Protokoll:
17142

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 142

  • date_rangeDatum: 23. November 2011

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 19:51 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/142 Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 16952 C Inhaltsverzeichnis Sigmar Gabriel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Rüdiger Kruse (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Petra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Bijan Djir-Sarai (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Erika Steinbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sevim Dağdelen (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ 16907 C 16913 C 16920 D 16924 D 16928 D 16932 B 16934 D 16936 B 16938 A 16940 B 16941 B 16953 C 16955 B 16956 C 16957 B 16958 D 16960 A 16961 B 16962 C 16963 D Deutscher B Stenografisch 142. Sitz Berlin, Mittwoch, den 2 I n h a l Tagesordnungspunkt II: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2012 (Haushaltsgesetz 2012) (Drucksachen 17/6600, 17/6602) . . . . . . . b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2011 bis 2015 (Drucksachen 17/6601, 17/6602, 17/7126) II.10. Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanz- leramt (Drucksachen 17/7123, 17/7124) . . . . D R T N E II K D 16907 A 16907 A 16907 B Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16943 A undestag er Bericht ung 3. November 2011 t : r. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE) . . . . . einer Deutschmann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . abea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11. Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 17/7105, 17/7123) . . . . laus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . 16944 A 16944 D 16945 D 16946 D 16948 D 16947 A 16947 A 16951 A DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 16964 A 16964 D II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 142. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 23. November 2011 Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . . . II.12. Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidi- gung (Drucksachen 17/7113, 17/7123) . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD) . . . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Christine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . Dr. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Spatz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Bartels (SPD) . . . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt X: a) Antrag der Abgeordneten Paul Schäfer (Köln), Inge Höger, Wolfgang Gehrcke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Umbenennung von Bun- deswehrkasernen und Straßennamen auf den Bundeswehrliegenschaften (Drucksache 17/7485) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Einvernehmensherstellung von Bundestag und Bundesregierung zum Beitrittsantrag der Republik Montene- gro zur Europäischen Union und zur Empfehlung der EU-Kommission vom 12. Oktober 2011 zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen – Stellung- nahme des Deutschen Bundestages ge- mäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundge- setzes i. V. m. § 10 des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bundestag in Angele- genheiten der Europäischen Union (Drucksache 17/7768) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Fraktion der SPD: Einverneh- mensherstellung von Bundestag und Bundesregierung zur Empfehlung der d e g h T a 16966 B 16967 C 16968 D 16969 A 16970 B 16972 A 16973 A 16974 C 16975 C 16977 B 16979 A 16980 A 16981 A 16982 B 16984 A 16985 A 16986 A 16986 B EU-Kommission vom 12. Oktober 2011 zur Aufnahme von Beitrittsverhandlun- gen mit Montenegro – Stellungnahme des Deutschen Bundestages gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes i. V. m. § 10 des Gesetzes über die Zu- sammenarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bundestag in Angele- genheiten der Europäischen Union (Drucksache 17/7809) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Manuel Sarrazin, Volker Beck (Köln), Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Einvernehmensherstellung von Bundestag und Bundesregierung zur Empfehlung der EU-Kommission vom 12. Oktober 2011 zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit Monte- negro – Stellungnahme des Deutschen Bundestages gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes i. V. m. § 10 des Ge- setzes über die Zusammenarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bun- destag in Angelegenheiten der Europäi- schen Union (Drucksache 17/7769) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Fraktion der SPD: Bei der Vergabe von Exportkreditgarantien auch menschenrechtliche Aspekte prü- fen (Drucksache 17/7810) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Krista Sager, Kai Gehring, Sylvia Kotting-Uhl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN: Wissenschafts- zeitvertragsgesetz wissenschaftsad- äquat verändern (Drucksache 17/7773) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen), Manuel Sarrazin, Dr. Frithjof Schmidt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Für eine Strategie zur europäischen In- tegration der Länder des westlichen Balkans (Drucksache 17/7774) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt XI: ) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ab- kommen vom 17. Juni 2010 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und dem Ministerrat der Republik Albanien über die Seeschiff- fahrt (Drucksachen 17/7237, 17/7683) . . . . . . . 16986 C 16986 C 16986 D 16986 D 16987 A 16987 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 142. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 23. November 2011 III b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Statistik der Überschuldung privater Personen (Überschuldungsstatistikgesetz – ÜSchuldStatG) (Drucksachen 17/7418, 17/7698) . . . . . . . c)–k) Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelübersich- ten 337, 338, 339, 340, 341, 342, 343, 344 und 345 zu Petitionen (Drucksachen 17/7656, 17/7657, 17/7658, 17/7659, 17/7660, 17/7661, 17/7662, 17/7663, 17/7664) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II.13. Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftli- che Zusammenarbeit und Entwick- lung (Drucksachen 17/7119, 17/7123) . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Dr. Christiane Ratjen-Damerau (FDP) . . . . . . Heike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Volkmar Klein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel, Bundesminister BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Bärbel Kofler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dagmar G. Wöhrl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Niema Movassat (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt III: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU-geführten Opera- tion Atalanta zur Bekämpfung der Pirate- rie vor der Küste Somalias auf Grundlage des Seerechtsübereinkommens der Verein- ten Nationen von 1982 und der Resolutio- n (2 7 z b 2 S V 2 s B E 2 R 2 d 7 (D D D T C O P T A d k m g k u tr u V (D D U T P K P N A L 16987 C 16988 A 16988 D 16989 A 16990 C 16992 A 16993 B 16995 B 16996 B 16997 D 16999 A 17001 A 17002 B 17003 B 17005 A 17005 B 17006 C 17007 D 17008 B en 1814 (2008) vom 15. Mai 2008, 1816 008) vom 2. Juni 2008, 1838 (2008) vom . Oktober 2008, 1846 (2008) vom 2. De- ember 2008, 1897 (2009) vom 30. Novem- er 2009, 1950 (2010) vom 23. November 010 und nachfolgender Resolutionen des icherheitsrates der Vereinten Nationen in erbindung mit der Gemeinsamen Aktion 008/851/GASP des Rates der Europäi- chen Union vom 10. November 2008, dem eschluss 2009/907/GASP des Rates der uropäischen Union vom 8. Dezember 009, dem Beschluss 2010/437/GASP des ates der Europäischen Union vom 30. Juli 010 und dem Beschluss 2010/766/GASP es Rates der Europäischen Union vom . Dezember 2010 rucksache 17/7742) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . homas Kossendey (CDU/CSU) . . . . . . . . . . hristine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . mid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hilipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt IV: ntrag der Bundesregierung: Fortsetzung es Einsatzes bewaffneter deutscher Streit- räfte bei der Unterstützung der gemeinsa- en Reaktion auf terroristische Angriffe egen die USA auf Grundlage des Arti- els 51 der Satzung der Vereinten Nationen nd des Artikels 5 des Nordatlantikver- ags sowie der Resolutionen 1368 (2001) nd 1373 (2001) des Sicherheitsrates der ereinten Nationen rucksache 17/7743) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Guido Westerwelle, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . llrich Meßmer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Kossendey (CDU/CSU) . . . . . . . . . . aul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . atja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hilipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 17010 A 17010 B 17011 D 17013 A 17014 B 17015 B 17016 A 17017 B 17017 C 17018 D 17019 D 17020 D 17021 D 17022 D 17023 C 17024 C 17025 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 142. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 23. November 2011 16907 (A) ) )(B) 142. Sitz Berlin, Mittwoch, den 2 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 142. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 23. November 2011 17025 (A) (C) )(B) Anlage zum Stenografischen Bericht Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Burkert, Martin SPD 23.11.2011 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 23.11.2011 Glos, Michael CDU/CSU 23.11.2011 Granold, Ute CDU/CSU 23.11.2011 Groth, Annette DIE LINKE 23.11.2011* Hoff, Elke FDP 23.11.2011 Höger, Inge DIE LINKE 23.11.2011 Dr. Koschorrek, Rolf CDU/CSU 23.11.2011 Kotting-Uhl, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.11.2011 Schlecht, Michael DIE LINKE 23.11.2011 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 23.11.2011 Schnurr, Christoph FDP 23.11.2011 Schreiner, Ottmar SPD 23.11.2011 Seiler, Till BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.11.2011 Dr. Strengmann-Kuhn, Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.11.2011 Ulrich, Alexander DIE LINKE 23.11.2011 Vaatz, Arnold CDU/CSU 23.11.2011 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen * Kurth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 23.11.2011 Liebich, Stefan DIE LINKE 23.11.2011 Nahles, Andrea SPD 23.11.2011 Roth (Heringen), Michael SPD 23.11.2011 W W (D für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates erner, Katrin DIE LINKE 23.11.2011* olff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 23.11.2011 142. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP II Haushaltsgesetz 2012Finanzplan 2011 - 2015 Epl 04 Bundeskanzleramt Epl 05 Auswärtiges Amt Epl 14 Verteidigung TOP X Überweisungen im vereinfachten Verfahren TOP XI Abschließende Beratungen ohne Aussprache Epl 23 Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung TOP III EU-Operation Atalanta TOP IV NATO-Operation Active Endeavour Anlagen
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714200000

Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir
setzen unsere Haushaltsberatungen – Tagesordnungs-
punkt II – fort:

a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2012 (Haushaltsgesetz 2012)


– Drucksachen 17/6600, 17/6602 –

b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haus-
haltsausschusses (8. Ausschuss) zu der Unterrich-
tung durch die Bundesregierung

Finanzplan des Bundes 2011 bis 2015

– Drucksachen 17/6601, 17/6602, 17/7126 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Carsten Schneider (Erfurt)

Otto Fricke
Dr. Gesine Lötzsch
Priska Hinz (Herborn)


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Dazu rufe ich ohne weitere Vorankündigungen den

Tagesordnungspunkt II.10 auf:

Einzelplan 04
Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt

– Drucksachen 17/7123, 17/7124 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Rüdiger Kruse
Petra Merkel (Berlin)

Dr. h. c. Jürgen Koppelin
Dr. Gesine Lötzsch
Dr. Tobias Lindner
Priska Hinz (Herborn)


Über den Einzelplan 04 werden wir später namentlich
abstimmen.

(C (D ung 3. November 2011 1 Uhr Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache dreieinhalb Stunden vorgesehen. Sind ie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist das o beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst er Kollege Sigmar Gabriel für die SPD-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es genü en drei Zahlen, um den von der Bundeskanzlerin vorgegten Haushalt zu bewerten: Die erste Zahl ist die Summe neuer Schulden, die DU/CSU und FDP im laufenden Jahr, 2011, aufgenomen haben. Sie beträgt nach Auskunft der Bundesregieng 22 Milliarden Euro. Die zweite Zahl ist die Summe der Steuermehreinnahen laut Steuerschätzung vom Herbst 2011 und die umme der Zinsersparnisse im kommenden Jahr. Die eiden Summen ergeben im Saldo eine Entlastung im ahr 2012 in Höhe von mindestens 4,3 Milliarden Euro. Die dritte Zahl ist die Summe neuer Schulden, die ie, Frau Bundeskanzlerin, im kommenden Jahr, 2012, otz dieser Entlastung um 4,3 Milliarden Euro aufnehmen wollen. Die Zahl liegt nicht etwa um 4,3 Milliarden Euro niedriger als im Jahr 2011, sondern, im Gegenteil: Angela Merkel und ihr Finanzminister wollen im kommenden Jahr trotz steigender Steuereinnahmen, trotz geringerer Zinsbelastungen, trotz sinkender Arbeitslosigkeit, trotz sinkender Sozialabgaben nicht etwa weniger Schulden aufnehmen, sondern die Neuverschuldung um sage und schreibe 4 Milliarden Euro auf 26 Milliarden Euro erhöhen. Es geht nicht um den Vergleich von Äpfeln und Birnen, wie sich angesichts dieser drei Zahlen der Herr Bundesfinanzminister gestern herauszureden versucht hat. Es Sigmar Gabriel )


(Beifall bei der SPD)

Sigmar Gabriel (SPD):
Rede ID: ID1714200100

(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Pfui!)


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Sehr wohl!)





(A) )

geht vielmehr, meine Damen und Herren, um die Um-
stände, unter denen die Schulden erhöht werden sollen.
In einer Zeit sehr guten Wirtschaftswachstums, in einer
Zeit stetig steigender Staatseinnahmen vergrößern Sie,
vergrößert diese Koalition den Schuldenberg Deutsch-
lands.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das ist doch nicht wahr!)


Die Schuldenbremse in unserer Verfassung will übrigens
das genaue Gegenteil: in guten Zeiten sparen und in
schlechten Zeiten investieren. Sie stellen diese Schul-
denbremse in unserer Verfassung auf den Kopf, Frau
Bundeskanzlerin. Das ist verheerend, und deshalb wer-
fen Ihnen das auch alle vor.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Unfug!)


Ihr Finanzminister hat gestern so gereizt reagiert, weil er
sich dabei ertappt gefühlt hat. Denn Bundesrechnungs-
hof, Bundesbank, Wirtschaftsweisen – alle kritisieren
das. Wie sagte die Frau Bundeskanzlerin, wie sagten Sie,
Frau Merkel, noch hier im Bundestag: Wir sparen, aller-
dings intelligent. – Das nennt man dann wohl Intelli-
genzbestie.


(Heiterkeit bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


– Ich zitiere sie nur. – Wenn Sie der Öffentlichkeit sagen:
„Wir sparen, aber intelligent“, und die Schulden erhö-
hen, dann wollen Sie doch die Öffentlichkeit für dumm
verkaufen und zum Narren halten. Das haben Sie doch
vor.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Sie verkaufen die Öffentlichkeit für dumm! Wir wollen wissen, wo wir nächstes Jahr landen bei den Schulden! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Jeder Marktschreier ist besser als Sie!)


Sie erklären landauf, landab, dass die Zeiten steigen-
der Staatsverschuldung endlich zu Ende sein müssten.
Sie verordnen Europa einen ganz harten Sparkurs. Was
denken Sie eigentlich, wie glaubwürdig diese Politik in
Europa ist, wenn Sie hier in Deutschland, unter weit bes-
seren Bedingungen als in allen anderen Staaten Europas,
die Schulden erhöhen? „Deutschland geht es so gut wie
lange nicht.“


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


– Man kann Sie ausrechnen; Sie sind wirklich ganz put-
zig. Wir haben darüber gewettet, ob Sie an der Stelle klat-
schen. Aber Sie haben den letzten Satz noch nicht gehört;
es handelt sich um ein Zitat von Ihrer Kanzlerin. – Der
letzte Satz lautet: Deshalb ist das zentrale Thema der
Abbau von Schulden und die Haushaltskonsolidierung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordne D d k u ta b s le K e D K s d ta d c S le D g – n le u d m a K te d s d p s d W v b (C (D ten der FDP – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Genau das machen wir!)


as ist das, was Sie gesagt haben; aber jetzt machen Sie
as genaue Gegenteil.

Ich habe ja Humor. Aber dass Sie selbst öffentlich er-
lären: „Wir wollen weniger Schulden machen“,


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


nd damit durch die Lande ziehen und dann im Bundes-
g für nächstes Jahr 4 Milliarden Euro mehr Schulden
eschließen als für dieses Jahr, obwohl es Deutschland
o gut geht, und gleichzeitig anderen Ländern empfeh-
n, sie sollen ihre Schulden senken, obwohl sie in der
rise stecken, das ist wirklich nicht zum Lachen. Das ist

ine ziemlich finstere Angelegenheit, was Sie hier in
eutschland veranstalten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich verstehe Sie: Sie haben sich an das Handeln der
anzlerin nach dem Motto „Was stört mich mein Ge-

chwätz von gestern?“ längst gewöhnt, wir noch nicht;
as ist der einzige Unterschied in der heutigen Debatte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, die öffentlichen Kommen-
re zu Ihrer Finanzpolitik sind entsprechend. Das Han-
elsblatt spricht von „deutscher Heuchelei“. Die Finan-
ial Times Deutschland titelt: „Bundesbank rechnet mit
chäuble ab“ und zitiert dann die Bundesbank – viel-
icht klatschen Sie jetzt wieder –:

„Mit dem Bundeshaushalt 2012 ist eine merkliche
Abkehr von den Konsolidierungsbeschlüssen vom
Juni 2010 verbunden“ …

as kann man wohl sagen. Warum klatschen Sie jetzt ei-
entlich nicht? Das ist eine Beurteilung der Bundesbank.


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


Bisschen nervös, oder? Es wird ja so unruhig bei Ih-
en. Fühlen Sie sich ertappt, oder was ist der Grund?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Was hatten Sie der deutschen Öffentlichkeit nicht al-
s versprochen: 80 Milliarden Euro wollten CDU/CSU
nd FDP zwischen 2011 und 2014 einsparen. Wir – an-
ers als Sie – erinnern uns noch ganz gut an die voll-
undigen Versprechungen vor einem Jahr. Was sollte da

lles passieren! Ein Jahrhundertpaket sollte es werden.
leiner geht es bei Ihren Selbstinszenierungen ja meis-
ns nicht.

Schauen wir uns einmal an, was aus Ihrem Jahrhun-
ertpaket geworden ist: 4 Milliarden Euro sollte die Ab-
chaffung der Wehrpflicht einsparen. Aufgrund der
esaströsen Fehlleistung Ihres einstigen bayerischen Su-
erstars fallen jetzt Mehrkosten an. 6 Milliarden Euro
ollte die Beteiligung des Finanzsektors an den Kosten
er Finanzkrise bringen. Ergebnis: ersatzlos gestrichen.
eit mehr als 10 Milliarden Euro sollte die Streichung

on Steuersubventionen und Steuervergünstigungen er-
ringen. Ergebnis: wieder Fehlanzeige.





Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)

Und was ist eigentlich aus der von Ihnen so lautstark
angekündigten Mehrwertsteuerreform geworden? Nur
weil es die Phrasendrescherei Ihrer Koalition so schön il-
lustriert: Was ist mit den Milliardenbeträgen, die durch
Bürokratie- und Personalabbau eingespart werden soll-
ten? Das Gegenteil ist passiert.

Besonders auffällig sind die Versorgungsfälle in den
FDP-Ministerien.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie reden vom Sparen, schaffen aber 480 neue Stellen al-
leine in den Bundesministerien. Beeindruckend – das
muss ich zugeben – sind die 166 neuen Stellen, die al-
leine im Entwicklungsministerium von Herrn Niebel ge-
schaffen wurden – ein Ministerium, das er eigentlich
einmal ganz abschaffen wollte. Ausgerechnet eine Par-
tei, die so gerne über den schlanken Staat und Entbüro-
kratisierung schwadroniert, bringt noch schnell die letz-
ten Mitarbeiter aus der FDP-Parteizentrale in einem
sicheren Job bei der Bundesregierung unter.


(Christian Lindner [FDP]: Quatsch!)


Das ist aus Ihren Versprechungen zum Personalabbau
geworden, meine Damen und Herren!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


So kann man die Liste weiter fortsetzen. Aus Ihrem
Jahrhundertwerk, Frau Merkel, ist wohl eher eine Tages-
baustelle geworden. Wo Sie von anderen Staaten mas-
sive Einschnitte zum Abbau der Verschuldung fordern,
muten Sie sich selbst gar nichts zu – im Gegenteil: Statt
zu sparen, ziehen Sie auch noch die Spendierhosen an.

6 Milliarden Euro soll die Steuersenkung kosten, die
den Geringverdienern in Deutschland gar nichts bringt.


(Otto Fricke [FDP]: Das ist doch gar nicht der Haushalt jetzt, das ist 2013!)


– Der Zwischenruf von Herrn Fricke ist wirklich klasse.
Ich kann Ihnen den nicht vorenthalten. Er sagt: Das ist
doch erst später, das ist doch nicht gleich in einem Jahr. –
Verstehen Sie eigentlich gar nicht, Herr Fricke, dass wir
uns mit wirtschaftlichen und konjunkturellen Risiken
auseinandersetzen müssen? Deshalb müssen wir jetzt
sparen, und zwar jeden Cent, damit wir morgen wieder
Arbeitsplätze in diesem Land sichern können. Das haben
Sie überhaupt nicht begriffen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich finde es auch interessant, sich mit dem Inhalt die-
ser Steuersenkung auseinanderzusetzen. Der Geringver-
diener – für den soll sie ja vorgenommen werden – be-
kommt freundlicherweise 0 Cent; der zahlt nämlich
keine Steuern. 40 Prozent der deutschen Haushalte ha-
ben nichts von dem, was Sie da planen. Der Durch-
schnittsverdiener mit einem Einkommen von 2 250 Euro
hat eine monatliche Steuerersparnis von 4 Euro.


(Otto Fricke [FDP]: Ist das nichts?)


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(C (D lauben Sie eigentlich selbst an Ihre Sprüche, dass das en Massenkonsum und die Binnenkonjunktur in eutschland fördern soll? Herr Kollege Fricke, Sie fragen: Ist das nichts? Ich ill Ihnen einmal sagen, was die Folge ist. Die Folge ist icht, dass der Durchschnittsverdiener 4 Euro mehr hat. ie Folge ist, dass Sie in diesem Zusammenhang 2 Milarden Euro von den Städten und Gemeinden bezahlen ssen. In der Folge wird der, der von Ihnen 4 Euro im onat geschenkt bekommt, mit höheren Kindergarten ebühren und anderen städtischen Abgaben belastet weren. Das ist das Ergebnis, das dabei herauskommen ird. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Gemeinden kostet das Ganze 2 Milliarden Euro, und
eswegen müssen wir darüber reden. Denn die Kommu-
en sind immer diejenigen, die bei Ihrer Steuerpolitik
m Ende daran glauben müssen. Das war schon beim
oteliergesetz so.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf unsere ges-
ige Debatte zum Kampf gegen Rechtsextremismus in
eutschland zurückkommen.


(Zurufe von der FDP)


Hören Sie einmal zu. – Denn zwischen dem Ausbluten
er Städte und Gemeinden in Deutschland und dem Er-
tarken des Rechtsextremismus gibt es für mich einen
anz eindeutigen Zusammenhang: Dort, wo sich Ge-
einden und Städte aufgrund ihrer Finanznot zurückzie-

en, dringen Neonazis ein. Wo Jugendeinrichtungen ge-
chlossen werden, Vereine, Ehrenamt und Sport nicht
ehr ausreichend gefördert werden und Freizeit- und
ulturangebote verschwinden, dort entstehen sozial ent-
erte Räume. In diese sozial entleerten Räume dringen
echtsradikale ein.


(Zurufe von der CDU/CSU)


Da Sie hier unruhig werden: Sie sind doch genau wie
ir der Überzeugung, dass es uns nachdenklich machen
uss und zum Handeln auffordert, wenn die NPD den
ommunen anbietet, den Betrieb von Jugendzentren und
indergärten fortzuführen, wenn sie wegen der kommu-
alen Finanznot geschlossen werden sollen. Das sind
och praktische Beispiele, die wir in Deutschland prä-
entiert bekommen. Ich sage Ihnen: Mindestens so wich-
g wie ein Verbot der NPD, mindestens so wichtig wie
ie sichtbare Präsenz der Polizei in den Stadtvierteln und
emeinden, in denen die Rechtsradikalen die Herrschaft
bernehmen wollen, ist es, die soziale und kulturelle
erwahrlosung in unseren Städten und Gemeinden zu
ekämpfen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


So wichtig die Debatten im Bundestag auch sind: Der
ampf um Demokratie und gegen den Rechtsextremis-
us wird nicht hier im Parlament entschieden, sondern

or Ort. Die soziale und demokratische Gesellschaft be-





Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)

ginnt in der sozialen und demokratischen Stadt und Ge-
meinde. Es ist deshalb ein Fehler, den Kommunen noch-
mals Geld zu entziehen, ob durch Steuersenkungen oder
durch Kürzungen der Programme für die soziale Stadt-
entwicklung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die 6 Milliarden Euro für die Steuersenkung als Kauf-
preis für das Stillhalten der FDP bei der Euro-Achterbahn
waren noch nicht genug. Frau Bundeskanzlerin, Sie muss-
ten auch noch die CSU bedienen. Da haben Sie dann zu-
lasten der Verschuldung unseres Landes eine wahrlich
abenteuerliche Verabredung getroffen: 150 Euro im Mo-
nat – Milliardenbeträge – sollen Eltern jetzt bekommen,
wenn sie ihre Kinder nicht in den Kindergarten schicken.
Ich muss wirklich fragen: Wie verrückt oder – besser –
wie verantwortungslos muss man eigentlich sein, um auf
diese Idee zu kommen?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Selbst die Bild-Zeitung ist fassungslos, Frau Bundes-
kanzlerin. Dort steht:

Statt Milliarden für ein unsinniges Betreuungsgeld
zu verpulvern, sollte die Regierung jeden Cent in
die Kinderbetreuung investieren!

Wo die Bild-Zeitung recht hat, hat sie recht: Das wäre
ein angemessener Umgang mit dem Thema gewesen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es ist übrigens – ich sage das an die CSU gerichtet –
keineswegs so, dass Eltern, die ihre Kinder in die Kin-
dertagesstätte bringen, Rabeneltern sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Viele von denen müssen das übrigens, weil ihre Löhne
so niedrig sind, dass beide arbeiten gehen müssen. Da
wäre ein echter Mindestlohn eine richtige Hilfe für die
Eltern von Kindern; auch da wäre der Mindestlohn rich-
tig,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


aber nicht so ein Papiertiger, wie Sie ihn auf Ihrem Par-
teitag beschlossen haben. Fast 1,5 Millionen Menschen
in Deutschland stocken ihren Lohn mit Arbeitslosen-
geld II auf; 320 000 von ihnen sind sogar sozialversiche-
rungspflichtig in Vollzeit beschäftigt. Stundenlöhne von
3,18 Euro, 5,33 Euro und 6,19 Euro sind eine Schande
für unser Land.


(Beifall bei der SPD – Dr. Michael Fuchs [CDU/ CSU]: Von Gewerkschaften tarifiert!)


Die FDP, die hier jahrelang eine Politik zur Bekämpfung
der Tariffähigkeit der deutschen Gewerkschaften ge-
macht hat, wirft jetzt den Gewerkschaften vor, dass sie
das nicht durch Tariflöhne verhindern können.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as halte ich für eine Unverschämtheit den Gewerk-
chaften gegenüber, wie ich sie selten gehört habe.

Das alles kostet den Staat viel Geld: Mindestens
Milliarden Euro geben wir für Lohnzuschüsse aus. Üb-
gens: Wenn sich die Sozialministerin jetzt Sorgen um
ie Altersarmut macht, ist das berechtigt. Aber irgend-
er muss ihr einmal erklären, dass es Altersarmut nicht
hne Erwerbsarmut gibt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


h finde, das muss doch irgendwann einmal bei Ihnen
nkommen.

Das eigentliche Problem ist aber, dass Sie nicht ver-
tanden haben, was die CDU-Arbeitnehmer wirklich
ollten. Sie wussten, dass zwei Dinge wichtig sind:

Erstens. Mindestlohn bedeutet: Einer, der Vollzeit ar-
eiten geht, muss hinterher nicht zum Sozialamt, um
ich den Rest zu holen, damit er die Miete bezahlen
ann; denn das ist unwürdig. Ein Mindestlohn ist nur
ann ein guter Mindestlohn, wenn er von Hartz IV und
ozialhilfe unabhängig macht.

Zweitens. Ihre CDU-Arbeitnehmer wussten, dass es
m die Würde der Arbeit geht und es demütigend ist,
enschen, die Vollzeit arbeiten, hinterher zum Sozial-

mt zu schicken. Deshalb wollten die CDU-Arbeitneh-
er einen gesetzlichen Mindestlohn für alle, der von So-

ialhilfe unabhängig macht. Daher ist es eine Schande,
rau Bundeskanzlerin, dass Sie Ihren Arbeitnehmern in
en Rücken gefallen sind; denn das ist gerade nicht das
rgebnis der Mindestlohndebatte auf Ihrem Parteitag.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, das kostet uns 7 Milliar-
en Euro, die bei der Senkung der Verschuldung oder bei
nseren Schulen besser aufgehoben wären. Wir müssen
echt und Ordnung auf dem Arbeitsmarkt wiederher-

tellen. Frau Bundeskanzlerin, gut 10 Milliarden Euro
aben Sie insgesamt nächtens in Ihrer Koalitionsrunde
erteilt, um das Stillhalten Ihrer Koalitionspartner zu er-
aufen. Die 10 Milliarden Euro zulasten der Verschul-
ung sind so etwas wie eine Stillhalteprämie in Ihrer Ko-
lition gewesen. Wo sind allerdings, Frau Kanzlerin, die
parvorschläge für diese 10 Milliarden Euro? Nichts zu
ehen! Stattdessen machen Sie Politik auf Pump. Das ist
enau die alte Politik, die wir nicht mehr gebrauchen
önnen – weder in Griechenland noch in Italien noch in
eutschland, Frau Dr. Merkel, weder dort noch hier.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


enn wann, wenn nicht jetzt, wo die Steuerquellen spru-
eln, wollen wir eigentlich Schulden abbauen? Wann,
enn nicht im wirtschaftlichen Aufschwung, wollen wir





Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)

Vorsorge treffen für die mit Sicherheit wieder kommen-
den wirtschaftlichen Schwierigkeiten?

Frau Bundeskanzlerin, irritiert Sie eigentlich gar
nicht, dass Sie inzwischen einhellig Ihr eigener Sachver-
ständigenrat der Wirtschaftsweisen, der Bundesrech-
nungshof und sogar Ihr ehemaliger Kanzleramtsberater
kritisieren? Ich weiß nicht, Frau Kanzlerin, was Sie unter
einer Schuldenbremse verstehen. Wir verstehen darun-
ter, dass man weniger neue Schulden macht – und nicht
mehr.


(Zuruf des Abg. Dr. Michael Fuchs [CDU/ CSU])


– Sie scheinen das eher mit dem Gaspedal zu verwech-
seln. Sie haben offenbar bei der Verfassungsänderung
nicht ganz aufgepasst.


(Zuruf des Abg. Dr. Michael Fuchs [CDU/ CSU])


– Ich kann verstehen, dass Sie das von mir nicht hören
wollen. Aber unangenehmer wird es – warten Sie ab –,
wenn Sie hören, wer noch alles Ihnen das sagt.

Dass Ihr Finanzminister den Ausgangswert der Ver-
schuldung bewusst manipuliert und zu hoch angesetzt
hat, um Ihre viel zu geringe Absenkung der Verschul-
dung optisch zu verkleistern, schreibt Ihnen die Bundes-
bank ins Stammbuch. Dort heißt es – ich zitiere –:

Nach Artikel 143 d GG wäre eine entsprechende
Absenkung des Ausgangswertes und damit auch
des Anpassungspfades allerdings letztlich geboten.

Damit keine Missverständnisse aufkommen, was die
Bundesbank damit meint, erklärt der Bundesbankpräsi-
dent – ich zitiere –: Deutschland darf keine Zeit verlie-
ren, seinen Haushalt auszugleichen. – Aber Sie erhöhen
die Schulden. Das kritisiert Herr Weidmann in seinem
Bericht der Bundesbank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Manchmal, Frau Dr. Merkel, habe ich den Eindruck,
Sie halten das alles für Ratschläge an die Adresse Grie-
chenlands, Italiens oder Portugals. Aber, ehrlich gesagt,
Herr Weidmann meint Sie ganz persönlich. Er ermahnt
Sie in diesem Bericht, keinen Verfassungsbruch zu bege-
hen. Sie sind aber drauf und dran, genau das zu tun, nur
weil Sie Ruhe in der Koalition haben wollen und sich
eine Kriegskasse für den Wahlkampf anlegen wollen.
Denn um nichts anderes geht es hier.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Ganz schäbig!)


Das eigentlich Besorgniserregende an dieser Kritik der
Bundesbank ist allerdings nicht einmal die kurzfristige
Wirkung Ihrer Schuldenpolitik, sondern die Bundesbank
sorgt sich um das Vertrauen der internationalen
Finanzmärkte auch in die Schuldentragfähigkeit Deutsch-
lands. Ich zitiere noch einmal die Bundesbank:

Bei weiteren Belastungen geht das Vertrauen in die
Tragfähigkeit auch der deutschen Staatsfinanzen
verloren.

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(C (D Die Bundesbank befürchtet also auf gut Deutsch: Ein u geringer Schuldenabbaupfad jetzt kann dazu führen, ass bei einem wirtschaftlich schlechteren Klima die eutschen Staatsschulden so stark steigen, dass auch uner Land in die Schwierigkeiten gerät, in die inzwischen rankreich gekommen ist. Sie befürchtet also, dass die insen für deutsche Staatsanleihen steigen und wir in eien ähnlichen Teufelskreis geraten könnten wie unsere uropäischen Nachbarn. Der Spiegel bezieht sich in einem Artikel auf diesen ericht der Bundesbank und nennt Sie deshalb zu Recht inen „Scheinriesen“, Frau Bundeskanzlerin. Fest steht: er Bundesfinanzminister kann beim Schuldendienst norm sparen, weil immer mehr Anleger die deutschen taatsanleihen suchen und das Zinsniveau deshalb sinkt. anz nebenbei kassiert er auch noch Zinsen für die Kreite an Griechenland. Wenn wir diese Krisengewinne stillschweigend kasieren, selbst keine Schulden abbauen, gleichzeitig aber ndere Länder lautstark für ihr Schuldengebaren kritisien, obwohl deren Lage weitaus schlechter ist, gibt es iele in Europa, die wegen dieser arroganten Haltung Ihr Regierung, Frau Merkel, meine Damen und Herren, u Recht die Faust in der Tasche ballen. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben in den letzten 24 Monaten Ihre Position zur
uro-Krise ständig gewechselt. Sehr lange wollten Sie
ie Krise im europäischen Währungsraum den betroffe-
en Nachbarn selbst überlassen. Ich halte es für den
rößten Fehler Ihrer Amtszeit, dass Sie der europäischen
erausforderung sehr lange nur mit nationalen Antwor-
n und nur mit dem Eigeninteresse Ihrer Regierung be-
egnet sind. Erst als nacheinander ein Land nach dem
nderen zum Spielball der Finanzmärkte wurde, haben
ie gemerkt, dass Ihre nationalen Antworten nicht rei-
hen. Nun ist die Verunsicherung so groß, dass selbst der
igantische Rettungsschirm mit 1 Billion Euro nicht
ehr ausreicht. Im Gegenteil: Die Finanzmärkte miss-
auen uns nicht nur, sie wetten sogar auf das Auseinan-
erbrechen der Euro-Zone.

Nichts von dem, was Sie jeweils in Ihren Regierungs-
rklärungen zum Euro im Bundestag erklärt haben, hat
irkung gezeigt. Das meiste ist hinterher sowieso wie-

er verändert worden. Die Zinsen für die Krisenstaaten
teigen. Stattdessen erhalten die Staaten der Euro-Zone
uf den internationalen Kapitalmärkten selbst dann kein
eld zu erträglichen Zinsen, wenn sie massive Sparpro-
ramme auflegen. Im Kern geht es jetzt darum, dass wir
ndlich die entscheidende Frage beantworten: Stehen
ir in Europa füreinander ein, und kann ein Investor in
er Euro-Zone sicher sein, dass er sein geliehenes Geld
urückerhält, ja oder nein? Diese Frage werden wir, so
nangenehm das ist, endlich beantworten müssen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Natürlich gehört dazu Klarheit über den Abbaupfad
insichtlich der Schulden in Europa, aber auch in
eutschland, und eine gemeinsame Finanz-, Wirt-





Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)

schafts- und Steuerpolitik. Statt dies klar zu beantwor-
ten, zwingen Sie, Frau Bundeskanzlerin, die Europäi-
sche Zentralbank immer weiter dazu, Staatsanleihen
aufzukaufen. 200 Milliarden Euro beträgt inzwischen
das Risiko der Europäischen Zentralbank, für das wir ge-
meinschaftlich haften.


(Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Ja! – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das wollen sie nicht hören!)


Wollten Sie, Frau Merkel, nicht genau das verhin-
dern? Wollten Sie nicht ebenso, Frau Bundeskanzlerin,
verhindern, dass die Europäische Zentralbank zur No-
tenbank wird, die Staaten durch das Anwerfen der No-
tenpresse bedient? Wir wollten doch keine Schulden-
und Transferunion in Europa zulassen. Aber genau das
passiert gerade durch die Hintertür der Europäischen
Zentralbank.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Sie wollen doch Euro-Bonds!)


Das sind Euro-Bonds durch die Hintertür, aber ohne je-
den Einfluss darauf, wie sich die Staaten hinterher be-
nehmen. Das ist das, was Sie derzeit zu verantworten ha-
ben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wie steht denn die SPD zu den Euro-Bonds? Gibt es dazu eine Aussage?)


Die „Merkel-Bonds“, die die EZB ausgibt, sind su-
perbequem für die Regierungschefin in Deutschland. Sie
kann sich nämlich öffentlich hinstellen und sagen: Ich
will das alles nicht, aber leider sind die unabhängig, des-
wegen dürfen die das weiterhin machen. – Vor allen Din-
gen hat das den Vorteil: Wenn die EZB diese Arbeit
macht, braucht sie Ihre seltsame Koalition nicht zu fra-
gen, weil sie natürlich nicht weiß, welches Chaos entste-
hen würde, wenn Sie sich mit den Realitäten der Europä-
ischen Zentralbank auseinandersetzen müssten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau Bundeskanzlerin, Sie spielen mit dem Feuer. Sie
zwingen Europa in einen Zweifrontenkrieg. Sie zwingen
die Staaten, die schon in der Rezession sind, zu immer
weiteren Sparmaßnahmen, sodass sie nicht weniger, son-
dern höhere Schulden produzieren. Sie verhindern, dass
sie sich zu einigermaßen fairen Zinsen auf dem Kapital-
markt refinanzieren können. Beides zusammen führt zu
einer von Ihrer Politik zu verantwortenden und organi-
sierten Rezessionsgefahr. Sie können den Staaten und
Europa nicht beide Hände fesseln: die Zinsschraube auf
der einen Seite und die Schuldenschraube auf der ande-
ren. Wenn beide Hände gefesselt sind, dann werden die
Leute in Europa und am Ende auch in Deutschland ar-
beitslos! Das ist das, was Sie gerade vorbereiten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Sie müssen Ihre Politik ändern. Sie wollen keine uro-Bonds, wie sie die Wirtschaftsweisen vorschlagen. (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Was will die SPD eigentlich?)


Passen Sie auf: Es ist doch gar nicht so schlimm, wenn
ie gegen uns sind. Seien Sie aber wenigstens für das,
as Ihre eigenen Sachverständigen sagen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Was wollen Sie denn?)


re Sachverständigen schlagen einen Schuldentilgungs-
nds für Europa vor, und Ihre Kanzlerin ist nicht einmal

ereit, darüber öffentlich zu beraten. So gehen Sie mit
enen um, die Sie auf dem Weg zu einer besseren Politik
eraten sollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir brauchen deutlich mehr als diese beiden Mühl-
teine der europäischen Politik. Europa braucht mehr als
in reines Sparprogramm. Wir brauchen auch gezielte
achstumsprogramme in den Ländern, damit es wieder

ntwicklungsperspektiven gibt.


(Zuruf von der FDP: Jetzt will er wieder Geld ausgeben!)


Ja, genau. Und wissen Sie, wo ich es herhaben will?
on denen, die Sie ständig schonen, genau Sie!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


h will, dass die Finanzmärkte endlich einen Teil des
eldes zurückgeben, das wir wegen ihnen haben versen-
en müssen. Und Sie – Sie schützen die Finanzmärkte
or dieser Steuer.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ja, wir wollen Geld ausgeben für Wachstum, wir wol-
n die Jugendarbeitslosigkeit in Europa bekämpfen.
enn 48 Prozent der jungen Menschen in Griechenland,

0 Prozent in Spanien und fast 30 Prozent in Frankreich
rbeitslos sind, wer soll denn dann die Zukunft Europas
ufbauen? Die Leute dürfen nicht in ihrer Existenz ge-
hrdet werden. Wir können das nicht sich selbst über-
ssen. Sie überlassen die Finanzmärkte lieber sich

elbst.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Was wollen Sie tun?)


a, wir wollen sie besteuern, auch in der Euro-Zone, und
ir wollen das Geld in den Kampf gegen die Arbeits-
sigkeit in Europa investieren. Das ist der Unterschied

wischen uns beiden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf)


Ich habe leider nicht mit, womit ich gut auf Leute wie
ie, die mich „Westentaschenkommunist“ nennen, rea-





Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)

gieren könnte. Es ist zwar schon viel behauptet worden,
aber dass einer behauptet, ich würde in eine Westen-
tasche passen, ist noch nicht passiert.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wissen Sie, wenn ich das schon höre: Das nächste Mal le-
sen wir Ihnen einmal – wir suchen eine nette Rede heraus,
mit der das geht – Karl-Hermann Flach vor. Das war mal
Ihr Generalsekretär. Wissen Sie, was der sagt? Wir müs-
sen endlich die Vermögenden und die Erbschaften stärker
besteuern, damit der Staat Einfluss hat und Wachstum
kreieren kann. Er, der bei Ihnen früher Generalsekretär
war, würde heute wahrscheinlich wegen Linksabwei-
chung aus der FDP ausgeschlossen; das nehme ich stark
an.


(Beifall bei der SPD)


Wenn Sie wissen wollen, warum Sie da stehen, wo Sie
heute stehen: weil solche Leute bei Ihnen heute keine
Chance mehr hätten. Das ist der Grund, warum Sie bei
2 Prozent gelandet sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau Bundeskanzlerin, natürlich müssen wir an die
Veränderung der europäischen Verträge herangehen. Das
gilt aber nicht nur für die Stabilitätskriterien, sondern
auch für eine gemeinsame Finanz- und Steuerpolitik in
der Euro-Zone; denn sonst bleibt die Währungsunion ein
Torso. Wenn Sie auf diesem Weg auch das Thema einer
Fiskalunion mit angehen wollen, haben Sie uns an Ihrer
Seite. Wenn Sie allerdings nichts von dem tun, dann zah-
len in absehbarer Zeit auch die Deutschen die Zeche für
Ihren verfehlten Kurs.

In Deutschland zeichnet sich gerade ab, dass die
Exportindustrie bereits den Preis für Ihre doppelte Re-
zessionsstrategie in Europa zu zahlen hat. Statt nun be-
herzt zu sparen und damit Risikovorsorge für eine
schwierige Wirtschaftslage zu treffen, geben Sie das
Geld aus. Wir sagen Ihnen: Lassen Sie die nutzlosen
Ausgaben! Gewerkschaften und Arbeitgeber fordern
schon jetzt, die Kurzarbeiterregelung zu verlängern. Die
ahnen doch, dass es da losgeht. Das hat ein sozialdemo-
kratischer Arbeitsminister durchgesetzt, und Sie wollen
das jetzt auslaufen lassen. Wir werden die Kurzarbeiter-
regelung wieder brauchen, um Jobs in Deutschland zu
sichern. Wissen Sie, wie viel diese Regelung kostet? In
der Krise hat sie 6 Milliarden Euro gekostet. Das sind
die 6 Milliarden Euro, die Sie gerade für Ministeuersen-
kungen verplempern. Für die Leute wird es wichtiger
sein, ihren Job und damit ihren Lohn zu behalten, als
4 Euro Steuersenkung durch den Unfug zu bekommen,
den Sie hier verbreiten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf)


– Nein, ich wehre mich nicht dagegen, dass die Leute
4 Euro bekommen. Ich glaube nur, dass sie dieses Geld
gar nicht bekommen werden, weil die Gebühren bei den
Kommunen steigen. Außerdem brauchen wir das Geld,
um die Jobs zu erhalten. Die Leute sind doch nicht

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(C (D umm! Die wissen doch, dass die Wirtschaftskrise naht, nd sie wollen, dass der Staat handlungsfähig ist und otfalls wieder eine Kurzarbeiterregelung bezahlen ann. Das sind die Forderungen von Gewerkschaften nd Arbeitgebern – und nicht der Blödsinn, den Sie da it den Steuersenkungen verbreiten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dieser Haushalt entlarvt alle Sprechblasen, auch die
er Kanzlerin, aus den letzten zwei Jahren. Wie hieß es
och am 31. Januar dieses Jahres, Frau Merkel, aus Ih-
m Munde?

Die Regierung hat einen klaren Kompass für den
Abbau der Schulden.

iesen Kompass sollten Sie zur Reparatur bringen. In
ee stechen würde ich damit jedenfalls nicht, meine Da-
en und Herren.


(Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714200200

Das Wort hat nun die Bundeskanzlerin, Frau

r. Angela Merkel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1714200300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine Damen und Herren! Meine Rede in der heutigen
eneraldebatte will ich nicht beginnen, ohne zunächst

uf die Ereignisse einzugehen, die seit dem 4. Novem-
er, seit einem scheinbar routinemäßigen Polizeieinsatz
ach einem Banküberfall in Eisenach, Schritt für Schritt
ns Licht kommen.

Die Nachrichten über das eigentliche Ausmaß der
erbrechen sind schockierend. Wir wissen heute, dass
ir es mit einer rechtsextremistischen Gruppe aus
wickau zu tun haben, der eine grausame Mordserie und
chreckliche Gewaltakte zur Last gelegt werden. Wir
ind entsetzt über das Maß an Hass und Fremdenfeind-
chkeit, das hier zum Ausdruck kommt. Ich denke heute
uallererst an die Opfer: Enver Şimşek, Abdurrahim
züdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kiliç, Yunus
urgut, Ismail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet
ubaşik, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter. Unsere
edanken sind bei ihnen und bei allen weiteren Men-

chen, die den grausamen Gewalttaten dieser Gruppe
um Opfer gefallen sind.

Ich sage es noch einmal für die ganze Bundesregie-
ng: Unsere Pflicht gegenüber den Angehörigen der
pfer ist es, alles zur Aufklärung dieser furchtbaren Ta-
n und ihrer Hintergründe zu unternehmen. Das erlit-
ne Leid lässt sich nicht wiedergutmachen. Aber wir

ind es den Angehörigen schuldig, sie zu unterstützen.
h begrüße daher ausdrücklich den Vorschlag von Bun-

esjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger, die
pfer und ihre Familien aus dem Fonds für Opfer extre-
istischer Übergriffe zu entschädigen. Ich danke auch
undespräsident Wulff, dass er sich heute mit Angehöri-





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

gen trifft und damit ein Zeichen der Zuwendung und der
Verbundenheit des ganzen deutschen Volkes setzt.

Die Tatsache, dass solch eine rechtsextremistische
Zelle existiert, schweigend solche Gräueltaten begeht
und über ein Jahrzehnt unentdeckt im Untergrund agiert,
ist ohne Beispiel. Was die Ermittler, die mit ihrer Arbeit
erst am Anfang sind, an Perversion im Denken und Han-
deln, an Menschenfeindlichkeit und -verachtung aus ei-
nem verfestigten rechtsextremen Milieu ans Tageslicht
bringen, beunruhigt nicht nur mich zutiefst. Es scho-
ckiert unser Land und seine Bürger, und es ist eine Ge-
fahr für uns auch mit Blick auf andere in der Welt.

Justiz- und Sicherheitsbehörden stehen angesichts ei-
ner Vielzahl von Pannen und Versagen vor sehr grundle-
genden Fragen. In der letzten Woche hat sich das Kabi-
nett mit diesen Verbrechen befasst. Die Innen- und
Justizminister von Bund und Ländern haben mit einer
kurzfristig anberaumten Konferenz reagiert und erste
Entscheidungen getroffen. Wir prüfen alle rechtsstaat-
lichen Mittel, auch die schwierige Frage von Parteiver-
boten. In der Vergangenheit wurde bereits eine Fülle von
Vereinigungen verboten. Bei Razzien wurden immer
wieder verhetzendes, menschenfeindliches Propaganda-
material und Schusswaffen sichergestellt. Wir nehmen
die Gefahren des Rechtsextremismus sehr ernst. Aber
wir sollten uns alle den Vorwurf, auf irgendeinem Auge
blind zu sein, ersparen. Das treibt nur einen Keil in die
Gemeinsamkeit der Demokraten.

Der Kampf gegen Extremismus jeglicher Couleur und
die Stärkung der Demokratie sind Daueraufgaben für je-
den von uns. Deshalb hat die Bundesregierung allein
2011 so viele Mittel für die Extremismusprävention wie
nie zuvor bereitgestellt, und wir werden das auch weiter
tun.

Diese Taten sind nicht mehr und nicht weniger als ein
Angriff auf unser demokratisches Gemeinwesen. Die ges-
trige Abstimmung hat eines gezeigt: dass wir entschlos-
sen sind, unser offenes, tolerantes und menschliches
Zusammenleben gegenüber gemeinen Verbrechern und
menschenverachtenden Ideologien zu verteidigen. Das
war das Signal von gestern, ein wichtiges Signal.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Diese Debatte über den Bundeshaushalt 2012 findet
in einer Zeit statt, in der wir insgesamt vor vielen und
schwierigen Herausforderungen stehen. Die größte Auf-
gabe ist zweifellos die Überwindung der Krise im Euro-
Raum. Dabei hat sich das Parlament in den vergangenen
Monaten in mehreren Abstimmungen in großer Mehrheit
ganz klar für die Zukunft entschieden, für eine Zukunft
in einem gemeinsamen Europa. Zuletzt am 26. Oktober
war parteiübergreifende Unterstützung des Deutschen
Bundestages vorhanden, als es um die Abstimmung über
die EFSF ging. Gerade weil viele von Ihnen diese Unter-
stützung nicht leichten Herzens gewähren konnten, weil
riesige Summen zur Disposition stehen, gerade wegen
mancher Zweifel und Unsicherheiten angesichts dessen,
was noch vor uns liegt, möchte ich noch einmal ganz
herzlich dafür danken, dass Sie diese Rückendeckung
durch den Deutschen Bundestag gegeben haben.

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(C (D Sie haben damit deutlich gemacht: Deutschlands Zuunft ist untrennbar mit der Zukunft Europas verbunden. eutschlands und Europas Zukunft sind untrennbar verunden mit dem Zustand der internationalen Staatengeeinschaft und den globalen Herausforderungen, die wir ur gemeinsam bewältigen können. Gleichzeitig ist klar: edes Land muss seinen Beitrag dazu leisten. Genau das rleben wir in diesen Tagen in Europa: gemeinschaftlihes Handeln und Eigenverantwortung. Wir sind in den vielen Monaten der Beschäftigung it der Schuldenkrise im Euro-Raum Schritt für Schritt, laube ich, sehr klar zu einer Analyse dessen gekomen, was in der Vergangenheit falsch gemacht wurde: rstens eine übermäßige Staatsverschuldung, zweitens ine mangelnde Wettbewerbsfähigkeit in einigen der taaten – das hat damit zu tun, dass sich die globale Enticklung hin zu mehr Wettbewerbsfähigkeit gerade auch uf anderen Kontinenten sehr beschleunigt hat – und rittens grundlegende Mängel in der Konstruktion der irtschaftsund Währungsunion. Deshalb gehören Kri enbewältigung, also Beschäftigung mit der Vergangeneit, und Vorsorge für die Zukunft unmittelbar zusamen. Ich möchte noch einmal auf die Beschlüsse vom 6. Oktober zurückkommen. Da gab es zum einen das riechenland-Programm. Dazu muss man sagen: Hier ind wir zu einer Vereinbarung über eine freiwillige Umchuldung Griechenlands gekommen. Herr Gabriel, enn Sie heute davon sprechen, dass es eine Verunsicheng darüber gibt, ob man für europäische Staatsanlei en noch das wiederbekommt, was man einmal invesert hat, dann muss ich sagen, dass das sehr viel mit ieser freiwilligen Restrukturierung zu tun hat. Diese ist otwendig, weil der IWF, die Kommission und die Euroäische Zentralbank festgestellt haben, dass die Schulentragfähigkeit Griechenlands nicht gegeben ist. Sie haben sehr markig und oft gefordert, dass man un endlich einmal einen richtigen Schuldenschnitt mahen soll. Ich habe immer wieder gesagt: Lasst uns dieen Schritt sehr wohl vorbereiten. Ich sage: Er ist richtig, ber wir sehen auch die Nebenwirkungen dieses chnitts, ganz klar. (Sigmar Gabriel [SPD]: Erst jetzt! Warum haben Sie so lange gewartet?)


Denn jetzt steht die Frage im Raum – sie hätte zu je-
em Zeitpunkt im Raum gestanden –: Was passiert mit
nderen Ländern? Deshalb ist es ganz wichtig, zu sagen
dies haben wir beim Europäischen Rat am 21. Juli
011 getan –: Griechenland ist ein Ausnahmefall. Hier
t die Verschuldung sehr, sehr hoch, und deshalb muss-
n wir zu diesem Mittel greifen.

Wir haben dann einen weiteren Vertrauensverlust er-
bt durch die unerwartete Ankündigung eines Referen-
ums; verbunden gewesen damit wären im Falle eines
eins bei einem solchen Referendum auch die Konse-
uenzen. Das alles hat Themen auf die Tagesordnung
ebracht, mit denen sich die internationalen Finanz-
ärkte, die ja keine anonymen Größen sind – es sind





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

zum Teil die Anleger von Lebensversicherungen und
viele andere –, befassen müssen.

Der Ausgangspunkt ist, dass Griechenland die Schul-
dentragfähigkeit nicht hat. Jetzt müssen wir schauen,
dass wir unsere Instrumente so weit entwickeln – das
geht leider ziemlich langsam, auch nach den Beschlüs-
sen vom 26. Oktober –, dass wir uns dagegen wappnen
und wehren können.

Die griechische Frage ist jetzt noch nicht geklärt, weil
wir noch nicht die Voraussetzungen für die Auszahlung
der nächsten Tranche haben. Dazu ist erforderlich – ich
muss das heute hier in diesem Parlament noch einmal sa-
gen; wir stimmen da, glaube ich, alle überein –, dass wir
nicht nur die Unterschrift des griechischen Premiermi-
nisters haben, sondern auch die Unterschriften der die
Regierung in Griechenland tragenden Parteien. Ansons-
ten kann es keine Auszahlung der sechsten Tranche ge-
ben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind doch Ihre Freunde, nicht unsere! – Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Das sind doch die Verantwortungslosen aus Ihrer Parteienfamilie, die da nicht unterschreiben! – Ulrich Kelber [SPD]: Mit denen sind Sie im Europaparlament in einer Fraktionsgemeinschaft! – Weiterer Zuruf von der SPD: Welche Partei weigert sich denn?)


– Schauen Sie mal: Es ist doch wirklich der Ernsthaftig-
keit gegenüber kleine Münze, ob das nun eine Partei ist,
die zur Europäischen Volkspartei gehört. Umso bitterer
ist es, dass derjenige nicht unterschreibt, für mich. Aber
ich wünsche Ihnen nicht, dass Sie einmal in eine Lage
kommen, wo auch von Ihnen einer etwas nicht tut, was
erwartet wird. Also wirklich!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Wir handeln verantwortungsvoll! – Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Kleinkariert!)


Zweitens. Immer wieder ist gesagt worden: Wir brau-
chen eine Rekapitalisierung der europäischen Banken. –
Dazu haben wir einen Beschluss gefasst. Ich hoffe, dass
die europäische Bankenaufsicht am 30. November, wenn
der nächste Ecofin-Rat tagt, auch die präzisen Zahlen
bekannt gibt, wie die Rekapitalisierung ablaufen wird.
Denn die Tatsache, dass wir jetzt seit Wochen darüber
sprechen, aber noch keine komplette Klarheit da ist, trägt
auch nicht zur größeren Sicherheit bei. Wir haben ges-
tern am Beispiel einer deutschen Bank gesehen, welche
Unsicherheiten dann die Banken selbst haben.

Auch da ist es so: Die internationale Staatengemein-
schaft hat von uns verlangt – sicherlich mit guten Grün-
den –, auch die Risiken bei Staatsanleihen einem Stress-
test zu unterziehen. Aber dies hat nicht nur eine positive
Wirkung – dass wir genügend Kapital für die Banken ha-
ben –, sondern es hat wiederum auch eine negative Wir-
kung, weil natürlich, wenn man Stresstests auch bei
Staatsanleihen macht, sofort die Diskussion aufkommt:

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(C (D as kriege ich für meine Staatsanleihen wieder? Das eißt, wir sind durch die übermäßige Verschuldung in ine Situation geraten, in der es den goldenen Weg, der eine Risiken kennt, nicht mehr gibt. Deshalb müssen ir diesen richtigen Weg immer sehr sorgsam finden. Drittens. Wir haben hier miteinander beschlossen, ass wir die EFSF schaffen und gleichzeitig die Mögchkeiten einer Hebelung prüfen. Auch hier müssen am 9. oder 30. November die entsprechenden Beschlüsse ezüglich der Leitlinien endlich gefällt werden, damit ie Suche nach potenziellen Investoren dann in die richge Runde gehen kann; denn ohne Leitlinien überzeugt an Investoren nicht. Jetzt wird beklagt, dass die europäische Währungsuion eine Zentralbank hat, die – das ist richtig und untercheidet die europäische Währungsunion von der Situaon von Nationalstaaten wie Großbritannien und den ereinigten Staaten von Amerika – die einzig und allein, as war die Voraussetzung für diese Währungsunion, für ie Geldwertstabilität verantwortlich ist. Das ist ihr andat; das übt sie aus. Ich wäre sehr vorsichtig, die uropäische Zentralbank unentwegt zu kritisieren. (Bettina Hagedorn [SPD]: Kein Mensch hat das gemacht!)


re Unabhängigkeit, die wir alle so hochhalten, besteht
jeder Richtung, ob sie etwas tut oder ob sie etwas

icht tut. Das ist ähnlich wie beim Bundesverfassungs-
ericht. Es ist, glaube ich, auch ganz wichtig, dass Eur-
pa sich auf solche unabhängigen Instanzen gründet.
eshalb darf an dem Mandat für die Europäische Zen-
albank nach meiner festen Überzeugung nichts, aber
uch gar nichts geändert werden, meine Damen und Her-
n.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das hat in dieser Schuldensituation aber nun zur
olge, dass wir nach der Rechtsprechung des Bundes-
erfassungsgerichts, aber auch nach unseren Beschlüs-
en hier immer eine endliche Menge an Geld zur Verfü-
ung haben, mit der wir Schutzwälle aufbauen können
das liegt in der Definition der Fonds, der EFSF oder
hnlichem –, und damit gegenüber den Märkten natür-
ch ein Stück weit angreifbarer sind, als es Länder sind,
ie nach ihrer Tradition eher Geld drucken können und
denen die Zentralbanken Staatsanleihen aufkaufen

önnen.

Dennoch: Angesichts des politischen Konstrukts der
uropäischen Union und des Euro-Raums, in dem es
ine nationale Hoheit für die Budgets und eine gemein-
ame Währung gibt, tritt jetzt der eigentliche Wider-
pruch oder die eigentliche Kalamität zutage, dass näm-
ch letztlich keine europäische Möglichkeit besteht,
urchzugreifen und einzugreifen, wenn ein Land sich an
ie gemeinsamen Verabredungen des Stabilitäts- und
achstumspakts permanent nicht hält. Das eigentliche

roblem ist, dass wir in den zehn Jahren mindestens
0 solcher Verstöße hatten und dass in keinem der Fälle
gendeine Wirkung entfaltet wurde, wodurch ein Land
aran gehindert worden wäre, so weiterzumachen. Des-





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

halb ist Vertrauen verloren gegangen, Vertrauen der in-
ternationalen Märkte in die Handlungsfähigkeit.

Deswegen sage ich: Ich halte es für außerordentlich
bekümmerlich – sage ich mal –, unpassend, dass die
Kommission heute Euro-Bonds in verschiedener Aus-
prägung vorschlägt, also so tut, als könnten wir – das
wird die kommunikative Wirkung sein, selbst wenn das
vielleicht nicht so gesagt wird – durch Vergemeinschaf-
tung der Schulden aus den Mängeln der Struktur der eu-
ropäischen Währungsunion herauskommen. Genau das
wird nicht klappen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb darf man das Pferd nicht von hinten aufzäu-
men, sondern man muss jetzt mit dem nächsten Schritt be-
ginnen und sagen: Wenn wir wieder Vertrauen bekommen
wollen, dann dürfen wir freiwilligen Beteuerungen nicht
mehr glauben, sondern dann wird man verlangen, dass
vertraglich, rechtlich bindend durchgesetzt wird – dazu
brauchen wir Vertragsänderungen –, dass die Regeln des
europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakts auch ein-
gehalten werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das ist der erste Schritt in Richtung einer Fiskalunion,
in Richtung eines politischen Gebäudes, das natürlich
auch Harmonisierungen in Bereichen nach sich ziehen
wird, die in nationaler Kompetenz liegen. Das genau war
der Grund, warum ich für einen Euro-Plus-Pakt eingetre-
ten bin, einen Pakt, in dem wir über Arbeitsrecht, über
Renteneintrittsalter und über Harmonisierung von Steu-
ersystemen sprechen, und das war der Grund, warum ich
mit dem französischen Präsidenten verabredet habe, dass
Deutschland und Frankreich zum Jahrestag des Élysée-
Vertrags im Jahre 2013 ein gemeinsames Unternehmen-
steuerrecht vorlegen wollen, damit wir ein gutes Beispiel
für mehr Gemeinsamkeit im Euro-Raum geben, weil es
anders auf Dauer nicht funktionieren wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was passiert bis dahin?)


Es hat keinen Sinn, dass man, wie es oft geschieht
– mit welchen Wortschöpfungen auch immer –, ver-
sucht, leichte Lösungen vorzugaukeln, sondern wir müs-
sen den Vertrauensverlust Schritt für Schritt abarbeiten
und Vertrauen wieder zurückbekommen. Das muss na-
türlich mit einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit und
einem Wachstumspfad kombiniert werden, den wir in
der Europäischen Union einschlagen. Hier können wir
vieles zur Vervollkommnung des Binnenmarktes tun;
hier können auch wir in Deutschland noch einiges tun.
Wir können vieles tun durch bessere Ausnutzung der
Struktur- und Kohäsionsfonds, die von den Ländern, die
jetzt sparen müssen, ja noch gar nicht ausgenutzt wur-
den, und vor allen Dingen können wir vieles tun, indem
wir für die zukünftige finanzielle Vorausschau noch ein-
mal überlegen, ob die Struktur der Struktur- und Kohä-
sionsfonds richtig ist oder ob wir das Wachstum damit
gar nicht so gefördert haben, wie wir uns das eigentlich
gewünscht haben.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


as ist es, wie wir Europa angehen müssen. Zumindest
t das meine Überzeugung.

Die Bundesregierung wird beim Europäischen Rat am
. und 9. Dezember 2011 genau diese Vorschläge vor-
ringen. Weil politisches Vertrauen verloren gegangen
t, wird dieses Vertrauen auch nur durch politische
aßnahmen Schritt für Schritt wiedergewonnen werden

önnen. Das ist unsere Überzeugung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Natürlich schaut die Welt jetzt auf Europa, weil alle
issen, dass wir in der globalen Verflechtung alle ge-
einsam für das Wirtschaftswachstum verantwortlich

ind. Das wurde auch durch das G-20-Treffen in Cannes
usgedrückt. In den nächsten Jahren wird sich – ich
laube, die Gruppe der G 20 auf der Ebene der Staats-
nd Regierungschefs hat sich bewährt – im weltweiten
efüge vieles verschieben. Man sieht das zum Beispiel

chon am internationalen Währungssystem. Wir werden
chritt für Schritt zu einem multipolaren Währungssys-
m kommen, indem zum Beispiel auch China eine grö-
ere Rolle in dem Maße spielt, wie China bereit ist, ei-
en Wechselkurs zuzulassen, der den Fundamentaldaten
er eigenen Wirtschaft entspricht. Aber diese Tendenz
t erkennbar. Die Arbeiten am gemeinsamen Weltwäh-
ngssystem sind unter der französischen Präsident-

chaft deutlich vorangekommen.

Wir brauchen vor allen Dingen weiterhin – dafür sind
lle europäischen Teilnehmer in Cannes sehr stark einge-
eten – eine Regulierung der Finanzmärke, die die
inge endlich wieder geraderückt, nämlich dass die Fi-
anzwirtschaft im Dienste der Realwirtschaft und der
enschen zu stehen hat und nicht umgekehrt. Da sind
ir noch nicht angelangt; das sage ich ausdrücklich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Na, dann mal los! Gut, dass Sie diese Erkenntnis inzwischen auch haben!)


Das wird auch nicht von alleine passieren, sondern
azu muss der gemeinsame Wille der Regierungen da
ein. Deshalb ist es nicht erfreulich, dass wir auch in die-
em Jahr kein globales Einvernehmen darüber erreicht
aben, dass eine Finanztransaktionsteuer die richtige
ntwort und, wenn man es global machte, die beste Ant-
ort wäre. Deshalb werden wir jetzt ganz intensiv den
orschlag der Kommission für die Erhebung einer Fi-
anztransaktionsteuer im europäischen Raum weiter dis-
utieren. Da sich in Europa schon vieles geändert hat,
erde ich die Hoffnung nicht aufgeben. Wir sind alle ei-
er Meinung, dass eine Finanztransaktionsteuer ein rich-
ges Zeichen wäre, um zu zeigen: Wir haben verstan-
en, dass die Finanzmärkte ihren Teil zur Gesundung der
olkswirtschaften beitragen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben in Cannes einen wichtigen Erfolg errungen
wir haben bei der Finanzmarktregulierung schon eini-





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

ges geschafft –, nämlich dass jetzt klar ist, dass die
29 systemischen, weltweit agierenden Bankinstitute, die
bisher als „too big to fail“ galten, also zu groß, um plei-
tezugehen, in Zukunft Auflagen bekommen, damit das
nicht mehr durch die Gemeinschaft, durch die Bürgerin-
nen und Bürger gezahlt werden muss. Das ist ein wichti-
ger Schritt. Aber mindestens so wichtig wie dieser
Schritt ist, dass wir ähnliche Regulierungen auch für die
Schattenbanken bekommen. Deshalb war es gut, dass
das Financial Stability Board den Auftrag bekommen
hat, uns bis zum nächsten G-20-Treffen hierfür Vor-
schläge zu machen.

Angesichts der Finanzkrisen ist ein Thema leider et-
was in den Hintergrund geraten, das ich hier aber auch er-
wähnen möchte, weil die CO2-Emissionen in diesem Jahr
weltweit so hoch waren wie nie zuvor. Demnächst wird
die Konferenz zum Klimaschutz in Durban stattfinden.
Wir befinden uns in einer ausgesprochen schwierigen und
unerfreulichen Situation; ich will das klar beim Namen
nennen. Das Kioto-Protokoll läuft aus. Wir sind nicht so
weit – das wird in Durban leider nicht passieren –, dass
eine Anschlussregelung für das Kioto-Protokoll gefun-
den wird.

Das heißt nichts anderes – das bringt für Europa na-
türlich schwierige Situationen mit sich –, als dass gerade
die großen Emittenten der Zukunft, teilweise auch schon
der Gegenwart, wie China, Indien, Brasilien usw., im
Augenblick noch nicht bereit sind, bindende internatio-
nale Abkommen zur Reduktion oder aber zur Begleitung
ihrer CO2-Emissionen einzugehen. Das bedeutet, dass
wir leider eine Welt bekommen werden, in der zwar die
Bedeutung der neuen Wirtschaftskräfte, der aufstreben-
den Ökonomien wirtschaftlich größer wird, aber dies
nicht mit einer entsprechenden Beteiligung auch an den
Fragen der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes ein-
hergeht.

Europa wird hier einen sehr klaren Kurs fahren. Un-
sere Reduktionsziele stehen fest. Diese werden wir nicht
ändern. Wir werden sie auch weiterhin international bin-
dend halten. Aber wenn wir uns anschauen, dass der
europäische Anteil an der Weltproduktion tendenziell
abnehmen wird, dann ist schon heute sicher: Das
2-Grad-Ziel im Klimaschutz kann man nicht erreichen,
wenn nicht die aufstrebenden Ökonomien bereit sind,
bindende Verpflichtungen einzugehen.

Deshalb geht es jetzt in Durban vor allen Dingen da-
rum, den ärmsten und gefährdetsten Ländern weiterzu-
helfen. Wir müssen auf dem Weg, den wir in Kopenha-
gen gefunden haben, dem sogenannten Copenhagen
Accord, mit freiwilligen Verpflichtungen weitergehen.
Aus diesen Verpflichtungen wird aber klar, dass dann,
wenn ihnen nichts hinzugefügt wird, das 2-Grad-Ziel bis
zum Jahre 2050 nicht erreicht werden kann.

Meine Damen und Herren, wenn wir uns die internati-
onale Situation ansehen, dann sind neben dem Klima-
schutz und der Bewältigung der Finanzkrise auch im si-
cherheitspolitischen Bereich intensive Entwicklungen zu
beobachten. Das ist auf der einen Seite der sogenannte
arabische Frühling mit Höhen und auch mit Enttäu-
schungen. Ich will ausdrücklich sagen, dass die Wahl zur

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(C (D arlamentarischen Versammlung in Tunesien ein ausgeprochen erfreuliches Ereignis war. Wir beobachten mit angen die Entwicklung in Ägypten. Wir sehen mit chrecken die Entwicklung in Syrien. Ich will ganz eineutig sagen, dass die gesamte Bundesregierung mit ller Kraft daran arbeitet, dass wir endlich eine UNicherheitsratsresolution gegen die Menschenrechtsvertzungen in Syrien bekommen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


s ist nicht mehr verständlich, dass das, was dort pas-
iert, nicht endlich auch in Form einer UN-Sicherheits-
tsresolution geahndet wird.

Der Bundesaußenminister wird Gastgeber einer Kon-
renz über die Zukunft Afghanistans sein.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das darf er noch?)


iese Afghanistan-Konferenz in Bonn wird vor allen
ingen den politischen Prozess hin zu einem friedlichen
nd stabilen Afghanistan im Fokus haben. Hier sind von
er deutschen Seite sehr große Anstrengungen erbracht
orden. Wir werden dafür auch international sehr geach-
t. Ich glaube, es ist wichtig, noch einmal in Erinnerung

u rufen: Wir sind in Afghanistan wegen Afghanistan,
ber auch wegen unserer eigenen Sicherheit. Deshalb
leibt es in unserem Interesse, auch nach 2014 Afghani-
tan zur Seite zu stehen, um nicht wieder einen Staat zu
aben, der nicht stabil ist und von dem internationaler
errorismus ausgehen kann.

Meine Damen und Herren, wir wissen, dass unsere
oldatinnen und Soldaten nicht nur in Afghanistan, aber
or allem auch dort ihren Dienst tun. Deshalb möchte
h auch in dieser Debatte noch einmal daran erinnern,
ass wir 2011 bereits sieben Gefallene haben und seit
eginn der Mission 52 Soldaten zu Tode gekommen

ind, davon 34 durch Feindeinwirkung. Ich möchte die
elegenheit nutzen, unseren Soldatinnen und Soldaten
r ihren Dienst in unserem Interesse ein herzliches Dan-

eschön zu sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


h bin sehr froh, dass sich heute schon abzeichnet, dass
ir, wenn wir im Dezember und Januar die nächste Ver-
ngerung des Afghanistan-Mandats diskutieren, die
ahl unserer Soldaten verringern können: von heute ma-
imal 5 350 auf 4 900 mit weiteren Reduzierungen bis
um Ende des Mandatszeitraums. Ich bedanke mich bei
llen, die sich mit dem Gedanken tragen, dies zu unter-
tützen. Je breiter dieses Mandat vom Hohen Haus getra-
en wird, desto besser ist es für die Soldatinnen und Sol-
aten.

Wir haben als eine der großen Reformen dieser Legis-
turperiode die Bundeswehrreform zu nennen. Wir wis-

en, dass wir natürlich mittelfristig Einsparungen haben.
ber ich will ausdrücklich sagen – ich danke auch allen
den Wahlkreisen und Ländern, die dies bei der Um-





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

strukturierung eingesehen haben –, dass es keine Um-
strukturierung ohne Veränderung gibt. Ich will dem Bun-
desverteidigungsminister dafür danken, dass er dies
durch gute Vorbereitung und Einbindung so gestaltet hat,
dass sich die Schmerzen, die damit verbunden sind, in
Grenzen halten und die Einsicht in die Reform über-
wiegt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Natürlich müssen wir auch in Deutschland unseren
Beitrag für die Zukunftsfähigkeit unseres Kontinents
und unseres Landes leisten. Dabei stehen zwei Fragen
im Vordergrund. Die eine heißt: Wovon wollen wir in
Deutschland in Zukunft leben? Wir sind ein Land, in
dem sich die Bevölkerungszusammensetzung verändert.
Wir werden mehr Ältere haben und weniger Jüngere.
Wir werden eine vielfältigere Bevölkerung haben, weil
der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund zu-
nimmt, und wir werden weniger werden. Darauf müssen
wir uns in allen Facetten vorbereiten.

Wenn wir uns fragen, wovon wir leben wollen, dann
ist sicherlich eine der großen und hier im Hause parteiü-
bergreifend entschiedenen Veränderungen die unserer
Energiepolitik gewesen. Wir haben verstanden, dass wir
in den nächsten Jahren diesen Wandel hin zum Zeitalter
der erneuerbaren Energien gestalten müssen. Das geht
nicht mit Nein, sondern nur mit Ja. Deshalb hat die Bun-
desregierung einen Monitoringprozess in Gang gesetzt.
Wir werden jährlich dem Parlament berichten. Die Ar-
beit ist noch nicht getan. Der Bundeswirtschaftsminister
und der Bundesumweltminister werden gemeinsam die-
sen Prozess mit aller Intensität voranbringen. Wir wer-
den auch Konflikten nicht aus dem Wege gehen, die da-
mit verbunden sind, dass neue Infrastruktur gebaut
werden muss. Ohne die wird das Zeitalter der erneuerba-
ren Energien nicht zu erreichen sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich glaube, es ist auch gut, dass wir in der Endlager-
frage ein neues Herangehen vereinbart haben. Hier wird
es in Gesprächen mit den Ländern bis zum Sommer kon-
krete Ergebnisse geben. Ich sage ganz ausdrücklich: Der
Umstieg auf die erneuerbaren Energien ist eine Genera-
tionenaufgabe. Das wird in einer Legislaturperiode
selbstverständlich nicht zu machen sein.

Ein Zweites im Zusammenhang mit der Frage, wovon
wir leben wollen: Wir müssen die Aufmerksamkeit dar-
auf lenken, dass wir in vielen Bereichen heute von der
Substanz leben. Deshalb ist es ein ganz wichtiger
Schwerpunkt in diesem Haushalt, dass wir mehr in die
Verkehrsinfrastruktur investieren. Nur so werden wir als
ein Land im Zentrum Europas überhaupt wettbewerbsfä-
hig sein. Das ruft bei den Grünen nur ein schmales Lä-
cheln hervor, weil man darauf nicht so viel Wert legt,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


angefangen von den Autobahnen bis hin zu den Bahnhö-
fen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D ber wir sind davon überzeugt, dass wir ohne moderne frastruktur kein Land mit Wohlstand sein können. Des alb ist die Verkehrsinfrastruktur ein wesentlicher Betandteil der Frage, wovon wir morgen leben wollen. (Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Moderne Infrastruktur!)


Wir sind uns vielleicht mehr einig darüber, dass un-
ere Zukunftschancen, auch angesichts der demografi-
chen Veränderungen, vor allen Dingen in dem Erfolg
ei Innovation, in der Kreativität der Menschen in unse-
m Lande und in der produktiven Unruhe, weiter nach

er besten Lösung zu suchen, liegen. Die Bundesregie-
ng ist genau auf dem richtigen Pfad, wenn sie in dieser
egislaturperiode 6 Milliarden Euro mehr für Forschung
nd 6 Milliarden Euro mehr für Bildung ausgibt. Das
ab es bisher in der Geschichte der Bundesrepublik noch
ie. Die Ausgaben dafür sind höher denn je. Das sind
ukunftsinvestitionen, die wir dringend brauchen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir wissen, dass wir angesichts der demografischen
eränderungen darauf achten müssen, dass Kinder mit
igrationshintergrund einen guten Schulabschluss ha-

en, die deutsche Sprache vernünftig lernen und in die
rbeitswelt integriert werden. Wir wissen, dass wir un-
r 3 Millionen Arbeitslose haben – eine so niedrige Zahl
at es seit der deutschen Einheit nie gegeben –,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ass wir mit über 41 Millionen Menschen im Übrigen
ehr Erwerbstätige haben, als wir jemals hatten, und

ass die Zahl der versicherungspflichtigen Beschäfti-
ungsverhältnisse deutlich zugenommen hat. Aber wir
issen auch, dass wir noch viel zu tun haben. Die Aus-
aben im Bereich der Langzeitarbeitslosigkeit sinken an
inigen Stellen, aber durch die Erhöhung der Hartz-IV-
ätze sinken sie in der Summe nicht so, wie wir uns das
orstellen. Deshalb liegt der Fokus auf der Bekämpfung
er Langzeitarbeitslosigkeit und in ganz besonderer
eise auf der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit derer,

ie jung sind und noch ein langes Leben vor sich haben.
iese müssen in Arbeit gebracht werden. Dabei haben
ir Erfolge vorzuweisen.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich weiß gar nicht, warum Sie so schreien. Ich erinnere
ich an die Schröder-Zeit und daran, wie Sie in Sachen
rbeitslosigkeit dastanden. Wir haben die Zahl der ju-
endlichen Arbeitslosen halbiert. Das hätten Sie einmal
chaffen sollen. Das waren sieben verschwendete Jahre
diesem Bereich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir bieten Chancen für junge Menschen. Deshalb
erden wir da weitermachen. Gleichzeitig wissen wir,
ass wir auch einen Fachkräftebedarf haben und um die
esten Köpfe auch von außen werben müssen. Deshalb
aben wir zwei Dinge gemacht: Erst einmal haben wir
ie Berufsabschlüsse derjenigen anerkannt, die aus ei-
em anderen Land kommen und dort ihren Berufsab-





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

schluss erworben haben. Auch dazu hätten Sie sieben
Jahre Zeit gehabt, wenn Ihnen das so am Herzen gelegen
hätte. Sie haben das nicht gemacht. Die Bundesbildungs-
ministerin hat es jetzt in mühevoller Kleinarbeit ge-
macht. Wir haben auch die Länder dafür gewonnen, dem
zuzustimmen. Jetzt muss es nur noch umgesetzt werden.
Das ist ein Riesenerfolg, weil Menschen in Zukunft end-
lich wieder entsprechend ihrer Qualifikation arbeiten
können. Das sind wir diesen Menschen schuldig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Gleichzeitig werden wir die Blue-Card-Richtlinie umset-
zen und die Gehaltsschwelle für diejenigen, die nach
drei Jahren durch eine Überprüfung, ob sie auch wirklich
Arbeit haben, eine Niederlassungserlaubnis bekommen,
von 66 000 Euro auf in Zukunft 48 000 Euro absenken.
Auch das ist eine Reaktion auf die Erfordernisse.

Wir werden auch intensiv an dem Thema Integration
weiterarbeiten. Ende Januar wird der nächste Integra-
tionsgipfel stattfinden. Wir werden von der Situation
wegkommen, nur Einzelfälle zu betrachten, und künftig
ganz klare Zielvorgaben machen, was wir bei der Inte-
gration erreichen wollen. Auch das ist eine Weiterent-
wicklung.

Wir wissen: Vorbereitung auf den demografischen
Wandel heißt, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Wir ha-
ben bereits in der letzten Legislaturperiode mit der Rente
mit 67 darauf reagiert. Wir tun das jetzt mit einer Erwei-
terung der Pflegeleistungen. Zum ersten Mal werden wir
sowohl für die Betroffenen von Demenzerkrankungen
als auch für die pflegenden Angehörigen und die Be-
schäftigten in den Pflegeheimen die Leistungen deutlich
erweitern. Zwar kann man immer sagen, das sei zu we-
nig. Aber es ist erst einmal das richtige Signal, um Men-
schen und ihren Angehörigen zu helfen, die heute von
der Pflegeversicherung nicht erfasst werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir werden einen Einstieg in die private Vorsorge
vornehmen. Die Arbeiten zum neuen Pflegebegriff wer-
den in dieser Legislaturperiode abgeschlossen werden.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie arbeiten mit Hochdruck!)


– Herr Kuhn, man kann so tun, als ob dies einfach wäre.
Das ist es aber nicht. Ich habe mich sehr intensiv damit
beschäftigt. Man kann nicht einfach einen neuen Pflege-
begriff einführen, in dessen Folge es anschließend vielen
besser geht, viele aber auch schlechter dastehen als
heute. Das wollen wir nicht. Wir machen das gründlich,
damit wir für die Pflegenden nicht eine einzigartige Ent-
täuschung produzieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Mit der Familienpflegezeit haben wir ein wichtiges Sig-
nal zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie gesetzt.

Ich möchte noch ein Wort zur Wahlfreiheit und zum
Betreuungsgeld sagen. Als wir damals das Elterngeld
eingeführt haben, hat jeder das schwedische Vorbild in
den höchsten Tönen gelobt und gesagt, dass man von
den skandinavischen Ländern fürchterlich viel lernen

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(C (D önne und dass die das prima machten. Die machen das Übrigen auch prima, was die Vereinbarkeit von Beruf nd Familie angeht. Aber schauen Sie sich bitte einmal ie Regelungen an: Dort gibt es das Elterngeld und das etreuungsgeld. Das gibt es in Schweden, in Finnland nd in Norwegen. Wollen Sie uns etwa erzählen, dass as die Länder sind, in denen man Familienpolitik so acht, wie Sie es nicht wollen? Man sorgt für die Ver inbarkeit von Beruf und Familie und für Wahlfreiheit. kzeptieren Sie das doch einmal! Machen Sie keine Ro inenpickerei – Elterngeld ja, aber ansonsten ist es das etzte, was wir machen. Das, was Sie tun, ist nicht fair. Man kann sagen – daran kommt niemand vorbei –, ass sich die Situation in Deutschland in den letzten Jahn verbessert hat, obwohl wir noch viele große Aufga en vor uns haben und obwohl wir bereits viele Schritte Richtung einer nachhaltigen Politik gegangen sind nd die Nachhaltigkeitslücken noch längst nicht an allen tellen geschlossen haben. (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Nachhaltiger Unsinn ist das! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Unsinn ist das, was Sie sagen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ach vielen Einschränkungen in der Wirtschafts- und
inanzkrise ist es erfreulich – Sie werden nicht bestrei-
n, dass das erfreulich ist –, dass die Realeinkommen in
eutschland in diesem Jahr gestiegen sind und auch im
ächsten Jahr steigen werden.

Jetzt kommen wir zu einem ganz spannenden Punkt:


(Zurufe von der SPD: Oh! – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Das wurde auch Zeit!)


as Bundesverfassungsgericht hat uns aufgegeben, dass
ie Regelsätze für das Arbeitslosengeld II jedes Jahr an-
upassen sind. Das Bundesverfassungsgericht hat uns
chon vor vielen Jahren aufgegeben, dass angesichts der
ebenshaltungskosten nicht nur die Regelsätze für Lang-
eitarbeitslose anzupassen sind, sondern genauso der
rundfreibetrag im Steuersystem.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn Sie den Menschen in Deutschland ernsthaft sagen
öchten: „Wir tun etwas für die, die leider keine Arbeit

aben, aber für die, deren Verdienst im Eingangssteuer-
ereich liegt, tun wir nichts“, dann können wir das gerne
der Öffentlichkeit austragen. Ich sage Ihnen unter dem
otto „Wer arbeitet, muss mehr haben als dann, wenn er

icht arbeitet“: Wir werden dafür Mehrheiten bekom-
en. Dass man den Grundfreibetrag angleichen muss, ist

berhaupt keine Frage.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


enn der Hartz-IV-Satz um 10 Euro steigt und die Steu-
rentlastung nur 4 Euro beträgt, dann werden Sie eher
ühe haben, das zu erklären. Ich würde an Ihrer Stelle

icht zu laut davon sprechen, sondern sagen: 4 Euro sind
as Mindeste, was man machen muss.





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

Wenn Sie sich den Verlauf der Steuerprogression im
Eingangssteuerbereich anschauen – den kennen Sie ge-
nauso gut wie wir –,


(Sigmar Gabriel [SPD]: Einsparungen!)


und den Menschen sagen wollen: „Wir heben den
Grundfreibetrag an; das müssen wir machen, weil uns
das Bundesverfassungsgericht das abverlangt“, Sie aber
nicht bereit sind, Verschiebungen vorzunehmen, sodass
die Progression nicht mehr steigt, dann diskutiere ich mit
Ihnen darüber wieder gerne in der Öffentlichkeit.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Einsparungen!)


Das sind die Belastungen, die auf die Kommunen und
die Länder zukommen. Weil wir uns freuen, dass die
Bruttolöhne im Jahr 2011 im Durchschnitt um 3,4 Pro-
zent steigen, aber auch wissen, dass wir eine Inflations-
rate von 2,3 Prozent haben, wollen wir in Zukunft das,
was durch die Inflation verloren geht, durch eine weitere
Verschiebung des Steuertarifs kompensieren. Weil wir
wissen, dass die Kommunen und die Länder den daraus
resultierenden Steuerausfall wahrscheinlich nicht aus-
gleichen können, sagen wir: Der Bund übernimmt das
ganz. – Das ist das, was wir für die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer in der Republik tun, die in der Krise
viel geleistet haben. Ich finde das nicht nur vernünftig,
sondern auch absolut gerecht. Steuergerechtigkeit, da-
rum geht es.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, nun möchte ich auf das
eingehen, was Sie zu den Verschuldungsraten und den
Ausgabepositionen gesagt haben. Die Steigerung im
Bundeshaushalt lag in der Vergangenheit bei 1 Prozent.


(Klaus Hagemann [SPD]: Und die Schulden?)


