) )


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611001100

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

ren! Sehr geehrter Herr Steinbrück, Sie haben angenom-
men, schon zu wissen, was die Opposition heute zu sa-
gen hat. Da Sie es wissen, weiß ich nicht, ob Sie schon
wild entschlossen sind, sich unsere Ausführungen nicht
ernsthaft anzuhören. Aber ich werbe doch noch einmal
um Ihr Gehör.

Worum geht es, wenn wir sagen, die gute Situation,
die wir jetzt haben – die gute konjunkturelle Entwick-
lung, die gute Situation auf dem Arbeitsmarkt –, sollte
genutzt werden, um unsere Schulden abzubauen? Wo-
rum geht es, wenn wir darum werben, die historische
Chance wahrzunehmen und vier gute Jahre zu nutzen,
um 2009 einen ausgeglichenen Haushalt zu haben?
Was macht Sie so gewiss, dass Sie ein Abonnement auf
eine positive Dauerkonjunktur bis 2011 haben?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aus der Erfahrung, die Rot-Grün in den Jahren 1999
und 2000 gemacht hat, erinnere ich Sie an Folgendes:
Damals haben wir vielleicht zu einem falschen Zeitpunkt
im Boom Ausgabensteigerungen im Haushalt und Steu-
ersenkungen beschlossen, die konjunkturell nicht die
richtige Strategie darstellten.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Deswegen geht es mir jetzt nicht um ein bisschen schnel-
ler, ein bisschen höher und ein bisschen weiter, sondern
um die Verantwortung, die auch Sie für sich in Anspruch
nehmen: Packen wir doch der nächsten Generation nicht
den Rucksack mit Wackersteinen von Schulden voll,
sondern nutzen wir einen Konjunkturboom, der sage und
schreibe vier Jahre lang ein reales Wachstum von im
Schnitt knapp 2 Prozent verspricht! Angesichts der Steu-
ermehreinnahmen in Höhe von 45 Milliarden Euro – das
sind die Steuermehreinnahmen Ihrer Finanzplanung; ich
habe den im Moment absehbaren Konjunkturbonus von
zusätzlichen 8 bis 10 Milliarden Euro noch gar nicht auf-
geschlagen, wahrscheinlich sind es in dieser Legislatur-
periode also Steuermehreinnahmen von mehr als 50 Mil-
liarden Euro – frage ich Sie, warum die Einnahmen nicht
ausreichen sollen. Erklären Sie einmal der deutschen Be-
völkerung, warum Ihnen 50 Milliarden Euro nicht aus-
reichen sollen, um ein Defizit von 30 Milliarden Euro
auszugleichen!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Ich nenn Ihnen den Grund: Die Große Koalition hat
erfolgreich am Steuerrad gedreht. In einigen Punkten un-
terstützen wir das auch; wir schlagen uns nicht in die
Büsche, wenn es um Subventionsabbau geht, der die
Bürgerinnen und Bürger auch einmal belastet. Sie haben
sich aber auch verdammt viele Ausgabenwünsche ge-
nehmigt.


(Jörg-Otto Spiller [SPD]: Welche denn?)


Die passen nicht in eine Zeit guter Konjunktur; so etwas
muss man sich für schlechtere Zeiten reservieren. Eben-
darin liegt die strategische Panne, die Schwäche Ihrer
Politik, Herr Steinbrück; da können Sie sie noch so ge-

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(C (D altvoll und erhaben vortragen. Die Konsequenzen traen die Bürgerinnen und Bürger. (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Was soll gestrichen werden?)


eswegen werben wir für eine Veränderung dieser Stra-
egie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Joachim Poß [SPD]: Welche Vorschläge? Elterngeld?)


Sie müssen nicht aufgeregt rufen, Herr Poß. Ich
omme noch zu den Vorschlägen. Im Übrigen haben wir
as in den letzten Jahren immer so gehalten.

Ich möchte beispielhaft auf das Jahr 2007 eingehen.
amit komme ich auch zu einem konkreten Vorschlag,
err Poß. Für das Jahr 2007 ist geplant, 19 Milliarden
uro Schulden aufzunehmen. Der Steuerschätzung nach
erden wir 10 Milliarden Euro zusätzlich einnehmen.
ittlerweile zeichnet sich ab, dass es bis zu 15 Milliar-

en Euro sein werden, und das ist noch nicht die Spitze
er Prognosen. Dann muss man doch erwarten, dass Sie
ieses Jahr statt 19 Milliarden Euro nur 6 Milliarden,
Milliarden oder 8 Milliarden Euro neue Schulden ma-

hen. Doch nein, es ist angekündigt: Wir brauchen einen
eil dieser Steuermehreinnahmen für den Fonds zum
usbau der Kinderbetreuung.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sind Sie gegen Kinder?)


Nein! Jetzt wird es wieder billig bei Ihnen! – Wenn es
m eine gute Sache und Ausgabe geht, nehmen Sie dafür
ie konjunkturellen Steuermehreinnahmen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eine Einmalausgabe, liebe Kollegin!)


o hat Frau Merkel schon im letzten Jahr konjunkturelle
teuermehreinnahmen für die Gesundheitsversicherung
erwendet.


(Zuruf von der FDP: Ja!)


Wir, Bündnis 90/Die Grünen, haben Ihnen ein sehr
ernünftiges Konzept vorgelegt, wie man aus dem Ehe-
attensplitting ein Familiensplitting macht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aha! Sie wollen es den Familien wegnehmen!)


Hören Sie einmal zu! – Dann kann man die Kinderbe-
reuung sehr gut finanzieren. Dann kann der Bund seinen
nteil an den Investitionen tragen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ann können die Länder statt dieser Fehlsubvention – ich
ehe schon, Sie stimmen mir zu, Herr Kampeter; das er-
enne ich an Ihrem Lachen –


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein, nein, nein!)


it den Steuermehreinnahmen, die sie haben werden,
ie Betriebskosten finanzieren, und Herr Steinbrück
üsste nichts zwischen Bund und Ländern aushandeln






(A) )



(B) )


Anja Hajduk
und den Bund bei den Mehrwertsteuereinnahmen nicht
strukturell schlechter stellen, ihn zusätzlich belasten.
Kurz gesagt: Wir haben ein Konzept für die Kinder-
betreuung. Wir werben für den Rechtsanspruch auf Kin-
derbetreuung, und zwar nicht erst ab irgendwann, son-
dern ab dem nächsten Jahr. Wir können das umsetzen,
wir haben eine Gegenfinanzierung. Sie bedienen sich da-
gegen, wie immer, schlicht bei der guten Konjunktur;
das ist langfristig nicht tragfähig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zu einem weiteren Punkt, der belegt, dass
nicht so leicht gesagt werden kann: Es macht nichts,
wenn man sich mit der Konsolidierung des Haushalts
und dem Haushaltsausgleich bis 2011 Zeit lässt, statt ihn
in dieser Legislaturperiode, für die Sie Verantwortung
übernommen haben, zu erreichen. Ich nenne das, was
Sie machen, eine künstliche Streckung des Haushalts-
ausgleichs. Man kann das an den Zinszahlungen sehen:
Wir machen einen Sprung um 2,8 Milliarden Euro von
knapp über 40 Milliarden Euro auf über 43 Milliarden
Euro. Ich glaube, auch das ist Rekord. Das ist Folge Ih-
rer Politik, weil Sie bei der Verschuldung nicht die nö-
tige Strenge walten lassen. Deswegen sage ich Ihnen:
Ihre Strategie sieht im Lichte der gegenwärtig guten
Konjunktur gut aus, aber sie ist nicht konsequent und
auch nicht verantwortungsvoll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zu einem anderen Thema. Herr
Steinbrück, ich bin froh – das sind auch die Kollegen,
die zuvor gesprochen haben –, dass die Große Koalition
wenigstens in einem Punkt bereit ist, Verantwortung zu
übernehmen, nämlich dass Sie die Zweidrittelmehrheit,
die Sie im Bundesrat und im Bundestag organisieren
können, nutzen wollen, um unsere gesetzlichen Regeln
für die Schuldenaufnahme zu überarbeiten.

Wir Grünen haben aus der Verschuldungsspirale, in
der wir in den letzten Jahren gefangen waren, Konse-
quenzen gezogen. Wir haben einen Gesetzentwurf vor-
gelegt, in dem wir nach dem Beispiel der Schweiz, aber
an deutsche Verhältnisse angepasst, in Deutschland eine
Schuldenbremse vorsehen, die uns vorschreibt, in guten
Zeiten Überschüsse zu erwirtschaften, um für schlechte
Zeiten vorzubeugen. Ich wiederhole mich, Herr Meister
– man kann es nicht oft genug sagen –: Wir müssen uns
in konjunkturell guten Zeiten darum bemühen, die Ver-
schuldung zu begrenzen. Ich habe Sie gerade dazu ein-
geladen, das schon im Haushalt 2008 endlich wahrzuma-
chen. Wir wollen, dass eine entsprechende Regelung ins
Grundgesetz aufgenommen wird. Unser Regelwerk er-
füllt folgende Anforderungen: Es ist Maastricht-konform
– das halte ich für notwendig – und „atmet“ mit der Kon-
junktur. Es lässt auch Ausnahmen zu, wenn es im Kata-
strophenfall erforderlich ist. Dafür haben wir aber strikte
verbindliche Regelungen vorgesehen, bei denen eine
Zweidrittelmehrheit im Bundestag notwendig wäre, um
ausnahmsweise den Kreditrahmen zu erweitern.

Ich bin froh, dass Sie Ihren Willen deutlich gemacht
haben, in dieser Legislaturperiode zu neuen Schuldenre-
geln zu kommen, und halte das auch für notwendig. Ich

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(C (D ehme diesen Anspruch als Maßstab für die Vereinbaungen, zu denen wir in der Föderalismuskommission II ommen werden. Es kann nicht sein, dass es bei diesen nkündigungen bleibt. Der Bund muss hier vorangehen. nsofern verstehe ich Ihren Beitrag an dieser Stelle als ositive Aufforderung und hoffe, dass Sie auch dem von ns vorgelegten Vorschlag nähertreten können. Ich möchte noch zu zwei weiteren Punkten kommen, ie mir wichtig sind. Herr Steinbrück, als Finanzminister rwarte ich von Ihnen, dass Sie sehr sorgfältig abwägen, enn es um Privatisierungen geht. Was Sie zur Bahnrivatisierung vorgelegt und im Kabinett beschlossen aben, hält nicht dem stand, was ich von einem verantortungsbewussten Finanzminister erwarte. ass Sie die Schienennetze 15 Jahre an die DB übertraen wollen, hat einen großen Haken. Wenn wir die Netze 5 Jahre übertragen und eine Mitgift in Höhe von 7,5 Milliarden Euro finanzieren, dann bedeutet das eine eilprivatisierung, die eine Subventionsgarantie aus dem ffentlichen Haushalt für die privaten Betreiber vorsieht. ch finde es nicht in Ordnung, dass man bei einer Teilpriatisierung solch einen risikolosen Profit auf Kosten des undes zulässt. Die Kritik Ihres Parteifreundes Thilo arrazin ist mehr als berechtigt. Wenn wir aus den Priva isierungserlösen heute vielleicht 6 Milliarden bis 8 Miliarden Euro erzielen und 3 Milliarden bis 4 Milliarden uro für den Bundeshaushalt gewinnen, dann aber 0 Milliarden Euro jährlich an die Bahn zurückfließen assen und das Schienennetz nach 15 Jahren vielleicht zu inem doppelten oder dreifachen Preis zurückkaufen üssen, dann wäre das ein verantwortungsloser Umgang it öffentlichem Vermögen. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist noch nett gesagt!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ch fordere Sie auf, an dieser Stelle neu zu überlegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


nsbesondere fordere ich die Fraktionen der CDU/CSU
nd der SPD auf, diesem Vorhaben aus ordnungspoliti-
chen Gründen und vielleicht auch aus anderen grund-
ätzlichen Erwägungen, was Privatisierungen angeht,
icht zuzustimmen. Auch das gehört in eine Haushalts-
ebatte des Bundestages.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zu meinem letzten Punkt. Bei einem
hema hätte ich mir von Ihnen mehr Ehrlichkeit ge-
ünscht, Frau Merkel.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie hat doch noch nichts gesagt!)


s ist mittlerweile klar geworden, dass die Bundesagentur
ür Arbeit wegen der guten Entwicklung auf dem Ar-
eitsmarkt Geld im Überfluss hat. Es ist mehr als klar,
ass die Bundesagentur die zusätzlichen Mehrwertsteu-
reinnahmen in Höhe von über 6 Milliarden bzw. knapp
Milliarden Euro nicht benötigt hätte, um ihre Arbeit zu

eisten und die Beiträge zu senken. Deswegen hätte ich






(A) )



(B) )


Anja Hajduk
mir gewünscht, dass Sie dem Vorschlag des Kollegen
Steinbrück gefolgt wären, die Mehrwertsteuereinnahmen
aus dem Haushalt der Bundesagentur für Arbeit heraus-
zunehmen und den Haushalt der Bundesagentur und den
Bundeshaushalt zu trennen. Aber nein: Um zu vertu-
schen, dass Sie die Mehrwertsteuereinnahmen nicht für
die Beitragssenkung gebraucht haben – die Beitragssen-
kung um 2,3 Prozentpunkte ist durch die BA selber fi-
nanzierbar –, konstruieren Sie jetzt einen künstlichen
und seltsamen Finanzierungskreislauf zwischen BA und
Bundeshaushalt. Ich finde, das ist maßlos intransparent.
Eigentlich hätten Sie sich einen Ruck geben müssen und
das der Öffentlichkeit gegenüber zugeben können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611001200

Frau Kollegin!


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611001300

Ich habe leider etwas überzogen. – Letzter Satz.

Haushaltspolitik ist eigentlich ganz einfach. Spare in der
Zeit, dann hast du in der Not! Oder: Wenn du eine Ge-
haltserhöhung von 8 Prozent bekommst, wie es bei den
Steuereinnahmen der Fall ist, dann überziehe nicht wei-
ter deinen Dispo, sondern löse ihn ab, statt einen neuen
Leasingvertrag zu unterschreiben. Das versteht doch je-
der Mensch.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1611001400

Das gerade zitierte schöne Sprichwort „Spare in der

Zeit, dann hast du in der Not“ ließe sich übrigens auch
bei der Bewirtschaftung von Redezeiten sinnvoll zur An-
wendung bringen.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich wusste gleich, dass Sie das nutzen!)


Das war sozusagen eine generelle Empfehlung, weil wir
uns noch eine ganze Woche mit diesem Thema werden
auseinander setzen dürfen.

Nun hat das Wort der Kollege Steffen Kampeter für
die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1611001500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die Debatte über den Haushaltsentwurf 2008
gibt die Möglichkeit, einmal auf das zurückzuschauen,
was bisher erreicht wurde. Ich möchte mit einem Dank
an die Menschen in Deutschland beginnen, die es in den
letzten zwei, drei Jahren – gemeinsam mit der Politik –
durch ihre Arbeit, ihren Einsatz und ihr Engagement ge-
schafft haben, dieses Land wirtschaftlich nach vorne zu
bringen,

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(C (D (Jürgen Koppelin [FDP]: Trotz der Bundesregierung!)


nd erheblich dazu beigetragen haben, dass wir eine große
inanzpolitische Erfolgsgeschichte bei der Sanierung der
ffentlichen Staatsfinanzen vorweisen können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


atürlich sind die Bundesregierung, insbesondere der
undesfinanzminister, sowie die Koalition hier ebenfalls
ktiv. Aber der Einsatz der Menschen wird nun damit
elohnt, dass wir wieder ausschütten können, nachdem
ir abverlangt haben. Wir können zwar nicht mehr aus-
eben, wohl aber zurückgeben.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Wo denn?)


Ich will belegen, warum ich glaube, dass diese Sanie-
ung mit Perspektive eine kluge Form der Bewirtschaf-
ung öffentlicher Finanzen ist. Wir sind 2006 mit einem
trukturellen Defizit gestartet, das ausweislich öffentli-
her Erklärungen vor der Bundestagswahl bei
0 Milliarden Euro und nach der Bundestagswahl bei
5 Milliarden Euro lag. Der von uns aufgestellte Haus-
alt 2007 weist die niedrigste Nettokreditaufnahme seit
er Wiedervereinigung auf. Wir haben in der Koalition
nd im Haushaltsausschuss für eine weitere massive
enkung gesorgt. Es ist kein Geheimnis, dass wir die
ettokreditaufnahme in diesem Jahr nicht in vollem
mfang in Anspruch nehmen müssen, weil die Entwick-

ung wahrscheinlich sowohl auf der Ausgabenseite als
uch auf der Einnahmeseite besser ist.

Wir haben den vom Bundesfinanzminister mit einer
uten Rede vorgestellten und eingebrachten Haushalts-
ntwurf 2008 unter das Motto „Sanieren mit Perspek-
ive“ gestellt. Dieser Haushalt weist wieder die nied-
igste Nettokreditaufnahme seit der Wiedervereinigung
uf. Carsten Schneider und ich haben gemeinsam mit
en Kolleginnen und Kollegen aus der Haushaltsgruppe
er Koalition den Ehrgeiz, hier noch einmal nachzuar-
eiten und noch weniger Schulden aufzunehmen.


(Otto Fricke [FDP]: Bei den Ausgaben oder bei den Einnahmen?)


Ich will in aller Klarheit sagen: Die erzielten Sanie-
ungserfolge sind nicht selbstverständlich. Die Verwer-
ungen auf den Finanzmärkten haben deutlich gemacht,
ass die Sanierung jede Woche und jeden Monat erneut
rkämpft werden muss. Aber unsere Haushaltspolitik
utzt den Menschen in Deutschland, weil sie etwas da-
on haben. Ich will darauf hinweisen, dass kein Land, in
em es wirtschaftlich aufwärts geht, ruinierte Staatsfi-
anzen hat. Solide Staatsfinanzen, die Vertrauen bei In-
estoren und Konsumenten schaffen, flankieren unseren
ufschwung und schaffen Möglichkeiten, den Men-

chen wieder etwas zurückzugeben.

Wir wollten den Beitrag zur Arbeitslosenversiche-
ung ein Stück weit senken. Wir senken ihn nun noch
eiter. Der Kollege Meister hat gesagt, dass die Ziel-
röße 3,5 Prozent sei. Das entspräche einer Senkung des
eitrags zur Arbeitslosenversicherung um insgesamt
Prozentpunkte, wenn ich richtig gerechnet habe. Das






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
ist die größte Senkung in einem sozialen Sicherungssys-
tem, die es jemals in so kurzer Zeit gegeben hat. Wo wir
das Geld nicht benötigen, geben wir es den Menschen
zurück. Auch das ist eine Dividende, ein Ergebnis dieser
Sanierungsschritte.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Schulden von heute – diese Erkenntnis vermittelt je-
des wirtschaftliche Seminar – sind die Steuererhöhungen
von morgen. Wenn wir Schulden senken und die Null-
Neuverschuldung anstreben, dann verhindern wir nicht
nur Steuererhöhungen, sondern schaffen auch Spiel-
räume für Steuersenkungen.


(Otto Fricke [FDP]: Aha!)


Herr Kollege Poß, je früher wir die Null-Neuverschul-
dung haben, umso eher können wir uns Gedanken da-
rüber machen, in welchem Maße wir Schulden abbauen
und in welchem Maße wir den Menschen die gezahlten
Steuern zurückgeben. Wir haben das Projekt Stoltenberg
im Sinn, wonach den Menschen nicht das Geld aus der
Tasche gezogen werden soll, um es ihnen in komplizier-
ten Verfahren wieder zurückzugeben; wir wollen ihnen
vielmehr das lassen, was sie für ihr Leben brauchen, und
ihnen nur das wegnehmen, was wir ihnen gut begründet
wegnehmen müssen, um wichtige Aufgaben zu finanzie-
ren. Das ist legitim und vermittelbar. Unsere Perspektive
für die nächste Legislaturperiode ist es, nach der Null-
Neuverschuldung auch über Steuersenkungen weiter
nachzudenken. Das ist unser fester Wille.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich will noch eines sagen: In dem Umfeld von solide-
ren Staatsfinanzen, das wir jetzt haben, fangen auch an-
dere an, wieder Vertrauen zu gewinnen. Es ist kein Zu-
fall, dass gerade in Zeiten des wirtschaftlichen
Aufschwungs und eines sinkenden Schuldenstands die
Tarifvertragsparteien zum ersten Mal seit langem wie-
der Lohnsteigerungen in einer vernünftigen Größenord-
nung vereinbaren. Das kommt bei den Menschen an. Die
Stabilität der Rahmenbedingungen schlägt sich auch in
Mut und Zuversicht bei den Tarifvertragsparteien nieder.
Das ist eine ganz konkrete Dividende, das ist ein ganz
konkreter Erfolg von Stabilisierungs- und Konsolidie-
rungspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU)


An dieser Stelle will ich aus Anlass des bösen Be-
griffs des Kaputtsparens bzw. des Ins-Koma-Sparens
festhalten: Ich halte es mit der Kollegin Hajduk, die ge-
rade der Debatte nicht zuhört, sondern telefoniert: Spare
in der Zeit, dann hast du in der Not! – Ich finde, man
muss etwas zurücklegen können. Der Grundgedanke der
Schuldenregel, die der Kollege Meister, aber auch der
Kollege Poß im Kopf haben, ist, dass wir demnächst für
schlechte Zeiten Geld aus Haushaltsüberschüssen – das
heißt technisch: Ausgleichskonto – zurücklegen. Da
kommen wir zueinander.

Trotzdem ist zu diesem Zeitpunkt nicht alles finan-
zierbar. So wünschenswert es für die Betroffenen sein
mag, Regelleistungen in bestimmten Sozialversiche-
rungssystemen, zum Beispiel Hartz IV, auszuweiten;

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(C (D ch halte das unter einem bestimmten Gesichtspunkt für icht mehr sozial gerecht, ja für unsozial. Sozial ist das, as in diesem Land Beschäftigung schafft. Nelson ockefeller hat einmal festgehalten: Wohltätigkeit ist ur dann unschädlich, wenn sie den Empfänger dazu aneitet, von ihr unabhängig zu werden. – Deswegen weren wir von der Union diesen Forderungen nicht nachgeen. Wir erkennen die schwierige Situation derjenigen n, die in diesem Regelkreis sind, aber wir konzentrieren ns nicht darauf, dass die Regelleistungen kontinuierlich nsteigen. Wir konzentrieren uns vielmehr durch eine Reorm unserer Arbeitsmarktpolitik darauf, wieder Brücken reguläre, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung u bauen. Darin müssen wir Geld investieren. Ich glaube, as ist soziale und beschäftigungsfreundliche Politik. Ich warne in diesem Hause auch vor Populisten, die nterwegs sind. Die sind auf der linken Seite dieses Haues unterwegs. Kollege Struck hat den Taschenrechner ngeworfen und festgestellt, dass 174 Milliarden Euro edes Jahr fehlen würden. (Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: 154!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


154, Entschuldigung. – Ich will aber auch auf die von
ir aus gesehen rechte Seite des Hauses hinweisen:
orgens fordert der Kollege Fricke Subventionsabbau

nd Null-Neuverschuldung.


(Otto Fricke [FDP]: Richtig oder falsch?)


Ich finde, das ist eine solide Forderung.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


ann kommt der Kollege Solms und beklagt, dass wir die
ehrwertsteuer erhöht haben, dass die Familienleistun-

en geändert wurden und das Erziehungsgeld eingeführt
orden ist, und er erwähnt die Kürzung der Pendlerpau-

chale. Das sind Leistungen von zusammengenommen
twa 30 Milliarden Euro pro Jahr. Ich weiß ehrlich ge-
agt nicht, was das soll. Bisher dachte ich, Liberalismus
ei das Eintreten für die Freiheit. Wenn man aber unter
iberalismus die Freiheit versteht, jeden finanzpoliti-
chen Unsinn erzählen zu können, dann habe ich Libera-
ismus bisher falsch verstanden. Entweder man fordert
ie der Kollege Fricke die Null-Neuverschuldung, oder
an äußert Kritik wie der Kollege Solms, die, würde
an die Kritik aufgreifen, zur Folge hätte, dass sich die
reditaufnahme jedes Jahr um 30 Milliarden Euro erhö-
en würde. Es ist unseriös, was Sie in diesem Bereich
achen. Populismus auf der linken und auf der rechten
eite ist schädlich. Dem werden wir keinesfalls folgen
önnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Joachim Poß [SPD]: Das ist eine gute Einstellung für die Gespräche heute Abend!)


Die Perspektive bei der Sanierung besteht darin, dass
ir, obwohl wir die Spendierhosen im Schrank lassen
nd die Sparstrümpfe heraushängen, in bestimmten Be-
eichen Schwerpunkte setzen.






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
Ich will zwei erwähnen: Ein Schwerpunkt sind für
uns die Familien, wobei es dabei nur vordergründig um
Geld geht. Im Kern geht es uns um einen Wandel des ge-
sellschaftlichen Klimas gegenüber den Menschen, die
sich in diesem Land für eine Familie und Kinder ent-
scheiden. Dieser Klimawandel drückt sich im Haushalt
konkret aus – im Elterngeld und in der Betreuungsinfra-
struktur –, vor allen Dingen aber in der veränderten ge-
sellschaftlichen Wahrnehmung der Familienpolitik, wie
sie von dieser Großen Koalition, wie sie von Ursula von
der Leyen betrieben wird.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Als ob die Gesellschaft Sie dafür gebraucht hätte, Herr Kollege!)


Das ist ein großer perspektivischer Gewinn, der trotz
Haushaltskonsolidierung möglich wird. Das setzt ein
Zeichen und gibt eine Perspektive.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das rohstoffarme Land Deutschland muss in die
Köpfe seiner Menschen investieren. Deswegen ist un-
sere Investition in Bildung und Forschung als eine
Partnerschaftsaufgabe zwischen öffentlicher und priva-
ter Hand schon auf einem guten Weg. 2,5 Prozent unse-
res Bruttoinlandsprodukts fließen in diesen Bereich.
Michael Glos und Annette Schavan sind die beiden
Minister, die dafür stehen. Dies ist eine Zukunftsinvesti-
tion, die auch während der Konsolidierung möglich ist.
Man kann beides miteinander verbinden: sparsam sein
und trotzdem an die Zukunft denken. Das ist der Kern
der Haushaltspolitik der Großen Koalition.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich will eine letzte Perspektive dieser Haushaltspoli-
tik ansprechen: die Null-Neuverschuldung. Es ist mehr-
fach schon gesagt worden, dass man sich diesbezüglich
nicht festlegen soll. Aber sie ist greifbar und es wird kei-
ner in diesem Hause ausgelacht, der behauptet, sie käme
jetzt bald. Wir würden damit rund 40 Jahre Verschul-
dungspolitik in Deutschland erstmals – hoffentlich auch
dauerhaft – beenden. Ich will mit einem Zitat schließen,
das ungefähr so alt wie unsere Verschuldungspolitik ist.
Dieses Zitat stammt von Ludwig Erhard, dem Bundes-
kanzler und langjährigen Wirtschaftsminister einer
unionsgeführten Regierung:

Die Menschen haben es zwar zuwege gebracht, das
Atom zu spalten, aber nimmermehr wird es ihnen
gelingen, jenes eherne wirtschaftliche Gesetz auf-
zusprengen, das uns mit unseren Mitteln haushalten
heißt, d. h., das uns verbietet, mehr zu verbrauchen
als wir erzeugen können …

Das ist die eigentliche Verheißung. Dieses konservative,
nachhaltige Prinzip der Haushaltspolitik,


(Otto Fricke [FDP]: Das ist nichts Konservatives!)


das Ludwig Erhard formuliert hat, als wir angefangen
haben, Schulden zu machen, ist die Mission der Haus-
haltspolitik der Großen Koalition. Das ist die Mission,
die die Union kräftig unterstützen wird.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611001600

Als Nächster spricht der Kollege Dr. Hermann Otto

olms für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611001700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Die FDP freut sich über die begonnene Haus-
altskonsolidierung und über den Abbau der Arbeitslo-
igkeit genauso wie die Regierungsfraktionen. Da gibt es
einen Zweifel. Wir haben nur den Verdacht – der durch
ie Reden heute bestätigt worden ist –, dass Sie sich hin-
er dieser entstandenen Konsolidierung, für die Sie über-
aupt nichts können, verbergen und Ihre Hausaufgaben
icht machen.


(Beifall bei der FDP)


hre Aufgabe wäre es, den Haushalt durch Einsparun-
en zu konsolidieren. Das wäre eine mutige Politik, die
iner Großen Koalition würdig wäre. Aber Sie erweisen
ich als schwache und kleinmütige Koalition. Das be-
eisen die Zahlen: 2006 beliefen sich die Ausgaben auf
61 Milliarden Euro, 2007 auf 270 Milliarden Euro und
008 auf 283 Milliarden Euro. Sie legen jedes Jahr etwas
arauf. Würden Sie das nicht tun, könnten wir im nächs-
en Jahr natürlich leicht einen ausgeglichenen Haushalt
aben.


(Beifall bei der FDP)


Wir wehren uns dagegen, dass Sie diese Konsolidie-
ung – immer mit schönen Worten verbrämt – einseitig
u Lasten der Bürger in diesem Lande durchführen.


(Beifall bei der FDP)


ie Bürger zahlen die Zeche, obwohl sie am Erfolg be-
eiligt werden müssten.

Im Gegensatz zu dem, was Sie, Herr Finanzminister,
esagt haben, blüht die Konjunktur nicht. Die Export-
onjunktur läuft, aber die Binnenkonjunktur lahmt.
as ist kein Wunder, weil die Bürger in diesem Lande
urch gewaltige Erhöhungen bei der Mehrwertsteuer, bei
er Einkommensteuer, bei der Versicherungsteuer, bei
teuern auf biogene Kraftstoffe und durch den Abbau
on Steuervergünstigungen insgesamt in Höhe von
0 Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich belastet werden.
ann haben sie natürlich nicht mehr das Geld, um ihren
onsum, ihre Altersvorsorge oder sonstige Investitionen

u finanzieren.


(Beifall bei der FDP)


as ist eben so. Wenn Sie einen dauerhaften konjunktu-
ellen Aufschwung möglich machen wollten, müssten
ie die Konsolidierung auf der Ausgabenseite fortführen
nd die Bürger von den zusätzlichen Belastungen nach
nd nach befreien. Das ist unsere Strategie. Herr Finanz-
inister, wir haben den Menschen vor der Bundestags-
ahl tatsächlich gesagt: Wir wollen die steuerlichen Ver-
ünstigungen kategorisch abbauen, allerdings gegen






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms
Entlastungen im Tarif und nicht als reine Zusatzbelas-
tung.


(Beifall bei der FDP)


Eine so hohe Mehrbelastung können viele Bürger gar
nicht verkraften.

Wir haben einige Beispiele rechnerisch dargelegt.
Diejenigen, die sich dafür interessieren, weise ich auf
meine Homepage hin: Hermann minus Otto minus
Solms.de.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Minus, die sind schlecht!)


Wenn man diese Beispiele nachvollzieht, kommt man zu
dem Ergebnis, dass der normale Arbeitnehmerhaushalt
in Deutschland durch die Maßnahmen dieser Regierung
pro Jahr in einem Bereich zwischen 1 000 und 2 000 Euro
mehr belastet ist; manche Haushalte sind noch höher be-
troffen. Das verfügbare Einkommen dieses Haushalts ist
also entsprechend geringer.

Das passt sehr gut zur gesamten Steuerpolitik dieser
Bundesregierung. Die Unternehmensteuerreform war
eine absolute Katastrophe, und das wird sich noch aus-
wirken. Mittlerweile haben die Unternehmen nämlich
angefangen, zu rechnen. Mir liegen beispielsweise Rech-
nungen aus dem Handel vor, die zu dem Ergebnis kom-
men, dass die Einbeziehung der Mieten in die steuerliche
Bemessungsgrundlage bei der Gewerbesteuer dazu
führt, dass die Steuerbelastung von Handelsunterneh-
men, die in Mietobjekten ansässig sind, steigt – von
heute etwas über 40 Prozent auf nahezu 70 Prozent –,
und Sie haben ihnen Steuerentlastungen versprochen.
Wenn die Gewinne dieser Unternehmen sinken, dann
steigt die Steuerbelastung auf 80, 90 und sogar auf über
100 Prozent. Was ist denn das für eine Steuerpolitik?!

Herr Meister, aus Ihrem Land – aus unserem gemein-
samen Land –, aus Hessen, kommen die dämlichsten
Vorschläge: die Einführung der Zinsschranke, die Ein-
beziehung von Mieten und Pachten in die Gewerbesteu-
ergrundlage, zur Funktionsverlagerung und zum Mantel-
kauf. All diese Vorschläge kommen von Herrn Koch und
Herrn Weimar. Das ist steuerpolitisch völlig widersinnig,
unsystematisch, kompliziert, und es macht den Standort
schwächer und nicht stärker.


(Beifall bei der FDP)


Das wussten Sie genauso gut wie ich. Sie hätten das in
Ihrem Landesverband einmal sagen sollen, anstatt das
alles hier zu vertreten.

Erbschaftsteuer: bis heute keine Antwort. Seit zwei
Jahren diskutieren Sie darüber. Die Menschen sind total
verunsichert. Sie wissen nicht mehr, wie sie ihren Nach-
lass regeln sollen, weil Sie sich nicht einigen können.

Jahressteuergesetz. Ich erinnere nur an das, was darin
wieder geregelt ist: § 42 der Abgabenordnung soll so ge-
ändert werden, dass die Bürger einen Nachweis erbrin-
gen und sich ihre privaten Entscheidungen quasi vom
Finanzamt genehmigen lassen müssen. Wenn ein Paar
also im Dezember heiraten möchte, dann muss es zum
Finanzamt gehen und fragen, ob es das darf, weil es das

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(C (D hegattensplitting für das Jahr der Eheschließung noch n Anspruch nehmen könnte. Negativ betroffen sind naürlich noch viel mehr die Investitionsprozesse von Unernehmen. (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Gut, dass Sie wissen, dass das nicht stimmt!)


Doch, das steht darin. Sie haben es nicht gelesen. Das
ann ich mir gut vorstellen; schließlich liest man einen
olchen Unsinn nicht gern.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP)


Letzte Bemerkung. Mit der zentralen Lohnsteuerkar-
ei, die eingerichtet werden soll, schafft man den gläser-
en Bürger, und zwar von der Wiege bis 20 Jahre nach
em Tod. Öffentliche Stellen haben Zugriff auf diese
artei. Es gibt keine Kontrolle und keine Information

ür den Bürger. Auch Private, wie Arbeitgeber, können
arauf Zugriff nehmen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611001800

Herr Kollege!


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611001900

All das zeigt, dass die verfassungsrechtlich geschützte

rivatheit von dieser Koalition ausgehöhlt wird. Das ma-
hen wir nicht mit.


(Joachim Poß [SPD]: Sie wollten die Steuerhinterziehung schon immer schützen!)


Es geht nicht um Steuerhinterziehung.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611002000

Kommen Sie bitte zum Ende, Herr Kollege.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1611002100

Ihnen geht es darum, den Bürger von der Wiege bis

ur Bahre zu kontrollieren und zu überwachen. Das ist
it unserer Vorstellung von einem liberalen Rechtsstaat

icht in Einklang zu bringen, und das lehnen wir grund-
ätzlich ab.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611002200

Das Wort hat jetzt der Kollege Carsten Schneider für

ie SPD-Fraktion.


Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1611002300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

er Bundeshaushalt, den der Finanzminister heute ein-
ebracht hat, und die mittelfristige Finanzplanung bis
011 sind nicht nur der Marken-Kern der Großen Koali-
ion, sondern sie bieten auch Anlass, eine Bilanz der ver-
angenen zwei Jahre – ich erinnere an die negativen Vor-
ersagen der FDP, die der Finanzminister heute zitiert
at – zu ziehen. Sie sind vor allen Dingen ein Ausblick
uf das, was wir in den nächsten zwei Jahren in diesem
and noch zu tun gedenken.






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

Ich finde, dass der Haushalt 2008 insgesamt eine sehr
gute Vorlage ist. Ich möchte dem Finanzminister dazu
gratulieren, dass es ihm gelungen ist, gegen die wider-
strebenden Einzelinteressen, die es im Kabinett natürlich
und berechtigterweise gibt, durchzusetzen, dass wir spä-
testens 2011 im Bundeshaushalt bei der Neuverschul-
dung eine Null stehen haben,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


eine Null, was zusätzliche Kredite betrifft.

Den Zeitungen und manchen Reden hier zufolge
müssten wir im Geld schwimmen. Im Unterschied dazu
muss man das sehen, was real hereinkommt. Es ist rich-
tig: Wir haben eine sehr gute Konjunktur, gestützt vor
allen Dingen auf die Reformen der Jahre 2002 bis 2005,
verstärkt durch die vergangenen zwei Jahre, insbeson-
dere durch die Impulse, die wir gegeben haben, durch
das Vertrauen, das die Bevölkerung in die Bundesregie-
rung gesetzt hat, und durch eine Finanzpolitik, die sich
nicht nur dadurch auszeichnet, Nein zu sagen. Das klas-
sische Haushälter-Nein ist zu einem Gestaltungs-Ja ge-
worden. Dieses Gestaltungs-Ja heißt, dass man nicht nur
spart und kürzt, so wie das von den Kollegen der FDP
gefordert wurde, sondern auch wichtige Zukunftsberei-
che stärkt.

Ich glaube, dass dem Kabinett damit insgesamt ein
Entwurf gelungen ist, der sehr ausgewogen ist. Ich nenne
Bereiche wie Forschung und Entwicklung, aber auch In-
frastruktur. Ich denke an unsere internationalen Ver-
pflichtungen im Rahmen der ODA-Quote. Diese Ausga-
ben sind maßvoll und tragen zur Zukunftsfähigkeit
unseres Landes bei.

Wir planen im Jahr 2008 eine Nettokreditaufnahme
von 12,9 Milliarden Euro. Unser Ziel als Haushälter ist es
– der Kollege Kampeter hat schon darauf hingewiesen –,
diese möglichst noch zu senken; denn jeder Euro Kredit,
den wir in einem Jahr mehr aufnehmen, heißt mehr Zin-
sen im nächsten Jahr und weniger Spielraum. Wir wollen
aber wieder Spielraum zurückgewinnen. Spielraum
wurde uns ja auch genommen, nämlich durch Entschei-
dungen der vergangenen 30 Jahre, die von allen Fraktio-
nen hier – da sind wir nicht schuldlos – mitgetragen wur-
den.

Es ist richtig, dass wir mit der Finanzplanung und mit
dem Kurs, den der Finanzminister vorgegeben hat, aus
der Schuldenfalle herauskommen. „Raus aus der Schul-
denfalle“ heißt nicht, dass wir dann, wenn wir einen aus-
geglichenen Bundeshaushalt erreicht haben, stehenblei-
ben können. Wenn ich an das Grundsatzpapier von
Wirtschaftsminister Glos denke, sehe ich da einen Dis-
sens; den muss man klar benennen. Mein Ziel und das
Ziel der SPD ist es, dass wir dazu kommen, Schulden zu
tilgen, nachdem wir in guten Zeiten den Ausgleich er-
reicht haben werden, das heißt 2011, hoffentlich schon
früher, mit den Mitteln, die wir einnehmen, auch aus-
kommen. Jede Verschuldung von heute ist die Steuer-
erhöhung von morgen.

Ich möchte an dieser Stelle den Präsidenten des Bun-
desrechnungshofs zitieren, der heute in der Frankfurter
Rundschau ein sehr bedenkenswertes Interview gegeben

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(C (D at, was die Frage von Steuersenkungen angeht; Kollege ampeter hat das schon angesprochen. Das ist ein biss hen irreal. Wir sind im Jahr 2008. Wir nehmen noch eue Schulden auf. Ich habe den Eindruck, dass sich die nion schon auf die Wahlauseinandersetzung vorberei et. Das ist noch zwei Jahre hin, Kolleginnen und Kolleen. Wir haben noch tüchtig zu tun. Im Interview heißt es: Immer lauter wird der Ruf nach Steuersenkungen. Selbst die Bundesbank spricht sich dafür aus. Sie auch? Ganz offen: Nein. Wir haben keine Luft, jetzt schon wieder die Steuern zu senken. Sollten wir wirklich irgendwann einen Bundeshaushalt mit Überschüssen bekommen, müssten wir doch endlich damit anfangen, unsere Schulden zurückzuzahlen. Jeder Normalbürger würde dies auch tun. Warum ist es besser, das Defizit statt die Steuern zu senken? Erstens muss der Bund seine drückende Zinslast mindern. Zweitens … muss Schluss sein mit der Haltung: Wir machen den Gürtel weiter, aber bezahlen muss es die künftige Generation. Die Verschuldensregel hat im Laufe der Debatte heute chon eine Rolle gespielt. Ich stimme mit den Kriterien, ie der Bundesfinanzminister hier genannt hat, eins zu ins überein. Ich bin mir auch sicher, dass wir zu einem uten Ergebnis kommen, das es uns künftig ermöglicht, uch in schlechten Zeiten noch politisch tätig zu sein und n guten Zeiten mit dem Geld nicht nur auszukommen, ondern letztlich auch von der bedrückenden Schuldennd Zinslast herunterzukommen. Hier nur ganz kurz die Zahlen: Wir haben im Jahr 007 Ausgaben für Zinsen in Höhe von knapp 0 Milliarden Euro und am Ende des Zeitraums der inanzplanung in Höhe von fast 46 Milliarden Euro. as könnte man mit diesem Geld alles anfangen, und o könnte man nicht überall zusätzliche Investitionen ornehmen? Ich denke an den Ausbau der Kinderbetreung oder die Erhöhung des BAföG-Satzes, was für uns ls SPD-Fraktion ein wichtiger Punkt ist. Von daher inde ich, springt man zu kurz, wenn man, wie Herr Glos s vorgeschlagen hat, dabei stehen bleiben würde, statt n guten Zeiten Vorsorge zu treffen. Diese widersprüchliche Auffassung wird auch noch n einem anderen Punkt deutlich: Herr Kampeter und err Meister haben die Frage der Höhe des Arbeitslo enversicherungsbeitrages angesprochen und eine Senung von 3,5 Prozent anheimgestellt. (Otto Fricke [FDP]: „Auf“! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wenn er um 3,5 Prozent gesenkt würde, wären wir auch nicht dagegen!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

– „Auf“ 3,5 Prozent, ich korrigiere mich. – Nun sind wir
in einer sehr guten konjunkturellen Situation. Der Über-
schuss bei der Bundesagentur hat maßgeblich auch mit
den Reformen bei der Arbeitsverwaltung zu tun. Ich
finde, gerade in guten Zeiten müssen wir Vorsorge für
schlechte Zeiten treffen. So haben wir in den vergange-
nen zehn Jahren etwa 40 Milliarden Euro aus Steuermit-
teln an die Bundesagentur für Arbeit überwiesen. Wenn
wir den Beitragssatz jetzt senken, müssten wir ihn in
schlechten Zeiten sofort wieder erhöhen. Ist es nicht
sinnvoller, logischer, plausibler und auch gerechter, in
guten Zeiten Vorsorge für kommende schlechte Zeiten
zu treffen?


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Wie viel?)


Ich bin der Auffassung, das sollten wir tun.

Im Übrigen muss die Bundesagentur ja auch ihre Ar-
beit machen können. Das ist wichtig gerade für struktur-
schwache Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit. So bin
ich froh, dass im nächsten Jahr für aktive Arbeitsmarkt-
politik 6,4 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Diese
sollten wir auch möglichst gezielt zum Nutzen der Men-
schen einsetzen.

Ich möchte zum Abschluss noch auf ein Missverhält-
nis zu sprechen kommen, das in diesen Tagen immer
wieder unter dem Stichwort „gesamtstaatlicher Haus-
haltsausgleich“ debattiert wird. Ja, wir werden spätes-
tens 2008 einen gesamtstaatlichen Haushaltsausgleich
haben. Das heißt, alle staatlichen Ebenen und die Sozial-
versicherungen zusammengenommen werden genauso
viel einnehmen wie sie ausgeben. Hier gibt es aber Un-
terschiede: Der Bund zum Beispiel wird noch weiterhin
ein Defizit haben. Das ist manchmal schwer zu erklären,
ist aber Folge der Verhandlungen im Bundesrat in den
vergangenen Jahren und Jahrzehnten, die im Hinblick
auf die Aufgaben immer zulasten des Bundes ausgingen.
So kommt es zustande, dass die Kommunen insbeson-
dere aufgrund der Stärkung der Gewerbesteuer, die wir
im Rahmen der Unternehmensteuerreform vorgenom-
men haben – das ist in Richtung der Linken gesagt –, ei-
nen Überschuss aufweisen und somit die Möglichkeit
haben, vor Ort Sozial- und Wirtschaftspolitik zu betrei-
ben, und ebenso auch die Länder in diesem Jahr einen
Überschuss erzielen, wahrscheinlich in Höhe von etwa
7 Milliarden Euro, während der Bund ein Defizit auf-
weist.

Ich will einmal fragen – heute ist kein Vertreter des
Bundesrates anwesend; sie scheinen alles bekommen zu
haben –, ob im Zusammenhang mit den Deckungsquoten
jede staatliche Ebene auch den Ausgleich auf der Ein-
nahmeseite bekommt, der ihr für ihre Ausgaben zusteht.
Denn es steht uns als Bund ein Mehrwertsteuerpunkt in
Höhe von 7 bis 8 Milliarden Euro zu. Auch möchte ich
den Bundesfinanzminister nachhaltig in seiner Auffas-
sung unterstützen, dass weitere Zusagen in Richtung der
Länder oder der Kommunen seitens des Bundes nicht
möglich sind, da wir insgesamt die schlechteste Finan-
zierungsstruktur und das höchste Defizit haben. Wer
hätte denn gedacht, dass ein Land wie Berlin, das vor
nicht allzu langer Zeit wegen Haushaltsnotlage gegen

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(C (D en Bund geklagt hat, aber vom Bundesverfassungsgeicht nicht Recht bekommen hat, plant, im Jahre 2009 hne neue Schulden auszukommen? Dies alles sollte uns achdenklich stimmen. Wir als Haushälter werden uns bemühen, diesen guen Entwurf der Regierung noch ein bisschen besser zu achen, auch die Intentionen des Parlaments einzubrinen (Otto Fricke [FDP]: Auf der Ausgabenseite? – Ulrike Flach [FDP]: Wie viel denn?)


nd möglichst das Defizit des Bundes zu senken. Ich
enke, wir sind dabei auf einem guten Weg.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611002400

Dr. Dietmar Bartsch spricht jetzt für die Linke.


Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611002500

Gerade jetzt geht die Bundeskanzlerin, wo jemand

us ihrem Bundesland spricht.


(Zuruf von der FDP: Die hat Angst vor Ihnen!)


Ja, wahrscheinlich hat sie Angst; das wird es sein.

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
m Koalitionsvertrag steht so schön: „Deutschland
raucht einen Dreiklang aus Sanieren, Reformieren und
nvestieren.“ Frau Merkel betont das immer wieder, und
uch Herr Steinbrück hat das heute in seiner Rede ange-
prochen. Das klingt sehr schön und ist auch richtig.
ber das Stück, das Sie den Menschen seit 2005 vor-

pielen, ist nicht so harmonisch. Es ist für viele Men-
chen in diesem Land schlecht.

Zunächst zwei Klarstellungen zu Ihrer Rede. Die
rste: Nicht Sie, Herr Bundesfinanzminister, nicht die
undesregierung, sondern die Arbeitnehmerinnen und
rbeitnehmer, die Rentnerinnen und Rentner, die Hartz-

V-Empfänger und diejenigen, die kein Hartz IV bekom-
en, obwohl sie arbeitslos sind, sowie der Mittelstand,

as sind diejenigen, die zu den besseren Ergebnissen des
undeshaushalts beigetragen haben.


(Beifall bei der LINKEN)


Die zweite Klarstellung bezieht sich auf Ihre Refor-
en. Ich will nur auf eine in Kürze eingehen, die Ge-

undheitsreform, über die Sie gar nicht mehr reden. Ich
inde, allein das sagt sehr viel. Die Gesundheitsreform
acht Kranke und Pflegebedürftige nicht schneller ge-

und; aber sie führt dazu, dass die medizinische Versor-
ung für die Menschen teurer und die Zweiklassenmedi-
in weiter verfestigt wird. Die Finanzierung ist unklar,
nd die Krankenkassenbeiträge sind gestiegen. Das ist
as einzige Ergebnis dieser Reform.

Warum ist die Haushaltslage besser? Wir alle wissen,
ass die Steuergesetze der Bundesregierung das Kern-
tück sind. Ich will auf das zurückkommen, was auch
on der FDP schon erwähnt worden ist: Die Mehrwert-
teuererhöhung entzieht den Konsumenten 20 Milliar-
en Euro. Wissen Sie, was Voodoo-Ökonomie ist, Herr






(A) )



(B) )


Dr. Dietmar Bartsch
Steinbrück? Wenn die SPD vor der Wahl von 0 Prozent
Mehrwertsteuererhöhung spricht, die CDU von 2 Pro-
zent Mehrwertsteuererhöhung und das Ergebnis dann bei
3 Prozent liegt. Das ist Voodoo-Ökonomie, und nicht
das, was Sie den Linken vorwerfen.


(Beifall bei der LINKEN)


Bei der Entfernungspauschale, die die Betroffenen im
Übrigen auch 2,5 Milliarden Euro kostet, ist es ähnlich.
Nicht Sie oder ich oder das Haus entscheiden, ob das
verfassungskonform ist; das wird das Verfassungsgericht
feststellen. Mir ist nur wichtig, dass Sie das haushalte-
risch berücksichtigen. Das wäre sinnvoll und notwendig.

Ich will noch auf zwei Punkte zu sprechen kommen.
Wer musste beim Sparerfreibetrag die Kosten in Höhe
von 750 Millionen Euro tragen? Diejenigen, die etwas
für ihre Altersvorsorge getan haben, denn die trifft diese
Reduzierung. Es geht also wieder gegen die sozial
Schwächeren. Das gilt auch für die Kindergeldzahlun-
gen. Den Eltern werden in diesem Jahr 700 Millio-
nen Euro genommen. Wenn das jemanden wie mich
trifft – zweimal im Übrigen –, dann ist das nicht so
schlimm. Aber viele Kinder von sozial Schwächeren
können deshalb nicht mehr studieren. Das ist das Pro-
blem Ihrer Politik.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will ein weiteres Missverständnis, das man zur
Halbzeit der Legislaturperiode auch in der Öffentlichkeit
häufig hört, ausräumen. Die Große Koalition hat in den
Jahren 2006 und 2007 neue Schulden in Höhe von über
40 Milliarden Euro aufgenommen. Mit dem Haushalt
2008 wollen Sie weitere 12,9 Milliarden Euro Schulden
aufnehmen. Damit plant die Bundesregierung, die Zins-
zahlung von 37,5 Milliarden Euro auf 42,1 Milliarden Euro
zu schrauben. Wir leben zulasten unserer Kinder und
Enkel. Das ist keine Generationsgerechtigkeit. Da ha-
ben Sie ausnahmsweise recht. Das ist eine gigantische
Umverteilung von unten nach oben, weil die Banken da-
von profitieren.


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist ein Riesenfehler, dass Sie nur so geringe Inves-
titionen planen. Jährliche Steigerungsraten von
300 Millionen Euro sind viel zu wenig. Da hat Herr
Kampeter ausnahmsweise recht. Wenn Sie die Investitio-
nen bis 2011 sogar um 600 Millionen Euro senken wol-
len, dann ist das unverantwortlich. Die Linke fordert ein
Zukunftsprogramm für Jugend und Innovation. Wir for-
dern Investitionssteigerungen, um Arbeitsplätze zu
schaffen und weitere zu initiieren. Ihr politisches Credo
ist dafür verantwortlich, dass immer mehr Arme trotz
Konjunktur ärmer werden, dass es die erschreckende
Kinderarmut gibt und dass die Reichen immer zahlrei-
cher in diesem Land werden. Die Bundesregierung strebt
offensichtlich danach, beim Wachstum der Zahl der Su-
perreichen Spitze zu sein. Das ist unsozial und unsolida-
risch. Das muss nicht sein, es geht anders.

Es ist falsch, wenn Sie behaupten, in Deutschland sei
nicht mehr Geld für eine soziale Politik vorhanden.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D eutschland ist eines der reichsten Länder der Welt. 006 stieg die Zahl der Vermögensmillionäre in eutschland um über 4 Prozent auf 798 000. Zur glei hen Zeit stieg das Bruttoinlandsprodukt nur um ,3 Prozent. Das ist Ausdruck Ihrer Politik: mehr Verögensmillionäre, deren Zahl immer deutlicher steigt. as ist nicht nur sozial ungerecht, sondern viel schlimer. Sie sagen immer, wir würden keine Vorschläge mahen. Aus Zeitgründen will ich nur einen einzigen mahen, und zwar, weil der auch in der Diskussion ist, die rbschaftsteuer. Manche sagen, man müsse sie ab chaffen. In den nächsten Jahren werden nach Berechungen der Dresdner Bank in Deutschland 1,3 Billionen uro vererbt. Es ist die Pflicht der Politik, die haushaltsnd verteilungspolitische Funktion der Erbschaftsteuer ür das Gemeinwesen zu nutzen. eswegen muss es darauf ankommen, hier Mehreinnahen zu erzielen, bei hohen Freibeträgen und so, dass eine Arbeitsplätze gefährdet werden. Das ist völlig ichtig. Ich kann Ihnen nur empfehlen, einmal die Erbschaftteuer in den USA anzuschauen. Hätten wir eine verleichbare Regelung, dann würden wir in den nächsten ahren 50 Milliarden Euro mehr in den Kassen haben. as wäre eine richtige Politik. Wir brauchen eine sozial erantwortliche Reform der Erbschaftsteuer mit – dies etone ich ausdrücklich – angemessenen Freibeträgen. err Steinbrück, Sie sanieren zu wenig, Sie reformieren ulasten der Mehrheit, und Sie investieren zu wenig. Das ringt Ihr Haushalt zum Ausdruck. Jetzt hat der Kollege Georg Fahrenschon das Wort für ie CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Diese Woche ist dadurch gekennzeichnet, dass ir den Bundeshaushalt 2008 einbringen. Das bedeutet, ass in den kommenden Wochen jeder Einzelplan durchearbeitet wird und dass wir noch einmal versuchen, den egierungsvorschlag in jedem einzelnen Punkt zu optiieren. Warum gehen wir guten Mutes daran? Wir tun ies, weil wir nach zwei Jahren zur Halbzeit der laufenen Periode durchaus erfolgreich und zufrieden auf die usammenarbeit der Großen Koalition zurückblicken önnen. Lieber Kollege Bartsch, ich will versuchen, dies in ier Punkten unter der Überschrift „Was haben die Menchen im Land von der Politik der Großen Koalition?“ och einmal darzustellen. Als Erstes ist hier die Enticklung des Bruttoinlandsprodukts im Jahresschnitt zu ennen. Im Jahresdurchschnitt 2005 lag dieser Wert bei Georg Fahrenschon mageren 0,9 Prozent. Im Jahresdurchschnitt 2006 lag er bei 2,8 Prozent. Im laufenden Jahr schaffen wir vielleicht sogar einen Wert mit einer 3 vor dem Komma. Die Prognose ist weiterhin gut. Wir haben in diesem Land weiterhin Wachstum. Das heißt, wir haben einen Zuwachs an Arbeitsplätzen und an Beschäftigung. Wir geben den Menschen in diesem Land eine Zukunft. Zweitens nenne ich die Arbeitslosenzahlen. Im Durchschnitt des Jahres 2005 gab es 4,86 Millionen Menschen, die ohne Lohn und Brot und damit ohne Perspektive waren und ohne Zukunft in unserem Land gelebt haben. Wir haben diese Zahlen auf nur noch 3,7 Millionen – das ist der Wert für August – reduzieren können. Die Prognose lautet, dass wir die Arbeitslosigkeit in Deutschland weiter senken. Wir geben den Menschen eine Perspektive. Wir geben den Menschen eine Zukunft. Das ist eine weitere gute Nachricht. Drittens nenne ich das Defizit. Im Jahr 2005 erfolgte mit einem Defizit von über 3 Prozent der wiederholte Bruch des Europäischen Stabilitätspaktes. Der genaue Wert lag bei 3,2 Prozent. In diesem Jahr lautet die Prognose, dass dieser Wert bei 0,5 Prozent liegen wird. Gesamtstaatlich gesehen, könnten wir sogar schon in diesem Jahr einen Ausgleich schaffen. Das heißt, wir haben in diesem Jahr ein Defizit abgebaut. Endlich halten wir in Europa wieder Verträge ein. Wir kommen wieder unserer Vorbildfunktion nach. Das ist ein gutes Zeichen für die Menschen. Die Prognose lautet auch hier, dass wir auf dem besten Weg sind. Viertens komme ich zur Nettokreditaufnahme. Noch im Jahr 2005 waren wir in einer Situation, in der wir gezwungen waren, neue Schulden in Höhe von 31,2 Milliarden Euro aufzunehmen. Die Große Koalition hat diesen Bedarf an Haushaltsunterdeckung in den letzten zwei Jahren halbieren können. Diesen Weg gehen wir weiter. Das erklärte Ziel der CDU/CSU-Fraktion ist es, noch in dieser Periode ohne die Aufnahme von neuen Schulden auszukommen. Dies erst 2011 zu erreichen, ist uns zu spät. Wir wollen das früher erreichen. Das ist in den nächsten Wochen das wesentliche Ziel unserer Haushaltsarbeit. Dafür haben wir gute Gründe, denn wir sind der festen Überzeugung, dass wir uns in der jetzigen guten wirtschaftlichen Situation anstrengen müssen, um uns auf schlechtere Zeiten, die wieder drohen, vorzubereiten. Um dies zu erläutern, habe ich nach einem passenden Bild gesucht. Wir alle sind aus dem Sommerurlaub zurück; die einen waren am Meer, die anderen waren in den Bergen. Ich glaube, der Bergsport liefert ein gutes Bild. Warum ist die Eigernordwand so eine große bergsportliche Herausforderung? Warum gibt es viele Menschen, die versuchen, diesen Berg zu bezwingen? Natürlich ist ein Grund das Gefühl, es geschafft zu haben, auf dem Gipfel zu stehen, nach unten zu schauen und zu sa g P g h s d c m z g E 2 p u s L w h S c u e s n a e S b w b l J H g e t b h t g t V f a w i b D (C (D en: Ich habe eine Leistung vollbracht. Der wesentliche unkt aber ist die Vorbereitung. Was macht die Eiernordwand so schwierig? Was macht sie einerseits so erausfordernd, andererseits aber auch so gefährlich? Es ind nicht nur einzelne Kletterpassagen, sondern es ist ie Tatsache, dass man in der Eigernordwand mit plötzlihen Wetterumschwüngen rechnen muss. Außerdem uss man sich mit der Länge der Route auseinanderset en. Deshalb passt das Bild von der Besteigung der Eiernordwand, einer der interessantesten Berge, die wir in uropa haben, auch zu den Arbeiten am Bundeshaushalt 008. Ja, die Entwicklung der öffentlichen Finanzen ist ositiv. Der Weg der Haushaltskonsolidierung einerseits nd die gezielte Wachstumsförderung andererseits haben ich als richtige Instrumente erwiesen, das zu Beginn der egislaturperiode stagnierende Wirtschaftswachstum ieder in Schwung zu bringen und vor allen Dingen auf ohem Niveau zu stabilisieren. Das hat auch der aktuelle tresstest gezeigt, den wir gerade durchleben. Die Tatsahe, dass die dramatische Krise am US-Subprime-Markt ns in Deutschland zwar in Mitleidenschaft zieht, aber s zu keinem Flächenbrand gekommen ist, zeigt, wie tark der Finanzplatz Deutschland ist. Von dieser Stelle aus gilt mein besonderer Dank nicht ur dem Bundesfinanzminister, sondern insbesondere uch dem Präsidenten der Deutschen Bundesbank, weil r im Rahmen des Krisenmanagements an zentraler telle dafür gesorgt hat, dass keine Bank zusammenricht und dass der deutsche Finanzmarkt aus dieser irklich schwierigen Situation gut herausgekommen ist. Diese positive Stimmung darf uns jedoch nicht darüer hinwegtäuschen, dass weiterhin erheblicher Konsoidierungsbedarf besteht. Denn auch im kommenden ahr besteht nach wie vor ein strukturelles Defizit in öhe von immerhin 23,5 Milliarden Euro. Deshalb ist es erade in konjunkturell guten Zeiten, also sozusagen bei iner guten Wetterlage, von großer Wichtigkeit, die weierhin bestehenden Haushaltsungleichgewichte rasch zu eseitigen und, der Intention der europäischen Hausaltsregeln folgend, eine ausgeglichene Haushaltsposiion zu erreichen und zu sichern. Die Grundregel gilt: Nur eine Überschussposition bei ünstiger Konjunkturlage ermöglicht auch bei schlechem Wirtschaftsklima, die nationalen und europäischen orgaben einzuhalten. In diesem Sinne, Herr Bundes inanzminister, sagen wir: Wir brauchen eine Regel, die tmende Haushalte ermöglicht. Dazu gehört aber, dass ir in guten Zeiten Überschüsse erwirtschaften, dass wir n normalen Zeiten einen ausgeglichenen Haushalt haen und dass wir nur in speziellen Ausnahmefällen ins efizit gehen. Ich komme zum Schluss. Das wäre gut. Solide Staatsfinanzen sind kein Selbstzweck. Sie sind die unumgängliche Voraussetzung zur Wiedergewinnung der haushaltspolitischen Spielräume, die wir zur Finanzierung von zentralen Zukunftsinvestitionen und zur weiteren Rückführung der Steuerbelastung brauchen. Nur mit Wachstum schaffen wir den Verschuldungsabbau. Wer glaubt, wir könnten uns die unendlich große Summe von 1 500 Milliarden Euro an gesamtstaatlicher Verschuldung aus den Haushalten schwitzen, der irrt. Wir müssen auf Wachstum setzen, weil wir nur durch Wachstumsimpulse in die Lage versetzt werden, die Verschuldung abzubauen. Herr Kollege, das muss jetzt Ihr letzter Satz gewesen sein. Wir haben meines Erachtens schon schwierige Passa gen hinter uns gebracht und den richtigen Weg eingeschlagen. Zum Ausruhen ist es jedoch zu früh. Wir müssen jetzt bei gutem Wetter Vorkehrungen gegen kommende schwierige Passagen und auch gegen schlechtes Wetter treffen. Denn es liegt noch ein langes Stück Weg vor uns. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wetter und Haushalt gut!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611002600

(Beifall bei der CDU/CSU)

Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1611002700

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





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(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(Beifall bei der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611002800




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Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1611002900

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611003000
Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1611003100


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611003200

Ich gebe jetzt dem Kollegen Jörg-Otto Spiller für die

SPD-Fraktion das Wort.


