Rede von
Dr.
Lukrezia
Jochimsen
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(DIE LINKE.)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
setze jetzt die Ode an die Kultur des Kollegen Börnsen
auf etwas andere Art und Weise fort.
Es ist eben die Kultur, die unser Wertefundament
bildet. Es sind die Künste, die … ganz wesentlich
die Basis unseres Gemeinwesens bilden.
Wer hat das wohl gesagt? – Richtig, Staatsminister Neu-
mann, hier an dieser Stelle in seiner Rede zum Kultur-
haushalt in erster Lesung. Wie wahr ist diese Bewertung.
Wie doppelt wahr klingt sie uns jetzt in einer Zeit, da wir
mit blankem Entsetzen das mörderische und unerkannte
Treiben von Rechtsterroristen in unserem Land zur
Kenntnis nehmen müssen.
Das Gebot der Stunde heißt doch: Wie machen wir
die Kultur tatsächlich zu unserem Wertefundament? Wie
fördern und stärken wir die Künstlerinnen und Künstler
in unserem Land, dass die Künste tatsächlich die Basis
unseres Gemeinwesens bilden können?
Das erreichen wir nicht mit einem pompösen Schloss-
bau in Berlin samt einem Freiheits- und Einheitsdenkmal
auf dem Platz davor.
Das erreichen wir erst recht nicht mit fortgesetzter Fi-
nanzierung der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöh-
nung“, in der der Zentralrat der Juden seine Mitarbeit ru-
hen lässt und Vertreter von Roma und Sinti gar nicht erst
vorgesehen sind. Das erreichen wir auch nicht mit einem
satten Zuschuss von 2,2 Millionen Euro pro Jahr für die
Bayreuther Festspiele.
Was wir brauchen, ist zweierlei:
Erstens. Kulturelle Bildung unserer Kinder, und zwar
Bildung gegen Rassismus und Gewalt von früh an,
wohlgemerkt: für alle unsere Kinder.
Diese kulturelle Bildung muss in unserem Land und da-
mit in der Kulturpolitik einen neuen Stellenwert erhal-
ten.
Ich weiß, dass im Etat des Beauftragten der Bundes-
regierung für Kultur und Medien zusätzliches Geld für
weitere Modellprojekte zur Verfügung steht. Aber Mo-
dellprojekte reichen nicht aus. Es muss eine echte Bil-
dungskampagne für Kinder und Jugendliche auf den
Weg gebracht werden. Ich habe das schon vor drei Jah-
ren an dieser Stelle eingefordert. Heute gilt diese Forde-
rung brennender denn je. Kinder und Jugendliche dürfen
den braunen Verführern nicht länger zur Beute werden.
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Zweitens. Ohne Künstlerinnen und Künstler gibt es
eine Künste. Deshalb müssen endlich Schritte unter-
ommen werden, die soziale Lage der Kulturschaffen-
en entscheidend und wirksam zu verbessern. Um die
isere wissen alle Verantwortlichen nun lange genug.
s geht um Initiativen, Gesetze und Umdenken statt nur
m Einzelförderung oder Preise. Darüber müssen sich
er Staatsminister, die Kulturpolitiker aller Fraktionen
nd der Kulturausschuss in einer Zeit wie dieser klar
erden und sich aufs Handeln verständigen.
Zum Schluss in diesem Zusammenhang ein Beispiel:
Weimar gibt es seit Jahren ein renommiertes Kunst-
st. Eröffnet wird es stets mit dem großen Orchester-
onzert „Gedächtnis Buchenwald“, kostenlos und zu-
änglich für alle, und einer Gedenkveranstaltung für die
pfer des KZ. An keinem anderen Ort in Deutschland
ehen Kunst und Erinnern so direkt ineinander über.
Für dieses Kunstfest, vom Land Thüringen, der Stadt
eimar und bisher zeitlich begrenzt von der Bundeskul-
rstiftung gefördert, wurde für 2012, von der SPD und
uch von uns unterstützt, ein Antrag auf Mitfinanzierung
urch den Bund in Höhe von 500 000 Euro gestellt. Die
oalition lehnte ab. Staatsminister Neumann sagte ge-
enüber der Thüringischen Landeszeitung, er fördere nur
achhaltige Projekte; ob das Kunstfest über 2013 hinaus
xistiere, sei nicht sichergestellt. Aber es geht doch um
as Jahr 2012. Welch eine Logik und welch ein Schaden
r ein Projekt, das wir in diesen Zeiten dringender brau-
hen denn je! Bitte lassen Sie uns umdenken.