Das wurde zu Ihren Zeiten so gut wie nie erreicht, um es
ganz vorsichtig zu sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn wir uns aufgrund der Tatsache, dass das Wirt-
schaftswachstum in diesem Jahr stärker ist, als wir prog-
nostiziert haben, dafür entscheiden, das zusätzliche Geld
nicht in letzter Minute auszugeben, um die Verschuldung
zu verringern, und sagen: „Wir haben eine geringere
Verschuldung, weil wir ein höheres Wachstum haben,
und nächstes Jahr eventuell eine höhere Neuverschul-
dung, weil das Wachstum dann wieder geringer ist“,
dann ist das ehrlich. Dann finde ich das richtig, und dann
ist Ihre Argumentation wohlfeil.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn es um Europa und Deutschland geht, ist Ihre Ar-
gumentation an Doppelzüngigkeit nicht zu überbieten.
Wenn Sie über Griechenland, Portugal, Spanien und an-
dere Länder sprechen, dann sagen Sie jedes Mal mit Trä-
nen in den Augen, wie schlimm es ist, dass dort kein
Wachstum mehr stattfinden kann, weil man dort die Ver-
schuldung abbauen muss, und was es für eine üble Politik
Deutschlands ist, darauf zu beharren, dass die Stabilitäts-
kriterien wieder eingehalten werden. Wenn gleichzeitig
wir die Stabilitätskriterien einhalten und uns ganz

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(C (D uropa bittet – weil wir das können –, wenigstens dann inen Beitrag zum Wachstum zu leisten, dann werfen Sie ns das vor. Das passt nicht zusammen, meine Damen nd Herren. Das werden wir auch immer wieder sagen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sigmar Gabriel [SPD]: Sie machen ja nichts! Sie machen ja immer nur Schulden!)


Jeder in Europa sagt: Ihr habt glücklicherweise noch
achstum, könnt einen Beitrag leisten und unsere Pro-

ukte kaufen. – Denn inzwischen ist unser Wachstum
icht mehr exportgetrieben.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Sagen Sie das eigentlich auch der Bundesbank? Was sagt Herr Weidmann dazu?)


Ich habe die Eigenschaft, überall gleich zu sprechen,
b ich mit Ihnen rede, mit meinen politischen Freunden,
it der Bundesbank oder mit meinen europäischen Kol-
gen. Das macht mein Leben so einfach, weil ich über-

ll gleich spreche und nicht doppelzüngig spreche. Das
t mein Vorteil.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Unser Wachstum ist inzwischen binnenmarktgetrie-
en; das ist gut, und das ist richtig. Wir tun im Rahmen
essen, was wir können, das, was dazu notwendig ist.

Wir müssen die Fragen beantworten: Wovon wollen
ir morgen leben? Wie wollen wir morgen zusammen-
ben? Die Bundesregierung geht da Schritt für Schritt
oran. Liebe Kolleginnen und Kollegen, es wird weiter
o sein, auch im nächsten Jahr, dass wir vor riesigen
erausforderungen in einer Welt stehen, die sich massiv

ndert. Es gibt Herausforderungen, mit denen sich noch
ünftige Generationen beschäftigen werden. Aber wir
önnen sagen: Unser Land hat gute Ausgangsbedingun-
en. Die christlich-liberale Koalition stellt sich mit Ent-
chlossenheit genau dieser Aufgabe. Ich sage Ihnen: Un-
er Ziel ist eine menschliche Gesellschaft und eine
rfolgreiche Gesellschaft – das ist die Botschaft an die
enschen in unserem Land –, und dafür werden wir
eiter arbeiten.

Herzlichen Dank.


(Langanhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714200400

Klaus Ernst ist der nächste Redner für die Fraktion

ie Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Klaus Ernst (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714200500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Frau Bundeskanzlerin, ich möchte als Erstes aus
ktuellem Anlass auf Ihre Aussagen zum Rechtsterroris-
us in unserem Land eingehen. Sie haben hier richtiger-
eise die Gemeinsamkeit der Demokraten angespro-

hen. Das freut mich. Es ist uns gestern gelungen, hier
ine gemeinsame Erklärung zu verabschieden.





Klaus Ernst


(A) )


)(B)

Allerdings, Frau Merkel, muss sich diese Haltung in
Ihrer Partei noch herumsprechen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Vor einigen Wochen ist in Sachsen aber mit Zustimmung
Ihrer Fraktion und mit Zustimmung der NPD die Immu-
nität des Fraktionsvorsitzenden der Linken aufgehoben
worden, weil er sich gegen die braune Brut in Deutsch-
land zur Wehr gesetzt hat, auch mit seiner Anwesenheit
bei Demonstrationen. Das ist alles andere als die von Ih-
nen angesprochene Gemeinsamkeit der Demokraten.


(Beifall bei der LINKEN)


Was wir jetzt brauchen, Frau Merkel und liebe Kolle-
ginnen und Kollegen der CDU, der CSU und der FDP,
ist, dass wir die Menschen in unserem Land deutlich
stärken, die sich auch außerhalb der Parlamente gegen
Neofaschismus wehren – oft begibt man sich in Gefahr,
wenn man das tut –, und dass wir ein Signal geben, dass
das gesamte Parlament, alle Parteien, alle Fraktionen,
alle Abgeordneten in Deutschland, die Demokraten sind,
diese Menschen in unserem Land unterstützen.


(Beifall bei der LINKEN)


Solange wir da unterscheiden und solange wir da eine
Politik machen, wie sie Ihre Regierung betreibt, indem
Sie die Menschen, die Unterstützung bräuchten, unter
Generalverdacht stellen, wenn es um die Frage geht, ob
sie Geld und Unterstützung des Staates bekommen,
wenn sie sich bei Projekten oder Ähnlichem engagieren,
so lange ist es mit der Solidarität und mit der Zusam-
menarbeit aller Demokraten noch nicht weit her. Des-
halb sage ich: Ändern Sie an dieser Stelle Ihre Politik!
Sorgen Sie dafür, dass wir den Geist der Entschließung,
die wir gestern hier verabschiedet haben, tatsächlich um-
setzen und dass wir alle gemeinsam in diese Richtung
gehen! Nur dann hat das Sinn; sonst lassen wir die Men-
schen alleine, die sich gegen Neofaschismus wehren.


(Beifall bei der LINKEN)


Einen zweiten Punkt muss ich ansprechen, weil ich
Ihnen das so nicht durchgehen lassen kann, Frau Merkel:
die Steuersenkungen. Ja, wir sind mit Ihnen der Auffas-
sung – auch wenn Sie das nicht sonderlich zu interessie-
ren scheint –, dass es notwendig ist, Steuergerechtigkeit
in unserem Lande wiederherzustellen. Ein Punkt dabei
ist, dass wir mit Blick auf die Steuerprogression durch
den sogenannten Mittelstandsbauch im Steuertarif eine
vernünftige Regelung finden müssen. Wir sind auch der
Auffassung, dass es notwendig ist, den Spitzensteuersatz
neu zu regeln. Aber wir unterscheiden uns hier deutlich
von Ihnen, weil wir meinen, dass man, wenn man solche
Vorschläge in der jetzigen Haushaltslage der Bundesre-
publik Deutschland einbringt, auch erklären muss, wo
man das Geld dafür hernehmen will. Diese Erklärung
bleiben Sie schuldig. Sie machen Geschenke, ohne sie
gegenzufinanzieren. Wenn wir solche Vorschläge ma-
chen würden, wäre was los in diesem Haus. Aber Sie
glauben, Sie könnten sich das leisten. Das ist nicht ak-
zeptabel.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Frau Merkel, Sie haben wenig darüber gesprochen, ie es den Menschen in unserem Lande wirklich geht. ie geht es zum Beispiel den Arbeitnehmerinnen und rbeitnehmern in diesem Land? Sie haben gesagt, künfg würden die Reallöhne steigen. Zum zweiten Mal in er Geschichte der Republik mussten trotz eines Aufchwungs, den Sie – insbesondere die Kolleginnen und ollegen von der FDP – so gerne loben, die Arbeitneherinnen und Arbeitnehmer seit 2008 einen Reallohn erlust von 1,5 Prozent hinnehmen. Sie haben nach dieem Aufschwung weniger in der Tasche als vorher. Das t Ausdruck des Zustands unseres Landes. Wir haben sbesondere Einkommensverluste im Niedriglohnsektor u verzeichnen. Jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte in unerem Lande arbeitet für weniger als 1 800 Euro brutto. eder dritte Arbeitnehmer verdient so wenig, dass er im lter mit einer Rente unterhalb der Grundsicherung chnen muss. Seit 2005 hat Deutschland rund 60 Milli rden Euro ausgegeben, um die Einkommen wegen der umpinglöhne wenigstens auf Sozialhilfeniveau aufzu tocken, weil es keinen allgemein verbindlichen Minestlohn gibt. Frau Merkel, mit dem, was Sie auf Ihrem arteitag abgezogen haben, als Sie so getan haben, als ürden Sie einen Mindestlohn einführen, führen Sie die eute hinter die Fichte. In Wirklichkeit verweigern Sie ie Einführung eines allgemein verbindlichen Mindesthns in Deutschland – vor und nach Ihrem Parteitag. as ist die Wahrheit, und das werden wir den Menschen uch sagen. ichael Sommer, der Vorsitzende des DGB, hat recht, enn er sagt, Arbeit in diesem Land sei inzwischen so illig wie Dreck geworden, und diese Regierung trägt ie Verantwortung dafür. Kommen wir zu den Rentnerinnen und Rentnern. Sie n so, als würde sich die Lage der Rentnerinnen und entner verbessern, weil sie im nächsten Jahr eine safge Rentenerhöhung bekommen. Die Realität ist: Die entenerhöhung 2012 wird nur knapp die erwartete Ination ausgleichen. Das heißt, die Lage der Rentnerinen und Rentner wird sich nicht verbessern. Die Betandsrenten sind seit Ende 2008 real um 1 Prozent esunken, seit der Jahrtausendwende nach Auskunft der undesregierung um 7 Prozent. Das heißt, die Lage der entnerinnen und Rentner in unserem Land verschlechrt sich ebenso wie die Lage der abhängig Beschäftign. Jetzt können wir uns noch darüber unterhalten, ob ielleicht die Arbeitslosen besonders von dem Aufchwung profitieren; denn Sie brüsten sich ja damit, dass ir zusätzliche Beschäftigung in unserem Land haben. a, die haben wir, und darüber freuen wir uns auch. Wir euen uns aber nicht darüber, welcher Art diese zusätzlihe Beschäftigung ist. Jede dritte offene Stelle, die bei en Arbeitsagenturen gemeldet ist, ist inzwischen nur och ein Leiharbeitsjob. In Deutschland haben wir einen ufschwung bei der prekären Beschäftigung zu ver eichnen: Minijobs, Leiharbeit, befristete Jobs, Teilzeitrbeit. Das ist die Realität der Menschen in unserem and. Jeder zweite Arbeitnehmer unter 24 Jahren hat nur Klaus Ernst )


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )

noch einen befristeten Arbeitsvertrag. Über solche Zu-
stände am Arbeitsmarkt kann man sich offensichtlich
nur freuen, wenn man ein Parteibuch der CDU oder der
FDP hat. Die Menschen freuen sich darüber nicht; sie
wollen vernünftige Arbeitsplätze und gute Arbeit. Dies
verhindern Sie mit Ihrer Deregulierungspolitik am Ar-
beitsmarkt.


(Beifall bei der LINKEN)


Außerdem möchte ich mit Blick auf das Leistungsniveau
darauf hinweisen, dass natürlich auch die Erhöhung des
Arbeitslosengeldes II die Inflation der letzten Jahre nicht
ausgleicht und damit auch die Arbeitslosengeld-II-Be-
zieher weniger haben als vorher.

Wo, bitte schön, ist dann Ihr Aufschwung, Frau Mer-
kel? Wo, bitte schön, geht es allen Menschen besser?
Das versprechen Sie doch so gerne.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Lohn-
quote eingehen, also den Anteil der Löhne und Gehälter
am Volkseinkommen. Die Lohnquote hat sich von 2000
bis 2010 von 72 auf 66 Prozent verringert. Das bedeutet:
Hätten wir noch die alte Verteilungsrelation, hätten im
Jahr 2010 die Arbeitnehmer in der Summe 112 Milliar-
den Euro mehr gehabt. Sie haben mit Ihrer Politik des
Lohndumpings dazu beigetragen, dass die Arbeitnehme-
rinnen und Arbeitnehmer massive Einbußen bei ihrem
Lohneinkommen hinnehmen mussten.

Frau Merkel, Sie haben einen großen Teil Ihrer Rede
der Finanzkrise gewidmet. Das möchte ich auch machen.
Diese Haushaltsdebatte steht unter dem Eindruck der
schwersten Finanzkrise, die Europa seit dem Ende des
Krieges erlebt hat. Was offensichtlich zu Ihnen noch
nicht durchgedrungen ist – das sagen Ihnen auch alle an-
deren –, ist die Tatsache, dass wir offensichtlich am
Rande einer neuen schweren Rezession stehen.

Wer sich anschaut, wie diese Regierung in der Krise
agiert, der muss unweigerlich den Eindruck bekommen,
dass die Regierung weder vernünftige Analysen noch
eine vernünftige Strategie hat. Frau Bundeskanzlerin, es
stimmt ja möglicherweise, dass Sie immer dasselbe sa-
gen. Aber das bezieht sich immer nur auf einen be-
stimmten Zeitraum. Denn jedes halbe Jahr erzählen Sie
hier im Bundestag das Gegenteil von dem, was Sie ein
halbes Jahr zuvor gesagt haben.


(Beifall bei der LINKEN)


Das gilt insbesondere bei der Bewältigung der Finanz-
krise.

In der letzten Legislaturperiode haben Sie noch jede
Regulierung der Finanzmärkte abgelehnt. Inzwischen
fordern Sie selbst eine Regulierung der Finanzmärkte.
Anfang 2010 haben Sie noch jede Hilfe für Griechenland
abgelehnt. Inzwischen haben wir ein Vielfaches unseres
Steueraufkommens dafür verpfändet.

Heute sperren Sie sich als einzige Regierung gegen
Euro-Bonds und eine Direktfinanzierung der Euro-Staa-
ten durch die EZB. Ich prophezeie Ihnen, Frau Merkel:
Diese Position werden Sie kein halbes Jahr mehr durch-
halten. Wenn Sie sie jedoch durchhielten, würden Sie

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(C (D en Bestand der gemeinsamen europäischen Währung efährden. Hätten Sie die Forderungen der Linken schon früher ufgegriffen, dann wären wir nicht in der jetzigen Situaon. etzt wäre bei Ihnen endlich einmal etwas Einsicht nötig. ie müssen erkennen, dass die Maßnahmen, die Ihre Reierung den anderen Staaten, insbesondere Griechennd, aufoktroyiert, gescheitert sind, und damit auch Ihre olitik. Sie wollten mit Ihrer Politik – auch mit Ihrer Auflaenpolitik – die Schulden Griechenlands verringern. Das at im Ergebnis dazu geführt, dass die Schulden Griehenlands – neuester Stand von gestern – einen Rekordtand von 360 Milliarden Euro erreicht haben; das sind 65,3 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Frau Merkel, ie Politik, die Sie Europa verordnen, ist gescheitert. Der chuldenstand steigt, und das wissen Sie selbst ganz geau. Im Kern ist diese Krise eine Krise der entfesselten Fianzmärkte. Wo liegen die Ursachen für diese Problemak? Um sich das klarzumachen, muss man einen Blick uf das werfen, was zwischen 2000 und 2010 in eutschland passiert ist. Die Reallöhne sind um 4,5 Pro ent nach OECD-Erkenntnissen gesunken. Deutschland ar damit das einzige Industrieland mit sinkenden Löhen. Gleichzeitig hat Deutschland im selben Zeitraum ,5 Billionen Euro an Auslandsüberschüssen aufgebaut. it anderen Worten: Die deutsche Wirtschaft hat für ,5 Billionen Euro mehr exportiert als importiert. Fazit: a, die Deutschen sind Exportweltmeister. Darüber könen wir uns freuen. Leider aber sind wir Exportweltmeister, weil wir auch eltmeister im Lohndumping sind. Das ist eine der Ur achen für die Verwerfungen in Europa. Der Zusammenang ist sehr einfach: Die deutsche Wirtschaft hat sich it sinkenden Löhnen Wettbewerbsvorteile auf Kosten er europäischen Nachbarn verschafft. An dieser Stelle möchte ich Herrn Trittin zitieren. Bei seiner Rede haben Sie damals auch genölt. – Er at recht. Er hat nämlich gesagt: Die Defizite der einen ind die Überschüsse der anderen. Wer wissen will, was das im Einzelnen bedeutet, der ollte einmal nach Griechenland fahren. Ich habe das in er letzten Woche gemacht. Dort konnte ich erleben, ass man im griechischen Supermarkt inzwischen ilch, Joghurt und Wurst aus Deutschland einkaufen ann. Wir haben die Situation, dass Deutschland seine ebensmittelexporte nach Griechenland seit 2000 fast erdoppelt hat. Es ist unglaublich. Ob Sie es hören wollen oder nicht, meine Damen und erren: Diese Krise hat ihren Ausgangspunkt auch in Klaus Ernst )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Zuruf von der CDU/CSU)





(A) )

Deutschland. Sie wird auch das Gesicht dieses Landes
verändern. Das deutsche Entwicklungsmodell – Wachs-
tum auf Kosten der eigenen Arbeitnehmer und der be-
nachbarten Volkswirtschaften – ist an sein Ende gekom-
men. Vor diesem Ende stehen wir jetzt.


(Beifall bei der LINKEN)


Das haben alle in Europa begriffen, aber Ihre Regie-
rung nicht. Nichts spricht mehr Bände als das, was die
Vertreter dieser Regierung selbst zu diesem Thema zum
Besten geben. Ich zitiere hier stellvertretend den Wirt-
schaftsminister, Herrn Rösler. Er sagte in der letzten Wo-
che der Süddeutschen Zeitung – ich habe es fast nicht ge-
glaubt –:

Ich bin bei Wirtschaftsministertreffen immer der
einzige, der Exportüberschüsse gut findet.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN)


Da kann ich nur sagen: sehr schlau. Er merkt gar nicht,
dass wir mit den Exportüberschüssen, die wir in Deutsch-
land produzieren, die Probleme der anderen verursachen.
Man denkt bei solchen Aussagen unwillkürlich an den
Geisterfahrer auf der Autobahn, der im Radio hört: Ihnen
kommt ein Fahrzeug entgegen. Der Geisterfahrer sagt:
Was heißt denn hier „ein Fahrzeug“? Hunderte! – Genau
so ist die Situation in der Bundesregierung.


(Beifall bei der LINKEN – Jörg van Essen [FDP]: Oh, was für ein Unsinn!)


Die zweite Ursache für die Probleme, die wir an den
Finanzmärkten zu konstatieren haben, liegt im Verhält-
nis der Staaten und ihrer Finanzierung. Wie ist der Zu-
sammenhang? 2008 und 2009 mussten alle Staaten mit
viel Geld das Bankensystem retten. Allein in Deutsch-
land stieg der Schuldenstand um 265 Milliarden Euro,
wohlgemerkt ohne Rettungsschirm. Die Staaten retteten
die Banken mit Geld, aber sie hatten das Geld nicht. Die
Staaten borgten sich das Geld bei den Banken, die sie
vorher gerettet haben. Jetzt sind wir in der Situation,
dass sich die Banken das Geld zu 1,25 Prozent Zinsen
bei der Europäischen Zentralbank leihen und es zu Wu-
cherzinsen – in Portugal aktuell 20 Prozent für kurzfris-
tige Laufzeiten – an die Staaten zurückleihen. Wie be-
scheuert sind wir eigentlich, dass wir uns das antun?


(Beifall bei der LINKEN)


Was für ein absurdes System! Wir lassen uns mit Wu-
cherzinsen über den Tisch ziehen.

Die Strategie bei der Krisenbekämpfung scheitert je-
den Tag aufs Neue. Sie wollen erzwingen, dass die Grie-
chen, die Portugiesen, die Spanier, die Franzosen – ja, ir-
gendwann auch die Deutschen – die Wucherzinsen der
Banken zahlen, und zwar nicht die Millionäre oder die
Unternehmen oder die Gutverdiener, sondern die einfa-
chen Leute: die Arbeitnehmer mit ihren Löhnen, die
Rentner mit ihren Renten, die Arbeitslosen mit dem Ar-
beitslosengeld, die Kranken mit Einschnitten im Ge-
sundheitssystem, die Kinder mit dem vernachlässigten
öffentlichen Bildungssystem.

Die Folgen dieser Politik sind sehr dramatisch. Wer in
diesen Tagen Athen besucht, der erlebt eine Stadt im Fie-

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(C (D er: Die Rentner müssen mit gekürzten Renten die durch teuererhöhungen drastisch gestiegenen Preise für Güter es täglichen Bedarfs bezahlen. Die nominalen Renten öffentlichen Sektor sanken bis jetzt um 10 Prozent. ie Arbeitslosen werden in Angst und Schrecken ver etzt, weil sie nach einem Jahr Arbeitslosigkeit sogar re Krankenversicherung verlieren. Kleine Selbststän ige werden in den Ruin getrieben. Man sieht leere Läen und keine Leute mehr in den Lokalen. Hunderttauenden droht die Abschaltung des Stroms, weil sie die eue Sondersteuer nicht zahlen können. Die Jugendareitslosigkeit hat sich auf 43,5 Prozent erhöht. 200 000 leine Gewerbebetriebe sind pleite. Frau Merkel, wenn ie sich einmal mit der wirklichen Lage in Griechenland ertraut machen würden, dann würden Sie nicht die rage stellen, ob die griechischen Senioren zu früh in ente gehen, sondern würden fragen, ob die griechi chen Eltern in diesem Winter noch ihre Kinder ernähren önnen; das ist die Frage, die sich den Griechinnen und riechen stellt. Sie haben von einem Vertrauensverlust in Europa geprochen. Ja, Frau Merkel, das stimmt: Die Bürgerinnen nd Bürger vertrauen Europa nicht mehr, weil sie Eurpa als Bedrohung empfinden: als Bedrohung für die inkommen, die Renten und die Sozialstandards. Desalb sage ich Ihnen: Lassen Sie diese Politik sein. Wenn ir Europa und den Euro wieder auf die Füße stellen ollen, dann müssen wir über Konjunkturmaßnahmen den, die dazu führen, dass die Menschen in Europa Ar eit kriegen, und nicht darüber, wie wir den Sozialstaat erschlagen. Letztendlich merken wir, dass es um zwei Dinge geht. um einen geht es um die Frage der Zerschlagung der ozialsysteme. Diese Politik wird aber gegen den Willen er Bevölkerung durchgesetzt. Frau Merkel, ich frage ich schon, welches Demokratieverständnis Sie haben, enn Sie und andere Regierungschefs in Europa offen ichtlich aufs Heftigste protestieren, wenn in Griechennd die Frage einer Volksabstimmung ins Spiel gebracht ird, bei der die Menschen selbst darüber entscheiden ollen, ob sie sich die Sozialleistungen kürzen. Wäre es icht sinnvoll, zu sagen: Demokratie heißt auch, dass die acht vom Volk ausgeht? Das bedeutet auch, dass das olk selbst entscheiden darf, in welche Zukunft es gehen ill. enau das wird verhindert. Welches Demokratiemodell steht uns in Europa beor, wenn in Griechenland und Italien – das geschieht inwischen auf Druck der Europäischen Union – Regiengschefs regieren, die nie kandidiert haben? Sie haben ich nie einer Wahl der Bürgerinnen und Bürger gestellt. elches Demokratiemodell steht uns bevor, wenn man diesen Ländern inzwischen offensichtlich die Regiengsgeschäfte den Bankern überlässt und selbst nicht ehr fragt, ob der eine oder andere auch die politische ualifikation für das Amt hat, das er ausüben soll? Das, Klaus Ernst )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )

was wir hier erleben, ist eine Kapitulation der Demokra-
tie vor den Banken, und Sie befürworten diese, Frau
Merkel.


(Beifall bei der LINKEN)


Mit dieser Politik sind wir dabei, das Demokratie-
und Sozialstaatsmodell in Europa zu zerstören. Ihre Hal-
tung dazu, Frau Merkel, ist deutlich geworden. Sie ha-
ben Anfang September gesagt, man müsse vor allen Din-
gen dem Wunsch der Märkte nachkommen, den
Europarettungsschirm marktkonform auszugestalten.
Wer bestimmt eigentlich die Richtlinien der Politik?
Manchmal habe ich den Eindruck, dass Sie bei diesen
Fragen Ihre Redezeit vielleicht direkt Herrn Ackermann
übertragen sollten. Dann wüssten wir wenigstens, wo ge-
nau wir dran sind.


(Beifall bei der LINKEN)


Ihr Leitbild und das Ihrer Regierung ist eine Demo-
kratie, die sich im Zweifelsfall dem Willen der Märkte
unterordnet. Ihre Doktrin heißt nichts anderes, als die In-
teressen der Banker vor die Interessen der Bürger zu
stellen. Sie haben mit Ihrer Politik der Erpressung das
europäische Projekt entleert und die EU zum Inkasso-
büro der privaten Banken gemacht. Diese Politik wird
sich rächen.

Wir schlagen drei Punkte vor, um die Dinge wieder in
die richtige Richtung zu lenken. Erstens. Wir wollen
eine Entkopplung der Staatsfinanzierung von den Fi-
nanzmärkten. Den Unsinn, den ich vorhin dargestellt
habe, wollen wir beenden. Dazu schlagen wir vor, dass
wir eine Bank für öffentliche Anleihen gründen, die sich
direkt bei der EZB verschuldet und dann das Geld, das
sie von der EZB bekommen hat, zu tragbaren Zinsen un-
ter vernünftigen Auflagen an andere Staaten weiterver-
leiht. Eine vernünftige Auflage wäre für Griechenland
eben nicht das Senken des Sozialniveaus, sondern für
Griechenland wäre es vernünftig, den Rüstungshaushalt
herunterzufahren und die großen Vermögen zu besteu-
ern. Das wäre ein anderer Weg, den die Griechen gehen
könnten.


(Beifall bei der LINKEN)


Zweitens. Wir schlagen vor, das Bankensystem künf-
tig öffentlich-rechtlich zu organisieren. Es gibt gegen-
wärtig nur die Alternative: Entweder übernimmt der
Staat die Banken, oder die Banken übernehmen den
Staat. So weit sind wir. Die Zukunft in der Bundesrepub-
lik Deutschland gehört nicht dem „Modell Deutsche
Bank“, sondern sie gehört eher dem „Modell Sparkasse“.

Drittens. Wir schlagen einen neuen europäischen Sta-
bilitätspakt vor. Ein Staat kann seine Wettbewerbsfähig-
keit steigern, ein gemeinsames Europa muss aber nach
anderen Regeln funktionieren. Wir müssen letztendlich
dafür sorgen, dass es in ganz Europa – so wie es das Sta-
bilitätsgesetz in Deutschland vorschreibt – ausgegli-
chene Handelsbilanzen gibt.

Sie haben eine gemeinsame Steuerpolitik und eine ge-
meinsame Wirtschaftspolitik angesprochen. Dem müsste
eine gemeinsame Lohnpolitik folgen. Es kommt vor al-
len Dingen darauf an, dass wir uns in Deutschland auf

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(C (D emeinsame Mindeststandards verständigen. Wir brauhen Mindestlöhne, Mindeststeuern und Mindeststanards für die soziale Absicherung. Weiter brauchen wir ine Vereinbarung, dass Europa nicht ein Europa der irtschaft und der Banken, sondern ein Europa der Bür er wird. enn wir das nicht schaffen, dann wird dieses Europa und zuerst der Euro – auseinanderbröseln. Ich möchte zum Schluss einen Vorschlag machen, der ehr einfach umzusetzen wäre. Wir wissen, dass die griehischen Millionäre ihr Geld ins Ausland – offensichtch auch in die Bundesrepublik Deutschland – tragen. h schlage vor, dass wir alle Konten von Griechen, auf enen sich über 1 Million Euro befinden, erst einmal infrieren und mit der griechischen Regierung klären, ob ieses Geld durch Steuerhinterziehung angehäuft weren konnte. Wenn dem so ist, dann führen wir das Geld er griechischen Staatskasse zu. Das reduziert das griehische Defizit. Ein Politikwechsel ist dringend notwendig, sowohl in eutschland als auch in Europa. Er ist vor allen Dingen eshalb notwendig, weil Sie mit Ihrer Politik den Sozialtaat in Europa zerstören und die Demokratie abbauen. as führt nicht zu Wohlstand, sondern zu einer Entwickng nach rechts in ganz Europa. Das wollen wir verhin ern. Ich danke Ihnen für das Zuhören. (Anhaltender Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Na, dann mal los! Verhindert mal! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Jetzt kommt der nächste „freie Radikale“!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714200600

Für die FDP-Fraktion erhält nun Rainer Brüderle das

ort.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Thomas Oppermann [SPD]: Aber heute mal ein bisschen sachlich! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Das müssen Sie gerade sagen, Herr Oppermann!)



Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1714200700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Red-

erkarussell bei der SPD ist schon putzig. Die Kollegen
teinmeier, Gabriel und Steinbrück wechseln sich bei
en Kerndebatten ab und halten hier ihre Bewerbungsre-
en.

(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Herr Brüderle, so viel Zeit haben Sie auch nicht!)


orpreschen tut keiner. Wenn Schröder, Scharping und
afontaine früher das Trio Infernale waren, dann sind
eute Steinmeier, Gabriel und Steinbrück das Trio Im-
obile. Sie machen so etwas wie ein Kanzlerkandida-
nmikado.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)






Rainer Brüderle


(A) )


)(B)

Wer sich von ihnen als Erster bewegt, der hat verloren.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Mensch, du warst auch schon mal besser!)


Herr Gabriel, zwischen Soll und Ist und Soll und Ha-
ben besteht ein Unterschied.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ist schon wieder Karneval?)


Im Haushalt 2011 betrug die Ermächtigung zur Kredit-
aufnahme 48,4 Milliarden Euro. Das sind 22 Milliarden
Euro mehr; denn für 2012 sind rund 26 Milliarden Euro
neue Schulden vorgesehen. Das Ist wird niedriger sein.
Sie haben in Ihren Reihen immer ein Problem: zwischen
Soll und Haben,


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


zwischen Soll und Ist und zwischen Mein und Dein. Das
ist Ihr historisches Problem.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Herr Gabriel, Sie sagen, die Regierung muss sparen,
und verweisen auf Griechenland. Das ist Ihr Job, dafür
gibt es auch die Elefantenrunde, aber glaubwürdig ist es
nicht. Die SPD-Fraktion hat in diesem Haushalt zusätzli-
che Ausgaben in Höhe von 5 Milliarden Euro vorge-
schlagen. Das ist Ihre Realität. Einsparvorschläge? Fehl-
anzeige! Sie machen nichts!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Es gibt Steuererhöhungsvorschläge im halben Dut-
zend und mehr. Von Entschuldung sprechen, aber eigent-
lich die Schleusen öffnen wollen – so geht das nicht. Wir
sind hier nicht bei „Wünsch Dir was“, hier ist „So isses“!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Thomas Oppermann [SPD]: Schlecht ist es!)


Statt der Regierung eine Nase zu drehen, sollten Sie
sich lieber an die eigene Nase fassen. Als Finanzminister
wollte Herr Steinbrück für das Jahr 2012 fast 60 Milliar-
den Euro Schulden machen. Wir kommen mit weniger
als der Hälfte aus.


(Thomas Oppermann [SPD]: Wegen des Konjunkturprogramms, gegen das ihr gestimmt habt!)


Zur Einhaltung der Schuldenbremse liegen wir rund
15 Milliarden unter der maximalen Nettokreditauf-
nahme. Die christlich-liberale Koalition hält Deutsch-
land auf einem Wachstumspfad, und die Konsolidierung
wird durchgeführt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Thomas Oppermann [SPD]: Ihr habt am wenigsten damit zu tun!)


Bei der Wirtschaftsentwicklung verbreitet die Oppo-
sition graue Novemberstimmung, aber Sie überzeichnen,
Sie malen schwarz.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Draußen herrscht Nebel! Das können Sie nicht bestreiten! Gehen Sie einmal raus!)


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(C (D it der Realität in Deutschland hat das wenig zu tun. esamteuropa mag am Rande einer Rezession stehen, eutschland nicht. Die deutsche Wirtschaftskraft stabili iert Europa. Wir wachsen in diesem Jahr noch einmal das ist außergewöhnlich – um 3 Prozent. Das ist eine emerkenswerte Größe. Nächstes Jahr kommt es eher zu iner Normalisierung und zu einer Abschwächung, dann aben wir nur noch 1 Prozent Wachstum. Der Arbeitsarkt ist mehr als robust. Wir bekommen seit Monaten ahlen, die Lichtjahre von den Ergebnissen von Grünot entfernt sind. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Der Arbeitsmarkt ist robust. Es gab noch nie 41 Milli-
nen Beschäftigte in Deutschland. Das hat diese Regie-
ng erreicht. Deutschland ist die Bezugsgröße, der si-

here Hafen für die europäische Entwicklung.

Unsere stabilitätspolitischen Vorstellungen sind rich-
g. Das belegt die Entwicklung in Deutschland. Das ist
in Kraftakt. An dieser Stelle danke ich ausdrücklich der
egierung Merkel/Rösler dafür, dass wir unsere Partner
insichtlich dieser Entwicklung bei der Stange halten.

Andere in Europa wollen die Schuldenkrise mit der
otenpresse lösen. Sie besitzen neuerdings Kreativität:
uerst wollten sie eine Banklizenz für die EFSF. Das hat
eutschland zu Recht verhindert. Dann ging es um den
riff nach dem Gold der Deutschen Bundesbank. Das
aben wir auch zu Recht verhindert. Andere wollen die
ZB nach dem Vorbild der Fed umgestalten. Auch das
erden wir verhindern. Stabilitätsorientierte Politik für
eutschland sollte nationaler Konsens sein; das sollte

uch auf Ihrer Agenda stehen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Herr Steinmeier hat diese Linie im Plenum vertreten.
r hat uns sogar kritisiert. Er hat gesagt, mit der EFSF
ürde es zu langsam gehen. Das würde die Notenbank
nter Druck bringen. Jetzt kommt Steinmeiers früherer
hef, Herr Schröder, aus seiner Ecke hervor und fordert,
ie Notenpresse anzuwerfen, Geld zu drucken. Das ist

merhin konsequent. Schröder hat den Stabilitätspakt
iniert und die Griechen in die Euro-Zone gelassen.

etzt den Euro komplett fertigzumachen, zeugt von einer
ewissen Logik, von einer gewissen Konsequenz; es ist
ber falsch.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Was Steinmeier sagt, juckt Steinbrück nicht. Ich zi-
ere Steinbrück:

Allerdings zeigen die Fed der USA und die Bank of
England, dass in Krisenzeiten genau dies

gemeint ist die Staatsfinanzierung mit der Notenpresse –

die Rolle von Notenbanken ist.

itat Ende. Das erklärt Herr Steinbrück wörtlich in sei-
en Anmerkungen zur Verschuldungs- und Bankenkrise.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Ja und?)






Rainer Brüderle


(A) )


)(B)

In deutsche Sprache übersetzt heißt das: Steinbrück will
wie Frankreich und andere die große Geldkanone anset-
zen, das Geld drucken und nicht die Statik in Europa in
Ordnung bringen. Das ist der falsche Weg.


(Thomas Oppermann [SPD]: Das machen Sie doch selbst!)


Deswegen ist die Lage bei Ihnen völlig konfus.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das widerspricht der deutschen Stabilitätstradition.
Wir alle haben den Menschen in Deutschland verspro-
chen, der Euro werde genauso stabil sein, wie die
D-Mark es war. Deshalb müssen wir für diese Stabili-
tätskultur kämpfen und die Ängste der Menschen in
Deutschland ernst nehmen. Im Gencode der Deutschen
ist die Angst vor der Hyperinflation eingeprägt, während
die Amerikaner Angst vor der Deflation haben. Das er-
klärt die unterschiedlichen Verhaltensweisen diesseits
und jenseits des Atlantiks. Ich glaube, Steinbrück sollte
lieber weiter Schach spielen, aber dieses Mal die Figuren
richtig aufstellen. Das würde ihn vielleicht weiterbrin-
gen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tätä! Tätä! Tätä!)


Herr Gabriel fordert jetzt wieder Euro-Bonds. Das ist
Politik nach Schlagzeile. Ihr haushaltspolitischer Spre-
cher, Carsten Schneider, hat heute Morgen im Morgen-
magazin genau das als nicht machbar und falsch erkannt.
Vielleicht hören Sie das einmal nach. Er gilt als Fach-
mann. Vielleicht hilft Ihnen das weiter. Als Ihre Basis
damals rebellierte, haben Sie die Pläne für die Euro-
Bonds wieder in die Schublade gelegt. Als das Verfas-
sungsgericht klare Grenzen gezogen hat, waren Sie sehr
leise. Die SPD-Fraktion hat in ihrem Entschließungsan-
trag einen großen Bogen um Euro-Bonds gemacht.
Euro-Bonds sind der falsche Weg. Sie setzen den Zins-
mechanismus außer Kraft. Das ist Einheitszins! Das ist
Zinssozialismus! Sozialismus ist immer falsch, auch bei
den Zinsen!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Herr Steinbrück hat bislang einen Schuldenschnitt für
Griechenland gefordert. Jetzt sagt er, man hätte für die
Anleihen Griechenlands von Anfang an Garantien aus-
sprechen sollen. Ständig neue Äußerungen.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Quatsch!)


– Ich kann das alles belegen. – Hätte, könnte, sollte – die
SPD im Konjunktiv; mit klarer Politik hat das nichts zu
tun.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Bilden Sie sich doch einmal eine Meinung. Sagen Sie
sie, auch wenn sie falsch ist; aber haben Sie wenigstens
eine Meinung!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sigmar Gabriel [SPD]: Trinken Sie einmal einen Schluck! Das beruhigt!)


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(C (D Als es bezüglich Griechenland hier zum Schwur kam, err Gabriel, haben Sie die Biege gemacht. Ich habe re Rede von Mai 2010 dabei: nirgends klare Positio en. Eine Enthaltung zu organisieren, ist kein Konzept, as ist ein politisches Armutszeugnis. Auch das hat mit raftvoller Politik nichts zu tun. Ich empfehle ein bisshen Zurückhaltung. Beim Euro-Thema haben Sie wirkch keine klare Linie. Das Zeitalter der Staatsverschuldung führt zu Pumpapitalismus an den Finanzmärkten. Wir haben dort chneeballeffekte. Das müssen wir verändern, korrigien; denn das hat mit sozialer Marktwirtschaft nichts zu n. Das steht auf der Agenda einer bürgerlichen Regieng: wieder zu Maß und Mitte zurückkehren, die Rela on zwischen Risiko und Haftung wiederherstellen und ieder nach Adam Riese rechnen. Das ist unsere Politik, ie ist nachhaltig. Wir flüchten nicht in Schulden. Das ist ürgerliche Gemeinschaftsleistung. Deshalb werden wir iesen erfolgreichen Kurs kraftvoll gemeinsam fortseten. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


Wir brauchen eine Risikobremse am Kapitalmarkt, an-
ere Eigenkapitalunterlegungen, Transparenz bei Schat-
nbanken. Hier ist vieles aus dem Ruder gelaufen. Herr
abriel, Rot-Grün hat mit Hegdefondsderivaten den Dra-

hen der Finanzmärkte gemästet.

(Thomas Oppermann [SPD]: Zwei Hedge fonds!)

enn nun Sigmar als Siegfried auftreten will, dann ist

as eine Komikrolle. Erst den Drachen zu züchten und
ich dann als Gegner aufspielen zu wollen – das ist un-
dlich, unglaubwürdig. Das sind Theaternummern, aber

as ist keine reale Politik.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Sigmar Gabriel [SPD]: Mit Theater kennen Sie sich aus!)


Mich hat dieser Tage anderes unruhig gemacht: Der
ssische Präsident will eine eurasische Union. Der ame-
kanische Präsident wendet sich verstärkt dem Pazifik
u.


(Thomas Oppermann [SPD]: Die wenden sich alle von Ihnen ab! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was schließen Sie daraus?)


as sollte uns aufhorchen lassen. Aus der Hinwendung
u Asien darf keine Abwendung von Europa werden.
uropa muss sich neu aufstellen. Wir müssen Strukturen
nd Handlungsfähigkeit schaffen. Das gilt übrigens
icht nur für den Euro. Es führt uns vor Augen: Europa
at vieles anzupacken. Wir brauchen auch eine stärkere
tegration der Außen- und Sicherheitspolitik und eine

emeinsame Sicherheitsarchitektur, wenn Europa in der
elt noch eine Rolle spielen will. Die Koalition hat zwei
ichtige strategische Entscheidungen getroffen: Wir eb-
en den Weg zu einer Freiwilligenarmee und beginnen
it dem Abzug unserer Truppen aus Afghanistan.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)






Rainer Brüderle


(A) )


)(B)

Der internationale Einsatz erfordert ein Maß an Flexibi-
lität und Professionalität, das man nur mit einer Freiwil-
ligenarmee leisten kann. Deshalb war der Schritt konse-
quent. Dank an den Verteidigungsminister de Maizière,
der ein vernünftiges Konzept, das auch umsetzbar ist,
auf den Weg gebracht hat.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Anders als sein Vorgänger!)


Wir werden ihn dabei unterstützen.

In Afghanistan ist der Scheitelpunkt des deutschen mi-
litärischen Engagements überschritten. Das neue ISAF-
Mandat wird eine Reduktion des Truppeneinsatzes vor-
nehmen. Die Bonner Afghanistan-Konferenz im Dezem-
ber wird eine langfristige politische und wirtschaftliche
Partnerschaft der Staatengemeinschaft mit Afghanistan
auf den Weg bringen. Außenminister Guido Westerwelle
hat dabei unsere volle Unterstützung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Thomas Oppermann [SPD]: Gut, dass Sie den auch mal erwähnen!)


Wenn wir die erreichten Fortschritte dauerhaft sichern,
können wir bis 2014 die Sicherheitsverantwortung wei-
testgehend oder vollständig in afghanische Hände legen.

Meine Damen und Herren, Deutschland ist ein ver-
lässlicher Partner. Deutschland hat Exporterfolge, wird
von der Welt bewundert, manchmal aber auch kritisiert.

Die Opposition fordert immer, wir müssen von unse-
ren hohen Exportüberschüssen herunterkommen. Ich
gehe davon aus, Sie wollen Deutschland nicht schlechter
machen, obwohl ich manchmal daran Zweifel habe. Im
Kern geht es, wenn Deutschland besser werden soll, um
eine höhere Binnennachfrage. Schauen wir doch einmal,
was die Opposition für eine höhere Binnennachfrage im
Angebot hat. Sie wollen die Steuern erhöhen. Das erhöht
keine Binnennachfrage. Die Linkspartei macht gerade
ein Familienunternehmen Oskar/Sahra & Co. GmbH,
neues menschliches Antlitz des Sozialismus.


(Zurufe von der LINKEN)


– Sie sollten bei dem Thema ruhig sein. Dazu haben Sie
wirklich nichts beizutragen.

Bei der SPD sind es 32 Milliarden Euro mehr Steuern,
bei den Grünen ebenfalls. Sie unterscheiden sich in ihren
Steuervorstellungen nur hinter dem Komma, obwohl
man bei der Reaktion auf die Reden eine gewisse Eiszeit
feststellt. Es gab bei der Rede von Gabriel nur wenig,
fast keinen Beifall von den Grünen.

Darüber hinaus wollen Sie Euro-Bonds mit höheren
Zinsen für Deutschland. Das schwächt die Binnennach-
frage. Auch das ist kein Beitrag hierfür.

Sie wollen höhere Einnahmen im Bereich der Sozial-
versicherung. Auch das schwächt die Binnennachfrage.

Wir machen es anders: Wir entlasten die Menschen.
In der vergangenen Woche haben wir einen ersten
Schritt im Bereich der Rentenbeiträge gemacht. Arbeit-
nehmer und Arbeitgeber werden um 2,5 Milliarden Euro
entlastet. Gleichzeitig steigen die Renten. Das ist gut für

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(C (D ie Binnennachfrage. Im Gegensatz zu Zeiten der Vorängerregierung steigen bei uns die Nettolöhne. Im ahre 2013 werden weitere Schritte zur Entlastung, beipielsweise bei den Rentenbeiträgen, folgen. Nun geht es darum, etwas für die kleinen und mittlen Einkommen zu tun. Ich nenne die Stichwörter „Exisnzminimum“ und „kalte Progression“. Die kalte Proression ist eine verdeckte Steuererhöhung. Weil die ominalwerte steigen, kassiert der Staat mehr ab. Das ist ine Steuererhöhung. Das kann doch nicht im Interesse erade der Vertreter der Bezieher kleiner Einkommen ei uns im Lande sein. Der Staat darf sich doch nicht ber die Inflation bereichern. Ich möchte Herrn Steinmeier ganz persönlich ansprehen. Herr Steinmeier – Sie sind anwesend, nur weiter inten im Saal –, vor zehn Jahren haben wir gemeinsam ine Steuerreform auf den Weg gebracht. Ich habe das amals über Rheinland-Pfalz mit möglich gemacht. Das nden nicht alle in der FDP schön, aber ich habe es geacht, weil ich überzeugt war, dass es richtig für unser and war. Ich erwarte von der SPD und von Ihnen ganz ersönlich: Verhindern Sie bei der Entlastung, Abmildeng der kalten Progression und dem Existenzminimum, ine Blockade Ihres Parteivorsitzenden. Das würde Ihre ernwählerschaft elementar treffen. Sie müssen hier die teressen der Menschen über parteitaktische Spielchen tellen, so wie ich es gemacht habe. Ich spreche Sie perönlich an. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Binnennachfrage wird durch die Tarifpolitik ge-
tärkt. Ich habe als Wirtschaftsminister gesagt, dass ich
r faire Lohnerhöhungen bin. Ich wiederhole dies. Die
rbeitnehmer haben sich ihren Anteil am Aufschwung
art erarbeitet und werden diesen auch bekommen. Die
arifrunden werden widerspiegeln, dass wir die Binnen-
achfrage stärken. Der Staat investiert auch noch zusätz-
ch. Wir haben eine Mobilitätsmilliarde in diesem Haus-
alt auf den Weg gebracht, weil es richtig ist, Straßen,
rücken und weitere Infrastruktur auszubauen. Wir tun
as ganz offensiv. Mit den Grünen gelingt es ja nicht
inmal, 3,5 Kilometer Flüsterbeton in Berlin auf den
eg zu bringen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP, der CDU/CSU und der SPD)


eilen der SPD ist das peinlich. Sie merken, die Grünen
einen es ernst mit der Deindustrialisierung. Alles, was
rach macht, riecht und dampft, wollen die Grünen
lattmachen, es sei denn, es ist eine Biogasanlage; diese
leibt natürlich bestehen.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Trittin will Finanzminister werden. Er hat sich
eäußert, die Staatsquote sei eine bloße Recheneinheit.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)






Rainer Brüderle


(A) )


)(B)

Da kann man nur sagen, dass da zwei Welten aufeinan-
dertreffen: Trittin und die Volkswirtschaft. Die passen
überhaupt nicht zusammen.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Trittin, Wirtschaft ist immer rechnen. Aber hier
geht es um etwas anderes. Sie wollen eine höhere Staats-
quote. Es ist ein Unterschied, ob wir eine Staatsquote
von 60, 50, 40 oder 35 Prozent haben. Das kann man
dort, wo Sie regieren, sehen. In Stuttgart gibt es ein wei-
teres Ministerium mit 180 neuen Stellen, in Mainz zwei
weitere Ministerien. Der grüne Ministerpräsident
Kretschmann fliegt als einziger mit dem Hubschrauber
zur Ministerpräsidentenkonferenz nach Lübeck, die
Dienstkarosse fährt 800 Kilometer hinterher. So sieht es
konkret aus. Sie haben als Opposition die Froschperspek-
tive und als Regierung die Vogelperspektive. Vogel und
Frosch, das passt aber nicht zusammen.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Sie nennen Bill Clinton als Vorbild für die Haushalts-
sanierung. Das ist sehr interessant; denn Clinton hat den
Haushalt mit Wachstum saniert. Sie aber sind gegen
Wachstum. Ich kann mich erinnern, als die Grünen in die
Parlamente einzogen, hatten manche die Aufkleber
„computerfreie Zone“. Ich sage Ihnen: Wer Fortschritts-
feindlichkeit sät, wird Piraten ernten. Das trifft Sie voll
ins Mark. Fortschrittsfeindlichkeit führt nicht zu weite-
ren Wachstumschancen, aber diese brauchen wir, um in
Deutschland voranzukommen. Wir sind stolz auf unsere
erfolgreiche Wirtschaft, auf den Mittelstand und die In-
dustrie, im Maschinenbau und in der chemischen Indus-
trie, im Fahrzeugbau und in anderen Bereichen.

Wir mobilisieren die Potenziale im Land mit Investiti-
onen in Bildung und Forschung. Hier werden die Ausga-
ben auf fast 13 Milliarden Euro angehoben. Wir ermögli-
chen Fachkräftezuzug, indem die Schwellen abgesenkt
werden – dies war nicht so einfach, aber wir haben es ge-
meinsam endlich geschafft –, damit wir zukünftige Ta-
lente gewinnen können.

Wir packen die Pflegereform an. Wir helfen Pflegebe-
dürftigen und vor allen Dingen den Angehörigen. Dieje-
nigen, die betreuen und pflegen – ich kenne im privaten
Bereich solche Fälle –, sind für mich wahre Heldinnen
und Helden des Alltags.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ihnen zu helfen, ist notwendig und richtig. Eine Größen-
ordnung von 1 Milliarde Euro ist wahrlich keine Lappa-
lie. Unser Generalsekretär Christian Lindner hat ange-
sprochen, dass dem Renten-Riester, weil wir die
ergänzende Kapitaldeckung einführen, ein Bruder hinzu-
gefügt wird, nämlich der Pflege-Bahr. Das ist der rich-
tige Einstieg; denn wir wollen Generationengerechtig-
keit betreiben.

Deutschland ist unverändert die Lokomotive der eu-
ropäischen Entwicklung. Die anderen orientieren sich an

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(C (D ns und schauen, wie wir es machen, damit sie erfolgreiher werden. Das muss so bleiben. Dieser Haushalt ist ein Dreiklang aus Investieren, Stailisieren und Entlasten, unter Beachtung der Schuldenremse. Wir verstetigen das Wachstum. Deshalb ist es uch richtig, jetzt nicht zu stark auf die Bremse zu treten, ondern die Fahrt zu halten. Das ist eine intelligente, achstumsfreundliche Konsolidierungspolitik. Das, was ie Regierung hier macht, ist maßgeschneidert und geau richtig. Die Rot-Grünen mäkeln und nörgeln; das ist kein Beiag. Wir arbeiten. Dabei bleibt es. Das ist der Unterchied. Wir sind erfolgreich. (Sigmar Gabriel [SPD]: Oh ja! Sie vor allem! 2 Prozent!)


ie werden weiter meckern. Nur, das hilft uns nicht wei-
r.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1714200800

Nächste Rednerin in unserer Debatte ist für die Frak-

on Bündnis 90/Die Grünen unsere Kollegin Renate
ünast. Bitte schön, Kollegin Renate Künast.


(Christian Lindner [FDP]: Jetzt kommt der Blick aus der Froschperspektive!)



Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714200900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nach die-

er Rede könnte man fragen: Was denn nun, Frau Mer-
el?


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Ach Gott!)


ie haben alles so schön beschrieben, alles so schön er-
lärt.


(Otto Fricke [FDP]: Oh! Sie haben es wohl zum ersten Mal verstanden!)


Ja. Ich habe gesehen, dass Sie fröhlich applaudiert ha-
en; es war wahrscheinlich große Erleichterung da. –
rau Merkel hat wieder einmal schön erklärt, wie die
etails sind. Aber was ich nicht gehört habe, ist die Ant-
ort auf die Frage, wo die Reise mit Deutschland hinge-
en soll, wo die Reise in der Europäischen Union hinge-
en soll. Von welcher Zukunft sind Sie eigentlich
ezogen, Frau Merkel? An dieser Stelle war Ihre Rede
ine echte Fehlanzeige.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben jetzt zwei Jahre lang gewartet, dass diese
oalition endlich beginnt, vernünftige Politik zu ma-

hen. Aber ich denke, das kommt nicht mehr. Was jetzt
ur noch geschieht, ist das Auslaufen der Regierungs-
eit. Wir brauchen aber eine Politik, die sich wirklich
en zentralen Fragen der Gesellschaft und der heutigen
eit widmet, die auf den demografischen Wandel ein-





Renate Künast


(A) )


)(B)

geht und darauf Antworten gibt. Was Sie machen, ist ein
bisschen Pflegereform, sodass man sich aussuchen darf,
ob man isst, gewaschen wird oder menschliche Zuwen-
dung bekommt. Das ist doch keine Alternative. Man
muss zum Beispiel den Mut haben, eine echte Pflege-
reform zu machen, und das kann nur heißen, eine Bür-
gerversicherung zu schaffen. Aber zu solchen grundsätz-
lichen Dingen haben Sie überhaupt keinen Mut.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein anderer Punkt: die Situation der Jugendlichen.
Meine Damen und Herren, die befinden sich immer noch
in Warteschleifen. Die befinden sich in Kommunen, die
ihrer Bildungsaufgabe nicht nachkommen können. Die
befinden sich in Kommunen, in denen schon lange keine
Jugendarbeit mehr stattfindet und deshalb Rechtsext-
reme immer mehr Platz und Raum haben und auf die
Schulhöfe gehen. Da reicht es aber nicht, Frau Merkel,
hier nur noch einmal das Bekenntnis der Demokraten,
das Bekenntnis des gestrigen Vormittags, anzusprechen.
Ich will hier und heute hören, wie Sie die Kommunen
mit mehr Geld ausstatten und für mehr Bildung und
mehr Jugendarbeit quer durchs Land sorgen wollen.
Dazu haben Sie gar nichts gesagt, kein Wort.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wie geht sozialer Zusammenhalt? Wie geht eine
Wirtschaftspolitik angesichts des Klimawandels? Wie
wollen Sie der Schuldenkriese beikommen und mehr
Gerechtigkeit schaffen? Wie soll es eigentlich mit dem
Euro weitergehen? Grundlegend ist doch eines klar: Wir
brauchen eine andere Art des Wirtschaftens in Deutsch-
land; sie muss sich grundlegend ändern. Wir müssen
weg von dem Motto „Wachstum, Wachstum, Wachstum“
und der Vorstellung, dass wir das, was herauskommt,
nutzen können, wie es dieses Jahr der Fall ist. Selbst
konservative Ökonomen und die Europäische Kommis-
sion sagen: Wir müssen anders wirtschaften. Wir müssen
uns nach Finanzkrise und gigantischen Schuldenbergen
jetzt anstrengen, dass wir endlich zu gesellschaftlicher
Wohlfahrt, zu mehr Gemeinwohl kommen. – Aber was
machen Sie? Sie reden nur über Wachstum,


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das ist doch Unfug! Wollen Sie, dass die Wirtschaft schrumpft? Wollen Sie etwa eine Schrumpfkur?)


haben hier und heute aber nicht einmal angesprochen,
dass wir lernen müssen, das Wachstum vom Naturver-
brauch, vom Rohstoffverbrauch abzukoppeln, um nur
ein Beispiel zu nennen. Wir brauchen ein anderes
Wachstum, aber das andere haben Sie in Ihrer Rede an
keiner einzigen Stelle angesprochen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dieses andere Wirtschaften funktioniert übrigens nur
europäisch, nur in diesem Zusammenhalt, nur wenn die
Europäische Union stärker dabei wird, die Grundlagen
zu verändern, Ressourcen zu schonen, das Klima zu

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(C (D chützen und den ökologischen und sozialen Umbau irklich systematisch zu betreiben. Wir brauchen eine roße soziale und ökologische Transformation in eutschland und in Europa mit dem Euro, einer gemein amen Währung, als Kern. Sie, Frau Merkel, haben ja gerade heute – an anderer telle noch schärfer – gesagt: „Wenn der Euro scheitert, ann scheitert Europa“. Uns allen ist wohl klar, dass ein cheitern Europas nicht hinnehmbar ist und dass wir uns as schon gar nicht leisten können. Was bitte schön ist ann aber Ihr Kompass? Sie reden immer von einem ompass. Was sind eigentlich die Maßnahmen, die Sie rgreifen wollen? Auf dem Parteitag in Leipzig – das wurde ja schon eralbert – haben Sie in jedem dritten Satz gesagt: „ein ompass“. Bei diesem Kompass hier habe ich das Gehl, Merkel macht es wie folgt: Sie geht erst einmal hne Kompass los. Wenn sie vor einer Wand steht und ie fest im Auge hat, dann schaut sie auf den Kompass, nd dann geht es den ganzen langen Weg zurück. Dann, rau Merkel, ist aber immer schon extrem viel Zeit verren. So war Ihre Rede heute auch. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Immer viel Zeit verloren:

Denken Sie einmal an die Finanztransaktionsteuer. Da
aben Sie alle miteinander auf die unglückselige Frau
omburger gewartet, die gesagt hat: So etwas gibt es gar
icht. Sie haben sich auch an keiner Stelle scharf dafür
ingesetzt, dass Finanztransaktionen wie jede andere
irtschaftliche Tätigkeit eben auch besteuert werden.

etzt soll sie doch kommen, und Sie kämpfen dafür. Ein
atz lautete einmal: Keinen Cent für Griechenland geben
ir. – Dann wurden es Milliarden. Ein anderer Satz war

inmal: Ein Rettungsschirm wird nicht gebraucht. –
ann kamen Irland und Portugal. Eine EU-Wirtschafts-
gierung war immer böse, weil man hier nichts abgeben
ill. Jetzt soll sie doch kommen. Heute sagen Sie fak-
sch: Niemals Euro-Bonds! – Ich bin mir sicher, sie wer-
en kommen – oder wir haben es wirklich versemmelt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


lle Ihre Verzögerungen, Frau Merkel, haben die Krise
erschlimmert und uns real Geld gekostet.

Zur Hebelung: Wir haben uns in einer der letzten Ple-
arsitzungen ja intensivst mit dem Thema „Hebelung
es EFSF“ auseinandergesetzt. Viele von uns erinnern
ich noch daran, wie man versuchte, zu verstehen oder
nderen draußen zu erklären, was das eigentlich ist. Jetzt
tellen wir was fest? Die Hebelung funktioniert nicht.
ie ist bei Chinesen, Russen und anderen eiskalt abge-
litzt, weil ihnen die niedrigen Absicherungen gar nicht
ichen und weil sie nicht wissen, ob sie der Handlungs-
higkeit der Europäischen Union und der Euro-Zone

berhaupt vertrauen können.

Frau Merkel, es kann doch nicht sein, dass Sie sich
eute hier hinstellen und zu dem Vorschlag der Europäi-
chen Kommission zu verschiedenen Varianten der
uro-Bonds, der heute kommt, nur sagen, dass sie fürch-





Renate Künast


(A) )


)(B)

ten, dass es irgendwie kommunikativ eine Fehlentwick-
lung gibt. So geht es nicht, Frau Merkel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD])


Wir müssen an dieser Stelle doch eines sagen: Die Vor-
schläge der Europäischen Kommission sind rational zu
analysieren. Einer dieser drei Vorschläge wurde sogar
vom Sachverständigenrat der Bundesregierung faktisch
mitentwickelt. Wir müssen an dieser Stelle doch analy-
sieren, was das Beste für uns wäre.

Frau Merkel, ich rate Ihnen: Entwickeln Sie doch
dort, wo Sie Sorgen haben, Zwischenschritte. Wenn es
noch etwas dauern wird, bis die Euro-Bonds kommen,
dann ist es Ihre Aufgabe, sich hier hinzustellen und zu
sagen: Mittelfristig kommen sie, aber wir fordern hier
Regeln für die Wirtschaftsregierung und Sanktionsme-
chanismen. Sie müssen dann auch sagen, was Sie aktuell
tun wollen, um sich mit der Bankenlizenz für die EFSF
auseinanderzusetzen.

An dieser Stelle haben Sie aber nur bedenkenschwer
agiert. Schon wieder haben wir die Sorge, dass mit Ihrer
Verhaltensweise Zeit verplempert und es teurer wird für
Deutschland.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zur EZB: Hier belaufen sich die Lasten, die wir durch
die Ankäufe von Staatsanleihen eventuell zu tragen ha-
ben werden, mittlerweile auf 54 Milliarden Euro. Inso-
fern kann und darf man nicht einfach nur hinsehen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 27 Prozent von 200 Milliarden Euro!)


Was mich eigentlich mindestens genauso geärgert hat,
ist diese Mischung, dass Sie am Vormittag beim Euro-
Krisengipfel eine Variante verkünden – wir haben sie un-
terstützt –, die mit vielen Risiken für den Bundeshaus-
halt verbunden ist, aber andererseits die Menschen, die
sich um die Bildung ihrer Kinder sorgen, quer durchs
Land, vornean in den Kommunen, mit der Frage zurück-
lassen: Wo soll das alles enden? Ihre Antwort, Frau Mer-
kel, die Antwort von Schwarz-Gelb auf die Frage, wo
das enden soll und ob dieser Weg halbwegs sicher ist, ist
die Ankündigung einer Steuersenkung. Absurder geht es
nicht, Frau Merkel, und inakzeptabler geht es auch nicht!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich denke, Sie merken doch gar nicht, was die Men-
schen in Deutschland empfinden. Sie haben Angst um
die Stabilität ihrer Währung. Sie haben Angst, dass es
bald kein funktionierendes Gemeinwesen in Deutsch-
land mehr gibt. Gemeinwesen fängt in den Kommunen
an: bei der Kinderbetreuung, den Kindergärten, den
Schulen, der ganztägigen Betreuung, wo Kinder auch
der bildungsfernen Schichten oder Kinder von Migran-
ten Chancengerechtigkeit erleben, die Möglichkeit
haben, sich in diesem Land zu entwickeln. Sie aber ver-

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(C (D ünden an dem Tag der größtmöglichen potenziellen erschuldung eine Steuersenkung. Die Wirtschaft in Deutschland wartet auf die Basisfrastruktur. Herr Brüderle glaubt immer noch, wenn an nur neue Maßstäbe in der Asphaltierung Deutschnds setzen würde, sei die nötige Infrastruktur für Deutschnd geschaffen. Das ist natürlich albern, Herr Brüderle. as wissen Sie selbst. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ein, es geht um etwas ganz anderes. Zur Verbesserung
er Infrastruktur in diesem Land wäre eine grundsätzli-
he und flächendeckende Breitbandversorgung nötig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Infrastruktur in unserem Land wäre angesichts
er großen Containertransporte einmal unter dem Aspekt
u sehen: Wie finanzieren wir den Bau der Schiene, um
üter ökologisch zu transportieren? Auch die Wirtschaft

rklärt – aber vielleicht haben Sie diesen Kontakt vor
uter Sorgen um Ihre 2 Prozent auch schon aufgegeben,
err Brüderle –: Zur Basisinfrastruktur gehören der Er-
alt und die Sanierung vorhandener Straßen und Brü-
ken, anstatt neu zu asphaltieren. Darin müssen wir Geld
vestieren, nicht in richtungslose Steuersenkungen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Was gehört noch zu einem funktionierenden Gemein-
esen? Dazu gehört auch ein ordentlicher Lohn; das ist
ier schon angesprochen worden. Zur Grundvorausset-
ung in unserem Land gehört – das könnte Ihnen ein
ompass zeigen, aber Sie machen eine Politik ohne
ompass –, dass Leute, die den ganzen Tag über arbei-
n, von ihrer Hände Lohn leben können, ohne aufs Amt
ehen zu müssen. Aber Sie handeln nach dem Motto:
un wir etwas für unser soziales Image. Dann gibt viel-
icht auch endlich der Arbeitnehmerflügel Ruhe. Und
ir haben ein Wahlkampfthema weniger. – In Wahrheit
eht es Ihnen doch gar nicht um den Mindestlohn. Das,
as Sie abgeliefert haben, ist kein Mindestlohn und ist
icht einmal eine verlässliche Lohnuntergrenze. Von die-
em Lohn kann kein Mensch leben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Schauen wir uns das einmal genau an. Sie vereinbaren
ine Lohnuntergrenze und lassen immer noch zu, dass
nterschreitende Tarife gezahlt werden. Wie soll man
enn von 4 oder 5 Euro leben? Sie haben eine Zeit lang
o getan, als würde sich der Mindestlohn an dem Lohn
r Zeitarbeit orientieren, aber nicht einmal das. Sie sind,

ornean Frau von der Leyen, als Tigerin gestartet und als
ettvorlegerin gelandet – mehr nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie sagen, Sie wollten etwas für Facharbeiter tun.
ber überlegen Sie einmal – Sie haben das Thema Mi-





Renate Künast


(A) )


)(B)

grantinnen und Migranten kurz angetippt –: Wie wollen
Sie eigentlich mit solchen Löhne Migrantinnen und Mig-
ranten mit guten Bildungsabschlüssen hier halten? Diese
sind doch die Ersten, die gehen. Sie öffnen die Gesell-
schaft nicht für sie, damit sie sich hier weiterentwickeln
können, und Sie sorgen auch nicht für eine entspre-
chende Lohnentwicklung.

Derzeit haben wir die Situation, dass aus den Kindern
der Einwanderer Auswandererkinder werden, weil sie in
Brüssel oder in Istanbul willkommen sind und bessere
Löhne bekommen. Zu diesem Thema haben Sie gar
nichts gesagt, Frau Merkel. Sie müssten als Allererstes
sagen – das wäre auch kostengünstig zu haben –: Wir
schaffen die doppelte Staatsbürgerschaft und quälen die
jungen Leute nicht mit einem Optionsmodell, bei dem
sie sich entscheiden müssen, welche der beiden Staats-
bürgerschaften sie wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dann würden Sie aufgrund des großen Fachkräfte-
mangels, den wir erleben, auch nicht das machen, was
Sie gerade so nett angekündigt haben, Frau Merkel,
nämlich mehr Fachkräfte ins Land zu holen, indem man
die Gehaltsschwelle von 66 000 auf 48 000 Euro redu-
ziert. Der weltweite Run auf Fachkräfte ist so groß, dass
Ihr Vorschlag von 48 000 Euro geradezu putzig ist. Für
48 000 Euro kriegt man keinen Vertrag mit einem ganz
normalen Ingenieur. Der Inder geht irgendwohin, aber
nicht nach Deutschland.


(Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin: Bekommt er da mehr oder weniger?)


– Weil Sie danach fragen, Frau Merkel: Die Fachkräfte
kommen hierhin mit Jobverträgen über 40 000 oder auch
43 000 Euro. Auf 48 000 Euro kommen sie gar nicht.
Das schaffen sie allenfalls in anderen Ländern. Deshalb
kommen diese Fachkräfte nicht. Das ist auch der Grund
dafür, dass andere Migrantinnen und Migranten, Men-
schen mit guter Ausbildung, abwandern.

Zu alledem haben wir noch das Thema Rechtsextre-
mismus. Menschen, die anders aussehen, müssen sich in
dieser Gesellschaft Sorgen machen, ob sie, wenn sie zum
Beispiel an einer Universität oder in einem Unternehmen
tätig sind, hier sicher mit ihrer Familie leben können.
Das ist noch ein Grund zu sagen: Wir klären die rechts-
extremen Taten nicht nur auf, sondern wir sorgen auch
dafür, dass die Projekte gegen Rechtsextremismus in den
Kommunen mit ausreichenden Mitteln ausgestattet wer-
den, damit sie tatsächlich in der Breite arbeiten können
und Sicherheit produzieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD])


Sie, Frau Merkel, haben gesagt, es müsse mit einem
neuen Kompass losgehen, und Sie wollen für das neue,
menschliche Deutschland sorgen. Sie sind mit Ihren
Konzepten völlig aus der Zeit gefallen. Nehmen wir al-
lein das, was Sie mit dem ewigen Hin und Her und Ih-
rem Vorwärts und Rückwärts in der Atompolitik ge-

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(C (D acht haben. Sie haben einmal gesagt: Wer irgendwo ussteigt, muss auch wissen, wo er einsteigt. – Sie wisen heute noch nicht, wo Sie einsteigen. Sie kommen beim Ausbau der erneuerbaren Energien icht weiter. Das ist ein Dauerzankapfel. Sie wollen alnfalls die Förderung neuer Kohlekraftwerke, dann aus eldern des Emissionshandels. Das ist der einzige unkt, in dem bei Ihnen noch traute Einigkeit herrscht. ie haben keinen Vorschlag gemacht, wie die Eneriewende strukturiert und finanziert wird. Sie haben Durban angesprochen, Frau Merkel. Ja, die limakonferenz in Durban steht unter ganz besonderer eobachtung. Ihr Chefberater, Herr Schellnhuber, hat on einem Endspiel für den Klimaschutz gesprochen. as aber bieten Sie? Sie haben sich mit ihm als Klima erater geschmückt. Aber daraus sind nicht mehr Fordengen hervorgegangen. Es ist nicht mehr dabei heraus ekommen. Sonst hätten Sie jetzt dafür Sorge getragen, ass die Europäische Union, ohne Bedingungen zu steln, in Durban zusagt, Europa wird seine CO2-Emissioen um 30 Prozent reduzieren. Aber nicht einmal mit ieser Morgengabe gehen Sie dorthin. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Minderungsziele sind nirgendwo wirklich ange-
angen worden. Wie wäre es mit dem Abbau ökologisch
chädlicher Subventionen? Wie wäre es mit der Redu-
ierung und Änderung des Dienstwagenprivilegs? Statt-
essen gibt es kostenlose CO2-Zertifikate für Energie-
ersorger. So werden wir nicht weiterkommen, meine
amen und Herren.

Sie haben keine Vorschläge zu einer wirtschaftlichen
ntwicklung Deutschlands. Ich habe es gerade ange-
prochen. Beim Thema wirtschaftliche und ökologische
ukunft Deutschlands weiß man gar nicht, welche Zu-
unft Sie sehen. Es gilt immer nur: „Beton hilft viel“.
ie machen noch die Witze aus vorigen Jahrzehnten, ma-
hen aber keine Vorschläge.

Mein letzter Punkt. Die Blockade in dieser Gesell-
chaft lösen Sie nicht auf. Frau Merkel, Sie haben Ihre
ede mit dem Satz beendet, diese Gesellschaft soll
enschlicher werden. Aber Menschlichkeit fängt beim
egriff „Gerechtigkeit“ an, und da haben Sie versagt. Zu
ehr Gerechtigkeit gehört, dass unsere Haushalte nicht
eiter verschuldet werden, wie Sie es tun. Zu mehr Ge-
chtigkeit gehört, dass man das Geld nicht für zwei sich
idersprechende Zwecke ausgibt. Zum einen geben Sie
as Geld für den Bau von Kitas aus – aber nicht genug –,
um anderen geben Sie Geld für das Betreuungsgeld aus,
amit die Eltern ihre Kinder nicht in die Kitas schicken.
as ist haushalterisch bekloppt, um es einmal direkt zu

agen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


s ist nicht menschlicher und nicht gerechter, Frau Mer-
el, wenn Sie gerade die Kinder, die es am nötigsten hät-
n, davon fernhalten, eines Tages gute Fachkräfte zu





Renate Künast


(A) )


)(B)

werden, die Deutschland so braucht. Sie sind einfach
doppelzüngig an der Stelle.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Na, na!)


Sie reden vielleicht immer das Gleiche – darin liegt auch
der Mangel, weil Sie sich nicht weiterentwickeln –, aber
Sie reden auch immer das Falsche, bis hin zum Thema
Frauen. Das kann ich Ihnen nicht ersparen.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1714201000

Sie denken an Ihre Redezeit?


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714201100

Ja. – Das ist ein Armutszeugnis nach 60 Jahren

Grundgesetz, Frau Merkel. Beim Thema „Frauen als
Fachkräfte der Gegenwart“ zeigt sich nur eines, nämlich
dass zwei Ministerinnen draußen eine Show abziehen.
Aber nachher passiert zur Verbesserung der Erwerbs-
möglichkeiten von Frauen faktisch nichts. Vom Betreu-
ungsgeld bis Quote ein absoluter Ausfall.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Jetzt, meine Damen und Herren, wäre es Zeit dafür,
Deutschlands Wirtschaft für das 21. Jahrhundert fit zu
machen, Familien und Frauen richtig zu fördern, ihnen
Entwicklungsmöglichkeiten zu geben, Kinder in den
Mittelpunkt zu stellen, die Energiewende zu nutzen und
eine wettbewerbsfähige Wirtschaft zu organisieren. Aber
ich stelle fest: Schwarz-Gelb hat zwei Jahre lang dem
Land geschadet. Die Menschen warten auf eine neue Re-
gierung.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


Woran wir uns schon gar nicht orientieren werden, ist
der Merkel’sche Kompass. Merkels Kompass führt nicht
weiter. Damit sind Sie, egal ob auf hoher See oder im
Wald, immer orientierungslos. Deutschland aber hat
mehr verdient.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1714201200

Nächster Redner in unserer Debatte ist für die Frak-

tion der CDU/CSU unser Kollege Volker Kauder. Bitte
schön, Kollege Volker Kauder.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1714201300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Frau Künast, einer Ihrer letzten Sätze fordert mich gera-
dezu heraus, weil er ein Beweis dafür ist, wie falsch Sie
liegen und wie wenig Sie überhaupt von der Befindlich-
keit der Menschen wissen. Sie haben gesagt: Deutsch-
land wartet auf eine neue Regierung. – Sie haben auch
geglaubt, Berlin warte auf eine neue Regierung und Sie
seien dabei. Sie sind draußen. So wie dieser Satz nicht
gestimmt hat, stimmt auch jener nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir legen eute einen Bundeshaushalt vor, der entgegen dem, was ie, Herr Gabriel, heute sehr lautstark gesagt haben, (Zuruf von der SPD: Richtig vor allen Dingen!)


twas Außergewöhnliches bietet, nämlich die größte Ab-
enkung der Nettoneuverschuldung in der Geschichte
er Bundesrepublik Deutschland.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)


ie haben immer neue Schulden gemacht. Wir senken
ie Nettokreditaufnahme. Das ist der Unterschied.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir stehen in Europa vor einer großen Herausforde-
ng. Ja, ich würde sogar sagen: Wir erleben in Europa

ine Zeitenwende. Das, was in dieser Zeitenwende not-
endig ist, um Orientierung zu behalten und das Rich-
ge zu tun, hat die Bundeskanzlerin in wenigen klaren
trichen gezeichnet. Sie, Herr Gabriel, haben dagegen
leinkariert Parteipolitik gemacht. Sie haben auf die gro-
en Fragen überhaupt keine Antwort gegeben. Deswe-
en ist es auch richtig, dass Sie, Herr Gabriel, mit Ihrer
PD auf der Oppositionsbank sitzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Tolle Argumente!)


Wir zeigen mit diesem Bundeshaushalt, dass wir das,
as wir in Europa teilweise fordern, damit es besser
ird, nämlich die Neuverschuldung zurückzufahren und

ich an die Schuldenbremse zu halten, im eigenen Land
achen. Sie, Herr Gabriel, haben die Schuldenbremse

eute besonders erwähnt. Ich kann mich noch entsinnen,
ie schwer es war, die SPD in ihrer Breite davon zu
berzeugen, dass die Schuldenbremse richtig ist. Ihre
eneralsekretärin Nahles hat gesagt: Schuldenbremse
eißt, dass man keine Politik mehr machen kann. So
ird in Ihren Reihen gedacht. Die Schuldenbremse war
as einzig Richtige, um die Haushalte in Europa auf ei-
en richtigen Weg zu führen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Mit dem, was wir jetzt machen, gibt Europa eine Ant-
ort für die Zukunft. Bisher war Europa eine Antwort

uf die Geschichte, nämlich: Nie wieder Krieg, Frieden
Europa. Jetzt wird Europa eine Antwort für die Zu-

unft. Diese Zukunft heißt: Perspektiven in einem harten
ettbewerb für unser Land und für die jungen Men-

chen.

Frau Künast, ich kann mich über Sie nur wundern – ich
undere mich auch darüber, dass die SPD da Beifall ge-
latscht hat –: Sie haben hier in einem pauschalen
chnitt erklärt, Wachstum müsse anders aussehen. Ich
ill Ihnen einmal etwas sagen – ich habe mir das bei den
rünen genau angeschaut –: Sie haben gesagt, be-

timmte Wirtschaftsbereiche müssten schrumpfen und
eschrumpft werden. In diesem Zusammenhang haben
ie die Automobilindustrie genannt. 1 Million Menschen
rbeiten in der Automobilindustrie. Wer die Automobil-
dustrie schrumpfen will, macht den Wirtschaftsstand-

rt Deutschland kaputt.





Volker Kauder


(A) )


)(B)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie haben gesagt, die energieintensive Wirtschaft
müsse schrumpfen. 1 Million Menschen arbeiten in die-
sem Bereich und auch in Teilen großer Zukunftsberei-
che; ich denke nur an die Karbonherstellung. Wer also
sagt, die energieintensive Wirtschaft in Deutschland
müsse schrumpfen, der hat gerade keine Perspektive für
Wachstum, für die Beschäftigung von jungen Menschen
und für Innovationen in unserem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Weiterhin haben Sie gesagt, die Landwirtschaft müsse
schrumpfen. Mehr als 1 Million Menschen arbeiten in
der Landwirtschaft. Wie kann man einen solchen Unsinn
sagen, die Landwirtschaft müsse schrumpfen? Wir wol-
len doch Produkte ortsnah produzieren und verkaufen
und nicht immer aus der ganzen Welt importieren müs-
sen. Wer wie Sie die Landwirtschaft schrumpfen will,
der muss Produkte aus der ganzen Welt einführen. Das,
was Sie da erzählen, ist Unsinn.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Sie erzählen einen Unsinn! Wir sind doch die, die Arbeitsplätze in der Landwirtschaft schaffen!)


Die SPD hat da auch noch Beifall geklatscht; das ist er-
staunlich.

Ich habe jetzt drei Bereiche genannt, in denen insge-
samt 3 Millionen Menschen beschäftigt sind. Ich kann
Ihnen nur sagen: Die Konzepte, die Sie zusammen mit
der SPD haben, haben in Ihrer Regierungszeit genau
dazu geführt, dass zwar geschrumpft wurde, aber dass
die Arbeitslosigkeit auf 5 Millionen gestiegen ist. Das ist
Ihre Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben dann dafür gesorgt, dass die Arbeitslosigkeit
auf einen der niedrigsten Werte überhaupt gesunken ist.


(Thomas Oppermann [SPD]: Das haben Sie auf dem Leipziger Parteitag auch immer gesagt!)


Die beste Zahl, über die wir uns wirklich freuen – wir
sind nicht stolz, sondern wir freuen uns darüber –, ist,
dass die Jugendarbeitslosigkeit halbiert wurde und in
vielen Ländern unter 2 Prozent liegt. Herr Gabriel, Sie
haben hier vollmundig gesagt, wie schwierig es sei, dass
die Jugendarbeitslosigkeit in vielen Ländern bei über
40 Prozent liege. Das sehen auch wir so. Aber das, was
Sie diesen Ländern als Konzept verordnen, führt nicht zu
einem besseren Ergebnis. Schauen Sie sich einmal das
an, was wir gemacht haben. Das reduziert die Jugend-
arbeitslosigkeit. Diesen Weg werden wir energisch wei-
terbeschreiten und weitergehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Neben der Haushaltskonsolidierung – Wolfgang
Schäuble hat gestern ausdrücklich darauf hingewiesen –
machen wir natürlich auch entscheidende Schritte, um
unser Land in der Infrastruktur fitzumachen. Natürlich

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(C (D ind die modernen Straßen unserer Zeit die Entwickngsachsen, die wir brauchen, um Daten zu übertragen. ir brauchen das schnelle Internet, damit die ländlichen äume nicht abgehängt werden. Aber solange die Proukte, die wir herstellen, nicht aus dem Drucker komen, müssen wir sie transportieren. Deswegen brauchen ir auch Investitionen in den Schienen-, Straßenund asserwegebau. Dazu höre ich Unglaubliches aus dem Land, in dem ie Grünen den Ministerpräsidenten und den Verkehrsinister stellen, nämlich aus Baden-Württemberg. Das undesverkehrsministerium sagt mir, dass die badenürttembergische Landesregierung beschlossen hat, eine einzige Investitionsmaßnahme vorzusehen. Dazu ann ich nur sagen: Eine gewisse Zeit kann man das urchhalten. Aber Sie führen das Land Baden-Württemerg damit absolut in den Schatten. h kann nur hoffen, dass die Bürgerinnen und Bürger in aden-Württemberg am kommenden Sonntag erkennen, as notwendig ist: Investitionen und Innovationen. eim Bürgerentscheid am kommenden Sonntag muss erjenige – so irrsinnig sich das anhört –, der Ja sagen ill, mit Nein stimmen. So führen Sie die Leute an der ase herum. So geht es unter dem ersten grünen Minisrpräsidenten in diesem Land zu! Es ist klar, dass wir es in Europa mit einer Staatschuldenkrise zu tun haben – Gott sei Dank handelt es ich nicht um eine Euro-Krise – nd dass wir diese Staatsschuldenkrise nur bewältigen önnen, wenn nicht ständig neue Schulden gemacht weren. (Bettina Hagedorn [SPD]: Ja, super Erkenntnis!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Lachen des Abg. Klaus Ernst [DIE LINKE])


afür müssen wir die Voraussetzungen schaffen.

Ich bin vollkommen anderer Meinung als Sie, Herr
abriel, der Sie von Anfang an dafür waren, einen
chuldenschnitt herbeizuführen. Es gibt sicherlich viele
xperten, die Ihre Meinung teilen. Aber wir sind uns si-
her in dem Punkt einig, dass wir mehr Gemeinsamkeit
Europa, in der Euro-Zone brauchen, um den Euro zu

tabilisieren. Glauben Sie, Herr Gabriel, dass wir auch
ur einen einzigen entscheidenden Schritt vorangekom-
en wären, wenn wir von Anfang an nach dem Motto

erfahren wären: „Es gibt Hilfen und Unterstützung,
ber Veränderung muss nicht sein“? Die Kanzlerin hat
ich zur Solidarität bekannt, aber auch die notwendigen

odernisierungen und Reformen durchgesetzt. Nur so
ommt Europa voran. Sie hätten genau das Gegenteil
on dem provoziert, was notwendig und was richtig ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)






Volker Kauder


(A) )


)(B)

Frau Bundeskanzlerin, der Weg, den Sie eingeschla-
gen haben, ist richtig. Wir brauchen in Europa Verände-
rungen. Wir brauchen insbesondere Vertragsänderungen,
um Haushaltsdisziplin durchzusetzen, und gemeinsame
Regeln, um Europa voranzubringen. Ich begrüße das
Ziel außerordentlich, gemeinsam mit Frankreich einen
ersten wichtigen Schritt bei der Unternehmensbesteue-
rung zu tun. Das zeigt, in welche Richtung es gehen
muss. Wir alle müssen bereit sein, Veränderungen hinzu-
nehmen und Opfer zu bringen. Ich sage Ihnen: Eine sol-
che Bereitschaft wird es aber nicht geben, wenn das ge-
macht wird, was Herr Gabriel will und was sein Finanz-
und Haushaltsexperte für falsch hält. Wir dürfen nicht
einfach Euro-Bonds einführen. Eine Vergemeinschaf-
tung von Schulden hat noch nie eine Verbesserung im
System gebracht. Deswegen sind wir radikal dagegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir müssen jetzt die Veränderungen angehen. Ich bin si-
cher, dass wir aus der konkreten Situation und aus der
Erkenntnis heraus, dass sich hier einiges tun muss, unser
Ziel erreichen können.

Frau Bundeskanzlerin, Sie haben darauf hingewiesen,
dass der Deutsche Bundestag mit großer Mehrheit – das
war ein schönes Signal – die Bundesregierung bei den
Verhandlungen auf europäischer Ebene unterstützt hat,
sodass wichtige Ziele erreicht werden konnten. Ich
nenne beispielsweise die Beteiligung des privaten Sek-
tors mit den Risiken, die Sie beschrieben haben. Not-
wendig ist die Botschaft, dass nicht alles allein am Steu-
erzahler hängen bleibt, sondern dass auch der private
Sektor beteiligt werden muss. Deswegen begrüße ich
alle Initiativen und den mit dem Ziel, dass wir zu einer
Finanztransaktionsteuer kommen, weiter aufgebauten
Druck. Ich bin mir sicher – auch wenn einige jetzt noch
dagegenhalten –: Die Erkenntnis wird sich durchsetzen,
dass wir nur so Zustimmung für die notwendigen Maß-
nahmen und Erneuerungen erreichen können.

Dieser Weg in Europa ist der einzige, der uns dorthin
bringt, dass wir wettbewerbsfähig werden, dass wir Zu-
kunftschancen haben und dass dieses Europa die richtige
Antwort auf die Herausforderungen in der Zukunft ist.
Wir wollen dieses Europa, wir wollen ein starkes Eur-
opa. Aber wir wollen ein Europa, in dem jedem klar ist,
dass jeder seine Verantwortung für die Stabilität der
Währung zu tragen hat. Dieser Weg wird schwer; aber
ich bin sicher: Er wird erfolgreich gegangen werden
können.

Bei allem Blick auf Europa und auf unsere Aufgaben
ist es auch notwendig, dass wir nicht vergessen, was sich
um uns herum in der Welt tut; denn wir werden von vie-
len Entwicklungen in der Welt beeinflusst. So sehen wir
mit großer Sorge – ich bin dankbar, dass es heute ange-
sprochen worden ist –, was sich beispielsweise in Nord-
afrika entwickelt. Ja, es ist richtig, dass Tunesien auf ei-
nem guten Weg ist. Aber was wir aus Ägypten hören,
muss uns große Sorgen machen.