Jörg-Otto Spiller (SPD):
Rede ID: ID1611003300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Kollege Fahrenschon, das Bild von der Ei-
gernordwand ist etwas heikel. Mir würde es im Zusam-
menhang mit dem Schuldenberg reichen, wenn wir uns
in Richtung Brocken bewegen würden. Das wäre mir lie-
ber; die Eigernordwand ist mir ein bisschen zu steil und
zu massiv.

Deutschland befindet sich in einem soliden wirt-
schaftlichen Aufschwung, wie wir ihn seit geraumer Zeit
nicht mehr gehabt haben. Das reale Wirtschaftswachs-
tum betrug im vorigen Jahr rund 2,8 Prozent. In diesem
Jahr erwarten Bundesbank und die Wirtschaftsfor-
schungsinstitute ähnlich wie für 2008 ein reales Wachs-
tum in der Größenordnung von 2,5 Prozent.

Herr Kollege Dr. Solms, erfreulicherweise hat sich
auch bei den Komponenten des Wachstums, also bei der
Nachfrage, ein Wandel ergeben. Wir haben nicht mehr
ausschließlich eine starke Auslandsnachfrage. Hauptträ-
ger des Wachstums in diesem Jahr ist vielmehr die hoch-
erfreuliche Zunahme der Ausrüstungsinvestitionen der
deutschen Wirtschaft.

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(C (D Alles spricht dafür, dass im zweiten Halbjahr 2007 nd im Jahre 2008 die Belebung des privaten Verbrauhes hinzukommt, sodass wir schon jetzt sagen können: ir haben eine solide Basis des Wachstums, die sich icht ausschließlich auf unsere erhöhte Wettbewerbsfäigkeit und die starke Auslandsnachfrage stützt, sondern reit gestreut ist. Die Basis ist solide. Das ist meiner Anicht nach ein großer Vorteil. Es besteht die Situation – das ist neu –, dass es bei eiem Wachstum von gut 2 Prozent eine deutliche Beleung der Beschäftigung gibt. Wir haben heute rund 00 000 mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftiungsverhältnisse als vor einem Jahr. Bei der Arbeitsloigkeit ist ein Rückgang von fast 700 000 im Vergleich um August 2006 zu verzeichnen. Das darf man nicht eiseiteschieben. Ich behaupte ja nicht, dass es auschließlich Verdienst der Politik gewesen ist, dass wir iese Entwicklung erreicht haben. Viele haben dazu beietragen; einige Kolleginnen und Kollegen haben es orhin schon angesprochen. Zur Wiedererlangung der reislichen Wettbewerbsfähigkeit weltweit beispielseise haben Arbeitnehmer und Unternehmen erheblich eigetragen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Tarifvertragsparteien!)


Zur Verbesserung der Situation hat aber auch beige-
ragen, dass wir in der vorigen Wahlperiode den Mut ge-
abt haben, Reformen am Arbeitsmarkt durchzusetzen,
ie überhaupt nicht bequem waren und die uns viel Streit
nd Auseinandersetzungen eingebracht haben, die sich
etzt aber auszahlen und die greifen. Es ist eine Zunahme
er Beschäftigung zu verzeichnen. Bei einer erhöhten
ahl von offenen Stellen ist es leichter geworden, einen
euen Job zu bekommen. Besonders erfreulich finde ich:
er Rückgang bei der Langzeitarbeitslosigkeit ist über-
roportional hoch. Dies hat zwei Gründe: Zum einen
auert es nicht mehr sehr lange, bis jemand aus der Ar-
eitslosigkeit heraus eine neue Anstellung findet. Zum
nderen hat inzwischen – das ist aber noch steigerungs-
ähig – im Bereich des Arbeitslosengeldes II ein Rück-
ang von gut 11 Prozent stattgefunden.

Das ist überhaupt nicht selbstverständlich. Darauf
önnen wir, so finde ich, stolz sein. Das sage ich als So-
ialdemokrat mit besonderem Bewusstsein; dazu haben
a mehrere beigetragen. Es ist ein Erfolg der vorange-
angenen Regierung, dass wir diese Entwicklung am Ar-
eitsmarkt haben.

Angesichts der Situation beim Wachstum und der Zu-
ahme der Beschäftigung ist es kein Wunder, dass die
teuerquellen relativ kräftig sprudeln. Es ist nicht in ers-

er Linie der notwendigen Erhöhung der Mehrwertsteuer
nd dem Abbau von Steuervergünstigungen an verschie-
enen Stellen zu verdanken, dass es heute eine kräftigere
unahme der Steuereinnahmen bei Bund, Ländern und
emeinden gibt. Dies ist vielmehr ein Spiegelbild der
esseren wirtschaftlichen Entwicklung. Ich schließe
ich dem an, was Kollege Fahrenschon gesagt hat:
irtschaftliches Wachstum ist eine Grundvoraussetzung

ür die Haushaltskonsolidierung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Jörg-Otto Spiller
Ich drehe das allerdings auch um: Ohne solide Staats-
finanzen wird es schwierig werden, auf Dauer ein nach-
haltiges Wachstum in Deutschland zu erreichen.

Zum Stichwort „Verschuldung“. Kollege Koppelin
hat so getan – er ist leider nicht mehr anwesend –, als sei
die FDP, die in Deutschland eine Weile mitregiert hat
– es war nicht viel mehr als drei Viertel der Zeit, seit es
diese Bundesrepublik gibt –, für die heutigen Schulden
im Bundeshaushalt nicht verantwortlich.


(Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Das war aber im letzten Jahrhundert! – Iris Gleicke [SPD]: Jahrtausend!)


– Herr Kollege Dr. Solms, von den heutigen Schulden
des Bundes stammen 80 Prozent aus Zeiten, in denen die
FDP im Bund mitregiert hat.


(Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Mit euch!)


Ich werfe Ihnen das gar nicht vor. Der Ehrlichkeit halber
sollte man aber nicht so tun, als hätte Herr Koppelin gar
nichts damit zu tun, bloß weil er erst 1990 in den Bun-
destag gewählt wurde. Das stimmt nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Noch eine kleine Erwiderung bzw. Korrektur: Sie,
Herr Dr. Solms, haben gefragt, wann die Große Koali-
tion endlich einen Entwurf zur Reform der Erbschaft-
steuer vorlegt. Wir müssen ihn schon solide erarbeiten.


(Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Seit zwei Jahren!)


– Nein. Das Bundesverfassungsgericht hat Ende Januar
dieses Jahres seine Entscheidung vorgelegt. Sie müssen
auch die Begründung lesen; es reicht nicht, nur die zwei
Leitsätze zu lesen. Man muss sich die Entscheidung
schon genau anschauen. Der Bund bzw. die Große Ko-
alition und die Länder haben eine solide Vorarbeit ge-
leistet. Daher werden wir eine vernünftige Regelung fin-
den.


(Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Habt ihr es jetzt gelesen?)


– Das haben wir schon vor geraumer Zeit getan. Wenn
Sie darauf hoffen, dass die Erbschaftsteuer abgeschafft
wird, muss ich Sie enttäuschen. Dazu wird es nicht kom-
men.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Das haben wir nicht gefordert!)


– Das ist schön. Dann haben wir ja Ihre Unterstützung.
Das freut mich.

Ich möchte das, was die Kollegen Schneider, Poß und
der Bundesfinanzminister gesagt haben, unterstreichen:
Wenn der Haushalt in einem Jahr ausgeglichen ist, haben
wir die Schulden trotzdem noch lange nicht abgebaut.
Es ist schon ein Problem, wenn man einen solchen
Brocken vor sich hertragen muss. Die Verpflichtung, je-
des Jahr Zinsen zu zahlen, engt natürlich den Hand-
lungsspielraum der künftigen Generationen ein. Gleich-
wohl sage ich: Wir müssen auch die für das Wachstum

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(C (D ntscheidenden Komponenten stärken; es ist richtig, ass wir für Forschung und Entwicklung sowie für Bilung mehr Geld ausgeben als in der Vergangenheit. Es st notwendig, dass wir die Handlungsfähigkeit des Staaes in den Bereichen innere und äußere Sicherheit geährleisten; ich sage das bewusst am 11. September. ass wir es geschafft haben, hinsichtlich der Bereitstel ung von Betreuungsplätzen für Kinder zwischen einem nd drei Jahren eine Verständigung zu erzielen 35 Prozent eines jeden Jahrgangs sollen einen solchen etreuungsplatz erhalten –, und dass ein Rechtsanspruch uf einen Kindergartenplatz besteht, sind große Leistunen, die der Zukunftssicherung dienen. Wenn ich mir den Einfluss der sozialdemokratischen ozialpolitik auf die Reformen in den Bereichen Wirtchaftsund Arbeitsmarktpolitik in der vergangenen ahlperiode und in diesem Jahr ansehe und wenn ich ie von der Koalition insgesamt getragene Entwicklung insichtlich Vereinbarkeit von Beruf und Familie berachte, muss ich ganz freimütig sagen: Ich bin froh, dass o viel sozialdemokratische Handschrift in der Politik ieser Regierung zu erkennen ist. Kommen Sie bitte zum Schluss, Herr Kollege. Herr Kollege Dr. Solms, möglicherweise hängt die ukunft von den heutigen Friedensgesprächen zwischen DP und Union ab. Es könnte ja sein, dass Herr esterwelle der Kanzlerin morgen wieder vorwirft, sie zw. ihre Politik sei zu sozialdemokratisch. Wir können amit leben. Unsere Handschrift lässt sich erkennen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611003400
Jörg-Otto Spiller (SPD):
Rede ID: ID1611003500


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611003600

Mir liegen keine weiteren Wortmeldungen vor.

Wir kommen nun zu dem Geschäftsbereich des Bun-
esministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und
erbraucherschutz, Einzelplan 10.

Als Erster hat das Wort der Kollege Bundesminister
orst Seehofer für die Bundesregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung,
andwirtschaft und Verbraucherschutz:

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe
ei aufgehender Sonne zum Einzelplan 10 auch frohe
otschaften. Nach dem Weggang unseres bisherigen
arla
Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1611003700
un-
ere Kollegin Ursula Heinen, der ich auch hier vor dem
arlament noch einmal gratulieren möchte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Bundesminister Horst Seehofer
Ich bitte um gute Zusammenarbeit.


(Heiterkeit des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


Der Einzelplan, den ich zu verantworten habe, steht
unter guten Vorzeichen. Wir haben jetzt knapp zur Halb-
zeit dieser Legislaturperiode alles, was diese Koalition
vereinbart hat, entweder längst erledigt, verabschiedet
oder es steht kurz vor der Verabschiedung.

Das gilt zum Beispiel – das freut mich am meisten –
dafür, dass der Haushaltsplan 2008 nach über zehn Jah-
ren Kürzungen im Bereich der Gemeinschaftsaufgabe
„Verbesserung der Agrarstruktur und des Küsten-
schutzes“ zum ersten Mal wieder einen Aufwuchs der
Mittel für die Agrarstruktur vorsieht. Das bedeutet im
Grunde nichts anderes, als dass wir mit unserer politi-
schen Aussage Ernst machen, nämlich dass wir die länd-
lichen Räume wieder stärker fördern und nicht nur gut
über die ländlichen Räume sprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Die Mittel werden in
diesem Bereich von 615 auf 660 Millionen Euro auf-
wachsen. Das ist eine Komplementärfinanzierung mit
den Bundesländern. Es ist nach Beginn der Kürzungen
in diesem Bereich unter der Regierung Helmut Kohl und
in Fortsetzung unter der Regierung Schröder zum ersten
Mal seit über zehn Jahren wieder so, dass die Mittel
nicht gekürzt werden oder stagnieren, sondern dass zu-
sätzliches Geld verwandt wird.

Wir werden diese Mittel sehr stark in einem Bereich
konzentrieren – dort sind sie auch gebunden –, und zwar
auf die Breitbandversorgung, auf den Anschluss von
strukturschwachen Räumen an das Internet. Ich glaube,
es ist für die Entwicklung des ländlichen Raumes einer
der zentralen Punkte, dass wir ihn ans Internet anschlie-
ßen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Der andere Teil der Mittel wird verstärkt in der Ener-
gieversorgung eingesetzt werden. Wir diskutieren sehr
viel über CO2. Ich persönlich bin ein großer Anhänger
einer stärkeren dezentralen Energieversorgung in der
Bundesrepublik Deutschland. Diese Mittelverwendung
hätte zur Folge, dass wir nicht nur viel für den Klima-
schutz tun und viele Zukunftsperspektiven für die Land-
wirte eröffnen, sondern dass wir auch dafür sorgen, die
Wertschöpfung im ländlichen Raum zu verbessern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das ist der erste große Punkt, der mich freut.

Der zweite Punkt, der mich freut, sind die nachwach-
senden Rohstoffe. Das ist mittlerweile eine feste Größe
in der deutschen Agrarkultur. Wir bebauen etwa 13 Pro-
zent der Ackerflächen mit nachwachsenden Rohstoffen.
Unsere Vorstellung ist, dass wir diesen Anteil verdop-
peln. Auch hier haben wir einen Mehrfacheffekt, näm-
lich den Beitrag zum Umweltschutz, die Einkommens-

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(C (D öglichkeiten für die Bauern und wiederum eine tärkung des ländlichen Raumes. Ich darf Sie unterrichten, dass wir vor wenigen Wohen gemeinsam mit dem Kollegen Tiefensee in Leipzig en Startschuss für das Deutsche Biomasse-Forschungsentrum gegeben haben. Das war ein wichtiger Punkt in nserer Koalitionsvereinbarung. Es hat etwas gedauert; ber ich bin immer dafür, dass man so etwas erst dann uf den Weg bringt, wenn Personal, Finanzierung und rganisation nicht nur für den Augenblick des Presseterins, sondern auch nachhaltig für die nächsten Jahre geährleistet sind. Das ist mittlerweile ein großes Gemein chaftswerk: Der Bund, der Freistaat Sachsen, hüringen, Sachsen-Anhalt, die Wirtschaft und die Wisenschaft engagieren sich hier. Es ist schön, dass das eutsche Biomasse-Forschungszentrum in Leipzig am . Januar des nächsten Jahres endgültig seinen Betrieb ufnehmen wird. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Roland Claus [DIE LINKE])


Wenn ich gleichzeitig sehe, dass im Bundeshaushalt
008 erneut 50 Millionen Euro für den Bereich „Nach-
achsende Rohstoffe“ bereitgestellt werden, dann
laube ich, ist das ein guter Beweis dafür, dass wir die-
en Sektor ernst nehmen. Die Biomasse – das wissen
iele nicht – deckt mittlerweile rund 70 Prozent der rege-
erativen Energien in Deutschland ab. Man hat ja immer
ur die Windräder, die Sonnenkollektoren oder die Was-
erkraft im Auge. Aber mittlerweile ist es die Biomasse,
ie rund 70 Prozent des Bedarfs deckt.

Der dritte Punkt, der mir wichtig ist, ist die agrarsoziale
icherung. Ich bitte unseren Koalitionspartner um
achsicht, dass ich sage: Wir sind jetzt zum ersten Mal

eit sehr vielen Jahren in der Lage, die Höhe der Zu-
chüsse des Bundes zur agrarsozialen Sicherung beizu-
ehalten. Wir müssen sie also nicht kürzen.

Das ist gegenüber den Bäuerinnen und Bauern ge-
echtfertigt. Sie haben nämlich einen sehr großen Struk-
urwandel erlebt, mit der Folge, dass es auf der einen
eite viele Leistungsempfänger aus der Vergangenheit
ibt – die Fachleute nennen sie: die Altlasten – und dass
uf der anderen Seite die Zahl der Beitragszahler auf-
rund des Produktivitätsfortschritts immer geringer ge-
orden ist. Insofern ist es für die bäuerlichen Familien

ehr wichtig, dass der Bund seine Zusage einhält. Wir
assen die Höhe der Zuschüsse unverändert; darauf kön-
en sich die Bauern verlassen.

Würden wir beispielsweise unseren Zuschuss zur Un-
allversicherung streichen, würde das für die meisten bäu-
rlichen Familien bedeuten, dass ihre Beiträge zu dieser
ozialversicherung um 50 Prozent erhöht werden müss-
n; das sind bei Jahresbeiträgen von 4 000 bis 5 000 Euro
eine zu vernachlässigenden Größen.

Ich bin froh, dass der Staat seine Verlässlichkeit an
ieser Stelle vorexerziert. Wir werden die Zuschüsse
ufrechterhalten. Wir sind uns in der Koalition einig,
ass auch die landwirtschaftliche Krankenversicherung
eilhaben soll, wenn die allgemeine Krankenversiche-






(A) )



(B) )


Bundesminister Horst Seehofer
rung höhere Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt be-
kommt.


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darauf warten wir ja noch!)


Eine Behauptung, die immer wieder aufgestellt wird,
möchte ich korrigieren: Es bleibt bei der beitragsfreien
Versicherung der Kinder in der landwirtschaftlichen
Krankenversicherung; auch das ist pausenlos infrage ge-
stellt worden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir gehen jetzt eine Reform der landwirtschaftlichen
Unfallversicherung an; sie ist bereits vom Kabinett be-
schlossen worden. Nach allem, was ich höre, wird diese
Reform im Parlament noch zu intensiven Diskussionen
führen, insbesondere was den Verwaltungsaufwand und
die Organisation der landwirtschaftlichen Unfallversi-
cherung betrifft; auch dieses Thema haben wir auf den
Weg gebracht.

Drei Bereiche, die unmittelbar mit dem Haushalt bzw.
mit Finanzen zusammenhängen – die GAK, also die Ge-
meinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur
und des Küstenschutzes“, die nachwachsenden Roh-
stoffe und die Verlässlichkeit in der agrarsozialen Siche-
rung –, wurden im vorliegenden Haushaltsentwurf für
das Jahr 2008 sehr gut gelöst.

Ich darf darauf hinweisen, dass wir außerdem eine
umfassende Reform der Ressortforschung auf den Weg
gebracht haben, mit dem Ziel, dass wir nicht nur auf na-
tionaler, sondern auch auf internationaler Ebene Reputa-
tion erwerben, und zwar auf allen Feldern: von der
Pflanzenzucht bis hin zur Tiergesundheit.

Ich bin sehr froh, dass das in meinem Hause die Zu-
stimmung des Personalrats gefunden hat, obwohl es mit
personellen Veränderungen, mit Personalabbau und
Ähnlichem verbunden ist. Bemerkenswert ist, dass mir
der Personalrat, die Personalvertretung der Beschäftig-
ten, immer wieder gesagt hat: Uns sind die Nachhaltig-
keit und die Verlässlichkeit, dass es in den nächsten Jah-
ren in die richtige Richtung geht und wir unser Tun stolz
nach außen vertreten können, wichtiger als das Festhal-
ten und Festklammern an einigen Planstellen. Ich halte
eine solche Einstellung eines Personalrats in unserer Zeit
für sehr bemerkenswert; denn gelegentlich wird das Ge-
genteil gesagt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Den Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung der Res-
sortforschung werden wir in den nächsten Wochen hier
im Parlament beraten, allerdings – das habe ich beiden
Koalitionsfraktionen zugesagt – mit einer Ausnahme,
mit der wir uns noch beschäftigen müssen; dieses Thema
lassen wir gerade vom Bundesrechnungshof überprüfen.
Es geht um die Frage, ob die Bundesforschungsanstalt
für Fischerei ihren Sitz in Hamburg oder Bremerhaven
haben wird. Bis auf diese eine Ausnahme ist mittlerweile
einvernehmlich mit den betroffenen Bundesländern über

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(C (D lle anderen Institute und Einrichtungen entschieden orden. Ich bin froh, dass das Verbraucherinformationsgesetz n der nächsten Woche im Bundesrat zur Abstimmung teht. Das war eine sechsjährige Odyssee. Wäre sie früer beendet worden, hätte uns das in den aktuellen Prolemfällen, was die öffentliche Nennung von Namen berifft, sehr gedient. Dann hätte auch diese sechsjährige dyssee, zu der ich nur eineinhalb Jahre beitragen onnte, (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vorher haben Sie ja noch dagegengestimmt!)


in Ende. Ich glaube, dass ein ohnehin verfassungsgemä-
es Gesetz jetzt noch verfassungskonformer geworden
st, und hoffe, dass der Bundespräsident seine Unter-
chrift unter dieses Gesetz setzen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das wird noch schwer!)


Ich darf darauf hinweisen, meine Damen und Herren,
ass wir auch das ungeheuer sensible Thema Gentechnik
ach sehr langen Beratungen in der Koalition vor dem
uftakt der parlamentarischen Beratungen zu einem vor-

äufigen Abschluss gebracht haben.

Ich glaube, wir können drei Dinge festhalten:

Erstens. Im Haftungsrecht bleibt es bei der verschul-
ensunabhängigen Haftung.

Zweitens. Wir haben in der Koalition vernünftige Re-
eln zum Abstand zwischen GVO-Anbau, Bioanbau und
onventionellem Anbau festgelegt; der Abstand beträgt
n dem einen Fall 150 Meter, in dem anderen Fall
00 Meter. Dadurch wird gewährleistet, dass die Koexis-
enz ihren Namen verdient. Koexistenz bedeutet nach
em Brockhaus nämlich das „gute Nebeneinander von
wei Dingen“; politisch könnte man auch sagen: das
riedliche Nebeneinander von zwei Dingen. Da wir Ab-
tandsregelungen getroffen haben, durch die gewährleis-
et wird, dass es im Regelfall nicht zur Auskreuzung
ommt, glaube ich, dass wir hier im Sinne der Verläss-
ichkeit einen ganz gewaltigen Schritt vorangekommen
ind.

Ich sage ein Drittes: Wir wollen auch die Forschung
n Deutschland voranbringen. Wir wären gut beraten, die
ich in den Bereichen Entwicklung und Sicherheit stel-
enden Fragen durch Forschung in Deutschland zu be-
ntworten, anstatt uns sozusagen künstlich unwissend zu
alten. Letzteres wäre nicht in Ordnung.

Da es meine Nachredner wahrscheinlich dazu verlei-
en wird, etwas zu Gammelfleisch und Vogelgrippe zu
agen, noch wenige Sätze dazu.

Wir haben es bei der Vogelgrippe mit einer sehr erns-
en Situation zu tun; dies verschweige ich nicht. Ich
ünsche mir mehr Aufmerksamkeit für diese H5N1-
roblematik, da sie für die Gesundheit der Menschen
on ungleich größerer Bedeutung – hier lasse ich nie-
anden in Zweifel – als manches ist, was sonst im Le-

ensmittelbereich diskutiert wird. Wir sind mit Hoch-





)


(B) )


Bundesminister Horst Seehofer
druck dabei, zusätzliche Erkenntnisse zu gewinnen.
Dieses gigantische Naturgeschehen hat mittlerweile
große Nutzgeflügelbereiche in Bayern erreicht. Vom
Impfstoff bis zur Ursachenforschung müssen wir alles
tun, um die Gefahr für die Lebensmittelkette zu bannen.
Ich erwähne dies nicht, weil wir hier etwa neue gesetz-
geberische Maßnahmen brauchen, sondern weil ich den
Blick darauf lenken will, dass die Herausforderung
durch das H5N1-Virus um ein gewaltiges Stück größer
ist als das, was wir gelegentlich unter dem Stichwort
„Ekel-“ oder „Gammelfleisch“ diskutieren. Hier geht es
wirklich um eine potenzielle Gesundheitsgefährdung
auch von Menschen durch Nutztierhaltung.

Meine Damen und Herren, zum Thema Gammel-
fleisch werden wir in der nächsten Woche im Ausschuss
vorstellen, was wir von unseren 13 Punkten wie umge-
setzt haben und was möglicherweise auf europäischer
Ebene noch zu leisten ist. Aber eines mache ich bereits
heute deutlich: Wir müssen mit der Übung aufräumen,
dass bei jedem Vorkommnis – es gibt nicht an jedem Tag
ein Vorkommnis; das ist eher selten – reflexartig nach
neuen Paragrafen gerufen wird. Denken Sie bitte daran,
dass jeder neue Paragraf die Anständigen in dieser Szene
bestraft.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Es ist übrigens in allen Bereichen des Strafrechts
selbstverständlich, dass man Rechtsumgehungen oft nur
mithilfe der Bevölkerung aufklärt. Daher habe ich gro-
ßen Respekt vor dem Lkw-Fahrer, der trotz einer gewis-
sen arbeitsrechtlichen Gefährdung für sich selbst die Zi-
vilcourage aufgebracht hat, zu erklären, er mache da
nicht mehr mit.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Schlagen Sie ihn doch für das Bundesverdienstkreuz vor!)


– Ja, Herr Kollege, mein Staatssekretär ist beauftragt, zu
schauen, für welche öffentliche Auszeichnung wir den
Lkw-Fahrer vorschlagen können. Das hat er auch ver-
dient.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber damit beherrscht man natürlich nicht die Situation!)


Ein zweiter Grund, warum ich dagegen bin, dass man
in diesem Bereich schon wieder reflexartig nach Para-
grafen und Richtlinien ruft, ist, dass es in diesem Fall
Hinweise der Nachbarschaft gegeben hat. Für solche
Fälle einer komplexen Gesetzesumgehung haben die
Bayern eine interdisziplinär besetzte Taskforce einge-
richtet, die sich nicht darauf beschränkt, Fleisch optisch
zu begutachten oder Laboruntersuchungen auszulösen,
sondern die das tun kann, was hier notwendig gewesen
wäre. Wenn 100 Tonnen und mehr Fleisch innerhalb
Deutschlands verfrachtet werden, diese Verfrachtung
aber in den Büchern nicht festgehalten wird, dann bedarf
es einer sehr intelligenten, bei den Finanzämtern übli-
chen Durchforschung der Bücher. Wie kann es sein, dass

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(C (D 50 Tonnen, 180 Tonnen Fleisch verfrachtet werden, ber der Eingang und möglicherweise auch das Geld für ieses Fleisch in den Büchern nicht zu finden ist? Um so twas nachzuvollziehen, muss man sich einige Tage hinetzen. Dafür haben die Bayern die interdisziplinäre ruppe. Nur, wenn die örtliche Behörde – das hat jetzt ichts mit der Bayerischen Staatsregierung zu tun – iese Taskforce nicht anfordert, weil man glaubt, man önne das Feuer aus eigener Kraft löschen, obwohl man ilfe von außen braucht, dann hilft der schönste Pararaf nichts. Das ist in diesem Fall der zentrale Punkt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deshalb bin ich froh, dass die Sonne, die aufgegangen
st, als ich an das Rednerpult getreten bin, bis zum Ende

einer Rede geschienen hat.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611003800

Hans-Michael Goldmann spricht jetzt für die FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1611003900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Mi-

ister Seehofer! Liebe Kollegen Parlamentarische
taatssekretäre! Herzlichen Glückwunsch, Ulla Heinen!
ch habe dir sogar einen Brief geschrieben, weil ich die-
en Glückwunsch fristgerecht zum Ausdruck bringen
ollte. Denn wir werden sicherlich noch Diskussionen
aben, bei denen wir in der Sache unterschiedlicher Auf-
assung sind.

Herr Minister Seehofer, Sie haben eben zum Schluss
o flapsig zwei, drei Sätze zu Gammelfleisch und Vogel-
rippe gesagt. Wissen Sie, das ist der Kardinalunter-
chied zwischen meiner Arbeitshaltung und Ihrer: Ich
eschäftige mich zunächst mit den wichtigen Dingen,
ie die Menschen beschäftigen, mit den Dingen, die
uswirkungen haben.


(Zuruf von der SPD: Hört! Hört!)


er erneute Gammelfleischskandal – interessanterweise
ieder in Bayern – hat Auswirkungen auf die gesamte
ranche, hat Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in die-

em Bereich. Das Problem der Vogelgrippe berührt eine
roße Anzahl von Menschen. Wenn ein paar Hunderttau-
end Tiere getötet werden müssen, geht das an den Men-
chen Gott sei Dank nicht spurlos vorüber. Deswegen ist
s Ihre Kernaufgabe, sich in besonderer Weise diesen
ufgabenfeldern zu widmen. Ich will Ihnen in diesem
usammenhang im Rahmen einer sogenannten Halbzeit-
ilanz einmal sagen, was bei Ihnen herumgekommen ist.
enn das ist erschreckend wenig, es ist enttäuschend.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Nehmen wir das Beispiel Gammelfleisch. Sie waren
s doch, Herr Minister Seehofer, der das Aktionsprogramm
rfunden und die Sofortzusammenkunft organisiert hat, und

(A)







(A) )



(B) )


Hans-Michael Goldmann
Sie sind es doch, der mit einem bescheidenen – um es vor-
sichtig zu formulieren – Verbraucherinformationsgesetz
keine Schranke eingeschoben hat, die uns hilft, den – weni-
gen – kriminellen Elementen in diesem Bereich zu begeg-
nen. Herr Minister Seehofer, Sie hätten doch die Möglich-
keit gehabt, das Fleisch einfärben zu lassen. Es ist doch
falsch, wenn Sie sagen, dass Sie das nicht hätten tun dür-
fen. Es ist schlicht falsch, wenn Sie erklären, dass es den
kriminellen Elementen nicht entgegengestanden hätte,
wenn Sie das Fleisch hätten einfärben lassen. Veterinäre
haben dieses Fleisch wieder freigegeben. Wenn es einge-
färbt gewesen wäre, hätte man es nicht freigeben kön-
nen, und es wäre eben nicht dort gelandet, wo es den
Menschen Schaden zufügt. Wenn Sie jetzt erklären: „Su-
per, klasse, diese Taskforce vor Ort!“, dann sage ich Ih-
nen: Sie waren es doch, der die Bundestaskforce wollte.
Ich habe Ihnen gesagt, dass das dummes Zeug ist, weil
sich die Situation vor Ort durch Leute, die einreisen,
nicht kontrollieren lässt. Sie muss vor Ort im Auge be-
halten werden.

Beim Thema Gammelfleisch haben Sie also bis jetzt
versagt.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich kann Sie nur dringend bitten, deutliche Verbesserun-
gen herbeizuführen.

Nehmen wir das nächste Thema, die Vogelgrippe. Ich
habe Sie gestern Abend auf Phoenix gesehen. Es ist
nicht so, wie Sie es darstellen: dass man sich gegen Imp-
fungen sperren müsse. Wir müssen uns auf den Weg ma-
chen, zu impfen. Das hat man zur Bekämpfung der
Schweinepest gemacht, das muss man zur Bekämpfung
der Maul- und Klauenseuche machen, und das muss man
auch bei der Vogelgrippe machen. Es ist eben nicht mehr
so, dass das Virus irgendwann vorbeikommt; das Virus
ist permanent unter uns. Deswegen müssen wir die hoch-
unternehmerischen Bereiche, aber auch die anders orien-
tierten Bereiche – die Freilandhaltung zum Beispiel, die
Vogelzüchtung, die Hobbyhaltung, die Zootierhaltung –
durch Impfen schützen. Da müssen wir einmal über den
Tellerrand hinausschauen. Wir können doch nicht so tun,
als ob die Niederländer mit ihrem Impfen ein bisschen
blöd wären.

Die Niederländer gehen intelligente Wege. Diesen in-
telligenten Wegen müssen wir gemeinsam den Weg eb-
nen und dafür sorgen, dass dies auf europäischer Ebene
und international Anerkennung findet. Wir müssen ver-
hindern, dass ein Land aus Eigeninteresse nicht geimpf-
tes Material nicht mehr von uns abnehmen will – nicht
aus Angst davor, dass die Vogelgrippe eingeschleppt
wird, sondern um einen Marktvorteil missbräuchlich zu
nutzen. Dafür müssen Sie sich auf europäischer Ebene
einsetzen. Dann brauchen Sie auch nicht mehr die Mittel
für die Gemeinschaftsaufgabe zur Entwicklung der länd-
lichen Räume einzusetzen. Der ländliche Raum kann
sich dann nämlich aus eigener Kraft stärken. Unser poli-
tischer Ansatz sollte darin bestehen, unternehmerischen
Landwirten Rückenwind zu geben und sie bei den anste-
henden Herausforderungen zu unterstützen.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Ich will noch einen anderen Bereich ansprechen. Das st, um ganz ehrlich zu sein, eine Geschichte wie aus em Tollhaus. Dass Sie in einer Situation, in der ganz eutschland über die Milchquote diskutiert, kein Wort u Ihrer Position zur Milchquote sagen, ist ein Witz. (Beifall bei der FDP – Peter Bleser [CDU/CSU]: Doch!)


ie soll denn ein deutscher Landwirt Vertrauen in Ihre
rbeit und in die Rentabilität seiner Investitionen be-
ommen, wenn Sie zu diesem Komplex nicht klipp und
lar sagen, dass die Quote nichts gebracht hat und abge-
chafft werden muss, damit unternehmerische Landwirte
en Segen der globalen Entwicklung in diesem Bereich
ür sich in Anspruch nehmen können?


(Beifall bei der FDP)


Wir haben es nicht mehr mit dem alten Problem der
berproduktion von Milch und Butter zu tun. Heute gibt

s zu wenig Milch für gute Milchprodukte wie Butter.
enn wir in unserem alten Quotensystem verharren,

ann werden wir die Chance zur Weichenstellung für die
tärkung des ländlichen Raumes verspielen. Ich kann
ie aus meiner Sicht nur entschieden davor warnen, in
ieser Frage Ihren Weg der Zögerlichkeit weiterzugehen.


(Beifall bei der FDP)


Ich verstehe das auch nicht richtig. Dass Sie CSU-
orsitzender in Bayern werden wollen, ist zwar Ihr gutes
echt, aber Sie können nicht Ihre fachliche Position an
ieser persönlichen Interessenlage ausrichten. Sie kön-
en von mir aus der Meinung sein, der beste CSU-Vor-
itzende zu sein. Aber Sie können nicht auf dem Deut-
chen Bauerntag in Bamberg den Ausstieg aus der Quote
nkündigen und feststellen, dass Sie die Position des
eutschen Bauernverbandes in Begleitung dieses Aus-

tiegs akzeptieren, um dann kurze Zeit später Ihre eigene
osition grundsätzlich infrage zu stellen und zu signali-
ieren, dass Sie noch nicht wissen, ob Sie am Ausstieg
us der Quote festhalten wollen. Das führt zu dem, was
n der Landwirtschaft gegenwärtig festzustellen ist. Der
andwirtschaft geht es trotz Ihrer Politik zurzeit sehr
ut, weil die globale Entwicklung hervorragend ist.


(Beifall bei der FDP – Peter Bleser [CDU/CSU]: Jetzt hast du überdreht!)


Ja, das ist so. Du kommst doch viel herum, Peter, und
eißt selber, wie die Landwirte über die Politik von
errn Seehofer denken. Das wissen wir alle. Wir brau-

hen uns doch nichts vorzumachen. Sie sind maßlos ent-
äuscht.


(Beifall bei der FDP)


as wird auch in den Fachkreisen transportiert.

Sie sind deshalb enttäuscht, weil in Deutschland nicht
onsequent die Weichen für gutes, praktisches Handeln
it der Chance zur Teilhabe an der globalen Expansion

m Lebensmittelbereich im Hinblick auf Qualität und Si-
herheit gestellt werden.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Das müsste aber jetzt gelingen!)







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Hans-Michael Goldmann
Diese Weichenstellung ist erforderlich. Die Weichen
werden aber nicht über den Haushalt, sondern über eine
gute, zukunftsorientierte Politik gestellt. Dabei sind Sie
aber aus meiner Sicht und aus der Sicht der FDP fast al-
les schuldig geblieben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611004000

Jetzt spricht die Kollegin Waltraud Wolff für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Waltraud Wolff (SPD):
Rede ID: ID1611004100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich hatte schon den Eindruck, wir diskutieren
über den Agrarbericht. Aber soweit mir bekannt ist, bera-
ten wir heute den Haushalt. Insofern danke ich Ihnen,
Herr Minister Seehofer, dass Sie den Haushalt kurz umris-
sen haben, und möchte nach der Rede von Herrn
Goldmann auch wieder auf den Haushalt zurückkommen.

Wir haben einen Aufwuchs von 108 Millionen Euro.
Das sichert – darauf hat Herr Minister auch hingewiesen –
auf jeden Fall die Beiträge für die landwirtschaftliche
Unfallversicherung. Damit bin ich schon beim ersten
Punkt im Haushalt angelangt. Wir haben darin etwas un-
terschiedliche Auffassungen. Das haben Sie auch schon
deutlich gemacht.

Wir haben – das haben wir im Koalitionsvertrag fest-
gelegt – eine große Reform der landwirtschaftlichen
Unfallversicherung vor uns. Das hatten wir uns in die
Hand versprochen. Was wurde uns in diesem Sommer
präsentiert? Wir haben eine Einigung bekommen, die
mithilfe der Bundesländer möglich war. Das heißt, wir
bekommen keine große, fortschrittliche Reform der
landwirtschaftlichen Unfallversicherung. Wir hatten
schon in den vergangenen Legislaturperioden an dieser
Stelle zu kämpfen. Mein Appell geht nicht an das Minis-
terium. Die Verantwortung dafür, dass der landwirt-
schaftlichen Unfallversicherung nach 2009 Beitragssatz-
steigerungen ins Haus stehen, haben vielmehr die
Bundesländer. So geht es nicht weiter. Es kann nicht
sein, dass der Bund ständig die Mittel in voller Höhe be-
reitstellt. Schließlich haben die Bundesländer die Hoheit
über die Aufgabenverteilung. Aber sie tun nichts. Sie
wollen sogar noch einen Lastenausgleich bei der Bei-
tragsgestaltung. Nicht mit diesem Parlament!


(Beifall bei der SPD)


Ich glaube, dass die Bundesländer hier in Zukunft noch
etwas zu tun haben.

Der nächste Punkt, den ich ansprechen möchte, ist der
Ökolandbau. Biologische Produkte erleben einen rie-
sengroßen Boom in Deutschland. Sicherlich hätten die
Bauern in den letzten Jahren hier viel stärker ins Feld
ziehen können. Wir importieren nun viele Biolebensmit-
tel. Das finde ich sehr schade. Dennoch ist es nicht der
richtige Weg, hier die Mittel zu kürzen, sodass nur noch
10 Millionen Euro für den Ökolandbau vorgesehen sind.

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(C (D ir haben im parlamentarischen Verfahren bis zur zweien und dritten Lesung des Haushalts die Möglichkeit, orrekturen vorzunehmen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ch hoffe, dass wir uns in den Fraktionen über einen zu-
unftsweisenden Weg im Ökolandbau verständigen.

Damit komme ich zum nächsten Punkt, zu den nach-
achsenden Rohstoffen. Wir alle wissen, dass es eine
onkurrenz zwischen Lebensmitteln und Tierfutter ei-
erseits sowie nachwachsenden Rohstoffen für Biotreib-
toffe und Biogasgewinnung andererseits gibt. Wir kön-
en dem entgegentreten, indem wir sagen: Orientiert
uch doch an Bio; wir helfen euch seitens des Bundes
umindest auf gleichem Niveau weiter. Ich denke, das ist
ine Möglichkeit, noch eine Marke zu setzen.


(Beifall bei der SPD)


Ein weiterer wichtiger Punkt ist ein breitbandiger
nternetzugang. Das ist etwas ganz Neues. Die SPD hat
chon seit Jahren gesagt: Ländliche Entwicklung ist
ehr als Landwirtschaft. Genau aus diesem Grund be-

anke ich mich sehr herzlich, Herr Seehofer, dass Sie
ier einen neuen Weg über die GAK gehen. Ich hoffe,
ass wir die Möglichkeit bekommen, Mittel aus dem
trukturfonds und dem Etat des Bundeswirtschaftsmi-
isteriums zu akquirieren und so die weißen Flecken in
eutschland beim Internetzugang zu beseitigen. Die jun-
en Leute, die auf der Zuschauertribüne sitzen und viel-
eicht irgendwo in der Pampa wohnen, – –


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Oje! In der Pampa! Ländlicher Raum gleich Pampa!)


Okay, der Lacher ist auf Ihrer Seite. Aber nun habe ich
hre volle Aufmerksamkeit. Auch ich komme aus dem
ändlichen Raum. Ich revidiere mich.

Wenn man sich mit Studenten unterhält, stellt man
anchmal fest, dass viele in die nächstgrößere Stadt zie-

en müssen, weil sie ohne Internetzugang keinen Ar-
eitsplatz zu Hause einrichten können. Das ist ein wich-
iger Punkt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Der letzte Punkt, den ich aus dem Haushaltsentwurf
ufgreifen will, ist der Klausurtagung des Kabinetts ge-
chuldet. Frau Bundeskanzlerin Merkel hat für die Re-
ierung die Klimaschutzziele ziemlich hoch gehängt. Ich
laube, dass wir der Landwirtschaft Antworten für die
ukunft geben können. Ich erwähne das Biomassefor-
chungszentrum. Wir haben den Weg für Forschung und
ntwicklung frei gemacht. Ich glaube, dass es wichtig
nd richtig ist, hier ganz entschieden vorzugehen und
uf der einen Seite Monokulturen in Deutschland zu ver-
indern – das ist eine Aufgabe –; auf der anderen Seite
üssen wir aber darauf achten, den Raubbau in den

rmsten Ländern der Welt zu verhindern. Daher ist die
ertifizierung ein wichtiger Punkt. Wir müssen im Zu-
ammenhang mit der künftigen EEG-Novelle über alle
iologischen Restprodukte nachdenken, angefangen von






(A) )



(B) )


Waltraud Wolff (Wolmirstedt)

Rübenhackschnitzeln über Getreideschlempe bis hin zu
tierischen Fetten, und wir müssen sehen, was wir für die
Treibstoffgewinnung und die Energiegewinnung festle-
gen können.

Der Einzelplan 10 ist kein spektakulärer Haushalts-
titel in diesem Jahr, aber wir können unsere Arbeit ganz
solide fortsetzen. Deshalb lade ich Sie ein, bei den Bera-
tungen mitzumachen und in der zweiten und dritten Be-
ratung unserem Haushaltsplan zuzustimmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611004200

Der Kollege Roland Claus hat jetzt das Wort für die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611004300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Bundesminister, ich finde es völlig in Ord-
nung, dass wir die Haushaltsberatungen für das
Jahr 2008 mit dem Etat für Landwirtschaft, Ernährung
und Verbraucherschutz beginnen, hat doch schließlich
schon Karl Marx festgestellt, dass sich der Mensch erst
ernähren und kleiden muss, ehe er sich mit Politik, Reli-
gion und Philosophie beschäftigen kann.


(Beifall bei der LINKEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das hättet ihr mal politisch beachten sollen!)


Nun erklärt uns der Minister, der Aufschwung sei
überall, auch auf dem Lande. Ich habe es täglich mit ei-
ner Uns-geht-es-gut-Berichterstattung zu tun. Wenn man
sich heute einmal die Mühe macht, eine Tageszeitung
von vor 18 Monaten zu lesen, dann hat man den Ein-
druck, man lebe in einer ganz anderen Republik. Die
Menschen im ländlichen Raum allerdings – ich werde
nicht über Einzelheiten reden; das werden auch Sie wis-
sen – fragen sich: Wann kommt dieser Aufschwung zu
uns, wann gelingt es uns, den Abwanderungstrend zu
stoppen, wann kommt das, was die Regierung als Erfolg
und Fortschritt verkündet, tatsächlich bei mir an? Sie er-
leben es nicht in dem Maße.


(Beifall bei der LINKEN)


Man muss nach wie vor ausdrücklich darauf hinwei-
sen, dass Beschäftigte in der Landwirtschaft benachtei-
ligt sind. Wir haben es mit einem durchschnittlichen Mo-
natsverdienst von 1 550 Euro zu tun. Das ist gerade
einmal ein bisschen über dem, was meine Fraktion als
Mindestlohn fordert. Der Verdienst liegt durchschnittlich
1 000 Euro unter den Verdiensten im verarbeitenden Ge-
werbe. Deshalb sage ich Ihnen: Ein Aufschwung – auch
wenn sie ihn noch tausendmal predigen –, der bei den
Leuten auf dem Lande nicht ankommt, hat diesen Na-
men nicht verdient.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Ich will deshalb eines der, wie ich finde, Grundrobleme dieser Regierungspolitik benennen. Ich laube, dass bei Ihnen die Entwicklungslogik für die etropolen mit der Entwicklungslogik für die ländli hen Räume nicht zusammenpasst. In der Äußerung des inisters, dass man die ländlichen Räume jetzt wieder tärker beachten wolle, empfinde ich ein gewisses Vertändnis für meine Kritik. Aber, Herr Minister, ich will uch so fair sein und Sie in Ihrem innerparteilichen ahlkampf nicht mit meiner Zustimmung belasten. (Beifall bei der LINKEN – Heiterkeit im ganzen Hause)


Das, womit wir es zu tun haben und womit wir fertig
erden müssen, sind ein Wettbewerbsdruck und ein
reiskrieg bei Nahrungsgütern und Futtermitteln, die zu
iner Selbstausbeutung der Landwirte bei uns und zu er-
eblichen Naturzerstörungen in der sogenannten Dritten
elt führen. Deshalb muss immer wieder deutlich ge-

agt werden: Eine Globalisierung ohne soziale und öko-
ogische Verantwortung gefährdet die Welt. Wir brau-
hen eine soziale Gestaltung der Globalisierung.

Ein Beispiel: Biomasse als Energiequelle und nach-
achsende Rohstoffe – 50 Millionen Euro Förderung;
olle Unterstützung – sind aus dem belächelten Nischen-
asein zu einem dynamischen Wirtschaftsfaktor gewor-
en.

Wir sehen jetzt aber auch die Grenzen. Fast 20 Pro-
ent der Ackerflächen werden bereits für die Erzeugung
ieser nachwachsenden Rohstoffe genutzt, bei einem
nteil von 3 Prozent an der Gesamtenergieerzeugung.
elbst wenn man jeden Quadratmeter Acker dafür
utzte, käme man nur auf einen sehr überschaubaren
rozentsatz des Gesamtaufkommens. Deshalb ist in der
at die einzige Stellschraube, die uns zur Verfügung
teht, die Effizienzsteigerung beim Einsatz von Bio-
asse.

Deshalb ist es völlig richtig, dieses Forschungs-
entrum zu installieren. Ich finde es gut, dass es zum
tandort Leipzig gefunden hat, nicht nur wegen der
chlichten geografischen Verortung und unserer Zustän-
igkeit für die neuen Bundesländer, sondern auch des-
alb, weil inzwischen ein riesiges Erfahrungspotenzial
m Umgang mit gesellschaftlichen Transformationspro-
essen im Osten vorliegt, aber nicht abgerufen wird.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: „Unsere Zuständigkeit für die neuen Bundesländer“!)


Wir sind der Meinung, dass, wenn man sich einmal
ie Herausforderung und ihre Größenordnung anschaut,
iese 5 Millionen Euro zu wenig sind. Wir werden uns
eiterhin dafür einsetzen – das wird Sie nicht wundern –,
ass –


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611004400

Kommen Sie bitte zum Ende, Herr Kollege.


Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611004500

– die Agrargenossenschaften auch im Osten nicht be-

achteiligt, sondern weiter gefördert werden.






(A) )



(B) )


Roland Claus
Ich möchte, da nicht nur in meinem Wahlkreis die
fünfte Jahreszeit, also die Weinlese, angebrochen ist,
eine letzte Bitte an den Herrn Minister richten:


(Julia Klöckner [CDU/CSU]: Das ist nicht die fünfte Jahreszeit!)


Lassen Sie uns gemeinsam noch einmal etwas dafür tun,
dass die europäische Weinmarktordnung nicht so wird,
wie es der Entwurf noch vorsieht.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Die Weinlese ist nicht die fünfte Jahreszeit! – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das weiß er nicht, er kommt nicht aus dem Rheinland!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611004600

Jetzt spricht Cornelia Behm für Bündnis 90/Die Grü-

nen.


Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611004700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr

Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Erlauben Sie
mir bitte, dass ich zuerst Frau Heinen ganz herzlich zu
ihrem neuen Amt gratuliere.

Jetzt komme ich aber zum Haushalt. Herr Minister,
Sie versuchen auch bei Ihrem dritten Agrarhaushalt,
durch Buchungstricks und Intransparenz von den Unzu-
länglichkeiten Ihrer Finanzpolitik abzulenken.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Welche Vorlage haben Sie gehabt?)


– Ich werde Ihnen dazu einiges erzählen. – Die vollmun-
dig verkündete Aufstockung der Mittel für die Förde-
rung des ländlichen Raumes um 45 Millionen Euro
entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ein ungedeckter
Scheck. Denn der Haushaltsentwurf für das Jahr 2008
weist den gleichen Ausgabenposten aus wie der für das
laufende Jahr, nämlich 615 Millionen Euro. Er wird
lediglich durch die Bemerkung ergänzt, dass eine Erhö-
hung der Mittel um 45 Millionen Euro durch Vermö-
gensverkäufe möglich ist. Versprechungen auf der
Grundlage ungedeckter Schecks sind jedoch keine Auf-
stockung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es ist auch kein Ausdruck von Ehrlichkeit, wenn Sie
sich mit dem Argument zu schmücken versuchen, dass
das die erste Aufstockung der GAK seit vielen Jahren
wäre.

Herr Minister, ich darf Sie daran erinnern, dass seit
Ihrer Regierungsübernahme für die zweite Säule jähr-
lich 400 Millionen Euro weniger zur Verfügung stehen
als zu rot-grünen Zeiten. Damit entziehen Sie vielen
arbeitenden Menschen auf dem Lande ihre Lebens-
grundlage. Herr Minister, mit einem Placebo ändern Sie
überhaupt nichts. Aber gleichzeitig binden Sie Mittel der
Gemeinschaftsaufgabe für neue Infrastrukturprogramme.
Das fasse ich nicht. Auch uns Grünen liegt die flächen-

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(C (D eckende Anbindung der ländlichen Räume in Deutschand an das Breitbandnetz am Herzen. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: An die Radwege!)


Das betrifft im Übrigen auch die von Ihnen erwähnte
nergieversorgung, also die Versorgung durch Nah-
ärmenetze. Aber, Herr Minister, der ländliche Raum ist

ine Querschnittsaufgabe. Da frage ich mich schon, wa-
um Sie nicht Ihren Kollegen Tiefensee in die Verant-
ortung nehmen und stattdessen das Geld aus der GAK
erausziehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Schon jetzt reichen die Mittel für das vorhandene För-
erangebot nicht aus. Ich möchte nur kurz die stark ge-
unkenen Förderprämien für den Ökolandbau erwähnen.
adurch haben unsere Landwirte wichtige Marktanteile

n Deutschland verloren. Das Ergebnis Ihrer Politik ist
ahr für Jahr gleich: Die zweite Säule der Gemeinsamen
grarpolitik wird konsequent abgewickelt.

Ich komme zur Unfallversicherung der Landwirte.
a wenden Sie das Prinzip an, das Sie auch schon bei
er GAK anwenden: Intransparenz und Verscherbelung
on Vermögen. Sie wollen die Hälfte des Ansatzes,
00 Millionen Euro, durch Veräußerungserlöse finanzie-
en. Wer die Sozialversicherungssysteme über den er-
offten Verkauf von Vermögenswerten des Bundes
inanziert, handelt aber nicht seriös. Zumal Sie bis 2009
eitere 400 Millionen Euro für die Abfindung von
leinrenten brauchen. Es ist wohl nicht ganz zufällig,
ass Sie dieses Geld im Haushalt nicht ausweisen. Liebe
ollegen, schauen Sie in den Haushalt einmal hinein!

Von Haushaltswahrheit und -klarheit halten Sie, Herr
inister, offensichtlich gar nichts. Wenn Sie Ihr Haus

pätestens 2009 verlassen müssen, werden Sie sein Ver-
ögen durchgebracht haben. Mit verantwortungsvoller
olitik hat das nichts zu tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Man sollte sich in diesem Zusammenhang einmal den
1. Subventionsbericht der Bundesregierung anschauen.
ie Bundesregierung verkündet stolz eine Senkung der
ubventionen im Agrarbereich von 1,3 Milliarden Euro
uf 0,9 Milliarden Euro zwischen 2005 und 2008. Das
at den Deutschen Bauernverband sofort veranlasst, da-
auf hinzuweisen, dass die Landwirtschaft überpropor-
ional zum Subventionsabbau beiträgt. Doch schaut
an in die Haushaltsvermerke, dann stellt man fest, dass

ie – vermeintlich gestrichenen – Subventionen für die
andwirtschaftliche Unfallversicherung nicht nur nicht
orrekt bilanziert werden, sondern auch in einer Fußnote
ieder auftauchen. Diese Verschleierungstaktik fruchtet.
umindest den Verfassern des Subventionsberichts ist
icht aufgefallen, dass sie die Agrarsubventionen in
irklichkeit gar nicht verringern.

Kommen wir noch einmal zum ökologischen Land-
au. Dieser scheint Ihnen außerhalb von Fototerminen
irklich ein Dorn im Auge zu sein. Nach den Kürzungen
m 4 Millionen Euro im Bundesprogramm Ökologischer
andbau im letzten Jahr setzen Sie nun noch eins drauf






(A) )



(B) )


Cornelia Behm
und streichen weitere 6 Millionen Euro. Damit haben Sie
die Mittel dieses Haushaltstitels innerhalb von zwei Jah-
ren halbiert. Sie strafen damit Ihre eigenen Ankündigun-
gen, alle Landwirtschaftsbereiche gleich zu behandeln,
Lügen. Sie tun das Gegenteil dessen, was Sie angekün-
digt haben: Sie stellen weniger Geld für die Forschung
im boomenden Ökolandbau und mehr Geld für die von
der Bevölkerung abgelehnte Agrogentechnik zur Verfü-
gung. Herr Minister, ich frage Sie: Ganz ehrlich, wessen
Interessen vertreten Sie eigentlich?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611004800

Georg Schirmbeck hat jetzt das Wort für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1611004900

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Auch ich war als Parlamentsabgeordneter schon
einmal Mitglied einer Oppositionsfraktion. Daher kann
ich mich in die Situation der Opposition ein bisschen
hineindenken. Es gehört zum demokratischen Kräfte-
spiel: Für eine Opposition ist nichts schlimmer, als dass
der Regierung etwas gelingt. Wir haben einen Bundes-
minister, dem etwas gelingt.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Was denn?)