Es waren gerade jetzt wieder Vertreter der in Deutsch-
land lebenden Kopten in Ägypten. Sie kamen vor zwei
Tagen zurück und haben mir berichtet. Da kann man nur

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(C (D agen: Es ist eine dramatische Situation. Es gibt noch inmal den Kampf gegen das Militär und gegen eine Reierung, die die Interessen des Volkes offenbar nicht rnst nimmt. Diesen Kampf unterstützen wir. Aber wir rwarten bei einem Wandel von einer Diktatur zu einer odernen Gesellschaft natürlich auch, dass in diesem and alle ihre Religion frei leben können. Deswegen run wir den Ägyptern zu: Seht in erster Linie darauf, ass ihr Ägypter seid, und nicht darauf, dass ihr einer eligionsgemeinschaft angehört! Nur so werdet ihr zu inem modernen Land werden. Wenn wir euch helfen nd unterstützen – was wir machen wollen –, erwarten ir, dass die Menschenrechte eingehalten werden, und azu gehört die Religionsfreiheit ganz existenziell. Deutschland ist auf einem guten Weg. Wir werden all nsere Kraft nicht nur für unser Land einsetzen, sondern uch für eine gute Entwicklung in Europa. Ich spüre bei ielen Gesprächen – wir hatten in der letzten Woche olleginnen und Kollegen aus allen europäischen Länern zu einer Tagung bei uns – den Wunsch und die Beitschaft, diesen Weg, auch wenn er nicht einfach wird, emeinsam zu gehen. Wir alle wissen: Dieses Europa ar eine großartige Antwort auf die Geschichte, und die es Europa ist eine notwendige und großartige Antwort, enn es um unser aller Zukunftschancen geht. Desween ist es im deutschen Interesse, für einen starken Euro nd für ein starkes Europa zu streiten. Da haben Sie uns, rau Bundeskanzlerin, an Ihrer Seite. (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1714201400

Nächster Redner in unserer Debatte ist für die Frak-

on der Sozialdemokraten unser Kollege Joachim Poß.
itte schön, Kollege Joachim Poß.


(Beifall bei der SPD)



Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1714201500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

iebe Frau Bundeskanzlerin, Ihre heutige Rede war ein
eleg dafür, wie Sie in staatstragendem Ton den Proble-
en, die sich in unserem Lande stellen, ausweichen oder

ie nur bedingt wahrnehmen wollen.

Zum Rechtsextremismus haben Sie Richtiges gesagt.
ber Ihre Feststellung, dass es nicht richtig sei, wenn im
lenum gesagt werde, dass beim Rechtsextremismus zu
iele auf einem Auge blind waren, kann so nicht stehen
leiben, Frau Bundeskanzlerin.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enn das war so; das ist die zutreffende Beschreibung
er Situation. Wenn wir alle in diesem Hause gemeinsam
was ja nicht selbstverständlich ist – in dieser Frage ei-
en Neuanfang wollen, dann müssen wir auf eine falsche
eschichtsanalyse, wie sie von Ihnen gekommen ist,
erzichten.





Joachim Poß


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Wesen Ihres Vorgehens, Frau Merkel, ist, dass
Taktik und nicht politischer Gestaltungswille Ihr Reden
und Handeln bestimmt. Sie haben gesagt, Sie sprächen
immer gleich, egal wo Sie sind. Aber jeder, auch in den
Reihen von CDU/CSU und FDP, weiß es besser. Das hat
doch das Elend in Ihrer Koalition verstärkt: dass Sie
nicht überall gleich reden.

Sie sind, Frau Merkel, Ihrer Führungsverantwortung
für Deutschland in den letzten anderthalb Jahren insge-
samt nicht gerecht geworden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Mit einem anderen Verhalten hätten Sie die finanziellen
Risiken für unser Land begrenzen können. Sie haben
darauf verzichtet, weil Sie nur einen Maßstab für Ihr Re-
den und Handeln haben: die parteitaktische Situation
von CDU, CSU und FDP. Das reicht nicht für die Füh-
rungsverantwortung, die man in dieser Position hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Belobigungen von Herrn Brüderle oder Herrn
Kauder in allen Ehren, aber sie reichen nicht aus, um von
dieser Realität abzulenken, die ich hier zusammenfas-
send geschildert habe.

In Ihrer Haushaltspolitik wird nach dem Motto „Nach
mir die Sintflut“ agiert: Lasten werden durch ihre ge-
planten Steuersenkungen und das Betreuungsgeld in die
Zukunft verschoben. Diese Lasten werden Ihren politi-
schen Erben hinterlassen; die müssen sich dann damit
auseinandersetzen – abgesehen davon, dass auch unsere
Kinder und Enkel mit den Folgen zu kämpfen haben
werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Eine solche Politik, die wegen Orientierungslosigkeit die
Realitäten verweigert und zur Ablenkung die Opposition
diffamiert, kann nicht zukunftsweisend sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Von Ihrem 80-Milliarden-Euro-Supersparpaket sind
– Sigmar Gabriel hat darauf hingewiesen – vor allem
Streichungen von 40 Milliarden Euro bei Arbeitslosen
und sozial Schwachen übrig geblieben. Frau Merkel, ich
erinnere mich noch daran, wie Sie im Fernsehen das
Sparpaket verteidigt haben. Sie haben gesagt: Wir sor-
gen für den sozialen Ausgleich, indem wir zum Beispiel
Unternehmen belasten. Was ist davon übrig geblieben?
Nichts. Stattdessen wächst das soziale Ungleichgewicht
in unserer Gesellschaft immer weiter. Das ist das Er-
gebnis Ihrer Politik.


(Beifall bei der SPD)


Angesichts dessen sage ich zu den Vorwürfen zu unse-
rem sozialdemokratischen Finanzkonzept, die auch heute
wieder vorgebracht worden sind: Unser Finanzkonzept
ist das einzige Konzept, das den Schuldenabbau mit der
Finanzierung von Zukunftsinvestitionen und einer Ent-
lastung der Kommunen, die dringend notwendig ist, ver-

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(C (D indet. Niemand sonst hat ein solches Konzept auf den eg gebracht. Um es einmal ganz klar zu sagen: Wir ha en im Hinblick auf den Haushalt 2012 die richtigen Anäge gestellt. Das ist schließlich belegt. Sie können mit iesem Konzept jedenfalls nicht konkurrieren. Wenn wir zur Finanzierung dieses gerechten und solien Konzepts eine stärkere Belastung von Spitzenverienern und Vermögenden verlangen, dann ist das nur cht und billig, um den sozialen Zusammenhalt in unser Gesellschaft zu wahren. Aber darum geht es Ihnen nicht, Frau Merkel. Das ar auch beim Thema Mindestlohn zu spüren. Das hatte ichts mit Überzeugung zu tun. Nachdem die Wirtchaftsverbände, die Sie für Ihre angestrebte Wiederahl brauchen, anfingen, Druck auszuüben, haben Sie inen Schwenk hin zu dieser schlechten Lösung auf ihm Parteitag vollzogen. Das steckt doch dahinter. Daher kann man sagen – das schlägt sich überall in en Ergebnissen Ihrer Politik nieder –: Sie haben einen usgeprägten Machtwillen; aber es fehlt Ihnen der Getaltungswille, jedenfalls der Wille, in unserer Gesellchaft die Dinge zum Besseren zu gestalten. Das kann man noch differenzieren und ausbuchstabien: Was tun Sie denn gegen Kinderarmut oder die her ufziehende Altersarmut? Was soll denn die Pflegelöung, die Sie jetzt vorschlagen? Die Sachverständigen nd Betroffenen lehnen Ihre Beschlüsse zur Pflege naezu unisono als Stückwerk ab. Hier ist viel mehr nötig ls das, als Sie vorlegen. Eine Reform ist das jedenfalls icht. Was tun Sie, um strukturschwachen Kommunen zu elfen? Ihre Gemeindefinanzkommission ist letztlich gecheitert, weil Ihnen nicht viel mehr einfallen wollte als ie Aushöhlung der Gewerbesteuer. Ihr Ziel war auch ier nur, die Lasten von den Unternehmen auf die Bürgennen und Bürger abzuwälzen. Das ist mit uns nicht zu achen. Das haben wir nicht mitgemacht, das haben an ere nicht mitgemacht, und das haben auch die kommualen Spitzenverbände nicht mitgemacht. Sie dürfen in iesem Lande keine Politik gegen die Kommunen betreien, so wie Sie es versucht haben. Die Übernahme der Grundsicherung im Alter durch en Bund war kein Ergebnis der Gemeindefinanzkomission, sondern Teil des Kompromisses zu Hartz IV. uf Druck der Sozialdemokraten und der kommunalen pitzenverbände mussten Sie das zugestehen. So lautet ie historische Wahrheit, und nicht so, wie Sie sie zum eil darstellen. Die Reihe Ihrer großen Ankündigungen und Projekte, ie zu nichts geführt haben, lässt sich ohne Probleme rtführen. Frau Merkel, wie viele Bildungsgipfel sind igentlich in den zwei Jahren Schwarz-Gelb an Ihnen gecheitert? Die SPD-Bundestagsfraktion beantragt in die Joachim Poß )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )

ser Woche für 2012 weitere 300 Millionen Euro für den
Ausbau von Krippenplätzen und 400 Millionen Euro für
den Ausbau von Ganztagsschulen.


(Otto Fricke [FDP]: Wollten Sie nicht sparen?)


Das ist gut für die Zukunft unserer Kinder. Es wäre eine
gute und zukunftsgerichtete Politik, wenn Sie diesen An-
trägen zustimmen würden.

Aber Sie blockieren sich selbst durch das fragwürdige
und teure Betreuungsgeld; das ist hier schon mehrfach
dargestellt worden. Die Milliarden, die Sie in das Be-
treuungsgeld stecken wollen, fehlen beim Ausbau der
Betreuungsinfrastruktur.


(Beifall bei der SPD)


Man kann einen Euro eben nicht zweimal ausgeben.

Außerdem: Erst das Elterngeld, das wir in der Großen
Koalition gemeinsam vereinbart haben, um die Eltern im
Beruf zu halten, dann das Betreuungsgeld, um die
Frauen vom Beruf fernzuhalten. Wie gaga ist das eigent-
lich, was Sie da vorschlagen?


(Thomas Oppermann [SPD]: Obergaga!)


Wo, Frau Merkel, ist Ihre Initiative zur Behebung der
großen Infrastrukturdefizite? Eines der erfolgreichsten
Programme, „Soziale Stadt“, wird von Ihnen weiterhin
sträflich vernachlässigt. Wenn Sie es mit Ihrem Gerede
von einer Politik für mehr Wachstum und einer besseren
Infrastruktur wirklich ernst meinen, dann setzen Sie hier
an und stocken Sie die Programmmittel entsprechend
auf. Wir dürfen unsere Städte sozial und kulturell nicht
verkommen lassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1714201600

Nächster Redner in unserer Debatte ist für die Frak-

tion der FDP unser Kollege Dr. Hermann Otto Solms.
Bitte schön, Kollege Solms.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714201700

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Zunächst einmal möchte ich mich bei der Frau Bun-
deskanzlerin für ihre brillante Rede heute bedanken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das war eine wirklich glasklare Positionsbeziehung, die
für die interne Auseinandersetzung genauso wie für die
europäische Auseinandersetzung wichtig ist, in der sich
die Bundesregierung und wir alle gegenwärtig befinden.

In der Generalaussprache kommt es darauf an, zu
kennzeichnen: Was sind eigentlich die zentralen Ergeb-
nisse der Politik unserer Koalition? Das herausragende
Ergebnis ist die positive Entwicklung auf dem Arbeits-
markt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D ie ist sozialpolitisch und überhaupt der Kern der politichen Bemühungen. Die positive Entwicklung ist das ennzeichen einer sehr erfolgreichen Wirtschaftspolitik. ie führt auch zu einer erfolgreichen Finanzpolitik. Es ist chon herausragend, dass wir heute eine so niedrige Areitslosigkeit haben, dass wir die Arbeitslosigkeit nahezu albiert haben – nur noch 2,7 Millionen Arbeitslose –, ass die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäfgten auf über 28 Millionen und die Zahl der Erwerbstägen auf 41,4 Millionen gestiegen ist. Das ist sozialpolitisch deshalb entscheidend, weil wir amit Menschen in die Lage versetzen, ihren Lebensunrhalt mit ihrer eigenen Arbeit zu verdienen und ihre amilie zu ernähren, und sie nicht auf staatliche Transrs und Hilfen von außen angewiesen sind. Das ist die ozialste Politik, die man überhaupt machen kann. Ich weiß nicht, ob den Kollegen von der Opposition abei etwas auffällt: Die Regierungen, die in den letzten 0 Jahren die sozialsten Ergebnisse überhaupt erzielt haen, waren unter Beteiligung der FDP, der immer unsoiales Verhalten vorgeworfen wird. ir wissen, worauf es ankommt, nämlich auf eine intelgente Mischung aus staatlicher Regulierung, Freiheit n den Märkten und Wettbewerb zur Leistungsansporung. Deswegen wurde dieses fantastische Ergebnis erielt. Darauf sind wir Liberale ganz besonders stolz. enn es zeigt sich, dass diese Politik viel erfolgreicher t als die Erhöhung der Mittel für soziale Kassen oder ie Schaffung neuer sozialer Bürokratien, die sich nur arum kümmern, Geld auszugeben, aber nicht auf die rgebnisse achten. Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist also das Heusragende. Sie, die Sozialdemokraten und die Grünen, ätten eigentlich ebenfalls Grund, stolz darauf zu sein, eil Sie einen Beitrag dazu geleistet haben: Sie haben ie Arbeitsmarktreformen durchgeführt. Aber Sie von er SPD haben den Vater der Arbeitsmarktreformen, olfgang Clement, aus der Partei geekelt. Nun wollen ie diese Reformen rückabwickeln. Deswegen ist es lar, dass Sie sich nicht dazu bekennen können, stolz arauf zu sein. Wir fahren jetzt die Ernte ein: Die Beiträge zur Rennversicherung können gesenkt werden. (Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Besser nicht!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ie Beiträge zur Arbeitslosenversicherung bleiben auf ei-
em niedrigen Niveau; es bestand die Gefahr, dass sie
ieder angehoben werden müssen. Die Beiträge zur ge-

etzlichen Krankenversicherung müssen nicht angehoben
erden, obwohl das von Ihnen immer wieder vorausge-

agt worden war. Hier entlasten wir die Arbeitnehmerin-
en und Arbeitnehmer genauso wie die Unternehmen.





Dr. Hermann Otto Solms


(A) )


)(B)

Das ist das Ergebnis einer guten Arbeitsmarkt- und Wirt-
schaftspolitik.

Natürlich fahren wir die Ernte auch im Haushalt ein;
denn 2,5 Millionen mehr Beschäftigte sind 2,5 Millionen
mehr Steuerzahler und Beitragszahler und 2,5 Millionen
Menschen weniger, die von den Transfers leben müssen.
Dadurch ergibt sich eine Verbesserung des Finanzsaldos
des Staates und der Sozialkassen: Er steigt um rund
50 Milliarden Euro. Das finden wir jetzt im Haushalt
vor, sodass wir am Ende des Jahres weniger als 25 Milli-
arden Euro Neuverschuldung haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es kommen im Übrigen immer Klagen von den Ge-
meinden und Ländern. Sie sind an dem Ergebnis aber
voll beteiligt. Sie haben natürlich auch erhebliche zu-
sätzliche Einnahmen, aber sie schaffen es nicht, ihre
Ausgaben so zu gestalten, dass sie ihre Verschuldung
entsprechend abbauen können. Sie steigern ihre Ausga-
ben nämlich in dem gleichen Maße, wie ihre Einnahmen
wachsen. In manchen Ländern steigen diese sogar
schneller als die Einnahmen. Ich nenne Nordrhein-West-
falen und Baden-Württemberg als Beispiele. Das ist ein
Ausdruck von Verantwortungslosigkeit. Von daher kann
der Wähler durchaus anhand der Ergebnisse der Politik
erkennen, wer wo Verantwortung trägt.

Meine zweite Bemerkung bezieht sich auf die Euro-
Bonds. Ich kann die Haltung, welche die Bundeskanzle-
rin hier eingenommen hat, voll und ganz unterstützen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Super!)


Wir müssen wissen – das sage ich auch an die Adresse
der Oppositionsparteien –, dass die deutsche Regierung
bei ihren Verhandlungen unter ganz erheblichem interna-
tionalem Druck steht: sei es vonseiten der Kommission,
sei es vonseiten der Schuldnerländer in Europa oder sei
es vonseiten der Angelsachsen, die es gewohnt sind, die
Druckerpresse anzuschmeißen, um die Probleme durch
Inflation zu lösen. Das alles wollen wir nicht. Das dürf-
ten auch Sie nicht wollen. Wenn das der Fall ist, sollten
Sie die Bundeskanzlerin, die Bundesregierung und auch
uns hier im Parlament – weil wir das alles mit beschlie-
ßen – dabei unterstützen, damit wir als geschlossene
Kraft auftreten können; denn die Stabilisierung in Eur-
opa kann nur gelingen, wenn Deutschland als Vorbild
genommen wird.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Geschlossenheit ist in der Vergangenheit ja eher an Ihnen gescheitert!)


Wir haben eine vorbildliche Haushaltsentwicklung, müs-
sen uns aber in den nächsten Jahren wahrscheinlich noch
mehr anstrengen, wenn die Konjunktur etwas nachlässt.


(Beifall bei der FDP)


Ich möchte die Oppositionsfraktionen auffordern, die
Regierung im internationalen Bereich zu unterstützen.
Es handelt sich um eine schwere Aufgabe. Die Krise ist
durch die Verschuldung der Staaten entstanden. Sie kann

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(C (D ur gelöst werden, indem diese Verschuldungspolitik bendet und die Verschuldung abgebaut wird. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


ie Verschuldung ist nicht durch die Märkte entstanden,
ondern durch die Staaten. Wenn man die Ursachen be-
ämpfen will, muss man die Staatsverschuldung in allen
ändern zurückführen – auch wenn das nur unter Druck
elingt.

Ich komme zu meiner letzten Bemerkung. Frau Bun-
eskanzlerin, ich bin in einem Punkt – das sage ich auch
errn Kauder – sachpolitisch einfach anderer Meinung.
ie Finanztransaktionsteuer kann die Zwecke, die Sie
it ihr verbinden, nicht erfüllen.


(Joachim Poß [SPD]: Aha!)


as ist das Problem. Deshalb hat sich der Nobelpreisträ-
er Tobin kurz vor seinem Tod von dieser Idee verab-
chiedet. Er hat gesagt: Das kann nicht funktionieren.
as kann nicht gelingen. Vergesst es! – Sie könnte nur
nktionieren, wenn sie weltweit eingeführt werden
ürde. Wenn es Ausweichstandorte gibt, werden die ge-
utzt.

Das eigentliche Problem besteht erstens darin: Die Fi-
anztransaktionsteuer wird nicht von den Akteuren auf
en Finanzmärkten bezahlt, sondern von den Kunden,
en Anlegern und Sparern, die ihre Altersvorsorge auf-
auen. Sie wird also auch von den Riester-Rentnern be-
ahlt. Die Banken bezahlen das nicht, die leiten das
urch. Es handelt sich um eine Umsatzsteuer.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ist bei jeder Mehrwertsteuer so! – Dr. Barbara Hendricks [SPD]: So ein Blödsinn! – Zuruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


Zweitens können Sie nicht sicherstellen, dass die
ransaktionen dort stattfinden, wo der deutsche Fiskus
eine Hand im Spiel hat. Das geht nämlich ganz automa-
sch. Gehen Sie zur Deutschen Börse nach Frankfurt
nd lassen Sie sich das erklären. Es steht schon in den
rogrammen, dass die Umsätze dort stattfinden, wo die
osten für die Umsätze am niedrigsten sind. Das haben
ie in Brüssel nun auch erkannt und sind auf die schlaue
ee gekommen, man müsse das an den Wohnort des
uftraggebers binden. Ich möchte Sie einmal fragen:
ie wollen Sie denn Zürich, London, Singapur, Panama

wer immer da infrage kommt – dazu zwingen, die Auf-
aggeber bekannt zu geben, damit die besteuert werden
önnen?


(Zuruf des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE])


as ist völlig ausgeschlossen. Es kann nicht funktionie-
n und wird kein Steueraufkommen bringen, weil die
msätze dann in Sekundenschnelle von europäischen
in zu anderen Standorten weglaufen. Das ist heute im
lektronischen Zeitalter überhaupt kein Problem mehr;
s geschieht ganz automatisch.

Wenn Sie die Banken und Bankakteure besteuern
ollen, müssen Sie an die Bilanzsumme oder den Ge-





Dr. Hermann Otto Solms


(A) )


)(B)

winn herangehen, dürfen aber keine Umsatzsteuer ma-
chen, welche die Bankkunden, aber nicht die Banken
trifft.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1714201800

Nächste Rednerin in unserer Debatte ist für die Frak-

tion der CDU/CSU unsere Kollegin Gerda Hasselfeldt.
Bitte schön, Frau Kollegin Gerda Hasselfeldt.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1714201900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ein

Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in unserem
Land, auf die Beschäftigtenzahlen und auch auf die Ent-
wicklung der öffentlichen Einnahmen und Ausgaben
macht deutlich: Deutschland ist der Wachstumsmotor,
der Jobmotor in Europa. Deutschland ist im europäi-
schen Vergleich, was die Staatsfinanzen betrifft, ein Hort
der Stabilität und der Solidität. Deutschland ist Vorbild
für viele andere Länder in Europa.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das gilt nicht nur für Europa, sondern auch für viele an-
dere westliche Industriestaaten. Wir haben dies den
Menschen in unserem Land zu verdanken: den Unter-
nehmern, den Arbeitnehmern und denen, die in den Ta-
rifverhandlungen verantwortungsvoll entschieden ha-
ben. Sie werden von einer Regierung regiert, die ihnen
Freiheit und auch die Früchte ihrer Arbeit lässt.


(Zuruf von der LINKEN: Was?)


Und das, meine Damen und Herren, ist gut so.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Gut, dass gerade in dieser Zeit eine bürgerlich-christlich-
liberale Regierung in der Verantwortung ist.


(Beifall des Abg. Rainer Brüderle [FDP])


Es sind Tatsachen: Bei der wirtschaftlichen Entwick-
lung und der Haushaltskonsolidierung ist Deutschland
Vorreiter. Im Jahr 2010 und im Jahr 2011 – auch das ist
Tatsache – haben wir haushaltstechnisch jeweils besser
abgeschnitten, als es vorgesehen war. Das ist nicht
selbstverständlich, sondern auch das ist Ausfluss von
Regierungshandeln und Handeln der Menschen in unse-
rem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Tatsache ist auch, dass die Defizitgrenze, die im europäi-
schen Stabilitäts- und Wachstumspakt vereinbart wurde,
trotz der Krise, die vor einigen Jahren zu bewältigen
war, wieder eingehalten wird. Tatsache ist auch, dass wir
voraussichtlich schon vor 2016 die mit der Schulden-
bremse vereinbarten Grenzwerte einhalten werden. Das
ist eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Diese muss
man mit dem vergleichen, was Sie uns nach Ihrer Regie-
rungszeit hinterlassen haben.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir hatten nicht nur andere Daten bei der Verschul-
ung; von Solidität und Stabilität der öffentlichen Finan-
en war gar nicht die Rede. Von einer guten wirtschaftli-
hen Entwicklung, geschweige denn einer guten
eschäftigtenentwicklung, war auch nicht die Rede.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Das Gegenteil war der Fall!)


ie 5 Millionen Arbeitslosen, die Sie uns hinterlassen
aben, sind heute mehrfach angesprochen worden.

Das Allerschlimmste, was Sie uns hinterlassen haben,
t das, was Sie damals auf europäischer Ebene verein-
art haben:


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Angerichtet haben!)


eil Sie selbst nämlich unsolide gewirtschaftet und die
riterien nicht beachtet haben, haben Sie diese dann

uch noch auf europäischer Ebene aufgeweicht und so
ine Einladung an alle anderen europäischen Staaten
usgesprochen, sich ebenso zu verhalten. Genau mit die-
em Phänomen haben wir uns heute zu beschäftigen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Lehren aus der
taatsschuldenkrise sind eindeutig. Wer sich am Prinzip
tabiler Staatsfinanzen versündigt, der versündigt sich
icht nur gegenüber den künftigen Generationen, son-
ern den bestrafen auch die Märkte. Das ist eindeutig.
ie können das übrigens erkennen, wenn Sie die Ent-
icklung unserer Bundesanleihen auf den Finanzmärk-
n beobachten. Da sehen Sie, wie wir dafür belohnt
erden. Das sind unabhängige Schiedsrichter, die über
ie Solidität der öffentlichen Haushalte richten und ihre
ktionen danach ausrichten.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Was sind das? Unabhängige Schiedsrichter?)


Die Rendite der deutschen Bundesanleihen ist so
iedrig wie selten zuvor, die Kurse für die Bundesrepub-
k waren selten so günstig. Das ist Ausdruck von Solidi-
t. Weil die Märkte so reagieren, gibt es bei der Be-
ämpfung der Staatsschuldenkrise keine Alternative zu
iner vernünftigen, sparsamen Konsolidierungspolitik
nd einer guten Wettbewerbspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Krise wird nicht dadurch gelöst, dass die Noten-
anken unbegrenzt öffentliche Anleihen aufkaufen, auch
enn der frühere Bundeskanzler Schröder das jetzt wie-
er gefordert hat. Sie wird auch nicht dadurch gelöst,
ass Euro-Bonds aufgelegt werden, dass die Schulden
ergemeinschaftet werden. Ich bin der Bundeskanzlerin
nd dem Bundesfinanzminister ausdrücklich dankbar,
ass sie sich so klar und eindeutig gegen eine Verge-
einschaftung der europäischen Schulden ausgespro-

hen und sich deutlich und klar von den Vorschlägen wie





Gerda Hasselfeldt


(A) )


)(B)

Euro-Bonds distanziert haben und dies auch auf europäi-
scher Ebene bei jeder Gelegenheit zum Ausdruck brin-
gen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Frau Hasselfeldt, was macht denn die EZB?)


Meine Damen und Herren, nachhaltige Finanzpolitik
bedeutet nicht nur Sparen und Konsolidieren. Nachhal-
tige Finanzpolitik bedeutet auch Zukunftssicherung.
Nachhaltige Finanzpolitik bedeutet auch Verstetigung
und Erhöhung der Investitionen. Nachhaltige Finanz-
politik bedeutet auch, die soziale Balance zu wahren und
Spielraum zu schaffen durch eine gerechte Steuerpolitik.
Auch dies kommt in diesem Haushalt zum Ausdruck:
durch die Erhöhung der Ansätze für Bildung und For-
schung, durch die Erhöhung der Ansätze für die Infra-
struktur, insbesondere für die Verkehrsinfrastruktur. All
das ist notwendig, um die Basis für eine gute Zukunft zu
schaffen. All dies haben wir in den vergangenen Jahren
mit Erfolg gemacht.

Nun zur Steuerpolitik. Die vorgesehene Erhöhung des
Existenzminimums, die vorgesehene Erhöhung des
Grundfreibetrags – das ist hier schon mehrfach ange-
sprochen worden –, ist verfassungsrechtlich geboten.
Das ist notwendig.


(Klaus Hagemann [SPD]: Jawohl!)


Wenn Sie sich an unserer Verfassung orientieren, dann
können Sie sich dagegen nicht verwehren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Klaus Hagemann [SPD]: Das macht doch keiner! – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Das tut doch keiner! – Joachim Poß [SPD]: Legen Sie Zahlen vor!)


– Ich bin noch nicht fertig. – Das ist der eine Teil dieses
Konzepts. Der zweite Teil betrifft das Problem der soge-
nannten kalten Progression.


(Joachim Poß [SPD]: Legen Sie doch einmal Zahlen vor! Sie verweigern sie seit einem Jahr!)


– Herr Poß, wir haben im Finanzausschuss lange genug
miteinander gearbeitet.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Und was hat es genutzt? – Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU – Gegenruf des Abg. Joachim Poß [SPD]: Ich weiß, worüber ich rede! Im Gegensatz zu Ihnen! – Gegenruf des Abg. Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Das ist falsch! Sie haben keine Ahnung!)


Sie wissen so gut wie ich, dass durch die kalte Progres-
sion nichts anderes bewirkt wird als eine heimliche staat-
liche Ausbeutung der Lohn- und Einkommensteuerzah-
ler. Nichts anderes ist die kalte Progression.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das ist eine heimliche staatliche Ausbeutung der Lohn-
und Einkommensteuerzahler. Die kalte Progression führt

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(C (D ämlich dazu – das ist Folge des Zusammenwirkens von rogression und Inflation –, dass bei denen, die arbeiten, ie Geld verdienen, von einer Lohnerhöhung mehr als otwendig, mehr als gerecht wäre, vom Staat abkassiert ird. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


enau das soll korrigiert werden. Das ist ein Akt der so-
ialen Gerechtigkeit. Das ist ein Akt der Steuergerech-
gkeit – nichts anderes.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das muss belegt werden!)


Jetzt will ich noch ein Wort zu dem heute schon häu-
g angesprochenen Betreuungsgeld sagen. Frau Künast,
ie haben gesagt, dass die Kinder in den Mittelpunkt ge-
tellt werden sollen. Da stimme ich Ihnen völlig zu. Das
ilt für die Bildungspolitik, für die Familienpolitik und
lle anderen Bereiche der Gesellschaftspolitik. Die Kin-
er sind das Allerwichtigste, was wir in unserem Land
aben. Das gilt nicht nur für die eigenen Kinder, sondern
r alle Kinder in unserer Gesellschaft, egal aus welchen

ozialen Schichten sie kommen, aus welchen Regionen
ie kommen oder in welchem Alter sie sind. Sie sind das

ichtigste. Keine Diskussion darf uns zu viel sein, wenn
s darum geht, wie wir die Zukunft unserer Kinder gut
estalten können, wie wir sie so gestalten können, dass
ie künftig Verantwortung für dieses Land übernehmen
önnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In unserer Gesellschaft, in unseren Familien hat sich
ieles verändert, nicht zuletzt durch die veränderte Rolle
er Frau. Darauf geben wir Antworten. In den vergange-
en Jahren haben wir eine Fülle von verschiedenen Ant-
orten gegeben. Ich meine nicht nur das Elterngeld, son-
ern auch den großen Beitrag, den der Bund beim
usbau der Kinderbetreuungseinrichtungen leistet, ob-
ohl er nicht zuständig ist. Auch das muss einmal er-
ähnt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir unterstützen vonseiten des Bundes die Länder
nd Kommunen bei der Aufgabe, den Rechtsanspruch
uf einen Kinderbetreuungsplatz für die Zwei- und Drei-
hrigen ab 2013 zu realisieren. Genau dort setzt das Be-
euungsgeld an. Wir wissen, dass etwa die Hälfte der
ltern ihre Kinder in der vertrauten Umgebung aufwach-
en lassen wollen. Das ist völlig nachvollziehbar. Die ei-
en entscheiden sich relativ früh für eine Betreuung in
iner Kinderbetreuungseinrichtung, und zwar schon ab
em zweiten, dritten Lebensjahr des Kindes und nicht
rst ab Vollendung des dritten Lebensjahres. Andere
ollen dies zu Hause selbst erledigen. Wiederum andere

iehen es vor, die Großeltern, Geschwister, Nachbarn,
agesmütter oder andere damit zu beauftragen und sich
on ihnen wenigstens teilweise unterstützen zu lassen.

Meine Damen und Herren, es entspricht unserem
rundsatz der Wahlfreiheit,





Gerda Hasselfeldt


(A) )


)(B)


(Beifall des Abg. Norbert Geis [CDU/CSU])


dass die Eltern frei entscheiden können, wie sie es ma-
chen wollen.


(Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Was finanziert der Staat? – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Sagen Sie das Frau Böhmer, oder wem?)


Ich bin bis zu dieser Argumentation einen weiten Weg
gegangen; ich will das gerne zugeben. Ich habe mich
von den Argumenten überzeugen lassen, von nichts an-
derem. Und ich habe mich überzeugen lassen von den
Wünschen der Eltern, die deutlich zum Ausdruck brin-
gen, dass sie selbst entscheiden möchten. Wenn der Staat
durchschnittlich 1 000 Euro für einen Kinderbetreuungs-
platz ausgibt, dann ist es nur gerecht, wenn man sagt,
dass diejenigen, die das nicht in Anspruch nehmen, ei-
nen Teil davon, nämlich 150 Euro, für die privat organi-
sierte Betreuung bekommen sollen. Das ist ein Akt der
Gerechtigkeit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Ob Sie damit die eigenen Frauen überzeugt haben?)


Man kann ja so oder so argumentieren. Diese Leis-
tung jedoch als Herdprämie zu bezeichnen,


(Johannes Kahrs [SPD]: Genau!)


stellt nicht nur eine Diffamierung und Beleidigung all
derjenigen dar, die diese Leistung in Anspruch nehmen
wollen oder werden, sondern es grenzt wirklich an Eh-
renrührigkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
Kollegen, dieser Haushalt ist deutlich geprägt von Soli-
dität und Stabilität der öffentlichen Finanzen. Er gibt die
richtigen Wachstumsimpulse und bewahrt die soziale
Balance. Wir sind mit der eingeschlagenen Richtung in
den vergangenen Jahren gut gefahren. Und deswegen
werden wir diesen Weg fortsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Voll gegen die Wand gefahren sind Sie!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1714202000

Der nächste Redner in unserer Debatte ist für die

Fraktion der CDU/CSU unser Kollege Rüdiger Kruse. –
Bitte schön, Kollege Kruse.


(Beifall bei der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Rüdiger, jetzt nett bleiben!)



Rüdiger Kruse (CDU):
Rede ID: ID1714202100

Natürlich, mache ich. – Herr Präsident! Meine sehr

geehrten Damen und Herren! Zu diesem Haushalt gibt es
Berichterstatter, und diese Berichterstatter haben ein
Thema, und auf das will ich gerne eingehen.

Wir haben in der heutigen Generaldebatte viel über
das Gemeinwesen gehört. Ein Gemeinwesen ist so etwas
wie ein Organismus. Ein Organismus hat Blutbahnen,

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(C (D ervenstränge und Muskelgewebe, hat also, um es ins echnische zu übersetzen, eine Infrastruktur. Wir haben im Bereich der Infrastruktur Akzente geetzt, und zwar doppelte. Bei Infrastruktur denkt man zuächst an Lkw und Schiffchen. Johannes Kahrs und ich enken, weil wir von der Küste kommen, mehr an chiffe; andere Leute, die mit der Eisenbahn gespielt haen, denken an diese. In diesen Tagen denken wir vielicht sehr häufig an Eisenbahnen und an Bahnhöfe. Mit er Infrastruktur, mit diesem zentralen Herzund Nerensystem des Organismus, in deren Instandhaltung und rweiterung wir jedes Jahr 10 Milliarden Euro investien, befähigen wir das Wirtschaftssystem unseres Lan es, die Arbeitnehmer und die Unternehmer, die Gelder u erwirtschaften, die wir hier umverteilen dürfen. Ohne ine funktionierende Infrastruktur hätten wir keine funkonierende Wirtschaft und könnten nicht jährlich 60 Milliarden Euro für soziale Zwecke im weitesten inne ausgeben. Wenn wir trotz der Notwendigkeit, Ausgaben zu reuzieren, 10 Prozent mehr für Infrastruktur ausgeben, ann kann man mit Recht davon ausgehen, dass das eine endite haben wird. Das wird nicht nur eine wirtschaftsolitische, sondern auch eine sozialpolitische Rendite aben. Denn unser Grundsatz ist, dass sozial ist, was Areit schafft. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Sozial ist, was gute Arbeit schafft!)


s wurde schon gesagt, was für einen großen Vorteil es
arstellt, wenn die Menschen Arbeit haben.

Natürlich macht Arbeit Spaß und erfüllt, aber es gibt
uch einen großen anderen Bereich. Ein Land muss
ämlich auch eine kulturelle Infrastruktur bereitstellen.
ultur ist natürlich Ländersache – das betone ich –, und
ie Länder haben sich das überlegt. Dieser Bereich ist ja
icht sozusagen übrig geblieben, sondern die Länder ha-
en in der Föderalismusdiskussion gesagt: Das ist uns
ichtig, weil wir uns damit identifizieren können und so
nser Bild prägen und unsere Unterschiedlichkeit leben
önnen. Daran sollten sich die Länder erinnern.

Aber auch der Bund hat eine Aufgabe in der Kultur.
h bin sehr zufrieden und stolz, dass es bei den drei letz-
n Etats, 2010, 2011 und 2012, die ich mitberaten habe,
diesem Bereich trotz der allgemeinen Entwicklung
mer einen stetigen Aufwuchs gegeben hat. Wir erhö-

en die Mittel für Kultur um etwa 5 Prozent; das ist ein
utes Ergebnis.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ir tun dies im Rahmen von Maßnahmen, über die wir
ns nicht in zwei, drei oder vier Jahren ärgern müssen.
s wäre natürlich nett, wenn wir allen Intendanten im
ande die Gehälter erhöhen würden – das ist ein schöner
edanke; der eine oder andere hätte es verdient –, aber

s würde uns strukturell belasten.

Wir machen deshalb sehr viel im Bereich Denkmal-
chutz. Es gibt ein Denkmalschutz-Sonderprogramm.





Rüdiger Kruse


(A) )


)(B)

Dieses hat einen mehrfachen Nutzen. Die 30 Millionen
Euro, die wir dort investieren, können Sie im Prinzip
beim Programm „Soziale Stadt“ mitverbuchen, weil
Denkmäler in Kommunen die Selbstidentifizierung er-
möglichen. Das ist der eine Grund. Der zweite Grund ist:
Wir geben keine Mittel, wenn es nicht ein Nutzungskon-
zept für ein Denkmal gibt. In aller Regel geht es um so-
ziale oder kulturelle Zwecke. Das heißt, mit diesem Pro-
gramm, das natürlich gleichzeitig Wirtschaftsförderung
ist, fördern wir auch das Programm „Soziale Stadt“, und
zwar mit 30 Millionen Euro; dieser finanzielle Umfang
ist in der heutigen Zeit ausgezeichnet.

Wir liefern eine Möglichkeit der kulturellen Entfal-
tung. Das ist wichtig. Bürgerliche Politik ist so zu be-
schreiben, dass sie Identitäten und Individualität fördert.
Alles, was extrem links oder extrem rechts von bürger-
licher Politik liegt, löst diese zugunsten einer gefähr-
lichen Schimäre, eines kollektiven Gesamtbildes auf.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das heißt – das ist das Interessante –, dass in der Kultur-
szene das Persönlich-Politische häufiger in das eine oder
andere Extrem gehen mag, aber die Möglichkeiten und
Arbeitsbedingungen sind innerhalb eines bürgerlich de-
mokratischen Systems am größten, weil hier die Freihei-
ten betont und nicht infrage gestellt werden, weil Kunst
und Kultur nicht für einen Verkündungsauftrag miss-
braucht werden. Das ist, glaube ich, wichtig in der De-
batte um das Leitbild sozialer Gesellschaften.

In einer Welt, in der wir hinsichtlich der Bevölke-
rungszahlen und der Wirtschaftskraft nicht mehr die Be-
deutendsten sein werden, ist es natürlich wichtig, dass
wir ein Ort sind, der anregt und der aufgrund seiner be-
wahrten und in die Zukunft geführten kulturellen Kom-
petenz attraktiv ist, sodass viele Menschen an diesen Ort
kommen, um mit uns gemeinsam Zukunft zu gestalten.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1714202200

Nächste Rednerin in unserer Debatte ist für die Frak-

tion der Sozialdemokraten unsere Kollegin Petra Mer-
kel. Bitte schön, Frau Kollegin Petra Merkel.


(Beifall bei der SPD)



Petra Merkel (SPD):
Rede ID: ID1714202300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sehr geehrte Damen und Herren! Lieber Herr Staats-
minister Neumann, ich bin sehr froh, dass Sie wieder
hier sind. Ich freue mich, dass Sie genesen sind und dass
wir gemeinsam über den Kulturbereich diskutieren kön-
nen.

Die SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag hat in den
Haushaltsberatungen eine Reihe von Änderungsanträgen
eingebracht, um ein Bildungspaket umzusetzen, den na-
tionalen Pakt für Bildung und Entschuldung. Dieser Pakt
sieht jährlich Ausgaben in Höhe von 2 Milliarden Euro
vor; bis 2016 sind Mehrausgaben im Bildungsbereich in

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(C (D öhe von 10 Milliarden Euro vorgesehen. Meine Kolleinnen und Kollegen werden, wenn es um die einzelnen tats geht, auf diesen Bildungspakt zurückkommen und uch über den Entschuldungspakt reden. Insofern fasse h mich hier kurz. Bildung heißt selbstverständlich auch kulturelle Bilung. Auch für den Etat des Beauftragten für Kultur und edien haben wir Mittel eingeplant. Unser Konzept ieht für die Bereiche Medienkompetenz, Integration nd Fortbildung zusätzliche Mittel in Höhe von 5 Millioen Euro vor, 2 Millionen Euro davon sollten für Juendprojekte und für Projekte zur medialen Bildung von indern und Jugendlichen eingesetzt werden, und ,5 Millionen Euro hatten wir für die Medienkompetenzrschung vorgesehen. Es ist bedauerlich, dass die Koa tionsfraktionen diesen Anträgen nicht zugestimmt haen. Wir jedoch haben einigen Anträgen der Koalitionsfrakonen zugestimmt. Drei Beispiele dazu: 30 Millionen uro für ein Denkmalschutz-Sonderprogramm – dazu erde ich gleich noch kommen –, 2,5 Millionen Euro für ie Weiterförderung der Völklinger Hütte und zusätzche Mittel für das Haus der Kulturen der Welt, nämlich ,3 Millionen Euro für ein mehrjähriges Projekt. Ich möchte ein weiteres Thema ansprechen, mit dem h seit Jahren immer wieder in Berührung komme und on dem ich meine, dass es eine größere Bedeutung hat, ls wir ihm beimessen: die Bewahrung von Kulturgut. iele Stücke sind in einem so schlechten Zustand, dass an um ihren Erhalt bangen muss, viele sind kontami iert, sodass sie gar nicht ausgestellt werden können, nd viele Exponate, die in Museen lagern, lösen sich ise und langsam auf. Kunstwerke und Schätze aus Paier, Textilien oder Holz sind von Zerfall und Zersetzung edroht. Skulpturen und Gemälde sind der Zerstörung urch Klimaund Umweltgifte ausgesetzt. Die Bewahrung von Kulturgut geschieht auf mehren Ebenen: durch Untersuchungsmethoden, die Expo ate nicht zerstören, durch Messungen, bei denen Schadtoffe entdeckt werden, und durch dauerhafte Sicherung on Exponaten. Sie können sich vorstellen, dass drinend Forschungsmittel nötig sind, um in diesen Bereihen tätig zu werden, weil jedes Material eine andere ehandlung braucht. In Deutschland haben wir kompetente Einrichtungen, ie sich mit diesem Thema befassen, zum Beispiel die orschungsallianz Kulturerbe, eine Kooperation zwichen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Fraunofer-Gesellschaft und der Leibniz-Gemeinschaft, die AM, die Bundesanstalt für Materialforschung und rüfung, das Netzwerk zur interdisziplinären Kulturuterhaltung in Deutschland, N.i.Ke., und die Deutsche undesstiftung Umwelt. Die Arbeiten dieser Institutioen sollten Sie, Herr Staatsminister Neumann, mit dem ulturetat unterstützen und verstärken. Ich komme zu den denkmalgeschützten Gebäuden. en Regierungsfraktionen ist es erneut gelungen, ein onderprogramm aufzulegen; das begrüße ich sehr. Petra Merkel )


(Beifall bei der SPD)





(A) )

(Johannes Kahrs [SPD]: Das war aber unsere
Initiative! War mühsam genug!)

Die beiden letzten Programme waren sehr erfolgreich
und haben in Deutschland sichtbare Spuren hinterlassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


30 Millionen Euro stehen nun 2012 für die Sanierung
denkmalgeschützter Bauten zur Verfügung. Sehr gut an
diesem Programm ist übrigens, dass sich sowohl Kom-
munen als auch Länder und Private beteiligen und so aus
den 30 Millionen Euro fast 60 Millionen Euro werden
können. Das ist gut investiertes Geld; denn es kommt so-
wohl den Regionen als auch dem vor Ort tätigen Hand-
werk zugute.


(Beifall des Abg. Norbert Barthle [CDU/ CSU])


Bei der energetischen Sanierung denkmalgeschützter
Bauten hakt es allerdings. Wie viel hätte man gewonnen,
wenn man Energieeffizienz auch schon bei der Sanie-
rung berücksichtigen würde? Hier mein Appell an den
Beauftragten für Kultur und Medien: Tun Sie etwas,
auch mit Mitteln aus diesem Sonderprogramm! Nutzen
Sie die Energiewende, und unterstützen Sie energieeffi-
zientes Sanieren!


(Beifall bei der SPD)


Unterstützen Sie die Forschung in diesem Bereich, und
unterstützen Sie Kooperationen auch im Denkmal-
schutz! Das sind keine Mittel, die ausschließlich für Or-
chideen, die in irgendeinem Zusammenhang mit denk-
malgeschützten Gebäuden stehen, bereitgestellt werden,
sondern es geht um Verfahren, die man, wenn sie entwi-
ckelt worden sind, auch bei ganz normalen Objekten an-
wenden kann. Übrigens: Sie schaffen auch Arbeits-
plätze.


(Beifall bei der SPD)


Es passiert bereits etwas auf diesem Gebiet. Die Deut-
sche Bundesstiftung Umwelt zum Beispiel veranstaltet
im Dezember dieses Jahres eine Tagung zum Thema
Denkmal und Energie. Auf das Ergebnis bin ich ge-
spannt.


(Johannes Kahrs [SPD]: Wir auch! Das ist wichtig!)


Und: Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz
hat in einem Positionspapier im April dieses Jahres
Handlungsfelder zur energetischen Sanierung aufge-
zeigt, die ich sehr gut finde. Auch hier könnte man mit
dem Kulturetat Impulse setzen.


(Beifall bei der SPD)


Noch sind wir in Deutschland bei der Entwicklung
von Verfahren zur Sanierung von Kulturgut spitze. Da-
mit das so bleibt, brauchen wir aber weiter Forschungs-
mittel, um die Entwicklung neuer Techniken und Tech-
nologien voranzutreiben. Diese Chancen müssen wir
nutzen.

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(C (D Kultur hört ja nicht an Grenzen auf – auch nicht an er deutschen Grenze –, und die deutsche Kulturpolitik benfalls nicht. Deswegen weise ich kurz auf eine Neer-ending Story hin: Tarabya, die Künstlerakademie, onnte im Oktober in Istanbul eröffnet werden. Bis allerings die ersten Künstlerinnen und Künstler dort einzieen, wird es noch ein wenig dauern. Nach einigen Wierständen und nach dem Einsatz der Kolleginnen und ollegen aus dem Unterausschuss „Auswärtige Kulturnd Bildungspolitik“ ist es gelungen, dieses Projekt in ie Spur zu bringen. (Beifall bei der SPD – Johannes Kahrs [SPD]: Gegen die Bundesregierung!)


Ich möchte Herrn Staatsminister Neumann für die
ute Zusammenarbeit danken. In diesen Dank schließe
h selbstverständlich sein Haus und das Haushaltsrefe-
t ganz besonders mit ein. Ich danke auch meinen Kol-
ginnen und Kollegen sowie meiner Mitberichterstatte-
n und meinen Mitberichterstattern.

Zum Schluss will ich noch ein anderes Thema anspre-
hen. Ich danke Professor Parzinger und Michael Nau-
ann an dieser Stelle ganz besonders. Beide haben in

ervorragender Art und Weise gegen die von Vivien
tein in ihrem Buch Heinz Berggruen: Leben & Legende
orgebrachten Diffamierungen Stellung bezogen und
en Vorwürfen widersprochen. Beide haben mir aus der
eele gesprochen.


(Beifall der Abg. Stefanie Vogelsang [CDU/ CSU])


Ich bin noch immer froh, dass sich Heinz Berggruen
ntschlossen hatte, nach Deutschland zurückzukehren,
nd dass er nach Berlin zurückgekommen ist. Ich bin
uch sehr froh darüber, dass der Erweiterungsbau des
useums Berggruen aus Bundesmitteln finanziert wird

nd im Sommer nächsten Jahres eröffnet werden kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der LINKEN)


h bedanke mich bei der Familie Berggruen für ihr gro-
es Engagement in Berlin und bei Ihnen für Ihr Zuhören.

Danke sehr.


(Beifall bei der SPD)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1714202400

Nächster Redner für die Fraktion der CDU/CSU ist

nser Kollege Wolfgang Börnsen. Bitte schön, Kollege
olfgang Börnsen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Johannes Kahrs [SPD])



Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1714202500

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

etra Merkel, ich möchte Ihnen für die konstruktive,
enn auch kritische, und sehr anerkennende Rede herz-
ch danken. Das ist nicht selbstverständlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD – Swen Schulz Wolfgang Börnsen )





(A) )

[Spandau] [SPD]: Mal sehen, was jetzt von Ih-
nen kommt!)

Was bleibt, ist die Kultur. Ob der Kölner Dom, die
Volkslieder unseres Landes, der Faust von Goethe, die-
ser Reichstag hier oder Beethovens Ode an die Freude:
Was bleibt, ist die Kultur. Die Kultur ist das Fundament
unserer Gesellschaft. Sie gibt Menschen Orientierung
und Identität, sie schafft Lebensmut und Lebensfreude.
Deshalb ist es angemessen, die Kultur hier im Rahmen
des Kanzleretats zu diskutieren. Hier gehört sie hin.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und der Abg. Petra Merkel [Berlin] [SPD])


Deutschland, unser Land, ist ein kraftvolles, ein krea-
tives, ein vitales Kulturland.


(Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Ja, das sehen wir!)


Es sind die Künstlerinnen und Künstler, die Kulturschaf-
fenden, die schöpferischen Mitbürger, die diesen Reich-
tum unseres Landes ausmachen. Sie tragen zur Leben-
digkeit, aber auch Einheit unserer Gesellschaft bei, zu
Integration, Zufriedenheit und Lebensperspektive. Ihnen
haben wir ganz besonders für ihren Einsatz hier zu dan-
ken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie der Abg. Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Doch auch die Arrangeure der Kultur – die Dirigen-
ten, die Galeristen, die Regisseure, die Bibliothekare,
aber auch die Kassiererin in einer Volkstanzgruppe – ge-
hören dazu; denn ohne sie wäre Kultur für alle von allen
nicht zu realisieren. Auch ihnen gilt deshalb unser Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Burkhardt Müller-Sönksen [FDP])


Der Preis, den wir für diese Leistung zu zahlen haben,
ist relativ klein. Er entspricht 1,9 Prozent des Volumens
aller Haushalte – mehr nicht. 9 Milliarden Euro geben
Bund, Länder und Gemeinden in Deutschland für die
Kultur aus. Die Gemeinden und die Länder tragen daran
den Hauptanteil.

Wenn man nur einmal die Musikkultur als Beispiel
nimmt, dann kann man erkennen, wie wichtig, notwen-
dig und ertragreich dieser Einsatz ist: Über 50 000 Chöre
beleben unsere Gesellschaft, es gibt die gleiche Anzahl
informeller Musikvereinigungen, also insgesamt über
100 000 Gruppen. Es gibt 750 erstklassige Orchester und
Musiktheater und 50 000 Rock-, Jazz- und Popbands.
Wir haben die reichhaltigste Musikszene in Europa.
Nicht zu vergessen: 40 Millionen Kulturtouristen kom-
men jährlich nach Deutschland, um diesen Reichtum zu
genießen. Das bringt insgesamt 85 Milliarden Euro an
Einnahmen für unser Land.

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(C (D Sie hier im Parlament tragen durch Ihre Entscheidung ur Kulturattraktivität unseres Landes bei. Dabei ist die öhe des Kulturetats die Gretchenfrage. Mit der Ent cheidung von heute und von dieser Woche erfährt der aushalt von Staatsminister Bernd Neumann seine iebte Steigerung im siebten Jahr. Unser Bremer Kollege ann eine noch nie dagewesene Erfolgsgeschichte veruchen. Danke! (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ahinter stecken trotz eines lahmen Beines unermüdli-
her Einsatz, viel Geschick und kluge Diplomatie. Herz-
chen Dank und weiterhin gute Genesung!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Auch die Beibehaltung des verminderten Mehrwert-
teuersatzes gehört dazu. Sie sichert die Existenz für
iele Kulturschaffende. Die Buchpreisbindung gehört
benso dazu. Alle diese Fundamente müssen wir sichern
nd dürfen sie nicht abbauen. Was sich hier so locker
om Pult verkünden lässt, ist immer im Wettbewerb mit
nderen Politikbereichen durchzusetzen. Gleich ob Si-
herheit oder Soziales, Finanzkonsolidierung, Forschung
der Bildung: Sie alle sind von grundlegender Bedeu-
ng.

Ich bedanke mich bei meinen Kollegen im Haushalts-
usschuss: Jürgen Koppelin, Petra Merkel, Rüdiger
ruse und Herbert Frankenhauser.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Wieso haben Sie mich nicht erwähnt?)


ie alle haben eine Lanze für die Kultur gebrochen, weil
ie davon überzeugt sind, dass sie das Fundament unse-
r Gesellschaft bleiben soll. Das gilt auch für die Kolle-

en der Opposition im Haushaltsausschuss.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der Zugewinn, den wir für die Kultur haben, ist ein
ugewinn für unsere Gesellschaft, aber der Preis dafür
damit komme ich zum Schluss – ist die Neuverschul-

ung. Das ist mehr als ein Schönheitsfehler. Auch wenn
nser Anteil nur minimal ist, wäre es doch gerechtfertigt,
ass wir in unseren Überlegungen maßvoll sind. Wir als
ulturpolitiker haben nicht nur eine Fach-, sondern auch

ine Gesamtverantwortung.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1714202600

Nächste Rednerin ist für die Fraktion Die Linke un-

ere Kollegin Frau Dr. Lukrezia Jochimsen. Bitte schön,
rau Kollegin.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )


)(B)


Dr. Lukrezia Jochimsen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714202700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

setze jetzt die Ode an die Kultur des Kollegen Börnsen
auf etwas andere Art und Weise fort.

Es ist eben die Kultur, die unser Wertefundament
bildet. Es sind die Künste, die … ganz wesentlich
die Basis unseres Gemeinwesens bilden.

Wer hat das wohl gesagt? – Richtig, Staatsminister Neu-
mann, hier an dieser Stelle in seiner Rede zum Kultur-
haushalt in erster Lesung. Wie wahr ist diese Bewertung.
Wie doppelt wahr klingt sie uns jetzt in einer Zeit, da wir
mit blankem Entsetzen das mörderische und unerkannte
Treiben von Rechtsterroristen in unserem Land zur
Kenntnis nehmen müssen.

Das Gebot der Stunde heißt doch: Wie machen wir
die Kultur tatsächlich zu unserem Wertefundament? Wie
fördern und stärken wir die Künstlerinnen und Künstler
in unserem Land, dass die Künste tatsächlich die Basis
unseres Gemeinwesens bilden können?


(Beifall bei der LINKEN)


Das erreichen wir nicht mit einem pompösen Schloss-
bau in Berlin samt einem Freiheits- und Einheitsdenkmal
auf dem Platz davor.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Genau! – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das tut euch weh!)


Das erreichen wir erst recht nicht mit fortgesetzter Fi-
nanzierung der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöh-
nung“, in der der Zentralrat der Juden seine Mitarbeit ru-
hen lässt und Vertreter von Roma und Sinti gar nicht erst
vorgesehen sind. Das erreichen wir auch nicht mit einem
satten Zuschuss von 2,2 Millionen Euro pro Jahr für die
Bayreuther Festspiele.


(Beifall bei der LINKEN)


Was wir brauchen, ist zweierlei:

Erstens. Kulturelle Bildung unserer Kinder, und zwar
Bildung gegen Rassismus und Gewalt von früh an,
wohlgemerkt: für alle unsere Kinder.


(Beifall bei der LINKEN)


Diese kulturelle Bildung muss in unserem Land und da-
mit in der Kulturpolitik einen neuen Stellenwert erhal-
ten.

Ich weiß, dass im Etat des Beauftragten der Bundes-
regierung für Kultur und Medien zusätzliches Geld für
weitere Modellprojekte zur Verfügung steht. Aber Mo-
dellprojekte reichen nicht aus. Es muss eine echte Bil-
dungskampagne für Kinder und Jugendliche auf den
Weg gebracht werden. Ich habe das schon vor drei Jah-
ren an dieser Stelle eingefordert. Heute gilt diese Forde-
rung brennender denn je. Kinder und Jugendliche dürfen
den braunen Verführern nicht länger zur Beute werden.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN sowie der Abg. Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


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(C (D ie jahrelang unerkannte Nazi-Mordserie in unserem and ist doch auch eine geistige und kulturelle Krise. Es t nicht nur eine Krise der Behörden, der Verfassungsmter und der Polizei, nein, es ist auch eine geistige und ulturelle Krise. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Ohne Künstlerinnen und Künstler gibt es
eine Künste. Deshalb müssen endlich Schritte unter-
ommen werden, die soziale Lage der Kulturschaffen-
en entscheidend und wirksam zu verbessern. Um die
isere wissen alle Verantwortlichen nun lange genug.


(Beifall bei der LINKEN)


s geht um Initiativen, Gesetze und Umdenken statt nur
m Einzelförderung oder Preise. Darüber müssen sich
er Staatsminister, die Kulturpolitiker aller Fraktionen
nd der Kulturausschuss in einer Zeit wie dieser klar
erden und sich aufs Handeln verständigen.

Zum Schluss in diesem Zusammenhang ein Beispiel:
Weimar gibt es seit Jahren ein renommiertes Kunst-
st. Eröffnet wird es stets mit dem großen Orchester-

onzert „Gedächtnis Buchenwald“, kostenlos und zu-
änglich für alle, und einer Gedenkveranstaltung für die
pfer des KZ. An keinem anderen Ort in Deutschland
ehen Kunst und Erinnern so direkt ineinander über.

Für dieses Kunstfest, vom Land Thüringen, der Stadt
eimar und bisher zeitlich begrenzt von der Bundeskul-
rstiftung gefördert, wurde für 2012, von der SPD und

uch von uns unterstützt, ein Antrag auf Mitfinanzierung
urch den Bund in Höhe von 500 000 Euro gestellt. Die
oalition lehnte ab. Staatsminister Neumann sagte ge-
enüber der Thüringischen Landeszeitung, er fördere nur
achhaltige Projekte; ob das Kunstfest über 2013 hinaus
xistiere, sei nicht sichergestellt. Aber es geht doch um
as Jahr 2012. Welch eine Logik und welch ein Schaden
r ein Projekt, das wir in diesen Zeiten dringender brau-

hen denn je! Bitte lassen Sie uns umdenken.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1714202800

Nächster Redner in dieser Debatte ist für die Fraktion

er FDP unser Kollege Reiner Deutschmann. Bitte
chön, Kollege Deutschmann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Reiner Deutschmann (FDP):
Rede ID: ID1714202900

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

amen und Herren! Im Koalitionsvertrag haben Union
nd FDP vor zwei Jahren Folgendes geschrieben – ich
itiere –:

Kulturförderung ist keine Subvention, sondern eine
unverzichtbare Investition in die Zukunft unserer
Gesellschaft.





Reiner Deutschmann


(A) )


)
Dazu bekennen wir uns auch ausdrücklich in Zeiten der
Euro-Krise. Der Kulturhaushalt wächst, und das schon
seit Jahren. Für 2012 stehen 5,1 Prozent mehr Mittel zur
Verfügung.

Ich möchte Kulturstaatsminister Bernd Neumann so-
wie allen Beteiligten, insbesondere aber auch dem Haus-
haltsausschuss des Deutschen Bundestages für die in
Zeiten des Sparens nicht selbstverständliche Erhöhung
des Kulturetats danken. Der Deutsche Bundestag setzt
damit ein starkes Zeichen, dass der Förderung von Kunst
und Kultur in Deutschland ein besonderer Stellenwert
zukommt. Ich würde mir wünschen, dass eine solche
Prioritätensetzung in absehbarer Zeit auch in allen Län-
dern und Kommunen zum Normalfall wird.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, in diesen
Zeiten kann man sicherlich nicht alle Ziele umsetzen, die
man sich zu Beginn der Haushaltsberatungen gesetzt hat.
Die Rückführung der Staatsschulden im Rahmen der
Schuldenbremse hat absoluten Vorrang. Dennoch ist es
uns gelungen, einige wichtige Projekte in den Haushalt
2012 neu aufzunehmen oder zu verlängern.

Herausragend ist gewiss die bereits genannte Verlänge-
rung des Denkmalschutzprogramms. Zur Substanzerhal-
tung und Restaurierung stehen nun zusätzliche 30 Millio-
nen Euro zur Verfügung. Damit wird dem Verfall wichtiger
Kulturgüter von nationalem Rang weiter Einhalt geboten.
Ich denke, wir zollen damit auch dem kürzlich verstorbe-
nen und von uns allen verehrten Professor Dr. Kiesow
und der von ihm lange Jahre geleiteten Deutschen Stif-
tung Denkmalschutz unseren besonderen Respekt und
zeigen unsere Anerkennung;


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


denn gerade dort, wo der Staat mit gutem Beispiel vo-
rangeht, engagiert sich auch die Zivilgesellschaft.

Eine weitere Erhöhung betrifft den Haushalt des Bun-
desbeauftragten für die Stasiunterlagen. Der BStU kann so
beispielsweise in einen zukunftsorientierten Internetauf-
tritt investieren. Durch diese Neugestaltung wird mehr
Informationsmaterial für Kinder und Jugendliche bereit-
gestellt, und es gibt spezielle Seiten für die Lehrerfortbil-
dung. Zudem wird der BStU – dem Gedenkstättenkonzept
entsprechend – zusammen mit der Antistalinistischen
Aktion ein Dokumentations- und Bildungszentrum im
Haus 1, Normannenstraße, aufbauen, eine Dauerausstel-
lung, die die Funktion des Ministeriums für Staatssicher-
heit im System der SED-Diktatur darstellen wird.

Entscheidend wird auch in der Normannenstraße, wie
im Netz, der Dialog mit der jungen Generation sein. Hier
möchte ich Roland Jahn zitieren, der in seiner Antritts-
rede im März sagte:

Je besser wir begreifen, wie die Diktatur in der
DDR im Alltag funktioniert hat, desto besser kön-
nen wir, hier und heute, Demokratie gestalten.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nicht zuletzt ist es uns auch gelungen, etwas für den
chutz einer besonderen Welterbestätte in Deutschland
u tun. Für dringend notwendige Investitionen in das
eltkulturerbe Völklinger Hütte im Saarland wird ein

uschuss von 2,5 Millionen Euro gewährt. Damit wird
twas getan für den Erhalt eines Wahrzeichens der Inge-
ieurbaukunst, das bereits 1994 von der UNESCO in die
iste der Welterbestätten aufgenommen wurde.

Ohne ins Detail zu gehen, möchte ich dem Haushalts-
usschuss auch besonders dafür danken, dass er der Stif-
ng TANZ-Transition und dem Gleimhaus in Halber-

tadt Gelder zur Verfügung gestellt hat. Die Stiftung
ANZ-Transition hilft Tänzerinnen und Tänzern nach
em Ende ihrer körperlich sehr fordernden Tanzkarriere,
in neues Erwerbsfeld zu finden. Das Gleimhaus in Hal-
erstadt steht als Stätte der Aufklärung und ist im Blau-
uch der Bundesregierung verzeichnet. Anlässlich des
50-jährigen Jubiläums im Jahr 2012 wird dort eine
roße Sonderausstellung unter dem Titel „Tempel der
reundschaft, Schule der Humanität, Museum der Auf-
lärung“ stattfinden.

Zum Schluss möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass
Etat des Bundeswirtschaftsministers wieder 3,5 Mil-

onen Euro für die vielfältigen Aktivitäten der Initiative
ultur- und Kreativwirtschaft eingestellt sind. Hervorzu-
eben ist hier die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwi-
chen dem BMWi und dem BKM.

Abschließend und nach vorne blickend, hoffe ich,
ass es uns auch im nächsten Jahr gelingen wird, einen
o ausgewogenen und in die Zukunft weisenden Kultur-
aushalt aufzustellen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1714203000

Letzte Rednerin unserer Debatte ist unsere Kollegin

rau Tabea Rößner für die Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
en. – Ich wäre sehr dankbar, wenn wir der Rednerin
och die gebotene Aufmerksamkeit schenken würden.


Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714203100

Danke, Herr Präsident. – Sehr geehrte Damen und

erren! Freie Kunst und freie Presse sind die Säulen ei-
er Demokratie. Gerade in Zeiten wie diesen ist es des-
alb unsere Aufgabe, diese Pfeiler zu stabilisieren. Wir
önnen und sollten nicht das Schreiben für den Journa-
sten übernehmen oder der Bildhauerin den Meißel füh-
n. Das Grundgesetz schützt Kunst und Presse vor

taatlichem Einfluss – und das ist auch gut so.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Aber wir haben die Möglichkeit, Leitplanken zu set-
en. Ein Beispiel: Das Presse-Grosso ist in Gefahr. Da-
ei ist dieses Vertriebssystem ein wichtiger Garant für
ie Pressevielfalt in Deutschland. Ob klein oder groß:
eder Verlag hat mit seinen Zeitungen den gleichen Zu-

(B)






Tabea Rößner


(A) )


)(B)

gang zum Verkaufsregal. Doch jetzt will ein großer Ver-
lag aussteigen. Ich frage Sie, was die Bundesregierung
plant, um das seit 60 Jahren bewährte System zu erhal-
ten. Hier müsste eine neue Leitplanke gesetzt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Presse ist in der Krise, Auflagen sinken, Lokalre-
daktionen werden geschlossen und Personal wird abge-
baut. Eine gute Berichterstattung wird immer schwieri-
ger. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es noch genau
drei Regionalzeitungen. Dort, wo demokratische Medien
fehlen, verteilt die NPD Gratisblätter an alle Haushalte.
Deshalb brauchen wir starke Medien vor Ort, die infor-
mieren, die aufklären und die den Rechten die Maske ab-
reißen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wie reagiert die Bundesregierung? Sie legt einen Ge-
setzentwurf zur Pressefusionskontrolle auf den Tisch.
Aber ob das den kleinen Verlagen wirklich helfen wird,
bezweifle ich. Sie können damit nur leichter von den
Großen geschluckt werden. Nun kann man sagen: Das
ist völlig normal in den Märkten. – Aber weil der
Medienmarkt so sensibel ist, braucht er besondere Re-
gulierungen. Um aber den Verlust an Vielfalt in der Pres-
selandschaft zu verhindern, sind erleichterte Übernah-
mebedingungen der völlig falsche Weg.

Es stellt sich die Frage, wie Zeitungen – oder besser:
wie Journalismus – zukünftig überhaupt finanziert wer-
den können, gerade angesichts der immer größeren Nut-
zung des Internets. Die Bundesregierung hat darauf seit
Beginn ihrer Amtszeit nur eine Antwort: das Leistungs-
schutzrecht. Diese Antwort predigt die Kanzlerin bei al-
len Verlegertreffen wie das neue Evangelium der Presse.
Ein Leistungsschutzrecht würde Verlage aber nicht ret-
ten und käme vor allem wieder nur den Großen zugute,
ganz abgesehen von den rechtlichen Unklarheiten und
der Frage, wie viel von den geplanten Einnahmen ei-
gentlich bei den Journalisten selbst ankäme.

Offenbar hat sich ein Teil der Koalition unserer Mei-
nung angeschlossen, dass dieses Gesetz nichts bringt.
Daher mein Rat: Lassen Sie diesen Gesetzentwurf in der
Schublade und kümmern Sie sich um die relevanten Fra-
gen!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Aber auch diese wollen Sie leider nicht angehen.

In der Internet-Enquete sollte ein Gutachten über
neue Geschäftsmodelle in Auftrag gegeben werden. Wir
hatten uns darauf geeinigt, und Gutachter wurden ange-
fragt. Aber kurz vor der endgültigen Beauftragung wird
das Ganze abgeblasen. Dazu kann ich nur sagen: Es geht
Ihnen gar nicht um die Sache. Sie wollen nicht in die Zu-
kunft denken. Sie verharren in der Vergangenheit.

Auch von Ihnen, Herr Staatsminister Neumann, habe
ich auf diese brennenden Fragen bisher keine Antworten

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1)

(C (D rhalten. Dabei ist gerade Ihr Ressort ein wichtiges Resort für unsere Demokratie. Aber dem werden Sie leider icht gerecht. Weder befördern Sie die Debatte um Meienvielfalt noch unterstützen Sie den Kulturbereich in einem Beitrag für Demokratie. Sie könnten in Ihrem Haushalt zum Beispiel ein Forchungsprojekt des Archivs für Jugendkulturen fördern. ort werden pädagogische Konzepte entwickelt, die im ünstlerischen Diskurs Diskriminierung, Gewalt und assismus entgegenwirken sollen. Unseren Antrag dazu aben Sie aber abgelehnt. Dass die Bundesregierung ein ugendkulturprojekt gegen Rechtsextremismus nicht förern will, ist insbesondere vor dem aktuellen Hinterrund das absolut falsche Signal. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


uc Jochimsen hat darauf hingewiesen: Demokratiebil-
ung ist auch eine kulturpolitische Aufgabe.

Ähnlich wie bei den Zeitungen stoßen auch an Orten,
o das kulturelle Leben tot ist, Rechtsextreme in diese
ücken und verbreiten in Konzerten ihre Hasslieder.
eshalb brauchen wir gerade dort soziokulturelle Zen-
en, die das Wegbrechen der Kultur verhindern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


urch eine Aufstockung des Fonds „Soziokultur“ und
urch eine Stärkung der Bundesvereinigung Soziokultu-
ller Zentren könnten Sie sich deutlich positionieren.
och auch das tun Sie nicht.

Die Bundesregierung ist mit der Maßgabe angetreten,
ie tragenden Säulen der Demokratie für die Zukunft zu
stigen. Aber nach der Hälfte der Legislaturperiode

leibt leider nur das Fazit: Sie können nicht einmal den
eton dafür anmischen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1714203200

Liebe Kolleginnen und Kollegen, weitere Wortmel-

ungen liegen nicht vor. Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen damit zur namentlichen Abstimmung
ber den Einzelplan 04, Bundeskanzlerin und Bundes-
anzleramt, in der Ausschussfassung. Ich bitte die
chriftführerinnen und Schriftführer, die vorgesehenen
lätze einzunehmen. – Sind alle Plätze besetzt? – Das ist
er Fall. Ich eröffne die Abstimmung.

Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
timme noch nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der
all. Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schrift-
hrerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu

eginnen. Das Ergebnis der namentlichen Abstimmung
ird Ihnen später bekannt gegeben.1)

Ergebnis Seite 16948 D





Vizepräsident Eduard Oswald


(A) )


)(B)

Darf ich Sie bitten, die Plätze wieder einzunehmen? –
Wir fahren fort.

Ich rufe den Punkt II.11 auf:

Einzelplan 05
Auswärtiges Amt

– Drucksachen 17/7105, 17/7123 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Herbert Frankenhauser
Klaus Brandner
Dr. h. c. Jürgen Koppelin
Michael Leutert
Sven-Christian Kindler

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist dies so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Erster Redner in unserer
Debatte ist für die Fraktion der Sozialdemokraten unser
Kollege Klaus Brandner. Bitte schön, Kollege Klaus
Brandner.


(Beifall bei der SPD)



Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1714203300

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
Bevor ich zum Einzelplan des Auswärtigen Amtes
komme, möchte ich es nicht versäumen, Dr. Morhard,
dem Leiter des für den Haushalt zuständigen Referats,
und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die of-
fene, präzise und konstruktive Zusammenarbeit zu dan-
ken. Das beziehe ich aber auch auf den Minister und sein
Umfeld. Ich denke, dass es in der kurzen Zeit zwischen
dem Berichterstattergespräch und der Ausschusssitzung
– dazwischen lag nur eine Woche – sehr viel Arbeit zu
erledigen gab. Das ist mit großer Präzision und Sorgfalt
geschehen. Dafür herzlichen Dank!


(Beifall bei der SPD)


Bevor ich auf die Eckpunkte des Haushalts 2012 ein-
gehe, möchte ich zwei Entwicklungen ansprechen, die
die Beratungen und die Zukunft des Auswärtigen Amts
tangieren.

Die erste Entwicklung ist die UNESCO-Irritation.
Viele rätseln bis heute, warum es zu der unglücklichen
Irritation durch die angekündigte Sperrung sämtlicher
UNESCO-Beiträge kam. Wir Sozialdemokraten waren
am Morgen der Bereinigungssitzung sehr überrascht, die
Anträge der Koalition auf Sperrvermerke über alle
UNESCO-Positionen über eine Höhe von immerhin
10,8 Millionen Euro zu hören. Erfreulicherweise hat die
Koalition, namentlich die Kollegen Frankenhauser und
Koppelin, diese Anträge sehr schnell zurückgezogen. Ich
finde, dieser Vorstoß war ein kapitaler Fehler.


(Beifall der Abg. Dr. Rolf Mützenich [SPD] und Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE])


Es ist gut, dass die Anträge zurückgezogen worden sind.
Kollege Stinner wurde in der Frankfurter Allgemeinen

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(C (D eitung mit der Aussage zitiert, dass dies ein falsches ignal war, das nach außen gesendet worden ist. Damit at der Kollege Stinner, wie ich meine, uneingeschränkt cht. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der FDP und der LINKEN)


Ich sprach von zwei Entwicklungen. Ein Zweites hat
ritationen ausgelöst, nämlich die Kooperationsverein-
arung des BMZ mit dem AA. Das war eine weitere
berraschung, die unmittelbar nach der Bereinigungs-

itzung auf den Tisch kam. Wir hatten den Haushalt AA
012 abgeschlossen – „geschlossen“, wie es formal
eißt –, und dann erreichte uns eine Mail mit weitrei-
henden und finalisierenden Kooperationsregelungen
wischen BMZ und AA. Darüber wurde in der gesamten
eratungszeit nicht ein Wort verloren. Ich will dazu zwei
inge feststellen, erstens eine politische Bewertung und

weitens eine formale Bewertung vornehmen.

Die politische Bewertung. Im gestrigen Berichterstat-
rgespräch haben wir Fragen zur Umsetzung der Ko-
perationsvereinbarung besprochen und vorberaten. Ich
arf an dieser Stelle dem Minister danken, dass er an ei-
em Punkt gleich eingelenkt hat. Er hat klargestellt, dass
ie Förderkriterien und Modalitäten für die politischen
tiftungen, sofern sie für ihre Tätigkeit in Osteuropa
ünftig über das AA finanziert werden sollten, an die
örderkriterien des BMZ angepasst werden, dass diese
lso übernommen werden. Damit hat er zumindest einen
eitrag zur Beruhigung in der Stiftungsszene geleistet.
afür darf ich Ihnen an dieser Stelle danken, Herr Mi-
ister.

Ich will ein Weiteres sagen. Völlig unverständlich er-
cheint mir zum Beispiel die Regelung in Punkt 11 der
ereinbarung, und da werde ich unruhig. Ich zitiere:

AA unterstützt den Wunsch des BMZ, innerhalb
der Bundesregierung die ODA-Koordinierung als
Kernkompetenz zu übernehmen, und geht davon
aus, dass BMZ sich bei der ODA-Koordinierung re-
gelmäßig mit AA abstimmt.

Wenn ich an die politischen Freundschaften innerhalb
rer Partei momentan und die Vergangenheit des Minis-
rs denke, dann tut mir der Minister wirklich leid. Wenn
an Kernkompetenzen an ein anderes Ministerium über-
ägt, das in der Sache außenpolitisch wichtige Weichen-
tellungen vornimmt, dann habe ich große Sorgen dahin
ehend, welche Abstimmungsschrammen und welche
useinandersetzungen zwischen den Häusern, insbeson-
ere zulasten des AA, entstehen können.


(Beifall bei der SPD)


ir reicht es nicht aus – das will ich an dieser Stelle sa-
en –, festzustellen, dass Kernkompetenzen abgegeben
erden; denn Sie sagen ja selbst in der Vereinbarung: Es
t davon auszugehen, dass eine Abstimmung erfolgt. –
s ist davon auszugehen! Die Abstimmung muss gar
icht zwingend erfolgen.

Wer den Aufwuchs des Etats des Auswärtigen Amts
ieht – er besteht in diesem Jahr fast ausschließlich aus





Klaus Brandner


(A) (C)


)(B)


ODA-Mitteln; von dem Aufwuchs von 203 Millionen
Euro sind 190 Millionen Euro ODA-Mittel –, der er-
kennt, dass diese Mittel für das AA elementar sind, und
hat große Sorge, dass auf diese Art und Weise die Politik
des AA nicht mehr so unabhängig sein kann, wie wir sie
uns wünschen.

Übrigen auch längere Finanzierungszeiträume als, wie
zurzeit angepeilt, zwei Jahre. Wir Sozialdemokraten ste-
hen dafür, dass Deutschland über mehrere Jahre hinweg
als verlässlicher Partner diesen Prozess unterstützt und
auch in Zukunft weiter unterstützen wird und will.


(Beifall bei der SPD)



(Beifall bei der SPD)


Ich will zu den Eckpunkten des Haushalts 2012 kom-
men. Lassen Sie mich dazu einen Bogen schlagen und
auf den Etat generell eingehen. Der Etat steigt um etwa
6,5 Prozent. Dadurch entstehen neue Handlungsspiel-
räume für das AA, die genutzt werden müssen. Wir be-
grüßen das uneingeschränkt. Insofern ist es schön, dass
der Etat in diesem Jahr so deutlich wächst. Damit wer-
den essenzielle Außenpolitikfelder wie zum Beispiel die
Sicherung von Frieden und Stabilität wieder gestärkt. So
wurden zum Beispiel die Mittel für den Titel für Krisen-
prävention und friedenserhaltende Maßnahmen von
90 Millionen Euro auf 120 Millionen Euro angehoben.
Das entspricht einer langjährigen Forderung der Sozial-
demokraten. Wir begrüßen dies ausdrücklich.

Aber ich will an dieser Stelle gleich sagen, dass bei
allen neuen Handlungsspielräumen in diesem Bereich
durch die Kooperationsvereinbarung zwischen BMZ und
AA im Titel des BMZ 15 Millionen Euro wieder abgezo-
gen werden sollen, ohne zu wissen, welche Maßnahmen
betroffen sind, die dann nicht mehr oder nur noch einge-
schränkt durchgeführt werden können. Es fehlt letztlich
an einem schlüssigen Konzept. Ein solches ist dringend
anzumahnen. Ich bin dankbar, dass auch die Koalitions-
kollegen auf Initiative des Kollegen Frankenhauser ei-
nen entsprechenden Änderungsantrag in der nächsten
Haushaltsausschusssitzung einbringen werden, um
schnellstens das Programm für diese Vereinbarung zu er-
halten, damit wir entsprechend politisch agieren können.

Ich möchte nun auf die Transformationspartnerschaft
mit Nordafrika und dem Nahen Osten zu sprechen kom-
men. Ausdrücklich begrüße ich, auch als Vorsitzender
der Deutsch-Ägyptischen Parlamentariergruppe, dass für
2012 und 2013 zusätzlich 100 Millionen Euro zur Verfü-
gung gestellt werden. Aber auch das sind wiederum
ODA-Mittel. Wenn die Kernkompetenzen für diese Auf-
gaben beim BMZ liegen und nicht mehr beim AA, dann
muss man sich fragen, wie diese Aktivitäten, die wich-
tige Projekte und Maßnahmen zur Förderung der jungen
Demokratie auf den Weg bringen, zukünftig erfolgen
können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich gehe jedenfalls davon aus, meine Damen und Her-
ren, dass hier dringend für Klarheit gesorgt werden
muss; denn der Demokratisierungs- und Transformati-
onsprozess braucht einen langen Atem. Er braucht im

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(D Ich möchte noch den Bereich der auswärtigen Kulturnd Bildungspolitik ansprechen. Auch hier kann erfreucherweise eine Rücknahme der im Regierungsentwurf ngekündigten Kürzungen bei den Schulen im Ausland stgestellt werden. Ich freue mich sehr, dass Sie endlich insicht gezeigt und etwas gegen die mittlerweile chroische Unterfinanzierung der Schulen im Ausland getan aben. Aber ich will an dieser Stelle auch sagen: Das arf nicht davon ablenken, dass die Finanzierung dieses ereichs im Kern einer Täuschung unterliegt. Denn die chwarz-gelbe Koalition hat in ihrem politischen Proramm vorgesehen, dass in dieser Legislaturperiode 2 Milliarden Euro für Bildung und Forschung ausgegeen werden sollen. Der Anteil daran für auswärtige Bilung und Forschung im Haushalt des AA ist aber nicht xtra ausgewiesen, sondern verschwindet im Gesamtetat nd dient damit als Verfügungsmasse. Wir bestehen daruf, dass die Mittel sichtbar gemacht werden und an der chtigen Stelle ankommen. Die SPD hat – das möchte ich an dieser Stelle ansprehen – einen Pakt für Bildung und Entschuldung aufgetellt. Dieser setzt verlässliche Schwerpunkte. Er stärkt ie deutschen Auslandsschulen, aber auch die Mittlerrganisationen. Durch diesen Pakt würden im nächsten ahr 80 Millionen Euro zusätzlich fließen und bei den ielen renommierten Bildungsinstitutionen im Ausland nkommen. Wir hoffen darauf, dass wir bald wieder die olitische Mehrheit haben, um solche Vorhaben in die at umsetzen zu können. Denn Verlässlichkeit ist ein ichtiges Zeichen unserer Außenpolitik. Dazu gehört uch die auswärtige Kulturpolitik, für die wir uneingechränkt stehen. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. Bevor wir in der Debatte fortfahren, gebe ich Ihnen as von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermitlte Ergebnis der namentlichen Abstimmung zum inzelplan 04 – Geschäftsbereich der Bundeskanzlerin nd des Bundeskanzleramtes – bekannt: abgegebene timmen 580, mit Ja haben 319 Kolleginnen und Kolleen gestimmt, mit Nein 261. Es gab keine Enthaltung. er Einzelplan 04 ist damit angenommen. Vizepräsidentin Petra Pau )


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714203400




(A) )

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 580;
davon

ja: 319
nein: 261

Ja

CDU/CSU

Ilse Aigner
Peter Altmaier
Peter Aumer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Manfred Behrens (Börde)

Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)

Dirk Fischer (Hamburg)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Michael Frieser
Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Josef Göppel

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rsula Heinen-Esser
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nette Hübinger
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ieter Jasper
r. Franz Josef Jung
ndreas Jung (Konstanz)

r. Egon Jüttner
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teffen Kampeter
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ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


olker Kauder
r. Stefan Kaufmann
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artmut Koschyk
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r. Günter Krings
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r. Hermann Kues
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r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

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r. Norbert Lammert
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tefan Müller (Erlangen)

r. Philipp Murmann
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homas Strobl (Heilbronn)

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r. Hans-Peter Uhl
olkmar Vogel (Kleinsaara)

tefanie Vogelsang
ndrea Astrid Voßhoff
r. Johann Wadephul
arco Wanderwitz
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arcus Weinberg (Hamburg)


eter Weiß (Emmendingen)

abine Weiss (Wesel I)

go Wellenreuther
arl-Georg Wellmann
eter Wichtel
nnette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
lisabeth Winkelmeier-
Becker
agmar G. Wöhrl
r. Matthias Zimmer
olfgang Zöller

DP

ns Ackermann
hristian Ahrendt
hristine Aschenberg-
Dugnus

lorian Bernschneider
ebastian Blumenthal
laudia Bögel
icole Bracht-Bendt
laus Breil
ainer Brüderle
ngelika Brunkhorst
rnst Burgbacher
arco Buschmann

ylvia Canel
elga Daub
einer Deutschmann
r. Bijan Djir-Sarai
atrick Döring
echthild Dyckmans
ainer Erdel
rg van Essen





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

Ulrike Flach
Otto Fricke
Paul K. Friedhoff
Dr. Edmund Peter Geisen
Dr. Wolfgang Gerhardt
Hans-Michael Goldmann
Heinz Golombeck
Miriam Gruß
Joachim Günther (Plauen)

Dr. Christel Happach-Kasan
Heinz-Peter Haustein
Manuel Höferlin
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Heiner Kamp
Michael Kauch
Dr. Lutz Knopek
Pascal Kober
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Dr. h. c. Jürgen Koppelin
Sebastian Körber
Holger Krestel
Patrick Kurth (Kyffhäuser)

Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Sabine Leutheusser-

Schnarrenberger
Lars Lindemann
Christian Lindner
Dr. Martin Lindner (Berlin)

Michael Link (Heilbronn)

Dr. Erwin Lotter
Oliver Luksic
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Gabriele Molitor
Jan Mücke
Petra Müller (Aachen)

Burkhardt Müller-Sönksen
Dr. Martin Neumann


(Lausitz)

Dirk Niebel
Hans-Joachim Otto


(Frankfurt)

Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Christiane Ratjen-

Damerau
Dr. Birgit Reinemund
Dr. Peter Röhlinger
Dr. Stefan Ruppert
Björn Sänger
Marina Schuster
Dr. Erik Schweickert
Werner Simmling
Judith Skudelny
Dr. Hermann Otto Solms
Joachim Spatz
Dr. Max Stadler
Torsten Staffeldt
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Florian Toncar
Serkan Tören
Johannes Vogel


(Lüdenscheid)


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r. Guido Westerwelle
r. Claudia Winterstein
r. Volker Wissing
artfrid Wolff (Rems-Murr)


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PD

grid Arndt-Brauer
ainer Arnold
einz-Joachim Barchmann
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r. Hans-Peter Bartels
laus Barthel
ören Bartol
ärbel Bas
irk Becker
we Beckmeyer
othar Binding (Heidelberg)

erd Bollmann
laus Brandner
illi Brase
ernhard Brinkmann

(Hildesheim)


delgard Bulmahn
arco Bülow

etra Crone
artin Dörmann

lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
ebastian Edathy
go Egloff

iegmund Ehrmann
r. h. c. Gernot Erler
etra Ernstberger
arin Evers-Meyer
lke Ferner
abriele Fograscher
r. Edgar Franke
igmar Gabriel
ichael Gerdes
artin Gerster
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ünter Gloser
lrike Gottschalck
ngelika Graf (Rosenheim)

erstin Griese
ichael Groschek
ichael Groß
olfgang Gunkel
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ubertus Heil (Peine)

olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
abriele Hiller-Ohm
etra Hinz (Essen)

r. Eva Högl
hristel Humme
sip Juratovic
liver Kaczmarek
hannes Kahrs
lrich Kelber

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ars Klingbeil
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r. Bärbel Kofler
aniela Kolbe (Leipzig)

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hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
teffen-Claudio Lemme
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irsten Lühmann
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etra Merkel (Berlin)

llrich Meßmer
r. Matthias Miersch
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r. Rolf Mützenich
ietmar Nietan
anfred Nink

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hannes Pflug
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r. Wilhelm Priesmeier
lorian Pronold
r. Sascha Raabe
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tefan Rebmann
erold Reichenbach
r. Carola Reimann
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r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)

xel Schäfer (Bochum)

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arianne Schieder

(Schwandorf)

erner Schieder (Weiden)

lla Schmidt (Aachen)

ilvia Schmidt (Eisleben)

arsten Schneider (Erfurt)

wen Schulz (Spandau)

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r. Martin Schwanholz
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r. Frank-Walter Steinmeier
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(A) )


litik.
päisch eingebettet denkbar sein
den wir unsere Verantwortung f
päischen Währung entspreche
anderes ist für die liberale Parte


(Beifall bei de Das sind wir vor unserer Gesch aber vor den Anforderungen de päisch denkbar ist. Das zweite wichtige Thema bruch in der arabischen Welt. H gangs mit einem Missverständn drücken – aufräumen, nämlich Rahmen der Anschuldigung, d hier isoliert. Genau das Gegente (Beifall bei Abgeordn . Selbstverständlich werür die Stabilität der eurond wahrnehmen. Etwas i nicht denkbar. r FDP)


ichte schuldig, vor allem
r Zukunft, die nur euro-

ist sicherlich der Um-
ier möchte ich gleich ein-
is – um es höflich auszu-
dem Missverständnis im
eutsche Außenpolitik sei
il ist der Fall.

eten der FDP)

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Die deutsche Außenpolitik is
n, bezogen auf das deutsch-po

roßen Schritt weitergekommen
emeinsame Vorgehen von H
errn Sikorski gegenüber Russ

agen, dass die Bemühungen
ieper zur Verbesserung des deu
isses nur in den höchsten Töne


(Beifall bei der FDP sowie Schockenhoff [C uf diesem Gebiet haben wir v agen, dass das deutsch-polnis ie noch niemals zuvor. Das ste In Bezug auf Afghanistan h ng und insbesondere dieser A apitel aufgeschlagen. Die Lon t in den letzten zwei Jahlnische Verhältnis, einen . Ein Signal dafür ist das errn Westerwelle und land. Ich möchte deutlich unserer Staatsministerin tsch-polnischen Verhältn zu würdigen sind. des Abg. Dr. Andreas DU/CSU])


iel erreicht. Wir können
che Verhältnis so gut ist
llen wir mit Freude fest.

aben diese Bundesregie-
ußenminister ein neues
doner Konferenz im Ja-
Selbstverständlich kann deutsche Außenpolitik nur euro-
Kathrin Vogler
Sahra Wagenknecht
Halina Wawzyniak
Harald Weinberg
Jörn Wunderlich
Sabine Zimmermann

BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN

Kerstin Andreae
Marieluise Beck (Bremen)

Volker Beck (Köln)

Cornelia Behm
Birgitt Bender
Viola von Cramon-Taubadel
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Harald Ebner

Hans-Josef Fell
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Katrin Göring-Eckardt
Britta Haßelmann
Bettina Herlitzius
Priska Hinz (Herborn)

Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Ingrid Hönlinger
Thilo Hoppe
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Memet Kilic
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink
Ute Koczy
Tom Koenigs
Oliver Krischer

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In der Debatte zum Einzelplan 05 – Auswärtiges Amt –
hat nun der Kollege Dr. Rainer Stinner für die FDP-Frak-
tion das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1714203500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Auch außenpolitisch stellt die Euro-Schuldenkrise si-
cherlich die größte Herausforderung dar, der wir uns ge-
genwärtig gegenübersehen. Wenn ein kanadischer Kol-
lege zu mir sagt, er habe sich den Wecker gestellt, um
mitzubekommen, wie der Deutsche Bundestag zur EFSF
abstimmt, wenn uns chinesische Finanzpolitiker sagen,
dass Deutschland der Anker ist, an dem das Weltfinanz-
system hängt, dann erkennen wir die außenpolitische Di-
mension dieser Debatte.