Alles, was er anfasst, gelingt ihm.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Lachen bei der FDP)


Herr Goldmann, ich finde es toll, dass Sie in so einer
Situation als Liberaler sagen: Es gibt da immer noch ei-
nen Kriminellen, der mit Gammelfleisch handelt. Wenn
es doch noch solch einen Kriminellen gibt, will ein Libe-
raler dann jeden Tag ein neues Gesetz oder eine neue
Verordnung erlassen? Ein Liberaler vertraut doch erst
einmal den Menschen! Auch wenn man noch so spe-
zielle Gesetze verabschiedet, wird man immer wieder
feststellen, dass es einige gibt, die ausbüxen und das ma-
chen, was sie eigentlich nicht machen sollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Herr Claus, ich wollte eigentlich einen ganz anderen
Schwerpunkt setzen; aber Sie haben mich dazu animiert,
auf etwas anderes einzugehen. Sie haben gesagt – ich
sage es mit meinen Worten –: Erst kommt das Fressen,
und dann kommen Ethik, Moral und Religion. Darauf
möchte ich Ihnen entgegnen: Da, wo ethisch, moralisch
und religiös alles am Boden liegt, hilft auch das beste
Fressen nicht mehr; da geht es in die Pampa, da geht es
den Berg runter.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich bringe Ihnen einmal ein Beispiel. Ich habe einen
Freund. Er heißt Albert Focke. Er ist Landrat in einem
Landkreis in Norddeutschland, im Landkreis Vechta. Da
sind die Kirchen voll. Da werden die meisten Kinder in

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(C (D eutschland geboren. Da boomt die Landwirtschaft. Da oomt die Landtechnik. Da boomt alles, was wir bei dieem Einzelplan zu bereden haben. Ich sage Ihnen: Vieleicht hat das doch eine Verbindung, nämlich dass da, wo thisch-moralisch-religiös die Dinge voreinander sind, uch gesellschaftlich alles voreinander ist. Ländlicher aum ist nicht Pampa, sondern eigentlich der Bereich, o neue Entwicklungen, neue Ideen entstehen, wo Zuunft gestaltet wird. (Beifall bei der CDU/CSU – Lachen des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP] – Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Nenn mal den Umkehrschluss!)


Lieber Michael Goldmann, ich war gestern beim Lan-
esbauerntag. Ich kenne da viele Leute oder sogar die al-
ermeisten. Da war beste Stimmung.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja!)


s wird Geld verdient, unternehmerisch Geld verdient.
as ist eine tolle Sache. Die einzelnen Aspekte müssen
ir unterstützen. Das heißt überhaupt nicht, dass überall
eile Welt ist. Natürlich haben die Ferkelzüchter Pro-
leme.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aber hallo!)


a muss man sich im Detail anschauen, was man an der
inen oder anderen Stelle tun kann. Es gibt in diesem
ereich aber auch Unternehmer, die sagen: Tut uns ei-
en Gefallen: Fangt nicht an, irgendetwas zu reglemen-
ieren! Der unternehmerische Landwirt will in Ruhe ge-
assen werden, will sich seine Märkte suchen können,
ill etwas gestalten können.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig!)


r will nicht jeden Tag irgendein neues Gesetz oder eine
eue Verordnung von uns.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Du bist also gegen die Quote?)


Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Ernährungswirt-
chaft boomen. Wir waren mit einer Delegation des
aushaltsausschusses in Kiew.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wo?)


ir haben uns auch in Russland angesehen, wie sich
andwirtschaft dort entwickelt. Wir können feststellen,
ass die deutschen Berater, die wir über diesen Einzel-
lan finanzieren, da nicht nur gute Arbeit leisten, son-
ern sogar die beste Investitionsförderung betreiben, die
berhaupt denkbar ist. Sie sorgen dafür, dass deutsche
andmaschinen, deutsche Forsttechnik, deutsches Saat-
ut, deutsche Pflanzen, deutsche Produktionsverfahren
nd -anlagen sowie deutsche Tiere dort begehrt sind und
ach dorthin verkauft oder exportiert werden.

Voraussetzung dafür, dass diese Geschäfte weiter boo-
en, sich weiterentwickeln, ist, dass wir eine liberale
andelspolitik betreiben.


(Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Sehr gut!)







(A) )



(B) )


Georg Schirmbeck
Dazu gehört auch, dass wir uns einmal überlegen, ob die
Visapolitik,


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


die wir in diesem Zusammenhang betreiben, so ist, wie
sie für diese Unternehmen sein müsste. Wenn wir in
Kiew und in Moskau neun Wochen brauchen, damit ein
ukrainischer Unternehmer bei Claas in Harsewinkel ei-
nen Mähdrescher kaufen kann, dann ist irgendetwas
falsch. Wenn unsere Botschaft in der Ukraine Claas in
Harsewinkel quasi auf eine Liste setzt, sodass die keine
Handelsbeziehungen mehr pflegen können, dann ist et-
was falsch. Das haben uns beide Botschafter dort vorge-
tragen. Das sind Handelshemmnisse, die vom Auswärti-
gen Amt verursacht werden. Wenn ich nach einem
Vierteljahr vom Auswärtigen Amt dazu noch keine zu-
friedenstellende Stellungnahme habe, dann ist das etwas,
was ich auch als Vertreter der Regierungskoalition hier
kritisieren muss.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN – Ulrich Kelber [SPD]: Das wollten Sie doch so haben!)


Wir haben im Zusammenhang mit diesem Einzelplan
zu reden über Projekte wie „Ernährung und Bewegung“,
wirtschaftlichen Verbraucherschutz, Mittel für Küsten-
schutz und Schutz vor Binnenhochwasser, mittelfristige
Finanzplanung für die Fachagentur Nachwachsende
Rohstoffe, Breitbandversorgung im ländlichen Raum,
vor allen Dingen die Baumaßnahme des Friedrich-
Loeffler-Instituts auf der Insel Riems und die landwirt-
schaftliche Unfallversicherung. Seien wir doch mal ehr-
lich! Man kann natürlich über alles polemisch reden.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Man merkt es gar nicht!)


Ich nehme aber einmal das Beispiel der landwirtschaft-
lichen Unfallversicherung. Wir alle wissen, dass wir
gerade bei diesem Punkt auch regionale Probleme ha-
ben, weil es regional sehr unterschiedliche Strukturen
gibt. Deshalb ist es schwierig, hier einen gerechten Aus-
gleich zu finden. Ich bin sicher, dass Ernst Bahr und ich,
unterstützt durch die Fachleute, nach ausgiebigen Dis-
kussionen einen guten Weg finden werden. Wir werden
in der zweiten und dritten Beratung gute Vorschläge ma-
chen. Ich freue mich auf die Beratungen in den Fachaus-
schüssen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Ulrich Kelber [SPD]: Aber das mit den Visa müssen Sie noch einmal nachlesen! – Weiterer Zuruf von der SPD: Ja, da gab es eine Geschichte!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611005000

Der Kollege Dr. Edmund Geisen spricht jetzt für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen nd Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! ürde ich meine Rede aus dem letzten Jahr hier halten – iemand würde es merken. Immer noch stehen die gleihen ungelösten Probleme auf der Agenda: Gammelleisch, Vogelgrippe, LUV, also landwirtschaftliche Unallversicherung, Erntehelferregelung, Grüne Gentechnik sw. Aus dem frischen Reformwind, der mit Horst eehofer in die Agrarpolitik Einzug halten sollte, ist eine chte Reformflaute geworden, ielleicht auch deswegen, weil anscheinend hinter den ulissen die schwarz-roten Auseinandersetzungen zum eil orkanartige Ausmaße angenommen haben. (Widerspruch bei der SPD – Zuruf von der SPD: Die FDP bringt es nur auf heiße Luft!)

Dr. Edmund Peter Geisen (FDP):
Rede ID: ID1611005100

(Beifall bei der FDP)


Scherz beiseite. – Fakt ist, dass viele für die Landwirte
xistenziellen Themen entweder nur halbherzig ange-
angen wurden oder es sogar zu Verschlechterungen
ommt, so bei der Gesundheitsreform, bei der Biodiesel-
esteuerung oder ganz aktuell bei den Plänen zur Erb-
chaftsteuer. Wirksame Reformen sehen anders aus,
eine Damen und Herren!


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Nicht so aufregen! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Wart’s doch mal ab!)


Nun zum Dauerbrenner „landwirtschaftliche Un-
allversicherung“: Es ist meines Erachtens ein Trauer-
piel, mit ansehen zu müssen, wie diese schwarz-rote
oalition mit groß angekündigten Reformvorhaben um-
eht.


(Beifall bei der FDP)

erehrter Herr Minister, Ihre Reformschwäche geht so-
ohl zulasten der Landwirte als auch zulasten des Haus-
alts und damit zulasten aller Steuerzahler. Ihre Ab-
indungsaktion für Kleinrenten ist für mich reine
eldverschwendung.


(Beifall bei der FDP)

ie stecken in den nächsten beiden Jahren 800 Millionen
uro in ein längst nicht mehr finanzierbares System und
erden sich wundern, wenn wir 2010 erneut vor leeren
assen stehen werden. Die FDP setzt sich stattdessen
it ihrem Vorschlag zur Kapitaldeckung


(Zuruf von der SPD: Funktioniert doch nicht! Das wissen Sie doch!)


ür einen nachhaltigen, zukunftsfesten Umgang mit
teuermitteln ein.


(Beifall bei der FDP – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: So viel Beratungsresistenz hätte ich Ihnen nicht zugetraut, Herr Geisen!)


Sehr verehrte Damen und Herren, wir stehen wieder
or der Obst- und Weinernte. Wieder müssen wir fest-
tellen: Die Eckpunkteregelung ist ein Flop.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Edmund Peter Geisen
Davon konnte ich mich bei der Kirschernte im Rhein-
land selbst überzeugen. Sie hilft nicht den Arbeitslosen,
nicht den Saisonarbeitskräften, nicht den Bauern. Nein,
sie verdirbt wieder die Ernte.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Da haben Sie recht!)


Die FDP-Fraktion fordert erneut: erstens weg mit der
Eckpunkteregelung, zweitens volle Arbeitnehmerfreizü-
gigkeit in der EU und drittens bilaterale Vereinbarungen
mit Ländern wie Serbien, Weißrussland und der Ukraine.


(Beifall bei der FDP)


Haushalterisch gesprochen: Geben Sie den Landwirten
endlich ihre unternehmerische Freiheit zurück, dann
brauchen Sie sich auch nicht ständig für Ihre Subven-
tionspolitik zu rechtfertigen.

Meine Damen und Herren, abschließend möchte ich
noch davor warnen, vor lauter Klimawandelstrategien
die Nahrungsmittelversorgung in Deutschland aufs
Spiel zu setzen.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD)


Die FDP-Fraktion wird sich dafür einsetzen, dass – bei
allen berechtigten Forderungen zum Klimaschutz – auch
in Zukunft die Erzeugung gesunder Nahrungsmittel zu
fairen Preisen möglich bleibt, faire Preise übrigens für
beide Seiten: für die Landwirte ebenso wie für die Ver-
braucher.


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611005200

Sie müssen zum Ende kommen.


Dr. Edmund Peter Geisen (FDP):
Rede ID: ID1611005300

Mein letzter Satz: Die FDP hat im Bereich Ernährung,

Landwirtschaft und Verbraucherschutz viele konkrete
Lösungen vorgelegt. Auf Ihre Vorschläge, Herr Minister,
warten wir noch, hoffentlich nur bis Ende September!

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611005400

Jetzt spricht Manfred Zöllmer für die SPD-Fraktion.


Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1611005500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Heinen, auch
von dieser Stelle noch einmal ganz herzlichen Glück-
wunsch! Ich wünsche Ihnen Glück und Erfolg in der
neuen Aufgabe sowie uns eine gute Zusammenarbeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, es gibt eine Welt
jenseits von Gammelfleisch und Vogelgrippe. Ich
möchte gerade im Zusammenhang mit diesem Haushalt
die Aufmerksamkeit ein bisschen auf diese Welt lenken.
Die Herausforderungen an eine aktive und gestaltende
Verbraucherpolitik sind größer und wichtiger als je zu-

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(C (D or. Wir wissen, dass sich das Wirtschaftsleben auf gloaler Ebene abspielt. Die Verbraucherinnen und Verraucher müssen jetzt in vielen Bereichen zusätzlich igenverantwortung übernehmen, etwa im Bereich der ltersversorgung. Hierdurch ergeben sich neue Mög ichkeiten und Chancen für die Verbraucherinnen und erbraucher, aber auch große Aufgabenfelder für die erbraucherpolitik. Anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft hat inister Seehofer am 15. März die Charta Verbrau hersouveränität in der digitalen Welt vorgelegt. Damit at er wichtige Standards für ein verbraucherfreundlihes digitales Wirtschaftsleben benannt. Immer mehr ird das Internet zum Handelsplatz: Waren werden er teigert, Onlinebankgeschäfte getätigt. Deshalb ist das ertrauen in die Sicherheit und Zuverlässigkeit der nformationstechnologie ein besonders wichtiger Asekt. Die Verbraucherinnen und Verbraucher müssen daauf vertrauen können, dass die vertraulichen Daten gechützt werden. Verbraucherschutz und Datenschutz sind der digitalen Welt inzwischen Zwillinge geworden. Wir brauchen faire Nutzungsmöglichkeiten für digiale Medien. Insoweit stehen wir vor einer Anpassung es Datenschutzes. Wir müssen die Verantwortlichkei en von Diensteanbietern neu definieren und europaeite Vertragsstandards ermöglichen. Mit diesem Vorhaen hat die Bundesregierung insgesamt – denn hier sind erschiedene Ministerien beteiligt – deutlich gemacht, ass sie sich auf diesen Weg begeben will. Es ist – das wurde schon deutlich – sehr zu begrüßen, enn im Haushalt 10 Millionen Euro eingestellt werden, m die Versorgung ländlicher Regionen mit Breitandanschlüssen voranzutreiben. Viele Unternehmen ind auf diese Breitbandanschlüsse angewiesen. Es ist icht hinnehmbar, wenn Regionen in Deutschland abgeoppelt sind. Das stellt für die Wirtschaft eine Wachsumsbremse dar. Strukturförderung und ländliche Enticklung werden mit dieser Position im Haushalt in die ichtige Richtung gedrängt. Der Telekommunikationssektor ist ein weiterer für ns ganz wichtiger Bereich. Erst Anfang dieses Monats st das neue Telekommunikationsgesetz in Kraft getreen, mit dem wir den Kundenschutz signifikant verbesert haben: Preisansageverpflichtung, Preistransparenz sw. Dennoch macht uns die Branche weiterhin Sorgen. ch nenne nur drei Punkte: belästigende und verbotene elefonwerbeanrufe, das Problem ewiger Warteschleifen ei Hotlines – der Minister hat es vor kurzem angesprohen – und Callcenter, die aggressive Verkaufsstrategien erfolgen. Günter Wallraff hat in seinem neuesten Buch ie Praktiken und Arbeitsbedingungen der schwarzen chafe in dieser Branche deutlich beschrieben. Ihnen uss das Handwerk gelegt werden. Deshalb wird diese Bundesregierung entschieden geen die sogenannten Cold Calls vorgehen. Eine Rufnumerunterdrückung darf es in Zukunft nicht mehr geben. Manfred Zöllmer Wer gegen das bereits jetzt geltende Verbot im UWG verstößt, muss mit Bußgeld belegt werden. Wir müssen alle Verträge, die telefonisch geschlossen werden, ausnahmslos einem Widerrufsvorbehalt unterziehen. Darüber hinaus lassen sich weitere zivilund vertragsrechtliche Möglichkeiten denken. Aber auch die Wirtschaft muss stärker Verantwortung übernehmen. Werbestrategien einzelner Unternehmen müssen überdacht werden. Die Unternehmen müssen sich zu bestimmten Standards verpflichten. Es muss Zertifizierungen für Callcenter geben. Wir dürfen die Wirtschaft hier nicht aus ihrer Verantwortung entlassen. Das Gleiche gilt für die Warteschleifenproblematik; jeder kennt sie. Es ist unerträglich, wenn man, während der Gebührenzähler tickt, 95 Knöpfe drücken und zehn Minuten warten muss, bis man, wenn man Glück hat, endlich ein menschliches Wesen auf der anderen Seite am Apparat hat. Das kann auf Dauer so nicht funktionieren. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Peter Bleser [CDU/CSU])


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


Verbraucherpolitik ist und bleibt Querschnittsauf-
gabe. Daher will ich nicht versäumen, der Bundesminis-
terin Frau Zypries ausdrücklich dafür zu danken, dass sie
mit ihrem Entwurf einer Reform des Verbraucher-
insolvenzverfahrens und dem geplanten Pfändungs-
schutzkonto eine Verbesserung für viele überschuldete
Menschen in unserem Land durchsetzen wird. Damit
wird es in Zukunft auch sehr viel einfacher werden, das
Recht auf ein Girokonto für jedermann gegenüber den
Banken durchzusetzen.

In der Energiepolitik sind wir mit einer Vielzahl von
gesetzlichen Initiativen und Maßnahmen auf einem gu-
ten Weg zu einem funktionierenden Wettbewerb. Ener-
giewirtschaftsgesetz, Unbundling, Missbrauchsaufsicht
im GWB, Vorschriften zur Verbesserung im Bereich des
Anbieterwechsels, zur Anreizregulierung und zur Kraft-
werks-Netzanschlussverordnung seien hier genannt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611005600

Kommen Sie bitte zum Ende, Herr Kollege.


Manfred Zöllmer (SPD):
Rede ID: ID1611005700

Verbraucherpolitik ist bei dieser Bundesregierung in

guten Händen. Wir werden auch in Zukunft gemeinsam
daran arbeiten, sie voranzubringen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611005800

Jetzt gebe ich Karin Binder für Die Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611005900

Frau Präsidentin! Sehr verehrte Damen und Herren!

Unsere Debatte über den Haushalt des Verbraucher-
schutzministeriums wird auch in diesem Jahr von uner-

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(C (D reulichen Ereignissen überlagert. Mittlerweile liegen eldungen über mehr als 220 Tonnen Gammelfleisch n Bayern, Berlin und Schleswig-Holstein vor. Widerich! Hatten wir vor einem Jahr nicht die gleiche Situaion? Auch damals war die Haushaltsdebatte von einem kelfleischskandal geprägt. Herr Minister Seehofer hat ns auch während der letzten Debatte erläutert, dass sein aßnahmenpaket bereits weitgehend realisiert sei. Ich frage nun: Wenn das damalige 10-Punkte-Proramm des Ministers doch schon weitgehend realisiert ar oder ist, wie kommt es dann, dass auch heute noch leischabfälle in der Gastronomie landen? Im Interesse er Verbraucherinnen und Verbraucher wird es Zeit, dass chlachtabfälle auch als solche gekennzeichnet und einefärbt werden. ur so werden sie mit einiger Sicherheit nicht mehr in en Verkehr gelangen. Diese Forderung kommt auch aus der internationalen agung der Lebensmittelkontrolleure, die zurzeit in Ber in tagt. Lebensmittelkontrollen müssen personell und ateriell besser ausgestattet werden. Schulungen üssen für den aktuellen Kenntnisstand sorgen. Nur so önnen wir die Lebensmittelsicherheit langfristig veressern. Wir brauchen dafür aber bundeseinheitliche ualitätsstandards und endlich verbindliche, länderüberreifende Qualitätssicherungssysteme. azu müssen die Verbraucherminister am kommenden onnerstag verpflichtet werden. Von Ihnen, Herr Minis er Seehofer, erwarten wir, dass Sie Ihre verfassungsgeäßen Kompetenzen ausschöpfen und auf Umsetzung rängen. Die hier oft beschworene Eigenkontrolle und elbstregulierung der Lebensmittelindustrie funktioniert ben nur dürftig. Dies war in diesem Fall erneut sichtbar. icht nur die Verbraucherinnen und Verbraucher, auch ie ehrlichen Firmen mit guten Produkten und hohen ualitätsansprüchen würden von einer verbesserten Leensmittelkontrolle profitieren. Sie würden ebenso von inem endlich umgesetzten Verbraucherinformationsesetz profitieren. Die Behörden dürften dann bei Beanntwerden solcher Probleme endlich öffentlich die etrüger nennen. Leider aber parkt die schwarz-rote onsai-Version des VIG noch im Bundesrat. Für mich tellt sich dabei die Frage: Hat das Ministerium deshalb och keine Mittel im Haushalt eingestellt, um das Gesetz iner breiten Öffentlichkeit bekanntzumachen? Meine Damen und Herren, nur wer seine Rechte ennt, der kann sie auch in Anspruch nehmen. Damit das esetz seinen Zweck erfüllen kann, Markttransparenz erzustellen und die Rechte von Verbraucherinnen und erbrauchern zu stärken, muss es kommuniziert werden. as ist die Aufgabe der Regierung, und dafür müssen ittel eingeplant werden. Im vorliegenden Haushalt setzt das Ministerium verraucherpolitisch fast ausschließlich auf Maßnahmen im rnährungsbereich. Verbraucherschutz in wirtschaftli Karin Binder chen und finanziellen Belangen oder bei den ständig neuen Kommunikationstechniken spielt damit so gut wie keine Rolle. Angesichts der Unzahl geprellter Anlegerinnen und Kreditnehmer, betrogener Telekommunikationsnutzerinnen, zugemüllter Mail-Accounts und abgefischter Kontodaten ist das nicht nur unzeitgemäß, sondern in jedem Fall ungenügend. Auch deshalb möchte ich am Ende meiner Rede auf die Verbraucherberatung eingehen. Wir alle sind uns darin einig, wie wichtig und unverzichtbar eine unabhängige Verbraucherberatung ist. Deshalb ist es dringend notwendig, dass die bestehenden Strukturen finanziell abgesichert werden. Das ist zwar nur bedingt über den Bund möglich, aber nicht einmal das, was möglich wäre, wird gemacht. Die Stiftung Warentest soll künftig zum Beispiel mit einer halben Million Euro weniger auskommen, obwohl auch ihre Aufgaben eher wachsen. Den Verbraucherzentralen wiederum wurde noch vor Kurzem signalisiert, dass man sich um die Finanzierung ihrer Projekte zum wirtschaftlichen Verbraucherschutz bemühen würde. Davon ist im aktuellen Zahlenwerk aber nichts zu finden. De facto fehlen hier 2,5 Millionen Euro. Das heißt, Personal muss entlassen und Angebote müssen eingestellt werden. (Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Erst informieren, dann reden!)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


Wenn wir jetzt noch zwei Jahre warten müssen, bis
eine Studie zur Finanzierung der Verbraucherberatung
erstellt wird, dann sind die Strukturen der Verbraucher-
zentralen bis dahin zerbröselt. Viele Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter und wichtige Expertinnen und Experten
sind dann abgewandert.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Fürchten Sie das mal nicht!)


Sehr geehrte Damen und Herren, dieser Haushalt
bleibt weit hinter den aktuellen Anforderungen eines ge-
sundheitlichen, wirtschaftlichen und digitalen Verbrau-
cherschutzes zurück. Mit diesem Haushalt stärken Sie
die Rechte von Verbraucherinnen und Verbrauchern
nicht.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN – Julia Klöckner [CDU/CSU]: Sehr abenteuerlich!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611006000

Jetzt spricht Bärbel Höhn für Bündnis 90/Die Grünen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Frau Kollegin, Coppenrath & Wiese hat gerade für 100 Millionen Euro bei uns gebaut! Dank Ihrer Unterstützung!)



Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611006100

Meine Damen und Herren! Die Haushaltberatungen

2008 finden zur Halbzeit der Legislaturperiode statt.
Nach zwei Jahren kann man Bilanz ziehen. Die Bilanz
nach zwei Jahren Seehofer sieht so aus: große Ankündi-
gungen und kleine Taten. Die entscheidende Frage ist
nämlich: Was kommt für die Menschen dabei herum?

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(C (D (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Erzählen Sie doch etwas zu Coppenrath & Wiese!)


Ich fand interessant, was Minister Seehofer zum
ammelfleischskandal gesagt hat. Das Einzige, was

hm bei diesem Skandal einfiel – immerhin der dritte
ährend seiner Amtszeit –, war, dem mutigen Lkw-Fah-

er herzlich zu danken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wie viele Skandale hatten Sie eigentlich?)


s war zwar gut, dass er ihm gedankt hat.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist genau der richtige Ansatz!)


ber ist es nicht ein Armutszeugnis, dass man auf mu-
ige Lkw-Fahrer und mutige Mitarbeiter angewiesen ist,
eil die Kontrollen nicht funktionieren?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Darauf ist man immer angewiesen!)


it der Frage, warum die Kontrollen nicht funktionie-
en, muss sich die Politik beschäftigen.

Herr Seehofer hat vor anderthalb Jahren selber ge-
agt: Wenn wir feststellen, dass es zu wenig Kontrolleure
ibt, müssen wir selbstverständlich aufstocken. – Vor ei-
igen Monaten hat auf meine Frage, wie es denn jetzt
un mit dem Personal sei, sein Ministerium zugeben
üssen, dass der Bundesregierung keine konkreten In-

ormationen über die Aufstockung des Personals bei den
ür die Durchführung der Lebensmittelüberwachung zu-
tändigen Ländern vorliegen. Wer den Mund so voll
immt, muss damit rechnen, dass seine Taten an dem ge-
essen werden, was er vorher gesagt hat. Da sieht die
ilanz sehr mager aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nächster Punkt: Fahrgastrechte. Minister Seehofer
at im Juli 2006 angekündigt, er wolle eine Verbesse-
ung bei den Fahrgastrechten. Was lese ich jetzt? Die
ollegin Zypries hat letzte Woche versprochen, ein Ge-

etz vorzulegen. Ankündigung, Ankündigung, Ankündi-
ung. Das nützt den Menschen in diesem Land nichts.
ie werden an Ihren Taten gemessen und nicht an Ihren
orten.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Sie haben doch gar nichts gemacht!)


Nächster Punkt: Bioprodukte. Die Verbraucherinnen
nd Verbraucher fragen immer mehr Bioprodukte nach.
as passiert? Immer mehr Bioprodukte werden aus dem
usland eingeführt. Auch das ist eine schlechte Ten-
enz. Wer Bioprodukte kauft, will, dass diese Produkte
n der Nähe produziert werden und dass unsere Bauern
ine Chance haben, sie anzubauen. Auch das haben Sie
erschlafen. Das ist nicht in Ordnung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Die grünen Entwicklungspolitiker sehen das aber völlig anders!)







(A) )



(B) )


Bärbel Höhn
Nächster Punkt: Tierseuchen. Wir haben in den letz-
ten Wochen erlebt, dass über 350 000 Tiere getötet wer-
den mussten – die größte Tötungsaktion in der Bundes-
republik Deutschland. Das ist das Ergebnis eines
fehlenden Tierseuchenkonzeptes. Immer nur auf Tötun-
gen zu setzen, ist nicht die Lösung. Schauen Sie auf die
Niederlande! Dieses Land hat die größte Erfahrung mit
Tierseuchen in der EU. Dort wird es anders gemacht;
denn dort wird geimpft. Es wäre angemessen, auch in
Deutschland freiwillige Impfungen durchzuführen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Am Ende werden Sie, Herr Minister Seehofer, in der
Tat daran gemessen, wie Sie öffentlich dastehen. Sie
werden aber nicht an selbstgefälligen Reden und Schön-
rederei gemessen. Schauen wir einmal, wie die Öffent-
lichkeit mittlerweile über Sie urteilt. Sie, Herr Seehofer,
haben selber gesagt, es gebe zwei Sorten von Menschen:
Handwerker und Mundwerker.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wo würden Sie sich denn einordnen?)


Was haben Sie nicht alles verkündet! In der Monatszeit-
schrift Capital wurden Sie kürzlich als „Untätigkeitsmi-
nister“ bezeichnet. Untätigkeitsminister heißt in der Tat:
viel ankündigen und wenig tun.

Sie haben bewiesen, dass Sie mit dem Mund gut sind.
Dass Sie aber Ihr Handwerk beherrschen, müssen Sie
noch beweisen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das Handwerk läuft bestens!)


Es wäre für die Menschen gut, wenn es Ihnen gelingen
würde. Bis jetzt fällt Ihre Bilanz sehr mager aus. Das ist
schade; denn es ist nicht gut für die Bevölkerung in
Deutschland.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611006200

Jetzt spricht der Kollege Peter Bleser für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1611006300

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Manchmal kommt man sich vor, als wenn man im
falschen Saal wäre. Frau Höhn, was Sie gerade vorgetra-
gen haben, hat mit der Realität überhaupt nichts zu tun.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann sollten wir mal über die Realität reden!)


Ich nenne das Thema Seuchen gleich beim Namen:
Keine Bundesregierung zuvor hat so viel in das
Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems inves-
tiert, wie diese es getan hat und noch zu tun vorhat.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D ort wird wissenschaftlich an der Lösung des in diesem usammenhang bestehenden Problems gearbeitet. Wenn s zurzeit keinen Markerimpfstoff gibt, dann kann man inen solchen auch nicht herbeireden. Aber wir sind sehr offnungsvoll, dass es demnächst gelingt, einen solchen insetzen zu können. (Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt doch Impfstoffe!)


Es ist schon merkwürdig, Herr Goldmann: Haben
icht auch Sie die Stimmung aufgenommen, die sich in
er Landwirtschaft und der Bevölkerung nicht nur in Be-
ug auf unser Fachthema, sondern insgesamt wegen der
uten Konjunkturentwicklung, der Arbeitsmarktzahlen
nd der positiven Entwicklung des Haushaltes, über den
ir heute diskutieren, breitmacht? Haben Sie diese Stim-
ung nicht wahrgenommen?


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Doch, habe ich! Doch sie könnte noch viel besser sein!)


ch kann Ihnen nur sagen: Das Agrarkonjunkturbaro-
eter, das seit einigen Jahren erhoben wird, ist mittler-
eile bei der Punktzahl 32 angekommen. Frau Höhn, zu
eiten Ihrer Kollegin Künast lag es bei minus 18. Da ha-
en sich in der Zwischenzeit Welten verändert.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das sind Fakten!)


as zeigt am deutlichsten die Entwicklung, die in den
etzten zwei Jahren stattgefunden hat.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das kommt durch das EEG! Das weißt du!)


Es ist nun einmal so: Neue Ideen, Verlässlichkeit und
ontinuität sind die Markenzeichen dieser Bundesregie-

ung und unseres Ministers Seehofer. Das zeigt sich wie-
er bei der Vorlage dieses Haushaltes. Wir sind sehr
tolz darauf und sehr zufrieden, dass dies auch draußen
o gesehen wird.

Ich will die Schwerpunkte zusammenfassen: Wir ha-
en die Haushaltsansätze für die Durchsetzung der Ver-
raucherrechte und des Verbraucherschutzes erhöht. Wir
aben zum Beispiel vorgesehen, dass die Verbraucher-
entralen in den Ländern – dies sollte eigentlich in die-
em Jahr auslaufen – auch im nächsten Jahr
,5 Millionen Euro für projektbezogene Verbraucherbe-
atung aufwenden dürfen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


as ist ein echter Fortschritt. Das haben wir jetzt einge-
lant. Herr Kollege Bahr, ich weiß, dass Sie dabei mitge-
olfen haben.

Wir haben die Mittel für die Gemeinschaftsaufgabe
Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschut-
es“ erstmals wieder aufgestockt; der Minister hat darauf
ingewiesen. In den nächsten drei Jahren dürfen bis zu
0 Millionen Euro für die Förderung von Breitbandan-
chlüssen in ländlichen Regionen, in unseren schönen
örfern, liebe Waltraud Wolff, aufgewendet werden.
enau das wollen wir. Wir wollen die Chancengleichheit






(A) )



(B) )


Peter Bleser
zwischen städtischen und ländlichen Regionen sicher-
stellen. Das wird damit am ehesten erreicht. Dies führt
zu Investitionen im ländlichen Raum.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ein weiterer Punkt – er ist genauso wichtig – ist die
Agrarsozialpolitik. Hier hat es in den letzten Jahren im-
mer wieder Einschnitte und Belastungen gegeben. Das
ist, wenn der Haushalt so beschlossen wird, im dritten
Jahr in Folge nicht mehr der Fall. Wir haben auch hier
die Mittel aufgestockt; auch hier ist Planungssicherheit
geschaffen worden. Ich sage an dieser Stelle aber auch
– Frau Wolff, da bin ich mit Ihnen einig –: Dazu gehört
eine Reform der landwirtschaftlichen Unfallver-
sicherung, die über mehrere Jahre Bestand hat. Da müs-
sen unsere Länder noch etwas nachlegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich stimme mit Ihnen völlig überein: Man kann es nicht
beim Status quo belassen. Das sehen wir genauso. Ich
bin erfreut, dass wir in der Koalition darüber Einigkeit
haben.

Manchmal sind kleine Zeichen viel wichtiger für die
Bewertung einer Lage als umfangreiche Statistiken. Für
mich ist ein solches Zeichen die Tatsache, dass die Zahl
der Auszubildenden in den 15 grünen Berufen – ich
meine die richtigen grünen Berufe, Frau Höhn – auf
42 000, also um 1,3 Prozent, gestiegen ist. Das ist eine
Trendwende. Das sind die wahren Zeichen der Hoffnung
und der Zuversicht, die wir in der Bevölkerung feststel-
len können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dazu gehört natürlich auch Verlässlichkeit. Ich will
deswegen noch etwas ansprechen, was in den letzten
Monaten in der öffentlichen Diskussion häufig eine
Rolle gespielt hat: die Milchquote. Wir bleiben bei der
Verlässlichkeit unserer Aussage: 2015 endet sie. Wir
wollen aber vorher wissen, wie das Ausstiegsszenario
aussieht, bevor wir das endgültige Go geben.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: So ist es! – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Gestalte es doch!)


Das ist völlig in Ordnung. Das muss draußen auch so
vertreten werden.

Nun möchte ich noch etwas ansprechen, was mir auf
dem Herzen liegt. In den letzten Wochen hat ein großes
Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel – ich nenne
den Namen: Aldi – in für mich vorbildlicher Weise
agiert, indem es den Molkereien aus der Not geholfen
hat, als die Kosten für die weiße Ware Frischmilch,
Joghurt und ähnliche Produkte in Konkurrenz zu Mager-
milchpulver und Butter nicht mehr wettbewerbsfähig
waren.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611006400

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.

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(C (D Ich komme zum Schluss. – Offen die Verbraucher zu nformieren, dass man die erhöhten Rohstoffkosten weiergeben muss, und dann auch nur diese weiterzugeben, alte ich für vorbildlich. Damit ist eine Verbesserung der inkommenslage der milchproduzierenden Landwirtchaftsbetriebe erreicht worden. Auch das ist ein posities Zeichen. Die Politik der Bundesregierung wirkte unerstützend. D Die Stabsstelle Exportfördeung, für die er rackert, hat tolle Erfolge hervorgebracht. uch das dürfen wir uns auf die Fahne schreiben. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1611006500
Dr. Gerd Müller (CSU):
Rede ID: ID1611006600


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611006700

Jetzt spricht die Kollegin Elvira Drobinski-Weiß für

ie SPD-Fraktion.


Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1611006800

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

iebe Kolleginnen und Kollegen! Der Entwurf des
undeshaushaltes 2008 liegt uns vor. Da sich die Wirt-

chaft weiterhin gut entwickelt, wollen wir an den gro-
en Zielen Konsolidierung und Wachstumsförderung
esthalten.

Wir wollen aber auch an dem Bemühen festhalten, die
osition der Verbraucherinnen und Verbraucher zu stär-
en; denn eine gute wirtschaftliche Entwicklung und
ufgeklärte, mündige Konsumenten gehören zusammen,
or allen Dingen, wenn diese Entwicklung nachhaltig
ein soll. Verbraucherpolitik ist schließlich – das wissen
ir alle – Wirtschaftspolitik von der Nachfrageseite.
eshalb ist es wichtig, dass im Verbraucherministerium

uf der Ausgabenseite zukunftsorientierte Maßnahmen
nd Programme gestärkt werden und gleichzeitig im
erwaltungsbereich gespart wird.

Aufklärung und Information der Verbraucher sind ein
chwerpunkt. Deshalb unterstütze ich den Ansatz, die
ittel für entsprechende Projekte nicht zu kürzen. Ich

inde es richtig, dass Minister Seehofer an der Schlich-
ungsstelle Mobilität festhalten will, auch wenn Frau
undesministerin Zypries inzwischen erfreulicherweise
ckpunkte für ein Gesetz zur Verbesserung der Fahr-
astrechte von Bahnfahrerinnen und Bahnfahrern
orgestellt hat. Solange die Einhaltung der Rechte von
ersonen auf Flug-, Schiffs- und Busreisen nicht ausrei-
hend gewährleistet ist, darf diese Projektförderung
icht eingestellt werden. Es muss aber auch ein Weg ge-
unden werden, die Projektförderung in den 16 Verbrau-
herzentralen der Länder für wenigstens zwei Jahre fort-
uführen. Wir wissen, dass es leider einige Bundesländer
ibt, die sich zunehmend aus der Verantwortung gestoh-
en haben.

Nicht nur das belastete Spielzeug aus China sollte
ie Verantwortlichen in den Ländern aufhorchen lassen.
ine warenkundliche Verbraucheraufklärung wird in






(A) )



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Elvira Drobinski-Weiß
allen Bereichen zunehmend nachgefragt und tut not. Die
Länder sind, so denke ich, dazu verpflichtet. Gift im
Spielzeug unserer Jüngsten, bleibelastete Barbies aus
China, Wachsmalstifte mit einem Schwermetallgehalt,
der den zulässigen Höchstwert um das 17-Fache über-
steigt, Spieltelefone, die Hörschäden verursachen – vor
all diesen gefährlichen Produkten müssen wir unsere
Kinder schützen und über sie müssen wir die Verbrau-
cher entsprechend aufklären.

Auch Kinder und Jugendliche sind Verbraucher. Ein
beträchtlicher Teil des Taschengeldes wird in Handys,
Klingeltöne, Kleidung und Fast Food gesteckt. Kinder
und Jugendliche werden mit einer speziell auf sie ausge-
richteten Werbung umworben. Die Wirtschaft hat sie
längst als Zielgruppe entdeckt. Es ist an der Zeit, dass
die Verbraucherpolitik das ebenfalls tut. Nicht nur un-
sere Sicherheits- und Gesundheitsstandards müssen sich
an den Kleinsten und Schwächsten unserer Gesellschaft
orientieren; auch die Verbraucheraufklärung muss stär-
ker auf sie ausgerichtet werden, wenn sie zu kritischen,
selbstbestimmten Marktteilnehmern heranwachsen sol-
len.

Auch junge Verbraucherinnen und Verbraucher müs-
sen besser über das Angebot auf dem Markt informiert
werden, zum Beispiel über die Zusammensetzung der
Produkte, über ihre Wirkung, aber auch über die Um-
stände, unter denen sie erzeugt werden, und zwar sowohl
über die sozialen als auch über die umwelt- und gesund-
heitsrelevanten Aspekte. Das gilt für beinahe alle Be-
reiche; denn Verbraucherpolitik – wir haben es schon
mehrfach gehört – ist ein Querschnittsthema. Das gilt für
Ernährung, für Warenkunde, für Verträge, für Finanz-
dienstleistungen sowie für den Umgang mit Medien und
Telekommunikation.

Ein zukunftsfähiges Angebot auf dem Markt setzt
eine nachhaltige Nachfrage voraus. Dafür müssen wir
die Verbraucher von morgen fit machen. Wir müssen sie
vor üblen Angeboten von heute schützen: vor Gift im
Spielzeug, vor Gammelfleisch im Döner, vor Blei in der
Kleidung, vor nicht zugelassenem Gentech-Reis und vor
Pestiziden im Obst. Neben verstärkten und effektiveren
Lebensmittel- und Produktkontrollen und harten Sank-
tionen bei Verstößen sind Aufklärung und Transparenz
die wichtigsten Instrumente gegen solche Skandale.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wo die freien Kräfte des Marktes wirken, muss die
Seite der Nachfragenden durch Schutzrechte, durch In-
formation und Aufklärung gestärkt werden. Wir sollten
dabei verstärkt und zielgruppengerecht auch unsere
jüngsten Verbraucher im Auge haben und dies bei der
Gestaltung des Haushaltes berücksichtigen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611006900

Das Wort hat der Kollege Ulrich Kelber für die SPD-

Fraktion.

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(C (D Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Zum Abschluss der Debatte zu diesem Einzellan im Rahmen der Einbringung des Haushaltes möchte ch noch ein paar Anmerkungen zu zwei Themen mahen. Erstes Thema: die sogenannte Grüne Gentechnik. ch glaube, man muss in der Mitte einer Legislatureriode und im Anschluss an einen Sommer, in dem Sie lle gehört haben, dass die Große Koalition eine Einiung über die Fortentwicklung des Gentechnikrechts erielt hat, in der Tat ein paar Punkte dazu nennen. Es ist elativ normal, dass eine Opposition im Deutschen Bunestag Kritik äußert, wenn die Regierungsfraktionen zu iner Einigung gekommen sind. Manchmal kritisiert an Details, manchmal sagt man – das ist fast schon sus –, dass die gesamte Regelung falsch sei. Aber hierei sind wir auf eine übermäßig starke Kritik gestoßen. eswegen möchte ich einen kurzen Augenblick dabei erweilen. Die FDP kritisierte – ich fasse dies kurz zusammen –, ies sei der Untergang der deutschen Forschungslandchaft (Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Ist es auch!)

Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1611007000

nd Deutschland nutze seine Chancen auf den Äckern
icht.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Trifft zu!)


en zweiten Punkt sollten Sie in der FDP unbedingt bei-
ehalten, weil ich es immer gut finde, wenn die FDP ge-
en den erklärten Willen der Mehrheit der Bevölkerung
in diesem Fall 80 Prozent – Politik betreibt; denn das
acht es dann leichter für die anderen Parteien.

Ich komme zur Forschungslandschaft zurück. Man
uss einfach die FDP-Pressemitteilung neben die Ein-

chätzung der Forschungsinstitute legen. Dann sieht man
en Unterschied zwischen Parteiideologie und Realität
n diesem Land. Denn die Forschungsinstitute haben ge-
agt, dass es gut war. Sie haben seltsamerweise in der
etzten Woche feststellen müssen, dass es FDP-mitre-
ierte Bundesländer waren, die manche der Erleichte-
ungen für die Forschung im Agrarausschuss des Bun-
esrates ablehnen wollen. Da, wo wir Anzeigepflichten
efordert haben, sollen Genehmigungspflichten gelten.
as ist völlig unverständlich und passt nicht zu dem,
as Sie behauptet haben.

Die Kritik von Grünen und Linkspartei war in etwa
leichlautend. Auch da wurde behauptet, dies sei die
öllige Öffnung gegenüber der Grünen Gentechnik, es
ebe keinerlei Koexistenz mehr, die Verbraucherinnen
nd Verbraucher würden im Stich gelassen. Das waren
ie Stichworte. Auch das sollte man neben die Kritik
on Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden legen,
eren erste Zusammenfassung – ich beziehe mich hier
uf die des Kampagnenzusammenschlusses – lautete:
Der angekündigte Durchmarsch der Gentechnik findet






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber
nicht statt.“ Das war der erste und entscheidende Satz
auf der Webseite von Campact. Das ist auch richtig.

Denn – jetzt müssen meine Koalitionspartner die Oh-
ren einmal kurz halb schließen –


(Heiterkeit des Abg. Peter Bleser [CDU/CSU])


wir haben beim Schutz der gentechnikfreien Landwirt-
schaft und bei der Wahlfreiheit der Verbraucherinnen
und Verbraucher gegenüber der unter SPD und Grünen
erzielten Rechtslage noch etwas drauflegen können, ins-
besondere bei der Frage der Kennzeichnung. In Zukunft
ist auch bei tierischen Produkten zu erkennen, ob sie von
Tieren stammen, die mit gentechnisch veränderten Orga-
nismen gefüttert worden sind oder nicht.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Setzt euch erst mal durch!)


Das ist ein deutlicher Fortschritt, der gerade von den
Verbraucher- und den Umweltschutzverbänden einstim-
mig unterstützt wird.

Wir haben im Bereich der Haftung für die gentechnik-
anwendende Landwirtschaft keine Veränderungen vor-
genommen. Der einzige Punkt, der angesprochen wurde,
waren die sogenannten privatrechtlichen Vereinbarun-
gen. Sie werden am Ende in einem sehr geringen Um-
fang angewandt werden und auch nichts anderes, als
man heute über Umgehungstatbestände schon tun
könnte, und zwar aus einem einfachen Grund: Jeder
Landwirt, der eine privatrechtliche Absprache trifft,
muss sofort vollständig kennzeichnen, weil er nicht alles
Vermeidbare in Bezug auf die Abstände getan hat.

Es ist sehr leicht, mit dieser Kritik umzugehen. Denn
diejenigen, die etwas von diesem Thema verstehen, die
Expertinnen und Experten, sagen: Alles, was ihr mit
eurem nationalem Recht zum Schutz der gentechnik-
freien Landwirtschaft und zur Erhaltung der Wahlfrei-
heit der Verbraucherinnen und Verbraucher tun konntet,
habt ihr getan.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und was ist mit dem Abstand? 50 Meter! – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das, was ihr da macht, ist Etikettenschwindel!)


Weil das, was man mit nationalem Recht machen
kann, Grenzen hat, wird die SPD nach der Verabschie-
dung des Haushalts weitere Vorschläge vorlegen, wie
das europäische Recht weiterentwickelt werden kann,
um das, womit wir auf nationaler Ebene begonnen ha-
ben, im Rahmen einer Veränderung des europäischen
Rechts fortzusetzen.

Der zweite Aspekt sind die gestiegenen Lebensmit-
telpreise; wenn Peter Bleser dieses Thema nicht ange-
sprochen hätte, wäre es in dieser Debatte wahrscheinlich
gar nicht erwähnt worden. Das wäre schade gewesen,
weil diejenigen, die Landwirtschaftspolitik, Ernährungs-
politik und Verbraucherschutz betreiben, hierzu Stellung
nehmen müssen; denn dieses Thema steht mindestens
einmal pro Woche auf der Tagesordnung.

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(C (D Wir müssen – nicht nur mit Blick auf die Situation der andwirtinnen und Landwirte – sagen: Es war an der eit, dass die Erzeugerpreise ein faires Niveau erreicht aben, dass sie also etwas gestiegen sind. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


enn man sich ansieht, wo die Erzeugerpreise gelegen
aben, muss man feststellen: Auf diesem Niveau waren
uf Dauer weder Qualität noch Lebensmittelsicherheit,
och eine gesunde Entwicklung des ländlichen Raums
nd der Kulturlandschaft möglich. Deswegen ist es gut,
ass die Einnahmen aus den Preissteigerungen – zumin-
est ein Teil von ihnen – bei den Landwirten in den ver-
chiedenen Regionen Deutschlands angekommen sind.

Genau hinsehen muss man bei denjenigen, die so et-
as zu nutzen versuchen, indem sie ihre Preise stärker

nheben, als es aufgrund der Veränderung der Rohstoff-
reise und der Erzeugerpreise eigentlich notwendig
äre. Um dem zu begegnen, gibt es im Kartellrecht und

n anderen Stellen geeignete Mittel. Insbesondere die
erbraucherinnen und Verbraucher müssen darauf ach-

en, dass sie nicht in diese Falle gehen und überhöhte
reise zahlen. Vielmehr müssen sie den Wettbewerb nut-
en, um die Preise auf ein angemessenes Niveau zu drü-
ken. Damit würden sie auch dazu beitragen, dass die
innahmen bei den Landwirten ankommen.

Ich bitte diejenigen, die Landwirtschaftspolitik betrei-
en, eines nicht außer Acht zu lassen: Zu verzeichnen
ind gestiegene Erzeugerpreise, aufgrund des EU-Kom-
romisses nach wie vor ungekürzte Direktzahlungen und
eutliche Kürzungen der Mittel für die ländliche Ent-
icklung und die ökologische Landwirtschaft. Wer diese
rei Aspekte miteinander verbindet, der stellt fest: Das
chreit danach, dass über diesen Zusammenhang noch
inmal diskutiert wird, allerdings aus dem Blickwinkel
er deutschen Landwirtschaft, nicht aus europäischer
erspektive über Deutschland.

Man darf nicht erst aufgrund des Drucks von außen
twas ändern. Wir sollten nicht zulassen, dass man sagt:
ir werden die Direktzahlungen – draußen werden sie

brigens Subventionen genannt – in beliebiger, vorher
estgelegter Höhe beibehalten, obwohl sich die Einnah-
esituation verbessert hat. – Wir müssen uns darüber

nterhalten, wann wir Korrekturen vornehmen wollen,
b wirklich bis 2009 oder bis 2013, und wie wir es
chaffen können, mehr Mittel für die Entwicklung der
ändlichen Räume und insbesondere für eine Beschleuni-
ung der Umstellung auf ökologischen Landbau bereit-
ustellen. Das ist eine gemeinsame Verantwortung.

Man muss dazusagen: Der geringe Zuwachs im
ahr 2007 ist auf diejenigen zurückzuführen, die schon
m Jahr 2004 mit der Umstellung begonnen haben. Es
esteht schon seit mehreren Jahren die Situation, dass zu
enig umgestellt wird. Das ist eine geteilte Verantwor-

ung. Geteilte Verantwortung heißt, dass wir gemeinsam
ie Aufgabe haben, diesen Prozess in den Ländern zu
eschleunigen, die dringend wieder Umstellungshilfen
ahlen müssen. Außerdem sollte der Bund das Förder-
rogramm in ungekürzter Höhe fortführen. Das verlan-






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber
gen die Märkte. Wir verspielen im Augenblick einen
Milliardenmarkt. Das darf nicht die Politik der Bundes-
republik Deutschland sein.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611007100

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

nicht vor.

Wir kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundes-
ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-
sicherheit, Einzelplan 16.

Das Wort hat der Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit, Sigmar Gabriel.

Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Natur-
schutz und Reaktorsicherheit:

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die
Umweltschutzausgaben im Entwurf der Bundesregie-
rung für den Bundeshaushalt 2008 betragen insgesamt
4,7 Milliarden Euro, davon allein fast 1 Milliarde Euro
im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für wirt-
schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – dies be-
trifft unsere Entwicklungszusammenarbeit mit vielen an-
deren Ländern im Bereich des Umweltschutzes –, über
300 Millionen Euro im Bereich des Bundesfinanzminis-
teriums, vor allen Dingen für die Altlastensanierung in
der ehemaligen DDR, und über 700 Millionen Euro im
Forschungsministerium zum einen für umweltbezogene
Grundlagenforschung und zum anderen fast zur Hälfte
– über 330 Millionen Euro – für die Klimaforschung,
ein, wie ich finde, außerordentlich wichtiger Beitrag im
Rahmen der internationalen Klima- und Energiedebatte.
Da im Haushalt des Bundesumweltministeriums von
diesen 4,7 Milliarden Euro nur 845 Millionen Euro ver-
anschlagt sind, darf man, wenn man sich die umweltpoli-
tischen Leistungen des Bundeshaushalts anschauen will,
nicht nur begrenzt auf das BMU schauen, sondern muss
das BMZ, das BMWi, das Forschungsministerium, das
BMF und das Verkehrsministerium hinzunehmen.

Da es in den letzten Sitzungen immer wieder eine
Rolle gespielt hat – wenn ich mich richtig erinnere, ins-
besondere aus der FDP heraus –, mache ich darauf auf-
merksam, dass im Haushalt des BMU zum ersten Mal
knapp 28 Millionen Euro für die Einrichtung von
Schacht Konrad ausgewiesen werden. Ich sage das nur,
damit Sie in diesem Punkt keine Zweifel mehr an unse-
rem Willen hegen müssen, hier etwas zu tun.


(Ulrike Flach [FDP]: Das ist gut, reicht aber noch nicht!)


Nun, da es rechtskräftig ist, gehen wir natürlich auch an
die Umsetzung heran.

Die 845 Millionen Euro im Haushalt des Bundes-
umweltministeriums sind ein bisschen untertrieben; denn
durch den Beschluss der Koalitionsfraktionen zur Auktio-
nierung von Emissionszertifikaten gibt es eine Einnah-
meberechtigung in der Größenordnung von 400 Millio-

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(C (D en Euro, die dem Bundesumweltministerium für seine usgaben zufließen. Insofern hat der Beschluss der Ko litionsfraktionen dazu beigetragen, dass im Jahre 2008 er Haushalt des Bundesumweltministeriums immerhin m knapp 50 Prozent steigen wird. Das ist eine gewalige Steigerungsrate. Sinnvollerweise sollten diese Mittel ort eingesetzt werden, wo sie sozusagen abgeschöpft erden, nämlich für den Bereich Klimaschutz. Sicher ich werden wir in den Ausschussberatungen noch einige rbeit leisten müssen, um präzise zu definieren, in wel hen Bereichen das Parlament gemeinsam mit der Reierung Schwerpunkte bei den nationalen und internatioalen Klimaschutzmaßnahmen setzen will. Als Bundesregierung schlagen wir bislang vor, von en 400 Millionen Euro, die an erwarteten Einnahmen m Haushalt des BMU veranschlagt sind, 120 Millionen uro in den internationalen Klimaschutz zu geben. as ist, glaube ich, ein starkes Signal für die Debatte ber Adaptation, Anpassung an den Klimawandel. Ein ignal dieser Größenordnung werden Sie weltweit in einem anderen Staat finden. edenfalls wird dies auch von anderen Ländern so geseen. Ein weiterer Vorschlag besagt, 180 Millionen Euro or allen Dingen für den Ausbau der erneuerbaren ärme zu verwenden. Bei der Formulierung eines Er euerbare-Wärme-Gesetzes gibt es insbesondere vonseien der CDU/CSU den Vorschlag, eine Mischung aus rdnungsrecht und Förderung aus Haushaltsmitteln zu eschließen. Weitere 100 Millionen Euro sollen nach Vorschlag er Bundesregierung für den nationalen Klimaschutz ingesetzt werden. Hier werden wir sicherlich ein Stück rbeit in den Ausschussberatungen vor uns haben; denn s macht ja wenig Sinn, diese Summen zu veranschlaen, ohne sicher sein zu können, dass sie auch im selben aushaltsjahr verausgabt werden können. Von daher haen sowohl das Ministerium als auch die Politikerinnen nd Politiker im Umweltausschuss großes Interesse daan, die genannten Maßnahmen zu konkretisieren. Hier eht es um eine neue Entwicklung, die wir bisher im aushalt noch nicht hatten. Sie sollten wissen, dass der Bundesfinanzminister mit em Bundesumweltministerium die Verabredung getrofen hat, dass das BMF seinen Haushaltsvorschlag für 009 so gestalten wird, dass die realen Nettoeinnahmen er Auktionierung aus dem Jahre 2008 als Veranschlaung für den Haushalt 2009 aufgenommen werden. Da ir derzeit sehr vorsichtig von einem Preis am CO2arkt von 15 Euro pro Tonne ausgegangen sind und twa 30 Prozent wegen geringerer Steuereinnahmen abezogen haben, kommen wir netto auf die genannten 00 Millionen Euro im Haushaltsvoranschlag für 2008. ie Wahrscheinlichkeit, dass dieser Betrag angesichts er Preise am CO2-Markt überschritten werden wird, ist elativ hoch. Diese Vereinbarung mit dem BMF bedeutet ür das BMU eine ausgesprochen gute Ausgangslage für as Haushaltsjahr 2009. Wir werden sicherlich darüber u beraten haben, wie steigende Einnahmen der Auktioierung dann sinnvoll für den Klimaschutz eingesetzt Bundesminister Sigmar Gabriel werden sollen. Ich sage hier offen: Das ist zwar derzeit im Haushalt des BMU veranschlagt. Aber es macht ja Sinn, Aufgaben, deren Umsetzung dringend notwendig ist – beispielsweise im Bereich kleiner, mittelständischer Unternehmen die Energieeffizienz zu fördern –, in kooperativer Weise auch über andere Haushalte zu fördern. Das ist eine Aufgabe, die noch vor uns liegt. Wir haben einen richtig großen neuen Posten im Haushalt, bei dem wir miteinander Erfahrungen sammeln müssen. Ich glaube, das ist eine gute Entwicklung. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Natürlich ist der Klimaschutz der Bereich im Haus-
halt des Umweltministeriums, der von der Debatte und
davon, dass die Große Koalition hier einen Schwerpunkt
gesetzt hat, am meisten profitiert. Im Jahre 2005 waren
für den Klimaschutz im Gesamthaushalt ganze 875 Mil-
lionen Euro vorgesehen. Jetzt sind es 2,6 Milliarden
Euro. Das bedeutet eine Steigerung der Klimaschutzaus-
gaben um rund 200 Prozent. Ich glaube, auf diesen Be-
leg, dass Klimaschutz ein Schwerpunkt ihrer Politik ist,
kann die Große Koalition tatsächlich stolz sein.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Überhaupt ist es ganz interessant, zu sehen, wie sich
der Bereich des Umweltschutzes und insbesondere des
Klimaschutzes unter der Großen Koalition entwickelt
hat. Ich habe bereits gesagt: 875 Millionen Euro 2005 –
2,6 Milliarden Euro 2008, Tendenz steigend. 2005 wa-
ren es 45 Millionen Euro für Forschung und Entwick-
lung im Bereich der erneuerbaren Energien, jetzt lie-
gen wir bereits bei über 93 Millionen Euro. Wir sind
dabei, diese Mittel mehr als zu verdoppeln: Wir werden
die Mittel für das Marktanreizprogramm im Rahmen des
geplanten Erneuerbare-Wärme-Gesetzes durch den Ein-
satz der bei der Auktionierung erzielten Erlöse gegen-
über 2006 um immerhin 150 Millionen Euro erhöhen.
Ich sage das deshalb, weil in einer vorangegangenen De-
batte ein Oppositionskollege gesagt hat, wir würden die
Mittel für das Marktanreizprogramm kürzen. Im Haus-
halt für 2008 mag das so aussehen, weil für das Markt-
anreizprogramm 44 Millionen Euro weniger als 2007 ver-
anschlagt sind. Da wir aber beabsichtigen, dies aus den
Mitteln für die nationalen Klimaschutzprogramme – dafür
gibt es 400 Millionen Euro – um 150 Millionen Euro auf-
zustocken, reden wir in Wahrheit über eine Erhöhung der
Mittel für das Marktanreizprogramm für erneuerbare
Wärme um mehr als 100 Millionen Euro. Ich glaube,
auch das ist ein Beweis, dass Klimaschutzpolitik und er-
neuerbare Energien eindeutig zur Habenseite der Großen
Koalition gehören.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Hinter diesen Zahlen – Haushaltspolitik ist ja sozusa-
gen in Zahlen gegossene Politik – steht natürlich ein
konkretes Programm zur Umsetzung der anspruchsvol-
len Klimaschutzziele. Wir haben hier nicht nur mit der
Regierungserklärung vom April deutlich gemacht, wo
die Messlatte hängt, sondern auch mit den Ergebnissen
des Energiegipfels. Die Bundesregierung will die inter-
nationalen Klimaschutzverhandlungen auf Bali Ende

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(C (D es Jahres mit dem Ziel beginnen, dass die Industrieationen ihren Ausstoß an Treibhausgasen bis zum ahre 2020 um 30 Prozent reduzieren. Wir wissen – auch us dem Beschluss des Deutschen Bundestages vom ktober 2006 und aus der Enquete-Kommission von itte der 90er-Jahre –, dass das für Deutschland bedeu et, dass wir unseren CO2-Ausstoß bis 2020 gegenüber em Jahr 1990 um 40 Prozent senken müssen. Das ist ie Position, die wir eingenommen haben – wohlwisend, dass es nicht einfach ist, 2007 die Punktlandung ür das Jahr 2020 zu beschreiben. Selbstverständlich erden wir mindestens alle anderthalb bis zwei Jahre mmer wieder überprüfen müssen, wie weit wir mit der msetzung gekommen sind. Aber man kann, glaube ich, ohne übertriebenes Pahos sagen: Die Bundesregierung hat in Meseberg das rößte Klimaund Energiepaket in der Geschichte der undesrepublik Deutschland verabschiedet. ir haben dort vereinbart, wie wir die Kraft-Wärmeopplung ausbauen und in welcher Weise das EEG eim Strom ausgebaut wird. Ich erinnere: Bislang hatten ir das Ziel, den Anteil der erneuerbaren Energien an er Stromerzeugung bis 2020 auf 20 Prozent zu erhöhen. etzt sind wir sicher, dass wir uns auf 30 Prozent zubeegen. Wir haben angekündigt, wie wir mit dem Erneuerare-Energien-Wärmegesetz umgehen wollen, nämlich ass wir den Anteil der erneuerbaren Energien am Wäreverbrauch bis 2020 auf mindestens 14 Prozent erhö en wollen. (Zuruf von der LINKEN: Wollen, wollen, wollen!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Es wäre gut, wenn Sie einmal vortragen würden, wie
ie das, was Sie öffentlich fordern, finanzieren wollen.
as wäre ein hilfreicher Beitrag der Linken zur Parla-
entsdebatte. Bisher haben Sie sich das aber nicht ge-

raut. Sie fordern uns zwar immer wieder auf, mehr zu
un, aber vor Ort verlangen Sie dann mehr Verschmut-
ungsrechte für die Braunkohle. Das ist doch die Politik
er Linken zum Klimaschutz.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Des Weiteren wollen wir den Anteil der Biokraft-
toffe auf immerhin 17 Prozent erhöhen. All das, was
ir in Meseberg beschlossen haben – die Umstellung der
fz-Steuer, die Verschärfung der energetischen Anforde-

ungen in der Energieeinsparverordnung um 30 Prozent,
ie Weiterentwicklung des Gebäudesanierungsprogramms
nd das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz – wird die
egierung im Herbst dieses Jahres als Gesetzespaket ins
abinett einbringen.

Das heißt, die Regierungsbeschlüsse sollen in die ent-
prechenden Rechtsverordnungen und Gesetzgebungs-
erfahren im Parlament münden, und zwar bevor wir uns
ur internationalen Klimakonferenz nach Bali begeben.
as ist von großer Bedeutung, weil wir dort zeigen wol-

en, dass wir nicht nur von anderen fordern, sich auf den
eg zu machen, sondern dass wir auch bereit sind, das






(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
bei uns umzusetzen, um zu zeigen, dass wirtschaftlicher
Wohlstand, wirtschaftliches Wachstum, zusätzliche
Arbeitsplätze und Klimaschutz selbstverständlich mit-
einander vereinbar und in Wahrheit zwei Seiten einer
Medaille sind.

Ich glaube, dass man auf dieses Paket der Bundes-
regierung mit Blick auf das, was andere bislang auf den
Weg gebracht haben, sehr stolz sein kann. Wir wissen,
dass wir von den 40 Prozent bis 2020 mit dem Klima-
paket „nur“ 35 bis 36 Prozent abbilden können. Die
übrigen 4 bis 5 Prozent werden wir in den Beratungen
der kommenden Jahre über die Fragen, welche Förder-
programme wir zusätzlich auf den Weg bringen können,
was im Gebäude- und Energiebereich weiter zu tun ist
und wie wir mit der dritten Handelsperiode im europäi-
schen Emissionshandel vorankommen, angehen müssen.
Aber 90 Prozent unseres Ziels bilden wir mit dem Mese-
berger Klima- und Energiepaket ab. Es kommt jetzt da-
rauf an, dieses Paket im Deutschen Bundestag zu be-
schließen. Die Finanzierung der 90 Prozent ist durch den
Haushaltsplanentwurf gesichert. Das belegt, dass wir
nicht nur darüber reden, was wir wollen, sondern auch
mit dem Haushaltsplanentwurf entsprechende Finanzie-
rungsvorschläge vorlegen.

Sie werden feststellen – vielleicht kann das auch der
eine oder andere Beobachter des Gleneagles-Dialogs, ei-
ner Tagung mit den 20 größten CO2-Emittenten, bestäti-
gen, die soeben in Berlin zu Ende gegangen ist –, dass
das international große Aufmerksamkeit verursacht hat.
Es gibt weltweit kein anderes Land, das seine klimapoli-
tischen Vorstellungen – selbst wenn sie ähnlich ambitio-
niert sind wie die deutschen – in einen konkreten Instru-
menten-, Methoden- und Maßnahmenkatalog umgesetzt
hat. Die Bundesrepublik Deutschland ist nicht nur im
Hinblick auf ihre Zielsetzungen weltweit führend, son-
dern auch hinsichtlich ihrer Bereitschaft, diese mit finan-
ziellen Mitteln und konkreten Maßnahmen zu unterle-
gen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Dafür, dass daran alle mitgewirkt haben, möchte ich
mich ausdrücklich bedanken. Das gilt insbesondere für
die Koalitionsfraktionen, ohne deren finanzielles
Backing auch in der Debatte um die Auktionierung wir
das nicht ermöglicht hätten. Ich richte den Dank aber
auch ausdrücklich an die Kolleginnen und Kollegen im
Kabinett, die Klimaschutz nicht allein als Aufgabe des
Umweltministers begriffen haben, sodass wir mit dem
Kollegen Tiefensee, der Forschungsministerin und dem
Kollegen Glos zusammengearbeitet haben, der mit mir
um den richtigen Weg gerungen hat, weil er aus seiner
Sicht nicht nur für Effizienz im Klimaschutz sorgen will,
sondern auch – das ist völlig klar – für Effizienz in der
Frage der Kosten.

Ich schließe aber auch ausdrücklich den Finanzminis-
ter in den Dank ein, der an dieser Stelle ebenfalls gese-
hen hat, dass neben dem Konsolidierungskurs dieses
neue Politikfeld mit finanziellen Mitteln unterlegt wer-
den muss. Es war, glaube ich, eine gute Gesamtleistung
des Kabinetts. Herzlichen Dank an alle Kolleginnen und
Kollegen dafür. Hoffentlich lästert der Staatssekretär

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(C (D icht über das, was ich eben gesagt habe. Wenn ich euch chon lobe, dann sollt ihr euch auch darüber freuen. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Für die FDP-Fraktion hat nun der Kollege Michael auch das Wort. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Glos ge en Gabriel, das war das Schauspiel, das uns die Regieung in der Sommerpause geboten hat. Dann kam der howdown in Meseberg, und der scheinbare Durchbruch rfolgte. Ein integriertes Klimaschutzund Enerieprogramm wurde uns versprochen und aufgetischt. enn man es sich aber genau anschaut, dann stellt man est, dass es sich leider um einen faulen Kompromiss andelt. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611007200

(Beifall bei der FDP)

Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1611007300

Die Umweltverbände haben recht: Das Verfehlen der
limaziele ist durch zahlreiche Hintertüren vorprogram-
iert. In der Welt mahnend vor den Gletschern in die
ameras schauen, das ist das eine. Das andere ist, die
ersprechen, die man den Bürgern gegeben hat, zu hal-

en. Ich habe meine Zweifel, ob das mit dem vorgelegten
rogramm gelingen wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Noch etwas anderes ist kritikwürdig. Schwarz-Rot
etzt bei diesem Programm vor allem auf Dirigismus und
ubventionen und nicht auf marktwirtschaftliche An-
eize. Minister Gabriel hat ein staatsorientiertes Pro-
ramm vorgelegt. Das Ergebnis ist, dass der Klima-
chutz unnötig teuer und bürokratisch gemacht wird.


(Beifall bei der FDP)


n die Adresse der Union muss man die Frage stellen,
as denn eigentlich der Wirtschaftsminister in diesem
rozess gemacht hat. Statt klare Gegenmodelle zu lie-
ern, hat er schrittweise vor allem für neue Ausnahmere-
elungen im Regierungsprogramm gesorgt in der Hoff-
ung, damit die Kosten zu senken. Das Ergebnis sind
ehr Bürokratie und mehr Willkür. So endet ein Wirt-

chaftsminister der Union, dem ein klares ordnungspoli-
isches Konzept für den Klimaschutz völlig fehlt.


(Beifall bei der FDP)


Nehmen wir als Beispiel die erneuerbare Wärme.
ausbesitzer werden zur Nutzung der erneuerbaren
ärme verpflichtet, egal wie hoch die Kosten für das

inzelne Gebäude sind. Es ist aber ein Unterschied, ob
an eine Solaranlage in Flensburg oder in Freiburg be-

reibt; der Output ist unterschiedlich hoch. Das müsste
an berücksichtigen. Außerdem ist Ihr Programm an

ieser Stelle erneut bürokratisch; denn wenn man eine






(A) )



(B) )


Michael Kauch
Nutzungspflicht für jeden Standort in Deutschland fest-
legt, dann braucht man auch eine umfangreiche Kon-
trollbürokratie, letztlich in jedem Haushalt. Vielleicht
kann der GEZ-Kontrolleur hier eine Vorbildfunktion ha-
ben.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP)


Gleichzeitig wird das Konzept durch zahlreiche Härte-
fall- und Ausweichklauseln zerlöchert. Beamte werden
einmal so oder einmal so entscheiden. Das ist ein Schlag
gegen die Rechtssicherheit. Damit erweisen Sie der
Markteinführung erneuerbarer Energien einen Bären-
dienst.


(Ulrich Kelber [SPD]: Warum hat die FDP in Baden-Württemberg zugestimmt?)


Dass die Bundesregierung selbst nicht an den Erfolg
ihres Konzeptes glaubt, zeigt die Tatsache – der Minister
hat es angekündigt –, dass erneut 350 Millionen Euro
mehr für Subventionen eingestellt werden sollen. Ich
erinnere daran, welches der Ausgangspunkt war, an das,
was wir alle gemeinsam beim Thema erneuerbare
Wärme erreichen wollten, nämlich ein Förderinstrument
zu schaffen, unabhängig vom Bundeshaushalt. Das Ge-
genteil wird mit diesem Bundeshaushalt erreicht.


(Beifall bei der FDP)


Ein anderer Punkt. Die vom Umweltminister befür-
wortete Nebenkostenkürzung im Mietrecht ist in der Tat
ein gutes Programm für Anwälte und Prozesshanseln,
die gerne zu den Gerichten laufen. Es ist aber kein Pro-
gramm, das der Verbesserung der Energieeffizienz dient.
Besser wäre es, Vermietern zu ermöglichen, Betriebs-
kosteneinsparungen zu garantieren und im Gegenzug die
Investitionen bis zur Höhe der Einsparungen auf die
Miete umzulegen. Das nützte sowohl Vermietern als
auch Mietern und wahrte den Rechtsfrieden in Deutsch-
land.


(Beifall bei der FDP)


Interessant ist, was in Meseberg nicht beschlossen
wurde. Zum Beispiel wurde keine klare Linie festgelegt,
die deutlich macht, wie die Bundesregierung im EU-
Ministerrat verhandeln will, wenn es um die Weiterent-
wicklung des Emissionshandels in der EU nach 2012
geht. Die EU-Kommission hat angekündigt, dass sie
bald Vorschläge machen will. Die Bundesregierung
sollte eigentlich sagen, wie sie dazu steht. Wir als FDP
sagen ganz klar: Wir wollen eine Ausweitung des Emis-
sionshandels auf die Bereiche Wärme und Verkehr, wir
wollen eine weitgehende Versteigerung der Emissions-
zertifikate, und vor allen Dingen wollen wir ein Ende der
Kleinstaaterei in diesem Politikfeld. Wir brauchen ein-
heitliche Regelungen und einheitliche Allokationspläne
auf europäischer Ebene.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Andere ökologische Probleme blendet der Umwelt-
minister aus. Die Frage der nuklearen Endlagerung wird
nur ansatzweise angegangen. Der Entwurf über Rege-
lungen für die Feinstaubbelastung durch Holzheizungen
liegt seit Monaten auf Eis. Bei der geplanten Biodiver-

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(C (D itätsstrategie fehlen nachprüfbare Indikatoren. Zu der ärmbelastung der Anwohner von Schienenstrecken ällt Ihnen erneut nichts anderes als ein Subventionsproramm ein. Sie lehnen lärmabhängige Trassenpreise ab. Herr Gabriel, das sind die Stiefkinder des Umweltchutzes. Ich würde mich freuen, wenn wir auch hierzu twas hören würden; denn auch hierfür beantragen Sie eld im Bundeshaushalt 2008, das wir Ihnen genehmien sollen. Vielen Dank. Für die Unionsfraktion hat nun die Kollegin atherina Reiche das Wort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eit gestern beraten in Berlin die Energieund Umweltinister aus den 20 wichtigsten Energieverbrauchslän ern über Strategien für einen nachhaltigen Umbau ihrer nergiesysteme. Im Mittelpunkt steht ganz klar die Veresserung der Energieeffizienz. Es geht also darum, wie ir zukünftig Wachstum haben können und trotzdem eniger Energie verbrauchen. Bundeswirtschaftsminis er Glos hat hierzu treffende Worte gefunden. Ich zitiere n: Klimaschutz, Energieversorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit können gleichzeitig erreicht werden. Der Schlüssel dazu sind insbesondere effiziente Energietechnologien, mit denen wir den besten Klimanutzen bei größtmöglicher Kosteneffizienz erreichen. ch glaube, dass dieses Ministertreffen ein wichtiges ignal aussendet und eine wichtige Vorarbeit zu der chon vom Bundesumweltminister erwähnten UN-Kliakonferenz im Dezember in Bali leistet. Dort wird sich ntscheiden, ob die Weltgemeinschaft die Kraft findet, n einem Strang zu ziehen, damit wir die Weichen für in Kioto-Nachfolgeabkommen für die Zeit nach 2012 tellen. Das ist eine ganz große Herausforderung, weil ie Interessen der Staaten divergieren. Ich möchte deshalb der Bundeskanzlerin ganz herzich für ihr Klimaschutzengagement danken. hr ist es wie keiner Politikerin vorher gelungen, den limaschutz ganz oben auf die internationale Agenda zu etzen. Sowohl während der deutschen EU-Ratspräsientschaft und des Vorsitzes der G 8 als auch bei der etzten Asienreise der Bundeskanzlerin hat der Klimachutz eine große Rolle gespielt. Die Menschen haben hr zugehört, das Thema steht ganz oben auf der Agenda, nd das hilft auch uns hier in Deutschland bei der Umetzung dessen, was unter anderem in Meseberg vereinart wurde. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611007400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1611007500

(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Katherina Reiche (Potsdam)

Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer müs-
sen beim Klimaschutz an einem Strang ziehen. Nur dann
werden wir erfolgreich sein. Bundespräsident Köhler hat
diese Länder bei einer Rede in Schanghai im Mai dieses
Jahres als „Schicksalsgemeinschaft“ bezeichnet. Ich
glaube, er hat recht. Nehmen wir zum Beispiel China:
China ist weltweit der zweitgrößte Emittent von Treib-
hausgasen und wird die USA weit überholen. Es ergibt
sich aber ein differenziertes Bild, wenn man den Pro-
Kopf-Ausstoß betrachtet: 3,5 Tonnen CO2 pro Einwoh-
ner in China, 10 Tonnen in Europa und 20 Tonnen in den
USA. Dass man über diese unterschiedlichen Emissions-
niveaus nicht einfach hinweggehen kann, versteht sich
eigentlich fast von selbst. Deshalb war es wichtig und
richtig, dass Angela Merkel auf ihrer Asienreise dieses
Thema auf die Agenda gesetzt und den Vorschlag ge-
macht hat, den Pro-Kopf-Ausstoß als Maßstab zu disku-
tieren. Das ist ein wichtiges Signal an die Schwellenlän-
der, dass wir ihre Bedenken ernst nehmen. Dieser Ansatz
lässt sich nicht von heute auf morgen umsetzen, aber wir
sollten ihn weiter verfolgen.

Die wichtigste Aufgabe der Europäer, auch von uns
Deutschen, wird meines Erachtens sein, dass wir eine
Vorbildfunktion und eine Vorreiterrolle zum Beispiel
bei der Technologieentwicklung und bei dem Einsatz
und Export erneuerbarer Energien einnehmen. Wir müs-
sen zeigen, dass Energieversorgung und Klimaschutz so-
wie Wohlstand zwei Seiten einer Medaille sind.

Man muss sich – wie im Sport – Ziele setzen. Damit
wir vorankommen, brauchen wir ehrgeizige Ziele. Im
Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft und der
G 8 ist es unter dem Vorsitz von Angela Merkel gelun-
gen, wichtige Pflöcke einzuschlagen. Nun müssen die
vereinbarten Ziele umgesetzt werden.

Auf der Klausurtagung in Meseberg – das ist schon
angesprochen worden – hat die Bundesregierung ein ehr-
geiziges Energie- und Klimaprogramm beschlossen. Ich
glaube, dass die Financial Times recht hat, wenn sie das
als „Fitnessprogramm“ bezeichnet. Die Financial Times
schrieb am 28. August 2007:

So viel Umbau war nie. Werden die Maßnahmen
verwirklicht, wird Deutschland im Jahr 2020 nur
noch rund 730 Millionen Tonnen Treibhausgase
ausstoßen, verglichen mit rund einer Milliarde Ton-
nen heute. Pro erwirtschaftetem Euro wird die deut-
sche Wirtschaft deutlich weniger, vielleicht sogar
nur halb so viel Energie verbrauchen und bezahlen
müssen.

Wir als Unionsfraktion haben übrigens schon im
April dieses Jahres ein sehr ehrgeiziges Papier verab-
schiedet. Viele Elemente, die wir im April aufgeschrie-
ben haben, finden sich heute im Klimaprogramm der
Bundesregierung; darüber sind wir natürlich sehr froh.
Ich nenne als Beispiele die Fortführung des CO2-Gebäu-
desanierungsprogramms, die Aufstockung des Marktan-
reizprogramms und die Verbesserung der Energieeffizi-
enzstandards. Diese Punkte unterstützen wir unter
anderem deshalb, weil ihnen eines gemeinsam ist: die
Marktnähe. Wir vertrauen darauf, dass Verbraucher und
Wirtschaft durch staatliche Unterstützung einander nä-

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(C (D er kommen. Das ist gerade nicht die von Ihnen, Herr auch, angesprochene Subventionierung, sondern es ind marktwirtschaftliche Instrumente. Darauf sind wir tolz. Für uns stehen folgende Leitlinien im Vordergrund: osten und Nutzen müssen in einem vernünftigen Verältnis stehen. Aufwand und Ertrag müssen stimmen. tellt sich heraus, dass eine Maßnahme keinen nennenserten Fortschritt beim Klimaschutz erzielt, aber dazu ührt, dass die Bürger übermäßig belastet sind, dann üssen Alternativen auf den Tisch. Auch darüber muss an reden. Aber eine Kosten-Nutzen-Analyse berück ichtigt eben auch Arbeitsplatzeffekte, Exportchancen owie Technologieund Entwicklungspotenziale. Klimaschutz – das muss klar sein – wird es nicht zum ulltarif geben. Wir werden investieren müssen, und iese Investitionen werden sich auszahlen. Davon bin ch überzeugt. Denn wenn es gelingt, weniger Energie zu erbrauchen, sinken unsere Energiekosten und unsere bhängigkeit von Energieimporten. Es stehen noch in diesem Halbjahr einige große esetzesvorhaben an. Ich nenne nur das Erneuerbarenergien-Gesetz, mit dem wir die Weichen für einen eiteren Ausbau der erneuerbaren Energien stellen, insesondere bei der Stromerzeugung. Herr Gabriel hat erähnt, dass wir uns einen Anteil von 30 Prozent bis zum ahr 2020 vorgenommen haben, was sehr ehrgeizig ist. ir müssen zudem die Kosten für die Verbraucher be ücksichtigen. Die Grundstruktur des EEG wollen wir rhalten, aber es muss auch marktwirtschaftliche und ettbewerbsorientierte Elemente im EEG geben. Es gibt inzwischen überförderte Bereiche. Das hängt icherlich damit zusammen, dass einige Technologien ehr viel schneller wachsen, als wir alle das vermutet haen. Das ist gut und zeigt, dass das EEG gewirkt hat. ber aus diesem Grund bedarf es Anpassungen, über die ir zu reden haben werden. Es gilt der Grundsatz: Sorgfalt geht vor Schnelligkeit. ieser Grundsatz gilt für die gesamte Energiepolitik. eshalb empfinde ich die jüngsten Diskussionen zur ernenergie als unglücklich. Die Sicherheit der deut chen Kernkraftwerke steht nicht infrage. (Lutz Heilmann [DIE LINKE]: Da müssen Sie einmal zu Ihrem Minister hinüberblicken! Das glaubt der Ihnen auch nicht so recht!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn dem tatsächlich so wäre, hätten die Behörden
ängst handeln und Anlagen endgültig vom Netz nehmen
üssen. Alle Kernkraftwerke in Deutschland, egal wie

lt sie sind, müssen dieselben Sicherheitsanforderungen
rfüllen. Das Alter allein ist nicht der Sicherheitsmaß-
tab.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Klopfen Sie auf Holz!)


Ich gebe sofort zu, dass die Kommunikation der Be-
reiber im Sommer äußerst mangelhaft war. Aber wenn






(A) )



(B) )


Katherina Reiche (Potsdam)

die Antwort der Politik Populismus ist, dann erreichen
wir auch keine zukunftsweisende Energiepolitik. Auch
diesbezüglich brauchen wir wieder mehr Sachlichkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte noch einmal das Thema eines Endlagers
ansprechen. Die Entscheidung für Schacht Konrad steht
nun fest. Wir als Union werden bei den Haushaltsbera-
tungen darauf achten, dass im Haushalt die Vorausset-
zungen dafür geschaffen werden, dass dieses Endlager
genutzt wird. Ich bin mir sicher, dass wir bei der Be-
handlung dieser Fragen einen gewaltigen Schritt nach
vorn machen.

Ein letztes Thema. In dieser Woche beginnt in Frank-
furt die IAA. Sie steht in diesem Jahr unter dem Motto
„Sehen, was morgen bewegt“. Die Automobilbranche ist
in den letzten Wochen und Monaten oft hart kritisiert
worden. Das Zeichen, das der neue Präsident des Ver-
bandes der Automobilindustrie, Matthias Wissmann, ge-
setzt hat, ist wichtig: Auch die Automobilindustrie in
Deutschland will in der Klimadebatte in die Offensive
gehen. Dieses Signal ist deshalb wichtig, weil unsere
Automobilindustrie eine Schlüsselindustrie ist. Wenn sie
jetzt ansetzt, beim Klimaschutz zu überholen, dann wer-
den wir sie dabei unterstützen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611007600

Für die Fraktion Die Linke hat nun die Kollegin Eva

Bulling-Schröter das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611007700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Zuerst einmal möchte ich sagen, dass ich mich über das
Klimaschutzprogramm sehr gefreut habe.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut!)


Durch den zweiten Blick wurde meine Freude allerdings
etwas getrübt, und zwar nachhaltig. Mit dem Energie-
und Klimaschutzprogramm will die Bundesregierung im
Vergleich zu 1990 den Ausstoß von Kohlendioxid bis
2020 um 40 Prozent senken.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das ist ein Beitrag dazu!)


Sie räumt aber selbst ein, dass damit nur rund 35 Prozent
zu schaffen sind. Auch das wäre schon revolutionär,


(Beifall des Abg. Ulrich Kelber [SPD] und es würde weit über das hinausgehen, was Rot-Grün damals geschafft und bewegt hat. Umweltverbände und Wissenschaftler sind allerdings weitaus skeptischer, was die Wirkung des aktuellen Pakets angeht; schließlich wurde an vielen wichtigen Stellschrauben nicht oder nur wenig gedreht. Wirt s m h D u S d l w e w e r d e w T n d a f s t B s n l p c p s n g t d h W 2 s w a d g s d e s d V (C (D chaftsminister Glos hat eben wenige Ambitionen, sich it Stromkonzernen, Hauseigentümern und Automobil erstellern wirklich ernsthaft anzulegen. as zeigen auch zahlreiche Ausnahmeregelungen und nklare Fristen, die das Ganze aufweichen. Herr Kauch, ie haben das kritisiert: Das ist kein Bürokratismus, sonern das ist einfach eine Notwendigkeit. Zudem: Wer quasi sämtliche Maßnahmen ausdrückich unter Finanzierungsvorbehalt stellt, muss sich nicht undern, wenn das Ganze als reines Ankündigungsfeu rwerk wahrgenommen wird. Ob es am Ende als solches eitgehend verpufft oder ob das Programm tatsächlich ine Kurskorrektur in der Klimapolitik der Bundesegierung bedeutet, wird nicht zuletzt der nächste Bunesetat zeigen. Im vorliegenden, vor der Sommerpause rstellten Entwurf steht dazu noch nichts. Ich hoffe, da ird nachgebessert. Die neuen Zahlen werden auf den isch kommen, und wir wünschen uns diesbezüglich eiiges, ganz klar. Weil wir diese Zahlen eben noch nicht etailliert diskutieren können, möchte ich noch einmal uf das Klimaschutzprogramm zu sprechen kommen. Ursprünglich war vorgesehen, einen Ersatz der stromressenden Nachtspeicheröfen vorzuschreiben. Das ollte mit klar festgelegten Fristen und finanzieller Unerstützung geschehen. An dieser Stelle hätte ich gesagt: ravo, sinnvoll, richtig. Doch das Glos-Ministerium hat päter leider Befreiungsund Härtefallregelungen hieinverhandelt und zudem die Fristen im Unklaren geassen. (Ulrich Kelber [SPD]: Das sind die Bayern halt!)


(Beifall bei der LINKEN)


Vor allem aber soll nun erst einmal eine Selbstver-
flichtung der Wirtschaft geprüft werden, Nachtspei-
heröfen gegen Wärmepumpen auszutauschen. Selbstver-
flichtungen werden in der Regel – darüber haben wir
chon des Öfteren diskutiert – nicht eingehalten, auch
icht von der vielgelobten Automobilindustrie, die hier
erade gepriesen wurde.

Wir brauchen also klare Regelungen und klare Fris-
en. Die Haushalte derjenigen, die die Umstellungen
urchführen wollen und eben nicht das notwendige Geld
aben, müssen finanzielle Unterstützung bekommen.
ir wollen wissen, wie es mit dem Emissionshandel ab

012 weitergehen soll, Stichwort „100-prozentige Ver-
teigerung“. Wir wollen noch einmal über die Sonderge-
inne, über die Windfall-Profits, über CDM und über

nrechenbare Klimaschutzprojekte in Dritte-Welt-Län-
ern diskutieren. Wir haben dazu eine Anhörung durch-
eführt, und es waren eben keine „Linksradikalinskis“,
ondern gestandene Marktwirtschaftler, die sich für
iese Projekte eingesetzt haben. Ich bitte Sie, sich die
ntsprechenden Unterlagen anzuschauen; sie befinden
ich in meinem Büro.


(Heiterkeit bei der LINKEN)


Minister Gabriel hat uns vorgeworfen, wir würden
as Geld zweimal ausgeben, wir seien populistisch. Die
orgaben wurden in der Sommerpause schriftlich an alle






(A) )



(B) )


Eva Bulling-Schröter
Sozialdemokraten gegeben. Ich kann hier nur sagen: Wir
wissen schon, woher das Geld kommen könnte. Ich
nenne die Windfall-Profits oder auch die Ökosteuerpri-
vilegien, die 3,3 Milliarden Euro ausmachen. Da kann
ich mir sehr vieles vorstellen. Wir wollen das Geld nicht
zweimal ausgeben, sondern an der richtigen Stelle.

Ganz zum Schluss noch: Holen Sie Soldaten aus Af-
ghanistan heim! Auch das wäre Klimaschutz. Am Sams-
tag ist die große Demo. Auch damit könnten wir Geld
einsparen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir machen Vorschläge. Wir sind nicht populistisch,
auch wenn Sie es noch hundertmal sagen.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Populismus!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611007800

Das Wort hat die Kollegin Anna Lührmann für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611007900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Hier wurde heute schon sehr viel vom Klima-
schutz geredet. Nur, was steckt wirklich dahinter? Was
steht wirklich im Bundeshaushalt und nicht nur in den
Redemanuskripten der Großen Koalition?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


In Meseberg haben Sie stolz verkündet, jetzt ein Kli-
maschutzprogramm im Umfang von 2,6 Milliarden Euro
auflegen zu wollen. Das war das Ergebnis – Sie erinnern
sich vielleicht noch, meine Damen und Herren – eines
lang inszenierten Streits zwischen Herrn Gabriel und
Herrn Glos. Ich habe einmal in den Bundeshaushaltsent-
wurf vom Juni – das war deutlich vor Meseberg – ge-
schaut. Darin standen auch 2,6 Milliarden Euro. Wo-
rüber haben sich die beiden Herren also gestritten? Ich
würde sagen: Das Klimaschutzprogramm von Mese-
berg ist nichts anderes als alter Wein in neuen Schläu-
chen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Alter Wein in neuen Schläuchen schmeckt lecker!)


Außerdem muss man bei diesen 2,6 Milliarden Euro
zwei Projekte eindeutig sozusagen in Klammern setzen.
Das erste ist das Gebäudesanierungsprogramm. Wer sich
die Summen, die die Regierung angibt, genau anschaut,
stellt fest: Da werden Ausgaben, die in künftigen Haus-
haltsjahren für das Gebäudesanierungsprogramm getä-
tigt werden, zusammengerechnet. Es wird so getan, als
würde man das auf einmal ausgeben. Dabei geht es um
600 Millionen Euro.

Das Zweite, was ich in Klammern setzen muss, sind
die Einnahmen aus dem Emissionshandel. Da setzt die
Regierung nur die Hälfte des Betrages an, von dem die
Experten momentan, gemessen an den aktuellen Future-
Preisen, ausgehen.

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(C (D (Ulrich Kelber [SPD]: Das ist vorsichtige Haushaltsführung!)


Wenn man das alles zusammenrechnet, kommt man
uf 1,6 Milliarden Euro Steuergelder, die im Haushalts-
ahr 2008 von der Regierung ausgegeben werden sollen.
a gibt es aber noch drei Vorbehalte. Wenn Sie einmal
enau hinschauen, stellen Sie das fest. Der größte Teil
ieses Geldes wurde erstens schon in Programmen im
etzten Haushaltsjahr ausgegeben – das ist eigentlich ge-
au das Gleiche –, oder die Gelder stehen zweitens unter
inem Finanzierungsvorbehalt von Steinbrück, oder es
ibt drittens noch ein Kosten-Nutzen-Gutachten von
inister Glos.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das letzte ist irrelevant!)


a können wir alle uns vorstellen, wie das am Ende aus-
ieht.

Ernst gemeinter Klimaschutz, meine Damen und Her-
en, sieht anders aus. Ihr Verständnis von Klimaschutz
n der Stelle ist: viel heiße Luft statt konkreter Taten. Ich
öchte Ihnen sagen: Die globale Erderwärmung wartet

icht auf den schwerfälligen Tanker der Großen Koali-
ion, darauf, dass sich Glos und Gabriel mal einigen; wir

üssen jetzt handeln.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen wollen wir grüne Haushälter der Regierung
inmal konkret zeigen, wie substanzieller Klimaschutz
ussehen soll. Wir werden einen Klimaschutzhaushalt
ufstellen, in dem mit konkreten Haushaltsanträgen be-
egt wird, wie man die Ausgaben für Klimaschutz mehr
ls verdoppeln kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ulrich Kelber [SPD]: Wie man verdoppeln kann, wissen wir auch!)


ir wollen 2 Milliarden Euro zusätzlich für Klima-
chutz ausgeben. Dabei geht es um Stichworte wie einen
tromsparfonds für energieeffiziente Geräte, Klima-
orschung, Ökobeschaffung, Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge
nd andere Projekte, auf die wir in den Haushaltsbera-
ungen ganz konkret eingehen werden.

Das Beste an diesem Klimaschutzhaushalt ist aber
darauf bin ich als Haushaltspolitikerin besonders stolz –,
ass die Ausgaben für Klimaschutz auch mehr als ge-
enfinanziert sind. Wir machen konkrete Vorschläge für
en Abbau von ökologisch schädlichen Subventionen in
er Finanzplanperiode von insgesamt mehr als 21 Mil-
iarden Euro. Es sind drei konkrete Punkte: der Abbau
on Subventionen für die stark stromverbrauchende In-
ustrie – das sind 1,2 Milliarden Euro allein im nächsten
aushaltsjahr –, die Streichung der Subventionen für
erosin und für die Luftfahrtindustrie von 900 Millionen
uro allein im nächsten Haushaltsjahr sowie eine Redu-
ierung und ökologische Reform des Dienstwagenprivi-
egs; das heißt, dass dicke Chefdreckschleudern in
ukunft nicht mehr vom Steuerzahler subventioniert
erden sollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Anna Lührmann
Das sind drei konkrete Beispiele, mit denen wir klarma-
chen wollen, dass die Regierung viel vom Klimaschutz
redet, aber ganz konkret immer noch Geld für Klimaver-
schmutzung ausgibt. Dieser Zustand muss endlich been-
det werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ulrich Kelber [SPD]: Die Bundesratsmehrheit dafür organisieren Sie auch?)


– Für eine Große Koalition sollte das Organisieren einer
Bundesratsmehrheit doch wirklich kein Problem sein,
Kollege Kelber.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Großen
Koalition, Sie haben jetzt die große Chance, zum Bei-
spiel indem Sie eine Bundesratsmehrheit organisieren,
zu zeigen, dass Sie es wirklich ernst meinen mit dem
Klimaschutz und Ihre Reden hier im Plenum nicht nur
heiße Luft sind, sondern ihnen auch konkrete Taten fol-
gen. Wir werden Ihnen dafür in den Haushaltsberatun-
gen ganz konkrete Anregungen geben. Wie immer gilt:
Das Kopieren unserer Anträge ist ausdrücklich er-
wünscht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611008000

Das Wort hat die Kollegin Petra Hinz für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Hinz (SPD):
Rede ID: ID1611008100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist eigentlich be-
schämend für die Opposition: Seit einem halben Jahr re-
den wirklich alle, seien es Industrievertreter, Verbrau-
cher, wir Parlamentarier, die Bundesregierung oder die
Landesregierungen, vom Klimaschutz. Die Opposition
hat jetzt in der ersten Lesung des Haushalts nichts ande-
res zu tun, als darüber zu sprechen, worüber man noch
hätte reden können.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wäre es nicht viel besser, Sie würden das anerkennen
und das honorieren, was jetzt tatsächlich in diesem hal-
ben Jahr auf den Weg gebracht worden ist?


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Zu Ihnen, Frau Lührmann: Ich finde es schon interes-
sant, dass Sie als Haushälterin ein Klimaschutzpro-
gramm in unsere Haushaltsberatung einbringen wollen.
Ich frage mich da in der Tat, was Ihr Kollege oder Ihre
Kollegin im Umweltausschuss macht. Warum findet er
bzw. sie keine Möglichkeit, um sich dort konstruktiv ein-
zubringen, wo doch da derzeit die Themen beraten wer-
den? Das finde ich schon sehr verwunderlich.


(Michael Kauch [FDP]: Das können Sie doch nicht wissen! Sie sind doch nie da!)


Nach den bisherigen Beratungen zum Haushalt 2007
wundert es mich noch mehr, zumal der Minister sehr ein-

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(C (D eutig, klar und präzise dargelegt hat, wie viele Milliaren wir über die Ministerien hinweg jetzt schon für den ereich Klimaschutz, CO2-Minderung und alles, was amit zusammenhängt, ausgeben. Dass Sie das so enetrant ignorieren, finde ich schon bemerkenswert. Ich in deshalb jetzt schon gespannt, wie Ihr Klimaschutzrogramm dann tatsächlich aussehen wird. Nun zu den Rahmendaten des uns hier jetzt vorlieenden Entwurfs zum Haushalt 2008: Wir beraten über in Haushaltsvolumen von 845,6 Millionen Euro. Hier ann ich als Haushälterin sehr stolz sagen: Wieder einal wurde – das steht in Kontinuität zu den früheren ahren – genau bei dem Ressort draufgesattelt, in dessen uständigkeitsbereich tatsächlich Innovationen stattfinen und Arbeitsplätze geschaffen werden. Hierzu kann ch nur sagen: Wir haben in den zurückliegenden Jahren ontinuierlich die richtigen Prioritäten gesetzt, und an iesen orientiert sich die Koalition auch weiterhin. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Man könnte zum Haushalt auch Folgendes sagen:
eine Überraschungen, eher konsequentes Handeln. So
ar es auch im zurückliegenden Halbjahr: Wir haben
iele Themen und viele Projekte seit den ersten Beratun-
en des Haushalts bis zur heutigen ersten Lesung des
aushalts eingebracht, und zwar Projekte in den Berei-

hen Umwelt, Energie und Naturschutz. Wir haben ganz
eue Berufsfelder entwickelt bzw. zumindest dafür die
ahmenbedingungen geschaffen. Ich selber habe mich
m Montag in der Arbeitsagentur meines Wahlkreises
berzeugt. Dort hat man mir gesagt, dass es mit unseren
nreizprogrammen – es geht also nicht um Subven-

ionsprogramme! – gelungen ist, ganz neue Felder zu er-
chließen. Die Industrie macht davon sehr intensiven
ebrauch. Wenn auch Sie, Frau Flach, das Gespräch mit
er Agentur gesucht haben, dann wissen Sie, dass gerade
n unserer Region Essen/Mülheim (Ruhr) in Form der
chaffung neuer Berufe zukunftsweisende Wege be-
chritten werden.

Die EU-Ratspräsidentschaft und der G-8-Gipfel wa-
en erfolgreich. Es ist nicht so, wie die Opposition es
ier darzustellen versucht, dass es einfach nur viele Ver-
prechungen gegeben hat und dass alles heiße Luft war.
ein, die Konferenzen haben Erfolge mit sich gebracht,
ie natürlich viele Mütter und Väter haben. Natürlich
ibt es immer eine oder zwei Personen, die das nach
orne tragen. Aber ich möchte auch das herausstreichen,
as unser Parlament im Vorfeld der EU-Ratspräsident-

chaft und des G-8-Gipfels auf den Weg gebracht hat.
enn nicht nur die Regierung hat ihren Beitrag geleistet,
enn im Rahmen dieser Konferenzen gepunktet werden
ann, sondern auch wir, das Parlament.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU])


ir haben sowohl der Kanzlerin als auch dem Bun-
esumweltminister im Rahmen der Haushaltsberatungen
007 einen ganz klaren Verhandlungsauftrag erteilt. Die
rgebnisse haben wir in Heiligendamm und auch im
ahmen der EU-Präsidentschaft deutlich gesehen.






(A) )



(B) )


Petra Hinz (Essen)

Einen Erfolg möchte ich besonders hervorheben,
nämlich dass wir einen weiteren Verbündeten im Klima-
schutz gewonnen haben, und zwar die USA, die den Pro-
zess als das zentrale Instrument anerkennen, um Klima-
schutzmaßnahmen zu verabreden. Präzise gesagt ist das
nicht die USA insgesamt – es gibt dort sehr viele Staa-
ten, die mit großem Know-how arbeiten und gerade in
der Umwelttechnologie Fortschritte zu verzeichnen ha-
ben –, aber der Präsident hat sich in den zurückliegenden
Jahren sehr zögerlich verhalten und in erster Linie seine
eigenen Interessen vertreten.


(Michael Kauch [FDP]: SPD-Verbot!)


Die Staats- und Regierungschefs haben die Grundlage
für ein langfristiges Ziel geschaffen. Die Klimaerwär-
mung ist Realität; ich glaube, darüber brauchen wir in
dieser Debatte nicht mehr zu streiten. Auch in der inter-
nationalen Klimaforschung besteht darüber keinerlei
Zweifel. Selbst wenn wir sofort die Emissionen stoppen
würden, würde der Meeresspiegel weiter ansteigen. Wir
haben in der Sommerpause viel darüber hören und lesen
können.

Bei allen Herausforderungen sollte eines deutlich
werden: dass wir in Deutschland Vorreiter in Sachen
Klimapolitik sind. Beim Blick nach vorn sollte man, ge-
rade in den Haushaltsberatungen, auch einmal zurück-
schauen, um zu erkennen, wie lange manche Prozesse
dauern. Jeder von Ihnen kann sich innerhalb seiner Frak-
tion fragen, zu welchem Zeitpunkt er sich an welchem
Ort hätte stärker einbringen können. Ich aus dem Ruhr-
gebiet


(Heiterkeit der Abg. Ulrike Flach [FDP])


– wir aus dem Ruhrgebiet, Frau Flach – kann sagen: Be-
reits im April 1961, also vor 46 Jahren, hat Willy Brandt
gemahnt, der Himmel über der Ruhr müsse wieder blau
werden. Recht hat er gehabt!


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP] – MarieLuise Dött [CDU/CSU]: Wir haben es geschafft!)


– Wir haben es gemeinsam geschafft. Dabei denke ich,
dass Willy Brandt – ohne seine Bemühungen hintanstel-
len zu wollen – die Tragweite des Ganzen gar nicht so
bewusst war.

Das galt natürlich für alle Ballungsräume weltweit, so
zum Beispiel auch für London, in den 50er-Jahren der
größte Smogverursacher. Zu dem Zeitpunkt gab es noch
keine CO2-Debatte; damals war noch nicht klar, wie sehr
Industrie- bzw. Wohlstandsemissionen zu unserem
Treibhausklima beitragen.

1992 war die Rio-Konferenz, die eine weitere Phase
im Klimaschutz eröffnete.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Frau Merkel!)


Die Kommission hatte eindringlich auf den Handlungs-
bedarf der internationalen Völkergemeinschaft hinge-
wiesen. Dann folgten die Klimaschutzkonvention, die
Artenschutzkonvention, die Walddeklaration und die
Agenda 21; gerade dieses Programm wird in den Kom-
munen sehr intensiv beraten und umgesetzt. Seit Rio

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(C (D prechen wir, fast inflationär, von Nachhaltigkeit. achhaltige Entwicklung heißt, Umweltgesichtspunkte leichberechtigt zu berücksichtigen. Zukunftsfähig wirtchaften bedeutet also: Wir müssen unseren Kindern und nkeln ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomiches Zusammenspiel hinterlassen. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung wurde im April 001 von Gerhard Schröder berufen. Die Bundeskanzlein Frau Dr. Merkel hat die Strategie und die Arbeit des ates fortgesetzt. Eine gute Entscheidung; ich kann sie azu nur herzlich beglückwünschen. enn dieser Rat schreibt uns für unsere Arbeit Verschieenes ins Stammbuch. Er verfolgt weiterhin die Standunkte und Vereinbarungen von Rio und hat mit dazu eitragen, dass das Thema Klimaschutz hier in dieser orm diskutiert wird. Unsere Leitidee ist eine nachhaltige Entwicklung. Sie st die Antwort auf die Herausforderung. Sie stellt nicht ur klare Reduktionsziele auf und konzentriert die techologischen Stärken und das Know-how auf den Klimachutz, sondern eröffnet den Menschen auch die erspektive von Sicherheit und Gerechtigkeit im Moderisierungsprozess der Industriegesellschaften. Dies möchte ich ganz besonders betonen. Ohne Kliaschutz, ohne Rohstoffe und ohne gerechte Nahrungsittelverteilung gibt es auch keinen Frieden. Moderne mweltpolitik und erfolgreiche Wirtschaftspolitik sind eine Gegensätze. Viele Rednerinnen und Redner haben as vorhin schon deutlich gemacht. Ich sage es noch einal: Gerade in der Umweltpolitik stecken Innovationen nd neue Arbeitsplätze. Jeder Euro, den wir in den Beeich des Klimaschutzes investieren, ist keine Subvenion, sondern eine Anschubfinanzierung. Diejenigen, die ie Programme abrufen, investieren ein Vielfaches. Dies ollte man nicht schlechtoder kleinreden. Vielmehr rauchen wir dies in dieser Form. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg. Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE])


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Kommen wir auf das 400-Millionen-Euro-Programm
u sprechen. Auch hier ist schon deutlich gemacht wor-
en, in welchem Verhältnis die Mittel verausgabt werden
ollen: 280 Millionen Euro für nationale Maßnahmen,
20 Millionen Euro für internationale Maßnahmen. Wir
aben uns für die Koalition im Vorfeld darauf verstän-
igt, dass wir dem so, wie es hier diskutiert wird, zustim-
en wollen. Wir erwarten aber eine Berichtspflicht. Wir

rwarten, dass wir nachvollziehen können, wo die Gel-
er investiert werden.

Ich komme noch einmal auf die internationale
inanzierung zurück. Die globale Öffnung der Märkte
at in einer Vielzahl von Schwellenländern für einen
antastischen Aufschwung gesorgt. Wir wollen das; und
ir haben mit dafür gesorgt. China wird im Moment im-
er wieder als Beispiel genannt, und auch ich möchte es

ennen. Wenn sich deutsche Unternehmen aus der Was-
erwirtschaft, aus der Autoindustrie oder egal welchem






(A) )



(B) )


Petra Hinz (Essen)

Industriezweig in China niederlassen und dort nicht den
Stand der Technik umsetzen, sondern den Stand des na-
tionalen Rechts, dann gibt das Anlass zu Fragen. Wir
könnten beim Klimaschutz schon viel weiter sein. Ich er-
warte, dass der Minister im Rahmen seiner Tätigkeiten
und im Rahmen von internationalen Konferenzen seinen
Einfluss entsprechend geltend macht.

Es gibt darüber hinaus im Einzelplan noch andere
Themen, etwa: die Bereiche Personal, Öffentlichkeits-
arbeit, Endlager und Atomenergie, wobei die CDU nicht
müde wird, dieses Thema immer wieder auf die Tages-
ordnung zu setzen, obwohl es hier ganz klare Beschlüsse
gibt, an denen auch nicht gerüttelt wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden unabhängig davon weiter versuchen, konti-
nuierlich zu prüfen, zu optimieren und die Politiker in
den Fachausschüssen inhaltlich zu begleiten. In diesem
Sinne wünsche ich uns bis zur zweiten und dritten Le-
sung gute Haushaltsberatungen.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611008200

Für die FDP-Fraktion hat nun die Kollegin Ulrike

Flach das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1611008300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der

Haushalt des Bundesumweltministers ist wie immer
klein, aber fein. Irgendwie erinnert er mich doch an den
Minister, der für diesen Haushalt zuständig ist. Er ist so-
zusagen ein verstecktes Schwergewicht, wartend auf den
großen Sprung.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Herr Gabriel, Sie haben eben darauf hingewiesen: Ihr
Haushalt ist nur scheinbar bescheiden. Er steigt um le-
diglich 1,6 Millionen Euro. Sie erwarten aber für den
Haushalt aus der Versteigerung von Emissionsrechten
280 Millionen Euro für das Marktanreizprogramm und
weitere 120 Millionen Euro für das neue Projekt Klima-
schutz und Biodiversität. Das heißt, auf den zweiten
Blick ergibt sich ein Gesamtetat von 1,24 Milliarden
Euro. Das ist eine Steigerung von 50 Prozent. Herr
Gabriel, Sie haben es erneut geschafft, sich um die glo-
bale Minderausgabe herumzudrücken. Unter dem Strich
ist dies also ein Haushalt, der sich sehen lassen kann.

Wenn ich aber genauer hinschaue, dann erinnert er
mich an vielen Stellen etwas an eine Blackbox; denn
das, was Sie in Meseberg beschlossen haben, ist etwas,
was über alle Ressorts verteilt ist, was vom Finanzminis-
ter allerdings zu Recht unter einen entsprechenden
Finanzierungsvorbehalt gestellt worden und vom Wirt-
schaftsminister ebenfalls zu Recht mit einer Kosten-Nut-
zen-Analyse belegt worden ist. Frau Lührmann, wir sind

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(C (D uf 1,8 Milliarden Euro gekommen. Ich bin völlig Ihrer einung: Dieses Gutachten wird zeigen, was dabei he auskommt. Es wäre interessant gewesen, wenn Sie uns n dieser Stelle gesagt hätten, wann das Gutachten in uftrag gegeben worden ist und wann wir mit einem Erebnis rechnen können. Denn all dieses ergibt nur einen inn, wenn es zwischen den beiden Ministerien verünftig abgestimmt worden ist und von der gesamten egierung getragen wird. Zu den Emissionsrechten. Herr Minister, Sie haben ben versucht, uns einen Marktpreis darzustellen. Jeder n diesem Haus weiß, wie volatil die Märkte sind. Wir issen nicht, was dabei herauskommt. Das heißt, Sie antieren hier im Zusammenhang mit einem Programm it Zahlen, wobei wir alle, gerade wir Haushälter, an einer Stelle wissen, mit welchen Risiken für den Hausalt wir es zu tun haben. Sie haben einen Leertitel eingetellt. Frau Hinz, Sie haben das mitgetragen. Aber Sie issen nicht, was an anderer Stelle wirklich dabei he auskommt. (Beifall bei der FDP sowie der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der FDP)


Für uns Liberale war es ganz interessant, in den Som-
ermonaten die Diskussion im Zusammenhang mit dem
ollegen Glos zu beobachten. Bis zum heutigen Tag ste-
en die 70 Milliarden Euro, die der Kollege Glos als
osten für die deutsche Wirtschaft in der Folge des in
eseberg verabredeten Programms beziffert hat, im
aum. Sie selbst haben von 2,8 Milliarden Euro gespro-
hen. Die Regierung wird sich irgendwann einmal eini-
en müssen.

Wir haben den Eindruck, Sie leben in zwei verschie-
enen Welten. Wie verschieden diese Welten sind, haben
ir bei der Rede von Frau Reiche wieder gesehen. Jedes

ahr um diese Zeit erleben wir regelmäßig, dass Sie sich
ei den für ein Umweltministerium wichtigen Punkten
wie viel Geld gibt man aus? Wie geht man mit der
ernkraft um? – nach wie vor offensichtlich nicht einig

ind. Angesichts der Tatsache, dass Sie in diesem Jahr
ür den Schacht Konrad 28 Millionen Euro bereitgestellt
aben – das finden wir positiv –, fragen wir uns natür-
ich, Frau Reiche, wie Sie angesichts Ihres standhaften
intretens für die Kernkraft damit umgehen, dass für
orleben nichts im Haushalt eingestellt wurde.


(Beifall bei der FDP)


ie steht die CDU/CSU dazu, dass der Umweltminister
ach wie vor nicht einmal im Traum daran denkt, die
ernkraft so zu behandeln, wie Sie es vorhaben?


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Träumen tut er schon davon!)


Das wäre sehr schön.

Was den Haushalt insgesamt angeht, Herr Gabriel,
uss ich sagen, dass Sie offensichtlich im Vertrauen auf

ukünftige Einnahmen Ihren Personalbestand deutlich
usgeweitet haben. Frau Hinz, ich bin erstaunt, dass Sie






(A) )



(B) )


Ulrike Flach
dies alles so mitgetragen haben. Immerhin handelt es
sich um 180 neue Stellen, und das in einer Zeit, in der
wir eigentlich sparen wollen. Heute Morgen haben wir
von Herrn Steinbrück zu Recht gehört, wie wichtig Spa-
ren ist. Wenn ich an Herrn Kampeter denke, dann klin-
geln mir jetzt noch die Ohren. 180 neue Stellen, ein
Nettoaufwuchs von 83 Stellen – das ist schon beeindru-
ckend. Ich denke, wir haben noch viel zu tun.

Lassen Sie mich zum Abschluss noch etwas zum
Thema Marktanreizprogramm sagen. Wenn Sie, Frau
Hinz, als Gutmensch sagen – ich unterstelle einmal, dass
Sie einer sind –, dies sei keine Subvention, dann mag das
so sein. Aber Ihre eigene Regierung spricht im Subven-
tionsbericht davon, dass es sich um eine Subvention han-
delt. Die FDP geht in diese Haushaltsberatung mit dem
erklärten Willen, 20 Prozent bei den Subventionen ein-
zusparen.


(Beifall bei der FDP)


Sie müssen irgendwann einmal an die Substanz dieses
Not leidenden Haushalts herangehen. Das werden Sie
aber mit dieser Art von Begrifflichkeit – wenn es gut für
die Umwelt ist, dann ist es keine Subvention – nicht er-
reichen.

Herr Minister, ich habe mit dem Bild vom Schwerge-
wicht angefangen und möchte mit einem anderen Bild
aufhören. Für die FDP ist der Haushalt eine Art Eisberg,
bei dem nur ein Teil über der Wasseroberfläche sichtbar
ist; ein großer Teil ist unter der Wasseroberfläche. Wir
wissen aus leidvoller Erfahrung mit dem Klimawandel,
dass Eisberge abschmelzen. Ich kann Ihnen von der Gro-
ßen Koalition versichern, dass die FDP-Haushälter alles
tun werden, dass dieser Eisberg deutlich abschmilzt.


(Beifall bei der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611008400

Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Bernhard

Schulte-Drüggelte das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU):
Rede ID: ID1611008500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Ich möchte zunächst einmal feststellen, dass
die sachbezogene Zusammenarbeit der letzten Zeit auch
in den vorbereitenden Beratungen fortgesetzt wurde. Ich
möchte einen Punkt herausgreifen. Wir haben in der letz-
ten Debatte gefordert, dass der VN-Campus in Bonn aus
dem Einzelplan 16 herausgenommen und dem Haushalt
des Außenministeriums zugeschlagen wird. Ich finde,
das war ein sehr vernünftiger Vorschlag.


(Beifall der Abg. Petra Hinz [Essen] [SPD])


Das ist inzwischen geschehen. Ich bedanke mich dafür.
Ich bedanke mich auch bei meinem Kollegen Berti
Frankenhauser, der das unterstützt hat; wenn ich das an
dieser Stelle einmal sagen darf.

Gerade wurde der Schacht Konrad angesprochen;
auch ich will das tun. Sie finden im vorliegenden Ent-

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(C (D urf im Vergleich zum Haushalt 2007, in dem Mittel in öhe von 25 Millionen Euro bereitgestellt wurden, eien Ansatz von 53 Millionen Euro. Ich möchte deutlich agen: Damit kann endlich der Ausbau des Endlagers für chwach radioaktive Stoffe begonnen werden. Ich berüße das. Um es deutlich festzustellen: Unser haushaltspoliti ches Ziel ist ein ausgeglichener Bundeshaushalt. Die onsolidierung steht an erster Stelle. Ich meine, dass uch dieser Haushalt einen Beitrag dazu leistet. Der Umang des Bundeshaushaltes steigt allgemein um ,7 Prozent. Wenn man die Einnahmen, die sich aus dem erkauf der Emissionsrechte ergeben, herausnimmt, so ommt man im Umweltbereich auf einen Zuwachs von ,2 Prozent. Unser Ziel wird also auch in diesem Hausalt erreicht. (Ulrike Flach [FDP]: Aber das ist nicht das Ziel des Ministers!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es wurde gerade gesagt: Klimaschutz ist eine Quer-
chnittsaufgabe. Vier weitere Ministerien sind daran
eteiligt: das Bundesministerium für Bildung und For-
chung, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zu-
ammenarbeit und Entwicklung, das Bundesministerium
er Finanzen und das Bundesministerium für Wirtschaft
nd Technologie. Man kann es vielleicht als eine konzer-
ierte Aktion für den Klimaschutz bezeichnen, was diese
egierung hier vorhat. Das ist eine sehr gute Sache.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte auf einen Punkt eingehen, den Sie, Frau
lach, vorhin angesprochen haben. Das Volumen des
aushaltes wird sich voraussichtlich durch den Verkauf
on Emissionszertifikaten vergrößern.


(Ulrike Flach [FDP]: Fragt sich nur, was Sie dafür kriegen!)


Das kann man ja ruhig einmal sagen. – Dabei handelt
s sich voraussichtlich um einen Betrag von
00 Millionen Euro. Wenn man sieht, dass dieser Haus-
alt 845 Millionen Euro umfasst, dann erkennt man die
imension dieser neuen Einnahmen.
Als Parlamentarier möchte ich aber auch darauf hin-

eisen, dass diese 400 Millionen Euro nur in einem
aushaltsvermerk dargestellt werden.


(Ulrike Flach [FDP]: Gott sei Dank!)

s wurde eine Leerstellenstruktur gewählt. Ich möchte
eutlich fordern, dass das parlamentarische Budgetrecht
ewährleistet wird. Diese Forderung sollten wir als Par-
amentarier stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Klimaschutz ist eine zentrale Aufgabe dieser Regie-
ung. Wir unterstützen das. Es ist richtig, dass voraus-
ichtlich zusätzlich 280 Millionen Euro im nationalen
nd 120 Millionen Euro im internationalen Bereich für
en Klimaschutz eingesetzt werden. Es ist gut, dass die
ediale Wirkung dieser Diskussion groß ist. Das fördert

atürlich die Durchsetzung solcher Beschlüsse. Es ist






(A) )



(B) )


Bernhard Schulte-Drüggelte
richtig, dass derjenige, der den Klimaschutz für wichtig
hält, etwas tun möchte, zum Beispiel sein Haus dämmen,
und dafür Geld investiert, gefördert wird. Aber man darf
bei all diesen Forderungen nicht vergessen, dass dies
Geld kostet und sich dies auch langfristig für den Häus-
lebauer rechnen muss. Daher sind die entsprechenden
Förderungen anzupassen.