Deshalb ist es ganz wichtig, dass ich für meine Frak-
tion eingangs feststelle: Selbstverständlich liegt die Zu-
kunft Deutschlands nur in Europa.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D gnes Krumwiede ritz Kuhn tephan Kühn enate Künast arkus Kurth onika Lazar r. Tobias Lindner icole Maisch gnes Malczak rzy Montag erstin Müller eate Müller-Gemmeke grid Nestle r. Konstantin von Notz mid Nouripour riedrich Ostendorff r. Hermann E. Ott isa Paus rigitte Pothmer Tabea Rößner Claudia Roth Krista Sager Manuel Sarrazin Elisabeth Scharfenberg Christine Scheel Dr. Gerhard Schick Dr. Frithjof Schmidt Dorothea Steiner Dr. Wolfgang Strengmann Kuhn Hans-Christian Ströbele Dr. Harald Terpe Markus Tressel Jürgen Trittin Daniela Wagner Wolfgang Wieland Dr. Valerie Wilms Josef Philip Winkler on Marokko über Tunesien bis nach Libyen und Ägypn wird Deutschland als wichtiger Partner zur Problemsung angesehen und herangezogen. Das können Sie berall in diesen Ländern erkennen. (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Das glauben Sie doch selbst nicht!)


Aber selbstverständlich. Fahren Sie doch nach Kairo,
hren Sie nach Tunis, dann werden Sie sehen, dass man

ort auf Deutschland schaut. – Nicht ohne Grund ist in
ibyen gefordert worden, dass Deutschland vom ersten
age an ein wichtiges Mitglied der Libyen-Kontakt-
ruppe bleibt. Daher geht der Anwurf der Opposition,
ir seien hier isoliert, völlig ins Leere.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ein weiteres Markenzeichen deutscher Außenpolitik
t die zunehmende Zahl von bilateralen Kooperationen
it China, Russland, Palästina oder Israel. Eine solch in-
nsive Kooperation hat es vorher nie gegeben. Das ist

ine neue Qualität deutscher Außen- und Sicherheitspo-





Dr. Rainer Stinner


(A) )


)(B)

nuar 2010 hat erstmals – zu spät, aber immerhin – er-
möglicht, dass wir in der NATO ein gemeinsames Ver-
ständnis und eine gemeinsame Strategie für das
Afghanistan-Problem entwickelt haben.

Der Bundesaußenminister hat zu Beginn dieses Jahres
zwei Ankündigungen gemacht: zum einen, dass der
Übergang der Verantwortung zur Mitte dieses Jahres be-
ginnen sollte, und zum anderen, dass zum Ende des Jah-
res 2011 mit einer verantwortbaren Reduzierung der
deutschen Soldaten in Afghanistan begonnen wird.
Beide Versprechen werden eingehalten. Bei dem Man-
dat, das wir im Dezember erstmals beraten werden, ist
die Obergrenze, wie Ihnen mitgeteilt worden ist, deutlich
reduziert worden.

Die Afghanistan-Konferenz in Bonn ist ein weiteres
Zeichen dafür, welche Rolle Deutschland international
bei der Problemlösung spielt. Wir können stolz darauf
sein, dass die ganze Welt nach Deutschland bzw. nach
Bonn kommt, um an diesem schwierigen Problem wei-
terzuarbeiten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Damit befinden wir uns an einem wesentlichen Kern-
punkt deutscher Außenpolitik, nämlich dem Einsatz der
Bundeswehr. Wir sind dafür. Wir wissen, dass es wich-
tig, notwendig und verantwortungsvoll ist, deutsche Sol-
daten einzusetzen. Das tun wir in Afghanistan, im Ko-
sovo, in Bosnien-Herzegowina, vor Libanon und am
Horn von Afrika. Aber wir alle wissen, dass endgültige
Lösungen natürlich nur auf politischem Wege erreichbar
sind. Es ist ein Kernpunkt deutscher Außenpolitik, dass
wir diesen Ansatz weiterentwickelt haben. Nicht um-
sonst haben wir in dieser Legislaturperiode erstmals
einen Unterausschuss „Zivile Krisenprävention und ver-
netzte Sicherheit“ eingerichtet. Das entspricht der Denk-
richtung der Bundesregierung.

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum Ab-
schluss sagen: Natürlich haben wir bei der Gemein-
samen Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen
Union noch ein dickes Brett zu bohren; das stimmt ohne
jeden Zweifel. Es ist aber auch ohne jeden Zweifel rich-
tig – damit komme ich zu dem zurück, was ich eingangs
gesagt habe –: Ohne Europa wird Deutschland in Zu-
kunft nicht bestehen können. Wir müssen uns entschei-
den, ob wir und unsere nachfolgenden Generationen in
Zukunft als Einzelstaat Objekt weltpolitischer Entschei-
dungen sein wollen oder ob wir im Rahmen europäischer
Solidarität, eines europäischen Verbundes, weiter Sub-
jekt dieser Entscheidungen sind,


(Beifall des Abg. Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU])


das heißt, ob wir weiter an den weltpolitischen Entschei-
dungen teilnehmen wollen. Wir wollen Letzteres. Das
will auch die Bundesregierung. Dabei unterstützen wir
sie.

Vielen Dank.

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(C (D (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Das war auch schon mal besser!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714203600

Das Wort hat der Kollege Michael Leutert für die

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714203700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Minister, von meiner Seite recht herzlichen Dank
n Sie und an die Berichterstatter für die Informationen
nd die fairen Verhandlungen. Ich möchte am Anfang
in Lob aussprechen: Es gibt jedes Jahr zu jedem Minis-
rium eine Bemerkung des Bundesrechnungshofes. Ihr
inisterium sticht durchaus positiv hervor: Wenn es

robleme gibt, werden sie schnell beseitigt.

Ich muss Ihnen allerdings sagen: Das war es dann
uch schon mit Lob. Denn wenn man sich die Zahlen
inmal anschaut, muss man feststellen: In Ihrem Bereich
errschen einigermaßen chaotische Zustände. Ich
öchte das gerne darstellen. Es gibt bei Ihnen ein Auf

nd Ab: Im letzten Jahr sind die Mittel des AA um
0 Millionen Euro gekürzt worden, 2012 gehen die Mit-
l wieder um 203 Millionen Euro nach oben, in der mit-
lfristigen Finanzplanung sehen wir, dass es wieder um
08 Millionen Euro nach unten gehen soll. Das zeigt
ich natürlich auch bei den einzelnen Haushaltstiteln, die
ns sehr wichtig sind, zum Beispiel bei den Mitteln für
umanitäre Hilfe und Krisenprävention: Letztes Jahr
ind die Mittel um 96 Millionen Euro gekürzt worden,
tzt steigen sie um 82 Millionen Euro an. Bezüglich der
ittelfristigen Finanzplanung haben wir eine Vermu-
ng; ich komme gleich darauf zurück.

Ich möchte zunächst einmal auf eine neue Entwick-
ng eingehen. Am 17. Oktober hatten wir unser Bericht-

rstattergespräch. Am 8. November hatten wir die Berei-
igungssitzung. Zwei Tage später, am 10. November,
ekamen wir ein Papier auf den Tisch: eine Koopera-
onsvereinbarung zwischen dem BMZ und dem Aus-
ärtigen Amt. Nun weiß ich nicht, was Ihr Ziel ist; viel-
icht sind es die ersten Schritte zur Auflösung des
MZ, die Sie einmal angekündigt hatten. Fest steht: Sie
aben in diesem Papier auch angekündigt, dass von den
itteln für die zivile Krisenprävention wiederum

5 Millionen Euro weggenommen werden sollen. Da
uchen bei mir natürlich einige Fragen auf. Die erste
rage ist: Warum führen wir dann überhaupt noch Be-
chterstattergespräche? Die zweite Frage ist: Welche
rojekte sollen denn überhaupt zum BMZ überführt wer-
en? Wir hatten seinerzeit eigentlich einen Aufwuchs
er Mittel im Haushalt für diesen Bereich geplant. Da
tellt sich für mich die dritte Frage: War das eigentlich
ine Irreführung von uns Haushältern? Die Kürzung der
ittel für die Projekte, die zum BMZ überführt werden

ollen, war nämlich schon eingeplant.

Es sieht aber nicht nur im Haushalt so aus, sondern
uch bei einigen Programmen. Ich möchte hier beispiel-
aft das Aussteigerprogramm für die Taliban nennen.





Michael Leutert


(A) )


)(B)

Vor knapp zwei Jahren, letztes Jahr im Januar, wurde
hier groß angekündigt: Es gibt einen Kurswechsel; wir
haben sozusagen ein Wundermittel für Afghanistan ge-
funden; 50 Millionen Euro sollen für das sogenannte Ta-
liban-Aussteigerprogramm bereitgestellt werden. – Jetzt,
nach zwei Jahren, ist es so: Wir haben nicht wirklich ge-
naue Erkenntnisse darüber, welche Ergebnisse vorliegen.
Wir können so viel sagen: Es gibt ungefähr 30 000 Auf-
ständische. Von denen sind angeblich 2 000 integrations-
willig. Das Ergebnis ist jetzt, dass in den knapp zwei
Jahren 170 ehemalige Aufständische in Lohn und Brot
gebracht worden sind, im Übrigen im Bereich der Mi-
nenräumung. Selbst der ehemalige Innenminister von
Afghanistan hat kürzlich der Welt erklärt, er sehe den
Friedensprozess als gescheitert an.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Linke schlägt
vor, etwas mehr Ordnung in diesen Bereich hineinzu-
bringen. Ich möchte Ihnen vorschlagen: Schließen Sie
doch bitte demnächst eine Kooperationsvereinbarung
mit dem Verteidigungsministerium ab. Dabei geht es um
Folgendes: Wir schlagen vor – dazu liegen auch Anträge
der Linken vor –, dass der Haushalt des Auswärtigen
Ausschusses ein klar ziviler Haushalt ist. Alles Militäri-
sche hat aus diesem Haushalt zu verschwinden.


(Beifall bei der LINKEN)


Damit meinen wir die über 47 Millionen Euro, die für
den NATO-Zivilhaushalt oder die Erweiterung des
NATO-Hauptquartiers vorgesehen sind. Außerdem
schlage ich vor, noch einmal in Betracht zu ziehen – dar-
über haben wir schon vor zwei Jahren gesprochen –, die
Rückerstattungen der UN in Bezug auf Militärauslands-
einsätze, die im Verteidigungsetat landen, an das Aus-
wärtige Amt zurückzubuchen; denn die Beiträge an die
UN werden ebenfalls aus dem Etat des Auswärtigen
Amts gezahlt.

Wir schlagen außerdem vor, dass Sie die Kürzungen
beim Titel „Maßnahmen der Abrüstung, Rüstungskont-
rolle und Nichtverbreitungszusammenarbeit“ zurück-
nehmen. Das ist eine Sache, die uns extrem wichtig ist.
Seit Ihrem Amtsantritt wurde dieser Titel von 64 Millio-
nen Euro auf 40 Millionen Euro heruntergefahren. Wenn
wir die derzeitige Situation betrachten, können wir Fol-
gendes feststellen: In Libyen tauchen G-36-Gewehre aus
deutscher Produktion auf, die eigentlich für Ägypten be-
stimmt waren. Der Spiegel meldete am 13. November:
Maschinenpistolen von Heckler & Koch aus deutscher
Produktion wurden in Indien an Polizeieinheiten ausge-
geben, die in Menschenrechtsverletzungen verstrickt
sind. – Es werden Leopard-Panzer deutscher Produktion
nach Saudi-Arabien geliefert. Mittlerweile ist es so, dass
die ehemalige Kanzlermaschine im Iran herumfliegt,
wahrscheinlich mit Ahmadinedschad.

Wenn ich diese Entwicklung betrachte, dann muss ich
sagen: Wir brauchen diese Gelder in Zukunft für Rüs-
tungskontrolle, Nichtverbreitung und Abrüstung.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Sie diesen Vorschlägen der Linken folgen
könnten, dann könnten wir eventuell diesem Haushalt

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(C (D ustimmen. Ich vermute allerdings, Sie werden auf Ihren faden weiterwandeln. Deshalb kann ich Ihnen nur saen: Wir müssen den Haushalt ablehnen. Vielen Dank. Das Wort hat der Kollege Philipp Mißfelder für die nionsfraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714203800


Philipp Mißfelder (CDU):
Rede ID: ID1714203900

Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolleginnen und Kol-

gen! Vor einem Jahr waren alle Augen auf die Ge-
chichte und den Wandel in Europa gerichtet. Wir feier-
n das Jubiläum des Einigungsvertrages, den Zwei-
lus-Vier-Vertrag und letztendlich unsere deutsche Ein-
eit. Der Europäische Auswärtige Dienst war gerade
isch geschaffen und das neue Strategische Konzept der
ATO verabschiedet worden. Deutschland war mit sehr
roßer Unterstützung in den Weltsicherheitsrat gewählt
orden. Es hatte zu einer sehr erfolgreichen Konflikt-
iplomatie und dank unseres Bundesaußenministers zu
iner Entspannung der Lage zwischen Serbien und dem
osovo beigetragen.

Unmittelbar zu der Zeit, als wir über den Haushalt
iskutiert haben, ereignete sich südlich Europas etwas,
omit wir alle nicht gerechnet hatten. Im Dezember
010, beginnend mit der Selbstverbrennung eines jungen
annes, entstand im Nahen und Mittleren Osten Un-
he. Daraus erwuchs der arabische Frühling, mit dem
ir so nicht gerechnet hatten. Das stellt die Außenpolitik
eutschlands vor eine besonders große Herausforde-
ng.

Schon früh haben gerade die Koalitionsfraktionen
nd auch die Bundesregierung – an der Spitze unser Au-
enminister – deutliche Initiativen ergriffen. Sie sind in
unesien, in Ägypten und, wie wir aktuell sehen, in Sy-
en tätig geworden, wo wir an führender Stelle versu-
hen, dem Unrecht entgegenzutreten und deutlich zu
achen, wo unsere wertebezogene Außenpolitik in die-

em Zusammenhang steht. Das ist nicht einfach; denn
ie Erwartungshaltung, die wir gerade in Bezug auf den
rabischen Frühling hatten, ist an vielen Stellen schon
tzt – das kann man zumindest als Zwischenbilanz hier

o sagen – enttäuscht worden. Es gab viele naive Haltun-
en. Manche Fehleinschätzung gibt es nach wie vor.

Wir freuen uns über Demokratisierungsprozesse, ma-
hen uns aber gleichzeitig über Radikalisierungstenden-
en große Sorgen. Trotzdem darf man nicht alles über ei-
en Kamm scheren. Die Menschen in Tunesien
eispielsweise haben bewusst eine Entscheidung für al-
ahda getroffen. Deshalb lohnt es sich auch, genau hin-

uschauen, mit welchen handelnden Personen man es
ort zu tun hat. Da gibt es Moderate, da gibt es zum Teil
xtremisten. Deshalb ist gerade der persönliche Einsatz
ll derjenigen, die sich in der Region besonders engagie-
n, notwendig. Es ist wichtig, sich dort einzubringen,





Philipp Mißfelder


(A) )


)(B)

um die jungen und sich herausbildenden Demokratien
aufzubauen und dafür zu sorgen, dass das, was wir an
demokratischen Werten vertreten, dort Einzug hält. Das
funktioniert nur, wenn man behilflich ist, eine funktio-
nierende Parteiendemokratie und damit eine parlamenta-
rische Demokratie aufzubauen. Diesen Beitrag leistet
das Auswärtige Amt in hervorragender Art und Weise.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn wir in die Region insgesamt blicken, stellen wir
fest: Wir machen uns an vielen Stellen große Sorgen.
Die Schwierigkeiten unseres tagtäglichen Handelns lie-
gen darin, dass es eben nicht Schwarz und Weiß gibt.
Saudi-Arabien ist vorhin schon angesprochen worden.
Ich glaube, keiner von uns hat ein gutes Gefühl dabei,
wenn man sich in diesen Regionen bewegt, weil keiner
sagen kann: Man weiß immer alles zu 100 Prozent, und
man hat immer mit all dem recht, was man sagt.

Trotzdem sind außenpolitische Entscheidungen häu-
fig nicht nur emotionale Entscheidungen, sondern in ers-
ter Linie natürlich auch interessengeleitete Entscheidun-
gen. Gerade dann, wenn man nicht von einer Schwarz-
Weiß-Einteilung sprechen kann, muss man gewisse
Grauzonen benennen und auch in Kauf nehmen. So be-
findet sich diese Bundesregierung mit unserer parlamen-
tarischen Unterstützung auf dem Weg zahlreicher Vor-
gängerregierungen, die sich im Übrigen auch mit den
Realitäten arrangieren mussten; denn gerade im Nahen
Osten ist tatsächlich nicht alles so, wie wir es uns wün-
schen würden.

Im Hinblick auf den Irak wünschen wir uns, dass nach
dem Abzug der Amerikaner, der unmittelbar bevorsteht,
mehr Frieden und mehr Freiheit Einzug halten. Das gilt
allerdings nur für einen Teil des Irak. Es gibt eine kleine,
engagierte Region, nämlich Nordirak bzw. Kurdistan,
die dafür sorgt, dass das, was wir voranbringen wollen,
beispielsweise die Religionsfreiheit, eine Chance be-
kommt. Das gilt für den größeren Teil des Irak leider
nicht.

Unser Engagement, das sich vor allem auf die Länder
des arabischen Frühlings konzentriert, gilt der gesamten
Region. Wir hoffen natürlich, dass der Irak kein zweiter
Libanon wird. Wir müssen mit den Möglichkeiten, die
wir haben, umgehen. Das Auswärtige Amt und die Ent-
wicklungshilfe machen dies. Die sehr erfolgreiche Reise
von Bundesminister Niebel zu Beginn dieses Jahres
zeigt, dass wir bereit sind, Verantwortung zu überneh-
men und in die Region zu gehen. Mit einem wirtschaft-
lichen Austausch können wir teilweise mehr bewirken
als mit Worten, die wir hier zu diesem Thema finden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Eine der maßgeblichen Leitlinien unserer Nahostpoli-
tik – deshalb freue ich mich auch, dass sich die Bundes-
regierung in den vergangenen Wochen so engagiert ein-
gesetzt hat – ist und bleibt, den Nahost-Friedensprozess
voranzubringen. Da die Erwartungshaltung insbesondere
in Israel wesentlich höher geworden ist, als das noch vor
einigen Jahren der Fall war – damals haben israelische
Politiker vor allem auf Amerika gesetzt –, wird uns allen

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(C (D ine besondere Verantwortung zuteil. Dieser müssen wir erecht werden. Deswegen wiederhole ich hier, was unere Bundeskanzlerin 2008 in ihrer historischen Rede in er Knesset gesagt hat: Für uns steht unumstößlich fest, ass die Sicherheit Israels ein Teil der deutschen Staatsson ist. – Danach richtet sich ein Großteil unserer Au enpolitik in dieser Region und darüber hinaus. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


as bedeutet, dass es für uns zu keinem Zeitpunkt ak-
eptabel ist, dass sich das Mächtegewicht weiter ver-
chiebt.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Was heißt denn das?)


s ist auch nicht akzeptabel, dass es ein Land wie der
an unter dem Deckmantel eines zivilen Programms
agt – wie wir heute durch die Berichte der Internatio-
alen Atomenergie-Organisation wissen –, eine hegemo-
iale Stellung einzunehmen, und zwar mit der strategi-
chen Möglichkeit des Einsatzes von Atomwaffen. Wir
agen ganz klar Nein zu einer atomaren Aufrüstung die-
er Region. Es sollten alle diplomatischen Möglichkei-
n ausgeschöpft werden. Dazu gehören auch weiter ge-
ende Sanktionen, um den Iran von diesem Weg
bzubringen.


(Beifall des Abg. Roderich Kiesewetter [CDU/ CSU])


Hier ist Deutschland besonders gefragt, und zwar
icht in erster Linie als Vermittler, sondern als ein Land,
as vorangeht und deutlich macht – trotz zahlreicher gu-
r Erfahrungen im bilateralen Handel mit dem Iran; er
at über Jahre stattgefunden –, dass hier politisch schon
ngst eine rote Linie überschritten worden ist. Deshalb
egrüße ich es ausdrücklich, dass der amerikanische Prä-
ident, der französische Präsident und der britische Pre-
ierminister härtere Sanktionen auf den Weg bringen
ollen, um deutlich zu machen, dass der Iran uns schon
iel zu lange an der Nase herumführt. Ich glaube, die
undesregierung ist auf dem richtigen Weg, wenn sie
iese Bemühungen unserer Verbündeten unterstützt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir blicken voller Sorge in einige Regionen. Bleiben
ir einen kurzen Moment bei den Veränderungen im Na-
en Osten und den Umwandlungsprozessen in der arabi-
chen Welt. Wir wollen, dass die universellen Men-
chenrechte wie Freiheit für alle Menschen gelten. Die
rauenrechte kommen teilweise zu kurz. Diesbezüglich
aren die Hoffnungen weitaus größer. Die Realisierung
ieser Rechte in dieser Region bleibt hinter den Hoff-
ungen zurück. Ferner möchte ich ansprechen, dass ge-
de die Fraktion der Christdemokraten und der Christ-

ozialen voller Solidarität und voller Mitgefühl an der
eite der verfolgten Christen in dieser Region steht. Mit
roßer Sorge blicken wir – vor allem unser Fraktionsvor-
itzender engagiert sich in dieser Frage sehr stark – auf
ie Situation der Christen in der Region, sei es im Irak,
ei es in Ägypten. Wir beobachten die Situation der





Philipp Mißfelder


(A) )


)(B)

christlichen Minderheit dort mit großer Sorge. Zu De-
mokratie und Freiheit gehört für uns eben auch Religi-
onsfreiheit. Das will ich hier deutlich zum Ausdruck
bringen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Unsere Außenpolitik ist in erster Linie wertegebun-
den. Natürlich steht sie immer in einem Spannungsver-
hältnis zu einer interessengeleiteten Außenpolitik, gerade
im Falle einer wichtigen Exportnation, die Deutschland
nun einmal ist.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das heißt auch: Panzer exportieren!)


– Zu den Panzern sage ich gerne noch etwas. Wir haben
hier ja schon mehrmals darüber diskutiert. Sie persönlich
tragen für frühere Entscheidungen zwar nicht die Verant-
wortung, aber ich weise Sie trotzdem noch einmal darauf
hin, dass sich auch andere Regierungen in einem schwie-
rigen Spannungsverhältnis befanden und schwierige Ab-
wägungsentscheidungen zu treffen hatten. Ich denke,
dass die strategischen Argumente, die wir hier mehrmals
angeführt haben, am Ende überwiegen. Natürlich bewegt
man sich in einer Grauzone, wenngleich klar ist, dass das
Verfahren genauso transparent, genauso demokratisch
und genauso abgewogen durchgeführt wurde wie bei al-
len anderen schwierigen Waffenexporten der Vergangen-
heit. Der Unterschied ist nur, dass wir weniger Waffen
exportieren, als die Herren und die Damen von der Grü-
nen-Fraktion es früher getan haben.

Zum Abschluss möchte ich an ein vergessenes Thema
erinnern, an Weißrussland. Wir engagieren uns – das ist
ganz klar – auch für die in weißrussischen Gefängnissen
verbliebenen Gefangenen, die vom letzten Diktator in
Europa unterdrückt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diesbezüglich sollten wir als Deutscher Bundestag weit-
aus mehr tun und uns viel stärker engagieren.

Herzlichen Dank, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714204000

Das Wort hat der Kollege Kindler für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten
Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In
den letzten Jahren hat diese schwarz-gelbe Koalition im
Bereich des Haushalts des Auswärtigen Amtes gerade
bei der Menschlichkeit gekürzt,


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Was?)


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(C (D ämlich in der Titelgruppe 07, bei Krisenprävention, riedenserhaltung und humanitärer Hilfe. Wenn ich jetzt den Haushaltsentwurf schaue, stelle ich fest, dass un er Druck und unsere Anträge Wirkung gezeigt haben: ie nehmen einen Teil dieser brutalen Kürzungen wieder urück. Das ist auch gut. Was ich aber nicht verstehe, ist Folgendes: Herr Miister Westerwelle, Sie sagen immer, dass Abrüstung eier Ihrer Schwerpunkte sein soll, weil Sie sie besonders ichtig finden. Warum haben Sie dann nicht die Kür ung im Bereich der Abrüstung korrigiert? Warum fristet ie Abrüstung immer noch ein Nischendasein im Hausalt? Warum wird in diesem Haushalt kein Schwerpunkt eim Thema Abrüstung gesetzt? Aber auch bei den Ansätzen in den Bereichen zivile risenprävention und humanitäre Hilfe bleiben Sie hinr den Notwendigkeiten zurück. Das ist eine zaghafte ehlerkorrektur. Was wir brauchen, ist ein langfristiges onzept zur Absicherung von humanitärer Hilfe und risenprävention. Wir haben dafür einen Finanzierungsorschlag unterbreitet: Wir wollen die Ticketabgabe im lugverkehr erhöhen und damit eine langfristige Finanierung erreichen. Die Koalition hat das abgelehnt. Weiterhin brauchen wir eine nachhaltige Finanzieng. Gerade im Bereich der Krisenprävention wirkte ich dieses Hin und Her, dieses Auf und Ab, diese Kürung fatal aus. Dadurch wurde massiv Vertrauen zertört, in der Szene, aber auch international. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Klaus Brandner [SPD])


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn wir den Blick nach Nordafrika und den Nahen
sten werfen, so wissen wir, dass Außenpolitik nachhal-
g sein muss. Die Menschen aus verschiedenen arabi-
chen Ländern sind für Demokratie, für Rechtsstaatlich-
eit auf die Straße gegangen. Diese verdienen unseren
espekt, unsere Solidarität, aber auch unsere finanzielle
nterstützung. Denn wir wissen, dass das Ende einer
iktatur oder Gewaltherrschaft nicht bedeutet, dass es

ofort Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gibt. Deswe-
en ist es wichtig, dass Transformationsgelder in diesem
aushalt bereitgestellt werden. Das große Problem ist
ur – daran zeigt sich die mangelnde Nachhaltigkeit Ih-
r Politik –: Es ist nicht richtig finanziert. Die ODA-
ittel sind nicht in die Finanzplanung eingestellt. Weil

emokratischer Aufbau Zeit braucht, müssen Sie sich
afür einsetzen, Herr Westerwelle, dass die Gelder lang-
istig und nachhaltig finanziert werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Überhaupt nicht nachhaltig und verlässlich für die
emokratisierung der arabischen Welt ist, wenn Sie als
egierung Diktaturen, in denen Menschenrechte und
emokratie mit Füßen getreten werden, und Gewaltherr-

cher unterstützen. Einerseits Reden für mehr Demokra-
e halten, andererseits 200 Kampfpanzer nach Saudi-
rabien liefern wollen, das ist keine Grauzone, Herr





Sven-Christian Kindler


(A) )


)(B)

Mißfelder, sondern eine schizophrene und zynische Au-
ßenpolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Ins Bild passt auch, dass Ihre Haushälter, Herr Wester-
welle, alle Gelder für die UNESCO in der Bereinigungs-
sitzung sperren wollten. Die Arbeit der UNESCO in vie-
len Krisenregionen der Welt hätte Schaden genommen.
Aber dies hätte auch dem Multilateralismus insgesamt
schweren Schaden zugefügt. Deswegen war es sehr gut,
dass auf massiven Druck von uns diese Sperrung verhin-
dert wurde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Diese peinliche Geschichte zeigt wieder einmal erschre-
ckenderweise, wie inkompetent und unzuverlässig die
schwarz-gelbe Außenpolitik ist.

Zur Kompetenz der Außenpolitik. Mit dem Staatsmi-
nister Hoyer verlässt jetzt ein erfahrener Außenpolitiker
diese Regierung. Man muss sich fragen: Welches Gewicht
hat die deutsche Außenpolitik bald in der Welt? Dazu muss
man sich einmal vergegenwärtigen, wer die neue Spitze
des Auswärtigen Amtes ist: Herr Westerwelle, Frau Pie-
per, Frau Homburger. Daran kann man klar sehen, welche
Rolle Deutschland zukünftig außenpolitisch in der Welt
spielen wird.

Wir haben gerade in der Debatte zum Bundeskanzler-
amt gehört, welche Relevanz die Energiewende für un-
sere Gesellschaft hat. Das ist eine ganz wichtige Frage.
Nach dem nuklearen Super-GAU in Fukushima sind
hunderttausend Menschen hier auf die Straße gegangen,
haben den Atomausstieg erzwungen und dafür gesorgt,
dass alte Schrottreaktoren abgeschaltet wurden und die
Laufzeitverlängerung zurückgenommen wurde. Doch
was macht diese Regierung international? Diese Regie-
rung will international weiter neue Atomkraftwerke
bauen.

Der interministerielle Ausschuss, in dem Sie Mitglied
sind, Herr Westerwelle, hat erst im September die Grund-
satzzusage für die Hermesbürgschaft für das AKW Angra 3
verlängert, obwohl wir längst wissen, dass es für Angra 3
kein Sicherheitskonzept, kein Evakuierungskonzept gibt,
es in einem erdbeben- und erdrutschgefährdeten Gebiet
errichtet werden soll, es keine unabhängige Atomaufsicht
in Brasilien gibt und inzwischen die Menschen in Brasi-
lien in Umfragen nach Fukushima gegen den Bau von
Angra 3 sind. Deswegen fordere ich Sie auf, Herr Wester-
welle: Sorgen Sie im interministeriellen Ausschuss dafür,
dass die Hermesbürgschaft nicht gegeben wird. Ihre Au-
ßenpolitik ist schon schizophren und unzuverlässig ge-
nug. Machen Sie das nicht noch schlimmer, sondern sor-
gen Sie dafür, dass dieser Hochrisikomeiler Angra 3
endgültig beerdigt wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Für die FDP-Fraktion hat der Kollege Dr. Djir-Sarai as Wort. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714204100


Bijan Djir-Sarai (FDP):
Rede ID: ID1714204200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Wenn wir eine Debatte über den Haushalt des
uswärtigen Amts führen, so ist klar, dass diese Debatte
ehr sein muss als das einfache Vortragen des reinen
ahlenwerkes. Daher ist es wichtig, dass wir bei einer
olchen Debatte auch die wichtigsten außenpolitischen
reignisse des Jahres betrachten und daraus Schlussfol-
erungen für die deutsche Außenpolitik ziehen.

Das für mich nach wie vor unglaublichste außenpoli-
sche Ereignis des Jahres bis zu diesem Zeitpunkt ist der
ufstand in der arabischen Welt. Dieses Ereignis und die
amit verbundene politische Entwicklung wird nicht nur
ordafrika, nicht nur die arabischen Länder, sondern die
esamte Welt nachhaltig beeinflussen.

Der Aufstand in der arabischen Welt ist daher eine
erausforderung für die deutsche und die europäische
ußenpolitik. Auf diese Herausforderung muss eine
luge europäische Außenpolitik vorbereitet sein. Ich bin
ankbar, dass die deutsche Außenpolitik auf diese Her-
usforderung vorbereitet ist. Ich bin auch dankbar, dass
ie deutsche Entwicklungspolitik auf diese Herausforde-
ng bestens vorbereitet ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich bin dankbar und sehr zufrieden, dass für 2012 zu-
ätzlich Mittel für Maßnahmen der Demokratieförderung
diesen Regionen bereitgestellt wurden. Es werden neue
ittel in Höhe von 50 Millionen Euro für die Transfor-
ationsländer zur Verfügung gestellt. Dabei werden
ichtige Projekte, angefangen bei guter Regierungsfüh-
ng, Institutionenberatung und Korruptionsbekämpfung

is hin zu Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung, un-
rstützt. Das ist sehr gut und auch notwendig.

Genauso notwendig ist es nach wie vor, sich intensiv
nd aufmerksam mit Afghanistan zu beschäftigen. Auch
ehn Jahre nach Einsatzbeginn ist die zukünftige Ent-
icklung dieses Landes trotz der vielfältigen Bemühun-
en der internationalen Gemeinschaft schwer vorherzu-
ehen. Afghanistan ist und bleibt ein schwieriges Thema.
esonders der Abzug der deutschen Truppen, der bald
nsteht, wird das Land vor eine große Herausforderung
tellen. Auch hier bin ich sehr dankbar, dass das finanzi-
lle Engagement für Afghanistan in 2012 auf dem bishe-
gen hohen Niveau fortgesetzt wird. Wir wollen und
önnen nicht ewig in Afghanistan bleiben. Wir wollen
nd können Afghanistan aber weiterhin zur Seite stehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Vor diesem Hintergrund sind der gewählte Ansatz und
ie damit verbundenen Projekte der Bundesregierung
öllig richtig. Wir sind nicht nur Gastgeber einer Konfe-





Dr. Bijan Djir-Sarai


(A) )


)(B)

renz, sondern wir haben eine Führungsrolle bei der Ge-
staltung der Zukunft Afghanistans. Deutschland wird
den politischen Prozess der Aussöhnung und Reintegra-
tion nicht nur begleiten, sondern auch unterstützen.

Unterstützenswert finde ich es aber auch – ich komme
zu einem anderen Bereich –, dass bei den Mitteln für
auswärtige Kultur- und Bildungspolitik nicht gespart
wird. Im Haushalt 2012 werden wir den größten Posten
für auswärtige Kultur- und Bildungspolitik in der Ge-
schichte des Auswärtigen Amtes haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist – Kollege Brandner, das haben Sie gerade bestä-
tigt – eine wesentliche Säule der deutschen Außenpoli-
tik. Das Auswärtige Amt hält an der Maxime fest: keine
Mittelkürzungen bei Bildung und Forschung. Dabei
konnten die Ansätze für Stipendien, Wissenschaftsbezie-
hungen und die deutsche Sprache auf dem hohen Niveau
der Vorjahre gehalten werden. Das ist, wie ich finde, ein
richtiger Ansatz.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lassen Sie mich eine abschließende Bemerkung zum
Haushalt machen. Das Auswärtige Amt trägt, wie auch
die anderen Ressorts, zur Konsolidierung des Bundes-
haushaltes bei. Das Auswärtige Amt nimmt seine origi-
nären Aufgaben erfolgreich wahr und trägt gleichzeitig
solidarisch zur Erreichung der Kriterien der Schulden-
bremse bei. Das ist gut und muss bei solchen Debatten
ebenfalls lobend erwähnt werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714204300

Das Wort hat die Kollegin Edelgard Bulmahn für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1714204400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Kolleginnen und Kollegen! In einer Haushaltsdebatte
geht es in erster Linie um Zahlen – scheinbar. In Wirk-
lichkeit geht es um politische Zielsetzungen, es geht um
politische Strategien – in diesem Fall um außenpoliti-
sche Strategien –, und es geht um Schwerpunktsetzun-
gen. Deshalb freue ich mich, Herr Bundesminister, dass
Sie jetzt doch in dieser Debatte reden werden, obwohl
dies ursprünglich offensichtlich nicht geplant war. Als
Parlament erwarten wir, dass Sie Ihre politischen Ziel-
setzungen und Strategien darlegen. Das ist das gute
Recht des Parlaments.


(Beifall bei der SPD)


Wenn ich auf die Zahlen schaue, kann ich sagen, dass
sie auf den ersten Blick erfreulich sind. Das Budget des
Auswärtigen Amtes wächst um 6 Prozent. Gerade im
Bereich der zivilen Krisenprävention und der auswärti-
gen Kulturpolitik gibt es Aufwüchse; das haben meine

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(C (D ollegen bereits gesagt. Man könnte meinen, alles sei ut. Ich würde mich freuen, wenn es so wäre. Das ist ber leider nicht der Fall. Das zeigt ein Blick auf die mitlfristige Finanzplanung. Die Steigerungen sind von nur ehr kurzer Dauer. Bereits für das Jahr 2013, also das bernächste Jahr, sind Kürzungen um 5 Prozent geplant. Ich will auch an die Tatsache erinnern, dass es in dieem Jahr, im Jahr 2011, besonders große und, offen geagt, auch sehr fatale Kürzungen gerade im Bereich der ivilen Krisenprävention und Konfliktbearbeitung gab. ort fehlten im Vergleich zum Jahre 2010 mehr als 0 Millionen Euro. Wenn ich das zusammenfasse, dann muss ich leider agen, dass die Zahlen des Haushalts zeigen, dass es icht mehr als ein kurzes Aufflackern ist, wenn Sie nicht ngfristig und dauerhaft die Mittel für die zivile Krisenrävention und humanitäre Aufgaben aufstocken. Erst ann, meine sehr geehrten Herren und Damen, wird es irklich zu einer überzeugenden Strategie. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


in kurzfristiges Auf und Ab hilft leider niemandem.
eshalb sage ich ausdrücklich: Notwendig ist eine lang-
istige Aufstockung dieser Haushaltstitel.

Was die jetzige Regierungskoalition betrieben hat, ist
ine Schadensbegrenzung. Die Nichtregierungsorganisa-
onen, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
nd, wie ich denke, nicht zuletzt auch die Opposition
ind gegen die Haushaltskürzungen in diesem Jahr
turm gelaufen. Die Proteste sind scheinbar auch bei der
undesregierung angekommen. Das ist gut. Aber: Bitte
icht nur für ein Jahr, sondern auf Dauer!


(Beifall bei der SPD)


h finde, Sie müssten hier Mut haben und gerade in den
ereichen der zivilen Krisenprävention und der humani-
ren Hilfe die Akzente richtig setzen und die Haushalts-
ittel auf Dauer, auch in der mittelfristigen Finanzpla-

ung, aufstocken.

Ich will als weiteren Punkt ausdrücklich den arabi-
chen Frühling nennen, weil der arabische Frühling, die
mbrüche in Nordafrika und die Rufe nach Demokratie
nd Menschenrechten im Nahen Osten für uns alle – über
lle Fraktionen hinweg – ein ganz wichtiges und auch ein
rmutigendes Signal darstellen.

Ich will aber auch sagen, dass die Nachrichten, die
ns aus Syrien oder aktuell aus Kairo erreichen, deutlich
achen, dass der Wunsch nach Demokratie und politi-

cher Selbstbestimmung in diesen Ländern auf massiven
iderstand stößt. Menschen werden verfolgt und getötet.
eshalb ist es umso wichtiger, dass die Demokratiebewe-
ung, diejenigen, die wirklich für mehr Selbstbestimmung
nd Demokratie eintreten, eine starke Unterstützung aus
er Bundesrepublik Deutschland erhalten


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])






Edelgard Bulmahn


(A) )


)(B)

und dass sie diese Unterstützung – wiederum – nicht nur
kurzfristig erhalten.

Ein solcher Transformationsprozess ist nicht in zwei
Jahren abgeschlossen; er dauert länger. Deshalb muss
auch hier die Hilfe langfristig geleistet werden, und sie
muss schwerpunktmäßig gegeben werden; denn sonst
hat Außenpolitik keinen Erfolg. Eine außenpolitische
Strategie hat nur dann Erfolg, wenn sie langfristig ver-
folgt wird, wenn auch die langen Linien stimmen und
wenn die Schwerpunkte richtig gesetzt sind.


(Beifall des Abg. Klaus Brandner [SPD])


Nur dann können wir – und das müssen wir auch – un-
sere Beiträge leisten: zum wirtschaftlichen Aufbau, zum
Aufbau demokratischer Strukturen, zum Aufbau von
Justiz, Polizei und Verwaltung in diesen Ländern, um
nur einige Beispiele zu nennen. Dazu braucht es zweifel-
sohne eine finanzielle Grundlage, aber eben auch den
politischen Gestaltungswillen und eine politische Kon-
zeption.

Das, meine sehr geehrten Herren und Damen, gilt im
Übrigen auch für Afghanistan. Es reicht eben nicht, nur
finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Notwendig
ist auch das politische Konzept. Da stelle ich schon die
Frage – auch an Sie, Herr Bundesminister –: Wo ist das
politische Konzept für die Afghanistan-Konferenz, die
schon in zwei Wochen in Bonn stattfinden wird?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Ist doch schon längst da!)


Wir haben im Auswärtigen Ausschuss noch nicht ein
einziges Wort dazu gehört. Wir haben auch im Bundes-
tag dazu noch keine Aussagen gehört. Wenn man zwei
Wochen vorher nicht weiß, wohin man will, dann habe
ich große Sorge, ob diese Konferenz zu dem Erfolg füh-
ren wird, den wir alle wollen. Wir alle wollen einen Er-
folg dieser Konferenz, weil wir wissen, dass dies für die
Entwicklung in Afghanistan von immenser Bedeutung
ist.

Aber dazu gehört auch, dass der Bundesaußenminis-
ter und die Regierung wissen, was sie erreichen wollen,
und durch Verhandlungen den Weg dazu bereiten, sodass
sie dann auch praktisch prüfen können: Haben wir ei-
gentlich das erreicht, was wir uns vorgenommen haben?
Bisher müssen wir hier ein großes Fragezeichen setzen;
denn wir zumindest wissen davon nichts. Es kann ja
sein, dass Sie das mit Ihren Mitarbeitern erörtert haben.
Aber ich denke, zum politischen Prozess gehört auch,
dass man Verbündete und Mitstreiterinnen und Mitstrei-
ter hat. Nur dann kann man einen politischen Erfolg er-
zielen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie, Herr Westerwelle, haben immer – ich finde: zu
Recht – darauf hingewiesen, dass man mit militärischen
Mitteln keine Konflikte lösen kann, sondern dass man da-
für Politik und zivile Mittel braucht. Wir, die SPD-Frak-
tion, haben schon vor etwa einem Jahr Vorschläge für die
Weiterentwicklung einer an zivilen Mitteln orientierten

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(C (D ußenpolitik gemacht und dargestellt, wie hier unseres rachtens Fortschritte erzielt werden können. Es ist chade, dass es bisher keine Stellungnahme und auch eine Positionierung der Regierungsfraktionen dazu gibt. h appelliere an die Kolleginnen und Kollegen, dass dies eleistet wird, weil wir sonst nicht vorankommen. Ich laube, es ist gut, wenn man gerade bei diesen Fragen iteinander um die richtigen Wege, um die richtigen In trumente und auch um die richtigen Lösungen streitet. Kollegin Bulmahn, Sie können gerne weiterreden, ber das geschieht dann auf Kosten Ihrer Fraktionskolleen. Sehr geehrte Frau Präsidentin, ich will dann wie folgt chließen: Es muss darum gehen, die außenpolitische trategie und die Konzeption nicht nur für die Afghanitan-Politik, sondern insgesamt für die nächsten zwei ahre darzulegen, anstatt zum Beispiel über fachliche ompetenzen und ein Hinund Hergeschiebe zwischen en beiden Häusern BMZ und Auswärtiges Amt zu strein. Ich habe die Hoffnung, dass das in dieser Debatte ielleicht noch gelingen wird. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714204500
Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1714204600


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714204700

Das Wort hat die Kollegin Erika Steinbach für die

nionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Erika Steinbach-Hermann (Plos):
Rede ID: ID1714204800

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Frau Kollegin Bulmahn, Sie irren. Die Bundes-
gierung macht eine kontinuierlich menschenrechtskon-
rme Politik – auch hinsichtlich der Krisenprävention.


(Michael Leutert [DIE LINKE]: SaudiArabien!)


iese Bundesregierung hat noch keinen Präsidenten zum
penreinen Demokraten erklärt, der ein solcher niemals

ewesen ist. Das muss ich auch einmal deutlich hinzufü-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Außenpolitik ist auch Menschenrechtspolitik. Das ist
eute in allen Redebeiträgen zu erkennen gewesen. Die
erausforderungen, denen sich Deutschland im Bereich
er Menschenrechte gegenübersieht, sind in den letzten
ahren nicht kleiner geworden. Im Gegenteil: In vielen
ereichen prallen religiöse, ethnische oder ideologische
orstellungen nach wie vor sehr aggressiv aufeinander,
nd es gibt im Bereich der Menschenrechte leider auch,
ie am Beispiel von Russland zu erkennen ist, dramati-





Erika Steinbach


(A) )


)(B)

sche Rückentwicklungen – dort, wo man es nicht vermu-
ten sollte und wo man sich anderes erhofft hätte.

Die Einhaltung von Menschenrechten ist ethisches
Fundament für die demokratische, für die kulturelle und
sogar auch für die wirtschaftliche Entwicklung eines je-
den Landes. Dafür engagieren wir uns hier im Deutschen
Bundestag, und dafür engagiert sich die deutsche Au-
ßenpolitik dieser Regierung kontinuierlich – von Anbe-
ginn an.

Wir leben in sehr turbulenten Zeiten. Der gesamte
Nahe Osten ist im Umbruch. Die Hoffnungen der Men-
schen, die dort leben, sind gewachsen. Durch die tunesi-
sche Revolution wurde der arabische Stein ins Rollen
gebracht. Volksbewegungen in Ägypten, Libyen und
Bahrain folgten und gaben den Anstoß für den politi-
schen Wandel in diesen Ländern, allerdings – auch das
ist heute in den Beiträgen schon deutlich geworden – mit
noch offenem Ausgang.

Bei aller Euphorie ist auch Skepsis durchaus ange-
bracht:

So hat der Übergangsrat in Libyen nach dem Tode
Gaddafis angekündigt, die zukünftige Verfassung an der
Scharia ausrichten zu wollen. Was das bedeutet, weiß je-
der, der sich damit beschäftigt.

In Tunesien wurde im vergangenen Monat gewählt,
und die islamistische Ennahdha-Partei ist jetzt mit gro-
ßem Vorsprung stärkste Kraft im Parlament geworden.
Die Ennahdha-Partei spricht von Freiheit und Demokra-
tie. Wir hoffen sehr, dass dies auch umgesetzt wird.
Gleichzeitig fordert sie aber die Einhaltung einer stren-
gen religiösen Linie, und es gibt vor diesem Hintergrund
Übergriffe von Salafisten auf Kinos und Fernsehstatio-
nen, die Filme von Regisseurinnen ins Programm aufge-
nommen haben. Die Möglichkeiten der Frauen sind also
deutlich eingeschränkt. Welche Rechte werden die
Frauen und die anderen Menschen, die nach ihren Über-
zeugungen in diesem Land leben wollen, dort denn zu-
künftig haben? All das ist völlig offen.

In Ägypten werden in der kommenden Woche die ers-
ten freien Parlamentswahlen seit sehr, sehr langer Zeit be-
ginnen. Das ist hocherfreulich, aber auch in Ägypten – das
können wir nun Abend für Abend, Tag für Tag beobach-
ten – wollen islamistische Kräfte, die sich derzeit im Hin-
tergrund halten, die Wahlen gewinnen, und sie machen
mobil. Überschattet werden die Vorbereitungen der Wah-
len zudem durch Unruhen und Repressionen durch das
Militär, durch den Geheimdienst und durch die Polizei.

Anfang November titelte Zeit Online wörtlich: „Für
Kopten gibt es keinen Arabischen Frühling“. Weiter
schrieb sie:

Die Christen sind die Verlierer der Revolution: Sie
werden verfolgt und getötet.

Es gab am 9. Oktober ein Massaker in Kairo. Im An-
schluss an diese grausame Tat wurde – das ist gut – das
neue Antidiskriminierungsgesetz auf den Weg gebracht,
mit dem Benachteiligungen aufgrund religiöser Zugehö-

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(C (D gkeiten unter Strafe gestellt werden. Das ist ein wichties Zeichen, wie ich meine. Viele Ägypter hoffen nun uf Freiheit und Menschenrechte nach den Wahlen. Ich laube, wir alle hier im Hause hoffen mit ihnen, dass ich diese Sehnsüchte in Ägypten am Ende erfüllen weren. Mit großer Sorge sehen wir die Entwicklung in Syrien. ber die Menschen haben trotz des brutalen Vorgehens es Assad-Regimes die Angst vor den syrischen Geheimiensten überwunden und gehen Tag für Tag auf die traße und versuchen, sich ihre Freiheit zu erkämpfen. as ist für ein Volk, das über Jahre hinweg nur ein Leben Ausnahmezustand kannte, das sich jetzt wehrt, das in wischen 3 500 Tote und mehr als 10 000 Verhaftete, Gelterte und Gequälte zu beklagen hat, sehr bewundernsert. Auch dieser Freiheitsbewegung wünschen wir viel rfolg und danach einen verantwortungsvollen Umgang it ihrer Freiheit. Aber die Instabilität der gesamten Region wird auch on der transnational organisierten Kriminalität genutzt. berall, wo es die Möglichkeiten dazu gibt, kann man as beobachten. Erst in den vergangenen Tagen erreichn uns Meldungen von Organentnahmen an Flüchtlinen auf der Sinaihalbinsel in einem ganz erschreckenden usmaß. Medienberichten zufolge sind Tausende davon etroffen. In diesem Zusammenhang kann man nicht nur on korrupten Ärzten oder Medizinern sprechen. Dahinr steckt organisierte Kriminalität. Der Einsatz für Menschenrechte ist über den arabichen Raum hinaus weltweit nach wie vor dringend geoten. Es ist Kern unserer werteorientierten Außenpolik, dass wir uns für Menschenrechte einsetzen. Wir befinden uns in den Haushaltsberatungen. Geld t wohl wichtig; es wird mit diesem Haushaltsplan ausichend Geld zur Verfügung gestellt. Aber noch wichti er ist, dass wir diese Themen immer wieder aufgreifen. ie Bundesregierung, der Außenminister, die Bundesanzlerin sprechen überall dort, wo sie das Wort ergrein, immer wieder Menschenrechte mit der entsprechen en Sensibilität an; wir hier im Hause – davon nehme h niemanden aus – versuchen in Gesprächen mit Men chen aus anderen Ländern immer wieder, zu erklären, as Menschenrechte bedeuten. Wir können nicht davon usgehen, dass alle ihren Wert sofort erkennen, etwa dienigen, die nicht so wie wir in Freiheit leben durften. aran können wir alle gemeinsam mitarbeiten – über en Haushaltsplan hinaus. Danke schön. Der Bundesminister des Auswärtigen, Dr. Guido esterwelle, hat das Wort. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714204900






(A) )


)(B)

Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Aus-
wärtigen:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, mich nicht nur für
die konstruktive Debatte, wie sie bislang stattgefunden
hat, sehr herzlich zu bedanken, sondern ausdrücklich
auch allen Berichterstattern meinen Dank auszuspre-
chen. Ich glaube, dass die Zusammenarbeit mit den Be-
richterstattern und dem Haushaltsausschuss sachorien-
tiert gewesen ist und dass die aufgeworfenen Fragen, die
wir gestern, Herr Kollege Brandner, mit den Berichter-
stattern erörtert haben, beantwortet werden können.
Über die zeitliche Abfolge habe ich Ihnen gestern das
Notwendige gesagt.

In der Sache will ich die Frage beantworten, die Sie
als Vertreter der Haushälter der größten Oppositionsfrak-
tion hier im Hohen Hause angesprochen haben: Warum
legen wir die Strukturen der humanitären Hilfe zusam-
men? Warum ist das unsere politische Absicht? Warum
arbeiten wir daran? Das hat einen ganz einfachen Grund:
Es soll die Effizienz unserer Arbeit erhöhen. Es ist nicht
logisch und auch nicht sinnvoll, dass beispielsweise bei
einer humanitären Katastrophe das Kochgeschirr über
das Auswärtige Amt angeliefert wird und die Nahrung,
die darin gekocht wird, über ein anderes Ministerium be-
zogen wird. Wenn solche Strukturen zusammengelegt
werden, bündelt das unsere Kräfte und erhöht die Effizi-
enz.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dieser Gedanke steckt dahinter; es sind keine geheimen
Absichten. Deswegen sage ich das hier noch einmal.

Frau Kollegin Bulmahn, Sie haben die Frage gestellt,
warum ich nur kurz bzw. am Schluss der Debatte spre-
che. Ich will es Ihnen sagen: Bei uns ist es übliches Par-
lamentsverständnis, dass die Minister nur auf Wunsch in
der zweiten und dritten Beratung sprechen und dass das
Parlament Priorität hat.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bei Ihnen ist das offensichtlich anders. Sie wünschen
sich etwas anderes. Wir haben – übrigens gerade in der
Zeit der Opposition – immer großen Wert darauf gelegt,
dass die zweite und dritte Beratung die Stunde des Parla-
ments ist. Aber wenn Sie es möchten, werde ich selbst-
verständlich das Wort ergreifen. Weil wir den Haushalt
in der ersten Beratung mit einer ausführlichen Einbrin-
gungsrede von mir vorgestellt haben, rege ich aber an,
dass Sie, wenn Sie ein Defizit sehen, interfraktionell eine
strategische Debatte zur Außenpolitik vereinbaren, die
dann auch etwas mehr Redezeit für alle Beteiligten mit
sich bringt. In Anbetracht der Umbrüche in der Welt
glaube ich: Hohe Zeit wäre es.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Aber das ist Ihre Entscheidung als Abgeordnete des
Deutschen Bundestages.

Ich möchte zwei sachliche Anmerkungen machen, die
mir besonders wichtig sind. Das betrifft zunächst einmal

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(C (D en arabischen Frühling. Wir sprechen von einem arabichen Frühling; das ist aber in Wahrheit eine unscharfe egrifflichkeit. Der arabische Frühling, wenn wir ihn so ennen wollen, hat übrigens auch nicht in Tunesien beonnen, sondern mit der Farbe Grün im Iran. Wir sollten iemals vergessen, dass es im Iran nicht nur ein Nuklearrogramm gibt, das wir zu besprechen haben, sondern uch viele freiheitsliebende Menschen, die unterdrückt urden und werden. Wir wollen sie nicht vergessen, nur eil die Scheinwerfer zurzeit nicht dorthin gerichtet ind. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as ist das Selbstverständnis: zu differenzieren statt nur
u dem etwas zu sagen und zu tun, was gerade in den
bendnachrichten besonders wichtig ist. Das bewegt
ich genauso wie Sie.
Ein Beispiel: Mit etwas Glück und Konsequenz

önnte es sein, dass der Friedensplan des Golfkoopera-
onsrates endlich auch durch Präsident Salih für Jemen
ngenommen wird. Es wäre allerhöchste Zeit, dass das
tsächlich geschieht. Zurzeit schaut man nicht dorthin,

ber die Menschen im Jemen haben immer noch berech-
gte Wünsche und Sehnsüchte. Man hat auch nicht im
lick, was evolutionär vorangeht: die Reformen, die in
en drei Monarchien Marokko, Jordanien und Oman
ingeleitet worden sind. Man schaut nicht dorthin, weil
s keine entsprechenden Bilder gibt. Trotzdem unter-
tützt die Bundesregierung den Transformationsprozess
den evolutionären Ländern genauso wie in den revolu-
onären Ländern. Das ist meiner Meinung nach der rich-
ge Ansatz.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

enn Sie sich selbst prüfen, dann müssten Sie sich auch

ahinter versammeln und sagen: Das ist die richtige Po-
tik.

In Tunesien gibt es doch positive Signale, nämlich
ass diese Wahlen friedlich stattgefunden haben. Dort
ird Geschichte geschrieben. Nach Jahrzehnten der
errschaft von Ben Ali ist das, was dort stattgefunden
at, Geschichte. Das Ende der Geschichte ist noch nicht
lar. Aber es ist ein Anfang gemacht. Deswegen müssen
ir das konstruktiv unterstützen, aber auch immer und
mer wieder hinschauen.
Für Ägypten gilt, was ich in Ägypten gesagt habe, auf

em Tahrir-Platz und an anderen Orten: Die Revolution
Ägypten hängt an einem seidenen Faden. Wir müssen

nsere ganze Kraft einsetzen, damit aus einem Transfor-
ationsprozess ein wirklicher Wandel wird. Die Men-

chen in diesen Ländern haben nicht nur gegen alte Dik-
toren und autokratische Regime, sondern auch für

twas demonstriert: für Lebenschancen, Demokratie,
reiheit und Pluralität. Dabei müssen sie zu jeder Stunde
nsere Unterstützung haben, egal welcher Partei wir an-
ehören. Das ist die Gemeinsamkeit der Demokraten.
as ist die werteorientierte Außenpolitik, Frau Kollegin
teinbach, die Sie zu Recht angesprochen und eingefor-
ert haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)






Bundesminister Dr. Guido Westerwelle


(A) )


)(B)

Zu Afghanistan habe ich bereits Regierungserklärun-
gen abgegeben. Wir verfolgen den mit Ihnen besproche-
nen Weg. Darauf haben Sie sich öffentlich positiv einge-
lassen. Warum soll hier Schärfe hineingebracht werden?

Ich will eine Schlussbemerkung zu einem aus meiner
Sicht zentralen Thema machen. Viele Fragen sind wich-
tig, auch zum Thema Nahost, aber dazu fehlt mir die
Zeit. Ich will abschließend nur noch eine Bemerkung
machen. Wir haben heute Morgen eine lebendige und
wichtige Diskussion über das Krisenmanagement in Eur-
opa geführt. Ich möchte als Außenminister nur einen Ge-
danken hinzufügen: Ich glaube, es reicht nicht, wenn wir
die Menschen in Europa und auch in Deutschland mit-
nehmen wollen, dass wir uns ausschließlich über das
Krisenmanagement austauschen, sondern es ist ebenso
notwendig, dass wir alle gemeinsam eine europäische
Geschichte schreiben und erkennen, dass es hier in
Wahrheit nicht nur um die europäische Frage geht, son-
dern auch um die deutsche Frage. Es geht darum, ob
Deutschland unbeirrt Teil der europäischen und interna-
tionalen Gemeinschaft sein will, und ich glaube, wir
sollten uns nicht nur mit der Lösung der Krise auseinan-
dersetzen und kontrovers darüber streiten, sondern wir
sollten alle gemeinsam auch die Meinung vertreten: Wir
sind eingebettet in Europa, und diesbezüglich darf nie-
mand Zweifel säen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie das mal der FDP!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714205000

Das Wort hat die Kollegin Sevim Dağdelen für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Sevim Dağdelen (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714205100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Minister Westerwelle, es reicht einfach
nicht aus, dass Sie sich hier hinstellen und positiv über
den arabischen Frühling sprechen; denn Sie haben auf
der anderen Seite bis kurz vor Schluss an der Seite von
Diktatoren wie Mubarak gestanden.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Sehr richtig!)


Es ist auch nicht akzeptabel, dass Sie, wie jetzt aktuell,
beharrlich zu den über 30 Toten auf dem Tahrir-Platz ge-
schwiegen haben. Ihr Schweigen war eine Schande, Herr
Minister. Überhaupt hat die Regierung lange gebraucht,
um über die Massaker auf dem Tahrir-Platz zu sprechen.
Es war auch nur die Rede von Nachrichten, und es er-
ging ein Appell an beide Seiten, keine Gewalt mehr an-
zuwenden. Ich empfinde das als beschämend.


(Gunther Krichbaum [CDU/CSU]: Und Sie gratulieren Fidel Castro zum Geburtstag! Das ist Ihre Auffassung von Menschenrechten!)


Der vorgelegte Haushalt, Herr Minister, ist gerade in
Bezug auf die Auslandseinsätze der Bundeswehr einfach
nur unseriös. Insbesondere nennen Sie nicht die wirkli-

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(C (D hen Kosten des NATO-Kriegs in Afghanistan. Seit zehn ahren führt die Bundeswehr nunmehr Krieg am Hinduusch. Es ist nicht nur für die zahlreichen Opfer der eutschen Kriegspolitik fatal, was dort in unserem Naen geschieht. Laut dem Institut der deutschen Wirt chaft kostete der deutsche Anteil an diesem schmutzien Krieg bisher bis zu 33 Milliarden Euro. Jährlich chlage der deutsche Kriegseinsatz mit bis zu 3 Milliaren Euro zu Buche. Das ist auch vor dem Hintergrund er aktuellen Finanzund Wirtschaftskrise einfach uneräglich. Was könnte mit diesem Geld alles getan weren? Wenn man diese Kriegskosten beispielsweise auf einen Wahlkreis Bochum umrechnet, wird die ganze imension klar. Die Kriegskosten treffen nämlich auch nsere Kommunen. Umgerechnet bezahlt die Stadt Bohum über 13 Millionen Euro jährlich für den Afghanisn-Krieg. Das ist doppelt so viel, wie die Stadt Bochum isher jährlich für die Gesundheitsvorsorge ausgibt. ährend in den Städten und Gemeinden Theater, Biblioeken, Schwimmbäder, ganze Schulen bis hin zu Kran enhäusern geschlossen werden, steht diese Bundesreierung dafür, dass dies noch viele Jahre so weitergehen oll. Wir als Linke sagen: Hier ist eine Umkehr nötig. Jeer Euro und jeder Cent für diesen verbrecherischen rieg ist einer zu viel. Ihre Rede vom Abzugsdatum 2014 ist, wie sich jetzt rneut herausstellt, eine Legende, eine glatte Lüge. Im orfeld der Petersberg-II-Konferenz nächste Woche in onn wird über ein Stationierungsabkommen verhanelt, das eine Präsenz von NATO-Truppen über das Jahr 024 hinaus vorsieht. Diskutiert wird über bis zu 50 000 usländische Soldaten, die dauerhaft am Hindukusch leiben sollen. Allein um die Bevölkerung hier in eutschland zu täuschen, erzählen Sie das Märchen vom bzug. (Michael Brand [CDU/CSU]: Reden Sie mal über Menschenrechte in Afghanistan!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


ie reden vom Abzug und vom Frieden, aber Sie führen
rieg. Hören Sie endlich auf, den Menschen Sand in die
ugen zu streuen!


(Beifall bei der LINKEN)


Krise und Krieg sind lediglich zwei Seiten ein und
erselben Medaille. Der NATO-Krieg in Afghanistan
uss beendet werden. Die Bundeswehr muss umgehend

bgezogen werden. Diesen Krieg können wir uns im
ortsinne nicht mehr leisten. Deshalb unterstützt die

inke die Proteste gegen die Petersberg-Konferenz, auf
er wieder in alter kolonialistischer Manier fernab von
fghanistan über die Zukunft und auch über die Men-

chen Afghanistans mit korrupten Regierungen und
riegsverbrechern wie Karzai entschieden werden soll.
ährend Sie diese Kriegsverbrecher hofieren, wird sich

ie Linke an der Seite der hiesigen Bevölkerung an den
rotesten gegen diesen Krieg beteiligen.


(Beifall bei der LINKEN)






Sevim Daðdelen


(A) )


)(B)


Sevim Dağdelen
Wie sehr diese Bundesregierung weiterhin auf die Mi-
litarisierung der deutschen Außen- und Sicherheitspoli-
tik setzt, lässt sich an Details des Haushaltsentwurfs
deutlich erkennen. So lässt sich die Bundesregierung
ihre zivilen Ausbildungspartnerschaften für Jugendliche
in Drittstaaten gerade einmal 1,3 Millionen Euro kosten.
24 Millionen Euro hingegen stellt sie für die Ausbildung
und Ausrüstung afrikanischer Soldaten und Polizisten im
Rahmen der G-8-Initiative bereit.

Ähnlich sieht es bei den deutschen Beiträgen zu den
Vereinten Nationen aus. Von den knapp über 600 Millio-
nen Euro, die an die UN fließen, gehen über 400 Millio-
nen Euro direkt an deren Militärmissionen. Davon kos-
ten allein die UN-Missionen in der Demokratischen
Republik Kongo, im Südsudan und auch in Somalia die
Hälfte, wo Sie wieder einmal völlig illegitime, korrupte
Regierungen absichern. Wir brauchen aber eine Stär-
kung der Vereinten Nationen mit ihren zivilen Strukturen
und keine Militarisierung der UNO. Die Linke will des-
halb die Stärkung des Völkerrechts und nicht seine Aus-
höhlung.


(Beifall bei der LINKEN)


Diese Aushöhlung sieht man auch bei Ihrer aktuellen
Sanktionspolitik gegen den Iran. Nicht nur, dass Ihre
Sanktionen die Bevölkerung im Iran schwer treffen wer-
den. Das erinnert auch fatal an die Politik gegenüber
dem Irak vor dem Angriff der Koalition der Willigen
2003. Viele fühlen sich an die Kriegsvorbereitungen von
damals erinnert. Wieder einmal werden die Berichte von
Geheimdiensten für bare Münze genommen, wie es Herr
Mißfelder hier dargestellt hat, obwohl man doch spätes-
tens seit dem Irakkrieg sehr vorsichtig mit derlei Infor-
mationen umgehen sollte. Die Bundesregierung muss
sich hier klar positionieren. Es ist zweifelhaft, wenn Sie
sich auf der einen Seite gegen einen Krieg gegen den
Iran erklären, aber auf der anderen Seite eine konflikt-
verschärfende Sanktionspolitik mittragen, die einen
möglichen Krieg mit dem Iran näher rücken lässt. Wir
brauchen hier eine politische Lösung. Ein neuer Krieg
im Nahen und Mittleren Osten wäre wirklich verhee-
rend. Sie haben hier die Möglichkeit, zu erklären, dass
Krieg für Sie nicht weiter, wie in der Vergangenheit, ein
Mittel der Politik ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich komme zum Schluss. Ziel der Linken ist es, dass
deutsche Außen- und Sicherheitspolitik wieder Friedens-
politik wird. Doch statt Frieden exportieren Sie immer
weiter Krieg und auch deutsche Rüstungsgüter in alle
Welt. Ich finde, eine andere und friedliche Außenpolitik
ist möglich. Das sind wir den Menschen in Afghanistan,
in Saudi-Arabien, im Jemen, in Ägypten und auch an-
derswo schuldig. Aber vor allem sind Sie das der großen
Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland schuldig.

Verwenden wir die vielen Milliarden Euro Kriegskos-
ten endlich für soziale und ökonomische, für zivile und
vernünftige Projekte, hier und anderswo. Die Sicher-
heitspolitik muss im Interesse der Mehrheit der Bevölke-
rung sein und nicht im Interesse der Rüstungsindustrie
und der Eliten.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat der Kol ge Manuel Sarrazin das Wort. Frau Präsidentin! Herr Minister, Sie haben eben Eur pa und die Geschichte, die wir erzählen müssen, angeprochen. Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, dass wir ns angewöhnt haben, die wichtigen Debatten über die ukunft der Europäischen Union mit dem Finanzminisr oder mit Beamten im Kanzleramt zu führen und nicht it Ihnen. Ich muss Ihnen auch ganz ehrlich sagen, dass h das nicht gut finde. (Dr. Rainer Stinner [FDP]: Das liegt aber an Ihnen!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714205200
Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714205300

Herr Stinner, tun Sie mir bitte den Gefallen und lassen
ie mich diesen Punkt zu Ende bringen. – Ich habe nie-
als einen Europaminister erlebt, der in einer solchen
rise monatelang so wortlos zur Zukunft Europas gewe-

en ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


h habe in der Geschichte Europas bisher keine liberale
artei erlebt – außer vielleicht Fidesz, die einmal eine li-
erale Partei gewesen ist –, die es in dieser entscheiden-
en Frage nicht geschafft hat, zusammenzuhalten und
ie Minderheit in ihrer Partei auch einmal zur Räson zu
ringen.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Dann sind Sie aber dauernd mit einer Augenbinde durch die Gegend gelaufen!)


h nehme es Ihnen nicht ab, wenn Sie mir jetzt zurufen,
as liege an mir.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich muss Ihnen noch etwas sagen: Der Minister ist in
er letzten Sitzungswoche in den Ausschuss gekommen
nd hat gesagt, dass er in den Ratsformationen seit Mo-
aten für Vertragsänderungen werbe.


(Philipp Mißfelder [CDU/CSU]: Das stimmt doch!)


ber wir sind zum ersten Mal im Oktober in einem
rahtbericht darüber unterrichtet worden. Er hat uns of-
n ins Gesicht gesagt, er sei an unseren Anregungen in-
ressiert. Das Strategiepapier des AA lag aber schon
ngst vor.


(Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Sie müssen es lesen! Wird Ihnen das nicht vorgelegt im Büro?)


eshalb möchte ich Ihnen ganz deutlich sagen: Dieser
ußenminister wird der Rolle als Europaminister, als zu-

tändiger Minister für Europapolitik nicht gerecht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)






Manuel Sarrazin


(A) )


)(B)

Ich kann Ihnen noch etwas sagen, was Sie bei diesem
Strategiepapier falsch machen. Sie haben mit Herrn Rös-
ler in der Welt geschrieben – das bezog sich auf Vertrags-
änderungen; ich zitiere –:

Nichts ist für uns wichtiger, als die Bürgerinnen
und Bürger auf diesem Weg anzuhören, zu beteili-
gen und zu überzeugen.

Ihnen fällt das schon bei uns schwer. Sie haben tage-,
wochenlang in Brüssel Ihr Strategiepapier und Ihre Vor-
stellungen vorgetragen, ohne es uns zuzuleiten. Irgend-
wann habe ich eine entsprechende Anforderung gestellt,
nachdem in den Zeitungen darüber berichtet wurde. Dar-
aufhin wurde uns dieses Papier zugeleitet. Aber das hat
nichts mit dem zu tun, was Sie angekündigt haben, näm-
lich die Bürger auf dem Weg anzuhören, zu beteiligen
und zu überzeugen. Das ist Hinterzimmerpolitik, die wir
sonst eher aus dem Kanzleramt gewohnt sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Minister, das, wofür Sie sich einsetzen, ist ein
Grundfehler, den wir nicht wiederholen sollten. Wir
brauchen Vertragsänderungen – ich hoffe, dass die Kol-
legen im Europäischen Parlament dieses Thema noch
einmal auf die Tagesordnung setzen werden –, die in ei-
nem echten europäischen Konvent und vor allen Dingen
unter Beteiligung der Zivilgesellschaft und der Sozial-
partner zustande kommen und die zu mehr europäischer
Demokratie unter Berücksichtigung sozialer Fragen füh-
ren. Solche Änderungen dürfen nicht einfach nur von ir-
gendwelchen Beamten in Brüssel, im Kanzleramt oder
vielleicht noch im Élysée ausverhandelt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Europäische Union ist – das haben wir immer be-
tont – mehr als eine Wirtschaftsunion; darüber sind wir
uns einig. Umso wichtiger ist es jetzt, den Menschen zu
erklären, dass wir – um die Wirtschafts- und Solidar-
union, um die Union des Rechts und der Freiheit zu be-
wahren – mehr Wirtschaftsunion brauchen werden. Die
Wahrheit ist – da haben Sie recht, Herr Stinner –: Klein-
staaterei wird nicht der Weg aus der Krise sein. Wenn je-
der Nationalstaat in Europa seinen eigenen Weg geht,
wird uns die Krise einholen und überholen. Das kann
nicht der Weg in die Zukunft sein. Wir müssen unser
Glück, als Deutsche in Europa eingebunden zu sein,
deutlicher zum Ausdruck bringen. Wir brauchen daher
keinen schwachen Europaminister, der sich monatelang
zu den angesprochenen Themen im Wesentlichen aus-
schweigt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn wir angesichts der Schlagzeilen sehen, dass wir
vielleicht am Vorabend der entscheidenden Zuspitzung
der Krise stehen, und da es vielleicht schon in den nächs-
ten Tagen und Wochen darauf ankommen wird, ob wir in
dieser Situation zusammenhalten oder nicht, muss ich
sagen: Hören Sie auf, plump rote Linien zu benennen!
Sagen Sie zuallererst, dass Deutschland alles tun wird,
um den Euro zu retten und die Europäische Union zu-

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(C (D ammenzuhalten. Dann können Sie Maßgaben formulien. Hören Sie auf, wie Herr Westerwelle und Herr Brü erle rote Linien zu ziehen, die den Zweifel daran ähren, dass wir dabei sein werden, wenn es darum geht, ieses Europa zusammenzuhalten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ie Unsicherheit, die Ihre Regierung verbreitet, ist fatal.

Ihr Krisenmanagement hat Europa nicht auf das vorbe-
itet, was in den nächsten Tagen und Wochen kommen
ird. Sie haben die europäischen Institutionen, die han-
eln könnten, geschwächt. Sie haben die Parlamente
icht ausreichend beachtet und beteiligt. Wir werden den
otwendigen Weg ohne starke Unterstützung des Außen-
inisters gehen. Ich wünsche mir, Herr Westerwelle, dass

uf Ihrem Stuhl ein echter Europäer sitzt. Es ist Pech für
ns, dass Sie bislang nicht haben liefern können. Ich wün-
che mir, dass Sie eine europäische Stimme in der Bun-
esregierung sind. Allein mir fehlt der Glaube. Ich hoffe,
ass Sie die Zeit, die Ihnen noch bleibt, nutzen, um es bes-
er zu machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714205400

Zu einer Kurzintervention hat der Kollege Link das

ort.


Michael Link (FDP):
Rede ID: ID1714205500

Herr Kollege Sarrazin, unsere Zusammenarbeit ist im

usschuss und auch sonst sehr konstruktiv. Das ändert
ich periodisch immer wieder, wenn hier im Plenum Re-
en gehalten werden.

Ich bin sehr erstaunt darüber, in welcher Form Sie
argelegt haben, was diese Koalition in der gesamten
eit der Euro-Krise gemacht hat. Unsere Prämisse ist,
ie Euro-Zone zusammenzuhalten und die Währungsu-
ion dort fortzuentwickeln, wo wir dringend Änderun-
en brauchen. Exakt das tun wir mit Anträgen und tut
er Bundesaußenminister durch entsprechendes Werben
eit der Zuspitzung der Krise. Er hat insbesondere dafür
eworben, die Lehre aus dem zu ziehen, was wirklich
lsch gelaufen ist. Rot-Grün hat – daran möchte ich er-
nern – 2002, 2003 und 2004 den Stabilitäts- und
achstumspakt entkernt. Daraus müssen wir dringend

ehren ziehen. Der Bundesaußenminister wirbt deshalb
emeinsam mit der Bundesregierung für entsprechende
ertragsänderungen.


(Beifall der Abg. Birgit Homburger [FDP])


ir gehen das konsequent an.

Wir erwarten bei diesem Punkt, dass immer dann,
enn es ernst wird, wenn nämlich Sanktionen tatsächlich
erhängt werden sollen, von der Grünen-Fraktion mehr
ommt als nur ein Kuschelkurs, ein Weiter-so, ein Ganz-
chnell-die-Schleusen-Öffnen. Wir sollten nicht nur ein

unschkonzert machen, sondern deutlich sagen, dass wir
irklich bereit sind, die Lehren aus dieser Krise zu zie-
en. Da würde ich mir von den Grünen mehr Beiträge





Michael Link (Heilbronn)



(A) )


)(B)

wünschen. Morgen zum Beispiel hätten sie die Gelegen-
heit dazu. Morgen diskutieren wir den EU-Haushalt. Ich
warte bis zum jetzigen Moment auf einen Antrag der Grü-
nen-Fraktion dazu.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714205600

Sie haben das Wort.


Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714205700

Verehrter Kollege Link, wir arbeiten im Ausschuss

wirklich sehr gut zusammen, und das kann man auch sa-
gen. Ich glaube aber, dass wir uns dessen bewusst sein
müssen, in welcher Lage wir sind. Ich glaube, dass in der
Lage, in der wir sind, gewisse Fragen des Klein-Klein
– 2004, 2005 – –


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Klein-Klein? GroßGroß! – Michael Link [Heilbronn] [FDP]: Das sind die Ursachen der Krise! – Weitere Zurufe von der FDP)


– Frau Homburger, Entschuldigung! Wenn Sie jetzt hier
so reinblöken, möchte ich Sie einmal darauf hinweisen:


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Was ist das für ein Stil?)


Wir haben im Juli hier den Antrag gestellt, automatische
Sanktionen einzuführen. Den haben Sie abgelehnt. Sie
haben es in Brüssel gekippt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich wollte nur gerade darauf hinweisen, dass es aus
meiner Sicht zwei große Schwierigkeiten gibt:

Erstens brauchen wir Vertragsänderungen; darüber re-
den wir schon lange. Wir brauchen weiter gehende Ver-
tragsänderungen als die, die diese Bundesregierung, wie
ich glaube, vorschlagen wird. Wir brauchen vor allem
die Verbindung der künftigen Wirtschaftsunion oder
Wirtschaftsregierung, wie auch immer wir es nennen,
mit der Frage der Demokratie. Wir werden die Men-
schen auf diesem Weg nicht mitnehmen können, wenn
wir nicht dazu stehen, das demokratisch zu machen, das
zu legitimieren und die europäische Demokratie damit
zu verbessern. Ich glaube, dass ich mir mit vielen Libe-
ralen im Europäischen Parlament und in Europa in dieser
Frage einig bin. Aber ich sehe nicht, dass dieser Außen-
minister dieses Thema auf die Tagesordnung bringt; er
lässt es sich von den Finanzministerien diktieren.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Sie sehen doch, dass wir ohne eine Gover-
nance nicht aus dieser Krise kommen werden. Aber diese
Bundesregierung hat die europäischen Institutionen, die
die Governance liefern können, auf den Marschbefehl der
Kanzlerin in der Rede von Brügge hin kleingehalten. Da
hätte ich mir gewünscht, dass der Außenminister dage-
genhält und ein Plädoyer dafür abgibt, dass wir ohne das
Europäische Parlament, ohne die Europäische Kommis-
sion nicht aus dieser Krise herauskommen werden.

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(C (D Wir werden in den nächsten Tagen – vielleicht auch rst in den nächsten Wochen – erleben, dass viel größere erausforderungen und Anforderungen auf uns zukomen werden, als wir bisher glauben. Diese Herausfordengen werden alle in diesem Haus, auch uns, vor große ragen stellen. Ich möchte einfach, dass die Unsichereit, die über die Position dieser Regierung und vor alm der FDP bisher besteht – ich weiß: nicht alle von Ihen können etwas dafür –, nicht neu genährt wird über te Linien, die Sie ziehen und an die wir stoßen werden. as ist meine Sorge, weil ich genau weiß: Das, was auf ns zukommt, werden wir nicht mit einfachen Mehrhein, Rot-Grün gegen Schwarz-Gelb, lösen können; da ird mehr gefordert sein. Darum bitte ich Sie, keine ron Linien zu ziehen, zumindest nicht als Erstes, sondern unächst die Aussage zu machen: Wir werden alles tun, as nötig ist, um Europa zusammenzuhalten und den uro zu retten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714205800

Bevor es in der Debatte weitergeht: Ich nehme an,

ass alle Fraktionen wie auch diejenigen, die uns zuhö-
n, die Belebung der Debatte begrüßen. Wir sollten
otzdem, wenn wir bestimmte Reaktionen von Kolle-
innen und Kollegen bewerten, bei unserer Wortwahl an
ie parlamentarische Ausdrucksweise denken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Für die Unionsfraktion hat der Kollege Michael Stüb-
en das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Michael Stübgen (CDU):
Rede ID: ID1714205900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich will am
nfang ganz kurz auf Ihren Beitrag eingehen, Herr Sar-
zin. Sie haben sich gerade nachdrücklich darüber be-

chwert, dass der Bundesaußenminister sich – angeblich
nicht um Europapolitik kümmert. Das ist Ihr Vorwurf;
ie sehen das so. Das wundert mich allerdings, da es
eine zwei Wochen her ist, dass Sie sich sowohl bei uns

Europaausschuss als auch öffentlich heftig darüber
eschwert haben, dass der Außenminister europapoli-
sch tätig geworden ist. Er hat Grundlinien für eine Ver-
agsänderung entworfen, von der Sie gesagt haben, dass
ie gut und richtig wäre. Sie haben allerdings gesagt, er
ürfe das nicht, bevor er mit Ihnen geredet hat. Sie müs-
en sich schon entscheiden, was Sie wollen, das eine
der das andere. Beides zu kritisieren, ist aber ein biss-
hen merkwürdig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir sind überhaupt nicht der Meinung – es stimmt
uch nicht –, dass das Auswärtige Amt und der Bundes-
ußenminister europapolitisch nicht aktiv sind. Natürlich
ibt es immer Fragen, die aktuell im Ecofin und in der
uro-Gruppe geklärt werden müssen. Das hat etwas mit
er Substanz der Probleme zu tun. Aber wir wissen sehr





Michael Stübgen


(A) )


)(B)

genau und beraten auch im EU-Ausschuss regelmäßig
darüber, wie wichtig die Arbeit des Auswärtigen Amts
ist. Das sieht man auch an der mittelfristigen Finanzpla-
nung. Bei dem mehrjährigen Finanzrahmen der EU für
die Jahre 2014 bis 2020 geht es um einen Billionenhaus-
halt, wie Sie alle wissen. Über diese Arbeit des Auswär-
tigen Amts steht in der Tat nicht jeden Tag etwas in der
Zeitung; dennoch ist sie von fundamentaler Bedeutung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Damit bin ich bei meinem ersten Thema. Ich glaube,
es ist sehr wichtig, dass wir im Rahmen der mittelfristi-
gen Finanzplanung verstärkt ein Augenmerk auf den
Haushaltsvollzug seitens der Europäischen Kommission
richten. Wir als Koalitionsfraktionen werden morgen ei-
nen Antrag, der sich substanziell und detailliert mit den
Vorschlägen für den nächsten Finanzrahmen der Europä-
ischen Union beschäftigt, einbringen. Ich will nur ein
Detail herausgreifen, das uns als Haushaltsgesetzgeber
nicht beim Haushalt 2012, aber im Rahmen der mittel-
fristigen Finanzplanung sehr direkt treffen könnte.