Ich finde es richtig, dass der Minister vor ein paar
Wochen die Fördersätze im Marktanreizprogramm, das
im Augenblick ein bisschen schwächelt, angepasst hat.
Das war die richtige Maßnahme, um auf diese Entwick-
lung zu reagieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir müssen darauf achten, dass sich dieses Programm
stetig weiterentwickelt, dass sich die Menschen darauf
verlassen können und motiviert werden, in regenerative
Energien zu investieren.

Ein anderer Bereich, der vielleicht auch gefördert
werden sollte, ist die Steigerung der Energieeffizienz.
Ich spreche in diesem Zusammenhang nur energieeffi-
ziente Haushaltsgeräte an. Auch hier ist in den letzten
Jahren eine Entwicklung zu verzeichnen, die nicht sehr
positiv ist, die aber durch Anreize vielleicht wieder um-
gekehrt werden kann.

Ich möchte auf einen Punkt hinweisen, der am Rande
angesprochen worden ist – Sie, Frau Flach, haben es er-
wähnt –: das Thema Personal. Sie haben es freundli-
cherweise korrigiert: Es sind nicht real 180 Stellen, son-
dern natürlich weniger. Wir sind uns zwar darin einig
gewesen, dass pauschale Stellenkürzungen nicht sehr
effektiv sind. Wir haben aber trotzdem gesagt, dass wir
die Zahl der Stellen um 0,75 Prozent kürzen sollten. Im
vorliegenden Entwurf sind jedoch neue Stellen vorgese-
hen; das ist ganz klar. Wir müssen klären, wie dies zu
den pauschalen Stellenkürzungen, die wir vorhaben, und
zu einem Bericht des Bundesministeriums der Finanzen
von April dieses Jahres darüber, wie sich die Stellen ent-
wickelt haben, passt. Wir müssen überprüfen, ob es da
nicht Widersprüche gibt.


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Denn dort steht, dass es einen kontinuierlichen Anstieg
der Zahl der Stellen gibt.

Ich möchte noch einen Punkt im Personalbereich an-
sprechen: Für das Forschungsbergwerk Asse sind zwei
Stellen vorgesehen. Dieses Forschungsbergwerk befin-
det sich im Zuständigkeitsbereich des Bundesministe-
riums für Bildung und Forschung. Wie passt das zusam-
men?


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611008600

Kollege Schulte-Drüggelte, gestatten Sie eine Zwi-

schenfrage?


Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU):
Rede ID: ID1611008700

Frau Hinz, aber immer doch.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611008800

Bitte.

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(C (D Danke. – Mit Ihrer Erlaubnis komme ich noch einmal uf den Punkt Personal zurück. Personal ist in der Tat mmer wieder ein großes Thema bei den Haushaltsberaungen. (Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frage!)

Petra Hinz (SPD):
Rede ID: ID1611008900

Meine Frage kommt. Man muss manchmal erst zuhö-
en, um verstehen zu können.

Im Entwurf ist jetzt von Mehrstellen die Rede. Ist es
ichtig, dass die eine oder andere Mehrstelle möglicher-
eise durch Gebühren refinanziert wird? Habe ich den
ntwurf richtig interpretiert, oder habe ich das falsch
erstanden?


Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU):
Rede ID: ID1611009000

Wie immer haben Sie das richtig verstanden, Frau

inz. In dem Entwurf steht auch, wie sich die Personal-
ituation in den letzten Jahren entwickelt hat. Ein-
chließlich aller Behörden verfügt das Umweltministe-
ium jetzt über 2 770 Stellen.

Sie haben die Stellen erwähnt, die refinanziert wer-
en. Ich möchte in diesem Zusammenhang speziell das
undesamt für Strahlenschutz ansprechen. 27,5 Stellen

ind für den Schacht Konrad ausgewiesen. Es ist von Be-
eutung, ob diese Stellen wirklich notwendig sind; denn
ur, wenn nachgewiesen wird, dass diese Stellen not-
endig sind, werden sie refinanziert. Das werden wir in
en Beratungen überprüfen.


(Beifall der Abg. Marie-Luise Dött [CDU/ CSU] – Ulrike Flach [FDP]: Das war eine weise Antwort!)


So ist es doch. Wir müssen das überprüfen, und wenn
s nötig ist, wird es refinanziert, und wenn nicht, müssen
ir uns darüber noch einmal unterhalten.

Ich möchte noch die Verstärkung im Personalbereich
er Deutschen Emissionshandelsstelle ansprechen. Ich
arf Ulli Petzold für seine Initiative danken, die zu mehr
lanungssicherheit bei den Mitarbeitern geführt hat.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ein anderes Thema, über das wir reden müssen, ist
er Planfeststellungsbeschluss für das Endlager Morsle-
en. Der Planfeststellungsbeschluss wird immer weiter
ach hinten verschoben. Vor einigen Jahren wurde ge-
agt, er würde im Jahr 2008 gefasst werden. Im letzten
ahr war die Rede von 2010, in diesem Jahr von 2011.
iesbezüglich muss eine Entscheidung getroffen wer-
en; denn das kostet uns 60 Millionen Euro pro Jahr, und
as wird nicht refinanziert.


(Beifall der Abg. Marie-Luise Dött [CDU/ CSU])


Es gibt also reichlich Gesprächsstoff. Ich freue mich
uf die weiteren Beratungen.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611009100

Das Wort hat der Kollege Lutz Heilmann für die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Lutz Heilmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611009200


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Werte Gäste! Herr Minister, Sie nennen meinen Frak-
tionsvorsitzenden Oskar Lafontaine einen Scheinriesen
der deutschen Politik, der umso kleiner werde, je näher
man ihm komme.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Michael Kauch [FDP])


Herr Minister, wer sich so weit aus dem Fenster lehnt,
der muss damit rechnen, dass man sich genau anguckt,
wer sich da so weit aus dem Fenster lehnt. Ich möchte
jetzt nicht in der Vergangenheit wühlen; denn dann
müsste ich feststellen, dass Oskar Lafontaine im Gegen-
satz zu Ihnen als Spitzenkandidat unter anderem Land-
tagswahlen gewonnen hat.

Da stellt sich mir die Frage nach Ihrer Erfolgsbilanz.
Bleiben wir bei Ihrer Arbeit als Umweltminister. An of-
fensiver Rhetorik und flotten Ankündigungen mangelt es
Ihnen nicht; das gebe ich zu. Was folgte aber daraus?
Lassen Sie mich das an zwei Beispielen verdeutlichen:

Die nationale Strategie zum Schutz der Artenvielfalt
und die Eckpunkte für ein integriertes Energie- und Kli-
maprogramm sehen auf den ersten Blick beeindruckend
aus. Je genauer man hinschaut, desto mehr verblasst die-
ser Eindruck aber. Ich könnte auch sagen: Je näher man
ihnen kommt, desto kleiner werden sie.

Die Biodiversitätsstrategie liest sich zwar schön,
fast wie ein Grimm’sches Märchen, sie wird aber weit-
gehend wirkungslos bleiben. Die tollen Ziele sind unver-
bindlich und nicht überprüfbar.


(Beifall des Abg. Michael Kauch [FDP])


– Danke schön. – Diese Strategie wird zu keinem wirk-
samen Schutz der Arten führen. Sicher kann man diese
Strategie auf der 9. Vertragsstaatenkonferenz der Biodi-
versitätskonvention im Mai 2008 in Bonn gut präsentie-
ren. Ich habe auch nichts dagegen, dass Sie für diese
Konferenz über 8 Millionen Euro locker machen. Ich
stimme Ihnen zu, wenn Sie sagen: Wir sind reich genug,
um uns Naturschutz zu leisten. – Aber ich habe sehr
wohl etwas dagegen, dass Sie die Konferenz überwie-
gend mit Mitteln finanzieren wollen, die bislang dem
praktischen Naturschutz zur Verfügung standen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ulrike Flach [FDP]: Das ist wohl wahr!)


Wenn Sie auf Konferenzen schöne Reden schwingen
und schöne Hochglanzbroschüren präsentieren, im All-
tag aber den Naturschutz finanziell ausbluten lassen,
dann sind Sie, Herr Minister, nicht glaubwürdig. Sie wa-
ren doch selbst in Naturschutzgebieten unterwegs, wenn
ich es richtig gelesen habe. Sie wissen doch, dass dort in

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(C (D llererster Linie Geld fehlt. Wenn Sie ehrliche Politik achen wollen, dann muss sich das im Bundeshaushalt ndlich widerspiegeln. Noch einmal zum schon erwähnten Eckpunktepapier. er Umfang ist beachtlich. Im Verkehrsbereich finden ir allerdings nichts Spektakuläres und erst recht nichts eues. Das einzig wirklich wirksame Instrument ist die U-Kraftfahrzeugstrategie, die Sie nun unterstützen ollen. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn vorher aben Sie sich so massiv für VW und Co. eingesetzt, ass die Ziele verwässert wurden. Die einfachste und illigste Maßnahme hat die Große Koalition versenkt: in allgemeines Tempolimit. Da ist eindeutig Fehlaneige. (Ulrich Kelber [SPD]: Die Abschaffung der Entfernungspauschale!)


Dienstwagen haben einen Anteil von über 50 Prozent
n den verkauften Neuwagen. Hier wollen Sie mit der
egelung zur Besteuerung abwarten, bis auf EU-Ebene
ie CO2-Strategie beschlossen ist. „Abwarten und Tee
rinken“ würde der Engländer sagen. Dort gibt es übri-
ens eine steuerliche Regelung, mit der die Dienstwagen
eutlich sparsamer geworden sind. Während die Firmen
n unserem Land geschont werden, darf es wieder einmal
er kleine Mann berappen. Die Reform der Kfz-Steuer
ür Neuwagen wollen auch wir. Schade ist nur, dass das,
as Sie machen wollen, fast nichts bringt. In einigen
ällen kann es sogar so weit kommen, dass Spritfresser
ach Ihren Vorstellungen weniger und nicht mehr zahlen
üssen. Das kann nicht sein. Ich sage Ihnen: Spritfresser
üssen zukünftig ordentlich zur Kasse gebeten werden.


(Beifall bei der LINKEN)


So viel zu Ihrer Arbeit in Sachen Naturschutz und
erkehr. Ich frage mich angesichts dieser Bilanz: Wer ist
ier eigentlich der Scheinriese?

Zum Abschluss noch zwei Sätze zur IAA, die sich
en Klimaschutz groß auf die Fahnen geschrieben hat.
ie deutsche Autoindustrie hat mit Ihnen, Herr Minister,
emein, dass sie sich in Ankündigungen übertrifft. Fest
teht aber, dass die Autoindustrie die Selbstverpflichtung
ur CO2-Reduzierung nicht eingehalten hat. Ich bin ge-
pannt, wie die neuerliche Vereinbarung der europäi-
chen Autoindustrie aussehen wird, die heute verab-
chiedet werden soll.

Ich möchte noch etwas zu Frau Kollegin Reiche sa-
en. Ich empfehle Ihnen, eine Woche Bildungsurlaub in
en Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel zu ma-
hen. Vielleicht haben Sie dort einen Erkenntnisgewinn
arüber, welche Sorgen und Nöte die Menschen vor Ort
aben, wenn ihnen so ein Meiler beinahe um die Ohren
liegt.


(Katherina Reiche [Potsdam] [CDU/CSU]: Nur, wenn Sie mitkommen!)


Danke schön für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611009300

Das Wort hat die Kollegin Sylvia Kotting-Uhl für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611009400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der Gesamthaushalt hat einen deutlich höheren Umfang
als in den vergangenen Jahren. Wir haben eine Bundes-
kanzlerin, die den Klimaschutz zur Chefinnensache
macht und alles daransetzt, den Ruf der obersten Klima-
schützerin zu erobern. Das sind beste Voraussetzungen
für ambitionierte Umwelt- und Klimaschutzpolitik –
sollte man zumindest meinen.

Man glaubt erst einmal, man sei im falschen Film,
wenn man dann nachrechnet, dass der Umweltetat im
Gegensatz zum Gesamthaushalt, der um 4,7 Prozent
steigt, nicht einmal um 0,2 Prozent steigt. Aber, Herr
Minister, wir haben natürlich noch das Klimaschutzpa-
ket von Meseberg, das großenteils unter dem Finanzie-
rungsvorbehalt des Finanzministers steht. Frau Merkel,
Herr Gabriel, wie sollen wir das verstehen? Sind die
Ziele doch nicht so ganz ernst gemeint, oder konnten Sie
sich gegenüber Ihrem Finanzminister nicht durchsetzen?
Denn bei Ihrer schönen Rechnung, Herr Minister
Gabriel, bei der Sie auf die 400 Millionen Euro kom-
men, möchte ich daran erinnern, dass Emissionszertifi-
kate auch schon einmal für 50 Cent an der Börse gehan-
delt wurden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Bringt der Emissionshandel ordentlich etwas ein?
Darf das für den Klimaschutz ausgegeben werden? Da-
rauf bezogen sich übrigens die einzigen drei Sätze, die
dem Finanzminister in seiner einstündigen Rede der
Komplex Umwelt und Klima wert war. Dieser
Steinbrück’sche Kuhhandel ist letztlich nicht mehr und
nicht weniger als Basargefeilsche. Wir brauchen aber zu-
verlässige Investitionspolitik, Herr Investitionsminister
Gabriel, als der Sie selber sich so gerne sehen.

Ich will Sie noch einmal an Ihren Sündenfall erinnern,


(Jörg Tauss [SPD]: Na, na!)


Ihren unseligen Hang zur Kohle. Bei Ihrem Basargefeil-
sche haben Sie akzeptiert, dass Ihre Geschenke an die
Kohleindustrie im Rahmen des Emissionshandels di-
rekt den erneuerbaren Energien und damit dem Klima-
schutz ein zweites Mal im Wege stehen werden. Anna
Lührmann hat Ihnen vorgerechnet, wie es gehen kann.
Ein ambitionierter, konsequenter Klimaschutz ohne
Halbherzigkeiten und in guter Haushältermanier führt
unterm Strich auch in finanzieller Hinsicht zu einem bes-
seren Ergebnis.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Umweltschutz ist nichts, was man sich leisten können
muss. Umweltschutz rechnet sich, wenn man das Wort
„Nachhaltigkeit“ richtig versteht und anwendet und
wenn die Regierung eine Politik macht, die in sich
schlüssig ist und sich nicht von Ressort zu Ressort wi-
derspricht. Allerdings will ich gerne zugestehen: Mit

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(C (D errn Glos zu einer gemeinsamen Sicht der Dinge zu ommen, ist sicherlich nicht ganz einfach. Für den Klimaschutz gilt weiterhin: große Worte, leine Taten und unter Finanzierungsvorbehalt stehende aten. Die Aufgaben der Umweltpolitik und des Umeltministers hören aber nicht beim Klimaschutz auf. ie Biodiversität hat derzeit gute Chancen, im Ranking er Rhetorik des Ministers bald Platz zwei nach dem limaschutz zu belegen. Das ist wohl nicht zuletzt der atsache geschuldet, dass Deutschland im Jahr 2008 astgeber der COP 9 ist. Das ist gut so. Aber was ist es ür eine Absurdität, dass die Finanzierung der Durchfühung dieser Vertragsstaatenkonferenz größtenteils zulasen des nationalen Naturund Artenschutzes geht? (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


as ist eine gelungene Demonstration des Stellenwerts,
en das Thema der Konferenz in unserem Land tatsäch-
ich hat. Reicht es uns, zu sagen: Gut, dass wir darüber
eredet haben? Fazit: große Worte, keine Taten.

Am Einzelplan für Umwelt, Naturschutz und Reak-
orsicherheit fällt auf, dass die Mittel für die internatio-
ale Zusammenarbeit bzw. die Mittel des Titels „Interna-
ionale Sicherheit“, zum Beispiel beim Strahlenschutz,
nd die Beiträge an internationale Organisationen ge-
ürzt werden. Wie kann das sein? Führen Sie, Herr Mi-
ister, nicht zu Recht das Wort im Mund, dass Umwelt-
robleme keine Grenzen kennen? Haben Sie Forsmark
chon vergessen? Wie wollen wir Problemen wie der
ermüllung der Meere, die nicht in nationale Zuständig-
eiten fallen, beikommen? Wird darüber nicht einmal
ehr geredet? Keine Worte, keine Taten?

Ihr Ministerium lädt heute und morgen zu einem
ongress zum Thema Bioraffinerie ein. Das ist in mei-
en Augen im Hinblick auf den zukunftsfähigen Um-
ang mit Ressourcen ein unverzichtbares Projekt. Wo
indet sich Entsprechendes im Haushaltsentwurf? Es
erden insgesamt 33 Millionen Euro für Pilotprojekte

m Bereich der nachwachsenden Rohstoffe bereitgestellt,
llerdings im Einzelplan des Ministerium Ihres Kollegen
eehofer. Wollten wir hier so viel tun wie die USA,
üssten wir auf Basis einer Pro-Kopf-Berechnung rund

00 Millionen Euro in den Haushalt einstellen.

Nein, Herr Minister, Ihr Umwelthaushalt ist ange-
ichts der zur Verfügung stehenden Mittel, angesichts
er Ansprüche der Kanzlerin und Ihrer großen Worte
eine Glanzleistung. Er ist bescheiden, er akzeptiert die
androlle, die ihm der Finanzminister zugewiesen hat,
nd er macht sich klein, obwohl die Umweltproblematik
m Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit und der zu
ösenden Aufgaben steht.

Der nicht unter Finanzierungsvorbehalt stehende In-
estitionszuschuss für die Entwicklung von Erneuer-
are-Energien-Technologien in Höhe von 40 Millionen
uro ist angesichts der Aufgaben lächerlich gering. Geo-

hermie, Meereswellentechnologie und die bestehenden
öglichkeiten zur Speicherung von Windenergie müs-

en marktreif gemacht werden, um dem Mantra der






(A) )



(B) )


Sylvia Kotting-Uhl
Energiekonzerne von der Unverzichtbarkeit der Atom-
kraft den letzten Wind aus den Segeln zu nehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dass diese Segel aus Illusion und wissentlich falscher
Argumentation zusammengeflickt sind, wissen auch die
Segler, spätestens dann, wenn sie auf die Homepage des
weltweit zweitgrößten Brennstofflieferanten NUKEM
schauen, der unter dem Schlagwort „Vergesst die Re-
naissance der Atomkraft“ darlegt, dass uns der Peak-
Uranium noch vor dem Peak-Oil erreicht.

Umwelt- und Klimaschutz sind mit konsequenter Po-
litik möglich. Umweltpolitik ist notwendig. Sie braucht
das Wort, die Überzeugung, aber auch die Tat und das
entschlossene Handeln.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Ja! Aber keine Ideologie!)


Der Haushaltsplan für das Jahr 2008 lässt diese Ent-
schlossenheit bisher nicht erkennen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611009500

Kollegin Kotting-Uhl, Sie müssten bitte zum Schluss

kommen.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611009600

Ich komme gerne zum Schluss. – Es besteht die

Chance, dass er sich nach den Ausschussberatungen an-
ders darstellt. Vielleicht gelingt es uns im Umweltaus-
schuss, den Klimaschutz im Haushalt auf einen reellen
Boden zu stellen, anstatt ihn an die Börse zu schicken.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611009700

Für die Unionsfraktion hat der Kollege Josef Göppel

das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Josef Göppel (CSU):
Rede ID: ID1611009800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich empfinde die Debatte heute als richtig erfreulich.
Alle Rednerinnen und Redner sind für mehr Umwelt-
und Klimaschutz, und die von der Opposition suchen
nach Möglichkeiten, wie man es noch besser machen
kann.


(Ulrike Flach [FDP]: So kann man das definieren!)


Zweifellos ist das Thema Umwelt wieder im Zentrum
der politischen Debatte angelangt. Wenn man die Zeit
etwa von 1970, als das erste europäische Naturschutz-
jahr ausgerufen wurde, bis heute überblickt, dann muss
man sagen, dass die Probleme immer drängender gewor-
den sind. Ich erinnere mich – etliche unter uns sicherlich
auch – noch an das Jahr 1973, an die erste Ölkrise und
die autofreien Sonntage, die Willy Brandt damals ver-
ordnet hat. Das war wie ein erstes Aufleuchten am Hori-

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(C (D ont. Danach haben wir uns wieder in Sicherheit geiegt. Jetzt ist die Knappheit der Rohstoffe und der nergiequellen so eklatant geworden, dass die Preise tetig steigen. Nun, da die Menschen es am eigenen eldbeutel spüren, ist dieses Thema Teil des allgemeien Volksbewusstseins geworden. Angesichts dessen hat ie Politik einerseits bessere Voraussetzungen, um eine ute Umweltpolitik umzusetzen, aber andererseits auch ine größere Verantwortung. Ich muss sagen: Wir Deutsche können froh sein – dies age ich mit Freude und voller Überzeugung –, dass wir ine Kanzlerin haben, die in der Sache so sattelfest ist, ass sie auf den internationalen Konferenzen die anderen itziehen kann, und die gleichzeitig ihre Umweltund limaschutzpolitik aus dem Zieldreieck der Nachhaltigeit heraus betreibt: eine Politik, die mehr wirtschaftlihe Chancen schafft und die Menschen auch sozial nicht berfordert. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bei dieser Gelegenheit beziehe ich unseren gemeinsa-
en Umweltminister ein. Herr Kollege Gabriel, die Ab-

prache mit Michael Glos war gute Arbeit; das kann man
ar nicht anders sagen.


(Zuruf von der LINKEN)


Michel Glos ist natürlich ein harter Verhandlungspart-
er, der die Interessen seines Amtes sorgfältig wahr-
immt. Das gehört sich auch so.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ch halte übrigens gar nichts davon, dass manche von
PD-Ministern und Unionsministern reden. Wir haben
ine Bundesregierung, die, von uns gemeinsam getra-
en, bis 2009 einen Erfolg gegenüber den Wählern vor-
eisen will.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das Programm von Meseberg wird noch eine ge-
altige Schubkraft entfalten. Hier richte ich einen Ap-
ell an uns alle: Wir beobachten jetzt eine große Kaufzu-
ückhaltung bei Anlagen für erneuerbare Energien und
ei den Wärmedämmungen in den Häusern. Die Men-
chen warten darauf, was sich konkret in Gesetzen und
erordnungen niederschlagen wird. Sie sagen, wenn sie

etzt investierten, wüssten sie noch nicht, ob ihre Investi-
ionen letztlich dem Standard entsprechen würden. Wir
üssen diese Unsicherheit noch in diesem Jahr beenden

nd Nägel mit Köpfen machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


Ich spreche das Marktanreizprogramm an, das eine
olle Geschichte ist. Nur dürfen wir dabei kein ständiges
erauf und Herunter zulassen. Wenn es einen Antrags-
berhang gibt, dürfen nicht gleich die Sätze gesenkt wer-
en, um sie sofort wieder heraufzusetzen, wenn niemand
ehr das Programm abrufen will, weil es zu wenig An-

eize bietet. Damit schaffen wir Unzufriedenheit bei de-
en, die gerade ein paar Tage vorher einen Antrag einge-
eicht haben. In dieses Programm muss also, Herr






(A) )



(B) )


Josef Göppel
Kollege Gabriel, unbedingt eine Verstetigung hineinge-
bracht werden. Ich hoffe, dass dies mit den Verkaufserlö-
sen aus den Emissionszertifikaten auch gelingt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich komme nun auf das mehrfach erwähnte Thema
Automobilindustrie zu sprechen. Ich habe gelesen, dass
VDA-Präsident Wissmann gesagt hat, die IAA werde
keine Grüne Woche. Ich muss sagen: Wenn sich die Au-
tomobilindustrie gegen die Festlegungen unserer Kanz-
lerin und unserer Bundesregierung wehrt und dagegen
angeht, dann werden wir von der Union das nicht unter-
stützen.


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Oh!)


Wenn die Automobilindustrie will, dass die Europäische
Kommission und die Bundesregierung nicht in die tech-
nische Entwicklung eingreifen, dann muss sie ihre
Selbstverpflichtungen entschlossen umsetzen. Das ist
der Weg.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ein Letztes: die Biotreibstoffe. Es gibt jetzt die Dis-
kussion, angefacht vom Sachverständigenrat für Um-
weltfragen, dass Biotreibstoffe von der Energiebilanz
her nicht so gut abschneiden wie Biogas oder der Einsatz
von Biomasse zur Wärmegewinnung. Das ist prinzipiell
richtig. Aber ich frage diejenigen, die gegen Biotreib-
stoffe sind, welche Alternativen sie anbieten können. Ich
rate uns allen, die Festlegungen, die die Koalition getrof-
fen hat, einzulösen und die entsprechenden Anteile, wie
beschlossen, zu realisieren. Dazu ist es nötig, dass wir
vor dem 1. Januar 2008 das Gesetz über die Besteuerung
der Biokraftstoffe ändern. Denn es darf nicht sein, dass
im Jahr 2008 die Biotreibstoffe an der Tankstelle teurer
sind als der aus Erdölgewonnene Treibstoff.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das würde den Markt abwürgen.

Ich will bei dieser Gelegenheit sagen: Ich finde die
Vorschläge, die jetzt aus verschiedenen Arbeitsgruppen
unseres Koalitionspartners, der Sozialdemokraten, kom-
men, gut, nämlich auch eine Unterkompensation einzu-
führen und den öffentlichen Nahverkehr freizustellen.
Ich denke, dass wir auf dieser Basis zu einem guten ge-
meinsamen Ergebnis kommen können.

Ein letzter Punkt, der mir sehr am Herzen liegt – –


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611009900

Kollege Göppel, das müssen Sie dann bitte in Ihren

Beratungen in der Koalition fortführen. Sie sind über die
Redezeit.


Josef Göppel (CSU):
Rede ID: ID1611010000

Hier steht: noch 45 Sekunden.

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(C (D Ein Minus steht davor. Ich wünsche einen schönen Nachmittag und gemein ame Anstrengungen für die Umwelt. Wir sind, wie Sie richtig festgestellt haben, noch nicht m Ende der Beratungen. Wir werden sicherlich alles ustauschen können. Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen ns nicht vor. Damit kommen wir nun zum Geschäftsbereich des undesministeriums des Innern, Einzelplan 06. Das Wort hat der Bundesminister des Innern, r. Wolfgang Schäuble. Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister des Inern: Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Am Jahestag des 11. September ist es wichtig, in aller Klarheit u sagen, dass wir mit der Geißel der terroristischen Berohung auf absehbare Zeit werden leben müssen. Wir issen das seit Jahren. Wir haben in den letzten Jahren unehmend gesehen, dass wir auch in Europa bedroht ind, dass wir alle Teil dieses weltweiten Gefahrenraums ind. Wir haben in der vergangenen Woche die Gefährlicheit der Planungen, die mitten in unserem Land betrieen werden, auch von Menschen, die hier geboren sind, mmer hier gelebt haben, gesehen. Wir haben zugleich esehen, dass unsere Sicherheitsbehörden von Bund nd Ländern gut aufgestellt sind. Deswegen ist es wichig, mit großer Klarheit zu sagen: Die Bedrohung dauert n; sie ist durch die Verhaftung nicht abgeschlossen. eswegen warne ich davor, zu erleichtert zu sein. Zuleich sage ich aber: Wir können darauf vertrauen, dass er Sicherheitsverbund von Bund und Ländern gut funkioniert. Wir werden alles daransetzen auch hinsichtlich der echnologischen Entwicklung, um bei der Nutzung moerner Technologien – auch in der Informationsund ommunikationstechnologie – den Sicherheitsbehörden ie Möglichkeit zu verschaffen, auf eindeutiger rechtliher Grundlage mit klarer verfassungsrechtlicher Berenzung in diesem Wettlauf, den es in der Kriminalnd Polizeigeschichte der Menschheit immer gegeben at, Schritt zu halten. Das sind keine einfachen Fragen; ir führen intensive Beratungen darüber. Es geht nicht darum – das ist in der Debatte der letzen Monate etwas schiefgelaufen –, dass irgendjemand n diesem Lande plant, die Freiheitsrechte abzuschaffen der auch nur einzuschränken. (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611010100

(Heiterkeit)

Josef Göppel (CSU):
Rede ID: ID1611010200

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611010300






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble
Es geht vielmehr darum, in der Verbürgung unserer frei-
heitlichen Verfassung das notwendige Maß an Schutz,
das ein Rechtsstaat gewährleisten muss, zu gewährleis-
ten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Fritz Rudolf Körper [SPD])


Das bedeutet im Einzelfall schwierige Abwägungen,
aber es wird möglich und auch notwendig sein, aber
nicht flächendeckend – das ist völlig verzerrt dargestellt
worden; es ist eine völlig falsche Wahrnehmung –, son-
dern in eng begrenzten Ausnahmefällen als Ultima Ra-
tio, wie der Präsident des Bundeskriminalamtes gesagt
hat, in die Strukturen moderner und sich weiter entwi-
ckelnder Kommunikation einzudringen.

Wie gesagt, die technischen wie die rechtlichen Fra-
gen sind nicht einfach. Wir arbeiten intensiv daran und
haben auch unterschiedliche Meinungen. Auch das ist
wahr. Warum sollte man nicht darüber reden?


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es wird seit einem Jahr nur darüber geredet! Das kann ich jeden Montag im Spiegel lesen!)


– Sie haben sich bisher nicht durch ein Übermaß an Ent-
schlossenheit, diese Regelung einzuführen, hervorgetan.
Lassen wir das so stehen. Ich finde, es tut der freiheitli-
chen Demokratie keinen Abbruch, wenn man über
schwierige Fragen notfalls auch streitig debattiert und
dann zu einem Ende kommt.

Wichtig ist nach den Erfahrungen der vergangenen
Woche nicht nur, dass wir der Arbeit unserer Sicher-
heitsbehörden vertrauen können, sondern, dass wir auch
auf sie hören müssen, wenn sie unter bestimmten Um-
ständen etwas als Ultima Ratio für nötig halten. Dafür
werbe ich.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Im Übrigen sind wir in den letzten Jahren auch im Si-
cherheitsverbund von Bund und Ländern gut vorange-
kommen. Wir haben nach jahrelangen Auseinanderset-
zungen die Antiterrordatei zustande gebracht. Sie
funktioniert gut. Wir haben das Gemeinsame Terroris-
musabwehrzentrum aller Sicherheitsbehörden von
Bund und Ländern eingerichtet. Die Zusammenarbeit im
GTAZ auch in diesen langen Monaten – sie war von An-
fang an schwierig, und viele unserer ausländischen Part-
ner haben besorgt gefragt, ob wir das in unseren födera-
len Strukturen leisten könnten; die Antwort lautet: wir
können es – trägt dazu bei, auch im Alltag mehr Ver-
trauen zueinander zu finden.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Deshalb haben wir auch die gemeinsame Datei gemacht!)


– Auch die gemeinsame Antiterrordatei. Darauf habe ich
schon hingewiesen.

Wir kommen auch mit der Einführung des Digital-
funks für die Behörden für öffentliche Sicherheit voran.
Das war ebenfalls mit jahrelangen Auseinandersetzun-
gen verbunden, die wir jetzt zu einer Lösung gebracht
haben. Wir führen den Digitalfunk jetzt schrittweise ein.

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(C (D Das heißt: Wir sind insgesamt auf einem guten Weg. ch glaube, dass wir diesen Weg weiter beschreiten könen und auch mit aller Entschiedenheit weiter beschreien müssen. Gestatten Sie mir eine weitere Bemerkung zu den roßen Entwicklungen. Liebe Kolleginnen und Kolleen, ich werbe dafür, dass wir alle auch dabei unserer erantwortung gerecht werden. Manche meinen, dass ie Freiheit immer weiter eingeschränkt wird. Ich finde, ie tatsächliche Entwicklung geht dahin, dass wir immer ehr Freiheit haben. Das drückt sich in vielem aus. Die uropäische Entwicklung – die Tatsache, dass es keine renzkontrollen mehr gibt und dass wir zum Ende die es Jahres die Kontrollen an allen unseren Landgrenzen bschaffen werden – ist ein großer Fortschritt und auch in großer Freiheitsgewinn. Ich sage Ihnen voraus: Je näher das Datum der Erweierung des Schengen-Raumes kommt, desto mehr wird s in der Bevölkerung, insbesondere in der betroffenen egion, Ängste vor einem Sicherheitsverlust geben. eswegen wird es wichtig sein, dass wir klarmachen, ass die Abschaffung der Grenzkontrollen keinen Verust an Sicherheit für die Menschen bedeutet. Das gilt uch für die Grenzregionen. Wir werden durch vertärkte nachbarschaftliche Zusammenarbeit mit den polischen und tschechischen Behörden, so wie wir es mit en französischen, belgischen und niederländischen Beörden seit vielen Jahren halten, nicht zu weniger, sonern zu mehr Sicherheit kommen. Die Öffnung der renzen in Europa bedeutet keinen Verlust an Sichereit, sondern einen Gewinn an Freiheit und Sicherheit ugleich. Die europäische Entwicklung ist alternativlos. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben zu diesem Zweck eine schwierige – und
ür die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
icht nur einfache – Reform der Bundespolizei auf den
eg gebracht. Die muss sein. Die Bundespolizei muss

uf die neuen Aufgabenschwerpunkte vorbereitet sein.
eswegen ist die Reform der Bundespolizei notwendig.
ie hat im Übrigen auch das Ziel, dass wir bei gleichem
tellenbestand bei der Bundespolizei mehr Beamte für
en polizeilichen Vollzug gewinnen, indem wir die Füh-
ungsstrukturen schlanker und effizienter gestalten.
uch dafür bitte ich um entsprechende Unterstützung.
ir werden das im Haushalt 2008 im Rahmen der beste-

enden Ansätze leisten. Ich füge vorsichtig hinzu: 2009
nd 2010 wird wahrscheinlich eine gewisse Erhöhung
icht zu vermeiden sein, wenn die Bundespolizei diese
eform bewältigen soll.

Ich will noch ein Wort – weil es mir wichtig erscheint –
um Themenbereich Katastrophenschutz sagen. Wir
aben an der schrecklichen Erfahrung unseres europäi-
chen Partnerlandes Griechenland mit der Waldbrandka-
astrophe gesehen, wie dankbar wir für die breiten Struk-
uren in unserem Katastrophen- und Bevölkerungsschutz
it der Kombination von Hauptamt und Ehrenamt, mit

nserem hochleistungsfähigen Technischen Hilfswerk,
ber auch mit unseren hervorragenden Berufs- und Frei-
illigenfeuerwehren überall im Land sein können.






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Auch hier bewähren sich föderale Grundstrukturen,
bewährt sich das Subsidiaritätsprinzip, auch mit dem
Vorrang ehrenamtlicher Organisationen. Wir haben das
Programm für den ergänzenden Katastrophenschutz. Das
hat keine ganz einfache Geschichte, auch nicht im Hin-
blick auf die verfassungsrechtliche Begründung. Es ist
aber in mühevollen Verhandlungen mit den Innenminis-
tern der Bundesländer gelungen, die Vereinbarung zu er-
zielen, dass dann, wenn der Bund seine Mittel für dieses
Programm nur in begrenztem Umfang zurückführt, die
Bundesländer ihre Mittel entsprechend aufstocken, so-
dass wir den Gesamtbestand an ehrenamtlichen Helfern
in den Freiwilligen Feuerwehren erhalten können. Wir
erwiesen unserem Land einen schlechten Dienst, wenn
wir das ehrenamtliche Engagement in unserem Land
schwächten. Deswegen werbe ich sehr dafür, dass wir
dieses Programm unterstützen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Frank Schäffler [FDP]: Sie kürzen!)


– Wir kürzen nicht. Im Gegenteil: Im Vergleich zur mit-
telfristigen Finanzplanung stocken wir erheblich auf.
Herr Kollege, schauen Sie es sich an! Unterstützen Sie
es! Dann machen wir gemeinsam einen wichtigen Schritt
und tun etwas Gutes für die Sicherheit in unserem
Lande.

Wir haben vielfältige Debatten darüber geführt, was
wir tun können, um die Tendenzen zu Extremismus,
insbesondere zu Ausländerfeindlichkeit, Rechtsextre-
mismus, Gewalt bis hin zu Neonazismus zu bekämpfen.
Wir haben viele Programme; diese müssen wir fortfüh-
ren. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass wir den jungen
Männern in den Regionen Angebote machen, in denen
es gelegentlich heißt, die Rechtsextremen hätten die at-
traktivsten Freizeitangebote. Das kann nicht wahr sein.
Zum Beispiel hat das Technische Hilfswerk in diesem
Sommer Ferienlager durchgeführt. Ich glaube, dass diese
praktische Arbeit – zusammen mit den Sportverbänden –
mit der richtige Weg ist, diese Tendenzen zu bekämpfen.
Deswegen bitte ich um Unterstützung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben in aller Kürze die Konsequenzen aus der
Evaluierung der Integrationskurse gezogen. Es geht um
die Verbesserung der Integration. Mit unserem neuen
Zuwanderungsrecht, das nun dabei ist, sich in der Praxis
zu bewähren – all der Streit in vergangenen Monaten ist
längst vergessen –, sind wir auf dem richtigen Weg und
fördern und fordern Integration. Wir ziehen auch in die-
sem Haushalt die Konsequenzen aus der Evaluierung der
Integrationskurse, um entsprechende Verbesserungen
durchzusetzen.

Da das Innenministerium eine große Fülle von Zu-
ständigkeiten hat, möchte ich nur noch ein paar Stich-
worte nennen. Stichwort Sport: Wir stehen vor der dop-
pelten Herausforderung, die Wettbewerbsfähigkeit

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(C (D nserer Sportler, die in einem härter werdenden internaionalen Wettbewerb stehen – ich habe die Weltmeisterchaften der Kanuten und Ruderer sowie der Turner in en letzten Wochen gesehen; es war wirklich wunderchön; Stuttgart ist auch eine tolle Sportstadt, das ist ahr –, (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


u erhalten und ihnen faire Wettbewerbschancen zu ge-
en und zugleich den Kampf gegen den Missbrauch leis-
ungsfördernder Mittel weiter zu verstärken. Deswegen
rhöhen wir die Mittel für die Dopingbekämpfung. Ich
üge allerdings hinzu: Wir werden weiterhin darauf an-
ewiesen sein, dass die Sportorganisationen ihre Verant-
ortung wahrnehmen. Wir haben zwar einiges gesetzge-
erisch auf den Weg gebracht. Aber wir müssen von den
erantwortlichen – selbst im Radsport – die notwendige
ntschiedenheit und Klarheit einfordern. Ich sehe, dass
och nicht überall die Überzeugung vorherrscht, dass ein
irklicher Neuanfang notwendig ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Letzte Bemerkung. Im Grunde geht es bei allem, was
n meinem Geschäftsbereich liegt, darum, im Alltag un-
er Beweis zu stellen, dass unser föderales System und
as Subsidiaritätsprinzip eine Freiheitsordnung garantie-
en, die besser als jede andere den Menschen nicht nur
reiheit, sondern auch Sicherheit und Wettbewerbsfähig-
eit gewährleisten kann. Dafür bitte ich um Ihre Unter-
tützung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611010400

Das Wort hat die Kollegin Gisela Piltz für die FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Gisela Piltz (FDP):
Rede ID: ID1611010500

Verehrtes Präsidium! Verehrte Kolleginnen und Kol-

egen! Worum geht es eigentlich heute, am 6. Jahrestag
on 9/11, beim Thema „innere Sicherheit“? Worum geht
s dabei genau? Nach der öffentlichen Meinung geht es
ffensichtlich darum, wer am meisten Sicherheit ver-
pricht. Das war in der Vergangenheit der ehemalige In-
enminister, Herr Schily; das ist jetzt der amtierende In-
enminister, Herr Schäuble. Herr Schäuble, zu den
wischentönen, die Sie heute hier haben anklingen las-
en, und dazu, dass Sie zurückgerudert sind und das zu-
ückgenommen haben, was Sie in dem einen oder ande-
en Interview angesprochen haben, kann ich nur sagen:
ie Worte hör ich wohl, allein mein Glaube beschränkt

ich auf die Annahme, dass das heute ein Zugeständnis
n die SPD war, nicht aber an unseren Staat und unsere
reiheit. Wir sind sehr gespannt, wie Sie damit weiter
mgehen.


(Beifall bei der FDP)


Im Versprechen von Sicherheit sind Sie groß, aber
das muss man ganz klar sagen – absolute Sicherheit






(A) )



(B) )


Gisela Piltz
wird es niemals geben. Das ist eine bittere, aber wahre
Erkenntnis, zu der man stehen muss. Absolute Sicherheit
gibt es mit keinem neuen Gesetz, mit keiner neuen Vor-
schrift, mit keiner neuen Technik und mit keinem neuen
Programm.

Apropos Programm, Herr Minister: Im letzten Herbst,
etwa vor einem Jahr, haben Sie in letzter Minute im Zu-
sammenhang mit der Verabschiedung des Haushaltes das
Programm zur Stärkung der Inneren Sicherheit vorge-
legt, das von der Großen Koalition verabschiedet wurde.
Mit diesem Programm nahm das Schicksal der Online-
durchsuchung seinen Lauf. Ich kann mich noch gut da-
ran erinnern, als wir als FDP das ausgegraben haben.
Meine Kolleginnen und Kollegen von der SPD, es gab
niemanden von Ihnen, der das verurteilt hätte,


(Jörg Tauss [SPD]: Na, na!)


im Innenausschuss nicht und im Haushaltsausschuss
nicht.


(Beifall bei der FDP)


Sie haben das toleriert, Sie waren dafür. Ob es eine
Rechtsgrundlage dafür gibt oder nicht, war Ihnen ge-
nauso wie damals dem Innenminister völlig egal.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die wussten nicht, was das ist!)


Heimliche Durchsuchung – das ist eine Methode im
deutschen Rechtsstaat, die wir bisher nicht kennen, und
zwar in keinem einzigen Fall. Das in einem Handstreich
und möglichst auch noch heimlich einführen zu wollen,
ist aus der Sicht der FDP eines Verfassungsministers
nicht würdig.


(Beifall bei der FDP)


Zurück zum Programm. Der Bericht des Bundesrech-
nungshofes, der es untersucht hat, spricht eine sehr deut-
liche Sprache. Er ist eigentlich eine schallende Ohrfeige
für die Umsetzung des Programms. Kein Wunder, dass
Sie lieber über heimliche Onlinedurchsuchungen als
über das Programm sprechen; denn das ist schon durch-
gefallen. Der Bundesrechnungshof führt aus – wenn ich
kurz zitieren darf –: Bei der Mehrzahl der untersuchten
Maßnahmenpakete ist nicht erkennbar, dass die Bundes-
polizei ihre Ziele in absehbarer Zeit erreichen kann. Es
sind Beschaffungen vorgesehen, die den parlamentarisch
bewilligten Umfang deutlich übersteigen. Folgekosten
bleiben unberücksichtigt, und Konzeptionen für spätere
Evaluierungen gibt es erst gar nicht. – Nicht, dass uns
das mit den Evaluierungen wundern würde, der Rest
aber schon. Sie versprechen mit Ihren Maßnahmen Si-
cherheit und halten Ihre Versprechungen nicht einmal
mit dem, was der Bundestag Ihnen zur Verfügung ge-
stellt hat. Wie wollen Sie dann den Bürgern eigentlich
noch klarmachen, wie Sie für Sicherheit sorgen wollen?


(Beifall bei der FDP)


Es geht noch weiter: Seit dem 11. September 2001
sind in Deutschland 10 000 Polizistenstellen und dazu
noch einmal 7 000 Tarifbeschäftigte bei den Polizeien
eingespart worden.

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(C (D (Zuruf von der CDU/CSU: Aber nicht beim Bund!)


as ist wirklich ein Wort in Sachen Sicherheit. Compu-
er, die heute im Zusammenhang mit organisierter Kri-
inalität, Kinderpornografie oder auch islamistischem
errorismus beschlagnahmt werden, liegen teilweise
wei Jahre in den Kellern der Behörden, weil dort kein
ersonal ist. Macht das dieses Land sicherer? DNA-Spu-
en warten teilweise Jahre auf die Auswertung, und das
lles, weil es an Ressourcen und Personal fehlt.

Wo bleiben da bitte schön Ihre warnenden Worte,
err Minister?


(Zuruf von der CDU/CSU)


Ich wusste, dass Sie sich das leicht machen.

Wenn Sie sich jetzt auf die fehlenden Zuständigkeiten
erufen, dann frage ich Sie: Ist eine IMK wie die am
reitag dann eigentlich nur noch eine Show-Veranstal-

ung? Es ist ja schön, wenn Sie sich mit den Landes-
nnenministern auf einen Straftatbestand für den Besuch
on Terrorcamps einigen. Diesbezüglich möchte ich Sie
ber auf zwei Sachen hinweisen: Erstens sind die Landes-
nnenminister dafür gar nicht zuständig. Einzig und al-
ein der Bundestag kann das beschließen, nicht die IMK;
as muss ganz klar sein. Sie können vieles beschließen,
as der Bundestag dann umsetzen soll. Ich habe aber
och kein warnendes Wort von Ihnen an die Landes-
nnenminister gehört, dass diese bei der Polizei und den
ntsprechenden Ressourcen dringend aufstocken müss-
en. Wenn eine IMK Sinn ergeben soll, ist auch das ein
hema, das auf die Tagesordnung gesetzt werden muss.
a habe ich Ihre Stimme wirklich vermisst.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es ist uns klar, dass mehr Polizei und bessere Ausstat-
ung viel Geld kosten. Aber innere Sicherheit darf aus
nserer Sicht nicht am Geld scheitern. Das ist eine ganz
lare Haltung meiner Fraktion, und wir würden uns
reuen, wenn die anderen das so umsetzen würden. In
ordrhein-Westfalen, wo ein liberaler Innenminister die
erantwortung übernommen hat, werden mehr Polizis-

en eingestellt als in jedem anderen Bundesland.


(Sebastian Edathy [SPD]: Was ist denn da mit der Onlinedurchsuchung?)


ch frage mich, ob Ihre sogenannte Große Koalition da
unktioniert.

Zum Schluss noch eine Aufforderung an das ganze
arlament: Der Wettlauf um die besten Vorschläge nach
inem vereitelten Anschlag hat aus meiner Sicht wirk-
ich nichts mit seriöser Politik zu tun.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


as ist eine Missachtung derjenigen – im Fall der letzten
oche waren es 300 Beamtinnen und Beamten –, die

ag und Nacht gearbeitet und einen Erfolg vorzuweisen
aben. Das erste, was Sie machen, sind neue Vorschläge,
tatt diesen Menschen ausführlich zu danken und in






(A) )



(B) )


Gisela Piltz
Ruhe neue Vorschläge zu überdenken. Das hat aus mei-
ner Sicht mit ruhiger Politik nichts zu tun.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das haben wir gemacht!)


Zweitens frage ich mich, warum Sie diese Vorschläge,
wenn sie denn so toll sind, nicht schon längst gemacht
haben.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Machen wir doch!)


Das ist keine seriöse Politik.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Uns geht es nicht darum, absolute Sicherheit zu ver-
sprechen, uns geht es darum, größtmögliche Sicherheit
für die Bürgerinnen und Bürger in diesem Land zu errei-
chen. Das ist die bessere Alternative.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611010600

Ich erteile das Wort dem Kollegen Fritz Rudolf

Körper von der SPD-Fraktion.


Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1611010700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen

Sie mich – gerade in diesen Tagen – eine Bemerkung
machen, die mir sehr wichtig ist: Deutschland kann stolz
sein, dass es im internationalen Vergleich eines der
sichersten Länder der Welt ist.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich bitte dies bei allen Debatten, die wir über die
Sicherheitslage führen, nicht zu vergessen. Wir müssen
alles daransetzen, dass Objektivität und Subjektivität
– die objektive Ausgangsposition und das subjektive
Empfinden der Bürgerinnen und Bürger – zusammenge-
führt werden.


(Jörg Tauss [SPD]: Statt Hysterie!)


– Das kann man hinzufügen, Herr Kollege Tauss: statt
Hysterie. – Ich finde es ganz wichtig, dass wir mit der
Sicherheitslage sorgfältig und objektiv umgehen und
dass keine falschen Schlussfolgerungen gezogen wer-
den.

Die jüngsten Tage haben deutlich gemacht, wie er-
folgreich unsere Sicherheitsbehörden mit dem vorhande-
nen Instrumentarium arbeiten können. Dafür sei ihnen
herzlich gedankt!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dank RotGrün!)


Diese Aktionen machen auch deutlich, wie wichtig
unsere Fähigkeiten im Vollzug sind. Denn es kommt
nicht nur auf die Gesetze an, sondern darauf, wie gut wir
im polizeilichen Vollzug sind.

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(C (D Liebe Frau Kollegin Piltz, Sie haben zu Recht festgetellt, dass die Länder bei der Polizei ihre Personalkoningente reduziert haben. Aus meiner Sicht wäre es aber in Gebot der Fairness gewesen, hinzuzufügen, dass der und dies eben nicht getan hat, sondern seine Polizei in en zurückliegenden Jahren personell und materiell beser ausgestattet hat. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau Kollegin Piltz, es ist immer ein bisschen schwie-
ig, mit Steinen zu werfen, wie Sie es getan haben. In
ezug auf das, was Sie zum Thema Onlinedurchsu-
hungen gesagt haben, bedarf es folgenden Hinweises:
arum liegt diese Sachfrage in Karlsruhe vor? Weil es

in Landesverfassungsschutzgesetz gibt, das diese Rege-
ung enthält. Dieses Gesetz wurde in Nordrhein-Westfa-
en beschlossen, und zwar mit Zustimmung der FDP und
es dortigen FDP-Innenministers. Sie sollten daher ganz
orsichtig sein, über diese Durchsuchungen zu richten.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. HansPeter Uhl [CDU/CSU]: Immerhin ein Gesetz und keine Dienstvorschrift! – Dr. Max Stadler [FDP]: Der Staatssekretär weiß gar nicht, was er unterschrieben hat! – Gisela Piltz [FDP]: Sie haben in Ihrer Zeit im Ministerium nicht einmal eine Rechtsvorschrift geschaffen!)


Meine Bemerkung hat offensichtlich gesessen. – Wir,
ie rot-grüne Bundesregierung, haben dieses Instrument
brigens nicht angewendet.

Ich halte es für einen beachtlichen Vorgang – auch das
ill ich deutlich machen –, dass in der Öffentlichkeit
eine Bemerkung gemacht worden ist, die die Ermittlun-
en gefährdet hätte, obwohl Hunderte von Beamten an
en Maßnahmen beteiligt waren, die zu den Verhaftun-
en geführt haben. Es ist festzustellen, dass sich das Ter-
orabwehrzentrum – wir haben dafür gesorgt, dass sich
ie Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern an einen
isch setzen – bewährt hat: Es war entscheidend, um den
ollzug zu effektivieren und um zu diesen Ergebnissen
u kommen. Darauf können wir stolz sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es ist wichtig, dass wir nicht immer wieder nach
euen Instrumenten rufen. Manch ein Ruf überlebt
eine 24 Stunden. Wir sollten vielmehr mit den bewähr-
en Instrumenten sehr sorgfältig umgehen, und wir soll-
en klären, was wir darüber hinaus noch tun müssen. Ich
inde es ganz richtig und wichtig, dass wir das Bundes-
riminalamt zukünftig mit einer sogenannten Präventiv-
ompetenz im Kampf gegen den internationalen Terro-
ismus ausstatten. Das ist nämlich die richtige Antwort
uf die Herausforderungen durch den internationalen
errorismus.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Clemens Binninger [CDU/ CSU]: Mit Onlinedurchsuchungen!)







(A) )



(B) )


Fritz Rudolf Körper
Was die Frage der Onlinedurchsuchungen anbelangt:
Das ist nach meinem Dafürhalten zwar eine wichtige,
letztlich aber nur eine Detailfrage, die wir nicht überhö-
hen sollten.


(Beifall des Abg. Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD])


Ich finde es richtig und wichtig, dass wir an der Beant-
wortung dieser Frage sorgfältig arbeiten. Ich halte es
auch für notwendig, die Karlsruher Entscheidung einzu-
beziehen. Ich denke, das ist die richtige Vorgehensweise.


(Beifall bei der SPD)


Unser ausdrückliches Angebot ist, über das BKA-Gesetz
möglichst zügig zu beraten und zu entscheiden.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann machen Sie es doch nächste Woche! Das können Sie doch als Fraktion!)


Herr Kollege Schäuble, ich verstehe allerdings nicht,
dass dem Bundeskriminalamt nach der Haushaltsvorlage
8 Millionen Euro genommen werden, um sie der Bun-
despolizei zukommen zu lassen. Ich habe die Neuorgani-
sationsmaßnahmen im Bereich der Bundespolizei immer
so verstanden, dass es nicht zu einer Vermehrung von
Personalkosten kommen soll. Angesichts der Herausfor-
derungen im Bereich des internationalen Terrorismus
sind diese 8 Millionen Euro beim Bundeskriminalamt
besser eingesetzt als bei der Bundespolizei.


(Beifall bei der SPD)


Wir müssen noch einmal darüber reden, Kollege Uhl,
wie wir das Thema der Neuorganisation der Bundes-
polizei grundsätzlich angehen. Mir stellt sich die Frage:
Welche Synergieeffekte kann man bei Bundeskriminal-
amt und Bundespolizei nutzen? Ich nenne beispielsweise
den kriminaltechnischen Bereich oder den IT-Bereich.
Es geht darum, wie wir das bei einer Neuorganisation
forcieren können. Doppelstrukturen bei BKA und Bun-
despolizei halte ich nicht für sonderlich sinnvoll.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Gisela Piltz [FDP])


Wir möchten noch einmal grundsätzlich über die
Neuorganisation der Bundespolizei reden – das sage ich
ganz deutlich –; denn die Auswirkungen, wie sie sich
darstellen können, sind unserer Auffassung nach nicht
geeignet, polizeiliche Arbeit zu effektivieren und zu for-
cieren. Deswegen ausdrücklich noch einmal dieses Ge-
sprächsangebot. Es ist notwendig, das Bundespolizeige-
setz zu ändern.


(Gregor Amann [SPD]: So ist es! – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nächste Koalitionskrise, oder was?)


Das bedarf der Zustimmung dieses Hauses. Das Inte-
resse an einer Effektivität der Neuorganisation ist selbst-
verständlich.

Herr Kollege Schäuble, Sie haben das Technische
Hilfswerk und den Katastrophenschutz angesprochen.
Auf das Technische Hilfswerk und die Arbeit, die von

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(C (D en Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen dort geleistet ird, können wir stolz sein. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


enn es eine solche Einrichtung nicht gäbe, müsste sie
igentlich erfunden werden.

Das Technische Hilfswerk zeichnet sich dadurch aus,
ass es eine besondere Kombination von Ehrenamtlich-
eit auf der einen Seite und Hauptamtlichkeit auf der an-
eren Seite gibt. Es ist dann gut, wenn es zwischen den
hrenamtlichen und den Hauptamtlichen gut funktio-
iert. Die Planungen des Bundesinnenministeriums, von
00 Hauptamtlichen 100 Hauptamtliche einzusparen,
alte ich schlichtweg für falsch.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP])


Es kommt hinzu, dass das Technische Hilfswerk eine
lobale Minderausgabe in Höhe von 7 Millionen Euro
rwirtschaften soll. Ich bitte insbesondere die Haushäl-
er, da noch einmal genau hinzuschauen; denn das kön-
en wir dem Technischen Hilfswerk weder materiell
och personell zumuten. Meine herzliche Bitte wäre,
ine verbesserte finanzielle Situation für das Technische
ilfswerk zu erreichen.


(Beifall bei der SPD – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich mache mit!)


b wir im Bereich des Katastrophenschutzes gegen-
ber den Ländern ohne rechtliche Grundlage so großzü-
ig sein sollten, will ich zumindest mit einem Fragezei-
hen versehen.

Der Innenhaushalt ist sehr facettenreich. Ich will eine
urze Bemerkung zum Thema Sport machen. Sie haben
as Rudern angesprochen. Wir müssen feststellen: Im
udern sind wir im Moment nicht so erfolgreich, wie
ir waren.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber im Frauenfußball!)


arum sind wir im Rudern der Männer nicht so erfolg-
eich? Weil wir ein Problem haben, was den beruflichen
bergang der Athleten anbelangt. Sie haben gesagt: Wir
önnen uns das quasi beruflich nicht leisten. – Da wäre
s ganz wichtig, noch einmal den Hinweis an den Bun-
esverteidigungsminister zu geben, die Mittel, die er für
en Leistungssport und die Sportlerinnen und Sportler
ur Verfügung stellt, nicht unbedingt zu reduzieren. Das
äre ein guter Beitrag für den Sport in Deutschland.

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611010800

Ich erteile das Wort Kollegin Ulla Jelpke, Fraktion

ie Linke.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Ulla Jelpke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1611010900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Jeder

Haushaltsentwurf gibt die Grundrichtung an, in die eine
Regierung gehen will. Wir sagen an dieser Stelle ganz
klar: Die Grundrichtung, die hier vorgegeben wird, Herr
Innenminister, ist grundfalsch.


(Beifall bei der LINKEN)


Falsch ist der Galoppritt zum Überwachungsstaat.
Falsch ist die Weigerung, Einwanderern und Flüchtlin-
gen endlich ernsthafte Integrationsangebote zu machen.

Wir haben vor wenigen Wochen anlässlich des G-8-
Gipfels einen erschreckenden Anschauungsunterricht
darin erhalten, wie der Staat aussieht, den sich diese Re-
gierung wünscht.


(Dr. Michael Luther [CDU/CSU]: Aber auch ein Staat, den Sie sich wünschen!)


Um den legitimen Protest gegen den Gipfel zu verhin-
dern, sind der Protest und der Widerstand über Monate
hinweg diffamiert worden, Sitzblockaden wurden als
Gewalttaten verunglimpft. Rund um den Gipfel
herrschte ein pauschales Demonstrationsverbot, und wir
alle haben die Käfige gesehen. Die Bundeswehr hat sich
mit Spähpanzern und Tornados an der Überwachung und
Einschüchterung von Demonstrantinnen und Demonst-
ranten beteiligt.

Die G-8-Szenen zeigen aber auch, dass es Protest und
Widerstand gegen diese Entwicklung gibt, und das ist
gut so. Zehntausende von Demonstrantinnen und De-
monstranten haben trotz willkürlicher Verbote ihre
Grundrechte wahrgenommen und demonstriert.


(Beifall bei der LINKEN)


Dieser Protest wird von unserer Fraktion ausdrücklich
unterstützt.

Meine Damen und Herren, zwei Drittel des gesamten
Etats für die Innenpolitik, insgesamt 3,3 Milliarden
Euro, fließen in den Bereich Sicherheit.