Es geht um den Sachverhalt, dass die Europäische
Kommission vor ungefähr einem halben Jahr festgestellt
hat, dass sich im Bereich der sogenannten RAL – reste à
liquider –, also nicht ausgeführter Verpflichtungsermäch-
tigungen, eine „Bugwelle“ aufbaut, die ein Ausmaß er-
reicht, das seinesgleichen bisher nicht kennt. Was sind
sogenannte nicht ausgeführte oder nicht vollendete Ver-
pflichtungsermächtigungen? Die Europäische Union gibt
– anders als die nationalen Haushaltsgesetzgeber – für be-
stimmte Projekte in den Mitgliedsländern Teilfinanzie-
rungen oder Vollfinanzierungen als Verpflichtungser-
mächtigungen. Die Projekte dauern manchmal mehrere
Jahre; manche Projekte verschieben sich auch. Dadurch
entstehen nicht vollendete Verpflichtungsermächtigun-
gen. Insoweit ist das normaler europäischer Haushalts-
vollzug. Bisher war es so, dass sich beim Übergang von
einer Finanzplanung zur nächsten Verpflichtungsermäch-
tigungen in Höhe eines zweistelligen Milliardenbetrages
angesammelt hatten. Auch dies war normaler Haushalts-
vollzug; sie konnten im laufenden Haushalt berücksich-
tigt werden.

Die Europäische Kommission hat allerdings festge-
stellt, dass diese Entwicklung dazu führen könnte, dass
wir bis zum Jahr 2014, also bis zum Beginn der neuen
mittelfristigen Finanzplanung, nicht ausgeführte Ver-
pflichtungsermächtigungen in Höhe von bis zu 250 Mil-
liarden Euro haben; das wäre knapp ein Viertel des ge-
samten Haushalts von 2014 bis 2020. Wenn dies eintritt,
wird Folgendes passieren: Wir, die Geberländer, die Net-
tozahlerländer, haben dann nicht nur den Beitrag für das
neu anlaufende Finanzprogramm zu zahlen, was völlig
normal wäre – das wird ausgehandelt und einstimmig
beschlossen –, sondern zusätzlich, ohne dass wir uns
vorher darauf einstellen können, diese 250 Milliarden
Euro, sodass die ersten Jahre, die Jahre 2014 bis 2016,
unkalkulierbar werden. Dies würde bedeuten, dass für
uns als Haushaltsgesetzgeber nicht nur unsere Beiträge
an die Europäische Union für die mittelfristige Finanz-
planung, sondern auch die Haushalte für das jeweils
nächste Jahr unkalkulierbar würden.

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(C (D Meine sehr verehrten Damen und Herren, das komlexe Ursachengeflecht für diese Entwicklung ist wohl berwiegend objektiv zu erklären. Ich erhebe hier also icht den Vorwurf, dass die Europäische Kommission dar verantwortlich ist – vielleicht zum Teil; es gibt aber bjektive Gründe, die im Wesentlichen aus der Wirtchaftsund Finanzkrise der letzten Jahre herrühren. icht akzeptabel ist allerdings die Tatsache, dass wir seit em Zeitpunkt vor mehr als sechs Monaten, als die erste itteilung der Europäischen Kommission über ausste ende Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von 50 Milliarden Euro ergangen ist, keine konkrete Analyse zumindest wurde sie uns nicht vorgelegt – darüber beommen haben, welche es sind und mit welchen Laufzein, geschweige denn irgendwelche Vorschläge gemacht urden, wie wir dieses Problem bis 2014 beheben oder umindest stark reduzieren können. Ich halte dies allerdings für ein eklatantes Versäumnis er Kommission. Sie ist für die Haushaltsdurchführung erantwortlich und hat daher die Verpflichtung, solchen ntwicklungen entgegenzuwirken. Sie kann nicht sagen: arüber sollen sich die Mitgliedsländer einmal Gedanen machen. Das halte ich für uns als deutschen Gesetzeber nicht für hinnehmbar. Ich erwarte daher von der uropäischen Kommission, dass sie erstens umgehend ie Analyse des konkreten Problems fortsetzt und uns as Ergebnis vorlegt und uns zweitens sehr bald konrete Vorschläge dazu macht, wie wir diesem Problem egegnen können. Anstatt dass sich die Europäische Kommission mit iesen und anderen dringenden Problemen beschäftigt, eint der Präsident der Kommission, Herr Barroso, uns it allerlei Variationen von Euro-Bonds beglücken zu üssen. Ich bin überrascht, dass das bei dieser Debatte och keine Rolle gespielt hat. Wir haben gelernt, dass es zwischen einen neuen Begriff hierfür gibt: Stabilitäts nleihen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, in der ürze der Zeit will ich hierzu nur ein paar Anmerkungen achen. Seit gut anderthalb Jahren haben wir es mit enschen zu tun, die sich berufen fühlen, immer wieder eue Vorschläge und Rettungspläne zu machen, ohne inmal darauf einzugehen, was bei der vorliegenden Bechlusslage überhaupt umgesetzt werden muss. Da gibt s so einiges: Wir müssen die Guidelines im Zusammenang mit EFSF II umsetzen. Das ist sowieso längst überllig und muss noch in diesem Jahr geschehen. Ich gehe avon aus, dass das passiert. Außerdem müssen wir das riechenland-II-Paket mit der Gläubigerbeteiligung spästens Anfang nächsten Jahres vorstellen. Wir brauchen sofern keine Vorschläge zu Euro-Bonds oder diversen ariationen. Ich will aber noch auf einen weiteren Punkt eingehen. uf die deutschen Haushalte – und zwar auf die von und, Ländern und Gemeinden – würden bei der Einhrung von Euro-Bonds, egal in welcher Form, imense Kosten zukommen. Das Hauptproblem ist aber olgendes: Wenn wir bei der Einführung von Euroonds einen ganz massiven Aufwuchs der Gewährleis Michael Stübgen )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

tungen der Euro-Länder – gerade derjenigen, die noch
Triple-A sind – hätten, würden dabei mit Sicherheit ei-
nige Euro-Länder – vielleicht nicht sofort Deutschland –
in das Downgrading beim Rating geraten. Das würde mit
erhöhten Zinsgebühren einhergehen und würde die Ver-
schuldenssituation noch verschlechtern. Damit würden
wir die Situation noch weiter verschlimmern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Selbst wenn man das alles für hinnehmbar hält, bleibt
ein weiteres Problem der Euro-Bonds, das sich in den
letzten Jahren und insbesondere in den letzten Wochen
ganz besonders an Griechenland gezeigt hat: Man
konnte beobachten, dass die Entwicklung in den letzen
anderthalb Jahren sehr schleppend vorangegangen ist.
Sie ist aber nur deshalb überhaupt vorangegangen, weil
das Land nach den Vorgaben des bisherigen Hilfspro-
gramms alle drei Monate nachweisen muss, dass es die
Konditionalitäten einhält und seine eigenen Reformbe-
mühungen mit allen Anstrengungen umsetzt.

Sobald in Griechenland bisher der Eindruck entstan-
den ist, jetzt habe man erst einmal für drei Monate Luft,
sind die Reformanstrengungen liegengeblieben. Wir ha-
ben jetzt mit einer neuen Regierung die Chance auf Ver-
änderung. Ich hoffe, dass diese Regierung es endlich
schafft, das enorme Ungleichgewicht der griechischen
Reformpolitik abzuschaffen – bislang wurde nämlich nur
bei Renten, Arbeitslosengeld, Sozialversicherung etc.
eingespart, aber die großen Einkommensbezieher und
Vermögensbesitzer zahlen nach wie vor fast keine Steu-
ern. Das Ganze ist aber nur durch den direkten Druck der
ständigen Kontrolle erfüllbar. Euro-Bonds würden diese
Kontrolle unmöglich machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deswegen wären sie der falsche Weg. Wir können nur
auf dem Weg weitergehen, den wir bisher gegangen
sind.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714206000

Der Kollege Axel Schäfer hat für die SPD-Fraktion

das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Axel Schäfer (SPD):
Rede ID: ID1714206100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Bei der heutigen Debatte geht es, insbesondere was Eur-
opa anbelangt, um eine Frage, über die wir 2010, 2009,
2008, 2007 und davor nie diskutieren mussten.

Es geht nicht mehr um die Frage: Wie werden wir die
Vertiefung und Erweiterung der EU gestalten? Jetzt geht
es um die Frage: Wie werden wir die EU erhalten? Das
ist eine Debatte, die wir in 60 Jahren noch nicht führen
mussten. Deshalb muss unsere Debatte in diesem Hause
dem auch angemessen sein. Weil das so ist, möchte ich
die Kolleginnen und Kollegen von Union und FDP nur
an zwei Punkten kritisieren:

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(C (D Der erste Punkt betrifft das, was Kollege Stübgen um Thema Griechenland gesagt hat. In Griechenland esteht das Problem zurzeit darin, dass die Vereinbarunen, die unter den Parteien und mit der Troika in Europa etroffen worden sind, von einer Kraft nicht getragen, icht unterzeichnet werden und deshalb nicht umgesetzt erden können, nämlich von der christdemokratischen pposition, also von Ihren Parteifreunden. Das ist das ktuelle Problem in Griechenland. Deshalb bitte ich Sie: eden Sie mit Herrn Samaras. Sie kritisieren auch Herrn arroso. Auch er ist einer Ihrer Parteifreunde. Sie könen doch hier nicht sagen, es gebe bei diesen Themen ine Kakofonie, obwohl es doch letztlich immer um Ihre eute geht. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der zweite Punkt. Kollege Stinner, die Rede, die Sie
ehalten haben, betraf weniger den Bundestag als die
itglieder Ihrer eigenen Partei. Ich kann nur hoffen,

ass die europäischen Überzeugungen, die Sie hier vor-
etragen haben, von den Mitgliedern Ihrer Partei tat-
ächlich getragen und bei der Abstimmung entsprechend
ur Geltung gebracht werden. Denn es ist wichtig, dass
ir die FDP an dieser Stelle an Bord behalten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, da wir über Demo-
ratie reden: Es geht nicht, dass ein Ministerpräsident in
uropa, der die mutigsten Sparmaßnahmen, die es bisher
berhaupt gab, und die schwierigsten Einschnitte, die
an sich vorstellen kann, vorgenommen hat – dagegen
aren Hartz IV und alles andere in unserem Lande nur

in leises Säuseln –, auch von der Bundesregierung be-
chämt und beschädigt wird. Papandreou hat gesagt: Ich
ete vor die Bürgerinnen und Bürger und mache mein
igenes Schicksal von der Volksabstimmung abhängig. –
ie tun so, als wäre es etwas Unrechtes, den Bürgerinnen
nd Bürgern in einem Volksentscheid die Entscheidung
ber elementare Fragen zu überlassen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich will auf etwas hinweisen, was in Europa, abgese-
en vom luxemburgischen Parlament, wahrscheinlich nur
r den Bundestag gilt: Wir haben in diesem Hause seit

0 Jahren bei allen wichtigen, grundlegenden Entschei-
ungen zur EU bzw. davor zur EG eine Übereinstimmung
wischen den Christdemokraten, den Sozialdemokraten,
er FDP und – seit 1983 – den Grünen. Dieses kostbare
ut, dass wir, egal in welcher Konstellation oder Koali-
on wir waren, dieses Europa gemeinsam entwickelt und
orangebracht haben, müssen wir in der jetzigen Situa-
on erhalten; darum wird es gehen.

Ich bin überzeugt: Wir werden 2012 vor ganz andere
ragen gestellt als vor die, über die wir heute diskutie-
n. Wir werden nämlich vor die Frage gestellt werden:
t es tatsächlich vorstellbar, dass die Euro-Zone zusam-
enbricht, oder können wir das verhindern? Schauen
ie sich bitte die Analysen der SWP und anderer seriöser
issenschaftler an: Sie stellen Projektionen auf, die uns
irklich Sorge machen sollten. Die Politik muss an der
telle agieren und darf nicht nur reagieren.





Axel Schäfer (Bochum)



(A) )


)(B)

Was Aktion anbelangt, ist Folgendes das Wichtigste
– und es ist gut, dass sich Sozialdemokratinnen, Sozial-
demokraten und Grüne da einig sind –: Wir dürfen nicht
mehr Dinge ausschließen, von denen wir wissen, dass
wir sie gebrauchen könnten. Wir müssen auf den Erfah-
rungen der letzten 15 Monate aufbauen, in denen immer
wieder Sachen ausgeschlossen wurden, die dann am
nächsten Tag realisiert worden sind. So werden wir in
der Europapolitik nicht weitermachen können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deshalb müssen wir auch aussprechen, worum es
hierbei geht. Es darf nicht ausgeschlossen werden, so
wie es heute der Präsident der Europäischen Kommis-
sion – wie gesagt: ein Christdemokrat – vorgeschlagen
hat: Euro-Bonds, oder wie auch immer man gemein-
schaftliche Anleihen nennt. Am Schluss darf natürlich
auch nichts ausgeschlossen werden, was die Aktivitäten
im Bereich des Geldes bei der Europäischen Zentralbank
anbelangt, und zwar nicht, weil die SPD jetzt sagen
würde „Prima, möglichst schnell Euro-Bonds!“ oder die
Grünen vielleicht sagen würden „Prima, die EZB muss
jetzt geldpolitisch tätig werden!“


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Sie wollen die Notenpresse anwerfen!)


Die Frage der Notenbank wird dann eine Rolle spielen,
wenn es darum geht, ob Europa erhalten werden kann
oder zerstört wird. Das müssen wir uns bewusst machen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In der Situation, in keiner anderen, werden wir sein. Wir
sind im Jahre 2012 – zum Glück gibt es da so wenige
Wahlen – nicht mehr in der Situation, über ökonomische
Dogmen zu reden; wir werden über politische Hand-
lungsfähigkeit reden. Wir müssen weniger, als es heute
geschehen ist, über Preise reden; wir müssen mehr über
Werte reden. Wir müssen nicht wie die Kanzlerin über
Demoskopie reden, sondern über Demokratie.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Um diese europäische Demokratie wird es im Jahre 2012
gehen. Ich kann, liebe Kolleginnen und Kollegen der
CDU/CSU und der FDP, nur an Sie appellieren: Denken
Sie an den Weg, den wir von Mai 2010 bis jetzt, zum
November 2011, gegangen sind. Sie mussten alle Vor-
schläge, die wir gemacht haben, entweder übernehmen
oder stillschweigend annehmen. Verschließen Sie sich
nicht den Notwendigkeiten des Jahres 2012. Es geht um
unser gemeinsames Europa, um das, was uns in dieser
Gesellschaft zusammenhält. In dieser Hinsicht werden
nicht nur Grüne und Sozialdemokraten, sondern auch
Christdemokraten und Liberale in Deutschland wie in
ganz Europa ihre Verantwortung anders wahrnehmen
müssen, als sie das bisher getan haben.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D ir sind noch in der Opposition, haben aber diese Verntwortung wahrgenommen und werden sie auch in Zuunft wahrnehmen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714206200

Das Wort hat der Kollege Frankenhauser für die Uni-

nsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Herbert Frankenhauser (CSU):
Rede ID: ID1714206300

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Den Letzten beißen die Hunde. Ich versuche aber
otzdem, als Haushälter in die Niederungen des Haus-
altes einzusteigen, nachdem hier fast eineinhalb Stun-
en lang prächtige „tours d’horizons“ gefahren worden
ind.

Herr Kollege Schäfer, Sie sehen, wie schnell sich die
eiten ändern. Herr Samaras hat schriftlich zugesagt,
ass er die Auflagen mittragen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Bis gestern hat er sie strikt abgelehnt!)


s stellt sich die Frage, ob er Phoenix sieht oder ob es
nsere Außenpolitik war. Ich stelle das anheim.

Gestatten Sie mir, dass ich noch ein paar Minuten
ng etwas zum Haushalt sage. Wenn ich richtig infor-
iert bin, soll es sich um eine Haushaltsdebatte handeln.
ie es ohne Geld in der Außenpolitik aussehen würde,
erde ich am Schluss meiner Ausführungen zum Besten
eben.

Zunächst möchte ich mich beim Auswärtigen Amt
ehr herzlich bedanken. Das betrifft an erster Stelle den

inister, aber auch Herrn Dr. Morhard. Er ist für die
aushälter immer ein idealer Ansprechpartner. Die Zu-

ammenarbeit hat hervorragend funktioniert. Genauso
erzlich möchte ich mich für die exzellente Zusammen-
rbeit unter den Kolleginnen und Kollegen bedanken.
n der Stelle möchte ich dem Auswärtigen Amt auch für
ie vorzügliche Betreuung danken, die viele unserer
olleginnen und Kollegen bei den Botschaften im Aus-
nd erfahren. Selbst Kolleginnen und Kollegen aus dem
uropäischen Parlament nehmen die Einrichtungen der
eutschen Botschaften viel lieber in Anspruch als die des
erkwürdigen Europäischen Auswärtigen Dienstes.


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Na, na!)


Ich kann erfreulicherweise mitteilen, dass der Haus-
alt des Auswärtigen Amtes im Verlaufe des Bereini-
ungsverfahrens auf nunmehr 3,324 Milliarden Euro er-
öht werden konnte. Übrigens sei den Kolleginnen und
ollegen der Opposition ins Stammbuch geschrieben,
ass dies der höchste Haushalt ist, den das Auswärtige
mt jemals hatte. Lieber Herr Kollege Kindler, es ist
icht so, dass wir Ihretwegen einen Schrecken bekom-
en und gezittert haben, vielmehr haben wir das aus ei-





Herbert Frankenhauser


(A) )


)(B)

genem Antrieb gemacht. Wir setzen gerne eine vernünf-
tige, den Notwendigkeiten angepasste Haushaltspolitik
durch.

Wie weit wir mit Ihnen kommen würden, lässt sich an
folgenden Zahlen ablesen: Die Linken haben Zusatzaus-
gaben in Höhe von 155,9 Millionen Euro ohne Deckung
gefordert. Bündnis 90/Die Grünen waren etwas beschei-
dener: Bei ihnen waren es 139,7 Millionen Euro ohne
Deckung.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Deckung habe ich vorhin vorgetragen!)


– Das waren letztes Jahr irgendwelche Abgaben auf
Flugtickets. Das ist auch in die Hose gegangen, Herr
Kollege Kindler. – Bei der SPD sind es immer noch
80 Millionen Euro.


(Klaus Brandner [SPD]: Mit Deckung!)


– Nein, nicht mit Deckung, Herr Kollege. Wir machen
noch einmal ein Privatissimum in Addition und Subtrak-
tion.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dann wird sich herausstellen, dass es 80 Millionen Euro
ohne Deckung sind.

Wir betreiben keine Außenpolitik nach Kassenlage,
sondern wir machen sie mit der notwendigen finanziel-
len Ausstattung. Zum Beispiel haben wir – was, glaube
ich, eine ganz wichtige Maßnahme war – den Schul-
fonds um 15 Millionen Euro erhöht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte mich noch einmal an die voll besetzte
Bundesratsbank wenden.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Länder erklären uns ständig, wie dringend notwen-
dig die Auslandsschulen sind, aber aus der Finanzierung
haben sie sich mittlerweile völlig zurückgezogen. Es
wäre doch eine schöne Geschichte, wenn sich die Herr-
schaften vielleicht im Bundesrat treffen würden,


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP – Michaela Noll [CDU/CSU]: Die können das nachlesen!)


um darüber nachzudenken, uns zu unterstützen. Um ei-
ner Mär vorzubeugen: Wir haben den größten Ansatz für
auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Immer wieder
wird das Gegenteil behauptet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Konsolidierung des Bundeshaushaltes ist eine ge-
samtgesellschaftliche Aufgabe, sie kann nicht nur von
wenigen gemacht werden, und sie kann auch nicht vor
Kulturträgern haltmachen. Als besonders inakzeptabel
empfinde ich es, wenn sich sogenannte Zuwendungs-
empfänger an dem, was wir an Zuwendungen aufbringen
– und zwar sehr reichlich – öffentlich Kritik üben.

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(C (D Wir haben in einem ersten Schritt versucht, die notendige Personalausstattung für das Auswärtige Amt ereitzustellen; denn es kann nicht sein, dass wir aus potischen Erwägungen sehr viele Auslandsvertretungen eu eröffnen, diese aber keine adäquate Personalausstatng haben. Zum versöhnlichen Abschluss – ich bin der letzte edner zu diesem Einzelplan – möchte ich Ihnen ein Geicht von Alice von Gaudy aus der Zeit Friedrichs des roßen vortragen, in dem es darum geht, wie es ohne ad quate Mittelausstattung aussehen könnte. Ich zitiere mit Ihrer Genehmigung, Frau Präsidentin –: … Auch unterbreite ich ehrfürchtigst Eure Majestät, dass es mit solchener Sparsamkeit nicht weiter geht. Die Gelder zur Repräsentation – gehorsamst zu melden – sind allzu knapp. Erhalt ich keine Subvention, ich schaffe – gehorsamst – die Pferde ab, ingleichen die Equipage. Soll man am Londoner Hofe sehn Preußens Gesandten zu Fuße gehen, wegen sumissest zu pauvrer Gage? Der König ich könnte auch sagen: Haushaltsausschuss – liest es und lächelt fein. Dann taucht er den spitzen Gänsekiel ein, und schreibt an den Rand des Gesandtenberichts: Subvention – jetzt und künftig – nichts. Er möge sans gˆene zu Fuße spazieren … diesem Sinne kann man nur feststellen: Das Auswärge Amt ist bei dieser Koalition bestens aufgehoben. Vielen Dank. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 05 Auswärtiges Amt – in der Ausschussfassung. Wer timmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält ich? – Der Einzelplan 05 ist mit den Stimmen der Koationsfraktionen gegen die Stimmen der Oppositionsaktionen angenommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt II.12 auf: Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung – Drucksachen 17/7113, 17/7123 – Berichterstattung: Abgeordnete Bartholomäus Kalb Klaus-Peter Willsch Bernhard Brinkmann Dr. h. c. Jürgen Koppelin Dr. Gesine Lötzsch Dr. Tobias Lindner Vizepräsidentin Petra Pau )


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714206400




(A) )

Zum Einzelplan 14 liegen zwei Entschließungsan-
träge der Fraktion Die Linke sowie ein Entschließungs-
antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor, über die
wir am Freitag nach der Schlussabstimmung abstimmen
werden.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache anderthalb Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Bernhard Brinkmann für die SPD-Fraktion.


Bernhard Brinkmann (SPD):
Rede ID: ID1714206500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gestatten Sie
mir, dass ich mich zu Beginn meiner Ausführungen bei
den Kolleginnen und Kollegen Berichterstattern sowie
beim Ministerium für die in den vergangenen Wochen
uns zur Verfügung gestellten Unterlagen sehr herzlich
bedanke. Alle Fragen sind bestens beantwortet und alle
Wünsche erfüllt worden. Die Unterlagen, die uns zur
Verfügung gestellt worden sind, haben uns die Beratung
über den Einzelplan 14 einfacher gemacht. Es war wie
immer eine angenehme und zielorientierte Zusammenar-
beit.

Der Einzelplan 14 für das Haushaltsjahr 2012 bildet
zum ersten Mal die neuen Strukturen, die Neuausrich-
tung unserer Bundeswehr ab. Hierfür sind entgegen der
Planung Ihres Vorgängers, Herr Minister de Maizière,
31,9 Milliarden Euro vorgesehen. Ich stelle erneut fest:
Die vollmundigen und nicht haltbaren Sparvorgaben des
Herrn zu Guttenberg sind damit endgültig Makulatur,
und das ist auch gut so.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten stehen
seit jeher für eine moderne und leistungsfähige Bundes-
wehr ein, die fest in unserer Gesellschaft verankert ist.
Wir stehen dafür, dass unsere Streitkräfte – neue Struktu-
ren hin oder her – eine Parlamentsarmee sind und blei-
ben.

Heute Morgen, im Zusammenhang mit dem Einzel-
plan des Bundeskanzleramts, sind Sie, Herr Minister de
Maizière, für das, was Sie auf den Weg gebracht haben,
gelobt worden. Das teile ich uneingeschränkt. Eine Aus-
sage der Bundeskanzlerin aber wird uns in den nächsten
Wochen, Monaten, vielleicht auch erst in Jahren einho-
len. Die vollmundigen Sparversprechen des Herrn zu
Guttenberg sind kaschiert worden. Die Frau Bundes-
kanzlerin hat erklärt: Durch diese Reform wird es mittel-
fristig zu Einsparungen kommen. – Ich stelle hier einmal
fest: Belastbare Zahlen liegen bis heute nicht vor. Ich
gehe davon aus, dass sie uns in den nächsten Jahren auch
nicht geliefert werden können. Wer den Einzelplan und
seine Strukturen kennt, wer weiß, wie sich das auf der
Ausgabenseite letztendlich auswirkt, der muss zur
Kenntnis nehmen, dass hier nur ein sehr geringes Ein-
sparpotenzial vorhanden ist.

Die umfassende Neuausrichtung der Bundeswehr, das
Ende der Wehrpflicht, der damit verbundene Umbau der

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(C (D treitkräfte hin zu einer Freiwilligenarmee sowie die tandortschließungen werfen weiterhin zahlreiche Fraen auf und stellen uns vor die eine oder andere Herausrderung. Es steht außer Frage, dass all diese Neuerun en nicht ohne eine entsprechende Anschubfinanzierung u realisieren sind und dafür noch etwas länger Vorsorge etroffen werden muss. Meine Fraktion ist fest davon berzeugt, dass eine erfolgreiche Reform nur gelingen ann, wenn die Menschen, die in der Bundeswehr Dienst n, aktiv eingebunden, also mitgenommen werden. Die uversicht und Motivation derer, die von den Verändengen unmittelbar betroffen sind, gilt es unbedingt zu rhalten. In 2012 und in den folgenden Jahren wird sich eigen, ob diese Zahlen nur der Anfang sind, wenn es arum geht, den bevorstehenden Prozess erfolgreich vonzubringen. Unsere Soldatinnen und Soldaten sowie die zivilen ngestellten sind das zentrale Kapital der Bundeswehr. öchst professionell und pflichtbewusst leisten sie ihren ienst im Inund Ausland. Man kann nicht oft genug etonen, dass ihre Aufgaben mit einem hohen Risiko erbunden sind. Dieses Risiko bedeutet in manchen Fäln auch den Einsatz von Gesundheit und Leben, nicht u vergessen die persönlichen Entbehrungen für die im insatz Befindlichen selbst und in einem hohen Maße uch für deren Familien. Ich möchte die Gelegenheit utzen, hierfür einmal meinen persönlichen Dank, meine nerkennung und meinen Respekt zum Ausdruck zu ringen. Ich würde mich freuen, wenn sich dem alle raktionen anschließen. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es ist mir ein Anliegen, zu betonen – ich denke, dass
uch dies große Zustimmung findet –, dass wir hinter
nseren Soldatinnen und Soldaten sowie hinter den zivi-
n Mitarbeitern und Helfern stehen. In diesem Kontext
ürfen auch die Reservisten nicht vergessen werden, die
inen ganz hervorragenden Job machen, die eine ganz
ervorragende Arbeit leisten.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wer bei der Bundes-
ehr arbeitet, der hat ein Recht darauf, fair behandelt zu
erden. Dies gilt namentlich auch für die zivilen Mitar-
eiterinnen und Mitarbeiter, die angesichts einer vorgese-
enen Stellenreduzierung auf 55 000 Dienstposten einen
nspruch auf ein angemessenes Maß an Sozialverträg-
chkeit haben. Davon abgesehen, dass diese Stellenkür-
ungen aus Sicht der SPD-Fraktion unverhältnismäßig
och sind und deutlich moderater ausfallen müssen, ist es
ns ein unbedingtes Anliegen, dass es keine betriebsbe-
ingten Kündigungen geben darf. Meine Fraktion wird
ich daher bei den bevorstehenden Beratungen und Ent-
cheidungen vehement dafür einsetzen, dass bei diesem
orhaben nicht die Zahlen, sondern die Menschen im
ordergrund stehen. Natürlich kostet eine solche Maß-
ahme Geld – das steht außer Frage. Es bleibt abzuwar-
n, ob der angedachte Ansatz der Versetzung von Bun-
eswehrmitarbeiterinnen und -mitarbeitern in andere





Bernhard Brinkmann (Hildesheim)



(A) )


)(B)

Ministerien in diesem Zusammenhang eine geeignete
Maßnahme sein wird.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist doch nichts
weiter als eine Hilfsbrücke, wenn die Personalreduzie-
rungen dadurch finanziert bzw. realisiert werden sollen,
dass man 1 Milliarde Euro in den Einzelplan 60 umbucht.
Ein solches Konstrukt, das mit Haushaltswahrheit und
-klarheit nichts zu tun hat, wird von der SPD klar abge-
lehnt. Meine Fraktion ist der festen Überzeugung, dass es
nach dem genannten Grundsatz wesentlich sinnvoller und
transparenter gewesen wäre, wenn man hierfür eine sepa-
rate Haushaltsstelle mit der Bezeichnung „Neuausrich-
tung der Bundeswehr“ im Einzelplan 14 eingestellt hätte.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Minister hat
Ende Oktober sein Konzept für Schließungen von Bun-
deswehrstandorten vorgestellt. Die hierin festgelegten
Schließungen und Reduzierungen von Standorten betref-
fen Tausende von Soldatinnen und Soldaten sowie zivile
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Wechsel des
Dienstorts wird mit unterschiedlicher Härte auch bei de-
ren Familien ankommen. Es steht aus Sicht der SPD außer
Frage, dass dies nur dann angemessen abgefangen werden
kann, wenn hierfür ausreichende finanzielle Mittel bereit-
gestellt werden. Auch hierfür ist im Haushalt bisher keine
entsprechende Hinterlegung erfolgt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, aus den bisherigen
Reformen ist uns bekannt, dass auch die Veräußerung
der nicht mehr benötigten Liegenschaften einen unge-
heuren Kraftakt bedeutet. Die hiervon betroffenen Städte
und Gemeinden können die frei werdenden Flächen
nicht alleine vermarkten. Hierfür ist die für den Februar
2012 geplante Informationsveranstaltung der BImA ein
erster wichtiger Schritt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich ab-
schließend noch einige positive Ergebnisse für den Vertei-
digungshaushalt 2012 ansprechen. Wir haben gemeinsam
erreicht, dass 25 Millionen Euro für Kleinwaffenmunition
und 30 Millionen Euro unter der Überschrift „Infanterist
der Zukunft“ in den Haushalt eingestellt worden sind. Das
sind Dinge, die wir gemeinsam in den Beratungen und
auch in der Bereinigungssitzung auf den Weg gebracht
haben. Ich finde, dass alle diese gemeinsamen Entschei-
dungen einmal hervorgehoben werden sollten. Denn bei
allen gegensätzlichen Ansätzen von Koalition und Oppo-
sition wollen wir doch alle nur eines, nämlich die richti-
gen Impulse für unsere Bundeswehr, unseren Haushalt
und unser Land setzen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714206600

Das Wort hat der Kollege Klaus-Peter Willsch von

der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1714206700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Meine Damen und Herren! Herr Minister,

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(C (D ie letzten Wochen – eigentlich das ganze Jahr, das hinr uns liegt – waren für alle, die sich für die Bundesehr interessieren, unstreitig eine ziemlich spannende eit. Das hat natürlich Auswirkungen auf das, was auf ns zukommt. Wir haben das Thema „Strukturreform er Bundeswehr“ in all seinen Facetten bearbeitet. Das inisterium hat hier eine vorbildliche Arbeit geleistet. as die Begleitung unserer Arbeit als Berichterstatter Haushaltsausschuss anbelangt, kann ich mich dem ank, den der Kollege Brinkmann gegenüber dem Haus usgesprochen hat, ausdrücklich anschließen. Das war ie immer exzellent. Unsere Fragen wurden schnell, zuerlässig und zutreffend beantwortet. In dieser Zusamenarbeit fehlt es an nichts. Das spiegelt die Auffas ung, dass die Bundeswehr eine Parlamentsarmee ist, gut ider. Das funktioniert hervorragend. Danke dafür. Ich will auch dafür danken, Herr Minister de Maizière, ass Sie sich die nötige Zeit genommen haben, um die nstehenden Standortfragen mit der gebotenen Zügigeit, aber eben auch der notwendigen Gründlichkeit vorunehmen. Wir alle sind schon lange genug im Hausaltsausschuss, um zu wissen, dass wir nicht nach ilchmädchenrechnung sagen können: 31 geschlossen, 0 reduziert, das ergibt einen Einsparbetrag x. Kollege rinkmann hat dankenswerterweise signalisiert, dass er iesem Trugschluss nicht aufsitzt, sondern weiß, dass in Umbau erst einmal Geld kostet. Nun gibt es, wie immer, wenn Standortentscheidungen nstehen, natürlich fröhliche und weniger fröhliche Geichter. In meinem eigenen Wahlkreis befindet sich kein undeswehrstandort mehr, dort ist nur noch ein Depot, as abgewickelt wird. Aber wir haben natürlich gespannt uf die Nachbarschaft, auf Diez, geschaut und uns geeut, dass das Schloss Oranienstein weiterhin Sanitäts tandort bleiben wird. Wir müssen aber genauso zur enntnis nehmen, dass die Freiherr-vom-Stein-Kaserne eine Zukunft mehr haben wird. Das ist nun einmal so. Daher ist es wichtig, dass die Entscheidungen nach tionalen und ordentlichen Maßstäben getroffen wer en. Das ist, glaube ich, hier geschehen. Klare Kriterien urden angelegt: die Eignung der Liegenschaft für die uftragserfüllung, die Anbindung an geeignete Ausbilungsund Übungsmöglichkeiten, die Verkehrsanbinung des Standortes, die räumlichen Zusammenhänge im ahmen des Aufgabenund Übungsverbundes, die Lieenschaftsbetriebskosten, also Bauunterhaltung, Bewirtchaftung und Bewachung, Erfordernis und Kosten von frastrukturmaßnahmen, bisherige mittelfristig und langistig erforderliche Infrastrukturinvestitionen und Vergbarkeit und Vielfalt von Bildungseinrichtungen, öfntlichen Betreuungs-, Freizeitund Fürsorgeeinrichngen. Ich glaube, das ist ein umfassender Strauß an Indikaren, die man angelegt hat, um zu den richtigen Ent cheidungen zu kommen. Jeder von uns, der in seiner ähe einen betroffenen Standort hat, bekommt natürlich ost vom Bürgermeister, der Konversion fordert, aber uch von Soldaten und anderen Personen, deren persönche Lebensplanung durch die Standortschließungen Klaus-Peter Willsch )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

oder Entscheidungen intensiv betroffen wird. Daher ist
es gut, dass man darauf verweisen kann, dass hier nach
einem sehr rationalen und nüchternen Maßstabsystem
vorgegangen wurde.

Lassen Sie mich noch etwas zu unserer Detailarbeit
im Haushaltsausschuss sagen. Wir haben noch ein paar
kleinere Änderungen vorgenommen. Eine Auswirkung
der Abschaffung der Wehrpflicht ist natürlich, dass es
den Zivildienst als automatischen Zusatznutzen der Wehr-
pflicht nicht mehr gibt. Aber mit dem Bundesfreiwilli-
gendienst ist für die Träger von ehrenamtlicher gemein-
nütziger Arbeit im Sozial- und Umweltbereich sowie in
anderen Bereichen die Möglichkeit geschaffen worden,
Ersatz zu bekommen.

Wir haben durch einen Haushaltsvermerk dafür Sorge
getragen, dass überschüssiges Material, das in der Bun-
deswehr abgängig ist, übernommen werden kann, und
zwar nicht nur durch das THW, sondern auch durch an-
dere anerkannte Katastrophenschutzorganisationen. Ich
denke, dass wir damit nicht nur den freiwilligen Wehr-
dienst, sondern auch andere Organisationen, die dem
Motto „Wir.Dienen.Deutschland.“ verpflichtet sind, un-
terstützen.

Durch die Entscheidungen, die getroffen worden sind,
verfolgen wir das Ziel, eine Armee zu haben, die mit bis
zu 185 000 Soldaten dem zukünftigen Einsatzspektrum
gerecht werden kann und wird. Es geht in der Zukunft
nicht mehr um die Verteidigung der Landesgrenzen, son-
dern zukünftige Einsätze erfolgen vor allem an der Seite
unserer Partner innerhalb der EU und innerhalb der
NATO. Dabei steht die Sicherung der Seewege zum
Schutz unserer Handelsschifffahrt genauso auf der Tages-
ordnung wie Einsätze gegen den international operieren-
den Terrorismus, die von hoher Intensität und mit hohen
Risiken verbunden sind.

Wir brauchen natürlich eine schlagkräftige Truppe,
die schnell und flexibel einsatzbereit und verlegefähig ist
und deren Ausbildung in Deutschland sich darauf kon-
zentriert, sie bestmöglich auf ihr Einsatzspektrum vorzu-
bereiten. Wir haben, damit dieser Umbau gut gelingen
kann, versucht, auch im Personalbereich – dazu wird
Jürgen Koppelin noch etwas sagen – Vorsorge zu treffen.
Wir wollten unter anderem verhindern, dass im Bereich
der Portepeeträger Beförderungsstaus eintreten. Dane-
ben haben wir auch besonders an die zivilen Beschäftig-
ten im mittleren Dienst gedacht.

Bei internationalen Einsätzen und bei der Zusammen-
arbeit mit unseren Partnern kommt es natürlich auch dar-
auf an, dass wir kooperationsfähig sind. Deshalb haben
wir gesagt – das geht über das, was das Haus dazu vor-
geschlagen hat, hinaus –: Wir brauchen einen Einstieg in
das Vorhaben „Infanterist der Zukunft – Erweitertes Sys-
tem“ und wollen hierfür eine Anschubfinanzierung; Kol-
lege Brinkmann hat diesen Aspekt dankenswerterweise
angesprochen und auch mit unterstützt. Es ist nämlich
Ausdruck einer Parlamentsarmee, dass wir die wesentli-
chen Entscheidungen hier im Parlament und in der Regel
zusammen treffen. Für das Projekt „Infanterist der Zu-
kunft“ haben wir daher mit einer Anschubfinanzierung
von 30 Millionen Euro Vorsorge getroffen.

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(C (D Das Thema Munition ist ebenfalls angesprochen woren. Die entsprechenden Mittel, die für Munition für leine Waffen gedacht sind, werden um 25 Millionen uro erhöht. Wir haben die Berichte von Soldaten, die us einem Einsatz zurückgekehrt sind, und die Anregunen, die uns über den Wehrbeauftragten, auf dem Diensteg gleichermaßen, erreicht haben, aufgenommen. Wir agen: Wenn wir unsere Armee in einen Einsatz schiken, dann muss sie ordentlich ausgerüstet und ordentch ausgebildet sein. – Wir als Parlament fühlen uns in er Pflicht, dafür Sorge zu tragen, auch wenn das bei em einen oder anderen Item vielleicht noch nicht der all sein sollte. Wir müssen uns darüber hinaus natürlich auch über ndere Themen Gedanken machen. Wir wissen, dass Gepräche über langfristige Programme der Beschaffung nd über die Spielräume, die wir in diesem Bereich rauchen, laufen. Sie alle kennen das von der Europäichen Verteidigungsagentur angestoßene Konzept „Poong & Sharing“. Hier geht es um die Frage: Welche Eienschaften und Fähigkeiten fassen wir auf einer eeigneten Aggregatstufe zusammen und sagen: „Das rledigen verschiedene Länder gemeinsam“, und bei elchen Fähigkeiten spezialisieren sich die Armeen der inzelnen Nationen? Dieser Ansatz muss im Umfeld eier schwierigen Budgetsituation in allen Partnerländern icherlich verstärkt verfolgt werden. Wir sind da zu allen iskussionen bereit. Wir wissen auch: Wenn wir im Hinblick auf Ausrüsng und Verträge Entgegenkommen erzielen und mit der dustrie Möglichkeiten erörtern wollen, die Größe des inen oder anderen Beschaffungsauftrags zu variieren, ann sollten wir ihr auch auf anderen Märkten helfen. (Dr. Frithjof Schmidt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)


abei sind natürlich die strikten Kriterien, die wir dafür
ntwickelt haben, einzuhalten.


(Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind die geheim? – Gegenruf des Abg. Joachim Spatz [FDP]: Ach was! Die kommen doch von euch!)


Es gibt genügend Nachfrage nach ordentlicher deut-
cher Präzisionstechnologie und Wertarbeit. Das Parla-
ent und die Regierung können hier also helfen. Das

ollte für uns alle eine wichtige Aufgabe sein, nicht zu-
tzt angesichts von 80 000 Arbeitsplätzen in diesem Be-
ich und des Rufs, den Deutschland auf diesem Feld

at, weil es auch hier über exzellente Spitzentechnolo-
ien verfügt.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Spitzentechnologie zum Töten!)


Sie sehen: Es bleibt viel zu tun. Aber der Zug fährt in
ie richtige Richtung. Ich bedanke mich nochmals aus-
rücklich für das gute Miteinander, auch innerhalb der
erichterstattergruppe. Mein Dank gilt aber auch dem
inisterium.





Klaus-Peter Willsch


(A) )


)(B)

Die CDU/CSU-Fraktion wird dem Einzelplan 14 na-
türlich zustimmen.

Danke sehr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welch Überraschung!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714206800

Das Wort hat die Kollegin Christine Buchholz von der

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Christine Buchholz (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714206900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zunächst

müssen wir feststellen, dass die Bundesregierung offen-
sichtlich beschlossen hat, das Verteidigungsministerium
von den Sparbemühungen des Bundes auszunehmen. Sie
hatten uns versprochen, dass auch beim Militär gespart
werden muss; das war eine zentrale Begründung für die
Bundeswehrreform. Aber jetzt stellen wir fest: Der Etat
des Verteidigungsministeriums ist nicht verkleinert wor-
den. Aber nicht nur das: Wenn wir die NATO-Kriterien
dafür, was Verteidigungsausgaben sind, anlegen, dann
müssen noch weitere 3,7 Milliarden Euro aus anderen
Haushaltstöpfen dazugezählt werden. Das sind 1 Mil-
liarde Euro mehr als noch im laufenden Jahr. Auf diese
Weise versteckt, wächst das Verteidigungsbudget 2012
im Vergleich zu 2011 um 1,2 Milliarden Euro auf 35,4 Mil-
liarden Euro an. Seien Sie so ehrlich, das den Steuerzah-
lern zu sagen!


(Beifall bei der LINKEN)


Aber auch diese Rechnung ist noch lange nicht voll-
ständig. Ich möchte das einmal anhand der Kosten für
den Krieg in Afghanistan deutlich machen: Die reinen
einsatzbedingten Kosten für ISAF im Verteidigungsetat
belaufen sich auf rund 800 Millionen Euro. In Wirklich-
keit ist es aber mehr als das Vierfache.

Die erste Mogelpackung. Die Regierung rechnet so-
gar innerhalb des Verteidigungsetats die Kosten für den
Einsatz runter. Beispielsweise wird der Grundsold für
die eingesetzten Soldaten nicht dem Einsatz zugeschrie-
ben. Dabei könnte die Zahl der Soldaten drastisch redu-
ziert werden, wenn die Regierung endlich damit aufhö-
ren würde, Soldaten ins Ausland zu schicken.


(Beifall bei der LINKEN)


Dasselbe gilt auch für die Transportflugzeuge, Schützen-
panzer, Tornados, AWACS und andere Sachen. Sie wol-
len in Zukunft ja zwei dieser Einsätze durchführen kön-
nen. Das können wir uns sparen.


(Beifall bei der LINKEN)

Die zweite Mogelpackung. Die Kosten für den Ein-

satz werden in andere Ressorts ausgelagert, seien es die
Kosten für die Nachversorgung der Verwundeten und
Hinterbliebenen, die Kosten für die Entschädigung der
zivilen afghanischen Opfer – wenn sie denn überhaupt
bezahlt wird und nicht, wie im Fall des Kunduz-Massa-
kers, nicht bezahlt wird – und auch die Kosten für den

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(C (D olizeieinsatz, der eng mit dem Militäreinsatz verwoben t. Die dritte Mogelpackung. Die gesellschaftlichen Fol ekosten, zum Beispiel durch die Schäden, die die beteigten Soldatinnen und Soldaten an Körper und Seele ertten haben, werden im Haushalt überhaupt nicht berückichtigt. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung ommt nach Einrechnung all dieser Kosten zu folgenem Ergebnis – ich zitiere –: … kostet jedes weitere Jahr, in dem Deutschland am Einsatz in Afghanistan teilnimmt, zusätzliche 2,5 bis 3 Milliarden Euro. nd das alles für einen Krieg, der den Menschen in Afhanistan Tod und Leid bringt, das alles zur Stabilisieng einer Regierung, die korrupt, unbeliebt und voll tändig abhängig von der internationalen Schutztruppe t. Schauen wir uns den Präsidenten Karzai an, mit dem er Außenminister im Dezember gemeinsam eine Konrenz in Bonn veranstalten wird. Citha Maaß von der tiftung Wissenschaft und Politik sagte kürzlich: Die Drogenindustrie durchdringt Politik und Wirtschaft in Afghanistan wie ein Krebsgeschwür. er Halbbruder des Präsidenten galt bis zu seiner Erordung im August als der Pate von Kandahar. Ein an erer Bruder Karzais ist in die dubiosen Geschäfte der abul Bank verstrickt, durch die er und seine Geschäftseunde sich auf Kosten der Geberländer um Hunderte illionen Dollar bereichert haben. Derweil ist laut der ilfsorganisation Oxfam jedes dritte Kind in Afghanisn unterernährt. Dieser Winter könnte sich zu einer Kastrophe entwickeln. Wie dramatisch die Lage der Bevölkerung ist, zeigt uch das Beispiel der Millionenstadt Kabul. Es gibt dort ein Abwassersystem, und laut der Kreditanstalt für iederaufbau wäre es dort nötig, Investitionen in Höhe on 1,5 Milliarden Dollar zu tätigen. Dafür ist aber kein eld da. Es gäbe viel zu tun, aber die Bundesregierung evorzugt es, beim Aufbau und bei der Entwicklung zu leckern. Geklotzt wird nur beim Militär, und das mahen wir nicht mit. So ist es auch kein Wunder, dass laut einer im Okto er veröffentlichten Umfrage der Konrad-Adenauer-Stifng 56 Prozent der afghanischen Bevölkerung die ATO-Truppen als Besatzungsmacht empfinden. Auch Deutschland hat die Mehrheit das falsche Spiel der undesregierung mit Afghanistan durchschaut. Weil Tön und Sterben für einen sinnlosen Krieg nicht attraktiv ind, gibt die Bundesregierung dann auch noch 200 Milonen Euro für ein Attraktivitätsprogramm der Bundesehr aus, um die Rekrutierungsziele der Bundeswehr erichen zu können. Wir sagen: Beenden Sie die Auslandseinsätze der undeswehr, allen voran die Beteiligung am Krieg in fghanistan! Christine Buchholz )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )

Nutzen Sie die freiwerdenden Mittel für friedliche und
soziale Maßnahmen, die den Menschen in Afghanistan
und in Deutschland zugutekommen!

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714207000

Das Wort hat der Kollege Jürgen Koppelin von der

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1714207100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

habe von den Linken natürlich keinen anderen Redebei-
trag erwartet, aber ich möchte mich beim Kollegen
Brinkmann und auch beim Kollegen Willsch für ihre
Beiträge recht herzlich bedanken, zeigen sie doch, dass
wir wirklich Gemeinsamkeiten haben.

Kollege Brinkmann hat darauf aufmerksam gemacht:
Die Bundeswehr ist unsere Parlamentsarmee. Die Be-
richterstattergespräche – darin schließe ich die Kollegin
Lötzsch als Berichterstatterin ausdrücklich mit ein; Ihr
Beitrag, Frau Buchholz, hat das leider nicht wiedergege-
ben – waren davon getragen, dass wir uns für die Bun-
deswehr und für die Angehörigen der Bundeswehr ver-
antwortlich fühlen. Ich finde, die Angehörigen der
Bundeswehr müssen das Gefühl und die Sicherheit ha-
ben, dass wir ihre Sorgen und Nöte kennen und dass wir
gemeinsam versuchen, diese Probleme zu lösen, auch
wenn das manchmal nicht von heute auf morgen geht.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Wir haben von Ihnen auch nichts anderes erwartet! Immer dasselbe!)


Die Angehörigen der Bundeswehr haben Anspruch
darauf, angesichts eines solchen Haushalts zu wissen:
Wie sieht zukünftig ihr Dienst aus? Davon waren auch
unsere Beratungen geprägt. Es gab – das will ich aus-
drücklich sagen; das finde ich sehr angenehm – sehr
viele Übereinstimmungen. Zum Beispiel waren wir uns
alle darüber einig – dabei schließe ich den Kollegen
Lindner mit ein –, dass die Bundeswehrsoldaten im Aus-
land das beste Material bekommen müssen, das vorhan-
den ist, und dass wir uns darum bemühen. Dafür möchte
ich mich bei allen recht herzlich bedanken, bei Ihnen,
Frau Buchholz, natürlich nicht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Thema Afghanistan, Herr Bundesminister, durch-
zieht die Debatte am heutigen Tag. Deswegen lassen Sie
mich direkt einen Punkt ansprechen, der mir bei den
Haushaltsberatungen aufgefallen ist und dem ich weiter
nachgehen werde. Da wir über Ihren Etat sprechen, will
ich ganz klar sagen, dass mir das große Sorgen macht.
2010 hatten wir 100 Fälle, in denen hohe Geldbußen ge-
gen Soldaten im Auslandseinsatz verhängt wurden. Im-
merhin kam es hier zu Einnahmen von insgesamt

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(C (D 12 000 Euro. Das sind im Durchschnitt 1 000 Euro pro oldat als Geldstrafe. In diesem Jahr geht das genauso eiter. Ich wäre sehr dankbar, wenn man diesen Dingen achgeht. Nach meiner Auffassung scheint da irgendtwas nicht in Ordnung zu sein. Nicht nur ich, sondern icherlich auch die Berichterstatter hätten gerne eine umssende Aufklärung darüber, warum es dort so hohe eldstrafen gibt. Natürlich, wenn man hier im Deutschen Bundestag ber Auslandseinsätze beschließt, dann muss nach zehn ahren Afghanistan darüber nachgedacht werden: Wann ann der Abzug erfolgen? Ich bin sehr froh, auch als jeand, der diesem Einsatz in Afghanistan immer sehr ritisch gegenübergestanden hat, dass nun Schritt für chritt – in der Debatte zum Haushaltsplan des Auswärgen Amts ist darauf schon hingewiesen worden – der ückzug eingeleitet wird. Ich möchte an dieser Stelle uch sagen: Wenn die Bundeswehr aus Afghanistan zuckgekehrt ist, sollten und dürfen wir Afghanistan auch ach 2014 nicht vergessen. Das wird auch weiterhin unere Aufgabe bleiben. Wenn wir von Gemeinsamkeiten sprechen, hätte weigstens dies der Linken eine kleine Bemerkung wert ein sollen: Ich bin sehr froh, dass es uns mit diesem aushalt endlich gelungen ist, dass die Radargeschädign der Bundeswehr und, das sage ich in Richtung der inken, auch die Radargeschädigten der NVA einen usgleich bekommen. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


h möchte mich bei Staatssekretär Schmidt ausdrück-
ch dafür bedanken – das war eine gute gemeinsame Ar-
eit –, dass wir jetzt endlich zu einer Lösung gekommen
ind. Ich sage allerdings auch: Wenn man weiß, dass
anche Fälle 40 Jahre alt sind, dann schämt man sich

in bisschen, auch hier für uns, für den Bundestag. Wir
ätten schneller reagieren müssen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Mit diesem Verteidigungsetat sind etwa 500 Stellen-
nhebungen im militärischen Bereich und etwa 300 Stel-
nanhebungen im zivilen Bereich verbunden. Dabei
eht es vor allem darum, die langen Wartezeiten für die
eldwebellaufbahn endlich zu verkürzen. Solche Warte-
eiten darf es nicht mehr geben. Damit folgen wir auch
em Vorschlag des Ministeriums. Im Haushaltsentwurf
aren zusätzlich Verbesserungen bei 6 000 Planstellen
orgesehen. Das ist ein guter Vorschlag gewesen.

Zu den Grünen muss ich sagen: Die von euch gestell-
n Anträge kann ich nicht verstehen. Das, was ihr for-
ert, hätten wir nie machen können. So soll die Zahl der
oldatinnen und Soldaten auf 160 000 gesenkt werden.
h will die anderen Forderungen gar nicht mehr vorle-

en. Ich dachte, dass diese Zeiten bei den Grünen vorbei
eien. Aber mit euren vielen Kürzungsvorschlägen fallt
r in eurer Entwicklung wieder ein paar Jahre zurück.
r solltet noch einmal schauen, ob das wirklich so not-
endig war.





Dr. h. c. Jürgen Koppelin


(A) )


)(B)

Wir haben eine Verbesserung der Versorgung der im
Ausland verletzten Soldaten beschlossen. Damit ist die
soziale und finanzielle Versorgung unserer Bundeswehr-
angehörigen erheblich verbessert worden. Das trifft übri-
gens auch auf traumatisierte Soldaten zu. Ihnen gilt nach
wie vor unsere Fürsorge.

Die Bundeswehr wird verkleinert; darüber ist schon
gesprochen worden. Das haben wir hier im Bundestag
beschlossen. Es ist selbstverständlich, dass wir dann
auch finanzielle Mittel bereitstellen müssen, um den Ab-
bau sozialverträglich zu gestalten. Den Betroffenen,
Kollege Brinkmann, ist es übrigens egal, ob diese Mittel
aus dem Einzelplan 60 oder dem Einzelplan 14 kommen.

Durch die Verkleinerung der Bundeswehr – das
musste jedem klar sein – müssen auch Standorte ge-
schlossen werden. Für die betroffenen Orte ist das oft
bitter. Das weiß ich. Die Entscheidungen sind schmerz-
haft, aber notwendig. Es ist schließlich nicht das erste
Mal, dass wir Standorte schließen.

Wenn jetzt der Ruf kommt, diesen Orten finanziell zu
helfen, dann finde ich diese Forderung durchaus berech-
tigt. Ich darf allerdings die Sozialdemokraten und andere
daran erinnern, dass es in früheren Fällen – in meinem
Wahlkreis gab es drei große Standorte – null finanzielle
Hilfe gab. Meine Leute an den drei Standorten haben nie
etwas gesehen. Damals haben Sozialdemokraten Stand-
orte geschlossen.

Ich habe allerdings gelernt – das will ich Ihnen nicht
vorenthalten, Herr Minister –: Eigentlich ist nur einer
schuld daran, dass die Standorte geschlossen werden.
Das sind nicht Sie. Wir haben einen Kollegen, der auch
Landesvorsitzender der SPD in Bayern ist, nämlich Herr
Pronold. Ich dachte, er wäre heute anwesend, um sich zu
engagieren. Er ist der Auffassung, dass die Standort-
schließung durch Herrn Seehofer erfolgt ist.


(Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU – Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deshalb ist er schuld!)


Ich habe die Presseerklärung mitgebracht. Darin heißt
es, Herr Seehofer habe damals dem Koalitionsvertrag
zugestimmt, in dem die Bundeswehrreform beschlossen
wurde. Hätte er nicht zugestimmt, dann würden auch
Standorte in Bayern nicht geschlossen werden. Es
kommt aber noch stärker: Damit habe Herr Seehofer die
Wehrpflichtarmee geopfert. Nun kommt noch etwas.
Das hätte ich nie von den Sozialdemokraten gedacht.
Kollege Pronold schreibt weiter:

Es war ein kapitaler Fehler von Seehofer und der
CSU, das Verteidigungsministerium nach dem
Rücktritt von Guttenberg aufzugeben.

Ich hätte nie gedacht, dass sich Sozialdemokraten dafür
einsetzen, dass das Verteidigungsministerium auch wei-
terhin christlich-sozial geführt wird. Aber man lernt
dazu und hört das gern.


(Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU – Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: In diesen Fragen halten die Bayern zusammen!)


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(C (D Es ist schon gesagt worden: Alle Rüstungsund Bechaffungsmaßnahmen werden überprüft. Bundesminisr de Maizière hat zu Recht am 14. Oktober die Bericht rstatter informiert und gesagt, wohin die Reise gehen oll. Es wird erhebliche Reduzierungen geben. MEADS ar immer ein Steckenpferd von uns. Insoweit ist der ntrag der Grünen auch in diesem Punkt überflüssig. Ihr raucht nur nachzulesen, was der Rechnungshof gechrieben und der Minister uns mitgeteilt hat. Dann seht r genau, wohin die Reise gehen soll. Das Problem sind allerdings – das ist keine leichte ufgabe für den Verteidigungsminister –, die Gespräche it der Industrie. Damit komme ich zum Schluss, Herr räsident. Denn es geht überwiegend um Beschlüsse und nge Verträge, die ihr seinerzeit unter Rot-Grün eingetet habt und die wir jetzt versuchen müssen zu korri ieren. Ich bin aber sehr optimistisch, dass wir einen ehr starken Verteidigungsminister haben, der mit der Inustrie sprechen wird. Denn wir brauchen nicht die Sahen, die ihr irgendwann bestellt habt, sondern wir brauhen modernes Gerät. Herzlichen Dank für Ihre Geduld. Jetzt hat der Kollege Dr. Tobias Lindner von Bünd is 90/Die Grünen das Wort. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! eine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist schon ehrfach erwähnt worden: Wir beraten heute den ersten erteidigungshaushalt im Lichte, vor allem aber in enntnis der Details der Bundeswehrreform. Es gibt ehrere Gründe dafür, unsere Streitkräfte zu reformien. Ein Grund sind die haushaltspolitischen Rahmenbe ingungen. Ihr Vorgänger, Herr Minister – das ist der mit der euen Frisur –, hat bereits im Mai 2010 festgestellt, dass er – ich zitiere – „mittelfristig höchste strategische Pameter …, unter dem die Zukunft der Bundeswehr ge taltet werden muss“, die Schuldenbremse sei. Das Spariel, mit dem Sie die aus unserer Sicht durchaus ernünftige Abschaffung der Wehrpflicht begründen, urde im Jahr 2010 mit 8,3 Milliarden Euro angegeben. Auch Sie, Herr de Maizière, haben dieses Ziel mitgeagen, wenn auch in anderer Funktion. Aber auch Sie aßen damals mit am Kabinettstisch. Ein Blick in den ntwurf zum Einzelplan 14 zeigt, dass von diesem Spariel nicht einmal die Hälfte übriggeblieben ist. Begonnen hat das Ende des Sparens mit der Strekung des Sparziels. Anfang dieses Jahres wurde bechlossen, dass wir erst im Jahr 2015 den vollen Sparbeiag erbringen sollen. Als Nächstes – auch das wurde rwähnt – wurden mehr als 1 Milliarde Euro in den Einelplan 60 eingestellt, sodass es möglich ist, Personalusgaben für Zivilbedienstete dorthin auszulagern. Mit nderen Worten: Das ist nichts anderes als 1 Milliarde uro zusätzlich im Verteidigungsbereich. Mit den Dr. Tobias Lindner )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714207200
Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714207300




(A) )

Grundsätzen von Haushaltsklarheit und Haushaltswahr-
heit hat dieser Verschiebebahnhof nichts gemein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dass Sie Ihr eigenes Sparziel offenbar selbst nicht
sehr ernst nehmen und für glaubwürdig halten, wird erst
recht deutlich, wenn man versucht, sich auf Ihre mittel-
fristige Finanzplanung, also auf den 44. und 45. Finanz-
plan der Bundeswehr, einen Reim zu machen. Im 44. Fi-
nanzplan finden sich noch die erwähnten Einsparungen
von 8,3 Milliarden Euro. Schaut man in den 45. Finanz-
plan, so findet man Einsparungen von nur noch 2,3 Mil-
liarden Euro. Allein 2014 wollen Sie 3 Milliarden Euro
mehr ausgeben. Mit Haushaltskonsolidierung hat das
nichts zu tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn man nachfragt – so wie ich dies getan habe –,
warum das Ganze so ist, dann bekommt man von dieser
Regierung allen Ernstes die Antwort, dass das geringere
Sparziel alleine den Mietzahlungen, die die Bundeswehr
von diesem Jahr an zu leisten hat, geschuldet ist. Das ist
der Punkt, an dem spätestens Schönreden beginnt. Es
war letztes Jahr bekannt, dass die Bundeswehr ihre Lie-
genschaften übertragen muss, Mietzahlungen zu leisten
hat und eine Kompensation erhält. Es war bekannt, dass
diese Zahlungen anfallen werden, und es war im letzten
Jahr noch möglich, Einsparungen auszuweisen. In die-
sem Jahr ist plötzlich nichts mehr möglich. Das ist in
etwa so, als wenn man Anfang Dezember plötzlich
merkt, dass am 24. Weihnachten ist und das Geld nicht
reicht. Ähnlich überraschend kommen nämlich diese
Mietzahlungen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nein, Herr Minister, mit Ihrer Sparankündigung sind Sie
bei der Reform als Tiger gesprungen und als Bettvorle-
ger gelandet.


(Markus Grübel [CDU/CSU]: Das haben wir irgendwo schon einmal gehört!)


Es gibt aber neben dem Sparbeitrag auch andere Not-
wendigkeiten, warum wir eine Reform unserer Streit-
kräfte brauchen. Wir müssen die Bundeswehr an die si-
cherheitspolitischen Realitäten anpassen. Es ist richtig,
Herr de Maizière: Sie krempeln den Laden mit Ihrer
Bundeswehrreform kräftig um. Aber dennoch greifen
Sie viel zu kurz. Sie verharren in alten Denkmustern und
haben die Chance vertan, unsere Streitkräfte auf ihre
wahrscheinlichsten Kernaufgaben zu konzentrieren. Mit
Ihrem Anspruch „Breite vor Tiefe“ zwingen Sie die
Bundeswehr, an überflüssigen und kostspieligen Fähig-
keiten, wie beispielsweise der nuklearen Teilhabe, fest-
zuhalten. Das muss ein Ende haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In der Konsequenz ist die Bundeswehr mit 185 000
Soldatinnen und Soldaten viel zu groß und zu teuer. Wir
Grüne fordern eine fokussierte Bundeswehr mit 160 000
Soldatinnen und Soldaten.


(Zuruf von der CDU/CSU: Warum?)



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(C (D Warum? Das sind Forderungen des Generalinspekurs, dessen eigene Berechnungen, die wir übernehmen nd anpassen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Das sind Märchen, die Sie da erzählen!)


Ich komme zum Schluss. Ihr Vorgänger Karl-Theodor
u Guttenberg veröffentlicht in diesen Tagen ein neues
uch. Sein Titel, also nicht der Titel von Herrn zu Gut-
nberg, sondern der des Buches, passt wie ein Fazit zu
rer Reform. Er lautet: Vorerst gescheitert.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714207400

Das Wort hat jetzt der Bundesminister Dr. Thomas de
aizière.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister der Ver-
idigung:
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das

ahr 2011, das jetzt schon fast zu Ende geht, war in der
at ein Jahr vieler sehr, sehr wichtiger Entscheidungen
r die Bundeswehr. Es begann mit der Aussetzung der
ehrpflicht. Das Zweite war die Vorlage der Verteidi-

ungspolitischen Richtlinien im Mai. Es folgte im Zu-
ammenhang damit die Festlegung des Gesamtumfangs
er Streitkräfte – es war schon die Rede davon – bis zu
85 000: 170 000 plus 5 000 plus x. Der nächste Schritt
ar die Beschlussfassung über den Haushalt auf Regie-
ngsebene mit dem 45. Finanzplan, der hier sehr unter-

chiedlich bewertet wird. Ich finde das Ergebnis gut.
arauf komme ich gleich noch einmal zurück.

Es folgte dann die Entscheidung über die Grobpla-
ungen im Einzelnen: Wie groß soll das Heer sein, wie
roß die Luftwaffe oder wie groß die Marine? In der Tat,
err Lindner, haben wir uns für den Grundsatz „Breite
or Tiefe“ entschieden. Wir sind zum Beispiel dem Vor-
chlag des von mir im Übrigen wirklich sehr geschätzten
orsitzenden der sogenannten Weise-Kommission,
errn Weise, nicht gefolgt und haben nicht gesagt: Wisst
r was? Wir können im Rahmen von „Pooling &
haring“ auf die Marine verzichten; denn Großbritan-
ien hat eine Marine.


(Zuruf von der SPD: Hat er nicht vorgeschlagen!)


Na ja, so ähnlich schon. Das würde nicht nur bei Herrn
artels, Herrn Koppelin, Herrn Gädechens usw. auf Pro-
leme stoßen, sondern das wäre auch falsch. Der Grundsatz
Breite vor Tiefe“ ist, wenn die Breite eine vernünftige
orm hat, richtig. In dieser Auffassung unterscheiden
ir uns.

Es folgten die Entscheidung zur Verkleinerung und
mstrukturierung des Ministeriums, das Reservisten-
onzept, die Liste mit Angaben zu den Großgeräten, die
ufsetzung eines neuen Beschaffungs- und Rüstungs-





Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister der Verteidigung


(A) )


)(B)


Bundesminister Dr. Thomas de Maizière
prozesses – dazu sage ich gleich noch ein paar Worte –
und schließlich die Stationierungsentscheidung am
26. Oktober. Diese war – Herr Willsch und einige andere
haben es bereits gesagt – eine Folge der vorhergehenden
Entscheidung. Die Stationierungsentscheidung ist nicht
die Neuausrichtung, sondern eine logische Folge von all-
dem. Ich verstehe die Sorgen und Nöte der Betroffenen
vor Ort, ob es die Angehörigen, der Bäcker um die Ecke
oder der Bürgermeister sind. Darüber wird zu sprechen
sein. Die Entscheidung selbst war notwendig. Ich be-
danke mich für die – jedenfalls im Großen und Ganzen –
damit verbundene Akzeptanz.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ausgangspunkt unserer Überlegung war das Ziel,
über Streitkräfte zu verfügen, die dem Stellenwert und
der Verantwortung unseres Landes entsprechen und bei
denen Auftrag und Mittel zusammenpassen. Die Neu-
ausrichtung ist – wir haben darüber diskutiert – sicher-
heitspolitisch begründet. Sie ist mit Blick auf unsere
kleiner werdenden Jahrgänge demografisch abgesichert,
und sie ist solide finanziert. Wir brauchen die Neuaus-
richtung, um die Herausforderungen und Gefährdungen
unserer Sicherheit zu meistern.

Die Finanzausstattung mit 31,9 Milliarden Euro ist
nicht üppig. Aber sie ist angemessen, und sie ist – soweit
das angesichts der Zeit, in der wir leben, überhaupt mög-
lich ist – mittelfristig gesichert. Folgendes ist uns gelun-
gen – ich will nur ein paar Beispiele nennen; einige sind
schon genannt worden –:

Wir werden ein zusätzliches Reformbegleit- und
Attraktivitätsprogramm in Höhe von 200 Millionen Euro
aufstellen. Es wird in den nächsten Jahren etwas auf-
wachsen.

Wir haben die Ausgaben für die internationalen Ein-
sätze um 250 Millionen Euro erhöht. Frau Buchholz, das
wollten wir tun, weil wir finden, dass der Schutz der Sol-
daten, die in unserem Auftrag tätig sind, oberste Priorität
hat.


(Christine Buchholz [DIE LINKE]: Ich glaube, es geht eher um Ihre Interessen!)


Wir haben die Ausgaben für die Materialerhaltung ge-
genüber der bisherigen Planung um 212 Millionen Euro
verstärkt; denn da gab es immer einen Engpass. Das war
auch immer eine Art Sparbüchse: Wenn es nicht gereicht
hat, dann wurde beim Benzin gespart. Das wollen wir
ändern.

Darüber hinaus nehmen wir – Herr Koppelin hat dar-
auf hingewiesen; dafür bin ich besonders dankbar –
6 000 Planstellenverbesserungen für die Mannschafts-
dienstgrade und rund 500 Stellenhebungen für Soldaten
und zivile Mitarbeiter im unteren Bereich vor. Gestern
hat Herr Schneider im Zusammenhang mit der ersten Le-
sung des Etats des Finanzministeriums Stellenhebungen
kritisiert.


(Iris Gleicke [SPD]: Das stimmt doch nicht! Er hat das Vollsaugen kritisiert! Bitte einmal das Protokoll nachlesen!)


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(C (D inige haben ihn mit Zwischenrufen darauf hingewieen, dass das zumindest für diesen Bereich nicht gelten ann. Wenn man für die Kleinverdiener etwas macht, ann verdient das Lob und nicht Tadel. Ich werde den Dank an meine Mitarbeiterinnen und itarbeiter im Ministerium weitergeben. Gerne erwidere h den Dank, und zwar nicht nur an die Berichterstatter ller Fraktionen, sondern auch an deren Mitarbeiter und n den Haushaltsausschuss im Ganzen. Ein solcher Stil und ein solches Klima in diesen Deatten, nämlich dass nicht mit Leidenschaft um die groen Themen der Sicherheitsund Verteidigungspolitik erungen wird, sondern dass es hier eine große Einigkeit ibt, ist, zumindest wenn man sich einmal die Gechichte der westdeutschen Bundesrepublik anschaut, icht selbstverständlich. Die PDS-Linken schließen sich a aus. Um es einmal so zu sagen: Ich wäre aber auch esorgt, wenn es anders wäre. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Bei allen anderen freue ich mich darüber. Vielleicht
enken die Grünen einmal darüber nach, ob Sie bei aller
ritik im Einzelnen, die man natürlich haben kann und
ie auch wir haben – die SPD kritisiert die Reduzierung
uf nur noch 55 000 zivile Mitarbeiterinnen und Mitar-
eiter; die Grünen plädieren sogar für eine noch kleinere
rmee mit 160 000 Soldaten; sie haben allerdings nie
esagt, ob etwa auch die freiwillig Wehrdienstleistenden
nd andere dazugerechnet werden sollen –, nicht doch
ieder zu einem Konsens zurückkommen wollen. Wenn
h die momentanen Differenzen ausblende, muss ich
ststellen: Dass Union, FDP und SPD in Bundeswehr-
agen einen Konsens hatten, hat dieser Republik in den
tzten 60 Jahren ziemlich gutgetan. Ich möchte, dass
as so bleibt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ein Wort zur Rüstungsindustrie. Herr Koppelin hat
ereits darauf hingewiesen, dass wir schwierige Gesprä-
he geführt haben. Man muss wissen, dass die Entwick-
ng in anderen Staaten ähnlich verläuft. Aber ich muss
iederholen – das sagen alle meine Kollegen; der fran-

ösische Verteidigungsminister kommt nachher in den
erteidigungsausschuss –: Unsere Beschaffungsprozesse
ind absolut unzureichend. Das liegt an der Besteller-
eite, aber auch an der Unternehmensseite. Die Qualität
timmt oft nicht. Preisabsprachen werden nicht eingehal-
n, und es wird nicht pünktlich geliefert. So können wir
icht weitermachen. Wir werden sehr harte Gespräche
hren, mit dem Ziel, das zu ändern, aber nicht um ein-

usparen, sondern um überhaupt wieder Spielraum für
eue Beschaffungen zu bekommen.

Ein Wort zum Reformbegleitprogramm. Wir reden
iel über Strukturen. Aber es geht hier in erster Linie um
enschen, um die Soldatinnen und Soldaten sowie um

ie zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für sie alle
ollen wir etwas tun, und zwar sowohl für diejenigen,





Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister der Verteidigung


(A) )


)(B)


Bundesminister Dr. Thomas de Maizière
die bleiben – sie sollen eine Erhöhung der Vergütung für
besondere zeitliche Belastungen erhalten –, als auch für
diejenigen, die die Bundeswehr verlassen müssen. Das
kann man angesichts des Personalabbaus bei den zivilen
Beschäftigten in den vergangenen 20, 30 Jahren viel-
leicht großzügig nennen. Aber ich halte es für angemes-
sen. Derjenige, von dem viel verlangt wird, kann auch
ein besonderes Maß an Fürsorge erwarten. Das wollen
wir hiermit bieten. Ich hoffe, dass wir über den entspre-
chenden Gesetzentwurf, sobald er vorliegt, zügig beraten
werden.

So viel zu den Entscheidungen in diesem Jahr. Das
war, ehrlich gesagt, noch der leichtere Teil der Übung;
denn jetzt geht es um die Umsetzung. Sie wird schwierig
und ist nicht in einem Jahr zu machen. Dafür brauchen
wir Jahre. Wir müssen das alles kontinuierlich umsetzen,
Mentalitäten verändern, den Spaß an Verantwortung för-
dern und so arbeiten, dass Führen mit Auftrag auf allen
Ebenen Realität und nicht nur Anspruch ist; das dauert.
Die Mühen der Ebenen sind oft größer als die Mühen
des Aufstiegs.

Wir müssen das alles bei laufenden Einsätzen tun.
Wir werden im Dezember in erster Lesung über den
ISAF-Einsatz in Afghanistan beraten; Herr Koppelin
und andere haben davon in der außenpolitischen Debatte
schon gesprochen. Ich würde mich freuen, wenn auch
hier große Einigkeit über Ziel und Umsetzung bestünde.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Ohne uns!)


– Darüber freue ich mich.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Danke sehr, wir auch!)


Wir werden später die Anträge auf Fortsetzung der
Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an Ata-
lanta und an Active Endeavour diskutieren. Der franzö-
sische Verteidigungsminister kommt nachher in den Ver-
teidigungsausschuss. Wie gesagt, wir müssen alles bei
laufenden Einsätzen machen. Es handelt sich quasi um
eine Operation am offenen Herzen. Wir wollen bündnis-
fähig bleiben und unseren Verpflichtungen nachkommen
und gleichzeitig Umstrukturierungen vornehmen. Das
verlangt viel Kraft, viel Aufmerksamkeit, viel Fürsorge
und viel Unterstützung. Ich spüre diese Unterstützung
für die Soldatinnen und Soldaten sowie die zivilen Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeiter hier und außerhalb des
Hauses. Dafür bedanke ich mich. Ich bitte darum, dabei-
zubleiben, auch wenn es bei der Umsetzung das eine
oder andere Problem gibt. Ich freue mich über die Zu-
stimmung zum Einzelplan 14, die wir hoffentlich gleich
erleben werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714207500

Für die SPD spricht nun der Kollege Rainer Arnold.


Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1714207600

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Lassen Sie mich mit dem Positiven beginnen: Es ist in

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(C (D er Tat so, Herr Minister, dass seit dem Ministerwechsel Frühjahr dieses Jahres der Grundkonsens in der Si herheitsund Verteidigungspolitik zumindest zwischen er Mehrheit der Fraktionen hier im Hause wieder deutcher ist und einfacher herzustellen ist. Wir haben das, laube ich, in den letzten Wochen bewiesen, als es dam ging, die Einsatzversorgung für die Soldaten, die ntschädigungsregelungen für die Radargeschädigten nd – ich hoffe, dass das gelingt – die Kommunikation er Soldaten im Auslandseinsatz mit der Heimat zu veressern. Ich bin sehr dankbar, dass diese Verantwortung ei einer Reihe von wichtigen Entscheidungen sichtbar urde, die die Haushälter getroffen haben. h möchte unserem Haushälter Bernhard Brinkmann in besonderes Dankeschön aussprechen, der nicht nur inen Blick für Zahlen, sondern auch einen Blick für das, as die Soldaten brauchen, hat. Herzlichen Dank, Kolge Brinkmann! Herr Minister, manche Journalisten schreiben, nachem Sie am heutigen Tag 266 Tage im Amt sind: Ja, der inister administriert sicherlich konsequenter als sein orgänger, der eher Überschriften produziert hat. – Das t gut; ich will das gar nicht bekritteln. Aber ich glaube, s ist zunehmend berechtigt, zu fragen, ob jenseits der dministration auch die notwendigen politischen Imulse von Ihnen gesetzt werden. Es ist an der Zeit, dass ie gesetzt werden. Ich nenne nur zwei Beispiele. Wir kommen nicht voran bei der Debatte in unserer esellschaft, auch nicht parlamentarisch, über die Frage: elche Rolle und welche Verantwortung hat das größte irtschaftsland nicht nur in der Finanz-, sondern auch in er sicherheitspolitischen Welt? (Markus Grübel [CDU/CSU]: Verteidigungspolitische Richtlinien mal nachlesen!)


(Beifall bei der SPD)


ier gibt es noch viel zu klären. Hätten wir das ge-
chafft, wäre es einfacher, über Einsätze zu reden und zu
ntscheiden. Ich glaube, Sie sind schon in einer besonde-
n Verantwortung, solche Debatten voranzubringen.
ie Sozialdemokraten hätten Sie bei dieser Diskussion

ls Partner.

Dasselbe gilt für die Frage: Welche Chancen bietet
ie Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik
uf europäischer Ebene in einer Situation, in der alle
änder sparen müssen? Wir haben wiederholt darüber
esprochen. Sie sagen, Sie machten lieber konkrete
leine Schritte, als großen Reden zu halten. Ich will auch
ar nicht sagen, dass diese kleinen Schritte falsch sind.
as ist die eine Seite. Aber nachdem Frankreich und
roßbritannien, zwei Länder, die in ihrer Vorgehens-
eise strategisch übereinstimmen, eine aus ihrer Sicht
ute Vereinbarung getroffen haben und in Europa voran-
ehen, brauchen wir natürlich eine Antwort Deutsch-
nds. Es ist schön, dass der französische Verteidigungs-
inister heute hier ist; das reicht aber nicht aus. Wir

rauchen auch auf europäischer Ebene jenseits der klei-
en Schritte eine strategische Debatte.





Rainer Arnold


(A) )


)(B)

Eines ist ganz besonders wichtig: Bei den militäri-
schen Fähigkeiten der Europäer, auch in der Vernetzung,
ist man weiter und fortschrittlicher als bei den politi-
schen Prozessen in Europa. Deshalb wäre es Aufgabe
des Außenministers, der Bundeskanzlerin und des Ver-
teidigungsministers, Impulse für diese politischen Pro-
zesse zu geben.


(Beifall bei der SPD)


Lassen Sie mich bei dieser Haushaltsberatung ein
paar Sätze zu den Finanzen sagen. Herr Minister, die So-
zialdemokraten hatten recht: Ein Einsparvolumen von
8,3 Milliarden Euro ist nicht zu erbringen. Das ist deut-
lich geworden. Es wäre schön und ein Zeichen von
Größe, wenn auch Sie sagen könnten: Ja, auch ich habe
mich in Neuhardenberg blenden lassen; ich habe ge-
glaubt, dass man 8,3 Milliarden Euro einsparen kann.
– Sie sagen aber in Wirklichkeit: Wir können 8,3 Milli-
arden Euro einsparen; aber ich brauche mehr Geld. –
Das passt nicht zusammen. Das steigert auch nicht das
Vertrauen in die finanziellen Vorgaben für die Streit-
kräfte in den nächsten Jahren.

Sie praktizieren „linke Tasche – rechte Tasche“, in-
dem Sie Kosten, die eigentlich im Verteidigungsressort
anfallen, zum Beispiel für die Berechnung der Gehälter,
in andere Ministerien verlagern. Sie sind mehr als ein
Verteidigungsminister: Bundesminister der Verteidi-
gung. Für den Gesamthaushalt ist es kein Gewinn, wenn
Sie so vorgehen. Was Sie da machen, ist vielleicht tak-
tisch klug; es ist aber, fürchte ich, ein Fehler. Es ist des-
halb ein Fehler, weil der größte Personalkörper sein ei-
genes Personal nicht mehr bei der Hand hat und damit
Kompetenzen sowie das Verständnis für den Soldatenbe-
ruf geringer werden. Das ist ein strategischer Fehler.

Ich sehe schon vor mir, wie irgendwann einmal ein
Finanzminister sagt: Moment, ihr Verteidigungspoliti-
ker, wir erbringen für euch mit der Gehaltsabrechnung
und allem, was daran hängt, Leistungen, und die stellen
wir dem Verteidigungsressort in Zukunft selbstverständ-
lich sichtbar, der Haushaltsklarheit wegen, in Rechnung. –
Herr Minister, wenn Sie in solchen Fragen schon nicht
auf die Opposition hören wollen, sehen Sie wenigstens
von dem Schritt ab, die Verantwortung für das Personal
auszulagern. Lassen Sie das. Hören Sie auf die Personal-
vertretung. Nehmen Sie auch die gesetzlichen Bedenken
in diesem Bereich ernst.


(Beifall bei der SPD)


Nun haben Sie viel über die Reform geredet. Ich will
ausdrücklich sagen: Vieles von dem, was hier angesto-
ßen wurde, findet unsere Unterstützung. Ich kann hier
nicht mit Klein-Klein jeden einzelnen Punkt herausgrei-
fen. Aber eines, Herr Minister, ist nicht richtig, nämlich
wenn Sie sagen: Die Reform ist sicherheitspolitisch be-
gründet, gut finanziert und demografiefest. – Die Re-
form ist sicherheitspolitisch nicht begründet. Die Welt
hat sich, was die Sicherheitspolitik angeht, in den letzten
zwei, drei Jahren nicht wirklich verändert. Das Geld ist
knapper. Das ist gar kein Vorwurf; es wäre auch knapp,
wenn die Sozialdemokraten regieren würden. Aber wir
sollten es ehrlicherweise auch sagen.

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(C (D Die Reform ist auch nicht solide nachhaltig finanziert. ir werden am Ende weniger Soldaten, weniger Ausstatng und weniger Fähigkeiten haben, und die Schere zwi chen den Ansprüchen, die wir Politiker an die Streiträfte und ihre Fähigkeiten haben, und den finanziellen öglichkeiten der Bundeswehr wird nicht geschlossen. as Problem wird auf niedrigerem Niveau in die Zukunft ansferiert. Darüber sind wir sehr unglücklich. Wir sind auch nicht froh über Ihre These „Breite vor iefe“, die Sie hier geäußert haben. So kann man in vien Bereichen vorgehen, aber nicht in allen. Manchmal t diese These ganz bequem, weil man keine Prioritäten etzen muss. In Wirklichkeit führt „Breite vor Tiefe“ ber dazu, dass die Durchhaltefähigkeit der Streitkräfte vielen Bereichen beschädigt wird und dass eher wie er einige hohle Strukturen entstehen werden. Wir hätten ns sehr gewünscht, dass man mit Blick auf mangelnde ähigkeiten in den Vereinten Nationen und in der Euroäischen Union wenigstens die Fähigkeiten, die wirklich napp sind und mit denen Deutschland Gewicht, Einuss und Interessen einbringen könnte, nicht eindampft. as gilt für Hubschrauber, für Feldjäger, auch für marime Fähigkeiten und für manches andere mehr. Ich laube, hier macht man einen großen strategischen Fehr. Lassen Sie mich zum Schluss ganz kurz einige bedeut ame Punkte ansprechen. Sie sagen, Sie wollen die Menchen mitnehmen. Das ist wichtig. Auch wir wollen alles n, damit die Soldaten Vertrauen in die Bundeswehr und deren konzeptionelle Gestaltung finden. Aber wir müs en aufpassen. Eine Armee im Einsatz mit hohen Belasngen, die von Soldaten im Alter von 23 Jahren getragen erden, verdient unsere Anerkennung und unseren Re pekt. Deshalb ist es gut, wenn die Opposition zusammen it der Regierung das Mandat für Afghanistan erteilt. Wir können aber nicht erwarten, dass das zwangsläu g spurlos an den Menschen und damit an den Streiträften vorübergeht. Deshalb muss man bei der Persoalgewinnung und der Präsentation der Bundeswehr ach außen sehr sorgfältig vorgehen. Ich will gar nicht ber die Vorfälle in der letzten Woche reden. Wir müssen arauf achten, dass nach außen ein korrektes Bild des oldatenberufes präsentiert wird, das der Vielfalt und er Kompliziertheit dieses Berufes – der Soldat muss icht nur kämpfen können, sondern in Zukunft auch vies andere beherrschen – gerecht wird. Denn nur wenn ir Menschen finden, die verstehen, was die Bundesehr und ihre Aufträge in der Demokratie bedeuten, erden wir auch in Zukunft noch die Bundeswehr haen, die wir alle miteinander wollen. Unsere dringende itte ist, das noch einmal sorgfältig zu reflektieren. Wir ollten darüber auch im Verteidigungsausschuss eine ründliche Debatte führen. Recht herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat der Kollege Joachim Spatz von der DP-Fraktion. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714207700






(A) )


)(B)


Joachim Spatz (FDP):
Rede ID: ID1714207800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Die Bundeswehrreform, die wir zurzeit
durchführen, hat eigentlich mehr Aufmerksamkeit ver-
dient, als sie in diesen bewegten Zeiten erhält, weil sie
nämlich auf neuen verteidigungspolitischen Herausfor-
derungen basiert. Es ist, Kollege Arnold, überhaupt kein
Widerspruch, wenn Sie sagen, dass die sicherheitspoliti-
schen Herausforderungen heute dieselben sind wie vor
einigen Jahren. Dann hätten Sie die Bundeswehrreform
ja auch damals schon durchführen können, Herr Kollege
Arnold.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Rainer Arnold [SPD]: Wir haben auch eine gemacht!)


Sie haben Truppenreduzierungen vorgenommen, wir
machen eine Strukturreform. Deswegen unterscheidet
sich diese Reform von Reformen in früheren Jahren. Am
Ende werden nicht nur Reduzierungen herauskommen,
sondern auch klare Schwerpunktverlagerungen. Es gibt
eine klare Schwerpunktbildung beim Heer, weil dort,
wie wir alle wissen, die Einsatzformen der Zukunft lie-
gen.

Meine Damen und Herren, obwohl auch diesmal wie-
der Standorte betroffen waren, ist die Diskussion nach
meiner Wahrnehmung sehr sachlich, kriterienorientiert
und dadurch ohne große Widerstände verlaufen. Deshalb
ganz herzlichen Dank an das Ministerium und alle Frak-
tionen, die diesen Prozess unterstützt haben! Es ist eine
– jedenfalls im Moment – gelungene Reform. Wir hof-
fen, dass die Umsetzung genauso konsequent stattfindet.

Wir haben, was die Einsatzversorgung angeht, in die-
sem Jahr mit sehr breitem Konsens etwas für die Solda-
tinnen und Soldaten, aber auch für die zivilen Bedienste-
ten der Bundeswehr im Ausland getan. Es ist zugesagt,
die letzten noch offenen Fragen im Rahmen des Reform-
begleitgesetzes zu klären. Das werden wir aufmerksam
verfolgen und gegebenenfalls konsequent einfordern.

Ich denke, eines ist klar: Das Parlament steht mit brei-
tem Konsens hinter den Soldatinnen und Soldaten sowie
hinter den Zivilen, die wir ins Ausland entsenden. Dies
gilt nicht nur in Sonntagsreden, sondern auch, wenn es
konkret um Verwundungen an Leib und Seele geht oder
darum, Folgen für Familien einzudämmen. Dazu dem
Hohen Hause ganz herzlichen Dank!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die Einsätze im Ausland, geprägt durch den Afgha-
nistan-Einsatz, sind immer besonderer Aufmerksamkeit
wert. Es ist mir in diesem Zusammenhang wichtig, noch
einmal zu betonen, dass wir in Afghanistan den Zenit
unseres militärischen Einsatzes überschritten haben. Es
muss klar sein – das wird auch durch die Mandate, die
die entsprechenden Reduzierungen vorsehen, deutlich –,
dass die Übergabe in Verantwortung konsequent vorge-
nommen werden muss und dass sich unsere Partner in
Afghanistan darauf einstellen werden.

In diesem Zusammenhang noch ein Wort zum Thema
Industrie; das ist vorhin bereits angesprochen worden.

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(C (D h gebe eines sehr deutlich zu bedenken: Die Zusage er Amerikaner, die Hubschrauber in unserem RC North räsent zu halten, gilt nur bis zum September 2012. Es t wichtig, dass wir den Partnern auf industrieller Seite larmachen: Wenn sie diese Dinge mit uns auch in Zuunft auf Augenhöhe diskutieren wollen, ist es notwenig, dass wir auch nach dem September 2012 in unserem C North entsprechend handlungsfähig bleiben. as muss eine klare Botschaft an diese Adresse sein. Zum Schluss noch ein Wort zur internationalen Auschtung. Herr Kollege Arnold, Sie haben mit Recht die uropäische Perspektive angesprochen. Nur ist es Ihnen ahrscheinlich entgangen, dass die Außenminister des eimarer Dreiecks, also Frankreichs, Polens und eutschlands, unter Federführung unseres Außenminisrs einen Brief an Frau Ashton geschrieben haben, um ie europäische Zusammenarbeit einzufordern, und dass alien und Spanien diesem Schreiben mittlerweile beigeeten sind. Auch wenn das Ganze in diesem Fall nicht om Verteidigungsminister, sondern vom Außenminister usgegangen ist, halte ich das für genau die Zielrichtung, ie wir verfolgen müssen. Ihnen ist das, wie gesagt, leider ntgangen. Trotzdem ist es die Realität. Wir müssen an ieser Stelle konsequent fortfahren. Eines ist aber klar: Wir haben es damit zu tun, dass us völlig verschiedenen Denkschulen und Erlebnistraitionen stammende Armeen und politische Führungen nter einen Hut gebracht werden müssen. Das wird eiige Zeit dauern. Die Notwendigkeit für ein solches Vorehen ist allerdings gewachsen. Wer die Äußerungen des S-Präsidenten in Canberra ernst nimmt, in denen es um ie Schwerpunktverlagerung der amerikanischen Auferksamkeit in den pazifischen Raum geht, und das in en Zusammenhang stellt mit den Äußerungen des früeren Verteidigungsministers Gates, wird erkennen, dass as den Europäern mehr Eigenverantwortung in ihrem ngeren Umfeld abverlangt. Aufgrund der Haushaltslage wird das nur mit Koopetionen gehen können. Das heißt, wir sind an dieser telle zum Erfolg verurteilt, weil es die allumfassende ilfestellung aus Amerika wahrscheinlich auch aus fianziellen Gründen nicht mehr geben wird. Experten chätzen, dass die Amerikaner 54 Milliarden Dollar in rem Verteidigungshaushalt einsparen werden müssen. ieses Geld wird fehlen, besonders in den Bereichen, uf denen früher die Schwerpunkte der Amerikaner laen, und die heute für sie nicht mehr ganz so wichtig ind. Ich sage es noch einmal: Wir sind dazu verurteilt, n dieser Stelle Erfolg zu haben. Es ist aber besser, die Regierung hier nicht mit dem chwarzen Peter zu versehen, sondern bei unseren euroäischen Partnern und in unseren Parteien dafür zu weren, dass es in diesem Bereich eine stärkere Kooperation ibt. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714207900

Für die Linke hat jetzt das Wort der Kollege Paul

Schäfer.


Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714208000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nach Ab-

schluss der Haushaltsberatungen bleibt nur eine Feststel-
lung: Die Nöte der öffentlichen Haushalte werden immer
größer, die Sparvorgaben für das Bundesministerium der
Verteidigung immer kleiner. Das ist schon bemerkens-
wert. Denn am Anfang der Bundeswehrreform, mit der
wir es zu tun haben, stand keine Festlegung im Koaliti-
onsvertrag, kein großer Wurf, sondern ein großes Loch:
das durch Bankenrettungen und Finanzmarktkrise ent-
standene Riesenloch im Bundeshaushalt, weswegen ein
Konsolidierungsbeitrag aus dem Rüstungshaushalt ge-
leistet werden sollte; immerhin 10 Prozent der Steuergel-
der fließen dorthin. Davon ist nun wirklich nicht mehr
viel, wenn überhaupt noch etwas, übrig geblieben; das
ist schon gesagt worden. Wir hören jetzt wieder die alten
Töne – „Bei der Sicherheit darf nicht gespart werden“ –,
als ob wir uns wieder in der Bedrohungssituation des
Kalten Krieges befänden. Absonderlich!


(Beifall bei der LINKEN)


Die Zahlen sind hier genannt worden: Aus dem ur-
sprünglichen Sparziel – 8,3 Milliarden Euro – wurde
schnell ein kleineres Sparziel: 4,3 Milliarden Euro. Der
Verteidigungsminister darf sich beim Finanzminister sehr
großzügig bedienen: Er erhält im nächsten Jahr 2 Milliar-
den Euro zusätzlich für den Umbau der Bundeswehr. Ja,
der Strukturwandel muss sozialverträglich gestaltet wer-
den; das kostet Geld. Insofern ist es sogar zu loben, dass
das Weihnachtsgeld für Beamte, Richter und Soldaten,
das gekürzt werden sollte – damit wären Sie wortbrüchig
geworden –, doch gezahlt wird; es wird aus diesen Mit-
teln finanziert. Aber Sie sparen nicht an den Stellen ein,
an denen energisch gespart werden muss.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Rede ist von den irrsinnigen Beschaffungsvorha-
ben aus den 90er-Jahren: Eurofighter, Tiger und A400M.
Jetzt haben Sie festgestellt: Das ist selbst für Sie zu viel.
Sie wollen also die Stückzahlen reduzieren. Was macht
man? Man schickt die Minister dieser Regierung im In-
teresse der Rüstungsindustrie auf Werbereise; sie sollen
für Absatz sorgen. So sieht die Abrüstungsagenda dieser
Bundesregierung aus.


(Beifall bei der LINKEN – Sevim Dağdelen [DIE LINKE]: Skandalös!)


Die Rede ist auch vom Einstieg in neue Rüstungspro-
jekte: EuroHawk, Fregatte 125, Schützenpanzer. Die
Rede ist von der strikten Ausrichtung der gesamten Bun-
deswehr auf die Auslandseinsätze. Das hat seinen Preis.
Etwas mehr als 1 Milliarde Euro sind ausgewiesen; den
wahren Preis hat meine Kollegin Buchholz hier genannt.
Das ist etwas, was wir uns nicht mehr leisten können und
sollten.

Herr Koppelin, an dieser Stelle eine Anmerkung zu
Ihnen – nicht nur zu Ihnen –: Ja, dieses Parlament trägt

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(C (D erantwortung für die Bundeswehr und für die Entsenung der Bundeswehr ins Ausland. Wir sind ein Teil diees Parlaments. Deshalb sind auch wir betroffen, wenn oldaten tot nach Hause gebracht werden oder sie mit eier Posttraumatischen Belastungsstörung zurückkomen. Wir fragen uns nach dem Sinn und Zweck dieser insätze: Was erreicht man damit? Was richtet man dait an? Aus genau diesem Grund sagen wir: Holen Sie ie jungen Leute aus Afghanistan zurück! So sieht unere Vorstellung von Verantwortung aus. Meine Damen und Herren, es ist richtig: Die Streiträfte bedürfen einer grundsätzlichen Reform; aber sie uss in die richtige Richtung gehen. Wir sind nicht mehr ilitärisch bedroht – das sagen Sie selber –, und wir brau hen die dafür eingesetzten Mittel an anderer Stelle: für ie Bewältigung globaler Probleme. Genau deshalb sagen ir – das liegt in einem Entschließungsantrag vor –: Halieren wir die Mittel für die Bundeswehr, richten wir die treitkräfte defensiv aus, beenden wir die Auslandseinätze, und rüsten wir jährlich um 5 Prozent ab! Das wäre icherheitspolitisch und volkswirtschaftlich vernünftig; as sollte hier beschlossen werden. Es ist schön und gut, dass Sie, Herr Minister de Maiière, hier ein Reformbegleitgesetz angekündigt haben, ei dem es um die Sicherung der Interessen der Beschäfgten geht. Was Sie aber nicht vorlegen wollen, ist ein rdentliches Konversionsgesetz; da ist Fehlanzeige. Die eduzierung der Zahl der Soldaten, der Zivilbeschäftign und der Standorte muss aber mit einer zielgerichteten onversionspolitik verbunden werden. Strukturbrüche ieser Art sind nur zu bewältigen, wenn sie langfristig eplant sind, aktiv gestaltet sind, ausreichend finanziert ind und zwischen Bund und Ländern intensiv abgetimmt werden. Nicht zu vergessen ist, dass die Bürgennen und Bürger gründlich einbezogen werden müsen. Ein solcher Strukturwandel ist kein normaler gesellchaftlicher Prozess, sondern ein extrem wünschenswerr Prozess. Jede Photovoltaikoder Windkraftanlage, ie einen Schießplatz ersetzt, ist ein gesellschaftlicher ortschritt. eder Technologiepark anstelle eines Munitionsdepots edeutet Innovation statt Stillstand. Jede Wohnanlage nstelle eines Hangars für Kampfhubschrauber bedeutet ehr Lebensqualität für die Menschen. as gilt es jetzt zu begreifen, auch in den betroffenen ommunen und Regionen. Die zivile Nachnutzung der iegenschaften eröffnet neue Möglichkeiten für Wirtchaft, Umwelt und Beschäftigung. Jetzt folgt das große Aber: Diese Chancen können on den Kommunen nur genutzt werden, wenn ihnen geolfen wird, wenn sie finanziell unterstützt werden. Herr e Maizière, da reicht es eben nicht, zu sagen: In mei Paul Schäfer )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)





(A) )

nem Topf ist nichts; darum soll sich doch die Bundes-
anstalt für Immobilienaufgaben kümmern. – Nein, so
funktioniert das nicht. Wir brauchen einen gut ausgestat-
teten Konversionsfonds des Bundes; wir brauchen die
Bereitstellung verbilligter Kredite für die Gemeinden;
wir brauchen eine veränderte Geschäftsgrundlage für die
BImA, die primär am Verwertungsinteresse der Gemein-
den ausgerichtet ist und nicht an der Gewinnmaximie-
rung für den Bund;


(Beifall bei der LINKEN)


und wir brauchen die Wiederbelebung von Strukturen,
die alle Ebenen umfassen, um diesen Konversionspro-
zess wirklich zu steuern.

Darum geht es in unserem zweiten Entschließungsan-
trag – um nicht mehr und nicht weniger. Wir wollen die
Bundesregierung zwingen, an dieser Stelle endlich ihre
Pflicht zu tun. Sie sollten unserem Antrag zustimmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714208100

Das Wort hat jetzt der Kollege Omid Nouripour von

Bündnis 90/Die Grünen.


Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714208200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich

glaube, dass ich die nächsten Sätze im Namen aller im
Hohen Hause sprechen darf. Wir haben heute die Mel-
dung erhalten, dass zwei Soldaten in Baglan bei einem
Sprengstoffanschlag verletzt worden sind. Ich denke,
dass wir alle ihnen beste, schnellstmögliche und vor al-
lem vollständige Genesung wünschen. Vor allem ihren
Familien wünschen wir gerade in diesen schwierigen
Stunden viel Kraft.


(Beifall im ganzen Hause)


Lieber Herr Koppelin, vor etwa drei Jahrzehnten ist
einmal ein Hubschrauber bestellt worden, der für den
Einsatz gegen die Panzerarmee aus dem Osten gedacht
war.


(Heiterkeit des Abg. Joachim Spatz [FDP])


Das war der Tiger. Ich weiß, dass Sie sich damals schon
gewünscht haben, dass die Grünen endlich wieder mitre-
gieren mögen. Aber selbst heute fliegt das Ding noch
nicht. Der Tiger – das hat der Kollege Spatz gerade de-
zent angemerkt – war für ganz andere Aufgaben vorge-
sehen zu der Zeit, als er bestellt wurde, als die, die heute
zu bewältigen sind. Der Tiger ist in der Beschaffung
deutlich teurer geworden. Vor allem ist er, wie gesagt,
noch nicht da. Seine Beschaffung ist teuer, spät und cha-
otisch. Das ist ein Beispiel für viele Beschaffungspro-
jekte. Man kann noch einige andere nennen.

Ich weiß, Sie würden da MEADS sagen.


(Zuruf von der FDP)


– Verehrter Kollege von der FDP, ich würde mir heute
echt Zwischenrufe dazu ersparen, wie es ist, der kleine

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(C (D oalitionspartner zu sein und sich nicht in allem durchetzen zu können. Als Grüner würde ich auf den MH-90, den NH-90 nd den A400M verweisen. All das ist am Ende immer ieder teuer, spät und chaotisch gewesen. Genauso trifft as auch auf die jetzige Bundeswehrreform zu. Die Bundeswehrreform trug am Anfang die Überchrift „Größte Reform aller Zeiten“. Das war eine Idee. amals gab es einen Minister, der dafür bekannt war, ass er Ideen hatte. Danach kamen Sie, Herr Minister. ie haben diese Ideen – das muss man zugeben – geordet. Sie haben einige Dinge zusammengeführt, die vorer nicht zusammengepasst haben. Das ist erst einmal als andere als falsch. Die Geburtsfehler der Reform sind aber immer noch orhanden. Wenn man eine große Organisation reforieren will, steht die Aufgabenkritik am Anfang und icht die Festsetzung einer Gesamtgröße, wie es damals eschehen ist. Das haben Sie ja jetzt revidiert. Hinzu kommt, dass alles extrem teuer ist. Es geht daei nicht nur um die öffentliche Hand in toto, sondern uch um die Frage: Tut man der Bundeswehr heute einen efallen, wenn man die Einsparungen, die demnächst owieso fällig werden, nicht jetzt vornimmt, indem man eue und effizientere Strukturen schafft? Das ist in vien Teilen leider bisher nicht geschehen. Deshalb gibt es vielen Fragen noch nichts Konkretes. Wer mit den Soldatinnen und Soldaten redet, entdeckt ine riesengroße Verunsicherung, weil wir nicht die rößte Reform aller Zeiten, sondern die langwierigste alr Zeiten hatten. Es gab Ankündigungen, danach warte man auf Entscheidungen. Man wusste nicht, was inten herauskommt. Natürlich ist man verunsichert, enn die Bundeskanzlerin persönlich verspricht, dass as Weihnachtsgeld im nächsten Jahr kommen wird, ber doch nichts passiert. Auch das hilft nicht unbedingt abei, Vertrauen zu gewinnen und sicherzustellen, dass ine große Reform sozialverträglich abläuft. Es ist eigentlich schon ein kleiner Skandal und alles ndere als vertrauensbildend, wenn Sie, Herr Minister, ulassen, dass Kommandeure aus der Presse oder durch nrufe vom Bürgermeister erfahren, dass ihr Standort etroffen ist und geschlossen werden soll. Das ist nicht irklich verantwortungsvoll. Das bringt keine Ruhe in ie Bundeswehr. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Florian Hahn [CDU/CSU]: Das verwechseln Sie mit Struck!)


Wir bleiben dabei, dass wir in vielen Bereichen im-
er noch vor einem riesengroßen Fragezeichen stehen.
ie Bundeswehrreform ist weiterhin – und nicht nur in
er Umsetzung – ein Gerüst. Wo bleibt denn eigentlich
ie ressortübergreifende Zusammenarbeit bei dieser
undeswehrreform? Ich kann sie nicht erkennen. Wo ist
enn eigentlich eine Veränderung der Beschaffungs-
truktur zu erkennen? Sie wollen bestehende Verträge
uflösen und neue abschließen. Wie aber in Zukunft
eue Beschaffungen durchgeführt werden sollen, da die





Omid Nouripour


(A) )


)(B)

veränderten Strukturen so nicht mehr funktionieren, ist
mir bisher überhaupt nicht klar. Die Kommission, die Sie
selbst zitiert haben, hat damals festgestellt, dass das
BWB so nicht mehr weiterexistieren sollte. Was sich nun
aber ändert, außer dass zwei nicht ganz effiziente Struk-
turen zusammengelegt werden, verstehe ich ohnehin
nicht.

Mannschaftsdienstgrade beschäftigt die zentrale
Frage: Wie können Laufbahnen flexibler und damit at-
traktiver gestaltet werden? Es ist mir nicht wirklich klar,
wie die Attraktivität der Bundeswehr so konzeptioniert
werden kann, dass die Breite der Gesellschaft auch nach
der Aussetzung der Wehrpflicht von ihr widergespiegelt
werden kann.

Die Arbeitnehmer- und Arbeitnehmerrinnenrechte
sind ein Thema, das im 21. Jahrhundert wohl auch bei
der Bundeswehr auf die Tagesordnung gesetzt werden
sollte. Die Perspektive der inneren Führung, über die wir
Grüne sehr häufig diskutieren, wirft Fragen auf: Wohin
wollen Sie mit der Bundeswehr? In welche Richtung soll
das Konzept der inneren Führung weiterentwickelt wer-
den? Das alles ist nicht klar.

Es ist alles so unglaublich vage, dass ich überhaupt
nicht zu sagen vermag, ob diese Reform wirklich von
hinten bis vorne Sinn macht. Wir werden Sie weiterhin
kritisch begleiten. Wir hoffen, dass wir am Ende eine Ar-
mee haben werden, die nicht größer ist, als sie sein muss,
eine Armee, die im Dienste der Vereinten Nationen ihrem
aus dem Grundgesetz abgeleiteten Auftrag nachgehen kann.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Joachim Spatz [FDP]: Aber nicht ohne Mandat!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714208300

Das Wort hat jetzt der Kollege Ernst-Reinhard Beck

von der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Ernst-Reinhard Beck (CDU):
Rede ID: ID1714208400

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Der uns vorliegende Verteidigungshaushalt mit sei-
nen rund 31,8 Milliarden Euro musste unterschiedlichs-
ten Vorgaben Rechnung tragen. Ich erinnere noch einmal
kurz daran: Da ist zum einen die Bundeswehrreform, da
sind zum anderen die nicht unerheblichen Kosten für die
laufenden Einsätze, und da ist nicht zuletzt die Notwen-
digkeit von Einsparmaßnahmen im Bereich Haushalts-
konsolidierung. Das sind die drei Ausgangspunkte. We-
sentliche Bestandteile der Konsolidierungsmaßnahmen
sind die Aussetzung der Wehrpflicht, die Schaffung effi-
zienterer Strukturen bei der Bundeswehr, die Reduzie-
rung von Standorten und der sozial verträgliche Abbau
von Personal.

Trotz schwieriger Ausgangslage ist es gelungen, einen
Finanzrahmen festzulegen, mit dem weiterhin eine ange-
messene und verantwortungsvolle Sicherheitspolitik für
unser Land möglich ist. Dem Bundesminister für Vertei-

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(C (D igung ist es gelungen, die Neuausrichtung nicht nur siherheitspolitisch zu begründen, sondern auch ausreihend solide zu finanzieren. Herr Kollege Arnold, in iesem Punkt sind wir unterschiedlicher Auffassung. Mit dem Standortkonzept ist ein wichtiger Zwischenchritt für die Reform erreicht. Im Namen meiner Frakon danke ich allen, die an der Neukonzeption der Buneswehr aktiv mitgewirkt haben. Zeit zum Ausruhen ibt es aber nicht. Mit der Umsetzung steht uns allen och ein hartes Stück Arbeit bevor, das vor allem das ersonal bis an die Leistungsgrenzen fordern wird. Herr inister, Sie haben vorhin von den Mühen der Ebenen esprochen, die jetzt vor uns liegen. Eben dieses Personal als wichtigste Ressource der undeswehr bedarf unserer besonderen Aufmerksamkeit nd Fürsorge. Die Menschen in der Bundeswehr müssen un sehr schnell erfahren, wohin die Reise geht: Ändert ich mein Aufgabenfeld? Wo ist mein Standort? Wo ann meine Familie leben? Wo gehen meine Kinder in ie Schule? Habe ich in der Bundeswehr noch eine Persektive, oder lohnt es sich für mich, die Streitkräfte zu erlassen? Das Gleiche gilt übrigens auch für die betrofnen Kommunen. Auch sie brauchen entsprechende erspektiven und Planungssicherheit. Denjenigen, die die Bundeswehr verlassen wollen, üssen rasch Perspektiven aufgezeigt werden. Dem Rermbegleitgesetz – das ist schon mehrfach angespro hen worden – wird dabei eine Schlüsselfunktion zuommen. Es darf nicht alles im Klein-Klein zerredet erden, wenn wir die Bundeswehr attraktiv erhalten ollen. Deshalb sind zeitlich begrenzte, gesetzliche bergangsregelungen zum Abbau des militärischen und es zivilen Personalkörpers notwendig. Sollten die Zuwendungen des Bundes auf einem verleichsweise moderaten Niveau bleiben – ich befürchte, ass dies der Fall sein wird –, müssen die Betroffenen elbst die Möglichkeit haben, in ihrem weiteren Arbeitsben die entstandenen Versorgungslücken zu schließen der darüber hinaus mehr zu verdienen. In diesem Zuammenhang darf die Hinzuverdienstgrenze nicht zum abu erklärt werden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Geradezu sträflich wäre es aber, jene zu vernachlässi-
en, die bei der Bundeswehr bleiben, auf deren Dienst
nd Leistung wir tagtäglich angewiesen sind und auf die
ir uns verlassen können müssen. Ihnen hat unsere Auf-
erksamkeit ebenso zu gelten – und nicht nur während

es Übergangs zur neuen Struktur.

Die Bundeswehr steht auf dem Arbeitsmarkt im Wett-
ewerb mit großen und mittelständischen Unternehmen.
ies ist eine andauernde Herausforderung. Die Bundes-
ehr muss sich, so meine ich, in diesem Wettbewerb
icht verstecken. Aber sie kann in einigen Bereichen
esser werden. Die Forderungen nach mehr Fürsorge,
um Beispiel hinsichtlich einer besseren Vereinbarkeit
on Familie und Dienst – Stichwort „Kinderbetreuung“ –,
üssen jetzt konsequent angegangen und erfüllt werden.
h nenne exemplarisch die Wahlmöglichkeit zwischen





Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen)



(A) )


)(B)

Umzugskostenvergütung und Trennungsgeld sowie die
Bereitstellung geeigneter Pendlerunterkünfte. Aber auch
die Anhebung der Sätze für mehrgeleisteten Dienst ist
ein wichtiges Signal für unsere Soldatinnen und Solda-
ten.

In diesem Zusammenhang – das ist vorhin kurz ange-
sprochen worden – möchte ich auch die Wiedereinfüh-
rung der Sonderzuwendung, im Volksmund „Weih-
nachtsgeld“ genannt, besonders positiv hervorheben.
Hier hat die Koalition ein wichtiges Versprechen einge-
löst und dadurch, wie ich meine, an Glaubwürdigkeit zu-
rückgewonnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es gilt aber auch, die Ausrüstung der Bundeswehr auf
die aktuellen und die wahrscheinlichen künftigen Ein-
sätze abzustimmen. Es gibt noch immer Defizite bei der
vorhandenen Ausrüstung, die rasch behoben werden
müssen.

Handlungsbedarf besteht aber auch bei der in Be-
schaffung befindlichen Ausrüstung. Es ist vorhin schon
mehrfach gesagt worden: Sie wurde zum Teil noch in der
Zeit des Kalten Krieges beschafft, und zwar in zu großer
Stückzahl für die nun kleinere Bundeswehr. Diese Groß-
projekte schnüren uns die Luft ab, sodass wir jene Aus-
rüstung, die wir für zukünftige Aufgaben brauchen, nicht
beschaffen können. Hier müssen Freiräume geschaffen
werden. Der Minister steht mit den Unternehmen im Ge-
spräch, was wir ausdrücklich unterstützen. Letztlich geht
es nicht nur um Finanzmittel und Rüstungsgüter, son-
dern auch um industrielle Kernkompetenzen in unserem
Land. Beide Seiten müssen im Interesse der Soldatinnen
und Soldaten im Einsatz eine Lösung finden.

Das richtige Gerät zur rechten Zeit im Einsatz zur
Verfügung zu haben, das muss die Richtschnur unseres
Handelns sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Voraussetzung dafür ist, dass das Beschaffungswesen
der Bundeswehr zukünftig schneller und kostengünstiger
Ausrüstung zur Verfügung stellt. Dies ist eine besondere
Herausforderung für das Gelingen der gesamten Reform.
Die ersten Ansätze stimmen mich hier durchaus optimis-
tisch.

In den Haushaltsberatungen konnten wir beim Titel
für Handwaffenmunition eine Verbesserung erzielen;
Kollege Willsch hat vorhin ausdrücklich darauf hinge-
wiesen. Der Verbrauch im Einsatz und die einsatznahe
Schießausbildung haben zu einem signifikanten Mehr-
bedarf geführt. Ich hebe dies hervor, weil in diesem Be-
reich den Bitten aus den Truppen im Einsatz und in der
Ausbildung unmittelbar Rechnung getragen werden
konnte.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auch hinsichtlich der Beschaffung eines leichten
Mehrzweckhubschraubers zur Verbringung von Spezial-
kräften bei Nacht und unter Bedrohung sind wir auf ei-
nem guten Weg.

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(C (D Nachdem die Neuausrichtung der Bundeswehr in den ichtigsten Schritten planerisch vollzogen ist, müssen ir unser Augenmerk in Zukunft auch auf die europäi che Dimension unserer Sicherheitspolitik lenken. Ich enne hier exemplarisch einige Themen: AGS, Luftbenkung, Air Policing, ein mögliches Joint Support Ship. ier gibt es Möglichkeiten, knappe Ressourcen gemein am zu organisieren. Diesem Ziel dient auch das Konept „Pooling & Sharing“, das nun zumindest in Kontun Gestalt annehmen muss. Seit einer Woche liegt auch die „Konzeption der Reerve“ vor. Reservisten sind wichtige Multiplikatoren für ie Bundeswehr. Sie üben verantwortungsvolle Tätigkein in Bundeswehr und Zivilleben aus. Ihre zivilen Quafikationen sind nun noch besser nutzbar zu machen für ie Bedürfnisse der Streitkräfte. Wenn das gelingt, könen unsere Reservisten Botschafter für die Bundeswehr ein und zum positiven Bild der Streitkräfte in der Geellschaft beitragen. Wir haben, wenn ich das kurz anmerken darf, eine eue Spitze des Reservistenverbandes. Ich darf an dieser telle dem Kollegen Kiesewetter als neuem Präsidenten (Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE]: Gar nicht da!)


nd seinen Stellvertretern Erdel und Groschek herzlich
ratulieren. Mit diesem Glückwunsch verbinde ich den
ank an alle Reservistinnen und Reservisten.


(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Verbundenheit der Gesellschaft mit den Soldatin-
en und Soldaten ist wichtig für das gegenseitige Ver-
tändnis. Gerade vor dem Hintergrund der Einsatzrealität
t dies unverzichtbar. Mit dem Beruf des Soldaten ist
isiko für Leib und Leben verbunden. Dies ist wahr.
err Kollege Nouripour, Sie haben darauf hingewiesen,
ass wir heute wieder zwei verwundete Soldaten zu be-
lagen haben, denen wir von hier aus unsere besten Ge-
esungswünsche übermitteln. Das ist schrecklich, kann
ber trotz bester Ausrüstung und bester Ausbildung nie
öllig verhindert werden. Umso wichtiger ist der Um-
ang mit dieser Situation.

Bestmögliche Versorgung und Absicherung, auch von
interbliebenen und Angehörigen, verlangen Fingerspit-

engefühl und Großzügigkeit. Viele Veteranen kommen
ezeichnet aus dem Einsatz zurück. Die sanitätsdienstli-
he Versorgung von Verwundungen, körperlich wie see-
sch, steht daher ganz oben auf unserer Agenda. Das
arlament hat mit dem Einsatzversorgungs-Verbesse-
ngsgesetz darauf reagiert und entscheidende Verbesse-
ngen erzielt. Wir sind hier auf dem richtigen Weg. Ich

anke noch einmal allen, die daran Anteil hatten.

Zum Abschluss, liebe Kolleginnen und Kollegen, ge-
en meine Gedanken zu unseren Soldatinnen und Solda-
n im Einsatz. Auch dieses Jahr werden Tausende von
nen die Weihnachtstage fernab der Heimat und ge-
ennt von ihren Familien feiern müssen. Sie tun dies in
em Bewusstsein, unserer Sicherheit zu dienen. Sie die-





Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen)



(A) )


)(B)

nen Deutschland. Sie verdienen unseren Dank und un-
sere volle Unterstützung.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714208500

Das Wort hat der Kollege Dr. Hans-Peter Bartels von

der SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hans-Peter Bartels (SPD):
Rede ID: ID1714208600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In

einer differenzierten Debatte ist es wichtig, über Ge-
meinsamkeiten und über Unterschiede zu reden. In den
Fragen der äußeren Sicherheit unseres Landes suchen
wir Sozialdemokraten so viel Konsens wie möglich, aber
wir müssen auch vor Fehlentwicklungen aus unserer
Sicht warnen und Alternativen vorschlagen.

Es hat keinen Sinn, mit jedem Regierungswechsel die
Bundeswehr ganz neu zu erfinden. Die Bundeswehr, die
Soldatinnen und Soldaten sowie die Zivilbeschäftigten
brauchen Kontinuität. Deshalb war es schlecht, dass Ihr
Vorgänger, Herr Minister, Hals über Kopf eine Bundes-
wehrreform angekündigt hat, ohne dass die vorherige
schon abgeschlossen war und ohne zu wissen, wohin er
überhaupt will. Das hat Vertrauen kaputtgemacht. Dar-
unter leidet die Reform jetzt noch.

Sie hätten eine europäische Perspektive entwickeln
müssen: Was sollen deutsche Streitkräfte in Europa kön-
nen? Was können die Partner machen? Wo sind unsere
Schwerpunkte? Das ist unterblieben, und das ist teuer.

Deshalb haben wir künftig immer noch eine Univer-
salarmee, die fast alles können soll, nur eben mit immer
weniger Personal. Wir begrüßen, dass Sie unter diesen
Umständen die Fähigkeit zur Landes- und Bündnisver-
teidigung jedenfalls nicht aufgegeben haben. Ihr Vorgän-
ger hat das prüfen lassen.

Wir wollen keine Bundeswehr, die eine reine Expedi-
tionsarmee wäre. Es ist deshalb richtig, dass das Heer
weiter in Divisionen und Brigaden gegliedert ist. Auch
den Rückgriff auf gekaderte Verbände halten wir für
richtig.

Ob allerdings Deutschland und Europa auf lange
Sicht die Stärkung der deutschen Infanterie brauchen,
wage ich zu bezweifeln. Das ist Ausfluss Ihrer ganz ak-
tuellen Afghanistan-Politik. Hier wird der gegenwärtig
schwierigste Einsatz zum Modell für die Zukunft der
Bundeswehr. Damit wäre ich vorsichtig. Wenn Ihre neue
Infanteriestärke eines Tages hergestellt sein wird, ist hof-
fentlich der Einsatz kämpfender Truppen in Afghanistan
Geschichte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Genau über diese Zukunft des Landes in eigener Ver-
antwortung berät in wenigen Tagen die internationale
Afghanistan-Konferenz in Bonn. Wir wünschen uns,
dass der Übergang gelingt.

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(C (D Wir begrüßen, dass die Führungsstrukturen der Teiltreitkräfte schlanker werden. Aus je drei Stäben wird jeeils einer – das war überfällig. Verglichen mit anderen Teilstreitkräften schrumpft nsere schon kleine Marine am wenigsten, die Luftwaffe m stärksten. Dafür gibt es gute Gründe. Aber es hätte uch gute Gründe für eine stabile oder sogar leicht aufachsende Marine gegeben. Nach den Einsätzen auf em Balkan und in Afghanistan wird sie immer noch ein esentlicher Träger der Auslandseinsätze unserer Buneswehr sein. Ihre Bedeutung nimmt eher zu. Hier hätten ie einen Schwerpunkt setzen können. (Beifall des Abg. Ingo Gädechens [CDU/ CSU])


Die Marinefraktion versteht, was gemeint ist.

Über den freiwilligen Wehrdienst haben wir schon ei-
ige Male diskutiert. Ich bleibe dabei: Mit diesem Dienst
t es Ihnen nicht ernst. Im Haushalt 2012 sind – das er-
ennt man, wenn man genau hinschaut – keine 15 000,
ondern nur 12 500 Dienstposten für freiwillig Wehr-
ienstleistende reserviert. Sie fangen schon an, den Dienst
egzusparen. Das ist keine große Strategie der Freiwil-
gkeit, das ist kleinmütig.

Wo wir Ihnen vor allem energisch widersprechen
üssen, Herr Minister, ist Ihr Umgang mit den Zivilbe-

chäftigten. Hier haben Sie eine Strategie, und diese
eißt Outsourcing:

Outsourcing in andere Ressorts der Bundesregierung,
tichworte: Gebührniswesen und Travel Management.
ie Mitarbeiter bekommen neue Türschilder. Frage: Was

part das? Es ist dann zwar nicht mehr der Einzelplan 14,
ber immer noch der gleiche Bundeshaushalt, aus dem
iese Bundeswehrangehörigen bezahlt werden müssen.

Outsourcing ans Militär, Stichwort: gemischte Ver-
altungsämter. Wieder stellt sich die Frage: Spart das et-
as, oder sollen hier nur verfassungsrechtliche Schran-
en eingerissen werden?

Outsourcing an die Wirtschaft. Das ist Outsourcing
klassischen Sinn. Wenn Sie einen von zwei Marine-

rsenalbetrieben schließen, wer macht dann die Arbeit?
ie Marine wird ja bekanntermaßen und richtigerweise
icht halbiert. Also kürzen Sie auf lange Sicht bei den
ersonalkosten und schichten um zu Sachposten. Was
part das? Es wird teurer.

Ich warne vor Reformen um der Reform willen, Ver-
nderungen um der Veränderung willen, Umzügen um
es Umziehens willen. Wenn Sie nicht erklären können
der wollen, welchen Vorteil eine Veränderung hat, dann
nterlassen Sie diese Veränderung.

Lassen Sie als Bundesregierung die Kommunen mit
en Folgen von Arbeitsplatz- und Kaufkraftverlust in
en betroffenen Regionen nicht allein. Sie haben ange-
ündigt, hier etwas zu tun. Wir warten auf Vorschläge.
erkehrsminister Ramsauers Idee, aus Liegenschaftsver-
äufen ganz schnell Geld dafür zu mobilisieren, kommt
ir irgendwie bekannt vor. Die Erfahrungen damals wa-
n ernüchternd. Verhandeln Sie lieber mit Ihren Kolle-





Dr. Hans-Peter Bartels


(A) )


)(B)

gen Schäuble und Ramsauer darüber, dass existierende
Programme wie „Die soziale Stadt“ stärker und nicht
schwächer ausgestattet werden! Machen Sie die vorhan-
denen Bundesprogramme nutzbar für die Konversions-
kommunen! Sorgen Sie für eine schnelle, preisgünstige
Abgabe der Liegenschaften, am besten zunächst an die
Kommunen selbst!

Suchen Sie das Gespräch mit den Beschäftigten und
den Gemeinden! Lassen Sie uns bei der Umsetzung der
Reform so viel Konsens wie möglich wahren! Sie haben
gesagt, das Motto sei: Der Sack ist zu. Ich glaube, dass
wir auch nach der heutigen Debatte sage können: Das
Fass ist auf. – Und das ist keine Drohung.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714208700

Als letzter Redner zu diesem Einzelplan hat nun das

Wort der Kollege Dr. Reinhard Brandl von der CDU/
CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Reinhard Brandl (CSU):
Rede ID: ID1714208800

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Der heute hier zur Debatte stehende Verteidigungshaus-
halt ist ein wichtiger Meilenstein bei der laufenden Re-
form der Bundeswehr. An ihm wird deutlich, dass wir als
christlich-liberale Koalition es ernst meinen, wenn wir
sagen, dass wir eine Bundeswehr aufstellen wollen, die
strukturell besser auf ihre Aufgaben ausgerichtet ist, die
für die Soldaten attraktiver ist, die besser ausgerüstet
und die nachhaltig finanziert ist.

Der Verteidigungshaushalt 2012 umfasst 31,87 Milli-
arden Euro. Im Vergleich: Im Jahr 2011 waren es
31,55 Milliarden Euro. Der Aspekt „nachhaltige Finan-
zierung“ wird erst recht deutlich, wenn man die mittel-
fristige Finanzplanung betrachtet: 2013: 31,35 Milliar-
den Euro, 2014: 30,95 Milliarden Euro, und 2015:
30,43 Milliarden Euro. Die Bundeswehr wird deutlich
kleiner werden, aber die Finanzierung bleibt in etwa auf
dem jetzigen Niveau. Dass uns das gelungen ist, ohne an
anderer Stelle gegen die Einsparauflagen der Schulden-
bremse zu verstoßen, zeigt die Bedeutung, die wir als
Koalition einer gut ausgerüsteten und attraktiven Bun-
deswehr zumessen. Genau in diesem Sinne, lieber Herr
Kollege Willsch, wurden ja in den parlamentarischen
Beratungen weitere Verbesserungen für die Soldaten er-
zielt: bei den Planstellen, aber auch – Sie haben das
Thema Munition angesprochen – bei der Ausrüstung.
Dafür auch von meiner Seite herzlichen Dank!

Man kann, wenn man nicht in der Verantwortung
steht, natürlich immer fordern, dass man an der einen
oder anderen Stelle noch mehr hätte einsparen oder mehr
hätte ausgeben müssen; in der heutigen Debatte hört man
ja beides. Aber ich finde, mit diesem Haushalt ist es uns
gelungen, eine vernünftige Balance zu finden, auch und
vor allem im Sinne der Bundeswehr. Das ist insbeson-
dere ein Verdienst des Verteidigungsministers Thomas
de Maizière, der die Reform, die sein Vorgänger, Karl-
Theodor zu Guttenberg, eingeleitet hat, in hervorragen-
der Weise fortgeführt hat.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine Damen und Herren, der Haushalt 2012 und die
ittelfristige Finanzplanung sind aber nur ein Meilen-

tein in diesem Reformprozess. Wir sind noch lange
icht am Ziel. Viele strukturelle Probleme sind noch
icht gelöst. Ich denke hier – das ist heute bereits mehr-
ch angesprochen worden – zum Beispiel an den lang-
ierigen Zulassungs- und Beschaffungsprozess, der
azu führt, dass Material entweder viel zu spät oder in
iner Konfiguration und Stückzahl kommt, die sich
ngst überholt hat. Der Prozess bindet über viele Jahre
inweg Geld, das dann an anderer Stelle wieder fehlt,
m die Bundeswehr mit dem zu versorgen und das zu
eschaffen, was die Truppe heute viel dringender
räuchte. Hier bleibt noch viel zu tun.

Was bereits entschieden ist, ist das zukünftige Statio-
ierungskonzept der Bundeswehr. Auch hier möchte ich
em Minister und all denjenigen, die das Konzept im
intergrund vorbereitet haben, meinen höchsten Respekt

ussprechen. Das Ergebnis und die Art und Weise, wie
s vorbereitet worden ist, waren erstklassig. Ich sage das
ls jemand, der in seiner Heimat selbst von Standort-
chließungen betroffen ist, der auch vor Ort danach ge-
agt wird und sie rechtfertigen muss. Ich weiß – ich
ann da mit allen Kollegen mitfühlen –: Das ist nicht
infach. Aber verantwortungsvolle Politik darf nicht
ach dem Motto vorgehen: Wasch mir den Pelz, aber
ach mich bitte nicht nass.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Eine Verkleinerung der Bundeswehr bedeutet auto-
atisch auch weniger Standorte. Wenn ich das Ergebnis
sgesamt betrachte, stelle ich fest: Das Ziel, dass die
undeswehr auch in Zukunft in der Fläche präsent
leibt, wurde weitestgehend erreicht.


(Beifall des Abg. Joachim Spatz [FDP])


rotzdem gibt es Bereiche, die besonders hart getroffen
urden. Es geht jetzt darum, gemeinsam mit den betrof-
nen Kommunen und Regionen möglichst passgenaue
ösungen zu erarbeiten, damit sie den Weggang der
undeswehr vor Ort möglichst angemessen kompensie-
n können.

In dem ganzen schwierigen Prozess, gerade bei der
orbereitung der Stationierungsentscheidungen, gab es
r mich persönlich immer wieder auch positive Mo-
ente. Diese positiven, erfreulichen Momente waren im-
er dann, wenn ich miterleben durfte, wie sich ganze Re-

ionen – an der Spitze oft die Bürgermeister, aber auch
iele Vereine und Menschen aus der Zivilgesellschaft –
it ihren Soldaten vor Ort solidarisiert und für deren Ver-

leib in der Region gekämpft haben. Dabei wurde nicht
ur deren Bedeutung für die regionale Wirtschaftskraft
etont. Herausgehoben wurden immer wieder auch die
eistungen, die die jeweilige Einheit, insbesondere im
insatz, für unser Land erbringt. Meine Damen und Her-
n, ich hoffe, dass es uns gelingt, die sichtbare Solidarität
it der Bundeswehr, die wir an vielen Orten erlebt haben,

uch in der Zukunft in dieser Form aufrechtzuerhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Dr. Reinhard Brandl


(A) )


)(B)

Neben den ganzen strukturellen Herausforderungen
– eine ganze Reihe von ihnen wurde heute angespro-
chen – ist es ja die große Aufgabe der Zukunft, genü-
gend qualifizierten Nachwuchs für die Bundeswehr zu
gewinnen. Das entscheidet sich auch, aber eben nicht nur
an den materiellen Rahmenbedingungen. Das entschei-
det sich nämlich auch daran, ob die Gesellschaft sichtbar
hinter dem Dienst und dem Einsatz der Soldaten steht.

Dazu können wir auch vonseiten des Parlaments eini-
ges beitragen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714208900

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 14
– Bundesministerium der Verteidigung – in der Aus-
schussfassung. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dage-
gen? – Enthaltungen? – Der Einzelplan 14 ist mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen
der Oppositionsfraktionen angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte X a bis e sowie g
und h auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Paul
Schäfer (Köln), Inge Höger, Wolfgang Gehrcke,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Umbenennung von Bundeswehrkasernen und
Straßennamen auf den Bundeswehrliegen-
schaften

– Drucksache 17/7485 –
Überweisungsvorschlag:
Verteidigungsausschuss (f)

Ausschuss für Kultur und Medien

b) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/
CSU und FDP

Einvernehmensherstellung von Bundestag und
Bundesregierung zum Beitrittsantrag der Re-
publik Montenegro zur Europäischen Union
und zur Empfehlung der EU-Kommission vom
12. Oktober 2011 zur Aufnahme von Beitritts-
verhandlungen

hier: Stellungnahme des Deutschen Bundesta-
ges gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundge-
setzes i. V. m. § 10 des Gesetzes über die Zu-
sammenarbeit von Bundesregierung und
Deutschem Bundestag in Angelegenheiten der
Europäischen Union

– Drucksache 17/7768 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Haushaltsausschuss

(C (D c)


Einvernehmensherstellung von Bundestag
und Bundesregierung zur Empfehlung der
EU-Kommission vom 12. Oktober 2011 zur
Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit
Montenegro

hier: Stellungnahme des Deutschen Bundesta-
ges gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundge-
setzes i. V. m. § 10 des Gesetzes über die Zu-
sammenarbeit von Bundesregierung und
Deutschem Bundestag in Angelegenheiten der
Europäischen Union

– Drucksache 17/7809 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Haushaltsausschuss

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Manuel
Sarrazin, Volker Beck (Köln), Marieluise Beck

(Bremen), weiterer Abgeordneter und der Frak-

tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Einvernehmensherstellung von Bundestag
und Bundesregierung zur Empfehlung der
EU-Kommission vom 12. Oktober 2011 zur
Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit
Montenegro

hier: Stellungnahme des Deutschen Bundesta-
ges gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grund-
gesetzes i. V. m. § 10 des Gesetzes über die
Zusammenarbeit von Bundesregierung und
Deutschem Bundestag in Angelegenheiten der
Europäischen Union

– Drucksache 17/7769 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Haushaltsausschuss

e) Beratung des Antrags der Fraktion der SPD

Bei der Vergabe von Exportkreditgarantien
auch menschenrechtliche Aspekte prüfen

– Drucksache 17/7810 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Federführung strittig

g) Beratung des Antrags der Abgeordneten Krista
Sager, Kai Gehring, Sylvia Kotting-Uhl, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN





Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms


(A) )


)(B)

Wissenschaftszeitvertragsgesetz wissenschafts-
adäquat verändern

– Drucksache 17/7773 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Arbeit und Soziales

h) Beratung des Antrags der Abgeordneten Marieluise
Beck (Bremen), Manuel Sarrazin, Dr. Frithjof
Schmidt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Für eine Strategie zur europäischen Integra-
tion der Länder des westlichen Balkans

– Drucksache 17/7774 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfach-
ten Verfahren ohne Debatte.

Wir kommen zunächst zu einer Überweisung, bei der
die Federführung strittig ist.

Tagesordnungspunkt X e. Interfraktionell wird Über-
weisung des Antrags der Fraktion der SPD auf Drucksa-
che 17/7810 zur Vergabe von Exportkreditgarantien an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Die Federführung ist jedoch strittig. Die Frak-
tionen der CDU/CSU und FDP wünschen Federführung
beim Ausschuss für Wirtschaft und Technologie, die
Fraktion der SPD wünscht Federführung beim Aus-
schuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe.

Ich lasse zuerst über den Überweisungsvorschlag der
Fraktion der SPD – Federführung beim Ausschuss für
Menschenrechte und Humanitäre Hilfe – abstimmen. Wer
stimmt für diesen Überweisungsvorschlag? – Wer stimmt
dagegen? – Enthaltungen? – Der Überweisungsvorschlag
ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die
Stimmen der Oppositionsfraktionen abgelehnt.

Ich lasse nun über den Überweisungsvorschlag der
Fraktionen der CDU/CSU und FDP – Federführung
beim Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – ab-
stimmen. Wer stimmt für diesen Überweisungsvor-
schlag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Über-
weisungsvorschlag ist mit gleichem Stimmenverhältnis
angenommen.

Wir kommen nun zu den unstrittigen Überweisungen:
Tagesordnungspunkt X a bis d sowie g und h. Interfrak-
tionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an die in der
Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu überweisen.
Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt XI a bis k auf. Es
handelt sich um die Beschlussfassung zu Vorlagen, zu
denen keine Aussprache vorgesehen ist.

Tagesordnungspunkt XI a:
Zweite Beratung und Schlussabstimmung des
von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zu dem Abkommen vom

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(C (D 17. Juni 2010 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und dem Ministerrat der Republik Albanien über die Seeschifffahrt – Drucksache 17/7237 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – Drucksache 17/7683 – Berichterstattung: Abgeordneter Uwe Beckmeyer Der Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwickng empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf rucksache 17/7683, den Gesetzentwurf der Bundesreierung auf Drucksache 17/7237 anzunehmen. Ich bitte iejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, ich zu erheben. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – er Gesetzentwurf ist bei Gegenstimmen der Fraktion ie Linke mit den Stimmen aller übrigen Fraktionen anenommen. Tagesordnungspunkt XI b: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Statistik der Überschuldung privater Personen (Überschuldungsstatistikgesetz – ÜSchuldStatG)


(15. Ausschuss)


– Drucksache 17/7418 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

(13. Ausschuss)


– Drucksache 17/7698 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Elisabeth Winkelmeier-Becker
Christel Humme
Florian Bernschneider
Heidrun Dittrich
Katja Dörner

Der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Ju-
end empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 17/7698, den Gesetzentwurf der Bundesre-
ierung auf Drucksache 17/7418 anzunehmen. Ich bitte
iejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen wollen,
m das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltun-
en? – Der Gesetzentwurf ist bei Enthaltung der Frak-
on Die Linke mit den Stimmen aller übrigen Fraktionen
ngenommen.

Dritte Beratung

nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
egenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
t mit dem gleichen Stimmenverhältnis angenommen.

Jetzt kommen wir zum Tagesordnungspunkt XI c bis k,
lso zu den Beschlussempfehlungen des Petitionsaus-
chusses.





Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms


(A) )


)(B)

Tagesordnungspunkt XI c:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 337 zu Petitionen

– Drucksache 17/7656 –

Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Die Sammelübersicht 337 ist einstimmig ange-
nommen.

Tagesordnungspunkt XI d:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 338 zu Petitionen

– Drucksache 17/7657 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Die Sammelübersicht 338 ist ebenfalls ein-
stimmig angenommen.

Tagesordnungspunkt XI e:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 339 zu Petitionen

– Drucksache 17/7658 –

Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Sammelübersicht 339 ist mit den Stimmen der
Koalitionsfraktionen und der SPD-Fraktion bei Gegen-
stimmen der Fraktion Die Linke und Enthaltung von
Bündnis 90/Die Grünen angenommen.

Tagesordnungspunkt XI f:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 340 zu Petitionen

– Drucksache 17/7659 –

Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltun-
gen? – Sammelübersicht 340 ist einstimmig angenom-
men.

Tagesordnungspunkt XI g:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 341 zu Petitionen

– Drucksache 17/7660 –

Wer ist dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Sammelübersicht 341 ist bei Gegenstimmen der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen mit den Stimmen aller übrigen
Fraktionen angenommen.

Tagesordnungspunkt XI h:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 342 zu Petitionen

– Drucksache 17/7661 –

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(C (D Wer ist dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – ammelübersicht 342 ist mit den Stimmen der Koalitionsaktionen und der SPD-Fraktion bei Gegenstimmen der raktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grüen angenommen. Tagesordnungspunkt XI i: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 343 zu Petitionen – Drucksache 17/7662 – Wer ist dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – ammelübersicht 343 ist mit den Stimmen der Koalitinsfraktionen und der Fraktion Die Linke bei Gegentimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen angeommen. Tagesordnungspunkt XI j: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 344 zu Petitionen – Drucksache 17/7663 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalngen? – Sammelübersicht 344 ist mit den Stimmen der oalitionsfraktionen und der Fraktion Bündnis 90/Die rünen bei Gegenstimmen von SPD und Linke angeommen. Tagesordnungspunkt XI k: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 345 zu Petitionen – Drucksache 17/7664 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Sammelübersicht 345 ist mit den Stimmen der oalitionsfraktionen bei Gegenstimmen der Oppositinsfraktionen angenommen. Ich rufe Tagesordnungspunkt II.13. auf: Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – Drucksachen 17/7119, 17/7123 – Berichterstattung: Abgeordnete Volkmar Klein Lothar Binding Dr. h. c. Jürgen Koppelin Dr. Dietmar Bartsch Priska Hinz Hierzu liegen ein gemeinsamer Änderungsantrag der raktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen owie zwei Änderungsanträge der Fraktion der SPD vor. ußerdem liegen ein Entschließungsantrag der Fraktion ie Linke und ein Entschließungsantrag der Fraktion ündnis 90/Die Grünen vor, über die wir am Freitag ach der Schlussabstimmung abstimmen werden. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms )





(A) )

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. Sind Sie
damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist das so
beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Kollegen Lothar Binding von der SPD-Fraktion
das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Lothar Binding (SPD):
Rede ID: ID1714209000

Herr Präsident! Sehr verehrte Damen und Herren!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich habe der Presse
des BMZ gestern entnommen, dass wir uns in einer
schwierigen Haushaltslage befinden. Die Zinsen sind
jetzt einmalig niedrig. Auch die Arbeitslosigkeit ist nied-
rig – dank Olaf Scholz. Was wäre, wenn es die Kurzar-
beiterregelung nicht gegeben hätte? Das Wachstum ist
komfortabel – dank Steinmeier und Steinbrück. Wo wä-
ren wir heute ohne die Konjunkturprogramme? Die
Steuereinnahmen sind unerwartet hoch. Es wird gegen
den Geist der Schuldenbremse gehandelt. Jedenfalls ist
das die Schlussfolgerung, wenn man sich darauf verstän-
digen kann, dass 26 Milliarden Euro Schulden mehr als
22 Milliarden Euro Schulden sind.

Trotz dieser schwierigen Haushaltslage, von der Sie
selbst sprechen, haben Sie 6 Milliarden Euro für Steuer-
senkungen übrig, die keiner braucht und keiner will.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das hat heute Morgen unser Vorsitzender sehr schön
ausgeführt. Aber Sie haben keine Milliarde für ihren Be-
reich zusätzlich übrig, um bezüglich der ODA-Quote
wenigstens strukturell etwas zu tun, damit den Ärmsten
geholfen werden kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich frage mich: Was wollen Sie eigentlich machen, wenn
die Haushaltslage wirklich schwierig wird?

Zunächst einmal möchte ich mich bei dem Ministe-
rium, also bei Dirk Niebel, dem Staatssekretär Beerfeltz
und auch bei Herrn Schmidt für die wirklich gute Koo-
peration im Rahmen der Haushaltsberatungen bedanken.
Auch bei Priska Hinz als Hauptberichterstatterin und bei
meinen Kollegen Dietmar Bartsch, Volkmar Klein und
Jürgen Koppelin möchte ich mich bedanken und last, but
not least auch beim Fachausschuss, der von den Haus-
hältern natürlich immer viel mehr verlangt, als wir unter
haushalterischen Gesichtspunkten gewähren können.
Das ist ein natürliches Spannungsverhältnis. Ich finde,
dass Sascha Raabe und Bärbel Kofler das immer sehr
fair machen, auch wenn wir zum Schluss einen schwieri-
gen Kompromiss schließen müssen.

Ich bedanke mich bei allen für die gute Information,
den harmonischen Verlauf, die offene Atmosphäre und
das faire Miteinander. Wir haben viele Wochen gelernt,
gestritten und Ideen ausgetauscht. Wir haben noch bis
2 Uhr nachts in der Bereinigungssitzung um Zahlen ge-
fochten und über Strukturen debattiert.

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(C (D Wenige Stunden – Stunden! – später erfährt das Parlaent (Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur ein Teil des Parlaments!)


die meisten von uns übrigens aus der Presse –, dass der
it 129 Millionen Euro ausgestattete Titel „Entwick-
ngsorientierte Not- und Übergangshilfe“ im BMZ-
aushalt ganz plötzlich aufgelöst werden soll. In den
ochen davor war davon keine Rede: geheime Ver-

chlusssache. Wir erfahren es direkt nach der Haushalts-
eschlussfassung im Haushaltsausschuss und wundern
ns.

95 Millionen Euro sollen an das Auswärtige Amt ge-
en. Westerwelle soll – wer mag dabei an Wahlkampf
enken? – als Katastrophenhelfer im Ausland für schöne
ilder sorgen. 34 Millionen Euro werden im BMZ um-
ruppiert. Sechs Stellen gehen an das Auswärtige Amt.
ie Zuständigkeit für politische Stiftungen in Osteuropa

oll auch an das Auswärtige Amt gehen. Was das für die
rbeit der Stiftungen bedeutet, wage ich mir nicht vor-

ustellen. Vielleicht fragen Sie die Stiftungen danach.
Im Auswärtigen Amt sollen 46 neue Stellen in den

otschaften geschaffen werden, vom BMZ besetzt. Es
ollen auch 12 Stellen in Leitungspositionen geschaffen
erden. Vor der nächsten Wahl sollen so viele wie mög-
ch abgesichert werden, war in der Presse zu lesen. Ja,
er wohl? Wenn zwei Minister mit dem Parlament so
mgehen und diese beiden zufällig in einer Partei sind,
ann könnte man dahinter mehr vermuten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Auf dieser Basis lohnt es sich eigentlich nicht, über
inen Haushalt zu reden, der schon wenige Stunden,
achdem wir ihn beschlossen haben, obsolet ist. Was
ber lese ich in der Zeitung? Da heißt es: „der größte
tat in der Geschichte des Ministeriums, der größte his-
rische Personalzuwachs“ und „ein neues Zeitalter der
ooperation“ zwischen Auswärtigem Amt und BMZ.
h bin mir da nicht ganz so sicher.
Ich habe auch gelesen – das hätte von Heidemarie
ieczorek-Zeul sein können –:

Dennoch dürfen wir unsere Partner nicht mit immer
neuen Konzepten überfordern. … Konzepte wie
„Hilfe zur Selbsthilfe“ … gibt es schon lange.

eiter heißt es:
Entwicklungspolitik begründet sich auch aus einer
moralischen Verpflichtung, aus Solidarität und
Nächstenliebe heraus.

as hat übrigens Herr Bundespräsident Wulff anlässlich
er 50-Jahr-Feier des BMZ gesagt. Ich glaube, wir geben
m recht.
Dirk Niebel spricht unter dem Stichwort „Eigeninte-

ssen“ von Ökonomisierung, aber auch von symboli-
cher Militarisierung.


(Widerspruch bei der FDP)


Ich habe „symbolisch“ gesagt.





Lothar Binding (Heidelberg)



(A) )


)(B)

Es gibt eine Anzeige mit dem Titel „wirtschaft. entwi-
ckelt. global“. Wer sich an das alte Logo der FDP erin-
nert, weiß noch, dass es dort auch solche Punkte gab:
F.D.P. In der Anzeige heißt es: „Wir wollen erreichen,
dass Entwicklungspolitik und deutsche Wirtschaft Hand
in Hand arbeiten.“ Ich glaube, da ist was dran: Eine
Hand wäscht die andere. Auf dieser Basis wird zurzeit
Entwicklungspolitik gemacht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dabei ist es aber so, dass – ich zitiere – „Entwick-
lungspolitik sich im Kern immer auf einen überparteili-
chen Konsens“ stützt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Auch das hat nicht Heidemarie Wieczorek-Zeul gesagt,
sondern unser Bundespräsident. Niebel allerdings, habe
ich in demselben Artikel gelesen, arbeitet daran, SPD-
Spuren im Ministerium zu tilgen. Das bedeutet eine ganz
andere Arbeitsrichtung in der Entwicklungspolitik. Ihm
geht es darum, Spuren anderer zu tilgen.

Aber woran arbeitet er noch? Ich meine, wir müssen
dafür ein bisschen Verständnis haben: Er kümmert sich
um die FDP.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es werden zum Beispiel Mitarbeiter befristet eingestellt;
diese Stellen werden aber nach kurzer Zeit entfristet.
Das heißt dann im Ministerium „Auswahlverfahren
light“. Dieser Zusatz ist auch nötig; denn wenn das Par-
teibuch vor Qualifikation geht, dann braucht man ein
Light-Verfahren.

Es gibt allerdings auch andere Verfahren. Statt beste-
hende Referate zu stärken, werden neue geschaffen. Bis-
her gab es ein Referat für den Bereich private Wirt-
schaft; jetzt sind es zwei. Bisher gab es zwei Referate für
Zivilgesellschaft. Jetzt sind es drei. Früher gab es ein Re-
ferat für Personal. Heute sind es zwei. Was ist die Idee?
Sie verdoppeln sozusagen ein Referat und können damit
personalpolitisch schön jonglieren, insbesondere wenn
Sie aus anderen Ministerien und der GIZ 300 Stellen be-
kommen und sie in einer gewissen Weise zu einer freien
Verfügungsmasse in Ihrem Ministerium machen.

Es kommt noch etwas Besonderes hinzu: Durch die
vielen neuen Strukturen gibt es einen erhöhten Abstim-
mungsbedarf. Was folgt daraus? Man braucht neue Ab-
teilungskoordinatoren. Das ist völlig klar. Ich weiß auch,
wie sie besetzt werden sollen –


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


jedenfalls liegt die Vermutung nahe –; denn es werden
Referatsleiter verschoben.

Wem das zu abstrakt ist, dem rufe ich ein paar Namen
in Erinnerung: Pätz, Vorstandsmitglied in der GIZ, mit
einer Rückfallstelle auf B-Ebene im Ministerium. Einen
peinlichen Vorgang gab es um van Bebber – hier muss
man sich einmal im Ministerium umhören –, Kreisvor-
sitzender der FDP in Ahrweiler. Dreimal dürfen Sie ra-
ten, wer Exekutivdirektor der Weltbank geworden ist:

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(C (D in ehemaliger Mitarbeiter von Genscher, rein zufällig. ann kommt Christian Lüth, Friedrich-Naumann-Stifng, zum BMZ, nachdem er Deutschland in Honduras uf das Peinlichste blamiert hat. Da merkt man schon, in elche Richtung es geht. Ich meine, wir brauchen Verstärkung in ganz anderen ereichen: in den Regionen, in den Sektoren. Wir brauhen Antworten auf die Frage, wie die GIZ wirklich geteuert werden soll. Wir müssen die Armutsbekämpfung erstärken. Wir brauchen wenigstens einen Pfad zum ufbau der ODA-Quote. Im Haushalt ist dazu nichts zu nden. Das sind die wesentlichen Themen, um die wir ns kümmern müssen. Ich bin froh, dass meine Kollegen azu noch das Wort ergreifen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714209100

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Christiane Ratjen-

amerau für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Christiane Ratjen-Damerau (FDP):
Rede ID: ID1714209200

Sehr geehrter Herr Bundestagspräsident! Liebe Kolle-

en und Kolleginnen! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Herr Binding, im Gegensatz zu Ihnen möchte
h heute zu der Frage Stellung nehmen, wie wir jene
enschen auf dieser Welt unterstützen können, die nicht

as Glück haben, in einem der reichsten Länder dieser
elt geboren zu sein.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])


Entwicklungszusammenarbeit gibt es noch nicht sehr
nge. Es gibt sie seit 50 Jahren. Die Vorstellung, dass
ir eine Mitverantwortung für das Schicksal aller Men-

chen dieser Welt tragen, ist ein neuzeitliches Konzept.
der Entwicklungspolitik gibt es noch viele ungelöste
ufgaben, und somit bleibt sehr viel Raum für kontro-
erse und auch innovative Diskussionen. Für mich heißt
ntwicklungspolitik, anderen Chancen zu eröffnen, aber
leichzeitig die eigenen Chancen zu nutzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Der diesjährige Haushalt des Bundesministeriums für
irtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gibt
en Anspruch wieder, dass Globalisierung eine Chance
r alle Menschen auf dieser Welt ist. Der Haushalt des
undesministeriums wächst in diesem Jahr um knapp
Prozent auf 6 332 900 000 Euro an. Das sind 114 Mil-
onen Euro mehr als im vergangenen Jahr. 114 Millio-
en Euro mehr investiert die Bundesregierung in die Zu-
unft unserer Welt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist beschämend wenig!)


Trotz enger haushalterischer Spielräume haben wir
amit den dritten Rekordhaushalt in Folge in diesem





Dr. Christiane Ratjen-Damerau


(A) )


)(B)

Jahr. Dass es die gesamte Bundesregierung ernst meint
mit der Entwicklungspolitik, zeigt sich an diesem Haus-
halt. Der Anteil des BMZ am Bundeshaushalt steigt auf
2,1 Prozent an. Das Ziel der ODA-Quote, 0,7 Prozent
des Bruttoinlandsproduktes in die Entwicklungshilfe zu
investieren, haben wir zwar noch nicht erreicht, aber ich
möchte an dieser Stelle für uns alle betonen, dass wir an
dieser Vereinbarung der Weltgemeinschaft festhalten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die christlich-liberale Koalition hat 2009 – damals
lag die ODA-Quote bei 0,35 Prozent – die Regierungs-
verantwortung übernommen. 2010 lag sie bereits bei
0,39 Prozent, und das bei einem um 3,6 Prozent höheren
Bruttoinlandsprodukt in Deutschland.

Ein wichtiger Aspekt einer zeitgemäßen Entwick-
lungspolitik ist allerdings: Mit Geld alleine ist keine
sinnvolle und langfristige Entwicklungspolitik möglich.
Die Qualität und die Schwerpunkte der Entwicklungs-
zusammenarbeit sind hier entscheidend. Wir Entwick-
lungspolitiker und Entwicklungspolitikerinnen der Koali-
tion sind der festen Überzeugung, dass eine nachhaltige
Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen in
den Entwicklungsländern nicht durch eine dauerhafte
Alimentation erzielt werden kann.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Für 2012 kann der Haushalt des BMZ als ein Wirk-
samkeitshaushalt beschrieben werden, weil sich in ihm
die Zusammenführung der vormaligen Durchführungs-
organisationen, der Gesellschaft für Technische Zusam-
menarbeit, der InWEnt und des Deutschen Entwick-
lungsdienstes, zur Gesellschaft für Internationale Zu-
sammenarbeit wiederfindet. Dies ist die größte Struktur-
reform in der Entwicklungspolitik seit der Gründung des
BMZ und damit seit genau 50 Jahren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Zudem setzt das Bundesministerium auf die Evaluie-
rung der eigenen Arbeit. Dafür wird im Jahr 2012 ein ei-
genes Institut gegründet. Für mich als Liberale ist es
selbstverständlich, dass die Arbeit des Ministeriums auf
den Prüfstand eines unabhängigen Evaluierungsinstitu-
tes gestellt wird.

Wirksam ist der Haushalt auch deshalb, weil er den
Aufbau der Zivilgesellschaften durch private Träger wie
die Kirchen und Stiftungen in den Entwicklungsländern
mehr als je zuvor stärkt und fördert. Denn um das Ziel
einer nachhaltigen Bekämpfung der Armut und Struktur-
defizite in den betroffenen Ländern zu erreichen, benöti-
gen wir die Anstrengung und das Wissen gerade dieser
Institutionen. Ihre Arbeit beginnt meistens dort, wo
staatliches Handeln nicht möglich ist.

Den Schwerpunkt der Entwicklungspolitik legen wir
weiterhin auf Afrika. Die Armut in den betroffenen Staaten
in Afrika lässt sich nur über Generationen hinweg und
insbesondere durch Investitionen in die Bildung der
Menschen verringern. Daher verdoppeln wir die Anzahl
der Bildungsmaßnahmen im Süden des Kontinents bis
2013 gegenüber dem Jahr 2009.

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(C (D ies ist nachhaltig und sorgt für die Chancen, die dann ohlstand schaffen. Wir geben zusätzliche Mittel zur ergabe von Krediten und investieren in Ausbildung und ute Regierungsführung. Gleichzeitig sorgen wir mit dem Haushalt und der Areit des Bundesministeriums dafür – da möchte ich erne Bundesminister Niebel zitieren –, dass die Enticklungszusammenarbeit stärker in der Gesellschaft erankert wird. Entsprechend organisiert sich das BMZ eu und geht andere Wege. (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Erst einmal im Parlament!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


o schafft es aus einer Vielzahl von unübersichtlichen
ngeboten eine einzige Servicestelle mit Ansprechpart-
ern zu allen Fragen des bürgerschaftlichen Engage-
ents und der kommunalen Entwicklungszusammenar-

eit.

Vieles kann jedoch ohne neue Mittel geleistet werden,
nd zwar allein durch eine bessere Koordinierung und
inen effizienteren Einsatz der Mittel. Aber für be-
timmte Maßnahmen brauchen wir mehr Geld. Deswe-
en bin ich mit dem Haushalt des Bundesministeriums
ehr zufrieden und danke an dieser Stelle allen Beteilig-
n, die an diesem Haushalt mitgewirkt haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ieser Haushalt steht für die neue Wirksamkeit der Ent-
icklungszusammenarbeit und lässt uns gleichzeitig ei-
en Schritt hin zur Einlösung unseres Versprechens an
ie Welt – die Erfüllung der ODA-Quote – gehen.

Es gibt noch viel zu tun. Wir, die Politiker der westli-
hen, wohlhabenden Welt, müssen gemeinsam an einem
trang ziehen.


(Zurufe der Abg. Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Vielleicht hören Sie einmal zu!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir müssen so lange an einem Strang ziehen, Frau
oczy, solange Menschen nicht genug zu essen haben
nd solange täglich Menschen an den Folgen von Armut
nd Unterernährung sterben. Lassen Sie uns daher ge-
einsam die Menschen unterstützen, die eben nicht das
lück hatten, in dem reichsten Land der Welt geboren zu
erden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714209300

Das Wort hat die Kollegin Heike Hänsel von der

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )


)(B)


Heike Hänsel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714209400

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

und Herren! Aus aktuellem Anlass möchte ich von hier
aus zuerst eine Solidaritätsadresse an die Menschen in
Kairo schicken, die im Moment auf dem Tahrir-Platz sit-
zen und versuchen, die Demokratie dort zu verteidigen,


(Beifall bei der LINKEN)


und die im Grunde genommen eine zweite Revolution
gegen die Militärregierung beginnen. Herr Niebel, es
wäre schon gut gewesen, von Ihnen aktuell etwas dazu
zu hören. Es reicht nicht, dass Sie und Herr Westerwelle
sich dort feiern lassen. Jetzt braucht die Bevölkerung die
Solidarität von uns allen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zum Haushalt. Ich lese, dass Sie dieses Jahr einen Re-
kordhaushalt verabschieden. Das steht auf Ihrer Webseite.


(Johannes Selle [CDU/CSU]: Das stimmt auch!)


Das ist sehr interessant. Ich kann mir das nur so erklären,
dass es für Sie, Herr Niebel, ein Rekord ist, trotz der gro-
ßen Unterstützung, die Sie hier aus dem Parlament er-
fahren haben, trotz der vielen Unterschriften aus der Be-
völkerung und trotz der vielen Appelle der Hilfsorgani-
sationen einen solch mickrigen Aufwuchs für das
nächste Jahr zu organisieren, das ist wirklich ein Rekord,
Herr Niebel.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Patrick Meinhardt [FDP]: Ach du lieber Gott!)


Die Halbzeitbilanz Ihrer Amtszeit ist katastrophal. Sie
machen viel Show, organisieren viele Events und spre-
chen von einer ganz neuen Ausrichtung der Entwick-
lungspolitik. Wenn man sich das aber genau anschaut,
dann stellt man fest, dass nicht viel dahinter ist. Sie wol-
len zum Beispiel über eine neue Servicestelle mehr Bür-
gerbeteiligung organisieren und die Zivilgesellschaft in
die Entwicklungspolitik stärker einbinden. Das ist schön
und gut. Aber zu den vielen Menschen, die bereits aktiv
sind, wenn es um Entwicklungsfragen geht, und auf die
Straße gehen, um das Erreichen des 0,7-Prozent-Ziels,
die Einführung einer Finanztransaktionsteuer und eine
strengere Regulierung der Finanzmärkte zu fordern und
die Bankenmacht zu brechen, gibt es von Ihnen keine
Reaktion, Herr Niebel. Diese Menschen werden syste-
matisch ignoriert. Da brauchen Sie nicht von Bürgerbe-
teiligung zu sprechen. Das ist ein Witz.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie machen Politik wie bisher, verkaufen sie aber neu.
Sie sprechen von Eigenverantwortung und Wirtschafts-
partnerschaften, meinen aber im Grunde die Förderung
deutscher Wirtschafts- und Rohstoffinteressen. Ich habe
gelesen – das ist interessant –, dass die neue Rohstoff-
allianz, gegründet vom Bundesverband der Deutschen
Industrie, jetzt auch vom Entwicklungsministerium be-
grüßt und unterstützt wird.

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(C (D (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das ist doch sehr gut!)


as ist also Ihre neue Entwicklungsausrichtung. Sie ma-
hen Politik für die deutsche Großindustrie.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Nein, für die Wertschöpfung! Das ist der Punkt!)


Sie sprechen von Liberalisierung, neuen Märkten und
euen Chancen. Aber im Grunde handelt es sich um
ichts anderes als um den Griff in die neoliberale Mot-
nkiste.


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)

enn genau diese Politik hat bislang Entwicklung in den
ändern des Südens verhindert.


(Beifall bei der LINKEN)

iele Arbeitsplätze und kleinbäuerliche Existenzen wur-
en dadurch vernichtet. Sie kommen mit den ewig alten
ezepten des letzten Jahrhunderts und haben bis heute
icht bemerkt, dass der Kapitalismus nicht Teil der Lö-
ung, sondern Teil des Problems ist.


(Beifall bei der LINKEN)

ir brauchen eine solidarische Weltwirtschaftsordnung,
enn wir nicht nur den reichen Eliten, die ab und zu der
DP Parteispenden zukommen lassen, sondern allen auf
ieser Welt eine menschenwürdige Existenz ermögli-
hen wollen.

Sie sehen sich als großer Reformer und haben intelli-
enterweise die Not- und Übergangshilfe in das Auswär-
ge Amt zur humanitären Hilfe verlagert. Das ist die
ntwicklungspolitische Fehlleistung des Jahres. Es wäre
ichtig gewesen, die Not- und Übergangshilfe zusam-
en mit der humanitären Hilfe im Entwicklungsministe-
um anzusiedeln, weil die Übergänge sehr schwierig
ind und wir das entwicklungspolitisch gut organisieren
üssen. Statt die Not- und Übergangshilfe im Auswärti-

en Amt quasi zu versenken, wäre es vor allem wichtig
ewesen, die Mittel dafür massiv zu erhöhen,


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


nd zwar wegen der vielen Katastrophen, die wir haben,
ei es in Pakistan, in Haiti oder in Ostafrika. Da sieht
an nichts von Ihnen. Sie haben nur neue Posten für die
DP im Außenministerium organisiert.

Am unrühmlichsten ist sicherlich Ihre Halbzeitbilanz,
enn es um Afghanistan geht. Sie haben leider die schon
nter Rot-Grün begonnene zivil-militärische Zusam-
enarbeit massiv vorangetrieben und die Hilfsorganisa-
onen, die staatliche Unterstützung bekommen, gezwun-
en, mit der Bundeswehr zusammenzuarbeiten. Diese
ilitarisierung schreitet voran, zum Beispiel bei den
ooperationsverträgen zwischen der GIZ und der Bun-
eswehr. Dabei geht es nicht nur um Afghanistan, son-
ern auch um zukünftige Militärinterventionen. Wir hin-
egen haben uns immer gegen eine Militarisierung der
ntwicklungszusammenarbeit ausgesprochen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)






Heike Hänsel


(A) )


)(B)

Die soziale Situation in Afghanistan ist nach wie vor
schwierig, nicht nur aufgrund von Korruption, sondern
auch aufgrund des dort herrschenden Krieges; denn un-
ter den Bedingungen eines Krieges ist keine Entwick-
lung in einem Land möglich.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun findet nächste Woche in Bonn die große Afgha-
nistan-Konferenz statt. Überall ist vom Abzug der Trup-
pen die Rede. Dazu kann ich nur sagen: Das ist schlicht
eine Lüge. Es wird keinen kompletten Abzug der Trup-
pen geben, allenfalls einen Teilabzug. Die Kanzlerin hat
heute Morgen davon gesprochen, dass wir über 2014 hi-
naus in Afghanistan präsent sein werden. Genau deswe-
gen gehen immer mehr Menschen, insbesondere Frie-
densgruppen, in Afghanistan auf die Straße. Sie fordern:
Wir wollen keine Dauerbesatzung in Afghanistan. Wir
wollen über unser Land selbst bestimmen.

Diese Gruppen werden von uns unterstützt. Auch sie
kommen nächste Woche nach Bonn.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie werden einen Gegenpunkt setzen. Sie werden in
Bonn auf der Demonstration am 3. Dezember und auf
der Gegenkonferenz am 4. Dezember sprechen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Bin ich da eingeladen? Kann ich da auch kommen?)


Sie stehen für die Forderung nach einem wirklichen Ab-
zug der Truppen, sie stehen für die Forderung nach ei-
nem 100-prozentigen Abzug der Bundeswehr aus
Afghanistan; denn nur so gibt es wirkliche Entwick-
lungschancen für die Bevölkerung dort.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Meine Frage hat sie nicht beantwortet! Jetzt wollte ich kommen, und ich habe auch gefragt!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714209500

Der nächste Redner ist der Kollege Volkmar Klein für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Volkmar Klein (CDU):
Rede ID: ID1714209600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Klar, das ist hier eine Haushaltsberatung.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Genau!)


Trotzdem muss ich sagen: Man hat jetzt fast den Ein-
druck – das war auch in den letzten Wochen so –, als sei
Geld das Wertvollste, was Deutschland zu bieten hat; je
mehr davon, umso besser. Dabei legt doch schon der
Name des Ministeriums, über das wir hier reden, eigent-
lich anderes nahe. Es geht um wirtschaftliche Zusam-
menarbeit und Entwicklung. Ich denke, wichtiger noch
sind Austausch, Zusammenarbeit, Weitergeben von Er-
fahrung und Teilhaben-Lassen an Erfahrungen.

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(C (D (Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Ja, aber ohne Geld nichts los!)


Das gilt im Übrigen aber auch wechselseitig. Das
ird jeder von uns so bestätigen können. Ich persönlich
abe langjährige Verbindungen nach Ghana. Wenn ich
on dort zurückkomme, dann fühle ich mich immer wie-
er auch selbst bereichert. Insofern ist das natürlich ein
anz krasser Widerspruch zu dem, was wir gerade von
einer Vorrednerin gehört haben.

Ich denke, das Wertvollste, was wir in Deutschland
eiterzugeben haben, ist unsere positive Erfahrung mit
er sozialen Marktwirtschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


s wäre grandios, wenn es gelingt, in allen Teilen der
elt eine sich selbst tragende Entwicklung anzustoßen:

ich selbst tragend, ökonomisch, ökologisch und sozial.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Immer dieser Etikettenschwindel!)


as ist genau das, was wir unter Nachhaltigkeit verste-
en.


(Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Lauter Überschriften!)


Das heißt nicht, dass es darum geht, anderen irgend-
ie eine Kopie unserer Lösungen zu oktroyieren, aber
as heißt, dass wir die Erfahrung weitergeben müssen,
ass klare Regeln gebraucht werden sowie Verlässlich-
eit, Spielräume für die Menschen, Ausgleich zwischen
en Menschen. Das heißt auch, dass wir eine klare Er-
artung formulieren müssen. Egal welche Lösungen in

inem Land gefunden werden – wir erwarten von den
ortigen Eliten zumindest, dass sie selber Vertrauen in
re Lösungen haben. Das ist, glaube ich, ein großes Pro-

lem, über das wir viel zu wenig reden.

Natürlich geht das nicht ohne Geld; insofern waren
ie Zwischenrufe ja richtig. Es gibt das schöne russische
prichwort: Durch Umrühren allein wird der Tee nicht
üßer, da muss Zucker hinein. – Das ist, finde ich, ein
lles Sprichwort. Deutschland liefert ziemlich viel Zu-

ker in alle Welt. Fast 6,4 Milliarden Euro umfasst der
inzelplan 23, der Haushalt des Ministeriums für wirt-
chaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Das ist
ehr viel Geld. Fakt ist, dass wir alle uns dafür gegenü-
er unseren Wählern verantworten müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ir müssen begründen, weshalb es richtig ist, so viel
eld zur Unterstützung anderer auszugeben. Ich finde,
an kann das auch sehr gut begründen. Es ist richtig,
eil unsere Verantwortung für den Nächsten nicht an un-

eren Grenzen endet. Wir müssen einen Teil unserer Er-
hrungen, auch unseres Reichtums abgeben und mit

em Nächsten jenseits unserer Grenzen teilen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])






Volkmar Klein


(A) )


)(B)

– Ich bedanke mich für den breiten Applaus. Ein solcher
wird sicherlich bei meinem nächsten Punkt erneut auf-
branden.

Die Steigerung um 2,6 Prozent im Einzelplan 23


(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und den BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wow! Wir wollen mehr sehen!)


– da ist ja der Beifall – ist angesichts der Steigerung des
Gesamthaushalts natürlich exorbitant groß. Wir haben
nämlich ein insgesamt stagnierendes Budget, das um nur
0,1 Prozent steigt. Die Vorrednerin könnte sich vielleicht
vom Kollegen Binding, der von Mathematik viel Ah-
nung hat, genau erklären lassen, dass damit der Einzel-
plan 23 praktisch die 26-fache Steigerung im Vergleich
zum Gesamthaushalt erfährt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Die Vergleichsgrundlage ist ja hanebüchen!)


– Gleich noch einmal von Lothar Binding erklären las-
sen.

Die Budgetsteigerung, meine Damen und Herren, er-
möglicht uns eine Ausweitung unseres Handelns. Bei
vielen einzelnen Positionen im Einzelplan 23 gibt es
Aufwüchse. Ich will einmal zwei Punkte herausgreifen.

Wir haben schon oft über die Situation in Ostafrika
geredet. Insgesamt sind wir auf der Basis unserer Haus-
halte in der Lage, Ostafrika mit 205 Millionen Euro zu
unterstützen, inklusive – auch das muss erwähnt werden,
gerade von denen, die die Bedeutung der internationalen
Organisationen immer hochhalten – des deutschen An-
teils am Europäischen Entwicklungsfonds und bei der
Weltbank. Das ist ein stolzes Ergebnis – auch angesichts
der enormen Not, die dort herrscht.

Als zweites Beispiel möchte ich erwähnen, dass es
uns möglich sein wird, unter dem Stichwort „Yasuní“,
das inzwischen quasi zu einem Synonym für Regen-
waldschutz geworden ist, eine ganze Menge zu tun.


(Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Das ist ein schlechtes Beispiel!)


Der Schutz des Regenwaldes im Amazonasgebiet ist
durchaus auch für uns wichtig, weil die klimatischen
Auswirkungen weltweit eine Rolle spielen. Auf der Ba-
sis unserer Haushalte – dafür haben sich viele, insbeson-
dere unser Kollege Christian Ruck, aber auch Kollegen
aus anderen Fraktionen intensiv eingesetzt – wird es jetzt
möglich sein, einiges in den Regenwaldschutz in
Ecuador zu investieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir warten drauf! – Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Können Sie das mal konkretisieren?)


Es gibt einige berechtigte Zweifel daran, ob eine ein-
fache Einzahlung in den ecuadorianischen Fonds lang-

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(C (D istig ausreicht, gerade unter Nachhaltigkeitsgesichtsunkten. Deswegen ist der jetzt von den beiden uständigen Ministerien gefundene Kompromiss, Mittel us dem Einzelplan 23 und darüber hinaus aus dem Enrgieund Klimafonds zur Verfügung zu stellen, ein gus Ergebnis; dadurch können wir hier einiges bewegen. Aber nicht nur die Budgetsteigerung ermöglicht uns ine Ausweitung des Handelns, sondern auch die Effizinzsteigerung. Im Haushalt 2012 ist die Fusion von ED, InWEnt und GTZ zur GIZ abgebildet. Das ist ein larer Erfolg, auch des zuständigen Ministers. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ange, auch schon in der früheren Regierung, hat die
DU/CSU gefordert, das in Angriff zu nehmen. Die da-
alige Ministerin hat es aber nicht geschafft. Jetzt wird

uf der Basis dieser Fusion unsere Arbeit mit Sicherheit
ffektiver. Insofern möchte ich an dieser Stelle dem zu-
tändigen Minister Dirk Niebel ganz herzlich gratulie-
n.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ielleicht sollte ich eher uns allen hier gratulieren, dass
ir einen solchen Minister haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Ich habe ja gesagt: Die Koalition darf sich loben!)


Ein agiler und erfolgreicher Minister agiert manchmal
nter Umständen etwas voreilig. Das haben wir gerade
ei der Vereinbarung mit dem Auswärtigen Amt erlebt;
arüber werden wir auch im Haushaltsausschuss noch
eraten. Kollege Binding hat eben schon etwas dazu ge-
agt. Wenn er das nicht in so viel Oppositionsgetöse ver-
ackt hätte, wäre sogar etwas Richtiges daran gewesen.
ir werden sehen, ob die Frau Kollegin Hinz das gleich

achlich darstellt.


(Iris Gleicke [SPD]: Das haben wir jetzt verstanden! – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Davon können Sie ausgehen!)


Wir werden es sehen.

Insgesamt muss jenseits dieser Reformen mehr als
isher darauf geachtet werden, wie erfolgreich wir arbei-
n. Wir müssen nämlich unser Geld – auch das sind wir
em Steuerzahler schuldig – wirklich effizient einsetzen.
eshalb ist es wichtig, das eben schon genannte Evaluie-
ngsinstitut zu gründen, weil wir, so glaube ich, noch

iel zu wenig über die tatsächliche Wirksamkeit unserer
aßnahmen wissen.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist es – auch das
t eben schon angeklungen –, sich nicht nur an die staat-
chen Strukturen der Partnerländer zu wenden. Denn die
nalysen besagen für viele Länder, dass dort die Regie-
ngen selbst Teil des Problems sind. Eine besonders

indrucksvolle Analyse hat uns die sambische Wissen-
chaftlerin Dambisa Moyo vor zwei Jahren geliefert.





Volkmar Klein


(A) )


)(B)


(Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Teilweise schon zurückgenommen!)