(Dr. Michael Luther [CDU/CSU]: Das ist richtig!)


2008 sollen es noch einmal 270 Millionen Euro mehr
werden. Schauen wir uns einmal genauer an, was hier ei-
gentlich finanziert wird: Die Trennung von Polizei und
Geheimdiensten ist mit der Einrichtung des Antiterror-
zentrums und der sogenannten Anti-Terror-Datei weitge-
hend aufgehoben worden. Passfotos werden schon ge-
speichert und ab 1. November auch die Fingerabdrücke
von allen, die Reisepässe haben wollen. Die nächsten
Überwachungsmaßnahmen sind schon vorbereitet. Das
Bundeskriminalamt wird zur Geheimpolizei mit weitrei-
chenden Befugnissen


(Sebastian Edathy [SPD]: Das ist aber ein problematischer Begriff, den Sie da anwenden, Frau Kollegin!)


zur Telefonüberwachung, zur Verwanzung von Wohnun-
gen und zur heimlichen Onlinedurchsuchung, die ja
schon Gegenstand dieser Debatte war.

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(C (D Wer an die Beschwichtigung des Innenministers laubt, es gehe ja bloß um zehn Computer im Jahr, der st selbst schuld und meines Erachtens naiv. enn erst die rechtliche Grundlage da ist, werden die echnischen Mittel ausgebaut. Dann drohen immer mehr omputerschnüffeleien. Genauso war es im Übrigen eim Großen Lauschangriff auf Wohnungen, (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Gerade nicht!)


(Beifall bei der LINKEN)


er ja, bevor er vom Bundesverfassungsgericht gestoppt
urde, weidlich ausgeweitet wurde.

An dieser Stelle möchte ich gerne Heribert Prantl zi-
ieren, der vor wenigen Tagen im NZZ Folio die Logik
es Überwachungsstaats folgendermaßen beschrieben
at:

Jeder Einzelne gilt als potentiell verdächtig – so
lange, bis sich durch die Kontroll- und Überwa-
chungsmassnahmen seine Entlastung ergibt.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Finde ich auch!)


it dem Rechtsstaatgedanken, an dem die Linksfraktion
ach wie vor festhält, hat das nichts mehr zu tun. Daran
uss man gerade auch heute, am 11. September, erin-

ern.

Meine Damen und Herren, wie falsch die Gelder an-
elegt wurden – die Kollegin Piltz ist schon darauf ein-
egangen –, die angeblich der Sicherheit dienen sollen,
at der Bundesrechnungshof gerade gerügt. Von
7 Millionen Euro, die voriges Jahr für den Ausbau von
ideoüberwachung bewilligt worden waren, sind erst
00 000 Euro ausgegeben worden,


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 570 000!)


nd zwar nicht, weil die Regierung so sparsam ist, son-
ern weil sie niemals Vorstellungen für konkrete Pro-
ekte entwickelt hatte. Erst wird mit Angstmache Alarm
eschlagen, dann wird dringender Handlungsbedarf be-
auptet, Gelder werden eingefordert, und am Ende stellt
ich heraus, dass die Bundesregierung völlig konzep-
ionslos agiert, so zum Beispiel beim Feldversuch am
auptbahnhof in Mainz, wo mit Videokameras eine au-

omatische Gesichtserkennung erprobt wurde, die sich
ls großer Flop erwiesen hat und damit eine riesige
eldverschwendung darstellt.

Die Linke hat andere Vorstellungen davon, wo Gelder
ingesetzt werden müssten. Letztes Jahr hat die Bundesre-
ierung hier mit der Mehrheit der Koalitionsfraktionen ein
pontanes Programm zur Stärkung der inneren Sicherheit
it einem Volumen von 130 Millionen Euro beschlossen.
ie Linke fordert jetzt ein ähnliches Sofortprogramm, und

war zur Bekämpfung des Rechtsextremismus.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Schäuble, meine Damen und Herren, niemand
ann ernsthaft bestreiten, dass die größte Gefährdung






(A) )



(B) )


Ulla Jelpke
der öffentlichen Sicherheit zurzeit von den Neofaschis-
ten und Rechtsextremisten ausgeht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das sind aber nicht die Einzigen!)


Das hat vor einigen Tagen besonders die rassistische
Hetzjagd in Mügeln gezeigt. Das Beispiel Mügeln hat
auch gezeigt, dass es falsch war, die Verantwortung für
die Projekte gegen Rechts an die Kommunen zu dele-
gieren. Die örtlichen Amtsträger wollen das Problem des
Rechtsextremismus oftmals nicht sehen. Basisinitiati-
ven und Beratungsteams gegen Rechtsextremismus müs-
sen ständig um ihre weitere Finanzierung bangen. Etli-
che Projekte wurden schon eingestellt, weil sie nicht
mehr finanziert werden.

Da läuft doch wirklich etwas falsch. Während Linke
stets mit dem § 129 a StGB bedroht sind und damit rech-
nen müssen, als terroristische Vereinigung zu gelten,
verüben Rechtsextremisten Tausende von rechtsextre-
mistischen Straftaten, ohne dass die Bundesregierung
ernsthafte Gegenmaßnahmen anzubieten hätte.

Die Linke fordert deswegen: Wenn schon 270 Millio-
nen Euro zusätzlich für sogenannte Sicherheitsausgaben
bereitstehen sollen, dann muss dieses Geld voll und ganz
in den Kampf gegen Rechtsextremismus und Rassismus
fließen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die schon vor Jahren vom Bundestag beschlossene un-
abhängige Beobachtungsstelle gegen Rechts muss end-
lich geschaffen werden. Das könnte dazu beitragen, dass
auch Dunkelziffern rechter Gewalt offengelegt würden
und tatsächlich mehr Sicherheit zu erreichen wäre, ins-
besondere was den Schutz der potenziellen Opfer an-
geht.

Noch ein paar Worte zur Integrationspolitik. Die
Sprachkurse für Neuzuwanderer und Flüchtlinge sind
eindeutig unterfinanziert. Notwendig wären eine höhere
Stundenzahl, kleinere Kurse und eine bessere Entloh-
nung des Lehrpersonals. Wir wollen, dass auch soge-
nannte Geduldete und Asylsuchende diese Kurse besu-
chen dürfen. Selbst das von der Bundesregierung in
Auftrag gegebene Rambøll-Gutachten geht von einem
Mehrbedarf von fast 60 Millionen Euro aus. Veran-
schlagt sind aber nur 14 Millionen Euro. Wir sagen hier
ganz klar: Wer Integration zur nationalen Aufgabe er-
klärt, wie das vor allen Dingen die CDU/CSU tut, muss
auch entsprechende Mittel bereitstellen, damit diese In-
tegrationskurse optimal ausgestaltet werden können.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Während die Regierung weiterhin bei der Integration
spart, wird die sogenannte EU-Grenzschutzagentur
Frontex weiter aufgerüstet. Deren Schiffe und Hub-
schrauber sollen Flüchtlinge abschrecken, was in der
Praxis bedeutet, dass noch mehr Menschen gefährdete
Fluchtrouten benutzen müssen. Die Flüchtlingsorganisa-
tion „Pro Asyl“ hat am Tag des Flüchtlings erklärt: Wer
das Sterben vor den Toren Europas wirklich verhindern
möchte, muss sich Gedanken darüber machen, wie

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(C (D lüchtlinge und Migranten gefahrenfrei und legal auf em Territorium der EU ankommen können. Das wäre einer Meinung nach wirklich ein humanitärer Akt. Im vorliegenden Haushaltsentwurf ist von all diesen ingen nichts zu finden. Die Linksfraktion fordert vor llem, die Zusammenlegung von Polizei und Geheimiensten ebenso wie die Inlandseinsätze der Bundeswehr ofort zu stoppen. Streichen Sie die Millionen für Highechüberwachungsanlagen, stoppen Sie den Aufbau des chnüffelstaates, und investieren Sie Gelder in den ampf gegen Rechtsextremismus und für eine humani äre Flüchtlingspolitik! Zuletzt weise ich darauf hin, dass am 22. September ier in Berlin eine Demonstration unter dem Motto Stoppt den Überwachungswahn“ gegen Vorratsdatenpeicherung und den Abbau von Bürgerrechten stattfinet. Wir als Linke werden uns auf jeden Fall an diesen rotesten beteiligen. Danke schön. (Beifall bei der LINKEN – Ralf Göbel [CDU/ CSU]: Viel Vergnügen dabei!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611011000

Ich erteile das Wort Kollegin Silke Stokar, Fraktion

ündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen

ie mich zwei Vorbemerkungen machen. Zunächst gra-
ulieren natürlich auch wir den Frauen der Fußballnatio-
almannschaft, die gestern mit 11 zu 0 hervorragend ge-
en Argentinien gewonnen haben. Das ist eine
ervorragende Leistung, die ganz ohne Doping erreicht
urde und die hier im Hause auch gewürdigt sein soll.


(Beifall)

Meine zweite Bemerkung richtet sich an die parla-

entarische Verantwortung in diesem Haus. Ich vertrete
icht die Auffassung, dass der BKA-Präsident Ziercke
em Parlament über öffentliche Interviews sagen sollte,
as die Polizei braucht. Ich glaube, es ist im demokrati-

chen Rechtsstaat gute Tradition, dass das Parlament
er Polizei auch Grenzen setzt und dass wir bestimmen,
o das Ende der Wunschliste der Polizei ist.


(Beifall des Abg. Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE])


as sollten wir hier nicht durch einige laxe Bemerkun-
en des Innenministers in das Gegenteil umkehren las-
en.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich auch sagen: Gleiches gilt für die
MK. Selbstverständlich haben die Innenminister der
änder das Recht, sich zu versammeln. Selbstverständ-

ich haben sie auch das Recht, den Herrn Bundesinnen-
inister als Gast dazu einzuladen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist gnädig!)







(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn
Gesetzgeber zur Bundesinnenpolitik ist jedoch der
Deutsche Bundestag; Gesetzgeber ist das Parlament und
sonst niemand. Dieses Selbstverständnis sollten zumin-
dest wir hier unten in den Reihen alle miteinander teilen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wo ist der Streit?)


Weiterhin möchte ich eine Frage an Sie, Minister
Schäuble, richten. Wir sind in den Haushaltsberatungen.
Ich frage Sie: Was machen Sie eigentlich mit dem Geld,
das Ihnen das Parlament zur Verfügung stellt? Es ist von-
seiten der Opposition von einigen Rednern angespro-
chen worden: Zum Haushalt 2007 haben Sie ein zusätz-
liches Programm zur Stärkung der inneren Sicherheit
gefordert und es nach den zum Glück vereitelten Koffer-
bombenanschlägen von der Mehrheit des Hauses auch
erhalten. Von diesen 26 Millionen Euro haben Sie nach
einem Bericht des Bundesrechnungshofs lediglich
3,4 Prozent für die Terrorismusbekämpfung ausgegeben.
Für mich ist dieser Vorgang ein Skandal. Für mich ist
dieser Vorgang eine Missachtung des Haushaltsrechts
des Parlaments. So geht das nicht! Der Begriff Terroris-
musbekämpfung wird für Sie zum Sesam-öffne-dich der
Steuerkasse. Anschließend verschwindet das Geld in den
schwarzen Kassen des BMI, und Sie sagen uns nicht,
was Sie mit diesem Geld konkret gemacht haben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Frau Kollegin, erzählen Sie doch nicht so ein dummes Zeug!)


Vor diesem Hintergrund wundert es mich überhaupt
nicht, dass mein Antrag auf Akteneinsicht zur Sicher-
heitszentrale der Bahn seit zwei Monaten im Übrigen
rechtswidrig vom BMI nicht beantwortet wird. Wir wol-
len wissen, wie es um die Videoüberwachung der Bahn-
höfe steht. Wir wollen es nicht länger zulassen, dass der
Bundesinnenminister öffentlich überall mehr Videoüber-
wachung fordert. Wir sind nicht der Auffassung, dass
dies der richtige Weg ist, wenn der Minister dann in sei-
nem Zuständigkeitsbereich der Bahnsicherheit das zur
Verfügung gestellte Geld nicht ausgibt, wofür er eine
Rechtsgrundlage hat. Dort, wo er Verantwortung trägt,
handelt er nicht. Um es ganz deutlich zu sagen: Wir ha-
ben die Schnauze voll von Denkanstößen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Präsident, was passiert mit der Sprache? Da bin ich ja harmlos!)


Wir haben keine Lust mehr auf Ankündigungen im Be-
reich der Innenpolitik. Wir haben auch keine Lust mehr
auf das innenpolitische Theater, das wir seit zwei Jahren
hier verfolgen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir sagen: Sechs Jahre nach den verheerenden An-
schlägen des 11. Septembers ist die Lage viel zu ernst,
als dass wir es uns hier in Deutschland leisten könnten,
dass der Bundesinnenminister im Wochentakt – man
könnte fast sagen: im Stundentakt – eine Forderung in
den Raum stellt. Die Justizministerin sagt dann: Nein,

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(C (D as mache ich nicht. Herr Uhl oder Herr Edathy spielen as ganze Spiel ab und zu noch öffentlich mit. Ihre Bilanz nach zwei Jahren als Innenminister sieht o aus – ich verstehe das ein Stück weit; denn Sie wollen diesen Job nie haben –: Zu Beginn dieser Legislatureriode haben Sie zwei Gesetze, die noch von Rot-Grün uf den Weg gebracht wurden, zu Ende geführt. Seitdem ibt es nichts: keinen Gesetzentwurf, kein Konzept, eine Pläne und keine Umsetzung von Sicherheitsmaßahmen. Das Einzige, was es gibt, sind Hardlinersprüche n der Presse und ein Riesengezänk in der Großen Koaliion. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Was wollen Sie denn haben?)


Lassen Sie mich zu zwei der umstrittenen Projekte et-
as sagen. Wir wollen keine Onlinedurchsuchungen.
err Kollege Uhl, der Unsinn, den Sie dazu gesagt ha-
en, ist eigentlich nur Ausdruck Ihrer Desinformation.
as ist denn schon heute alles möglich? Selbstverständ-

ich kann das BKA im Internet nach Bombenbau-
nleitungen fahnden; selbstverständlich kann der BND
ie E-Mail-Kontakte zwischen Deutschland und Pakis-
an überwachen; selbstverständlich hat das BKA auch
chon heute bei Terrorismusverdacht die Möglichkeit,
ersandte E-Mails zu überwachen. All dies sagen Sie der
evölkerung nicht.


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Reden Sie mal mit Ihrem Herrn Ströbele! Der weiß mehr darüber!)


Herr Schäuble will das Eindringen in private Compu-
er mit einer staatlich entwickelten Spionagesoftware er-
öglichen. Ich lehne diese Maßnahme nicht nur aus ver-

assungsrechtlichen Gründen ab. Ich möchte, dass
undeskanzlerin Merkel auf dem nächsten IT-Kongress
inmal der IT-Wirtschaft erklärt, wie Internetsicherheit
n Deutschland hergestellt werden soll. Ich möchte, dass
ie Bundeskanzlerin erläutert, zu welchem ökonomi-
chen Schaden die Umsetzung von Schäubles Plänen
nach meiner Auffassung führen sie zu Internetgefahr
ade in Germany – führen kann.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Bundesinnenminister Schäuble, Frau Kollegin!)


Wenn Sie mir an diesem Punkt nicht glauben, kann
ch Ihnen nur sagen: Chip, eine der besten deutschen
omputerzeitschriften, forderte auf ihrer Titelseite den
Schäuble-Blocker“. Die Computerzeitschrift Chip be-
chreibt sehr genau die ökonomischen Schäden, die ent-
tehen, wenn der Staat Spionagesoftware entwickelt. Es
st nur eine Frage der Zeit, dass diese Spionagesoftware
uch in kriminellen Händen ist und dass damit zum Bei-
piel Onlinebankkonten leergeräumt werden. Das ganze
orhaben ist Unsinn und kein Beitrag zu mehr Sicher-
eit.

Meine Damen und Herren – ich wende mich insbe-
ondere an die SPD – ich kann Ihre Begeisterung für die
ovelle des BKA-Gesetzes wahrlich nicht nachvollzie-
en. Die Novelle führt zu einer grundlegenden Ände-






(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn
rung der Sicherheitsstruktur in Deutschland, hin zu mehr
Zentralismus. Das BKA wird zukünftig, ohne in Koope-
ration und Kommunikation mit den Landeskriminaläm-
tern treten zu müssen, in eigenem polizeilichen Ermessen,
befreit von der Kontrolle durch die Bundesanwaltschaft,
ermitteln können. Damit werden Wünsche erfüllt, die das
BKA schon in den 70er-Jahren hatte. Um im ganzen
Land agieren zu können, bedarf es nur der Zauberformel
„Terrorismusverdacht“. Vor dem G-8-Gipfel haben wir
gesehen, wie in Deutschland nach wie vor mit dem
Begriff „Terrorismusverdacht“ umgegangen wird. Wir
wollen nicht, dass das BKA sozusagen alleine, ohne
Richterbeschluss, auch nachts, Häuser in Deutschland
durchsuchen kann.

Irgendwer wird mir vielleicht einmal erläutern, was
man mit einem Platzverweis für Terrorverdächtige errei-
chen will. Ich habe erst überlegt, ob ich darüber lachen
soll; aber offensichtlich meinen Sie das ernst.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Ihre Redezeit ist vorbei, Frau Stokar!)


– Nein.

Zu den Themen Integration und Rechtsextremismus
ist hier einiges gesagt worden, auch von der Bundesre-
gierung. Es gab ein großes öffentliches Tamtam, großes
Theater. Es wurde ein nationaler Integrationsgipfel ins
Leben gerufen. Die Ergebnisse der Evaluation der Inte-
grationskurse – Sie haben die Evaluation selbst in Auf-
trag gegeben – werden nicht ernst genommen. Sie setzen
nicht die erforderlichen Mittel ein, um Ihre eigene For-
derung – Zuwanderer sollen Deutsch lernen – in die Tat
umzusetzen. Zum Deutschlernen braucht man Kurse.
Dazu benötigt man ausreichend bezahltes und qualifi-
ziertes Lehrpersonal und eine Kinderbetreuung. Was ma-
chen Sie? Erst kürzen Sie die Haushaltsmittel erheblich;
dann legen Sie wieder etwas drauf. Aber Sie wissen ganz
genau, dass diese Haushaltsmittel nicht ausreichend
sind,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Mittel wachsen doch auf! Sagen Sie das doch mal!)


um vernünftige Integrationskurse, die wir in Deutsch-
land dringend brauchen, zu finanzieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein weiterer Bereich; das Stichwort „Mügeln“ ist schon
gefallen. Sie haben es innerhalb von kürzester Zeit ge-
schafft, die guten Programme gegen Rechtsextremismus,
mit denen eine Struktur der Gegenwehr gerade in den
neuen Bundesländern aufgebaut worden ist, kaputtzuma-
chen. Sie leiten die Gelder in die falschen Hände.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt muss die Zeit aber wirklich abgelaufen sein!)


Sie haben den Begriff „Rechtsextremismus“ aus der
Überschrift dieser Programme gestrichen. Sie unter-
scheiden sich nicht sehr von dem Bürgermeister in Mü-
geln; denn in der Realität meinen Sie es gar nicht ernst
mit der Bekämpfung des Rechtsextremismus.

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(C (D Frau Kollegin, Sie müssen bitte zum Ende kommen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das meint der Präsident ernst!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611011100


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Präsident, ich komme zum Schluss.

Ich möchte zum Schluss eine Bitte an alle Fraktionen
ichten. Wir haben erneut einen Brief von der liberal-jü-
ischen Gemeinde bekommen mit der Bitte, uns im Bun-
estag dafür einzusetzen, dass das Abraham-Geiger-
olleg – es bildet Rabbiner nach der liberal-jüdischen
radition aus – endlich ausreichend aus Bundesmitteln
inanziert wird. Ich bin der Meinung, dass wir fraktions-
bergreifend mit einem Antrag zugunsten dieses Projek-
es in die Haushaltsberatungen eingreifen sollten und da-
ür sorgen sollten, dass dieses Rabbiner-Kolleg mit
undesmitteln anständig finanziert wird.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611011200

Das Wort hat nun Kollege Michael Luther, CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1611011300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Es geht heute um die Einbringung des Haus-
altes des Bundesinnenministers; als Mitglied des Haus-
altsauschusses will ich ein paar Dinge dazu sagen. Der
aushalt hat ein Volumen von 4,85 Milliarden Euro. Das

ind 360 Millionen Euro oder 8 Prozent mehr als 2007.
n dieser Stelle stelle ich fest: Unser Minister Schäuble
at gegenüber dem Finanzminister einen guten Job ge-
acht. Ich habe nicht den Eindruck, dass er seine Arbeit

icht gerne macht.

Der Haushalt – das ist ein wichtiges Signal – weist
eine globale Minderausgabe mehr aus. Es ist für uns als
itglieder des Haushaltsausschusses ausgesprochen
ichtig gewesen, dies zu erreichen. Denn das Damokles-

chwert, das im Laufe des Jahres immer über den einzel-
en Kapiteln hing – das THW wurde angesprochen –,
ird es in Zukunft nicht mehr geben.

Der überdurchschnittliche Zuwachs ist durch die
nnere Sicherheit begründet. Es werden 230 Millionen
uro mehr ausgegeben. Es ist nun einmal so: Das Innen-
inisterium ist das Sicherheitsministerium unseres Lan-

es.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


eshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass dafür das
eiste Geld ausgegeben wird. Ich denke, gerade in Zei-

en der Haushaltskonsolidierung bleibt eine Aufgabe
anz wichtig: dass das Ministerium seine Verantwortung
ür die Sicherheit der Menschen wahrnimmt.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Michael Luther
Dass das notwendig ist, hat gerade die letzte Woche ge-
zeigt, in der drei militante Islamisten festgenommen
worden sind, die, wenn man das nicht gemacht hätte, ei-
nen Anschlag mit ungeahnten Folgen für die Bürger un-
seres Landes hätten ausführen können.

Heute ist ein denkwürdiger Tag: der sechste Jahrestag
des sogenannten 9/11. Damals wurde der Welt gezeigt,
wie Terrorismus funktioniert. Daher ist heute der rich-
tige Zeitpunkt, darüber zu reden. Ich will es ganz klar sa-
gen: Dass es bei uns bislang keine Anschläge wie in
Madrid oder London gegeben hat, kann man vielleicht
unter dem Stichwort „Glück gehabt“ abhaken.


(Dr. Max Stadler [FDP]: Nicht nur!)


Aber das liegt ganz wesentlich auch an unseren Sicher-
heitsbehörden in Deutschland,


(Dr. Max Stadler [FDP]: So ist es!)


die eine gute Arbeit leisten und bislang an der einen oder
anderen Stelle Schlimmeres verhindern konnten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Wenn man Sicherheit als wichtiges Thema erkennt,
dann weiß man, dass es der haushaltsmäßigen Unterset-
zung bedarf. Ich bin Haushälter, und jeder weiß, dass ich
grundsätzlich eher für weniger bin. An dieser Stelle aber
bin ich für die Zurverfügungstellung von Mitteln in aus-
reichender Höhe, gegebenenfalls von mehr. Der Deut-
sche Bundestag sollte nicht Gefahr laufen, sich eines Ta-
ges vorwerfen lassen zu müssen, wir hätten zu wenig für
die Sicherheit der Menschen getan und einen Anschlag,
den man hätte verhindern können, aus finanziellen Grün-
den nicht verhindert.

An dieser Stelle will ich klar sagen: Man darf techno-
logisch nicht stehen bleiben. Die Erfolge, die heute mit
den vorhandenen Mitteln erreicht werden können, kön-
nen morgen nur dann erreicht werden, wenn den Sicher-
heitsbehörden auch die Mittel von morgen zur Verfü-
gung stehen. Wir dürfen technologisch nicht stehen
bleiben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich will noch ein anderes Thema ansprechen. Das
Bundesministerium des Inneren wird seine Immobilien
bis Ende dieses Jahres an die Bundesanstalt für Immobi-
lienaufgaben übergeben. Damit wird das Bundesinnen-
ministerium das erste Ministerium sein, das das ge-
schafft hat. Die Auswirkungen – das will ich an dieser
Stelle klar sagen – sind im Einzelplan noch nicht voll-
ständig etatisiert; das werden wir im Laufe der Haus-
haltsberatungen tun. Mit der Umstrukturierung wurde
ein wichtiges Signal gesetzt: Zukünftig wird das Minis-
terium sehr darauf achten, dass nur die Objekte angemie-
tet bzw. genutzt werden, die tatsächlich benötigt werden.
Man wird darauf achten, nur so viel Miete zu zahlen wie
nötig; schließlich sollen alle Aufgaben des Ministeriums
erfüllt werden können.

Als Haushälter muss ich noch einen Satz zum BOS-
Digitalfunk sagen. Es ist ein großer Erfolg des Bundes-
innenministers, dass es ihm letztendlich gelungen ist, die

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(C (D äden zusammenzuführen und das Projekt auf den Weg u bringen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das war auch sehr schwierig!)


m Haushaltsausschuss und im Plenum des Bundestages
aben wir schon oft darüber geredet. Allerdings kann
rst jetzt gesagt werden – das muss man bedauerlicher-
eise feststellen –, welche finanziellen Mittel für die Er-

üllung dieser Aufgabe notwendig sind. Die mittelfris-
ige Finanzplanung sieht für die nächsten Jahre

omentan 1,1 Milliarden Euro vor. Das ist zu wenig.
is 2021 brauchen wir mehr Geld. In den Haushaltsbera-

ungen werden wir auch darüber reden müssen.

Der Katastrophenschutz ist hier schon mehrfach an-
esprochen worden. Auch ich will etwas dazu sagen.
er Bund hat die erforderlichen Einsatzfahrzeuge für die
euerwehren vor Ort jahrelang finanziert. Im Rahmen
er Föderalismusreform wurde klar geregelt, welche
ufgaben Bund und Länder wahrzunehmen haben. Die
änder haben diesbezüglich jetzt eine größere Verant-
ortung. Der Bund hat in diesem Zusammenhang aber
das sage ich ganz klar, und diesbezüglich bin ich mit
einer Fraktion einer Meinung – eine Koordinierungs-

unktion wahrzunehmen, damit die Einheitlichkeit des
atastrophenschutzes gewährleistet werden kann.

Das Ergebnis der Verhandlungen über ein angepasstes
atastrophenschutzkonzept von Bund und Ländern ist
einer Ansicht nach interessant. Der Bund zahlt nun-
ehr zwei Drittel und die Länder ein Drittel. Mit Ver-

aub: Ich hätte mir das auch andersherum vorstellen kön-
en. Ich halte das aber für einen Erfolg; denn die Länder
eteiligen sich jetzt immerhin zu einem Drittel an dieser
ufgabe. Auch das ist ein Erfolg der Verhandlungen von
errn Schäuble. An dieser Stelle möchte ich ihm meinen
erzlichen Dank dafür aussprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


In den letzten Haushaltsberatungen haben wir oft über
as Thema Integration geredet.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Oh ja! Frau Kollegin Hagedorn!)


ir haben gesagt, dass wir die notwendigen Mittel zur
erfügung stellen müssen. Es gab den Integrationsgipfel,
er auch im Haushalt 2008 eingeplant ist. Gleichwohl
uss ich sagen, dass mich das Ergebnis überrascht hat.
s gibt zwar ein Mehr, aber nur ein Mehr von
0 Prozent. Auf der anderen Seite zeigt das aber, dass
ir die benötigten Mittel zur Verfügung gestellt haben.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tolle Rechnung! Zwei Drittel streichen, ein Drittel zurück, und das ist mehr!)


Gleichwohl sage ich, dass ich mich mit diesem
hema noch nicht ausreichend beschäftigt habe. Wir
erden das im Rahmen der Haushaltsberatungen noch

un. Wir müssen dieses Thema noch einmal anpacken;
enn die Sprachförderung bleibt für die Union ein wich-
iges Thema.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Michael Luther
Lassen Sie mich einen letzten Satz zur Sportförderung
sagen: 17,3 Millionen Euro mehr sind ein gutes Signal
an den Spitzensport. Gerade im Bereich der Sommer-
sportarten müssen wir mehr Mittel zur Verfügung stel-
len. Ich denke, der Haushalt 2008 ist ein gutes Signal für
unsere Athleten, die Deutschland im nächsten Jahr bei
den Olympischen Spielen in Peking vertreten werden.

Wir haben in den Haushaltsberatungen viel vor uns.
Packen wir es an!

Schönen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611011400

Ich erteile das Wort Kollegen Max Stadler, FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1611011500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Ich möchte einen Gedanken von Minister Schäuble
aufgreifen. Herr Minister, Sie haben gesagt: Wir können
auf die Arbeit unserer Sicherheitsbehörden vertrauen.
Der Meinung sind wir als FDP auch.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir kontrollieren sie auch!)


Der Fahndungserfolg der letzten Woche war ein Beleg
für die gute Arbeit der Sicherheitsbehörden.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)


Aber die Sicherheitsbehörden brauchen dafür auch das
Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger. Durch die Politik
der letzten Monate mit einem unangebrachten Stakkato
von unausgegorenen Verschärfungsvorschlägen wurde
gerade dieses Vertrauen gestört.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will versuchen, Ihnen an einem Beispiel deutlich
zu machen, welche Fehlentwicklung die Innenpolitik
hier nimmt. Sie sagten heute in Ihrer Rede hier und auch
zuvor im Morgenmagazin, die umstrittene Online-
durchsuchung sei eine Maßnahme, die in nur ganz we-
nigen Fällen im Jahr in Betracht komme. Das glaubt
nach den Erfahrungen, die die Bürgerinnen und Bürger
mit der Innenpolitik machen mussten, niemand.

Ich nenne folgende Beispiele:

Dieser Bundestag hat einmütig beschlossen, dass wir
keine Speicherung der Telekommunikationsdaten, der
Daten von Millionen unverdächtiger Bürgerinnen und
Bürger, auf Vorrat haben wollen. Die Bundesregierung
beschließt auf EU-Ebene genau das Gegenteil mit.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Aber erst, nachdem der Bundestag gefragt wurde!)


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(C (D Erinnern wir uns an den Onlinezugriff auf Bankdaten. ieser Onlinezugriff war ursprünglich zur Bekämpfung er organisierten Kriminalität geplant. Er kann heute ede Bürgerin und jeden Bürger treffen. as ist die Entwicklung. Herr Minister Schäuble, Sie persönlich waren es, der ei dem Thema Mautdaten in gleicher Weise agierte. ieser Bundestag hat bei Einführung der Lkw-Maut ein timmig beschlossen, dass die dabei erhobenen Daten ur für Abrechnungszwecke verwendet werden sollen. ie CDU/CSU hat übrigens besonderen Wert auf diesen assus im Gesetz gelegt. Als ein schlimmes Verbrechen n einer Autobahnraststätte geschah, haben Sie, Herr inister Schäuble, als einer der Ersten verlangt, dass die aten selbstverständlich auch für polizeiliche Zwecke ur Verfügung stehen. ch will gar nicht darüber diskutieren, ob es richtig oder alsch ist. Mir geht es darum, dass hier von der Bundesegierung, aber auch von der Mehrheit im Parlament imer wieder versprochen wird, dass eine bestimmte Maß ahme die Ausnahme bleibt. Am Ende wird diese usnahme dann immer weiter ausgeweitet, und ganz am chluss ist es eine Standardmaßnahme. Das ist die Reali ät, auf die wir uns einstellen müssen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Jan Korte [DIE LINKE])


(Zuruf von der FDP: Sehr richtig!)


(Zuruf von der CDU/CSU: Welche denn?)


Wem das noch nicht genügt, der möge einen Blick in
100 a Strafprozessordnung werfen, der die Telefon-

berwachung regelt. Damit hat man im Jahr 1968 begon-
en; bezüglich vier schwerer Delikte war Telefonüber-
achung zulässig. Ich habe jetzt einmal in diesem

llenlangen Paragrafen die möglichen Delikte gezählt.
ei 90 Delikten habe ich aufgehört, zu zählen. So ist das
usgeweitet worden.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das sind alles schwere Straftaten!)


Herr Minister Schäuble, daher besteht unser Miss-
rauen. Sie sagen: Regt euch nicht auf, ein Eingriff in die
rivatsphäre ja, aber für wenige Fälle im Jahr. Später
erden immer mehr Fälle dazukommen; es wird immer
ehr ausgeweitet. Der hessische Datenschutzbeauf-

ragte, ein angesehener Professor für öffentliches Recht,
ichael Ronellenfitsch – installiert von der Regierung
och –, hat davor gewarnt, indem er in einer Fachzeit-

chrift schrieb:

Sind Zugriffsmöglichkeiten einmal geschaffen, ver-
selbständigen sie sich leicht gegenüber ihrem ur-
sprünglichen Zweck.

Dagegen müssen wir als Opposition angehen.

Herr Minister, Sie haben heute – das sei zugestan-
en – eine relativ moderate Rede gehalten.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das macht er immer!)







(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler
Aber es ist noch nicht sehr lange her – deswegen muss
man hier im Hohen Haus nach der Sommerpause daran
erinnern –, dass Sie Interviews gegeben haben, wie etwa
im Spiegel, die – ich sage das einmal vorsichtig – grenz-
wertig waren: mit der Relativierung der Unschuldsver-
mutung, mit dem Aufwerfen der Frage der gezielten
Tötung von Terrorverdächtigen und anderem.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das ist falsch! Sie können nicht lesen!)


Minister Schäuble hat sich darauf berufen, er habe Fra-
gen aufgeworfen und das dürfe man doch wohl noch.
Wir sagen: Das reicht uns nicht. Von einem Verfassungs-
minister erwarten wir Antworten,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


und zwar Antworten, die Freiheit und Sicherheit mit-
einander verknüpfen. Diese Antworten von Ihnen ver-
missen wir.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611011600

Ich erteile das Wort Kollegin Gabriele Fograscher,

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gabriele Fograscher (SPD):
Rede ID: ID1611011700

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Heute ist der 11. September; das ist schon mehrfach er-
wähnt worden. Ich denke, dieses Datum hat in der heu-
tigen innenpolitischen Debatte eine besondere Bedeu-
tung. Die damalige rot-grüne Bundesregierung hat nach
dem 11. September 2001 reagiert. Sie hat umfassende
Sicherheitspakete beschlossen, die den Sicherheitsbe-
hörden ein effektives Instrumentarium an die Hand ge-
geben haben. Dass die geplanten Anschläge in der letz-
ten Woche vereitelt werden konnten, hat gezeigt: Die
Sicherheitspakete haben sich bewährt.

Herr Minister Schäuble, Sie haben zu Recht hervorge-
hoben, dass die gute Zusammenarbeit zwischen den
Länder- und Bundesbehörden für den Fahndungserfolg
ausschlaggebend war. Das kam nicht von selbst, sondern
es mussten zuerst Strukturen geschaffen werden. Dieser
Erfolg ist das Ergebnis des Zusammenführens dieser Be-
hörden im gemeinsamen Terrorabwehrzentrum.

Maßstab war und ist für uns, dass es auch in Zukunft
eine Balance zwischen den Sicherheitsanforderungen
und den individuellen Bürgerrechten, die unsere Demo-
kratie ausmachen, geben muss. Dies gilt vor allen Din-
gen dann, wenn neue Instrumente geschaffen werden
sollen.

Hinter dem Schlagwort „Onlinedurchsuchung“ ver-
bergen sich ganz erhebliche rechtliche und technische
Probleme, für deren Klärung wir uns die nötige Zeit neh-
men müssen; wir werden sie uns auch nehmen.

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(C (D Ganz sicher kein Beitrag zur Stärkung der inneren icherheit war der Vorschlag, das Alter für den Erwerb roßkalibriger Waffen von 21 auf 18 Jahre herabzuseten. Es ist gut, dass dieser Vorschlag schnell zurückgeogen wurde. Zum Haushalt. Das Volumen dieses Haushalts nimmt m kommenden Haushaltsjahr um gut 8,2 Prozent zu. mso unverständlicher ist, warum es in einigen für uns ichtigen Bereichen zu Kürzungen oder Umschichtunen kommt; der Kollege Fritz Rudolf Körper hat dies im inblick auf BKA und Bundespolizei bereits angespro hen, der Kollege Sebastian Edathy wird beim Thema ntegration darauf eingehen. Ich will noch etwas zum Katastrophenschutz sagen. m Haushaltsentwurf sind dafür ohne gesetzliche und onzeptionelle Grundlage weitere 30 Millionen Euro ingeplant. Allerdings wird das THW, das in originärer uständigkeit des Bundes ist, bei der Erwirtschaftung er globalen Minderausgabe überproportional, nämlich n einem Umfang von 7,3 Millionen Euro, herangezoen. Ich darf daran erinnern, dass es die Länder in den eratungen der Föderalismuskommission bislang abge ehnt haben, dem Bund mehr Kompetenzen bei der Beältigung überregionaler Katastrophen zu übertragen. arum also kommt es in diesem Bereich zu einer Auf tockung, beim THW dagegen zu einer Kürzung? Ich unterstreiche ganz ausdrücklich das, was Sie, Herr inister, zum THW sowie zu seiner Struktur des Ehren mtes und des Hauptamtes gesagt haben. Hervorheben öchte ich die Jugendarbeit, die vom THW geleistet ird. Die Sommercamps sind schon angesprochen woren. Das THW ist für Jugendliche aufgrund der Kombiation von Engagement und Umgang mit Technik attrakiv. Es bietet sinnvolle Freizeitbeschäftigungen an. Dort ntwickeln sich Freundschaften, es wird gesellschaftlihes Engagement betrieben, und die Zivilcourage wird estärkt. Damit leistet das THW einen Beitrag gegen xtremismus, insbesondere gegen Rechtsextremismus. eshalb ist die Kürzung in diesem Bereich wirklich unerständlich. Ebenfalls einen Beitrag zur Bekämpfung von Extreismus bzw. Rechtsextremismus leistet das im Jahr 2000 egründete „Bündnis für Demokratie und Toleranz – egen Extremismus und Gewalt“. Mehr als 1 000 Oranisationen und Initiativen haben sich unter dem Dach ieses Bündnisses zusammengeschlossen. Damit engaieren sie sich für Demokratie und Toleranz. Mitglieder ller Bundestagsfraktionen sind in seinem Beirat vertreen. Im letzten Jahr konnten wir auch auf Drängen der PD-Haushälter erreichen, dass der Haushalt für das ündnis auf 1 Million Euro aufgestockt worden ist. Im ntwurf des Haushalts 2008 sind die Mittel für das ündnis wieder auf 700 000 Euro gekürzt worden; dies ntspricht einer Kürzung um 30 Prozent, was für uns benfalls unverständlich ist. Für mich und meine Frakion steht außer Frage, dass das Bündnis gute und notendige Arbeit leistet und personell und finanziell ge tärkt werden muss. Wir dürfen in unserer Beratungs Gabriele Fograscher und Aufklärungsarbeit nicht nachlassen. Im Gegenteil: Wir müssen unsere Arbeit verstärken. Hinsichtlich der Kritik an den Programmen, die im Familienministerium angesiedelt sind, kann ich Ihre Auffassung in Teilen sicherlich bestätigen. Wir haben immer davor gewarnt, allein den Kommunen das Antragsrecht zu überlassen. Aber die Programme jetzt in Bausch und Bogen zu verdammen, Frau Stokar, wird ihnen nicht gerecht. Wir haben erreicht, dass die Mittel für die mobile Krisenintervention um 5 Millionen Euro heraufgesetzt wurden, und müssen diesen Teil des Programms zum Laufen bringen. Dann wird es auch Wirkung zeigen. (Beifall bei der SPD – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Programme sind gut, aber die Richtlinien sind schlecht!)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


– Wir schauen durchaus auf die Umsetzung.

Auch die Bundeszentrale für politische Bildung steht
wieder vor Mittelkürzungen. Laut Entwurf soll sie
133 000 Euro weniger erhalten. Auch dies werden wir
nicht hinnehmen.


(Beifall des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])


Wenn wir Jugendliche und junge Menschen nicht in die
Fänge von Rechtsextremisten geraten lassen wollen,
müssen wir die Werte unserer Demokratie besser vermit-
teln. Für diese Aufgabe ist die Bundeszentrale ganz si-
cher eine wichtige Institution. Allerdings sind politische
Bildung und die Bekämpfung von Extremismus – vor al-
lem des Rechtsextremismus – nicht alleinige Aufgabe
des Bundes. Hier brauchen wir auch mehr Engagement
von Ländern und Kommunen; diesbezüglich vermisse
ich eine deutliche Aufforderung des Bundesinnenminis-
ters.

Zum Sport ist heute schon einiges gesagt worden.
Wir unterstützen die Mittelaufstockung für den Sport.
Wir müssen wettbewerbs- und konkurrenzfähig sein, um
bei den Olympischen Spielen und bei der Leichtathletik-
WM, die 2009 in Berlin stattfinden wird, mithalten zu
können. Ein besonderes Anliegen ist uns die Unterstüt-
zung des Behindertensports. Leider führen wir zum
Thema Spitzensport und Doping erneut eine Diskussion.
Die Aufgabe der Nationalen Anti-Doping-Agentur ist es,
Doping im Sport zu unterbinden. Der Bund kommt hier
seinen Verpflichtungen nach; aber die zugesagten Mittel
der Sponsoren, des organisierten Sports und der Länder
sind noch nicht in der Weise eingetroffen, wie wir es uns
wünschen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Haushaltsrecht
ist ein Parlamentsrecht. Deshalb bin ich mir sicher, dass
wir einige Schieflagen, die im Entwurf des Haushalts
enthalten sind, in den anstehenden Beratungen noch kor-
rigieren können.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordenten der CDU/CSU)


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(C (D Ich erteile Kollegen Hans-Peter Uhl, CDU/CSU raktion, das Wort. Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und ollegen! Als vor sechs Jahren die schrecklichen Anchläge in New York stattfanden, war das noch weit eg. Seit letzter Woche wissen wir, dass die Bedrohung urch den internationalen Terrorismus in Deutschland anz konkret ist. (Dr. Max Stadler [FDP]: Seit einem Jahr! – Gisela Piltz [FDP]: Das wussten wir schon vorher!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611011800

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1611011900

Der Unterschied zwischen den Kofferbomben-Atten-
ätern und den Tätern, die jetzt festgenommen worden
ind, ist der, dass Letztere hochprofessionell und hoch-
onspirativ tätig waren. Wir wissen, dass sie in Pakistan
usgebildet wurden und dass sie ihre Befehle aus Pakis-
an erhielten. Sie haben ihre Anleitungen zum Bomben-
au aus dem Internet bezogen und sich daran lehrbuch-
äßig gehalten. Sie wurden angewiesen, zum heutigen

ahrestag ihr schreckliches Handwerk in Deutschland
uszuüben. Aber wir wissen auch, dass nur drei festge-
ommen wurden und es eine ganze Reihe von Gefähr-
ern gibt, die in Deutschland noch unter uns sind und die
atürlich den Auftrag haben, in allernächster Zeit den
erhinderten Anschlag in Deutschland nachzuholen.

Wir werden uns im Innenausschuss noch in dieser
oche von den Fachleuten, Frau Stokar, genau erklären

assen müssen, was technisch benötigt wird, um diese
efahren zu erkennen und die notwendigen Maßnahmen

u ergreifen. Wir werden – das ist unsere Aufgabe – die
echtlichen und die finanziellen Möglichkeiten schaffen,
amit wir gewappnet sind. Es wird ein Wettlauf mit die-
en hoch konspirativen, technisch versierten Leuten,
err Stadler. Wir dürfen nicht den Kürzeren ziehen. Das
eißt, die FDP wird sich entscheiden müssen: Wird Ihre
orge davor, dass der Staat die Onlinedurchsuchung oder
ndere Fahndungsmaßnahmen missbräuchlich anwen-
et, größer sein? Werden Sie dafür sein, dass das Internet
ür Terroristen ein rechtsfreier Raum zur Vorbereitung
hrer Aktivitäten bleibt? Sie müssen sich entscheiden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unsinn! Dumme Propaganda!)


as ist Ihnen wichtiger? Wollen Sie Angst schüren vor
bereifrigen Beamten und damit den Terroristen das
andwerk erleichtern?


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Propaganda, nichts anderes!)


Rufen Sie nicht so laut dazwischen, Frau Stokar!






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Uhl

(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kennen Sie das Artikel-10-Gesetz?)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611012000

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Ströbele?


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1611012100

Auf den komme ich gerade zu sprechen; dann soll er

die Zwischenfrage stellen.

Frau Kollegin Stokar, fragen Sie bitte einmal Herrn
Ströbele, ob er, als er in dem zuständigen Gremium mit
dem Gedanken und der politischen Absicht konfrontiert
wurde,


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darüber redet er nicht! Das ist geheim!)


die Onlinedurchsuchung in Kraft treten zu lassen, dazu
etwas gesagt hat oder ob er geschwiegen hat.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist geheim!)


Sollte er antworten: „Ich habe geschwiegen“, dann fra-
gen Sie sofort weiter: War dir, Kollege Ströbele, be-
wusst, dass du durch Schweigen der Onlinedurchsu-
chung zustimmst?


(Lachen des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass in der
rot-grünen Regierungszeit die Grünen durch Schweigen
der Onlinedurchsuchung zugestimmt haben?


(Beifall bei der CDU/CSU – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch! – Klaus Uwe Benneter [SPD]: War das denn das Thema, oder wie?)


Jetzt kann Herr Ströbele seine Frage stellen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611012200

Kollege Ströbele, bitte.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Uhl, kann es sein, dass Sie von PC- und
Internetnutzung noch weniger verstehen als ich –


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kann sein, ist aber auch schwer!)



Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1611012300

Ich weiß nicht, was Sie davon verstehen.

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(C (D Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

– und dass Sie deshalb vorhin nicht verstanden haben,

as die Kollegin Stokar auch Ihnen mitzuteilen versucht
at: dass es selbstverständlich schon heute, wenn die ge-
etzlichen Voraussetzungen vorliegen, möglich ist, die
nternetverbindungen, die Sie eingehen – vielleicht,
enn Ihnen jemand hilft – oder die ich eingehe, mitzu-
ekommen?


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zufällig habe ich das Artikel-10Gesetz mit behandelt!)


aben Sie das nicht verstanden, oder wollen Sie das
icht verstehen? Oder warum behaupten Sie, dass der In-
ernetverkehr für den Staat nicht tabu sein darf?


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Hat er doch nicht gesagt! – Gegenruf des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es hieß: „rechtsfreier Raum“!)



Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1611012400

Herr Kollege Ströbele, schon in dem einschlägigen

remium, aus dem ich vorhin nicht berichtet habe,


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von dem Sie berichtet haben! – Fritz Rudolf Körper [SPD]: Sehr grenzwertig!)


ber auf das ich zu sprechen kam, habe ich verstanden,
ass wir beide von der Technik der IT-Kommunikation
iemlich wenig verstehen.


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Sie verstehen wenig davon!)


ber wir beide haben so viel verstanden, dass es dabei
weierlei Dinge zu trennen gilt: Es geht zum einen um
ommunikation per Internet und zum anderen um den
ugriff auf, wenn Sie so wollen, geronnene, auf der
estplatte fixierte, stattgefunden habende Kommunika-

ion oder nicht einmal dies. Das habe ich verstanden und
ie, glaube ich, auch.


(Zuruf von der CDU/CSU: Hat er nicht!)


Jetzt geht es darum, dass Sie damals möglicherweise
eswegen geschwiegen haben – ich weiß es ja nicht –,
eil Sie nicht verstanden haben, dass man den Zugriff

uf die Festplatte rechtlich möglich machen wollte,


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Das Problem ist, Sie verstehen es heute noch nicht!)


nd somit zugestimmt haben.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unsinn!)


Die Grünen haben zugestimmt, Frau Stokar.

Ist das die ausreichende Antwort auf das Thema?


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie soll er sich denn dazu äußern? Das ist doch geheim! – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Herr Präsident, so geht es Dr. Hans-Peter Uhl nicht: dass er aus einem geheimen Gremium berichtet und hier Fragen stellt, die andere nicht beantworten können!)





(A) )


(B) )


– Herr Präsident, läuft die Zeit weiter?


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611012500

Sie können weiterreden.


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1611012600

Bei mir läuft die Zeit weiter und Herr Ströbele sitzt,

gut.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611012700

Nicht Herr Ströbele befindet über Ihre Redezeit.


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1611012800

Lassen Sie mich wieder ernst werden. Es ist schwer

zu ertragen, wenn hier von einer Hopplahopp-Gesetzge-
bung, neuen Erkenntnissen und neuen technischen und
rechtlichen Fragen die Rede ist. Ich möchte daran erin-
nern, dass vor dreieinhalb Jahren die Anschläge auf die
Vorortzüge in Madrid stattgefunden haben. Unmittelbar
danach hat der damalige Bundesinnenminister Schily
– übrigens zu Recht – gefordert, dass die Internetkom-
munikation und alles, was damit zusammenhängt – bis
hin zur Festplatte, Herr Ströbele – durchsucht werden
können.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unsinn!)


Daraufhin wurden alle rechtlichen und technischen Fra-
gen in diesem Zusammenhang von Grund auf geprüft. In
einem langen Gutachten wurde abschließend festgestellt,
dass die Durchsuchung technisch möglich und rechtlich
zulässig ist.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611012900

Herr Kollege, gestatten Sie eine weitere Zwischen-

frage der Kollegin Stokar?


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1611013000

Wenn es sein muss, Frau Stokar.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Uhl, Sie sind auch Mitglied im Innen-
ausschuss des Bundestages. Über den anderen Aus-
schuss dürfen wir hier nicht reden – das wissen Sie sehr
genau –; denn er ist zur Geheimhaltung verpflichtet.
Über den Innenausschuss des Bundestages dürfen wir
aber sicherlich reden.

Ich frage Sie: Können Sie sich daran erinnern, dass
wir und auch andere Mitglieder der Opposition vor der
Sommerpause dreimal schriftlich beantragt haben, dass
der damals zuständige Staatssekretär, Herr Diwell, im
Innenausschuss erläutern möge, was es mit seinem omi-
nösen Erlass bzw. seiner Richtlinie auf sich hat, die bis
heute keiner – wahrscheinlich auch Herr Staatssekretär
Diwell selber nicht – versteht. Auf jeden Fall gibt es wi-

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(C (D ersprüchliche Aussagen des Staatssekretärs und zum eispiel der Geheimdienste. Sie haben als Abgeordneter und mit der Mehrheit der roßen Koalition dreimal hintereinander verhindert, ass Herr Diwell die Fragen der Opposition beantwortet. Frau Kollegin, Sie müssen zur Frage kommen. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)


(Zuruf von der CDU/CSU: Das stimmt nicht!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611013100
Ich frage Sie, ob Sie sich daran erinnern und das be-

tätigen können. Stattdessen stellen Sie in der Öffent-
ichkeit erneut die falsche Behauptung auf, die Grünen
ätten einer Onlinedurchsuchung zugestimmt. Stimmen
ie mir zu, dass das Propaganda ist –


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Billige Propaganda!)


billige Propaganda –


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611013200

Frau Kollegin, die Frage ist gestellt.


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

– und dass Ihr Verhalten im Innenausschuss bzw. die

erhinderung, der Wahrheit näher zu kommen, ein
chlechter politischer Stil ist?

Danke.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611013300

Herr Kollege, gestatten Sie gleich noch eine zweite

wischenfrage der Kollegin Hagedorn? Dann können
ie zusammenhängend antworten. Das verlängert Ihre
edezeit ohnehin. – Bitte.


Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1611013400

Herr Kollege Uhl, Sie haben es eingangs so darge-

tellt, als sei es vor allen Dingen Aufgabe der politischen
arteien und der Fraktionen, beim Thema Onlinedurch-
uchung in die Puschen zu kommen. Geben Sie mir
echt, dass in Wahrheit die Onlinedurchsuchungen und
ie notwendigen Ausgaben für Forschung und Entwick-
ung schon Bestandteile des Sicherheitspaketes für den
aushalt 2007 gewesen sind, über den hier schon mehr-

ach gesprochen worden ist? Geben Sie mir recht, dass
ei den Beratungen über dieses Sicherheitspaket die Ver-
assungskonformität dieser Haushaltsansätze kritisch
iskutiert und hinterfragt worden ist,


(Gisela Piltz [FDP]: Nein! Nicht von Ihnen! Kein einziges Mal!)


ass das Innenministerium Unterlagen dazu vorgelegt
at und wir als Koalitionsfraktion auf diese Angaben
ertraut haben und dass die Tatsache, dass Gelder bisher
icht ausgegeben worden sind, nur mit dem Urteil des
undesgerichtshofs vom Februar zu tun hat? Es hat






(A) )



(B) )


Bettina Hagedorn
nichts mit den Parlamentariern und den Fraktionen zu
tun. Geben Sie mir auch recht, dass die Behebung nur
möglich ist, wenn ein mehrheitsfähiger Gesetzentwurf
vorgelegt wird, was Sache des Ministers ist? Stimmen
Sie mir darin zu?


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1611013500

Frau Kollegin Hagedorn, Frau Kollegin Stokar, ich

gebe Ihnen nur sehr begrenzt recht bei dem, was Sie ge-
fragt haben. Zunächst komme ich zu Herrn Lutz Diwell,
der mehrfach erwähnt wurde. Es ist richtig, dass Sie sich
darum bemüht haben, dass er im Innenausschuss erläu-
tern möge, was er damals gesagt und getan hat. Das ist
ein legitimes Ansinnen. Auch ich habe mir diese Frage
bis heute schon öfter gestellt.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist schon eine Gemeinsamkeit!)


Frau Kollegin Stokar, es ist richtig, dass ich im Innen-
ausschuss in der Tat dreimal mitgestimmt habe, als es
darum ging, dass Herr Kollege Lutz Diwell nicht kom-
men wollte, und zwar mit wechselnden Begründungen.
Aber es gibt in der Koalition eine Art kollektive Solida-
rität mit Menschen, die in Bedrängnis geraten sind.


(Lachen bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die kollektive Solidarität war die Vertuschung der Wahrheit!)


Allein dieses samariterhafte Verhalten hat mein Handeln
geprägt. Ich bleibe dabei, dass Sie den Antrag stellen
sollten, dass sich der Kollege äußern möge. Ich weiß
nicht, wie das Ganze enden wird. Aber irgendwann wird
er sicherlich sagen, was er damals gedacht und getan hat
und warum er heute möglicherweise andere Briefe
schreibt. Ich weiß es jedenfalls nicht. Ich kann Ihnen
nicht helfen.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lassen Sie ihn doch im Innenausschuss reden!)


Frau Kollegin Hagedorn, Sie haben die finanziellen
Mittel für Forschung und Entwicklung im Zusammen-
hang mit der Internetüberwachung und -kontrolle ange-
sprochen. Das ist nicht Kern des Themas. Was Sie gesagt
haben, ist zwar alles richtig. Aber es geht um die bis zum
Überdruss gestellten Fragen, ob es technisch möglich ist,
ob es rechtlich zulässig ist und was wir überhaupt ma-
chen sollen. Diese Fragen hat Herr Bundesinnenminister
Schily vor dreieinhalb Jahren gestellt. Sie wurden durch
sein Haus mit Ja beantwortet. Es ist technisch möglich
und rechtlich zulässig. Man schritt daraufhin zur Tat


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Außer Herrn Schily wusste das keiner!)


und hat die Onlinedurchsuchung eingeführt. Auf welche
Weise, in welchem Gremium und mit welcher Begrün-

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(C (D ung, dazu habe ich aus gutem Grund nichts gesagt. Das st die Antwort auf Ihre Frage. Ich möchte noch gerne auf andere Themen zu sprehen kommen, obwohl es sehr wichtig war, dass einmal esagt wurde, wie mit dem Thema Onlinedurchsuchung n den letzten dreieinhalb Jahren während der rot-grünen egierungszeit umgegangen wurde. Herr Kollege, Sie provozieren viele Zwischenfragen. etzt will der Kollege Fritz Rudolf Körper Sie etwas fraen. Gestatten Sie diese Zwischenfrage? Ja, bitte. (Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die kollektive Solidarität wird gefordert!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611013600
Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1611013700


Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1611013800

Herr Kollege Uhl, Sie machen es einem schwer, weil

ie aus einem Gremium berichten, –


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1611013900

Eben nicht.


Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1611014000

– aus dem Sie in dieser Form und Konkretion nicht

erichten dürften, insbesondere was den Kollegen
tröbele anbelangt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


ch stelle Ihnen die Frage, ob Sie diese Verfahrensweise
ür kollegial und korrekt halten. Ich halte sie jedenfalls
ür nicht kollegial und korrekt.

Ich will Ihnen noch eine andere Frage stellen. Ist es
ichtig, dass der von Ihnen erwähnte Erlass, basierend
uf § 8 des Bundesverfassungsschutzgesetzes, nur eine
inzige Anwendung gefunden hat, und zwar im Jahre
006? Soviel ich weiß, hat die SPD damals nicht den In-
enminister gestellt.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gab auch kein Rot-Grün!)



Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1611014100

Herr Kollege Körper, Sie müssen schon stehen blei-

en. Sonst läuft meine Uhr weiter.

Zu Ihrer ersten Frage: Ich habe nicht aus dem Gre-
ium berichtet, sondern Frau Stokar geraten, einmal
errn Ströbele zu fragen, ob er in einem einschlägigen
remium geschwiegen habe.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


ch habe ihr einen Rat gegeben, wen sie befragen soll.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine Aufforderung zum Dr. Hans-Peter Uhl Geheimnisverrat! – Fritz Rudolf Körper [SPD]: Das ist nicht korrekt!)





(A) )


(B) )


– Regen Sie sich doch nicht so auf!

Ich habe des Weiteren gesagt: Wenn er sagt, er habe
geschwiegen, solle sie ihn fragen, ob er sich bewusst ge-
wesen sei, dass er der Onlinedurchsuchung zugestimmt
habe. Das war meine Rede. Ich weiß, was ich sage.


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Entschuldigung, Sie haben unterstellt, dass er in dieser Situation geschwiegen hat!)


Nun zu Ihrer zweiten Frage: Sie haben etwas gesagt,
was ich weder bestätigen noch verneinen kann, nämlich
dass von dem damals eingeführten Instrument der
Onlinedurchsuchung einmal Gebrauch gemacht worden
sei. Das haben Sie gesagt, nicht ich.

Dies sei in einem Zusammenhang geschehen, als Herr
Schily – das sagen Sie –, der die Onlinedurchsuchung
eingeführt hat – das sage ich –, nicht mehr im Amt ge-
wesen sei. Das stimmt doch?