Deshalb ist es so wichtig, dass wir auch andere Bereiche
deutlich stärker unterstützen, die nicht an die staatlichen
Strukturen anknüpfen. Die Mittel für die Bereiche der
Kirchen, der Wirtschaft und der Bürgergesellschaft wer-
den mit 8,5 Prozent wesentlich stärker ausgeweitet als
der durchschnittliche Haushalt.

Zum Abschluss noch zwei Punkte:

Erstens. Der Dank an die Beteiligten hier im Hause ist
schon ausreichend artikuliert worden. Ich möchte mich
an dieser Stelle aber auch bei all denjenigen bedanken,
die in aller Welt – teilweise unter harten Bedingungen –
Hilfe vor Ort leisten. Das ist im Interesse der Menschen
dort ganz toll, und es ist zugleich eine gute Visitenkarte
für Deutschland. Dafür ganz herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Das wird Sie jetzt nicht wirklich überra-
schen: Die CDU/CSU wird diesem Einzelplan zustim-
men.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das ist ja wirklich toll!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714209700

Priska Hinz hat das Wort für Bündnis 90/Die Grünen.

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr
Klein, Ihr letzter Satz war wirklich völlig überraschend. –
Meine Damen und Herren von der Koalition, es reicht
nicht aus, sich nur mit Worten an dem 0,7-Prozent-Ziel
festzuhalten, sondern man muss das Ziel dann auch er-
reichen wollen. Man muss es tatkräftig ansteuern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Es reicht nicht aus, die internationalen Versprechun-
gen vor sich her zu tragen, eine Koalitionsvereinbarung
zu unterschreiben und dann in dem Haushalt, den die
Regierung vorlegt, nur noch ein wenig hin und her zu
schieben, aber nicht wirklich den Willen kundzutun, das
0,7-Prozent-Ziel zu erreichen oder sogar noch etwas
draufzusetzen. Das haben Sie versäumt, und Sie müssen
ertragen, dass wir Ihnen das immer wieder vorhalten
werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Positiv ist, dass die KfW-Mittel jetzt unter den Ge-
währleistungsrahmen des Bundes fallen werden. Damit
kann die ODA-Quote gesteigert werden. Das haben wir
Grünen ja schon im letzten Jahr gefordert. Insofern sind
Sie uns gefolgt. Das ist wunderbar. Es reicht aber leider

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(C (D icht aus; denn die Barmittel müssen ebenfalls gesteigert erden. Wenn man sich die Finanzplanung anschaut, dann erennt man, dass im Jahr 2013 etwa 10 Prozent des Etats egfallen sollen. Das heißt, wir wären dann unter dem tatus von 2010. Wie wollen Sie denn da das 0,7-Proent-Ziel erreichen? (Ute Koczy [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, ein Rätsel!)


iese Erklärung hätte ich gerne von Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Herr Minister, wir von der Opposition haben Ihnen
ogar zugestanden, dass Sie im Zuge der Fusion der Vor-
ldorganisationen mehr Personal brauchen. Wir sind der
einung, es hätte nicht ganz so viel sein müssen; wir ha-

en Ihnen aber zugestanden, dass Sie für die Steuerung
ehr Personal bekommen; denn eine politische Steue-
ng muss schon sein.

Nur frage ich mich dann – und ich frage es auch die
oalitionäre –: Was soll denn das Personal bitte steuern,
enn es nicht auch mehr Barmittel gibt? Was sollen die
enn bitte schön machen?


(Zuruf von der FDP: Ihre Arbeit!)


ie Projekte und Programme müssen finanziell ausge-
tattet sein, damit man überhaupt steuern kann. Um es
it einem ganz lapidaren Satz zusammenzufassen, den
ir schon in den 80er-Jahren benutzt haben: Ohne Moos
ix los. Ohne Geld werden Sie nicht weiterkommen. Da
önnen Sie zwar die Effizienz der Entwicklungszusam-
enarbeit anmahnen, man kann aber nur dann effizient

nd effektiv helfen, wenn man dafür auch genügend
eld hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich komme zum Globalen Fonds. Wir sind uns ziem-
ch einig darüber, dass er dringend notwendig ist, um
rankheiten wie Malaria, Tuberkulose und Aids vorzu-
eugen. Die Kanzlerin hat in internationalen Regie-
ngsverhandlungen wieder die Bereitstellung der Mittel

ugesagt. Und was macht der Entwicklungsminister? Er
ekommt von der Organisation selbst einen Bericht über
ögliche Korruptionsfälle und sperrt dann erst einmal

ie Mittel. Da haben wir noch gesagt: Das ist okay; da
uss man nachschauen. – Inzwischen will er auch die
tzte Tranche freigeben. Sehr gut! Aber was ist mit den
itteln für das nächste Jahr? Dann gibt es für diese Gel-

er keinen eigenen Titel mehr. Die Gelder werden in den
itel „Bilaterale Finanzielle Zusammenarbeit“ einge-
tellt. Da gehören sie nicht hin;


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


enn die Mittel sollen nicht nach Gutsherrenart verteilt,
ondern je nach Notwendigkeit freigegeben werden. Da
äre es sinnvoll gewesen, dass der Haushaltsausschuss

ine Sperre einrichtet.





Priska Hinz (Herborn)



(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Effektivität und Antikorruption!)


Dann hätten wir nach den Berichten sagen können: Das
Parlament will, dass die Mittel jetzt freigegeben werden.
– Aber es entspricht nicht unserer Auffassung von demo-
kratischer Kontrolle der Regierung durch das Parlament,
dass Sie die Mittel nach Gutsherrenart sperren oder frei-
geben können. Das kann ich Ihnen an dieser Stelle nicht
ersparen.

Wir haben den Minister bei der Fusion der Vorfeldor-
ganisationen unterstützt. Wir haben ihn bei der Einrich-
tung eines Evaluierungsinstituts und einer Serviceagentur
unterstützt, wobei wir bei der inhaltlichen Ausgestaltung
der Serviceagentur durchaus Probleme sehen, weil die Zi-
vilgesellschaft nicht ausreichend eingebunden wurde.
Herr Minister, es geht aber nicht – damit haben Sie alle
Vertreter des Hauses, die mit diesen Themen befasst sind,
verärgert –, dass Sie kurz nach der Bereinigungssitzung
gemeinsam mit dem Außenminister eine Vereinbarung
auf den Weg bringen, wonach Mittel und Stellen vom
BMZ ins Außenministerium und wieder zurück verscho-
ben werden.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Gar nichts wird verschoben! Das ist doch Quatsch!)


Wenn es so kommt, wie Sie es vorhaben, ist Ihr Rekord-
haushalt im Übrigen kein Rekordhaushalt mehr, weil
dann die Aufwüchse beim Auswärtigen Amt landen.

Man kann es ja so wollen, wie Sie es vorhaben; aber
– ich komme zum Schluss, Frau Präsidentin – es wäre
das Mindeste gewesen, die Parlamentarier, die monate-
lang über diesen Haushalt beraten haben, die jeden Titel
durchgegangen sind und mit Ihnen besprochen haben,
die deutlich gemacht haben, wo vielleicht nur 10 000
Euro draufkommen und wo 10 000 Euro runterkommen
sollen, ausreichend zu informieren, und zwar bevor Sie
solch eine Vereinbarung treffen. Wir erwarten von Ihnen,
dass Sie den Haushaltsausschuss in dieser Sache weiter-
hin auf dem Laufenden halten und die Zustimmung dazu
einholen.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714209800

Das Wort hat der Bundesminister Dirk Niebel.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dirk Niebel, Bundesminister für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Wir sind in dieser Regierung angetreten, um die
Wirksamkeit und Effizienz der Entwicklungszusammen-
arbeit zu erhöhen. Dieser dritte Rekordhaushalt in Folge


(Lachen der Abg. Heike Hänsel [DIE LINKE])


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(C (D ibt uns die Möglichkeit, unsere erfolgreiche Arbeit fortusetzen. Ich möchte mich bei den Berichterstatterinnen und erichterstattern ausdrücklich für die – obwohl es in der ebatte im Deutschen Bundestag manchmal etwas aners klingt – hervorragende Zusammenarbeit bedanken. ir haben einen sehr ergiebigen Diskussionsprozess gehrt. Ich möchte mich auch bei den Mitarbeiterinnen nd Mitarbeitern meines Hauses, des Bundesrechnungsofes und der anderen beteiligten Organisationen bedanen, die dazu beigetragen haben, dass wir diesen guten aushalt hier heute beschließen können. Die Kolleginnen und Kollegen haben die Stellen anesprochen. Doch mein guter Freund Sigmar Gabriel hat eute Morgen in der Generaldebatte versucht, zu skandasieren, und gesagt, ich würde das Haus mit 166 Stellen ufblähen. (Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Ja, recht hat er!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


m der Wahrheit Genüge zu tun, muss man darauf hin-
eisen: Es sind 182 Stellen; im nächsten Jahr kommen
och einmal 30 hinzu. Das hat gute Gründe – Sie alle ha-
en es beschlossen –: Es geht um die Wiedererlangung
er politischen Steuerungsfähigkeit gegenüber den Durch-
hrungsorganisationen. In diesem Prozess haben wir den
undeshaushalt – jetzt hören Sie bitte besonders gut zu –
otz der Einrichtung der Servicestelle, der Gründung des
valuierungsinstituts und der Schaffung der politischen
teuerungsfähigkeit des Hauses um 300 Stellen netto ent-
stet. Das ist der größte Bürokratieabbau im Rahmen der
rößten Strukturreform, die diese Legislaturperiode gese-
en hat. Ich ahne, dass es in den nächsten zwei Jahren
eine wesentlich größere geben wird.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die Kollegin Hinz hat gerade beklagt, dass Stellen
erschoben würden und sie davon überrascht gewesen
ei.


(Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Ja!)


ir können gerne über die Frage des Zeitpunktes strei-
n – das haben wir gestern sehr intensiv getan –, nicht

ber über die Inhalte. Sie wissen, dass ein Bestandteil
er Fusion darin besteht, die politische Steuerungsfähig-
eit zu erlangen. Deswegen gibt es auch in Bezug auf die
ußenstruktur der deutschen Entwicklungszusammenar-
eit die Notwendigkeit einer Veränderung. Das ist übri-
ens auch im Kabinettsbeschluss zur Fusion so vorgese-
en.

Die 46 Stellen an Botschaften für sogenannte WZ-Re-
renten – das sind die Mitarbeiter meines Hauses, die

ort für die Umsetzung der Entwicklungspolitik sorgen –
ind genauso gestaltet, wie es schon heute der Fall ist.
nsere Mitarbeiter werden an die Botschaften abgeord-
et. Unsere Stellen werden dann vom Auswärtigen Amt
ewirtschaftet. Ich wundere mich schon sehr, dass man
ie Inhalte der wegweisendsten Verwaltungsvereinba-
ng zwischen den beiden Häusern kritisiert. Damit wird





Bundesminister Dirk Niebel


(A) )


)(B)

endlich das hergestellt, was dieses Parlament – übrigens
über alle Fraktionsgrenzen hinweg – immer wieder ge-
fordert hat.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: So war es nicht gemeint! Das ist falsch!)


Es wurde mehr Kohärenz bzw. die Einhaltung dessen ge-
fordert, was die OECD schon lange von uns verlangt hat:
Klarheit bei humanitärer Hilfe und entwicklungsorien-
tierter Nothilfe.

Lieber Kollege Lothar Binding, zu behaupten, wir
hätten diese Klarheit bei humanitärer Hilfe, bei der
Übergangs- und Nothilfe geschaffen, damit der Außen-
minister schöne Bilder von Katastrophen liefern kann,
ist an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Diesen Zynismus kann ich euch nicht ersparen!)


Ich kenne überhaupt keine einzige Katastrophe, die ein
einziges schönes Bild liefert.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das ist zynisch gewesen! Ganz genau!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie
uns nicht über Geld reden, sondern über Verantwortung.
Lassen Sie uns über die Verantwortung reden, die wir in
der Welt wahrnehmen. Wir haben auf die Demokratiebe-
wegungen in Nordafrika unmittelbar reagiert: mit drei
Fonds, die ich aufgelegt habe. Ich möchte mich hier ganz
besonders bei den Kirchen und vor allem den politischen
Stiftungen bedanken, die uns dabei unterstützt haben,
Demokratieprozesse begleiten zu können, damit die Welt
auch hier ein Stückchen besser wird.

Lassen Sie uns über die Entwicklung ländlicher
Räume reden, die in den vergangenen 10, 15 Jahren
schmählich vernachlässigt worden sind. Wir haben bei
der Katastrophe am Horn von Afrika sofort reagiert und
mit über 160 Millionen Euro kurz- und mittelfristig ge-
holfen. Wir machen mehr, weil wir dafür sorgen wollen,
dass die nächste Dürre, die kommen wird, nicht gleich
wieder zu einer Katastrophe führt. Deswegen entwickeln
wir ländliche Räume. Das stellte sich in der Vergangen-
heit vielleicht weniger charmant dar, weil die Ergebnisse
längere Zeit brauchen und man sie nicht gleich medien-
gerecht vermarkten kann. Wir wollen dazu beitragen, die
Menschen nicht nur zu versorgen, sondern für sie vorzu-
sorgen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir übernehmen auch Verantwortung für den Reich-
tum dieser Erde. Zum Beispiel schützen wir die Biodi-
versität, indem wir der Regierung in Tansania helfen, an-
dere Routen für die Straßen zu finden, die gebraucht
werden, damit die Serengeti nicht zerschnitten wird.
Hierzu kann man sagen: Dank deutscher Entwicklungs-
zusammenarbeit muss die Serengeti nicht sterben.

Weiterhin haben wir den KAZA-Nationalpark erfun-
den. KAZA bedeutet Kavango-Zambesi-Nationalpark.
Das ist der größte Nationalpark der Welt. Er ist ungefähr
so groß wie Italien und erstreckt sich über fünf Staats-

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(C (D renzen hinweg. Bei diesen Staaten handelt es sich um amibia, Angola, Sambia, Simbabwe und Botswana. iese fünf Staaten versuchen, Biodiversität und wirt chaftliche Entwicklung, den Schutz von indigenen Völern sowie der Natur unter einen Hut zu bringen. Das ind fünf Staaten, die in der Vergangenheit oftmals sehr iele unterschiedliche politische Interessen hatten. Jetzt aben sie eine Vereinbarung über eine Art Schengen-Abommen unterschrieben. Danach wird es ein einheitlihes Visum für diesen Nationalpark geben. Das hätte es hne deutsche Entwicklungszusammenarbeit nicht gegeen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])


Wir verbinden Werte mit Interessen. Manch ein linker
eologe mag es nicht glauben: Werte und Interessen

önnen sich hervorragend ergänzen. In diesem Sinne
erden wir auch in den nächsten Jahren die Entwick-
ngszusammenarbeit in Deutschland reformieren, damit

ie Menschen als Partner angesehen werden und gute
rgebnisse für die Zukunft erzielt werden.

Ich danke ganz herzlich für die freundliche Aufmerk-
amkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714209900

Für die SPD-Fraktion hat die Kollegin Bärbel Kofler

as Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1714210000

Frau Präsidentin! Sehr verehrte Damen und Herren!

s ist immer spannend, nach dem Herrn Minister zu re-
en. Er hat wieder mit bescheidenen Worten sein eigenes
rbeiten in den Mittelpunkt gestellt.

Ich hätte mir angesichts des vorliegenden Haushalts
ine bescheidenere Rede von Ihnen gewünscht, und
war aus zwei Gründen. Der eine ist ein haushalterischer
rund. Es ist leider kein Rekordhaushalt. Dieser Haus-
alt wächst sehr bescheiden auf.


(Dagmar G. Wöhrl [CDU/CSU]: Aber er wächst!)


ie haben ihn in den vergangenen Jahren und Monaten
mer schöngerechnet, indem Sie die mittelfristige Fi-

anzplanung herangezogen und gesagt haben: Von der
usgehend ist das ein ganz toller Rekordhaushalt. Das ist
o, als würde man von seiner Firma eine Gehaltskürzung
ngedroht bekommen, die, nachdem andere für einen ge-
ämpft haben, wieder zurückgenommen wird, und als
ürde man dann behaupten, man hätte ein Rekordgehalt.
enau das machen Sie in Bezug auf diesen Haushalt, das
t aber falsch.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Harald Leibrecht [FDP]: Das haben Sie falsch verstanden! – Johannes Selle [CDU/CSU]: Sie haben nicht richtig gerechnet!)






Dr. Bärbel Kofler


(A) )


)(B)

Ich hätte mir auch gewünscht, dass Sie den Drive, den
Ihnen das Parlament in Form einer fraktionsübergreifen-
den Initiative für die Haushaltsverhandlungen mitgege-
ben hat – Kollegin Hänsel hat es erwähnt –, genutzt hät-
ten, die Mittel zur Armutsbekämpfung, die dringend
erforderlich sind, bei Ihren Kollegen einzuwerben.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Ich hätte mir gewünscht, dass Sie hier und heute er-
klären, wie der Aufwuchspfad aussehen soll; Kollegin
Priska Hinz hat es angesprochen. Frau Kollegin Ratjen-
Damerau, es ist schön, wenn Sie im Koalitionsvertrag
und auch heute in Ihrer Rede am 0,7-Prozent-Ziel fest-
halten, aber ich hätte schon gerne gewusst, wann Sie es
mit welchen Haushaltsmitteln erreichen wollen. Auch
dazu muss der Minister Stellung nehmen.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das hat Sie in Ihrer Regierungszeit doch null interessiert!)


Zum zweiten Grund, warum ich glaube, dass Beschei-
denheit angemessener gewesen wäre. Sie vermitteln den
Eindruck, als hätten wir alle Probleme auf dieser Welt
bereits gelöst. Seit Ende Oktober sind wir 7 Milliarden
Menschen auf der Erde. Laut World Food Programme
leidet immer noch jeder siebte Mensch auf der Welt
Hunger. Knapp 800 Millionen Menschen haben keinen
Zugang zu Bildung. Hunderte von Millionen Menschen
haben keinen Zugang zu Gesundheits- und sozialen Si-
cherungssystemen. Künftig werden Millionen und Aber-
millionen Menschen von den Folgen des Klimawandels
betroffen sein: von Überschwemmungen, Dürre, Vertrei-
bung aus den angestammten Wohngebieten, aus den Ge-
bieten, wo sie ihre Nahrungsmittel anbauen und sich da-
durch selbst ernähren können. Auf diese Probleme haben
Sie in den Haushaltstiteln und im Rahmen der Mittel, die
diesem Haushalt zur Verfügung stehen, keine Antwort
gegeben.

Ich möchte an dieser Stelle auf Folgendes hinweisen:
Sowohl das Umweltministerium als auch das BMZ lo-
ben sich selbst sehr gerne, wenn es darum geht, welche
Summen man für den Klimaschutz eingestellt hat. Ich
möchte daran erinnern, dass man beim Energie- und Kli-
mafonds für die nächsten Jahre eine Haushaltssperre in
Höhe von 900 Millionen Euro in Bezug auf die Ver-
pflichtungsermächtigungen vorgesehen hat. Das ist kein
wegweisender Pfad. Ich hätte, ehrlich gesagt, gerne ge-
hört, wie Sie das den Kolleginnen und Kollegen aus den
anderen Ländern in Durban erklären möchten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie haben das Thema Wirksamkeit angesprochen. Ich
hätte gerne etwas zur bevorstehenden Konferenz in
Busan gehört, bei der es um die Wirksamkeit in der Ent-
wicklungszusammenarbeit gehen soll. Es wird immer so
getan, als sei das ein Thema, das Sie persönlich erfunden
haben und das es vorher noch nie gegeben hat. Ich sage
nur: Rom 2003, Paris 2005, Accra 2008. Um was geht es
dabei? Es geht um die Stärkung der Eigenverantwortung
der Partnerländer, um eine bessere Geberabstimmung,

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(C (D ine gegenseitige Rechenschaftspflicht und um die tatächliche Umsetzung des Beschlossenen. Ich wiederole: Dazu gehören auch Geberzusagen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ier ist keine immer flachere Debatte gefordert, nach
em Motto: Weniger ist mehr, wir gestalten das nur ein
isschen effektiver. Nun haben wir auch noch die TZ zu-
ammengelegt. Damit haben wir der Wirksamkeit Ge-
üge getan.

Eigentlich hätte ich an dieser Stelle von Ihnen als Mi-
ister gerne gehört, wie Sie sich im Lichte von Geberhar-
onisierung und internationaler Zusammenarbeit in die
ebatte in Busan einbringen, wenn es um die Fragen
eht: Wie finanzieren wir zum Beispiel den internationa-
n Strukturaufbau – Stichworte: soziale Sicherung, Steu-

rbehörden, Verwaltungen – in den verschiedenen Län-
ern? Wie stellen wir uns eine weltweite Bekämpfung
on Steuerhinterziehung vor, die die Finanzstruktur be-
onders der Länder des Südens ganz entscheidend positiv
eeinflussen würde? Wo stehen wir bei dem Thema „Be-
ämpfung der Nahrungsmittelspekulation“? Was sagen
ie zu dem Thema „Finanzierung durch eine weltweite
inanztransaktionsteuer“? Wie werden Sie sich in diese
anzen Diskussionen einbringen? Zu all diesen Themen
ört man von Ihnen leider nichts. Dabei haben diese The-
en sehr viel mit der Wirksamkeit der Entwicklungszu-

ammenarbeit zu tun.


(Beifall bei der SPD)


Es gibt ein gutes Beispiel – die Kollegin Hinz hat das
ereits angesprochen –, an dem deutlich wird, dass Sie in
en letzten zwei Jahren Entwicklungspolitik nach Guts-
errenart betrieben haben: der Global Fund. Der Kollege
ascha Raabe wird das Thema Yasuní noch einmal an-
prechen. Ich finde, das ist das zweite Beispiel, das zeigt,
ass Sie versuchen, Ihre Befindlichkeiten in Politik um-
usetzen. Zwei renommierte Institute, das Center for
lobal Development und Global Economy and Develop-
ent, haben im Vorfeld der Konferenz zum Thema
irksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit in Busan
stgestellt, dass der Global Fund insbesondere auf den
ebieten Effizienz, Transparenz und Lernen aus dem ei-
enen Handeln ganz hervorragende Noten verdient. In
ieser Hinsicht ist der Global Fund im Übrigen besser
ewertet worden als Deutschland; das sollte uns zu den-
en geben. Außerdem haben die Fachpolitiker Ihrer ei-
enen Fraktion im Ausschuss für wirtschaftliche Zusam-
enarbeit und Entwicklung zum Ausdruck gebracht,

ass sie Ihren Regierungsentwurf an nur einer Stelle kor-
gieren würden, nämlich an der Stelle, an der es um den
lobal Fund geht. Sie haben gesagt: Dieser Titel mit ei-
em Volumen von 200 Millionen Euro muss erhalten
leiben. Das entspricht im Übrigen auch den Zusagen
er Kanzlerin auf internationaler Ebene. Angesichts all
essen bin ich wirklich mehr als verblüfft und irritiert,
ass Sie es mithilfe Ihrer Haushälter geschafft haben,
en Titel zum Global Fund aus dem Haushalt herauszu-
ehmen. Sie nutzen einfach einen kleinen Buchhalter-
ick – jetzt kommt es –: Sollten Sie feststellen, dass die
orruptionsvorwürfe doch nicht stichhaltig sind, dann





Dr. Bärbel Kofler


(A) )


)(B)

könnte man der Finanziellen Zusammenarbeit wieder
200 Millionen Euro wegnehmen und zu diesem Titel
schieben. Das ist weder für den Bereich der Finanziellen
Zusammenarbeit zumutbar noch für die Vertreterinnen
und Vertreter des Global Fund, die hervorragende Arbeit
leisten und zur Aufklärung von Korruptionsfällen bei-
getragen haben und nicht Korruptionsvorwürfe verdie-
nen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das war ja wohl mehr als recht und billig, dass sie dazu beigetragen haben! Das ist ja wohl unglaublich!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714210100

Frau Kollegin, Sie kommen zum Ende?


Dr. Bärbel Kofler (SPD):
Rede ID: ID1714210200

Ich komme zum Ende. – Ich glaube, dass Sie mit die-

sem Haushalt viele Chancen, die Ihnen vom Parlament
gegeben worden sind, verpasst haben, dass Sie Ihrer in-
ternationalen Verantwortung nicht gerecht werden. Sie
versäumen es leider auch, Beiträge zu der Debatte auf
internationaler Ebene zu liefern. Man kann nur hoffen,
dass in den nächsten Jahren andere Weichenstellungen
vorgenommen werden.

Danke.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714210300

Für die CDU/CSU-Fraktion hat Dagmar Wöhrl das

Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dagmar G. Wöhrl (CSU):
Rede ID: ID1714210400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Liebe Frau Dr. Kofler, ich weiß nicht, was ein Minister
in sechs Minuten alles beantworten soll. Ich finde es
phänomenal, was Sie hier erwarten.


(Dr. Sascha Raabe [SPD]: Im Haushalt hat er ja nichts drinstehen!)


Man muss wirklich sagen: Alle Punkte, die Sie ange-
sprochen haben, haben wir im Ausschuss behandelt.


(Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Aber ohne den Minister!)


Die Bundesregierung hat zu jedem dieser Punkte Rede
und Antwort gestanden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich will jetzt keine Argumente dafür anführen, wie
der Haushalt im Einzelnen aufwächst. Er wächst, und
das ist in der heutigen Situation das Wichtige.


(Beifall des Abg. Harald Leibrecht [FDP])


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(C (D ir leben in nicht einfachen Zeiten; das wissen wir. Wir aben mit einer Schuldenkrise in anderen Ländern zu ämpfen. Wir wollen den nachfolgenden Generationen inen ausgeglichenen Haushalt hinterlassen. Wir sind uf einem guten Weg dorthin, und das ist das Wichtige. erner haben wir einen Haushalt, der wächst, und das aben andere nicht, und dafür sind wir sehr dankbar. Sicher, auch wir hätten gerne mehr Geld. Es wäre gegen, wenn wir das Gegenteil behaupten würden. Wir üssen uns fragen, wo wir neue Spielräume finden kön en. Vielleicht können wir zukünftig den Garantierahen erweitern oder andere Dinge tun. Die Vorstellung mehr Geld ist gleich mehr Entwicklung“ ist eindimenional. Die Summe des ausgegebenen Geldes sagt nichts ber die Wirksamkeit und den Wert einer Hilfe aus. Das ichtigste für uns ist, das Geld richtig einzusetzen. Wir issen, dass falsch eingesetztes Geld Eigeninitiative lähen kann. Das ist das Schlimmste, was wir damit errei hen können. Vor allem wollen wir eines nicht: Wir wollen nicht etas mit einer Hand geben, was mit der anderen Hand ieder genommen wird. Ich spreche hier – da sind wir ns im Hause sicherlich einig – faire Wettbewerbsbedinungen an. Das ist der Schlüssel für die Bekämpfung von rmut in der Welt. Hier haben wir noch sehr viel zu tun. ir wissen, dass die Entwicklungsländer alleine aufgrund nfairer Handelsbedingungen mehr als 700 Milliarden ollar im Jahr verlieren. Das ist das Sechsfache von dem, as international für die gesamte Entwicklungshilfe ausegeben wird. Hier müssen wir zukünftig ansetzen. Wir üssen faire Handelsbedingungen schaffen und wettbeerbsverzerrende Maßnahmen beseitigen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Heike Hänsel [DIE LINKE]: Deswegen: Weg mit dem Kapitalismus!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das heißt, nicht nur behandeln, sondern auch handeln.
azu gehört auch mehr Wirksamkeit. Der Terminus ist
chtig. Dazu gehören auch mehr Kohärenz und mehr
ransparenz. Mit der Vorfeldreform sind wir den richti-
en Weg gegangen. Auch mit dem Evaluierungsinstitut
t der Minister den richtigen Weg gegangen.

Die Problemlagen in der Welt ändern sich permanent.
ir haben jetzt das Jubiläum „50 Jahre Ministerium für
irtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ ge-
iert. Diejenigen, die damals in dem Ministerium zu-

tändig waren, konnten sich gar nicht vorstellen, mit
elchen Problemen in der Welt wir in diesem Jahrzehnt

u kämpfen haben. Deswegen ist es wichtig, dass man
ine Entwicklungsarchitektur hat. Diese darf nicht so
ussehen wie in der Vergangenheit, sondern man muss
ie immer wieder reformieren, man muss sie modernisie-
n, man muss sie immer wieder an die Gegebenheiten

npassen. Und das wird von dieser Regierung gemacht.

Wir sind keine Kolonialherren – so fühlen wir uns
uch nicht –, die jemandem vorschreiben, was das Beste
r ihn ist. Aber wir wollen eines sein: Chancengeber in

ieser Welt. Und für uns stellt sich dann die schwierige





Dagmar G. Wöhrl


(A) )


)(B)

Frage: Wie ist man am besten Chancengeber? Es ist
wirklich naiv zu glauben, mit einer staatlichen Entwick-
lungspolitik oder mit staatlichen Institutionen würde
man das ganze Elend und die ganze Armut in dieser Welt
beseitigen. Das sind immense Aufgaben. Frau Dr. Kofler
hat die Zahlen genannt: Es sind 7 Milliarden Menschen
auf der Welt. 2050 werden es 9 Milliarden Menschen
sein. Ein Mensch braucht täglich durchschnittlich 2 400
Kilokalorien. Dies würde bedeuten, dass 50 Prozent
mehr Nahrungsmittel auf der Welt benötigt werden. Wie
will man das zukünftig erreichen? Mit diesen Dingen
müssen wir umgehen. Jetzt schon hungern 925 Millio-
nen Menschen auf der Welt. Wie erreicht man zukünftig
Ernährungssicherung? Wir nehmen uns deswegen zu
Recht erstmals des Themas Landwirtschaft richtig an.
Dafür bin ich dem Herrn Minister sehr dankbar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dieses Thema ist nicht nur von uns vernachlässigt
worden, sondern auch international, auch von den Ent-
wicklungsländern selbst. Hier müssen wir die Entwick-
lungsländer viel mehr in die Pflicht nehmen.

Auf das Thema „Land Grabbing“ will ich nicht näher
eingehen. Auch hier sind es die Länder selbst, die bei
diesem Monopoly mitspielen. Deswegen ist es wichtig,
auch hier international zu einem verbindlichen Rahmen
zu kommen. Damit sind weitreichende sozio-ökonomi-
sche Risiken verbunden: Seit 2001 sind weltweit bis zu
227 Millionen Hektar erworben worden, 80 Prozent da-
von werden überhaupt nicht bebaut. Es warten Banken,
Fonds auf der ganzen Welt, dass die Lebensmittelpreise
steigen, um diese Grundstücke zu verwerten. Hier also
haben wir sozio-ökonomische Risiken von Vertreibung,
von Umsiedlung und vielem mehr.

Es geht darum, wie wir es schaffen, dass die Klein-
bauern mehr Einkommen haben. Aber es geht auch da-
rum, wie man die stark schwankenden Nahrungsmittel-
preise stabilisiert. Wir wissen, dass gerade in den
ärmeren Ländern 70 Prozent des Einkommens für Nah-
rung ausgegeben werden. In Deutschland sind es 10 Pro-
zent. Wenn nun die Nahrungsmittelpreise steigen, dann
wird in anderen Bereichen gespart. Dann gibt es kein
Gesundheitswesen, keine Schulen usw. mehr. Derzeit er-
leben wir – da sind wir uns sicherlich im ganzen Hause
einig – eine Metamorphose des Lebensmittelmarktes zu
einem Finanzmarkt. Und das ist ein Unding. Inzwischen
gibt es ein internationales Zocken mit Grundnahrungs-
mitteln, wie man es sich vorher nicht vorstellen konnte.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Dagegen muss man was machen!)


Viele Fonds und Banken haben in diesem Rohstoff-
monopoly ein immens großes Spielfeld entdeckt. Ich
glaube, wir müssen dieses Thema angehen. Wir müssen
dafür eintreten, dass nicht an den Börsen, zum Beispiel
in Chicago, New York und London, entschieden werden
darf, was die Menschen in Zukunft zu essen haben oder
nicht.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Allein in Chicago ist im Mai dieses Jahres virtuell mit
ber 350 Millionen Tonnen Weizen gehandelt worden.
as ist die Hälfte der ganzen Weizenproduktion der
elt. Da muss man sich schon Gedanken machen und
agen: Moment, wie kann ich diesen exzessiven Speku-
tionen Grenzen setzen? Darf man mit wichtigen Nah-
ngsmitteln wie Mais, Weizen und Soja, die gerade in

en ärmeren Ländern gebraucht werden, spekulieren?
ann ich Positionslimits festlegen? Deswegen bin ich
ankbar, dass man sich jetzt Gedanken darüber macht,
ine internationale Datenbank zu den Nahrungsmittel-
ärkten auf der Welt aufzubauen, sodass man endlich
formationen über Angebot und Nachfrage hat. Bis
tzt hat man diese nicht. Bis jetzt kann man nicht über-
licken, wo auf der Welt Nahrungsmittel noch zur Verfü-
ung sind, die an einem anderen Ort auf der Welt ge-
raucht werden.

Wir wissen: Almosen verändern keine Strukturen.
ir wollen die produktiven Fähigkeiten der Menschen

tärken. Ich glaube, wir sind uns einig: Die deutsche Ent-
icklungspolitik ist werteorientiert. Darf sie aber nicht

uch interessenorientiert sein? Diese Diskussion ist mir
emd. Wir haben perspektivisch immer einen Drei-
lang: Bildung, Demokratie und Wirtschaft. Wir wissen
anz genau, dass wirtschaftliche Interessen keinen Vor-
ng haben, sondern den entwicklungspolitischen Inter-

ssen dienen.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Ach ja?)


as muss im Mittelpunkt stehen. Liebe Kollegen und
olleginnen von der Opposition, die Wirtschaft – das
uss klar sein – ist ein unverzichtbarer Partner für eine

rfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir sind in diesem Bereich stark; daher können wir
en Schwächeren helfen. Wir investieren in Ausbil-
ung, in Arbeitsplätze, in technisches Know-how, in
mweltstandards und Sozialstandards. Das können wir
en Ärmeren bieten und sie so unterstützen. Damit bin
h voll auf der Linie unseres Ministers. Dieses Schub-
dendenken – für die Armen, für den Hunger ist das
ntwicklungsministerium zuständig und für die Außen-
irtschaftsförderung, die Exportförderung das Wirt-

chaftsministerium – ist so nicht mehr möglich.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714210500

Frau Kollegin.


Dagmar G. Wöhrl (CSU):
Rede ID: ID1714210600

Diese Dinge sind verzahnt, und unsere Politik muss

em Rechnung tragen, wenn wir die Zukunft gestalten
ollen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714210700

Ich dachte, das war der Auftrittsapplaus. – Das Wort

hat der Kollege Niema Movassat für die Fraktion Die
Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Niema Movassat (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714210800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Für

mich ist das Unwort des Jahres „Systemrelevanz“. Wa-
rum? Alle fünf Sekunden stirbt auf der Welt ein Kind an
Hunger, gleichzeitig wurden in den letzten Jahren Milli-
arden und Abermilliarden Euro in den Industrieländern
aufgebracht, um Banken zu retten, wie auch derzeit in
der Euro-Krise. Der Widerspruch ist offensichtlich: Die
einen, die Banken, werden als systemrelevant angese-
hen, die anderen, die Menschen, nicht. Wäre die
Menschheit eine Bank, hätte man sie längst gerettet. Das
ist die traurige Wahrheit.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie, Herr Niebel, haben flapsig gesagt, das Entwick-
lungsministerium solle nicht mehr Weltsozialamt sein.
Das ist es niemals gewesen. Dieses Ministerium subven-
tionierte schon immer mit Entwicklungsgeldern deut-
sche Großunternehmen. Ich habe hier eine Liste des Ent-
wicklungsministeriums. Auf 100 Seiten werden alle
laufenden Projekte mit deutschen Unternehmen im Rah-
men öffentlich-privater Partnerschaften in den Entwick-
lungsländern genannt: Firmen wie Bayer, Shell, Daimler,
Nestlé, BASF und der Bundesverband der Deutschen In-
dustrie, um nur einige wenige zu nennen. Sie alle bekom-
men Entwicklungshilfegelder. Insgesamt sind es über
1 600 Projekte. Dass das Instrument der öffentlich-priva-
ten Partnerschaften schon bei uns in Deutschland erwie-
senermaßen gescheitert ist, müsste sich eigentlich sogar
bis zur FDP herumgesprochen haben.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht!)


Bei diesem Modell profitieren fast immer nur die Un-
ternehmen und nicht die breite Bevölkerung. Die Berei-
che, die für nachhaltige Entwicklung wichtig sind, wie
kostenloser Zugang zu Bildung, Gesundheit und Wasser,
machen gerade einmal 15 Prozent der Gelder aus. Den-
noch geben Sie im neuen Haushalt schon wieder mehr
für die öffentlich-privaten Partnerschaften aus. Sie trei-
ben damit die Außenwirtschaftsförderung auf die Spitze.
Bei Ihnen gilt: Was gut für deutsche Unternehmen ist, ist
gut für die Entwicklung.


(Beifall der Abg. Heike Hänsel [DIE LINKE])


Dabei muss gelten: Was gut für die Menschen ist, ist gut
für die Entwicklung.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])


Geht es um die Ursachen von Armut, behaupten Sie,
Korruption und schlechte Regierungsführung seien hier-
für maßgeblich. Sie behaupten also, die Entwicklungs-
länder seien selber schuld an ihrer Situation. Doch wer
hat die korrupten Regierungen oftmals erst an die Macht

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(C (D ebracht oder sie korrumpiert? Wer hat den Daumen geoben oder gesenkt über Regierungen und so über Auftieg und Fall entschieden? Wer hat den Entwicklungsndern strukturelle Anpassungsmaßnahmen aufgezwungen nd damit Gesundheits-, Bildungsund Sozialsysteme erstört? Das waren nicht die Völker Afrikas, Asiens der Lateinamerikas. Das war der Westen. einen Funken sind Sie bereit, die Verantwortung der dustrieländer für die Armut im Süden einzugestehen. as ist wirklich ein Armutszeugnis. Neulich haben Sie, Herr Niebel, betont, Sie wollten is 2015 das 40 Jahre alte Versprechen, 0,7 Prozent des ruttonationaleinkommens für die öffentliche Entwickngszusammenarbeit auszugeben, einhalten. Sie feiern ie aktuellen 0,39 Prozent als Erfolg. Abgesehen davon, ass ein guter Teil davon in die Förderung der deutschen irtschaft fließt, ist es lächerlich, das zu feiern. Wenn ie das 0,7-Prozent-Ziel wirklich erreichen wollen, üssten laut Europäischer Kommission ab sofort jedes ahr knapp 2 Milliarden Euro zusätzlich in Ihren Hausalt fließen. Legen Sie also einen Stufenplan vor, wie Sie as Ziel erreichen wollen, statt hier Nebelkerzen zu wern! Die Bevölkerung haben Sie dabei hinter sich. 92 Proent der Bundesbürger sind laut einer aktuellen Umfrage r Entwicklungshilfe; (Patrick Meinhardt [FDP]: Toll! Wir wollen aber Entwicklungszusammenarbeit!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


as ist ein Auftrag an Sie, Herr Niebel. Allerdings: Wer
oll Ihnen überhaupt glauben, dass Sie das 0,7-Prozent-
iel erreichen wollen, wenn Sie, wie jüngst geschehen,
ie Finanztransaktionsteuer ablehnen?


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Genau!)


ährend Ihre Koalition Ja dazu sagt, ist sie Ihnen nicht
reativ genug. Herr Niebel, das ist kein Malwettbewerb.
ommen Sie raus aus der Nein-Ecke!


(Patrick Meinhardt [FDP]: Kommen Sie mal rein in die Ja-Ecke!)


ie Finanztransaktionsteuer kann die nötigen Mittel ein-
ringen, um den Entwicklungshaushalt deutlich aufzu-
tocken.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deutliche Mittelerhöhungen sind auch für Westafrika
ötig. Dort bahnt sich die nächste Hungersnot an. Bei
em Besuch einer Delegation des Entwicklungsaus-
chusses in Niger schlug der dortige Premierminister
larm. Deshalb fordert die Linke heute, 60 Millionen
uro zur Verfügung zu stellen, um die sich anbahnende
ungerkatastrophe in Westafrika zu verhindern. Organi-

ationen wie das Welternährungsprogramm und die
elthungerhilfe können mit dieser vergleichsweise klei-

en Summe Menschenleben retten. Lassen wir nicht zu,





Niema Movassat


(A) )


)(B)

dass sich die schrecklichen Bilder aus Ostafrika wieder-
holen!


(Beifall der Abg. Heike Hänsel [DIE LINKE])


Das Entwicklungsministerium scheint die Warnungen
diesmal ernst zu nehmen. Es hat die Ursachen benannt:
nicht nur zu geringe Niederschläge, sondern auch Preis-
steigerungen bei Nahrungsmitteln auf den Weltmärkten.
Die Nahrungsmittelpreise steigen wegen Nahrungsmit-
telspekulationen; Frau Wöhrl hat es angesprochen. Man
muss endlich gegen diese Zockerei mit Nahrungsmitteln
vorgehen. Hierzu sind viele Worte gefallen. Es müssen
endlich Taten folgen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sogar die USA sind mit einem Transparenzgesetz ei-
nen ersten Schritt gegen Nahrungsmittelspekulationen
gegangen. Auch in Deutschland brauchen wir Maßnah-
men, bis hin zum kompletten Verbot der Spekulation mit
Nahrungsmitteln. Dies wäre ein erster wichtiger Schritt,
damit kein Mensch mehr an Hunger sterben muss, und
es kostet keinen Cent.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714210900

Der Kollege Thilo Hoppe hat das Wort für Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714211000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich habe festgestellt, dass ich heute ein kleines Jubiläum
habe: Ich spreche zum zehnten Mal in der Schlussde-
batte, also in der zweiten Lesung zum Einzelplan 23.


(Beifall des Abg. Manfred Zöllmer [SPD])


Wenn man die ersten Lesungen dazuzählt, dann wird das
die 18. oder 19. Rede zum Entwicklungshaushalt sein. Es
ist gar nicht so einfach, hier immer etwas Neues zu sa-
gen.


(Dr. Christiane Ratjen-Damerau [FDP]: Ja, schön!)


Ich kann aber sagen: Es gibt eine Kontinuität. Ich habe
immer kritisiert, dass zu wenig in diesen Haushalt einge-
stellt wurde – auch in rot-grünen Zeiten.

Ich habe mir diese Reden noch einmal angeschaut,
durchgelesen – eine kann man sich sogar bei YouTube
anschauen – und festgestellt: Es gab meistens einen
Stimmungsumschwung von der ersten zur zweiten Le-
sung. Die meisten Reden in der ersten Lesung habe ich
nach dem Prinzip Hoffnung gehalten:


(Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Möge es uns gelingen, im Haushaltsverfahren gemein-
sam noch mehr für den Entwicklungshaushalt herauszu-
schlagen. In der zweiten Lesung kam dann fast immer


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(C (D bis auf eine Ausnahme – die Ernüchterung. 2004 gab s die Ausnahme: Da gab es einen erfolgreichen Auftand der Entwicklungspolitiker gegen den Finanzminisr und gegen die Chefhaushälter. Damals haben wir eine lafond-Erhöhung von etwa 100 Millionen Euro erreicht. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Aber was war denn 2005 und 2006?)


as war keine Verschiebung innerhalb des Haushalts,
ondern das waren im Vergleich zum Regierungsentwurf
twa 100 Millionen Euro mehr, allerdings auf einem ins-
esamt zu geringen Niveau.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Da fällt mir ja gleich der Kitt aus der Brille!)


Ich muss zugeben, dass in diesem Jahr die Enttäu-
chung bei der zweiten Lesung besonders groß ist. Das
ängt natürlich mit der Aufbruchstimmung im März zu-
ammen, als wir den entwicklungspolitischen Konsens
orgestellt haben und die Presse gewettet hat: Das
ommt über den Kreis der sogenannten Gutmenschen
ar nicht hinaus. – Es gab damals unglaublich viel Un-
rstützung: nahezu alle NGOs, die Kirchen, Promi-
ente, Andris Piebalgs. Viele haben diesen Aufruf also
nterstützt. Zum Schluss haben ihn 372 Parlamentarier
ller Fraktionen auch unterschrieben.

Wir haben also zwar eine Mehrheit hier im Hause,
ber leider nicht die Mehrheit in den Koalitionsfraktio-
en. Trotzdem möchte ich mich bei den Kollegen von
nion und FDP bedanken, die sich für diesen Aufruf

ingesetzt haben, denen es aber leider nicht gelungen ist,
ihren jeweiligen Fraktionen eine Mehrheit dafür zu

ekommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Ja, das verdient natürlich Dank und Applaus.

Insgesamt ist es aber schon bitter. Wir haben wirklich
ehofft, dass es uns gemeinsam gelingen würde, zu ei-
em ernsthaften Aufwuchs zu kommen. Man kann das
war immer wieder als Rekordhaushalt bezeichnen, aber
ichts täuscht darüber hinweg: Wenn wir heute bzw. am
reitag darüber abstimmen, dann ist die Entscheidung
efinitiv gefallen – das wird uns auch durch den Ent-
icklungsausschuss der OECD bescheinigt –, dass wir
as 0,7-Prozent-Ziel nicht mehr fristgerecht bis 2015 er-
ichen können; denn die ODA-Lücke wird zu groß.
an kann in nachfolgenden Jahren dann nämlich nicht

hne Weiteres auf einmal so viel Geld zur Verfügung
tellen, dass das Ziel doch noch bis 2015 erreicht wird,
elbst dann nicht, wenn man jetzt Lottoscheine ausfüllen
ürde und unverschämt viel Glück hätte;


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Dann hättest du die Knete verspielt!)


enn bei den Programmen und Projekten geht es ja auch
arum, dass sie anständig geplant werden müssen und
ass eine Vorlaufzeit notwendig ist. Man kann nicht jede
-beliebige Summe auf die Schnelle absorbieren.





Thilo Hoppe


(A) )


)(B)


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Die Haushaltsstruktur stimmt nicht!)


Deswegen wäre es wichtig gewesen, dass wir nicht
nur deutlich mehr Barmittel einstellen. Im Konsens ha-
ben wir ja nicht nur allgemein 0,7 Prozent gefordert,
sondern eine ganz konkrete Summe, nämlich 1,2 Milliar-
den Euro mehr für Entwicklungszusammenarbeit und
humanitäre Hilfe. Es geht darum, die ODA-Quote ressort-
übergreifend gemeinsam zu erreichen. Nur so wäre es
möglich gewesen, das Ziel doch noch zu erreichen.

Wie gesagt: Dies ist jetzt eigentlich die letzte Aus-
fahrt von der Autobahn, von der abschüssigen Strecke,
die uns zum Wortbruch führt. Das ist, wie gesagt,
schade; das ist bitter. Sagen Sie jetzt bitte nicht, diese
Summe sei unrealistisch gewesen. Wir haben in diesen
Monaten hier in diesem Hause ganz andere Summen be-
wegt. Das ist einzig und allein eine Frage der Prioritäten-
setzung. Diese Frage hat die Mehrheit von Union und
FDP – ich spreche ja nicht von allen – leider auf eine Art
und Weise beantwortet, die, wie ich glaube, eine Mehr-
heit hier im Parlament und auch in der Bevölkerung
nicht in Ordnung findet, enttäuschend findet, als Armuts-
zeugnis empfindet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Wir haben einen Haushalt vorgelegt, der durchgerech-
net ist, in dem alle Einzelposten abgefragt wurden und
der auch mit den Durchführungsorganisationen durchge-
sprochen ist. Er wäre realistisch gewesen. Damit hätten
wir den notwendigen Schritt getan, aber leider wird es
keine Zustimmung dafür geben. Das finde ich sehr ent-
täuschend.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714211100

Der Kollege Jürgen Klimke hat jetzt das Wort für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Jürgen Klimke (CDU):
Rede ID: ID1714211200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen, insbesondere
der Opposition! Es ist eine alte Tradition und Ihr gutes
Recht, gerade bei den Haushaltsberatungen, also bei der
Abrechnung, nur die Fehlleistungen der Regierung zu
sehen und aus jeder Mücke einen Elefanten zu machen.
Aber die verbale Aufrüstung und die Polemik führen uns
nicht weiter. Es geht vielmehr darum, die Zukunft der
Entwicklungspolitik strategisch zu gestalten.

Hier würde ich mich über die Anerkennung des Mu-
tes freuen, mit dem wir unsere Entwicklungspolitik ver-
suchen zukunftsfähig zu machen. Wenn Anerkennung
vielleicht zu viel sein sollte, dann wären konstruktive
Gegenvorschläge gut. Aber wenn überhaupt keine Alter-
nativen kommen oder die Alternativen meistens von ges-
tern sind, dann ist das keine konstruktive Diskussion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Die Feiern zum 50-jährigen Jubiläum der Entwickngszusammenarbeit liegen nur wenige Tage zurück. ber es ist aus meiner Sicht eine Zeitenwende. Es geht ir darum, die strategische Ausrichtung unserer Enticklungszusammenarbeit in diesem Zusammenhang zu nalysieren und deutlich zu machen, dass sich die Enticklungszusammenarbeit mehr als andere Bereiche im mbruch befindet. Herr Kollege, Herr Raabe möchte Ihnen gern eine wischenfrage stellen. Nein, das machen wir hinterher bei einem Kaffee. – ier ist die Handschrift der christlich-liberalen Koalition eutlich zu spüren, auch wenn wir von der Union sicherch nicht alle Spuren der Vorgängerregierung tilgen onnten, was wir, vielleicht anders als der Herr Minister, uch nicht unbedingt wollten. Wir versuchen, kräftig umzubauen. Die Stichworte ieses Umbaus bzw. Aufbaus sind inzwischen schon gellen, also: Vorfeldreform, Konzentration der Länderste, die Effektivierung unserer Arbeit, die Kohärenz, ie stärkere Nachhaltigkeit bei den Maßnahmen und vor llen Dingen auch eine bessere Serviceorientierung. Auf ll diese Punkte könnte man ausführlich eingehen. Ich öchte jedoch drei weitere Themen kurz ansprechen. in Thema hat die Kollegin Wöhrl – das ist der erste Asekt, die Einbeziehung der Wirtschaft – bereits angeprochen. Deshalb will ich darauf nur kurz eingehen. Man kann es aus unserer Sicht nicht oft genug sagen: ie richtige Nutzung der Finanzkraft der Wirtschaft auf er einen Seite und die Schaffung von Chancen für deutche Unternehmen auf der anderen Seite, beispielsweise r einen Marktzugang, sind nicht ehrenrührig. Wenn as richtig angegangen wird, kann das beiden Seiten dieen, also auch den Partnerländern der deutschen Enticklungszusammenarbeit. Das gilt im Übrigen auch für ie Rohstoffversorgung. Hier sei nur das Konzept der ohstoffpartnerschaft genannt. Gleichzeitig kann die Einbindung der Wirtschaft in ie Entwicklungszusammenarbeit massiv zur Erhöhung enschenrechtlicher, ökologischer und sozialer Stan ards in den Entwicklungsländern beitragen, vor allen ingen auch im Zusammenhang mit der Unternehmenserantwortung der Wirtschaft vor Ort. Zudem verfügt nsere Wirtschaft über ein Know-how, das wir entwickngspolitisch noch viel mehr nutzen sollten und kön en. Lassen Sie mich zum Beispiel auf das duale System erweisen, die berufliche Bildung. Hier wie auch bei den PP-Programmen gibt es viele Förderinstrumente, die ine noch sehr viel intensivere Zusammenarbeit ermöglihen, auch zum Vorteil der Entwicklungsländer. Ein zweites Thema, das ich für die Zukunft der deutchen Entwicklungszusammenarbeit für ebenso wichtig alte, ist die Evaluierung unserer Arbeit, oder anders foruliert: die starke Fokussierung auf die erzielten Wir ungen. Das erfordert eine ganz andere Herangehenseise und ist auch nicht so einfach wie die Über Jürgen Klimke )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714211300
Jürgen Klimke (CDU):
Rede ID: ID1714211400




(A) )

wachung der Durchführung von Leistungen. Zukünftig
wollen wir nicht die Umsetzung von Maßnahmen evalu-
ieren, sondern wir wollen beurteilen, ob der erhoffte ent-
wicklungspolitische Nutzen eingetreten ist. Das macht
die Entwicklungszusammenarbeit effizienter und nach-
haltiger.

Auf nationaler Ebene haben wir die Schaffung eines
unabhängigen Evaluierungsinstituts vor uns. Das ist ein
wichtiger Schritt in eine richtige Richtung. Wir werden
versuchen, sehr intensiv an der konkreten Ausgestaltung
mitzuarbeiten.

Eine dritte Herausforderung, die aus meiner Sicht mit
der Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit in
Verbindung steht, betrifft die Frage der Konditionierung
von Entwicklungsmaßnahmen. Der Begriff „Konditio-
nierung“ bedeutet in unserem entwicklungspolitischen
Kontext die Erteilung von Auflagen an den Empfänger
der Mittel. Eine in diesem Sinne von den Staaten zu er-
füllende Bedingung ist vor allem eine gute Regierungs-
führung, Stichwort „Good Governance“. Es sollte selbst-
verständlich sein, dass wir in Staaten, in denen diese
Voraussetzungen fehlen und auch keine positive Ent-
wicklung in dieser Hinsicht feststellbar ist, bestimmte
Formen der Entwicklungsarbeit nicht ohne Weiteres
durchführen können und vor allen Dingen wollen.

Diese Erkenntnis haben die Parteien des linken Spek-
trums aus meiner Sicht noch nicht verinnerlicht.


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich möchte das an zwei Beispielen deutlich machen.

Zunächst geht es mir um die Verknüpfung von Men-
schenrechten und entwicklungspolitischen Maßnahmen.
Niemand stellt in Abrede, dass die Einhaltung von Men-
schenrechten in der Entwicklungszusammenarbeit schon
länger eine Rolle spielt. Aber erst die christlich-liberale
Regierung hat es fertiggebracht, ein verbindliches, kohä-
rentes Menschenrechtskonzept vorzulegen. Alle Ent-
wicklungsprojekte werden zukünftig einem Menschen-
rechts-TÜV unterzogen.

Diese entwicklungspolitische Vorgabe des BMZ um-
fasst unter anderem einen Kriterienkatalog, mit dem die
Regierungsführung und die Menschenrechtssituation in
den Partnerländern bewertet und beurteilt werden.
Grundlage sind die Umsetzung der Menschenrechtskon-
vention in nationales Recht, die Schaffung entsprechen-
der Institutionen und Verfahren sowie die Ergebnisse der
Umsetzung zentraler Menschenrechte. Die Ergebnisse
der Bewertung sind dann Grundlage für Art und Ausge-
staltung unserer entwicklungspolitischen Zusammenar-
beit.

Hiermit haben wir ein völlig neues Instrument ge-
schaffen, das aus meiner Sicht auch das Zeug zu einer
Vorbildfunktion gegenüber unseren europäischen Part-
nern hat. Das habe ich im Übrigen in Brüssel sehen kön-
nen, als wir dort kürzlich mit den Menschenrechtlern,
den Entwicklungspolitikern und den Außenpolitikern
der EU zusammengetroffen sind. Der Menschenrechts-

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(C (D ÜV ist somit eine Entwicklung, die unter der SPD-Fühng des BMZ verschlafen wurde, auch weil die Minisrin dies damals nicht wollte. Dass eine solche Konditionierung wirksam ist, zeigt as Beispiel Uganda. Als dort die Todesstrafe auf Hoosexualität eingeführt werden sollte, haben wir ange ündigt, dass wir dann die Entwicklungszusammenareit beenden würden. Das Land hat das Vorhaben dann urückgezogen. Wir wollen die Rolle der Konditionierung sogar noch tärken. Denn die geplante Verdoppelung der Mittel auf ,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens – das wollen ir erreichen – und die Konzentration auf die Hälfte der nzahl der Partnerländer werden rein rechnerisch die ittel pro Land vervierfachen. Das bedeutet, dass wir, enn mehr Geld fließt, auch verstärkt Konditionen an ie Vergabe des Geldes knüpfen können. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Im Übrigen gilt alles, was ich eben sagte, auch für die
orruption. Wir haben das im Zusammenhang mit dem
FATM ausführlich diskutiert. Ich glaube, dass das Ein-
ieren der Mittel durch das BMZ zunächst richtig war;
enn wir sind als Parlamentarier den Steuerzahlern ver-
flichtet. Wir müssen den Bürgerinnen und Bürgern im-
er wieder deutlich machen, dass wir bei jedem einzel-

en Cent, der irgendwohin fließt, darauf achten, dass er
chtig angelegt ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ir dürfen es nicht hinnehmen, dass wir Steuergelder
um Fenster hinauswerfen, nur weil internationale Orga-
isationen ihre Aufgaben nicht richtig gemacht haben.


(Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Lieber Herr Klimke, das stimmt doch so gar nicht! Das wissen Sie doch!)


ier haben wir die Notbremse gezogen, und das ist auch
chtig.

Meine Damen und Herren, die genannten Beispiele
eigen, dass wir in der Entwicklungszusammenarbeit
icht unbedingt das Rad neu erfinden müssen. Aber wir
önnen ganz entschieden Akzente setzen, und wir kön-
en vor allen Dingen durch neue Herangehensweisen
eutlich machen, dass unsere Arbeit wirksamer und
achhaltiger ist.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714211500

Herr Kollege.


Jürgen Klimke (CDU):
Rede ID: ID1714211600

Das haben wir uns, vor allem als Union, für die Zu-

unft in der Entwicklungszusammenarbeit vorgenom-
en.

Danke sehr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714211700

Für die SPD-Fraktion hat jetzt Sascha Raabe das

Wort.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1714211800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Lieber Herr Hoppe, auch ich bin nun
schon eine Weile bei Haushaltsdebatten dabei. In der Tat
war es noch nie so einfach wie in diesem Haushaltsjahr
für einen Entwicklungsminister, mit der Unterstützung
von 372 Kolleginnen und Kollegen einen deutlichen
Schritt hin auf das 0,7-Prozent-Ziel im Jahr 2015 zu ma-
chen. Aber dieser Minister – das ist eine Schande – hat
das nicht einmal versucht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dieser Minister hat sich nicht hinter das Parlament ge-
stellt, er hat sich auch nicht hinter die Ärmsten der Ar-
men gestellt, sondern er hat einfach gesagt: Das, was die
Mehrheit des Deutschen Bundestags möchte, interessiert
mich nicht. – Es interessiert ihn nicht, dass er in der
Pflicht steht, 1 Milliarde hungernden Menschen zu hel-
fen, denen man natürlich auch mit Geld helfen muss.

Er hat das einfach ignoriert und auch nicht aufgenom-
men, was Sie, Herr Kollege Klimke, gesagt haben. Sie
haben behauptet, es gebe keine Alternativen. In diesem
Jahr war die Finanztransaktionsteuer, die wir als Ent-
wicklungspolitiker vor 10, 20 Jahren – damals noch un-
ter dem Namen „Tobin-Tax“ – immer wieder eingefor-
dert haben, so greifbar nahe wie noch nie auf
europäischer Ebene. Anstatt dass der Entwicklungsmi-
nister jetzt den parteiübergreifenden Rückhalt des Parla-
ments aufnimmt und sich dafür einsetzt, den Aufwuchs,
den wir brauchen, mithilfe der Finanztransaktionsteuer
zu finanzieren, also die besten Bedingungen nutzt, ist er
derjenige in der Bundesregierung, der die Finanztransak-
tionsteuer bis heute ablehnt, weil ihm freie Märkte und
Gewinne für Banken und Spekulanten wichtiger sind als
Hilfe für die Armen. Herr Minister, das ist schäbig.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Heinz-Peter Haustein [FDP]: Dummes Zeug!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714211900

Herr Kollege Raabe, möchten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Fischer zulassen?


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1714212000

Gerne.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714212100

Bitte schön.


Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1714212200

Herr Kollege Raabe, auch ich gehöre zu den über

300 Kolleginnen und Kollegen, die diesen Appell unter-
schrieben haben. Wir haben diesen Appell natürlich un-

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(C (D rschrieben, weil das unsere Zielsetzung ist. Aber es ist r jeden von uns, der unterschrieben hat, vollkommen lar, dass das nicht ausschließlich eine Aufforderung an en Minister ist, sondern dass diese Frage in die finanzille Gesamtsituation dieses Landes eingepasst werden uss. Wer heute Herrn Steinmeier oder Herrn Gabriel at reden hören, hat gehört, wie die finanzielle Lage insesamt ist und welche finanziellen Möglichkeiten besteen. Es gehört zur Redlichkeit, Folgendes – ich habe das erade ausgerechnet – zu erwähnen: 3,9 Milliarden Euro tanden im Haushalt 1998. Wenn der Aufwuchs während rer Regierungszeit so wie der während der Großen Ko lition und der darauffolgenden Koalition gewesen wäre, ätten wir bereits im Jahre 2005 einen Haushaltsansatz on 7,4 Milliarden Euro gehabt, und wir hätten jetzt mit em Zuwachs, den wir in den vergangenen Jahren zu erzeichnen hatten, 9,4 Milliarden Euro. Damit hätten ir fast das 0,7-Prozent-Ziel erreicht. Es kommt immer auf die Basiswerte an. Ich möchte ie um Redlichkeit bitten und darum, anzuerkennen, ass Sie in der Zeit, in der Sie Verantwortung getragen aben, nichts in Sachen Aufwuchs erreicht haben. Im egensatz dazu steht das, was wir seit 2005 erreicht haen. Herr Kollege Fischer, gerne beantworte ich Ihre rage. Zum ersten Teil, nämlich wie die Kollegen Steineier und Gabriel dazu stehen, sage ich Ihnen: Sowohl er Kollege Sigmar Gabriel als auch der Kollege Frankalter Steinmeier haben den entwicklungspolitischen onsens unterschrieben. Sie stehen damit in vorderster ront der Fraktion und der Partei für dieses Konzept, elches besagt, in den nächsten vier Jahren jeweils ,2 Milliarden Euro mehr zur Verfügung zu stellen. Der ntwicklungsminister, der eigentlich der Erste sein üsste, der so etwas unterschreibt, hat nicht unterschrie en. Wir als SPD sind uns einig, dass wir diesen Pfad geen wollen. Wir haben bewusst gesagt, dass wir auch ns selbst in die Pflicht nehmen, weil wir davon ausgeen, dass wir ab 2013 dem schwarz-gelben Spuk ein nde machen und wieder an der Regierung sein werden. ir haben gesagt, dass wir auch dann 1,2 Milliarden uro mehr zur Verfügung stellen werden. Ich möchte auch auf Ihre Behauptung antworten, dass ir in den vergangenen Jahren, als wir Regierungsver ntwortung getragen haben, keinen Aufwuchs bei der DA-Quote gehabt hätten. Zu dem, was Sie über die ahre 2002 bis 2005 gesagt haben – Sie haben nur die ahl im Einzelplan 23 genannt –, muss man wissen, dass ir einen enormen Schuldenerlass hatten. Dieser ba ierte auf unserer Initiative in Köln beim G-8-Gipfel. ir haben Tausenden von Kindern in Afrika ermöglicht, die Schule zu gehen, weil wir afrikanischen Ländern ie Schulden erlassen haben. Das war ODA-anrechungsfähig. Deswegen mussten wir den Ansatz im Einelplan 23 nicht so stark steigern. Dr. Sascha Raabe )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1714212300




(A) )

Wir haben dann in der Großen Koalition von 2005 bis
2009 – Herr Fischer, deswegen wundern mich Ihre Äuße-
rungen und die Ihrer Kollegen von der CDU –, als die Eu-
ropäische Union im Jahr 2005 auf Druck von Heidemarie
Wieczorek-Zeul erstmals völkerrechtlich verpflichtend
den Beschluss gefasst hat, den ODA-Stufenplan verbind-
lich zu machen, beschlossen, im Jahr 2010 0,51 Prozent
und im Jahr 2015 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkom-
mens für die Entwicklungszusammenarbeit zur Verfü-
gung zu stellen. Damals haben wir Aufwüchse gehabt.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Ja, in der Regierungszeit Merkel!)


Ich lese Ihnen das gerne einmal vor: im Jahr 2006
8,2 Prozent,


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Merkel!)


im Jahr 2007 unter Entwicklungsministerin Heidemarie
Wieczorek-Zeul und Finanzminister Peer Steinbrück
7,6 Prozent,


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Merkel!)


im Jahr 2008 14,3 Prozent


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Merkel! Wo sind die sieben Jahre Schröder?)


und im Jahr 2009 13,2 Prozent. Sie haben gerade gesagt,
in diesen Jahren sei nichts passiert.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Nein, „von 1998 bis 2005“ habe ich gesagt!)


– Herr Kollege, seit es den Stufenplan gibt, haben wir in
den letzten beiden Jahren vor Herrn Niebels Amtszeit
Aufwüchse im Bereich von 14,3 Prozent und 13,2 Pro-
zent gehabt. Ich verstehe, ehrlich gesagt, nicht – Frau
Merkel ist noch immer Bundeskanzlerin; da haben Sie
recht –,


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Sie bleibt das auch! Wir haben das gestern schon besprochen! Mindestens bis 2020!)


warum diese Kanzlerin das, was sie auf jedem Kirchen-
tag sagt, nämlich dass sie zu diesem Versprechen steht,
mit diesem Minister nicht umsetzt.

Herr Niebel, ich verstehe nicht – Sie sind doch sonst
immer so großspurig, sage ich einmal –, dass Sie es nicht
schaffen, mit der Kanzlerin zu vereinbaren, dass Sie we-
nigstens die gleichen Aufwüchse bekommen, wie sie
Ihre Vorgängerin bekommen hat. Es ist wirklich sehr
schwach, Herr Minister, wenn Sie sich da mit ein paar
Prozent zufrieden geben. Es wären jetzt 1,8 Prozent ge-
wesen, wenn man die Goldreserven herauslässt, die da-
zugekommen sind. Das „Projekt 18“, das die FDP ein-
mal vorhatte, hätten Sie lieber auf den Haushalt
übertragen sollen. Da sind Sie bei 1,8 Prozent gelandet,
genauso wie mit Ihrer Partei in Berlin. Da gehören Sie
mit diesem Haushalt auch hin.

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(C (D Jetzt hätte Frau Pfeiffer noch eine Zwischenfrage. öchten Sie auch diese zulassen? Gerne. Bitte schön. Herr Kollege Raabe, ich habe gar keine Frage, son ern möchte folgende Feststellung machen: Wir haben iesen 0,7-Prozent-Aufruf zum Großteil unterschrieben, nd zwar mit dem Vermerk, dass wir etwas vermeiden ollen, nämlich genau das, was hier passiert und was ich eobachte: dass wir uns nach wie vor gegenseitig Vorürfe machen, wer was wann getan hat, nicht getan hat, ätte tun sollen und was weiß ich was. Ja, der Kollege Fischer. Ich behaupte: Das, was heute hier passiert und was ir die ganze Zeit beobachten, ist rein theoretisch die ufkündigung dieser Vereinbarung. Wir haben gesagt, ass wir genau das vermeiden wollen. Sie haben den ufwuchs nicht geschafft, und auch wir werden das nur edingt schaffen. Wir hatten in den letzten Jahren einen ufwuchs, aber nie so hoch, wie wir es gewollt haben. ir alle haben gesagt, dass wir einen Aufwuchs auf ,7 Prozent wollen. Irgendwann werden wir ihn mit meier Unterstützung hoffentlich auch bekommen. Die Aufündigung dieses Konsenses ist meiner Meinung nach ier und heute passiert, indem wir das getan haben, was auptbestandteil des Konsenses war; denn eigentlich ollten wir uns gegenseitig keine Vorwürfe machen. Sie brauchen nicht darauf zu antworten, Herr Kollege. h wollte das nur einmal feststellen. Doch, ich antworte gerne darauf, Frau Kollegin. Bei em Konsens – auch ich habe ihn unterschrieben – ging s doch nicht darum, dass wir etwas herbeibeten, uns etas herbeiwünschen oder dass wir „Friede, Freude, Ei rkuchen“ sagen nach dem Motto: Wir machen uns eine Vorwürfe. – Wir haben den Konsens vielmehr geacht, um in die Zukunft zu gucken und zu sagen: Im aushalt 2012 fangen wir an, bis 2015 jeweils 1,2 Milli rden Euro mehr zur Verfügung zu stellen. Frau Kollegin, ich muss sagen: Es ist wirklich unkolgial und ein Hammer von Ihnen, dass Sie sagen, der onsens sei daran gescheitert, dass wir beklagen und anrangern, dass dieser Minister unseren gemeinsamen onsens einfach nicht umsetzt und anstatt 1,2 Milliarden uro nur ein paar Millionen Euro in den Haushalt eintellt. Der Konsens ist heute hier in diesem Hause endültig gescheitert, weil dieser Minister das Geld im aushalt 2012 nicht zur Verfügung stellt. Frau Kollegin, Dr. Sascha Raabe )

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714212400
Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1714212500
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714212600
Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1714212700
Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1714212800
Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1714212900
Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1714213000




(A) )

die Grundrechenarten werden wohl auch Sie ein biss-
chen können. Das darf doch nicht wahr sein! Rechnen
Sie doch einmal nach, welche Lücke zwischen 1,2 Mil-
liarden Euro und den nun vorgesehenen 163 Millionen
Euro klafft! Ich mache es Ihnen einfach, Frau Kollegin:
Über 1 Milliarde Euro fehlt. Damit ist der Konsens auf-
gekündigt. Das können Sie doch nicht in Abrede stellen.
Es ist sehr schade, dass der Minister den Konsens aufge-
kündigt hat.


(Beifall bei der SPD – Sibylle Pfeiffer [CDU/ CSU]: Wir haben doch nicht den Konsens unterschrieben, damit der Minister das umsetzt! Was ist das denn?)


Der Minister hat auch den Konsens über andere par-
teiübergreifenden Initiativen des Hauses, für die wir ge-
meinsam zwei, drei Jahre gekämpft haben, mit diesem
Haushalt aufgekündigt. Ich erinnere daran, dass 2008
eine Delegation des Ausschusses für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung nach Ecuador gereist ist.
Ich habe damals die Ehre gehabt, diese Delegation zu
leiten. Wir sind nach Ecuador gereist, um zu schauen, ob
es möglich ist, ein armes Land wie Ecuador zu unterstüt-
zen, wenn es darauf verzichtet – das geht auf einen Vor-
schlag der dortigen Regierung zurück –, Erdöl in einem
Regenwaldgebiet zu fördern, das aufgrund seiner Bio-
diversität, also seiner Artenvielfalt, einmalig ist. Der Prä-
sident von Ecuador hat gesagt, wenn die internationale
Gemeinschaft die Hälfte der möglichen Einnahmen aus
der Erdölförderung ersetze, sei er bereit, auf die Erdölför-
derung zu verzichten, den Lebensraum für die indigene
Bevölkerung bestehen zu lassen und die Artenvielfalt zu
schützen. Alle im Deutschen Bundestag vertretenen Par-
teien haben damals gesagt: Ja, wir wollen diesen Vor-
schlag unterstützen. – Dann wurden viele technische
Fragen geklärt. Es gab viele Gespräche, auch direkt mit
Vertretern der ecuadorianischen Regierung. Schließlich
haben die damalige Ministerin und ihr Staatssekretär
Ecuador mitgeteilt, dass das Land für dieses Projekt mit
ungefähr 50 Millionen US-Dollar pro Jahr rechnen
könne. Das entspricht der Größenordnung, die Deutsch-
land in ähnlichen internationalen Vereinbarungen festge-
legt hat. Ich bin sehr froh, dass alle – CDU/CSU, FDP,
Linke, Grüne und SPD – gesagt haben: Ja, das wollen
wir.

Ähnlich wie beim entwicklungspolitischen Konsens
ist es enttäuschend, dass Minister Niebel nun sagt, das
interessiere ihn nicht, da werde ein Präzedenzfall ge-
schaffen. Da könne auch Saudi-Arabien kommen und
fordern, dass seine Einnahmen ersetzt werden, wenn es
auf die Erdölförderung verzichtet.


(Zuruf von der CDU/CSU: Die Argumentation war schon etwas differenzierter!)


Herr Minister, wenn Sie schon nicht die Artenvielfalt in
der Wüste von der Artenvielfalt im Regenwald unter-
scheiden können, dann sollten Sie wenigstens in der
Lage sein, einen reichen Ölstaat von einem Entwick-
lungsland zu unterscheiden.

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(C (D (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


h kann an dieser Stelle nur sagen: Völlig daneben!
ass Sie auch noch die Stirn haben, Italien dafür zu kri-
sieren, dass es Schulden umwandelt, um in den entspre-
henden Fonds einzuzahlen, ist erbärmlich. Das ist auf
er gleichen Linie wie damals, als Sie, als wir während
er Bankenkrise den Entwicklungsländern 100 Millio-
en Euro zur Verfügung gestellt haben, gesagt haben, da-
r solle man lieber 2 500 Grundschullehrer einstellen.

ie spielen die Schuldenkrise in Europa oder soziale
robleme in Deutschland gegen die Probleme und den
unger in der Welt aus. Das ist schäbig, Herr Minister.
as ist Stammtischniveau. Das haben diese Diskussion
nd der Entwicklungsausschuss nicht verdient.


(Beifall bei der SPD)


Mit dem Thema Artenvielfalt scheinen Sie in der Tat
in gewisses Problem zu haben. Sie schützen nicht nur
icht die Artenvielfalt des Regenwaldes. Wenn man sich
ie Personalstruktur Ihres Hauses anschaut, dann stellt
an fest – Herr Kollege Binding hat das schon ange-

prochen –, dass Sie nicht die roten oder die grünen, son-
ern nur die gelben Vögel fördern, um im Bild des Re-
enwaldes zu bleiben. Angesichts der Personalstruktur,
ie Sie geschaffen haben, schreiben die Zeitungen, dass
as nichts anderes als Vetternwirtschaft ist und dass das
inisterium zu einem Versorgungsamt für FDP-Funk-

onäre verkommen ist.

Vor diesem Hintergrund werden wir den Haushalt,
en Sie hier vorgelegt haben, Herr Minister, leider ableh-
en müssen.

Im Anschluss werden wir auch über unsere Ände-
ngsanträge abstimmen. Wir wollen gemäß dem ent-
icklungspolitischen Konsens 1,2 Milliarden Euro
ehr für Entwicklungszusammenarbeit, und wir wollen
Interesse der Artenvielfalt und des Regenwaldes in

cuador, dass der Yasuní-Nationalpark geschützt wird.
h hoffe, dass möglichst viele Kolleginnen und Kolle-

en im Parlament dem zustimmen, auch wenn der Mi-
ister seine Zustimmung leider verweigert und blockiert,
nstatt die Sache zu befördern.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/ CSU: Der hat ein Minister-Syndrom!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714213100

Zu einer Kurzintervention geht das Wort an den Kol-

gen Thilo Hoppe.


Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714213200

Ich möchte als einer der Mitinitiatoren des entwick-

ngspolitischen Konsenses gern eines klarstellen: Zum
eist dieses Konsenses gehört es, dass wir aufhören mit
egenseitigen Schuldzuweisungen in die Vergangenheit
inein.


(Dr. Christiane Ratjen-Damerau [FDP]: Wer macht das denn?)






Thilo Hoppe


(A) )


)(B)

– Das haben viele heute gemacht, aus mehreren Fraktio-
nen. – Die Wahrheit ist: Von keiner Regierung sind bis-
her die Aufwüchse in den Haushalt eingestellt worden,
die notwendig gewesen wären, um dem 0,7-Prozent-Ziel
ernsthaft näher zu kommen. Der Streit darüber, welche
Regierung das Wort etwas mehr oder etwas weniger ge-
brochen hat, führt überhaupt nicht weiter. – Das ist das
eine.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Christiane Ratjen-Damerau [FDP] und Heike Hänsel [DIE LINKE])


Das andere ist: Es steht nicht in dem Konsens, dass ir-
gendwann einmal 0,7 Prozent erreicht werden sollen,
wenn die Haushaltslage gut ist, sondern es ist eine Art
Selbstverpflichtung gewesen, sich mit allen Kräften da-
für einzusetzen, dass im Haushalt 2012 für Entwick-
lungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe 1,2 Milliar-
den Euro mehr eingestellt werden. Darüber, dass dies
nicht erfolgt ist, kann man zu Recht enttäuscht sein.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ein Punkt noch: Bei aller berechtigten Kritik – nicht
der Entwicklungsminister allein bestimmt den Etat. Man
kann fragen, ob er hart genug dafür gekämpft hat, ob er
den Konsens unterstützt oder ob er diesen Rückenwind
genutzt hat. Heidemarie Wieczorek-Zeul hat sich für
mehr Geld für ihr Ressort eingesetzt, hat sich aber oft
nicht durchsetzen können. Man kann also nicht allein
den Entwicklungsminister dafür verantwortlich machen.
Aber er hätte mehr kämpfen können und diesen Rücken-
wind mehr nutzen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714213300

Das Wort hat Johannes Selle für die CDU/CSU-Frak-

tion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Johannes Selle (CDU):
Rede ID: ID1714213400

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolle-

ginnen und Kollegen! In den letzten Wochen und Mona-
ten hat das Thema Sparen in unseren Beratungen zum
Haushalt 2012 eine große Rolle gespielt. Heute Morgen
wurde uns von der Opposition vorgehalten, wir würden
das nicht konsequent genug machen. Konsolidierung
bleibt unsere Verpflichtung. Heute Morgen war auch
vom intelligenten Sparen die Rede. Für mich ist das kein
Schimpfwort, sondern die Anerkenntnis, dass nicht jedes
politische Anliegen die gleiche politische Bedeutung be-
anspruchen kann.

Die Not anderer Menschen zu sehen und sich zu fra-
gen: „Was können wir tun?“, ist menschlich und von
größter Bedeutung. Der entwicklungspolitische Haushalt
steigt gegenüber dem Vorjahr um 2,63 Prozent und da-
mit wesentlich stärker als der Gesamthaushalt, der fast
konstant bleibt. Dass die Bedeutung der internationalen
wirtschaftlichen Zusammenarbeit für Deutschland ge-

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(C (D achsen ist, kann man daran zum Teil ablesen. Ein Parmentarier weiß, dass für eine solche Entwicklung imer wieder mit guten Argumenten geworben werden uss, um eben Mehrheiten – hier für fast 164 Millionen uro mehr – zu finden. Liebe Kollegin der Opposition, Sie haben richtig beerkt, dass nicht alle Wünsche der Entwicklungspoliti er der christlich-liberalen Koalition in Erfüllung geganen sind. (Dr. Bärbel Kofler [SPD]: Ihr hattet überhaupt nur einen Wunsch!)


Lieber Kollege Hoppe, herzlichen Dank für die nach-
ägliche moderate Einschätzung der ganzen Geschichte.

An den Kollegen Raabe eine Bemerkung: Herr Fi-
cher hat vollkommen recht. Eine große Differenz aufzu-
olen, ist sehr viel schwerer, als eine kleinere Differenz
ufzuholen. Wir agieren inzwischen in einem internatio-
alen Umfeld, in dem wir die Balance halten müssen.

Lassen Sie mich dennoch allen Kollegen Dank sagen,
ie mit guten Anträgen und mit Argumenten dazu beige-
agen haben, dass der Etat mehrheitlich Zustimmung
ndet.

Dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusam-
enarbeit und Entwicklung stehen knapp 2,1 Prozent

es Gesamthaushalts zur Verfügung. Über 50 Prozent
es Gesamthaushalts geben wir für soziale Zwecke in
eutschland aus. Ich sage das, weil ich immer wieder
ie Frage beantworten muss, warum wir so viel Geld ins
usland geben, obwohl wir im eigenen Land genügend

oziale Probleme haben. Ich denke, wir können diese
roportionen gut vertreten; denn neben der Menschlich-
eit, die wir den Mitmenschen schuldig sind, tragen
iese Mittel zu Frieden, zur Verringerung des Migra-
onsdrucks und zu wirtschaftlicher Entwicklung bei.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir kennen viele Beispiele, die uns lehren, dass Geld
llein die Probleme nicht lösen kann. Einmal geschaf-
ne Fährverbindungen brechen zusammen, weil es

eine Ersatzinvestitionen gibt, einmal geschaffene Brun-
en verfallen, weil Wartung und Pflege nicht stattfinden.
ie Effizienz zu erhöhen und wirklich Nachhaltigkeit zu

rreichen, bleibt Daueraufgabe, umso mehr, da die Pro-
leme durch Wachstum der Bevölkerung und Verände-
ng des Klimas objektiv wachsen. Durch die Globali-

ierung kommen weitere Faktoren hinzu; das haben wir
eute schon zur Kenntnis nehmen können.

Es wird immer wieder die Frage gestellt, ob wir unse-
r internationalen Verantwortung gerecht werden kön-

en. Diese Frage kann schwer plausibel beantwortet
erden, weil nur schwer angegeben werden kann, wie
och unsere internationale Verantwortung zu veranschla-
en ist. Wie wir gerade gehört haben, können wir trotz
er beachtlichen Steigerung noch nicht unsere Selbstver-
flichtung erfüllen. Wir geben die Zielstellung trotzdem
icht auf.


(Beifall des Abg. Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])






Johannes Selle


(A) )


)(B)

Mit begründeter Sicherheit kann man feststellen, dass
wir nicht alle Erwartungen, die an Deutschland gestellt
werden, erfüllen können. In diesem Jahr war ich mit dem
geschätzten Kollegen Kekeritz von den Grünen in der
Zentralafrikanischen Republik, einem Land, das beim
Human Development Index auf Platz 178 von 179 Plät-
zen rangiert. In fast allen Gesprächen mit Regierungs-
vertretern und der Zivilgesellschaft wurden wir um ein
umfassendes Engagement gebeten. Unsere Expertise,
unser Ansatz der nachhaltigen Entwicklung, unsere faire
Partnerschaft und unsere wirtschaftliche Stellung in der
Welt genießen hohe Wertschätzung. Ähnliches könnte
ich von der neuen Republik Südsudan, aber auch von der
Republik Sudan berichten, und auf den Wunsch nach
stärkerem Engagement treffen wir nicht nur in Afrika.

Aus meiner Sicht ist es an der Zeit, dem Gedanken ei-
nes stärkeren dauerhaften Engagements in einem Land
oder einer Region in der Form näherzutreten, dass ein
Projekt mit Modellcharakter oder eine Patenschaft mög-
lich wird. Das bedeutet neben finanzieller Zusammenar-
beit eine vielfach höhere personelle Präsenz. Albert
Schweitzer ist für uns bis heute ein Beispiel dafür, dass
Erfolg vom Vormachen und Mitmachen abhängt. Das
Wohl der Menschen darf uns nicht nur aus der Ferne in-
teressieren, sondern das Interesse daran muss zu mehr
und intensiverer Nähe führen. Dadurch könnten langfris-
tig der Verwaltungsaufbau und damit eine gute Regie-
rungsführung unterstützt werden. Gleichzeitig würden
ganzheitliche Konzepte zur Förderung der Landwirt-
schaft oder Nutzbarmachung heimischer Ressourcen
zum Wohle des Volkes leichter möglich. Zudem würde
die Zivilgesellschaft in Deutschland und im Partnerland
ebenso motiviert wie die wirtschaftlichen Partner, ohne
die eine selbsttragende wirtschaftliche Entwicklung
nicht funktionieren wird. Aber genau das soll das Ziel
wirtschaftlicher Kooperation und Entwicklung sein.

Ich finde deshalb den Ansatz des Bundesministers
richtig, Menschen aus unserem Land, die es zu einem
persönlichen Anliegen gemacht haben, sich in Kirchen
und Nichtregierungsorganisationen der Entwicklung in
Partnerländern zu widmen, besonders zu unterstützen.
Sie tun das sehr verdienstvoll. Dafür wollen wir auch an
dieser Stelle Dank sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Haushaltsansätze belegen diese Anerkennung.

Wenn wir über mehr Effizienz der eingesetzten Gel-
der sprechen, dann heißt das nicht nur, im Partnerland
darauf zu achten, sondern auch, die eigene Tätigkeit zu
hinterfragen. Das hat Bundesminister Niebel gemacht
und mit der Vorfeldreform auch erfolgreich umgesetzt.
Das sollte bei einer solchen Debatte anerkannt werden,
hilft es doch, Entwicklungspolitik dem Bürger gegen-
über besser vertreten und die zur Verfügung gestellten
Mittel effektiver zur Armutsbekämpfung einsetzen zu
können. In diesem Sinne ist auch die Fokussierung auf
50 Partnerländer, die schon zu zahlreichen Diskussionen
geführt hat, zu begrüßen.

Frau Kofler, eine Bemerkung möchte ich noch ma-
chen. Sie müssen wissen, dass die 200 Millionen Euro


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(C (D r den GFATM in dem Haushaltstitel 866 01 untergeracht sind und deshalb auch zur Verfügung stehen. An die Kollegin Hinz möchte ich den Satz richten, ass nach § 50 der Bundeshaushaltsordnung die Ministeen unter Zustimmung des Bundesfinanzministeriums erschiebungen von Planstellen, Mitteln und Haushaltstellen vornehmen können. (Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darüber müssen Sie mich nicht belehren, ich bin im Haushaltsausschuss!)


öglicherweise ist der Zeitpunkt unglücklich – das kann
ein –, in der Sache gibt es aber durchaus interessante,
iskussionswürdige Aspekte. Wir werden das weiterhin
ritisch begleiten. Insofern ist auch diese Kritik aus un-
erer Sicht nicht gerechtfertigt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714213500

Herr Kollege.


Johannes Selle (CDU):
Rede ID: ID1714213600

Ich bin gleich fertig.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714213700

Sie waren schon vor geraumer Zeit fertig.


Johannes Selle (CDU):
Rede ID: ID1714213800

Mit diesem Haushalt senden wir positive Signale, was

nser Engagement in der Welt anbelangt. Sie alle haben
ie Chance, einem guten Einzelplan 23 zustimmen zu
önnen. Diese Chance sollten Sie sich nicht entgehen
ssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714213900

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 23 –
undesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit
nd Entwicklung – in der Ausschussfassung. Hierzu lie-
en uns drei Änderungsanträge vor, über die wir zu-
ächst abstimmen.