(Heiterkeit im ganzen Hause)


Das konnte aber doch nur geschehen, nachdem Herr
Schily die Onlinedurchsuchung mit Ihrer Unterstützung,
Herr Kollege Körper, eingeführt hat. Habe ich recht? –
Danke.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war kollektive Solidarität! – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Kommen Sie zum Schluss!)


Quod erat demonstrandum, was zu beweisen war, Herr
Körper. Darum ging es mir in meiner Rede.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war jetzt Politik in Deutschland! Toll!)


Jetzt komme ich noch auf etwas anderes zu sprechen:
home-grown terrorism. Der Umstand, dass der Terror für
jeden erkennbar bei uns angekommen ist, zeigt auch,
dass es höchste Zeit war, das zu tun, was Innenminister
Schäuble mit großer Energie und großem Erfolg begon-
nen hat, nämlich die Islamkonferenz einzuberufen. Die
Islamkonferenz ist der Beginn eines dringend nötigen
Dialogs mit dem Islam, um zu klären, welche Werte in
unserer Gesellschaft gelten und welche Position der Is-
lam auch in Bezug auf Terror und Sicherheitsgefährdun-
gen einnehmen muss. Diese Islamkonferenz hat mehr-
fach stattgefunden und muss fortgeführt werden. Das ist
ein Erfolg dieser Koalition.

Die Gewaltbereitschaft und die Radikalisierungsten-
denzen bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund neh-
men zu. Das wissen wir seit vielen Jahren. Wir müssen
heute zugeben – ich glaube, darin sind wir uns einig –,
dass das auch das Ergebnis einer jahrzehntelang ver-
säumten konsequenten Integrationspolitik ist.


(Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Fassen Sie sich an die eigene Nase!)


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(C (D etzt haben wir mit den Zuwanderungsgesetzen und mit er Integrationspolitik ernst gemacht. Wir haben gesagt: ntegration heißt nicht nur Fördern, sondern auch Forern. Wer der Forderung nicht nachkommt, kann Sankionen zu spüren bekommen. Ich halte das für sehr wichig. Das wird uns weiterbringen. Nur, wir lernen dabei: rnst genommene Integration – das ist vielleicht auch er Grund, warum jahrzehntelang nichts gemacht wure – ist mit all den Sprachkursen und Staatsbürgerkursen in sündhaft teures Geschäft für den Staat. Dennoch üssen wir es machen. Hunderte von Millionen Euro erden wir ausgeben müssen, weil alles andere uns noch ehr Probleme schafft. Der Visamissbrauch ist allen noch in Erinnerung. ir haben im Koalitionsvertrag beschlossen, dass zu ätzliche Berater der Bundespolizei für Sicherheitsfraen im Visumverfahren zur Verfügung stehen sollen. as zuständige Innenministerium und das Auswärtige mt haben lange verhandelt, wer das bezahlen soll. Die erhandlungen sind übrigens noch nicht abgeschlossen. rau Hagedorn, ich bitte Sie, Ihr Augenmerk darauf zu ichten, dass nicht ein Buchhalterstreit zwischen zwei inisterien fortgesetzt wird. Wir wollen gemeinsam die usätzlichen Kontrolleure in den Visastellen haben. Das arf nicht daran scheitern, dass sich zwei Häuser bekrieen und ein Haus dem anderen die Kosten aufbürden ill. Ich bitte, das Thema im Auge zu behalten. Wir be tehen darauf, dass die Haushaltsmittel dafür zur Verfüung gestellt werden. Ich möchte zum Schluss noch ein wichtiges Projekt er Bundesregierung ansprechen, nämlich den Aktionslan Deutschland Online und E-Government. (Gisela Piltz [FDP]: Sie wissen doch gar nicht, wovon Sie reden!)


iel der Bundesregierung ist die elektronische Kommu-
ikation sowohl zwischen dem Bund, den Ländern und
en Kommunen als auch mit den Bürgern. Die muss ver-
essert werden.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei E-Government? Wer macht das denn noch bei Bundestrojanern?)


Das wird gemacht. – Frau Stokar, ein wichtiger Be-
tandteil dieses Programms ist, dass wir die IT-Systeme
armonisieren und verbessern.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bundestrojaner mit der Steuererklärung!)


as ist für den Wirtschaftsstandort Deutschland wichtig.
um E-Government gehört auch die bereits beschlos-
ene Einführung des elektronischen Reisepasses mit bio-
etrischen Merkmalen. Weiter wird die Einführung der

lektronischen Personalausweise mit digitaler Signatur
azugehören. Dies alles ist ein Sicherheitsgewinn und
in Effizienzgewinn, worauf wir großen Wert legen.
ies werden wir in der nächsten Zeit einführen.

Wir sollten bei der Gelegenheit nicht versäumen, uns
ür all das zu bedanken, was die Sicherheitsbehörden
nd das Innenministerium im Verbund mit uns im Innen-






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Uhl
ausschuss für die Sicherheit Deutschlands getan haben.
Wir bedanken uns für die gute Zusammenarbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611014200

Ich erteile das Wort dem Kollegen Sebastian Edathy

von der SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Sebastian Edathy (SPD):
Rede ID: ID1611014300

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Es

ist eine besondere Herausforderung, nach dem sehr ge-
schätzten Kollegen Dr. Uhl sprechen zu dürfen. Ich
komme nicht ganz umhin, noch ein Wort zur Online-
durchsuchung zu sagen. Es ist eine Frage der politi-
schen Klugheit und des seriösen Umgangs mit einer tat-
sächlich vorhandenen terroristischen Bedrohung, nicht
überstürzt Gesetze zu machen, wenn zugleich noch tech-
nische und vor allen Dingen verfassungsrechtliche Fra-
gen völlig offen sind. Es ist ein Gebot der Klugheit, ge-
rade in schwierigen Zeiten Gesetze mit Besonnenheit zu
machen. Gerade in Zeiten, in denen die Öffentlichkeit
sehr bewegt ist von dieser Thematik, dürfen wir uns
diese Hektik und Erregtheit nicht zu eigen machen, son-
dern müssen mit Klugheit entscheiden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Gleichung, dass mehr Gesetze zwangsläufig mehr
Sicherheit schaffen, stimmt nicht; und wir wissen nicht
erst seit Friedrich Dürrenmatts Buch Die Physiker, dass
wir in einer demokratischen Gesellschaft nicht alles
machen dürfen, nur weil es technisch möglich ist. Das
technisch Mögliche sollten wir dann tun, wenn es ver-
hältnismäßig und zielführend ist und sich in unsere
Rechtsordnung einfügen lässt, zu der es gehört, immer
die Balance zwischen der Wahrnehmung von Sicher-
heitsbelangen und der Verteidigung von Bürgerrechten
im Auge zu behalten. Wir müssen sehr großen Wert da-
rauf legen, dass diese Balance nicht verloren geht in die-
sem Land.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben noch viele Möglichkeiten, im Rahmen der
bestehenden Rechtslage Sicherheitslücken zu schließen.
Wir werden noch einmal, wie Herr Körper das angedeu-
tet hat, darüber reden müssen, ob es gerade vor dem Hin-
tergrund der aktuellen Entwicklung vertretbar ist, für das
Bundeskriminalamt im nächsten Haushaltsjahr 8 Millio-
nen Euro weniger zu verausgaben als im laufenden
Haushalt. Da klafft zwischen der öffentlichen Darstel-
lung und dem Haushaltsentwurf eine Lücke, die man
schließen sollte.


(Zuruf von der SPD: Sehr wahr!)


Ich finde es sehr gut, dass wir im nächsten Jahr für die
Verbesserung und Finanzierung der Gepäck- und Per-
sonenkontrollen an den deutschen Flughäfen 17 Mil-
lionen Euro mehr ausgeben werden. Das muss aber mit

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(C (D iner deutlichen Verbesserung der Rahmenbedingungen ür die Menschen, die dort arbeiten, einhergehen. Es war er hessische Innenminister, der mit Blick auf den Flugafen Frankfurt gesagt hat, dass es aus seiner Sicht zu iele Kontrolllücken gebe, weil die Leute im privaten icherheitsgewerbe schlecht bezahlt würden, man desalb nicht besonders gut qualifizierte Leute finde, weil ie nicht motiviert seien und viele Überstunden machten. ir brauchen gerade an den Kontrollstellen der Flughäen höchstmögliche Sicherheit. Um das zu gewährleisen, müssen wir im Rahmen der bestehenden Rechtsrdnung noch verschiedene Gespräche führen. Ich will in meinem Beitrag zwei Punkte vertieft anprechen. Innenpolitik heißt auch, die Stärkung gesellchaftlichen Zusammenhaltes zu verfolgen. Zusammenalt zu gewährleisten heißt, dass Teilhabe garantiert erden muss. Teilhabe für die Menschen, die als neue itbürger zu uns gekommen sind, bedeutet, dass wir atürlich – wie Herr Uhl gesagt hat – darauf achten müsen, dass sie integrationswillig sind, dass wir ihnen aber uch Angebote machen müssen, damit sie Integrationseistungen erbringen können. Einen Punkt finde ich korrekturbedürftig. Der Vorteil ines Haushaltsentwurfs ist ja, dass er das Parlament in er Regel nicht in der Form verlässt, in der er in dasselbe ingebracht wurde. Ich finde es ein wenig merkwürdig, ass es in diesem Jahr eine große Debatte über den Interationsgipfel gibt, wobei sich alle einig zu sein scheien, dass man für die Integration mehr machen muss, nsbesondere bei den Integrationsund Sprachkursen ufstocken und stärker differenzieren muss und Angeote für Frauen mit Kindern braucht, zum Beispiel durch inderbetreuung während dieser Kurse. Es gibt ein Gutachten aus dem Bundesinnenministeium, das besagt, dass 50 Prozent der Besucher der prachund Integrationskurse besonders förderbedürftig eien. Wir müssten für diese 50 Prozent eigentlich das tundenkontingent von bisher 630 Stunden auf 930 Stunen aufstocken. Dem trägt der Haushaltsentwurf nicht Rechnung. ort ist lediglich die Aufstockung von 140 Millionen uro um 14 Millionen Euro auf 154 Millionen Euro voresehen. Wir brauchen im nächsten Jahr eher 40 Millioen Euro als 14 Millionen Euro mehr, um dieser großen ufgabe Rechnung tragen zu können. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


(Zuruf von der SPD: Sehr richtig!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611014400

Herr Kollege Edathy, gestatten Sie eine Zwischen-

rage des Kollegen Grindel?


Sebastian Edathy (SPD):
Rede ID: ID1611014500

Gerne.






(A) )



(B) )


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1611014600

Herr Kollege Edathy, wenn man solche Aussagen

macht, wäre es schon ganz schön, sich über die Sachver-
halte kundig zu machen.

Ist Ihnen bekannt, dass bis zum Ende des Monats
Juni 2007 von den 140 Millionen Euro, die wir im Bun-
deshaushalt 2007 für Integrationskurse vorgesehen ha-
ben – aus bestimmten Gründen wollte ich diese Zahl ei-
gentlich nicht nennen –, tatsächlich nur 52 Millionen
Euro abgeflossen sind? Das hängt damit zusammen, dass
wir folgendes Problem bekommen werden: Die Anzahl
derjenigen, die die Integrationskurse freiwillig besuchen,
wird immer geringer – es ist schlicht und ergreifend so,
dass sie mit dem Absolvieren dieser Kurse langsam fer-
tig sind –, ohne dass wir gleichzeitig in ausreichendem
Maße diejenigen, die es besonders nötig hätten, an Inte-
grationskursen teilzunehmen, zur Teilnahme verpflich-
ten.

Wir wissen, dass in den Urlaubsmonaten Juli und
August fast gar keine Integrationskurse stattfinden.
Stimmen Sie mir vor diesem Hintergrund zu, dass für
diese Kurse am Jahresende hochgerechnet etwa 100 Mil-
lionen Euro abgeflossen sein werden? Das sollten wir
den Haushaltspolitikern übrigens nicht durch solche
– ich muss das einmal so nennen – fahrlässigen Bemer-
kungen, wie Sie sie gemacht haben, noch auf die Nase
binden.

Es werden genau die 50 bis 60 Millionen Euro übrig
bleiben, die Sie hier eingefordert haben. Wenn man
wirklich die Fakten kennt, weiß man, dass das, was wir
im Haushalt 2008 vorsehen, ausreichend sein wird. Den
gewaltigen Sprung, den wir trotz zurückgehender Inan-
spruchnahme der Kursmittel machen werden, reden Sie
hier schlecht, anstatt zu sagen, dass wir bei den Integra-
tionskursen wirklich einen gewaltigen Qualitätssprung
nach vorne machen können. Ich verstehe das nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Sebastian Edathy (SPD):
Rede ID: ID1611014700

Lieber Herr Kollege Grindel, ich weise zunächst die

Unterstellung der Fahrlässigkeit oder des Äußerns der
Unwahrheit ausdrücklich zurück.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Schlecht informiert! – Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Es geht um den Vorwurf des Schlechtredens!)


– Auch den Vorwurf des Schlechtredens weise ich zu-
rück. Ich rede das nicht schlecht, sondern, ganz im Ge-
genteil, ich begrüße es ausdrücklich, dass wir – auch im
Innenausschuss – parteiübergreifend große Einigkeit er-
zielt haben, im Bereich der Integrationskurse etwas vo-
ranzubringen.

Der Bedarf, den Sie prognostizieren, muss sich aller-
dings an den Parametern messen lassen, die wir bei der
qualitativen Verbesserung der Kurse zugrunde legen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: 30. Juni!)


Ich will Ihnen in diesem Zusammenhang einmal einige
Punkte nennen.

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(C (D Das Bundesinnenministerium geht bezüglich dieses aushaltsansatzes davon aus, dass wir den Stundensatz er Lehrkräfte marginal anheben. Ich finde, man kann ich sehr wohl darüber unterhalten, ob 2,35 Euro pro tunde und Teilnehmer ausreichen, um motiviertes und ualifiziertes Personal zu bekommen. Wenn man da eien höheren Wert veranschlagt, wächst automatisch der edarf. Herr Kollege Grindel, dem Eckpunktepapier des Bunesinnenministeriums ist zu entnehmen, dass die Aufstokung der Stundenzahl von 630 auf 930 lediglich für die lphabetisierungsund Jugendkurse vorgesehen sei. ch bin der festen Überzeugung, dass der Bedarf weit rößer ist. Wir, die Mitglieder des Innenausschusses – er st mitberatend –, haben noch die Gelegenheit, uns dieer Frage vertieft zu widmen. Ich bezweifle jedenfalls, ass diese marginale Aufstockung um 10 Prozent ausreihen wird, um den einen von uns allen gewollten qualiativen Sprung nach vorne zu machen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Ich weiß!)


Abschließend möchte ich einen Punkt ansprechen, der
ir besonders am Herzen liegt. Wir können seit Jahren

eobachten, dass jüdisches Leben in Deutschland wie-
er erstarkt. Vor wenigen Wochen hat die größte deut-
che Synagoge – sie befindet sich hier in Berlin, in der
ykestraße – wieder eröffnet. Im letzten Jahr haben erst-
als Rabbiner eine Ausbildung an einer Bildungsein-

ichtung des liberalen Judentums abgeschlossen. Dafür
önnen wir dankbar sein.

Ich finde es ganz hervorragend, dass im Entwurf des
aushalts des Bundesinnenministeriums vorgesehen ist,
ie Mittel für die sehr gute Arbeit des Zentralrats der Ju-
en von 3 Millionen Euro auf 5 Millionen Euro zu erhö-
en. Durch den Bundeshaushalt wird diese Arbeit also
nterstützt. Ich freue mich auch, dass es gelungen ist,
as von mir eben angesprochene Abraham-Geiger-Kol-
eg, in dem die Rabbinerausbildung betrieben wird, ver-
tetigt finanziell zu fördern und zudem zu gewährleisten,
ass die dort jüngst begonnene Kantorenausbildung
benfalls Unterstützung bekommt. Wir können über
iese Entwicklung froh und dankbar sein.

Wenn es zu der fälligen Neuverhandlung zwischen
er Bundesrepublik und dem Zentralrat der Juden über
ie Frage „Wer wird von den erhöhten Mittelansätzen
egünstigt?“ kommt, sollten wir aber auch sicherstellen,
ass jüdisches Leben in Deutschland gleich behandelt
nd gleich gefördert wird, unabhängig von seiner Aus-
rägung.

Vielleicht ist es auch ganz gut, bei einer solchen De-
atte, bei der es die eine oder andere Kontroverse gege-
en hat, noch einmal festzuhalten: Antisemitismus und
echtsextremismus, das sind Themen, die sich nicht für
ie parteipolitische Instrumentalisierung eignen; es sind
hemen, bei denen wir als Demokratinnen und Demo-
raten in der gemeinsamen Verantwortung stehen, etwas
icherzustellen: Das Grundversprechen dieses Staates






(A) )



(B) )


Sebastian Edathy
ist, dass jeder in diesem Land ohne Angst sicher leben
können muss. Dazu gehört, dass organisierte Menschen-
feindlichkeit hier und da vielleicht Realität ist; sie ist
aber nichts, was wir als Demokraten jemals als Normali-
tät betrachten werden.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611014800

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich Kolle-

gen Reinhard Grindel, CDU/CSU-Fraktion.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1611014900

Herr Kollege Edathy, damit das nicht – meines Erach-

tens nicht ganz korrekt – stehen bleibt, will ich zwei
Punkte ansprechen. Es ist nicht so, dass das Eckpunkte-
papier 930 Stunden nur für Jugend- und Alphabetisie-
rungskurse vorsieht. Bei den Alphabetisierungskursen
kann man sogar auf 1 200 Stunden kommen. Es ist viel-
mehr so, dass jeder, der den Kurs nach 630 Stunden ver-
lässt und nicht das Sprachniveau B 1 erreicht hat, wei-
tere 300 Stunden bekommen soll. Das ist die Regelung.
Wenn jemand nach 600 Stunden das Niveau B 1 ge-
schafft hat, ist das Ziel erreicht. Wenn jemand es da nicht
geschafft hat, soll er es nach 900 Stunden bzw.
930 Stunden erreichen. Das heißt, dass man bei den Al-
phabetisierten sogar auf 1 200 Stunden kommen wird.
Was Sie da erwähnt haben, ist insofern also nicht in Ord-
nung. Das ist die Zielsetzung, die wir verfolgen.

Zweiter Punkt. Die 2,35 Euro sind nach den Ergebnis-
sen der Ramboll-Untersuchung ausreichend. Sie müssen
zugestehen, dass wir eine noch bessere Bezahlung bei
den Kinder-, Jugend- und Frauenkursen, gerade wenn es
um Betreuung von Kindern geht, vorsehen.

Wir können im Übrigen – insofern sind die Papiere,
die Ihnen jetzt dazu vorliegen, auch von relativer Bedeu-
tung – doch eines miteinander festhalten: Die Integra-
tionskursverordnung ist noch nicht geändert. Wir können
dabei über alles reden. Ich hoffe, dass der Bundesinnen-
minister uns als Abgeordnete an diesen Diskussionen be-
teiligt. Die Frage der Bezahlung der Lehrkräfte zum Bei-
spiel entscheidet sich nicht danach, wie viel wir für den
Kurs ausgeben, sondern unter anderem danach, ob wir so
etwas wie Mindesthonorare vorsehen, wofür ich wäre.

Daher sollten wir der Öffentlichkeit durchaus sagen:
Die Integrationskursverordnung ist noch nicht geändert.
Das ist offen. Wir können vernünftige Lösungen für alle
Beteiligten finden.

Lassen Sie mich eine weitere Bemerkung machen,
weil Sie die Frage der Rabbinerausbildung angesprochen
haben. Sie haben nach Mügeln ein Stakkato von Inter-
views gegeben. Das ist in Ordnung. Das, was dort vorge-
fallen ist, war ein schlimmes Verbrechen. Ich hätte mir
aber eigentlich gewünscht, dass Sie nach dem Messerat-
tentat auf den Rabbiner in Frankfurt öffentlich auch ein-
mal ein Wort dazu gesagt hätten.

Herzlichen Dank.

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(C (D (Beifall des Abg. Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/ CSU] – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir doch gemacht!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611015000

Kollege Edathy, Sie haben Gelegenheit zur Antwort.


Sebastian Edathy (SPD):
Rede ID: ID1611015100

Zum ersten Punkt, den Sprachkursen, brauche ich

icht viel zu sagen. Ich bin recht sicher, dass bei uns in
er Koalition auch nach dem Integrationsgipfel gilt, dass
ir nicht nur die Lippen spitzen, sondern auch zu pfeifen
ereit sind. Wir müssen über die Frage der Honorarzah-
ung für die Lehrkräfte und darüber sprechen, ob der
prung von 2,05 Euro auf 2,35 Euro hinreichend groß

st, um zu einer wirklichen Verbesserung der Situation
er Beschäftigten zu kommen. Im Gutachten wird von
is zu 3 Euro gesprochen. Darüber können wir einmal in
uhe mit den Haushältern, aber auch im Innenausschuss

prechen.

Dann will ich etwas zu dem zweiten Punkt sagen, den
ie angesprochen haben. Sie haben dargelegt, ich hätte
ich zu den Ereignissen von Mügeln geäußert, wo sich
enschen in einem Haus verbarrikadieren mussten, um

icht noch schwerere Schadenseinwirkungen erdulden
u müssen; ich hätte mich nicht zu dem Attentat auf ei-
en Rabbiner in Frankfurt geäußert. Das trifft mich
chon. Ich will Ihnen dazu zwei Punkte sagen.

Der erste ist: Was Sie mir unterstellen, nämlich ich
ürde mich nur äußern, wenn bestimmte Gruppen zu
pfern würden, weise ich zurück. Das ist falsch. Sie
issen, wie es in der Medienlandschaft ist. In der Regel
acht man nicht eine Pressemitteilung, sondern in der
egel wird man von Journalisten gefragt. Da stellt sich
ie Frage vielleicht eher in eine andere Richtung.

Das Zweite, was ich Ihnen dazu sehr deutlich sagen
ill, weil das Relativieren ein bisschen mitschwang:
ans Magnus Enzensberger hat einmal sehr zutreffend

ormuliert, dass man Unrecht nicht gegeneinander auf-
echnen darf, sondern dass sich Unrecht summiert. Ich
offe, dass dieser Konsens hier in diesem Hause von nie-
andem infrage gestellt wird.


(Beifall bei der SPD, der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611015200

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

icht vor.

Damit kommen wir schließlich zu dem Geschäftsbe-
eich des Bundesministeriums der Justiz, Einzel-
lan 07.

Das Wort hat Bundesministerin Brigitte Zypries.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, nehmen Sie doch
itte Platz oder setzen Sie Ihre Gespräche außerhalb des
lenarsaals fort. Wir wollen doch die Beratungen fortset-
en.

So, ich glaube, jetzt ist es so weit. – Bitte, Frau
ypries.






(A) )



(B) )


Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1611015300

Vielen Dank, Herr Präsident. – Meine sehr geehrten

Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen! Wir re-
den jetzt über den Haushalt des Bundesministeriums der
Justiz und damit über den Haushalt, von dem jeder
Finanzminister träumt. Es ist ein Haushalt mit geringen
Ausgaben, aber hohen Einnahmen. Wer hätte das nicht
gerne in seinem Bereich?

Der Einzelplan 07 ist einerseits der kleinste Haushalt
unter den Ministerien. Sie wissen wahrscheinlich, dass
der Anteil schwankt. Bei diesem Haushalt beträgt unser
Anteil 0,16 Prozent.


(Jörg van Essen [FDP]: Und das bei einem der wichtigsten Häuser!)


– Das ist wahr. – Andererseits haben wir die höchste
Deckungsquote. Ohne die Versorgungsausgaben können
wir 96 Prozent der Ausgaben durch eigene Einnahmen
decken. Das ist eine Bilanz, die wir schon seit mehreren
Jahren hier immer wieder gerne verkünden.

Jetzt gibt es im nächsten Jahr einen Ausgabenzu-
wachs um 2,2 Prozent. Dem steht allerdings auch ein
Einnahmenzuwachs gegenüber – wie sollte es auch an-
ders sein? – um voraussichtlich, so prognostizieren wir
wenigstens, 4,3 Prozent. Wir brauchen diese zusätzli-
chen Mittel – das sind ja schon wenig genug – für den
Justizhaushalt aus drei Gründen: Der eine ist, wir müs-
sen unseren Anteil zu den Versorgungslasten erbringen.
Der zweite ist, wir müssen uns weiter um das Deutsche
Patent- und Markenamt kümmern; das ist ein wichtiges
Thema. Der dritte ist, wir bekommen im Bereich des Ge-
sellschaftsrechts neue Aufgaben, die durch zusätzliches
Personal abgedeckt werden müssen.

Zu den Versorgungsausgaben: Sie wissen, dass es
künftig bei den einzelnen Ministerien jeweils einen so-
genannten Versorgungsfonds geben wird. Für einen
Haushalt wie den Justizhaushalt, der besonders durch
Personalausgaben geprägt ist, stellt das natürlich eine
hohe Zusatzbelastung dar. Deswegen haben wir für die
Sicherung der späteren Versorgung von Menschen, die
wir jetzt neu im Ministerium einstellen, 5,5 Millionen
Euro veranschlagt.

Der zweite Bereich, für den wir mehr Geld brauchen,
betrifft das Deutsche Patent- und Markenamt. Diesen
Punkt sprechen wir in jeder Haushaltsrede an. Er soll
auch dieses Mal nicht fehlen. Das Deutsche Patent- und
Markenamt ist eine Behörde, die uns besonders am Her-
zen liegt, nicht nur, weil sie eine der wenigen nachgeord-
neten Behörden im Geschäftsbereich ist – da gibt es im
Justizbereich ja auch so gut wie keine –, sondern auch,
weil dieses Amt in einem Bereich tätig ist, der ganz be-
sonders wichtig ist. Es kümmert sich nämlich um den
Schutz des geistigen Eigentums in Deutschland, indem
es Patente erteilt und Markenrechte verleiht. Dabei ist
die Zuständigkeit auf zwei Standorte aufgespalten: Pa-
tente in München, Markenrechte in Jena.

Der Umgang mit geistigem Eigentum ist ja ein
Thema, das die Bundesregierung in diesem Jahr schon
bei vielen Gelegenheiten angesprochen hat und um das
sie sich auch immer weiter kümmert. Dies war Gegen-

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(C (D tand beim G-8-Treffen, auf europäischer Ebene haben ir es während unserer Präsidentschaft zum Gegenstand emacht, aber auch auf nationaler Ebene ist es immer ieder Thema: So befindet sich das Gesetz zur Umset ung der sogenannten Enforcement-Richtlinie, bei der es uch um den Schutz des geistigen Eigentums geht, dereit im Gesetzgebungsverfahren des Deutschen Bundesages. Ein anderes Gesetz zum Schutz des geistigen Eientums, das die Novellierung des Urheberrechts zum hema hatte, hatten wir noch kurz vor der Sommerpause erabschieden können. Das gehört damit quasi zu den chon erbrachten Leistungen in diesem Jahr. Für die Zukunft soll der Schutz des geistigen Eigenums eine wichtige Aufgabe bleiben, auch das Thematiieren dieser Problematik gegenüber anderen Ländern, on denen wir wissen, dass die Gewährleistung dieses chutzes dort nicht so stark verfolgt wird wie in eutschland. Das ist in der Regel keine Frage der Ge etzgebung in den anderen Ländern, denn wenigstens die taaten, die der Welthandelsorganisation beigetreten ind, haben das schärfere Recht übernommen; in vielen ällen ist es eine Frage der Umsetzung. Ich habe mich eshalb sehr gefreut, dass mein chinesischer Kollege in ezug auf den diesjährigen Rechtsstaatsdialog zwi chen Deutschland und China gleich eingewilligt hat, ls wir das Thema „Schutz des geistigen Eigentums“ orgeschlagen haben. Wir werden uns in 14 Tagen in ünchen, der deutschen Hauptstadt des geistigen Eigen ums, treffen und dort drei Tage miteinander diskutieren. ch freue mich, dass auch einige Abgeordnete des Deutchen Bundestages dabei sein werden. Dies alles ist ein Grund, weshalb das Deutsche Paentund Markenamt vernünftig ausgestattet sein muss. ie wissen, dass die Behörden des nachgeordneten Beeichs mindestens ebenso sehr, wenn nicht noch mehr, nter der linearen Stelleneinsparung leiden, die wir in en letzten Jahren ständig durchzuführen hatten. Ich öchte mich deshalb beim Finanzministerium bedan en, dass allzu große Defizite vermieden werden konnen. Die Tatsache, dass beim Deutschen Patentund Marenamt noch ungefähr 180 Stellen fehlen, die man räuchte, um richtig gute Arbeit leisten zu können, öchte ich gern nutzen, um kurz zu thematisieren, dass ie Modernisierung im Bereich des Haushaltsrechts, ie in den vergangenen Jahren stattgefunden hat, immer och nicht ausreicht. Das Silvesterfieber – oder wie imer man das nannte – besteht zum Glück nicht mehr; etzt können Ausgabenreste übertragen werden. Auch ndere Verbesserungen haben wir erzielt. Dass wir jeoch immer noch nicht in der Lage sind, eine vernünfige volkswirtschaftliche Berechnung zu einzelnen Resorts durchzuführen, finde ich schade. In den Jahren 001 bis 2006 haben wir den sogenannten Stauabbau urchgeführt, also das Konzept, das wir für das Deutsche atentund Markenamt entwickelt hatten, um die norme Menge der aufgelaufenen Arbeiten abzubauen. n diesen fünf Jahren haben wir 64 Millionen Euro ehrausgaben für Personal im Zuge des Stellenausbaus ehabt. Die Einnahmen für die Erteilung von Patenten, n der diese Leute gearbeitet haben, lagen in diesem Bundesministerin Brigitte Zypries Zeitraum bei 187 Millionen Euro. Das ist deutlich mehr als das Doppelte der Ausgaben. Deswegen habe ich die herzliche Bitte, dass wir dafür sorgen – ich weiß nicht genau, wer sich darum wie kümmern müsste –, dass solche gesamtwirtschaftlichen Betrachtungen endlich Eingang in die Betrachtung der Einzelhaushalte finden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


Ich glaube, das würde uns allen hier im Hause sehr nüt-
zen und könnte auch in anderen Bereichen zum Tragen
kommen. Es würde uns allen erleichtern, die anfallende
Arbeit vernünftig zu leisten. Denn wir arbeiten ja nicht
für das Bundesministerium der Justiz, ein anderes Minis-
terium oder irgendein Amt, sondern für eine funktionie-
rende rechtsstaatliche Verwaltung in dieser Gesellschaft.
Sie machen die Vorgaben, aber wir müssen die Verwal-
tung übernehmen. Dafür brauchen wir die entsprechen-
den Mittel.

Der dritte Grund, warum wir mehr Geld brauchen,
sind die Mehraufgaben im Gesellschaftsrecht, die uns
zugewachsen sind. Das hängt damit zusammen, dass wir
die Unternehmen in Deutschland verpflichtet haben,
künftig ihre Bilanzen offenzulegen. Das gilt künftig
nicht nur für die großen DAX-Unternehmen, die ohne-
hin schon dazu verpflichtet sind, sondern auch für die
kleinen Aktiengesellschaften und die kleinen GmbHs.
Das ist eine Verabredung auf europäischer Ebene, und
dafür gibt es ein elektronisches Register, das in Bonn ge-
führt wird. Es geht um ungefähr 1 Million Firmen, die
davon betroffen sind. Deswegen an dieser Stelle die
herzliche Bitte an Sie als Abgeordnete: Wenn Sie in Ih-
ren Wahlkreisen mit diesen Firmen reden, werben Sie
bitte dafür, dass sie dieser gesetzlichen Verpflichtung
nachkommen. Denn je mehr Firmen in Deutschland die-
ser gesetzlichen Verpflichtung nachkommen, desto we-
niger Personal brauchen wir, um sie dazu anzuhalten.
Wir reden hier über Mittel im Haushalt für das Personal,
das erforderlich ist, um diese Aufgabe zu erfüllen: säu-
migen Offenlegern zu sagen, dass sie offenlegen müs-
sen.

Wir werden im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit da-
für etwas tun. Wir können eine öffentliche Kampagne
leider nicht so gestalten, wie wir es gerne machen wür-
den, weil wir in unserem Etat so gut wie kein Geld für
Öffentlichkeitsarbeit haben. Wir können nicht – andere
können das – große Anzeigen schalten. Wir werden aber
natürlich auf unserer Ebene mithilfe von Presseartikeln
usw. dafür werben. Meine herzliche Bitte ist: Unterstüt-
zen Sie uns dabei! Verstehen Sie bitte, dass es hierbei um
die Umsetzung eines aufwendigen Verfahrens, eines
Ordnungsgeldverfahrens, geht, das wir nach Beschluss
des Deutschen Bundestages eingeführt haben. Dieses
Verfahren ist aufwendiger als das von uns vorgeschla-
gene Bußgeldverfahren und verursacht deshalb mehr
Kosten.

Ich möchte sehr darum bitten, keine Debatte anzufan-
gen, in der behauptet wird, wir führten bewusst eine
Kampagne gegen den Osten; damit hat das überhaupt

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(C (D ichts zu tun. Die Aufgabe ist uns zugewachsen. Als das undesamt geplant wurde, wussten wir noch nichts von ieser Aufgabe, die auf Bundesebene, aber nicht notendigerweise auf ministerieller Ebene wahrgenommen erden muss. Wahrscheinlich hätten wir jetzt das Buneszentralregister damit beauftragt, diese Aufgabe wahrunehmen, wenn wir nicht das Bundesamt für Justiz einerichtet hätten. Es geht hierbei um Stellen, die wieder abgebaut weren. Ich habe es eben schon einmal gesagt: Es geht daum, in den Köpfen der Geschäftsführer den Gedanken u implementieren, dass die Bilanzen offenzulegen sind. obald diese Aufgabe erfüllt ist, braucht man nicht mehr as Personal. Das heißt, dass schon jetzt Stellen mit eiem kw-Vermerk versehen werden, um dem beschriebeen Dilemma Rechnung zu tragen. Ich denke, wir haben nsofern eine vernünftige Regelung gefunden. Es gibt einen anderen Themenbereich, für den bisher ein Geld in den Haushalt eingestellt ist. Ich würde aber erne dafür werben, dass wir – besser gesagt: Sie, der aushaltsgesetzgeber – dafür in den kommenden drei ahren noch jeweils 250 000 Euro in den Haushalt eintellen. Es geht um ein Projekt der Charité, das mit den orten beworben wurde: „Lieben Sie Kinder mehr, als hnen lieb ist?“ (Jörg van Essen [FDP]: Ein vernünftiger Ansatz!)


Es geht um ein großes Projekt, das an der Charité
urchgeführt wird und bei dem man versucht, mit mögli-
hen Tätern vorbeugend zu arbeiten, um Kindesmiss-
rauch zu verhindern. Ich meine, um Kindesmissbrauch
u verhindern, sollten uns dreimal 250 000 Euro nicht zu
iel sein.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Projekt hat schon jetzt zu einem guten Erfolg ge-
ührt. Es hat eine Anschubfinanzierung von der Volks-
agen-Stiftung erhalten; die Stiftung finanziert das Pro-

ekt jetzt nicht weiter. Damit hängt das Projekt in der
uft. Ich habe die herzliche Bitte: Verankern Sie das
rojekt in unserem Haushalt! Sie können sicher sein,
ass wir das Geld weiterleiten, dass wir das Projekt ent-
prechend begleiten. Bringen Sie das Projekt nicht in ei-
em anderen Haushalt unter, in dem es sehr viele freie
ittel gibt, sodass man nicht so richtig weiß, ob die Mit-

el vielleicht doch einmal den Sparmaßnahmen zum
pfer fallen.

Ich muss jetzt noch ein paar Worte zu dem Thema sa-
en, das vorhin schon im Bereich der Innenpolitik recht
ontrovers besprochen wurde: die Frage, wie wir die
nnere Sicherheit schützen, wie wir in diesem Bereich
eiter vorgehen. Sie erwarten sicherlich, dass ich zu die-

em Thema etwas sage. Sie erwarten aber sicherlich
uch, dass wir eine andere Tonlage verwenden, wenn wir
m Bereich der Rechtspolitik darüber sprechen.


(Jörg van Essen [FDP]: Das ist richtig!)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries
Die Tonlage ist im Bereich der Rechtspolitik generell
etwas anders: Wir sprechen sachlich miteinander, nicht
nur innerhalb der Regierung, sondern auch – so ist es
Tradition – mit der Opposition. Traditionell werden die
Gesetze im Bereich der Rechtspolitik mit einer großen
Mehrheit des Hauses verabschiedet. Ich möchte mich an
dieser Stelle bei allen recht herzlich dafür bedanken,
dass diese sachlichen Diskussionen möglich sind, dass
es immer sachliche Auseinandersetzungen gibt.

Im Bereich der Sicherheit nehmen wir Änderungen
vor. Wir haben eine Neufassung der Regelungen zur
Telekommunikationsüberwachung vorgelegt, mit de-
nen wir – so meine ich zumindest – deutlich gemacht ha-
ben, dass man Sicherheit auf rechtsstaatlich hohem
Niveau gewähren kann. Wir verbessern nämlich die
Rechte der Betroffenen. Wir verbessern die Rechte der-
jenigen, die besondere Berufsgruppen aufsuchen. Wir
verbessern die Verfahrensregelungen, indem wir eine
Zuständigkeit für die Anordnung beim Ermittlungsrich-
ter am Sitz der Staatsanwaltschaft schaffen. Wir schrei-
ben zum Beispiel ausdrücklich einen absoluten Schutz
für den Kontakt zwischen Verteidigern und Beschuldig-
ten fest. Damit haben wir einen Weg gefunden, mit dem
wir die Voraussetzungen für die erforderlichen Ermitt-
lungsmaßnahmen rechtsstaatlich schaffen können.

Wir setzen mit diesem Gesetz auch die EU-Richtlinie
zur Vorratsdatenspeicherung um, und zwar in dem
Mindestmaß, wie es die europäische Richtlinie erfordert.
Ich meine, dass es bei dem, was jetzt übrig bleibt, nicht
angezeigt ist, allzu emotionale und aufgeregte Diskus-
sionen zu führen. Denn es geht im Grunde nur darum,
dass man Daten, die heute freiwillig für drei Monate ge-
speichert werden, künftig sechs Monate speichert, also
um eine Einschränkung, von der ich meine, dass wir da-
mit leben können.

Dieses eher unaufgeregte Sachliche sollten wir auch
beibehalten, wenn es um die Frage geht, welche Konse-
quenzen aus den gerade verhinderten Anschlägen zu
ziehen sind. Zunächst einmal auch von meiner Seite der
Dank an die Ermittlungsbehörden, vor allen Dingen
auch für die erfolgreiche Präventionsarbeit.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Denn es ist ein bisschen untergegangen, dass die Fahn-
der schon lange vorher die mit Wasserstoffperoxid ge-
füllten Fässer ausgetauscht hatten und eine reale Gefah-
renlage für die Menschen deshalb schon lange nicht
mehr bestand. Das sollte man einmal honorieren und sa-
gen: Da hat jemand wirklich mit Weitsicht gehandelt.

Genauso unaufgeregt sollten wir die Dinge für die
Zukunft prüfen. Das gilt beispielsweise für die Online-
durchsuchung, über die wir schon längere Zeit diskutie-
ren. Das ist aber auch richtig, wie ich meine; denn es
handelt sich hierbei sowohl technisch als auch rechtlich
um ein sehr komplexes Thema und um völliges Neuland.
Die Frage, welche Grundrechte davon betroffen sein
könnten, ist verfassungsrechtlich völlig ungeklärt. Des-
wegen ist es erforderlich, über dieses Thema unaufge-
regt zu diskutieren.

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(C (D Es ist auch erforderlich, dass man sich Gedanken über anz praktische Veränderungen macht. Deshalb habe ich orgeschlagen: Lassen Sie uns einmal schauen, ob wir icht in der Frage, an wen solche Chemikalien verkauft erden können, Regelungen treffen. (Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Sehr guter Vorschlag!)


enn es macht doch wohl keinen Sinn, dass jeder, der
öchte, hochgefährliche Chemikalien kaufen kann

nd sich aus dem Internet die Bauanleitung für Spreng-
toff herunterlädt, aber gleichzeitig jeder Fluggast am
lughafen auf sein Eau de Toilette im Handgepäck un-

ersucht wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as ist doch völlig widersinnig. Lassen Sie uns deswe-
en ganz praktisch an dieser Stelle anfangen und überle-
en: Nützt eine Regelung hier etwas?

Ich habe darüber mit Sigmar Gabriel gesprochen, der
ür die Chemikalienverordnung zuständig ist. Unsere

itarbeiter haben heute zusammengesessen und werden
offentlich bald einen Vorschlag machen. Ich sage: Nach
em, was ich heute in den Tickern von den Fachleuten in
iesem Bereich gelesen habe, gab es nur zustimmende
einungen.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Auch wir sind dafür!)


eswegen hoffe ich, dass wir hier etwas erreichen kön-
en. Wenn sich herausstellen sollte, dass das aus irgend-
elchen Gründen nicht funktioniert, dann muss man es

assen. Aber es muss zumindest möglich sein, solche
orschläge einmal unaufgeregt zu prüfen.


(Jörg van Essen [FDP]: Das ist prüfenswert!)


Ich würde zwar gerne noch viele Dinge im Hinblick
uf das Ministerium ansprechen, habe meine Redezeit
ber schon zwei Minuten überzogen. Wenn ich jetzt
icht aufhöre, wird Herr Stünker böse.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611015400

Ich erteile das Wort Kollegin Mechthild Dyckmans,

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Mechthild Dyckmans (FDP):
Rede ID: ID1611015500

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Der Rechtsausschuss hat in den vergangenen bei-
en Jahren einiges an Arbeit geleistet. Ich möchte daher
ie heutige Rede auch zum Anlass nehmen, den Mitar-
eiterinnen und Mitarbeitern des Ausschusssekretariats
ehr herzlich für ihre Arbeit zu danken.


(Beifall im ganzen Hause)


Die FDP-Bundestagsfraktion hat sich im Rechtsaus-
chuss stets konstruktiv beteiligt. Einige Initiativen aus
hrem Haus, Frau Ministerin, konnten im Laufe des






(A) )



(B) )


Mechthild Dyckmans
Gesetzgebungsverfahrens wesentlich verbessert wer-
den, sodass die FDP-Fraktion am Ende zustimmen
konnte. Ich nenne hier nur das Gesetz zur Änderung des
Wohnungseigentumsgesetzes, das Gesetz zur Bekämp-
fung der Computerkriminalität sowie das Gesetz zur Re-
gelung des Urheberrechts in der Informationsgesell-
schaft.

Es gab aber auch eine Reihe von Initiativen, die große
Kritik herausgefordert haben. Ein besonders gutes Bei-
spiel für eine handwerklich misslungene Gesetzgebungs-
arbeit war das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz.


(Beifall bei der FDP)


Die FDP bleibt dabei: Dieses Gesetz ist handwerklich
mangelhaft, in sich widersprüchlich und mit vielfältigen
bürokratischen und finanziellen Belastungen für die Un-
ternehmen verbunden.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Praxis spricht eine andere Sprache!)


Bereits Ende letzten Jahres hat die FDP eine Große An-
frage zum AGG vorgelegt. Wir haben gerade in den letz-
ten Tagen die Antwort der Bundesregierung darauf be-
kommen. Lassen Sie mich nur eine Antwort zitieren,
nämlich die auf die Frage nach den finanziellen Auswir-
kungen des Gesetzes für die Wirtschaft. Ich zitiere:

… zeitaufwändige Erhebungen mussten unter-
bleiben, weil das Gesetzgebungsverfahren zur
Vermeidung erheblicher Strafzahlungen an die Eu-
ropäische Union wegen verspäteter Richtlinienum-
setzung spätestens bis August 2006 abzuschließen
war.

Ich halte dies für einen beispiellosen Vorgang. Dieser
verantwortungslose Umgang mit den legitimen Interes-
sen der Wirtschaft ist ein Skandal.


(Beifall bei der FDP)


Auch an anderer Stelle hat die Bundesregierung unse-
rer Meinung nach in der Rechtspolitik versagt. Insbeson-
dere beim Zollfahndungsdienstleistungsgesetz werden
wichtige Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts igno-
riert. Im Vorwort zum Entwurf des Bundeshaus-
haltes 2008 zum Einzelplan 07 heißt es:

Das Bundesministerium der Justiz ist außerdem
„Verfassungsressort“. Gemeinsam mit dem Bundes-
ministerium des Innern hat es zu gewährleisten,
dass gesetzliche Regelungen mit dem Grundgesetz
vereinbar sind.

Frau Ministerin, ich fordere Sie auf: Nehmen Sie Ihre
Funktion als Verfassungsministerin wieder ernst!

Die Reform der Telekommunikationsüberwa-
chung, über die wir in den kommenden Monaten inten-
siv beraten werden, wird ein erneuter Test für die Bun-
desregierung sein, der zeigen wird, inwieweit sie bereit
ist, die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts und die
Prinzipien des Grundgesetzes zu berücksichtigen. Wir
glauben, dass da noch einige Änderungen notwendig
sind.

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(C (D Lassen Sie mich noch kurz auf die Bilanz der deutchen Ratspräsidentschaft im Bereich der Justiz eingeen. Sie, Frau Ministerin, sind mit großen Plänen in iese EU-Ratspräsidentschaft gestartet. Sie wissen, dass ie FDP Sie dabei unterstützt hat. Es ist für uns daher nttäuschend, dass die Bilanz so mager ausgefallen ist. ie Ergebnisse in den Bereichen Zivilund Wirtschafts echt sind eher zufällig in den Zeitraum Ihrer Präsidentchaft gefallen. Die Vorarbeiten hatten schon vor Jahren egonnen. Bei den von Ihnen selbst angestoßenen und ür Sie sehr wichtigen Initiativen, wie beispielsweise der nitiative zur Herstellung von europaweit einheitlichen indeststandards in Strafverfahren, sind Sie leider gecheitert. Im Namen der FDP erkenne ich an, dass es Ihnen ein roßes Anliegen war, diesbezüglich zu einer gemeinsaen Regelung zu kommen. Wenn man aber nur mit ei er Minimalforderung in die Verhandlungen geht, darf an sich meines Erachtens nicht darüber wundern, dass an keinen Verhandlungsspielraum hat und letztlich cheitert. (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist so nicht richtig!)


(Beifall bei der FDP)


Ich möchte noch einen Punkt ansprechen, den Sie er-
ähnt haben, nämlich die heimlichen Onlinedurchsu-

hungen. Auf die zahlreichen verfassungsrechtlichen
robleme in diesem Zusammenhang möchte ich jetzt gar
icht eingehen. Ich möchte den Bezug zur Internet-
icherheit ansprechen. Frau Ministerin, Sie haben sich
mmer, auch in Ihren früheren Funktionen, für eine Stär-
ung und den Ausbau von E-Government eingesetzt.
-Government ist eine gute Möglichkeit, die Bürgerin-
en und Bürger stärker an den staatlichen Entscheidun-
en partizipieren zu lassen. Voraussetzung dafür ist
edoch ein sicheres Internet. Wenn Sie Onlinedurchsu-
hungen zulassen, müssen die Schutzprogramme Sicher-
eitslücken lassen.

Die FDP-Fraktion fordert Sie auf, alles zu tun, um die
nternetsicherheit zu verbessern. Tun Sie alles, um Com-
uterkriminalität zu bekämpfen. Dabei haben Sie unsere
nterstützung.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Das haben wir gemacht!)


Mit Freude habe ich gelesen, dass Sie, Frau Ministe-
in, unseren Vorschlag aufgreifen, die Musterwiderrufs-
elehrung für Internetgeschäfte gerichtsfest zu machen.
as bestätigt mich in der Hoffnung, dass die Bundesre-
ierung wieder zu einer vernunft- und sachorientierten
echtspolitik zurückkehrt. In den kommenden zwei Jah-

en können Sie das unter Beweis stellen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1611015600

Das Wort hat nun Kollege Jürgen Gehb, CDU/CSU-

raktion.






(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1611015700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit den

diesjährigen Haushaltsberatungen läuten wir nicht nur
die zweite Jahreshälfte ein, sondern auch die zweite
Halbzeit der Legislaturperiode. In der ersten Hälfte ha-
ben wir jedenfalls auf dem Gebiet der Rechtspolitik
große Vorhaben angepackt und zu Ende geführt. Das
werden wir auch in der zweiten Hälfte mit Kraft und
Willen tun.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Liebe Mechthild Dyckmans, bevor du gleich Kritik
anmeldest: Es handelt sich übrigens um das Zollfahn-
dungsdienstgesetz und das Rechtsdienstleistungsgesetz.
Du hattest dich ein bisschen verlesen und warst wohl
schon beim nächsten Absatz. Das nur einmal zur Rich-
tigstellung, damit klar ist, worüber wir hier reden.

Ich will daran erinnern, dass wir vor der Sommer-
pause Änderungen des Urheberrechts und des Versiche-
rungsvertragsrechts verabschiedet haben. Das sind wahr-
lich keine Petitessen, sondern große Kaliber in der
Rechtspolitik. Auch damit werden wir fortfahren.

Ich sage: Wir stehen nicht nur im Wettbewerb bei der
Erbringung von Dienstleistungen und Erzeugung von
Waren, sondern wir stehen auch im Wettbewerb mit den
Rechtsordnungen anderer Länder. Es ist eine große He-
rausforderung für den nationalen Gesetzgeber und insbe-
sondere für uns Rechtspolitiker, im Konzert der Rechts-
ordnungen mithalten zu können. Es wird internationaler,
zumindest europäischer. Wir waren vor einem Jahr in
Frankfurt bei einer Veranstaltung der IHK mit dem
schmissigen Titel European and German Law goes
Hollywood. Dieser Titel hatte schon seinen Sinn. Wir
merken zum Beispiel, wie wir durch europäische Vorga-
ben immer mehr präjudiziert werden.

Ich will die Antidiskriminierungsrichtlinien und
unser AGG ansprechen. Ich habe immer gesagt – dazu
stehe ich auch –: Diese Antidiskriminierungsrichtlinien
aus Europa kommen mir vor wie ein stinkender Hand-
käse.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Man kann ihn entweder elegant in einen Parfümflakon
stecken oder in Zeitungspapier einwickeln. Das olfakto-
rische Grundunbehagen bleibt auf jeden Fall gleich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


So haben wir auch andere europäische Vorgaben. Ich
nenne einmal die FFH- und die Vogelschutzrichtlinie,
die uns in Deutschland an den Rande der Wettbewerbs-
fähigkeit bringen. Wenn ich mir überlege, dass ich in
Kassel an der A 44 im 20. Jahr nach der Wiedervereini-
gung immer noch darum kämpfen muss, drei Kilometer
Straße zu bauen, dann muss ich Ihnen eines sagen: Wir
lösen uns immer mehr von unserem anthropozentrischen
Grundverständnis, dass der Mensch im Mittelpunkt
steht, wenn die Lastwagen bei uns auf der B 7 entlang-
fahren und mit ihren Rückspiegeln die Hecken touchie-
ren, sodass die Tassen daheim im Schrank umfallen, nur
damit der Kammmolch und irgendein Hirschkäfer unbe-

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(C (D chadet durch einen Tunnel kriechen können. So kann es icht weitergehen. eswegen sage ich: Wir müssen aufpassen, dass wir bei er Umsetzung europäischen Rechts nicht das Kind mit em Bade ausschütten. Ich will auch ganz kurz erwähnen, ohne wie ein ohnbuchhalter alles stakkatohaft abzuarbeiten, dass ährend der Sommerpause im Kabinett mehrere Vorhaen auf den Weg gebracht worden sind. Drei möchte ich erausheben. Wir begrüßen es als Union ganz besonders, rau Ministerin, dass jetzt die Vaterschaftsfeststellung o auf die Füße gestellt wird, dass nicht nur ein Eheann, der nach zwölf Monaten Abwesenheit auf einer ohrinsel von seiner Frau mit einem farbigen Kind abeholt wird, endlich einen Anspruch hat, die Abstamung des Kindes zu klären. Die Hürden waren extrem hoch. Jetzt haben wir eine oppelgleisige Möglichkeit, nämlich einmal die Mögichkeit, festzustellen, wer wirklich der Vater ist, und die pätere Möglichkeit, die Vaterschaft anzufechten. Das ist ine Vorgabe vom Bundesverfassungsgericht. Wenn ich ich recht erinnere, habe ich diesen Vorschlag schon inmal im Februar 2005 im Spiegel gemacht. Ich finde, as ist eine vernünftige Regelung und wird den Kindern, en Müttern, den tatsächlichen und auch den präsumtien Vätern endlich gerecht. Ebenso unterstützen wir, dass Sie jetzt sozusagen unere Idee aufgenommen haben, auch bei nach Jugendtrafrecht verurteilten Straftätern die nachträgliche icherungsverwahrung verhängen zu können. Die Disussion wird ja ganz quer geführt. Hier geht es nicht daum, dass ein Jugendlicher im Alter von 16 Jahren leichzeitig mit der Verurteilung zur Sicherungsverwahung geschickt wird, sondern hier geht es darum, ob jeand, der zum Beispiel mit 16 Jahren jemanden ermor et hat und dafür zehn Jahre Freiheitsstrafe bekommen at, mit 26 Jahren – dann ist er ein erwachsener Mann – araufhin überprüft werden kann, ob er immer noch eine ickende Zeitbombe ist oder nicht. Darin unterscheidet er ich überhaupt nicht von demjenigen Täter, der erwachen ist. Ich finde es toll, dass die Bundesregierung das ufgenommen hat, wenngleich ich mir gewünscht hätte, ass eine Anlasstat ab einer Freiheitsstrafe von fünf Jahen und nicht erst von sieben Jahren gereicht hätte. Aber as ist eher eine Kritik im Einzelnen. Ich freue mich auch, dass vernachlässigten und veraltensauffälligen Kindern in Zukunft früher die Hilfe urch die Familiengerichte angedeiht werden lassen ann, als es bisher der Fall war. So denke ich, dass das abinett in der Sommerpause durchaus die eine oder anere Gesetzesvorlage auf den Weg gebracht hat, die wir emnächst parlamentarisch beraten werden. Es gibt aber nicht nur Themen, bei denen wir gerade rst mit der Diskussion begonnen haben, oder Themen, it denen wir uns demnächst befassen, sondern es gibt uch Gesetzesvorhaben, die kurz vor der Reife stehen, in Dr. Jürgen Gehb das Bundesgesetzblatt aufgenommen zu werden. Ich erinnere nur an das Rechtsdienstleistungsgesetz. Ich denke, dass wir auch das Gesetz zur Änderung des Unterhaltsrechts irgendwann in das Bundesgesetzblatt aufnehmen können. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Aber nur, wenn Sie verheiratete und nicht verheiratete Mütter gleichstellen!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Dafür muss es erstens verfassungsfest sein, und zweitens
müssen auch all diejenigen zufrieden sein, die ein biss-
chen Sorge haben, dass die Ehefrauen dabei schlechter
wegkommen.

Dieses Vorhaben ist schwierig; das gebe ich gerne zu.
Auch innerhalb meiner Fraktion gibt es hierzu unter-
schiedliche Auffassungen. So ist das nun einmal: Die ei-
nen haben eine hohe Streitkultur, und die anderen strei-
ten sich nicht. Ich finde, dass man im Diskurs die besten
Lösungen findet. Wir werden sie finden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, ich will einen Schwenk
machen. Heute ist kein ganz gewöhnlicher Tag, sondern
der Jahrestag von 9/11. Vor sechs Jahren sind nicht nur
die Twin-Towers angegriffen worden – das haben Sie
alle noch in Erinnerung –, sondern man konnte endgültig
die Hoffnung aufgeben, dass mit dem Ende des Kalten
Krieges, in dem sich Kombattanten gegenüberstanden,
ein Zustand des Friedens auf der Welt erreicht worden
ist. Das ist nicht der Fall.

An dieser Stelle sage ich Ihnen, Frau Ministerin, im
Namen meiner Fraktion, zumindest aber im Namen der
Arbeitsgruppe Recht, großen Dank: sowohl dafür, dass
Sie uns während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft
gut vertreten haben, als auch dafür, dass die Zusammen-
arbeit mit Ihnen und Ihrem Hause hervorragend funktio-
niert und menschlich in einer Superatmosphäre verläuft.

Frau Dyckmans, zu Ihrem Dank an die Mitarbeiter
möchte ich sagen: Diese machen das nicht unentgeltlich,
denn sie sind nicht ehrenamtlich tätig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Trotzdem kann man ihnen natürlich danken; dafür ist die
Zeit immer günstig. Das tue auch ich.

Einen kleinen Wermutstropfen muss ich Ihnen trotz-
dem mit auf den Weg geben. Es gibt in der Rechtspolitik
eigentlich nur einen großen Streitpunkt, nämlich das
kleine Scharnier Rechtspolitik/Innenpolitik.


(Otto Fricke [FDP]: Klein?)


Zum Thema Onlinedurchsuchung ist in der Debatte
zum vorherigen Einzelplan in den letzten 75 Minuten ei-
gentlich alles Wichtige gesagt worden. Es gibt aber noch
ein anderes Feld: die Strafbewehrung des Besuchs der
sogenannten Terrorausbildungslager. Wir haben in un-
serer Koalitionsvereinbarung festgehalten, dass wir uns
mit diesem Thema beschäftigen wollen. Mittlerweile
sind knapp zwei Jahre vergangen. Ich selbst habe vor

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(C (D enigen Tagen in der Welt gesagt, dass es schwierig ist, inen Straftatbestand zu zimmern, der den Erfordernisen des Bestimmtheitsgebots genügt. (Jörg van Essen [FDP]: Ganz genau! Das Bestimmtheitsgebot ist das Problem!)