Änderungsantrag der Fraktionen der SPD und Bünd-
is 90/Die Grünen auf Drucksache 17/7814. Wer stimmt
afür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Damit
t der Änderungsantrag abgelehnt bei Zustimmung
urch SPD, Bündnis 90/Die Grünen und die Linke.
DU/CSU und FDP haben dagegen gestimmt.

Änderungsantrag der Fraktion der SPD auf Druck-
ache 17/7812. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dage-
en? – Enthaltungen? – Der Änderungsantrag ist eben-
lls abgelehnt bei dem gleichen Stimmenverhältnis wie

ei dem vorherigen Änderungsantrag.

Änderungsantrag der SPD auf Drucksache 17/7813.
er stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-

en? – Auch dieser Änderungsantrag ist mit dem glei-
hen Ergebnis abgelehnt.





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Einzel-
plan 23 – Bundesministerium für wirtschaftliche Zusam-
menarbeit und Entwicklung – in der Ausschussfassung.
Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-
gen? – Der Einzelplan 23 ist somit angenommen bei Zu-
stimmung durch die Koalitionsfraktionen. Die Opposi-
tionsfraktionen haben abgelehnt.

Interfraktionell ist verabredet, den Änderungsantrag
der Fraktionen der CDU/CSU und FDP auf Drucksache
17/7874 zu Einzelplan 32 – Bundesschuld – heute zu be-
handeln und jetzt darüber abzustimmen. Wer stimmt für
diesen Änderungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
haltungen? – Dieser Änderungsantrag ist einstimmig an-
genommen.

Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt III auf:

Beratung des Antrags der Bundesregierung

Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut-
scher Streitkräfte an der EU-geführten Opera-
tion Atalanta zur Bekämpfung der Piraterie
vor der Küste Somalias auf Grundlage des
Seerechtsübereinkommens der Vereinten Na-
tionen von 1982 und der Resolutionen 1814

(2008) vom 15. Mai 2008, 1816 (2008) vom

2. Juni 2008, 1838 (2008) vom 7. Oktober 2008,
1846 (2008) vom 2. Dezember 2008, 1897

(2009) vom 30. November 2009, 1950 (2010)

vom 23. November 2010 und nachfolgender
Resolutionen des Sicherheitsrates der Verein-
ten Nationen in Verbindung mit der Gemein-
samen Aktion 2008/851/GASP des Rates der
Europäischen Union vom 10. November 2008,
dem Beschluss 2009/907/GASP des Rates der
Europäischen Union vom 8. Dezember 2009,
dem Beschluss 2010/437/GASP des Rates der
Europäischen Union vom 30. Juli 2010 und
dem Beschluss 2010/766/GASP des Rates der
Europäischen Union vom 7. Dezember 2010

– Drucksache 17/7742 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Nach einer Verabredung zwischen den Fraktionen ist
es vorgesehen, hierzu eine halbe Stunde zu debattieren. –
Dazu sehe und höre ich keinen Widerspruch. Dann ist
das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Bundes-
minister Dr. Guido Westerwelle.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Aus-
wärtigen:

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Kolleginnen und Kollegen! Die Pirateriebe-

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(C (D ämpfung vor dem Horn von Afrika durch Atalanta ist icht nur breit in diesem Hause getragen, sondern sie ist uch erfolgreich. Seitdem Atalanta vor knapp drei Jahren die Arbeit ufgenommen hat, haben wir über 120 Schiffstransporte es Welternährungsprogramms schützen können, und ie Schiffe haben ihre somalischen Zielhäfen sicher erichen können. Über 700 000 Tonnen Nahrungsmittel nd weitere wichtige Hilfsgüter konnten so nach Somaa gebracht werden. Nach Angaben der Vereinten Natioen sind insgesamt 4 Millionen Menschen auf diese ilfe angewiesen. Damit gehört Somalia zu den größten umanitären Krisengebieten weltweit. Die humanitäre Hilfe durch Lieferungen des Weltrnährungsprogramms und anderer Hilfsorganisationen rfolgt fast vollständig auf dem Seeweg. Dass diese ilfe bei den Menschen auch wirklich ankommt, ist chon ein enormer Erfolg von Atalanta. Deswegen öchte ich zuallererst den Frauen und Männern der undeswehr und auch den anderen Bürgern Deutschnds, die bei dieser Aktion ohne Uniform engagiert ind, herzlich danken. Ich glaube, wenn man die Bilder esehen und sich ein wenig mit der Lage vor Ort befasst at, dann erkennt man: Das ist wirklich ein humanitärer uftrag; es ist ein Gebot der Mitmenschlichkeit, dass ir die Hilfslieferungen vor Piraterie schützen. Eigentch müsste jeder in diesem Hohen Hause, wenn er nachenkt und seinem Herzen folgt, diesem Mandat zustimen. Meine Damen und Herren, Atalanta ist erfolgreich. ber ich will hinzufügen: Die Pirateriebekämpfung vor em Horn von Afrika ist unzweifelhaft noch nicht am iel. Immer noch befinden sich zehn Schiffe und etwa 40 Personen in der Gewalt von Piraten. Immer noch ind die Schiffe des Welternährungsprogramms und die andelsschifffahrt durch die Piraterie bedroht. Zwar önnen aufgrund des robusteren Vorgehens im Rahmen on Atalanta und der Umsetzung von Selbstschutzmaßahmen in der zivilen Schifffahrt immer mehr Angriffe bgewehrt werden; die Zahl der Angriffe durch Piraten uf die Schifffahrt aber bleibt hoch. Die Gefahr, die von en Piraten in den somalischen und den angrenzenden ewässern ausgeht, ist noch nicht gebannt. Wir alle wissen um die großen Schwierigkeiten in Soalia; wir alle wissen um die Not der Menschen. Aber araus die einfache Schlussfolgerung zu ziehen, dass an die Piraterie entschuldigen oder erklären könnte, alte ich für einen schweren Fehler. Wir sollten den Asekt der organisierten Kriminalität, die hinter dieser Piterie steckt, nicht ignorieren und erst recht nicht ver armlosen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir sind darüber einig, dass wir gleichzeitig vor Ort
ieles tun müssen, weil die Lage weiterhin extrem fragil
t und durch die organisierte Kriminalität weiterhin ge-
hrdet ist. Somalia wird noch lange nicht in der Lage

ein, die Piraterie vor seiner Küste in eigener Verantwor-





Bundesminister Dr. Guido Westerwelle


(A) )


)(B)

tung wirksam zu bekämpfen. Dies wird unzweifelhaft
zunächst die Aufgabe der internationalen Gemeinschaft
bleiben müssen.

Für die Bundesregierung bitte ich daher um Ihre Zu-
stimmung zu der Fortsetzung der deutschen Beteiligung
an der EU-geführten Operation Atalanta. Atalanta han-
delt im Auftrag der Vereinten Nationen und auf Bitten
der somalischen Übergangsregierung. Der Rat der Euro-
päischen Union hatte bereits am 7. Dezember 2010 die
Verlängerung von Atalanta bis zum 12. Dezember 2012
beschlossen. Das heißt, das, was wir tun, ist nicht nur
völkerrechtlich gedeckt, sondern auch europäisch und
international eingebettet.

Die Freiheit der Meere und die Sicherung der See-
wege sind von besonderer strategischer Bedeutung. Das
zu ignorieren, wäre ein Fehler. Es würde übrigens auch
das internationale Recht auf den Kopf stellen. Meine Da-
men und Herren, Europa profitiert wie kein anderer
Kontinent vom freien Fluss globaler Handelsströme:
Durch das Seegebiet vor Somalia, vor allem durch den
Golf von Aden, führt die wichtigste Handelsroute zwi-
schen Europa, der arabischen Halbinsel und Asien.
Diese Route offen zu halten, ist eine wichtige Aufgabe
internationaler Sicherheitspolitik und liegt im unmittel-
baren deutschen Interesse. Ich kann nichts Schlechtes
daran erkennen, dass wir die Schiffe der internationalen
Gemeinschaft, auch unsere Schiffe, schützen. Das ist un-
ser Recht. Ich glaube sogar: Es ist auch unsere Pflicht,
unsere Schiffe und Besatzungen zu schützen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, Deutschland gehört bei
Atalanta kontinuierlich zu den führenden Beitragstellern
und stellt gegenwärtig den Kommandeur der Kräfte im
Einsatzgebiet. Wir werden damit unserer Verantwortung
gegenüber unseren Partnern auch in der Europäischen
Union gerecht.

Wir flankieren die Bekämpfung der Piraterie auf See
natürlich durch Bemühungen zur Bekämpfung der Ursa-
chen von Piraterie an Land und durch Unterstützungs-
leistungen für den Wiederaufbau des somalischen Staa-
tes. Wir leisten humanitäre Hilfe, um das unmittelbare
Leid von Millionen Menschen zu lindern.

Wir tragen mit der Beteiligung an der European Trai-
ning Mission Somalia, in deren Rahmen bislang rund
2 000 Soldaten der somalischen Übergangsregierung aus-
gebildet worden sind, zur Schaffung eines sicheren Um-
feldes bei. Wir unterstützen die Ausbildung afrikanischer
Polizisten, die als Trainer und Berater der somalischen
Polizei eingesetzt werden. Wir beteiligen uns an den An-
strengungen der Europäischen Union, gemeinsam mit
den afrikanischen Partnern regionale Küstenwachen auf-
zubauen, zu deren Aufgaben auch der Gewässer- und Fi-
schereischutz zählen wird.

Wir unterstützen mit erheblichen Mitteln die Finanzie-
rung der Mission der Afrikanischen Union in Somalia.
Den Verfassungsprozess in Somalia fördern wir durch
eine vom Max-Planck-Institut für Völkerrecht durchge-
führte rechtliche Beratung. Wir helfen den Vereinten Na-
tionen, die rechtsstaatlichen Kapazitäten in den Staaten

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(C (D er Region auszubauen. Atalanta fügt sich ein in eine ielzahl von Maßnahmen, die ein gemeinsames Ziel haen, nämlich die fragile Region am Horn von Afrika zu tabilisieren. Das soll die Voraussetzung für eine bessere ebenssituation der Menschen vor Ort und die nachhalge Entwicklung Somalias schaffen. Sie sehen also, dass ir sehr wohl auch die zivilen und entwicklungspoliti chen Aspekte der Stabilisierung mit Ernst und Energie npacken. Derzeit ist aber auch der militärische Schutz otwendig. Zusammen wird ein Schuh daraus. Das ist, usammen genommen, überzeugende Politik. Ich bitte den Bundestag – wie bisher auch geschehen um eine breite Unterstützung dieses Mandates. Am heutigen Tag wurde leider die Nachricht übermitlt, dass wieder zwei Soldaten in Afghanistan verletzt orden sind. Von daher sollte man jeden Augenblick oller Dankbarkeit auf die Menschen schauen, die wir lle schon persönlich besucht haben und die ganz perönlich ihren Körper und ihre Seele – ihre ganze Persönchkeit – dafür einsetzen, dass wir bei uns sicher leben nd auch anderen helfen können, die ohne uns ein ganz chreckliches Schicksal haben würden. Vielen Dank. Rolf Mützenich hat jetzt das Wort für die SPD-Frak on. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! In der Tat, Atalanta ist in erster Linie eine ziile und humanitäre Maßnahme. Ich glaube, wir sollten diesem Hause gemeinsam überlegen – das ist an alle raktionen gerichtet –, wie das Leid der Menschen in omalia gemindert und die aktuelle Hilfe dort gesichert erden kann. Vier Millionen Menschen sind davon beoffen. Die Vereinten Nationen haben um Unterstützung ebeten. Ich finde schon, dass es zur Respekterweisung azugehört, dass alle Fraktionen eine Antwort darauf geen, damit insbesondere in Bezug auf die aktuellen Herusforderungen, denen sich dieses Land gegenübersieht, iese Hilfe auch gewährleistet werden kann. Für meine Fraktion komme ich zu der Schlussfolgeng, dass natürlich auch ein Schutz insbesondere für die ilfstransporte erfolgen muss, die vonseiten der Vereinn Nationen angefordert werden und die vielen Men chen helfen. Deswegen unterstützen wir das, was der undesaußenminister hinsichtlich dieses Mandates als esamtmission angesprochen hat. Ich würde gerne, Herr Minister, noch auf weitere unkte eingehen. Wir werden in der Zukunft über einige unkte sicherlich in ein wenig stärkerem Maße diskutien müssen. Ich verstehe schon, dass man das vonseiten er Bundesregierung hier nicht so offen sagen kann – Parmentarier sollten das aber tun –: Das Problem Somalias esteht auch darin, dass einzelne Nachbarstaaten in der Dr. Rolf Mützenich )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714214000

(Beifall bei der SPD)

Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1714214100




(A) )

Vergangenheit – das gilt aber offensichtlich auch für die
aktuelle Situation – Einfluss genommen haben bzw. wei-
ter nehmen. Sie nehmen letztlich auch mit Gewalt Ein-
fluss. Dabei kommt es auch zu schwierigen Situationen.

Wir müssen, finde ich, insbesondere die Nachbarstaa-
ten dazu aufrufen, nicht mit Gewalt von außen in dieses
Land einzugreifen, sondern am Aufbau Somalias aktiv
mitzuwirken. Das gehört zu der Diskussion, die wir hier
führen, genauso dazu wie das Debattieren über den so-
zialen und politischen Aufbau in Somalia.

In der Tat ist es richtig – das wird hier immer wieder
angesprochen –, dass Armut und Piraterie zusammenge-
hören. In dem Zusammenhang ist auch die Situation zu
nennen, vor die Somalia in den letzten Jahren und Jahr-
zehnten gestellt wurde. Gleichzeitig will ich darauf auf-
merksam machen, mit welchem Respekt wir den Men-
schen begegnen sollten, die sich in Somalia ganz bewusst
gegen Piraterie entscheiden und sagen: Das wird unserem
Land, unserer Kultur und Tradition nicht gerecht. Deswe-
gen warne ich vor vereinfachenden Schlussfolgerungen.
Insbesondere nehme ich das auf, was Jack Lang, der Son-
derbeauftragte der Vereinten Nationen, festgestellt hat. Er
sagte, das Problem der Piraterie bestehe insbesondere da-
rin – Herr Außenminister, Sie haben das angesprochen –,
dass sie von der organisierten Kriminalität bzw. von den
internationalen Netzwerken unterstützt wird, indem diese
das Geld waschen, das die Piraterie erbringt. Es gehört zu
einer ehrlichen Diskussion in der Europäischen Union
dazu, festzustellen, dass wir die Piraterie insbesondere
durch internationale Maßnahmen bekämpfen müssen, um
organisierte Kriminalität weiterhin zurückzudrängen.
Man muss hinzufügen: Sie findet auch in westlichen Han-
delsstädten statt.

Wir sollten uns immer wieder vergegenwärtigen:
Piraterie ist nicht das Problem Somalias oder am Horn
von Afrika, sie ist auch in anderen Regionen ein Pro-
blem. Sie ist auch ein historisches Phänomen, was mit
dem einen oder anderen Land, das heute als Partner be-
zeichnet wird, durchaus in einem Zusammenhang ge-
standen hat. Ich würde gerne in dieser Runde aus einer
gültigen Verfassung zitieren, die der eine oder andere
vielleicht kennt. Da heißt es:

Die Volksvertretung hat das Recht … Kaperbriefe
auszustellen und Vorschriften über das Prisen- und
Beuterecht zu Wasser und zu Lande zu erlassen.

Das ist keine Verfassung eines Landes im Südpazifik,
das ist auch nicht die Verfassung der Malediven, sondern
es ist die amerikanische Verfassung. Wir sollten uns ver-
gegenwärtigen, dass dies durchaus noch aktuelles Recht
ist.


(Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Na ja!)


– Ich glaube nicht, dass die Kolleginnen und Kollegen
davon Gebrauch machen, aber will ich auf das histori-
sche Phänomen aufmerksam machen, weil das zu einer
politischen Diskussion dazugehört.

Regierungen und Parlamente haben die Piraterie zu-
rückgedrängt. Gerade in einzelnen Staaten Asiens ist es

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(C (D elungen, die Probleme, die dort seit Jahrzehnten exiseren, einzudämmen, und zwar durch bessere Regiengsführung, aber auch durch Sicherungsmaßnahmen, ie sie zum Schluss selbst ergriffen haben. Damals wuren sie international unterstützt. Das beste Momentum, as diese Länder darin unterstützt, die Piraterie zu beämpfen, ist die regionale Zusammenarbeit. Deswegen üssen wir nach meinem Dafürhalten noch viel stärker as regionale Zusammenwirken am Horn von Afrika tärken. Dazu müssen wir die Regierungen ermutigen. Ich möchte auf eine innenpolitische Diskussion einehen – auch das gehört zu diesem Thema –: Auch die eutschen Reeder tragen Verantwortung. Die haben sie der Tat auch wahrgenommen. Es kann aber nicht sein, ass deutsche Reeder deutsche Schiffe ausflaggen und amit ihrer sozialen Verantwortung in Deutschland nicht ehr gerecht werden, aber gleichzeitig vom deutschen taat Sicherheitsmaßnahmen verlangen. Das müssen wir einer solchen Debatte offen benennen; denn auch die eeder tragen Verantwortung. Ein weiterer Aspekt, den ich in Ihrer Rede gänzlich ermisst habe, war die Diskussion, die die Bundesregieng im August dieses Jahres hier geführt hat. Es geht arum, private Sicherheitsdienste, unter Umständen chwer bewaffnet, auf Schiffen zuzulassen. Dazu haben ie heute nichts gesagt. Ich hätte zumindest gerne geusst, ob diese Angelegenheit im Kabinett vom Tisch t, ob das staatliche Gewaltmonopol möglicherweise urch derartiges Vorgehen weiter ausgehöhlt werden oll, ob es weiterhin von der Initiative der Bundesregieng getragen ist oder ob es eine neue Entwicklung gibt? as sollte in zweiter und dritter Lesung zu diesem Manat noch einmal angesprochen werden. Wir vonseiten der SPD-Fraktion sehen beim Vorhaen der Bundesregierung große Probleme. Die Pläne seen vor, dass private Sicherheitsfirmen zertifiziert und berwacht werden sollen. Ich frage mich, ob das auch r andere private Sicherheitsdienste, die es im interna onalen Umfeld gibt, gelten soll. Wir werden darüber ine Debatte führen. Ich kündige hier schon an, dass wir der nächsten Woche im Deutschen Bundestag intensi er über die privaten Sicherheitsfirmen debattieren weren. Wir, die SPD-Fraktion, haben dazu einen Antrag orgelegt. Zur letzten Frage, die Sie am Rande angesprochen haen. Rechtliche Fragen spielen in der Tat eine große olle. Im Zusammenhang mit diesem Mandat wurde uch darüber diskutiert, ob ein spezieller Strafgerichtsof für Piraterie eingerichtet oder zumindest eine weitere ammer beim Internationalen Seegerichtshof in Hamurg angesiedelt werden sollte; (Beifall des Abg. Burkhardt Müller-Sönksen [FDP])


enn wir haben diesbezüglich rechtliche Schwierigkei-
n. Das Verwaltungsgericht Köln hat in einem besonde-
n Fall dargelegt, dass die rechtlichen Umgangsformen
Kenia – darum ging es in diesem Fall – nicht unseren
tandards entsprechen. Deswegen fordere ich die Bun-
esregierung insbesondere vor dem Hintergrund der der-





Dr. Rolf Mützenich


(A) )


)(B)

zeitigen Mitgliedschaft Deutschlands im Sicherheitsrat
auf, weitere Initiativen zu ergreifen, um hierzu im inter-
nationalen Recht Änderungen herbeizuführen. Insbeson-
dere fordere ich sie aber auf, zu diesem Thema im Parla-
ment Stellung zu beziehen.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714214200

Thomas Kossendey ergreift jetzt das Wort für die

Bundesregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


T
Thomas Kossendey (CDU):
Rede ID: ID1714214300


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die EU-Operation Atalanta steht letztendlich für den
Willen und die Entschlossenheit der internationalen Ge-
meinschaft, Piraterie am Horn von Afrika, aber auch im
Golf von Aden zurückzudrängen. Gleichzeitig macht sie
die Schiffsverkehre in dieser Region sicherer, und das ist
im Interesse der Menschen, die dort leben, weil
90 Prozent der Hilfslieferungen, die die Vereinten Natio-
nen über das Welternährungsprogramm dort hinbringen,
auf dem Seeweg transportiert werden. Der Außenminis-
ter hat mit eindrucksvollen Zahlen deutlich gemacht,
dass diese Hilfslieferungen die Menschen vor Ort errei-
chen. Die Hungersnot, über die in den letzten Wochen
insbesondere aus Somalia und vom Horn von Afrika be-
richtet wurde, zeigt, dass diese Hilfe notwendiger denn
je ist. Seit 2008 sind alle diese Hilfstransporte angekom-
men; das ist anders als vorher. Daneben leistet Atalanta
einen ganz wichtigen Beitrag dazu, die Handelsschiffe
auf sichere Seeverbindungslinien zu bringen.

Ich will noch etwas ins Gedächtnis rufen: Die Zahl
der Überfälle durch Piraten liegt in etwa auf dem Niveau
der letzten Jahre, die Zahl der erfolgreichen Entführun-
gen konnte allerdings halbiert werden.


(Joachim Spatz [FDP]: So ist es!)


Dafür gibt es viele Ursachen. Das hängt auch damit zu-
sammen, dass die Reeder ihr Verhalten geändert haben;
der Kollege Mützenich hat das ja angesprochen. Um Ih-
nen das mithilfe von Zahlen zu verdeutlichen: Wir haben
am Horn von Afrika ungefähr 25 000 bis 30 000 Schiffs-
passagen jedes Jahr, davon ungefähr 3 000 unter deut-
scher Flagge. Natürlich haben Sie recht, Herr Kollege
Mützenich, wenn Sie sagen, dass die Reeder für ihre
Schiffe und die Menschen auf ihren Schiffen eine beson-
dere Verantwortung tragen. Diese fordern wir ein. Alle
zuständigen Stellen unserer Regierung stehen im ständi-
gen Gespräch mit den Reedern. Dabei spielt natürlich
auch die Frage der privaten Sicherheitsdienste eine
Rolle. Dieses Thema geht nicht in erster Linie das Ver-
teidigungsministerium an. Ich kann aber sagen: Der Ver-
kehrsminister und der Innenminister – beide sind dafür
zuständig – klären im Augenblick den rechtlichen Rah-
men, in dem diese Dienste erfolgen können. Ich sage
aber auch: Deutsche Soldaten auf Schiffen, die nicht un-
ter deutscher Flagge fahren – dieses Thema haben Sie

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(C (D uch angesprochen –: Das geht völkerrechtlich nicht. afür brauchen wir Abkommen mit den Flaggenstaaten. ie wissen, dass das nicht ganz leicht ist. Neben den Maßnahmen, die die Reeder ergriffen haen, um ihre Schiffe besser zu sichern – ich sage in lammern: Manchmal ist es betrüblich, festzustellen, ass das längst nicht alle Reeder tun –, haben wir natürch auch durch die Änderung der Operationspläne bei talanta dazu beigetragen, dass wir jetzt energischer urchgreifen können. Wir haben mehr Möglichkeiten, ie sogenannten Vessel Protection Detachments an Bord u bringen. Wir haben mehr Möglichkeiten, das Pirateematerial, das wir an Bord nehmen, sofort zu vernichn, auch ohne große Beweisbeschlüsse. Wir haben auch ehr Möglichkeiten, um uns um Mutterschiffe zu kümern; das ist ein Thema, das der Kollege Stinner mehrch angesprochen hat. Von den Ländern der Europäischen Union, die sich an talanta beteiligen, stellte die Bundesrepublik Deutschnd in den letzten Jahren neben Spanien den stärksten nteil, nicht, weil die anderen nicht wollten, sondern chlichtweg, weil die anderen Länder im maritimen Beich zum Teil so stark reduziert haben, dass sie sich gar icht beteiligen können. Von den 27 Mitgliedstaaten eteiligen sich im Wesentlichen Deutschland, Spanien, rankreich, die Niederlande und Luxemburg an diesen ktivitäten. Wir wollen uns auch in Zukunft beteiligen. ür 2012 haben wir durchgängig eine Fregatte bereitgetellt. Wir werden einen Einsatzgruppenversorger hinunrschicken und ab April 2012 wieder ein Seeraumüberachungsflugzeug. In den letzten Wochen sind häufig Berichte durch die eutsche Presse gegeistert, nach denen die deutschen räfte zwar Piraten an Bord ihrer Schiffe festsetzen, sie ann aber mit Nahrungsmitteln auf einem kleinen chlauchboot aussetzen und wieder nach Somalia zuckschicken. Lassen Sie mich dazu einiges sagen. Zu ächst einmal: Das Primärziel von Atalanta ist ja nicht ie Piratenjagd. Wer das Mandat liest, weiß, dass das icht so ist. Das wird zwar häufig in der Öffentlichkeit o diskutiert, aber es steckt mehr dahinter. Wir haben die ules of Engagement geändert. Wir können intensiver ingreifen. Aber da, wo kein Kläger ist, werden wir auch einen Richter finden. Deswegen ist es in einigen Fällen uch nach dem internationalen Recht nicht unüblich, iejenigen, die man auf frischer Tat ertappt hat, zurückubringen. Wir haben noch keinen Gerichtshof, der inrnational diese Straftaten aburteilt. Ich glaube, niemand in diesem Hause wird einer Art nd Weise das Wort reden, die menschenverachtend äre. Die Piraten werden nicht einfach in ein Schlauchoot gesetzt mit den Worten: Kommt irgendwie nach ause. – Ich bin sicher, dass es hier sonst Diskussionen äbe, die wir alle nicht wollen. Der Internationale Straferichtshof, den Sie, Herr Mützenich, angesprochen haen, müsste ja in den Vereinten Nationen seine Ursache nden. Auch da wissen wir, dass das im Augenblick sehr chwer ist, weil längst nicht alle Länder der Vereinten ationen das für sinnvoll halten. Parl. Staatssekretär Thomas Kossendey )


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Richtig!)





(A) )

Sie haben das Urteil vom Verwaltungsgericht Köln
angesprochen. Sie wissen, dass sich das auf einen Fall
bezieht, der sich ereignete, bevor wir mit Kenia ausge-
macht haben, dass die Gefangenen, die wir dorthin brin-
gen, in Umständen gefangen gehalten werden, die men-
schenrechtlich für uns verantwortbar sind. Sie wissen
auch, dass unser Botschafter diese Prozesse und die Um-
stände, unter denen die Gefangenen dort festgehalten
wurden, sehr intensiv beobachtet hat.

Eines muss aber klar sein: Das, was wir mit der deut-
schen Marine auf See machen, ist nur ein Bekämpfen
von Symptomen. Wir brauchen jenseits dessen, was der
Verteidigungsminister an Beitrag zu liefern hat, eine
weitaus breitere Palette an Aktionsmöglichkeiten, um
den Sumpf der Piraterie dort auszutrocknen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich meine, wir sollten das insgesamt anpacken.

All den Soldatinnen und Soldaten, die sich in den
letzten Jahren dort engagiert haben, und zwar unter Be-
dingungen, die weiß Gott nicht immer so sind, wie man
sich das hier vorstellt, wenn man die Sonne über Dschi-
buti scheinen sieht, sollten wir herzlich danken und sie
mit einem Mandat ausstatten, das von einer breiten
Mehrheit im Parlament getragen wird.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714214400

Christine Buchholz hat jetzt das Wort für die Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Christine Buchholz (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714214500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Seit drei

Jahren ist die Bundeswehr im Rahmen der EU-Militär-
operation Atalanta vor der Küste Somalias unterwegs.


(Zuruf von der CDU/CSU: Erfolgreich!)


Das Ziel der Mission, so schreibt die Regierung im
Mandatstext, sei die Bekämpfung der Piraterie und die
Sicherung der Versorgung der notleidenden Menschen
Somalias. Das Mandat ermächtigt die Bundeswehr zur
„Durchführung der erforderlichen Maßnahmen, ein-
schließlich des Einsatzes von Gewalt, zur Abschre-
ckung …“.

Wie das in der Praxis aussieht, konnten wir wieder
einmal Ende September sehen: Eine deutsche Fregatte
versenkte zwei Schiffe in somalischen Gewässern und
setzte die Besatzung an Land ab.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Die Unschuldsvermutung gilt anscheinend nicht in so-
malischen Gewässern. Der Kommandeur vor Ort richtet
und setzt auch gleich die Strafe um. Das entspricht nicht
unseren Vorstellungen von rechtsstaatlichen Grundsät-
zen.

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(C (D Die Strategie der Regierung hat keinen Erfolg. Hier uss ich Ihnen widersprechen, Herr Westerwelle, das begen auch die Zahlen. Auch nach drei Jahren Atalanta üssen wir in diesem Jahr wieder konstatieren: Die berfälle von Piraten sind auf einem neuen Höchststand. (Zuruf von der CDU/CSU: Stimmt doch nicht!)


(Beifall bei der LINKEN)


ie Zahl der geglückten Entführungen stagniert auf ho-
em Niveau, und die Piraten haben ihr Operationsgebiet
eiter ausgedehnt. Von einer erfolgreichen Bekämpfung
er Piraterie kann keine Rede sein.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/ CSU: Knapp an der Realität vorbei!)


Dabei sind sich alle einig, dass Piraterie zur See nicht
ilitärisch zu bekämpfen ist. Das ist schon rein tech-

isch unmöglich. Dafür sind der zu überwachende See-
um und die Zahl der zu schützenden Schiffe viel zu

roß.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714214600

Frau Kollegin, möchten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Stinner zulassen?


Christine Buchholz (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714214700

Nein, möchte ich nicht. Ich rede jetzt die vier Minuten

urch, und anschließend kann der Kollege Stinner gerne
twas sagen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Wird ja nicht angerechnet!)


Wer Piraterie wirklich bekämpfen will, muss die so-
ialen und politischen Ursachen angehen. Hier ist die
undesregierung keinen Schritt weiter als letztes Jahr.
enn immer noch beharrt sie darauf, eine von außen ein-
esetzte Regierung in Somalia an der Macht zu halten.
r Ansatz ist, Verhandlungen aus der Position der mili-
rischen Stärke zu führen. Die wichtigsten Rebellen-
ruppen werden von den diplomatischen Gesprächen
usgeschlossen.

Die Menschen in Somalia brauchen dringend Hilfe,
ber sie brauchen zivile, humanitäre Hilfe.


(Beifall bei der LINKEN)


ie brauchen eine Abkehr von der menschenverachten-
en neoliberalen Handelspolitik


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


nd den Spekulationen mit Nahrungsmitteln, die auch
entrale Ursachen für die Krise und den Hunger in So-
alia sind.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie brauchen keine Eskalation des Krieges, wie sie
omentan stattfindet. Der Einmarsch kenianischer und

thiopischer Truppen in den letzten Wochen wird die
age der Menschen in Somalia nur noch weiter ver-
chlimmern. Wegen der Militäroperationen im Grenzge-
iet können die vor der Dürre Flüchtenden nicht in die





Christine Buchholz


(A) )


)(B)

Flüchtlingslager in Kenia gelangen. Deswegen und weil
wir eine grundsätzliche Umorientierung der Politik in Be-
zug auf Somalia fordern, sagen wir: Herr Westerwelle,
ändern Sie den eingeschlagenen Kurs!


(Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Nein!)


Hören Sie auf, an einer korrupten Marionette festzuhal-
ten!


(Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Nein!)


Beenden Sie die Ausbildung von Bürgerkriegssoldaten
durch die Bundeswehr!


(Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Nein!)


Denn das schafft kein sicheres Umfeld.


(Beifall bei der LINKEN – Philipp Mißfelder [CDU/CSU]: Unglaublich!)


Setzen Sie auf gleichberechtigte Verhandlungen aller
Bürgerkriegsparteien, und geben Sie das Geld für huma-
nitäre Hilfe statt für den Marineeinsatz aus!


(Beifall bei der LINKEN)


Zeigen Sie, dass Ihnen die Somalier wirklich wichtig
sind und nicht, wie es in einem aktuellen Papier des
EU-Rates heißt, die „geostrategische Bedeutung der Re-
gion“.

Wir lehnen den Einsatz des Militärs zur Sicherung
von Handelsinteressen ab. Wir werden uns auch in die-
sem Jahr klar gegen die Mission Atalanta stellen.


(Beifall bei der LINKEN – Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Gott sei Dank stimmen Sie dagegen! Die Marinesoldaten würden sich schämen, wenn Sie zustimmen würden!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714214800

Omid Nouripour hat jetzt das Wort für Bündnis 90/

Die Grünen.


Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714214900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Natür-

lich ist es das Ziel jeder Militärmission, dass sie sich so
schnell wie möglich überflüssig macht. Dass wir jetzt
bereits das vierte Mal über Atalanta entscheiden, zeigt,
wie groß und schwer die Aufgabe ist, die zu bewältigen
ist, und dass wir vom Ziel immer noch weit entfernt
sind. Die Zahl der Angriffe steigt nicht mehr. Es ist gut,
dass es immer weniger erfolgreiche Angriffe gibt, aber
man kann nicht einfach sagen, dass Atalanta bisher ein
riesengroßer Erfolg ist; denn Atalanta allein kann die
Probleme nicht lösen.

Wir als Grüne haben in den letzten Jahren dem Man-
dat mehrheitlich zugestimmt, weil wir gesagt haben: Es
ist eine notwendige Symptombekämpfung, nicht mehr
und nicht weniger. In diesem Zusammenhang möchte
ich, Herr Außenminister, eines hier empört zurückwei-
sen. Man macht es sich zu einfach, wenn man sagt:

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(C (D enkt einfach nach, dann müsst ihr zustimmen. – In unerer Fraktion gibt es viele, die sich sehr intensiv mit em Thema beschäftigt haben und aus diversen Gründen u dem Ergebnis gekommen sind, dass sie Atalanta nicht ustimmen. Das ist also nicht nur eine Frage des Nachenkens. Da werden Sie Ihren eigenen Aufgaben nicht erecht. Wir werden hier gleich Operation Active Endeavour ehandeln, eine Mission, die am Anfang Sinn gemacht at, aber in der Form, wie die Bundesregierung den andatstext verhunzt, nicht wirklich zustimmungsfähig t. Man kann hier nicht einfach nur arrogant rufen: enk doch einmal nach, dann musst du doch meiner einung sein. – So wird man der Ernsthaftigkeit eines ilitäreinsatzes nicht gerecht. Die notwendige Symptombekämpfung wirft angeichts des jetzt vorliegenden Mandatstexts einige Fragen uf. Antworten darauf kenne ich noch nicht; diese Fraen werden Thema in den Ausschussberatungen sein. arum kostet die Mission jetzt das Doppelte? Warum ist ie Mandatsobergrenze weiterhin dreimal so hoch wie ie Zahl der tatsächlich eingesetzten Soldatinnen und oldaten? Welche „präventiven Maßnahmen“, wie es im andatstext heißt, sind jetzt erlaubt? Diese waren im tzten Mandat noch nicht vorgesehen. Was bedeutet die ussage aus den Koalitionsreihen, dass man jetzt auch chwer bewaffnete Mitarbeiter privater Sicherheitsfiren an Bord der Schiffe zulassen möchte? Wird das jetzt emacht? Das wäre für uns ein Punkt, bei dem wir ernstaft darüber nachdenken müssten, unsere Zustimmung um Mandat zu verweigern. Oder ist die Bundesregieng bereit, zu sagen, dass Herr Uhl da wieder einmal ur vor sich hin redet? Es geht auch um die Frage, wie mit den Festgesetzten u verfahren ist. Herr Staatssekretär, da müssen Sie eine ösung bieten. Es gibt derzeit keine. Die Lösung, die ollege Mützenich genannt hat, wird hoffentlich eines ages umgesetzt. Aber was passiert jetzt? Was machen oldatinnen und Soldaten heute mit Festgesetzten? Es ibt derzeit keine Lösung. Das ist für die Soldatinnen nd Soldaten zutiefst frustrierend. Das ist auch sehr uer. Diese Situation muss schnellstmöglich verbessert erden. Wenn dieses Problem nicht gelöst wird, wird er ganze Einsatz ein wenig absurd. Aber die politischen ösungen sind natürlich die zentralen. Wir reden über eine der größten Hungerkatastrophen, ie es in dem Land je gegeben hat. Im Übrigen, Frau Kolgin Buchholz: Sie müssen bitte – um Gottes willen – uch einmal ein Wort dazu sagen, wie die Lebensmittel es World Food Programme ohne einen militärischen chutz tatsächlich an das Horn von Afrika kommen soln. Dazu haben Sie kein Wort gesagt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben natürlich weiterhin das Riesenproblem der
legalen Fischerei. Wir haben einen regionalen Konflikt,
er deutlich zugenommen hat. Somalia wird auch immer
ehr zum Battleground regionaler Mächte. Dabei ist ein





Omid Nouripour


(A) )


)(B)

Riesenproblem, dass die EU nicht unbedingt einheitlich
agiert. Die Franzosen unterstützen gerade die Interven-
tion Kenias, die Briten sind in Uganda involviert, Eritrea
hat eine eigene Agenda, die Äthiopier ebenfalls, auch
mit amerikanischer Unterstützung.

Ich vermisse innerhalb der EU ein wenig die Stimme
der Bundesrepublik Deutschland zu diesem Thema. Es
wäre gut, wenn Deutschland sich dafür einsetzte, dass die
Europäische Union einheitlicher agiert, damit wir zum
Beispiel das, was die UN seit Jahren beschließt, endlich
konsequent umsetzen, nämlich ein Waffenembargo gegen
Somalia. Dafür brauchen wir die Nachbarstaaten. Die
sind aber zurzeit nicht damit betraut, mit der internationa-
len Gemeinschaft zusammenzuarbeiten. Dieses Problem
kann in Brüssel nicht gelöst werden. Aber in Brüssel kön-
nen Lösungen dafür entwickelt werden, wie man diese
Länder besser unter Druck setzen kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714215000

Philipp Mißfelder hat jetzt das Wort für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Philipp Mißfelder (CDU):
Rede ID: ID1714215100

Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Nur ein Satz zu Frau Buchholz: Mir ist bei Ihrer
Rede wieder einmal klar geworden, dass bei Ihnen – ich
beziehe das gar nicht auf Ihre Gesamtfraktion, weil es ja
auch bei Ihnen viele gibt, die im Ausschuss vernünftig
mitarbeiten – wirklich der Satz gilt: Ideologie vor Hilfe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das fällt mir an jedem Ihrer Beiträge auf. Ich verstehe
auch gar nicht, wieso sich Ihre Fraktion nicht einen Ge-
fallen tut und auf die Beiträge an dieser Stelle einfach
verzichtet.

Zum Kollegen Nouripour möchte ich nur sagen: Ich
glaube, der letzte Punkt ist ein ganz wichtiger. Ich glaube
auch, dass sich die Bundesregierung dort zu Recht be-
sonders engagiert und dass es in der Afrika-Politik nur
europäisch geht. Einzelmaßnahmen von Deutschland
oder Willenserklärungen unsererseits dürften hier also
nur relativ wenig bringen. Es ist tatsächlich so: Wenn
wir über die Ursachen in der Region selber reden, dann
muss man feststellen: Natürlich muss hier europäisches
Engagement entwickelt werden. Die Vielstimmigkeit
auch früherer Kolonialmächte an dieser Stelle ist gerade
schon angesprochen worden. Dies bedaure ich natürlich
sehr. Aber ich glaube, dass der Hinweis richtig war:
Wenn man das Problem wirklich an der Wurzel packen
will, ist dort natürlich auch weiterhin Engagement not-
wendig. Wir engagieren uns auch. Denn der Erfolg wird
nur an den Ergebnissen gemessen, und zwar zu Recht.

Deutschland steht als Mitglied der EU und der westli-
chen Wertegemeinschaft für grundlegende Werte. Dazu
gehört natürlich die Durchsetzung von Rechtsstaatlich-
keit, von Menschenrechten und des Völkerrechts insge-

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(C (D amt. Dazu gehören auch freie Handelswege. Es ist kein elbstzweck, nur Exportinteressen oder Importinteresen durchzusetzen. Es ist in der Debatte schon sehr plassch geschildert worden, meine Damen und Herren, wie ichtig es ist, das World Food Programms zu unterstüt en und auch das Völkerrecht durch die Mission Atanta weiter durchzusetzen, weil es im Endeffekt natürch auch darum geht, zu zeigen, dass wir die Region sgesamt für wichtig halten und nicht nur die Handelsege im Blick haben. Trotzdem: Als Exportnation und im Spannungsbogen iner interessengeleiteten und werteorientierten Außenolitik spielt auch dieses Thema immer eine Rolle; wir ssen es auch gar nicht unter den Tisch fallen. Es ist ichtig, auch den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern u sagen, warum die 558 Frauen und Männer – bei ihnen aben wir uns gerade schon bedankt – mit ihrem Einsatz inen wirklich wichtigen Beitrag leisten und warum wir ieses Mandat jetzt erneut verlängern müssen. Ihre Aufabe ist bei weitem noch nicht erledigt und ihre Mission och nicht zu Ende. Sie leisten an dieser Stelle wirklich ervorragendes. Ich möchte auch für meine Fraktion och einmal unterstreichen: Wir sind den Soldatinnen nd Soldaten, auch und gerade deshalb, weil sie ihren ienst unter sehr schwierigen Bedingungen tun, sehr ankbar für das, was sie dort tun. Die Mission Atalanta und die Aufgabe, die damit zu ewältigen ist, bleiben schwierig. Die Piraten bedrohen ie Versorgung der hungernden Menschen in Somalia. enn die Lieferungen des Welternährungsprogramms uf dem Seeweg nicht durchkommen, dann geht die tzte Hoffnung – wirklich die letzte Hoffnung – verlon. Insofern ist dies auch ein wichtiger Aspekt des huanitären Beitrags, der im Zentrum dieser Mission steht. Die Bedrohung durch die Piraten ist nicht gebannt; ie Zahlen sind vorhin schon vorgetragen worden. Es ibt tatsächlich immer mehr Zwischenfälle, selbst wenn ie Aufklärungsquote vor allem dank des militärischen ngagements erhöht werden konnte. Ich selbst finde auch, dass es richtig war, dass die eeder einen Beitrag dazu geleistet haben. Wir haben mer darauf gedrungen, dass wir die Aufgabe nicht per e übernehmen wollen. Gerade auch die Problematik der eflaggung ist vorhin schon geschildert worden. Ich nde es richtig, dass der Verband Deutscher Reeder auch igene Maßnahmen ergriffen hat. Zum Einsatz von privaten Diensten an dieser Stelle öchte ich ganz klar sagen, dass wir solche Lösungen rundsätzlich natürlich nicht bevorzugen. Ich finde es uch richtig, dass wir uns hier im Bundestag darüber eitestgehend einig sind. Ich finde es nicht richtig, wie ies in anderen Ländern gehandhabt wird, dass beipielsweise in den USA – in der Debatte in der nächsten oche wird sich das zeigen – auch aus Kostengründen ehr und mehr auf private Sicherheitsdienste zurückge riffen wird. Philipp Mißfelder )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )

Wir haben heute Haushaltsberatungen. Wir leisten
uns eine teure Bundeswehr, die gut ausgestattet, aber un-
ter schwierigen Bedingungen auch in Einsätze geschickt
wird. Selbst wenn das die teurere Variante ist: Zur
Durchsetzung unserer Interessen ist das bei weitem die
bessere Variante, als diesen Sektor zu privatisieren und
damit auch einer demokratischen Kontrolle zu entzie-
hen. Ich stimme den Vorbehalten ausdrücklich zu.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Nichtsdestotrotz werden die Reeder dadurch nicht aus
der Verantwortung entlassen, auch selber einen Beitrag
zu leisten und selbst zu überlegen, wie sie für Sicherheit
sorgen können. Dafür gibt es auch technische Möglich-
keiten, die teilweise auch genutzt werden. Das ist ja auch
der richtige Weg, aber ich glaube, dass wir hier nicht al-
leine die politische Verantwortung für die Sicherung der
Seehandelswege übernehmen sollten, sondern dass tat-
sächlich auch ein Beitrag der Reeder selbst notwendig
ist. Darum haben wir auch sehr lange und sehr intensiv
mit den Reedern diskutiert.

Meine Damen und Herren, ich bitte auch im Namen
meiner Fraktion, dass wir diesem Mandat in der zweiten
Lesung zustimmen. Ich halte es auf jeden Fall für sinn-
voll, diesen Einsatz fortzuführen.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und bitte im Wei-
teren um Unterstützung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714215200

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 17/7742 an die Ausschüsse vorgeschlagen,
die Sie in der Vorlage finden. – Damit sind Sie einver-
standen. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt IV auf:

Beratung des Antrags der Bundesregierung

Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deut-
scher Streitkräfte bei der Unterstützung der
gemeinsamen Reaktion auf terroristische An-
griffe gegen die USA auf Grundlage des Arti-
kels 51 der Satzung der Vereinten Nationen
und des Artikels 5 des Nordatlantikvertrags
sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373

(2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Natio-

nen

– Drucksache 17/7743 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

Verabredet ist es, eine halbe Stunde zu debattieren. –
Dazu sehe und höre ich keinen Widerspruch. Dann ist
das so beschlossen.

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(C (D Ich eröffne die Aussprache und gebe das Wort dem undesminister Dr. Guido Westerwelle. Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister des Ausärtigen: Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Nouriour, ich möchte zu Ihrem Beitrag von eben noch einen achsatz machen. Sie haben mich zitiert und gesagt, Sie seien ein bisshen empört. Ich bitte, mich dann auch umfassend zu zieren. Ich habe niemandem den Verstand abgesprochen, ondern ich habe gesagt: Wer ein bisschen nachdenkt nd sein Herz bewegt, der wird vor dem Hintergrund der atsache, dass die 700 000 Tonnen Lebensmittel fast usschließlich über den Seeweg zu den Hungernden gengt sind, zu der Entscheidung kommen müssen – aus einer Sicht jedenfalls –, dass man diesem Mandat zu timmt. Sie werden es mir nachsehen: Als Außenminister auch schon vorher – bin ich sehr viel unterwegs. Ich ammle sehr viele Spendengelder. Gerade bei solchen umanitären Katastrophen – das ist mit Abstand eine der rößten, die wir weltweit derzeit kennen – möchte ich enen, die spenden – auch den Bürgerinnen und Bürgern Deutschland, die spenden –, sagen können: Wir tun als dafür, dass Ihre Spendengelder in Form von Nahngsmitteln auch wirklich bei den Betroffenen ankomen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


h finde, das muss man einfach sehen.

Es bleibt Ihnen aber unbenommen: Nur so habe ich
as gesagt, und ich habe niemandem seine andere Mei-
ung abgesprochen. Ich bitte Sie!

Wir kommen nun zu einem weiteren Mandat, einem
chwierigen Mandat; das will ich hier unumwunden
uch zum Ausdruck bringen. Unter dem Eindruck der
rchtbaren Terroranschläge des 11. Septembers hat der
eutsche Bundestag im November des Jahres 2001 erst-
alig ein Mandat erteilt, damit sich deutsche Streitkräfte

n den Einsätzen zum Schutz gegen den internationalen
errorismus beteiligen können.

Seit dem Sommer des Jahres 2010 ist dieses auf die
peration Active Endeavour begrenzt. Viele von Ihnen
ewegt die Frage – bei uns, bei Ihnen –, ob dieser Ein-
atz zehn Jahre nach dem 11. September nicht abge-
chlossen werden kann. Für diesen Abwägungsprozess
das möchte ich hier ausdrücklich sagen – habe ich gro-

es Verständnis. Auch ich habe mir diesen Abwägungs-
rozess nicht leicht gemacht und die völkerrechtliche
rage mit unseren Experten und der Völkerrechtsbeauf-
agten nachdrücklich erörtert. Aber ich denke, dass sich
ie Bundesregierung bewusst sein muss und bewusst ist,
ass der Einsatz im Hause nicht unumstritten ist.





Bundesminister Dr. Guido Westerwelle


(A) )


)(B)

Die Notwendigkeit einer umfassenden Bekämpfung
des internationalen Terrorismus bleibt aber bestehen. Sie
ist weiterhin eine der zentralen Herausforderungen für
die internationale Staatengemeinschaft. Das hat erst
kürzlich der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit
der Resolution 1989 vom 17. Juni 2011 unzweideutig er-
neut zum Ausdruck gebracht. Das ist eine neue Resolu-
tion vom Sommer dieses Jahres.

Ein wichtiger Bestandteil der gemeinsamen Anstren-
gungen der internationalen Gemeinschaft bleibt die Be-
reitstellung entsprechender militärischer Fähigkeiten.
Die NATO-geführte Seeraumüberwachungsoperation
steht für den gemeinsamen Handlungswillen der Staa-
tengemeinschaft gegen die Bedrohung des internationa-
len Terrorismus. Die deutsche Beteiligung an OAE dient
der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion der NATO
auf die terroristischen Angriffe gegen die Vereinigten
Staaten von Amerika. Das heißt, wir haben bei dem
Mandat nicht nur die Geschichte, sondern selbstver-
ständlich auch die Bündnisaspekte zu berücksichtigen.

Erst vor wenigen Wochen hat Präsident Obama einen
Brief an den NATO-Generalsekretär Rasmussen ge-
schrieben. In diesem Brief bedankt er sich im Namen des
amerikanischen Volkes ausdrücklich für die Solidarität,
die die NATO-Partner durch ihre Teilnahme an OAE bis
heute zeigen. Auch dieser Aspekt muss mit erwogen
werden, wenn man hier zu einer Entscheidung kommen
möchte.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Deutschland ist ein verlässlicher Partner. Wir zeigen
mit unserer Beteiligung an der Operation Solidarität im
Bündnis. Ich muss Ihnen das so sagen, weil Sie alle wis-
sen, dass wir in diesem Jahr einiges versucht und bewegt
haben. Alle unsere Partner, und zwar ohne Ausnahme,
halten eine Fortsetzung von Active Endeavour für erfor-
derlich. Ich bitte Sie, dies bei Ihrer Abwägungsentschei-
dung mit zur Kenntnis zu nehmen.

Gemeinsam mit unseren Bündnispartnern aber über-
prüft die Bundesregierung, ob und wie die Operation
Active Endeavour mittelfristig in ständige NATO-Ope-
rationen integriert werden kann. Ich habe bereits mehr-
fach meine Sympathie für diese Richtung zum Ausdruck
gebracht, beim letzten Mal auch hier. Ich muss aber hin-
zufügen: Wir können das nicht alleine tun. Es gibt Fort-
schritte. Die werden Sie anerkennen. Wir brauchen den
Konsens in der NATO. Um den zu erreichen, müssen wir
auch mit der notwendigen Umsicht vorgehen.

Das neue Strategische Konzept der NATO definiert
kollektive Verteidigung und kooperative Sicherheit als
Kernaufgaben des Bündnisses. Beide Kernaufgaben
werden bei OAE miteinander verbunden. Die Operation
dient der kollektiven Verteidigung gemäß Art. 5 des
NATO-Vertrages; auf diesen völkerrechtlichen Zusam-
menhang weise ich noch einmal hin. Darüber hinaus ver-
folgt sie den Ansatz der kooperativen Sicherheit. Meh-
rere Partnerstaaten der NATO beteiligen sich an OAE, so
etwa Russland, die Ukraine und Marokko. Damit dient
die Operation auch der Vertrauensbildung zwischen den

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(C (D artnerstaaten. Auch diesen Gesichtspunkt dürfen wir icht ignorieren. Die NATO legte bei OAE einen Schwerpunkt auf Inrmationsgewinnung und Informationsverarbeitung. lle Beteiligten profitieren durch ein verbessertes Lageild. Auch das darf nicht ignoriert werden. Wer würde estreiten, dass ein solches Lagebild gerade im Süden nseres Bündnisgebietes und gerade zu diesen Zeiten otwendiger denn je ist? Schließlich gibt es Entwicklunen, die wir noch nicht zu Ende kalkulieren können, gede im Bereich des südlichen Mittelmeeres. Das Mittelmeer ist eine der Hauptadern des internaonalen Seeverkehrs. Die Unsicherheiten in der Region üdlich des Mittelmeeres nehmen derzeit leider nicht ab, ondern die Unsicherheiten nehmen zu. Präsenz und berwachung vor Ort sind daher weiter erforderlich. uch wenn die Anwendung militärischer Gewalt in der ergangenheit überwiegend nicht zum Tragen gekomen ist, was eine gute Nachricht ist, so sieht der Operaonsplan von OAE entsprechende Befugnisse weiter or. Darum ist es richtig, dass der Deutsche Bundestag ber dieses Mandat entscheidet. Die NATO-geführte Seeraumüberwachungsoperation t sinnvoll und notwendig, und zwar aus sicherheitspolischen wie aus bündnispolitischen Überlegungen. Das age ich deshalb, weil ich weiß, dass das im Ausschuss in Thema ist, und es war natürlich auch im letzten Jahr in wichtiges Thema. Das wissen Sie, und Sie wissen, ass das bei uns erwogen und genauestens erörtert woren ist. Damit wir die richtige Geschäftsgrundlage unser Entscheidung haben, möchte ich es noch einmal für ie Bundesregierung gewissermaßen amtlich einführen: urch Art. 51 der UN-Charta und die Resolutionen 1368 nd 1373 sowie entsprechende Folgeresolutionen, von enen ich eine bereits genannt habe, ist die Operation ölkerrechtlich eindeutig legitimiert. Das klarzustellen, ind wir auch den Soldatinnen und Soldaten der Bundesehr schuldig, die an dieser Mission mitwirken und deen wir aufrichtig danken und unsere Anerkennung zum usdruck bringen möchten. Ich bitte daher den Bundestag, dem Mandat zuzustimen. Ullrich Meßmer hat jetzt das Wort für die SPD-Frak on. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr ußenminister, schon Ihre Begründung zeigt, dass das, as Sie am Schluss zum Thema Sicherheit gesagt haben, ämlich dass das Mandat völkerrechtlich abgesichert ist, ffensichtlich nicht zutrifft. Ich würde mir das wünchen, was wir vor einem Jahr angeboten haben, nämlich der Ausschussberatung darüber zu reden, wie man ein Ullrich Meßmer )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714215300

(Beifall bei der SPD)

Ullrich Meßmer (SPD):
Rede ID: ID1714215400




(A) )

Mandat formuliert, das nicht zu einer völkerrechtlichen
Diskussion führt, das wir dann vielleicht im Deutschen
Bundestag gemeinsam zustande bekommen.

Auch wir haben ein Interesse daran, dass die neue
NATO-Strategie greift. Das will ich alles gar nicht be-
streiten. Aber wir reden über ein Mandat, das, wie ich
finde, eine Geschichte hat, die ursprünglich dadurch ent-
standen ist, dass auch im Mittelmeerraum eine aktive
Bekämpfung des Terrorismus stattfinden sollte. Wir re-
den über ein Mandat, das gemeinsam mit einer anderen
Operation, der Operation Enduring Freedom, entstanden
und hier schon mehrfach gemeinsam verlängert worden
ist.

Man hätte an dieser Stelle, wenn man sich Mitte 2010
den wie so oft, auch von uns, vorgetragenen Argumen-
ten, aus dem Mandat auszusteigen, gebeugt hätte oder
sie eingesehen hätte, auch dieses Mandat, über das wir
jetzt reden, neu definieren und andere Begründungszu-
sammenhänge herstellen müssen.

Lassen Sie mich zwei Punkte nennen, die ich zum
Teil als widersprüchlich empfinde. Ich weiß, dass mir
gleich wieder erklärt wird, was in den Resolutionen
steht. Aber ich denke, eine Mission, die ausschließlich
auf Präsenz und Informationsgewinnung ausgelegt ist,
verdient es nicht mehr, dass noch ein Kampfauftrag für
die Soldaten formuliert wird. Fast alles, auch die ge-
samte Begründung zu diesem Antrag, spricht davon,
dass man Präsenz zeigen, überwachen und helfen will.
Aber nirgendwo, auch in der Begründung nicht, steht ein
direkter Kampfauftrag. Am Ende steht ein Satz, Herr
Staatssekretär, in dem darauf hingewiesen wird, dass
dies möglich werden könnte. Grundlage für den Einsatz
war aber nicht, dass irgendetwas möglich werden
könnte, sondern, wie der Außenminister zu Recht fest-
stellte, der Anschlag im September 2001. Die Grundlage
war, dass ein Bündnisfall gegenüber einem Partnerland
der NATO festgestellt wurde und dass damit alle ver-
pflichtet sind, entsprechend zu helfen. Jetzt, nach zehn
Jahren, stellt sich die Frage, wie weit wir von dem
Thema weg sind oder ob man beliebig oft neue Begrün-
dungen finden kann. Ich denke, damit müssen wir lang-
sam Schluss machen. Wir müssen sagen, was wir wol-
len, statt uns nur auf eine einmal getroffene Begründung
zu berufen.

Ich will dazu auch deutlich sagen – die Frage wird
sich stellen, auch wenn es jetzt nicht unser Thema ist –:
Wir wissen seit 2001, wie man einen Bündnisfall fest-
stellt. Aber wir haben keine Regeln und Wege, wie man
aus dem Bündnisfall herauskommt. Ich hätte mir ge-
wünscht, Herr Westerwelle, dass Sie etwas dazu gesagt
hätten, welche Aktivitäten die Bundesregierung inner-
halb der NATO ergriffen hat, um auch diese Fragen zu
klären, damit wir im Parlament darüber informiert sind.

Bei uns überwiegen die Bedenken. Wir halten das
Mandat in der Form, in der es beantragt wird, für über-
holt. Wir möchten festhalten, dass wir keine aktuelle
Terrorgefahr oder terroristische Aktivitäten im Mittel-
meerraum sehen. Wenn wir sagen, dass wir diese Gefah-
ren nicht sehen, so wollen wir uns nicht dem Vorwurf
aussetzen, bündnisuntreu zu werden. Ich glaube, wir zei-

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(C (D en jeden Tag, zum Beispiel mit unseren Entscheidunen zu UNIFIL und zu ISAF, deutlich, dass wir bündistreu sind. Aber – das sage ich in Richtung der egierung – wenn wir im Mittelmeer hätten etwas mehr räsenz zeigen und Bündnistreue beweisen wollen, dann ätten wir das im Zusammenhang mit der Entscheidung u Libyen tun können. Dann hätten wir jetzt eine andere ituation, über die wir sprechen könnten. Wir stimmen dem Antrag in der derzeitigen Fassung icht zu, weil wir ihn nicht für zustimmungsfähig halten. ir sind der Meinung, dass es sicherlich richtig und innvoll ist, weiterhin den Terrorismus zu bekämpfen nd eine vernetzte Sicherheit herzustellen. Das sollte ber nicht auf dieser Rechtsgrundlage geschehen; wir ollten vielmehr darüber reden, wie ein solches Mandat ussehen kann. Dafür werden wir sicherlich passende esprächspartner sein. Es treibt uns schon die Sorge um, dass man nicht eiß, wann ein Bündnisfall, der vielleicht demnächst ieder eintritt, eigentlich beendet ist. Wir müssen drinend klären, wann ein Bündnisfall, der einmal eingetren ist, beendet ist. Wir sind der Meinung, dass es sinnoll wäre, dann das Gespräch weiterhin zu suchen. Es äre auch gut, wenn es uns gelingen würde, gemeinsam in tragfähiges, der aktuellen Lage entsprechendes Manat zu formulieren. Aber ich habe den Eindruck, dass iese Chance möglicherweise erneut vertan wird, es sei enn, wir finden in den nächsten Beratungen eine Forulierung. Nachdem ich aber schon im letzten Jahr der ebatte gefolgt bin, habe ich die Befürchtung, dass wir uch in einem Jahr wieder an derselben Stelle stehen erden. Ich möchte noch einmal deutlich sagen: Die Beobachng, die Überwachung und das Sammeln von Informati nen im Mittelmeerraum sind etwas anderes als das Beämpfen. Bündnissolidarität steht für uns zweifelsohne anz oben an, aber sie hat – das ist unsere Position – ichts mit dem Ursprung und der Grundlage dieses Manats zu tun. Deshalb werden wir voraussichtlich, je nachem wie die Beratungen ausgehen, diesem Mandat unere Zustimmung nicht erteilen können. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714215500

Thomas Kossendey hat jetzt das Wort für die Bundes-

gierung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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Thomas Kossendey (CDU):
Rede ID: ID1714215600


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ie Operation Active Endeavour ist ein deutlich sichtba-
s Zeichen unserer Bündnissolidarität, insbesondere
auch das gilt noch nach zehn Jahren – gegenüber den
ereinigten Staaten. Sie ist die einzige Artikel-5-Opera-
on der NATO, und sie dient der Abschreckung terroris-
scher Aktivitäten im Mittelmeerraum. Falls erforder-





Parl. Staatssekretär Thomas Kossendey


(A) )


)(B)

lich – deswegen bitten wir Sie um Zustimmung zu
diesem Mandat –, kann das auch bedeuten, dass diese
Aktivitäten terroristischer Art aktiv bekämpft werden
müssen.

Kollege Meßmer hat angedeutet, er sehe im Augen-
blick keine Gefahr im Mittelmeerraum. Lieber Kollege
Meßmer, wenn Sie sich vor Augen führen, dass sich der
nordafrikanische Raum von Ost bis West im Augenblick
in einem fundamentalen Umbruch befindet und diese
Länder selber im Mittelmeerraum nicht für Sicherheit
sorgen können, dann müsste sich eigentlich bei Ihnen ein
anderes Bild einstellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Für uns und für alle, die bei der Operation Active En-
deavour mitmachen, sendet diese Aktion ein ganz wich-
tiges Signal der Entschlossenheit. Das wird auch durch
die Resolution der Vereinten Nationen sehr deutlich, von
der Außenminister Westerwelle gesprochen hat. Es sollte
für uns ein Anlass zum Nachdenken sein, dass alle
Bündnispartner in der NATO das genauso sehen. Wir
werden unsere Politik deshalb weiterhin an dieser Linie
ausrichten. Wir werden den Bedrohungen des Weltfrie-
dens und der internationalen Sicherheit durch terroristi-
sche Aktivitäten im Einklang mit der Charta der Verein-
ten Nationen Einhalt gebieten, und zwar im Wesent-
lichen nach wie vor präventiv. Darum geht es ja bei Active
Endeavour.

Diese Operation stützt sich auf das Maritime Kom-
mando der NATO in Neapel. Deutsche Soldaten sind an
diesem Kommando beteiligt. Die Operation Active En-
deavour wirkt allein schon durch die maritime Präsenz
im Mittelmeer und durch die Überwachung. Ich glaube,
dass die Lagebilderstellung und die Kontrolle des See-
verkehrs ein ganz wichtiger Beitrag sind, wenn wir Ter-
ror präventiv bekämpfen wollen. Natürlich darf dabei,
um abschreckend zu wirken, das exekutive Element
nicht fehlen. Deswegen bleibt es ein integraler Bestand-
teil unseres Mandats. Aufklärung und Abschreckung
sind das erste Ziel, ohne dass deswegen militärische Ak-
tivitäten auszuschließen sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wer schon einmal in Neapel zu Gast war, dem steht die
Fortentwicklung dieses Mandats geradezu direkt vor Au-
gen.

Diese Operation wird zu einer netzwerkbasierten See-
raumüberwachung fortentwickelt. Das wollen wir dann
im Rahmen einer ständigen NATO-Mission weiterfüh-
ren. Ich glaube, darüber gibt es im Bündnis Konsens.
Was wir allerdings brauchen, ist eine sehr präzise Ausar-
beitung dieser Seeraumüberwachung. Was noch notwen-
diger ist: Wir brauchen die technischen Möglichkeiten
dafür. Das wird in diesem und im nächsten Jahr so
schnell nicht zu schaffen sein. Deswegen bitte ich Sie
auch heute wieder, diesem Mandat zuzustimmen.

Für Sie sollte auch ein Anlass zum Nachdenken sein,
dass Russland und die Ukraine an dieser Aufgabe, an der
Operation Active Endeavour, mitwirken. Das ist durch-

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(C (D us ein deutliches Signal dafür, dass wir damit auch für änder jenseits der NATO Sicherheit schaffen. Ich nenne um Beispiel Marokko als beteiligtes Land. Wir haben uns im letzten Jahr beteiligt und werden ns im nächsten Jahr beteiligen mit zwei Fregatten und inem U-Boot. Nach dem Ende der Operation Unified rotector beteiligen sich deutsche Soldatinnen und Solaten auch wieder im Rahmen des Einsatzes der WACS-Aufklärungsflugzeuge. Die Integration von Freatten auf dem Weg zu weiter entfernten Einsatzund bungsgebieten im Rahmen der Operation Active Eneavour hat sich bewährt und ist letztendlich ein sinnvolr Umgang mit unseren knappen Ressourcen. Auch das ollten wir hier genügend respektieren. Wir werden also, was das Mandat angeht, den bisherien vernünftigen, völkerrechtlich eindeutig legitimierten nsatz konsequent fortführen. Das künftige Mandat ist Wesentlichen unverändert, beinhaltet allerdings auch npassungen an die Lage. Kollege Meßmer, wenn Sie ich den Punkt „4. Auftrag“ einmal genau anschauen, erden Sie feststellen, dass wir im ersten und letzten bsatz durchaus Änderungen vorgenommen haben, die innvoll sind und schon deutlich darauf hinweisen, in elche Richtung dieses Mandat weiterentwickelt weren soll, damit wir es eines Tages in eine ständige ATO-Operation überführen können. Die Beteiligung an der Operation Active Endeavour nterstreicht unsere Bündnisfähigkeit. Die Operation hat ichts von ihrer Bedeutung verloren. Wir tun unseren oldaten, die auf Schiffen und in Flugzeugen Dienst tun, inen Gefallen, wenn wir die Diskussion hier sachlich nd sachgerecht führen und am Ende mit möglichst breir Mehrheit zustimmen. Herzlichen Dank. Paul Schäfer hat jetzt das Wort für die Fraktion Die inke. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Alle ahre wieder: Zehn Jahre nach den Terroranschlägen von ew York und Washington sollen für die Antiterrormis ion Active Endeavour 700 Soldatinnen und Soldaten er Bundeswehr im Mittelmeer eingesetzt werden könen. Der Einsatz von Gewalt ist gestattet – wozu, bleibt ehr als unklar. Ursprünglich sollten Al-Qaida-Terrorisn Rückzugsmöglichkeiten versperrt werden und sollten erroranschläge auf strategisch wichtige Transportchiffe unterbunden werden. Ernsthafte Belege, dass an mit dieser Mission tatsächliche Bedrohungen und efahren abgewendet hat oder abwenden könnte, gibt es eine. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714215700

(Beifall bei der LINKEN)

Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714215800





Paul Schäfer (Köln)



(A) )


)(B)

An der Antiterrormission Enduring Freedom beteiligt
sich die Bundesrepublik Deutschland aus guten Gründen
nicht mehr. Warum also sollten wir der Beteiligung an
der Operation Active Endeavour zustimmen?

Zu welchen gedanklichen Verrenkungen und Verbie-
gungen die Bundesregierung greifen muss, um dieses
Mandat zu begründen, zeigt der vorliegende Antrag: Der
Terrorangriff von New York dauere quasi bis heute an,
da es ja immer wieder Anschläge gegeben habe. Ent-
schuldigung, aber wie man mit den Marineeinheiten im
Mittelmeer die Anschläge in London, Madrid oder
Detroit hätte vereiteln können, das bleibt wirklich das
exklusive Geheimnis dieser Bundesregierung.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Noch einmal: Es gibt keine militärische Bedrohung,
gegen die sich der Marineeinsatz richten könnte. Die
NATO sagt doch selbst, dass es bei Active Endeavour im
Kern um etwas anderes geht: Ihr primäres Interesse gilt
der Etablierung eines umfassenden Systems der See-
raumüberwachung.


(Beifall bei der LINKEN)


Staatsminister Hoyer hat schon im letzten Jahr von ei-
nem innovativen Zentrum und einem Sicherheitsnetz-
werk gesprochen. Das klingt harmlos, ist aber alles an-
dere als harmlos. Es geht um eine machtpolitische
Demonstration, um Machtausübung und um eine Anma-
ßung: Ohne Mandat der UNO, ohne Zustimmung der
Anrainerstaaten will die NATO im gesamten Mittel-
meerraum quasi dauerhaft polizeiliche Aufsichts- und
Kontrollfunktionen ausüben. Man verspricht sich davon
Vorteile wie die umfassende Kontrolle des Seehandels.
Man will sich damit auch neue Optionen auf schnelle
militärische Reaktionen auf unliebsame politische Ent-
wicklungen in den Anrainerstaaten erschließen.

Beim Libyen-Einsatz der NATO hat Active Endea-
vour nur in den Anfangstagen eine kleine Rolle gespielt.
Das kann sich aber beim nächsten Anlass ändern. Im
Antrag der Bundesregierung deutet man zumindest an,
dass aus der passiven Überwachung großer Räume auch
offensive militärische Handlungen werden können. In
Ihrem Antrag ist von der „Unterstützung spezifischer
Operationen der NATO … in Reaktion auf mögliche ter-
roristische Aktivitäten im Mittelmeer“ die Rede. Das ist
ein weites Feld. Damit lässt sich vieles rechtfertigen,
ohne dass dieses Parlament es kontrollieren kann. Und
einem solchen Mandat sollen wir zustimmen? Niemals!


(Beifall bei der LINKEN)


Es scheint überhaupt gängige Praxis zu werden,
gestützt auf Art. 5 des NATO-Vertrages allgemeine Er-
mächtigungen für Militäreinsätze aller Art zu erteilen.
Beim jüngsten Besuch des Verteidigungsausschusses in
Brüssel haben wir auch mit dem damaligen Direktor des
Militärausschusses, Herrn Di Paola, gesprochen. – Ja, er
ist der neue Verteidigungsminister Italiens. Auf meine
Frage, wann denn die atlantische Allianz den Bündnis-
fall aufzuheben gedenke, hat er sich völlig erstaunt ge-
zeigt und gesagt, das sei doch ein symbolischer Akt der

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(C (D olidarität gewesen, und natürlich gelte diese Solidarität ber den Tag hinaus. So gesehen stellt sich in der Tat die rage nach der Aufhebung des Bündnisfalles ebenso weig wie nach der Beendigung von Active Endeavour. ann kann man diese militärischen Aktionen endlos eiterlaufen lassen und sie je nach Bedarf umfunktionien. Genau das passiert hier. Dass damit de facto Konollund Mitentscheidungsrechte des Parlaments ad aburdum geführt werden, ist Ihnen offensichtlich entangen. (Philipp Mißfelder [CDU/CSU]: Was machen wir denn hier? Wir beraten doch!)


Die Perspektive wird nicht deutlich, sondern diffus
rmuliert. Man wird über die Bedrohung, gegen die sich

er Einsatz richtet, im Unklaren gelassen. Das Ziel des
arineeinsatzes ist so umfassend und unspezifisch, dass

lles und jedes einbezogen werden kann. Die Risiken,
ich in andere Einsätze zu verstricken, deuten Sie nur an;
ie benennen sie aber nicht klar. Daher ist die Notwen-
igkeit einer deutschen Beteiligung an einer solchen Mi-
tärmission mitnichten gegeben. Wir können zu diesem
ilitäreinsatz nur Nein sagen.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714215900

Katja Keul hat jetzt das Wort für Bündnis 90/Die Grü-

en.


Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714216000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Herr Außenminister, Sie legen uns ein Mandat
r einen bewaffneten Einsatz von bis zu 700 Soldaten

or, um im Mittelmeer einen terroristischen Angriff auf
ie Bündnispartner abzuwehren. Als völkerrechtliche
rundlage für diesen Einsatz verweisen Sie auf das indi-
iduelle und kollektive Selbstverteidigungsrecht gegen
ie terroristischen Angriffe auf die USA vom 11. Sep-
mber 2001. Dieser Angriff, so heißt es im Mandat,
auere bis heute an.

Ich will hier keine juristischen Ausführungen zur De-
nition und zur Unmittelbarkeit eines Angriffs oder zur
efinition und zum Umfang des Selbstverteidigungs-
chts machen. Aber zu behaupten, die terroristischen
ngriffe auf die USA im Jahr 2001 dauerten bis heute an
nd man dürfe deshalb überall auf der Welt für unbe-
renzte Zeit bewaffnete Einsätze ohne Mandat des Si-
herheitsrates auf den Weg bringen, das haben wir Ihnen
chon bei OEF nicht durchgehen lassen, und das machen
ir auch bei Active Endeavour nicht mit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Diesem Einsatz fehlt es an einer völkerrechtlichen
egitimation, was allein schon Grund genug wäre, das
andat abzulehnen. Es gibt aber noch mehr gute
ründe.

Der Einsatz der Bundeswehr im Mittelmeer steht we-
er in einem zeitlichen noch in einem geografischen





Katja Keul


(A) )


)(B)

noch in einem inhaltlichen Zusammenhang mit dem An-
schlag auf das World Trade Center. Der Auftrag lautet:
aktive Bekämpfung möglicher terroristischer Aktivitäten
im Mittelmeer. Was Sie hier seit zehn Jahren für möglich
halten, hat es bislang allerdings nicht gegeben.

Herr Kossendey, wenn Sie an dieser Stelle auf Nord-
afrika und die Demokratiebewegung verweisen, finde
ich das eigentlich mehr als bedenklich. Brauchen wir ei-
nen bewaffneten Einsatz, um die Demokratiebewegung
zu überwachen? Das kann doch wohl nicht sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Philipp Mißfelder [CDU/CSU]: Ach, Frau Keul!)


Durch den Einsatz, so heißt es weiter, werde – angeb-
lich – ein Beitrag zur maritimen Sicherheit geleistet.
Nun wissen wir alle, dass wir in der Tat ein massives
Problem mit der maritimen Sicherheit am Horn von Af-
rika haben. Deshalb befürwortet meine Fraktion ganz
überwiegend den Atalanta-Einsatz der Marine zur Pira-
tenbekämpfung.


(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Sehr schön!)


Von Piraten im Mittelmeer war allerdings bislang noch
nie die Rede, zumal es auch erstaunlich wäre, Piraten
ausgerechnet mit einem U-Boot bekämpfen zu wollen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Geht auch!)


Obwohl seit Beginn des Einsatzes keine Terroristen
im Mittelmeer gefunden wurden, sieht der Operations-
plan nach wie vor die Anwendung militärischer Gewalt
zur Erfüllung des Auftrages vor. Wozu soll das gut sein?
Um Lagebilder zu gewinnen oder auszutauschen, braucht
es keinen bewaffneten Einsatz.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Als letzter Spiegelstrich steht bei den Aufgaben – Zitat –:

Unterstützung spezifischer Operationen der NATO
oder weiterer Partner in Reaktion auf mögliche ter-
roristische Aktivitäten im Mittelmeer.

Was für spezifische Operationen sollen das sein?
Wenn Sie von uns ernsthaft eine Zustimmung erwarten,
dann müssen Sie sich schon etwas genauer ausdrücken.

Ich habe den Mandatstext immer wieder gelesen, auf
der Suche nach dem tieferen Sinn dieses Antiterrorein-
satzes, und habe schließlich in der Begründung tatsäch-
lich noch etwas gefunden. Dort heißt es nämlich – Zitat –:

Operation Active Endeavour bietet somit einen An-
satzpunkt zur Implementierung der aktuellen Mari-
timen Strategie der NATO …

Das ist die einzig schlüssige Begründung, die der Text
enthält. Aber leider ist sie nicht geeignet, einen bewaff-
neten Einsatz zu legitimieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Ich denke, es ist an der Zeit, dass Sie sich gegenüber den
Bündnispartnern endlich offen dafür einsetzen, diesen

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(C (D insatz ebenso zu beenden, wie Sie auch OEF beendet aben. Sie haben übrigens schon wieder vergessen, die Manatsobergrenze angemessen herabzusetzen. Im letzten ahr schwankte die Zahl der Soldatinnen und Soldaten Einsatz zwischen 0 und 430. Wieso beantragen Sie otz Beendigung von OEF nach wie vor unvermindert 00 Soldatinnen und Soldaten? Im Mandatstext berufen Sie sich auf die anhaltende edrohung des Weltfriedens. Sie können sicher sein, ass uns Grünen der Weltfrieden ganz besonders am erzen liegt. (Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Der Weltfrieden, jawohl!)


m den Weltfrieden zu schützen, brauchen Sie aber an-
ere, politische Lösungen. Mit einem zeitlich und geo-
rafisch unbegrenzten Antiterrorkrieg wird Ihnen das
icht gelingen, auch nicht mit U-Booten im Mittelmeer.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714216100

Philipp Mißfelder hat das Wort für die CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Philipp Mißfelder (CDU):
Rede ID: ID1714216200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Mit dem Hinweis auf den Weltfrieden ha-
en Sie viel Zustimmung aus unseren Reihen ausgelöst.


(Beifall des Abg. Burkhardt Müller-Sönksen [FDP])


s schadet aber auch nicht, sich mit der Sache noch ein-
al zu beschäftigen; denn das, was Sie zum Thema Ter-
rismusbekämpfung gesagt haben, trifft nicht ganz zu.

Natürlich, wenn man im Bündnis zu einer gemeinsa-
en Einschätzung kommt, ist das zeitlich nicht unbe-

renzt; darüber brauchen wir hier gar nicht zu diskutie-
n. Wir nehmen eine Mandatierung vor. Wir erneuern

in Mandat. Es ist ja nicht so, dass wir das ohne Parla-
entsbeteiligung oder am Parlament vorbei tun. Wir dis-

utieren das Ganze zu einer für parlamentarische Ver-
ältnisse späten Stunde. Die Erneuerung dieses Mandats
eschieht hier absolut transparent. Wir tauschen hier
achliche Argumente aus. Die Beurteilung im Bündnis
elber ist nun einmal eine andere als die, die Sie gerade
orgenommen haben, auch indem Sie versucht haben, zu
ersiflieren, etwa durch den Hinweis auf die U-Boote.

Wenn man den internationalen Terror als Bedrohung
rnst nimmt, dann muss man tatsächlich bereit sein, sich
uf bestimmte Szenarien einzulassen. Die NATO ist be-
it, sich darauf einzulassen und sich mit diesen Fragen

u beschäftigen. Gerade vor dem Hintergrund der Um-
rüche in der arabischen Welt ist überhaupt nicht auszu-





Philipp Mißfelder


(A) )


)(B)

schließen, dass der Ansporn für Terroristen an manchen
Stellen zunehmen wird. Darauf reagiert die NATO adä-
quat und maßvoll, wie ich finde. Deshalb steht dieses
Mandat zu Recht vor der Verlängerung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dieses Mandat ist völkerrechtlich legitimiert; daran
gibt es überhaupt keinen Zweifel. Ich möchte auch an
dieser Stelle den Soldatinnen und Soldaten danken. Die
Obergrenze ist bewusst gewählt: 349 Frauen und Män-
ner sind aktuell für Active Endeavour im Einsatz. Für
den Fall, dass ein Schiff durch das Einsatzgebiet fährt
– der Kollege Hardt hat das hier schon vor zwölf Mona-
ten sehr plastisch geschildert –, gibt es unterschiedliche
rechtliche Bewertungen, welche Reaktion darauf von
diesem Mandat gedeckt ist. Die Mandatsobergrenze ist
also bewusst so hoch gesetzt worden, um nämlich recht-
lichen Problemen aus dem Weg zu gehen. Das ist hier
schon im vergangenen Jahr deutlich gemacht worden.
Damals gab es darüber einen Streit zwischen dem Kolle-
gen Hardt und dem Kollegen Nouripour. Dennoch wollte
ich das an dieser Stelle gerne noch einmal aufgreifen und
Ihnen erklären; denn es schadet ja nicht, festzustellen:
Was vor einem Jahr richtig war, ist nach wie vor gültig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es gibt für uns drei Gründe, das Mandat fortzusetzen:

Der erste Grund ist die Sicherheit.

Zweitens ist die Fortsetzung notwendig, um im Mit-
telmeerraum präsent zu sein, gerade weil wir in der La-
geeinschätzung dazu kommen, dass wir nicht davon aus-
gehen können, dass die Sicherheit auf den Seewegen
automatisch gegeben ist.

Der dritte Grund – das ist ein wichtiges Argument,
und wir haben es auch an anderer Stelle schon häufig be-
müht – ist die Bündnissolidarität. Das ist kein Selbst-
zweck. Aber dort, wo es maßvoll und geboten ist und wo
der Einsatz und die Kosten des Einsatzes in einem über-
schaubaren Verhältnis stehen, ist es richtig, den Wün-
schen der NATO-Partner nachzukommen, selbst wenn
Sie persönlich hier zu einem anderen Urteil kommen.
Wir sollten eine solche Frage nicht allein entscheiden. Es
ist eine Frage der Teilhabe am Bündnis. Vor diesem Hin-
tergrund werbe ich dafür, dass wir als Deutscher Bun-
destag eine solche Mission nicht einseitig für beendet
erklären, wie Ihre Fraktionen es leider getan haben. Viel-
mehr müssen wir unserer Verantwortung im Bündnis ge-
recht werden. Bündnissolidarität bedeutet für uns eben
auch, in Abstimmung mit den NATO-Partnern zu ge-
meinsamen Ergebnissen zu kommen und sie im Deut-
schen Bundestag gemeinsam zu vertreten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Zur Erinnerung möchte ich sagen: Die Terrorgefahr
ist überhaupt nicht gebannt. In den vergangenen zehn
Jahren hat es fast jedes Jahr erhebliche Terrorbedrohun-
gen gegeben, ob durch die Sauerland-Bomber, die Atten-
tate in Madrid, den vereitelten Anschlag am Detroiter
Flughafen oder den sogenannten Times-Square-Bomber.

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(C (D as Phänomen des internationalen Terrorismus ist welteit nicht gebannt. Wenn Sie hier sagen, im Mittelmeer ei noch nichts passiert, möchte ich darauf hinweisen, ass die Präsenz der NATO, auch wenn es sich nur um ine geringe Präsenz handelt, vielleicht ein Grund dafür t, dass die Terroristen bei ihrer Einschätzung der Lage u dem Ergebnis kommen, dass es sich nicht lohnt, dort ktiv zu werden oder Terroristenlinien aufzubauen. Die erroristen wissen, dass die NATO an dieser Stelle roust durchgreifen könnte. Möchten Sie eine Zwischenfrage von Frau Keul zu ssen? Ja, selbstverständlich. Vielen Dank, dass Sie um diese Uhrzeit noch Zwi chenfragen zulassen. – Herr Kollege Mißfelder, wenn nschläge in New York, Madrid oder sonst wo auf der elt die bewaffnete Präsenz der NATO im Mittelmeer rfordern, heißt das dann in der logischen Konsequenz, ass diese Präsenz überall auf der Welt erforderlich ist? o sind die Grenzen des Einsatzes, wenn ein Anschlag New York einen bewaffneten Einsatz im Mittelmeer chtfertigt? Wo sehen Sie die Grenzen für eine solche eaktion? Das kann ich Ihnen erklären. Die Einschätzung der age liegt dem zugrunde. Darüber wird innerhalb der ATO natürlich diskutiert. Zu Ihrer Erinnerung: Die Anschläge, mit denen wir m 11. September 2001 konfrontiert worden sind, sind icht in einem Vorort von New York konzipiert worden, ondern sie sind in Hamburg, in Pakistan, in Afghanistan nd an ganz anderen Orten, von denen wir zum Teil gar ichts wissen, konzipiert worden. Wenn man weiß, dass gendwo eine terroristische Bedrohung vorhanden sein önnte – die Einschätzung der Lage im Mittelmeerraum t in der NATO weitestgehend unumstritten –, (Agnes Malczak [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber wie ist die Lage? Das kann man doch mal konkretisieren!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714216300
Philipp Mißfelder (CDU):
Rede ID: ID1714216400
Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714216500
Philipp Mißfelder (CDU):
Rede ID: ID1714216600

chadet es nicht, Präsenz zu zeigen und auch robust auf-
utreten.

Ich möchte die Frage einmal andersherum beantwor-
n. Sie müssen sich eines vor Augen führen: Sollte es
tsächlich hier in Deutschland oder anderswo in Europa

u einem Anschlag kommen und dabei jemand nach-
eislich über den Seeweg nach Europa gekommen sein,

ollten terroristische Gruppierungen beispielsweise See-
andelswege im Mittelmeer einschränken und dort einen
nschlag vornehmen können, nur weil wir damit nicht
erechnet haben, dann – das sage ich Ihnen ganz klar –
in ich nicht bereit, mich vor dem Hintergrund der heuti-





Philipp Mißfelder


(A) (C)



(D)(B)


gen Debatte hier hinzustellen und zu sagen: Meine Da-
men und Herren, wir haben es nicht gewusst; dieses Sze-
nario war überhaupt nicht denkbar. In Wirklichkeit
handelt es sich nämlich um ein durchaus denkbares Sze-
nario. Auch wenn es bisher nicht eingetreten ist, ist man
im Bündnis zu der Einschätzung gekommen, dass es ein-
treten kann. Deswegen werden wir unserer Bündnisver-
pflichtung an dieser Stelle gerecht werden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714216700

Möchten Sie auch noch die Zwischenfrage von Herrn

Nouripour zulassen?


Philipp Mißfelder (CDU):
Rede ID: ID1714216800

Nein. Ich möchte jetzt meinen Beitrag beenden und

zum Schluss einfach um die Zustimmung zu diesem
Mandat bitten, wenn wir hier darüber abstimmen wer-
den.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Rainer Stinner [FDP]: Sehr weise Entscheidung!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714216900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 17/7743 an die Ausschüsse vorgeschlagen,
die Sie in der Tagesordnung finden. – Damit sind Sie
einverstanden. Dann ist das so beschlossen.

Damit sind wir am Schluss der heutigen Tagesord-
nung. Genießen Sie den restlichen Abend und die ge-
wonnenen Einsichten.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Donnerstag, den 24. November
2011, 9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.