An dieser Stelle möchte ich den Besserwisser
eribert Prantl erwähnen. In der Süddeutschen Zeitung

chreibt er – das hat mich heute geärgert –, ein Blick ins
esetz erleichtere die Rechtsfindung und übrigens auch
ie Gesetzgebung.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist typisch! Aber dieser Satz könnte auch von Ihnen sein!)


ch kann Heribert Prantl nur mit auf den Weg geben: Ein
lick in einen Strafrechtskommentar und die Lektüre der
inschlägigen Entscheidungen würden verhindern, dass
an auf so überhebliche Art und Weise falsche Informa-

ionen an die Bevölkerung weitergibt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wenn er im Jahre 1959 – damals könnte er gerade sei-
en großen Schein im Strafrecht gemacht haben – im
wölften Band der Sammlung der Entscheidungen des
undesgerichtshofes gelesen hätte, wäre ihm aufgefal-

en, dass es für die Verabredung zu einer Straftat einer
ewissen Konkretisierung bedarf. Es würde nicht ausrei-
hen, wenn wir beide, Herr Danckert, vereinbaren wür-
en, gemeinsam eine Bank zu knacken. Wir müssten ge-
au sagen, dass wir uns am Donnerstag um 17 Uhr vor
er Berliner Sparkasse treffen,


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Da kann ich leider nicht! – Heiterkeit)


nd müssten verabreden, wer das Brecheisen mitbringt.
enn diese Konkretisierung fehlt, handelt es sich um ein

bstraktes Gefährdungsdelikt, das nach der gegenwär-
igen Rechtslage nicht bestraft werden kann. So viel
azu, wenn Besserwisser meinen, sie müssten den Leu-
en einen einschenken.

Ich sehe mit Schrecken, dass ich nur noch
5 Sekunden Redezeit habe. Frau Präsidentin, können
ie nicht meine Redezeit verlängern? – Also nicht.


(Heiterkeit – Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Reden Sie doch auf Kosten von Nešković! – Daniela Raab [CDU/CSU]: Oh ja! Auf Kosten von Nešković! Das würde ich befürworten!)


Noch ganz kurz: Wir Rechtspolitiker sollten uns über-
egen, ob wir nur an der Vielzahl der Gesetzentwürfe, die
ir verabschieden, gemessen werden wollen, oder ob es
icht manchmal besser ist, etwas nicht zu regeln. Ich
abe das schon in meiner letzten Rede zum Haushalt vor
inem Jahr gesagt, damals in Bezug auf die, wie ich
eine, hypertrophe Neigung, immer mehr Staatsziele in

as Grundgesetz aufnehmen zu wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Daniela Raab [CDU/CSU]: Ja! Sehr richtig! – Dr. Peter Danckert [SPD]: Vorsichtig!)







(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb
Noch eine Bemerkung zum Nichtraucherschutz. Ich
möchte die Diskussion über die Raucher nicht schon
wieder führen. Aber eines möchte ich sagen: Sofern die-
ses Gesetz dem Schutz der Nichtraucher dient, findet es
meine volle Unterstützung. Wenn damit aber, zumindest
als Konnotation, auch beabsichtigt ist, den Raucher zu
seinem Glück zu zwingen – wenn es also eine Art Be-
glückungsgesetz sein soll –,


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


dann fehlt nicht mehr viel, bis wir irgendwann auch noch
regeln, was die Menschen essen sollten.

Neulich hat jemand verlangt – ich habe erst gedacht,
das sei Spaß –, dass es in Diskotheken leiser sein müsse.
Es gibt einen alten römischen Rechtsgrundsatz: „volenti
non fit iniuria“, dem Freiwilligen geschieht kein
Unrecht. Wer also in eine laute Diskothek geht, der muss
damit rechnen, dass es laut ist. Wer selber raucht, wird
vielleicht irgendwann krank sein. Wir müssen dem Rau-
chen den Kampf ansagen, aber nicht als Gesetzgeber,
sondern mit Aufklärungsbroschüren. Deswegen ist auch
in der Rechtspolitik weniger manchmal mehr. Wie hat es
schon Montesquieu gesagt?

Wenn es nicht nötig ist, ein Gesetz zu erlassen,
dann ist es nötig, keines zu erlassen.

Herzlichen Dank, meine Damen und Herren, und ei-
nen schönen Abend.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1611015800

Das Wort hat nun der Kollege Wolfgang Nešković für

die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1611015900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Am 30. März des vergangenen Jah-
res nannte ich Frau Justizministerin Zypries die Chefin
des Rechtsstaatsministeriums. Ich wollte damit zum
Ausdruck bringen, dass die Wahrung rechtsstaatlicher
Errungenschaften und die Abwehr von Angriffen auf
diese Errungenschaften auch im Zuständigkeitsbereich
des Justizministeriums liegen. Nachdem die Justizminis-
terin dieser Aufgabe zunächst, wie ich meine, zaghaft
und verhalten nachging, ist sie insbesondere während
der Sommerpause dann doch noch in Fahrt gekommen.
Man gewinnt den Eindruck, Herr Schäuble und Frau
Zypries proben in diesen Tagen die kabinettsinterne Va-
riante eines neuen Jobsharing-Konzepts. Es agieren
Rechtsstaatsministerin und vermeintlicher Verfassungs-
minister als „job sharing good girl and bad boy“, wenn
es um die Werte unseres Grundgesetzes geht.


(Jörg van Essen [FDP]: Once again, please!)


Seit über einem halben Jahr reihen der Innenminister
und seine Hilfstruppen, rechtsstaatlich gesehen, eine un-
geheuerliche Überlegung an die nächste. Als Herrn
Schäuble im Sommer wegen der öffentlichen Erwägung

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(C (D on gezielten Tötungen eine Welle der Kritik und Emörung über den Kopf schlug, gab er weinerlich zum esten, man habe ihn furchtbar missverstanden; (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: So war es doch auch!)


s gehe doch nur darum, die rechtlichen Grundlagen für
eue Handlungsinstrumente zu diskutieren und zu schaf-
en, und er sei ein glühender Anhänger des Rechtsstaats.
ch weiß nicht, wofür unser Innenminister glüht; aber
er Rechtsstaat ist es gewiss nicht.

Verfassungsbruch und rechtsstaatliche Unerträglich-
eiten lassen sich nicht in rechtliche Grundlagen fassen.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das einzig Unerträgliche ist Ihre Rede!)


er das Unerträgliche will, wird selbst untragbar. Die
ichtigste Sicherheitsfrage unserer Tage ist doch die
rage, wie sicher der Innenminister im Umgang mit der
erfassung ist oder – noch zutreffender – wie sicher die
erfassung vor unserem Innenminister ist.


(Joachim Stünker [SPD]: Sie sind im falschen Film, glaube ich! – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Einzelplan 07!)


Der Kollege Struck drückte diese Kritik in seinem
ommerbrief an seine Fraktionskollegen etwas freundli-
her aus, als ich es tue. Er schrieb sinngemäß, die Vor-
chläge des Innenministers seien Angriffe auf den
echtsstaat, dessen Schutz aber die eigentliche Aufgabe
es Verfassungsministers sei. Man habe den Eindruck,
ie Freiheit solle durch einen Überwachungsstaat abge-
chafft werden. – Das hat die SPD gesagt. Wir hoffen,
ass es sich bei dieser SPD-Kritik nicht nur um ein blo-
es Taktieren handelt.


(Beifall bei der LINKEN)


Auch ist es uns nicht entgangen, dass die SPD den ge-
ünschten Onlinedurchsuchungen nicht etwa ein ent-

chiedenes Nein entgegensetzt, sondern lediglich Skep-
is formuliert und auf die Hilfe des Verfassungsgerichts
offt.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Das ist doch der richtige Weg!)


ir werden deshalb genau beobachten, ob der Wider-
tand der SPD und der Justizministerin anhält, ob sie
nicht zuletzt angesichts der Ereignisse der vergange-

en Woche – standhaft bleiben oder am Ende doch wie-
er einknicken. Ich wünsche Ihnen, Frau Ministerin, die
tandfestigkeit einer Frau Leutheusser-Schnarrenberger,
ie ihren Widerstand gegen den sogenannten großen
auschangriff so weit betrieb, dass sie bereit war, dafür

hr Amt aufzugeben, was sie schließlich getan hat. Diese
tandfestigkeit wünsche ich Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN – Joachim Stünker [SPD]: Und gekommen ist er trotzdem!)


Ja, gekommen ist er trotzdem, aber mit deutlichen Ein-
chränkungen.


(Lachen bei der SPD)







(A) )



(B) )


Wolfgang NeškoviæWolfgang Nešković
Von Frau Zypries konnte man in der Onlineausgabe
der Frankfurter Rundschau vom 28. Juli die folgende
wichtige Feststellung lesen:

Nicht die Verteidigung der Bürgerrechte bedarf der
Rechtfertigung, sondern deren Einschränkung.

Frau Zypries, dem schließen wir uns ausdrücklich an.


(Zuruf des Abg. Siegfried Kauder [VillingenSchwenningen] [CDU/CSU])


Denn es ist dieser kleine Satz, der die aktuelle Debatte in
unserem Land vom Kopf zurück auf die Füße stellt. Der
Rechtfertigungsbedarf liegt nicht bei den Kritikern unse-
res Innenministers, sondern bei ihm und seinen Anhän-
gern. Es gilt: Nicht die Befürworter lang gewachsener
rechtsstaatlicher Grundsätze sind in Erklärungsnot, son-
dern diejenigen, die diese Grundsätze aufweichen und
beseitigen wollen.

Soweit diese Begründungen liefern, ist ihnen gemein-
sam, dass immer nur der Zweck der angestrebten Maß-
nahme ins Auge gefasst wird. Sie gründen sich allesamt
auf die kreuzgefährliche Behauptung, im Grunde ge-
nommen könne man kaum zu viel tun, wenn es um den
Schutz unseres Staatswesens geht. Jedem dieser Vor-
schläge liegt die Behauptung zugrunde, es gebe eine
neue, nie dagewesene Bedrohung für unser Gemeinwe-
sen, auf die man folglich mit neuen, nie dagewesenen
Mitteln zu reagieren habe.

Zur Frage der verbindlichen Grenze für solches Vor-
gehen erklärte der Bundesinnenminister im Spiegel-In-
terview vom 9. Juli, eine rote Linie gebe es: die Verfas-
sung – und die könne man ändern. Zum Glück irrt Herr
Schäuble, was seine Möglichkeiten und was die Mög-
lichkeiten dieses Parlaments angeht.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Wieso?)


Frau Ministerin Zypries, ich darf Sie bitten, Herrn
Schäuble einmal die Bedeutung des Art. 79 Abs. 3 des
Grundgesetzes zu erläutern. Dann müsste ihm aufgehen,
dass der dort gegen Veränderung geschützte Art. 1 eine
verbindliche Demarkationslinie für seine Angriffe auf
die Verfassung darstellt.


(Beifall bei der LINKEN – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Ist das schlecht!)


Der nicht veränderbare Art. 1 ist es, der verhindert, dass
jemals zivile Luftfahrzeuge vom Himmel abgeschossen
werden können. Der nicht veränderbare Art. 1 ist es, der
den Kernbereich der privaten Lebensgestaltung verläss-
lich gegen jedwede Überwachungsmaßnahme schützt.
Technische Schwierigkeiten bei Überwachungsmaßnah-
men rechtfertigen es nicht, diesen Schutz außer Acht zu
lassen.

Insofern ist die eben zitierte These der Justizministe-
rin dringend ergänzungsbedürftig. Denn wesentlich ist
nicht nur die Frage, wer sich zu rechtfertigen hat, son-
dern auch, welchen Inhalt diese Rechtfertigung aufweist.
Das gilt im Übrigen auch für den Teil der Verfassung,
der tatsächlich geändert werden kann. Denn bei der
Rechtfertigung freiheitsbeschränkender Maßnahmen ge-

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(C (D ügt es keinesfalls, sich vom Zweck einer Maßnahme eiten zu lassen – ansonsten würde der Zweck die Mittel eiligen. Vielmehr ist der Zweck der Maßnahme in Abägung zu bringen zu dem Verlust der Freiheit, der mit er Durchführung der beabsichtigten Maßnahme einhereht. Das übersieht Herr Schäuble – wie Herr Schäuble insesamt die Funktion der Grundrechte im Verhältnis um Staat übersieht und verkennt. Die Grundrechte stelen – als Abwehrrechte – institutionalisiertes Misstrauen egen den Staat dar; das ist ihre Kernfunktion. Herr chäuble hingegen geht von einem grundsätzlichen isstrauen des Staates gegenüber seinen Bürgern aus. ier liegt der Kerndissens zwischen ihm und uns und, och entscheidender, zwischen ihm und der Verfassung. (Beifall bei der LINKEN – Dr. Peter Danckert [SPD]: Sehen Sie sich einmal Einzelplan 07 an!)


Es ist daher Ihre Aufgabe, Frau Zypries, Herrn
chäuble dabei zu helfen, diese Trübung seiner verfas-
ungsrechtlichen Sichtweise zu beheben,


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dem ist nicht zu helfen!)


nd dabei gleichzeitig deutlich zu machen, welche in-
altliche Position die SPD hierbei konkret einnimmt.

Abschließend ist festzustellen: Die von Herrn
chäuble erklärte Strategie, einer Bedrohung des Rechts-
taats mit dem Abbau rechtsstaatlicher Prinzipien zu be-
egnen, ist widersinnig. Der Rechtsstaat wird nicht da-
urch geschützt, dass man ihn abschafft. Ebenso gut
önnte einer sein eigenes Haus abbrennen, um seine
abe vor Einbrechern zu schützen.


(Siegfried Kauder [Villingen-Schwenningen] [CDU/CSU]: Das ist eine ganz üble Unterstellung! Dass Sie sich nicht schämen!)


or Diebstahl wäre der ehemalige Hausherr nunmehr ef-
izient geschützt.


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Was ist das für ein Vergleich?!)


llerdings entzieht er seine Habe nicht nur dem Dieb,
ondern auch sich selbst. Er verliert, was er doch be-
chützen wollte, und erweist sich als schlechter Beschüt-
er.


(Zuruf von der CDU/CSU: Scheinheilig!)


Frau Zypries, ich darf Sie bitten: Stellen Sie diesem
nsinn Ihre Vernunft entgegen und bleiben Sie dabei

tandhaft!

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN – Daniela Raab [CDU/CSU]: Amen!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1611016000

Nächster Redner ist nun der Kollege Jerzy Montag für

ie Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.






(A) )



(B) )


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611016100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der

Haushalt des Bundesjustizministeriums ist in der Tat ein
Haushalt, um den Sie jedes Ministerium beneiden kann,
Frau Zypries. Sie haben erneut einen Deckungsgrad von
etwa 70 Prozent bei einer Ausgabensteigerung von
2 Prozent und einer Einnahmensteigerung von 3 Pro-
zent. Über die Zahlen Ihres Hauses lässt sich auch von-
seiten der Opposition nicht meckern. Das will ich auch
nicht tun.

Ich will nur darauf hinweisen, dass wir uns in den
Haushaltsberatungen intensiv mit der erheblichen Erhö-
hung der Zahl der Stellen im Bundesamt für Justiz aus-
einandersetzen werden müssen. Sie haben dazu Stellung
genommen und darauf hingewiesen, dass diese Erhö-
hung mit neuen Aufgaben korrespondiert. Ich habe aber
in Erinnerung, dass wir vor einem Jahr darüber gespro-
chen haben, dass das Bundesamt für Justiz durch Über-
tragung von Stellen aus anderen Bundesbehörden, auch
aus Ihrem Haus, langfristig stellenneutral gehalten wer-
den kann. Dies ist so nicht eingetroffen, und wir werden
uns intensiv über die Gründe unterhalten müssen.

Trotzdem muss man im Zusammenhang mit der Justiz
und dem Rechtsstaat auch immer über Geld reden. Der
Rechtsstaat kostet die Bürgerinnen und Bürger wahrlich
nicht viel Geld, aber er ist nicht billig zu haben. Als ich
vor einem Jahr davon gesprochen habe, dass für die Aus-
stattung der Gerichte die Länder zuständig sind, dass
aber – wenn man den Rechtsstaat nicht nur proklamiert,
sondern auch faktisch durchsetzen und stärken will – die
Bundesjustizministerin in der Aufgabe steht, auf die
Länderebene einzuwirken, damit dort endlich mehr
Geld, mehr Personal und eine bessere Ausstattung für
die Justiz bereitgestellt werden, hat der Kollege Stünker
gerufen – den Zwischenruf kann man im Protokoll nach-
lesen –: „Doch! Doch!“

Tatsächlich ist aber nichts geschehen. Das größte
Amtsgerichts der Bundesrepublik Deutschland – das
Amtsgericht München, meiner Heimatstadt – hätte vor
einigen Monaten eigentlich Konkurs anmelden müssen.
Die Situation, dass die Justiz mit den zur Verfügung ge-
stellten Mitteln keine qualitativ angemessene rechts-
staatliche Arbeit leisten kann, ist auch in der Fläche hoch
dramatisch. Deswegen glaube ich, dass wir auch an die-
ser Stelle noch einmal darauf aufmerksam machen müs-
sen, dass die Landesfinanzminister endlich die notwen-
digen Mittel zur Verfügung stellen müssen, um den
Rechtsstaat auch auf Landesebene mit Leben zu erfüllen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Bundesjustizministerin Zypries hat den Koalitions-
vertrag seinerzeit mit den Worten kommentiert, Rechts-
staatlichkeit und Grundrechtsschutz seien der strikte
Maßstab, an dem sich die Große Koalition messen lassen
müsse.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Der Satz ist doch richtig!)


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(C (D an muss sich einmal zu Gemüte führen, wie wunderar dieser Satz ist. Aber nun zu den Fakten: Wenn sich Herr Minister chäuble in Interviews zu Wort meldet, lässt er in rechtstaatlicher Hinsicht alle Hüllen fallen. Sie, Frau Zypries, emühen sich dann, mehr schlecht als recht die dadurch ntstandenen Blößen zu bedecken, und werden dabei uch noch von Kollegen aus der Koalition bzw. der nion übel angegangen. Kollege Bosbach – er ist leider nicht mehr anwesend –, en ich sonst als galanter eingeschätzt habe, hat über Sie esagt, Frau Zypries, Sie würden sich in diesen Fragen it der Geschwindigkeit einer Wanderdüne bewegen. er Kollege Uhl, der für das Gröbere zuständig ist – er st ebenfalls nicht mehr im Saal –, hat hinsichtlich Ihrer erson und des Koalitionspartners gesagt, Sie würden ich schuldig machen. Gemeint hat er – dieser Eindruck ollte in der Öffentlichkeit erweckt werden –, dass Sie ich schuldig machen würden, sollte es doch zu einem erroranschlag kommen und Opfer geben und sollte sich ie SPD und die Justizministerin nicht genügend bewegt aben. In dieser Situation wäre es richtig, wenn Sie sich, rau Zypries, gar nicht bewegten und wenn Sie Ihre tandpunkte zum Schutze der Rechtsstaatlichkeit und hre Aufgabe als Verfassungsschutzministerin tatsächich ernst nähmen. Nein, das tut sie nur sehr verhalten, sehr eingeschränkt. Aus der Fülle der Fälle, über die diskutiert werden uss, will ich an dieser Stelle einige wenige aufgreifen. rau Zypries, Sie haben einen Vorschlag zur Neuauflage er Kronzeugenregelung gemacht. Erstaunlicherweise at der Bundesrat dazu in der Sommerpause in einer tellungnahme festgestellt, dass die von Ihnen vorgechlagene Kronzeugenregelung dazu führen wird, dass s – erster Vorwurf – keine schuldangemessenen Strafen ehr geben wird, dass es – zweiter Vorwurf – in Zukunft inen Handel mit der Gerechtigkeit geben wird und dass ie Gefahr des Missbrauchs dieser Vorschrift – dritter orwurf – sehr groß ist. Diese Argumente könnten aus inem Papier der grünen Bundestagsfraktion abgeschrieen sein. Insbesondere die Schlussfolgerung des Bunesrates sollte man sich zu Gemüte führen. Ich darf zitieen: … dass der Gesetzentwurf dem rechtsstaatsfeindlichen Denunziantentum Vorschub leisten wird, weshalb die Aussagekraft und der Beweiswert derartig einseitig motivierter Offenbarungen besonders kritisch zu hinterfragen und auch in Gänze in Zweifel zu ziehen sein dürften. Der Deutsche Richterbund hat sich ähnlich kritisch eäußert. Wenn die Liste der sachlichen Kritiker von den rünen über den Deutschen Richterbund bis hin zum undesrat reicht, ist das ein Grund, zu sagen: Eine solhe Kronzeugenregelung machen wir nicht. Stattdessen chlagen Sie sie dem Bundestag vor. Herr Kollege Montag, gestatten Sie eine Zwischen frage des Kollegen Kauder? Aber gerne. Siegfried Kauder CSU)


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Tut sie doch!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1611016200
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611016300

Herr Kollege Montag, bedeutete das nicht, dass man
in konsequenter Fortführung Ihrer Auffassung § 31
BtMG, mit dem wir gute Erfahrungen gemacht haben,
ersatzlos streichen müsste?


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611016400

Herr Kollege Kauder, ich weiß nicht, wen Sie mit

„wir“ meinen, wenn Sie von guten Erfahrungen mit
§ 31 BtMG sprechen. Die Erfahrungen, die ich, der ich
genauso ein Praktiker des Strafrechts bin wie Sie, kenne,
gehen in die völlig entgegengesetzte Richtung. Wir brau-
chen weder eine Kronzeugenregelung bei der Bekämp-
fung der Geldwäsche noch eine Kronzeugenregelung
beim Antiterrorkampf noch eine Kronzeugenregelung
beim Betäubungsmittelrecht.

Dem Rechtsstaat Bundesrepublik Deutschland wäre
gedient, wenn wir die gesamte Kronzeugenregelung aus-
laufen ließen und sie aus dem Strafgesetzbuch streichen
würden. Diese Forderung erhebe ich für die Grünen an
dieser Stelle ausdrücklich. Wir würden dadurch bei der
Rechtssicherheit nichts einbüßen. Denjenigen Täterin-
nen und Tätern, die aus Reue über ihre Tat oder aus wel-
chen Gründen auch immer einen Beitrag zur Aufklärung
von anderen Straftaten leisten, kann man schon jetzt
nach geltendem Recht bei der Strafzumessung entgegen-
kommen. Dafür brauchen wir die rechtsstaatlich höchst
problematische und höchst kontrovers diskutierte Kron-
zeugenregelung nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Angesichts der fortgeschrittenen Zeit will ich von den
vielen Punkten, zu denen ich etwas sagen wollte, nur
noch einen Punkt herausgreifen. Frau Zypries, es wird
darüber diskutiert, ob § 129 a StGB durch weitere Rege-
lungen angereichert werden soll. Vonseiten der Konser-
vativen kommt der törichte Vorschlag, Einzeltäter als
terroristische Vereinigungen zu behandeln. Was das au-
ßer Meinungs- oder Gesinnungsterror oder Hate-Crime
nach amerikanischem Muster bringen soll, weiß ich
nicht. Aber es wird auch diskutiert – da haben Sie eben
nicht klar Nein gesagt, sondern lediglich die Prüfung in
Ihrem Hause zugesagt –, den sogenannten Besuch von
Terrorcamps unter Strafe zu stellen. Herr Gehb, Sie
sind darauf auf Ihre Art und Weise eingegangen. Ich will
Ihnen sagen: Der belgische Kesselschmied Duchesne ist
im 19. Jahrhundert nicht nach Afghanistan gefahren – da
gab es keine Terrorcamps –, sondern nach Paris zum ka-
tholischen Bischof und wollte Geld haben, um Bismarck
zu töten. Er hat das Geld nicht bekommen. Aber dieser
Vorfall war der Grund dafür, dass 1876 der § 30 – Ver-
such der Beteiligung – ins deutsche Strafgesetzbuch ein-

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(C (D eführt worden ist. Wir sagen Ihnen von dieser Stelle: as ist das, was rechtsstaatlich richtig und hinnehmbar st, wohingegen der Besuch von irgendwelchen Terroramps in Afghanistan, der von niemandem gewollt ist nd unterstützt wird, nicht als Straftat ausgestaltet weren kann, wenn Sie überhaupt noch einen Rest an echtsstaatlichkeit, an Bestimmtheit der Normen im eutschen Strafrecht haben wollen. Herr Kollege, ich muss Sie jetzt an Ihre Redezeit erin ern. Da meine Redezeit zu Ende ist, will ich an dieser telle zum Schluss Folgendes sagen: Ich erkenne sehr ohl – da bin ich weniger positiv gestimmt als mein orredner Herr Kollege Nešković –, dass Sie, Frau ypries, gegen die rechtsstaatswidrigen Anfeindungen hres Kollegen aus dem Innenministerium ankämpfen, ber ich erkenne auch sehr wohl, dass es in der Koalition it der Union mit einer rechtsstaatlichen Rechtspolitik icht sehr weit her ist. (Dr. Peter Danckert [SPD]: Gemach, Herr Kollege!)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1611016500
Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1611016600

eswegen wünsche ich mir und Ihnen, dass Sie von die-
em Koalitionspartner bald befreit werden können.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1611016700

Nun hat das Wort der Kollege Joachim Stünker für die

PD-Fraktion.


Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1611016800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s tut mir leid, seit einer guten halben Stunde habe ich
as Gefühl, dass in diesem Hohen Hause eine Phantom-
iskussion geführt und zum Einzelplan 7 nicht mehr ge-
prochen wird.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich darf den Damen und Herren von den drei Opposi-
ionsparteien eines versichern: Die Sozialdemokraten in
iesem Hause sind jetzt im zehnten Jahr für die Rechts-
olitik in diesem Land verantwortlich, und wir führen
zw. führten mit zwei Ministerinnen das Bundesministe-
ium der Justiz. Wir brauchen uns von niemandem vor-
erfen zu lassen, dass wir in diesen neun Jahren bei ei-
er einzigen Sachfrage, die zu entscheiden war, auch nur
in einziges Mal die Rechtsstaatlichkeit in diesem Land
ufs Spiel gesetzt hätten, auch nicht in schwierigen Zei-
en.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


echs Jahre ist es seit 9/11 her. Auch damals sind wir in
er Lage gewesen, in der Rechts- und in der Innenpolitik
enau die Waage zu halten, die zwischen Sicherheit und






(A) )



(B) )


Joachim Stünker
Freiheit zu halten ist. Wir haben die Sicherheit nicht
über die Freiheit gesetzt, was Sie uns in Ihren Reden je-
des Mal vorzuwerfen versuchen.

Beenden Sie die hypothetischen Debatten, die hier ge-
führt werden, und lassen Sie uns doch in der Mitte der
Legislaturperiode ganz nüchtern anschauen, was wir in
der Rechtspolitik in diesen zwei Jahren geleistet haben!
Lassen Sie uns anschauen, wie es mit den Freiheitsrech-
ten des Einzelnen aussieht. Ich sage Ihnen: Diese Koali-
tion hat mit ihrer Rechtspolitik immer einen Ausgleich
zwischen dem Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit
und ihrem Recht auf Freiheit geschaffen. Ich füge hinzu:
Auch in Zukunft werden wir den rechtlichen Rahmen
garantieren, um Kriminalität in allen Erscheinungsfor-
men wirksam zu bekämpfen. Gleichzeitig muss aber der
Charakter unserer Rechtsordnung als Fundament unserer
freiheitlichen Demokratie gewahrt bleiben. Dazu gehö-
ren für uns unabdingbar die Freiheitsrechte des Einzel-
nen, und die werden wir in dieser Koalition weiter wah-
ren. Da bin ich absolut sicher.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Lassen Sie mich einige Beispiele dafür nennen, was
wir in den zwei Jahren dieser Koalition geleistet haben,
damit Sie, Herr Nešković, und Sie, Herr Montag, die Sie
sich so ereifert haben, wieder auf den Boden der Tat-
sachen kommen. Wir haben mit der Novellierung des
Zollfahndungsdienstgesetzes den Kernbereich der priva-
ten Lebensgestaltung bei der Überwachung von Post und
Telekommunikation wirksam geschützt. Darin waren
wir uns alle gemeinsam weitgehend in diesem Hause
einig.

Wir haben mit dem Gesetz über die Regelung der
Vermögensabschöpfung bei Straftaten vor allem eine
nachhaltige Stärkung des Opferschutzes in die Strafpro-
zessordnung implementiert. Wir haben im Wege des
Straftatbestandes des sogenannten Stalking erstmals die
fortgesetzte Verfolgung oder Belästigung einer anderen
Person und damit auch den Opferschutz wirksam in das
Strafgesetzbuch implementiert. Das bedeutet mehr Frei-
heit für viele belästigte Opfer.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Auch die Novellierung der Führungsaufsicht bewirkt
verbesserten Schutz vieler Menschen vor allen Dingen
vor rückfälligen Sexualstraftätern. Das Gleiche gilt für
die Reform des Rechts der Unterbringung in psychiatri-
schen Krankenhäusern und Entziehungsanstalten. Das
alles sind Reformen, die wir in den vergangenen zwei
Jahren in diesem Hause umgesetzt haben. Auch wenn es
einigen wehtun wird, das zu hören, bewirken wir mit
dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz den Schutz
vieler Menschen vor Diskriminierungen jeder Art in un-
serer Gesellschaft.


(Beifall bei der SPD)


Eine entsprechende Gleichbehandlungsstelle steht zur
Information und Unterstützung der Betroffenen bereit.


(Jörg van Essen [FDP]: Wieder mehr Bürokratie!)


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(C (D Mit der Novellierung des Wohnungseigentumsgesetes haben wir die Eigentumsrechte der einzelnen Wohungseigentümer nachhaltig gestärkt und Schutz vor uerulanten und Rechtsmissbrauch geschaffen. (Dr. Peter Danckert [SPD]: Sehr gutes Gesetz!)


Wir haben mit dem Gesetz zum Pfändungsschutz der
ltersvorsorge und zur Anpassung des Rechts der Insol-
enzanfechtung vor allem die Altersvorsorge wirksamer
bgesichert, als es bisher der Fall gewesen ist.

Mit dem zweiten Korb zur Reform des Urheberrechts
aben wir das Recht des geistigen Eigentums erneut an
ie Bedingungen des digitalen Zeitalters angepasst.
ierdurch werden insbesondere die berechtigten An-

prüche der Urheber im Medienzeitalter verbessert.
chlussendlich – es ist schon darauf hingewiesen wor-
en – haben wir mit dem neuen Versicherungsvertrags-
esetz das 100 Jahre alte Versicherungsvertragsrecht
achhaltig und insbesondere verbraucherfreundlich in
as 21. Jahrhundert befördert. Es hat den Schutz von
illionen von Verbraucherinnen und Verbrauchern vor

em übermächtigen Vertragspartner auf der anderen
eite gestärkt.

Das sind praktische Beispiele für Rechtspolitik in
wei Jahren Großer Koalition. Ich glaube, Sie alle geben
ir darin recht, dass wir den Rechtsstaat dabei in jedem
inzelfall gewahrt und die Rechte des Einzelnen in die-
er Gesellschaft gestärkt haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist eine überzeugende Halbzeitbilanz der Gro-
en Koalition. Ich bedanke mich bei der Ministerin und
hren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die gute Zu-
ammenarbeit mit dem Bundesministerium der Justiz. Es
st eine Bilanz, die anschaulich zeigt und beweist, dass
er individuelle Rechtsschutz des einzelnen Mitbürgers
m Mittelpunkt unserer Politik stand und nicht das Ge-
enteil. Auch weiterhin werden wir dafür einstehen.

Diese Bilanz zeigt, dass die von der Opposition auch
eute wieder wortgewaltig vorgetragenen Kassandrarufe
einer Populismus und Stimmungsmache sind. Mit der
echtspolitischen Wirklichkeit haben sie hingegen wenig
u tun. Dieser Linie werden wir auch in den vor uns lie-
enden zwei Jahren treu bleiben. Da können Sie, die
keptiker, ganz sicher sein. Wir werden in den vor uns

iegenden Entscheidungen, die teilweise sicherlich
chwierig sind, rechtsstaatliche Grundsätze nicht infrage
tellen.

Lassen Sie mich beispielhaft nennen, was wir feder-
ührend zu erledigen haben: die Reform der Telefon-
berwachung und die Vorratsdatenspeicherung, die
GG-Reform und die Reform des familiengerichtlichen
erfahrens sowie die Kronzeugenregelung, die wir, Herr
ollege Montag, mit Sicherheit rechtsstaatskonform ge-

talten werden, übrigens auf der Grundlage eines Ent-
urfs, der vor einigen Jahren unter Rot-Grün erarbeitet
orden ist.






(A) )



(B) )


Joachim Stünker

(Zuruf von der CDU/CSU: Da muss man aber genau hinschauen! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber mit enormen Änderungen!)


– Das ist doch gar nicht wahr, Herr Montag. Dazu kom-
men wir später noch. Das ist damals nur am Kollegen
Ströbele gescheitert, der noch mehr wollte, sodass wir
nicht mehr mitmachen konnten. Das andere war schon
alles in trockenen Tüchern mit ihm.

Das Vaterschaftsfeststellungsverfahren werden wir
regeln, ebenso die nachträgliche Sicherungsverwahrung
für Jugendliche, die Verständigung im Strafverfahren,
die Reform des Kontopfändungsschutzes und die Ent-
schuldung mittelloser Personen durch Änderung des
Verbraucherinsolvenzverfahrens. Wir werden eine wirt-
schafts- und verbraucherfreundliche GmbH-Reform ma-
chen und die Beratungen zum Entwurf eines Rechtsbera-
tungsgesetzes in den nächsten Tagen abschließen.

Das ist eine riesige Menge an Reformen, die wir zur
Hälfte schon hinter uns, zur Hälfte aber auch noch vor
uns haben. Wir haben also viel Arbeit und ein anspruchs-
volles Programm für die nächsten zwei Jahre vor uns.
Ich bin sicher: Am Ende dieser Legislaturperiode wer-
den wir die Freiheits- und Bürgerrechte der Menschen in
unserem Land weiter gestärkt, ausgebaut und nicht ein-
geschränkt haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Gleichzeitig werden wir das Notwendige für die innere
Sicherheit tun. Bei diesem leidigen Thema, das hier seit
bald zwei Stunden eine Rolle spielt, werden wir – das
garantiere ich Ihnen – zu rechtsstaatskonformen Lösun-
gen kommen.

Meine Überzeugung ist – nachdem einige hier ihre
Redezeit überschritten haben, möchte ich von meiner
Redezeit etwas abgeben –, dass es keine individuelle
Freiheit ohne Sicherheit vor äußerer fremder Gewalt
gibt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Es gibt keine Freiheit ohne wirksamen staatlichen
Schutz vor Straftaten. Dabei müssen wir immer die Ba-
lance wahren, also auch die individuellen Freiheitsrechte
im Blick behalten. Das werden wir mit Augenmaß tun.
Von diesem Weg werden wir auch im zehnten Jahr, in
dem Sozialdemokraten die Rechtspolitik in diesem Land
bestimmen, nicht abweichen.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1611016900

Nun hat das Wort der Kollege Otto Fricke für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! Herr Kollege Stünker, Sie haben die SPD-Rechtsolitik hier hoch gelobt. ie haben gesagt, die Opposition mache hier Kassandraufe. Nachdem Herr Körper Ihnen gerade wahrscheinich erklärt hat, dass Kassandra nachher recht bekommen at, hoffe ich nur, dass es der SPD-Rechtspolitik nicht so eht wie Troja. Das wäre jedenfalls ganz gut. Außerdem haben Sie hier erzählt, wie fantastisch die PD die Bürgerrechte in den vergangenen Jahren gechützt hat. ie viele Verfassungsgerichtsentscheidungen musste ie SPD in den letzten Jahren eigentlich einstecken? (Joachim Stünker [SPD]: Das war in Ihrer Regierungszeit!)

Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1611017000

(Joachim Stünker [SPD]: Zu Recht!)


(Beifall des Abg. Dr. Max Stadler [FDP])


(Christoph Strässer [SPD]: Sehr richtig!)


Ich bestreite nicht, dass das zu unserer Regierungszeit
uch einmal so war; aber Sie sind seit zehn Jahren an der
egierung, Herr Stünker. Sie hätten all die verfassungs-
idrigen Gesetze ändern können. Sie hatten dazu Zeit,

ls Sie mit den Grünen eine Koalition bildeten, und Sie
aben jetzt, da Sie mit der CDU/CSU eine Koalition bil-
en, dazu Zeit. Insofern würde ich bei der Beantwortung
er Frage, wer hier der Hüter und Schützer ist, ganz vor-
ichtig sein. Es gibt an dieser Stelle keinen, der nicht
ehler macht. – Sich selber herauszustellen und zu sa-
en: „Wir sind diejenigen …“, halte ich angesichts der
echtsprechung des Bundesverfassungsgerichts in den
ergangenen zehn Jahren für vollkommen unangebracht.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Wolfgang Nešković [DIE LINKE])


Frau Ministerin, wenn man als Oppositionspolitiker
ber den Haushalt redet, dann liegt es erst einmal nahe,
uf Angriff zu setzen. Aber angesichts dessen, was Sie
n der Rechtsstaatsfront im Moment auszuhalten
aben – meistens von der linken Seite dieses Hauses –,
öchte ich Ihnen ein wenig Schonung gewähren. Es ist

chade, dass der Kollege Schäuble nicht da ist. Sie haben
ugehört, als der Haushalt seines Ministeriums beraten
urde. Er kann nun leider nicht anwesend sein.

Für den Haushalt des Justizministeriums gilt natür-
ich, dass er die Rechtspolitik selber nicht allzu sehr ab-
ildet. Was Kosten angeht, findet diese Abbildung – Sie
aben es gesagt – an vielen Stellen in den Ländern statt.
err Montag, ich will ausdrücklich sagen: Ich hoffe,
ass mit Ihren berechtigten Forderungen bezüglich der
usstattung der Justiz in den Ländern nicht dasselbe
assiert, was mit dem passiert ist, was Frau von der
eyen durchzusetzen versucht hat: Der Bund soll einiges
ezahlen, was außerhalb seiner Zuständigkeit liegt. Das
st nicht gut; denn wann immer der Bund etwas bezahlt,
as außerhalb seiner Zuständigkeit liegt, hat er für

ndere Dinge kein Geld. Ich denke, das ist nicht Ihr
mpetus gewesen.






(A) )



(B) )


Otto Fricke
Das Deutsche Patent- und Markenamt ist weiterhin
der Teil unseres Justizwesens, der einen hohen De-
ckungsgrad gewährleistet. Hier ist über Jahre gesagt
worden, dass zu Zeiten der schwarz-gelben Regierung
große Fehler gemacht worden sind, dass eine Bugwelle
entstanden sei und dass man sie nun beseitige. Dem ist
nicht so. Wir stellen fest: Es gibt weiterhin eine hohe
Bugwelle. Wir stellen fest, Herr Stünker: Entscheidend
ist nicht, ob das Justizministerium in Händen der SPD
oder der FDP ist; vielmehr handelt es sich um ein syste-
matisches Problem.

Die Unterdeckung von 200 Stellen, mit der wir es hier
zu tun haben, bereitet wirkliche Sorgen. Frau Ministerin,
Sie haben gefragt, wie man dieses Problem lösen kann.
Ich glaube, dass man es nur lösen kann, indem man ganz
klar sagt, dass wir mit Einsparungen von Stellen in einer
Behörde mit einem hohen Einnahmeanteil – diese Be-
hörde „finanziert sich selbst“ – anders umgehen müssen.
Ich bin der Meinung: Wenn wir einen klaren betriebs-
wirtschaftlichen Plan haben, dann müssen wir diesen
Behörden mehr Möglichkeiten geben, ihre Stellen so zu
besetzen, wie sie es selbst für angemessen halten.
Diesbezüglich müssen Sie mit Herrn Diller einmal ein
bisschen reden; er ist dazu durchaus bereit. Die Unter-
stützung des Haushaltsausschussvorsitzenden an dieser
Stelle haben Sie.

Das Bundesamt für Justiz ist zu Recht angesprochen
worden. Wie wir gehört haben, soll es eigentlich beim
Status quo bleiben. Wir müssen ehrlich sein: Wir haben
eine neue Aufgabe bekommen, und man muss sich fra-
gen, warum die Europäische Union ein weiteres büro-
kratisches Verfahren durchführt. Fest steht: Zu diesem
Verfahren wird es kommen. Ob die Anzahl der Stellen
richtig ist, das weiß ich noch nicht. 98 Stellen kommen
hinzu. Nur ein Teil dieser Stellen ist mit einem Wegfall-
vermerk versehen. Ich möchte ausdrücklich kritisieren,
dass diese Stellen am Standort Bonn angesiedelt sind.
Auch das ist richtig. Es ist ebenfalls richtig, dass sie
beim Bundesamt für Justiz sind, weil es keine originäre
Aufgabe ist, die man in Berlin erfüllen muss.

Nur, wo ist der Ausgleich? Wir bringen 98 neue Stel-
len nach Bonn. Bekommen wir dafür auch einen Effi-
zienzgewinn an anderer Stelle, in Berlin? Wir haben im-
mer gesagt: Bonn hat Probleme. Nur, wenn wir jetzt hier
neue Stellen aufbauen, dann bitte ich doch darum, effi-
zientere Arbeit möglich zu machen. Ich weiß, dass ge-
genwärtig noch über 30 Leute des BMJ in Bonn sind.
Man könnte auch daran denken, diese nach Berlin zu
versetzen.

Im Übrigen empfehle ich, bei den 98 Stellen durchaus
zu schauen, ob wir wirklich alle brauchen und ob wir
hierbei nicht mit einer qualifizierten Sperre arbeiten soll-
ten nach dem Motto: Lasst uns einmal sehen, wie die
Entwicklung verläuft. – Der Haushaltsausschuss könnte
dann nach einer entsprechenden Vorlage sagen: Den
Rest bekommt ihr, je nachdem, wie die Entwicklung ver-
läuft und wie die Unternehmen reagieren.

Wir haben beim letzten Mal die Vereinfachung der
Rechtssprache thematisiert; Kollege Schröder hat das

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(C (D ngesprochen. Ich habe bisher noch keinen Bericht geseen. Ich bin mir sicher, es gibt einen Zwischenbericht. ch würde mich freuen, wenn die Haushälter diesen Zwichenbericht bekommen würden. 160 000 Euro, das mag ine kleine Summe im Verhältnis zur Größe des Hausalts sein, aber sie ist nicht unwichtig. Ich bitte darum, ass uns das, was vorliegt, zugeht. Zum Abschluss doch noch einmal ein kurzes liberales antra. Es fällt mir sehr stark auf, dass wir immer wie er darüber im Wettbewerb stehen, wer am meisten icherheit gibt, oder in umgekehrter Weise darüber, wer chuld ist, wenn die Sicherheit nicht absolut garantiert erden konnte. Die Frage, wer absolute Sicherheit ga antieren kann, können wir nicht beantworten. Wir als arlament hätten eigentlich die Verpflichtung, zu sagen: ir alle bemühen uns, entsprechend unserer politischen berzeugung ein vernünftiges Maß an Sicherheit zu er eichen. Jeder, der mit seinen Maßnahmen absolute icherheit verspricht, hat den Bürger in dem Moment igentlich schon belogen. Letzter Punkt, Frau Ministerin. Wenn es jetzt zu weieren Haushaltsverhandlungen kommt, dann möchte ich ie bitten, anders als im letzten Jahr auf etwas zu achten. enn seitens des Innenministeriums wieder neue Haus altswünsche kommen, darf es nicht wieder heißen: Wir aben im Haushaltsausschuss nicht so genau gewusst, ass das Geld für Maßnahmen ist, die wir rechtsstaatlich igentlich nicht wollten. – Hier sind Sie als Wächterin ber den Rechtsstaat noch weit mehr gefragt als in den etzten Jahren. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. Nächster Redner ist der Kollege Dr. Ole Schröder für DU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Die beiden Einzelpläne, die wir jetzt beraten, aben sich im Vergleich zum Vorjahr, was die Größe und ie Struktur angeht, nicht wesentlich verändert. Nach ie vor dominieren natürlich die Personalausgaben. Trotz des geringen Haushaltsvolumens verdienen iese Einzelpläne bei den Haushaltsberatungen besonere Beachtung. Zum einen bilden die Institutionen, die us diesen beiden Einzelplänen finanziert werden, rundpfeiler unseres Rechtsstaats – ich denke hierbei atürlich an den Bundesgerichtshof und das Bundesverassungsgericht –; zum anderen sind Behörden wie das eutsche Patentund Markenamt ganz entscheidend für en Wirtschaftsund Technologiestandort Deutschland. Das Deutsche Patentund Markenamt ist in den aushaltsdebatten der letzten Jahre schon Thema im lenum gewesen. Wir haben es jetzt geschafft, mit zuätzlichen Prüfern den Anmeldestau bei den Patenten zu eseitigen. Das ist wichtig für den Technologiestandort eutschland. Dr. Ole Schröder Den Haushälter freut es natürlich, dass wir die Ausgaben im Einzelplan des Bundesministeriums der Justiz zu einem so großen Teil, zu fast 75 Prozent, aus eigenen Einnahmen decken können. Wir sind gerade dabei, das Haushaltsrecht so zu reformieren, dass wir künftig auch abbilden können, was die einzelnen Einrichtungen kosten und was sie erbringen, damit wir eine wirtschaftliche Rechnung aufstellen können, um hier noch besser steuern zu können. Viel wichtiger für den Technologiestandort Deutschland als die Einnahmen ist aber, dass die Anmeldung von Patenten schnell und rechtssicher funktioniert. Wenn ein Unternehmen eine wertvolle Erfindung gemacht hat oder eine wertvolle Marke entwickelt hat und sie gegen nicht unerhebliche Gebühren schützen lässt, dann muss dies zügig geschehen; ansonsten ist die Marke oder das Patent nicht viel wert. Im Bereich der Patente funktioniert das hervorragend. Die Zahl der Patentanmeldungen beim DPMA war in den vergangenen Jahren mit 60 000 Anmeldungen weitgehend stabil geblieben. Wir bewegen uns damit auf höchstem Niveau. Wir haben die höchsten Anmeldezahlen, die ein nationales Patentamt in Europa hat. Im Bereich der Marken müssen wir dagegen aufpassen, dass wir unseren Standard halten. In diesem Bereich sind die Anmeldungen nach einem Tiefstand im Jahr 2002 mit 57 400 Anmeldungen auf mittlerweile über 72 000 Anmeldungen gestiegen. Deshalb werden wir uns in den Beratungen über einen erhöhten Personalbedarf unterhalten müssen. Ich hätte mir gewünscht, dass ein solcher Personalbedarf – dass es den gibt, erkennen wir ja an – auch schon im Kabinettsentwurf abgebildet worden wäre und das nicht erst in den Haushaltsberatungen nachgeholt würde. Sehr geehrte Damen und Herren, im Zuge der Beratungen für den Haushalt 2007 hat uns ja das Bundesamt für Justiz beschäftigt. Die Gründung dieses Amtes hat sich positiv ausgewirkt: Das Ministerium kann sich jetzt auf seine Kernaufgaben konzentrieren, während Aufgaben des nachgelagerten Bereichs im Bundesamt für Justiz gebündelt werden können. Im Rahmen der Einführung der Offenlegungspflichten von Unternehmen im Elektronischen Handelsregister aufgrund von EU-Recht zeigt sich, dass wir eine solche zentrale Stelle brauchen. Nur so können wir nämlich den international gestiegenen Anforderungen gerecht werden. Es war richtig, dass wir uns entschieden haben, Unternehmer nicht gleich zu kriminalisieren, wenn sie ihren Offenlegungspflichten nicht nachgekommen sind. Deshalb haben wir uns ja für ein Ordnungsgeldverfahren entschieden. Es kommt nun darauf an, dass wir in einem ersten Schritt die Unternehmen aufklären und über die Regelungen informieren sowie für deren Umsetzung werben. In einem zweiten Schritt müssen wir aber auch dafür sorgen, dass mögliche Ordnungsgeldverfahren auch zügig durchgeführt werden. Gemäß den früheren Strukturen wäre diese Aufgabe beim Bundeszentralregister angesiedelt worden. Das wäre, wie ich denke, nicht optimal gewesen. Jetzt haben wir eine Organisationseinheit, die das leisten kann. Wir werden uns sicherlich in den Beratungen noch darüber unterhalten müssen, wie viele Stellen wir für die W i w U n P t D I D w G c t p u D z s I W R z d t s h s a F s d m e S a R m D I h t e (C (D ahrnehmung dieser Aufgabe letztendlich brauchen. Es st natürlich auch sehr schwierig, abzuschätzen, inwieeit die angekündigte Informationskampagne bei den nternehmen auch wirklich Erfolge zeigen wird. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich nun zu eier Institution kommen, die bisher bei uns hier in den lenarberatungen, wenn überhaupt, relativ wenig Beach ung gefunden hat, die aber für die Rechtspflege in eutschland von immer größerer Bedeutung sein wird. ch meine die Europäische Rechtsakademie in Trier. ie Europäische Rechtsakademie bildet Richter, Anälte und Justizbedienstete der Mitgliedstaaten auf dem ebiet des europäischen Rechts aus. Der Bedarf an sol hen Fortbildungsangeboten steigt aufgrund der Erweierung der EU und der immer umfangreicher und komlexer werdenden EU-Gesetzgebung immens. Es sollte nser gemeinsames Ziel sein, diese Akademie in eutschland zu halten und zu stärken. Wir können nicht uletzt damit auch für eine Verbesserung der europäichen Rechtsanwendung sorgen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1611017100
Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1611017200




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(B) )


m Rahmen der Haushaltsberatungen sollten wir nach
egen suchen, um mit der Beteiligung des Landes
heinland-Pfalz der Rechtsakademie eine Erweiterung
u ermöglichen, ohne den sowieso sehr engen Haushalt
es Bundesministeriums der Justiz übermäßig zu belas-
en.

Es freut mich, dass das Modellprojekt für eine ver-
tändliche Sprache in Gesetzen jetzt anläuft, wie ich
öre, sehr erfolgversprechend. Zusammen mit der Ge-
ellschaft für deutsche Sprache werden im BMJ Gesetze
uf verständliche Sprache überprüft und wird mit dem
achministerium im Gesetzgebungsverfahren an ver-
tändlicher Sprache gearbeitet. Wir sollten dieses Mo-
ellprojekt im nächsten Jahr zum Abschluss bringen, da-
it die Fachpolitiker die entsprechenden Ergebnisse

valuieren können und wir gemeinsam die notwendigen
chlussfolgerungen daraus ziehen können.

Meine Damen und Herren, lassen Sie uns gemeinsam
n einer besseren Rechtsetzung und an einer guten
echtspflege arbeiten. Ich freue mich auf die gemeinsa-
en Haushaltsberatungen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1611017300

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist nun die Kollegin

aniela Raab für die CDU/CSU-Fraktion.


Daniela Raab (CSU):
Rede ID: ID1611017400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch denke, der Kollege Gehb und der Kollege Stünker
aben sehr eindrucksvoll dargelegt, dass die Rechtspoli-
ik allen Unkenrufen zum Trotz in der Großen Koalition
rstaunlich gut aufgehoben ist.


(Iris Gleicke [SPD]: Wir sind da nicht erstaunt! – Marianne Schieder [SPD]: Selbstverständlich! Wieso erstaunlich?)







(A) )



(B) )


Daniela Raab
– Ich gehe gern darauf ein, warum ich das für erstaunlich
halte. Ich gestehe, ich hatte am Anfang etwas Bedenken,
aber inzwischen macht es mir sehr großen Spaß, mit Ih-
nen zusammenzuarbeiten. Ich hoffe, Sie verstehen das
richtig. – Ich finde, dass wir in vielen großen Gesetzes-
vorhaben ausgesprochen gut vorankommen. Das Versi-
cherungsvertragsgesetz ist schon erwähnt worden. Da-
bei handelt es sich um einen großen Bereich, der für uns
schwer zu regeln war, weil auch die Finanzmaterie sehr
stark davon betroffen ist. Ich möchte an dieser Stelle an-
merken, dass es sicherlich auf die Union zurückgeht, dass
wir hier einen angemessenen Ausgleich zwischen dem
Verbraucherschutz einerseits, der dem BMJ bei dieser An-
gelegenheit über die Maßen wichtig war, und der Funk-
tionstüchtigkeit des Versicherungsstandortes Deutschland
andererseits gefunden haben. Wir haben – die Ministerin
hat es angesprochen – in sehr sachorientierten, ver-
nünftigen und im Ton anständigen Verhandlungen mit
allen Beteiligten einen sehr guten Kompromiss gefun-
den. Das ist nur ein Beispiel für die wirklich erfolgreiche
Arbeit der letzten zwei Jahre.

Aber es gibt natürlich noch immer nicht ganz erfüllte
Wünsche, die durchaus ein Mehr an Bewegung erfor-
dern würden. Der Kollege Gehb hat es schon angespro-
chen. Am 18. Juli wurde der Kabinettsentwurf bezüglich
der nachträglichen Sicherungsverwahrung für durch
Jugendstrafrecht verurteilte Straftäter gebilligt. Wir ha-
ben als Union sehr lange gefordert, diese ganz klare Ge-
setzeslücke zu schließen. Ich weiß, dass es vielen aus der
Fraktion des Koalitionspartners nicht leicht gefallen ist,
sich auf dieses Thema einzulassen. Eine bayrische Initia-
tive gibt es seit mittlerweile über einem Jahr im Bundes-
rat, und es gab sie auch in den vergangenen Legislatur-
perioden. Ich denke, wir haben hier die Pflicht,
vorwärtszukommen. Der vorliegende Gesetzentwurf ist
in weiten Teilen zustimmungsfähig. Ich kann mich aber
nur dem Kollegen Gehb anschließen: Wir hätten uns bei
der Anlasstat, die sozusagen Voraussetzung für die
Überprüfung der Anordnung einer Sicherungsverwah-
rung ist, ein bisschen mehr Konsequenz und ein bisschen
mehr Mut gewünscht. Sieben Jahre Jugendstrafe ist eine
sehr hohe Strafe, die vermutlich in nicht sehr vielen Fäl-
len ausgesprochen wird. Wir hätten uns da durchaus fünf
Jahre vorstellen können. Denn auch die anderen Voraus-
setzungen für die Anordnung einer nachträglichen
Sicherungsverwahrung bei im Ursprung jugendlichen
Straftätern sind sehr hoch. Von daher wären die fünf
Jahre sicherlich vertretbar gewesen. Aber – ich sage das
noch einmal ganz ausdrücklich – wir erkennen an, dass
es hier eine deutliche Bewegung gegeben hat, und wir
unterstützen und begrüßen diese Bewegung.

Ich will jetzt nicht zum wiederholten Male das Thema
Onlinedurchsuchung oder Terrorcamps ansprechen.
Mich verwundert allerdings ein bisschen, dass der Auf-
enthalt in einem Terrorcamp von Teilen dieses Parla-
ments ganz offensichtlich bagatellisiert werden soll. Das
verstehe ich nicht ganz. Herr Montag, Sie meinen, dass
dieser Aufenthalt durch die Verabredung zu einer Straf-
tat abgedeckt sei. Ich teile Ihre Auffassung nicht. Ich
glaube schon, dass wir mit solchen Dingen sehr vorsich-

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(C (D ig umgehen müssen; wir haben es erst in den letzten ochen wieder vor Augen geführt bekommen. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die intensien Diskussionen in den Jahren 2002 und 2003 über den 129 a StGB und die Frage, ob es strafbar sein muss, für ine Terrorvereinigung zu werben oder zum Dschihad ufzurufen. Wir haben als Union damals, leider als einige Fraktion in diesem Parlament, die Meinung vertreen, dass diese Strafbarkeit im Gesetz verankert bleiben uss. Sie ist zwingend erforderlich. In Bezug auf solche traftatbestände darf es keine Bagatellisierung im deutchen Strafrecht geben. Rot-Grün hat das anders gesehen nd sehr bewusst die Werbung für solche terroristischen ereinigungen als Straftatbestand aus dem Gesetz he ausgenommen. Die Konsequenz kennen Sie: Der BGH at im Mai dieses Jahres über die Fortsetzung einer Unersuchungshaft eines Beschuldigten zu befinden gehabt, er im Internet Werbung für al-Qaida gemacht hat, und war mehrfach und in deutlicher Art und Weise. Der GH hat in seinem Urteil deutlich zum Ausdruck geracht, dass der Beschuldigte Gott sei Dank auch noch ersucht hat, Mitglieder zu werben; denn wenn die Fortetzung der U-Haft nur darauf hätte gestützt werden üssen, dass er zum Heiligen Krieg aufgerufen hat, ätte er freigelassen werden müssen. Ich meine, daraus sollten wir Konsequenzen ziehen. ir sollten die Werbung für terroristische Vereinigungen nd den Aufruf zu terroristischen Anschlägen wieder anz bewusst unter Strafe stellen. Das wäre eine konseuente Reaktion auf das BGH-Urteil vom Mai dieses ahres und auf das, was wir jetzt direkt vor unserer austür erleben. Ich möchte dringend darum bitten, dass ir uns sehr genau damit beschäftigen. (Beifall bei der CDU/CSU – Zustimmung des Abg. Dr. Peter Danckert [SPD])


ch weiß, dass das schwierig ist.

Ich habe mit großem Interesse verfolgt, was insbeson-
ere der Kollege Nešković hier von sich gegeben hat.
ie Unterstellungen insbesondere gegenüber dem Bun-
esinnenminister halte ich für politisch und menschlich
rob unanständig.


(Wolfgang Nešković [DIE LINKE]: Sie sind juristisch begründet! Das müssen Sie zur Kenntnis nehmen!)


Es kommt bei Ihnen immer im juristischen Deckman-
el daher, wenn Sie unanständig werden; dadurch klingt
s ein bisschen besser, aber es wird nicht besser. – Sie re-
en immer von Schutzpflichten des Staates; ich würde
ir – das sage ich Ihnen auch ganz klar – eine Schutz-

flicht vor solchen Reden wünschen.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gilt aber die Meinungsfreiheit! Das muss man doch aushalten können!)


Die Regelungen müssen natürlich immer auf rechts-
taatlicher Grundlage getroffen werden. Auf der Regie-
ungsbank sitzen zwei Minister – Ministerin Zypries und

inister Schäuble –, bei denen wir in sehr guten Händen






(A) (C)



(B) (D)


Daniela Raab

sind. Die Überprüfung dessen, was wir ins Strafgesetz-
buch aufnehmen wollen – sei es ein Verbot des Besuchs
von Terrorcamps oder ein Verbot von Werbung für terro-
ristische Vereinigungen –, muss sorgfältig und mit Au-
genmaß durchgeführt werden; sie muss sich aber auch an
dem Sicherheitsbedürfnis der Menschen orientieren.
Kollege Stünker hat so treffend aus dem CDU/CSU-Pro-
gramm zitiert: Keine innere Sicherheit ohne äußere
Sicherheit. – Diesem Grundsatz fühlen wir uns ver-
pflichtet.

Wir haben noch viel vor.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Peter Danckert [SPD])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1611017500

Liebe Kolleginnen und Kollegen, damit sind wir am

Schluss der heutigen Tagesordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Mittwoch, den 12. September,
9 Uhr, ein.

Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend.

Ich schließe die Sitzung.